C L A N B U C H : C L A N B U C H :

Ein Quellenband für Vampire: Die Maskerade

C L A N B U C H : C L A N B U C H :

Ein Quellenband für Vampire: Die Maskerade

 C L A N B U C H :

VON CLAYTON OLIVER

Assamiten00.p65 1 16.05.2002, 14:54

 MITARBEITER BESONDEREN DANK
Autor: (SONDERAUSGABE SCHWARZE NETZE)
Clayton Oliver AN:
Zusätzliches Material zum Vertrag von Tyros: Uncas „im Wort” Marzenell für G7, Holger „Fieber-
Graeme Davis traum“ Raab für Everquest statt SL, Astrid „Erst-SL“ Mos-
Zusätzliches Material zum Theater der Dunkelheit: ler für einen souveränen Einstand, Oliver „Schneider“
Deirdre Brooks Hoffmann für Wiener Akzente am Telefon, Jasmin „trink
Entwicklung: diesen Sekt!“ Borst für das Duett des Jahres, Dominik „Ei-
Justin Achilli senmann“ Heinrici für beherzte Griffe ins Lenkrad, Barba-
Illustrationen: ra „auf der Jagd“ Robisch fürs Dazustoßen in letzter Mi-
Mike Danza, Michael Gaydos, Leif Jones, Andy Trab- nute, Steffen „Baal’Askur“ Klevar für Entspannungsdro-
bold und Christopher Shy gen, Christian „Sport ist Mord“ Sieber für eine Absage in
Umschlagillustration: allerletzter Minute, Thorsten „Nelken?!“ Marek für ge-
John Van Fleet meinsame Rauchvorlieben sowie an alle NSC und SC, die
Deutsch von: sich mit uns den Ränken der Baali stellten.
Fabian Bohlmann und Oliver Hoffmann
Lektorat:
Oliver Hoffmann
Art Director und Umschlaggestaltung:
Oliver Graute
Satz und Layout:
Angela Voelkel
Korrektorat:
Hendrik Seipp
Mitarbeiter der US-Originalausgabe:
James Stewart (Lektorat), Richard Thomas (Art Director),
Becky Jollensten (Umschlaggestaltung, Satz und Layout)

© 2002 Feder & Schwert

© White Wolf Publishing 2000
Unter Lizenz von White Wolf 1993
Originaltitel: Clanbook: Assamite
Gesetzt aus der GoudyOISt BT
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck außer zu Rezensionszwecken nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.
Charakterblätter dürfen ausschließlich zum persönlichen Gebrauch fotokopiert werden.
Die in diesem Buch beschriebenen Charaktere und Ereignisse sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit zwischen den
Charakteren und lebenden oder toten Personen ist rein zufällig.
Clanbuch: Assamiten ist ein Produkt von Feder&Schwert unter Lizenz von White Wolf 1993. Jegliche Copyrights lie-
gen, sofern nicht anders vermerkt, beim White Wolf Game Studio. White Wolf, Vampire: The Masquerade, Vampire:
The Dark Ages, Mage: The Ascension, World of Darkness und Aberrant sowie Werewolf: The Apocalypse, Wraith:
The Oblivion, Changeling: The Dreaming, Werewolf: The Wild West, Mage: The Sorcerers Crusade, Wraith: The
Great War, Trinity, Guide to the Camarilla, Guide to the Sabbat, Vampire Storytellers Handbook und Clanbook: Ven-
true sind eingetragene Warenzeichen oder Copyrights von White Wolf. Alle Rechte vorbehalten. Alle Namen, Titel,
Charaktere und Text des vorliegenden Werkes sind © White Wolf.
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CLANBUCH: ASSAMITEN
2

Assamiten00.p65 2 16.05.2002, 14:55

 C L A N B U C H :

INHALT
EINLEITUNG: AUS DEM VERTRAG VON TYROS ..................................5
KAPITEL EINS: WIE SCHNELL WIR VERGASSEN ..................................7
KAPITEL ZWEI: GEBETE AN GEBORSTENEN STEIN ............................ 31
KAPITEL DREI: SÖHNE UND TÖCHTER HAQIMS ............................ 79

INHALT
3

Assamiten00.p65 3 16.05.2002, 14:55

Assamiten00.p65 4 16.05.2002, 14:55
 IM JAHRE DES HERRN 1496...

Da wir,die Ahnen und Kinder der Clans der Ventrue, Tremere, Toreador, Nosferatu, Gangrel,
Brujah und Malkavianer, in Bruderschaft und im gegenseitigen Einvernehmen und gutem
Glauben versammelt und im folgenden die Camarilla genannt, deren Angehörige die wah-
ren und einzigen Erben Kains sind, ein Ende der ungesetzlichen und diableristischen Prak-
tiken der Rebellen, im folgenden der Clan derAssamiten genannt, wünschen;

und da
besagter Clan der Assamiten wünscht, daß besagte Camarilla sich bei der vollkommenen
und absoluten Auslöschung des Clans der Assamiten zurückhält,

aus diesem Grunde

stimmen alle Parteien, die dieses Abkommen unterzeichnen und seine Zeugen werden
darin überein, daß die folgenden Artikel zwischen den Parteien, ihren Nachkommen und
ihren Dienern als bindend gelten und von diesem Tage an bis in alle Ewigkeit Gültigkeit
besitzen...
... Der Clan der Assamiten wird fortan davon ablassen, das Blut anderer Kainiten zu
rauben und als Garantie für seine Bereitschaft, dies zu tun, sich einem Ritual unterzie-
hen, das von den Ahnen des Clans Tremere ausgeübt wird und das Blut von Kainskindern
für Angehörige des Clans der Assamiten giftig werden läßt...
... Der Clan der Assamiten soll von nun an friedlich in dem Territorium verbleiben, das
ihm von der Camarilla zugesprochen ward und das er als sein historisches Eigentum be-
trachtet. Er soll weder dieses Gebiet ausdehnen, noch soll er Unruhe unter den dort leben-
den Sterblichen stiften und sie dazu bewegen, sich in andere Gebiete auszubreiten. Weder
einzelne Angehörige noch Gruppen des Clans der Assamiten sollen außerhalb dieser Gren-
zen reisen, auch dürfen sie weder Mitglieder noch Diener jedweder Art außerhalb ihres
Territoriums ziehen lassen. Die Prinzen der Camarilla haben das auf immer gültige Recht,
eine Blutjagd gegen jeden Assamiten innerhalb ihrer Lehen auszurufen und brauchen kei-
nen weiteren Grund als die Zugehörigkeit zum Clan der Assamiten anzuführen, um die
Blutjagd auf diese Kainskinder zu rechtfertigen...
... Die Verteidigungseinrichtungen der Festung Alamut werden soweit entfernt, daß die
Festung nicht länger in der Lage ist, sich gegen eine Belagerung oder einen Angriff von
Seiten der Camarilla oder ihrer Streitkräfte zur Wehr zu setzen. Der Clan der Assamiten
erlaubt der Camarilla, Beobachter zu entsenden, die die Erfüllung dieses Passus bestätigen
sollen. Es wird als Bruch des Vertrages angesehen, wenn die Festung Alamut wiederbe-
waffnet werden oder an anderer Stelle eine ähnliche Festung errichtet werden sollte, und
eine weltweite Blutjagd wird auf diejenigen ausgerufen, die den Bruch begannen...
... Die Camarilla unterläßt fortan alle Aktionen, die gegen den Clan der Assamiten ge-
richtet sind und verletzt auch nicht ohne die Zustimmung aller Mitglieder eines Kon-
vents der Camarilla die Grenzen des ihm zugesprochenen Territoriums. Die Clans der Ca-
marilla geloben, nicht länger Mitglieder des Clans Assamiten als Attentäter anzuheuern
und all jenen, die gegen diese Bestimmung verstoßen, jedweden Schutz ihrer Clans zu ent-
ziehen und eine Blutjagd auf sie auszurufen. Der Clan der Assamiten unterbindet jegli-
che Aktivitäten seiner Mitglieder, sich als Attentäter anwerben zu lassen...
EINLEITUNG: AUS DEM VERTRAG VON TYROS
5

Assamiten00.p65 5 16.05.2002, 14:56

Assamiten01.p65 6 15.05.2002, 10:52
 KAPITEL EINS:
WIE SCHNELL
WIR VERGASSEN

Die Wahrheit soll euch frei machen.

- Motto der Central Intelligence Agency
der USA

Führe Krieg durch Täuschung.

- Motto von Israels Institut für Spionage
und spezielle Unternehmungen (Mossad)

Aus der Chronik des Herzbluts, dem zweiten Kapitel aus
dem Buch der Letzten Nächte; fast identisch erschienen in
den Gleichnissen des Blutes.
... und so kam es, daß in jenen Nächten das Haus Haqims
durch einen großen Krieg erschüttert wurde. Das Zischen ge-
flüsterter Lügen und der Lärm des Kampfes erfüllten die Hal-
len im Berg. Bruder kämpfte gegen Bruder, und die Kinder
badeten ihre Speere im Herzblut ihresgleichen, und das erste
Opfer dieser Schlachten war die Wahrheit.
Oder vielleicht auch nicht.
Ich schreibe diese Geschichte der Kinder Haqims auf
Wunsch al-Ashrads nieder, vormaliger Amr und nun Ältester
im Exil. Auch wenn meinen Händen der Umgang mit Klinge
und Blut vertrauter ist als der mit Feder und Tinte, so versu-
che ich doch, so gut ich es vermag, die Wahrheit hervorzuho-
len. Vielleicht kann ich durch diesen kleinen, unbedeutenden
Dienst meine Unzulänglichkeiten an Glauben und Loyalität
wettmachen und mich dem Vertrauen würdig erweisen, das al-
Ashrad in mich setzt.
Ich wurde darüber informiert, daß diese Arbeit die erste
Chronik der Kinder Haqims seit 1000 Jahren ist, die außerhalb
der Kammern Alamuts frei veröffentlicht und jedem zugäng-
lich gemacht werden wird. Es kann somit erwartet werden, daß
allgemeinen Ansichten den Kindern gegenüber widersprochen
KAPITEL EINS: WIE
wird, speziell denjenigen, die die Camarilla vertritt. Daher rich-
te ich die folgenden Worte an diese erhabene Vereinigung (die
mein wahrscheinlichstes Publikum bilden wird, wie mir der Äl-
teste-im-Exil zu verstehen gab) und den Rest von Kains Erben:
Alles, was ihr über uns wißt, ist eine Lüge.
Sie war leicht zu glauben, nicht? Hunderte, ja tausende im
wahrsten Sinne des Wortes blutrünstiger arabischer Assassi-
nen. Auftragsmörder, die Vampire zum Ruhme Kains und
Haqims oder „Assams“, wie ihr ihn fälschlicherweise nennt,
abschlachten. Ja, der Rest der Welt der Kainskinder glaubte das
– krallte sich gar an dieser Ansicht fest, auch als einfachste und
bequemste Lösung nach der Frage für den Grund für dieses
Verhalten, den ihre Urahnen längst vergessen hatten. Es war
eine gute Lüge. Sie schützte die Kinder Haqims über die Jahr-
hunderte hinweg, während sie versuchten, sich selbst wieder zu
finden.
Das Problem einer guten Lüge besteht darin, daß der Lügner
so in sie verstrickt wird, daß er die Wahrheit aus den Augen
verliert und selbst beginnt, an die Lüge zu glauben. Die Kinder
verbargen ihre Geschichte so effektiv, daß sie ihre eigenen Täu-
schungsmanöver für bare Münze hielten. Dadurch vergaßen sie
die Seele dessen, was aus ihnen hätte werden sollen.
Aber jetzt nicht mehr.
Wir nahmen ungefähr so unseren Anfang...
SCHNELL WIR VERGASSEN
7

Assamiten01.p65 7 15.05.2002, 10:53

 In den frühen Nächten der ersten Stadt lebte ein Mann. Zu Lebzeiten war er Krieger. Hätte es damals genug Krieger
gegeben, um Armeen zu bilden, wäre er vielleicht ein mächtiger General gewesen, doch er begnügte sich damit, einer der
talentiertesten Anführer einer Gruppe von Kriegern zu sein, die seine Heimat je gesehen hatte. Nach einiger Zeit war
sein Blutdurst gestillt, wie es bei den meisten Kriegern der Fall ist, wenn sie den Krieg erlebt haben. Er verschrieb sich
dem Wissen und zeichnete sich darin aus, die Sprache der Toten schreiben und sprechen zu können. Sein Ruf verbreitete
sich weit genug, um die Aufmerksamkeit eines der Kinder Kains zu wecken, das sich entschied, die Seele dieses Mannes
und somit sein Wissen für die Ewigkeit zu bewahren.
Der zum Scholaren gewordene Krieger wandelte einige Zeit unter dem neuen Schleier der Nacht – über Monate oder
vielleicht gar über Jahrhunderte. Ihm fehlte die Gesellschaft von seinesgleichen, und so schuf er sich eine Zuflucht in
der zweiten Stadt. Trotzdem ließ er sich nie richtig nieder. Über die Jahre gab er sein Blut an Handwerker und Akade-
miker weiter, deren Erfahrungen und Wissen er bewunderte. Seine Brut wuchs und gedieh.
Wann immer seine Brüder, Schwestern und Vettern stritten, blieb er neutral. Er hatte ins Gesicht des Krieges geblickt
und kannte die Dummheit, die hinter dem Vergießen von Blut stand. Wer auch immer eine Allianz mit ihm eingehen
wollte, erhielt die gleiche Antwort: „Nicht heute.“
Das heißt nicht, daß das Kainskind keine Vertrauten unter seinen Zeitgenossen hatte. Es pflegte Kontakte zu Hand-
werkern sowie zu seiner Schwester, die später als Mutter des Clans der Rose bekannt werden sollte. Es diskutierte die
Dinge des Lebens und des Todes mit seinem Vetter, der den Tod besser kennenlernen sollte, als es einer von ihnen
damals ahnen konnte. Es sprach über Philosophie mit seinen Brüdern, die später einmal als die Schlange und der Weise
bekannt sein würden, und in manchen Nächten, wenn die Wandererin, deren Kinder das Antlitz der Bestie tragen,
sich von den Mauern der zweiten Stadt abwandte und in die Wüste lief, rannte es an ihrer Seite. Sie war es auch, die
ihm aus Spaß seinen Namen, der Jäger, gab – weil er von allen Kainskindern die wertvollste Beute jagte: Wahrheit.
Eines Nachts kamen die Geschwister des Jägers zu ihm, um ihn um einen Dienst zu bitten. Das erfüllte ihn mit
Trauer, da sie ihn noch nie gemeinsam aufgesucht hatten und er wußte, daß dies nichts Gutes bedeuten konnte. Doch da
sie seine Brüder, Schwestern und Vettern waren, hieß er sie willkommen und bat sie herein.
Ohne Umschweife trugen sie ihre Bitte vor. „Wir haben bemerkt“, sprach die Rose, „daß einige unserer Kinder ihre
Grenzen überschreiten. Sie bewegen sich frei unter den Sterblichen. Wahnsinn steht ihnen in den Augen, und sie ver-
breiten Chaos und Verderben.“
Er nickte. „Auch ich habe das bemerkt, und es schmerzt mich zu sehen, daß meine Nichten und Neffen Angst und
Furcht unter den Menschen verbreiten und sich selbst als Götter bezeichnen. Doch was können wir gegen so eine Wild-
heit und Barbarei unternehmen?“
„Diese Stadt braucht eine neutrale Stimme“, sagte der Seher. „Daher bitten wir dich, uns eine solche zu geben. Schaffe
eine zweite Familie, die über uns richtet, und du kannst an ihrer Spitze sitzen und Recht und Ordnung unter uns
bringen.“
„Warum bittet ihr mich darum?“ fragte der Jäger. „Obwohl es wahr ist, daß ich einst ein Krieger war, so gab ich doch
den Speer für die Schriftrolle auf und will nicht mehr Blut vergießen, als es braucht, damit ich überleben kann.“
„Wir bitten dich, diese Verantwortung und Bürde zu tragen“, antwortete der Seelenformer, „weil du es nicht wünschst.
Daher wirst du die Macht, die diese Position bringt, nicht ausnutzen. Wir können keinem anderen trauen. Du warst
der Einzige unter uns, der sich zurückgehalten und nie einen dem anderen vorgezogen hat. Wir glauben, du wirst auch
weiter so verfahren, und wir wissen, daß du weiter so handeln wirst, weil es notwendig ist.“
Also stimmte der Jäger – der Richter – zu. Er ging fort und scharte eine zweite Familie um sich, eine Familie aus
Richtern.
Über die Jahrhunderte lastete die Verantwortung schwer auf ihm.
Selbst in seinem Heim fand er keinen Frieden. So sehr er auch versuchte, Einheit zwischen seinen beiden Familien zu
stiften, es mißlang. Seine erste Familie der noblen Handwerker und weisen Gelehrten sah in den Richtern sture, arro-
gante Emporkömmlinge. Die Richter sahen die erste Familie als affektierte Feiglinge. Der Jäger verschwand für Wo-
chen, ohne zu sagen, wann er zurück sein würde, und überließ es jedes Mal einem anderen seiner Kinder, für sein Haus
zu sorgen. Mit jeder Dekade, die verstrich, wurden seine Ausflüge häufiger und die Zeit, die er in der zweiten Stadt
verbrachte, kürzer.
Der Tropfen, der das Faß zum Überlaufen brachte, fiel eines Nachts während eines unbedeutenden Streits, dessen
Details im Laufe der Geschichte verlorengegangen sind. Man ist sich nicht darüber einig, wer die Streitenden waren.
Die einzigen Tatsachen, über die man sich einig ist, sind diese: Nach Jahrhunderten des Streits verlor der Jäger die
Geduld. Eines seiner Kinder kam zu ihm mit einer Beschwerde, die er als so unbedeutend und nichtssagend empfand,
daß sie zum Brennpunkt all seiner Wut auf seine eigene Blutlinie wurde. Er verlor die Beherrschung und stürmte aus
seinem Heim. Man sah ihn nie wieder.
Die letze Provokation kam von den Angehörigen der ersten Familie – den Gelehrten.
Dieses Zeichen der Unzufriedenheit nahmen die Richter zum Anlaß, die Führung zu übernehmen.
So war es. So ist es seitdem.
Seit uns Haqim verließ.

CLANBUCH: ASSAMITEN
8

Assamiten01.p65 8 15.05.2002, 10:53

 Diese Überlieferung habe ich dem Original entnommen und
übersetzt, das auf einer Tontafel steht und mir vom Ältesten-
im-Exil großzügig für dieses Projekt zur Verfügung gestellt wur-
de. Er informierte mich darüber, daß diese Texte über 2000
Jahre vor der Geburt des christlichen Märtyrergottes niederge-
schrieben wurden. Auch wenn er literarisch gesehen nicht voll-
kommen präzise ist – die Zeiträume zum Beispiel sind größten-
teils unkorrekt –, so ist doch die inhaltliche Aussage Tatsache.
Sie zeigt eindeutig, daß die Kinder Haqims nicht immer die
Bande mordlüsterner Mörder waren, für die uns die meisten
Außenstehenden gehalten haben. Unsere Geschichte ist die ei-
nes Sturzes, der dem [Brujahs] gleicht, einer größeren Lüge als
die, die Mekhet erzählte, und eines Anführers mit einer Vision,
die der Saulots ebenbürtig ist. Jedenfalls wollen uns das die
Historiker Alamuts glauben machen.
Über die Jahrhunderte habe ich die unterschiedlichsten Er-
zählungen über unsere Herkunft gehört. Um eine gewisse
Übersichtlichkeit und Einfachheit zu gewährleisten, habe ich
die Erzählungen unserer Geschichte zusammengetragen und so
niedergeschrieben, daß sie derjenigen, die meinen geehrten Le-
serinnen und Lesern bekannt ist, so nahe wie möglich kommt.
Die anderen Möglichkeiten bedürfen einer separaten Analyse
und sind nur für rein akademisch Interessierte von Belang...
DIE ERSTEN NÄCHTE
Aufgrund der Erinnerungen derer, die ihn selbst noch
getroffen haben und seiner Schriften kennen wir unseren
Clangründer besser als andere Clans den ihren. Haqim war
nicht sein wahrer Name. Obwohl er um die Macht solcher
Dinge wußte, beließ er es bei diesem Kosenamen, nach-
dem er das Blut empfangen hatte, und dies ist auch der
Name, bei dem wir ihn in diesen Nächten nennen.
Zu Lebzeiten war Haqim ein Krieger und Jäger, ein Mit-
glied eines der unzähligen Nomadenstämme, die dem Zug
der Tierherden über die fruchtbaren Weiten Europas bis
nach Afrika und Asien folgten. Er war sehr begabt, aber
laut seinen eigenen Zugeständnissen bei weitem nicht der
Talentierteste in seinem Volk. Er vermutete daher auch,
sein Erzeuger habe ihn eher aufgrund seiner Stärke oder
seines Auftretens als aufgrund seiner Fertigkeiten für den
Kuß auserwählt. Welches Kainskind der zweiten Generati-
on Haqim zu einem Kind der Nacht machte ist bis heute
ungeklärt, die Theorien gehen hier weit auseinander. Auf-
zeichnungen deuten darauf hin, daß Arikel, die Begründe-
rin der Toreador-Linie, Haqims „Schwester“ war, was En’esh
oder Enoch zum wahrscheinlichsten Kandidaten macht.
Bis zur Zerstörung der ersten Stadt diente Haqim als einer
ihrer entschlossensten Verteidiger. Obwohl Kains Nachkom-
men jeder für sich sehr mächtig waren, war der Reichtum und
Wohlstand der Stadt Enochs doch immer wieder ein verlok-
kendes Ziel für Neider. So kam es, daß ausnahmslos jeder
Nachbarstaat zum einen oder anderen Zeitpunkt in der Ge-
schichte versuchte, die Stadtmauern zu stürmen. In manchen
Fällen rührte das aus purer Gier her; häufiger allerdings wa-
ren es die verzweifelten Bemühungen der Angreifer, die stän-
dige Bedrohung in der Umgebung durch die Gelüste der
Herrscher über die Stadt zu beenden. Nur allzu oft badeten
Haqim und seine Geschwister ihre Zungen und Speere im
Blut Sterblicher, deren einziges Vergehen Hunger war.
KAPITEL EINS: WIE
Assamiten01.p65 9 15.05.2002, 10:54
DIE ZWEITE STADT
Nach dem Fall der ersten Stadt wanderte Haqim eine
Zeit lang durch die Lande. Seine späteren Aufzeichnungen
lassen darauf schließen, daß er seines Unlebens überdrüs-
sig wurde. Auch die ständigen Querelen unter den Kaini-
ten, die letztlich der Grund für die Zerstörung der Stadt
waren, waren ihm zuwider geworden. Haqim gab nie zu,
vom Plan seiner Geschwister gewußt zu haben, ihre Ah-
nen zu erschlagen. Aber er implizierte immer wieder, daß
er um diese Möglichkeit gewußt hatte, sich aber nicht ein-
bringen wollte. Statt dessen distanzierte er sich davon.
Obwohl er wußte, daß er sich ihm nicht vollständig ent-
ziehen konnte, tat er es doch jedes Mal, wenn es ihm mög-
lich war.
Diese Neutralität charakterisiert Haqims Bezi
ehungen
zu Kain während ihrer kurzweiligen und lockeren
Verbin-
dung. Ich persönlich finde die Tatsache über die
Maßen
interessant, daß die Kinder Haqims der einzi
ge große
Clan waren (ich zähle weder die Tremere noch
die Gio-
vanni zu den großen Clans), der keine aus seine
m Blut
erwachsene Einschränkung aufweist, die sich
auf einen
Fluch bezieht, der einst von Kain über ihn ausg
wurde. Vielleicht hat unser gemeinsamer Vate
Zorn seines Großerzeugers auf sich geladen.
esprochen
r nie den
Andererseits könnte Kains Groll Haqim gegenüber
auch
subtiler gewesen sein als bei dem Begründer der
Nosferatu,
denn seine Kinder fielen letztlich tiefer als alle ande
ren.
Irgendwann im Laufe seiner Wanderung erschuf Haqim
sein erstes Kind. Der Name dieses Individuums ist im Ver-
lauf der Geschichte verloren gegangen, doch die Gleichnisse
des Blutes geben an, es habe sich um einen Schriftgelehr-
ten und primitiven Astronomen gehandelt, der von unse-
rem Ahnen gerettet wurde, bevor man ihn aufgrund der
Bezichtigung von Ketzerei zu Tode steinigen konnte. Dies
sollte ein typisches Beispiel bei der Wahl seiner Kinder
werden, und er gab den Kuß an von ähnlichen Schicksa-
len Betroffene weiter: Erneuerer und Intellektuelle, deren
Visionen sich mit dem Wissen ihrer auserwählten Fertig-
keiten deckten.
Als Haqim von der Gründung der zweiten Stadt erfuhr,
standen deren Mauern schon seit etwas mehr als einem
Jahrhundert. Er überwachte den Fortschritt der Bemühun-
gen seiner Geschwister über mehrere Jahrzehnte hinweg,
bevor er sich ihnen anschloß. Eines nachts erschien er ein-
fach in Begleitung eines Dutzends ihm Ergebener vor den
Toren der Stadt und bat höflich um Einlaß. Sein Bruder
Malkav war der erste, der ihn willkommen hieß und gab
Haqim eine Unterkunft, bevor der Rest der 3. Generation
überhaupt von seiner Ankunft erfahren hatte. Nach einer
solchen Demonstration von Gastfreundlichkeit waren die
anderen Vorsintflutlichen gezwungen, Haqims Anwesen-
heit zu dulden, um nicht Gefahr zu laufen, das Gesicht zu
verlieren.
Die Saat des Krieges der Generationen war schon gesät,
bevor sich Haqim in der zweiten Stadt niedergelassen hat-
te. Da er wußte, daß seine Untertanen in einem solchen
SCHNELL WIR VERGASSEN
9
 Konflikt nahezu hilflos waren, verlautbarte er frühzeitig,
daß er sich neutral verhalten würde. Obwohl diese Ent-
scheidung nicht gerade auf Zustimmung von Seiten seiner
Geschwister stieß – sie alle hatten gehofft, mit Haqim ei-
nen Verbündeten oder zumindest Mitläufer zu gewinnen –
, sicherte sie ihn und seine Kinder doch für jedwede Situa-
tion vor dem Zorn der anderen Kainiten, der sich aus ei-
nem unbedachten Schritt hätte ergeben können. Dies
führte zu einer Art Gleichgewicht, im Rahmen dessen sie
größtenteils von den anderen Kainskindern ignoriert wur-
den und freie Hand zur Ausübung ihrer Fertigkeiten und
für ihre Studien hatten.
GERECHTIGKEIT
Neutralität ist an und für sich ein Ausdruck einer be-
stimmten politischen Überzeugung, zumindest im Dschi-
had. Als den Kainskindern der 4. und 5. Generation ihre
fast schon göttliche Macht zu Kopfe stieg, wurden ihre
Konflikte offener ausgetragen als die ihrer Erzeuger, und
die Sterblichen der zweiten Stadt fanden sich allzu oft in-
mitten von blutigen Disputen wieder. Die Vampire der 3.
Generation versuchten, ihre Kinder zu zügeln, da sie aus gu-
tem Grund befürchteten, diese Handlungen würden Kains
Aufmerksamkeit erregen. Aber es war unmöglich, einen be-
ständigen Frieden zu stiften, da es den Vorsintflutlichen an
gegenseitigem Vertrauen mangelte. Nur einem einzigen un-
ter ihnen brachten sie ein nahezu identisches Mißtrauen ge-
genüber: dem, der sich von ihren Streitereien losgesagt hatte.
Die Vorsintflutlichen einigten sich auf einen kleinsten
gemeinsamen Nenner und stellten Haqim eines Nachts in
seinem Heim. Ihr Angebot war simpel: Keiner von ihnen
CLANBUCH: ASSAMITEN
10
Assamiten01.p65 10
traute dem anderen so sehr, daß er ihm die Macht einräu-
men wollte, über sie alle zu bestimmen. Wenn es ihren
Kinder aber weiterhin gestattet wurde, sich so zu verhal-
ten, wie sie es taten, liefen sie Gefahr, den Zorn Kains auf
die gesamte Stadt zu laden. Daher mußte eine neue Auto-
rität für die Belange und den Schutz der Sethskinder – der
Sterblichen – sorgen, die unter den Ausschweifungen der
Kainskinder litten, deren Aktionen als wohlüberlegte
Schritte im sich immer weiter entwickelnden Dschihad
gedeutet werden konnten. Haqim hatte sich von allen ab-
gewandt; somit waren er und seine Brut die beste unter all
den schlechten Möglichkeiten.
Wie sie es vorausgesehen hatten, lehnte Haqim den Vor-
schlag seiner Geschwister ab. Wahrscheinlich war es Sau-
lot, der das Argument brachte, das seinen ablehnenden
Vetter umstimmen sollte. Der Dienst, den Haqim erfüllen
sollte, war nicht für die Kainskinder, sondern für die Sterb-
lichen der zweiten Stadt bestimmt. Haqim ließ sich da-
durch überreden. In der darauffolgenden Nacht verließ er
die Stadt und blieb ein Jahr fort. Als er zurückkehrte, kam
er in Begleitung eines Dutzends Anhänger, der ersten der
Richter der zweiten Stadt.
In den folgenden Dekaden wuchs die Popularität der
Richter. Unter Haqims Führung gelang es ihnen, die ersten
Anzeichen des sich anbahnenden Kriegs der Generationen
zu unterdrücken, und sie brachten Ordnung in ein Land,
dessen sterbliche Bewohner ihre Herrscher zu fürchten
begonnen hatten. Eine Zeit lang, schien es so, als sollte die
zweite Stadt endlich Frieden erleben. Doch die inneren
und äußerern Gefährdungen dieses Friedens hatten ge-
lernt, sich gut zu verbergen.
15.05.2002, 10:55
 DIE KONFLIKTE MIT DEM
WIDERSACHER
Ungefähr 200 Jahre nachdem Haqim die Richter eta-
bliert hatte, tauchte ein Kult dämonenverehrender Vam-
pire an der Grenze des Territoriums der zweiten Stadt auf.
Im Verlaufe mehrerer Jahrzehnte entwuchs aus den stän-
digen Angriffen und Gegenangriffen der sterblichen
Handlanger der beiden Parteien ein regelrechter Krieg.
Haqim, der sich noch immer ausschließlich um die Auf-
rechterhaltung der Ordnung innerhalb der Stadt kümmer-
te, mußte feststellen, daß es immer häufiger zu blasphemi-
schen Aktionen innerhalb der Stadtmauern kam, die ihre
Ursache zweifelsohne bei den infernalischen Kainiten oder
den Vampirfamilien hatten, die mit diesen sympathisier-
ten. Die Satanisten nutzten eine Form der Blutmagie, der
Haqims Richter so gut wie nichts entgegensetzen konnten.
Auch wenn Saulot bekräftigte, seine Heiligen Krieger sei-
en in der Lage, diese dämonischen Kräfte zu zerschlagen
und zu neutralisieren, so hatte Haqim trotzdem nur noch
wenig Vertrauen zu seinem Vetter, der ihn dazu gebracht
hatte, die verantwortungsvolle und undankbare Position
des Gesetzeshüters anzunehmen.
Wieder verließ Haqim die Stadt. Als er zurückkam, dies-
mal nach drei Jahren, hatte er nur drei Begleiter – sie alle
waren in ihren sterblichen Tagen Magier gewesen, die sich
nach Unsterblichkeit gesehnt hatten, auch wenn sie ah-
nen mußten, daß es sich dabei eher um einen Fluch als ei-
nen Segen handelte. Diese Meister der arkanen Künste
wurden zu den ersten Blutmagiern, die ihre Fertigkeiten in
aller Öffentlichkeit zur Schau stellten. Sie schienen sich
keiner der beiden Familien Haqims zugehörig zu fühlen, da
sie neben ihren Studien der dunklen Kräfte ebenfalls als
Richter fungierten.
Die wichtigste Passage an dieser Stelle ist die, in der die
Blutmagier „ihre Fertigkeiten in aller Öffentlichkeit zur Schau
stellten.“ Aus heutiger Sicht eine undenkbare Tat.
Der Bedarf nach Macht veranlaßte Haqims Zauberer
dazu, ihre Anzahl rapide zu erhöhen. Die Fähigkeiten des
ursprünglichen Trios machten schnell deutlich, wo die
Grenzen des infernalischen Einflusses innerhalb der zwei-
ten Stadt lagen. Das führte dazu, daß sich die Dämonen-
verehrer und ihre Verbündeten verhielten wie in die Enge
getriebene Wölfe. Eine Reihe von Scharmützeln dezimier-
te die Anzahl der Richter und ließ nur noch Staub von
zweien der drei Hexer auf den Straßen zurück. Der einzi-
ge, der mit dem Unleben davonkam, war gezwungen, eine
ungewollte und unangenehme Verbindung mit den Rich-
tern und den Salubri-Kriegern einzugehen, bis er den Kuß
weitergeben und weitere Blutmagier ausbilden konnte. In
der folgenden Dekade schenkte Haqim vielen weiteren
Gelehrten der magischen Künste den Kuß, und verfolgte
außerdem persönliche Projekte, von denen besonders ei-
nes über viele Jahrhunderte hinweg im Verborgenen blei-
ben sollte.
Die Kinder Haqims und die Salubri begannen langsam
damit, die Dämonenstämme, die mittlerweile als die Baali
bekannt waren, aus der zweiten Stadt zu vertreiben. Da-
bei setzten sie geduldige Beobachtung und rücksichtslose,
übermächtige Stärke ein. Innerhalb eines Jahrhunderts
war der letzte bekannte Baali-Sympathisant den heiligen,
KAPITEL EINS: WIE
Assamiten01.p65 11
läuternden Flammen übergeben worden. Die Hexer been-
deten die Jagd und begannen, das volle Potential der Vitæ
Kains zu erforschen, die der Kern ihrer Macht und Ur-
sprung ihrer Fähigkeiten war und durch ihre Adern floß.
Jeder von ihnen versuchte, seine sterblichen Techniken
auf diese neue Quelle der Magie auszurichten. Einige un-
terstützten weiterhin die Richter in ihren Aufgaben, die
meisten jedoch konzentrierten sich voll und ganz auf ihre
Forschungen.
In dieser Zeit geschah es auch, dass sich die drei Linien
Haqims voneinander abspalteten. Diese Trennung setzt sich bis
in die heutige Nacht fort. Anfangs war es neben anderen Fakto-
ren Haqims Entscheidung, welcher dieser drei Linien sich ein
Kind oder Großkind anschloß. Die, die entsprechend gebildet
waren, hielt er dazu an, sich seinen gelehrten Nachkommen zu
verschreiben. Die, die eher kriegerisch veranlagt waren, erhielten
eine subtile (in manchen Fällen auch weniger subtile) Führung
in Richtung der Richter. Die Hexer waren eine Brut für sich,
doch nichtsdestotrotz Kinder Haqims. Zu dieser Zeit entwickel-
ten sich gerade erst die verschiedenen Ausrichtungen der Diszi-
plinen der einzelnen Kasten, die sich sehr von den heute existie-
renden unterschieden. Haqim unterrichtete seine Kinder, egal wel-
cher Linie sie nun angehörten, in der Kunst, die uns heute unter
dem Namen Quietus bekannt ist und die welche sich im Laufe ih-
rer Geschichte oft radikal veränderte. Die Disziplin Auspex fand
in den Reihen unseres Clans damals stärkere Verwendung als es
heute der Fall ist, obwohl es sich dabei eher um ein universelles
Talent handelt.
Frühe Aufzeichnungen und Überlieferungen lassen Schlüsse
darüber zu, daß einige „Schwächen der Kasten“, wie sie damals
von den jungen Generationen genannt wurden, aufkamen. Die
wahrscheinlichste Erklärung für die abweichenden Neigungen der
drei Linien liegen im Gegensatz zu der traditionellen Begründug.
„Kain habe uns verflucht“, auf die andere Clans so versessen zu
sein scheinen, daran, dass sie alle direkt von Haqim abstamm-
ten. Er war ein Wesen von immenser Willenskraft und Zielstre-
bigkeit, selbst im Vergleich zu einigen seiner Zeitgenossen, mit
denen ich vertraut bin.
Wenn Haqim eine Schwäche hatte, dann war es Besessenheit.
Nur allzu oft verbohrte er sich zu Lasten aller anderen in eine
Passion oder Aufgabe. Dieser Charakterzug durchzog sein Blut
und beeinflußte somit auch die erste Linie seiner Nachkommen
nachhaltig und fortwährend.
Diese entwickelte sich zur Kaste der Wesire. Zu Beginn fiel
ihre Schwäche kaum auf, sie war weniger offensichtlich als die
anderer Kainiten. Nachdem aber die ersten von Haqims Kindern
ein Dutzend Lebensalter hatten kommen und gehen sehen, verwan-
delte sich die Routine ihrer zielstrebigen Studien der eigenen
Künste und Fertigkeiten in eine Notwendigkeit. Tatsächlich ver-
nichteten sich einige selbst, wenn man ihnen den Zugriff auf ihre
spezialisierten Fähigkeiten verweigerte. Während nur noch sehr
wenige moderne Wesire in solch tiefe Abgründe des Wahnsinns
vorstoßen, sind sie alle doch regelrecht fixiert auf die Aufgaben,
denen sie ihr Unleben verschrieben haben. Vielleicht dient ihnen
dies auch als moralischer Anker – bisher habe ich nur sehr weni-
ge Wesire gesehen, die der Raserei verfielen, und viele davon
waren vor dem Kuß ungebildet und ziellos.
Die Richter verkörperten im Vergleich dazu Haqims junge,
sterbliche Tage – in Wahrheit waren sie schon immer bis zu einem
gewissen Grad empfänglich für die Anwendung von Gewalt ge-
wesen, selbst noch vor der Zeit des Wandels ihres Fachgebiets
SCHNELL WIR VERGASSEN
11
15.05.2002, 10:55
 von der Gesetzgebung zum Kampf. Die Rechtsprechung der zwei-
ten Stadt war, um es mit einem Ausspruch der Christen zu sa-
gen, biblisch. Brutale Verstümmlungen waren genau so gang und
gäbe wie die rigorose Zerstörung schuldig gesprochener Kainiten,
meist durch den Aufgang der Sonne. Andere Strafen bestanden
etwa darin, dem Schuldigen Blut abzunehmen, was ihm als stän-
dige Erinnerung daran dienen sollte, daß seine weitere Existenz
einzig und alleine von seinen Ahnen abhing – in deren Namen die
Richter zumindest in der Theorie handelten. Das Fragment eines
Schriftstückes besagt, daß der erste bekannte Akt der Diablerie
deshalb begannen wurde, weil ein Richter die Kontrolle über sich
verlor, als er ein Kainskind mit dem Namen Amarantha auf diese
Art bestrafte.
Ob dieser Vorfall nun tatsächlich so eingetreten ist oder nicht,
die Krieger kämpften schon in den ersten Nächten mit dem Hun-
ger nach der Vitæ anderer Vampire – doch erreichte dieser erst
mit der Langen Nacht in der jüngsten Vergangenheit seinen Hö-
hepunkt, und das auch nicht ohne Einfluß von außerhalb. Die
Krieger wurden seither immer ungerechtfertigterweise als Dia-
bleristen beschimpft. Die Ältesten unter den Richtern können sich
noch an Zeiten erinnern, wo die Seele eins neu geschaffenen Krie-
gers tiefschwarz war und sich seine Haut innerhalb weniger Jah-
re verdunkelte, bis sie die innere Finsternis nach außen wider-
spiegelte. Einige behaupten, Haqim sei für diese äußere Verän-
derung verantwortlich gewesen, damit alle Einwohner der zweiten
Stadt einen Richter sofort als das erkannten, was er war (dies
erklärt jedoch nicht, warum auch die Mitglieder anderer Kasten
mit der Zeit ebenfalls äußerlich dunkler wurden).
Die Hexer sind auch hierbei eine Gruppe für sich. In mancher
Hinsicht bildeten sie die Brücke zwischen den Richtern und den
Wesiren. Für jeden, der sich entschloß, den Pfad der Klinge und
der Flamme zu beschreiten, verschrieb sich ein anderer den fried-
lichen Studien. Trotzdem teilten sie nie die typischen Charakte-
ristika beider „Elterngruppen“. Statt dessen entwickelten sie ein
eigenes „Erscheinungsbild“, eine Ausstrahlung, die so stark war,
daß sie für jeden, der einen Blick fürs Mystische und Überna-
türliche besaß, so kenntlich und herausragend waren, daß nicht
einmal die stärkste Magie sie tarnen konnte. Jeder konnte auf
den ersten Blick erkennen, daß es sich bei diesen Kindern Haqims
um Blutmagier handelte. Auch dafür mag Haqim verantwort-
lich sein, da in den Nächten der zweiten Stadt die Erinnerungen
an die Baali (und andere, die ihre Kräfte für Schlechtes miß-
braucht hatten) viele Kainiten mißtrauisch gegenüber Blutmagi-
ern machten. Indem er aber „seine“ Zauberer mit diesem unver-
kennbaren Mal zeichnete, konnte es zu keinem Zweifel daran kom-
men, wer sie waren, und indem er ihre Fähigkeiten zum Verber-
gen ihrer Präsenz so stark einschränkte, daß sie für sie nutzlos
wurden, machte er jedem anderen deutlich, wem sie angehörten
und welche Aufgaben sie hatten. Andererseits kann sich dieses
Merkmal auch aufgrund der puren Kraft ihrer frühen Experi-
mente spontan entwickelt haben, gerade so, wie eine Schmiede noch
lange Zeit vor Hitze weiter glüht, selbst wenn die Flammen unter
ihr schon lange erloschen sind.
FRIEDEN
Für fast 500 Jahre erlebte die zweite Stadt ein goldenes
Zeitalter des Friedens, so weit das bei einer solch starken
Konzentration an machtvollen und selbstgerechten Wesen
möglich war. Viele Anhänger der 4. und 5. Generation ver-
ließen in diesem Zeitraum die Stadt und gründeten ihre
CLANBUCH: ASSAMITEN
12
Assamiten01.p65 12
eigenen Domänen. Die meisten Kinder Haqims entschie-
den sich jedoch dazu, innerhalb der Grenzen der zweiten
Stadt zu bleiben, die Richter, um ihre Pflicht zu erfüllen
und die Gelehrten, um ihrem Mentor nahe zu sein.
Haqim begann seine Wanderschaft von neuem und ver-
ließ die Region für mehrere Jahrzehnte, um seinen eigenen
Interessen nachzugehen. Während dieser Abwesenheit
wurde erwartet, daß das älteste seiner Kinder in der Stadt
die Führung über den Haushalt übernahm. Dies erwies
sich nicht nur als eine große Ehre, sondern entwickelte
sich auch zu einer besonderen Position für das entspre-
chende Kainskind, die ihm als dem Verwalter der Besitz-
tümer Haqims den Titel Ältester einbrachte. Haqim legi-
timierte diese Entwicklung dadurch, daß er nichts dagegen
sagte oder in anderer Form unternahm.
DER ZWEITE BAALI-KONFLIKT
Und dann starb ohne Vorwarnung eine ganze Grenz-
stadt. Nur wenige schwer verletzte Überlebende konnten
dem Inferno, das vormals die Stadt Charizel gewesen war,
entkommen und bei ihrer Rückkehr in die zweite Stadt die
Kunde von der Vernichtung ihrer untoten Herren verbrei-
ten. Sie berichteten über die beunruhigenden Ereignisse,
die sich in ihrer Heimatstadt zugetragen hatten, von Säu-
len aus Feuer, von Speeren aus Sonnenlicht, die aus dem
nächtlichen Himmel fielen und Kainiten auf den offenen
Straßen niederstreckten, von Abgründen, die sich in der
Erde auftaten, um ganze Häuser und Tempel zu verschlin-
gen – und von den Urhebern dieser grauenvollen Ge-
schehnisse, die sich selbst als Baali bezeichneten.
Die Vorsintflutlichen reagierten mit Unglauben und
Mißtrauen. Hatten Saulots Krieger und Haqims Richter
die Satanisten nicht vor Jahrhunderten aufgerieben und
die Überlebenden heulend in die Nacht getrieben? War
der Teufel mit der honigsüßen Stimme nicht gebrochen
und im Meer versenkt worden? Sicher war dies nichts wei-
ter als eine Art Verrat oder List, wie sie im Dschihad all-
täglich geworden war. Anschuldigungen und Beteuerun-
gen der Unschuld flogen unter den alten Vampiren hin
und her, jede involvierte Gruppierung bezichtigte ihre Ri-
valen der Zerstörung der Stadt und der Verbreitung von
Gerüchten und Falschinformationen über einen Angriff
der Baali-Magier und ihrer Dämonenfürsten, um die alten
Ängste wieder aufleben zu lassen.
Still und gefaßt sammelten Haqim und Saulot die ver-
gessenen Überlebenden des Massakers und lauschten ih-
ren Erzählungen. Nach und nach kamen sie zu der Über-
zeugung, daß Charizel ein Opfer gewesen war, das Kern-
stück eines Rituals, dessen Sinn und Zweck noch im Ver-
borgenen lag. Haqim sprach sich für weitere Nachfor-
schungen aus; Saulot forderte eine sofortige militärische
Aktion. Innerhalb von 14 Tagen versammelten sich die
mächtigsten der Salubri-Krieger und ritten fort, um die
Seuche, die die Baali waren, zu vernichten, bevor sie sich
ausdehnen konnte.
Ihr weiteres Schicksal ist niedergeschrieben und bedarf
keiner weiteren Worte.
Haqims Bruten bereiteten sich, so gut sie es konnten, für
den Kampf vor, sammelten ihre Verbündeten unter den
anderen Kainiten um sich und rüsteten ihre unvorbereite-
15.05.2002, 10:55
 ten Ghule mit Waffen aus. Anstatt die zweite Stadt aus
deren Mauern heraus zu verteidigen, bezogen sie Stellung
in den Ruinen eines Dorfes, das vier Tagesreisen entfernt
lag und die Route kreuzte, die die Baali am wahrschein-
lichsten für ihren Aufmarsch benutzen würden.
In diesem Fall war „am wahrscheinlichsten“ eine fatale
Fehleinschätzung. Noch während die Richter und Magier
damit beschäftigt waren, Verteidigungsstellungen dort zu
erreichten, wo sie den Baali begegnen wollten, erreichte
ein Bote das Lager. Der Ghul war vor Erschöpfung und aus
dutzenden Wunden blutend dem Tode nahe. Er berichte-
te, daß die zweite Stadt unter Belagerung des Feindes
stand, der seinen Angriff aus der entgegengesetzten Rich-
tung geführt hatte. Die Baali, so schien es, hielten nicht
viel von konventionellen Methoden des Reisens, wenn sie
die Flügel von Dämonen zur Verfügung hatten, um ihr Ziel
schneller zu erreichen.
Die Älteste, eine Richterin namens Mancheaka, führte
die Kinder und ihre Verbündeten und Diener auf einem
hastigen Gewaltmarsch über das Land, um die Stadt recht-
zeitig zu erreichen und zu verstärken, bevor sie fiel. Als der
Morgen graute und sich die Kolonne darauf vorbereitete,
in einem Netzwerk aus Höhlen Schutz vor dem drohenden
Sonnenlicht zu suchen, wurden ihre Vorreiter von einem
plötzlichen Sturm aus Speeren und Flammen überrascht,
getroffen und ausgelöscht. Der Hauptteil der Streitmacht
wurde wenige Momente später angegriffen. Mancheaka
und ihre Brut fanden den endgültigen Tod bei dem Ver-
such, die Angreifer aufzuhalten, doch ihr hoffnungsloser
Kampf brachte den Überlebenden genügend Zeit, um sich
in den Höhlen in Sicherheit zu bringen.
KAPITEL EINS: WIE
Assamiten01.p65 13
Als sich die verbliebenen Richter und ihre Verbündeten
im Schutze der folgenden Nacht neu gruppierten, began-
nen sie damit, die wenigen Erkenntnisse, die sie über ihre
derzeitige Situation hatten, zusammenzutragen. Einige
hatten bekannte Gesichter unter den Angreifern ausma-
chen können, Angehörige der Bruten Saulots, Ventrue
und Lasombra, von denen man gedacht hatte, sie seien
enge Verbündete der Kinder Haqims gewesen. Manchea-
kas Streitkräfte, so schien es, hatten in den vergangenen
Wochen aufgrund falscher Informationen agiert und ge-
handelt – Baali-Sympathisanten war es gelungen, mit Hil-
fe schändlicher Tricks und Lügen die Richter dazu zu be-
wegen, die besten Verteidiger fortzuschicken und die Stadt
nahezu wehrlos zurückzulassen.
Der folgende Tag und die anschließende Nacht waren
fast das Ende der Richter und Magier. Die Baali und ihre
Dämonenlakaien jagten die Kinder Haqims durch die
Höhlen. Zu ihrer Ehrenrettung muß gesagt werden, daß
die Speere der Richter viele Feinde trafen und die Künste
der Hexer diese mit großer Macht bannten und nieder-
streckten, doch das Überraschungsmoment war auf Seiten
der zahlenmäßig überlegenenBaali.
Als der Morgen der zweiten Nacht nahte, sammelten sich
die letzten verbliebenen Hexer in den am besten zu verteidi-
genden Höhlen. Noch während sie sich darauf vorbereiteten,
magische Barrieren für den kommenden Ansturm zu errich-
ten, begann der Felsboden unter ihren Füßen zu beben. Ein
grauenvolles Geschrei brandete auf, als hätten die Baali die
Legionen der Hölle selbst heraufbeschworen, um die Kinder
Haqims von der Welt zu tilgen. Die Richter brachten ihre
Speere in Position; die Hexer sammelten ihre Energien.
SCHNELL WIR VERGASSEN
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15.05.2002, 10:56
 Dann begann Blut in die Höhlen zu fließen. Erst ein
Rinnsal, das sich Tropfen für Tropfen in die Tunnel ergoß,
dann ein stetiger Fluß, der die überlebenden Kainskinder
knöcheltief in der kühlen, roten Flüssigkeit stehen ließ.
Daraufhin erklangen Schritte: leicht, fast lautlos, lang-
sam, so als würde sich ein Kind einen Weg durch die Höh-
len suchen.
Dann erschien eine zierliche Gestalt im flackernden
Schein der letzten Fackel, die ein Ghul am Brennen hielt.
Sie war geschwärzt und verkohlt, mit glühenden Augen,
die aus dem Schädel starrten. „Haqim schickt mich“, flü-
sterte sie, „Ich bin Ur-Shulgi. Und ich bin vom Geblüt.“
Im Laufe des nächsten Jahrhunderts standen die Kinder
Haqims in den Kämpfen gegen die Satanisten an vorder-
ster Front, drängten sie in ihre Gruben zurück und versie-
gelten die Tore zur Hölle. Die Baali erholten sich nie mehr
von dem Gemetzel in den Höhlen – sie stellten für die
nächsten Jahrtausende keine ernsthafte Gefahr mehr dar.
Haqims Kinder erholten sich wieder, und ihre Zahl wuchs
langsam an, während Haqim selbst ihre Entwicklung aus
der Ferne beobachtete, nachdem er seinen Kindern gestat-
tet hatte, selbst Nachkommen zu zeugen und auszubilden.
Die historischen Aufzeichnungen des Kampfes gegen die Baali
scheinen stark übertrieben zu sein, da Schlachten solch epischer
Ausmaße unmöglich stattgefunden haben können, alleine schon
wegen der beschränkten Anzahl der sterblichen und kainitischen
Population der damaligen Zeit. Aber da es viele übereinstimmen-
de Geschichten darüber gibt, die aus unterschiedlichsten Quellen
stammen, scheint ein Funke Wahrheit
darin zu liegen. Die unter den
CLANBUCH: ASSAMITEN
14
Assamiten01.p65 14
Kindern Haqims am häufigsten erzählte Variante ist die hier
niedergeschriebene. Man beachte die nachdrücklichen Erwähnun-
gen der Opfer, die Haqims Brut erbracht und die sie somit zu
den lang leidenden Rettern der anderen Kainskinder gemacht
hatten. Ohne jeden Zweifel kann jeder Clan seine eigene derarti-
ge Tragödie vorweisen.
DIASPORA
Die Baali verseuchten die zweite Stadt dreimal im Ver-
laufe des Konflikts, allerdings nie mehr so stark wie in den
ersten dieser weit in der Vergangenheit liegenden Nächte.
Als der Kampf sich zugunsten Haqims und Saulots wen-
dete, war das Land um die Stadt herum von den höllischen
Flüchen der Baali, tobenden Flammen und den stampfen-
den Schritten der ersten Armeen der Welt verwüstet und
verbrannt worden. Nach und nach wurden die Erben
Kains flügge und machten sich auf zu den sagenumwobe-
nen Ländern, die jenseits der Grenzen lagen.
Haqim war im Verlauf der Kriege kampfesmüde gewor-
den. Er griff nur selten direkt ins Geschehen ein, auch
wenn ihn die Umstände immer wieder dazu zwangen. Die
meiste Zeit mußte er dafür aufbringen, die Gelehrten zu
lehren und die Richter zu auszubilden. Die Hexer überließ
er der Obhut des Mysteriums namens Ur-Shulgi und ei-
nem Nekromanten, dessen Name heute vergessen ist.
Während der Kämpfe gegen die Baali konnten die Rich-
ter ihre ursprünglichen Pflichten und Aufgaben nur unge-
nügend ausüben. Die Kinder Kains hatten nur wenig Auf-
merksamkeit für einen der Ihren
übrig, der sich unangemes-
15.05.2002, 10:57
 sen ernährte, während ein ganzes Dorf eines Blutopfers
wegen niedergemetzelt wurde. Sie sahen sich auch nicht
sonderlich genötigt, einen einzelnen Satanisten zu suchen,
der sich irgendwo in der Stadt versteckt hatte, wenn ein
weiteres Dutzend durch die Stadttore brach. Haqim unter-
richtete seinen Clan in der Kunst des Krieges nur zöger-
lich und widerstrebend, da er diese schon seit seinen sterb-
lichen Tagen verabscheute. Doch konnte und wollte er sei-
ne eigenen Kinder nicht opfern, nur weil er den Fehler
begannen hatte, sie nicht vorbereitet zu haben. Auch
wenn sich ihr Name nicht änderte, wurden aus den Rich-
tern langsam Krieger.
Als die Bruten der anderen Vorsintflutlichen die zweite
Stadt verließen, entmutigte dies Haqim darin, seine
Pflicht weiterhin zu erfüllen. Er hatte eingewilligt, Recht
und Ordnung unter Seinensgleichen und deren Nachfol-
gern zu erhalten, doch diese schienen nun nicht länger
gewillt, die Bemühungen der Arbeit, die sie ihm übertra-
gen hatten, hinzunehmen. Einige ignorierten ihn ganz.
Andere lehnten ihn öffentlich ab. Die meisten jedoch ver-
ließen nach und nach die leere Hülle der Stadt, für die Haqim
und seine Kinder schon zweimal Schild und Speer gewesen
waren. Er konsultierte heimlich seine vertrautesten Berater
und verschwand daraufhin für ein Jahr in der Wildnis.
Als der Clansgründer zurückkehrte, sammelte er seine
Kinder um sich und sprach zu ihnen. Seine Worte beglei-
ten uns, auch wenn sie sich durch wiederholte Überset-
zungen über die Zeit veränderten, auch in den heutigen
Nächten und bildeten für viele über Jahrhunderte hinweg
die Basis, nach der sie ihre Taten ausrichteten und sich
selbst definierten.
Gerade so, wie die Kinder der Nacht erkannt haben, daß
die Pflicht eines Anführers darin besteht zu führen, haben
sie auch die Pflicht seiner Gefolgsleute erkannt, seine
Herrschaft anzuerkennen. So wie die Kinder des Tiers er-
kannten, daß ein Jäger jagen muß, so haben sie erkannt,
daß das Opfer akzeptieren muß, gejagt zu werden. Nun
verweigern unsere Vettern ihre Pflicht, sich unserer Recht-
sprechung zu beugen, obwohl sie es waren, die danach ge-
schrien hatten, daß wir Recht und Ordnung zu ihnen brin-
gen sollten.
Einige unter ihnen sagen, unsere Zeit sei vorüber und sie
hätten keinen weiteren Nutzen mehr für uns, diese Stadt
sei tot und wir alle täten besser daran, sie aufzugeben, be-
vor sie zusammenbricht. Ein Funke Wahrheit liegt darin –
wir konzentrierten uns auf die Bedrohungen, die von au-
ßen kamen, ohne dabei zugleich nach innen wachsam zu
bleiben. Doch die Schuld dafür liegt nicht bei uns, sondern
hauptsächlich bei denjenigen, die das Spiel des Zepters,
des Schwertes und der Lilie mit den Sterblichen als ihrem
Eigentum spielten. Wir brauchen weiterhin Gerechtigkeit,
auch wenn eine Stadt uns zu klein geworden ist. Es wird
andere Städte geben.
Die Krise, der wir uns in dieser Nacht gegenübersehen,
ist eine Krise der Pflicht. Wir kennen unsere Aufgabe; un-
sere Vettern haben sie uns vor vielen Nächten deutlich
gemacht. Und auch wenn sie uns heute verspotten, so
wurde uns das Recht auf die Ausübung der Rechtspre-
chung niemals aberkannt. Nun müssen wir neue Wege fin-
den, unsere Pflicht zu erfüllen, da unsere bisherige Vorge-
hensweise an Wirksamkeit verloren hat.
KAPITEL EINS: WIE
Assamiten01.p65 15
Sie sagen uns, die Stadt läge im Sterben. Wir sollten sie
ihren Todeszuckungen überlassen. Wir werden fortgehen,
in das vom Krieg verwüstete Land, die Wüste, die Berge,
die rauhen, unwirtlichen Orte, die kein anderer als seine
Domäne annähme. Dort werden wir das Andenken an
diese Nächte über die Zeitalter, die kommen werden, auf-
rechterhalten. Wir werden beobachten, lernen und war-
ten. Und wenn eines Tages der Ruf nach unserer Gerech-
tigkeit so laut wird, daß wir nicht weiter unbeteiligt dane-
benstehen und zusehen können, wie sich unsere Vettern
aufführen, werden wir aus den Schatten treten, und die
Erinnerung wird unser Speer sein.
Die Abneigung unserer Ahnen gegen die politischen Intrigen-
spiele des Dschihad ist in unserem Clan bis in diese Nacht stark
geblieben. Die Kinder Haqims halten sich aus den politischen
Streitereien der anderen Kainskinder heraus. Das liegt natür-
lich zum einen an der geographischen Lage, jedenfalls solange es
keine mechanischen Transportmittel gab, und zum anderen haupt-
sächlich an einem Gefühl der eigenen Überlegenheit. Die Kinder
hatten nie das Gefühl, sie müßten sich politischer Kraftakte be-
dienen, um ein Ziel zu erreichen. Das soll aber nicht implizieren,
daß die Mitglieder unserer Linie nicht in der Lage seien, subtil
und mit Rücksicht vorzugehen – tatsächlich haben viele Wesire
große Erfolge auf dem politischen Schlachtfeld erzielt –, doch
ist die Kultur unseres Clans, so wie sie nun einmal ist, auf di-
rektere Lösungen und Vorgehensweisen ausgerichtet.
Natürlich hatte diese freiwillige Isolierung auch ihre Nach-
teile. Sich aus den Intrigen der Verdammten herauszuhalten be-
deutet nicht nur, keine Feinde sondern auch keine Verbündeten zu
haben. Wenn wir mehr Kontakt zu unseren europäischen Brüdern
und Schwestern gehabt hätten, währe es möglicherweise nicht zu
den furchtbaren Ereignissen in der Langen Nacht gekommen, und
wir hätten uns nicht aus freien Stücken zur Isolation durch die
Tremere bringen lassen. Unsterbliche Erinnerungen bergen un-
sterblichen Groll, und Verbrechen, die während der Anarchenre-
volte begangen wurden, sind noch immer frisch im Gedächtnis der-
jenigen, mit denen wir unseren Frieden schließen wollen. Weiter
ist da die Frage der politischen Erfahrungen. Wir sind neu in
den Hallen der Macht, in die wir uns begeben wollen, und es gibt
vieles, was wir noch über die Camarilla wie auch den Sabbat ler-
nen müssen.
AUFBRUCH
Kurz darauf verschwanden die Kinder Haqims für immer
aus der zweiten Stadt. Eine Handvoll Andersdenkende
lehnte Haqims Proklamation der Isolation ab und löste
sich vom Hauptteil des Clans, um weiter mit der größeren
Kainitenpopulation in Kontakt bleiben zu können. Viele
von ihnen waren Gelehrte und Handwerker, die befürch-
teten, daß sich ihre Künste in einer eremitengleichen Iso-
lation nicht entfalten konnten. Unter ihren loyaleren Brü-
dern wurden diese Kainiten als „Vertriebene“ bezeichnet,
da sie ihre Herkunft und ihre Traditionen ablehnten.
Haqim unternahm keinerlei Versuche, sie von ihrem Vor-
haben abzubringen – vielleicht glaubte er, daß er durch
eine gewaltsame Durchsetzung seiner Anordnungen nur
noch mehr Probleme schaffen als lösen würde.
Sämtliche Aufzeichnungen über den Exodus des Clans
aus der zweiten Stadt sprechen von einer kaum zu erdul-
denden Unternehmung, die den Assamiten viele Entbeh-
rungen abverlangte. Haqim verließ die Stadt mitten im
SCHNELL WIR VERGASSEN
15
15.05.2002, 10:58
 Sommer, was bedeutete, daß nahezu ein Drittel jeder
Nacht dazu genutzt werden mußte, ein Lager aufzuschla-
gen, das Schutz vor der drohenden Sonne bot. Viele
Kainskinder fanden den endgültigen Tod, als Sonnen-
strahlen durch ihre nur ungenügend geschützten und ab-
geschirmten Zelte fielen. Für die sterblichen Anhänger
Haqims war die Reise ins selbstgewählte Exil nicht weni-
ger gefährlich und erschöpfend, da ihr Weg sie durch ein
Land führte, das durch den Konflikt mit den Baali verödet
und lebensfeindlich geworden war. Wasser war nur schwer
zu finden und Nahrung noch viel rarer, außerdem war
Vitæ außerhalb der Karawane nicht vorhanden. Als die
Reisenden endlich die ersten Hügel des Gebirges erreicht
hatten, das Haqim als Ziel auserkoren hatte, waren weni-
ger als 50 Kainskinder und vielleicht acht glückliche
Sterbliche übriggeblieben, und der Großteil des Viehbe-
stands letzterer hatte geschlachtet werden müssen, um als
Nahrung zu dienen.
Der Aufstieg in die Berge war nicht weniger gefährlich
als die Reise zu ihnen, das allerdings hatte einen anderen
Grund. Die Sterblichen dieser Region waren niemals un-
ter die Herrschaft der Vampire der zweiten Stadt geraten,
aber sie hatten von Flüchtlingen Geschichten über die
Schlachten mit den Baali gehört. Sie hatten kein Verlan-
gen danach, sich anderen Herrschern als sich selbst zu
beugen. Noch dazu waren sie einigen überlebenden, aber
angeschlagenen Baali begegnet und wußten, wie man ge-
gen die Untoten kämpft.
DER ADLERHORST
Der folgende Bericht über die Gründung Alamuts ent-
spricht nüchtern betrachtet den Tatsachen. Trotzdem läßt
CLANBUCH: ASSAMITEN
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Assamiten01.p65 16
er einiges an Fragen offen, zum Beispiel, mit welchen über-
natürlichen Kräften unser Clangründer die Felsen nach
seinem Willen formen konnte. Eine solche Fähigkeit ist
unter Kainiten unbekannt – mit Ausnahme einer niede-
ren Blutlinie, die aber erst sieben oder acht Jahrtausende
später entstand.
Es ist meine persönliche Überzeugung, daß dieser „allgemein
akzeptierte“ Bericht nicht der Wahrheit entspricht oder zumin-
dest an manchen Stellen inkorrekt ist. Meine Nachforschungen
zeigen, wenn sie auch noch nicht gänzlich abgeschlossen sind, daß
Haqim Alamut nicht erschaffen hat – er hat es lediglich entdeckt,
eventuell nachdem er eine magisch verborgene Absperrung durch-
brochen hatte. Ich sollte aber hinzufügen, daß diese Äußerungen
meinerseits nur Gedankengänge sind, zu denen ich während mei-
ner Studien gekommen bin.
Als Haqims sterbliche und unsterbliche Begleiter tiefer ins
Gebirge eindrangen, spitzte sich ihr Versorgungsengpaß drama-
tisch zu. Haqim war sich der Tatsache bewußt, daß diejenigen,
die bis hierher überlebt hatten, ihm loyal bis in den Tod erge-
ben waren, doch Loyalität konnte ihnen weder Nahrung noch
Unterschlupf bieten. Die Reisenden hatten keine andere Wahl
als weiterzuziehen – das umliegende Gebiet war zu lebens-
feindlich, als daß es eine Siedlung jedweder Art mit allem Le-
bensnotwendigen versorgen konnte.
In der Nacht der Wintersonnwende gebot Haqim seinen
Gefolgsleuten zu halten, kurz nachdem der Mond aufgegangen
war. Er sagte nur ein Wort:“Hier.“
Er stieß seinen Speer in den Stein zu seinen Füßen. Der Berg
begann zu beben, und die ruckartigen Bewegungen des unsi-
cheren Untergrunds ließ alle außer Haqim zu Boden stürzen.
Als sie sich wieder erhoben hatten, erblickten sie einen polier-
ten Thron aus schwarzem Stein, neben dem der Schaft von
15.05.2002, 11:33
 Haqims Speer an eben der Stelle herausragte, wo der Besitzer
des Throns seine rechte Hand niederbetten würde. Haqim hat-
te sich dem Thron mit ausgestreckten Armen zugewandt, als
halte er mit ihm oder dem Berg, aus dem er entsprungen war,
Zwiesprache.
Mit einem schrillen Schrei stürzte ein Adler mit schwarzen
Schwingen aus dem Himmel hernieder, spreizte die Flügel, lan-
dete zielstrebig auf der linken Armlehne des Throns und be-
trachtete Haqim anschließend mit scharfem Blick. Dann flog
er auf, als habe er eine Entscheidung getroffen, und setzte sich
auf Haqims Schulter. Der Clanvater drehte sich zu seinen Kin-
dern und sprach: “Hier. Unser Heim liegt hier, von dieser
Nacht bis zur letzten. Dies ist nun unser Platz, jetzt und im-
mer – damit wir uns versammeln, beobachten, erinnern und
über diejenigen richten können, die vom wahren Weg abgekom-
men sind. Hier ruht das Herz, vom Speer durchstoßen, der
Horst von Adlern, und soll als solcher immer bekannt sein.“
Mit einer Geste versank Haqim zusammen mit dem Thron
im Felsboden. Als seine Gefolgsleute vorstürmten, blickten sie
in eine Höhle, die sich wie eine lange, weite Rampe in eine sol-
che Tiefe erstreckte, daß sie nicht natürlich sein konnte. Nach-
dem sie den Höhleneingang passiert hatten, entdeckten sie, daß
es sich bei der Höhle um ein Netz von Höhlen und Verbin-
dungstunneln handelte, die Haqims Palast in der zweiten Stadt
exakt widerspiegelten.
In der Höhle, die der großen Halle des alten Palastes glich,
fanden die überraschten Kainskinder Haqim auf dem Thron
wieder, den Kopf geneigt. In seinem Gesicht spiegelten sich Pein
und Erschöpfung wider, so als hätte er gerade einen schweren
Kampf ausgetragen. Blut troff aus einem Dutzend bläulicher
Wunden an seinem Körper. Als Haqims ältestes Kind die große
Höhle betrat, stieg der Adler mit einem lauten Schrei in die
Luft auf, alle Augen auf sich ziehend, während er mit kreisen-
den Bewegungen in den finsteren Himmel aufstieg, der sich
über ihnen erstreckte, obwohl dort doch hunderte von Metern
an Felsgestein hätten sein müssen.
Haqim faßte sich, blickte auf und erhob sich, wobei er Halt
an seinem Speer suchte. „Hier“, wiederholte er, und niemand
konnte einen Grund nennen oder auch nur die Willensstärke
aufbringen, seine Entscheidung anzufechten.
Seit dieser Nacht ist der Adlerhorst – Alamut – das spiritu-
elle und physische Heim und Zentrum der Kinder Haqims.
Tausend Geschichten werden über den Berg und die Wunder,
die sich in ihm verbergen sollen, berichtet, und ein Teil von ih-
nen mag sogar der Wahrheit entsprechen. Doch eines ist mit
absoluter Sicherheit wahr, Alamut existiert tatsächlich und bil-
det noch immer das Herz des Clans der Assamiten. Auch wenn
einige von uns seine friedlichen Hallen nie erblicken werden,
ist er doch ein fester Bestandteil und Aspekt unseres Wesens.
Wie viele andere können in diesen letzten Nächten noch von
sich behaupten, ein Heim zu besitzen, selbst wenn es verfallen
und verwüstet ist?
STILLE
Nachdem sich die Kinder in Alamut niedergelassen hat-
ten, geschah mehrere Jahrtausende lang nichts von Bedeu-
tung. Auch wenn dies den Anschein erweckt, als hätten
wir unsere Aufgaben grob ignoriert, während sich die west-
liche Zivilisation zu entwickeln begann, entspricht es doch
der Wahrheit, daß die Große Bibliothek in Alamut Auf-
KAPITEL EINS: WIE
Assamiten01.p65 17
zeichnung in großen Mengen über diese Zeit birgt. Diese
Texte lassen Kainiten in gewöhnlichen Erinnerungen
schwelgen, beinhalten jedoch keinerlei interessante Anga-
ben für den historisch Interessierten. Alle drei Kasten er-
langten ihre ursprüngliche Stärke zurück, indem sie das
Blut des Clanvaters an Sterbliche aus Südwestasien und
Nordafrika weitergaben, die sich als dieser Ehre würdig er-
wiesen hatten. Die abgehärteten, kühnen Menschen aus
diesen Regionen wurden zu ihrer Herde – und zu ihrem
Schutzwall. Nur wenige Sterbliche verehrten die Kinder
Haqims wie Götter auf Erden, so wie sie es in der zweiten
Stadt getan hatten (ein Zustand, der nicht wenige Ahnen
dazu veranlaßte, das Bild, das sie von sich selbst hatten,
zu überdenken und zu verändern), doch viele Clansmit-
glieder konnten sich selbst als regionale Herrscher oder
Beschützer von ihnen bevorzugter Stämme etablieren. Ei-
nige ihrer Namen hallen noch heute durch die Hallen der
Geschichte, auch wenn diese eine Form angenommen ha-
ben, die nur wenige ihrer ursprünglichen Besitzer wieder-
erkennen würden.
In dieser Zeit verfielen die Kasten zusehends in eine Rol-
le, die der eines heutigen Beobachters ähnlich ist. Die
Wesire nahmen es auf sich, über die Nachfahren Seths zu
wachen, sich unter den Sterblichen zu bewegen und deren
Errungenschaften für sich zu nutzen, wie es andere Kaini-
ten im Westen auch taten. Die Hexer zogen sich weiter zu-
rück und versammelten sich um Haqim und Alamut, um
ihre Studien der Blutmagie zu vertiefen. Aber auch sie
wählten besondere Sterbliche aus, die ihre Reihen stärken
und sie mit neuem Wissen bereichern sollten, das die He-
xer nicht selbst erlangen konnten. Die Richter, mittlerwei-
le reine Krieger, dienten als Schild und Speer der Kinder
Haqims und schützten die Belange und Interessen ihrer
Brüder vor äußeren Einflüssen.
Dies ist eine stark vereinfachte und idealisierte Aussage über
die damaligen Ereignisse, doch kann man das noch entschuldi-
gen, da nur noch wenige existieren, die diese Nächte selbst miter-
lebt haben. Während die Kinder die Sterblichen bis zu einem be-
stimmten Punkt beschützten, waren ihre Beweggründe dafür nicht
nobler oder altruistischer als die anderer Clans. Jede intelligente
Gruppe, die auf eine einzelne Nahrungsquelle angewiesen ist,
wird dafür Sorge tragen, diese am Sprudeln zu halten, damit
sie ihre Population weiter ausdehnen kann. Haqims Brut war
nicht anders.
Nach einiger Zeit verbreiteten sich die Kinder von
Alamut aus und kehrten in die einst feindlichen Länder
zurück, die sich mittlerweile von den Todeszuckungen der
zweiten Stadt erholt hatten. In diesen grünen Tälern fan-
den sie wachsende sterbliche Siedlungen vor, die größer
waren als alle, die sie in den öden Landen gesehen hatten.
Und sie fanden auch die ersten Kainiten anderer Clans
unter diesen Sterblichen vor, die sich aus der Wildnis, in
die sie geflohen waren, überall hin verbreitet hatten.
Die Expansion der [13] großen Clans aus der zweiten
Stadt in die Welt hinaus ließ große Gruppen der Kinder
Haqims und der Jünger des Set in der Region zurück, die
einst der Mittlere Osten werden sollte. Die Ansichten die-
ser zwei Gruppen über Religion, vampirische Existenz und
die richtige Behandlung Sterblicher sowie die Umgangs-
weise mit ihnen wichen oft stark voneinander ab. Kleine-
re Konflikte, die ihren Ursprung in den Auseinanderset-
SCHNELL WIR VERGASSEN
17
15.05.2002, 11:33
 zungen zwischen Kainiten hatten, brachen innerhalb der
ganzen Region aus. Während die meisten Schlangen wei-
se und umsichtig genug waren, diplomatisch und unter-
würfig (oder zumindest nicht ganz so auffällig) vorzugehen
und in Koexistenz mit den Kindern in Frieden zu leben,
manövrierten viele ihre sterblichen Gefolgsleute so, daß
diese Niederlassungen und Herden der Kinder Haqims an-
griffen.
Die Kinder reagierten nur selten auf ähnliche Weise auf
diese Herausforderungen, da Haqim seine Anhänger dazu
anhielt, zwischen den Herrschern und deren unwissentli-
chen Dienern zu unterscheiden. Er hatte nichts für das
Abschlachten Unschuldiger übrig. Tausende von Jahren,
bevor die Sterblichen das Wort „Assassine“ prägten, hat-
ten schon viele Krieger gelernt, aus dem Verborgenen zu-
zuschlagen und wendeten ihre Fähigkeiten an, die Kaini-
ten zu jagen, die sich als meisterhafte Puppenspieler sahen.
Langsam entwickelten sich die Techniken der Richter zu
denen eines Jägers.
Die Setiten waren in diesen Zeiten am häufigsten in die-
ser Region anzutreffen, doch waren sie bei weitem nicht
die einzigen Kainskinder. Mitglieder aller Clans tauchten
sporadisch in der Region auf, die die Erben Kains als ihre
Heimat betrachteten, da sie hier Wissen suchten oder aber
weil sie sich von einem Urgefühl zurückgerufen fühlten.
Die Kinder Haqims richteten nur über einzelne dieser Be-
sucher, obwohl viele Ahnen aus der Zeit der zweiten Stadt
großen Druck ausübten, um alle, die Haqim verraten oder
im Stich gelassen hatten, zu bestrafen. Die aber, über die
gerichtet wurde und die vor den Richtern weder Reue
noch moralische Bedenken zeigten, sahen bald in das Ant-
litz der aufgehenden Sonne oder flüchteten heulend nach
Europa zu ihren Brüdern und Schwestern zurück, je nach-
dem, wie schwer ihr Vergehen gewesen oder das Tempera-
ment des richtenden Kriegers war. Diese Überlebenden
verbreiteten später die Gerüchte über die „schwarzhäuti-
gen Dämonen des Ostens“ und sorgten dafür, daß sich die-
se Legenden in Haß und Furcht wandelten, die bis in die
heutigen Nächte anhielten.
Sprößlinge fast aller Clans ließen sich zu der Zeit entlang
der südlichen und östlichen Mittelmeerküste nieder und
drangen immer weiter ins Innere des Landes vor. Die Kin-
der Haqims erlaubten es diesen einzelnen, verstreuten
Gruppen nur insoweit, eine Domäne zu errichten, wie sie
diese auch verteidigen und schützen konnten. Aber ganz
gleich, wie sehr sich die Krieger bemühten, das zu verstär-
ken, was sie als ihre Grenzen ansahen, sie konnten nicht
überall zugleich sein. Wenn man andere Kainiten erst ein-
mal entdeckt hatte, war der Preis, sich ihrer zu entledigen
größer als die Kosten, diese „Eindringlinge“ taktvoll zu
ignorieren. Die Toreador, Nosferatu und Lasombra waren
am häufigsten anzutreffen, gefolgt von den Brujah und den
Stämmen Ashurs, doch waren zu Zeiten der Pharaonen
auch alle anderen Blutlinie zugegen.
Dies nagelte die Kinder Haqims an ihrem angestamm-
ten Platz fest. Der Westen Asiens war die Domäne der Tzi-
misce, die ihre Souveränität mit skrupellosem Enthusias-
mus und der Magie der Erde verteidigten. Ebenso starke
und aggressive Kainiten fanden sich nordöstlich. Sie ver-
hinderten eine Expansion der Kinder in diese Richtung.
Der Süden und Osten beheimatete andere grauenvolle
CLANBUCH: ASSAMITEN
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Assamiten01.p65 18
Kreaturen, die nichts für die Kinder Kains übrig hatten.
Die wenigen Kinder Haqims, die nach ihrem Aufbruch in
diese Richtungen humpelnd und angeschlagen nach
Alamut zurückkehrten, berichteten, daß die Werwesen
und Feen dieser Gegenden nicht den Wunsch verspürten,
ihre Länder mit ihnen zu teilen und auch keine Furcht
davor hatten, einen offenen Konflikt auszutragen, sollte
Haqim versuchen, sich dort mit Gewalt niederzulassen.
Die Setiten verhinderten die Ausbreitung nach Westen,
und auch in anderen Ländern hatten sich schon Kains
Kinder niedergelassen.
Diese Unfähigkeit, sich in irgendeine Richtung zu bewe-
gen, frustrierte viele unter denen im Clan, die von einem
großen Reich geträumt hatten. Neue Herden und Domä-
nen waren begrenzt durch die Rate, mit der sich die Sterb-
lichen vermehrten, nicht so sehr durch das Tempo, mit
dem sich die Grenzen der Territorien der Kinder ausdeh-
nen konnten. Kostbare Ressourcen wurden Ziel so man-
chen Putschs, den jeder moderne Prinz der Camarilla in-
nerhalb eines Augenblicks erkannt hätte. Die Kinder
machten sich diese Art des Konflikts schnell zu eigen.
Haqim war wenig angetan davon. Er hatte die erste
Stadt verlassen, um sich dem Dschihad zu entziehen; er
hatte die zweite Stadt verlassen, um seine eigene Brut vor
diesem heimlichen und tückischen Krieg zu bewahren. Die
Streitereien unter seinen Kindern erinnerten ihn allzu sehr
an das Verhalten der anderen Clans. Haqim hegte die Be-
fürchtung, er habe durch die selbstauferlegte Isolation der
drei Kasten von ihren Geschwistern den Dschihad in ei-
ner kleineren Version geschaffen. Diese Furcht äußerte
sich in einer wachsenden Unruhe, die den Clansgründer
dazu veranlaßte, Alamut für eine ganze Dekade zu verlas-
sen. In seiner Abwesenheit überließ er den Schwarzen
Thron seinem ältesten anwesenden Kind, ebenso, wie er
es in den Tagen der zweiten Stadt getan hatte.
Das letzte Zünglein an der Waage war der Ausbruch des
Peloponnesischen Krieges. Zwei Jahrhunderte zuvor hatte
sich ein Klüngel von Wesiren in Athen niedergelassen, da
sie sich von den Zentren des Wissens und der Lehren die-
ser Stadt stark angezogen fühlten. Zur gleichen Zeit hatte
eine Gruppe von Kriegern in Sparta unter Duldung des
dortigen Ventrue-Prinzen Residenz bezogen. Als Korinth
die Ahnen Spartas dazu anhielt, sich dem Peloponnesi-
schen Krieg gegen Athen anzuschließen, unternahmen
beiden Gruppen alles, damit „ihre“ Sterblichen siegreich
aus diesem Konflikt hervorgingen.
413 v. Chr., nachdem die Spartaner die Flotte Athens
vernichtet hatten, entsandten die Kinder Haqims in
Athen Kuriere nach Alamut, um um Haqims Unterstüt-
zung zu bitten und Verbündete in der Kriegerkaste zu fin-
den, die sich auf ihre Seite stellen würden. Als die sparta-
nischen Krieger davon hörten, entsandten sie ihrerseits
Repräsentanten. Die Delegationen trafen zum gleichen
Zeitpunkt in derselben Nacht vor dem Berg Alamut ein,
und ein Kampf brach unter ihren sterblichen Anhängern
aus. Als die silsila wieder für Ordnung gesorgt hatten, wa-
ren alle Griechen tot, und unter ihnen lagen fünf vernich-
tete Kinder Haqims.
Haqim verfiel in eine sich steigernde Raserei und zer-
störte dabei in seinem Zorn fast die gesamte Halle. Nach-
dem er sich so weit wieder unter Kontrolle gebracht hatte,
15.05.2002, 11:33
 daß er sprechen konnte, versammelte er die Überlebenden
des Kampfes um sich. In einer erschütternden Tirade warf
er den beiden Gruppen vor, sich zu sehr in das Netz aus
Intrigen der europäischen Kainiten verwickelt haben zu
lassen. Dann verkündete er, all seine Kinder sollten sich
von den Verlockungen des Dschihad lossagen.
„Ich gab euch die Möglichkeit, euch über die kleinlichen
Streitereien und Intrigen zu erheben, mit denen sich Kains
niederere Kinder die Zeit vertreiben“, tobte Haqim „und
ihr habt euch dieses Vorteils unwürdig erwiesen. Ich bin so
gütig und fürsorglich zu euch, wie ein sterblicher Vater sei-
nen Kindern gegenüber sein kann, ihr aber dankt es mir,
indem ihr euch gegenseitig bekämpft wie hungrige Wölfe,
und dann wagt ihr es, zu mir zurückgekrochen zu kommen,
um mich anzubetteln euch zu helfen, sobald sich das Blatt
gegen euch wendet. Schakale! Ihr habt mein Wohlwollen
angestrebt, doch ihr erhaltet nur meine Abneigung. Ich
werde euch nicht vor euch selbst retten. Sobald ich mei-
nen Speer aus dem Schwarzen Thron gezogen habe, wer-
det ihr keinen Erzeuger mehr haben und ich keine Kinder
mehr. Alamut ist nicht mehr mein Heim, denn ihr habt
den Frieden hier gebrochen.“ Mit diesen Worten durch-
schritt er den Berg und schlug das eine Kind nieder, das
bis dahin nicht wie alle anderen um seine Vergebung ge-
beten hatte.
Alle drei Kasten behaupteten schnell, Haqims Worte
seien nicht an sie gerichtet gewesen und sie müßten somit
das Vermächtnis des Clans bewahren. Nur wer die Füh-
rung übernehmen sollte, war unklar. Es wurde darüber de-
battiert, welche der Kasten für die Eskalation verantwort-
lich war, durch die Haqim sich von seinen Kindern abge-
wendet hatte. Das Argument der Krieger lag darin, daß die
Wesire Athens Haqim provoziert hatten, da sie die ersten
gewesen waren, die ihn um Hilfe in einem Konflikt gebe-
ten hatten, der sie offensichtlich nichts anging. Die Wes-
ire wiederum konterten, die Krieger seien die ersten gewe-
sen, die direkt gegen andere Kainiten gekämpft hatten.
Die Hexer hoben hervor, sie seien an dieser Auseinander-
setzung in keinster Weise beteiligt gewesen und daher
nicht für den Ausbruch Haqims Zorns verantwortlich.
Am Ende gingen die Krieger siegreich aus diesen Dis-
kussionen hervor, nicht weil sie besonders diplomatisch
vorgegangen waren, sondern eher weil sie die anderen Ka-
sten eingeschüchtert und ihnen deutlich gemacht hatten,
daß sie vor weiterem Vergießen von Vitæ nicht zurück-
schreckten. Die Hexer wären in der Lage gewesen, aus die-
ser Nacht als Sieger hervorzugehen, wenn sie es gewollt
hätten, doch der gemäßigte damalige Amr riet zur Neutra-
lität. Dafür, daß sich die Hexer herausgehalten hatten, er-
hielten sie einige Zugeständnisse. Das größte lag darin, daß
die Wesire weiterhin als Kaste weiter existieren durften.
Die Auseinandersetzung ließ die Gelehrten blutig und an-
geschlagen zurück, doch die Hexer bewegten die Krieger
dazu, darüber nachzudenken, was für einen Nutzen und
Wert ihre Gegner für die Kinder Haqims als Ganzes bedeu-
teten.
Haqim trat in jedem diesem Zwischenfall folgenden
Jahrhundert einmal vor den Clan und agierte als allgemei-
ner Beobachter und Berater, aber niemals als Anführer. Er
kommentierte niemals den Zustand des Clans – oder zu-
mindest behielten es diejenigen für sich, die mit ihm spra-
KAPITEL EINS: WIE
Assamiten01.p65 19
chen. Das letzte Mal, daß er Alamut aufsuchte, war im
Jahre 68 v. Chr., wo er sich für fast sechst Monate in der
Großen Bibliothek aufhielt, ehe er wieder ging. Die, die zu
dem Zeitpunkt anwesend waren, bemerkten, daß der Er-
zeuger verstört, ja sogar deutlich besorgt und verängstigt
wirkte und daß er lange Zeit damit verbrachte, die frühen
Aufzeichnungen des Clans zu lesen. Er verließ den Berg
eine Nacht bevor die ersten römischen Truppen in Klein-
asien einmarschierten und mit der Eroberung Syriens und
Palästinas begannen.
Ich sollte anmerken, daß ich in Bezug auf Daten und andere
Zeitangaben leichte Änderungen in den Aufzeichnungen dieser
Zeit vorgenommen habe. Die meisten nicht-westlichen Kinder
Haqims richten sich nach dem moslemischen Kalender, nicht dem
christlichen. Dieses System der Zeitrechnung beginnt 622 n.
Chr., dem Jahr, in dem Mohammed im Rahmen der großen
Wanderung seine Gefolgsleute von Mekka fortführte, die heute
als die „Hijra“ bekannt ist. Zu Gunsten meiner Leserschaft, die
sich größtenteils nach dem christlichen Kalender richtet, habe ich
entsprechende Angleichungen vorgenommen.
Haqim trat daraufhin nur noch zweimal vor seine Kin-
der, das erste Mal ein Jahrhundert später in Antiochia. Er
betrat die Stadt ohne große Fanfaren (oder zumindest so
kleinen, wie es für ein Wesen seiner Macht möglich war)
und erkundigte sich nach den Forschungen der Magier, die
dort residierten. Das zweite Mal tauchte er in der Zeit zwi-
schen 117 n. Chr. und 120 n. Chr. auf, in der er auf einer
Reise, die ihn aus dem Heiligen Land westwärts führte,
mehrmals Station machte. Im Frühjahr 121 n. Chr. trafen
ihn einige Söldner auf den britischen Inseln an, wo er eine
angeregte philosophische Diskussion mit einem Ventrue-
Ahnen namens Mithras führte. Kurze Zeit darauf ver-
schwand er. Alle nachfolgenden Versuche, ihn aufzuspü-
ren, schlugen fehl.
ALPTRÄUME VON IMPERIEN
Der Aufstieg der westlichen Zivilisation brachte die Kin-
der Haqims erneut in Kontakt mit dem Rest der Welt der
Kainiten. Während der Zeit der griechischen Stadtstaaten
und dem Höhepunkt des Persischen Reiches waren nur
wenig andere Clans als die Brujah, Ravnos, Setiten und
Tzimisce sporadisch auf die Kinder gestoßen. Als sich aber
Rom immer weiter ausdehnte und später Byzanz sich dazu
anschickte aufzusteigen, wanderten auch deren parasitäre
Kainiten mit und rangen um die Kontrolle der ersten
sterblichen Institutionen, die größer und komplexer wa-
ren, als sie selbst verstanden oder nur begreifen konnten.
DIE RÖMISCHE ÄRA
Die Kinder Haqims hatten nie eine besondere Rolle im
Aufstieg und Fall des römischen Reiches gespielt. Ver-
streute Angehörige aller drei Kasten zogen durch die rö-
mische Gesellschaft, hauptsächlich in den östlichen und
südlichen Regionen des Reichs. Nicht wenige der Krieger
fanden Beschäftigung als Leibwächter oder Kommandan-
ten von Hausgarden für wohlhabende Ventrue und Mal-
kavianer.
Tatsächlich beachteten die Kinder insgesamt Rom vor
dem Fall Karthagos nicht weiter und kümmerten sich
nicht um dessen Belange. Für sie war es nur ein weit ent-
SCHNELL WIR VERGASSEN
19
15.05.2002, 11:34
 ferntes Rumoren vom Horizont der Geschichte her, und
Persien, Ägypten, Aram und andere Nationen stellten Be-
drohungen dar, die dichter an der Heimat lagen. Mit die-
sen Streitigkeiten kamen auch verschiedene Kainiten, die
das Land für sich beanspruchten – und auch andere Mächte.
Nach dem 3. Punischen Krieg aber konnten die Kinder
Haqims die Macht nicht länger ignorieren, die hinter der
Auslöschung des nordafrikanischen Zweigs des Clans
stand. Die Ahnen Alamuts untersuchten Rom genauer
und sahen, daß sich im Herzen des Imperiums ein weit ver-
zweigtes Netz vampirischer Einflüsse befand, das weitaus
größere Gefahren bringen würde. Die Kainiten Roms ih-
rerseits erinnerten sich an die Schwerter, die den Brujah
während der langen Kriege gegen Karthago geholfen hat-
ten, und ihre wachsende Stärke wischte ihre Ängste hin-
fort, die sie andernfalls vor den Kindern gehabt hätten.
Rom mußte nicht sehr gedrängt werden, sein gieriges Auge
ostwärts zu richten. Mitte des 2. Jh. vor Christus befanden
sich Mazedonien und Thrazien fest in römischer Hand.
Hundert Jahre später folgten Bithinyen und Syrien und
drückten nun Roms Klinge an die Kehle des Ostens.
Rom war nie ein Ort, an dem die Kinder Haqims inter-
essiert waren, wohl aber das Partherreich. Ein Jahrhundert
bevor sich Rom anschickte, die vorherrschende Macht in
der bekannten Welt zu werden, erwuchs in Persien das
Partherreich in der mesopotamischen Region, in der zuvor
die Seleukidendynastie niedergegangen war. Viele Kinder
begrüßten die Expansionsbemühungen der Parther, mit
Ausnahme derer, die enge Verbindungen zur Seleukiden-
dynastie entwickelt hatten. Einige sahen in Parthia einen
guten Nährboden, um den eigenen, besonderen Hunger zu
stillen, ob nach Vitæ, Kampf oder Wissen, während ande-
re einfach nur ein Ende der chaotischen Kämpfe und
Streitereien willkommen hießen, die in ihrer Heimat tob-
ten. Nach der Zerstörung Karthagos und der anschließen-
den Ausdehnung Roms in Richtung Westen wurde Parthia
für die Kinder Haqims nur allzu deutlich zur einzigen
Macht, die die Kainiten Roms fernhielt oder ihnen zumin-
dest Einhalt gebieten konnte. Alle drei Kasten verschrie-
ben sich der Aufgabe, die Sterblichen, die ihre untoten
Gegenspieler aufhalten konnten, mit allen erdenklichen
Mitteln zu unterstützen.
Einige der wenigen Kinder Haqims, die zum jüdischen Glau-
ben hielten, hatten schon 100 Jahre früher als ihre Brüder an-
deren Glaubens damit begonnen, gegen Rom aktiv zu werden. Der
Boden Palästinas birgt noch viele in Starre liegende Ahnen un-
seres Clans, die während ihrer Revolte dort gefallen sind – und
auch die Asche von Ahnen der anderen Clans, die hier ihr Ende
durch ihre Fänge und Klingen fanden, ruht in der Erde dieses
alten Landes.
Mitte des 2. Jh. hatten die Umstände um Rom dazu ge-
führt, daß die Kinder Haqims mit den anderen Kainiten
koexistieren mußten oder unterzugehen drohten. Ägyp-
ten, Syrien, Armenien und andere ferne Länder befanden
sich nun unter Roms Kontrolle. Ventrue, Toreador, Mal-
kavianer und andere Kainskinder kamen in die Länder der
Kinder Haqims. An den vampirischen Höfen in Alexan-
dria, Damaskus und anderen großen Städten ahmten die
Kasten den politischen Tanz Europas nach und handelten
mit Gefallen und Geheimnissen, um so Einfluß und Macht
zu sammeln. Die Parther und ihre überlegene Reiterei hiel-
CLANBUCH: ASSAMITEN
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Assamiten01.p65 20 15.05.2002, 11:35

