C L A N B U C H : C L A N B U C H :

Das Ende ist der Anfang ist das Ende.

Die Scharlatane wurden von anderen Kainskindern lange schief angesehen,
gehören aber nichtsdestotrotz zu den ältesten Clans der kainitischen Rasse.
Die Ravnos, ein reger, schillernder Clan, passen sich an, machen das beste aus
einer feindseligen Welt und nutzen sie nach besten Kräften zu ihrem Vorteil.
Von daher stellt sich die Frage, ob ihre fast vollkommene Auslöschung eine
Strafe biblischen Ausmaßes war – oder eine Wiedergeburt aus der Asche des
drohenden Gehenna.

Clanbuch: Ravnos enthält:

• die Geschichte des Clans von seinen ersten Nächten am Rande des
Reichs der Mitte bis zum Holocaust der Woche der Alpträume,
• Charakter- und Geschichtenideen für den langen, harten Kampf des
Clans um seinen Wiederaufbau sowie
• neue Disziplinsausprägungen, Geistesstörungen und Kasten des Clans.

Ein Quellenband für Vampire: Die Maskerade

C L A N B U C H : C L A N B U C H :

Das Ende ist der Anfang ist das Ende.

Die Scharlatane wurden von anderen Kainskindern lange schief angesehen,
gehören aber nichtsdestotrotz zu den ältesten Clans der kainitischen Rasse.
Die Ravnos, ein reger, schillernder Clan, passen sich an, machen das beste aus
einer feindseligen Welt und nutzen sie nach besten Kräften zu ihrem Vorteil.
Von daher stellt sich die Frage, ob ihre fast vollkommene Auslöschung eine
Strafe biblischen Ausmaßes war – oder eine Wiedergeburt aus der Asche des
drohenden Gehenna.

Clanbuch: Ravnos enthält:

• die Geschichte des Clans von seinen ersten Nächten am Rande des
Reichs der Mitte bis zum Holocaust der Woche der Alpträume,
• Charakter- und Geschichtenideen für den langen, harten Kampf des
Clans um seinen Wiederaufbau sowie
• neue Disziplinsausprägungen, Geistesstörungen und Kasten des Clans.

Ein Quellenband für Vampire: Die Maskerade

 C L A N B U C H :

VON DEIRDRE BROOKS

CBRavnosEinl.p65 1 06.05.2003, 11:58

 MITARBEITER BESONDEREN DANK AN:
Martina „nicht an Bord“ Nöth und Susi „Schützin“ Mi-
Autorin:
chels für Fachkundiges über Mumien, Chad „ab der 2.
Deirdre Brooks
Nacht“ Brown für kein Zimmer im Hyatt, Astrid „letzte
Entwicklung:
Grüße aus Davos“ für Houston, äh, Husten bei Nacht,
Justin Achilli
Angela „MuViSaft“ Voelkel für Roßkuren, Oliver „Hanu-
Illustrationen:
tael?!“ Graute und Linda „in der Hobbithöhle“ Heweker
Mike Danza, Leif Jones, Andrew Trabbold, Drew Tucker
für das Trio Infernale beim RatCon, der GfR für Beschei-
und Christopher Shy
nigtes, Jörg „Wahlhelfer“ Dreißigacker für neuen Wein frei
Umschlagillustration:
Haus, Sebastian „Szenen-Applaus“ Deterding für eine
John Van Fleet
spannende Einladung sowie an Marko „Chauvinist“ Djur-
Deutsch von:
djevic für verspätete Vor-Worte.
Julia Klein
Lektorat:
Holger Raab
Art Director und Umschlaggestaltung:
Oliver Graute
Satz, Layout und Korrektorat:
Angela Voelkel
Mitarbeiter der US-Originalausgabe:
Diane Piron-Gelman (Lektorat), Richard Thomas (Art
Director), Becky Jollensten (Umschlaggestaltung, Satz
und Layout)

© 2003 Feder & Schwert

© White Wolf Publishing 2001
Unter Lizenz von White Wolf 1993
Originaltitel: Clanbook: Ravnos
Gesetzt aus der GoudyOISt BT
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck außer zu Rezensionszwecken nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.
Charakterblätter dürfen ausschließlich zum persönlichen Gebrauch fotokopiert werden.
Die in diesem Buch beschriebenen Charaktere und Ereignisse sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit zwischen den
Charakteren und lebenden oder toten Personen ist rein zufällig.
Clanbuch: Ravnos ist ein Produkt von Feder&Schwert unter Lizenz von White Wolf 1993. Jegliche Copyrights liegen,
sofern nicht anders vermerkt, beim White Wolf Game Studio. White Wolf, Vampire: The Masquerade, Vampire: The
Dark Ages, Mage: The Ascension, World of Darkness und Aberrant sowie Werewolf: The Apocalypse, Wraith: The Ob-
livion, Changeling: The Dreaming, Werewolf: The Wild West, Mage: The Sorcerers Crusade, Wraith: The Great War,
Trinity, Guide to the Camarilla, Guide to the Sabbat, Vampire Storytellers Handbook und Clanbook: Ravnos sind ein-
getragene Warenzeichen oder Copyrights von White Wolf. Alle Rechte vorbehalten. Alle Namen, Titel, Charaktere
und Text des vorliegenden Werkes sind © White Wolf.
Die Erwähnung von oder Bezugnahme auf Firmen oder Produkte auf den folgenden Seiten stellt keine Verletzung des
Copyrights dar.
Feder&Schwert im Internet: http://www.feder-und-schwert.com

CLANBUCH: RAVNOS
2

CBRavnosEinl.p65 2 06.05.2003, 11:58

 C L A N B U C H :

INHALT
EINLEITUNG: WAS DES TEUFELS IST ..................................................5
KAPITEL EINS: VERLOGENER KONSENS ......................................... 15
KAPITEL ZWEI: DIE KUNST, EIN RAVNOS ZU SEIN .........................37
KAPITEL DREI: WAISEN NACH GEHENNA ...................................... 67

INHALT
3

CBRavnosEinl.p65 3 06.05.2003, 11:58

CBRavnosEinl.p65 4 06.05.2003, 11:58
 WAS DES TEUFELS IST

„Teufel auch“, murmelte Gwen in ihr Glas, „eine letzte Nacht in Freiheit.“ Sie leer-
te das Glas in einem Zug und schauderte, während sich der Scotch einen Weg in ih-
ren Magen brannte, um sich den drei ersten anzuschliessen, die sich dort bereits ver-
sammelt hatten.
Dr. Phil. Gwendolyn Brand, wild entschlossen, sich die Kanne zu geben. Sie würde
morgen Kopfschmerzen haben, was sie jedoch als akzeptablen Kompromiss betrachtete.
Wo war Johann, dieser Bastard, wenn man ihn wirklich brauchte? Dieser faule
Hund hatte sie in dieses Chaos hineingeritten und verschwand just, als sie wieder her-
ausfinden musste. Ein Schmuggler wie er sollte doch keine Probleme haben, eine Die-
bin wie sie vor dem langen Arm des Gesetzes zu bewahren, oder? Gwen bedeutete dem
Barmixer, ihr einen fünften Scotch zu geben und nahm sich einen Augenblick Zeit, dem
Raum dabei zuzusehen, wie er um sie herum verschwamm. Es schien ebenso unwirk-
lich wie die Zeit mit Johann. Irgend etwas an ihm liess sich die Welt an ihren Rän-
dern auflösen.
Der Barmixer tippte ihr auf die Schulter: „Glauben Sie nicht, dass es Zeit ist, nach
Hause zu gehen?“
Gwen schüttelte den Kopf und versuchte, den älteren Mann mit dem lichten Haar
mit beiden Augen zu fixieren. Er schaute lästig väterlich drein. „Eine junge Dame wie
Sie sollte in einer Nacht wie dieser zu Hause bei ihrem Freund sein.“
Wiederum schüttelte sie den Kopf, teils leugnend, teils, um die Anzahl der Barmixer
in ihrer Sicht auf einen zu reduzieren. „Nnnein.“ Verdammt, ich lalle schon! „Nein...
ich warte auf ihn. Geb... geben Sie mir noch einen Scotch, bitte.“ Mit etwas Glück
konnte sie ihre Leber ausreichend perforieren, um zu sterben, bevor sie im Gefängnis
alt würde.
Der Barkeeper nickte, tauchte in die Schatten und liess Gwen in Ruhe. Sie starrte in
ihr leeres Glas. „Bastarde. Du kaufst ihnen Bücher, du hältst sie aus und was tun sie?
Sie fressen den verdammten Lehrer, diese miesen Schweine!“
Das letzte Mal war in Istanbul gewesen. Sie hatte sich mit Johann im Kumkapi-Vier-
tel in einem netten, modernen Nachtclub getroffen. Die Tanzfläche funkelte in tau-
send Farben, während junge Leute aus einem Dutzend verschiedener Länder zur Musik
einer israelischen Popsensation namens Dana International umeinanderwirbelten. Die
gemischten Gerüche von Schweiss, Alkohol und einer leichten Wolke illegaler Dro-

EINLEITUNG: WAS DES TEUFELS IST

5

CBRavnosEinl.p65 5 06.05.2003, 11:58

 gen verliehen der Szenerie den Anschein von Unwirklichkeit. Gwen sass an einem Eck-
tisch, ihre Reisetasche gefüllt mit transportablen Schätzen, die Johann in den Staaten
versteigerte.
Johann, dieser Bastard, war schon wieder zu spät. Er war noch nie pünktlich ge-
wesen und weigerte sich, seine Gewohnheiten zu ändern. Die Kostbarkeiten, die sie
für ihn bereithielt, stammten von einer der endlosen Ausgrabungen, die die wahre
Ebene von Ilium finden sollten, wo die Trojaner gegen die Griechen mutmasslich den
Trojanischen Krieg geführt hatten. Der Kleinkram sah sicherlich aus, als käme er
aus der achäischen Periode, mochte aber auch nur aus späteren Nachbildungen beste-
hen. Gwen interessierte nur der grosszügige Finderlohn, den Johann immer bereithielt.
Sie glaubte, ein englisches Gesicht an der Theke zu erkennen, das Licht war jedoch
im Verhältnis zu den Lichtblitzen zu schwach, als dass sie hätte sicher sein können.
Noch bevor sie einen genaueren Blick dorthin werfen konnte, erschien Johann und
setzte sich zu ihr. Sie musterte seine schmalen, bleichen Züge, die – wahrscheinlich
durch die drückende Hitze im Club – von einer ungewöhnlich starken Wangenröte
geprägt waren. Wie gewöhnlich waren seine Pupillen leicht geweitet, und seine
sonst chice Kleidung war so unordentlich, als hätte er eine Woche darin geschla-
fen. Er starrte auf einen Punkt hinter Gwens linker Schulter, den er eulenhaft fi-

CLANBUCH: RAVNOS
6

CBRavnosEinl.p65 6 06.05.2003, 11:59

 xierte, bevor er in seinem schneidigen Neu England-Akzent fragte: „Was bringst du
mir dieses Mal? Ich hoffe, da hast intakte Keramik. Einer meiner Käufer ist deshalb
schon ewig hinter mir her.“
„Psst!“ Gwen schnitt ihm das Wort ab und sah sich um. Niemand schaute in ihre Rich-
tung – Moment, hatte der Brite an der Theke sich gerade schnell genug umgedreht,
um sich ein Peitschenschlagsyndrom zu holen? Er lehnte nun bequem an der Theke.
Sie hatte ein Auge auf ihn, während sie mit Johann redete. „Ich kann nicht einmal
alle Gesetze zählen, die ich breche, indem ich dich hier treffe. Könntest du also we-
nigstens leise sein?“
Johanns Augen weiteten sich ob dieser Unverschämtheit. Er starrte sie einen Au-
genblick lang an, schüttelte sich und zuckte mit einem erzwungenen Lächeln die
Schultern: “Entschuldige, Süsse, ich habe mich mitreissen lassen. Ich kann dir sagen,
das Hasch hier ist die reinste Hölle. Was hast du mir mitgebracht?“ Von seinem sanf-
teren Ton beruhigt zählte sie die Mitbringsel auf und vergass den Briten, die Musik
und den ganzen Club. Die Gwen im Horse Brass Pub von heute verfluchte sich zum
hundertsten Mal für diesen Moment der Unachtsamkeit.
Johann unterbrach sie mitten im Vorlesen der Liste. „He, Kind, das hört sich gut an.
Kannst du mir etwas davon zeigen? Ich würde gern einen Blick darauf werfen, be-
vor ich mich zu irgend etwas verpflichte.“ Er klopfte auf die Stelle seiner Jacke, wo
er gewöhnlich seine Brieftasche trug. Seine Kavaliershaltung hatte sie immer amü-
siert. Dieser grossspurige Bastard konnte mitten in der Nacht durch den übelsten Teil
jeder Stadt der Welt laufen und nicht die geringste Sorge ob der Tatsache zeigen,
dass seine Anwesenheit Mond, Sternen und jedem Raubtier, das auf den Strassen un-
terwegs war, „Opfer!“ entgegenschrie. Um so erstaunlicher war darum der Fakt,
dass er auch nie dafür zu bezahlen schien, dieser Spinner.
Sie schob die grüne Reisetasche zu ihm hinüber und liess sie von ihm öffnen. Sie woll-
te in der Öffentlichkeit nicht mit diesem Zeug erwischt werden, doch sie konnte Jo-
hann nicht gehen lassen. Sie brauchte Geld.
Johann schien mit dem Kleinkram ziemlich glücklich zu sein und schob ihr einen Um-
schlag voller Hundert-Dollar-Noten zu. Der verdammte Mistkerl war sich zu fein,
das Geld zu wechseln, bevor er seine treuen Diebe auszahlte.
Scheinbar zufrieden mit der Transaktion stand Johann auf, warf die Tasche über die
Schulter und steuerte den Ausgang an. Eine schwarzhaarige Frau, die Gwen schon ein
Dutzend Male vorher gesehen, aber nie kennengelernt hatte, holte ihn auf halbem Weg
ein, und beide verliessen den Nachtclub und traten hinaus in die warme Mittelmeernacht.
Eine Woche später erhielt Gwen in London einen Brief von Dekan Wellesley. In
diesem Schreiben verlangte er ein umgehendes Treffen, erklärte aber wenig. Trotz-
dem hatte sie das sichere Gefühl, dass dieser Mann ihren Kopf auf einem Silbertablett
haben wollte.

EINLEITUNG: WAS DES TEUFELS IST

7

CBRavnosEinl.p65 7 06.05.2003, 11:59

 Wellesley war weit über fünfzig, wahrscheinlich schon an der Schwelle zur sech-
sten Dekade seines Lebens. Sein Alter trug jedoch nur noch zu seiner furchteinflös-
senden Erscheinung bei. Gerüchte in der Universität besagten, er könne selbst den un-
verbesserlichsten Studenten binnen Sekunden durch blosses Anstarren und Heben
einer Braue als Zeichen seines Missfallens zur Raison bringen. Obwohl sie diese Ge-
schichten kannte, war Gwen jedoch nicht auf die volle Wucht der Wut dieses Man-
nes vorbereitet, die sie traf, sobald sie sein Büro betrat. „Was in aller Welt haben
Sie sich dabei gedacht, Doktor Brand?“ Seine Betonung auf „Doktor“ vermittelte ihr
den entschiedenen Eindruck, er sähe diese Bezeichnung nicht als Ehrentitel. Sprach-
los und erschüttert konnte Gwen nur den Kopf schütteln. Der Dekan bemerkte ihre
Reaktion kaum und donnerte weiter: „Oxford ist Englands renommierteste Universi-
tät. Sie existiert, um der Jugend jeder Generation die besten Ausbildungsmöglichkei-
ten zu bieten und so ihr Leben und ihre Karriere zu verbessern.“ Er machte eine Pause,
während sein Blick sich in ihren Schädel bohrte.
Gwen nickte, während sie Verdacht schöpfte. „Jawohl.“ Sie holte tief Luft, um zu
fragen, was eigentlich vor sich ging, doch der Dekan tobte bereits wieder: „Oxford
ist nicht dazu da, Kleinkriminellen einen Tummelplatz für ihre illegalen Aktivitäten
zu bieten. Glauben Sie, diese Universität stünde bereits so lange und hätte sich ihren
Ruf erhalten, weil sie verkommene Subjekte verhätschelt?“ Seine Lautstärke nahm
zu, bis seine letzten Worte buchstäblich die Scheiben zum Wackeln brachten.
„Nein.“ Nun war sich Gwen sicher, dass der Dekan von ihren Geschäften mit Jo-
hann wusste. Aber woher nur?
Die Antwort kam nur Augenblicke später, als Dekan Wellesley sich von Gwen ab-
wandte und in seine Gegensprechanlage sagte: „Miss Wallace, könnten Sie bitte den
Jungen hereinschicken?“ Er wartete die Bestätigung kaum ab und gebot Gwen Ruhe,
noch ehe sie eine Frage stellen konnte. „Alles wird sich gleich aufklären. Trotzdem
bin ich sicher, dass Sie bereits wissen, warum Sie hier sind.“
Gwen starrte auf die Tür, die sich öffnete. Der junge Mann, der in der Tür stand,
war Edward Taylor, ihr Forschungsassistent von der Ilium-Ausgrabung. Mit einem
plötzlichen Schaudern wurde ihr klar, dass er es war, den sie im Kumkapi-Nachtclub
gesehen hatte. Der Dekan bot Edward an, sich zu setzen – etwas, das er bei Gwen
nicht getan hatte.
„Nun, Mr. Taylor“, sagte Wellesley in einem mittlerweile kontrollierteren Tonfall,
„könnten Sie für Dr. Brand wiederholen, was Sie mir vor einigen Tagen berichteten?“
Gwens Herz wurde schwer, als Ed – den sie als Freund betrachtete – Photographi-
en des gestohlenen Materials zückte und ihr Rendezvous mit Johann bis zum Aus-
tausch der Ware gegen Geld beschrieb. Ed legte auch die Nachricht vor, die Johann
geschickt hatte, um Ort und Zeit zu vereinbaren – diese Notiz selbst war nicht ver-
räterisch, doch in Kombination mit dem Rest...

CLANBUCH: RAVNOS
8

CBRavnosEinl.p65 8 06.05.2003, 11:59

 Wellesley wandte seinen furchterregenden Blick wieder Gwen zu. „Nun, junge
Dame, haben Sie irgend etwas zu Ihrer Verteidigung vorzubringen? Bevor Sie begin-
nen, sollten Sie sich jedoch darüber im klaren sein, dass ich schon Privatdetektive
beauftragt habe, Mr. Taylors Behauptungen zu verifizieren, bevor ich Sie hier herbe-
stellte. Solche Anschuldigungen gegen ein Mitglied unserer Fakultät – selbst gegen
eines, das so neu ist wie Sie – sind in der Tat sehr schwerwiegend. Wir haben Bewei-
se für Ihre Diebstähle auf Ausgrabungsstätten, die sich bis zum Beginn Ihrer archäo-
logischen Karriere erstrecken. Ich bin entsetzt, dass Sie nicht nur ihr eigenes beruf-
liches Ansehen riskieren, sondern auch den Ruf Ihrer Alma Mater.“
Gwen stand aufrecht, und ihr Blick traf den Wellesleys: „Ja, Dekan, ich habe et-
was zu sagen.“ Wenn er Ehrenbezeichnungen als Waffen benutzen konnte, konnte
sie das auch. „Ich habe es getan. Was hätte ich sonst tun sollen? Ich konnte von dem
Hungerlohn, den diese Universität so lächerlich Gehalt nennt, nicht einmal leben.
Wenn die altehrwürdige, berühmte Universität Oxford mir vielleicht ebensoviel zah-
len würde wie einem männlichen Professor, wäre ich nicht dazu gezwungen gewe-
sen, mir eine Alternative zu meinem Einkommen zu suchen. Ich habe jedoch auf briti-
schem Boden kein Verbrechen begangen. Mein Anwalt wird Kontakt zu Ihnen
aufnehmen.“ Noch bevor Wellesley oder Taylor sie aufhalten konnten, stürmte sie
aus dem Büro, schlug die Tür hinter sich zu und rannte zu ihrem Auto.

EINLEITUNG: WAS DES TEUFELS IST

9

CBRavnosEinl.p65 9 06.05.2003, 11:59

 Sie fuhr zum Piccadilly Circus, verbrachte dort einige Minuten damit, nach einem
Parkplatz zu suchen und nahm dann die U-Bahn, um irgendwo hinzukommen. Wohin
war egal, sie fuhr einfach herum, bis sie einen einigermassen vielversprechenden Ort
gefunden hatte und stieg aus.
Sie hatte nicht vor, einen Anwalt anzurufen, aber sie wollte mit Johann reden. Die-
se Missgeburt hatte sie in den Mist hineingeritten, und er konnte sie auch wieder her-
ausholen! Sie glaubte allerdings nicht eine Minute lang, dass sie um das Gefängnis
herum käme, jedenfalls nicht ohne Hilfe.
Sie wagte sich nicht in ihre Wohnung oder zum Auto zurück. Die erste Direktive war,
Johann anzurufen und ihm sowohl ihre Situation darzulegen, ohne ihn dabei zu beschul-
digen, als auch ein Treffen zu arrangieren. Die zweite lautete, in Bewegung zu bleiben,
bis Johann sie erreichte. Sie tätigte also den Anruf und wartete mit knurrendem Magen.
„Hallo?“ sagte Johanns Stimme am anderen Ende der Leitung.
„Hör zu, du Spinner: Ich brauche Hilfe. Mein Chef behauptet, er wüsste alles über
uns, und ich weiss, dass er die Polizei eingeschaltet hat. Die haben wahrscheinlich
schon einen Steckbrief mit meinem Bild darauf. Wenn du mir also nicht hilfst, werde
ich ihnen alles sagen, was ich weiss.“ – „He, he, langsam, Schatz. Wie tief ist die Sch-
eisse, in der du steckst?“ – „Ich könnte dich darin ertränken!“ - „Gut, ich bin so
schnell wie möglich da.“
Sie hatten sich im „Horse Brass Pub“ verabredet, und da war sie nun, während sie
sich an Scotch betrank, was niemals eine wirklich gute Idee ist, wenn man zwei Tage
nicht geschlafen hat, doch sie war des Davonlaufens müde.
Johann kam vier Stunden zu spät. Gwen war mit einem Trinkgeld im zweistelligen
Bereich einem zweiten Versuch entgangen, sie heimzuschicken. Der Ami ruhte in sich
wie immer: „Was kann ich für dich tun – Mist, wieviel hast du getrunken?“
Gwen schaute auf ihr Glas: „Alles.“ Johann grinste: „Na gut, wenigstens hast du
es interessant gemacht. Lass uns gehen, ja? Ich habe ein Zimmer im „Royal Garden“
gemietet. – Nur das Beste für meine Damen.“ Er half Gwen auf die Beine. „Wenn du in
Schwierigkeiten kommst, dann nicht durch Kleinigkeiten, was?“ Sie murmelte eine
Antwort, doch Müdigkeit und Alkohol beeinträchtigten ihre verbale Ausdrucks-
kraft. Als Johann sie in seinen Leihwagen setzte, war sie bereits eingeschlafen.
Sie erwachte im bequemsten Bett, in dem sie je geschlafen hatte. Nur halb bei Be-
wusstsein wurde ihr klar, dass Johann – wer sonst konnte es sein – etwas mit ihr
tat, das sich sehr gut anfühlte – besser als der beste Scotch und der beste Sex zusam-
men. Sie hätte ihn gefragt, wenn Sie nur hätte aufhören können, mit der Matratze
zu verschmelzen. Sie sank wieder in Schlaf, verfolgt von Träumen, die behaftet wa-
ren von der Paranoia der letzten beiden Tage.
Erst am späten Nachmittag erwachte sie wirklich. Sonnenstrahlen fielen durch die
offenen Vorhänge und hämmerten gegen ihre Augenlider wie ein übler Bassrhythmus.

CLANBUCH: RAVNOS
10

CBRavnosEinl.p65 10 06.05.2003, 12:00

 Sie zwang sich, trotz der hämmernden Kopfschmerzen die Augen zu öffnen. Sie konn-
te ihre Mandeln schmecken – und sie schmeckten übel. Sie drehte ihren schmerzenden
Kopf und sah auf dem Kissen neben sich eine Nachricht in akkurater Handschrift:
Geh nirgendwohin, ruf nicht den Zimmerservice. Ich habe dir Essen und Trinken für
den Tag dagelassen. Ich bin heute Abend wieder zurück, und wir können verschwinden.
Küsse,
Johann
„Wunderbar“, brummte sie, „gefangen in einem Hotel neben dem Kensington-Palast,
während die Polizei zweifellos die Strassen nach mir durchkämmt.“ Sie stieg aus dem
Bett, schloss die Vorhänge, löschte alle Lichter und schluckte so viel Wasser, wie
sie nur konnte, feste Nahrung war jenseits ihrer momentanen Verfassung. „Ich bin so eine
verdammte Idiotin.“ Durch ein biologisches Wunder döste sie noch vor dem Abend ein.
Johann weckte sie Stunden später zum ersten Mal pünktlich auf: „Es tut mir leid,
dass ich dich verlassen musste, du wirst aber noch früh genug verstehen warum.“ Er
half ihr in einen Stuhl. „Ich hatte gehofft, dich eine Weile dabehalten zu können,
zumindest so lange, bis ich dir alles erklären kann, aber die Zeit wird knapp, und die
einzige Möglichkeit, dich aus London hinauszubringen – egal, was auch immer du
tust, was auch passiert: keine Panik.“

EINLEITUNG: WAS DES TEUFELS IST

11

CBRavnosEinl.p65 11 06.05.2003, 12:00

 Gwen öffnete den Mund, um sich mit ihm zu streiten, doch sie fand keine Kraft dazu.
Sie wusste, dass Johann diese Lethargie hervorgerufen hatte, doch sie konnte nicht
die Kraft aufbringen, ihn damit zu konfrontieren oder sich auch nur zu bewegen. Sie
hatte nicht einmal genug Energie, dieses Erlebnis beängstigend zu finden.
Ein kleiner Teil ihres Bewusstseins blieb trotz der letzten Überreste ihres Katers
und dieses – was auch immer da ihre Seele erstickte – alarmiert. Eben dieser Teil sah
auch Johanns völlig normal ausgebildete Zähne zu beängstigend scharfen Fängen
wachsen, und dieser Teil ihres Geistes befand sich auch in wildem Aufruhr, als er die-
se messerscharfen Zähne in ihrem Hals versenkte. Sie wurde ohnmächtig, als er in
schnellen Schlucken ihr Blut trank. Die intensive Lust, die das Trinken bei den Op-
fern auslöst, spürte sie kaum, ehe sie das Bewusstsein verlor.
Berge in der Ferne, schwere Wolken, die die Sterne verfinsterten – Gwen stand auf
einer flachen Ebene. Ein rotes Licht blitzte suchend in der Ferne. Das Rot war weni-
ger eine Farbe als mehr ein Gefühl – flammender Zorn und Hass entsprangen einer
Quelle, die so immens war, dass sie sich selbst dem blossen Auge nicht verbergen
konnte, und vermischten sich.
Sie wusste, sie konnte nicht zulassen, dass dieses rote Licht sie fand, doch es gab
kein Versteck. Sie begann zu rennen.
Johann presste sein Handgelenk auf Gwens Mund, wobei eine dickflüssige, kalte
Substanz in ihr Gesicht tropfte, die ihre Kehle beim Trinken schlimmer zu verbrennen
schien, als jeder Scotch es jemals gekonnt hätte und kaum den Hunger stillen konn-
te, der ihr gesamtes Wesen durchdrang. „Trink, verdammt!“ Sie schluckte eine gros-
ses Blutgerinnsel, das ihr im Hals steckenblieb, während sie bewusstlos war und doch
trank, unfähig, überhaupt an etwas anderes zu denken.
Sie trank weiter, bis der Hunger auf eine kontrollierbares Niveau gesunken war
und sie wieder einen klaren Gedanken fassen konnte. Dann riss sie ihren Kopf von
seinem Handgelenk weg, starrte ihn einen Moment lang an und schlug ihn, so fest
sie konnte. „Du dreckiger Bastard!“ Sie kam ausser Atem und musste so bewusst mehr
Luft einatmen. „Was zur Hölle glaubst du, tust du da?“
Seine Nasenlöcher vibrierten, und er knurrte, bevor er sich wieder unter Kontrol-
le hatte. „Ich rette dich gerade vor einem Gefängnisurteil, genau wie du mich gebe-
ten hast.“ Er spie jedes Wort aus, als sei es ein Dolch, Blut troff aus seinem Mund-
winkel, wo einer von Gwens Ringen ihn getroffen hatte. Er wischte das Blut weg
und starrte es einen Augenblick an, ehe er es ableckte.
Gwen stand zitternd vor Wut da: „Was hast du mit mir gemacht?“ Sie spürte ihr
Herz nicht schlagen und kümmerte sich nicht darum, den Puls zu fühlen. „Ich wollte
nur irgendwo leben, wo ich nicht ausgeliefert werde und nicht in so ein abartiges...
was auch immer das ist geraten!“

CLANBUCH: RAVNOS
12

CBRavnosEinl.p65 12 06.05.2003, 12:00

 Johann fragte sich, ob er das richtige getan hatte, fuhr jedoch trotzdem fort: „Hör
zu, ich kann deinen Ekel verstehen. Ich meine, jemand hat dasselbe einst mit mir getan.
Egal, wir müssen dir ein Gefäss besorgen – etwas Nahrung, bevor du die Kontrolle
verlierst und jedem an den Hals springst. Ruf den Zimmerservice.“
„Um was zu bestellen, Tartar?“
„Es ist egal, wenn du den Zimmerkellner willst, aber du kannst ihn nicht töten. Ich
mag dieses Hotel, und ich möchte wieder hierher kommen.“
Sie lachte ihn aus: „Vielleicht werde ich ihn töten... “ Sie hielt inne, überrascht dar-
über, dass solche Worte aus ihrem Mund kamen. „Nein, warte, das ist nicht richtig.“
„Schön, ich rufe den Zimmerservice.“ Johann machte sich zum Telefon auf, doch
Gwen kam ihm zuvor.
Sie grinste dämlich: „Ich übernehme das, genau wie du es mir gesagt hast.“ Sie nahm
den Hörer ab und wählte. „Was ist das Teuerste auf Ihrer Karte? Was ist da drin?
Sehr gut, einmal bitte – und schicken Sie bitte etwas von Ihrem besten Wein.“ Sie
zwinkerte Johann zu, als sie auflegte: „Ich bin sicher, du kannst es dir leisten.“
Das Warten war nervig für Gwen und frustrierend für Johann. Als der Zimmerkell-
ner endlich das Essen brachte, verlor Gwen die Beherrschung und schnappte nach
dem Hals des armen Mannes. Verloren im Stillen des Hungers, der sich durch ihren
Körper wand, hätte sie ihn umgebracht, hätte Johann sie nicht weggezerrt. „Leck
die Wunde“, zischte er. Sie gehorchte, zu aufgewühlt, um mit ihm zu streiten.
Sobald der verwirrte Zimmerkellner mit einem immensen Trinkgeld und Johanns Ent-
schuldigungen für seine „unpässliche Frau“ gegangen war, wandte sich der Ameri-
kaner Gwen zu: „Wir müssen jetzt gehen – wir können nicht zulassen, dass Königin
Anne uns hier erwischt, besonders nicht nach diesem kleinen Zwischenspiel. Ich habe
schon einen Transport für heute Nacht arrangiert. Bewegung.“
Gwen, durch zu viele unnatürliche Überraschungen für einen Abend taumelnd und
immer noch mit dem Geschmack von Menschenblut auf der Zunge, konnte den Willen
zum Streiten nicht aufbringen. Sie folgte Johann in die Nacht und die neue Existenz,
die sie erwartete.

EINLEITUNG: WAS DES TEUFELS IST

13

CBRavnosEinl.p65 13 06.05.2003, 12:00

CBRavnos01.p65 14 13.05.2003, 12:11
 KAPITEL EINS:
VERLOGENER
KONSENS
GESCHICHTE, die – Meist falscher Bericht über
meist unwichtige Ereignisse, die von meist kriminellen
Herrschern und meist närrischen Soldaten bewirkt wor-
den sein sollen.
- Ambrose Bierce, „Des Teufels Wörterbuch“

Gut, hier ist, was Sie wollten, und es ist alles, was ich
ausgraben konnte. Vielen Dank dafür, daß Sie uns ins tief-
ste Indien zu all diesen chinesischen und indischen Psy-
cho-Kainskindern geschickt haben, die auf unsere Vitæ
aus waren.
Wir fanden die Zufluchten, von denen Sie uns erzählt
hatten und haben die Aufzeichnungen und Artefakte aus-
gegraben. John und ich übersetzten und übertrugen sie in
einem stinkenden Hotelzimmer in Kalkutta, während ir-
gendein heruntergekommener Klüngel, das sich selbst die
Knochenblumen nennt, etwa 300 km weiter im Süden
nach uns suchte.
Ich kann nicht versprechen, daß irgend etwas davon
Sinn ergibt oder Ihre Fragen beantwortet, aber ich wette,
es würde einen guten Sommerfilmhit abgeben. Wissen Sie
– einen von diesen richtig schmalzigen. Ah-nuld spielt
Zapathasura, den Bastard, der härter als die Hölle ist und
einfach nicht tot bleiben will. Drew Diaz oder welche Hol-
lywood-Schlampe jetzt gerade wieder in ist könnte die
Geliebte spielen, die ihm in den Rücken fällt, diese
Gangrel-Vorfahrin.
Wir haben Stücke des Karavalanisha Vrana gefunden,
wenn auch keine komplette Ausgabe. Hinweise führten
uns zu einem Berg in Pakistan, doch als wir dort ankamen,
sah es wie in der Hölle aus. Etwas hatte die gesamte Land-
schaft umschlossen und zu Glas verschmolzen. John sah
einen Riß direkt durch einen Berg verlaufen. Wir fanden
dort nichts Nützliches und wollten uns auch nicht weiter
dort herumtreiben. Ich könnte schwören, daß uns dort die
ganze Zeit etwas Widerliches beobachtet hat.

KAPITEL EINS: VERLOGENER KONSENS

15

CBRavnos01.p65 15 13.05.2003, 12:11

 LEXIKON
Das Clanbuch Ravnos enthält mehrere Begriffe, die
nicht in anderen Büchern der Vampire-Reihe zu fin-
den sind. Viele sind von Wörtern aus dem Hindi ab-
geleitet, aber ihre Verwendung unter den Ravnos kann
sich von der unter Sterblichen unterscheiden, andere
dieser Wörter entstammen der von den Roma gespro-
chenen Zigeunersprache.
Alexandriten: Ein Geschlecht der Ravnos, das früher
in Ägypten ansässig war, aber heute verstreut ist.
asuratizayya: „Zahllose Dämonen“, der Name, den die
Ravnos den siddhi nach deren Fall gaben.
Bashiriten: Ein Geschlecht der Ravnos, deren Mit-
glieder apokalyptische Christen waren. Die meisten
von ihnen traten dem Sabbat bei.
Brahmane: Eine der ursprünglichen jati der Ravnos.
Der Brahmane besaß das „zweite Gesicht“ und konnte
die Welt anders wahrnehmen. Die Brahmanen waren
bekannt für ihre Gabe der Prophezeiung.
Chandalas: Eine jati, die nicht nur aus Ravnos be-
steht. Sie setzt sich zusammen aus Ausgestoßenen und
Caitiff und gilt als unrein.
jati: Ein Wort aus dem Hindu, das „Kaste“ bedeutet. Un-
ter den Ravnos bedeutet es Geschlecht, wobei für die in-
dischen Ravnos Geschlecht und Kaste dasselbe sind.
Karavalanisha Vrana: „Wunden des Schwertes der
Nacht“. Episches Gedicht über die Clansgeschichte
der Ravnos in Indien. Vieles darin ist metaphorisch
oder allegorisch gemeint und mag nur im übertragenen
Sinne mit tatsächlichen Ereignissen zu tun haben. Es
heißt, Zapathasura sei der Autor, doch es ist wahr-
scheinlicher, daß im Laufe der Zeit mehrere Ravnos
daran schrieben.
Kshatriyas: Die jati der Kriegskunst und Führung. Sie
führte einen jahrtausendelangen Krieg gegen die asu-
ratizayya.
kumpaniya: Eine reisende Familie oder ein Zusam-
menschluß von Roma, manchmal auch Zigeuner ge-
nannt. Auch Ravnos können darin vertreten sein.
mayaparisatya: Abgeleitet von maya, „Illusion“, und
parisatya, „Wahrheit“. Gemeint ist damit das „Parado-
xe“ innerhalb des Pfades des Paradox. Das Wort steht
gelegentlich auch für den Pfad selbst oder die Disziplin
Schimären.
Phaedymiten: Ein visionärer Zweig der Ravnos; die-
ses Geschlecht verschwand unmittelbar nach Grün-
dung der Camarilla.
Phuri Dae: Brahmanen-Ravnos, die mit den Roma
nach Westen zogen. Das Wort kommt aus dem Roma-
ni und bedeutet „alte Frau“.
shimulo: Ein Kainskind, ein Untoter.
siddhi: Übernatürliche Wesen, die damit beauftragt
waren, die Menschheit vor dämonischen Mächten zu
beschützen. Sie versagten, wurden selbst zu Dämonen
und wurden für ihre Verfehlungen verflucht.
Sudras: Die allgemeine Bedeutung ist „Ghule“, aller-
dings hat dieser Titel noch weitere, frühere Konnota-
tionen.
CLANBUCH: RAVNOS
16
CBRavnos01.p65 16
svadharma: Der höhere Zweck eines Individuums, der
Sinn seines Daseins.
Vaisyas: Eine Ravnos-jati, die in erster Linie mit der
Interaktion mit Sterblichen und der Verschleierung
jeglicher Hinweise auf die Existenz der Kainskinder
betraut ist.
Zapathasura: Der Urahn der Ravnos, wobei es sich
eher um einen Titel denn einen Namen handelt; die-
ses Wort bedeutet so etwas wie „verfluchtes Monster“.
Selbst wenn nur die Hälfte von diesem Zeug wahr ist,
will ich von dieser Welt sofort verschwinden.
Eine Anmerkung zu den Daten: Wenn all das noch vor
der Bronzezeit geschah – ich habe nicht viel Ahnung von
exakter Zeitrechnung –, dann existieren die Zeit Enochs
und der Karavalanisha Vrana nicht mal im Kalender. Mei-
ne beste Schätzung läge dann zwischen 10.000 und 6.000
v. Chr., doch ich habe keinen rationalen Anhaltspunkt,
diesen Zeitraum weiter einzuschränken. Wenn Sie genaue-
re Angaben wünschen, können Sie kommen und sie erhal-
ten. Ich bin jedoch gerade damit beschäftigt, meinen beim
Angriff eines fliegenden Kopfes, dessen Eingeweide her-
aushingen, abgebissenen Arm an den Stumpf zu halten
und hoffe, daß er wieder festheilen wird.
DIE KARAVALANISHA VRANA: EINE
RANDBEMERKUNG
So, Sie lesen gerade diesen Geschichtsabriß und fragen
sich: „Was zum Teufel soll dieser ganze Karavalanisha Vra-
na-Mist?“
Das Karavalanisha Vrana, was übersetzt Die Wunden des
Schwertes der Nacht bedeutet, ist ein episches Gedicht über
den Ursprung und die frühen Jahre des Clans Ravnos.
Stellenweise sind es pure Fabeln und Geschichten, beson-
ders, wenn der Autor die Existenz der Ravnos und ihren
heiligen Zweck zu rechtfertigen versucht. Gleichzeitig
dient es aber auch als Basis des Pfades des Paradox. Das
ist ein Kodex der Ravnos-Ethik, der den Kuß eher als Ver-
pflichtung betrachtet denn als Entschuldigung, um Juris-
diktion über Leben und Tod zu beanspruchen, nur weil die
Kainskinder Blut trinken.
Alle Fakten sprechen dafür, daß die Ravnos glaubten,
der/die/das Zapathasura selbst habe den Originaltext ver-
faßt, aber andererseits sind Kainiten aller Couleur ziemlich
gut in diesen großen Lügen. Ich selbst vermute, der wahre
Schuldige ist ein bereits vergessener Ahn, der mehr Zeit
und dichterisches Talent besaß als gesunden Menschen-
verstand. Das Karavalanisha Vrana könnte jedoch auch auf
älteren Überlieferungen über unsere Ursprünge basieren
oder einfach nur eine Geschichte sein, die ein uralter Tau-
genichts geschrieben hat, um seine Kinder in der Zucht zu
halten.
Gerade jetzt ist es schwierig, etwas dazu zu sagen. Der
existierende Text ist der beste Ansatzpunkt, den wir ha-
ben. Wider besseren Wissens glaube ich an ihn. Ich habe
einfach das Gefühl, daß er wahr ist.
13.05.2003, 12:11
 INDISCHE ÜBERLIEFERUNGEN
Diese Überlieferungen stammen aus einem halben Dut-
zend unterschiedlicher Zufluchten, wohl aus solchen, die
Ahnen gehörten, die während der Nacht der Alpträume
vernichtet wurden. Geschichten in ganz Amerika und Eu-
ropa beschreiben Ravnos, die in Raserei verfielen und der
Diablerie und der endgültigen Vernichtung erlagen. Die
Ahnen der Ravnos jedoch zeigten keine Anzeichen von
Gewalttätigkeit oder Widerstand. Es hatte den Anschein,
als seien ihre verdorrten Überreste stets dort gefallen, wo
die Opfer zuvor standen, saßen oder lagen. Etwas schien
all ihr Blut aus ihren Körpern gesaugt zu haben.
Wir verbrannten jede Leiche, die wir fanden oder ver-
streuten die Asche, wenn zu wenig von ihren Körpern üb-
rig geblieben war.

MARCIA FELICIA LICINIA

Vor Jahrhunderten stellte Marcia Felicia Licinia, Kind
der Phaedyme, Kind der Marizhavashti Kali, Kind des
Zapathasura (wie sie sich nannte) einen Fundus von Infor-
mationen über die Geschichte und die Herkunft der Rav-
nos zusammen. Ihre eigenen Tagebücher lassen ihre Sorge
bezüglich der Ankunft von Ravnos mit den nomadischen
Roma und deren Verachtung – sogar deren Feindseligkeit
– für die in Europa bereits ansässigen Ravnos erkennen.
Ein Großteil des folgenden Berichts geht auf Marcias
Schriften zurück.
Lawrence erhielt Marcias Berichte in einem anonymen
Paket, das ich als das „Carepaket“ bezeichne. Ich kann
nicht für Marcias Exaktheit bürgen – manche ihrer Erzäh-
lungen sind geradezu unglaublich –, aber ich habe sie der
Vollständigkeit halber mit aufgenommen. Ihre Geschichte
füllt Lücken aus, die das indische Material nicht schließen
konnte, vor allem in bezug auf die Taten der Ravnos, seit
sie Indien verlassen haben. Genausowenig kann ich be-
haupten, dabei gewesen zu sein, als vieles von alldem ge-
schehen ist, und so kann mein moderner Geist sich viel-
leicht gar nicht in das hineinversetzen, was sie beschreibt.
Möglicherweise können die, die älter sind als ich, die
Wahrhaftigkeit verschiedener Vorfälle bezeugen... oh, ich
glaube, das können sie nicht... sie sind alle tot. Wir wer-
den es nie erfahren, aber hier haben Sie es trotzdem.

DÄMONEN UND TOTE

Nach den „Wunden des Schwertes der Nacht“ tauchten die
Ravnos das erste Mal in Indien auf, als eine Gruppe engel-
hafter Wächter ihre Pflicht verletzte und ihre Kräfte dazu
mißbrauchte, Krieg und Tyrannei auf dem Antlitz der Erde
zu verbreiten. Diese Wesen, siddhi genannt, wurden vor
das Antlitz der Götter gerufen, um Gerechtigkeit zu erfah-
ren. Die siddhi wurden beschuldigt, gemordet und ihre
Kräfte mißbraucht zu haben, um den Menschen das Leben
zu nehmen, die zu schützen sie verpflichtet waren. Auch
erfuhren sie ihre gerechte Strafe dafür, ihren Zweck ver-
fehlt zu haben – nämlich die wahren Dämonen zu be-
kämpfen, die in die sterbliche Welt eindrangen.
Die Götter straften die siddhi, indem sie den Schuldigen
ihren göttlichen Odem nahmen und sie verdammten, eins
mit der Finsternis zu werden. Daraufhin nannten die Göt-

KAPITEL EINS: VERLOGENER KONSENS

17

CBRavnos01.p65 17 13.05.2003, 12:11

 ter sie asuratizayya oder „zahllose Dämonen“. Da die Göt-
ter den verfluchten Horden aber nicht all ihre Macht neh-
men konnten, ohne in der Welt größeren Schaden anzu-
richten, beschlossen sie, ein Gleichgewicht zu schaffen. Sie
beschworen die Seele eines Mannes, dem durch die Mis-
setaten der siddhi schlimmeres Unrecht geschehen war als
jedem anderen Sterblichen und versprachen ihm, er solle
werden wie seine Peiniger, auf daß er sie in alle Winkel der
Erde hetzen und vernichten könne. Im Gegensatz zu den
asuratizayya sollte er fähig sein, andere von seiner Art zu
erschaffen und den Feind so zu überwältigen. Leider sahen
die wahren Dämonen, wie der Krieger der Götter als einer
der Untoten zu seiner irdischen Existenz zurückgebracht
wurde und gaben dieses Geheimnis an die asuratizayya
weiter. Die gefallenen Engel konnten das Mysterium der
Weitergabe des Kusses zwar nicht erlernen, doch mit die-
sem Wissen brauchten sie es auch nicht mehr.
Einige der Götter fürchteten, ihr untoter Krieger könne
sich gegen sie wenden, wie es bereits die siddhi getan hat-
ten, und sie verfluchten ihn. Die Götter des Feuers und
der Sonne verachteten ihn besonders, da diese Kreatur ihr
Leben nicht von der Wärme nahm, sondern vom Tod. Der
König aller Götter erklärte, der Krieger solle keinen wah-
ren Namen haben, er sei einfach nur Zapathasura oder ein
Verdammter, genau wie die Dämonen, die er bekämpfte.
Ich sollte klarstellen, daß Zapathasura und die asuratizayya
trotz der Bedeutung des Wortes asura niemals als wahre
Dämonen betrachtet wurden. Wahre Dämonen lebten
entfernt von der Welt und suchten sie zu besitzen oder zu
verschlingen. Die asuratizayya waren Bestien, die sich ent-
schlossen hatten, den wirklichen Dämonen nachzueifern,
und so ist die Erschaffung Zapathasuras am besten damit
zusammenzufassen, daß es einen Dieb braucht, um einen
anderen Dieb zu fangen.
Positiv ist zu vermerken, daß die Götter ihrem „Wunder-
kind“ die Gabe schenkten, Tiere zu beherrschen, ungeheu-
ren körperlichen Qualen zu widerstehen und die maya zu
manipulieren. Leider wurde seine untote Natur ihm ein
Stück weit zum Verderben. Zapathasura beneidete die Le-
benden und nahm mehr von ihnen, als er zum Überleben
brauchte. Auch gab er dieses Verlangen an seine Kinder
weiter und so letztlich auch an den Clan Ravnos.
An dieser Stelle möchte ich noch etwas betonen: Die
asuratizayya waren blutsaugende Dämonen, die von den
Toten auferstanden waren, um sich von den Lebenden zu
ernähren.
Klingt das nicht vertraut? Das sollte es verdammt noch
mal auch! Die sogenannten asuratizayya sind nur ein Clan
von Kainiten. Mein erster Gedanke war, es könnten die
Gangrel sein, doch diese werden später in einem anderen
Kontext erwähnt. Ich denke, der Möchtegern-Historiker,
der dieses Gedicht geschrieben hat, war verwirrt. Ich glau-
be weiterhin, daß die Ravnos eine Art Sabbat schufen,
tausende von Jahren bevor die Lasombra und die Tzimisce
sich einen ausgedacht haben.
DIE ERSTE BRUT
Zapathasura gab den Kuß im ersten Jahrhundert seiner
Existenz fünfmal weiter. Er mag später weitere Kinder er-
schaffen haben, aber wir fanden nichts, was darauf hin-
CLANBUCH: RAVNOS
18
CBRavnos01.p65 18
weist. Alle Geschlechter, die wir fanden, führen ihre Ur-
sprünge auf diese fünf Kindern zurück.
Die erste wird die Schwarze Mutter genannt. Die alte
Dame des Clans Ravnos wird gelegentlich mit Kali Ma ver-
wechselt, der hinduistischen Göttin des Todes, der Zerstö-
rung und des Endes der Welt. Die Schwarze Mutter war
bekannt für ihr Wahrnehmungsvermögen und ihr Ver-
ständnis aller Schichten der Wirklichkeit und eine ange-
sehene Prophetin. Die Brahmanen und später die Phuri
Dae behaupten, durch sie von Zapathasura abzustammen.
Die Überlieferungen besagen, sie habe die asuratizayya
hunderte von Kilometern weit spüren können, die tiefsten
Gedanken aller um sie herum gekannt und eine Liste aller
Heiligen und Sünder unter Ihresgleichen geführt. Nach-
dem die Schwarze Mutter Zapathasura und seinen Krieg
hinter sich gelassen hatte, veranlaßte ihr Erzeuger die
Streichung ihres Namens aus den Überlieferungen. (Of-
fenbar haben sie ein paar vergessen.)
Das zweite Kind war der Rakshasa, von dem es heißt, er
habe unvergleichliches Geschick in der Täuschung beses-
sen. Den Geschichten zufolge konnte er ohne jegliche Ge-
fahr der Entdeckung unter den mächtigsten asuratizayya
wandeln. Er konnte an der Zitze eines Tigers nuckeln und
einem durstigen Fisch Wasser verkaufen. Während dieser
langen Jahre als Zapathasuras rechte Hand fungierte er als
Späher für die Ravnos und lernte viel über den Feind. Mit
der Zeit war er mit dem Krieg seines Erzeugers immer we-
niger einverstanden und machte den Fehler, ihm das zu
sagen. Daraufhin kämpften die beiden erbittert miteinan-
der, und der Rakshasa entkam nur knapp. Den Karavala-
nisha Vrana zufolge wurde er zu Zapathasuras zweitgröß-
tem Feind. Ausgehend von den Apokryphen könnte dieser
Feind der sogenannte „Verräter“ Ennoia sein. Nach ande-
ren Überlieferungen könnte der Rakshasa Zuflucht in
Afrika oder dem, was heute als das „Reich der Mitte“ be-
zeichnet wird, gesucht haben, wo die Cathayer umherstreifen.
EIN WORT VON DR. MAYHEW
be ein unzureichendes
izi er en, G we nd ol yn ha
Ich will nicht impl
rlieg en de M at eria l, ab er nach meiner Revision
Verständnis für das vo hi n, da ß de r Kuß an den Rakshasa
da ra uf
der Texte weist nichts rech en de T ex tst elle besagt zwar: „Der
ie en tsp
weitergegeben wurde. D suras Vitæ ( ... )“, aber das könnte
apatha
Rakshasa trank von Z ein G hu l wa r. Natürlich wirft das die
, da ß er
ebenso einfach bedeuten des Alten überleben konn
-
ak sh as a oh ne da s B lu t
Frage auf, wie der R hu l ge we se n wäre, würde ihn das zum
as a ein G
te. Wenn der Raksh T he se stü tze n, daß Zapathasura al
le
n un d di e
ersten Sudra mache as
D as wü rd e au ch di e Fähigkeit des Rakshas
Ravnos-jati erschuf. de nn al s Kainit ausgeben zu könn
en.
as A nd er es
erklären, sich als etw
13.05.2003, 12:12
 Zapathasuras drittes Kind war loyaler als die ersten bei-
den. Es war als Chandraputra der General bekannt und
führte die Ravnos angeblich in die Schlacht gegen die asu-
ratizayya. Chandraputra arbeitete mit der Schwarzen Mut-
ter zusammen und tauschte Spionageergebnisse mit ihr
aus, aus denen der er seine Strategien entwickeln konnte.
Er soll über den sterblichen Stadtstaat Harappa geherrscht
haben, bis dieser in den Krieg gegen die Hochburg der asu-
ratizayya, Mohenjo-Daro, eintrat. Die Kshatriyas-jati führt
ihren Ursprung auf Chandraputra zurück.
Das vierte Kind, Ravana, soll vorgeblich mit den wah-
ren Dämonen paktiert haben, um mehr Macht zu erlan-
gen, als es von seinem Erzeuger je hätte bekommen kön-
nen. Dem Text mangelt es allerdings deutlich an Details,
auch wenn er besagt, Ravana sei, nachdem er auf den
Handel eingegangen war, vom Erdboden verschwunden.
Die Geschichten sagen, später habe er seine unverdienten
infernalischen Kräfte dazu benutzt, die Moral der asurati-
zayya zu untergraben und sie in seine Dienste zu locken,
wie sie es einst bei ihm getan hatten.
Das fünfte Kind, Ramessu, ist der Urahn der Vaisyas-jati.
Er achtete bei den Sterblichen auf Hinweise auf Aktivitä-
ten der asuratizayya unter ihnen und gab den Kuß nur an
die Händlerkaste weiter. Nach einiger Zeit wurde auch er
des Kämpfens müde und brach gen Westen auf, wo er ein
neues Geschlecht gründete, dem Zapathasura und sein
Krieg gegen die östlichen Kainskinder unbekannt war.
Dort umgab sich Ramessu mit den Höhen und Tiefen des
Adels und erhob sich über den Stand, der ihm in seinem
Heimatland gegeben war.
DIE KETZEREI DER GANGREL
Ein Text, der nicht zum Karavalanisha Vrana gehört und
ohne Titel ist, beschreibt die Erschaffung eines zweiten
untoten Monsters durch die Götter. Es ist als die gefähr-
lichste aller Kriegerinnen bekannt und höchstwahrschein-
KAPITEL EINS: VERLOGENER KONSENS
19
CBRavnos01.p65 19
lich eine Meisterin in der Kunst des Gestaltwandels, um
die asuratizayya besser bekämpfen zu können. Als die Göt-
ter ihr den Preis für ihre Existenz nannten, verfluchte sie
sie dafür, sie zu einem leblosen Untier gemacht zu haben
und wandte sich von den Pflichten ab, die die Götter ihr
auferlegt hatten.
Erzürnt darüber verfluchten die Götter ihre zweite Krea-
tur dazu, „unter Tieren zu leben und nirgends in der Welt
eine sichere Zuflucht zu finden“. Zusätzlich gaben sie ihr
die Züge eines Tiers, auf daß kein Mensch sich von ihrem
Äußeren hinters Licht führen ließe. Der Text nennt sie
Ennoia und ihre Brut die Gangrel.
Andere, spätere Geschichten verweisen darauf, daß die
Gangrel – durch den Verlust ihrer Bestimmung erzürnt –
die Ravnos verabscheuen, die sich – wie der Text behaup-
tet – nie vor dem, was von ihnen erwartet wurde, drück-
ten. An verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zei-
ten tobten zwischen Gangrel und Ravnos erbitterte
Streitigkeiten über alles mögliche, von Reviergrenzen bis
hin zu favorisierten Gefäßen.
Die „Ketzerei“ der Gangrel zeigt, daß den Gangrel ihr
wahres Schicksal einfach nur gezeigt werden muß, damit
sie ihren unvernünftigen Haß abwerfen. Geschichten von
solcher Wiedergutmachung sind zwar wesentlich seltener
als Berichte über Konflikte, aber der Text scheint den Le-
ser zu ermutigen, sich mit den Gangrel zu beraten und ih-
nen ihr svadharma, ihren wahren Sinn als Kainiten, näher
zu bringen.
Ich würde ja einiges darum geben, zu hören, was die
Gangrel über uns sagen.
13.05.2003, 12:12
 Was ist E noch?
Das ist eine gu
te Frage. Außer
gefunden haben,
gibt es wenig A den Dokumenten, die wir
das wir besitzen, nhalt
weist, wie Gwen spunkte. Das Material,
hin, daß Enoch dolyn bereits and
die erste Stadt eutete
Sterblichen wan war, in der Ka , darauf
delte initen
schichte, die ich n. Andere Fragmente der kainit unter
sah, besagen, da is
Enoch hatten. ß alle Clans ihre chen Ge-
Wurzeln in
Ich finde es inte
re
haben, um zu un ssant, daß die Ravnos so viel
terstr gesch
dem anderer Ka eichen, daß sich ihr Dasein d rieben
initen unterscheid eu
gen bieten auch et. Doch diese R tlich von
eine echtfer
schung weiterzuve offensichtlich solide Grundlage, tigun-
rfolgen die For-
Ich folgere weite .
rh
Stadt erschaffen in, daß der Urahn der Ravn
wu os in
dem, was ich ges rde, falls Enoch existiert hat – dieser
ehen un
bezweifeln soll. J habe, bin ich nicht sicher, ob ic d nach
ede h da
den Jahrtausend andere Erklärung wäre nur ei s noch
en des Krieges n Versuch,
diente Legitima unter den Untote
tion zu geben. n eine unver-

Kind als Spion auf seine Geschwister und Kinder ansetzen

ENOCH
Diese Geschichte befand
sich auch im anonym verschick-
ten „Carepaket“. Ich verstehe
nicht einmal die Hälfte davon,
aber ich übertrage sie der Vollstän-
digkeit halber.
Dies ist die erste Stadt, genannt Enoch, in der Kain sei-
nen Kindern Enosch, Zillah und Irad den Kuß gab, die wie-
derum den Kuß an die dritte Generation weitergaben. Es
heißt, die Götter hätten zu dieser Zeit auch Zapathasura
zum ersten Ravnos gemacht, denn eines der Kinder Kains
schenkte den Kuß einem Mann namens Dracian, der der
erste Ravnos war. Der Geschichte nach war Dracian wäh-
rend des Tages in Irads Zuflucht eingebrochen und hatte
versucht, etwas, das für Irad von großem Wert war, zu steh-
len. Irad, durch das gewaltsame Eindringen geweckt,
schenkte Dracian den Kuß in der Hoffnung, sein neues
zu können. Irad verdächtigte die anderen Neugeborenen
der dritten Generation (und dies ist etwas, das man nicht
jede Nacht hört), gegen die drei Kinder Kains der zweiten
Generation und ihren Erzeuger Ränke zu schmieden.
Dracian für seinen Teil fühlte sich zu dieser Aufgabe be-
rufen. Im Grunde seines Herzens war er ein selbstsüchti-
ger Mann und zu einem der Kainiten zu werden, verstärk-
te diese Eigenschaft nur noch. Doch Dracian schloß sich
sehr bald der Kabale der dritten Generation an, die nach
dem Herzblut der zweiten Generation trachteten, und er
war es auch, der den Angriff auf Irad anführte. Die Quel-
len berichten nicht darüber, ob Irad (oder Enosch und Zil-
lah) wirklich vernichtet wurden, doch die Sintflut – ja, die
biblische Flut, für die Noah einst seine Arche baute – folg-
te dem Verrat der dritten Generation auf dem Fuße.
Alle Vorsintflutlichen wurden für ihre Mittäterschaft im
Angriff auf ihre Erzeuger verflucht. Dracian wurde zur
Strafe für seine Selbstsucht und Kurzsichtigkeit verflucht,
keine Zufriedenheit zu kennen. Auf der Suche nach die-
sem unerreichbaren Gut folgte er einem Kainskind der
dritten Generation, das nach Westen verstoßen wurde, um
nach dem zu suchen, was andere wahrscheinlich bereits
gefunden hatten.
Dieses Dokument beschreibt auch eine Fehde mit einem
anderen Vorsintflutlichen: Ennoia. Dieser Version zufolge
warf sie Dracian vor, sie zu einem Übergriff oder zum An-
griff auf ihren Erzeuger verführt zu haben – wobei der Text
hier allerdings unklar wird. Die Sprache des Textes unter-

CLANBUCH: RAVNOS
20

CBRavnos01.p65 20 13.05.2003, 12:12

 scheidet sich stark genug, um davon auszugehen, daß er
erst später dazukam, vielleicht als Revisionsversuch der
Geschichte.
MOHENJO-DARO UND HARAPPA
Zwei 650 Kilometer voneinander entfernte, jeweils 4000
Jahre alte Städte im Indus-Tal korrespondieren mit zwei
Städten, die an mehreren Stellen in den alten Aufzeich-
nungen genannt werden – zumindest denke ich, daß es sich
dabei um diese Städte handelt. Diese und die Kultur, die
sie erbauten, werden mehrfach im Karavalanisha Vrana ge-
nannt.
Den Schriften zufolge herrschten Ravnos-Prinzen über
mehrere Städte im Indus-Tal und dessen Umgebung und
verteidigten sie gegen eindringende asuratizayya. Ich glau-
be allerdings, dies bedeutet eigentlich, daß sie in Wirklich-
keit ihre Herden vor den Wildereien der asuratizayya be-
schützten, ihre Taten jedoch als heilige Mission dargestellt
werden. Auch kann ich nicht sagen, ob „Prinz“ in diesem
Kontext in der Bedeutung eines heutigen, kainitischen
Prinzen aufzufassen ist oder lediglich den Herrscher der
Stadt bezeichnet.
Die Zivilisation, die dort beschrieben wird, ist hochent-
wickelt: ihr Volk hat eine Schrift, Wasserleitungen, eine
komplexe Theologie und einen Hang dazu, mitten in ei-
nen Krieg zwischen Kainskindern zu geraten. Ich sollte
hinzufügen, daß die Kriegsführung durch die Maskerade
nicht behindert wurde. Berichte über Schlachten zwischen
den Ravnos und den asuratizayya beinhalten Details über
die unglaublichen Disziplinen, die beide Seiten gegenein-
ander einsetzten. Sie verschuldeten Sturzbäche von Blut,
schmolzen das Fleisch hunderter oder tausender Soldaten
und zerschlugen ihre Knochen, ließen die Sonne den Him-
mel fliehen und brachten zahllose wilde Geschichten auf.
Falls diese wahr sind, bin ich froh, daß diese Monster zu
Staub zerfallen sind. Lassen Sie mich das umformulieren:
Ich hoffe, daß diese Monster zu Staub zerfallen sind.
Der Konflikt dauerte mehrere Jahrhunderte an (2000
Jahre laut einer Quelle, nur 500 laut einer anderen). Alles
endete in einem fast apokalyptischen Aufeinanderprallen
der beiden Städte. Chandraputra führte seine Armee aus
Ravnos, Ghulen und Sterblichen gegen den asuratizayya,
der über Harappa herrschte. Während dieser Schlacht rie-
fen die beiden Generäle übernatürliche Hilfe an, riefen so
„das Licht der vier Sonnen“ aufeinander herab und färb-
ten das Tal rot mit dem Blut tausender Sterblicher und
Kainiten. Der letzte Kampf dauerte den Berichten zufolge
ein Jahr und eine Nacht und endete damit, daß Chandra-
putra den Kopf seines jahrtausendelangen Widersachers
nahm und dessen Seele in die schrecklichste aller Höllen
verbannte.
Kein Sterblicher aus diesen beiden Städten überlebte
diesen Krieg. Die Städte wurden zu Nekropolen, die von
den Geistern derer heimgesucht wurden, die bei ihrer Ver-
teidigung ihr Leben ließen. Kein Ravnos oder asuratizayya
kehrte nach Kriegsende jemals wieder in diese Städte zu-
rück. Hm.
DIASPORA
Die Aufzeichnungen beschreiben die überlebenden Rav-
nos dieser Konfrontation als schockiert über das Ausmaß

„Regiert?“
des Blutvergießens und der Zerstörung, die ihr Krieg über
jene brachte, die zu schützen sie geschworen hatten. Rea-
f ein
en td ec kt en ar ch äo logi schen Funde wiesen au listischer ist aber, daß sie sich Sorgen um ihre eigenen Är-
Keine bisher in so kurzer Zeit hin wie jen
es, sche machten und die Stupidität dieses Konfliktes mit
se s M as sa ke r
ähnliches immen nso hübschen Entschuldigungen zu verschleiern suchten. Das
id en S tä dt e zu F al l gebracht wurden. Ebe Resultat war der erste Riß in Zapathasuras und Chandra-
durch das die be pt un ge n Glauben zu schenken
, die putras konstantem Bestreben, Krieg gegen ihre Rivalen zu
ic h es , B eh au eise
schwierig finde n S tä dt e in solcher Art und W
führen. Viele Ravnos fragten danach, wessen Krieg sie
sa le m s hä tte
besagen, Methu
führten, und viel zu oft hieß die Antwort darauf: „Nicht
unseren“.
ischen
regiert.
vo n de r H an d zu we isen, daß ein Krieg zw Zapathasuras fünftes Kind, Ramessu, verschwand eines
Es ist nicht A us maßen stattgefunden
haben Nachts aus seiner Zuflucht – anscheinend verweigerte die
le m s in so lc he n Schwarze Mutter jede Unterstützung bei der Suche nach
zwei Methusa M yt hologie enthält mehrere
Be-
e hi nd ui sti sc he und
ihm. Nur ein paar Jahrhunderte später wandte sich der
könnte, und di zw isc he n verschiedenen Göttern Rakshasa gegen Zapathasura und ging nach einem erbit-
n S ch la ch te n
schreibungen vo ge n gl aubwürdiger machen. I n
ch bin terten, blutigem Kampf fort. Die Schwarze Mutter berich-
e di es e A us sa tete Zapathasura, Ravana habe sich den unheiligen Mäch-
Dämonen, di gl au be n soll, daß ein Kaini
t offe ten zugewandt, um verbotene Pakte zu schließen, doch
t sic he r, ob ich
allerdings nich t.
evölkerung geherrscht ha
auch er verschwand.
e men sc hl ic he B r und
di lems Kinder, Diene
er Der letzte Fall der Abtrünnigkeit folgte der Ankunft
üb et hu sa
ri ef en di e M Alexanders des Großen in Nordindien. (Ich weiß – das er-
Vielleicht . Die außenstehenden
Sterbli- zwingt ein zynisches Seufzen der Erleichterung, da das Er-
ch la ch t zu sa m m en
Ghule zur S
K rie ge s au ch als V ieh fungiert haben scheinen Alexanders des Großen in der Geschichte „ech-
s
chen mögen während de Eskalation roher Gewalt. Vielleicht te“ Geschichte konstituiert. Leider muß ich Sie jedoch
dieser
oder flohen einfach vor
davor warnen, es sich nicht zu leicht zu machen... ) Nach
nu r ein re lativ kl eines Scharmützel und dem Tod des Eroberers kehrte seine Armee nach Westen
war dieser Kampf auch s die Ravnos es beschrieben. zurück, woher sie gekommen war – und die Schwarze Mut-
h, al
wesentlich weniger episc ter folgte ihnen.

