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DER WIRTSCHAFT
Konventioneller Handel und industrielle Produktion erfahren aktuell eine tiefgreifende Transformation bedingt
durch die Entwicklung neuer Technologien. Welche technischen und betriebswirtschaftlichen Grundlagen in diesem
Zusammenhang maßgebliche Gestaltungskräfte erwirken, wird in Folge untersucht und systematisch erklärt.
Inhaltsverzeichnis
ABBILDUNGSVERZEICHNIS ............................................................................................... 3
zur Plattform I
Digitale Transformation in der Wirtschaft
LITERATURVERZEICHNIS ...............................................................................................115
zur Plattform II
Digitale Transformation in der Wirtschaft
Abbildungsverzeichnis
ABBILDUNG 1: STRATEGISCHE ENTSCHEIDUNGSFINDUNG BEZÜGLICH PRODUKTIONSPROGRAMM.............. 11
ABBILDUNG 2: ZWEI DIFFERENZIERUNGSMÖGLICHKEITEN KONVENTIONELLER FERTIGUNGSTYPEN ............. 12
ABBILDUNG 3: IDENTIFIKATIONSSTANDARDS BEI EINEM DEUTSCHEN TASCHENBUCH ............................... 24
ABBILDUNG 4: PRAKTISCHE ANWENDUNGEN VON 2D-CODES ........................................................... 26
ABBILDUNG 5: PRODUKTNUMMER - SERIENNUMMER ...................................................................... 28
ABBILDUNG 6: TECHNISCHE GRUNDLAGEN VON RFID ..................................................................... 30
ABBILDUNG 7: KREISLAUF CYBER-PHYSISCHER SYSTEME IN DER INDUSTRIE 4.0 ..................................... 39
ABBILDUNG 8: DIE VIER BEREICHE DES INTERNET OF EVERYTHING ...................................................... 43
ABBILDUNG 9: WIE AGIERT VIRTUALISIERUNG? .............................................................................. 55
ABBILDUNG 10: BEREICHE DES E-BUSINESS ................................................................................... 65
ABBILDUNG 11: BEREICHE DES E-PROCUREMENT ........................................................................... 66
ABBILDUNG 12: GRUNDTYPEN BEIM E-ORDERING .......................................................................... 68
ABBILDUNG 13: DIGITALE MEGATRENDS BESTIMMEN DEN HANDEL ................................................... 78
ABBILDUNG 14: MAßGEBLICHE TRENDS IM ONLINE-HANDEL ............................................................ 80
ABBILDUNG 15: ENTWICKLUNGEN HINSICHTLICH MULTICHANNELING ................................................. 82
ABBILDUNG 16: GRUNDLAGEN DES E-COMMERCE .......................................................................... 85
ABBILDUNG 17: KAUFPROZESSE - STATIONÄR UND ONLINE ............................................................... 93
ABBILDUNG 18: ZEITGEMÄßE TYPOLOGIEN DER KUNDENINTERAKTION ................................................ 99
ABBILDUNG 19: CUSTOMER JOURNEY ........................................................................................ 101
ABBILDUNG 20: GESCHÄFTSBASIS DES ONLINE-HANDELS ............................................................... 102
ABBILDUNG 21: ADVERTISING / SUBSCRIPTION USER 1.................................................................. 105
ABBILDUNG 22: ADVERTISING / SUBSCRIPTION USER 2.................................................................. 105
ABBILDUNG 23: WEBSHOPS - WEBER GRILL RSA UND ALL BLACKS .................................................. 112
Zusammenfassung
zur Plattform IV
Digitale Transformation in der Wirtschaft
1 Einleitung
Die industrielle Revolution setzt ursprünglich mit der einschneidenden Ver-
änderung an, dass Produktionsprozesse in der Textilindustrie mechanisiert
werden. Wasserdampf wird kanalisiert und für den Zweck instrumentali-
siert, Arbeitsabläufe in Fabriken zu vereinfachen und zu beschleunigen. Die
erwirkte Produktivität steigt in Folge markant. Maßgebliche Zentren der glo-
balen Wertschöpfung wandern von Fernost an die westlichen Ränder der
eurasischen Landmasse, als in Westeuropa die Grundlagen der industriellen
Revolution entdeckt werden und zuerst greifen. Über Jahrhunderte hinweg
und in relativen Zahlen gemessen zeichneten China und Indien für den größ-
ten Anteil eines vormodernen Weltsozialprodukts verantwortlich. Die in-
dustrielle Produktion bricht mit dieser Tradition binnen weniger Jahrzehnte,
die Kräfteverhältnisse verschieben sich nachhaltig gen Westen.
Die industrielle Revolution durchläuft seit Anbeginn, der sich mit Ende des
18. Jahrhunderts datieren ließe, verschiedene Entwicklungsstufen. Die Ver-
änderungen basieren im Wesentlichen auf fortschreitender Innovation. Jede
Weiterentwicklung gründet dabei immer auf technischem Fortschritt und
markiert einen Prozess betriebswirtschaftlicher Rationalisierung. Produkti-
onsprozesse werden schrittweise mechanisiert und in Folge automatisiert,
was der Produktivität zuträglich wirkt. Um es präziser zu formulieren: Pro-
duktionsprozesse werden durch Automatisierung produktiver. Der relative
Beitrag manueller Arbeitskraft an der gesamten Wertschöpfung nimmt im
Umkehrschluss kontinuierlich ab, wird konsequent durch technisierte Ver-
fahren ersetzt.
zur Plattform 1
Digitale Transformation in der Wirtschaft
Als II. Industrielle Revolution schließt daran das Zeitalter der umfassenden
Elektrifizierung.
Bevor als III. Industrielle Revolution jene Zeitenwende ausgemacht wird, die
mit dem Einsatz der elektronischen Datenverarbeitung (EDV) und der ver-
stärkten Nutzung von Maschinen zur Automatisierung ansetzt.
Dieser Kette wird nun ein weiteres Glied angeschlossen: Die IV. Industrielle
Revolution. Sie basiert auf der Logik verstärkter Automatisierung, selbstden-
kender Systeme, permanenter Vernetzung und Kommunikation zwischen
Objekten mittels der Infrastruktur des Internets.
Ideell bedenkt diese digitale Lehrveranstaltung die Grundlage, dass die Pro-
duktion im Rahmen der Industrie 4.0 auf dem entscheidenden Paradigmen-
wechsel basiert, dass Objekte miteinander vernetzt sind und kommunikativ
eigenständig interagieren.
zur Plattform 2
Digitale Transformation in der Wirtschaft
Denn nicht nur die Produktion restrukturiert sich, auch der Handel mit Pro-
dukten durchläuft entsprechende Veränderungen. Beide Tendenzen des
Wandels zeigen, wie sich ein volkswirtschaftlicher Strukturwandel vollzieht.
Das Kapitel der Einleitung erklärt aus historischer Perspektive bereits einen
konzeptionellen Überbau: Die Bedeutung der sich ankündigenden Verände-
rungen lässt sich ermessen, wenn sie durch historisches Erfahrungswissen
gerahmt wird. Die Veränderung bildet das nächste Glied eines Fortschritts-
prozesses beim Anstieg an kollektivem Vermögen und volkswirtschaftlicher
Rationalität. Diese Dimension gilt es bei aller betriebswirtschaftlichen Bezüg-
lichkeit stets zu reflektieren.
Dabei gilt es auch den Unterschied zwischen externer und interner digitaler
Transformation zu berücksichtigen: Die interne digitale Transformation be-
gründet die Veränderung unternehmensinterner Prozesse – beispielsweise
zur Plattform 3
Digitale Transformation in der Wirtschaft
• Erstens wäre hier die signifikante Relevanz der Industrie und des
Handels für die globalisierte Ökonomie des 21. Jahrhunderts gene-
rell zu denken.
• Zweitens wird im Umfeld der Industrie und des Handels an der wei-
teren Verschränkung aus virtueller und realer Welt intensiv gearbei-
tet. Dieses Vorhaben nennt sich im Zusammenhang mit der Produk-
tion das Internet der Dinge und im Kontext mit dem Handel E-Com-
merce.
• Drittens zeigt sich im Rahmen des Handels und der Produktion, dass
die digitale Transformation kein plötzlicher und einmaliger Umbruch
wäre, sondern als fortlaufender und stetiger Veränderungsprozess
wirkt, der sich schrittweise vollzieht.
Das Internet der Dinge entwickelt sich kontinuierlich fort und unterschiedli-
che Anwendungsmöglichkeit werden konzipiert, wie in Folge des Lehrbriefs
beschrieben. Die Technologie wird auch für den privaten Bereich gravie-
rende Auswirkungen zeitigen. Das Internet emanzipiert sich vom Menschen
als zentraler Datenquelle, indem es Objekte zu Agenten eigenständiger In-
formationsübermittlung macht.
zur Plattform 4
Digitale Transformation in der Wirtschaft
Darauf aufbauend wird die Idee vom Internet der Dinge in Kapitel 3 ausge-
führt. Das Internet der Dinge erfasst dabei ein Universalkonzept, das durch
verschiedene Ansätze spezifiziert wird. Welche das wären, erklären die an-
knüpfenden Unterkapitel. Alle dargestellten Ausbauformen benötigen ver-
schiedene technologische und praktische Voraussetzungen, die daran an-
schließend selektiv beschrieben werden.
zur Plattform 5
Digitale Transformation in der Wirtschaft
Dass bereits erste Stadien der Adaption merklich Vorteile erwirken, belegt
Kapitel 5. Als Untersuchungsgegenstand werden die Veränderungen im Be-
schaffungswesen untersucht, die im Rahmen der Digitalisierung greifen. Hier
zeigt sich, dass es keine Smart Factory in letzter Ausbaustufe braucht, um
Vorteile zu realisieren, sondern dass der bereichsweise Umbau einzelner Un-
ternehmensbereiche bereits effektive Vorteile für Organisationen impliziert.
zur Plattform 6
Digitale Transformation in der Wirtschaft
All diese Aspekte werden in Folge untersucht und dargestellt, um die Vielfäl-
tigkeit der Transformation zu beschreiben. Den Anfang bilden diesbezüglich
Erklärungen über grundlegende Entwicklungen, die als fundamentale Bau-
steine des Wandels fungieren.
zur Plattform 7
Digitale Transformation in der Wirtschaft
zur Plattform 8
Digitale Transformation in der Wirtschaft
zur Plattform 9
Digitale Transformation in der Wirtschaft
In den letzten Jahrzehnten hat sich die Produktion an sich von einer tech-
nischen produktorientierten Funktion zu einer prozesshaften kundenori-
entierten Funktion gewandelt. Diese Transformation wurde vorrangig
durch eine nachhaltige Kunden- und Marktorientierung verantwortet.
zur Plattform 10
Digitale Transformation in der Wirtschaft
zur Plattform 12
Digitale Transformation in der Wirtschaft
zur Plattform 13
Digitale Transformation in der Wirtschaft
Belegbare Anzeichen für die Massivität der Veränderungen lassen sich nicht
nur als strukturelle Veränderungen empirisch feststellen, sie dokumentieren
sich auch evident in der markanten Veränderung von Kennzahlen. Gerade
Erfolg und Optimierungspotenziale lassen sich im Rahmen der Produktion
durch signifikante Kennzahlen ausmachen. Das anschließende Kapitel wird
aus diesen Gründen den Informationsgehalt gängiger Kennzahlen erklären
und erwartbare Werteverschiebungen durch die digitale Transformation an-
tizipieren.
2.4 Produktionskennzahlen
Produktionskennzahlen werden zu Steuerungs- und Koordinationszwecken
herangezogen. Kennzahlen schaffen Transparenz, lassen Ursachen- und Wir-
kungszusammenhänge erkennen und Optimierungspotential ausloten.
Denn geeignete Mess- und Steuerungsgrößen erlauben es, Unternehmens-
potentiale voll ausschöpfen zu können.2
zur Plattform 15
Digitale Transformation in der Wirtschaft
Was die Nutzung von Fertigungsanlagen betrifft, sind diese oftmals mit re-
gelmäßigen und hohen Investitionen und somit einer hohen Kapitalbindung
verbunden. Die maximale Anlagennutzung sollte dahingehend regelmäßig
einer Überprüfung unterzogen werden. Um die Herstellkosten zu reduzie-
ren, ist ein hoher Beschäftigungsgrad und eine hohe Auslastung der Maschi-
nen wesentlich. Die Umschlagshäufigkeit eines Lagerbestandes ist möglichst
hochzuhalten, um Lagerhaltungskosten zu reduzieren als auch einen Quali-
tätsverlust durch Alterung des Materials zu vermeiden.3
Umschlagshäufigkeit =
Lagerabgänge / durchschnittlicher Lagerbestand * 100
zur Plattform 16
Digitale Transformation in der Wirtschaft
Durchschnittskosten =
Gesamtkosten / produzierte Menge
Die Grenzkosten messen die Zunahme der Gesamtkosten bei der Herstellung
einer zusätzlich produzierten Einheit und helfen bei der Antwort auf die
Frage, welche Kosten im Zuge der Produktion einer zusätzlichen Einheit ent-
stehen.