 ten die Römer fern, doch an der östlichen Mittelmeerkü-
ste existierten nun viel mehr Kainiten als vorher, und der
blutige Dschihad dehnte sich erneut langsam aus.
KARTHAGO
Auch wenn es nur wenige außerhalb dieses Clans in den
heutigen Nächten wissen, war der Fiebertraum der Brujah,
Karthago, auch Heim vieler Kinder Haqims. Angehörige
unseres Clans waren neben den Vätern der Stadt die
zweithäufigsten untoten Bewohner. Die wenigen existie-
renden Brujah, die sich an diese Zeit erinnern, glauben zu
wissen, daß unsere Präsenz dort einig und stark war. Nichts
könnte ferner von der Wahrheit liegen.
Letztlich war Karthago ein Handelszentrum und das
Herz Phoeniziens. Mehrere Wesire mit Handelsinteressen
gingen Partnerschaften oder einen Wettstreit mit Brujah
ein, die die gleichen Interessen verfolgten. Als der Einfluß
der Brujah auf die Stadt wuchs und sich ihr Traum von ei-
nem Reich des Elysiums immer mehr formte und in Frei-
heit und Möglichkeiten selbst mit der zweiten Stadt riva-
lisierte, wurden auch die Krieger und Magier der Kinder
Haqims auf Karthago aufmerksam. Sie kannten ihre Ge-
schichte gut genug, um sich ihrer eigentlichen Aufgabe zu
erinnern. Natürlich konnte Karthago nicht das Paradies
sein, das ihre Brüder darin sahen, denn die Kinder Haqims
wußten nur allzu genau, wozu öffentliche Exzesse unter
den Sterblichen führen würden. Hatte Haqim ihre Reihen
nicht gerade aufgestellt und die Kasten erschaffen, um
eine solche Dekadenz zu bekämpfen?
Als dann die ersten Krieger, die sich wünschten, wieder
Richter zu sein, in Karthago eintrafen, wurden sie von den
Brujah mit offenen Armen empfangen und gebeten, so
lange zu bleiben, wie sie nur wollten. Die Erzählungen über
diesen herzlichen Empfang, die ihren Weg zurück nach
Alamut fanden, waren wahr, jedenfalls anfangs. In Kartha-
go lebten Sterbliche und Verdammte frei nebeneinander,
und jeder versuchte, die Stadt auf die beste ihm mögliche
Weise zu fördern und zu unterstützen. Die Kinder Haqims
blieben, wenn auch zunächst mißtrauisch, in der Stadt
und übernahmen teilweise die Ideale der Brujah. Nach ei-
niger Zeit vergaßen sie ihr Mißtrauen und ihre Zweifel, die
sie ursprünglich hierher geführt hatten.
Es gibt keine zwei identischen Ansichten über die Tat-
sache, wie es dazu kam, daß die Kinder Haqims in Kartha-
go ihre Herkunft vergaßen und an den Baali-Ritualen teil-
nahmen, die von den dekadentesten und verkommensten
Brujah durchgeführt wurden. Irgendwann zwischen dem 1.
und 2. Punischen Krieg deckte ein wandernder Krieger
diesen unglaublichen Verrat auf, als ihn sein Kind, be-
rauscht von der Erregung des Verbotenen, dazu einlud, das
Blut eines geopferten Kainskindes zu trinken. Der Krieger
bahnte sich einen Weg aus der Stadt und flüchtete über
viele Umwege nach Alamut, dicht gefolgt von einer Grup-
pe wahnsinniger Verräter, deren Verbündeter und deren
niederträchtigen Dienern. Der erste Gegenschlag war
schnell und blutig, als eine Kabala von Magiern die Wider-
gänger auf ihre Herren hetzte, von denen einige in Kart-
hago zurückgeblieben waren.
Zum Ende des 2. Punischen Krieges schlichen sich eini-
ge Krieger und Hexer unter der Führung der wenigen ver-
bliebenen Wesire, die nicht verrückt geworden waren, vor-
KAPITEL EINS: WIE
Assamiten01.p65 21
sichtig in die kranke Stadt. In einer Stadt, die so viele Kai-
niten beherbergte, fielen sie nicht auf, und es war auch
nicht sonderlich schwer, ihre wahren Absichten und in
manchen Fällen sogar ihre pure Anwesenheit über Mona-
te und sogar Jahre hinweg zu verbergen. Als Rom 146 v.
Chr. seinen entscheidenden Schlag führte, schlugen auch
die loyalen Kinder Haqims im Verborgenen gegen ihre de-
kadenten und von Vitæ aufgedunsenen Brüder los und
vernichteten die Unterstützung für die Brujah zu einem
Zeitpunkt, wo diese jeden Verbündeten händeringend be-
nötigten.
Leider und zum Nachteil der Kinder Haqims, die sich in
der Stadt aufhielten, kümmerten sich die römischen
Streitkräfte nicht weiter um verborgene Verbündete (oder
gar die Feinde ihrer Feinde). Nur eine lose zusammenge-
würfelte Gruppe, eine Handvoll Überlebender, konnte aus
der gefallenen Stadt Karthago entkommen. Die Ventrue,
Malkavianer und ihre Verbündeten hatten den Rest ge-
meinsam mit allen anderen Kainiten in der Stadt erschla-
gen. Wir haben den Römern nie vergeben, daß sie unsere
Brüder nicht verschonten, obwohl sie sie unterstützt hat-
ten. Sie wußten, daß wir ebenfalls in der Stadt waren und
was unsere Beweggründe dafür waren. Auch konnten wir
ihnen den Tod der Kinder Haqims nicht vergeben, die in
Karthago an den dekadenten Greueltaten teilgenommen
hatten, denn es oblag uns, diese fehlgeleiteten Kainskin-
der zu richten.
Als ich Karthago das erste Mal besuchte, versprach es, sich
zu einem wahrgewordenen, jahrtausendealten Traum zu entwik-
keln. Als ich es das letzte Mal sah, hatte es sich in einen Alp-
traum verwandelt, der in der Geschichte seinesgleichen sucht.
Diese Stadt sollte besser vergessen bleiben.
BYZANZ
Der westliche Teil des römischen Reiches brach Ende
des 5. Jh. zerfressen von Bürgerkrieg und unter dem An-
sturm barbarischer Horden zusammen. Doch im Osten bil-
dete die Stadt Byzanz den Kern für die Aufrechterhaltung
des Imperiums.
Eine tiefe Kluft entstand in den Reihen der Kinder
Haqims. Die meisten im Clan fühlten, daß das Byzantini-
sche Reich die sterbliche Welt einen konnte, ein Unter-
fangen, an dem Rom gescheitert war. Als solches würde es
sich zu einem Machtfaktor entwickeln, den andere für sich
zu gewinnen oder aber zu bekämpfen versuchen würden –
es konnte kein Dazwischen geben. Die Kluft entstand aus
den verschiedenen Ansichten darüber, wie man mit dieser
neuen Macht umzugehen habe. Einige Kinder meinten, es
sei an der Zeit, sich aus der Isolation zu erheben und mit
den anderen Kainiten zu koexistieren. Es schien ihnen
unausweichlich, daß Byzanz einen Aufstieg zur Weltmacht
erleben würde und fanden, es sei besser, sich dieser Macht
anzuschließen, bevor sie sich gegen die Kinder wenden
konnte. Andere wiederum behaupteten, solange Persien
und Arabien stark blieben, blieben Alamut und die es
umgebenden Länder vor der Gefahr der anderen Clans
geschützt– daher sollten die Kinder Haqims all ihre Res-
sourcen darauf verwenden, sich gegen Byzanz zu stellen.
Diese Kluft führte nie zu Blutvergießen, doch lastete sie
schwer auf dem Herzen des Clans. Die Kinder, die für die
Unterstützung Byzanz’ waren, verspotteten ihre Brüder
SCHNELL WIR VERGASSEN
21
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 und schimpften sie dickschädelig und unfähig, sich Verän-
derungen anzupassen. Die, die an den östlichen Ländern
festhielten, sahen in ihren westlichen Pendants rebelli-
sche, unbeständige und launische Aufwiegler, denen man
kein Vertrauen entgegenbringen konnte.
DAS LANGE ZWIELICHT
Könige kamen und gingen, und Europa verfiel wim-
mernd ins finstere Mittelalter, während Rom in Todeszuk-
kungen lag. Das Byzantinische Reich hielt länger aus als
der Westen, doch wenig später ging auch seine Zeit zu
Ende. In unserer Heimat schützten wir die Kulturen der
Perser und der Araber. Einige mutige Seelen, die nach neu-
en Domänen gierten, ritten mit den Expeditionen süd-
und ostwärts, versuchten Handelsrouten auszukundschaf-
ten und suchten nach den Bedrohungen, denen wir vor-
her dort begegnet waren. Nach einer Weile trafen wir auf
die Ureinwohner Taugasts und Indiens, und obwohl wir
niemals Freunde wurden, lernten wir doch, sie nicht durch
unser Tun herauszufordern. Dies führte zwar nicht zu der
gewünschten starken Expansion, doch statt dessen wuch-
sen das Wissen und der Respekt über- und füreinander.
Viele militärische Aktionen Europas zu der Zeit basier-
ten auf dem Einsatz von Söldnern, und diese Praxis wurde
von den Kainiten nachgeahmt. Mitglieder aller Kasten, am
häufigsten allerdings Krieger, wurden an den westlichen
Höfen toleriert und fanden als käufliche Kämpfer und Be-
rater Beschäftigung. Auch die Vorgehensweise der Krieger-
kaste, seinem Erzeuger ein Zehntel vom erhaltenen Sold
als Tribut zu zahlen, entstand in dieser Zeit. Die Aufzeich-
nungen der Kaste aus dieser Zeit verweisen auf den äthio-
pischen Speermeister Mohara, der diese Form der Bezah-
lung eingeführt hatte. Als er davon erfuhr, daß vier seiner
Kinder einen Blutvertrag mit einem weithin beargwöhn-
ten Lasombra-Prinzen abgeschlossen hatte, sagte er voller
Abscheu: „Wenn ihr euch selbst so billig verkauft, dann ist
das geringste, was ihr tun könnt, mir einen Anteil des Gol-
des zu schicken, das ihr als Bezahlung erhaltet. Dadurch
erhielte ich wenigstens eine geringe Wiedergutmachung
dafür, daß ihr das Geschenk der Unsterblichkeit so gering-
schätzig und für einen so niederträchtigen Zweck zu Mark-
te tragt.“
Moharas Kinder nahmen sich seinen Sarkasmus zu Her-
zen und schickten ihm jedes Jahr ein Fünftel ihrer Ein-
künfte. Andere Krieger, die sahen, daß die Nachkommen
des Kalifen tatsächlich zahlten, begannen nun ihrerseits
damit, ihre Kinder und Untergebenen dazu zu bewegen,
einen Anteil ihrer Einkünfte als Bezahlung für ihre Aus-
bildung und den Kuß an sie abzutreten.
Neben solchen Übereinkünften war Europa während
dieser Jahrhunderte ein unfreundlicher, ja feindseliger Ort.
Der Siegeszug des Christentums brachte auch Mißtrauen
den paynim und „heidnischen Ausländern“ gegenüber mit
sich, und viele der Kinder Haqims in diesen europäischen
Ländern waren herausragende Sterbliche aus Deutschland
und Frankreich gewesen (obwohl die iberische Halbinsel
dunkelhäutige Nichtchristen eher willkommen hieß).
Der Osten war ein weitaus angenehmeres Zuhause, aber
bei weitem kein Paradies. Der Aufstieg der Sassaniden in
Persien brachte eine Militärregierung mit sich, die die kal-
CLANBUCH: ASSAMITEN
22
Assamiten01.p65 22
ten Herzen vieler Krieger ansprach und ihre Kriegslust
anstachelte. Als zwischen dem 4. und 5. Jh. die bisherigen
Handelsrouten zusammenbrachen, brach für die arabische
Halbinsel ein eigenes dunkles Zeitalter an. Der anhalten-
de Frieden zwischen Persien und dem Byzantinischen
Reich raubte der arabischen Wirtschaft die Möglichkeit,
sich an dem nahenden Krieg zu bereichern. In einer Art
faulem Kompromiß schürten die Wesire und Krieger das
Feuer der Gier und der Gewinnsucht in beiden Reichen,
was dazu führte, daß im 6. Jh. erneut Konflikte ausbra-
chen.
DER PROPHET
Im späten 6. Jh. wurde ein Sterblicher geboren, der das
Schicksal seines Heimatlandes für immer verändern soll-
te. Er hieß Mohammed. 609 n. Chr. sprach Gott durch
Gabriel zu ihm. Als er am 8. 6. 632 n. Chr. starb, hatte er
geschafft, was vor ihm kein westlicher Prophet erreicht
hatte: Er hatte sein eigenes heiliges Land erobert und die
militärische, politische und religiöse Macht während seiner
Lebenszeit an sich gerissen.
Er eroberte auch die Seelen der Kinder Haqims.
Die Kinder hatten miterlebt, wie Jesus Christus fast 600
Jahre zuvor gekommen und gegangen war, und es hatte sie
nur wenig interessiert. Das Judentum war stark in vielen
verwurzelt, ehe sie das Blut erhielten, aber nur für wenige
neue Anwärter war dieser Glaube jetzt noch attraktiv ge-
nug. Die zarathustrische und die mithraische Religion star-
ben in der menschlichen Bevölkerung oder waren schon
längst untergegangen und somit auch im Gegenzug bei den
Kainiten verschwunden. Der Glaube an den Propheten
war das beste, was die Kinder Haqims mit den Sterblichen
gemeinsam hatten. Mohammed war stark und doch be-
scheiden, wenn es angebracht war und von ihm erwartet
wurde. Er war nur ein normaler, sterblicher Mann und
strebte auch nichts höheres an oder hielt sich gar für et-
was Besonderes. Sein Allah war hart, doch auch gnaden-
voll und Sinnbild der Ideale, die die Kinder Haqims an-
strebten. Die Botschaft des Islam war nicht die, anderen
aufgezwungen zu werden, die nicht gewillt waren, ihm zu
folgen, da der Koran sagt: „Es gibt keinen Zwang in der
Wahl der Religion.“
In der frühen Rechtsgeschichte des Islam sahen viele
Krieger (und auch ein geringer Anteil der Hexer) gewisse
Ähnlichkeiten zu den Gesetzen, die zu befolgen und anzu-
wenden ihnen Haqim aufgetragen hatte. Die Quelle die-
ser Gerüchte ist heute nicht mehr nachvollziehbar, doch
als Mohammeds Einfluß wuchs, ging ein Flüstern durch
die Hallen Alamuts, der Islam entspräche Haqims Willen
und mit seinem Entstehen sei auch die letzte Chance für
den Clan gekommen, in den Augen des Erzeugers Reue zu
zeigen und Buße zu tun. So kam es, daß die Kinder
Haqims, die fünf Jahrhunderte ohne ihren Ahnen ausge-
kommen waren, sich an dieser vagen Hoffnung festhielten
und es auf sich nahmen, Mohammeds Erben zu beschüt-
zen und seinen Glauben als den ihren anzunehmen.
Der Islam konnte viele Kinder für sich gewinnen, doch er er-
reichte es nie den Status einer „Clansreligion“, den viele in ihm
sehen. Neben den anderen religiösen Praktiken aus den sterbli-
chen Tagen unserer Clanmitglieder mußte der Islam mit den
Erinnerungen an Haqim konkurrieren, in dem viele mehr als nur
15.05.2002, 11:35
 ein übernatürliches Wesen sahen. Für jedes Clansmitglied, das
sich dem Islam zuwendete, wandten sich zwei weitere von ihm ab.
Zusätzlich widersprechen mehrere Gebote des Islams dem Pfad
des Bluts. Allah duldet keinen Völkermord. Was diesen Punkt
angeht, so haben ihn nicht nur viele seiner sterblichen Anhänger
mißverstanden, sondern auch seine Anhänger unter den Kains-
kindern.
Ich kann persönlich beteuern, daß Haqim nichts mit Moham-
meds Religion zu tun hatte, auch wenn der Clansvater auf ab-
strakte Weise ähnliche Ansichten hatte.
DURST
636 bemächtigten sich die Araber Palästinas und Syri-
ens. Krieger der Kinder Haqims ritten mit ihnen, da die
dämonischen Stämme ein weiteres Mal ihre Köpfe in
Richtung des Heiligen Landes gewandt hatten. Es war un-
sere Pflicht, sie niederzuschlagen, bevor sie in der Lage
sein würden, das Gute, das von Allah in die Welt floß, zu
vergiften.
Die ersten Feldzüge liefen gut für uns. Sie rieben die
sterblichen Anhänger der Baali auf, trieben sie auseinan-
der und veranlaßten ihre Herren dazu, sich in wilder Pa-
nik in ihre unheilige Stadt Chorazin zurückzuziehen. Auf
dieser Flucht eilten einige Gruppen von Kriegern den Ar-
meen der Araber voraus. Eine dieser Gruppen geriet in
Gefangenschaft und wurde von den Dämonenverehrern in
deren Stadt Chorazin gebracht.
Die Kinder Haqims führten einen Befreiungsversuch
durch, doch die Verteidigung Chorazins hielt jedem noch
so mächtigen Angriff stand. Der Kalif bat in Alamut um
Verstärkung und Hilfe der Hexer, und der Amr antworte-
te, er und seine Truppen würden sich auf den Weg ma-
KAPITEL EINS: WIE
Assamiten01.p65 23
chen, um den Kriegern so schnell wie eben möglich beizu-
stehen.
Angespornt vom baldigen Eintreffen der Hexern nahm
der Kalif den Angriff wieder auf, und die Mauern der Stadt
Chorazin fielen schnell. Die Krieger und ihre sterblichen
Gefolgsleute schlugen sich durch die Bresche in die Stadt
und bahnten sich in unbändiger Wut einen blutigen Weg
zu den Tempeln, in denen sich der Kult versteckt hatte.
Als der Kampf um die Tempel begann, holte der in die
Enge getriebene Feind zum letzten großen Schlag aus. Die
Krieger gingen blind aufeinander los, als schwarzes Feuer
aus der Erde schlug und nach ihnen griff. Die Flammen
heulten vor unstillbarem Durst. In ihrer Gier nach Vitæ
machten sie auch nicht vor ihren eigenen Truppen halt,
die nach diesem Verrat die Flucht ergriffen.
Al-Ashrad und seine Truppen erreichten das Schlacht-
feld, als der Feind aus den Tempeln strömte, um sich zum
Gegenschlag zu formieren. Die Hexer setzten ihre Kräfte
ein, wiesen Dämonen in ihre Schranken, bannten sie und
setzten die Baali in Brand, noch während sie versuchten,
den Wahnsinn, den diese über viele Krieger gebracht hat-
ten, zu durchbrechen.
Während Chorazin brannte, konnte die geballte Macht
der Kinder Haqims die letzten Verteidiger der Tempel
überwältigen. Im Inneren fanden die Retter nur noch ei-
nen einzigen Überlebenden der Gruppe, die den Baali in
die Hände gefallen war, vor. Keuchend und stockend er-
zählte er eine furchteinflößende Geschichte, die viele
noch über Monate zu Unrecht anzweifeln sollten. Die Baa-
li hatten ihm gesagt: „So wie es euch nach unserem Blut
dürstet, so sollt ihr für alle Zeit nach allem Blut dürsten.“
Dann benutzten sie die gefangenen Krieger als Fokus für
SCHNELL WIR VERGASSEN
23
15.05.2002, 11:36
 einen Fluch, der die uralte Begierde der Kinder Haqims
nach Blut tausendfach verstärkte.
Neugeborene wie auch Methusalems verfielen in einen
übermächtigen Hunger nach der Vitæ anderer Kainskin-
der. Als sich der Fluch in den Kasten ausdehnte, suchten
die Hexer und Wesire in aller Eile nach einem Mittel, ihn
zu brechen, doch es war hoffnungslos. Ende des 14. Jh. wa-
ren die gesamte Kriegerkaste und viele Hexer und Wesire
von dem teuflischen Fluch befallen.
INVASION
Jetzt, so viele Jahrhunderte später, ist leicht zu erkennen,
daß der Dschihad keinen oder nur geringen Einfluß auf die
Kreuzzüge hatte. Das ständige Anwachsen der Bevölke-
rung Europas schuf auch viele unbedeutende Adelige, die
nichts anderes taten als mit dem Ziel, einander zu töten
gegeneinander zu intrigieren. Da die Kirche befürchtete,
diese ständigen Auseinandersetzungen könnten zu Krie-
gen in den Einflußbereichen dieser streitsüchtigen Herr-
scher führen, entschloß sie sich, die Aggressivität und Gier
der Kontrahenten auf ein anderes Ziel zu lenken. Das Hei-
lige Land, mit seinen ungläubigen, fremden Bewohnern,
die es auch noch wagten, öffentlich an der Heiligkeit Chri-
sti zu zweifeln und ihn schlichtweg ablehnten, war dafür
geradezu geschaffen. Die Ritter, die sich auf den Kreuzzug
begaben, fühlten sich nicht nur im Recht, da sie sich auf-
machten, das heilige Jerusalem zu erobern, sondern füllten
mit ihren fortlaufenden Plünderungen der Städte nicht
nur ihre eigenen Geldkassen, sondern auch die der Erzbi-
schöfe, die sie noch weiter antrieben.
Alle Verwicklungen, in die sich Kainiten während der
Kreuzzüge begaben, waren eher Folgeerscheinungen, als
sich die Ahnen Europas immer mehr für Palästina interes-
sierten.
Aus der Sicht derer, die sich Anfang des 11. Jh. plötzlich
den marodierenden und brandschatzenden Kreuzrittern
gegenüber sahen, schien dieser unerwartete Schlag des
Westens nichts anderes zu sein als eine wohl überlegte
Strategie im Dschihad, die das Ziel hatte, die Kinder
Haqims ein für allemal auszulöschen. Die Minderheit der
christlichen Anhänger unseres Clans versuchte, die Ge-
müter zu beruhigen und predigte Besonnenheit und Ver-
nunft, doch im Verlaufe der Schlachten ebbten diese Ver-
suche immer mehr ab.
Viele entkamen nach Iberien, nur um ein Jahrhundert
später in die Reconquista zu geraten.
Die Kinder Haqims waren nicht die einzigen Verteidiger des
Heiligen Landes während der Kreuzzüge, auch wenn es von weni-
gen zugegeben wird. Eine große Zahl an Lasombra gehörte dem
islamischen Glauben an, ebenso wie einige Nosferatu, Gangrel,
Tzimisce und Toreador. Sie alle sahen das Heilige Land als ihre
Heimat. Gerade aus heutiger Sicht wirkt es wie eine Ironie des
Schicksals, daß ausgerechnet die Jünger des Set zu unseren be-
sten Verbündeten zählten, weil sie ihre eigenen Besitztümer ver-
teidigten (auch wenn wir ihnen nicht viel Vertrauen schenkten).
Unsere Herden und sterblichen Beschützer stürzten sich
in die Schlacht gegen die Europäer und standen ihnen in
nichts nach. Alle drei Kasten kämpften in einer Einigkeit,
die schon seit Jahrhunderten niemand mehr gesehen hat-
te. Sie schlugen so hart und gut sie nur konnten gegen die
adligen Kainskinder los, die mit den Kreuzrittern gekom-
CLANBUCH: ASSAMITEN
24
Assamiten01.p65 24
men waren. 250 Jahre lang schliff der Krieg die Facetten
aus dem Clan heraus, die zu schwach zum Überleben wa-
ren, bis nur noch eine scharfe, harte Klinge übrigblieb, die
bereit war, ins Herz der westlichen Kainiten gestoßen zu
werden. Ebenso wie die sterblichen Assassinen gaben es
viele Krieger auf, sich im offenen Kampf zu stellen und
übernahmen die überaus erfolgreichen Taktiken und An-
wendungen von Täuschen, Tarnen und einem ungesehe-
nen Dolchstoß in der Finsternis. Während Krieger, die
weiter auf althergebrachte Weise kämpften, diese Art der
Kriegführung als ehrlos und verräterisch verachteten, sah
diese junge Brut an Kriegern darin eine neue, ehrbare
Form, den Kindern Haqims und ihren sterblichen Anhän-
gern zu dienen; die Art der Ausführung war nicht so wich-
tig wie das Endergebnis. Diese Debatte dauert bis in die
heutigen Nächte an und wird wohl so lange toben, wie
zwei Krieger auf Erden wandeln.
In Wahrheit fand die erwähnte „Einheit“ der Kinder Haqims
nur in Krisenzeiten statt, z. B. im Falle des Kampfs um Jeru-
salem. Zu keiner anderen Zeit gab es so blutige Kämpfe zwi-
schen verfeindeten Fraktionen innerhalb des Clans als dann, wenn
es darum ging zu entscheiden, wer den Clan bei der Verteidigung
gegen die Kreuzritter anführen sollte.
Der Blutdurst, der der Kriegerkaste von den Baali aufer-
legt wurde, stärkte sie während dieser Jahrhunderte. Zur
Zeit des 4. Kreuzzugs gierte über die Hälfte aller Krieger
nach dem Blut anderer Kainskinder, und das jede Nacht.
Nur ein Jahrhundert später gab es keinen Krieger mehr,
der nicht dem Fluch der Baali verfallen war. Mit dem Hun-
ger wuchs auch die Aggressivität der Krieger, und nicht
einmal die vereinten Kräfte der Hexer und Wesire konn-
ten sie besänftigen.
ELFENBEINTÜRME UND
BLUTIGE KLINGEN
Dem Ende der Kreuzzüge suchten grauenvolle Nächte,
auch die Zeit des Brennens genannt, Europa heim. Die In-
quisition erreichte das Heilige Land nie wirklich, noch ge-
langte sie bis ins Ottomanische Reich oder in Regionen
weiter östlich. Während wir unsere Wunden leckten und
unsere Augen wachsam gen Westen richteten, opferten die
europäischen Ahnen der Inquisition ihre Kinder in der
Hoffnung, eine weitere Nacht überleben zu können. Zu
viele dieser als Opfer gedachten Kainiten überlebten je-
doch und flohen gen Osten. Sie nahmen die schrecklichen
Sarazenen lieber in Kauf als ihre verräterischen Erzeuger
und die brennenden Kreuze der Kirche. Als die Setiten
ihnen für einen entsprechenden Preis Schutz boten und
auch die jüngeren Tzimisce und gerissenen Ventrue sich
mit ihnen verbündeten, lauschten wir ihren Erzählungen
und sahen einen Vorteil für uns. Die Ahnen, die ihre Un-
tertanen auf unsere Zufluchten gehetzt hatten, waren nun
schutzlos und ohne Ordnung. Es war hohe Zeit für Ge-
rechtigkeit. Als die Anarchenrevolte losbrach, waren auch
wir bereit. Nun stürmten unsere Krieger durch Europa und
warfen ihre Klingen und Fänge in die Waagschale.
Die Furcht und das Entsetzen, die sie verbreiteten, stand
in keinem Verhältnis zu ihrer geringen Anzahl oder der
Zahl an Ahnen, die sie erschlugen. Den größten Beitrag
15.05.2002, 11:47
 zur Anarchenrevolte leisteten die Krieger aber nicht in
Form von Schwertern, sondern durch Lektionen. In einem
modernen Staat würde man sie Militärberater oder Agen-
ten nennen. In den fackelerleuchteten Höhlen und dunk-
len Kellergewölben lehrten die größten Jäger des Netzes
der Messer und die besten Schwertkämpfer Alamuts die
europäischen Kainskindern, wie sie ihre Herren vernich-
ten konnten.
Wir hielten unseren Hunger nach Kainiten-Vitæ auch
zu dieser Zeit nicht zurück. Der Prinz von Hamburg er-
zählt noch immer von der Nacht der Asche, in der wir je-
den Kainiten seiner Domäne töteten und nur ihm erlaub-
ten zu entkommen, damit er die Geschichte weitererzäh-
len konnte. Weitere Geschichten, Mythen und Legenden
wurden im Laufe der Zeit hinzugedichtet und werden nun
in der Camarilla und im Sabbat als Beispiele dafür verwen-
det, warum man sich mit uns nicht einlassen, ja nicht ein-
mal vernünftig reden kann. Und wir schwelgten in Furcht,
die uns vorauseilte, wie die ersten kalten Regentropfen ei-
nes Sommersturms.

GRUNDSTEINE
Als die Anarchen in der westlichen Welt wüteten,
fürchteten die Ahnen Europas (zurecht) um ihr Unleben.
Furcht kann ein sehr motivierendes Werkzeug sein, auch
wenn das Ergebnis oft nicht wie gewünscht aussieht, denn
in diesem speziellen Falle führte die allgemeine Angst zu
einer besseren Organisation. Eine kleine Gruppe von Ah-
nen kam zu dem Schluß, man würde mit vereinten Kräf-
ten besser mit Bedrohungen dieser Art fertig werden. In-
dem sie eine Art „Bruderschaft der Kainiten“ ins Leben
riefen, konnten sie den unzufriedenen Anarchen eine grö-
ßere und dauerhaftere Organisation entgegensetzen als
deren chaotische und kurzlebige Bewegung – und sie sorg-
ten somit auch dafür, daß Kains erste Tradition befolgt
wurde und sich die Inquisition nie wieder gegen die Kains-
kinder wenden würde. Überflüssig zu erwähnen, daß die
Kinder Haqims von dieser Entscheidung nicht sehr beein-
druckt waren und daß sie auch nicht dazu aufgefordert
wurden, bei der Gründung und Errichtung dieses Elfen-
beinturms mitzuhelfen.
Die Camarilla übermittelte den Kindern Haqims eine pro for-
ma Einladung, so daß sie später wahrheitsgetreu sagen konnte,
den Clan der Wüste ebenfalls über die Gründung informiert zu
haben. Hardestadt, ein Ahn der Ventrue, entsandte eine Bot-
schafterin, die dafür Sorge tragen sollten, daß dem Netz der
Messer die Pläne für die Gründung dieser neuen Organisation in
die Hände fielen. Dadurch, daß dieses aber die Botin abfing und
ihr das Herzblut aussaugte, erreichte die Einladung Alamut
nie... und es ist auch sehr zweifelhaft, ob die Kinder Haqims ihr
gefolgt wären.

DIE GROSSE LÜGE

Die Camarilla wuchs schnell, da ihre Gründer immer
mehr Anarchen überzeugten, sich in ihren schützenden
Schoß zu begeben. Diese Tatsache erzürnte die Kinder
Haqims, da ihre ehemaligen Verbündeten sie verließen
und verrieten, nur um sich in eine scheinbare Sicherheit
zu retten – eine Sicherheit, die sie auch erreicht hätten,
wenn sie die Stärke und den Willen zum Kampf gegen ihre
KAPITEL EINS: WIE SCHNELL WIR VERGASSEN
25

Assamiten01.p65 25 15.05.2002, 11:48

 Ahnen weiter aufrechterhalten hätten. Die aus Verrat ge-
borene, rasende Wut richteten sie nunmehr gegen die Ca-
marilla selbst.
Die große Lüge war schnell geschaffen, ihre Saat, vom
Tremere Etrius ausgestreut, fiel auf fruchtbaren Boden. Er
versuchte, einen Weg zu finden, vernünftig mit uns zu re-
den und uns von unseren ständigen Angriffen abzubrin-
gen. Einer seiner jüngeren Untergebenen berichtete, er
habe von friedlichen Assamiten gehört, die sich im Osten
niedergelassen hätten. Auf diesen Hinweis sagte Etrius so-
fort: „Aber das ist ja gerade der Kern der Sache. Obwohl
einige von friedlichen Sarazenen sprechen, haben meine
Augen noch nie welche erblickt. Vielleicht mögen sie ja in
irgendeinem Fiebertraum existieren, aber ich verlasse
mich lieber auf die Beweise, die mir ihre Dolche und Fän-
ge liefern. Sie sind Mörder, sonst nichts. Alle noblen Ta-
ten, die sie einst vollbrachten, sind vergangen und starben
schon vor langer Zeit, höchstwahrscheinlich durch ihre
eigenen Hände.“
Die Krieger hörten ähnliche Äußerungen aus allen Tei-
len Europas. Ihr Stolz über die Furcht, die sie in den ande-
ren Clans und Blutlinien weckten, wuchs an.
Ihre Stärke und Erfolge hatten dafür gesorgt, daß die an-
deren Clans die Erinnerungen an die Wesire und Hexer
vollkommen aus den Augen verloren und diese Assamiten
vergaßen. Auf tausend subtile Arten förderten sie diese
Entwicklung: eine sich ergebene Chance genutzt, ein all-
zu vorlauter Wesir zum ewigen Schweigen gebracht. Erin-
nerungen verblassen schnell, wenn man sich in einer un-
mittelbaren Bedrohung befindet.
1486 war die Camarilla von der Gefahr, die die Assa-
miten für sie darstellten, so überzeugt, daß sie das erste
und bis heute auch letzte Mal eine Blutjagd auf einen gan-
zen Clan ausrief.
DER FLUCH DER TREMERE
Mit dem Abschluß des Dornenvertrags im Jahre 1493
endete die Anarchenrevolte. Als die Bedrohung durch die
Anarchen abebbte, richtete die Camarilla ihre Aufmerk-
samkeit fast ausschließlich auf uns. Der Sturz Granadas ein
Jahr zuvor beraubte uns unserer letzten Verbündeten Mau-
ren in Europa, und französische Toreador und Ventrue
marschierten mit den Truppen Karls VIII. ein Jahr später
in Italien ein und vertrieben uns von dort. Allmählich
drängte uns die vereinte Macht von sieben Clans aus Eu-
ropa. Die wenigen verbliebenen Wesire und Hexer dieser
Länder, die bisher überlebt hatten, fanden bald darauf ihr
Ende. Sie wurden Opfer ihrer eigenen Herkunft, als die
Tremere sie mit Hilfe von Blutmagie aufspürten.
Gegen Ende 1495 griffen Wachen einen orientierungs-
losen Nosferatu am Fuße des Berges Alamut auf. Er war
offenbar sehr verwirrt, da er durch die Illusionsmagie ge-
treten war und sich nun unmittelbar vor Alamut wieder-
fand. Man führte ihn sofort zum Rat von Alamut, dem
Du´at. Seine Erinnerungen wurden durchleuchtet und
anschließend geraubt (es gehen Gerüchte, er läge seitdem
in Starre in der Zuflucht eines Kinds Haqims), doch trotz-
dem hatte er schon Schaden verursacht. Wenn ein Cama-
rilla-Kainit Alamut finden konnte, dann würde es auch
anderen gelingen. Das konnte nicht geduldet werden. Um
der Gerechtigkeit später zu ihrem Recht zu verhelfen,
CLANBUCH: ASSAMITEN
26
Assamiten01.p65 26
mußten wir uns für einige Zeit dem Unrecht zuwenden
und es anwenden. Nur widerstrebend baten die Ahnen
unseren Feind um Frieden. Viele Kinder sahen in dem Er-
gebnis, dem Vertrag von Tyros im Jahre 1496, der nichts
anderes war als eine bedingungslose Kapitulation, eine be-
queme Möglichkeit, die Camarilla und ihre chronische
Paranoia zu beruhigen.
Dann sprachen die Tremere ihren Fluch über uns aus.
Innerhalb einer Woche wurde jedes Kind Haqims von be-
täubenden Schmerzen geschüttelt. Als die Agonie ab-
klang, waren sie nicht mehr in der Lage, das Blut von
Kainskindern aufzunehmen, ohne dabei Gefahr zu laufen,
in Starre zu verfallen oder den endgültigen Tod zu sterben.
Der Clan war geschockt und entsetzt. Wie war es den Blut-
hexen gelungen, einen so mächtigen und erbarmungslosen
Fluch zu verhängen? Einen Fluch auf eine ganze Blutlinie
auszusprechen lag selbst jenseits der Fähigkeiten der
mächtigsten Hexer – selbst derjenigen, die vor so langer
Zeit gegen die Baali gekämpft und die direkt von Haqim
in ihre Kunst eingewiesen und von ihm unterrichtet wor-
den waren.
Die Kinder Haqims verlangten nach einer Antwort auf
diese unglaubliche Tat, und der Du´at sprach den Ältesten
schuldig, der die Kinder in diese Demütigung geführt hat-
te. In einer feierlichen Zeremonie trat er unter der wolken-
verhangenen Decke der Großen Halle vom Schwarzen
Thron ab. In seinem letzten Akt übertrug er Kalif Jamal
die Aufgabe, seinen eigenen Fehler widergut zumachen,
indem er die Kinder Haqims aus ihrem Schicksal erlöste.
Dann ließ Jamal ihn ausbluten und bestieg selbst den
Thron. Damit begannen die Jahrhunderte der Schande.
Die Sage von den Assamiten antitribu fand ihren Anfang in-
nerhalb von vierzehn Tagen nach Jamals Besteigung des Schwar-
zen Throns. Viele alte Krieger meinten, mit der Hinnahme des
Tremerefluchs sei auch der ultimative Akt der Feigheit begangen
worden und die stumme Akzeptanz der Situation sei ein Stachel
im Fleisch des Clans– ungeachtet der Tatsache, daß die Hexer
noch immer damit beschäftigt waren herauszufinden, wie die Tre-
mere zu den Kräften gekommen waren, die es ihnen ermöglicht
hatten, einen so mächtigen Fluch zu verhängen.
Die Hexer, die diese Krieger unterstützten, waren davon über-
zeugt, daß sie einen Weg finden würden, den Zauber der Treme-
re irgendwie zu brechen. Bei ihrer Ehre schworen sie, eine Lösung
zu finden und zogen dann aus, um sich auf den Weg zur Höllen-
stadt zu machen, in der die Baali die Blutlinie verflucht hatten.
Auch wenn dieser Konflikt schon lange zurücklag, hofften diese
Hexer, die sich die Unbesiegten nannten, dort ein Mittel zu fin-
den, diesen neuen Fluch zu brechen.
Die Bemühungen fruchteten, allerdings nicht wie erwartet.
Zwar gelang es den Hexern, einen der verfluchten Altare zu er-
wecken und mit dessen Hilfe sogar den Tremerefluch von ihrer
kleinen Gruppe zu nehmen, doch sie erweckten damit auch noch
etwas, was seit über einem Jahrtausend unter Chorazin begraben
lag. Keine zwei Überlebenden erzählten dieselbe Geschichte über
den Blutsturm, der in dieser Nacht über sie hereinbrach, doch als
er endete, waren jeder Wesir und jeder Hexer, der mit den Un-
besiegten geritten war, vernichtet, und das Geheimnis über ih-
ren Erfolg bei der Zerschlagung des Fluchs war mit ihnen verlo-
ren gegangen. Izhim abd´Azrael, der älteste Überlebende unter
den Kriegern, führte seine zerschlagenen Gefolgsleute fort von den
Ruinen dieser verdorbenen Stadt und suchte eine neue Heimat.
15.05.2002, 11:48
 Nach einiger Zeit schlossen sie sich dem Sabbat an, der gerade
im Entstehen war, und nahmen den Namen „Assamiten antitribu“
und die Möglichkeit an, Kainiten der Camarilla zu töten.

DER SIEGESZUG DES

„FORTSCHRITTS“
In den folgenden Jahrhunderten wagten sich die Kinder
Haqims vorsichtig aus dem Osten heraus. Die meisten de-
rer, die sich hervorwagten, waren Krieger, deren Blutgier
nun durch die Magie der Tremere eingeschränkt war. We-
nige andere Kinder verließen den Mittleren Osten, da sie
von der Richtigkeit des Exils und der Entscheidung, die
dazu führte, überzeugt waren. Nur wenige Kainiten der
Camarilla wußten um die Existenz der Wesire und Hexer
– was, soweit es Jamal anging, nicht besser hätte sein können.
Die Neue Welt bot uns nichts von Bedeutung, nur eini-
ge unserer Krieger machten sich auf, diese noch uner-
forschten Gebiete zu erkunden, um entweder ein Heilmit-
tel gegen den Fluch zu finden oder aber seine direkten
Auswirkungen hinter sich zu lassen.
Die Kolonien in Nordamerika waren zu unwirtlich für
die meisten von uns, als daß wir uns dort niederlassen
wollten, und boten zu wenig Nahrung. Nur die Unbesieg-
ten, die sich zu den Küsten des neuen Kontinents aufge-
macht hatten, schien es dort halten zu können. Im Ver-
gleich zu den europäischen Siedlern übertrafen die Einge-
borenen Aztlans jede Vorstellung von Gastfreundlichkeit.
Mitglieder aller drei Kasten nisteten sich in den Dschun-
gelstädten der Indios ein, labten sich in wüsten Blutritua-
len bis zur Übersättigung und ergingen sich in dieser aus
ihrer Sicht wunderbaren, vollkommenen Kultur. Einige
dieser frühen Pioniere wandeln noch immer in Städten
Mexikos, Brasiliens und den Ruinenstädten in den luftigen
Höhen der Anden.
Währenddessen lief der Kampf gegen den Blutfluch in
der Heimat immer schlechter für die Kinder Haqims.
Nachdem eine sterbliche Generation nach Abschluß des
Vertrags von Tyros geboren und wieder gestorben war,
nutzten die Tzimisce die Gelegenheit, mit der Invasion
Europas durch das Ottomanische Reich gegen die Cama-
rilla loszuschlagen. Wir waren nur zu gerne bereit, unsere
Fähigkeiten für diesen Krieg zur Verfügung zu stellen. Un-
sere gemeinsamen Anstrengungen fanden ihren Höhe-
punkt in der einjährigen Belagerung Wiens 1529. Unsere
Hexer wandelten unter den Streitkräften der Türken, um
ihre Kräfte direkt mit denen der Tremere zu messen. Am
Ende erwies sich Österreich als unbesiegbarer Gegner,
doch für jedes Kind Haqims, das den endgültigen Tod
fand, begrüßte die aufgehende Sonne den Staub zweier
Tremere. Ein weiterer Belagerungsversuch 1683 schlug
ebenfalls fehl, und aufgrund der Verluste dieser beiden
Belagerungen schwand auch langsam die Macht des Otto-
manischen Reiches.
Während die anderen Clans sich der Erschließung der
Neuen Welt widmeten, richteten wir unsere Aufmerksam-
keit und Bemühungen gen Osten und Süden. Mit der Ko-
lonisierung Indiens schwanden die Kräfte plötzlich, die
unseren Vorstoß in diese Richtungen bisher gebremst und
aufgehalten hatten. Vorsichtig entfalteten wir unseren
KAPITEL EINS: WIE SCHNELL WIR VERGASSEN
27

Assamiten01.p65 27 15.05.2002, 11:49

 Einfluß, um nicht die Aufmerksamkeit der dort ansässigen
britischen Ventrue zu wecken. Die Bruten verschiedener
Ravnos-Ahnen unterstützen uns, indem sie uns Domänen
gewährten. Dafür halfen wir ihnen mit unseren Messern
gegen die Europäer. Nach einiger Zeit besaßen wir in den
großen Städten Bombay und Kalkutta viele Zufluchten,
und sie wurden zu einem neuen Heim für viele Clansan-
gehörige. Viele Kinder Haqims fanden ihren Frieden –
oder zumindest vorübergehend Ruhe – in den Lehren Bud-
dahs oder lauschten den geflüsterten Geheimnissen der
tausend Hindu-Götter.
Im 17., 18. und 19. Jh. waren wir nur stille Beobachter
am Rande der Geschichte der Kainskinder. Die Camarilla
hatte uns abgetan und nannte uns harmlos und ohne Biß,
eine verweichlichte Rarität – die trotzdem sehr nützlich zu
sein schien, wie die Aufzeichnungen über die abgeschlos-
senen Söldnerkontrakte in Alamut bewiesen. Viele Krie-
ger hatten die Möglichkeit, trotz der allgemeinen Zurück-
haltung Kainiten der Camarilla zu töten – indem sie sich
von anderen Camarilla-Mitgliedern anheuern ließen. Vitæ
wurde zur Standardwährung, mit der man unsere Dienste
bezahlte. Das wurde damit erklärt, daß wir eine fast schon
religiöse Hingabe zu Haqim hätten und es ihm zu Ehren
opferten. Die Camarilla verhöhnte uns wegen unserer Ver-
ehrung einer Kreatur, die es nur in den Legenden gab und
zahlte uns freizügig in einer Währung, von der sie sicher
war, daß wir mit ihr nichts erwerben oder gar anfangen
konnten. Nur wenige vermuteten einen anderen Verwen-
dungszweck für das Blut. Auf seiner Suche nach einem
Mittel, den Fluch zu brechen, hatte der Amr ein Ritual
entwickelt, das er die Erneuerung der Seele nannte. Durch
dieses Ritual konnte ein mächtiger Magier die Essenz aus
einer gewissen Menge Vitæ ziehen und diese in einer Art
falscher Diablerie dem Empfänger übermitteln. Die Hexer
verlangten nicht viel für diesen Dienst, nur die Menge an
Vitæ, die sie für die Durchführung des Rituals benötigten;
diese Bezahlung floß in ihre Laboratorien, um das Feuer des
fortwährenden Kampfes gegen den Blutfluch zu nähren.
Solche Proben eigneten sich auch hervorragend dafür, politi-
schen Einfluß zu gewinnen.

DAS JAHRHUNDERT DES BLUTES

In der Spanne einer Generation der Sterblichen brann-
te und blutete die Welt zweimal. Das erste Mal trauerten
unsere Krieger um den Tod der Ehre, der von den Händen
hohlwangiger Jungen mit Augen aus Glas und Speeren aus
Blei herbeigeführt wurde. Beim zweiten Mal empfingen sie
den Sturm aus Stahl, der durch Nordafrika tobte. Wir wa-
ren keine Freunde der Ziele Deutschlands, doch es lehrte
uns Hoffnung. Obwohl diese Nation nach dem 1. Welt-
krieg ihrer Kräfte beraubt worden war, erhob sie sich nach
dreißig Jahren wieder, um abermals die Ordnung der Welt
zu erschüttern. Das 3. Reich war ein strahlendes Beispiel
für die Erneuerung, die auch wir erreichen konnten und
wollten. Wir beobachteten seine Propaganda, Lügen und
gezielten Fehlinformierung der Weltöffentlichkeit. Wir
hätten besser auf sein verdorbenes Herz achten sollen als
auf seine schillernden und donnernden Hände. Die Ge-
schichte wiederholt sich.
Auch von den Alliierten lernten wir – die ersten Näch-
te des Special Air Service und der hohe Blutzoll, den die
CLANBUCH: ASSAMITEN
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Assamiten01.p65 28 15.05.2002, 11:50

 Ranger an den Klippen der Normandie bezahlten, die dün-
nen, grauen Linien verhungernder Männer in russischen
Fabriken und auf den Feldern, der hoffnungslose und ver-
borgene Kampf der französischen Résistance. Von ihnen
lernten wir die Stärke, die man aus der Verzweiflung gewin-
nen kann, und letztlich lernten wir die Camarilla verstehen.
Und als der Krieg im Pazifik mit einem Feuerball ende-
te, der in den Himmel aufstieg und nichts zurückließ als
ein ausgebranntes Loch, war es an den Wesiren und He-
xern zu trauern. Die Sterblichen hatten sich den Blitz un-
tertan gemacht, und wir wußten noch aus alten Zeiten,
daß die Welt immer dreimal bluten mußte.
Der Krieg der Kriege war ein Konflikt, der für die Wes-
ire wie geschaffen schien, mit der wahnsinnigen Ge-
schwindigkeit innovativer Neuerungen, die die Kunst der
Kriegsführung drastisch veränderten und das Schlachtfeld
weiter ausdehnten als in sämtlichen Kriegen zuvor. Der 2.
Weltkrieg hingegen war ein Konflikt der Krieger, da die
Sterblichen nun gelernt hatten, ihre neu entwickelten
Waffen mit größter Effektivität anzuwenden. Wenn die
Welt ein drittes Mal blutet, wird es ein Krieg für die Hexer
sein, und das Blut der Welt wird ihre schwarzen Künste
nähren.
„FRIEDEN“
Als die Feuer erstarben, die Glut zu Asche abgekühlt
war und die Toten in der Erde lagen, zogen die Sterblichen
die Grenzen neu. Sie hüllten Europa in Zement und Draht
und teilten Deutschland (überließen aber Österreich sich
selbst), erhoben Amerika auf ein Podest und zerrissen den
Mittleren Osten in einem Akt des westlichen Wahnsinns
in unterschiedlichste Teile. Indem sie das taten, teilten sie
auch uns, da wir stärker an unserer Sterblichkeit festhiel-
ten als an den Belangen der Kainiten. Die Leoparden von
Zion, eine Gruppe von Märtyrern, die sich dem jüdischen
Glauben verschrieben haben, erhoben sich erneut, um Is-
rael vor anderen Kainskindern zu verteidigen, und wir
wünschten ihnen Glück. Indien kehrte sich nach innen,
blickte auf seine Vergangenheit, fand seine Zukunft dort
und begann in aller Stille, sich wieder aufzubauen. Wir
beobachteten diese Entwicklung und wunderten uns dar-
über, daß das Anwachsen seiner Stärke so unbeachtet
blieb. Die Araber verlegten sich auf Öl und verwandelten
Teile der Wüste in Gärten. Wir lernten erneut, daß mit
dem Reichtum auch Macht kommt.
Mit der Erkenntnis dieser bitteren Lektionen erwachen
die Kinder Haqims jede Nacht. Der Krieg der Hexer hat
sich verändert und verschärft. Statt zerstoßene Kräuter
und Symbole des Todes verwenden sie nun Bannmagie aus
Feuer, die den Himmel zerreißt, und gehörnte Kobolde, die
sich mit ihnen konspirieren und in ihren Arbeitszimmern
hausen. Aber auch alle andern Kinder Haqims können
sich diesen Veränderungen nicht entziehen – das große
Schisma, das uns in Sekten und Kulte unterschiedlicher
Ausprägung spaltet, kosten uns mindestens genauso viel
wie die Kriege zwischen den Nationen oder die blutigen
Dramen im Dschihad der „Kainskinder“.
Es ist ein finsteres Erbe, das ist wahr... doch ist es aus ei-
nem Fehler heraus entstanden? Oder aus einem verlustrei-
chen Sieg? Das sollten wir für uns herausfinden, bevor wir
zukünftige Nächte mit offenen Armen begrüßen können.

WIEVIELE ASSASSINEN LAUERN IN DER NACHT?

Die Anzahl der Assamiten aus der Kriegerkaste, die aufgrund des
Schismas (s. hierzu Kapitel Zwei) als Auftragsmörder arbeiten, ist
unklar. Nur die Hälfte von ihnen sind tatsächlich Krieger,und nur
die Hälfte von diesen sind Kampfspezialisten der einen oder ande-
ren Sorte.
Die Zahl schrumpft weiter, wenn man bedenkt, daß viele dieser
Krieger keine Assassinen sind, ob nun durch ihre Fähigkeiten oder
ihr Temperament eingeschränkt. Wenn man dies alles bedenkt,
bleibt nur ein verschwindend geringer Teil an einzelnen Assa-
miten, die aufgrund des Bruchs und des darauffolgenden Schismas
als Vollzeit-Attentäter arbeiten, und vielleicht die doppelte Men-
ge davon hat vorübergehend entsprechende Kontrakte angenom-
men, um ihre eigenen Vorhaben unterstützen und finanzieren zu
können. Die Aufzeichnungen der Ventrue jedoch, die das Innere
Konzil der Camarilla führt, listen seit dem Vertrag von Tyros über
2000 Namen von Assamiten auf, mit denen Camarillamitglieder
unerlaubt Kontrakte abschlossen. Entweder sind diese Schätzun-
gen erschreckend ungenau, oder die Assamiten benutzten oft ver-
schiedene Identitäten, um ihre Arbeitgeber zu verwirren. Mögli-
cherweise haben sich auch noch andere Gruppen als Assamiten
ausgegeben, um solche Kontrakte zu erhalten...

KAPITEL EINS: WIE SCHNELL WIR VERGASSEN

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Assamiten01.p65 29 15.05.2002, 11:50

Assamiten02.p65 30 15.05.2002, 13:28
 KAPITEL ZWEI:
GEBETE AN
GEBORSTENEN STEIN

Starker Druck an der rechten Flanke. Meine Mitte weicht zurück.