KAPITEL EINS: VERLOGENER KONSENS

21

CBRavnos01.p65 21 13.05.2003, 12:12

 Durch die Abtrünnigkeit von Zapathasuras Kindern ver-
ließen auch die jüngeren Generationen Indien auf der Su-
che nach Ländern, die weniger von blutigem Konflikt zer-
rüttet waren, und wanderten nach Westen und Osten, um
nach einem Ort zu suchen, an dem sie dem endlosen Kon-
flikt mit den asuratizayya aus dem Weg gehen konnten.
Zapathasura hingegen fiel vor Verzweiflung in Starre und
legte den Clan damit in die Hände Chandraputras, seines
einzigen verbleibenden loyalen Kindes.
Der Methusalem Chandraputra versuchte, den Clan an-
gesichts massiver Abwanderung und des völligen morali-
schen Zusammenbruchs zu restrukturieren. Er ersann das,
was später zum Pfad des Paradox oder der Lehre des maya-
parisatya werden sollte. Frisch gezeugte Ravnos wurden
mit dieser Lehre indoktriniert, die ein Verständnis des
Clans im Hinblick auf seinen Platz in der Welt und die
Hingabe seiner Mitglieder an den Krieg gegen die Kains-
kinder, die ihre Zwecke nicht verstehen konnten oder
wollten, erforderte. Natürlich beinhaltete dieses Wissen
auch solches über die asuratizayya.
RAMESSU
Ramessu taucht in den Dokumenten auf, die aus dem
„Carepaket“ Marcia Felicia Licinias stammen – ja, ich
weiß, ihr Name ist der römischen Tradition zufolge nicht
korrekt. Sie können ihr ja gerne sagen, daß sie es versaut
hat.
Ramessu war ein mächtiger Ahn, der sich jahrhunder-
telang in Ägypten aufhielt und dort das Geschlecht grün-
dete, das später als die Alexandriten bekannt wurde. Die-
se Ravnos aus dem mittleren Osten unternahmen
CLANBUCH: RAVNOS
22
CBRavnos01.p65 22
ausgedehnte Reisen, sowohl allein als auch mit den später
ankommenden Roma. Bald nachdem er in Ägypten ange-
kommen war, riß Ramessu einen großen Teil des Territori-
ums der Setiten an sich, als diese versuchten, ihn zu ver-
treiben. Da sie zur selben Zeit auch Wolflingsstämme
bekämpften, die ebenfalls Eingeborene Ägyptens waren,
mangelte es ihnen an den nötigen Ressourcen, gegen bei-
de Feinde anstehen zu können. Nicht lange nachdem Ra-
messu sich niedergelassen hatte, traten die Setiten mit
dem Vorschlag einer Allianz gegen die Wolflinge an ihn
heran.
Mit der Zeit jedoch verlor sich Ramessu allem Anschein
nach so sehr im Schwelgen in Erinnerungen, daß er den
Untergang des dynastischen Ägyptens nicht realisierte. Er
schuf offensichtlich einen „authentischen“ ägyptischen
Hof, der trotz seiner gewöhnlichen Starreattacken bis in
die Renaissance hinein überlebte. Obwohl ich versucht
bin, dieses Detail als eine Mutmaßung oder als Beweis für
Ramessus Zustand geistiger Umnachtung auszulassen,
habe ich doch genügend Dokumente gesehen, die von de-
nen zusammengetragen wurden, die behaupten, Alexan-
driten zu sein, um mich meinen Zweifeln hingeben zu kön-
nen. Sicher gibt es irgendwo eine trockene Zuflucht, die
den Reichtum der Könige enthält und einen Hof der Un-
toten, um ihn auszugeben, und sei es nur, um mir eins aus-
zuwischen.
DER RAKSHASA
Allen (wenigen) Hinweisen zufolge wanderte der
Rakshasa nach Westafrika und zeugte dort mehrere Kin-
der. Er sorgte für ihre Erziehung, blieb aber nie lange –
13.05.2003, 12:12
 Götter ihm geben würden. Ravana behauptete, unter der

icht der Rakshasa, wer dann? Sonne wandeln und sich sterblicher Gelüste erfreuen zu
Wenn n rikanischen Ge-
können. Zapathasura schlug nach ihm, doch er traf nichts.

Gründer dieser af
Als Ravanas höhnisches Gelächter langsam erstarb, sann
ab en üb er de n
A ng was wir vom Rakshasa
Zapathasura über das Angebot und seine mögliche Bedeu-
Die u m it de m ,
se hr ge na
schlechter decken sich
tung für ihn nach. Kurz danach fiel er in seine erste ausge-
e
er – wi e sc ho n er wä hnt – ein Ghul war, wi dehnte Starre.
wissen. Wenn er ab sc ha ffe n? Ich vermute, daß der
konnte er dann weite re R av no s er
el t, R am essu ist und manche DIE ALTE WELT
es si ch ha nd
Verführer, um den el n od er ab er diese Quellen zu irr
i- Ramessus Alexandriten verteilten sich über ganz Nord-
ve rw ec hs
Quellen die beiden auf den einen beziehen
, afrika, Südeuropa und Kleinasien, wobei einige am großen
ng en fü hr en , di e sic h Experiment der Brujah teilnahmen, das sich Karthago
gen Schlußfolgeru ne n. D as wieder hört sich meine
r nannte. Die meisten versuchten, Kontakt und Konflikte
de re n m ei
aber den jeweils an ch fü r ei ne n Demagogen an. A
l- mit anderen Kainiten zu umgehen und zogen es vor, ihr
ar ak te ris tis
Meinung nach ch ind Recht auf Freizügigkeit lieber durch Heimlichkeit als
er V er fü hr er au ch ei n undokumentiertes K durch Angst oder Respekt zu bewahren.
ternativ könnte dies lie d eine r jü ngeren Generation sein
. Die Kinder der Schwarzen Mutter zerstreuten sich über
ei n M itg
Zapathasuras oder oh nh ei t, ih re Annahmen als abso
- das römische Reich und machten ihre Anwesenheit pub-
di e A ng ew
Gwendolyn hat - lik. Obwohl nur wenige an der Zahl, verstanden sie sich
rz us te lle n, we nn sie eigentlich Dinge erör sehr gut mit den Toreador und Malkavianern und stellten
lute Wahrheiten da a-
sic he r wi ss en kö nn en . Sie ist ihr eigenes Par so die drei Clans, die einige der dekadentesten Kinder die-
tert, die wir nicht eit ge stü tzt. Behalten Sie da
s im ser Ära hervorbrachten. Diese Ravnos wurden letztlich als
vo n S ic he rh die Speichellecker bekannt und gründeten den Pfad des
dox – Zweifel,
terkop f, we nn S ie ih re Geschichte lesen. Paradox, der diesem Clan so viel Mißtrauen und Haß ein-
Hin brachte (obwohl die Vorliebe dieses Clans für Untugend
im allgemeinen auch damit zu tun hatte). Die ältesten
Speichellecker spielten anscheinend ein Spiel, bei dem je-
der von ihnen behauptete, der Gründer der Blutlinie zu
höchstens ein bis zwei Dekaden – bei ihnen, ehe er wieder sein. Gelegentlich gaben sie auch die Verwandtschaft zu
weiterzog. Mindestens vier verschiedene nordafrikanische einer berühmten historischen Figur vor oder behaupteten
Linien geben an, von einem Verführer ohne Namen und sogar, diese Figur zu sein, wenn ihnen der Sinn nach Ex-
Heimat abzustammen, der vor den Anzeichen des Nahens tremen stand. Dieses Spiel diente dazu, die Verbindung zu
seines Vaters warnte und sie aufforderte, sich bereitzuma- den stärksten Ahnen aufrechtzuerhalten, um sie nicht zu
chen für die Zeit, wenn „unser Erzeuger seinen Zorn gegen verlieren, da kein Kainit sicher sein konnte, nach wem er
uns richtet und die Welt zerstört“. Der jüngste Beweis für suchen mußte.
die Anwesenheit des Rakshasa in Afrika ist mindestens In Indien versammelte Chandraputra ein neues Aufge-
3000 Jahre alt. bot mit größerem Engagement zum Widerstand gegen die
asuratizayya. Er hatte einiges über die kainitische Psyche
DIE SCHWARZE MUTTER gelernt und mischte dieses Wissen mit der philosophischen
Die Schwarze Mutter war bei der Ankunft Alexanders Rhetorik, die dem selbstsüchtigen Charakter der Ravnos
des Großen zugegen. Sie wußte offenbar (durch Gerüchte entgegenkam. Mit anderen Worten überzeugte er den
oder die Gabe der Prophezeiung, wer kann das schon sa- Clan, es sei in seinem Interesse, lieber aufzustehen und zu
gen) schon vorher von seiner Ankunft und beobachtete kämpfen als ins Unbekannte zu flüchten.
seine Fortschritte, als er seine Armee in ihr Heimatland Diese militanten Bestrebungen wurden durch den er-
trieb. Sie schenkte einem von Alexanders Soldaten den neuten Zustrom weiterer asuratizayya von China her un-
Kuß und folgte ihrem Kind zurück nach Europa. Die terstützt, die allem Anschein nach glaubten, es sei ihre
Schwarze Mutter verbrachte mehrere Jahrhunderte damit, Pflicht, Indien von allen kainitischen Einflüssen zu befrei-
Europa zu durchqueren und beendete ihren Aufenthalt in en. Zur selben Zeit kamen Kainskinder anderer Clans, vor-
Südgallien. Das letzte Mal, daß man von ihr hörte, liegt nehmlich Gangrel, Lasombra, Malkavianer, Tzimisce und
mehr als 2000 Jahre zurück – das war in der Blütezeit des Ventrue, wahrscheinlich auf den Spuren von Alexanders
römischen Reichs. Truppen, nach Indien. Einige der Neuankömmlinge ver-
bündeten sich mit den Ravnos gegen die östlichen Kaini-
RAVANA ten, und nach einiger Zeit übernahmen einige von ihnen
Gerüchte behaupten, Ravana habe im Dienste teufli- die Philosophie und Kosmologie der Ravnos. Andere wie-
scher Mächte hunderte asuratizayya unter Versprechungen derum rangen mit den Ravnos und asuratizayya um die
von Macht und Ehre, die sie anderweitig nicht erlangen Vorherrschaft. Das Endresultat war eine große Vielfalt in
konnten, in den Tod geschickt. Den apokryphen Quellen der indischen Kainitenbevölkerung.
nach erschien Ravana bei Zapathasura und bot ihm im- Eine interessante Randnotiz: Das gesamte Karavalanisha
mense Macht an, die selbst jenseits dessen lag, was die Vrana basiert auf der Mythologie dieser Periode, einige

KAPITEL EINS: VERLOGENER KONSENS

23

CBRavnos01.p65 23 13.05.2003, 12:12

 tausend Jahre nachdem Zapathasura wohl angeblich seine
nekromantische Apotheose durch die Hand der Götter
erfuhr, die noch lange danach nicht genannt wurden.
Nicht daß ich jemals damit andeuten wollte, daß der
Clansgründer ein selbstsüchtiges Schwein gewesen wäre,
der mit all dem nur bezweckte, sich selbst vor dem Clan,
den er gegründet hatte, gut dastehen zu lassen – jedenfalls
nicht mehr und nicht weniger als jeder andere Kainit. Ge-
ben Sie einem Kerl gottgleiche Macht und er beschließt,
er sei makellos...
DAS RÖMISCHE IMPERIUM
Die Nacht der Nächte für die Speichellecker!
Chandraputras Lehren kamen durch reif überlegte
Handlungen nach Europa; in dem Versuch der uralten Ks-
hatriyas, die Lehren des mayaparisatya zu verbreiten in der
Hoffnung, die abtrünnigen Blutlinien wieder in den Griff
zu bekommen. Dieser Ansatz hatte einen unschönen
Rückschlag zur Folge. Die Speichellecker nahmen die Leh-
ren auf und verdrehten sie so, daß sie eine Philosophie der
ungehinderten Genußsucht unterstützten. Der Pfad des
Paradox wurde für sie zu einer Entschuldigung, zu tun, was
auch immer sie wollten, wann sie es wollten und wem es
ihnen beliebte gerade etwas anzutun.
Natürlich ermutigte sie nicht der Pfad des Paradox zu
diesem Verhalten, die Speichellecker waren bereits auf
diesem Weg. Doch das Dazukommen eines kodifizierten
Ethos, der ihren Hedonismus rechtfertigte, war das letzte
Detail, das fast zwei Jahrtausende von Genußsucht und
Sünde einläutete.
Es half auch nichts, daß Chandraputras Herolde zwi-
schen die Ausschweifungen und Untugenden der römi-
schen Ravnos fuhren. In Wahrheit übernahmen sie diese
nur allzu gerne. Sie tranken Blut von Kindern, trieben Un-
zucht als seien sie noch Sterbliche und erkauften weltli-
chen Komfort von dem Geld, das sie sich gegenseitig, von
anderen Kainskindern oder auch von reichen Sterblichen
stahlen.
Zur selben Zeit tauchten die Alexandriten mehr und
mehr in die Schatten ab, da sie hofften, den Ruf, den ihre
eher offen agierenden Vettern erlangt hatten von sich ab-
zuwenden, und die Ahnin Phaedyme selbst errichtete ihre
eigene Machtbasis in Gallien. Dieser Akt führte allerdings
zu einem Konkurrenzkampf mit den dort bereits ansässigen
Ventrue und Gangrel – wobei gerade die letzteren von
Phaedymes Ankunft und ihrem wachsenden Einfluß nicht
gerade erfreut waren. Der einzig positive Nebeneffekt von
Phaedymes Präsenz war, daß sie und ihre Kinder die Spei-
chellecker, die in ihr Territorium eindrangen, vernichte-
ten. Diese Morde waren jedoch keine Akte der Philan-
thropie: Phaedymes Erzeugerin wollte lediglich keine
Eindringlinge und Angriffe, während sie in Starre lag. War-
um sie andere Ravnos – selbst die dekadenten Speichellek-
ker – als Bedrohung ansah, ist bisher noch nicht ganz klar.
Ich sollte an dieser Stelle jedoch bemerken, daß das Ver-
bot aus dem Pfad des Paradox, an anderen Ravnos Diable-
rie zu begehen, ein späterer Zusatz war, wahrscheinlich die
Arbeit eines Ahnen, der die Jagd auf sein Blut endgültig
satt hatte.
CLANBUCH: RAVNOS
24
CBRavnos01.p65 24
DER PFAD DES PARADOX
Der römische Pfad des Paradox war ein abartiges Untier.
Auf der einen Seite predigte er geistige Reinheit, auf der
anderen Seite behauptete er, seine Anhänger könnten sol-
che Reinheit durch Diablerie, Diebstahl und Mord erlan-
gen. Die weiteren Gebote dieses Pfades zeigten eine alter-
native Kosmologie zu Zapathasuras Erschaffung und
Dracians selbstgewähltem Exil auf. Diese Lehren besagten,
daß die Vorsintflutlichen sich durch ihren eigenen Willen
zur Existenz brachten. Als sie daraufhin Gestalt angenom-
men hatten, bemerkten sie, daß die Welt voll von Energie
war und begannen daraufhin damit, sie für ihre Zwecke zu
benutzen. Ein letzter Vorsintflutlicher erschuf sich selbst
durch einen ähnlichen Willensakt und schwor, die ande-
ren aufzuhalten, bevor diese die Welt zu einem unverän-
derlichen, freudlosen Ort machten, ohne Platz für so an-
genehme Aktivitäten wie Kannibalismus und ungebremste
Blutlust.
In der römischen Auslegung des Pfades wurde weiterhin
dargelegt, daß der einzige Weg dieser spirituellen Stasis
Einhalt zu gebieten war, die Energie in Bewegung zu hal-
ten – indem man sie befreite. Dies bedeutete, daß mächti-
ge Vampire zerstört werden mußten – vorzugsweise durch
Diablerie. Das höchste Endziel dieses Pfades war Gehen-
na, wenn der Vorsintflutliche der Ravnos die anderen Sei-
nesgleichen mit Hilfe der richtigdenkenden Ravnos zerstö-
ren würde.
Von den Ravnos weiß ich nur, was ich gehört habe und
ich kenne meinen Erzeuger, dessen Erzeuger und noch ei-
nige andere. Ich muß zugeben, das ist nicht viel. Soweit
ich mir dessen bewußt bin, ist nicht einer von uns im Ein-
klang mit seinem Tier. Egal ob es uns dazu treibt, einen
Menschen auszusaugen, völlig durchzudrehen und jeden
in Reichweite zu töten oder einfach den Kleinkram zu
schnappen, der unsere Aufmerksamkeit erregt hat und
zwar ungeachtet des Risikos. Letzteres ist das heimtük-
kischste von allen, weil es so unbewußt geschieht. Mei-
stens folge ich bereits dem inneren Impuls, bevor ich be-
greife, was passiert. Das genügt, um einen verrückt zu
machen. Es scheint so, als hätten die haltlosen römischen
Ravnos, verloren in den dekadenten Wundern des Impe-
riums, entschieden, diesen Impuls lieber zu verehren, an-
statt ihn zurückzuweisen.
DIE BASHIRITEN
Kennen Sie diese Werbung für diesen Schokoriegel? Den
einen, wo sich eine Zutat mit der anderen vermengt, um
ein besserer Schokoriegel zu sein? Naja, das war so etwas
Ähnliches, nur daß das Resultat wahrscheinlich nicht bes-
ser war. Ein Ravnos, der dem Pfad des Paradox folgte, war
zufällig in Israel als eine neue Religion fast über Nacht ent-
stand. Dieser Ravnos, Bashir, behauptete, Gott gesehen zu
haben – was okay war, bis die Offenbarung des Johannes
auftauchte, und Bashir darüber stolperte. Er nahm sie auf,
vermengte sie mit der Philosophie des Paradox und be-
schloß, daß der Pfad des Paradox eigentlich die Apokalyp-
se ankündigte, wie sie bereits im Buch der Offenbarungen
vorhergesagt war. Bashir gab diese Doktrin an seine Kin-
der weiter und endete damit, einen tausendjährigen Kult
13.05.2003, 12:12
 aufzubauen mit der fanatischen Absicht die Wiederkehr
herbeizuführen und so das Ende der Welt zu erzwingen.
Bashirs Blutlinie verbreitete sich über den mittleren
Osten und bildete eine Eigendynamik aus, als die vorher-
gesagte Zeit für Christus Wiederkehr nahte. Verschiedene
Bashiriten töteten Pilger, Moslems, Juden und jeden ande-
ren, von dem sie vermuteten, er könnte die Heimsuchung
mit sich bringen. In einem Fall sogar bekam eine Bashiri-
tin eine seltsame Form des Jerusalem-Syndroms und be-
schloß, sie sei der Antichrist.
Zum Schluß wurde selbst den fanatischsten unter den
Bashiriten klar, daß die Heimsuchung gar nicht auf dem Zeit-
plan stand. Mehrere begingen im Zug dieser Erkenntnis
Selbstmord. Andere nahmen eine entspanntere Position so-
wohl zum Pfad des Paradox als auch zur Heiligen Schrift ein.

DIE MITTELALTERLICHE
PERIODE
Seine letzten dramatischen Veränderungen erfuhr der
Clan Ravnos – zumindest in Europa – während des Mit-
telalters. Über etwa drei Jahrhunderte hinweg stießen die
ansässigen Ravnos-Blutlinien mit den Ravnos zusammen,
die neu mit den Roma ankamen. Indische Schriften, die
sehr genau in diese Periode passen, zeigen ein erhöhtes In-
teresse am Westen gleichzeitig mit einem starken Wider-
stand gegen das jati-System der Ravnos. Speziell die Chan-
dalas-jati beschloß, eher zu gehen, als weiterhin das
Äquivalent der wenigen westlichen Caitiff zu sein. In
Wahrheit hatten selbst diese es besser. Die westlichen
Clanlosen erlitten oft die Vernichtung, sobald sie erwischt
wurden. In Indien jedoch wurden die Chandalas einfach
wie wertlose Leibeigene behandelt.

DIE ROMA RAVNOS

Die Roma wanderten nur langsam über drei Jahrhunder-
te hinweg nach Europa ein. Einige kumpaniyi (Nomaden/
Familiengruppen) der Roma brachten Ravnos mit sich.
Diese Ravnos, die in Indien Chandalas waren, fühlten sich
den westlichen Ravnos gegenüber überlegen, da diese ihr
reines Blut dadurch verwässerten, daß sie den Kuß an jene
weitergaben, die nicht von indischer oder Roma-Herkunft
waren. Die gewöhnlichen Interaktionen führten zu langen
Fehden, Zerstörung oder Verwandlung – die Chandalas
waren nicht völlig ohne Gnade und benutzten deshalb oft
Taktiken wie Brandmarken oder Sieden (und das Töten
sterblicher Verwandter und verschiedene kleinere Verbre-
chen...), um Europäer zu rekrutieren, anstatt sie einfach
nur zu zerstören.
Im Laufe der Zeit verschob sich die allgemeine Auffas-
sung von Ravnos als Roma von „Neulingen“ zu „sie sind
immer Roma gewesen“. Diejenigen, die keine Roma wa-
ren, wurden zur Ausnahme, zu Kuriositäten.
Die Chandalas, von denen einige noch Lippenbekennt-
nisse an die Lehren des mayaparisatya leisteten, zweifelten
an der Version der Speichellecker vom Pfad des Paradox.
Zuerst versuchten sie, den Speichelleckern den „richtigen“
Weg zu lehren, doch viele – vor allem die Neugeborenen
und Ancillæ – konvertierten zur Sichtweise der Speichel-

KAPITEL EINS: VERLOGENER KONSENS

25

CBRavnos01.p65 25 13.05.2003, 12:12

 lecker. Sie fühlten sich von der indischen jati-Struktur
schon lange schlecht bedient. Der neue Pfad des Paradox
löschte solche Bestimmungen, und viele junge Ravnos lie-
ßen sich dazu einfach nur verleiten, um sich selbst vom
Stigma der „Unberührbarkeit“ zu befreien, das sie in ihrem
früheren Heimatland einst trugen.
DIE HEIMSUCHUNG
Diese Tradition tauchte zum ersten Mal während des
Mittelalters auf. Europäische Ravnos, von denen viele für
Verbrechen bestraft wurden, die sie nicht begangen hat-
ten, beschlossen, Prinzen zu entmutigen, Ravnos aus ihren
Domänen grundlos zu vertreiben oder gar zu vernichten.
Diese Ravnos verbreiteten Gerüchte über die „Heimsu-
chung“ und erzählten anderen Kainskindern Geschichten
über das schreckliche Schicksal von Prinz So-und-so in
Hier-und-da-stadt jenseits der Berge dort drüben, der die
Ravnos ohne jeden Grund vertrieben hatte. Die Geschich-
ten berichteten, daß jeder Betrogene innerhalb einer
Reichweite einer zwei- bis dreiwöchigen Reise auf der
Schwelle des Unglücklichen auftauchte und dessen Do-
mäne in eine lodernde Hölle verwandelte. Mit jedem er-
neuten Erzählen wurde die Beschreibung qualvoller und
bizarrer. Ab einem gewissen Punkt wurden diese Geschich-
te Realität. Ich habe keine Ahnung, wo die erste Heimsu-
chung geschah, aber sie war teuflisch effektiv. Den Prin-
zen waren die Ravnos nicht willkommener als vorher, aber
sie waren auch weniger gewillt, sie zu vertreiben, bevor sie
sich daneben benahmen.
Eigentlich war die Heimsuchung eine reaktionäre Ant-
wort von beleidigten Ravnos, die der Meinung waren,
wenn sie nicht einmal den geringsten Respekt bekamen,
den sich die meisten anderen Clans untereinander zollten,
würden sie dafür sorgen, daß diesen Clans dieser Umgang
mit ihnen noch leid tun sollte. Aufgebrachte Ravnos
schickten einen Hilferuf, und bettelnde oder mittellose
(oder auch rechtmäßig auf der schwarzen Liste stehende)
Clansmitglieder rotteten sich gegen die gehässige Stadt
zusammen. Wochen- und monatelang liefen rachsüchtige
Ravnos Amok und stillten ihre Bedürfnisse, wie es ihnen
paßte. Ich bin mir sicher, Sie kennen unsere Vorliebe für
Tabus genau – nun stellen Sie sich eine Horde Ravnos vor,
die in einer ganzen Stadt tun und lassen konnten, was sie
wollten. Morde waren an der Tagesordnung, die Eindring-
linge stahlen alles was nicht niet- und nagelfest war, sie
verführten Ehemänner und -frauen, das Brot war vergiftet
oder das Getreide schon im Mutterkorn verseucht... und
die Liste geht noch weiter.
Diese Taktiken halfen natürlich wenig, um den Ruf der
Ravnos zu verbessern, aber funktionierten ausgezeichnet
um andere dazu zu zwingen, so etwas nie wieder gesche-
hen zu lassen. Glauben Sie mir, diese Dokumente machen
keinen Hehl daraus, wie schnell die Prinzen der langen
Nacht klein beigaben, wenn ihre Domänen erst einmal
Höhlen der Sünde und des Frevels waren.
DIE ANDEREN
Die Phaedymiten erreichten ihren Zenit im Mittelalter.
Viele von Phaedymes Nachfahren beschlossen, den
Grundsätzen der Ritterlichkeit den Vorzug vor anderen
CLANBUCH: RAVNOS
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CBRavnos01.p65 26
Pfaden zu geben. An Mitgliedern waren sie nie sehr zahl-
reich, aber sie besaßen wahrscheinlich die stärkste Selbst-
beherrschung der westlichen jati. Die Yoryari, eine kleine
Splitterfraktion, die sich aus Speichelleckern zusammen-
setzte, die den genußsüchtigen Verhaltenskodex ihrer
Clansbrüder ablehnten, nahmen letztlich den „reinen“
Pfad des Paradox an, den die Roma mit sich brachten. Die
Bashiriten fanden ihr Ende als westliche jati und weit ver-
teilt unter den Alexandriten und Speichelleckern, und
wenigen, die sich den Roma anschlossen.
DIE INQUISITION
Jeder erinnert sich an die Inquisition. Zumindest tun das
viele Ahnen oder geben es zumindest vor. Es war keine
gerade erfreuliche Zeit, um Kainit zu sein, aber wann ist
sie das schon. Die katholische Kirche schaffte es, hunder-
te von Kainiten auszugraben und sie dem Feuer zu über-
antworten – gerade so als ob es jemand genauso geplant
hätte. Bei keinem Ereignis wurden wir verschont. Seßhaf-
te Ravnos wurden genauso einfach gefangen wie die Mit-
glieder aller anderen Clans, und jene, die mit den Roma
reisten, wurden ebenso erwischt wie alle anderen. (Voraus-
gesetzt die Kirche sah die Zigeuner nicht als Ärgernis und
beobachtete sie nicht ohne Ansporn von außen.)
Ich kann nicht behaupten, daß die Ravnos niemals ei-
nen Vorteil aus der Inquisition gezogen hätten, um einige
unbequeme Feinde loszuwerden – ich bin mir sogar sicher,
daß jeder Clan das in gewisser Weise getan hat – doch eine
solche Sache schlug gegen die Kainiten, die sich daran ver-
suchten, gewöhnlich empfindlich zurück. Die sorglosen
Zeiten waren, um es genau zu sagen, vorüber. Die Sterbli-
chen wußten, daß wir da draußen waren und waren nicht
mehr bereit, dies weiter hinzunehmen. Sicher dachten ei-
nige Kainiten, die Inquisition sei Gehenna.
DIE CAMARILLA
Gerade als es so aussah, als würde es nicht mehr besser
werden, standen ein paar mutige, unternehmungslustige
Kainskinder auf und zeigten dem Rest von uns, daß wir
eine bessere Möglichkeit hatten, und daß wir mit nur we-
nigen Opfern überleben konnten. Die Geschichte besagt,
daß Kinder aller Clans eingeladen waren, dieser neuen
Gesellschaft – der Camarilla – beizutreten und ein Teil der
„weltweiten Gesellschaft der Kainskinder“ zu werden, was
auch immer das heißen sollte. Ich muß zugeben, auf dem
Papier sieht das ja ganz gut aus, aber in der Praxis ist es
verdammt beschissen.
Ich möchte an dieser Stelle bemerken, daß ein paar Rav-
nosahnen ihre Erlebnisse auf den ersten Konklaven fest-
hielten, auf denen entschieden werden sollte, welche Ge-
stalt die Camarilla annehmen sollte. Es ist zwar wahr, daß
alle Kainiten dazu eingeladen waren, sich anzuschließen,
aber es ist ebenso wahr, daß Kinder bestimmter Clans auch
(subtil oder auch anderweitig) dazu eingeladen waren, sich
zum Teufel zu scheren. Die Gründer der Camarilla sahen
diese als einen Club für bestimmte Clans an, während Mit-
glieder anderer Clans willkommen waren, konnten sich die
Ravnos jedoch nicht den selben Segen erhoffen.
13.05.2003, 12:12
 Wenn man jedoch gewisse Verhaltensweisen, die den Rav-
nos zugesprochen wurden, bedenkt, kann ich die Gründer der
Camarilla nicht wirklich dafür verdammen, daß sie unseren
Clan nicht in ihrem kleinen gesellschaftlichen Kreis wollten.
Trotzdem kann ich mich immer noch nur fragen, warum diese
sieben? Auf jeden Fall waren die Setiten und die Ravnos auf
der Beliebtheitsskala nicht gerade weit oben, jedenfalls nicht
bei den Gründerclans. Was die Assamiten und die Giovanni
betrifft: Man lädt sich keine Kannibalen ins eigene Haus.
Einige werden Ihnen erzählen, daß ihre Clans die Un-
abhängigkeit wählten. Ich glaube auch, daß sie das taten,
aber nur deshalb, weil sie keine andere Wahl hatten.

DAS ZEITALTER DER

ERFORSCHUNG
Während die Camarilla an ihren Wachstumsschmerzen
litt, und die Inquisition ihre Aktivitäten (zumindest was
die Vernichtung von Kainiten anging) zurücknahm, er-
richteten die europäischen Staaten Imperien. Da Europa
zum größten Teil bereits erforscht war, wanderte die „Zivi-
lisation“ süd- und westwärts und gründete neue Kolonien
in Afrika, sowie in Nord- und Südamerika. Und da Erfor-
schung immer etwas mit reisen zu tun hat, ließen die Rav-
nos natürlich nie lange auf sich warten.
Die Ahnen der Camarilla saugten Europa mit ihren
durch stählerne Klauen verteidigten Herrschaftsansprü-
chen alles Leben aus, wodurch die sogenannte „Neue
Welt“ neue Möglichkeiten bot. Viele Ravnos fanden die
Chance, ihren Vorteil aus der Geburt neuer Nationen zu
ziehen zweifellos aufregend – und auch gefährlich. Egal
wie schlimm es in diesen neuen Gefilden auch wurde, die
Ravnos, die sich dort niederließen, zogen wahrscheinlich
ihre neue Existenz dem Verhandeln mit verknöcherten
Camarilla-Prinzen, die das Gewicht von sieben Clans hin-
ter ihren Proklamationen hatten, vor. Nein, die Autorität
der Camarilla machte die Ravnos in Europa nicht willkom-
mener, als wir es vorher waren. Eigentlich zeigten mehr und
mehr Prinzen die Bereitschaft, uns rauszuschmeißen, beson-
ders dann, wenn wir nicht die offensichtliche Rückendeckung
von Mentoren hatten, Ravnos oder anderen. Der Vorteil der
Roma war, daß sie in relativ großen Gruppen reisten, groß
genug, um die Prinzen vorsichtig zu machen und sie nicht ein-
zulassen. Statt dessen „ermutigten“ die ansässigen Herrscher
die Roma größtenteils dazu, schnell weiterzuziehen.
In Afrika sahen die Dinge ganz anders aus. Die Ravnos
hatten dort schon immer gewohnt und lagen in ständigem
Widerstreit mit den Setiten, Assamiten, Nosferatu und
Gangrel um ihre Territorien und existierten in Zivilisatio-
nen, die von der sterblichen Gesellschaft meist vergessen
waren. Mit dem Aufkommen der Kolonisation und der na-
tionalen Expansion änderten sich die Dinge jedoch beträcht-
lich. Wie vorherzusehen war, folgte die Camarilla ihren sterb-
lichen Ebenbildern in alle vier Himmelsrichtungen und
etablierte ihre lächerlichen Lehen in den neuen Kolonien.

DIE NEUE WELT

Ich möchte etwas klarstellen: wir sind nicht so wie die
Gangrel. Wo ein Gangrel eine Bergkette überquert, um das
Tal auf der anderen Seite zu sehen, wird ein Ravnos diese

KAPITEL EINS: VERLOGENER KONSENS

27

CBRavnos01.p65 27 13.05.2003, 12:12

 Bergkette überqueren, um diese Berge zwischen sich und
alle Feinde, die er zurückgelassen hat, zu bringen. Ich will
damit nicht sagen, daß Ravnos dazu gemacht sind, sich
Feinde zu machen, aber es scheint unumgänglich. Wenn
ein Ravnos in der Stadt ist und irgendetwas Schlimmes
geschieht, ist natürlich der Ravnos für alle schuld. Selbst
wenn wir uns von unserer besten Seite zeigen, stolpern wir
in den Ärger geradezu hinein und zwar nur, weil wir in der
Gegend sind.
Ich erwähne diesen Punkt hier, um die Migration der
Ravnos in die Neue Welt in den richtigen Kontext zu set-
zen. Nicht jeder Europäer, der nach Nordamerika kam, tat
das, weil er eine Reiselust verspürte. Viele von ihnen wan-
derten westwärts, um ihre entsprechenden Vergangenhei-
ten hinter sich zu lassen. Wir reisten stets an ihrer Seite –
aus genau dem selben Grund. In der Neuen Welt gab es
keine Ahnenprinzen mit strikt festgelegten Machtstruktu-
ren und über Jahrhunderte hinweg aufgebauten Netzwer-
ken. Selbst die Ancillæ-Prinzen waren erst seit einigen
Dekaden hier und meist für jede Unterstützung dankbar,
egal woher sie kam.
Die meisten Ravnos wanderten nach Amerika aus auf
der Suche nach Domänen, deren Prinzen einfach nicht
stark genug waren, sich diese Art von Selbstgefälligkeit
und Arroganz leisten zu können, die die europäischen
Ahnen wie Schweiß verströmten. Ich frage mich, was in
der Zwischenzeit geschah.

DIE RENAISSANCE
Während dieses Zeitalters der Erforschung erlebte Euro-
pa etwas, das später die „Wiedergeburt des lebendigen Gei-
stes“ genannt wurde. Die Renaissance kam – eine Zeit
künstlerischer und literarischer Revolution, eine Zeit, in
der Wissenschaft und Vernunft über schieren Aberglauben
zu triumphieren begannen. Natürlich kam in dieser Ära
wieder das Konzept des „gottgegebenen Herrschaftsrechts“
auf, aber ich glaube, man kann es nicht allen recht ma-
chen.
Für die Ravnos bedeutete die Renaissance das Aufkom-
men verstärkten Handelsverkehrs. Wir nähren uns damit,
nicht wie die Ventrue, die danach verlangen, es zu besit-
zen, oder die Giovanni, die es wie ein einziges großes Spiel
betrachten (und wer auch immer mit den meisten Spiel-
zeugen stirbt... er vögelt wahrscheinlich immer noch seine
Schwester). Wo Handel ist, ist auch Untugend. Wo Untu-
gend ist, sind die Ravnos. Egal wie krank und abartig eine
Freizeitbeschäftigung sein kann, ich garantiere Ihnen, daß
irgendwo irgendein Ravnos gerade versucht, sich darin
noch zu verbessern. Wir tun das eben. Die meisten des
Clans spezialisierten sich auf wesentlich langweiligere Va-
riationen dessen, wie etwa Piraterie und Straßenräuberei.
Die Speichellecker der Renaissance hatten besonders
viel Spaß. Viele aus dieser jati befanden sich gerade auf
dem besten Wege sich dem neuentstandenen Sabbat an-
zuschließen, doch mehr als nur ein paar kämpften weiter-
hin in den selben Arenen wie bereits zur Zeit als Phönizi-
en noch eine mächtige Nation war. Sklavenhandel war
eines der Lieblingshobbies der Speichellecker. Europa und
die Kolonien hatten die Versklavung der „unzivilisierten“

CLANBUCH: RAVNOS
28

CBRavnos01.p65 28 13.05.2003, 12:12

 Mitglieder anderer ethnischer Gruppen zu einer aufstei-
genden Branche gemacht. Natürlich waren auch die Spei-
chellecker nicht die einzigen Ravnos, die in den Sklaven-
handel verwickelt waren. Mehrere Ravnos hatten die
schlaue Idee, ihre sterblichen Verwandten in Fesseln zu
verkaufen – nur um hier einmal zu zeigen wie gut die Rav-
nos shimulo mit den sterblichen Roma auskamen. Diese
Praxis war zwar nicht sehr weit verbreitet, es kam in erster
Linie in Osteuropa vor, aber es hielt sich jahrhundertelang.
DER SABBAT
Der rote Faden, der sich quer durch den Ethos, die Pfa-
de und die philosophische Haltung der Ravnos zieht, ist
das Konzept der Freiheit – eine seltsame oder vielleicht
auch verschrobene Gewichtung, wenn man bedenkt, daß
der Clan Ravnos (zumindest in Indien) nach einer starren
sozialen Struktur aufgebaut ist, die das indische Kastensy-
stem widerspiegelt. Mit einer so starken Neigung zur Frei-
heit – sei es die Freiheit, zu reisen oder die Freiheit, sich
zu nehmen, was uns gefällt – überrascht es schon, daß sich
nicht mehr Ravnos dem Sabbat zuwandten, als dieser ent-
stand.
Mehr als jeder andere Pfad entsprach der in Rom gebo-
rene Pfad des Paradox seinem Namen. Er schreibt seinen
Anhängern vor, keinem Ausdruck der kainitischen Gesell-
schaft zu folgen. Die Traditionen? – Pfeif drauf. Ahnen? –
Ignoriere oder friß sie. Warum bestand dann die größte
Gruppe zum Sabbat konvertierender Ravnos aus den Rei-
hen der Speichellecker, der Blutlinie, die den römischen
Pfad am vehementesten innerhalb des Clans verbreitete?
Die Speichellecker waren berüchtigt für ihre diabolische
und selbstsüchtige Art (als ob andere Kainiten ihnen dar-
in nachstünden). Anscheinend bot der Sabbat jedoch eine
Struktur, die es ihnen erlaubte, ihre Urtriebe besser zu stil-
len. Interessanterweise ist der Pfad des Paradox innerhalb
des Sabbat anscheinend unbekannt. Er könnte zu einem
Konzept mutiert sein, das für das Empfindungsvermögen
des Sabbat annehmbarer ist, aber ich würde es nicht be-
schwören.
Andere Sabbatrekruten kamen hauptsächlich von den
Teilen der Ravnos, die nicht von den Roma dominiert wa-
ren, was unter den Kainiten weiterhin die Annahme
schürte, die Ravnos (im Gegensatz zu den antitribu) seien
alle Roma. Die Rhetorik des Sabbats – ungestümes Zeug
für diese Zeit – bot ein Betätigungsfeld für die Kainiten,
denen die Form, die die Camarilla angenommen hatte,
egal war. Da ist es nicht überraschend, daß viele Ravnos
beschlossen, dem Sabbat zu folgen, selbst wenn der Preis
dieser Freiheit ideologische Sklaverei war.
War es richtig von ihnen, das zu tun? Soweit ich weiß,
gehört ein hoher Prozentsatz (was offensichtlich nicht
gleichbedeutend ist mit einer Population) der Überleben-
den der Woche der Alpträume zum Sabbat. Vielleicht ha-
ben sie die richtige Wahl getroffen.
DIE INDUSTRIELLE
REVOLUTION
Die industrielle Revolution brachte für die Ravnos eini-
ge Veränderungen mit sich. Innerhalb dieser Zeit gaben die
Roma-Ravnos das erste Mal den Kuß an viele giorgio –
Nicht-Roma – weiter und sie taten dies ohne großen Wi-
derstand ihrer Ahnen.
Was den Rest des Clans anging: Naja, wenn man erst
einmal in kriminelle Aktivitäten verwickelt ist, war es im-
mer gut, Nachschub an arbeitslosen Experten zu haben.
Der Beginn der Industrialisierung mag für sie nicht viel

Papa Legba ck lic he n, di e üb erle bten, nach Amerika.

gen G lü
de r vi elen S kl av en sc hiffe als einer der weni ei ne n an gs te in flö ße nd en Ruf in der sterbli-
scheinlich mit einem s Voudou- Kultes. Er
hatte
die des Wahren Re-
Papa Legba kam wahr de ren A nh än ge rn de s R av no s au f sic h –
er zu den beängstigen Aufmerksamkeit eine eindrucksvollen Predig-
Als Sterblicher gehörte anischen Südostens und zog schließlich die ediah wa r be ka nn t fü r se in e
chen Bevölkerung des
amerik
nd en E va ng elie np rediger. Reverend Jeb un d ih n vo n de r F al schheit seiner Wege
el Withers, einem re ise finden
verend Jebediah Ezeki hi el t. E r wo ll te di esen „Voudou-Mann“
ühen Morgenstunden den houngan davon zu
ten, die er bis in die fr des B lu te s zu be nu tz en , um
überzeugen. L eg ba we rd en so llte, versuchte er die Macht
vo rü be r wa r, wa nd elte ein neuer Ravnos durch
ann traf, der Papa agte, doch bevor das T
reffen
Als Jebediah den M ch wa r. J eb ed ia h ve rs
Heidenhexerei“ fals s Vertrauen von Sterb
-
überzeugen, daß seine „ natürl ic he n C ha rm e, um da
,
die Nacht. m an ha t of t vo n ih m gehört. Er nutzt seinen wa s er wi ll. E r ist ei n großer Meister darin
lten gesehen, aber hmen t,
Papa Legba wurde se nu tz t da ssel be V er tra uen dann, um sich zu ne ife ln frei sp re ch en , in dem er später behaupte
n zu gewinnen und be e ihn von allen Zwe en beschlossenen Han
del
lichen wie von Kainite einer Art und Weise gegen sie zu wenden, di er da ß ih r V er ha lten jed
die Erwartungen ande
rer in
m aß ih re s H an de ls nicht bedacht hätten, od an de n wi ss en zu la ssen, daß er Papa Legba
iel – das volle Aus r, niem
daß sie – zum Beisp vi el en N am en un d G esichtern und zieht es vo
Auch reist er unter
nichtig gemacht hätte.
den Loa.
ist, der Betrüger unter
KAPITEL EINS: VERLOGENER KONSENS
29

CBRavnos01.p65 29 13.05.2003, 12:13

 gebracht haben, aber er änderte vieles für die Experten, die
es vorzogen müßig zu bleiben – im Gegensatz zu jenen, die
keine ehrliche Arbeit finden konnten. Die Industrialisie-
rung kam Kriminellen auch dadurch zugute, daß sie den
Fluß des Reichtums anschwellen ließ. Manufaktur bedeu-
tete mehr Waren und mehr Geld, um diese zu kaufen.
Mehr Geld bedeutet auch mehr Chancen für Korruption.
Als das organisierte Verbrechen wie ein Krebsgeschwür
in der Weltindustrie wucherte, zogen die Ravnos ihren
Vorteil daraus. Warum? Nun ja, wenn ihr Blut sie dazu
zwingt, zu stehlen, kann es auch nicht schaden, Diebstahl
zu einem Beruf zu machen. Das ist jedenfalls der offen-
sichtliche Grund und ich bin mir sicher, daß jeder einzel-
ne auch seine persönlichen Gründe dafür hatte.
DER KRIEG UNTER DEN SEKTEN
Inmitten dieses Fortschritts baute der Sabbat seine Stär-
ke auf und führte Schläge gegen die Camarilla, um Verfeh-
lungen zu rächen, die sich gegen Kainskinder richteten,
die bereits vernichtet waren, bevor die meisten Kinder des
Sabbats überhaupt erschaffen worden waren (aber Revo-
lution ist selten eine logische Angelegenheit). Die neuen
Camarilla-Domänen in Nordamerika waren zu schlecht
vorbereitet, um sich gegen die erste Welle von Sabbatan-
griffen zu verteidigen, und viele Städte wechselten sozusa-
gen (in manchen Fällen sogar mehrmals) den Besitzer.
Dieser Stand der Dinge machte das Unleben für Ravnos
nicht einfacher. Das Recht auf Freizügigkeit zu behalten,
war nicht leichter, wenn eine fanatische Sekte von apoka-
lyptischen Hurensöhnen, einen entweder rekrutieren oder
fressen wollte. Die Drohung mit der Heimsuchung reichte
nicht aus, um sie sich vom Hals zu halten, da sie keine
Bedenken hatten, diejenigen zu töten, die für die Heimsu-
chung verantwortlich waren. Auf der anderen Seite ist es
so gut wie unmöglich, ein gesamtes Stadtgebiet zu durch-
kämmen, in der Hoffnung ein paar Kainiten zu fangen, die
versuchen durchzuschlüpfen.
Abgesehen von einigen Scharmützeln gelang es den
Ravnos, die Geschwisterrivalität zwischen Camarilla und
Sabbat zu umgehen. Ein einziges Mal war unser Status der
Unabhängigkeit für die Ahnen der Camarilla, die ihn uns
gerne unter die Nase rieben, mehr ein Segen als ein Fluch.
KRIEG
Die industrielle Revolution brachte der Welt viele Wun-
der, die sie nie zuvor gesehen hatte – wie auch die Mas-
senvernichtung, die durch moderne Waffen möglich wur-
de. Napoleons Marsch durch Europa war nur ein
erschreckender Vorgeschmack auf die Zerstörung, die
noch kommen würde. Der amerikanische Bürgerkrieg be-
endete einige der lukrativsten Sklavengeschäfte der Rav-
nos (nicht, daß ich darüber eine Träne vergießen würde).
Mit der Erfindung der Gatling Gun, ebenfalls während des
Bürgerkrieges und der Entstehung der Luftfahrt im frühen
20. Jahrhundert setzte die Menschheit ihre Bemühungen
fort, ihre Fähigkeit zur Hervorrufung des größten Blutver-
gießens in kürzester Zeit zu verfeinern. Dabei ist es nicht
überraschend, daß sich die Aufmerksamkeit der Menschen
für (und entsprechend auch die Animositäten gegen) Kai-
CLANBUCH: RAVNOS
30
CBRavnos01.p65 30
niten während dieser Periode senkte. Es ist schwierig, die
Kainiten als die stärkste Bedrohung anzusehen, wenn
sterbliche Armeen Senfgas in Schützengräben pumpen
und die Gesichter strammer junger Burschen verbrennen,
die bereit sind, für ihr Land zu sterben.
DER ERSTE WELTKRIEG
Es ist schwer, den Effekt zu beschreiben, den der erste
Weltkrieg auf die kainitische Gesellschaft hatte. Der Kon-
flikt war im großen und ganzen auf einen Kontinent be-
schränkt, doch dieser Kontinent war das Herzstück der
Macht der Camarilla. Die kaiserliche Armee überrollte ein
europäisches Land nach dem anderen und richtete in den
Sphären der Sterblichen Blutbäder an, die die Camarilla
dazu zwangen, die Nutzung ihrer gewohnten Macht, die
sie unter Ihresgleichen ausübten, anzupassen. Diese Ereig-
nisse wirkten sich auf die Ravnos nicht sehr stark aus, nur
daß unser Clan sich aus dem Schußfeld brachte. Viele der
europäischen Ravnos waren zu dieser Zeit von Roma-Her-
kunft und reisten mit ihren nomadischen Familien. Die
Prinzen und Ahnen, die angesichts des Krieges, der in ihre
geliebten Domänen kam, angespannt waren, sorgten sich
nun weniger um reisende Ravnos, besonders nicht um
jene, die Nachrichten von Truppenbewegungen und dro-
henden Angriffen bringen konnten.
DER ZWEITE WELTKRIEG
Das erste historische Ereignis des 20. Jahrhunderts, das
wirklich einen Einfluß auf die Ravnos hatte, war der Zwei-
te Weltkrieg. Durch Europa zu reisen wurde immer
schwieriger, als die deutsche Wehrmacht den Kontinent
langsam zwischen Panzerketten und von Stukas getrage-
nen Bomben zu zermalmen begann. Für die meisten Rav-
nos stellte es zwar kein Problem dar, einen sicheren Ort zu
finden, an dem sie den Kämpfen entkommen konnten,
doch es gab kein Entrinnen vor der Vernichtung durch den
Holocaust.
PORRAJMOS
Porrajmos ist das Romawort für den Holocaust. Für viele
Menschen in der modernen Welt betraf dieser nur die Ju-
den, wobei sie ganz vergessen, daß es ebenso die Roma traf.
Die Nazis wandten ihre Praktiken des Völkermordes gegen
alle sogenannten Mischrassen an oder gegen jene, die sie
als unpassend für die Fortpflanzung erachteten. Für die
europäischen Ravnos war Porrajmos ein Desaster. Die Na-
zis hatten die Bewegungen der Roma durch Europa einige
Zeit verfolgt und schnappten kumpaniya für kumpaniya.
Zusammen mit den Roma-Gefangenen pferchten sie auch
Dutzende, wenn nicht sogar einige hundert Ravnos-shimu-
lo ein, die mit diesen Roma reisten und sie als Deckung
benutzten. Ich könnte nun eine Verschwörungstheorie
aufstellen, die die deutschen Tremere oder Ventrue einer
geheimen Intrige zur Auslöschung der Ravnos beschuldigt,
aber ich glaube nicht, daß es wirklich so war. Der Holo-
caust überstieg alles, was die Kainiten je sein könnten. Si-
cherlich zogen manche auch ihren Vorteil daraus. Und so
sehr ich es auch hasse das zu sagen, aber die Konzentrati-
onslager gaben wahrscheinlich großartige Futterkrippen
ohne großes Aufsehen ab.
13.05.2003, 12:13
 Manche Kainiten mögen es, sich für die Geschichte der
Sterblichen verantwortlich zu machen. Jedesmal wenn et-
was Signifikantes passiert, wird ein Toreador, Tremere oder
Ventrue auftauchen und sagen: „Das waren wir!“ Ich den-
ke, das gibt ihnen das Gefühl, nützlich zu sein. Aber ich
habe noch von keinem gehört, der sich den Holocaust auf
die Fahne schrieb, abgesehen von ein paar irren Individu-
en. Lawrence sagt, er habe schon Ahnen getroffen, die je-
derzeit gern zu allen Schandtaten stehen würden, die sie
begangen haben, aber zu dieser einen würden sie nicht ste-
hen. Für menschliche Begriffe litten die Juden mehr als
jede andere Gruppe unter der Massenvernichtung. Was
allerdings die Kainiten angeht, fanden im Zweiten Welt-
krieg wahrscheinlich mehr Ravnos die endgültige Vernich-
tung, als Vertreter aller anderen Clans. Vielleicht kam das
auch sehr gelegen. Ich sehe es als eine Art Lehre an, aber
ich habe noch nicht herausgefunden, was die eigentliche
Lehre ist.
Es kursieren immer noch Geschichten durch den Clan
über Ravnos, die in den Konzentrationslagern endeten
und dort jedem Roma, und in manchen Fällen sogar jedem
Gefangenen, den sie finden konnten, den Kuß weiterga-
ben. Die Geschichten besagen weiterhin, daß die Insassen
einen Angriff auf die Wachen starteten. Wenn das nur
halb so oft geschehen wäre, wie die Geschichten erzählen,
dann wäre der Holocaust nur eine Fußnote in der Ge-
schichte der Sterblichen geworden. Ich bezweifle nicht,
daß es ein- oder zweimal so passiert ist, woraufhin diese
Ereignisse über die Jahrzehnte hinweg allerdings solange
aufgebauscht wurden, bis halb Polen von Ravnos bevölker-
te KZs hatte.
Einige Ravnos, die diese Zeit überlebten und in Europa
ansässig waren, geben den Tremere die Schuld an allem
und nennen den Holocaust eine List, um den Clan Rav-
nos zu vernichten. Kainskinder sind – wie ich bereits er-
wähnte – ein egoistisches Völkchen. Ich kann nichts Plau-
sibles daran finden, daß die Hexer den Aufwand treiben
würden, Millionen von Menschen abzuschlachten, nur um
einen einzigen Clan auszurotten. Moment, das möchte ich
zurücknehmen. Denkbar ist es sehr wohl, aber ich bin mir
nicht sicher, ob ein solcher Akt logistisch möglich ist. Die
Kainiten sind nicht die Jäger, die sie behaupten zu sein. Sie
sind Parasiten, sind abhängig von den Sterblichen, nicht
die Hirten der Sethskinder.

