C L A C H •

VON LUCIEN SOULBAN UNDJAMES STEWART

MITARBEITER BESONDEREN DANH AN:
Melanie "Mel-ice im Wunderland" Kunath für skandi-
Autor:
navische Schafe, Silke "endsüß!" Schmidt für die Allein-
Lucien Soulban und James Stewart
finanzierung der Telekom, Björn "und morgen mach ich
Zusätzliches Material:
uns Waffeln" Braun für lecker Essen, Florian "erSchreck-
Jess Heinig
Nd' Wagner für die Weigerung, Nagellack auf Konzerten
Entwicklung:
zu tragen, OIe "Mutanten sind Müll!" Christiansen für
Justin Achilli
taktischen radioaktiven Niederschlag und Thomas "Lek-
Illustrationen:
torgott" Plischke, weil das so ist, sowie an Arne "ehapa"
Guy Davis, Leif Jones, Vince Locke, Matt Mitchell und
Schröder, weil wir ihn im Clanbuch: Ventrue vergessen
Christopher Shy
haben.
Umschlagillustration:
John Van Fleet
Deutsch von:
Hendrik Seipp und Oliver Hoffmann
Lektorat:
Oliver Hoffmann
Art Director und Umschlaggestaltung:
Oliver Graute
Satz, Layout und Korrektorat:
Angela Voelkel
Mitarbeiter der US-Originalausgabe:
John Chambers (Lektorat), Richard Thomas (Art Direc-
tor), Becky Jollensten (Umschlaggestaltung, Satz und Layout)

ISBN 3-935282-49-4
© 2002 Feder & Schwert
© White Wolf Publishing 2001
Unter Lizenz von White Wolf 1993
Originaltitel: Clanbook: T zimisce
Gesetzt aus der GoudyOISt BT
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck außer zu Rezensionszwecken nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.
Charakterblätter dürfen ausschließlich zum persönlichen Gebrauch fotokopiert werden.
Die in diesem Buch beschriebenen Charaktere und Ereignisse sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit zwischen den
Charakteren und lebenden oder toten Personen ist rein zufällig.
Clanbuch: Tzimisce ist ein Produkt von Feder&Schwert unter Lizenz von White Wolf 1993. Jegliche Copyrights lie-
gen, sofern nicht anders vermerkt, beim White Wolf Game Studio. White Wolf, Vampire: The Masquerade, Vampire:
The Dark Ages, Mage: The Ascension, World of Darkness und Aberrant sowie Werewolf: The Apocalypse, Wraith: The
Oblivion, Changeling: The Dreaming, Werewolf: The Wild West, Mage: The Sorcerers Crusade, Wraith: The Great
War, Trinity, Guide to the Camarilla, Guide to the Sabbat, Vampire Story tellers Handbook und Clanbook: Tzimisce sind
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und Text des vorliegenden Werkes sind © White Wolf.
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CLANBUCH: TZIMISCE
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c L A c H •
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INHALT

EINLEITUNG: WINTER UNHOLD 5

HApITEL EINS: EIN HAUFEN UNHOLDE 11

HApITEL ZWEI: EGO UND EVOLUTION 39

HApITEL DREI: UNTER UNHOLDEN 77

INHALT
3
 WINTERUNHOLD

22. 11. 1942 - Sonntag

'!JieLanascliaft war eine weiße 'llnena[icliRßit, eine 'Weft oline J{orizont, aer aie 'Erae vom armRßnaen '!Junst aer TUSsi-
scfien 'Taiga liätte trennen /(pnnen. 06ergefreiter '!Jietricli 'Wa[fing, Offizier in J{itfers rulimreicfier 'Welirmaclit, sc/iaute
auf aie 'Ü6erreste aer einst so stoken 'Befagerungsmascliine aer 22. Panzeraivision. Sein weißgetüncliter Pf1nzer~f1mF.fwf1-
gen 1'/1fag a[fein una lia[6 in einer Sclineewefie 6egra6en. 'lJie 9?!-/(rutierungsausliänge aes o1(J1l zeigten nie So[tfaten aie,
in aen fcp.rzenMomenten, in aenen sie aie 1(ä[te ü6erwanaen, um i/ire 6rennenaen, zerscliossenen Panzer stanaen.
'!Jen '/(esten aer Panzeraivision war etwa 150 'l(jfometer vor Wofgogratf, nafie einer Sclifeife aes Cliir, aer 'l(Jaftstoff
ausgegangen. 'lJie TUSsiscfiegegenoffensive auf Stafingraa liatte vor arei 'Tagen 6egonnen, afs aer 'lJunst una aer Sclinee
aen Jtuf({ärern aie Siclit nalim una aer 'Wina eine 6eißenae 1(ä[te mit sicli trug. Jtrti[ferie 6fitzte una aonnerte in ersticK:.:
tem Zorn, una Panzer rammten einanaer in scliwerfäf[igem 'Bfinaen6a[fett. '!JieLuft war aicR..wie Mifcli, a6er aie 8. '1(us-
siscfie 1(ava[ferie liie[t aie 6efagerte 22. Panzeraivision nocli immer im 'Würgegriff unter aem präzisen :Feuer i/irer 'T-34.
'!Jietriclis gruppe /iatte am Vortag aie 'BfocR..aaeena[icli aurcli6rocfien una war in aie 'Weiten aer Steppe verscliwunaen.
9{un warteten sie auf aie '1(ussen,ge6rocfien una ster6ena. 'lJie Scliüsse aer Jtrti[ferie una aas 'lJonnem aer Panzer war
a6ergegen Morgen vere66t una aie Lanasc/iaft 6fie6 in einer gespenstiscfien S ti[fe zurüc~ aie wie vom 9{ß6ef in aen Sclinee
fieruntergepreßt scliien.
1(anonier J{o[tfen - 'lJietriclis '/(iclitscliütze una aer einzige weitere 'Ü6erfe6enae aes Panzer IV - erschien stofperna aus
aem scfineegescliwängerten Vor/iang aer 'Winterfuft. 'Er sali wie friscli aus aer J{itferjugena aus, una nur ein J{aucli von
'Bartwuclis 6etfecR..tesein ö[versclimiertes arisches gesiclit. 'Ein scfienRß[fanger 'Ü6erwurf aus Sc/iafsfeaer liing fose um sei-
ne R..nocfiigenScliuftern. 'Er ro[[te ein 'Tau von einer Spufe a6.
,,'Was maclist au aa?1ffragte 'lJietricli. Sein gesiclit war von ungfeiclimäßigem 'Bartwuclis una 'lJrecR..6etfecR..tuna von
:Fa[ten aurc/izogen. 'lJazu trug er eine scliwarze :FeftijacRßuna eine Mütze aus Scliaffefr. Zu einem anaeren Jtn[aß una in
anaerer 1(feitfung liätte er eine anselin[icfie, zivi[isierte :Figur a6gege6en.
,,'!Jaslia6e icli auf einem 'Tiger etwa 20 Meter noraöstficli von liiergefunaen. I cli /ia6e aie anaeren ;Panzer mit aen Seifen
ver6unaen, für aen :Fa[~aaß wir einanaer in aieser Suppe jinaen müssen. Leutnant J{a6smann 6efali[ mir - {(
,,.JiaPsmonn? Le6t aer rattengesiclitige 'Bastara immer nocli?{( 'lJietricli spie aus. ,,Ich 6in ü6errasclit, aaß sie i/in niclit
mit aem '/(est aer Juaen nacli Pofen verfraclitet /ia6en. {(
,:Herr 06ergefreiter, er ist Rßin - {(
"Icli weiß, was er sagt, au I aiot!{( zürnte 'lJietricli. ,,Jt6er er ist Rßin Jtrier! Vie[feiclit /iat er aie 9?!-iclisa6tei[ungfür Jt6-
stammung ü6ertöfpeft, a6er man sieht aas Semiten6fut in i/im. Seine 'Brauen, sein stru66efiges scliwarzes J{aar una seine
J{aRßnnase. J{a6en sie air aas in aer :JIitfe'J~entf niclit 6eige6raclit?{(
,,'!Jocli,J{err 06ergefreiter, aas /ia6en sie, a6er... icli R..annaen 'Befeli[ niclit verweigern, er stelit im '/(ang ü6er uns 6eitfen.
Jtußeraem wi[[ er, aaß wir uns 6ei seinem 'Tiger samme[n. 'Ersagt, wenn wir uns aie 'Wärme teifen, weraen wir nic/it erfrieren.{(
"geli' aoch, wenn au wirfst. Jt6er icli macfie es aem '1(ussen niclit feicliter, uns zu jinaen. Icfi 6fei6e."
J{o[tfens Miene armkJe a[[seine Sorgen aus. 'lJennocli sagte er niclits una R..noteteaas Sei[ an aen voraeren 1(a6e[fiaR..en
aes Panzers.
J/ 'Weiter. 'Was hast au aa araußen außer aer '1(atte nocli gejunaen?{(
J/9{un",fulir J{o[tfen nervös fort, J/icli6in fertig aamit, aen Zustana aer anaeren Panzer aufzunefimen, a6er icli /ia6e Rßin
Papier, um i/in aufzusclirei6en. "
'lJietricli ignorierte seinen 'llnterge6enen. 'Es war wafirscfiein[icli, aaß aer 1(anonier a[fes Papier, aas erjinaen /(pnnte, in
seine J{osen gestopft liatte, um sicli warm zu liaften.
",..fünf Panzer ü6er aas ge6iet verstreut ... "
'Ein 1(rieg unausgeprocfiener 'Walirfieiten.
",.. in Rßinem aavon 'Trei6stoff .. "

EINLEITUNG: WINTERUNHOLD
 'Dietricfi sagte nicfits ü6er aie Mütze aus Sefiaffef~ aie :J{oMen einem toten rumäniselien SoMaten a6genommen fiatte,
una :J{oMen6eaefitete aie sefiwarze :Feftfjae/(f-mit aen Insignien eines l1nteroffiziers nicfit, aie 'Dietricfi trug.
"... ein Panzer III ist mit totenSoMaten 6eaee/(t... « .

'Das war affes anaere afs aie stoke aeutselie Pfiafan10 aie aurefi aie l1/([aine pjfügte una Orte wie Izyan una Svatovo
vom 'Bofseliewismus 6efreit fiatte. 'Die 'Dörjfer, von :J{unger ausgezefirt, 6egrüßten aie 5lI.n/(unft aer Wefirmaefit afs aen
neuen 'l(reuzzug, aer aen 5lI.nticfiristenStaun von seinem '1(noelientfiron stoßen würae. Sie nafimen aie sefiwarzen :J{a/(f-n-
/([euze afs Zeiclien aer :J{offnung, una 'Dietricfi nafim ilire :J{offnung afs Zeiclien aes Sieges. 'Dieser (jfau6e war auf aem
5lI.ftarStaungraa gesefifaefitet woraen.
"... (jesicfit a6gerissen... «
"Was? Wieaerliof' aas!« 'Dietricfi sefiree/(Je auf una fiatte aas (jefüfi~ etwas wicfitiges verpaßt zu fia6en.
"Iefi fana einen Panzer III, 6eiee/(J mit rumäniselien SoMaten. Sie fia6en aie Lu/(f-n versperrt. Iefi fia6e versuefit, aie
Leiclien wegzusefiaffen, um in aen Panzer zu /(pmmen, a6er sie waren am Metaff festgefroren. 5lI.neiner fia6e icfi zu fest
gezogen. Ieli. .. icfigfau6e, icfi fia6e ifim aas (jesicfit a6gerissen.«
,,(jfau6st au?«
"Ja. Iefi meine, er fiat vorlier siclier nicfit so ausgeselien, 06ergefreiter.«
"Wer war in aem Panzer?«
"I efi weiß nicfit. 'Die Leiclien waren ü6eraff festgefroren, auf aen Lu/(f-n una %rrats/(fsten.«
,,'lI[auna? 'R.f.ißsie lierun ter. "
"Iefi... a6er.. icfi würae ilinen aie :J{aut a6reißen, 06ergefreiter."
,,:J{astau selion einmaf einen :J{asengeliäuteU«
,,jifi, ja ...ja, 06ergefreiter."
,,'Das ist nicfits anaeres. :J{asenfia6en einen Zweel(, (jefi zurüe~ ziefi aie Leiclien lierunter una nimm affes mit, was au
jinaest. o/ergiß nicfit aie unteren rrrei6stofftan~. Wir I<jjnnenaem :Füfirer nicfit aienen, wenn wir fiier ster6en."
:J{oMenstana für einen Moment wie erstarrt, aann nic/(Jeer fangsam una verscfiwana wieaer mnter aern%rfiang aus Scfinee.
,,'Una :J{oMen",fügte 'Dietricfi fiinzu, ,,/(f-inWort zu :J{a6smann. Wenn au etwas jinaest ... es wira I(p.umfür uns sef6st
reiclien. o/erst(maen?«
* * *
Zwei Stunaen waren vergangen, seit :J{oMenfortgegangen war, una 06ergefreiter Waffing vera{iefitigte seinen 'Unter-
ge6enen, ilin für :J{a6smann im Sticfi ge fassen zu fia6en. 'Dietricfi saß im Stufif aes Panzer/(pmmanaaten una stree/(Je aie
'Beinegegen aie o/ersefi[uß/(ammer aes :J{auptgesefiützes. 'Er saß auf geronnenem 'Bfut, a6er aer (jeian/(f- störte ifin nicfit.
06erfeutnant Westermayer fiatte aie (jewefir/(ugef veraient, weif er auf aen Stufif gestiegen war una aus aer rz'urmfu/(f-
gesefiaut fiatte. 'Er war selion tot gewesen, afs er in aen Innenraum zurüe/( san/( una affes mit seinem aic/(f-n'Bfut 6espritz-
te. 'Dietricfi War aas sefiarfaefirote 'Bfut una (jewe6e an seinem Panzeranzug /(aum aufgefaffen, er fiatte einfaefi weiterge-
fen/(t. 'Das war eine 'Ewig/(f-it lier - fetzte Woelie. 'Dietricfi war aie (jewaft mit jeier Minute gfeicfigüftiger geworaen.
'lI[icfiteinmaf aie :Ffeiselijetzen una 'Bfut/(fumpen auf seiner '1(feiiung störten ifin mefir.
'Bittere '1(äfte War mit aer 'lI[aefitge/(pmmen, fiatte sicfi auf aie '1(egiongefegt una 'Dietricfi zurüe/( ins aun/(fe Innere
seines Panzers geirängt. 06wofif aie 1(]J.ppefnuna Sicfitsefiutze gesefiwssen waren, entwicfi aie Wärme wie Wasser aus
einemSie6. 'Dietricfifragte sicfi, wie aas Sefiwert aer Wefirmaefit russiselien '1(ugefn una (jranaten aie Stirn 6ieten /(onnte,
nur um aann aem größten (jeneraf aes Sowjetreiclis, "o/äterelien :Frost", zu erfiegen. 'Dietricfi woffte nicfit erfrieren, a6er
aie spärficlie :J{eizung war selion fange ausgefaffen, una er 6esaß nicfits, was er ver6rennen /(pnnte. Wenn er ü6erfe6en
woffte, mußte er aen Panzer verfassen una aie anaeren :Fafirzeuge aurelisuelien. :J{oMen fiatte etwas von fünf weiteren
Panzern gesagtj zuminaest einer mußte aoefi etwas fia6en, aas es wert war, mitgenommen zu weraen - a6er er mußte auf-
passen, aaß er :J{a6smanns rriger nicfit zu nalie /(am.
'Dietricfi ü6erprüfte aas Magazin seiner MP-40 una woffte geraae aie Lu/(f- öffnen, afs etwas aie Siclitsefi[itze aes rz'urms
veraun/(f-fte. Instin/(tiv sprang 'Dietricfi ZUTÜC/( in aen engen Innenraum una /(pffiaierte aort mit aem :Fafirersessef.!Das
K.ann weder :JIo/ifen 11(}clijemontf anders aus der !Division sein, aacfite 'Dietricli 6ei sicfi. 5lI.ffewußten, aaß sie iliren (je-
welir/(pf6en oaer sonst etwas an aer Lu/(f- rewen mußten, 6evor sie lierein/(amen, weif ilinen ansonsten aer 1(ppf von aen
Insassen weggeseliossen wurae. I rgenajemana starrte ins Innere, a6er es war zu aun/(f-~ um etwas zu selien.

EINLEITUNG: WINTERUNHOLD
 '1(a[teLuft fufir mit einer 'Wo[R! weißen Scfinees faucfiend ins Panzerinnere - der 'Eindringfingitatte die LuR! geöffnet.
'Dietricfi füfifte, wie sein Magen sicfi in einem unend[icfi tiefen Locfi verfor, und sein 'B[ut fie[ wie ein 'Wasserfa[[ mit mm.
Irgendein urzeitficfier Instin/(f in seinem Scfiädef scfirie mn an wegzurennen. 'Das war R!in (jegner, das War ein Jäger.
Vorsicfitig griff 'Dietricfi fiinter sicfi und [ieß seine J'inger/(JI-ppen ü6er die 'DecR!fafiren. 'Die 'Iurm[uR! war nun vo[[-
RPmmen offen. '1(feine 'Eiskrista[fe segeften zu 'Boden und fegten sicfi sacfit auf den rot6raunen 'Boden. 'Dietricfis J'inger
fanden einen :JIe6ef.Langsam drückte er mn, des QUietscfiens, das er verursacfite, scfimerzliaft 6ewußt, und die J'[ucfitfuke
öffnete sicfi mit einem zujriedensteffenden '1(nacR!n. 'J{pcfi mefir kafte Luft drang ein und füffte nun den ganzen vorderen
'Bereicfi. 1(ufiig scfio6 sicfi 'Dietricfi ne6en den .9I.usstieg. 'Er safi ein Paar mifcfiig weißer ... ßiilttfe ..., die in ge60genen '1(fau-
en endeten und sicfi durcfi die LuR! tasteten. 'Ein 'Bär? 'Ein scfifauer 'Wolf? 'Was es auefi war, es kam mit dem XPpf zuerst
in den Panzer. 'Dietricfi wartete nicfit, 6is er das (jesicfit der 'Kreatur sefien RPnnte. 'Er stieß sicfi vom J'afirersitz a6, durcfi
die LuR! und in die scfineidende, kafte Luft.
'Er safi nicfits, und affe (jeräuscfie wurden vom fieufenden 'Wind fortgetragen. 'Dietricfi Hic/(fe mit zusammengekniffe-
nen .9I.ugengerade recfitzeitig zurück zum weißgetüncfiten (jescfiützturm, um zu sefien, wie scfiwarze Scfiaftstiefef in der
Luke verscfiwanden. 'Dietricfi sprang Vom Panzer und ergriff die Sicfierfieitsfeine, die mit dem Tiger ver6unden War. Mit
festem (jriff zog er sicfi durcfi die f<::!t.ietiefenScfineewefien weiter in den immer stärR!r fieufenden Sturm.
* * *
'Die Verwefiungen wurden tiefer, ausufernder, und 'Dietricfi kam kaum voran, a6er er zog sicfi weiter durcfi die /(firrende
'l(jifte. 'J{acfi dieser fast ewig dauernden .9I.nstrengung erreicfite er den Tiger. 'Das Monstrum fraß mefir Trei6stoff afs 'l(ßt-
teng[ieder, und sein Turm erinnerte an eine xpnservendose, wofier der '1(ampfwagen auefi seinen Spitznamen liatte, a6er
war wesentficfi r06uster afs die Le6ensmittefverpacfQ.tng. Sef6st 1ia[6 im Scfinee 6egra6en safi die '1(riegsmascfiine fiäjHicfi
aus. 'BrocR!n der Zimmerit6escfiicfitung, aufgetragen zum Scfiutz gegen :JIaftminen, waren von '1(äfte und '1(ampf a6ge-
6[ättert und entfiüf[ten ein ffeckfges (jrau. 'Die Seiten[uR! des Turms stand offen. 'Dietricfi zog sicfi an den Spfitterscfiür-
zen des Tigers aus dem Scfinee und empor, den 'B[ick in den feeren Panzer gericfitet. 'lJie !lJesatzu'W mlfll tot sein, dacfite er,
a6er das kümmerte mn zur Zeit wenig, was aucfi immer mit mnen gescfiefien sein mocfite. 'Dietricfi sprang vom Panzer und
wste die Sicfierfieitsfeine, die den Tiger mit dem am weitesten entfernten Panzer ver6ana. 'Während er sicfi vom Tiger ent-
fernte, wicR!fte er die ü6rig6fei6ende Leine, den einzigen :JIinweis auf den anderen Panzer, ü6er der Scfiufter auf
.'Was aucfi immer auf seiner J'äfirte war, würde wafirscfiein[icfi e6enfa[fs den Leinen fofgen, und 'Dietricfi würde in sei-
·nem iso[iert stefienden '1(ampfwagen sicfier sein. 'Er wußte, daß dieses Verliaften das Le6en seiner Ver6ündeten RPsten
/(pnnte, docfi dieses Opfer nafim er ofine 'BedenR!n auf sicfi . .9I.ußerdem war R!iner von mnen mefir dem 1?,ßicfigegenü6er
foyaf. Seit Stafingrad scfiimpften die So[daten ü6er die wöcfientficfien 'Bericfite des 1?,ßicfispropagandaministeriums, wenn
R!in fiöfierer Offizier zugegen war. 'Wenn der '1(rieg verforen wurde, so [ag es daran, daß :JIitfer es niederen 1(assen erfau6-
tel zusammen mit dem deutscfien Vo[kzu kämpfen, und daß scfiwacfie Männer mit minderwertigem 'B[ut an der J'ront
focfiten. 'Enttäuscfit und zornig kämpfte sicfi 'Dietricfi weiter durcfi den Scfinee und verf[ucfite das 1?,ßicfi,wei[ es seinen
eigenen Traum verraten liatte.
* * *
'Der Panzer III war secfis Tonnen feicfiter afs 'Dietricfis pz I'l/, a6er sein Turm war verstärkt worden, um eine 5Omm-
'1(ampfwagenkanone tragen zu /(pnnen. 'llner6itt[icfi krocfien die Scfineewefien an seinen Seitenscfiürzen fiocfi und fiieften
mn mindestens 6is zum näcfisten J'rüfifing fest, wenn er dann nocfi funktionstücfitig war. Mit seinem weißen Tarnscfiema
verfor er sicfi fast im Scfineesturm. 'Das einzige aus dem 'Weiß fiervorstecfiende Waren die zehn toten rumäniscfien So[da-
ten, die den Panzer 6edec/(fen wie Maden eine scfiimme[ige Leicfie . .9I.[fefagen mit dem (jesicfit nacfi unten, am S tafi[RPfoß
festgefroren, und 6edec/(fen die vier :JIaupt6etrie6s[uken, die '1(üfifroste, .9I.nsaugstutzen und den .9I.uspuff Jemand liatte
sie mit .9I.6sicfitso gefegt, und für einen Moment nic/(fe 'Dietricfi anerR!nnend 06 der küfifen Logik dieser Tat.
IIIcfi 6in in die Löwenfiöfife gestofpert((, murme[te er. 'Was aucfi immer seine 'Divison verfofgte liatte sicfi fiier niedergefas-
sen, a6er der Sturm fiatte 'Dietricfis Spuren verscfifuckt und so seine :JIoffnung auf !lQickR!fir zur Panzerformation zunicfi-
tegemacfit. 'Der '1(ampfwagen war seine einzige 1?,ßttung. ,)1I.ußerdem((,murmefte 'Dietricfi. 'J'Esliat die 'Eingänge nicfit ofine
(jrund ver6arrikadiert. (('Wenn es dort etwas ver6arg, war es 'Dietricfis .9I.ufmerl0amR!it wert.
'Dietricfi [ieß das '1(a6effa[fen und zog sicfi an der ü6er die LuR! des xpmmandanten ge6eugte Leicfie fiinauf Mit einem
entscfifossenen 1(uek an den Scfiuftern versucfite er, sie Vom Panzer zu ziefien. 'Das (jesicht der Leicfie peffte sicfi in steifen

