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Ÿ Der Besserwisser

Ÿ Krankes Kino
Ÿ Stiftung Wahrnehmungstest

Buchvorstellungen
Morbus Dei, Advocatus Diaboli, Die Eiswolf-Saga,
Die weitere Welt, Theoretisch phantastisch,
Scream, Im Bann der Lilie

Portraits
- Aino Laos
- Andrä Martyna

... und natürlich jede Menge Kurzgeschichten, Interviews und tolle Bilder
vorwort

Liebe Leserinnen und liebe Leser, aufbereitet. Möglicherweise ist ja was


irgendwie scheint mir nichts Rechtes für euch dabei.
für das Vorwort einfallen. Deshalb Außerdem gibt es noch Interviews mit
werde ich es diesmal kurz und knackig dem Autorenteam Bauer/Zach, mit
halten. Gabriela Bieber und dem Multitalent
Ihr werdet euch vielleicht wundern, Aino Laos. Ein sehr lesenswerter
wo das Top-Thema hingekommen ist. Artikel beschäftigt sich mit der
Der einfache Grund ist, dass wir ab "künstlichen Intelligenz". Und natür-
sofort kein Top-Thema mehr haben lich wieder jede Menge Kurzgeschich-
werden. Mein vorhandenes Material ten und Bilder.
reicht einfach nicht aus und ich kann Freuen dürfte ihr euch auf die Kolum-
so auch besser die vorhandenen Bei- nen unsers fleißigen Redakteurs
träge verteilen. Sollte sich ein Schwer- Markus Kügle "Der Besserwisser",
punkt abzeichnen, so werde ich das "Krankes Kino" und "Stiftung Wahr-
kurzfristig einplanen. nehmungstest". Sie sind inzwischen
Unser angekündigter Wettbewerb fester Bestandteil des SpecFlash
wird nochmals um eine Ausgabe nach Magazins und ich persönlich möchte
hinten verschoben. Wir sind leider sie nicht mehr missen.
nicht so dazu gekommen das Ganze
auszuarbeiten, wie wir wollten. Aber Alles in Allem ist es die bisher umfang-
aufgeschoben ist nicht aufgehoben. reichste Ausgabe, mit 125 prall
Dafür präsentieren wir euch von der gefüllten Seiten. Ich hoffe, sie findet
befreundeten Webseite Trekzone.de euer Gefallen und ihr haltet uns die
einen Artikelwettbewerb, bei dem ich Treue. Die nächste Ausgabe wird dann
in der Jury mitwirken darf. Das Thema pünktlich am 01.April erscheinen.
des Wettbewerbs lautet: "2012 - Allen Mitwirkenden möchte ich herz-
Mediale Panikmache oder realisti- lich danken und wünsche ihnen und
sches Szenario?" Um rege Beteiligung allen Lesern ein geruhsames Weih-
wird gebeten :-) nachtsfest und einen guten Rutsch ins
Weihnachten steht kurz bevor nächste Jahr.
(zumindest bei Veröffentlichung des Rainer Schwippl
Magazins) und vielleicht sucht der
eine oder andere noch ein passendes Chefredakteur
Geschenk. Da hätten wir für euch
einige interessante Buchvorstellungen
inhalt

6 Buchvorstellung „Morbus Dei“ 12 1001 Nacht


von Carola Kickers
9 Portrait und Interview mit Bauer/Zach
36 Begenungen - Teil 3
14 Buchvorstellung „Advocatus Diaboli“ von Michael Köckritz

18 Buchvorstellung „Die Eiswolf-Saga“ 72 Gorons erster Einsatz


von Andreas Blome
24 Portrait „Aino Laos“
87 Die Seele jenseits des Metalls
52 Buchvorstellung „Die weitere Welt“ von Kai Krzyzelewski

58 Portrait und Interview mit Gabriela 108 Der schöne Fremde


Bieber von Andrea Tillmanns

61 Kolumne: Krankes Kino 114 Schöne Bescherung


von Andrea Tillmanns
62 Buchvorstellung „Theoretisch
phantastisch“
63 Artikel „Künstliche Intelligenz“
81 Kolumne: Der Besserwisser 2 Vorwort
82 Buchvorstellung „Scream“
3 Inhaltsverzeichnis
84 Rezension „Erbin des Schicksals“
86 Rezension „Rückkehr ins Wunderland“ 4 Script-O-Meter
98 Comic „Kopflos“
117 Wettbewerb
106 Rezension „Locke & Key, Bd. 1“
110 Portrait „Andrä Martyna“ 120 Veranstaltungen

119 Buchvorstellung „Im Bann der Lilie“


121 Künstlernachweis

125 Impressum
script-o-meter
von Markus Kügle
Stiftung
Wahrnehmungstest
Wo bleibt die Spekulative Fiktion im Winter?
Hier, bei uns!

Ungewohnte Perspektiven! Originelle Sichtweisen!! Das wollen LeserInnen fantastischer


Kurzgeschichten und das kriegt sie. Denn genau dafür steht SpecFlash schließlich mit seinem
guten Namen. Diesmal gehören eine märchenhafte Dichtung, ein gruseliges Prosastück und
gleich zwei utopische Fiktionen zu den ausgewählten Texten. Und das ist noch nicht alles!
Passend zum Frohen Fest gibt es noch als Geschenk eine fantastische Satire.

Um einen Aufstieg in höhere Sphären geht es bei Andrea Tillmanns, die mit ihrem schönen
Fremden eine parabelhafte Romanze aus dem (Be)Reich graziler Fabelwesen erzählt. Die Elfeline
Celusa will das Fliegen lernen und es scheint, als würde sie damit nicht nur den Erdboden, sondern
auch gleich das Stadium ihrer Adoleszenz hinter sich zurück lassen. Tieferer Sinn in einem
romantisch geschilderten Mikrokosmos also. Und die Flügel der Elfen glänzen dabei im Sonnen-
strahl wie flüssiges Gold …

„Planet panic attack“ lautet derweil das Motto bei Andreas Blome. Der schickt den tentakelösen
Goron zu seinem ersten Einsatz – hoffentlich war es nicht der Letzte! Vereinzelt mit dem Flair der
80er Jahre, was nicht nur am „Soundtrack“ von Jackos Thriller liegt, sondern auch an den typischen
SF-Szenarien dieser Zeit, bekriegen sich Schwarze Söldner, Battle-Techs und Mechs auf dem
Planeten Magara. Deswegen ist eine Hilfsaktion in diesem Krisengebiet auch dringend vonnöten.
Und die findet auch überaus beeindruckend statt. Da soll(te) sich die UNO mal eine Scheibe von
abschneiden.

Währenddessen entdeckt Kai Krzyzelewski ein paar Lichtjahre entfernt in einer beinahe
unheimlichen Begegnung der dritten Art eine menschliche Seele jenseits des Metalls. Der tüchtige
Soldat Major Leonard Hibrow macht im berüchtigten AmbrOasiS-System eine Entdeckung, wie
sie sich Stanislaw Lem nicht hätte metaphysischer ausdenken können. outer space wird eben
immer mehr zum inner space: Betont eindringlich belegt dieses schriftliche Zeugnis über den
(ersten) Kontakt die Erkenntnis, dass wahrhaft große Mysterien nicht nur in fremden, fernen
Welt(räum)en zu finden sind, sondern in uns, in den Untiefen des eigenen Bewusstseins.

Allerdings fällt der aktuelle Zeitbezug auch nicht vollkommen unter den Gabentisch. Schließlich
haben wir bald Weihnachten! Darum wünscht uns Andrea Tillmanns auch lakonisch eine Schöne
Bescherung. Wobei ihr Fest eher roh, als froh ist - zumindest aus der Sicht einer Tanne, die sich
bei näherer Betrachtung dann doch als Fichte herausgestellt hat. Mit trockenem Humor werden
die grotesken Auswüchse dieses alljährlichen Rituals zutage gefördert und zudem gibt es noch
sehr amüsant den Deko-Tip, dass roter und silberner Firlefanz als Baumschmuck nicht zu einem
script-o-meter
von Markus Kügle

goldenen Stern auf der Spitze passen. Kein Wunder also, wenn die Tanne anschließend die
Schnauze voll hat … Diese Geschichte ist ein Muss für jeden Weihnachtsmuffel, denn von Andrea
T. fühlt er sich garantiert verstanden.

Ganze 451° Fahrenheit auf dem Script-O-Meter erreicht hat diesmal allerdings Carola Kickers
mit ihrer Geschichte von „1001 Nacht“. Subtiler Grusel, überaus elegant geschrieben, der clever
mit den Erwartungen des Lesers spielt (das beginnt schon beim Titel!) und bestehende Konven-
tionen geschickt gegen den Strich bürstet. Denn viele Dinge sind nicht mehr dieselben, wenn man
sie von der anderen Seite betrachtet …

© Maike Gerstenkorn
buchvorstellung
Morbus Dei
von Matthias Bauer und Bastian Zach

Ein Buch wie ein guter Film: Matthias Bauer


und Bastian Zach erzählen eine Geschichte
voller Spannung, Dramatik und Emotionen,
eingebettet in die dichte Atmosphäre von
Aberglaube, Bedrohung und Furcht.
Ein einsames Bergdorf vor 300 Jahren: Von
einem Schneesturm überrascht, verschlägt es
den Deserteur Johann List in diese abgeschie-
dene, von Furcht und Aberglaube beherrschte
Gegend. Schnell ist ihm klar, dass mit dem
Dorf etwas nicht stimmt, dass ein düsterer
Schatten über den Bewohnern liegt - Tiere
werden getötet, Menschen verschwinden,
vermummte Gestalten lauern in den finsteren
Wäldern.
Als Johann sich in die Tochter eines Bauern
verliebt, beschließt er, mit ihr das Dorf zu
verlassen. Doch noch bevor sie verschwinden
können, eskaliert die Situation und ein Kampf
auf Leben und Tod beginnt ...
HAYMONtaschenbuch 46, Haymon
Taschenbuch Verlag 2010, 296 Seiten, €
9.95, ISBN 978-3-85218-846-1
http://www.haymonverlag.at/haymontb/buch
.php3?buchid=846

Meine Meinung:
Ich bin zwar erst bei der Hälfte des Romanes angekommen, aber da sich der Erscheinungstermin des Magazins mit riesigen Schritten nähert,
werde ich euch meine bisherigen Eindrücke schildern.
Die Geschichte spielt in Tirol vor 300 Jahren, wobei nicht genau geschrieben steht wo. Ein Hinweis liefert eine kleine Textstelle, wo der Ort
Schwaz erwähnt wird. Da ich schon einige Male an Schwaz vorbei gefahren bin, kann ich mir die Umgebung sehr gut vorstellen.
Alles ist sehr authentisch beschrieben und man kann sich sehr gut in die logisch handelnden Akteure hinein versetzen.
Die Spannung baut sich kontinuierlich auf und man fiebert mit, was wohl als nächstes passieren wird. Wie ein Damoklesschwert hängt das
hintergründige Grauen über der ganzen Szenerie, bereit herab zu stossen und die Menschen hinweg zu fegen.
Ein kleiner Minuspunkt ist meiner Meinung nach die fehlende Erklärung für einige österreichische Ausdrücke. Man kann es sich zwar
größtenteils zusammenreimen, aber dennoch wären Fussnoten oder ein Glossar schön gewesen.
Wie gesagt bin ich erst bei der Hälfte des Romans, möchte aber trotzdem 8 von 10 Punkten vergeben, in der Hoffnung, dass der Rest der
Geschichte so weitergeht, wie sie angefangen hat. Klare Kaufempfehlung.
Rainer Schwippl →
buchvorstellung
Morbus Dei
von Matthias Bauer und Bastian Zach

Leseprobe 1: starrten ihn Symbole an – diesel- Dann hörten sie es.


ben wie an der Decke der Kammer Alle verstummten.
Ein kleines, tief verschneites Dorf
und am Heustadl –, tief in die
tat sich vor Johann auf, wie eins Etwas heulte aus den Wäldern
Balken über Türen und Fenster
dieser tragbaren Dioramen, die er herab. Es war ein unheimlicher,
geschnitten, manchmal mit roter
einmal bei einem Schausteller klagender Laut, der an- und
Farbe verstärkt.
gesehen hatte, vor langer Zeit. abschwoll und in den Ohren
Sie zogen ihn geradezu hypno- wehtat.
Die Höfe des Dorfes waren alt
tisch an, ließen ihn den eisigen
und verwittert, rußgeschwärzt und Johann konnte das Heulen nicht
Wind, der plötzlich aufkam, nicht
schmucklos, und sie schienen sich einordnen. Ein Wolf? Aber dafür
spüren, obwohl er sein Gesicht
vor der klirrenden Kälte und den war es fast –
brennen und seinen Atem gefrie-
weißen, schroffen Bergen, die sie
ren ließ … Plötzlich begann eines der
umgaben, zu ducken. Die massiven
Eiszapfen zeugten davon, dass der Johann musste sich fast gewalt- kleinen Kinder zu weinen. Der Laut
Winter mittlerweile alles fest im sam losreißen, zwang sich weiter- aus den Wäldern brach ab, die
Griff hatte. Rauch quoll aus den zugehen. Mittlerweile wurde es Mutter nahm das schreiende Kind
Schornsteinen, aber keine Men- dunkler, die letzten Sonnenstrah- in den Arm. Alle fingen wieder an
schenseele war zu sehen, und über len verschwanden hinter den zu sprechen, aber sehr gezwun-
allem lag Stille, noch unmittelbarer schroffen Bergen. Johann gen, die gute Stimmung war dahin.
als in der Kammer, noch beunruhi- beschleunigte seine Schritte; Die Frauen begannen, die Tische
gender. irgendetwas an diesem Dorf, an abzuräumen.
den Bergen, an der Stille war Das Fest war zu Ende.
Johann sah sich um: Die Wälder
unheimlich. Er hatte sich immer
hinter dem Dorf kletterten steil Johann blickte in die Wälder
auf seine Sinne und seinen Instinkt
den Berg hinauf, die Baumgrenze hinauf, aus denen das Heulen
verlassen können, und sie sagten
war wegen der tief hängenden gekommen war. Glitzernd weißer
ihm nur eines, seit er durch das
Wolken nicht auszumachen. Der Schnee, eisblauer Himmel, der sich
Dorf schritt.
Talkessel wirkte bedrückend, jetzt in der Dämmerung langsam
Johann kam sich vor wie in einer Verlass diesen Ort so schnell wie orange färbte – eine schöne Sze-
Falle. Nur Menschen wählen einen möglich. nerie, über die sich schlagartig ein
solchen Platz, dachte er, kein Tier Schatten gelegt hatte.
würde sich freiwillig in die Ecke
Leseprobe 2: Ein Schatten, der die Berge feind-
zwängen.
lich und den Schnee tödlich kalt
Langsam ging er den Weg ent- Die Sonne stand schon tief, und wirken ließ.
lang, der zwischen den Häusern obwohl es schneidend kalt war,
dachte noch niemand daran, das Der imstande war, einem ausge-
hindurchführte. Seine Schritte
Fest zu beenden. Mittlerweile lassenen Fest binnen weniger
knirschten auf dem hart gefrore-
hatten alle gegessen, die Kinder Momente alles Leben auszusau-
nen Schnee, ein Geräusch, unna-
rutschten auf der Wiese herum, gen.
türlich laut, fast störend. Als
Johann die Häuser auf beiden immer im Auge ihrer Mütter. Die Ein Schatten – den zu kreuzen
Seiten näher betrachtete, blieb er Männer tranken Schnaps und Johann gezwungen sein würde,
unwillkürlich stehen: Wieder rauchten. das wusste er plötzlich instinktiv.

buchvorstellung
Morbus Dei
von Matthias Bauer und Bastian Zach

Er fröstelte unwillkürlich, dann "Vielleicht sollten wir doch Aber in den Wäldern vor ihnen
ging er zu den anderen, um beim besser –" war nichts, davon war Albrecht
Abbau der Stühle und Bänke "Halt's Maul, Bauer!" Missbilli-
überzeugt. Märe und Aberglaube,
mitzuhelfen. gend beobachtete der Komman-
die mit der Zeit immer mehr auf-
gebauscht wurden, waren eine
dant seine Männer, ärgerte sich
Spezialität der Landbevölkerung.
über ihre Ungeschicklichkeit.
Leseprobe 3: Und wenn sie nichts finden
Der Nebel wurde immer dichter,
Die dichten Nadelbäume ließen würden – Albrecht wusste, dass
bis die Sicht kaum mehr als zehn
nur wenig Licht durch, dafür sein gesamter Trupp des Totschla-
Schritte betrug. Der alte Albrecht
schützten sie vor dem tobenden gens müde war, aber wahrschein-
sah besorgt in die weiße Wand vor
Sturm. Immer wieder sauste eine lich würde der Kommandant ein
ihnen. "Ich werd vorauslaufen,
Ladung Schnee von den Wipfeln, Exempel statuieren.
sonst rennen wir hier noch in
die vom Wind gebeutelt wurden,
einen Hinterhalt." Statuieren müssen.
und ergoss sich auf den Waldbo-
den und die Männer. "Ist gut, Albrecht", entgegnete Albrecht blickte wieder nach
der Kommandant, "aber lass dich vorn, stutzte: Undeutlich konnte
Die Formation des Trupps hatte
nicht überraschen." er etwas im Nebel erkennen, es
sich aufgelöst, die Männer suchten
schien zwischen den Baumgrup-
sich jeder selbst einen Weg durch Der Adjutant nickte knapp, dann
pen vor ihm zu hängen … Er
die verkrüppelten Bäume. In regel- eilte er davon und wurde von der
beschleunigte seine Schritte,
mäßigen Abständen blieben die Nebelwand verschluckt.
umfasste seinen Säbel.
Soldaten im verspießten Wurzel- Albrecht blieb stehen, blickte
werk hängen, das von einer Umrisse verdichteten sich.
hinter sich. Das Knacken bre-
dünnen Schneeschicht hinterhältig Bäume. Und dazwischen –
chenden Holzes und das Klirren
getarnt war, und stürzten fluchend des Kampfgeschirrs verrieten auch Der alte Kämpfer, der schon so
zu Boden. Die Bauern hingegen einem Blinden, dass hier ein Trupp viel gesehen hatte, blieb stehen,
stiegen über alle unsichtbaren im Anmarsch war. sein Säbel fiel in den Schnee.
Fallen hinweg, sie waren das Auf-
steigen im Winterholz gewohnt. Er schüttelte den Kopf. Sollte sie Das Unaussprechliche war einge-
da oben wirklich das Unaussprech- treten.
"Eure Soldaten werden sich noch liche erwarten, wie es die Bauern
alle Knochen brechen", stichelte © 2010 Zach / Bauer
beteuerten, dann würden sie sich
Riegler in Richtung des Komman- schon von weitem verraten.
danten.
portrait / interview

Die Autoren:

Bastian Zach, geboren 1973 in Leoben, Grafik-


Designer, seit 2007 Schnitt- & Synchronregis-
seur.

Matthias Bauer, geboren 1973 in Lienz.


Studium der Geschichte und Volkskunde in
Innsbruck, Tätigkeiten im Verlags- und Ausstel-
lungsbereich sowie in der Erwachsenenbil-
dung.

Gemeinsam produzierten Matthias Bauer und


Bastian Zach die preisgekrönten Kurzfilme
„ausWEG“ (2001) und „[infinite]“ (2002) sowie
den Spielfilm „3 Zimmer, Küche, Tod“ (2006).
Bastian Zach Matthias Bauer

Interview mit Bastian Zach/Matthias Bauer Koproduktion sein, und so etwas zu realisieren dauert
normalerweise Jahre. Aber wenn die richtigen Bedin-
gungen da sind… wir stehen bereit.
Nach dem gemeinsamen Film „3 Zimmer, Küche, Tod“
nun der gemeinsame Roman „Morbus Dei“. Was Hat die Zusammenarbeit an dem Film so gut funktio-
dürfen wir als nächstes erwarten? Haben Sie sich niert, dass Sie damals spontan ein weiteres Projekt
schon festgelegt, ob Sie mehr in Richtung Spielfilm angefangen haben, oder war „Morbus Dei“ schon
oder mehr in Richtung Literatur weitermachen? länger geplant?

Bauer: „3 Zimmer“ ist ja schon ein paar Jahre her, wir Zach: Nein, „Morbus Dei“ hat schon eine längere
haben uns seitdem aufs Schreiben konzentriert. Eine Entstehungsgeschichte. Wir haben vor „3
Fortsetzung zu unserem Debütroman „Morbus Dei: Zimmer.Küche.Tod“ die Kurzfilme „ausWEG“ und
Die Ankunft“ ist in Arbeit, die Dreharbeiten zum „[infinite]“ gedreht. Nach „[infinite]“ wollten wir
schweizerisch-österreichischen Horrorthriller „One Spielfilme machen, und so haben wir die Idee zum
Way Trip 3D“ – zu dem wir das Drehbuch verfasst historischen Mystery-Thriller „Morbus Dei“ – damals
haben – sind seit kurzem erfolgreich abgeschlossen, noch unter dem Titel „Morbus Sanguinis“ – entwi-
und wir entwickeln ein neues Drehbuch für eine ckelt. Aus der Idee „Morbus Sanguinis“ wurde nach
große, internationale Kinoproduktion. Es läuft also mehreren Überarbeitungen ein Treatment namens
zur Zeit sehr gut. „Morbus Dei“. Eine Produktionsfirma hatte damals
auch Interesse, aber nachdem wir das Drehbuch
Zach: Andererseits – wer weiß, was kommt. „Morbus geschrieben hatten, wurde das Projekt von den
Dei“ z.B. hätte mit seiner Geschichte und seinen Filmförderungen leider abgelehnt.
visuellen Schauwerten großes Potential für einen
Kinohit. Aber dieser Kinohit würde ein hohes Budget Bauer: Aber wie es mit manchen Ideen ist – sie lassen
benötigen, denn ein Historienfilm im Winter ist nun einen nicht los, wollen raus aus der Schublade. Also
haben wir uns gesagt: gut, als Film hat „Morbus Dei“
einmal sehr teuer. Das müsste eine internationale →
portrait / interview

nicht funktioniert, warum nicht als Welche Vorbilder haben Sie im Köpfe zurecht zu rücken, wenn es
Buch? Also haben wir verschie- filmischen, literarischen und priva- angebracht war.
dene Verlage angefragt, ob Inter- ten Bereich? Der Titel „Morbus Dei“ (übersetze
esse an „Morbus Dei“ als Roman Zach: Ich mag, generell gespro- ich mal mit „Krankheit Gottes“)
bestünde. Das Interesse war da, in chen, alles, was mich bewegt und und das Symbol, welches auch im
der Folge haben wir das Drehbuch nicht mehr los lässt. Das können Roman eine Rolle spielt, dürfte
„Morbus Dei“ zu einem Roman packende Erzählstrukturen wie wohl von „Opus Dei“ abgeleitet
umgearbeitet. Acht Jahre nach der beim Film „Old Boy“ sein, oder worden sein. In wie weit haben Sie
ersten Idee war es dann soweit – neue Welten wie bei „Star Wars“ die kirchliche Organisation zur
der renommierte österreichische oder auch „Avatar“. Das betrifft Vorlage genommen?
Haymon-Verlag hat „Morbus Dei: übrigens auch Bücher, ich denke
Die Ankunft“ veröffentlicht. Zach: Auch wenn es die Ähnlich-
da an „Herr der Ringe“ oder, etwas keit vielleicht suggeriert, spielt der
Wie muss man sich das gemein- skurriler „Der Rumpf“. Im privaten Begriff nicht auf „Opus Dei“,
same Schreiben an „Morbus Dei“ Bereich meine Familie, die immer sondern auf einen zentralen Teil
vorstellen? Hat einer den Plot an mich geglaubt hat. der Geschichte an.
geliefert und der andere hat den Bauer: Von filmischen Vorbildern
Roman geschrieben, oder haben Bauer: „Morbus Dei“, die
kann man jetzt nicht direkt spre- „Krankheit Gottes“, ist das Herz
Sie die verschiedenen Abschnitte chen, aber mich beeindrucken,
aufgeteilt? der Story – mehr können wir aus
Regisseure, die, salopp gesagt, ihr Rücksicht auf alle, die das Buch
Zach: Wir gehen immer gleich vor. Ding kompromisslos durchziehen noch nicht gelesen haben, nicht
Zuerst überlegen wir uns grob den und damit ein vielleicht nicht verraten.
Storyverlauf, dann teilen wir uns immer makelloses, aber dafür her-
das Buch auf. Jeder schreibt seine vorstechendes Werk geschaffen Geht man als Schriftsteller mit an-
Sachen, dann schicken wir uns die haben. Sam Peckinpah, Stanley deren Augen durchs Leben?
Teile gegen, überarbeiten / kom- Kubrick und James Cameron z.B. – Schaut man sozusagen schon, was
mentieren das, schicken das in deren Trackliste finde ich kaum man für einen Roman verwenden
wieder dem anderen, das geht so Aussetzer. kann?
lange, bis wir eine erste Fassung Literarisch kann ich an dieser Stelle Zach: Bisher war es bei uns eher
erarbeitet haben, mit der wir nur einige Autoren nennen, die mir so, dass uns die Ideen und Stoffe
zufrieden sind. immer sehr gefallen haben, Vor- für unsere Projekte einfach einge-
Bauer: Diese erste Fassung glei- bilder wäre ebenfalls zu viel: J. D. fallen sind bzw. wir sie auf Auftrag
chen wir dann zum Schluss noch Salinger, Edgar Allen Poe, Franz entwickelt haben. Unterbewusst
einmal auf eventuelle Stilunter- Kafka, H. P Lovecraft, Charles "sammelt" man aber sicher vieles
schiede ab, und dann geht das Bukowski, Bret Easton Ellis, ein.
Manuskript ins Verlagslektorat. Stephen King. Bauer: Hie und da macht es aller-
Dieses Lektorat ist eminent wich- Privat - meine Eltern, die immer dings sofort klick. Im Fall von "3
tig, denn der Lektor hat den Blick hinter ihren vier Kindern standen Zimmer.Küche.Tod" hat z.B. mei-
von außen, ist objektiv und streng, und sie ermutigten, ihren Weg zu ne Schwester dringend nach einer
was man als Autor ab einem gewis- gehen, aber auch den Weitblick neuen Wohnung gesucht, weil im
sen Zeitpunkt nicht mehr ist. und die nötige Strenge besaßen, Haus unerträglicher Baulärm war.
Und auf einmal war die Frage da, →
portrait / interview

wie weit jemand für eine coole Auf welchen Convents kann man Bauer: „The Catcher in the Rye“
Wohnung gehen würde - und "3 Sie im nächsten Jahr einmal Live und „Star Wars”.
Zimmer.Küche.Tod" was born ... erleben? Gibt es etwas, was Sie schon
Überlegt man sich während des Zach: Convents stehen im Mo- immer mal der Menschheit mittei-
Schreibens, wie der potentielle Le- ment keine an, aber vielleicht er- len wollten?
ser das Geschriebene wahrnimmt? gibt sich ja noch etwas. Zach: Dranbleiben und nie aufge-
Bauer: Im Hinblick auf die Origina- Bauer: Ansonsten finden zwei ben – dann klappt’s.
lität und Schlüssigkeit des Ge- Lesungen in Innsbruck statt, im Bauer: Dem kann ich nichts mehr
schichte auf alle Fälle. März 2010. Alle Infos dazu gibt es hinzufügen.
auf unserer Morbus Dei-Facebook-
Zach: Was die Story an sich, Stim-
Seite.
mung, Action, Gefühl etc. angeht
- wir schreiben das, was wir eben- Welches Buch und welchen Film Vielen Dank für dieses Interview
falls gern lesen würden, von dem können Sie unseren Lesern emp-
her nehmen wir an bzw. hoffen fehlen?
wir - ziemlich vermessen, ich weiß Zach: „The Road“ und „Pan’s Lab-
-, dass wenn uns das Geschrie- yrinth“
bene gefällt, es auch dem Leser
gefällt.
© Dino Muhic
kurzgeschichte
1001 Nacht (auf der anderen Seite)
von Carola Kickers

Jede Nacht höre ich die Stim- Ich weiß nicht, wie lange ich soviel ich weiß. Als man sie fand,
men. Im Flüstern der Blätter unter schon hier bin. Alles was mir hatte sie nicht einmal Papiere bei
meinen Schritten, im Hauch des geblieben ist, sind die Erinne- sich. Man hielt sie für eine Obdach-
Windes. Mich lockt der Lidschlag rungen. Manchmal dringt etwas lose.«
der zuckenden Neonlichter, die ich Licht durch meine geschlossenen Der Arzt schrieb seinen Bericht
jenseits der großen Bäume sehen Lider, ich versuche, die Augen zu zu Ende, bevor er fortfuhr:
kann. Leise Musik dringt von Ferne öffnen, aber sie sind bleischwer. »Manchmal dauert es Jahrzehnte,
an mein Ohr. Unbewusst habe ich Dabei möchte ich doch gar nicht bis jemand aus einem Koma
zu laufen begonnen, immer den mehr schlafen! Warum haben sie erwacht. Aber in diesem Falle« –
gleichen Weg, jede Nacht. mich damals nicht einfach liegen er wandte sich zu der Schlafenden
gelassen?
Die Schatten um mich herum mit dem fixierten Tubus im Mund.
scheinen zu atmen. Der gleiche Ich wünschte, sie würden endlich Die Haut der Patientin war fast so
Atem, der von meinen Lippen aufhören, dieses unnütze Zeug bleich wie das Laken, auf dem sie
quillt. Feiner Nebel bedeckt den jeden Tag in meinen Magen zu lag. »In diesem Falle habe ich
Boden, umwebt die Baumstämme pumpen. Alles, was ich brauche, kaum noch Hoffnung. Das Blutbild
und Steine wie ein feines Netz, das erhalte ich durch die Nadel in verbessert sich nicht, trotz aller
ebenfalls zu atmen scheint. Wenn meinen Venen. Die Stimmen an Medikationen. Organisch ist sie
ich mich umschaue, blicke ich in meinem Ohr, das monotone absolut gesund bis auf diese fort-
die Dunkelheit, in ein Nichts, das Piepen der Geräte sind mir so schreitende Anämie, für die wir
mich zu verschlingen droht, aber vertraut geworden. Einige keine Erklärung finden können.
ich bin ein Teil dieser Dunkelheit. Stimmen kann ich unterscheiden. Vielleicht war es der Schock, als sie
Der Arzt, der mich behandelt, damals auf dem Friedhof von
Ich bin viel zu spät noch unter-
klingt immer nüchtern und sach- einem Tier angefallen wurde.«
wegs im Park. Hier werde ich
lich. Die Schwester eher mitleidig
keinen Menschen mehr finden. Die Schwester Nadine zog noch
und besorgt. Was sie genau tun,
Tore sind bestimmt schon längst einmal die Bettdecke der Patientin
weiß ich nicht. Sie beobachten
geschlossen. Ein paar Vögel fliegen zurecht. »Die Wunde ist so klein,
mich.
erschreckt aus den Wipfeln der aber sie verheilt nicht richtig. Nor-
alten Bäume hoch. Die Sehnsucht *** malerweise dürfte längst nichts
treibt mich weiter. Gleich kann ich »Wie lange ist sie nun schon
mehr davon zu sehen sein«,
das schmiedeeiserne Tor sehen. Es hier?«, fragte Schwester Nadine
bemerkte sie und wies auf den
ist verschlossen – wie jede Nacht den Arzt, der seinen aktuellen
Verband am Hals, der sich jeden
um diese Zeit. Verzweifelt rüttle Befund schrieb.
Morgen blutig verfärbt hatte.
ich daran, aber es bewegt sich »Irgendetwas verhindert die
nicht. Ich sinke auf die Knie. Am »Ungefähr drei Jahre«, antwor- Gerinnung«, gab Dr. Lehmann zu,
liebsten würde ich weinen, aber tete dieser ungerührt. »aber das ist nicht der Grund für
ich habe schon lange keine Tränen »Gibt es überhaupt noch Hoff- ihre kontinuierliche Blutarmut.
mehr. Ich fühle mich so hilflos. nung? Sie hat doch nicht einmal Wir werden sie verlieren, trotz der
Hinter diesem Tor liegt alles was Angehörige, die sie besuchen.« täglichen Infusionen.«
ich brauche, liegt mein ganzes ***
Leben! Und bald wird der Morgen Doktor Lehmann blickte kurz auf,
dämmern. zögerte. »Nein, niemand hat in der
ganzen Zeit nach ihr gesehen →
kurzgeschichte
1001 Nacht (auf der anderen Seite)
von Carola Kickers

Endlich! Diesmal habe ich es ihrer Koma-Patientin erfuhr. Der war. Doktor Lehmann zuckte die
geschafft. Ich habe den Ausgang Arzt nickte stumm. Schultern.
erreicht, noch bevor das Tor »Da sie keine Angehörigen hat »Was macht das schon, sie wird
geschlossen wurde. Ich bin frei! und wir nicht wussten, welcher schon nicht wieder kommen«,
Jetzt kann ich zurückkehren in die Religion sie angehört, werden wir schmunzelte er.
Dunkelheit und mich endlich sie morgen bereits bestatten las-
wieder selbst versorgen. ***
sen«, sagte er dann.
*** Eure ewige Ruhe ist mein ewiges
»Dann liegt sie ja in ungeweihter Leben…
»Arme Kleine«, sagte Schwester Erde«, meinte die Krankenschwes-
Nadine leise, als sie vom Ableben ter, die katholisch erzogen worden

© Mustafa Gölbasi
buchvorstellung
ADVOCATUS DIABOLI -
Hrsg. Alisha Bionda

ADVOCATUS DIABOLI
Hrsg. Alisha Bionda

Edition Roter Drache


Anthologie - Düstere Phantastik
Fester Einband, 336 Seiten
20.00 EUR
ISBN: 9783939459224

Cover- und Innengrafiken Andrä Martyna.


Buchumschlag: Atelier Bonzai

http://cgi.ebay.de/ADVOCATUS-DIABOLI-Dustere-Phantastik-Alisha-Bionda-
/370453444060?pt=Sach_Fachb%FCcher&hash=item5640bef5dc

Die schönste List des Teufels ist, Martyna vor jedem Text. Den Buchumschlag gestal-
uns zu überzeugen, dass es ihn nicht gibt tete das Atelier Bonzai.

Charles Baudelaire Kein Partner hätte für dieses Projekt geeigneter sein
können als die “Edition Roter Drache”, dem Fach-
verlag für magische und okkulte Literatur, der mit
Der „Advocatus Diaboli“ hat die Literatur, aber auch mir in seinem Programm das erste Projekt im
die Film- und Musiklandschaft (z.B. durch die gleich- erzählerischen Sektor umsetzte.
namige Gothic-Wave-Combo) schon immer belebt Ein illustrer Autorenkreis der Phantastik ist, den
und inspiriert – auch mich. So lag es nahe, ihn Höllen sie Dank, meinem Ruf gefolgt und gibt den
einmal zum Dreh- und Angelpunkt einer Anthologie Lesern Antwort auf folgende von mir gestellte
zu machen. Diese sollte mit düster-phantastische Fragen:
Kurzgeschichten aus Sicht eines Täters, der sich bei
dem Teufel für einen Platz im Hades „bewirbt“ und
ihm als „Qualifikation“ seine Greueltat schildert,
aufwarten.
Was befähigt eine Seele Aufnahme in der Hölle zu
Wichtig war es mir als Herausgeberin, sich möglichst finden?
von den üblichen Klischees zu entfernen.
Womit kann man den Fürst der Finsternis dazu
Daraus resultiert die jüngst erschienene ADVOCA- bewegen ihr Einlass in den Hades zu gewähren?
TUS DIABOLI (Hrsg. Alisha Bionda - Edition Roter
Sind es besonders perfide Verbrechen?
Drache - Anthologie - Düstere Phantastik - Hardco-
ver - 336 Seiten - 20.00 EUR - ISBN: 978393945922 Oder eher die subtilen Greueltaten?
- Oktober 2010), in edler Aufmachung, einem
künstlerischen Layout und einer Grafik von Andrä →
buchvorstellung
ADVOCATUS DIABOLI
Hrsg. Alisha Bionda
Mit „Die Vernunft im Blute“ verfasste Marc- Soviel also zu und von dem Autor des Zentraltextes
Alastor E.-E., Mitbegründer und Sänger der Dark- dieser Anthologie.
Metal Band »Spectre Dragon und Schöpfer des Dark Eingebettet ist die stimmungsvolle Novelle von
Fantasy-Epos’ GEISTERDRACHE, den längsten Text, Marc-Alastor E.-E. in unterschiedlichste Kurzge-
der die Leser schon durch den ungewöhnlichen Stil schichten, zu deren Inhalt ich ebenfalls einige Worte
des Autors in eine andere Zeit oder Welt entführt – verlieren möchte – ebenso zu den Autoren, die sie
und für Atmosphäre sorgt.. verfasst haben, damit sich der geneigte Leser in spe
Der Oberste Infernalische Gerichtshof wird einbe- einen ersten Einblick verschaffen kann – und schon
rufen und hört an die Stimme des Doktor von einen Schritt Richtung Höllenpforte gesetzt hat.
Wimmer, einem verruchten Verführer, Betrüger, „Unlicht“
Opportunisten und Beihelfer zu hundertfachem
Mord durch die Vampirprinzessin Eleonore von Sie sagen, wenn ein guter Mensch stirbt, sieht er ein
Schwarzenberg. Wird er alsdann verurteilt und grelles Licht von magnetischer Anziehungskraft. -
zum Höllendienst verpflichtet, ist seinem Ansin- Aber Patient 2308 ist kein guter Mensch. Er ist ein
nen wohl entsprochen. Oder ist es gar möglich, erbarmungsloser Auftragskiller. Und böse Menschen
dass man das Höllische Gericht höchstselbst be- stürzen ins Unlicht
trog. Ascan von Bargen machte sich seinen Namen in der
Ich habe Marc-Alastor E.-E. jetzt nach Erscheinen düsteren Phantastik aber auch im Hörspielbereich.
des Werkes zu seiner Beteiligung an ADVOCATUS Jüngst steuerte die finnische Symphonic Metal Band
DIABOLI befragt: “Nightwish” für seine Vatikan-Thriller-Hörspielserie
»Insignium - Im Zeichen des Kreuzes« ihre Hit-Single
Was hat Dich an der Thematik der Anthologie »Amaranth« als Titelsong bei.
gereizt?
Da ich mein Autorendasein mit okkulten Themen
„Poison Eve“
begonnen habe und mich das Verarbeiten meines Vor Satans Thron erscheint eine junge Frau. Ihr
Wissens zu erzählerischen Texten reizte, fühlte ich Begehr: Einlass in die Hölle. Ihre Referenz: Ich
mich bei den thematischen Konventionen zu dieser kenne jedes Gift und seine Wirkung.
Anthologie sehr an meine Anfangstage erinnert. Tanya Carpenter hat sich mit ihrer sechsbändigen
Außerdem reizte mich insbesondere auch der Vampirserie »Ruf des Blutes«, die seit 2007 im
Verlag. Sieben Verlag und nun auch in Lizenz bei Random
Erzähl doch bitte in wenigen Worten worum es in House erscheint, erfolgreich auf dem deutschen
Deiner Novelle geht. Markt etabliert.
Um einen gewieften Manipulator, der nur mit Hilfe Auch ihr habe ich Fragen zu der Anthologie gestellt:
übelster Betrügerei seinen Sitz in der Hölle zu Was hat Dich an der Thematik der Anthologie
ergaunern gedenkt, denn eigentlich will der Teufel gereizt?
gerade ihn nun überhaupt nicht in seinem Reich...
Ich spiele ja generell gern mit der Thematik Luzifer
Wie sagt Dir die Aufmachung zu? in meinen Texten. Von daher war das Thema der
Ich war sehr begeistert von dem Papier, dem Anthologie wie geschaffen für mich. Ich hatte
Einband und dem gesamten Design, denn es ist gleich mehrere Ideen, habe aber von den zu blas-
selten geworden, dass all diese Äußerlichkeiten phemischen Abstand genommen.
derart stimmig sind und mit dem Inhalt des Buches
eine Einheit bilden. →
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ADVOCATUS DIABOLI
Hrsg. Alisha Bionda
Erzähl uns bitte in wenigen Worten worum es in Aino Laos & Christoph Marzi
Deiner Geschichte geht. Aino Laos etablierte sich erfolgreich als Mitautorin
Es geht um eine junge Frau, die in ihrem Leben alles großer Musicalproduktionen an Theatern in
daran gesetzt hat, um in die Hölle zu kommen. Sie Deutschland – aktuell mit dem Musical “Phantasma”
ist eine geschickte Giftmischerin und hat sich für das Als erfahrene Gesangsproduzentin und versierte
Bewerbungsgespräch mit dem Herrn der Hölle gut Aufnahmespezialistin ist sie eine gefragte Fachkraft,
gerüstet. Schließlich will sie den von ihr anvisierten wenn es gilt neue Talente zu fördern oder etablierte
Posten unbedingt. Sänger bestmöglich aufzunehmen. Jüngst war sie
Wie sagt Dir die Aufmachung des Bandes zu? als Vocal Coach für "Popstars 2010" - "Girls Forever"
- Pro 7 zu sehen.
Ich finde die enthaltenen Grafiken sehr aufwertend.
Auch das Cover mit dem düsteren Gesicht im Rich- Christoph Marzis Werke, die bei diversen Großver-
terhammer ist sehr stark und trifft es auf den Punkt. lagen erschienen sind, wurden mehrfach mit dem
»Deutschen Phantastik Preis« ausgezeichnet.
„Die Beichte“
Ein beliebter und anscheinend unbescholtener
„Engelsfall“
Priester stirbt. Nach seinem Tod begehrt er Einlass Jack ist ein Engel, der sich in der Hölle einmal umse-
in die Hölle... und schildert seine Greueltaten, hen will. Schließlich ist die Ewigkeit eine verdammt
eine schlimmer als die andere. Doch nichts ist lange Zeit und man möchte ja seine Wahl nicht
schlimm genug für den boshaften Teufel ... blind treffen. Als der Engel auf den Fürsten der
Finsternis trifft beginnt ein ungleiches Spiel mit der
Nicolaus Equiamicus veröffentlichte, teils als Her-
Existenz eines unsterblichen Wesens als Einsatz.
ausgeber, in den vergangenen Jahren mehrere
Doch Jack hat weit mehr zu bieten, als nur ein paar
Bücher zu den Themen Vampirismus, Zauberei und
gestutzte Flügel!
Mythologie, sowie ein Lehrbuch zur Herstellung
historischer Tinten. Dave T. Morgan, verbrachte lange Zeit in den USA
(Minneapolis & LA) und in Italien (Maremma),
„Herr Sanders“ seine “Magierkriege”-Trilogie erscheint im Arcnum
Auf dem ersten Blick sieht Herr Sanders aus, wie ein Fantasy Verlag.
gewöhnlicher Beamter.
„Die Bewerbung“
Doch der Schein trügt, denn der kleine Mann hat ein
Anton Weider bewirbt sich um einen Posten im
dunkles Geheimnis.
Hades und sieht sich Daus-Urian, einem Mitarbeiter
Ein Geheimnis, das ihm die Tore zur Hölle öffnen des Höllenfürstes, gegenüber, dem er seine Untaten
könnte. berichten soll - oder ist Anton Weider in einer völlig
David Grashoff ist freier Autor und entwickelt auch anderen Mission unterwegs?
Karten-, Brett- und Rollenspiele. Thomas Plischke verfasste neben anderen Werken
„Passion Killer“ u.a. einen Roman für „Das Schwarze Auge” und
veröffentlicht mittlerweile im PIPER Verlag – z.B.
Sie ist tot. Sie hat einen Mord begangen. Ein Verbre- den Roman »Die Zombies«.
chen aus Leidenschaft. – Im Leben war er einer
dunklen Begierde gefolgt. Jetzt ist er tot. – Die Hölle „Rolfs Methode“
ist die Wiederholung. Für beide. Wirtschaftsberater Rolf Eugen erzählt dem Teufel
seine Lebensgeschichte: Wie er von seinen Banker- →
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ADVOCATUS DIABOLI
Hrsg. Alisha Bionda
Freunden zu einem maroden Textilunternehmen Melanie Stone steuerte bisher Texte zu Kurzge-
gerufen wird und dort die drohende Pleite verhin- schichtensammlungen und Online-Serien bei –
dern soll. Als Hardliner geht er mit teils sehr skrupel- Ende offen.
losen Methoden vor und schreckt auch vor Mord
nicht zurück.
„Tag der offenen Tür“
Als Reinkober den "Tag der offenen Tür" im Hades
Sören Prescher, veröffentlichte Kurzgeschichten
wahrnimmt, gestaltet sich dieser völlig anders als
und Romane im Phantastik-Genre und Thrillerbere-
erwartet.
ich.
Torsten Sträter der Slam-Poet und Lesebühnen-
„Virus“ mensch ist mit bizarrem Zeugs auf den Bühnen der
Der Teufel staunt nicht schlecht, als die 10-jährige Republik unterwegs.
Patricia bei ihm auftaucht und um Einlass in die Hölle
bittet. Nein - sie bittet nicht. Sie besteht darauf - und
„Der Engel“
legt einen Befähigungsnachweis nach dem anderen 1831 wird Gesche Margarethe Gottfried in Bremen
vor. Als Satan erkennt, was die Kleine tatsächlich im durch das Schwert hingerichtet. Über ein Dutzend
Schilde führt, ist es bereits zu spät. Viel zu spät ... Giftmorde gehen auf ihr Konto.
Gian Carlo Ronelli ist der Verfasser der Mystery- Als Gesche in die Hölle kommt um Satan zu dienen,
Thriller-Trilogie „Goweli“(Der letzte Engel/ Die un- offenbart sich eine Geschichte über den gefallenen
befleckte Empfängnis/ Die Offenbarung im Sieben Engel Luzifer und die einer verlorenen Seele – oder
Verlag) sind es sogar zwei?
„Dein Name sei Antobaal“ Andrä Martyna, der als Grafiker Veröffentlichungen
in Bildbänden in Japan, China, Spanien und Frank-
Anton Haslinger hat einen Plan. Einen teuflischen reich vorweisen kann, schuf als Entry zu jeder
Plan. Der Versicherungskaufmann und stolze Besit- Geschichte dieser Anthologie eine Grafik, griff aber
zer eines Mops will dem Fürsten der Hölle eine auch selbst zur Feder.
unschuldige Seele opfern. Doch die Konkurrenz um
den Platz an der Seite des Teufels ist groß und die Soviel zu meiner kleinen Exkursion.
Suche nach dem Opfer erweist sich als schwierig. Haben Sie Lust auf den Anwalt des Teufels bekom-
Bernd Rümmelein ist der Gewinner des Wolfgang- men?
Hohlbein-Preises 2009 für seinen Roman Kryson, Dann wenden Sie sich an ADVOCATUS DIABOLI –
seither veröffentlichte er erfolgreich im Phantastik- denn wer weiß, vielleicht benötigen auch Sie irgend-
Genre. wann einen dunklen Fürsprecher
„Die Macht der Ewigkeit“
Wer den Weg seiner Bestimmung verliert, kann ihn
neu gestalten.
Esmael spürt, dass er die Chance erhält, zu seinem
eigenen Schicksalsschmied zu werden, als er in die
Welt hinter den Schleiern gestoßen wird und dem
Teufel persönlich gegenübersteht.
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Die Eiswolf-Saga
von Holger Weinbach

Band 1: Brudermord

ISBN: 978-3941404397
1. Auflage, ACABUS Verlag 2010
300 Seiten, Paperback
Preis: 15,90 EUR
www.acabus-verlag.de
info@acabus.de
http://www.amazon.de/Die-Eiswolf-Saga-Teil-1-Brudermord/dp/3941404393

Verrat und Intrigen im beginnenden Mittelalter –

Holger Weinbach schildert die mitreißende Lebensgeschichte des jungen Waisenknaben


Faolán, der im Reich König Ottos I. als Novize eines Benediktinerklosters aufwächst,
unwissend, welches Schicksal ihm bevorsteht ...