DIE MODERNE
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es relativ ruhig. Die
Supermächte knurrten einander eifrig an, während die
ehemaligen Alliierten sorgfältig Deutschland und Japan
die Giftzähne zogen. Die ältesten Ravnos erwachten, um
sich in einer fremden Welt wiederzufinden mit einem In-
dien, das gerade dabei war, sich von der britischen Herr-
schaft zu befreien. In Verbindung mit dem Rückzug des
britischen Empires aus Indien erneuerten die asuratizayya
ihr Anstrengungen, die westlichen Kainskinder aus ihrem
Gebiet zu entfernen. Anfänglich wehrten sich die Ahnen
noch mit beträchtlichem Erfolg gegen die Vertreibung, da
die östlichen Kainiten noch relativ jung und nicht auf
Angriffe älterer und gerissenerer vorbereitet waren. Der

KAPITEL EINS: VERLOGENER KONSENS

31

CBRavnos01.p65 31 13.05.2003, 12:13

 Konflikt eskalierte jedoch, als mächtigere asuratizayya ka-
men, um ihren Geschwistern in diesem Krieg zur Seite zu
stehen und die Ravnos immer mehr Kinder erschufen, die
als Kanonenfutter dienen sollten.
DIE SECHZIGER
Für die amerikanischen Ravnos unter den Roma war
dieses Jahrzehnt eine interessante Zeit. Die Roma wurden
überall seßhaft und zwangen so die Ravnos, es ihnen gleich
zu tun oder eine andere kostengünstige Nahrungsquelle zu
finden. In den frühen Siebzigern hatte ein großer Teil der
umherziehenden Roma seine rastlosen Tage beendet, und
das wohl wegen ihrer blutsaugenden Verwandten. Diese
Veränderung bedeutete auch, daß es weniger Roma gab,
die den Ravnos den Schutz geben konnten, den sie such-
ten. Die erste Alternative zur Erhaltung des schwindenden
Lebensstils der Ravnos war, sich dem Sabbat, der Camaril-
la oder den Anarchen anzuschließen.
In manchen Fällen aber auch den Hell´s Angels, auch
wenn es schwierig ist, sich einer Rockerbande anzuschlie-
ßen, wenn man bei Tage nicht herauskommen kann. Da
diese Typen ihre Raubzüge aber bei Tag und Nacht veran-
stalteten, sahen sie niemanden allzu schief an, der nur bei
Nacht auftauchte, aber sie gaben ihre Freizeitbeschäfti-
gungen auch nicht auf, nur um jemandem gefällig zu sein,
der sich keinen Sonnenbrand holen wollte. Viele Ravnos,
die dieses Rocker-Image annahmen, taten das in ganzen
Gruppen, um sich so entsprechende Hintergrundgeschich-
ten zurechtlegen zu können. Zumindest hielt diese Fassa-
de, bis die Polizei und die Highway-Patrouillen begannen,
Motorradfahrergruppen hochzunehmen.
Hippies boten eine weitere beliebte Option für umher-
ziehende Ravnos und Mitlaufen war anscheinend ein po-
pulärer Zeitvertreib für Ravnos bis weit in die Neunziger
hinein, zumindest bis zu Jerry Garcias Tod. Hippies allein
waren einerseits seltsam genug und wurden deshalb von
der „normalen“ Bevölkerung kritisch beäugt und anderer-
seits genügend verschroben, daß ein paar zusätzliche Selt-
samkeiten nicht weiter auffielen. Ravnos und Hippies wa-
ren ein ziemlich lebhaftes Gemisch. Bei den jüngeren
Ravnos wurde das Schwelgen in chemischer Erquickung
zu einer beliebten Untugend, was auch die erwarteten
Konsequenzen nach sich zog. Es mag ja sein, daß ich mich
hiermit auf dünnes Eis wage, aber es ist doch ein wenig un-
klug, untoten Blutsaugern, die durch reine Willenskraft
Bilder erzeugen können, Zugang zu Halluzinogenen zu ver-
schaffen.
DIE ACHTZIGER
Während dieses Jahrzehnts lebte der Konflikt mit den
östlichen Kainiten in Indien zum ersten Mal seit Jahrhun-
derten wieder in alter Intensität auf. Die Kshatriyas expe-
rimentierten damit, Massen den Kuß weiterzugeben, als
Waffe gegen die asuratizayya, jedoch mit gemischten Re-
sultaten. Die asuratizayya erhoben sich in nie dagewesenen
Mengen, worauf die indischen Ravnos meist nicht vorbe-
reitet waren. Allem Anschein nach können die östlichen
Kainskinder nicht einfach weitere erschaffen wie die Rav-
nos es können – sie haben eine andere Methode, dem
Endgültigen Tod zu trotzen. Doch selbst im Angesicht an-
CLANBUCH: RAVNOS
32
CBRavnos01.p65 32
steigender Bevölkerungszahlen resultierte der wesentlich
drastischere „Kuߓ der asuratizayya in einer immer größe-
ren Anzahl von Feinden.
BHOPAL
Eine Quelle berichtet von dem Vorhaben, mehreren
hundert Sterblichen in einer einzigen Nacht den Kuß wei-
terzugeben und dieses Ereignis durch etwas zu verschlei-
ern, das wie ein Industrieunfall aussehen sollte. Was ge-
schah aber wirklich? 1984 fielen die Kshatriyas in die Stadt
Bhopal ein und versammelten Sterbliche für den Kuß, um
sie als Kainitenschwemme gegen einen mächtigen asurati-
zayya zu schicken, der eine massive Bedrohung für den
Status quo darstellte. Der Plan sah folgendermaßen aus:
die Sterblichen sollten den Kuß erhalten, dann gezwungen
werden, sich von ihren Familien zu nähren und einen Zwi-
schenfall zu verursachen, der das Verschwinden und die
Todesopfer vertuschen sollte.
Es war unvermeidlich, daß jemand dabei versagte. Am
Ende wurden über 4.000 Menschen von 40 Tonnen Gift-
gas getötet und weitere 50.000 verletzt. Das einzig Gute
daran war, daß das Toxin auch die Herden der asuratizayya
verseuchte und so die östlichen Kainskinder lange genug
schwächte, daß die Ravnos und ihr Kanonenfutter sie ver-
nichten konnten. Ein Hurra für unser Team. Die Köpfe
dieser Verschwörung waren sich der unzureichenden Si-
cherheitsvorkehrungen der Union Carbide bewußt, unter-
schätzten aber, wie schlimm die Situation ausgehen wür-
de, als sie die Fabrik sabotierten.
DIE NEUNZIGER
In Indien erwachten die Alten und wandelten erneut.
Ihre Kinder – nun die Ahnen – ebneten ihnen dazu den
Weg. Zur selben Zeit wanderten indische Ravnos nach
Osten und Westen auf der Suche nach jenen ihrer Clans-
brüder, die Indien verlassen oder niemals gesehen hatten.
Was sie vorfanden, waren europäische shimulo mit verblen-
deten Ansprüchen an Mystizismus, die nur von einem fal-
schen Pfad des Paradox herrühren konnten, amerikani-
sche Ravnos, die keinerlei Kenntnis über den Sinn der
Existenz des Clans hatten und viele andere, die nicht ein-
mal versuchten, den Untugenden, die durch das Tier her-
vorgerufen oder gefördert wurden, zu widerstehen. Als sie
sahen, was aus dem Clan geworden war, traten sie in Aktion.
In einer Umkehrung der Geschehnisse, die sich Jahr-
hunderte zuvor ereignet hatten, als der verdorbene Pfad
der Speichellecker sich unter den Neulingen verbreitete,
bekehrten just diese Neulinge von damals westliche Rav-
nos zum mayaparisatya. Vielleicht waren die Anhänger des
speichelleckerischen Pfades des Paradox mit einem Ethos
des „alles ist zu erlauben, nichts ist verboten“ nicht mehr
länger zufrieden. Das ist bestimmt möglich. Auch ich kann
mir ein Unleben in Exzessen nicht als vollkommen befrie-
digend vorstellen, schon gar nicht, wenn es jahrhunderte-
lang andauert.
Die Bekehrten fanden diese Alternative wahrscheinlich
weniger wünschenswert, denn die Ravnos, die Indien ver-
lassen hatten, um das Wort der Gnade zu verbreiten, wa-
ren oft ziemlich alt, sehr mächtig und extrem intolerant
gegenüber jugendlichen Fehltritten. Ich habe den Ein-
13.05.2003, 12:13
 druck, daß die Bekehrten nur die Wahl zwischen Anpas-
sung und Vernichtung hatten. Doch selbst mit diesem
traumatischen Zwang zur Weiterentwicklung, vergingen
Jahre bis diese Veränderung auch nur die amerikanische
Westküste oder Südamerika erreicht hatte. Ich glaube daß
um 1998 die Mehrheit der Anhänger des Pfad des Paradox
zum „wahren“ Pfad konvertiert waren. Und das zweifellos
rechtzeitig. Dieser Umwälzungsprozeß wurde zusätzlich
von Gerüchten begleitet, die von machtvollen Methusa-
lems der vierten und fünften Generation sprachen, die er-
wachten und eine beängstigende Schneise der Zerstörung
durch die Reihen ihrer Feinde in Indien schlugen. Wenn
man diesen Aufzeichnungen glauben darf, wurden hunder-
te, wenn nicht sogar tausende von Ravnos erschaffen und
gegen die asuratizayya geschickt, wobei es nur eine Frage
der Zeit war, bis sie alle über die letzte Dekade des Krieges
vor Zapathasuras Erwachen vernichtet waren.

DIE WOCHE DER

ALPTRÄUME
Die Woche des Erwachens der Vorsintflutlichen der
Ravnos – wie auch immer man sie nennen möchte – war
buchstäblich eine Woche der Alpträume. Die Disziplinen
der Ravnos gerieten außer Kontrolle. Die schwächsten
Neugeborenen erschufen mühelos Illusionen und selbst
geschickte Ahnen kreierten Bilder, ohne auch nur die be-
wußte Absicht, dies zu tun. Nur wenige Ravnos konnten
aus dieser Macht einen Vorteil ziehen, da Visionen vom
Zusammenstoß der Vorsintflutlichen mit ihren Feinden sie
überwältigten.
Ich sah zu, wie mein Erzeuger unter regelrechten Wach-
Alpträumen litt und diese „zum Leben erweckte“, noch
bevor er sich wieder unter Kontrolle hatte. Lawrence’ Er-
klärungsversuche für mehrköpfige Monster, die mit einem
Tiger und einem Drachen mitten in einem Flugzeug, das
auf dem Weg nach L.A. war, rangen, waren zwar sehr amü-
sant, seinem Ruf allerdings eher abträglich. Weitere Bewei-
se, wenn auch alle nur aus kleinen Anekdoten, zeigen, daß
solche Zwischenfälle bei Ravnos überall auf der Welt vor-
kamen. In diesem Moment waren wir zuerst mehr in Sor-
ge, daß irgend jemand PCP-LSD-Cocktails unter unseren
Herden verteilte, aber selbst Abstinenz schien dagegen
nicht zu helfen.
In der vierten Nacht wurde es wirklich übel. Ich glaube,
die beste Beschreibung, die die Esoterik-Schiene zu bieten
hätte, wäre, daß eine Psycho-Bombe hochging. Es geschah
tagsüber, aber wir alle wachten auf als es losging. Auch für
den Rest des Tages war für mich an Ruhe nicht mehr zu
denken. Als die Nacht hereinbrach, wurde alles nur noch
schlimmer. Als ich aufstand, fand ich Karl – angespannter
als ich in je zuvor gesehen hatte – wie er vor dem Fernse-
her saß und sich durch die Kanäle schaltete, als ob es eine
olympische Disziplin sei. Zuerst war ich davon nur genervt.
Aber als ich ihm so zusah, überlegte ich wie wunderbar
schmackhaft sein Blut wohl sein müsse und wie sehr er die
Vernichtung verdiente. Der Ekel, der an meinen Gliedern
zerrte, war unbeschreiblich und schien so natürlich wie...
nun ja, so natürlich wie alles andere, was wir tun.

KAPITEL EINS: VERLOGENER KONSENS

33

CBRavnos01.p65 33 13.05.2003, 12:13

 Einerseits wünschte ich mir nichts mehr als über Karl zu
kommen und seine Seele zu verschlingen. Andererseits
wußte ich, daß dies die Mutter aller schlechten Ideen war.
Ich kann nicht sagen, wie lange ich dastand, bevor Karl
sich umdrehte und mich sah. Daraufhin erlöste er mich
von meiner Unentschlossenheit, indem er mich angriff.
Gefangen zwischen Verzweiflung und Gelassenheit schaff-
ten wir es jedoch, uns nicht gegenseitig zu vernichten, ob-
wohl wir zeitweilig kurz davor waren. Wir beide suchten
uns dann andere Aufenthaltsorte, bis diese Zeit vorüber
war (ohne es jedoch einander oder dem guten Doktor zu
sagen, der besser nicht behaupten sollte, daß dies seine
Geschichte wäre oder Zapathasuras Vernichtung würde ihm
wie eine leichte Kopfschmerzattacke vorkommen und ich
hoffe, daß ich sehr klar gemacht habe, was ich damit meine).
Vier Nächte dauerten dieser Durst und Zorn. Ich habe
nie zuvor eine solche Wut verspürt und ich hoffe, daß ich
auch nie wieder einen so schmutzigen, gerichteten Zorn
erlebe, geschürt von zehntausend Jahre altem Haß und
ummantelt von soviel emotionaler Last, daß es genug
wäre, um Asien zu versenken. Dieser Zorn rief einem das
Ende der Welt ins Gedächtnis.
Doch wer konnte wissen, daß es genau dies war, was an-
gekündigt wurde? Zu dem Zeitpunkt da wir anfingen, uns
darüber Gedanken zu machen, wußten wir bereits, daß es
immens war, doch bis Lawrence sein „Care Paket“ bekam,
hatten wir keine Ahnung, wie immens es war und immer
noch ist.
CLANBUCH: RAVNOS
34
CBRavnos01.p65 34
Vor zwei Monaten stand ich – standen wir fünf – auf der
Ebene in Bangladesch, wo Zapathasura (oder Ravana oder
Dracian oder wie auch immer man ihn auch schimpft) sei-
ne letzte Schlacht ausgetragen hatte. Wir fanden auch den
Ort, wo er vom Licht der vier Sonnen vernichtet worden
war, wo – nach allem, was wir bisher an Beweisen zusam-
mentragen konnten – jemand Nuklearwaffen eingesetzt
haben mußte. Wir haben einen ganzen Ordner voll von
Zeitungsberichten aus dieser Zeit, die vom schlimmsten
Taifun seit mehr als hundert Jahren in dieser Gegend be-
richteten. Doch diese Berichte zeigen nicht einmal die
Hälfte von dem, was wirklich geschah.
Wenn man sich das Gebiet so betrachtet, wird klar, daß
jemand oder etwas danach hineinschlüpfte und versuch-
te, alle Beweise aus dem Weg zu räumen. Sie waren sorg-
fältig dabei, doch nicht sorgfältig genug. Wir konnten im-
mer noch genügend Dinge finden, die uns darüber
Aufschluß gaben, was wir wissen wollten, nämlich daß
mindestens drei oder vier mächtige – oder sollte ich lieber
sagen gottgleiche – Wesen hier gekämpft hatten. Und daß
die Realität, die maya wie manche sie nennen, hier zerris-
sen war.
Ich wünschte, ich fände die Worte, die in ausreichen-
dem Umfang vermitteln können, was ich hier zu sagen ver-
suche. Mit den einfachsten Worten gesagt: „dies ist das
erste Schlachtfeld Gehennas“. Ich kann die tiefe Bedeu-
tung dieses Fakts immer noch nicht fassen: Hier begann
das Ende der Welt. Wie sollte ich auch? Es ist zu unglaub-
13.05.2003, 12:13
 lich. Die Frage, die ich mir allerdings immer noch täglich
stelle, ist: „Was wird das nächste sein?“ und dann frage ich
mich: „Was zur Hölle kann ich dagegen tun?“
SCHLAGREGEN
In den Wochen, die diesen Nächten der Hölle folgten,
haben wir einiges gelernt: Erstens sind anscheinend viele
Ravnos ohne vernünftigen Grund verrückt geworden. Wir
konnten die meisten Ravnos, mit denen Lawrence und
Karl in Kontakt standen, nicht erreichen (und ich habe es
auch noch immer nicht geschafft). Lawrence konsultierte
einige Experten der indischen Mythologie und Metapho-
rik, von denen wir erfuhren, daß Menschen überall Visio-
nen von Zapathasuras Schwanengesang hatten. Die Four-
tean Times war voll von Berichten von seltsamen
Ereignissen während dieser höllischen Woche und ich ver-
mute, daß es nur die Spitze des Eisbergs ist.
Ich weiß, daß Sie sich fragen, was mit den anderen Clans
war, wie sie auf all das reagiert haben. Soweit ich es ab-
schätzen kann, haben sie gar nicht reagiert. Das heißt, daß
die meisten überhaupt keine Ahnung davon haben. Nur
ein paar haben eine Vorstellung, aber diese ist unvollstän-
dig. Manche Kainskinder glauben, daß wir alle nur Staub
sind, aber sie wissen nicht, warum. Manche kennen mehr
Details als ich. Manche mögen die Wahrheit vermuten
und haben Angst, darüber zu sprechen. In der Camarilla
kann ich ihnen das nicht verdenken.
Diese Idioten merken solange nicht, daß Gehenna vor
der Tür steht, bis es auf ihrem Sofa sitzt, ihnen das ganze
Bier wegsäuft und Zigaretten auf dem Wohnzimmertisch
ausdrückt. Selbst dann werden sie wahrscheinlich noch
versuchen, es als ihren nicht gesellschaftsfähigen, schrä-
gen Onkel abzutun.
KAPITEL EINS: VERLOGENER KONSENS
35
CBRavnos01.p65 35
Wir sind die ersten, aber weitere werden folgen. Wenn
einer der Clans der Camarilla fällt, kann man drauf wet-
ten, daß sie es zur Kenntnis nehmen werden. Sie werden
es dann auf den Sabbat schieben, aber zumindest werden
sie vielleicht anfangen, etwas zu tun.
DIE PROPHEZEIUNG
Was kommt als nächstes? Gute Frage. Damals in Indien
konnten uns selbst unsere besten Beweise nur sagen, daß die
ältesten Ravnos während der Woche der Alpträume vernich-
tet wurden. Alles schön und gut, aber jetzt sind wir da nicht
mehr so sicher. Geschichten gehen um und ein paar von uns
sprechen immer noch – wir müssen einfach, um zu überleben.
Geschichten über die legendäre Durga Syn, die in Ver-
bindung zu Gerüchten über die Nosferatu stehen, tauchen
sehr oft auf. Vielleicht sind sie die nächsten?
Doch Durga Syn ist auch nicht die einzige. Teile dieser
Historie wurden aus Werken zusammengetragen, die vor
sechshundert bis achthundert Jahren von einem damals
schon alten Ravnos fertiggestellt wurden. Wir erhielten
diese Fragmente per Post, bevor wir nach Indien gingen.
Warum? Wer hat sie geschickt? Ich weiß es nicht, aber ich
habe einen Verdacht.
Ob mir diese Vorstellung behagt? Nein. Die anderen
Grabräuber und ich ziehen aber großes Behagen aus der
Vorstellung, daß die ältesten und mächtigsten Ravnos vor
zwei Jahren ins Gras gebissen haben. Ich mag gar nicht
darüber nachdenken, daß einer dieser alten Bastarde dazu
bereit ist, aufzustehen und uns in einem seiner Privatkrie-
ge oder Ähnlichem zu benutzen, während er vorgibt, es sei
eine heilige Pflicht, die im Blut liegt.
Wacht auf und heißt Kali willkommen. Gehenna ist fast hier.
13.05.2003, 12:13
CBRavnos02.p65 36 13.05.2003, 12:01
 KAPITEL ZWEI:
DIE KUNST, EIN
RAVNOS ZU SEIN
Das Universum scheint bankrott, sobald wir anfangen,
über den Charakter von Individuen zu diskutieren.
- Henry David Thoreau

Für die Ravnos gibt es keine klare, kleine Definition,
nicht weil es den Scharlatanen an gemeinsamen Charak-
terzügen fehlen würde, sondern einfach deshalb, weil die
Menschheit – und darüber hinaus auch die Kainiten – et-
liche unterschiedliche Verbrechen begangen hat. Ja rich-
tig, jeder Ravnos ist in irgendeiner Art ein Krimineller,
ganz gleich ob dieses Verbrechen sich nun gegen die
menschliche oder kainitische Gesellschaft richtet. Es gibt
keinen Grund, diesen einfachen Fakt zu beschönigen, egal
wie unbequem er sein mag. Das erscheint vielleicht bigott
oder gefühllos und das ist es auch, doch nur weil die Ver-
brechen der Ravnos sich allzuoft ausschließlich gegen die
Prinzipien anderer richten.
Die Ravnos versammeln sich gewöhnlich in kleinen
Gruppen oder Rudeln, die scheinbar von jemandem ange-
führt werden, der sie wahrscheinlich erschaffen hat. Die
Ravnos tun das aus Sicherheitsgründen in größerer An-
zahl, obgleich viele auch den Anschein erwecken, so etwas
wie eine Loyalität des Blutes zu besitzen. Nicht alle Rav-
nos glauben an diese sogenannte Verpflichtung dem Clan
gegenüber, viele benutzen sie in erster Linie, um Clansge-
schwister davon zu überzeugen, daß sie ihnen einen Ge-
fallen tun sollten.
Im Angesicht der Woche der Alpträume scheuen überle-
bende Ravnos jedoch den Kontakt zu anderen ihres Clans aus
Angst, der Wahnsinn, der den Clan zerfraß und so viele ver-
nichtete, könnte wiederkehren. Selbst die Ravnos, die sich
dazu entschlossen, sich mit ihrer Brut zusammenzutun, hü-
ten sich vor dieser Rückkehr und nur wenige würden jemals
mit anderen Kainskindern über dieses Thema sprechen.
DER KUSS DER RAVNOS
Es gibt für die Ravnos verschiedene Arten mit dem Kuß
umzugehen, je nachdem, welcher Teil des Clans daran be-
teiligt ist. Die indischen Ravnos und die Anhänger des
Pfades des Paradox betrachten den Kuß als ein metaphysi-
sches Opfer an einen oder mehrere Götter, so daß das Kind
weitergehen und sein svadharma erfüllen kann, sowie es
auch anderen Kainskindern dabei helfen kann, ihres zu
erfüllen. Bei vielen der jüngeren, amerikanischen Blutlini-
en wird der Kuß ohne eine Zeremonie weitergegeben, das
hängt aber vom persönlichen Geschmack und dem Hin-
tergrund des Erzeugers, sowie seinen Vorlieben ab.
Für Ravnos gibt es eine große Anzahl von Gründen, neue
Kinder zu erschaffen. Manche wählen einen kriminellen

KAPITEL ZWEI: DIE KUNST, EIN RAVNOS ZU SEIN

37

CBRavnos02.p65 37 13.05.2003, 12:01

 Geist ebenso sorgfältig aus wie ein Künstler seinen Protegé,
während andere wiederum nach Kandidaten Ausschau hal-
ten, die ihnen bei ihren eigenen Ränken behilflich sein kön-
nen. In vielen Fällen erwartet der Erzeuger von seinen Kin-
dern, daß sie lange Zeit bei ihm bleiben – vor der Woche der
Alpträume strukturierten viele Ravnos ihre Brut in Form von
Familien, wenngleich diese auch nicht funktionierten. Wäh-
rend dieses Desasters wurden die meisten dieser Familien in
blutdurstiger Raserei ausgelöscht und von den wenigen, die
überlebten, hat man seitdem nichts mehr gehört.
Der Clan Ravnos als Ganzes hängt keiner bestimmten
Regel an, die befolgt werden muß, unter ihnen ist nichts
wirklich formell. Nur jene, die aus ihrer Verdammnis eine
Religion machen – die Anhänger des Paradox – haben für
sich kodifiziert, wann, wie, warum und vor allem welches
Kind den Kuß erhält. Unter den indischen Clansbrüdern
muß jemand, der ein Kind zeugen will, erst seinen Erzeu-
ger um das Recht bitten. Mit dieser Erlaubnis und dem
Segen seines Erzeugers und dem des ältesten Ravnos der
Stadt, darf er dann ein Kind erschaffen.
Neue Kinder von Anhängern des Pfades des Paradox
werden in die Geschichte und Pflichten des Clans einge-
führt, was einen geringen Grad der Indoktrination hin zur
Geisteshaltung des Paradox darstellt. Danach werden sie
entlassen, um innerhalb von zwanzig Jahren volle shilmulo
zu werden, doch gewöhnlich werden sie es schon viel frü-
her. Weder wird von Neugeborenen erwartet, daß sie sich
dem Paradox zuwenden, bevor das erste Jahrhundert ihres
Unlebens vorüber ist, noch werden sie dazu gezwungen, es
zu akzeptieren. Man erwartet jedoch von ihnen, daß sie
sich in Gegenwart der Ahnen an diese Lehren halten.

DIE INDISCHEN MASSENERSCHAF-

FUNGEN
Die größte Ausnahme der indischen Clansgeschwister
zu ihrer Art, den Kuß weiterzugeben, ist die Massener-
schaffung im Stil des Sabbats. Diese Praktik wird von den
wenigen Außenstehenden, die sie kennen, als abscheulich
betrachtet, doch manche Ravnos sind – angetrieben von
ihren Konflikten mit den Kuei-jin – der Meinung, daß die
Taktik der Massenerschaffung für den Sieg notwendig ist.
Da die Anzahl der östlichen Kainiten ansteigt und die
Kämpfe heftiger werden, sind die östlichen Ravnos eher
bereit, ein Dutzend oder mehr Kinder in einer einzigen
Nacht zu erschaffen, um sie als Kanonenfutter zu gebrau-
chen. Es ist wird nicht erwartet, daß diese Unglücklichen
überleben und gelegentlich werden sie einfach vernichtet,
nachdem sie ihren Zweck erfüllt haben. Doch manche
Ahnen protestieren gegen dieses Vorgehen, indem sie dar-
auf hinweisen, daß dies gegen die Lehren des Paradox und
das Schicksal dieser Sterblichen verstößt.

JATI UND DIE BLUTLINIEN

Unter den traditionsverbundensten Ravnos ist die sterb-
liche Blutlinie mindestens so wichtig wie die untote. Sehr
zum Ärger der Neugeborenen definiert sie bei den Älte-
sten die Rolle des Kainiten im Clan.
Jati ist das Hindi-Wort für Kaste und bezieht sich auf
eine Blutlinie innerhalb des Clans. Es gibt verschiedene

CLANBUCH: RAVNOS
38

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WIE VIELE?
Wie viele Ravnos leben noch in der Welt der Dun-
kelheit? In den Nächten nach den Wochen der Alp-
träume reichen die Schätzungen von knapp 100 bis
hin zum doppelten oder dreifachen. Zeit des dünnen
Blutes behauptet, daß höchstens 100 überlebten, dar-
unter keine mächtigen Ahnen. Nächte der Prophe-
zeiung deutet an, daß es wahrscheinlich mehr sind
und zeigt auf, daß Durga Syn und ihre Brut auf jeden
Fall überlebt haben (und wenn Durga Syn keine mäch-
tige Ahnin ist, wer dann?)
In Wahrheit gibt es keine endgültige Antwort, wie
viele Ravnos die Woche überlebt haben, außer viel-
leicht, „sehr wenige“. Wie viele starben? Die meisten
von ihnen. Das läßt einen großen Spielraum in den eige-
nen Chroniken, damit Erzähler und Spieler sich entschei-
den können, wie viele Ravnos tatsächlich noch da sind.
WAS IST MIT DEN AHNEN?
Das Überleben der Ahnen ist eine andere Sache. Es
kommt einzig und allein darauf an, wie man „mächti-
ge Ahnen“ definiert. Heißt das, alle Ravnos der vier-
ten und fünften Generation wurden zerstört? Oder
bedeutet es, daß kein Ravnos über der achten Gene-
ration die Säuberung überlebt hat? Die Beantwortung
dieser Fragen obliegt den individuellen Chroniken
selbst. Das Clanbuch: Ravnos deutet an, daß einige
wenige mächtige Ahnen wach sind und gar noch nach
der Woche der Alpträume umherstreifen, aber diese
Andeutungen könnten eventuell falsch sein.
WEN KÜMMERT DIE WOCHE DER
ALPTRÄUME?
Wenn die Woche der Alpträume in Ihrer Chronik
noch nicht passiert ist, oder der Erzähler einfach kei-
ne Lust hat, sie einzusetzen, dann ignorieren Sie ein-
fach alles, was auf sie und ihre Effekte bezug nimmt.
Die Ravnos haben immer noch ihre ursprüngliche
Stärke und sind immer noch damit beschäftigt, zu tun,
was sie so tun. So einfach ist das.
Ravnos Jati, die ihre Ursprünge auf fast jedem Kontinent
haben und deren Alter mehrere Jahrtausende bis hin zu
einigen wenigen Jahrzehnten reicht. Natürlich haben die
älteren Blutlinien einen höheren Status inne, als die jün-
geren (manch einer würde sagen „gewöhnlichen“) Blutli-
nien. Wenige Ravnos sind sich darüber einig, was eine Jati
sein sollte, geschweige denn, ob eine der existierenden
Blutlinien als gültige Kaste eingestuft werden kann. Die
meisten Neugeborenen kümmern sich wahrscheinlich
eher weniger um diese ganze Frage nach dem Stammbaum.
DIE ÄLTEREN BLUTLINIEN
Die folgenden Blutlinien sind die ursprünglichen Rav-
nos Blutlinien, wie sie bis zur Woche der Alpträume haupt-
sächlich in Indien zu finden waren. Es existieren mögli-
cherweise immer noch einige, aber nicht in genügender
Zahl, um einen großen Unterschied zu machen. Nahezu
alle Ahnen Indiens wurden zerstört.
KAPITEL ZWEI: DIE KUNST,
39
CBRavnos02.p65 39
Die Ahnen der Ravnos in Indien versuchten strikte Re-
geln darüber durchzusetzen, welcher Ravnos welchem
Sterblichen den Kuß geben darf, oft in ähnlicher Weise wie
die Prinzen der westlichen Städte. Jedoch trugen für indi-
sche Anhänger des Pfades des Paradox diese Einschrän-
kungen das Gewicht der Worte der Vorsintflutlichen in
sich, oder zumindest behaupteten dies die Ahnen gern.
Ravnos war es verboten, Sterblichen den Kuß zu geben,
die nicht aus ihrer eigenen Kaste waren – Ravnos Brahma-
nen durften nur Brahmanen den Kuß geben, Kshatriyas
durften nur sterblichen Kshatriyas den Kuß geben, und
immer so weiter. Tatsächlich haben jedoch nur wenige
Ravnos diesen Einschränkungen gehorcht und viele Ah-
nen haben sich dafür entschieden, einfach anzunehmen,
der Neugeborene käme aus einer entsprechenden Kaste.
Durch den Krieg mit den asuratizayya als ständige Bedro-
hung, waren die Ravnos eher an Ergebnissen interessiert.
BRAHMANEN
Die Brahmanen-Ravnos verfügen über die Gabe des Se-
hens, die die anderen Jati nicht haben, und setzen sie oft
ein, um die Zukunft vorherzusagen, oder ihre Feinde auf-
zuspüren. Die Brahmanen betrachten sich ebenfalls als die
Wächter des „Weges der Mayaparisatya“ oder auch Pfad
des Paradox. Unter den indischen Ravnos sind die Brah-
manen die spirituellen Ratgeber und Philosophen des
Clans und dienen anderen Jati oft als Berater.
Brahmanen ersetzen Seelenstärke durch Auspex als
Clandisziplin, sind aber sonst in jeder Hinsicht mit den
anderen Ravnos identisch.
KSHATRIYAS
Die Kshatriyas sind die traditionellen Krieger, und die
meisten der Ravnos in Indien gehören dieser Jati an. Die
Ahnen unter den Kshatriyas entwerfen traditionell die
Strategie im Krieg gegen die asuratizayya und viele von ih-
nen gehören zu den tödlichsten Kainiten Indiens. Entge-
gen der Tradition haben viele den Kuß an britische Solda-
ten und Offiziere gegeben, während Indien Teil des
britischen Empire war. Nach dem Abzug der Briten fuhren
viele fort, außerhalb Indiens nach brauchbaren Soldaten
für den Krieg gegen die asuratizayya zu suchen.
In den vergangenen Jahrhunderten haben die Kshatri-
yas manchmal die Strategie des „Massenkusses“ eingesetzt.
Sie stürmten durch die Vororte oder ein Dorf und gaben
so vielen Sterblichen den Kuß, wie sie konnten, um so ihre
Ränge über Nacht oftmals um einige Dutzend zu verstär-
ken. Jene, die als minderwertig eingestuft wurden, wurden
den übrigen Neugeborenen als erste Mahlzeit gegeben. Die
Kshatriyas führten so eine Massenrekrutierung als Vorspiel
für einen massiven Angriff gegen Rudel von asuratizayya
oder einen einzelnen, starken östlichen Kainiten durch, in
einem Versuch diese zu überwältigen, während die wirk-
lich kundigen Kshatriyas das eigentliche Töten bewerk-
stelligten. Die Brahmanen warnten vor dieser Taktik, aber
selbst sie konnten ihren Erfolg bei einigen bemerkenswer-
ten Gelegenheiten nicht leugnen.
Wenige Kshatriyas sind in Indien verblieben, die meisten
haben sich entschieden, ihr Glück irgendwo anders zu su-
chen. Die Woche der Alpträume hat viele davon über-
zeugt, daß der Krieg selbst zwecklos geworden war.
EIN RAVNOS ZU SEIN
13.05.2003, 12:01
 VAISYAS
Üblicherweise aus der Klasse der Händler erwählt, sind
die Vaisyas die Ravnos, die die Angelegenheiten mit der
Gesellschaft der Sterblichen regeln. Die meisten Vaisyas
hatten schon viele Kontakte und große Macht in ihrer
Nachbarschaft und ihren Städten, bevor sie den Kuß emp-
fingen und sie halten diese Bande durch den Reichtum
und den Einfluß ihrer Familie aufrecht. Die Vaisyas leiten
die Städte, damit sich die Kshatriyas um den Krieg küm-
mern können.
Typischerweise handhaben die Vaisyas die Interaktion
mit der sterblichen Regierung und den Geschäftsleuten,
decken Probleme auf, die in großem Maßstab zur Entdek-
kung der Existenz der Kainiten (westlicher oder östlicher)
führen könnten und verfolgen die Schachzüge der östli-
chen Kainiten in den Städten. In der Geschichte war eine
der frustrierendsten Aufgaben dieser Jati, nach den heili-
gen Kriegen der Kshatriyas „aufzuräumen“, üblicherweise
mit Feuer, Berichten über Epidemien oder irgendwelchen
anderen Mitteln, um die Sterblichen davon abzuhalten, zu
viele Fragen zu stellen. Es ist unmöglich, Verdächtigungen
völlig zu vermeiden. Aber durch die schiere Anzahl der
Menschen, die in einer Stadt wie Neu Delhi zusammenge-
pfercht sind, haben die Vaisyas bisher wenig Probleme gehabt,
die falschen Leute davon abzuhalten, die falschen Fragen zu
stellen – falls nichts anderes, konnten sie immer noch mit den
Achseln zucken und anderen mitteilen, daß die Nacht dieje-
nigen verschlungen hatte, die verschwunden waren.

CHANDALAS
Chandalas sind die niedrigste Jati. Ihren Mitgliedern ist
es verboten, den Kuß weiterzugeben, damit sie nicht ihr
unreines Blut und ihre Ideale verbreiten. Indische Ravnos
betrachten alle Caitiff als Chandalas und jeder Ravnos, der
dabei erwischt wird, wie er die Grundsätze des Pfades des
Paradox bricht, wird ebenfalls in diese Kaste degradiert.
Mitglieder anderer Clans und Blutlinien, die nach Indien
kommen, werden als Chandalas betrachtet, obwohl die
Ravnos ihnen eher offen Respekt und Nachsicht zeigen
können, um unmittelbare Konflikte zu vermeiden.
Chandalas bekommen oft die Gelegenheit, ihren Status
zu verbessern, indem sie lästige und verhaßte Pflichten
übernehmen, wie zum Beispiel die Organisation des Auf-
sammelns und Verbrennens der Leichen Sterblicher, bei
denen eine hohe Wahrscheinlichkeit vermutet wird, als
östliche Kainiten wiederzukehren. Die meisten Ravnos,
die das Pech hatten, zu Chandalas erklärt zu werden, ha-
ben Indien lieber verlassen, als unter einem solchen Stig-
ma zu leiden.

SUDRAS
Die Sudras sind nicht wirklich eine Jati, und kein Rav-
nos wird als Sudra betrachtet. Ravnos-Ghule sind Sudras
und stehen somit noch unterhalb aller anderen, die den
Kuß empfingen. Wenn ein Sterblicher den Kuß der Rav-
nos wirklich wert wäre, wäre er kein Ghul und somit Die-
ner. Ravnos behandeln ihre Ghule selten gut, noch behal-
ten sie sie üblicherweise sehr lange. Einige Ravnos haben
persönliche Ghule für einige Jahrzehnte oder gar Jahrhun-
derte behalten und diese Diener sind ziemlich ausgezeich-

CLANBUCH: RAVNOS
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CBRavnos02.p65 40 13.05.2003, 12:01

 net für ihr Alter. Einige wenige sind von Herr zu Herr wei-
tergegeben worden und leiden unter den mit jedem neuen
Blutsband wechselnden Loyalitäten.
Sudras dienen üblicherweise als Sündenböcke. Wenn
ein Ravnos die Aufmerksamkeit zu vieler Sterblicher auf
sich zieht, wird wahrscheinlich einer seiner Ghule an sei-
ner Stelle leiden.
Die Ravnos Indiens sehen Ghule außerhalb ihres Dhar-
mas, wie es weitgehend auch bei den Kainiten der Fall ist.
Daher erhalten so nicht dieselbe Rücksichtnahme, wie sie
Sterblichen widerfährt, zumindest gemäß dem Pfad des
Paradox. Je länger ein Sudra Ghul gewesen ist, um so ge-
ringer ist seine Verbindung zu seinem sterblichen Leben
und um so geringer ist sein Wert als Individuum, sogar für
die einfühlsamsten Ravnos.

DIE WESTLICHEN SHILMULO

Im Westen messen die Ravnos der Blutlinie und dem
Stammbaum weniger Bedeutung bei und geben den Kuß
aus allen möglichen Gründen an Sterbliche weiter, die
möglicherweise wenig mit Blutsverwandtschaft oder sozia-
ler Stellung zu tun haben. Solche Überlegungen mögen
vor einigen Jahrhunderten von Bedeutung gewesen sein,
aber in den Nächten der Gegenwart sind die westlichen
Ravnos nicht ganz so hochgeschlossen. Statt dessen nei-
gen sie dazu, sich ihre Nische zu suchen und diese auszu-
bauen. Es ist nicht ausgeschlossen, einen Ravnos als Bote
einer Mafia-Familie oder bei der Arbeit für die Medellín-
Kartelle zu finden. Da ihnen die enge soziale Struktur In-
diens fehlt, beschäftigen sich die westlichen Ravnos mit
was auch immer sie am meisten interessiert.
Folglich bilden die meisten westlichen Ravnos kleine Klün-
gel aus Neugeborenen ohne direkte Verbindung durch das
Blut; oder ein Erzeuger gibt den Kuß an einige Kinder weiter,
um die Nacht mit ihnen zu teilen; oder ein einzelner Ravnos
arbeitet einfach mit und unter den Angehörigen anderer
Clans. Im Kielwasser der Woche der Alpträume sind die mei-
sten der nur aus Ravnos bestehenden Klüngel entweder aus-
einandergefallen oder haben das Gros ihrer Mitglieder wäh-
rend der Raserei verloren, die den Clan übermannte.
Die überlebenden Ravnos haben sich in Verstecke zu-
rückgezogen, andere Clansmitglieder ausfindig gemacht,
oder die Gelegenheit ergriffen, sich der sterblichen und der
kainitischen Gesellschaft auf ihre eigene Weise zu nähern,
ohne den Einfluß anderer Ravnos, besonders der Ahnen.
Diejenigen, die neue Klüngel gebildet haben, taten dies
aufgrund der Notwendigkeit, zu überleben oder aufgrund
des Wunsches, zu erfahren was passiert war – oder um Es
davon abzuhalten, ihnen zuzustoßen.

DIE ROMA SHILMULO

Durch ganz Europa, Nordamerika und Südamerika sind
die Ravnos mit ihren Roma-Familien gezogen. Sie reisten
hauptsächlich aus Gründen der Sicherheit in Gruppen,
besonders unter Kainskindern, die ihnen schon beim blo-
ßen Anblick mißtrauten (ein Ruf, an dem sie selbst schuld
waren, und den sie in gewisser Weise auch ihren sterbli-
chen Cousins verschafft haben). Anders als die Giorgio-
Ravnos waren die Roma-Ravnos enger verflochten und in
geschlossener Verbindung miteinander. Diese Geschlos-

KAPITEL ZWEI: DIE KUNST, EIN RAVNOS ZU SEIN

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 senheit stammte weitgehend von einer Belagerungsmenta-
lität her, die sich entwickelte, da Ravnos, die sich mit
Roma zusammengetan hatten, in europäischen und ame-
rikanischen Domänen selten willkommen geheißen wur-
den; wenn sie blieben, ermutigten die etablierten Kains-
kinder sie verstärkt dazu, doch lieber weiterzuziehen.
Ravnos, die mit den sterblichen Roma reisten, erfreuten
sich nicht unbedingt einer angenehmen Beziehung zu ih-
ren sterblichen Verwandten. Manch ein Roma hat es auf
sich genommen, die Welt von einem weiteren blutrünsti-
gen Monster zu befreien, bevor dieses ein weiteres Mitglied
seiner Familie töten kann. Andere sind dazu übergegan-
gen, bei Tag zu reisen, und haben den Kainiten an einem
unangenehmen Ort alleine zurückgelassen.
HIER UND JETZT
Während der Woche der Alpträume haben die Roma-
Ravnos mehr gelitten, als jede andere Gruppe. In den we-
nigen Nächten, während derer die Raserei den Clan über-
wältigte, haben sich nahezu alle Roma-Ravnos in
kannibalischer Raserei gegenseitig umgebracht, schlicht
und ergreifend wegen der Nähe zueinander. Die wenigen
Überlebenden verschmähen die Gesellschaft anderer Rav-
nos als Reaktion auf den Wahnsinn. Vor der Woche der
Alpträume bildeten die Roma-Ravnos die sichtbare Mehr-
heit des Clans. Mittlerweile sind sie zu einem Schatten ih-
rer ursprünglichen Zahl geschrumpft und kaum noch für
irgend jemanden sichtbar. Außenstehende Beobachter
nehmen (fälschlicherweise) an, daß der Clan Ravnos völ-
lig zerstört wurde (wenn sie es überhaupt wahrnehmen).
CLANBUCH: RAVNOS
42
CBRavnos02.p65 42
RAVNOS IN DER WEITEN
WELT
Die Kainskinder des Clans der Ravnos waren schon im-
mer Wanderer. Vor der Katastrophe lebten sie auf jedem
Kontinent – und tun es vielleicht immer noch, wenn man
nur genau hinschaut. Berichte von verwundeten Ravnos
aus der Woche der Alpträume reichen von „alle Ravnos
wurden zerstört“ über „vielleicht haben knapp hundert
überlebt“ bis hin zu Vermutungen, daß der größte Teil des
Clans einfach untergetaucht ist. Die Wahrheit ist ein we-
nig komplexer und nicht leicht zu ergründen. Zumindest
100 Überlebende existieren, von denen einige Ahnen sein
könnten, aber wenn die wirklich alten überlebt haben, haben
sie sich bisher – außer in Gerüchten – noch nicht offenbart.
Die folgenden Abschnitte knüpfen einige Verbindungen
zwischen den Aktivitäten der Ravnos vor und nach der
Woche der Alpträume, zumindest soweit sie rekonstruiert
werden konnten.
INDIEN
Indien ist das traditionelle Heimatland des Clan Ravnos
und war das Zentrum der Clansaktivitäten in den letzten
Jahrtausenden. Die Ereignisse in Indien sind etwas verwir-
rend, wenn man die Präsenz von Ravnos und den Zweck
dieser Präsenz bedenkt. Die Karavalanisha Vrana behaup-
tet zum Beispiel, daß der Stammvater Ravnos in Indien
geschaffen wurde. Wenn man den aufgeführten Daten
Glauben schenken kann, haben Götter, die in den folgen-
13.05.2003, 12:01
 den viertausend Jahren noch nicht existierten, Zapathasu-
ra und die Ravnos geschaffen. Skeptiker vermuten, daß ein
Gros der „Fakten“ später mit dem Karavalanisha Vrana und
den dazu gehörenden Texten verknüpft wurde.
Vor der Woche der Alpträume repräsentierte der Clan
Ravnos die unumstritten größte kainitische Macht in
Asien. Ravnos-Prinzen beanspruchten Domänen in indi-
schen Städten, ganz wie die Ventrue oder Toreador diesen
Titel in europäischen Städten beanspruchen. Der größte
Unterschied zwischen den Ravnos und anderen Clans war
der fortdauernde Krieg mit den asuratizayya, die Bezeich-
nung der indischen Ravnos für die östlichen Kainiten.
Über Jahrhunderte existierte ein schwankender Kriegszu-
stand in ganz Indien zwischen den beiden Gruppen, der
immer wieder zu brutalen Schlachten führte. Die Krieg-
führung war nicht allumfassend – einige östliche Kainiten
hatten besseres zu tun, als Ravnos zu töten und umgekehrt
–, aber Ahnen beider Seiten haben den Konflikt vorangetrie-
ben. Ravnos mußten in Indien vorsichtig sein, wohin sie rei-
sten; das Betreten einer falschen Stadt konnte die schmerz-
hafte Zerstörung durch die Hände der asuratizayya bedeuten.
Im Zuge der Ereignisse der Woche der Alpträume haben
verschiedene östliche Kainiten einen Vorteil aus dem
plötzlichen Verschwinden zahlreicher Ravnos gezogen und
in Städten eigene Domänen beansprucht, die vorher ihren
Rivalen gehörten. Städte, die für die Ravnos einmal sicher
waren, sind jetzt Todesfallen für die Unvorsichtigen oder
Unglücklichen, aber dankenswerterweise ist es für die Kai-
niten nicht allzuschwer, ihre Existenz in Städten geheim zu
halten, die buchstäblich mit Menschen vollgestopft sind.
Einige der wirklich alten und mächtigen Ravnos haben
möglicherweise in Starre überlebt; niemand weiß, was ge-
schehen wird, wenn oder besser falls sie erwachen.
Die Zufluchten der Ahnen liegen in ganz Indien verlas-
sen da, als ob ihre Eigentümer nur mal eben zum Abend-
essen ausgegangen wären. Im ganzen Land haben Neuge-
borene überlebt, die versuchen, uralte Feinde zu meiden,
die vorhaben, in Indien alle Einflüsse der Ravnos (und die
anderer Kainiten) auszumerzen.
Ravnos von Bedeutung: Ehemals ganze Listen von Ah-
nen und möglicherweise Hunderte von Neugeborenen.
Heute weiß es niemand mehr genau. Die meisten der Rav-
nos Indiens erlitten in der Woche der Alpträume den End-
gültigen Tod, entweder durch kannibalische Rasereien
oder weil die Raserei sie ihren alten Feinden enthüllt hat.
Die Schwäche, unter der die Ravnos während dieser paar
Nächte litten, gab opportunistischen asuratizayya die Ge-
legenheit, ihre am meisten verhaßten Feinde zu zerstören,
ohne Angst vor Vergeltungsmaßnahmen haben zu müssen.
AFRIKA
Ravnos haben in Afrika schon nahezu solange gelebt wie
in Indien, wenn auch nicht so offensichtlich. Die Scharla-
tane haben sich in Nordafrika zusammen mit den Phönizi-
ern ausgebreitet und reisten in andere afrikanische König-
reiche und Imperien im Landesinneren. Wenige kehrten
zurück und konnten davon berichten, aber die, denen es
gelang, hatten einige sehr interessante Erlebnisse zu be-
richten. In der heutigen Zeit können Ravnos in jeder grö-
ßeren Stadt gefunden werden. Es ist leicht, sich solchen
Orten anzupassen, wenn man die Existenz von internatio-
KAPITEL ZWEI: DIE KUNST,
43
CBRavnos02.p65 43
nalem Schwarzmarkt, beständigem Drogen- und Waffen-
schmuggel und Piraterie betrachtet.
Ravnos von Bedeutung: Eine kleine Blutlinie in Ostafri-
ka behauptet, von Anansi, einem betrügerischen Spinnen-
gott, der für Diebstahl berühmt war, abzustammen. Dieser
Anspruch ist offensichtlich nicht nachvollziehbar, und
diese Ravnos zeigen die gleichen Tendenzen wie ihre Brü-
der und Schwestern aus anderen Teilen der Welt. In An-
betracht der wuchernden Erschaffungsmythen der Ravnos
ist die Verbindung mit Anansi wahrscheinlich nur eine
weitere kulturelle Ausuferung. Das älteste überlebende
Clansmitglied scheint jedoch ernsthaft an diesen An-
spruch zu glauben und nennt sich selbst Anansi. Er und
andere seiner Blutlinie reisen ständig durch Afrika und
versuchen häufig, die Macht und die Anwesenheit euro-
päischer Kainskinder zu unterminieren – so zumindest eine
geringschätzige Bemerkung von den Lippen eines Prinzen der
Camarilla, vor einigen Jahrhunderten geäußert.
ASIEN
Die ganze Geschichte des Clans über haben Ravnos in
Asien gelebt. Das Herz der Ravnos hat immer in Indien
gelegen und Ravnos sind häufig nach China, in die Mon-
golei und in andere Nationen gereist, wobei sie sich selbst
ständig als östliche Kainiten verkleideten, um eine sichere
Durchreise zu haben. Als die Roma ihre Wanderung aus
Indien begannen, reisten einige sowohl nach Asien, als
auch nach Europa. Ravnos reisten mit ihnen und verbrei-
teten sich über Asien in größerer Zahl als vorher, was zu
weiteren Konflikten mit den östlichen Kainiten führte.
Trotz dieser Schlachten haben immer einige Ravnos in
Asien überlebt. Diese seltenen Kainiten müssen eine Mas-
kerade vor den Sterblichen sowie vor ihren alten Feinden
aufrecht erhalten und haben gewöhnlich zwingende per-
sönliche Gründe, zu bleiben.
Außerhalb Indiens hat die Woche der Alpträume weni-
ge Verluste bei den asiatischen Ravnos verursacht, da sich
diese weniger oft in Gruppen zusammenfinden als ihre
Brüder. Dennoch werden in Asien wahrscheinlich weniger
Ravnos die Nacht durchstreifen als auf jedem anderen
Kontinent, abgesehen von Europa, einfach weil es schwie-
rig ist, mitten unter den Cathayern zu überleben.
Ravnos von Bedeutung: Unbestätigte Gerüchte behaup-
ten, ein Ravnos-Ahn bekannt als der Fleischfresser, befin-
de sich in den Grünen Höfen der Kuei-jin.
AUSTRALIEN
Trotz der Tatsache, daß es als Strafkolonie gegründet
wurde, ist die kriminelle Schicht ähnlich der in den Verei-
nigten Staaten. Daher finden Ravnos Australien nicht at-
traktiver oder uninteressanter. Nichtsdestotrotz machen
die enorme Größe und die relativ dünne Besiedelung
durch Kainiten den australischen Kontinent zu einem will-
kommenen Platz, um sich ein wenig Abkühlung zu ver-
schaffen, wenn es in anderen Regionen zu heiß geworden
ist. Schmuggler transportieren ihre Waren durch viele au-
stralische Häfen und einige Ravnos ziehen aus diesem
Umstand ihren Vorteil. Viele haben Netzwerke in Südost-
asien und Hongkong und benutzen Australien als Opera-
tionsbasis fernab von den östlichen Kainiten (die westli-
chen Eindringlingen selten freundlich gesonnen sind).
EIN RAVNOS ZU SEIN
13.05.2003, 12:01
 Ravnos von Bedeutung: Eine kleine Jati, die Sieben Phö-
nix Triade, operiert ausgedehnt durch sterbliche Stellver-
treter in Hongkong, hat ihre tatsächliche Basis jedoch in
Darwin. Die Ravnos haben Hongkong selten betreten, so-
gar bevor es aus den Händen des Commonwealth nach
China wechselte; heutzutage besuchen sie die Stadt nur
unter extremen Umständen.
EUROPA
In den Jahren, die der „Entdeckung“ der neuen Welt
folgten, sind viele europäische Ravnos nach Nordamerika
emigriert. Die Ravnos, die zurückblieben, waren Roma, die
erst kurz vorher aus Indien eingewandert waren. Viele eu-
ropäische Kainiten anderer Clans glaubten, daß die „Zi-
geuner“ diejenigen zerstört hatten, die nicht vom richtigen
Blut waren und die Neuankömmlinge hegten nicht den
Wunsch, sie von dieser Vorstellung abzubringen. Dieser
Umstand führte – vielleicht mehr als alles andere – zur
ständigen Wahrnehmung der Ravnos als Zigeunerclan.
Abgesehen von den indischen Ravnos hat die Woche
der Alpträume den europäischen Teil des Clans am härte-
sten getroffen. Die europäischen Ravnos reisten in Kum-
panya, manchmal reisten fünf oder sechs Shilmulo mit den
sterblichen Roma. Dieses dichte Zusammenhängen führte
praktisch zur Auslöschung des Clans in Europa; zurück
blieben nur Giorgio und Ausgestoßene als Gros der Über-
lebenden.
Ravnos von Bedeutung: Trotz der nahezu völligen Ver-
nichtung der mächtigen Ravnos-Ahnen hat Durga Syn
überlebt, umgeben von Neugeborenen und Ancillæ, de-
CLANBUCH: RAVNOS
44
CBRavnos02.p65 44
nen sie im Lauf der Jahrhunderte den Kuß gab. Tatsäch-
lich munkeln einige Wissende, die Woche der Alpträume
habe sie und ihr Blut unangetastet gelassen. Einige weni-
ge, die genug wissen, um spekulieren zu können, haben die
Theorie aufgestellt, daß, was auch immer den Übernatür-
lichen den Zugang zu Rußland verwehrt, gleichfalls den
Fluch abschmetterte, der die Ravnos hinweggefegt hat.
Durga Syn ist noch nicht hervorgetreten, um ihre Mei-
nung kundzutun.
MITTLERER OSTEN
Ravnos leben im gesamten Mittleren Osten und einige
von ihnen sind Abkömmlinge von wenigen Jati mit extre-
men religiösen Ansichten. Obwohl viele moslemischen
Glaubens erwählt wurden, sind die Moslems nicht die do-
minierende Gruppe unter den Ravnos in diesen Gebieten,
da es den Anhängern Mohammeds häufig schwerfällt, den
Pfad des Paradox zu akzeptieren. Die Vorherrschaft von
Glaube und Gewalt macht es den meisten Kainiten
schwer, in diesen Gebieten zu überleben, und die Ravnos
bilden da keine Ausnahme.
Ravnos von Bedeutung: Eine alte Kainitin, bekannt als
Amaravati, erwachte unlängst aus der Starre und stand an
der Spitze der Bekehrung des Clans zum traditionellen
Pfad des Paradox. Es war bekannt, daß sie vor der Woche
der Alpträume im Irak hauste und sie genießt unter Rav-
nos, die ihren Namen wiedererkannt haben, den Ruf, in
enger Verbindung mit den Assamiten zu stehen. Sie ver-
schwand während der Woche der Alpträume und es wird
angenommen, daß sie den Endgültigen Tod gefunden hat.
13.05.2003, 12:01
 NORDAMERIKA
Nordamerika hat möglicherweise die größte überleben-
de Ravnos-Population – oder vielleicht hatte. Ein Grund,
warum heutige Ravnos weniger gerne bereit sind, ihre Ab-
stammung zu verraten ist die Tatsache, daß viele Ahnen
der Camarilla eine Ahnung haben, was dem Clan passiert
ist und sie deshalb die jüngeren Ravnos als Vorboten Ge-
hennas sehen. Diese Ahnen haben in ihren jeweiligen
Städten versucht, jeden ankommenden Ravnos loszuwer-
den und die Ravnos haben keine ausreichende Kommuni-
kation oder zu wenig Leute, um irgendeine Art von Heim-
suchung zu starten (zumindest denken sie das).
Mindestens ein Dutzend Ravnos haben sich in zwei oder
drei Klüngeln zusammengeschlossen, um Sicherheit in der
großen Gruppen zu finden. Sie versuchen, andere Ravnos
aufzustöbern – nicht notwendigerweise um Kontakt aufzu-
nehmen, sondern um rauszufinden, was zur Hölle passiert ist.
Viele Ravnos leben an der Westküste, wohin einige Ah-
nen gingen, um der wachsenden Gefahr durch östliche
Kainiten zu begegnen und junge Betrüger suchen Schutz
in den zerbröckelnden Anarchendomänen. Verschiedene
andere junge Ravnos haben den Zusammenbruch des
Clans überlebt, aber die ältesten sind seitdem nicht mehr
gesehen worden. Ohne die sogenannte spirituelle Führung
ihrer Ahnen haben die Überlebenden beschlossen, ihr
Unleben auf Teufel komm raus zu führen, sich im Sinne
des schlechten Rufs ihres Clans ins Zeug zu legen und sich
den dunklen Versuchungen hingegeben.
Ravnos von Bedeutung: Siehe den in Kapitel Drei be-
schriebenen Klüngel.
SÜDAMERIKA
Opportunistische Ravnos betrachten Südamerika als
fruchtbaren Boden ihrer Bedürfnisse. Viele sind von Rio
de Janeiro und seiner angeblich dekadenten Atmosphäre
angezogen. Die Wirklichkeit ist nicht immer, was sie er-
wartet haben, aber viele Ravnos passen sich an. Andere
zieht es nach Kolumbien und andere Teile des Kontinents,
wo sie ihre Grundbedürfnisse befriedigen können, ohne
Angst vor Vergeltungsmaßnahmen durch sterbliche oder
kainitische Autoritäten haben zu müssen. Unglücklicher-
weise finden manche heraus, daß andere Kainiten, die dort
zuerst angekommen sind, klare und unangenehme Ansich-
ten hinsichtlich ihrer Besucher haben.
Generell läßt sich jedoch sagen, daß Ravnos die Wildnis
Südamerikas meiden. Es ist zu gefährlich, den Dschungel
des Amazonas zu bereisen, wenn man die Anwesenheit der
Werwölfe und anderer, seltsamerer Bestien bedenkt. Die-
ses rauhe Gebiet vergibt Eindringlingen nicht so leicht.
Ravnos von Bedeutung: Unter den Kriminellen Rio de
Janeiros ist Rafael Schliemann sehr bekannt. Was immer
jemand braucht, Rafael kann es ihm besorgen. Sterbliche
sind seine spezielle Handelsware. Er betreibt einen blühen-
den Sklavenhandel, der das Zentrum eines Netzes bildet,
das sich über den Pazifik und den atlantischen Ozean nach
Afrika, Asien und Teile von Amerika erstreckt. Es wird
berichtet, daß er die Slums von Rio als Operationsbasis
benutzt. Er organisiert Herden für seine etwas wähleri-
scheren Kunden und es geht das Gerücht, daß einige Ven-
KAPITEL ZWEI: DIE KUNST,
45
CBRavnos02.p65 45
true regelmäßig zu ihm gehen. Rafael hat seine Zuflucht in
einem schwerbewachten Herrenhaus, das ursprünglich ei-
nem portugiesischen Plantagenbesitzer gehörte.
GEBORENE VERBRECHER:
DIE SCHWÄCHE DER RAVNOS
Nach den Worten von Leszek Kisliewsky
Es ist eine einfache Wahrheit: Jeder Ravnos ist ein Kri-
mineller. Lassen Sie mich das besser betonen: Jeder Rav-
nos ist ein Krimineller. Der Kuß weckt das Tier in jedem
Kainiten, aber das Tier der Ravnos ist ein wenig schlauer,
ein wenig betrügerischer und ein wenig hinterlistiger, als
das anderer Kainiten. Dies ist kein Vorteil. Wir sind Opfer
der selben psychotischen Anfälle, die jeder andere Kainit
erleidet, aber wir bekommen es auch mit dieser kleinen
Stimme in unserem Hinterkopf zu tun, die wispert: „Los,
mach schon. Nimm’s dir – keinem wird’s auffallen. Und
wenn doch, werden sie nicht gleich denken, daß ausge-
rechnet du es warst.“ Sie ist überzeugend, sie kennt jede
dunkle Ecke unserer Seele und schließlich geben wir ihr
nach.
Andere Kainiten denken, daß Ravnos Diebe sind. Wenn
es so einfach wäre, wäre unsere Existenz nicht so peini-
gend. Tatsächlich gibt unsere Schwäche vielen Prinzen
und anderen Kainiten ausreichend Gründe, unserem Clan
zu mißtrauen oder ihn sogar zu hassen (obwohl sie zu uns
kommen, wann immer sie etwas heimlich erledigt haben
möchten). Ravnos leiden unter Zwängen, die von der sim-
plen Angewohnheit der Kleptomanie bis hin zu weit aus-
gefalleneren und gefährlicheren Trieben reichen, wie zum
Beispiel der Diablerie an Mitkainiten. Glücklicherweise
verspüren wenige Ravnos den Drang zu letzterem.
Was ich im ersten Abschnitt gesagt habe, klingt ein we-
nig metaphorisch, also werde ich es weiter ausführen. Die-
se kleine Stimme kommt nicht von außen, sie ist nicht wie
ein Dämon, der in den dunklen Teilen unseres bewußten
Geistes plappert und den man ignorieren oder mit dem
man streiten könnte. Sie ist Teil unseres tiefsten Selbst.
Oft ertappen wir uns dabei, daß wir aufgrund eines Impul-
ses handeln, ehe wir realisieren, was wir gerade tun. Es ist
stiller als eine Raserei und es ist weniger wahrscheinlich,
daß es überhaupt bemerkt wird. Aber es ist nicht weniger
zwingend, wenn es passiert. Anhänger des Pfades des Pa-
radox sagen, daß dieser zerstörerische innere Trieb eine der
Versuchungen auf unserem Pfad ist, die wir entweder kon-
trollieren oder zu unserem eigenen Nutzen einsetzen müs-
sen, aber ich glaube, daß sie damit nur ihr eigenes Verhal-
ten rechtfertigen wollen.
Tatsche ist jedoch, daß wir Ravnos uns nicht jedem
plötzlichen Impuls ergeben müssen. Mit etwas Anstren-
gung können die meisten von uns das Bedürfnis unter-
drücken und weitermachen, zumindest für eine Weile. Ein
Ravnos, der es zu lange ignoriert, fühlt einen nagenden
Schmerz, ähnlich dem Durst nach Blut. Er kann dann los-
gehen und sich eine Gelegenheit suchen, ein Verbrechen
zu verüben, sonst wird die Versuchung stärker und häufi-
ger, bis er ihr schließlich erliegt. Wie oft ein Ravnos sich
gehen läßt, hängt vom Grad der Selbstbeherrschung und
der Willensstärke jedes einzelnen ab.
EIN RAVNOS ZU SEIN
13.05.2003, 12:01
 Letztlich ist es jedoch nicht wirklich so, daß wir dem
Verbrechen zugeneigt sind. Wir sind einfach dazu ver-
dammt, uns selbst immer und immer wieder beweisen zu müs-
sen, daß wir die Herren unseres eigenen Svadharma sind.
DER FLUCH
Nach alten Geschichten wurde der Fluch des Lasters,
unter dem die Ravnos leiden, als Strafe auferlegt, weil der
Clansgründer die Freuden des Lebens, das er verloren hat-
te, begehrte. Das Bedürfnis, das Leben der Sterblichen zu
stehlen, sowie das Begehren, wiederzuerlangen, was nicht
länger sein war, erweiterte sich und umfaßte alle Aspekte
des Lebens der Sterblichen. Anstatt sich zu seinen Bedin-
gungen zu nehmen, was er begehrte, war er gezwungen,
das an sich zu reißen, was immer er bekam. Das sollte ihn
daran erinnern, daß, egal wieviel er hatte oder wie er es
bekam, er nie damit zufrieden sein konnte. Ich möchte fest-
halten, daß der Fluch nicht nur einfachen Diebstahl beinhal-
tete, sondern vielerlei Arten von Verbrechen. Manche Ge-
schichten behaupten „alle nur denkbaren Laster.“
Eine Version der Geschichte führt weiter aus, daß der
Vorsintflutliche den Fluch, der ihm auferlegt wurde,
schwächen könnte, indem er ihn unter anderen verbreite-
te – seinen Kindern, ihren Kindern und immer so weiter.
Je mehr Ravnos es in der Welt gäbe, um so schwächer wür-
de der eigene Fluch des Gründers werden.
DIE GESTALT DER SUCHT
Für jeden Ravnos ist das Verbrechen etwas unterschiedli-
ches – manche haben starke Ähnlichkeit miteinander, aber
die treibende Kraft und die dahinter stehende Absicht vari-
ieren gewöhnlich in einigen Kernaspekten. Ravnos entwik-
CLANBUCH: RAVNOS
46
CBRavnos02.p65 46
keln ihre kriminelle Neigung in Abhängigkeit von ihren Ak-
tivitäten als Sterbliche, sei es eine Versuchung, der sie häufig
nachgegeben haben oder etwas, das sie stets gehaßt haben
(der Kuß ist oftmals ein ironisches Geschenk). Dies bedeutet,
daß ein penibler Serienmörder wahrscheinlich ein stärkeres
Bedürfnis haben wird, zu töten, und daß seine Morde wahr-
scheinlich komplexer und bizarrer werden. Oder ein Polizist,
der die Drogendealer, die er regelmäßig verhaftet, verab-
scheut, entwickelt plötzlich das Bedürfnis, sich eben diese
Drogen zu besorgen oder durch seine Gefäße an ihnen teilzu-
haben (wobei die beiden Laster nicht inkompatibel sind).
Einige Ravnos entwickeln Neigungen zu Lastern, die sie
im sterblichen Leben niemals in Betracht gezogen hätten.
Die kainitische Form sowie ihre Kräfte ermöglichen es,
Dinge anzustellen, die kein Sterblicher versuchen würde,
und der Kuß weckt solche Bedürfnisse gelegentlich. Ein
neugeschaffener Ravnos ist sich möglicherweise der Grün-
de nicht bewußt, warum er versucht ist, sich solchen La-
stern hinzugeben, aber diese lassen sich alle in irgendeiner
Weise auf die Persönlichkeit des Kindes zurückführen.
ROMA-RAVNOS UND DIE SCHWÄCHE
Manche Ravnos, die als Sterbliche Roma waren, be-
haupten, daß sie weniger an die Schwäche gebunden sind,
daß die dünne Natur der Giorgio-Vitæ uns zu schwach
werden ließ, den starken Impulsen hin zu unserem speziel-
len Laster zu widerstehen. Sie führen weiter aus, daß sie
selbst statt dessen den Drang verspüren, die Moral und
Gesetze der Gesellschaft nach ihren eigenen Wünschen zu
brechen. Ich denke, sie betrügen sich selbst. Einige Roma
mögen unter solch einer Besessenheit leiden, und ich mei-
ne leiden. Wenn Sie denken, der Drang, einen nahegele-
13.05.2003, 12:01