EINLEITUNG: WINTERUNHOLD
:Fetzen a6 una hinterfieß :Ffeisch- una :Hautstücl(g. auf aem /(aCten Meta{0 a6er aer 'Torso 6{ie6 festgefroreni etwas hatte
aas (jesicht zerrissen, e6enso wie aie Jacl(g. una aie aarunterfiegenae '1(feiiung. f})ie 6fanl(g.:Haut auf 'Brust una 'Bauch war
mit aem S tah{ ver6unaen, a6er nicht so, wie f})ietrich es erwartet hatte. f})erSoMat schien mit aem Panzer verwachsen zu
sein, sein :Ffeisch um aie (jriffe una ytngeCn aer Lul(g.gezogen. 'Egar. 'Es waren nur !Ry.mänen.
'Unter aem ManteC zog f})ietrich sein Messer hervor una 6egann, aie Leiche von aer Lul(g. zu schneiien, genau wie man
:Hasen häutete. 'J{ach ein paar Minuten Sägen una Schneiaen rutschte aie Leiche weg, una f})ietrich gru6 mit aer Messer-
spitze aas :Ffeisch aus aen ytngeCn, ehe er sch{ieß{ich aie Lul(g. aer '1(uppeCöffnete. 'Eine 'Woge warmer Luft una aer (je-
stan/( von Innereien wie aus einem Schfachthaus strömten heraus. f})ie Luft war ftuclit. :Ha{6 erfroren una nur Minuten
vom :Frost6rana entjernt {ieß sich f})ietrich in aen Panzer fa{fen una scfi{oß aie Lul(g. hinter sicfi. 'Wärme umfing ihn.
'Eine el(g.ferregenae Mittfur aus (jewe6e una (jeaärmen füfCte aen tiefschwarzen Innenraum, a6er auch aas störte f})iet-
rich /(aum. 'Er hatte aie Sommer seiner 'l(jnaheit auf einer Schafzucht in '1(ümmritz süa{ich von 'Berfin ver6racht una war
aen (jestan/( aes 'Toaes gewöhnt. 'Es war aas feise 'Wimmern una Sch{ucfizen rings um ihn, was an seinen 'J.{frven zerrte.
f})ietrich tastete nach seinem :Feuerzeug una entzünaete es. f})ieSchatten tanzten jfacl(g.rna una wanaen sich an aen '1(an-
ten una :Hal(g.nim Inneren aes Panzers. ytuch aie 'Ü6erfe6enaen hatte f})ietrich nun gefunaen.
f})er Innenraum g{ich aer '1(üche aes 'Teufefs. :HoMen, :Ha6smann una minaestens vier weitere SoMaten waren ü6er ytr-
maturen, Sitze, Munitions/(isten, 'Boaen una f})ecl(g.verteiCt. Ihre 1(iirper hatten aie 'l(pnsistenz warmen 'I'afgs - schmierig
una zäh. 'Es war, afs hätte Satan sie mit seinem f})aumen ü6er aas ytngesicht aer Scliöpfung gerie6en. :Fünf verschieaene
(jeaärme ver/(noteten sich miteinanaer una scfi{ängeCten sich aurch aas Innere wie Lametta an einem Christ6aum, wäh-
rena gehäutetes :Ffeisch ü6er aie 'Wänae gestrec/(J; woraen war. ScliocRjerenaer war a6er, aaß aie SoMaten, o6woh{ sie von
innen nach außen gel(g.hrt woraen waren) noch zu fe6en schienen. Organe pufsierten, una ihre ytaern transportierten ihr .
/(pst6ares 'B{ut, währe na aiese ü6er aem (jeschützverscfi{uß oaer aen Sitzen hingen. f})as 'Wimmern entsprang aen ffachge-
aroc/(J;en (jesichtern :HoMens una aer anaeren. Ihre verzerrten Münaer una aie wie 'Wäschefeinen gespannten Stimm6än-
aer erfau6ten ihnen nur, zu weinen una zu gurgeCn. ytrti/(u{ation war für sie auf ewig unmög{ich.
f})ietrich schütteCte aen '1(opf una stammeCte: ,,'Einzigartig. /f'Trotz aes gräß{ichen ytn6{icR§ 6esaß aas (je6i{ae eine fun/(-
tione{fe 1I.stheti~ aie auf aen SchfachtjeMern nur zu oft vergessen wurae. Seinen ytntei{ a6gerissener (j{ieamaßen una Von
(jranatenspfittern ausgeweiieter 'l\jlmeraaen hatte f})ietrich sclion gesehen, a6er aas war SchicR§a{ oaer f})ummheit gewe-
sen. :Hier war es pure :Fun/(tionafität una /(aftherzige 'Bri{{ianz. Sein 'l!ater hatte ihm von Jägern aer 'l!orzeit erzähft, aie
:Hirscfie aufgeschfitzt hatten, um in aen aampfenaen Innereien zu sch{afen, wenn sie von einem s,cfineesturm ü6errascht
wuraen. !4.ußerst pra/(tisch. f})as Innere aes Panzers war mit ausgeweiaeten, fe6enaen SoMaten gefüfft, aeren offen{iegen-
ae 'B{utgefäße una Organe 'Wärme spenaeten. f})ieSoMaten araußen liieCten aie entweicfienae 'Wärme innen. f})as war /(ar-
/(u{ierter, perfe/(ter Pragmatismus. f})as war es, was aer aeutscfien ytrmee fefi{te, um aas 'Tausencfjährige ~ich umzuset-
zen.
,,'Wi{fst au vor einem vorgesetzten Offizier nicht sa{utieren ? "fragte eine Stimme aus aem f})unl(g.{n.Sie war schmeicfie{na
unagfatt.
f})ietrich wir6eCte fierum, w06ei aie /(feine :Ffammenzunge aes :Feuerzeuges fast erstar6. Im Sessec aes :Fun/(pffiziers saß,
von aer niearigen f})ec/(ein Schatten gehüf{t, ein SS-'Brigaaeführer. :Finsternis 6eaec/(te ihn, a6er f})ietrich /(pnnte aas wei-
ße :Hema unter aer schwarzen 'Uniform, aen nassen, feMgrauen ManteC mit aem schwarzen X!agen una aen f})oppeC6fit-
zen, aie 'Uniformsliosen una aie nassen, schwarzen SchaftstiefeC erl(g.nnen. In seinem Sclioß fag eine schwarze Offiziers-
mütze mit einem si{6ernen 'TotenschäaeC una ge/(reuzten '1(nochen.
,,'Würae ich", entgegnete f})ietrich, "wenn ich nicht wüßte, aaß Sie versucfien würaen, mich zu töten. Oaer so{{te ich sa~
gen versuclit liaeen?"
"f})u 6ist eine Sch{ange, aas muß man air rassen. f})aß au aeinen Panzer verfassen hast, war weise, a6er 6eeinaruc/(J;war
ich aavon, wie au aie Sicfierheitsfeine zu aiesem Panzer mitgenommen hast. f})u hast geliofft, ich würae mich mit aen an-
aeren a6ge6en, oaer?/f
,Sie ha6en mich gesehen?" fragte f})ietrich. ,,'Wie aas? Ich ha6e Sie a6gehängt."
,,'J{un, au hast auch nicht aiesen Sturm 6eschworen, oaer?"
,Sie aenn?" /(pnterte f})ietricfi.

EINLEITUNG: WINTERUNHOLD
 Ver 'Brigaaejünrer beugte sicn vor una [ieß aas Licnt auf sein .9tntfitz fa[fen. 'Es war fessefna, fnst schmerzhaft anzuse-
nen in seiner ariscnen 2?finfteit. Sein J{aar war wie goUene SeMe auf .9tfabaster, 'J.[aseuna Lippen scnma[ una markant,
ebenso wie seine Wangenknocnen aus :Marmorgescnnitten scnienen una seine eis6fauen .9tugen mn aurcnaringena wie ein
Wolf anstarrten. Sein (jesicnt war vO[[k,pmmen, onne :MakJ{; er verl(prperte aen noraiscnen '.l(rieger, aen J{immfer so stolZ
in seiner 'Efite, aer SS, vorführte. Sein 'B[ick traf Vietricn ins :Mart es war ein unerbittficftes, grausames J{erz, aas aurcn
aiese .9tugen schaute. p{jjtz[icft erkannte Vietricn, aaß es nicnts gab, was aiese 'l(reatur nicnt tun k,pnnte.
IIVer neue :Menscn ist aalu zitierte Vietricn J{ermann ~uscnnings ",gespräche mit :Jfit!er". "... icn sage Innen ein (je-
neimnis. Ver neue :Menscn, furcntfos una grausam. .. "
"... una icn erscnrak vor iftm", beenaete aer 'Brigaaejünrer aen Satz.
~ie haben ",gespräche mit .JIi't!erugefesen?"
/Es War... amüsant", gab sein (jegenüber zu.
,,'Esgab eine Zeit", fünrte Vietricn aus, "aa wäre icn J{itfer in aie J{ö[fegejofgt. "
11 'Unajetzt?"
IIJetzt kJnne icn sie... !Ry.ßfana war wegen J{itfer eine .9tneinanaerremung von 'J.[ieaerfagen. 'Er hat sein o/ersprecnen ge-
brocnen, "
lIo/erräteriscne Worte ... "
.Vann sina wir beMe in aer Scnußfinie", grinste Vietricn mit einem Seitenbfick zu J{oUen una aen anaeren. "Was sina
Sie?" fragte er aann.
~ieftst au aas nicnt in meinem (jesicftt?u fragte aer 'Brigaaefünrer mit einem wiUen Läcne[n. "Icn bin aie o/erl(prperung
aes (jeistes eurer .9tftnen. I cn bin aas manifestierte noraiscne 'Erbe."
,,9lber aas ist nicnt a[fes", erkünnte sicft Vietricn.
Sa, aber a[fes zu seiner Zeit. I cn habe mien entscnieaen, aicft zu verscftonen. I cn scftätze aeine Schläue. Sie I(pnnte unser
beMer 'Überfeben sicnern. "
,,'Wie meinen Sie aas?"
.J{itfers '.l(riegist nicnt unser '.l(rieg. 'Unserer ist äfter aCs:MenscnengeaenkJn. Vieser %rstoß nacn 1{ußfana war ein o/er-
sucn, 'Boaen wfeaerzuerfangen, aer uns verforen ging, aCsaie 1{ote !f[ut über aas Lana fiereinbracn. LeMer verfießen wir
uns auf eucn, um für uns zu streiten, una aiese faCscne 'Einschätzung trifft uns nun. 'J.[un muß icn mit feeren J{änaen
zurückkenren. Vu nast 2?fcnt; J{itfer, J{immfer una aie anaeren haben eucn betrogen, aber sie spief'e:nkJine 1{o[fe.Sie ha-
ben inren Zweck erfüfft. "
11Warum sina Sie nier, in aiesem gottverfassenen LandStricn?"
IIIcn nabe meine !feinae bekämpft, aCsaie russiscne (jegenoffensive begann", erUiuterte aer 'Brigaaefünrer. "Icn nabe aie-
sen Ort bescnützt, um micn auszurunen, micn warm zu haften una meine ... 'l(raft wieaerzuerfangen. Icn bin bereit zum
.9tufbrucn. Vu wärst fast meine fetzte :ManIZeit geworaen, aber aCs'Unteroffizier nützt au mir menr."
l19{ptürficn, aber icn weiß nicnt, wem icn aiene oaer warum. «
IIVas wirst au baU erfanren, aber icn biete air aie :MögficnkJit einer 1{einfteit, von aer au nocn nie geftört hast. Vu kannst
wie icn sein, onne einen unzureicnenaen, ninaer[icnen '}(Prper. Icn biete air %[[k,pmmenfteit aer (jeaankJn. :Menr braucftst
au nicftt zu wissen. "
"Wenn icft aie Wenrmacnt verfasse, werae icn aCsVeserteur erscnossen."
.9{ßin", beriefttigte aer 'Brigaaefünrer. ~oweit es sie angent, starbst au nier, neute 'J.[acnt. 'Una soweit es aicn angent",
fügte er mit einem breiten (jrinsen ninzu, "haben sie recnt. "
Ver 'Brigaaefünrer bewegte sicn so scnne[~ aaß Vietricfts !feuerzeug erfoscn una aen Panzer in !finsternis taucnte. J{art
scnfeuaerte er aen Obergefreiten zu 'Boaen. J{eiße 'J.[aaefnarangen in Vietricfts J{aCs, una erfüMte, wie sein 'B[ut in einem
brennenaen - aber scnrec!ificn mitreißenaen - Scnwa[[ nervorscnoj. J{oUen jammerte an seinem Onr, aber Vietricn ver-
nanm nur aas wasserfa[fartige Vrönnen aes 'B[utes in seinem SchäaeL Vas Tosen verscnwana aber wie russiscne Panzer
im 9{ßbe~ una a[fes, was 6fieb, war aie unerträg[icne '.l(äfte, aie Vietricfts (jebeine ergriff una mn erzittern [ieß - er starb.
In aiesem :Moment füMte er aie Lippen aes 'BrigaaegeneraCs auf seinen una spürte, wie er in seinen :Muna spie. Vietricfts
weft e;rpfoaierte in einem Scnrei.

EINLEITUNG: WINTERUNHOLD
 Immer mehr, immer bessere eurer Art sollen zugrunde
gehen, denn ihr sollt es immer schlimmer und härter ha-
ben! So allein wächst der Mensch in die Höhe!
- Friedrich Nietzsehe

Wir sind Tzimisce ...
Was für'n Haufen Scheiße! Wir waren so lange geeint, wie
der Älteste gebraucht hat, sein erstes Kind zu zeugen. Danach
war alles verloren. Du wirst die anderen Clans von Enoch
sprechen hören und davon, wie wir alle "eine Einheit" lebten,
genauso wie Disney sich Kainiten vorstellen würde. Himmel,
Enoch war Kains Streichelzoo, voller Sterblicher und sonst nichts.
Du denkst, du kennst die Verdammten. Du weißt gar nichts!
Was du jetzt hörst, ist keine Horizonterweiterung, sondern eine
Berichtigung. Vergiß die händchenhaltenden Karthager oder
den imperialen Ruhm Roms; es gibt nämlich einen Grund, war-
um sie heute Staub sind. Unsere Geschichte hat wenig mit der
Welt und alles mit den Tzimisce zu tun. Man nennt uns nicht
umsonst Unholde. Seht es ein, Brüder und Schwestern, wir
sind genau das. Nun ist es Zeit, auch zu verstehen warum.
- Das Auge, Priester des Rudels der Sieben Hände
TZIMISCE- LEXIHON
Lerne diese Begriffe gut, denn viele Unholde erinnern
sich ihrer Bedeutung, selbst in den heutigen Nächten.
Anwesen: Das Schloß eines Tzimisce-Aristokraten oder sein
Sitz, von dem aus er herrscht. Die moderne Bedeutung ist
meist eine opulent (oder morbide) ausgestattete Zuflucht.
Azhi Dahaka: Azhi Dahaka ist persisch und bezeichnet
den dreiköpfigen Drachen des Dämonen Ahriman. Es ist
der Heilige Gral jedes Metamorphen, eine erleuchtete,
endgültige Gestalt, möglicherweise durch extensiven Ein-
satz von Fleischformen erreicht.
Bogatyre: "große ruhmreiche Helden" oder ein Bezug auf
die Questenritter Tzimisces.
Boyare: Adlige oder der Adelsstand im allgemeinen.
Knezi: Ein dem Voivoden unterstellter Landbesitzer und
die Quelle der meisten Streitkräfte gegen die Ahnen des
Clans während der Anarchenrevolution. In den heutigen
Nächten ist es ein Titel für die meisten Tzimisce, die sich
adliger Herkunft rühmen, aber nicht mehr annähernd so
geachtet wie früher.
Koldunen: Zauberkundige der Tzimisce, die Elementar-
und Geistermagie wirken.
Szlachta: Obwohl das Wort selbst "Oberschicht" heißt,
sind Szlachta Leibwächter, Spione und Soldaten der Tzi-
misce. Konditioniert und ihren Aufgaben angepaßt sind
diese Ghule intelligent, zäh und tödlich.
Tirsa: Land oder Domäne.
Voivode: Normalerweise der Titel eines Landbesitzers oder
Herren, aber die Bedeutung verschwimmt immer mehr.
Tzimisce von besonderer Macht oder jene, die berühmte
Gebiete ihr eigen nennen, nehmen oft diesen Titel an, ob-
wohl jüngere Clansmitglieder vor diesem Epitaph meist
zurückschrecken.
Vozhd: Es ist eine sterbende Kunst, diese lobotomisierten
Amalgame mehrerer kleinerer Ghule zu schaffen. Durch
den Einsatz von Fleischformen und koldunischen Ritualen
wird aus den Ghulen eine einzelne Kreatur geschaffen,
deren einziger Lebenszweck Tod und Vernichtung ist.
Zadruga: Eine "Familie", in der alle Verwandten zusam-
men mit dem Herren der Familie leben, aneinandergeket-
tet durch starke Bindungen. Es ist der alte Name für Wie-
dergängerfamilien, der in einigen Fällen auch heute noch
Verwendung findet.

KAPITEL EINS: EIN HAUFEN UNHOLDE

11
Zulogestalt: Die monströse Form der Tzimisce, die von
hohem Verständnis der Kunst des Fleischformens zeugt.
Die Unholde benutzen sie ebensooft im Kampfe wie zum
Einschüchtern ihrer Gegner.
DAS ERBE DES
STAMMVATERS
Nach den Worten TitlfS Villicents, Berater des Konsitoriums
Du willst also von deiner Vergangenheit erfahren, von
der Rolle des Ältesten in diesem himmlischen Tanz? Es
begann in Enoch, der von Kain erbauten Stadt, mit der er
den Herrn gnädig stimmen wollte. Er hatte in einem Anflug
von Einsamkeit schon drei Kinder gezeugt und sah nun zu,
wie sein Blut weiter in die entstehenden Clans floß. Vielleicht
sah er das unabwendbare Ergebnis seiner Handlungen voraus,
aber auch wenn er es nicht tat, [Tzimisce] bemerkte es.
Trotz ihrer Behauptungen und der beliebten Berichte
Außenstehender entsprangen der Älteste und damit auch
seine Nachkommenschaft den Hurenschenkeln von Eu-
phrat und Tigris, nicht den Karpaten. In den frühen Näch-
ten Enochs, als nur Skelette aus knorrigem Holz die Wäl-
le der Stadt bildeten und die große Flut in ferner Zukunft
lag, hatte Kain gerade Ynosh, dem Gesetzgeber, dem ersten
seiner Kinder, den Kuß geschenkt. Ynosh, auch als Enoch
bekannt, der fast ganz von seinem brüllenden Herzen ver-
schlungen wurde, suchte nach einem Weg, sich von der
chaotischen Unreinheit zu befreien, von der er glaubte, sie
fessle ihn an das Tier. Ohne diese Fesseln würde der Griff
des Tieres schwächer werden, bis es ganz unterginge.
Mit vielen Mühen und enormer Willensanstrengung
brachte Ynosh die urzeitlichsten und amorphsten Teile sei-
nes Körpers zusammen und spie sie in ein sterbliches Ge-
fäß ... [Tzimisce], einen Magier und Seher von beträchtli-
chem Ruhm. Ynosh hatte geplant, den Ältesten als Träger
seiner verfluchten Saat, seiner wildesten und ungezähm-
testen Aspekte, zu vernichten. Statt dessen ging der Älte-
ste aus dem Akt der Zeugung mit klarem Geiste hervor,
nicht als das Tier, das Ynosh erwartet hatte. In einem An-
flug von Mitleid verschonte der Gesetzgeber den Vorsint-
flutlichen, während er die Ursache für seine Fehlannahme
zu ergründen versuchte. Mit Sicherheit heulte das Tier in
ihrer beider Herz, aber der Älteste war nicht das Monster,
das Ynosh erwartet hatte, zumindest nicht optisch.
Zur Überraschung seines Erzeugers erfuhr der Älteste
nicht mehr Entartung oder Degeneration als seine Ge-
schwister. Er war stark und besaß eine kaum faßbare Na-
tur und Wahrnehmung, ebenso wie er Fleisch kontrollier-
te, als sei es nasser Ton - voller Potential in den Händen des
Künstlers. Mehr noch, der Älteste erkannte, daß er keine fe-
ste physische Identität hatte, und sein Wesen floß und verän-
derte sich wie Quecksilber, von einer Maske zur nächsten. In
seinem Versuch, seine Schwäche zu besiegen, hatte Ynosh
ihm das Zeichen des Tieres eingeflößt, aber das Tier brachte
auch Gaben wie Intuition, Ausdruck, Launenhaftigkeit, Vor-
stellungsvermögen und, am wichtigsten, Wachstum mit sich.
T zimisce trugen diese Zeichen allesamt erfolgreich.
Der Älteste zählte zu den ersten Vorsintflutlichen, ob-
wohl er sich von ihnen fernhielt. In seinen Augen stagnier-
te die Entwicklung der anderen Kainiten. Sie besaßen kein
CLANBUCH: TZlMISCE
12
Wachstumspotential, um mehr zu werden als zu dem Zeit-
punkt, als ihre Erzeuger ihnen den Kuß schenkten. Der
Älteste hingegen, zu Lebzeiten ein Orakel, spielte die
komplette Tonleiter der Evolution mit wundersamer
Leichtigkeit. Es wurde zum Jetzt, Gestern und Morgen des
Fortschrittes der Menschheit, er wurde, statt zu weissagen.
Kains Kinder und Enkel zeigten nichts von dieser Gabe.
Die Sterblichen wurden stärker, während wir stagnierten
oder schwächelten. Irgendwann würden die Sterblichen
herrschen und die Verdammten zwingen, in ihrem Schat-
ten zu leben. Es war unabwendbar.
Der Älteste spürte diese Veränderung in sich und in an-
deren Kainiten, eine der kleinen Metamorphosen, die das
Tier mit der Zeit brachte. Zuerst erlaubte der Durst des
Ältesten, vom Halse Sterblicher und der Tiere zu trinken.
Dann verlangte der Durst mehr. Er war nicht mehr zufrie-
den mit nur einem Gefäß oder einer großen Herde, er ver-
langte nach dickerem, reicherem Blut, und bald erkannte
er, daß nur seine Nachkommen seinen Durst würden stil-
len können. Der Älteste wußte nun, daß die Bürde des
Bluttrinkens mit jeder Dekade nur schlimmer werden wür-
de. Irgendwann würde er nicht mehr von Tieren oder
Menschen trinken können. Nur der Mord an seinen Kin-
dern würde ihn vor dem Untergang bewahren, und wenn
diese auch nicht mehr reichten, würde er zugrunde gehen.
Entsetzt über seine gefesselte Existenz verbrachte er ein
Menschenleben in Abgeschiedenheit und Meditation und
glitt von Gestalt zu Gestalt, menschlichen wie mystischen,
auf der Suche nach einer, die ihn von seinem Durst befrei-
en würde. Er studierte die Schriftrollen aus der Zeit, da er
selbst noch Magie lernte und hoffte, in seinen schwindenden
sterblichen Künsten die Lösung zu finden. Es war alles um-
sonst, denn der Durst kam vom Tier und ertränkte alle Über-
legungen. Der Älteste konnte nicht fliehen, denn obwohl er
seine Formen ändern konnte blieb die Essenz doch die Glei-
che. Das grausame Schicksal entzog ihm die einzige Möglich-
keit der Sterblichen zum Überleben: Anpassungsfähigkeit.
DER AUFBRUCH AUS ENOCH
Anders als die wachsende Zahl seiner Vettern hatte der
Älteste kein Interesse daran, die Menschen zu führen oder
Kains Namen zu verherrlichen. Mehr noch, er hatte nie
einen Gedanken daran verschwendet, die Sterblichen zu
schützen, waren sie doch nicht mehr als Nahrung und Ar-
DER AVATAR DER VERÄNDERUNG
Azhi Dahaka, Dracon, Illuyankas, Dracula und le-
viathan - alles Drachen. Man mag sich fragen, war-
um diese Bestie in unserer Mythologie so verbreitet
ist. Eigentlich ist es ganz einfach. Seit der Geburt der
Menschheit spuken Drachen durch die Legenden.
Die Menschen fürchteten die großen Schlangen,
aber für die T zimisce stehen sie für Veränderung.
Drachen sind die Boten der Transformation, die auf
den Wellen des Chaos reiten, immer in spiralförmi-
ger, unvorhersehbarer Bewegung. Es ist nicht nur ihre
Erscheinung, die uns anspricht, sondern ihr Potenti-
al zur Veränderung - und mehr. Sie sind die Verkör-
perung dessen, was wir noch erkennen müssen.
beitsmaterial. Die anderen wandten sich in Ekel ab, als der
Älteste demonstrierte, wie leicht er mit ihrem Fleisch spie-
len und es weben konnte, als sei es Flachs auf der Spindel.
Sie beweinten seine Gabe, als er [Nosferatus] Fleisch in
eine scheußliche Verhöhnung von Schönheit verwandelte,
die noch von seinen Kindern geteilt wird. Heimlich umheg-
ten sie ihn, wie [Toreador] es getan hatte, um ihre übernatür-
liche Eleganz zu erhalten. Der Älteste existierte zwischen den
Einfallslosen, während seine Geschwister [Brujah] und Mek-
het Schattenspiele mit den Sterblichen spielten und in ihrer
eigenen Gewitztheit und ihren Ränken aufgingen.
Der Älteste wußte um das Potential der Sterblichen und
wurde zornig darüber, daß die anderen sich störrisch in
menschlichen Begriffen maßen und die größte Stärke doch
übersahen: Formbarkeit. Nur er schätzte die Menschen so-
wohl als Mahl als auch Inspiration und verdiente so als
einziges die Menschlichkeit. Der Älteste wollte sich von
seinen zukünftigen Fesseln befreien, und trotz seiner der-
zeitigen Existenz waren die Sterblichen der Schlüssel dazu.
Der Älteste wechselte problemlos die körperliche Gestalt,
aber die letzte Adaption, die ihn vor dem Durst, dem Tier,
erretten konnte, erreichte er nicht. In dieser Erkenntnis
verließ der Älteste Enoch, wissend, daß die Antwort in der
urtümlichen Welt liegen mußte, die frei von kainitischem
Einfluß war und in der Menschen nicht als Herde oder
Geliebte beschüt<;t wurden. Er mußte den Kampf der Men-
schen ums Überleben selbst sehen und diesen Kampf bis
zum Extrem heeinflußen. Nur dann würde er verstehen,
was ihm zum Sieg über den Durst fehlte.
Der Älteste reiste durch die Länder, ehe die Menschen
ihnen Namen gaben, und folgte seiner schwindenden Se-
hergabe. Zuerst wanderte er gen Osten, zum Geburtsort
der Sonne, wo er Kartarirya den Fluch des Unlebens auf-
bürdete. Er gab den Kuß nicht aus Einsamkeit weiter (er
hatte sich selbst, und das war alles, was er wollte), sondern
aus dem Bedarf nach Werkzeugen, durch die er die unend-
lichen Möglichkeiten der Anpassungsfähigkeit entdecken
konnte. Mit Kartarirya lernte er, wie er die Sinne seiner
Nachkommen zu seinen eigenen machen konnte. Somit
bürdete er jedem seiner Nachkommen eine Anzahl von
Flüchen auf, die noch über das reine Unleben hinausgin-
gen. Er pflanzte ihnen einen Teil seines wandelbaren Gei-
stes in Form eines Sakramentes ein, sein eigenes Fleisch.
Versteckt in seiner Vita: schenkte diese Essenz den Kin-
dern des Vorsintflutlichen die Fähigkeit zum Gestaltwan-
del, so daß sie die Form annehmen konnten, die sie für
passend hielten. Im Gegenzug erlaubte dies dem Ältesten,
durch seine begabtesten Kinder zu wirken. Insgeheim wur-
de der Älteste Legion, nistete sich in den Hüllen seiner
Kinder ein und erntete das Wissen ihrer Entdeckungen.
Auf der Rückreise des Ältesten durch das Zweistrom-
land nahm er ein zweites Kind, Gallod, Häuptling eines
örtlichen Stammes, um die Geschehnisse in Enoch zu
überwachen. Auf seinen folgenden Reisen entdeckte der
Älteste jedoch, daß die Stämme der Menschen in den
westlichen Wäldern weniger wurden und ihm so Blut fehl-
te. In einem Anfall hungriger Raserei enthüllte der Älte-
ste den letzten seiner bösartigen Flüche, indem er Gallod
aus hunderten Kilometern Entfernung von Innen leertrank.
Das Sakrament, das das Unleben schenkte und dem Ältesten
KAPITEL EINS: EIN HAUFEN UNHOLDE
13
erlaubte, in seinen Nachfahren zu wohnen, erlaubte es ihm
auch, sie zu verschlingen und seine Linie von untotem Dreck
zu reinigen. Dies ist der größte Fluch des Clans, denn sollte
der Älteste je dem Durst verfallen, wird er seine Kinder wie
ein unsichtbarer Dämon aus der Feme aussaugen.
EIN HLEINER EINWURF
Das ist Schwachsinn. Willst du mir erzählen, wir seien
neidisch auf die Sterblichen? Gut, wir suchen immer noch
nach der Saat purer Kreativität, die wahres Wachstum
erlaubt, aber die Meinung dieses Defätisten ist doch total
Camarilla! Wissen wir überhaupt, ob diese Saat existiert
oder ob es nur eine weitere Idee der Vorsintflutlichen ist,
uns zu verwirren? Brüder und Schwestern, wir sind ver-
dammt ... warum zur Hölle verschwenden wir unsere Zeit
mit "Evolution"? Wir wachsen nicht! Scheiße nochmal,
wir sind tot!
- Das Rückgrat, Abt des Rudels der Sieben Hände
HUPALA
Nach der Lektion, die sich der Älteste mit Gallod selbst
erteilt hatte, sammelte er auf seinen Reisen Stämme um
sich, so daß er nie wieder nach Vita: hungern würde. Auf
der weiteren Wanderschaft gab er den Kuß an die weiter,
die seinem eigenen, suchenden Geist am ähnlichsten wa-
ren. In den bewaldeten Hügeln der Karpaten nahm er
Yorak als Kind, Byelobog in den nördlichen Einöden Eu-
ropas. An Afrikas Küste nahm er den Krieger Demdemeh,
der sofort wieder ins wilde Herz Afrikas verschwand, um
sein Schicksal zu verfolgen; auf Zypern schließlich hieß der
Älteste die Kreatur in seinen Armen willkommen, die man
nur als den Dracon kennt.
Die Welt mag dem Ältesten offengestanden haben, aber
er zog die Länder Yoraks vor, tief im Herzen der Karpaten.
Es wußte nicht, warum die Bergketten so verlockend
schienen, aber die Domäne zog den Ältesten wie eine
Schar Sirenen an. Er fing nach einem Jahrhundert der
Nachlässigkeit sogar wieder an, sterbliche Magie zu studie-
ren, obwohl seine Fähigkeiten nun nur noch ein Schatten
dessen waren, was er als Kainit ohnehin erreichen konnte.
Im Osten blühte Enoch immer noch, und seine Kinder
blieben nahe genug, daß Kains Schatten auf sie fiel. Euro-
pa gehörte den Tzimisce. Daher sah der Clan diese Domä-
nen als sein Eigen an, bevor andere es taten. Er breitete
sich über die große europäische Ebene aus, die sich von
Ostsibirien, über den Ural und das Wolgabecken, bis hin
zur unberührten Atlantikküste erstreckte. Die Tzimisce
wählten ihr Land gut, denn die westwärts ziehenden Stäm-
me benutzten die europäische Ebene und das Donaubek-
ken, um über den Kontinent zu ziehen. Besonders die Ebe-
nen südlich der undurchdringlichen Pripjat-Sümpfe und
die nördlich des Pindhos wurden zu den beiden Hauptrei-
seadern der wandernden Stämme. Die Faust der Karpaten,
der Pindhos in Griechenland und die eisigen Küsten des
Baltikum hatten den Verkehr fest im Griff.
Die Tzimisce "lenkten" die Flut Sterblicher in ihnen ge-
nehme Bahnen, doch waren sie nicht die einzigen Herr-
scher in diesen Ländern. Die Wolflinge aus den noch rei-