Durchlaufzeit =
Bearbeitungszeiten des Produktes in allen Prozessen + Liegezeiten zwischen
allen Prozessen sowie in Wareneingangs- und Fertigwarenlager
Zu guter Letzt zählt die Termintreue als wesentliche Zielgröße, die nicht au-
ßer Acht gelassen werden sollte. Die Termintreue, also die Anzahl der pünkt-
lichen Lieferungen durch die Anzahl der Gesamtlieferungen, gilt neben den
Durchlaufzeiten, Lieferzeiten den produktionstechnischen Kennzahlen als
auch den Auftragsrückständen als wesentlicher Teil am Ende der Wertschöp-
fungskette.4
zur Plattform 17
Digitale Transformation in der Wirtschaft
Auf Grundlage dieser funktionellen Prinzipien lassen sich für die Werte der
Kennzahlen Trends antizipieren. Mit optimierter Informationsverarbeitung
durch nahtlosen Informationsaustausch mit externen Unternehmen gelten
folgende Annahmen bezüglich der Kennziffern in der digitalen Transforma-
tion als relevant:
Umschlagshäufigkeit =
Lagerabgänge / durchschnittliche Lagerbestand * 100
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Digitale Transformation in der Wirtschaft
Durchschnittskosten =
Gesamtkosten / produzierte Menge
Durchlaufzeit =
Bearbeitungszeiten des Produktes in allen Prozessen + Liegezeiten zwischen
allen Prozessen sowie in Wareneingangs- und Fertigwarenlager
zur Plattform 19
Digitale Transformation in der Wirtschaft
3 Gängige Identifikationsstandards
Um die beschriebene Transformation vollumfänglich zu realisieren, bedarf
es einer konkreten, zielführenden und kleinteiligen Umsetzung. Ein unum-
gänglicher Beitrag, um den Wandel voranzubringen, liegt dabei in der Nut-
zung von Identifikationsstandards.
zur Plattform 20
Digitale Transformation in der Wirtschaft
Ein spezifisches Produkt, eine gewisse Dienstleistung oder ein konkretes Un-
ternehmen erhält einen unzweideutigen Identifikationsstandard zugewie-
sen, um die eigene Identität zweifelsfrei zu dokumentieren.
zur Plattform 21
Digitale Transformation in der Wirtschaft
GLN Global Location Number, wird von der privaten Organisation GS1
vergeben, dient dem Zweck, einen gewissen Standort eindeutig
und überschneidungsfrei zu lokalisieren.
zur Plattform 22
Digitale Transformation in der Wirtschaft
GTIN bildet das Akronym für Global Trade Item Number. Bei GTIN handelt
es sich um einen international genutzten, unverwechselbaren Nummern-
code, um Produkte zu kennzeichnen.
Die Länge der Kennzeichnung variiert dabei, abhängig davon, welche Infor-
mationen nummeriert werden. Mögliche Bestandteile des Codes können
Länderkennungen, Unternehmenskennzeichnungen, Artikelnummern und
Prüfziffern sein.
zur Plattform 23
Digitale Transformation in der Wirtschaft
3.2 Barcodes
Die generell bekannteste Form der Umsetzung und Darstellung von Identi-
fikationsstandards bilden gewöhnliche und standardisierte Barcodes, die
sich auf Gegenständen dargestellt finden.
Barcodes finden sich faktisch auf sämtlichen Produkten, die im Handel ver-
trieben werden. Sie zeigen horizontal angeordnete Balken unterschiedlicher
Breite, die durch festgelegte Abstände voneinander getrennt sind. Dicke und
Leerräume sind dabei standardisiert. Weil diese Eigenheiten verallgemeinert
sind und weltweit zur Anwendung kommen, wird dafür die Bezeichnung Uni-
versal Product Code (UPC) genutzt.
zur Plattform 24
Digitale Transformation in der Wirtschaft
Im codierten Blockcode links der zentralen Trennstriche findet sich die nu-
merische Zahlenfolge, die den Produzenten einer Ware ausweist. Rechts der
mittleren Trennstriche wird das Produkt selbst bestimmt – wie in Abbildung
3 zu erkennen.
Die Barcodes können von Lasern erfasst werden: Der Laser fungiert als Licht-
quelle, er sendet faktisch Licht aus. Ist das geschehen, lässt sich feststellen,
ob dieses Licht auf einer hellen Fläche reflektiert oder von einer dunklen Flä-
che absorbiert wird.
Computer hingegen arbeiten auf einem binären Prinzip. Sie nutzen 0 und 1
als Unterscheidungsmerkmale. Standardisierte Flächen in Barcodes, die
Licht zurückwerfen, werden als 0 verarbeitet. Ausgefüllte Spalten hingegen
werden als 1 vermerkt. Der Computer erfasst durch die Hardware des Lasers
eine Abfolge von Leer- und Füllräumen, summiert sie abschließend als eine
Zahlenfolge von 0/1. Das führt zu einer Zahlenreihe von 95 binären Unter-
scheidungen, bestehend aus lauter 1 und 0, die in aufeinanderfolgende Ab-
schnitte gruppiert werden. Der Barcode würde also insgesamt aus 95 ge-
dachten Einzelspalten bestehen und anschließend in Blöcke geteilt werden,
die entweder durch einen farblichen Block gefüllt oder durch Auslassung
markiert sind.
Barcodes stellen also die GTIN eines Produkts in einer für den Laser erfass-
baren Form dar, die in Folge computerbasiert weiterverarbeitet werden
kann.
Vor dem Hintergrund der normierten Abstände in Barcodes lässt sich die
GTIN in visueller Verschlüsselung zum Ausdruck bringen. Der Barcode bildet
also eine grafische Darstellung der GTIN, die von Lasern erfasst und von
Computern verarbeitet werden kann. Nur die ersten beiden und letzten bei-
den Striche gehorchen dabei einem vereinheitlichten Muster, da sie Begren-
zungen darstellen, die für den Laser Anfang und Ende der Balkenreihe mar-
kieren. Abseits davon erhält jedes Produkt einen global einzigartigen Bar-
code zugewiesen, der die individuelle GTIN ausdrückt.
zur Plattform 25
Digitale Transformation in der Wirtschaft
Neben der Abbildung von Strichcodes entlang einer Längsachse finden ge-
genwärtig auch 2D-Darstellungen vermehrt Anwendung. Im gängigen
Sprachgebrauch werden die 2D-Darstellungen auch mit dem Synonym QR-
Code bezeichnet (QR: Quick Response). Doch nicht alle 2D-Codes wären im
technischen Sinne QR-Codes, auch wenn diese die populärste Variante dar-
stellen.
Datenwerte werden jedenfalls bei Nutzung von 2D-Codes nicht in Balken ab-
gebildet, sondern durch Symbole dargestellt. Auch werden die Informatio-
nen nicht durch Laser ermittelt, sondern mittels Kamera-Scannern oder ei-
nem 2D-Bild-Scanner erfasst. Der Vorteil dieser komplexeren Abbildungsart
liegt faktisch darin, dass im Vergleich zum Barcode mehr Daten in einer Dar-
stellung grafisch erfasst werden können. Insofern treten die Darstellungen
in Anwendungsbereichen auf, die weit über die Einschränkungen des Strich-
codes hinausreichen.
Auch im Bankenwesen findet die Lösung vermehrt Einsatz, als die notwendi-
gen Angaben für eine Überweisung schlicht in einem grafischen Block kom-
primiert werden. Die Informationen werden dann über eine Kamera einge-
lesen und beispielsweise durch die Banken-App weiterverarbeitet.
zur Plattform 26
Digitale Transformation in der Wirtschaft
Weil jedem Produkt im Handel so ein Barcode eignet und die diesbezügli-
chen Standards globale Gültigkeit besitzen, wird die Kennzeichnung als Uni-
versal Product Code (UPC) verstanden.
In Form von EPC werden nicht nur dieselben Angaben und Informationen
bezüglich Produzent und Produkt kodifiziert, wie es beim UPC geschieht.
Stattdessen erhält jedes Produkt eine dezidierte Seriennummer zugewiesen.
Bei Electronic Product Codes (EPC) wird nicht nur eine Produktnummer
ausgewiesen, sondern jedes Produkt kann auch eine Seriennummer anfüh-
ren. Es wird der einzelne Gegenstand individualisiert, Lagerhaltung und
Produktion werden granularer.
zur Plattform 27
Digitale Transformation in der Wirtschaft
Würden nun die Verpackungen der Zahnpasta um einen EPC Code (Electro-
nic Product Code) erweitert, dann erhält jede einzelne Tube eine konkrete
und voneinander abweichende Seriennummer zugewiesen. Damit lässt sich
jedes Produkt gesondert identifizieren, verfolgen und überprüfen. Denn auf
der Intensivierung des Ansatzes, globale Supply Chains besser zu koordinie-
ren und detaillierter nachvollziehen zu können, basiert auch der Nutzen von
Electronic Product Codes. Doch nicht nur Produkte lassen sich durch diesen
Code markieren, auch Pakete, Paletten, Gepäckstücke, Transportbehälter o-
der Dokumente können mit dieser Methode identifiziert werden.6
Der Electronic Product Code (EPC) wird üblicherweise auf einem Datenträ-
ger gespeichert. Dieser Datenträger nutzt im Regelfall Radio Frequency
Identification (RFID) – eine Technologie, die Daten mittels elektromagneti-
scher Wellen zwischen einem Reader und einem Transponder austauscht.
RFID basiert auf dem Prinzip, dass ein Lesegerät elektromagnetische Wellen
aussendet und dadurch einen Transponder aktiviert. Der Transponder kann
zur Plattform 28
Digitale Transformation in der Wirtschaft
Physische Gegenstände, die mit einem EPC ausgestattet sind, speichern die
relevanten Informationen meist auf einem Trägermedium, das sich durch
RFID-Technologie aktivieren lässt. Mittels RFID-Technologie – dem Aus-
tausch zwischen Lesegerät und Transponder – lassen sich relevante Informa-
tionen durch automatisierte Datenverarbeitung exakt identifizieren, lokali-
sieren und registrieren.
zur Plattform 29
Digitale Transformation in der Wirtschaft
RFID
RFID agiert also als Basistechnologie, die kontinuierlich für weitere Zwecke
Anwendung erfährt. Wer heute ein Buch in der Bibliothek ausleiht und es
beim Verlassen des Gebäudes einfach selbstständig verbucht, der / die nutzt
RFID Anwendungen. Wer den Einkauf damit bezahlt, dass er schlicht die EC-
Karte auf das Terminal legt, nutzt RFID. Wenn die Pässe für den Skilift vor
dem Drehkreuz auf Distanz erkannt werden, dann wird RFID angewandt. Bei
Passkontrollen geschieht das aktuell ebenso wie im gewöhnlichen Handel.
Hier lässt sich perspektivisch denken, dass wenn erstmal alle Produkte im
stationären Handel mit RFID ausgestattet wären, das lästige Schlangestehen
an der Kasse entfallen würde. Der Einkauf könnte von da an automatisch
ausgelesen werden.
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Digitale Transformation in der Wirtschaft
RFID bildet eine Funktion, auf der das Internet der Dinge seine Rationalisie-
rungspotenziale gründet. Das Internet der Dinge meint die globale Vernet-
zung aus Datenströmen und Waren. Im Zeitalter des wachsenden und be-
schleunigten Warenverkehrs in einem zunehmend integrierten Weltmarkt
verfolgen Marktteilnehmer das Interesse, aktualisierte Kenntnis darüber zu
erhalten, an welchem Ort sich Produkte, benötige Rohstoffe oder ausstän-
dige Lieferungen gerade befinden. Dafür ein kommunikatives Netz zu bauen,
das als Informationsträger die physischen Objekte selbst wählt, Automati-
sierung erwirkt und Standortbestimmungen zulässt, besorgt die RFID als Ba-
sistechnologie. Das Projekt der Industrie 4.0 kann auf diese Lösungen nicht
verzichten, es nutzt die RFID Technologie als einen unverzichtbaren Beitrag.
Was genau der Begriff Industrie 4.0 meint, erklärt das nachfolgende Kapitel.
zur Plattform 31
Digitale Transformation in der Wirtschaft
Das Internet der Dinge basiert auf der Idee, dass physische Objekte mitei-
nander unmittelbaren Datenaustausch betreiben können. Die Anfänge der
Technologie finden sich in der Logistik. Hier zeigen sich die Vorteile unmit-
telbar, wenn Lieferketten die Funktionalität zu nutzen verstehen, dass Ob-
jekte selbstständig miteinander kommunizieren.
Von diesen Ursprüngen hat sich das Konzept mittlerweile weit emanzipiert.