WÄHLEN SIE IHR LASTER
Der stereotype Ravnos ist ein Dieb – von Ravnos-
Charakteren wird erwartet, daß sie als Teil ihrer Clan-
schwäche Dinge stehlen – aber dieser Zug ist nicht
sehr originell, es sei denn, er wird in interessanter oder
unterschiedlicher Weise behandelt.
Wenn Sie einen Ravnos erschaffen, bedenken Sie
zunächst seine Geschichte und seine Persönlichkeit
und benutzen Sie dies, um einen Zusammenhang zwi-
schen ihm und seinem Laster zu schaffen. Kümmern
Sie sich nicht darum, es mit den Obsessionen anderer
Ravnos in perfekte Balance zu bringen, da die Schwä-
che für jeden einzelnen verschieden ist. Ein Ravnos
hat möglicherweise das Bedürfnis, Archonten in Ver-
suchung zu führen und sie so von ihren Justikaren und
der Camarilla wegzuleiten; ein anderer ist eher daran
interessiert, Vendettas zwischen Kainiten oder sterbli-
chen Machtstrukturen zu entzünden oder zu verschär-
fen. Im ersten Fall ist dies eher speziell, im zweiten
eher generell. Diese beiden sind in keiner Weise gleich,
noch müssen oder sollten sie es sein.
DIE SCHWÄCHE UND DAS ERZÄHLEN
Die Schwäche der Ravnos ist hauptsächlich eine
Frage des Rollenspiels. Wenn ein Ravnos die Gelegen-
heit hat, sein Verbrechen zu begehen, muß der Spieler
auf Selbstbeherrschung würfeln (Schwierigkeit 6), um
es zu vermeiden. Die Auswirkungen kommen jedoch
zum Gros auf den Charakter an. Ein Ravnos, der das
Laster hat, Autoritätspersonen abzulehnen und sich
ihnen entgegenzustellen, muß solche Figuren auch im
Rollenspiel ablehnen und sich ihnen entgegenstellen.
Der Spieler muß bereit sein, die Durchführung des La-
sters auszuspielen, wenn es ihn befällt, oder aber aus-
zuspielen, wie er seinem Bedürfnis widersteht – ein
Akt der Willenskraft selbst.
Das Bild des unbekümmerten Ravnos, der fröhlich
von Opfer zu Opfer hüpft, und sie von Eigentum und
Wohlstand befreit, ist ein langweiliger Stereotyp und
sollte nicht maßgebend für den ganzen Clan sein.
Wenn Sie einen Ravnos-Charakter erschaffen, beden-
ken Sie, wie es wohl sein muß, ständig getrieben zu
sein, Verbotenes zu tun, das weit über das Lebensnot-
wendige hinaus geht. Manche Ravnos mögen viel-
leicht ihre Abscheu vor den eigenen Taten mit hoch-
mütigem Verhalten verbergen, aber wenige sind
wirklich so sorglos. Die, die so überschwenglich sind,
neigen am häufigsten dazu, die Kontrolle über ihre
Bedürfnisse zu verlieren, und viele von ihnen wurden
zerstört, bevor sie alt genug werden konnten, um eine
Gefahr in der kainitischen Gesellschaft darzustellen.
genen Laden auszurauben, jedes Mal, wenn Sie sehen, daß
die Kasse offen steht, sei schlecht, dann stellen Sie sich
einmal das Bedürfnis vor, gegen jede Gesellschaftsform zu
handeln, in der Sie sich befinden.
Es geht das Gerücht, daß Ravnos mit den Roma rum-
hängen und wir alle eine große, glückliche Familie sind.
KAPITEL ZWEI: DIE KUNST,
47
CBRavnos02.p65 47
Ich weiß nicht, wie es mit Ihnen ist, aber ich habe mir die
Kultur der Roma angeschaut und sie haben eine Menge
Tabus, von denen ich nicht einmal behaupte, sie zu ver-
stehen. Nun, wenn Sie Teil einer Kultur wären, die eine
Menge von Regeln darüber hat, was man zu tun und wie
man sich zu verhalten hat, würden Sie wollen, daß irgend-
ein blutsaugender Bastard bei Ihnen herumhängt, der die-
se Regeln bei jeder sich bietenden Gelegenheit bricht? Ich
nicht!
KRIS UND ANDERE
VERSAMMLUNGEN
berichtet von Neel Ramanathan
Für einen Clan, dessen Blut seine Mitglieder immer wie-
der dazu treibt, mit Regeln und Gebräuchen zu brechen,
sind die Ravnos oft strengen Traditionen innerhalb ihres
Clans unterworfen.
SEKTEN UND GESELLSCHAFT
Sekten sind Scheiße – alle beide. Sie sind ein Schwindel
und eine Lüge. Gehen Sie in irgendeine Stadt und versu-
chen Sie nur durch Beobachtung herauszufinden, ob es
sich um Camarilla oder Sabbat handelt. Die Antwort ist:
Es geht nicht. Sie haben soviel Zeit damit verbracht, ein-
ander zu hassen, daß sie zu ihrem gegenseitigen Spiegelbild
geworden sind. Was soll ich da noch sagen? Unbeabsich-
tigte Ironie ist die allerbeste. Oder vielleicht die aller-
schlimmste.
DIE CAMARILLA
Die Sekte ist eine Frage der Wahl, zumindest, wenn Sie
es mit der Camarilla zu tun haben. In Wahrheit kümmert
es die meisten Prinzen und Ahnen nicht, ob Sie ein Mit-
glied ihres kleinen Vereins sind, solange sie Sie nicht da-
bei erwischen, wie Sie ihre kleinen Regeln brechen. Tat-
sächlich ist es bemerkenswert einfach, in einer
Camarilla-Domäne zurechtzukommen, indem Sie behaup-
ten, Mitglied zu sein. Hypothetisch kann dies jedes Kains-
kind tun, und wenige Prinzen kümmern sich auf die ein
oder andere Weise direkt darum, es sei denn, Ihre Anwe-
senheit verschafft der Domäne Probleme oder verhilft zu
Lösungen. Es ist am besten, Lösungen anzubieten.
Ich würde sagen, daß bestenfalls eine Minderheit der
Mitglieder der Camarilla je einen Ravnos gesehen hat und
noch weniger waren sich dessen auch tatsächlich bewußt.
Das ist eine ziemlich geringe Zahl, aber bedenken Sie, wer
in ihren Elysien auftaucht, ihren Gartenfesten, ihren Sa-
lons und wie zur Hölle sie ihre kleinen Soireen sonst noch
nennen. Sie haben Glück, wenn Sie den Prinzen einmal im
Jahr zu sehen bekommen, geschweige denn ständig mit
ihm in Konflikt geraten. Jeder Erstgeborene wird sein Ge-
sicht nur dann zeigen, wenn er glaubt, daß seine Anwesen-
heit es ihm erlaubt, eine Situation zu seinen Gunsten zu
wenden. Sogar bevor sie ihre Mitgliedschaft gekündigt ha-
ben, hatten die Gangrel ihre Schnauzen nur selten auf
Kainskinderversammlungen gezeigt, und während Sie da-
mit rechnen können, daß die Nosferatu immer da sind,
werden Sie wahrscheinlich keinen von ihnen sehen. Die
Ventrue tauchen auf, um zu sehen, die Toreador, um gese-
hen zu werden, die Brujah, um sich gegen die Autoritäten
EIN RAVNOS ZU SEIN
13.05.2003, 12:02
 aufzulehnen, die Malkavianer lächeln bloß und nicken,
und die Tremere verfassen genaue Berichte über all dies.
Abgesehen davon sind sie alle Ancillæ und ihre Kinder
versuchen sich bei Ahnen einzuschmeicheln, die ihre Zeit
lieber damit verbringen, laut kichernd über Stadtplänen zu
brüten und sich gegenseitig zu ihrem neuesten Plan zu gra-
tulieren, der ihre Kontrolle über das Rathaus oder sonst
irgendeinen Scheißdreck ausweitet.
DER SABBAT
Vor langer Zeit, in den alten Nebeln der Geschichte, um
das sechzehnte oder siebzehnte Jahrhundert, traf eine
Gruppe verdrossener Kainiten zusammen und entschied,
daß sie dazu ausersehen wären, die Welt zu regieren. Die
beiden größten Kontingente in dieser kleinen Vereinigung
waren die Lasombra und die Tzimisce – stellen Sie sich
mal vor. Wir haben wahrscheinlich Glück gehabt, daß die
beiden Gruppen beschlossen, bei diesem kleinen Plan mit-
zumischen. Wäre es nur eine gewesen, hätte diese bis heu-
te möglicherweise schon irgendwelche Fortschritte erzielt.
So jedoch sind diese beiden Clans von erklärten Ventrue-
Absägern zu sehr damit beschäftigt, einander gegenseitig
dazwischenzufunken, als daß es einen Unterschied machen
würde. Sie nehmen eine Stadt ein, sie verlieren eine Stadt.
Befassen Sie sich mal mit dem Manhatten-Deal letztes Jahr.
Verstehen Sie mich nicht falsch – ich würde gerne in ei-
ner Welt leben, in der die Kainiten sich nicht wie Ratten
in den Schatten verstecken müssen. Ich kann mich jedoch
des Eindrucks nicht erwehren, daß der modus operandi
des Sabbat genau jene Vorgehensweise ist, die im fünf-
zehnten Jahrhundert die Inquisition und die Gründung der
Camarilla ausgelöst hat. Es scheint mir ein wenig dämlich,
zu versuchen, die Probleme der Vergangenheit zu verbes-
sern, indem man die Fehler der Vergangenheit wiederholt.
DIE ANTITRIBU
Okay, okay, Sie fragen natürlich: „Wenn der Sabbat so
derartig nervt, wieso sind so viele Ravnos beigetreten?“
Die Antwort liegt im Schlagwort des Sabbat: Freiheit.
Freiheit von den Ahnen, von den Vorsintflutlichen, vom
Ende der Welt, von Kreditkartenverpflichtungen und fast
allem anderen, was Sie in diesen Hexenkessel mit reinwer-
fen könnten. Für einen Clan für dessen Mitglieder Freiheit
eine hohe Bedeutung hat, schien der Sabbat die beste
Möglichkeit von allen zu sein. Ich weiß nicht, wie viele
beigetreten sind, als der Sabbat gegründet wurde oder wie
viele an den Anarchenaufständen teilgenommen haben,
die der Camarilla vorangingen – ich habe von begründe-
ten Vermutungen gehört, die von einem Drittel bis zur
Hälfte des Clans in Europa reichen. Ich glaube allerdings
nicht, daß es wirklich von Bedeutung ist. Das Endergebnis
ist jedenfalls, daß die Ravnos antitribu einer der großen
Clans (abgesehen von den Großen Zwei) im Sabbat waren.
Das Schlimmste an den Ravnos antitribu ist, daß sie den
Wiedertäufern ähneln – sie haben etwas Wichtiges gefun-
den, das sie Mit-Uns-Teilen-Wollen. Ich spreche hier von
schwerwiegendem missionarischem Eifer. Im Sabbat sind
die Ravnos relativ entspannt, zumindest verglichen mit
den anderen Gegenclans, wie den Assamiten oder den
Ventrue. Wenn sie allerdings einem von uns vor die Nase
kommen, fangen sie an, Zeugnis abzulegen. Lächeln Sie,
CLANBUCH: RAVNOS
48
CBRavnos02.p65 48
nicken Sie und nehmen Sie einen „Wachtturm“ in Emp-
fang. Dann verlassen Sie am besten die Stadt.
Seit der Woche der Alpträume ist es schlimmer gewor-
den. Nach einer Schätzung sind ein Drittel bis die Hälfte
der Ravnos antitribu in reinen Ravnos-Rudeln, während
der Rest sich über den übrigen Sabbat verteilt. Treue zum
Sabbat ist eine unglaubliche Sache – Kainiten in einem
Sabbatrudel können beinahe sogar mit Mord untereinan-
der durchkommen – und als die Ravnos durchgedreht
sind, erhielten die meisten von ihnen einen rücksichtsvol-
len Dämpfer mit der nächstbesten greifbaren Waffe und
wurden zurückgelassen, um ihren Blutrausch auszuschla-
fen. In einigen Fällen – vorausgesetzt, daß das Gerücht
stimmt – hetzten die blutgierigen Ravnos ihre Gruppe auf
eine wilde Jagd nach einigen Ravnos-Ahnen und saugten
ihnen die Seelen aus. Ich bin nicht einmal sicher, ob der
übrige Sabbat eine Veränderung in ihrem Verhalten über-
haupt wahrgenommen hat.
Das Endergebnis ist, daß die meisten Ravnos, die noch auf
der Straße rumlaufen, höchstwahrscheinlich Sabbat sind. Re-
lativ wenige sind tatsächlich während der „Alpträume“ ge-
storben, wobei wenige ein sehr subjektives Wort ist. Nicht
viele Ahnen waren Mitglieder des Sabbat und ich hoffe, daß
die Ahnen, die zum Sabbat gehörten, gestorben sind.
ANARCHEN
Die Anarchen können die wertvollsten Bekannten eines
Ravnos sein. Die meisten von ihnen sind zu jung, um sich
einen Scheißdreck um Clan oder Geschichte zu kümmern.
Wenn Sie etwas Zeit in der Camarilla verbracht haben, ist
wahrscheinlich das erste Bild, das Ihnen vor Augen steht,
wenn Sie das Wort „Anarch“ hören, das eines Rudels von
abgelehnten Hell’s Angels Anwärtern, die mit ihrer Zeit
nichts besseres anzufangen wissen, als Molotowcocktails
auf das bevorzugte Elysium der Toreador zu werfen. Dan-
kenswerterweise sind sie gewöhnlich etwas cleverer oder
zumindest nicht dermaßen an Revolution interessiert.
Eine bemerkenswerte Anzahl nordamerikanischer Anar-
chen verbringt ihre Zeit damit, über die Freeways, Seiten-
wege, Highways, Hintergassen und Feldwege der Vereinig-
ten Staaten zu wandern und mehr als nur ein paar Ravnos
begleiten sie. Letztlich ist es immer besser, in Gruppen zu
reisen und bei den Anarchen ist es unwahrscheinlicher,
daß sie fragwürdige Bedingungen an ihre Gefallen knüp-
fen. Anarchen können ebenfalls als Tarnung für jedes
nicht ganz so „gesunde“ Verhalten dienen, das wir mögli-
cherweise an uns bemerken. Ich meine, es ist für einen
Prinzen leicht, seine Probleme auf die Anarchen zu schie-
ben, aber es ist nicht immer ganz so leicht, diese Probleme
mit einem Gesicht in Verbindung zu bringen. Wenn Sie
Ärger verursachen, der wahrscheinlich den Zorn des Prin-
zen über irgend jemanden hereinbrechen läßt, verlassen
Sie die Stadt und lassen Sie es die Anarchen ausbaden.
Die haben ausreichend Übung, um mit prinzlicher Gewalt-
tätigkeit fertig zu werden.
Einige Anarchen haben politische Ziele – die Macht ei-
nes Ahnen zu brechen, Gleichheit für Neugeborene und
anderen solchen Unsinn. Lassen Sie sich nicht zu sehr in
diese Aktivitäten verwickeln, das führt nur zu blutigen
Tränen. Ich sehe keinen Sinn darin, für eine Sache einzu-
stehen, an die Sie nicht glauben, geschweige denn für den
13.05.2003, 12:02
 Glauben von jemand anderem die Vernichtung zu erlei-
den. Wenn Sie sich plötzlich mitten in einer Gruppe pom-
pös daherschwadronierender Caitiff-Anarchen befinden,
die das Verbot der beschissenen Bombe fordern, lächeln
Sie und nicken Sie häufig. Wenn sie Ihnen mal gerade keine
Aufmerksamkeit widmen, stehlen Sie sich klammheimlich
davon. Sie möchten nicht wirklich in den Ärger hineingera-
ten, den die heraufbeschwören. Oh, und lassen Sie sich nie-
mals mit den „Ungebundenen“ ein oder Sie haben eines
Nachts den Sheriff am Hals, im wahrsten Sinne des Wortes.
DIE HEIMSUCHUNG
Es wird gesagt, daß Prinzen, die Ravnos aus ihrer Stadt
werfen, mit einer Heimsuchung rechnen müssen. Es sind
einige dumme Neugeborene bekannt, die diese Drohung
benutzt haben, um Prinzen dazu zu bringen, ihnen die Er-
laubnis zu geben, zu bleiben. Das ist so ziemlich das däm-
lichste, was Sie tun können.
Die Heimsuchung kommt selten vor. Wenn sie passiert,
ist es meist, weil ein Ahn mit mehr Verbindungen als Ver-
stand sich entschlossen hat, wegen geringschätziger Be-
handlung oder etwas anderem unheilige Rache über einen
Prinzen hereinbrechen zu lassen – meist geht es um die
Verweigerung allen Kainiten der fraglichen Stadt gebüh-
render Rechte. Das soll allerdings nicht heißen, daß ein
Prinz, der uns aus einer Stadt wirft, nicht eine Antwort
verdient, doch sollte diese Reaktion weder offensichtlich,
noch angekündigt, geschweige denn angedroht sein. Er-
wähnen Sie nichts. Wenn ein Prinz sagt: „Verlasse die
Stadt!“ Dann verlaß die Stadt, mein Freund. Die Chancen
stehen gut, daß seine Sheriffs, und Geisseln, und Erstgebore-
nen, und persönliche Leibwächter und was immer er sonst
noch zur Hand hat, in der Überzahl sind. Verweilen ist ziem-
lich dumm, und Sie werden eher einen Sonnenaufgang erle-
ben, als daß Sie mit dieser Verhaltensweise durchkommen.
Nach diesem kleinen Vortrag vorweg: Die Heimsuchung ist
real. Sie passiert einfach. Der Punkt ist der, wenn die Prinzen
sie erwarten, werden sie uns einfach klammheimlich töten
lassen, wenn wir ihre Stadt betreten, statt uns einfach raus-
zuwerfen. Tatsächlich ist dies eine der Hauptaufgaben der
Geisseln, unbequeme Kainiten aus dem Weg zu räumen.
DIE METHODEN
Einer der Gründe, warum die Ravnos zusammenhalten, ist
das Potential gegenseitiger Unterstützung. Sie haben doch
hoffentlich nicht gedacht, es wäre wegen des warmen, gemüt-
lichen Gefühls einer Familie in den Ferien, oder doch? Nein,
wir haben ein althergebrachtes Interesse, uns die Freiheit zu
erhalten, hinzugehen, wo auch immer wir hin möchten. Na-
türlich ist es nicht der beste Weg, in eine Stadt zu gehen und
die Hucke voll zu bekommen, um dies zu erreichen. Damit es
funktioniert, müssen wir kooperieren.
Der erste Schritt ist, mit anderen Ravnos in Verbindung
zu bleiben. Benutzen Sie E-Mail-Adressen, öffentliche Te-
lefonzellen, Postfächer, Mailboxen, einfach alles, das Sie in
Kontakt mit den anderen hält. Geben Sie Bescheid, wenn
Sie irgendwo hingehen. Teilen Sie mit, wohin Sie gehen,
wann Sie ankommen werden und wie lange Sie dort zu
bleiben beabsichtigen. Stellen Sie sicher, daß jemand eine
Ahnung hat, wie oft Sie von sich hören lassen, daß es Ih-
nen gut geht. Nehmen Sie Nachrichten von anderen ent-
KAPITEL ZWEI: DIE KUNST,
49
CBRavnos02.p65 49
gegen und bringen Sie sie in Umlauf, damit Ihre Ravnos-
Kollegen eine generelle Vorstellung davon haben, wo wir
uns alle zu einem bestimmten Zeitpunkt befinden.
Wenn Sie in Schwierigkeiten geraten oder welche erwar-
ten, hinterlassen Sie eine entsprechende Notiz. Wenn
plötzlich Ihre Verbindung zu Ihren Kontakten abbricht,
können andere Ravnos sich entschließen, der Sache ein-
mal nachzugehen. Diese Entscheidung hängt von ihrer
Einstellung dem Prinzen oder anderen Kainskindern der
Stadt, in der Sie verschwunden sind, gegenüber ab, von
ihrer Einstellung Ihnen gegenüber und letztlich ob sie bereit
sind, ihre Existenz für den Versuch aufs Spiel zu setzen, etwas
zu rächen, was möglicherweise nur der wohlverdiente Unter-
gang eines Idioten war, oder nur ein Dorn im Auge.
Wenn Sie aus einer Stadt geworfen werden, ist es eine
gute Idee, dem Rest Ihres Blutes Bescheid zu geben, damit
sie wissen, wie und warum. Wenn ein Prinz Ravnos haßt,
meiden Sie seine Domäne. Wenn ein Prinz Sie wegen
schlechten Betragens aus seiner Domäne rausschmeißt,
gehen Sie. Pissen Sie niemanden an, quengeln Sie nicht
beim Prinzen, machen Sie keine Drohungen und erwäh-
nen Sie unter keinen Umständen die Heimsuchung. Das
ist etwas, „was jeder über uns weiߓ, aber wir sollten es ih-
nen gegenüber nie erwähnen. Andere Kainskinder können
durchdrehen, wenn Sie leichtfertig darüber reden, ihre
Stadt umzukrempeln. Zum einen das und außerdem funk-
tioniert es besser, wenn sie sich davor fürchten, als sich zu
kindischen Drohungen herabzulassen, insbesondere da Sie
wahrscheinlich nicht genug andere Ravnos kennen, um
eine Heimsuchung auszulösen, die ein großgeschriebenes
„H“ verdient.
Selbstverständlich wird von Ihnen erwartet, daß Sie den
Gefallen auch zurückzahlen.
Nur eine Warnung: Nicht alle Ravnos kümmert die
Heimsuchung, insbesondere seit der „Woche der Alpträu-
me.“ Seit dieser Zeit ist es eher so, daß die meisten Ravnos
es vorziehen, sich ruhig zu verhalten und sogar die Auf-
merksamkeit des eigenen Clans vermeiden. Ich kann es
ihnen nicht vorwerfen. Es ist verdammt schwer, ein paar
Leute für eine Heimsuchung zusammenzubekommen,
wenn Sie höchstens ein oder zwei Ihres Blutes finden, die
überhaupt mit Ihnen reden.
DAS BEDEUTET KRIEG!
Angenommen, Sie haben einen Mob versammelt, um
die berüchtigte Heimsuchung über eine Stadt hereinbre-
chen zu lassen, dann wird es Zeit, einen Plan zu machen.
Ja, stimmt, Sie müssen sich tatsächlich vorbereiten. Sogar
der Sabbat hat eine Strategie hinter seinen Aufständen.
Natürlich sieht es nach einem unkoordinierten Durchein-
ander aus, wenn zwei Dutzend blutrünstige Irre Brechstan-
gen und Maschinenpistolen schwingend ein Elysium stür-
men, aber das macht alles so ansprechend – es sieht nur
wie zufälliges Chaos aus.
Lassen Sie sich nicht auf unnütze Kinderspielchen ein,
die Ihr Ziel ins Lächerliche ziehen. Es geht hier um Rache,
nicht um das Drehbuch für einen Adam Sandler Film. Zie-
len Sie immer auf Effekte ab. Benutzen Sie alle Ressour-
cen, die Ihnen zur Verfügung stehen und lassen Sie sich
unter keinen Umständen erwischen. Brechen Sie die Mas-
kerade nicht, Ihr Ego ist es nicht wert.
EIN RAVNOS ZU SEIN
13.05.2003, 12:02
 Teil Eins: Der Plan
Ich kann es nicht oft genug betonen. Wenn Sie einfach
reinmarschieren und nur im Sinn haben, für Ärger zu sor-
gen, werden die bestehenden Mächte Sie schneller zerstö-
ren, als Sie sagen können: „War nur ’n Witz!“ Diese Kains-
kinder haben eine Menge ihres Egos und ihrer
Anstrengungen auf ihre Titel und Einflüsse verwandt. So-
gar der Vampirprinz der kleinsten Stadt, die Kainskinder
aufnehmen kann, ist dorthin gelangt, weil er hinterhältig
und gnadenlos genug war, sich mit seinen Klauen festzu-
klammern und seine Fänge in sie zu schlagen. Jeder geg-
nerische Mitbewerber ist entweder tot oder hat in der Do-
mäne einfach nicht mehr „den richtigen Biߓ –
vorausgesetzt, er existiert noch. Fragen Sie nicht einmal,
was mit dem vorherigen Prinzen geschehen ist – den Är-
ger können Sie nicht wirklich gebrauchen.
Besorgen Sie sich einen Stadtplan – Sie kriegen einen an
jeder Tankstelle, also machen Sie sich nicht gleich ins
Hemd. Lesen Sie die Zeitung – Sie können sich die Lokal-
zeitung der meisten größeren Städte irgendwo besorgen.
Ich kann zu einem Zeitungskiosk in Seattle gehen und im-
mer eine Ausgabe der New York Times bekommen. Schau-
en Sie sich nach Brennpunkten um – Jugendgewalt, Ban-
denterror, Probleme in der Politik oder bei der Polizei. Dies
sind alles Schwachpunkte, und die wahrscheinlichsten
Bereiche, auf die die ansässigen Kainskinder ihre Aufmerk-
samkeit fokussiert haben.
Teil Zwei: Abhauen
Wenn die Heimsuchung einmal im Gange ist, verlassen
Sie die Stadt und kommen Sie nicht mehr zurück. Sie ha-
ben Ihren Standpunkt klargemacht. Es macht keinen
Sinn, weiter rumzuhängen, um die Ergebnisse zu betrach-
ten, wenn die örtliche Geissel Sie für Ihr störendes Verhal-
ten vernichtet.
Es ist ebenfalls großartig, wenn der Prinz und seine La-
kaien nicht sicher sind, ob die Heimsuchung nun über sie
hereingebrochen ist oder nicht, oder ob sie einfach eine
Pechsträhne haben. Die Verwirrung erhöht noch die Rät-
selhaftigkeit – vertrauen Sie mir.
DIE ANDEREN
Sie werden sicher nicht gedacht haben, daß ich Sie vom
Haken lasse, bevor ich Ihnen noch meinen Teil zu unse-
ren lieben Mitkainiten gesagt habe, oder doch?
ASSAMITEN
Die Hälfte der Assamiten sind gefährliche Psychopa-
then, die in dem Moment Ihre Seele verschlingen werden,
wie Sie ihnen vor die Augen kommen. Die andere Hälfte
lächelt, während sie genau das gleiche tut. Ich gebe zu, das
ist ein hartes Urteil, aber diese Kerle wurden vor fünf Jahr-
hunderten mit einem ziemlich fiesen Fluch belegt, weil sie
sich in zivilisierter Umgebung nicht benehmen konnten.
Und jetzt benehmen sie sich ach so nett und kulturell, aber
drehen Sie ihnen den Rücken zu und sie haben Sie schneller
gepflockt, als Sie „Allahu Akbar!“ sagen können.
In Ordnung, ein paar haben also offen die miesen An-
gewohnheiten ihrer blutrünstigen Cousins abgelehnt.
Aber seien Sie vorsichtig mit diesem Völkchen. Soweit es
uns betrifft, könnten sie die Vorhut einer weiteren Welle
von Diableristen sein. Wenn ein Assamit sich für Sie in-
CLANBUCH: RAVNOS
50
CBRavnos02.p65 50
teressiert, seien Sie nett und geben Sie ihm jeden Grund,
einem anderen auf den Wecker zu gehen, sollte er sich ent-
schließen, seinen Gelüsten zu folgen.
BRUJAH
Ich denke, die Brujah unterstützen die Camarilla haupt-
sächlich, damit sie etwas haben, worüber sie sich aufregen
können. Um genau zu sein sind sie allerdings ebenso ein
Teil des Establishment wie die Ventrue, über die sie sich
immer wieder beklagen – die endlosen Ströme gehässiger
Rhetorik mal beiseitegelassen. Einige Brujah schwadronie-
ren über den legendären Ruhm ihrer geliebten „Mission“
und die absolute Notwendigkeit, die Ventrue mit allem zu
Gebote stehenden Zorn niederzuwerfen. Darum sind sie
eine der sechs Säulen der Camarilla, richtig?
DIE JÜNGER DES SET
Dieser Clan muß direkt aus einem schlechten Fantasy-
film gekommen sein. „Okay, wir sind alle tot und wir ver-
ehren einen bösen Schlangengott! Weil er Schlangen hat!“
Da rennen sie nun rum und fördern lahme Akte der Ver-
worfenheit, die ihre Hingabe an ihren bösartigen Herrn
beweisen sollen. Das Beste an Setiten ist: das erste Mal ist
immer gratis! Nein, ich scherze nicht. Sie denken, wenn
sie Dich erst einmal am Haken haben, können sie dich für
immer behalten. Der Trick ist, sie selbst an den Haken zu
bekommen. Wenn eine der Schlangen dumm genug ist,
mir Zeug zu geben, um böse Sachen anzustellen, dann
nehme ich es. Wenn natürlich die Kacke am dampfen ist
und alles zusammenbricht, dann ist er derjenige, der die
Zeche zahlt, richtig?
GANGREL
Schon seit mein Erzeuger und meines Erzeugers Erzeu-
ger und meines Erzeugers Erzeugers Erzeuger sich erinnern
können, sind die Gangrel mit unserem Clan im Clinch. Ich
weiß nicht, wo ihr Problem liegt, aber ich habe ein paar
Theorien gehört. Eine sagt, daß die Gangrel erschaffen
wurden, um an der Seite der Ravnos einen Feind zu be-
kämpfen, daß die Gangrel aber den Schwanz eingezogen
haben und weggerannt sind, statt den ihnen zukommen-
den Platz einzunehmen. Persönlich glaube ich allerdings,
daß es wahrscheinlicher ist, daß wir wegen unseren sterb-
lichen Herden aneinandergeraten sind. Mehrere Jahrhun-
derte lang kamen die Ravnos mit Zigeunerfamilien nach
Europa. Gangrel haben in diesen Herden gewildert, und
die Ravnos haben dementsprechend reagiert. Schließlich
ist es soweit gekommen, daß man sich nicht einmal mehr
vorstellen konnte, bevor der Gangrel seine Klauen an der
Kehle des Ravnos hatte, während der Ravnos einen ima-
ginären Priester erschuf, der dem Gangrel eine illusionäre
Fackel ins Gesicht rammte. In den heutigen Nächten be-
ginnt die Hälfte der Kämpfe, die Sie sehen, weil die eine
Seite weiß, daß die andere Seite der Feind ist, aber keine
der Seiten weiß, warum. Ich zögere, zu behaupten, daß wir
mit den Gangrel nicht klarkommen können. Unter den
Anarchen war es nicht ungewöhnlich, Ravnos und
Gangrel Seite an Seite zu sehen, ohne daß einer von bei-
den beschlossen hatte, daß der andere gehen muß. Ich
sage nicht, daß bei solchen Mischungen Busenfreund-
schaften entstanden sind, aber ich habe selten irgendeine
13.05.2003, 12:02
 dieser merkwürdig unversöhnlichen Differenzen bemerkt,
von denen die Ahnen immer sprechen. Die Daumenregel
ist jedoch: Wenn Sie unter Gangrel sind, achten Sie auf
Ihren Rücken. Sie wissen nie, ob sich nicht einer entschei-
det, daß Ihre Existenz seine Welt vergiftet und plötzlich
mit seinen Dreißig-Zentimeter-Fingernägeln vor Ihrem
Gesicht rumfuchtelt.
GIOVANNI
Ich habe eine merkwürdige Beziehung zu den Giovanni,
die ich getroffen habe. Sie sind eine Familie; wir agieren
wie eine Familie. Sie beschäftigen sich mit Geld und toten
Dingen; wir beschäftigen uns mit Geld. Die Nekromanten
gehören zu den unheimlichsten Kainiten, die ich je das
Mißvergnügen hatte zu treffen. Abgesehen von all dem
sind sie großartige Geschäftspartner. Halten Sie alle Inter-
aktionen auf einer professionellen Stufe und lassen Sie sie
das Geld nicht nachzählen, bis Sie weit, weit weg sind.
Manchmal kommt ein Giovanni und sucht jemanden,
der eine spezielle Aufgabe für sie übernimmt. Sie mögen
Ravnos besonders gerne, weil wir den anderen Kainiten
nicht sehr bekannt sind und weil wir unsere Spuren verwi-
schen können. Wenn man an Sie herantritt, handeln Sie
nach Ihrem Gewissen und geben Sie ihnen nicht Ihren
Namen. Sie haben unheimliche Kräfte über die Toten und
sie können Ihren Namen als Bindeglied benutzen. Das
heißt natürlich nur Ihren richtigen Namen.
LASOMBRA
Die Lasombra verkörpern den Kernsatz des Sabbat: die
Starken bestehen, die Schwachen vergehen. Es geht das
Gerücht, daß sie ihren Ahnherren zerstört haben, bevor
die Camarilla gegründet wurde. Ich kann das nicht bestä-
tigen, aber die paar, die ich getroffen habe, wären hart ge-
nug, um alles zu versuchen, was sie voranbringen würde.
Wenn Sie es mit einem Lasombra zu tun haben, geben Sie
ihm den Respekt, von dem er denkt, daß er ihn verdient
hat. Wenn Sie lebensmüde sind, fangen Sie einfach an, ihn
zu verhöhnen. Im Gegensatz zur Macht unseres Clans über
die Wahrnehmung ist die Macht der Lasombra über die
Schatten manchmal geradezu „spürbar“ gegenwärtig.
MALKAVIANER
Die Malkavianer gehen mir auf den Geist und das nicht
nur, weil sie verdammt noch mal zuviel wissen. Die Hälfte
der Zeit, wenn sie mal was ziemlich cleveres anstellen, be-
kommen wir die Schuld dafür. Ich glaube, das meiste un-
serer Reputation für unzivilisiertes Verhalten kommt vom
Wahnsinn eines Malkavianers. Sie sind keine Dummköpfe
oder Clowns, aber das ist kein Trost. Sie haben diese ver-
rückte Fähigkeit, jeglichen Betrug oder jede Täuschung zu
durchschauen. Persönlich würde ich einen eher töten, als
mich mit ihm einlassen. Kainskinder, die eher in geraden
Bahnen denken, vergleichen die Ravnos (weil wir „Betrü-
ger“ sind, richtig?) mit den Malkavianern (weil sie „Betrü-
ger“ sind, richtig?) und werfen uns in den selben Topf. Dies
ist geradezu dämlich. Ich kann mich nicht erinnern, daß
Ravnos irgendwann mal zu blutsabbernden Irren wurden.
Wenn Sie irgendwann einmal über diese bequeme Denk-
weise stolpern, pressen Sie raus, was rauszuholen ist. Ent-
weder wird das Kainskind annehmen, daß Sie ein blutsab-
KAPITEL ZWEI: DIE KUNST,
51
CBRavnos02.p65 51
bernder Irrer sind oder er wird denken, daß Sie weit
schrecklicher sind, als Sie eigentlich von Rechts wegen
sein dürften. Jede dieser Fehlinterpretationen wird zu Ih-
rem Vorteil sein, wenn Sie am Ball sind.
NOSFERATU
Bei so einer Gruppe häßlicher Hurensöhne kribbelt mir
die Vitæ, wenn ich bloß an sie denke. Meiner Meinung
nach wissen sie einfach viel zuviel. Klar ist es leicht, mit
ihnen zu verhandeln – hey, wir sind Ausgestoßene, sie sind
Ausgestoßene, wir reden mit den Tieren, sie reden mit den
Tieren. Wir haben eine Menge gemeinsam, richtig? Sicher,
aber zählen Sie nicht darauf, daß ihr guter Wille und ihr
mitfühlendes Wesen Sie mit einschließt, wenn sie den
Dreck, den sie haben zu ihrem Nutzen verwenden können.
Sie stehen nicht wirklich im Unleben, wenn Sie nicht
schon einmal von einer Kanalratte erpreßt worden sind.
Es gibt einen Trick, wenn man mit ihnen zu tun hat: Die
Nosferatu wissen viel darüber, was in ihren Städten ab-
geht. Besser noch, sie treffen sich und diskutieren darüber.
Wenn Ihnen danach ist, können Sie Ihre Kraft über Tiere
einsetzen, um selbst ein wenig von der Action mitzube-
kommen. Es ist eigentlich simpel – suchen Sie sich eine
richtige Ratte und schicken Sie sie los, um die Nosferatu
auszuspionieren. Okay, es ist nicht ganz so einfach. Die
werden das verdammte Nagetier die Hälfte der Zeit gegen
Sie benutzen. Schicken Sie also einfach ein paar Dutzend
aus – die Kanalratten können schließlich nicht alle erwi-
schen. Falls Sie die Fähigkeit haben, übertragen Sie Ihren
Geist in eine der Ratten. Verbringen Sie genug Zeit in den
Kanälen, und Sie werden zumindest irgendwas erfahren.
Die Nosferatu kennen ihr Spiel, aber sie achten nicht im-
mer auf die Tiere in ihren Karnickelbauten. Sie sind an sie
gewöhnt, so daß ein paar zusätzliche nicht gleich mit
Alarmglocken ihre Paranoia wecken werden. Zur Hölle,
verwenden Sie nicht mal Ratten. Setzen Sie Kakerlaken ein.
TOREADOR
Wenn ich jemals gedacht habe, daß es eine unterschwel-
lige kosmische Bedeutung meiner Existenz als einer der
blutsaugenden Untoten gibt, so sind die Toreador der be-
ste Beweis gegen diesen närrischen Glauben. Ich sage
nicht, daß ich denke, daß all diese Trockenhirne in der
Sonne brennen müssen, aber ich würde nicht eine Träne
vergießen, wenn es wirklich passieren sollte. Ich bin selten
Kreaturen begegnet, die von ihrer Bedeutung für das Uni-
versum so überzeugt waren und gleichzeitig einen so be-
klagenswerten Mangel an Beweisen hatten, die ihren Grö-
ßenwahn stützen. Ich meine, diese Verlierer benutzen die
übernatürlichen Kräfte ihres Charismas dazu, Freunde zu
gewinnen und Menschen zu beeinflussen.
Natürlich, wenn Sie bei einem Toreador irgendwas errei-
chen wollen, müssen Sie ihn so behandeln, als ob er so wich-
tig wäre, wie er glaubt, daß er sei. Irgendwas geringeres und
er kriegt eine ziemlich miese Laune und bittet einen Erstge-
borenen oder den Prinzen, ihnen alle Knochen zu brechen.
TREMERE
Hier haben wir aber mal eine Gruppe paranoider Blut-
hexen. Was möchten sie erreichen? Das selbe, was sie jede
Nacht wollen. Sie wollen die Welt beherrschen. Okay, ich
EIN RAVNOS ZU SEIN
13.05.2003, 12:02
 bin mir da nicht so ganz sicher, aber schauen Sie sich diese
mittelmäßigen Special-Effects-Ausverkäufer doch einmal
an. Sicher, sie können Feuerbälle durch die Gegend wer-
fen, wie ein Superheld umherfliegen und die schiere Kraft
der Elemente auf ihre Feinde herniederrufen. Was ist der
Nachteil? Subtilität, oder besser, der Mangel daran. Ich bin
immer wieder überrascht, daß die Brujah für ihre brutale
Gewalt berüchtigt sind, wo die Tremere diese doch zu ei-
ner Kunstform perfektioniert haben. Die wichtigste Regel,
wenn Sie es mit den Tremere zu tun haben: Blicken Sie
ihnen nicht in die Augen und geben Sie ihnen nichts von
Ihrem Blut. Alles andere ist Ihnen überlassen.
Ich habe Gerüchte gehört, daß zumindest ein Zweig der
Ravnos sich fruchtbarer Beziehungen mit den Tremere er-
freute, ehe die Camarilla gegründet wurde. In meinen ei-
genen Händeln habe ich allerdings keinen Beweis dafür
gesehen. Entweder haben sie ein kurzes Gedächtnis, oder
mein Erzeuger saugte gerade Punks auf Drogen aus. Egal
wie, ich würde mich nicht auf die Möglichkeit verlassen.
TZIMISCE
Diese Kerle geben den Worten „krankes Arschloch“ eine
ganz neue Bedeutung. Die Unholde sind die wandelnde
Verkörperung des ästhetischen Kernsatzes des Sabbat: Sie
haben nichts mehr mit Menschen zu tun. Um präziser zu
sein, sie arbeiten wirklich hart daran, sich selbst zu über-
zeugen, daß alles, was vor dem Kuß menschlich war, nachher
verdorrt ist. Der Wahnsinnige verneint zu oft, denk’ ich.
Ich habe noch nie einen Tzimisce getroffen, dem ich
nicht eine Pflock reinhauen und ihn auf einem Hausdach
zurücklassen wollte. Nicht einen. Ich hasse diese gestalt-
wechselnden Bastarde wie nichts anderes. Sie sind schänd-
liche, unreine Dinge. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob
sie wirklich Kainiten sind. Halten Sie sich von ihnen fern,
wenn Ihre Existenz Ihnen etwas bedeutet. Wenn Sie Glück
haben, wird ein Tzimisce, den Sie treffen, Sie in eine At-
traktion für einen Wanderzirkus verwandeln. Wenn Sie
Pech haben, verbringen Sie die Ewigkeit als an allen Glie-
dern gelähmter Blutdildo.
VENTRUE
Wenn Sie die Toreador als ein Ende extremen Verhal-
tens betrachten und die Lasombra als das andere Ende,
fallen die Ventrue irgendwo in die Mitte. Der typische
Ventrue glaubt wahrscheinlich, daß er die Welt geerbt hat,
aber er tut alles in seiner Macht stehende, um sie zu er-
obern. Insgesamt gesehen bekommen sie die Geschichte
mit der Anführerschaft besser hin als die Lasombra und
sind allerdings lange nicht so pathetisch wie die Toreador.
Sie sind verdammt gefährlich. Ein Anruf vom Telefon ei-
nes Ventrue, und Sie finden Ihre Bankkonten eingefroren,
es ist ein Steckbrief zu Ihrer Festnahme draußen und Ihre
Zuflucht wurde eingestampft und asphaltiert, um einen
verdammten Parkplatz daraus zu machen. Bringen Sie sie
nicht in Wut. Oder wenn Sie sie schon in Rage bringen
müssen, tun Sie es so, daß sie nicht sauer auf Sie sind. Es
schert mich einen Dreck, für was für einen knallharten
Hurensohn von Rebellen Sie sich halten – wenn Sie in der
Gegenwart eines Ventrue-Prinzen sind, behandeln Sie ihn
mit dem Respekt, den er für sich beansprucht. Sie werden
feststellen, daß sich das auf lange Sicht auszahlt.
CLANBUCH: RAVNOS
52
CBRavnos02.p65 52
DIE ROMA
Dieses Thema ist ziemlich heikel. Viele Kainiten glau-
ben, daß alle Ravnos Roma sind, die die meisten Leute als
Zigeuner bezeichnen. Das ist teilweise wahr. Bis vor kur-
zem waren die meisten sichtbaren Ravnos Roma. Vor
knapp 600 Jahren haben sich die Roma über Europa ver-
teilt und dabei einen wirklich schlechten Ruf erworben.
Ich vermute, das kam weitestgehend daher, daß ein paar
hundert Ravnos mit ihnen nach Europa kamen.
Die Ravnos glaubten, daß sie, um die Reinheit ihres Blu-
tes zu erhalten, nur jenen den Kuß geben sollten, die aus
den Reihen ihrer Familien stammten. Daher haben die
Ravnos, die mit den Roma (vermutlich ihren Verwandten)
ankamen, ihre Kinder aus den Reihen der Roma erwählt.
All diese Ravnos hatten diese kleine Stimme im Hinter-
zimmer ihres Geistes, die ihnen von den bösartigen Sachen
erzählte, die sie tun könnten, um ihr Unleben angenehmer
zu machen. Dies aber hat das Leben der sterblichen Roma
schwerer gemacht, da jedes Mal, wenn sie an einen neuen
Ort gereist waren, der mit ihnen reisende Ravnos über die
Stadt kam und Verwüstung über die Reichen und Mächti-
gen gebracht hat. Immer wieder wurden die Roma der Ver-
brechen beschuldigt oder gezwungen, weiterzuziehen.
Ich sage nicht, daß die Roma schuldlos waren. Jede Gesell-
schaft hat ihre Kriminellen. Aber als die Roma nach Hilfe
gesucht haben, um die Ravnos loszuwerden, die sie ausbluten
ließen und ihre Familien in Schwierigkeiten brachten, waren
die Gangrel bereit, einzusteigen und diese Hilfe anzubieten.
Persönlich glaube ich, daß die Roma, die diesen Handel
eingegangen sind, einen Teufel gegen einen anderen ge-
tauscht haben. In diesem Prozeß sind die Ravnos und die
Gangrel mehrfach aneinandergeraten. Kainiten beider
Clans erlitten den endgültigen Tod für keinen besseren
Grund, als die Reise der Roma durch Europa.
Einige Grundregeln, wenn Sie unter Roma sind – den-
ken Sie daran, daß sie sterblich sind. Wenn Sie ihnen sa-
gen, daß Sie ein blutsaugendes, untotes Monster sind, flip-
pen sie wahrscheinlich aus oder versuchen Sie zu töten.
Tun Sie’s also nicht. Wenn Sie denken, es wäre cool, sich
wie die Zigeuner, die Sie aus Filmen kennen, anzuziehen
und zu verhalten, lassen Sie es bleiben. Sie würden auffal-
len wie ein bunter Hund. Wenn Sie denken, es wäre cool,
sich mit einem Roma zusammenzutun, weil Sie glauben, er
habe die „Reiselust“, lassen Sie es bleiben. Roma reisten,
weil sie keinen Platz hatten, wo sie bleiben konnten. Sie
werden eine Menge Roma finden, die ein seßhaftes Leben
führen und angesehene Jobs haben. Sie sind keine sterbli-
chen Ravnos, also behandeln Sie sie auch nicht so, als ob
sie es wären. Das würde möglicherweise Ihren Tod zur fol-
ge haben, wenn Sie Glück haben.
Eine letzte Sache noch: Traditionelle Roma sind pedan-
tische Verfechter der Sauberkeit. Und das ist mein absolu-
ter Ernst. Sie werden nicht von Ihrem Tisch essen, wenn
Sie Ihre Füße darauf legen. Wenn sie erfahren, daß Sie
Blut trinken, werden sie sich nicht mit Ihnen abgeben –
Blut, als Körperflüssigkeit, ist unrein. Wie die meisten
Sterblichen glauben die Roma verdammt fest daran, daß
Tote nicht aufstehen und herumlaufen sollten. Tatsächlich
denke ich, daß sie in dieser Ansicht sogar etwas entschie-
dener sind. Bringen Sie das Thema einfach nicht auf.
13.05.2003, 12:02
 WECHSELBÄLGER
Ich habe noch nie ein Wechselbalg gesehen und ich bin
mir nicht sicher, ob ich glaube, daß sie existieren. Sicher,
ich habe durch meinen Erzeuger von ihnen gehört, aber
was bedeutet das schon? Egal, es heißt jedenfalls, daß un-
sere Illusionen sie möglicherweise irgendwie verletzen
können. Ich weiß nicht warum und ich habe auch nicht
das geringste Bedürfnis verspürt, irgend jemanden zu su-
chen, den ich fragen könnte. Ich bin mir sowieso nicht si-
cher, wo ich ein Wechselbalg finden könnte, geschweige
denn warum es von mir den Arsch voll kriegen sollte.
DER WERWOLF-
ÜBERLEBENS-FÜHRER, Y2K
EDITION
Autor unbekannt, als Ausdruck im Umlauf und, seit kur-
zem, digital.
Jeder Ravnos kommt früher oder später einmal in die
folgende Situation. Sie hängen in einer Stadt rum und zie-
hen plötzlich die Aufmerksamkeit der Großen Lenker auf
sich. Der Prinz, der Erstgeborene, der Erzbischof – völlig
egal, wie derjenige sich nennt – ist auf Sie aufmerksam ge-
worden. Das bedeutet, daß Sie weiterziehen müssen, be-
vor „wer auch immer es ist“ etwas sehr endgültiges mit Ih-
nen macht.
Die beste Lösung ist, die Stadt zu verlassen. Nehmen Sie
einen Bus, ein Flugzeug oder einen Zug und verschwinden
Sie so schnell es geht aus Dodge City. Wenn sie Sie jedoch
unglücklicherweise fangen wollen, werden sie sowohl den
Flughafen, als auch Bus- und Bahnstationen beobachten.
Klar, Sie könnten versuchen durchzuschlüpfen, aber wie
sicher sind Sie sich, daß Ihre Fähigkeiten dafür ausrei-
chen? Mitten in der Nacht sind diese Orte meist nicht sehr
bevölkert und es ist ziemlich schwer, einen kurzfristigen
Flug aus der Stadt zu erwischen, der landet, bevor die Son-
ne aufgeht
Das Problem bei Reisen zwischen den Städten sind die
Werwölfe, selbst in unserer modernen Welt. Diese pelzigen
Bastarde leben dafür, uns in Stücke zu reißen. Die Chan-
cen stehen gut, daß Sie, wenn Sie den Interstate 5 neh-
men, um von Seattle zu den Anarchen-Freistaaten zu fah-
ren, einige passende Orte finden können, um während des
Tages anzuhalten. Sie werden wahrscheinlich auch keinen
Ärger mit den Werwölfen bekommen – die können auch
nicht überall gleichzeitig sein. Bedauerlicherweise können
Sie aber nicht immer Glück haben. Irgendwann einmal
werden Werwölfe aus dem Wald auftauchen, einen Baum
auf was auch immer Sie für den Transport benutzen wer-
fen und damit fortfahren, Sie zu Mus zu zerquetschen.
Wenn Sie sich auf Reisen begeben und ein Treffen mit
Werwölfen riskieren, schlage ich vor, folgende Dinge mit-
zunehmen: Chemische Keule und/oder Pfefferspray. Wer-
wölfe haben empfindliche Nasen; wenn Sie ihnen diese
ausschalten, dann haben Sie es schon halb geschafft. Be-
sorgen Sie sich ein Brecheisen oder noch besser, sehen Sie
zu, daß Sie irgendwas mit Silber überzogenes bekommen.
Silber verbrennt Werwölfe wie nichts anderes. Setzen Sie
diese Waffe nicht ein, um sie zu töten, nur um sie zu verja-
KAPITEL ZWEI: DIE KUNST,
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CBRavnos02.p65 53
gen. Ihr Ziel sollte es sein, sich wegzumachen. Nehmen Sie
sich ebenfalls ein paar Leuchtfackeln mit. Sie sind nicht
zu gefährlich für Sie und Sie können sie einem Werwolf ins
Auge und/oder die Kehle rammen – das sollte die Chan-
cen ein wenig ausgleichen. Vergessen Sie Ihren Feuerlö-
scher nicht. Vom Gesetz her sollte jedes Auto einen haben.
Für uns ist das wichtiger als für alle anderen. Sie können
ihn benutzen, um angreifende Werwölfe abzuwehren
(wenn nichts besseres zur Hand ist) oder sich selbst zu lö-
schen, wenn Sie einen Unfall haben. Denken Sie immer
daran: Sicherheit geht vor.
Reisen Sie in Gruppen. Wenn es andere Ravnos sind, ist
diese Vorsichtsmaßnahme ideal. Wenn nicht, suchen Sie
sich eine verfügbare Gruppe von Anarchen. Wenn Sie sie
auf einer ihrer guten Seiten erwischen, werden Sie wahr-
scheinlich in weitaus weniger Ärger geraten. Ein Rudel
Werwölfe, das nicht die geringsten Bedenken hat, einen
einzelnen Kainiten auf der Straße anzugreifen, könnte –
könnte – zweimal darüber nachdenken, ein halbes Dut-
zend Kainiten anzugreifen, die auf Motorrädern sitzen und
schwer bewaffnet sind.
Halten Sie Ihre Reisestrecken kurz. Versuchen Sie nicht,
die gesamte Strecke von Portland bis nach San Francisco
in zwei bis drei Nächten runterzurasen. Benutzen Sie kei-
ne Seitenwege, die Werwölfe haben die eher im Auge. Hal-
ten Sie nicht in kleinen Städten – Sie werden dort nicht
notwendigerweise einen Werwolf finden, aber es ist ein-
fach besser, dem Ärger aus dem Weg zu gehen.
Bevor Sie reisen, kundschaften Sie die Strecke aus. Sie
haben möglicherweise nicht die Zeit, dies zu tun, aber
wenn Sie sie finden, dann tun Sie es wenigstens richtig.
Rufen Sie die Vögel aus der Luft und die Tiere der Felder
und fragen Sie sie. Sie werden nicht wissen, was ein „Wer-
wolf“ ist, aber sie wissen wahrscheinlich von den „Men-
schen-Bestien.“ Tiere sind nicht intelligent genug, um
wirklich zuverlässig zu sein, aber Sie sollten jede Quelle
nutzen, die Ihnen zur Verfügung steht.
Eine letzte Vorsichtsmaßnahme: Fahren Sie nicht
schneller als der Verkehr um Sie herum. Das Letzte, was
Sie gebrauchen können ist, die Aufmerksamkeit eines
Streifenwagens auf sich zu ziehen.
NOCH ’NE NOTIZ
Einige Ravnos mit mehr Wissen als Verstand haben vor
ein paar Jahren das Gerücht in die Welt gesetzt, daß ein
Werwolfclan, der Wanderer genannt wird, mit uns in Ver-
bindung steht. Glauben Sie es nicht. Ich weiß nicht, was
ein Wanderer ist, aber ich habe noch nie einen Werwolf
getroffen, bei dem ich keinen guten Grund gefunden habe,
so schnell wie nur irgend möglich wegzurennen.
MAYAPARISATYA:
DER PFAD DES PARADOX
Über Jahrhunderte folgten die Ravnos in Europa und
Amerika dem Pfad des Paradox, der sie lehrte, Sterbliche
wie Vieh zu behandeln und all ihre Launen zu befriedigen,
ohne sich um irgendwas zu kümmern, außer „rette deinen
Arsch“. Sie benutzten ihn als eine Entschuldigung, jedes
nur denkbare Verbrechen und jede Greueltat zu begehen,
ohne über die Konsequenzen ihrer Handlungen nachzu-
EIN RAVNOS ZU SEIN
13.05.2003, 12:02
 denken. Die meisten dieser Ravnos behaupteten, sie folgen
den Grundsätzen des Paradox, bloß um ihre immer bestiali-
scher werdenden Aktivitäten zu rechtfertigen, und eine gan-
ze Menge von ihnen fiel über die Jahre dem Tier zum Opfer.
So, wie er gehandhabt wurde, war der Pfad des Paradox
eine widerliche Sache, die außerhalb der Kreise der Rav-
nos niemals diskutabel war. Wenn irgendein Ventrue je
von den Aktivitäten Wind bekommen hätte, die Vertreter
des Paradox unterstützten, hätten sie eine Säuberung in
Gang gesetzt, die dem Angriff auf die Assamiten in ihrer
Härte und Wirksamkeit gleichgekommen wäre. Es ist ei-
gentlich ein Wunder, daß es nicht schon längst passiert ist.
DER WAHRE PFAD KEHRT ZURÜCK
In den letzten Jahrzehnten sind Ravnos-Ahnen aus der
tiefen Starre erwacht und haben sich überall in Europa
und Amerika verbreitet. Als sie sahen, was die Neugebo-
renen und Ancillæ auf diesen Kontinenten Paradox nann-
ten, reagierten sie mit blutrünstigem Grauen und zerstör-
ten die meisten der Übeltäter. Den Rest unterrichteten sie
in den neuen (oder besser sehr alten) Wegen des Paradox,
die sie mayaparisatya nannten.
Das Wort mayaparisatya ist eine Konstruktion aus dem
Hindi. Maya beschreibt Schimären fast wörtlich – es be-
deutet: „Illusion“, in manchen Zusammenhängen mit As-
soziationen von übernatürlicher Macht. Es verweist auch
auf die Illusion der physischen Welt, die wir alle sehen und
berühren können. Parisatya bezieht sich auf absolute
Wahrheit. Die Nebeneinanderstellung der beiden Worte
ist ein Koan, oder auch Zen-Rätsel, ähnlich wie „Wie
klingt es, wenn man mit einer Hand klatscht?“ Das Ver-
stehen von mayaparisatya führt zu wahrer Erleuchtung. Die
CLANBUCH: RAVNOS
54
CBRavnos02.p65 54
Mittel zu diesem Verständnis kommen durch das Studium
und das Festhalten am Pfad des Paradox, so wie er von
Zapathasura, dem Vorsintflutlichen der Ravnos, geschaf-
fen wurde. Zumindest ist dies der Name, den die indischen
Ahnen benutzten.
Diese Version des Pfades des Paradox konzentriert sich
auf den Zustand der Ravnos als Kainskinder, auf die Grün-
de, warum sie Kainskinder sind, und darauf, wie die Rav-
nos in die Welt passen, besonders, was die Beziehung zu
den anderen Kainskindern betrifft – sowohl westlichen, als
auch östlichen. Dies soll jedoch nicht heißen, daß Paradox
ein friedlicher oder vergebender Pfad ist. Er fordert die
Zerstörung von Kainskindern, die sich weigern, seinen
Vorschriften anzuhängen, da sie schon durch ihre bloße
Existenz die Welt schädigen. Er verlangt eine individuali-
stische Annäherung an die Welt mit Respekt – nicht Lie-
be – für die Sterblichen.
DAS SVADHARMA
Die Lehren des Paradox sagen, daß alle Kainiten vom
Zyklus des samsara, Leben und Tod, ausgeschlossen sind.
Der Kuß schließt die Ravnos von der natürlichen Reinkar-
nation aus, zumindest bis zu ihrer Zerstörung. Die Doktrin
des Paradox lehrt, daß nach dem Kuß die Seele alles Kar-
ma verliert und ihr Dharma als einer der Kainiten erst wie-
der aufbauen muß.
Um sein Dharma zu fördern, muß ein Ravnos maya ver-
stehen und schließlich völlig durchdringen. Den Lehren
folgend läßt das beständige Versagen des Clans in diesem
Verständnis sie in den Flüchen des Unlebens feststecken –
Tod durch Feuer oder das Licht der Sonne, sowie den un-
endlichen Durst nach Blut. Ravnos, die im Studium des
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 PFADE DER ERLEUCHTUNG
Ravnos folgen nicht nur dem Pfad des Paradox. Die Grundsätze des Pfades machen es überaus schwer, ihm zu
folgen und trotzdem ein konstruktiver Teil einer Sekte zu bleiben, besonders beim Sabbat. Das Ablehnen von
Blutsbanden bedeutet, daß ein Anhänger des Paradox entweder neue moralische Grundsätze findet oder durch
den ständigen Einfluß des Vinculums völlig in den Griff des Tiers gerät. Ravnos antitribu bemühen sich um ande-
re Wege, ihre philosophischen Bedürfnisse zu befriedigen, sobald die Menschlichkeit in ihnen verrottet ist.
Pfad der bösen Enthüllungen: Ravnos antitribu sind, wie die Kainiten ihres Ursprungsclans, starke Individuali-
sten und finden es schwierig, ihre Treue einer höheren Macht zu verschreiben, egal, wie böse und verdorben sie
auch sein mag. Ein Ravnos, der seinen eigenen Weg findet, ist eher angesehen, als einer, der den Fußstapfen des
Teufels folgt.
Pfad der Katharer: Einige Ravnos wurden von diesem Pfad angezogen, weil er ihnen eine Rechtfertigung für
ihre eher komplexen amoralischen Bedürfnisse (die Clanschwäche) liefert. Ravnos auf dem Pfad der Katharer
neigen dazu, ihr spezielles Verbrechen zu verfeinern und auszuüben, bis es zu einer hohen Kunst geworden ist –
zumindest in den Augen der anderen Sabbatmitglieder. Andere Anhänger des Pfades der Katharer neigen dazu,
das den Ravnos angeborene Verständnis der Verbrechen beneidenswert zu finden.
Pfad der Macht und der Inneren Stimme: Schurken wenden sich üblicherweise nicht diesem Pfad zu, aber die,
die es tun, verfolgen ihn mit erbarmungslosem Eifer, den selbst die Lasombra bewundern (solange die Raubzüge
der Schurken nicht gegen sie selbst gerichtet sind). Ravnos antitribu auf diesem Pfad streben nach Macht meist
nicht um ihrer selbst willen, sondern weil sie es ihnen einfach erleichtert, zu tun, was immer sie tun wollen, ob-
wohl sie ihre Macht nie leichtsinnig einsetzen. Während wenige Ravnos bereit sind, jemand anderem Treue zu
schwören, sind die meisten bereit, sie zu akzeptieren, wenn sie ihnen angeboten wird.
Pfad des ehrenwerten Einklangs: Wenige Ravnos antitribu folgen diesem Pfad, aber die, die es tun, sind seinen
Grundsätzen zutiefst verpflichtet. Manche mögen es wegen ihrer Sucht nach Verbrechen als schwierig empfin-
den, ihm zu folgen, aber dieser Pfad stärkt gewöhnlich die Bemühungen des Schurken, sich anständig zu benehmen.
Pfad des Todes und der Seele: Ehemalige Anhänger des Pfades des Paradox wechseln oft zu diesem Pfad, und
sei es nur in Anbetracht des gemeinsamen Roten Fadens, das Schicksal der Seele nach dem Tod betreffend. Dies
soll allerdings nicht heißen, daß seine Anhänger fühlen, daß die beiden Pfade generell gleich sind, nur daß ihre
ähnlichen Vorstellungen vom Schicksal der Seele als nützlicher Anfangspunkt dienen. Ravnos, deren Laster in
Richtung Mord geht, werden ebenfalls von diesem Pfad angezogen, da er ihnen hilft, ihre Bedürfnisse besser zu
verstehen.
Pfad des wilden Herzens: Durch die abgeklärte Natur des Tiers eines Ravnos, finden die Schurken es schwierig,
diesem Pfad zu folgen. Der Pfad basiert auf den eher primitiven Trieben und Bedürfnissen des Tieres, und das
Tier der Ravnos neigt dazu, sich auf eher raffinierte Ansprüche zu konzentrieren.
Pfad Kains: Einige der ältesten Ravnos antitribu haben sich in direkter Rebellion gegen die Lehren des Pfades
des Paradox und ihren Ahnen dem Pfad Kains zugewandt. Sie springen kopfüber in die Lehren des Sabbat über
Kain und die Vorsintflutlichen und verleugnen die Kunde der Ravnos von den Ursprüngen ihres Clans.
Pfad Liliths: Ravnos, die von diesem Pfad angezogen werden, sind üblicherweise die wenigen, die daran interes-
siert sind, den angeblichen Verbindungen mit dem Clan Gangrel nachzugehen und der Idee, daß beide Clans
irgendwie ihren Ursprung in Lilith haben. Andere nehmen diesen Pfad lediglich an, um sich in Ketzerei gegen
die Sabbatdoktrin zu wälzen, ohne ihre Treue einer dämonischen Macht zu verpfänden.
Was auch immer sein svadharma ist, ein Ravnos muß jeden wachen Moment damit verbringen, zu versuchen,
es zu verstehen und zu erreichen. Ein Ravnos, der den Kontakt zu seinem svadharma verliert – einer, der einem
Blutsband unterliegt, oder einer, der seine Freiheit aufgibt, um einem anderen zu dienen – wird schnell Opfer des
Tiers werden, da er herausfinden muß, daß er seinen Weg nicht auf dem Pfad eines anderen beschreiten kann.
Anhänger des Paradox, auch bekannt als Shilmulo (von einem anderen Hindi-Wort für diesen elenden Zu-
stand), betrachten Kainiten, die nicht ihrem Pfad folgen, als unter ihnen stehend, fehlgeleitet oder aktiv gefähr-
lich. Da Kainiten, die dem Pfad nicht folgen, nicht zugetraut werden kann, ihr svadharma zu suchen, geschweige
denn zu verstehen, was es bedeutet, nehmen es Shilmulo auf sich, das svadharma anderer Kainiten selbst zu fin-
den, damit sie sie zu ihm hinführen können. Die, die sich weigern zu folgen, werden – wenn möglich – zerstört.
Sie sind einfach zu unkontrolliert und gefährlich, als daß man es ihnen gestatten könnte, zu existieren. Den we-
nigen, die lernen, werden die Grundzüge des Pfades des Paradox beigebracht und sie können letztlich Shilmulo
werden.
Dies soll nicht heißen, daß die Anhänger des Paradox unbarmherzige Mörder ihrer Mitkainiten sind. Shilmulo
sehen ihre Aufgabe eher als eine heilige Mission und sind eher zufrieden, Leute zu bekehren. Es braucht eine
lange Zeit und große Hingabe, den eigenen sterblichen Moralkodex zu transzendieren und einen besser an das
Unleben angepaßten anzunehmen. Und daher, so argumentieren die Shilmulo, müssen die, die den Wechsel wirk-
lich wollen, sich ständig darum bemühen.