DIE SAAT
Eine Warnung an euch Sabbattzimisce. In jedem
von uns fließt das Blut unser aller Erzeuger. Es ge-
währt uns eine höchst wandelbare Essenz, verbunden
mit größter Verantwortung. Wir sind das trojanische
Pferd unseres Meisters, und falls ihr irgendwann ein-
mal eure neue Existenz versteht, könnte der Vorsint-
flutliche in euch Gestalt annehmen. Seht es als Se-
gen, nie als Fluch, denn ihr kehrt zur Daseinsform
des einen Fleisches zurück, die es gab, bevor ihr oder
irgend jemand von uns geschaffen wurde. Die ande-
ren Clans wuchern wie ein Geschwür, doch wir sind
[Tzimisce]. Darum schulden wir auch Kain keine
Treue, denn was tat er schon, außer Menschen mit
seinem Kuß zu verfluchen? Das ist Gottes Fluch,
nicht Kains Geschenk! Der Älteste schuf uns aus
vollem Willen aus seinem Fleisch und schenkte uns
seine Essenz. Wo, denkt ihr, stammen die Künste des
Fleischformens denn her? Es ist [Tzimisce] selbst, der
seine Weisheit mit uns teilt. Dies mag auch der
Grund sein, warum einige unserer ältesten Mitglieder
den Weg der Gestalten verlassen haben. Sie kennen
die Kunst, doch fürchten sie sie. Sie fürchten sich,
den schlummernden Vorsintflutlichen in ihrem Her-
zen zu wecken.
nen und unberührten Wildnissen rangen mit ihnen um
jede Lichtung und jede Bergspitze. So mächtig die Tzi-
misce auch waren, sie erlitten doch viele Rückschläge. Die
Wolflinge stellten sich gar dem mächtigen Vorsintflutli-
chen selbst in den Weg und drohten, den Clan wieder zu
Kains Stadt zurückzudrängen. Aber der Älteste ließ sich
von den Wolflinge nicht beirren. Er fühlte eine Art See-
lenverwandtschaft mit den Karpaten, denn irgend etwas
an ihnen berührte seine fast verschwundenen Kräfte als
Seher und sandte ihm neue Träume.
Der Älteste weigerte sich, diesen Flüsterer zu verlassen,
und lernte mit der Zeit die Sprache des Geistes der Berge,
des Monstrums, das unter dem Namen Kupala bekannt ist.
Kupala und die Wolflinge waren seit Anbeginn erbitter-
te Feinde. Es gelang den Wolflingen aber, ihn in den Kar-
paten einzusperren, und junge Wälder sprossen aus dem
Ort seines Gefängnisses. Doch der Geist sehnte sich nach
Freiheit und wisperte deshalb in den Träumen des Älte-
sten. Die Stimme des Landes bot seine Hilfe im Kampf ge-
gen die gemeinsamen Feinde an, wenn die T zimisce ihn
aus seinem Kerker tief im Grat der Karpaten befreiten. Der
Vorsintflutliche stimmte zu und verbrachte die nächsten Jah-
re damit, die vergessenen Klüfte der Berge zu erforschen,
während Kupala den Ältesten Magie lehrte, die er seit seinem
Kuß verloren geglaubt hatte. Der Älteste wiederum gab die
Lektionen an seine mächtigsten Kinder weiter und benutzte
sie, um eine große Gruppe zu bilden, die Kupala befreite.
Die Wolflinge wehrten sich erbittert und machten Ku-
pala die Flucht schwer. In der gräßlichen Höhle, in der der
Dämon gefangen war, fielen die Helden der Wolflinge über
den Vorsintflutlichen und seine Brut her. Doch das Blatt
wendete sich, als Kupala entkam und die Tzimisce trium-
CLANBUCH: TZIMISCE
14
phierten. Der Dämonengeist konnte die Welt dennoch
nicht verlassen, da er durch seine lange Gefangenschaft an
die karpatische Erde gebunden war. Kupala konnte sich
nicht an den Hof des Geisterreiches, oder welcher Hölle
er auch immer entsprungen war, zurückziehen. Statt des-
sen nahm er sich einfach die Karpaten als neue Domäne
und teilte sie mit den Tzimisce. Die Wolflinge der Region
erholten sich trotz ihrer immer noch beträchtlichen Macht
nie wieder von diesem vernichtenden Schlag. Sie verloren
die Länder, die sie schützen sollten und mußten mit ansehen,
wie Kupalas schwarzes Blut die Erde und Wälder vergiftete.
FLUT, FLUCH UND EXODUS
Während die Tzimisce sich vermehrten und die Sterbli-
chen am Fuße der Berge beobachteten, war es in Enoch
alles andere als ruhig. Kains Nachkommen lehnten sich
gegen ihn auf, genau wie er sich gegen den Herrn erhoben
hatte, und die Straßen färbten sich mit ihrem Blut und
dem ihrer Diener. Dann kam in einem göttlichen Akt der
Vergeltung gegen die Anmaßungen Seiner Geschöpfe die
große Flut über die Kainiten Enochs. In Europa war es
nicht anders; die mächtigen Ströme, die das Land teilten,
luden die Sintflut in niedriggelegene Landstriche wie das
Donaubecken, die Poebene und das Rheintal geradezu ein.
Die, die das rasche Anschwellen der Flüsse überlebten,'
flohen in höhergelegene Länder. Sterbliche und Kainiten
gleichermaßen flohen höher und höher und machten die Kar-
paten zu einem Archipel, das von den T zimisceherrschern
eisern gehalten wurde. Die Unholde gewährten den Neuan-
kömmlingen Gastfreundschaft, verlangten aber als BezaWung
einen Nachkommen jeder Familie. Um ihre Mildtätigkeit zu
zeigen, wäWten sie jedoch selten den erstgeborenen Sohn.
Statt dessen nahmen sie die Jüngsten, um sich an ihnen zu
laben, an ihnen zu experimentieren oder sich bedienen zu las-
sen. In manchen Fällen großer Stämme nahmen Voivoden
ganze Familien als Dienerschaft. So entstanden die Diener-
kasten, die später zu den Wiedergängerfamilien wurden.
Nach der Sintflut bemerkten die Tzimisce immer mehr
wandernde Stämme, die unter dem Einfluß einzelner
Gangrel und Nosferatu aus Enoch standen. Die neuen
Stämme weigerten sich, den Tzimisce ihren Tribut zu zol-
DIE I-{ UpALALEGENDE ..•
Du willst etwas über Kupala wissen? Nun gut, doch
du wirst merken, daß schon das Wissen um ihn sei-
nen Preis hat. So ist das bei Legenden. Die flüstern-
den Geister sagen mir, Kupala habe einst zu ihnen
gezählt, aber er besaß die Kraft zu verderben, was er
erblickte. In den Tagen, als Kain noch an Evas Brust
trank, focht er mit den Wolflingen, bis ihre mächtig-
sten Schamanen ihn einkerkerten. Sie kamen aus
dem Norden und dem Süden und zerrissen die Erde
mit ihren gräßlichen Klauen. Sie pellten das Land
wie die Haut einer Zwiebel, formten zwei Wälle und
preßten sie dann zu einer gigantischen Erhebung zu-
sammen. Diese Herkulesarbeit schuf die Karpaten
und die Alpen, zwischen denen Kupala gefangen war
wie eine Fliege zwischen zwei Händen. So ruhte er,
bis [Tzimisce] ihn Jahrhunderte später fand.
len und zogen durch ihre Bergreiche, ohne Entschädigung
zu zahlen. Die Unholde beanspruchten die Vorherrschaft
über die Region zweifellos zu recht, denn sie hatten schon
Jahrhunderte vor Enochs Fall hier geherrscht. Sie hatten
Kupala aus seinem Gefängnis befreit und die Wolflinge zu-
rückgedrängt. Die eindringenden Kainiten nahmen in ih-
rer Arroganz an, die Welt und alle Sterblichen kämen aus
Enoch und seien demnach rechtmäßig ihr Eigentum. Sie
konnten in ihren eigenen Augen gehen, wohin sie wollten,
und das schloß die Domänen der Tzimisce mit ein, die sie
bisher kaum getroffen hatten.
Als sich die Fluten zurückzogen, verloren die Tzimisce
weitläufige Domänen an die neuen sterblichen Stämme,
die die Lücken füllten, die ertrunkene Dienerfamilien der
Tzimisce hinterlassen hatten. Die Gangrel waren kein
nennenswertes Ärgernis, denn sie reisten umher und blie-
ben nie lange genug an einem Platz, um das örtliche Blut
zu gefährden. Es waren die Nosferatu und vereinzelten
Malkavianer, die sich als schwierig erwiesen. Die Unholde
gingen brutal mit diesen Eindringlingen und ihren Die-
nern um, sei es in Form von Stammeskriegen unter den
Sterblichen oder Folter. Sie bepflanzten ihre Grenzen mit
Wäldern aus Knochen, deren Blätter aus lebendem Gewe-
be waren, oder ließen Boten mit ihren pferden verschmel-
zen, bevor sie sie zurück zu ihren Herren sandten.
Schließlich erbnnten die T zimisce, daß sie nicht jeden
schlachten konnten, der durch ihre Domänen zog, da sich
die Sterblichen sonst gegen sie verbünden würden. Sie er-
laubten ihren Verwandten die Durchreise in die westli-
chen Territorien, solange sie nicht in den Gebieten der
T zimisce seßhaft wurden. Andere Kainiten begannen, den
Domänenanspruch der T zimisce anzuerkennen, doch es
dauerte nicht lange, bis die zerstrittenen Clans der zwei-
ten Stadt Kains Zorn auf sich zogen.
Der Fluch Kains überraschte die Tzimisce völlig. Ihr
Umgang mit dem gebundenen Kupala und ihr territoriales
Wesen wurden zum Anathema des Clans, als der Fluch ihn
zwang, sich für wahre Ruhe mit Heimaterde zu umgeben.
Selbst der Älteste verging fast auf der Rückkehr in seine
Heimat, wo er sich mit sogenanntem "toten Wasser" von
seiner Geburtsstätte umgab. Seine Rückkehr in die Karpa-
ten war der Auftakt noch größerer Einwanderungswellen
sterblicher Herden und Kainiten, die nach Kains Edikt
voller Scham das Zweistromland verließen. Angesichts ei-
ner neuerlichen Bedrohung ihrer Domänen befestigten die
Tzimisce ihre Zufluchten und verfielen in Isolationismus.
Als geeinte Front hätten sie vielleicht sowohl sterbliche als
auch kainitische Ansprüche auf ihr Territorium abschmet-
tern können. Aber voneinander getrennt duldeten sie den
Tod ihrer Brüder und Schwestern, während sie sich immer
mehr eingruben. Der Älteste war die einzige Verbindung,
die die einzelnen Tzimisce untereinander hatten. Eigen-
evolution und Suche nach Wahrheit erwiesen sich für vie-
le als einsamer Pfad. Die Tzimisce herrschten über die
Völker am Fuße ihrer Festen wie Tyrannen. Der Vorsint-
flutliche allerdings ahnte eine Zeit voraus, da sich sein
Clan wie Blätter im Herbst verstreuen würde. Sein Kind
Byelobog hatte sich schon in die Pripjat-Sümpfe zurückge-
zogen, während Yorak tief in den Karpaten meditierte und
von Kupala selbst unterwiesen wurde.
KAPITEL EINS: EIN HAUFEN UNHOLDE
15
DER ÄLTESTE VERSCHWINDET
Ein Addendum des Bettlerprinzen, Priester des Blutfuß- Rudels
Ich habe meine Befragung Silas' beendet, eines Salubri
antitribu, der offiziell mit dem Rest des Opferkonventsru-
dels im Kampf um New York gefallen ist. Wie sich heraus-
gestellt hat, wissen die Salubri antitribu einige Dinge, die
wir bisher nur vermuteten. Unsere ältesten Kainiten be-
haupteten immer, [Tzimisce] selbst sei kurz nach dem
Fluch Kains gegen uns in Starre gefallen, aber uns fehlte
ein Grund, da Yoraks historischer Exkurs ungewöhnlich
lückenhaft war. Nun wissen wir warum. Durch Silas, einen
der größten Historiker der Salubri antitribu, fand ich fol-
gendes heraus. Obwohl einiges vielleicht nicht der Wahr-
heit entspricht, gebe es ich auf Wunsch der Bischöfe und
ihrer Vorgesetzten wieder. Ich bin nicht in der Position,
Urteile zu fällen.
Unter den früher als Heiler bekannten Salubri bildete
sich unter Anleitung Samiels, ihres ersten Ritters, eine
Kriegersekte. Soweit sind uns die Geschehnisse auch be-
kannt. Samiel begann alsbald einen Kreuzzug gegen die
"Mächte der schwarzen Kunst" und von ähnlicher Häresie
befleckte Kainiten. Meinen Nachforschungen nach
scheint jemand diese Fanatiker auf unsere Fährte gesetzt
zu haben. Samiel erfuhr von den Absprachen zwischen
dem Ältesten und Kupala und verurteilte sie als dämo-
nisch. Der "große Krieg", von dem die Salubri sprachen,
wurde nicht gegen die mythischen Baali geführt (falls sie
überhaupt existierten), sondern gegen uns! Samiel und
seine Bande von 15 (oder sieben, hier ist Silas unbestän-
dig) Kriegern brachen in die Karpaten auf, verborgen in
der Masse der sterblichen Stämme, die dem europäischen
Kontinent entgegenströmten, und überfielen abgelegene
Burgen von Tzimisce, um die Zuflucht des Ältesten aufzu-
decken. Auf ihrem Weg schlachteten sie im Geheimen
unseresgleichen, und unsere Szlaehta wurden von ihnen als
dämonische Vertraute angesehen - in ihren Augen nur ein
weiterer Beweis für die Richtigkeit ihres Tuns. Silas' Ge-
schichte vermengt leider allzuoft Fakten mit Legenden
und macht eine Wahrheitsfindung so nur noch schwieriger.
Silas zufolge griffen Samiel und seine Ritter den Älte-
sten in seiner Zuflucht an. Nachdem sie sich durch "Le-
gionen von Teufeln und Scheusalen" gekämpft hatten, er-
HOLDUNISCHE HEXEREI
Wir reden von Kupala und behaupten, unsere kol-
dunisehen Riten wehrten seine dämonische Verseu-
chung ab. Wir sagen, es besänftige unseren Schlaf,
wenn wir in seiner Erde ruhen. Ha! Unsere Hexerei
stammt zweifellos von Kupala, denn dieser Geist
herrscht über alles in unserem verwunschenen Hei-
matland. Es sucht alle heim, die seine Künste nicht
kennen und hofft, uns so in seinen Bann zu ziehen -
und es ist wahrlich ein Bannkreis, in dem wir stehen.
Wir lernen seine Zauber und die Wege der Geister,
um Frieden zu finden. Unsere Kenntnis der kolduni-
sehen Riten ist kein Bollwerk gegen Kupala, unser Schlaf
ist kein Sieg. Es ist das Geschenk des Dämons dafiir, daß
wir auch weiter brave kleine Schäflein sind.
 schien in Samiels Hand eine glänzende Klinge, und er
streckte den Ältesten mit dem "Feuer der Rechtschaffen-
heit" nieder. In einem letzten Aufbäumen zerschmetterte
der Älteste Samiel, indem er seinen Schädel von innen
heraus zerbersten ließ, und nur ein einziger seiner Krieger
schaffte es lebend aus der Zuflucht heraus, um die Ge-
schichte zu erzählen. Die Salubri erkannten später ihren
Fehler, wenn es denn einer war, und behaupteten, Samiel
sei im glorreichen Kampf gegen die Nemesis des Clans ge-
fallen, und auch wenn einige Teile der Legende wohl ein
Körnchen Wahrheit beinhalten, besonders die Beschrei-
bung der Dienerschaft des Ältesten und seiner Zuflucht,
so wissen wir doch, daß der Erste lange genug lebte, um
Lugoj in die Fänge zu gehen. Es ist zwar möglich, daß Sa-
miel den Vorsintflutlichen angriff und ihn schwer genug
verletzte, um ihn in Starre zu versetzen, aber vernichtet
hat er den größten aller Unholde nicht.

VERSTREUT WIE TREIBHOLZ

Von Bashtani Koudye aus Tripolis
Lambach Ruthven ist eigentlich ziemlich klar im Kopf, aber
ein kleines Männchen in meinem Kopf ist der Meinung, er
schnupfe Koks aus Kinderärschen. Ich konnte einen Blick auf
sein geliebtes Tagebüchlein werfen, als er nich' inner Nähe war,
und das is' voller krankem Zeug. Er behauptet, gesehen zu ha-
ben, wie Lugoj Eidbrecher Amaranth am Vorsintfiutlichen be-
gehen wollte, bevor der Älteste den Spieß umgedreht hat. Das
bedeutet, daß Lugoj, der irgendwo in den Karpaten in Starre
liegt, eigentlich Tzimisce is'. Klar, cool, is' mir egal. Später
brabbelt Lambach, Tzimisce sei 'n mutiertes Cannabisbeet un-
ter New York und treibe wie Gras auf dem Abwasser. Klar
klingt das wie 'n Eimer Dünnschiß, aber_du mußt zugeben, daß
wir 'n paar echt fiese Tricks draufhaben. Lambachs Story kann
also zwei Dinge bedeuten. Entweder hat er sich mit diesem
Babyarsch den Verstand weggeballert oder aber die Legenden,
die uns unsere Erzeuger erzählt haben, sind wahr ... was, weiß-
te nich', was ich meine? Das Gelaber, daß sich Tzimisce in uns
allen manifestieren kann und uns zu sich macht. Wenn das
wahr is', dann rennen mindestens zwei Tzimisce-Vorsintflutliche
rum, was bedeutet, daß wir echt im Sandwich gefickt sind. Was?
Wie? "Sei brav, Kind?" Was zur Hölle laberst du ... heilige Schei...
- Kaleel Bratovitch, Tzimisce-Zwingermeister, verstorben
Während der Älteste den Schlaf der Jahrhunderte
schlief, zogen sich seine Kinder von der Welt zurück. Die
Karpaten und das östliche Wolgabecken blieben in der
Hand der Unholde, aber der Clan verfolgte immer noch
seine isolationistischen Ziele und focht erbitterte interne
Fehden aus. Die Befürchtung des Vorsintflutlichen, seine
Nachkommen könnten aufgeben und sich völlig der eso-
terischen Selbstfindung hingeben, bewahrheitete sich.
Selbst Yorak und Byelobog zogen sich in ihre jeweiligen
Reiche zurück und brachen den Kontakt untereinander
ab. Rom und Griechenland entwickelten sich, und durch
den Seeweg um die Karpaten konnten sie sich zu gewalti-
gen Reichen ausbreiten, beeinflußt von den anderen
Clans. Rom stand zwar einige Zeit unter der Obhut Dracons,
während andere Unholde langsam wieder aus den schwarzen
Tiefen der östlichen Wälder hervorkamen. Tatsache bleibt
jedoch, daß sich die karpatischen Kainiten von der Welt zu-
rückzogen. Deshalb verloren sie Boden an ihre Rivalen.