Die Greifburg des Grafen Farold galt als unein- Neffen um seine neu erworbene Macht. Steckt er
nehmbar. Und doch gelingt es scheinbar einer etwa hinter dem Angriff der „Eiswölfe“?
Horde der nordischen Barbaren die Feste zu
Faolán ahnt nichts von der Gefahr, in der er
stürmen und die Grafenfamilie zu ermorden – bis
schwebt, obwohl diese näher ist, als sein Beschüt-
auf Rogar, den siebenjährigen Sohn Farolds.
zer Abt Degenar vermutet. Zudem muss der junge
Traumatisiert von der Blutnacht flieht Rogar in Novize den harten Klosteralltag meistern lernen.
den Wald, wo er nach Tagen des Umherirrens von Schwierigkeiten bereiten ihm dabei vor allem die
einem Mönch in das nahegelegene Benediktiner- Feindseligkeiten des Novizen Drogo, Ruriks Sohn.
kloster gebracht wird. Dort wächst er von nun an Doch weder Faolán noch Drogo wissen, dass sie
unter dem Namen Faolán auf, denn an die Zeit vor verwandt sind.
seiner Flucht kann sich der Junge nicht mehr erin- Doch dann begegnet Faolán auf dem Markt
nern, selbst seinen Namen hat er vergessen. Fluch
Svea, ein keckes, rothaariges Mädchen. Sie verzau-
oder Segen?
bert ihn derart, dass Faolán zu Unachtsamkeiten
Zwei Männer suchen nach Faolán – zum einen verleitet wird, auf die seine Feinde nur gewartet
Rurik, sein Onkel und neuer Verwalter der Graf- haben ...
schaft, und zum anderen Brandolf, ein junger
Krieger niederen Adels, ohne Einfluss auf die
Machtgefüge des Reiches, doch dem Erben der
Grafschaft treu ergeben. Während Brandolf
Faolán zu seinem angestammten Recht verhelfen
will, fürchtet Rurik im Falle des Auftauchen seines →
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Die Eiswolf-Saga
von Holger Weinbach

Band 1: Irrwege

ISBN: 978-3941404298
1. Auflage, ACABUS Verlag 2010
396 Seiten, Paperback
Preis: 13,90 EUR
www.acabus-verlag.de
info@acabus.de
http://www.amazon.de/Die-Eiswolf-Saga-Teil-2-
Irrwege/dp/3941404296/ref=pd_sim_b_1

Die Geschichte um Faolán und Svea geht weiter: Viele Gefahren und neue Abenteuer
warten auf den jungen Novizen, doch seine Liebe zu Svea treibt ihn voran. Ein langer Weg
steht ihm bevor, während seine Feinde alles versuchen, ihn davon abzubringen …

Faolán und Konrad sind an ihrem Verbannungsort Der junge Ritter muss vorsichtig handeln, um nicht
auf sich allein gestellt. In dem Kloster, das nach den selbst in Gefahr zu geraten. Zwar zählt er immer
asketischen Regeln des heiligen Columban geführt noch auf die Unterstützung des Kaisers, doch er wird
wird, haben sie weder Freunde noch scheint dort sie nur dann bekommen, wenn er den wahren Erben
alles mit rechten Dingen zuzugehen. der Grafschaft gefunden hat. Rurik ist aber ebenso
Den beiden Büßern bleibt nur noch die Hoffnung, daran interessiert, den Titel an seinen eigenen Sohn
dass Abt Degenar sein Versprechen möglichst weiterzugeben.
schnell in die Tat umsetzen kann und sie bald wieder Eines Tages allerdings trifft der Edelherr auf zwei
in ihr Heimatkloster holt. Doch als sich über viele verwahrloste Pilger, deren Identität einige Fragen
Monate nichts an ihrer Lage ändert, ist Faolán nicht aufwirft, während Prior Walram und der Graf
länger gewillt, sich auf die Gunst anderer zu verlas- bereits dabei sind, neue Ränke zu schmieden …
sen. Gemeinsam planen Konrad und er eine Flucht,
Gerade als Brandolf bei seinen Nachforschungen
denn sie fürchten Walrams Einfluss in der hiesigen
endlich auf eine entscheidende Spur stößt, über-
Abtei. schlagen sich die Ereignisse unvorhersehbar. Nicht
Die Planung benötigt jedoch viel Zeit. Über ein Jahr nur Svea und Alveradis geraten dabei in Bedrängnis,
vergeht. Ein Jahr, in dem Faolán immer wieder um sondern auch Faolán und seine Befürworter. Aller-
Sveas Liebe bangt. Fernab der Heimat hat er keine dings rechnet keiner von ihnen mit dem Einfluss
Möglichkeit, ihr eine Botschaft zukommen zu lassen jener Männer, die einst für den Überfall auf die
oder über sie etwas in Erfahrung zu bringen. Wie Grafenburg verantwortlich gemacht wurden …
wird sich Svea als heranwachsende, junge Frau
behaupten? Wie lange wird Alveradis ihre hübsche
Gehilfin noch vor den lüsternen Blicken der Männer
beschützen können? Doch nicht nur Faoláns Weg
führt ins Ungewisse. Auch Edelherr Brandolf stößt
immer wieder auf seinen Widersacher: Graf Rurik! →
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Die Eiswolf-Saga
von Holger Weinbach

Der Autor

Holger Weinbach, 1971 im baden-württember- einem literarischen Werk der Feinschliff an jedem
gischen Buchen geboren, lebt heute mit seiner Frau Satz. Beides bedeutet harte Arbeit, doch nur so
und zwei Kindern in seiner Wahlheimat Freiburg. entsteht am Ende ein befriedigendes Ergebnis.
Um seiner Leidenschaft, dem Schreiben, mehr Zeit
Die Vision zu dieser historischen Reihe hatte ich
widmen zu können, hat er sich 2009 als Autor und
bereits vor einigen Jahren. Da ich mich privat gerne
Architekt selbstständig gemacht. Seit vielen Jahren
mit dem Mittelalter beschäftige, stand auch schnell
bewegt er sich privat in der Mittelalterszene und
die Epoche fest. Zunächst als ein etwas dickerer
recherchiert für seine historischen Romane nicht
Roman geplant, entwickelte sich der Plot mit den
nur mittels Fachliteratur, sondern mit Vorliebe auch
ersten Überlegungen schnell darüber hinaus. Ein
an Originalschauplätzen in Deutschland und Skandi- solches Projekt jedoch neben einem Vollzeitberuf
navien.
umzusetzen erwies sich als schwierig, ja nahezu
„Es mag auf den ersten Blick zwar nicht so aussehen, unlösbar. Erst 2008 erkannte ich, dass eine Realisie-
doch Architektur und Literatur sind zwei verwandte rung die Änderung meiner beruflichen Situation
Tätigkeiten. Beide setzen eine kreative Idee voraus. voraussetzte. Als Selbstständiger kann ich nun die
Eine Vision. In beiden Fällen setzt man sich zum Ziel, Zeit einteilen, zwischen Architektur und Literatur,
diese Vision zu realisieren. Entwürfe werden erar- um beides zu einem befriedigenden Ergebnis zu
beitet, Strukturen entwickelt, Alternativen gesucht bringen.“ (HW 2009)
und wieder verworfen. Es sind kreative Prozesse,
die nahezu identisch ablaufen. Was die Detailarbeit
und die Bauleitung in der Architektur sind, ist bei


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Die Eiswolf-Saga
von Holger Weinbach

Aus Kapitel 3: Faolán war inzwischen abgemagert. Er hatte noch


Anno 963 – Im Columbankloster nie zur Fettleibigkeit geneigt, sonst hätte er jetzt
vielleicht davon zehren können. Es dauerte nicht
lange, bis sich seine Knochen immer deutlicher
Die vier Wände seiner Büßerzelle waren das unter dem schwindenden Fleisch abzeichneten.
Einzige, was Faolán in den ersten Wochen im Colum- Hätte er nackt an sich herabgeblickt, so hätte er sich
bankloster zu sehen bekam. Im Gegensatz zum nicht wiedererkannt. Doch selbst dazu war er zu
Büßerhaus des Benediktinerklosters gab es in dieser schwach.
Zelle noch nicht einmal ein Loch im Boden für seine
Ausscheidungen. Lediglich ein hölzerner Bottich mit Jede Bewegung war zu einer qualvollen Anstren-
einem Deckel diente zur Verrichtung der Notdurft, gung geworden. Aus diesem Grunde blieb Faolán
und dieser wurde nur hin und wieder geleert. Kot meist den ganzen Tag auf dem Boden seiner Zelle
und Urin sammelten sich tagelang darin, doch liegen und wartete, bis sich die Tür öffnete und die
Faolán nahm den herrschenden Gestank gar nicht Tagesration hereingereicht wurde. Dann schleppte
mehr wahr. Wahrscheinlich roch er selbst inzwi- er sich zur Schale mit dem Brot, und es dauerte oft
schen wie der Inhalt des Kübels, dachte er sich. Wie sehr lange, bis er das Stück gekaut und mit einem
abscheulich es in der Zelle stank, konnte er nur Schluck Wasser hinuntergespült hatte. Manchmal
erahnen, wenn er die Gesichter der stummen, war das Brot so hart, dass er es erst im Wasserkrug
namenlosen Novizen beobachtete, die ihm wech- einweichen musste, ehe es überhaupt essbar war.
selnd täglich Brot und Wasser brachten. Faolán hoffte, dass Konrad in der Zelle nebenan
Immerhin wurde zu dem Krug Wasser auch ein diese Tortur besser überstehen würde als er. Die
Stück Brot beigelegt, wenn es auch von schlechter Verfassung seines Freundes war für gewöhnlich um
Art war. Während Gewürze und Salz nur spärlich einiges besser als seine eigene. Vielleicht würde ja
hinzugegeben wurden, schien der Müller für andere Konrad ihren Peinigern zeigen, dass sie nicht so
Beigaben im Mehl zu sorgen. Immer wieder fand leicht zu unterjochen waren. Diese verzweifelte
Faolán kleine Steinchen oder andere Fremdkörper Hoffnung schwand jedoch mit jedem weiteren Tag.
im Brot, die ungenießbar waren. Es hätte ihn nicht Faoláns Blick wanderte entlang der Wände, hinauf
gewundert, wenn er eines Tages gar eine tote Maus zu dem schmalen Schlitz, den man kaum als Fenster
darin gefunden hätte. Ob das dann ein Anlass zur bezeichnen konnte. Es fiel gerade genug Licht in die
Freude oder zum Ärgernis gewesen wäre, darüber kleine Kammer, um sie bei Tage dämmrig trüb zu
war er sich allerdings nicht im Klaren. erhellen. Dieses Dämmerlicht entsprach inzwischen
Solche Gedanken waren jedoch nur eine dürftige auch dem Geisteszustand des Novizen. Immer häu-
Ablenkung in der klammen Zelle, in die der nasskalte figer war sein Verstand getrübt. Manchmal ver-
Herbst ebenso Einzug hielt wie in die bewaldeten schwammen Tag und Nacht so ineinander, dass
Lande jenseits der Mauern. Die Kälte vernichtete Faolán nicht wusste, ob er träumte oder wachte.
selbst das letzte Gran Hoffnung, das Faolán noch Manchmal glaubte er sogar, der weiße Wolf läge
gehegt hatte. Sogar das Bild des weißen Wolfes, das tatsächlich neben ihm und er müsse nur die Hand
er Tag für Tag aufs Neue vor seinem inneren Auge ausstrecken, um ihn zu berühren. Doch allein den
heraufbeschwörte, wurde zusehends schwächer. Je Arm zu heben war ihm bereits zu beschwerlich.
kraftloser er wurde, umso blasser erschien ihm auch Umso verwirrter war Faolán, als plötzlich grelles
diese Erscheinung. Licht den sonst so dunklen Raum erhellte. Unter →
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Die Eiswolf-Saga
von Holger Weinbach

großer Willensanstrengung drehte er sich langsam Beine begannen zu zittern, aber er wagte nicht, sich
zur Tür hin. Das Licht blendete ihn, doch er zwang auf den Boden zu setzen. Mit Mühe hielt er sich
sich, weiter hinzusehen. Die Tür stand weit offen! aufrecht und seine Augen offen, doch die Kammer
Sie schien ihm wie ein gleißend heller Durchgang schien sich um ihn zu drehen und drohte über ihm
inmitten der dunklen Wand zu sein, die verlockende zusammenzustürzen, ihn zu zermalmen und auf
Freiheit verhieß und für Faolán dennoch unüber- ewig unter den Trümmern zu begraben.
windbar war. Zu kraftlos war er, als dass er sich Da erschien die Gestalt erneut in der Tür. Wortlos
hätte aufraffen und hindurchgehen können. schritt sie mit einem Eimer in der Hand auf Faolán
Zunächst geschah nichts weiter, und Faolán wurde zu. Der Novize versuchte zu verstehen, was vor sich
stutzig. Kein Novize erschien, um Nahrung zu ging, doch erst als sich das eiskalte Wasser über ihn
bringen oder um den Kübel mit Exkrementen zu ergoss, begriff er und fand zugleich schlagartig
entleeren. Trotz seiner Schwäche begann Faolán, seinen Verstand wieder. Mit aufgerissenen Augen
sich mühselig aufzurappeln. Es war kein Laut zu schnappte er nach Luft und hoffte, dass sein Herz
vernehmen. Er versuchte, sich zur Tür zu schleppen, nicht stehen bleiben würde.
doch Arme und Beine versagten ihm den Dienst und Der Mönch, der den Kübel über ihm entleert
er brach wieder zusammen. Ungläubig starrte der hatte, verschwand wieder. Hellwach und fröstelnd
Novize erschöpft in die grelle, blendende Freiheit, blieb Faolán in der Zelle zurück. Das gleißende Licht
unfähig, der Verlockung zu folgen. In diesem Augen- wich in seinem klaren Verstand dem Bild eines
blick erschien eine dunkle Gestalt im strahlenden erleuchteten Flures jenseits der Tür. Als der Mönch
Licht. War es ein Engel? Ein Verkünder seiner per- darin ein drittes Mal erschien, warf dieser dem
sönlichen Apokalypse? Novizen ein Bündel zu und sprach: „Zieh das an und
„Entkleide dich!“, befahl eine unbekannte Stimme, folge mir!“
die nach all den Wochen des Schweigens und der Dankbar und erleichtert stellte Faolán fest, dass
Stille schmerzvoll in Faoláns Ohren dröhnte. Sie es sich bei dem Bündel um ein dickes, winterliches
drang ohne Erbarmen in seinen Schädel, der wegen Novizenhabit handelte. So flink es ihm seine zit-
des ungewohnten Lärms zu bersten drohte. ternden Gliedmaßen erlaubten, streifte er es über
Obwohl kraftlos auf dem Steinboden liegend, und war froh, das grobe und kratzende aber immer-
versuchte der Novize der Anweisung Folge zu leis- hin wärmende Leinen auf seiner Haut zu spüren. Mit
ten. Gehorsam lautet das oberste Gebot in dieser großer Willensanstrengung brachte der Novize
Abtei, hatte er sich in den letzten Wochen immer seine Beine dazu, sich zu bewegen und trat aus der
wieder gesagt, so dass er diesem Gebot tatsächlich Zelle. Einen Augenblick später trat wenige Ellen
gerecht werden musste. Er wusste zwar nicht, wie neben ihm noch eine weitere Gestalt auf den Flur.
er es vollbracht hatte, doch als Nächstes begriff er, Es war ein abgemagerter Jüngling mit zerzaustem
dass er sich stehend das schmutzige Büßerhemd Haar, schleppendem Gang und ebenfalls in ein
über den Kopf zog und zu Boden gleiten ließ. Als er Novizenhabit gekleidet, den Faolán nicht kannte. Er
wieder zur Tür blickte, war die Gestalt verschwun- schaute den Unbekannten genauer an und erschrak,
den. als er begriff, dass Konrad vor ihm stand. Sein
Nackt und frierend wartete Faolán. Seine Sinne Freund war in den vergangenen Wochen ebenso
waren benebelt und er konnte keinen klaren Gedan- karg verköstigt worden wie er, und das Resultat
ken fassen. Das Stehen war zermürbend und seine dieser Pein sah Faolán jetzt vor Augen. Konrads →
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Die Eiswolf-Saga
von Holger Weinbach

Gesicht war eingefallen, die Haut lag dicht an den Bei diesen Regeln handelte es sich hauptsächlich
Knochen und seine Haltung war gebeugt. Er um Gehorsam, Achtung und Respekt, vor allem
begrüßte Faolán mit einem dünnen Lächeln, das älteren Mitbrüdern gegenüber. Ein betagter Mönch
dieser unsicher erwiderte. Dann drehte sich Konrad hatte einem jüngeren gegenüber grundsätzlich
dem wartenden Mönch zu. Offensichtlich hatte immer Recht, selbst wenn er im Unrecht sein sollte!
auch er sich Degenars abschließende Worte zu Strenge und Härte waren zwei weitere Prinzipien
Herzen genommen und schien sich den Regeln der der Abtei, sowohl gegenüber anderen als auch
Abtei fügen zu wollen. gegen sich selbst. Die ideologischen Grundfesten
dieser Gemeinschaft erschienen Faolán so simpel
Der Bruder hielt es nicht für notwendig, den
und gnadenlos aufgebaut, dass er schon jetzt
beiden Novizen seinen Namen zu nennen. Stattdes-
bezweifelte, sich je daran halten, geschweige denn
sen machte er kehrt und führte sie zügig durch die
gewöhnen zu können.
Abtei, so dass die beiden Mühe hatten, Schritt zu
halten. Dabei erklärte er ihnen mit knappen Worten Die Regeln kamen Faolán teilweise derart aberwit-
die Funktionen der einzelnen Bauten und den zig vor, dass er sich fragte, ob er sie falsch verstand.
Tagesablauf sowie die Regularien der Gemeinschaft. Konrads Blicken und den klaren Worten des
Zu keinem Zeitpunkt verlor er ein Wort über Buße Mönches nach zu urteilen, entsprach es jedoch der
oder Sühne. Er sprach die beiden Novizen auch nicht nüchternen Realität. Zunehmend begriff er, dass Abt
auf ihre begangenen Taten an. Vielmehr behandelte Degenars Forderung, sich in dieses Kloster zu inte-
der Mönch sie wie zwei gewöhnliche Jünglinge, die grieren, einer kompromisslosen Selbstaufgabe
in das Noviziat aufgenommen werden sollten und gleichkam. Nichts anderes erwarteten die Regula-
die er soeben vom Tor abgeholt statt aus den rien dieser Bruderschaft.
Büßerzellen entlassen hatte.
Der Kleriker nahm keine Rücksicht auf die körper-
liche Verfassung der beiden Novizen. Weder ver-
langsamte er seinen Gang, noch sprach er sie direkt
an. Es war ihm offensichtlich gleichgültig, ob die
beiden auch nur ein einziges seiner Worte verstan-
den, denn er sprach undeutlich und monoton vor
sich hin. Faolán und Konrad hatten Mühe, sich
darauf zu konzentrieren, ohne den Anschluss zu
verlieren. Einzig als der Bruder die wichtigsten
Regeln des Klosters rezitierte, blieb er stehen und
sprach die Novizen direkt und gut verständlich an.
portrait
Aino Laos - vorgestellt von Alisha Bionda

Text – und Klangwelten eines künstlerischen Tausendsassas


http://www.ainolaos.com

mangelt, übernimmt Aino auch


diesen Part und bleibt dabei. Mit
achtzehn Lenzen steigt sie dann in
die All-Girl-Rockband „She“ ein
und feiert ihr ersten größeren
Erfolge als Support für Acts wie
Marillion und Rory Gallagher, bis
„She“, schließlich selbst als Head-
liner den legendären „Marquee
Club“ in London füllen. Schon bald
macht sich die talentierte und
kesse Aino einen Namen in der
Londoner Szene und wird immer
öfters auch als Session Sängerin
für Studio und Livejobs gebucht.
Und wie´s so kommt, verschlägt
sie die Liebe nach Deutschland, wo
sie ihr eigene Rockband „Laos“
Anfang der 90ger gründet. Schon
bald folgen Plattenverträge bei der
Teldec und später bei der BMG.
Aino produzierte ihr Alben selbst
– was dazu führt, dass auch andere
Immer wieder stelle ich fest, dass und wechselt im zarten Alter von Plattenfirmen ihr aussehrgewöhn-
sich kreative Menschen meist dreizehn an den E-Bass, der sie zu liches Gesangs- und Organisations-
nicht nur auf einem Gebiet künst- dieser Zeit noch um Einiges an talent erkennen und sie als
lerisch entfalten. Das beste Bei- Größe überragt. Die ersten Geh- Vocal-Produzentin für verschie-
spiel dafür ist AINO LAOS – ihres versuche in einer Rockband lassen dene Bands gewinnen können
Zeichens Sängerin und Autorin. auch nicht lange auf sich warten (u.a. für „Die Happy“ und „Subway
und so gründet Aino zusammen to Sally“).
In Deutschland geboren und in
England aufgewachsen strebte sie mit ihrem Bruder ihre erste Band So wird auch eines Tages der
als musisch begabtes Kind schon „Talos“. Bald wird jedes Wochen- Musical Komponist Frank Nims-
ende auf irgendwelchen Bühnen gern auf das Multitalent aufmerk-
in frühen Jahren eine musikalische
Englands verbracht – von Clubs, sam und lädt Aino zum
Laufbahn an. Mit neun Jahren
nimmt sie zum Leidwesen ihrer Pubs bis hin zu Airforce Bases ist Probesingen für eine seiner Shows
Mutter die ersten Geigenstunden alles dabei. Und da es der Band nach Saarbrücken ein. Bald ergibt
zwischenzeitlich an einem Sänger →
portrait
Aino Laos - vorgestellt von Alisha Bionda

sich eine fruchtbare Zusammenar- Bandbreite von Klassik über Rock wäre natürlich poetischer –
beit und neben dem Mitwirken in bis zu modernem Elektro-Pop „Flamme bin ich sicherlich“, aber
der Frank Nimsgern Group macht Sound, abgerundet mit wunder- dieses Thema ist schon längst aus-
Aino ihre ersten schauspiele- schönen Balladen. gelutscht. Manchmal bin ich wie
rischen Erfahrungen gleich in der Die wunderschönen und bildhaft-
eine schlichte Sparbirne: es dauert
Hauptrolle des Musicals poetischen Lied-Texte wurden von
bis ich warm werde, aber dann bin
„SnoWhite“ am Staatstheater in Aino Laos geschrieben und von
ich zuverlässig, vernünftig und
Saarbrücken, und das mit großem Frank Felicetti und dem bekannten
strahle ein warmes, gradliniges
Erfolg. In der Folgezeit entwickelt Fantasy-Autoren Christoph Marzi
Licht aus. Andermal, bin ich wie ein
sich Aino zur engsten Mitarbeite- ins Deutsche übertragen.
Super Trooper: bin plötzlich da –
rin Frank Nimsgerns und schreibt grell und gnadenlos; unmöglich zu
mit ihm zusammen die Musik für ignorieren: ich ersuche und erhelle
zwei weitere Musicals, „Poe“ und Ich führte am 25. Oktober den jeder dunkle Ecke.
„Arena“, in denen sie ebenfalls die ersten Teil eines umfangreichen Ich liebe die Natur: ich liebe es
weibliche Hauptrolle übernimmt. Interviews mit AINO LAOS – über klein und unbeholfen zu sein im
Derzeit ist die Sängerin in dem ihre Person, ihren musikalischen Vergleich zu den gewaltigen
Musical PHANTASMA zu sehen Werdegang und musischen Pro- Bergen; atemberaubenden
und hören – im Fernsehen wirkte jekte. Stürmen und endlosen Ozeanen.
sie jüngst als Vocal Coach für Quantum Mechanik macht mich
"Popstars 2010" - "Girls Forever" wahnsinnig; Kosmologie fasziniert
bei Pro 7 mit. Kreativ zu sein ist die Essenz
meines Wesens mich; Archäologie begeistert mich.
Ich erforsche alles Paranormale
und Übersinnliche und versuche zu
A.B.: Liebe Aino, zuerst möchte entscheiden, ob so etwas tatsäch-
ich Dir einige persönliche Fragen lich existiert. Meine Neugierde
stellen: Was gibt es über Dich als kennt keine Grenzen.
Mensch zu sagen? Ich ziehe Menschen in Not an wie
A.L.: Mein Ex-Ehemann hat mich ein Magnet. Egal wo ich bin. Es war
mal als „kompliziert“ bezeichnet. immer so. Sie glauben, dass ich
Das hat den Nachgeschmack von einige Antworten auf deren
„schwierig“, „stur“ und Misere habe, und ihnen einen
„egoistisch“. Einfach bin ich sicher Lösungsweg aufzeigen kann. Sie
PHANTASMA (Musical) glauben, ich hätte alles im Griff -
nicht, aber wer will eigentlich lang-
CD - 17.95 EUR - Oktober 2009 weilig, gefällig und schwach sein? ich wäre ausgeglichen und balan-
So komme ich damit zurecht, und ciert. Einfühlsam bin ich, das gebe
Label: Ariola (Sony Music) - ASIN:
stemme mich dagegen ich gerne zu.
B002PI1L4O
„Everybody’s Darling“ zu sein: Kreativ zu sein ist die Essenz
Soundtrack zum neuen Musical bisher ohne Erfolg. meines Wesens. Ohne meine
von Frank Nimsgern.
Ich kann mich am besten mit einer Phantasie zu benutzen, wäre ich
Glühbirne vergleichen - eine Kerze sicherlich schon längst tot. Ich

portrait
Aino Laos - vorgestellt von Alisha Bionda

genieße es sehr, meinen Geist schwer - aber ich zwinge mich sen. Musik „machen“ wurde zwar
freilaufen zu lassen ohne Hem- dazu. Ich will fair und offen sein, in meiner Schule sehr gefördert
mungen, ohne Regeln – für mich will Sachen erproben und erfor- und unterstützt, aber mehr als
ist Applaus oder Bestätigung nicht schen – ich gebe Allem und Jedem eine Erweiterung unserer Gesamt-
so wichtig – der ändert nichts an zumindest eine Chance, egal wie bildung und unseres Selbstbe-
der Tatsache, dass der Entste- ungewöhnlich die jeweilige Situa- wusstseins war es nicht. Ich
hungsprozess entscheidend ist. tion ist, aber wenn ich mich gegen musste damals wirklich betteln, bis
etwas entscheide – wenn ich ich eine Schulgeige bekommen
etwas nicht „mag“ – dann bin ich durfte. Singen, konnte ich schon
A.B.: Was zeichnet Dich in Deinen rigoros. als kleines Kind, aber die Lehrer
Augen aus? haben meine musikalischen Fähig-
Ich bin sehr erfreut wenn Men-
A.L.: Ich bin eine treue Seele, keiten völlig unterschätzt. Ich fand
schen mich begeistern – ich blühe
wenn man mich lässt. Ich gebe in es schwierig die mathematische
auf in der Anwesenheit mutiger,
all meine Tätigkeiten sehr viel Betrachtung der Musik zu verste-
intelligenter, liebevoller und gebil-
Liebe und Energie und bin wie ein hen: Noten lesen, Tonleiter erken-
deter Leute, egal wie alt sie sind.
Bullterrier, wenn ich mich festge- nen, Takte zählen etc. Ich habe
Menschen, Situationen, Ereignisse
bissen habe. Das ist meine Art: immer aus dem Bauch raus musi-
und Gegenstände, die inspirieren
„Wenn schon, denn schon“ – halbe ziert – habe auf mein Gehör und
und positiv besetzt sind, liebe ich.
Sachen kann ich nicht ausstehen. Gefühl vertraut – das reichte nicht
Alles was gewalttätig, brutal, unge-
Ich kämpfe gerne gegen kleine, für eine musikalische Ausbildung.
recht und unfair ist, hasse ich.
alltägliche Ungerechtigkeiten – Ich wollte Archäologie und Anthro-
bereue nur, dass ich politisch pologie an der Cambridge Univer-
unfähig bin. Ich wäre aber bestens A.B.: Welche Hobbies hast Du?s sity studieren und es hat mich
geeignet als überemotional enga- damals sehr irritiert, dass ich
A.L.: Meine Hobbies bleiben zur ständig von Musikern und Tonstu-
gierte Führerin für einen guten Zeit ein wenig auf der Strecke.
Zweck: gezielt, überzeugend und dios in London angerufen wurde.
Hobbies bedeuten mir reine „Ich“-
felsenfest in meinem Glauben; Zeit. Sie pflegen die Seele, geben Schließlich gab ich nach, bin mit
hier stimmen die Adjektive Kraft, verleiten zum Nachdenken Sack und Pack nach London gereist
„schwierig“, „stur“ und und Reflektieren - sie sind für mich und erstmal da geblieben. So fing
„egoistisch“. Aufgaben und Tätigkeiten ohne meine ereignisvolle Karriere als
dringende Ziele - Tauchen, Bern- Berufsmusikerin an. Meine Ausbil-
steinsammeln, Laufen, Malen, dung war: „Learning by doing“.
A.B.: Was magst Du, und was eher
Römische Ausgrabungen besichti-
nicht?
gen, Ausstellungsbesuche jeglicher
A.L.: Bis das Gegenteil bewiesen A.B.: Schildere uns doch bitte
Art.
ist: Alles!. Ich finde aber das Wort einmal Deinen musikalischen
„mögen“ passiv und nichtssagend. Werdegang.
Ich bevorzuge überspitzte Ausdrü- A.B.: Wolltest Du immer schon A.L.: Meinen musikalischen Wer-
cke wie Liebe und Hass – „mögen“ Musikerin werden? degang zu schildern ist immer
ist für kleine Mädchen, wie das A.L.: Berufsmusikerin war niemals einen Qual für mich. Man kann
Wort „nett“. Ich versuche keine eine ernsthafte Überlegung gewe- natürlich sagen, dass es mit der
Vorurteile zu haben - das ist →
portrait
Aino Laos - vorgestellt von Alisha Bionda

Geige begonnen hat – mit Prü- Musikerin mitzuteilen habe – mein als erwachsene Frau in England zu
fungen und Zertifikaten der Royal musikalischer Werdegang ist in leben, ich weiß nur, dass ich mich
School of Music, und dass ich dann dieser Hinsicht verstaubt und irre- in Deutschland sehr wohl fühle. Ich
angefangen habe E-Bass zu spielen levant. vermisse allerdings den schwarzen
und zu singen und zu komponie- englischen Humor.
ren. Das war alles Eigeninitiativ, In England hätte ich nie die künst-
dass ich über die Jahre mit sämt- A.B.: Du hast lange in England
lerischen Möglichkeiten gehabt –
lichen großen Stars kooperiert und gelebt und jetzt hat es Dich nach
hätte nie genug Geld verdient um
musiziert habe und dass Aufnah- Deutschland verschlagen. Hat das
von meiner Musik gut leben zu
men und Produktionen als sicht- berufliche oder private Gründe?
können - es ist dort sehr klein und
bare und belegbare Spuren meines A.L.: „If music be the food of love inzestuös. Hier in Deutschland sind
Könnens überbleiben – aber meine – play on!“ die Menschen begeisterungsfä-
Karriere, ist sehr schwer von higer. Sie feiern gern und gesund
„draußen“ nachzuvollziehen und Musik-Liebe, Liebe-Musik ... sehr
schwer zu trennen – also Deutsch- – hören Musik zu jedem Anlass, sei
zu begreifen – vor allem, wenn es bei irgendeinem Stadtfest, oder
man nur auf einem Blatt Papier die land hat beides als Lockmittel ein-
gesetzt um mich von London einer Privatfeier. Hier hat man
Liste meiner Herausgaben vorlie- auch einfacher Anschluss an der
gen hat. Ich kann unmöglich tau- abzuwerben. Teldec Records in
Hamburg hatte damals meiner Rest Europas – ich arbeite oft in
sende Begegnungen und Dänemark, in die Schweiz, Frank-
fantastische Ereignisse auflisten Gruppe „Laos“ einen Plattenver-
trag angeboten – eine sehr span- reich, Holland und Bayern. Meine
oder das schildern, was ich erleben Englischkenntnisse kommen mir
durfte – für mich ist das mein nende Zeit. Später habe ich den
Trommler meiner Gruppe geheira- dabei natürlich zugute, da viel
musikalischer Erfolg. Die meisten Popmusik aus Amerika und
Menschen beurteilen Künstler auf tet und wir haben uns in Dort-
mund niedergelassen. Ich weiß, England kommt – ich schreibe oft
Basis des Bekanntheitsgrades. englische Songtexte und gebe
Ruhm und Reichtum bestimmen dass der Ruhrgebiet nicht die
schönste Ecke Deutschlands ist, Gesangsunterricht und helfe bei
den Erfolg – nur dann seien sie Sprachschwierigkeiten.
ernstzunehmen und wertvoll. Sie aber ich habe die Zeit dort sehr
verwechseln Musizieren mit dem genossen. Die Menschen sind erfri-
Musikgeschäft – ich befinde mich schend direkt und herzlich – hier
A.B.: Gibt es ein Land, eine Stadt,
immer wieder in der Situation habe ich die Bedeutung von Ehr-
in der Du gerne leben würdest?
mich deshalb rechtfertigen zu lichkeit und Freundschaft erst
Oder bist Du „angekommen“ dort
müssen – zu erklären warum ich richtig schätzen gelernt.
wo Du bist?
nicht so erfolgreich bin wie
Madonna oder so bekannt bin wie A.L.: Ich bin irgendwie immer auf
A.B.: Wodurch unterscheidet sich der Suche nach „The promised
Britney Spears. Das nervt mich. Die
Dein Leben in Deutschland von Land“. Der Ort, voller Schönheit
Vergangenheit ist schön und gut –
dem in England? und Natur, wo man sich absolut
die Erfahrungen sind ein wesent-
licher Teil meiner Person, aber A.L.: Ich wohne seit 20 Jahren hier wohl fühlt; wo alle Sehnsüchte
alles was zählt ist doch: Wer ich in Deutschland, daher ist es gleichzeitig gefüttert und gestillt
jetzt bin und was ich jetzt mache schwierig einen echten Vergleich werden; wo man sich vorstellen
zu ziehen. Ich weiß nicht wie es ist, kann friedlich alt zu werden um die
– was ich zur Zeit als Mensch und
letzten Jahre erfüllt genießen zu →
portrait
Aino Laos - vorgestellt von Alisha Bionda

können. Über die Jahre bin ich viel A.L.: Wie so oft in meinem Beruf: A.B.: Du warst jüngst als Vocal
gereist und muss zugeben, dass solche Begegnungen entstehen Coach für "Popstars 2010" - "Girls
dieses Verlangen immer stärker durch Mundpropaganda. Ich war Forever" bei Pro 7 zu sehen. Wie
wird. Ich glaube aber nicht, dass sehr erfreut, als Peter mich einge- kam es zu dem “Deal” ?
ich es je finden werde – es ist wie laden hat. Ich habe gesungen, Per- A.L.: Da kommt wieder die Mund-
Atlantis oder Eldorado – ein cussion und Cello gespielt – habe propaganda zum Einsatz. Das
Wunschgedanke – ein Sinnbild für alles gegeben, wie immer. Angebot kam ziemlich plötzlich
das, was mir innerlich fehlt. Ich und ich musste mich spontan ent-
glaube die Devise: „wherever I lay scheiden. Es ist mir bewusst, dass
my hat – that’s my home“ passt A.B.: Welche Erkenntnisse / Erin-
solch ein Projekt aus moralischer
besser zu einem Musikerdasein. nerungen nimmst Du von der Club
Sicht durchaus bedenklich ist: die
Tour mit?
Hoffnungen und Träume junger
A.L.: Ich sage es so: Ich habe mit Menschen werden bloßgestellt
A.B.: Zuletzt warst Du in dem vielen älteren und etablierten und verpackt als Fast Food-Enter-
Muscial PHANTASMA Musikern während der letzten tainment. Aber da meine Neu-
zu sehen und hören. Erzähl doch Jahre musiziert. Interessante, gierde keine Grenzen kennt und
bitte mal, worum es da geht. ehrenhafte Menschen: erstaunli- ich unbedingt hinter die Kulissen
che Musiker. Künstler wie Christo- solch einer Sendung schauen
A.L.: „Phantasma“ ist ein Musical
pher Cross, Percy Sledge, Leo wollte sagte ich zu. Nun bin ich
von Frank Nimsgern, Elmar
Sayer und Barry Ryan. Nächstes sehr überrascht. Die Organisation
Ottenthal und mir - eine Weltur-
Jahr werde ich zusammen mit und Logistik ist bemerkenswert –
aufführung, die am Saarländischen
Eddie Hardin und Pete York live die Macher kompetent und fein-
Staatstheater großen Erfolg hat.
spielen, zwei frühere Mitglieder fühlig; das Team herzlich und
Georgio Phantasma ist ein Mann
der „Spencer Davis Group“, und engagiert. Natürlich lebt so eine
ohne Herz: er hat es an den Teufel
ich fühle mich darüber sehr Sendung von Sensationen und
verkauft - für Reichtum, Ansehen
geehrt. Emotionen, aber die meisten sind
und Macht. Um seine Eitelkeit und
Gier zu befriedigen, muss Phan- Bei Peter habe ich mich aber nicht echt – es ist wie ein großes psycho-
tasma allerdings ein endloses wohl gefühlt. Ich mochte seine Art logisches Experiment; intensiv und
Leben ertragen, gefüllt mit Leid mit Musikern umzugehen nicht - erstaunlich ehrlich. Ich mache
und Angst. Dieses Musical basiert er war diktatorisch und ungedul- meinen Job als Gesangscoach aus
ein wenig auf Hoffmanns Erzäh- dig. Ich hatte wenig Spielfreude, vollem Herzen – ich gebe den
lungen und Faust. Ungewöhnlich da ich mich immer kontrolliert und Mädchen wichtige Botschaften
ist, dass die chinesische Philoso- unter Druck gesetzt fühlte – keine und Fähigkeiten mit – ob sie es nun
phie des Yin und Yang auch eine guten Voraussetzungen für posi- in „die Band“ schaffen oder nicht:
große Rolle spielt. tive Energie und Kreativität. In das Leben geht immer weiter und
Zukunft, werde ich solche Situati- ich nehme meine Verantwortung
onen wie die Pest vermeiden. als Vorbild und Lehrerin sehr ernst.
A.B.: In der letzten Zeit bist Du
besonders viel „rumgekommen“,
so warst Du u.a. mit PETER A.B.: Stehst Du mit Peter Maffay
MAFFAY auf Club Tour. Wie kam noch in Kontakt? A.B.: Was bedeutet Dir diese
es dazu? A.L.: Nein. Zusammenarbeit? →
portrait
Aino Laos - vorgestellt von Alisha Bionda

A.L.: Die ganze Sendung ist ein So viel also zu Aino und ihrem
Entwicklungsprozess, dies gilt musischen Schaffen.
nicht nur für die Mädchen. Ich Doch nicht nur Musik bestimmt ihr
selbst habe überraschend viel über Leben – in ihrer Freizeit gibt sie
mich gelernt, über das Unterrich- sich immer wieder dem Malen und
ten, über extreme emotionale Schreiben von Kurzgeschichten
Situationen – ich durfte viele inter- hin, um ihrer Fantasie freien Lauf
essante Menschen kennenlernen lassen zu können – jenseits enger
und neue Eindrücke sammeln. kommerzieller Grenzen.
Diese Erfahrung hat mich wieder
mal herausgefordert und gleichzei- Seit ich durch Christoph Marzi auf
tig auch neue Kraft gegeben. Ich Aino aufmerksam gemacht wurde, DARK LADIES II
werde so etwas jederzeit wieder habe ich sie für mich “entdeckt”.
Für mich und meine Projekte, weil Hrsg. Alisha Bionda - Fabylon -
machen. Anthologie - Mystery-Stories -
mir der Ansatz ihrer Texte gefällt,
mir ihre professionelle Einstellung Klappenbroschur, 248 Seiten -
13.00 EUR - ISBN: 9783927071261
A.B.: Vielen Dank für das ausführ- liegt und sie darüber hinaus ein
- März 2009
liche Beantworten meiner Fragen freundlicher, offener und warm-
- ich würde Dich nach Ablaufen herziger Mensch ist, mit dem es
der POPSTARS-Staffel, zu Deiner einfach Spaß macht kreativ zu sein
»Alisha Bionda hat sich neben
Zeit dort gerne noch einmal aus- und in Kontakt zu stehen.
ihrem Namen als Autorin auch
führlich befragen – nun aber erst So fand sie in etlichen meiner einen als Herausgeberin gemacht.
einmal in Teil II zu Deiner zweiten Anthologien Aufnahme – und da Ihre Anthologien sind ein litera-
Berufung – dem Schreiben. ist noch kein Ende in Sicht. risch-optisches Erlebnis. Nicht
umsonst wurden zwei mit dem
Deutschen Phantastik Preis ausge-
Doch sehen Sie selbst, welche zeichnet.
Kurzgeschichten von ihr bisher in
In diesem Projekt hat sie wieder
meine Projekte einflossen!
einmal ein sicheres Gespür für die
Verbindung von Text und Bild
bewiesen – und eine illustre Auto-
renriege zusammengerufen.«
Wolfgang Hohlbein

In DARK LADIES II ist Aino Laos mit


der Story „Das Geschenk“ vertre-
ten, sie bildete den Auftakt zu
unserer Zusammenarbeit.


portrait
Aino Laos - vorgestellt von Alisha Bionda

Wer Aino auch einmal erotisch- Christoph Marzi, Barbara Büchner, Christoph Hardebusch, Andreas
phantastisch erleben will, kann das Christian von Aster, Ascan von Gruber, Uschi Zietsch, Barbara
in der Kurzgeschichtensammlung: Bargen, Alisha Bionda, Guido Büchner, Alisha Bionda, Tanya Car-
Krain, Aino Laos und weiteren penter & Mark Staats, Marc-Alas-
Wortschöpfern auf sehr unter- tor E.-E., Mark Freier, Dominik
schiedliche Weise in Versuchung Irtenkauf, Aino Laos und Arcana
bringen – und in das Reich der Moon zeigen auf eindrucksvolle
Schatten und der Erotik entführen. Weise die Bandbreite des Genres
- mit virtuosen Grafiken von Mark
Mit der Story "S.A.D." von Aino
Freier versehen.
Laos.
Die beiden längeren Novellen
Sarah öffnet ein eMail mit dem
werden von Barbara Büchner und
Betreff "S.A.D.". Sie folgt den An-
Marc-Alastor E.-E. bestritten und
weisungen des mysteriösen Ab-
zeigen deutlich die Bandbreite
senders und findet sich in einem
dieser Anthologie - aber auch die
Alptraum wieder, der ihre Begier-
weiteren Texte.
de stillt und sie verzweifelt zu-
rücklässt.
Aino Laos ist in dieser Kurzge-
schichtensammlung mit der Story
SCHATTENVERSUCHUNGEN „Unter dunklen Schwingen -
gesteht ein jeder seine Schuld“
Hrsg. Alisha Bionda - Sieben Verlag vertreten.
- Anthologie – ARS AMORIS, Band
1 Es gibt alte englische Gasthäuser,
die uralte Geheimnisse bergen.
Düster-phantastische Erotik – Bro- Das „Black Wings Inn“, so besagt
schiert - 224 Seiten - 16.50 EUR eine Inschrift an der Schwelle,
ISBN: 9783940235411 - April 2009 kann nur derjenige wieder verlas-
sen, der all seine Sünden gestan-
Cover-und 20 Innengrafiken:
den hat. Eine Gruppe von
Crossvalley Smith
Touristen findet in einer selt-
Reihenlayout: Atelier Bonzai samen Nacht heraus, was genau
diese Worte bedeuten.
UNTER DUNKLEN SCHWINGEN
Schatten – feine Nebelgespinste
der Nacht, die die Sinne Hrsg. Alisha Bionda
umschmeicheln ... Otherworld Verlag - Anthologie -
Versuchungen – reizvoll, verbote- Düstere Phantastikgeschichten –
nes Verlangen von Körper und Broschiert - 430 Seiten - 15.95 EUR
Geist ... - ISBN: 9783902607164 - Mai.
2009
... lassen Sie sich von Autoren wie →
portrait
Aino Laos - vorgestellt von Alisha Bionda

In folgenden beiden Anthologien, ten! führt von der attraktiven Ärztin


ist die Sängerin und Autorin nun Dr. Duncan rettet ihn. Sie wird die
Wie feierlich die Gegend
jüngst auf den Markt drängten: Liebe seines Lebens, aber er endet
schweigt!
im ewigen Teufelskreis - in dem
Der Mond bescheint die alten der Ausdruck „Ursache und Wir-
Fichten, kung“ eine neue finstere Bedeu-
die sehnsuchtsvoll zum Tod tung erhält.
geneigt,
den Zweig zurück zur Erde rich-
ten.
Frost! Friere mir ins Herz hinein!
Tief in das heißbewegte, wilde!
Daß einmal Ruhe mag da
drinnen sein,
wie hier im nächtlichen Gefilde!
Nikolaus Lenau (1802-1850)

DIE BEGEGNUNG - UND ANDERE


DÜSTERE WINTERLEGENDEN Die titelgebende Geschichte DIE ADVOCATUS DIABOLI
Hrsg. Alisha Bionda BEGEGNUNG stammt von dem Hrsg. Alisha Bionda
Phantastikautor Wolfgang Hohl-
Sieben Verlag - Anthologie – ARS bein. Ihm zur Seite stehen Bernd Edition Roter Drache - Anthologie
LITTERAE, Band 6 – Düstere Phan- Rümmelein, Ascan von Bargen, - Düstere Phantastik - Fester
tastik Tanya Carpenter, Alf Leue, Nico- Einband - 336 Seiten - 20.00 EUR -
laus Equiamicus, Andreas Gruber, ISBN: 9783939459224 - Oktober
Broschiert – 200 Seiten – 14.90
Andrea Gunschera, Carola Kickers 2010
EUR – ISBN: 9783940235923 –
Oktober 2010 – und Aino Laos. Cover- und Innengrafiken Andrä
Martyna.
Cover-und Innengrafiken: Andrä
Martyna Mit der Story „Teufelskreis“ von Buchumschlag: Atelier Bonzai
Coverartwork: Atelier Bonzai Aino Laos.
Winternacht In einer kalten Winternacht ver- Die schönste List des Teufels ist,
liert ein Auto auf einer gefrorenen
Vor Kälte ist die Luft erstarrt, uns zu überzeugen, dass es ihn
Landstrasse die Kontrolle. Der
nicht gibt
es kracht der Schnee von meinen hilflose Fahrer wartet schwer ver-
Tritten, letzt und eingeschlossen auf Hilfe. Charles Baudelaire
es dampft mein Hauch, es klirrt Seine verzweifelten Gebete wer-
mein Bart; den erhört, ein Krankenwagen
kommt und die Mannschaft ange-
nur fort, nur immer fort geschrit- →
portrait
Aino Laos - vorgestellt von Alisha Bionda