KAPITEL ZWEI: DIE KUNST, EIN RAVNOS ZU SEIN

55

CBRavnos02.p65 55 13.05.2003, 12:02

 Pfades des Paradox weit fortgeschritten sind, glauben, daß
ein Shilmulo, der maya transzendiert hat, ebenfalls diese
Flüche bezwingen kann und nicht länger unter dem Licht
der Sonne, den brennenden Flammen oder der Gier nach
Blut leidet. Andere Kainskinder mögen hierin Ähnlichkei-
ten zur Golconda feststellen und ein paar der ältesten Rav-
nos haben in ihren Schriften behauptet, Golconda sei dem
Pfad des Paradox entsprungen.
Ravnos, die dem Pfad des Paradox folgen, müssen ihren
Seinszweck ergründen – ihr svadharma – und ihn bei jeder
Gelegenheit voranbringen. Dies ist nicht so einfach, wie es
klingt, da keine zwei Ravnos ungefähr das gleiche svadhar-
ma haben. Einer hat sich möglicherweise entschieden, daß
er den Versuchungen, denen das Tier ihn aussetzt, wider-
stehen muß, während ein anderer beschlossen hat, daß er,
bei jeder Gelegenheit seinen Trieben folgen muß.
DER BEGINN DES PFADES
Die Grundzüge des Pfades des Paradox muß man von
jemandem erlernen. Wie bei jedem anderen Pfad der Er-
leuchtung fließen sie dem Kainiten ohne Anleitung nicht
auf natürliche Weise zu. Anders als bei anderen Pfaden ist
ein Anhänger jedoch auf sich allein gestellt, sobald er die
ersten Schritte unternommen hat. Paradox verlangt, daß
jeder Ravnos seinen eigenen Weg finden muß, und er kann
dies nicht erreichen, indem er ständig am Rockzipfel sei-
ner Ahnen hängt. Ein Shilmulo kann zwar den Rat von ei-
nem fortgeschrittenen Anhänger erbitten, aber er sollte nicht
erwarten, eine leicht zu entschlüsselnde Antwort zu erhalten.
Sehr wenige Anhänger des Pfades des Paradox überleb-
ten die Woche der Alpträume und die, denen es gelang,
sind nicht leicht zu finden. Ein Ravnos, der Schriften, wie
zum Beispiel die Karavalanisha Vrana findet, kann diese als
Richtlinien zum Studium und zum Voranschreiten auf
dem Pfad benutzen (vorausgesetzt, er kann die Original-
schriften aus dem Sanskrit übersetzen).
DISZIPLINEN
Erläutert von Desiree Narayan, Anarchenhistorikerin
Sei es im Kampf gegen die asuratizayya oder dem Ver-
such, die Folgen der Woche der Alpträume zu überstehen,
den Ravnos sind die Gaben Kains nicht fremd. Einige ar-
gumentieren, daß der Erste Vampir seine Kinder mit die-
sen Waffen ausgerüstet hat, damit sie den ewigen Dschi-
had führen können, während extreme Shilmulo äußern,
daß ein Individuum nur durch das Begreifen der Wege des
Untods sein svadharma erreichen kann.
SCHIMÄREN
Jedermann kennt unseren Ruf als Betrüger, der unter an-
derem auch von unserer Fähigkeit der Schimären her-
rührt. Ich weiß nicht, wie sie funktioniert und was genau
sie tut, aber es ist möglicherweise die vielseitigste Fähig-
keit, die Sie Kainskinder irgendwo einsetzen sehen. Un-
glücklicherweise haben wir den Ruf, sie in offensichtlicher
und dummer Weise zu verwenden, was wahrscheinlich
dazu führt, daß Ravnos schnellstens aus der jeweiligen
Domäne eskortiert werden (oft gefesselt auf der Motor-
haube des alten Mustangs des Sheriffs). Falls einer von
euch den Drang verspürt, irgendwo in der Gegend rumzulau-
CLANBUCH: RAVNOS
56
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fen und mit Illusionen um sich zu werfen, die aussehen, als ob
sie in einen Kinofilm gehörten, schlage ich vor, daß der schon
mal seinen letzten Willen verfaßt und uns andere mit unse-
rem Unleben fortfahren läßt. Als ob wir noch mehr Deppen
gebrauchen könnten, die uns tiefer in die Scheiße reiten.
Schimären ist unsere nützlichste Waffe – wenn sie wohl-
überlegt eingesetzt wird. Bilder vom „König aller Mon-
ster“, der die ganze Stadt niedertrampelt, sind keine gute
Anwendung und Sie sollten Ihre Macht nicht in solcher
Weise mißbrauchen. Heben Sie sie sich für subtilere An-
wendungen auf – ziehen Sie eine Waffe, lenken Sie andere
durch plötzliche und unerwartete Geräusche ab oder las-
sen Sie etwas wie etwas anderes aussehen. Stellen Sie si-
cher, daß ihre Illusionen plausibel sind und in den Zusam-
menhang der gegenwärtigen Situation passen.
WAS IST SCHIMÄREN?
Für jeden Ravnos, mit dem ich gesprochen habe, habe
ich mindestens drei Theorien darüber, warum wir diese
Fertigkeit der Illusionen haben. Ich werde mich allerdings
mit Material auseinandersetzen, das meine Kollegen aus
der Karavalanisha Vrana übersetzt haben und daraus ver-
suchen, eine Erklärung zu gewinnen.
Die Karavalanisha Vrana beschreibt Schimären als den
Weg, die Oberfläche des maya zu verzerren oder zu verdre-
hen. Maya ist, was wir „Realität“ nennen. Es ist eine Illusi-
on, die über dem liegt, was die „wirklich“ wirkliche Welt
ist. Scheinbar erstreckt es sich über mehrere Stufen vom
rein Physischen, zum rein Geistigen (vergeben Sie mir,
aber ich bin kein Experte auf dem Gebiet). Was Schimä-
ren tun kann, ist, etwas aus der rein geistigen – oder ge-
danklichen – Welt zu nehmen und es in der Welt des Phy-
sischen – oder der „reinen Illusion“ – erscheinen zu lassen.
Paradoxerweise manifestiert Schimären selten Substanz,
sondern eher das Auftreten einer spürbaren, taktilen Prä-
senz. Ravnos, die Schimären gemeistert haben, können ei-
nen Schritt weiter gehen und schreckliche Wunden verursa-
chen, indem sie sie sich einfach nur vorstellen. Dies ist ein
verzehrender und anstrengender Prozeß, der selten eingesetzt
wird und dessen Anwendung niemand erleben möchte.
Selbst die wirklich schrecklichsten Wunden sind nicht
real – sie verblassen mit der Zeit. Wenn Sie einen Sterbli-
chen davon überzeugen, daß er zu Asche verbrannt wur-
de, wird er möglicherweise für Jahre im Koma liegen.
Wenn er aufwacht, wird er keine Narben oder sonstigen
Anzeichen einer Verletzung haben. Psychologisch ist er
zwar vielleicht das reinste Chaos, es bleiben jedoch keine
physischen Male zurück.
Ich habe haarsträubende Gerüchte über die Tricks ge-
hört, die Ahnen und erst recht Methusalems aus dem Är-
mel schütteln können. Es ist dennoch schwer, diese Ge-
schichten zu überprüfen, da alle uns vorliegenden Beweise
darauf hindeuten, daß sie sich entweder verborgen halten
oder in Starre gefallen sind, oder daß irgend etwas sie wäh-
rend der schrecklichen Woche im letzten Sommer ver-
nichtet hat. Für den Fall, daß einige immer noch da drau-
ßen sind, gebe ich weiter, was ich weiß. Ich habe von
Ahnen gehört, die psychosomatische Wunden bei einer
ganzen Gruppe von Sterblichen oder Kainiten erzeugen
konnten. Andere Gerüchte schließen tatsächliche physi-
sche Ereignisse mit ein – keine Illusionen, sonder wirklich
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 hartes Zeug. Persönlich würde ich mich wie ein Schneekö- den halben Erdball direkt in mein Gehirn projiziert. Der
nig freuen, zu hören, daß diese Monster alle tot sind – end- beste Rat, den ich geben kann, ist: Wenn Sie einem Rav-
gültig. Mir gefällt die Vorstellung nicht, daß einem Ahnen nos-Ahn begegnen, nehmen Sie einfach an, daß er verdammt
das Fell juckt und er einen qualvollen Flammentod um noch mal tun kann, was immer ihm in den Sinn kommt.

WAS IST SCHIMÄREN?

Sowohl Spieler als auch Erzähler sind sich oft unsicher, was Schimären eigentlich widerspiegelt und wie es funk-
tioniert. Andere oft genannte Bedenken drehen sich darum, daß Schimären sich nicht wirklich in den Vampir-
mythos einfügt.
Behalten Sie folgendes im Gedächtnis.

SCHIMÄREN IST NICHT VERDUNKELUNG

Schimären kann nichts „unsichtbar“ machen. Anders als Verdunkelung wirkt Schimären auch auf Kameras,
Bewegungsmelder und andere technische Spürgeräte (aber sie löst keine Stolperdrähte oder Druckplatten aus).
Schimären leitet sich aus der Fähigkeit der Ravnos ab, sich ein Bild vorzustellen und ihm Leben einzuhauchen;
sie bezieht sich weniger auf die Tendenz des menschlichen Geistes, Lücken zu füllen, zumindest nicht in dem
Maß wie Verdunkelung.

ANZWEIFELN
Das ist ein ziemlich harter Punkt – nur weil ein Charakter weiß, daß ein Ravnos eine Illusion erschaffen kann,
ist dies noch kein ausreichender Grund, alles anzuzweifeln, was ein Ravnos tut. Wenn der Ravnos einen Kris aus
seinem Mantel zieht, könnte es genausogut ein wirklicher Kris sein. Glauben ist nicht wie ein Fernseher. Charak-
tere können ihn nicht einfach willentlich an- oder ausschalten. Auf der anderen Seite werden natürlich völlig
unplausible Illusionen niemanden überzeugen. Jedoch bewirkt die Tatsache, daß jemand einen guten Grund hat,
an die durch Schimären geschaffenen Bilder eines Ravnos nicht zu glauben, noch lange nicht, daß diese Bilder
verschwinden. Die unwirkliche Natur solcher Bilder ist für jeden offensichtlich, der die Illusion durchdringen
kann, aber die Illusion bleibt, bis sie auf andere Weise verschwindet.

WIE GROSS IST DER BEREICH, DEN SCHIMÄREN ABDECKEN KANN?

So groß, wie es der Erzähler für vernünftig hält. Wenn ein Ravnos das Bild einer alten, chthonischen, tentakel-
bewehrten Gottheit beschwören möchte, die aus dem Meer steigt, kann er das tun. Die Illusion wird wahrschein-
lich niemanden überzeugen, aber es gibt keinen Grund, warum das Bild nicht erscheinen sollte.

FÜRCHTERLICHE REALITÄT GEGEN HOHES AUSPEX

Auspex und Schimären funktionieren in derselben Weise gegeneinander wie Auspex und Verdunkelung (siehe
Vampire: Die Maskerade, Seite 157). Wenn ein Ravnos Fürchterliche Realität gegen ein anderes Kainskind, das
über Auspex der Stufe fünf verfügt, einsetzt, funktioniert dies wie in den Standardregeln beschrieben. Wenn das
Opfer einen höheren Auspexwert hat als der Ravnos Schimären, mißlingt die Kraft automatisch. Böse Falle.

SCHIMÄREN IST NICHT TYPISCH VAMPIRISCH

Einige Leute haben strikte Vorstellungen darüber, was in traditionelle Vampirgeschichten paßt. Diese Sicht-
weise kann so eng gefaßt sein, daß sie nur das umfaßt, was Stokers Dracula konnte, oder so weit, daß sie alles
beinhaltet, was jemals in europäischen Legenden erwähnt wurde. Egal wie man es betrachtet, würde diese strikte
Definition bedeuten, daß der Kern einer Legende irgendwann verpflichtend ist. Damit hört sie auf, zu wachsen,
und nie darf etwas Neues dazukommen. Das ist jedoch weder notwendig noch erforderlich. Jeder, der „Lost Boys“
gesehen hat, erinnert sich vielleicht an die Szene, in der der Reis für einen Augenblick zu lebenden Maden wird.
Dies ist ein gutes Beispiel für Schimären in einer Vampirgeschichte – natürlich eine ziemlich junge Geschichte,
aber kann man Geschichten nach ihrem Alter bewerten? Tatsächlich ist Schimären eine wunderbare Möglich-
keit, psychologischen Horror zu erzeugen.
Es wäre falsch, zu sagen, daß Schimären irgendwie „unvampirisch“ sei. Es ist eher so, daß sie selten auf eine
Weise eingesetzt wird, die die Themen, die in Vampire auftauchen, unterstützt. Wie kann ein Erzähler im Spiel
den „persönlichen Horror“ aufrechterhalten, wenn der Ravnos Standard-Fantasyereignisse oder comicartige Ab-
surditäten erzeugt? In den Händen eines raffinierten Kainiten ist Schimären ein mächtiges Werkzeug – es kann
eingesetzt werden, um Maskeradenbrüche zu decken oder zu verhindern, um einer Szene mehr Subtilität zu ver-
leihen, um Sterbliche (oder andere Kainiten) an ihre geistigen Grenzen zu bringen und vieles mehr. Es funktio-
niert am besten, wenn es nicht offensichtlich ist. Benutzen Sie Schimären eher dazu, die Stimmung zu verstär-
ken, als sie zu zerstören.

KAPITEL ZWEI: DIE KUNST, EIN RAVNOS ZU SEIN

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 FALSCHE RESONANZ
(SCHIMÄREN ••••• •)
Illusionen von lebenden oder unlebenden Wesen sind alle
ziemlich gut, solange sich niemand dazu entschließt, die Ge-
danken oder die Aura der Illusion zu lesen. Der automatische
Fehlschlag, irgendeine Form von Gedanken oder Emotionen
des Ziels wahrzunehmen, wird gewöhnlich als Pech betrach-
tet oder eine simple Störung bei der Konzentration oder wel-
chen Grund auch immer sich ein Kainskind konstruiert, um
zu erklären, warum er keinen Erfolg dabei hatte, durch über-
natürliche Mittel Informationen zu erhalten. Ein Ravnos
kann Falsche Resonanz sowohl dazu benutzen, Auren und
Gedanken über seine Illusion zu legen, als auch eine Nach-
schwingung von Emotionen zu erzeugen, die andere emotio-
nal resonante Kräfte später entdecken können.
System: Diese Kraft ist ganz nach Wunsch des Benutzers
auf andere Schimärenkräfte anwendbar. Effektiv bedeutet
das, jeder Versuch, Auspex einzusetzen oder die Fähigkeit
des Irrsinns, Augen des Chaos, der fünf oder weniger Er-
folge erzielt, entdeckt eine Aura, Gedanken, ein Verhalten
oder was auch immer die Kraft normalerweise entdecken
würde. Dies wird natürlich nicht außergewöhnlich komplex
sein und wird sich auf etwas beziehen, was im direkten Um-
feld der Illusion vorgeht, und zwar auf sehr weltliche und ein-
fache Weise. Auren werden aus alleinstehenden spezifischen
Emotionen bestehen (Wut, Trauer, Hass, Liebe, Freude) und
darüber hinaus keine Komplexität aufweisen. Die Geistige
Berührung kann dieselbe emotionale Resonanz bis zum näch-
sten Sonnenaufgang wahrnehmen.
TdD: Diese Disziplin kann auf jede Illusion des Ravnos
angewendet werden. Wenn andere Kainskinder eine Dis-
ziplin wie zum Beispiel Auren-Wahrnehmung oder Telepa-
thie einsetzen, bieten sie gegen die momentane Geistige
Eigenschaft des Ravnos. Wenn der Spieler des Ravnos die
Herausforderung gewinnt, gibt er (oder ein Erzähler) die
Fehlinformationen der Illusion weiter. Diese Informatio-
nen können, wie oben erwähnt, nur etwas einfaches sein.
Jeder Versuch, tiefer als die oberflächlichen Gedanken zu
gehen, wird gar nichts enthüllen – die Illusion hat nur
oberflächliche Gedanken.
FATUUS-MEISTERSCHAFT
(SCHIMÄREN ••••• •)
Ein Ravnos mit Fatuus-Meisterschaft unterliegt keinen
Einschränkungen, wie oft er die ersten drei Stufen (Ignis
Fatuus, Fata Morgana und Erscheinung) einsetzen kann,
darüber hinaus ist es ihm möglich, diese Illusionen mit
minimaler Konzentration und Ermüdung aufrechtzuerhal-
ten und zu kontrollieren. Kainskinder, die sich auf die
enormen geistigen Kosten von Schimären verlassen, die
die Fähigkeit eines Ravnos beschränken, Illusionen einzu-
setzen, werden eine ziemlich böse Überraschung erleben,
wenn sie einem Ravnos mit dieser Fähigkeit begegnen.
System: Fatuus-Meisterschaft negiert die Willenskraft- und
Blutkosten bei der Anwendung der ersten drei Stufen von
Schimären. Zusätzlich kann ein Ravnos ohne besondere Kon-
zentration die Bewegung einer Anzahl von Illusionen steuern,
die gleich seiner Intelligenz ist. Des weiteren kann der Cha-
rakter die Illusionen solange aufrechterhalten, wie er sich in-
nerhalb eines Umkreises befindet, der dem anderthalbfachen
CLANBUCH: RAVNOS
58
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seiner Willenskraft in Kilometern entspricht (obwohl er sie
nicht auf Ereignisse reagieren lassen kann, wenn er keine
Möglichkeit hat, diese Ereignisse wahrzunehmen).
TdD: Der Spieler braucht keine Bluteigenschaft oder Wil-
lenskraft auszugeben, um Schimären für Anfänger und die
erste Disziplin der Experten einzusetzen. Illusionen kön-
nen komplexe Aktionen durchführen, als ob der Ravnos
sich darauf konzentrieren würde, die Illusion aufrechtzu-
erhalten, die Konzentration ist jedoch nicht notwendig.
Die Illusion bleibt bis zum Sonnenaufgang, es sei denn der
Spieler gibt Blut aus, um sie permanent zu machen.
GETEILTER ALPTRAUM
(SCHIMÄREN ••••• •)
Obwohl die Fürchterliche Realität für alle Betrachter
sichtbar ist, kann sie nur bei einem Opfer „Schaden“ an-
richten. Mit dem Geteilten Alptraum kann ein Ravnos sei-
ne quälende Vision auf eine ganze Gruppe werfen.
System: Um diese Kraft einzusetzen, muß der Spieler zwei
Willenskraftpunkte und pro Ziel einen Blutpunkt ausge-
ben. Der Spieler würfelt einmal auf Manipulation + Aus-
flüchte, vergleicht das Ergebnis jedoch mit jedem Indivi-
duum einzeln. Die Schwierigkeit ist immer noch
Wahrnehmung + Selbstbeherrschung des Opfers.
Beispiel: Ein Rudel von fünf Werwölfen haben Lizette in
einer Sackgasse in die Enge getrieben. Sie bleibt stehen,
um sich ihnen entgegenzustellen, zieht eine Schrotflinte
aus ihrer Sporttasche und zielt auf die tobenden Werwöl-
fe. Sie feuert jedoch nicht wirklich, sondern entscheidet
sich, den Geteilten Alptraum zu rufen. Ihr Spieler gibt
zwei Willenskraftpunkte und fünf Blutpunkte aus, um die
Kraft auf alle fünf Werwölfe anzuwenden. Da die Werwöl-
fe relativ jung sind, gibt der Erzähler ihnen eine Wahrneh-
mung von 3 und eine Selbstbeherrschung von 2, was die
Schwierigkeit auf fünf setzt. Der Spieler würfelt für Lizette
auf Manipulation + Ausflüchte und erzielt drei Erfolge.
Lizettes Spieler beschreibt die Illusion als „die Werwölfe
mit Silberkugeln durchlöchern“ und verursacht drei Stu-
fen an schwer heilbarem Schaden bei jedem der Opfer.
Dankenswerterweise verfallen die Werwölfe in eine durch
Schmerz verwirrte Raserei, was Lizette ein paar wertvolle
Sekunden erkauft, um ihre Fluchtroute zu planen.
TdD: Um diese Kraft einzusetzen, muß der Ravnos-Spie-
ler eine Willenskrafteigenschaft pro Ziel einsetzen, bis zu
einem Maximum von fünf. Der Spieler muß nur eine Ge-
sellschaftliche Eigenschaft gegen alle Ziele bieten und eine
Gesellschaftliche Herausforderung eingehen – jeder macht
mit, da dies keine Gruppenherausforderung ist. Die Eigen-
schaften werden individuell verglichen und diejenigen, die
die Herausforderung verlieren, erleiden die Effekte des
Geteilten Alptraums. Ansonsten ist die Spielmechanik wie
bei Fürchterlicher Realität.
FERN-FATUUS
(SCHIMÄREN ••••• ••)
Diese Kraft ist das Gebiet der Phuri Dae, die sie in Verbin-
dung mit hohem Auspex einsetzen. Sie erlaubt es einem Rav-
nos, Illusionen in jedes Gebiet zu projizieren, das er sehen
oder visualisieren kann. In den meisten Fällen ist es nötig, daß
er den fraglichen Ort schon einmal gesehen hat, bevor er dort
eine Illusion erzeugen kann. Obwohl es schwieriger ist, kann
13.05.2003, 12:02
 ein Ravnos aber auch aufgrund von Beschreibungen, Photo-
graphien oder Fernsehbildern Illusionen projizieren.
System: Die Schwierigkeit für den Einsatz von Fern-Fatu-
us hängt davon ab, wie bekannt der Ort dem Anwender
ist. Der Spieler muß auf Wahrnehmung + Ausflüchte wür-
feln, um an dem Ort etwas zu bewirken. Wenn der Wurf
erfolgreich ist, kann der Ravnos an diesem Ort jede ande-
re Kraft der Schimären einsetzen.
Schwierigkeit Bekanntheit
6 so bekannt, wie die eigene Zuflucht; ge-
genwärtig mit Hellsehen oder Psychi-
sche Projektion den Ort betrachten
7 dreimal oder öfter dort gewesen
8 einmal besucht; Anblick einer Liveüber-
tragung
9 detailliert beschrieben
10 nie dort gewesen; im Fernsehen oder auf
einem Photo gesehen

BEMERKUNGEN ZUR FÜRCHTERLICHEN

REALITÄT
Fürchterliche Realität ist eine teure Kraft, die in der
Anwendung oft schwierig ist. Für zwei Willenskraft-
punkte erwarten die Spieler, daß sie auch irgendwas
davon haben. Behalten Sie jedoch im Hinterkopf, daß
die Kraft während einer ganzen Szene weiterhin wirkt,
und daß das Opfer in dieser Zeit die Illusion als abso-
lut real wahrnimmt. Während ein heranrasendes
Auto, das mit Fata Morgana geschaffen wurde, nie-
manden überfahren kann, ist ein Auto, das mit Fürch-
terlicher Realität geschaffen wurde, für das Opfer in
der ganzen Szene eine tödliche Bedrohung. Eine Feu-
ersbrunst wird das Opfer eine ganze Szene lang jedes-
mal verbrennen, wenn es sich ihr nähert. Ein illusio-
närer Pflock trifft unfehlbar das Herz und macht ein
Opfer für eine ganze Szene lang handlungsunfähig.
Illusionärer Schaden, der mit Fürchterlicher Reali-
tät angerichtet wird, kann nicht absorbiert werden –
der Ravnos greift den Geist und die Wahrnehmung des
Opfers an, nicht den Körper. Die einzige Verteidigung
gegen diese Kraft sind hohe Werte in Wahrnehmung
und Selbstbeherrschung oder ein ausreichendes Aus-
pex, um die Illusion durchschauen zu können.
Wenn ein Spieler Fürchterliche Realität einsetzt
(oder eine andere Kraft der Schimären), sollten Sie
Kreativität belohnen. Die Kraft verlangt ungewöhnli-
che Anwendungen, besonders, wenn man sie mit eher
physischen Disziplinen wie zum Beispiel Thaumaturgie
oder Stärke vergleicht. Auf der anderen Seite jedoch
sollten Sie Spieler für grobe Dummheiten oder wider-
sinnige Anwendungen der Schimären nicht belohnen.
Sie wird am besten auf subtile und glaubwürdige Wei-
se eingesetzt. Ein Ravnos, der Fürchterliche Realität
einsetzt, um dann etwas abzulassen, wie „eine fliegen-
de Untertasse bricht durch die Wolken und vernich-
tet Dich mit seiner Super-Lebensvernichter-Waffe“,
sollte saftige Abzüge erleiden, es sei denn, er benutzt
sie auf einen debilen Dummwurm, der das ganze mög-
licherweise glauben könnte.

KAPITEL ZWEI: DIE KUNST, EIN RAVNOS ZU SEIN

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CBRavnos02.p65 59 13.05.2003, 12:02

 TdD: Um diese Kraft einzusetzen, muß der Charakter mit
dem fraglichen Ort vertraut sein. Zusätzlich muß der Spie-
ler eine Willenskrafteigenschaft ausgeben und eine stati-
sche Geistige Herausforderung gegen 10 Eigenschaften
gewinnen. Wenn er Erfolg hat, erscheint die Illusion am
gewählten Ort und verhält sich, wie der Charakter es
wünscht. Spieler können diese Kraft zusammen mit jeder
anderen Schimären-Kraft einsetzen. Wenn der Ort im
Blickfeld des Charakters ist (auch durch ein Fernglas oder
eine Auspex-Kraft), ist das Ausgeben von Willenskraft
nicht erforderlich.
KONTROLLE DES UNGLAUBENS
(SCHIMÄREN ••••• ••)
Ein Ravnos mit dieser Kraft kann seine Schimären mit
einem Hauch von Realität beseelen, der es Betrachtern
leichter macht, die Illusion zu glauben. Egal wie seltsam
oder surreal die Illusion ist, ein Betrachter wird sie als real
akzeptieren. Wenn die Illusion völlig unrealistisch ist, wird
ein Betrachter, sobald sie nicht mehr in Sichtweite ist, hin-
terfragen was er gesehen hat und möglicherweise leugnen,
daß es je passiert ist. Ein Ravnos kann diese Kraft auch ein-
setzen, um etwas unglaublich erscheinen zu lassen, sei es real
oder nicht. In diesem Fall werden Betrachter das, was sie se-
hen, einem Trick oder einer Halluzination zuschreiben.
System: Der Spieler würfelt auf Manipulation + Aus-
flüchte (Schwierigkeit 7). Die Anzahl der Erfolge entschei-
det, wie viele Personen betroffen sind. Wenn ein Spieler
diese Kraft einsetzt, um etwas unglaublich erscheinen zu
lassen, wird Auspex die fragliche Sache als Illusion „ent-
hüllen“, es sei denn der Wert des Auspex ist hoch genug,
um durch die Schimären des Ravnos zu dringen.
1 Erfolg fünf Personen
2 Erfolge zehn Personen
3 Erfolge 25 Personen
4 Erfolge 50 Personen
5 Erfolge alle, die die Schimären sehen
TdD: Um Kontrolle des Unglaubens einzusetzen, muß der
Ravnos-Spieler drei gesellschaftliche Eigenschaften ausge-
ben und jeder, der Zeuge der Illusion wird, muß eine Stati-
sche Geistige Herausforderung gewinnen (die Schwierig-
keit ist der Wert der gegenwärtigen gesellschaftlichen
Eigenschaften des Ravnos) oder stillschweigend glauben,
daß sie real ist, egal wie übertrieben sie ist. Der Ravnos
kann diese Kraft auch auf etwas Reales anwenden und so
andere dazu bringen, dessen Existenz anzuzweifeln.
SINNESWANDEL
(SCHIMÄREN ••••• •••)
Ein Ravnos, der diese Kraft gemeistert hat, kann die Sin-
ne seiner Opfer vertauschen, wie es ihm in den Kram paßt.
Er kann sich ein einzelnes Ziel aussuchen und eine gravie-
rende desorientierende und allumfassende Synästhesie
hervorrufen, die es dem Ziel für die Dauer der Kraft un-
möglich macht, in sinnvoller Weise mit der realen Welt zu
interagieren. Der Ravnos hat völlige Kontrolle darüber,
wie die Sinne des Opfers funktionieren und kann sie ma-
nipulieren, wie es ihm paßt. Zum Beispiel kann er bewir-
ken, daß das Opfer alle Geräusche als unterschiedliche
unangenehme Gerüche wahrnimmt oder noch subtiler
Freude und Schmerz vertauschen. Gegen eine Menge ein-
CLANBUCH: RAVNOS
60
CBRavnos02.p65 60
gesetzt, werden die Wahrnehmungen zufällig untereinan-
der vertauscht, so daß ein Mann sieht, was die Frau neben
ihm sieht, hört, was ein anderer Mann drei Meter hinter ihm
hört und fühlt, was ein einen Block entferntes Kind fühlt. Das
Ergebnis ist eine extreme Desorientierung aller Opfer.
System: Wenn die Disziplin gegen ein einzelnes Opfer ein-
gesetzt wird, muß der Spieler einen Willenskraftpunkt aus-
geben und auf Manipulation + Einschüchtern würfeln
(Schwierigkeit ist die gegenwärtige Willenskraft des Op-
fers). Zum Einsatz gegen Mengen ist die Schwierigkeit 7,
die Kraft betrifft jeden im Blickfeld des Ravnos und die
Wahrnehmung wird pro Erfolg um einen Punkt gesenkt.
Opfer, deren Wahrnehmung auf Null gesunken ist, können
sich lediglich hinsetzen und warten, daß die Desorientie-
rung vorübergeht. Die Kraft wirkt gegen eine Gruppe bis
zum Sonnenaufgang. Gegen ein einzelnes Opfer richtet
sich die Dauer nach folgender Tabelle:
1 Erfolg eine Woche
2 Erfolge ein Monat
3 Erfolge sechs Monate
4 Erfolge ein Jahr
5 Erfolge permanent
TdD: Um diese Kraft einzusetzen, muß ein Spieler einen
Willenskraftpunkt ausgeben und eine Statische gesell-
schaftliche Herausforderung gegen eine Schwierigkeit von
zwölf Eigenschaften gewinnen. Falls er die Herausforde-
rung gewinnt, muß er eine gesellschaftliche Eigenschaft
pro gewünschtem Ziel ausgeben. Betroffene Opfer müssen
eine Willenskraft-Eigenschaft ausgeben, um überhaupt
handeln zu können und müssen in allen Herausforderun-
gen zwei Eigenschaften bieten. Des weiteren verlieren sie
auch bei einem Unentschieden, selbst wenn sie eine Diszi-
plin oder eine andere Eigenschaft haben, die ihnen die
Fähigkeit verleiht, bei einem Unentschieden zu gewinnen.
Diese Kraft hält bis zum Sonnenaufgang, oder bis der Rav-
nos die Opfer von sich aus erlöst.
MAYAPARISATYA
(SCHIMÄREN ••••• ••••)
Unbestritten der Stein der Weisen für alle Shilmulo, ge-
stattet diese ultimative Ausprägung der Schimären es dem
Ravnos, wirkliche Objekte oder Lebewesen direkt zu ver-
ändern oder zu erschaffen, obwohl diese Veränderungen
von endlicher Dauer sind. Ein Ravnos mit dieser Kraft
kann die Luft um einen gegnerischen Kainiten in Feuer
verwandeln oder eine verschlossene Tür substanzlos wer-
den lassen. Eine schrecklichere Nutzung dieser Kraft ge-
stattet es dem Ravnos, ein Objekt einfach aus seiner Exi-
stenz zu zwingen, indem er es in nicht mehr als eine
Ahnung seiner früheren Wirklichkeit verwandelt.
Philosophen des Pfad des Paradox bezeichnen diese
Kraft als die einzig „wahre“ Nutzung der Schimären und
behaupten, alle anderen seien nur Ablenkungen und Stol-
persteine auf dem Weg zu diesem tiefen Begreifen. Seit der
Woche der Alpträume ist es sehr wahrscheinlich, daß kein
Ravnos mehr existiert, der Schimären bis zu diesem Punkt
gemeistert hat.
System: Um diese Kraft einzusetzen, muß der Spieler zehn
Blutpunkte ausgeben, sowie einen permanenten Willens-
kraftpunkt und dann auf Manipulation und Ausflüchte
würfeln. Die Schwierigkeit ist sechs für unbelebte Objekte
13.05.2003, 12:02
 oder der Willenskraftwert für belebte Objekte (wie zum
Beispiel Charaktere). Diese Kraft kann auf alles innerhalb
mehrerer Kilometer um den Ravnos angewandt werden,
solange er sich auf irgendeine Weise des Zieles bewußt ist.
Wenn sie zusammen mit Fern-Fatuus eingesetzt wird, kon-
zentrieren sich die Effekte auf den gewählten Ort. Diese
Kraft kann pro Anwendung eine Anzahl von Zielen mit Be-
wußtsein umfassen, die gleich der Willenskraft des Ravnos ist.
Wenn es um unbelebte Objekte geht, bestimmt die An-
zahl der Erfolge, wie drastisch die Änderungen sein kön-
nen. Egal wie viele Erfolge der Spieler würfelt, die Dauer
ist immer eine Szene. Die Kraft kann jedes Objekt einer
bestimmten Art in dem Bereich umfassen, den der Ravnos
gewählt hat.
1 Erfolg ein Objekt harmlos werden lassen (Schwer-
ter schneiden nicht, Feuerwaffen schießen
nicht); eine große Wolke dichten Rauchs
erzeugen
2 Erfolge ein Objekt in ein anderes verwandeln (Ker-
zen in Vogelspinnen verwandeln usw.)
3 Erfolge ein Objekt substanzlos werden lassen;
Rauch massiv werden lassen
4 Erfolge drastische Änderungen bewirken (Stein
wird leicht entzündlich)
5 Erfolge die Umgebung dazu bringen, sich unlogisch
zu benehmen (die Erdanziehungskraft wirkt
plötzlich zur Seite, Flüsse stehen still, wäh-
rend Hügel aufwärts fließen)
6+ Erfolge Anstößige Dinge aus der Realität entfernen.
Dieser Effekt ist permanent. (Um ihn auf
bewußte Ziele anzuwenden, folgen Sie dem
unten beschriebenen System.)
KAPITEL ZWEI: DIE KUNST,
61
CBRavnos02.p65 61
Beispiel: Marizhavashti Kali erwacht aus ihrem jahrhunder-
telangen Schlaf, als Jägern ihrer Zuflucht betreten. Die
Spinnweben der Jahrhunderte von ihrem Geist abschüt-
telnd sieht sie, wie sich ihr vier Jäger mit gezückten Pflök-
ken nähern. Sie fokussiert ihre gesamte Kraft auf die Pflök-
ke und verwandelt sie in giftige Speikobras.
Wenn die Kraft auf bewußte Ziele angewandt wird, zie-
hen Sie die obige Tabelle für Veränderungen zurate (wie
zum Beispiel einem Opfer eine andere Form geben oder es
in eine andere Substanz verwandeln). Wenn die Kraft ein-
gesetzt wird, um ein Opfer aus der Realität zu verbannen,
verursacht die Kraft zwei Stufen nichtabsorbierbaren
schwer heilbaren Schaden pro Erfolg. Wenn die Kraft das
Opfer nicht tötet, ziehen Sie pro Erfolg einen Punkt von
Körperkraft und Widerstandsfähigkeit ab. Der Schaden
muß normal geheilt werden, aber die verlorenen Attribute
kehren am Ende der Szene zurück. Opfer dieser Kraft se-
hen nebelhaft und substanzlos aus. Opfer, die mit dieser
Kraft zerstört wurden, verschwinden einfach.
TdD: Der Spieler muß zehn Bluteigenschaften ausgeben,
um diese Kraft zu aktivieren und eine Statische Geistige
Herausforderung (Schwierigkeit: 6 Eigenschaften) gewin-
nen, um unbelebte Objekte zu beeinflussen oder eine Gei-
stige Herausforderung gegen bewußte Ziele. Wenn er die
Herausforderung gewinnt, kann der Spieler für je eine Gei-
stige Eigenschaft entweder einen Aspekt am Ziel ändern
oder eine Stufe schwer heilbaren Schaden beim Ziel an-
richten. Dieser Schaden kann durch keine Disziplin, Rü-
stung oder Ausrüstung abgewehrt werden. Wird die Kraft
eingesetzt, um unbelebte Objekte zu verändern, kann der
Ravnos sie ohne zusätzliche Kosten auf weitere unbelebte
Objekte in seinem Blickfeld anwenden. Die Bandbreite
EIN RAVNOS ZU SEIN
13.05.2003, 12:02

NEUE GEISTESSTÖRUNG:
DISSOZIATIVES
WAHRNEHMUNGSSYNDROM
Seit der Woche der Alpträume hat sich Schimären
nicht so verhalten, wie man es gewohnt war. Die
Theorien reichen von der Vorstellung, daß der Tod des
Vorsintflutlichen irgendwie die Natur der Disziplin
verändert hat, bis hin zu, daß seine Existenz die Rav-
nos von den extremeren Effekten abgeschirmt hat.
Eine andere Theorie behauptet, daß der letzte Fluch
des Vorsintflutlichen, den er auf den Clan legte, als er
zerstört wurde, irgendwie die Effekte der Schimären
durcheinandergewirbelt hat. Was auch immer der
Grund ist, Ravnos, die sich sehr häufig der Schimären
bedienen, verlieren nach und nach die Fähigkeit zu
unterscheiden, was real ist und was nicht.
Zunächst leidet ein Ravnos wie unter dem Einfluß
der Irrsinns-Kraft Spuk (Vampire: Die Maskerade,
Seite 168). Dies passiert, nachdem er seine gesamten
Willenskraftreserven verbraucht hat (temporäre Wil-
lenskraft von 0), um mit Schimären eine Illusion zu er-
schaffen. Wann immer ein Spieler die gesamte Wil-
lenskraft seines Charakters ausgibt, leidet der
Charakter unter dem Spuk.
Falls der Ravnos fortfährt, Schimären übermäßig zu
gebrauchen, erlebt er alle Sinne umfassende Halluzi-
nationen. Diese Halluzinationen können zu jeder Zeit
auftreten, insbesondere aber unter besonderem Streß.
Sie reichen von einen Freund als Feind wahrnehmen
(und umgekehrt), bis zu eine belebte Straße für völlig
leer halten. Die Halluzinationen fangen ziemlich
harmlos an und bauen sich über einen Zeitraum hin
auf, bis sie schließlich eine Bedrohung für die weitere
Existenz des Ravnos werden können. Falls dem Rav-
nos klar wird, daß er Halluzinationen erlebt, kann der
Spieler einen Willenskraftpunkt ausgeben, um die
Halluzinationen für eine Szene zu negieren.
dieser Effekte ist ganz dem Spieler überlassen, der Erzähler
sollte jedoch eingreifen, wenn sie zu übertrieben werden.
SEELENSTÄRKE
Tierhaftigkeit ist enorm nützlich, Schimären macht Sie
äußerst vielseitig, aber Seelenstärke rettet wortwörtlich
Ihren Arsch. Diese Disziplin erleichtert es, die Fallstricke
Pflöcke und Feuerstürme eines launischen Schicksals zu
überleben. Besser noch, sie gibt Ihnen den zusätzlichen
Vorteil, den Sie brauchen, um die Klauen eines Gangrel zu
überleben. Sie ist kein Allheilmittel, aber sie ist besser als
nichts. Lernen Sie sie, lieben Sie sie und nutzen Sie sie aus.
TIERHAFTIGKEIT
Die Disziplin Tierhaftigkeit wird oft unterschätzt und
übersehen. Ihr fehlt der Flitter und der Stil von Diszipli-
nen wie Schimären. Aha, du kannst also ein Rudel Hunde
oder einen Schwarm Vögel rufen; na und? Für die Ravnos
ist Tierhaftigkeit möglicherweise die nützlichste Disziplin,
CLANBUCH: RAVNOS
62
CBRavnos02.p65 62
wenn sie auf intelligente Art eingesetzt wird. Sie verlangt
Raffinesse und Planung in einem solchen Maß, wie es
selbst bei Schimären nicht der Fall ist. Viele Ravnos be-
trachten Tierhaftigkeit als eine Erweiterung ihres Tiers,
das sie als weiter entwickelt ansehen, als das anderer
Clans. Es raunt ihnen in der Nacht zu und drängt sie, aus-
gefeilte Übeltaten zu begehen, die weit über die von der
Raserei veranlaßten hinausgehen. Während diese Beses-
senheit zwar in keinster Weise ein Vorteil ist, gibt sie den
Ravnos doch ein besseres Verständnis ihres Tiers und er-
leichtert es ihnen, mit dem Tier von anderen zu kommu-
nizieren. Ein Ravnos, der Tierhaftigkeit einsetzt, kann bis
zu einem gewissen Grad das Tier von anderen wahrneh-
men, während er diese Disziplin auf eine Person anwendet.
Eher als die außersinnliche Fähigkeit des Auspex, vermit-
telt Tierhaftigkeit eine Vorstellung des tierhaften Bewußt-
seins eines anderen – der Teil des Geistes, der andere dazu
treibt, in blinde Wut zu verfallen oder in unvernünftige
Panik. Der Ravnos setzt sich nicht wirklich mit der Person
oder dem Tier auseinander, sondern mit dem wahren Tier
im Innern.
Bedenken Sie die Möglichkeiten, die Wildes Flüstern
oder der Lockruf bieten. Ersteres ermöglicht es dem Rav-
nos, mit Tieren zu sprechen und ihnen Anweisungen zu
geben. Ein Ravnos, der sich zum Beispiel dazu entschlos-
sen hat, die Zuflucht eines Ahnen auszuspionieren, kann
auf alle in der Nähe befindlichen Tiere zurückgreifen, sie
in dem Bereich patrouillieren lassen und ihnen auftragen
zurückzukehren, wenn sie etwas ungewöhnliches bemer-
ken – wie zum Beispiel jemand, der sich bei der Zuflucht
herumdrückt. Es gibt keine Garantie, daß die Strategie
funktioniert und sie erfordert ein gewisses Mindestmaß an
Anstrengungen, aber die Chance auf Erfolg ist wahr-
scheinlich den Einsatz wert. Der Lockruf ruft lediglich Tie-
re herbei – möglicherweise alle Tiere einer bestimmten Art
in der direkten Umgebung. Die Anwendungsmöglichkei-
ten dieser Fähigkeit umfassen unter anderem die Nah-
rungsaufnahme sowie das Finden der oben erwähnten
Wachposten. Keine dieser Kräfte läßt den Anwender wirk-
lich mit Tieren sprechen und versuchen Sie nicht einmal,
komplexere Themen anzuschneiden. Nichtsdestotrotz ist
der Nutzen der Disziplin innerhalb dieser Einschränkun-
gen nahezu grenzenlos.
Das Lied der Ruhe ist oft eine effektive Möglichkeit, mit
Menschen oder gefährlichen Tieren umzugehen. Wenn
Ihnen ein Wachhund in die Quere kommt, benutzen Sie
das Lied der Ruhe, um ihn zu beruhigen. Sterbliche unter
dem Einfluß dieser Fähigkeit sind sehr empfänglich für
Vorschläge und werden sich nicht zur Wehr setzen, was das
Lied der Ruhe ideal zur Nahrungsaufnahme macht, oder
um so verwirrte Leute dazu zu bringen, sich fernzuhalten.
Obwohl weniger vielseitig in der Anwendung als Beherr-
schung oder Präsenz, funktioniert es doch recht gut.
Geteilter Geist ist die nützlichste, aber auch riskanteste
Anwendung der Tierhaftigkeit. Ein Ravnos, der sein Be-
wußtsein in ein Tier transferiert, läuft Gefahr, den Sinn für
sein Selbst und seine Identität an die Instinkte des Tiers
zu verlieren. Einigen Ravnos ist der Kontrollverlust zutiefst
unangenehm, den sie während und nach der Inbesitznah-
me erleben und sie ziehen es deshalb vor, diese Fähigkeit
13.05.2003, 12:03
 zu meiden, außer ihr Einsatz ist zwingend notwendig. Ge-
teilter Geist ermöglicht es einem Ravnos, eine Gegend
persönlich zu untersuchen, ohne körperlich anwesend zu
sein und mindert die Notwendigkeit, sich auf die Wahr-
nehmung anderer Tiere zu verlassen, denen möglicherwei-
se etwas entgeht, was der Ravnos unbedingt wissen müßte.
OPTION FÜR AUSTREIBUNG DES TIERS
Das Tier der Ravnos, wie auf Seite 44 beschrieben,
unterscheidet sich etwas von dem anderer Kainskin-
der. Es ist Teil der treibenden Kraft hinter der Vorliebe
des Clans für verbotene Handlungen. Wegen dieser
Verbindung kann ein Erzähler die Regel verwenden,
daß ein Ravnos-Charakter sich entscheiden kann,
Austreibung des Tiers einzusetzen, wenn er getrieben
wird, sich seiner Schwäche hinzugeben. Der Nachteil
ist, daß das neue Gefäß beim gewählten Verbrechen
besser sein könnte oder einfach eher als der Ravnos
bereit ist, das Verbrechen zu begehen. Wenn dies der
Fall ist (Entscheidung des Erzählers), kann es schwie-
rig oder unmöglich werden, das Tier zurückzubekom-
men. Wegen dieser Gefahr neigen Ravnos dazu, jeden
zu töten, der als Gefäß für ihr Tier gedient hat, ganz
gleich von welchem Nutzen er war.
Spieler sollten diese Möglichkeit nicht ausnutzen,
um die Clanschwäche zu umgehen. Letztlich erleidet
jeder Ravnos, der die Austreibung des Tiers einsetzt,
die in Vampire: Die Maskerade (Seite 195) geschil-
derten Konsequenzen.
KAPITEL ZWEI: DIE KUNST,
63
CBRavnos02.p65 63
Austreibung des Tiers wird nur unregelmäßig ange-
wandt, obwohl einige Ravnos die Woche der Alpträume
durch rasches Überlegen und die intelligente Anwendung
der Fähigkeit überlebt haben. Mehr noch als Geteilter
Geist sollten Sie sich Austreibung des Tiers für eine Gele-
genheit aufheben, an der Sie es dringend benötigen.
DISZIPLINKOMBINATIONEN
Durch ihre ganze Geschichte hindurch waren die Ravnos
immer wieder gezwungen, ihre Disziplinen neuen und unge-
wöhnlichen Anwendungen anzupassen, um besser für den
Kampf gegen die asuratizayya, die Gangrel oder andere Fein-
de gewappnet zu sein, denen sie im Lauf der Jahrhunderte ge-
genüber standen. Vor der Woche der Alpträume haben Ah-
nen der Ravnos in Indien Jahrzehnte und Jahrhunderte damit
verbracht, zunächst die theoretischen Grundlagen ihrer Dis-
ziplinen zu erfassen und dann daraus Kombinationen zu ex-
trapolieren, die ihnen in ihrem ewigen Krieg einen Vorteil
verschaffen. Ein paar ihrer Techniken haben den Untergang
des Clans überlebt und schließen die folgenden Kräfte ein.
GETEILTES LEID
(SCHIMÄREN ••, SEELENSTÄRKE ••••)
Die Kshatriya Kaste Indiens entwickelte diese Kraft, um
den Schmerz von Wunden, die sie hatten, auf ihre Feinde
zu übertragen. Wann immer das Opfer einen Ravnos
schlägt, der diese Kraft einsetzt, fühlt das Opfer den
Schmerz anstelle des Ravnos. Diese Kraft ermöglichte es
den Kshatriya, ihre Wunden besser zu überleben und ihre
Feinde schneller loszuwerden.
EIN RAVNOS ZU SEIN
13.05.2003, 12:03
 System: Der Spieler gibt einen Blutpunkt aus und würfelt
auf Manipulation + Einschüchtern (Schwierigkeit ist
Wahrnehmung + Selbstbeherrschung des Opfers). Jeder
Erfolg erlaubt dem Ravnos, den Schmerz einer Gesund-
heitsstufe zu ignorieren und diesen Schmerz auf das Opfer
zu übertragen. Der Ravnos erleidet immer noch die Wun-
de, er fühlt sie für eine kurze Weile bloß nicht mehr. Diese
Kraft hält für die Dauer einer Szene an.
Beispiel: Sanjay ist im Nahkampf mit einem asuratizayya.
Sein Spieler würfelt sechs Würfel gegen Wahrnehmung +
Selbstbeherrschung des asuratizayya und erzielt zwei Erfol-
ge. Wenn der asuratizayya bei Sanjay vier Gesundheitsstu-
fen (Verwundet) an Schaden anrichtet, leidet der Ravnos,
als hätte er nur zwei Gesundheitsstufen verloren (Ver-
letzt), aber der asuratizayya leidet ebenfalls, als ob er zwei
Gesundheitsstufen Schaden genommen hätte (zusätzlich
zu denen, die er ohnehin schon hat).
Das Erlernen dieser Kraft kostet 20 Erfahrungspunkte.
TdD: Der Spieler gibt eine Bluteigenschaft aus und be-
ginnt eine gesellschaftliche Herausforderung (Einschüch-
terntest) gegen das Ziel. Wenn er Erfolg hat, kann er eine
gesellschaftliche Eigenschaft pro Schadensstufe ausgeben,
die das Ziel an seiner Stelle erleiden kann. Ausdauer hält
den Schmerz, der durch diese Kraft verursacht wird, nicht auf.
Es kostet 10 Erfahrungseigenschaften, Geteiltes Leid zu
erlernen und es ist erforderlich, daß der Charakter bereits
Schimären auf der Anfänger- und Seelenstärke auf der
fortgeschrittenen Stufe besitzt.
HERZENSWUNSCH
(AUSPEX ••••, SCHIMÄREN ••)
Mit dieser Kraft kann ein Ravnos direkt ins Herz eines
Ziels sehen und ein Bild seines größten Wunsches erschaf-
fen. Das Bild manifestiert sich immer als materielles Ob-
jekt. Wenn ein Ziel zum Beispiel einen speziellen Liebha-
ber begehrt, sieht es einen Brief von dieser Person, in dem
sie ihre Liebe gesteht. Phuri Dae und Brahmanen benut-
zen diese Kraft, um Einfluß auf andere zu gewinnen. Viele
Leute, die ihren Herzenswunsch erblicken, würden nahe-
zu alles tun, um ihn erfüllt zu bekommen.
Es ist jedoch festzuhalten, daß das bloße Erschaffen der
Illusion das Ziel nicht automatisch überzeugt. Diese Kraft
verleiht dem Ravnos einen potentiellen Vorteil, aber es
liegt an ihm, ihn zu nutzen.
System: Der Spieler muß einen Blutpunkt und einen Wil-
lenskraftpunkt ausgeben und dann auf Intelligenz + Aus-
flüchte würfeln (Schwierigkeit ist die Willenskraft des
Opfers), um den Herzenswunsch eines Opfers zu erkennen
und ein sinnvolles Symbol dafür zu erschaffen. Drei Erfol-
ge sind notwendig, damit dies richtig funktioniert. Wenn
der Ravnos das Objekt erst einmal erschaffen hat, kann er
es beliebig erneut erzeugen (solange der Spieler den Blut-
punkt und den Willenskraftpunkt ausgibt, um die Illusion
zu erschaffen), es sei denn, der Herzenswunsch der Person
hätte sich geändert.
Es kostet 20 Erfahrungspunkte, diese Kraft zu erlernen.
TdD: Um Herzenswunsch zu benutzen, muß der Spieler
eine Bluteigenschaft und eine Willenskrafteigenschaft aus-
geben und dann eine geistige Herausforderung mit dem
Opfer eingehen, um den Herzenswunsch des Opfers zu er-
kennen und ein sinnvolles Symbol dafür zu erschaffen.
CLANBUCH: RAVNOS
64

CBRavnos02.p65 64 13.05.2003, 12:03

 Wenn ein Ravnos diese Kraft schon einmal auf ein Opfer
angewendet hat, kann er die Illusion beliebig erneut er-
schaffen, indem er Fata Morgana ganz normal einsetzt.
Es kostet 10 Erfahrungseigenschaften, diese Kraft zu er-
lernen und es ist erforderlich, daß der Charakter bereits
Schimären auf der Anfänger- und Auspex in der fortge-
schrittenen Stufe beherrscht.
MASKE VON KATHEI
(SCHIMÄREN •••, TIERHAFTIGKEIT •••)
Ravnos in Asien mußten einige Tricks erlernen, um ihre
Anwesenheit unter den fanatischen östlichen Kainiten zu
verbergen. Eine der eher üblichen Techniken ist die Fähig-
keit, als einer der asuratizayya zu erscheinen. Diese Maske
verbirgt die Natur des Ravnos als eines der Wesen, die von
Kain abstammen und läßt ihn bei allen Überprüfungen als
einen der asuratizayya erscheinen.
Diese Kraft verleiht keinem Ravnos die Fähigkeit, östli-
che Disziplinen oder ihre dharmischen Pfade zu erlernen.
Sie gestattet ihnen bloß, ein völlig falsches Bild von sich
zu vermitteln.
KAPITEL ZWEI: DIE KUNST,
65
CBRavnos02.p65 65
System: Der Spieler gibt einen Blutpunkt und einen Wil-
lenskraftpunkt aus und würfelt auf Manipulation + Aus-
flüchte (Schwierigkeit 6). Jeder Erfolg, den der Spieler er-
zielt, repräsentiert einen Erfolg, den ein Betrachter bei der
Anwendung einer Kraft überwinden muß, um den Ravnos
als einen der westlichen Kainiten wahrzunehmen. An-
dernfalls zeigen die Sinne den Ravnos als einen Kuei-jin
mit Yin-Aspekt. Wenn kein Wurf mit der Kraft in Verbin-
dung steht, würfeln Sie Wahrnehmung + Aufmerksamkeit
(Schwierigkeit 6). Die Östliche Maske hält pro Anwen-
dung nur eine Nacht.
Es kostet 15 Erfahrungspunkte, diese Kraft zu erlernen.
TdD: Um die Maske einzusetzen, muß der Spieler eine
Willenskrafteigenschaft und eine Bluteigenschaft ausge-
ben. Während dieser Zeit wird der Ravnos durch überna-
türliche Mittel als Kuei-jin mit Yin-Aspekt wahrgenom-
men, nicht als westlicher Kainit.
Es kostet 7 Erfahrungseigenschaften, die Kraft zu erler-
nen und es ist erforderlich, daß der Charakter bereits die
fortgeschrittene Stufe in Schimären und Tierhaftigkeit be-
sitzt.
EIN RAVNOS ZU SEIN
13.05.2003, 12:03
CBRavnos03vor.p65 66 06.05.2003, 12:14
 KAPITEL DREI:
WAISEN
NACH GEHENNA

Klar und ausdrücklich – das ist die richtige Wortwahl,

wenn Sie Ihre eigenen Gedanken verbergen und die von
anderen verwirren wollen.
- Benjamin Disraeli

Unter den Kainskindern, die von den Ravnos wissen,
haben viele ein stereotypes Bild von den Scharlatanen:
„Sie sind fröhliche Zigeuner,“ oder „Die sind wie Malka-
vianer, nur mit Zaubertricks dabei.“ Das rührt daher, weil
die meisten der bekannten Ravnos diesen Stereotypen
Vorschub leisten, die andere Kainskinder dazu bringen, sie
als Störenfriede zu betrachten. Wenn man jedoch die der-
zeitige Situation des Clans bedenkt, sind die meisten Rav-
nos nicht länger daran interessiert, übermäßige Aufmerk-
samkeit auf sich zu ziehen. Selbst vor der Woche der
Alpträume hat die Erwähnung ihres Clans den Ravnos
schon Verdächtigungen eingebracht, bevor sie überhaupt
etwas angestellt hatten. Warum es also schlimmer ma-
chen? Die Tatsache, daß die Verdächtigungen gewöhnlich
gerechtfertigt sind, bringt viele Ravnos lediglich dazu, we-
niger Interesse zu haben, ihre Anwesenheit an die große
Glocke zu hängen.
In Folge der Woche der Alpträume und der Vernichtung
der meisten Mitglieder des Clans Ravnos – viele von ih-
nen wurden durch die Geisseln, Sheriffs und andere ver-
nichtet, die erlebten, wie die Ravnos von Zapathasuras
Raserei überwältigt wurden – glauben viele Kainskinder,
daß die Ravnos völlig ausgelöscht wurden. Ahnen, die wis-
sen, daß einige Ravnos überlebt haben, befürchten, daß
deren Existenz Gehenna vorantreibt, und sind mehr als
glücklich, jeden zu vernichten, der ihnen begegnet. Die
Mehrheit der Kainskinder der Letzten Nächte wissen jedoch
nicht wirklich mehr als Gerüchte. Die überlebenden vernünf-
tigen Ravnos haben wenig Interesse, es darauf ankommen zu
lassen. Sie schließen sich untereinander kurz und versuchen
herauszufinden, was mit ihnen passiert ist. Am meisten ver-
suchen sie jedoch, den Endgültigen Tod zu vermeiden.
Die Ravnos auf den folgenden Seiten sind Überlebende
– sie sind weder besonders daran interessiert, die Camaril-
la zu destabilisieren (zumindest nicht in naher Zukunft),
noch tanzen sie aus der Reihe, um Aufmerksamkeit auf
sich zu ziehen. Einige sind nur bereit, einander den Rük-
ken freizuhalten, weil das auf Gegenseitigkeit beruht, sie
trauen einander jedoch nicht mehr, als sie jedem anderen
trauen.