Unmöglich zu manövrieren. Eine exzellente Situation. Ich greife an.
- Ferdinand Foch bei der
Schlacht von Marne

Bis zu den letzten Nächten des 20. Jh. stellten die Assa-
miten ein undurchschaubares Mysterium für den Rest der
Kainitenwelt dar, das nur aus scharfem Stahl und kaum
verhüllten Drohungen bestand. Erst die jüngsten Entwick-
lungen beleuchteten Aspekte des Clans, die weder be-
kannt noch vorstellbar waren. Sind die käuflichen Assas-
sinen für sich genommen schon bedrohlich, so sind sie
doch bei weitem nicht die einzigen Assamiten. Der Clan
hat eine dreigeteilte Struktur, die sich durch alle Bereiche
der Assamiten zieht. Nur sehr wenige wußten im vergan-
genen Jahrtausend von diesen Strukturen. Diese befremd-
lichen „Familienzweige“ haben ihre Wurzeln in der zwei-
ten Stadt und sind bis heute relativ stabil geblieben.
Gelehrte der Geschichte der Kainskinder und ihrer Phy-
siologie sind noch immer uneins darüber, wie die Auftei-
lung der Clanstruktur in Kasten über die Jahrhunderte be-
stehen bleiben konnte. Die bekannteste Theorie darüber
stammt von Dr. Douglas Netchurch, der behauptet, diese
Entwicklung sei auf evolutionären Druck zustande gekom-
men. Während des ersten Jahrtausends nach dem Fall der
zweiten Stadt siedelten sich die Assamiten im Mittleren
Osten an, einer Region der Welt, die alle anderen Clans
größtenteils gemieden hatten. Dies führte zu einem Grad
der Isolation der Anhänger dieses Clans, die den Vampiren
Europas völlig fremd war, da sie sich auf engstem Raume mit
Mitgliedern von nahezu einem Dutzend anderer Clans um
Territorien und einflußsreiche Positionen streiten mußten.
Im Vergleich dazu hatten die Assamiten nur sehr weni-
ge Nachbarn, die die Nischen füllen konnten, die unwei-
gerlich in einer Gesellschaft der Kainiten entstanden: die
Jünger des Set, die mehr Konkurrenten waren als Verbün-
dete, und ein paar verstreute Nosferatu, Toreador, Gangrel
KAPITEL ZWEI: GEBETE AN
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und Tzimisce, die ausschließlich mit ihren eigenen Ange-
legenheiten beschäftigt waren. Da es für viele Rollen kei-
ne Konkurrenten gab, mußte der Clan die Aufteilung sei-
ner Pflichten über die Jahrtausende hinweg fortführen und
konnte sich somit nicht auf nur eine einzige Existenzbe-
stimmung spezialisieren. Die Wesire kümmerten sich um
die sterblichen Herden, die Richter (nun die Krieger)
übernahmen die Verteidigung des Clans, und die Hexer
verfolgten ihre eigenen geheimen Pläne. Diese Aufgaben-
verteilung sorgte dort für den Erfolg der Assamiten, wo an-
dere Clans wie die noblen Ventrue und die gesellschaftlich
voll integrierten Toreador, die stolz auf ihre Spezialisierung
waren, versagt hätten. Einige Gelehrte unter den Kainiten
glauben, das Kastensystem der Assamiten habe sich zu-
sammen mit denen entwickelt, die von den sterblichen
Kulturen der Regionen geschaffen wurden, in denen sich
der Clan niedergelassen hatte.
Überflüssig zu erwähnen, daß diese Vermutung auf gro-
ßen Widerspruch stößt, besonders bei Kainiten, die selbst
aus der entsprechenden Rolle ihres jeweiligen Clans aus-
gebrochen sind. Einige der lautesten Verfechter dieser Ein-
stellung sind – wenig überraschend – Ravnos und Gangrel,
die die Adaption neuer Herausforderungen begrüßen, und
auch viele Catitiff, die damit ihre Ansicht, die Stärke der
Vampire läge in ihrer Einzigartigkeit, unterstützen. Seltsa-
merweise hat bisher noch kein Assamit ein Wort über die-
ses Thema verloren. Das verwundert aber eher weniger,
wenn man diese Angelegenheit vom Standpunkt der
Clansautarkie aus betrachtet. Die Kinder Haqims sind ein-
fach so strukturiert und vielseitig und müssen es nicht erst
erlernen – doch in den Letzten Nächten wird dieser lang-
gehegte Glaubenssatz immer häufiger gebrochen.
GEBORSTENEN STEIN

Assamiten02.p65 31 15.05.2002, 13:30

 WO DIE ASSAMITEN IN DIESEN
NÄCHTEN STEHEN
Mit dem Anbruch der Letzten Nächte befindet sich der
Clan der Assamiten in ständigem Fluß. Jüngste Entwick-
lungen haben die Ansichten der restlichen Kainiten die-
sem Clan gegenüber zerschlagen und die bisherige Sicht-
weise, wie sie angeblich sein sollen, radikal verändert.
Selbst viele der vom Clan lange Zeit aufrechtgehaltenen
Glaubensvorstellungen sind durcheinandergeraten. Fast
ein Drittel der Anhänger des Clans der Assamiten befür-
worten den Beitritt oder zumindest einen Waffenstillstand
mit der Camarilla, während ein anderes Drittel seine An-
strengung verdoppelt zu haben scheint, alle anderen Vam-
pire vom Antlitz der Erde zu tilgen. Die einzig erwiesene
Tatsache in Bezug auf die Kinder Haqims ist die, daß ihr
momentaner Zustand der Verwirrung die Grundfesten der
Gesellschaft der Kainiten erschüttern wird – und es schon
getan hat.
CLANSSTRUKTUR
Während die meisten Vampire eher organisiert sind wie
Raubtiere, die sich zusammengeschlossen haben, konnten
WAS BEDEUTET EIN NAME?
Dieses Buch nennt die Assamiten bei mehreren
scheinbar austauschbaren Namen. Um umständliche
Bezeichnungen wie „der Alte Clan der Assamiten“
und „die wahren Kinder Haqims“ zu vermeiden, sagen
wir es einfach, wie es ist:
Die Assamiten dasselbe wie die Kinder Haqims
(oder die Söhne Haqims, die Töchter Haqims, oder
Haqims Kinder). Alle drei Kasten (Krieger, Wesire
und Hexer) sind Assamiten. Clansangehörige mit ei-
ner bestimmten politischen Ausrichtung oder auch
dem Mangel einer solchen (Loyalisten, Abtrünnige,
antitribu und Enteignete) sind ebenfalls Assamiten.
Warum also die verschiedenen Namen?
Der Unterschied zwischen „Assamiten“ und den „Kin-
dern Haqims“ liegt in der Sprache und unterschiedlichen
Ansichten. Der Clan hat sich selbst immer nur Kinder
Haqims genannt (oder verschiedene Varianten dieses
Namens benutzt). Der eigentliche Clansname kam eini-
ge Jahrhunderte vor den Kreuzzügen infolge falschen
Verstehens und Aussprechens des arabischen Namens
„Kinder Haqims“ zustande. Die einzigen Mitglieder des
Clans, die sich selbst Assamiten nennen, sprechen ent-
weder mit Kainiten anderer Clans oder haben nie von
einem Ahnen der Kinder Haqims eine Einführung in
ihre Clanskultur erhalten. Unter Ihresgleichen betiteln
die Kinder Haqims sich ausschließlich mit diesem Na-
men oder einer Variante davon, niemals aber mit dem,
der ihnen von Außenstehenden gegeben wird.
Für die Zwecke dieses Buches sind die beiden Na-
men austauschbar. Wir werden aber von „Assamiten“
sprechen, wenn wir sie von einer neutralen Perspekti-
ve aus und „Kinder Haqims“ sagen, wenn wir die Din-
ge aus ihrem Blickwinkel betrachten.
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die Assamiten über die Jahrtausende eine Hierarchie auf-
bauen, die von keinem Clan außer den Tremere übertrof-
fen wird (und viele werfen den Usurpatoren vor, sie hät-
ten in diesem Punkt geschummelt, da sie ihre Existenz als
Vampire bereits als Orden begannen). Diese Struktur
brach unter dem Druck der jüngsten Ereignisse zusammen,
doch beide Hauptfraktionen des Clans konnten genug da-
von aufrechterhalten, daß sie noch immer wert ist, näher
betrachtet zu werden.
Auch wenn die Macht der Ahnen, die in Alamut resi-
dieren, groß ist, so ist ihre „Herrschaft“ weit davon ent-
fernt, ausschlaggebend oder gar absolut zu sein. Viele As-
samiten erhielten genügend Instruktionen und Vertrauen
von ihren Erzeugern und Kameraden, um ein Band der
Loyalität zu ihrem Clan zu entwickeln. Auch wenn sie per-
sönlich nicht an die einzelnen Versionen der Geschichte
ihres Clans, die man sie gelehrt hat, glauben mögen, sind
doch die rauhen Umgangsformen unter den anderen Kai-
niten Grund genug, unter den eigenen Clansgeschwistern
Kameraden zu suchen. Außerdem führt Zusammenarbeit
meist dazu, daß man die gleichen Interessen verfolgt und
die gleichen Ziele anstrebt, auch wenn man sich bemüht,
unabhängig voneinander zu bleiben. Ebenso viele zucken
mit den Achseln und ignorieren ihre „Vorgesetzten“, wenn
sie von den neuesten Edikten vom Berg Alamut hören.
Ironischerweise scheinen die Versuche Ur-Shulgis, den
Clan wieder zusammenzuführen, auf unvorhergesehene
Art und Weise fruchtbar zu sein, da mehr und mehr dieser
nahezu entrechteten Individuen Nachricht über jüngste
Entwicklungen erhalten und daraufhin Schutz bei der ei-
nen oder anderen Fraktion suchen.
METHODEN
Die Ahnen des Clans der Assamiten wenden mehrere
Methoden an, um ihre Untertanen zumindest locker mit-
einander verbunden und auf ein Ziel fokussiert zu halten.
Die erste ist Blutmagie, ohne die eine schnelle Kommuni-
kation und Nachrichtenübermittlung über längere Distan-
zen bis in die Neuzeit nicht möglich gewesen wäre. Durch
die hochmotivierte Kaste der Hexer waren die Anführer
Alamuts in der Lage, innerhalb weniger Nächte Instruk-
tionen und Informationen an ihren Clan zu übermitteln –
ein unbezahlbares Werkzeug, um Mitglieder des Clans an
ihre Pflichten und Aufgaben zu erinnern. Mit der Einfüh-
rung des Radios und späterer technischer Entwicklungen
und Errungenschaften wurden Übermittlungen von Bot-
schaften auf magischem Wege immer altmodischer und
überflüssiger, obwohl die Magie der Assamiten abhörsiche-
rer ist als ein Gespräch mit Mobiltelefonen.
Eine ebenso wichtige Verfahrensweise, um Clansangehö-
rige auf ihre eigentlichen Ziele einzuschwören, besteht
darin, ihnen das Gefühl ihnen überlegener Ahnen zu ver-
mitteln, die über jeden ihrer Schritte wachen. Die meisten
Assamiten, die eine längere Konversation mit Mitgliedern
anderer Clans führen können, wissen von Haqims Geset-
zen und kennen die Grundzüge der Geschichte ihrer Blut-
linie. Die traditionelle Betonung dieser Geschichte war
immer „Wir wurden gebeten, für andere zu urteilen und zu
richten, die anderen Clans wandten sich von uns ab und
verließen uns. Daher haben sie kein Recht, sich darüber
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 zu beschweren, wenn wir es noch immer tun.“ Diese Aus-
sage bedeutet, daß alle Vorsintflutlichen den Aktionen der
Assamiten zustimmten, da die anderen Clangründer
Haqim gebeten hatten, die Richter einzusetzen – und Kain
selbst schritt niemals ein, um das zu unterbinden. Das ist na-
türlich ein starkes Argument, das es ermöglichte, weiter-
hin über andere Kainiten zu richten und diese zu bestra-
fen, selbst dann, wenn sie nicht danach gefragt hatten. Es
waren nicht einmal Gehirnwäsche und Propaganda nötig,
um diese Einstellung bei den Assamiten zu erzeugen – der
beste Zwang wird durch ein Körnchen Wahrheit in seinem
Herzen erzeugt. Außerdem haben die Assamiten eine „Wir
oder sie“-Mentalität, die nur wenige andere Kainitengrup-
pen pflegen. Die Geschichte zeigt viele Beispiele dafür,
warum die Assamiten und der Rest der Nachfahren Kains
miteinander verfeindet sind, und die Schuld daran liegt
ohne Zweifel auf beiden Seiten. Natürlich würde kaum ein
Assamit zugeben, daß sein Clan die ganze Zeit über so
falsch gehandelt hat – lag doch die eigentliche Schuld für
diesen Zustand bei der Camarilla oder den Setiten oder
den Ravnos oder einem anderen feigen Sündenbock. Läßt
man diese Vorwürfe einmal beiseite, war sich der Clan
doch immer bewußt, daß ein Mitglied aus den eigenen
Reihen eher geneigt ist, sich auf die gleiche Seite zu schla-
gen (oder zumindest neutral zu bleiben) als jeder andere
Vampir. In den heutigen Nächten ist dies nicht mehr so
selbstverständlich oder auch nur wahrscheinlich.
Nur wenige Assamiten verwenden das Blutsband, um
sich der Loyalität ihrer Kinder sicher zu sein. Der Großteil
des Clans sieht im Blutsband eine beschämende Maßnah-
me oder Art der Bestrafung, „passend nur für Ziegen und
Lügner“, und es wird nur dann angewendet, wenn ein Kü-
ken zum wiederholten Male bewiesen hat, daß man ihm
einen freien Willen nicht zutrauen kann. Die Disziplinen
Beherrschung und Präsenz sind im Clan der Assamiten re-
lativ selten, was ein Grund dafür ist, warum auch sie in
solchen Fällen selten zum Einsatz kommen. Trotzdem ist
„selten“ nicht gleichzusetzen mit „nie.“
HAQIM
Die Clanshierarchie beginnt natürlich mit dem Namen
dessen, von dem seine Nachfahren den Namen übernom-
men haben: Haqims, des Begründers der Assamiten. Im
Gegensatz zu dem der Gründer anderer Clans ist Haqims
Name – wie auch sei Erscheinen und Auftreten – wohl
dokumentiert (auch wenn niemand davon ausgeht, daß
Haqim der Name war, den er in seinen sterblichen Tagen
trug). Sein letztes belegtes Erscheinen war im Jahre 121 n.
Chr. auf den Britischen Inseln, auch wenn der Clan in je-
der Dekade mindestens eine „Sichtung Haqims“ vermerkt.
In den Jahrhunderten nach seinem letzten Erscheinen be-
haupteten viele hochrangige Clansangehörige, direkt von
Haqim Nachrichten erhalten zu haben; Ur-Shulgi ist nur
der Jüngste in dieser langen Reihe.
In der Theorie sind die Kinder Haqims noch immer eine
Familie, und Haqim ist ihr Patriarch. In der Praxis ist
Haqim für die meisten modernen Mitglieder des Clans
weit mehr Mythos als Wirklichkeit. Ungeachtet der von
Zeit zu Zeit auftretenden Erscheinungen und Originalko-
pien von Aufzeichnungen über ihn ist Haqim für sie nicht
real. Kaum verwunderlich, wo doch nicht mal ihre Ahnen
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ihm je von Angesicht zu Angesicht begegneten. Auf der
anderen Seite behaupten viele Mitglieder seiner Brut, in
direktem Kontakt mit dem Clansgründer zu stehen – dar-
unter al-Ashrad und Ur-Shulgi – jedenfalls genügend, da-
mit jeder neugeborene Vampir, der neugierig und mutig
genug ist, danach zu fragen, Geschichten über ein Treffen
mit Haqim hören kann.
Mit Ausnahme der Erzählungen, die von Mitgliedern
des ultrakonservativen Netzes der Messer und Hardlinern
des Pfads des Blutes verbreitet werden, porträtieren die
meisten Berichte Haqim als einen niedergeschlagenen
Mann, der des Kampfes müde war, ehe er sich in der zwei-
ten Stadt niederließ. Mit seiner unbeugsamen Willens-
kraft, seiner großen Hingabe und seinem unerschütterli-
chen ethischen Code weckte er die Aufmerksamkeit eines
Vampirs der 2. Generation. Haqim, ein Gelehrter nicht aus
Erfahrung, sondern von Natur aus, akzeptierte nur wider-
strebend die Bürde der Verantwortung und Autorität, die
ihm von der 3. Generation auferlegt wurde. Nachdem er
sie aber angenommen hatte, führte er diese Aufgabe so gut
wie möglich aus. Einige Gelehrte unter den Kainiten ver-
muten, seine Einstellung habe zu einer „Ob sie es wollen
oder nicht“-Mentalität geführt, und einige seiner aufge-
zeichneten Aktionen deuten darauf hin. Das beste Beispiel
für den vollen Einsatz seiner Autorität liegt wohl in der
Gründung der Hexerkaste, die als Dämonenjäger einge-
setzt wurden und somit Saulots Protest ignorierten, die Sa-
lubri-Krieger bräuchten weder Unterstützung noch Kon-
kurrenz.
Haqims Beziehungen zu den anderen Vorsintflutlichen
werden in den Legenden über ihn als angespannt bezeich-
net. Eine nur allzu wahrscheinliche Beschreibung, wenn
man bedenkt, daß die Gründer der anderen Clans ihm ei-
nen Freibrief ausgestellt hatten, der es ihm gestattete, sei-
nen Willen und seine Gesetzte auch ihren Nachkommen
aufzudrängen. In vielen seiner Aufzeichnungen spricht er
gut über die Gründer der Brujah, Gangrel und Ravnos
Clans, und auf einer halb übersetzten Tontafel scheint es,
als bedaure er, daß er und Saulot ihren Streit, der während
des Konflikts mit den Dämonenkulten ausgebrochen war,
nicht beigelegt hatten. Er hatte nur wenig Respekt für die
Gründer der Clans Nosferatu und Toreador und hegte eine
große Abneigung gegen den Vater der Ventrue.
Seinen eigenen Nachfahren gegenüber verhielt sich
Haqim ebenso streng wie anderen Kainiten gegenüber.
Aber nur die extremsten Aufzeichnungen bezeichnen ihn
als ungerechten Meister. Er belohnte Erfolg gebührend
und bestrafte Fehler und Mißerfolge nur, wenn diese auf-
grund von Faulheit oder Dummheit zustande gekommen
waren. Wenn er eine große Schwäche hatte, dann die, daß
er sehr ungeduldig war. Viele seiner langen Wanderschaf-
ten in den Jahrtausenden lagen darin begründet, daß er
frustriert von den vielen Streitereien unter seinen Kindern
war. Seine momentane Abwesenheit dauert schon beun-
ruhigend lang, selbst aus der Sicht von Unsterblichen.
Trotzdem behaupten viele, er sei längst wieder zu seinem
Clan zurückgekehrt und werten nun Nacht für Nacht die
Beobachtungen aus, die sie ununterbrochen in der sterbli-
chen und der Welt der Verdammten anstellen. Diese
Theorie hat Anhänger unter den verschiedenen Gruppie-
rungen, was dem Clan im Ganzen große Sorge bereitet.
GEBORSTENEN STEIN
15.05.2002, 13:31
 DER ÄLTESTE
Die Position des Ältesten hat ihren Anfang in einer in-
offiziellen Ehrung eines von Haqims Kindern in den Tagen
der zweiten Stadt. Immer wenn Haqim auszog, um auf
Wanderschaft zu gehen, überließ er einem seiner Kinder
sämtliche Angelegenheiten und Aufgabenbereiche. Nach-
dem die Kinder Haqims Alamut gegründet hatten, wurde
aus dieser Ehre eine offizielle Position. Der Älteste (im all-
gemeinen als „der Alte vom Berg“ bekannt, auch wenn
eine Frau diese Position innehat) war das älteste Kind
Haqims, dessen Aufgabe es war, den Clan in Abwesenheit
des Gründers zu führen. Wenn kein Kainit der 4. Genera-
tion in der Lage war, den Schwarzen Thron zu besteigen,
bestimmte der Du´at einen aus seinen Reihen zu dieser Ehre
und ernannte die beiden Ahnen, die nicht erwählt worden
waren, zu dessen Stellvertretern. Der Älteste kann durch eine
einstimmige Wahl der drei Du´at-Mitglieder seines Amtes
enthoben werden, aber so etwas ist in der niedergeschriebe-
nen Clangeschichte nur ein einziges Mal geschehen.
Per Definition ist der Älteste der absolute Anführer des
Clans, der nur Haqim Rede und Antwort stehen muß.
Über die Jahrhunderte jedoch mußte jeder Älteste feststel-
len, daß es so gut wie unmöglich war, „Kontrolle“ über alle
„Untertanen“ auszuüben. Nur wenige versuchten, die Ent-
eigneten unter ihren Einfluß zu bekommen, und fanden
oft ein düsteres Ende im Verlauf ihrer Versuche.
Der letzte Älteste war Jamal, ein Krieger, der den
Schwarzen Thron 1494-1998 innehielt. Als Ur-Shulgi auf-
erstand, prüfte er Jamals Loyalität. Er behauptete, Jamal
habe Allah als seinen alleinigen Gott anerkannt und brin-
ge Haqim nicht die gebührende Ehrerbietung entgegen.
Somit wurde der ketzerische Älteste „geschickt, ...seinen
jungen Gott zu treffen.“ Jamal war der erste Assamit, der
so den endgültigen Tod fand, daher bezeichnen ihn viele
ketzerische Krieger als Märtyrer. Ur-Shulgi lehnte es ab,
die Position des Ältesten anzunehmen und gewährte nur
Haqim selbst diesen Titel.
DER DU´AT
Der Du´at besteht traditionell aus jeweils einem Mit-
glied der drei Kasten der Assamiten: der Kalif der Krieger,
der Wesir der Wesire und der Amr der Hexer. Sie bilden
das ausführende und kontrollierende Gremium in allen
Belangen der Politik des Clan und besitzen die höchste
Autorität neben dem Ältesten. Die Aufzeichnungen des
Clans datieren die Gründung des Du´at auf exakt 2000 v.
Chr. Der Du´at war der Kreis der engsten Berater des Äl-
testen, die ihrerseits alle notwendigen und benötigten In-
formationen von ihnen untergebenen Spezialisten erhiel-
ten. Der Rat hatte auch die Aufgabe, Auseinandersetzungen
zwischen Angehörigen der verschiedenen Kasten zu lösen,
die die Stabilität der Kinder Haqims insgesamt bedrohten.
Mit der Vernichtung eines Mitglieds und der anschlie-
ßenden Abreise der beiden verbliebenen Angehörigen ist
es höchst unwahrscheinlich, daß sich in naher Zukunft ein
neuer Du´at bilden wird. Al-Ashrad versucht zur Zeit, sei-
ne Anhänger neu zu organisieren und hat sich dafür die
Camarilla als Vorbild genommen. Geheime Clansräte ha-
ben in einer solchen Regruppierung keinen Platz. Ur-Shul-
gi lehnt es ab, einen neuen Kalifen, Amr oder Wesir unter
CLANBUCH: ASSAMITEN
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Assamiten02.p65 34
den Loyalisten anzuerkennen oder zu ernennen und zieht
es offenbar vor, wenn die Anhänger der einzelnen Kasten
ohne deren Führung zurechtkommen.
DER KALIF
Der Führer der Kriegerkaste heißt Kalif. In der Theorie
ist er der größte Kämpfer der Kinder Haqims, auch wenn
nur wenige Kalifen alle Formen des Kampfes beherrschten.
Die Hauptaufgaben des Kalifen liegen darin, den Ältesten
in allen Belangen der Verteidigung der Kinder Haqims zu
beraten und die Kriegerkaste mit dem Ziel zu führen, nicht
nur den Clan, sondern auch seine sterblichen Untertanen
(zumindest immer dann, wenn die Assamiten sterbliche
Anhänger hatten) und Besitztümer zu schützen. Zusätzlich
ist der Kalif der Kainit, der bei einer Herausforderung, die
den ganzen Clan betrifft, im Namen der Kinder Haqims
den Kampf für sie austrägt. Es gibt allerdings keine Auf-
zeichnung, in der ein solcher Fall genannt wird, trotzdem
suggeriert diese Pflicht des Kalifen, daß es in der Vergan-
genheit mindestens einmal zu einer solchen Maßnahme kam.
Abstrakt gesehen macht dies den Kalifen zum Anführer
der größten organisierten Gruppe unsterblicher Soldaten
und Assassinen in der Welt. In Wirklichkeit ist der Kalif
einfach der, der einen Clan von Raubtieren an der Leine
hält, die seinen Befehlen nur sporadisch Folge leisten. Da-
mit diese Raubtiere nicht gegen sie selbst losschlagen, ent-
scheiden sich weise Kalifen daher eher, zurückhaltend zu
führen statt zu kommandieren.
Geht man nach den Traditionen der Kriegerkaste, so
kann jeder Krieger, der davon überzeugt ist, der momen-
tane Kalif sei nicht fähig, seine Pflichten als erster Vertei-
diger der Kinder Haqims wahrzunehmen, diesen zu einem
Kampf um die Führerschaft der Kaste herausfordern. Der
Kalif hat jedoch das Recht zu entscheiden, ob dieses Duell in
Form eines bewaffneten oder unbewaffnete Kampfes, eines
Tests der taktischen Führung oder gar eines Militärkomman-
dos ausgetragen wird. Einige Analytiker der Schwarzen Hand
glauben, die Panzerschlachten zwischen Arabern und Israelis
1972 stünden in Zusammenhang mit einer solchen Heraus-
forderung, auch wenn diese Theorie unbestätigt ist.
Wenn der Kalif besiegt wird, wird erwartet, daß sein Be-
zwinger ohne Gegenwehr an ihm Diablerie begehen kann.
Einige neue Kalifen gestatteten es ihrem Vorgänger, sich
selbst zu vernichten, indem er sich der aufgehenden Son-
ne am Fuße des Berges stellt, der Alamut beherbergt. Her-
ausforderer, die besiegt wurden, wurden grundsätzlich vom
Kalifen ausgesaugt, und jeder ihrer Nachfahren hatte die
Wahl, ob er auch vernichtet wird oder ins Exil geht. Dies
sorgt dafür, daß Herausforderungen nicht leichtfertig aus-
gesprochen werden, da die Kinder eines Herausforderers
diesen lieber selbst niederringen, als die Gefahr einzuge-
hen, bei einem Fehlschlag der Machtübernahme ihres Er-
zeugers den endgültigen Tod zu finden oder ein unwürdi-
ges und unehrenhaftes Leben im Exil zu führen.
Derzeit ist die Position des Kalifen unbesetzt, da Ur-
Shulgi den letzten Kalifen vernichtet und bisher noch nie-
mand gewagt hat vorzutreten, um Anspruch auf diese Po-
sition zu erheben. Trotzdem haben sich schon viele loyale
Krieger vorsichtig als mögliche Anwärter ins Gespräch ge-
bracht, und es scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein,
bis daraus ein Konflikt entbrennt.
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 DER WESIR
Der Anführer der Wesirkaste (auch bekannt als „Kaste
der Gelehrten“) trägt den Titel des Wesirs. Dies wirkt auf
Außenstehende irritierend, doch die Wesire sind daran
gewöhnt. Für gewöhnlich betonen sie das Wort „der“ stär-
ker, wenn sie von ihrem Führer reden. Der Wesir ist der
erste Gelehrte unter den Wesiren und dient als Überbrin-
ger von Informationen, die der Älteste von dieser Kaste
benötigt. Da die Studien des Wesirs von der Theologie bis
zur Teilchenphysik reichen, ist diese Position in der Tat
eine sehr verantwortungsvolle. Realistisch betrachtet er-
wartet der Älteste von seinem Wesir nicht, ein fundiertes
Wissen über jede erlernbare Fähigkeit und erschwingliche
Information zu besitzen, doch muß er in der Lage sein, die
Experten unter seiner Kaste herauszufinden, deren Infor-
mationen am besten für die Wünsche des Ältesten geeig-
net sind.
Wie auch beim Kalifen unterscheiden sich die tatsächli-
chen Verantwortungsbereiche des Wesirs von seinen theo-
retischen. Die lose organisierten Wesire ähneln eher einem
Netzwerk akademischer Kontakte als einem festen Nach-
forschungsorgan, und jeder Wesir kann mit seinen Brüdern
und Vorgesetzten aus den verschiedensten Gründen Kon-
takte pflegen. Der Wesir sieht sich oft vor die Aufgabe ge-
stellt, die Zusammenarbeit zwischen einzelnen Individuen
zu koordinieren (oder dafür zu orgen, daß sie überhaupt
zusammenarbeiten), die weit verstreut sind und nur Loya-
lität zu ihrem Clan oder ihrer Kaste verspüren, wenn sie
etwas von ihren Brüdern brauchen.
Traditionell wird der Visier alle 63 Jahre durch einfache
Mehrheit bei einer formalen Wahl erkoren. Es existiert
keine bestimmte Form der Vorauswahl an Kandidaten für
diese Position. Jeder, der davon überzeugt ist, in den kom-
menden sechs Jahrzehnten ein guter Ratgeber für den Äl-
testen zu sein, kann ein oder zwei Jahre vor der Wahl vor-
treten und Anspruch auf das Amt erheben.
Die Mitglieder des Rates der Schriften (s. u.) berechnen
die Wahlergebnisse zu jeder siebten Wintersonnenwende
(auch wenn einige modernere Mitglieder des Rates sich
lieber häufiger versammeln würden). Jeder Anhänger der
Kaste ist berechtigt zu wählen, wenn er in der Lage ist,
persönlich nach Alamut zu kommen oder innerhalb von
sechs Monaten vor der Ernennung des neuen Wesirs einen
Abgesandten (für gewöhnlich ein vertrauensvoller Ghul
oder ein Diener) zu schicken. Bis zur letzten Ernennung
war dies immer eine große Versammlung der Kaste (und
eine hervorragende Gelegenheit für den Ältesten und den
Du´at, die Loyalitäten abzuschätzen, indem man die an-
wesenden Häupter zählte), die Alamut für über einen
Monat füllte, doch die Einführung der zivilen Luftfahrt im
Jahre 1927 und die damit zusammenhängende Verkürzung
der Reisezeit zerstörte diese Tradition. Von den Wesiren,
die sich die Mühe machten, bei der Ernennung des neuen
Wesirs 1990 anwesend zu sein, blieb keiner länger als drei
Nächte vor Ort.
Der jetzige Wesir ist Tegyrius, ein Experte für Rechtsge-
schichte, der behauptet, in seinen sterblichen Tagen mit
der Armee Alexanders des Großen marschiert und später
anwesend gewesen zu sein, als Imperator Justinius die rö-
mische Rechtsprechung definierte und festlegte. Er hat die
KAPITEL ZWEI: GEBETE AN GEBORSTENEN STEIN
35

Assamiten02.p65 35 15.05.2002, 13:31

 Position des Wesirs jetzt zum dritten Mal in Folge inne, so
wie schon einmal Mitte des 14. Jh. Tegyrius sprach sich
gegen die Besitznahme des Schwarzen Throns durch Ur-
Shugi aus, da dieser sich nicht an die vorgegebene Vorge-
hensweise der Übernahme der Position des Ältester gehal-
ten hatte. Tegyrius folgte al-Ashrad später ins Exil, nach-
weislich überrascht, daß Ur-Shulgi ihn noch immer nicht
vernichtet hatte. Seine Pläne und sein Aufenthaltsort sind
unbekannt. Einige Gerüchte besagen, er halte sich in den
Niederlanden am Welthof aufhält, während andere be-
haupten, er habe sich vollkommen vom Clan abgewandt
und diene nun als erster Assamiten-Justikar der Camarilla.

DER AMR
Der Amr ist der Anführer der Hexerkaste. Wie seine
Untergebenen geht auch er den Mittelweg zwischen den
Pflichten des Kalifen und denen des Wesirs. Die traditio-
nelle Hauptaufgabe des Amrs liegt darin, den Ältesten in
allen Dingen zu beraten, die magischen und übernatürli-
chen Ursprungs sind, inklusive der Bedrohungen, die von
anderen Kainiten ausgehen. Diese ziemlich vage gehalte-
ne Definition bedeutet, daß der Amr sich nicht nur um
magische Gefahren für Haqims Erbe kümmern, sondern
auch mit den verschiedenen Bereichen magischer Studien
im allgemeinen vertraut und darin geübt sein muß. Zusätz-
lich wird der Amr als der mächtigste Hexer der Kaste an-
gesehen und somit als der mächtigste Hexer der Welt (ob-
wohl diese letzte Definition eher rhetorischer denn tat-
sächlicher Natur ist).
Aufgrund der vielen möglichen Formen magischer Kom-
munikation zwischen den Hexern hat der Amr mehr und
vielseitigere Mittel, Befehle an seine Kaste weiterzuleiten
als seine Pendants in den anderen Kasten. In der Praxis
übt er diese Macht aber nur sehr selten aus, da die Hexer
nicht viel weniger unabhängig sind als die Krieger oder
Wesire. Wenn es aber zu der überaus seltenen Situation
kommt, daß der Amr eine Order erteilt, statt einen diplo-
matischen Vorschlag zu unterbreiten, zögern weise Hexer
nicht, dieser augenblicklich Folge zu leisten.
Nach der Unterzeichnung des Vertrags von Tyros war
eine der letzten Aktionen des damaligen Ältesten, den
Amr an die Spitze der clansweiten Versuche zur Brechung
des Tremerefluchs zu setzen. Für den Großteil der letzten
500 Jahre beschränkten sich die Handlungen des Amrs auf
diese Aufgabe; trotzdem mußten er und seine Assistenten
auch dafür Sorge tragen, daß die magischen Verteidigungs-
vorrichtungen Alamuts aufrechterhalten und das intrigan-
te Spiel der verborgenen Züge und Gegenzüge mit den
Tremere und ihren infernalischen Dienern weitergeführt
wurden.
Nach der Tradition wird der Amr jedes Jahr in der Nacht
zum Frühlingsanfang neu bestimmt. Jeder Hexer, der sich
in dieser Nacht in Alamut aufhält, nimmt an einem Ritu-
al teil, das die ganze Nacht andauert und die Identität des-
sen aufzeigt, der am besten für die Führung seiner Brüder
für den nächsten Zyklus der Jahreszeiten geeignet ist.
Seit 120 n. Chr. ist der Name al-Ashrad ein Synonym für
den Titel Amr. Es gab seit nahezu zweitausend Jahren kei-
nen anderen, und kaum ein Assamit kann sich vorstellen,
daß dieser Mann die Position, die er selbst definiert hat,
jemals aus eigenem Willen abtreten könnte.
CLANBUCH: ASSAMITEN
36

Assamiten02.p65 36 15.05.2002, 13:32

 DIE SILSILA
Die Silsila, auch bekannt als Shakari oder Hüter des Blu-
tes, waren einst die direkten Untergebenen des Du´at. In
den heutigen Nächten erfüllen sie ihre Aufgabe unter der
fanatischen Führung Ur-Shulgis. Als die spirituelle Elite
der Kinder Haqims besteht diese kleine Priesterschaft an
Kriegern aus den Kainiten, in denen der Du´at und der
Älteste die überzeugtesten Anhänger der Lehren Haqims
sehen. Spirituell gesehen liegt ihre Pflicht darin, Haqims
Gesetze zu verbreiten und zu fördern (und je nach politi-
schem Klima in Alamut auch den Pfad des Blutes). Sie
sind aber auch die Hüter der Großen Bibliothek und des
Museums von Alamut und die Hauptverteidigungslinie,
falls der Berg jemals von Feinden gestürmt werden sollte.
Eine große Anzahl an Mitgliedern der Silsila erklärte
sich als den Ketzern zugehörig; in den heutigen Nächten
ist niemand bekannt, der sich einem Angriff dieser ent-
schlossenen Krieger gegenübersah und überlebte. Der Rest
von ihnen, allesamt Anhänger des Pfad des Blutes, stand
geschlossen hinter Ur-Shulgi und setzte ihre Verwaltung
Alamuts bis heute fort. Die meisten von ihnen sind Ah-
nen nicht nur vom Alter, sondern auch von der Generati-
on her (in Blut ausgedrückt bedeutet das, daß sie minde-
stens der 9. Generation angehören und 400 Jahre alt sind)
und eine machtvolle Ebene der Erleuchtung und des Wis-
sens als Verkörperungen des Pfades des Blutes erreicht ha-
ben. Die Silsila setzen sich aus Mitgliedern aller drei Ka-
sten zusammen: Krieger bilden die überwiegende Mehr-
heit, gefolgt von einer Handvoll Hexer und (angeblich)
nur einem Wesir.
KLEINERE ÄMTER
Die Assamiten haben neben dem Ältesten, dem Du´at
und den Silsila nie andere Positionen eingeführt. Aller-
dings haben die Krieger eine Reihe verschiedener Ränge
geschaffen, die den Status eines Individuums innerhalb ih-
rer Kaste ausweisen, und die Hexer und Wesire haben über
die Jahrhunderte ebenfalls ein akademisches und profes-
sionelles Rangsystem aufgestellt.
ANSEHEN UND AUFSTIEG INNERHALB DER
KRIEGERKASTE
Die Kriegerkaste hat nicht viel für Talent übrig, das
nicht demonstriert werden kann. Klar definierte Errun-
genschaften – ob es sich dabei nun um sauber abgeschlos-
sene und erfüllte Kontrakte oder aber um perfekt ge-
schmiedete Schwerter handelt, ist dabei unwichtig – sind
hierbei der schnellste Weg zu gesellschaftlichem und poli-
tischem Ansehen. Erfolg im Kampf ist der beste Weg, doch
nicht wenige Krieger haben sich einen ähnlich berüchtig-
ten Namen gemacht, indem sie sich als Taktiker, Analyti-
ker und Schmiede betätigten. Zusätzlich zum generellen
Ruf wird ein gradueller Aufstieg durch Gruppen Gleichge-
sinnter und Verbündeter innerhalb der Kaste ermöglicht,
die aufgrund des Alters, der Erfahrung und der allgemei-
nen Anerkennung des entsprechend geprüften Kriegers
über dessen Aufstieg entscheiden. Diese Vorgehensweise
wurde im Verlaufe der Clangeschichte oft neu definiert,
bestimmt und benannt. Die heutigen Klassifikationen der
einzelnen Ränge lassen sich direkt von denen ableiten, die
KAPITEL ZWEI: GEBETE AN
37
Assamiten02.p65 37
von der tatsächlichen sterblichen Assassinen-Sekte festge-
legt wurden; es ist unbekannt, ob diese Betitelungen aus
Respekt geboren übernommen wurden oder nur aufgrund
eines schlechten Scherzes, der später in Vergessenheit ge-
riet.
Fida´i
Krieger, die das Blut gerade erst erhalten haben, werden
als Fida´i bezeichnet, was grob übersetzt soviel wie „Op-
ferbereite“ bedeutet. Dies impliziert, daß der Neuling den
Willen und die Fähigkeiten hat, Haqim zu dienen. Fida´i
bleiben so lange auf diesem Rang, bis sie bewiesen haben,
daß sie in der Lage sind, die gelegentlich anfallenden Auf-
gaben, die Alamut stellt, zu erfüllen. Traditionell werden
diese Aufgaben zum Ende einer intensiven Ausbildung in
den allgemeinen Fähigkeiten und der vampirischen Exi-
stenz gestellt, auch wenn es schon einzelne Fälle gab, in
denen Individuen das Blut für Taten erhalten hatten, die
sie über den Rang eines Fida´i stellten - manchmal noch,
bevor sie den Kuß erhalten hatten. Einen Krieger Fida´i zu
nennen, obwohl er einen höheren Rang innerhalb der Ka-
ste innehat, ist eine grobe Beleidigung, da dies so gedeutet
wird, als sei er nicht in der Lage, einen eigenen Beitrag
zum Schutze und zu Ehren der Kinder Haqims und der
Kaste zu leisten. Der Status, der dem des Fida´i am näch-
sten kommt, ist der eines neugeschaffenen Kindes der Ca-
marilla, das noch nicht dem Prinzen der Stadt vorgestellrt
wurde oder der eines „Rekruten“ des Sabbat, der sich noch
nicht beweisen konnte.
Rafiq
Jeder Krieger, der den Status des fida´i hinter sich gelas-
sen hat, wird als Rafiq (wörtlich „Gefährte“) bezeichnet.
Ein Rafiq hat bewiesen, daß er für sich selbst sorgen und
die Pflichten, die ihm seine Vorgesetzten auferlegen, erfül-
len kann. Einige Krieger sehen den Rang des Rafiq als all-
gemeine Bezeichnung eines geachteten Clanmitglieds,
auch wenn viele davor zurückschrecken, einen Magier
oder Wesir so zu nennen. Viel eher tendieren die meisten
Krieger dazu, andere Krieger Rafiq zu nennen, um damit
ausdrücken, daß Fida´i noch keine richtigen Krieger sind.
Da´i
Die Da´i sind eine Untergruppe der Rafiq. Jeder Krieger,
der ausreichend in einer Religion gebildet ist, daß man ihn
einen ordinierten Priester oder einen der Religion entspre-
chenden Geistlichen nennen könnte, ist ein sogenannter
Da´i (wörtlich „Ankläger“ oder „Missionar“). Die meisten
Da´i sind Moslems, doch nicht wenige gehören anderen
Religionen an. Wenn ein Rafiq, der einem Pfad der Moral
weit genug gefolgt ist und von dem man glaubt, er sei in
der Lage, sein Wissen an andere weiterzugeben, wird er
ebenfalls als Da´i bezeichnet (spieltechnisch bedeutet das,
daß er einen Wert von 7 oder mehr in einem Pfad der Er-
leuchtung erreicht haben muß). In den modernen Näch-
ten trifft letzteres ausnahmslos nur noch auf strikte An-
hänger des Pfads des Blutes zu.
As
Dieser westliche Ausdruck hat innerhalb der letzten
fünfzig Jahre mehr Akzeptanz in der Kaste gefunden, als
ihren Ahnen lieb ist. Auf einen Rafiq angewendet bedeu-
tet dieser Ausdruck, daß der entsprechende Vampir ein
Krieger ist, der fünf oder mehr Kainiten anderer Clans
gleicher oder größerer Stärke getötet hat. Der Ausdruck
GEBORSTENEN STEIN
15.05.2002, 13:32
 As wird größtenteils von europäischen oder amerikani-
schen Rafiq benutzt, außerdem von denen, die ihnen
nacheifern und sie zu kopieren versuchen. Auch unter den
Assamiten antitribu ist diese Bezeichnung bekannt.
Für formelle Anlässe lassen sich einige Asse Tätowie-
rungen stechen, die zeigen, wieviele Gegner sie besiegt
haben (auch wenn der Aufwand, diese Tätowierung zu
Beginn jeder Nacht neu zu stechen, sehr groß ist). Mo-
mentan ist es Mode, sich die Clansymbole der jeweiligen
Opfer in Reihen einzustechen und bei denen einen
schwarzen Kreis zu verwenden, deren Blutlinie unbekannt
ist. Zwanglosere Asse geben sich mit dem Tragen bestimm-
ter Kleidungs- und Schmuckstücke zufrieden, beispiels-
weise einer Lederjacke mit einer Reihe von eingestanzten
„Abschußflaggen“ oder eines zeremoniellen Säbels, auf
dessen Klinge die Namen der gefallenen Gegner eingra-
viert sind. Im extremen Gegensatz dazu gibt es aber auch
Krieger, die sich mit Hilfe eines Skalpells und Baals Kuß
rituelle und dauerhafte Narben als Ersatz für kurzlebige
Tätowierungen zufügen.
ANSEHEN UND AUFSTIEG INNERHALB DER
HEXER- UND WESIRKASTE
Obwohl die Hexer hauptsächlich Blutmagie praktizie-
ren, haben ihnen ihre langen, intensiven Beziehungen mit
den Wesiren auch in nicht arkanen Bereichen Fachkennt-
nisse eingebracht. Mitglieder aus den Reihen beider Ka-
sten bilden den Rat der Schriften, eine administrative und
akademische Gruppierung, die Fähigkeiten von Anwär-
tern auswertet und hieraus resultierende (wenn auch spo-
radische) Versuche unternimmt, daraus neu erlangtes Wis-
sen und Erkenntnisse zu standardisieren, sobald diese dem
Clan zur Verfügung stehen.
Dieser letzte Punkt ist aufgrund der großen Bandbreite
unterschiedlicher Kulturen, aus denen sich die Kinder
Haqims zusammensetzen, nahezu undurchführbar. Trotz-
dem gelang es dem Rat im Laufe der Jahrhunderte, be-
stimmte Erlasse durchzusetzen. Ein Beispiel für die verein-
zelten Erfolge in diesen Bestrebungen sind die Sprachen,
in denen das Wissen des Clans über Blutmagie niederge-
schrieben werden darf. Hierzu gehören Latein, Arabisch,
Englisch, Suaheli und Sanskrit. Jedes neu entwickelte Ritual
muß in mindestens zwei dieser Sprachen übersetzt werden,
ehe es anderen Clanmitglieder gelehrt werden darf.
Die Hauptaufgabe des Rates liegt in der Bemessung des
Erfolgs und der persönlichen Weiterentwicklung von He-
xern und Wesiren in deren jeweiligen Studienbereichen.
Die Maßstäbe, die beide Kasten hierfür ansetzen, stimmen
oft überein. So wertet jede Gruppe die Anwärter der an-
deren Kaste mit aus. Die aktuellen, verwestlichten Formen
der Anrede und die Anerkennung der Titel wurden im spä-
ten 18. Jh. übernommen, und das trotz (oder vielleicht auch
gerade wegen) starker Proteste von Seiten der Kriegerkaste.
Es sollte angemerkt werden, dass sich viele Hexer und
Wesire auch wenige Gedanken darüber machen, was der
Rat der Schriften von ihren Leistungen hielt. Dennoch
ehrten viele von ihnen die Edikte und Entscheidungen
dieser Vereinigung, die dazu führten, daß sie von ihren
Ahnen Anerkennung erhielten. Mit dem Schisma wurde
der Rat aufgelöst, und keine der beiden Seiten scheint in
näherer Zukunft das Verlangen zu haben, ihn neu einzu-
CLANBUCH: ASSAMITEN
38
Assamiten02.p65 38
berufen – zumindest nicht in der Form, die seine Gegner
akzeptieren und zulassen würden
Anwärter
Alle Hexer und Wesire werden Anwärter genannt, bis
sie offiziell anerkannt wurden. In den meisten Fällen wird
die Anrede „Anwärter“ als neutraler Titel verwendet,
meist von Ahnen, die den Namen des Neugeborenen
nicht wissen – oder vorgeben, ihn nicht zu kennen („Also
dann, Anwärter, was hast du aus deinem Fehlschlag der
vergangenen Nacht gelernt?“)
Gefährte
Ein Gefährte hat bewiesen, daß er genügend Disziplin
und Wissen besitzt, um das Äquivalent eines sterblichen
Doktortitels in seinem Tätigkeitsfeld zu erhalten. Ein Blut-
magier muß alle Voraussetzungen seines primären Pfades,
auch die schwersten und anspruchsvollsten (Stufe vier
und zudem mindestens zwei Rituale der Stufe vier) gemei-
stert haben, während ein Akademiker in der Lage sein
muß, eine Prüfung an einer Universität, die von seinem
Ahnen ausgewählt wurde, zu bestehen (hierbei ist Voraus-
setzung ein Wert von 4 in der Fähigkeit, die das Hauptfeld
der Studien des Charakters bildet (inkl. entsprechender
Spezialitäten, wenn diese in der Chronik zum Einsatz kom-
men), und vorzugsweise Werte von 3 in zwei oder mehr
anderen Fähigkeiten, die direkt mit den primären Fähig-
keiten in Zusammenhang stehen).
Meister
Ein Meister ist eben das: ein Meister seines Faches. Er
muß die Fähigkeiten, die er in seinem Studienfeld errun-
gen hat, in vollem Umfang beweisen, und muß zudem be-
weisen, daß er kritisch und eigenständig denken kann.
Dabei wird vorausgesetzt, daß er nicht nur Dinge aus dem
Gedächtnis aufsagt, sondern aus mindestens einem Buch,
das er selbst veröffentlicht hat, entnimmt, das sich um sei-
ne Studien dreht und von bisher unbekannten Ritualen
handelt. Um diesen Rang und danach folgende zu errei-
chen, muß ein Anwärter auf diesen Titel dem Rat einen
unumstößlichen Beweis für seine Leistungen vorbringen
(das Äquivalent einer Doktorarbeit bei den Assamiten,
auch wenn diese manchmal nicht nur duch Rhetorik, son-
dern auch eine Klinge verteidigt werden muß).
Hochmeister
Ein Hochmeister hat bewiesen, daß er spezialisiert ist,
indem er neben seinen Hauptstudienbereichen auch Wis-
sensbereiche gemeistert hat, die außerhalb seines norma-
len Betätigungsfeldes liegen. Für Blutmagier bedeutet dies,
daß sie mindestens zwei komplette Magiepfade der Assa-
miten perfektioniert haben müssen (den primären und ei-
nen weiteren, beide auf Stufe fünf). Für Gelehrte der tradi-
tionellen Schule beinhaltet das, Wissen über beide Bereiche
zu besitzen, den primären Studienbereich und einen weiteren,
der direkt von diesem abzuleiten, trotzdem aber unabhängig
von ihm ist (zwei Fähigkeiten, die sich auf den Hauptstudi-
enbereich des Charakters beziehen und einen Wert von je-
weils 5 erreicht haben, vorzugsweise begleitet von mehreren
zusätzlichen, die einen Wert von 3 oder besser aufweisen).
Großmeister
Ein Großmeister hat den Grad der absoluten Perfektion
in seinem Hauptbetätigungsfeld erreicht und wird mit je-
der anderen Autorität auf dem Planeten gleichgesetzt (mit
Ausnahme der Kainiten, die selbst diese Grenze schon so
15.05.2002, 13:35
 DER RAT DER SCHRIFTEN
Die Vereinigung der Wesire und Hexer hat kein direk-
tes Vorbild in der Gesellschaft der Sterblichen oder der
Kainiten. Seine genauen Pflichten und Befugnisse än-
dern sich mit der Zeit, beinhalteten aber bisher immer
die Billigung neuer Pfade der Blutmagie und Rituale für
einen breit gefächerten Nutzen sowie die Prüfung und
Anerkennung neuer wissenschaftlicher Entwicklungen,
die vom Clan übernommen werden sollen. Nachdem
dem Tremerefluch über die Assamiten war das vorran-
gigste Ziel des Rates, diesen zu brechen.
Der Rat der Schriften besitzt traditionell 15 Sitze, die
von den bedeutendsten und weisesten Mitglieder des
Clans belegt werden, jeder für sich ein einzigartiger Ex-
perte in seinem Fachgebiet (nur in sehr seltenen Fällen
hatte ein Mitglied von einem niedrigeren Rang als
Hochmeisters einen dieser Sitze inne). Dem Ältesten
sowie den Mitgliedern des Du´at war ein Platz im Rat ver-
wehrt, da man befürchtete, dies könne zu Interessenkon-
flikten führen, auch wenn viele Amrs und Wesire einst
Ratsmitglieder waren – oder wieder wurden. Technisch ge-
sehen wurden auch für die Krieger Sitze im Rat der Schrif-
ten bereitgestellt, trotzdem hatte nie mehr als ein Krieger
auf einmal einen Sitz als Ratsherr in diesem Konzil.
Mit dem Schisma zerbrach der Rat der Schriften, wie
so viele andere Vereinigungen der Assamiten auch. Sei-
ne Mitglieder teilten sich zwischen den Lagern der
Loyalisten und Ketzer auf, wobei mindestens eines von
ihnen wegen seiner Rolle im Schisma den Tod durch Ur-
Shulgis Hand fand. Keine der beiden Gruppen hat be-
kannt gegeben, sie wolle den Rat neu entstehen lassen,
auch wenn al-Ashrad mit Sicherheit daran denkt.
SITZE UND RATSHERREN
Die folgende Liste faßt die Zuständigkeitsbereiche der
einzelnen Sitze und die Kainiten, die sie in den Näch-
ten unmittelbar vor dem Schisma innehatten, und ih-
ren derzeitigen Zustand (soweit bekannt) zusammen.
Der Sitz der Summe: Mathematik und damit verbun-
dene Wissenschaften, inklusive Geheimschriften. Zuletzt
gehalten von Wesir David Wendt, seine aktuelle Fraktions-
zugehörigkeit und sein Aufenthaltsort sind unbekannt.
Der Sitz des Kupfers und des Blitzes (vorher Sitz
der Schmiede): Elektrizität und mit ihr verbundene
Wissenschaften, inklusive Computer. Zuletzt gehalten
von Hexe Sarah Schneider, die von Ur-Shulgi wegen
ihrer Mitwirkung beim Schisma vernichtet wurde.
Der Sitz der Spiegel: Informationsbeschaffung und -
übertragung, inklusive Erkenntnismagie, Aufklärung und
Telekommunikation. Dieser Sitz wird noch immer von
Wesir Abid bin Haji gehalten, einem Anhänger der Ketzer.
weit überschritten haben, daß sie nicht mehr kategorisier-
bar sind). Ein Blutmagier muß nicht nur seinen erwählten
Hauptpfad perfektioniert haben, sondern auch mindestens
drei Pfade, und muß fundiertes Wissen über Rituale vor-
weisen können. Für ein Individuum, das sich nicht auf magi-
sche Studien spezialisiert hat, bedeutet das, daß es komplet-
tes Wissen über all seine theoretischen und praktischen Stu-
KAPITEL ZWEI: GEBETE AN
39
Assamiten02.p65 39
Der Sitz der Stürme: Naturwissenschaften. Zuletzt
gehalten von Hexer Badr Alkhaiwani, seine aktuelle
Fraktionszugehörigkeit und sein Aufenthaltsort sind un-
bekannt.
Der Sitz des Buches: Theologie und Philosophie, spezi-
fisch nicht Glaubensrichtungen, die nur von Kainiten ver-
treten werden. Dieser Sitz wird noch immer von Hexer
Hedeyat al-Nasir gehalten, der Mitglied der Silsila ist.
Der Sitz des Feuers und des Stahls: Waffentechno-
logie. Dieser Sitz blieb leer, nachdem sein letzter Halter,
Krieger Enrique Salazar, 1991 während der Erkundung
amerikanischer Truppen im Golfkrieg verschwand.
Der Sitz des Rades, des Flügels und des Ruders:
Transporttechnologie. Zuletzt gehalten von Wesir Kas-
paras Sikhorsky, von dem man annimmt, er läge seit ei-
nem Duell mit Hexer Jayakar Dristi Boparai in Starre.
Der Sitz des Glases und des Rauchs: Chemie und
Alchemie. Zuletzt gehalten von Kriegerin Aurora Whi-
te, von der man annimmt, sie habe sich freiwillig zur
Entrechteten erklärt; ihr momentaner Aufenthaltsort
ist unbekannt.
Der Sitz des Nebels: Spiritualität, Nekromantie und
andere Studien der immateriellen Welt. Zuletzt gehalten
von Hexer Qadir ul-Ghani, der den Loyalisten angehört.
Der Sitz des Goldes: Wirschaft und Handelsinteres-
sen. Zuletzt gehalten von Wesirin Azita Hisami, die mo-
mentan als entrechtete Beraterin den Toreador Saudi-
Arabiens dient.
Der Sitz des Staubes und der Knochen: Archäolo-
gie und alte Geschichte. Zuletzt gehalten von Wesir
Arishima Hisato. Er wurde von Ur-Shulgi aus unbe-
kannten Gründen vernichtet.
Der Sitz des Windes und des Steins: Politik der Sterb-
lichen, Gesellschaft und Geschichte der Neuzeit (weniger
als 1000 Jahre). Zuletzt gehalten von Wesirin Fikriyya al-
Jurr. Sie wurde von Ur-Shulgi aus unbekannten Gründen
vernichtet.
Der Sitz der Zungen: Linguistik. Zuletzt gehalten
von Hexer Amaravati, Kind und früherem Protegè al-
Ashrads, sowie Mitglied der Loyalisten.
Der Sitz der Sterne: Astronomie, Astrologie und da-
mit verbundene und angrenzende Wissensbereiche, erst
kürzlich auch auf Raumfahrt ausgedehnt. Zuletzt gehal-
ten von Hexer Jayakar Dristi Bopara, von dem ange-
nommen wird, er sei bei einem Duell mit Wesir Kaspa-
ras Sikhorsky vernichtet worden.
Der Sitz des Fleisches: Medizin. Zuletzt gehalten von
Wesir Dimitri Borodin. Von ihm wird angenommen, er
sei entrechtet worden; er wurde zuletzt in Venedig ge-
sehen.
dienbereiche und zumindest drei daran anknüpfende, aber
davon unabhängige Studienfelder besitzen muß.
Emeritus
Dieser Titel wird zusätzlich zu jedem Titel genannt, des-
sen Träger den des Meisters erreicht oder überstiegen
(„Meister Emeritus“, „Hochemeritus“) und sich aus der
aktiven Betätigung für den Clan zurückgezogen hat, des-
GEBORSTENEN STEIN
15.05.2002, 13:36
 sen Wissen und Erfahrung aber noch immer anerkannt
und respektiert werden. In den Letzten Nächten werden
besonders viele Ahnen mit diesem Zusatztitel geehrt, die
in Starre liegen. Umgangssprachlich angewendet wird so
auch ein Hexer oder Wesir bezeichnet, der sich selbst ent-
eignete, indem er sich keiner der verschiedenen Seiten des
Schismas zugehörig erklärte.
DIE KASTEN
Wie anfangs beschrieben besitzt der Clan Assamiten
eine ererbte Struktur, die wie keine andere in der Welt der
Kainiten ist. Der Gesamtclan besteht aus drei „Kasten“
oder „Unter-Clans“, deren Anhänger alle gemeinsame
Charakteristiken aufweisen, zum einen für sich selbst aber
auch im Umgang mit den anderen Kasten. Als Beispiel sei
hier die Disziplin Quietus genannt, die von Mitgliedern
aller drei Kasten beherrscht wird; trotzdem besitzt jede
Kaste ihre eigenen, „instinktiven“ Disziplinen, von denen
Quietus nur eine ist. Alle Assamiten weisen mit dem Al-
ter eine langsam fortschreitende Verdunkelung der Haut
auf, während sich die Aura eines jeden Clanmitglieds nach
dem Kuß unterschiedlich schnell verändert. Die Kasten
mögen selbst als unterschiedliche Blutlinien bezeichnet
werden, jedenfalls dann, wenn es um Erzeuger-Kind-Bezie-
hungen geht – ein Krieger wird ausschließlich Krieger und
ein Wesir ausschließlich Wesire zeugen –, aber alle drei Ka-
sten bezeichnen sich als Assamiten. Ihre Vitæ ist nur mit
gründlichsten Untersuchungen voneinander zu unterschei-
den.
Folglich gibt es keine Kaste unter den Assamiten, die als
„wahre Assamiten“ oder „wahre Kinder Haqims“ bezeich-
net werden kann, zumindest hinsichtlich der Abstam-
mung. Alle drei Kasten besaßen Angehörige der 4. Gene-
ration, die von Haqim selbst in der Ära der zweiten Stadt
und auch danach gezeugt wurden. Wie immer die Fakto-
ren auch aussahen, die ihre Kasten definierten, sie ent-
standen zu dieser Zeit – vielleicht aus den Differenzen her-
aus, die sich zwischen Haqims Bruten ergeben hatten. Alle
Assamiten sind Kinder Haqims, gezeugt von seinem Her-
zen und verflucht durch seinen Willen.
Aus Sicht der Blutmagie sind die Kasten so eng mitein-
ander verwandt, daß sich ein Fluch, der mächtig genug ist
und auf eine ausgesprochen wird auch auf die anderen
überträgt. Der Tremerefluch wirkte sich so aus und ver-
dammte alle Assamiten dazu, nie wieder die Vitæ von Kai-
niten trinken zu können, die einem anderen Clan oder ei-
ner anderen Blutlinie angehörten. Im Gegensatz dazu war
der Fluch der Baali im 7. Jh. so ausgelegt, daß er nur die
Kriegerkaste der Assamiten traf, trotzdem aber auch auf
einige Anhänger der Hexer- und Wesirkaste übersprang.
Das geschah aber eher zufällig.
SCHWÄRZE
Ganz im Gegensatz zu anderen Kainiten, die immer blas-
ser werden, wird die Haut aller Assamiten mit voran-
schreitendem Alter dunkler. Verschiedene Assamiten ha-
ben über die Jahrtausende diese Verdunkelung der Haut
kategorisiert und festgehalten. Aus diesen Beobachtungen
abgeleitet wurden die folgenden Richtlinien niederge-
schrieben:
CLANBUCH: ASSAMITEN
40
Assamiten02.p65 40
• Assamiten, die den Kuß erhalten haben, erfahren für die
anschließenden zwei bis fünf Jahre das gleiche Verblassen
der Hautfarbe wie alle anderen Kainiten. Dann nimmt
ihre Haut eine Farbe an, die der ihrer sterblichen Tage äh-
nelt.
• Die Verdunkelung tritt nach 50 bis 100 Jahren nach
Empfang des Kusses ein und schreitet mit hoher Ge-
schwindigkeit voran, bis die Haut tiefschwarz wie Obsidi-
an ist und leicht schimmert. Diese Phase wird innerhalb
des ersten Jahrtausends des Unlebens erreicht. Mit Zugang
zum richtigen Referenzmaterial ist es möglich, das Alter
eines Assamiten anhand seiner Hautverfärbung und des
Glanzes mit einer Abweichung von ca. 50 Jahren zu defi-
nieren.
• Regelmäßige Diablerie beschleunigt den Verdunkelungs-
prozess, was dazu führt, dass die normalen Möglichkeiten
der Altersbestimmung nutzlos werden.
Kein Assamit konnte zufriedenstellend erklären, warum
al-Ashrad als einziger unter den Kindern Haqims eine
blasse Haut besitzt. Der Amr selbst hat dazu noch keine
Erklärungen oder Vermutungen verlautbaren lassen.
KRIEGER
Für eintausend Jahre war die Kriegerkaste der Clan der
Assamiten, zumindest für den Rest aller Kainiten auf der
Welt. Diese unantastbare Überlegenheit schuf auch einen
starken politischen Einfluß der Krieger innerhalb des
Clans und ließ sie aufsteigen. Ihre Aktionen bestimmten,
wie sich Mitglieder anderer Clans den Assamiten gegen-
über verhielten. Ihre Rolle als Verteidiger der Kinder
Haqims ließ sie genügend Druck auf die anderen Kasten
ausüben, um diesen vorschreiben zu können, wie sie mit
der Außenwelt zu interagieren hatten. Nach einiger Zeit
kamen die Krieger zu der Überzeugung, die einzigen wah-
ren Kinder Haqims zu sein und damit seine einzigen legi-
timen Erben.
Jüngste Entwicklungen haben jedoch die Ansichten der
Krieger über sich selbst erschüttert und sie gezwungen, sie
neu zu überdenken. Die Offenbarung der ursprünglichen
Aufgabe der Kriegerkaste als Richter über ihre Geschwi-
ster, die gerade mal ein Abkömmling der ersten „wahren“
Brut Haqims waren, sorgte für einen Aufstand solchen
Ausmaßes unter den Kriegern, wie er zuletzt in den Zeiten
Mohammeds vorkam, und zog tiefgreifende und nachhal-
tige Veränderungen nach sich. Nur wenige Charakterzüge
der Kaste blieben davon unberührt.
Traditionell bilden die Krieger die nach außen hin aktiv-
ste Kaste der Kinder Haqims. Ihre Rolle innerhalb des
Clans besteht darin, ihn zu beschützen, zum einen vor ih-
ren Geschwistern aus den anderen Blutlinien und zum an-
deren vor dem Vermächtnis, das sich aus Haqims Recht-
sprechung ergeben hat. Als sich die Assamiten über die
westliche Welt ausbreiteten, wurden die Krieger allmäh-
lich zu Söldnern, die ihre Aufgabe der Rechtsprechung mit
dem Fall der zweiten Stadt aufgegeben und vergessen hat-
ten. Einige von ihnen boten ihre Kampfkünste für Geld
an, doch der größte Teil der Krieger arbeitete hart daran,
den Mittleren Osten vor dem Einfluß anderer Kainiten zu
bewahren, und das mit erschreckendem (wenn auch nicht
vollkommenem) Erfolg. Die Betätigungen als gedungene
15.05.2002, 13:36
 Mörder führten zu der Tradition, den Zehnten des Lohnes,
an seine Ahnen abzutreten, um den Reichtum des Ge-
samtclans zu mehren und seinen Erzeuger zu ehren, der
das Geschenk des Unlebens gemacht hatte.
In den heutigen Nächten bestreiten nur sehr wenige
Kainiten, daß die Kriegerkaste der Assamiten die gefürch-
tetsten Krieger der Welt in sich vereint. Tatsächlich sind
die Krieger wohl die einzige Linie unter den Kainiten, die
sich voll und ganz darauf konzentriert, die Anwendung
von Gewalt zu studieren. Die raubtierhafte Natur des Tiers
und die allgegenwärtige Gewalt in der Welt der Finsternis
stellt sicher, daß jeder Vampir, der mehr als ein Jahr des
Unlebens hinter sich gebracht hat, mindestens einmal ein
einen Kampf verwickelt war (oder vor ihm davongelaufen
ist). Trotzdem beschäftigen sich die meisten Kainskinder
nicht so organisiert mit dem Studium kriegerischer Kün-
ste, jedenfalls nicht so
lange, wie sie sich
Assamiten02.p65 41
nicht zwingend dazu genötigt sehen. Die Krieger der As-
samiten sind im Vergleich dazu so dicht an der Bezeich-
nung „Profikiller“, wie Vampire nur sein können – zumin-
dest aus ihrem eigenen Blickwinkel.
Das bedeutet aber nicht, daß die Krieger wie eine Armee
aufgebaut sind und funktionieren. Sie haben nicht das
Ziel, vom Berg Alamut aus wie eine Welle des Blutesrau-
sches krummsäbelschwingend über die Welt hereinzubre-
chen, um alles vampirische Leben von ihr zu tilgen. Zu vie-
le unterschiedliche Meinungen spalten die Kaste und ver-
hindern somit jeden Versuch, einen erfolgreichen gemein-
samen Feldzug dieser Größenordnung zu starten. Die ara-
bischen Traditionalisten verhöhnen die europäischen Re-
former, die Anhänger des Pfads des Blutes verspotten die
schwächeren Kastenmitglieder, die versuchen, ihre
Menschlichkeit zu erhalten, die stolzen Schwertkämpfer
verunglimpfen die feigen Scharfschützen, und die unnah-
baren Strategen lächeln über die verdreckten Frontkämp-
fer. Es scheint fast so, als halte nur Haqims Gesetz diese
Kaste davon ab, sich in einem Anfall wütender Raserei
selbst zu zerfleischen.
Trotz des Namens ist nicht jeder Assamit in der Kaste
ein Krieger. Auch wenn es sich dabei eher um eine lockere
Verbindung einzelner Kainiten handelt, die annähernd
ähnliche Fähigkeiten besitzen, hat die Kriegerkaste nur ein
gemeinsames Ziel (zumindest in der Theorie), nämlich als
Schwert und Schild für die Kinder Haqims zu dienen. Für
jeden Assassinen, der die Nacht auf der Suche nach einem
Opfer unter den Kainiten durchstreift, gibt es einen
Schmied, der in den Tiefen des Berges Alamut Stahl zu
Schwertklingen formt. Für jeden Taktiker, der einen
verzweifelten Prinzen bei der Planung der Vertei-
digung seiner Stadt gegen den Sabbat berät, gibt
ihm ein Analytiker über Satellitenverbindungen
geheime Hinweise, und für jeden Krieger, der das Blut
aufgrund seiner kämpferischen Fähigkeiten erhält, er-
langt ein anderer das Geschenk der Unsterblichkeit,
damit sein hübsches Antlitz für alle Zeiten erhalten
bleibt. Kurz gesagt, die Krieger sind in ihren Auswahlkri-
terien der Anwärter für den Kuß nicht elitärer oder mo-
nomanischer als andere Kaini-
ten, auch wenn sie es
gut verstehen, dies zu
verbergen.
In den Letzten Näch-
ten sind die Ziele der
Krieger fehlgeleiteter und ungenauer denn je. Das Schis-
ma, das den Clan spaltet, sorgte dafür, daß viele ge-
zwungen waren, ihre Loyalitäten klar zu definie-
ren, was vorher in keinster Weise nötig war. Ei-
nige schlagen in ihrer von Blutdurst erzeugten
Rage gegen anderen Kainiten los. Einige ringen
um Selbstbeherrschung und versuchen, in Frie-
den mit ihren ehemaligen Feinden zu leben. Einige erneu-
ern das Treuegelöbnis zu ihren einstigen blutrünstigen
Göttern, und wieder andere schlagen Wege ein, die
nicht vorgegeben sind, um ihr eigenes Ziel und einen
Sinn in ihrer Unsterblichkeit zu finden.
Spitzname: Assassinen
Sekte: Im Durchschnitt gehört einer von fünf Krie-
gern dem Sabbat an, wo die Betreffenden als Assa-
15.05.2002, 13:37