Was befähigt eine Seele Aufnahme lung. Für beide. imagination beflügeln, inspirieren
in der Hölle zu finden? und provozieren – es ist eben alles
möglich.
Womit kann man den Fürst der Ich habe Aino natürlich auch zu
Finsternis dazu bewegen ihr Einlass ihren literarischen Projekten
in den Hades zu gewähren? befragt. A.B.: Wann hast Du zu schreiben
Sind es besonders perfide Verbre- begonnen? Und womit?
chen? A.L.: Erst vor kurzer Zeit, bis dahin
A.B.: Liebe Aino, als Sängerin bist
Oder eher die subtilen Greuel- Du längst bekannt. Nun machst
hatte ich zu viel Respekt vor dem
taten? Du auch als Autorin immer mehr
Handwerk des Schreibens – ich
wollte mich nicht blamieren;
auf Dich aufmerksam. Wolltest Du
Grammatik war nie meine Stärke.
auch immer schon schreiben oder
Fünfzehn Autoren der Phantastik 2006 hatte ich ein schlechtes Jahr.
war es eher eine Folge Deiner
haben auf ihre Weise diese Fragen Mein Enthusiasmus für Musik sta-
persönlichen Entwicklung?
erzählerisch beantwortet – mit gnierte und ich fühlte mich müde
überraschenden Ergebnissen. A.L.: Fantasiegeschichten hatte ich und ziellos – völlig uninspiriert. Da
schon immer im Kopf. Als Kleinkind habe ich dann angefangen zu
Andrä Martyna, der Veröffentli-
habe ich mir oft irgendwas ausge- schreiben – es war wie eine Thera-
chungen in Bildbänden in Japan,
dacht und prompt umgesetzt - in pie: ich war schnell begeistert und
China, Spanien und Frankreich
kleine Theaterstücke, sehr zum berauscht – hatte so viel Spaß in
vorweisen kann, schuf als Entry zu
Leidwesen meiner Familie und meiner ungehemmten Fantasie-
jeder Geschichte eine Grafik, griff
Freunde. In der Schule war das welt.
aber auch selbst zur Feder.
Fach „English Literature“ faszinie-
Mit "Die Vernunft im Blute" ver- Als Christoph Marzi vorgeschlagen
rend, insbesondere die Werke von
fasste der Dark Fantasy-Autor hat, meine Erstversuche anzu-
Shakespeare (oder wer auch
Marc-Alastor E.-E. den längsten schauen um mir seine professio-
immer diese Werke wirklich
Text rund um einen verruchten nelle Meinung zu geben, war es
kreiert hat). Meine Lehrerin hat
Verführer, Betrüger, Opportunis- mir zunächst ein wenig peinlich.
immer drauf bestanden, dass wir
ten und Beihelfer zu hundertfa- Ich wollte auch nicht, dass man mir
Geschichten basierend auf
chem Mord durch die meine Freude nimmt: ich wollte
unseren Erfahrungen schreiben;
Vampirprinzessin Eleonore von nicht hören, dass ich talentfrei sei
ich fand das überhaupt nicht span-
Schwarzenberg. und meine Ideen bescheuert
nend und habe mich dem immer
wären. Irgendwas aber, hat mich
widersetzt. Als junges Mädchen
dazu gebracht ihm doch etwas zu
hatte ich ja noch nicht so viel
Und der Gemeinschaftsstory schicken - mit dem Postscript:
erlebt. Fantastische Themen, so
„Passion Killer“ von Aino Laos & „Bitte lass mich weiterträumen,
surreal wie möglich, habe ich
Christoph Marzi auch wenn es eine Katastrophe
durchgesetzt und alle Prüfungen
ist!“- bis heute, weiß ich nicht
Sie ist tot. Sie hat einen Mord bestens bestanden – Mrs Thomp-
wirklich ob ich nun weiter träume
begangen. Ein Verbrechen aus Lei- son hat es nie verstanden. Für
oder nicht. Was auch immer, ich
denschaft. - Im Leben war er einer mich, ist nichts langweiliger als die
liebe es zu schreiben – ich liebe es,
dunklen Begierde gefolgt. Jetzt ist Realität, egal wie abgefahren diese
ein leeres Blatt Papier anzustarren,
er tot. - Die Hölle ist die Wiederho- sein mag – tales of mystery and →
portrait
Aino Laos - vorgestellt von Alisha Bionda

um es dann mit Orten, Charakte- sieht Dein Tagesablauf aus? leider kein Multitasker – etwas
ren und Ereignissen zu füllen – A.L.: Auf jeden Fall: nicht am
würde dann sicherlich darunter
eben eine fiktionale Welt aus dem Morgen! Früh morgens ist eine
leiden und ich verliere den Über-
„Nichts“ zu zaubern. Meine aller- merkwürdige Tageszeit. Sie ist für
blick. Aber wenn mein Gehirn auf
erste Geschichte hieß „Tranquil mich mit Spannung und ein wenig
Hochtouren arbeitet, bin ich ein
Gardens“ und ist in der Anthologie Angst geladen. Ich bin immer unru-
Workaholic – stundenlang ohne
„Disturbania“ von David Grashoff hig. Es erweckt irgendeinen
Pause und bis tief in die Nacht.
erschienen. Urinstinkt in mir – ich bin erfreut,
dass die Sonne es doch geschafft A.B.: Welchen Genre ordnest Du
hat sich wieder zu erheben um uns
A.B.: Hast Du eine fest struktu- Dich zu? Und welches reizt Dich
erneut einen ereignisvollen Tag zu
rierte Methode, wie Du ein litera- am meisten?
schenken, aber trotzdem bin ich
risches Projekt umsetzt? A.L.: Fantasy - aber nicht im Sinne
melancholisch, weil es irgendwann
A.L.: Ich weiß, dass ich eigentlich sicherlich nicht so sein wird. von Elfen, Monster und Außerir-
zumindest einen groben Plan dischen... Ich dichte gerne „tales
Am Nachmittag und Abend sind
haben sollte – eine Skizze – of the unexpected“: alles was para-
aber diese Geister verschwunden
Anfang, Mitte und Ende, aber dann normal, mysteriös und übersinn-
und ich fühle mich wieder wohl,
gäbe es für mich selber weniger lich ist, aber immer eingebettet in
aktiv und furchtlos – ich schreibe,
Überraschungen. Ich schreibe, wie einen alltäglichen oder zunächst
komponiere und male dann
ich alles mache, aus dem Bauch unscheinbaren Kontext. Für mich
abwechselnd.
heraus. Ich liebe das Risiko einzu- muss sich eine Geschichte langsam
gehen, dass ich vielleicht Pointe entfalten – ich mag subtile Ent-
oder Höhepunkt am Ende verfehle A.B.: Bevorzugst Du eine
wicklungen und keine Sensationen
– ich muss mich manchmal richtig bestimmte Atmosphäre oder
– kleine mehrfache Andeutungen,
anstrengen um mich selbst zufrie- benötigst Du besondere Ruhe
die vielleicht erst später realisiert
denzustellen. Dieser „Aha“-Effekt wenn Du schreibst?
werden.
aber ist genau was mich entzückt:
manchmal springe ich in der A.L.: Ich bevorzuge Ruhe; Kerzen;
Wohnung herum wie eine Irre, Kamin – am besten auf dem Land A.B.: Deinen Anfang nahmst Du
weil mir plötzlich etwas Außerge- oder in eine Hütte am Meer. Ich mit dem Verfassen von Kurzge-
wöhnliches eingefallen ist. Ich kann es überhaupt nicht ertragen, schichten? Was reizt Dich daran?
finde es erregend, sich von wenn ein Fernseher oder ein Radio A.L.: Kurzgeschichten sind für
wenigen Stichworten oder von mitläuft – es lenkt mich ab und mich wie kompakte, intensive
einem Bild inspirieren zu lassen – macht mich sogar aggressiv. Begegnungen – man kann sofort
die Herausforderung diese Reize zur Sache kommen und sich nicht
auf meine persönliche Art und in lange Handlungsbögen verirren
Weise zu interpretieren. A.B.: Schreibst Du an mehreren
und verfangen. Ich liebe kurze
Projekten gleichzeitig oder
Sätze und keine komplizierten
trennst Du das strikt?
Beschreibungen - ich will den Leser
A.B.: Schreibst Du gerne zu einer A.L.: Ich muss mich immer auf ein genügend Platz für seine eigene
bestimmten Zeit? Lieber tagsü- einziges Projekt konzentrieren – Phantasie lassen.
ber, lieber abends/nachts? Wie eins nach dem andern. Ich bin →
portrait
Aino Laos - vorgestellt von Alisha Bionda

A.B.: Gibt es einen Autor, dessen A.B.: In welchen Anthologien bist A.B.: Schreibst Du lieber alleine
Kurzgeschichten Du besonders Du aktuell vertreten? In welchen oder lieber mit einem Co-Autor?
magst? künftig? Wenn ja, wer reizt Dich da?
A.L:: Es gibt einfach zu viele die A.L.: Die aktuellste Geschichte A.L.: Ich bevorzuge es mit
mir imponieren – einen Favoriten erscheint in der Anthologie „Die jemanden zu schreiben, den ich
habe ich nicht. Begegnung - und andere düstere persönlich kenne – so wie Chris-
Winterlegenden“ (Hrsg. Alisha toph Marzi. Wenn man eine
Bionda, Sieben Verlag). Die menschliche Basis hat; sich respek-
A.B.: Hast Du eine Kurzgeschichte, Geschichte „Teufelskreis“ ist ein tiert und schätzt, dann entsteht
die Du selbst als Deine beste für mich typischer „Slow Burner“ eine zusätzliche Energie die unver-
bezeichnen würdest? – die Phantasie und Horror ver- kennbar und unbeschreiblich ist –
A.L.: Eine bisher unverlegte steckt sich im Alltäglichen und dann macht es mir einfach mehr
Geschichte „Soul Survivor“, hat schleicht sich leise und heimlich an Spaß!
mir am meisten gefallen – in den Leser heran – der Teufel steckt
meinem Kopf kommt sie mir wie eben im Detail.
A.B.: Liest Du regelmässig? Wenn
ein Kurzfilm vor – lebendig und Das nächste Projekt ist eine Koo- ja, was bevorzugt?
flott. Ich habe ein Wesen kreiert, peration mit Christoph Marzi
das nur aus reiner Energie besteht „Passion Killer“- das im Oktober in A.L.: Ich lese nicht regelmässig. Ich
– unsichtbar, unspürbar, unbe- der Anthologie „Advocatus Diabo- höre auch Musik nicht regelmäs-
merkbar aber trotzdem seit li“ (Hrsg. Alisha Bionda, Edition sig. Ehe sehr selten. Ich bin sehr
Urzeiten unter uns. Roter Drache) erscheinen wird. wählerisch und selektiv – muss in
Eine ungewöhnlich gemeine der richtigen Stimmung sein. Lesen
Geschichte von mir, wie ich finde und Musik hören ist etwas Beson-
A.B.: Man kann Beiträge von Dir – bitter und direkt. Ich musste aber deres für mich und ich nehme es
in einigen Anthologien finden. lachen, als Christoph die zweite nicht für gegeben – ich möchte
Was ist ausschlaggebend dafür, Hälfte der Geschichte übernahm – meine Sinne nicht mit überflüssi-
an welchem Projekt Du Dich er hat meine kranke Sichtweise ger Information und falschen Ein-
beteiligst? Herausgeber? Verlag? nicht nur weitergeführt, sondern drücken überreizen. Für mich zählt
Thematik? auch noch übertroffen! quality – not quantity.
A.L.: Hauptsächlich ist die Thema-
tik für mich entscheidend – ich
A.B.: Hast Du ein Vorbild? A.B.: Gibt es Menschen, die Dich
muss sofort ein innerliches Krib-
bei Deinem schriftstellerischen
beln spüren, wenn nicht, dann ist A.L.: Val McDermid hat mich sehr Werdegang unterstützt haben?
es eine Qual für mich. Es macht geprägt – ich liebe ihre Art zu Freunde, Familie, Kollegen? In
keinen Sinn für mich für ein Projekt schreiben und zu erzählen. Kurze Deinen Anfängen und jetzt?
zu schreiben, das mich überhaupt Sätze, glaubwürdige Charaktere,
nicht interessiert oder fasziniert, nachvollziehbare Situationen und A.L.: Christoph Marzi hat von
egal wie lukrativ es sein mag – es Emotionen – modern und ehrlich, Anfang an an mich geglaubt und
wäre wie eine Bedienungsanlei- fair und direkt – alles mit ein wenig unterstützt mich immer noch – er
tungen zu übersetzen. klassischem, britischen Flair. übersetzt meine Geschichten ins
Deutsche und inspiriert mich als
portrait
Aino Laos - vorgestellt von Alisha Bionda

Autor und Freund – ich habe ihm A.B.: Wie wichtig ist Dir der kreisen ausgekannt und etabliert
viel zu verdanken. Meine besten Kontakt zu Deinen Lesern? Wie habe und ich schätze, dass es in
Freunde sind wie leuchtende gestaltet sich dieser? Literatenkreisen ähnlich ist. Ich
Fackeln – deren Enthusiasmus für Hältst Du auch Lesungen ab?
kann mich noch nicht wirklich ein-
meine Aktivitäten kennt keine Oder kann man Dich auf Cons
ordnen und muss mich damit noch
Grenzen wie es scheint. Alisha antreffen? Wenn ja, auf welchen?
viel mehr auseinandersetzen und
Bionda ist bewundernswert – eine beschäftigen. Ich kann mir aber
engagierte und kreative Frau – Wirst Du von einer Agentur ver- durchaus vorstellen, dass ich in
eine Eröffnerin unendlicher Mög- treten? den nächsten Jahren meine litera-
lichkeiten mit einer unglaublichen Wie rege ist Dein Austausch mit rischen Aktivitäten intensiviere –
Energie. Durch sie, durfte ich an anderen Autoren? Und mit ich möchte sehr gerne Lesungen
vielen aufregenden Projekten teil- welchen pflegst Du regelmässigen abhalten und mich auch künftig in
nehmen. Kontakt – sei es persönlich oder der professionellen Community
per Mail? einbringen.

A.B.: Woran arbeitest Du derzeit? Abschließend noch die Frage: Wie


Auf was dürfen sich die Leser möchtest Du künftig Deine Pro- A.B.: Vielen Dank auch für diesen
künftig freuen? jekte gewichten? Wird die Musik Interviewpart.
immer die Nummer eins bleiben?
A.L.: Ich habe zuerst meinen Oder könntest Du Dir auch vor-
Roman „Moone“ auf Eis gelegt stellen, dem Schreiben nach und Das also war meine kleine Vorstel-
weil ich nie die Ruhe und Zeit fand nach mehr Platz einzuräumen, lung von AINO LAOS, dem krea-
ihn fertigzustellen. Meine Arbeit somit Deine Gewichtung zu ver- tiven Tausendsassa, von ihr wird
mit „Phantasma“ und „Popstars“ schieben? sicher noch viel zu hören, aber
hat mich aus der Bahn geworfen. auch zu lesen sein.
Ich bin an einem heiklen Punkt in A.L.: Ich glaube ich kann all diese
der Geschichte angelangt, und es Fragen einfach so beantworten: Und das ist gut so!
bräuchte all meine Konzentration Ich schreibe aus Leidenschaft und
weiterzumachen. Ich hoffe, dass Freude. Es ist eine logische und
ich Anfang nächsten Jahres den natürliche Weiterentwicklung, die
Faden wieder aufnehmen kann – aus dem Dichten von Songtexten
sie bedeutet mir sehr viel. Sie wird entstanden ist. Ich befinde mich
für mich, das absolute Highlight, im Neuland – in einer fremden
ich muss sie nur endlich nieder- Welt, in der ich mich bis jetzt kaum
schreiben. bewegt habe. Es hat viele Jahre
gedauert bis ich mich in Musiker-
kurzgeschichte
Begegnungen Teil 3
von Michael Köckritz

P eter war von seinem


Erkundungsgang zurückgekehrt
und hatte sich zu uns gesellt.
sicherlich bald eingestellt werden,
sobald wir sicher gehen können,
eine wohlausgewogene Strategie
entwickeln zu können.«
»Das müsste ich erst selbst her-
ausfinden und die Datenbänke
abfragen.«
»Ich denke wir benötigen etwas
»Seid ihr in der Lage, Informati- Zeit, diese neuen Eindrücke zu
»Wenn ich das ‘mal korrekt aus- onen in hypno-suggestiver Form verarbeiten. Können wir dich
werte, dann komme ich zu dem zu übermitteln?«, fragte Kevin. morgen wieder anrufen? Wir
Schluss, dass ihr im Vergleich zu »Das ist uns möglich. Hätten wir
möchten uns auch etwas besser
uns, relativ unsterblich seid! Wie zum Beispiel festgestellt, dass ihr
vorbereiten.«
lang ist die durchschnittliche schlechte Absichten im Sinn »Ich stimme euch zu. Es gibt mir
Lebenserwartung auf eurem Pla- gehabt hättet, wäre es uns ein ebenfalls die Gelegenheit, eure
neten?« Leichtes gewesen, euch aus moderne Verkehrssprache zu
»Wir werden etwa 100 Jahre alt. diesem Schiff zu vertreiben. Wir erlernen. Es macht das Übersetz-
Das entspricht ungefähr 350 000 hätten euch, durch hypno-sugges- ergerät damit überflüssig. Bevor
Jahre auf eurem Planeten. Es tive Beeinflussung, dem Wahnsinn ich euch jedoch entlasse, möchte
schein also, von eurer Sicht, rich- verfallen lassen können.« ich euch etwas mitgeben. An der
tig, daß wir relativ unsterblich sind. »Es wäre also möglich dieses
linken Seite neben dem Zentrale-
Das war aber nicht immer so. Verfahren auch in positivem Sinn
schott, befindet sich ein Fach, das
Durch die Raumfahrt und der Ver- anzuwenden. In dem man uns
sich durch Auflegen der Hand selb-
besserung der Lebensqualität Informationen hypno-suggestiv
ständig öffnet. Ihr werdet dort
sowie medizinischer Fortschritte, übermittelt, um Zeit zu sparen?«,
einige kleine stabförmige Instru-
konnten wir unsere Lebenserwar- fügte ich fragend hinzu.
mente vorfinden, die ihr an euch
tung erhöhen.« nehmen sollt. Sobald ihr diese
»Das wäre eine von mehreren Geräte für länger als 20 Sekunden
Es entstand eine Pause, die Peter Möglichkeiten, die wir aber im in den Händen haltet, werden sich
nutzte, um zu fragen: »Werden wir Augenblick nicht in Betracht diese Geräte auf eure Mental-
eigentlich noch immer sondiert?« ziehen wollen. Dieser Prozess kann schwingungen einstellen und
»Das Sondierungsprogramm ist nur auf dem Mutterschiff oder auf somit nur dem jeweiligen Besitzer
bestimmt noch nicht abgeschlos- NIBIRU durchgeführt werden. Es von Nutzen sein. Sobald ihr dieses
sen. Ich nehme daher an, dass ihr kann dabei zu mentalen Komplika- Schiff verlassen habt, wird sich ein
noch immer untersucht werdet. Es tionen führen. Es ist immer ratsam Energiefeld aufbauen und jeden
hilft uns zu bestimmen, wie wir ein speziell ausgebildetes medizi- Unbefugten durch eine Wahn-
weiter vorgehen sollen. Die Emo- nisches Team anwesend zu haben, sinnsstrahlung am Betreten des
tio-Sondierung ist eigentlich mehr um diese Komplikationen auszu- Schiffes hindern. Denkt daran,
ein Mittel zum Zweck. Das Ergeb- schließen. Es ist nicht das erste diese Geräte ständig bei euch zu
nis dieser Untersuchung bestimmt Mal, dass wir Manipulationen an tragen, damit ihr sicher in das
den Aufwand im Verhältnis zum der Bevölkerung dieses Planeten Schiff gelangen könnt. Jeder
Nutzen. Es wäre nicht ratsam euch vorgenommen haben.« andere Mensch dieses Planeten
mit Informationen zu füttern, die »Kannst du uns einige Namen wäre dazu nicht in der Lage. Ihr
euch vielleicht überfordern nennen?«, fragte Peter. seid somit individuell geschützt,
könnten. Das Programm wird auch wenn man euch dazu →
kurzgeschichte
Begegnungen Teil 3
von Michael Köckritz

zwingen sollte, das Schiff für kleinen Kerne, ebenfalls in das Bier haben, was bei ihm eine Seltenheit
andere, zu öffnen.« gelangten. Das machte aber nichts war.
aus. Er schüttet danach eine Prise
Kevin öffnete das Fach und nahm »Kannst du nicht schlafen?«,
Salz in die Öffnung und musste sich
drei Geräte heraus. Er behielt eins fragte ich ihn leise, um Peter nicht
jetzt beeilen zu trinken, da das Bier
für sich, und reicht uns die Geräte wieder aufzuwecken.
zu schäumen anfing.
die für uns bestimmt waren. Als »Ich möchte mehr über die Ver-
wir uns wieder umdrehten, war »Siehst du? So wird das gemacht. gangenheit herausfinden«, ant-
der Bildschirm bereits wieder Salud, Dinero y Amor!«, prostete wortete er. »Mein religiöses
dunkel. Zeichen für uns, das Schiff er Kevin zu und nahm einen Weltbild befindet sich im Zustand
zu verlassen und zurück zu gehen. großen Schluck. der Auflösung. Ich weiß nicht
»Was sagst du? Salut, denerow woran ich noch glauben soll.«
e ammore? Was soll das denn hei-
Es war bereits später Nachmittag Peter erhob sich wieder. Er hatte
ßen?«
geworden, als wir beim Bully wohl doch noch nicht geschlafen.
anlangten. Peter machte sich »Das heißt auf Spanisch: Gesund- Er beteiligte sich aber nicht an
sofort über unsere Biervorräte her. heit, Geld und Liebe. Die Betonung unserer Unterhaltung, sondern
Die Kühlbehälter waren angefüllt liegt hier auf Geld und Liebe und nahm ein Blatt Papier, auf das er
mit Bierdosen und Eiswürfeln. Da davon eine ganze Menge.« ein paar Figuren und Bemer-
wir die Kühler im Grund vergraben »Ich kann den Geschmack von
kungen kritzelte.
hatten, war das Eis nur wenig Limonen und Salz in meinem Bier »Ach, Kevin. Das haben wir doch
geschmolzen. Normalerweise nicht vertragen. Ich trinke mein alles schon einmal besprochen. Ich
kaufte Peter kein Dosenbier, weil Bier lieber pur«, warf ich ein. Kevin hatte dir doch schon vor langer
er zu viel Respekt vor der Umwelt machte es Peter nach und er Zeit bereits gesagt, dass mit
hatte. In diesem Fall hatte er aller- schien es zu mögen. Er konnte es unseren doktrinären Religionen
dings eine Ausnahme gemacht. Er nur nicht vermeiden, dass der Bier- etwas nicht ganz stimmt. Ich weiß
hatte Tecate Bier gebracht, das schaum in seine große Nase drang … ich weiß … dass du mir nicht
hier in dieser Gegend nur in Dosen und ihn zum Niesen reizte. Peter glauben wolltest, aber ich denke
erhältlich war. und ich amüsierten uns wieder es nun an der Zeit für dich, über
»Hast du schon einmal Tecate einmal köstlich auf Kevins Kosten. ein anderes Gottkonzept nachzu-
Bier getrunken?«, fragte er Kevin. »Wir müssen uns ein paar
denken.«
»Nein, das ist mein Erstes. Gedanken darüber machen, was »Verstehst du denn nicht, dass
Warum fragst du?« wir morgen fragen wollen. Da es mein Glaubensbild angeschlagen
möglich ist, dass wir immer noch ist? Mein Leben, meine Bildung,
»Weil man Tecate mit Limonen
der Sondierung unterliegen, die langen Jahre der spirituellen
und Salz trinkt, deshalb.«
sollten wir uns auf die hauptsäch- Selbstfindung und die Suche nach
Peter reinigte den Dosenver- lichen Dinge beschränken.« meinem Glauben, waren verge-
schluss, öffnete sie und quetschte bens. All die Zeit vergeudet!«
Wir beratschlagten und disku-
Limonensaft auf den Dosendeckel.
tierten bis 23 Uhr und legten uns »Das ist ein Trugschluss, Kevin!
Der Saft lief langsam in das Bier,
dann aufs Ohr. Kevin schien mit Die Zeit die du in deine Selbstfin-
wobei er allerdings nicht verhin-
dem Einschlafen Probleme zu dung investiert hast, und ebenso
dern konnte, dass einige der
deine vortheologische Ausbildung, →
kurzgeschichte
Begegnungen Teil 3
von Michael Köckritz

haben einen größeren Wert, als du »Das Wort Wahrheit kann man Berichte der Bibel einem kritischen
dir zugestehen willst. In Verbin- verschieden auslegen. Je nach- Blick nicht mehr standhalten
dung mit deiner psychologischen dem, wie man es im Kontext aus- können und somit zu einer echten
Schulung, kannst du diese Begeg- schlachten und drehen kann. Du Belastung für die Gläubigen führen
nung mit Max, folgerichtig auswer- würdest aber einem Laienpriester kann. Je mehr ans Tageslicht gerät,
ten, um für dich eine neue Vision Glauben schenken, wenn er dir desto lauter werden die Stimmen
einzuleiten. Ich sehe es als einen eine neue Vision und modernere derer, die diese Art der Forschung
guten Katalysator für einen Neu- Auslegung anbietet?« ins Reich der blasphemischen Mei-
anfang. Die allgemeinen Bibelüber- »Nun diese Leute sind ja auch
nungsäußerung abstempeln, um
setzungen und Versionen werden durch intensive Bibelstudien aus-
die Gläubigen gegen diese
sehr engstirnig ausgelegt und sind gebildet worden und sie wissen
Unwahrheiten zu schützen. Bei
hauptsächlich den doktrinären worüber sie sprechen.«
genauerer Betrachtung erkennt
Denkweisen der verschiedenen man sehr bald, dass es sich nur um
Kongregationen, unterworfen. »Natürlich, klarer Fall, aber das taktische, jedoch hochgradige, Ver-
Wenn auch einige Fachleute geht mir etwas zu schnell. Es teidigungsversuche der schier
richtig behaupten, dass die Bibel besteht ein riesiger Unterschied Unbelehrbaren handelt, die ihre
nicht bis auf das I-Tüpfelchen zwischen Bibelstudien und Bibel- Felle davon schwimmen sehen.
interpretiert werden darf, so ist forschung und im Besonderen im Das sind eben menschliche Eigen-
die große Menge der Gläubigen Vergleich zur kritischen Bibelfor- schaften. Du weißt ebenfalls, dass
sofort dazu bereit sich anzupassen, schung. Wie du doch weißt, sind sich dieses Tauziehen bei allen
wenn es von höherer Stelle, von Bibelstudien nichts anderes als das Religionen beobachten läßt.«
ihnen erwartet wird. Das zeigt die sture auswendig lernen von Passa-
»Nichtsdestotrotz, habe ich Pro-
eigennützige Seite des Systems. gen. Bibelforschung geht da schon
bleme mit deinen Ausführungen.«
Ich glaube, dass es für die meisten etwas tiefer und befasst sich mit
der Gläubigen, so oder so für ihr den Schriften und der eigentlichen »Das macht nichts. Ich hatte es
eingefahrenes Denkschema, irre- Geschichte, obwohl sie sich haupt- nicht anders erwartet. Wir hatten
levant ist. Sie sind im Allgemeinen sächlich mit dem religiösen Inhalt allerdings immer eine gute Diskus-
über die Wurzeln der Religionen dieser Schriften befasst und der sion, trotz unserer Differenzen. Es
schlecht informiert und aufgrund jeweiligen Doktrin unterliegt. Kri- half mir deine religiöse Seite
dessen können sie sich keine tische Bibelforschung hingegen, kennen zu lernen und dich besser
Meinung über kritische Leitartikel versucht nicht nur die religiösen zu verstehen. Es half dir anderer-
und Thesen bilden.« Besonderheiten, sondern alle in seits deine Scheuklappen abzule-
Bezug kommenden, geschicht- gen und andere Wege zur
»Ach Mensch, verstehst du lichen Merkmale und Begeben- Selbstfindung einzuschlagen.«
nicht? Ich hatte schon immer Pro- heiten auf ihren Wahrheitsgehalt
bleme, an das was du mir erzähl- »Da hast du nicht ganz Unrecht.
und Wahrscheinlichkeitsgrad zu Unsere Diskussionen waren inso-
test, zu glauben. Deine Quellen untersuchen und zu erforschen.
waren immer kontrovers. Du bist fern fruchtvoll, als dass sie meinen
Hierbei, und das ist unabdingbar, Blickwinkel erweiterten und mir
doch kein Anthropologe oder kommen immer wieder Ergebnisse
Archäologe. Es tut mir leid, aber halfen die anerzogenen Vorurteile
ans Tageslicht, die das allgemeine zu überwinden … aber ich kann
deine Äußerungen, als Laie, haben Verständnis auf den Kopf stellen.
nicht das gleiche Gewicht wie das doch nicht einfach meine gesamte
Das führt dann dazu, dass viele
wahre Wort der Evangelien.« Kindheit über Bord werfen?« →
kurzgeschichte
Begegnungen Teil 3
von Michael Köckritz

»Das ist doch auch gar nicht bereitet mir diese Schwierig- sikalischer Besonderheiten genau
notwendig, wenn du dich auf die keiten.« stimmte, sei es aufgrund von
Lektionen deiner Kindheit besinnst »Ich kann dir vielleicht ein Denk-
Berechnung oder rein zufällig, ist
und sie richtig einordnest. Die model anbieten, das dir ermögli-
jetzt einmal Nebensache. Es
Jahre die du als Altarjunge ver- cht, die Angelegenheit in einem
begann ein Ablauf der zufolge
bracht hast, haben dir geholfen größeren Rahmen zu sehen. Mein
hatte, dass sich unser Universum
Respekt und Disziplin zu üben, Denkmodel ist ziemlich komplex
so entwickelte, wie wir es kennen.
oder nicht?« im Aufbau, jedoch relativ einfach
Diese beiden Partikel und die
Kräfte, in ihrer reinsten Form, sind
»Ja, aber ich war doch noch ein im Konzept.«
noch heute Omnipräsent. Diese
Kind und hatte keine andere Wahl. Ich machte hier erst einmal eine Kräfte, jetzt wieder einmal als Gott
Es wurde von mir erwartet. Ich kleine Pause, um herauszufinden, bezeichnet, sind also um uns
hatte Angst vor dem Pfarrer und ob Kevin gewillt war noch etwas herum und allgegenwärtig. Sie
dass ich von Gott bestraft werden zuzuhören. Er forderte mich durch sorgten dafür, dass sich auf Pla-
würde, wenn ich meinen Dienst ein kurzes Nicken dazu auf, weiter neten mit günstigen Verhältnissen,
nicht richtig versehen hätte.« zu sprechen. Leben entwickeln konnte. Der
»Diese Zeit hat aber die Weichen »Versuche dir einmal die Big Nazarener mit dem Namen Jesus,
für dein späteres Leben gestellt. Es Bang Theorie, als Kreationsschema lag also richtig mit der Aussage,
besteht überhaupt kein Grund das vorzustellen, als ein universelles dass wir ALLE Götter sind. Wir alle
alles über den Haufen zu werfen. Spiel mit vielen unbekannten sind ein Teil Gottes oder Teil von
Du bist nur etwas bockig. Es Zügen. Die Kraft, die wir einmal IHM, IHR oder ES … WIR SIND
braucht Zeit sich mit dem heutigen aus argumentativen Gründen als GOTTSUBSTANZ!«
Erlebnis auseinanderzusetzen.« Gott bezeichnen wollen, erstellte Ich erinnerte mich daran, dass
»Gerade die Auseinanderset- die ersten zwei Partikel. Da das Kevin immer eine Reisebibel bei
zung mit dem Erlebten, welches Verhältnis der aufeinander wirken- sich hatte. Er hatte diese im Hand-
konträr zu meinem Glauben läuft, den Kräfte und noch anderer phy- schuhfach verstaut. Ich beugte
mich über den Beifahrersitz und
nahm sie an mich. Es dauerte nur
ein paar Augenblicke, bis ich die
Passage fand, auf der ich mein
Denkmodel aufgebaut hatte.
»Psalm 82, Satz 8, lautet: Stehe
auf oh Gott und richte die Erde, da
alle Nationen dein Erbe sind. Das
bedeutet in anderen Worten, daß
ER oder ES, das Erbe aller Men-
schen besitzt. Wenn man das nun
etwas herumdreht, dann heißt das
ebenfalls: Du bist das Erbe aller
Menschen. Vertausche jetzt das
Wort Erbe, mit Genotyp ergo Erb-

© Thomas Rabenstein
kurzgeschichte
Begegnungen Teil 3
von Michael Köckritz

masse, dann ist klar erkennbar, Nacht war angenehm kühl und wir »Versteh’ ich nicht«, sagte Kevin,
dass wir alle aus Gottsubstanz wurden nicht gestört. Die Tempe- wobei er uns verwundert ansah.
bestehen, obwohl nur in weites- ratur sank auf 150 herab und wir Wir machten uns nicht die Mühe
tem Sinne. Für mich persönlich schliefen wie die Murmeltiere. ihm den Witz zu erklären, sondern
ersetze ich das Wort Gott mit Ener- Kurz nach 6 Uhr schälten wir uns begannen damit das Lager aufzu-
gieform.« aus den Schlafsäcken. Peter räumen. Nach etwa fünf Minuten
machte sich sofort daran die obli-
»Aber die Bibel sagt ebenfalls, brach Kevin in Gelächter aus,
gatorischen Eier mit Speck auf
dass wir nach dem Gleichnis und wobei ihm die Tränen über die
dem Naphtha-Kochgestell zuzube-
Aussehen Gottes erschaffen Wangen liefen.
reiten. Wir machten uns über das
worden sind? Wie passt denn das »Jetzt hab’ ich’s,« sagte er. Es
Frühstück her, wie ein Rudel hung-
in deine Theorie?« dauerte eine Weile, bis er sich
riger Wölfe. Ich war so gut gelaunt,
»Da du hier den Passus in dass ich, was normalerweise nie wieder beruhigte.
Genesis ansprichst, solltest du der Fall war, einen Witz zu gute »Wir hatten schon gedacht, das
aber nicht unterlassen zu erwäh- gab. du das nie ‘rausbekommst«,
nen, dass der Satz im Plural abge- meinte Peter.
»Klein Fritzchen besuchte seine
fasst ist: »... Lasst uns Menschen
Tante auf dem Lande und als ham- Ich fuhr den Bully in den Schat-
machen als unser Abbild, uns ähn-
burgisches Stadtkind bekam er ten und somit außer Sichtweite.
lich. Ich bin vielleicht schon
dann auch viel zu sehen. Am Nach- Wir wollten keine ungebetenen
morgen in der Lage das Wort:
mittag war es dann soweit und er Gäste im Lager herumkriechen
erschaffen sein, in ein anderes
musste aufs Klo. Da es aber kein haben, die eventuell den Bully
Licht zu rücken. Ich will damit nicht
Spülklo gab musste er aufs Plumps- aufbrechen könnten. Wir packten
deinen wichtigen Fragen auswei-
kloset, also das Ding mit dem unsere Sachen sowie unsere Kom-
chen, aber ich denke, dass unsere
kleinen Herzchen in der Tür. Als er munikatoren und brachen auf zur
neuen Freunde uns eine diesbe-
mit seinem Geschäft fertig war, Grotte.
zügliche Antwort geben werden.«
beschwerte er sich bitterlich bei
»Was haben die denn damit zu seiner Tante: Das rriiecht da aber »Da diese Kommunikatoren
tun?« und da sint soon Haufen Brum- mentalkodiert sind, können wir
mers da inne, un die wolln immer uns bestimmt noch auf andere
»Nun ... wenn ich mit meiner technische Errungenschaften vor-
Annahme richtig liege und die auf meine Backn sizzen, da kannich
gar nich rrichich püschern. Darum bereiten. Was meint ihr?«, fragte
Fremden genau das sind, für was uns Kevin.
ich sie halte, dann werden wir is da auch alles auffe Brille
morgen einige interessante Ant- gegangn. Daraufhin sagte seine »Lasst uns erst einmal ihre Tech-
worten erhalten.« Tante Erna zu ihm: Du biss ja auch nologie auf praktischem Wege
doof, Fritzchen. Du muss zwischen ergründen«, erwiderte ich. »Wir
»Du willst uns also nichts verra- Zwöllf un Einz aufn Klo gehn, dann können uns leicht damit überneh-
ten?«, fragte Peter, von seinen sint die ganzn Brummers inne men, wenn wir auch noch die
Notizen aufblickend. Küche.« theoretischen Grundlagen begrei-
»Nein, das muß noch warten.« Peter musste so lachen, dass er fen wollten. Ich will nur hoffen,
sich beinahe an seinem Brot ver- dass man uns erlaubt unser
Wir legten uns nun wieder hin
schluckte. Wissen zu erweitern.«
und versuchten zu schlafen. Die

kurzgeschichte
Begegnungen Teil 3
von Michael Köckritz

»Wenn ich Max richtig verstan- von uns hatte erwartet, jemanden fasson gehalten. Wenn er lächelte,
den habe, so wird das nur auf dem auf diesem Schiff anzutreffen. zeigte er seine makellosen weißen
Mutterschiff möglich sein. Davon »Oh, Mensch. Ich hätt’ mir
Zähne. Sein muskulöser Körper
sind wir aber, wörtlich, noch weit beinah’ in die Hose geschissen!«,
ließ Kraft und Geschmeidigkeit
entfernt«, warf Peter ein. bemerkte Kevin leise, mit fahlem
vermuten. Die Hände waren fein-
gliedrig und wiesen 5 Finger auf.
Wir betraten das Schiff, wie am Gesichtsausdruck.
Er hob seine rechte Hand und
Vortage. Dieses Mal war es aller- Der Fremde war etwa 2 Meter zeigte uns seine offene Handflä-
dings anders. Obwohl uns wieder groß und in einer schwarzen Kom- che. Danach begrüßte er uns im
eine gewisse Spannung befallen bination gekleidet, die ihm wie Einzelnen, in einem gutverständ-
hatte, war es doch mehr ein Erwar- angegossen passte. Er nahm den lichen Englisch.
tungsgefühl und nicht von unter- flexiblen Helm ab, und näherte
schwelliger Angst geprägt. Mir war sich uns mit festen Schritten,
»Die Schaltkreistechnologie die
bewusst, dass ich jetzt, symbo- wobei er seine Selbstsicherheit zur
hier Anwendung findet, basiert auf
lisch, das Buch der sieben Siegel in Schau trug.
selbstheilende oder selbstreparie-
der Hand hielt und langsam damit rende Prinzipien«, knüpfte er an
begann diese Siegel nacheinander »Hallo! Ich bin Max«, stellte er unsere vorangegangene Unterhal-
aufzubrechen. Wie Max bereits sich kurz und bündig vor. tung an. »Das stromleitende Mate-
angekündigt hatte, öffneten sich Er schälte sich aus seiner Kombi- rial fließt sofort in die Lücken die
die Schotte vor uns. Die Zentrale nation und nun konnten wir ihn durch einen Überstrom erzeugt
war voll ausgeleuchtet und einige besser erkennen. Enttäuscht wurden. Sollten die Überstrombe-
Bildschirme waren eingeschaltet. stellte ich fest, dass er unter seiner dingungen über einen längeren
Wir bekamen jetzt einen weitaus Kombination nur eine lindgrüne, Zeitraum anhalten, so werden
besseren Eindruck, als am Vortage. uniformartige Bekleidung trug. Die automatisch sekundäre Strom-
schlicht gehaltene Uniform wurde kreise hinzu geschaltet, um die
»Ich hatte eigentlich mit mehr
durch ein 10 cm großes, rundes entstandenen Ströme zu halbie-
Schalter und Sicherungsblöcke
Emblem in der Herzgegend ren. Gesetz dem Fall, dass dieses
gerechnet«, sagte Kevin. »Wie auf
geschmackvoll ergänzt. Das zu keinem Erfolg führt, so wird
dem Space Shuttle. Wisst ihr?«
Emblem zeigte ein Symbol eine akustische Warnung erteilt,
»Ich glaube es wird den gesam- umgeben von ein paar Sternen. Bei mit dem Hinweis auf die Fehler-
ten Vormittag dauern, bis wir hier näherer Betrachtung entpuppte quelle und der Fehlfunktionskon-
alles untersucht haben und uns sich das Symbol als ein schräglie- dition. Erst danach wird der
unseren Reim darauf gemacht gendes Kreuz das verdickt auf Schaltkreis außer Betrieb gesetzt.
haben«, ergänzte Peter. einem anderen Symbol aufgestickt Das macht Sicherungen für gene-
»Wenn ihr die richtigen Schlüsse zu sein schien. Das Material des relle Anwendungen überflüssig.
zieht, dann wird es nicht lange Abzeichens leuchtete wie Gold, Sollten die Lebenserhaltungssys-
dauern!«, sagte eine Stimme vom konnte jedoch auch von einem teme in ihrer Funktion betroffen
Zentraleschott her. anderen, uns unbekannten Mate- sein, so wird bereits ab einer Über-
rial, stammen. Ich schätzte ihn auf stromsituation von 60% versucht,
Beim Ton der Stimme zuckten eine Sekundärverschaltung vorzu-
ungefähr 35 Jahre. Sein schwarzes
wir zusammen und drehten uns nehmen. Diese 60% beziehen sich
Haar war auf Schulterlänge
langsam herum. Wir waren regel- allerdings auf einen vorher
geschnitten und in Mittelscheitel-
recht überrascht worden. Keiner bestimmten Schwellenwert, der →
kurzgeschichte
Begegnungen Teil 3
von Michael Köckritz

nur durch den Kommandanten nis zur aufgewendeten konnten, zumindest was diesen
geändert werden kann.« Initialenergie steht.« Bereich betraf.
»Phantastisch!«, entfuhr es »Ich muß mich jetzt setzen ...«, Er wechselte das Thema und
Kevin. sagte Peter. sagte zu mir: »Die einstweilige
Auswertung der Sondierung eurer
»Ich glaube wir benötigen mehr »Sag ‘mal Max, findet dieselbe
Emotionen, ergab bereits ein
Informationen, um diese Techno- Technologie ebenfalls Anwendung
grobes Bild, welches uns andeutet,
logie besser schätzen zu lernen«, bei euren Schiffsantrieben? In
dass du, bereits eine recht gute
sagte ich, um vielleicht frühzeitig anderen Worten, hoher Energie-
Vorstellung von uns hast. Den
ein Zugeständnis für die notwen- aufwand, kürzere Reisezeit?«,
ersten konkreten Hinweis liefer-
dige Wissenserweiterung, heraus fragte ich ihn.
test du uns als du den Vergleich
zu kitzeln. »Wie bist du eigentlich »Nicht dieselbe, jedoch eine art- mit den Pharaonen herstelltest. Du
in dieses Schiff gelangt?« verwandte Technologie. Ich bist auf dem richtigen Weg,
»Jedes unserer Schiffe besitzt möchte nicht zu weit vorgreifen, obwohl deine Information noch
einen Materiesender, durch den aber unsere Reisezeit beträgt nur lückenhaft ist. Es fehlen dir nur
wir in der Lage sind von Schiff zu 2 Stunden über eine Entfernung einige Mosaiksteinchen, um das
Schiff zu transferieren. Wir haben von etwa 40 Lichtjahren, inklusive Bild zu vervollständigen. Unter-
zwei verschiedene Möglichkeiten der Beschleunigungs- und Brems- schwellig weißt du ebenfalls
von einem zum anderen Punkt zu phasen. Im Gegensatz arbeiten die worum es geht, Kevin«, sprach er
gelangen. Wenn wir von Schiff zu Materiesender instantan ...« nun Kevin an. »Nur bist du noch
Schiff springen, dann erregen wir »Augenblick!«, unterbrach nicht bereit den letzten Sprung zu
die Gegenstation, die sich dann Peter. » Ich könnte mir theoretisch wagen. Deine religiöse Vorstel-
automatisch auf Empfang stellt. vorstellen, dass ihr weit mehr als lungswelt macht dir Schwierig-
Wenn es keine Gegenstation gibt, 700 km/sec2 an Beschleunigung keiten auszubrechen und den
so erzeugt das System einen rela- aufwenden müsstet, um über- Nebelschleier zu zerreißen. Bei
tiven Fiktivpunkt, der aber Entfer- haupt in der Lage zu sein, dem Peter ist das jedoch alles ganz
nungsbegrenzt ist. Hierzu ist es normalen Kontinuum zu entflie- anders«, wandte er sich jetzt an
notwendig, dass ein vager, visu- hen. Die Andruckkräfte müssten Peter. »Du läßt alles auf dich
eller Kontakt zum Transferpunkt euch regelrecht zerquetschen. Es zukommen und triffst danach
erstellt werden muß. Der eigent- sei denn, daß die Beschleunigung deine Entscheidungen. Diese Maß-
liche Transport, erfolgt durch eine langsam und stetig vorgenommen nahme bereitet die wenigsten Ent-
höhere Dimension. Die Gesetze wird?« täuschungen. Obwohl ihr drei von
und Realitäten dieses Überraumes unterschiedlicher Faser seid, so
folgen anderen Grundlagen als in »Ich darf euch leider nicht alle habt ihr euch doch auf einen spiri-
normalen Kontinuum. Zeit, wie ihr Informationen zukommen lassen, tuellen Nenner geeinigt, der es
sie kennt, erhält eine andere dass müsst ihr verstehen, jedoch euch ermöglicht, trotz aller Unter-
Bedeutung. Sie ist zwar immer kann ich eins sagen: wir sind in der schiede, an einem Strang zu
noch ein Faktor, jedoch im Ver- Lage sind diese kinetischen Kräfte ziehen. Wir glauben aus den Daten
gleich zum allgemeinen Konzept zu meistern!« herausgefunden zu haben, dass
beschleunigt. Wobei die Beschleu- Das war nun wohl erst einmal nicht nur der Wille zum Überleben
nigung in einem direkten Verhält- alles, was wir aus ihm herausholen der ausschlaggebende Gedanke
ist. Ihr drei unterschiedlichen Indi- →
kurzgeschichte
Begegnungen Teil 3
von Michael Köckritz

viduen habt euch gesucht und technologischen Stand der Plane- Stadium nicht viel nützten. Es ver-
gefunden, um ein noch sehr tenbewohner Bescheid. steht sich hierbei von selbst, dass
unklares Ziel gemeinsam anzuge- einige der Menschen gefangen
hen und die zu erwartenden Pro- wurden und auf ihre genetischen
bleme zu lösen. Der Schlachtplan »Vorrausschickend möchte ich Strukturen hin untersucht wurden.
ist jedoch noch nicht voll ausge- bemerken, dass wir nicht verant- Dieser Planet schien alles zu besit-
reift. Für mich ist diese Zusammen- wortlich sind für die politischen zen, was bei uns nur noch schwer
arbeit sehr aufschlussreich und ist und religiösen Entwicklungen der zu erhalten war. Wir waren haupt-
auch der Grund, warum ich in Neuzeit, wie sie sich auf eurem sächlich an Gold und Silber inter-
Persona erschienen bin. Ich werde Planeten etabliert haben«, begann essiert. Die damalige Technologie
euch jetzt einige Informationen er. »Diese Entwicklungen sind für zur Erhaltung der dünnen Atmo-
liefern, die wir dann durcharbeiten uns sehr aufschlussreich, aber sphäre unseres Planeten war ins-
können. Es wird vielleicht nicht auch besorgniserregend.« besondere auf Gold angewiesen,
möglich sein alle aufkommenden »Darüber werden wir später um die komplizierten Katalysepro-
Fragen befriedigend zu beantwor- noch zu sprechen haben«, sagte zesse in Gang halten zu können.
ten, aber wir werden ja sehen. Der ich. »Ich denke nämlich, dass auf- Obwohl bereits Alternativfor-
Ausgang dieser Unterhaltung grund eurer Agitationen dieses schungen angelaufen waren, war
bestimmt dann, ob wir euch weiter Gefüge geschaffen wurde, wenn es dennoch notwendig Gold zu
in unsere gemeinsame Geschichte auch indirekt ...« verwenden. Es war jedoch abzuse-
einweihen werden. Ich werde hen, wann die gesamte Förderung
keinen von euch dazu zwingen mir »Wir sollten diese Diskussion nicht mehr ausreichen würde. Die
zu zuhören. Ihr könnt jederzeit das noch etwas zurück stellen«, warf Alternativforschung war jedoch
Schiff verlassen. Es ist nicht immer Peter schnell ein. noch nicht weit genug vorange-
von Nutzen, über alles Bescheid zu schritten, um auf Gold verzichten
wissen. Es kann zu Verwirrungen zu können. Das Goldvorhaben
»Vor ungefähr 450 000 eurer
führen oder zu einem Gefühl der dieses Planeten würde uns den
Jahre, setzten wir Fuß auf diesen
Machtlosigkeit.« benötigten Aufschub geben. Die
Planeten«, begann nun Max. »Die
Erde wurde also als Rohstoffplanet
Bewohner waren noch nicht alle
erklärt und es wurde alles daran
Wir setzten uns in die Sessel, die sesshaft und eine große Anzahl
gesetzt, die nötigen Grundstoffe
in kreisförmiger Anordnung um zogen über die Steppen und Berge.
abzubauen. Wir begannen zuerst
den Hauptbildschirm in der Zentra- Einige Gruppen, in Asien, Nordeu-
mit der Entziehung des Goldes aus
le, angeordnet waren. Max teilte ropa und Südafrika, hatten jedoch
dem Meereswasser. Das Metall
uns außerdem noch mit, dass sie bereits die Vorzüge von Höhlen als
war in großen Mengen im Wasser
mit der erdgebundenen Mann- festen Wohnsitz erkannt. Einige
enthalten. Die Dichte, per m3 , ist
schaft Verbindung aufgenommen einfache kommunale Systeme
jedoch gering. Es dauerte sehr
hatten, die wiederum einen hatten sich sogar bereits entwi-
lange, das Gold aus dem Meeres-
Report geliefert hatten. Max war ckelt. Hinzu kam, dass eine ein-
wasser zu extrahieren, so dass wir
über die Angelegenheiten auf der fache Zeichen- und Lautsprache
uns nach einer anderen Methode
Erde informiert und wußte somit entwickelt worden war, die es
umsehen mussten. Unsere Erkun-
über die Sozialstrukturen und den ihnen ermöglichte mit anderen
dungsgruppen fanden riesige Gold-
Kommunen zu handeln. Wir ließen
sie in Ruhe, da sie uns in diesem
vorhaben in Südafrika. Es wurde →
kurzgeschichte
Begegnungen Teil 3
von Michael Köckritz