KAPITEL DREI: WAISEN NACH GEHENNA

67

CBRavnos03vor.p65 67 06.05.2003, 12:14

 CLEANER
Zitat: Ich kann Ihr Ziel entfernen und den Ort des Geschehens
säubern. Niemand wird irgendwas finden. Klar, meine Dienste
___________ __________
Szenekenntnis Politik _____
sind teuer, aber die Investition lohnt sich. ___ Sicherheit
_ Schußwaffen
Heimlichkeit
Handwerk ___
Präludium: Sie sind als sozialer Außenseiter aufgewachsen. VORZÜGE & SCHWÄCHEN FÄHIGKEITEN
Ihre Eltern haben nie wirklich verstanden, warum Sie unter
__________ ___________ ___________ __________
stärke (Ausdauer, Urkraft) ___ ___________ Schlau _____
ihresgleichen nicht glücklich waren und Sie haben als Ant-
Schimären (Trugbild), Seelen- ____ Wachsam Achtsam ____
DISZIPLINEN
wort auf die Grausamkeit von Kindern und später Teenagern
GEISTIG
___________ __________ __________ ___________
einen stark menschenfeindlichen Zug entwickelt. Ihre Ein-
___________ __________ Einschüchternd x2 _ Gebieterisch
___________ __________
GESELLSCHAFTLICH
führung in die Unterwelt und das organisierte Verbrechen war ___________
EINFLUSS
Straße x2 ___
Hartnäckig __
abrupt und eher zufällig, wenn nicht gar schockierend. ___________ __________
Geschickt x2 Unverwüstlich x2
Agil _______ Unerschütterlich
Sie fanden einen Körper im Kofferraum des Autos Ihres ___________
___________
__________
Kontakte x2 _
KÖRPERLICH
Freundes. Als Sie ihn damit konfrontierten, stammelte er Ressourcen x3 Generation x2

ein paar Entschuldigungen, bis er bemerkte, daß Sie ihm

HINTERGRUND MENSCHLICHKEIT

vorschlagen wollten, wie er ihn sauber loswerden könnte. GEWISSEN/ ÜBERZEUGUNG

Es stellte sich heraus, daß er ein Profikiller war. Von Ihrer
Fähigkeit beeindruckt, einen Tatort von Beweismitteln SELBSTBEHERRSCHUNG/
INSTINKT
und Körpern zu reinigen, gewährte er Ihnen Zugang zu sei-
nem „Job,“ was auch zu besserem Sex führte – die Vorstel-
MUT
lung, gemeinsam mit seiner Freundin zu töten, geilte ihn auf. NAME: _________________
Natürlich war es zu gut, um von Dauer zu sein. Ihr Lieb- BLUTVORRAT KONZEPT: Cleaner
haber bekam einen Job, den er nicht beenden konnte und CHRONIK: ______________
CLAN: Ravnos ________
sein Ziel erwischte ihn selbst. Er wurde angeheuert, ei- GENERATION: 11. ______
nen Neuling in der örtlichen Unterwelt zu töten, je- WILLENSKRAFT ALTER: ________________
mand, der ein paar Aktionen abgezogen hatte und dabei WESEN: Schurke _____
schwer gegen die bestehenden Gebietsgrenzen verstieß. VERHALTEN: Richter ___
Unglücklicherweise war das Ziel zu zäh, um es mit einem
Schuß zu erledigen und ihr Freund hatte keine Chance
für einen zweiten. Dem Tod in die Augen starrend taten
Sie das einzige, was Sie konnten – Sie rannten. ten und erwecken gerne den Ein-
Während der folgenden Monate versuchte der druck, daß Sie alles völlig unter
ehemalige Boß ihres Freundes, Sie für weitere Kontrolle haben. Die Wahrheit ist,
Aufträge anzuheuern, während Sie versuch- daß Sie alles
ten, in Deckung zu bleiben. Sie wußten, daß
das letzte Ziel Ihres Liebhabers noch stand
und herumlief und möglicherweise wußte, wo
es Sie finden konnte. Als Sie ihn alle paar
Nächte in der Nähe sahen, wie er zufällig vorbei
ging oder im selben Starbucks Kaffee trank, wuß-
ten Sie, daß er Sie belauerte. Als Sie versuchten, dafür ge-
die Stadt zu verlassen, folgte er Ihnen und machte ben wür-
Ihnen ein Angebot, das Sie nicht ablehnen konnten. den, den unna-
Jetzt wissen Sie, warum der erste Schuß ihn nicht getö- türlichen Durst
tet hat und Sie haben eine Vorliebe für das Töten entwik- nach Blut und Tod loszuwerden, den
kelt, bei der Sie sich nicht ganz wohl fühlen. der Kuß Ihnen aufgezwungen hat.
Konzept: Sie haben Menschen nie besonders ge- Ausrüstung: Scharfschützenge-
mocht, außer in seltenen individuellen Fällen. Sie wehr, schallgedämpfte Pistole,
hatten eine Reihe von Beziehungen, die bei dem Kil- Aktenkoffer mit Werkzeugen,
ler endete, aber Sie haben sich keinem von ihnen wie zum Beispiel Chirurgen-
je wirklich nahe gefühlt. Sie hassen ihren Erzeuger handschuhen, Feuchttücher
und warten nur darauf, ihn zu vernichten. Ihr La- aus einem Grillhähnchenre-
ster ist der perfekte Mord. Sie ziehen Ziele vor, die staurant, Fernglas, Zwei-
schwer zu kriegen sind, belauern jedoch oft jeman- Schuß-Derringer, Geschäftsan-
den, der Ihnen einfach ins Auge gesprungen ist, nur zug, Penthouse-
um der Befriedigung der Jagd willen. Sie können nie- Appartement,
mals einen Beweis ihres Mordes zurücklassen. Jaguar und ei-
Rollenspielhinweise: Sie sind ein Soziopath am Ab- nige Kani-
grund, irgendwo zwischen aufrichtiger Verachtung der ster einer
Menschheit und ständig drohender Unsicherheit ausba- aggressi-
lanciert. Sie verstecken dies hinter einem coolen Auftre- ven Säure.

RavnosTemplate01.p65 68 13.05.2003, 12:39

 NAME: WESEN: Schurke GENERATION: 11.
SPIELER: VERHALTEN: Richter ERZEUGER:
CHRONIK: KONZEPT: Cleaner ZUFLUCHT:

KÖRPERLICH
Körperkraft ........................
Geschick ............................
Widerstandsfähigkeit ........
ATTRIBUTE
GESELLSCHAFTLICH
Charisma ...........................
Manipulation ....................
Erscheinungsbild ...............
GEISTIG
Wahrnehmung ..................
Intelligenz ..........................
Geistesschärfe ...................

TALENTE
Ausdruck ...........................
Aufmerksamkeit ...............
Ausflüchte .........................
Ausweichen .......................
Einschüchtern ...................
Empathie ...........................
Führungsqualitäten ..........
Handgemenge ...................
Sportlichkeit .....................
Szenekenntnis ...................
FÄHIGKEITEN
FERTIGKEITEN
Etikette ..............................
Fahren ...............................
Handwerk ..........................
Heimlichkeit .....................
Nahkampf ..........................
Schußwaffen .....................
Sicherheit ..........................
Tierkunde ..........................
Überleben ..........................
Vortrag ...............................
KENNTNISSE
Akademisches Wissen ......
Computer ..........................
Finanzen ............................
Gesetzeskenntnis ..............
Linguistik ..........................
Medizin ..............................
Nachforschungen .............
Naturwissenschaften ........
Okkultismus ......................
Politik ................................

HINTERGRUND
Generation ......................
Kontakte ..........................
Ressourcen .....................
Status ..............................
...........................................
VORTEILE
DISZIPLINEN TUGENDEN
Schimären ....................... Gewissen/
Seelenstärke ................. Überzeugung .....................
........................................... Selbstbeherrschung/
........................................... Instinkt ..............................
........................................... Mut ....................................

VORZÜGE/ SCHWÄCHEN MENSCHLICHKEIT/ PFAD GESUNDHEIT

Blaue Flecken:
Verletzt: -1
Schwer verletzt: -1
Verwundet: -2
WILLENSKRAFT Schwer verwundet: -2
Verkrüppelt: -5
Außer Gefecht:

SCHWÄCHE
BLUTVORRAT
Süchtig nach einem Laster.

RavnosTemplate01.p65 69 13.05.2003, 12:39

 INSIDER
Zitat: Charles? Ich habe Investmenttips für Sie. Verkaufen Sie die
billger.com-Aktien. Ja, ganz sicher. Offenbar können arbeitslose,
Gesetzeskenntnis _____ Vortrag
Finanzen ___ Szenekenntnis
übergewichtige, singende kahle Schauspieler die Firma auch nicht Akadem. Wissen ______ Politik
FÄHIGKEITEN
retten. VORZÜGE & SCHWÄCHEN
_________ ___________
___________ __________
Präludium: Ihre Familie war arm, was Sie sehr unglücklich bild), Seelenstärke (Ausdauer)
___________
___ Umsichtig
Kenntnisreich
Diszipliniert _
machte. Während Ihre Freunde neue Kleidung hatten, tru-
Schimären (Fata Morgana, Trug- _____ Klug x2 Aufmerksam x2
DISZIPLINEN
gen Sie abgetragenes Zeug aus Second-Hand-Läden. Durch
GEISTIG
___________ __________ ___________ __________
glückliche Umstände und ehrliche Arbeit schafften Sie es, ein
___________ __________ _ Redegewandt Entzückend _
___________ __________ Gewinnend x2 Diplomatisch
Stipendium für eine renommierte Uni zu bekommen und _ Transport x1
EINFLUSS
Finanzen x1 __
GESELLSCHAFTLICH
machten einen kaufmännischen Abschluß. ___________ __________
___________
______ Sehnig
Unverwüstlich
Agil _______
Nach der Schule starteten Sie Ihre Wirtschaftskarriere und _____ Ruhm x1
___ (Status x1)
__________
__________
KÖRPERLICH
schafften rasch den Weg an die Spitze (wobei Sie vielen Mit- Ressourcen x4 Kontakte x1 _

bewerbern in den Rücken fielen, um dorthin zu gelangen). So

HINTERGRUND MENSCHLICHKEIT

läuft das nun mal. Doch das reichte nicht. GEWISSEN/ ÜBERZEUGUNG
Als Manager eines multinationalen Konzerns hatten Sie
Zugang zu Insider-Informationen, die man einsetzen konnte, SELBSTBEHERRSCHUNG/
INSTINKT
um Milliarden Euro zu machen oder zu verlieren. Sie hatten
nicht vor, diese zu nutzen oder sie an jemanden weiterzuge-
MUT
ben, aber jemand anderes hatte andere Vorstellungen. NAME: _________________
Er kam spät nachts, um Ihnen einen Vorschlag zu machen, BLUTVORRAT KONZEPT: Insider
den Sie nicht ablehnen konnten – weil das fatale Folgen ge- CHRONIK: ______________
CLAN: Ravnos ________
habt hätte. Der Mann brauchte nur genügend Informationen, GENERATION: 13. ______
um an der Börse seinen Schnitt zu machen – nicht wichtig WILLENSKRAFT ALTER: ________________
genug, daß die Börsenaufsicht davon wissen mußte. WESEN: Direktor _____
Sie kooperierten, da Sie ihm glauben wollten, es wer- VERHALTEN: Visionär ___
de nie wieder nötig sein, aber er kam immer wieder.
Jedesmal wollte er mehr. Er schien zu wissen,
wenn Sie etwas verschwiegen oder logen, und
schließlich gaben Sie auf. machen. Natürlich ist Ihre nächste Herausforde-
Innerhalb eines Jahres waren Sie fertig. Sie hat- rung der Weg an die Spitze der kainitischen Gesell-
ten Ihre Karriere für jemanden riskiert, dessen schaft. Das wird schwierig für einen Ravnos, selbst
Namen Sie nicht mal kannten; jedesmal, wenn für einen Phuri Dae.
das Telefon klingelte, erwarteten Sie, es sei jemand Sie sind bereit, Vertrauen zu mißbrauchen, wenn
von der Aufsicht, der Ihnen sagen wollte, daß „das es Ihnen nutzt. Einen Erstgeborenen verkaufen,
Spiel aus sei.“ Die Rettung kam aus einer anderen der einen Pakt geschlossen hat, um einen
Ecke. Eine Frau kam nachts zu Ihnen. Sie er- Gegner zu entfernen? Klar, wenn
innerte Sie an den anderen Mann, der mehr bietet. Sie sind nicht
aber sie machte deutlich, daß sie ihn vertrauenswürdig und stellen
zerbrechen wollte. Sie gab Ihnen nie das Wohl eines anderen
seinen Namen und erzählte, er ar- über Ihr eigenes.
beite für jemand anderen und man Rollenspielhinweise: Sie
sei dabei, Sie zu opfern, da ihr Plan sind ein Raubtier unter den
das nötige Geld gebracht hatte. Geschäftsmännern; sei es
Sie bot Ihnen einen Ausweg. Sie in Gesprächen oder im
mußten nur ihr Angebot akzep- Elysium, jeder um Sie
tieren. herum ist entweder
Konzept: Sie sind immer noch tabu oder ein Opfer.
Geschäftsmann und haben es ge- Sie haben ganz unten
schafft, auf Ihrem Posten zu blei- angefangen, und Sie
ben – dank des Kusses. Die Ven- werden es noch ein-
true, die vorhatten, Sie an die mal tun, wenn es
Börsenaufsicht zu verkaufen, sein muß. Zeigen Sie
konnten das mit einem Kains- Demut, wo es notwen-
kind nicht tun. Ihre Erzeugerin dig ist, schwimmen Sie
hat sie zurückgeschlagen, und mit dem Strom und wer-
das Spiel läuft noch. Sie machen fen Sie jedes Hindernis auf
sich kaum noch Gedanken über dem Weg nach oben den Haien
sterbliche Autoritäten und ar- zum Fraß vor.
beiten mit anderen finanzorien- Ausrüstung: Mobiltelefon, Pager,
tierten Kainskindern zusammen, Porsche, teure Anzüge, nettes
um so viel Geld wie möglich zu Haus im teuren Teil der Stadt.

RavnosTemplate02.p65 70 13.05.2003, 12:43

 NAME: WESEN: Direktor GENERATION: 13.
SPIELER: VERHALTEN: Visionär ERZEUGER:
CHRONIK: KONZEPT: Insider ZUFLUCHT:

KÖRPERLICH
Körperkraft ........................
Geschick ............................
Widerstandsfähigkeit ........
ATTRIBUTE
GESELLSCHAFTLICH
Charisma ...........................
Manipulation ....................
Erscheinungsbild ...............
GEISTIG
Wahrnehmung ..................
Intelligenz ..........................
Geistesschärfe ...................

TALENTE
Ausdruck ...........................
Aufmerksamkeit ...............
Ausflüchte .........................
Ausweichen .......................
Einschüchtern ...................
Empathie ...........................
Führungsqualitäten ..........
Handgemenge ...................
Sportlichkeit .....................
Szenekenntnis ...................
FÄHIGKEITEN
FERTIGKEITEN
Etikette ..............................
Fahren ...............................
Handwerk ..........................
Heimlichkeit .....................
Nahkampf ..........................
Schußwaffen .....................
Sicherheit ..........................
Tierkunde ..........................
Überleben ..........................
Vortrag ...............................
KENNTNISSE
Akademisches Wissen ......
Computer ..........................
Finanzen ............................
Gesetzeskenntnis ..............
Linguistik ..........................
Medizin ..............................
Nachforschungen .............
Naturwissenschaften ........
Okkultismus ......................
Politik ................................

HINTERGRUND
Einfluss ............................
Kontakte ..........................
Ressourcen .....................
Ruhm .................................
Status ..............................
VORTEILE
DISZIPLINEN TUGENDEN
Schimären ....................... Gewissen/
Seelenstärke ................. Überzeugung .....................
........................................... Selbstbeherrschung/
........................................... Instinkt ..............................
........................................... Mut ....................................

VORZÜGE/ SCHWÄCHEN MENSCHLICHKEIT/ PFAD GESUNDHEIT

Blaue Flecken:
Verletzt: -1
Schwer verletzt: -1
Verwundet: -2
WILLENSKRAFT Schwer verwundet: -2
Verkrüppelt: -5
Außer Gefecht:

SCHWÄCHE
BLUTVORRAT
Süchtig nach einem Laster.

RavnosTemplate02.p65 71 13.05.2003, 12:43

 KURIER
Zitat: Natürlich kann ich das Päckchen innerhalb von zwei Stun-
den nach Kuala Lumpur schaffen, ohne daß jemand etwas davon
Heimlichkeit ___________
Fahren _____ ___ Tierkunde
mitbekommt, aber das wird Sie eine schöne Stange Geld kosten. VORZÜGE & SCHWÄCHEN
Ausflüchte __ Szenekenntnis x2
FÄHIGKEITEN
Präludium: Sie begannen als Botenjunge einer Mafiafamilie __________ ___________ ___________ __________
in New York City, aber Sie lernten schnell, daß Sie sich einen
(Ausdauer) __ ___________ Wachsam x2
Der Lockruf), Seelenstärke Zielstrebig x2 Scharfsinnig
Überblick über das Gesamtbild verschaffen konnten, wenn
Tierhaftigkeit (Wildes Flüstern,
GEISTIG
DISZIPLINEN
Sie nur aufpaßten, welche Dinge an wen verschickt wurden.
___________ __________
Redegewandt _ Freundlich __
Tatsächlich hatten Sie ein Talent Schlüsse zu ziehen, das Ihre Geistreich x2 Betrügerisch _
GESELLSCHAFTLICH
Bosse nie erkannten. Sie haben nie viel von Ihnen gehalten Transport x1 _
EINFLUSS __________ ___________
und schenkten Ihnen keine Aufmerksamkeit, die darüber ___________ __________
Kräftig _____ Unermüdlich x2
Flink x2 ____ _ Standhaft x2
hinausging, Sie loszuschicken, um irgendwelche Wertgegen- ___________
Verbündete x3
__________
Kontakte x3 _
KÖRPERLICH
stände von einem Staat in den nächsten zu schaffen. Ressourcen x3 Generation x1

Irgendwann ist Ihnen klar geworden, daß Sie in der Fami-

HINTERGRUND MENSCHLICHKEIT

lie keine wirkliche Zukunft hatten, und beschlossen, zu diver-
sifizieren. Sie stellten fest, daß Sie mit Ihrem Wissen über die
Angelegenheiten der Familie eine wertvolle Handelsware
hatten, von der Ihre Bosse nie erfahren würden. Sie mußten
anonym bleiben, um Ihr Ding durchzuziehen und so ent-
schlossen Sie sich, ihre Informationen über das Internet zu
vertreiben. Sie lernten mit Computern umzugehen, um tun
zu können, was Sie tun mußten und legten Wert darauf, für
andere Gangs in der Stadt Kontaktinformationen zu besor-
gen. Sie kannten genug Leute, um die Nachricht über Ihre
neue „Dienstleistung“ zu verbreiten, ohne Ihre Bosse zu alar-
mieren, und es dauerte nicht lange, bis Sie ein Stammklientel
zufriedener Kunden aufgebaut hatten.
Einer Ihrer Kunden war ziemlich beeindruckt von Ih-
rer Initiative und Ihrer Kreativität. Sie kam mitten in
der Nacht und machte Ihnen ein Angebot, das Sie
für großartig hielten – Unsterblichkeit. Sie sagte Ih-
nen, daß die Familie auf Ihre Mätzchen aufmerksam
geworden sei und der Capo bereits Ihre Hinrichtung
angeordnet habe. Sie gönnten ihnen die Befriedi-
gung nicht und so nahmen Sie ihr Angebot an.
Nach dem Kuß stellte Sie Ihre Erzeugerin den
Kainskindern vor und half Ihnen, sich während
der Belagerung von New York City durch die
Camarilla als Kurier zu etablieren. Sie hal-
fen, wichtige Informationen zu überbrin-
gen und die Bewegungen des Sabbat zum
Nutzen der Camarilla zu verfolgen, wo-
für diese immer noch dankbar sind. Nie-
mand denkt, daß Sie einen großen Un-
terschied gemacht haben, aber jeder
noch so kleine Handgriff hat geholfen.
Konzept: Sie transportieren wichtiges
Material von Punkt A nach Punkt B,
mit einem Minimum an Aufmerk-
samkeit durch andere Kainskinder,
und gelegentlich wird Sie sogar ein
Erstgeborener anheuern. Kainskin-
der der Camarilla sehen Sie als ir-
gendwie neutral, da Sie kein Mit-
glied der Sekte sind, das be-
deutet allerdings auch, daß
sie Ihnen nicht richtig ver-
trauen. Das heißt, daß Sie
sich manchmal der Benut-
zung von Disziplinen unter-
werfen müssen, damit Sie nicht
enthüllen können, was Sie trans-
GEWISSEN/ ÜBERZEUGUNG
SELBSTBEHERRSCHUNG/
INSTINKT
MUT
NAME: _________________
BLUTVORRAT KONZEPT: Kurier
CHRONIK: ______________
CLAN: Ravnos ________
GENERATION: 12. ______
WILLENSKRAFT ALTER: ________________
WESEN: Schmarotzer __
VERHALTEN: Wettkämpfer
portieren, oder auf andere Art Ihre Auftraggeber betrügen.
Nicht, daß Sie das zum gegenwärtigen Zeitpunkt tun würden.
Sie wissen, wo das Manna herkommt und das jedenfalls nicht
durch das Betrügen von Blutsaugern, die Ihnen mit bloßem
Gedanken den Kopf abreißen können.
Ihr persönlicher Genuß sind kalkulierte Fehlinformationen.
Sie nehmen, was Sie wissen und schaffen sich daraus ein Bild
der Politik und der Ereignisse. Sie benutzen dieses jedoch, um
Gerüchte zu verbreiten, die zu Streit führen. Sie werden da-
mit jedoch nicht zu offensichtlich sein; aber Sie werden mög-
licherweise dem Kind des Erstgeborenen der Tremere gegen-
über erwähnen, daß Sie einen Assamiten um den Lieblings-
nachtclub des Prinzen herumschleichen haben sehen. Sie
wandeln auf einem schmalen Grat zwischen dem Herausge-
ben von zuviel und zu wenig Information, und die Versu-
chung, in die eine oder andere Richtung zu gehen, ist allge-
genwärtig. Früher oder später geben Sie ihr nach.
Rollenspielhinweise: Zeigen Sie Kainskindern der Camarilla
Ehrerbietung und Respekt. Sie wissen genau, daß die in der
„Organisation“ einfach höher gestellt sind und daß Sie es sich
nicht erlauben können, das Boot ins Wanken zu bringen. Das
soll nicht heißen, daß Sie nicht für die Zeit planen, wenn Sie
Ihre Arbeit von einem günstigeren Standpunkt (durch Ak-
zeptanz) aus machen können, oder möglicherweise Camaril-
laoperationen an den Sabbat verraten (wenn sie den richti-
gen Preis bieten). Unterschätzen Sie nicht die Möglichkeit,
das zu benutzen, was Sie wissen, um die Spannungen zwi-
schen den Kainiten zu vergrößern und dadurch Ihr eigenes
Geschäft lukrativer zu machen. Seien Sie nur vorsichtig mit
den Kontrollen und Sicherheitsmaßnahmen, die sie nutzen.
Ausrüstung: Ein roter 1994 Ford Taunus, eine 9mm Pistole
mit Schalldämpfer, etwas schäbige Kleidung und ein Pentium
III Computer.

RavnosTemplate04.p65 72 13.05.2003, 13:01

 NAME: WESEN: Schmarotzer GENERATION: 12.
SPIELER: VERHALTEN: Wettkämpfer ERZEUGER:
CHRONIK: KONZEPT: Kurier ZUFLUCHT:

KÖRPERLICH
Körperkraft ........................
Geschick ............................
Widerstandsfähigkeit ........
ATTRIBUTE
GESELLSCHAFTLICH
Charisma ...........................
Manipulation ....................
Erscheinungsbild ...............
GEISTIG
Wahrnehmung ..................
Intelligenz ..........................
Geistesschärfe ...................

TALENTE
Ausdruck ...........................
Aufmerksamkeit ...............
Ausflüchte .........................
Ausweichen .......................
Einschüchtern ...................
Empathie ...........................
Führungsqualitäten ..........
Handgemenge ...................
Sportlichkeit .....................
Szenekenntnis ...................
FÄHIGKEITEN
FERTIGKEITEN
Etikette ..............................
Fahren ...............................
Handwerk ..........................
Heimlichkeit .....................
Nahkampf ..........................
Schußwaffen .....................
Sicherheit ..........................
Tierkunde ..........................
Überleben ..........................
Vortrag ...............................
KENNTNISSE
Akademisches Wissen ......
Computer ..........................
Finanzen ............................
Gesetzeskenntnis ..............
Linguistik ..........................
Medizin ..............................
Nachforschungen .............
Naturwissenschaften ........
Okkultismus ......................
Politik ................................

HINTERGRUND
Generation ......................
Kontakte ..........................
Ressourcen .....................
Verbündete ....................
...........................................
VORTEILE
DISZIPLINEN TUGENDEN
Seelenstärke ................. Gewissen/
Tierhaftigkeit ............... Überzeugung .....................
........................................... Selbstbeherrschung/
........................................... Instinkt ..............................
........................................... Mut ....................................

VORZÜGE/ SCHWÄCHEN MENSCHLICHKEIT/ PFAD GESUNDHEIT

Blaue Flecken:
Verletzt: -1
Schwer verletzt: -1
Verwundet: -2
WILLENSKRAFT Schwer verwundet: -2
Verkrüppelt: -5
Außer Gefecht:

SCHWÄCHE
BLUTVORRAT
Süchtig nach einem Laster.

RavnosTemplate04.p65 73 13.05.2003, 13:01

 RATGEBER DES PRINZEN
Zitat: Ich rate Ihnen, diesen Erstgeborenen im Auge zu behal-
ten. Er plant gegen Sie vorzugehen und hat bisher ein paar Ver-
Ausflüchte __ Szenekenntnis
Ausdruck ___ Nachforschungen
bündete um sich versammelt. Ersticken Sie das jetzt im Keim Akadem. Wissen ____ Etikette
FÄHIGKEITEN
und niemand wird zweimal darüber nachdenken. Warten Sie VORZÜGE & SCHWÄCHEN
___________ __________
zu lange und... beenden Sie es einfach. Jetzt. bild), Seelenstärke (Ausdauer)
___________
_____ Rational
Kenntnisreich
Einsichtig ___
Präludium: Sie waren schon immer in der Lage, sich inner-
Schimären (Fata Morgana, Trug- _____ Klug x2 Achtsam x2 _
DISZIPLINEN
halb von Machtstrukturen beliebt zu machen und die Gunst
GEISTIG
__________ ___________
derjenigen an der Spitze zu erringen. Natürlich machen Sie Geistreich x2 Überzeugend x2
Ausdrucksvoll Redegewandt x2
sich selbst nützlich, sobald Sie da sind. Sie taten es bereits zu __ Transport x1
EINFLUSS
Medien x1 ___
GESELLSCHAFTLICH
Ihrer Schulzeit und in den Jahren auf dem College und ha- ___________ __________
___________
Ausdauernd x2
__________
Anmutig ____
ben es auch weiterhin so gemacht, als Sie einen festen Ar- ___________
_ Verbündete x2
__________
Ressourcen x2
KÖRPERLICH
beitsplatz hatten. Andere nannten Sie Schleimer oder „Leh- ____ Status x2 Generation x2

rerkindchen“ (je nachdem, wann und wo), aber Sie waren ih-
HINTERGRUND MENSCHLICHKEIT

nen am Ende immer voraus, so daß die Beleidigungen keine GEWISSEN/ ÜBERZEUGUNG
Bedeutung hatten.
Innerhalb weniger Jahre waren Sie die leitende Sekretärin SELBSTBEHERRSCHUNG/
INSTINKT
des Geschäftsführers einer größeren Softwarefirma. Ihre Fä-
higkeit, Organisationen zu beobachten und zu verstehen, wie
MUT
sie funktionierten, machten Sie für Ihren Chef unverzichtbar, NAME: _________________
der sich immer mehr auf Ihre Beobachtung seiner Unterge- BLUTVORRAT KONZEPT: Ratgeber des Prinzen
benen stützte. CHRONIK: ______________
CLAN: Ravnos ________
Alles änderte sich in der Nacht, als Sie beschlossen, länger GENERATION: 11. ______
zu arbeiten, und dabei beobachteten, wie der Geschäftsfüh- WILLENSKRAFT ALTER: ________________
rer die Firma mit einem Mann betrat, den Sie WESEN: Architekt ____
nie zuvor gesehen hatten. Ihr Chef behan- VERHALTEN: Griesgram _
delte ihn mit offensichtlicher Ehrerbie-
tung, trotz der klaren Unterschiede der
Gesellschaftsschicht zwischen ihnen.
Der Kerl sah aus, als ob er in eine her- Überwachung der ATM-Banktransaktionen mittels der Soft-
untergekommene Billardbar gehörte ware, die die Firma für diese Banken entwickelt hatte, arran-
und nicht an Ihren Arbeitsplatz. Neugie- gierte, und diese Informationen an den Fremden weitergab.
rig geworden arbeiteten Sie häufiger Als Sie den Mann das nächste Mal sahen, konfrontierten
später, in der Hoffnung, weitere Blicke Sie ihn damit. Sie waren davon überzeugt, daß er es nicht
auf den Mann werfen zu können. noch einmal schaffen würde, Sie zum Ausweichen zu bringen,
Sie sahen ihn bei einigen weite- aber dann spürten Sie, wie Ihr Kampfeswille sich einfach ver-
ren Gelegenheiten und flüchtigte. Diesmal sprach er jedoch nicht. Er gab Ihnen den
verwickelten ihn sogar Kuß und sagte, Sie seien zu intelligent, um Sie als Sterbliche
ab und zu in ein Ge- zu verschwenden.
spräch. Sie hatten sein Konzept: Sie beobachten, notieren und ziehen Ihre Schlüs-
Arrangement mit dem se. Ihnen ist auch klar, daß Sie nicht immer richtig liegen kön-
Geschäftsführer erst nen, aber meistens sind Sie nah genug dran, daß es keinen
nicht verstanden, aber großen Unterschied macht. Seit Ihrem Kuß und der Vorstel-
irgendwann kam der lung beim Prinzen der Camarilla, haben Sie sich dessen Gunst
Mann wegen Informa- erarbeitet, ganz wie zu Lebzeiten. Ihr Erzeuger ist mit Ihrer Po-
tionen direkt zu Ih- sition zufrieden, macht es Ihnen allerdings immer wieder klar,
nen. Er stellte Ihnen daß Ihre erste Loyalität ihm gehört. Sie fühlen zwar anders,
ein paar Fragen und aber im Moment erfordert es die Zweckmäßigkeit, daß Sie
Sie bemerkten, daß zwei Herren dienen. Eines nicht allzu fernen Tages können
Sie nicht in der Lage Sie den Prinzen vielleicht davon überzeugen, Ihren Erzeuger
waren, die nötige En- zu zerstören oder zu verbannen. Bis dahin...
ergie aufzubringen, Ihr persönlicher Komfort und Ihr Status sind in Ihren Au-
ihm die Antworten zu gen das Wichtigste; wenn Sie verbessern können, was sie ha-
verweigern. Sie erin- ben, tun Sie es. Wenn Sie Ihre Vorteile auf Kosten anderer er-
nerten sich jedoch an langen, halten Sie nicht inne, um sich Gedanken darüber zu
das Gespräch und be- machen – wenn sie es verdient hätten, zu behalten, was sie
nutzten die Informatio- hatten, dann wären sie Ihnen nicht in die Quere gekommen.
nen, um herauszufin- Rollenspielhinweise: Lehnen Sie sich nicht zurück und be-
den, mit was sich Ihr Ar- obachten Sie, beteiligen Sie sich. Es ist leichter, die Strömun-
beitgeber befaßte. gen der Gesellschaft zu verstehen, wenn Sie Teil davon sind.
Sie fanden heraus, daß Ausrüstung: Handy, Pfefferspray, BMW, Penthouse-Woh-
der Geschäftsführer eine nung und gediegene Kleidung.

RavnosTemplate05.p65 74 13.05.2003, 13:12

 NAME: WESEN: Architekt GENERATION: 11.
SPIELER: VERHALTEN: Griesgram ERZEUGER:
CHRONIK: KONZEPT: Ratgeber des Prinzen ZUFLUCHT:

KÖRPERLICH
Körperkraft ........................
Geschick ............................
Widerstandsfähigkeit ........
ATTRIBUTE
GESELLSCHAFTLICH
Charisma ...........................
Manipulation ....................
Erscheinungsbild ...............
GEISTIG
Wahrnehmung ..................
Intelligenz ..........................
Geistesschärfe ...................

TALENTE
Ausdruck ...........................
Aufmerksamkeit ...............
Ausflüchte .........................
Ausweichen .......................
Einschüchtern ...................
Empathie ...........................
Führungsqualitäten ..........
Handgemenge ...................
Sportlichkeit .....................
Szenekenntnis ...................
FÄHIGKEITEN
FERTIGKEITEN
Etikette ..............................
Fahren ...............................
Handwerk ..........................
Heimlichkeit .....................
Nahkampf ..........................
Schußwaffen .....................
Sicherheit ..........................
Tierkunde ..........................
Überleben ..........................
Vortrag ...............................
KENNTNISSE
Akademisches Wissen ......
Computer ..........................
Finanzen ............................
Gesetzeskenntnis ..............
Linguistik ..........................
Medizin ..............................
Nachforschungen .............
Naturwissenschaften ........
Okkultismus ......................
Politik ................................

HINTERGRUND
Einfluss ............................
Generation ......................
Ressourcen .....................
Status ..............................
Verbündete ....................
VORTEILE
DISZIPLINEN TUGENDEN
Schimären ....................... Gewissen/
Seelenstärke ................. Überzeugung .....................
........................................... Selbstbeherrschung/
........................................... Instinkt ..............................
........................................... Mut ....................................

VORZÜGE/ SCHWÄCHEN MENSCHLICHKEIT/ PFAD GESUNDHEIT

Blaue Flecken:
Verletzt: -1
Schwer verletzt: -1
Verwundet: -2
WILLENSKRAFT Schwer verwundet: -2
Verkrüppelt: -5
Außer Gefecht:

SCHWÄCHE
BLUTVORRAT
Süchtig nach einem Laster.

RavnosTemplate05.p65 75 13.05.2003, 13:13

 SABBATKETZER
Zitat: Der Sabbat wurde auf Lügen gegründet und auf Betrug
gebaut. Es ist an der Zeit, daß wir den Sabbat in den Sieg führen,
___ Überleben Heimlichkeit _
___ Tierkunde Handgemenge
da die Wahrheit herrschen muß. VORZÜGE & SCHWÄCHEN
Szenekenntnis Einschüchtern
FÄHIGKEITEN
Präludium: Ihr Leben war vor dem Kuß ziellos und ohne __________ ___________ ___________ __________
Sinn. Sie trieben von Glauben zu Glauben und von Religion
stern, Der Lockruf) _________ ______ Schlau Wachsam x2
keit), Tierhaftigkeit (Wildes Flü-
GEISTIG
zu Religion auf der Suche nach etwas, woran Sie glauben
Seelenstärke (Ausdauer, Zähig-
DISZIPLINEN ___________ __________
konnten, etwas, größer als Sie selbst, an dem Sie teilhaben
___________ __________
___________ __________ Überzeugend x2 Charismatisch x2
konnten. Bedauerlicherweise konnte kein sterblicher Glaube
___________ __________ ___ Gewinnend Ausdrucksvoll x2
___________ __________
GESELLSCHAFTLICH
die Leere in Ihrer Seele füllen. Sie wußten, daß es etwas bes- ___________ Straße x1 ___
EINFLUSS __________ ___________
seres geben mußte, etwas herrlicheres, um darauf hinzuarbei- ___________ __________
Flink _______ Unermüdlich x2
Brutal _____ _____ Kräftig
ten, aber Sie wußten nicht, was. ___________
___________
__________
__________
KÖRPERLICH
All dies änderte sich, als Sie zu Ihnen kam und Ihnen von ___________ Mentor x2 __

der Unsterblichkeit und von Kain und von dem aufbranden-

HINTERGRUND PFAD

den Krieg gegen diejenigen erzählte, die ihre eigenen Kinder
verschlingen würden. Ihre Worte über Gehenna und die Vor-
sintflutlichen wühlten Ihr Herz auf. Als sie bewies, daß sie
eine der Untoten war, ein Kainit, wußten Sie, daß Sie Ihren
Glauben gefunden hatten.
Zumindest wußten Sie es, bis Sie den Kuß empfingen. Sie
wurden im Sabbat aufgenommen und den schrecklichen Er-
schaffungsriten unterworfen. Ihre Menschlichkeit wurde Ih-
nen im Angesicht Ihrer zukünftigen Rudelmitglieder entris-
sen und durch einen nagenden, treibenden Hunger ersetzt,
dem Sie nicht entkommen konnten. Der Kuß war nicht die
versprochene Erfüllung; er war Verdammnis! Sie hatten Ihr
Leben eingetauscht für eine falsche Existenz als Parasit.
Ihr Erzeuger lachte Sie aus. Sie sagte zu Ihnen: „Du solltest
mal Dein Gesicht sehen!“ Für sie war es ein Riesenwitz – Ihr
Glaube, Ihre Bedürfnisse, Ihre Suche nach
dem Sinn. Sie drehten durch, verlo-
ren die Kontrolle, wurden
zu einem rasenden Mon-
ster und versuchten sie
zu töten, aber das Rudel
stoppte Sie und hielt Sie
am Boden, bis Sie sich
wieder beruhigten. Die
Vaulderie schwächte das
Gefühl betrogen worden
zu sein ab, aber Sie wa-
ren eine völlig leere
Frau geworden.
Dann kam es zur Woche
der Alpträume. Ihr Rudel
pfählte Sie und Ihre Er-
zeugerin, bis sie vorbei
war, aber Sie hatten
Visionen – Sie sahen
den Vorsintflutli-
chen Ravnos in ei-
ner Schlacht ge-
gen einen Tiger
und einen Dra-
chen, Sie sa-
hen, wie er
unter dem
Licht von vier
Sonnen ver-
nichtet wur-
de. Schließlich
spürten Sie den
GEWISSEN/ ÜBERZEUGUNG
SELBSTBEHERRSCHUNG/
INSTINKT
MUT
NAME: _________________
BLUTVORRAT KONZEPT: Sabbatketzer
CHRONIK: ______________
CLAN: Ravnos antitribu
GENERATION: 13. ______
WILLENSKRAFT ALTER: ________________
WESEN: Pädagoge _____
VERHALTEN: Märtyrer _
letzten Fluch des Vorsintflutlichen und wie er die Ravnos zer-
störte. Als Ihr Rudel Sie wieder befreite, begannen Sie, Fra-
gen zu stellen und erfuhren, daß alle Ravnos des Sabbat ähn-
liches erlitten hatten. Ihnen wurde auch klar, daß die Tzi-
misce und die Lasombra nie unter einem solchen Fluch gelit-
ten hatten.
Da wußten Sie endlich, wonach Sie die ganze Zeit gesucht
hatten.
Konzept: Sie haben Ihre Aufgabe im Unleben gefunden. Sie
müssen die Ravnos antitribu an die Vorherrschaft im Sabbat
bringen, jetzt, da Sie wissen, daß der Vorsintflutliche Ihres
Clans der einzige ist, der mit Sicherheit zerstört wurde – die
Lasombra und die Tzimisce haben offensichtlich gelogen und
Sie sehen das klarer, als irgend etwas anderes. Sie wissen, daß
offene Beschwerden lediglich die Inquisition oder die Schwar-
ze Hand auf den Plan rufen würden, aber jede Revolution
fängt klein an.
Sie wollen die soziale Ordnung des Sabbat komplett um-
drehen. Wenn Sie die Chance bekommen, seine Struktur ir-
gendwie zu zerstören – einen anderen Vampir zu Ihrer Sache
zu bekehren, die Autorität eines Lasombra zu unterminieren,
etc. – tun Sie es.
Rollenspielhinweise: Achten Sie bei jedem um Sie herum
auf Anzeichen der Sympathie mit Ihrer Sache oder der Un-
zufriedenheit mit dem Sabbat, so wie er zur Zeit existiert. Las-
sen Sie das Rekrutieren vorsichtig angehen, aber wenn Sie
jemanden zu Ihrer Sache bekehrt haben, drücken Sie Ihren
Glauben vehement aus, bis Sie sie völlig in Ihrem Bann ha-
ben. Sie wissen, daß Sie Recht haben, und sie sollten die
Wahrheit Ihrer Worte erkennen und die Überzeugung, die
hinter ihnen steht.
Ausrüstung: Zerlumpte, schmutzige Kleidung, die seit wahr-
scheinlich zwei Jahren nicht gewechselt wurde.

RavnosTemplate06.p65 76 13.05.2003, 13:19

 NAME: WESEN: Pädagoge GENERATION: 13.
SPIELER: VERHALTEN: Märtyrer ERZEUGER:
CHRONIK: KONZEPT: Sabbatketzer ZUFLUCHT:

KÖRPERLICH
Körperkraft ........................
Geschick ............................
Widerstandsfähigkeit ........
ATTRIBUTE
GESELLSCHAFTLICH
Charisma ...........................
Manipulation ....................
Erscheinungsbild ...............
GEISTIG
Wahrnehmung ..................
Intelligenz ..........................
Geistesschärfe ...................

TALENTE
Ausdruck ...........................
Aufmerksamkeit ...............
Ausflüchte .........................
Ausweichen .......................
Einschüchtern ...................
Empathie ...........................
Führungsqualitäten ..........
Handgemenge ...................
Sportlichkeit .....................
Szenekenntnis ...................
FÄHIGKEITEN
FERTIGKEITEN
Etikette ..............................
Fahren ...............................
Handwerk ..........................
Heimlichkeit .....................
Nahkampf ..........................
Schußwaffen .....................
Sicherheit ..........................
Tierkunde ..........................
Überleben ..........................
Vortrag ...............................
KENNTNISSE
Akademisches Wissen ......
Computer ..........................
Finanzen ............................
Gesetzeskenntnis ..............
Linguistik ..........................
Medizin ..............................
Nachforschungen .............
Naturwissenschaften ........
Okkultismus ......................
Politik ................................

HINTERGRUND
Mentor .............................
Sabbat-Status ..............
...........................................
...........................................
...........................................
VORTEILE
DISZIPLINEN TUGENDEN
Seelenstärke ................. Gewissen/
Tierhaftigkeit ............... Überzeugung .....................
........................................... Selbstbeherrschung/
........................................... Instinkt ..............................
........................................... Mut ....................................

VORZÜGE/ SCHWÄCHEN MENSCHLICHKEIT/ PFAD GESUNDHEIT

Blaue Flecken:
Kains
Verletzt: -1
Schwer verletzt: -1
Verwundet: -2
WILLENSKRAFT Schwer verwundet: -2
Verkrüppelt: -5
Außer Gefecht:

SCHWÄCHE
BLUTVORRAT
Süchtig nach einem Laster.

RavnosTemplate06.p65 77 13.05.2003, 13:19

 SCHLEPPERIN
Zitat: Klar, Senor Esposito, ich kann Ihre Familie nach Arizona
bringen, und keine Patrouille wird etwas davon merken. Vertrau-
Heimlichkeit ___ Überleben
Gesetzeskenntnis ___ Tierkunde
en Sie mir. Fahren _____ Szenekenntnis
FÄHIGKEITEN
Präludium: Sie wuchsen in einer Mittelklassefamilie auf, aber VORZÜGE & SCHWÄCHEN
_________ ___________
___________ __________
in den Augen der anderen waren Sie nicht normal. Sie waren gana), Seelenstärke (Ausdauer)
___________
___ Umsichtig
Schlau x2 ___
Rational ____
Roma, und Ihre Großeltern starben im 2. Weltkrieg in den
Schimäre (Trugbild, Fata Mor-
GEISTIG
DISZIPLINEN
KZs. Ihre Eltern kamen als Kinder nach Amerika und schaff-
___________ __________
Überzeugend x2 Charismatisch x3
ten es, ein Stück des amerikanischen Traums zu ergattern. Ihr _ Gebieterisch Anziehend __
GESELLSCHAFTLICH
Vater lehrt Völkerkunde an der Uni, Ihre Mutter Physik. EINFLUSS
Transport x3
___________ __________
Sie dachten nie über Ihr Roma-Erbe nach, obwohl Ihre El- ___________ __________
___________
________ Zäh
Hartnäckig x2
Geschickt x2
tern darauf achteten, daß Sie verstanden, was es genau be- ___________
Verbündete x1
__________
Kontakte x4 _
KÖRPERLICH
deutete, wie viel Ihr Volk gelitten hatte – und wie glücklich Ressourcen x3 Herde x4 ___

Sie jetzt waren. Es wurde Ihnen aber erst klar, als Sie Ihr Lieb-
HINTERGRUND MENSCHLICHKEIT

lingsrestaurant betraten und einen Vertreter der Einwande- GEWISSEN/ ÜBERZEUGUNG

rungsbehörde sahen, der die Angestellten überprüfte. Das Re-
staurant beschäftigte Mexikaner und bekam Ärger. Als Sie er- SELBSTBEHERRSCHUNG/
INSTINKT
fuhren, daß mehr als die Hälfte der Kellner nach Mexiko de-
portiert wurde und die Kneipe eine saftige Geldstrafe zahlen
MUT
mußte, fragten Sie sich, wofür genau Amerika steht. Die In- NAME: _________________
schrift auf Ellis Island lautet: „Bringt uns eure Armen, eure KONZEPT: Schlepperin
BLUTVORRAT CHRONIK: ______________
Erschöpften, eure unterdrückten Massen.“ Was soll das, wenn CLAN: Ravnos ________
die USA mehr Zeit damit verbringen, Leute draußen zu hal- GENERATION: 13. ______
ten, als sie reinzuholen? WILLENSKRAFT ALTER: ________________
WESEN: Autokrat _____
All das erinnerte Sie an die Geschichte der Roma – sie und
VERHALTEN: Helfer ____
ihre Kultur waren fast nie irgendwo will-
kommen und waren gezwungen,
ständig zu reisen, um Ärger zu ver-
meiden. Nicht, daß das geholfen
hätte, als die Nazis die KZs er- im Knast entgegen, weil Sie anderen geholfen hatten, ihre
öffneten. Sie waren sauer, Träume zu finden oder ihren Alpträumen zu entkommen. Die
aber Sie waren nicht sicher, kleine Rockerbande, die hinter Ihnen war, als die Beamten
was Sie tun sollten. Sie stoppten, erwies sich als Ihre Rettung. Sie entschied sich,
Sie sprachen mit dem die Straßensperre abzuräumen und kümmerte sich dabei
Wirt. Als Sie ihn von Ihrer nicht allzusehr um die Maskerade (ließ allerdings auch keine
Ernsthaftigkeit über- Überlebenden zurück). Danach ließen Sie das Schleppen,
zeugt hatten, stellte er aber die Rocker suchte Sie noch einmal auf, um Sie „in die
Sie Leuten vor, die Ih- Herde“ aufzunehmen. Durch den Kuß entdeckten Sie einen
nen zu einem Start erschreckenden Teil Ihres Roma-Erbes.
im Geschäft mit ille- Konzept: Als Ravnos haben Sie es aufgegeben, Sterbliche zu
galen Einwanderern schmuggeln und nutzen Ihre Fähigkeiten, um Kainskindern
verhalfen. Bald wa- zu helfen. Sie schaffen die, auf die die Blutjagd ausgerufen
ren Sie eine der Be- wurde, aus der Stadt, bringen Kainskinder in einen oder aus
sten – Sie kannten einem vom Sabbat kontrollierten Bereich und verhalten sich
die Patrouillen und auch sonst ganz so, wie Sie es taten, als Sie noch lebten. Sie
die Strategie der begründen Ihre Identität nicht auf Ihrer Abstammung, Sie
Einwanderungsbe- leugnen sie aber auch nicht.
hörde und waren Rollenspielhinweise: Sie haben alles im Griff, selbst wenn al-
auch sonst vor- les zusammenbricht. Zwei Jahre an der Grenze, ständigen auf
sichtig und ge- der Hut vor der Einwanderungsbehörde, haben Ihre Nerven
nau. Sie fühlten gestählt, und nichtsserschreckt Sie. Natürlich ist Ihnen noch
sich nicht schul- nicht bewußt, wie übel ältere Vampire sein können, also bleibt
dig, weil Sie Geld es spannend. Bis dahin ist ein Sheriff der Camarilla nicht
für Ihre Dienste schlimmer als ein normaler.
nahmen, da Sie Sie hassen Unterdrückung und wollen den Geknechteten
ja auch essen helfen – fast wie Robin Hood. Das heißt, Sie helfen Caitiff,
mußten. auf die die Blutjagd ausgerufen ist, in Mißachtung der Wün-
Ein Jahr ging sche des Prinzen und bieten Anarchen eine Bleibe, die vor ih-
alles gut, bis die ren Erzeugern fliehen.
Regierung Ihnen auf Ausrüstung: Alter, verbeulter Bus mit drei Sätzen von Num-
die Schliche kam. Sie mernschildern und Papieren, Schrotflinte unterm Fahrersitz,
sahen einer langen Zeit Kleidung für alle Gesellschaftsschichten und Gelegenheiten.

RavnosTemplate03.p65 78 13.05.2003, 12:48

 NAME: WESEN: Autokrat GENERATION: 13.
SPIELER: VERHALTEN: Helfer ERZEUGER:
CHRONIK: KONZEPT: Schlepperin ZUFLUCHT:

KÖRPERLICH
Körperkraft ........................
Geschick ............................
Widerstandsfähigkeit ........
ATTRIBUTE
GESELLSCHAFTLICH
Charisma ...........................
Manipulation ....................
Erscheinungsbild ...............
GEISTIG
Wahrnehmung ..................
Intelligenz ..........................
Geistesschärfe ...................

TALENTE
Ausdruck ...........................
Aufmerksamkeit ...............
Ausflüchte .........................
Ausweichen .......................
Einschüchtern ...................
Empathie ...........................
Führungsqualitäten ..........
Handgemenge ...................
Sportlichkeit .....................
Szenekenntnis ...................
FÄHIGKEITEN
FERTIGKEITEN
Etikette ..............................
Fahren ...............................
Handwerk ..........................
Heimlichkeit .....................
Nahkampf ..........................
Schußwaffen .....................
Sicherheit ..........................
Tierkunde ..........................
Überleben ..........................
Vortrag ...............................
KENNTNISSE
Akademisches Wissen ......
Computer ..........................
Finanzen ............................
Gesetzeskenntnis ..............
Linguistik ..........................
Medizin ..............................
Nachforschungen .............
Naturwissenschaften ........
Okkultismus ......................
Politik ................................

HINTERGRUND
Einfluss ............................
Herde ...............................
Kontakte ..........................
Ressourcen .....................
Status ..............................
Verbündete ....................
VORTEILE
DISZIPLINEN TUGENDEN
Schimären ....................... Gewissen/
Seelenstärke ................. Überzeugung .....................
Tierhaftigkeit ............... Selbstbeherrschung/
........................................... Instinkt ..............................
........................................... Mut ....................................
...........................................

VORZÜGE/ SCHWÄCHEN MENSCHLICHKEIT/ PFAD GESUNDHEIT

Blaue Flecken:
Verletzt: -1
Schwer verletzt: -1
Verwundet: -2
WILLENSKRAFT Schwer verwundet: -2
Verkrüppelt: -5
Außer Gefecht:

SCHWÄCHE
BLUTVORRAT
Süchtig nach einem Laster.