VERGANGENE NÄCHTE: DER
TREMEREFLUCH
Bis er Ende 1998 endlich gebrochen wurde, lastete
der Fluch der Tremere schwer auf jedem Assamiten.
Indem er dafür sorgte, daß das Blut anderer Kainiten
giftig für die Kinder Haqims wurde, war Vitæ für sie
regelrecht schädlich, wenn sie sie zu sich nahmen. Er-
zähler, die ihre Spiele in einer Zeit ansetzen wollen,
die vor der Aufhebung des Fluchs liegt, mögen daher
die ursprüngliche Clanschwäche beibehalten. Krieger
dieser Zeit können von Kainitenvitæ nicht abhängig
werden, da sie sich wie ein zersetzendes Gift auf ihren
Körper auswirkt. Kein Assamit kann sich von diesem
Blut ernähren, und jeder Blutpunkt, der von ihm ge-
trunken wird, erzeugt bei ihm eine automatische
schwer heilbare Schadensstufe. Versuche, Diablerie zu
begehen, enden damit, dass der Assamit für jeden
Willenskraftpunkt, den sein Opfer besitzt, eine nicht
heilbare Schadensstufe erleidet und die Diablerie kei-
nerlei Vorteile bringt (inklusive der Senkung der Ge-
neration), wenn er den Prozess überleben sollte. Die
Auren aller drei Kasten sind zu dieser Zeit befleckt,
doch nur wenige sehen darin eine aussagekräftige
Neigung zur Diablerie. Die Hexer und Wesire leiden,
wie auf den folgenden Seiten beschrieben, ebenfalls
unter ihren ganz eigenen Auswirkungen des Tremere-
fluchs auf ihre Kasten.
miten antitribu bekannt sind. Ein gleichgroßer Teil der Ka-
ste folgte al-Ashrad ins Exil, der der Camarilla eine Alli-
anz anbot. Die verbleibenden Krieger stehen loyal hinter Ur-
Shulgi und Alamut und fühlen sich keiner dieser beiden Sek-
ten zugehörig. Die Entrechteten unter den Kriegern sehen
keine Angehörigkeit zu einer dieser Gruppen des Clans.
Erscheinungsbild: Krieger tragen gern schlichte, doch
elegante Kleidung, in der sie nicht nur unauffällig wirken,
sondern die sie auch beim Kämpfen nicht behindert. Un-
ter den wohlhabenderen und moderneren Mitgliedern der
Kaste werden immer häufiger feine Stoffe getragen. Die
meisten Krieger sind gut trainiert und fit. Ein übergewich-
tiger oder älterer Krieger ist äußerlich betrachtet entwe-
der eine gefährliche Täuschung oder höchst begabt in ei-
nem anderen Bereich, den die Kaste für so unschätzbar
hielt, daß man dem Besitzer den Kuß schenkte.
Zuflucht: Ganz unabhängig von der Sektenzugehörigkeit
oder der Gruppierung innerhalb der Kaste unterhalten
Krieger Zufluchten, die einander ähneln. Diese verborge-
nen Plätze sind oft abgelegen und isoliert von der Außen-
welt und leicht zu verteidigen, mit Verteidigungseinrich-
tungen, die vom Schäferhund bis zu Maschinengewehren
reichen. Wenn ein Krieger auf Reisen ist, neigt er dazu,
eine oder mehrere vorübergehende Zufluchten in der
Nähe von den Haupttransportwegen zu beziehen, was ihm
ein schnelles Absetzen aus der Region ermöglicht.
Hintergrund: Viele Krieger sind männlich und afrikani-
scher oder arabischer Abstammung, doch das ist eher eine
Verallgemeinerung und sollte nicht als generelle Regel
mißverstanden werden. Die meisten haben sich auch
CLANBUCH: ASSAMITEN
42
Assamiten02.p65 42
schon vor dem Kuß in Bereichen betätigt, die in der einen
oder anderen Form den Einsatz von persönlicher Macht
und Gewalt forderten: Terroristen, Soldaten, Polizisten
und Auftragsmörder zählen zu den wahrscheinlichsten
Kandidaten. Trotzdem schenkt die Kaste auch Profis aus
anderen Bereichen die Unsterblichkeit, sofern ihre jewei-
ligen Fachgebiete von Vorteil und Nutzen für den Clan
sind: Aufklärer, Schmuggler, Waffenschmiede und Strate-
gen sind respektierte Mitglieder der Kriegerkaste.
Charaktererschaffung: Die meisten Krieger sind von ih-
rer Persönlichkeit recht geradeheraus und haben oft ein
ähnliches Wesen wie Verhalten – bis sie dazu gezwungen
sind, verdeckt zu arbeiten, denn dann können sie sich der
entsprechenden Situation perfekt anpassen. Körperliche
Attribute sind das wichtigste Kriterium bei der Erschaf-
fung eines Kriegers, doch haben die Kinder Haqims keine
Verwendung für Krieger, die nicht eigenständig denken
und handeln können; geistige Attribute werden besonders
bei Strategen und anderen Anführern hoch geschätzt. Die
Kaste schätzt aber auch Fertigkeiten und Talente. Ein
Krieger, der nicht mindestens eine Form des Kampfes be-
herrscht, dient als unterstützender Spezialist, der von der
Kaste als mindestens ebenso unentbehrlich angesehen
wird wie der Krieger, den er unterstützt. Die meisten Krie-
ger haben einen Mentor und eine größere Anzahl an Kon-
takten, die sie bei der Arbeit unterstützen. Generation ist
ebenfalls häufig vertreten, bei den Loyalisten sogar etwas
häufiger als bei den Ketzern.
Viele Krieger unter den Ketzern versuchen, ihre
Menschlichkeit zu erhalten, während ein großer Teil der
Loyalisten dem Pfad des Blutes folgt. Unter den antitribu
sind der Pfad Kains und der Pfad des ehrenwerten Ein-
klangs weit verbreitet.
Vorgeschlagene Konzepte: Analytiker, Arabischer Prinz,
Aufklärungstechniker, Ausbilder, Bandenchef, General a.
D., Grenzschutzoffizier, Jäger, Kampfmittelräumungstech-
niker, Leibwächter, Nodist, Prophet, Schachprofi, Sicher-
heitschef, Taktiker für kleinere Kommandoeinheiten, Waf-
fenhändler, Waffenschmied
Kastendisziplinen: Geschwindigkeit, Quietus, Verdunkelung
Organisation: Krieger der Loyalisten folgen den Richtli-
nien aus Vampire: Die Maskerade. Sie operieren haupt-
sächlich in Gruppen von zwei bis sechs Mitgliedern, die
vom Ältesten unter ihnen angeführt werden. Jede Gruppe
(die manchmal unter verschiedenen paramilitärischen Be-
griffen, etwa „Eingreiftrupp“, „Schwadron“ und „Lochos“
bekannt sind) ist einem Mitglied der Silsila unterstellt, der
entweder eine nähere Verbindung zum Anführer der
Gruppe hat oder mit der Region vertraut ist, in der die
Gruppe operiert. Wenn ein neuer Kalif ernannt worden
sein sollte, geht die Führerschaft des Silsila theoretisch an
diesen über, doch gibt es immer wieder einige Silsila-Mit-
glieder, die sich diesem Machtverlust widersetzen.
Die Krieger, die al-Ashrad folgen, sind zumeist dem äl-
testen Magus oder Wesir ihrer Heimatstadt unterstellt.
Ihre Abhängigkeit von Kainitenvitæ und ihre befleckten
Auren machen sie in den Augen der Camarilla zu gefährli-
chen Verbündeten, solange sie nicht von ihren Clanska-
meraden „angemessen unter Kontrolle“ gehalten werden.
Diese Individuen sind meist Flüchtlinge und Einzelgänger,
die am Rande der Camarilla-Gesellschaft existieren. Eini-
15.05.2002, 13:37
 gen ist es aber auch schon gelungen, Positionen wie die des
Sheriffs oder der Geißel einzunehmen, und wieder andere
bieten ihre Dienste als Archonten an. Zur Zeit haben sie
noch keinen offiziellen Vertreter, doch viele sprechen sich
dafür aus, einen „Kalifen im Exil“ zu ernennen, der ihre In-
teressen vertritt.
Die Assamiten antitribu haben eine eigene Struktur, die
im Sabbat-Handbuch beschrieben wird.
Blutlinien: Die Assamiten antitribu des Sabbat bezeichnen
sich als eigenständige Blutlinie, auch wenn es keinen wirk-
lichen Unterschied zwischen ihnen und den Kriegern des
ursprünglichen Clans in den modernen Nächten gibt. In
Nordafrika hat sich eine kleine, nomadische Linie entwickelt,
deren Mitglieder sich hauptsächlich aus Beduinenvölkern re-
krutieren und deren favorisierte Disziplin Tierhaftigkeit ist.
Zur Kontrolle und Beherrschung der dünn besiedelten Wü-
stenregion, die sie als ihre Heimat bezeichnen, setzen sie oft
Ghule in Form von Raubtieren und Schlachtrössern ein.
Diese Assamiten gehören keiner der beiden Vam-
pirsekten an und empfinden auch nur begrenzte
Loyalität gegenüber Alamut.
HEXER
Ihre Existenz ist den Tremere schon seit lan-
gem bekannt, ganz im Gegensatz zum Rest der
Welt der Kainiten, die die Vorstellung von
Blutmagiern unter den Assamiten
für undenkbar hielten, jedenfalls
bis zu den jüngsten Nächten.
Die Hexer sehen diese Mei-
nung nicht ohne einen ge-
wissen Grad an ironi-
schem Amüsement,
da ihre eigenen
Aufzeichnungen
belegen, daß sie
die ältesten or-
ganisierten
Blutmagier aller
Clans sind.
Die Assamiten-Hexer wurden zur
Zeit der zweiten Stadt erschaffen,
kurz nachdem Haqim seine
zweite Brut erzeugt hatte,
die der Stadt als Richter
dienen sollte. Die ersten
Hexer waren sterbli-
che Zauberer, die wäh-
rend verschiedener Konflikte durch das
Versprechen schnell erlangbarer Macht
und anschließender Unsterblichkeit an-
geworben wurden. Sie vernahmen an der
Seite der Richter mutmaßliche Schuldige
und Zeugen, suchten nach der Wahrheit,
jagten Dämonen und trafen sich mit den
Gelehrten unter den Kindern Haqims,
um Wissen auszutauschen und weiterzu-
geben. Nachdem die zweite Stadt gefallen
war, erweiterten sich ihre Aufgabenberei-
che, und sie übernahmen auch die magi-
Assamiten02.p65 43
sche Kommunikation, um den Clan weiterhin geeint zu hal-
ten, übten Kontrolle über das Wetter aus, damit das Korn der
sterblichen Herden gedeihen konnte und bekämpften die Ge-
fahren, die von anderen Kainiten und übernatürlichen Krea-
turen ausgingen. In der Langen Nacht befanden sich die He-
xer an vorderster Front des Assamiten-Angriffs auf Europa,
speziell in al-Andalus. Zum Ende der Anarchenrevolte bilde-
ten sie die erste Verteidigungslinie gegen die Tremere.
Nachdem die Tremere ihren Fluch ausgesprochen hat-
ten, bestand die erste Pflicht der Hexer darin, diesen zu
brechen. In derselben Zeitperiode schwand jedoch die
Hingabe der Hexer, einen homogenen Assamitenclan zu
halten. Sie waren bis dahin immer ein starker Verfechter
der Einheit des Clans gewesen, doch der Fluch schien sich
bei ihnen in geringem Maße auch auf diese Geisteshaltung
auszuwirken. Viele wurden zu Entrechteten und ver-
schwanden. Wenn überhaupt tauchten in den nachfolgen-
den Jahrhunderten nur wenige von ihnen gelegentlich
wieder auf. Nicht wenige andere fielen Angriffen
marodierender Tremere zum Opfer, die da-
nach gierten, die Geheimnisse der Saraze-
nen zu erlernen. Diejenigen Hexer, die sich
weiterhin um Alamut sorgten, wirkten un-
aufmerksam und mürrisch, so als zehre
der Fluch – oder der große Drang ihn zu
brechen – ihren Willen aus.
Erst im vergangenen Jahrzehnt brachten die
Hexer es fertig, sich zu sammeln und
wieder zu einem geachteten und
gleichwertigen Teil der Kinder
Haqims zu werden. Ihre Spe-
zialisten und Alchemisten
versorgten die Krieger
mit unzähligen Hilfs-
mitteln und Aus-
rüstung, von de-
nen viele nur
Nebenpro-
dukte ihrer
Erforschun-
gen des Fluchs
und der Magie der Tremere wa-
ren. Die Seher überflute-
ten die Krieger mit
Informationen
über Feinde und
Ve r b ü n d e t e .
Die wenigen,
die noch immer einer Tradition
ihrer Vorfahren, der Jagd nach Dämo-
nen, nachgingen, reinigten das Land
von übernatürlichen Gefahren, indem
sie sich wie Furien auf Tremere und
alle anderen stürzten, die das Pech
hatten, ihren Weg zu kreuzen.
Ein stürmischer Austausch von In-
formationen erfüllte den Äther über
das globale Telekommunikations-
netz und vereinte Brüder, die sich in
Jahrhunderten nicht mehr begegnet
waren, mit nur einem Ziel: das Auffin-
15.05.2002, 13:38
 den der Machtquelle der Tremere und die daran anschließen-
de Zerschlagung des Fluchs.
Dann erhob sich Ur-Shulgi. Mit einer Vorbereitungszeit
von einer Woche erreichte er einer einzigen Nacht etwas,
was hunderte von Magiern in einem Zeitraum von fünf-
hundert Jahren nicht geschafft hatten. Die folgende magi-
sche und gesellschaftliche Schockwelle erschütterte sämt-
liche Kasten. Alle bis auf eine Handvoll Hexer spürten die
Fluktuation von Energie, als der Methusalem das Blut in
ihren Adern veränderte. Die Kaste hielt den Atem an und
wartete, was Ur-Shulgi als nächstes unternehmen würde.
Der daraus resultierende Konflikt zwischen dem neuen
Ältesten und seinem Kind, dem Amr, erschütterte die
Magierkaste bis in die Grundfesten. Selbst die ältesten un-
ter den Hexern sahen im Amr den mächtigsten Vertreter
ihrer Kaste auf der ganzen Welt, und nur wenige erinner-
ten sich an Ur-Shulgi, sonst nur ein Name, der in Mythen
und Legenden genannt wurde. Das Vertrauen und der
Glaube der Kaste in ihren Anführer war nahezu uner-
schütterlich – doch das Erscheinen eines gottgleichen
Wesens aus der dunkelsten Vergangenheit des Clans zer-
schlug die Hoffnung Unzähliger. Auch wenn al-Ashrad der
Amr und somit der Anführer der Hexer war, war Ur-Shul-
gi der neue Älteste und damit Anführer der Kinder
Haqims. Sowohl die Loyalität zum Amr als auch die zum
Clan wurde auf eine harte Probe gestellt.
In den heutigen Nächten unterstützt ein gleich großer
Anteil der Kaste Ur-Shulgis blutige Vision der Zukunft der
Kinder Haqims und al-Ashrads kühle Worte der Mäßi-
gung, während nicht wenige Hexer den Weg der Entrech-
teten gegangen sind, in der Hoffnung, daß dieser Konflikt
an ihnen vorüberziehen wird, so daß sie sich wieder ihren
Studien widmen können. Die jüngste Unruhe veranlaßte
viele Hexer dazu, weiterhin keinen Kontakt zu ihren vor-
maligen Kameraden aufzunehmen. Alamut, der Amr und
viele andere agieren nun nach ihrem eigenen „besten Wis-
sen“, frei von den Ketten der Verpflichtungen und dem
leichten, doch immer präsenten Joch der Kastenhierar-
chie.
Spitzname: Magi (Singular „Magus“); von Außenstehen-
den manchmal auch „Wesire“ genannt
Sekte: Die Hexer gehören zu gleichen Teilen zu den Ket-
zern al-Ashrads und den Loyalisten Alamuts. Die einzigen
Magi, die sich bei seiner Gründung möglicherweise dem
Sabbat anschlossen, sollen schon vor Jahrhunderten in ei-
ner vergessenen chthonischen Stadt in Mesopotamien den
Tod gefunden haben. Seitdem haben seit dem Schisma nur
sehr wenige ihre Zugehörigkeit zu der Sekte erklärt. Viele
Hexer werden zu einem bestimmten Zeitpunkt in ihrem
Unleben als entrechtet erklärt, was seine Ursache in be-
stimmten echten oder nur eingebildeten Streitigkeiten um
die organisatorische Struktur der Kaste oder die Vorge-
hensweise eines Ahnen hat. Allerdings kehrt ein großer
Teil dieser „Abtrünnigen“ früher oder später zurück, ent-
weder, weil es sie nach neuen Instruktionen dürstet oder
weil sie der Aufmerksamkeit der Tremere oder den Jägern
von Blutmagiern entkommen wollen.
Erscheinungsbild: Von Laborkitteln über locker sitzende
Roben bis hin zu Kaftanen – die meisten Hexer kleiden
sich so, daß sie bequem und ungehindert arbeiten können.
Die, die einen großen Teil ihrer Zeit mit der Arbeit im
CLANBUCH: ASSAMITEN
44
Assamiten02.p65 44
IN FRÜHEREN NÄCHTEN: VERLUST VON
SICHT UND MACHT
Ursprünglich war die Hauptdisziplin der Hexer
Auspex, nicht wie heute Verdunkelung. Alle Gegen-
kräfte galten als zwei Stufen höher, nicht eine, wenn
es darum ging, eine Form der magischen Tarnung zu
durchschauen (weitere Informationen s. unten, „Op-
tionen des Erzählers“). Als sich die Kaste der Hexer
immer weiter zurückzog und verbarg, änderte sich
auch ihre Disziplin. Wer die arkane Tarnung eines
modernen Hexers zu durchschauen versucht, hat es
schwerer, denn heute ist sie schon fast zur angebore-
nen Fähigkeit geworden als daß sie als „ fremde“ Fä-
higkeit erlernt werden muß.
Um den Blutfluch zu brechen schuf Ur-Shulgi ein
einzigartiges Ritual, das ihm erlaubte, einen Teil der
magischen Macht eines jeden seiner Nachkommen
abzuzweigen und zu nutzen. Da über zwei Drittel aller
Hexer der Assamiten ihre Ahnenlinie bis zu Ur-Shul-
gi zurückverfolgen können, wirkte sich dieses Ritual
bis auf wenige Ausnahmen auf alle aus. Die Auswir-
kungen dieses Rituals hielten ein Jahr und eine Nacht
an und nahmen kontinuierlich ab, bis sie ein Jahr spä-
ter gänzlich verschwunden waren. Zwischen 1998 und
2000 spürten alle Hexer einen Verlust ihrer Macht in
Sachen Blutmagie (s. „Assamitenhexerei“, Magie, S.
115) und mußten einen zusätzlichen Blutpunkt aufbrin-
gen, um einen Pfad oder ein Ritual ausführen zu können.
Ende 2000 waren diese Auswirkungen verschwunden
und hinterließen bei den Hexern nur noch ihre „norma-
le“ Clanschwäche. Diese Schwäche wird in einfacher
Form in Vampire: Die Maskerade beschrieben.
„Freien“ verbringen, ziehen Kampfanzüge, Westen oder
andere Kleidung mit vielen Taschen vor, in denen sie be-
quem Bestandteile für Rituale und andere Utensilien un-
terbringen können. Nur sehr wenig Hexer tragen okkulte
Symbole in der Öffentlichkeit, da sie eine solche Zur-
schaustellung ihrer Zugehörigkeit als sinnlos und gefähr-
lich betrachten. Ein Hexer, der anhand seines Aussehens
als Blutmagier identifiziert werden kann, befindet sich ent-
weder in seiner Zuflucht, ist gefährlich dumm oder höchst
zuversichtlich, was seine Fähigkeiten und Kräfte betrifft.
Zuflucht: Hexer ziehen geräumige Unterkünfte vor, die
mindestens ein bis zwei Räume allein für Bannkreise und
alchemistische Arbeitsbereiche bieten. Ihre Zufluchten
sind oft isoliert und abgelegen oder extrem sicher, damit
sie ihre magischen Praktiken vor den Augen der Sterbli-
chen, aber auch anderer übernatürlicher Wesen verbergen
können.
Hintergrund: Die Hexer wählen für gewöhnlich Nach-
wuchs aus, der einen starken Willen hat und sowohl diszi-
pliniert als auch fähig dazu ist, die abstrakten Konzepte der
unterschiedlichen Wahrnehmungen der Realität zu begrei-
fen, die die Magie der Assamiten ihren Anwendern prä-
sentiert. Sie suchen außerdem Anwärter aus, die eine
überdurchschnittliche Bildung besitzen, falls nötig kann
diese aber auch erst nach dem Kuß vermittelt werden. Ma-
15.05.2002, 13:39
 gisches Potential ist nicht zwingend erforderlich, da die
Kaste ebenso aus Gelehrten und Wissenschaftlern besteht
wie aus Magiern. Das Geschlecht eines Anwärters ist für
die Kaste unerheblich, und es wird auch keine Rasse der
anderen vorgezogen.
Charaktererschaffung: Die Hexer verhielten sich für
Jahrhunderte unauffällig und ruhig und sind auch heute
noch verschlossen. Um von den anderen Kasten nicht als
verschwörerisch und damit auch potentiell für den Clan
gefährlich eingestuft zu werden, treten Hexer im allgemei-
nen eher unterwürfig und besonnen auf, zumindest in der
Öffentlichkeit. Wie die meisten Blutmagier neigen sie
hauptsächlich zu hohen geistigen Attributen und hoher
Willenskraft. Schlechte Auffassungsgabe und Undiszipli-
niertheit werden in der Kaste nicht gern gesehen. Nur sehr
wenige Hexer lassen es an akademischen und okkulten
Kenntnissen mangeln, doch auch das kommt vor. So gut
wie jeder Hexer genießt zum einen oder anderen Zeit-
punkt in seinem Unleben die Unterweisung und Hilfe ei-
nes Mentors und hat eventuell auch Kontakte und Ver-
bündete in seinen Betätigungsfeldern.
Die meisten Hexer versuchen, ihre Menschlichkeit zu
bewahren, auch wenn sich viele zum Ende ihrer ersten Le-
bensdekade als Vampire von diesen anfangs noch starken
Bestrebungen distanzieren. Die Kaste zählt auch viele An-
hänger des Pfads des Blutes zu ihren Mitgliedern, haupt-
sächlich unter den Loyalisten. Die, die erst vor kurzem
dem Sabbat beigetreten sind oder Beziehungen zu ihm un-
terhalten, empfinden oft den Pfad Kains und den Pfad der
Macht und der inneren Stimme als besonders verlockend,
und angeblich sollen einige iberische Hexer dem Pfad der
Nacht folgen.
Vorgeschlagene Konzepte: Alchemist, Astronom, Balsa-
mierer, Bibliothekar, Dämonologe, falscher Mystiker, Hä-
matologe, Historiker, Kabbalist, Kräuterkundler, Linguist,
Mathematiker, Metallurge, Museumsdirektor, Ordinarius,
Privatdetektiv, Seher, Theologe, Toxikologe, Weiser
Kastendisziplinen: Assamitenhexerei, Quietus, Verdun-
kelung
Organisation: Vor dem Schisma bildeten die Hexer eine
lose Gesellschaft, die auf erbrachten Leistungen und einer
Kombination von Fähigkeiten und akademischer Herkunft
basierte. Status ergab sich für einen Magier aus seinen Fä-
higkeiten und aus Empfehlungsschreiben seiner Lehrer.
Die Spaltung des Clans in zwei Lager hat diese Organisa-
tion zerstört, beide Seiten sind zur Zeit damit beschäftigt,
eine neue Gesellschaftsordnung zu errichten.
Die Loyalisten wie auch die Ketzer wahren weiterhin die
Tradition, den Amr als Führer der Kaste mit Hilfe rituel-
ler Weissagungen jedes Jahr zu ernennen. Es überrascht
niemanden, daß al-Ashrad dabei die Fraktion der Ketzer
anführt. Die Loyalisten unter den Hexern haben bisher
noch keinen Kandidaten aufgestellt (oder gar seit dem
Schisma das Ritual zur Ernennung des Amr durchgeführt).
Sie haben aber für sich al-Ahsrads Kind und Protegé,
Amaravati, als ihren Amr anerkannt.
Blutlinien: Unter den heutigen Hexern sind keine ver-
schiedenen Linien bekannt. Historische Aufzeichnungen
zeigen, daß die Kaste einst mehr auf die Disziplin Auspex
als auf Verdunkelung ausgerichtet war, dieses sich aber zwi-
schen dem 12. und 15. Jh. änderte.
KAPITEL ZWEI: GEBETE AN
45
Assamiten02.p65 45
WESIRE
Vor Anbruch der Letzten Nächte konnte sich noch kein
außenstehender Kainit vorstellen, daß sich ein Teil des
Clans der Assamiten friedlichen Zielen verschreiben
könnte. Ganz im Gegensatz zu dieser allgemeinen Fehl-
meinung sind die Wesire wenn nicht direkt mit pazifisti-
schen, so doch zumindest mit anderen Studien als denen
des Kampfes beschäftigt.
Nach den jüngsten Erkenntnissen bilden die Wesire die
älteste der drei Kasten. Ehe Haqim ein Gelehrter wurde,
war er Krieger, doch seine erste Brut bestand aus Hand-
werkern und Weisen, jeder einzelne von ihnen der beste
Vertreter seiner Zunft, die die Bevölkerung der zweiten
Stadt zu bieten hatte. Geschichten berichten, eine solch
exklusive Auslese habe für Unfrieden und Zwist zwischen
Haqim und Arikel gesorgt, bei der die meisten Gelehrten
darin übereinstimmen, daß sie die Gründerin des Clans
Toreador war.
Tatsächlich scheint es, als teile die Linie der Wesire ei-
nige vage Übereinstimmungen mit dem Clan der Rose,
auch wenn keine der beiden Seiten zugibt, nähere Bezie-
hungen zur jeweils anderen zu unterhalten.
Die Wesire gründeten sich aus wissensdurstigen Gelehr-
ten, und eine überraschend große Mehrheit der Kaste hielt
über die Jahrtausende an diesem Ideal fest. Es wirkt gera-
de so, als würden die Wesire förmlich dazu getrieben, Wis-
sen anzusammeln und zu erlernen, als sei es eine Manie –
oder durch einen einzelnen Willen erzwungen. Trotzdem
sehen die wenigsten unter ihnen in diesem zwanghaften
Drang mehr als einen Hang zum Perfektionismus oder den
Funken der Inspiration (auch wenn die Wesire in Wahr-
heit künstlerisch nicht aktiver sind als andere Kainiten).
Zu erwähnen, ein Wesir sei verrückt– oder schlimmer, ver-
füge über keinen freien Willen– ist eine der größten Belei-
digungen, die man einem Mitglied dieser Kaste gegenüber
aussprechen kann.
Nach dem die zweite Stadt gefallen war und sich die
Kinder Haqims in ihr heutiges Kastensystem aufgeteilt
hatten, wurden die Wesire zu den Denkern, Erschaffern
und gelegentlich Anführern des Clans, auch wenn die
Krieger niemals vollkommen die Kontrolle über Alamut
aufgaben. Sie waren auch die Kinder, die generell den eng-
sten und meisten Kontakt zur sterblichen Gesellschaft
hielten. Dieser Zustand hat bis in die heutigen Nächte
Bestand. Während die Krieger sich um die kämpferischen
und religiösen Aspekte der verschiedenen Kulturen, zu
denen sie Kontakt hatten, kümmerten und die Magier voll
in ihren eigenen Angelegenheiten aufgingen, trachteten
die Wesire danach, eine Partnerschaft mit jeder gesell-
schaftlichen Schicht zu knüpfen. Ihre angeborene Mono-
manie jedoch befähigte sie nicht gerade, die Massen zu
führen oder in geringster Weise zu bestimmten Handlun-
gen zu bewegen.
Die von den Wesiren oft zitierte „Kastenkultur“ kann
am besten als ein sehr lockerer Zusammenschluß von In-
dividualisten bezeichnet werden. Der größte Teil der Ka-
ste ist so uneins wie die Kaste der Hexer, allerdings ohne
deren Ressourcen an magischer Kommunikation und Ko-
ordination. Wesire bleiben lieber für sich allein, solange sie
sich nicht in einer Mentor-Protegé-Beziehung befinden
GEBORSTENEN STEIN
15.05.2002, 13:39
 oder eine andere kooperative Partnerschaft eingehen. Die-
se Scheu läßt sich einerseits auf die psychische Gemein- DER WERT VERBORGENER GESICHTER
samkeit aller Wesire beziehen und andererseits aus der Während die Krieger der Assamiten der Gesell-
Verschwiegenheit während der Langen Nacht und der spä- schaft der Kainskinder im Verlaufe der Geschichte
ter folgenden Epochen erklären. Die Allianz der Fraktion wohlbekannt waren, verbargen sich die Hexer und
der Ketzer mit der Camarilla erlaubte es vielen Wesiren Wesire vor den Augen außenstehender Kainiten. Vie-
nun, relativ offen unter anderen Kainiten zu leben, nach- le Aufzeichnungen sprechen von diesen beiden Grup-
dem der Clan Assamiten sich geteilt hat. Nicht wenige pen als einer Kaste oder Blutlinien und bezeichnen sie
dieser Wesire entschlossen sich dazu, das gesellschaftliche allgemein als „Wesire“. Die Assamiten förderten diese
und politische Feld zu betreten – und das mit unterschied- Ansicht aus verschiedenen Gründen. Zum einen fühl-
lich großem Erfolg. ten sich viele Blutmagier vom Aufstieg der Tremere
Spitzname: Gelehrte oder Künstler bedroht - auch wenn sie mächtig waren, so waren die
Sekte: Über ein Drittel der Kaste muß als entrechtet an- Hexer auch weise und weitsichtig. Sie hegten nicht
gesehen werden, da ihr Kontakt zum Rest des Clans höch- den Wunsch, Alamut in einen Konflikt mit dem Clan
stens als gering bezeichnet werden kann. Der Großteil der Tremere zu ziehen, der hoffnungslos und nicht zu ge-
verbliebenen Wesire entschied sich dazu, al-Ashrad ins winnen gewesen währe. So zogen sie es vor, ihre wah-
Exil in die Camarilla zu folgen. Eine verschwindend gerin- re Natur zu verschleiern. Zum anderen bewirkte die
ge Minderheit der Kaste blieb Alamut treu ergeben. Nur anwachsende Dominanz der Krieger in diesem Zeit-
von wenigen Wesiren ist bekannt, daß raum, daß diese die Mitglieder anderer Kasten als
sie dem Sabbat beigetreten sind, minderwertig betrachteten und die Wesire und Hexer
und selbst diese sind wohl verein- nicht als gleichwertig angesehen wurden, wenn man
zelte Flüchtlinge. außerhalb des Clans von ihnen sprach. Schließlich
Erscheinungsbild: Im allgemei- erkannten die Assamiten den Wert verborgener Ge-
nen passen sich die Wesire der sichter, als sie ihren Krieg gegen alle anderen Kaini-
sterblichen Gesellschaft, in der ten begannen: Wenn die Feinde des Clans nichts von
sie leben, an. Für gewöhnlich seinen zusätzlichen Ressourcen wußten, konnten sie die-
kleiden sie sich professionell se auch nicht zerstören.
oder zwanglos, je nachdem,
was die momentane Si-
tuation erfordert. Ihre nen geradezu perfekt in Ordnung sein oder so voll-
allgemeine Eigenheit gestellt, daß man sich kaum bewegen kann. Viele
(oder Geistesstö- Wesire unterhalten erweiterte und vergrößerte
rung – mehr dazu Bibliotheken oder Arbeitsräume, wo sie ihre,
weiter unten un- wie sie es nennen, „Heimarbeit“ verrichten.
ter „Optionen Hintergrund: Als Kaste, die von Intellektuel-
des Erzählers“) len, Künstlern und einigen Politikern domi-
drängt sie oft zu niert wird, wählen die Wesire gerne Indi-
Extremen von viduen als ihre Nachkommen aus, die
Hygiene und sich ihrem Beruf stark gewidmet ha-
Stil. Während ben. Nur wenige Wesire erhielten
manche Wesire den Kuß in der Hoffnung, daß sie
makellos ausse- in diesem neuen Zustand der Exi-
hen, vermitteln stenz ihr Potenzial erkennen und
andere einen un- fördern würden, was sie bisher ver-
gewaschenen und nachlässigt hatten. Zu einer Zeit, da der
zerzausten Eindruck und Clan geeint war, erwählten viele Wesire ih-
wirken ständig abgelenkt ren Nachwuchs mit Hinsicht auf ihren
und unkonzentriert. Nutzen für alle Kinder Haqims. Der Ver-
Zuflucht: Wesire neigen fall der Einigkeit der Assamiten in den
dazu, Zufluchten auszu- letzten Jahrhunderten sorgte dafür, daß
wählen, die denen eines diese Vorgehensweise in Ungnade fiel (mit der
Sterblichen mit ähnli- Ausnahme derer, die dazu erkoren wurden,
chem oder identischem beim Brechen des Fluchs der Tremere zu hel-
Status gleichen und oft fen). Die Vorstellungen, die Wesire von ihrem
nicht voneinander zu un- Nachwuchs haben, decken sich oft mit denen
terscheiden sind. So ab- anderer Kasten, was häufig zu Auseinanderset-
hängig von ihrem persön- zungen mit diesen führt, wenn ein potentielles
lichen Geschmack wie Kind über besondere, wertvolle Fähigkeiten
ihr Erscheinungsbild ist verfügt. Wie auch die Hexer ziehen die Wesire
auch der Zustand ihrer kein bestimmtes Geschlecht und auch kein be-
Räumlichkeiten. Sie kön- sonderes Volk innerhalb ihrer Kaste vor.

Assamiten02.p65 46 15.05.2002, 13:50

 Charaktererschaffung: Die Wesire verfügen über eine
größere Erfahrung im Täuschen und Tarnen als die Magi,
was sich anhand ihrer jahrhundertelangen Zurückgezogen-
heit und „Unsichtbarkeit“ erklären läßt. Ihr nach außen
hin gezeigter Charakter spiegelt dies wider, auch wenn ei-
nige von ihnen eigentlich rebellisch veranlagt oder eher
Abenteurer sind, die neue Wege gehen. Geistige und ge-
sellschaftliche Attribute können je nach Beruf des Einzel-
nen gleich wichtig sein. Wesire lassen sich auch vom
Aspekt des größten Nutzens leiten, wenn es um die Wahl
der Fähigkeiten geht. Die Wesire sind die Kinder Haqims,
die den größten Einfluß auf die sterbliche Gesellschaft aus-
üben und genießen es sehr, ihre Kunst und ihre Fähigkei-
ten in sterblichen Kreisen mit Erfolg geltend zu machen
und Anerkennung unter ihnen zu erringen.
Der Großteil aller Wesire folgt dem Ziel, ihre Mensch-
lichkeit zu bewahren. Nur wenige wählen den Pfad des
Blutes, aber die, die es tun, sind doppelt so brutal wie ein
Mitglied der Kriegerkaste. Die wenigen, die in den jüng-
sten Nächten dem Sabbat beigetreten sind, folgen oft so
unterschiedlichen Pfaden wie dem Pfad der Katharer, dem
Pfad des Todes und der Seele und dem Pfad der Macht und
der inneren Stimme, je nachdem, welche Ziele sie verfol-
gen. Sobald ein Wesir sich für einen Pfad entschieden hat,
befolgt er dessen Lehren mit voller Hingabe.
Vorgeschlagene Konzepte: Archäologe, Architekt, Arzt,
Bildhauer, Biochemiker, Filmproduzent, Forensischer An-
thropologe, Geschichtenerzähler, Heiliger Mann, Histori-
ker, Journalist, Juwelier, Kunsthändler, Ölbaron, Politikwis-
senschaftler, Richter, Sonderberater, Telekommunikations-
experte, Übersetzer
Kastendisziplinen: Auspex, Geschwindigkeit, Quietus
Organisation: Die Wesire haben keine straffe Organisati-
on. Sie sind viel eher eine lose Vereinigung von Individu-
en, die in vage zusammenhängenden Fachbereichen arbei-
ten und nicht mit okkulten Verschwörern oder einem mi-
litanten Orden verglichen werden können. Status in die-
ser Kaste ist abhängig davon, wen man kennt, was man
bisher erreicht und getan hat und wie groß der Erfolg beim
Publikum ist – ein Dichter wird nicht so beeindruckt von
den Vorträgen eines Kernphysikers sein. Die Kaste besitzt
eine einzigartige Sitte, die sich von einer arabischen Tra-
dition der Gelehrten ableiten läßt: Die akademische Her-
kunft wird für genau so wichtig erachtet wie die Blutsver-
wandtschaft. Somit ist es durchaus möglich, daß der Er-
zeuger eines Wesirs nicht wichtiger ist als sein Lehrer. Ei-
nige junge Wesire gehen so weit, sich selbst entsprechend
zu verhalten, wenn sie sich formell vorstellen. Wie schon
erwähnt neigen Wesire dazu, sich ausschließlich um ihre
eigenen Angelegenheiten zu kümmern, es sei denn, sie ar-
beiten an einem speziellen gemeinsamen Projekt.
Blutlinien: Während das Byzantinische Reich seine blü-
hensten Zeiten erlebte, war dort eine Gruppe von Wesiren
politisch tätig. Die Überlebenden und Nachkommen die-
ser Kainiten ziehen auch heute noch Präsenz der Ge-
schwindigkeit vor. Es wird vermutet, daß nicht viel mehr
als ein Dutzend Mitglieder dieser höfischen Blutlinie in
den heutigen Nächten existieren und sich überwiegend im
Mittleren Osten aufhalten. Dort verfolgen sie ihre eigenen
Ziele an den Höfen der Ashirra.
KAPITEL ZWEI: GEBETE AN
47
Assamiten02.p65 47
OPTIONEN DES ERZÄHLERS
Erzähler, die die Unterschiede der Kasten des Clans be-
sonders hervorheben wollen, finden in den folgenden Zu-
satzregeln einige Hilfestellungen für diesen Zweck. Es ist
zu beachten, daß, solange der Spielleiter diese nicht ein-
setzt, alle Assamiten unabhängig von ihrer Kastenzugehö-
rigkeit dieselbe Clanschwäche besitzen, wie sie im Haupt-
regelwerk beschrieben wird.
In Vampire: Aus der alten Welt leiden die Kasten un-
ter diesen Schwächen als Teil der „offiziellen“ Regeln. In
den modernen Nächten sind diese Regelvariationen nicht
so wichtig wie die gesellschaftlichen und politischen Aus-
einandersetzungen, denen sich der Clan Nacht für Nacht
gegenübersieht. Aus dem Groll heraus, der sich zwischen
ihnen gebildet hat, sind die Assamiten einander in ihrem
Blut näher gekommen, während sie sich ideologisch von-
einander entfernt haben.
Ein Erzähler, der diese Systeme in seine Chronik inte-
grieren will, sollte sich über den Sinn der verschiedenen
Schwächen im klaren sein. Er kann diese Schwächen zu-
sätzlich zu den „normalen“ Clanschwächen einbringen,
wenn es in seine Chronik paßt.
Weitere Schwächen der Krieger: Wie in Vampire: Die
Maskerade beschrieben, können Krieger abhängig vom
Blut anderer Kainiten werden. Immer, wenn ein Krieger
die Vitæ eines Kainskindes trinkt, muß sein Spieler einen
Wurf auf Selbstbeherrschung ausführen (die Schwierigkeit
hierfür entspricht der Anzahl an Blutpunkten, die er er-
halten hat, +3). Wenn dieser Wurf fehlschlägt, verfällt der
Charakter in eine Abhängigkeit. Von diesem Zeitpunkt an
muß der Spieler immer dann einen weiteren Wurf auf
Selbstbeherrschung (Schwierigkeit 8) absolvieren, wenn
der Charakter in Kontakt mit Kainitenvitæ kommt, oder
er verfällt augenblicklich in eine aus Hunger resultierende
Raserei.
Die Krieger leiden auch unter einer befleckten Aura –
sobald nur ein Erfolg bei dem Versuch, die Aura zu be-
trachten erzielt wird, werden dem Betrachter automatisch
Spuren von Diablerie offenbart, auch dann, wenn der
Charakter seit seiner Zeugung zum Vampir Vitæ höchstens
gekostet, aber keine wirkliche Diablerie begangen hat. In
der Kaste wird davon ausgegangen, daß diese Tatsache von
ihren Vorfahren, den Richtern der zweiten Stadt, herrührt,
die oft rituell Diablerie begingen. Diese Befleckung berei-
tet den Loyalisten und antitribu so gut wie keine Schwie-
rigkeiten, doch kann sie sich zu einem Problem für einen
Krieger entwickeln, der vorhat, der Camarilla beizutreten
und von den Kainiten dieser Sekte akzeptiert zu werden.
Weitere Schwächen der Hexer: Die Hexer behaupten
von sich, seit den Nächten der zweiten Stadt Blutmagie
anzuwenden. Ob dies nun stimmt oder nicht, sie haben
diese dunklen Kräfte lange genug angewandt, um ihr Mal
zu tragen. Das trifft auch auf die Hexer zu, die nicht so in-
tensive Forschungen in Sachen Assamitenhexerei betrie-
ben haben. Die Aura eines Hexers weist immer die unver-
wechselbaren Zeichen auf, die mit der Anwendung von
Blutmagie in Zusammenhang gebracht werden, und jeder,
der in der Lage ist, die Aura zu lesen, wird das Mal auf
Anhieb als das erkennen, was es ist.
GEBORSTENEN STEIN
15.05.2002, 13:51
 Diese Erscheinung ist nur ein Nebeneffekt der starken
Verbindung des Hexers mit der Blutmagie. Die Kaste wen-
det diese Kraft schon so lange an, daß sie ihr Blut regel-
recht durchdrungen hat und einen Hexer für jeden wie ein
Leuchtfeuer erscheinen läßt, der über eine übernatürliche
Wahrnehmung verfügt. Jede Schwierigkeit beim Versuch,
einen Hexer mit arkanen Mitteln wahrzunehmen, wird um
2 erleichtert. Zusätzlich wird jeder Versuch, die übernatür-
liche Tarnung eines Hexrs mit einer ihr entgegenwirken-
den Kraft zu durchbrechen, so gehandhabt, als währe die-
se um eine Stufe höher, als es normalerweise der Fall ist
(ein Charakter, der Auspex 2 besitzt und versucht, die Ver-
dunkelung eines Hexers zu durchbrechen, besitzt dafür ei-
nen effektiven Wert von 3 in Auspex).
Beachten Sie, daß diese Schwäche sich ausschließlich
auf übernatürliche Wahrnehmung auswirkt und keinerlei
Einfluß darauf hat, wie ein Sterblicher einen getarnten
Hexer sieht, auch wenn Sterbliche die übernatürliche
Ausstrahlung eines Hexers leichter bemerken könnten
(Entscheidung des Erzählers). Auch nichtmagische Tar-
nung wie Masken und Verkleidung wird von diesem Nach-
teil nicht beeinflußt.
Weitere Schwächen der Wesire: Auch wenn sie das Ge-
genteil behaupten, die Wesire sind verrückt – zumindest
regeltechnisch gesehen. Jeder Wesir ist in der Zwickmüh-
le, sich kontinuierlich in seinem erwählten Betätigungsfeld
zu beschäftigen und gleichzeitig von oberflächlichen Din-
gen wie dem täglichen Schutz vor dem Licht der Sonne
und der nächtlichen Nahrungssuche abgelenkt zu werden.
Wenn der Charakter in einem speziellen Bereich viele
Kenntnisse besitzt, fixiert er sich so sehr darauf, daß er in
eine regelrechte Zwangsvorstellung verfällt. Wenn er kein
Betätigungsfeld hat, um das sich seine nächtliche Existenz
drehen kann, versteift er sich auf Einzelheiten unbedeu-
tender Routineunternehmungen. Spieltechnisch bedeutet
das, daß jeder Wesir in Bezug auf seine höchste Fähigkeit
den Nachteil Obsession/Zwangshandlung (Vampire: Die
Maskerade, S. 245) hat. Wenn sich das Betätigungsfeld
des Charakters ändert, ändert sich auch der dazugehörige
Nachteil. Diese Veränderung sollte vom Spieler ausge-
spielt werden, statt sie einfach nur anhand der Punktever-
teilung deutlich zu machen. Sobald diese Nachteile wirk-
sam werden, beginnt die Aura des Wesirs zu flackern und
ist erfüllt von eigenartigen Mustern und Wirbeln. Ein Be-
obachter, der diese wahrnehmen kann, kann aus ihnen die
tatsächliche Natur und Eigenart der Besessenheit des Cha-
rakters ablesen. Nachdem ein Beobachter erfolgreich die
Aura gelesen hat, kann er anschließend einen Wurf auf
Intelligenz + Empathie (die Schwierigkeit entspricht der
Menschlichkeit oder dem Wert des Pfades der Erleuchtung
des Wesirs) ausführen; zwei Erfolge zeigen ihm die Art und
vier Erfolge die Natur der Besessenheit des Wesirs auf.

DIE KASTEN IM THEATER DER

DUNKELHEIT
KRIEGER
Die Kriegerkaste folgt den normalen Vorgaben für Assa-
miten, wie sie in Gesetze der Nacht beschrieben werden.
Die einzige Änderung ist folgende: Jede Anwendung von
Aurawahrnehmung enthüllt die Spuren von Diablerie in
CLANBUCH: ASSAMITEN
48

Assamiten02.p65 48 15.05.2002, 13:51

 der Aura eines Kriegers, selbst dann, wenn dem Anwender
dieser Fähigkeit die entsprechende Probe mißlungen ist.
HEXER
Die Hexer der Assamiten sind dieselben Individuen wie
diejenigen, die in Gesetze der Nacht „Wesire“ genannt wer-
den. Grundsätzlich sind sie das, was in diesem Regelwerk be-
schrieben wird – das Theater der Dunkelheit erfodert keiner-
lei bestimmte Anpassungen des Charakters, wenn man einen
Hexer spielen will. Die folgenden Regeln ändern die bisher
bestehenden Spielregeln für das Liverollenspiel ab:
Vorteile: Alle Hexer haben einen gewissen Grad an Erfah-
rung mit der Anwendung arkaner Fähigkeiten, selbst
dann, wenn sie sich nicht mit Blutmagie beschäftigt ha-
ben. Einige lernen die Geheimnisse dieser dunklen Kunst
von ihrem Mentor oder Lehrer, andere wieder lesen die
Informationen in Gesprächen und Umgang mit Gleichge-
sinnten auf. Zusätzlich sind alle Hexer gebildeter als der
durchschnittliche Sterbliche, entweder aus ihren Tagen als
Sterbliche oder durch die Lehren, die man ihnen nach
dem Kuß vermittelt hat. Alle Hexer beginnen mit zwei
Fähigkeitseigenschaften in den Kenntnissen Nachfor-
schungen, Sprachen, Medizin, Okkultismus oder Natur-
wissenschaften.
Nachteile: Jede Anwendung von Aura-Wahrnehmung
zeigt, daß der Charakter Blutmagie betreibt, selbst dann,
wenn er über keinerlei Kenntnisse von Thaumaturgie oder
Assamitenhexerei verfügt und dem Anwender die Probe auf
Aura-Wahrnehmung mißlingt. Alle Anwendungen von
Auspex auf ihn erhalten 2 Bonuseigenschaften.
Jeder Beobachter, der mit einer anderen übernatürlichen
Fähigkeit versucht, die Verdunkelung eines Hexers zu durch-
schauen, hat in dieser Fähigkeit einen um 1 erhöhten Wert.
Ein Beispiel: Ein Charakter mit der Fähigkeit Aura-
Wahrnehmung versucht die Verdunkelung eines Hexers zu
durchbrechen. Sein Wert in Auspex entspricht der nächst-
höheren Stufe dieser Disziplin, in diesem Fall würde er also
Geistige Berührung einsetzen können.
WESIRE
Wie die Hexer erfahren die Wesire beim Liverollenspiel
keine grundsätzlichen Veränderungen. Allerdings verän-
dern sich ihre Eigenschaften bis zu einem gewissen Grad:
Vorteile: Wesire haben im allgemeinen einen stärkeren
Kontakt zur Gesellschaft der Sterblichen als die Mitglie-
der der anderen Kasten. Daher erhält ein Wesir zwei zu-
sätzliche Hintergrund-Punkte, hiervon sind Generation
und Mentor allerdings ausgeschlossen.
Nachteile: Ein Wesir hat einen den Nachteil Obsession/
Zwangshandlung in Zusammenhang mit der Fähigkeit, die
er am besten beherrscht und in der er die meisten Eigen-
schaften besitzt. Dieser Nachteil drückt sich in Form un-
terschwelliger Muster in der Aura des Wesirs aus. Ein Be-
obachter, der Aura–Wahrnehmung auf den Wesir anwen-
det, während dieser Nachteil aktiv ist, kann versuchen,
diesen zu lesen, indem er eine statische geistige Herausfor-
derung gegen den Wesir ablegt, wobei der permanente
Wert der geistigen Eigenschaft die Schwierigkeit für diese
Probe vorgibt. 1 Erfolg zeigt dem Beobachter, um was sich
diese Obsession dreht. Er muß mindestens 1 Eigenschaft
Empathie besitzen, um den Nachteil identifizieren zu können.
KAPITEL ZWEI: GEBETE AN
49
Assamiten02.p65 49
DIE WORTE HAQIMS
Mit Ausnahme vielleicht einer Handvoll Enteigneter,
die sich in den letzten Jahrhunderten in den Schutz der
Camarilla geflüchtet haben, folgen die Assamiten den all-
gemeinen Traditionen der anderen Kainiten nicht. Dies ist
der Camarilla bekannt und auch ein Grund dafür, daß die
Assamiten von ihr als wenig mehr als gesetzlose Renega-
ten betrachtet werden, die Kains Gebote für seine Nach-
kommen mißachten. Dafür ist allerdings relativ unbe-
kannt, daß die Kinder Haqims eigene Gesetze haben und
befolgen, die ihnen von ihrem Clanvater vorgegeben wur-
den. Der Clan nennt sie Haqims Gesetze.
Übersetzungen dieser Gesetze aus dem ursprünglichen
Enochäischen sind überraschenderweise unverändert ge-
blieben. Die Mitglieder aller drei Kasten und alle großen
Gruppen innerhalb des Clans stimmen in ihrer Bedeutung
überein. Das ideologische Schisma, das den Clan in ver-
schiedene Lager aufgeteilt hat, rührt von den verschiede-
nen Interpretationen des Sinns und Zwecks dieser Geset-
ze her. Diese subtilen Unterschiede bestimmen das Schick-
sal und den Glauben vieler entschlossener Anhänger der
verschiedenen Fraktionen.
Die „Originalkopien“ der Gestze Haqims sind auf fünf
Tontafeln in Enochäisch verewigt, der Sprache der Ersten
Stadt. Sie sind eines der bestbehüteten Relikte aus der
Geschichte des Clans. Die Magi und Wesire, die sich um
die Bibliothek in Alamut kümmern, haben viele magische
und natürliche Techniken angewendet, um sie in ihrem
ursprünglichen Zustand zu belassen und zu erhalten. Als
Ur-Shulgi die Silsila dazu aufforderte, die Bibliothek und
das Museum von Alamut zu versiegeln, wurden die Tonta-
feln aus ihrem Gewölbe in der Bibliothek entfernt und in
der Großen Halle zur Rechten des Schwarzen Thrones
aufgestellt.
Jedes Kind Haqims, dessen Loyalität dem Clan gilt, muß
sich die Gesetze Haqims einprägen. Nur jungen Enteigne-
ten sind sie unbekannt. Über die Jahrhunderte tauchten
unterschiedliche persönliche Interpretationen der Geset-
ze auf. Viele Ahnen, die das Blut im 15. und 16. Jh. erhiel-
ten, schreiben sich noch immer bei offiziellen Anlässen die
Gesetze Haqims mit Henna auf ihre Haut, und von einem
einzelnen Kind ist bekannt, daß ihm Mitte des 18. Jh.
(oder lange davor) beim Kuß die Schriften auf die Haut
tätowiert wurden. Kurz vor dem Schisma war es Mode un-
ter den neugeborenen Kindern, Schmuck zu tragen, auf
dem die Gesetze eingraviert waren, zumeist Amulette oder
mehrere Ringe.
DAS GESETZ DER FÜHRUNG
Die Kinder Haqims sind ein hierarchisch aufgebauter
und orientierter Clan. Sie haben erkannt, daß mit dem
Alter auch Weisheit kommt und daß diejenigen, die schon
mehrere Menschenalter überdauert haben, durchdachte-
re und daher bessere Entscheidungen fällen können als
die, die das Blut erst seit kurzem besitzen. Die meisten
Kinder sehen in diesem Gesetz eine übergeordnete Richt-
linie für die Hierarchie ihres Clans, in der Neugeborene
Aufgaben erfüllen, die ihnen von Ancillæ aufgetragen
wurden und Ancillæ Missionen, die ihnen von den Ahnen
auferlegt wurden. Dieses Prinzip gilt bis in die untersten
GEBORSTENEN STEIN
15.05.2002, 13:51
 Bereiche der Clanorganisation. Wenn sich drei Kinder
Haqims in einer Stadt aufhalten, ist der Älteste unter ih-
nen auch gleichzeitig ihr Führer. Auf der höchsten Ebene
der Organisation gipfelt dieses Prinzip in der Position des
Ältesten, die von einem Kainiten der 4. Generation aus-
gefüllt wird, der auf dem Thron Alamuts sitzt und von dort
aus Haqims Clan als dessen Verwalter führt.
So, wie die gesellschaftliche Struktur des Clans aufge-
baut ist, bietet sie selbstzufriedenen Ahnen ein großes Po-
tential zur Ausnutzung ihrer Position. Doch ganz im Ge-
gensatz zur Camarilla erhalten die Kinder Haqims eine ge-
sellschaftliche Struktur aufrecht, in der Gewalt öffentlich
und mit vergleichsweiser Regelmäßigkeit ausgeübt wird.
Daher genießen nur sehr wenige Ahnen ein langes, erfolg-
reiches Unleben, wenn sie sich dazu hinreißen lassen, als
despotische Tyrannen zu herrschen. Die meisten erfolgrei-
chen Ahnen unter Haqims Kindern wissen, wem und
wann sie Autorität übertragen – und auch, wann sie jün-
gere Experten um Rat in einer bestimmten Situation fra-
gen müssen, mit der sie persönlich in ihrem Unleben noch
keine Erfahrungen gemacht haben.
Im Verlaufe des letzten Jahrtausends wurde das Gesetz
der Führung mit einer inoffiziellen, doch allgemein akzep-
tierten Erweiterung versehen, die es gestattet, die Führung
aufgrund gerechtfertigter Gründe anzufechten. Die vier
geachtetsten Positionen innerhalb des Clans (Ältester,
Kalif, Amr und Wesir) haben nicht notwendigerweise die
ältesten, qualifiziertesten Anwärter inne, sondern eher die
professionellsten und vielversprechendsten Kandidaten.
Solange der Älteste den Zeitpunkt nicht für unangebracht
und ungünstig erachtet, da die Kinder Haqims als Ganzes
bedroht werden, müssen die Amtsträger jede formelle Her-
ausforderung annehmen. Der Herausgeforderte hat das
Recht, die Art der sich an die Herausforderung anschlie-
ßenden Prüfung zu bestimmen. Für jede Position gibt es
eine kurze Liste an Optionen, die aufzeigt, auf welche Art
und Weise die Prüfung vollzogen und eine noch kürzere
Liste darüber, wie der Verlierer bestraft werden kann. Vie-
le niederere Positionen, offizielle wie auch inoffizielle, fol-
gen weniger straff strukturierteren Versionen dieses An-
fechtungssystems.
Ein wichtiger Punkt, der zu beachten und erwähnens-
wert ist, ist, daß die Kinder Haqims das Alter eines Vam-
pirs ausschließlich nach seiner Mitgliedschaft im Clan be-
stimmen und nicht daran, wie viele Jahre vergangen sind,
seitdem er das Blut erhalten hat. Ein Kainit, der im 12. Jh.
den Kuß empfing, aber 800 Jahre in Starre oder Abgeschie-
denheit vom Clan verbrachte, muß sich demnach einem
Kainskind beugen, das zwar erst im Jahre 1872 erzeugt
wurde, aber seitdem aktiv am Clangeschehen Alamuts
teilgenommen hat.
DAS GESETZ DES SCHUTZES
Die Vorfahren der Kriegerkaste, die Richter, wurden nur
aus einem Grund gegründet: Sie sollten die Sterblichen
vor den Exzessen bewahren, die andere Kainiten ohne
Rücksicht unter ihnen ausübten. Haqim sah darin einen
so wichtigen Punkt, daß er ihn zu einem Bestandteil sei-
ner Gesetze machte, damit seine Nachkommen den Kin-
dern Seths mit mehr Achtung und Respekt gegenüberträ-
CLANBUCH: ASSAMITEN
50
Assamiten02.p65 50
ten. Auch wenn Haqims Kinder nicht die Maskerade wah-
ren, jedenfalls nicht so, wie es die Camarilla vorsieht und
versteht, stimmen die meisten Interpretationen des Gesetz
des Schutzes mit denen der Maskerade darin überein, daß
das „Schützen der Sterblichen“ auch den Schutz vor dem
Wissen einbezieht, daß unter ihnen verfluchte, parasitäre
Untote wandeln, Jagd auf sie machen und für die schlimm-
sten Geschehnisse in ihrer Gesellschaft verantwortlich sind.
Obwohl es kein Glaubensgrundsatz ist, achten viele Kin-
der Haqims bei der Auslegung dieses Gebotes besonders
auf die, die die Ideale ihrer Kaste in der sterblichen Ge-
sellschaft widerspiegeln. Nur wenige Hexer und Wesire
tragen sich mit Gedanken, einem engagierten, sterblichen
Gelehrten Schaden zuzufügen, wenn ihnen andere Mög-
lichkeiten bleiben, und nur ein Krieger wird einen Polizi-
sten oder Soldaten nur dann verletzen, wenn er zur Selbst-
verteidigung (oder im offenen Krieg) dazu gezwungen ist.
Dieses Gesetz hält die Kinder Haqims jedoch weder da-
von ab, Sterbliche als Nahrungsquelle zu mißbrauchen,
noch davon, sich in menschliche Institutionen oder Regie-
rungen einzumischen, um ihre eigenen Ziele zu verfolgen
und zu verwirklichen. Es ist nur dazu gedacht, die Kaini-
ten von den schlimmsten Exzessen abzuhalten, die im Na-
men der Zweckmäßigkeit verübt würden. Nicht viele Kin-
der sehen in Sterblichen, die ehrenvoll oder mit Anstand
agieren, entbehrliche, austauschbare Diener. Wenn sich
Assamiten von Sterblichen ernähren, versuchen sie, diese
immer am Leben zu lassen und ihnen wenn möglich auch
eine Einweisung ins Krankenhaus zu ersparen. Trotzdem
kommen kleinere Verstöße gegen das Gesetze des Schut-
zes vor, doch der Druck, der von der Allgemeinheit ausge-
übt wird, verhindert gröbere Vergehen.
In einem von sehr wenigen Punkten stimmen die Loya-
listen und die Ketzer überein, nämlich daß sie die antitribu
des Sabbat für die permanente Mißachtung dieses Geset-
zes verachten.
DIE GESETZE HAQIMS
DAS GESETZ DER FÜHRUNG
Ehrt den Ältesten unter euch, denn er soll mein
Haus während meiner Abwesenheit führen.
DAS GESETZ DES SCHUTZES
Schützt die Sterblichen vor Kains Nachfahren und
behandelt sie in allen Belangen mit Ehre und Re-
spekt.
DAS GESETZ DER VERNICHTUNG
Tötet keinen unseres Blutes, da dies allein eine Ent-
scheidung und das Recht des Ältesten ist.
DAS GESETZ DES WORTES
Betrügt nicht diejenigen unseres Blutes, denn mein
Haus ist auf Wahrheit errichtet.
DAS GESETZ DER RECHTSPRECHUNG
Richtet über diejenigen, die von Kains Blut sind,
und bestraft sie, wenn sie Schuld trifft.
15.05.2002, 13:52
 DAS GESETZ DER VERNICHTUNG
Auch wenn dieses Gesetz eine gewisse Ähnlichkeit mit
der Zweiten Tradition der Camarilla hat, so ist diese doch
recht oberflächlich. Die meisten Kinder Haqims verstehen
unter „Blut“ viel eher „Blut Haqims“ als „Kains Blut“, was
dafür sorgt, daß sie das Gesetz der Vernichtung ausschließ-
lich auf Mitglieder ihres Clans beziehen und andere Kai-
niten von dieser Schutzbestimmung ausgeschlossen sind.
Dies trifft nicht auf die Ketzer zu, die aus rein pragmati-
schen Gründen dieses Gebot auch auf die Vampire aus-
dehnen, unter denen sie leben. Haqim, so glaubt man, leg-
te keinen Wert darauf, das Durcheinander zu beseitigen,
das mit Brudermord einhergeht.
Das Gesetz der Vernichtung verbietet die mutwillige
Vernichtung von Clananhängern. Es sagt aber nichts über
das Verletzen oder Verstümmeln derselben aus: „Erschla-
ge nicht“ heißt nicht „verletze nicht“. Krieger tragen oft
Duelle aus, und auch von Wesiren und Hexern ist be-
kannt, daß sie Unstimmigkeiten ebenfalls auf diese Art
und Weise austragen. Solche Duelle sind oft halbformell
und werden von einem neutralen Schiedsrichter begleitet
und entschieden. Die Bestimmungen, ab wann ein Duell
als gewonnen betrachtet wird, beinhalten Optionen, die
von „bis zum ersten Schnitt“ bis hin „bis zur Starre“ rei-
chen. Duelle können so banale Dinge wie den Besitz eines
wertvollen Automobils lösen oder auch so wichtige Be-
stimmungen wie die Vergabe der Autorität über eine Mis-
sion, die sich über einen ganzen Kontinent hinzieht als
Auslöser haben. Tödliche Ausrutscher und Unfälle sind
nichts Ungewöhnliches bei dieser Art von Konfliktlösung,
auch wenn Freunde oder Vorgesetzte des Vernichteten im
allgemeinen Nachforschungen über das Ableben des Ver-
lierers anstellen. Gleichsam werden Verstöße gegen den
Pfad des Blutes oder die Gesetze Haqims hart, aber nie-
mals mit dem Tode bestraft. Damit der Schuldige eine
Lehre aus seinen Fehlern zieht – und als ständige Erinne-
rung an seinen Fehlschritt – wird er mit einem Mal ge-
kennzeichnet. Um dafür zu sorgen, daß diese Markierung
dauerhaft bleibt, wird ihm Asche in eine offene Wunde
gerieben oder Salz oder Steinstaub in eine frische Narbe
gepreßt – solche Verfahrensweisen sind gang und gäbe und
lasten für alle Zeiten auf dem Schuldigen.
Das Gesetz der Vernichtung ist mit dem Gesetz der Füh-
rung verbunden, da es nur dem „Ältesten“ das Recht zu-
gesteht, jedes Kind Haqims, das sich unter seiner Führung
befindet, zu vernichten. Nach der allgemeinsten Ausle-
gung dieses Gesetzes kann das „älteste“, offiziell anerkann-
te Kind einer Gruppe über die weitere Existenz eines ihm
Untergebenen bestimmen. Allzu häufiges Ausnutzen die-
ses Rechts wird allerdings hart geahndet. Für gewöhnlich
erbittet ein Ancilla oder Ahn, der einen Untergebenen für
immer beseitigen möchte, die Genehmigung dafür bei ei-
ner ihm vorgesetzten Autorität, meist dem Anführer sei-
ner Kaste oder einem von dessen Stellvertretern.
Von Zeit zu Zeit kommt es vor, daß sich zwei Assamiten
so sehr hassen, daß sie ihren Streit nur mit dem endgülti-
gen Tod eines der Kontrahenten beilegen können. In den
meisten Fällen bieten sich zwei Möglichkeiten. Die erste
besteht darin, ein ungenehmigtes Duell bis zur Vernich-
tung auszuführen, was für gewöhnlich mit der Vernichtung

KAPITEL ZWEI: GEBETE AN GEBORSTENEN STEIN

51

Assamiten02.p65 51 15.05.2002, 13:52

 des Siegers von der Hand des Ahnen endet, der als erster
davon erfährt. Die zweite Möglichkeit besteht darin, daß
beide Disputanten all ihre Habseligkeiten nehmen, sich
voneinander zurückziehen (oder eine entsprechend große
Distanz zwischen einander legen, was in den modernen
Nächten keine Probleme bereitet) und alles unternehmen,
um sich für ein ganzes Jahrhundert nicht mehr zu begeg-
nen. Diese Option wird allgemein als die ehrenvollere an-
gesehen, da sie keine wertvollen Ressourcen des Clans ver-
schwendet. Ein paar Assamiten glauben, das Duell zwi-
schen al-Ashrad und Ur-Shulgi habe mit einem solchen
Arrangement geendet und das daraus resultierend Schis-
ma des Clans einen drohenden Krieg verhindert, der ohne
Zweifel unter den Kindern Haqims ausgebrochen wäre.
Mit dem Schisma haben allerdings beide Fraktionen be-
kannt gegeben, daß das Blut ihrer Gegengruppe nicht
mehr unter den Schutz des Gesetzes der Vernichtung fällt.
Verlustreiche Konflikte, die zwischen Loyalisten und Ket-
zern ausbrechen könnten, werden daher mehr die Regel
als die Ausnahme werden. Bisher dominieren aber noch
Finten und „Gegenschläge“. Innerhalb beider Gruppierun-
gen ist die Strafe für das Vernichten eines Anhängers der
gleichen Fraktion die Enthauptung. Der Beschuldigte
kann sich aber freisprechen lassen, wenn er mildernde
Umstände für die Umstände, die ihn zu dieser Tat getrie-
ben haben, vorbringen kann.

DAS GESETZ DES WORTES

So weit es die Kinder Haqims betrifft, bedeutet im Zu-
sammenhang mit diesem Gesetz wie auch im Falle des Ge-
setzes der Vernichtung „vom Blut“ generell „von Haqims
Blut“. Die Entscheidung, wie mit Kainiten verfahren wird,
die nicht dem Clan der Assamiten angehören, bleibt dem-
entsprechend den Assamiten überlassen und richtet sich
eher danach, wie vorteilhaft eine Lüge oder ein Diebstahl
in einer bestimmten Situation sind. Aus sachlichen Grün-
den ist absolute Ehrlichkeit eben so schwer aus freien
Stücken zu erhalten, wie sie zu erzwingen ist. Über „kleine
Notlügen“ und das Weiterverbreiten von Verleumdungen
wird meist hinweggesehen, es sei denn, aus ihnen ergeben
sich später drastischere Konsequenzen. Eine heimtücki-
sche und boshafte Irreführung, die regelrechten Schaden
oder Rufschädigung und üble Nachrede verursacht, wird
mit einer Strafe geahndet, die so alt ist wie der Clan selbst:
Der Schuldige wird von vier Gleichgestellten festgehalten,
während ihm ein vorgesetzter Ahn die Zunge aus dem
Mund schneidet. Diebstahl wird ähnlich hart bestraft – der
anwesende Ahn zieht eine Schlinge aus Roßhaar um das
Handgelenk des Diebes, anschließend ziehen mehrere Kaini-
ten an dem anderen Ende des Seils, bis die Hand (oder der
Arm) vom Körper abgerissen wird. In beiden Fällen bestreicht
der Ahn die daraus resultierende, schwere Wunde mit einer
alchemischen Salbe oder Salz, um die regenerativen Kräfte
des Vampirkörpers für den nächsten vollen Monat zu blockie-
ren und eine Heilung der Wunde zu verhindern. Es gibt nur
wenige Wiederholungstäter bei den Kindern Haqims.
Mit Ausnahme von Fällen, in denen Geheimhaltung
notwendig ist, um den Clan oder eine Kaste vor Schaden
zu bewahren, belügen Haqims Kinder einander nicht. Der
Clan ist davon überzeugt, daß sein Gründer in Diebstahl
„eine Lüge des Besitzes“ sieht, daher bestehlen sich Assa-
CLANBUCH: ASSAMITEN
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 miten untereinander für gewöhnlich auch nicht. Aber
ebenso wie beim Gesetz der Vernichtung werden diese Be-
stimmungen sehr locker gesehen, wenn es sich bei dem
Opfer um ein Mitglied der anderen Gruppierung innerhalb
des Clans handelt.
Viele Mitglieder der Krieger- und Hexerkaste sehen im
Brechen eines Clangebotes ebenso ein schweres Verbre-
chen wie eine Lüge. Das schließt auch die ein, die zu viele
Geheimnisse der Kinder Haqims an Außenstehende wei-
tergeben. Höfliche, zwanglose Konversation über theolo-
gisch Standpunkte wird toleriert, die Adresse des örtlichen
Clan-Unterschlupfes weiterzuerzählen hingegen nicht.
Wahrhaft katastrophale Verstöße gegen die Geheimhal-
tung enden oft in regelrechten Blutbädern, da jeder Assa-
mite in der Region sich dem Versuch anschließt, die ge-
sprächige Zunge und alle, die sie gehört haben, zum
Schweigen zu bringen.
DAS GESETZ DER RECHTSPRECHUNG
Das letzte und wichtigste Gesetz Haqims ist auch das, das
die Ursache für das Schisma des Clans in den Letzten Näch-
ten verantwortlich ist. Auch wenn es noch andere Gründe für
das Schisma gibt, der Hauptstreitpunkt zwischen den Loyali-
sten und den Ketzern liegt in der Verantwortung für das Rich-
ten und die Bestrafung der Kinder Haqims, die der Clans-
gründer vor so langer Zeit den Richtern übertragen hat.
Die Auslegung des Gesetztes der Rechtsprechung Ur-
Shulgis, der die Mitglieder der Loyalisten bis zu einem be-
stimmten Grad zustimmen, besagt, alle anderen Vampire
(und unter ihnen auch viele Kinder Haqims) hätten darin
versagt, die Gebote Haqims der Ehre und Aufrichtigkeit,
die er zu Zeiten der ersten Stadt erließ, zu befolgen und
einzuhalten. Die Kainskinder sind zu einer Seuche für die
Welt der Sterblichen geworden und verstoßen somit alle
gegen das Gesetz des Schutzes. Wie ein Krebsgeschwür
haben sie sich so stark in die Gesellschaft der Sterblichen
gefressen, daß halbherzige Versuche mit Diplomatie nicht
mehr ausreichen, um ihrer Herr zu werden. Sie müssen aus
dem Leib herausgeschnitten werden, von dem sie sich er-
nähren. Vorübergehende Allianzen mit nützlichen Indivi-
duen oder Gruppen sind möglich, doch letztlich kann nur
den wenigen geduldigen Kainiten, die dem Pfad des Blu-
tes folgen und die gegen ihresgleichen kämpfen gestattet
werden, weiter zu existieren.
Die Ketzer hingegen sind der festen Überzeugung,
Haqim habe niemals die Vorstellung gehabt, seine Kinder
als Mechanismus zur Kontrolle aller anderen Kainiten ein-
zusetzen, und ebensownig die, sie seien anderen Kainskin-
dern überlegen. Die Richter, die in der ersten Stadt leb-
ten, waren ebenso an ihre eigenen Gesetze gebunden wie
alle anderen Vampire, über die sie richteten. Um wahrhaf-
tig Gerechtigkeit walten zu lassen, ist ein Sinn für das Not-
wendige unabdingbar. Dies, so behaupten al-Ashrads An-
hänger, bedeutet Mäßigung und setzt die Fähigkeit voraus,
„mit dem System zu arbeiten“, um die schlimmsten Exzes-
se zu zügeln, zu denen sich unkontrollierte Kainiten hin-
reißen lassen. Die Camarilla ist das „System“, das sich als
am zweckdienlichsten herausgestellt hat. Der Sabbat hin-
gegen gibt offen zu, daß er sich weit über den Sterblichen
sieht und auf das Gesetz des Schutzes spuckt. Wenn auch
nicht alle Ketzer dieses Argument als Rechtfertigung für
KAPITEL ZWEI: GEBETE AN
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Assamiten02.p65 53
die Aberkennung der Herrschaft Alamuts vorbringen,
handeln doch die meisten von ihnen in einer Art, daß sie
damit erkennen lassen, dem zuzustimmen.
INTERNE GRENZLINIEN
Wie bei allen Nachfahren Kains bestehen auch unter
den Assamiten verschiedene ideologische Ansichten. Ei-
nige von ihnen sind politischer Natur und entwachsen
entweder aus den grundsätzlichen Differenzen, die auf-
grund von Ur-Shulgis Erwachen entstanden sind, oder gar
aus noch älteren Konflikten. Andere wiederum resultieren
aus den zahlreichen geheimen und öffentlichen Gruppie-
rungen innerhalb des Clans, die bis in die heutigen Näch-
te überdauern konnten.
FRAKTIONEN
Bevor Ur-Shulgi erwachte, waren die Mitglieder des
Clans der Assamiten je nach politischer Ansicht in ver-
schiedene Lager aufgeteilt, die bestimmte Meinungen ver-
traten, wie man mit anderen Kainiten zu verkehren und
umzugehen hatte. Das ist in gewissem Maße auch heute
noch der Fall: Wie zu erwarten, halten sich nur noch sehr
wenige Assamiten in Alamut auf, die friedliche Beziehun-
gen zu den Kainiten der Camarilla unterhalten wollen.
Heute sind die Fronten klarer definiert, und die beiden
Fraktionen, die einstmals im Clan geeint waren, führen
nun in den Schatten einen Krieg gegeneinander, dessen
Konsequenzen sich noch weitaus fataler auswirken könn-
ten als in Form einiger vernichteter Kinder Haqims.
LOYALISTEN
Die Loyalisten kommen der Ansicht der restlichen Kai-
niten, wie sich Assamiten verhalten, am nächsten. Die
Loyalisten sehen sich als anderen Vampiren überlegen –
sie glauben, sie bildeten das Ende der Nahrungskette, was
nicht nur Sterbliche, sondern auch andere Kainiten mit
einbezieht. Nicht alle Anhänger dieser Gruppierung folgen
dem Pfad des Blutes, doch die meisten sind mit seinen Leh-
ren vertraut und achten ihn auf die eine oder andere Weise
als Verhaltenskodex, wenn nicht gar als Lebensmoral.
Die Doktrin der Loyalisten besagt, Ur-Shulgi, der Assa-
miten-Methusalem, der Ende des 20. Jh. erwachte, sei
Haqims Bote. Laut Ur-Shulgi ist Haqim die einzige Auto-
rität, die ein Assamit anzuerkennen und der er sich zu beu-
gen hat. Die Geschwister des Clangründers waren es, die
ihn darum baten, Recht und Ordnung in die zweite Stadt
zu bringen, doch ihre kleinlichen Streitereien (und auch
die ihrer Nachkommen) bewiesen, daß sie ehrlos und da-
mit unfähig waren, ihren Teil der Abmachung einzuhalten.
Somit ist die Vernichtung, die die Kinder Haqims über die
Kainiten bringen, nur die Gerechtigkeit, die diese von ih-
nen forderten. Wie die Unruhen und das Leiden jede Nacht
aufs Neue beweisen, sind sie eine Seuche für die Welt.
Unter den Loyalisten dient Diablerie zwei Zwecken. Er-
stens ermöglicht sie dem Diableristen, die Macht des Blu-
tes desjenigen aufzunehmen, der sich ihrer als unwürdig
erwiesen hat. Diese Maßnahme führt dazu, daß nicht nur
eine potentielle Gefahr für die Kinder Seths beseitigt, son-
dern auch der Diablerist für zukünftige Kämpfe gegen an-
dere Kainiten gestärkt wird. Zweitens bringt sie der Seele
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 des Unwürdigen, die ohne Zweifel gegen den Fluch des
Vampirseins aufbegehrte, auch wenn der Verstand ihres
Besitzers sich dessen nicht bewußt war, die letzte Ruhe.
Während andere Kainiten in der Diablerie einen gewalt-
tätigen, mörderischen Akt sehen, glauben die Loyalisten,
sie könne der größte Dienst sein, den sie leisten können,
um ihre Vorfahren zu ehren.
Die meisten Loyalisten sind unter den traditionellen
Gruppen der Clanorganisation zu finden. Das Zentrum ih-
rer Hierarchie ist Alamut, die Bergfeste, die seit dem Sturz
der zweiten Stadt das Herz und Heim des Clans darstellt.
Sie erkennen Haqim als ihren rechtmäßigen Anführer an,
während Ur-Shulgi zur Zeit solange als der Älteste in
Alamut regiert, bis Haqim zurückgekehrt ist (ein Ereignis,
von dem die Loyalisten glauben, daß es nicht mehr lange
auf sich warten läßt). Es gibt noch keinen Kalifen unter
ihnen, obwohl schon viele Anwärter um dieses begehrte
Amt wetteifern. Eine ganze Reihe an Duellen um diese
Position scheint unausweichlich. Der Amr Amaravat ist
al-Ashrads Kind und erwählter Nachfolger. Die Fraktion
erkennt keinen loyalistischen Wesir an und wird dies wahr-
scheinlich auch niemals tun, da die allgemeine Unterstüt-
zung der ketzerischen Bewegung durch die Wesire zu groß
war, als daß Ur-Shulgi jemals wieder einem Mitglied die-
ser Kaste vertrauen könnte, selbst dann nicht, wenn die-
ses ihm treu ergeben wäre.
Das Spielen von Loyalisten
Loyalistische Assamiten werden genau so erschaffen, wie es
in Vampire: Die Maskerade beschrieben wird. Sie sind aller-
dings wahre Unabhängige. Kein Loyalist hat ohne den Schutz
einer Deckidentität (was normalerweise die Möglichkeiten
eines neuen Charakters übersteigt) eine Position oder Status
irgendeiner Art in der Camarilla oder im Sabbat inne.
Auch wenn alle Loyalisten glauben, die Kinder Haqims
seien anderen Kainiten überlegen, verhalten sich die mei-
sten unter ihnen nicht jede Nacht dementsprechend. Man
kann einen Loyalisten auf den ersten Blick nicht von ei-
nem Ketzer unterscheiden – Mitglieder der beiden Frak-
tionen tragen keine Schärpen oder Siegel, um ihre Sym-
pathien und Fraktionszugehörigkeit zu zeigen. Kluge Loya-
listen nutzen dies aus und säen Zwist unter anderen Kai-
niten, indem sie die Glaubwürdigkeit der Ketzer und das
Vertrauen in sie in Frage stellen. Selbst wenn es die Ketzer
nicht direkt schädigt, wird sich ein Loyalist immer als et-
was anderes ausgeben, als er ist, um seine Ziele zu errei-
chen. Natürlich muß der Spieler des Charakters damit
rechnen, einen harten Rückschlag zu erleben, falls seine
Tarnung jemals von den Kainiten aufgedeckt werden soll-
te, die ihm Vertrauen entgegengebracht haben.
KETZER
Das erste Auftreten der Ketzer im Jahre 2000 drohte die bis
dahin gültigen Vorstellungen, die die restliche Kainitenwelt
von den Kindern Haqims hatte, zu zerschlagen. Auch wenn
nur wenige so dumm sind, die Ketzer als die „guten“ Assa-
miten zu bezeichnen, so sind die Mitglieder dieser Gruppie-
rung doch eher geneigt, mit den Anhängern der anderen Tra-
ditionen in friedlicher Koexistenz zu leben. Viele Ketzer be-
wahren sich die Werte und Moralvostellungen, die sie schon
als Sterbliche hatten, doch es gibt auch eine kleine Minder-
heit unter ihnen, die dem Pfad des Blutes folgt. Diese Indivi-
CLANBUCH: ASSAMITEN
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duen ziehen die Gebote der Ehre und der Gerechtigkeit de-
nen vor, die die Vernichtung aller Vampire fordern.
Der Hauptgrund für die Abspaltung der Ketzer vom
Hauptteil des Clans liegt in der Interpretation des Geset-
zes der Rechtsprechung durch Ur-Shulgi auslegt. Die mei-
sten Ketzer glauben an Mäßigung als Interpretation dieses
Gesetzes. Die umfassende Vernichtung all jener Vampire,
die nicht den Kindern Haqims angehören, ist mit Völker-
mord gleichzusetzen. Alle Kainiten anhand der Aktionen
einer Minderheit – oder auch der Mehrheit – unter ihnen
zu verurteilen, ist aus ihrer Sicht nicht tolerierbar. Viele
Ketzer teilen einen starken Sinn für Ironie und sind der
Meinung, die gleichen Vorurteile, die sie gegen ihren eige-
nen Clan hegen, brächten alle anderen Kainiten der Welt
ihnen selbst entgegen.
Ein großer Teil der Ketzer vertritt keine besondere Inter-
pretation des Gesetzes der Rechtsprechung. Ihr Streit mit
Alamut ist eher eine Glaubensfrage. Als Ur-Shulgi den
Schwarzen Thron bestieg, bestand seine erste Handlung
darin, den Glaube an Götter und die Zugehörigkeit zu or-
ganisierten Religionen zu unterbinden und zu verbieten
und Haqim zum einzig erlaubten Objekt der Verehrung zu
machen. Während die moslemische Mehrheit des Clans
einen simplen Befehl befolgt hätte, für einige Jahre oder
auch Jahrzehnte ihren Glauben im Stillen auszuüben, hielt
sich Ur-Shulgi an seine eigenen Verlautbarungen und ver-
nichtete einige hoch angesehene Ahnen, die sich gewei-
gert hatten, sich dieser Anordnung zu beugen und Allah
abzuschwören. Die Leoparden Zions waren die ersten Kin-
der Haqims, die ihren Glauben in einer Herausforderung
Ur-Shulgis verteidigten; sie waren bei weitem nicht die
letzten. Anhänger jeder Weltreligion und nicht wenige klei-
nerer Konfessionen folgten al-Ashrad ins Exil und kehrten
damit lieber ihrem Clan als ihrem Glauben den Rücken.
Als zeitweilige Verbündete (und nach einiger Auffassung
und manchen Verträgen auch zukünftige Mitglieder) der
Camarilla begehen die Ketzer offiziell keine Diablerie
mehr. Dies ist besonders für Ketzer der Kriegerkaste
schwierig, da ihr Hunger nach Vitæ mit dem Wechsel ih-
rer Gruppenzugehörigkeit nicht erloschen ist. Solange das
möglich ist, leben Krieger unter der Aufsicht eines Hexers
oder Wesirs, der nach den leisesten Anzeichen für den Ver-
lust von Selbstbeherrschung Ausschau hält. Die meisten
Prinzen der Camarilla sind sich dank der Offenbarungen
al-Ashrads bei der Bitte um die Aufnahme in die Sekte der
Abhängigkeit dieser besonderen Assamiten bewußt und
bieten den Kriegern unter ihren Untertanen alles, was nö-
tig ist an, um sie vor folgeschweren Fehltritten zu bewah-
ren, meist in Form bestimmter „Privilegien“ wie zum Bei-
spiel „Krieger-Assamiten sind von der vorgeschriebenen
Anwesenheitspflicht bei Versammlungen in Elysien be-
freit“. Kein vorsichtiger Kainit möchte einen potentiellen
Kannibalen in seiner unmittelbaren Umgebung wissen,
und somit sind die einstmals so stolzen Krieger zu wenig
mehr als Lakaien und von anderen Kasten abhängig ge-
worden. Ketzerische Krieger akzeptieren diese Einschrän-
kungen normalerweise mit erstaunlicher Gelassenheit und
gutem Willen – sie wußten, worauf sie sich einließen und
hatten Alamut verlassen, weil sie an etwas glaubten (auch
wenn dieses „Etwas“ reiner Selbstschutz war), und das so
sehr, daß sie eine Existenz als gesellschaftlich gebrand-
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 markte und gemiedene „Flüchtlinge“ und Kainiten zwei-
ter Klasse freiwillig auf sich nahmen.
Die Ketzer erhalten derzeit eine lose Organisationsstruk-
tur aufrecht, die die des Clans vor dem Schisma imitiert,
aber bei weitem nicht mit ihr übereinstimmt. Al-Ashrad
erfüllt nun eine Doppelfunktion als Amr und als Ältester.
Tegyrius, der vor dem Schisma Wesir des Clans war, hält
noch immer diese Position. Es gibt keinen Kalifen unter
den Ketzern, da die Camarilla in einer strafferen Organi-
sation der Krieger eine zu große Gefahr sieht. In den mei-
sten Camarilla-Städten ist der älteste Hexer oder Wesir
auch gleichsam der Anführer der Ketzer, die sich vor Ort
aufhalten, und muß die Aktivitäten seiner „Untertanen“
dem Prinzen der Stadt gegenüber regelmäßig melden.
Das Spielen von Ketzern
Ebenso wie die Loyalisten werden auch Ketzer nach den
Regeln in Vampire: Die Maskerade erschaffen. Anders
als die „normalen“ Assamiten in diesem Buch sind Ketzer
nominell Mitglieder der Camarilla, wenn es die Spieler
und der Erzähler so wollen. Trotzdem sind sie noch weit
davon entfernt, von der Sekte auch tatsächlich so akzep-
tiert zu werden wie Mitglieder der sieben Gründerclans,
und es ist verhältnismäßig schwer für sie, innerhalb der
Camarilla einen größeren Status zu erlangen oder eine
höhere Position einzunehmen. Es gibt keine bestätigten
Berichte über Assamiten-Prinzen, obwohl der Seneschall
in Phoenix ein Wesir ist und Paris und Athen einen Hexer
und einen Wesir in ihren Erstgeborenenräten aufweisen.
Hierbei handelt es sich eher um eine Ausnahme als um
eine Regel. Die meisten Ketzer, die in so kurzer Zeit zu ei-
nem Titel innerhalb der Camarilla gekommen sind, sind
Sheriffs oder Geißeln.
Viele Ketzer sind noch immer der Ansicht, allen ande-
ren Kainiten überlegen zu sein. Alte Gewohnheiten kann
man nur schwer aufgeben. Allerdings müssen diejenigen
unter ihnen, die diese Meinung öffentlich vertreten, mit
einer raschen Lektion ihrer neuen „Familie“ rechnen. Die
meisten Mitglieder dieser Fraktion wissen, was gut für sie
ist und welchen Schutz sie in der Camarilla genießen. Da-
her möchten sie nicht, daß weniger diplomatische Ketzer
diese Situation durch ihre unüberlegten Äußerungen und
Taten gefährden. Wenn sie eines Nachts als voll anerkann-
te Mitglieder in die Sekte aufgenommen werden wollen,
ist das Beste, was sie zur Förderung dieses Ziels unterneh-
men können, den Mund zu halten.
ASSAMITEN ANTITRIBU
Der Teil des Clans, der als Assamiten antitribu bekannt
ist, wurde von einer Gruppe verzweifelter Überlebender
gegründet, die im Angesicht einer, wie sie es sahen, gewis-
senlosen Unterwerfung ihrer Brüder unter einen minder-
wertigen Feind um den Erhalt der Ehre ihres Clans kämpf-
ten. Als sich diese wenigen zerschundenen Krieger dem
sich bildenden Sabbat anschlossen, konnten sie der Sekte
nur ihre Klingen anbieten.
In den Nachwehen der Anarchenrevolte war das mehr
als genug. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelten sich die
Asamiten antitribu zum Rückgrat der Schwarzen Hand, des
elitären militärischen Arms des Sabbat. Diese Macht er-
langten sie aber nicht ohne einen gebührenden Preis. In
ihrem verzweifelten Versuch, einen neuen Sinn in ihrem
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Assamiten02.p65 55
Unleben zu finden, entfernten sich die antitribu immer
weiter von ihren Wurzeln in der Kriegerkaste. Ende des 18.
Jh. waren nur noch die allerwenigsten Neugeborenen über
die Geschichte ihres Clans informiert, und dieses Wissen
bestand aus nicht mehr als nur den gröbsten Grundinfor-
mationen. Viele wußten nicht einmal, daß es verschiede-
ne „Kasten“ von Assamiten gab. Dieses Unwissen lag nicht
nur an dem Zugehörigkeitsgefühl, das der Sabbat in dem
Clan durch falsche Loyalität erzeugte, sondern auch dar-
an, daß die Ahnen dieser Fraktion alles Nötige unternah-
men, damit sich ihre Brut so weit wie möglich vom „ent-
ehrten“ Hauptteil der Assamiten distanzierte.
Ende 1998 bestand die Führungsriege der Schwarzen
Hand überwiegend aus Assamiten antitribu, und auch der
Gesamtanteil an Mitgliedern dieser Organisation setzte
sich aus mehr Mitgliedern dieser Vampire zusammen als
von allen anderen Clans und Blutlinie. Es gelang dem Sab-
bat in diesem Zeitraum durch einen Blitzkrieg, pro Monat
eine von der Camarilla gehaltene Stadt entlang der ame-
rikanischen Ostküste zu übernehmen, die Hand – und da-
mit hauptsächlich auch die Assamiten antitribu – diente
als Speerspitze in diesem erfolgreichsten aller Feldzüge in
der Geschichte der Sekte.
Dann vollendete Ur-Shulgi den Bruch. In einer einzigen
Nacht wurde das Symbol der Unterwerfung der Assamiten
unter die Camarilla, der Blutfluch, von uralter Blutmagie
zerschmettert, einer Magie, die aus Zeiten stammte, in der
diejenigen, die den Fluch erschaffen und ausgesprochen
hatten, noch nicht einmal geboren waren. Für die Neuge-
borenen der Assamiten antitribu war das ein furchteinflö-
ßendes Zeichen dafür, daß die Vorsintflutlichen kurz davor
waren, aus ihrem todesähnlichen Schlaf zu erwachen. Für
die Ahnen der Fraktion jedoch war es eine Einladung, sich
dem Clan wieder anzuschließen. Was auch immer der Sab-
bat für Ansichten und Vorstellungen hatte, die Führung
der Fraktion hatte ihre Zugehörigkeit zur Sekte schon im-
mer als Zweckbündnis gesehen – der Sabbat war ein nützli-
ches Werkzeug, um gegen die Camarilla loszuschlagen, und er
bot zudem noch einen hervorragenden Schutz anderen Fein-
den gegenüber, die sich die antitribu bei ihrer Abspaltung vom
Clan zusätzlich gemacht hatten.
Innerhalb zweier Wochen verschwand die Mehrheit der
Anführer der Schwarzen Hand einfach. Das führte zu ei-
nem empfindlichen Schlag gegen den Sabbat im Kampf
gegen die amerikanische Camarilla. Durch den Verlust ih-
rer strategischen und taktischen Führung strauchelten
einzelne Zellen der Schwarzen Hand und wurden zerschla-
gen. Junge Mitglieder der antitribu unternahmen den Ver-
such, dieses Rückschlags Herr zu werden - mit unter-
schiedlichen Ergebnissen. Sie waren oftmals zu unerfahren
in der Führung der Hand und der Sekte. Im Frühjahr 1999
wurde offensichtlich, daß die Assamiten antitribu nicht
länger das Herz und der Verstand der Schwarzen Hand
waren, auch wenn sich noch immer ein sehr großer Teil
von ihnen zu ihren Reihen zählte. Viele der höheren Posi-
tionen innerhalb der Hand hatten ehrgeizige Tzimisce,
aber auch Gangrel, Ventrue, Salubri antitribu und andere
militante Unruhestifter inne, die damit ihren lange versag-
ten Beweis für ihren Wert für die Sekte erbringen wollten.
Innerhalb eines Jahres füllten sich die Ränge der Assa-
miten antitribu aufs Neue – nicht wegen „kriegsnotwendi-
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 ger“ Zeugungen neuer Vampire, sondern aufgrund des Zu-
stroms von Flüchtlingen. Zum ersten Mal seit Entstehen
der Fraktionen sagten sich Massen von Assamiten von
Alamut los, diesmal aber nicht im Versuch, der Schande
zu entfliehen, sondern viel mehr im Versuch, der, wie es
einer der ersten Flüchtlinge nannte, „wandelnden Grau-
samkeit, die auf dem Schwarzen Thron sitzt und vorgibt,
Haqims Wort zu verbreiten“ zu entkommen.
Heute sind die Assamiten antitribu weit von ihrer frühe-
ren Bedeutung und Stellung im Sabbat entfernt. Bis auf
sehr wenige sind all ihre Ahnen innerhalb des Sabbat ver-
schwunden, und viele ihrer vielversprechendsten Stellver-
treter wurden in dem anschließenden Chaos vernichtet.
Auf keinen Fall sind sie aber gebrochen. Zwar sind die
Flüchtlinge von Alamut ein zusammengewürfelter Hau-
fen, doch teilen sie alle zwei Gemeinsamkeiten: Sie emp-
fanden die Anwesenheit Ur-Shulgis in Alamut als so
furchteinflößend, daß sie diese nicht länger ertragen konn-
ten und sahen in der Camarilla eine zu deprimierende Al-
ternative, um sie ernsthaft als Zuflucht in Erwägung zu zie-
hen. Zusätzlich zählen auch mehrere Mitglieder der He-
xerkaste und, wie einige Gerüchte behaupten, auch eine
Handvoll Wesire zu ihren Reihen. Diese Neuankömmlin-
ge sind die ersten Assamiten seit der Flucht der Fraktion
vor dem Fluch, die nicht zu den Kriegern gehören und sich
den antitribu anschließen wollen, und sie haben sich eben-
so rückhaltlos in die Schlacht geworfen wie ihre Brüder.
Den Mangel an Mitgliedern ihrer Fraktion in den höheren
Positionen der Sekte machen die Assamiten antitribu durch
ihre große Anzahl und das erneute Engagement für die Ver-
nichtung der Vorsintflutlichen und deren Diener wieder wett.
Das Spielen von Assamiten antitribu
In vielen Dingen ähneln die Assamiten antitribu den ste-
reotypen Vorstellungen vom Clan mehr als andere Frak-
tionen. Bis ins vergangene Jahr bestanden sie nur aus ehe-
maligen Mitgliedern der Kriegerkaste. Während andere
Assamiten antitribu, die nicht Kampfspezialisten waren,
auch zu Wahren Sabbatmitgliedern wurden, z. B. die Ge-
heimkuriere, die den mexikanischen und kanadischen
Sabbat miteinander in Verbindung halten, gab es keinen
einzigen Hexer oder Wesir unter ihnen. Viele verschrieben
sich dem Pfad Kains, der sie in direkten Konflikt mit den
„menschlicheren“ Elementen der Camarilla brachte – ganz
abgesehen vom Hauptteil ihres eigenen Clans. Die antitri-
bu blieben unter sich, bewahrten sich einen hohen Grad
an kämpferischen Fähigkeiten und sahen außenstehende
Vampire als potentielle Mahlzeit an (mit Ausnahme der-
jenigen, die mit ihnen im Sabbat vereinigt waren). Unter
der Führung des Hulul und seiner Shakari-Berater behaupten
sie, die einzig wahre Linie des Clans der Assamiten zu sein.
Als sich die Shakari mit ihren Gefährten dem Sabbat an-
schlossen, beraubten sie sich durch ihre folgenden Aktionen
ihrer Reinheit und gefährdeten damit auch die weitere Exi-
stenz ihrer zurückgelassen Clankameraden. Das einzige, was
die zurückgebliebenen Assamiten antitribu, die dem Schwert
Kains noch immer loyal ergeben waren, vor einer drohenden
Auslöschung bewahrte, war die schnelle Nachforschung un-
ter der persönlichen Aufsicht und Leitung Jalan-Aajavs, die
sie von einer Komplizenschaft bei der Abkehr ihrer Anführer
freisprach. In seinem Bericht vor einer Versammlung von Erz-
bischöfen und Anführern der Schwarzen Hand zog der Se-
CLANBUCH: ASSAMITEN
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raph eine klare Linie zwischen den Loyalisten und den deser-
tierten Assamiten unter den antitribu. Mit wenigen Ausnah-
men hatte keiner von ihnen den Kuß innerhalb des ersten
Jahrhunderts nach Gründung des Sabbat erhalten. Die Vaul-
derie sicherte die Loyalität der meisten späteren Rekruten –
was viele Sabbatanhänger zu der Frage verleitete, wie es die
ursprünglichen Assamiten antitribu fertiggebracht hatten, aus
diesem Band zu entkommen.
Die Assamiten antitribu sind noch immer einer der
Hauptbestandteile des militärischen Arms des Sabbat,
auch wenn sich ihre Bedeutung in den Letzten Nächten
immer mehr verringert. Die Gruppierung als Ganzes ist
unorganisiert und demoralisiert, doch einige charismati-
sche junge Anführer unternehmen Schritte, um verstreu-
te Gruppen zu sammeln und eine neue Einheit zu schaf-
fen. Die meisten Assamiten antitribu der heutigen Nächte
sind jung (oft unter hundert Jahren alt), kompetent (andern-
falls hätten sie niemals die ersten, unvorbereiteten Vergel-
tungsmaßnahmen der Camarilla überleben können) und
hoch motiviert. Der Sabbat täte gut daran, sie beim Rennen
um die Führung der Schwarzen Hand nicht zu unterschätzen.
Einige Rudel des Sabbat, die nur aus Assamiten antitri-
bu bestehen, erheben Anspruch auf die Mitgliedschaft in
der Sekte. Zumeist handelt es sich bei ihnen um die, die
schon vor dem Verschwinden der Ahnen existierten. Neu-
ankömmlinge aus Alamut werden normalerweise in schon
bestehende Rudel aufgenommen, die aus Anhängern ver-
schiedener Clans und Blutlinien zusammengesetzt sind.
Somit ist es möglich, ein Auge auf die neuen Rekruten zu
werfen, bis der Sabbat ihre wahren Motive herausgefunden
hat. Die meisten Krieger, die neu in den Sabbat aufgenom-
men werden, streben eine Position als Templer der Schwar-
zen Hand an. Abtrünnige Wesire haben Kabalas oder lose
organisierte Rudel in vom Sabbat dominierten Städten
Mittelamerikas aufgebaut. Von dreien wird allerdings ver-
mutet, sie hätten sich in Montreal niedergelassen. Alle
Hexer, die dem Sabbat beigetreten sein mögen, halten sich
bedeckt, möglicherweise in der Begleitung von Tzimisce-
Koldunen, mit denen sie Informationen austauschen und
sich Einrichtungen für ihre Forschungen teilen können.
DIE ENTRECHTETEN
Die Entrechteten sind eher eine alles umfassende Kate-
gorie als eine klar definierte Fraktion und setzen sich tra-
ditionell aus Assamiten zusammen, die lieber ihren eige-
nen Weg gehen, als sich der Hierarchie ihres Clans zu beu-
gen. Dies erste nachweisliche Verwendung dieser Bezeich-
nung fand im 8. Jh. v. Chr. statt, als ein Historiker aus der
Kriegerkaste, Thucimian, von seinem rebellischen Kind
als „übermütiges und wildes Ding, das keine Autorität au-
ßer der, die von einem Speer ausgeht, akzeptiert und sich
von der Wärme Alamuts und Kameradschaft der Kinder
Haqims als entrechtet losgesagt hat“ spricht. Im Frühmit-
telalter gingen entrechtete Krieger Kontrakte als Söldner
an den europäischen Höfen der Kainiten ein und aus und
schufen damit die Legende von den blutrünstigen Assa-
miten als käufliche Mörder. Einige Jahrhunderte später wur-
de eine Gruppe von Individuen, die versuchten, ihre Ehre zu
erhalten, als „Entrechtete“ betitelt, kurz bevor sie sich selbst
Assamiten antitribu nannten. Assamiten, die eine Mitglied-
schaft bei den Inconnu anstrebten, wurden immer schon als
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 entrechtet bezeichnet, ebenso wie die wenigen, die der Camarilla ihre Treue schwo-
ren oder gen Osten flohen, um dort in Koexistenz mit den Cathayern zu leben
und mit diesen fremdartigen Vampiren Asiens eine Allianz einzugehen.
Die größte Anzahl an Entrechteten gab es während der Langen
Nacht. Damals gehörte jeder dritte Assamit zu dieser Gruppierung,
allerdings gibt es keine Aufzeichnungen des Clans über die neuge-
borenen Vampire, die dem Erbe Haqims den Rücken zukehrten.
Ein solches Bevölkerungswachstum konnte nicht von Bestand sein,
und tatsächlich fanden viele Entrechtete kurz nach Ausruf des
Kreuzzugs der Camarilla gegen die Assamiten ein jähes Ende.
Bevor der Vertrag von Tyros geschlossen wurde, mußten viele As-
samiten, die sich vom Clan losgesagt hatten, ihre Herkunft
mit ihrem Unleben bezahlen. Aufgrund ihrer übernatür-
lich dunklen Haut waren entrechtete Ahnen ein be-
vorzugtes Ziel von Kainiten, die Assamiten jagten. Als
der Vertrag 1496 geschlossen wurde, lebten nur noch
sehr wenige, vereinzelte Entrechtete in Europa und
Nordafrika. Der Rest war entweder verschwunden, hat-
te seinen Alleingang aufgegeben und war nach Alamut
zurückgekehrt, war in Starre gefallen oder hatte Zu-
flucht bei den Inconnu gefunden.
Aus den jüngsten Nachforschungen geht hervor, daß
die Zahl der Entrechteten zur Zeit einen Anteil des
Clans bildet, der mit dem von vor einem Jahrtausend ver-
gleichbar ist. Auch wenn viele Mitglieder aus allen drei
Kasten Alamut zugunsten der Sicherheit und der Stabili-
tät der Camarilla verlassen hatten, hatten mindestens ge-
nauso viele sich entschieden, keinem Anführer zu folgen und
schon gar nicht eine Allianz mit einer Organisation einzuge-
hen, die ihnen seitdem sie das Blut erhalten hatten als ihre
Feindin bekannt war. Alamut und die Camarilla sind zwei ge-
gensätzliche Extreme, wobei der Sabbat irgendwo außerhalb
der Meßlatte liegt, und viele Assamiten finden keine dieser
Fraktionen akzeptabel. Die Anführer beider großer Gruppen
versuchen, die verschiedenen Individuen für sich zu gewin-
nen – ebenso wie die Anführer der Assamiten antitribu.
Das Spielen Entrechteter
Ein entrechteter Charakter ist die beste Möglichkeit für ei-
nen Spieler, einen Assamiten darzustellen, der weder mit den
verschiedenen Hierarchien des Clans konform gehen noch
einer der Fraktionen seine Loyalität bekunden will. Entrech-
tete kommen aus allen Kasten und haben dem Clan seine
Autorität ihnen gegenüber aus den unterschiedlichsten
Gründen aberkannt. Zu diesen Gründen zählen Mißtrau-
en, Paranoia, die Bedrohung durch einen persönlichen
Gegner im Clan, der Mangel an ausreichender Einführung
und Erläuterung der „Clanskultur“ durch den eigenen Er-
zeuger, mangelnde Übereinstimmung mit der Politik der Assa-
miten oder einfach nur der Drang nach Unabhängigkeit. Um ihre
persönlichen Ziele zu erreichen, verbünden sich Entrechtete mit
jeder Art von Rudel, Gruppe oder Individuum, solange es ihnen
zum Vorteil gereicht – oder auch einfach nur ihre persönliche Si-
cherheit garantiert.
Aus der Sicht Alamut treu ergebener Assamiten werden
all die mit dem abwertenden Titel Entrechteter beleg, die
sich den Anarchen, den Inconnu oder einer anderen Orga-
nisation oder Verschwörung anschließen, die nur von Ah-
nen geleitet wird. Wie schon erwähnt kann man un-
ter den „Entrechteten“ eher eine Ansammlung aller
Kategorien in Ungnade gefallener Assamiten verste-
hen als eine weitere Fraktion des Clans.
KAPITEL ZWEI: GEBETE AN GEBORSTENEN STEIN
57