deshalb beschlossen, die Goldge- dem Zeitpunkt, der Machthaber mit großem Aufwand nach NIBIRU
winnung vom Meer aufs Land zu über den Planeten NIBIRU war.« verschifft. Unser Planet hatte doch
verlagern. Unsere Hauptbasis »Daher auch der Name: ANUN-
damals noch genug Platz, um
befand sich auf der Sinaihalbinsel. NAKIS, was nichts anderes bedeu-
jeden von euch aufnehmen zu
Die Region eignete sich sehr gut tet als die Anhänger und
können? Die Bewohner dieses Pla-
als Raumhafen auf dem wir unsere Verwandten ANUs.«, wandte ich
neten waren noch nicht voll entwi-
SHEMS landen konnten. Dies mich erklärend an Kevin und
ckelt und hätten in ihrer
führte dazu, dass wir die nördliche Peter.«
Wachstumsrate begrenzt werden
Hemisphäre als Oberwelt und die können. Ich glaube, dass deine
Südliche Hemisphäre als Unter- »Das ist richtig, man konnte alle Vorfahren eine goldene Chance
welt bezeichneten.« gelandeten Personen als Anunna- verspielt haben.«
kis bezeichnen.«
»Augenblick«, unterbrach Kevin, »Es wurde auch in Erwägung
der gespannt der Schilderung von »Ferner hast du vergessen zu gezogen, jedoch wurde dagegen
Max gefolgt war. »Die Oberwelt erwähnen, dass die Anunnakis entschieden. Die Zustände auf
und Unterwelt haben bei uns eine nicht die Ersten waren, die diesen NIBIRU, waren schließlich nicht so
gänzlich andere Bedeutung. Wir Planeten betreten hatten. Es war mörderisch, als dass es einen
verstehen unter der Unterwelt, die der ehemalige Herrscher von Umzug gerechtfertigt hätte.«
Hölle oder Hades, also der Ort tief NIBIRU, der von ANU vertrieben
»Entschuldige bitte«, unterbrach
unter der Erde, an dem die verlo- wurde. Sein Name war angeblich
jetzt Peter. »Das nehm’ ich dir
renen Seelen hausen. Sie ist eben- ALAHU. Er war derjenige, der auf
nicht ab. Ich finde, dass Mike recht
falls der Wohnsitz des Teufels oder seiner Flucht zur Erde, die Goldvor-
hat. Der Transfer hätte in mehre-
auch Satan genannt. Die Oberwelt kommen im Meereswasser ausfin-
ren Stufen erfolgen können. Die
ist der Bereich, auf oder über, der dig gemacht hatte. Er hatte
erste Gruppe hätte den Weg für
Oberfläche des Planeten.« erkannt, dass das Gold für NIBIRUS
die Nachfolgenden bereiten
Technologie unentbehrlich war.
Das ist richtig, aus der Perspek- Ich weiß allerdings nicht, was aus
können, die dann bei der nächsten
tive deiner religiösen Anschauung. ihm geworden ist.«
planetarischen Annäherung hätten
Der Anfang war jedoch ganz folgen können. Du erwähntest
anders. Ungefähr 300 unserer »Das ist auch richtig. Ich wollte doch selbst, daß euer Jahr etwa
Leute arbeiteten in den Mienen. zu diesem Zeitpunkt, nicht zu tief 3600 unserer Jahre bedeutet. Also
Sie wurden als Anunnakis bezeich- in die geschichtlichen Details Zeit genug die notwendigen Vor-
net. Die Bedingungen waren trotz gehen.« bereitungen zu treffen. Ebenfalls
der fortgeschrittenen Technologie, »Da ist noch etwas, was mich sind 3600 Erdjahre mehr als aus-
alles andere als ideal und ihr Leben stört. Ihr lebt auf einem Planeten, reichend, die Verhältnisse dieses
war nicht einfach.« auf dem es immense Probleme mit Planeten zu erforschen. Die Trans-
der Atmosphäre gibt, die euch alle portkapazität musste doch vorhan-
»Berichtige mich bitte, wenn ich
umbringen könnte. Wäre es da den gewesen sein, da ihr doch
etwas Falsches sagen sollte«,
nicht logischer gewesen, auf einen andauernd Gold, von einem Pla-
unterbrach ich. »Soweit ich meine
Planeten umzusiedeln, der bessere neten zum anderen verschifft
Quellen richtig verstehe, war der
Verhältnisse aufweist? Stattdes- hattet? Eine Zivilisation, die am
Gott ENKI, der Führer und Befehls-
sen, wurden die Goldvorhaben auf Abgrund des Untergangs steht,
haber der Unterwelt. ENKI war der
muß einfach alles auf die Waag-
Sohn von ANU, der wiederum, zu diesem Planeten ausgebeutet und →
kurzgeschichte
Begegnungen Teil 3
von Michael Köckritz

schale werfen, um am Leben zu Bezeichnung für diese Arbeiter »Ich wünschte, dass Mike nie die
bleiben. Das ist ein Naturgesetz.« war der Name: ADAMA. Die Zucht- Sätze aus dem Buch Genesis aus-
mütter wurden dieser Art der gesprochen hätte. Ich hasse ihn
»Mir sind nicht alle Gründe
Lebenszeugung bald müde, wie dafür!«
bekannt, die dazu führten, nicht
man verstehen kann. Sie fühlten
überzusiedeln. Ich verstehe eure »Das kannst du ihm nicht vorhal-
sich als Gebährmaschinen ausge-
Argumente und euer Erstaunen ten. Du hast keinen Grund ihn
nutzt und machten ihrem Ärger
recht gut, andererseits sind eure dafür zu hassen. Du hättest es dir
Luft. Daraufhin wurde weiter am
Einwände typisch menschlich.« bereits selber ausmalen können.
Erbgut herum experimentiert Er hatte doch bereits gestern
»Nun, wir sind nun einmal keine welches dazu führte, dass die pri- schon darauf hingewiesen, dass
Cosmo-Psychologen«, fügte Kevin mitiven Arbeiter sich selbst den wir etwas herausfinden würden.
lachend hinzu. Nachwuchs zeugen konnten.« Stimmt das etwa nicht? Er hat nur
Wir lachten über seinen Scherz. »Lasst uns den Menschen das ausgesprochen, was du bereits
Es war das erste Mal, dass Max machen, nach unserem Abbild und im Geheimen, ebenfalls schon
eine fröhliche Emotion zeigte. uns ähnlich«, unterbrach ich und längst herausgefunden hattest.«
»Nach einiger Zeit waren die zitierte die Stelle aus dem Alten »Du hast vielleicht Recht, aber
Anunnakis der Unterwelt, der Testament. »Seid fruchtbar und ich hatte etwas anderes erwartet.
harten und entbehrungsreichen vermehret euch … und Adam Es kam so plötzlich.«
Arbeit überdrüssig geworden«, erkannte Eva.«
Als ich die beiden erreichte
fuhr er fort. »Sie verlangten einige »Das glaube ich nicht. Niemals!«, nahm ich Kevin in die Arme und
Verbesserungen ihrer Bedin- brach es aus Kevin hervor. »Das ist bat ihn um Vergebung.
gungen und revoltierten gegen eine unverschämte Lüge! Das ist
ENKI. Sie konnten ENLIL, den Ober- nicht wahr!« »Ich hatte nicht die Absicht
befehlshaber über alle Anunnakies gehabt dir weh zu tun ... Max
Kevin war jetzt überaus erregt.
auf der Erde, davon überzeugen, schlug vor, dass wir morgen weiter
Er sprang auf und rannte aus der
dass es so nicht weiter gehen machen können. Du brauchst fürs
Zentrale auf den Gang hinaus.
würde. ENLIL bewegte ANU dazu, Erste nicht daran teilnehmen,
Peter sah mich vorwurfsvoll an
sich mit den Meuterern zu arran- wenn es dich überfordert. Wollen
und folgte ihm wie der Blitz. Er
gieren. Er entschied daraufhin, in wir zurück ins Lager gehen?«
holte ihn ein und hielt ihn fest.
Zusammenarbeit mit dem Ober-
Kevin weinte bitterlich. Sein
medizinaloffizier oder Ober-Wis-
Körper bebte unter den Wein- Wir gingen zurück durch den
senschaftler, NINHURSAG,
krämpfen. Er konnte nur sehr Gang. Auf dem Weg vom Busch
primitive Arbeiter zu kreieren.
undeutlich sprechen. hinunter ins Lager, stolperte Kevin
Hierbei manipulierten sie mit der
Gensubstanz der primitiven Erdbe- »Sag’ mir … dass Max lügt, Peter. plötzlich und fiel Hals über Kopf,
wohner. Mit Hilfe von Geburts- Es … ist nicht die Wahrheit … rich- den restlichen Weg bis nach
frauen der Anunnakis, schufen sie tig?« unten. Er stieß an einige der Felsen
dann die ersten primitiven Arbei- an und blieb bewegungslos liegen.
»Ich glaube er erzählte die Wahr- Peter und ich beeilten uns nach
ter. Diese Arbeiter konnten sich heit. Er hatte keinen Grund uns
jedoch, als hybride Lebewesen, unten zu gelangen. Kevin lag auf
anzulügen.« dem Rücken. Er atmete Stoßweise
nicht von selbst fortpflanzen. Sie
und kleine Blutrinnsale liefen ihm →
kurzgeschichte
Begegnungen Teil 3
von Michael Köckritz

aus den Ohren. Er war Besinnungs-


los. Er hatte sich dem Anschein
nach auch noch das linke Handge-
lenk gebrochen.
»Was meinst du? Wir sollten
nachsehen, ob er innere Verlet-
zungen davon getragen hat«,
fragte ich Peter schwitzend.
Wir untersuchten ihn, konnten
aber nichts Augenscheinliches
feststellen.
»Ich glaube wir müssen etwas
warten, bis wir erkennen können,
ob er große blaue Flecken zeigt,
© Thomas Rabenstein
die auf innere Blutungen hindeu-
ten können«, meinte Peter keu-
chend. »Sag mir, wo du deine Schmer- Weg finden, ihn von hier wegzube-
zen hast?« kommen.«
Wir transportierten ihn sehr vor-
sichtig in den Schatten nach dem »Mein Kopf schmerzt und meine »Wir könnten es versuchen?«
wir sicher sein konnten, dass er Rippen. Mein ganzer Rücken
»Unmöglich, Mensch!«
keine Verletzungen an Hals und brennt … wie Feuer. Ich habe
Nacken hatte. Peter holte kühles Schwierigkeiten … beim Atmen.« Ich trat wütend gegen die Plas-
Wasser das er auf ein Hemd schüt- tikwasserflasche, die mit einem
Er antwortete mir langsam mit
tete und damit den Nacken hässlichen Knall gegen einen
schwacher Stimme. Tränen rannen
abwischte, um Kevin etwas Felsen prallte und aufriss.
ihm in Bächen über die Wangen.
Kühlung zu verschaffen. Die Sonne Kurz darauf fiel er wieder in Ohn- »Ich geh’ zurück zum Schiff«,
brannte erbarmungslos auf uns macht. schlug ich vor. Bleib’ du hier und
nieder und sogar im Schatten war halte ihn ruhig. Gib ihm keine
es erbärmlich heiß. Wir schienten »Scheiße, verdammte Scheiße.
Medikamente! Lass ihn schreien
seine gebrochene Hand mit den Obwohl wir nicht viel erkennen
und jammern, achte nur darauf,
Mitteln unseres Verbandskastens können, muß er doch innere Ver-
dass er sich nicht noch mehr ver-
und legten einen Notverband um letzungen haben. Wie weit ist es
letzt. Gib ihm ebenfalls kein
seinen Kopf an. Kevin erwachte bis zum nächsten Hospital, Peter?«
Wasser zu trinken, sondern
nach einer halben Stunde stöh- »Ungefähr 80 bis 90 Kilometer!« benetze nur seine Lippen. Kevin
nend. Er musste große Schmerzen wird bestimmt sehr durstig sein,
»Verdammter Dreck. Das schafft
haben. wenn er wieder aufwacht. Ich bin
er nie. Wenn wir ihn durch dieses
»Kevin kannst du mich hören!« Gebiet transportieren müssen, bald wieder zurück.«
rief ich. dann geht er uns ein, wie ‘ne Ich hastete den Hang wieder
Er reagierte sehr langsam. Primel. Wir müssen einen anderen nach oben, um zurück in die Höhle
zu gelangen. Durch den Tunnel- →
kurzgeschichte
Begegnungen Teil 3
von Michael Köckritz

gang rennend stolperte ich mehr- Ich war total fertig und hoffte, Fremden kümmerten sich sofort
mals und verlor dabei sogar einmal dass wir nicht zu spät kamen, um um Kevin. Sie hatten kleine
die Taschenlampe. Ich war froh, Kevin zu helfen. Die nächsten 10 unscheinbare Geräte oder Instru-
dass sie noch funktionierte als ich Minuten vergingen für mich wie mente in der Hand, mit denen sie
sie wieder zu mir nahm. Ich war eine Ewigkeit. Wie ein Wolf im ihn untersuchten. Sie sprachen bei
nie ein guter Langstreckenläufer Käfig, schritt ich die Zentrale auf der Untersuchung kein Wort
gewesen, aber dieses Mal fühlte und ab, nervös zum Zentraleschott sondern sahen sich nur kurz an
ich die Seitenstiche nicht. Es blickend. und nickten sich zu. Nach dem sie
dauerte für mich Äonen, bis sich Dann kam er in Begleitung von
ihre Untersuchung beendet
das Schott öffnete. Ich stürzte in zwei weiblichen Fremden in die
hatten, gingen sie zu Max und
die Kommandozentrale und akti- Zentrale geeilt. Er ging auf eine der
unterhielten sich mit ihm in ihrer
vierte den Kommunikationsbild- vielen Konsolen zu und schaltete
Sprache. Ihre Stimmen waren
schirm vom Vortage. Nach einer an ihr herum. Ein anderer Bild-
klangen weich und fast sexy. Max
halben Minute erschien ein schirm zeigte plötzlich, wie Peter
hörte sich ihren Bericht an. Als Sie
Gesicht auf der Gegenstation, sich im Lager über Kevin beugte
fertig waren wandte er sich an
jedoch war es nicht das vertraute und ihm den Kopfverband erneu-
Peter und mich: »Euer Freund ist
Gesicht von Max. Ich erklärte dem erte.
in einem schlechten Zustand. Er
anderen Fremden, dass ich Hilfe hat einen Schädelbasisbruch erlit-
bräuchte, schien aber nicht in der »Ich habe einen Markierungs- ten und eine seiner Rippen hat sich
Lage zu sein, es ihm begreiflich zu punkt für den Materiesender in die Lunge gebohrt. Das gebro-
machen. Ich redete mit Händen erstellt, damit wir direkt in euer chene Handgelenk ist dazu im Ver-
und Füßen auf ihn ein und Lager gelangen können«, wendete gleich, harmlos. Wenn ihr damit
manches Schimpfwort verließ er sich mir zu. »Folge mir!« einverstanden seid, so werden wir
meine Lippen. Er kapierte nichts. Wir eilten in den Gang hinaus ihn ins Mutterschiff senden, weil
Ich wunderte mich darüber, dass und betraten einen Raum, den ich wir hier nicht die nötigen Mittel
der Übersetzer nicht von ihm eige- vorher nicht bemerkt hatte. Der haben, ihm zu helfen?«
schaltet wurde. Ich versuchte mich Raum war nicht sehr groß und »OK. Solange ihm geholfen
krampfhaft an den richtigen behauste nur eine Schaltkonsole werden kann. Wir haben keine
Namen von Max zu erinnern. Ich und eine 9 m2 große Plattform. Er andere Wahl«, stimmte ich zu.
versuchte es mit El-Laru und wie- forderte mich auf diese Plattform
derholte den Namen in verschie- »Wir versuchen unser Bestes.
zu betreten. Die beiden weiblichen
denen phonetischen Variationen. Euer Metabolismus ist dem
Fremden folgten mir auf dem Fuß.
Plötzlich schien es bei ihm geklickt unseren sehr ähnlich.«
Plötzlich knisterte die Luft und
zu haben. Er verschwand vom Bild- über uns spannte sich ein energe- Max zückte seinen Kommunika-
schirm und nach etwa zwei wei- tischer Bogen, der sich in einem tor und manipulierte an ihm
teren Minuten, war endlich das rötlichen Blauton stabilisierte. herum. Er sprach mit jemanden
Gesicht von Max auf dem Bild- Max kam ebenfalls auf die Platt- und ging dabei langsam auf Kevin
schirm zu sehen. Er ließ mich aus- form und Augenblicke später zu. Er schob Peter sachte zur Seite
reden und sagte dann: »Wir waren wir verschwunden, um und nach ca. zwei Minuten versch-
kommen sofort und werden dir sofort im Lager wieder aufzutau- wanden die vier in einem Blitz,
helfen. Bleibe in der Zentrale. Wir chen. Es hatte nur ein wenig im gefolgt von einer leisen Verpuf-
werden dich dort antreffen.« Nacken gekitzelt. Die weiblichen fung. →
kurzgeschichte
Begegnungen Teil 3
von Michael Köckritz

»Was machen wir jetzt?«, fragte tern versuchten. Die Bezeich- »Vielleicht. Ich denke, dass sein
Peter. nungen Anunnaki, Annaki oder Abzeichen weit mehr symbolisiert
Nefilim, sind nicht unbedingt die als die Zugehörigkeit zu einem
»Keine Ahnung. Ich schlage vor
wirklichen Namen der Fremden. Truppenteil. Wir erkennen ein auf
etwas zu essen. Wir können in der
Diese Bezeichnungen stammen der Seite liegendes Kreuz. Es
Zwischenzeit, so oder so nicht viel
von den Überlieferungen der könnte symbolisch für den kreu-
unternehmen. Wenn er nicht
sumerischen und der babylo- zenden Planeten stehen. Weiter-
durch kommen sollte, weiß ich nur
nischen Zivilisationen. Sie mögen hin ist da ein Ring von Sternen, der
nicht, wie ich es seiner Mutter
jedoch relativ nahe an der wirk- das Kreuz, teilweise, aber auch
beibringen soll?«
lichen Bezeichnung liegen. Es eine andere Symbolzweiergruppe,
»Wie kannst du nur ans Essen schadet aber nicht, diese her- vollständig mit einschließt. Wenn
denken? Ich verstehe dich nicht. kömmlichen Bezeichnungen, jetzt diese Symbolzweiergruppe
Dein Freund wurde gerade eben in weiter zu verwenden. Vielleicht eine Zahl bedeutet, die den Stand
ein fremdes Raumschiff transpor- finden wir auf viele der noch offen oder sozialen Rang darstellt, dann
tiert und du denkst nur daran dir stehenden Fragen eine Antwort. wäre es extrem wichtig zu wissen,
den Bauch voll zu stopfen.« Ich bin mir nur nicht so sicher, in an wen wir da geraten sind. Außer-
»Das ist meine Methode der wie weit sich Max dazu hinreißen dem ist das Brustabzeichen in
Stressbewältigung. Ich fühle mich läßt, die gesamte Geschichte zu einem Material gestickt was
zum kotzen. Es soll es zumindest offenbaren.« unserem Gold zu ähneln scheint.
wert sein.« Ich will einmal Behaupten, dass wir
»Als Max auf dem Schiff
einen relativ hohen Repräsentan-
»Wir haben immer noch Hoff- erschien, fiel mir sein Brustabzei-
ten dieser Fremden, vor uns
nung, dass Max und seine Leute chen auf. Mir scheint es so, dass
haben.«
etwas für ihn tun können. Ich bin es etwas Besonderes damit auf
mehr besorgt über seinen geisti- sich hat.« »Das würde auch erklären,
gen Zustand. Es muß doch ein ganz warum die Mediziner einen
»Es ist interessant, dass du das
schöner Schock für ihn gewesen Bericht an ihn erstattet hatten,
ebenfalls bemerkt hast. Die Zusam-
sein herauszufinden, dass die nach dem sie Kevin untersucht
mensetzung ist bemerkenswert.
Genesisgeschichte direkt mit den hatten. Ich beginne so langsam zu
Erinnerst du dich noch an unsere
Anunnakis zusammen hängt. Viel- verstehen, obwohl du mir in Hin-
Tätigkeitsabzeichen bei der Luft-
leicht waren sogar die Großeltern sicht auf das von dir angedeutete
waffe? Insbesondere an das Brus-
von Max darin verwickelt.« Rangordnungssystem, noch ein
tabzeichen des
paar Erklärungen schuldig bist.
»Wir können ihn darüber ausfra- Flugabwehrraketenpersonals? Wir
Außerdem nehme ich dir nicht ab,
gen. Soweit ich mich in der hatten damals die stilisierten
dass du deine Folgerungen nur
Geschichte der Anunnakis ausken- Schwingen mit der abstrakten
aufgrund von Beobachtungen
ne, war diese ziemlich bewegt und Abbildung der NIKE Herkules
gemacht hast.«
nicht immer friedlich. Es gab Aus- Rakete, in den Abstufungen:
einandersetzungen unter den ver- Bronze, Silber und Gold.« Peter wollte jetzt wohl mehr
schiedenen Gruppierungen, die herausfinden, in wie weit ich mit
»Natürlich. Meinst du etwa, daß
sich mit der etablierten Ordnung dem Thema vertraut war. Obwohl
diese Art von Abzeichen einen
nicht abfinden wollten und ihre ich darauf brannte, ihm mein
ähnlichen Status, bei Max, dar-
Wissen über die Frühgeschichte
eigenen Einflussbereiche zu erwei- stellt?« →
kurzgeschichte
Begegnungen Teil 3
von Michael Köckritz

der Erde zu erzählen, entschied ich Kamera beschäftigte. Die Sonne »Interessant«, sagte ich kurz.
mich jedoch dagegen. Die Ergeb- ging langsam unter und die vor uns »Wie geht es Kevin?«
nisse konnten tiefgreifende Ände- liegende Wüste, flutete in rötlich- »Er wird wieder gesunden«, ant-
rungen in der Vorstellungswelt von goldenen Farbtönen. In der Ferne wortete sie mit weicher Stimme in
Peter und Kevin einleiten. tobte ein Gewitter und entließ fast akzentfreiem Englisch, was
seine aufgeladene Energie. Es war
»Deine Neugier und deine mich erstaunte.
wie immer ein atemberaubender
Zweifel kann ich verstehen, Peter. »Er hat sich mehrere innere Ver-
Anblick, wie die baumdicken Blitze
Ich möchte dir aber eine Erklärung letzungen zugezogen. Die opera-
in die Erde hämmerten. Das Gewit-
schuldig bleiben. In Zusammenar- tiven Eingriffe sollten bereits
ter war jedoch zu weit entfernt so
beit mit Max, können die noch beendet sein. Mit etwas Glück
dass wir den Donner nur als leich-
offenen Fragen besser geklärt wird er in ein paar Tagen wieder
tes Rumpeln hören konnten.
werden. Ich habe auf diesem auf den Beinen stehen. Wir
Gebiet selbst noch ein paar Lücken »Sieh dir die Laser-Light Show werden ihn nach der Operation in
aufzufüllen. Die Komplexität des an. Alles kostenlos«, bemerkte einen Genesungstank legen. Er ist
gesamten Themenkreises erlaubt Peter. in guten Händen. Die psychische
es mir nicht ins Detail zu gehen »Würde es nicht phantastisch Schädigung ist jedoch größer, als
ohne darin verloren zu gehen. sein, wenn man diese Energie die physischen Verletzungen. Ich
Dazu haben wir bis morgen nicht nutzen könnte?«, fragte ich. schlage vor ihn zu stabilisieren und
genug Zeit zur Verfügung. Es ist ein Rehabilitationsprogramm
besser, noch eine Weile zu warten. »Das ist nicht schwer«, sagte
anlaufen zu lassen. Sein mentaler
Du wirst nicht enttäuscht werden, Max, der gerade zuvor materiali-
Zusammenbruch ist ziemlich
glaube es mir.« siert war. »Es wird wohl noch 20-
besorgniserregend. Der mensch-
30 Jahre dauern, bis ihr in der Lage
»Na schön, aber du weißt ja, dass seid, diese Energie zu nutzen.«
liche Geist ist ein zerbrechliches
ich Geheimniskrämerei nicht Gebäude. Es ist nicht leicht vorher-
leiden kann.« »Ich wünschte du würdest nicht zusehen, wann ein Mensch zusam-
immer so überraschend und noch menbricht oder in tiefe
»Versteh’ mich nicht falsch, aber dazu so nah’ bei uns auftauchen!«, Depressionen verfällt, nur weil ein
es ist keine Geheimniskrämerei, da sagte ich etwas verstimmt. Teil der angestammten Vorstel-
du sehr bald erfahren wirst,
»Entschuldigt bitte. Ich werde lungswelt auseinander gerät.«
worum es geht. Ich will nur keine
Missverständnisse aufkommen beim nächsten Mal daran denken.« Peter und ich starrten sie einfach
lassen.« »Du hast einen Besucher mitge- an. Unsere Blicke hingen förmlich
bracht. Ist sie eine der Medizinal- an ihren vollen, roten Lippen. Wir
Peter gab es auf weiter zu
offiziere deines Schiffes?«, fragte waren von ihrer Schönheit über-
bohren und wir machten uns über
Peter. wältigt. Mein Selbstvertrauen
unsere Vorräte her. Nach dem
rutschte mir in die Hosen. Mir war
Essen, das aus trockenem Brot und »Du hast richtig beobachtet, noch nie eine Frau solchen Kalibers
Konservennudeln mit Soße Peter. Ihr Name ist Antu-Er-Ma- begegnet. Sie hatte eine sagen-
bestand, machten wir klar Schiff. rush. Sie ist Chefmedizinischer hafte Ausstrahlung. Ihr Gesicht
Ich begann damit einen Fragenka- Offizier an Bord des Mutter- hätte von einem Gemälde Michel
talog zusammenzustellen, schiffes.« Angelos stammen können. Die
während Peter sich mit seiner
mandelförmigen Augen erinnerte →
kurzgeschichte
Begegnungen Teil 3
von Michael Köckritz

mich an die Augen der Apache- Danach verschwanden sie vertraut zu machen. Wir hatten
frauen. Der Gesichtsausdruck war wieder, so plötzlich wie sie gekom- kein großes Verlangen in die
geprägt von Sicherheit und men waren. Grotte zu gehen. In den subtro-
Wärme, aber ohne Arroganz. Ihr »Mann, oh Mann. Hast du das
pischen Regionen dauert es nicht
ebenholzfarbiges Haar war Frauenzimmer gesehen?«, fragte
lange, bis die Nacht herein bricht.
turmartig gesteckt und wurde ich.
Wir konnten wieder die Gewitter
durch Klammern gestützt. Lange beobachten. Die Blitze schufen
Korkenzieherlocken hingen ihr »Ist das wieder eine deiner bizarre Figuren, wenn sie die
über die Schultern und berührten typisch blöden Fragen? Sie war Wolken von hinten beleuchteten.
gerade so eben ihre wohlproporti- unschwer zu übersehen«. Die Weite erlaubte uns einen
onierten Brüste. Die erklärenden »Ich bin beeindruckt. Es wird extremen Blickwinkel auf die
Gesten, die sie mit ihren feinglie- immer interessanter. Meinst du Milchstraße. Wir schwiegen für
derigen Händen ausführte, unter- nicht auch?« einige Zeit und ließen den Eindruck
strichen ihre Körperformen. der Natur auf uns wirken. Es waren
»Beruhige dich. Sie wird über uns Augenblicke wie diese, die mich
»Sag ... eh, Antu-Er-Marush, keinen Schlaf verlieren. Darauf immer wieder in diese Region der
erwartest du irgendwelche Kom- kannst du dich verlassen. Höre auf USA zurückzogen. Ich konnte Peter
plikationen bei der Genesung mit deinen Phantastereien.« manchmal darum beneiden, daß
Kevins?« fragte ich zögernd. Ich
»Ich verwette Hundert Dollar, er sich El Paso, als Wohnsitz
hatte Mühe meinen Blick von ihren
dass sich noch mehr von dem glei- gewählt hatte. Beim Anblick der
faszinierenden Augen zu trennen.
chen Kaliber, auf dem Mutterschiff Sterne musste ich fortwährend an
»Nein. Wir haben die Möglich- herumspringen.« Kevin denken.
keiten, ihn wieder herzustellen. Es
wird allerdings etwas Zeit in »Ich weiß nicht, ob sie sich auf
Anspruch nehmen«. herumspringender Weise fortbe- »Erinnere mich morgen daran,
wegen, jedoch ist das im Augen- Lupe anzurufen. Sie wird wohl
»Wir wissen eure Hilfe zu schät- blick total belanglos. Ihr Schiff ist Maria und die Kinder vom Flugha-
zen. Ohne euer dazu tun, hätten irgendwo da draußen im Sonnen- fen in El Paso abholen müssen«,
wir es vielleicht nicht geschafft, system und wir befinden uns auf sagte ich zu Peter.
denn er wäre uns bestimmt auf der alten Mutter Erde. Wir werden
dem Transport in das nächstgele- morgen sehen, wie es weiter geht. »Hatte ich fast vergessen. Wir
genste Hospital, gestorben.«, Ich könnte mir vorstellen, dass es müssen unsere Vorräte wieder
bedankte ich mich bei Max und eine Menge zu tun geben wird.« auffüllen und ich könnte sie dann
Antu-Er-Marush. gleich benachrichtigen. Wir sind
»Was hat Max gemeint, als er hier bestimmt noch für weitere 3
»Ich werde morgen früh wieder gesagt hat, dass nicht alles um bis 4 Tage beschäftigt. Eigentlich
hier bei euch sein«, sagte Max. sonst ist?« möchte ich nicht losfahren, ohne
»Nochmals vielen Dank, Max«, »Weiß ich nicht. Wir werden das etwas Bestimmtes über Kevin
nickte Peter. noch früh genug herausfinden.« gehört zu haben, aber was soll‘s.
»Kein Problem, aber nichts ist Du kannst dann die Zeit nutzen
umsonst.« und dich mit Max besprechen.«
Den Rest des Tages verbrachten
wir damit uns mit der Umgebung →
kurzgeschichte
Begegnungen Teil 3
von Michael Köckritz

Wir legten uns schlafen. In der Nacht bis auf 130 gefallen und der Stimme. »Nicht zu heiß. Vielleicht
Ferne konnte ich noch das Jaulen Wind trug den Geruch von feuch- ein bisschen schwül.«
der Timberwölfe sowie das spitze ter Erde zu uns heran.
Bellen der Kojoten hören. »Es wird ein guter Tag werden«, Fortsetzung folgt …
Am Morgen war der Himmel bemerkte Peter mit belegter
bewölkt. Die Temperatur war über

© Michael Peters
buchvorstellung
Die Weitere Welt
von Gabriela Bieber

ISBN: 978-3842339392
Verlag: BoD GmbH Norderstedt
Seitenzahl: 128 Seiten / Paperback
Erschienen: Dezember 2010
Preis: 9,50 €

http://www.amazon.de/gp/product/3842339399?ie=UTF8&tag=gabrielabiebe-
21&linkCode=as2&camp=1638&creative=19454&creativeASIN=3842339399

Wenn du dein Leben nicht leben kannst,


du dich gefangen fühlst, verfolgt,
dich niemand liebt, am wenigsten du dich selbst,
ist es Zeit, diese Welt zu verlassen.

Christian ist Autor - Autor ohne Buch, denn sein


Erstlingswerk wurde verboten.
Die 13-jährige Calla wird sowohl in der Lernanstalt, als
auch im Elternhaus mit Gewalt konfrontiert.
Robert wurde von seiner Frau betrogen.
Susannes Doppelleben aus Schichtarbeiterin und
Künstlerin ist kollabiert.
Natalie ist magersüchtig und Außenseiterin.
Der Borderliner Thaisen leidet unter seiner streitsüchtigen
Familie.
Sie alle verbindet eines: die Sehnsucht nach
Selbstzerstörung. Doch dann eröffnet sich ihnen eine
Alternative, das Tor zur weiteren Welt, ein Zufluchts- und
Heilungsort, so grenzenlos wie die Fantasie.

Dieser psychologisch-philosophische Roman erzählt die


Geschichte vom gemeinsamen, offenen Kampf darum,
das eigene Leben - sich selbst - nicht aufzugeben.

Willkommen auf einer Reise von Denkanstoß zu


Denkanstoß, die Imagination und Realität
zusammenführt. →
buchvorstellung
Die Weitere Welt
von Gabriela Bieber

Leseprobe
Dies ist eine fiktive Geschichte. Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen oder Gegebenheiten sind
rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Kapitel 1 „Genauso wenig kann ich es fassen, wie sich jemand


für Geld zum Handlanger des Bösen machen lässt.
Innere Emigration
Wie jemand für Geld das Böse verteidigen, sich
Ich wollte sterben. Nicht mehr bleiben in dieser dafür einsetzen kann. Ich verachte diese Menschen.
Welt voller Ungerechtigkeit. Ich wollte ihnen das Ihre Schwäche, Manipulierbarkeit. Ihre Dummheit.“
Ziel ihres Hasses wegnehmen, mich. Ich war nur
Und die ganze Welt hier war offensichtlich voll von
noch Trauer und Angst. Das hier würde kein Selbst-
diesen Menschen. Ich wollte anders sein. Ich war
mord werden. Ich war nämlich schon tot. Sie hatten
anders gewesen. Mutig, unangepasst, offen, ehrlich.
mich umgebracht. Alles Gute in mir und an mir und
Und die ganze Welt hier hatte sich deswegen gegen
in meinem Leben war tot aufgrund ihres letzten
mich gewandt.
Angriffs. Ich hatte keine Lust mehr. Ich wollte mein
Leben nicht noch einmal neu aufbauen. Sie würden „Wollten sie meinen Tod? Wahrscheinlich wollten
es dann doch eh nur wieder neu zerstören. Ich hatte sie viel lieber nur spielen. Mit meinen Nerven, mit
meinen Traum gelebt. Ich hatte ihn geliebt. Und sie meinem Herzen. Wie sind sie nur auf die Idee
haben ihn mir einfach weggenommen, meinen gekommen, alles mit mir machen zu können?! Ist
Traum und meinen Erfolg damit. Mir mein Buch, ihnen überhaupt klar, wie viel zu weit sie gegangen
meine Meinung verboten. Einfach so hat man es sind im Freudenrausch des anderen Leids? Aufs
ihnen möglich gemacht. Ganze sind sie gegangen. Ist ihnen überhaupt klar,
wie sehr mein jetzt zertrampelter Traum auch mein
„Auch heute wird man noch verurteilt, wenn man
Leben war? War das bei aller Boshaftigkeit wirklich
sagt, die Erde ist rund. Stolz oder Geld machen es
ihr Ziel, mir das Leben zu nehmen? Ich will Gerech-
möglich. Dies ist kein Ort für mich. Die schmerzhafte
tigkeit! ...Auf meinen Schultern luden sie ihre
Wahrheit verschwindet nicht, nur weil man sie
Scheiße ab, um selbst gut auszusehen. Wenn ich
verbietet. Sie haben mein Buch bei lebendigem Leib
weg bin, bleibt ihnen nichts anderes übrig, als sie
verbrannt! Aber Erinnerungen lassen sich nicht
sich gegenseitig ins Gesicht zu schmieren. Ein guter
verbrennen wie Papier. Schlechte Menschen
Grund zu sterben? Jedenfalls habe ich keinen guten
bleiben schlechte Menschen, auch wenn man über
Grund, weiterzuleben.“
ihre Schlechtigkeit schweigen muss.“
Entschlossen nahm ich das Messer vom Tisch und
Ich konnte es nicht fassen, wie sie Anhänger fanden
drehte meine linke Handfläche nach oben, bog sie
in dieser Welt. Wie sie Menschen, von denen ich
zurück, sodass sich die feinen, lilablaugrauen Adern
geglaubt hatte, sie liebten mich, dazu brachten,
unter meiner gespannten Haut der Klinge entgegen
mich nicht vor ihrem Hinterhalt zu warnen, mich
reckten. Der Tod schimmerte silbern. Silber hatte
nicht zu schützen, nicht aufzufangen. Manche
ich schon immer gemocht. Rein, edel, hell, Silber,
hatten einst gesagt, sie würden für mich sterben,
das Element mit der höchsten elektrischen Leitfä-
und nun hatten sie mich lieber sterben lassen, als
die Wahrheit für mich zu sagen. →
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Die Weitere Welt
von Gabriela Bieber

higkeit. Ich war gerne ein Leiter für Kreativität meiner Kehle. Ich sackte auf dem Fußboden zusam-
gewesen. men, igelte mich ein und schlug meine Stirn gegen
die Knie. Einen Teil meiner Identität verbieten zu
„Gleich spritzt das Blut ebenso enthusiastisch aus
wollen! Natürlich, und als nächstes schickte man
meinen Wunden, wie bisher die Ideen aus meinen
einen Brief ans Wetter und verbot ihm den Regen,
Fingerspitzen.“
bannte Regen damit ein für alle mal, warum nicht,
Ich war gespannt auf das, was kommen würde, gute Idee, denn Regenwetter konnte einen ja auch
wenn ich mich aufgeschnitten und diesen Schleier ganz schön anpissen und einem unverschämter-
aus Tränen zerrissen hatte, um hindurchzugehen. weise die Abdeckcreme von der Teufelsfratze
Würde es brennen? Die letzten Augenblicke meines waschen. Wie weh mir die Dummheit dieser Leute
Lebens noch einmal mit aller Kraft pulsieren? Würde tat.
es weh tun? Ich hatte jetzt schon so große Schmer-
Es war nicht möglich, einen Teil von mir alleine zum
zen, dass ich den Unterschied zwischen 100 und 102
Tode zu verurteilen. Ihn hinzurichten bedeutete
Prozent wohl kaum wahrnehmen würde. Freitod.
automatisch die Ermordung meines ganzen Wesens.
Frei dank tot.
Was war ein Autor ohne Buch?!
Ein letzter Blick auf meine Künstlerhand. Eine lange
„Ein Buch von mir ist für mich wie ein Kind von mir,
und schmale Hand, wie sie typisch für unnormale
oder ein lebenswichtiges Organ.“
Menschen war. Unnormalsein war richtig. Unnor-
malsein war aufrichtig sein. Ich liebte meine Hände Dennoch, eines war sicher, ihre Schuld an meinem
für das, was sie für mich getan hatten. Für die Tod hätten sie sich nie eingestanden. Stolz. Neue
Werke, die sie mir geholfen hatten, zu erschaffen. Märchen hätten sie erfunden, die mich noch im
Ich hatte meine, unsere, Endprodukte sehr genos- Grab vor Wut hätten brodeln lassen. Ihre eigenen
sen, wenn auch nur für kurze Zeit. Es war die Fehler hätten sie sich zu meinen gemacht. Die
schönste Zeit meines Lebens gewesen. Es war nicht Wahrheit jedoch hätten sie niemals in ihr Bewusst-
richtig, meinen Körper zu vernichten. Es war nicht sein gelassen.
gerecht. Ich war zu dankbar für seine Arbeit. Ich „Ich will nicht aufgeben. Ich will zu mir stehen. Ich
wollte Gerechtigkeit! Meine Hände und mein Kinn will erschaffen, denn dafür bin ich geschaffen wor-
zitterten unter Tränen. Ich wusste nicht, was ich tun den.“
sollte. Ich wollte fortlaufen, doch es tat mir leid,
meinen Körper dafür auslaufen lassen zu müssen. Mein Geist wollte immer noch Gedichte, Texte,
Halbherzig dieses treue Wunderwerk zu töten, feige Bücher hervorbringen. Ich bekam Besuch. Neue
einen Klingenrückzieher zu machen, beides wollte Ideen versammelten sich in meinem Kopf, wie eine
ich nicht. Wütend legte ich vorläufig das Messer Gruppe von guten Freunden, die mich von einer
zurück. Dummheit abbringen wollten, mir aufzeigen woll-
ten, was ich alles noch zu erledigen hatte.
„Feige, so waren die anderen gewesen. So feige. Zu
feige, zu sich selbst und ihren Taten zu stehen. Da „Jetzt noch nicht“, baten sie, „wir sind noch da. Wir
haben sie dann einfach so einen Teil von mir, mehr wollen erst noch sichtbar werden durch dich.“ Und
noch, das Beste, was es je von mir gegeben hat, wenn ich der Einzige war, der je einen Blick auf ihre
verboten.“ Verwirklichung werfen würde. Und wenn es nur
Kunst um der Kunst willen war. Es war ein Grund,
Verboten. Das klang ja so lächerlich. Schmerzens- meine Existenz nicht auszulöschen. Mehr denn je
schrei und Lachen vermischten sich trocken in wollte sich Gottes künstlerische Seite durch mich →
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Die Weitere Welt
von Gabriela Bieber

ausdrücken, durch mich wirken. Und ich wollte „Du musst doch auch gar nicht sterben, um in eine
nicht, dass sich die Muse einen neuen Kanal suchen bessere Welt zu gelangen. Ich weiß eine andere
musste. Ich wollte derjenige sein. Aber wie? Wie Möglichkeit.“
nur? Wie sollte ich es noch einen Tag länger aushal- Das weibliche Personalpronomen hatte die Muse
ten hier in dieser Welt, voll mit Menschen, die mich sicher für ihre helle Stimme erhalten. Es war immer
nicht verstanden. Nie verstehen würden. Ständig wieder ein Erlebnis, ihr mit jeder Faser meines Seins
gegen den Sturm zu gehen, meinen Weg hier zu Aufmerksamkeit zu schenken. Ich genoss es, wenn
gehen, das konnte ich nicht mehr. Weil ich es nicht sie zu mir sprach, wenn sie mich erfüllte, und
mehr wollte. Ich wollte ich sein, aber ohne den Rest öffnete mich so weit wie möglich für sie.
der Welt hier gegen mich zu haben. Ich sehnte mich
so sehr nach einem neuen Leben, in einer neuen, „Zusammen können wir deine bessere Welt
besseren Welt. Es stand mir verdammt noch mal zu, erschaffen, Christian. Eine Welt voller Freiheit und
dort hinzugehen, wenn ich doch sowieso schon Liebe für dich und für jeden, der sich noch danach
innerlich gestorben war! Meine Seele schrie ohren- sehnt. Meine Möglichkeiten und damit die deinen
betäubend nach Gerechtigkeit. sind grenzenlos. Du kannst alles haben, was du dir
nur vorstellen kannst. Ich helfe dir noch lieber, als
„Du bist noch viel zu laut, um für immer stumm zu dass du dir von mir helfen lässt.“
sein, Christian.“
Die Inspiration erhellte meinen Geist, hellte meine
Zärtlichen Spott konnte sie vernehmen. Stimmung auf, zeigte mir einen Weg auf. Die
„Tote können nicht hören“, gab ich zu, freudlos Wolken zerfielen unter ihren Strahlen. Herzblut
einen Mundwinkel hebend. regnete rettend auf den Scheiterhaufen herab, auf
dem man mich festgeschnürt hatte. Das Feuer aus
Die Muse setzte sich neben mich und legte tröstend
Hass schrie zischend auf und wurde benutzt, um ein
ihre Arme um mich herum. Ich fühlte plötzlich Leben
neues aus Leidenschaft zu nähren. Mein Herz und
in meinen Fingern kribbeln, das zarte Verlangen
mein Geist waren eins, ein Feuerball, der rasant
nach einer Tastatur oder Zettel und Stift, damit die
wuchs, sodass er bald nicht mehr in meinen Körper
Energie fließen konnte. Leben. Es gab doch noch
passte. Er durchdrang von innen meine Haut, ohne
etwas Lebendiges in mir, oder es gab es wieder.
mir irgendeinen Schaden zuzufügen, und war im
Etwas, was niemand jemals vernichten konnte: Die
nächsten Moment eine riesige Kugel, in der ich
universelle Intelligenz, Bausteine, die nie ausgingen,
stand. Ich schloss die Augen und wurde sanft darin
Materie göttlicher, schöpferischer Natur, wie gol-
fortgetragen, immer den Worten nach, die in
denes Wasser.
meinem Geist entstanden.
„Denkst, deine Seele sei sterblich, schon tot“,
„Ein Ort der Freiheit, der Heilung, der Erholung,
erzählte mir die Inspiration mit einem wohlwol-
nicht nur für mich, auch für andere, die ihn brau-
lenden Lächeln, das von einem Kopfschütteln
chen.“
ergänzt wurde.
Mit jedem schöpferischen Gedanken kam ich
Sie hatte keine feste Form, kein bestimmtes Ausseh-
meinem Ziel näher, auf einem fliegenden Teppich
en, kein fixes Geschlecht, denn sie war stets der
aus Worten.
pure Wandel. Wundervoll.
„Ich werde andere Menschen einladen, auch
dorthin zu kommen“, versprach mir die Muse,

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Die Weitere Welt
von Gabriela Bieber

„wenn du fertig bist; ihnen alles zeigen und erklä- keine Vorbehalte. Keine kritischen Augen. Stattdes-
ren.“ sen verwöhnte sie mich mit dem Aroma von Frei-
heit, von Stärke und von Leichtigkeit. Wie hatte sich
„Ein Ort der Gerechtigkeit, der Freiheit und Akzep-
die Menschheit nur so unangenehm weit von ihren
tanz. Einfach und einfach perfekt.“
Wurzeln weg entwickeln können? Die Natur war
Vor meinem inneren Auge erschien eine Meeres- unzerstörbar, ein einziges Heilungssystem. Sie
bucht, kristallklares Wasser schlug gegen warme freute sich über meine Anwesenheit und fürchtete
Steine, Bäume hüllten einen Pfad in Schatten, der die Menschen nicht, was auch immer sie ihr angetan
beim Meer angrenzte und zu einer kleinen Siedlung hatten und sie scherte erst recht nicht alle über
führte, und in dem Moment, wo ich es gesehen einen Kamm. Was man ihr nahm, erschuf sie neu.
hatte wusste ich, es hatte sich manifestiert. So Ohne Zorn. Die Natur rächte sich nicht, wenn man
einfach wie sie war, so herrlich war sie, meine sich ohne zu fragen ihrer Schätze bediente, sie ihrer
zweite Welt. Meine weitere Welt. Eine Welt ohne gar beraubte. Ohne Mühe brachte die Natur einfach
Einschränkungen. Schwerelos in frei formbarer wieder Neues hervor. Das Gras strengte sich nicht
Materie badend, hatte sie Gestalt angenommen. an, um zu wachsen.
Was noch fehlte, würde ich jederzeit ergänzen
„Du kannst auf die selbe Weise leben.“
können. Im Moment fehlte nur noch eine Verbin-
dung, ein Weg zurück, es war eine Welt der unbe- Der Wind fuhr über meine Haut, durch mein Haar
grenzten Möglichkeiten, also bedarf es einer und nahm alles Negative, jeden Ballast von mir ab,
Möglichkeit, sie jederzeit wieder verlassen zu ohne irgendeine Gegenleistung zu erwarten. Meine
können. Der Waldweg bekam eine Abzweigung, an Individualität, mein Anderssein, war erwünscht,
deren Ende ein Wirbel aus bunten Farben leuchtete nichts Seltsames und vollkommen akzeptiert. Ich
und sich einen Rahmen aus weißem Stein erschuf. war ein Teil vom großen Ganzen. Gott, Muse, Natur,
Ohne einen einzigen Blick zurück ging ich durch das alles war ein und dasselbe. Ich gehörte dazu. Ich
Tor. hatte die selben unerschöpflichen Kraftreserven.
Die selben unerschöpflichen Möglichkeiten, wie sie
Mich empfing richtige Natur. Keine, die der Mensch
die Natur in ihrer Vielfalt auslebte. Ich hatte es
verpfuscht hatte. Vor mir war noch nie jemand hier
geschenkt bekommen und behalten dürfen, ohne
gewesen. Nur ein schmaler Pfad war Hinweis auf
all die Jahre je großartig dafür gedankt zu haben.
Menschen. Die Luft war die reinste, die ich je
Umso mehr Freude und Dankbarkeit empfand ich
geatmet hatte. Sie duftete nach Holz, Moos und
nun. Und ich fühlte diese Emotionen in allem Leben-
Blättern, hieß mich willkommen, genauso wie ich
digen um mich herum widerhallen. Die sanfte Kühle
war. Die Natur kümmerte sich nicht darum, was ich
und die befreiende Wahrheit sorgten dafür, dass ich
tat oder nicht tat, was ich dachte oder nicht dachte,
eine Gänsehaut bekam in meinem T-Shirt - und
was ich fühlte oder nicht fühlte. Es war ihr egal, ob
dahinschmolz, wenn ab und zu das Sonnenlicht
ich erfolgreich war oder nicht, ob ich gewann oder
durch die Baumkronen brach. Es lief sich so ange-
verlor, ob ich begeisterte oder enttäuschte, ob ich
nehm und locker auf dem weichen, unebenen
erschuf oder zerstörte, ob ich mich anpasste oder
Waldboden. Ich streckte im Gehen die Arme aus und
nicht anpasste. So wie ich jetzt im Moment war, war
strich über alles, worauf ich mit meinen Händen traf,
ich gut und geliebt. Es war egal, wie ich gekleidet
Blätter, Rinde, Beeren... Manches schmiegte sich an
war, welche Narben ich davongetragen hatte, egal,
mich, manches bleib kurz hängen, manches war
ob ich gewaschen und gepflegt war, wo ich stand
starr, doch jede einzelne Berührung war eine Sym-
auf der Skala von hässlich bis schön. Die Natur hatte →
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Die Weitere Welt
von Gabriela Bieber

phonie kleiner Küsse und ein Austausch von Zunei- mich nun wundern. Und ich umarmte gedanklich
gung. Durch den Gesang der Vögel und des zarten meine wunderbare Schwester Muse für ihre Über-
Windes sprachen die Bäume und Büsche und Stein- redungskünste. Ich dankte für ihre Fähigkeit, Begeis-
chen zu mir, weise und erfahren, aber dennoch terung in Menschen entfachen zu können,
unbeeinflusst und arglos. Sie nannten mich ihren Menschen ins Tun zu bringen. Ich dankte mir selbst,
Bruder und ihren guten Freund, ihren Seelenver- dass ich die Muse hören und ihre Anweisungen
wandten. Sie versprachen mir ihre Unterstützung sowohl verstehen, als auch verwirklichen konnte.
und Loyalität und boten mir an, jederzeit herkom- Ich dankte meinem Körper dafür, dass er stets alle
men zu können, um glücklich zu sein, egal was auch meine Befehle ausführte und gesund war. Ich
immer geschehe. Alles schien zu denken wie ich und dankte dafür, lebendig zu sein. Dankte dafür, ein
gab mir geniale Denkanstöße. außergewöhnliches Leben zu führen. Dankte dafür,
ein besonderer und wertvoller Mensch zu sein, auch
„Hier in dieser neuen, weiteren Welt, kannst du alles
wenn ich in der alten, engeren Welt einen Maulkorb
haben, was du möchtest. Danach zu fragen genügt,
tragen musste, weil ich kein braver Wuffus war. Ich
um es zu bekommen. Es gibt keine Grenzen, höchs-
wusste, dass ich auch ohne Buch nicht so wie alle
tens in deinem Kopf. Diese Welt besteht aus purer,
war, dankte dafür, dass ich immer noch ich war. Ich
positiver Energie, und diese Energie folgt deinen
liebte mich selbst, weil ich war, wie ich war. Ich
Gedanken, dankbar, dass du in deiner Vorstellung
dankte sogar für meine schrecklichen Erfahrungen
Formen für sie gießt, sodass sie Gestalt annehmen
bisher, denn sie hatten schließlich dazu beigetragen,
kann.“
meine Persönlichkeit zu formen. Dankbarkeit war
Ich konnte meine Kreativität voll ausleben. Ich wundervoll. Dankbarkeit war Sicherheit. Unendliche
konnte erschaffen nach Lust und Laune. Ich würde Glücksressourcen auf Lager. Die Sicherheit, sich
andere Menschen damit begeistern. Dies war wahr- jederzeit gut fühlen zu können, weil sich immer
haftig ein Paradies. Ein Leben nach dem Tod hätte unendlich viele Gründe auftaten, dankbar zu sein,
nicht besser sein können als dieses neue Leben, in machte man nur mal den ersten Gedanken in diese
dieser neuen Welt. Das war mein Neuanfang. So wie Richtung. Genauso wie die Handlung einer
die Natur sich ständig regenerierte und neu erfand, Geschichte sich während des Schreibens von selbst
ließ ich alles Schlechte hinter mir, nur was ich Gutes ergänzte, wenn man mit dem groben Grundgerüst
aus dem Schlechten gezogen und gelernt hatte, begann.
behielt ich. Ich war Altes und Neues zugleich, so wie
Und hinter mir hörte ich leise Stimmen. Es waren
es in diesem Wald sowohl schon große, als auch
meine Gäste. Sie waren schon der Einladung der
gerade erst keimende Pflanzen gab. Die Liebe zur
Muse gefolgt und angekommen. Ich strahlte über
Natur und zu mir selbst und von der Natur und von
das ganze Gesicht. Wie gerne ich etwas für andere
mir selbst reinigte mich und verwandelte mich von
erschuf! Wie gerne ich andere mit auf eine erhol-
einem frustrierten zu einem fröhlichen Menschen.
same Reise nahm!
Über meine eigenen Selbstmordpläne musste ich
portrait / interview
Gabriela Bieber

VITA DER AUTORIN


Gabriela Bieber wurde im Mai 1990 in Bamberg geboren und lebt
heute im Landkreis Lichtenfels. Bereits in der Schulzeit entdeckte
sie das Schreiben für sich. Seit 2008 veröffentlicht sie in unregel-
mäßigen Abständen Lyrik und Kurzprosa in Anthologien, so auch
2010 im Gedichtband ...Und die Liebe!? von Eichenblatt Literatur,
wodurch die weitere Zusammenarbeit an Gabriela Biebers bislang
größtem Buchprojekt, dem Roman Die weitere Welt, zustande
kam.
Jenseits des Schreibens...
studiere ich in Bamberg Lehramt Realschule Deutsch und Englisch
im dritten Semester. Wenn ich mich abends aufraffen kann,
trainiere ich Kampfsport. Ich höre bevorzugt Musik, die gute Laune
macht. Weitere Leidenschaften meinerseits sind das Kaufen,
Sammeln und Verwenden von Beautyprodukten sowie das Surfen
im world wide web.