RavnosTemplate03.p65 79 13.05.2003, 12:49

 SPEZIALIST FÜR PSYCHOLOGISCHE
KRIEGSFÜHRUNG ___________ __________
Zitat: Der Plan ist, die Kainskinder davon zu überzeugen, daß ihre VORZÜGE & SCHWÄCHEN
___________ Schußwaffen _

Verteidigung nutzlos ist und unsere Kräfte überwältigend sind. Wir

Überleben x2 Nahkampf __
___ Tierkunde Heimlichkeit
beginnen die Belagerung mit Terror. des Flüstern)
Zähigkeit), Tierhaftigkeit (Wil-
FÄHIGKEITEN
Präludium: Im sterblichen Leben arbeiteten Sie für die CIA
___________ __________
bild), Seelenstärke (Ausdauer, ___ Kreativ x2 Einsichtig ___
als Spezialist für psychologische Kriegsführung. Ihr Job war es,
Schimären (Fata Morgana, Trug- __ Intuitiv x2 Achtsam ____
DISZIPLINEN GEISTIG
die Schwächen in der Moral eines Gegners zu entdecken und ___________ __________
sie zu Ihrem Vorteil zu nutzen, sowie die Stärke des Feindes
___________ Betrügerisch x3
GESELLSCHAFTLICH
zu schwächen. Sie kämpften mit Worten und Propaganda, EINFLUSS __________ ___________

nicht mit Kugeln oder Bomben. Sie haben den Feind aufge-
Standhaft x2 Unerschütterlich
___________ __________ Anmutig ____ _ Tatkräftig x2
weicht als Vorbereitung für die physische Kriegsführung.
___________ __________
___________ Herde x1 ___
KÖRPERLICH
Sie haben an offiziellen Einsätzen gegen Manuel Noriega __ Kontakte x1 Generation x1
HINTERGRUND PFAD
und Saddam Hussein teilgenommen, sowie an zahlreichen
geheimen, die die Regierung der amerikanischen Öffentlich- GEWISSEN/ ÜBERZEUGUNG
keit noch nicht zugänglich gemacht hat. Sie verbrachten viel
Zeit im sogenannten „Krieg gegen Drogen“, obwohl Sie über- SELBSTBEHERRSCHUNG/
INSTINKT
zeugt waren, daß die Regierung keine Chance hatte zu gewinnen,
bevor Sie entdeckten, gegen was Sie da wirklich kämpften. MUT
Sie und Ihre Untergebenen wurden in Aktionen gegen ein NAME: _________________
KONZEPT: Spezialist für psy-
südamerikanisches Drogenkartell verwickelt, das entweder BLUTVORRAT chologische Kriegsführung
unglaubliches Glück hatte, oder mehr militärische Ausrü- CHRONIK: ______________
stung, als ein Zivilist eigentlich haben sollte. Ihr Teil der Ope- CLAN: Ravnos antitribu
WILLENSKRAFT GENERATION: 12. ______
ration lief glatt, aber als die Soldaten in einer Nacht und Ne- ALTER: ________________
bel Aktion reingingen, gerieten sie in etwas, das schlimmer WESEN: Perfektionist __
war als alles, was Sie sich je vorgestellt hatten. Über das VERHALTEN: Direktor __
Kommlink hörten Sie die Schreie des Schmerzes, als die
Männer in einer Schlacht gegen Gott weiß was bru-
tal niedergemetzelt wurden. Unheimlicherweise
hörten Sie kein Gewehrfeuer. Sie mögen es, die Wahrnehmung, den Glauben
Nachdem die Schreie endlich verstummten, und das Verhalten zu entstellen, natürlich nicht
sprach jemand. Sie wären der nächste. Sie hatten durch Chemie sondern durch die Anwendung von
bis dato niemals die andere Seite Ihrer Taktik erlebt, Psychologie und Betrug. Einige nennen Sie vielleicht
aber Sie verloren auch nicht so schnell die Nerven. einen Lügner. Andere nennen Sie möglicherweise ei-
Sie bereiteten den geordneten Rückzug vor und nen geborenen Diplomaten.
zogen sich direkt zum wartenden Helikopter Rollenspielhinweise: Seien Sie wachsam, be-
zurück. Sie sagten dem Piloten, er solle halten Sie die Umgebung im Auge und las-
abziehen, und er warf Ihnen ein Grin- sen Sie Ihre Deckung nie sinken. Das letz-
sen zu, bei dem er bösartige, scharfe te Mal, als Sie nicht aufpaßten, hat der
Fänge entblößte. Sabbat eine kleine Schaufelparty für Sie
Konzept: Ihre Hauptwaffe ist Ter- organisiert. Die Vaulderie macht Sie
ror, weshalb der Sabbat auch solche zu Ihrem Rudel loyal, aber der Sabbat
Anstrengungen unternommen kümmert Sie wenig. Sie hassen die
hat, Sie anzuwerben. Sie sind Camarilla wegen dem, was diese
Mitglied eines Nomadenrudels, Organisation den Vereinigten
das gewöhnlich das erste ist, das Staaten und dem Rest der Welt
eine Camarilla-Stadt ausspio- im Laufe der Geschichte ange-
niert, die belagert werden soll. tan hat und Ihnen ist klar ge-
Sie erfreuen sich an der Ge- worden, daß der Sabbat Ihre
legenheit, auf amerikani- einzige Chance ist, gegen
schem Boden Schatten- sie loszuschlagen. Sie sind
kriege zu planen und gele- immer noch patriotisch,
gentlich auch zu leiten, haben das Sabbat-Ideal
gegen Krea- der vampirischen Über-
turen, die die legenheit über Sterbli-
Gesellschaft seit che jedoch noch nicht
Jahrhunderten unter- völlig in sich.
minieren. Der Sabbat ist Ausrüstung: Holz-
vielleicht nicht viel besser, pflöcke, Feuerzeug,
aber zumindest sind sie auf Gasflaschen, schwarzer Lie-
Ihrer Seite. ferwagen, 45er Pistole.

RavnosTemplate07.p65 80 13.05.2003, 13:23

 NAME: WESEN: Perfektionist GENERATION: 12.
SPIELER: VERHALTEN: Direktor ERZEUGER:
CHRONIK: KONZEPT: Spezialist für ZUFLUCHT:
psychologische Kriegsführung

KÖRPERLICH
Körperkraft ........................
Geschick ............................
Widerstandsfähigkeit ........
ATTRIBUTE
GESELLSCHAFTLICH
Charisma ...........................
Manipulation ....................
Erscheinungsbild ...............
GEISTIG
Wahrnehmung ..................
Intelligenz ..........................
Geistesschärfe ...................

TALENTE
Ausdruck ...........................
Aufmerksamkeit ...............
Ausflüchte .........................
Ausweichen .......................
Einschüchtern ...................
Empathie ...........................
Führungsqualitäten ..........
Handgemenge ...................
Sportlichkeit .....................
Szenekenntnis ...................
FÄHIGKEITEN
FERTIGKEITEN
Etikette ..............................
Fahren ...............................
Handwerk ..........................
Heimlichkeit .....................
Nahkampf ..........................
Schußwaffen .....................
Sicherheit ..........................
Tierkunde ..........................
Überleben ..........................
Vortrag ...............................
KENNTNISSE
Akademisches Wissen ......
Computer ..........................
Finanzen ............................
Gesetzeskenntnis ..............
Linguistik ..........................
Medizin ..............................
Nachforschungen .............
Naturwissenschaften ........
Okkultismus ......................
Politik ................................

HINTERGRUND
Generation ......................
Herde ...............................
...........................................
...........................................
...........................................
VORTEILE
DISZIPLINEN TUGENDEN
Schimären ....................... Gewissen/
Seelenstärke ................. Überzeugung .....................
Tierhaftigkeit ............... Selbstbeherrschung/
........................................... Instinkt ..............................
........................................... Mut ....................................

VORZÜGE/ SCHWÄCHEN MENSCHLICHKEIT/ PFAD GESUNDHEIT

Blaue Flecken:
der Macht und der Inneren Stimme
Verletzt: -1
Schwer verletzt: -1
Verwundet: -2
WILLENSKRAFT Schwer verwundet: -2
Verkrüppelt: -5
Außer Gefecht:

SCHWÄCHE
BLUTVORRAT
Süchtig nach einem Laster.

RavnosTemplate07.p65 81 13.05.2003, 13:23

 TEUFELSSCHLÄCHTER
Zitat: Ihre Existenz dient keinem Zweck. Jetzt endet sie.
Präludium: Sie wurden in Nepal geboren und dienten im bri-
Szenekenntnis Nahkampf __
_ Schußwaffen Handwerk ___
tischen Regiment, den Royal Gurkha Rifles. Ihre Einheit blieb VORZÜGE & SCHWÄCHEN
_ Okkultismus Ausweichen _
FÄHIGKEITEN
nach der Teilung Indiens 1947 bei den Briten und diente Kö- ___________ __________
nigin und Vaterland weiterhin. In den frühen 60ern wurde
(Ausdauer, Urkraft) ___________ Intuitiv x2 __
Der Lockruf), Seelenstärke ___ Umsichtig Diszipliniert x2
Ihre Einheit während dessen, was die Regierung „Konfronta-
Tierhaftigkeit (Wildes Flüstern,
GEISTIG
DISZIPLINEN
tionen“ nannte, nach Malaysia überstellt. Da können Sie ei-
___________ __________
___________ __________ ___________ __________
nen drauf lassen, daß Sie in eine Konfrontation verwickelt
___________ __________ Gebieterisch x2 Einschüchternd
___________ __________
GESELLSCHAFTLICH
wurden – allerdings mitten in der Nacht. ___________ Transport x1 _
EINFLUSS ___________ __________
Ihre Einheit kämpfte tapfer, aber es ist nicht einfach, die ___________ __________
________ Zäh
___ Schnell x2
Brutal x2 ___
Ausdauernd x2
Stellung zu halten, wenn man gegen das Übernatürliche ___________
___________
__________
__________
KÖRPERLICH
kämpft. Sie hielten durch, so gut es ging, während überall um ____ Herde x1 Generation x5

Sie herum die Männer starben. Sie standen gegen Feinde, die
HINTERGRUND PFAD

ihre Körper in monströse Formen verzerren oder gar ihren GEWISSEN/ ÜBERZEUGUNG
Kopf abtrennten konnten, damit dieser sich unabhängig vom
Körper bewegte – die Einwohner nannten sie Penangallan. SELBSTBEHERRSCHUNG/
INSTINKT
Glücklicherweise war eine göttliche Kraft auf Ihrer Seite, da
einige blutdürstige Monster dem, was von Ihrer Einheit noch
MUT
übrig war, zu Hilfe kamen und die Scheusale zurückschlugen. NAME: _________________
Sie erlitten im Kampf tödliche Wunden, aber eines der neu- BLUTVORRAT KONZEPT: Teufelsschlächter
en Monster hatte Mitleid mit Ihnen und gab Ihnen seine CHRONIK: ______________
CLAN: Ravnos ________
Vitæ. Der Kuß öffnete Sie für eine größere Welt – eine dunk- GENERATION: 8. _______
lere Welt, in der Monster allnächtlich Kriege um das Recht WILLENSKRAFT ALTER: ________________
zu überleben austragen. Ihr Erzeuger schulte Sie in Ihrer neu- WESEN: Masochist ____
en Verantwortung als einer der Kshatriyas – Ravnos-Kriegern VERHALTEN: Fanatiker _
mit der Aufgabe, Monster zu zerstören, die kein Recht haben,
auf der Erde zu wandeln.
Vor kurzem sandte Ihr Erzeuger Sie mit einigen
anderen Ravnos nach Kalifornien, um einen Ancil- ralkodex angenommen, aber seine Restriktio-
la zu treffen, der eine Untersuchung über die anstei- nen engen Sie ein, bringen Sie dazu, gegen sie
genden Aktivitäten der asuratizayya in Amerika ko- zu handeln. Was heißt, daß Sie den Pfad nie
ordiniert. Sie verbrachten die Reise in einem ver- ganz meistern werden, aber Sie betrachten das
schlossenen Container im Laderaum eines Frachters noch nicht als unüberwindliches Hindernis.
und befanden sich in freiwilliger Starre. Beunruhigende, Rollenspielhinweise: Sie hassen es, durch Ihre
blutige Träume störten Ihren Schlummer. Als Sie Pflicht und Mission definiert zu werden, zumin-
in Kalifornien ankamen, erwiesen sich Ihre dest von anderen. Sie verhalten sich ge-
Versuche, den Ancilla Vivek Lalji zu kon- legentlich entgegen den Erwartun-
taktieren als fruchtlos, ebenso wie Ihre gen. Wenn andere denken, Sie
Versuche, Ihren Erzeuger über die Si- sollten ein stoischer, schweigsa-
tuation zu informieren. mer Krieger sein, sind Sie un-
Konzept: Sie sind ein Krieger, versu- gestüm und undiszipliniert.
chen jedoch nicht, im Blutvergie- Wenn andere erwarten,
ßen zu schwelgen. Das Tier wür- daß Sie ein diebischer Mist-
de es anders machen, egal, wie kerl sind (eine übliche Re-
sehr Sie es auch verleugnen. aktion, wenn sie Ihren Clan
Trotz Ihres Trainings hassen Sie es, erfahren), handeln Sie, als ob
sich so zu verlieren; deshalb versu- solches Verhalten unter ih-
chen Sie Kämpfe zu vermeiden, so- rer Würde wäre. Sie haben
lange diese nicht absolut notwen- begonnen, sich zu fragen,
dig sind. Sie hassen es, den Kuß ob Sie lediglich eine Refle-
empfangen zu haben, um gegen xion der anderen um Sie
eine scheinbar endlose Flut von herum sind und ob Ihre
asuratizayya zu kämpfen, und wür- Existenz nur ein fortdau-
den lieber andere Wege finden, mit ernder Kampf gegen eine
ihnen umzugehen – oder noch bes- Erwartung nach der ande-
ser, sie zu ignorieren. ren geworden ist.
Das Verletzen der Grundsät- Ausrüstung: Gewöhnli-
ze des Paradox befriedigt Ihren che Kleidung, Kukri,
Drang nach Verbrechen. Sie 45er ACP Pistole, Perso-
haben den Pfad des Paradox als Mo- nalausweis.

RavnosTemplate08.p65 82 13.05.2003, 13:30

 NAME: WESEN: Masochist GENERATION: 8.
SPIELER: VERHALTEN: Fanatiker ERZEUGER:
CHRONIK: KONZEPT: Teufelsschlächter ZUFLUCHT:

KÖRPERLICH
Körperkraft ........................
Geschick ............................
Widerstandsfähigkeit ........
ATTRIBUTE
GESELLSCHAFTLICH
Charisma ...........................
Manipulation ....................
Erscheinungsbild ...............
GEISTIG
Wahrnehmung ..................
Intelligenz ..........................
Geistesschärfe ...................

TALENTE
Ausdruck ...........................
Aufmerksamkeit ...............
Ausflüchte .........................
Ausweichen .......................
Einschüchtern ...................
Empathie ...........................
Führungsqualitäten ..........
Handgemenge ...................
Sportlichkeit .....................
Szenekenntnis ...................
FÄHIGKEITEN
FERTIGKEITEN
Etikette ..............................
Fahren ...............................
Handwerk ..........................
Heimlichkeit .....................
Nahkampf ..........................
Schußwaffen .....................
Sicherheit ..........................
Tierkunde ..........................
Überleben ..........................
Vortrag ...............................
KENNTNISSE
Akademisches Wissen ......
Computer ..........................
Finanzen ............................
Gesetzeskenntnis ..............
Linguistik ..........................
Medizin ..............................
Nachforschungen .............
Naturwissenschaften ........
Okkultismus ......................
Politik ................................

HINTERGRUND
Generation ......................
Herde ...............................
...........................................
...........................................
...........................................
VORTEILE
DISZIPLINEN TUGENDEN
Seelenstärke ................. Gewissen/
Tierhaftigkeit ............... Überzeugung .....................
........................................... Selbstbeherrschung/
........................................... Instinkt ..............................
........................................... Mut ....................................

VORZÜGE/ SCHWÄCHEN MENSCHLICHKEIT/ PFAD GESUNDHEIT

Blaue Flecken:
des Paradox
Verletzt: -1
Schwer verletzt: -1
Verwundet: -2
WILLENSKRAFT Schwer verwundet: -2
Verkrüppelt: -5
Außer Gefecht:

SCHWÄCHE
BLUTVORRAT
Süchtig nach einem Laster.

RavnosTemplate08.p65 83 13.05.2003, 13:30

 THUG
Zitat: Ich bin ein Thug. Mein Vater war ein Thug. Mein Groß-
vater war ein Thug. Aber ich war als einziger auserwählt, das
Szenekenntnis Nahkampf ___
_ Sportlichkeit Heimlichkeit
Blut Kalis zu trinken und wie Shiva zu werden. Steht mir nicht _ Okkultismus Handgemenge
FÄHIGKEITEN
im Weg – ich folge einer heiligen Pflicht. VORZÜGE & SCHWÄCHEN
___________ __________
Präludium: Sie wurden im Thug-Kult großgezogen, einer
__________ ___________ _____ Klug x2 Geduldig ____
stärke (Ausdauer, Zähigkeit) __ Hingebungsvoll Einsichtig ___
Gruppe von Menschen, die die Göttin Kali durch den Akt
Schimären (Trugbild), Seelen-
GEISTIG
DISZIPLINEN
heiliger Strangulation verehrt. Sie hatten einst ein Leben,
___________ __________
___________ __________ ____ Würdevoll Gebieterisch _
das über Mord hinausging. Sie hatten eine Familie, einen
___________ __________
___________ __________
GESELLSCHAFTLICH
angesehenen Job und Geld genug, um glücklich zu sein, ___________ Straße x1 ___ __________ ___________
EINFLUSS Sehnig _____ ___________
aber keines dieser Dinge erfüllte Sie mit derselben Freude, ___________ __________
Rauh x3 ____ ________ Zäh
Geschmeidig x2 Unerschütterlich
wie es der Dienst an der Göttin Kali konnte. ___________
___________
__________
Generation x2
KÖRPERLICH
Sie mußten sicherstellen, daß Ihre Morde niemals die Ressourcen x1 Gefolgsleute x2

Aufmerksamkeit der Behörden erregten. Die meisten Leu-

HINTERGRUND PFAD

te denken, daß die Thugs vor circa zweihundert Jahren GEWISSEN/ ÜBERZEUGUNG
zerschlagen wurden. Ihnen wurde beigebracht, daß die
Thugs es den Leuten gestatteten, das zu glauben. Jetzt, da SELBSTBEHERRSCHUNG/
INSTINKT
Sie die wahre Natur der höchsten Ränge der Thugs er-
kannt haben, vermuten Sie, daß mehr Kräfte am Werk
MUT
sind, als Sie – bisher – erfassen können. NAME: _________________
Eines nachts kamen drei Thugs zu Ihnen und nahmen BLUTVORRAT KONZEPT: Thug
Sie mit zu einem Ritual, wo Sie nackt ausgezogen wurden CHRONIK: ______________
CLAN: Ravnos antitribu
und sie Ihr Blut tranken. Sie gaben es Ihnen zurück, nach- GENERATION: 11. ______
dem sie es in das Blut von Kali verwandelt hat- WILLENSKRAFT ALTER: ________________
ten, was Sie zu einem wahren Thug mach- WESEN: Konformist ___
te – einem Ravnos. VERHALTEN: Einzelgänger
Hungrig nach dem Geschmack von
Blut konnten Sie sich nicht zurückhal-
ten, als Ihre Frau und Ihre Kinder zu
Ihnen geführt wurden. Die anderen dem die Segnungen der Göttin ruhen, das Leben zu
sagten, um wie Shiva zu werden, nehmen und die Untoten zu vernichten, ganz wie es
müßten Sie den Tand Ihres sterblichen Ihnen paßt. Sie sind nicht dumm oder unnötig blut-
Lebens hinter sich lassen. Eine Zeitlang rünstig, aber Sie verstehen Ihr Svadharma und verleug-
beklagten Sie diesen Akt, aber jetzt nen es nicht einfach närrisch, wie es die meisten westli-
verstehen Sie, warum er nötig war. chen Kainskinder tun.
Als die Woche der Leute zu strangulieren ist Ihre heilige
Alpträume kam, Pflicht. Sie töten Kainskinder, die viel
konnten Sie sich zu blind sind, ihr eigenes Svadharma
gerade noch unter zu verstehen, damit diese andere
Kontrolle halten, nicht durch ihre Existenz schädigen
während die ande- können.
ren sich gegenseitig Rollenspielhinweise: Trotz Ihrer
anfielen und ihre Selbstauffassung und Ihrer Ziele
Vitæ verschlangen. sind Sie keine Maschine. Sie
Jetzt sind Sie der können Emotionen empfinden
letzte überlebende und ausdrücken. Sie bedauern
wahre Thug und die zutiefst den Verlust Ihrer Brüder
asuratizayya, gegen die und Ihres Heimes an den Feind,
zu kämpfen Sie den Kuß und Sie sind nicht abgeneigt, Ver-
empfangen hatten, haben bündete zu suchen, um zurückzu-
Sie aus Ihrem Heimat- erlangen, was Sie verloren haben,
land vertrieben. Sie su- selbst wenn es sich dabei um Westler
chen eine Möglichkeit, handelt. Letzten Endes können sie da-
Ihre heiligen Pflichten zulernen, genau wie Sie es getan haben.
in Europa oder Ameri- Ausrüstung: Beschwertes indisches
ka zu erfüllen oder wo Halstuch, das zum Strangulieren be-
auch immer sonst Sie nutzt wird, Bagh Nakh (Tigerklauen,
sich gerade befinden. behandeln Sie diese wie ein Messer in
Konzept: Sie sind ein jeder Hand), ein Sortiment von Mes-
göttlicher Mörder, auf sern, ein kleines Appartement.

RavnosTemplate09.p65 84 13.05.2003, 13:37

 NAME: WESEN: Konformist GENERATION: 11.
SPIELER: VERHALTEN: Einzelgänger ERZEUGER:
CHRONIK: KONZEPT: Thug ZUFLUCHT:

KÖRPERLICH
Körperkraft ........................
Geschick ............................
Widerstandsfähigkeit ........
ATTRIBUTE
GESELLSCHAFTLICH
Charisma ...........................
Manipulation ....................
Erscheinungsbild ...............
GEISTIG
Wahrnehmung ..................
Intelligenz ..........................
Geistesschärfe ...................

TALENTE
Ausdruck ...........................
Aufmerksamkeit ...............
Ausflüchte .........................
Ausweichen .......................
Einschüchtern ...................
Empathie ...........................
Führungsqualitäten ..........
Handgemenge ...................
Sportlichkeit .....................
Szenekenntnis ...................
FÄHIGKEITEN
FERTIGKEITEN
Etikette ..............................
Fahren ...............................
Handwerk ..........................
Heimlichkeit .....................
Nahkampf ..........................
Schußwaffen .....................
Sicherheit ..........................
Tierkunde ..........................
Überleben ..........................
Vortrag ...............................
KENNTNISSE
Akademisches Wissen ......
Computer ..........................
Finanzen ............................
Gesetzeskenntnis ..............
Linguistik ..........................
Medizin ..............................
Nachforschungen .............
Naturwissenschaften ........
Okkultismus ......................
Politik ................................

HINTERGRUND
Gefolgsleute ..................
Generation ......................
Ressourcen .....................
...........................................
...........................................
VORTEILE
DISZIPLINEN TUGENDEN
Schimären ....................... Gewissen/
Seelenstärke ................. Überzeugung .....................
........................................... Selbstbeherrschung/
........................................... Instinkt ..............................
........................................... Mut ....................................

VORZÜGE/ SCHWÄCHEN MENSCHLICHKEIT/ PFAD GESUNDHEIT

Blaue Flecken:
des Paradox
Verletzt: -1
Schwer verletzt: -1
Verwundet: -2
WILLENSKRAFT Schwer verwundet: -2
Verkrüppelt: -5
Außer Gefecht:

SCHWÄCHE
BLUTVORRAT
Süchtig nach einem Laster.

RavnosTemplate09.p65 85 13.05.2003, 13:37

 WAFFENSCHIEBER
Zitat: Du willst es, ich kann’s besorgen. 9mm, 10mm, mattiert,
Schalldämpfer. Sag nur, was du willst. Natürlich nicht zurückver-
Gesetzeskenntnis ___________
Finanzen ___ Szenekenntnis x2
folgbar. Hältst du mich für doof? VORZÜGE & SCHWÄCHEN
Akadem. Wissen Nachforschungen
FÄHIGKEITEN
Präludium: Als Schwarze hatten Sie kaum Möglichkeiten für Seelenstärke (Ausdauer) ____ ___________ __________
eine lukrative Karriere, zumindest keine legalen. Man muß
stern), Schimäre (Trugbild), _ Nachdenklich Geduldig x2 _
Tierhaftigkeit (Wildes Flü- Hingebungsvoll Aufmerksam
Ihnen zugute halten, daß Sie versuchten, innerhalb des Sy- DISZIPLINEN
___________ __________
GEISTIG
stems zu arbeiten, aber das System scherte sich nicht um
___________ __________
___________ __________ Gebieterisch x2 Diplomatisch
Kompetenz oder Wissensstand. Nachdem Sie aufgegeben hat-
___________ __________ __ Freundlich Charismatisch x2
___________ Straße x1 ___ __ Empathisch Ausdrucksvoll
ten, war „Aktion gegen die Diskriminierung von Minderhei- EINFLUSS GESELLSCHAFTLICH
ten“ für Sie nur noch ein Schimpfwort. Nicht bereit, Burger
___________ __________ ___________ Sehnig _____
___________ __________ __ Unermüdlich Schnell _____
zu braten, suchten Sie einen Vetter auf und sagten ihm, Sie Verbündete x2
Ressourcen x3
Herde x1 ___
Generation x1
KÖRPERLICH
wollten ein Stück vom Kuchen. __ Kontakte x2 Gefolgsleute x2

Zuerst nahm er Sie nicht ernst – schließlich hatten Sie den

HINTERGRUND MENSCHLICHKEIT

Ruf, gesetzestreu zu sein. Das gereichte Ihnen zum Vorteil, als GEWISSEN/ ÜBERZEUGUNG
Sie ihn überzeugt hatten, daß niemand von Ihnen erwarten
würde, daß Sie illegale Waren beförderten, und so gab er Ih- SELBSTBEHERRSCHUNG/
INSTINKT
nen eine Chance. Innerhalb eines Jahres wurden Sie seine
beste Schieberin. Wenn er etwas wichtiges hatte, gab er es Ih-
MUT
nen. Meist waren es Schußwaffen. NAME: _________________
Es war Ihnen egal, wie Ihre Ware benutzt wurde. Sie fuhren BLUTVORRAT KONZEPT: Waffenschieber
hin, nahmen Ihre Ladung entgegen, fuhren zurück, gaben sie CHRONIK: ______________
CLAN: Ravnos ________
ab, kassierten und waren zufrieden. Al- GENERATION: 12. ______
les war toll, bis Ihr Kontakt wech- WILLENSKRAFT ALTER: ________________
selte. Der neue Kerl wollte Sie WESEN: Traditionalist _
nur nach Mitternacht treffen, VERHALTEN: Abweichler
und Sie hätten geschworen, daß
er Ihnen mit ausgeschalteten
Scheinwerfern folgte, nach-
dem Sie die Ware in Empfang Konzept: Sie nutzen Ihre Kontakte auf der Straße
genommen hatten. Sie woll- und in der Unterwelt, um Ihr Geschäft am Laufen zu
ten sich aus dem Job zurück- halten, damit Sie mobil bleiben und andere Kainskin-
ziehen, aber Ihr Vetter war der aufspüren können, die vielleicht wissen, was zur
dagegen - die neue Quelle Hölle passiert ist. Sie haben lebhafte Erinnerungen
wolle nur mit Ihnen verhan- an eine alptraumhafte Schlacht, die mehrere
deln. Tage dauerte und vage Eindrücke von dem
Das ging sechs unange- Blutbad, das Sie dabei angerichtet haben.
nehme Monate so weiter, Sie bewaffnen gerne Leute. Sie ziehen
bis Ihr Kontakt Ihnen sein es vor, dafür zu kassieren, aber wenn Sie
wahres Wesen enthüllte. eine Schußwaffe in die Hände eines ge-
Er sagte, er habe in seiner streßten Teenagers legen können, bei
Organisation einen besse- dem es wahrscheinlich ist, daß er seine
ren und profitableren Platz für High School zu Klump schießt, dann
Sie. Sie müßten nur sterben. tun Sie das. Dieser Wunsch stößt Sie
Er ließ Ihnen keine Wahl; dage- ab, aber Sie können ihm nie lange wi-
gen anzukämpfen wäre gewe- derstehen.
sen, wie gegen eine Wand zu Rollenspielhinweise: Halten Sie Ab-
rennen. stand zu Sterblichen und suchen Sie
Seit dem Kuß ließ Ihr Erzeuger Sie Kainskinder, die wissen, was los ist.
Waffen und Ausrüstung für die Anar- Wirken Sie nicht zu interessiert, sonst
chen in Kalifornien verschieben. Vor treiben sie den Preis hoch. Sie sind be-
kurzem flippten Sie aber in einer Sei- reit, mit jedem zu arbeiten, der Ihren
tenstraße aus und fanden sich mit Preis bezahlen kann und versuchen,
blutgetränkten Klamotten in einem eine Aura des Vertrauens aufrechtzuer-
Haus wieder, umgeben von einer von halten. Leider wirken Sie übermäßig
Ihnen toten Familie. Sie wissen nicht, verkrampft.
was die Raserei ausgelöst hat, würden Ausrüstung: Ford Expedition, typische
es aber gerne herausfinden. Leider Mittelklassekleidung (nicht zu stilvoll –
konnten Sie Ihren Erzeuger nicht Sie versuchen, „normal“ zu wirken, was
mehr finden, und die Anarchen, mit auch immer das heißt) und ein Sorti-
denen Sie sich trafen, haben jetzt nur ment Schußwaffen, die Sie lieber nicht
Holzpflöcke für Sie übrig. benutzen.

RavnosTemplate10.p65 86 13.05.2003, 13:41

 NAME: WESEN: Traditionalist GENERATION: 12.
SPIELER: VERHALTEN: Abweichler ERZEUGER:
CHRONIK: KONZEPT: Waffenschieber ZUFLUCHT:

KÖRPERLICH
Körperkraft ........................
Geschick ............................
Widerstandsfähigkeit ........
ATTRIBUTE
GESELLSCHAFTLICH
Charisma ...........................
Manipulation ....................
Erscheinungsbild ...............
GEISTIG
Wahrnehmung ..................
Intelligenz ..........................
Geistesschärfe ...................

TALENTE
Ausdruck ...........................
Aufmerksamkeit ...............
Ausflüchte .........................
Ausweichen .......................
Einschüchtern ...................
Empathie ...........................
Führungsqualitäten ..........
Handgemenge ...................
Sportlichkeit .....................
Szenekenntnis ...................
FÄHIGKEITEN
FERTIGKEITEN
Etikette ..............................
Fahren ...............................
Handwerk ..........................
Heimlichkeit .....................
Nahkampf ..........................
Schußwaffen .....................
Sicherheit ..........................
Tierkunde ..........................
Überleben ..........................
Vortrag ...............................
KENNTNISSE
Akademisches Wissen ......
Computer ..........................
Finanzen ............................
Gesetzeskenntnis ..............
Linguistik ..........................
Medizin ..............................
Nachforschungen .............
Naturwissenschaften ........
Okkultismus ......................
Politik ................................

HINTERGRUND
Gefolgsleute ..................
Generation ......................
Herde ...............................
Kontakte ..........................
Ressourcen .....................
Verbündete ....................
VORTEILE
DISZIPLINEN TUGENDEN
Schimären ....................... Gewissen/
Seelenstärke ................. Überzeugung .....................
Tierhaftigkeit ............... Selbstbeherrschung/
........................................... Instinkt ..............................
........................................... Mut ....................................
...........................................

VORZÜGE/ SCHWÄCHEN MENSCHLICHKEIT/ PFAD GESUNDHEIT

Blaue Flecken:
Verletzt: -1
Schwer verletzt: -1
Verwundet: -2
WILLENSKRAFT Schwer verwundet: -2
Verkrüppelt: -5
Außer Gefecht:

SCHWÄCHE
BLUTVORRAT
Süchtig nach einem Laster.

RavnosTemplate10.p65 87 13.05.2003, 13:41

 BEISPIELKLÜNGEL:
DIE GRABRÄUBER
Die Grabräuber sind ein Klüngel von Ravnos, die vor
der Woche der Alpträume durch gemeinsame Interessen
lose verbunden waren. Sie haben sich danach enger zu-
sammengeschlossen, um einander in der Folge des Fluches
des Vorsintflutlichen gegenseitig zu beschützen. Sie haben
vor herauszufinden, was genau passiert ist und was es für
die Welt bedeutet. Sie haben Grund zu der Annahme, das
Ende habe bereits begonnen und glauben, das richtige
Wissen könne sie möglicherweise in die Lage versetzen, es
aufzuhalten.
GESCHICHTE
Dr. Lawrence Mayhew, Archäologe und Grabräuber aus
dem vorigen Jahrhundert, erholte sich noch von den Aus-
wirkungen der Woche, als er das erste Paket erhielt. Es
enthielt die Schriften eines kainitischen Historikers aus
dem Mittelalter und eine Einladung, weitere Informatio-
nen zu erhalten. Lawrence, der vor Neugier schier platzte,
nahm die Einladung an. Er traf in dem angegebenen Ho-
tel niemanden an, aber der Portier gab ihm ein weiteres
Paket, diesmal mit etwas mehr Geschichte und Informa-
tionen, die ihn am Ende zur Zuflucht eines indischen Ah-
nen führen sollten.
Als Lawrence plötzlich klar wurde, was er da erhalten
hatte, kontaktierte er zwei seiner Kinder, die seine Inter-
essen teilten. Diese brachten zwei weitere Ravnos mit, die
ihnen behilflich sein konnten. Als Lawrence die anderen
vier Ravnos versammelt hatte, präsentierte er ihnen sei-
nen Plan – nach Indien zu gehen, dort die Zufluchten al-
ter Ravnos aufzusuchen, alles zu entziffern, was sie fanden,
und falls möglich diese Informationen zu nutzen, um wei-
tere Katastrophen zu verhindern oder zu verzögern.
Die anderen vier Ravnos glaubten nicht alles, was Dr.
Mayhew zu sagen hatte – der gute Doktor hatte mit eini-
gen dieser Sachen sogar selbst seine Schwierigkeiten –,
aber die Gelegenheit, die Zuflucht eines Ahnen zu durch-
stöbern, ohne Angst vor Vergeltung haben zu müssen, er-
wies sich als große Versuchung.
Die Grabräuber debattierten über die Reisevorbereitun-
gen, da das Reisen für Kainiten immer problematisch ist,
besonders, wenn es sie um die halbe Welt geht. Lawrences
mysteriöser Wohltäter kam auch hier ins Spiel, diesmal,
indem er eine Reisemöglichkeit auf einem Frachtschiff an-
bot, das sie nach Kalkutta bringen und dort nach Dunkel-
heit abladen würde.
Der neugegründete Klüngel diskutierte darüber, ob es
klug sei, die angebotene Überfahrt anzunehmen. Ohne
eine Ahnung, wer sie arrangiert hatte, geschweige denn
einem Hinweis auf das Motiv schien das Risiko hoch zu
sein. Letztlich kam der Klüngel jedoch überein, sie anzu-
nehmen, da er die Gelegenheit verführerisch genug fand
und außerdem der Auffassung war, wer auch immer ihn
dort hinschickte, könne ihn in Amerika genauso leicht tö-
ten wie in Kalkutta.
Die Reise nach Kalkutta verlief ereignislos. Die fünf ver-
brachten die Reise in freiwilliger Starre, um ihre Vitæ zu
bewahren, und erwachten ein paar Wochen später in ei-
CLANBUCH: RAVNOS
88
CBRavnos03nach.p65 88
nem Lagerhaus in Kalkutta. Sie waren wieder versorgt,
diesmal durch Dr. Lawrences eigene Leute, die vorgereist
waren, um eine Zuflucht und andere Notwendigkeiten für
den Klüngel zu organisieren, die dieser während seines
Aufenthaltes auf dem indischen Subkontinent brauchen
würde.
Die Ereignisse nach der Ankunft des Klüngels waren
nicht immer angenehm. Die asiatischen Kainskinder, die
gegen die indischen Ravnos gekämpft hatten, waren viel
zahlreicher als vor der Woche der Alpträume und hatten
nicht vor, es westlichen Kainiten zu erlauben, sich in ih-
ren Territorien aufzuhalten. Zum Glück fiel es dem Klün-
gel leicht, in Indiens Massen unterzutauchen.
Der Klüngel startete aufgrund der zur Verfügung gestell-
ten Hinweise eine Suche und entdeckte ein paar Zufluch-
ten in Kalkutta selbst – zumindest einige wenige, die noch
nicht von ehemaligen Ghulen oder den asiatischen Vam-
piren geplündert worden waren. Von diesem Startpunkt
aus fanden die Grabräuber Zufluchten in anderen Städten,
darunter zumindest eine, die möglicherweise einem ural-
ten Methusalem gehört hatte.
Der wahre Durchbruch kam, als der Klüngel glaubte, die
Ruhestätte des Vorsintflutlichen lokalisiert zu haben. Lei-
der fand er, als er an den Ort reiste, eine Szenerie wie aus
der Hölle vor. Der Ort hallte wieder vom Echo der furcht-
baren Schlacht, die einige Monate zuvor dort geschlagen
worden war, was einen längeren Aufenthalt äußerst unan-
genehm machte. Der Klüngel reiste schon nach kurzer Zeit
wieder ab, ohne wirkliche Nachforschungen angestellt zu
haben.
Das jüngste Mitglied des Klüngels, Gwendolyn Brand,
leidet seit dem Besuch jede Nacht unter Alpträumen. Der
Klüngel hat die Forschungen eingestellt und ist zur Zeit
mit Textvergleichen seiner Funde beschäftigt. Er ist sich
nicht sicher, was er mit dem, was er gefunden hat, anstel-
len soll oder ob es nur halb so lohnend war, wie er gehofft
hatte, aber es liest sich äußerst faszinierend.
ZUFLUCHT
Lawrences Ghule haben ein nettes Anwesen in Kalkut-
ta gekauft, das abseits des Stadtzentrums und der meisten
wirklichen Probleme liegt. Die weitestgehend isolierte Zu-
flucht bietet dem Klüngel die nötige Privatsphäre, aber
auch die notwendige Nähe zur Stadt, damit die Ernährung
gewährleistet ist.
Das Haus wurde ursprünglich während der Kolonialzeit
Indiens für eine wohlhabende britische Familie gebaut, die
es aber verkaufte, als Indien in den späten 40ern des letz-
ten Jahrhunderts unabhängig wurde. Die Inneneinrich-
tung ist relativ düster, obwohl Lawrence mehrere seltene
Kunstgegenstände mitschickte, die er über die Jahre gefun-
den hatte.
In Vorbereitung auf die Ankunft des Klüngels ließen die
Ghule so schnell wie möglich die fortschrittlichste zur Ver-
fügung stehende Alarmanlage einbauen. Das Grundstück
ist gespickt mit Überwachungskameras, Bewegungsmel-
dern und Wanzen. Die Fenster sind massiv vergittert, und
um die Türen gewaltsam zu öffnen, braucht man Spreng-
stoff.
Der Klüngel schläft bei Tag im Keller, der in kleinere
Bereiche aufgeteilt ist. Die Kellertür läßt sich von innen
13.05.2003, 09:13
 verriegeln. Zusätzlich hat jedes Mitglied des Klüngels ein
eigenes Schlafzimmer (um den Schein zu wahren) sowie
ausgedehnte Arbeitsbereiche für die Forschung.
Das Haus hat einen Hochgeschwindigkeits-Internetan-
schluß, der es dem Klüngel erlaubt, Informationen und
Neuigkeiten von überall aus der Welt zu erhalten, aber
auch Forschungsmaterial zu bekommen, das anderweitig
schwierig zu besorgen wäre.
DIE VAMPIRE
Vier Mitglieder des Klüngels kennen einander seit De-
kaden, arbeiten aber erst seit ein paar Monaten zusammen.
Sie sind nicht wirklich eine gut geölte Maschine (und wer-
den es wahrscheinlich nie sein), aber zumindest haben sie
einen Grund zur Kooperation. Die Existenz des Klüngels
ist kürzlich durch die erste Ausgabe einiger Dokumente,
deren Übersetzung sie an Ravnos in Europa und Amerika
geschickt haben, bekannt geworden. Momentan überlegt
der Klüngel ernsthaft, nach Amerika zurückzukehren.
Nach ihrem Besuch an der Stätte von Zapathasuras Zer-
störung, liefen die Dinge nicht mehr so angenehm wie zu-
vor.
LAWRENCE MAYHEW, DER ANFÜHRER
Hintergrund: Lawrence Mayhew ist ein in Oxford ausge-
bildeter Archäologe, der seiner Familie im ausgehenden
19. Jh. nach Indien folgte, um die dortigen Dschungel,
Tempel und Ruinen zu erforschen. Der Subkontinent, sei-
ne Kultur, seine Religion usw. hatten ihn schon immer fas-
ziniert.
Er verbrachte seine Jahre in Indien damit, alles auszu-
graben, was er fand und alles zu lernen, was es zu lernen
gab. Es war unvermeidlich, daß er eines Tages zuviel her-
ausfand. Dr. Mayhew fiel Jayakumar auf, einem Ravnos aus
der Brahmanen-Kaste, der sich für Mayhews Aktivitäten
interessierte. Zunächst näherte sich Jayakumar ihm als
Kollege und diskutierte mit ihm ausgiebig über Indien,
vom frühen Abend bis zum Morgen. Mayhew stellte oft
fest, daß er erst ein oder zwei Stunden nach Sonnenauf-
gang wieder im Haus seiner Eltern ankam.
KAPITEL DREI: WAISEN
89
CBRavnos03nach.p65 89
Nicht lange danach überzeugten Mayhews Gelehrsam-
keit und Neugier Jayakumar davon, daß er ein guter Rav-
nos der Brahmanen-jati werden würde. Natürlich sprach
Jayakumar nicht vorher mit Mayhew darüber. Jayakumar
arrangierte Ereignisse, die aussahen, als sei Lawrence bei
einem schrecklichen Unfall gestorben. Mayhew selbst aber
wurde zu Jayakumar gebracht und empfing dort den Kuß
in einer rituellen Zeremonie, die die Brahmanen-Ravnos
vorziehen.
Lawrence gewöhnte sich schnell an seinen neuen Zu-
stand, obwohl er den Verlust der Tagesstunden stark be-
dauerte. Die Tatsache, daß menschliche Gebrechen ihn
nicht mehr belasteten, war zunächst ein Geschenk, das al-
les bei weitem ausglich.
Jayakumar wollte Lawrences Rat in Bezug auf den We-
sten. Der Brahmane sah das rasche Herannahen der Zeit,
da die Ravnos ausziehen mußten, um sich auf den letzten
Ausbruch der asuratizayya vorzubereiten. Er wußte, daß sie
dazu vorbereitet sein mußten.
Nachdem Jayakumar alles erfahren hatte, was er brauch-
te, sandte er sein Kind weg. Lawrence, den sein Erzeuger
schon seit einer ganzen Weile langweilte, widersprach
nicht. Er ging nach Amerika, um die größtmögliche Ent-
fernung zwischen sich und Indien zu schaffen. Er brachte
es fertig, sich in die Fakultät von Harvard einzuschleichen
und verbrachte mehrere Dekaden bequem versteckt in
deren Hallen. In dieser Zeit schenkte Lawrence Johann
Matheson und Zachary Carter, seinen besten Studenten
(und Mitverschwörern) den Kuß.
Beschreibung: Lawrence Mayhew ist ein stattlicher
Gentleman, scheinbar Anfang 30, mit dunkelbraunem,
akkurat frisiertem Haar und braunen Augen. Er trägt ger-
ne konservative Abendkleidung, wenn er nicht gerade in
Gräbern herumwühlt.
Rollenspielhinweise: Sie sprechen leise und sind unauf-
fällig, es sei denn, daß Sie glauben, etwas unbedingt zu
brauchen; dann werden Sie geradezu hitzig und neigen
dazu, die Einwände Ihres Gegenüber einfach zu ignorieren.
Sie haben jahrzehntelange Erfahrung im Umgang mit wi-
derspenstigen Studenten, und es fällt Ihnen leicht, diese
Erfahrung auf andere auszudehnen. Wenn Sie sich aller-
dings unter Kainiten befinden, die älter sind als Sie, dann
halten Sie sich zurück, egal, wie dumm sie klingen. Ihre
Zeit mit Jayakumar hat Sie gelehrt, nicht mit denen zu
spielen, die mächtiger sind als Sie.
Erzeuger: Jayakumar
Wesen: Architekt
Verhalten: Direktor
Generation: 9.
Kuß: 1879
Sieht aus wie: 34
Körperlich: Körperkraft 3, Geschick 3, Widerstandsfähig-
keit 4
Gesellschaftlich: Charisma 4, Manipulation 3, Erschei-
nungsbild 3
Geistig: Wahrnehmung 5, Intelligenz 4, Geistesschärfe 3
Talente: Aufmerksamkeit 3, Ausweichen 2, Einschüchtern 2,
Empathie 1, Führungsqualitäten 3, Handgemenge 1,
Schauspielerei 4, Sportlichkeit 2
Fertigkeiten: Etikette 3, Fahren 2, Schußwaffen 2, Tier-
kunde 2, Überleben 3
NACH GEHENNA
13.05.2003, 09:13
 Kenntnisse: Akademisches Wissen 5, Computer 1, Lingui-
stik 2, Nachforschungen 4, Okkultismus 4, Politik 3
Disziplinen: Auspex 4, Beherrschung 2, Schimären 2,
Seelenstärke 3, Tierhaftigkeit 2
Hintergrund: Einfluß 1, Gefolgsleute 2, Kontakte 5, Res-
sourcen 5, Status 2
Tugenden: Gewissen 3, Selbstbeherrschung 5, Mut 3
Moral: Menschlichkeit 7
Willenskraft: 7
Laster: Keine größere Schwäche, aber es beschämt La-
wrence zutiefst. Er entdeckte, daß er eine Vorliebe dafür
hat, die Arbeit anderer zu stehlen und als seine eigene aus-
zugeben. Plagiieren ist ein häßliches Wort, und Lawrence
zieht es vor, sein Tun nicht als solches anzusehen, obwohl es
natürlich genau das ist. Er schmückt sich mit fremden Federn.
GWENDOLYN BRAND, DIE VISIONÄRIN
Hintergrund: Gwendolyn ist eine junge, ehrgeizige und
begabte Archäologin. Als Oxfordabsolventin hätte ihre
Karriere zu unglaublichen Entdeckungen in der Welt der
Sterblichen führen können, wäre sie nicht beim Stehlen
erwischt worden.
Gwendolyn war auf mehreren Ausgrabungen gewesen
und verkaufte mit Johann Matheson seltene Kunstwerke
und andere Objekte, die dabei gefunden worden waren,
auf dem Schwarzmarkt. Das Geschäft war einträglich ge-
nug, daß sie ihre Rechnungen bezahlen konnte, und
Gwendolyn sah das, was sie tat, nicht als falsch an. Letzt-
lich hatte sie die Sachen ja schließlich ausgegraben; warum
sollte sie nicht entscheiden, was sie weitergab und was nicht?
Leider fand einer ihrer Kollegen heraus, was vorging und
meldete sie. Als Ergebnis wurde ihr der Zugang zu den
Ressourcen der Uni gesperrt, und sie konnte einer Verhaf-
tung nur entgehen, weil sie früh genug daran dachte, ihre
Stammplätze nicht mehr aufzusuchen und Johann anzurufen.
Johann, der ohnehin vorhatte, Gwendolyn den Kuß zu
schenken, tat dies auf der Stelle. Er nahm sie mit zurück
nach Amerika, wo sie Johanns Erzeuger traf, Lawrence.
Lawrence war begeistert, in seinem Zirkel einen weiteren Ge-
lehrten aus Oxford zu haben, auch wenn es eine Frau war.
CLANBUCH: RAVNOS
90
CBRavnos03nach.p65 90
Bald darauf reiste ihr Klüngel nach Indien, um Hinwei-
sen nachzugehen, die ein unbekannter Wohltäter La-
wrence zugespielt hatte. Gwendolyns Fertigkeiten kamen
ihr auf dem Subkontinent zugute. Sie übersetzte nach dem
Besuch der Stätte, an der Zapathasura vernichtet worden
war, schnell einen Großteil der historischen Texte. Sie lei-
det seitdem unter täglichen Alpträumen über das Ereignis
und wacht gelegentlich Sanskrit sprechend auf, eine Spra-
che, die sie vorher nur mühsam übersetzen konnte. Gwen-
dolyn vermutet, daß, was auch immer von Zapathasuras
Geist noch übrig war, in ihren Leib eingedrungen ist.
Beschreibung: Gwendolyn ist eine große, schlanke Blon-
dine mit dunklen Augen. Sie raucht ständig und wählt ihre
Kleidung eher zufällig. Sie lächelt selten, und wenn, dann
meist über Mißgeschicke anderer.
Rollenspielhinweise: Bitter, zynisch und ständig gereizt
wegen des Kusses sind Sie hin- und hergerissen zwischen
der Rache an Johann, der Ihnen Ihre Sterblichkeit geraubt
hat, und Vergebung für ihn, weil er Sie aus England her-
ausgeschafft hat, bevor die Polizei Sie wegkarren konnte.
Verhalten Sie sich jedem gegenüber abweisend, bis Sie
überzeugt sind, daß er nicht so schlecht ist, wie Sie anfangs
dachten. Erzählen Sie niemandem von Ihrem Verdacht in
Bezug auf Zapathasura – man wird Sie für verrückt halten.
Selbst Sie tun das ja.
Erzeuger: Johann Matheson
Wesen: Rauhbein
Verhalten: Griesgram
Generation: 11.
Kuß: 1999
Sieht aus wie: 28
Körperlich: Körperkraft 2, Geschick 2, Widerstandsfähig-
keit 2
Gesellschaftlich: Charisma 2, Manipulation 3, Erschei-
nungsbild 3
Geistig: Wahrnehmung 5, Intelligenz 3, Geistesschärfe 4
Talente: Aufmerksamkeit 2, Einschüchtern 3, Empathie 3
Fertigkeiten: Schußwaffen 1, Überleben 3
Kenntnisse: Akademisches Wissen (Archäologie) 4,
Computer 2, Linguistik 4, Nachforschungen 3, Naturwis-
senschaften, Okkultismus 3
Disziplinen: Auspex 3, Schimären 1
Hintergrund: Kontakte 3, Mentor 1, Ressourcen 3
Tugenden: Gewissen 2, Selbstbeherrschung 5, Mut 3
Moral: Menschlichkeit 7
Willenskraft: 8
Laster: Gwendolyn stiehlt. Sie ist keine Kleptomanin, son-
dern entwendet nur wertvolle Dinge. Egal, ob sie diese
danach verkauft oder selbst behält, wenn sie etwas sieht,
das sie haben will, wird sie versuchen, es zu bekommen.
MARION FRENCH, DACOIT
Hintergrund: Marions Vater brachte ihr das Schießen bei,
noch bevor sie zwölf war, und noch vor ihrem 16. Geburts-
tag lernte sie kämpfen und sich verteidigen. Nach dem
High School-Abschluß trat sie für vier Jahre in die Armee
ein, bevor sie auf Kosten der Armee studierte.
Das bedeutet nicht, daß Marion eine wandelnde Kampf-
maschine wäre – weit davon entfernt. Sie war darin jedoch
sehr kompetent. Während ihres Studiums machte sie sich
ihre Kampffertigkeiten zunutze und verdingte sich als
13.05.2003, 09:13
 Leibwächterin, um ihre Kasse aufzubessern. Ihre lukrativ-
ste Anstellung und auch die, die ihr Leben am stärksten
veränderte, fand sie in der Nacht, als Johann Matheson sie
anheuerte.
Johann betonte, alles, was sie sehen würde, sei „nie gesche-
hen“ und nahm sie mit, um ein paar Leute wegen einer Liefe-
rung zu treffen. Doch die Situation eskalierte, die Leute reg-
ten sich auf, und einer zog eine Waffe. Marion tat zwar ihr
Bestes, um die Situation wieder in den Griff zu bekommen,
aber sie endete in einer Schießerei. Was sie irritierte, war die
Tatsache, daß Johann während dieses Kampfes von zwei Ku-
geln in die Brust getroffen wurde, aber nicht einmal ansatz-
weise so tot aussah, wie er es eigentlich hätte sein müssen.
Nach dieser Nacht nahm Johann Marion immer mit,
wenn er Unterstützung brauchte, und überredete sie, un-
geachtet dieser ersten schlechten Erfahrung weiterzuma-
chen. Sie machte ihre Arbeit zwar gut, doch war es unver-
meidlich, daß am Ende etwas schiefging. Die Kugeln
hätten sie getötet, wäre Johanns Vitæ nicht gewesen.
Beschreibung: Marion hat schwarzes Haar, dunkle Augen
und blasse Haut. Sie trägt Kleidung, die ihr maximale Be-
wegungsfreiheit gewährleistet und sie so wenig wie mög-
lich behindert.
Rollenspielhinweise: Sie trauen nur Johann, und ihm
trauen Sie auch nur weit genug, um sich von ihm in
Schwierigkeiten bringen zu lassen. Sie müssen sich sowie-
so mit ihm abgeben, da er ohne Sie spätestens am Wo-
chenende den Sonnenuntergang noch strahlender ma-
chen würde. In Sachen Nachforschungen sind Sie sehr
neugierig, haben dabei aber nicht so viel Übung wie die
anderen – ein Abschluß in westlicher Literatur ist nun mal
keine wirklich große Hilfe, wenn es darum geht, alte Rav-
noszufluchten auszuheben. Im Kampf setzen Sie Schimä-
ren sehr sparsam ein, um Ablenkungen zu erschaffen.
Erzeuger: Johann Matheson
Wesen: Überlebenskünstler
Verhalten: Casanova
Generation: 11.
Kuß: 1987
Sieht aus wie: Ende 20
KAPITEL DREI: WAISEN
91
CBRavnos03nach.p65 91
Körperlich: Körperkraft 3, Geschick 4, Widerstandsfähig-
keit 4
Gesellschaftlich: Charisma 2, Manipulation 2, Erschei-
nungsbild 2
Geistig: Wahrnehmung 3, Intelligenz 2, Geistesschärfe 4
Talente: Aufmerksamkeit 3, Ausdruck 3, Ausweichen 3,
Einschüchtern 2, Handgemenge 4, Szenekenntnis 2
Fertigkeiten: Etikette 1, Fahren 2, Heimlichkeit 2, Nah-
kampf 2, Schußwaffen 2, Tierkunde 2
Kenntnisse: Akademisches Wissen 3, Computer 1, Lin-
guistik 1
Disziplinen: Auspex 1, Schimären 3, Tierhaftigkeit 2
Hintergrund: Kontakte 2, Ressourcen 3
Tugenden: Gewissen 2, Selbstbeherrschung 3, Mut 5
Moral: Menschlichkeit 5
Willenskraft: 7
Laster: Marion hat zu Raubüberfällen und anderen unan-
genehmen Gewohnheiten gegriffen, um ihre Ressourcen
zu sichern. Sie hat sowohl die Fertigkeiten als auch die
Skrupellosigkeit, sich das, was sie haben will, von anderen
zu holen.
JOHANN MATHESON, ORDENTLICHER
STUDENT
Hintergrund: Johann studierte Mitte der 60er Jahre des
letzten Jahrhunderts in Harvard und brach das Studium
ein Jahr vor dem Examen ab, um gegen den Vietnamkrieg
zu protestieren und der Einberufung zu entkommen. La-
wrence Mayhew unterrichtete niemals wirklich, obgleich
er zur Fakultät Harvard gehörte. Er hatte jedoch ein Auge
auf vielversprechende Studenten und gab ihnen Gelegen-
heit, an privaten Diskussionen teilzunehmen. Er wollte
Johann diese Möglichkeit auch gerade anbieten, als der
junge Mann sein Studium aufgab. Ohne sich vom vermeint-
lichen Verlust eines für die Zukunft der Archäologie brillan-
ten Kopfes beirren zu lassen, überzeugte Lawrence Johann,
zumindest seine privaten Veranstaltungen zu besuchen.
Johanns Auffassungsgabe für Archäologie und verwand-
te Themen beeindruckte Lawrence so sehr, daß er sich
schon Jahre, ehe er es dann tatsächlich tat, entschloß, Jo-
hann den Kuß weiterzugeben. Leider hatte Johann eine
Vorliebe für chemische Experimente, die Dr. Mayhew miß-
billigte. Er versuchte, Johann davon zu überzeugen, die
Finger von Hasch und LSD zu lassen, aber Johann lachte
nur darüber und tat es als etwas, das doch jeder tue, ab.
In erster Linie lehnte Lawrence Johanns Drogenkonsum
ab, weil er seine „ fortgeschrittenen Studenten“ als Herde
benutzte und ihm das Vorhandensein von Drogen in Jo-
hanns Blut mißfiel. Johanns Brillanz entschädigte ihn je-
doch für alle Mängel, die Lawrence feststellte. Er schenk-
te Johann den Kuß hauptsächlich aus Einsamkeit, da er die
Aussicht auf jemanden, mit dem er seine Erfahrungen of-
fen diskutieren konnte, einfach extrem verführerisch fand.
Der Kuß heilte Johann nicht von seiner Faszination für
Drogen. Er trinkt immer noch regelmäßig von Sterblichen,
die unter dem Einfluß chemischer Drogen stehen, vor al-
lem, wenn diese Drogen genommen haben, die er noch nie
probiert hat. Dazu kommt, daß Johann Lawrences Kontak-
te benutzt hat, um auf dem lukrativen Schwarzmarkt für
gestohlenen Antiquitäten und archäologische Schätze Fuß
zu fassen. Lawrences schätzt das nicht, hat aber gelernt,
NACH GEHENNA
13.05.2003, 09:13

darüber Stillschweigen zu bewahren, nachdem Johanns
Anstrengungen mehrere einzigartige und interessante Ge-
genstände in den Besitz des Archäologen gebracht hatten.
Beschreibung: Johann ist ein jugendlich wirkender Mann
mit aschblondem Haar und grünen Augen. Er kleidet sich
stets der Situation angemessen: Trifft er Kunden, trägt er Ge-
schäftsanzüge und Krawatten. Will er jagen, kleidet er sich im
Stil der Subkulturen. In Indien ging er – sehr zur Belustigung
des Klüngels – zu Khakiuniform und Tropenhelm über.
Rollenspielhinweise: Sie geben sich jung und großspurig
und erwecken so den Eindruck, Sie könnten alles und
wollten alles versuchen – selbst wenn Sie damit falsch lie-
gen. Sie sind nicht dumm, leiden dafür aber an extremer
Selbstüberschätzung. Die Tatsache, daß Sie innerhalb von
dreißig Jahren bereits zwei Kinder gezeugt haben, zeugt
von einem Mangel an Genügsamkeit.
Erzeuger: Dr. Lawrence Mayhew
Wesen: Sensationsjunkie
Verhalten: Rebell
Generation: 10.
Kuß: 1971
Sieht aus wie: Anfang 20
Körperlich: Körperkraft 3, Geschick 3, Widerstandsfähig-
keit 3
Gesellschaftlich: Charisma 3, Manipulation 2, Erschei-
nungsbild 2
Geistig: Wahrnehmung 3, Intelligenz 4, Geistesschärfe 4
Talente: Aufmerksamkeit 2, Ausdruck 3, Ausflüchte 2,
Ausweichen 2, Führungsqualitäten 1, Szenekenntnis 2
Fertigkeiten: Fahren 2, Schußwaffen 1, Tierkunde 2,
Kenntnisse: Akademisches Wissen 4, Computer 2, Lin-
guistik 3, Nachforschungen 3, Okkultismus 4
Disziplinen: Auspex 2, Schimären 3, Tierhaftigkeit 3,
Hintergrund: Einfluß 1, Gefolgsleute 1, Herde 3, Kontak-
te 4, Mentor 2, Ressourcen 4
Tugenden: Gewissen 3, Selbstbeherrschung 2, Mut 3
Moral: Menschlichkeit 5
Willenskraft: 7
Laster: Sie handeln mit gestohlenen Artefakten, aber Ihr
eigentliches Laster sind Drogen. Sie probieren alles min-
CLANBUCH: RAVNOS
92
CBRavnos03nach.p65 92
destens einmal, meist jedoch viel häufiger. Sie versuchen,
Ihre Herde von ihren Lieblingsdrogen abhängig zu machen
(momentan XTC und Kokain) und trinken von ihren Mit-
gliedern, wenn sie high sind.
ANJALIKA UNDERWOOD
Hintergrund: Anjalika ist die Tochter einer Brahmanin
und eines englischen Lords. In Indien geboren und in Eng-
land aufgezogen, wuchs sie zweisprachig, sowohl mit der
Sprache der Mutter als auch der des Vaters, auf und wech-
selt mit erstaunlicher Leichtigkeit zwischen diesen beiden
hin und her. Um der klassischen Bildung willen studierte
sie in Oxford Literatur mit Schwerpunkt indische Schrif-
ten. Nach ihrem Abschluß luden die indischen Verwand-
ten die ganze Familie zu einem ausgedehnten Besuch ein.
Anjalika war sehr aufgeregt, da sie endlich die Orte sehen
wollte, über die sie gelesen hatte, um ihr Erbe besser zu
verstehen.
Doch der Aufenthalt war nicht gerade, wie sie es sich
vorgestellt hatte. Die Familie ihrer Mutter, Brahmanen,
waren für indische Verhältnisse wohlhabend. Aber die
Stadt war menschenüberfüllt, und Anjalika war von der
nackten Armut schier überwältigt. Sie war an England und
Europa gewöhnt, wo die Bevölkerungsdichte viel geringer
und der Lebensstandard viel höher war. Natürlich hatte sie
schon genügend Obdachlose gesehen, aber nicht auf je-
dem einzelnen Quadratmeter des Bürgersteigs.
Anjalika genoß jedoch auch einige Dinge an ihrem Auf-
enthalt: Sie hatte Zugang zur Universitätsbibliothek in
Kalkutta und traf Gelehrte, deren Arbeit sie eingehend
studierte. All das war angenehm bis auf die letzte Woche,
als ihre Verwandten sie zu einem „alten Freund der Fami-
lie“ namens Jayakumar mitnahmen. Jayakumar sah nicht
sehr alt aus und sprach noch bis weit in die Nacht hinein
mit Anjalika über die Geschichte Indiens, und den größ-
ten Teil dieser Zeit hatte Anjalika das Gefühl, er spreche
dabei aus eigener Erfahrung. Noch bevor die Nacht um
war, schenkte Jayakumar ihr den Kuß und verbot ihr, zu
ihrer Familie zurückzugehen.
Der Ravnosahn sagte, er würde ihrer Familie erzählen,
sie sei bei einem schrecklichen Unfall ums Leben gekom-
men und wünschte weiterhin, daß sie bei ihm bleibe, um
mehr über ihre Pflichten und Verantwortlichkeiten als
Ravnos aus der brahmanischen jati zu lernen. Anjalika ver-
suchte mehrmals, ihn zu verlassen, aber Jayakumar und
seine Gefolgsleute verhinderten jedesmal ihre Flucht. Er
behielt Anjalika über zehn Jahre bei sich, bevor er sie für
fähig genug erachtete, die Pflichten zu erfüllen, für die er
sie vorgesehen hatte.
Anjalika war darauf vorbereitet, mit ihrem Erzeuger
über diese Pflichten zu streiten. Sie verbrachte Jahre da-
mit, sich daran zu gewöhnen, Arbeiten zu verrichten, die
ihr nicht gefielen und vegetierte dabei Nacht für Nacht in
einem Zustand ständiger Verzweiflung vor sich hin. Jaya-
kumar befahl ihr, nach Boston zu gehen, dort eines seiner
umherziehenden Kinder – Lawrence Mayhew – zu finden
und es zu überzeugen, sobald wie möglich zu Jayakumar
zurückzukehren.
Jayakumar ermahnte Anjalika, diese Aufgabe sei nur der
erste Teil ihrer Pflicht und daß es für sie ein Desaster be-
deuten könne, wenn sie nicht zurückkehrte. Als moderne
13.05.2003, 09:13