CLANBUCH: TZIMISCE
16
 DAS SCHICHSAL DES ÄLTESTEN UND
DIE HINDER DRACONS
Erhebt euch, Kinder Dracons, denn ich rede von
unserem Schöpfer. In der Tat "verging" der Älteste
bei Samiels Angriff, aber was bedeutet einer Kreatur
seiner Macht schon die eigene Vernichtung? Der Äl-
teste überdauerte in jedem Samenkorn, das er beim
Kuß in seine Nachkommen pflanzte und das diese
mit jedem Kuß weitergaben. Er brauchte keinen ei-
genen Körper, denn er konnte in uns allen Gestalt
annehmen, wenn er es wünschte. Auf Zypern füWte
Dracon den Ältesten erwachen und unter seinem Her-
zen wachsen. Dracon nährte den neuerstandenen
Stammvater. Nachdem er ihn geboren hatte, schmug-
gelte er den Fötus zurück in die Karpaten und gab ihn
in die Obhut Yoraks, tief im Herzen des Gebirges.
Während der erstarrte Embryo schlief und in der
verwunschenen Erde gedieh wie Saat, flüsterte der
Dämon Kupala ins Ohr des Ältesten, wie er es schon
bei Yorak getan hatte. Ich weiß nicht, was er ihm er-
zählte, aber nur wenige können Jahrhunderte des
Umgangs mit Dämonen überstehen, ohne ihre Seele
zu beflecken. Es genügt zu sagen, daß unsere kolduni-
sehe Hexerei plötzlich an Macht gewann. Während
die Erde und Pflanzen immer mehr verwitterten, stie-
gen unsere Kenntnisse der Pfade des Dämons ins
Unermeßliche. Deshalb beflecken die Kinder Dra-
cons sich nicht mit der Magie Kupalas. Sie ist nichts,
was uns [Tzimisce]vererbt hat, sondern die Gabe ei-
nes boshaften Dämons, dessen Schatten nie die ru-
mänische Erde verließ.
Zuerst herrschte das mykenische, dann das hellenische
Griechenland über Teile Europas, aber sie stießen nie in
die Karpaten vor. Die Römer wiederum dehnten ihr Reich
weiter aus und setzten sich am Fuße der Gebirgskette fest.
Selbst sie jedoch wagten es nicht, die Gebirgsflanken zu
erklimmen. Durch die Kelten, Slawen und später die Go-
ten blieben die Karpaten unhaltbar. Das soll nicht heißen,
daß die T zimisce während dieser Zeit schliefen oder sich
ruhig verhielten. Sie herrschten wie Götter über ihre Län-
dereien und beeinflußten die umliegenden Stämme mit
zunehmendem Geschick. Einzelne Tzimisce wie Dracon,
Shaagra und Radu erreichten viel, aber als Clan zogen sie sel-
ten an einem Strang. YoraksDesinteresse, den Clan als Voivo-
din der Voivoden zu führen, half der ganzen Situation nicht.
Als ältester Kainit der Region übernahm Yorak das
Voivodat, nachdem der Vorsintflutliche in Starre gefallen
war. Er blieb in den Höhlen, in denen Kupalas Stimme am
besten zu hören war, und konzentrierte sich auf andere
Dinge, unter anderem die Versklavung slawischer, kelti-
scher und einiger thrazischer Clans für seine Experimen-
te. Er glaubte inbrünstig an Azhi Dahaka, den ekstatischen
Geisteszustand, den auch der Älteste zu entdecken such-
te. Er verbrachte ganze Menschenalter in den irrgangarti-
gen Karpaten und erforschte die Welt mit seinen geistigen
Disziplinen, obwohl er eigentlich kein Interesse mehr an
den Geschehnissen um ihn herum hatte.
KAPITEL EINS: EIN HAUFEN UNHOLDE
17
DIE HA THEDRALE DES FLEISCHES
Sie war ein Wunderwerk. Massive Stalagmiten und
Stalaktiten bildeten die Säulen, aus denen v6n Kalk-
stein umspielte Knochen sprossen und sie wie erstarrte
Wasserfälle voller Gebeine aussehen ließen. Die Schä-
del, deren Augen und die umgebende Muskulatur noch
intakt waren, bildeten die Wände und blickten bestän-
dig auf die wogende See aus Fleisch und Organen. Gan-
ze Horden von Ghulen befeuchteten die Augen, die kei-
ne eigenen Lider mehr hatten. Weitaus größere Mengen
an Wiedergängern vollzogen die rituellen Tätowierun-
gen, indem sie mit Knochennadeln Haut ritzten und die
Schnitte mit Kohlestaub füllten. Später dann häuteten
Yorak und ihre Kinder die kreischenden Opfer, behan-
delten das noch tropfende Gewebe mit Konservierungs-
mitteln und paßten es dann wie Buntglasfenster in die
Gewölbekuppel ein. Die Kathedrale besaß Unmengen
an Attraktionen, wie zum Beispiel die Blutbäder, die von
kauernden Opfern umgeben waren, die makabre Sitzge-
legenheiten darstellten, die Säulen aus ineinander ver-
scWungenen Körpern, die Mauern aus Mündern, die ei-
nen heulenden Kanon aus Schmerzensschreien
ausstießen, wenn man an ihnen vorüberging oder die
offene Galerie aus Leichen, die relativ intakt aufStalak-
titen aufgespießt waren.
Welche Wunder. Es ist eine Schande, daß man in
den modernen Nächten solche Schönheit nicht offen
zeigen kann. Ehrlich gesagt weiß heute niemand
mehr, wo die Kathedrale des Fleisches ist; anschei-
nend ist sie verschwunden. Wo sie einst stand, so sagt
man, gähnt heute nur noch ein klaffender Abgrund.
Über die Jahrhunderte erbaute Yorak die Kathedrale des
Fleisches. Dieses Opus Magnum an Schmerzen und Leid
konnte schon in seinen Ausmaßen mit den Hängenden
Gärten und späteren christlichen Monumenten konkur-
rieren und wurde zum Zentrum des metamorphen Den-
kens und Glaubens. Dutzende von Kammern, Höhlen und
Kavernen wurden von Yorak mit dem Fleisch von tausen-
den von Opfern ausstaffiert. Für eine Weile verfolgten die
Tzimisce ihre eigenen Pläne und kümmerten sich nicht
um die Welt um sie herum. Als Yorak und die anderen je-
doch erfuhren, daß Rom seinen Glanz zum Teil den Kaini-
ten verdankte, erkannten sie, daß sie sich nicht länger wie
die Lasombra in den Schatten verbergen konnten. Gewiß
reichte das Römische Reich nur bis ins Donaubecken, aber
fremde Imperien stellten eine Bedrohung für die Macht
der Unholde dar. Neu ertrotzte fremde Domänen würden
wiederum fremde Kainiten mit sich bringen, die schon lan-
ge ein hungriges Auge auf die Domänen des Clans gewor-
fen hatten. Doch es gelang den Römern dennoch, so nahe
zu kommen, weil die Tzimisce nicht geeint gegen sie vor-
gingen.
Yorak erkannte, daß Politik und Hofhaltung nicht zu ih-
ren größten Talenten zählten. Sowohl die Koldunen als
auch sie widmeten sich lieber ihren Studien, statt sich um
die Angelegenheiten der Sterblichen zu kümmern oder
fremde Kainiten von ihren Ländern fernzuhalten.
 Statt dessen schenkte sie einflußreichen Mitgliedern der
örtlichen Stämme den Kuß und beauftragte sie mit den
Dingen, die sie nicht interessierten.
SHAAGRA: DIE NEUE RICHTUNG
Yoraks Entscheidung, die Domäne seiner Brut zu stär-
ken, fiel in einer aufgewühlten Zeit, in der ein Strudel der
Veränderung die bekannte Welt erfaßte. In den weiten
Steppen des Ostens fiel das Reich der Hunnen etwa zu
Beginn der christlichen Zeitrechnung vor der Expansion
der Chinesen, was die Hunnen ins nomadische Exil trieb.
Sie zogen rasch nach Westen und erreichten 375 n. Chr.
die Ukraine, wo sie den Ost- und Westgoten mit ihren
blitzschnellen Überfällen zusetzten. Die Westgoten baten
Kaiser Valens um Siedlungsgebiete, die er ihnen auch zu-
erst zusagte. Spätere Forderungen des Kaisers führten zu
einem blutigen Konflikt, der mit einer vernichtenden Nie-
derlage für die Römer endete und in dem Kaiser Valens das
Leben verlor. Die Hoffnung, das römische Imperium kön-
ne aus der Asche wieder entstehen, starb mit Konstantins
unfähigen Erben. Roms Stern sank, und die ansässigen
Ventrue, Toreador und Malkavianer hatten die Kontrolle
an einen Schmelztiegel von Kainiten aller Clans und eine
hebräische Sekte verloren. Die Ahnen der Stadt verließen
sie zuhauf, und Roms einstige Kultur und Ordnung began-
nen zu verfallen. Die Peripherie des Reiches zerbrach, und
die örtlichen Verdammten gerieten in Panik. Sie wußten,
daß sich die germanischen Stämme auf Massaker und
Plünderungen vorbereiteten und suchten Gespräche mit
den zuvor isolierten T zimisce. Zum ersten Mal behandel-
ten die anderen Clans die T zimisce als mögliche Verbün-
dete und nicht als Bedrohung der Ostgrenzen.
CLANBUCH: TZIMISCE
18
Die Tzimisce wiederum bemerkten die Menschenflut,
die an ihre nördlichsten Territorien brandete. Die Stäm-
me und Bündnisse von Nomaden, die von den Hunnen
vertrieben wurden, bekämpften einander und vermischten
sich wie erwartet, doch die Gangrel der Steppe und ver-
triebene Brujah begleiteten sie. Yorak traf sich mit mehre-
ren Gangrelhäuptlingen und versprach ihnen unbeschade-
te Durchreise durch den Tihuta-Paß. Im Gegenzug
versprachen sie, die römischen Siedlungen auf ihrem Weg
in Krieg und Verderben zu stürzen. Er wollte die Gebiete
zurückerobern, die der Clan mit der Ankunft der Ventrue
und Malkavianer verloren hatte. Die verstreuten Stämme
sammelten sich zu einer gewaltigen Speerspitze, die tief in
die römischen Siedlungen vorstieß und alles auf ihrem
Weg niedermähte. Im Kielwasser des Chaos sandte Yorak
T zimisce, die ihre früheren Domänen wieder beanspruchten.
Der Kuß Shaagras läutete das goldene Zeitalter der Tzi-
misce und ihre uneingeschränkte Herrschaft über Osteu-
ropa ein. Yorak wußte, daß die wandernden Hunnen, Go-
ten und Slawen die neuen Herren der Länder werden
würden, in denen sie sich schließlich niederlassen würden.
Mit den Skythen und der Hallstattkultur in den Jahrhun-
derten vor der Geburt des weißen Christus war es genauso
gewesen, und wenn man Europas jungfräuliche Gebiete
betrachtete, würde es sich wiederholen. Wenn die Tzi-
misce diese Stämme also jetzt beeinflußten, könnten sie
sich später als bedeutendster Clan der Region einsetzen.
Die Slawin Shaagra entstammte dem Stamm der Vroi, wo
sie als Göttin, Führerin und Seherin geehrt wurde. Ihre Un-
tertanen waren westwärts geflohen, nachdem sie von einem
größeren Stamm verdrängt worden waren. Als sie die Karpa-
ten erreichten, bemerkte Yorak die Gottschamanin. Sie

BOGATYRE
Vor den Wiedergängern, den Szlachta, den Vozhd
und den Ghulen kamen die Bogatyre, die Kämpen des
Ältesten. Yorak versicherte, die Bogatyre seien weder
Menschen noch Wolflinge oder Kainiten. Auch
wenn sie sterblich erschienen, stammten sie von
Meru, einem mystischen Berg in Indien, der als Ge-
burtsstätte der Arioi gilt (die Okkultisten später die
arische Rasse nannten). Metall weigerte sich, ihre
strahlende Haut zu verletzen, während Stein und
Holz geschworen hatten, ihnen keinen Schaden zu-
zufügen. Die Bogatyre traten in [Tzimisces] Dienste,
als die große Flut einige von ihnen in den Karpaten
anspülte. Als Dank für die Gastfreundschaft und seinen
Beistand boten sie ihm ihre Dienste an.
Jeder Bogatyr besaß eine Hauttasche, in der sich
Fleisch des Vorsintflutlichen befand - wenn sie für
ihn kämpften, kroch die Fleischtasche über ihre Ge-
sichter und verlieh ihnen das Antlitz des Ältesten.
Die Knochen ihrer Unterarme wurden zu Klingen,
während ihre Zungen wie Dolche hervorsprangen.
Als der Älteste durch Samiel fiel, verstreuten sich die
Bogatyre in alle Winde, um ihn wiederzufinden. Sie
kehrten nie zurück, selbst nachdem Yorak ihnen die
Nachricht übermittelt hatte, daß Dracon den Älte-
sten geboren hatte.
Lambach glaubt, sie hätten sich aufgeteilt und wür-
den nun die verschiedenen Manifestationen des Äl-
testen selbst bewachen. Zumindest sah Lambach eine
Gestalt von überwältigender Reinheit über Lambach
(in der Verkleidung als Lugoj) wachen, ebenso wie
eine ähnliche Person in den Tunneln unter New
York. Klar...
sprach mit mächtigen Geistern, und ihre Seele leuchtete für
ihn wie ein Feuer. Yorak wußte bald um ihre starke Magie und
die übernatürlichen Wesen, mit denen sie Umgang hatte.
Shaagras Stamm brachte ihr tiefen Respekt entgegen, und als
Schamanin besaß sie eine visionäre Kraft, die an die Sehn-
sucht des T zimisce nach Azhi Dahaka appellierte. Yorak ersah
sie für den Kuß aus, doch gab ihn nicht selbst weiter.
Obwohl er der Voivode der Region war, gab es Methusa-
lems von vergleichbarem Alter. Während Byelobog sich
nicht weiter um diese politischen Überlegungen kümmer-
te, forderten sowohl Triglav der Dreiköpfige - der unter
den örtlichen Stämmen schon mythologische Verehrung
erfuhr - als auch Lambach Ruthven Shaagra für sich.
Yorak erwählte Triglav, um den Kuß weiterzugeben - eine
Schmach, die Lambach nie vergaß und deren Folgen si-
cherlich den Lauf der Geschichte bestimmten.
Shaagra lernte ihren Erzeuger nie kennen. Nachdem sie
in den Künsten der Tzimisce unterwiesen und blutgebun-
den war, zogen sie und ihr Stamm mit ihrer Enkelin und
Lieblingsghulin, Libussa, ins Donaubecken. Sie kamen in
ein Land, das von den Nachwehen jahrhundertelanger
Kriege unter den nomadischen Stämmen geschwächt war
und siedelten sich dort an, wo später Prag entstand, der
KAPITEL EINS: EIN HAUFEN UNHOLDE
19
westlichste Punkt des Einflußbereichs karpatischer Tzi-
misce. Diese Stadt würde einst als Bollwerk gegen westli-
che Interessen stehen und Schauplatz vieler Höhepunkte
des Tremere-Tzimisce-Krieges sein. Shaagra selbst lag in
tiefer Starre und wurde in der schwarzen, von Kupala ver-
seuchten Erde langsam wahnsinnig. Sie jedoch war die er-
ste einer Reihe von Adligen, die von den Tzimisce den
Kuß empfingen und durch die die sterblichen Stämme und
Städte besser kontrolliert werden konnten. So wuchs eine
neue Generation von Tzimisce heran. Unholde wie Radu,
Wladimir Rustowitsch und Dracula sind nur einige Bei-
spiele für einen Adelsstand, der sich mit weitaus größerem
Geschick als seine Erzeuger in politische Intrigen gegen die
ansässigen Brujah und Ventrue vertiefte. Der Clan brach
mit seinem Ansehen als wahnsinnige Unholde und unver-
ständliche Metamorphen und stieg aus dem selbstauferlegten
Isolationismus aus, wenn auch in zerstrittenen Grüppchen.
DIE ZADRUGA
Eli Dragsky, Priscus von Moskau
Entschuldigung, wenn ich unpoetisch bin, aber ich bin
Gelehrter, kein Dichter. Sie werden auch bemerken, daß
ich dem Konzept der Wiedergängerfamilien aus einigen
Gründen ablehnend gegenüberstehe. Wir alle wissen, daß
Tzimisce wie Yorak und Dracon seit Jahrhunderten ganze
Familien in brutaler Sklaverei halten, alles unter dem Eu-
phemismus Zadruga oder auch "Großfamilie". Diese Praxis
entsprang gesundem Menschenverstand, denn es war we-
sentlich einfacher, Diener in einer Umgebung des Schrek-
kens aufzuziehen, als jedesmal Jahre damit zu vergeuden,
neue Sklaven an das zu gewöhnen, was sie ertragen muß-
ten. Irgendwann begannen diese Familien, entweder durch
den verfluchten Boden der Karpaten oder die jahrhunder-
tealten Blutsbande, ihren halbverdammten Status an ihre
Kinder weiterzugeben und begründeten somit die Wieder-
gängerfamilien. Yoraks Kinder erzählen von uralten Ghul-
familien, die schon vor der großen Flut existierten, auch
wenn ihr Schicksal ungewiß ist. Wenn man die Monstrosi-
täten anschaut, die unsere Wiedergängerfamilien als
Nachkommen bezeichnen, liegt der Schluß nahe, daß die
alten Familiengene so verseucht waren, daß sie sich nicht
mehr fortpflanzen konnten. Entschuldigung, aber wenn
die Bratovitchs das sind, was wir bald von den anderen er-
warten können, dann sind sie eine Gefahr für unsere Exi-
stenz. Sie werden wild und unberechenbar: Die Mord- und
Selbstmordrate unter den Bratovitchs allein ist astrono-
misch, und zahllose Wiedergänger haben unwissentlich
Jäger und manchmal die Medien an unsere Türschwellen
gelockt. Sie sind wandelnde Zeitbomben, und um ehrlich
zu sein ist das die geringste Sorge, die sie mir bereiten.
Die heutigen Wiedergängerfamilien führen ihre Her-
kunft auf die slawischen und keltischen Stämme zurück,
die einst im Donau- und Wolgabecken lebten. Die älteste
bekannte Familie, die Basarabs, stammen nach ihren Aus-
sagen aus einer Verbindung römischer Legionäre und da-
kischer Adelshäuser. Vielleicht gerade wegen ihres neuen
Zustandes hielten die Basarabs ihre Ländereien und Titel.
Anders als die anderen Familien heirateten sie später in
die Reihen der Szekler ein und beugten so den Inzestde-
formierungen ihrer Nachkommen vor. Die hervorragenden
Krieger und Strategen hätten dem Sabbat fast als Brüder
dienen können, wenn der "große" Dracula nicht selbst ein
Basarab gewesen wäre. Noch als Sterblicher vernichtete er
auf seiner Suche nach Unsterblichkeit und größerem Ein-
fluß einige Tzimisce. Er brachte sich sogar selbst in den
Clan, indem er Lambach mit der Vernichtung drohte und
ihn zwang, im den Kuß zu schenken. Als Reaktion auf Dra-
culas Machenschaften jagten wir diese Wiedergängerfami-
lie und vernichteten sie bis auf den letzten Ghul, um ih-
nen und anderen eine Lektion zu erteilen. Wenn Sie jetzt
denken, dies sei ein Einzelfall, denken Sie noch einmal
nach. Es ist nicht das erste Mal, daß wir Wiedergängern
den Kuß geschenkt haben, und ebenso kam es vor, daß sie
uns oder die Sekte verraten wollten. Wir sehen viel zu oft
darüber hinweg, daß diese Kreaturen eng mit unseren Ge-
heimnissen vertraut sind und uns manchmal gar hassen.
Wir haben sie jahrhundertelang als Sklaven gehalten, und
nun schenken wir ihnen den Kuß und Pflöcke? Wie dumm
sind wir eigentlich?
Die Basarab sind nicht die einzige gefallene Linie. Erin-
nern wir uns doch einmal der Danislavs. Diese ehemaligen
Wolflingsverwandten betrogen und vernichteten GrafFlo-
rescu, bevor wie sie auslöschten. Die Krevcheskis erwiesen
sich als noch größere Verräter. Die ehemaligen Fein-
schmiede, Uhrmacher und Belagerungsingenieure brachen
ihre Schwüre und verbündeten sich mit den verachtungs-
würdigen Tremere! Wir gingen davon aus, wir hätten auch
sie während der Renaissance vernichtet, aber in den letz-
ten Jahrzehnten habe ich einige Gerüchte gehört, nach
denen sie immer noch vereinzelt dem Rat der Sieben die-
nen. Andere Quellen besagen, sie hätten auch die Treme-
re verraten und eine eigene kleine Blutlinie gebildet, die
CLANBUCH: TZIMISCE
20
sowohl in der Thaumaturgie als auch in den koldunischen
Künsten bewandert ist. Was ist mit den Khazis, den Albi-
nowiedergängern, die dem "weißen Gott" Byelobog dien-
ten? Über die Jahrhunderte hörte man immer wieder An-
schuldigungen, einer von ihnen habe seinen Meister an die
Deutschritter verraten, was ihn so weit schwächte, daß
Lugoj Amaranth an ihm begehen konnte. Leider ist es uns
nicht möglich, dem Vorfall weiter nachzugehen, denn die
Khazis starben in den Kämpfen gegen die Deutschritter
und der nachfolgenden Kreuzzüge nach Litauen. Wir vie-
len Familien wollen wir noch gestatten, uns zu verraten,
bevor wir es endlich verstehen?
Sehen Sie sich doch einmal die verbliebenden Wieder-
gänger an. Sie sind ein verdammt bemitleidenswerter Hau-
fen, und nur die Bratovitchs, Grimaldis, Obertus, Zanto-
sas und Oprichniken haben bis heute überdauert. Die
hedonistischen Szantovitchs (oder Zantosas, wenn Sie ihre
moderne Inkarnation bevorzugen) mögen früher einmal
brillante Spione gewesen sein, aber die ruhmreichen
Nächte Polens und Böhmens sind vorbei. Selbst damals
waren sie zu unabhängig, heute sind sie der Ausrottung
nahe und nutzlos. Das macht sie verzweifelt und gefähr-
lich. Die Bratovitchs waren schon immer unsere Bluthun-
de? und leider verhalten sie sich auch so. Nur die aus Itali-
en stammenden Grimaldis und die gelehrten Obertus
haben es geschafft, loyal zu uns zu stehen und sich dabei
dennoch unauffällig zu verhalten. Aber wer weiß, wie
lange die Giovanni schon um die Gunst der Grimaldi
buhlen, und die Obertus halten mit Sicherheit eher dem
Dracon die Treue als der Sekte. Beide Familien könnten
schon jetzt mit dem pflock an unseren Zufluchten stehen,
wenn ich es einmal so sagen darf.