Ausführliche Liste aller bisherigen Buchveröffentlichungen (unter bürgerlichem Namen):

2008
Veröffentlichung des Gedichts "Für dich" im Jahrbuch für das neue Gedicht 2008 der Frankfurter
Bibliothek*
2009
Veröffentlichung des Gedichts "Unterernährt" in der Anthologie "Ausgewählte Werke XII" der Bibliothek
deutschsprachiger Gedichte*
* Ich habe diese Veröffentlichungen bei Wettbewerben gewonnen. Gewonnen bedeutet gewonnen, also
vollkommen kostenlos und ohne auch nur irgendetwas dabei zu kaufen, bekommen. Generell halte ich
jede Veröffentlichung für einen Erfolg.
Veröffentlichung der Kurzgeschichte "Rastplatz-Romanze" in der Kurzgeschichtensammlung "Bester Sex"
vom Magazin Alley Cat und dem Schwarzkopf&Schwarzkopf Verlag
2010
April:
Veröffentlichung der Erzählung "Der Eindringling" in der Gruselgeschichten-Anthologie "Mitten unter uns"
des Sperling-Verlags
Mai:
Veröffentlichung der Kurzgeschichte "Bitte freu dich!" sowie der Gedichte "Irrlicht", "Rückstoß" und
"Erkenntnis" in der Anthologie "teilzeitengel", Hrsg.: Florian Zach
November:
Veröffentlichung des Gedichts "Allein" in der Anthologie "...Und die Liebe!?" von Eichenblatt Literatur
Dezember:
Veröffentlichung des Romans Die weitere Welt mit Unterstützung von Eichenblatt Literatur

portrait / interview
Gabriela Bieber

Freundlicherweise hat sich Gabri- Ich habe mich früher an fanfik- chen. Selbstverständlich hole ich
ela für ein Interview zur Verfü- tions geübt, manchmal denke ich, weitere, objektivere Meinungen
gung gestellt: es wäre besser gewesen, ich hätte ein, um den Fehlerteufel in die
gleich komplett alles selbst erfun- Enge zu treiben, die letzten Ent-
Was war das für ein Gefühl, dein den, dann hätte ich auch diese scheidungen treffe aber ich. Der
erstes Buch in den Händen zu hal- Geschichten ordentlich veröffent- Autor weiß doch immer noch am
ten, das offiziell verlegt worden lichen können. Aber hey, es war besten, was zu seinem Text passt
ist? zur Übung und ich brauchte das und was nicht.
motivierende und hilfreiche feed-
Gabriela Bieber: „Endlich ist es back, das ich ohne bekannte Vor- Was verbindet dich mit der Speku-
da!“ Dann „Wow, das sieht ja rich- lagen so zahlreich nicht lativen Fiktion? Bevorzugst du ein
tig professionell aus!“ „Die Mühe bekommen hätte. gewisses Genre?
hat sich gelohnt!“ Trotz etlichen Was ich noch empfehlen würde:
Korrekturdurchläufen: Wenn man sich unser Grundge- Gabriela Bieber: „Ist es nun mög-
„Hoffentlich sind keine Fehler setz ansieht lich, wahr, oder nicht?“ Ge-
mehr drin!“ Zum Schluss: „Hach, (Persönlichkeitsrecht), sollte man schichten, die diese Frage
es ist einfach fantastisch, ich bin zur Sicherheit nur frei erfundene aufwerfen, faszinieren mich. Fikti-
begeistert!“ Einfach eine tolle Geschichten schreiben, da man on wird real, wenn man sie z.B.
Aufregung, die sich mehr und sonst eine Klage von realen Böse- psychologisch betrachtet. Men-
mehr in Stolz verwandelt. wichten riskiert. schen, die an einem Tiefpunkt ih-
Und zuletzt möchte ich in Zeiten res Lebens angekommen sind,
Wenn du so deinen bisherigen von books on demand ein großes erschaffen sich oftmals Traum-
schriftstellerischen Werdegang Verbot aussprechen, einen Druck- welten oder erträumte Figuren,
betrachtest, was würdest du jun- kostenzuschuss zu bezahlen. die ihnen darüber hinweg helfen.
gen, angehenden Autoren emp- Gefühle kann man nicht sehen, es
fehlen? Gibt es etwas, was du so Wie sah das Manuskript deines gibt sie nur in den Menschen
nicht mehr machen würdest und ersten Buches aus, als es das erste selbst, doch es gibt sie. Ebenso ist
was sollte man auf jeden Fall ma- Mal vom Lektor zurück kam? es mit der Fiktion. Dass Fiktives
chen? „nur“ in den Köpfen der Men-
Gabriela Bieber: Ich war ent- schen existiert, bedeutet nicht,
Gabriela Bieber: Wirklich bereuen täuscht. Es waren noch Fehler dass es nicht existiert.
muss ich nichts, schließlich habe darin und mein Parallelismus wur- Zu glauben, es gäbe nicht mehr als
ich aus allen Fehlern gelernt. Ich de als Wortwiederholung missver- das, was wir sehen und kennen,
glaube sogar, diese Lektionen wa- standen. Ich konnte aber alles wäre naiv. Ich denke, Spekulative
ren so wertvoll, dass ich alles noch noch einmal selbst überarbeiten. Fiktion zeichnet sich aus durch die
mal genauso machen würde. Bei einer Kurzgeschichte dachte Freiheit, die sie eröffnet. Sie ist
Man sollte auf jeden Fall an sei- ich nach dem Druck mal: Also die etwas ganz anderes zum Alltag
nem Traum vom Autor-mit-Buch- Idee ist ja noch von mir, aber war- und trotzdem oder gerade des-
Sein festhalten und sich nicht von um musste unbedingt dieser Stan- halb kann man so gut in diese Ge-
Meinungen Unwissender davon dartstil her? schichten eintauchen.
abbringen lassen. Wo ein Wille ist, Heute versuche ich, mein Lektorat
ist auch ein Weg. so weit wie möglich selbst zu ma-

portrait / interview
Gabriela Bieber

Was für ein Buch liest du gerade? Welcher Autor ist für dich ein Vor- Mit meinem Vater feiere ich wohl
Welches hat dir persönlich am bild? am 25ten.
besten gefallen? Das Geschenkeproblem habe ich
Gabriela Bieber: Ich eifere der dieses Jahr nicht, jeder bekommt
Gabriela Bieber: Mich haben Gabriela Bieber aus meinen Träu- mein neues Buch. Aber pssst ;)
schon viele Bücher/Geschichten men nach ;) Natürlich bewundere
begeistert und sie lassen sich ich oft andere Autoren für ihre
nicht wirklich miteinander verglei- großartig ausgearbeiteten Ideen
chen. <Unangenehmes Geräusch> oder ihren Erfolg, aber das ist
!Ranking error! mehr etwas Allgemeines und
Momentan lese ich zum zweiten nicht auf eine bestimmte Person
Mal „...wie ausgelebt“ von Florian bezogen. Kreativität ist etwas sehr
Zach. Eine Hauptperson, ein The- Individuelles, das man nicht nach-
ma (Selbstmordgedanken, also ahmen kann.
meinem neuen Buch ähnlich), fast
200 Seiten stream of conscious- Wie verbringst du Weihnachten?
ness und es wird einfach nicht
langweilig! Dazwischen immer Gabriela Bieber: Am 24ten bin ich
mal wieder ein Gedicht aus der mit meinem Freund bei seiner Fa-
Sammlung „Unerreichbar nah“ milie. Wir bereiten das Essen zu
von Robert Eben. (ich bin da aber eher so die Assis-
Als Autorenkollegin sitzt man di- tentin), während die anderen in
rekt an der Lesefutter-Quelle ;) die Kirche gehen.

© Manuela Hoflehner
kolumne
Krankes Kino: Diagnosen & Prognosen
Heute: Prima Ballerina säuft im Schwanensee ab

E
s scheint als ke, dieser krude Mischmasch aus hier wieder mit dem furiosen
würde eine Art SHOWGIRLS und COYOTE UGLY, Matthew Libatique (Kamera) gear-
entgegen des allgemeinen Trends, beitet hat. In der Hauptrolle: Keine
neuer Grippewelle
nicht nachträglich in 3D konver- Geringere als Natalie Portman.
im Kino auf uns tiert wurde (siehe STREETDANCE Eine überaus talentierte Aktrice, in
zukommen: Das und STEP UP 3D). Schätzungsweise deren schauspielerischen Schaffen
Hupfdohlen-Fieber – wohl weil eine dritte Dimension bei den allerdings die ultimative Rolle
eine späte Mutation des „Kurven“ der spindeldürren Xtina gefehlt hat – bis jetzt! Denn falls
Saturday Night Fever. auch nichts mehr bewirkt hätte. man den Vorab-Kritiken glauben
Für einen solchen räumlichen, darf, ist sie in/als Schwarzer
Symptom hierfür ist, dass
plastischen Effekt hätte da schon Schwan absolut grandios (BLACK
junge Menschen zu popu- mehr sein müssen -> siehe die SWAN war der Eröffnungsfilm der
lären Musikstücken offen- Mädels in PIRANHA 3D. Beim 67sten Filmfestspiele von Vende-
sichtlich krampfhaft zweiten Film handelt es sich um dig) Bleibt dieser radikalen Neuin-
-epileptische Anfälle erlei- BLACK SWAN. Auffällig, dass beide terpretation mit all ihren
den. (So gesehen in STREET- Filme sich auf jeweils alte und knackend-krachenden Fußkno-
damit anerkannte Formen des chen von Tschaikowskis opulenten
DANCE und STEP UP 3D) Wie
Tanzes beziehen (Burlesque und Schwanen-gesangs-Ballett also der
gut, dass es einen Film gibt, Ballett). Offenbar wollten sie beide Erfolg zu wünschen – sowohl bei
der gegen diese Krankheit immun gegen diesen gras- der Oscarverleihung, als auch an
resistent zu sein scheint. Und sierenden Virus des Hupfdohlen- den Kinokassen. Denn es wäre
dem Tanz als Ausdrucksform Fiebers sein, der vermutlich 2006 irgendwie grotesk, wenn der pitto-
wieder jene Tiefe zurückgibt, durch die High School Musicals reske BURLESQUE da mehr Auf-
ausgelöst wurde. Aber es kann nur merksamkeit erhalten würde, als
die er eigentlich hat(te). Es
einen geben … der arabeske BLACK SWAN. Pro-
geht um die Wandlung eines gnose: Wer schon immer mal eine
blässlichen Entleins zum SchwanenSeeNot?
gewagte Mischung aus Tanzfilm
schwarzen Schwan. Nun die groben Fakten: Ausnah- und Psycho-Drama mit einem
meregisseur Darren Aronofsky hat Schuss gruseliger Mystery probie-
Aber fangen wir einfach mal ganz diesen Film gemacht. Und der hat ren wollte, ist hier genau richtig.
von vorne an, bei der Diagnose: Im uns  schon  mit  π  –  SYSTEM  IM Darum auch das Prädikat: Psycho-
Januar 2011 starten zwei Filme, die CHAOS (1998), REQUIEM FOR A logisch besonders wertvoll! Wer
den Tanz als tragendes Thema DREAM (2000) und THE FOUNTAIN meiner spekulativen Prognose
haben. Der Erste, am Sechsten, ist (2006) bewiesen, dass er ekstati- nicht glaubt, sollte mal einen Blick
BURLESQUE, ein abendfüllender sche Bilder mit intelligenter Unter- auf den Trailer werfen:
Werbeclip für das neue Album von haltung verbinden kann. Dass er
Christina Aguilera und Cher. (Der http://www.youtube.com/watc
visuell an diese Filme anschließen
OST dazu ist schon seit November h?v=EtnyPbHxvP4
wird und nicht an den pseudodo-
im Handel erhältlich) Mich kumentarischen Stil seines Wrest-
wundert es ein wenig, dass Burles- lers spricht die Tatsache, dass er © 2010 by Markus Kügle
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Theoretisch phantastisch
Eine Einführung in Tzvetan Todorovs Theorie der phantastischen Literatur
von Simon Spiegel
Simon Spiegel (Autor)
Preis: EUR 13,90
Broschiert: 204 Seiten
IISBN: 978-3-942533-12-6
http://www.amazon.de/THEORETISCH-PHANTASTISCH-
Einf%C3%BChrung-phantastischen-Literatur/dp/394253312X/
Leseprobe: http://www.simifilm.ch/pdf/androsf16_lesprobe.pdf

Tzvetan Todorovs 1970 erstmals erschienene „Simon Spiegels Arbeiten zur Science Fiction und
Einführung in die fantastische Literatur ist noch Phantastik sind nicht nur analytisch durchdringend
heute der Text, an dem keiner vorbeikommt, der und originell, sondern vor allem auch eminent
sich eingehender mit Phantastik beschäftigt. Aller- lesbar und frei von dem Zwang, sich in akade-
dings hat Todorovs Buch in der Vergangenheit vor mischem Kauderwelsch beweisen zu müssen.“
allem im deutschen Sprachraum immer wieder für
– Dr. Franz Rottensteiner, Herausgeber Quarber
Missverständnisse gesorgt. Denn was Todorov
Merkur
beschreibt, scheint auf den ersten Blick nur wenig
mit dem gemein zu haben, was ein Laie normaler- „Simon Spiegel hat eine exzellente Einführung in
weise unter ‚Phantastik‛ versteht. Todorovs Werk geschrieben, das die Originallektüre
zwar nicht ersetzt, aber sie auch für den Fachfrem-
In Theoretisch phantastisch unternimmt Simon
den so aufschlüsselt, dass man Todorov nun folgen
Spiegel den Versuch, Todorovs Theorie in leicht
und ihn angemessen im Theoriekanon verorten
verständlicher Art und Weise zu erklären – auch und
kann.“
gerade für Leser ohne literaturwissenschaftliche
Vorbildung. Nach dem ersten Teil, in dem Todorovs – Dr. Frank Weinreich, Autor von Fantasy: Einfüh-
Phantastik-Konzept dargelegt wird, werden im rung
zweiten Teil sieben Beispiele – darunter auch zwei
Filme – ausführlich analysiert.
Zum Autor
Stimmen zum Buch
Simon Spiegel, 1977 in Basel geboren, hat von
„Simon Spiegels Einführung in Tzvetan Todorovs 1998 bis 2003 in Zürich und Berlin Germanistik und
Phantastiktheorie wird den studentischen Lesern Filmwissenschaft studiert. 2006 Promotion in Film-
sicher auch über die Beschäftigung mit Todorov wissenschaft zum Science-Fiction-Film (erschienen
hinaus hilfreich sein: Als Einführung in den Struktu- als Die Konstitution des Wunderbaren. Zu einer
ralismus und als Erhellung der grundsätzlichen Poetik des Science-Fiction-Films. Schüren, Marburg
methodischen Probleme, welche das Stichwort 2007). Er lebt mit Frau und Sohn in Zürich und ist als
‚Phantastik‛ aufwirft.“ Journalist, als Filmrezensent für verschiedene
– Prof. Dr. Monika Schmitz-Emans, Ruhr-Universi- Schweizer Tageszeitungen und als Dozent für Film-
tät Bochum wissenschaft tätig.
artikel
Künstliche Intelligenz
von Peter Liendl und Gisela Klötzer

In der heutigen Zeit spielen künstliche Welten wie und die Gliedmaßen bewegen oder sprechen konnte.
Film und Cyberspace eine immer größere Rolle. Eine Dies wurde nicht unbedingt als Betrug gesehen, man
besondere Faszination geht dabei von künstlich sah im Priester vielmehr einen Vermittler göttlicher
geschaffenen, menschenähnlichen Wesen aus Weisheiten.
(Roboter, Androiden, Cyborgs, computeranimierte In der griechischen Antike schuf Hephaistos (Gott des
Wesen …). Schon als Kind erschafft man sich in der Feuers und der Schmiedekunst) einen aus Bronze
Fantasie Spielgefährten, und vielleicht ist es der geschmiedeten Riesen namens Talos, welcher der
Wunsch, diesen Wesen Leben einzuhauchen, ihnen Insel Kreta als Wächter diente. Ray Harryhausen hat
Form und Stimme zu geben, der später im Erwachse- diesen ersten Riesenroboter der Weltgeschichte in
nenalter Schriftsteller, Filmemacher und Forscher seinem Film „Jason und die Argonauten“ auf die
inspiriert. Kinoleinwand gebracht.
Seit einigen Jahrzehnten versucht man, Roboter mit
künstlicher Intelligenz zu entwickeln, die dem Men-
schen in nichts mehr nachstehen und die ihn in einer
nicht allzu fernen Zukunft sogar übertreffen sollen.

Michelangelo Buonarroti (1475-1564): „Die Erschaffung des


Adam“ Ausschnitt aus dem Deckengemälde der Sixtinischen
Kapelle Talos im Film „Jason und die Argonauten“

Geschichte Der Mathematiker und Philosoph Archytas von Tarent


(428-350 v. Chr.), ein Zeitgenosse Platons, gilt als
Die Faszination von künstlichen Wesen ist wahr-
Begründer der mathematischen Mechanik, und man
scheinlich so alt wie die Menschheit selbst und bereits
schreibt ihm die Erfindung der Schraube und des
im alten Ägypten nachweisbar, wo es Statuen mit
Flaschenzuges zu. Er ist der Erfinder der berühmten
ungewöhnlich klug erdachten Mechanismen gegeben
mechanischen „Taube von Archytas“, die fliegen
haben soll, die sprechen, gestikulieren und prophe-
konnte. Er habe, so hieß es, damit beweisen wollen,
zeien konnten. Man glaubte, diese Apparate wären
dass der Mensch selber zum Schöpfer neuer Wesen
göttlich inspiriert und hätten eine Art Seele. Sie
werden könne. Wir begegnen diesem mechanischen
konnten um Rat gefragt werden und antworteten mit
Vogel wieder in der Fantasie eines spielzeugbegeis-
Kopfnicken oder Armbewegungen. Einige Göttersta-
terten Sultans in dem Film „Der Dieb von Bagdad“
tuen waren hohl, sodass ein Priester hineinschlüpfen
(1978) von Clive Donner. →
artikel
Künstliche Intelligenz
von Peter Liendl und Gisela Klötzer

Bekannt aus dieser Epoche sind auch erste Versuche in Form von kunstvollen Spielzeugen an. Besonders
mit Automaten, wie etwa automatische Theater und erwähnenswert ist „Die mechanische Ente“ (1738)
Musikmaschinen, erdacht durch Heron von Alexan- von Jacques de Vaucanson. Sie konnte mit den
drien (lebte ungefähr zwischen 150 v. Chr. und 250 Flügeln schlagen, Wasser trinken und auf eine sehr
n. Chr.). Im katoptrischen Theater wurden durch natürliche Weise Körner fressen, die sie verdaute und
Spiegel optische Illusionen von Geistern auf Tempel- über ein kompliziertes Röhrensystem im Bauch
altäre erzeugt. Heron beschrieb verschiedene Thau- wieder ausschied. Daneben begeisterten Pierre
mata (Wunder) erzeugende Geräte speziell für Jaquet-Drozs mechanisch angetriebene Puppen „Die
Tempel: Bühnenblitze, Bühnendonner, selbsttätig Musikerin“, „Der Schreiber“ und „Der Zeichner“ die
öffnende und schließende Türen, automatische Musik Menschen der damaligen Zeit.
auf Zimbeln und Trommeln, den Ausfluss von Wein
oder Milch aus dem Becher einer Figur, sich selbst
entzündende Opferfeuer und tanzende Figuren.
Von Albertus Magnus (13. Jahrhundert) wird
behauptet, er hätte einen Diener aus Leder, Holz und
Metall gebaut, der selbstständig Entscheidungen
treffen konnte, etwa die, welcher Besucher vorge-
lassen wurde und welcher nicht.
Im späten Mittelalter behauptete der Alchemist und
Arzt Paracelsus (1493-1541), einen Homunkulus,
einen künstlichen Menschen aus Fleisch und Blut,
geschaffen zu haben. Paracelsus hinterließ ein Rezept
zur Herstellung solch künstlicher Männer und gab „Der Schreiber“ von Pierre Jaquet-Droz (Foto Jean-J. Luder )
genaue Anweisungen, wie man sie erziehen sollte.
Das Herstellungsrezept beginnt etwa wie folgt:
„Wenn das Sperma in einem hermetischen Glas Der französische König war in ein aufziehbares Spiel-
abgeschlossen ist, gräbt man es für vierzig Tage in zeug vernarrt, bei dem der Meeresgott Neptun ritt-
Pferdedünger ein ...“ lings auf einer Schildkröte saß. Nach den Mahlzeiten
wurde die Figur aufgezogen, die Schildkröte lief von
Im 15. Jahrhundert soll Leonardo da Vinci einen Platz zu Platz und verteilte Zahnstocher, während
mechanischen Löwen konstruiert haben, der sich frei Neptun sie mit dem Dreizack anspornte.
bewegen und aufrichten konnte. Nachweisbar ist
diese Erfindung jedoch nicht.
1580 erregte die Legende eines künstlich erschaf- Der Maschinenmensch
fenen Menschen die Gemüter. Der Oberrabbiner der Wahrscheinlich war es diese Anhäufung künstlicher
Stadt Prag Rabbi Loew habe eine menschliche Gestalt Wesen und vor allem die beginnende Natur-
aus Lehm erschaffen, die er Joseph Golem nannte wissenschaft, die Philosophen dazu inspirierten, das
und zum Schutz der jüdischen Gemeinde einsetzte. bis dato gültige Menschenbild umzuwerfen. Wenn
Vom 16. Jahrhundert an wimmelte es in Literatur und der Weltraum ein gigantisches Uhrwerk ist - wie es
Erzählungen nur so von menschenähnlichen Auto- die Wissenschaft jener Zeit sah - warum nicht auch
maten. Solche Fantasien nahmen auch bald Realität der Mensch? →
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Künstliche Intelligenz
von Peter Liendl und Gisela Klötzer

René Descartes (1596-1650) behauptete in seinem Computer


„Discours de la Méthode“, dass der Mensch mit
Mit dem englischen Mathematiker Charles Babbage
Ausnahme der Seele und des Verstandes eine zwar
(1792-1871) begann das Zeitalter der Computer. Zwar
wundervolle, aber letztendlich doch mechanische
wurden einfache mechanische Rechner bereits früher
Maschine sei.
von Schickard, Pascal und Leibniz gebaut, aber die
Einige Zeit später behauptete der französische Arzt von Babbage entworfene „Analytische Maschine“
und Philosoph La Mettrie (1709-1751) in seinem Buch beinhaltete erstmals alle wesentlichen Funktionen
„L'homme machine“ (Der Maschinenmensch) sogar, heutiger Rechner und gilt als Urbild heutiger Compu-
alles am Menschen wäre maschinell, einschließlich terarchitekturen.
der Seele und der Denkprozesse. Der Mensch war
Babbage konstruierte zunächst die „Differenz-Ma-
damit zur göttlich konstruierten mechanischen
schine“, die automatisch mathematische und astro-
Maschine geworden, ein hochkomplexes mecha-
nomische Tabellen berechnen sollte. Aus
nisches Uhrwerk. Diese Aussage machte La Mettrie
Kostengründen wurde nur ein Teil der „Difference
mehr und mehr zur Unperson seiner Zeit.
Engine“ (1831) zusammengebaut, der bis heute
Die Idee vom Maschinenmenschen, in dem Geist und erhalten und voll funktionsfähig ist.
Körper mechanischen Prinzipien gehorchten, rückte
den menschlichen Geist in die Nähe einer
„Rechenmaschine“.

Charles Babbage und seine „Differenz-Maschine“

Die „Analytische Maschine“ war eine Weiterentwick-


lung der „Differenz-Maschine“. Sie war aufgeteilt in
Speicher und Rechenwerk, enthielt einen Satz an
Grundoperationen und konnte mit Lochkarten pro-
grammiert werden. Damit stellte sie sozusagen einen
mechanischen Computer dar, der sich in der Archi-
tektur nur wenig von den elektronischen Rechnern
unterschied, die hundert Jahre später entwickelt
wurden (sie wurde jedoch nie gebaut, sondern exis-
tierte nur in Babbages Entwürfen). Die Gräfin Ada
Lovelace (1815-1852) war mit Babbage befreundet
Hängetafel für Schulen (Stuttgart um 1920) und von seiner „Analytischen Maschine“ begeistert.

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Künstliche Intelligenz
von Peter Liendl und Gisela Klötzer

Im Rahmen einer Arbeit über Babbages Maschine Die Darstellung menschlichen Denkens
entwickelte sie die ersten Computerprogramme.
Eine zentrale philosophische Grundlage der klas-
sischen KI ist die Vorstellung, dass der Mensch eine
Roboter und Künstliche Intelligenz (KI) zwar wundervolle, aber letztendlich doch mecha-
nische Maschine sei (s.o. Descartes und La Mettrie)
Der Begriff „Maschinenmensch“ und die Erfindung und Denken nichts anderes als ein besonders kompli-
des „Computers“ sind gleichsam das Fundament der ziertes Spiel mit Symbolen. Das Ziel der klassischen
Robotik und der klassischen KI-Forschung des 20. KI ist, eine Symbolsprache zu entwickeln, die dem
Jahrhunderts. Das Wort „Roboter“ tauchte erstmals menschlichen Denken entspricht und auf einen Com-
1921 in dem Theaterstück „Rossum's Universal puter übertragen werden kann.
Robots“ von Karel  Čapek auf. In den slawischen
Sprachen bedeutet „rabota“ Arbeit. Die Anfänge einer solchen Vorstellung, dass Denken
nichts anderes als ein besonders kompliziertes Spiel
Als offizielle Geburtsstunde des Forschungsgebietes mit Symbolen sei, finden sich bereits bei Thomas
„Künstliche Intelligenz" gilt eine Konferenz, die 1956 Hobbes (1588-1679). Er definierte 1650 Denken als
am Dartmouth College in New Hampshire (USA) „rationale Symbolmanipulation“. Nach Hobbes ist
stattfand. Dort trafen sich Computerwissenschaftler, Denken „geistiger Diskurs“, der wie lautes Diskutieren
Psychologen, Linguisten und Philosophen, um sich oder Rechnen geschieht, nur innerlich. Ähnlich wie
darüber auszutauschen, wie man Maschinen mit ein Buchhalter sich an Regeln der Mathematik hält,
„intelligentem“ Verhalten entwickeln könnte. folgt rationales Denken darüber hinaus methodischen
Einer der Initiatoren dieser Konferenz, John McCar- Regeln. Denken funktioniert demzufolge wie ein
thy, erfand für diese Themenstellung den Begriff geistiger Abakus (Rechenbrett mit Kugeln), bei dem
„Artificial Intelligence“ (AI), übersetzt „Künstliche kleine Teile streng nach Regeln des Verstandes hin
Intelligenz“ (KI). und her geschoben werden.
Das anerkannte Kriterium für Intelligenz war damals Diese Idee stieß damals bei Gottfried Wilhelm Leibniz
der Turing-Test: Man erklärte das Verhalten eines (1646-1716) auf fruchtbaren Boden. Leibniz war auf
Computers für intelligent, wenn es von der entspre- der Suche nach einer wissenschaftlichen Allzweck-
chenden Leistung eines Menschen nicht zu unter- sprache, einem „calculus ratiocinator“, in dem alle
scheiden war. Ideen klar und rational ausdiskutiert werden konnten.
1661 äußerte er in seinem Buch „De Arte Combina-
Die KI-Forschung startete mit großen Zielen. Man torica“ den Gedanken, Wahrheiten ähnlich wie arith-
glaubte, mit dem Computer endlich ein präzises metische Ausdrücke berechnen zu können, das heißt,
Modell des menschlichen Gehirns gefunden zu haben sie auf Kalkulationsvorgänge zurückzuführen. Wenn
und hoffte, mit ihm schon bald den Fähigkeiten seines zwei Philosophen eine Meinungsverschiedenheit
biologischen Vorbildes gleichkommen zu können. Es hatten, so sollte mit dieser „Algebra der Gedanken“
ist ein Mythos unserer modernen Zeit, Roboter die Meinungsverschiedenheit rein formal entschie-
könnten eines Tages den Menschen an Intelligenz den werden, nach dem Motto „Lassen Sie uns rech-
übertreffen und sogar Bewusstsein und Gefühle nen“.
besitzen.


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Künstliche Intelligenz
von Peter Liendl und Gisela Klötzer

Wie bereits erwähnt tauchte mit Baggages Logik als Kalkül


„Analytischer Maschine“ zum ersten Mal der Entwurf
Die von Leibniz begonnene Suche nach einer wissen-
eines universell verwendbaren mechanischen Rech-
schaftlichen Allzwecksprache kam im Wesentlichen
ners auf, der „körperlich“ bereits den modularen
erst in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts mit
Aufbau moderner Rechner hatte und „geistig“ die
Frege, Hilbert, Gödel und dem Aufbau der Logik als
Möglichkeit zur automatischen Abarbeitung von
Kalkül zum Abschluss. Gottlob Freges Programm
vorher entworfenen Programmen bot. Mit Babbages
bestand darin, eine abstrakte Sprache des Denkens,
Idee der „Analytischen Maschine“ war - zumindest
eine „lingua mentis“, zu entwickeln, die den logischen
auf dem Papier - das Medium für künstliche Intelli-
Gesetzmäßigkeiten unseres Denkens unterliegt und
genz geschaffen, aber es fehlte eine präzise Sprache
so eine mathematisch-strenge, symbolische Darstel-
zur Darstellung menschlichen Denkens, eben das, was
lung unserer Denkvorgänge erlaubt.
Leibniz vorschwebte.
Eine erste primitive Realisierung stellte George
Booles (1815-1864) symbolische Logik (1854) dar. In
seinem Werk „Gesetze des Denkens“ wollte Boole
eine mathematische Grundlage für das menschliche
Denken schaffen, die Algebra des menschlichen
Intellekts. Die allgemeinen Prinzipien des logischen
Denkens wurden als eine Folge von Ja/Nein-Antwor-
ten dargestellt und in Binärzahlen ausgedrückt. Die
Ziffern 0 und 1 sollten der erste Schritt zur Herstellung
intelligenter Computerprogramme sein.

Kurt Gödel (1906-1978) war Mathematiker und Logiker. Er


wird von vielen als der bedeutendste Logiker des 20. Jahrhun-
derts angesehen

1930 fand der Mathematiker Kurt Gödel ein Theo-


rem, das die Mathematik in ihren Grundfesten
erschütterte. Bis dahin glaubten die meisten Mathe-
matiker, dass man eines Tages eine endgültige Form
der Mathematik wird formulieren können, die keine
Fragen mehr unbeantwortet lässt und nicht mehr
verbessert werden kann. Hiermit war natürlich auch
die Hoffnung verbunden, mit dieser endgültigen
Mathematik eine naturwissenschaftliche Beschrei-
bung der Wirklichkeit zu haben, die alle beobacht-
baren Phänomene erklärt und keine Fragen mehr
offen lässt. →
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Künstliche Intelligenz
von Peter Liendl und Gisela Klötzer

Nach Gödels berühmtem Unvollständigkeits-Theo- Ein erstes Fazit


rem wird es niemals ein endgültiges, bestes mathe-
Wie ein Katalysator bewirkte die Erfindung des elek-
matisches System geben: Jedes mathematische
tronischen Computers im 20. Jahrhundert den Zusam-
Axiomensystem wird irgendwann zu bestimmten
menschluss dreier bisher verschiedener Bereiche:
Problemen führen, die auf seiner Grundlage allein
nicht lösbar sind. Innerhalb eines axiomatischen 1. Die Theorie des axiomatischen Schließens
Systems gibt es immer Wahrheiten, die nicht inner- 2. Das Studium mechanischer Berechnung
halb dieses Systems bewiesen werden können. Egal
wie kompliziert und umfangreich ein formales System 3. Die Psychologie der Intelligenz
(Symbole und Regeln) ist, es besitzt stets einen
blinden Fleck, ein Gödel-Loch.
Selbst im mächtigsten Computer tauchen diese
Löcher auf, weshalb sich die KI mit unüberwindlichen
Barrieren konfrontiert sieht. Und ein Computer kann
nicht selbstständig zwischen Bedeutungsebenen
wechseln, wozu wir Menschen aber durchaus in der
Lage sind. Der Künstlichen Intelligenz sind diese
Grenzen gesetzt.
Für uns Menschen hat Gödels Unvollständigkeits-
Theorem ebenfalls eine schlechte, aber auch eine
gute Nachricht.
Zuerst die schlechte Nachricht: Es wird immer Wahr-
heiten geben, für die es keine Beweise gibt, und Alan Mathison Turing (1912-1954) war ein britischer Logiker,
Probleme, die wir nicht lösen können. Eine endgültige Mathematiker und Kryptoanalytiker. Alan Turing gilt heute als
Theorie des Universums wird es wohl nie geben. einer der einflussreichsten Theoretiker der frühen Computer-
entwicklung und Informatik
Die gute Nachricht lautet: Es besteht immer die
Möglichkeit, dass wir noch nicht bewiesene Wahr-
heiten eines Tages doch beweisen können und für Anfangs ermöglichte der rasante Fortschritt der
ungelöste Probleme eine Lösung finden. Wie weit Computertechnologie auch der KI-Forschung große
auch die Menschheit der Zukunft in die Geheimnisse Fortschritte, die jedoch zunehmend erlahmten. Die
des Universums einzudringen vermag, es wird immer Gründerväter der KI konnten ihren selbstgestellten
etwas Neues zu entdecken geben. hohen Ansprüchen jedenfalls nie gerecht werden.
Was war geschehen?
Inzwischen rechnen Computer zwar zweifellos schnel-
ler und genauer als ihre Erbauer, dennoch ist selbst
der Schachcomputer „Deep Blue“, der 1997 den
Schachweltmeister Gary Kasparov schlug, für die
moderne KI-Forschung passé, da seine Rechenkunst
und scheinbare Intelligenz nur auf Tausenden von
genau einprogrammierten Rechenschritten beruht. →
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Künstliche Intelligenz
von Peter Liendl und Gisela Klötzer

Deshalb kann er Aufgaben, die nicht im Programm verstanden zu haben, und erklärte sie später - wenn
stehen, nicht erledigen und unerwartete Hindernisse sie überhaupt funktionierten - für intelligent.
nicht umgehen. Intelligent ist ein Roboter also nur so Die Vorstellung, dass sich die Symbol-Ebene des
lange, wie die durch die Umwelt gestellten Aufgaben menschlichen Geistes von ihrem neuralen Substrat
in sein vorprogrammiertes Schema passen. „abschöpfen“ lässt und auf ein anderes Medium wie
1965 stellte Joseph Weizenbaum das Programm z.B. das elektronische Substrat eines Computers
ELIZA vor, das den Dialog zwischen Patient und übertragen lässt, um künstliche Intelligenz zu erzeu-
Psychiater simuliert. Die Öffentlichkeit war verblüfft. gen, hat sich nur bedingt als tauglich erwiesen.
Das Programm schien sich in die Situation des Pati- Das Geheimnis der Intelligenz ist nicht nur im Gehirn
enten geradezu einzufühlen. Manche Zeitgenossen zu suchen und lässt sich mit einem Computer allein
suchten sogar Rat bei ELIZA, obwohl sie die algorith- nicht simulieren. Intelligenz hat auch etwas mit
mische Struktur des Programms kannten. ELIZA tut autonomem Handeln zu tun, der selbständigen Ori-
aber nichts anderes als syntaktische Symbolismen in entierung und Interaktion in der Welt. Zu dieser
der Programmiersprache LISP ableiten. Auf ernüchternden Einsicht gelangte die Suche nach
bestimmte Schlüsselwörter und Satzmuster reagiert Künstlicher Intelligenz Mitte der 80er Jahre.
ELIZA mit passenden Einsetzungen und Umstellun-
gen. Solch ein simples Symbolverarbeitungssystem
könne unmöglich intelligent sein, befand der Philo- Neue Künstliche Intelligenz
soph John Searle.
In der klassischen KI sollten abstrakte Symbole die
Trotz allem waren die Jahrzehnte, in denen an der KI Essenz der Intelligenz darstellen. Dabei ging die
und verwandten Gebieten geforscht wurden, sehr theoretische KI in Richtung einer immer abstrakteren
fruchtbar. Es wurden wertvolle Beiträge zur Algorith- Wissenschaft, während die praktische KI Probleme
mik und mathematischen Logik geleistet, und Com- hatte, Roboter herzustellen, die sich autonom
puter können heute Stimmen erkennen, Schrift lesen bewegen konnten. Man verband Kameras mit Com-
und mit gewissen Einschränkungen Sprachen über- putern, aber die Abbildung von linsengenerierten
setzen. Aber auch am Beispiel der mechanischen Bildern der Außenwelt auf interne Symbole scheiterte
Übersetzung zeigte sich, dass das Übersetzen von kläglich. Inzwischen ist klar, dass die Verwendung von
Sprachen weit komplexer ist als das bloße Nachschla- Symbolen allein nicht ausreicht, um künstliche Intel-
gen im Wörterbuch und das Umstellen von Wörtern. ligenz zu erzeugen. Die Computermetapher hat sich
Eine Sprache kann man nicht losgelöst von der „Welt“ als unwirksam erwiesen.
betrachten, in der sie existiert. Der menschliche
Übersetzer besitzt ein „Geistiges Modell der Welt“, Mitte der 80er Jahre fing die KI noch mal von vorne
der Computer nicht. Der Computer „versumpft“ an und prägte den Begriff der „Neuen Künstlichen
gleichsam beim Übersetzen in der Vieldeutigkeit von Intelligenz“. Intelligenz hat demnach mit Lernfähig-
Wörtern und Sätzen. keit, Abstraktionsvermögen und schöpferischem
Denken zu tun, aber auch mit autonomem Handeln,
Bis heute sind alle Versuche, Computer und Roboter der selbstständigen Orientierung in einer sich ständig
mit menschenähnlichen Fähigkeiten zu kreieren, verändernden Umwelt. Nach dieser neuen Sicht hat
fehlgeschlagen. Die neue Generation von KI-For- Intelligenz also auch viel mit Verhalten zu tun und
schern glaubt, den Kardinalfehler entdeckt zu haben: wer sie erforschen will, braucht autonome Systeme
Man baute „intelligente“ Maschinen, ohne Intelligenz

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Künstliche Intelligenz
von Peter Liendl und Gisela Klötzer

wie z.B. Roboter, die in einer realen Interaktion mit Wenn von Verkörperung gesprochen wird, denkt man
der Außenwelt stehen. vielleicht, dass alles noch komplizierter wird, weil
dann zusätzlich physikalische Gesetze zu berücksich-
Lange Zeit war die KI nur auf den Menschen fixiert.
tigen und somit noch mehr Parameter zu optimieren
An seiner Intelligenz maß sie die Leistungen von
sind. Aber viele Bewegungsabläufe des Körpers
Computern. Nun steht eine kopernikanische Wende
müssen erst gar nicht aufwendig berechnet werden.
in der KI-Forschung an, die Befreiung vom anthro-
Die unseren verschiedenen Körperteilen innewoh-
pozentrischen Intelligenzbegriff. Künstliche Intelli-
nende Intelligenz übernimmt diese Aufgaben bereits
genz, so lautet seit den 90er Jahren die Devise, ist nur
und entlastet so das Gehirn. Genau diese morpholo-
im Zusammenhang mit natürlicher Intelligenz ver-
gische Intelligenz wird heute beim Bau von Robotern
stehbar. Weniger der Mensch, als vielmehr einfache
ausgenutzt.
Lebewesen, die gleichwohl intelligentes Verhalten an
den Tag legen, werden zu bevorzugten Studien- Weitere wichtige Begriffe der neuen KI sind Emergenz
objekten. Entscheidend für die neue KI ist die Einsicht, und Selbstorganisation. Selbstorganisation ist ein
dass rationales Verhalten und rationales Denken sich Prozess, der durch das kooperative Wirken von
nicht bedingen müssen. Eine krabbelnde Ameise auf Teilsystemen zu komplexen Strukturen des Gesamt-
dem Weg zu einem halb verfaulten Apfel verdeutlicht systems führt. Emergenz bezeichnet dabei das Phä-
dies: Sie verhält sich zweckdienlich und optimiert den nomen, dass sich bestimmte Eigenschaften eines
kürzesten Weg zur Futterquelle, geht dabei aber nicht Ganzen nicht aus seinen Teilen erklären lassen:
analytisch-deduktiv vor, vielmehr nutzt sie Bei der Verbindung qualitativ unterschiedlicher Kom-
Pheromonspuren, die mit der Zeit verdunsten. ponenten tauchen Eigenschaften auf, die vorher nicht
Verkürzt kann man sagen, liegt das Geheimnis der vorhanden waren. Mit Emergenz ist aber weder das
Intelligenz nicht nur im Gehirn, sondern hat auch mit Auftauchen von Qualitäten aus dem Nichts gemeint,
der Bindung an einen Körper und dessen Interaktion noch das Auftauchen von Eigenschaften, die schon
mit der Umwelt zu tun. immer fertig existierten. Emergente Eigenschaften
sind Qualitäten, nach außen gerichtete Wirkungen,
Will man Intelligenz nicht isoliert, sondern in der
die sich erst in einer neuen Verbindung zeigen. Sie
Interaktion mit der Umwelt begreifen, dann braucht
existieren somit vorher zwar potentiell, doch ohne
Intelligenz zunächst einen Körper. Für diese Einsicht
dass die einzelnen Emergenzpartner sie besitzen.
wurde der Begriff „Embodiment“, Verkörperung,
geprägt. In der Natur kommt Intelligenz immer in In der Robotik geht es darum, dass aus relativ ein-
Körpern vor. An dieser Stelle zeigt sich, dass die fachen Teilen ein intelligentes Ganzes entstehen
KI-Väter den Tücken des cartesianischen Dualismus kann. Verhalten, welches zunächst sehr kompliziert
aufgesessen waren (Zweiteilung des Menschen in aussieht, lässt sich häufig viel einfacher erklären. Es
Körper und Geist). Kaum jemand kommt bis in die ist heute z.B. möglich, die komplizierte Organisation
80er Jahre auf die Idee, dass der Körper keine nutz- eines Ameisenstaates als ein Emergenzphänomen zu
lose Masse ist, die vom übergeordneten Geist mitge- erklären.
schleppt werden muss, sondern dass dieser Körper, Genetische Algorithmen spielen in der neuen KI
sei er biologisch oder technisch, einen maßgeblichen ebenfalls eine immer größere Rolle. Genetische
Anteil an jedem intelligenten Verhalten hat. Die Neue Algorithmen sind Algorithmen, die Lösungsvorschläge
KI geht sogar noch einen Schritt weiter und sagt: Der solange verändern und miteinander kombinieren, bis
Körper besitzt eine eigene Intelligenz.