Frau glaubte Anjalika ihm nicht. Indien zu verlassen war,
wie eine schwere Bürde abzuwerfen und sie in Brand zu
stecken. Sie hatte nicht die leiseste Absicht, wieder auf
den Subkontinent zurückzukehren, wenn sie erst einmal in
Europa war. Sie hatte allerdings vor, Dr. Mayhew zu tref-
fen, der ihr wahrscheinlich mehr über das berichten konn-
te, was Jayakumar sich zu erklären weigerte, vor allem, falls
er eines von Jayakumars älteren Kindern war.
Sie machte in London Halt, mit dem vagen Gedanken,
ihre Eltern zu besuchen, brachte es aber nicht über sich,
einfach bei ihnen einzulaufen und sie zu begrüßen – der
Kuß und die zehn Jahre, die danach kamen, wären für sie
eine unüberwindliche Barriere gewesen. Sie reiste weiter
nach Amerika und traf sich mit Lawrence Mayhew, dem
sie all ihre Erlebnisse mit Jayakumar berichtete.
Dr. Mayhew lud Anjalika ein, bei ihm in Boston zu blei-
ben und ihm zu helfen, einige Ereignisse aus der indischen
Mythologie in den Kontext der Geschichte der Ravnos zu
stellen, die sie beide bei ihrem Erzeuger gelernt hatten.
Nach der Woche der Alpträume und nachdem Lawrence
Päckchen unbekannten Ursprungs erhalten hatte, stimm-
te Anjalika zu, mit ihm nach Indien zu reisen, um zu er-
fahren, was passiert war. Sie befürchtet jedoch, Jayakumar
wandle immer noch auf Erden und werde ihr ihren Frie-
den wieder nehmen, sobald er sie wieder zu Gesicht be-
kommt.
Beschreibung: Anjalika ist eine kleine, zierliche Frau mit
langem, schwarzem Haar und grün-braun gesprenkelten
Augen. Ihre Haut ist dunkelbraun und nimmt einen asch-
farbenen Unterton an, wenn sie nicht regelmäßig trinkt.
Sie kleidet sich konservativ und bevorzugt dabei ein pro-
fessionelles Auftreten, um ja keine Aufmerksamkeit zu er-
regen.
Rollenspielhinweise: In der Gesellschaft von Menschen,
die Sie nicht kennen, sind Sie still und zurückhaltend, aber
das kann sich augenblicklich ändern, wenn die Rede auf
ein Thema kommt, bei dem Sie sich auskennen. Sie kön-
nen stundenlang über Passagen aus den Upanishaden oder
dem RG Veda diskutieren, wenn Ihnen die Möglichkeit
dazu gegeben wird. Sie hassen es jedoch, zuviel über Ihren
KAPITEL DREI: WAISEN
93
CBRavnos03nach.p65 93
Zustand des Untods nachzudenken oder zu diskutieren –
Sie trinken nur, wenn es absolut nötig ist, bezeichnen aber
die Aspekte der kainitischen Existenz mit Euphemismen.
Der einzige Aspekt, der Sie an Ihrem Dasein als Ravnos
nicht abstößt, ist die Fähigkeit, mit Tieren zu sprechen
und sich mit ihnen zu verstehen.
Erzeuger: Jayakumar
Wesen: Pädagoge
Verhalten: Büßer
Generation: 9.
Kuß: 1975
Sieht aus wie: 24
Körperlich: Körperkraft 2, Geschick 3, Widerstandsfähig-
keit 2
Gesellschaftlich: Charisma 3, Manipulation 2, Erschei-
nungsbild 3
Geistig: Wahrnehmung 3, Intelligenz 4, Geistesschärfe 3
Talente: Ausdruck 4, Ausflüchte 2, Ausweichen 1, Empa-
thie 2, Handgemenge 1
Fertigkeiten: Etikette 3, Fahren 1, Tierkunde 4
Kenntnisse: Akademisches Wissen 4, Computer 1, Lin-
guistik 3, Nachforschungen 2, Okkultismus 3
Disziplinen: Auspex 1, Schimären 2, Tierhaftigkeit 5,
Hintergrund: Gefolgsleute 1, Mentor 2, Ressourcen 1
Tugenden: Gewissen 4, Selbstbeherrschung 3, Mut 3
Moral: Menschlichkeit 7
Willenskraft: 6
Laster: Um die Aufmerksamkeit von Ihren Fehlern abzu-
lenken, betonen und übertreiben Sie Makel, die Sie bei
anderen sehen. Sind Sie erst einmal in Fahrt gekommen,
werden Sie jeden, der Sie irritiert oder beleidigt, gründlich
demütigen. Wenn es sich bei dieser Person um ein anderes
Kainskind handelt, ist es gut möglich, daß Sie es so weit
treiben, bis Sie eine Raserei auslösen.
DIE VERWENDUNG DER GRABRÄUBER
Die Grabräuber scheinen eine semi-permanente Basis in
Kalkutta und eine weitere ständige in Boston, Massachu-
setts (genauer gesagt: Harvard) zu haben. Im Jahr 2001
hielt sich der Klüngel in Amerika auf, um das nächste Pro-
jekt zu besprechen. Das nächste Unterfangen könnte ihn
überall hin und zu beinahe jeder Handlung führen, vor al-
lem, wenn diese etwas mit den letzten Nächten zu tun hat.
Mit seinen Nachforschungen könnte er einen mächti-
gen Methusalem eines beliebigen Clans stören oder zufäl-
lig über Informationen stolpern, die aktuell sehr nützlich
sein könnten. Da die Grabräuber Ravnos sind, könnte je-
der Prinz sich entschließen, ihnen den Aufenthalt in sei-
ner Domäne zu verwehren, was Probleme verursachen
würde (und sie dazu bringen könnte, andere Charaktere
um Hilfe zu bitten, besonders, wenn sich etwas, das sie
wollen, in einem Museum oder einer Bibliothek innerhalb
der verbotenen Domäne befindet).
Alternativ könnten Johanns Schwarzmarktaktivitäten
ihm etwas in die Hände spielen, das einem in der Heimat-
domäne der Charaktere ansässigen Ahnen wichtig ist, was
wiederum zu weiteren Intrigen führen könnte, wenn der
Ahn versucht, den begehrten Gegenstand für sich zu be-
kommen. Dabei könnten die Charaktere sowohl von der
einen als auch von der anderen Seite her mit hineingezo-
gen werden.
NACH GEHENNA
13.05.2003, 09:13
 Die Grabräuber sind keine typischen Ravnos – kein ein-
ziger von ihnen ist ein „Zigeuner“, und jeder von ihnen hat
Ziele, die jenseits von Schwindeln, Lügen oder Stehlen lie-
gen. Sie alle sind ob der apokalyptischen Gerüchte und
Ereignisse in den letzten Jahren besorgt. Einige von ihnen
können den roten Stern schon sehr klar sehen, denn sie
alle überlebten die traumatische Woche der Alpträume
und standen auf dem Schlachtfeld, wo der Vorsintflutliche
der Ravnos um seine Existenz gekämpft und verloren hat-
te. Sie sind nicht unbedingt zentral für die Ereignisse, aber
sie haben eine gute Vorstellung von dem, was vor sich geht
– vielleicht eine bessere als viele andere.
Weiterhin stellt sich die Frage nach ihrem Gönner. Die
Abschnitte über Marcia Felicia Licinia und Durga Syn
weisen darauf hin, daß eine von beiden oder gar beide ir-
gendwie damit zu tun haben, aber das muß nicht zwingend
der Fall sein. Wer auch immer der Gönner des Klüngels ist,
er könnte die Charaktere mit derselben Leichtigkeit in
ähnliche Nachforschungen verwickeln, um die Chancen,
noch mehr Informationen zusammenzutragen, zu erhöhen.
Was geschieht aber, wenn dieser Gönner schließlich
kommt und die Früchte der Arbeit seiner Stellvertreter
ernten will?
ÜBERLEBENDE
TATIANA STEPANOVA, ALASTORIN
Hintergrund: Tatiana Stepanova war die Tochter eines
russischen Adligen, die sich mit einem umherziehenden
Geschichtenerzähler eingelassen hatte. Nach ihrer Geburt
hatte ihr Vater das Gefühl, mit ihr sei etwas nicht in Ord-
nung und hatte deshalb nie viel für das Mädchen übrig.
Als Tatiana älter wurde, beruhte diese Abneigung auf Ge-
genseitigkeit. Sie wuchs als ungehorsames Kind auf und
tat, was sie nur konnte, um ihre Eltern zu schikanieren.
Als Tatiana herausfand, daß ihre Eltern vorhatten, sie in
eine andere Familie zu verheiraten, um ein Bündnis zu fe-
stigen, war sie wütend. Als sie den ungepflegten alten Kerl,
der ihr Mann werden sollte, traf, war sie außer sich. Sie
beschloß zu fliehen, ehe die arrangierte Ehe ihrer Existenz
CLANBUCH: RAVNOS
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CBRavnos03nach.p65 94
allen Frieden rauben konnte. In den Jahren, die auf ihre
Flucht folgten, mußte sie allein überleben lernen. Oft tarn-
te sie sich als Mann, um unerwünschte Aufmerksamkeit zu
vermeiden und begann, andere auszurauben, wenn sie keine
andere Möglichkeit mehr hatte, sich durchzubringen.
Eines Nachts, als sie gerade in das Haus eines Kauf-
manns einbrach, sah sie, wie ein Mann einen anderen in
den Hals biß und scheinbar von ihm trank. Verängstigt ver-
suchte sie, sich zu verstecken, bevor er sie bemerkte.
In der nächsten Nacht sah Tatiana den Mann wieder,
jedoch nur kurz. In den folgenden Wochen erhaschte sie
immer wieder flüchtige Blicke auf seine Person und Hin-
weise auf seine Anwesenheit, doch nichts Eindeutiges.
Ihre Raubzüge wurden immer schwieriger, gerade so, als
lege ihr jemand bewußt Steine in den Weg. Die Zeiten
wurden magerer, doch trotz der vielen Schwierigkeiten
schaffte sie es, zu überleben.
Nach sechs Monaten gab sich der Mann Tatiana zu er-
kennen. Es war in einer kalten Winternacht, der Schnee
türmte sich in hohen Wehen auf. Das erste, das ihr auffiel,
war, daß man seinen Atem nicht dampfen sehen konnte.
Da sie Vampirlegenden kannte, drehte sie sich um, um
davonzurennen, fand ihn aber wartend hinter sich. Sie
kam nur um ein Haar davon. In der folgenden Nacht wie-
derholte sich diese Szene, und auch in den folgenden zwei
Wochen wurde Tatiana von dieser bizarren Erscheinung
heimgesucht. Es dauerte nicht lange, bis sie sich in ihrem
Zimmer verkroch und sich fragte, wann er sie einfach tö-
ten würde.
Dieser Augenblick kam bald. Als er ihr das Blut nahm,
glaubte sie, sterben zu müssen, sie hätte nicht gedacht, daß
er sie zu einer Ravnos machen würde. Vasilij, ihr Erzeuger,
brachte ihr nur wenig über die Kainskinder bei, sondern
benutzte sie primär wegen ihrer Begabung als Einbreche-
rin. Er begriff nicht ganz, wie ausgeprägt ihr Talent für
Täuschung war.
Tatiana verabscheute den Kuß zutiefst – der Blutdurst
verstieß in höchstem Maße gegen ihren Respekt vor der
Menschlichkeit, und der starke innere Zwang, ihr wahres
Ich zu verschleiern, störte sie in einer Art und Weise, die
sie nicht ganz verstehen konnte. Sie hatte sich zwar schon
Jahre vor dem Kuß vor anderen versteckt, aber nun hatte
sie das Gefühl, gar keine andere Wahl zu haben. Vasilij
glaubte, das Ravnosblut manifestiere sich im inneren
Wunsch zu stehlen, einem Zwang, den er auszuschlachten
versuchte.
Tatiana brauchte 30 Jahre, um sich aus Vasilijs Fängen
zu befreien, wonach sie die wenigen Kleinigkeiten an In-
formationen, die ihr Erzeuger ihr gegeben hatte, dazu be-
nutzte, sich ihren Weg in die kainitische Gesellschaft zu
bahnen. Sie sah ein, daß es besser war, den anderen Kaini-
ten, die sie traf, nützlich zu sein, statt sich gegen sie zu stel-
len. Anfangs ängstigte sie die Macht dieser Kainskinder
noch, doch sie erkannte auch, daß deren Macht auch die
ihre sein konnte. Durch die sorgfältige Anwendung des
Systems von Gefallen und Gegengefallen und ihrer Fähig-
keit, sich so nützlich zu machen, wie es gerade nötig war,
tauschte sie ihre Dienst gegen Wissen und das Erlernen
von Disziplinen, die ihr nicht gegeben waren, ein.
Nachdem sie mehr über die anderen Clans herausgefun-
den hatte, reiste Tatiana durch Europa, traf weitere Kaini-
13.05.2003, 09:13
 ten, handelte mit ihnen und sammelte so viele Informa-
tionen, wie sie brauchte, um sich besser tarnen zu können.
Letztlich legte sie sich auf eine Brujah-Identität fest, die
sie im Laufe der Zeit durch Erfahrungen in Rußland und
Frankreich ersonnen hatte. Tatiana umgab sich während
der französischen Revolution mit mehreren anderen Bru-
jah, beschloß kurz danach jedoch, in die relativ jungen
Vereinigten Staaten überzusiedeln.
Sie wanderte ständig umher, wobei sie Identitäten als
Gangrel und Malkavianerin und auch ihr zweites Ich als
Brujah etablierte. Sie lernte schnell, Kontakte mit dem
Sabbat zu meiden und verbrachte ihre Zeit in Camarilla-
Domänen. Bei ihren routinierten Bemühungen, sich nütz-
lich zu machen, traf sie auf eine Archontin des Clans Ven-
true namens Lucinde und arbeitete bei mehreren
Gelegenheiten mit ihr zusammen.
Im 20. Jh. wurde Tatiana auch mit Anarchen konfron-
tiert und verbrüderte sich mit Lilith Storm – einer promi-
nenten Brujah-Anarchin aus Seattle –, als Petrodon plötz-
lich vernichtet wurde. Tatiana hatte zwar von einer Intrige
gegen einen der Justikare gehört, konnte allerdings nicht
genügend Informationen darüber zusammentragen, bevor
Pedron in Asche verwandelt wurde. Sie kontaktierte Lu-
cinde, um sie vor Unruhen unter den Anarchen zu war-
nen, jedoch nur, um eine Einladung der frischgebackenen
Justikarin des Clans Ventrue zu erhalten, die ihr anbot, als
eine ihrer Archontinnen zu arbeiten. Ihre erste offizielle
Mission war, Lucinde bei der Ergreifung Geninas zu helfen,
einer Samedi, auf die von der Camarilla weltweit die Blut-
jagd ausgerufen war.
Tatiana kennt Danya, eine Kunstdiebin unter den Rav-
nos, die auf der Roten Liste der von der Camarilla „meist-
gesuchten Verbrecher“ steht und auf die ebenfalls weltweit
die Blutjagd ausgerufen ist. Sie sieht Danya als Rivalin an
und wünscht sich nichts mehr als ihre Vernichtung.
Als die Nacht der Alpträume über die Ravnos herein-
brach, konnte Tatiana sich kaum der Raserei entziehen.
Sie behielt ihre Beherrschung hauptsächlich, weil wenige
Ravnos in der Nähe waren. Die brutalen Eindrücke und
Gefühle zwangen sie dazu, sich so lange zu verstecken, bis
dieses Ereignis zu Ende war, um sich vor jeglichen potenti-
ellen Konsequenzen zu schützen. Was mit dem Rest des
Clans geschah, weiß sie nicht und ist wegen dem, was sie
als persönlichen Angriff auf sich selbst sieht, sehr verstört.
Beschreibung: Tatiana Stepanova ist eine recht attrakti-
ve schwarzhaarige Frau. Wie alle Kainiten hat sie bleiche
Haut, ein Effekt, den sie allerdings mittels Kosmetik und
Verdunklung ausgleicht. Sie kultiviert ihr furchteinflößen-
des Bild und präsentiert sich wesentlich gefährlicher, als sie
in Wirklichkeit ist. Ihr starrer Blick hat bisher mehr als einen
Erstgeborenen oder Prinzen Nerven gekostet, die versuchten,
ihre Aufmerksamkeit von ihrer Domäne abzulenken.
Als eine der Alastorinnen trägt auch Tatiana die charak-
teristische Tätowierung in der Innenfläche ihrer linken
Hand und benutzt Handschuhe oder Disziplinen, um sie
zu verstecken.
Rollenspielhinweise: Erlauben Sie niemandem, Ihr wah-
res Ich zu erkennen – halten sie es unter unendlich vielen
Schichten von Täuschungen verborgen. Erstellen Sie so
viele Identitäten, wie Sie brauchen, um mit Personen auf
jeder Ebene der sterblichen oder kainitischen Gesellschaft
KAPITEL DREI: WAISEN
95
CBRavnos03nach.p65 95
verhandeln zu können, um zu bekommen, was Sie wollen.
Wenn Sie sich dazu in der einen Nacht als Anarchin und
in der nächsten als Ahnin der Camarilla ausgeben müssen,
dann tun Sie es einfach. Jeder, den Sie treffen, ist ein po-
tentielles Werkzeug – zögern Sie nicht, jeden zu rekrutie-
ren, der Ihnen dabei helfen kann zu bekommen, was Sie
wollen und ebensowenig, ihnen zu geben, was Sie ihnen
schulden. Erwecken Sie bei Neugeborenen den Eindruck
der Rechtschaffenheit (sie sind immer noch jung genug,
um an solchen Quatsch zu glauben), um sie dann nach
Belieben auszunutzen.
All Ihre Selbstsicherheit verdeckt nur die massive Para-
noia, jemand könnte etwas über Sie erfahren. Jeder, der
dieser Wahrheit zu nahe kommt, muß neutralisiert oder –
wenn nötig – vernichtet werden.
Erzeuger: Vasilij Vasilevich
Wesen: Überlebenskünstler
Verhalten: Richter
Generation: 8.
Kuß: 1764
Sieht aus wie: 22
Körperlich: Körperkraft 3, Geschick 3, Widerstandsfähig-
keit 3,
Gesellschaftlich: Charisma 5, Manipulation 5, Erschei-
nungsbild 2
Geistig: Wahrnehmung 4, Intelligenz 5, Geistesschärfe 5
Talente: Aufmerksamkeit 3, Ausflüchte 5, Ausweichen 3,
Einschüchtern 4, Empathie 3, Führungsqualitäten 4,
Handgemenge 2, Sportlichkeit 2
Fertigkeiten: Etikette 3, Fahren 1, Heimlichkeit 3, Nah-
kampf 3, Tierkunde 2, Überleben 3
Kenntnisse: Akademisches Wissen 2, Linguistik 2, Nach-
forschungen 5, Okkultismus (Vampir-Clans) 4, Politik 3,
Rechtskunde (Camarilla) 3
Disziplinen: Geschwindigkeit 2, Präsenz 4, Schimären 5,
Seelenstärke 2, Stärke 2, Tierhaftigkeit 2, Verdunkelung 3
Hintergrund: Gefolgsleute 2, Kontakte 5, Ressourcen 4,
Status 4, Verbündete 4
Tugenden: Gewissen 2, Selbstbeherrschung 5, Mut 3
Moral: Menschlichkeit 5
Willenskraft: 8
Laster: Infiltration. Tatiana nutzt ihre Fertigkeiten der
Verkleidung und Täuschung, um unterschiedliche Identi-
täten und die Zugehörigkeit zu anderen Clans vorzugeben.
Sie würde nie versuchen, sich als Tremere oder Ventrue
vorzustellen, aber sonst ist kein anderer Clan vor ihr si-
cher. Sie genießt es besonders, die zu manipulieren, die das
Konzept des „Clans“ über die Norm hinaus als bindend
und brüderlich betrachten. Dieser Zwang entspringt der
ständigen Notwendigkeit, ihre wahre Identität vor ande-
ren zu verstecken. Dieser innere Drang ist so extrem, daß
sie ihr Bestes tun wird, um jeden, der zuviel über sie weiß,
auszuschalten.
SANJAY CHAKRABARTI, ABTRÜNNIGER
KSHATRIYAS
Hintergrund: Sanjay Chakrabarti wurde in Neu Delhi als
Sohn einer Familie geboren, die auf knapp 2,5 Quadratme-
tern auf dem Bürgersteig lebte. Sanjay verabscheute seine
gesellschaftliche Position als Mitglied der untersten Kaste
und verfluchte seine Eltern dafür, ihn zur Welt gebracht zu
NACH GEHENNA
13.05.2003, 09:13
 haben. Statt sich seiner Rolle anzupassen, tat er sich mit
ein paar anderen, ebensowenig wie er von ihrem Stand im
Leben Begeisterten, zusammen und begann eine lukrative
Karriere als auf Touristen spezialisierter Straßenräuber.
Eines Nachts fanden Sanjay und seine Kumpane ein po-
tentielles Opfer, das nach einem reichen Europäer aussah,
ohne allerdings zu erkennen, daß der blasse Teint dieses
Mannes andere Gründe hatte als den Rassenhintergrund.
Als sie den Mann mit ihren Messern und Drohungen kon-
frontierten, lachte er nur. Der größte Junge, Ekaja, ging auf
den Mann zu, um ihn anzugreifen, fiel aber nach dem zwei-
ten Schritt schreiend zu Boden. Keiner der anderen Jungs
konnte erkennen, was Ekaja so schwer verletzt hatte, aber
er hörte sich an, als sei er zerrissen worden. Ein zweiter
junger Schläger rannte auf den Mann zu, und auch er fiel
schreiend hin. Der Rest von ihnen rannte weg – außer
Sanjay. Als der Opportunist, der er immer gewesen war,
sagte er zu dem Mann: „Zeig mir deine Magie.“
Also brachte der Mann Sanjay seine Magie bei. Er war
ein Ravnos der Kaste der Kshatriyas („Krieger“), über ein
Jahrhundert vorher als Ravnos erschaffen, um gegen die
asuratizayya zu kämpfen. Er brachte Sanjay die richtige
Haltung und das adäquate Benehmen bei, um zu den Ks-
hatriyas zu passen. Fünf Jahre vergingen, bis Sanjay einen
anderen Ravnos traf, und weitere zehn verstrichen, bis sein
Erzeuger, Vivek, der Meinung war, er sei nun bereit, mit in
den Kampf gegen die asiatischen Kainskinder zu ziehen.
Sanjay gefiel seine neue Existenz bis auf einen Punkt: Er
hatte nun das Geld, die elegante Kleidung und die Frau-
en, die er immer wollte – doch als Untoter konnte er diese
Annehmlichkeiten nicht wirklich genießen. Er erlernte die
Gaben, die den Ravnos eigen sind und lernte kämpfen, frön-
te aber auch anderen, unangenehmeren Beschäftigungen.
Sanjay war von der Tatsache angewidert, daß sein Seins-
zustand es unmöglich machte, sterblichen Aktivitäten
nachzugehen. Er rekrutierte seine sterblichen Freunde,
ihm so viel wie nötig zu helfen und machte Ekaja zum
Ghul. Ekaja diente ihm auch als Stellvertreter für weltli-
che Freuden. Der Ghul brachte Frauen in Sanjays Zuflucht
und erniedrigte sie vor Sanjays anerkennenden Augen
CLANBUCH: RAVNOS
96
CBRavnos03nach.p65 96
gründlich. Hatte eine Frau endlich genügend Entwürdi-
gungen über sich ergehen lassen, fand Sanjay an dieser
Beschäftigung keinen Spaß mehr, trank sie aus und ließ
Ekaja die Überreste beseitigen. Vivek wußte von Sanjays
Exzessen und versuchte, sie einzuschränken und Sanjay
beizubringen, solchen Versuchungen zu widerstehen.
Doch Sanjay hörte nicht auf ihn.
Als sich in Indien Gerüchte verbreiteten, die asurati-
zayya hätten ihre bereits lange prophezeite Invasion des
Westens begonnen, und zwar in Kalifornien, gehörte Vivek
zu denen, die sich dorthin begaben, um die Sache zu un-
tersuchen. Er nahm Sanjay mit, um ein Auge auf ihn zu
haben, aber auch, um ihn weiter in den Pfad des Paradox
einzuführen.
Schon bei der Ankunft in L. A. hatten Vivek und San-
jay den ersten Kontakt mit dort ansässigen Kainiten und
begannen, nach den Aufenthaltsorten der asuratizayya zu
suchen, um sie zu vernichten. Aber noch ehe die beiden
und die anderen Ravnos viel ausrichten konnten, brach
die Woche der Alpträume herein. Vivek wehrte sich gegen
die Raserei und versuchte, sein Tier auf einen Ghul zu
übertragen, um sich unter Kontrolle zu halten. Doch San-
jay versuchte nicht, zu widerstehen. Statt dessen fiel er
über seinen Erzeuger her, als dieser abgelenkt war, und ver-
schlang seine Seele. In dieser schrecklichen Tat fand San-
jay eine Freude, die alles was er bislang bereut hatte, auf-
wog und übertraf. Also wünschte er sich, diese Freude
wieder zu erleben.
Seit der Woche der Alpträume ist Sanjay der Meinung,
er wolle lieber seinen Trieben frönen, als in einem Krieg
zu kämpfen, der ihn nicht interessiert. L. A. war also die
perfekte Stadt für ihn: Die Stadt der Engel ist das für den
Massenkonsum erschaffene Destillat der gesamten Deka-
denz Amerikas, und Sanjay ist mehr als erfreut darüber,
daran teilhaben zu können. Er bereut es, Vivek diableriert
zu haben, aber er will dieses Gefühl auch unbedingt noch
einmal erleben.
Was die sterbliche Welt angeht, so hat sich Sanjay auf
Drogenhandel und Prostitution verlegt. Zusammen mit
Ekaja festigte Sanjay langsam seinen Einfluß auf einige
sterbliche Banden. Bisher ist ihm allerdings noch unklar,
daß er damit das Territorium fremder Kainiten betritt und
daß nur das Chaos, das durch die Invasion der östlichen
Kainskinder entstand, ihn rettete. Doch das Chaos löst
sich schnell wieder auf.
Beschreibung: Sanjay ist ein junger Inder mit kurzem
schwarzem Haar und dunkler Haut. Er trägt stets die mo-
dernste amerikanische Kleidung, die er sich leisten kann.
Bei Geschäften mit amerikanischen Kainiten versucht er,
eine ruhige und respektvolle Fassade zu wahren, doch
manchmal bricht seine Verachtung für die westlichen
Vampire doch hervor.
Rollenspielhinweise: Sie sind’s einfach! Wenn Sie Ihre
Karten richtig spielen, regieren Sie in zwei Jahren die Stra-
ßen. Aber Sie wollen auch nicht den Ärger der ange-
stammten Kainiten auf sich ziehen, also werden Sie nichts
überstürzen. Wenn es sein muß, spielen Sie ihre Spiele mit
– respektieren Sie die Prinzen, Erstgeborenen und Ar-
chonten, solange es nötig ist und warten Sie den Moment
ab, wo Sie diese Leute verschlingen können, wie Sie einst
Ihren Erzeuger verschlangen.
13.05.2003, 09:13
 Erzeuger: Vivek Lalji
Wesen: Monster
Verhalten: Abweichler
Generation: 10.
Kuß: 1958
Sieht aus wie: 17
Körperlich: Körperkraft 3, Geschick 3, Widerstandsfähig-
keit 3
Gesellschaftlich: Charisma 2, Manipulation 3, Erschei-
nungsbild 3
Geistig: Wahrnehmung 3, Intelligenz 3, Geistesschärfe 4
Talente: Aufmerksamkeit 2, Ausflüchte 2, Ausweichen 3,
Führungsqualitäten 1, Handgemenge 3, Szenekenntnis 4
Fertigkeiten: Etikette 1, Fahren 3, Nahkampf 2, Schuß-
waffen 2, Tierkunde 2
Kenntnisse: Linguistik 1, Nachforschungen 1, Politik 2
Disziplinen: Schimären 3, Seelenstärke 2, Tierhaftigkeit 1
Hintergrund: Einfluß 1, Gefolgsleute 1, Herde 3, Kontak-
te 2, Ressourcen 3, Ruhm 1, Status 1
Tugenden: Gewissen 1, Selbstbeherrschung 2, Mut 2
Moral: Menschlichkeit 4
Willenskraft: 5
Laster: Anfangs war Sanjays Lieblingsverbrechen, Frauen
zu benutzen und zu töten. Seit er die Diablerie für sich
entdeckte, hat er jedoch das Interesse am Töten Sterbli-
cher verloren. Trotzdem tut er es gelegentlich, um zu wis-
sen, ob er dabei noch die gleiche Verzückung empfinden
kann wie früher. Er tut das nicht oft, vor allem nicht mehr,
seit ein Mord die Polizeinachforschungen beinahe zu Eka-
jas Haustür (und so auch zu ihm) geführt hätte.
BRIAN THOMPSON
Hintergrund: Brian wuchs mit Blues auf. Die eine Hälfte
seines Lebens verbrachte er damit, sich zu wünschen, er
könne ihn spielen und die andere Hälfte damit, es wirk-
lich zu lernen. Als Jugendlicher nahm er jede Arbeit an, die
er finden konnte, um sich eine Gibson Les Paul, einen Mars-
hall-Verstärker und Gitarrenunterricht leisten zu können.
Trotzdem fehlt seiner Musik etwas. Brian konnte es
nicht einmal genau sagen – es war etwas, das da war, wenn
er Stevie Ray Vaughn hörte, aber in seiner eigenen Musik
nicht zu existieren schien. Mag sein, daß er einfach nur
sein größter Kritiker war oder vielleicht fehlte ihm in
Wahrheit das Gespür, den echten Blues zu spielen.
Brian versuchte, sich ein paar Bands anzuschließen, aber
dabei kam er nie sehr weit, und jeder neue Versuch führte
nur zu größerer Enttäuschung. In der Nacht nach seinem
letzten fehlgeschlagenen Versuch, in der er beschloß, die
Musik aufzugeben und ernsthaft Geld zu verdienen, bekam
er eine letzte Chance. Er erhielt eine Einladung, sich mit
einem Mann in einem Blues-Club namens „The Cross-
roads“ in New Orleans zu treffen. Aus der Einladung ging
implizit hervor, daß dieser Mann glaubte, Brian habe Poten-
tial und er selbst könne helfen, wo Brian gescheitert war.
Brian ging ins „Crossroads“. Was machte schon eine wei-
tere Enttäuschung, wo sich schon so viele andere ange-
sammelt hatten? Als er ankam, war sonst niemand mehr
im Club, nur der Mann, der ihm die Einladung geschickt
hatte. Der Mann bot Brian etwas zu trinken an und bat
ihn, ein paar Lieder zu spielen. Der Alkohol traf Brian wie
ein Vorschlaghammer, und die Musik floß so frei wie nie
KAPITEL DREI: WAISEN
97
CBRavnos03nach.p65 97
zuvor. Brian hatte das Gefühl, der seltsame Mann habe
einfach in sein Innerstes gegriffen und die verborgensten
Teile seiner Seele hervorgeholt.
„Ich kann dir helfen, den Blues zu spielen, aber du mußt
dafür auch etwas für mich tun“, sagte der Mann. Brian
nahm das Angebot an und spielte zehn Jahre lang wie nur
wenige andere zuvor. Die Tatsache, daß ihn der Mann na-
mens Legba ständig brauchte, um irgendwelche Dinge für
ihn zu tun, störte Brian nicht weiter. Zuerst waren es Klei-
nigkeiten wie Botengänge. Als die Jahre verstrichen, wur-
den die Aufgaben immer schwieriger und gefährlicher.
Binnen fünf Jahren brachte Legba Brian dazu, eine Leiche
für ihn zu entsorgen. Der junge Musiker hatte das Gefühl,
sich Legbas Forderungen nicht verweigern zu können, egal
wie sehr er es auch versuchte.
Brians Musikerkarriere war nicht steil, aber er war auch
keine Niete. Er hatte einen Plattenvertrag mit BMI und
veröffentlichte sechs Alben in den zehn Jahren seines Pak-
tes mit Legba. Er hatte gerade sein erstes Angebot für eine
große Amerikatour bekommen, als Legba zu ihm kam und
sagte es sei nun an der Zeit, richtig für die Musik zu bezah-
len. Daraufhin schenkte er Brian den Kuß.
Da er lernen mußte, mit dem Kuß und den Bedürfnis-
sen, die er weckt, zurechtzukommen, ging er nicht auf
Tour, sondern zog sich von der Öffentlichkeit zurück. Es
wird gemunkelt, er arbeite an seiner nächsten CD, doch
niemand weiß Genaues.
Als Zapathasuras Fluch beide ein Jahr später in die Ra-
serei trieb, kämpften Brian und Legba miteinander. Einige
Nächte später hatte Brian sich wieder erholt, aber von
Legba fehlt seitdem jede Spur. Er weiß nicht, ob Legba
noch existiert oder ob er vernichtet wurde, aber er würde
gerne die Wahrheit kennen.
Beschreibung: Brian ist ein jugendlich wirkender Weißer,
der oft Jeans und Leder trägt. Gelegentlich eifert er den
Modepräferenzen seiner Blues-Idole nach, hat aber sein
eigentliches Image noch nicht entwickelt. Sein Haar ist
struppig und ungekämmt, und er war gerade dabei, sich
einen Bart wachsen zu lassen, als Legba ihm den Kuß
schenkte.
NACH GEHENNA
13.05.2003, 09:13
 Rollenspielhinweise: Sie sind unnahbar. Sie wollen nie-
manden in Ihre Nähe lassen, solange Sie nach menschli-
chem Blut gieren. Sie versuchen gerade, an Ihrem näch-
sten Album zu arbeiten, aber die Kreativität, die Sie vor
dem Kuß empfanden, scheint zerronnen. Wenn Sie ein
Lied schreiben, müssen Sie dabei um jede Kleinigkeit rin-
gen, was Sie an den Rand des Wahnsinns treibt. Wenn an-
dere um Sie herum sind, versuchen Sie, Ihre Frustration
zu verstecken und eine nette Miene aufzusetzen.
Erzeuger: Papa Legba
Wesen: Bonvivant
Verhalten: Casanova
Generation: 10.
Kuß: 1997
Sieht aus wie: Ende 20
Körperlich: Körperkraft 2, Geschick 4, Widerstandsfähig-
keit 3
Gesellschaftlich: Charisma 3, Manipulation 2, Erschei-
nungsbild 3
Geistig: Wahrnehmung 2, Intelligenz 2, Geistesschärfe 3
Talente: Ausweichen 1, Empathie 2, Handgemenge 2,
Sportlichkeit 1, Szenekenntnis 2
Fertigkeiten: Fahren 2, Tierkunde 2, Überleben 1, Vortrag
(Blues) 4
Kenntnisse: Akademisches Wissen 1, Computer 2
Disziplinen: Schimären 1, Seelenstärke 2, Tierhaftigkeit 2
Hintergrund: Herde 3, Kontakte 3, Ressourcen 2, Ruhm 3
Tugenden: Gewissen 3, Selbstbeherrschung 2, Mut 3
Moral: Menschlichkeit 6
Willenskraft: 6
Laster: Vertrauensmißbrauch. Brian hatte bisher zwar kei-
ne Gelegenheit dazu, aber sobald er jemandem näher-
kommt, wird er sich getrieben fühlen, sich im schlimmst-
möglichen Moment gegen diese Person zu wenden. Da er
allerdings erst eine Beziehung aufbauen müßte, ehe er sie
zerstören kann, ist es unwahrscheinlich, daß sich dieser
Zug oft zeigen wird.
KHALIL RAVANA
Khalil Ravana emigrierte kürzlich von Indien in die
USA und erweiterte seinen Horizont vom Stehlen von
Brieftaschen zum Stehlen von Seelen. Er verkaufte Infor-
mationen an den Sabbat, spielte für einen neugeborenen
Setiten bei einer Geiselnahme den Unterhändler und wurde
eine Zeitlang in die Pläne eines Ravnos-Ahnen verwickelt.
Khalil hatte das Glück, trotz seiner Nähe zu dem Ort,
wo Zapathasura vernichtet wurde, die Woche der Alpträu-
me zu überleben. Er begegnete dem Setiten-Ahnen Hesha
Ruhadze und handelte nach einer wenig vertrauenserwek-
kenden ersten Begegnung mit ihm aus, daß dieser ihn nach
Amerika schmuggeln würde. Als Gegenleistung für diese
Freifahrt nach Westen gab Khalil Hesha Informationen
über das „Auge des Hazimel“, ein Artefakt, nach dem der
Setit suchte.
In den Vereinigten Staaten angekommen, trampte Kha-
lil nach New York City. Vor und während dieser Reise spür-
te er telepathische Beeinflussungen durch einen unbe-
kannten Ahnen und widerstand ihnen. In New York
angekommen, wurde er zu einem jungen Setiten geleitet –
Heshas früherem Ghul. Khalil hielt diesen Neugeborenen
als Geisel fest, um den Ahnen zu ködern. In dieser Zeit traf
CLANBUCH: RAVNOS
98
CBRavnos03nach.p65 98
er die Gangrel Ramona, die bereits Erfahrungen mit dem
„Auge des Hazimel“ gemacht und den Fluch, den es trug,
gesehen hatte: schreckliche Wunden und Stigmata, die
nicht einmal mit den Kräften des Blutes Kains zu heilen wa-
ren. Khalil erfuhr von dem Ahnen, der ihn nach New York
geführt hatte, wie diese Wunden geheilt werden konnten.
Khalil verkaufte dieses Wissen Sabbat- und Camarilla-
Kainskindern in New York, da Mitglieder beider Sekten
Verletzungen durch das Auge erlitten hatten. Als Gegen-
leistung dafür, daß er sie lehrte, wie sich diese Wunden
heilen ließen, verlangte der Ravnos Informationen über
Heshas Aufenthaltsort. Leider nutzte ihm dieses Wissen
nicht viel. Khalil verkaufte diese Information über den
Aufenthalt des Auges des Hazimel im Austausch gegen
mächtiges Blut an den Sabbat. Dafür erhielt er Informa-
tionen über ein kürzlich erschaffenes Kind des Prinzen von
New York City.
Doch leider sind Geschäfte mit dem Sabbat nie sicher –
auch nicht für Khalil. Ihm wurde klar, daß es gefährlicher
als je zuvor war, vom Blute Ravnos’ abzustammen: Einer
der Kainiten, mit denen Khalil Geschäfte gemacht hatte,
ein Verräter aus den Reihen der Ventrue, fand heraus, wie
es um die aktuelle Situation des Clans Ravnos stand und
war deshalb der Meinung, es sei ein leichtes, sich Khalil
Ravanas zu entledigen. Doch der Ventrue hatte sich ver-
rechnet und fiel dem Schicksal anheim, das eigentlich
Khalil zugedacht war: Der Ravnos raubte dem Ventrue das
Herzblut.
Nach dieser Tat wurde Khalil süchtig nach Diablerie,
und seine bisherige Geduld mit seiner Setiten-Geisel hat-
te ein Ende. Bald jedoch stellte er fest, daß seine Allianz
mit Ramona sich nun rächte. Ramona hatte Mitleid mit
seiner Geisel entwickelt und befreite den Setiten. Doch es
sollte noch schlimmer kommen, denn sie hatte Hesha ge-
funden und führte ihn zu Khalil. Der hilflose Ravnos
konnte der eigens für ihn aufgestellten Falle nur knapp
entkommen.
Nun hat Khalil vielleicht mehr Feinde in New York als
irgend jemand sonst, da er sowohl die Camarilla als auch
den Sabbat betrogen hat. Doch damit nicht genug: Seine
13.05.2003, 09:13
 Abhängigkeit von der Diablerie führte dazu, daß er einen
armen Teufel namens Ghose, der zu seinem eigenen Clan
gehörte, diablerierte und dessen sterbliche Familie zu Ghu-
len machte. Anschließend verließ Khalil New York, um
nach Chicago zu gehen. Er ist weiterhin ein Sklave seiner
Sucht ohne wirkliche Verbündete und wird von den Ma-
nipulationen anderer Ahnen heimgesucht.
Beschreibung: Egal wie sehr sich Khalil anstrengt, er kann
seinen Ursprung als Bastard nicht verhehlen. Selbst in ei-
nem 3000-Dollar-Anzug sieht er immer noch wie ein Un-
berührbarer in einem 3000-Dollar-Anzug aus. Sein Haar
reicht knapp bis auf die Schultern, und seine Gesichtszüge
sind so fein, daß sie schon fast katzenhaft wirken. Als Kha-
lil den Kuß empfing, trug er einen Dreitagebart, den er nur
dann abrasiert, wenn er ansehnlich aussehen soll und an-
sonsten ignoriert.
Rollenspielhinweise: Überleben Sie. Sie wissen, daß Sie
es können und werden, Sie müssen nur alles tun, was nö-
tig ist. Eines Nachts werden Sie es schaffen, alles herum-
zureißen, aber bis dahin werden Sie einige Opfer bringen
müssen, und eines davon wird vielleicht auch Ihre
Menschlichkeit sein.
Erzeuger: unbekannt
Wesen: Rauhbein
Verhalten: Autokrat
Generation: 9. (bei Erschaffung wahrscheinlich 11. Gene-
ration)
Kuß: 1878
Sieht aus wie: Ende 20
Körperlich: Körperkraft 2, Geschick 4, Widerstandsfähig-
keit 4
Gesellschaftlich: Charisma 3, Manipulation 3, Erschei-
nungsbild 3
Geistig: Wahrnehmung 4, Intelligenz 2, Geistesschärfe 4
Talente: Aufmerksamkeit 3, Ausflüchte 3, Ausweichen 3,
Einschüchtern 2, Empathie 2, Handgemenge 1, Szene-
kenntnis 5
Fertigkeiten: Fahren 1, Heimlichkeit 4, Sicherheit 3, Tier-
kunde 2, Überleben 5, Vortrag 4
Kenntnisse: Linguistik 2, Nachforschungen 3, Okkultis-
mus 2, Rechtskunde 2
Disziplinen: Auspex 1, Beherrschung 1, Schimären 4,
Seelenstärke 4, Tierhaftigkeit 2, Verdunklung 1
Hintergrund: Kontakte 3, Ressourcen 3, Ruhm 1
Tugenden: Gewissen 2, Selbstbeherrschung 3, Mut 2
Moral: Menschlichkeit 4
Willenskraft: 9
DURGA SYN
Durga Syns lange Geschichte ist mit der des weiblichen
Nosferatu-Methusalems Baba Yaga verwoben. Zu Lebzei-
ten war Durga Syn eine Priesterin einer vorchristlichen
Religion, die die Natur verehrte. Ihr Verständnis der My-
sterien und ihre Beherrschung der Riten brachten ihr ei-
nen Ruf ein, der sich weit über ihre Heimat hinaus verbrei-
tete. Übernatürliche Wesen wie Sterbliche suchten bei ihr
Rat und Hilfe. So war es nur eine Frage der Zeit, bis die
Hexe, Baba Yaga, vom Ruf dieser jungen Priesterin erfuhr.
Baba Yaga kam zu Durga Syn und versprach ihr mehr
Macht, als sie als Sterbliche je haben würde. Ebenso bot
sie ihr eine Ewigkeit, um diese Macht zu perfektionieren
KAPITEL DREI: WAISEN
99
CBRavnos03nach.p65 99
und die Natur weiter zu studieren und verstehen. Durga
Syn lehnte das Angebot ab. Daraufhin verfluchte die Hexe
Durga Syn und ihr Heimatland für alle Zeiten. Dieser
Fluch verwandelte die junge Frau ein eine alte, zerbrechli-
che Karikatur ihres früheren Ichs.
Kurz darauf zogen Kreuzritter durch Durga Syns Heimat
und töteten sie fast. Als sie im Sterben lag, kam Baba Yaga,
um ihr erneut den Kuß zu offerieren, fand aber unerwarte-
te Konkurrenten. Ravnos waren gekommen, um Durga
Syn das gleiche Angebot zu machen. Sie lenkten Baba
Yaga mit Illusionen ab, während einer von ihnen der Prie-
sterin gegen ihren Willen den Kuß schenkte.
Abgestoßen von dem, was aus ihr geworden war, lenkte
sich Durga Syn damit ab, bei jeder sich bietenden Gele-
genheit Krieg gegen Baba Yaga und ihre Untertanen zu
führen, wenn auch vielleicht nur, um vorzugeben, ihre
Seele nicht ganz verloren zu haben. Nachdem Baba Yaga
in Starre gefallen war, wandte Durga Syn viel Zeit dafür
auf, die Zuflucht der Hexe zu finden und die Pläne der rus-
sischen Nosferatu zu durchkreuzen.
Zeitweilig beriet Durga Syn den teuflischen Vlad den
Pfähler und stand ihm bei seiner fortschreitenden Suche
nach Golconda bei. Es heißt, sie habe viele der Desaster,
die die Kainskinder heimsuchten, vorhergesagt: angefan-
gen vom Anarchenaufstand bis hin zum Fall der Vorgän-
ger der Giovanni. Sie entwickelte sogar Rituale, die es ihr
ermöglichten, Baba Yagas Fluch zeitweise zu bannen, fand
jedoch keine endgültige Erlösung davon.
In der letzten Dekade des 20. Jh. verschwand Durga Syn
scheinbar. Sie war in Rußland, als dort eine übernatürliche
Macht anscheinend alle Kainiten der Nation gefangen-
hielt. Doch in Wahrheit führte sie wieder aktiv Krieg ge-
gen die frisch aus der Starre erwachte Baba Yaga. Die Wo-
che der Alpträume störte jedoch ihre Anstrengungen. Ihre
Kinder waren gezwungen, sie zu pfählen, damit sie diese
schreckliche Zeit überstand und Zapathasuras Fluch we-
der ihr noch ihnen schaden konnte. Just als sie danach
ihre Kräfte bereitgemacht hatte, um direkt gegen Baba
Yaga ins Feld zu ziehen, vernichtete ein unbekannter Kai-
nit die Hexe ohne größere Anstrengung.
Nach der Woche der Alpträume und Baba Yagas Ver-
nichtung wurde der Fluch beträchtlich schwächer, so
schwach, daß Durga Syn ihn nun ohne große Mühe für
ganze Nächte bannen kann. Sie geht davon aus, daß er in
ein oder zwei Jahren ganz verschwunden sein wird. Sie be-
hält aber weiterhin ihre gebrechliche Erscheinung bei, um
ihre wahre Macht zu verbergen.
Durga Syn hat einen schweren Verdacht, was die Woche
der Alpträume verursacht haben könnte, hofft aber in-
ständig, daß sie falsch liegt. Ihr ist bewußt, daß Gehenna
bereits begonnen hätte, sollte ihre Vermutung richtig sein.
Deshalb sucht sie fieberhaft nach weiteren Zeichen für den
Beginn Gehennas. Baba Yagas Vernichtung verstärkt nur
ihre Vermutung, daß der Vorsintflutliche der Nosferatu
erwacht sein könnte und nun durch die Lande wandelt.
Durga Syn zieht es vor, andere anzuleiten, um zu finden,
was sie sucht, da sie besorgt ist, daß direkte Interaktion die
Aufmerksamkeit von Mächten, denen sie noch nicht ge-
wachsen ist, erregen könnte. Vor kurzem gab sie einem
Klüngel von Ravnos ausreichend Informationen, um Ah-
nenzufluchten in Indien zu finden und hoffentlich so mehr
NACH GEHENNA
13.05.2003, 09:13
 Licht ins Dunkel um die Woche der Alpträume zu bringen.
Die Angehörigen dieses Klüngels glauben, mit einem Ghul
zu verhandeln.
MATA HARI
Mata Hari ist am bekanntesten aufgrund der Spionage-
vorwürfe gegen sie, derentwegen sie auch durch ein Er-
schießungskommando exekutiert wurde. Unbekannt ist,
daß sie in jüngeren Jahren die Aufmerksamkeit eines indi-
schen Ravnos auf sich zog, als sie östliche Tänze studier-
ten. Mata Haris exotische Tänze drehten sich um Shiva,
einen der Götter, die dieser Ravnos in seinen sterblichen
Tagen verehrt hatte.
Mata Haris Tanz erinnerte ihn an seine Tage in der Son-
ne, und so verfolgte er ihre Karriere. Zu seiner Enttäu-
schung führte diese nicht sehr weit, Mata Hari schlug sich
letztlich als Nackttänzerin durch. Danach verlor er das
Interesse an ihr, da er der Ansicht war, sie habe die Rein-
heit ihrer Kunst befleckt, nur eines vermeintlichen Gewin-
nes wegen.
15 Jahre später sah er ihr Gesicht wieder. Mata Hari
wurde der Spionage für die Deutschen beschuldigt und
sollte erschossen werden. Der Ravnos besuchte sie im Ge-
fängnis und bot ihr die Kraft seines Blutes an, um sie durch
diese Tortur zu geleiten, worauf das Geschenk der Un-
sterblichkeit folgen sollte. Sie nahm sein Angebot an, und
er lieh ihr seine Widerstandskraft für die Exekution. Ob-
wohl sie daraufhin tot schien, war sie quicklebendig.
Die Ghule des Ravnos beschafften Mata Haris Leiche und
brachten sie zu ihrem Herrn zurück, der ihr sofort den Kuß
schenkte. Im Gegenzug dafür tanzte sie für ihn, wann immer
ihn die Lust danach überkam. Sie hatte auch beträchtliche
Schläue und Vorsicht entwickelt, die nur ihren Erfahrungen
während des ersten Weltkriegs und ihrer intimen Begegnung
mit dem Tod zu verdanken waren. Doch sie verspürt keiner-
lei Wunsch danach, diese Erfahrung zu wiederholen.
Schließlich reisten die beiden nach Amerika. Die, die
von Mata Haris Kuß wußten, glauben, sie und ihr Erzeu-
ger hätten neue Identitäten angenommen, als sie in die
Vereinigten Staaten kamen.
Gerüchten zufolge soll sie nun für Archonten, Prinzen und
andere schillernde Figuren der Camarilla und der Unabhän-
gigen arbeiten und so ihre Fähigkeiten als Spionin nutzen.
MARCIA LICINIA
Marcia Felicia Licinia stammt aus einer kleinen Linie
von Ravnos, die im mittelalterlichen Frankreich versuch-
ten, den Tugenden der Ritterlichkeit gemäß zu leben. Mar-
cia verschwand während der Inquisition, ihr Erzeuger
mehrere Jahrzehnte zuvor. Der Rest dieses Geschlechts fiel
angeblich entweder dem Tier anheim oder wandte sich in
diesen schnellebigen Zeiten anderen, weniger strikten mo-
ralischen Richtlinien zu. Vor ihrem Verschwinden ver-
brachte Marcia viel Zeit damit, ihre östlichen Vettern aus
Indien zu erforschen und versuchte, die Absicht hinter
deren Einzug nach Europa zu erkennen.
Nach ihrer dritten Expedition kehrte sie Mitte des 15. Jh.
nach Paris zurück – nur wenige Nächte, bevor ihre kunst-
voll und sorgfältig angelegte Zuflucht bis auf die Grund-
mauern niedergebrannt wurde. Von da an gingen die mei-
sten Kainiten davon aus, Marcia habe der endgültige Tod
CLANBUCH: RAVNOS
100
CBRavnos03nach.p65 100
ereilt. Ebenso glaubte man ihre Studien über den Pfad des
Paradox und seine Abarten wie auch ihre ausgiebigen
Schriften über die Clansgeschichte zerstört. Die Theorien
darüber, wer oder was das Feuer verursacht haben könnte,
reichen von Anarchen über strenge Roma-Ravnos, die
glaubten, niemand außerhalb der Familie dürfe den Kuß
erhalten, bis hin zur Inquisition und Hexenjägern, doch
niemand fand jemals die Wahrheit heraus oder interessier-
te sich nach einer Weile noch dafür.
Kurz nach der Woche der Alpträume tauchten Marcias
Schriften in den Händen einiger Ravnos auf, die gerade
versuchten, den Grund für die Woche der Alpträume zu
finden. Obgleich kein direkter Beweis existiert, der auf
Marcia als Quelle dieser Schriften hindeutet, wurden sie
durch ein paar neue Beobachtungen vervollständigt.
Es scheint unwahrscheinlich, daß ein Ahn von Marcias
Macht die Woche der Alpträume überlebt hat. Auf der
anderen Seite aber wimmelt es nur so von Gerüchten über
mächtige Ahnen und Methusalems, die vor dieser Woche
in Starre lagen, von den Kämpfen und dem darauffolgen-
den Fluch geweckt wurden und vielleicht einfach nur des-
halb überlebten, weil sei zu schwach waren, um der Rase-
rei zu erliegen. Sollten diese Gerüchte wahr sein, könnte
eine Handvoll mächtiger Ravnos-Ahnen in der Tat über-
lebt haben. Sollte das der Fall sein, könnten sie zu gefähr-
lichen Jokern in den letzten Nächten werden.
SPIRIT CREEK
Die kumpaniya, die als „Spirit Creek“ bekannt ist, ist
vielleicht gar keine Ansammlung von Ravnos, sondern
vielmehr ein Klüngel anderer Kainiten, das von einem der
wenigen übriggebliebenen Scharlatanen geführt wird. Der
Anführer der Gruppe, Doug Schoeneck, ist der einzige be-
kannte Ravnos dieses Klüngels, das noch drei weitere Mit-
glieder umfaßt.
Getarnt als Gitarrenband spielt dieser Klüngel ein ge-
fährliches Spiel, indem er zwischen den schwachen Cama-
rilla-Domänen Milwaukee und Chicago und der vom Sab-
bat durchsetzten Stadt Detroit hin- und herpendelt. Für
außenstehende Betrachter pflegt diese Gruppe eine Art
Piratensender-Unlebensstil. Sie bringt ihre Underground-
Musik überallhin, wo sie für einen Abend spielen kann.
Andere sind der Ansicht, die Ziele der Gruppe seien gar
nicht so einfach zu durchschauen. Es grassieren Gerüchte,
die das Klüngel mit nomadischen Sabbatrudeln oder einer
Gruppe von Gangrel-Archonten, die zuletzt außerhalb
Chicagos in Aktion gesehen wurden, in Verbindung brin-
gen und sogar solche, die sie für die Augen eines unbe-
kannten Inconnu-Monitors halten. Vielleicht ist es wahr-
scheinlicher, daß sie mit anderen Ravnos kommunizieren
(daraus macht dieser Klüngel schließlich kein Geheimnis)
und dabei ihre Tourneen als Gelegenheiten nutzen, um
herauszufinden, was Dougs Clansbrüder über die zeitge-
nössische Geschichte des Clans wissen.
Wenn eines über den Spirit Creek-Klüngel sicher ist,
dann, daß diese Gruppe Zugang zu einem gewaltigen Netz-
werk von Kontakten hat, dessen Mitglieder von Schwarz-
markthändlern bis hin zu Besitzern sicherer Zuflüchte rei-
chen. Spirit Creek handelt in erster Linie mit Informationen
und hat fast mit Sicherheit jedem eine passende Gegenlei-
stung zu bieten, der etwas weiß, was sie nicht wissen.
13.05.2003, 09:13
 NAME: WESEN: GENERATION:
SPIELER: VERHALTEN: ERZEUGER:
CHRONIK: KONZEPT: ZUFLUCHT:

KÖRPERLICH
Körperkraft .......................
Geschick ............................
Widerstandsfähigkeit ........
ATTRIBUTE
GESELLSCHAFTLICH GEISTIG
Charisma ........................... Wahrnehmung ..................
Manipulation .................... Intelligenz ..........................
Erscheinungsbild ............... Geistesschärfe ...................

TALENTE
Ausdruck ...........................
Aufmerksamkeit ...............
Ausflüchte .........................
Ausweichen .......................
Einschüchtern ...................
Empathie ...........................
Führungsqualitäten ..........
Handgemenge ...................
Sportlichkeit .....................
Szenekenntnis ...................
FÄHIGKEITEN
FERTIGKEITEN
Etikette ..............................
Fahren ...............................
Handwerk ..........................
Heimlichkeit .....................
Nahkampf ..........................
Schußwaffen .....................
Sicherheit ..........................
Tierkunde ..........................
Überleben ..........................
Vortrag ...............................
KENNTNISSE
Akademisches Wissen ......
Computer ..........................
Finanzen ............................
Gesetzeskenntnis ..............
Linguistik ..........................
Medizin ..............................
Nachforschungen .............
Naturwissenschaften ........
Okkultismus ......................
Politik ................................

HINTERGRUND
..........................................................
..........................................................
..........................................................
..........................................................
..........................................................
VORTEILE
DISZIPLINEN TUGENDEN
.......................................................... Gewissen/
.......................................................... Überzeugung .....................
.......................................................... Selbstbeherrschung/
.......................................................... Instinkt ..............................
.......................................................... Mut ....................................

VORZÜGE/ SCHWÄCHEN MENSCHLICHKEIT/ PFAD GESUNDHEIT

Blaue Flecken:
Verletzt: -1
Schwer verletzt: -1
Verwundet: -2
WILLENSKRAFT Schwer verwundet: -2
Verkrüppelt: -5
Außer Gefecht:

SCHWÄCHE
BLUTVORRAT
Süchtig nach einem Laster.

RavnosRevSheet.p65 101 06.05.2003, 13:04

 NAME: SPIELER:

ANDERE EIGENSCHAFTEN
.......................................................... ..........................................................
.......................................................... ..........................................................
.......................................................... ..........................................................
.......................................................... ..........................................................
.......................................................... ..........................................................
.......................................................... ..........................................................
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..........................................................
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..........................................................
..........................................................
..........................................................

RITUALE ERFAHRUNG
NAME STUFE SUMME:
INSGESAMT AUSGEGEBEN:
VERWENDET AUF:

GEISTESSTÖRUNGEN

BLUTSBANDE/VINCULI
BAND AN: WERT: BAND AN: WERT:

KAMPF
WAFFE SCHWIERIGKEIT SCHADEN REICHWEITE SCHUSSFOLGE MAGAZIN VERSTECK RÜSTUNG

RavnosRevSheet.p65 102 06.05.2003, 13:04

 NAME: SPIELER:

ERWEITERTER HINTERGRUND
VERBÜNDETE WICHTIGE KONTAKTE

HERDE WEITERE KONTAKTE

MENTOR GEFOLGSLEUTE

EINFLUSS RESSOURCEN

CLANPRESTIGE STATUS

BESITZTÜMER
MITGEFÜHRTE AUSRÜSTUNG VORHANDENE AUSSTATTUNG

JAGDGRÜNDE FAHRZEUGE

ZUFLUCHTSORTE
LAGE BESCHREIBUNG

RavnosRevSheet.p65 103 06.05.2003, 13:04

 NAME: SPIELER:

PERSÖNLICHE GESCHICHTE
PRÄLUDIUM

PERSONENBESCHREIBUNG
ALTER:
SIEHT AUS WIE:
GEBURTSDATUM:
TODESTAG:
HAARFARBE:
AUGENFARBE:
HAUTFARBE:
NATIONALITÄT:
GRÖSSE:
GEWICHT:
GESCHLECHT:

ILLUSTRATION
DIAGRAMM DES KLÜNGELS CHARAKTERSKIZZE

RavnosRevSheet.p65 104 06.05.2003, 13:04