Assamiten02.p65 57 15.05.2002, 13:56

 ORDEN UND ORGANISATIONEN
Auch wenn die Assamiten niemals so geeint waren, wie
das viele unter ihnen behaupten, stellte Alamut als Zen-
trum der Autorität doch immer das Fundament einer star-
ken Clansstruktur dar. Dies erlaubt dem Clan einen gewis-
sen Handlungsrahmen, der ohne eine zentralisierte Füh-
rung nicht möglich oder zumindest nur sehr schwer zu er-
reichen wäre. Allerdings hat die pure Existenz einer Clans-
struktur zu vielen Auseinandersetzungen und Streitpunk-
ten unter den Reihen der Assamiten geführt: politischen,
ethnischen, religiösen, leistungsbezogenen und anderen.
Im Clan der Assamiten fanden Geheimgesellschaften und
offene Organisationen schon immer einen fruchtbaren
Nährboden und konnten daher gut gedeihen.
Zynische Beobachter merken an, daß zusätzlich zur
Struktur des Clans, die ein solches Zusammenglucken er-
möglicht, viele Vampire den Wunsch und Drang danach
verspüren, etwas Besonderes oder anderen gegenüber
überlegen zu sein und einer exklusiven Vereinigung anzu-
gehören, die andere Kainiten ausschließt. In einem Clan,
der traditionell immer alleine für sich existierte, ist die
Abstammung von Haqim allein nicht immer ausreichend.
Warum auch immer, die Assamiten bildeten schon im-
mer interne Gruppen, die von den tödlichsten bis hin zu
den sozialsten alle möglichen Ziele verfolgten. Die im fol-
genden genannten Organisationen und Orden sind einige
der bekanntesten und bemerkenswertesten unter den ak-
tiven und bekannten Vereinigungen.
DIE SCHWESTERNSCHAFT DER ERINNYEN
Die Schwesternschaft existiert schon seit den Nächten
des antiken Griechenland in der einen oder anderen Form.
Sie wurde von drei Schwestern gegründet, die das Blut von
einem wagemutigen Wesir erhalten hatten. Ihnen wurde
nachgesagt, sie könnten wahrsagen. Der übereifrige Wesir,
dessen Name im Nebel der Geschichte verloren ging, hät-
te gründlichere Nachforschungen anstellen sollen. Die
Schwestern besaßen zwar tatsächlich gewisse hellseheri-
sche Fähigkeiten, aber sie waren Bacchus-Priesterinnen –
und erzielten die besten Resultate, wenn die Eingeweide
der Geopferten noch warm waren. Die Schwestern ver-
wendeten mit großer Begeisterung die verdorrten Innerei-
en ihres Erzeugers, um ihren neuen Seinszustand besser
verstehen zu können und setzten daraufhin ihre vorherige
Rolle für weitere zweihundert Jahre fort, bis ein fahrender
Hexer auf sie stieß und ihnen eine detailliertere Erklärung
von Haqims Geschichte gab, die auch nun ihre war.
Nach einer flüchtigen Konsultierung der Asche eines
weiteren Kainitenopfers entschlossen sich die drei Schwe-
stern dazu, den Hexer nach Alamut zu begleiten und das
Wesen und die Lehren ihres Clans kennenzulernen. Auf
der Reise erfuhren die Schwestern von den Ursprüngen
des Clans. Sie verstanden den Wert von Geschichte und
Abstammung und mußten sich nun mit einem Problem
auseinandersetzen: Welchem von Haqims Vermächtnissen
sollten sie folgen, dem der Gelehrten oder dem der Rich-
ter? Die Älteste favorisierte das Studium der Philosophie,
die Jüngste die Bestrafung der Schuldigen. Das Patt wurde
schließlich von der dritten Schwester gebrochen, die eine
weitere Option für möglich hielt. Aus den Sternen las sie,
CLANBUCH: ASSAMITEN
58
Assamiten02.p65 58
die Rechtsprechung sei der beste Weg. Die Schwestern sa-
hen darin den Willen der Götter und akzeptierten diesen
Weg.
Zur Zeit als die Schwestern Alamut erreichten, war der
Clan von Männern dominiert. Statt wie lange verloren ge-
glaubte Familienangehörige willkommengeheißen zu wer-
den, die nun endlich wieder den Weg zu ihresgleichen ge-
funden hatten, begegnete man ihnen mit Hohn, Spott und
Zorn darüber, daß sie sich den männlichen Mitgliedern des
Clans gleichgestellt fühlten. Geduldig schluckten die drei
diese bittere Pille und suchten die Nähe und Unterstüt-
zung anderer Töchter Haqims, die ebenfalls unter den all-
gemein verbreiteten Ansichten der männlichen Clanange-
hörigen litten. Indem sie sich die Richter der griechischen
Götter als Vorbild nahm, so erklärte diese lose organisier-
te Gruppe, wolle sie sich stärker und intensiver nach den
Gesetzen Haqims richten als jeder andere Assamit. Dabei
machte sie keinerlei Anspielungen, nur Frauen aufzuneh-
men, doch die Implikationen waren deutlich genug.
Über die Jahrhunderte schwollen die Ränge der Schwe-
sternschaft an, was angesichts der Einstellung des Clans
seiner weiblichen Mitglieder kein Wunder ist. Die Schwe-
sternschaft ist eine rein informelle Gruppe, mehr eine be-
kannte gesellschaftliche Clique als eine offizielle Organi-
sation. Die Anhängerinnen, die ihre Zugehörigkeit deut-
lich machen wollen, tragen ein Abzeichen oder anderes
Emblem, auf dem das bekannte Symbol für Gerechtigkeit,
eine Frau mit verbundenen Augen, abgebildet ist. Dies
kann mit dem Stolz gleichgesetzt werden, der mit dem Tra-
gen eines Zeichens der eigenen ethnischen Zugehörigkeit
zum Ausdruck gebracht wird; es bringt keine besonderen
Privilegien mit sich, sondern zeigt einem aufmerksamen
Beobachter nur, wo die eigenen Sympathien liegen.
Die meisten weiblichen Assamiten, die danach trachten,
Haqims Gesetze durchzusetzen und hochzuhalten, insbe-
sondere das der Rechtsprechung, und die einen annähernd
menschlichen Moralkodex verfolgen, werden als Schwe-
stern bezeichnet. Letzteres bedeutet, daß Schwestern dazu
neigen, eine gemäßigtere Auffassung und Ansicht in Be-
zug auf andere Kainiten zu vertreten und daß keine
Schwester einem andern Pfad der Erleuchtung folgt als
dem der Menschlichkeit. Die, die darin eine Schwäche der
Schwesternschaft sehen, tun das auf eigene Gefahr. Infol-
ge der momentanen pro-männlichen und pro-islamischen
Einstellung ihrer Kaste unterhält ein Großteil der Assa-
miten-Kriegerinnen Beziehungen zur Schwesternschaft.
Aufgrund der aktuellen Krise des Clans sind auch die Mit-
glieder der Schwesternschaft teils Unterstützerinnen al-
Ashrads, teils Entrechtete. Wenn überhaupt, dann sind
nur sehr wenige Schwestern davon überzeugt, Ur-Shulgi
vereine die höchsten Ideale Haqims in sich.
Das Spielen von Schwestern der Erinnyen
Wie schon erwähnt ist die Schwesternschaft der Erinny-
en eine rein gesellschaftliche Gruppierung, die keine for-
mellen Regeln befolgt. Zwar kommt es alle paar Jahrzehn-
te vor, daß einige ehrgeizige Neugeborene versuchen, Re-
geln zu definieren und aufzustellen, doch müssen diese
schon bald feststellen, was für ein unverzeihlicher Fehler
das wäre. Die einzigen Einschränkungen der Schwestern-
schaft (und diese werden eher allgemein beachtet als strikt
festgelegt) lauten, daß eine Schwester eine Vampirin oder
15.05.2002, 13:57
 Ghulin sein muß, die die Gesetze Haqims als ihren Weg
durch das Unleben akzeptiert und angenommen hat, wo-
bei das Gesetz der Rechtsprechung als das wichtigste un-
ter den fünf Geboten betrachtet wird. Die Mitgliedschaft
bei der Schwesternschaft ist theoretisch nicht nur auf An-
hängerinnen der Assamiten festgelegt, allerdings gibt es
nicht viele Außenstehende, die die Gesetze Haqims als die
Ihren akzeptieren oder gar befolgen.
Schwestern neigen zu einem starken Ehrgefühl und hal-
ten es auch mit anderen Einstellungen und Ansichten so.
Die Auslegung von „Rechtsprechung“ variiert in der
Schwesternschaft zwischen reiner Rechtschaffenheit und
bösartiger Schadenfreude. Von mindestens einer Schwe-
ster ist bekannt, daß sie eine ganz persönliche Ethik der
Bestrafung eines Schuldigen besitzt. Sie verführt ihr Op-
fer zunächst, nur um es dann während eines gesellschaftli-
chen Anlasses bloßzustellen und zu demütigen. Andere
wiederum bereiten dem Schuldigen schmerzvolle, nicht
aber tödliche „Lektionen“ oder berichten die Vergehen ei-
ner Autorität der lokalen Kainitengemeinschaft. Minde-
stens vier Schwestern sind im Verlaufe der tausendjähri-
gen Geschichte der Schwesternschaft als Sheriffs und Gei-
ßeln für die Camarilla tätig gewesen.
Die meisten Schwestern zählen sich zu den Ketzern oder
Entrechteten, doch es gibt auch einige wenige, die glau-
ben, Ur-Shulgi habe nur die Interessen des Clans und
Haqims im Sinn hat und somit Alamut treu ergeben blei-
ben. Viele haben einen oder zwei Punkte Mentor oder Ver-
bündete, da sie dazu neigen, aufeinander acht zu geben.
Die meisten besitzen einen relativ hohen Wert bei
Menschlichkeit oder Moral (ein Menschlichkeitswert von
6 und ein Moralwert von 3 oder höher ist keine Besonder-
heit). Sie können aus jeder Kaste stammen, und auch die
Möglichkeit für andere Kainiten als Assamiten, der
Schwesternschaft beizutreten ist langsam, aber sicher mög-
lich, da die Ketzer immer mehr mit der Camarilla-Gesell-
schaft interagieren und zusammenarbeiten.
DAS NETZ DER MESSER
Bis zu Beginn der Kreuzzüge hielt die Kriegerkaste die
Tradition aufrecht, Nachkommen zu zeugen und es diesen
dann selbst zu überlassen, anschließend zu überleben oder
ehrenvoll zu sterben. 1102 stellte eine Gruppe von Assa-
miten der Kriegerkaste diese alte Tradition in Frage, indem
sie ein Ausbildungszentrum im Byzantinischen Reich er-
richtete. Sie rekrutierte die vielversprechendsten sterbli-
chen Assassinen, die sie finden konnte und lehrte sie jahr-
hundertealtes Wissen und Techniken. Als der Älteste den
Grund für ihr Tun erfragte, erklärte sie: „Wir geben das
Blut an eine neue Brut der Kinder Haqims weiter.“ Im fol-
genden Jahrhundert wurde diese Gruppe als das Netz der
Messer bekannt, und die Absolventen ihres Ausbildungs-
programms nahmen ausnahmslos ihren Platz unter der Eli-
te der Kriegerkaste ein. Das Netzt gibt es noch immer. Sei-
ne Mitglieder sind mitunter die eifrigsten Anhänger des
Pfad des Blutes und durchweg überzeugte Loyalisten. Die
Aufgabe des Netzes ist simpel: Es zeugt die tödlichsten In-
dividuen in der Gesellschaft der Kainiten, die dann als
Haqims rechte Hand agieren können, wenn es um die
Führung der Blutlinie in einem letzten Krieg gegen die ver-
dorbenen Nachkommen Kains geht.
KAPITEL ZWEI: GEBETE AN
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Assamiten02.p65 59
Das Netz wendet eine beunruhigende Kombination aus
Geheimhaltung und offener Werbung an. Die Standorte
der Ausbildungseinrichtungen und die Zufluchten seiner
Mitglieder sind ebenso unmöglich zu lokalisieren und auf-
zudecken wie die Deckidentitäten seiner Anhänger. Die
meisten aktiven Assassinen des Netzes besitzen jedoch ein
oder zwei „Feldidentitäten“, mit denen sie weltweit in der
Öffentlichkeit unter anderen Kainiten auftreten. Das Netz
der Messer verneint seine Existenz außerhalb der Reihen
der Assamiten. Tatsächlich ist der Name dieser Organisa-
tion nur den wenigsten Camarilla- und Inconnu-Geheim-
dienstlern bekannt, von denen ein Großteil annimmt, es
handle sich beim Netz um eine Terroristengruppe, die von
Sterblichen geführt und von den Assamiten lediglich un-
terstützt wird. Allgemein wird allerdings davon ausgegangen,
die Aktivitäten und Ziele der Organisation seien dieselben,
die auch der Rest des Clans verfolgt, doch diese Verallgemei-
nerung ist in den Letzten Nächten im Unbruch begriffen. Die
Bezeichnung „Netz der Messer“ ist größtenteils unbekannt,
doch die Leistungen seiner Mitglieder sind mittlerweile schon
so berüchtigt und sorgen für so große Furcht, daß die bisher
von ihnen erreichten Ziele ein allzu sichtbarer und deutlicher
Beitrag zu denen aller anderen Assamiten im Kampf gegen
den Rest der Welt der Kainiten sind.
Jedes Mitglied des Netzes wurde aufgrund seiner hervor-
ragenden Kampffertigkeiten rekrutiert, egal ob diese nun
aus Kampftechniken oder taktischen Kommandoqualitä-
ten bestehen. Der zukünftige Erzeuger läßt seinem Schütz-
ling die Wahl: Schließe dich der besten Organisation von
Assassinen der Welt an oder geh. Sollte er sich für letztere
Option entscheiden, wird er augenblicklich von seinem
„Erzeuger“ exekutiert, nicht ohne daß dieser eine solche
Verschwendung an Potential bedauert, und die Leiche
wird von ihm persönlich entsorgt. Wenn sich der künftige
Rekrut entschließt, sich dem Netz der Messer anzuschlie-
ßen, macht ihn sein Anwerber zum Ghul und bringt ihn
zu einer der Trainingseinrichtungen des Netzes, wo er die
nächsten sieben Jahre mit konstantem Training verbringt.
Sein Meister sucht ihn einmal pro Monat auf, um ihm eine
neue Dosis Vitæ zu verabreichen, doch seine allnächtliche
Ausbildung liegt allein in den Händen seines persönlichen
Lehrers und dessen Ghul-Assistenten.
Das Training dauert von Sonnenuntergang bis Sonnen-
aufgang, sieben Nächte in der Woche. Zwei bis acht Stun-
den pro Tag werden für den Aufbau des Körpers und für
weitere Studien genutzt. Der Unterricht besteht nicht nur
aus körperlichem Training in Kampf-, sondern beinhaltet
auch Nachforschungstechniken, gesellschaftliches Tarnen
und Täuschen und, am allerwichtigsten, eine geballte La-
dung Propaganda und Gehirnwäsche, die den Lehrling von
der Überlegenheit der Assamiten allen anderen Vampiren
gegenüber überzeugen soll. Ununterbrochen wird Druck
ausgeübt. Die Rekruten haben während der Ausbildung
durch das Netz keinen Urlaub, keine Freizeit, keine Kaf-
feepausen. Nur eine Person, die die Disziplin aufbringt,
eine so anstrengende Lebensweise zu überstehen und das
Verständnis dafür mitbringt, daß sie vorübergeht, hat auch
nur die geringste Erfolgschance. Die Ausfallrate in diesen
sieben Jahren ist sehr hoch, was nicht weiter verwundert.
Die Ausbilder tolerieren jeden Fehler nur einmal. Eine
Wiederholung des Fehlers führt zum Tod.
GEBORSTENEN STEIN
15.05.2002, 13:57
 Nach Ende dieser siebenjährigen Ausbildung muß der
Rekrut nur noch eine letzte Aufgabe erfüllen: einen ab-
schließenden Feldtest. Er erhält eine Fotografie, einen
Namen und eine Hemisphäre, in der diese Person mögli-
cherweise zu finden ist. Er muß daraufhin dieses Ziel inner-
halb eines Monats identifizieren, aufspüren und töten und
anschließend zu seinem Ausbildungslager zurückkehren –
einen Ort, von dem er sich in den letzten sieben Jahren
keine 30 km weit entfernen durfte. Die Ziele sind ganz un-
terschiedlicher Natur: Einige sind Sterbliche, andere Kai-
niten, und bei wieder anderen handelt es sich um überna-
türliche Kreaturen jeglicher Art. Hat der Assassine seinen
Auftrag erfolgreich ausgeführt, erhält er von seinem Mei-
ster in einer festlichen Zeremonie den Kuß. Dann begin-
nen die nächsten sieben Jahre seiner Ausbildung. Schlägt
seine Mission fehl und er überlebt, wird er als Entrechte-
ter entlassen. Kein Mitglied des Netzes der Messer wird je-
mals zugeben, von seiner Existenz etwas zu wissen (mit einer
einzigen Ausnahme, wie weiter unten beschrieben), es sei
denn, er kommt dem Netz in irgendeiner Weise in die Quere.
Die nächsten sieben Jahre sind zwar schwieriger, werden
jedoch dafür auch nachsichtiger gehandhabt. Die Ver-
wandlung vom Ghul zum Vampir ist einfacher als die vom
Sterblichen zum Ghul. Zudem wird den Rekruten so lange
nichts vom Pfad des Blutes erzählt, bis sie den Kuß erhal-
ten haben. Somit stellt sich den Neugeborenen das Pro-
blem einer kompletten moralischen und religiösen Neuori-
entierung. Letztlich wird der Lehrling unter der direkten
Führung seines Erzeugers in die „wahre Welt“ entlassen
und dient diesem als zusätzliche Hilfskraft und Komplize
bei der Erfüllung von Missionen, die von gut bezahlenden
Klienten vergeben werden oder die Alamuts Ziele fördern.
Am Ende dieser sieben Jahre unterzieht sich der Rekrut
einer Abschlußprüfung, die einen Monat lang andauert
und in der er die verschiedensten Tests bestehen muß.
Diese reichen von Duellen bis hin zu philosophischen De-
batten. Wenn er diese besteht, wird er mit einer Zeremo-
nie ins Netz der Messer aufgenommen, die ihren Höhe-
punkt darin hat, daß er einen Assamiten durch Diablerie
vernichtet, der die Ideale des Netzes nicht erfüllt hat – oft-
mals einer derer, die als Entrechtete entlassen wurden.
Das Netz der Messer hat nur eine geringe Anzahl an
Mitgliedern, was einmal an der Zermürbung während der
Ausbildung liegt, aber auch an den harten Selektionskri-
terien dieses Geheimbundes. Nicht mehr als 20 Personen
sind jeweils Anhänger dieser Organisation. Die Hälfte von
ihnen ist aktiv überall auf dem Globus unterwegs, während
die andere Hälfte die drei Trainingseinrichtungen in Af-
ghanistan, Nigeria und Kolumbien beaufsichtigt. Unter
ihrer Leitung arbeiten mehrere Dutzend Ghule, die sich in
unterschiedlichen Stadien der Ausbildung befinden, und
mindestens eine gleichgroße Zahl an älteren Ghul-Ausbil-
dern. Die Mitglieder sind hauptsächlich Männer, was auf-
grund des traditionellen Chauvinismus des Netzes nicht
verwundert. Die körperlichen Voraussetzungen für die
Ausbildung sind leichter zu erbringen, wenn man Ghul ist.
Bis ins letzte Jahrhundert waren alle Mitglieder arabischer
oder afrikanischer Abstammung, doch mittlerweile haben
schon mehrere Europäer und Asiaten die Ausbildung hin-
ter sich gebracht, seitdem der erste dieses Ziel 1869 er-
reicht hat.
CLANBUCH: ASSAMITEN
60
Assamiten02.p65 60
Das Netz operiert innerhalb eines Siebenjahreszyklus’, in
dessen Rahmen aktive Mitglieder abwechselnd alle sieben
Jahre Ausbildungs- und Feldarbeit ausüben. Dieser Zyklus
beginnt mit Abschluß der Prüfungen. Die Organisation ist
so klein, daß es keine interne Rangfolge gibt, trotzdem wird
der erwartete Respekt unter den Mitgliedern aufgrund der
Mitgliedschaftsdauer festgelegt und beachtet. Das älteste
Mitglied ist zugleich Anführer des Netzes und berichtet re-
gelmäßig dem Kalifen und dem Ältesten in Alamut.
Das Spielen eines Charakters aus dem Netz der Messer
Im Vergleich mit andern Kainiten desselben Alters und
derselben Generation sind diese die tödlichsten in der
Welt der Dunkelheit. Erzähler sollten sich genau überle-
gen, ob sie Charaktere aus dem Netz der Messer in ihrer
Chronik zulassen – es fällt diesen nicht sonderlich schwer,
den Verlauf einer Geschichte durcheinanderzubringen und
umzuwerfen, besonders bei Chroniken, in denen die Spie-
ler Ancillæ oder neugeborene Vampire spielen. Das Netz
ist ein Haus, in dem Ahnen (und gelegentlich Methusa-
lems) Mordkontrakte abschließen und somit einen Riva-
len gleicher Macht und stärker ausschalten können. Au-
ßerdem erfüllt es als „politisches“ Werkzeug für die Füh-
rung des Clans der Assamiten noch eine zweite Aufgabe.
Ein frisch graduierter Abgänger des Netzes hat während
seiner 14jährigen Ausbildung mehr Zeit damit verbracht,
das Töten zu erlernen als die meisten Menschen, die jetzt
dieses Buch lesen, damit, in der Schule gewesen zu sein –
noch dazu ohne Ferien.
Ungeachtet dessen kann ein Charakter aus dem Netz
der Messer ein effektives Handlungselement für den auf-
merksamen Erzähler sein, solange er nicht zu einer Ent-
schuldigung für einen Spieler mit Überkompensationspro-
blemen wird, der ihn regelmäßig Amok laufen läßt. Natür-
lich besteht diese Gefahr bei jedem Assamiten-Charakter
der Kriegerkaste, sobald er von einem problematischen
Spieler dargestellt wird, allerdings wirkt es sich auf die
Geschichte bei einem Charakter aus dem Netz der Messer
noch drastischer aus.
Charaktere aus dem Netz beherrschen nicht nur das
Töten in jeder erdenklichen Form, sie sind in der Lage,
sich in eine große Anzahl verschiedener Kulturen einzufü-
gen, sterbliche wie vampirische, ohne dabei aufzufallen
(auch wenn der Großteil ihrer Kenntnisse eher theoreti-
scher als praktischer Natur ist und anfängliche Versuche,
Zugang zu einer neuen Kultur zu erhalten, nur selten so
verlaufen wie geplant). Das bedeutet, daß ein Assassine
des Netzes über einen längeren Zeitraum eher unter einer
Deckidentität operiert als unter seiner wahren. Gruppen
von Neugeborenen bilden oft einen guten Hintergrund für
verdeckte Identitäten (und gute Deckung in einem Feuer-
gefecht), und ihnen fällt ein gesellschaftlicher Fehler des
Assassinen unter ihnen nicht so schnell auf wie einem
Ahnen. Andererseits ist das extreme Training eines Netz-
Mitgliedes so nachhaltig, daß es mit den Erfahrungen von
Ahnen gleichgesetzt werden kann, die diese im Verlauf
von Jahrhunderten gesammelt haben. Damit kann ein jun-
ger Anhänger des Netzes der Messer einen gleichwertigen
Part in einer Gruppe von Ahnen einnehmen, solange er
nicht in politische Machtkämpfe verwickelt wird, in denen
ein Ahn definitiv größere Erfahrungen besitzt. Da Netz-
Mitglieder für gewöhnlich solo arbeiten, es sei denn, sie
15.05.2002, 13:58
 haben einen Lehrling dabei, kann die Zuweisung zu einer
Gruppe ein guter Entwurf für eine reine Assamiten- oder
Netz-Chronik sein.
Alle Mitglieder des Netzes der Messer gehören der Krieger-
kaste an und sind treue Loyalisten; zu dieser Regel hat es bis-
her noch nie eine Ausnahme gegeben. Was die Charakterer-
schaffung angeht, besitzt ein frisch graduierter Charakter aus
dem Netz die folgenden Punkteverteilungen: Attribute 10/7/
5, Fähigkeiten 20/12/8, Hintergrundeigenschaften 10, Diszi-
plinen 10, Tugenden 7 und 20 freie Zusatzpunkte.
Ein Charakter aus dem Netz der Messer besitzt einige
Eigenschaften, die ihn von anderen Assamiten deutlich
abheben. Zunächst muß jedes einzelne körperliche Attri-
but 3 oder mehr Punkte besitzen, ebenso wie Manipulati-
on, Wahrnehmung und Geistesschärfe. Zweitens zeigt die
folgende Liste das absolute Minimum an Fähigkeiten an, die
ein neuer Charakter aus dem Netz aufweisen muß:
Aufmerksamkeit, Handgemenge, Heimlichkeit, Nach-
forschungen und Nahkampf mindestens •••
Ausweichen, Einschüchtern, Linguistik, Schußwaffen
und Sportlichkeit mindstens ••
Etikette, Okkultismus, Sicherheit, Szenekenntnis und
Überleben mindestens •
Zusätzlich muß ein solcher Charakter Mentor ••• haben,
um seinen Erzeuger passend darzustellen. Ein Netz-Anhän-
ger hat außerdem einen starken Hang zu der Disziplin Stär-
ke, da er diese schon zu den Zeiten, in denen er als Ghul in
der Ausbildung war, gelernt und als Clansdisziplin geerbt hat.
Alle Startpunkte für Disziplinen, die der Charakter besitzt,
müssen entweder für Stärke oder eine andere Clandisziplin
verwendet werden. Schließlich muß der Charakter eine Wil-
lenskraft von mindestens 8 aufweisen und beim Pfad des Blu-
tes mit einem Minimalwert von 4 aufwarten können.
DIE LEOPARDEN ZIONS
Der Name „Leoparden Zions“ wurde seit der Langen
Nacht auf über ein Dutzend verschiedener Gruppen von
Assamiten angewendet. Traditionsgemäß erhält jede
Gruppe diesen Namen, deren Mitglieder ausschließlich
aus radikalen Juden besteht und die es auf sich genommen
hat, als Verteidiger und Rächer ihrer sterblichen Glau-
bensgenossen zu fungieren (unabhängig davon, ob diese
Sterblichen ihre Unterstützung wollen oder nicht). Das
letzte Mal lebten die Leoparden in den späten 40er Jahren
des letzten Jahrhunderts wieder auf, als ein Ahn, der sich
Zev Benzion (wörtlich „Wolf, Sohn von Zion“) nannte,
eine Gruppe von acht erfahrenen Assassinen bei der blu-
tigen Auslöschung mehrerer Camarilla-Kainiten anführte,
die indirekt den Aufstieg der Nazis in Deutschland unter-
stützt hatten. Benzion wurde 1951 in Rio de Janeiro infol-
ge einer Blutjagd, die auf ihn ausgerufen worden war, in
Stücke gerissen. Bis dahin hatten er und seine Anhänger al-
lerdings schon über 50 Vampire vernichtet und mehrere hun-
dert deutsche und österreichische Sterbliche hingerichtet.
Nach der Vernichtung Benzions verstreuten sich seine
Anhänger in alle Winde. Die meisten wurden zu Entrech-
teten, doch einige kehrten mit ungebrochenem Stolz nach
Alamut zurück. Eines dieser Individuen, eine Kriegerin
namens Amaris bat Ariela, verbrachte die letzten zwei
Jahrzehnte damit, im Stillen den Kuß an ausgewählte
Sterblich weiterzugeben und Anhänger um sich zu sam-
KAPITEL ZWEI: GEBETE AN
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Assamiten02.p65 61
meln. Während des Sechs-Tage-Kriegs 1967 führte sie
eine stille, blutige Säuberungsaktion durch, die Israel von
jeglichem vampirischen Einfluß befreite. Seitdem haben
die Leoparden Zions keinerlei Versuche unternommen,
selbst Einfluß auf die israelische Politik zu nehmen, mit
Ausnahe der brutalen Unterdrückung anderer Kainiten,
die in diesem Land neues Territorium für ihren Clan ab-
stecken wollen. Nur den Jüngern des Set ist es teilweise
gelungen, einen schwachen Halt in Israel zu finden, und
um diesen behalten zu können, spielen sie ein böses Spiel
von Schlägen und Gegenschlägen mit den Leoparden Zions.
Wie nicht anders zu erwarten ist, sind die Leoparden
heute überzeugte Anhänger der Ketzerfraktion. Bis auf die
eine Ausnahme, als er die Hexerin Sarah Schneider er-
schlug, nachdem diese al-Ashrads Nachricht verbreitet
hatte, die zur Spaltung des Clans führte, hat Ur-Shulgi die
Leoparden Zions bisher nicht herausgefordert. Die Mit-
glieder der Leoparden sind nicht mehr als 20 Assamiten,
was viele fragen läßt, wer ihre Verbündeten sind. Ihre Ein-
satzgebiete sind größtenteils auf Israel und die umliegen-
den Territorien beschränkt, doch einige Anhänger dieser
Gruppe wurden in den vergangenen Monaten auch in ver-
schiedenen europäischen Camarilla-Städten gesehen.
Das Spielen eines Leoparden Zions
Die Leoparden Zions betrachten jeden Kainiten, der jü-
dischen Glaubens ist und sowohl die Bereitschaft als auch
die Befähigung zeigt, seine sterblichen Glaubensgeschwi-
ster gegen äußere übernatürliche Bedrohungen zu vertei-
digen, als einen der Ihren. Trotzdem muß man erst einmal
von der Gruppe akzeptiert werden – und dann noch ein-
mal von Amaris selbst –, um vollwertiges Mitglieder der
Leoparden zu werden. Diese Akzeptanz kann nur bewie-
sen werden, indem der Anwärter sein Unleben riskiert
(oder auch, je nach Auftrag, seine Seele), während er den
jüdischen Glauben, die israelische Nation oder den Frie-
densprozeß im Nahen Osten zu unterstützen versucht.
Die Leoparden Zions schließen Kainiten, die nicht dem
Clan der Assamiten angehören, nicht aus ihren Reihen
aus – tatsächlich ist eines ihrer meistgeachtetsten Mitglie-
der ein Ventrue-Ahn, der seit nunmehr 300 Jahren seine
Zuflucht in Gaza hat. Allerdings werden alle Kainiten, die
nicht von den Kindern Haqims abstammen, mit über-
durchschnittlich starkem Mißtrauen betrachtet. Die Leo-
parden haben eine auf Zellen aufgebaute Organisation, die
von Amaris bat Ariela von ihrer Zuflucht in Tel Aviv aus
geführt wird. Die meisten sind erfahrene Kampfsportler,
während Amaris sich auf Ghule und sterbliche Kontakte
stützt, die ihre zahlreichen Pläne auf weniger militante Art
unterstützen. Viele dieser Agenten sind die vormaligen
Diener der Kainiten, die von den Leoparden 1967 ver-
nichtet wurden. Diese Untergebenen waren nur allzu be-
reit, das Blutsband einzugehen, um im Gegenzug die be-
gehrte Vitæ der Kainiten zu erhalten, von der sie abhän-
gig sind, die sie aber auch bedingt „unsterblich“ macht.
DER TAUSEND-METER-CLUB
Der Tausend-Meter-Club, eher eine informelle Aner-
kennung von Fähigkeiten als eine öffentliche Bruder-
schaft, entstand aus einem Scherz heraus, der unter den
europäischen und amerikanischen Neugeborenen erzählt
wurde, die während und nach dem 2. Weltkrieg in die
GEBORSTENEN STEIN
15.05.2002, 13:58
 Kriegerkaste aufgenommen worden waren. Der Gründer
des Tausend-Meter-Clubs war ein Scharfschütze der ame-
rikanischen Marines aus West Virginia, der Anstoß an den
verschiedenen Verunglimpfungen der arabischen Kasten-
mitglieder seiner Rasse und ihrer Wahl der Bewaffnung
gegenüber nahm. Er stachelte einen seiner ständigen Pei-
niger dazu an, ihn herauszufordern. Nachdem das gesche-
hen war, spezifizierte er das Duell, indem er es als eine Jagd
definierte, die auf einer Fläche von einhundertsechzig
Quadratkilometern in den Zagros-Bergen stattfinden soll-
te. Der Scharfschütze legte einen Hinterhalt für seinen
Verfolger und schoß ihn aus einer Entfernung von eintau-
send Metern präzise in den Hals, so daß der Kopf des über-
eifrigen Traditionalisten abgerissen wurde.
Seit diesem Zwischenfall wird von jedem Assamiten, der
einen anderen Kainiten über eine Distanz von tausend
Metern hinweg tötet gesagt, er „sei dem Tausend-Meter-
Club beigetreten“. Wie genau ein „legitimer Abschuߓ
aussieht und unter welchen Bedingungen er anerkannt
wird, ist Gegenstand ständiger Debatten, da viele Gewehr-
schützen unter den Assamiten den Einsatz von Blutmagie
oder anderer Disziplinen nicht als zulässiges Kriterium für
den Erwerb der Mitgliedschaft im Club ansehen.
Das Spielen eines Mitglieds des Tausend-Meter-Clubs
Da es bis auf eine vollbrachte Leistung keine Richtlini-
en für den Erwerb der Mitgliedschaft gibt, kann so gut wie
jeder, der über die entsprechenden Fähigkeiten verfügt,
dem Tausend-Meter-Club beitreten. Wenn ein solches
Mitglied über die traditionelle Methode (das Benutzen ei-
nes Gewehrs) beigetreten ist, muß es in den Eigenschaften
und Fähigkeiten Geschick, Wahrnehmung und Schußwaf-
fen Werte von mindestens 4 besitzen. Erzähler sollten rea-
listische physikalische Gesetze in Betracht ziehen, wenn
sie die Anforderungen beachten wollen – kein realistischer
Wert der Disziplin Stärke wird es einem Charakter erlau-
ben, einen anderen Vampir aus einer Entfernung von 1000
Metern mit einem Stein totzuwerfen.
BEZIEHUNGEN ZU FREMDEN
Auf den ersten Blick scheinen die Assamiten allen an-
deren Clans gegenüber eine radikale Ansicht zu haben.
Selbst das Schisma kann Jahrhunderte eingeimpfter Mei-
nungen und Vorurteile nicht auslöschen. Die größten Dif-
ferenzen zwischen den Loyalisten und den Ketzern liegen im
Maße ihrer Offenheit und ihrer Bereitschaft, sich zu ändern.
DIE CAMARILLA
Du denkst, wir sollten die Camarilla hassen – und viele von
uns täten das auch, wenn die Wahrheit bekannt würde. Frage
einfach einen von Ur-Shulgis Mitläufern. Doch du mußt be-
denken, daß die Camarilla die einzige Macht außerhalb unse-
res Clans ist, die bewiesen hat, uns besiegen zu können. Das
ist ein unumstößlicher Beweis dafür, daß eine Allianz stärker
ist als eine einzelne Kraft, die für sich allein kämpft und steht,
ganz egal, wie stark ihr Zusammenhalt ist. Vielen von uns for-
dert diese Art von Stärke großen Respekt ab – das beinhaltet
auch, uns ihr anzuschließen, speziell dann, wenn man die Ca-
marilla mit dem momentanen Zustand vergleicht, in dem sich
Alamut befindet. Letzte Nächte oder nicht, es wird ein Krieg
kommen, und ich will auf der Seite der Sieger stehen.
CLANBUCH: ASSAMITEN
62
Assamiten02.p65 62
Andererseits fordert eine solche Stärke auch ein gewisses
Maß an Aufmerksamkeit, denn sie bleibt eine Bedrohung. Ich
sehe, wo die Loyalisten stehen, wofür sie sich stark machen,
und es macht aus ihrer Sicht betrachtet Sinn. Wenn jemand
bewiesen hat, daß er zu einer Bedrohung für dich werden, dich
bis zur Besinnungslosigkeit schlagen und vertreiben konnte,
mußt du dich dann nicht schon sehr stark zusammenreißen, um
nicht loszuschlagen, wenn du weißt, daß er gerade verwundbar ist?
– Kasim Bayar, Sheriff von Mailand, ketzerischer Krieger
BRUJAH
Wenn sie verstünden, wie man kämpft und dabei nicht aus-
rastet, könnten sie eine ernstzunehmendere Gefahr sein. Wenn
sie nicht kämpfen, dann jammern sie. Wenn sie nicht jammern,
suchen sie nach einem Kampf. Sie erinnern mich an einen Hau-
fen kopfloser Iren. Trotzdem ist es besser, es jemand anderem
zu überlassen, sich mit ihnen abzuplagen – oder ihnen aus der
Entfernung in den Kopf zu schießen. Einige unter ihnen sind wie
wir in der Lage, großen Schaden anzurichten. Und wenn es einem
gelingt, dich in die Finger zu kriegen, ist alles aus. Die Ahnen sind
die gefährlichsten unter ihnen, da sie vorgeben, ruhige und ver-
nünftige Gelehrte zu sein, doch auch ihre Zündschnur ist so kurz,
daß sie sehr schnell vor Wut explodieren können.
– Evan Rogers, freiberuflicher Leibwächter, entrechteter
Krieger
MALKAVIANER
Auch wenn wir ständig lehren, Mitleid und Nächstenliebe
denjenigen gegenüber zu zeigen, die verrückt sind, so belastete
die Brut Malkavs wohl selbst ein toleranteres Herz als das
Meine stark und stellte es auf eine harte Probe. Sie sind lau-
nisch, beunruhigend und können Einsichten erlangen, zu de-
nen sie keinen Zugang haben dürften. Sie haben es immer sehr
genossen (oder eine Pflicht darin gesehen), sich in unsere An-
gelegenheiten einzumischen. Dabei sind ihre kranken Scherze
weniger häufig, doch dafür ihre verdrehten Kriegslisten immer
stärker geworden. Es scheint fast, als hätten sie sich auf uns
versteift, was an und für sich verstörender ist, als wenn sie uns
gar nicht beachtet hätten.
Versteht mich nicht falsch: Ich glaube daran, daß ihre Fä-
higkeit, die verschiedenen Ebenen der Realität zu durchblicken,
wertvoll ist, ich finde nur den Preis dafür nicht akzeptabel.
– Mohninda Vajpayee Cheran, Analytikerin, Loyalisten-
Wesirin
NOSFERATU
Eine oft falsch übersetzte Textzeile aus dem Buch Nod be-
sagt: „In jedem Dschihad sterben zuerst die Nosferatu.“ Die
korrekte Übersetzung aber lautet:“In jedem Dschihad ver-
schwinden zuerst die Nosferatu.“ Wenn du jemals damit rech-
nen mußt, daß deine Stadt in Schwierigkeiten gerät, dann be-
halte die Nosferatu im Auge. Wenn sie sich in ihre Löcher zu-
rückziehen und sie verschließen, solltest du besser ihrem Bei-
spiel folgen. Sie sind die größten Überlebenskünstler in der Welt
der Kainiten und können eine Gefahr klar erkennen, bevor ir-
gendjemand sonst überhaupt in Unruhe verfällt.
Wenn sie als Gruppe einen Nachteil haben, dann ist es ihre
Neugier. Ich bin davon überzeugt, daß Nosferatu auch von
purem Wissen leben könnten, wenn Vitæ nicht mehr verfügbar
wäre – sie würden es zumindest versuchen. Stille diesen spezi-
ellen Durst, und sie zahlen es dir mit gleicher Münze zurück.
15.05.2002, 14:07
 Unsere beiden Clans haben eine lange, produktive Koexistenz
hinter sich, die stärker ist als jede vergängliche politische Rück-
sichtnahme. Ich rate dir, diese Beziehung zu pflegen, wann im-
mer es möglich ist.
Wenn du keine andere Wahl hast, als einen Nosferatu zu
vernichten, dann fordere ihn unter keinen Umständen auf sei-
nem Heimatterritorium heraus. Wir würden deine Asche nie-
mals finden.
– al-Ashrad
TOREADOR
Als Clan sind die Toreador erschreckend ineffektiv. Sie star-
ren auf alte Bilder und merkwürdig geformte Steine und wei-
nen lieber ihren verlorenen Herzschlägen hinterher, als tatsäch-
lich aufzustehen und etwas zu unternehmen.
Als Individuen sind manche Toreador erschreckend effektiv
in den Künsten, denen sie sich jeweils widmen. Wenn ein To-
reador in der Schwertkunst seine Passion gefunden haben soll-
te, dann kann man sein Herzblut darauf verwetten, daß er es
in dieser Disziplin problemlos mit zweien unserer Krieger auf-
nehmen kann. Ich persönlich hege eine begründete Furcht vor
den Toreador, die in der Politik mehr eine Kunst als ein Hobby
sehen – einer davon ist für den ganzen Ärger, den wir mit der
Camarilla haben, verantwortlich.
Die Toreador erinnern mich in vielen Dingen an die Wesire,
doch sind sie schlechter organisiert – was alleine schon viel aus-
sagt. Zu unserem Glück scheinen die meisten Angehörigen die-
ses Clans zu der Sorte zu gehören, die Wandbemalungen und
hübsche Steine mehr interessieren als das, was um sie herum
passiert.
– Kurush Ishraqi, Wetterzauberer und Loyalistenhexer
TREMERE
Die Tremere sind wahrscheinlich die größte Bedrohung für
die Kinder Haqims seit den ewigen Streitereien, die zur Ver-
nichtung der zweiten Stadt geführt haben. Sie usurpierten nicht
nur unsterbliches Blut, sondern auch unsterbliche Macht in ei-
ner kurzen Zeitspanne, die in den Augen Unsterblicher wie ein
kurzes Aufflackern wirkt. Vertraue niemals einem Tremere,
kehre niemals einem Tremere den Rücken und vergiß niemals,
daß sie die Kinder Haqims so sehr fürchten, daß sie sich für
ihre vollkommene Vernichtung aussprachen. Der von ihnen
ausgesprochene Fluch war nur ein Kompromiß. In gewisser
Weise handelt es sich bei den Tremere um die perfekten Vampi-
re: Sie sind kalt, rational, geduldig genug, um abzuwarten und
schnell genug, um unvorhergesehen zuzuschlagen. Sie wurden
nie durch Kain verflucht und sind tödlich in der Ausführung
ihrer Kunst und in ihrer Entschlossenheit. Man kann einen Tre-
mere mit einer Kobra vergleichen: in sich gewunden, nur um
unvorhergesehen nach einem Opfer zu schnappen und bewaff-
net mit eigenem Gift.
Wenn du Glück hast und lange genug lebst, werde ich dir
beibringen, ein Mungo zu sein und die Kobra zu töten.
– Deviki Prasanta, Pentjak-Silat-Lehrmeister des Netzes
der Messer und Loyalisten-Ghul
VENTRUE
Viele Kinder Haqims stöhnen und klagen über unsere Nie-
derlage durch die Hände der Ventrue, der Schwächlinge, der
„hinterfotzigen Drecksäcke“, der verwöhnten reichen Kinder
der Alten Welt. Sie sagen, wir hätten mitten in Deutschland
KAPITEL ZWEI: GEBETE AN
63
Assamiten02.p65 63
und England einfallen müssen und sie schreiend aus ihren
brennenden Schlössern treiben sollen, da die Ventrue nicht fä-
hig währen, sich selbst zu verteidigen. Wir versuchten es und
kämpften gegen sie. Wir verloren.
Ein großer Teil unseres Clans begreift nicht, warum wir nicht
siegten, denn alles, was die Ventrue unternehmen, ist, mit Ge-
fallen zu handeln und an ihren Höfen herumzufaulenzen. Sei
dir folgender Tatsache immer bewußt: Vor fünfhundert Jahren
verloren wir nicht gegen die Ventrue. Wir verloren gegen die
Ventrue, all ihre Freunde und all ihre Untertanen. Wir verlo-
ren gegen ihre Verbündeten und gegen jeden dahergelaufenen
kleinen Kriecher, der den unverzeihlichen Fehler begangen hat-
te, seinem Herren im falschen Moment in die Augen zu sehen.
Verstehe das, und du wirst erkennen, wo die wahre Stärke der
Ventrue liegt.
– Lydia Dorn, Psychologin und Loyalisten-Hexe
DER SABBAT
Der Sabbat hat zur Zeit nicht die geringste Ahnung, was er
von uns halten soll, und auch wir sind unsererseits sehr vor-
sichtig in der Art und Weise geworden, in der wir ihn betrach-
ten. Die meisten unserer Ahnen kehrten der Sekte letztes Jahr
den Rücken, und das hat die Führungsriege der Schwarzen
Hand ziemlich angepißt. Die Situation war für mehrere Mo-
nate recht angespannt, und die meisten von uns, die zurückge-
blieben waren, warteten auf den Hammer, der zweifellos auf
uns herabdonnern würde. Offenbar bedeutete unsere Loyalität
den Anführern des Sabbat mehr als der Verrat unserer Erzeu-
ger. Einige unter uns sind in den Rängen aufgestiegen, und der
Rest schien verhältnismäßig frei von Mißtrauen aus den Rei-
hen der Schwarzen Hand oder der Inquisition zu sein. Solange
wir den Cammies in ihre Hintern treten, wird das wohl so bleiben.
Der plötzliche Zustrom neuer Rekruten, die aus Alamut zu
uns fliehen, ist eine gänzlich andere Sache. Einerseits ist es eine
nette Erfahrung, den Grund für die Existenz des Sabbat bestä-
tigt zu bekommen – die Vorsintflutlichen existieren wirklich und
haben sich vorgenommen, all jene auszulöschen, die sich ihnen
und ihrer Herrschaft nicht unterwerfen. Ur-Shulgi läßt da
nicht viel Raum für Zweifel, wenn ich mir die Berichte so an-
höre, die von Alamut bis zu uns vordringen. Andererseits...
verdammt. Das wäre eine Bestätigung, ohne die ich gut zu-
rechtgekommen wäre. Nun müssen wir uns gut überlegen, was
wir dem Rest der Schwarzen Hand erzählen.
– Michael diCarlo, Scharfschütze, antitribu-Krieger
LASOMBRA
Unterschätze nie, nie, nie die Lasombra. Sie sind Ventrue
ohne moralische Zerbrechlichkeit. Sie sind Tremere ohne Über-
heblichkeit, sie sind Setiten ohne Posen – und sie sind wie keine
dieser Blutlinien. Bestimmte Gruppen unter ihnen teilten nicht
nur den Glauben, sondern auch das Land mit uns. Diese Näch-
te sind schon lange vorbei, doch viele Lasombra können sich noch
an sie erinnern. Mehr als jeder andere Clan in den vergangenen
zweitausend Jahren waren sie unsere Verbündeten, und das macht
sie zu einer größeren Bedrohung für uns als alles andere.
– Fatima al-Faqadi, früheres Mitglied der Hand der Ra-
che, entrechtete Kriegerin
TZIMISCE
Was für eine verachtenswerte Ansammlung von Monstren,
Geisteskranken und Größenwahnsinnigen. Die Tzimisce sind
GEBORSTENEN STEIN
15.05.2002, 14:07
 eine Art billige Toreador mit den Verhaltensstörungen von Bru-
jah auf Speed. Ich begreife immer noch nicht, warum die La-
sombra diese Dummköpfe glauben lassen, sie führten den Sab-
bat. Es ist zwar notwendig, jemanden auf ein MG-Nest zustür-
men zu lassen, aber diese Person dann auch noch als Kopf der
Organisation zuzulassen und hinter den Kulissen ihre dummen
und sinnlosen Befehle in etwas Durchdachtes umzuändern,
bevor sie ausgeführt werden, halte ich für eine totale Ver-
schwendung von Zeit und Führungspositionen.
Früher oder später werden wir die Sekte dazu veranlassen,
ihnen das zu geben, was auch die Tremere antitribu erhalten
haben. Ich sehne diese Nacht mit einer Intensität herbei, die ich
mit keinem Wort beschreiben kann.
– Gene Bancroft, Templer, antitribu-Krieger
UNABHÄNGIGE
Im Dschihad gibt es so etwas wie Unabhängigkeit nicht. Nur
den Mangel an der Erkenntnis über seinen wahren Meister.
– Ur-Shulgi
GANGREL
Die Gangrel teilen vieles von unserem Wissen. Sie richten
sich zwar nicht nach denselben Richtlinien wie wir, doch hal-
ten sie ihre Ohren stets auf dem Boden. Sie sind sich auch dar-
über bewußt, daß etwas sehr Altes und Böses erwacht. Ihre
Entscheidung, die Camarilla zu verlassen, war kein politisches
Manöver, um Mitleid oder irgendwelche Vorteile zu erlangen –
es war eine reine Überlebensstrategie.
Hast du mal die Geschichte über die zwei Jäger gehört, die
dem Bären begegnen? Der eine beginnt, seine Sportschuhe zu-
zuschnüren. Der andere fragt: „Was tust du da? Du kannst die-
sem Bären nicht davonlaufen.“ Der erste grinst daraufhin und
sagt: „Ich muß nicht dem Bären davonlaufen, es reicht, wenn
ich schneller bin als du.“ Aus diesem Grund haben sich die
Gangrel von der Camarilla losgesagt und ihre antitribu den
Sabbat nicht verlassen. Der Sabbat kann schneller laufen.
Wenn du auf einen der jetzt unabhängigen Gangrel triffst,
dann behandle ihn nicht mit Herablassung. Das Leben unter
Tieren macht sie nicht unempfindlich für Freundlichkeiten, es
senkt nur ihre Toleranzgrenze für Unfug und Dummheit – es
handelt sich bei ihnen um ebensolche Tötungsmaschinen, wie
der Sabbat sie auch in uns sieht.
– Lydia Leszcznska, nomadischer Scout, antitribu-Hexe
GIOVANNI
Sie haben großen Einfluß und Macht über die Kräfte der
Unterwelt. Sie verfügen über Untertanen, die auf Abruf mit
automatischen Waffen bereitstehen. Sie messen ihren persönli-
chen Reichtum in Besitztümern und Firmen, da Geld keine
Bedeutung mehr für sie hat. Sie sind eine weit verzweigte Fa-
milie, auf deren Unterstützung sie sich überall in der Welt ver-
lassen können. Sie sind in der Lage, Aspekte der Realität wahr-
zunehmen, die den meisten von uns für immer verschlossen
bleiben.
So könnte ich die Giovanni beschreiben. So könnte ich aber
auch die Crack-Dealer in den Straßen Chicagos beschreiben.
Mit Ausnahme ihrer Vorliebe für die Toten gibt es nicht viele
Unterschiede zwischen den Giovanni und diesen erbärmlichen
Kriminellen.
– Khaled Johnson, Kopfgeldjäger, entrechteter Krieger
CLANBUCH: ASSAMITEN
64
Assamiten02.p65 64
JÜNGER DES SET
Die Setiten als Schlangen zu betrachten ist momentan unan-
gebracht. Auch wenn sie reptilienhaft im Äußeren sind, so ver-
halten sie sich doch viel eher wie eine Grubenspinne. Immer hat
ein Setit dreimal soviele Intrigen und Pläne am Laufen, wie
man von ihm erwartet. Viele davon stehen miteinander in Be-
ziehung, so daß das Scheitern des einen sicherstellt, daß der
Verantwortliche direkt in eine neue Falle hineinstolpert. Bege-
he nie den Fehler, einem Setiten auf seinem eigenen Schlacht-
feld zu begegnen, nämlich dem gesellschaftlichen und politi-
schen. Du wirst seine Fänge solange nicht bemerken, bis sie sich
in deinen Hals bohren.
Trotz all ihrer Fähigkeiten, gerissene Fallen und Verwicklun-
gen zu ersinnen, besitzen die Setiten auch zwei sehr nützliche
Schwächen. Die erste besteht darin, daß ein Setit so sehr damit
beschäftigt, ist externe Macht anzusammeln, daß er selbst phy-
sisch relativ schwach bleibt. Die zweite Schwäche ähnelt der
unseren. Sie vergöttern den Gründer ihrer Blutlinie ebenso in-
tensiv und oftmals auch blind, wie auch wir das manches Mal
Haqim gegenüber tun. Wenn du dies erkannt hast, dann fällt
es dir nicht mehr schwer, der Kreatur den Kopf abzuschlagen.
– Sukainah, Hofberater von Algier, entrechteter Wesir
RAVNOS
Jeder unterschätzt die Ravnos. Sie werden von anderen Kai-
niten ebenso eindimensional betrachtet wie wir. Sie besitzen
aber ebenso wie wir den speziellen Vorteil der inneren Vielfalt,
von der der Rest der Kainiten nichts ahnt. Wir kommen offen-
bar besser mit ihnen aus als mit jedem anderen Clan. Das liegt
wohl auch daran, daß dort, wo wir aufeinander treffen, das
Überleben wichtiger ist als die Länge der Fangzähne. Natür-
lich hat der Mangel an widerstreitenden politischen Interessen
auch etwas damit zu tun, daß wir gut miteinander auskommen.
Sie sind weder einer Sekte zugehörig noch haben sie sich jemals
über unsere Lebensart beschwert. Die Ravnos haben auch nie
unseren Zorn auf sich geladen, indem sie Grausamkeiten an
den Sterblichen begangen haben. Sie gehen uns aus dem Weg
und wir ihnen. Es kommt ab und zu vor, daß wir gezwungen
sind, einen ihrer jüngeren Kleptomanen zu vernichten, der zu
dumm und zu unvorsichtig bei der Wahl seines Opfers war.
Auch kommt es ab und zu vor, daß sie gezwungen sind, einen
unserer jüngeren Soziopathen zu vernichten, der sich zuviel in
der sterblichen Gesellschaft erlaubt und herausgenommen hat.
Dabei handelt es sich um eine gerechte und faire Vereinbarung
und Übereinkunft.
– Gerhardt von Eich, Unterhändler und Loyalistenhexer
ANDERE
GESTALTWANDLER
Begreifst du, wie sich diejenigen unter uns, die den Pfad des Blu-
tes beschreiten, beim Gedanken an die Camarilla fühlen? Dann
weißt du auch, welche Gefühle die meisten Gestaltwandler gegen-
über allen Vampiren hegen. Beängstigend dabei ist, daß sie ein
gleich hohes Maß an Stärke besitzen. Versuche nicht, dich mit ih-
nen zu verbünden. Versuche nicht, sie zu verstehen. Versuche
nicht, sie zu lenken oder gar umzudirigieren. Sie werden dir keine
dieser Möglichkeiten geben, sobald sie dich in ihren Klauen haben.
– Kazimiera Zuyus, Bildhauerin, Loyalistenhexe
15.05.2002, 14:08
 MAGI
Sie sind so alt wie wir, und ebenso alt sind ihre Auseinander-
setzungen. Für gewöhnlich behandeln dich die meisten Magi
mit demselben Respekt, mit dem du ihnen begegnest. Ihre äu-
ßere Hülle ist sterblich, was sie grundsätzlich zerbrechlich
macht, doch sie besitzen uns gegenüber mehrere Vorteile – dazu
zählt nicht zuletzt die Fähigkeit, im Sonnenlicht zu wandeln.
Einige von ihnen kennen meinen Namen. Wenn du jemals in
Schwierigkeiten mit den Magi geraten solltest, so kann er dich
möglicherweise retten – einmal. Mache von diesem Privilleg
nicht zu oft gebrauch und hüte dich davor anzunehmen, daß er
bei jeder Gruppierung unter den Magi hilft.
– al Ashrad

GEISTER
Wir erschaffen viele von ihnen.
Weniger flapsig ausgedrückt: Aus einem unerklärlichen
Grund haben wir kaum Probleme mit Heimsuchungen von
Geistern, und nur wenige unter uns haben Grund, mit den eh-
renwerten Verstorbenen zu reden. Ich weiß, daß manche He-
xer eine überaus hohe nekromantische Begabung haben und
diese auch einsetzen, doch all die, die damit zu tun haben und
von denen ich gehört habe, verweilen noch immer in Alamut.
– Jessica Tate-Duncan, ehemalige DEA-Agentin, ketze-
rische Kriegerin

DISZIPLINEN
Wie alle anderen Ahnen auch haben die Alten unter
Haqims Kindern ihre eigenen Variationen „gewöhnlicher“
Disziplinen entwickelt, die von den Kasten praktiziert wer-
den. Ihre größte Entwicklung ist jedoch die assamiteneige-
ne Disziplin Quietus. Auch die Blutmagie der Hexerkaste
beinhaltet einige spezielle Techniken, die nirgendwo sonst
in der Welt der Kainiten bekannt sind.

AUSPEX
Einige Assamiten behaupten, Haqim sei ein Gelehrter
und sein von ihm am häufigsten angewandtes Werkzeug
die Disziplin Auspex gewesen. Ob diese Behauptung nun
wahr ist oder falsch, die Kaste der Wesire wendet Auspex
mit einer solchen Präzision und Stärke an, daß sie sich mit
einem Visionär der Toreador oder einem Propheten der
Malkavianern messen können. Viele Wesire nennen diese
Disziplin auch „Haqims Auge“ und richten geflüsterte An-
rufungen an den Clansvater, um ihre besondere Kunst der
Wahrnehmung besser fokussieren zu können.

SEELENZUSAMMENKUNFT (AUSPEX ••••• ••)

Die Fähigkeit der Psychischen Projektion erlaubt nur ei-
nen begrenzten Einblick in die Astralwelt. Viele Erfahrun-
gen, die sie bietet, können Individuen nicht adäquat über-
mittelt werden, die diese Fähigkeit nicht teilen. Andere,
die auch gerne die Astralebene beobachten würden, blei-
ben blind und taub. Die Wesire glauben, die Seelenzusam-
menkunft sei geschaffen worden, um Mystiker auf Visions-
reisen führen zu können. Diese Fähigkeit erlaubt einem
willigen Seher, sich selbst sowie eine kleine Gruppe an Be-
gleitern in die astralen Reiche zu befördern.