Aktuell wird mit dem Internet der Dinge die Erwartungshaltung verbunden,
ein Netz aufbauend auf verbundenen Objekten zu konstruieren, um die au-
tonome Interaktion von Gegenständen in umfassenden Zusammenhängen
zu ermöglichen. Dabei werden die alltäglichen Gegenstände mit einer mini-
aturisierten technischen Komponente angereichert, seien es Sensoren, Mik-
rochips oder andere Vorrichtungen, die sich dafür eignen, Datenaustausch
zu besorgen.
zur Plattform 32
Digitale Transformation in der Wirtschaft
Das Internet der Dinge basiert auf dem prädiktiven Ansatz, ein globales
und interaktives Netzwerk zu schaffen, das physische Objekte durch einge-
bettete Technologie miteinander mittels Datenaustausch kommunizieren
und interagieren lässt. Auf diese Weise wird ein Mechanismus geschaffen,
der die Vernetztheit der Gesellschaft um eine zusätzliche Dimension erwei-
tert.
Das Konzept von IoT veranlasst die Umkehr einer Wirklogik. Industrielle Her-
stellung durchläuft im Regelfall Verfahrenswege, die auf vorprogrammierter
maschineller Arbeit basieren. Vorhandene Maschinen geben den Takt und
Ablauf vor, der Vollzug von Produktionsprozessen orientiert sich prinzipiell
an der Gleichförmigkeit von Fertigungsprozessen und der Leistungserbrin-
gung industrieller Anlagen. Durch das IoT wird die grundsätzliche Wirkweise
nun umgekehrt. Die produzierenden Gegenstände selbst organisieren ihre
eigene Fertigung. Aufgrund kommunikativer Prozesse, als deren Urheber die
physischen Objekte autonom agieren, müssen nicht mehr standardisierte
Abfolgen durchlaufen werden. Stattdessen kann sich die Fertigung individu-
alisieren und eigens koordinieren, welches Verfahren dem Einzelfall am bes-
ten entspricht. In diese Vorgänge können auch notwendige Dienstleistungen
passend integriert werden. Die Essenz des Zusammenspiels aus Produkt und
Service im Zusammenhang mit der IoT wird gemeinhin als hybride Leistungs-
bündelung bezeichnet.
zur Plattform 34
Digitale Transformation in der Wirtschaft
Die Industrie 4.0 bildet ein Schlagwort, das vor allem im deutschsprachigen
Raum häufig Verwendung findet. Irrtümlicherweise wird es oft als Synonym
für das Internet der Dinge angesehen und doch stimmt diese Gleichsetzung
im Detail nicht. Vielmehr meint die Industrie 4.0 einen konkreten und wich-
tigen Anwendungsfall der Technologien, die das Internet der Dinge erlau-
ben: Es meint im Spezifischen die Digitalisierung der Produktion in Deutsch-
land.
Durch die Industrie 4.0 wird die Produktion in der Weise verändert, dass
individualisierte Güter auf der Grundlage industrieller Produktion herge-
stellt werden können.
Bei der Industrie 4.0 handelt es sich um ein Projekt, das von der deutschen
Bundesregierung verantwortet wird und die international gewichtige deut-
sche Industrieproduktion in die Zukunft führen soll.
Das Konzept Industrie 4.0 wurde erstmals im Jahr 2011 öffentlich präsen-
tiert. Wolf Dieter Lukas, Beamter im deutschen Bundesministerium für Bil-
dung und Forschung, Henning Kagermann, deutscher Manager, und Wolf-
gang Wahlster, Professor für Informatik, zeichnen für den ursprünglichen
Leitgedanken verantwortlich und stehen symbolisch für jene gesellschaftli-
che Kooperation, die das Projekt der Industrie 4.0 voranbringen soll. Der
Vorschlag baut auf der engen Kooperation zwischen öffentlicher
zur Plattform 35
Digitale Transformation in der Wirtschaft
zur Plattform 36
Digitale Transformation in der Wirtschaft
zur Plattform 37
Digitale Transformation in der Wirtschaft
• Datenspeicher: Auf dieser Ebene werden die Prozessdaten über die un-
terschiedlichen Zustände der Gegenstände und Maschinen dokumen-
tiert und aktualisiert. Die Daten werden in einer Cloud archiviert. Es las-
sen sich auf dieser Basis ebenso reale Fertigungsprozesse digital simu-
lieren, um Testläufe durchzuspielen.
zur Plattform 38
Digitale Transformation in der Wirtschaft
Wie diese drei differenzierbaren Ebenen im Hinblick auf die Industrie 4.0
operativ zusammenwirken, erklärt die folgende Grafik:
Die Herstellung und Planung eines Produkts setzen mit einer detailreichen
Simulation an, die auf Basis virtueller Realität durchgeführt wird. Die cyber-
physischen Systeme berechnen, ob die Ausführung technisch und praktisch
machbar wäre oder nicht. Wie geschieht das? Die Maschinen selbst verste-
hen und erstatten Bericht, über welche Fähigkeiten sie verfügen und wo ihre
Grenzen liegen. Das System kann mit Rückbezug auf den gespeicherten Pro-
duktentwurf granular antizipieren, welche konkreten Arbeitsschritte für die
Herstellung notwendig wären und ob die vorhandene Anlage über die benö-
tigten Voraussetzungen verfügt. Falls dies der Fall ist, konzipiert das System
zur Plattform 39
Digitale Transformation in der Wirtschaft
Das Internet der Dienste folgt dem Ansinnen, Dienstleistungen online anzu-
bieten. Die Möglichkeit, dies seitens eines Anbieters durchzuführen, hängt
unmittelbar davon ab, in welchem Ausmaß sich eine konkrete Dienstleistung
digitalisieren lässt.15 Je rasanter in diesem Zusammenhang die Entwicklung
verschiedener Technologien zunimmt, umso größer wird die Anzahl an An-
wendungen, für die sich das Vorhaben praktisch umsetzen lässt.
zur Plattform 40
Digitale Transformation in der Wirtschaft
Die Entwicklung des Internet der Dienste (oder Internet of Services) wäre
ohne die Technologien des Cloud-Computing nicht möglich. Cloud-Compu-
ting meint grundsätzlich die Bereitstellung von IT-Services als erwerbbare
Dienstleistung über das Internet. Dabei lassen sich vor allem Rechenleis-
tung, Datenspeicher und Software auf diese Weise nutzen.
zur Plattform 41
Digitale Transformation in der Wirtschaft
einfach über das Internet genutzt. Der Anbieter kümmert sich in die-
sem Fall um die Wartung der Programme, besorgt die Aktualisierung
und macht die nötigen Konfigurationen.
• Platform as a service (PaaS): Diese Dienstleistung richtet sich an
Softwareentwickler. Dienste in der Cloud werden dafür angeboten,
eigene Applikationen in der Cloud zu bauen. Von der Designphase
über die Umsetzung, die Testphase und das Debugging bis hin zum
Vertrieb lässt sich die Cloud als operative Basis nutzen. Für all diese
Dienstleistungen, die über PaaS bereitgestellt werden, entfallen un-
terschiedliche Gebühren.
• Infrastructure as a service (IaaS): Es werden Organisationen Server-
leistungen, Netzwerktechnologien und Speicherkapazitäten auf Ab-
rechnungsbasis einzelner NutzerInnen zur Verfügung gestellt.
zur Plattform 42
Digitale Transformation in der Wirtschaft
Das Internet of Everything bezeichnet das Projekt, nicht nur physische Ob-
jekte miteinander kommunizieren zu lassen. Es bindet auch Prozesse, Ge-
genstände, Daten und Menschen in die technologische Struktur mit ein,
um sie intelligent zu verbinden.
zur Plattform 43
Digitale Transformation in der Wirtschaft
• Interdisziplinarität
• Mobile Computing
• Smarte Objekte
• Virtualisierung
4.4.1 Interdisziplinarität
zur Plattform 44
Digitale Transformation in der Wirtschaft
Die theoretische Struktur lässt sich am besten durch praktische Beispiele il-
lustrieren. Zwei Case Studies geben einen angemessenen Eindruck davon,
welch unterschiedliche Geschäftsmodelle sich durch Internet der Dinge ef-
fektiv verknüpfen lassen. Denn der Zweck der Interdisziplinarität besteht da-
rin, dass durch das Zusammenwirken anders gelagerter Perspektiven neue
Lösungen für vorhandene Probleme erdacht werden, die sich als Geschäfts-
modell tragen.
zur Plattform 45
Digitale Transformation in der Wirtschaft
KundInnen, die sich für diese Lösung entscheiden, nutzen das Internet der
Dinge dafür, dem eigenen Sicherheitsbedürfnis zu entsprechen. Panasonic
hingegen versteht es, die Technologie dafür zu verwenden, die eigene Ex-
pertise zu vertiefen und das Angebot an technologischen Anwendungen zu
diversifizierten, mit der Intention, eine Unique Selling Proposition zu erzie-
len. Der Versicherungskonzern Allianz hingegen erwartet durch die Begren-
zung des Gebrechens mittels schneller Reaktion, Schadensgröße und -ersatz
zu minimieren. Die Kooperation zwischen den unterschiedlichen Partnern
führt sich ergänzende Interessen zusammen, die sich des Internets der Dinge
als praktischer Grundlage in der Umsetzung bedienen.
Städte beginnen oft mit kleineren Projekten, um in einem ersten Schritt in-
dividuelle Lösungen für dringliche Probleme zu finden, die sich in weiterer
Folge auch in anderen urbanen Räumen kopieren lassen.21 Die texanische
Stadt San Antonio verbindet beispielsweise Straßenlampen mit dem Inter-
net der Dinge. Durch Sensoren lässt sich die natürliche Helligkeit und Dun-
kelheit möglichst exakt messen und die Lichter entsprechend dämmen bzw.
andrehen. Auch bei Wolkenbrüchen werden aus Gründen der Verkehrssi-
cherheit die Straßenlampen spontan eingeschaltet. Chicago nutzt voraus-
schauende Analytik dafür, die Routen für die Müllabfuhr festzulegen, damit
vorrangig jene Mistkübel geleert werden, die voll sind. San Francisco hingen
zur Plattform 46
Digitale Transformation in der Wirtschaft
nutzt ein ausgefeiltes System, das über freie Parkplätze in der Stadt infor-
miert und diese reservieren lässt.
Diese Geräte ermöglichen es, anders als der stationäre Personal Computer,
Software auch unterwegs verwenden zu können. Aufgrund der verschiede-
nen Eigenheiten kommen die Geräte abweichenden Zwecken nach: Das
Notebook ersetzt faktisch viele Funktionen, die sonst auch der PC ermög-
licht, auch wenn es oft weniger leistungsstark ist. Smartphones hingegen er-
möglichen in erster Linie Kommunikation, haben ein kleineres Display und
gestalten diesbezüglich die Dateneingabe eher umständlich, weil sich im Re-
gelfall kein Keyboard verwenden lässt. Ähnliches gilt für Tablets, auch wenn
ihr hauptsächlicher Verwendungszweck nicht in der Kommunikation liegt,
sondern in der Nutzung von Softwareanwendungen.
Für die Bundesrepublik Deutschland lässt sich ausmachen, dass das Surf-Vo-
lumen durch Smartphones in etwa siebenmal so hoch ist wie dasjenige durch
Tablets. Bei beiden Gerätetypen ist es laut einer Studie des
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Digitale Transformation in der Wirtschaft
Die statistische Signifikanz markiert einen nachhaltigen Bruch, der aller Vo-
raussicht nach fortdauern wird. Die Relevanz von Mobile Computing wächst
stetig, das Ausmaß globaler Vernetzung intensiviert sich dementsprechend
zur Plattform 48
Digitale Transformation in der Wirtschaft
Das Internet der Dinge baut auf der Voraussetzung von Mobile Computing.
Nicht nur werden immer mehr Geräte mit Vorrichtungen zur Datenübertra-
gung, moderner Sensorik und Speichermöglichkeit versehen. Auch steigt das
Ausmaß an globaler Vernetzung, verarbeiteter Datenmenge und die Akzep-
tanz der Online-Rückkopplung gewöhnlicher Geräte. Im Besonderen aber er-
laubt Mobile Computing die Mobilisierung des Internets, denn die örtliche
Statik wird überwunden. Das Internet der Dinge erfasst nun den Entwick-
lungsschritt, die Geräte in der Form zu verbinden, dass sie autonom mitei-
nander interagieren können. Atomisierte Geräte werden durch die Struktur
des Internets der Dinge in einem Gesamtsystem aggregiert, um miteinander
zu interagieren und zu kommunizieren. Erst mit diesem Schritt verwirklicht
sich das Zusammenspiel aus virtueller und realer Welt.
zur Plattform 49
Digitale Transformation in der Wirtschaft
Mobile Computing basiert auf Hardware, die seit den Ursprüngen dafür kon-
zipiert wurde, Datenverarbeitung und -übertragung zu erwirken. Diese
Grundlage wird gegenwärtig erweitert, indem Objekte, die bisher schlicht
gewöhnliche Alltagsgegenstände waren, mit technologischen Vorrichtungen
ausgestattet werden, die Datenaustausch ermöglichen. Gegenstände, die
um solche Eigenschaften angereichert sind, wandeln sich zu Smarten Objek-
ten.
zur Plattform 50
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Computer besitzen. Es geht jedoch über diese Expansion hinaus, insofern als
es das Vorhaben repräsentiert, denkbar viele Geräte durch technische Vor-
richtungen mit der Fähigkeit zu versehen, Daten zu verarbeiten, zu teilen
und zu speichern. Über diese Eigenschaften sollen auch alltägliche Ge-
brauchsgegenstände verfügen. Sobald in diese Dinge aber Technologien ein-
gebettet werden, die es erlauben, dass die Gegenstände miteinander eigen-
ständig in Form von Datenaustausch kommunizieren oder ihre Umgebung
erfassen, wandeln sie sich zu smarten Objekten.