MILCH UND BLUT
Ich wurde einmal Zeuge, wie die Wiedergänger ihre
eigenen Kinder in die Blutsbande zu ihrem Herren
zwangen. Die Mutter, deren Brüste schwer von Milch
waren, nahm gierig die Vita:: ihres Herrn auf und
machte sich dann daran, ihr Kind zu stillen. Als der
Säugling an ihren Brüsten nuckelte, zog sie ein Mes-
ser und brachte sich einen kleinen Einstich oberhalb
der Brustwarze, in einem Meer von Narben, bei. Ihr
Blut floß zähflüssigund ungehindert über ihre Brust und
in den Mund des Kindes, das die trübe Mixtur aufsog.
Bleiben noch die Oprichniken; sie machen mir die mei-
sten Sorgen. Sie sind die jüngsten Wiedergänger, ihre Ge-
schichte reicht ins Rußland des 16. Jh., während der Herr-
schaft Iwans des Schrecklichen. Dieser Diktator herrschte
über Oprichnina und nutzte seine Geheimpolizei, um Dis-
sidenten, Deserteure und jeden, den er als Feind ansah,
aufzuspüren. Die Geheimpolizisten wurden Oprichnikis
genannt und säten Angst und Leid im Land, während sie
auf ihre staatlich legitimierten Mordzüge gingen. Letztlich
brachte der wahnsinnige Iwan seine Agenten sogar gegen
sich selbst auf. Wir waren klug genug, diesen syphiliszerfres-
senen Irren nicht in unsere Reihen aufzunehmen (paßt er
doch ohnehin besser zu den Ventrue!), aber die überlebenden
Oprichniken nahmen wir dankbar unter unsere Fittiche. Die
Schrecken, deren Zeugen sie in Iwans Folterkammern waren,
hatten sie schon lange gegen Gewalt abgestumpft.
Mein Problem mit ihnen ist: Sie dienten uns gut, bis der
Kommunismus Weißrußland übernahm. Der Eiserne Vorhang
isolierte sie vom Sabbat, bis die Sowjetunion zusammenbrach.
Seitdem blieben sie in Rußland und Rumänien, um unseren
"Kameraden" in der Oradea-Liga (also eigentlich alle nicht
zum Sabbat gehörenden Tzimisce) zu dienen. Das bedeutet,
daß wir nicht die volle Loyalität dieser Ghule haben, und das
macht sie potentiell gefährlich. Zudem würden wir schnell
diverse Repressalien über uns ergehen lassen müssen, wenn
der Sabbat herausfände, daß wir diese Linie vor der Sekte ver-
borgen gehalten haben. Sie stellen eine Bedrohung dar, die so
schnell wie möglich eliminiert werden sollte.
DIE REBELLION
Von Devin und Alison Markbury, London
Vor der Zeit des Sabbat mißbrauchten die Ahnen der T zi-
misce ihre Autorität mit schöner Regelmäßigkeit. Die Existenz
als Unhold bedeutete 100 Höllen und 1000 Erniedrigungen,
um ein gewisses Maß an Autonomie zu gewinnen. Als die Ven-
true unter Nova Arpad begannen, ihren Einfluß in den karpa-
tischen Nächten geltend zu machen, sahen die Tzimisce ihre
Nachkommen als kaum mehr an als Pfeile, die sie auf ihre
Feinde schießen konnten. Der clans interne Konflikt alleine ko-
stete schon das Leben mehrerer Neugeborener ... vom Krieg mit
den Tremere ganz zu schweigen.
- Velya der Vivisektionist, Kardinal des Lands jenseits
des Waldes
Kainitische Scholaren sagen, Patricia Bollingbroke habe
unter dem Namen Tyler die Anarchenrevolte angezettelt,
KAPITEL EINS: EIN HAUFEN UNHOLDE
21
als sie ihre wilde Horde 1395 gegen den Ventrue Har-
destadt führte. Tatsächlich begann die Anarchenbewe-
gung ein paar Jahrhunderte früher. Das Auftauchen des
Usurpatoren Tremere löste einen versteckten Krieg gegen
uns aus, bei dem es um die von mystischer Energie durch-
setzten Karpaten ging. Beide Seiten wollten einen Teil von
Kupalas Macht, und die einzige Möglichkeit, sie zu erlan-
gen, war, in dem Land zu leben, unter dem er schlummer-
te. Trotz unserer Bemühungen sie aufzuhalten gelang es
den Tremere, sich mit den Ventrue und anderen Clans zu
verbünden und uns auf politischer Ebene loszuwerden.
Damals war Transsylvanien in sieben "nicht anerkannte"
Domänen zerfallen, die der Clan für sich beanspruchte.
Um 1197 war diese Zahl auf vier gesunken, und die drei
anderen Reiche verfielen ohne einen herrschenden Voivo-
den. Obwohl wir immer noch die meiste Macht über Trans-
sylvanien innehatten, behinderten uns interne Streitigkei-
ten doch massiv beim Kampf gegen unsere Feinde. Ich
wundere mich manchmal, daß wir dennoch die Kontrolle
behielten. Die Tremere krochen bei den Arpaden-Ventrue
unter, die von den 948 ins karpatische Becken eingedrun-
genen Magyarenstämme abstammten. Nova Arpad erwies
sich als Stachel in unserem Fleisch, der uns nicht nur po-
litisch an die Wand spielte, sondern sich auch eine beacht-
liche Domäne mitten im Herzland Transsylvaniens errich-
tete, und wenn Diplomatie und Bündnisse versagten,
konnte man sicher sein, daß die Tremere unsere Festen mit
ihren Gargylen überfielen. Unsere Ahnen antworteten mit
ihren Szlachta und opferten den einen oder anderen Neu-
geborenen, um ihre Haut zu retten. Die Nebel an den kar-
patischen Hängen waren schwer von Kainitenasche, und ein
Neugeborener hatte Glück, wenn er eine Woche alt wurde.
Clans intern zogen wir einander mindestens ebenso übel
über den Tisch. Eine Gruppe Tzimisce steckte die Gren-
zen ihrer Territorien in Blut ab und tolerierte keinerlei Ein-
mischung von außen, auch nicht durch andere T zimisce.
Radu, Marelle, Razkolina und Darvag spielten in ihren
Domänen Götter und fühlten sich nicht verpflichtet, ein-
ander zu helfen. Yorak war das ganze zu unwichtig, als daß
sie eine große Hilfe gewesen wäre, und als es sie schließ-
lich kümmerte, ernannte sie nur Wladimir Rustowitsch zu
ihrem "Nachfolger", was immer das auch heißen mochte.
Die anderen Tzimisce ignorierten Rustowitschs brandneu-
en Titel des Voivoden der Voivoden, denn solange hinter
diesem Wort kein Unhold wie Yorak oder Byelobog stand,
bedeutete es wenig. Man sollte anmerken, daß er diesen
Titel auch nie selbst annahm. Irgend jemand nannte ihn
Voivode, und der Titel blieb hängen, auch ohne die Aner-
kennung der Ahnen. Inmitten all diesen Aufruhrs über-
rumpelte uns der Nosferatu-Baumeister Zelios vollkom-
men, indem er eine Reihe von Burgen in ganz
Transsylvanien errichtete. Die erste thronte auf dem
Tihuta-Paß in den Karpaten und diente als Bollwerk gegen
die mongolischen Horden, die aus dem Osten kamen. Zu
diesem Zeitpunkt erkannten wir es noch nicht, aber die
Burgen bildeten ein geomantisches Netz von Leelinien,
die zusammen Kupala gefangen hielten.
Gut, ich sage, wir wußten es nicht, aber ein paar Tzi-
misce waren nicht so blind. Zelios hatte die Unterstützung
des Methusalems Dracon, der sich mit seinen karpatischen
Brüdern stritt, seit er sich in Konstantinopel niedergelas-
sen hatte. Dracon, der Mitbegründer der Stadt, sprach
sich regelmäßig gegen Kupala und unsere koldunische He-
xerei aus. Was als gemäßigte Diskussion begann, endete in
offenem Konflikt zwischen den karpatischen T zimisce und
den Obertus. Die Dinge fuhren sich fest, als der Dracon
einem jungen Mann namens Gesu den Kuß schenkte, der
wiederum seinen Bruder Symeon zeugte, was zur Werdung
Myca Vykos' führte, eines ehrenwerten Priscus. Zuvor hat-
te Gesu alptraumhafte Visionen über "die Schrecken des
Landes" (lies: Kupala), und bei seinem ,:Werden" fiel er so-
fort in Starre. Der Dracon machte die Tzimisce des Bal-
kans für Gesus Zustand verantwortlich und verließ Kon-
stantinopel, um an seinen karpatischen Brüdern Rache zu
nehmen. In einem Wutanfall fiel er über Triglav den Drei-
köpfigen her, einen mächtigen Koldunen, und beraubte ihn
in der darauf entbrennenden wilden Schlacht, die auch
seine Tirsa dezimierte, seiner namensgebenden Körpertei-
le. Die Balkantzimisce vergolten ihm diese Tat, indem sie
die byzantinischen Akoimetai-Klöster außerhalb Konstan-
tinopels dem Erdboden gleichmachten. So kam es, daß die
Obertus sich plötzlich als Eigentum des ganzen Clans wie-
derfanden. Dieses Zerwürfnis zwischen unseren Koldunen
und den Kindern Dracons heilte nie ganz aus. Oh, sie ver-
halten sich gegenüber dem jeweils anderen zivilisiert, aber
ich möchte nicht dabei sein, wenn sie einander in einer
dunklen Gasse begegnen.
In der Welt der Sterblichen marschierte das Christen-
tum dort ein, wo die Römer versagt hatten. Dänemark,
Schweden und Norwegen fielen langsam an die Religion
der Kreuzesknechte. Die örtlichen Tzimisce, unter ihnen
die Hexe Gunnhild, fanden heraus, daß ihnen ihre hlaut-
Magie wenig gegen den päpstlichen Helden OlafTryggva-
son nutzte. Das Christentum war die effektivste Belage-
rungsmaschine, der Kainiten bisher gegenübergestanden
hatten. Die Toreador übernahmen oder beeinflußten ihre
künstlerische und architektonische Entwicklung. Die Ven-
true nahmen sich vor allen anderen der Sprache, litanei-
en und Gebote an und besetzten Machtpositionen, als die
Kirche Königreiche konvertierte und Latein als Staats-
sprache einführte. Auch die Lasombra nisteten sich an der
Spitze der Kirchenhierarchie ein, während die Malkavia-
ner mit ihren sanften Zungen im Fundament der Kirche
Häresien ausbrüteten. Zu allem Überfluß fiel der große
Byelobog beinahe durch die Hand der Deutschritter, die
sich durch die Pripjat-Sümpfe gekämpft hatten und den
Methusalem so sehr schwächten, daß Lugoj Eidbrecher
ihn niederringen konnte.
Die Ankunft der Mongolen 1241 war auch nicht gerade
hilfreich. Wie eine Sturmflut tosten sie durch Osteuropa
und zogen sich wieder zurück, als Transsylvanien gebro-
chen darniederlag und schutzlos den gierigen Händen an-
derer Kainiten ausgeliefert war. Die Mongolen verwüste-
ten unsere Anwesen in der ganzen Region und
vernichteten beinahe Darvag Grozny, den Schlächter von
Rus, der bis zum Erwachen Baba Yagas in Starre blieb. Die
alte Garde zog sich langsam zurück, besonders nach dem
Angriff auf Byelobog, und die jungen Tzimisce hatten
Grund zu der Hoffnung, das Ende ihre Unterdrückung sei
nahe. Ihre Herren allerdings sahen dieselben Veränderun-
CLANBUCH:
22
gen in der Welt und hielten ihre Untertanen nur noch fe-
ster in ihren Krallen. Nicht lange, und Gewalt brach aus.
Lugoj Eidbrecher, der Sprecher der abtrünnigen T zimisce,
konnte seine Ahnenlinie aufNoriz, den sogenannten Verder-
ber der Legionen, zurückführen. Obwohl Noriz durch Molda-
wien streifte und die Tirsas rivalisierender Kainiten eroberte,
schuf er sich einer Leiter zur Macht aus den Knochen seiner
Kinder und Kindeskinder errichtet. Nachdem er schließlich
vernichtet wurde, schworen Lugoj und seine Geschwister, daß
sie nie wieder Sklaven sein würden. Leider versahen die T zi-
misce ihre Loyalität mit Millionen von Haken, und Freiheit
setzte allzuoft genaue Planung voraus.
Erst ein Jahrhundert später war die Zeit gekommen und
Handeln nötig. Tyler führte die Anarchenrevolte und griff
den Ventrue Hardestadt an, während die Ottomanen (und
mit ihnen die blutrünstigen Assamiten) Stück für Stück
die osteuropäischen Grenzgebiete eroberten. Die Inquisi-
tion sorgte dafür, daß es Westeuropa nicht besser erging
und füllte ihren gepriesenen Himmel mit dem Qualm un-
zähliger junger Kainiten. Dann kam die erschütternde
Nachricht, daß die Lasombra unter der Führung Gratianos
nicht nur den Anarchen beigetreten waren, sondern es ih-
nen auch gelungen war, ihren Vorsintflutlichen zu diable-
rieren. Junge T zimisce hatten schon Jahrzehnte damit ver-
bracht, in den Karpaten nach der seltenen, unheiligen
Blüte zu suchen, die als Kupalas heilige Feuerblume be-
kannt war, ein Artefakt, mit dessen Hilfe sie die Bande zu
ihren Ahnen zu zerschmettern hofften. Als zwei Tzimisce,
Lugoj und Velya der Häuter, die heilige Blume schließlich
fanden, versammelten sie sich in Kupalas Nacht und bra-
chen den Blutschwur, der schwer auf ihnen allen lastete.
Die Revolte war nicht mehr aufzuhalten.
SpÄTE RACHE •
Willst du wissen, warum ich lache? Weil es der be-
ste Coup seit Jahrtausenden ist! Ich hab' mehrmals
das Gerücht gehört, ein Tzimisce habe dem Tremere
Goratrix die wichtigsten Geheimnisse verraten, um
ihm bei seiner Suche nach Unsterblichkeit zu helfen.
Zuerst hab' ich mich gewundert, wie jemand nur so
blöd sein kann, aber dann ist es mir aufgegangen: ein
Geniestreich! Die Tremere nahmen ihr erstes Blut
von einem Tzimisce, ehe Tremere selbst Saulot aus-
saugte. Das bedeutet, daß der gesamte Clan Teile
[Tzimisces] in sich trägt! Wenn der Älteste erwacht,
werden beide Clans verdammt nochmal von innen
heraus zerfressen werden ... wer sagt, daß wir unge-
duldig im Nehmen unserer Rache sind?
DIE ANARCHENREVOLTE
Wenn du mehr über die Anarchenrevolte wissen willst,
rede mit Lambach Ruthven. Er hatte seine Finger in den
wichtigsten Ereignissen, und es ist unwahrscheinlich, daß
er dir den Kopf abreißt wie Velya mit seiner psychotischen
Hexe auf den Schultern. Vor Lambach, Sproß uralten kar-
patischen Adels, mußt du aber dennoch auf der Hut sein.
Die älteren Sabbatvampire sehen in ihm einen Idioten und
TZlMISCE