KAPITEL ZWEI: GEBETE AN GEBORSTENEN STEIN

65

Assamiten02.p65 65 15.05.2002, 14:08

 System: Alle Individuen, die von den Vorzügen der See-
lenzusammenkunft profitieren wollen, müssen in direktem
Körperkontakt zum Anwender dieser Fähigkeit oder mit
jemandem, der diesen berührt, stehen – sie alle bilden eine
ununterbrochene Kette von Teilnehmern.
Der Spieler muß für jede weitere Person, die sein Cha-
rakter in die Astralebene bringen soll, einen Blutpunkt
aufbringen. Die Anzahl der beförderten Personen darf sei-
nen Wert in Geistesschärfe nicht übersteigen. Dann ver-
läßt er seinen Körper wie bei der Psychischen Projektion
(s. Vampire: Die Maskerade). Solange seine Begleiter mit
ihm in direktem oder indirektem Körperkontakt stehen,
werden sie behandelt, als würden sie Psychische Projekti-
on beherrschen, auch wenn sie diese Stufe von Auspex
nicht kennen (oder gar irgendeine Stufe dieser Disziplin).
Diese vorübergehende Fähigkeit wirkt sich so aus, als habe
jeder Begleiter dieselbe Anzahl an Erfolgen erreicht wie
der „Anführer“ der Gruppe.
Auf der Astralebene bleiben die Begleiter mit dem An-
führer durch eine dünne, silbern schimmernde Schnur –
Länge etwa 30 m – miteinander verbunden. Diese Verbin-
dung können sie nicht trennen. Das bringt keinen Nach-
teil mit sich, abgesehen davon, daß sie nur eine vage Ah-
nung haben, wo sich ihr Anführer jeweils befindet.
Jeder Charakter, der den Körperkontakt zum Anführer
verliert, kehrt augenblicklich in seinen Körper zurück und
verliert zeitweise Willenskraft (8–Geistesschärfe). Sollte
das seine Willenskraft auf 0 reduzieren, verfällt er bis zum
nächsten Sonnenaufgang in Bewußtlosigkeit.
TdD-System: Die Teilnehmer müssen wie oben beschrie-
ben in direktem Körperkontakt zueinander stehen. Dann
bringt der Anwender eine Bluteigenschaft für jeden „Be-
gleiter“ bis zu einem Maximum seiner halben geistigen Ei-
genschaften (abgerundet) auf.
Sobald ein Begleiter den Körperkontakt zu ihm verliert,
verliert dieser 3 geistige Eigenschaften und für den Rest
der Nacht das Bewußtsein verlieren, falls seine geistigen
Eigenschaften auf 0 reduziert wurden.
GESCHWINDIGKEIT
Als eine der ureigensten vampirischen Fähigkeiten war
die Disziplin Geschwindigkeit unter den Assamiten beson-
ders beliebt. Auch wenn die meisten ihrer Variationen
kämpferischer Natur sind, haben doch viele Wesire ande-
re Anwendungen für die übernatürliche Geschwindigkeit
entwickelt, zu der das Blut ihren Körper befähigt. Die frü-
hesten Aufzeichnungen des Clans, wie beispielsweise die Pa-
rabeln des Blutes, sprechen von dieser Disziplin als „das Ein-
fangen des Windes“ und offenbaren, daß die Assamiten schon
seit ihrer Entstehung mit dieser Fähigkeit verbunden sind.
PRÄZISION (GESCHWINDIGKEIT ••••• •)
Während viele Ahnen unter den Kainiten ihre überna-
türlichen Reflexe einfach nur bis zu wahrhaft erstaunli-
chen Geschwindigkeiten entwickeln, finden andere Assa-
miten weitere Nutzungsmöglichkeiten für diese Fähigkeit
– zum Beispiel Präzision. Diese Technik erlaubt es dem
Anwender, seine gesammelte Energie auf das kleinste Ziel
zu fokussieren und zu lenken. Das bedeutet, daß er seine
Feinmotorik weit über die Möglichkeiten einer mechani-
schen Werkbank hinaus verbessert und beschleunigt, in-
CLANBUCH: ASSAMITEN
66
Assamiten02.p65 66
dem er sich so schnell bewegt, daß er nur Dinge berührt,
die er tatsächlich berühren will. Bildhauer unter den Kai-
niten, die die Fähigkeit Präzision gemeistert haben, sind in
der Lage, Werke zu erschaffen, deren Details bis ins Mikro-
skopische reichen, indem sie nur die allerkleinsten Schlä-
ge ausführen, die ausschließlich die feinsten Holz- und Stein-
schichten entfernen. Von einem medizinischen Spezialisten
unter den Wesiren wird behauptet, er sei fähig, durchtrenn-
tes Rückenmarksgewebe wieder miteinander zu verbinden.
System: Der Spieler wendet 2 Blutpunkte und 1 Willens-
kraftpunkt auf und würfelt auf Geschick + Handwerk
(Schwierigkeit 6, nach Erzählerentscheidung kann eine
andere Fertigkeit als Handwerk verwendet werden). Für
jeden Erfolg kann der Spieler 1 Würfel zu allen Proben ad-
dieren, die mit Präzision, Feinmotorik oder mit dem Bewegen
von Objekten, ohne ihre unmittelbare Umgebung zu beein-
flussen, in Zusammenhang stehen. Diese Kraft hält für die
gleiche Anzahl an Minuten an, wie der Charakter Punkte in
Geschwindigkeit besitzt.
Solange sich der Charakter auf die Anwendung dieser
Disziplin konzentriert, befindet er sich in einer Art Tran-
cezustand, in dem er all seine Schnelligkeit in kleine, flak-
kernde Bewegungen lenkt. Alle Aktionen, die keine Fein-
motorik verlangen, werden um 2 erschwert. Selbst Kon-
versation ist anstrengend. Der Charakter kann willkürlich
von der Anwendung von Präzision ablassen, noch bevor
die verbliebene Restzeit verstrichen ist. Allerdings sind
damit alle Vorteile vertan, jedenfalls so lange, bis er diese
Fähigkeit erneut anwendet. Unter keinen Umständen
bringt Präzision einen Vorteil im Kampf (doch erlaubt die
Vorbereitung von Waffen mit unmenschlicher Komplexi-
tät und Kompliziertheit).
TdD-System: Nachdem er 2 Blutpunkte und 2 geistige
Eigenschaften eingesetzt hat, kann der Spieler für die
nächsten fünf Minuten zwei kostenlose Neuversuche un-
ternehmen, die mit Präzision, Feinmotorik oder dem Be-
wegen von Objekten, ohne ihre unmittelbare Umgebung
zu beeinflussen, in Zusammenhang stehen. Er verliert
sämtliche Vorzüge für alle Aktionen, die Grobmotorik er-
fordern, z. B. Kämpfe.
QUIETUS
Seit ihrer Entwicklung durch die Richter in den frühen
Nächten der zweiten Stadt hat diese Disziplin unzählige Ver-
änderungen erfahren. In ihrer jetzigen Form nutzt sie die un-
gewöhnliche Kraft der Vitæ für zwei Dinge: zur direkten An-
wendung bei Kämpfen und zur Durchsetzung der Gesetze der
zweiten Stadt aufsässigen Kainiten gegenüber. In vielen Fäl-
len bleibt es unklar, welche dieser Anwendungsbereiche die
einzelnen Techniken unterstützen sollen.
Anfangs war Quietus ein Werkzeug, das ausschließlich
von den Richtern Haqims angewendet wurde. Nur wenige
Gelehrte verschwendeten ihre Zeit damit, diese Disziplin
zu erlernen, die aus ihrer Sicht für wenig mehr gedacht war
als dafür, kriminelle Kainiten zu bestrafen. Doch nach dem
Fall der zweiten Stadt fanden sich alle Kinder Haqims in
einer Situation wieder, in der es sehr wahrscheinlich wur-
de, daß sie selbst zu Zielen anderer Vampire werden wür-
den, die kein Interesse mehr an den alles übergreifenden
Gesetzen hatten und kein gutes Haar an deren Vertretern
ließen. Die Gelehrten, die sich vorher von den Richtern
15.05.2002, 14:09
 in der Disziplin Quietus aus Zwecken der Selbstverteidi-
gung hatten unterweisen lassen, fanden schnell weitere
Anwendungsbereiche für die Grundkenntnisse dieser
Kraft. Jeder Scholar, der sich in eine belebte, laute Biblio-
thek begibt, wünscht sich Ruhe; Totenstille (s. Vampire:
Die Maskerade, S. 177) fand mehr Anwendungsbereiche
als Stille in eine laute, störende Menge zu bringen oder die
Jammerei und Bittgesuche eines in die Enge getriebenen
Flüchtlings zu unterbinden.
Während die Gelehrten andere Erscheinungsformen
von Quietus entdeckten, begannen sie, weitere eigenstän-
dige oder im Zusammenhang mit anderen Disziplinen ste-
hende Variationen dieser Fähigkeit zu entwickeln. Manche
verwendeten ihr eigenes Blut sogar, um unersetzliche Ar-
tefakte zu stärken und nicht nur wie bis dahin üblich Nah-
kampfwaffen zu verbessern. Wieder andere lernten, ein
Individuum bei einem Verhör so zu beeinflussen, daß es
alle Lügen unterdrückt und nur die Wahrheit laut aus-
spricht. Auch wenn die meisten Hexer und Wesire keinen
größeren Nutzen von der Anwendung der Grundkräfte des
Quietus hatten, übernahmen sie doch diese Disziplin, um
die gleichen Vorteile daraus zu ziehen und dasselbe Wis-
sen zu haben wie ihre Kameraden. Nach einiger Zeit hatte
der gesamte Clan eine Affinität zu dieser Disziplin entwik-
kelt.
Selbst die grundlegendsten Kräfte von Quietus machten
im Laufe der Jahrtausende mehrere Veränderungen durch.
Die Kriegerkaste, deren Vorgänger die ursprünglichen Ent-
wickler dieser Disziplin waren, führten schon immer die
Weiterentwicklung und Fokusierung von Quietus an. Als
sich die Haupttaktik der Krieger von offener Kriegsfüh-
rung zu verdeckten Aktionen hin wandelte, veränderten
sich auch die kriegerischen Eigenheiten der Disziplin vom
direkten Versuch, Schaden zu verursachen, zu einer indi-
rekten Beeinträchtigung der Kräfte eines Gegners. Ironi-
scherweise ähneln viele der modernen Techniken, die we-
niger offensichtlichen Schaden verursachen, mehr den
Werkzeugen der Richter zur Bestrafung und Läuterung als
jene, die vor zwei Jahrtausenden praktiziert wurden. Zu-
sätzlich machte der Tremerefluch eine Kraft von Quietus fast
nutzlos für seine Anwender; die Kinder Haqims schufen eine
weniger komplexe Variante, um die Lücke in ihren Lehren
schnell zu schließen.
Wie zu erwarten war, existieren auch in den Letzten
Nächten noch einige alte Kräfte. Ahnen, die sie erlernten,
als diese Fähigkeiten noch allgemein anerkannt waren,
werden sie wohl kaum vergessen und geben dieses Wissen
an die Nachkommen weiter, die sie dafür als würdig und
ehrbar genug erachten. Trotzdem blieben die elementaren
Versionen in der Rangfolge von Quietus wie die meisten
anderen niedrigstufigen Disziplinen auch stabil und erhal-
ten. Archaischere Versionen sind die letzten Überbleibsel
aus lange vergessenen Nächten und nur noch selten in der
modernen Disziplin zu finden.
BLUTSCHWEISS (QUIETUS ••••• •)
Obwohl Vampire über keine funktionierenden Schweiß-
drüsen verfügen, sind sie doch in extremen Streßsituatio-
nen von Zeit zu Zeit in der Lage zu schwitzen. Dieser
„Schweiߓ ist in Wirklichkeit ein dünner Film aus Blut, der
sich auf der Stirn oder den Handflächen des Kainiten bil-
KAPITEL ZWEI: GEBETE AN
67
Assamiten02.p65 67
det. Viele Kainskinder sehen im Blutschweiß einen Hin-
weis auf Furcht oder Schuld. Assamiten, die diese Kraft
gemeistert haben, sind in der Lage, auf übernatürliche
Weise solche Gefühle in anderen zu erzeugen. Das Opfer
erfährt einen regelrechten Vitæ-Schweißausbruch, sofern
er auch nur den leisesten Anflug von Reue über eine von
ihm begangene Tat verspürt.
System: Der Charakter muß sich in einer direkten Sicht-
linie zu seinem Opfer befinden und sich 3 Runden lang
konzentrieren. Der Spieler setzt dann 1 Punkt Willenskraft
ein und würfelt Manipulation + Einschüchtern (die
Schwierigkeit entspricht der Willenskraft des Opfers). Das
Ziel verliert pro erzieltem Erfolg 1 Blutpunkt. Sterbliche
nehmen Schaden, als hätten sie ihr Blut durch das Aus-
saugen eines Vampirs verloren. Das Ziel „schwitzt“ sein
Blut regelrecht aus und durchtränkt seine Kleidung mit
dem plötzlichen grauenvollen Blutschweißausbruch. Ein
größerer Blutverlust kann sich sogar in einer Pfütze zu sei-
nen Füßen sammeln. Blut, das so verloren geht, wird als
totes, träges Blut Sterblicher bezeichnet und hat nur noch
begrenzten Nährwert für einen Kainiten (die Hälfte des
normalen Wertes), der verzweifelt genug ist, es vom Boden
zu lecken oder aus Handtüchern zu wringen. Es bietet kei-
ne Nahrung für den, der es ausgeschwitzt hat.
Zusätzlich zum Blutverlust überkommt das Opfer ein
Gefühl der Reue und Schuld über seine vergangenen Ta-
ten (sofern er ein starkes Gewissen hat) oder ein über-
mächtiges Bedürfnis, mit diesen zu prahlen (wenn er über
einen ausreichend abgebrühten, unmoralischen Charakter
verfügt). Die Schwere dieses Impulses ist abhängig von der
Anzahl der Erfolge, die vom Anwender der Disziplin er-
zielt wurden: 1 Erfolg erzeugt leichte Gewissensbisse, wäh-
rend sich 5 Erfolge in stolzen Prahlereien über die began-
genen Verbrechen äußern. Dieser Effekt ist mehr erzähle-
rischer denn spieltechnischer Natur und macht den Erzäh-
ler zur letzten Instanz in der Entscheidung darüber, wel-
ches Vergehen das Opfer dazu veranlaßt, in Reue oder
Prahlereien auszubrechen.
Wichtig zu beachten ist, daß diese Kraft nicht sehr be-
kannt ist. Vampire wie Sterbliche schrecken vor jemandem
zurück, der plötzlich und unerwartet Blut zu schwitzen
beginnt. Solch eine Erfahrung wird selbst die standhafte-
ste Person in Panik versetzen.
TdD-System: Der Spieler verbringt 3 Runden (oder 15
Sekunden innerhalb eines Kampfes) damit, sich zu kon-
zentrieren und liefert sich eine geistige Herausforderung
mit seinem Ziel, wobei dieses versuchen kann, sich ihm
mit seinen körperlichen Eigenschaften zu widersetzen.
Sollte der Spieler, der diese Disziplin anwenden will, die
Herausforderung gewinnen, muß er so viele einfachen
Proben ablegen, wie er geistige Eigenschaften gesetzt hat.
Für jede einfache Probe, die der Spieler besteht oder bei
der er einen Gleichstand erzielt, verliert sein Ziel 1 Blutei-
genschaft (oder erleidet 1 tödliche Schadensstufe, falls es
sich bei dem Opfer um einen Sterblichen handelt).
ERLESENE STILLE (QUIETUS ••••• •)
Auch wenn Totenstille ein effektives Werkzeug sowohl
für das Schlachtfeld als auch den Hof ist, so ist es doch in
seiner Wirkung recht wahllos. Ein Assassine, der diese Fä-
higkeit anwendet, um den Lärm einer Schrotflinte zu däm-
GEBORSTENEN STEIN
15.05.2002, 14:09
 men, dämmt damit auch das Funkgerät, über das er von
seinem Kameraden vor einem nahenden Wächter gewarnt
werden könnte. Ein Höfling, der die Gespräche in einem
Raum voller andersdenkender Kainiten unterdrückt, ist
auch nicht fähig, seiner eigenen Stimme Gehör zu ver-
schaffen. Erlesene Stille erlaubt es einem Assamiten, die-
se Einschränkungen zu übergehen, indem er nur die Per-
sonen oder Dinge zum Schweigen bringt, die er auch ver-
stummen lassen möchte.
Wenn diese Kraft angewendet wird, atmen die Anwen-
der häufig einen feinen Nebel aus Blut aus, der sich an die
von ihnen ausgewählten Ziele heftet und verdunstet, so-
bald die Wirkung der Erlesenen Stille abklingt. Einige As-
samiten verwenden eine ähnliche Technik, wenn sie To-
tenstille anwenden. In diesem Fall umgibt sie der Dunst
und folgt ihnen auf Schritt und Tritt.
System: Der Spieler verbraucht 2 Blutpunkte und würfelt
Widerstandsfähigkeit + Heimlichkeit gegen 7. Mit jedem
erzielten Erfolg kann der Charakter eine Person oder ein
Objekt seiner Wahl zum Schweigen bringen. Jedes dieser
Ziele muß sich im Umkreis von 20 m um ihn befinden. Zie-
le, die größer sind als eine Person, werden als mehr als nur
ein Objekt gerechnet: ein schweres Maschinengewehr
zählt als zwei, ein Auto als drei und ein kleines Flugzeug
als fünf. Objekte, die größer sind als ein Privatjet oder
Kreaturen, die größer sind als ein Elefant, können durch
diese Kraft nicht zum Schweigen gebracht werden. Jedes
Ziel, das zum Verstummen gebracht werden kann,
schweigt für eine Anzahl an Minuten, die so hoch ist wie
die permanente Willenskraft des Anwenders dieser Diszi-
plin. Nichts, was es tut, erzeugt irgendein Geräusch, davon
sind natürlich die auf seine Versuche zurückzuführenden
Lärmquellen ausgeschlossen. Beispielsweise wird eine Waf-
fe, die mit Erlesener Stille behaftet ist, keinen Knall erzeu-
gen, wenn sie abgefeuert wird, doch die von ihr abgeschos-
senen Geschosse werden Lärm beim Durchbrechen der
Schallmauer verursachen. Ein Opfer, das von dieser Diszi-
plin beeinflußt wurde, kann schreien, soviel es will und
doch keinen Ton herausbringen, wird aber trotzdem in der
Lage sein, Hilfe zu rufen, indem es ein Fenster einschlägt.
TdD-System: Der Spieler verbraucht 2 Bluteigenschaften
und führt dann für jedes Objekt, das er zum Schweigen
bringen möchte, eine statische geistige Herausforderung
gegen eine Schwierigkeit von sieben Eigenschaften aus.
Die maximale Anzahl der Ziele, die ein Spieler auf diese
Weise zum Verstummen bringen kann, liegt bei 3 + sei-
nem Wert bei Heimlichkeit.

WELLEN DES HERZENS (QUIETUS ••••• •)

Laut den Aufzeichnungen der Assamiten stammt diese
Technik von einem byzantinischen Gelehrten, der seine
Herde vor dem Hunger anderer Kainiten beschützen woll-
te. Wellen des Herzens erlaubt es einem Vampir, Emotio-
nen im Blutstrom eines Sterblichen zurückzulassen, von
dessen Vitæ er sich ernährt. Jeder andere Kainit, der an-
schließend von diesem Gefäß trinkt, erfährt diese Empfin-
dungen, als gingen sie von ihm selbst aus.
System: Der Charakter muß mindestens 1 Blutpunkt aus
dem Sterblichen saugen, um dann anschließend eine Mi-
nute lang mit ihm in direktem körperlichen Kontakt zu
stehen, während er sich auf die Emotion konzentriert, die
CLANBUCH: ASSAMITEN
68

Assamiten02.p65 68 15.05.2002, 14:09


WAS IST EIN QUIETUS?
Spieler, die einen Assamiten darstellen wollen,
möchten sicher erfahren, was das Wort Quietus genau
bedeutet. Die Disziplin besaß im Laufe der Geschich-
te eine Vielzahl an Namen. Die momentane Bezeich-
nung leitet sich vom Lateinischen quietus ab, was so-
viel bedeutet wie „still“. Gebildete Assamiten beto-
nen den Begriff auf der 2. Silbe.
er im Blutkreislauf zurücklassen will. Der Spieler ver-
braucht dann 1 Willenskraftpunkt und würfelt auf Charis-
ma + Empathie (die Schwierigkeit beträgt unter normalen
Umständen 7, wenn er die Emotion, die er zurücklassen
möchte, selbst gerade empfindet 5 und wenn er gerade
eine starke gegenteilige Emotion empfindet 9). Das Blut
des Sterblichen trägt dann für jeden erwürfelten Erfolg ei-
nen Monat lang die ihm eingeimpfte Emotion. Dieses Blut
kann immer nur je eine Emotion aufnehmen. Weitere Ver-
suche, Wellen des Herzens auf denselben Sterblichen zu
wirken, haben keinerlei Effekt, bis der bestehende Effekt
seine Wirkung verloren hat.
Jeder Vampir, der von einem Gefäß trinkt, das unter dem
Einfluß dieser Disziplin steht, muß einen Wurf auf Selbst-
beherrschung (die Schwierigkeit entspricht der Willens-
kraft des Sterblichen) durchführen, sobald er versucht,
den ersten Blutpunkt zu schlucken. Wenn dieser fehl-
schlägt, wird der Vampir augenblicklich von der Emotion,
die im Blut gespeichert war, überwältigt. Die Stärke der
Emotion ist davon abhängig, wie viele Blutpunkte er von
der beeinflussten Vitæ zu sich genommen hat. Ein Blut-
punkt sorgt nur für einen kurzfristigen Gemütsum-
schwung, zwei zu einer deutlichen Verfassungsänderung
und drei oder mehr verändern den emotionalen Zustand
vollständig. Je nach den Umständen und der Emotion
können die sich daraus ergebenden Folgen spektakulär
oder gar katastrophal sein. Ein Kainit, der von romanti-
schen Gefühlen übermannt wird, kann glauben, er habe
sich in den Sterblichen verliebt (oder in jeden anderen,
der sich in der Nähe aufhält). Ein Vampir, der von einem
Gefäß trinkt, dessen Blut mit Haß verseucht ist, könnte
sein Opfer vor Zorn in Stücke reißen und einer, der Vitæ
zu sich nimmt, die mit Furcht gesättigt ist, kann schreiend
davonlaufen. Der entsprechend beeinflusste Vampir bleibt
so viele Stunden dieser aufgezwungenen Emotion ausge-
setzt, wie der Sterbliche Willenskraft besitzt. Allerdings
können sich in diesem Zeitraum auch andere Gefühle ein-
stellen oder durch andere Quellen erzeugt werden, wenn
er erst einmal den anfänglichen Schreck der plötzlichen
Gefühlsaufwallung überwunden hat.
Der Sterbliche, dessen Blut mit Wellen des Herzens be-
einflußt wurde, spürt keinerlei Auswirkungen und ist sich
des Einflusses dieser Kraft nicht bewußt. Trotzdem neigt er
leicht zu dem Gefühl, das in ihm verankert wurde, solange
diese Kraft in ihm wirksam ist. Der Kainit, der Wellen des
Herzens angewendet hat, ist selbst gegenüber den Auswir-
kungen der Kraft immun.
TdD-System: Sobald der Spieler von einem Sterblichen
getrunken hat, muß er sich eine Minute lang konzentrie-
ren und eine gesellschaftliche Eigenschaft sowie einen
KAPITEL ZWEI: GEBETE AN
69
Assamiten02.p65 69
Blutpunkt opfern. Innerhalb des Folgemonats muß jeder
andere, der von diesem Sterblichen trinkt, eine statische
geistige Herausforderung gewinnen (die Schwierigkeit be-
trägt hierbei den Wert seiner permanenten gesellschaftli-
chen Eigenschaften), sonst erlebt er die Emotionen, die
der Spieler im Blut des Gefäßes zurückgelassen hat. Die
spieltechnischen Auswirkungen dieser künstlich erzeugten
Gefühle bleiben dem Erzähler überlassen, können aber
modifizierte Schwierigkeiten für Raserei beinhalten.
LÄUTERUNG (QUIETUS ••••• •)
Während die meisten sterblichen Kulturen das Vergie-
ßen von Blut mit einer negativen Bedeutung behaften, se-
hen die meisten Assamiten – und eigentlich auch alle an-
deren Vampire – das Gegenteil darin. Für sie ist Blut eine
Substanz, die ihr Unleben sichert und sie neu belebt. Läu-
terung wirkt sich aufgrund dessen reinigend und erneu-
ernd aus. Statt den Körper des Anwenders von fremden
Verunreinigungen zu säubern, erlaubt Läuterung ihm, den
Geist und die Seele anderer von den Beschmutzungen, die
von der Geisteskontrolle anderer Kainiten zurückgeblie-
ben sind, zu reinigen. Der Vampir, der diese Fähigkeit ein-
setzt, treibt seine eigene Vitæ aus seiner Haut und erlaubt
ihr, sein Ziel zu durchdringen und dann anschließend lang-
sam zu verschwinden. Während sie das tut, nimmt sie
auch spirituelle Beschmutzungen und Einflüsse mit sich,
die von außen stammen.
System: Der Charakter berührt die Stirn des zu läutern-
den Individuums, anschließend müssen beide mindestens
5 Minuten in tiefster Konzentration verbringen. Der Spie-
ler muß so viele Blutpunkte aufbringen, wie sein Gegen-
über Willenskraft hat. Dies ermöglicht für jede äußere
übernatürliche Kraft, die Einfluß ausübt, einen Wurf auf
Willenskraft (für gewöhnlich eine vampirische Disziplin,
aber auch andere übernatürliche Wesen können beeinflus-
sende Fähigkeiten anwenden). Die Schwierigkeit entspricht
der Stufe der jeweiligen Kraft, die Einfluß ausübt +4, und
beträgt 7, wenn die Kraft über keine spezielle Stufe verfügt.
Ein Erfolg hebt den Einfluß dieser Macht über ihr Opfer auf.
Allerdings hat Läuterung ihre Grenzen. Sie kann zwar
direkten geistigen Einfluß beseitigen, etwa durch Beherr-
schung implantierte Befehle oder auch die Auswirkungen
der Präsenz eines Ahnen auf eine Person, sie ist aber nicht
in der Lage, Einfluß zu brechen, der durch Blut erzeugt
wurde und aufrechterhalten wird. Dazu zählen das Bluts-
band oder die Veranlagungen, die abhängig vom Clan oder
der Blutlinie sind. Auch kann sie keinen Einfluß aufheben,
der aus natürlichen Gründen erwachsen ist, wie zum Beispiel
aus Überzeugung, Hypnose, Gehirnwäsche oder natürliche
emotionale Zustände wie Haß und Liebe. Diese Disziplin
kann aber gedankenbeeinflussende Blutmagieeffekte beseiti-
gen, doch dazu muß entweder der Anwender von Läuterung
oder deren Nutznießer eine gleich hohe oder höhere Stufe in
Thaumaturgie besitzen wie die Kraft, die es zu brechen gilt.
Ein Charakter kann Läuterung nicht auf sich anwenden.
TdD-System: Nachdem der Spieler ebenso viele Blutei-
genschaften abgezogen hat wie die Person, die er von frem-
den Einfluß befreien will, an permanenten geistigen Eigen-
schaften besitzt, muß er für jeden Einfluß, der gebrochen
werden soll, eine statische geistige Herausforderung mit
einer Schwierigkeit von 7 Eigenschaften durchführen. Ein
GEBORSTENEN STEIN
15.05.2002, 14:10
 Erfolg neutralisiert jeweils einen der übernatürlichen Ein-
flüsse auf die Person. Die oben genannten Einschränkun-
gen gelten auch für das TdD-System.

BAALS BLUTIGE KLAUEN (QUIETUS ••••• ••)

Das Gift, das durch Baals Liebkosung erzeugt wird (s.
Vampire: Die Maskerade, S. 179), ist nicht stark genug,
um wahrhaft mächtigen Gegnern ernsthaft zu schaden.
Die fortschrittlichere Technik, Baals blutige Klauen, er-
laubt es einem Anwender, seine Waffe mit einem auf Blut
basierendem Gift zu bestreichen, das so stark ist, daß es
selbst die Waffe, auf die es aufgetragen wurde, zerfrißt.
Selbst das härteste Metall wird innerhalb weniger Minu-
ten zersetzt. Die Auswirkungen von Baals blutigen Klauen
auf einen Gegner sind so spektakulär, daß sie selbst den
Verlust einer geschätzten Klinge wert sind. Die Wirkungs-
dauer der Kraft ist sehr kurz bemessen, da die Substanz, die
durch sie erschaffen wird, sehr schnell verdunstet, wenn
ihre Wirkung nicht schon früher durch den Kontakt zu
anderen Stoffen aufgehoben wurde.
System: Der Charakter bestreicht eine Klingenwaffe mit
seinem eigenen Blut, so wie er es auch bei Baals Liebko-
sung täte. Der Spieler verbraucht daraufhin 1 oder meh-
rere Blutpunkte und würfelt auf Willenskraft (Schwierig-
keit 7). Wenn ihm der Wurf gelingt, verursacht die Waffe
schwer heilbaren Schaden. Zusätzlich verursacht sie für
jeden investierten Blutpunkt und für jeden erzielten Erfolg
1 weiteren Würfel an Schaden. Diese zusätzlichen Scha-
denswürfel verringern sich pro Runde um 1, während das
Gift von Baals blutigen Klauen verdunstet, abtropft und
mit dem Material der Waffe reagiert und dieses zersetzt.
Sobald alle zusätzlichen Schadenswürfel verloren sind,
verringert sich die Anzahl der Würfel für den Grundscha-
den der Waffe mit derselben Geschwindigkeit. Die Waffe
zerbricht, sobald sich ihr Grundschadenswert mit der Kör-
perkraft ihres Anwenders deckt. Die einzigen Waffen, die
der zersetzenden Wirkung von Baals blutigen Klauen wi-
derstehen können, sind die, die durch übernatürliche
Kräfte vor dieser Substanz geschützt werden. Allerdings
müssen diese Kräfte mindestens die gleiche Stufe besitzen
wie der Wert des Charakters in der Disziplin Quietus, und
auch dann liegt die endgültige Entscheidung darüber, ob
die Waffe unversehrt bleibt, beim Erzähler.
Baals blutige Klauen besitzt bis auf die Anzahl der er-
folgreich durchführbaren Schläge, die schwer heilbaren
Schaden verursachen, dieselben Einschränkungen wie
Baals Liebkosung. Eine Waffe, die mit Baals blutigen Klau-
en versehen worden ist, verursacht diesen Schaden grund-
sätzlich bei jeder Attacke und natürlich nur so lange, bis
die Waffe selbst zerstört ist.
Wenn der Erzähler sein Einverständnis gibt, kann ein
Charakter das Gift auch für andere Zwecke nutzen, zum
Beispiel um ein Schloß zu zersetzen oder ein Tonband mit
belastendem Material zu vernichten. Es ist aber nicht mög-
lich, das Gift für einen späteren Gebrauch aufzubewahren
und zu lagern – selbst dann nicht, wenn der dafür verwende-
te Behälter resistent gegen die zersetzende Wirkung der Sub-
stanz ist. Wenige Minuten, nachdem das vergiftete Blut den
Körper seines Eigentümers verlassen hat, wird es unwirksam.
TdD-System: Der Spieler zieht sich wahlweise 1 oder
mehrere Bluteigenschaften ab und bestreicht seine Waffe
CLANBUCH: ASSAMITEN
70

Assamiten02.p65 70 15.05.2002, 14:27

 mit der Flüssigkeit. Ab jetzt macht sie schwer heilbaren
Schaden und erhält zusätzlich eine Anzahl an Vergiftungs-
Eigenschaften, die ebenso hoch ist wie die der eingesetz-
ten Bluteigenschaften. Bei einem erfolgreichen Angriff mit
dieser Waffe kann der Spieler für jede Vergiftungs-Eigen-
schaft, die er bis dahin noch besitzt, eine einfache Heraus-
forderung durchführen. Für jeden so erzielten Erfolg erlei-
det sein Gegner einen weiteren Punkt an Schaden. Am
Ende jeder Runde verliert die Waffe eine Vergiftungs-Ei-
genschaften, und sobald die letzte verloren ist, gilt die
Waffe als zerstört.
VERGIFTEN DES QUELL DES LEBENS
(QUIETUS ••••• ••)
Anstatt einfach nur Spuren von Emotionen im Blut ei-
nes Sterblichen zu hinterlassen, kann ein Kainit, der diese
Stufe des Quietus gemeistert hat, die Vitæ eines Gefäßes
für jeden anderen Vampir zu einem tödlichen Gift ma-
chen. Einige Assamiten verwenden Vergiften des Quell
des Lebens dafür, ihre Herde vor „Wilderern“ oder spezielle
Gefäße vor wahl- und rücksichtsloser Ernährung zu schützen.
Andere haben sich dadurch einen Namen gemacht, daß sie
diese Kraft angewandt haben, um anderen Vampiren eine
Falle zu stellen und deren eigene Herde gegen sie zu nutzen.
Gerüchten zufolge entstammt diese Kraft den Nachforschun-
gen bei der Erkundung des Fluchs der Tremere.
System: Der Charakter berührt den Sterblichen, den er
mit Vergiften des Quell des Lebens beeinflussen will und
bestreicht dessen Haut mit seiner Vitæ. Der Spieler ver-
braucht daraufhin 3 Blutpunkte und würfelt Widerstands-
fähigkeit + Okkultismus (Schwierigkeit 7). Für jeden er-
zielten Erfolg hält die Wirkung dieser Kraft 1 Monat an
und verursacht bei einem anderen Vampir für jeden Blut-
punkt, den er von diesem Sterblichen trinkt, 2 schwer
heilbare Schadensstufen. Der Schaden ist eine Kombina-
tion aus Verätzung und toxischem Schock.
Während das Blut eines Sterblichen auf Vampire giftig
wirkt, wird auch seine restliche Körperchemie leicht ins
Toxische verändert. Er erhält 2 weitere Punkte Wider-
standsfähigkeit, sobald er versucht, den Auswirkungen
und Schäden von Giften und Säuren zu widerstehen und
standzuhalten. Allerdings sind auch seine Ausscheidungen,
speziell sein Schweiß, schärfer und riechen strenger als sonst.
Alle Proben, die sich auf gesellschaftlicher Ebene auswirken,
werden ihm mit dem Abzug von 1 Würfel erschwert, sobald
die Person, mit der er in Kontakt kommt und interagiert, ei-
nen empfindlichen Geruchssinn hat und ihm nahe genug
kommt, um seine Körperausdünstungen zu riechen.
TdD-System: Der Spieler berührt die Person, deren Blut
beeinflußt werden soll, und verbraucht 3 Bluteigenschaf-
ten und eine von ihm festgelegte Anzahl an körperlichen
Eigenschaften. Für jede Eigenschaft, die er investiert hat,
wirkt sich das Blut des Sterblichen auf andere Vampire je-
weils eine Woche lang giftig aus. Jeder Vampir, der von dem
Sterblichen trinkt, erleidet 2 schwer heilbare Schadensstufen
für jede Bluteigenschaft, die er zu sich genommen hat.
Der fragliche Sterbliche erhält auf alle Würfe, die dem
Widerstehen der Auswirkungen von Giften und Säuren
dienen, 2 zusätzliche Punkte auf alle entsprechenden Ei-
genschaften, muß dafür aber auch die gesellschaftliche
Schwäche Abstoßend in Kauf nehmen.
KAPITEL ZWEI: GEBETE AN
71
Assamiten02.p65 71
LIEDER FERNER VITAE (QUIETUS ••••• •••)
Viele Gelehrte unter den Assamiten glauben, diese alte
Kraft sei schon in der Zeit der zweiten Stadt von den er-
sten Richter angewendet und von diesen ursprünglich
dazu genutzt worden, um Kainiten zu bestrafen, die sich
entweder unangebracht oder auf übertrieben grausame
Weise ernährten. Blutmagier und erfahrene Anwender der
Disziplin Auspex wissen schon seit langem, daß Vitæ Spu-
ren von Emotionen und Persönlichkeit übertragen kann.
Lieder ferner Vitæ erweckt diese Eindrücke zu neuem Le-
ben und überwältigt einen Vampir mit „Erinnerungen“ an
Wahrnehmungen und Gefühle eines Opfers, dessen Blut er
trank. Gestählte und besonders selbstsichere Ziele dieser
Kraft tun diese Visionen als Tagträume ab, während
schwächere Individuen durch diese Erfahrungen dauerhaft
verändert werden können. Ein Nebeneffekt der Lieder fer-
ner Vitæ besteht darin, daß ein Teil des Blutes, aus dem
die Eindrücke gewonnen werden, vernichtet wird. Einige
Wesire vermuten, daß dies damit zu erklären ist, daß ein
Bruchstück des Bewußstseins des ursprünglichen Gefäßes
seinem Räuber auf diese Art entkommen will.
System: Der Charakter berührt sein Ziel und verbringt
eine Runde damit, sich zu konzentrieren. Der Spieler muß
4 Blutpunkte aufbringen und einen Wurf gegen Wider-
stand auf Geistesschärfe + Einschüchtern gegen die Wil-
lenskraft des Opfers (Schwierigkeit 7) durchführen. Wenn
das Ziel innerhalb der gleichen Anzahl an Nächten, wie
der Charakter Punkte in Wahrnehmung hat, Diablerie be-
gangen hat, so erhält der Angreifer 1 automatischen Er-
folg. Das Endergebnis resultiert aus der Gesamtanzahl an
Erfolgen, die der Charakter erzielt. Es ist dabei zu beach-
ten, daß sämtliche Erinnerungen und Empfindungen, die
das Opfer befallen, äußerst negativer Natur und sehr be-
ängstigend sind – beispielsweise wird das Opfer dieser
Kraft niemals die angenehmen Erfahrungen erleben, die
normalerweise mit dem Kuß einhergehen.
Zusätzlich zu den untenstehenden Auswirkungen ver-
liert das Ziel eines erfolgreichen Angriffs die gleiche An-
zahl an Blutpunkten, wie Erfolge erwürfelt wurden. Diese
verlorene Vitæ bricht aus seinem Körper in Form von war-
men Tropfen hervor, die zwar keinen Schaden verursa-
chen, aber jeden unfreiwilligen Zeugen verängstigen sollten.
Patzer Der Anwender erlebt eine Rückblendense-
quenz, in der er sein letztes Trinken aus der Sicht des Op-
fers empfindet. Wenn der Spieler 3+ Einsen gewürfelt hat,
erleidet der Charakter eine permanente Geistesstörung,
die mit dem Trinken in Zusammenhang steht.
Fehlschlag Das Ziel bleibt unbeeinflußt und für so viele
Nächte gegen einen erneuten Versuch durch Lieder ferner
Vitæ immun, wie es an Willenskraft besitzt.
1 Erfolg Das Ziel erlebt eine kurze Erinnerungsse-
quenz (10 Sekunden/3 Runden) eines Angriffs aus der
Sicht eines seiner Opfer, von dem er getrunken hat. Wäh-
rend dieser Sequenz wird die Schwierigkeit aller Würfe um
2 erschwert.
2 Erfolge Das Ziel erlebt eine kurze Aneinanderrei-
hung (15 Sekunden/5 Runden) von Erinnerungen an ei-
nen Angriff aus der Sicht verschiedener Opfer. Während
er diese Erfahrungen erlebt, werden alle Würfe um 3 er-
schwert. Nachdem die anfänglichen Empfindungen über-
GEBORSTENEN STEIN
15.05.2002, 14:28
 standen sind, bleibt er unruhig und muß auf alle Würfe eine
zusätzliche Erschwernis von 1 auf sich nehmen. Das hält so
lange an, bis ihm ein Probe auf Selbstbeherrschung (Schwie-
rigkeit 8) gelingt, die er einmal pro Szene durchführen kann.
3 Erfolge Das Ziel erlebt eine Zusammenfassung des
Grauens, das einige seiner Opfer empfanden, während es
sie angriff und ihr Blut trank. Diese Eindrücke stammen
aus dem eigenen Unterbewußtsein des Vampirs. Ihm muß
daraufhin ein Mutwurf (Schwierigkeit 8) gelingen, anson-
sten verfällt er in Rötschreck. Aber auch wenn ihm dieser
Wurf gelingt, erleidet er aufgrund der starken Irritation
durch die Visionen für den Rest der Szene eine Erschwer-
nis von 3 auf alle im folgenden anfallende Proben.
4 Erfolge Das Ziel ist erschüttert und für 8–Selbstkon-
trolle Runden nicht fähig zu agieren, während sein Gewis-
sen und seine Sinne von einer Reihe der schlimmsten Er-
innerungen seiner Opfer bombardiert werden. Nachdem
die anfängliche Intensität dieser Attacke abgeebbt ist, muß
er einen erfolgreichen Mutwurf (Schwierigkeit 9) absolvie-
ren oder dem Rötschreck verfallen. Wenn ihm dieser Wurf
mißlingt, muß ihm eine Probe auf Selbstbeherrschung
(Schwierigkeit 8) gelingen, um zu vermeiden, daß er die
Geistesstörung Blutiger Aberglaube erleidet.
5 Erfolge Das Ziel wird in eine alptraumhafte Wieder-
holung der größten Ängste all seiner Opfer gerissen, von
denen er sich bisher ernährt hat. Er muß erfolgreich
Selbstbeherrschung (Schwierigkeit 9) würfeln oder verfällt
für (10–Widerstandsfähigkeit) Nächte in Starre, bis zu de-
ren Ende er die Hälfte seiner permanenten Willenskraft
verliert und die Geistesstörung Blutiger Aberglaube erhält.
Wenn ihm der Wurf auf Selbstbeherrschung gelingt, ver-
fällt er für den Rest der Nacht in Rötschreck, während der
er seine schlimmsten Ängste aus seinem tiefsten Unterbe-
wußtsein durchleben muß. Zum Ende dieser Nacht muß ihm
ein Wurf auf Willenskraft (Schwierigkeit 9) gelingen, oder er
verliert einen permanenten Punkt Willenskraft und erhält
zusätzlich noch die Geistesstörung Blutiger Aberglaube.
TdD-System: Um diese Disziplin anzuwenden, muß der
Spieler alle oben beschriebenen Voraussetzungen und Bedin-
gungen erfüllen und anschließend eine geistige Herausforde-
rung gegen das Opfer (Einschüchtern zählt bei wiederholten
Versuchen) durchführen. Sollte das Opfer innerhalb der vor-
hergehenden Woche Diablerie begangen haben, gewinnt der
Anwender bei einem Gleichstand die Herausforderung.
Wenn die geistige Herausforderung erfolgreich absolviert wur-
de, kann der Spieler entscheiden, bis zu 3 geistige Eigenschaf-
ten einzusetzen. Für jede eingesetzte geistige Eigenschaft ver-
liert sein Opfer 1 Bluteigenschaft, da ihm die Vitæ in einem
Rinnsal aus dem Körper fließt.
1 geistige Eigenschaft Zusätzlich zu dem oben be-
schriebenen Effekt erlebt das Ziel fünf Minuten lang die Er-
innerungen und Eindrücke eines seiner Opfer aus dessen
Sicht. Während dieser Zeitspanne muß er einen zusätzlichen
Punkt bei allen anfallenden Herausforderungen einsetzen.
2 geistige Eigenschaften Das Ziel durchlebt eine Reihe
von Erfahrungen mehrerer seiner Opfer, während er von
ihnen trank. Diese Eindrücke stammen aus dem Unterbe-
wußtsein des Ziels. Der Spieler muß eine Probe auf Mut
(die Schwierigkeit beträgt vier Eigenschaften) erfolgreich
bestehen, oder er verfällt augenblicklich in Rötschreck.
Doch selbst wenn ihm diese Probe gelingt, muß er bei al-
CLANBUCH: ASSAMITEN
72
Assamiten02.p65 72
len im folgenden anfallenden Herausforderungen einen
zusätzlichen Punkt einsetzen und verliert für eine volle
Stunde oder eine komplette Szene alle Herausforderun-
gen, deren Ergebnis mit einem Unentschieden enden.
3 geistige Eigenschaften Das Ziel wird in eine alp-
traumhafte Wiederholung der größten Ängste all seiner
Opfer gerissen, von denen er sich bisher ernährt hat, auch
in diesem Fall aus ihrer Sicht. Ihm muß eine Probe auf
Selbstbeherrschung (Schwierigkeit 5 Eigenschaften) gelin-
gen, sonst fällt er für (10–die Hälfte seiner körperlichen
Eigenschaften) Nächte in Starre und verliert bis zum Ende
dieser Zeitspanne die Hälfte seiner permanenten Willens-
kraft und die Geistesstörung Blutiger Aberglaube. Selbst
wenn ihm die Probe auf Selbstbeherrschung gelingt, ver-
fällt er für den Rest der Nacht in Rötschreck, während
dessen er seine schlimmsten Ängste aus seinem tiefsten
Unterbewußtsein durchleben muß. Zum Ende der Nacht
muß er eine einfache Herausforderung gewinnen (ein un-
entschiedenes Ergebnis zählt nicht), oder er verliert eine
permanente Willenskrafteigenschaft und erhält Geistes-
störung Blutiger Aberglaube.
SÜHNEN DER SÜNDEN DES VATERS
(QUIETUS ••••• ••••)
Auch wenn die Richter der zweiten Stadt wussten, daß
Schuld in der eigenen Verantwortung und nicht in der
Herkunft liegt, sahen sie sich doch oft Situationen gegen-
über, in denen die ganze Brut eines Vampirs dessen Verbre-
chen wiederholt hatte. In diesen Fällen bestraften sie alle
Missetäter gleichermaßen. Die Technik der Sühne der
Sünden des Vaters wurde, wie viele Wesire annehmen, in
den letzten Nächten der zweiten Stadt entwickelt und er-
möglicht ihrem Anwender übergreifende Bestrafungen.
Durch sie ist es einem Kainiten möglich, eine niedrigstufi-
ge Quietusausprägung auf eine ganze Linie auszusprechen.
In Alamut kursieren Gerüchte darüber, Ur-Shulgi habe
Sühnen der Sünden des Vaters als Hauptbestandteil für
ein Ritual verwendet, das den Blutfluch vom Clan nahm.
Allerdings konnte bisher noch niemand erklären, wie (und
wann) der Hirte Haqim aufspüren konnte, um den Clans-
vater als Fokus für dieses Ritual zu gewinnen.
System: Nachdem der Spieler erfolgreich eine niedrigstu-
fige Quietustechnik auf einen anderen Vampir angewandt
hat, opfert er zusätzlich noch einen Punkt seiner perma-
nenten Willenskraft und 10 Blutpunkte. Dann würfelt er
auf Widerstandsfähigkeit + Okkultismus. Die Schwierig-
keit dieser Probe ergibt sich aus 4 + Anzahl der Genera-
tionen zwischen dem Gründer der Linie und der höchsten
Generation seiner Nachkommen, die von den Auswirkun-
gen beeinflusst werden sollen. Maximal können 10 Gene-
rationen mit der Anwendung dieser Technik bestraft wer-
den. Wenn die Probe gelingt, erleidet jeder Angehörige der
beeinträchtigten Generationen dieselbe Bestrafung wie
das ursprüngliche Ziel. Jeder Betroffene kann mit Hilfe sei-
ner eigenen Fähigkeiten versuchen, dem Schaden und der
Bestrafung entgegenzuwirken. Der Anwender von Sühnen
der Sünden des Vaters kann eine gewisse Anzahl an poten-
tiellen Opfern vor den Auswirkungen ausnehmen. Die
Anzahl ist gleich dem doppelten Geistesschärfewert des
Charakters, und er kann nur jene schützen, deren Gesich-
ter er kennt oder deren Vitæ er gekostet hat.
15.05.2002, 14:28
 Beispiel: Ur-Shulgi ist erzürnt über einen Ventrue-Prinzen
und will ihn und all seine Nachkommen mit Dagons Ruf tref-
fen. Der Prinz ist Kainit der 7. Generation. Um ganz sicher zu
gehen, daß er einen Rundumschlag landet, entscheidet sich Ur-
Shulgi dazu, den Schaden bis zur 13. Generation auszudehnen
und damit 6 Generationen der Nachkommenschaft des Ven-
true zu treffen. Ur-Shulgis Spieler (warum auch immer jemand
Ur-Shulgi spielen will) muß also gegen eine Schwierigkeit von
10 würfeln. Wenn der Spieler bei dieser Probe einen Erfolg er-
zielt, leidet jeder Vampir, der von dem Ventrue Prinzen ab-
stammt, ob er sich dessen nun bewußt ist oder nicht, unter den
gleichen Auswirkungen, unter denen auch der Prinz durch Ur-
Shulgis Anwendung von Dagons Ruf leidet.
TdD-System: Im TdD-System zählt diese Technik zu den
Methusalem-Kräften. Nachdem er erfolgreich eine Quie-
tustechnik auf einen anderen Vampir angewendet hat, op-
fert der Spieler 1 permanenten Punkt seiner Willenskraft
sowie 8 Bluteigenschaften. Dann ficht er eine geistige Her-
ausforderung (Okkultismus kann erneut getestet werden)
mit seinem Ziel aus. Die Zahl der Eigenschaften des Ziels
entspricht seinen körperlichen Eigenschaften plus 2x An-
zahl an Generationen, die der Spieler beeinflussen will.
Die Kraft wirkt sich dann auf alle Nachkommen des Ziels,
deren Generationen betroffen sind, mit denselben Effek-
ten aus. Jeder dieser Vampire kann versuchen, sich diesen
Auswirkungen mit seinen ihm eigenen Fähigkeiten zu wi-
dersetzen. Der Spieler kann eine bestimmte Anzahl an po-
tentiellen Opfern vor den Folgen dieser Kraft bewahren,
solange er deren Gesichter kennt oder von ihrer Vitæ ge-
kostet hat. Die Anzahl der Personen die verschont werden
sollen, entspricht der der geistigen Eigenschaften des Cha-
rakters.
VERDUNKELUNG
Die legendäre „Unsichtbarkeit“ der Assamiten ist eines
der häufigsten Gerüchte über den Clan. Die meisten Neu-
geborenen hören furchteinflößende Geschichten über As-
sassinen, die aus heiterem Himmel erscheinen und in den
dünnsten Schatten wieder verschwinden können. Es gibt
Historiker unter den Kindern Haqims, die vermuten, daß
Verdunkelung zu Zeiten der Gründung der zweiten Stadt
nicht unbedingt die erste Wahl für Disziplinen in der Blut-
linie war und bis vor knapp tausend Jahren nur eine Kaste
diese Kraft anwandte. In den heutigen Nächten ist die gro-
ße Mehrheit der Assamiten in der Kunst der unbemerkten
Bewegung geschult. Krieger und Hexer sind über ihr Blut
mit dieser Fähigkeit verbunden, und viele Wesire suchen
zumindest das Grundwissen von ihren Clanskameraden zu
lernen. Auch wenn die meisten Assamiten den wahren
Namen dieser Disziplin kennen, so haben sie doch die
Angewohnheit ihrer Ahnen übernommen, von Verdunke-
lung als „der Schwarze Schleier“ zu sprechen, und „den
Schleier anlegen“ ist eine gängige Bezeichnung dafür, an-
dere mit Hilfe dieser Fähigkeit von sich abzulenken.
AKZEPTANZ (VERDUNKELUNG ••••• •)
Viele Assamiten tun Dingwe, die außenstehenden Beob-
achtern als anrüchig erscheinen. Tatsächlich reicht es in
manchen Kreisen schon vollkommen aus, wenn bekannt
wird, daßs man Assamit ist, um Mißtrauen zu säen. Akzep-
tanz ist eine spezielle Technik der Verdunkelung und sorgt
KAPITEL ZWEI: GEBETE AN
73
Assamiten02.p65 73
dafür, daß die Auswirkungen der Aktionen ihres Anwen-
ders bis zu einem bestimmten Grad abgedämpft werden
und alles, was er unternommen hat, in einem tolerierbare-
ren Licht erscheint. Man muß sich natürlich der Tatsache
bewußt sein, daß Akzeptanz ihre Grenzen hat: Während
das Tragen einer Waffe auf offener Straße vielleicht noch
übersehen wird („Ich möchte einmal den Wert hiervon
schätzen lassen“), ist das Abfeuern derselben Waffe auf ein
voll besetztes Fahrzeug schon so auffällig, daß selbst der
sorgloseste Beobachter alarmiert wird.
System: Der Spieler wendet 1 Blutpunkt an und würfelt
Manipulation + Ausflüchte (Schwierigkeit 7). Jeder Beob-
achter muß die gleiche oder höhere Anzahl an Erfolgen bei
einem Wurf auf Geistesschärfe + Aufmerksamkeit
(Schwierigkeit 8, auf 6 reduziert, wenn der Beobachter
speziell nach verräterischen und ungewöhnlichen Aktivi-
täten Ausschau hält) erzielen, um von den heimlichen
Aktivitäten des Charakters zu erfahren, solange diese we-
der eine physische Bedrohung noch eine direkte Konfron-
tation für den Beobachter bedeuten.
Ganz im Gegensatz zu allen schwächeren Verdunke-
lungskräften bleibt Akzeptanz auch aktiv, wenn der Cha-
rakter mit seiner Umgebung interagiert oder sonstwie auf-
fällig handelt. Während er Akzeptanz anwendet, kann er
versuchen, ein Schloß zu knacken, eine Bombe zu ent-
schärfen, Geld aus einer offenen Kasse zu stehlen oder mit-
ten auf dem Times Square einen Wolkenkratzer hochzu-
klettern, ohne dabei selbst das paranoideste Individuum zu
verstören. Das Ganze funktioniert nur so lange, wie ein
Beobachter sich durch diese Aktionen nicht bedroht fühlt.
Der Erzähler ist jedoch die letzte Instanz bei der Entschei-
dung, ob sich ein Beobachter von einer Aktion des An-
wenders bedroht fühlt oder nicht.
TdD-System: Nachdem der Spieler 1 Willenskraftpunkt
und 2 geistige Eigenschaften eingesetzt hat, muß ihn je-
mand, der seine Aktionen beobachten (oder überhaupt
bemerken) will, in einer geistigen Herausforderung besie-
gen, bei der der Spieler des Assamiten alle Gleichstände
gewinnt.
GEWALTMARSCH
(GESCHWINDIGKEIT ••, SEELENSTÄRKE ••)
Diese kombinierte Anwendung von übermenschlicher
Geschwindigkeit und Ausdauer ist mit der Einführung von
Flugzeugen und Automobilen, mit denen man große Ent-
fernungen in einer Nacht zurücklegen kann, für die man
früher eine oder mehr Wochen zu Fuß aufbringen mußte,
außer Mode gekommen. Doch in den Wüstenstaaten, die
der Clan als Zentrum seiner Macht ansieht, sind moderne
Transportmittel weder auf geregelter Basis vorhanden
noch, falls doch, erschwinglich oder verfügbar. Viele Ah-
nen unter den Kainiten ziehen zudem ihre eigenen Beine
einer ruckelnden, lärmenden Maschine vor. Daher ist Ge-
waltmarsch noch immer eine gängige Technik.
System: Gewaltmarsch kann immer dann von einem Cha-
rakter angewendet werden, wenn er sich auf einen länge-
ren Fußmarsch begibt. Diese Technik erlaubt ihm eine
kontinuierliche und schnelle Fortbewegung ohne den ty-
pischen Verlust von Ausdauer, wie sie bei der Anwendung
von Geschwindigkeit beim Kampf eintritt.
GEBORSTENEN STEIN
15.05.2002, 14:28
 Zu Beginn einer jeden neuen Stunde des Fußmarschs
muß der Spieler die Hälfte seines Wertes in Geschwindig-
keit an Blutpunkten aufbringen. Daraufhin wird seine
Überlandgeschwindigkeit (die durchschnittliche Ge-
schwindigkeit eines Menschen über offenes Gelände be-
trägt ca. 5 km/h, sie kann durch unebenen Untergrund
und Wetterverhältnisse verringert werden) mit dem Wert,
den er in Geschwindigkeit hat, multipliziert. Dieser Bonus
bleibt so lange bestehen, wie sich der Charakter mit nicht
mehr als 1 Minute Unterbrechung pro Stunde aus eigener
Kraft fortbewegt. Gewaltmarsch kann jede Nacht für so
viele Stunden angewendet werden, wie der Charakter
Punkte in Seelenstärke hat. In Kampfsituationen entste-
hen keine Vorteile daraus.
Es kostet 12 Erfahrungspunkte, diese Kraft zu erlernen.
TdD-System: Der Spieler kann die Reisezeit, die außer-
halb des Spiels vergeht, um die Anzahl seiner Geschwin-
digkeits-Eigenschaften verringern. Wenn er beispielsweise
die zweite Geschwindigkeits-Eigenschaft besitzt, also Ge-
schwindigkeit 4, wird seine durchschnittliche Reisege-
schwindigkeit durch vier dividiert. Jede angebrochene
Stunde Bewegung kostet ihn die Hälfte seines Wertes in Ge-
schwindigkeit an Blutpunkten. Er kann diese Kraft pro Nacht
so oft anwenden, wie er Punkte in Seelenstärke besitzt.
Um diese Kraft erlernen zu können, muß ein Charakter
Flinkheit und Urkraft besitzen und 6 Erfahrungseigenschaf-
ten ausgeben.

SCHATTENFINTE
(GESCHWINDIGKEIT ••, VERDUNKELUNG ••)
Der Weg des Assassinen ist der der Täuschung, nicht der
direkten Konfrontation. Selbst die ehrlichsten und offen-
sten Mitglieder der Kriegerkaste wissen um den Wert von
Fehlinformationen und Täuschungsmanöver im Kampf.
Schattenfinte bewirkt, daß ein Gegner sämtliche Bewe-
gungen des Anwenders um den Bruchteil einer Sekunde
verzögert wahrnimmt. Dies macht es einem Beobachter un-
möglich, die Aktionen des Charakters vorauszusehen und er-
laubt es diesem, ein nahezu wehrloses Ziel zu attackieren.
System: Zu Beginn der Runde, in der die Geschwindigkeit
des Charakters aktiviert ist, zieht der Spieler 1 Blutpunkt
ab. Die erste Aktion des Charakters in dieser Runde muß
eine ausweichende Bewegung sein. Für den Rest der Run-
de werden alle Angriffsversuche auf den Charakter mit ei-
ner zusätzlichen Erschwernis von 2 versehen. Maximal
kann die Schwierigkeit auf 10 steigen. Was die Negierung
angeht, so wird diese Technik immer als Verdunkelungs-
kraft betrachtet. Ein Beobachter mit ausreichend hohem
Auspex ist immun gegen Schattenfinte, ebenso wie der,
der den Charakter durch eine Videokamera oder ein an-
deres elektronisches Überwachungsgerät betrachtet.
Um diese Technik zu erlernen, muß der Charakter 14
Erfahrungspunkte ausgeben.
TdD-System: Sobald in einer Runde Geschwindigkeit genutzt
wird, muß eine zusätzliche Bluteigenschaft eingesetzt werden,
um Schattenfinte zu aktivieren. Die erste Aktion der Flink-
heit des Spielers muß eine ausweichende Bewegung sein. Je-
der Angriff auf ihn innerhalb dieser Runde wird, solange er
weiterhin ausweicht und keinen Gegenschlag ausführt, mit
einer Erschwernis von 2 Eigenschaften durchgeführt.
CLANBUCH: ASSAMITEN
74

Assamiten02.p65 74 15.05.2002, 14:29

 Um diese Technik erlernen zu können, muß ein Charak-
ter die Fertigkeiten Flinkheit und Unsichtbare Gegenwart
besitzen und 6 Erfahrungspunkte ausgeben.
BLUTMAGIE
(ASSAMITENHEXEREI)
Vom rein technischen Standpunkt betrachtet unterschei-
det sich die Blutmagie, die von der Hexerkaste der Assamiten
praktiziert wird, nur geringfügig von der des Clans Tremere.
Aus philosophischer Sicht trennt sie die beiden Welten. Die
Tremere pressen jedes Quentchen an Wissen in ihren starr
strukturierten Rahmen für höhere, hermetische Anrufungen.
Im direkten Kontrast dazu steht die Jahrtausende alte Tech-
nik der Hexerkaste, ihre Erkenntnisse zu variieren und mit-
einander zu verschmelzen. Diese ist so ungenau, daß man sie
unmöglich als „strukturiert“ bezeichnen kann.
Die Erfahrungen der Assamiten mit Blutmagie entstan-
den in der Ära der zweiten Stadt. Die ersten Hexer, die
den Assamiten angehörten, waren Sterbliche, denen
Haqim im Austausch für ihre Loyalität und den Kampf
gegen einen Kult von dämonenverehrenden Vampiren
(und wie einige sagen, auch gegen politische und kampf-
lustige Gegner) das ewige Leben versprochen hatte. Ihre
erste Aufgabe bestand darin, ihre verschiedenen Künste
mit Hilfe der Kraft der Vitæ zu aktivieren und somit die
„Grundregeln“ für die Praktiken der modernen Blutmagie
zu ersinnen, auch wenn viele später folgende Versuche die-
se Bemühungen duplizierten und auf verschiedenen We-
gen erreichten. Einige dieser frühen Blutmagier blieben als
Ghule durch das Blutsband an Haqim gebunden, doch an-
dere baten um den Kuß von ihrem Meister oder anderen
hochrangigen Gelehrten und Richtern. Unter der Führung
Haqims und ihres damaligen Meisters Ur-Shulgi vereinig-
ten sich diese Blutmagier zu einer festen Gruppe, die Tra-
ditionen und Methoden von den Gelehrten und Richtern
übernahmen, aber nur eine Untergruppierung dieser bei-
den waren. Im Verlaufe der Jahrtausende entwickelte sich
die moderne Kastenstruktur, und die Hexer – die immer
die kleinste Gruppierung unter den Assamiten darstellten
– erwuchsen in den Augen ihrer Ahnen zu einem festen Be-
standteil des Clans, der seinen Brüdern gleichgestellt war.
Die Ansammlung an Wissen, die die Assamitenhexerei
ausmacht, besteht aus einem weitgefächerten Spektrum
an magischen Traditionen und Techniken. Von den eksta-
tischen Riten der Anhänger Kalis und Shivas bis hin zur
subtilen Präzision des Feng Shui und den eleganten, sym-
bolischen und mathematischen Formeln islamischer Al-
chemisten und Astronomen ist alles vertreten. Der arabi-
sche Philosoph al-Kindi, in dem viele Wesire und Hexer
ihren geistigen Vater sehen, sagte einmal: „Wir sollten uns
unseres Wissens über die Wahrheit nicht schämen, egal
woher es stammt – selbst dann nicht, wenn es von frühe-
ren Generationen oder fremden Völkern kommt. Denn für
den, der die Wahrheit sucht, gibt es auch nichts wertvol-
leres zu erlangen als die Wahrheit selbst.“
Die Hexer nahmen sich diese und andere Ermahnungen zu
Herzen und zollen diesen Ratschlägen auch heute noch Tri-
but. Die beiden Kennworte, die Assamitenhexerei definieren
und für viele Anwärter widersprüchlich erscheinen lassen,
KAPITEL ZWEI: GEBETE AN
75
Assamiten02.p65 75
sind Disziplin und Pragmatismus. Bei so vielen Möglichkeiten,
sein Ziel zu erreichen, kann sich ein Student der Blutmagie
die Methoden frei auswählen, mit denen er arbeiten möchte.
Er kann sogar fünf oder sechs Mentoren aufsuchen und sich
erklären lassen, wie diese ihre Künste anwenden, um sich
dann zu entscheiden, mit welchem von ihnen er eine Partner-
schaft eingehen will. Natürlich erfährt ein Lehrling wenig
Gnade, wenn er aufgrund dieser Möglichkeiten faul oder
nachlässig wird. Die Hexer haben sehr wohl erkannt, daß es
in der Natur ihrer Traditionen liegt, daß viel mehr Wege in
ein Desaster führen als zu einem Erfolg. Selbst wenn sie Prak-
tiken anwenden, die einen veränderten Bewußtseinszustand
benötigen, um ein Ziel erreichen zu können, sind sie vorsich-
tig und umsichtig genug, diese Erfahrung selbst zu benutzen,
als die Erfahrung sie benutzen zu lassen.
REGELTECHNISCHE UNTERSCHIEDE
Die Blutmagie der Assamiten, die im Zusammenhang
mit spezifischen Disziplinen auch Assamitenhexerei ge-
nannt wird, ist spieltechnisch mit derjenigen identisch, die
von den Tremere als Thaumaturgie bezeichnet und in
Vampire: Die Maskerade erläutert wird. Doch auch wenn
sie auf demselben Prinzip beruhen (dem Anwenden vamp-
irischer Vitæ, um ihr Bewußtsein und ihren Willen zum
Manipulieren der körperlichen und spirituellen Welt zu
nutzen), sind die beiden Methoden nicht miteinander
kombinierbar. Ein Tremere zieht es vor, seine Magie so anzu-
wenden, wie er es jedes Mal macht, schon immer getan hat
und jederzeit wieder tun wird. Ein Assamit wird niemals das
gleiche Ritual innerhalb eines Jahrtausends auf exakt diesel-
be Art und Weise zweimal ausüben (obwohl dies einige Assa-
miten durch Routine und Präzision durchaus tun). Er wird
grundsätzlich immer dieselben Basisschritte durchführen,
doch alle Details, die dazwischenliegen, können sich aufgrund
seiner Stimmung und der gegenwärtigen Situation ändern.
Es ist daher nicht verwunderlich, daß das Erlernen an-
derer Blutmagiepraktiken Schülern der Assamitenhexerei
sehr schwer fällt, sobald diese sich über die Grundtechni-
ken hinausbewegt haben. „Man verändert die Welt um
sich herum, indem man seinen Willen als lenkende Kraft
und das Blut als Kraftquelle einsetzt.“ Die Kosten zum Er-
lernen anderer Blutmagie-Pfade und -Rituale werden für
Assamitenhexer um die Hälfte erhöht (aufgerundet).
Auch wenn der Hexer diese dann in sein Repertoire auf-
genommen hat, sind sie weiterhin fremdartig für ihn. Das
heißt, daß er bei jeder Anwendung eines „ fremden“ Pfads
einen zusätzlichen Blutpunkt aufwenden muß, außerdem
verdreifacht sich die Zeit, die es braucht, ein Ritual durch-
zuführen, und es muß ein zusätzlicher Erfolg erzielt wer-
den, um das gewünschte Ergebnis zu erhalten. (TdD: ein
zusätzlicher Blutpunkt für Pfade, dreimal so lange bei der
Durchführung eines Rituals, und zwei zusätzliche geistige
Eigenschaften müssen aufgebracht werden).
Die Blutmagie der Assamiten sollte auf dem Charakter-
bogen als „Assamitenhexerei“ niedergeschrieben werden.
Sollte ein solcher Charakter die Grundfertigkeiten einer
anderen Blutmagie-Disziplin erlernen, so wie z. B. Thau-
maturgie, Nekromantie oder Setiten-Magie, sollte diese
unter ihrer eigenen Bezeichnung notiert werden. Natür-
lich sollte der Spieler dieses Charakters die Pfade und Ri-
tuale der einzelnen Disziplinen getrennt festhalten.
GEBORSTENEN STEIN
15.05.2002, 14:29
 DAS ERWACHEN DES STAHLS
Auch wenn das Meistern von Kampfkünsten nicht gerade
das Hauptziel der Hexerkaste ist, so pflegt sie doch eine alte
Tradition der Selbstverteidigung, und falls nötig unterstützt
sie auch die Kriegerkaste auf dem Schlachtfeld (zuletzt jedoch
in der Langen Nacht). Das Erwachen des Stahls ist ein Ver-
mächtnis, das aus dieser Bereitschaft geboren wurde, ein Pfad,
von dem einige sagen, er sei von den Alchemisten entdeckt
worden, während sie in den Schmieden Toledos und Damas-
kus’ studierten. Diese Sammlung an Techniken konzentriert
sich auf das Schwert als Symbol als Erweiterung des geübten
Kriegers und bezieht sich auf die Mythen und Legenden, die
in vielen Traditionen von Kriegern über ihre Schwerter und
Dolche entstanden sind: die europäischen Kreuzritter und
ihre gesegneten Klingen, die Kris der indonesischen Pentjak-
Silat, die indischen Ghurka und ihre Kukri-Messer und un-
zählige weitere. Der Anwender von Erwachen des Stahls kon-
zentriert sich auf diesen Symbolismus, während er die Macht
seines Blutes dazu verwendet, seine Waffe und seinen Um-
gang mit ihr zu verbessern.
Ein Schüler des Erwachens des Stahls weiß, daß ein tief-
gehendes Verständnis für die Form und die Funktion einer
Klinge notwendig ist, um diesen Pfad meistern zu können.
Ein Charakter muß daher entweder in der Fertigkeit Nah-
kampf oder dem Talent Handwerk über die gleiche Punk-
tezahl verfügen, die er auch in Erwachen des Stahls besitzt.
Die, die diesen Pfad praktizieren, finden bald heraus, daß
seine Lehren stark eingeschränkt sind, oft bis zum Punkt
der Überspezialisierung. Am effektivsten ist der Pfad bei
der Anwendung von Schwertern und Messern, und man
kann die Auswirkungen von Erwachen des Stahls nur auf
Klingenwaffen ausdehnen. Jeder Versuch, diesen Pfad auf
eine andere Klingenwaffe anzuwenden, ist um 1 erschwert.
TdD-System: Die Anwendung dieser Kraft auf eine ande-
re Klingenwaffe erfordert eine zusätzliche Bluteigenschaft.
Der Spieler muß zusammen ebenso viele Eigenschaften in
den Fertigkeiten Nahkampf und Handwerk: Schmieden be-
sitzen, wie er in Erwachen des Stahls hat. Für erneute Tests
auf Erwachen des Stahls verwendet man sowohl Nahkampf
als auch Handwerk: Schmieden.
• DIALOG MIT DER KLINGE
Auch wenn wenige Assamiten behaupten, mit der Seele
ihrer Waffe zu sprechen, haben doch viele Waffenschmie-
de und Krieger in den vergangenen Jahrhunderten ihren
handgeschmiedeten Waffen eine solche nachgesagt. Kai-
niten, die von Auspex Gebrauch machen, sind mit der Art
und Weise vertraut, wie unbelebte Gegenstände Impres-
sionen ihrer eigenen Geschichte und Vergangenheit aus-
strahlen. Dialog mit der Klinge erlaubt es dem Anwender,
in die Geschehnisse einzutauchen, die sich um seine Waf-
fe herum zugetragen haben. Einige behaupten, diese Maß-
nahme haben ihren Umgang mit der Waffe in ihren Hän-
den verbessert, während andere einen Sinn für die Geschich-
te verspüren, die eine alte Waffe mit sich trägt. Die tatsächli-
chen Eindrücke, die man so über die Vergangenheit der Waf-
fe erhält, sind so gut wie augenblicklich zu erlangen, trotzdem
verwendet mancher Krieger viel Zeit damit, sich mit ihnen
auseinanderzusetzen, sofern es ihm die Situation erlaubt.
CLANBUCH: ASSAMITEN
76
Assamiten02.p65 76
BIBLIOTHEKEN UND GRIMOIRES
Wie die Tremere besitzen die Assamiten einen re-
gelrechten Schatz an magischem Wissen. Vor dem
Schisma befand sich ein Großteil davon in der magi-
schen Bibliothek des Berges Alamut und die restli-
chen Sammlungen in Bombay, Marrakesch, Kapstadt
und Vilnius. Als sich al-Ashrads Anhänger von
Alamut lösten, ließen sie die große Bibliothek zurück
– nahmen aber Dutzende an Kopien der dortigen Auf-
zeichnungen in Form verschlüsselter CD-ROMs mit,
die von der Hexe angefertigt worden waren, die zu-
letzt den Sitz des Kupfers und des Blitzes innehatte.
Die Sammlung magischer Schriften in Bombay gilt als
an die Cathayer, die fremdartigen Vampire Asiens,
verloren, seitdem im Juli des Jahres 1999 jeglicher
Kontakt des Clans zu den Verwaltern dieser Biblio-
thek abbrach. Die Wächter der Bibliotheken in Mar-
rakesch und Kapstadt sind Loyalisten und Ur-Shulgi
treu ergeben. Es wird vermutet, daß die Beschützer
der Einrichtung in Vilnius auf dem Weg in die Verei-
nigten Staaten sind, wo sie sich mit Anhängern al-
Ashrads zusammentun wollen. Ihr momentaner Auf-
enthaltsort ist, ebenso wie der Verbleib der magischen
Aufzeichnungen der Bibliothek in Vilnius, die sie
wahrscheinlich mitgenommen haben, unbekannt.
Die CD-ROM-Kopien der Großen Bibliothek vereini-
gen in sich eine beunruhigende Mischung aus Techno-
logie und alter Magie. Die Menge der Daten ist so im-
mens, daß 32 CDs dafür nötig waren. Die Daten beste-
hen aus digitalisierten Bildern von Artefakten, die zu zer-
brechlich waren, um fotokopiert und zu komplex, um
von Sarah Schneider in einer kürzeren Zeit einfach nur
abgeschrieben zu werden. Es hätte sie auch viel Zeit ge-
kostet, die sie gebraucht hätte, um sich für ihre Flucht
vorzubereiten. Die dabei angewandte Verschlüsselungs-
technik ist die neuste, die der MI5, der englische Ge-
heimdienst, zur Zeit verwendet, und nicht einmal al-
Ashrad kann erklären, wie seine vernichtete Untergebe-
ne an diese Technologie herangekommen ist. Schneiders
beste Arbeit ist allerdings der Fluch, den die CDs in sich
tragen. Die Anpassung eines alten, byzantinischen Ritu-
als zur Aufrechterhaltung der Privatsphäre sorgt dafür,
daß jeder Versuch, die Daten zu kopieren, fehlschlägt:
Ein direkter Kopierversuch der Daten endet mit der Zer-
störung der Festplatten und dem Durchbrennen des Pro-
zessors. Ein indirekter Versuch, z. B. das Abschreiben der
Daten vom Monitor, endet mit ähnlich kostspieligen,
mechanischen Ausfällen. Zusätzlich werden die CDs
durch einen grimmigen, wachsamen Geist geschützt.
Sobald eine Hand, die nicht einem Assamiten gehört,
eine CD berührt oder versucht, auf ihren Inhalt Zugriff
zu erlangen, erscheint plötzlich eine vage humanoide
Gestalt, die aus einem Wirbelwind an Bluttropfen zu be-
stehen scheint. Das jedenfalls behaupten Zeugen. Das
erste, was diese Erscheinung daraufhin erwirkt, ist die
Verbrennung der CDs. Danach stürzt sie sich gnadenlos
auf denjenigen, der den Fehler begannen hat, die Daten
widerrechtlich einzusehen.
15.05.2002, 14:30

Zusätzlich zu diesen öffentlichen Ressourcen besit-
zen die meisten Assamiten-Hexer ihre eigenen Auf-
zeichnungen. Die Art und Weise, wie diese festgehal-
ten und in welcher Sprache sie verfaßt werden, rich-
tet sich nach den Vorzügen und Fertigkeiten des je-
weiligen Hexers. Einige schreiben ihre Erkenntnisse
in Devanagri-Schrift mühsam auf gegerbtes Leder,
während andere ihr Wissen in Ringordnern abheften
oder auf Mikrokassetten speichern. Die am häufigsten
verwendeten Sprachen, in denen das magische Wis-
sen niedergeschrieben wird, sind Arabisch, Hebräisch
und Hindi.
Al-Ahsrad ist nicht dafür bekannt, sich Notizen zu
machen. Bisher hat noch niemand berichtet, einen
Blick auf seine Bibliothek werfen zu können, wenn er
denn eine besitzt. Auch Ur-Shulgi bewahrt keinerlei
Aufzeichnungen über sein Wissen auf. Er behauptet,
kein künstliches Gedächtnis zu benötigen.
System: Die Anzahl der erzielten Erfolge zeigt den Gehalt der
Informationen an, die der Hexer über seine Klinge und ihren
Zustand erlangen kann. Mit 3+ Erfolgen kann der Hexer die
Schwierigkeit für seinen nächsten Versuch, ein Blutmagie-
Ritual auf seine Waffe auszusprechen, um 1 senken.
1 Erfolg Nur physische Informationen: die exakte
Länge und das Gewicht (bis auf den Mikrometer und Mil-
ligramm), chemische Zusammensetzung (vorausgesetzt,
der Charakter versteht etwas von Metallurgie), Anzahl der
Schadenswürfel und die Art des erzeugten Schadens (töd-
lich oder schwer heilbar).
2 Erfolge Geschichtlicher Überblick: wann und wo
die Klinge geschmiedet wurde, der Name und das Gesicht
des Schmieds, knappe Einblicke in wichtige Ereignisse
während seiner Existenz.
3 Erfolge Magisches Verständnis: die Art und die un-
gefähre Stufe der magischen oder übernatürlichen Kraft,
die die Waffe besitzt, sowie der Name und das Gesicht des-
jenigen, der sie auf sie gelegt hat.
4 Erfolge Unterbewußte Verbindungen: umfassendes
Wissen über die Geschichte des Schwertes. Sobald der
Charakter es schmeckt, erkennt er für die nächsten sieben
Nächte den Geschmack allen Blutes wieder, das die Klin-
ge während ihrer Existenz vergossen hat.
5 Erfolge Vollkommene Verständigung: Das Schwert
und sein Besitzer sind in einer Weise miteinander verbun-
den, die über die rein körperliche Verbindung hinausgeht
und die länger als nur wenige Augenblicke anhält.
Der Erzähler legt fest, welche Informationen die Klinge
für den Charakter bereithält. Diese können allerdings je-
des Ereignis in der Geschichte der Waffe oder verschiede-
ne Aspekte über ihren momentanen Zustand beinhalten.
TdD-System: Der Spieler führt eine geistige Herausforde-
rung durch, wobei er bei einer Schwierigkeit von sieben bis
zu fünf geistige Eigenschaften einsetzen muß. Wenn er die-
se Proben gewinnt, wird anhand der obigen Liste ermittelt,
wie tiefgründig die Informationen sind, die er aus seiner
Waffe erhält, wobei „eingesetzte Eigenschaften“ mit „Erfol-
gen“ gleichzusetzen ist. Der Erzähler entscheidet letztlich,
wie viele und welche Informationen ein Schwert für sei-
nen Besitzer bereithält.
KAPITEL ZWEI: GEBETE AN
77
Assamiten02.p65 77
•• GRIFF DES BERGES
Selbst der beste Krummsäbel hilft seinem Besitzer
nichts, wenn er zum falschen Zeitpunkt 5 m entfernt liegt.
Griff des Berges verstärkt das Band zwischen dem Besitzer
und seiner Klinge auf physischem Wege derart, daß er die
Waffe so lange nicht mehr losläßt, bis er es tatsächlich will.
System: Für jeden Erfolg, den der Charakter erzielt hat,
erhält er für den Rest der Szene ebenso viele automatische
Erfolge, bei Versuchen sich gegen eine Entwaffnung zu
wehren. Er kann die Waffe nicht versehentlich fallen las-
sen (was bedeutet, daß Patzer ihn eher verstümmeln statt
daß er die Waffe verliert). Sollte der Charakter trotz Griff
des Berges auf irgendeine Art entwaffnet werden, kann er
die Klinge zurück in seine Hand rufen, sobald er die Kraft
erfolgreich reaktiviert, vorausgesetzt, er hat freie Sicht auf sie.
TdD-System: Der Spieler muß eine geistige Eigenschaft
ausgeben. Daraufhin kann er für den Rest der Szene seine
geistigen Eigenschaften zu seinen körperlichen addieren,
sobald er versucht, einen Angriff, der darauf ansetzt, ihn
zu entwaffnen abzuwehren. Außerdem wird er seine Waffe
nicht versehentlich verlieren. Falls er doch auf irgendeine
Weise entwaffnet werden sollte, kann er die Klinge zurück
in seine Hand rufen, indem er eine statische geistige Her-
ausforderung mit einer Schwierigkeit besteht, die so hoch
ist wie die Klinge an Schritten von ihm entfernt liegt.
••• DURCHDRINGEN DER STAHLHAUT
Auf dieser Stufe des Pfades kann der Hexer seine Klinge
mit einer solchen Präzision steuern, daß er der Rüstung statt
ihrem Träger Schaden zufügen kann. Das Schwert überträgt
seine ganze Wucht auf das gewählte Ziel und zerschmettert
dabei die stärksten Ketten und Panzerplatten. Der Gegner
wird seiner Verteidigung beraubt und ist so dem nächsten
Angriff hilflos ausgeliefert. Auch wenn diese Kraft in den
modernen Nächten nur von eingeschränktem Nutzen ist –
Vollrüstungen in dieser Form gibt es so nicht mehr –, bleibt
diese Lektion des Pfades weiterhin ein fester Bestandteil der
Lehren, um Hindernisse aus dem Weg räumen zu können.
System: Für jeden bei einem Angriff erzielten Erfolg kann
der Charakter 1 Runde lang entscheiden, ob er lieber die
Rüstung beschädigen oder ihren Träger verwunden will.
Panzerung, die so beschädigt werden soll, muß aus Metall
bestehen. Statt nach einem erfolgreichen Angriff gegen
ein gepanzertes Ziel den verursachten Schaden festzustel-
len, führt der Spieler so viele Würfe durch, wie seine Waf-
fe an Schadensbonus verursacht (die Anzahl an Würfeln,
die er zu seiner Körperkraft hinzuzählt). Die Schwierigkeit
des Wurfes liegt bei 7. Jeder Erfolg reduziert den Verteidi-
gungsbonus der Rüstung um 1 Würfel. Panzerung, deren
Verteidigungsbonus so auf 0 reduziert wurde, ist komplett
zerstört, nutzlos und rettungslos verloren.
Während Durchdringen der Stahlhaut aktiviert ist, ver-
ursacht ein Angriff auf ein ungeschütztes Ziel nur halben
Schaden (abgerundet). Schaden, der über den hinausgeht,
der benötigt wird, um eine Rüstung zu zerstören, hat kei-
nerlei weitere Auswirkungen auf das Ziel. Der Erzähler
kann entscheiden, ob Durchdringen der Stahlhaut auch
andere unbelebte Gegenstände zerstören kann (Wände,
Türen, Autos, andere angemessene Hindernisse), ohne
dabei die Klinge zu beschädigen. In Bezug auf diese Kraft
GEBORSTENEN STEIN
15.05.2002, 14:30