Exakt auf der Vernetzung dieser smarten Objekte baut die funktionelle Logik
des Internets der Dinge. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass je höher der
relative und absolute Anteil an smarten Objekten im Hinblick auf die genutz-
ten Alltagsgegenstände ist, umso größer ist die Durchdringung des Internets
der Dinge.
Bei der Etablierung neuer Geschäftsmodelle und Kooperationen gilt es, Ant-
worten auf eine zentrale Fragestellung zu finden: Welche Synergien lassen
sich zwischen möglichen Projektpartnern ausschöpfen, wenn handelsübli-
che Gegenstände mit der Möglichkeit ausgestattet werden, Daten zu teilen?
Gegenstände werden also zu eigenständigen Informationsquellen, sie erhal-
ten zusätzlichen Nutzen und erhalten durch erweiterte Geschäftsmodelle
eine materielle Grundlage.
zur Plattform 51
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4.4.4 Virtualisierung
Grundsätzlich meint der Begriff Virtualität, dass ein Eindruck von etwas vir-
tuell erzeugt wird, das real nicht vorhanden ist. Virtuelle Realität vermittelt
beispielsweise die Illusion einer vorhandenen Wirklichkeit, die schlicht durch
Software erzeugt und durch Hardware erfahrbar ist. Es handelt sich um eine
glaubwürdige Täuschung, da die sinnliche Wahrnehmung des Menschen mit
einer computergenerierten Simulation konfrontiert wird, die nachdrücklich,
eindrücklich und echt auf ihn wirkt.
Das Prinzip der Virtualisierung operiert nun auf einer vergleichbaren Grund-
lage. Auch hier geht es faktisch darum, einen täuschenden Schein absichts-
voll zu erwirken. Doch in diesem Fall würde keine natürliche Person durch
einen vorsätzlichen Anschein manipuliert. Stattdessen handelt es sich um
ein Verfahren, das technologische Prozesse verfeinert, indem über Soft-
wareanwendungen passende Umgebungen virtuell suggeriert werden.
Virtualisierung erlaubt es, dass ein Computer so agiert, als wäre er meh-
rere Computer. Das ist deshalb sinnvoll, weil die Ressourcen, die ein Com-
puter zur Verfügung stellt, meist nicht vollumfänglich genutzt werden.
Agiert ein Computer hingegen unter der virtuellen Abstraktion, eigentlich
mehrere Computer zu sein, dann werden vorhandene Potenziale effizient
genutzt.
• Prozessor
• Arbeitsspeicher25
• Speicher
• Netzwerkkompatibilität
25 Der Unterschied zwischen Arbeitsspeicher und Speicher besteht darin, dass der Arbeits-
speicher (auch RAM / Random Access Memory genannt) jener Bereich wäre, wo Anwen-
dungen ihre Daten während der Verarbeitung ablegen. Speicher wäre hingegen der Platz,
um Daten für kurze oder längere Zeit abzulegen, um sie dann im Bedarfsfall wieder auf-
zurufen.
26 Vgl. McDonald (2011), URL.
zur Plattform 53
Digitale Transformation in der Wirtschaft
betrachtet wirkt das Konzept klar und logisch. Die Klarheit der Theorie wird
hingegen durch die Unordnung der Praxis in Frage gestellt. Wie?
Wenn aber nun verschiedene Betriebssysteme genutzt werden, aber nur ein
einziger Computer in Verwendung ist, dann geschieht dies auf Grundlage
von Virtualisierung. So genannte Virtual Machines werden zwischengeschal-
ten, um von den vorhanden Leistungskapazitäten Gebrauch zu machen – so
lässt sich Microsoft Windows neben dem Apple Betriebssystem verwenden.
Jedem Betriebssystem wird die Illusion vermittelt, es wäre das einzige, das
aktuell auf diesem Computer läuft.
zur Plattform 54
Digitale Transformation in der Wirtschaft
Das Internet der Dinge baut also auf vielfältigen technologischen Grundla-
gen, strategischer Neuausrichtung und Weiterentwicklungen des Bestehen-
den. Es repräsentiert einen profunden Einschnitt, der Effizienz, Produktivität
und die Kosten- und Organisationsstruktur gängiger Marktlogik radikal ver-
ändern wird. Es adressiert in seiner praktischen Umsetzung sowohl den pro-
fessionellen als auch den privaten Bereich.
Wird vorrangig die Transformation der Industrie betrachtet, die sich per-
spektivisch auch in Deutschland ankündigt, werden die Entwicklungen im
Regelfall mit dem Begriff der Industrie 4.0 verbunden. Dabei handelt es sich
zur Plattform 55
Digitale Transformation in der Wirtschaft
Insofern lässt sich der radikale Umbau bestehender Systeme erwarten. Wie
sich tiefgreifende Veränderungen, die im vorangegangenen Kapitel be-
schrieben wurden, in der Realität materialisieren, zeigt sich eindrücklich am
Konzept der Smart Factory. Idee und Umsetzung dieser Vision erklärt der
nächste Abschnitt.
zur Plattform 56
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5 Smart Factory
Smart Factory – die Bezeichnung erklärt bereits wesentliche Bestandteile,
die der konzeptionellen Vorstellung des Projekts eigen sind. Wird die Wort-
folge ins Deutsche übertragen, verbirgt sich hinter dem Begriff Smart Factory
die Idee einer intelligenten Fabrik, die auf automatisierten Fertigungspro-
zessen bzw. der Kommunikation zwischen Maschinen und Gütern gründet.
Die Intention und technische Fähigkeit, repetitive und gleichförmige Tätig-
keiten in der industriellen Fertigung zu automatisieren, bilden bereits einen
definitorischen Bestandteil der III. Industriellen Revolution. Die Smart Fac-
tory weist folglich über diesen Aspekt hinaus, sie stellt eine Weiterentwick-
lung dar, ergänzt die Automatisierung mit kommunikativen Komponenten
und baut auf cyber-physischen Systemen.
Die Smart Factory gründet auf Prozessen, die sich selbst optimieren kön-
nen. Automatisierung ergänzt sich um Komponenten, die durch den Ein-
satz cyber-physischer Systeme ermöglicht werden. Produktionsprozesse
werden auf dieser Basis modular und autonom abgewickelt, so lassen sich
individuelle Anfertigungen herstellen. Daten werden in Echtzeit verarbei-
tet, nach Auswertung dieser Informationen treffen Maschinen und Gegen-
stände eigene Entscheidungen, wie sich der Herstellungsprozess am bes-
ten fortsetzen lässt. Smart Factory lässt sich als agile und datenbasierte
Produktion verstehen.
Die Vorstellung von der Smart Factory bildet einen integralen Aspekt des
Großprojekts der Industrie 4.0.
Smart Factory
Das Projekt Industrie 4.0 repräsentiert ein Unterfangen, das von maßgebli-
chen gesellschaftlichen Akteuren in der Bundesrepublik getragen wird. Da-
bei sind die Beteiligten durch das gemeinsame Interesse verbunden, den In-
dustriestandort Deutschland durch ein innovatives Maßnahmenpaket per-
spektivisch abzusichern.
Das Internet der Dinge bildet dafür die technologische Grundlage, wird aber
als Funktionsprinzip ausschließlich dafür genutzt, die industrielle Produktion
zu verändern. Die Industrie 4.0 konzentriert sich folglich nicht auf Gegen-
stände des privaten Gebrauchs, sondern ausschließlich auf die Veränderung
der industriellen Fertigung.
zur Plattform 57
Digitale Transformation in der Wirtschaft
• Internet der Dinge – Die Smart Factory basiert auf der Vorausset-
zung, dass physische Objekte eigenständig miteinander durch Da-
tenaustausch kommunizieren und auf diese Weise die Fertigungs-
prozesse selbstständig organisieren. Die gesamte Wertschöpfungs-
kette agiert interaktiv und tauscht Daten in Echtzeit aus. Das schont
Ressourcen, optimiert die Arbeitsabläufe und sorgt für möglichst
ideale Auslastung aufgrund der Verarbeitung von Echtzeitinforma-
tion.
• RFID – Lagerhaltung, Intralogistik und Logistik in einer Smart Com-
pany erfolgen weitestgehend automatisiert. Materialien und Grund-
produkte werden lückenlos erfasst, termingerecht zur Verfügung ge-
stellt, strikt sortiert und Just-In-Time geliefert. Das alles wird durch
die lückenlose Anwendung von RFID-Technologie begründet.
• Predictive Maintenance – Maschinen oder Roboter, die in den Fer-
tigungsprozess eingebunden sind, übermitteln auch Daten über den
eigenen Zustand. Die Auswertung dieser Daten liefert Informatio-
nen, welche Maschinen vorausschauend gewartet werden müssen,
damit mögliche Stillstände unterbunden werden.
• Dezentrale Produktionssteuerung – Vormals wurden Gesamtpro-
zesse einheitlich und in strikter Abfolge organisiert. Hingegen wer-
den in der Smart Factory Prozessabläufe in modularen Abschnitten
verwirklicht, die sich flexibel kombinieren lassen, was größere Flexi-
bilität erlaubt.27
• Vernetzung – Automatisierte und selbstregulierende Arbeitspro-
zesse in der Smart Factory bedingen die intensive und intelligente
zur Plattform 58
Digitale Transformation in der Wirtschaft
zur Plattform 59
Digitale Transformation in der Wirtschaft
Dabei gilt es auch zu beachten, dass die Umstellung auf Smart Factory
schrittweise vonstattengeht. Die inkrementelle Vorgehensweise erlaubt, Er-
fahrungen mit ersten technologischen Veränderungen zu machen und die
Finanzierung des Gesamtprojekts zu unterteilen.
zur Plattform 60
Digitale Transformation in der Wirtschaft
Black & Decker, der Hersteller von Elektrowerkzeugen und anderen elektro-
nischen Geräten, hat in Kooperation mit dem Technologiekonzern Cisco die
Produktion in einer Fertigungsanlage in Mexiko dahingehend modernisiert,
dass nahezu alle Materialien mit der RFID-Technologie ausgestattet sind. Bei
den im Endprodukt verbauten Komponenten handelt es sich im Regelfall um
kleinteilige Stücke. Die RFID-Technologie erlaubt nicht nur, den Standort der
einzelnen Bestandteile in Echtzeit zu bestimmen und vereinfacht damit die
Lagerhaltung wesentlich, es wird auch die Qualitätskontrolle verbessert. Au-
ßerdem kann aufgrund des Informationsflusses die Produktionsgeschwin-
digkeit angepasst werden. Sie lässt sich bei Bedarf sowohl verlangsamen als
auch beschleunigen. Die Auslastung der Maschinen wurde laut Selbstaus-
kunft durch diese Adaptionen bereits von 80 % auf 90 % erhöht, die Arbeits-
effizienz stieg um 10 %. Der Anteil an fertigen Produkten, die aufgrund von
Mangelhaftigkeit bei einer abschließenden Qualitätskontrolle ausgemustert
werden, sank hingegen. Die Implementierung von RFID-Technologie erweist
sich also als wirkvoll, aber das ist nur der erste Schritt im Prozess hin zur
Umstellung auf die Smart Factory.30
zur Plattform 61
Digitale Transformation in der Wirtschaft
In diesem Fall zeigt sich die Relevanz einer bereits aufgestellten These: Tech-
nologie beschleunigt Prozesse, die einst manuell vollzogen wurden. Damit
wird die Produktivität markant gesteigert. Während aber die industrielle
Produktion bisher meist die Einschränkung akzeptieren musste, dass auf-
grund standardisierter Verfahren nur einheitliche Objekte hergestellt wer-
den konnten und Sonderanfertigungen unausweichlich zu Mehrkosten und
Mehraufwand führten, zeigt sich im nächsten Entwicklungsschritt der in-
dustriellen Revolution die Umkehrung dieser Bedingung, die sie selbst
32 Vgl. Audi.
33 Grünwald (2017), URL.
zur Plattform 62
Digitale Transformation in der Wirtschaft
geschaffen hat. Die industrielle Produktion wird über die Eigenheit verfügen,
auf die Herstellung individueller Güter hinzuwirken.