VERRUCHTES GESCHWÄTZ?
Ich weiß, was die Geschichte sagt, aber ich glaube
ihre Lügen nicht so einfach. Ich kannte den speichel-
leckerischen Lugoj, und er diente seinen Herren mit
Inbrunst. Er behauptet, Velya und er hätten Kupalas
Schatz in einem vergessenen und entweihten Berg-
kloster gefundeJ;l. Es wuchs durch eine Spalte im Ka-
pellenboden empor und wurde von entstellten Krea-
turen, die wohl einst Mönche gewesen waren,
eifersüchtig bewacht. Lugoj behauptet, sie seien ge-
rade eben so mit dem nackten Unleben davonge-
kommen. Lügen! Lugoj spielte erneut den Lakaien
für seinen Herrn, und er fand Kupalas Herz nur, weil
der Älteste ihn führte. Ich sage das, weil Yorak mir
die Geschichte vor Ewigkeiten erzählte. Denn wenn
Lugoj und Velya den Wurzeln durch die Spalten und
Höhlen unter dem Kappellenboden gefolgt wären,
hätten sie das Herzstück von Yoraks Domäne, die
Kathedrale des Fleisches, gefunden.
Wieso sollte man diese Doppelzüngigkeit fördern,
wenn ihretwegen im Endeffekt eine große Anzahl
von Tzimisce den endgültigen Tod fand, fragst du?
Weil Kupalas "Feuerblume" in Wahrheit ein Teil der
neuen Gestalt des Ältesten war, ein Prototyp des
Schreckens, der unter den Kanälen New Yorks lau-
ert. Du mußt mir nicht glauben, aber frage doch mal
Lambach, was er in den Kanälen gesehen hat, und
schau, wie er zu stottern beginnt. Der Älteste erlaub-
te Lugoj, ein Stück seiner selbst zu nehmen, so daß
er alle früheren Bündnisse seiner Nachkommen zer-
schlagen konnte. Er pflanzte seinen Samen in die
Generation der neuen Tzimisce, auf daß alle an ihn
gebunden wären, wenn es sein Wille war. Ironischer-
weise teilten die T zimisce ihr Blut in den folgenden Riu:e
und machten so den gesamten Sabbat (anstatt nur den
Clan selbst) zum kommenden Festmahl des Ältesten.
Und wenn das Ding unter New York hungrig wird, wen,
glaubst du, wird es zu sich rufen, um zu trinken?
ein Weichei, aber solange ich noch etwas Verstand habe,
sage ich so etwas nicht zu einem Unhold, der länger exi-
stiert als die meisten organisierten Religionen. Natürlich
spielt Lambach den Narren, aber ich denke, er führt alle
anderen schwer an der Nase herum. Er war in Kupalas
Nacht dabei, als die Tzimisce die alten Blutsbande brachen
und alle gleich machten. Nicht einmal er sah sich als den
Feind, und ebenso sahen ihn die Anarchen nicht als Bedro-
hung an. Lambach Ruthven mißbrauchte nie seinen Einfluß
und seine Macht als Methusalem. Um ehrlich zu sein glau-
ben viele Unholde, daß es ohne seine Vita:: nie möglich ge-
wesen sei, die Blutsbande zu brechen. Er war der Katalysator.
Als die Tzimisce-Anarchen sich danach auf den Revolten
amüsieren gingen, taten sie das von ganzem Herzen. Oh, ich
sollte vielleicht noch erwähnen, daß sie total unorganisiert
vorgingen. Als sie frei vom Bluteid waren, lebten sie ihre neu-
gewonnene Unabhängigkeit mit waghalsiger Unachtsamkeit
aus und verteilten sich in ein Dutzend verschiedener Rich-
KAPITEL EINS: EIN HAUFEN UNHOLDE
23
tungen. Ja, ja, ich weiß, daß die Geschichtsschreibung des
Sabbat den glorreichen Krieg wesentlich würdevoller be-
schreibt, aber in Wahrheit verhielten wir uns wie rebellische
Kinder, nicht wie Unholde. Ich wundere mich immer noch,
daß die T zimisce-Ahnen den Aufstand nicht einfach mit dem
Handrücken niedergeschlagen haben. Aber auch sie waren
nicht besser organisiert und nahmen die Revolte nicht ernst.
Später taten sie es, als die Anarchen im Zeitraum einiger
Monate mehrere karpatische Festungen einnahmen und die
niederbrannten, die sie nicht erobern konnten.
Die Tzimisce-Ahnen schlugen auf viele Arten zurück.
Manche bestachen die Anarchen, einfach weiterzuziehen,
andere verschanzten sich hinter ganzen Gebirgen von Sz-
laehta oder sandten ihre Wiedergänger auf Selbstmordmis-
sionen gegen besonders verwegene Kinder. Wieder kamen
diese Anstrengungen zu spät, waren zu gering und zu will-
kürlich. Zur gleichen Zeit zerschlug Mehmed 11.mit Kon-
stantinopel das letzte christliche Bollwerk im Nahen
Osten. Während des Bruderkrieges der Tzimisce ignorier-
ten sie die Probleme der sterblichen Welt. Die Türken be-
drohten Europa, und nur die anhaltenden Kämpfe an den
östlichen Grenzen hielten sie im Zaume. Als die christli-
chen und islamischen Reiche zerfielen, sprangen die An-
archen freudig ins entstandene Chaos und ritten auf den
Wellen der Gewalt. Leider zeigte sich bald, daß sie einen
Herren, nämlich ihren Erzeuger, gegen andere Herren in
Gestalt der Assamiten und Ventrue getauscht hatten.
Die Rebellion der Unholde brachte das Land schlimmer
ins Wanken, als jede Mongolenhorde es jemals geschafft
hatte. Sie ließen oft kurzsichtigerweise schwächere und
geringere Adlige entkommen, entweder weil man sie be-
stach oder weil die Adligen ihr Fähnchen in den Wind
hängten. Statt dessen vernichteten sie mehrere mächtige
Ahnen des Clans, die bisher die angestammten Domänen
des Clans gegen die Unterwanderung durch Tremere und
Ventrue geschützt hatten. Der endgültige Schlag gegen die
Tzimisce kam, als sowohl Byelobog als auch der Älteste
diableriert wurden. Von Yoraks Untergang hatte man
schon erfahren, auch wenn der Täter bis heute unbekannt
ist, und der Dracon war nirgends aufzufinden. Obwohl es
damals wie ein Sieg erschien, hatten wir den anderen
Clans mit der Vernichtung unserer mächtigsten Geschwi-
ster die Möglichkeit gegeben, uns einfach zu überrennen.
Gerade die Ventrue und Tremere sagen, wir sollten für un-
sere Verbrechen bezahlen, aber es ist eine Tatsache, daß
gerade sie daraus größten Nutzen zogen.
Gleichzeitig erlitten die Anarchen auch eine Reihe von
Rückschlägen durch die aufstrebende Camarilla und ihre
mächtigen Ahnen. Die Inquisition schwang ihre Sense
nach Erscheinen des Malleus Mallefiearum, des Hexen-
hammers, mit neuer Kraft und erntete jedes Jahr mehr
Kainiten. Mittlerweile entdeckten wir, daß unsere Ahnen
nun langsam bereit schienen zuzuhören, nicht nur weil wir
in den vergangenen vier Jahrhunderten viele karpatische
Domänen verloren hatten. Wir wurden an jeder Front zu-
rückgedrängt, und unsere Stellung im Gefecht gegen die nun
legitimierten Tremere war mehr als schlecht. Wir verloren
Land und Szlachta an die Ventrue und mußten zusehen, wie
das Christentum unsere heidnischen Diener vernichtete.
Osteuropa diente nur noch als Bollwerk gegen die Bedrohung
aus dem Orient, und jeder T zimisce-Fürst war kaum mehr als
ein Herr über im Ozean verstreutes Treibgut. Schlimmer
noch, die Camarilla war wie ein Phönix aus dem Konzil der
Asche auferstanden und versuchte, ihren Einfluß und ihre
Maskerade auf Transsylvanien auszuweiten.
Der letzte Schlag kam schließlich mit dem Konvent von
Thorns, ein ]ahr nach der Entdeckung der Neuen Welt
durch Kolumbus, auf dem die Anarchen ihren Kampf auf-
gaben und die Assaf!liten das von Tremere-Thaumaturgie
besudelte Blut schlucken mußten. Die Bedingungen sahen
vor, daß Transsylvanien aus den Händen der T zimisce an
ihre Rivalen, die Tremere, fallen sollte. Muß man sich da
wundern, daß die aristokratischen Hüter und wir durch
den Konvent von Thorns den anderen Clans entfremdet
wurden? Manchmal denke ich, die Camarilla hat absicht-
lich so gehandelt, da wir es gewagt hatten, unsere Ältesten
zu vernichten. Letztlich ist es aber müßig, darüber zu sin-
nieren. Wir wären der Camarilla nie beigetreten. Unsere
Ahnen haßten die Tremere, und allein die Tatsache, daß
sie als Gleiche in dem neuen Bündnis standen, war ein
ausreichender Affront (darüber hinaus hätten wir beim Ein-
tritt in die Camarilla unsere Adelstitel und Ländereien auf-
geben müssen) - und unsere jungen Geschwister hatten zu
lange und zu hart gekämpft, um ihre Sache jetzt zu verraten.
Zu unserem Glück störten sich die Lasombra an denselben
Inhalten des Vertrags. Da wir während der Anarchenrevolte
unsere Ahnen vernichtet hatten, waren wir in den Augen der
Camarilla Vampiri non grati. Eine Tzimisce-Abordnung traf
sich auf Mallorca mit einer Gesandschaft der Lasombra, und
nachdem sie lange über Inhalte und Ideologien diskutiert hat-
ten, kamen sie überein, einander zu unterstützen. Während
die Delegierten auf dem Konvent von Thorns ihrem Erbe ent-
sagten, kehrten wir der Idee der Camarilla den Rücken und
gründeten den Sabbat, sowohl als Allianz gegen die sieben
Clans als auch die Inquisition der Sterblichen.
DER SABBAT
Als wir diese kleine Unternehmung namens Sabbat ins
Leben riefen, romantisierten wir unseren Kampf etwas zu
sehr, denke ich. Wir spielten die edlen Räuber und abtrün-
nigen Generäle, die das Reich aus den Klauen des bösen
Herrschers reißen wollten. Wenn eine gewisse Ernsthaftig-
keit ins Spiel kam, so ging sie von der überraschenden Re-
krutierung einiger unserer ehemaligen Feinde, der Ahnen,
aus. Nicht jeder kam auf unsere Seite, aber als einer der
ältesten Unholde, Rustowitsch, dem Sabbat beitrat, brach-
te er den Respekt des ganzen Clans mit. Langsam verebb-
te unser Krieg gegen die Ahnen, und es kam zur Einigung.
Wer uns nicht beitrat, hielt sich aus unseren Angelegen-
heiten heraus und bezahlte für seine Unabhängigkeit mit
seinen Wiedergängerfamilien, die er dem Sabbat "spende-
te". Es war ein kleiner Preis für die Sicherheit, und die Bra-
tovitch-Zwingerherren und die okkulten Fähigkeiten der
Obertus gereichten uns zum Vorteil. Im Gegenzug belästig-
ten wir die Ahnen nicht. Dem ganzen lag keine Solidari-
tät zugrunde, sondern die Erkenntnis, daß wir aufhören
mußten, uns gegenseitig auszubluten.
Mittlerweile begriffen die dem Sabbat angehörenden
Koldune und Metamorphosisten die Bedeutung der Tzi-
misce für diese neue Rebellion. Wenn die Lasombra den
CLANBUCH: TZIMISCE
24
LAMBACH5 ZWECl{
[Tzimisce] sah etwas in Lambach Ruthven, das ihn
des Werdens würdig machte. Angeblich hat Lambach
den Vorsintflutlichen in der letzten Zeit zweimal ge-
sehen. Einmal, als Lugoj ihn austrank und ein zwei-
tes Mal unter New Yorks Straßen. Beide Male über-
lebte er, obwohl er Zeuge von Dingen wurde, die
niemand hätte sehen dürfen. Deswegen stellt sich die
Frage: warum? Niemand weiß, daß Lambach der
Chronist des Vorsintflutlichen ist, am allerwenigsten
Lambach selbst. Er ist Auge und Ohr seines Herrn
und zeichnet die Handlungen des Clans auf, während
der Vorsintflutliche in Starre ist. Manchmal, wenn
Lambach Ruthven in Gefahr gerät, gewährt ihm der
Älteste einen kleinen Teil seiner Stärke und Macht,
um ihm die Flucht zu gestatten. Lambach wird bis
zum letzten Tag überleben. Er wird der letzte Tzi-
misce sein, der den Millionen Zähnen seines Erzeu-
gers zum Opfer fällt. Bis dahin ist er wahrhaft unsterb-
lich, denn der Älteste wird ihn nicht sterben lassen.
Anarchen Struktur und Zusammenhalt boten, dann war es
die Pflicht der Tzimisce, diese Allianz auf andere Art zu
stärken. Obwohl diese Absicht nie offen erklärt wurde,
brachten die Unholde dem Sabbat das spirituelle Wesen
kainitischer Existenz näher und verzerrten die Frömmig-
keit der Inquisition zum neuen Sektenstandard. Wenn sich
Rudel trafen, tauschten sie nicht nur Neuigkeiten, son-
dern auch Riten aus, und bald waren die beliebtesten i~
ganzen Sabbat verbreitet. Aus den kranken Geistern des
Faulwürmerrudels entsprang das Konzept der Massenre-
krutierung, bei der kein Kainit der Erzeuger eines anderen
wurde. Die karpatischen Kriegshunde führten die ersten
Formen der Erschaffungsriten (die sie Bluttaufe nannten)
in die Sekte ein, denn gleich dem alten Sprichwort, daß
ein Dorf ein Kind erzieht, wurde nun jeder Neugeborene
ein Kind des Sabbat als Ganzes. Ältere T zimiscerudel ent-
wickelten verschiedene Leid- und Kampfprüfungen, die
beiden Methoden, nach denen die Unholde in vergange-
nen Jahrhunderten ihre Dispute gelöst hatten. Sie bauten
auf die Idee des Überlebens des Stärksten, das auch bald
in die Erschaffungsriten einfloß. Der Kuß allein garantier-
te keine Überlebensfähigkeit. Kurz darauf verfeinerten wir
die Vaulderie und stellten sicher, daß sie überall im Sabbat
durchgeführt wurde. Noch später pflegten wir die neuen
Pfade der Erleuchtung, die zeitgenössischen und dennoch
anpassungsfähigen spirituellen Richtlinien für eine sich
immer rascher entwickelnde Welt.
Die Camarilla dachte närrischerweise, mit dem Dornen-
vertrag das "Anarchenproblem" ein für allemal gelöst zu
haben. In den kommenden 50 Jahren allerdings führten
wir zusammen mit den Lasombra und den sogenannten
antitribu eine Reihe von Angriffen gegen die Besitztümer
der "Kainskinder". Es war Krieg, nicht weniger, und ob-
wohl die Camarilla nach jedem unserer Angriffe auf die
Maskerade schwerer angeschlagen war, verloren wir stän-
dig mehr Boden an Fremde, besonders an die barbarischen
Assamiten. Schließlich begriff die Camarilla die Art des Kon-
flikts und drehte den Spieß um. Indem sie ihren weitreichen-
den Einfluß auf Sterbliche nutzte, attackierte die Camarilla
Transsylvanien mit diplomatischen Verwicklungen, Handels-
embargos und der Politik der Sterblichen. Die Tzimiscemr-
sten fanden sich plötzlich von menschlichen Verbündeten
und Untergebenen verlassen. Wir hatten uns einst gerühmt,
über den Belangen der Sterblichen zu stehen, und so waren
wir total überrascht, daß uns diese Schläge so hart trafen.
Domänen, die wir seit Jahrtausenden mit eiserner Faust
beherrschten, wurden uns entrissen. Viele unserer Art flo-
hen in die Einöde Skandinaviens, und wir waren nicht die
einzigen, denen es so ging. Die Camarilla ging gegen den
Sabbat in ganz Europa vor. Anfang des 17. Jh. hatte sich
das Gesicht Europas verändert, und wenn wir noch kleine
Zweifel bezüglich unserer Loyalität hatten, lösten sich die-
se bei Abschied von unseren Zufluchten endgültig auf.
DER HAMpF DES SABBAT
Von Andrea Leehom, Priscus
Dracula? Oh, Schätzchen, wo is' denn der Rest von seinen
Kumpels? Weißt doch, Puhbär und Frankenbär? Scheiße, bin
ich witzig!
- Mr. Misster, Rudelpriester der Heiligen Band
Der nach kainitischen Maßstäben immer noch junge
Sabbat fand in Gunnhild und ihren Nachkommen, die in
den baltischen Ländern seit Jahrhunderten überlebt hat-
ten, unerwartete Unterstützung. Da wir so an den Luxus
der Karpaten gewöhnt waren, erkannten wir nicht, daß wir
andernorts nicht alles beherrschten, was wir sahen. Das
war auch der Auslöser für unsere Einsicht, daß die Befrei-
ung Transsylvaniens nicht unsere einzige Aufgabe im Sab-
bat war. Bis zu diesem Zeitpunkt sahen wir, die karpati-
schen T zimisce, uns nämlich als alleinige Sektengründer,
aber unser Exil nach Skandinavien brachte uns in Kontakt
mit unseren lange vergessenen Verwandten.
Gunnhild, die "Königsmutter" und Hexe, wurde schon
vor Jahrhunderten von den umherstreunenden Gangrelwi-
kingern akzeptiert. Sie war zu Lebzeiten eine finnische
Zauberin gewesen, die Erik Blutaxt geheiratet und zusam-
men mit ihm gegen die Vorstöße des Christentums, allen
voran Olaf Tryggvason, gekämpft hatte. Auch wenn ihr
Ringen und ihre Blutmagie sich schließlich doch als hoff-
nungslos erwiesen, um die Konvertierung ihrer Landsleu-
te aufzuhalten, überlebte sie den Fall Uppsalas und der
heiligen Länder Freyas knapp. Durch Gunnhilds Ansehen
bei den örtlichen Gangrel, die immer noch den Namen
Odins in der Schlacht anriefen, fiel es dem Sabbat leicht,
in Skandinavien Fuß zu fassen. Auch gewannen wir wert-
volle Verbündete im Kampf gegen die Camarilla.
Während unseres Aufenthalts in den frostigen Ländern
brachten uns die skandinavischen T zimisce die Idee der
Jomsvikinger näher. Diese Krieger zählten einst zum Gefol-
ge der Hexe, aber Gunnhild verlor sie im Kampf gegen das
Christentum. Dennoch klangen die Berichte über ]oms-
borg, das vom dänischen König Harald Blauzahn einge-
richtete Trainingslager, vielversprechend. Die ]omsvikinger
schworen (wie auch der Sabbat)einen Bluteid und unter-
warfen sich strengen Verhaltensregeln, rigidem Training
und zahlreichen Riten, die ihre Solidarität stärkten. Dem
KAPITEL EINS: EIN HAUFEN UNHOLDE
25
DER MARIONETTENRAUM
Es lebt in irgendeinem Anwesen außerhalb der Stadt.
Es hat mich und mein Rudel eines Nachts zu einem pri-
vaten Ritus eingeladen, und ich sage dir, ich gehe da nie
wieder hin. Die ganze Decke bestand aus einem Gitter,
und das Obergeschoß haben wir nie gesehen. Es selbst
blieb auch oben und sprach nur durch die Gitterstäbe
mit uns. Ich erinnere mich immer noch an die stinken-
de Scheiße, die an den Stäben heruntertroff. Die Die-
ner, die uns herumführten, hingen an Nabelschnüren,
die oben in der Decke verschwanden. Wie Marionetten.
Als es Zeit zum Trinken war, sollten wir die Köpfe in den
Nacken legen und das, was von oben kam, schlucken.
Scheiß' drauf, wir hauten ab.
nomadischen Wesen unserer Sekte kamen "Sabbat-Trai-
ningslager" alles andere als entgegen, aber neue Riten lie-
ßen sich recht einfach in die Erziehung der Küken einbinden.
So wurde jedes Rudel zur Ausbildungsstätte für Rekru-
ten. Wenn auch nur ein Mitglied überlebte, überlebte auch
der Sabbat. Bis dahin waren wir mit der Einführung der
verschiedenen Auctoritas Ritre zum Wohle der Sekte er-
folgreich gewesen. Leider war es uns unmöglich, dem Sab-
bat über die Vaulderie Zusammenhalt zu geben. Aus Ritua-
len der Koldunen und Hlaut, verbunden mit den
Richtlinien der ]omsvikinger, bildeten sich die Ignoblis Ritre.
Später einten diese Riten den ganzen Sabbat und
erlaubten ihm, wie die Hydra der Sagengestalten zu
wirken.
Trotz Gunnhilds Gastfreundschaft wußten wir, daß der
Sabbat nicht in Skandinavien bleiben konnte. Als die Tür-
ken sich aufmachten, ihren Hunger an Wien und der dar-
in liegenden Tremerefestung zu stillen, erkannte der Sab-
bat die Gunst der Stunde und flüchtete aus seinem
frostigen Versteck. Wir warfen keinen Blick zurück und
machten uns in die Neue Welt auf.
DAS LAND, WO MILCH UND HONIG
FLIESSEN
Wieder standen wir an vorderster Front des Sabbat,
während die Stürme der Geschichte gegen uns wüteten.
Junge Sektenmitglieder flohen in die Neue Welt und hoff-
ten, dort den Frieden zu finden, den ihnen ihre Ahnen
und die fehlgeschlagene Anarchenrevolte verwehrten.
Natürlich war die Bedrohung durch die Wolflinge in den
jungfräulichen Weiten groß, aber gegen die konnte der
Sabbat zumindest ankämpfen. Die Sekte konnte die soge-
nannte Revolution in Europa nicht offen führen. Die Ca-
marilla hingegen verstärkte ihre politischen Intrigenspiele
und nahm unserer Sekte Verbündete und Territorien ab.
Viele antitribu gingen zuerst, gefolgt von jungen Unholden.
Die älteren Tzimisce aber konnten ihre angestammten
Zufluchten nicht zurücklassen, egal wie sehr sie sich dem
Sabbat verpflichtet fühlten. Statt dessen ermutigten sie
uns, die jungen Unholde, über den Atlantik zu setzen und
boten uns große Wiedergängergefolge an. Es war das min-
deste, was die europäischen T zimisce für uns tun konnten.
.,.

GEDENHEN AN GUNNHILD

Gott, ich erinnere mich an diese alte Hexe. Sie hat

mich zu Tode erschreckt. Ich erinnere mich noch,
wie sie uns einlud zuzuschauen, wie sie Rista Om, den
Blutadler, durchführte. Man nennt es so, weil es aus-
sieht, als ob man Adlerschwingen in den Rücken des
Opfers ritzt. Tatsächlich schneidet man jedoch nach
und nach die Rippen heraus. Es bringt dich nicht um,
und du bleibst bei Bewußtsein, schreiend vor
Schmerz. Nachdem die Rippen entfernt sind, greift
der Peiniger in den Leib und zerrt die Lungen heraus.
Und langsam, quälend langsam erstickst du.

Doch sowohl diese Entscheidung als auch ihre Gabe war

kurzsichtig, denn wir konnten Wiedergängern, die einem
hunderte Kilometer weit entfernt lebenden Herrn gegen-
über loyal waren, nicht trauen. Eine große Zahl floh in die
Wildnis. Jene von uns, die die zweimonatige Reise auf dem
Schiff überstanden, schufen in unserer neuen Heimat eine
dem Sabbat angemessene Welt. Sie war lebendig und ge-
walttätig, von den Konflikten der Ureinwohner bis hin zu
den schließlich eintretenden Unabhängigkeitskriegen.
Und wir waren dort. Einige Rudel halfen während der
amerikanischen Revolution gar, die britischen Kainiten zu
vertreiben. Inspiriert von unserem Sieg über die Briten
und somit die Pläne der Ventrue unterstützte der europäi-
sche Sabbat den Aufruhr, der schließlich im Sturz der Ari-
stokratie gipfelte. Währenddessen erkannten wir, die wir
doch einst die Zurückgezogenheit der Karpaten gepriesen
hatten, daß uns die wie Geschwüre wuchernden amerika-
nischen Städte wesentlich mehr zusagt~n. Zumindest war
das die Ansicht der jungen Tzimisce - manche Ahnen
klammerten sich angesichts dessen um so verzweifelter an
ihre verfallenden Festen und von Inzucht mißgestalteten
Boyaren. Die Wildnis war von mächtigen Geistern und
Wolflingen bevölkert, die Städte aber glichen fast unseren
angestammten Burgen. Außerdem boten sie bessere Jagd-
gründe. Leider sahen, als Kardinal Radu und einige ande-
re Ahnen schließlich den Atlantik überquerten und mit
der Begründung, im Sabbat seien alle gleich versucht, sich
ins gemachte Nest zu setzen, die jungen Sabbatvampire,
die mühsam das Land kolonisiert hatten, es als ihre Do-
mäne an und verteidigten es mit Zähnen und Klauen; man
kann es ihnen nicht verdenken. Die alten Sabbatvampire,
auch Unholde, spürten aber bald, daß sie im "Land der
unbegrenzten Möglichkeiten" nicht mehr willkommen wa-
ren. Um alles nur noch schlimmer zu machen, waren die
meisten Städte kaum ein Jahrhundert alt und konnten auf-
grund ihrer Größe keinen Kainitenkonvent beherbergen,
der sich gegen seine Geschwister wandte. Der Sabbat-Ca-
marilla-Konflikt degenerierte schnell zum ersten Bürger-
oder besser Bruderkrieg der Sekte, und wieder waren es
junge Tzimisce, die die Angriffe anführten. Amerika sollte
unser hart verdienter Lohn für die Mühen und Entbehrun-
gen sein, die wir auf uns genommen hatten. Statt dessen
kämpften wir wie in einem Bandenkrieg um Raum und
Ressourcen, auch wenn es weh tut, das zu sagen. Men-
schen wurden zu wertvollen Luxusgütern, als unsere Jagd-
gründe sich ausdehnten. Ja, die Geschichtsbücher berich-

CLANBUCH: TZIMlSCE
26
ten, daß Cholera und Pocken die kleinen Städte dezimier-
ten, aber wir trugen durch übermäßiges Trinken und Weiter-
verbreitung der Krankheiten nicht zur Besserung des Zustan-
des bei. Während wir einander also gegenseitig bekämpften,
trat die Camarilla auf den Plan und grub sich noch tiefer in
die USA ein. Ein Schlag ins Gesicht! Die Camarilla trieb uns
aus den Städten und zwang uns, unter den IndianerstämInen
oder in der abgelegenen Wildnis Zuflucht zu suchen.
Obschon der Einigungsvertrag die eigentlichen Kämpfe
beendete, war der Schaden schon angerichtet. Die Cama-
rilla schlug in den USA Wurzeln, und nur New York war
fest in Sabbathand. Wir flohen erneut, diesmal nach Me-
xiko, Kanada und in den Südwesten der USA, wo die Ca-
marilla wenig Einfluß hatte. Ironischerweise fanden die
Tzimisce außerhalb der Städte Zuflucht, indem sie Sterb-
liche unterjochten. Während wir von den aus Afrika ein-
geführten Sklaven tranken, versteckten sich unsere jüng-
sten und stärksten Rudel unter den südwestlichen
Stämmen der Apatschen, Navajo, Zuni und Hopi. Insbe-
sondere die ftiedfertigen Hopi behandelten uns als Mani-
festationen ihrer Wuya, ihrer Kachinageister. Im Gegenzug
spielten wir ihre Avatare. Wir wurden zum kinderrauben-
den Weißen Oger, der zur Besänftigung Nahrung verlang-
te. Wir waren der heilende und beratende Dachs, der Gei-
er, der durch unsere koldunischen Rituale den Wind
brachte, der Adler, der sie aus der Unterwelt ihrer Schöp-
fungsgeschichte führte und vor allem die Sternenpeitscher,
die ihre Kachinas und heiligen Weisen waren. Dafür wun-
derten sie sich nie über unsere Erscheinung und schützten
uns, während wir in ihren Kivas (unterirdischen Kammern
unter jedem Haus, von denen die glaubten, sie seien das
Tor zur Unterwelt) ruhten.
Dieses Arrangement half uns jahrzehntelang und beein-
flußte unsere Rituale und unser Verhalten. Später ver-
stärkten wir unseren Zugriff auf diese Region durch den
Bürgerkrieg der Sterblichen. Die Dineh, auch als Navajo
bekannt, gewannen die Aufmerksamkeit der Vereinigten
Staaten, als die wachsenden Konflikte zwischen den Sied-
lern und den Indianern in Gewalt gipfelten. Nachdem die
Union die Konföderierten aus Neumexiko vertrieben hatte,
startete sie eine Unterdrückungskampagne gegen Apatschen
und Dineh. Für den zuletzt genannten Stamm kulminierten
sich die Geschehnisse, als die Unionsstreitkräfte sie im Cany-
on de CheUy einschlossen und tausende von ihnen aushunger-
ten. Dann siedelte die Armee sie in einem Gewaltmarsch ins
Pecostal um, während die Pueblos im Canyon verlassen blie-
ben. Mehrere Unholde zogen zusammen mit ihren Wieder-
gängern in den Canyon de CheUy und verwandelten ihn in
eine T zimisceenklave. Das blieb er auch, selbst nachdem die
Dineh in ihre angestammten Häuser zurückgekehrt waren.
Die Dineh sind derzeit der größte nordamerikanische
Stamm, dessen Reservate 46085 Quadratkilometer ein-
nehmen. Aufgrund dessen kann die Camarilla wenig Ein-
fluß auf dieses Gebiet ausüben, von der versuchten Kon-
trolle der örtlichen Staats büros einmal abgesehen. Die
dort lebenden Tzimisce bilden die größte Ansammlung
von Unholden in Nordamerika. Man sollte jedoch nicht
den Fehler begehen, sie als vollkommene Sabbatvampire
anzusehen, denn die Tzimisce dort sind fast alle Dineh
und haben wenig Interesse an den Konflikten der Sekte.
KAPITEL EINS: EIN HAUFEN UNHOLDE
27
Sie unterhalten zwar regelmäßige Kontakte mit Mexikos
Kainiten und den wenigen kalifornischen Tzimisce-Anar-
ehen, aber die meiste Zeit bleiben sie unter sich.
INS 20.JAHRHUNDERT
Von Salem Justice, Bischof von Miami
Haste was von den Jungs aus Brasilien gehört? Du kannst mir
nicht erzählen, daß Doktor Totentanz oder Landulf nicht probiert
haben, den Führer zu klonen. Hab gehört, daß ihr so 'n Geheim-
lager in Ecuador habt, in dem alte Nazidoktoren rumsitzen und
sich den ganzen Tag von blonden, arischen Jungs in Radlerhosen
bedienen lassen. Komm schon, kannst es mir sagen. Habt ihr Adolf
Hitler geklont? Oder wenigstens Heinrich Himmler?
- Boo, Mitglied der Richthunde aus Atlanta
Als der Sabbat begann, seinen Namen zurecht zu tragen,
blieben viele Tzimisce neutral, trotz der Morddrohungen
übereifriger Unholde innerhalb der Sekte. Diese unabhän-
gigen T zimisce blieben jeder Sektenzugehörigkeit fern, in-
dem sie dem Sabbat den Erst- und Zweitgeborenen ihrer
Wiedergängerfamilien als Zeichen ihres guten Willens
überließen. Jedem war klar, daß solche Versprechen in
Wahrheit wenig Bedeutung hatten. Dennoch wußten vie-
le junge Tzimisce, daß sie sich einen langen Konflikt mit
ihren Ahnen kaum leisten konnten. Sie gaben sich mit
dem Geschenk aus Wiedergängern zufrieden und ließen
ihre ältesten Clansgeschwister in Ruhe.
Landulf II. machte sich im 9. Jh. als Schwarzmagier in
den Gralssagen Arthurs einen Namen. Als drittmächtig-
ster Mann im Reich Ludwigs 11. kontrollierte er die Län-
der von Neapel bis Kalabrien, bis ihn der Vatikan 875 ex-
kommunizierte. Er erlaubte einem afrikanischen Unhold,
der angeblich vom Methusalem Demdemeh abstammte,
ihm den Kuß zu schenken und blieb so frei vom karpati-
sehen Einfluß. Als T zimisce blieb er in der Burg Calot En-
bolot auf Sizilien, wo er die koldunische Hexerei studierte
und von der Landbevölkerung als Folterer gefürchtet war.
Er unterstütze diese im Grunde genommen falschen An-
schuldigungen, um die Menschen von seiner Zuflucht
fernzuhalten. Er hatte weder Transsylvanien noch dem
Sabbat die Treue geschworen, sondern verbrüderte sich
mit afrikanischen Kainiten und erfreute sich nach dem
Konvent von Thorns des Schutzes der Giovanni. Weder
die Camarilla noch der Sabbat konnte ihn erreichen.
Landulf erhob sich im Zwielicht des 19. Jh. aus der Ver-
senkung, als die Thulegesellschaft das Hakenkreuz, sein
Wappen, als Standarte benutzte. Auch wenn das Symbol
selbst auch in anderen Kulturen auftrat, erwies sich die
Kombination aus Antisemitismus, okkulten Ritualen und
dem Glauben an eine "reine" Menschenrasse als zu inter-
essant, um sie zu ignorieren. Landulf unterstützte die Ge-
sellschaft und bestärkte ihre "rassische Überlegenheit", indem
er manche ihrer Mitglieder als Ghule nahm. In Wahrheit sah
Landulf jede Menschensekte als minderwertig. Ob der Ger-
manen-Orden nun gegen Juden oder Katholiken hetzte, war
ihm gleich. Ihre Suche nach Reinheit und der Durst nach
okkultem Wissen war es, was ihn interessierte.
Auch wenn Landulf ihm half, benötigten der Germanen-
Orden und sein Nachfolger, die Thule-Gesellschaft, wenig
Unterstützung, um ihren blinden Haß und Fanatismus an-
 zufachen. Als die bayrische Elite die Prinzipien der Thule-
Gesellschaft übernommen hatte, waren Landulf und eini-
ge andere Tzimisce schon feste Teile der Organisation. Die
meisten anderen Unholde, die den brennenden Haß spür-
ten, bevor der 1. Weltkrieg Europa in Gas und Blut tränk-
te, hielten sich zurück. Die menschliche Kriegskunst war
bemerkenswert angewachsen, und jeder Konflikt dünnte
nicht nur die Herden aus, sondern bedrohte auch das Un-
leben der örtlichen Kainiten. Kriege und Inquisition er-
wiesen sich als die einzigen Stürme, die auch Kainiten bre-
chen konnten. Währenddessen wuchs die Liste der
bigotten Sterblichen. Ein Mönch namens Adolf Lanz
verlangte die Gefangennahme und Sterilisierung
"gesellschaftlich niederer Elemente" und aller, die sexuelle
Kontakte außerhalb ihrer "Rasse" hatten. Liebenfels
gründete eine Ordensburg für seine Neuen Donautempler
und verlangte, man solle dem Christentum abschwören
und sich auf seine heidnischen Wurzeln besinnen.
Geheimgesellschaften und Kulte erblühten in allen
germanischen Staaten und gaben einer Handvoll
kurzsichtiger Tzimisce eine neue Adelsschicht, aus der sie
Nachkommen wählen konnten und die ihnen einen
höheren Status gab.
Die Einführung von Panzern und Senfgas im 1. Welt-
krieg verwandelte die Schlachtfelder in ein tödliches Cha-
os. Die Unholde selbst waren aber zuerst kaum von diesem
Gehenna der Menschen betroffen. Viele junge Tzimisce
sanken in die Erde, wenn sie eine herannahende Schlacht
ahnten. Wenn sie erwachten, erhoben sie sich aus der blut-
getränkten Erde und befanden sie sich in einem Wald aus
Sterbenden und Verwundeten. Die slawischen Stämme
hatten einst einen nicht enden wollenden Strom an Op-
fern und Testobjekten geliefert, aber der 1. Weltkrieg er-
wies sich als Renaissance der Grausamkeit. Die T zimisce
ließen viele Körper verdreht und zerrissen auf den Schlacht-
feldern zurück, und die Menschen konnten sich nur wun-
dern, was für eine schreckliche Waffe diese Wunden reißen
konnte. Die Maskerade hielt, da der Tod durch den Fort-
schritt der Menschen so fremdartig und bizarr geworden war.
Währenddessen begann in Anatolien der Auftakt zu
den vielen Genoziden des 20. Jh., als das zerfallende otto-
manische Reich 2 Millionen Armenier massakrierte. Ost-
europäische Unholde wie Sascha Vykos befanden sich
plötzlich in der Position, hier und da 100 Menschen für
ihre Herden, Experimente oder Szlachta abgreifen zu kön-
nen. Die Tzimisce entschieden sich auch, weitere Wieder-
gängerfamilien zu schaffen, da nur vier bis in die heutigen
Nächte überlebt hatten. Ghule wie die armenischen Kin-
dairjan sind allerdings noch Dekaden vom Wiedergänger-
status entfernt, wenn der Prozeß überhaupt funktioniert.
Die T zimisce des Alten Landes im Rus blieben nach dem
1. Weltkrieg isolierter als zuvor, was ihnen recht war. Unhol-
de wie Pjotr Krezhinsky (Kind Darvags, des Schlächters) ga-
ben sich nicht mit dem Sabbat ab und erfreuten sich an der
heimeligen Atmosphäre der Verfolgung und Angst im Land.