PFADE UND RITUALE DER ASSAMITEN
Zusätzlich zu ihren eigenen Lehren kennen die Hexer
viele äquivalente Techniken der Anwendung von Blut-
magie. Die folgende Auflistung des in der Großen Biblio-
thek gesammelten Wissens ist bei weitem nicht vollstän-
dig und deckt nur einen geringen Teil dessen ab, was dort
zu finden ist oder existiert. Es reicht aber, um Spielern
und Erzählern die immense Menge an Wissen zu veran-
schaulichen, die sich in der Assamitenhexerei gesammelt
hat und auf die Magier dieses Clans Zugriff haben.
Die Liste beinhaltet allerdings keine Pfade und Ri-
tuale, die in diesem oder anderen Büchern als reine
Assamitenhexerei betitelt werden. Die folgende Liste
an Büchern gibt zuerst die Pfade und dann die Ritua-
le an, die den Assamiten zugänglich sind. Die in
Klammern gesetzten Namen sind die Bezeichnungen
für die von der Hexerkaste bevorzugten Rituale, die
sich von den allgemein gängigen Betitelungen unter-
scheiden. Pfade, die mit einem Sternchen gekennzeich-
net sind, stellen für gewöhnlich Optionen dar, die ein
Assamitenhexer als seine primären Pfade lernen kann,
vorausgesetzt, sein Lehrmeister stimmt dem zu.
Vampire: Die Maskerade
Pfade: Bewegung durch den Geist*, Lockruf der
Flammen*, Pfad der Anrufungen, Pfad des Blutes
Rituale: Verteidigung der heiligen Zuflucht (Vorhang
des Willens), Morgenfrisches Erwachen (Schwarzer Son-
nenaufgang), Verständigung mit dem Erzeuger (Spre-
chen mit dem Ahnen), Ablenkung des hölzernen Ver-
hängnisses (Wenden des pfählenden Schafts), Schutzzei-
chen gegen Ghule, Fokus einer Vitæe-Infusion (Luftzug
des geworfenen Kiesels), Körperlose Bewegung (Gang
des Ghuls), Knochen der Lügen (Schandfleck)
Das Camarilla-Handbuch
Pfade: Elementarherrschaft*, Geisterthaumaturgie*,
Neptuns Macht *, Wetterkontrolle*
Rituale: Bereitung des Gefäßes der Übertragung (Lek-
kendes Gefäß), Gesang des Schäfers (Stille Wachsamkeit
des Hirten), Reinheit des Fleisches, Anlegen der Schat-
tenmaske, Blutwandeln, Flammende Klinge, Schutzkreis
gegen Ghule, Blutgehilfe, Schaft der verspäteten Ruhe,
Schutzzeichen gegen Wolflinge, Dienender Pfahl,
Schutzzeichen gegen Kainskinder, Schutzzeichen gegen
Geister, Talisman verzaubern
Das Sabbat-Handbuch
Pfade: Der Pfad der Rache des Vaters (Pfad des
kränklichen Schakals)
Rituale: Blutrausch, Erleuchtete Fährte der Beute,
Augen des Nachtfalken, Belebte Maschine, Heilung
des Heimatlandes, Spiegel des zweiten Gesichts
Blutmagie: Geheimnisse der Thaumaturgie
Pfade: Alchimie, Der scharfe Geist (Echo des Nirwa-
na), Pfad des Blutfluchs
Rituale: Code (Loyale Augen), Hehres Antlitz, My-
stisches Gespür, Der Schreiber, Blutstein (Folge der
Lüge), Entsetzte Schritte (Flucht zur Gerechtigkeit),
Spurloses Wandeln, Belladonna (Haqims Mißgunst),
Schales Blut, Abgetrennte Hand
CLANBUCH: ASSAMITEN
78
Assamiten02.p65 78
wird Seelenstärke als Teil von Widerstandsfähigkeit ange-
sehen, nicht als Teil von äußerer Rüstung.
TdD-System: Für diese und die folgenden drei Runden
zerstört jeder erfolgreiche Angriff des Spielers mit dieser
Waffe für jede erzielte Schadensstufe zwei Rüstungsstufen
des Gegners. Der Spielleiter entscheidet, ob die Waffe
auch durch unbelebte Gegenstände schneiden kann, die
sie normalerweise nicht beschädigen könnte, ohne dabei
selbst angemessenen Schaden zu erleiden.
•••• RASIERMESSERSCHILD
Viele Schwertkämpfer sehen in einem Duell die ultima-
tive Bewährungsprobe für einen Krieger, bei dem alle Be-
teiligten auf dieselbe Stufe gestellt werden: Der Tod ist nur
drei Meter entfernt, und nur die Fertigkeiten der Kämpfer
entscheiden, wer den Duellplatz aufrecht verläßt. Aller-
dings gibt es Beobachter, die eine weniger romantische,
pragmatischere Sicht haben. Sie merken an, daß ein Geg-
ner, der eine Schuß- oder Wurfwaffe hat, ob nun Bogen,
Schleuder oder Gewehr, den Vorteil des Erstschlags aus
größerer Distanz als eine Armeslänge hat. Während Erwa-
chen des Stahls diesem Vorteil nicht viel entgegenzusetzen
hat, erlaubt Rasiermesserschild dem geübten Hexer eine
bessere Verteidigung, indem sich sein Schwert zwischen
ihn und einen Angriff aus der Ferne bewegt.
System: Pro Erfolg, den der Charakter erwürfelt, ist er in
der Lage, ein Projektil zu parieren. Dies erfordert 1 Akti-
on pro Geschoß, das der Spieler abblocken will. Außerdem
muß der Charakter den Schuß kommen sehen (Geschärf-
te Sinne erlaubt die visuelle Verfolgung einer abgefeuerten
Kugel). Jeder Versuch zu parieren erfordert einen Wurf auf
Geschick + Nahkampf mit einer Schwierigkeit, die von
der Geschwindigkeit des entsprechenden Projektils ab-
hängt. Wurfobjekte haben eine Schwierigkeit von 6, Pfeile
und Bolzen eine von 7 und Kugeln eine von 9. Jeder er-
zielte Erfolg zieht dem Angreifer 1 seiner Erfolge beim
Angriffswurf ab.
Rasiermesserschild erlaubt dem Anwender nicht, Fern-
angriffe abzuwehren, die keine festen Objekte abfeuern,
etwa Flammen, Licht oder gespucktes Blut.
TdD-System: Für diese und die nächsten 3 Runden kann
der Spieler seine Fertigkeit Nahkampf einsetzen, um An-
griffen aus der Ferne zu widerstehen. Er muß das Projektil
aber sehen können. Kugeln abzuwehren setzt den Einsatz
von Geschärfte Sinne oder einer ähnlichen Fähigkeit voraus.
••••• HIEB GEGEN DAS WAHRE FLEISCH
Auch wenn Pazifisten andere Anwendungen für Klingen
finden, z. B. sie in Pflüge umzuschmieden, weiß ein Krie-
ger, zu welchem Zweck sie erschaffen wurden: um das
Fleisch eines Feindes in Stücke zu schneiden. Hieb gegen
das wahre Fleisch erweckt die pure Essenz des Schwertes
des Hexers und reduziert sie auf seine reine Definition
(oder, wie es ein klassisch geschulter Geist bezeichnen
würde, erweckt die platonische Form), während das Ziel
ebenfalls auf seine Grundstufe zurückgesetzt wird. Die Er-
gebnisse einer solchen Anrufung sind für gewöhnlich ver-
nichtend, und das auf beiden Ebenen, der praktischen und
der philosophischen, da die Waffe und das Ziel kurzfristig
ihre übernatürlichen Fähigkeiten verlieren.
15.05.2002, 14:31
 System: Die Effekte von Hieb gegen das wahre Fleisch
wirken sich für so viele Runden aus, wie der Spieler Erfol-
ge erwürfelt hat, und enden mit dem ersten erfolgreichen
Angriff des Charakters auf sein Ziel in dieser Zeitspanne.
Das Schwert verursacht nur den einfachen tödlichen
Grundschaden, den eine Waffe dieser Größe und dieses
Typs normalerweise erzeugen kann. Dabei verliert es alle
übernatürlichen Fähigkeiten, die es ansonsten hat (aller-
dings entsteht weiterhin zusätzlicher Schaden aufgrund
von Stärke oder der Geschwindigkeit des Charakters,
ebenso durch zusätzliche Erfolge beim Angriffswurf).
Die übernatürlichen Verteidigungsfähigkeiten des Ziels
(auch Seelenstärke) werden ebenso aufgehoben – es ist nur
in der Lage, allein mit seinem Grundwert in Widerstandsfä-
higkeit Schaden zu absorbieren. Sollte der Abzug seiner Kräf-
te dazu führen, daß ein Gegner unfähig ist, tödlichen Scha-
den zu absorbieren, kann er dem Angriff gar nichts entgegen-
setzen. Körperpanzerung schützt gegen diese Art von Angrif-
fen, da es sich um eine profane Verteidigungsform handelt.
TdD-System: Der Spieler verbraucht 2 geistige Eigen-
schaften zusätzlich zu der von der Kraft geforderten Blut-
eigenschaft und führt daraufhin einen sofortigen Schwert-
hieb aus, der als Teil seiner Aktion gezählt wird. Für die
Dauer dieses Angriffs verliert das Schwert alle übernatür-
lichen Kräfte, die normalerweise die Genauigkeit und den
zu verursachenden Schaden beeinflussen. Die Waffe ver-
ursacht stattdessen nur den Grundschaden, der für ihren
Typ und ihre Größe normal ist (allerdings beeinflussen
Stärke, Geschwindigkeit und ähnliche Kräfte auch weiter-
hin die entsprechenden Eigenschaften des Charakters).
Das Opfer kann keine übernatürlichen Fähigkeiten an-
wenden, um diesen Schaden zu absorbieren, aufzuheben,
umzulenken oder in irgendeiner anderen Form zu beein-
flussen (auch nicht durch Seelenstärke). Alle zusätzlichen
Schadensstufen werden übergangen – sobald alle norma-
len Schadensstufen infolge dieser Angriffe abgestrichen
wurden, verliert das Opfer alle „Extraschadensstufen“, und
jeder weitere Schaden dieses Angriffs wird auf die Scha-
densstufe Blaue Flecken eingetragen. Körperpanzerung
behält ihren normalen Grad an Schutz.
VORZÜGE UND SCHWÄCHEN
PHYSISCH
SCHWÄCHEN
••• ODER ••••• MAGISCHE ABHÄNGIGKEIT
Ob durch einen schwachen Willen, eine bleibende An-
omalie aus sterblichen Tagen oder die übermäßige Anwen-
dung von rituellen Komponenten wie kalif, der Charakter
ist abhängig von alchemistischen psychoaktiven Drogen,
die einige Hexer verwenden, um ihre Blutmagie zu fokus-
sieren. Diese Abhängigkeit geht weit über eine rein kör-
perliche oder psychische hinaus und wirkt sich auf die Fähig-
keiten des Charakters aus. Die Qualität seiner Kräfte ist ab-
hängig von der Häufigkeit, mit der er seiner Sucht nachgibt.
Wenn der Spieler die 3-Punkte-Variante dieses Nachteils
wählt, werden alle Würfe, die der Charakter in Zusammen-
hang mit Blutmagie durchführen muß, um 2 erschwert, so-
lange er nicht unter dem Einfluß der gewählten Droge steht.
Dies gilt auch bei der Anwendung von Pfaden und Ritualen.
KAPITEL ZWEI: GEBETE AN
79
Assamiten02.p65 79
Beim 5-Punkte-Nachteil ist er überhaupt nicht in der
Lage, sich soweit zu konzentrieren, daß er die einfachste
Blutmagie wirken kann, solange er nicht unter dem Ein-
fluß der Droge steht.
Nur Charaktere, die mindestens einen Punkt in Assa-
mitenhexerei besitzen, können diesen Nachteil bekom-
men. Kainiten, die nicht diesem Clan angehören, können
diesen Nachteil nur dann erhalten, wenn sie Kenntnisse in
Assamitenhexerei haben.
TdD-System: Wenn ein Spieler die 3-Punkte-Variante
dieses Nachteils gewählt hat, muß er bei jeder Probe, die
im Zusammenhang mit Blutmagie steht, 2 zusätzliche Ei-
genschaften einsetzen, solange er nicht unter dem Einfluß
der Substanz steht, von der sein Charakter abhängig ist.
Beim 5-Punkte-Nachteil ist er nicht mehr fähig, seine
Blutmagie-Kräfte und -Rituale ohne die von ihm vorgezo-
gene Droge auszuüben. Dieser Nachteil kann nur dann
gewählt werden, wenn der Charakter mindestens einen
Punkt in Assamitenhexerei besitzt. Für besonders unkluge
Spieler sagen wir dieses noch einmal ganz deutlich: Spie-
len Sie die Drogensucht Ihres Charakters, machen sie es
ihm aber nicht nach.
ÜBERNATÜRLICH
SCHWÄCHEN
••• UNGEBROCHENER FLUCH
Aus ungeklärten Gründen ist der Tremere-Fluch bei
dem Charakter stärker als bei den meisten anderen Assa-
miten. Solange alle befallen waren, war das keine beson-
dere Schwäche. Als aber Ur-Shulgi den Blutfluch brach,
wurde der Charakter von dem Ritual nicht vollständig ge-
reinigt. Nun teilt er den Blutdurst des restlichen Clans –
doch für ihn ist Vitæ noch immer giftig.
Der Tremere-Fluch, der einst den Clan befiel, wirkt sich
nun schwächer auf den Charakter aus, doch er ist nicht
vollkommen gebrochen. Sobald er die Vitæ eines Kainiten
trinkt, der nicht dem Clan der Assamiten angehört, be-
kommt er auch für jeden getrunkenen Blutpunkt einen
gutgeschrieben. Andererseits jedoch verursacht jeder Blut-
punkt aufgrund eines toxischen Schocks und von internen
Verätzungen 1 tödliche Schadensstufe, die der Charakter
nicht absorbieren kann. Ein Vorteil, der sich aus dem ge-
schwächten Fluch ergibt, ist die um 1 niedrigere Schwie-
rigkeit, wenn der Charakter versucht, sich der Sucht der
Kriegerkaste nach Vampir-Vitæ zu widersetzen – man
kann es als Aversionstherapie verstehen.
Sollte der Charakter Hexer oder Wesir sein, so ist dieser
Nachteil 1 weiteren Punkt wert (also 4), allerdings erhält
er zusätzlich zu seiner Kastenschwäche auch die Abhän-
gigkeit der Kriegerkaste nach Vitæ.
TdD-System: Für jede Bluteigenschaft, den der Charak-
ter von einem anderen Vampir als einem Assamiten trinkt,
erleidet er 1 Stufe tödlichen Schaden. Dennoch erhöht
jede so erworbene Bluteigenschaft den Vorrat an Blutei-
genschaften entsprechend der getrunkenen Menge. Der
Spieler kann weder Seelenstärke noch andere Fähigkeiten
anwenden, um diesen Schaden zu absorbieren oder zu ver-
meiden. Im Kampf gegen die Schwäche der Kriegerkaste
darf er bei einem Fehlschlag eine Selbstbeherrschungs-
Herausforderung wiederholen.
GEBORSTENEN STEIN
15.05.2002, 14:31
Assamiten03.p65 80 15.05.2002, 14:39
 KAPITEL DREI:
SÖHNE UND
TÖCHTER HAQIMS

Wir wenigen, wir wenigen Glückliche, wir Brüder

Jeder, der heute sein Blut mit mir teilt,
Soll mein Bruder sein
- William Shakespear, Heinrich V.,
Akt IV. 3. Szene

Drei Kasten. Vier Fraktionen. Hundert Zungen. 10000 Jahre Geschichte.

Angesichts all dieser Faktoren ist das Beschreiben der Kinder Haqims keine
leichte Aufgabe. Trotzdem versuchen es einige. Die folgenden Charaktere kön-
nen als repräsentative Beispiele oder ungewöhnliche Ausnahmen für Assamiten
gelten, das liegt ganz alleine am Blickwinkel des Betrachters. Einige sind soweit
vorbereitet, um direkt für eine Chronik verwendet werden zu können, frisch vom
Berg Alamut und bereit, ihren Wert für den Clan zu beweisen – nur ihre Hinter-
gründe und ihre Fertigkeiten müssen noch angepaßt werden. Andere haben
zahllose Jahrhunderte kommen und gehen sehen und sollten nicht verärgert wer-
den, wenn man nicht riskieren will, von ihnen leergetrunken und als Warnung
für andere an einem Berghang liegen gelassen zu werden.

KAPITEL DREI: SÖHNE UND TÖCHTER HAQIMS

81

Assamiten03.p65 81 15.05.2002, 14:40

 SCHWARZER MANN
Zitat: Es gibt eine Planänderung, Süße – wir werden eine kleine
Reise machen. Wenn du schreist, bin ich gezwungen, dir dieses Nachforschungen ___________
Stuhlbein durchs Herz zu treiben und dich in einem Sack rauszu-
VORZÜGE & SCHWÄCHEN Heimlichkeit ___ Sicherheit
Handgemenge x2 _ Nahkampf x2
tragen. Meine Freunde wollen was von deinem Erzeuger, und du rung des Skorpion) FÄHIGKEITEN
bist das Tauschobjekt.
Quietus x2 (Totenstille, Berüh- ___________Rational ____
tel, Maske der 1000 Gesichter), ___ Umsichtig
Geduldig ____
Präludium: Einige reiche Leute leben in gesetzlosen Nischen
Verdunkelung x2 (Schattenman- ______ Schlau
Aufmerksam
DISZIPLINEN
der Welt. Viele davon haben Familie, und Sie wurden reich
GEISTIG
Entzückend
mit dem Wissen, wie viel Mitglieder dieser Familien wert sein Einschüchternd ______ Heiter
GESELLSCHAFTLICH
können. Manche glaubten, Sie würden bluffen, also vergru- EINFLUSS Muskulös ___
ben Sie die Leiche in einem namenlosen Grab. Meist aber er- ___________ __________
_____ Wild x2
_______
Rauh
Kräftig _____
Flink x2 ____
kannte der betroffene Ehemann, daß Sie es ernst meinten, ___________
___________
Ressourcen x3
Kontakte x2 _
KÖRPERLICH
und bekam seine Frau unbeschadet zurück. Natürlich nicht, ___________ Generation x2

ohne den angemessenen „Finderlohn“ zu zahlen. In einer klei-

HINTERGRUND BLUTES DES PFAD

nen Branche voller Amateure waren Sie ein Profi. Sie beschä- GEWISSEN/ ÜBERZEUGUNG
digten Ware erst, wenn der Schuldner die dritte Mahnung er-
halten und noch immer nicht gezahlt hat, arbeiteten aus Prin- SELBSTBEHERRSCHUNG/
zip nie an zwei Jobs in einem Land zur gleichen Zeit und hiel- INSTINKT
ten Vereinbarungen grundsätzlich ein.
MUT
Gelegentlich übernahmen Sie aus Spaß Fremdaufträge, NAME: _________________
etwa Ihren letzten Job. Ein Drogenkrieg oder so flammte in BLUTVORRAT KONZEPT: Schwarzer Mann
Afghanistan auf, und einer der Rivalen befand, er könne sei- CHRONIK: ______________
CLAN: Assamiten (Krieger)
nen Gegner besser zurückdrängen, wenn dessen Sohn bedroht GENERATION: 11. ______
würde. Die Bezahlung war gut – mit Heroin kann man an WILLENSKRAFT ALTER: ________________
manchen Orten besser bezahlen als mit Geld –, und außerdem WESEN: Rauhbein
VERHALTEN: Tagedieb
war der Job eine Herausforderung und nicht allzu gefährlich.
Alles lief glatt und sauber. Sie überwanden die Alarmanla-
ge des Drogenbosses, betraten das Zimmer des Jungen durchs
Fenster, während er schlief, und schalteten ihn per Betäu-
bungspfeil aus. 10 Minuten später fuhren Sie mit ihm davon.
Eine Stunde darauf waren Sie in der Luft und machten sich
zur Ablieferung in Kaschmir bereit.
50 Kilometer vor der Landung wachte der Junge auf,
schlich ins Cockpit und rammte Ihnen den Pfeil in den Nak-
ken. Als Sie erwachten, saß er auf Ihrer Brust und hielt Ih-
nen die Kanone ins Gesicht. Er erklärte, alles sei nur ein
Test gewesen und Sie hätten bestanden. Jetzt arbeiten Sie
für ihn und seine Organisation.
Konzept: Früher waren Sie professioneller Entführer, ließen
Menschen verschwinden und für den gebührenden Preis wie-
der auftauchen. Nun lassen Sie Vampire verschwinden – ei-
nige tauchen wieder auf, andere verschwinden für immer in
Alamut. Über Ihre neuen Fähigkeiten sind Sie glücklich,
auch wenn der Verlust an Freiheit Sie belastet. Sie arbeiteten
gern unabhängig und erledigen Ihre Jobs auch noch immer
mit Vorliebe allein.
Rollenspielhinweise: Höflichkeit kostet nichts. Tatsächlich
scheint man dadurch Kooperationswillen bei den Auftragge-
bern, den Ahnen, die Sie oft „bitten“, einen Auftrag zu über-
nehmen, und sogar bei Zielen erzeugen zu können. Sie haben
sich von moralischen Vorstellungen distanziert – die einfach-
ste Möglichkeit, Einfluß auf Personen auszuüben, ist es nun-
mal, etwas zu bedrohen, das ihnen viel bedeutet. Natürlich
würden Sie sich nie angreifbar machen, indem Sie sich um je-
manden scheren.
Ausrüstung: Injektionspistole mit Beruhigungsmittel, Elek-
troschocker, Chloroform mit Lappen, Pfähle, Klebeband,
Handschellen, Dietrichset, Glasschneider, Handbücher für
Alarmanlagen verschiedener Hersteller, Lieferwagen mit Bol-
zen und Fesseln im Laderaum

AssamitenTemplate01.p65 82 15.05.2002, 14:47

 NAME: WESEN: Rauhbein GENERATION: 11.
SPIELER: VERHALTEN: Tagedieb CLAN: Krieger
CHRONIK: KONZEPT: Schwarzer Mann ZUFLUCHT:

KÖRPERLICH
Körperkraft ........................
Geschick ............................
Widerstandsfähigkeit ........
ATTRIBUTE
GESELLSCHAFTLICH
Charisma ...........................
Manipulation ....................
Erscheinungsbild ...............
GEISTIG
Wahrnehmung ..................
Intelligenz ..........................
Geistesschärfe ...................

TALENTE
Ausdruck ...........................
Aufmerksamkeit ...............
Ausflüchte .........................
Ausweichen .......................
Einschüchtern ...................
Empathie ...........................
Führungsqualitäten ..........
Handgemenge ...................
Sportlichkeit .....................
Szenekenntnis ...................
FÄHIGKEITEN
FERTIGKEITEN
Etikette ..............................
Fahren ...............................
Handwerk ..........................
Heimlichkeit .....................
Nahkampf ..........................
Schußwaffen .....................
Sicherheit ..........................
Tierkunde ..........................
Überleben ..........................
Vortrag ...............................
KENNTNISSE
Akademisches Wissen ......
Computer ..........................
Finanzen ............................
Gesetzeskenntnis ..............
Linguistik ..........................
Medizin ..............................
Nachforschungen .............
Naturwissenschaften ........
Okkultismus ......................
Politik ................................

HINTERGRUND
Kontakte ..........................
Generation ......................
Ressourcen .....................
...........................................
...........................................
VORTEILE
DISZIPLINEN TUGENDEN
Quietus ............................ Gewissen/
Verdunkelung ................. Überzeugung .....................
........................................... Selbstbeherrschung/
........................................... Instinkt ..............................
........................................... Mut ....................................

VORZÜGE/ SCHWÄCHEN MENSCHLICHKEIT/ PFAD GESUNDHEIT

Blaue Flecken:
Pfad des Blutes Verletzt: -1
Schwer verletzt: -1
Verwundet: -2
WILLENSKRAFT Schwer verwundet: -2
Verkrüppelt: -5
Außer Gefecht:

SCHWÄCHE
BLUTVORRAT
Suchtgefahr durch Vitæ

AssamitenTemplate01.p65 83 15.05.2002, 14:47

 FAHRER
Zitat: Cincinnati nach Nashville? Klar. Gib mir eine halbe
Stunde, dann triff mich mit dem Paket unten vor dem Haus.
Handwerk ___
Handgemenge Szenekenntnis
Ich sollte es bis zur Dämmerung schaffen, auch wenn die Bau- VORZÜGE & SCHWÄCHEN
Fahren _____ __ Schußwaffen
Etikette ____ ___ Nahkampf
arbeiten auf der Interstate 71 ein wenig hinderlich sein werden. FÄHIGKEITEN
Präludium: Die Einsamkeit des Highways hat Ihnen Tempo), Quietus (Totenstille)
Nachdenklich ___________
Kenntnisreich ______ Weise
schon immer gefallen. Es war nicht wichtig, wohin Sie
Geschwindigkeit (Munterkeit, ____ Wachsam Intuitiv _____
DISZIPLINEN ___ Umsichtig
mußten, solange Sie noch Benzin im Tank hatten und eine
Einsichtig ___
GEISTIG
Straße, die sich vor Ihnen in Richtung Horizont erstreck- Überzeugend _ ___________
___ Würdevoll Diplomatisch
te. Mit dem Botenjob fingen Sie während Ihrer Schulzeit EINFLUSS
GESELLSCHAFTLICH
an, damals beförderten Sie in den Sommerferien Doku- ___________ __________
________ Zäh
_____ Schnell
Unermüdlich x2
Geschickt x2
mente für eine Anwaltskanzlei. Nach dem Abschluß bo- ___________
Ressourcen x3
Generation x2
(Straße x1) __
KÖRPERLICH
ten Ihnen Ihre vormaligen Arbeitgeber einen Kredit an, __ Kontakte x3 Einfluss _____

damit Sie Ihr Studium finanzieren konnten. Zwei Jahre

HINTERGRUND MENSCHLICHKEIT

später hatten Sie erkannt, daß Sie der Bürojob innerhalb
von vierzig Jahren eher umbringen würde als der Zusam-
menprall mit einer Leitplanke. Das Folgesemester bot Ih-
nen die Möglichkeit, ein kostenloses Fahrsicherheitstrai-
ning und Schießstunden zu nehmen. Zwei Monate später
waren Sie ausgebildeter Geldbote. Das Gehalt eines Jah-
res reichte aus, um den Kredit abzubezahlen, zwei weitere
ermöglichten es Ihnen, ein eigenes Fahrzeug zu kaufen und
sich anschließend selbständig zu machen.
Sie hielten sich mit legaler Arbeit über Wasser, auch wenn
es einige verlockende Angebote gab, bei denen Sie das Ge-
setz hätten übertreten müssen. Drogenschmuggel war zu ris-
kant – selbst wenn Sie nicht ins Gefängnis gemußt hätten,
hätten Sie all Ihre Lizenzen verloren. Doch in einigen Jobs,
die Sie erhielten, erkannten Sie ein Muster. Es gab da bei-
spielsweise den regelmäßigen Transport versiegelter, tiefgefro-
rener Behälter von Baltimore über New York nach
Bosten und wieder zurück. In ihnen wurden
Medikamente aufbewahrt, die zwischen
namenlosen Industrieanlagen hin- und
herbewegt werden mußten und deren
Ablieferungstermine immer sehr knapp
festgelegt waren. Sie zogen ein paar dis-
krete Erkundigungen über den Inhalt ein,
mehr um sicherzugehen, daß Sie nichts Ille-
gales transportierten als zur Befriedigung per-
sönlicher Neugier.
Eine Ihrer Erkundigungen war
nicht diskret genug. Ihre Auftrag-
geber hielten Sie für zu wertvoll
für ihre Operationen, um Sie
einfach umzubringen, also weih-
ten sie Sie in das Geheimnis um
die Lieferungen ein.
Konzept: Sie sind Sicher-
heitskurier und transportie-
ren Pakete, Passagiere und
gelegentlich ein Dokument,
das zu brisant ist, um es ein-
fach zu verschicken. Sie er-
hielten den Kuß ungefähr sechs
Monate vor dem Schisma des
Clans, und die Camarilla erschien
Ihnen weit anheimelnder als eine
Ansammlung massenmordender
Verrückter, die Angst vor der moder-
nen Technik hatten und bis an die Zäh-
GEWISSEN/ ÜBERZEUGUNG
SELBSTBEHERRSCHUNG/
INSTINKT
MUT
NAME: _________________
BLUTVORRAT KONZEPT: Fahrer
CHRONIK: ______________
CLAN: Assamiten (Krieger)
GENERATION: 11. ______
WILLENSKRAFT ALTER: ________________
WESEN: Einzelgänger
VERHALTEN: Konformist
ne bewaffnet waren. Natürlich stehen nicht wenige Prin-
zen den modernen Mitteln der Telekommunikation ableh-
nend gegenüber, daher transportieren Sie viele persönli-
che Schreiben zwischen einzelnen Städten hin und
her wie ein besserer Ponyexpreß mit Fangzähnen.
Rollenspielhinweise: Wenn Sie nicht gerade hin-
ter dem Lenkrad sitzen, stehen die Chancen gut,
daß es Sie bald wieder dahin zieht. Sie sind voller
Unruhe und jederzeit bereit, überall dahin zu ge-
hen, wo Sie bisher noch nicht waren und neue Stra-
ßen kennenzulernen. Sie nehmen Ihre Fahrkünste
sehr ernst – letztlich sind sie es, die Sie und
Ihre Persönlichkeit ausmachen –, daher
nehmen Sie keine unnötigen Risiken auf
sich (auch wenn Sie sehr gut darin sind,
die notwendigen einzugehen). Ihre Fahr-
zeuge sind immer in einem sehr guten
Zustand, und Sie sind was das angeht
auch sehr eigenwillig – jeder, der mit
Ihnen fährt, steigt besser ein, schnallt
sich an, hält den Mund und läßt Sie
Ihren Job erledigen.
Ausrüstung: Fahrerhandschuhe,
Mobiltelefon mit Freisprechanlage,
Palm VII mit Satelliten-Navigati-
onssystem, Bündel Straßenkarten
m i t Ihren Anmerkungen, Waffenschein
für verdeckte Waffen, Botenlizenz, lebens-
lange Mitgliedschaft im AAA, Glock 22,
Eagle Talon mit Allradantrieb, Jeep Grand
Cherokee mit Sicherheitsmodifikationen, gro-
ße Sammlung an Musik für lange Autofahrten

AssamitenTemplate02.p65 84 15.05.2002, 15:07

 NAME: WESEN: Einzelgänger GENERATION: 11.
SPIELER: VERHALTEN: Konformist CLAN: Krieger
CHRONIK: KONZEPT: Fahrer ZUFLUCHT:

KÖRPERLICH
Körperkraft ........................
Geschick ............................
Widerstandsfähigkeit ........
ATTRIBUTE
GESELLSCHAFTLICH
Charisma ...........................
Manipulation ....................
Erscheinungsbild ...............
GEISTIG
Wahrnehmung ..................
Intelligenz ..........................
Geistesschärfe ...................

TALENTE
Ausdruck ...........................
Aufmerksamkeit ...............
Ausflüchte .........................
Ausweichen .......................
Einschüchtern ...................
Empathie ...........................
Führungsqualitäten ..........
Handgemenge ...................
Sportlichkeit .....................
Szenekenntnis ...................
FÄHIGKEITEN
FERTIGKEITEN
Etikette ..............................
Fahren ...............................
Handwerk ..........................
Heimlichkeit .....................
Nahkampf ..........................
Schußwaffen .....................
Sicherheit ..........................
Tierkunde ..........................
Überleben ..........................
Vortrag ...............................
KENNTNISSE
Akademisches Wissen ......
Computer ..........................
Finanzen ............................
Gesetzeskenntnis ..............
Linguistik ..........................
Medizin ..............................
Nachforschungen .............
Naturwissenschaften ........
Okkultismus ......................
Politik ................................

HINTERGRUND
Einfluß ..............................
Generation ......................
Kontakte ..........................
Ressourcen .....................
...........................................
VORTEILE
DISZIPLINEN TUGENDEN
Geschwindigkeit ............ Gewissen/
Quietus ............................ Überzeugung .....................
........................................... Selbstbeherrschung/
........................................... Instinkt ..............................
........................................... Mut ....................................

VORZÜGE/ SCHWÄCHEN MENSCHLICHKEIT/ PFAD GESUNDHEIT

Blaue Flecken:
Verletzt: -1
Schwer verletzt: -1
Verwundet: -2
WILLENSKRAFT Schwer verwundet: -2
Verkrüppelt: -5
Außer Gefecht:

SCHWÄCHE
BLUTVORRAT
Suchtgefahr durch Vitæ

AssamitenTemplate02.p65 85 15.05.2002, 15:08

 TAKTISCHER KOORDINATOR
Zitat: Team zwei, los. Wenn ihr den Reifen nicht wechseln könnt,
klaut einen anderen Wagen und setzt euch in Bewegung. Ich brau-
___________ __________
___________ Führungsqual. x2
che euch vor Ort, ehe die Kunstausstellung vorüber ist und sich VORZÜGE & SCHWÄCHEN
Schußwaffen x2
___ Nahkampf
Einschüchtern
Akadem.Wissen x2
die Degenerierten in alle Winde zerstreuen. Team drei, der Polizei- FÄHIGKEITEN
funk meldet einen Kampf in einer Bar in eurer Gegend. Gruppiert
Quietus (Totenstille) Scharfsinnig ___________
Maske der 1000 Gesichter), Kenntnisreich x2 __ Wachsam x2
euch fünf Blocks weiter nördlich neu und grabt euch Ecke 7./Ma- Verdunkelung (Schattenmantel,
Geschwindigkeit (Munterkeit),
Achtsam ____ ______ Schlau

gnolia ein. Wir können uns nicht erlauben, entdeckt zu werden,

GEISTIG
DISZIPLINEN
Gebieterisch x2 ___________
bevor Carpenters Rudel sein Ablenkungsmanöver gestartet hat. Einschüchternd x2 ____ Würdevoll

Präludium: Ihre Karriere begann bei der Armee als Kopf ei-
Anziehend __ Überzeugend x2
GESELLSCHAFTLICH
ner Infanterieeinheit. Dabei lernten Sie, Menschen nur mit EINFLUSS ___________
______ Sehnig
Schnell _____
Hartnäckig __
Hilfe eines Funkgeräts und der taktischen Karte im eigenen ___________
___________
__________
__________
KÖRPERLICH
Kopf wie bei einem Schachspiel lenken. Nachdem Sie Ihren ___________ Gefolgsleute x3

Abschied genommen hatten, stiegen Sie bei den Bullen ein

HINTERGRUND MENSCHLICHKEIT

und wurden in kürzester Zeit zu einem der besten Krisenspe- GEWISSEN/ ÜBERZEUGUNG
zialisten einer Spezialeinheit des Polizeipräsidiums. In den
nächsten fünf Jahren bestand Ihre Arbeit darin, als Koordi- SELBSTBEHERRSCHUNG/
nator für ein SEK zu fungieren. Das lief gut, bis es zu der Gei- INSTINKT
selnahme kam, die in einem Fiasko endete und über ein Dut-
MUT
zend Zivilisten und vier Polizisten das Leben kostete. Die NAME: _________________
Nachforschungen verliefen glatt und gnadenlos, und Sie wur- KONZEPT: Takt. Koordinator
BLUTVORRAT CHRONIK: ______________
den augenblicklich von Ihrem Posten abgezogen und versetzt. CLAN: Assamiten antitribu
Eine Weile arbeiteten Sie als Ermittler in Texas, bis Sie die (Krieger) ___________
Vergangenheit einholte und man Sie fallen ließ. Danach ver- WILLENSKRAFT GENERATION: 13. ______
ALTER: ________________
schlug es Sie immer weiter nach Süden, und Sie übernahmen WESEN: Direktor
Gelegenheitsjobs als Wachmann, bis ein Waffenhändler aus VERHALTEN:Überlebenskünstler
Yucatan Sie anheuerte, um seine Privatarmee zu befehligen.
Nach einer Weile verlieh Ihr Boß Sie an Kollegen und Han-
delspartner. Sie wußten belastende Dinge über diese Leute,
doch Sie waren kein Bulle mehr. Außerdem war die Bezah- und Ihre Stimme. Erstere erlaubt Ihnen, ein vollständiges Bild
lung gut genug, um Ihr Gewissen zu beruhigen. Als Sie Ihr er- aller Ereignisse vor Augen zu haben, die sich in und um Ihre
stes Einsatzkommando anführten, um den Wohnsitz eines momentane Operation herum ereignen. Die zweite Eigen-
Minenmagnaten zu zerstören und alle Bewohner zu tö- schaft ist so trainiert, daß Sie sich selbst durch die stärk-
ten erkannten Sie, wie sehr Ihnen die Macht gefiel, die ste Statik oder den lautesten Lärm eines Feuergefech-
ein Feldkommandant besitzt. Unter Ihrem Befehl tes hindurch verständlich machen können.
standen 24 Männer mit automatischen Waffen, die Rollenspielhinweise: Sie sind ein minutiöser
jede Anweisung auf der Stelle ausführten. Jeder, auf Planer, aber Sie wissen auch, wann man im-
den Sie zeigten, wurde erschossen. Als Sie Ihren Boß provisieren muß. Vergessen Sie
nach getaner Arbeit fragten, wo Sie das nächste nie, daß man das Kommando
Mal eingesetzt würden, antwortete dieser: nur solange hat, wie man han-
„Wir erobern Corpus Christi.“ delt, als habe man die Situati-
Konzept: Schon wenige Monate on unter Kontrolle, selbst
nach den Erschaffungsriten wurden dann, wenn alles schiefgeht.
Sie in die Schwarze Hand aufge- Verhalten Sie sich Vorgesetz-
nommen und konnten Ihre Fähig- ten gegenüber respektvoll,
keiten als paramilitärischer An- aber akzeptieren Sie nicht je-
führer einsetzen – etwas, was der den Blödsinn, den Ihnen ein
Sabbat in diesen Nächten drin- arroganter Lasombra-Nomade
gend benötigt. Jeder kann schie- erzählt, nur weil er denkt, er sei
ßen, aber nur die wenigsten sind qualifiziert, einen Angriff auf
in der Lage, die Finger am Abzug eine Stadt zu planen, weil er Stirb
sechs rivalisierender Kriegsrudel langsam 1-3 gesehen hat. Sie emp-
zu koordinieren, die weit in einer finden keine Reue beim Gedanken
von der Camarilla beherrschten Stadt an das, was Sie einmal waren – der
verstreut sind. Sie treffen nur selten Aufnahmeritus sorgte dafür.
auf die Vampire, die Sie führen – sie Ausrüstung: Funkgerät mit Kopfhörer,
sind nur eine Liste von Namen, Fähig- Handy, Nachtsichtgerät, SWAT-Schutz-
keiten und Stimmen aus dem Funkgerät. anzug, Beretta 92F, AK-47, verbeulter
Ihre wertvollsten Eigenschaften sind Ihre Landrover mit Feldradio, zwei Ghul-Leib-
Fähigkeit, Situationen vorauszusehen wächter mit gestohlenen Polizeiuniformen

AssamitenTemplate03.p65 86 15.05.2002, 15:11

 NAME: WESEN: Direktor GENERATION: 13.
SPIELER: VERHALTEN: Überlebenskünstler CLAN: Krieger antitribu
CHRONIK: KONZEPT: Taktischer Koordinator ZUFLUCHT:

KÖRPERLICH
Körperkraft ........................
Geschick ............................
Widerstandsfähigkeit ........
ATTRIBUTE
GESELLSCHAFTLICH
Charisma ...........................
Manipulation ....................
Erscheinungsbild ...............
GEISTIG
Wahrnehmung ..................
Intelligenz ..........................
Geistesschärfe ...................

TALENTE
Ausdruck ...........................
Aufmerksamkeit ...............
Ausflüchte .........................
Ausweichen .......................
Einschüchtern ...................
Empathie ...........................
Führungsqualitäten ..........
Handgemenge ...................
Sportlichkeit .....................
Szenekenntnis ...................
FÄHIGKEITEN
FERTIGKEITEN
Etikette ..............................
Fahren ...............................
Handwerk ..........................
Heimlichkeit .....................
Nahkampf ..........................
Schußwaffen .....................
Sicherheit ..........................
Tierkunde ..........................
Überleben ..........................
Vortrag ...............................
KENNTNISSE
Akademisches Wissen ......
Computer ..........................
Finanzen ............................
Gesetzeskenntnis ..............
Linguistik ..........................
Medizin ..............................
Nachforschungen .............
Naturwissenschaften ........
Okkultismus ......................
Politik ................................

HINTERGRUND
Gefolgsleute ..................
Mitglied der Schw. Hand
...........................................
...........................................
...........................................
VORTEILE
DISZIPLINEN TUGENDEN
Geschwindigkeit ............ Gewissen/
Quietus ............................ Überzeugung .....................
Verdunkelung ................. Selbstbeherrschung/
........................................... Instinkt ..............................
........................................... Mut ....................................

VORZÜGE/ SCHWÄCHEN MENSCHLICHKEIT/ PFAD GESUNDHEIT

Blaue Flecken:
Verletzt: -1
Schwer verletzt: -1
Verwundet: -2
WILLENSKRAFT Schwer verwundet: -2
Verkrüppelt: -5
Außer Gefecht:

SCHWÄCHE
BLUTVORRAT
Suchtgefahr durch Vitæ

AssamitenTemplate03.p65 87 15.05.2002, 15:11

 VERTRAGSRECHTLERIN
Zitat: Was? Sie wollen, dass ich jemanden für Sie umbringe?
Ausgeschlossen. So unzivilisierte Dinge mache ich nicht. (Pause)
Gesetzeskenntnis ___________
Führungsqualitäten ______ Politik
Allerdings kenne ich einige Personen, die solch geschmacklose Auf- Ausflüchte __ ____ Nahkampf
Ausdruck ___ Handgemenge
träge annehmen, und es würde mich freuen, wenn ich Sie mit ei- VORZÜGE & SCHWÄCHEN FÄHIGKEITEN
nem von ihnen bekannt machen dürfte... für eine gewisse Provisi- Quietus (Todesstille) ____ Wachsam Hingebungsvoll
on, versteht sich.
Maske der 1000 Gesichter), ______ Schlau Achtsam x2 _
Verdunkelung (Schattenmantel,
Präludium: Sie waren schon immer ein sehr properes Mäd-
GEISTIG
DISZIPLINEN
Geistreich __
chen (einige sagten „seltsam“). Die Eleganz eines gut durch- Überzeugend x3
_ Redegewandt
Entzückend _
Diplomatisch
organisierten Systems sprach Sie schon immer an. Es kam Recht x3 ___
GESELLSCHAFTLICH
nicht darauf an, wie dieses System aussah und was es beinhal- EINFLUSS ___________
___ Tatkräftig
Ausdauernd _
Agil _______
tete – Berechnungen, Musik, Computer, Geschäft –, Sie wa- ___________
Ressourcen x3
__________
(Recht x1) __
KÖRPERLICH
ren glücklich, solange Sie es analysieren und das Zusammen- Verbündete x3 Einfluß _____

spiel seiner einzelnen Bestandteile, deren Gesamtheit größer

HINTERGRUND MENSCHLICHKEIT

war als die Summe der Einzelteile, nachvollziehen konnten. GEWISSEN/ ÜBERZEUGUNG
Aus Ihnen wäre fast eine Buchhalterin geworden, doch ein
großzügiges Stipendium sorgte dafür, daß Sie sich statt dessen SELBSTBEHERRSCHUNG/
der Juristerei zuwandten. Um Ordnung in eine chaotische INSTINKT
Welt zu bringen, wandten Sie sich gleich nach dem Examen
MUT
der strafrechtlichen Verfolgung Krimineller zu. NAME: _________________
Drei Jahre am Hamburger Landgericht machten Sie zum BLUTVORRAT
KONZEPT: Vertragsrechtlerin
Schatten Ihrer selbst. Jeder Tag brachte neue Grausamkeiten CHRONIK: ______________
CLAN: Assamiten (Krieger)
mit sich, eine weitere Bestie in Menschengestalt, der Sie sich GENERATION: 13. ______
im Gerichtssaal gegenübersahen. Bitter mußten Sie feststel- WILLENSKRAFT ALTER: ________________
len, daß Sie die Welt kein bißchen verändern konnten. Eines WESEN: Traditionalist
VERHALTEN: Richter
Abends, als Sie mit einem Kollegen einen trinken gewesen
waren, erkannten Sie, was Sie falsch gemacht hatten und wie
Sie diesen Fehler wiedergutmachen konnten. Anstatt Ord-
nung aufrechtzuerhalten, wollten Sie sie neu einführen. Sie
nahmen Urlaub und widmeten sich dem Ver-
tragsrecht. Nach knapp sechs Monaten ar- des Clans wurden Sie zur Entrechteten, aber Sie unterhalten
beiteten Sie für einen der größten Waffen- noch immer ein weit verzweigtes Netz an Kontakten mit
hersteller Deutschlands und setzten Ver- Kriegern auf allen Seiten.
träge über mehrere Milliarden Euro auf. Rollenspielhinweise: Sie sehen sich als eine notwendige
Während der Verhandlungen mit einer Schnittstelle zwischen den „Service-Anbietern“ der Krieger-
Firma aus dem Mittleren Osten trat deren kaste und den „Klienten“, die deren Dienste in Anspruch
Vertreter an Sie heran und unterbreitete nehmen wollen. Machen Sie stets Ihre Professionalität
Ihnen ein lukratives Angebot. Er hatte deutlich und behandeln Sie diejenigen her-
Ihre Arbeitsweise studiert und lobte die Klarheit ablassend, die die einzelnen Konditionen
und Präzision, mit der Sie die Einwände und Be- Ihrer Verträge nicht verstehen. Sie sind
gründungen Ihrer Seite darlegten. Seine Firma definitiv auf der Seite der Kinder
konnte jemanden mit Ihren Fähigkeiten gut ge- Haqims (allerdings nicht auf der Seite
brauchen, wenn es darum ging, mit den Mächti- einer bestimmten Fraktion). Das ver-
gen der Alten Welt zu verhandeln, die keinen leiht Ihnen ein gewisses arrogantes
Respekt für die arabischen Nationen aufbrach- Auftreten – von Natur aus mögen
ten. Das Gehalt war doppelt so hoch, wie Sie Sie keine Mörderin sein, doch viele
verlangt hätten, die Gesundheitsvorsorge, wie Ihrer Freunde sind es, und es wür-
sich später ergab, nicht. de sie sehr verärgern, wenn derje-
Konzept: Die Kriegerkaste der Assamiten ist nigen etwas zustieße, der sie ihre
bekannt dafür, daß sich viele ihrer Mitglieder als Aufträge verdanken.
Söldner anwerben lassen. Diese Arbeiten umfas- Ausrüstung: Brieftasche aus Kro-
sen Jobs als Leibwächter, Assassinen und esoteri- koleder, sündhaft teure Gardero-
schere Unternehmungen. Irgend jemand muß be, Ordner voller Vertragsvor-
diese Krieger vertreten, um sicherzustellen, daß drucke (Vertrag für Assassinen,
sie nicht in Gefahr geraten, wegen eines unwür- Vertrag für Leibwächter, Vertrag
digen Abkommens das Gesicht zu verlieren für Sicherheitsberatung, Vertrag über
oder in einen Vertrag mit Erfolgsklausel zu tap- psychologische Kriegsführung... ),
pen. Sie sind die perfekte Verhandlungspartne- IMI Desert Eagle .50 (noch nie ab-
rin und ziehen einen ansehnlichen Profit aus gefeuert), Mobiltelefon mit einem
den Vereinbarungen, die ohne Sie gar nicht zu- Dutzend Telefonnummern von
stande gekommen wären. Durch das Schisma Kriegern im Schnellwahlspeicher

AssamitenTemplate04.p65 88 15.05.2002, 15:14

 NAME: WESEN: Traditionalist GENERATION: 13.
SPIELER: VERHALTEN: Richter CLAN: Krieger
CHRONIK: KONZEPT: Vertragsrechtlerin ZUFLUCHT:

KÖRPERLICH
Körperkraft ........................
Geschick ............................
Widerstandsfähigkeit ........
ATTRIBUTE
GESELLSCHAFTLICH
Charisma ...........................
Manipulation ....................
Erscheinungsbild ...............
GEISTIG
Wahrnehmung ..................
Intelligenz ..........................
Geistesschärfe ...................

TALENTE
Ausdruck ...........................
Aufmerksamkeit ...............
Ausflüchte .........................
Ausweichen .......................
Einschüchtern ...................
Empathie ...........................
Führungsqualitäten ..........
Handgemenge ...................
Sportlichkeit .....................
Szenekenntnis ...................
FÄHIGKEITEN
FERTIGKEITEN
Etikette ..............................
Fahren ...............................
Handwerk ..........................
Heimlichkeit .....................
Nahkampf ..........................
Schußwaffen .....................
Sicherheit ..........................
Tierkunde ..........................
Überleben ..........................
Vortrag ...............................
KENNTNISSE
Akademisches Wissen ......
Computer ..........................
Finanzen ............................
Gesetzeskenntnis ..............
Linguistik ..........................
Medizin ..............................
Nachforschungen .............
Naturwissenschaften ........
Okkultismus ......................
Politik ................................

HINTERGRUND
Einfluß ..............................
Ressourcen .....................
Verbündete ....................
...........................................
...........................................
VORTEILE
DISZIPLINEN TUGENDEN
Quietus ............................ Gewissen/
Verdunkelung ................. Überzeugung .....................
........................................... Selbstbeherrschung/
........................................... Instinkt ..............................
........................................... Mut ....................................

VORZÜGE/ SCHWÄCHEN MENSCHLICHKEIT/ PFAD GESUNDHEIT

Blaue Flecken:
Verletzt: -1
Schwer verletzt: -1
Verwundet: -2
WILLENSKRAFT Schwer verwundet: -2
Verkrüppelt: -5
Außer Gefecht:

SCHWÄCHE
BLUTVORRAT
Suchtgefahr durch Vitæ

AssamitenTemplate04.p65 89 15.05.2002, 15:14

 RUFMÖRDERIN
Zitat: Mein Prinz, ich bin nur eine frisch losgesprochene Neu-
geborene, die dumm genug war, ohne vereinbarten Termin für
Etikette ____ ___________
Einschüchtern _ Okkultismus
eine Audienz vor Euch zu treten. Doch heute Nacht konnte ich Ausdruck x2
Ausflüchte __
____ Nahkampf
Handgemenge
im Elysium ein Gespräch belauschen, über das Euch augen- VORZÜGE & SCHWÄCHEN FÄHIGKEITEN
blicklich in Kenntnis zu setzen ich als Eure loyale Untertanin (Totenstille)
____ WachsamKlug _______
_____ Kreativ
Achtsam x2 _
für meine Pflicht hielt.
Aura-Wahrnehmung), Quietus x1
Auspex x1 (Geschärfte Sinne,
GEISTIG
Präludium: Als jüngstes Kind eines arabischen Ölmagna- DISZIPLINEN ___________ Geistreich __
___ Verlockend Elegant ____
ten wurden Sie in einen Reichtum und in Privilegien hin- Redegewandt
___ Gewinnend
Betrügerisch
Ausdrucksvoll
eingeboren, von denen die meisten anderen Menschen EINFLUSS
__ GESELLSCHAFTLICH
nicht mal träumen können. Als Sie alt genug warst, um ___________ Generation x1
Unerschütterlich ___________
Anmutig x2 _ ___________
andere mit Hohn und Spott zu betrachten, hingen Sie mit _____ Ruhm x1
Ressourcen x4
Medien x1) __
Society x1, __
KÖRPERLICH
der Elite des Mittleren Ostens und des Mittelmeerraums ___ Herde x3 Einfluß (High _

herum und bereisten mit dem Jet Ihres Vaters ganz Europa
HINTERGRUND MENSCHLICHKEIT

und Südwestasien. Dort pflegten Sie Umgang mit den Mit-
gliedern von Königshäusern und denjenigen, die sich da-
für hielten. Nur wenige Jahre später erkannten Sie, daß
Reichtum, sobald er einen bestimmten Punkt überschrei-
tet, unwichtig wird – ein reines Werkzeug, mit dem man
andere Werkzeuge erwerben konnte. Die wahre Weltwäh-
rung sind Reputation und Glaubwürdigkeit.
Als Sie Ihren Schulabschluß machten, hatten Sie schon
Erfahrungen in den Korridoren der Macht eines halben
Dutzends Länder sammeln können. Die Beziehungen Ih-
res Vaters ermöglichten Ihnen den Zugang zu Empfängen
in Botschaften, Aktionärsversammlungen großer Konzer-
ne und allen anderen Orten, wo er sonst noch Geschäfte
tätigte. Aus diesen Quellen erwuchs Ihr eigener Einfluß.
Die Leute hingen an Ihren Lippen und wetteiferten um
Ihre Anwesenheit und Gunst. Das war ein guter
Grundstein für Ihre Machtbasis. Wenn Sie jemand
verärgerte, behinderte oder anderweitig störte,
reichte ein wohlplazierter Satz aus, um ihn
über Jahre hinweg auf alle schwarzen Listen
zu setzen. Für Sie war das alles nur ein
Spiel, und Sie beherrschten es perfekt.
Als Sie die Hälfte Ihrer Universitätsaus-
bildung hinter sich hatten, wurde Ihnen
dieser Zeitvertreib zu langweilig. Etwas
schien zu fehlen, und es brauchte meh-
rere Monate, bis Sie erkannten, was es
war: ein Ziel. Sie konnten die meisten
Menschen für sich gewinnen, wenn Sie
nur ein paar Minuten mit ihnen redeten
und ihnen zukünftige Gefallen ver-
sprachen, aber Sie hatten kein grö-
ßeres Ziel, auf das Sie hinarbeiteten.
Dann bot Ihnen eines Nachts
während einer Kunstausstellung in
Tel Aviv jemand an, die nächste Stufe
Ihres Spiels kennenzulernen. Als Sie
einwilligten, lernten Sie ein ganz neues
Regelsystem kennen – und damit auch
ein Ziel für Ihre Bestrebungen.
Konzept: Als vormalige Dilettantin ver-
halten Sie sich noch immer wie ein ver-
hätscheltes, reiches Gör. Ihr Erzeuger
schenkte Ihnen den Kuß in der Hoff-
nung, über Sie Verbündete in und
Zugang zu den von der Camarilla
GEWISSEN/ ÜBERZEUGUNG
SELBSTBEHERRSCHUNG/
INSTINKT
MUT
NAME: _________________
BLUTVORRAT
KONZEPT: Rufmörderin
CHRONIK: ______________
CLAN: Assamiten (Wesir)
GENERATION: 12. ______
WILLENSKRAFT ALTER: ________________
WESEN: Richter
VERHALTEN: Bonvivant
gehaltenen Städten zu erlangen, und diese Hoffnung ha-
ben Sie nicht enttäuscht. Allerdings beginnen Sie, den
Glauben an den „großen Plan“ zu verlieren, den er Ih-
nen offenbarte. Jetzt suchen Sie nach Wegen, sich
eine eigene einflußreiche Position in der Stadt zu
schaffen. Die Camarilla gefällt Ihnen besser, als es
Alamut je konnte. Sie bietet all den Prunk und die
Ablenkungen, die bei den Assamiten keine Bedeu-
tung haben. Möglicherweise wird es Zeit für Sie, ein
neues Spiel mit neuen Spielern zu beginnen.
Rollenspielhinweise: Lächeln Sie höhnisch, wenn
sich die Dinge so entwickeln, wie Sie es wollen.
Ansonsten schmollen Sie. Trotz des Mangels
an Hormonen sind viele junge Vampire emp-
fänglich für Ihre ungezügelte sexuelle Aus-
strahlung, und ebenso verhält es sich natür-
lich mit den Sterblichen. Sie beherrschen
die Statusspielchen des Elysiums besser als
jede andere Neugeborene, und Einfluß ist
eine bessere Waffe als ein Gewehr. Sie sind
besessen von gesellschaftlichen Ränken
wie dem Gewähren und Einfordern von
Gefallen. Wenn die Waagschalen aus Ih-
rer Sicht nicht exakt ausbalanciert sind,
unternehmen Sie alles, um sie nach Ih-
ren Vorstellungen zu richten – oder die
Oberhand zu gewinnen.
Ausrüstung: Was bedeuten Besitztü-
mer? Sie kaufen einfach, was immer
Sie gerade benötigen.

AssamitenTemplate05.p65 90 15.05.2002, 15:18

 NAME: WESEN: Richter GENERATION: 12.
SPIELER: VERHALTEN: Bonvivant CLAN: Wesir
CHRONIK: KONZEPT: Rufmörderin ZUFLUCHT:

KÖRPERLICH
Körperkraft ........................
Geschick ............................
Widerstandsfähigkeit ........
ATTRIBUTE
GESELLSCHAFTLICH
Charisma ...........................
Manipulation ....................
Erscheinungsbild ...............
GEISTIG
Wahrnehmung ..................
Intelligenz ..........................
Geistesschärfe ...................

TALENTE
Ausdruck ...........................
Aufmerksamkeit ...............
Ausflüchte .........................
Ausweichen .......................
Einschüchtern ...................
Empathie ...........................
Führungsqualitäten ..........
Handgemenge ...................
Sportlichkeit .....................
Szenekenntnis ...................
FÄHIGKEITEN
FERTIGKEITEN
Etikette ..............................
Fahren ...............................
Handwerk ..........................
Heimlichkeit .....................
Nahkampf ..........................
Schußwaffen .....................
Sicherheit ..........................
Tierkunde ..........................
Überleben ..........................
Vortrag ...............................
KENNTNISSE
Akademisches Wissen ......
Computer ..........................
Finanzen ............................
Gesetzeskenntnis ..............
Linguistik ..........................
Medizin ..............................
Nachforschungen .............
Naturwissenschaften ........
Okkultismus ......................
Politik ................................

HINTERGRUND
Einfluß ..............................
Generation ......................
Herde ...............................
Ressourcen .....................
Ruhm .................................
Status ..............................
VORTEILE
DISZIPLINEN TUGENDEN
Auspex ............................. Gewissen/
Quietus ............................ Überzeugung .....................
........................................... Selbstbeherrschung/
........................................... Instinkt ..............................
........................................... Mut ....................................
...........................................

VORZÜGE/ SCHWÄCHEN MENSCHLICHKEIT/ PFAD GESUNDHEIT

Blaue Flecken:
Verletzt: -1
Schwer verletzt: -1
Verwundet: -2
WILLENSKRAFT Schwer verwundet: -2
Verkrüppelt: -5
Außer Gefecht:

SCHWÄCHE
BLUTVORRAT
Suchtgefahr durch Vitæ

AssamitenTemplate05.p65 91 15.05.2002, 15:18

 ARCHÄOLOGE
Zitat: Nun, das ist zwar nicht aus der Ära der zweiten Stadt...
aber es könnte zumindest aus Karthago stammen. Siehst du das
__________ ___________
(Arabisch,Sanskrit) ___ Überleben
Symbol, das hier in die Ecke gekratzt wurde? Dabei handelt es sich VORZÜGE & SCHWÄCHEN
Linguistik x2 Okkultismus x2
Akadem.Wissen ___ Nahkampf
um eine Variation des persönlichen Siegels eines Brujah-Ahnen. FÄHIGKEITEN
Gib mir mal den Spatel. Paß aber auf, wo du deine Hände hinlegst
(Schattenmantel) Geduldig ____ ___________
durch den Geist), Verdunkelung Einsichtig ___ ______ Weise
– manchmal wachen sie nämlich auf.
Aura-Wahrnehmung, Berührung Achtsam ____ Kenntnisreich x2
Auspex x3 (Geschärfte Sinne,
Präludium: Ein Stück Geschichte in Händen zu halten, zu-
GEISTIG
DISZIPLINEN
sehen zu können, wie es zu neuem Leben erwacht, es zu rei- _ Würdevoll x2 Diplomatisch _
nigen und wieder zusammenzufügen und es zu guter Letzt GESELLSCHAFTLICH
wieder in die Welt zu entlassen, indem Sie es in einer Aus- EINFLUSS ________ Zäh
___ Tatkräftig
Schnell _____
Ausdauernd x2
stellung vorstellen – das hat etwas. Es ist fast so, als würde ___________
____ Ruhm x1
__________
Kontakte x2 _
KÖRPERLICH
man ein Kind aufziehen, und Sie haben viele Kinder dort Ressourcen x1 Generation x5

draußen, verstreut von New York bis London, Kairo, Bombay

HINTERGRUND MENSCHLICHKEIT

und Bangkok. GEWISSEN/ ÜBERZEUGUNG

Ihre letzte Reise auf die arabische Halbinsel sollte für fünf
Jahre vorerst die letzte sein, in der Zwischenzeit wollten Sie SELBSTBEHERRSCHUNG/
Ihren Lehrstuhl an der Universität wieder einnehmen. Sie INSTINKT
waren entschlossen, das eine Fundstück zu entdecken, das Ih-
MUT
nen einen Platz in den Geschichtsbüchern einbringen würde. NAME: _________________
Das Satelliten-Radar hatte einen Komplex von bisher unent- BLUTVORRAT
KONZEPT: Archäologe
deckten Ruinen aufgespürt, und Ihr Team war das erste am CHRONIK: ______________
CLAN: Assamiten (Wesir)
Fundort. GENERATION: 8. _______
Drei Wochen des Grabens förderten wenig Bedeutsames zu WILLENSKRAFT ALTER: ________________
Tage: ein paar Töpfe, einige Haushaltsgegenstände, nichts WESEN: Architekt
VERHALTEN: Visionär
Wichtiges. Ihre Kollegen begannen zu verzweifeln, doch Sie
blieben unbeirrbar. Sicherlich würden die nächste aufgedeck-
te Kammer, das nächste verschüttete Haus irgend etwas
Wertvolles für Sie bereithalten. Ihre Überzeugung
und Gewißheit trieb Sie zur nächtlichen Arbeit,
Schlaf erlaubten Sie sich nur für ein paar Stun- Konzept: Aus Ihrem Blickwinkel sehen Sie sich zwar als
den am Tag, wenn es zu heiß war, um weiterzu- Kind Haqims, doch nur im akademischen Sinne. Sie tun
machen. Sie schlangen das geschmacklose Mahl heute fast die gleichen Dinge wie früher, als Sie noch leb-
herunter und kehrten so schnell wie möglich an ten. Der Unterschied liegt darin, daß Ihre Assistenten jetzt
die Ausgrabungsstätten und in den Staub zurück. mehr arbeiten müssen. Hin und wieder ruft Ihr Erzeuger
Dann, unter den eingestürzten Wänden des nach Ihnen, um von Ihrem Wissen zu profitieren. Sie
Tempels eines vergessenen Gottes, stießen Sie erklären ihm die Welt, die er nicht versteht,
auf eine Krypta, die über Jahrhunderte ver- und er übergibt Ihnen den Schlüssel zu ei-
siegelt gewesen und deren Einstiegsdek- ner Ära, die er selbst miterlebt hatte. Es
kel durch eine Steinverwerfung gebor- scheint Ihnen fast, als würde er auf ein
sten war. Nachdem Sie sich in aller Eile bestimmtes Ziel hinarbeiten – Sie
eine Taschenlampe und eine Videoka- wünschten, Sie könnten erkennen, um
mera genommen hatten, machtest Sie was es sich dabei handelt.
sich, die muffige Luft und die Hinder- Rollenspielhinweise: Sie sind kein
nisse auf dem Boden ignorierend, auf fäusteschwingender Abenteurer wie
und stiegen hinab. Indiana Jones. Überlassen Sie diesen
Sie waren nicht allein in der Dun- Blödsinn den Kriegern – Ihre Beute
kelheit. Ein eiserner Griff umklam- heißt Wissen, und die verheerenden
merte Sie und drückte Sie gegen die Auswirkungen der Zeit sind Ihr Feind. Die
Wand. Eine eisige Präsenz durch- Politik der Kainiten langweilt Sie. Sie
leuchtete Ihren Verstand. Dann er- haben sich nur deshalb mit diesen Ca-
klang eine Stimme, die nach tausend marilla-Burschen zusammengetan,
Jahren des Schweigens rauh war und eine weil sie über ein enormes Wissen ver-
Sprache sprach, die Sie nur in der Theorie fügen und Ihnen den Rücken von den
studieren konnten, da sie schon lange nie- lästigen Jüngern des Set freihalten.
mand mehr beherrschte. Sie machte Ihnen ein Ausrüstung: Rucksack, Schlafsack,
Angebot: Ihre Ergebenheit und Ihr Wissen über Hacke, Schaufel, eine Vielzahl anderer
die moderne Welt im Austausch für Antworten, kleiner Ausgrabungswerkzeuge, Lampe,
von deren Fragen Sie nicht einmal gewußt hat- Notizbücher, Karten, tragbares Satellitennavi-
ten, daß sie existierten. Natürlich kannte die gationsgerät, zerknitterte Bewilligungsschrei-
Kreatur Ihre Antwort schon im voraus. ben von drei Museen

AssamitenTemplate06.p65 92 15.05.2002, 15:21

 NAME: WESEN: Architekt GENERATION: 8.
SPIELER: VERHALTEN: Visionär CLAN: Wesir
CHRONIK: KONZEPT: Archäologe ZUFLUCHT:

KÖRPERLICH
Körperkraft ........................
Geschick ............................
Widerstandsfähigkeit ........
ATTRIBUTE
GESELLSCHAFTLICH
Charisma ...........................
Manipulation ....................
Erscheinungsbild ...............
GEISTIG
Wahrnehmung ..................
Intelligenz ..........................
Geistesschärfe ...................

TALENTE
Ausdruck ...........................
Aufmerksamkeit ...............
Ausflüchte .........................
Ausweichen .......................
Einschüchtern ...................
Empathie ...........................
Führungsqualitäten ..........
Handgemenge ...................
Sportlichkeit .....................
Szenekenntnis ...................
FÄHIGKEITEN
FERTIGKEITEN
Etikette ..............................
Fahren ...............................
Handwerk ..........................
Heimlichkeit .....................
Nahkampf ..........................
Schußwaffen .....................
Sicherheit ..........................
Tierkunde ..........................
Überleben ..........................
Vortrag ...............................
KENNTNISSE
Akademisches Wissen ......
Computer ..........................
Finanzen ............................
Gesetzeskenntnis ..............
Linguistik ..........................
Medizin ..............................
Nachforschungen .............
Naturwissenschaften ........
Okkultismus ......................
Politik ................................

HINTERGRUND
Generation ......................
Kontakte ..........................
Ressourcen .....................
Ruhm .................................
...........................................
VORTEILE
DISZIPLINEN TUGENDEN
Auspex ............................. Gewissen/
Verdunkelung ................. Überzeugung .....................
........................................... Selbstbeherrschung/
........................................... Instinkt ..............................
........................................... Mut ....................................

VORZÜGE/ SCHWÄCHEN MENSCHLICHKEIT/ PFAD GESUNDHEIT

Blaue Flecken:
Verletzt: -1
Schwer verletzt: -1
Verwundet: -2
WILLENSKRAFT Schwer verwundet: -2
Verkrüppelt: -5
Außer Gefecht:

SCHWÄCHE
BLUTVORRAT
Suchtgefahr durch Vitæ

AssamitenTemplate06.p65 93 15.05.2002, 15:21

 PARIA
Zitat: Geh und such dir eine eigene Gasse. Das ist meine.
Willst du drum kämpfen? __________ ___________
Okkultismus _ ___ Überleben
Einleitung: Sie wurden auf einer Straße in Neu-Delhi ge- VORZÜGE & SCHWÄCHEN
Heimlichkeit ____ Tierkunde

boren – buchstäblich, wenn Sie den konfusen Geschich-

ten Ihrer Mutter Glauben schenken. Ihre ersten Erinne-
Quietus (Todesstille)
schwindigkeit (Munterkeit),
rungen drehen sich um die Beine von Passanten, die vor- Auspex (Geschärfte Sinne), Ge-
Tierhaftigkeit (Wildes Flüstern),
Handgemenge x2 Szenekenntnis
FÄHIGKEITEN
_________ ___________
Listig ______ __ Wachsam x2
Intuitiv ____ ___ Umsichtig

beigingen, und eine Bettelschale, die so leer war wie Ihr DISZIPLINEN
___________
GEISTIG
__________
Magen. Als Sie älter wurden, lernten Sie noch andere Din- _ Überzeugend Gewinnend __

ge außer Betteln. Zuerst kam Diebstahl, durch den Sie an

GESELLSCHAFTLICH
Standhaft __ ___________
einige Handtaschen oder an Lebensmittel von den Stän- EINFLUSS Schnell x2 __ Unverwüstlich

den auf den Straßen kamen. Dann kam das Kämpfen, ge-
Kräftig _____ Unermüdlich x2
___________ __________
___________ __________
KÖRPERLICH
boren aus mehr Prügeln, die Sie einstecken mußten, als Sie _ Generation x2 Gefolgsleute x3

zählen konnten. Und als Sie gut genug im Kämpfen gewor- HINTERGRUND MENSCHLICHKEIT
den waren, lernten Sie, all jene zu töten, die Sie oder Ihre GEWISSEN/ ÜBERZEUGUNG
Familie bedrohten.
Leider waren Sie nicht gut genug, um sie vor den Mon- SELBSTBEHERRSCHUNG/
stern zu beschützen. Während der letzten Regenzeit hör- INSTINKT
ten Sie Geschichten über Dinge, die durch die Nacht strei-
MUT
fen, Avatare der Götter, die zu bösen Menschen kamen, NAME: _________________
um sie zu bestrafen. Sie taten diese Erzählungen als Fase- BLUTVORRAT
KONZEPT: Paria
leien betrunkener alter Männer ab – bis Sie eines Morgens CHRONIK: ______________
CLAN: Assamiten (Wesir)
nach Hause kamen und Ihre Mutter und Schwestern, wie GENERATION: 13. ______
Puppen zerbrochen, in der Hütte verstreut wiederfanden. WILLENSKRAFT ALTER: ________________
Sie konnten den Priestern das Geld für die Beerdigungsri- WESEN:Überlebenskünstler
ten nicht bezahlen, also legten Sie einfach ein Feuer, lie- VERHALTEN:Überlebenskünstler
ßen die Hütte niederbrennen und beteten das erste Mal in
Ihrem Leben.
Zwei Nächte später verließ Sie Ihr eigenes Glück, als
Sie in einen Kampf zwischen den Monstern hinein-
gerieten. Eines von ihnen packte Sie und riß Ih-
nen die Kehle auf – also schlugen Sie ebenso stellt sind, gelingt es Ihnen, sich von Nacht zu
hart zurück. Sie würden ohnehin sterben, oder? Nacht am Unleben zu erhalten, indem Sie
Tatsächlich taten Sie genau das nicht. Jedenfalls Sterblichen aus niedrigen Kasten Blut und
nicht richtig. Geld rauben. Sie sind besessen von Ihrer
Konzept: Sie sind ein Straßenkind. Ihre Zeugung war eigenen Sicherheit, aber Sie sind auch von
ein Unfall, das Ergebnis eines schlampigen und ver- der neugierigen Sorte. Das veranlaßt Sie
zweifelten Versuchs eines Kindes Haqims, von Ihnen zu häufiger, mit einem Klüngel herumzuzie-
trinken, während es gegen ein... anderes Ding ums hen, um mehr über das zu erfahren,
Überleben kämpfte. Seitdem haben Sie erst eine was aus Ihnen geworden ist.
weitere Vampirin getroffen. Die sich aus dem Ausrüstung: rostiges Messer, zwei
kurzen Gespräch mit ihr ergebenen Informatio- Pfähle, drei Ghul-Wachhunde, Lei-
nen boten gerade genug Inhalt, um Ihnen klar- nensack voller gestohlener Dinge
zumachen, was aus Ihnen geworden war. Sie er-
zählte Ihnen, Indien sei für Ihresgleichen zu ge-
fährlich geworden, und nun denken Sie darüber
nach, in den Westen auszuwandern. Letztlich ist
eine dreckige Straße so gut wie jede andere, egal
wo auf der Welt sie sich befindet.
Rollenspielhinweise: Sie sind ungebildet,
unbelesen, ungewaschen und halb wild,
aber Sie sind nicht dumm. Sie sind nur an
Lebensumstände gewöhnt, die den durch-
schnittlichen westlichen Menschen blaß
werden lassen. „Zukunftsplanung“ ist
für Sie ein schwer nachzuvollzie-
hendes Konzept, da Sie sich bis-
her immer nur auf die heutige
Nacht konzentrieren mußten.
Solange Sie auf sich alleine ge-

AssamitenTemplate07.p65 94 15.05.2002, 15:25

 NAME: WESEN: Überlebenskünstler GENERATION: 11.
SPIELER: VERHALTEN: Überlebenskünstler CLAN: Wesir
CHRONIK: KONZEPT: Paria ZUFLUCHT:

KÖRPERLICH
Körperkraft ........................
Geschick ............................
Widerstandsfähigkeit ........
ATTRIBUTE
GESELLSCHAFTLICH
Charisma ...........................
Manipulation ....................
Erscheinungsbild ...............
GEISTIG
Wahrnehmung ..................
Intelligenz ..........................
Geistesschärfe ...................

TALENTE
Ausdruck ...........................
Aufmerksamkeit ...............
Ausflüchte .........................
Ausweichen .......................
Einschüchtern ...................
Empathie ...........................
Führungsqualitäten ..........
Handgemenge ...................
Sportlichkeit .....................
Szenekenntnis ...................
FÄHIGKEITEN
FERTIGKEITEN
Etikette ..............................
Fahren ...............................
Handwerk ..........................
Heimlichkeit .....................
Nahkampf ..........................
Schußwaffen .....................
Sicherheit ..........................
Tierkunde ..........................
Überleben ..........................
Vortrag ...............................
KENNTNISSE
Akademisches Wissen ......
Computer ..........................
Finanzen ............................
Gesetzeskenntnis ..............
Linguistik ..........................
Medizin ..............................
Nachforschungen .............
Naturwissenschaften ........
Okkultismus ......................
Politik ................................