Die Transformation hin zur Smart Factory zeitigt logischerweise auch Verän-
derungen für das Beschaffungswesen. Wie diese aussehen, erklärt das
nächste Kapitel.
zur Plattform 63
Digitale Transformation in der Wirtschaft
6 E-Procurement
E-Procurement setzt sich aus dem Kürzel „E“ und dem englischen Begriff Pro-
curement zusammen. E steht in diesem Fall für elektronisch und Procure-
ment steht für das Beschaffungswesen bzw. die Auftragsvergabe.
• EDI steht für Electronic Data Interchange. Es handelt sich um ein Zu-
sammenspiel elektronischer Prozesse, die den Datenaustausch zwi-
schen verschiedenen Geschäftspartnern erlauben. Geschäftsdoku-
mente können auf diese Weise zwischen zwei IT-Systemen übertragen
werden, ohne dass dafür menschliche Eingriffe notwendig wären. Ge-
schäftsinformationen werden papierlos miteinander in Abgleich ge-
bracht, Daten werden von einem System direkt in ein anderes übertra-
gen. Meist werden mittels EDI Bestellungen, Lieferscheine oder Rech-
nungen übertragen, aber auch Stammdaten oder branchenspezifische
Informationen lassen sich mitteilen. EDI garantiert günstigen, umfas-
senden und schnellen Datenaustausch. Deshalb wird es auch häufig
und weitverbreitet in Märkten genutzt, wo Produkte rasch umgeschla-
gen werde bei Fast Moving Consumer Goods.
zur Plattform 64
Digitale Transformation in der Wirtschaft
Mit den Methoden des E-Commerce wird gleichmäßig sowohl der B2B-
Markt als auch der B2C-Markt adressiert. E-Procurement konzentriert sich
hingegen mehrheitlich auf den B2B-Markt, auch wenn manche Anwen-
dungsfälle für den B2C-Markt bereits konzipiert sind – wenn auch verstärkt
und vorrangig der B2C-Markt in dieser Hinsicht wirksam wäre.
zur Plattform 65
Digitale Transformation in der Wirtschaft
6.1 E-Ordering
E-Procurement meint das gesamte Beschaffungswesen. Entscheidende Re-
levanz kommt in diesem Zusammenhang dem Bestellwesen zu. Eine mittels
Digitalisierung erwirkte Systematisierung und Kostenreduktion in der Be-
schaffungspolitik kann nur dann gelingen, wenn das Bestellwesen auf mög-
lichst effizienten Prinzipien gründet. Denn wissenschaftliche Studien bele-
gen, dass die Implementierung von modernem E-Procurement Unterneh-
men hilft, durchschnittlich zwischen 8 und 12 % der bestehenden Kosten in
diesem Bereich einzusparen.34
Bei E-Ordering werden jene administrativen Vorteile wirksam, die mit der
Digitalisierung generell verbunden sind: Der Verwaltungsaufwand sinkt, da-
mit werden mögliche Fehlerquellen eingeschränkt. Gängige Prozesse wer-
den beschleunigt, der Austausch und die Erhebung relevanter Daten werden
kostengünstiger. Außerdem erlaubt E-Ordering, neue Beschaffungsmärkte
komplikationslos zu erschließen, unterschiedliche Angebote lassen sich zü-
gig einholen und besser vergleichen. Die konkrete Umsetzung des Bestell-
vorgangs kann dabei auf unterschiedlichen Strukturen gründen und demge-
mäß divers sein. Folgende Lösungen, die praktische Anwendung erfahren,
lassen sich entsprechend dem Kriterium unterscheiden, welcher Vertrags-
partner das digitale System der Beschaffungslösung verantwortet:35
zur Plattform 66
Digitale Transformation in der Wirtschaft
zur Plattform 67
Digitale Transformation in der Wirtschaft
Die meisten E-Shops, die heute im B2B genutzt werden, entsprechen dem
Grundtyp der Sell-Side-Lösung. Der Vorteil liegt darin, dass der Verkäufer
Waren und Dienstleistungen in der Form optimal präsentieren kann und
dass Funktionen wie beispielsweise Produktkonfigurationen oder Kompati-
bilitätsprüfungen eingefügt sind.
E-Ordering konzentriert sich also auf die faktische Optimierung von Bestell-
vorgängen, indem digitale Lösungen genutzt werden, um Prozesse zu auto-
matisieren, zu vereinfachen und übersichtlich zu gestalten. Die Informati-
onsverarbeitung wird beschleunigt und fortlaufend aktualisiert, damit wird
ein entscheidender Bereich des Supply-Chain-Managements durch die Ef-
fekte der Digitalisierung weiterentwickelt.
6.2 E-Sourcing
Von E-Procurement spricht man, wenn die Unternehmensfunktion Einkauf
sich digitaler Lösungen bedient, um das Supply-Chain Management-besser
zu organisieren und teils oder ganzheitlich automatisiert abzuwickeln.
Damit dieser Anspruch tatsächlich realisiert werden kann, bedienen sich so-
wohl Käufer als auch Verkäufer der Methode des E-Sourcing.37
zur Plattform 68
Digitale Transformation in der Wirtschaft
E-Sourcing basiert dabei nicht auf einer universellen Plattform, die alle Bran-
chen, Produkte, Regionen und Dienstleistungen vereint. Stattdessen etablie-
ren sich in der Praxis unterschiedliche Plattformen, die entweder von Käu-
fern oder Verkäufern initiiert wurden. Es finden sich Plattformen mit offenen
oder beschränkten Zugangsrechten. Schließlich lässt sich noch anhand der
gehandelten Produktpalette zwischen einer horizontalen, vertikalen und re-
gionalen Ausrichtung unterscheiden:
zur Plattform 69
Digitale Transformation in der Wirtschaft
Die drei dargestellten Methoden beruhen auf der strikten Trennung zwi-
schen Käufer und Verkäufer. Der Ansatz von E-Collaboration unterscheidet
sich diesbezüglich, als kooperativer vorgegangen wird.
E-Collaboration verfolgt den Ansatz, dass ein optimales Ergebnis für den
Käufer nicht durch die Konkurrenz zwischen den Lieferanten erwirkt wird,
sondern durch intensivierte Zusammenarbeit zwischen Käufer und Verkäu-
fer.
zur Plattform 70
Digitale Transformation in der Wirtschaft
Dabei kann die Intensität der Zusammenarbeit variieren. Es lassen sich Pro-
dukte gemeinsam entwickeln, um den Bedürfnissen des Kunden exakt zu
entsprechen. Die Kooperation kann sich aber auch auf materialwirtschaftli-
che Aspekte begrenzen. Dafür werden meist die Back-End-Systeme der Part-
ner integriert, um Bedarfsplanung und Versorgung ideal zwischen den Betei-
ligten abzustimmen. Dieses Ansinnen führt abschließend zu den Zielen über,
die durch E-Procurement verfolgt werden.
zur Plattform 71
Digitale Transformation in der Wirtschaft
E-Commerce meint die Digitalisierung des Handels. Wurde also bisher die
digitale Transformation der Produktion und der Wandel des Beschaffungs-
wesen beschrieben, dann stellt sich in Konsequenz die Frage, wie sich die
Interaktion zwischen Unternehmen und KonsumentInnen durch Online-
Kommunikation und digitale Vertriebskanäle verändert.
zur Plattform 72
Digitale Transformation in der Wirtschaft
Zusätzlich gewinnt die Generation der Digital Natives in Europa und darüber
hinaus an Kaufkraft, als sie sukzessive in den Arbeitsmarkt integriert wird
und Lohneinkommen erhält. Mit dem Emblem Digital Natives werden jene
Generationen bezeichnet, die bereits mit digitaler Technologie aufgewach-
sen sind. In Anbetracht der Entwicklungen lassen sich grundsätzlich unter-
schiedliche Strategien wählen, um den Herausforderungen und neuen
zur Plattform 73
Digitale Transformation in der Wirtschaft
Für Deutschland zeigte sich in den letzten Jahren ein stetiges und geradlini-
ges Wachstum. Der Umsatz, der durch E-Commerce beispielsweise im B2C-
Bereich erzielt wurde, stieg zwischen 1999 und 2018 jedes Jahr sukzessive
an.40 Die Wachstumskurve wird sich höchstwahrscheinlich auch perspekti-
visch fortsetzen. Doch die globalen Verhältnisse dürfen dabei nicht überse-
hen werden. Auch wenn der deutsche Absatzmarkt für den Online-Handel
kontinuierliche wächst, finden sich die zentralen Märkte in den USA und
China. Die beiden Länder zeichnen im Jahr 2017 für nahezu 70 % des welt-
weiten Handelsvolumens hinsichtlich E-Commerce verantwortlich.41
zur Plattform 74
Digitale Transformation in der Wirtschaft
Zusätzlich gewinnt die Generation der Digital Natives in Europa und darüber
hinaus an Kaufkraft, als sie sukzessive in den Arbeitsmarkt integriert wird
und Lohneinkommen erhält. Digital Natives sind jene Generationen, die be-
reits mit digitaler Technologie aufgewachsen sind. In Anbetracht der Ent-
wicklungen lassen sich grundsätzlich unterschiedliche Strategien wählen,
um den Herausforderungen und neuen Kundenbedürfnissen strategisch zu
begegnen. Denkbar erscheint ein hybrider Mix aus stationärem Vertrieb und
Online-Handel oder eine vollständige Transformation hinein in den virtuel-
len Raum. Jedenfalls bildet es eine strategische Aufgabe, auf die Verände-
rungen angemessen zu reagieren.
● Maximaler Angebotsumfang
zur Plattform 75
Digitale Transformation in der Wirtschaft
● Direkte Einkaufsmöglichkeit
● Digitale Zeitvorteile
● Multi-Screening
Mit der steigenden Bedeutung des Mobile Computing wächst der mobile Zu-
gang zum Internet. Smartphone, Tablet und Laptop bilden die Standardaus-
stattung eines gegenwärtigen Internetnutzers/einer Internetnutzerin. Meh-
rere Geräte werden dafür verwendet, um sich Inhalte anzeigen zu lassen.
Das kann auch parallel geschehen, die Inhalte müssen sich aber den Forma-
ten individuell anpassen. Die Darstellung auf einem großen Bildschirm ver-
langt andere Designlösungen als auf den Displays von Smartphones. All diese
Überlegungen müssen die Content-Ersteller mitberücksichtigen.
● Mobile Nutzungsmöglichkeit
Der virtuelle und der reale Raum wachsen fortgesetzt zusammen. Für das
Kaufverhalten bedeutet dies, dass beide Erfahrungswelten effektiv zusam-
menwirken. Unmittelbare Eindrücke beim Besuch eines Ladengeschäfts
werden online geteilt. Ein Produktsortiment, das online bereits vorausge-
wählt wurde, möchte im Laden direkt begutachtet werden. Kunden haben
bereits einen Eindruck vom vorhandenen Angebot und sind solide über die
Produkteigenschaften informiert. Ein stationäres Verkaufsgespräch muss
zur Plattform 76
Digitale Transformation in der Wirtschaft
also unter der Vorannahme geführt und angelegt werden, dass potenzielle
Kunden bereits wesentliche Informationen aufbereitet haben und entschei-
dende Vorausscheidungen gegenüber anderen Konkurrenten bereits gefal-
len sind.
Im Regelfall und für alle Branchen gleichermaßen gilt, dass neue Kunden
die erste Erfahrung mit einem Produkt oder einem Unternehmen online
machen. Hier entsteht ein erster Eindruck, hier werden anfängliche Berüh-
rungspunkte geknüpft, auf die dann reale Begegnungen bauen.
zur Plattform 77
Digitale Transformation in der Wirtschaft
Das Internet der Dinge wird oft durch das Akronym IoT abgekürzt. IoT steht
für die englische Bezeichnung Internet of Things.
Doch nicht nur wird durch das Internet der Dinge das Zusammenwirken zwi-
schen virtueller und realer Welt intensiviert, auch nimmt diese Verflechtung
zur Plattform 78
Digitale Transformation in der Wirtschaft
Wie zeigt sich das? Ein Konsument kann über einen Webshop beispielsweise
Lebensmittel aus aller Welt beziehen; kulinarische Vorlieben globalisieren
sich. Gleichzeitig sind diese Spezialitäten typisch für gewisse Regionen und
können über die entsprechenden Shops von den Produzenten direkt bezo-
gen werden. Unternehmen agieren also sowohl als regionaler Akteur als
auch als Teilnehmer eines digital vernetzten Weltmarkts. Diese dialektische
Entwicklung bestimmt auch zunehmend den politischen Gestaltungsrah-
men: Je enger die globalen Verflechtungen sind, umso größer wird ein wahr-
nehmbares Sentiment nach Regionalität, das populistische Strömungen be-
feuern kann.