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Künstliche Intelligenz
von Peter Liendl und Gisela Klötzer

einer dieser Vorschläge den gestellten Anforde- a) Das Bewusstsein lässt sich nicht algorithmisch
rungen entspricht. erfassen, somit ist es nicht möglich, beim Ablauf eines
Algorithmus auf Hardware künstlich Bewusstsein zu
So gibt es in der neuen KI-Forschung eine Vielzahl
erzeugen. Es bedarf einer weiteren Komponente wie
neuer Begriffe und Forschungsgebiete, von denen
etwa einer Seele, die ein materielles Objekt bewusst
hier nur einige erwähnt und angedeutet werden
werden lässt.
konnten.
b) Das Bewusstsein ist lediglich eine passive Begleit-
erscheinung, die auftritt, wenn ein genügend kom-
KI und Bewusstsein plexer Algorithmus auf einer Hardware abläuft.
Zum Schluss noch ein paar Worte zu dem Mythos Anhänger dieses Standpunktes werden als Vertreter
unserer Zeit, Roboter könnten eines Tages Gefühle der starken KI bezeichnet. Aus ihrer Sicht sind Art und
und Bewusstsein wie wir Menschen besitzen. Eigenschaften der Hardware völlig nebensächlich. Nur
der Algorithmus zählt.
Wir Menschen erleben Gefühle wie Lust und Schmerz
bewusst. Die Anhänger der starken KI sind der
Ansicht, dass dieses ichbezogene Gefühl auch bei
Maschinen auftreten kann. Man schreibt ein Pro-
gramm, das eine Zahl beinhaltet, die stets den
momentanen Wert des Wohlbefindens eines Robo-
ters angibt. Ein niedriger Ladestand der Batterie
könnte sich dann negativ auf das Wohlbefinden
auswirken. Kann man nun aber behaupten, dass der
Roboter tatsächlich Lust oder Schmerz fühlt? Und
fühlt der Roboter wirklich etwas durch die das Wohl-
befinden repräsentierende Zahl?
Die heutige Diskussion, ob Roboter einmal Gefühle
Qrio (Quest for Curiosity) war ein 58 cm großer und 7 kg und Bewusstsein haben könnten, erinnert ein wenig
schwerer, humanoider Roboter von Sony an die Anfänge der KI-Forschung, als man intelligente
Roboter bauen wollte ohne zu wissen, was Intelligenz
eigentlich genau ist.
Das Phänomen des Bewusstseins zählt zu den schwie-
rigsten und umstrittensten Gebieten von Philosophie
und Naturwissenschaft. Eine allgemein anerkannte © Copyright Peter Liendl und Gisela Klötzer
Definition von Bewusstsein liegt bisher nicht vor. Zu
diesem Thema werden zahlreiche philosophische,
psychologische und technische Debatten geführt. In
der KI-Forschung werden zur Zeit vor allem zwei
gegensätzliche Standpunkte vertreten:
kurzgeschichte
Gorons erster Einsatz
von Andreas Blome

L aut dröhnte die Musik von


Mikel Jackson durch den
Raum. Ich hatte den Titel
»Triller» von Michael Jackson in
eine Endlosschleife laufen. Um
stand Nicole vor dem Computer-
rundbogen. Auf dem Fensterdis-
play konnte ich unser Ziel
ausmachen. Ein Planet in 4302
Lichtjahren Entfernjung.
»Die Sprach- und Grammatikaus-
wertung lässt etwas anderes nicht
zu. Auf dem Planeten existiert eine
kleine Stadt, in dessen Nähe sich
zwei Gruppen Kampfmaschinen
mich herum waren nur die Musik »Was ist los?«, fragte ich Nicole
bekriegen. Das Kind sprach von
und die Dunkelheit des Sternen- und strich ihr durchs Haar.
Battletech.«
raumes. Durch die Fensterkuppel »Der Ausdruck lässt wirklich auf
konnte ich die einzelnen Licht- »Eines meiner Fangfelder hat
Kampfmaschinen schließen. Batt-
punkte der Sterne sehen. Rechts einen Notruf aufgefangen«,
letech ist ein Ausdruck aus der
von mir waren es dreimal so viele begann sie mir lächelnd zu erzäh-
amerikanischen Sprache und
wie auf der anderen Seite. Das lag len. »Ich wollte dich nicht durch
bedeutet Kampfmaschine«, ant-
daran, dass ODI sich im Randbe- eine Meldung aus deinen Träume-
wortete ich ihr.
reich dieser Galaxie befand. Ich reien reißen. Deshalb nahm ich
schloss kurz die Augen und gab schon mal Fahrt auf.« »Ist mir durchaus bekannt«,
mich der Musik hin. Dies waren gurrte Nicole mir ins Ohr. »Wir
Auf dem Fensterdisplay sah ich
immer die schönsten Augenblicke wissen gleich mehr.«
die Entfernung schnell schrump-
während meiner Reise durch das fen, obwohl ODI kaum Geschwin- Ich drehte mich kurz um und
Universum. Als ich Stunden später digkeit drauf hatte. Immerhin küsste sie innig. Dann streifte ich
die Augen wieder öffnete waren konnte ich feststellen, dass der ihre verlockenden Arme ab und
aus den Lichtpunkten der Sterne, Planet Magara hieß und als ein- wandte mich dem Problem des
Lichtstreifen geworden. ODI hatte ziger seine Sonne umkreiste. Den Notrufes zu. ODI erreichte gerade
beschleunigt. Die Lichtstreifen Daten nach eine Sand- und Stein- das Sonnensystem.
deuteten auf Überlichtgeschwin- welt.
digkeit hin. »Tarnung aktivieren«, sagte ich
»Was hast Du rausbekommen zu ihr.
»Musik aus«, sagte ich und können?«, fragte ich interessiert.
streckte mich ein wenig. »Licht Da man uns in dieser Galaxis
an.« Es sah ganz nach einem Hilfsein- noch nicht kannte, war es besser,
satz aus. In dieser Galaxis wäre es aus dem Unbekannten heraus zu
Ringförmig wurde der kreisför- damit der Erste. Aber da wir schon operieren. Dies hatten wir aller-
mige Raum ausgeleuchtet. In Hüft- mehrere Galaxien durchflogen dings erst nach vielen Einsätzen
höhe begann die Transparente hatten, war es nur ein weiterer in erkannt. Aber nun handelten wir
Fensterkuppel, die einen unbehin- einer endlosen Kette. fast immer danach. Der Hilfesu-
derten Blick in die Weite des Uni- chende wandte sich fast immer an
versums erlaubte. Links von mir »Der Notruf wurde vor 3
jemanden, den er kannte. Die
glitt leise zischend eine Tür auf. Ich Stunden über die Wasserstoff-
eigene Regierung, das Militär, viel-
blickte noch ein letztes Mal zu den welle gesendet. Er dauerte nur 15
leicht sogar eine befreundete
Lichtspuren der Sterne hinaus. Sekunden«, berichtete Nicole und
andere Art. Der letzte Fall war
Dann machte ich mich auf den legte von hinten die Arme um
allerdings sehr selten. Aber wenn
Weg zur Zentrale. ODI musste mich. »Der Inhalt muss von einem
plötzlich eine Hilfe auftaucht, die
irgendetwas entdeckt haben. Als Kind stammen.«
völlig unbekannt war, dann kam es
ich durchs Tor die Zentrale betrat, »Von einem Kind?« fast immer zu Missverständnissen. →
kurzgeschichte
Gorons erster Einsatz
von Andreas Blome

Mit aktivierter Tarnung schoben bewusste Stadt heraus. Sogar das tanken gerade mittels Sonnense-
wir uns langsam an den Planeten Gebäude, aus dem der Funkruf gel Energie auf.«
heran. Das Fensterdisplay zeigte gesendet worden war, war schnell »Kannst Du feststellen was für
ihn als schmutzig graubraune gefunden. Die dazu notwendigen einen Antrieb sie benutzen?«,
Kugel. Erst als ODI ihn zoomte Parameter hatte ODI schon beim fragte ich zurück.
zeigte er einige grüne Flecken auf Einflug in dieses System ermittelt.
seiner Oberfläche. Durch Scanner- »Transitionsantrieb«, antwor-
»Am oberen Gravitationsnull- tete Nicole vom Kontrollpult her.
tastung ermittelte er dann die punkt des Systems befinden sich
Städte. Durch eine Rückberech- »Allerdings veraltet und kaum
zwei Raumschiffe«, ließ ODI sich noch funktionstüchtig.«
nung des Notrufes fand er auch die zum ersten Mal vernehmen. »Sie
Verwundert sah ich Nicole an.
Wir hatten schon viele fremde
Arten im Universum getroffen die
über eine Raumfahrt verfügten.
Aber ihre Antriebe waren immer
auf den letzten technischen Stand.
Irgendetwas stimmte bei dieser
Art nicht.
»Versuch herauszubekommen
warum sie veraltet und kaum noch
funktionstüchtig sind«, erwiderte
ich. »Vielleicht hilft es uns bei
diesem Einsatz.«
Während Nicole beschäftigt war,
begann ich verschiedene Scanner
und Taster einzusetzen. Die Stadt
in dessen Nähe gekämpft wurde,
wies bereits Schäden auf. Einige
Gebäude waren nur noch als
Schutthaufen zu sehen. Einige
Energiequellen wanderten zwi-
schen den Gebäuden herum. Es
dauerte nur kurz, bis ODI mir eine
Vergrößerung liefern konnte.
Überrascht atmete ich tief ein.
»Eine Kampfmaschine«, sagte
ich leise.
Diese humanoide Kampfma-
schine war rund 12 Meter hoch
und wurde von einem Fusions-

© Christoph Jaszczuk
kurzgeschichte
Gorons erster Einsatz
von Andreas Blome

kraftwerk angetrieben. Die Daten, maschinen lokalisierte und auf das überhitzter Mech seine überschüs-
die ODI neben dem Bild einblende- Fensterdisplay brachte dachte ich sige Wärme an den See abgab.
te, verrieten mir ihre Bewaffnung. nach. Die Kampfmaschinen, die in Nach und nach verstummten die
der Stadt patrouillierten waren die Warnsignale der Temperaturkont-
Eine Laserwaffe sowie zwei
am leichtesten Bewaffneten. rolle wieder. Die Wärmetauscher
Maschinengewehre. Gewicht um
reduzierten die restliche Abwärme
die 20 Tonnen. Die Geschwindig- An der Hauptkampflinie
wieder. Nach einigen Minuten lies
keit errechnete ODI aus den kämpften überwiegend schwerer
Jeff seinen Mech wieder auftauch-
Daten, die er von der Kampfma- bewaffnete Kampfmaschinen. Ihre
ten. Auf dem Display vor ihm
schine erhielt, auf zirka 100 Km/h. Bewaffnung bestand aus Laser,
tauchte ein Signal auf.
Ihr Aussehen war dabei am faszi- Kanonen, sowie Kurz- und Lang-
nierendsten. Auf zwei wespentail- streckenraketen. Es war noch nicht Nicht identifizierbar, informierte
lenähnlichen Beinen saß ein genau erkennbar, wer hier gegen ihn der Computer.
humanoider Körper mit einem wen kämpfte. Es gab auch keine Was hatte das jetzt zu bedeuten.
kleinen kantigen Kopf. Auf der durchgehende Kampflinie, Setzten die schwarzen Söldner
rechten Schulter war anscheinend sondern zahlreiche Einzelgefechte. jetzt einen neuen Mechtyp in den
ein Scheinwerfer installiert. Der »Ich habe den Funkverkehr ent- Kampf? Das würde für ihre Vertei-
rechte Arm war mit einer Hand schlüsselt«, informierte ODI mich. digungstruppe eine Verschlechte-
ausgerüstet, die ein 5 Meter »Dadurch haben wir jetzt weitere rung bedeuten. Sie waren ja jetzt
großes Maschinengewehr hielt. Informationen.« schon im Hintertreffen.
Das zweite Maschinengewehr war
fest in den linken Arm eingebaut. Dabei blendete er die Namen der Die schwarzen Söldner verfügten
Die Laserwaffe lokalisierte ODI im Kampfmaschinen neben den ent- noch über fünf mittelschwere
Rumpf. Das Gesamtbild, das ich sprechenden Bildern ein. Der Mech wie den Steppenwolf mit
von dieser Kampfmaschine erhielt, Kampfmaschinentyp innerhalb der seinen 55 Tonnen Gewicht. Einer
war eine ästhetische Maschine, Stadt war demnach eine Hornisse. Autokanone, eine 6er-Lafette Kurz-
die leider zur Kriegsführung einge- An den Kampfplätzen gab es streckenraketen sowie einen mit-
setzt wurde. andere Kampfmaschinen, wie 3 telschweren Laser. Dann setzten
Kampfschützen, 4 Wespen, 1 sie noch 5 Schützen ein. Gewicht
»Der Pilot, der diese Kampfma- Schütze, 5 Steppenwölfe und 5- 70 Tonnen, davon alleine 13
schine steuert, befindet sich im mal den Typ Victor. Auch ihre Tonnen Panzerung. Bewaffnet mit
Kopf der Kampfmaschine«, ließ Bewaffnung sowie diverse andere zwei 20er-Lafetten Langstrecken-
ODI sich wieder vernehmen. Daten vervollständigten das Bild. raketen, vier mittelschwere Laser
»Außer dieser einen Kampfma- wovon zwei nach rückwärts feuern
schine patrouillierten drei weitere »Wir brauchen einen Beobachter
konnten. Zu diesen schweren
in der Stadt.« auf der Oberfläche«, sagte ich zu
Mech kam dann noch ein weiterer
ODI. »Ich habe da auch schon eine
Entweder überwachten diese Idee.«
schwerer Mech. Der Victor. Sein
Maschinen die Bevölkerung der Gewicht lag bei 80 Tonnen und er
Stadt oder aber sie schützten sie * war als einziger Sprungfähig. Seine
vor eventuellen Angriffen. Von Jeff steuerte seinen Kampfschüt- Bewaffnung bestand aus einer
hier aus konnten wir das nicht so zen quer durch den vor ihm liegen- Autokanone im rechten Arm, zwei
schnell herausbekommen. den See. Riesige Dampfwolken mittelschweren Laser im linken
Während ODI alle anderen Kampf- stiegen in den Himmel als sein →
kurzgeschichte
Gorons erster Einsatz
von Andreas Blome

Arm und einer 4er-Lafette Kurz- Die schwarzen Söldner rücken feindliche Mech stand noch
streckenraketen im Torso. jetzt zum zweiten Mal auf die Stadt genauso wie zuvor da.
zu. Die Stimme des noch jungen
Dieser Mech war auch der Füh- Jeff konnte nicht glauben was er
Unteroffiziers klang ein wenig
rungsmech der schwarzen Söld- da sah. Erst jetzt teilte ihm sein
nervös.
ner, die Magara überfallen hatten. Computer mit, dass dieser Mech
Ihre Einsatztruppe hatte kaum Aber das war auch kein Wunder. über eine Art Energiefeld verfügte.
Chancen gegen diese Kampfstärke. Für die Hälfte seiner Verteidi- Auch ein Bild kam herein. Und nun
Sie verfügten nur über leichte bis gungstruppe war es der erste wirk- wusste Jeff auch, warum der Com-
mittelschwere Kampfmech. Da liche Einsatz. Und bisher hatten sie puter bei der Identifizierung
waren zum ersten die 3 Hornissen, sich sehr gut gehalten. Als der versagt hatte. Solch einen Mech
die im Augenblick die Stadt sicher- Kampf begonnen hatte, war es gab es in der gesamten mensch-
ten. Ihre Bewaffnung bestand nur ihnen gelungen eine kleine Einheit lichen Sphäre nicht.
aus einem mittelschweren Laser aus der Stadt zu werfen. Es hatte Völlig von den Socken betrach-
und zwei schweren Maschinenge- unter der Zivilbevölkerung viele tete Jeff diesen fremden Mech. Er
wehren. Ihr Angriff verfügte nur Tote gegeben und zahlreiche war etwa 15 Meter hoch. Ein Lin-
über 4 Wespen. Ebenfalls wie die Gebäude standen nicht mehr. senförmiger Torso der auf zwei
Hornissen nur leichte Mech mit 20 »Ziehen sie die Truppe zu einem starken Beinen ruhte. Waffen
Tonnen Gewicht. Bestückt mit letzten Verteidigungsgürtel vor konnte Jeff nicht entdecken. Aber
einem mittelschweren Laser und der Stadt zurück«, entschloss Jeff jetzt sah er das leichte Flimmern
zwei Kurzstreckenraketen-Ab- sich. »Ich bin auf dem Rückweg.« um den Mech. Bis jetzt hatte sich
schussrohren. Als einzige größere der Mech nicht um ihn geküm-
mittelschwere Mech hatten sie nur Jeff atmete kurz durch und steu-
mert, obwohl jeder andere Mech
noch 3 Kampfschützen mit einem erte dann seinen Mech in die
bei seinem Angriff schwere
Gewicht von 60 Tonnen. Bewaff- Schlucht. Nur wenige Hundert
Schäden davon getragen hätte. Er
net mit jeweils einer Autokanone Meter entfernt stand der feind-
wollte gerade eine weitere Auto-
und einem schweren Laser in Dop- liche Mech mit dem Rücken zu ihm
kanonensalve auslösen als sich
pellaufkombination an beiden und beobachtete die Annäherung
sein Funkempfänger meldete.
Armen und einem Paar Laser im der schwarzen Söldner. Jeff rich-
Torso. tete die Autokanone auf den Mech »Zieh Leine Kamerad. Ich
und feuerte eine Salve ab. Die kümmere mich schon um die
Das Signal kam aus einer Granaten zogen pfeifend durch die schwarzen Söldner. Du kannst zu
Schlucht, die sich einige hundert Luft und trafen alle ihr Ziel. deiner Truppe zurückkehren.«
Meter seitlich von ihm befand. Jeff
gab eine kurze Mitteilung an seine Es gab eine grelle Explosion im Völlig perplex sah Jeff zu, wie der
Truppe weiter und ließ seinen Torso des feindlichen Mech. In fremde Mech seinen Torso in eine
Kampfschützen auf die Schlucht zu diese Explosion feuerte er dann 45 Gradstellung brachte und ein
marschieren. Er musste feststel- noch einen Laserschuss hinein. entsetzlich lautes Sirren von sich
len, um was für einen Mechtyp es Gleichzeitig bewegte er seinen gab. Dann senkte er sich wieder
sich hier handelte. Kurz bevor er Mech etwas seitwärts an die Wand herab, drehte sich seitwärts und
die Schlucht erreichte meldete der Schlucht. Bereit für einen wei- sprang fast senkrecht auf den
sich sein Unteroffizier. teren Schlagabtausch. Die Rauch- Schluchtrand hinauf. Einige Sekun-
wolke verzog sich und der den lang wusste Jeff nicht mehr

kurzgeschichte
Gorons erster Einsatz
von Andreas Blome

wo ihm der Kopf stand. Was war kleinen Gerangel zwischen zwei Nicht weit von einem See ent-
das für ein Mech und wieso küm- Medoeinheiten, die sich zufällig fernt bekämpften sich ein Schütze
merte ihm sein Angriff überhaupt den gleichen Platz an Gorons und ein Kampfschütze. Beide
nicht? Körper teilen wollten. Goron griff Kampfmaschinen wirkten gedrun-
kurzerhand ein und beendete die gen wobei der Schütze etwas
Mittlerweile war der fremde
Auseinandersetzung. Dafür war kleiner als sein Gegner war. Bei
Mech verschwunden und Jeff
nun weiß Gott keine Zeit mehr. dem Schützen registrierte Goron
begann wieder einen klaren Kopf
zwei LSR-Lafetten und vier Laser.
zu bekommen. Er drehte seinen Als die Schleuse sich öffnete sah
Sein Gegner besaß eine Autoka-
Mech herum und begann so Goron den Planeten Magara weit
none und drei Laser. Beide Kampf-
schnell wie möglich zu seiner unter sich. Er warf sich ihm entge-
maschinen feuerten mit allen was
Truppe zurückzukehren. Was er gen. Gleichzeitig mit seinem
sie hatten, während Goron sich im
von der Mitteilung des fremden Absprung wurde er von ODI's Gra-
Hintergrund hielt und nur beob-
Mech zu halten hatte sollte sich vitationsfeld erfasst und in die
achtete. Der Kampfschütze war
bald zeigen. entsprechende Entfernung und
zwar Gewichtsmäßig 10 Tonnen
Lage gebracht. Dann erfolgte der
* leichter als der Schütze, aber sein
Transport.
Goron erwachte. Genauer Pilot musste über mehr Erfahrung
Goron stand an einem Abhang. verfügen. Die Panzerung des
gesagt, er war sich plötzlich seiner
Hinter ihm lag ein Felswall und wie Schützen wurde von den drei
Selbst bewusst. Seine Sensoren
er wusste, lag dahinter die halb Lasern des Kampfschützen nach
zeigten ihm seine Umgebung. Die
zerstörte Stadt, der er helfen und nach verflüssigt. Allerdings
Arbeitskammer von ODI. Zahl-
sollte. Vor ihm erstreckte sich eine zeigten sich an ihm auch Anzei-
reiche Mechanismen arbeiteten
weite Sandebene bis zu dem weit chen dafür, dass sich der Mech
noch an seinem Körper herum. Es
entfernten Gebirge. Irgendwo dort durch diesen Dauerbeschuss selbst
würde noch einige Minuten
befanden sich mehrere Mech im schadete. Goron konnte eine
dauern bis er völlig fertig war. Aber
Kampf. Er konnte die energe- schnelle Temperaturerhöhung
bereits jetzt funktionierte er. Über
tischen Waffensignale auffangen. feststellen.
die Kommunikationsleitung infor-
Jetzt musste er nur noch wissen,
mierte ODI ihn über seine Aufga- Das Gefecht endete mit einer
wer der Angreifer und wer der
be. Dann zogen sich die Aufgabe des Schützen, dem die
Verteidiger der Stadt war.
Fertigungsmechanismen zurück. LSR- Munition ausging. Auch funk-
Goron war fertig. Lautlos befahl er den Medoein- tionierte bei ihm nur noch einer
heiten sich hier still zu verhalten. der vier Laser. Goron konnte
Durch einen Tunnel stapfte er
Er selbst rannte an dem Felswall erkennen, das die Öffnungen der
zur Schleuse hinüber. Innerhalb
entlang zu einem kleinen kargem anderen Laser durch herabflie-
der Schleuse tummelten sich
Wald hinüber. Vorsichtig arbeitete ßendes Material zugeschweißt
bereits zahlreiche kleinere Ein-
er sich durch ihn hindurch. Hinter worden war. Über den Funkver-
heiten herum. Alles Medoein-
dem Wald zeigten ihm seine Sen- kehr hörte er der Kapitulation des
heiten, die unter Gorons Kontrolle
soren ein Gefecht an. Da er Schützenpiloten zu. Als der Pilot
standen. Mit einem kurzen Sirren
weitere Informationen brauchte, des Kampfschützen Verstärkung
befahl er ihnen sich ruhig und
pirschte er sich an den Kampfplatz durch Bodentruppen anforderte,
konzentriert auf ihre Plätze zu
heran. versteckte sich Goron. Von dort
begeben. Es kam nur zu einem
aus verfolgte er die Gefangen- →
kurzgeschichte
Gorons erster Einsatz
von Andreas Blome

nahme des Piloten und die Stadt waren auf einem Rückzug zur zen Söldner. Jetzt musste er sich
Bergung des halb zerstörten Mech. Stadt. Und die schwarzen Söldner entscheiden. Sollte er seine
Aus dem Funkverkehr zwischen folgten ihnen nur langsam. Sie Truppe in den letzten Kampf schi-
dem Kampfschützen und den schienen zu wissen, dass es zum cken oder Kapitulieren. Was
Bodentruppen, konnte Goron viele letzten Gefecht kam. schützte die Stadt besser? Soweit
Informationen einholen. In seinem Rücken explodierten
Jeff den Ruf der schwarzen Söldner
kannte wäre ein letzter Kampf
Demnach hatte eine Söldner- mehrere Autokanonengranaten.
vorzuziehen. Aber da war noch
truppe, die sich die schwarzen Seine Panzerung wurde allerdings
dieser unbekannte Mech. Seiner
Söldner nannten, diesen Planeten durch einen Schutzschirm
Äußerung nach war er auf ihrer
überfallen um die Stadt einzuneh- geschützt. Auch der nachfolgende
Seite, aber das konnte auch ein
men. Dabei waren sie jedoch auf Laserbeschuss durchdrang den
Trick sein. Allerdings hatte er auf
Wiederstand durch eine Mech- Schutzschirm nicht. Goron küm-
seinen Angriff überhaupt nicht
truppe gestoßen. Ihr erster merte sich nicht um den Angreifer
reagiert.
Vorstoß in die Stadt endete in hinter ihm. Dessen Pilot wusste ja
einem Rückzug. Zu diesem Zeit- nicht, das Goron auf seiner Seite Jeff haderte immer noch mit sich
punkt musste auch der Notruf kämpfen würde. herum, als er seine Truppe
erfolgt sein. Stunden später schie- »Zieh Leine Kamerad. Ich
erreichte und sie in eine neue
nen die schwarzen Söldner mit kümmere mich schon um die
Verteidigungslinie brachte. Unbe-
ihrer Hauptstreitmacht die Stadt schwarzen Söldner. Du kannst zu
wusst hatte er sich entschieden.
anzugreifen. Nach Gorons Analyse deiner Truppe zurückkehren«,
Bevor er weitere Befehle geben
konnten sich die Verteidiger nicht teilte er ihm dann aber doch mit.
konnte passierte es. Die schwarzen
mehr lange halten. Söldner tauchten in einer Reihe
Ob der Pilot ihn gehört hatte rund tausend Meter vor ihnen auf.
Als die Bodentruppen mit dem wusste er zwar nicht, aber er stieß Zugleich erschien der fremde
erbeuteten Mech verschwunden ein Sirren aus und sprang die 30 Mech seitlich auf dem Felswall.
waren und der Pilot des Kampf- Meter zum Schluchtenrand hinauf.
schützen im See verschwunden Dort rannte er in Richtung Stadt
Dann konnte Jeff staunend
war um seinen Mech abzukühlen, bis zum Felswall. Erst dort blieb er
mitansehen, wie der fremde Mech
rannte Goron zu einer Schlucht auf stehen. Von hier aus hatte er das
sechs kleine Minilaser aus dem
der anderen Seite des Sees. beste Schussfeld. Jede Kampfma-
Rumpf ausfuhr und die Kampf-
Während aus dem See riesige schine der schwarzen Söldner war
mech unter Beschuss nahm. Er
Dampfwolken aufstiegen versch- von hier aus zu erkennen. Er
verfügte also über Waffen. Nur
wand er in der Schlucht und blieb wartete noch einige Sekunden und
hatte er sie im Torso versteckt.
erst am anderen Ende stehen. Von gab dann der Hälfte der Medoein-
Aber Jeff bezweifelte, ob diese
hier aus hatte er einen ersten heiten den Einsatzbefehl.
Minilaser irgendeinen Schaden
Überblick. anrichten konnten. Er täuschte
* sich gewaltig. Jeder der sechs
Minuten später verfolgte er die
Jeff hörte zuerst im Funkverkehr kleinen Minilaser zerschnitt inner-
Annäherung des Kampfschützen in
die Mitteilungen seiner auf dem halb von drei Sekunden einen
seinem Rücken. Aber darum
Rückzug befindlichen Truppe. Mech nach den anderen. Zuerst
machte er sich keine Sorgen. Was
Dann hörte er aber auch die Kapi- wurde der linke Arm, wenn vor-
weit vor ihm passierte war weitaus
handen, abgeschnitten, dann
interessanter. Die Verteidiger der tulationsforderungen der schwar- →
kurzgeschichte
Gorons erster Einsatz
von Andreas Blome

beide Beine und schließlich der bewohner keinerlei Ahnung von Vor Schreck stand sie still und
rechte Arm, wenn vorhanden. dem Geschehen auf dem Schlacht- schluckte heftig. Als sie sich wieder
feld. Jeff hatte in den folgenden unter Kontrolle zu haben schien
Die schwarzen Söldner hatten
Stunden alle Hände voll zu tun, um ließen die beiden Piloten ihre
nicht einen Schuss abgegeben, als
aufzuklären. Indessen bargen die Kameradin los. Die Mechpilotin
sie völlig demontiert in den Sand
Medoeinheiten weiterhin jeden sah zur Medoeinheit hinüber und
fielen. Die ganze Aktion hatte nur
Verletzten den sie fanden. Auch wandte sich dann Jeff zu.
wenige Sekunden gedauert. Aber
auf dem Schlachtfeld selbst wusel-
die Überraschungen nahmen noch »Ich habe mein Baby aus der
ten sie umher.
kein Ende. Von rechts strömten Stadt geholt. Es war schwer ver-
zahlreiche kleine Mech, die ein Und jedes Mal wenn eins von letzt.«
verkleinertes Abbild des großen ihnen einen Verletzten barg, rich- Jeff unterbrach sie.
waren, hinter dem Erdwall hervor tete es sich auf und ließ ein Sirren
und rannten auf die Stadt zu. von sich hören. Ab und zu antwor- »Und dann wollten sie es in
tete der große Mech. Bis jetzt war unser Lazarett bringen und auf
Also doch auch ein Angriff gegen dem Weg dorthin nahm ihnen der
sich Jeff immer noch nicht sicher,
sie. Jeff hatte einen schlechten Medomech das Baby ab. Richtig
ob der fremde Mech von einem
Geschmack im Mund, als er den Pilotin?«
oder von mehreren Piloten gesteu-
Angriffsbefehl gegen die kleinen
ert wurde. Und was hatte dieses »Er verschluckte es einfach«,
Mech erteilte. Aber kaum hatte er
Sirren zu bedeuten? antwortete sie mit leicht hysteri-
begonnen den Befehl durchzuge-
ben, erwachte in jedem Mech die »Sir!«, schreckte ihn eine Ordo- schem Unterton in der Stimme.
Funkanlage. nanz auf. »Wir haben ein kleines »Ich weiß nicht warum dieser
Problem draußen.« fremde Mech uns geholfen hat,
»Lasst die Medoeinheiten in
Ruhe. Sie werden die Verletzten Seufzend folgte Jeff der Ordo- noch warum diese Medomech die
bergen und versorgen.« nanz vor das Zelt. Zwei Mechpi- Verletzten bergen«, antwortete
loten hielten eine Frau fest. Und Jeff laut. »Aber ich weiß, dass sie
Nur die Überraschung der einzel- ihrem Baby nichts tun werden. Im
sie hatten dabei immense Schwie-
nen Piloten verhinderte es, dass Gegenteil. Ich vermute sogar, dass
rigkeiten. Im Hintergrund stand
die Medoeinheiten unter Beschuss diese Medomech ihrem Baby
eine Medoeinheit leicht nach
gerieten. Dann erfolgte Jeffs besser helfen können als unsere
vorne gebeugt und bewegte sich
Befehl die kleinen Mech zu ignorie- Ärzte es könnten. Und jetzt beru-
nicht.
ren und zur Stadt zurückzukehren. higen sie sich und kehren sie auf
Die Bodentruppen erhielten den »Was ist hier los?«, fragte Jeff ihren Posten zurück.«
Befehl sich um die gegnerischen die Ordonanz.
Mech sowie um ihre Piloten zu Die Frau warf noch einen Blick
»Diese Miststück von Mech hat auf den Medomech und versch-
kümmern. mein Kind geschluckt«, schrie ihn wand dann mit ihren beiden Kame-
Stunden später herrschte eine die Frau an, wobei sie sich alle raden in Richtung Stadt. Als Jeff
Panik unter der Stadtbevölkerung. Mühe gab an ihre Waffe zu gerade wieder in das Zelt zurück-
Die kleinen Medoeinheiten durch- kommen. kehren wollte geschah etwas
suchten die Gebäudetrümmer und »Reißen sie sich zusammen, Merkwürdiges. Der bisher völlig
bargen jeden Verletzten den sie Mechpilotin«, brüllte Jeff sie an. bewegungslose Medomech hob
fanden. Natürlich hatten die Stadt- seinen Rumpf in einen 45 Grad →
kurzgeschichte
Gorons erster Einsatz
von Andreas Blome

Winkel und stieß mehrmals ein menhang mit dem Baby. Anschei- Gesetzen. Etwa dreihundert Meter
lautes Sirren aus. Aus der näheren nend war das Baby so schwer über ihnen kam die Scheibe zum
Umgebung rannte daraufhin ein verletzt, das ihm der Medomech Stillstand. Ihr Zentrum musste weit
zweiter Medomech herbei und nicht mehr helfen konnte. Was der im Osten liegen. Denn genau über
blieb vor ihm stehen. große Mech aber damit zu tun dem Schlachtfeld hinter dem
hatte war Jeff nicht klar. Erdwall befand sich der Rand der
Vorsichtig näherte Jeff sich den
Scheibe. Welche Form das Schiff
Beiden. Der gerade herbeigeeilte »Sir«, holte ihn die Ordonanz aus
hatte war nicht zu erkennen. Aber
Mech fuhr einen seiner Tentakel seinen Gedanken. »Wir haben ein
Jeff ahnte, dass es Linsenförmig
in den Rumpf des ersten und dann großes unbekanntes Landeschiff
war.
tat sich einige Minuten lang gar geortet.«
nichts. Jeff wollte schon wieder »Ein unbekanntes Landungs-
Mit Sicherheit gab es eine Ver-
gehen, als der zweite Mech zusam- schiff?«, fragte Jeff noch einmal
bindung zwischen dem Linsen-
men mit dem Ersten ein schrilles, nach. »Sind sie sich ganz sicher?«
mech und dem Raumschiff. Aber
nicht enden wollendes Sirren von was wollte sie hier? Kaum war das
sich gab. Mit vor beiden Ohren »Ja Sir«, antwortete die Ordo- unbekannte Schiff zum Stillstand
gehaltenen Händen sank Jeff zu nanz sehr sicher. »Es gehört weder gekommen, als sich eine riesige
Boden. zu unseren Einheiten noch zu Öffnung am Rand öffnete. Aus ihr
denen der Schwarzen Söldner.« quollen unzählige metallische Ten-
Als das Sirren endlich aufhörte
Jeff kehrte in das Zelt zurück takel und andere unbekannte
vernahm Jeff gewaltige Erschütte-
holte sich weitere Informationen. Dinge hervor. In Sekundenschnelle
rungen im Boden. Erschreckt
Demnach näherte sich der Plane- bildeten sie einen Vorhang der bis
wandte er sich dem Felswall zu.
tenoberfläche ein sehr großes Lan- zum Schlachtfeld hinunterreichte.
Der bisher dort stehengebliebene
dungsschiff. Den Daten nach Und dann begriff Jeff.
Mech rannte mit einem Wahn-
sinnstempo auf ihm zu. Er legte die konnte es solch ein riesiges Lan- Das fremde Schiff war nichts
rund zweitausend Meter innerhalb dungsschiff überhaupt nicht anderes als ein einziger Roboter.
weniger Sekunden zurück. Als Jeff geben. Wie hielt es in der Atmo- Und auch der Linsenmech musste
sich schon unter den Füßen des sphäre das Gleichgewicht? Am ein Roboter sein. Der Tentakelvor-
Mech zertreten sah, blieb er meisten machte ihm aber die Tat- hang hob nacheinander die Einzel-
stehen. Dann senkte er seinen sache zu schaffen, dass es genau teile der Söldnermech zum Schiff
Linsenkörper nach unten und über ihren Köpfen herunterkam. hoch. Die ganze Aktion dauerte
nahm den Medomech einfach zur Für eine Evakuierung war es zu nur eine halbe Stunde. Dann ver-
Hälfte in sich auf. Dann erhob er spät. schwanden die Tentakel und die
sich wieder und lief etwas lang- Jeff verließ das Zelt, als er ein Öffnung schloss sich wieder. Vom
samer wieder zum Felswall zurück. immer größeres Geschrei ver- Schiff her kam dann ein noch lau-
Der Medomech hing dabei immer nahm. Als er in den Wolkenfreien teres Sirren auf das der Linsen-
noch zur Hälfte aus ihm heraus. Himmel blickte, riss er vor Staunen mech antwortete. Dann drehte
Erst am Felswall entfernte sich der den Mund auf. Hoch über ihnen sich der Linsenmech herum und
Medomech und rannte so schnell sank eine riesige Scheibe langsam raste auf Jeffs Standort zu.
er konnte zur Stadt hinüber. herab. Dabei konnte er keinerlei Vor ihm angekommen senkte
Jeff schloss ganz klar auf eine Triebwerke ausmachen. Das ganze sich der fremde Mech zu Boden.
Notlage des Medomech im Zusam- wiedersprach allen physikalischen Vorne öffnete sich eine kleine →
kurzgeschichte
Gorons erster Einsatz
von Andreas Blome

Klappe und mehrere Tentakel war das Schiff verschwunden und ODI jede nur erdenkliche Informa-
hielten Jeff das Baby hin. Jeff holte nichts außer den Erinnerungen tion heraus. Während er noch
tief Luft und nahm das Baby entge- waren geblieben. Später auf dem analysierte und sortierte bemerkte
gen. Dann wich er einige Schritte Schlachtfeld fanden sich keinerlei er, dass sein Partner eingeschlafen
zurück. So ganz geheuer war ihm Spuren von dem Geschehen. Es war. Langsam drosselte er die
die Sache nicht. war, als ob es nie stattgefunden Musiklautstärke.
hatte.
»Wer oder Was bist Du?«, fragte »Hast Du eine Ahnung, warum er
Jeff dann. * dieses Sirren in Gorons Software
verankerte Nicole?«
»Ich bin Goron«, antwortete der Die Musik von der Gruppe Enia
Linsenmech. »Ich erhielt einen erfüllte den Raum. Der Planet »Nein. Es muss sich um eine
Notruf von einem Mädchen aus Magara wurde auf dem Display Gefühlssache handeln.«
der Stadt. Deswegen bin ich immer kleiner und verschwand im Während Nicole am Display
gekommen. Die Gefahr für die Dunkel des Universums. Eine Hilfs- stand und dem Vorbeiziehen der
Stadt ist vorbei.« aktion war gestartet und beendet Sterne zusah, schlief ODI's Partner
worden. In den Werkstätten
Dann erhob sich der fremde tief und fest.
wurden die erbeuteten Mechteile
Mech und verschwand Richtung ENDE
in ihre Bestandteile zerlegt und in
Felswall. Aus dem Schiff senkte
den entsprechenden Silos eingela-
sich ein Tentakel herab und fischte
gert. Aus den Softwareresten zog
den Mech hoch. Minuten später

© Michael Peters
Der Besserwisser
Ich schreib Euch jetzt mal, was Sache ist

D as Jahr neigt sich seinem Ende


entgegen. Zeit für ein
Resümee also. Und zwar in
Hinblick auf die Fernsehlandschaft.
Denn diese CastingShow-Schwemme,
Lei(s)tung! Der unbedingte Wille zum
(End)Sieg!! In keiner Kaserne geht es
milder zu, denn nur mit Leiden(schaft)
kann sie vonstatten gehen: Die
Zücht(ig)ung von Übermenschen.
Radetzky-Marsch bläst und links-zwo-
drei-vier den Sieg des AberGlaubens
beim Schießrutenlauf zackig-knackig
einimpft. Der Champion gewinnt eine
Reise nach Afghanistan – Erster Klasse
die wie eine Sturmflut in den letzten Nietzsche wäre ja so begeistert – natürlich, das versteht sich ja von
Wochen und Monaten über uns Goebbels übrigens auch. Dazu passt selbst. Dort kann er sich dann live im
geschwappt ist, … das ist genau das, auch gut eine neue CastingShow, die großen Entscheidungs-ShowDown
was Deutschland jetzt braucht – im Januar bei den öffentlich- den Rückflug erkämpfen. Und wer
genau das, was uns allen gerade noch recht(lich)en Senden startet: weiß? Vielleicht bekommt Deutsch-
gefehlt hat. Warum, fragt ihr? Naja, lands SuperSoldat danach ja auch
in Zeiten wie diesen, in Zeiten des D*D** noch das Eiserne Verdienstkreuz an
Aufruhrs brauchen wir wieder Hoff- die stolz geschwellte Brust geheftet
Schirmherr ist unser verehrter Vertei-
nung. Den Glauben, dass der Triumph und darf beim nächsten Eurovision
digungsminister Freiherr von und zu
des Willens die Lösung aller Probleme Song Contest sein Vaterland vertreten
Guttenberg. Während sein holdes
darstellt. Die Gewissheit, dass …
Weib schon Kinderschänder bei RTL2
Schmerzen, Schamgrenzen und das
castet, will er nun den SuperSoldaten Darum denkt an meine Worte, wenn
eigene Selbst überwunden werden
finden. Denn Deutschland muss ihr demnächst den Fernseher
müssen, um erfolgreich zu sein. Und
endlich in Krisengebieten Erfolge vor- einschaltet:
wo wird dies besser illustriert, als in
weisen. Und Stefan Raab hat mit
diesen flackernden Bilderfluten, wo
seiner Suche nach unserem „Star für
quasi mit Suchscheinwerfern nach
Oslo“ bewiesen, dass die Lösung für
Topmodels, Supertalenten, X-Fak- Sitzt da nicht so faul rum!
internationale Probleme in Casting-
toren und PopStars Ausschau gehal- Steht auf!
Shows liegen kann. Aus diesem Grund
ten wird? Zwischen all den challenges
nun eine Wochenschau, die das Bewerbt Euch ebenfalls in
und battles, wo das Blut, der Schweiß
Image der Bum-Bum-Bundeswehr einer CastingShow
und vor allem die Tränen hektoliter-
radikal und reaktionär aufpolieren
weise fließen? Aber es wird ja nicht und streitet um Ruhm und
soll. Pop-Aganda!
nur nach den Superstars bundeslan- Ehre!
desweit gefahndet, nein! Diese Allerdings sollen die Wehrdienst-
Anwärter auf Ruhm und Ehre werden pflichtigen dort nicht nur die dritte Deutschland braucht Euch, denn
zudem erbarmungslos gedrillt. Gelobt Strophe der Nationalhymne und „Heil Ihr seid Deutschland!
sei, was apart macht. In jeder Episode dir im Siegerkranz“ singen. Abverlangt
verlangen die Juroren immer mehr. wird ihnen alles – und sonst nichts.
Sie wollen eine Steigerung sehen, Zum Wohle des Volkes. Illustre © 2010 by Markus Kügle
eine konstante Leistungskurve nach Namen konnten immerhin für die Jury
oben. Die Kandidaten werden deswe- gewonnen werden: Seargent Dieter
gen fach-männisch gecoacht. Nicht Bohlen soll die Gesinnung der Aspi-
nur physisch, übrigens. Mit martia- ranten mit hammerharten Sprüchen
lischen Blut-und-Eisen-Reden wird zu Kruppstahl schmieden. Und wenn
ihnen zusätzlich der Kopf und das sie das nicht umbringt, macht sie
Gehirn gewaschen. Schließlich soll ein Detlev „Pam Pam Pam“ Soost im
gesunder Geist in einem gesunden Recall für den nächsten D!-Day nur
Körper wohnen. Und gesund sind noch stärker. Anschließend dürfen sie
Preußische Tugenden. Jawoll, Herr wegtreten, während ihnen Heidi
Oberfeldwebel! Was zählt ist Heida Klum als Walküre gestylt den
buchvorstellung
SCREAM
von Alisha Bionda

Ab Mai 2010 startete eine weitere Reihe PAINSTATION


unter meiner Herausgabe: SCREAM, eine Hrsg. Alisha Bionda & Michael
Krug
Horror-Reihe., die jedes Jahr zwei Titel
Sieben Verlag - Anthologie - Band
anbietet – ggfs aber auch als Sonderband 2 - Horror
einen dritten. Broschiert - 196 Seiten - 14.90
EUR
Band 1 erschien im Sieben Verlag, ab Band 2 wird ISBN: 9783940235992 - Okt. 2010
die Reihe bei Voodoo Press fortgesetzt. SCREAM
bietet jedes Jahr einen Titel im März und Oktober –
ggfs noch als Sonderband einen dritten Titel. Nationale und internationale Autoren verfassen
Durch die künstlerische Betreuung von Mark Freier, Horror-Stories zu Grafiken von Mark Freier, der auch
der die Cover- und Innengrafiken und das Coverart- den Buchumschlag gestaltet.
work übernimmt, können sich die Leser auf ansehn-
liche Bände freuen. Autoren:
Tanya Carpenter, Marc-Alastor. E.-E., Florian Hille-
BEGEGNUNG MIT SKINNER berg, Brian Keene, Daniel G. Keohane, Oliver Kern,
Harald A. Weissen Ronald Damien Malfi, Karl-Georg Müller, Thomas
Sieben Verlag Plischke, Harald A. Weissen
Roman - Band 1- Horror
Broschiert - 196 Seiten - 14.90 Geplant sind folgende Titel:
EUR
ISBN: 9783940235985 - Mai. STÄHLERNE SEELEN
2010 Karl-Georg Müller
Cover- und Innengrafiken & Voodoo Press -
Coverartwork: Mark Freier Roman – SCREAM, Band 3
- Horror –Broschiert – ca. 200
Stell dir vor, dass alles Große, das seit Anbeginn der Seiten - 14.90 EUR
Zeit in der Welt geschieht, aus einem Kontrollraum ISBN: 9783950270129
gelenkt wird - Erfindungen, Kriege, politische Oktober 2011
Umschwünge, Armut und Wohlstand.
Stell dir vor, dass eine einzelne Person für mehrer
Jahrzehnte in Es stampft und es qualmt – es ist Steampunk.
diesem Kontrollraum sitzt und die Geschicke der Es brodelt und es pulsiert – es ist London in einer
gesamten Menschheit nach eigenem Gutdünken anderen Zeit.
beeinflusst. Es keucht und es winselt im Verborgenen – das sind
Stell dir vor, dass die nächste Person in diesem die Schrecken, die auf Nathaniel Hawthorne tief
Raum verrückt ist. unter Londons Gassen lauern ...
Die Suche nach dem Kontrollraum führt eine trau-
matisierte, junge Frau namens Laika, Elendes Biest Nathaniel „Nat“ Hawthorne ist eloquent und welt-
und Skinner, den letzten Illusionisten, zusammen. gewandt und auf den ersten Blick ein Gentleman
vom Scheitel bis zur Sohle – wäre er nicht von

buchvorstellung
SCREAM
von Alisha Bionda

Hauptberuf Draufgänger und Frauenheld. Sein Und für 2012 bisher:


Vater, der Earl of Campbell, jagt ihn deshalb zum
Teufel. Nicht in die Hölle, aber bis nach China treibt CHOCOLAT ROUGE
es Nat auf seinen verschlungenen Wegen. Im Oliver Kern
„Aufstand des Weißen Lotus“ setzt er sein Leben Voodoo Press –
aufs Spiel – für Nat ist dies nicht mehr als eine Roman – SCREAM, Band 5, Horror – Broschiert – 200
weitere spannende Episode. Seiten - 14.90 EUR
März 2012
Nach seiner Rückkehr in das unruhige London trifft
er Caitlin, seine Jugendliebe. Das Wiedersehen ist Was tust du, wenn eine tote Nutte in deinem
leidenschaftlich, aber kurz, denn Caitlin verschwin- Hotelzimmer liegt und du ohne dein Wissen einem
det jäh. Zurück bleiben ihre verlassene Wohnung Vampir die Hand geschüttelt hast? Wenn die Polizei
und ein Fund, der Nat die Angst durch alle Glieder und die Kreaturen der Nacht dich gleichermaßen
treibt. Mitten in den Zeiten, da das franko-deutsche jagen? Wenn deine Frau dem Grössenwahn verfällt
Reich seine Messer gegen das britische Imperium und die Welt mit einer Schokolade beherrschen will,
wetzt, macht er sich auf die Suche nach Caitlin. die du kreiert hast? Wenn du merkst, dass das
Dabei taucht Nat tief ein in eine Welt der abartigen tatsächlich möglich ist? Was tust du? Du gehst in
Geheimnisse, die ihm bis dahin verborgen blieb - eine Kirche und verlierst den Glauben. Du vertraust
und die er niemals kennen lernen wollte. einem Mann, der dir erklärt, dass es eine dunkle
Welt hinter dem Spiegel gibt. Du stellst dich einem
Darüber hinaus noch ein Sonderband für 2011: Übermächtigen Schattenwesen und versuchst die
Menschheit zu retten. Alles in einer Nacht.
DIE WEIHNACHTSBRAUT
Barbara Büchner Weitere Informationen zu der SCREAM-Reihe findet
Voodoo Press man immer hier:
Roman – SCREAM, Band 4 – Horror – Broschiert – http://www.literra.info/buecher/serien_reihen.ph
200 Seiten - 14.90 EUR p?id=348
Oktober 2011 und natürlich immer auf der Website von Alisha
Bionda.
Kaum hat Fiona den etwas wunderlichen Maurice
Mersenbeck kennengelernt, da lädt er sie schon ein,
Weihnachten bei ihm und seinem Cousin zu verbrin-
gen. Wer wird zu Weihnachten nicht gerne eingela-
den? Da erfährt Fiona, dass Maurice schon
mehrmals kurz vor Weihnachten Bekanntschaftsan-
zeigen aufgegebenen hat, man seine "Verlobten"
aber nach Weihnachten nie wiedersah. Und sie
erfahrt auch, dass Weihnachten bei den Mersen-
becks mit einem viel älteren Kult als dem Christen-
tum zu tun hat...
rezension
Hörbuch: Erbin des Schicksals