DAS FRÜHE AMERIHA

Der 2. Weltkrieg brach natürlich in Europa aus. Unhol-
de wie etwa Landulf 11. und der Nazianhänger Totentanz
wateten knietief im Blut der Schlachtfelder und befleck-

CLANBUCH: TZlMlSCE

28

FLEISCHMASHEN
Der Sabbat könnte sich natürlich für die Morde
verantwortlich erklären, Patroun, aber in Wahrheit
weiß niemand, wer sie begangen hat. Ich hab' gehört,
es sei ein Straßenverkäufer gewesen, der eine Maske
trägt und ebensolche Masken an Verkehrsampeln
verkauft, wenn die Wagen halten müssen. Sobald
man die Maske aufsetzt, stellt sich heraus, daß sie leben-
dig ist und sich mit Knochenhaken ins Fleisch des Trä-
gers gräbt. Sie frißt das Gesicht des Trägers weg und
speit die Brocken dann durch seinen eigenen Mund
wieder aus. Die Maske kontrolliert ihren Träger und
zwingt ihn, Amok zu laufen. Ich weiß wirklich nicht,
warum sich dieser Tzimisce verbirgt. Ich kenne mehre-
re Kainiten, die ihm gerne die Hand schütteln würden.
ten unseren Namen mit der Verbindung zu den Nazis und
ihren verschwenderischen Genozidprogrammen. In den
USA sah sich unser Clan anderen Probleme gegenüber.
Ohne direkte Bedrohung durch Kriege fluktuierten die
Amerikaner sowohl in ihrer moralischen als auch politi-
schen Orientierung. Der Sabbat versuchte, auf dem lau-
fenden zu bleiben, indem er den Jugendlichen jeder neuen
Generation den Kuß schenkte, nur um festzustellen, daß
eine Generation in den Augen der nächsten schon ein
Anachronismus war.
Zu Beginn wurden die USA ihrem Ruf als Land des
Überflusses gerecht. Zwischen 1845 und 1914 kamen 450
Millionen Immigranten in die USA und versorgten die
ansässigen Kainiten mit mehr als genug Vita::. Vielleicht
war es närrisch, das wir uns so in den Hedonismus der wil-
den 20er warfen und unsere Zahl unkontrollierbar anstieg.
Der Sektenkrieg mit der Camarilla hatte sich zu dieser Zeit
beruhigt, und viele Tzimisce gingen ihren eigenen Ange-
legenheiten nach oder erfreuten sich einfach nur an Ame-
rikas Goldener Ära. Der 1. Weltkrieg schuf tausende Ar-
beitsplätze in den Fabriken im Norden, was zu einer
starken Zuwanderung farbiger Amerikaner aus dem Süden
führte. Ganze Stadtteile für Afro-Amerikaner bildeten
sich in Chicago, Detroit und Buffalo, wobei Harlem selbst
sich als Mekka des Aufschwungs für hunderte Farbige aus
dem ganzen Staat herausstellte. Auch wenn sich die To-
reador antitribu als einzige Kunstpatrone bezeichneten,
bleibt die Tatsache bestehen, daß eine Anzahl Tzimisce
ihre Interessen zumindest teilte. Das als "neue Neger-
hauptstadt" bezeichnete Harlem gebar viele afrozentrische
Kunstformen, darunter Jazz. Das zog wiederum viele Mu-
siker an, die bald echte Größen werden würden, zum Bei-
spiel Duke Ellington, Fats Walter und Cab Calloway. Eth-
nische Tzimisce gingen sogar so weit, Nachtclubs zu
unterstützen oder kommerziell Parties zu veranstalten, um
eine liberale Einstellung zur Sexualität und eine be-
schwingte Atmosphäre zu verbreiten (und ganz nebenbei
noch ihre Herden zu füllen). Natürlich gerieten die örtli-
chen T zimisce wegen besonders talentierter Künstler oft
mit den Toreador aneinander, aber diese Rivalität zeigte sich
selten offen. Statt dessen wetteiferten Nachtclubs wie
Gumby's Bookstore und das Daisy Chain miteinander um
Kundschaft.
KAPITEL EINS: EIN HAUFEN UNHOLDE
29
Die große Depression läutete leider das Ende von Har-
lems vielversprechendem Aufschwung ein. Die Laisser-fai-
re-Haltung der Regierung führte zur Ungleichheit zwi-
schen den verschiedenen Gesellschaftsklassen (zumal ein
Prozent der Bevölkerung über 40 Prozent des Reichtums
verfügte) und hob den sozialen Stand einiger Tzimisce dra-
stisch an. Eine beträchtliche Zahl alter Tzimisce, die sich
früher Adelstitel und unerschöpflicher Reichtümer erfreut
hatten, fanden nun ihre Schatztruhen leer, während jün-
gere Unholde, denen die modeme Ökonomie bekannt war,
ihren Einfluß zum Aufstieg in der Gesellschaft nutzten.
Dies half jedoch dem Sabbat, der sich der Unabhängigkeit
von Menschen rühmte, wenig. Die Camarilla benutzte den
hoffnungslos korrupten Regierungsapparat Präsident Har-
dings in den frühen 20ern, um Senatoren und Politiker zu
bestechen, mit denen sie den Sabbat empfindlich treffen
konnten. Die Polizei führte tagsüber Durchsuchungen in
unseren kommunalen Zufluchten durch, um "die Penner
rauszuwerfen" , während die Banken unsere Konten wegen
angeblicher Schulden schlossen. Wir schlugen zurück, blie-
ben aber bis lange nach dem 2. Weltkrieg in der Defensive.
Der Sabbat-Camarilla-Konflikt wurde zum Kontenkrieg,
und viele alte Tzimisce inner- und außerhalb der Sekte
konnten sich auf diese Art nicht verteidigen. Statt dessen
verließen sie sich darauf, jüngeren Generationen den Kuß
zu schenken, damit sie ihnen dienen konnten, was zu ei-
nem zum Teil sehr heftigen Generationskonflikt führte.
Die jungen T zirnisce wollten ihr eigenes Unleben führen und
nicht unter den Anachronismen ihrer Erzeuger leiden. Infol-
gedessen wurden diese neugeborenen Unholde vom Sabbat
angezogen, dessen gewalttätiges Auftreten von ihnen als
"Drohung" gegenüber den Ahnen gesehen wurde. Schließlich
hatten die Kinder schon einmal für ihre Freiheit rebelliert.
Und wer sagt, daß sie es nicht wieder könnten?
NACHWEHEN DES 2. WELTHRIEGS
Adolf Hitlers Machtergreifung brachte zwei Invasions-
wellen nach Oste uropa - den deutschen Vorstoß und da-
nach den Gegenangriff der Russen. Als die Nazis den Kon-
tinent stürmten, hatten die Sabbattzimisce wenig Angst.
Sie benutzten die Terrorherrschaft, um gegen die ge-
schwächten Camarillaenklaven vorzugehen. Ihr Hauptvor-
teU lag darin, daß Hitler die Aristokratie verabscheute, was
viele Camarilla-Ahnen davon abhielt, das Regime zu beein-
flussen. Die Tzimisce des Alten Landes entsprachen aller-
dings ebenfalls dem Begriff "Adel" bis ins letzte. Aber ehe sie
sich mit der gesamten Wehrmacht anlegten, erlaubten sie den
Nazis, ihre Festen nach Tand abzusuchen, während sie ihre
wirklichen Zufluchten, ihre Schätze und Szlachta verbargen.
Mehr als unter den Nazis litten die Tzimisce unter den
Russen. Die Rote Armee schlug ihre Schlachten, indem sie
ihre Ziele tagelang unter einen dichten Artilleriegeschoß-
regen legte. Dann stieß sie durch das qualmende Terrain
vor und zerstreute den verbliebenen Widerstand. Die auf
dem Rückzug befindliche Wehrmacht verschanzte sich in
den alten Festungen zwischen Rußland und Berlin. Den
mächtigsten T zimisce gelang es, ihre Burgen durch arkane
Hexerei zu verbergen oder zu tarnen, aber viele erlitten
den endgültigen Tod, als die Russen ihre besetzten Anwe-
sen aus der Entfernung beschossen. Die in Starre liegende
Shaagra, eine der ältesten Tzimisce der Alten Welt, ver-
brannte zusammen mit Prag zu Asche und sandte Wellen
des Schmerzes durch die zersplitterte T zimiscegesellschaft.
Die Zufluchten vieler alter T zimisce fielen auch in die
Hand der Kommunisten. T zimisce der Alten Welt hatten
während des Krieges viel verloren, und Stalins Wahn be-
drohte nun auch den Rest, den sie noch hatten. In Anbe-
tracht dieser prekären Position schickten die alten Unhol-
de Unterhändler zu ihren Brüdern hinter dem Eisernen
Vorhang. Die Gespräche begründeten die Oradea-Liga, ein
gegenseitiges Verteidigungs- und Solidaritätsbündnis unter
den T zimisce der Alten Welt. Ironischerweise blühte die
Liga durch den Kommunismus auf. Stalins Fremdenfeind-
lichkeit hielt sie durch begrenzte Reisemöglichkeiten vom
Sektenkrieg fern, und die Tzimisce waren seit Dekaden
zum ersten Mal wieder mit russischen Unholden wie Dar-
vag und Pjotr Krezhinsky vereint. Als die Sowjetunion zer-
fiel, konnte die Oradea-Liga den Rekrutierungsversuchen
des Sabbat widerstehen, ohne Gefahr zu laufen, von den
hungrigen Rudeln zerrissen zu werden. Als Zeichen der So-
lidarität allerdings traten viele der Ligamitglieder der Sekte
als "Diplomaten", Berater, Ehrenbischöfe oder Prisci bei.
RUSSLANDS UNHOLDE
Pjotr Krezhinsky, ein Überlebender der Herrschaft Iwans
des Schrecklichen, spielte Voivode, während sein Erzeuger
von Starrephase zu Starrephase hüpfte. Der Zusammen-
bruch der zaristischen Herrschaft und die Machtübernah-
me der Bolschewisten trennte die Verbindung zwischen
den russischen Tzimisce und unseren europäischen Clans-
geschwistern. Dennoch überlebten wir, da Stalins parano-
ides Regime zu unserem Stil paßte. Während sich die Bru-
jah auf ihre hochtrabenden Pläne und Erwartungen an den
Kommunismus konzentrierten, zerstörte Stalin Kirchen
und verfolgte die Religiösen. Das wiederum nahm der sterb-
lichen Bevölkerung ihren Glauben, vernichtete viele heilige
Stätten und erlaubte den Verdammten, noch rucWoser vor-
zugehen. In der Zwischenzeit beschäftigte sich Pjotr damit,
einige Unholde in die Tschetniks (Geheimpolizei) einzu-
scWeusen, was uns zu einer konkurrenzlosen Überwachungs-
einrichtung verhalf, sowohl im In- als auch im Ausland.
Als die Tschetniks schließlich zum KGB erweitert wurden,
hatten wir einen beständigen fluß hunderter nicht in den
Akten erwähnter Gefangener und Opfer, von denen man of-
fiziell nur vermuten konnte, daß sie in irgendeinem namen-
losen Massengrab lagen. Der 2. Weltkrieg bewies aber auch,
daß unser Clan so schwach wie das schwächste Glied der Ket-
te war: die Sterblichen. Um einer Vit::eknappheit durch kran-
ke und verhungernde Sterbliche zu entgehen, hielten sich
viele Tzimisce Privatherden für Nahrung und Dienerschaft,
sollte ein weiterer Krieg Europa verwüsten. Ironischerweise
gingen viele Sterbliche freiwillig solche Arrangements ein, da
wir ihnen zu Essen gaben und ihnen im Vergleich zu Rußlands
Armut sogar so etwas wie Luxus bieten konnten.
Zusätzlich ließen einige scWaue T zimisce ein paar kleine
der über 2000 Gulags - Konzentrationslager - unter den Be-
feW ihrer Bratovitchghule stellen. Schätzungen zufolge steck-
te das Regime ungefähr 10% der russischen Gesamtbevölke-
rung in diese Gulags. Im Lager Vorkuta allein kamen mehr
Menschen um als in Auschwitz, wobei man aber zugeben
CLANBUCH: TZIMISCE
30
DAS ATRIUM
Glaub' mir, ich erzähl dir keinen Scheiß. Die Un-
holdin, der das Schnöselhotel gehört, hat es nach ihren
Wünschen umbauen lassen. Total schnieke und Ober-
klasse und so und mit 'nem netten Dachgarten. Was
niemand weiß, ist, daß der Garten über einem verbor-
genen Atrium liegt, das mit der Heimaterde der T zi-
misce vollgestopft ist. Sie scWäft an seiner tiefsten Stel-
le, fern von irgendwelcher Gefahr. Zudem hat sie auch
noch Notausgänge vom Atrium in die verschiedensten
Räume. Der Portier bringt einsame Reisende in diesem
Zimmer unter, trägt sie aber nie als Gäste ein. Die alte
Unholdin greift sie sich dann mit ihren ... Armen, den-
ke ich mal, und zerrt sie mit sich in die Erde. Während-
dessen stiehlt das Reinigungspersonal alle Besitztümer
der Opfer, wenn es das Zimmer aufräumt.
muß, daß dies über einen längeren Zeitraum geschah. Diese
Einrichtungen wurden zu einer Art Freizeitparks für die T zi-
misce, in denen sie offen umherstreifen konnten. Die Gefan-
genen hatten ja ohnehin keine Möglichkeit, der Außenwelt
je von dem Gesehenen zu berichten. Leider mußten wir
schon oft feststellen, daß einige unserer Geschwister zu sehr
extremem Verhalten neigen, wenn ihnen keine Beschränkun-
gen auferlegt werden. Hinzu kam noch, daß Rußland keine
Aufsichtsbehörde für die Behandlung seiner Strafgefangenen
hatte. Darum sprechen immer noch viele Tzimisce mit einem
versonnenen Lächeln von Tmu Tarakan, dem Schabenreich,
wo die Gefangenen ihre Zellengenossen verspeisten, auf Bet-
ten aus verwesenden Leichen scWiefen und im Meer der ei-
genen Gedärme und Fäkalien ertranken. Wenn so etwas ir-
gendwo anders auf der Welt geschehen wäre, hätten wir
apokalyptische Vergeltungsmaßnahmen dafür zu befürchten
gehabt, daß wir unser Wirken so offen zeigten.
Nicht alle Tzimisce hatten Interesse an den Gulags. Ei-
nige junge Tzimisce verliebten sich in die Arbeiten Biopre-
parats, der sowjetischen Initiative zur biologischen Kriegs-
führung. Viele wußten über die Essenz des Ältesten in
unseren Körpern, und die Studien der bakteriologischen
Kriegsführung gipfelten in Diskussionen, ob man unsere
Anteile des Vorsintflutlichen isolieren konnte. Pjotr war
der Sprecher des Lagers, das einen Weg suchte, diese
fleischfressenden Eindringlinge zu bekämpfen, ehe der Äl-
teste erwachte. Viele fürchteten auch, daß unkontrollier-
te Programme zur biologischen Kriegsführung unsere Nah-
rungsgrundlage vernichten könnten. Um unsere
Interessen besser zu schützen, infiltrierten unsere klügsten
Clansbrüder das Ministerium für Medizinische und Mikro-
biologische Industrie, ein ziemlicher Euphemismus für ihre
Biowaffenforschung. Diese Abteilung, auch Biopreparat ge-
nannt, arbeitete daran, neue Virenstämme oder Überträ-
ger zu entwickeln und verbessern, von Typhus bis hin zu
Ebola. Manche junge Unholde amüsierten sich bei den
Forschungen und schufen kainitische Pathogene, die spe-
zifische Clans angriffen, Blutviren, die die gesamte Bevöl-
kerung eines Landes in unsere Ghule verwandeln konnten
und sogar Methoden, wie man Viren in mikrobiologische
Ghule verwandeln konnte. Wir stellten sicher, daß fast
drei Generationen Obertuswiedergänger eine überwälti-
gende Menge neuer Wissenschaften lernten, unter ande-
rem Biochemie, Epidemiologe, Virologie und Mikrobiolo-
gie. Bald fanden unsere Spione auch noch Arbeit in
versteckten Einrichtungen auf der ,,wiedergeburtsinsel"
im Aralsee und in Solowestky, dem Nexuslager der Gulags.
Während unsere Ghule wahre Fortschritte in den Feldern
der rekombinierten DNA und sogenannten schimärischen
Viren machten, brach die Sowjetunion zusammen. Plötzlich
tauchten überall auf dem Schwarzmarkt Arbeitsgesuche von
Wissenschaftlern und KGB-Agenten, Virenmaterial aus dem
Moskauer Gesundheitsinstitut und waffenfähiges Plutonium
auf. Auch einige Ghulwissenschaftler verschwanden samt ih-
rer Forschung aus Schlüsselpositionen, und es ist uns bis heu-
te nicht gelungen, sie alle wiederzufinden ...
TZIMISCE VON MORGEN
Von Jaekrabid, ehemaliger Templer
Haste von der Wohnwagenkarawane gehört, die an der Ost-
küste auf und ab fährt? Das ist die Reisezuflucht einer Tzimisee
und ihrer Bratovitehleute. Von außen sehen 'se aus wie ein
Haufen Rentner, mit Vorhängen an den Fenstern, Floridastik-
kern und Jesusfiseh-Plakeuen. Drinnen aber ist ein mobiles
Schlachthaus und 'ne Freakshow! Das sind nomadische Serien-
mörder, die durch die Staaten ziehen und nie genug Beweise zu-
rücklassen, um geschnappt zu werden. Es ist wahr! Wirklich!
- Bartholomew Diggs, Mitglied des Road Kilt-Noma-
denrudels
Hitler lebt noch, oder zumindest seine teuflische Bot-
schaft. Nur eine Handvoll älterer Tzimisce hatte Anteil
am Aufstieg des Mystizismus vor dem 2. Weltkrieg, doch
KAPITEL EINS: EIN HAUFEN UNHOLDE
31
einige Unholde, die den Kuß in der Nachkriegszeit emp-
fingen, sahen das als Beweis an, daß der Sabbat den Holo-
caust akzeptiert hatte. Mit Sicherheit verbesserten diese
Unholde die Situation nicht, als sie Glatzen den Kuß ga-
ben, damit sie "den Kampf fortführen" konnten. Unglück-
licherweise hatten dieselben verdammten Tzimisce auch
ihre Finger im Aufkommen rassistischer Vereinigungen im
jahrzehnt nach dem Zusammenbruch der UdSSR. Die
Welle osteuropäischer Zuwanderer schürte den Haß in der
westeuropäischen jugend, die selbst unter Arbeitslosigkeit
und schwindendem sozialen Wohlstand litt. Diese Wut
entlud sich in rassistischen Gewaltausbrüchen, die den
Tzimisce eine neue Generation von Anhängern bescherte.
Eine dieser Tzimisceglatzen ist Weiße Rache, die Führe-
rin eines europäischen Neonazirudels. Sie nahm sich Zeit,
mir diesen Trend unter unseren jüngeren Clansgeschwi-
stern zu erklären. Erwähnenswert wäre außerdem noch,
daß sie ein Kind Doktor Totentanz' ist, eines Relikts aus
den KZs des Dritten Reiches und mit Sicherheit ein wei-
terer Ausrutscher, auf den unser Clan beileibe nicht stolz
sein kann. Obwohl sie erst seit kaum einem jahrzehnt exi-
stiert, hat Weiße Rache miterlebt, wie tausende Menschen
vor ethnischen Säuberungen und Armut nach Europa flo-
hen. Der Zusammenbruch der Sowjetunion erwies sich als
Gottesgeschenk für die alten Tzimisce, die nun endlich in
ihren karpatischen Festen ihre früheren aristokratischen
Positionen wieder einnehmen konnten. Weiße Rache al-
lerdings erlebte durch den Zusammenbruch des Kommu-
nismus die elfte Plage Ägyptens: Flüchtlingsströme.
Ihre Anstrengungen richten sich gegen die arme Bevöl-
kerung, Menschen, die jeder ignoriert. Ob ihr Rudel nun
Flüchtlingshochhäuser in den Armenvierteln Marseilles
oder Berlins anzündet, westafrikanische Erntehelfer in Ita-
lien oder Großbritannien zusammenschlägt oder bosnische
Flüchtlingslager in Kroatien angreift, Weiße Rache führt
einen großangelegten Kreuzzug, dem die Glatzen unter
den T zimisce und anderen antitribu folgen. Soweit ich
weiß, hat die Camarilla zwei Archonten damit beauftragt,
Weiße Rache und ihr Rudel zu finden und auszulöschen,
bisher allerdings hatten sie wenig Erfolg. Der Sabbat wie-
derum unterstützt Weiße Rache bei ihrem Feldzug.
Aber nicht nur Weiße Rache steht für Rassismus. Auf
der anderen Seite des Atlantik erheben amerikanische
Unholde ähnliche Stimmen. Im 18. Jh. entwickelten eini-
ge Rudel Interesse an den Vorurteilen, die aus der Evolu-
tion von religiöser und ethnischer Intoleranz zu "wissen-
schaftlichem" Rassismus entsprangen. Der Haß trug ein
neues Gewand. Obwohl die Ideen von Rassenreinheit und
genetischer Säuberung älter als Huren und Steuereintreiber
sind, hat die Menschheit gerade ein den letzten Jahrzehnten
gelernt, wie sie ihren ries~en technologischen Fortschritt
auch auf den Genozid anwenden konnte. Die meisten Unhol-
de jedoch beachteten die Volksverhetzer mit den weißen Ka-
puzen nicht, die nach dem Bürgerkrieg kurz ins öffentliche
Interesse traten. Die von ihrer eigenen Propaganda getäusch-
te Camarilla nahm an, ihre Feinde versteckten sich mit Freu-
de hinter Masken und spielten "Nigger aufknüpfen", aber
kaum ein Sabbatvampir fühlte sich zwischen Gruppen wüten-
der Menschen, die brennende Kreuze trugen, wohl.
Befürworter wissenschaftlichen Rassismus' erhöhten
ihre Zahl später, indem sie einer Gruppe von Aufständi-
schen in den Rassenunruhen von Detroit 1943 den Kuß
schenkten. Präsident Roosevelt hatte ein Gesetz erlassen,
das Rassendiskriminierung in Fabriken mit militärischen
Kontrakten verbot. Der Einfluß von 60.000 Schwarzen aus
ClANBUCH: TZIMISCE
32
dem Süden, die im fortschrittlichen Norden nach Arbeit
suchten, beschwor Aufstände in Städten wie Detroit her-
auf, wo 35 Menschen starben, 500 verletzt wurden und
weitere 500 für Mord an Afro-Amerikanern festgenom-
men wurden. Entschuldigung; Schwarze. Scheiß auf Jesse
Jackson, nicht wegen seiner Hautfarbe, sondern wegen sei-
ner Politik. Aber ich schweife ab.
Ich nehme den Rudelpriester Abraham Jensen als Bei-
spiel für eine wachsende Unterströmung in unserem Clan.
Der während der Aufstände verhaftete Jensen war Mit-
glied des Ku Klux Klan, einer den Haß predigenden Grup-
pierung, deren Mitgliedszahlen von 1920 ab stetig abnah-
men und die 1944 zeitweise wegen mangelnden Interesses
aufgelöst wurde. Obwohl der Klan während der Bürger-
rechtsbewegungen der 50er und 60er Jahre wieder auf-
tauchte, erkannte Abraham für sich, daß genetische Rein-
heit etwas war, das jenseits seiner gewohnten fünf Sinne
war. Er begriff, wie Rassisten "weiß" als "rein" mißverste-
hen konnten und schätzte den Haß, den die Vorurteile
anfachten. Was zuerst wie eine nicht nennenswerte Bewe-
gung erschien, wuchs rasch an. Viele T zimisce glaubten,
Hitlers Ideale seien nach dem 2. Weltkrieg gestorben, aber
als der heimgekehrte amerikanischer Soldat George Lin-
coln RockweIl die Amerikanischen Nazis gründete, er-
kannten sie, daß der Krieg erst der Anfang gewesen war,
und Kainiten wie Abraham waren in der Position, diese
aufkommenden Strömungen für sich zu gewinnen.
Der 2. Weltkrieg war ein Katalysator für die Bürger-
rechtsbewegung, denn wenn die Regierung Farbige in die
Armee einzog, um für das Land zu kämpfen, warum genos-
sen sie dann nicht die gleichen Rechte? Die Diskussion
spaltete das Land, und auf beiden Seiten bildeten sich ex-
tremistische Gruppen. Der Weiße Arische Widerstand