Dieses Verfahren lässt sich nicht nur dafür nutzen, Werbung aufgrund von
Persönlichkeitsstrukturen exakt zu platzieren. Predictive Analytics erlaubt
beispielsweise, dass nicht nur vorhandene Vorlieben bestimmt werden, son-
dern antizipativ analysiert wird, was ein Konsument/eine Konsumentin als
nächstes erwerben könnte. Amazon schlägt Kunden gleich unmittelbar vor,
zur Plattform 79
Digitale Transformation in der Wirtschaft
was sie noch interessieren könnte. Der Technologieriese generiert auf diese
Weise laut Schätzung rund 35 % des mit Online-Handel erzielten Konzer-
numsatzes.45 Netflix ist ein ebenso illustratives Beispiel dafür, wie sich die
Vorlieben von Kunden durch Datenauswertung kategorisieren lassen und
diese personalisierte Empfehlungen erhalten. Netflix schafft es auf diese
Weise, dass die durchschnittliche Zeit, die Nutzer auf der Plattform verbrin-
gen, stetig steigt. Laut statistischer Auswertung schaut der/die gewöhnliche
Netflix-Nutzer/-in knapp mehr als 50 Minuten täglich angebotenen Content.
Hingegen werden in Deutschland pro Fernsehzuschauer durchschnittlich
über vier Stunden ferngesehen. Der Wert illustriert, wie das bessere Ver-
ständnis von Kundenvorlieben zu einer stärkeren Kundenbindung führt.
Diese intensive Kenntnis und potenzielle Personalisierung, wie sie Netflix
exemplifiziert, strukturiert auch den Entwicklungshorizont des E-Commerce.
Was sind nun genau die maßgeblichen Trends, denen Folge geleistet wird?
zur Plattform 80
Digitale Transformation in der Wirtschaft
Die Online-Shops werden also je nach Nutzer und Nutzerin adaptiert, sie ha-
ben kein vereinheitlichtes oder universalisiertes Arrangement, sondern ver-
folgen die Darstellung personalisierter Inhalte. Die angezeigten Produkte
entsprechen bereits den persönlichen Vorlieben.
Auch immer mehr Hersteller verstehen es, die Eigenarten des Online-Ver-
triebs für den eigenen Zweck zu nutzen. Sie bauen über die Online-Struktu-
ren eigene Vertriebsmöglichkeiten auf: einen direkten Vertriebskanal. Damit
werden konventionelle Vertriebskanäle restrukturiert und der direkte Bezug
vom Hersteller ermöglicht.
zur Plattform 81
Digitale Transformation in der Wirtschaft
All das geschieht vor dem Hintergrund, dass die Relevanz mobiler Geräte zu-
nimmt. Die Anzahl der Einkäufe, die über gespeicherte Apps auf Tablets und
Smartphones erledigt wird, steigt global. Anbieter oder Plattformen regen
des Weiteren an, direktes Feedback über die Kaufabwicklung und die Pro-
duktqualität öffentlich einsehbar zu kommentieren. Kunden nutzen diese
vertrauensbildende Maßnahme und werden selbst zu Kritikern eigener Er-
fahrungswerte.
zur Plattform 82
Digitale Transformation in der Wirtschaft
verändert das touristische Segment noch radikaler. All diese Plattformen un-
terscheiden sich: Bei Uber werden Fahrten an selbstständige Taxiunterneh-
mer vermittelt, die im Regelfall Einzelpersonen repräsentieren. Hotelplatt-
formen bieten einen Überblick über die verfügbaren Hotelzimmer in einer
gewünschten Reisedestination. Airbnb beabsichtigte ursprünglich, private
Personen miteinander in Verbindung zu bringen, sodass diejenigen, die über
ein nicht benötigtes Zimmer in ihrer Wohnung verfügen, dieses vorüberge-
hend an Reisende vermieten können. Mittlerweile können auch Stadttouren
oder sonstige Erlebnistouren gebucht werden. Im Jahr 2017 hat Airbnb eine
markante Marke übersprungen und erstmals mehr als vier Millionen Zimmer
weltweit anbieten können. Rein quantitativ bietet Airbnb also mehr Zimmer
an als die vier größten Hotelketten (Marriott, Hilton, InterContinental, Wyn-
dham) weltweit zusammengenommen.47 All das verdeutlicht, wie die Wirk-
weise von Plattformen Absatzmärkte radikal verändert.
zur Plattform 83
Digitale Transformation in der Wirtschaft
Virtuelle und reale Welt werden oft in der strategischen Absicht kombi-
niert, dass der Kunde auch Serviceleistungen in Anspruch nimmt. Online
wird sich über Produkte informiert oder werden diese erworben, im stati-
onären Handel werden dann ergänzende Dienstleistungen eingeholt.
All diese Spezifika beim Online-Handel werden nun in der konkreten Abwick-
lung um die Funktionalität ergänzt, dass die Zahlungsvorgänge merklich ver-
einfacht werden. PayPal erscheint diesbezüglich als Wegweiser. Auch entwi-
ckeln andere Fintech-Unternehmen gegenwärtig Lösungen, die den Prozess
noch wesentlich vereinfachen werden.
zur Plattform 84
Digitale Transformation in der Wirtschaft
Die Ambition von Unternehmen muss es sein, mit Kunden auch online ein
Verhältnis aufbauen zu können, das auf Unverwechselbarkeit und Verläss-
lichkeit basiert.
zur Plattform 85
Digitale Transformation in der Wirtschaft
zur Plattform 86
Digitale Transformation in der Wirtschaft
Spielräume; der Austausch zwischen Abnehmern und Anbietern lässt sich in-
tensivieren.
Die perspektivische Entwicklung baut also auf Beschleunigung und umfas-
senderen Datentransfer, die sich im Aufbau von E-Shops und in der Per-
manenz von Kommunikation spiegeln werden. Die infrastrukturellen Verän-
derungen werden darüber hinaus durch persönliche Empfehlungen in On-
line-Shops ergänzt, die mittels Künstlicher Intelligenz präzisiert werden. Ein-
kaufserlebnisse werden sich auch durch Virtuelle Realität verändern; das In-
ternet der Dinge eröffnet zusätzlich die Möglichkeit, dass Einzelstücke in-
dustriell produziert werden. Auch diese Entwicklung wird den Aufbau von
Online-Shops konsequent verändern.
Wie bereits erklärt, nimmt die Relevanz des Mobile Computing signifikant
zu, was konsequenterweise auch Auswirkungen auf die Abwicklung des On-
line-Handels impliziert. Die permanente Erreichbarkeit, die ständige Verfüg-
barkeit von Geräten, die es erlauben, online zu gehen, ortsungebundene
Verfügbarkeit, all das verändert das Surfverhalten von Einzelnen und damit
auch die Reichweite des Online-Handels.
Ein merklicher Nachteil beim Mobile Computing besteht in der umständli-
chen Dateneingabe, die gegenwärtig benötigt wird. Aktuell wird eine virtu-
elle Tastatur auf den Bildschirmen von Tablets und Smartphones eingeblen-
det. Die Abstände zwischen den angezeigten Anschlägen sind dementspre-
chend gering, die Eingabe ist umständlich.
Dieser Behäbigkeit soll in Zukunft entgegengewirkt werden. Eine mögliche
Lösung besteht darin, dass Tasten, die händisch bedient werden müssen,
durch andere Formen der Dateneingaben ersetzt werden. Fortschritte in der
digitalen Spracherkennung scheinen dabei vielversprechende Lösungsmög-
lichkeiten aufzuzeigen, auch weil sich verbale Sprache als Mittel beschleu-
nigter Kommunikation besser eignet als Schriftübermittlung. Vor dem Hin-
tergrund wird intensiv in die Weiterentwicklung der Spracherkennung inves-
tiert.
Die große Herausforderung im Zusammenhang mit der Spracherkennung
besteht darin, dass Programme nicht nur möglichst viele Sprachen verste-
hen, sondern auch unterschiedliche dialektale Einfärbungen verarbeiten
können.
Durch maschinelles Lernen trainieren sich die Programme der Spracherken-
nung selbst. Je öfter sie genutzt werden, umso besser werden sie. Auch die
Akzeptanz für diese allgemeine Praxis wächst. „Amazon Alexa, Googles
zur Plattform 87
Digitale Transformation in der Wirtschaft
Home oder Apples Siri, ausgestattet mit Künstlicher Intelligenz (KI), erleben
gerade den großen Durchbruch.“49
Die Überwindung der manuellen Tasteneingabe stellt dabei einen entschei-
denden Schritt dar, Mensch-Maschinen-Interaktion auch auf kleinere Geräte
auszuweiten. Die Darstellung einer Tastatur auf einem Bildschirm setzt eine
gewisse Bildschirmgröße voraus, sonst wäre die Anzeige nicht zu bedienen.
Wenn Geräte über verbalen Austausch gehandhabt werden könnten und
nicht mehr durch händische Dateneingabe, dann ließe sich beispielsweise
auch ein gewöhnlicher Ring in ein smartes Objekt umwandeln. IBM hat mitt-
lerweile einen Chip von der Größe eines Salzkorns entwickelt; dieser lässt
sich in viele Gegenstände einpassen.
Die Weiterentwicklung der verbalen Kommunikation zwischen Menschen
und Maschinen besteht dann in der Steuerung von Maschinen durch Gedan-
ken. Der skizzierte Entwicklungsprozess verläuft von der händischen Daten-
eingabe zur verbalen Bedienung einer Maschine hin zur Steuerung durch Ge-
danken.
Brain-Computer-Interfaces (deutsch: Hirn-Maschinen-Schnittstellen) er-
möglichen die Verbindung aus menschlichem Gehirn und Computer. Auf
Grundlage der Beobachtung, dass bereits geistige Vorstellungen messbare
Hirnaktivitäten auslösen, sollen Brain-Computer-Interfaces merkliche Ge-
hirnaktivität in konkrete Steuersignale für Anwendungen übersetzen. Weder
muss also eine Anweisung in eine eingetippte Information übertragen, noch
in verbale Form gebracht werden. Bereits der Gedanke veranlasst die beab-
sichtigte Reaktion aufseiten der Maschine. Es existieren bereits erste An-
wendungsbeispiele, die belegen, dass dieser technologische Entwicklungs-
schritt funktioniert. Ob die Entwicklung hingegen auch die gesellschaftliche
Akzeptanz erfahren wird, dass Gedanken online geschaltet werden, ist eine
andere Frage.
Für den Gegenstand des E-Commerce besteht auf alle Fälle die Aufgaben-
stellung, auf diese Entwicklung zu reagieren. In Online-Shops Darstellungs-
formen und technologische Reaktionsmuster zu etablieren, die auf diese
Entwicklungen reagieren, wird eine mittelfristige Aufgabe bilden, die Lösun-
gen bedarf.
zur Plattform 88
Digitale Transformation in der Wirtschaft
ferngesehen oder Radio gehört, dann zeigt sich eine klare und stringente
Trennung zwischen Sender und Empfänger einer Nachricht. Der Austausch
von Information erfolgt geradlinig von einem Sender zu einem Empfänger.
Die Funktionsträger sind stringent bestimmbar, ohne dass sie sich wechsel-
haft verändern lassen. Das Internet hingegen etabliert eine anders gelagerte
Kommunikationslogik. Es erlaubt, dass Personen, Institutionen oder Unter-
nehmen gleichzeitig sowohl als Empfänger als auch als Sender von Informa-
tionen agieren.
Damit kehrt sich die gängige Funktionsweise medial vermittelter Kommuni-
kation um. Nicht mehr gezielte und direkte Botschaften werden vom Sender
dem Empfänger übermittelt, sondern beide Parteien treten in einen diskur-
siven Austausch. Das gilt selbst während Phasen, in denen eigentlich klassi-
sche Medien konsumiert werden. Eine von Facebook in Auftrag gegebenen
Studie erklärt, dass 94 % der Fernsehzuschauer ihr Smartphone permanent
griffbereit hätten. Nur während ungefähr der Hälfte der Zeit, die faktisch vor
dem Fernseher verbracht wird, konzentrieren sich Zuschauer auf den Fern-
seher selbst. Einer der Hauptgründe für die Unaufmerksamkeit liegt im griff-
bereiten Smartphone. Der Wert fällt noch weiter während der Werbepau-
sen. Nur ein Viertel der Zuseher konzentriert sich während der Werbeblöcke
auf den Fernseher, drei Viertel nutzen die Unterbrechung, um auf dem
Smartphone aktiv zu werden. Die Aufmerksamkeit wird abgewandt, ver-
schiedene Kommunikationskanäle zeitgleich genutzt.50
Der wichtigste Grund, warum Personen auch während des Fernsehens das
Smartphone nutzen, ist die Tatsache, dass sie fortdauernd verbunden sein
möchten. Dieses Bedürfnis sollten nun auch Anbieter zu nutzen verstehen,
die ihre Kunden erreichen möchten.