Als hätte Edgar Allan Poe eine


Romanze geschrieben …

Keine leichte Sache für eine junge Dame, ihre


Unschuld zu bewahren, wenn ein attraktiver Vampir
sie verführen will. Vor allem dann nicht, wenn sie
eine Nachfahrin des berühmt-berüchtigten Vampir-
Und dies macht den anderen Teil ihres großen
jägers Abraham van Helsing ist …
Könnens aus: Die Sprachgewalt, die sie mit sanft
Bei Carola Kickers handelt es sich um eine Autorin, schimmernder Ironie zu unterlegen weiß. Da wirkt es
die inzwischen bei ihren immer zahlreicher wer- höchst originell, wenn beispielsweise in einem
denden Fans dafür bekannt ist, dem Vampirmythos Nebensatz locker-lässig-leger die Abstammung der
jedes Mal aufs Neue originelle Seiten abzugewinnen Protagonistin von van Helsing erwähnt wird. Und so
( siehe Specflash Nr. 06 vom 01.10.2010, Seite 36 - gesehen muss anerkannt werden, dass Kickers ihre
43). In den Zeiten von Twilight, True Blood und den Hauptsätze zweifelsohne glänzend galvanisieren
Vampire Diaries ist dies übrigens keine leichte kann. Mit einer düsteren Eleganz der Worte vollbringt
Aufgabe … Doch die Schöpferin des zweiundfünfzig- sie es, die Geschichte dekorativ zu verkleiden. Sie
minütigen eBooks „Erbin des Schicksals“ kann hier kann ihr also genau die Atmosphäre in formaler
durchaus Erfolge vorweisen – und dies macht den Hinsicht geben, welche der gruselige Inhalt auch
einen Teil ihres groß(artig)en Könnens aus: Die Fähig- verlangt. Subtil besprenkelt Kickers zudem ihre Prosa
keit nämlich eine altbekannte Schau(d)erMär aus mit einer archaischen Sprache, kann so in der Schlüs-
ungewöhnlichen Blickwinkeln zu betrachten. Sicher- selszene die Grenze zwischen Schmerzen und Lust,
lich können mäkelige Kritiker jetzt einwenden, dass welche die Protagonistin überschreiten muss,
sich der Inhalt ihrer gothischen Novellen bezüglich überaus formvollendet und exquisit darstellen.
bahnbrechender Innovationen freilich in Grenzen Weniger begabte Schreiberlinge wären in einem
hält. Ganz abgesehen davon ist die Legende vom solchen Moment sicherlich ordinär und schmuddelig
Blutsauger kulturell und künstlerisch ohnehin schon im Ausdruck geworden. Vor allem mit diesem
bis zum Exzess abgewirtschaftet worden, also tot … sicheren Gefühl für altmodische Poesie verchromt
Ach, was! Töter als tot!! Die wird doch nur noch Kickers den altbackenen Mythos von Dracula regel-
künstlich von den Medien am Leben erhalten, hängt recht und motzt ihn so gehörig auf. Ein chices Tuning
also wie eine lebende Leiche untot an diversen also, für Liebhaber und Fans. In diesem Sinne ist die
technischen Gerätschaften, bei denen endlich der Atmosphäre auch das Entscheidende. Sinnlich
Stecker gezogen werden sollte. Doch Kickers will das werden von Carola Kickers Bilder herauf beschworen.
Rad ja nicht neu erfinden, sondern lediglich, um in Rosen, als Symbol für den Eros, die hier bedeutungs-
dieser Metapher zu bleiben, dem Reifen mittels einer schwer zu einer Lache Blut zerfließen. Das obligato-
Chromalufelge ein Feintuning verpassen. Ein hehres risch finstere Schloss, dessen steinerne Zinnen
Vorhaben, das sie überzeugend umzusetzen weiß. bedrohlich huschende Schatten werfen. Szenerien,
die im Halbdunkel liegen, im flackernder Schein von →
rezension
Hörbuch: Erbin des Schicksals

Fackeln und aus der Finsternis starren dazu die Erzählerin geschrieben wurde … Eine weibliche
glühenden Augen in der Nacht … Kurz: Die neue Stimme hätte in dieser Hinsicht ungleich mehr bewir-
Chronistin der Vampire malt mit ihren Worten. Und ken können.
zwar opulente Gemälde. Sehr eindringlich bleibt auch © 2010 Markus Kügle
das Stillleben vom edlen Kristallglas, gefüllt mit dem
ganz besonderen Saft des Lebens, im Gedächtnis
haften, welches Kickers so voll mit morbider Deka-
denz auf die Leinwand des Kopfkinos gebracht hat. Carola Kickers - Erbin des Schicksals
Eine Hingabe an das Sujet, die der Hörer dieses Autor: Carola Kickers
Werkes förmlich fühlen kann.
Sprecher: Dirk Hardegen
Einziger Wehmutstropfen auf dem heißen Stein
dieser schwarzromantischen SchauerMär: Dirk Har- Verlag: AudioTrain
degen. Damit soll nicht gemeint sein, dass dieses
ISBN: 1167606000021
Hörbuch von einem schlechten Sprecher erzählt
worden ist. Oh, Nein! Der gute Dirk bemüht sich Format: MP3 192kbps download
redlich. Er gibt verbal auch alles, was nötig ist. Doch
http://audiotrain.soforthoeren.de/product.22397.Carola-
stellt sich mit zunehmendem Verlauf der Handlung Kickers---Erbin-des-Schicksals.html
die Frage, ob eine männliche Person die Prosa einer
Autorin kongenial umsetzen kann. Vor allem, wenn Eine Hörprobe gibt es >>hier<<
die Geschichte aus der Perspektive einer personalen
rezension
Rückkehr ins Wunderland

Und schon heißt es: Wunderland Schon zu Beginn kriegt man


2.0 Ich kommeeee! Nur ätzend, einen Vorgeschmack auf die Viel-
wenn man auf Dinge stößt, wie z.B. seitigkeit des Comics: Schön fand
den Schriftzug über einem Schlüs- ich da z.B. die Gegenüberstellung
selloch: „Ihr, die ihr eintretet, der alten, „handgeschriebenen“
lasset alle Hoffnung fahren!“ Tagebucheinträge von der jungen
(Dantes Göttliche Komödie) oder Alice zu Calies Myspace-Seite. Da
scheinbar stinknormale Bäume ich persönlich auch sehr auf Pane-
anfangen zu denken, sie seien laufteilung, Schriftart und Sprech-
Biollante. Oder, dass das weiße blasengestaltung und dergleichen
Kaninchen auf einmal zum Zombie- mehr achte, muss ich sagen: Tolle
hasen mutiert. Oder, oder, oder … Idee, die Bubbles der Kartenleute
in deren Farbe zu kreieren.
Tja, da hat sich im Land der
Wunder wohl einiges getan in der Neben dem oben angedeuteten
Zwischenzeit, will man meinen. Slasher-Spaß (Fans werden auf
Und es kommt noch dicker, noch jeden Fall auf ihre Kosten kom-
viel viel dicker. Das ist ein Verspre- men), gibt es auch noch die erns-
chen. Und kleiner Tipp am Rande: ten, manchmal philosophischen
Nie-niemals Tee annehmen, von und teils auch sehr emotionalen
Alice, unsere geliebte einem, der sich verrückter Hutma- Momente, die man auf keinen Fall
Alice ist zurückgekehrt cher nennt. Nie. außer Acht lassen sollte.
aus dem Wunderland. Sie Ein ziemlich cooler, sexy ameri-
„Rückkehr ins Wunderland“ ist
vieles, aber eines nicht, und zwar:
ist erwachsen geworden, kanischer Zeichenstil wartet auf
einseitig.
den Leser und passt ganz gut zur
hat eine Familie gegrün-
herrlich abgedrehten Story. Zeich- Eine durch und durch gelungene
det und führt ein zucker- nerisch übernimmt Rich Bonk den Adaption. Ab 16 Jahren empfohlen.
süßes Leben, bis … Auftakt (Kapitel 0-2) und dann
geht’s weiter mit Daniel Leister
… ja, bis sie sich eines Tages die (Kapitel 2-6). Beide Illustratoren © 2010 Wassilios Dimtsos
Arme aufschneidet. Der Suizidver- haben einen recht ähnlichen Zei-
such scheitert, seitdem muss sie chenstil, was dem Comic-Konsum
oft ins Krankenhaus und ihre also keinen großen Abbruch tut.
Tochter Calie kümmert sich liebe- Was die Farbe anbelangt, so muss
voll um sie. Zu therapeutischen man Nei Ruffino ein großes Lob
Zwecken hat der Arzt ein Haustier aussprechen. Raven Gregory
empfohlen und wen wundert’s da, liefert noch die passende Text-
dass sie sich ein Kaninchen würze - et voilà - hat man das
wünscht? Natürlich fängt da der fertige Gemisch, bestehend aus
Spaß erst richtig an: Calie folgt Unterhaltung, Wahnsinn und jeder
dem Hasen in den Keller, in dem Menge Blut.
ein uralter Spiegel aufbewahrt
wird.
kurzgeschichte
DIE SEELE JENSEITS DES METALLS
von Kai Krzyzelewski

Jahr 260 Neue Terrestrische rigen war ein Abbild seiner Unsi- Er hätte ebenso gut auf die Knie
Zeitrechnung, 6. August, 8:07 cherheit. Er hatte zwar das Amt fallen können.
des Generalpräsidenten der Welt-
Uhr, neun Tage vor dem Kon- »Wir benötigen eine Ihrer Verfü-
union Terra inne, gebot somit mit gungen, Jonathan«, kamen die
takt. Regierungsgebäude der auf dem elektronischen Papier
Weltunion Terra, Erde. Worte wie gegeneinander rei-
über alle Zweige des Planeten, bendes Eisen durch die Lautspre-
doch für den Mann, der sich nun cher. Der Wissenschaftsleiter
ins Blickfeld der Kamera drängte, machte sich nicht einmal die
Jonathan Hillweathers Finger war Hillweather nichts als eine
zuckten zu seinem Glas, als einer Mühe, dem Generalpräsidenten
Marionette. durch die Erwähnung seines Titels
der Knöpfe auf der Konsole seines
Schreibtischs mit einem blutroten Und beide Enden der Übertra- Respekt zu zollen, und wies den
Leuchten zur Aktivierung drängte. gung wussten das. jungen Mann durch die Nennung
Einen kräftigen Schluck Gin hinab seines Vornamens noch einmal auf
Mit gewohnt herablassendem
gießend, drückte er den Knopf seine geringe Bedeutung hin. Nach
Blick aus seinen von tiefen Furchen
zitternd herunter und kurz darauf einer Entscheidung fragte ohnehin
umrahmten Augen sah ein alter
schaltete sich eine Bildübertra- niemand. Jonathan Hillweather
Mann den jungen Generalpräsi-
gung aus der medizinisch-militä- war nichts weiter als ein Stempel-
denten an und fuhr sich über seine
rischen Wissenschaftsabteilung kissen unlängst beschlossener Ver-
lange Narbe, die sich quer über
auf den holografischen Bildschirm, fügungen.
seine rechte Gesichtshälfte zog –
der lautlos aus dem Tisch erwach- Dr. Anthony Marwin, Wissen- »Worum geht es?«, erkundigte
senen war. Hillweather schluckte schaftsleiter der medizinisch-mili- sich Jonathan und wischte sich mit
erneut, obwohl das Getränk tärischen Abteilung. seinem Taschentuch den Schweiß
unlängst zu dem ungesunden von der Stirn. Es war ein unge-
»Dr. Marwin«, stellte Hillwea-
Gemisch in seinem Magen hinzu- wöhnlich heißer, erdrückender
ther mit einem Anflug von Trun-
gekommen war. Das knabenhafte, Morgen.
kenheit in seiner Stimme fest,
weiche Gesicht des erst 36-Jäh-
»was kann ich für Sie tun?« Dr. Marwin wurde förmlich:
»Eine mögliche Bedrohung. Die
Fernmeldeabteilung hat Anzei-
chen nicht-registrierter Aktivität
beobachtet.«
»Welche Art von Aktivität?«,
versuchte Hillweather dem alten
Mann die Informationen zu entrei-
ßen. Wie kam es eigentlich, dass
die Fernmeldeabteilung der Wis-
senschaftsabteilung und nicht ihm
Bericht über irgendwelche Vor-
kommnisse erstattete?
»Mit hoher Wahrscheinlichkeit
extraterrestrisch.« →
© Stefan Beckhusen
kurzgeschichte
DIE SEELE JENSEITS DES METALLS
von Kai Krzyzelewski

Jonathan fiel in seinem Sessel hat sie seit seiner Abreise vor über Leonard Hibrow war ein ehren-
zurück und presste die Luft aus drei Monaten nicht mehr gesehen. werter Mann und ein tüchtiger
seinen Lungen. Das hätte man ihm Ich würde vorschlagen, wir geben Soldat. Keine Frage also, dass man
wirklich mitteilen müssen. So ihm nach seiner morgigen Rück- ihn deshalb für diesen Auftrag
wenig also bedeutete er. In seinem kehr die Gelegenheit, seine ausgewählt hatte.
Kopf begannen sich krampfhafte Ehefrau zu besuchen. Wir könnten Oder?
Ängste vor einer Invasion von stattdessen jemanden anderes
irgendwelchen blutdurstigen schicken. Zum Beispiel –« Der Gleiter, der Leonards Team
Außerirdischen auszubreiten, gar sicher in Richtung Heimat getragen
»Nein!«, unterbrach ihn der alte hatte, änderte vor neun Tagen den
als wären die Windungen seines Mann. Er hätte es wohl schon
Gehirns der Ausgangspunkt ihres Winkel und schoss mit einem
früher getan, hätte der Wissen- widerwilligen Murren auf ein
Angriffs. Seine Fingerkuppen schaftsleiter nicht seinen Blick für
begannen sich an den metallenen neues Ziel zu – das AmbrOasiS-
einen Moment besorgt zu einem System, ein fruchtloses, von Men-
Armlehnen mit ihren unzähligen anderen Monitor außerhalb des
Kerben wund zu kratzen und seine schen gemiedenes Pflaster; so
Sichtfeldes der Kamera fahren uneben, dass allein die Suche nach
Lippen versuchten, die Melodie lassen. »Es gibt keine Option. Kom-
eines längst vergangenen Liedes einem geeigneten Landeplatz ewig
mandieren Sie Hibrows Gleiter ab. dauern würde. Noch länger aber
zu summen. Er kann seine Frau ...« Dr. Marwin wäre der Marsch, den die Soldaten
»Wenn Sie sich dann wieder setzte ein unverschämtes, wider- vom Landeplatz zurücklegen müss-
fassen würden, Jonathan«, sagte wärtiges Grinsen auf. »Er wird sie ten, um zur Quelle des Signals zu
Marwin streng, »wäre es sehr noch früh genug wiedersehen.« gelangen, welches die Satelliten
angenehm, würden Sie die Entsen- Hillweather schaltete den Holo- der Fernmeldeabteilung aufgegrif-
dung eines armierten Spähtrupps schirm ab und das Grinsen des fen hatten. Leonard warf sich in
in das AmbrOasiS-System veran- alten Mannes schien in den Bruch- seinem Sitz zurück und fuhr sich
lassen.« teilen einer Sekunde immer über das schmale, durch unzählige
»Natürlich«, wimmerte Hillwea- breiter zu werden, in denen sich Kämpfe mehr als nötig gealterte
ther nur. das Bild zu einem schmalen hori- Gesicht. Nach einem entsetz-
zontalen Streifen zusammenzog lichen, mehrmonatigem Erkun-
»Gut. Meiner Ansicht nach wäre
und verschwand. dungsgang zwischen den Bestien
– Major Hibrow eine gute Wahl für
und faustgroßen Moskitos des
diesen Einsatz.«
Charon-Systems, hatte er vor zwei
Der junge Mann im Herzen des Jahr 260 Neue Terrestrische Tagen zwischen den beengenden
Regierungsgebäudes riss sich bei Zeitrechnung, 15. August, Wänden der Artemis seinen vier-
jenem Vorschlag zusammen. undvierzigsten Geburtstag gefei-
19:36 Uhr, Tag des Kontakts.
»Hibrow?«, meinte er überrascht. ert; doch der Schmutz und das
»Dr. Marwin, ich halte es aus Gleiter Artemis der Streit-
verkrustete Blut ließ ihn mindes-
menschlicher Perspektive für kräfte der Weltunion Terra, tens zehn, wenn nicht zwanzig
angebracht, Major Hibrow bei nahe dem AmbrOasiS-Sys- Jahre älter erscheinen. Major
dieser Angelegenheit auszusparen. tem. Leonard blickte auf die loyalen
Wie Sie wissen liegt seine Frau in Soldaten, die auch nach der fürch-
Ihrem Hospital. Und Major Hibrow terlichen Botschaft, ohne Urlaub

kurzgeschichte
DIE SEELE JENSEITS DES METALLS
von Kai Krzyzelewski

einem neuen, womöglich noch eines wunderschönen, zu Stein gleichermaßen damit beschäftigt
gefährlicheren Auftrag entgegen erstarrten Körpers. war, den Gleiter unter Aufgebot
zu gleiten, eine professionelle »Major Hibrow.«
aller seiner Künste nicht an den
Ruhe behielten. Wenigstens lag ihr Felsen zerschellen zu lassen, die
Ziel, das AmbrOasiS-System, Leonard fuhr auf. Er war sich fast vor ihm aufzutauchen und zu ver-
ebenso viele Tage vom Charon- sicher, die Augen nicht länger als schwinden schienen, wie es ihnen
System entfernt, wie von der Erde, zwei Minuten geschlossen zu gefiel – um alles daran zu setzen,
lag somit auf halber Strecke zur haben, als er durch eines der die Artemis, jenen Eindringling, zu
Heimat; und wenigstens hatten die Fenster die ruinenhaften Formen vernichten.
Soldaten daheim jemanden, der eines gewissen Planeten des
»Das könnte es sein, Sir: das
sie erwartete. AmbrOasiS-Systems erkannte. Mit
Signal, das wir aufgefangen
einem widerwärtigen Grau ekelten
Leonard Hibrow schloss die die scharfkantigen Felsen Leonard
haben.« Es war Leutnant Pathly,
Augen und kurz darauf erschien an, während unzählige, wie
oberster Kommunikationsbeauf-
ihm Colene, seine Ehefrau. Ihre Mäuler geöffnete Krater die
tragter der Weltunion Terra und
großen Augen blickten aus ihrem Artemis verschlingen zu wollen
festes Mitglied von Major Leo-
niedlichen Gesicht; ihre langen, schienen. Und am Himmel
nards Team. Der gutaussehende
dunkelbraunen Haare hingen glatt waberte eine violette Masse –
27-Jährige, ein sein Single-Dasein
an ihr herab. Dann fuhr ein Wind unstet und wie die Innereien eines
genießender Mädchenschwarm,
hindurch und spielte mit ihrem Tieres.
lehnte sich neben seinen komman-
Haar vor einer traumhaften Berg- dierenden Offizier und starrte
kulisse. Leonard Hibrow lächelte. Das Ergebnis des Krieges. Denn mühevoll der eleganten Erschei-
Es waren schöne Erinnerungen, die das AmbOasiS-System war einst nung hinterher. »Merkwürdig«,
in seinem Kopf wach wurden; ein prachtvoller Erholungsort und fügte er hinzu, »es sieht aus, als
unbekümmerte, gemeinsame sein Planet hätte dem biblischen wäre es nicht größer als – ein
Momente ohne den Hauch der Paradies nicht näher sein können. Mensch.«
Sorge im Nacken; unvergessliche Und ein leichter Wind von jen- »Richten Sie die Sensoren auf
Augenblicke lange vor – ihrer seits der Berge spielte mit ihrem das Objekt aus«, ordnete Leonard
Krankheit. Eine seltene Gehirn- dunkelbraunen Haar... an. Er erhob sich und begab sich
krankheit, nahezu unmöglich, dass neben den Piloten. Sein Soldaten-
es den Menschen traf, der das »Major Hibrow, Sir, sehen Sie.«
instinkt und seine Befähigung als
Herz bewohnte. Unheilbar. Ver- Es war unglaublich. Zwischen Offizier waren erwacht und seine
hängnisvoll. Als Leonard seine den Felsmassiven manövrierte Sorgen glimmten nur noch als die
Ehefrau vor etlichen Monaten, die eine Flugmaschine, als wäre sie fast erloschenen Flammen eines
ihm wie Jahre erschienen, zuletzt eine Biene, die sich instinktiv durch Streichholzes in seinem Innern.
gesehen hatte, war sie nichts mehr das Dickicht bewegt, ohne ein
als ein funktionsloses Abbild der Blatt auch nur zu streifen. »Jawohl, Sir.« Fähnrich Firmwa-
einzigen Lebendigkeit. Durch die ters Kopilotin Miranda Higgins
»Ein unglaublicher Pilot«, betätigte einige Schalter an ihrem
sich abgekapselten Nervenenden
staunte Fähnrich Firmwater, der Kontrollpult und interpretierte die
waren alle ihre Sinne von der
Pilot des Gleiters, und begutach- Daten, die der Bordcomputer über
Außenwelt abgetrennt. Und ihre
tete die fremde Maschine mit auf- die Sensoren auf einem kleinen, in
wache Seele war die Gefangene
richtiger Ehrerbietung, während er

kurzgeschichte
DIE SEELE JENSEITS DES METALLS
von Kai Krzyzelewski

das Gehäuse eingelassenen »Sir, nach meinem Wissensstand nung überschlagen. »Ich versuche
Monitor wiedergab. ist die Konstruktion eines solchen es, Sir. Bereithalten für Aufprall!«
Objekts nach derzeitigem Stand
»Und?«, drängte Hibrow. Einen Wimpernschlag später
unserer Technologie nicht mög- fuhren unbändige Kräfte durch das
»Sir, Leutnant Pathlys Einschät- lich.« Schiff und wirbelten die Soldaten
zung war korrekt. Das Objekt misst
»Dann haben wir es.« Major wie Puppen durcheinander. Und
lediglich Eins Komma Sechs Sieben
Hibrow schlug mit der Faust auf das Notkontrollsystem der Men-
Meter in der Länge, Null Komma
die Lehne des Piloten, dass dieser schen verhinderte den Anblick an
Drei Sechs Meter in der Breite.
drohte, vor Überraschung die Kon- den Wänden zerschellender Kno-
Seine Dicke beträgt Null Komma
trolle über den Gleiter zu verlie- chen, als sie das Bewusstsein ver-
Zwei Eins Meter.«
ren. »Können Sie seine loren.
»Wie bei einem Menschen«, Bewegungsmuster analysieren,
murmelte Hibrow und nickte Leut- Miss Higgins?«
nant Pathly zu, der gespannt auf Jahr 259 Neue Terrestrische
»Ich fürchte, das wird nicht mehr
weitere Daten wartete. Zeitrechnung, 21. Dezember,
nötig sein.« Leutnant Pathlys
»Warten Sie, Sir«, gebot die Stimme klang hohl vor Entsetzen, 15:44 Uhr, einhundertacht-
junge Dame, »soeben bekomme so dass die fast stumm ausgespro- undneunzig Tage vor dem
ich eine Strukturanalyse herein ... chenen Worte umso mehr Aufse- Kontakt. Hangar der Streit-
Du lieber Himmel!« hen erregten. kräfte der Weltunion Terra,
Auf dem Bildschirm des Gleiters Schnell begriffen die Soldaten, Erde.
erschien die Form der unbe- was ihn dazu bewogen hatte.
kannten Flugmaschine und Fähn-
»Ausweichmanöver!«, befahl
rich Firmwater hatte Mühe, sich Es kam selten vor, dass Leonard
Major Hibrow scharf, doch auch
auf den Flug des Gleiters zu kon- schon am Hangar von einem
ohne die kristallförmigen, von
zentrieren. anderen Menschen als seinen Vor-
unzähligen Bomben in bizarre
»Humanoid?«, presste Pathly gesetzten begrüßt wurde – seit
Formen zerrissenen Felsen um sie
hervor. Colenes Krankheit. Und wenn es je
herum wäre sein Befehl nicht
einen Augenblick gab, an dem sich
»Von der Form her korrekt, Sir«, durchführbar gewesen. Mit einem
Leonard wünschte, er wäre allein
bestätigte Higgins. »Ich empfange brachialen Krachen fegte das
aus dem interstellaren Gleiter
jedoch keine biologischen Lebens- fremde Objekt in voller Kollision
gestiegen, hätte allein seinen
zeichen. Was in der Form an einen eine der stummelförmigen Tragflä-
Schutzanzug abgelegt und hätte
Menschen erinnert, ist ausnahms- chen des Gleiters davon. Leonards
allein die Tore der Landebasis pas-
los eine Maschine. Zweifellos Flugmaschine wankte, rote Lichter
siert, so war es dieses Mal. Statt-
hochentwickelt. Das Material der blinkten hysterisch auf und aus
dessen erwartete ihn eine Gestalt
Außenhülle des Objekts ist unbe- den Lautsprechern drangen unü-
wie ein gerupftes Bündel überstra-
kannt, aber gemäß der Daten ist berhörbare Warnsirenen.
pazierter Nerven. Jeder hätte ihn
die strukturelle Integrität unge- »Können Sie landen?«, hoffte spätestens an der ungewöhnlich
mein hoch.« Hibrow. altmodischen Kleidung, dem
»Extraterrestrisch?«, fragte Einzig der eiserne Wille seines beigen Pullover und dem darunter
Hibrow. Piloten ließ den Funken der Hoff- hervorragenden Kragen eines →
kurzgeschichte
DIE SEELE JENSEITS DES METALLS
von Kai Krzyzelewski

weißen Hemdes als Zivilisten


erkannt. Doch allein die Anspan-
nung in seinem Gesicht, die nichts
weiter zu hoffen schien, als dass
Leonard endlich ein wenig Raum
zwischen sich und die anderen
Soldaten brachte, zeugte von
einem Job fern der Soldatenkarri-
ere, die den Männern nicht selten
Fassung inmitten der Todesangst
abforderte.
»Donald«, begrüßte Leonard
Hibrow den etwa gleich alten
Mann. Doch seine Freude über das
Wiedersehen mit seinem Schul-
freund Donald Calmwalk, Stabsse-
kretär der Regierung, hielt sich
angesichts des bleichen, von tiefer © Tobias Roetsch
Entrüstung gezeichneten Gesichts
in Übles ahnende Grenzen.
der Menschheit in die Tiefen des fie aus dem Rahmen, um durch
»Nicht hier, Leonard«, zischte Raumes und der Konfrontation mit den Kontakt der Nervenenden an
Donald zwischen den geschlos- skrupellosen extraterrestrischen seinen Fingern mit dem auf der
senen Zähnen hervor und nickte Lebensformen war die Gefahr zu einen Seite glatten, auf der
unbeholfen einer fragend herüber- groß, dass die Kinder vaterlos auf- anderen Seite leicht rauen Mate-
blickenden Gruppe Soldaten zu. wachsen würden. So blieb nichts rial an etwas Echtes erinnert zu
Leonard war ein zu guter Freund, zurück als eine in einen echten werden.
als dass er dem Wunsch seines Rahmen gepresste Fotografie
»Wie geht es Colene?« Nein,
Freundes nicht Folge geleistet eines glücklichen Paares auf einem
auch Donald war ein zu guter
hätte – und er war ein zu guter matten, festen Papier. Leonard
Mann, als dass er »einfach« sein
Soldat, als dass er das drohende liebte dieses Foto. Es war nicht
eigenes Anliegen in den Vorder-
Etwas, das über ihnen schwebte, einfach nur einer der hologra-
grund stellte – trotz dem Schweiß
nicht ahnte. fischen, in schmucklosem Metall
an seiner Stirn.
gehaltenen Rahmen, die ein Bild in
Eine Viertelstunde später fanden den leeren Raum projizierten, um Leonard befestigte die Fotogra-
sich die beiden Männer in der nach Belieben des Betrachters mit fie wieder im Rahmen und stellte
vereinsamten Wohnung der einem einfachen Befehl durch ein das Bild zurück auf die Kommode,
Familie Hibrow ein. Leonard und anderes ausgetauscht zu werden. aus der er kurz darauf zwei Gläser
Colene hatten keine Kinder. Dieses Foto hatte Bestand, hatte und eine Flasche traditionell her-
Darüber waren sie sich stets einig Materie. Es war keine Illusion, kein gestellten Whiskey des ehema-
gewesen, denn in Zeiten solch Blendwerk. In Momenten wie ligen Schottlands nahm.
großer Unruhen, der Expansion diesen nahm Leonard die Fotogra- →
kurzgeschichte
DIE SEELE JENSEITS DES METALLS
von Kai Krzyzelewski

»Also dann«, forderte Leonard schien so ... es stank förmlich nach fluchte er. Dann senkte er seine
seinen Freund auf, reichte ihm Ärger – nach Unrecht! Was sollte Stimme: »Es ist nicht gut, in Regie-
eines der Gläser und setzte sich ich tun, Leonard? Ich habe Frau rungsangelegenheiten herumzu-
ihm gegenüber auf einen der und Kinder. Was soll ich ... ?« schnüffeln! Gerade in denen der
weichen Sessel seines Wohnzim- Leonard blickte Donald in die
...« Er zögerte.
mers, begleitet von dem Knistern Augen. Es war ein aufrichtiger, »Wo, Donald?«, wollte Leonard
eines auf einen Kubus projizierten beruhigender Blick. in Erfahrung bringen.
Kaminfeuers.
»Es ... tut mir Leid, Leonard. Donald schnaufte. »In denen der
Donald nahm einen kräftigen Meine Nerven. Tut mir wirklich wissenschaftlichen Abteilung – das
Schluck, so dass Leonard ihm leid.« wollte ich sagen.« Entkräftet ließ
erneut einschenken musste. er sich in den Sessel zurück sinken.
»Normalerweise bin ich als Regie- »Schon in Ordnung«, winkte
rungssekretär zum Schweigen ver- Leonard ab. »Also diese Daten ...« »Mach dir keine Sorgen«, gebot
pflichtet, Leonard«, keuchte er. Leonard. »Wenn nichts dort ist,
»Verschlüsselt, verschlossen,
wird keiner je merken, dass
Leonard nickte. versteckt...«, raunte Donald. »Ich
jemand nachgesehen hat. Ich habe
weiß eigentlich nichts darüber.
»Aber würdest du schweigen, Außer ein paar Querverweisen,
Leute, die diesbezüglich besonders
wenn du etwas Fürchterliches Indizien, die nichts Gutes ...« Er
diskret vorgehen können.«
damit unterstützen würdest?« schlug mit der Faust heftig auf die »Du willst jemanden einwei-
»Was hast du gesehen?«, fragte Lehne und vergrub seine Stirn in hen?«, presste Donald entsetzt
Leonard ruhig, in seinem Innern seiner Hand. »Ach, ich weiß es hervor.
jedoch bis aufs Äußerste ange- nicht, Leonard«, meinte er entkräf- Leonard grinste schelmisch – als
spannt. Es schien etwas wahrhaft tet. »Wahrscheinlich bin ich würde die Anspannung für ihn ein
Ernstes zu sein. einfach nur überarbeitet.« willkommenes Abenteuer bedeu-
»So genau weiß ich das eigent- »Vielleicht«, pflichtete Leonard ten. »Erinnerst du dich an Pathly?
lich nicht«, gab Donald gequält zu zur Hälfte bei, »andererseits hast Gregory Pathly?«
und ließ sich ein drittes Mal ein- du einen guten Riecher für solche Der Funke sprang über. »Nein!
schenken. »Vielleicht verstehe ich Dinge. Erinnerst du dich – damals, Dieser alte Computerwurm? Der
zu wenig von den Sachen. Ich weiß Astrologie in der dritten Zertifizie- lebt doch sicher immer noch in
nur, dass es etwas wirklich Übles rungsklasse, als du ...« seinem dunklen Keller mit der
ist.« »Ach, hör mir damit auf«, meinte Tastatur als Kopfkissen.«
»Ich glaube dir«, versicherte Leo- Donald mit dem Anzeichen eines Die beiden Männer lachten.
nard. »Nun erzähl mal von vorn.« aufkeimenden Lachens.
»Eigentlich«, gestand Leonard,
Donalds Mundwinkel zuckten. »Nein, wirklich«, betonte Leo- »ist er in meiner Einheit. Ein ziem-
»Irgendein – Projekt. Ich bin nard, nachdem er sich ebenfalls zu lich aufgeweckter Bursche – und
darauf bei meiner Arbeit gesto- einem Schmunzeln hatte hinreißen ziemlich erfolgreich bei den
ßen. Ich ...« Seine Nerven rissen. lassen. »Ich glaube, dass es sich Frauen, soweit ich weiß.«
»Großer Gott, Leonard! Ich weiß lohnt, da mal nachzuforschen.«
nicht, was es ist. Die Daten waren Donald schaute verdutzt.
Donald blickte seinen Freund »Der?«, fragte er ungläubig.
verschlüsselt. Aber alles daran scharf an. »Bist du verrückt?!«, →
kurzgeschichte
DIE SEELE JENSEITS DES METALLS
von Kai Krzyzelewski

»Seine Vernarrtheit in Computer liche Niederlage für den jungen, »Behalten Sie die Nerven, Leut-
hat er sich behalten. Ehrlich gesagt selbstbewussten Mädchen- nant«, empfahl Major Hibrow
– es ist gut, jemanden wie ihn um schwarm – und eine ernsthafte mehr, als dass er es anordnete.
einen herum zu wissen.« Beunruhigung für Leonard Hibrow. »Die Sensoren des Gleiters haben
noch einige Minuten funktioniert,
Verblüfft verdrehte Donald die An jenem Abend weihte er auch
bevor die Energiequelle kollabier-
Augen. seine Ehefrau in die Ereignisse ein
te. Das Ding ist noch da draußen –
– sein Geheimnis war bei ihrem
»Geh nach Hause, Donald«, und scheint unbeschädigt.«
wie leblos daliegenden Körper gut
empfahl Leonard. »Mach dir um
aufgehoben. »Unbeschädigt?«, presste Leut-
die Angelegenheit keine Sorgen
nant Pathly hervor. »Es ist mit
mehr. Niemand weiß, dass wir
einem Gleiter aus Titan kollidiert!«
heute hier gesprochen haben. Und
dein Name wird auch in keinster
Jahr 260 Neue Terrestrische »Ich habe keine Erklärung, Leut-
Weise fallen.« Zeitrechnung, 15. August, nant. Ich weiß nur, dass wir hier
21:47 Uhr, Tag des Kontakts. draußen völlig auf uns gestellt sind
»Weil du mir die Verantwortung
abnimmst?!«, sagte Donald miss- Gleiter Artemis der Streit- und daher die Ruhe bewahren
kräfte der Weltunion Terra, müssen. Zumindest für eine Weile,
billigend, mit einer verborgenen
AmbrOasiS-System. Leutnant. Hilfe ist unterwegs.«
Erleichterung. »Meinst du, dass
mir das gefällt?« Leutnant Pathly ließ seinen Blick
zu einer durch den Aufprall ein
»Das muss es«, meinte Leonard.
»Leutnant Pathly!« Major wenig eingedellten, aber ansons-
Ȇberlass' das uns Рwir passen
Hibrow eilte zu dem sich aufrap- ten scheinbar unbeschädigten
schon auf uns auf.«
pelnden Mann hinüber und stützte Maschine im hinteren Teil des
Donald nickte. »Danke, Leo- ihn. »Sind Sie in Ordnung?« Gleiters schweifen.
nard!«, gab er endlich zu.
Eine Platzwunde an der Stirn »Bei dem Gelände völlig
»Es war richtig, dass du mich deutete auf das Gegenteil, doch unbrauchbar«, erkannte Major
informiert hast«, meinte er noch, der junge Mann antwortete: »Ich Hibrow den Gedankengang des
als er seinem alten Freund beim bin in Ordnung, Sir. Sehen wir nach jüngeren Mannes und warf dem
Herausgehen die Hand reichte. Er den Anderen.« ruhenden Kampfkoloss aus Stahl
wartete, bis Donald einige Schritte einen kurzen Blick zu.
Major Hibrow schüttelte den
gegangen war. »Frohe Weihnach-
Kopf. »Habe ich schon getan. Es ist »Soll er meinetwegen in eine
ten«, rief er noch.
schrecklich, Gregory!« Schlucht stürzen, aber bis dahin
Donald nickte. »Frohe Weih- erhöht er unsere Überlebenschan-
Gregory Pathly blickte seinen
nachten, Leonard.« cen um ein Vielfaches«, schlug
Vorgesetzten an. »Sie sind tot?«
Es sollte sich herausstellen, dass Leutnant Pathly energisch vor.
Leonard nickte.
selbst Gregory Pathly, der beste Major Hibrow nickte. »Sie haben
Computerhacker seit der Wende »Großer Gott!«, fluchte Gregory Recht, Leutnant«, stimmte er ihm
zur Neuen Terrestrischen Zeitrech- Pathly. »Was für ein Ding war das? zu und machte sich an einem
nung, an den Barrikaden scheitern Es ... es hat uns gerammt und Schaltpult an einem der vogelartig
sollte, die die Regierung um ihre sechs Menschen umgebracht!« nach hinten gebogenen Beine des
Daten errichtet hatte. Eine persön- Stahlkoloss zu schaffen. Kurz →
kurzgeschichte
DIE SEELE JENSEITS DES METALLS
von Kai Krzyzelewski

darauf glühten die Lichter überall laut auf und ein Fegefeuer glei- Eine Frau. Die Maschine war das
an dem zerbeulten Chassis auf und ßender Strahlen schoss daraus Abbild einer Menschenfrau, ihr
mit einem kräftigen Surren rich- hervor. unverwüstlicher Körper präzise
tete sich die Maschine in dem Die Strahlen zückten auf ein Ziel
ausgearbeitet, schlank und kurven-
Gleiter so weit wie es ihr möglich im Himmel zu und Major Hibrow
reich. Auf eine groteske Weise war
war auf und stapfte gehorsam und sein Leutnant waren soeben
diese Maschine in ihrer weiblichen
durch die durch den Aufprall fort- an die Seite ihrer treuen Kampfma-
Eleganz, mit der sie sich nun – wie
gerissene Heckklappe des Gleiters schine gelangt, als ein neuer
ein Laufstegmodel – auf Leonard
hinaus auf den unebenen, felsigen Befehl gebrüllt wurde: »Deckung!«
Hibrow zubewegte, überaus
Untergrund, wo sie sich – wie aus attraktiv. Doch ihr maskenhaftes,
einem langen Schlaf erwacht – zur Der Befehl hätte knapper nicht starres Gesicht und die dämonisch
Größe von zwei Mannshöhen aus- kommen können. In planloser funkelnden Augen aus gleißender
streckte. Panik warfen sich die beiden Men- Energie zeigten keine Emotionen,
schen zur Seite, weg von dem als sie dem sich eben regenden
Leutnant Pathly nickte dem Kampfroboter, als sich ein mas- Leutnant den Fuß auf den Brust-
vogelbeinigen Kampfroboter zu siver, von einem Raketentriebwerk korb setzte und ihn erdrückte.
und wollte gerade die Bestätigung vorangetriebener kleiner Flugkör-
seines Vorgesetzten suchen, als per von dem feindlichen Objekt
der Stahlkoloss seine beiden löste und auf den Kampfroboter
Herren lautstark alarmierte und
Jahr 260 Neue Terrestrische
zuraste. Zeitrechnung, 6. August,
die stummelförmigen Arme auf ein
Ziel irgendwo in dem wabernden, »RAKETENABWEHRMAßNAHME 18:59 Uhr, neun Tage vor
violetten Himmel ausrichtete. N«, reagierte dieser schnell und dem Kontakt. Regierungsge-
ein Schwarm feiner Laserstrahlen bäude der Weltunion Terra,
»ERWARTE FEUERBEFEHL«, zückte aus kleinen Mündungen an
murrte der Kampfroboter aus den der Oberfläche des Diskus.
Erde.
Lautsprechern seines diskusar-
tigen Oberleibs. Doch die Laserstrahlen wurden
von der Außenhülle der Rakete Der Zigarettenstummel glimmte
»Das ist es, Major! Das Ding!«, reflektiert. Und in einem Regen in seiner Hand, nahezu abgebrannt
rief Leutnant Pathly. aus verwüstetem Stahl und sen- bis zu den Fingern. Was hatte er
»Feuer!«, befahl Major Hibrow, gender Hitze zerfetzte das explo- getan? Was hatte er gefunden?
während er nach seinem eigenen sive Projektil den Roboter. Lange Zeit starrte er auf seinen
Lasergewehr griff und sich eben- Major Hibrow wagte einen Blick Holoschirm, immer und immer
falls nach draußen begab, um der zur Seite und versuchte, in der von wieder Zeile um Zeile den For-
außerirdischen Maschine entge- der Hitze verschwimmenden Luft schungsbericht lesend, den er sich
genzutreten. etwas zu erkennen. mit seiner Autoritätsstufe freige-
Kaum war die letzte Silbe des schaltet hatte. Daran hatte wohl
Er erschrak, als er den von niemand gedacht – dass eine Mari-
Befehls von den Sensoren des Metallsplittern gespickten Körper
Kampfroboters verarbeitet und die onette wie er sich erdreisten
seines Leutnants sah – und den würde, sein Kennwort zu verwen-
Anordnung im Rechenwerk verar- wie eine Rüstung schimmernden
beitet worden, da summten die den, um das zu sehen. Nun aber
Körper einer humanoiden Maschi- musste er fort, so schnell wie mög-
Energiequellen in seinen Armen ne, die neben ihm landete. →
kurzgeschichte
DIE SEELE JENSEITS DES METALLS
von Kai Krzyzelewski

lich. Während seine Instinkte ihm »Was haben Sie bloß getan?!«, grammieren, dass es einen men-
den Weg zu einem abgelegenen, meinte Hillweather in unge- schenähnlichen Körper steuern
von Menschen verlassenen Ort wohnter Ruhe vorwurfsvoll. könnte. Denken Sie nur an die
wiesen, wo niemand ihn je finden »Fortschritt, Jonathan«, antwor-
etlichen Prozesse, die unser faszi-
möge, sagte ihm seine mensch- tete der alte Mann mit schwitzen-
nierender biologischer Rechner
liche Seite, er sollte den Major der Stirn und gezwungener
ausführt, um das Gleichgewicht
über seine Erkenntnisse informie- Stimme. »Fortschritt.«
bei einem einzelnen Schritt nach
ren. Fliehen konnte er dann immer vorn zu halten. Programmieren Sie
noch, denn sein persönlicher »Fortschritt, Anthony?« einem menschenähnlichen
Gleiter stand noch auf seinem Der Wissenschaftsleiter zuckte Roboter einen Gleichgewichtssinn
Flugport! zusammen, als sich der General- und Sie können diese Aufgabe
präsident erdreistete, ihn beim gleich in Ihr Testament hinein-
Aber was nützte es, sich Illusi-
Vornamen zu nennen – und sich schreiben.« Er ließ ein unter-
onen hinzugeben? Man war
erhob. schwelliges Lachen vernehmen.
bereits auf dem Weg zu ihm. Man
»Mit einer Kopie eines mensch-
hatte sein Eindringen in das wis- »Sie haben einen Menschen lichen Gehirns aber ist sämtliche
senschaftliche Netzwerk unlängst ermordet, Anthony!« Vorarbeit geleistet – für die Waffe
bemerkt, sämtliche Kommunikati-
»Ermordet? Nein! Sie war bereits der Zuk...«
onsmöglichkeiten nach draußen
abgeschnitten und seine Befug- tot. Denken Sie doch nur, was Der Rest des letzten Wortes des
nisse auf dem ganzen Planeten dieser Schritt für die Menschheit Wissenschaftsleiters war nicht
zurechtgestutzt. Jonathan Hillwea- bedeuten könnte. Die perfekte mehr als ein Gurgeln, als ein
ther griff gezielt in eine Schublade Kopie sämtlicher Gedächtnisen- ohrenbetäubender Knall seine
seines Schreibtischs – und saß wie gramme auf ein Elektronengehirn. Rede beendete und der tote
eh und je da, als die große Doppel- Denken Sie doch nur – man könnte Körper des alten Mannes zu Boden
tür zu seinem Büro aufgestoßen unzähligen Menschen helfen, die sackte, getroffen von zwei in jeder
wurde. in ihrem organischen Körper nicht Hinsicht altmodischen Projektilen
überleben können. In unseren aus dem Lauf eines Revolvers des
»Dr. Marwin«, erkannte Hillwea- Roboterkörper wären sie – zwanzigsten Jahrhunderts nach
ther den Eindringling, der es sich unsterblich. Denken Sie doch nur der alten Zeitrechnung.
offenbar nicht hatte nehmen an die Angehörigen ...«
lassen, selbst der Richter – und Anthony Marwin war in einem
Henker – zu sein. »Ich denke an die Angehöri- Moment unaufmerksam gewesen.
gen!«, fuhr Jonathan ihm dazwi- Als ihm das Wort »Waffe« über die
Anthony Marwin hielt nicht ein, schen. »Vor allem denke ich an Lippen kam, hatte er für einen
preschte geradewegs auf den Leonard Hibrow – und ihren Robo- Moment unbewusst die Augen
Schreibtisch zu – und hielt im ter, der ihn umbringen wird! Was geschlossen.
nächsten Augenblick den Lauf ist schiefgelaufen, Anthony? Was
einer Laserpistole auf Hillweathers bezwecken Sie wirklich?«
Stirn gerichtet.
Anthony grinste und straffte den Jahr 260 Neue Terrestrische
»Jonathan«, grinste Marwin Griff um die Laserpistole. »Man Zeitrechnung, 15. August,
nervös. Er wusste, dass Jonathan bräuchte Jahrhunderte, um ein 22:16 Uhr, Tag des Kontakts.
Hillweather alles wusste. Elektronengehirn derart zu pro- Nahe dem Gleiter Artemis →
kurzgeschichte
DIE SEELE JENSEITS DES METALLS
von Kai Krzyzelewski

der Streitkräfte der Weltu- Die Maschine hielt zu Leonards beinhalten mochte, so wenig
nion Terra, AmbrOasiS-Sys- Füßen inne und sank auf die Knie menschlich fühlte sich Leonard,
herab, ihre Hand nach Leonards der schweigend zwischen den vor
tem.
entsetzter Miene greifend. ruhender Energie glühenden
Augen der Maschine und den ein-
»COLENE ... LEONARD ... ICH
stigen Erinnerungen in dem Rui-
»Warum bringst du es nicht zu KÖNNTE DIR NIEMALS ETWAS
nenfeld seiner Vergangenheit hin
Ende?« Leonard Hibrow stützte ANTUN, LEONARD. ICH ... ICH BIN
und her blickte – ihrer gemein-
sich mit den Armen ab und rich- DEINE FRAU. ICH BIN DEINE
samen Vergangenheit.
tete seinen Oberkörper auf. Eine FRAU!« Ihre Stimme nahm bei den
Flucht vor dem Maschinenwesen, letzten Worten einen schrille, die Und der als Waffe missbrauchte
das sich mit grazilen Schritten und Ohren zerfetzende Frequenz an, Speicher im Kopf der Maschine,
bedrohlich surrenden Roboterge- als die Maschine wild surrend an der Colenes neuer Käfig wurde,
lenken näherte, war unmöglich – sich hinab blickte und ihren metal- gleich nachdem sie ihren orga-
und sinnlos. lenen Leib mit unzähligen Schlägen nischen verlassen hatte, stürzte in
traktierte. aufglühende Dioden aufkom-
»Ich habe nichts zu verlieren!«,
mender Schuld. »ICH ... HABE
betonte der am Boden Liegende.
GETÖTET«, entfremdete Colenes
»Diese Welt hat mir alles genom-
Jahr 260 Neue Terrestrische Geist die Geräuschprozessoren
men: Freunde, treue Gefährten –
Zeitrechnung, 16. August, erneut.
meine Ehefrau Colene!«, rief er.
»Töte mich, du metallenes Mons- 06:56 Uhr, ein Tag nach dem Leonard schüttelte den Kopf. »Es
ter!«, forderte er die Maschine Kontakt. Nahe dem Gleiter war ... deine Programmierung«,
auf. »Denn wenn du mich tötest, Artemis der Streitkräfte der raunte er. »Nicht deine Schuld.« Er
werde ich wieder mit ihr vereint Weltunion Terra, AmbrOasiS- zwang sich zu einem dürftigen
sein. Warum bringst du es nicht zu Lächeln, das sich anfühlte, als ver-
System. krampften sich seine Lungen als
Ende? Colene wartet auf mich.«
Folge der Kontraktion seiner
»COLENE.«
Das metallene, starre Gesicht Gesichtsmuskeln.
Summende Geräuschprozes-
glänzte im Schein der aufge- »ABER ICH BIN DAS PROGRAMM,
soren, dachte Leonard. Jenes
henden Sonne, die sich irgendwo LEONARD«, erwiderte die
Klicken und Rauschen war nichts,
zwischen den zu Geröllhaufen zer- Maschine mit befremdlichen,
als irgendeine Rückmeldung
brochenen Felsen hindurch kaum menschlichen Lauten. »ICH
irgendwelcher Steuerungsmodule.
kämpfte. Schon einmal wurde WAR ES. COLENE. WIE KÖNNTE
Es schien, als hörte er in dem
jener Boden von zwei liebenden ICH DAMIT LEBEN?« Ihre Gelenke
elektronischen Surren schon
Seelen aufgesucht, als die Berge surrten, als der Maschinenleib an
Gespenster.
noch in natürlicher Pracht gen sich hinab sah und schließlich
Dann aber wurde sein Gesicht Himmel reichten – als noch zwei Leonard zwei schlanke metallene
ein Abbild des Entsetzens. menschliche Paar Augen auf sie Arme entgegenstreckte. »UND
»ICH BIN ... COLENE«, formten blickten. WIE KÖNNTEST DU DAMIT
zweckentfremdete Prozessoren Doch so viel jene metallene LEBEN?«
menschliche Worte. Maschine noch von Colenes Ich

kurzgeschichte
DIE SEELE JENSEITS DES METALLS
von Kai Krzyzelewski

»Ich...« Leonard zögerte. Er war Ein leises Surren begleitete etwas unterhalb von Leonards
instinktiv vor den nach vorne rei- Colenes Blick über ihre glänzenden Blickfeld. »MEINE SEELE IST DORT
chenden Armen zurückgewichen. Arme. »DIESES ... METALL ...« DRIN.«
»Du bist sie ... ich meine: du«, Leonard unterbrach sie: »Dieses Plötzlich erlosch das unter-
sagte er. Metall trägt dich, Colene. Es trägt schwellige Raunen der Energie-
Wie als wäre sie zurückgewiesen deine Seele.« quelle des Maschinenkörpers und
worden, zog Colene ihre Roboter- Colenes Kopf fuhr hoch und
der strahlende Blick verschwand
arme zurück und senkte ihren rastete ein, als sie ihren Ehemann
mitsamt der Gedächtnisen-
leuchtenden Blick. »ICH KÖNNTE ins Auge gefasst hatte. Ihre Maske
gramme, als sich das Elektronen-
NIE DIE FÜR DICH SEIN, DIE ICH zeigte keinerlei Regung, doch auf
gehirn selbst terminierte.
WAR.« eine sonderbare Weise schien sich
Leonards Blick verschwamm, als er
hinter sich das Raunen eines Regie-
Leonard sprang auf, sein Blick Colenes Blick aufgehellt zu haben.
rungsgleiters hörte, und blickte an
eine Mischung aus Hass und Sehn- »NEIN, LEONARD«, sagte sie auf
sich hinab. Der Maschinenkörper
sucht. »Doch, das kannst du!«, eine Weise, die Leonards Erinne-
verharrte in seiner letzten Geste.
versicherte er. »Erinnerst du rungen an frühere Zeiten wachrief.
dich?! Ich habe an deinem Bett Es war, als käme die Stimme
gesessen – Tag und Nacht –, als du seiner Frau direkt aus seinem Colene hatte auf Leonards Herz
... Es ist mir gleich! Ich brauche Innern. gezeigt.
dich! Du bist es, Colene! Du bist
es!« »NEIN, LEONARD«, wiederholte ENDE
sie und deutete mit ihrem Arm auf

© Tobias Roetsch
comic
Kopflos
von Maike Gerstenkorn


comic
Kopflos
von Maike Gerstenkorn


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Kopflos
von Maike Gerstenkorn


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Kopflos
von Maike Gerstenkorn


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Kopflos
von Maike Gerstenkorn


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Kopflos
von Maike Gerstenkorn


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Kopflos
von Maike Gerstenkorn


comic
Kopflos
von Maike Gerstenkorn
rezension
Locke & Key, Bd. 1

Der psychisch gestörte Sam Lesser und sein brutaler


Kumpane Al statten den Lockes in Mendocino Valley
einen Besuch ab. Ihr Opfer ist Rendell Locke, der
sowohl der Klassen- als auch Vertrauenslehrer von
Sam war. Ohne die Situation zu begreifen,
geschweige denn Herr der Lage zu werden, kommt
es für Rendell zum ungleichen Kampf.
Während sich die jüngeren Geschwister verstecken,
plant der stämmige Tyler ein Hinterhalt und es gelingt
ihm, Sam zu überwältigen. Nina hingegen erledigt den
anderen Komplizen mit seiner eigenen Waffe. Fürs
Erste scheinen die Familienmitglieder mit heiler Haut
davon gekommen zu sein, doch haben sie alle einen
großen Verlust zu beklagen: Ehemann und Vater
Rendell ist tot.
Um den Schock und dem alten Leben mit den
schmerzlichen Erinnerungen zu entfliehen, ziehen die
Lockes nach Lovecraft, Massachusetts. Die Geschwis-
ter, allen voran der kleine und aufgeweckte Bode,
werden jedoch auf Überraschungen stoßen – Myste-
rien, die das rätselhafte Key-House seit langer Zeit
beherbergt.
Joe Hill ist der geistige Vater von Locke & Key; er
liefert den Grundstoff für die Geschichten. Gabriel
Rodriguez setzt diese Ideen zeichnerisch um. Beide
sind die Schöpfer dieser Comic-Reihe.