HINTERGRUND
Gefolgsleute ..................
Generation ......................
...........................................
...........................................
...........................................
VORTEILE
DISZIPLINEN TUGENDEN
Auspex ............................. Gewissen/
Geschwindigkeit ............ Überzeugung .....................
Quietus ............................ Selbstbeherrschung/
Tierhaftigkeit ............... Instinkt ..............................
........................................... Mut ....................................

VORZÜGE/ SCHWÄCHEN MENSCHLICHKEIT/ PFAD GESUNDHEIT

Blaue Flecken:
Verletzt: -1
Schwer verletzt: -1
Verwundet: -2
WILLENSKRAFT Schwer verwundet: -2
Verkrüppelt: -5
Außer Gefecht:

SCHWÄCHE
BLUTVORRAT
Suchtgefahr durch Vitæ

AssamitenTemplate07.p65 95 15.05.2002, 15:26

 HEXENJÄGER
Zitat: Du kannst es leicht oder schwer haben. Mir egal. Du mußt
nur wählen, wie groß die Schmerzen sein sollen, unter denen du
Nahkampf ___ _ Szenekenntnis
Ausflüchte __ __ Schußwaffen
stirbst. Ich weiß genau, was du aushältst. VORZÜGE & SCHWÄCHEN
Akadem.Wissen Okkultismus x2
FÄHIGKEITEN
Präludium: Schon auf dem College erfuhren Sie von der Exi- ___________
Scharfsinnig
stenz von Vampiren. Sie versuchten, Sie zu rekrutieren. Der
tenmantel), Quietus (Totenstille) ___ Zielstrebig
Rational ____
menpfeil), Verdunkelung (Schat- ______ Schlau
Diszipliniert _
Dozent der Abendkurse in Anatomie und Physiologie, die
Flammen x2, Flammenhand, Flam-
Assamitenhexerei (Lockruf der
GEISTIG
Sie belegt hatten, war ein bleicher Typ, der den Ruf hatte, ex- DISZIPLINEN _________ ___________
___________ Überzeugend
zentrisch zu sein. Als er Sie bat, zu einer „Konferenz“ in sein ___ Würdevoll Einschüchternd
GESELLSCHAFTLICH
Büro zu kommen, gingen Sie von einer homosexuellen Mo- ___________ Geschmeidig _
tivation aus. Statt dessen zeigte er Ihnen einige Fähigkeiten, EINFLUSS _____ Robust
Hartnäckig x2
Geschickt x2
Agil _______
die er als „Thaumaturgie“ bezeichnete und die Ihr Weltbild er- ___________
___________
__________
Herde x2 ___
KÖRPERLICH
schütterten wie ein Erdbeben. Er bot er Ihnen an, sein Lehr- ___ Mentor x2 Generation x2

ling zu werden. Sie lehnten ab, woraufhin er... etwas... mit Ih-
HINTERGRUND MENSCHLICHKEIT

nen versuchte. Es schlug fehl, und Sie flohen. GEWISSEN/ ÜBERZEUGUNG

Für den Rest des Semesters waren Sie ein Wrack. Sie
schliefen am Tage und verbarrikadierten sich nachts in Ih- SELBSTBEHERRSCHUNG/
rem Zimmer. Ihre Noten verschlechterten sich, und es INSTINKT
wunderte Sie nicht sonderlich, als Sie von der Uni flogen.
MUT
Ziellos drifteten Sie immer weiter abwärts und übernah- NAME: _________________
men perspektivenlose Nachtjobs, bei denen Sie mit ausrei- BLUTVORRAT
KONZEPT: Hexenjäger
chend Menschen umgeben waren, um sich eine Illusion CHRONIK: ______________
CLAN: Assamiten (Hexer)
von Sicherheit vorzugaukeln. GENERATION: 11. ______
Zwei Jahre später arbeiteten Sie in Marrakesch als Barkee- WILLENSKRAFT ALTER: ________________
per, als Ihnen ein Mann auffiel, der gerade die Kneipe betrat. WESEN: Konformist
VERHALTEN: Rauhbein
Augenblicklich ließen Sie die Flasche fallen, die Sie in der
Hand hatten, und stürzten zum Hinterausgang. Doch die Au-
gen Ihres früheren Professors hatten Sie schon fixiert, und da
wußten Sie, daß Sie nicht davonkommen würden. Sie griffen
in der Absicht, einen Molotow-Cocktail daraus zu basteln, auf Ihre Studien, daß selbst Assamiten davon beeindruckt
nach einem Wischtuch. Doch ehe Sie Streichhölzer fanden, sind, die mehrere Jahrhun- derte Erfahrung besitzen, und
schlug jemand anderes zu. Mit einem ohrenbetäuben- Sie haben schon zwei Tremere im Alleingang ver-
den Knall flogen die Fensterscheiben nach innen, nichtet. Die Hexenmeister sind Ihr Lieb-
und grelles Licht flammte auf. Dann stürzte eine lingsziel, sowohl weil einer von ihnen Ihre
menschliche Fackel schreiend durch den Raum Nemesis war, als auch weil sie alle eine
und brach zusammen. Während sich die Bar auf- Bedrohung für Ihren Clan darstellen. Ihr Ei-
grund der Panik rapide leerte, blieben Sie einfach fer, diese Gefahr zu beseitigen, ist groß.
stehen und starrten auf das verbrennende Ding, Rollenspielhinweise: Sie sind ein Fanatiker, aber
vor dem Sie jahrelang davongelaufen waren. weder unüberlegt noch dumm. Sie wissen, wann Sie
Als die Flammen erloschen, fühlten Sie je- sich zurückhalten und wann Sie alles geben müs-
manden unmittelbar hinter sich stehen. sen. Viele Neugeborene der Camarilla sind
Noch ehe Sie sich umdrehen konnten, flü- Ihnen begegnet, ohne zu wissen, wer Sie
sterte Ihnen eine Stimme ins Ohr: waren oder wie sehr Sie danach trach-
„Wenn du den Rest deines Lebens teten, ihre Asche zu verstreuen. Ein
damit verschwenden willst, Teil von Ihnen beklagt noch immer
darauf zu warten, daß den Verlust Ihrer Menschlichkeit,
seine Freunde auftau- und Sie haben Ihre medizinischen
chen, dann renn jetzt Studien wieder aufgenommen in
weg wie die anderen. der Hoffnung, irgendwann ein-
Wenn du aber wissen mal einen Beitrag zur Verbesse-
willst, wie du die Welt vor rung der Welt der Sterblichen
ihnen schützen kannst, dann leisten zu können.
komm mit mir.“ Ausrüstung: Signalpistole,
Konzept: Als ehemaliger Medizin- Nomex-Handschuhe, Erste-
student, der nur durch Pech auf die Exi- Hilfe-Kasten, medizinische
stenz von Vampiren gestoßen ist, waren Unterlagen, Notizbücher voller
Sie reif für das richtige Angebot – die Mög- Beobachtungen anderer Vampi-
lichkeit, die Menschheit vor den Kainiten re, gestohlene thauma-
zu retten, die sich wie Parasiten von ihnen turgische Utensilien, die
ernähren. Sie stürzen sich mit so viel Eifer Sie nicht verstehen

AssamitenTemplate08.p65 96 15.05.2002, 15:28

 NAME: WESEN: Konformist GENERATION: 11.
SPIELER: VERHALTEN: Rauhbein CLAN: Hexer
CHRONIK: KONZEPT: Hexenjäger ZUFLUCHT:

KÖRPERLICH
Körperkraft ........................
Geschick ............................
Widerstandsfähigkeit ........
ATTRIBUTE
GESELLSCHAFTLICH
Charisma ...........................
Manipulation ....................
Erscheinungsbild ...............
GEISTIG
Wahrnehmung ..................
Intelligenz ..........................
Geistesschärfe ...................

TALENTE
Ausdruck ...........................
Aufmerksamkeit ...............
Ausflüchte .........................
Ausweichen .......................
Einschüchtern ...................
Empathie ...........................
Führungsqualitäten ..........
Handgemenge ...................
Sportlichkeit .....................
Szenekenntnis ...................
FÄHIGKEITEN
FERTIGKEITEN
Etikette ..............................
Fahren ...............................
Handwerk ..........................
Heimlichkeit .....................
Nahkampf ..........................
Schußwaffen .....................
Sicherheit ..........................
Tierkunde ..........................
Überleben ..........................
Vortrag ...............................
KENNTNISSE
Akademisches Wissen ......
Computer ..........................
Finanzen ............................
Gesetzeskenntnis ..............
Linguistik ..........................
Medizin ..............................
Nachforschungen .............
Naturwissenschaften ........
Okkultismus ......................
Politik ................................

HINTERGRUND
Generation ......................
Herde ...............................
Mentor .............................
...........................................
...........................................
VORTEILE
DISZIPLINEN TUGENDEN
Assamitenhexerei ........ Gewissen/
(Lockruf der Flammen) Überzeugung .....................
Quietus ............................ Selbstbeherrschung/
Verdunkelung ................. Instinkt ..............................
........................................... Mut ....................................

VORZÜGE/ SCHWÄCHEN MENSCHLICHKEIT/ PFAD GESUNDHEIT

Blaue Flecken:
Verletzt: -1
Schwer verletzt: -1
Verwundet: -2
WILLENSKRAFT Schwer verwundet: -2
Verkrüppelt: -5
Außer Gefecht:

SCHWÄCHE
BLUTVORRAT
Suchtgefahr durch Vitæ

AssamitenTemplate08.p65 97 15.05.2002, 15:29

 PROPHET KAINS
Zitat: Verzagt nicht, Brüder! Auch wenn sich unsere Reihen
gelichtet haben, so werden wir doch durch die Schwächen un-
__________ ___________
Führungsqualitäten ____ Rituale x3
serer verräterischen Vettern an Stärke gewinnen! Wisset, daß VORZÜGE & SCHWÄCHEN
Einschüchtern Okkultismus x3
Ausdruck x2 _ _ Handgemenge
jeder, der heute Nacht fällt, in der letzten Nacht wiederaufer- FÄHIGKEITEN
stehen wird, um den Kampf ein allerletztes Mal aufzunehmen.
Berührung des Skorpions) Klug _______ ___________
Ekstase), Quietus (Totenstille, Einsichtig ___ _ Nachdenklich
Wir werden siegreich sein, denn unsere Sache ist die der Freiheit!
Blutes, Sinn für Blut, Blutige
Assamitenhexerei (Pfad des
GEISTIG
Präludium: Sie waren gerade erst dem Knabenalter ent- DISZIPLINEN Charismatisch ___________
Ausdrucksvoll Gebieterisch x2
wachsen, als der Meister in Ihr Dorf kam, wie er es alle Anziehend __ ___ Entzückend
GESELLSCHAFTLICH
vierzehn Jahre seit Generationen tat. Sie hätten niemals Sehnig _____ ___________
gedacht, dem einfachen Leben eines Schafshirten entflie- EINFLUSS Hartnäckig __ Unerschütterlich
Ausdauernd _ ___ Tatkräftig
hen zu können und glaubten nicht wirklich an die Ge- ___________
___________
__________
__________
KÖRPERLICH
schichten vom Meister, die Ihnen Ihre Mutter immer er- ___________ Generation x4

zählt hatte, um Ihnen Angst einzujagen. Als es dann aber

HINTERGRUND BLUTES DES PFAD

an Ihnen war, vor ihm zu stehen und in den Spiegel zu GEWISSEN/ ÜBERZEUGUNG
schauen, den er Ihnen vorhielt, sahen Sie nicht Ihr Ge-
sicht darin, sondern nur einen brennenden Berg. Der Mei- SELBSTBEHERRSCHUNG/
ster strich mit einer Hand, die so schwarz wie Obsidian INSTINKT
war, über Ihr Gesicht, und die Vision verschwand wieder.
MUT
„Du wirst lernen“, sagte er und nahm Sie mit. Und Sie NAME: _________________
lernten acht Jahre lang, bis Sie den Kuß erhielten. BLUTVORRAT
KONZEPT: Prophet Kains
Ihr erstes Jahr als Kind Haqims war gerade erst verstri- CHRONIK: ______________
CLAN: Assamiten (Hexer)
chen, als Ur-Shulgi erwachte und den Blutfluch der Tre- GENERATION: 9. _______
mere brach, als sei es keine Aufgabe, an der unzählige He- WILLENSKRAFT ALTER: ________________
xer und Wesire seit Jahrhunderten arbeiteten. Sie spürten WESEN: Fanatiker
VERHALTEN: Direktor
die grauenvolle Woge von Macht, die sich in Ihrem Blut
ausbreitete, und da erkannten Sie die wahre Macht der
Unsterblichen. Wenn Ur-Shulgi tatsächlich Haqims Bote
war, dann konnten Sie niemals den Willen des Clansvaters
akzeptieren und seine Gebote ausführen, denn Allah wür- tation ihrer Gebote und frühen historischen Fakten aus ei-
de Ihnen nie verzeihen, wenn Sie sich von ihm abwand- ner islamischen Sicht sorgt immer wieder für hitzige De-
ten. So rannten Sie weit genug fort, daß die Stimme batten mit den traditionelleren Gelehrten. Ihre Rudelka-
Ihres Meisters Sie nicht mehr erreichen und zu- meraden hinterfragen viele Ihrer Ansichten, aber sie
rückrufen konnte. Sie rannten so weit, daß haben Sie auch als das spirituelle Herzstück der
Sie sich den Bluthunden entziehen konn- Gruppe akzeptiert.
ten, die die Ahnen ausgesandt hatten, um Rollenspielhinweise: Sie erkennen im Pfad
all diejenigen zu jagen und zu vernichten, Kains eine Erweiterung Ihres Glaubens, nicht ei-
die wie Sie geflohen waren. Als Sie dann in nen Ersatz. Der Sabbat ist die Familie, die die
Mailand endlich zur Ruhe kamen, Kinder Haqims für Sie nie gewesen sind, und Sie
ohne Geld, allein und nicht mal in haben sich dem Kampf gegen die Vorsintflutli-
der Lage, sich in der dortigen Spra- chen voll verschrieben. Sie ziehen es vor, sich
che zu verständigen, reichten Ihnen auf die Loyalisten unter den Assamiten
die Lasombra die Hand, zeigten Ih- zu konzentrieren, da Sie wissen, was
nen die Schönheit und Ehre des für eine Gefahr von ihnen ausgeht
Sabbat und erzählten Ihnen vom – die Camarilla ist nur eine se-
Verrat der Vorsintflutlichen. kundäre Bedrohung, der Sie sich
Allah wird Ihnen Ihr Stu- widmen werden, wenn man es
dium von Kains Kräften von Ihnen verlangt.
verzeihen. War er es Ausrüstung: Zerlesene Aus-
nicht, der Ihnen befahl, gabe des Koran, Bündel foto-
Wissen anzusammeln? kopierter Unterlagen über
Konzept: Sie sind ein Nachforschungen über das
zweifacher Sonderfall Buch Nod, schwere Rei-
im Sabbat: ein Assa- sekiste voller Materialien
mitenhexer und Moslem. für Auctoritas und Ignob-
Die meisten Nodisten be- lis Ritæ, Gebetsteppich,
schreiten den Pfad Kains Arabisch-Italienisch-
mit europäischen oder Wörterbuch, demontier-
christlichen Glaubensvor- te AK-47, zwei Splitter-
stellungen; Ihre Interpre- granaten

AssamitenTemplate09.p65 98 15.05.2002, 15:32

 NAME: WESEN: Fanatiker GENERATION: 9.
SPIELER: VERHALTEN: Direktor CLAN: Hexer antitribu
CHRONIK: KONZEPT: Prophet Kains ZUFLUCHT:

KÖRPERLICH
Körperkraft ........................
Geschick ............................
Widerstandsfähigkeit ........
ATTRIBUTE
GESELLSCHAFTLICH
Charisma ...........................
Manipulation ....................
Erscheinungsbild ...............
GEISTIG
Wahrnehmung ..................
Intelligenz ..........................
Geistesschärfe ...................

TALENTE
Ausdruck ...........................
Aufmerksamkeit ...............
Ausflüchte .........................
Ausweichen .......................
Einschüchtern ...................
Empathie ...........................
Führungsqualitäten ..........
Handgemenge ...................
Sportlichkeit .....................
Szenekenntnis ...................
FÄHIGKEITEN
FERTIGKEITEN
Etikette ..............................
Fahren ...............................
Handwerk ..........................
Heimlichkeit .....................
Nahkampf ..........................
Schußwaffen .....................
Sicherheit ..........................
Tierkunde ..........................
Überleben ..........................
Vortrag ...............................
KENNTNISSE
Akademisches Wissen ......
Computer ..........................
Finanzen ............................
Gesetzeskenntnis ..............
Linguistik ..........................
Medizin ..............................
Nachforschungen .............
Naturwissenschaften ........
Okkultismus ......................
Politik ................................

HINTERGRUND
Generation ......................
Rituale ..............................
Sabbatstatus .................
...........................................
...........................................
VORTEILE
DISZIPLINEN TUGENDEN
Assamitenhexerei ........ Gewissen/
(Pfad des Blutes) ......... Überzeugung .....................
Quietus ............................ Selbstbeherrschung/
........................................... Instinkt ..............................
........................................... Mut ....................................

VORZÜGE/ SCHWÄCHEN MENSCHLICHKEIT/ PFAD GESUNDHEIT

Blaue Flecken:
Pfad Kains Verletzt: -1
Schwer verletzt: -1
Verwundet: -2
WILLENSKRAFT Schwer verwundet: -2
Verkrüppelt: -5
Außer Gefecht:

SCHWÄCHE
BLUTVORRAT
Suchtgefahr durch Vitæ

AssamitenTemplate09.p65 99 15.05.2002, 15:32

 PROBLEMLÖSER
Zitat: Ich schwöre bei Gott, wenn du mich nochmal hier runter
kommen läßt, mußt du dein Essen einen Monat mit einem Stroh-
Medizin ____ Szenekenntnis
Handgemenge _ Okkultismus
halm schlürfen. Halt die Klappe und nimm den Schrubber. Du hast
VORZÜGE & SCHWÄCHEN Empathie ___ _ (Meteorologie)
Ausflüchte __ Naturwissensch.
eine unglaubliche Sauerei angerichtet, und ich werde den Dreck Quietus (Totenstille) FÄHIGKEITEN
nicht alleine wegwischen.
dunkelung (Schattenmantel), _________ ___________
(Wetterkontrolle[Nebel]), Ver- Kenntnisreich __ Wachsam x2
Präludium: Als Kind lachten Sie über die Mafia-Filme aus
Assamitenhexerei Achtsam ____ ________ Klug
DISZIPLINEN
Hollywood. Keine Darstellung des Mob entsprach der Wirk-
GEISTIG
Gebieterisch x2 ___________
lichkeit. Niemand, der so rücksichts- und gedankenlos war, Empathisch _ Überzeugend x2
Anziehend __ _ Redegewandt
würde länger als eine Woche in der Organisation überleben. EINFLUSS
GESELLSCHAFTLICH
Der Name des Spiels hieß Verleugnung: Laß dich nicht erwi- Kontakte x3 _ ___________
___________
________ Zäh
Unerschütterlich
Flink _______
schen. Aufs Stichwort leugneten Sie alles, was man Ihnen zu Herde x2 ___ Verbündete x2
x1, Straße x1) _ _____ Ruhm x1
KÖRPERLICH
leugnen aufgetragen hatte. Ihre Unschuldsmiene diente als Einfluß (Gesundheit Ressourcen x2

unerschöpfliche Quelle von Verwirrung und Irritation, doch

HINTERGRUND MENSCHLICHKEIT

war es nie so unauffällig, daß andere Verdacht schöpften. Ein GEWISSEN/ ÜBERZEUGUNG
paar Kurse in Schauspielerei auf dem College (nicht lachen,
ein zielstrebiger Typ in einem Kurs für Charakterdarsteller SELBSTBEHERRSCHUNG/
INSTINKT
sieht mehr Hintern als ein Klositz) sorgte nur noch für den
letzten Schliff einer bis dahin schon beeindruckenden Fähig-
MUT
keit darin, sich durch das Betrügen anderer aus jeder Situati- NAME: _________________
on herauszumanövrieren. BLUTVORRAT
KONZEPT: Problemlöser
Sie fingen mit Kurzzeitjobs an: etwas Geldwäsche hier, et- CHRONIK: ______________
CLAN: Assamiten(Hexer)
was Erpressung dort. Eines Nachts erhielten Sie einen Anruf GENERATION: 13. ______
von Frankie Angelou, der sich bei einer krummen Sache die WILLENSKRAFT ALTER: ________________
Pfoten verbrannt hatte. Sie überlegten sich einen Plan und WESEN: Perfektionist
VERHALTEN: Rauhbein
dirigierten Frankie über eine Ausweichroute zu Ihrem Haus.
Während Frankie auf dem Weg zu Ihnen war, stahlen Sie den
Zehnender, den Ihr Nachbar ausgenommen und im Hinter-
hof zum Trocknen aufgehängt hatte. Sie vertauschten die
Leiche in Frankies Kofferraum mit dem toten Tier, um all das
Blut zu erklären, drückten Frankie die Flinte Ihres Großva- Rollenspielhinweise: Sie reden viel Müll, aber Sie haben
ters in die Hand und schickten ihn mit achtzig Pfund Wild- wirklich eine Ahnung von dem, was Sie tun. Ihre Beziehun-
bret wieder nach Hause. Dann fuhren Sie zur stillgeleg- gen zur Mafia sorgen für Ansehen und dienen Ihnen auch oft
ten Chemiefabrik in Ihrem Viertel und brachen dort als nützlicher Einschüchterungsfaktor. Daher halten vie-
ein. Sie entdeckten eine halbvolle Mülltonne, in der le Leute Sie für eins dieser Giovanni-Arschlöcher. So
Sie den Toten versenken konnten. lange Sie sich mit keiner Krise herumschlagen müssen,
Danach waren Sie im Geschäft. Leute kamen zu verteilen Sie gut gemeinte (oder boshafte) Beleidi-
Ihnen, wenn sie Dreck am Stecken hatten. Lei- gungen unter denjenigen, mit denen Sie sich umge-
chen, Waffen, Autos, Drogen, Geld, Mädchen... ben. Wenn es aber ernst wird und die Kacke am
einmal ließen Sie gar eine 30-Meter-Yacht ver- Dampfen ist, sind Sie wieder ganz der Profi, den man
schwinden und haben nie erzählt, wie Sie das geschafft kennt. Die Ironie, in der Camarilla für eine Art Poli-
haben. Als ein Toter in Ihr Büro kam und Ihnen zeiorganisation zu arbeiten, ist Ihnen nicht
ein Angebot machte, lachten Sie ihn aus. Dar- entgangen, und Sie äußern sch dar-
aufhin zeigte er Ihnen ein paar Tricks, die Sie in- über mit Ihrem typischen Sarkas-
teressierten. Einfach verschwinden? Sie woll- mus.
ten sofort wissen, wie so etwas funktioniert. Ausrüstung: Leichensäcke,
Konzept: Nachdem Sie den Kuß empfangen Knochensäge, Vorschlagham-
hatten, war das erste, was Sie verschwinden mer, Industriereiniger, gestoh-
lassen mußten, die gewalttätige Vergangen- lene Schlüssel für die Hinter-
heit des Kriegers, der Sie gezeugt hatte. türen nützlicher Orte
Jetzt arbeiten Sie für einen Archonten und (Schrottplatz, Verbren-
verwischen Spuren, die bei Verstößen ge- nungsanlage, Leichenhal-
gen die Maskerade zurückbleiben – was le...), gummibeschichteter
sehr viel mehr Arbeit macht, aber auch Laborkittel und Stiefel,
sehr abwechslungsreich ist. Nur Asche Box mit Chirurgenhand-
und Blutspuren zu beseitigen wird aller- schuhen, schwarze Anzü-
dings langsam ermüdend. Sie stehen noch ge, schwarzer Cadillac,
immer in Kontakt zur Organisation, schwarze Sonnenbrille, Mo-
denn sie ist Ihre Familie. Der Austausch biltelefon, Scanner für den
von Gefälligkeiten ist Gang und Gebe. Polizeifunk, Ruger P95

AssamitenTemplate10.p65 100 16.05.2002, 14:51

 NAME: WESEN: Perfektionist GENERATION: 13.
SPIELER: VERHALTEN: Rauhbein CLAN: Hexer
CHRONIK: KONZEPT: Problemlöser ZUFLUCHT:

KÖRPERLICH
Körperkraft ........................
Geschick ............................
Widerstandsfähigkeit ........
ATTRIBUTE
GESELLSCHAFTLICH
Charisma ...........................
Manipulation ....................
Erscheinungsbild ...............
GEISTIG
Wahrnehmung ..................
Intelligenz ..........................
Geistesschärfe ...................

TALENTE
Ausdruck ...........................
Aufmerksamkeit ...............
Ausflüchte .........................
Ausweichen .......................
Einschüchtern ...................
Empathie ...........................
Führungsqualitäten ..........
Handgemenge ...................
Sportlichkeit .....................
Szenekenntnis ...................
FÄHIGKEITEN
FERTIGKEITEN
Etikette ..............................
Fahren ...............................
Handwerk ..........................
Heimlichkeit .....................
Nahkampf ..........................
Schußwaffen .....................
Sicherheit ..........................
Tierkunde ..........................
Überleben ..........................
Vortrag ...............................
KENNTNISSE
Akademisches Wissen ......
Computer ..........................
Finanzen ............................
Gesetzeskenntnis ..............
Linguistik ..........................
Medizin ..............................
Nachforschungen .............
Naturwissenschaften ........
Okkultismus ......................
Politik ................................

HINTERGRUND
Einfluß ..............................
Herde ...............................
Kontakte ..........................
Ressourcen .....................
Ruhm .................................
Verbündete ....................
VORTEILE
DISZIPLINEN TUGENDEN
Assamitenhexerei ........ Gewissen/
(Wetterkontrolle) ........ Überzeugung .....................
Quietus ............................ Selbstbeherrschung/
Verdunkelung ................. Instinkt ..............................
........................................... Mut ....................................
...........................................

VORZÜGE/ SCHWÄCHEN MENSCHLICHKEIT/ PFAD GESUNDHEIT

Blaue Flecken:
Verletzt: -1
Schwer verletzt: -1
Verwundet: -2
WILLENSKRAFT Schwer verwundet: -2
Verkrüppelt: -5
Außer Gefecht:

SCHWÄCHE
BLUTVORRAT
Suchtgefahr durch Vitæ

AssamitenTemplate10.p65 101 16.05.2002, 14:51

 DIE ERBEN HAQIMS
SCHNITTER DES WIRBELWINDS
(BEDEUTENDE KRIEGER)
JAMAL, ERSTER MÄRTYRER DES SCHISMAS
Jamal erlangte Ende des 12. Jh. Ruhm unter den Kin-
dern Haqims. Er war schon damals ein Ahn und in die lan-
ge Geschichte der Kriege im Heiligen Land involviert. Als
Sterblicher war er dem Ruf des Propheten folgend aus dem
Süden Afrikas gekommen. Später führte er die Krieger an,
die am Aufbau des Abbasiden-Kalifats beteiligt waren. Ja-
mals Zuflucht befand sich in der Hauptstadt des Kalifats,
in Bagdad, bis die Kreuzzüge ausbrachen und er gen We-
sten zog, um gegen die Franzosen zu kämpfen. Über die
Jahrhunderte des Krieges zeichnete er sich als Anführer so-
wie als Schwertmeister und erstklassiger Bogenschütze aus.
Während der Anarchenrevolte entsandte der Älteste
Jamal, um den Tzimisce-Ahnen Dracula zu vernichten,
der die Allianz zwischen den Tzimisce und den Kindern
Haqims bedrohte. Jamal verschwand für fast ein ganzes
Jahrhundert, bis er nach Alamut zurückkehrte, bedeckt
mit den Narben eines grausamen Kampfs. Bis auf den
Du´at und den Ältesten sprach er mit niemanden über sei-
ne Niederlage, und von diesen machte sie auch keiner
publik. Fünf Jahre später, nach der Unterzeichnung des
Vertrags von Tyros, beging der Älteste rituellen Selbst-
mord, um seine Schande zu sühnen. Jamal, nun das älte-
ste Kind Haqims der 4. Generation, bestieg daraufhin den
Schwarzen Thron im Jahre 1497.
Er erwies sich als listenreicher und gerissener Ältester,
auch wenn sein offenes Praktizieren des islamischen Glau-
bens bei vielen Anhängern des Pfad des Blutes für Unbe-
hagen sorgte, die die Gebote einer sterblichen Religion
nicht mit denen ihrer eigenen in Einklang bringen konn-
ten. Der Älteste hingegen hatte keine Schwierigkeiten da-
mit, viele Krieger daran zu erinnern, daß Allah wie auch
Haqim gnädig und gerecht denen gegenüber ist, die es ver-
dienten.
Am Ende erwies sich Jamals Glaube als sein Untergang.
Als Ur-Shulgi erwachte, war es der Älteste, dem der Hirte
sich als erstes offenbarte. Jamal weigerte sich, seinen Glau-
ben aufzugeben, um sich nur noch für Haqim aufzuopfern.
Da er sich widersetzte, stieß Ur-Shulgi ihm einen Pfahl ins
Herz und stellte ihn öffentlich für einen ganzen Monat
über dem Schwarzen Thron zur Schau, bis er ihm das Blut
raubte, in eine Tonschale füllte und Jamals Asche in der
Wüste verstreute. Die Botschaft der absoluten Unterwer-
fung, die Ur-Shulgi damit verbreiten wollte, hatte nicht
den gewünschten Erfolg, da der Islam eine lange Tradition
des Märtyrertums besitzt. Viele islamische Assamiten ver-
wenden jetzt Jamals Namen als Kriegsschrei.
TARIQ, DER STUMME
Die Camarilla fürchtet nur wenige Kinder Haqims mehr
als Tariq. Vielleicht würde sich ihre Ansicht ändern, wenn
sie von Ur-Shulgis Existenz und seinen Zielen wüßten –
vielleicht aber auch nicht. Kein anderer Kainit stand so
CLANBUCH: ASSAMITEN
102
Assamiten03nachTemp.p65 102
lange auf der Roten Liste wie er, auch wird keinem ande-
ren Assamiten so viel Bewunderung und Haß für die Ver-
nichtung so vieler Camarillavampire entgegengebracht.
Selbst der Sabbat fürchtet Tariq, allerdings aus anderen
Gründen. Seine Gefangennahme durch die Tremere anti-
tribu war das letzte große Ziel, das diese Blutlinie erreich-
te, bevor sie vollkommen vernichtet wurde. Mehrere Erz-
bischöfe verdächtigen Tariq, jeden einzelnen Tremere anti-
tribu mit den eigenen Händen erschlagen oder zumindest eine
Schlüsselrolle bei ihrer Auslöschung gespielt zu haben.
In Wahrheit hätte Tariq Goratrix’ gesamte Anhänger-
schaft vernichtet, wenn es ihm möglich gewesen wäre,
doch andere Angelegenheiten beanspruchten seine wert-
volle Zeit. Seraph Djuhah, selbst ein Krieger der Assa-
miten antitribu, hatte ein Rudel seiner Kinder und Kindes-
kinder entsandt, um Tariq zu folgen und jeden seiner Be-
fehle zu befolgen, als kämen sie vom Seraphen selbst. Dies
bestärke nur die Vermutung, Djuhah habe es geschafft,
Tariq von der Sache des Sabbat zu überzeugen und ihn für
die Sekte zu gewinnen, was dazu führte, daß Djuhah das
notwendige politisches Gewicht erhielt, um weitere Ein-
heiten und Zellen für die Schwarze Hand aufzubauen.
Zwar war diese Taktik äußerst effektiv und verschaffte
dem Seraphen für vier Jahre mehr Spielraum für seine
Manöver, doch endete sie im totalen Desaster. Eine „An-
hängerin“ Tariqs erwies sich als sehr schwatzhaft. Fasziniert
von seinem Ruf trat sie Tariq gegenüber und behelligte ihn
mit mehreren Monologen, obwohl er nicht in der Lage war
zu antworten. Über den Verlauf mehrerer Monate erzähl-
te sie ihm genügend Einzelheiten von Djuhahs Plänen, daß
er sich daraus ein Bild machen konnte. In der darauffol-
genden Nacht war Tariq verschwunden und hatte das Ru-
del zurückgelassen. Zwei Wochen später fanden Djuhahs
Ghule die Überreste ihres Herren mit einem Speer durch
die linke Augenhöhle an eine Wand seines Arbeitszimmers
genagelt vor.
Tariqs momentaner Aufenthaltsort ist nicht bekannt,
genausowenig wie die Antwort auf die Frage, welcher Frak-
tion seine Loyalität gilt. Ur-Shulgi hat zweifellos großes
Interesse daran, einen solch großen Krieger für sich zu ge-
winnen, doch alle bisherigen Versuche der Hexer von
Alamut, ihn aufzuspüren, schlugen fehl. Seit Djuhahs Tod
ist Tariq noch in keiner Camarillastadt aufgetaucht, und
auch der Sabbat hat von keinem Treffen mit ihm berichtet.
FATIMA AL-FAQADI
Wie auch ihr Erzeuger Thetmes galt Fatima al-Faqadi als
einer der besten und berüchtigtsten Assassinen unter den
Kindern Haqims. Ebenso wie Jamal, der lange Zeit Rivale
ihres Erzeugers gewesen war, hatte sich Fatima als unbeirr-
bar in ihrem Glauben an Allah als Erretter ihrer Seele er-
wiesen und in Haqim lediglich den Führer ihrer irdischen
Existenz gesehen. Das in Verbindung mit ihrer nur selten
erwiderten Liebe für die Lasombra-Ahnin Lucita führte zu
ihrer Entfremdung von ihrem Erzeuger gegen Ende der
Kreuzzüge. Seitdem agiert Fatima hauptsächlich als unab-
hängige Agentin und kehrt nur dann nach Alamut zurück,
wenn es ihre Verpflichtungen erfordern.
Ihr letzter Kontakt mit Alamut fand kurze Zeit vor dem
Schisma statt. Sie kehrte auf Bitten al-Ashrads zurück, um
15.05.2002, 15:38
 die Ausbildung mehrerer Neugeborener zu übernehmen
und einen Mordauftrag zu erhalten, dessen Ziel der La-
sombra-Erzbischof Ambrosio Monçada war. Während sie
diesen Auftrag ausführte, erhielt Fatima eine Warnung
von ihrem Erzeuger, sie müsse sich zwischen Allah und
Haqim entscheiden oder würde von der Hand des Älte-
sten zerstört werden. Sie erfüllte den Auftrag und tauchte
im Anschluß daran unter. Sie kehrte nicht nach Alamut
zurück, um ihre Belohnung entgegenzunehmen. Ur-Shul-
gi erklärte Fatima al-Faqadi als entrechtet und von jedem
Kind Haqims zu vernichten, dem es gelang, sie zu besiegen.
Diese Aufmerksamkeit der Loyalisten bietet ihr wenig
Anlaß zur Sorge. Nach einem Jahr der Meditation in einer
Höhle in der Nähe Mekkas mit Lucita als einziger Besu-
cherin brachte sie ihre unterschiedlichen Loyalitäten ins
reine. Sie beschloß, Allah weiterhin zu folgen, soweit ihr
untoter Zustand das zuließ.
Die frühere Hand der Rache hat sich entschlossen, ihre
eigene Wahrheit in den Lehren Haqims zu finden und ver-
suchte wiederholt, mit den mysteriösen Inconnu in Kon-
takt zu treten, was ihr schließlich auch gelang. Die Incon-
nu erhoffen sich von diesem Bündnis, mit den älteren Kin-
dern Haqims in ihren Reihen besser fertig zu werden. Fati-
ma bezeichnet sich selbst als Entrechtete und unterhält
eine neutrale Beziehung zu al-Ashrad, nicht aber zu einem
seiner Anhänger. Loyalisten, die versucht haben, sie zu
stellen, wurden als Warnung gepfählt nach Bagdad zurück-
geschickt. Die Worte „Gnade ist schärfer als jedes
Schwert“ klingen ihnen noch in den Ohren.
THETMES
Hintergrund: Als Thetmes noch ein junger Mann war,
wurde er in die Armee Ptolemäus’ eingezogen, um gegen
Kleopatra und ihre römischen Verbündeten zu kämpfen.
Nach Ptolemäus’ Niederlage wurden viele Überlebende
nach Rom ins Kolosseum geschickt, um bei den Gladiato-
renkämpfen verheizt zu werden. Thetmes besaß ein Talent
für den Kampf mit Einhandwaffen, das ihm auch schon im
Chaos der Schlacht zu überleben geholfen hatte. Während
er sich zum Publikumsliebling entwickelte, zog der junge
Ägypter auch das Interesse vieler wohlhabender Zuschau-
er auf sich. Nachdem er einige Male von einem Herrn an
den anderen weitergegeben wurde, wechselte er schließ-
lich in den Besitz eines syrischen Stoffhändlers über, der
ihm zusätzliche Möglichkeiten anbot, so viele Römer zu
töten, wie er nur wollte. Thetmes stimmte zu und wurde
innerhalb desselben Jahres als Rekrut ins Netz der Messer
aufgenommen.
Im frühen 12. Jh. gelangte Thetmes durch den kombi-
nierten Einsatz seiner Fähigkeiten und das Ausnutzen vor-
teilhafter Situationen an die Führung des Netzes der Mes-
ser. Er hatte sich über die Jahrhunderte nicht nur auf des-
sen Geschäfte beschränkt. Tatsächlich kannten ihn nur
wenige Krieger direkt, die älter als 100 Jahre waren. Für
viele wurde Thetmes zum Sinn- und Vorbild des typischen
Assassinen des Clans: Er war nicht mehr nur ein Soldat
oder Gladiator, sondern ein Künstler, dessen Begabung es
war, den Tod zu bringen. Thetmes war davon überzeugt,
daß ihm jeder neue Krieger etwas beibringen konnte und
er hatte einiges an Wissen, das er im Tausch zurückgab.
KAPITEL DREI: SÖHNE UND TÖCHTER HAQIMS
103
Assamiten03nachTemp.p65 103
Bei diesen Anschauungen war es nicht weiter verwun-
derlich, daß er mit solchem Entsetzen auf die katastropha-
le Niederlage beim Angriff auf Wien im Jahre 1529 reagier-
te, bei der fast dreißig Krieger und ein Dutzend Hexer den
endgültigen Tod fanden. Er kehrte nach Alamut zurück
und forderte den Kalifen mit den Worten: „Ein dreifach
geblendeter Salubri-Heiler mit den Führungsqualitäten ei-
nes Kamels könnte die Rafiq besser befehligen als du“ zum
Duell. Der daraus resultierende waffenlose Kampf dauerte
gerade einmal so lange, wie Thetmes brauchte, um alle
wichtigen Gelenke des Kalifen zu Staub zu zermalmen,
ihm den Kopf vom Rumpf zu reißen und den zerfallenden
Schädel Jamal zu präsentierten.
Während Thetmes’ Regentschaft als Kalif lag er unun-
terbrochen im Streit mit dem Ältesten. Thetmes über-
nahm den Islam nie und sah in Jamals Festhalten am isla-
mischen Glauben einen Affront gegen Haqims Ruhm. Vie-
le Angehörige der Silsila glaubten, nur das gemeinsame
Band der Mitgliedschaft in der Kriegerkaste hielte Thet-
mes davon ab, Jamal herauszufordern, um selbst den
Schwarzen Thron besteigen zu können. Er tadelte jedoch
nie Krieger von niedrigerem Rang, die sich zum Islam be-
kannten, sondern sagte: „Letztlich ist jeder für seine eige-
ne Seele verantwortlich“.
Thetmes verschwand kurz nach Ur-Shulgis Auftauchen
von der Bildfläche. Eine Zeit lang ging das Gerücht, er sei
ähnlich wie Jamal vernichtet worden, doch vermochte nie-
mand zu sagen, was Thetmes getan hatte, um den Ältesten
zu verärgern. In letzter Zeit ging das Gerücht, er habe für die
Ahnen eine Reihe geheimer Missionen erledigt. Viele Krie-
ger behaupten, ihn kurz vor oder nach ihrer Entscheidung
über ihren Standpunkt im Schisma getroffen zu haben.
Erscheinungsbild: Thetmes benimmt sich wie eine Katze
auf der Jagd: Seine Augen zucken ständig hin und her, sein
Körper ist völlig reglos, bereit, im Handumdrehen ansatz-
los in Aktivität zu verfallen. Manche erinnert sein Verhal-
ten an das Ur-Shulgis, und sie liegen gar nicht so falsch.
Seine Züge sind eigentlich die, die man klassisch bei Ägyp-
tern oder anderen Nordafrikanern findet, aber er zieht es
15.05.2002, 15:38
 oft vor, sie mit Verdunkelung zu verschleiern. Desgleichen
hellt er seine pechschwarze Haut oft kosmetisch auf, wenn
er es mit Vampiren anderer Clans zu tun hat, und verbirgt
so sein Alter und seinen Clan, um sie einzulullen.
Rollenspielhinweise: Sie sind Ur-Shulgis rechte Hand bei
der Vorbereitung der Kinder Haqims auf die Rückkehr des
Clansgründers. Dabei handelt es sich nicht um die Art
blinden Gehorsams, wie Sie ihn bei einigen Ihrer jüngeren
Untergebenen sehen, sondern viel eher um eine genau
durchdachte Position, die auf tausend Jahren Erfahrungen
im Umgang mit anderen Vampiren begründet ist. Ab und
zu machen Ihnen die Lücken in Ihren persönlichen Erfah-
rungen Sorgen. Eine der vielen Perioden, in denen Sie in
Starre lagen, umfaßte auch die endgültige Abkehr Haqims
vom Clan. Die Tatsache, daß Sie nicht in der Lage waren,
ihm Ihren Respekt zu erweisen, nagt an Ihnen. Irgendwie
haben Sie das Gefühl, Ihr Dienst an seinem Boten mache
Ihr Versäumnis wieder gut.
Wenn eines der Kinder Haqims der Meinung ist, sich
von Alamut lossagen zu müssen, erlauben Sie ihm zu ge-
hen – es hat seine Wahl getroffen und wird möglicherwei-
se irgendwann einmal dafür bezahlen. Denen gegenüber,
die nicht wissen, wem sie ihre Loyalität schenken sollen,
verhalten Sie sich mit angemessener Geduld und raten ih-
nen, wenn sie Sie darum bitten. Sie verlangen ausschließ-
lich Gehorsam, der auf Vernunft aufbaut und nicht auf der
Laune eines Moments heraus oder der Gier eines Söldners
nach Macht und Reichtum. In den seltenen Fällen, in de-
nen Sie mit Vampiren anderer Clans und Blutlinien zu tun
haben, geben Sie ihnen Gelegenheit, sich als ehrenhaft zu
erweisen. Wenn sie dies tun, behandeln Sie sie mit dem
Respekt, den Sie auch einem Kind Haqims entgegenbrin-
gen würden – im Rahmen natürlich. Wenn sie sich als un-
ehrenhaft erweisen, nutzen Sie alle Vorteile aus, die sich
daraus ziehen lassen.
Erzeuger: Sha’hiri
Wesen: Visionär
Verhalten: Fanatiker
Generation: 5.
Kuß: 25 v. Chr.
Sieht aus wie: Anfang 20
Körperliche Attribute: Körperkraft 4, Geschick 6, Wie-
derstandsfähigkeit 5
Gesellschaftliche Attribute: Charisma 5, Manipulation 3,
Erscheinungsbild 2
Geistige Attribute: Wahrnehmung 4, Intelligenz 4, Gei-
stesschärfe 6
Fähigkeiten: Aufmerksamkeit 6, Ausflüchte 2, Auswei-
chen 4, Einschüchtern 4, Führungsqualitäten 7, Handge-
menge 4, Schauspielerei 3, Sportlichkeit 4
Fertigkeiten: Bogenschießen 5, Etikette 2, Heimlichkeit 5,
Musik 4, Nahkampf 7, Schußwaffen 2, Sicherheit 1, Über-
leben 3
Kenntnisse: Linguistik 4, Medizin 4, Nachforschen 4,
Akademisches Wissen (Pfad des Blutes) 6, Okkultismus 2,
Politik 3
Disziplinen: Auspex 2, Geschwindigkeit 6, Präsenz 2,
Quietus 8, Seelenstärke 4, Stärke 4, Verdunkelung 6
Hintergrund: Clan-Prestige 8, Einfluß 2, Gefolgsleute
(Ghul-Söldner) 8, Herde 3,
Kontakte 8, Verbündete 8
CLANBUCH: ASSAMITEN
104
Assamiten03nachTemp.p65 104
Tugenden: Überzeugung 5, Selbstbeherrschung 4, Mut 5
Pfad: Pfad des Blutes 8
Willenskraft: 8
JANNI
Hintergrund: Janni wurde 1947 geboren, eines der ersten
Kinder des neuen jüdischen Staates. Die Geschichten ih-
res Vaters über die Konzentrationslager ließen sie sich ihre
eigene Ansicht über die Worte „nie wieder“ bilden, und sie
begann, sich in den Jugendorganisationen patriotischer
Gruppen zu engagieren, als sie alt genug dafür war. Ihre
Hingabe und natürliche Intelligenz machten die sich ge-
rade bildenden israelischen Geheimdienste auf sie auf-
merksam, und sie wurde während ihres ersten Jahres am
College vom Shin Bet rekrutiert. Ihre späteren Erfolge
weckten auch das Interesse einer anderen Macht, und so er-
hielt sie im Jahre 1970 von einem persischen Ahnen den Kuß.
Ihr Erzeuger ließ sie fallen, als sie sich weigerte, den Pfad
des Blutes zu beschreiten, und so kam es, daß sie sich in
der Gesellschaft einer so bemerkenswerten Kriegerin wie
Amaris bat Ariela und des Hexers Gerhardt von Eich wie-
derfand. Ihre natürliche Begabung im Umgang mit Waffen
aller Art, ob nun Schleudern oder lasergesteuerte Panzer-
abwehrraketen, brachten ihr fünf Jahre nach dem Kuß den
Ehrentitel „Waffenmeisterin“ ein. Ihre vorherige Weige-
rung, sich von ihrem ursprünglichen Glauben abzuwenden
(selbst nachdem man sie mehrere Male bis fast in Starre
geprügelt hatte) und ihre unübertreffliche Professionalität
im Umgang mit Kriegsgerät aller Art brachten ihr den Re-
spekt und die Achtung der jüngeren Generation von Krie-
gern, und die persönliche Hochachtung mehrerer hundert
Assamiten bedeutete beträchtlichen politischen Einfluß.
Für jemanden mit einem so felsenfesten Glauben ist es
doch sehr verwunderlich, daß Janni sich nicht zu den Ketzern
wandte, nachdem Ur-Shulgi erwachte. Sie blieb Alamut treu
ergeben, verfolgt aber ihre eigenen Ziele im Mittleren Osten
und ließ vom Vergießen des Blutes von Camarillavampiren
ab, um sich der Vernichtung von Setiten und gelegentlich
Lasombra zu widmen. Ur-Shulgi seinerseits ist äußerst tole-
rant der jungen, aufstrebenden Kainitin gegenüber und hat
15.05.2002, 15:38
 sie bisher noch nicht nach Alamut zurückbeordert, um sie
bekennen zu lassen, daß ihre Treue zu Haqim vor allem an-
deren geht. Tatsächlich ließ der Älteste Janni auf die Liste der
Kandidaten für die Position des Kalifen setzen, die den abwe-
senden Thetmes ersetzen sollen. „In einem Jahrhundert oder
drei“, sagte er, während er etwas zeigte, das bei einer anderen
Kreatur ein Lächeln gewesen wäre.
Erscheinungsbild: Janni hat starkes südländisches Blut in
sich: dunkle Augen, welliges dunkles Haar, dunkle Haut.
Sie kann sich nahezu überall anpassen, mit Ausnahme des
Fernen Ostens. Mit ein paar Änderungen ihrer Haltung,
der Kleidung, des Haars und des Gesichtsausdrucks kann
sie wie ein 14jähriges Mädchen oder wie eine 45jährige
Frau wirken. Für gewöhnlich trägt sie westliche Straßen-
kleidung, paßt sich aber an jede Situation an.
Rollenspielhinweise: Der Shin Bet gab Ihnen die Mög-
lichkeit, die Feinde Ihres Volkes zu vernichten. Die Assa-
miten versprachen Ihnen die Möglichkeit, die Feinde aller
Völker zu vernichten. Um sich dessen sicher zu sein, nutz-
ten Sie auch jede sich ergebende Chance, wie die Fangzäh-
ne einiger Setiten, die Sie in einem Lederbeutel aufbewah-
ren, beweisen. Es scheint Ihnen, als hätten viele Assa-
miten ihre hochgesteckten Ideale aufgegeben, und Sie
müssen der großen Versuchung widerstehen, statt gegen
die Feinde Ihres Clans gegen Ihre eigenen Kameraden zu
kämpfen. Ihre zweigeteilte Loyalität bereitet Ihnen große
Probleme, und Sie beten jede Nacht um Erleuchtung.
Natürlich zeigen Sie nichts von alldem nach außen. Was
die betrifft, denen Sie begegnen, sind Sie völlig gefaßt, gut
vorbereitet und äußerst fähig. Solange Sie gerade keine
Deckidentität haben (was Ihnen nicht sonderlich gefällt,
da Sie sich dann sich selbst stellen müssen), ziehen Sie es
vor, Ihre Zeit auf den Straßen Tel Avivs unter Studenten
zu verbringen. Studenten, wie auch Sie einer hätten wer-
den können. Es besteht immer die Gefahr, daß Sie ein frü-
herer Mitstudent oder ein neuer Shin-Bet-Agent erkennt,
weil er Ihr Gesicht auf einer Gedenktafel gesehen hat. Das
halten Sie aber für ein akzeptables Risiko, das Sie gerne in
Kauf nehmen, um die Gründe für Ihre Entscheidung für die
Unsterblichkeit nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.
Erzeuger: Anastasius die Axt
Wesen: Perfektionist
Verhalten: Architekt
Generation: 9.
Kuß: 1970
Sieht aus wie: irgendwo zwischen 14 und 45
Körperliche Attribute: Körperkraft 2, Geschick 4, Wie-
derstandsfähigkeit 3
Gesellschaftliche Attribute: Charisma 2, Manipulation 3,
Erscheinungsbild 2
Geistige Attribute: Wahrnehmung 3, Intelligenz 5, Gei-
stesschärfe 2
Fähigkeiten: Aufmerksamkeit 2, Ausflüchte 3, Auswei-
chen 2, Empathie 2, Handgemenge 2, Sportlichkeit 2, Sze-
nekenntnis 2,
Fertigkeiten: Bogenschießen 4, Etikette 1, Fahren 1,
Heimlichkeit 1, Musik (Klavier) 5,
Nahkampf 4, Schußwaffen 5, Schwere Waffen 3
Kenntnisse: Bürokratie 1, Linguistik 3, Medizin 2, Nach-
forschen 3, Naturwissenschaften (Mathematik) 4
KAPITEL DREI: SÖHNE UND TÖCHTER HAQIMS
105
Assamiten03nachTemp.p65 105
Disziplinen: Auspex 1, Geschwindigkeit 3, Quietus 1,
Seelenstärke 1, Verdunkelung 2
Hintergrund: Clan Prestige 4, Kontakte 2, Mentor (ver-
schiedene Ahnen) 5, Ressourcen 3, Verbündete (andere
Neugeborene) 5
Tugenden: Gewissen 3, Selbstbeherrschung 4, Mut 4
Pfad: Menschlichkeit 5 (aber langsam fallend)
Willenskraft: 9 (ebenfalls langsam fallend)
BEGLEITER DER EULEN
(BEDEUTENDE WESIRE)
MATA HARI
Margareta Gertrud Zelle wurde im späten 19. Jh. in Hol-
land als Tochter eines holländischen Ladenbesitzers und
dessen javanischer Frau geboren. Margareta flog von der
Schule, nachdem sie sich auf eine Affäre mit dem Direk-
tor eingelassen hatte. Mit 18 Jahren heiratete sie einen
Marineoffizier, zog mit ihm ins holländische Ostindien und
gebar ihm zwei Kinder, bevor sie sich von ihm im Jahre
1905 scheiden ließ. Sie zog dann nach Paris, wo sie den
Namen Mata Hari („Auge der Dämmerung“) annahm und
sich als javanische Prinzessin und erotische Tänzerin ausgab.
Während des 1. Weltkriegs ließ sie sich von französi-
schen Geheimagenten rekrutieren, um den deutschen
Kronprinzen auszuspionieren, den sie aufgrund ihrer Tanz-
künste persönlich kennengelernt hatte. Auf ihrer Reise
über Spanien und Holland nach Deutschland wurde ihr
Schiff von britischen Beamten gestoppt, die Mata Hari
anschließend verhörten. Die Briten warnten sie davor, daß
ihre Mission zu unsicher sei und sie besser nach Spanien
zurückkehren sollte. Sie kehrte nach Spanien zurück und
begann eine Affäre mit dem dortigen deutschen Militärat-
taché. Nachdem ihr Liebhaber ihrer überdrüssig geworden
war, verriet er sie an ihre französischen Auftraggeber, in-
dem er eine Nachricht nach Berlin schickte, von deren
Verschlüsselungscode er wußte, daß ihn die Alliierten ge-
knackt hatten. In dieser Nachricht hob er ihren Wert als
Doppelagentin hervorhob. Am Tage ihrer Rückkehr nach
Frankreich im Januar 1917 wurde sie festgenommen. Trotz
des Mangels an Beweisen hatten französische und britische
Agenten der Spionageabwehr ausreichend belastendes
Material angesammelt, um sie letztlich in einer nichtöf-
fentlichen Verhandlung anklagen zu können. Sie wurde
für schuldig erklärt, und das niederschmetternde Urteil
war der Tod durch Erschießen.
In der Nacht vor ihrer Hinrichtung empfing Mata Hari
einen Besucher in ihrer Zelle: einen berühmten türkischen
Offizier, den sie von ihrem Auftritt im Museum für orien-
talische Studien in Paris her kannte. Er beichtete ihr, er sei
ihr verfallen, seit er sie das erste Mal gesehen hatte und
eine solche Schönheit dürfe nicht wegen ein paar Autori-
tätspersonen, die Moral heuchelten, verschwendet wer-
den. Als sie dann in der Dämmerung vor dem Erschie-
ßungskommando stand, lehnte sie eine Augenbinde ab
und hauchte den Männern einen Kuß zu, ehe diese sie nie-
derschossen. Andere Soldaten, Ghule ihres Erzeugers,
schafften ihren Körper fort, bevor die Sonne über die
Mauern des Gefängnisses gestiegen war.
15.05.2002, 15:38
 Seit diesem Tag ist Mata Hari einer der wertvollsten
Spioninnen der Wesire in der Gesellschaft der Kainiten
und versorgt den Clan mit brisanten Informationen über
Unsterbliche aus aller Welt. Die Talente, die sie zu Lebzei-
ten nie richtig entwickeln konnte, führte sie im Tode zu
höchster Perfektion, und sie machten sie zu einer der be-
sten Infiltratorinnen in der Welt der Kainiten. Als Meiste-
rin der Tarnung und Improvisation besitzt sie mehrere
Identitäten in der Camarilla, dem Sabbat und vielen un-
abhängigen Clans und Sekten. Eines ihrer vielen Gesich-
ter ist das eines Prinzen einer Stadt im amerikanischen
Mittelwesten, während ein anderes ein Rudel der Schwar-
zen Hand in Chile anführt und ein drittes auf der Roten
Liste steht und nur noch einen winzigen Verstoß von ei-
ner Bestrafung durch „Vernichtung“ entfernt ist. Alle Sei-
ten des Schismas sehen in Mata Hari ein loyales Mitglied
ihrer Fraktion, und alle könnten Recht haben.
TEGYRIUS
Hintergrund: Zu Lebzeiten ritt Tegyrius mit den Armeen
Alexanders des Großen. Als ehemaliger Kavallerie-Offi-
zier wurde er dazu gezwungen, als Tribun und Verbin-
dungsoffizier zu Söldnern zu arbeiten. Als sein Reittier
aber eines Tages stürzte, wurde sein Bein zermalmt, und
ihm drohte ein qualvolles Ende. Er erhielt den Kuß von
einem unbekannten Kind Haqims, das behauptete, sich an
die Nächte der zweiten Stadt zu erinnern und auch an die
ursprüngliche Aufgabe, die die Richter in ihr hatten. Te-
gyrius übernahm diese Rolle, durchstreifte die Welt für
Jahrhunderte und fungierte als namenloser Vermittler in
unzähligen Disputen von Kainiten und Sterblichen. Eini-
ge alte Ventrue- und Malkavianer-Ahnen erinnern sich an
seine Anwesenheit am Hofe des byzantinischen Kaisers
Justinian, während dieser das römische Gesetz verfaßte.
Andere Kainiten können sich an seine Präsenz bei späteren
Ereignissen erinnern: die blutigen Schlachten von Konstan-
tinopel, während derer er unter jüngeren Kainiten mit der
solchen Geringschätzung eines Wolfes unter Schafen jagte.
Nachdem Konstantinopel 1204 geplündert worden war,
diente Tegyrius einmal als Wesir, bevor er für mehrere Jahr-
CLANBUCH: ASSAMITEN
106
Assamiten03nachTemp.p65 106
hunderte verschwand. Einige Berichte behaupten, er liege
in einem vergessenen Teil der Kanalisation in Rom in Star-
re, während andere davon ausgehen, er sei auf der Such
nach dem Wissen, das Saulot einst dort fand, nach Osten
gegangen. Was auch immer davon stimmte, er tauchte im
17. Jh. in Frankreich in Begleitung der Überlebenden sei-
nes Klüngels wieder auf, das noch aus den Tagen des By-
zantinischen Reiches stammte. Nachdem die Gruppe un-
gleicher Ahnen ihre Aufgaben erledigt hatte, reiste Tegy-
rius auf Bitten der Wesirkaste nach Alamut, um dort den
Sitz des Staubs und der Knochen im Rat der Schriften ein-
zunehmen.
1801 erwählten die Wesire ihn erneut zu ihrem Anfüh-
rer. Er blieb für die nächsten 200 Jahre in Alamut, wobei
er allerdings in der zweiten Hälfte des 20. Jh. sporadische
Reisen zum Welthof in den Niederlanden unternahm. Der
plötzliche Ausschluß der Wesire von der Ernennung des
Ältesten in den Jahren 1927 und 1990 entmutigte Tegyri-
us. Zu mehreren anderen Anlässen verfiel er über Monate
in Starre.
Das Erwachen Ur-Shulgis und dessen anschließendes
Streben nach Macht veranlaßten Tegyrius, endlich zu rea-
gieren. Haqim Achtung und Ehrerbietung entgegenzu-
bringen war seiner Ansicht nach akzeptabel, nicht aber
blinder Gehorsam im Dienste eines massenmordenden
Gott, der sich gegen alles wandte, wofür das Vermächtnis
der zweiten Stadt stand. Tegyrius schüttelte die Lethargie
der letzten Jahrhunderte ab und konspirierte mit al-
Ashrad, um die Kinder Haqims mit ihrer lange Zeit igno-
rierten Pflicht als Richter und Beschützer der Sterblichen
zu konfrontieren. Viele Kinder auf beiden Seiten des
Schismas bezeichnen ihn als einen der Hauptverantwort-
lichen für diesen Bruch.
In den heutigen Nächten ist Tegyrius ganz und gar im
Lager der Ketzer verortet. Wo genau er sich befindet, ist
unbekannt, was höchstwahrscheinlich eine reine Maßnah-
me zum Schutze vor Ur-Shulgi loyal ergebenen Assamiten
sein soll. Doch seine Hand ist in jeder Camarillastadt zu
spüren, die Ketzer willkommen heißt und aufnimmt. Eini-
ge Wesire, die Tegyrius nahe standen, bevor er die Positi-
on des Wesirs annahm, erzählen im Flüsterton, einer sei-
ner alten Verbündeten sitze nun im Inneren Rat der Ca-
marilla und al-Ashrads Bitte um eine Allianz mit dieser
Sekte wäre fehlgeschlagen, wenn Tegyrius nicht solch gute
Beziehungen gehabt hätte. Bis heute hatte aber noch nie-
mand den Mut, die Wahrheit dieser Mutmaßung zu über-
prüfen.
Erscheinungsbild: Tegyrius besitzt noch immer den kurz-
geschnittenen Bart, den er zu Lebzeiten trug. Er erhielt
den Kuß kurz vor Ende seiner Militärlaufbahn, und das
Grau in seinem Bart und den Haaren an seinen Schläfen
steht in starkem Kontrast zu seiner tiefschwarzen Haut.
Noch immer humpelt er leicht, das Ergebnis eines zer-
schmetterten Unterschenkels, der niemals richtig verheil-
te, aber jahrhundertelange Übung minimieren die sich dar-
aus ergebende Behinderung und Beschwerden. Tegyrius ist
ein meisterhafter Linguist, jeder Akzent, den ein Zuhörer
zu erkennen glaubt, ist voll beabsichtigt.
Verhaltensweise: Sie sind alt. Der aktuelle Konflikt inner-
halb Ihres Clans ist eines der wenigen Dinge, die Sie lange
15.05.2002, 15:39
 fesseln und Sie davon abhalten, aus reiner Gleichgültigkeit
wieder in Starre zu fallen. In den heutigen Nächten sind
Sie vollauf damit beschäftigt, einen Platz für die Kinder
Haqims in der Camarilla zu sichern und werden alles Er-
forderliche tun, um diese junge, zerbrechliche Allianz zu
schützen und zu bewahren. Wenn Sie jemand nach Ihrer
Meinung in einer Angelegenheit fragt, die einer genaue-
ren Überlegung bedarf, neigen Sie dazu, in Gedanken zu
versinken, in denen Sie unzählige Möglichkeiten und hi-
storische Beispiele und Einzelheiten durchgehen. Sie sind
nicht wirklich senil – eher übersättigt –, doch erwecken
Sie manchmal diesen Anschein.
Die einzige andere Sache, die Ihre volle Aufmerksam-
keit wecken kann, sind militärische Angelegenheiten. Als
Sterblicher waren Sie Soldat, und so sehen Sie sich noch
immer – und zum Teufel mit dem Krieger, der etwas ande-
res behauptet! Jeder, der Militärgeschichte mit Ihnen dis-
kutiert, findet in Ihnen einen Kenner und willigen Men-
tor, solange er nicht schlecht über einen der großen Gene-
räle redet, den Sie persönlich kannten.
Erzeuger: unbekannt
Wesen: Richter
Verhalten: Traditionalist
Generation: 5.
Kuß: 330 v. Chr.
Sieht aus wie: Ende 20
Körperliche Attribute: Körperkraft 5, Geschick 5, Wie-
derstandsfähigkeit 6
Gesellschaftliche Attribute: Charisma 6, Manipulation 6,
Erscheinungsbild 2
Geistige Attribute: Wahrnehmung 7, Intelligenz 6, Gei-
stesschärfe 7
Fähigkeiten: Aufmerksamkeit 6, Ausflüchte (kainitische
Politik) 7, Ausweichen 5, Empathie 6, Einschüchtern 8,
Führungsqualitäten 8, Handgemenge 4, Schauspielerei 2,
Sportlichkeit 4
Fertigkeiten: Bogenschießen 7, Etikette 7, Fahren 1,
Heimlichkeit 2, Nahkampf 7, Handwerk (Schmieden) 7,
Schußwaffen 1, Überleben 6
Kenntnisse: Bildung 8, Gesetzeskenntnis 8, Linguistik 8,
Militärwissenschaft 7, Nachforschungen 8, Naturwissen-
schaften 2, Okkultismus 8, Politik 7
Disziplinen: Auspex 8, Beherrschung 3, Geschwindigkeit
7, Präsenz 5, Quietus 8, Seelenstärke 6, Stärke 4, Verdun-
kelung 2
Hintergrund: Clan Prestige 7, Einfluß 5, Kontakte 8, Res-
sourcen 5, Status 3
Tugenden: Gewissen 1, Selbstbeherrschung 4, Mut 5
Pfad: Menschlichkeit 3
Willenskraft: 8
BRÜDER DER DRACHEN
(BEDEUTENDE HEXER)
NAR-SHEPTHA
Hintergrund: Nar-Sheptha war nicht nur drei Jahrhun-
derte lang Leiterin der Großen Bibliothek, sondern auch
die erste Hexe unter den Assamiten, die aufwendige Ex-
perimente und Versuche unternahm, die Kraft von Blitzen
KAPITEL DREI: SÖHNE UND TÖCHTER HAQIMS
107
Assamiten03nachTemp.p65 107
nutzbar zu machen. Die babylonische Prinzessin fand den
endgültigen Tod nach 900 Jahren des Unlebens, als ihr
Versuch, einen Sturmgeist zu zügeln, auf fatale Weise fehl-
schlug. Nur ein Häufchen Asche, der mit dem Sandstein-
boden ihres Labors verschmolzen war, blieb von ihr übrig.
Die verbitterten Überlebenden unter ihren Schülern ent-
fernten diesen Teil des Bodens und stellten ihn in der Gro-
ßen Bibliothek in der Galerie der Torheit auf, einer klei-
nen Kammer, in der die Wesire und Hexer die Überbleib-
sel von Unglücken aufbewahren, die daran erinnern sol-
len, was einem unachtsamen Hexer passieren kann.
Im Frühjahr 1999 trat Sarah Schneider in Kontakt mit
dem verbliebenen Bewußtsein Nar-Shepthas, indem sie
den Sandsteinblock als materielles Verbindungsglied nutz-
te. Nach ihrem endgültigen Tod hatte Nar-Shepthas Seele
nicht ihre verdiente Ruhe gefunden, sondern verblieb in
den Höhen über Alamut – ein letzter, grausamer Streich
des rachsüchtigen Geistes, der ihren Körper vernichtet
hatte. Schneider versprach Nar-Sheptha einen Ausweg
aus dem Limbus, auch wenn diese Alternative ihr wahr-
scheinlich nicht sehr zusagen würde. Die Babylonierin, die
endlich eine Erlösung aus ihrer langweiligen Existenz sah,
willigte sofort ein.
Schneider betupfte den Sandsteinboden mit Puder und
wandte Alchemie an, um die darin enthaltene Asche auf
die CD-ROMs zu brennen, auf die sie so viele Inhalte der
Großen Bibliothek wie möglich gespeichert hatte. Dann
band sie Nar-Shepthas Bewußtsein in die CDs und beauf-
tragte es mit deren Schutz. Der Geist stimmte dem gerne
zu; die Jahrhunderte, in denen er als körperlicher Wäch-
ter der Großen Bibliothek fungiert hatte, hatten Nar-
Sheptha auf diese Aufgabe gut vorbereitet, und sie hatte
Ur-Shulgis Erscheinen und Machtübernahme niemals gut-
geheißen. Heute dient Nar-Sheptha als Beweis dafür, wozu
die ketzerischen Hexer bereit und fähig sind, wenn es dar-
um geht, ihre transportablen Wissensansammlungen vor
Außenstehenden zu beschützen, die sich diese geheimen
Erkenntnisse aneignen wollen. Der Tatsache, daß Nar-
Sheptha nicht gegen andere Assamiten vorgeht, verdan-
ken die Loyalisten, daß sie acht Sätze der CD-ROMs wie-
der zurückgewinnen konnten. Mittlerweile hat Nar-Shep-
tha allerdings erkannt, daß mit der Vernichtung aller CD-
ROMs auch sie selbst vernichtet würde, da sie unabwend-
bar mit ihnen verbunden ist. Daher reagiert sie mit aller
Macht auf jeden Versuch, einen Satz zu beschädigen. Sie
ist auch dafür berüchtigt, Ketzer zu jagen und zu „bestra-
fen“, die sorglos und unvorsichtig genug waren, „ihre“ CDs
in die falschen Hände geraten zu lassen.
NAR-SHEPTHA, DIE WÄCHTERIN
Hinweis für Erzähler: Die folgenden Werte sind nur als all-
gemeine Richtlinie gedacht, nicht als unabänderliche Fakten.
Alle Nichtspielercharaktere sollten in der Lage sein das zu tun,
was die Handlung vorsieht – und, noch wichtiger, dann unfä-
hig zu sein, wenn es die Handlung ihnen vorgibt. Nar-Sheptha
ist allerdings ein besonderer Fall, da sie die körperlose Seele ei-
ner früheren Vampir-Ahnin ist, was keine der normalen Regeln
abdecken.
Als Nar-Sheptha entkörpert wurde, war sie eine Assa-
mitenhexe der 6. Generation. Ihre momentane Existenz-
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 form erlaubt ihr kaum Zugriff auf die damit einhergehen-
de Macht, mit Ausnahme des Wissens über Blutmagie.
Gegen Schaden, der nicht schwer heilbar ist, ist sie im-
mun, solange dieser nicht flächendeckend ist (wie zum
Beispiel solcher, der eine Wolke aus Blutstropfen in der
Art beeinflußt, wie es ein Industrielüfter täte). Wenn sie
auf die Schadensstufe „Schwer verwundet“ reduziert wird,
flieht sie in „ihre“ Disks, was sie eine Runde kostet.
Was das Anwenden von Disziplinen und Heilung an-
geht, so hat Nar-Sheptha die gleichen Einschränkungen
beim Verbrauch von Blut wie jeder andere Vampir der 6.
Generation auch. Für gewöhnlich gleicht sie dies durch
das Anwenden von Vitæ-Raub aus. Gegen Beherrschung,
Präsenz und das Blutsband ist sie immun, doch sie kann
durch Disziplinen und Blutmagie beeinflußt werden, die
sich auf Geister auswirken, etwa den Pfad der Geisterbe-
herrschung. Sie hat noch immer die Mentalität einer
Vampirin und ist daher auch anfällig für Raserei. Nar-
Sheptha kann keinerlei körperliche Angriffe durchführen
und hat beim Anwenden von Disziplinen innerhalb einer
Runde die gleichen Einschränkungen wie jeder andere
Kainit auch. Ihre Geschwindigkeit ist nur ausschlaggebend Gesellschaftliche Attribute: Charisma 1, Manipulation 2,
für ihre Fortbewegung. In Situationen, in denen sie nicht Erscheinungsbild 0
in einen Kampf verwickelt ist, kann sie alle Feinmanipula- Geistige Attribute: Wahrnehmung 5, Intelligenz 5, Gei-
tionen ausführen, die ihre körperlichen Attribute erlau- stesschärfe 3
ben. Die unten aufgelisteten Fähigkeiten sind jene, auf die Fähigkeiten: Aufmerksamkeit 3, Ausflüchte 2, Auswei-
sie Zugriff hat. Das Wissen zu besitzen, wie man mit einem chen 2, Empathie 1, Einschüchtern 5
Schwert richtig umgeht, hilft niemandem, der keines tra- Fertigkeiten: Etikette 2
gen kann. Kenntnisse: Akademisches Wissen 4, Computer 1, Linguistik
Erscheinungsbild: Eine wirbelnde Wolke aus Blutströpf- 7, Medizin 3, Naturwissenschaften 1, Okkultismus 5
chen, die sich in einer menschenähnlichen Form manife- Disziplinen: Assamitenhexerei 7, Auspex 4, Geschwindig-
stieren. Wenn Nar-Sheptha spricht, tut sie das eher durch keit 4, Präsenz 2, Quietus 5, Serpentis 1
telepathischen Kontakt als durch ein tatsächliche Stimme. Pfade der Assamitenhexerei: Bewegung durch den Geist
Ihre geistige „Stimme“ klingt genau so wie die der vom 3, Geisterthaumaturgie 3, Lockruf der Flammen 5, Nep-
Angesprochenen am meisten gefürchteten Frau. tuns Macht 4, Pfad der Anrufungen 2, Pfad der Techno-
Wesen: Traditionalist mantie 2, Pfad des Blutes 5, Wetterkontrolle 5
Verhalten: Enthusiast Tugenden: Gewissen 0, Selbstbeherrschung 2, Mut 5
Körperliche Attribute: Körperkraft 1, Geschick 1, Wie- Pfad: Menschlichkeit 1
derstandsfähigkeit 3 Willenskraft: 6

CLANBUCH: ASSAMITEN
108

Assamiten03nachTemp.p65 108 15.05.2002, 15:39

 NAME: WESEN: GENERATION:
SPIELER: VERHALTEN: ERZEUGER:
CHRONIK: KONZEPT: ZUFLUCHT:

KÖRPERLICH
Körperkraft ..............................
Geschick .....................................
Widerstandsfähigkeit ........
ATTRIBUTE
GESELLSCHAFTLICH
Charisma ...................................
Manipulation .........................
Erscheinungsbild .................
GEISTIG
Wahrnehmung ......................
Intelligenz .................................
Geistesschärfe ........................

TALENTE
Ausdruck ...................................
Aufmerksamkeit ...................
Ausflüchte ................................
Ausweichen .............................
Einschüchtern ........................
Empathie ...................................
Führungsqualitäten ...........
Handgemenge ........................
Sportlichkeit ............................
Szenekenntnis ........................
FÄHIGKEITEN
FERTIGKEITEN
Etikette .........................................
Fahren .........................................
Handwerk .................................
Heimlichkeit ............................
Nahkampf .................................
Schußwaffen ...........................
Sicherheit ..................................
Tierkunde ..................................
Überleben .................................
Vortrag ........................................
KENNTNISSE
Akademisches Wissen .....
Computer ..................................
Finanzen ....................................
Gesetzeskenntnis .................
Linguistik ...................................
Medizin ......................................
Nachforschungen ...............
Naturwissenschaften ........
Okkultismus ............................
Politik ...........................................

HINTERGRUND
..........................................................
..........................................................
..........................................................
..........................................................
..........................................................
VORTEILE
DISZIPLINEN TUGENDEN
.......................................................... Gewissen/
.......................................................... Überzeugung ..........................
.......................................................... Selbstbeherrschung/
.......................................................... Instinkt ........................................
.......................................................... Mut ................................................

VORZÜGE/ SCHWÄCHEN MENSCHLICHKEIT/ PFAD GESUNDHEIT

Blaue Flecken:
Verletzt: -1
Schwer verletzt: -1
Verwundet: -2
WILLENSKRAFT Schwer verwundet: -2
Verkrüppelt: -5
Außer Gefecht:

SCHWÄCHE
BLUTVORRAT
Suchtgefahr durch Vitæ

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 NAME: SPIELER:

ANDERE EIGENSCHAFTEN
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..........................................................
..........................................................

RITUALE ERFAHRUNG
NAME STUFE SUMME:
INSGESAMT AUSGEGEBEN:
VERWENDET AUF:

GEISTESSTÖRUNGEN

BLUTSBANDE/VINCULI
BAND AN: WERT: BAND AN: WERT:

KAMPF
WAFFE SCHWIERIGKEIT SCHADEN REICHWEITE SCHUSSFOLGE MAGAZIN VERSTECK RÜSTUNG

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 NAME: SPIELER:

ERWEITERTER HINTERGRUND
VERBÜNDETE WICHTIGE KONTAKTE

HERDE WEITERE KONTAKTE

MENTOR GEFOLGSLEUTE

EINFLUSS RESSOURCEN

CLANPRESTIGE STATUS

BESITZTÜMER
MITGEFÜHRTE AUSRÜSTUNG VORHANDENE AUSSTATTUNG

JAGDGRÜNDE FAHRZEUGE

ZUFLUCHTSORTE
LAGE BESCHREIBUNG

AssamitenRevSheet.p65 111 16.05.2002, 15:22

 NAME: SPIELER:

PERSÖNLICHE GESCHICHTE
PRÄLUDIUM

PERSONENBESCHREIBUNG
ALTER:
SIEHT AUS WIE:
GEBURTSDATUM:
TODESTAG:
HAARFARBE:
AUGENFARBE:
HAUTFARBE:
NATIONALITÄT:
GRÖSSE:
GEWICHT:
GESCHLECHT:

ILLUSTRATION
DIAGRAMM DES KLÜNGELS CHARAKTERSKIZZE

AssamitenRevSheet.p65 112 16.05.2002, 15:23