Durch die Ausbreitung des Internets haben sich die Prinzipien medialer Ver-
mittlung neu definiert. Nicht mehr eine eindimensionale, durch klassische
Massenmedien vermittelte Kommunikationsstrategie muss seitens der Un-
ternehmen erarbeitet werden. Stattdessen braucht es interaktive Mechanis-
men, die potenzielle Abnehmer als Gesprächspartner einzubinden verste-
hen, um diesen als Empfänger und Absender wesentlicher Informationen
wertschätzend zu begegnen.
War bisher beispielsweise die Publikation einer Produktbroschüre im Mar-
keting ein wesentlicher Schritt, um potenzielle Interessenten ausreichend
anzusprechen, würde es heute ergänzender Maßnahmen bedürfen. Dabei
könnte die Etablierung von Social-Media-Kanälen gleichermaßen sinnvoll
eingesetzt werden, wie der Aufbau eines eigenen Webstores, der direkte
Kundenrückmeldungen ermöglichen würde. Ein entscheidendes Merkmal
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ein annehmbarer Preis geboten, dann hat der Händler eine wichtige Funk-
tion für die Kunden erfüllt. All diese Aspekte bilden für Kunden eine essenzi-
elle Dienstleistung. Händler wirken in diesem Fall auch als verlässliche In-
stanzen, die Informationen im Markt sammeln und verteilen. Kunden verlas-
sen sich auf diese Expertise; allein durch die Auswahl, mit welchem Händler
sie in Kontakt treten, wird ein Vertrauensbeweis erbracht. Im klassischen
Regelfall wählen Kunden oft vorweg den bevorzugten Händler und das ge-
kaufte Produkt aus dem vorhandenen Sortiment.
Diese Logik und Abfolge verändert sich durch das Wesen des E-Commerce
fundamental. Produkte lassen sich nunmehr schnell und unkompliziert glo-
bal finden. Nicht das Urteil des Händlers gilt als Maßgabe, sondern in eige-
nen Peergroups werden Empfehlungen eingeholt – seien es thematische Fa-
cebook-Gruppen, Online-Rezensionen, Bewertungsportale oder Preisver-
gleiche. Diese Vorauswahl trifft bereits auf die Hälfte aller Kunden zu, die
online Produkte beziehen.52
Der kaufverhaltensspezifische Unterschied zwischen stationärem Handel
und E-Commerce liegt in der Abfolge der Schritte, die Konsumenten set-
zen:
Im stationären Handel wird normalerweise zuerst der Anbieter ausgewählt
und anschließend das Produkt.
Im E-Commerce wird zuerst das Produkt ausgesucht, dann der Anbieter ge-
wählt.
Eine Einschränkung sei diesbezüglich explizit gemacht: Die Aussage, dass bei
E-Commerce immer zuerst das Produkt und dann der Anbieter gefunden
wird, sollte in Anbetracht der fast monopolistischen Macht von Amazon in
einigen Bereichen mit Vorsicht genutzt werden. Hier findet die Anbieteraus-
wahl durch Programme wie Prime bereits vor der Produktauswahl statt.
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Digitale Transformation in der Wirtschaft
Werden folglich die Grundlagen des Online-Handels skizziert, dann gilt es,
technologische, kulturalistische und betriebswirtschaftliche Aspekte zu ver-
stehen:
Um die technologischen Grundlagen zu ermessen, verlangt es sowohl nach
Kenntnis des aktuellen Istzustands beim Surfverhalten gewöhnlicher Kun-
dInnen, als auch nach einem mitbedachten Bewusstsein, über anstehende
Trends zu reflektieren. Gerade eine klarsichtige Perspektive in die Zukunft
bewahrt vor zu großer Beharrlichkeit, da der stattfindende Wandel deutlich
wird.
Durch die technologische Grundstruktur begründen sich kulturalistische Ver-
haltensweisen. Anders als vorangegangene Formen der Massenkommunika-
tion fördert Online-Kommunikation Interaktivität, persönliche Ansprache
und Multimedialität. Kommunikation geschieht bidirektional, die Rollenzu-
schreibungen von Empfänger und Sender wechseln. Interaktivität wird zur
geforderten Praxis.
Diese zentralen Wechselbeziehungen werden schließlich um die betriebs-
wirtschaftlichen Grundlagen ergänzt. Dabei müssen zwei Zugänge reflektiert
werden: Welches Geschäftsmodell verfolgt ein Unternehmen? Welches Bu-
sinessmodell verschafft der Geschäftspraxis eine materielle Grundlage?
Werden Inhalte kommerzialisiert (E-Content), wird eine Vermittlungstätig-
keit angeboten (E-Connection), vorhandene Informationen zusammenge-
fügt (E-Context) oder Produkte vertrieben (E-Commerce)?
Alle diese Funktionalitäten verlangen nach neuen Geschäftsmodellen und
Einnahmequellen, um der Geschäftspraxis eine materielle Geschäftsgrund-
lage zu geben.
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Digitale Transformation in der Wirtschaft
Pure-Online-Handel
Dieser stellt eine reine Form des Online-Handels dar. „Online-Pure-Plays“
haben sich zu einer nennenswerten Größe im Online-Handel etabliert und
besitzen einen Marktanteil von 34 %. Speziell für kleine Betriebsgrößen in
Form von Start-ups oder hochspezialisierte Anbieter stellt dies eine attrak-
tive und flexible Verkaufsform zur Produkt- oder Dienstleistungsvermark-
tung dar. Fortschreitende technische Entwicklungen und die verstärkte Ein-
führung innovativer Geschäftsmodelle wie „Community-driven Shopping“,
„E-Rentals“, „Subscriptions“ oder „Mitch & Match“ werden diese Entwick-
lung zukünftig weiter vorantreiben.
Kooperierender Online-Handel
Vermehrt sind auch Kooperationen zwischen Online-Händlern zu beobach-
ten. Großhändler, Verbundgruppen, Hersteller oder Institutionen schließen
sich über Portale zusammen und stellen somit den „kooperierenden Online-
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Digitale Transformation in der Wirtschaft
Multichannel-Handel
Dieser hat aktuell das am stärksten wachsende Online-Volumen zu verzeich-
nen. Zumeist handelt es sich bei Multichannel-Händlern um Unternehmen,
welche dem stationären Handel entstammen, das Internet in das Betriebs-
portfolio aufgenommen haben und weiterführend nun Multichannel-Strate-
gien umsetzen bzw. verfolgen. Häufig lässt sich eine Umwandlung vom
„Brick-&-Mortar-Anbieter“ zum „Click-&-Mortar-Händler“ beobachten.
Brick & Mortar ist ein Anglizismus, der Unternehmen beschreibt, die Ge-
schäftstätigkeiten in klassischen Geschäftslokalen abwickeln. Der Aus-
druck Brick & Mortar – also Ziegel und Mörtel – bezeichnet die physische
Präsenz des Geschäftslokals. Diese Unternehmenstypen werden nun fall-
weise zu Click & Mortar, also zu Online-Unternehmen.
Stationären Einzelhändlern wird durch technologische Innovationen eine
völlig neue Form der Kundenorientierung eingeräumt und somit der kunden-
geforderten Multi-Optionalität Rechnung getragen. Jedoch handelt es sich
zweifelsfrei um die komplexeste Form des Online-Handels, da sehr hohe Fä-
higkeits- und Kompetenzanforderungen an die Unternehmen gestellt wer-
den.
Hybrider Online-Handel
Der oft fälschlicherweise als Multichannel-Handel bezeichnete „hybride On-
line-Handel“ umfasst Versandhändler, welche zusätzlich zum Katalogge-
schäft einen Online-Handel betreiben. Es wird also neben dem klassischen
Versand ein elektronischer Versand angeboten, was einem Parallelbetrieb
entspricht und einen zusätzlichen Bestellweg erschließt. Der hybride Indust-
riehandel greift auf bereits existierende Distanzhandelskanäle zurück. Dies
ermöglicht die Ausschöpfung existierender Versandstärken wie Logistik, Wa-
renwirtschaft und CRM-Fähigkeit des Unternehmens. Auch eine dadurch ge-
nerierte Sortimentsdynamik sowie Positionierungs- und Präsentationsflexi-
bilität und Senkung der Katalogkosten können positiv vermerkt werden.
Problembehaftet erweisen sich jedoch die Neuaufteilung des Frequenz- und
Sortimentsmanagements sowie die Synchronisation von Preis und Positio-
nierung. Während der Anteil, den der reine Versand ausmacht, rückläufig ist,
unterliegt der B2C-Distanzhandel einer kontinuierlichen Steigerung.
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Vertikaler Online-Handel
Jedoch ist in den letzten Jahren von allen Betriebstypen der „vertikale On-
line-Handel“ am stärksten gewachsen. Herstellungsunternehmen greifen
vermehrt auf elektronische Absatzkanäle zurück (z. B. Douglas, Mediamarkt,
Nike), um in das Direktgeschäft einsteigen und in weiterer Folge Disinterme-
diation betreiben zu können. Diese „geschlossene Hersteller-Händler-Kom-
bination“ inkludiert die gänzliche Beherrschung des Supply-Chains. In na-
hezu allen Branchen lässt sich der Trend zur Vertikalisierung erkennen. In
Anbetracht der Verfügbarkeit, Identifikation, Inszenierung und Abwechslung
sind vertikale Angebotsformen den traditionellen Handelsformen weitge-
hend überlegen. Die zumeist überdurchschnittliche Performance lässt sich
durch eine starke Einflussnahme auf Design und Sourcing und eine klare
Markenhandschrift erklären. Auf Herstellermarken wie Faber-Castell oder
Bang & Olufsen kann diesbezüglich verwiesen werden. Zukünftig wird auch
eine weitere Trendentwicklung in Richtung vertikaler Online-Handel erwar-
tet.
Neben den klassischen Typen lassen sich auch kontinuierlich neuere Formen
ausmachen. Sie sollen nun gesondert erklärt werden.
Das bedeutet, Unternehmen lernen online auch von ihren Kunden und pro-
fitieren von deren Expertise. Besonders diversifizierte Handelsplattformen
oder Vermittlungsplattformen übernehmen regelmäßig Agentenfunktionen.
Ihr Portfolio bietet Produkte, die von KundInnen besser verstanden werden
können, als es Unternehmen ohne gesonderte Spezialisierung möglich wäre.
Der Expertise der KundInnen wird also markante Bedeutung zugemessen –
sei es beispielsweise in der Form, dass Rezensionen veröffentlicht und Be-
wertungen abgegeben werden. Das Unternehmen nutzt all das Wissen sei-
tens der KundInnen, um Beratung anzubieten. Prosumenten entstehen.
Der Begriff Prosumer bildet ein Kofferwort, eine Verschmelzung der Begriffe
Produzent und Konsument. Personen arbeiten selbst an einer Dienstleistung
mit, die sie nutzen. Das können Menschen sein, die Wikis nicht nur lesen,
sondern auch eigene Beiträge verfassen. Es handelt sich um Personen, die
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Digitale Transformation in der Wirtschaft
Gerade die Dominanz großer Plattformen oder die Diversifizierung des An-
gebots durch Großkonzerne machen die Beiträge von Prosumern zu einer
entscheidenden Wissensquelle. Prosumenten wären auch deshalb eine
wichtige Gruppe, da sie aufgrund ihrer Sachkenntnis überdurchschnittliche
Ansprüche an einen Service oder an ein Produkt stellen. Die Aufgabe für
Plattformen mit diversifizierten Angeboten besteht also darin, sowohl den
Anforderungen von FachexpertInnen zu entsprechen als auch gewöhnlichen
KundInnenwünschen zu genügen. Das strategische Mittel, das gewählt
wurde, liegt darin, die Expertise von Prosumern einzubinden.
Diese Zusammenarbeit erscheint auch aus einem zweiten Grund als essen-
ziell, da sich immer mehr KundInnen online über Produkte informieren, auch
wenn sie sie dann schließlich offline beziehen. Eine Studie der niederländi-
schen Marktforschungsagentur DigitalsLBI kommt nach repräsentativer Um-
frage im Jahr 2015 zum Schluss, dass sich 87 % aller deutschen Endverbrau-
cher online bereits über gewünschte Produkte informieren, bevor sie im sta-
tionären Handel erworben werden.53
Das Phänomen, dass sich KundInnen online über Waren informieren, be-
vor sie stationär gekauft werden, wird häufig mit der Bezeichnung Rese-
arch Online, Purchase Offline bezeichnet.
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Strategien oder Sales-Aktivitäten. Das kann entweder Onsite oder Offsite ge-
schehen, sofern es sich um Online-Kommunikation handelt.
Bei allen Aktivitäten gilt es zu bedenken, dass aufgrund der interaktiven Lo-
gik von Internetkommunikation ein bidirektionaler Austausch zwischen
Nachfrager und Anbieter geschieht. Die Expertise potenzieller Abnehmer
wird auch als Referenz in den öffentlichen Austausch eingebunden.