Joe Hill, der Sohn von Stephen King, ist ein vielsei- Rodriguez hat für namhafte Comics bereits seine
tiger Schreiber: Nachdem er eine Kurzgeschichten- Stifte gewetzt (George A. Romero’s Land of the Dead,
sammlung „20th Century Ghosts“ (dt. Black Box) und diverse CSI-Comics …) und hat zweifelsfrei auch allen
den ersten Roman „Heart-Shaped Box“ (dt. Blind) Grund ein namhafter Künstler zu werden, doch
veröffentlicht hat, erscheint seit September ’09 in scheint sein Stil für Locke & Key eher unpassend. Die
Deutschland die Comic-Serie „Locke & Key“ im Panini- Geschichte an sich ist schaurig, aber für den erfah-
Verlag. renen (Erwachsenen-) Comicleser, der insbesondere
auch einen Blick auf andere Horror-Comics werfen
Band 1: „Willkommen in Lovecraft“ handelt von konnte (Schmuckstücke wie Clive Barker‘s Ein höl-
dem so genannten Key-House, in dem die drei lischer Gast oder Stephen King’s The Stand), wirkt der
Geschwister Bode, Kinsey, Tyler und deren(/ihre?) Stil von Rodriguez zu plump, zu simpel gehalten,
Mutter Nina nach einem tragischen Ereignis einzie- einfach zu jugendhaft. Für junge oder neue Leser
hen. ideal. Dafür sind Hintergründe, architektonische
Elemente und im Allgemeinen Objekte sehr gut

rezension
Locke & Key, Bd. 1

gelungen und verdienen hier eine besondere Beto- ist von Selbstzweifel zerfressen und hat große Schuld-
nung (Beispiel: Das Key-House oder der Brunnen- gefühle. Aber auch Kinsey hat einiges zu Tragen. So
raum). macht sie eine Wandlung durch und beschäftigt sich
mit ihrem Identifikationsproblem.
Die Charaktere sind glaubhaft skizziert und wohl ein
bestechendes Merkmal des Comics. So kommen die Das Ende des ersten Bandes macht natürlich erst
Gefühle der einzelnen Figuren gut rüber; sie sind eben recht neugierig, denn jetzt scheint es richtig los zu
glaubhaft dargestellt und es fahren einem schon mal gehen. Man hat erst einen Bruchteil dessen erfahren,
kalte Schauer den Rücken herunter, wenn man sich was sich hinter den alten Gemäuern verbirgt und man
als Leser in die Geschichte vertieft. darf mit Hochspannung auf den zweiten Band warten!
Bode ist ein kleiner Junge, und wie kleine Jungs nun
mal sind sehr unbedacht und neugierig. Es ist inter- © 2010 Wassilios Dimtsos
essant zu sehen, wie er auf die „Kräfte“ des Hauses
reagiert, wie er damit umgeht. Tyler hingegen hat
weitaus weniger zu Lachen. Er ringt mit sich selbst,

© Manuela Hoflehner
kurzgeschichte
Der schöne Fremde
von Andrea Tillmanns

Celusa hatte noch nie etwas so Dieser Fremde kam ihr wieder in Die junge Elfe merkte, dass sie
Schönes gesehen. Der Fremde den Sinn ... Er war so wunderschön ihm nichts vormachen konnte. Die
hockte mit dem Rücken zu ihr auf gewesen. Dass sie noch nicht knorrigen Wurzeln des riesigen
einer Margerite, das Gesicht der fliegen durfte, hatte Celusa nie Baumes waren der beliebteste
Frühlingssonne entgegen- zuvor so geschmerzt. Eigentlich Übungsplatz für die ersten Flugver-
gestreckt, und in diesem Gegen- wollte sie eine brave Tochter sein, suche, weil sie leicht zu erklettern
licht schimmerten seine Flügel in aber an diesem Morgen beschloss waren und man in jeder Höhe
den wundervollsten Farben. Sie sie, heimlich fliegen zu lernen. einen Platz zum Absprung fand.
musste ihn einfach näher kennen- Wenn der Fremde jemals zurück- »Oh bitte, Medivan, du musst
lernen. kommen sollte, wollte sie ihm mir helfen«, flehte sie stattdessen.
folgen können.
»Hallo«, rief sie leise, »sei will- »Ich muss unbedingt so schnell wie
kommen auf unserer Wiese ...« Medivan war der erste, der ihr möglich fliegen lernen!«
Doch anstatt sich umzudrehen, nach diesem Entschluss über den Der Elf schüttelte den Kopf. »Ach
breitete der Fremde seine Flügel Weg lief. Seine Familie wohnte im Celusa«, seufzte er, »wenn deine
aus und flog rasch von dannen. Kaninchenbau gleich neben dem Eltern davon erfahren, werden sie
Baum von Celusas Eltern. Der
»Halt, warte!«, rief Celusa. Dann uns verbieten, uns noch einmal zu
Nachbarsjunge war einen Monat
ließ sie sich wieder auf den Boden sehen. Was ist denn so wichtig,
älter als sie, und wie alle Herbstge-
fallen und seufzte. Wenn sie nur dass du plötzlich nicht mehr auf
borenen durfte er inzwischen
endlich fliegen dürfte, anstatt deine erste richtige Flugstunde
schon fliegen. Er war genau der
immer nur auf der Erde zu bleiben. warten kannst?«
Richtige, ihr das Fliegen beizubrin-
Es war einfach nicht fair, dachte »Ich habe eben einen wunder-
gen, entschied die junge Elfe kur-
sie, dass ihre Eltern ihr das Fliegen schönen Fremden gesehen«,
zerhand. Medivan würde sie sicher
verboten hatten. Jede andere Elfe platzte die junge Elfe heraus.
nicht verraten.
in ihrem Alter hatte längst die »Seine Flügel schimmerten in den
ersten heimlichen Flüge hinter Celusa lächelte ihn an. »Hallo wundervollsten Farben ... Doch
sich, und nie war etwas Schlimmes Medivan«, sagte sie, »hast du Lust dann ist er einfach fortgeflogen.
passiert. Celusas Eltern waren auf einen kleinen Spaziergang?« Wenn er wiederkommt, muss ich
einfach zu ängstlich. Sie durfte ja Der Nachbarsjunge errötete. ihm folgen können.«
nicht einmal auf alle Blumen klet- »Na klar«, entgegnete er.
tern. Selbst wenn sie nur auf Medivans Miene verfinsterte
einem Gänseblümchen die ersten Schweigend gingen sie über die sich. »Ein Fremder also«, brummte
Sonnenstrahlen genoss, beobach- weiche Erde, drückten gemeinsam er. »Sonst weißt du nichts? Wie
tete ihr Vater sie genau, als könne die Grashalme beiseite und spran- heißt er? Welchem Volk gehört er
sie jeden Moment hinunterfallen. gen gleichzeitig über die kleinen an? Und weshalb willst du ihm
Dabei war sie inzwischen schon Steinchen auf ihrem Weg, bis folgen, wenn er es nicht für nötig
mehr als drei Monate alt, und nach Medivan plötzlich stehenblieb und hält, auf dich zu warten?«
dem langen kalten Winter fühlte sich aufmerksam umsah. »Wir »Ach Medivan ...« Celusa sah ihn
sie sich mindestens so erwachsen gehen geradewegs zu der alten mit großen Augen bittend an.
wie die anderen Kinder, die noch Buche«, stellte er nüchtern fest.
im Herbst geboren waren. »Celusa, was hast du vor?« Der Nachbarsjunge seufzte.
»Wenn du irgendwem davon
erzählst, rede ich nie wieder mit →
kurzgeschichte
Der schöne Fremde
von Andrea Tillmanns

dir«, knurrte er und stapfte durch Endlich drehte der Fremde sich Schmetterling war, dann war sie
das hohe Gras weiter zur alten um, langsam nur, während Celusa die ganze Zeit nur einer Täuschung
Buche. gebannt den Atem anhielt. Dann nachgelaufen. Niemals konnte
schrie sie erschrocken auf. Statt eine normale Elfe so wundervoll
*
eines normalen elfischen aussehen.
Nachdem sie ein paar Tage lang Gesichtes blickten sie riesige »Sollen wir wieder zurückflie-
geübt hatten, fühlte Celusa sich Facettenaugen an. Der schöne gen?«, fragte Medivan ruhig.
schon so sicher in der Luft, dass sie Fremde war ein Insekt!
immer wildere Kunststücke pro- Mit Tränen in den Augen sah
»Der erste Schmetterling dieses
bierte, Saltos und Sturzflüge, bei Celusa auf.
Jahres«, sagte Medivan leise, als
denen Medivan fast das Herz ste- »Warte«, flüsterte sie dann. Wo
der Fremde wieder davongeflogen
henzubleiben schien. Medivan gerade stand, gehüllt in
war. »Sieht er nicht wunderbar
Am fünften Tag, mitten in einem aus? Warte nur, bis du seine einen Sonnenstrahl, glänzten seine
dreifachen Salto, erblickte Celusa Brüder und Schwestern kennen- Flügel wie flüssiges Gold. Celusa
den Fremden. Sobald sie in seine lernst.« begann zu lächeln. Sie hatte noch
Richtung schwenkte, flog er auf nie etwas so Schönes gesehen.
Aber Celusa schüttelte traurig
und schwirrte davon.
den Kopf. Wenn dieses Wesen ein
»Da ist er!«, rief sie. »Schnell, wir
müssen ihm folgen!«
»Nein, warte, Celusa!«, hörte sie
Medivans erschrockene Antwort.
»Ich muss dir etwas sagen über
diesen Fremden ...«
Aber die junge Elfe ließ sich
davon nicht beirren. Kreuz und
quer über die halbe Wiese folgte
sie den schillernden Flügeln des
Fremden, bis dieser sich endlich
auf einem Veilchen niederließ. Die
beiden Elfen landeten auf benach-
barten Löwenzahnblüten.
»Lass mich dich ansehen«, flüs-
terte Celusa, ganz leise nur, um
den Fremden nicht wieder zu ver-
jagen.
»Warte, Celusa, bitte hör mir zu
© Markus Schüler

...«, begann Medivan erneut, aber


die junge Elfe beachtete ihn nicht.
portrait
Andrä Martyna - vorgestellt von Alisha Bionda

ANDRÄ MARTYNA – Grafische Welten


http://www.andrae-martyna.de/

Neben den Autoren gehören len von computergestützten


auch Künstler fest zu dem Grafiken. Zuerst Fraktal-Gra-
Gelingen eines guten Buches fiken und später echte drei-
dazu. Nicht nur im Hinblick dimensionale Darstellungen
auf ihre Covermotive, auch von meist geometrischen
immer mehr durch ihre Innen- Objekten. Die rasende Ent-
grafiken, die ein Buch nicht wicklung von Animations-
nur lesenswert, sondern auch und Grafik-Software gab
zu einem Augenschmaus dann den Ausschlag, und
machen. Andrä Martyna begann Fan-
tasy- und Science Fiction-
Andrä Martyna ist einer der
Szenen am Computer zu
„festen“ Grafiker meines
generieren.
Umfelds, mit dem ich noch
nicht so lange zusammenar- Im Jahre 2000 wurde der
beite, dafür im letzten Jahr Künstler erstmals vom
aber umso intensiver, und es Verlag Taschen entdeckt, der
werden sicher noch etliche den 500 Seiten Bildband
gemeinsame Projekte folgen. "Digital Beauties" heraus-
brachte. In diesem Band sind
Andrä lief mir zuerst durch
sieben Bilder des von Andrä
meine Arbeit bei einem Klein-
Martyna zu sehen. Ab da
verlag über den Mailweg.
ging es dann Schlag auf
Dort steuerte er Grafiken zu
Schlag. Veröffentlichungen
einer Social Fiction-Serie bei,
in Bildbänden in Japan,
in der er auch in einem Schon früh begann er sich für China, Spanien und Frankreich.
Roman als Autor auftrat. Fantasy und Science Fiction zu Artikel in Computerzeitschriften
Dann trennten sich erst einmal interessieren. Das Interesse für und dann auch die ersten Arbeiten
wieder unserer Wege, um sich Naturwissenschaften, Grenzwis- als Covergrafiker und Illustrator.
durch LITERRA wieder zu kreuzen. senschaften und Geschichte kam Heute liefert Andrä Martyna regel-
schnell dazu. mäßig Arbeiten für einige deut-
Aber bevor ich näher auf unsere
Zusammenarbeit eingehe, möchte Andrä Martyna arbeitete 34 Jahre sche Verlage, abeitet als
ich erst einmal einige Worte zu lang hauptberuflich als Fototech- Stockfotograf und generiert Han-
Andrä Martyna selbst verlieren. niker. In seiner Jungend verfasste dybilder für einen französischen
er Kurzgeschichten und Hörspiele, Provider. Viele seiner Arbeiten
Er wurde am 19.07.1958 in Hanno- die er auch selber produzierte. Mit sind heute Fotocomposings. Der
ver geboren und lebt heute mit dem Aufkommen von bezahlbaren 3D Scene ist er trotzdem weiterhin
seiner Familie in der Rattenfänger- Computern kam dann noch eine treu geblieben.
stadt Hameln. andere Passion hinzu. Das Erstel- →
portrait
Andrä Martyna - vorgestellt von Alisha Bionda

Nach Schließung der Firma, in der Zum anderen: Verena Seiler kann die Gesundheit
er arbeitete, machte er noch von Menschen in deren Aura lesen.
mehrere Lehrgänge in Adobe Illus- Doch der Leiche, die sie nachts im
trator, Adobe InDesign, Adobe Park findet, hilft ihre Gabe nicht
Photoshop und Maxons Cinema mehr.
4D. Auch mit dem Schreiben hat er Der Fund setzt eine unheilvolle
wieder begonnen. Seine Kurzge- Kette von Ereignissen in Gang.
schichte „Gorn“ wurde in einer
Anthologie und dem Magazin Als Verena zur Pflege einer alten
„Terracom“ veröffentlicht. Bei Dame auf das einsame Herrenhaus
zwei Romanen der Social Fiction Weissenbach gerufen wird, ahnt
Serie „Titan-Sternenabenteuer“ sie nicht, dass sie sich dort in einen
war er als Co-Autor tätig. besonderen Mann verliebt. Bald
weiß sie nicht mehr, wo sie hinge-
Andrä Martyna lebt mit seiner hört, denn ihre Gefühle und ihre
Familie, einer Katze, einem Kanin- Und zu diesem Roman meiner ARS Gabe sprechen eine unterschied-
chen und einer Schlange in einer LITTERAE-Reihe : liche Sprache. Schließlich kommt
geräumigen Dachgeschosswoh- sie einem düsteren Geheimnis auf
nung einer Hamelner Stadtvilla, die Spur.
mit Blick auf Klüt und Weser.

Zu diesem Band steuerte Andrä


Wie schon oben erwähnt fertigte Martnya neben der Covergrafik
Andrä Martyna schon etliche auch zwei Innengrafiken und zu
Covermotive. Drei habe ich hier drei Leseproben Grafiken bei.
einmal herausgepickt.
Zum einen:
Leseprobe 1 mit Grafik von Andrä:
http://www.literra.info/buecher/l
eseprobe.php?id=583
UNTER DEM VOLLMOND
Linda Budinger
Mit diesem Roman starteten wir
Sieben Verlag - Roman – ARS LIT- unsere erste Print-Zusammenar-
TERAE, Band 5 - Dark Romance – beit, der aber noch weitere folgten
Broschiert - 200 Seiten - 14.90 EUR (und sicher folgenden werden).
ISBN: 9783940235916 - März 2010 Im Herbst 2010 erscheinen zwei
Hrsg. Alisha Bionda weitere Anthologien unter meiner
Herausgabe, die Andrä Martyna
Cover-und Innengrafiken: Andrä künstlerisch betreute.
Martyna
Coverartwork: Atelier Bonzai →
portrait
Andrä Martyna - vorgestellt von Alisha Bionda

Die ADVOCATUS DIABOLI, in der Equiamicus, David Grashoff, Hrsg. Alisha Bionda
er auch als Autor vertreten ist, Andrea Gunschera, Aino Laos &
Sieben Verlag - Anthologie - ARS
versah er mit der Covergrafik und Christoph Marzi, Andrä Martyna,
LITTERAE, Band 6, Düstere Phan-
kreierte zu jeder Story ebenfalls Dave T. Morgan, Thomas Plischke,
tastikgeschichten - Broschiert - cia.
eine Grafik für den Innenbereich. Gian Carlo Ronell, Bernd Rümme-
196 Seiten - 14.90 EUR - ISBN:
lein, Melanie Stone, Torsten
9783940235923 - Oktober 2010
Sträter
Cover-und Innengrafiken: Andrä
Weitere Informationen findet man
Martyna
immer hier:
Coverartwork: Atelier Bonzai
http://www.alisha-
bionda.net/anthologien/advocatu
s_diaboli.php Winternacht
Somit haben die Leser Gelegenheit Vor Kälte ist die Luft erstarrt,
Andrä Martyna in diesem Hardco-
es kracht der Schnee von meinen
ver erstmals als Künstler des kom- Tritten,
pletten Bandes und als Autor zu
erleben. es dampft mein Hauch, es klirrt mein
ADVOCATUS DIABOLI
Bart;
Hrsg. Alisha Bionda Einen weiteren Kurzgeschichten-
nur fort, nur immer fort geschritten!
band in der von mir im Sieben
Edition Roter Drache - Anthologie Wie feierlich die Gegend schweigt!
Verlag herausgegebenen ARS LIT-
- Düstere Phantastik
TERAE-Reihe betreute er ebenfalls Der Mond bescheint die alten Fich-
Fester Einband - ISBN: als Grafiker. ten,
978393945922 - Oktober 2010
die sehnsuchtsvoll zum Tod geneigt,
Cover- und Innengrafiken Andrä
Es handelt sich um: den Zweig zurück zur Erde richten.
Martyna
DIE BEGEGNUNG – und andere Frost! Friere mir ins Herz hinein!
düstere Winterlegenden Tief in das heißbewegte, wilde!
Düster-morbide Kurzgeschichten
Daß einmal Ruhe mag da drinnen
aus Sicht des Täters, der sich bei
sein,
dem Teufel für einen Platz im
Hades „bewirbt“ und ihm als wie hier im nächtlichen Gefilde!
„Qualifikation“ seine Greueltat Nikolaus Lenau (1802-1850)
schildert (mit eingestreuten Dialo-
gen mit dem Höllenfürst, sprich ein
Story-in-Story-Plot). Die titelgebende Geschichte DIE
BEGEGNUNG stammt von dem
Phantastikautor Wolfgang Hohl-
Autoren bein. Ihm zur Seite stehen
Ascan von Bargen, Tanya Carpen- Bernd Rümmelein, Ascan von
ter, Marc-Alastor E.-E., Nicolaus Bargen, Tanya Carpenter, Alf →
portrait
Andrä Martyna - vorgestellt von Alisha Bionda

Leue, Nicolaus Equiamicus, Und wer einmal einen kleinen


Andreas Gruber, Andrea Gun- Appetizer seiner freien Grafikar-
schera, Carola Kickers - und beiten genießen möchte – voilà:
Aino Laos (Vocal Coach für
"Popstars 2010" - "Girls Fore- 2D-Grafiken
ver" - Pro 7).
http://www.literra.info/kuenstler
/kuenstler.php?id=924
Weitere Informationen findet man http://www.literra.info/kuenstler
auch immer hier: TOT UND DURSTIG von Florian
Hilleberg /kuenstler.php?id=936
http://www.literra.info/buecher/ http://www.literra.info/kuenstler
buch.php?id=6633 http://www.literra.info/specials/s
pecial.php?id=21 /kuenstler.php?id=997
http://www.literra.info/kuenstler
Doch auch auf LITERRA steuerte /kuenstler.php?id=940
Andrä Martyna in den letzten
Monaten Grafiken für Kurzge-
schichten und Leseproben bei – 3D-Grafiken
ebenso zu den drei Online-Serien http://www.literra.info/kuenstler
/kuenstler.php?id=184
http://www.literra.info/kuenstler
/kuenstler.php?id=188

Darüber hinaus habe ich ein Inter-


HÖLLISCHER ALLTAG von TriAdeM view mit Andrä Martyna gehalten.
http://www.literra.info/specials/s Wer hineinschnuppern will, kann
pecial.php?id=26 das hier:
TOT ABER FEURIG von Tanya Car- http://www.literra.info/interview
penter, Melanie Stone und meiner s/interview.php?id=131
Wenigkeit Dabei bleibt es nicht, denn Andrä
http://www.literra.info/specials/s Martyna wird auch weitere Print-
pecial.php?id=22 projekte von mir grafisch betreuen Ich denkee, Sie sollten Andrä
– aber auch als Autor ein Special Martyna im Auge behalten!
und in Form einer Mini-Serie auf
LITERRA bestreiten. Und einen
Episodenroman in meiner neuen
„DARK WORLDS“-Reihe bei
p.machinery verfassen.
Man darf also gespannt sein!
kurzgeschichte
Schöne Bescherung
von Andrea Tillmanns

Ein wenig irritierte es mich Fahrt – musstest du mich wirklich geworden? Willst du mich umbrin-
schon, als der Baum mich auf dem Wagendach festbinden? gen? Wenn du mich nicht magst,
ansprach. Erst erwürgst du mich fast, und dann kann ich ja wieder gehen,
dann zerstörst du meine gesamte aber mach bloß keinen Quatsch,
»Kauf mich nicht!«, wisperte er.
Frisur! Ja, muss das denn sein?« sonst wirst du es bitter bereuen!«
»Warum nicht?«, entgegnete ich
»Lass mich raten, du bist eine »Also die elektrische Lichterket-
und ließ meinen Blick über die
weibliche Tanne«, kommentierte te«, fasste ich seinen Einwand
anderen Bäume schweifen. »Du
ich grinsend. zusammen und begann, diese um
bist schön gerade gewachsen, hast
die Äste meines Weihnachts-
genau die richtige Größe ...« »Ich bin eine Fichte!«, protes-
baums zu schlingen.
tierte der Baum. »Und außerdem
»Weil ich ein mächtiger Zauberer
eine mächtige Hexe, und wenn du »Hey, muss das denn sein?«,
bin und dich in ... in einen Hasen
mich nicht sofort zurück in den protestierte die Tanne – Verzei-
verwandeln werde!«, trumpfte der
Wald bringst, werde ich dich mit hung, die Fichte –, als ich die
Baum auf.
einem fürchterlich schrecklichen ersten Kerzen an ihren Zweigen
»Falsches Fest«, konterte ich Fluch belegen!« festklipste. »Mensch, das zwickt!«
trocken, »außerdem, wenn du so
»Wolltest du eben nicht noch ein »Halt lieber ruhig, dann hast du’s
mächtig bist, warum verwandelst
Zauberer sein?«, bemerkte ich schneller hinter dir«, entgegnete
du nicht zu allererst dich selbst in
amüsiert, während ich den weih- ich ungerührt und befestigte rasch
einen Menschen oder löst dich
nachtlichen Baumschmuck aus die nächste Kerze, ehe der Ast
einfach in Luft auf?«
dem Schrank holte. »Wie sieht’s zurückzucken konnte.
Darauf sagte er nichts mehr. aus, könntest du dich zumindest »Das wirst du noch büßen!«,
»Na siehst du, so schwer ist es mal entscheiden, ob du Männlein grummelte der Baum und versank
doch gar nicht, sich wie ein norma- oder Weiblein bist?« in dumpfes Brüten.
ler Weihnachtsbaum zu beneh- Die Fichte wandte sich schmol- »Ach komm, hab dich doch nicht
men«, stellte ich zufrieden fest lend ab. »Beides, solltest du so«, versuchte ich ihn zu
und kaufte ihn. eigentlich in der Schule gelernt beschwichtigen. »Du hättest dir
Während mein Nachbar mir half, haben«, murrte sie schließlich eben vorher überlegen sollen, dass
ihn in meine Wohnung zu tragen, beleidigt. ein Leben als Weihnachtsbaum
hielt der Baum brav den Mund »Da muss ich krank gewesen nicht nur Vorteile hat.« Schnell
beziehungsweise das, womit sein«, entgegnete ich und deutete brachte ich die letzten Kerzen an.
Bäume gewöhnlich zu sprechen mit dem Kopf auf den Wohnzim- »Welche Vorteile denn, bitte
pflegten. Sobald ich wieder allein mertisch, »na, was meinst du, schön?«, begehrte die Fichte auf.
mit ihm war, änderte sich das aller- willst du lieber die normale Lich- »Außerdem – habe ich dich nicht
dings. terkette oder zur Feier des Tages gebeten, mich nicht zu kaufen?
»Hättet ihr mich nicht ein biss- echte Kerzen?« Wann habe ich denn behauptet,
chen weniger brutal behandeln »Echte Kerzen?« Der Baum dass ich ein Weihnachtsbaum sein
können?«, schmollte er und schüttelte sich vor Empörung so wollte? Na? Hättest du etwa Lust,
wippte vorsichtig mit seinen heftig, dass ein paar Nadeln auf hier ruhig stehenzubleiben, dich
Ästen. »Ich hätte mir ja sonstwas meinen frisch gesaugten Teppich- mich albernem Zeug behängen zu
brechen können! Und erst die boden fielen. »Bist du wahnsinnig →
kurzgeschichte
Schöne Bescherung
von Andrea Tillmanns

lassen und dabei auch noch fröh- chen?«, grinste ich und ging einen dann in meinen Fernsehsessel
lich zu sein?« Stuhl aus der Küche holen, um zu fallen.
guter Letzt den goldenen Stern auf
Ich steckte die Lichterkette ein. »Hey, weißt du was«, überlegte
die Spitze des Baumes zu stecken.
»Siehst du, jetzt bist du schon viel ich laut, lehnte mich gemütlich im
»Außerdem solltest du nicht
ansehnlicher«, sagte ich tröstend, Sessel zurück und griff nach der
immer so theatralisch sein, das
ohne auf den Einwand des Baumes Fernbedienung, »du bist zwar eine
gehört sich nicht für einen braven
einzugehen. »Warte nur, bis du ziemliche Nervensäge, aber ich
Weihnachtsbaum.«
erst mal mit Kugeln und Lametta glaube, wir werden noch ein
behängt bist, dann wirst du richtig »Bist du auch noch farben- richtig schönes Weihnachtsfest
hübsch aussehen!« blind?«, mokierte sich die Fichte zusammen verbringen, meinst du
entsetzt. »Siehst du denn nicht, nicht?«
»Mach sofort dieses Licht aus!«,
dass ein goldener Stern nicht zu
protestierte der Baum. »Das ist »Ich will hier raus, zurück in den
dem ganzen Silberkram passt?«
einfach grässlich! Wenn mich Wald«, murmelte der Baum
jemand so sieht ... Wart’s nur ab, »An Heiligabend solltest gerade tonlos, während seine Äste müde
wenn du so weitermachst, wirst du du als Weihnachtsbaum ein wenig zitterten. »Kannst du nicht zumin-
schon sehen, was du davon hast!« toleranter sein«, tadelte ich sie dest diese Lichterkette abschalten,
und brachte den Stuhl zurück. damit ich ein bisschen schlafen
»Rot oder silbern?«, fragte ich
Nachdem ich den Wohnzimmer- kann?«
ungerührt und hielt ihm von jeder
tisch freigeräumt hatte, holte ich
Sorte eine Kugel hin. »Aber so ist es doch viel gemüt-
die Geschenke für meine Familie, licher«, behauptete ich frohgemut
»Du machst doch sowieso, was die bald kommen würde, und legte und zappte durch die Fernsehpro-
du willst«, brummte die Fichte und die Päckchen unter den Baum. gramme, bis ich einen Sender
ließ resigniert die Äste hängen.
»Außerdem könntest du versu- fand, auf dem gerade ein Chor ein
Als ich alle roten und silbernen chen, gleich ein wenig netter zu Weihnachtslied sang.
Kugeln an ihre Zweige gehängt sein«, fügte ich hinzu. »Mein »Mach sofort diesen Lärm aus!«
hatte, strich ich das Lametta glatt Bruder ist nicht so geduldig wie Plötzlich war die Fichte wieder aus
und warf es über die Äste des ich. Am besten«, überlegte ich, ihrer Lethargie erwacht.
Weihnachtsbaums. »hältst du einfach den Mund; ich
bin mir nicht sicher, wie meine »Du hast da ein ernsthaftes Pro-
»Muss ich mir das bieten las-
Eltern auf eine sprechende Tanne blem, weißt du das?«, entgegnete
sen?«, murmelte der Baum mehr
reagieren würden.« ich und rutschte in meinem Sessel
zu sich selbst als zu mir. »Ich, ein
behaglich noch ein Stück tiefer.
mächtiger Zauberer, behängt mit »Ich bin eine Fichte!«, rief mir »Du als Weihnachtsbaum solltest
rotem und silbernem Firlefanz? der Baum hinterher, als ich den Weihnachtslieder eigentlich
Eine mächtige Hexe, begraben Weihnachtspunsch holen ging. mögen!«
unter Flitter und von Kabeln gefes- Zusammen mit dem Weihnachts-
selt? Muss ich mir das wirklich gebäck stellte ich die Schüssel und »Wenn du nicht sofort dieses
gefallen lassen?« Gläser auf den Wohnzimmertisch. Gejaule abstellst, dann ... dann
Ich nahm mir ein Glas Punsch, sah verlasse ich dich!«, behauptete
»Was willst du denn dagegen tun
mich noch einmal um, ob ich nichts der Baum mit vor Ärger zitternder
– mich in eine Maus verzaubern
vergessen hatte, und ließ mich Stimme. »Ich bin eine friedlie-
und zu einer Käseallergie verflu-
bende Fichte, aber alles lasse ich →
kurzgeschichte
Schöne Bescherung
von Andrea Tillmanns

nicht mit mir machen! Das geht


nun wirklich zu weit!«
»Bitte, dann geh doch!«, grinste
ich und stellte den Ton noch ein
wenig lauter.
»Du hast es ja nicht anders
gewollt«, schimpfte der Baum und
ging.
Ich sah ihm vom Fenster aus
noch lange nach, wie er die Straße
hinunter schlurfte, sich Stück für
Stück von der Lichterkette befrei-
te, bis er sie abschütteln konnte,
meine schönen Weihnachtskugeln
links und rechts in die Vorgärten
warf und zu guter Letzt den Stern
von seiner Spitze auf den Boden
schleuderte und ein paarmal
wütend auf ihn sprang, ehe er ihn
auf die Straße kickte und wartete,
bis das nächste Auto ihn endgültig
zermalmt hatte. Als er schon lange
hinter der nächsten Biegung ver-
schwunden war, glaubte ich ihn
immer noch schimpfen zu hören.
Ich trank mein Glas Weihnachts-
punsch in einem Zug leer.
Zugegeben: Damit hatte ich nun
wirklich nicht gerechnet.
ENDE
© Dino Muhic
Bereits zum vierten Mal veranstaltet das TZN einen Artikelwettbewerb, diesmal zum Thema:

"2012 - Mediale Panikmache oder realistisches Szenario?"

Teilnehmen Teilnahmebedingungen
"2012 - Mediale Panikmache oder realistisches Sze- (1) Von der Teilnahme ausgeschlossen sind die Ver-
nario?" anstalter, ihre Mitarbeiter und Angehörigen. Gleiches
trifft auf die Jury zu.
Nach dem Ende der „Langen Zählung“ des Maya-
Kalenders wird die Welt im Jahr 2012 untergehen. (2) Jeder Teilnehmer kann nur einen Beitrag einrei-
Der Film von Roland Emmerich aus dem Jahr 2009 chen.
greift die von Charles Hapgood 1958 vorgestellte
Hypothese der Erdkrustenverschiebung auf, die mit (3) Der Beitrag muss in deutscher Sprache verfasst
zahlreichen Begleitphänomenen (Erdbeben, Vulkan- und eingesandt werden. Die Nationalität des Autoren
ausbrüche, Flutwellen) zum Weltuntergang führt. ist unerheblich.

Wenn 2012 die Welt untergeht – wie wird das deiner (4) Die Beiträge dürfen bisher noch nicht veröffentli-
Meinung nach aussehen? Wie werden die letzten cht worden sein, egal ob print oder online. Ebenfalls
Wochen, Tage, Stunden der Menschheit sein? Oder darf der eingereichte Beitrag keine Rechte Dritter
werden wir unseren eigenen Untergang gar nicht verletzen.
mitbekommen, weil die Regierungen uns diesen
verheimlichen, um eine Panik zu vermeiden? (5) Folgende Angaben zur Person sind zwingend:
Name, Anschrift, Jahrgang, E-Mail-Adresse.
Oder wird das Ende der Menschheit erst in 20 Jahren
kommen, vielleicht durch Außerirdische oder durch (6) Es gibt weder eine Altersbeschränkung noch einen
eine schmutzige Bombe, einen Terrorakt, die Klima- Jugendbonus.
erwärmung …
(7) Inhalte und Formulierungen der Einsendungen
Oder glaubst du, dass die Menschheit eines Tages zu müssen im Rahmen des Legalen liegen. Wir verbitten
den Sternen reisen wird und sich zu etwas weiterent- uns sowohl sexistische, fremdenfeindliche als auch
wickelt, dass jenseits dessen ist, was wir uns heute gewaltverherrlichende Texte.
vorstellen können?
(8) Die Bewertung der Jury ist endgültig. Der Rechts-
"2012 - Mediale Panikmache oder realistisches Sze- weg bleibt ausgeschlossen.
nario?" Dies ist das Thema unseres diesjährigen
Artikelwettbewerbes. Deine Meinung ist gefragt - ob (9) Die Einsendungen müssen den vorgegebenen
nun in Form einer Kurzgeschichte oder eines Essays Einschränkungen entsprechen. Soll heißen:
bleibt dir überlassen. Allerdings muss der Beitrag Der eingesandte Wettbewerbsbeitrag muss selbstver-
mindestens einen der folgenden drei Gesichtspunkte ständlich die gestellte Aufgabe behandeln.
berücksichtigen: Gesellschaft, Politik oder Technik. Der eingereichte Text muss mindestens 5.000 Zeichen
inkl. Leerzeichen und darf maximal 8.000 Zeichen inkl.
Leerzeichen lang sein.

Über die Gewinner entscheidet eine prominent Veranstalter
besetzte Jury. Wenn Sie einen Beitrag einsenden,
wird dieser u. a. von der Chefredakteurin der
Das TrekZone Network ist eine Publikation, die sich
"Incoming Message", Melanie Brosowski, von Rainer
der Science-Fiction-Serie "Star Trek" sowie genrever-
Schwippl/SpecFlash, von Markus Rohde/Cross Cult
wandten Themen widmet und von Fans in ehrenamt-
Verlag und Beatrix Schroeder/Global Talk gelesen.
licher Arbeit realisiert und produziert wird.
Die Preisträger dürfen sich nicht nur auf eine Veröf-
fentlichung ihres Artikels in einem der TrekZone-
Herausgeber: Michael Müller
Network-Newsletter freuen, sondern auch auf
V.i.S.d.P.: Michael Müller, Schweiz
Bücher, Freikarten und vieles andere mehr.

Der Beitrag darf ausschließlich im *.txt, *.doc oder


Anschrift:
*.docx Format zwischen dem 01.01.2011 und
28.02.2011, 23:59 Uhr bei uns eingereicht werden. TrekZone Network
Schickt eure Beiträge an folgende Adresse: z. Hd. Markus Kettner
artikelwettbewerb2011@trekzone.de Ratsseite-Dorfstraße 104
D-09496 Pobershau
Die Bekanntgabe der drei Gewinner sowie die Veröf- Das Ganze zum Nachlesen gibt es unter:
fentlichung des Gewinnerartikels erfolgt in der http://artikelwettbewerb2011.trekzone.net
„Incoming Message“ am 1. April 2011.

Die Preise
2 x das Buch "Sternpark" von Rudolf 1 x das Hörbuch Defcon One: Angriff auf 1 x ein TNG-Phaser mit Sound
Kühnl Amerika Andere Welten
Verlag Peter Hopf Action Verlag
1 x das Buch Star Voyager Nr. 1 - Der
2 x das Buch "Warmland - Kaltland" von 1 x das Hörbuch Dark Worlds Virenplanet
Rudolf Kühnl Action Verlag BLITZ-Verlag
Verlag Peter Hopf
1 x das Hörbuch HATARI! MONTANA 1 x ein Star Trek Phaser - 2009
Buchpaket: 1 x alle drei New Frontier Action Verlag Replix
Romane
Cross Cult
buchvorstellung
Im Bann der Lilie

Im Bann der Lilie (Teil 1) Im Bann der Lilie (Teil 2),


v. Carol Grayson v. Carol Grayson

Ein Auftragskiller der ganz besonderen Art sucht Der Marquis de Montespan ist immer noch auf
Paris im ausgehenden 18. Jahrhundert heim... der Suche nach dem verlorenen Gefährten und
verdingt sich bei Napoleon als Feldarzt. Bonaparte
Als adeliger und verhasster Bastard geboren wird
ist im Besitz des Portraits von Saint-Jacques, das er
der junge Marcel Saint-Jacques nach einem Mord-
Julien als Lohn für seine Dienste verspricht. Doch
anschlag durch den verführerischen und geheimnis-
er selbst ist beeindruckt von dem Bild und sieht es
vollen Marquis de Montespan zum Vampir
als Glücksbringer für seine Schlachten an. Er hat
gewandelt.
nicht vor, sein Versprechen zu halten!
Die Wirren der französischen Revolution trennen
Meister und Schüler; jeder geht seinen eigenen Weg
und ist doch auf der Suche nach dem anderen und So führt das Schicksal Erschaffer und Geschöpf
dem eigenen Schicksal, das gerade für den jungen wie Treibholz zu- aber auch wieder auseinander.
Marcel eine ganz besondere Berufung bereithält... Kurz vor der Seeschlacht von Abukir kommt alles
anders: Der Schiffsjunge Silvio erobert das Herz
Wörter: 29.368, 76 S.
des Chevaliers Saint-Jacques. Doch der Marquis
3,29 EUR trachtet dem neuen Freund des Chevaliers nach
http://www.club-der-sinne.de/romantische- dem Leben. Der englische Geheimdienst hilft ihm
Literatur/Im-Bann-der-Lilie-Teil-1-Carol- dabei. Werden die beiden jungen Männer recht-
Grayson::216.html zeitig entkommen können?
Wörter: 26.014, 68 S.
3,29 EUR
http://www.club-der-sinne.de/romantische-
Literatur/Im-Bann-der-Lilie-Teil-2-Carol-
Grayson::224.html
veranstaltungen

07.01.2011 - 09.01.2011 14.01.2011 - 16.01.2011


Morpheus

Freitag 18 Uhr bis Sonntag 18 Uhr


Endlich! Ein neues Jahr beginnt und die Würfel
werden wieder neu geworfen.
Traditionell läuten wir die neue Con-Saison mit dem
MORPHEUS ein. Vom 07.-09. Januar 2011 wird er
wieder im Spielezentrum Herne (Jean Vogel Str. 17)
stattfinden. 48 Stunden Spielspaß nonstop von
Freitag 18 Uhr bis Sonntag 18 Uhr sind natürlich
wieder garantiert und wir halten unsere Preispolitik
auch trotz allseitiger Vert€urung bei: "Eintritt frei!!!"
Ja, da steht "Eintritt frei!!!" Richtig gelesen, egal ob
GFR oder CIA ;-)

Die Arbeitsgemeinschaft Morpheus der GFR e.V. und


der Herner BuRG e.V. hat wieder einmal keine Kosten
und Mühen gescheut, um den erfahrungsgemäß ca. Infos unter: http://www.ringgeister.de
350 Besuchern ein unvergessliches Wochenende zu
bereiten. Und das wird uns auch bestimmt wieder š ›
gelingen!

Im Programm: Das schwarze Auge, Munchkin Crusade 25.02.2011 - 27.02.2011


2012 Qualifier, Elyrion, Savage Worlds, Scion, Ratten,
phantastische Brettspiele mit dem Heidelberger Midgard WestCon 2011
Spieleverlag, Redaktion Phantastik, große Tombola
mit attraktiven Preisen, offizielles Warmachine Der Con wird in der Jugendherberge auf der Burg
Turnier, Multiparalleles DSA Abenteuer... Bilstein vom 25. Februar bis 27. Februar 2011
stattfinden.
Infos unter: http://www.jjaninhoff.de/morpheus/
Der WestCon 2011 wird der offizielle Midgard Con
2011 sein und wir werden gemeinsam den 30.
š › Geburtstag des ältesten deutschen Rollenspiels feiern
können.

Infos unter: http://www.midgard-westcon.de/


künstlerübersicht

Beckhusen, Stefan
Webseite: http://www.CorporateArts.de
Seite 87: Bild "Visitors"

Bionda, Alisha
Webseite: http://www.alisha-bionda.net/
Seite 14: Buchvorstellung "Advocatus Diaboli"
Seite 24: Portrait „Aino Laos“
Seite 82: Buchvorstellung "Scream"
Seite 110: Portrait „Andrä Martyna“

Blome, Andreas
Webseite: http://www.andreas-blome.de/
Seite 72: Kurzgeschichte "Gorons erster Einsatz"

Dimtsos, Wassilios
Webseite: http://www.media-mania.de/
Seite 86: Rezension "Rückkehr ins Wunderland"
Seite 106: Rezension "Locke & Key"

Gerstenkorn, Maike
E-Mail: wolfsmaerchen@gmx.de
Webseite: http://www.myblog.de/rickylee
Seite 5: Bild "Robo-Jesus vs der Weihnachtsmann"
Seite 98: Comic "Kopflos"

Göbbels, Christian
Webseite: http://www.arazon-artstudio.de/
Seite 125: Bild "Guardian of the white Wolf"

Das Copyright all dieser Bilder und Artikel liegt bei den jeweiligen Künstlern! →
künstlerübersicht

Gölbasi, Mustafa
Webseite: http://4visio.designnation.de/
Seite 13: Bild "Xdis"

Hoflehner, Manuela
Webseite: http://www.endara.net/
Seite 60: Bild "lloth"
Seite 107: Bild "Salvation"

Jaszczuk, Christoph
Webseite:
Seite 73: Bild "BFG 3000"

Kickers, Carola
Webseite: http://www.carola-kickers.de/
Seite 12: Kurzgeschichte "1001 Nacht"

Klötzer, Gisela und Liendl, Peter


Webseite: http://www.takimo.de
Seite 63: Artikel "Künstliche Intelligenz"

Köckritz, Michael
Webseite:
Seite 36: Kurzgeschichte "Begegnungen" Teil 3

Krzyzelewski, Kai
Webseite: http://www.fynsterheld.de
Seite 87: Kurzgeschichte "DIE SEELE JENSEITS DES METALLS"

Das Copyright all dieser Bilder und Artikel liegt bei den jeweiligen Künstlern! →
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Kügle, Markus
Webseite:
Seite 4: Kolumne "Script-O-Meter"
Seite 61: Kolumne "Krankes Kino"
Seite 81: Kolumne "Der Besserwisser"
Seite 84: Rezension "Erbin des Schicksals"

Muhic, Dino
Webseite: http://www.dinomuhic.com
Seite 11: Bild "Silence in me"
Seite 116: Bild "Forest Portrait"

Peters, Michael
Webseite: http://www.mipe-media.de
Seite 51: Bild "Fight For Pure Air"
Seite 80: Bild "The End Of The World"

Rabenstein, Thomas
Webseite: http://www.scifi-world.de
Seite 39: Bild "Messy Earth"
Seite 46: Bild "Nebular"

Roetsch, Tobias
Webseite: http://www.gtgraphics.de/
Seite 1: Bild "Alderamin" (Titelbild Ausgabe 7)
Seite 91: Bild "Aurea Mediocritas"
Seite 97: Bild "The Ring"

Das Copyright all dieser Bilder und Artikel liegt bei den jeweiligen Künstlern! →
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Schüler, Markus
Webseite: http://www.the-art-of-markus.de/
Seite 109: Bild "Dark Seraphim"
Seite 124: Bild "Dragon Priestess"

Tillmanns, Andrea
Webseite: http://www.andreatillmanns.de/
Seite 108: Kurzgeschichte "Der schöne Fremde"
Seite 114: Kurzgeschichte "Schöne Bescherung"

© Markus Schüler

Das Copyright all dieser Bilder und Artikel liegt bei den jeweiligen Künstlern!
impressum
Chefredaktion: Michael; Krzyzelewski, Kai; Kügle, Erscheinungsweise:
Rainer Schwippl Markus; Liendl, Peter; Muhic, 3-monatlich als
Dino; Peters, Michael; nichtkommerzielle Publikation
Rabenstein, Thomas; Roetsch,
Redaktion: Tobias; Schüler, Markus;
Thomas Rabenstein, Michael Tillmanns, Andrea Internetadresse:
Köckritz, Stephan Pilz, Nino http://www.specflash.de/
Coviello, Karsten Loeperick,
Markus Kügle
Titelbild:
Tobias Roetsch - „Alderamin“ Email-Adresse für Fragen,
Anregungen und Kritik:
Mitarbeiter dieser redaktion@specflash.de
Ausgabe:
Beckhusen, Stefan; Bionda,
Alisha; Blome, Andreas; Dimtsos,
Wassilios; Gerstenkorn, Maike;
Göbbels, Christian; Gölbasi,
Mustafa; Hoflehner, Manuela;
Jaszczuk, Christoph; Kickers,
Carola; Klötzer, Gisela; Köckritz, Ausgabe 8 erscheint am 01.04.2011

Urheberrecht: Alle in SpecFlash veröffentlichten


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