Bei der Interaktion mit dem Kunden muss berücksichtigt werden, ob er aus-
schließlich online adressiert wird oder in hybrider Form durch online-offline
Interaktion. Dabei gilt es zu abstrahieren, welche Aktivitäten online und wel-
che offline vollzogen werden und wie eine ideale Kombination mit möglichst
umfassender KundInnenansprache verwirklicht werden kann.
Schließlich lässt sich noch der Zeitpunkt unterscheiden, ab wann die Interak-
tion mit KundInnen gesucht und forciert wird. Geschieht dies bereits vor und
während der Herstellung des Produkts, handelt es sich um eine Upstream-
Kundeninteraktion. Die KundInnen wirken direkt auf die Gestalt des Endpro-
dukts ein. Wenn sich die Interaktion im Anschluss daran vollzieht, also erst
nach Herstellung des Endprodukts geschieht, handelt es sich um eine soge-
nannte Downstream-Kundeninteraktion.
Als Customer Journey wird die Gesamtheit jener Phasen bezeichnet, die
eine durchschnittliche Interaktion mit KundInnen durchläuft, bevor es zum
Kaufabschluss kommt.
Awareness – Bewusstsein für ein Produkt oder eine Marke wird geschaffen
Die Praxis des Distanzhandels bildet einen bedeutsamen Faktor der Ge-
schäftsbasis des Online-Handels, die noch um die Aspekte der Geschäftsmo-
delle, Geschäftsorganisation und des Geschäftssystems ergänzt werden. All
diese Gesichtspunkte, die eng in Beziehung zueinanderstehen, führen
Distanzhandel bezeichnet jene Form des Einzelhandels, bei dem der Ver-
kauf weder am Standort des/der Käufers/Käuferin, noch am Standort
des/der Verkäufers/Verkäuferin abgewickelt wird, sondern aufgrund
räumlicher Trennung durch Kommunikationsmittel wie Telefon, Versand
oder durch das Internet.
die Bestellung online aufgeben, die Bücher selbst können aber im eigenen
Laden abgeholt werden. So lässt sich Loyalität festigen.
Unternehmen stellt sich die Aufgabe „[…] auf Basis der Geschäftsidee, des
Geschäftskonzepts sowie der Positionierung [eine Entscheidung zu treffen,
Anm.] [...], wie mit Online-Transaktionen Umsätze und Erträge erzielt
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Digitale Transformation in der Wirtschaft
werden sollen.“54 Es braucht konkrete und realisierbare Ansätze, wie sich die
Online-Geschäftspraxis in ein tragbares Geschäftsmodell übertragen lässt.
Grosso modo können diesbezüglich vier Kategorien aufgelistet werden:
So stellt sich die Homepage dar, wenn sie von einem Kollegen zum gleichen
Zeitpunkt abgerufen wird:
Auf diese Weise individualisiert sich das Internet. Suchergebnisse und Wer-
beanzeigen werden auf die Nutzer partiell und individualisiert zugeschnit-
ten. Für Werbekunden bietet sich der Vorteil, die Relevanz der
Die Homepage der Washington Post zeigt zusätzlich noch die Grundlage ei-
ner anderen Geschäftstätigkeit.
Klassische Erfahrungen aus dem stationären Handel sind nur begrenzt auf
den Online-Handel übertragbar, die Anforderungsprofile unterscheiden sich
wesentlich. Die Bedeutung der Verkaufsmitarbeiter bzw. des richtigen
Standorts, die Organisation des begrenzten Lagerbestands und die strategi-
sche Platzierung von Produkten im stationären Handel, preispolitische Ent-
scheidungen, die sich an der lokalen Konkurrenz orientieren, ein regional-
spezifischer Marketing-Mix etc., all diese Bedingungen werden obsolet.
Als wichtiges Prinzip gilt für den Online-Handel stattdessen die zentrale Kun-
denorientierung. Vor allem die Auslieferung bestellter Waren soll möglichst
verkürzt werden und fehlerlos geschehen, interne Prozesse müssen entspre-
chend optimiert werden. Bestell- und Absatzmarkt werden enger aneinan-
der herangeführt, diesbezüglich gilt es, durchgängige Prozesse zu gestalten.
Es empfiehlt sich für Unternehmen, die Online-Handel als eine strategische
Herausforderung ausmachen, generell, interne Strukturen vor allem auf den
reibungslosen Ablauf kundenorientierter Prozesse auszurichten.
Im Zuge erfolgreichen Online-Handels werden sich vertikale und horizon-
tale Organisationsstrukturen in Unternehmen zunehmend in Prozessorga-
nisationen verwandeln. Diesen strukturellen Veränderungsprozess zu lan-
cieren und zu organisieren, bildet eine der definitorischen Kernaufgaben
erfolgreichen Managements im Rahmen zeitgemäßer Unternehmenspoli-
tik.
Ein Unternehmen auf Grundlage von Prozessen zu organisieren, erfordert
eine radikale Veränderung bisher praktizierter vertikaler und arbeitsteiliger
Organisation. Dabei gilt es vor allem die kundenrelevanten Prozesse zu er-
kennen. Denn diese sind es, die einen Wettbewerbsvorteil ausmachen. Ge-
rade im Online-Handel müssten also strategisch relevante Prozesse, jene
Verfahren erkannt werden, die als kundenzentrierte Kernprozesse auszu-
machen sind. Beim Online-Handel sind das alle Verläufe und Entscheidun-
gen, die direkt mit dem Vertrieb verbunden sind. Diese Kernprozesse wer-
den ergänzt um Supportprozesse, die keinen direkten Marktkontakt haben
müssen, vielmehr „Zulieferfunktionen für diese Kernprozesse besitzen“56.
Die Leistungsverflechtung sollte möglichst komplikationslos und integriert
geschehen, aber auch so eigenständig erkennbar und separierbar bleiben,
dass sie im Bedarfsfall outgesourct werden kann – sei es im Bereich des Mar-
ketings, des Kundensupports usw. Ob das tatsächlich geschieht, bleibt eine
56 Heinemann (2019), S. 95
Amazon baut beispielsweise seine Marktpraxis auf dem Ansatz der Custo-
mer-Value-Delivery-Chain auf. In der Eigenwahrnehmung und Konzernaus-
richtung steht als Unternehmensmission nicht die Aufgabe, den technologi-
schen Fortschritt voranzubringen – sondern die Konzentration auf Kunden-
bedürfnisse und der Wille, ein Angebot an Lösungsvorschlägen für Kunden-
probleme zu liefern. Technologie wird also Mittel zum Zweck. Jeff Bezos, Un-
ternehmensgründer von Amazon, erklärt selbst, wie sich der Buchversand,
der Amazon anfänglich war, kontinuierlich zu einem digitalen Gesamthandel
weiterentwickelte: Amazon trat früh an existierende Kunden heran und
fragte diese, was sie außer Büchern noch über den Online-Shop von Amazon
beziehen wollten. Auf Grundlage der Antworten hat das Unternehmen ver-
standen, dass die Wünsche der Kunden enorm breitgefächert waren, sich
aber alle Kunden vorstellen konnten, die gewünschten Produkte auf dem-
selben Wege zu beziehen, wie es bis dahin ausschließlich mit Büchern bzw.
später auch mit Musikartikeln getan wurde. Am Beginn der Unternehmens-
geschichte standen deshalb Bücher, weil sie im Vergleich zu anderen Pro-
dukten am besten lagerfähig und versendbar waren. Das war der ausschlag-
gebende Grund von Amazon, als Buchversand zu beginnen.
Ein entscheidender Unterschied zum stationären Handel, der bei der Kon-
zeption von Geschäftsorganisationen im Online-Handel zu bedenken ist,
liegt im Sachverhalt begründet, dass die Personalkostenanteile entschieden
geringer sind. Funktionell ist das auch möglich, weil Kunden selbst für den
Rechercheaufwand aufkommen, der sonst durch Fachpersonal besorgt wird.
Doch nicht nur die Personalkosten sollten sich durch Kundenzentrierung re-
duzieren, auch Prozesskosten können minimiert werden. Wird die Ge-
schäftsorganisation maßgeblich auf die Online-Kunden ausgerichtet, lassen
Wie setzt sich diese Summe zusammen? Die Kostenkalkulation zeigt simul-
tan auch einen Verfahrensweg, wie beim Aufbau eines Online-Handels vor-
gegangen werden kann. Der Ansatz denkt vom Ausgangspunkt weg, dass be-
reits eine konkrete Vorstellung über den Inhalt des Online-Shops vorliegt
und nun operativ der Aufbau folgt.
Kosten-
Aktivität Geschätzte Kosten
punkt
1 Intensiv-Workshop mit E-Commerce-Berater 5.000 €
Shop-Software im Falle von Enterprise-Versi- Bis zu
2
onen mit Support 15.000 €
3 Design-Anpassungen 100 € / Arbeitsstunde
Software für Warenwirtschaft und Versand- Bis zu
4
handel 15.000 €
5 Produktlager und Lagerausstattung 5000 €
6 Fotograf und Texter 700 € / Tag
7 Rechtsberatung 400 € / Arbeitsstunde
In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage, welche dieser Aufgaben
nicht als Service zu erwerben wäre, sondern eigen- und selbständig verwirk-
licht werden könnte.
Eine Aktivität, die beispielsweise zum Teil mit eigenen bzw. internen Res-
sourcen bewältigt werden kann, besteht im technischen Aufbau des Online-
Shops selbst. Dafür lässt sich etwa die Open-Source-Software WooCom-
merce nutzen.
Das Programm WooCommerce wirkt als Plug-In bei Wordpress. Wenn also
Content-Management über Wordpress organisiert wird, kann man das kos-
tenlose Plug-In WooCommerce aktivieren, um eigene Online-Shops zu er-
stellen und zu aktualisieren.
erklärt sich auch vor dem Hintergrund, dass Wordpress selbst das am meis-
ten verwendete Programm darstellt, um auf Webseiten Content-Manage-
ment abzuwickeln. Sowohl eine einfache Nutzung von Wordpress als auch
das Plug-In WooCommerce kann kostenfrei geschehen. Bei Entrichtung be-
reits niedriger Nutzungsgebühren können schon unterschiedliche Zusatz-
funktionen in Anspruch genommen werden.
8 Fazit
Mit Solidität lässt sich prognostisch behaupten, dass die Industrieproduktion
durch die Fortentwicklung der Digitalisierung vehemente Transformationen
erfahren wird. Darauf gilt es nicht nur zu reagieren. Vielmehr möchte durch
innovative Maßnahmen der Transformationsprozess eigenständig gestaltet
werden und die entwickelten Lösungen selbst dürfen sich aus volkswirt-
schaftlicher Sicht als nachgefragtes Exportgut eignen. Im Zusammenspiel aus
Politik, Wirtschaft und Wissenschaft werden im Rahmen umfassender Stra-
tegien hin zur Industrie 4.0 beispielsweise in Deutschland Kernkompetenzen
entwickelt und geschaffen, die einen Wettbewerbsvorteil für die Bundesre-
publik auch im Zeitalter intensivierter Globalisierung ausmachen. Die ideelle
Rahmenbedingung besteht darin, möglichst sicherzustellen, dass die heraus-
ragende Stellung der deutschen Industrie auch mittel- und langfristig fort-
dauert.
Das lässt sich bewerkstelligen, indem nicht auf eingeübte Muster und Ver-
fahren beharrt wird, sondern innovative Verfahren erfolgreich erprobt und
implementiert werden. Das Konzept der Industrie 4.0 gründet in diesem Zu-
sammenhang auf dem Erfolgspotenzial und Entwicklungshorizont des Inter-
nets der Dinge.
Das Internet der Dinge meint ein globales Netzwerk, als dessen aktive und
autonome Bestandteile Objekte agieren, die miteinander durch Datentrans-
fer selbstständig kommunizieren. Auf diese Weise werden reale und virtu-
elle Welt enger aneinandergeknüpft und integrativ verschränkt. Produkti-
onsprozesse, die nach zentraler Steuerung und einförmigen Abläufen ver-
langt haben, teilen sich nunmehr in modulare Abschnitte, die sich flexibel
verknüpfen und eigenständig organisieren. Anders als in der konventionel-
len Industrieproduktion bildet also kein standardisiertes Objekt das Ender-
gebnis eines standardisierten Fertigungsverfahren. Stattdessen bildet die
Herstellung von Sonderstücken, die den Bedürfnissen von KundInnen exakt
entsprechen, die gewöhnliche Praxis. Dieser Entwicklungsschritt wird vor-
rangig durch die operationale Funktionalität von cyber-physischen Systemen
ermöglicht. Je ausgereifter diese Systeme werden, umso umfassender wird
die Ausbreitung eines kommunikativen, adaptiven und interaktiven Netzes
korrespondierender Gegenstände, die selbstorganisierende Systeme etab-
lieren.
feststellen lässt, ist ein durch Digitalisierung erwirkter Umbruch in der Pro-
duktion und die erhofften Entwicklungspotenziale.
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