DAS HOMMUNISTISCHE ERBE
Der Westen wußte schon lange, daß dem Kommu-
nismus die Reinhaltung der Umwelt nicht sehr am
Herzen lag, aber die volle Erkenntnis der Auswirkun-
gen kam erst nach dem Fall des Eisernen Vorhangs.
Die Sowjetunion hatte ,Bulgarien, Rumänien, Polen,
die ehemalige Tschechoslowakei und Ostdeutsch-
land in Giftlöcher verwandelt. Nun speien die Fabri-
ken Schwefel in die Luft und schaffen sauren Regen,
der ganze Waldgebiete entlaubt. Von einigen Forsten
sind nur graue Stämme geblieben, und die Berge sind
von Schwefelwolken verhangen. Bergbau und Eisen-
schmelzen speien Schwermetallwolk,en in die Atmö-
sphäre und lassen Kinder an verschiedenen Lungen-
krankheiten leiden. Doch gegen Rumänien verblaßt
all dies, dank Orten wie der Copsa Mica-Karbosinan-
lage. Ein dicker Rußbelag bedeckt Häuser und Bäu-
me und schafft so eine Landschaft, der jede Farbe
fehlt. Abends schneit es schwarzen Dunst, und Koh-
lepartikellassen den Nebel umso dichter erscheinen,
beflecken den Himmel, und selbst die Schafe sind
schwarz wie die Nacht.
Umweltschützer fahren aufgrund solcher Zustände
aus der Haut, aber die Regierungen handeln zu lang-
sam, wenn überhaupt. Sowohl die Tzimisce des Al-
ten Landes als auch ältere Sabbatunholde müssen
zusehen, wie ihre einst so reichen und stolzen Land-
schaften in körperlicher und geistiger Unterdrückung
ertrinken. Der rumänische Diktator Nicolae Ceauce-
scu hielt seine Bevölkerung unter der Knute, wäh-
rend er zugleich im Namen der Industrie hemmungs-
los das Land ausbeutete. Ironischerweise sind es nun
die T zimisce, die sich für Veränderung einsetzen, da
die Verschrnutzung ihre Herden durch Krebs schwin-
den läßt und der saure Regen an den uralten karpa-
tischen Festen nagt, in denen manche Unholde bis
heute ihre Zuflucht haben. Die alte Welt zerfällt
sprichwörtlich, und die Tzimisce sehen sich nun wie-
der einer neuen Erfahrung gegenüber: der Umwelt-
verschmutzung. Ihre Gegner sind eine Mischung aus
gigantischen sterblichen Bürokratiemaschinerien
(Relikte aus der Zeit des Kommunismus) und der
Gier anderer Kainskinder, die im Schlaf den Namen
Kupalas zu singen scheinen.
(White Aryan Resistance, kurz WAR) und die National
Association for the Advancement of White People riefen
nach strikter Rassentrennung, aber hinter ihren Fassaden
sammelten sich die extremeren Ansichten wie Maden in
einem Kadaver. Je mehr die Pseudowissenschaft Rassismus
rechtfertigte, desto wahnwitziger wurden die Behauptun-
gen beider Seiten. Manche Gruppen glaubten an die un-
ter den Nazis verbreitete Ansicht, die arische Rasse stam-
me von der mythischen Insel Thule. Andere übernahmen
eine seltsame Fusion hindu-arischer Philosophie, die be-
hauptete, der Ursprung aller Zivilisation läge im indischen
Aryavata. Die militanten Farbigen der Gegenseite behaup-
KAPITEL EINS: EIN HAUFEN UNHOLDE
33
teten wiederum, kaukasische Menschen seien albinoide
Mutationen der Farbigen (oder auch "Jakobs Kinder"). Ein
kleinerer Teil schloß aus der überlegenen Energieaufnah-
mefähigkeiten von Melanin, Weiße seien weiter von Gott,
der Quelle aller Energien, entfernt.
Militante T zimisce, die in diesen Bewegungen ihre fin-
ger hatten, mieden jedoch die Aufmärsche und den Pres-
serummel. Statt dessen waren sie auf den überlaufenen
Undergroundkonzerten von Bands wie Storm und Drang
und Afrika X zu finden, wo sie ihre Gedankensaat unter
der wilden Menge verbreiteten. Einige Tzimisce veranstal-
teten solche Feiern sogar auf ihren Privatgrundstücken,
schwelgten in dem tosenden Haß und hielten am Ende der
Nacht ein reiches Mahl. Diese Unholde, unter ihnen auch
Abraham, waren führend in der Beherrschung der Kulte
und Zellen, die die Reinheit ihrer Ahnen suchten. Diese
Menschen unterziehen sich mehr als freudig jeder Körper-
anpassung, die die Tzimisce ihnen auf der Suche nach dem
perfekten Menschen vorschlagen. Die Blutsbrüder ent-
standen aus diesen Ideologien und physischen Experimen-
ten. Darum haben sie auch alle diese verdammten Glatzen.
MODeRNe pRIMITIVe
Die verschiedenen Volksverhetzergruppen sind nicht die
einzige Bewegung, der die Tzimisce ihre Aufmerksamkeit
schenken. Während die einen mit rassistischer Ignoranz
spielen, suchen die anderen nach Menschen, die einzigar-
tige, metamorphosistische Ideen entwickeln. Diese lassen
sich in einer menschlichen Subkultur finden: den moder-
nen Primitiven.
Moderne Primitive sind Individuen, die sich in den neu-
zeitlichen Nächten fehl am Platze fühlen. Wo früher Stäm-
me und Dörfer diesen Menschen Spiritualität und Zusam-
mengehörigkeitsgefühl boten, müssen sie beides nun in
den Kreisen suchen, die sich mit Fetischen und Körper-
kunst beschäftigen (ein fast lächerlicher Ersatz). Sie rat-
ten sich an Orten wie Greenwich Village oder in den
dunklen Seitengassen der Castro Street zusammen, wo
SM-Parties und Branding-lPiercing-Clubs die Schmerz-
grenzen der Beteiligten immer wieder aufs Neue über-
schreiten, erweitern und ihnen doch das Gefühl vermit-
teln, etwas erreicht zu haben. Dieses Phänomen der
Körperkunst und Schmerztoleranz hat in den letzten
zwanzig Jahren sprunghaft an Zuspruch gewonnen. Exper-
ten schreiben diese Bewegungen dem Bedürfnis nach ei-
ner einfacheren, geradlinigeren Lebensart zu, wie sie in
primitiven Kulturen zu finden ist, wo man zum Beispiel das
Erwachsenwerden mit Riten und Prüfungen begeht. Für
diese Individuen sind Tätowierungen, Brandings und Pier-
cings nicht nur Schmuck, sondern auch Zeichen der Ausdau-
er und des Mutes. Die damit einhergehende geistige Verän-
derung wird von Schamanen und Sadhus bis zu dem Punkt
gesucht, da Schmerz irrelevant und sogar nötig wird, um Eu-
phorie und Erleuchtung zu erfahren. Wir Tzimisce, denen
diese Grundlagen auf der eigenen Suche nach Transzendenz
längst geläufig sind, trafen schon in der Vergangenheit
manchmal auf solche Selbstverstümmelungskulte, die ver-
schiedene kainitische Möchtegerngötter anbeten. Moderne
Primitive allerdings sind eine neue Art Menschen, die sich
auch extremem Schmerz aussetzen, um Stärke zu beweisen.
/'
Durch diese seltenen, oft verschwiegenen Individuen
haben wir einen Teil der westlichen Gesellschaft gefunden,
der willentlich nach Folter und Strafen sucht, um seine
eigenen Grenzen zu erweitern. Sie nutzen Folter als Mut-
probe und sehen Narben als ultimative Ehrenzeichen. An-
ders als die trendbewußten Teenager, die sich ein Tribai
rund um den Oberarm stechen lassen, suchen sie nach ei-
ner urtümlichen Lebensart, in der Leiden das Menschsein
definiert. Amüsanterweise erwarten diese Menschen je-
doch, daß diese "Sessions" nicht länger als einen Abend
dauern. Wir sind bei weitem nicht so ungeduldig und zie-
hen die ihnen zuteilwerdenden Zuwendungen über Mona-
te hinaus. Wer überlebt oder Wochen der Folter erduldet
und dann wiederkehrt, um mehr zu bekommen, ist oft ein
vielversprechender Anwärter auf den Kuß.
Einige dieser nun nicht mehr an die Fesseln des flei-
sches gebundenen Kinder versuchen, ihre Existenz und ihr
neues Unleben durch die Vermengung neo-heidnischer
und asiatischer Mythologie neu zu definieren. Sie gehen
durch Traumreisen auf die Suche nach ihrem Totemtier,
wobei Schmerz die Droge ist. Andere folgen den Lehren
taoistischer Körperalchemie und Selbstperfektion unter
der Verwendung von Meditation und internen Verände-
rungen. Ob sie es nun wissen oder nicht, sind diese Neo-
Heiden, Körperkünstler, moderne Primitive und mensch-
liche Nadelkissen die neuen Anwärter der Metamorphose
unter den jungen Kainiten. Ihre Suche nach Veränderung
ist echt, und ihre eigenen Modifikationen haben tiefe Be-
deutung für sie. Leider sind viele von ihnen für den Sab-
bat nicht greifbar, denn sie glauben, Gewalt habe eine
Funktion (als Wegzeichen ihres Weges zur Erleuchtung),
Töten um des Töten willens jedoch sei ein Affront gegen
das Wesen der Existenz selbst.
DEMDEMEH
Von Molly 8, Chronistin des Rudels der Bibliothekare
Es gibt Tzimisce in Afrika?
- Dezra, Sabbat-Lakai
Afrikas Geschichte ist ebenso lang wie wortreich, und da-
her ist es schwierig, Wahrheit und Übertreibung zu unter-
scheiden. Stammesahnen werden zu Göttern, die in jedem
Teil des Landes zugegen sind. Das führt dazu, daß wir wenig
über die afrikanischen Tzimisce wissen, aber in der Nacht
hallen immer noch Stücke ihrer Geschichte nach, wenn man
gut zuhört. Was ich weiß, erfuhr ich von LandulfII., dem Kol-
dunen, der sich mit den Giovanni eingelassen hat. Leider ha-
ben wir keine Möglichkeit, seine Berichte zu verifizieren, da
Afrika selbst immer noch ein Enigma für uns ist. Auch wenn
sie zweifellos Unholde sind, scheinen die afrikanischen T zi-
misce (auch Eggun genannt) ihren eigenen Plänen und Zie-
len nachzugehen. Sie sehen unsere Anwesenheit oft als Be-
leidigung an, und niemand kann bei einem Treffen
voraussehen, ob sie uns freundlich begrüßen oder angreifen.
[Tzimisce], der Älteste, gab den Kuß scheinbar ohne
große Auswahlkriterien an verschiedene Menschen und
Stämme weiter, als er Enoch erstmals verließ. Er wählte
Yorak wegen ihrer - ihrer! - großen schamanistischen Ein-
sicht; Lambach Ruthven erwies sich als Überlebenskünst-
ler im wahrsten Sinne des Wortes, was man schon alleine
CLANBUCH: TZIMISCE
34
daran sieht, daß er auch in den modernen Nächten noch
"lebt" und aktiv ist; der Älteste nahm Byelobog, einen
Menschen, der so wild war wie kein anderer zuvor, um zu
sehen, wie der Kuß den "weißen Gott" beeinflussen wür-
de. Triglav der Dreiköpfig wurde erwählt, weil er sich
schon zu Lebzeiten als Gottheit sah. Den Einsiedler Dra-
con verfluchte er ob seines in sich gekehrten und eigen-
brötlerischen Lebenswandels, und der unmenschlichen
Kriegerin Kartarirya erlaubte der Älteste, nach ihren Vor-
stellungen zu handeln. Demdemeh allerdings gab dem Äl-
testen Rätsel auf. Als erster Afrikaner, auf den der Älteste
traf, zog er die ganze schreckliche Aufmerksamkeit des
Unholdes auf sich. Auf jede Verletzung und jedes Leid, das
der Älteste ihm antat, wußte der Sterbliche eine Antwort.
Der Erste berichtete später Yorak und Lambach, er habe
Demdemeh von außen nach innen gekehrt und die Orga-
ne um die nun außen liegenden Knochen gewickelt, wäh-
rend seine Augen in ihm lagen. Als er ihn auf die sich ihm
bietende Sicht ansprach, antwortete Demdemeh ruhig, so
eine Tat sei nichts, könnten doch alle weisen Männer in
sich selbst schauen. Beeindruckt von einem so starken
Willen schenkte [Tzimisce] Demdemeh den Kuß, und da-
nach gingen sie getrennter Wege. Der ehemals Sterbliche
kehrte in die Länder zurück, die später die Sahara bilde-
ten. In diesen Nächten jedoch waren sie noch von tiefen
Dschungeln und Sümpfen bedeckt, die der auf sie zukrie-
chenden Wüste tapfer standhielten. Die Geschichten sa-
gen, er habe die unsterblichen Stämme der Sao, Tibesti,
die sonnenäugigen Bachwezi und den Kindern Kagns auf-
gesucht. Sein Ruf als weiser und mächtiger Schamane eil-
te ihm voraus, und bald folgte ihm eine Schar Jünger, de-
ren Zahl den großen Stämmen in nichts nachstand.
Damals sah Afrika ganz anders aus als heute. Der Tico-
nissee bedeckte den Großteil der Länder, die heute als EI-
fenbeinküste, Mali, Niger, Nigeria, Tschad und Südalgeri-
en bekannt sind. Afrika sah wie ein Schäfers tab oder ein
Fragezeichen aus, das sich vom Atlantik über die Mittelmeer-
küste erstreckte und dessen Ostküste einen Bogen beschrieb.
In diesem schwindenden See ragten die algerischen Ahaggar-
gipfel im Ticonissee als Inselarchipel auf, das nur durch eine
Landzunge mit dem Kontinent verbunden war. Demdemeh
wählte dieses Land für sich und seinen Stamm als Domäne,
um sein neues Wesen besser zu verstehen.
Seine Herrschaft wurde ihm nicht leicht gemacht, denn
entlang des Nils gab es Monster, die sich dem Tzimisce
entgegenstellten. Dennoch lernte er, mit den Krokodilen
des Marschlandes zu sprechen und formte riesenhafte
Reptilienmonster namens Mokole und deren Paviandie-
ner, die Bockspringer. Um die Menschen des Ahaggar-
Berglands zu schützen und die Ägypter auf ihren Platz zu
verweisen, ließ er die gigantische Stadt Khamissa errich-
ten. Leider bescherte die Berührung des Ältesten Demde-
meh über die Jahrhunderte hinweg mehr als nur den Durst
nach Blut. Er speiste rohes Fleisch und wurde seinen eige-
nen Leuten fremd. Hautlamellen bedeckten sein Gesicht
wie ein Rost, und er besaß weder Augen noch Mund oder
Nase. Nur seine Kinder verstanden die inkohärenten Sät-
ze, die er vor sich hin murmelte.
Damals trocknete auch der Ticonissee aus und wurde zu
Sumpfland, während die Sah ara auf sein Reich zukroch.
 TOTEM
Tzimisce unter den Aborigines? Klar findest du die
nicht in Neu-Mexiko, aber ich hab' mal einen getrof-
fen. Er sah ganz normal aus, bis er sein Hemd öffne-
te. Eine Reihe Gesichter bedeckten seinen Körper,
und alle brabbelten vor sich hin. Warum wir ihn To-
tem nannten, kannste dir ja denken.
Die Menschen des Ahaggar-Berglands flohen mit den an-
deren Stämmen aus dem zerfallenden Paradies an der
Nordküste. Die Mokole rebellierten gegen Demdemeh
und flohen in die Sümpfe, nachdem sie Khamissa fast völ-
lig dezimiert hatten. Zeitgleich verschwanden die Bock-
springer in den Süden, weit jenseits des Einflusses des
Clans. Schließlich zog sich Demdemeh in eine verfallene
Geisterstadt zurück, die fast nur von seinen Kindern und
einigen loyalen Ghulen bewohnt wurde.
SVCORAX
Demdemeh fiel schließlich in einem See tief unter den
Ahaggarbergen in den Schlummer der Jahrhunderte. Nun
frei von seinem wachsamen Auge führte die Hexe Syco-
rax, sein lieblingskind, die übrigen Eggun über den mitt-
lerweile ausgetrockneten Ticonissee. Ihren Erzeuger ließ
sie in der Obhut seiner letzten loyalen Ghule, der wilden
Tuareg, deren Nachkommen auch heute noch dort leben.
Sycorax beabsichtigte, als Königin über die Nok und
deren Hauptstadt He-Ife zu herrschen. Allerdings durch-
kreuzte die Ankunft von Nomaden namens Yoruba ihre
ehrgeizigen Pläne. Diese Menschen hatten schon Jahrhun-
derte in Ägypten verbracht und kannten deswegen die
Machenschaften der Kainiten. Ihr Führer, König Odudu-
wa, glaubte an den Gott Oludumare und seine Diener, die
Orisha, und auch wenn König Oduduwas Glaube stark
war, ging die wirkliche Gefahr von den Orisha aus, die
zwar nur als Geister existierten, aber zum Kämpfen Men-
schen übernehmen konnten.
Die Yoruba folgten einem mächtigen Glaubenssystem,
vollkommener Hingabe und noch stärkerer Ethik. Ähnlich
wie das Christentum war es eine monotheistische Religi-
on, und auch die Glaubensgrundsätze waren mindestens
genauso fest. Bevor die Sklaverei Afrika das Herz heraus-
riß, bekämpften und jagten die Ajogun, Yorubakrieger, Sy-
corax und die kultischen "Kinder Kagns" auf dem ganzen
Kontinent. Auch heute noch bereiten die Ajogun den Unhol-
den Probleme. Anders als Sycorax und die Eggun sind die Ajo-
gun vollkommen afrikanischer Herkunft und verachten die
Einmischung der Kainiten, selbst wenn es Afrikaner sind.
Die zu Jahrhunderten des friedlosen Wanderns gezwun-
gene Sycorax fand schließlich Genugtuung, als europäi-
sche Sklavenhändler Westafrika im Namen ihrer Ge-
schäftsinteressen verheerten. Nachdem die Portugiesen
alleine von der Küste Angolas 1,3 Millionen Sklaven ent-
führt hatten, gerieten die Yoruba ins Wanken. Die Men-
schen in den Dörfern konnten nichts gegen die weißen
Heuschrecken ausrichten, die über ihre Ansiedlungen her-
fielen. Wenn die Ajogun zuvor schon Fremde verachtet
hatten, so hatten sie nun nur noch mehr Grund dazu.
KAPITEL EINS: EIN HAUFEN UNHOLDE
35
DA') SCHICH')AL DEMDEMEH') UND
DER AFRIHANI')CHEN TZIMI')CE
Ich denke, wir haben gemerkt, daß etwas nicht
stimmte, als 1967 sieben Menschen in Marburg an ei-
ner neuen, ansteckenden Krankheit starben. Wie
sich herausstellte, hatte der Pharmakonzern Behring
infizierte Affen von der Grenze Ugandas zu Versuchs-
zwecken verwendet. 1970 veröffentlichte die Mar-
burger Universität eine Arbeit über die• Krankheit,
und die Welt bekam den ersten Vorgeschmack auf Fi-
loviren und die kleine Nettigkeit namens Ebola.
Rußlands Hauptdirektorat des Sowjetkonzils, besser
bekannt als unsere Jungs beim Biopreparat, sprang
darauf natürlich sofort an. Sie schickten Virologen
zum Elgon und in Kenias Täler, um nach der Über-
trägerspezies des Virus zu suchen. Sie fanden aller-
dings nichts, sondern verschwanden. Zu diesem Zeit-
punkt zählten ein paar von Pjotrs Jungs eins und eins
zusammen und erinnerten sich an die Legenden über
den Methusalem Demdemeh, der mit einigen Gefolgs-
leuten zufällig in denselben Tälern verschwunden war.
Seither rennen CDC, USAMRIID und Biopreparat
den Infektionszonen, in denen Ebola auftaucht, nach.
Mit dem Fall der Sowjetunion hatte ich endlich eine
Chance, mich mit Pjotr über diese hämorrhagischen
Viren zu unterhalten. Biopreparat hatte durch Vergleich
der verschiedenen Ausbruchsherde schließlich eine Ver-
mutung, wo das Virus herstammte: aus der KitumhöWe
im Elgongebirge an der kenianisch-ugandischen Gren-
ze. Die Tatsache, daß ein britischer Staatsbürger nach
dem Besuch eben jener Höhle an Ebola erkrankte und
starb, verleiht diesem Verdacht weitere Glaubwürdig-
keit. Kitum ist ein Überbleibsel eines versteinerten Wal-
des, und die ehemaligen Bäume bilden Teile des Höh-
lensystems. Es ist der furchtei,nflößendste Ort, an dem
ich je war, und ich bin mir ziemlich sicher, daß ich nicht
alles davon gesehen habe. Der Elefantenfriedhof allein
war schon fast genug. Irgend etwas hielt sich in den
Höhlen verborgen. Etwas verstecktes, aber faßbar... an-
deres. Egal, zurück zu Pjotr. Seine Spezialisten sind der
Ansicht, Ebola sei ein giftiges Nebenprodukt von etwas
Größerem. Pjorr nannte es Ghulbakterien, aber sicher
war er sich nicht. Was sie jedoch in den Kitumhöhlen
fanden, ist flüssig und zu flüchtig, um es genauer zu un-
tersuchen. Aufgrund dessen sind sie nicht sicher, was es
ist, aber sie haben eine Ahnung.
Hier also die Folgerungen unserer russischen Freun-
de - und denke Sie daran, ich bin nur der Überbringer.
Sie glauben, Demdemeh sei tatsächlich transzendiert,
nur nicht so, wie wir es erwartet hätten. Pjotr glaubt, er
habe sich in Viren aufgelöst und benutze seine Kinder
nun als Petrischalen. Sie fanden die erste reine Viren-
probe in Kitum an einem sterbenden Elefanten und ver-
muten nun, der Methusalem infiziere die Fauna und ab
und an die Bevölkerung (Pjotr nennt es Elefantenrei-
ten). Auf dem Elefantenfriedhof vereint sich Demde-
meh wieder mit seinen einzelnen, mikroskopischen Tei-
len. Er wird zu einem Teil des Ältesten, glauben Sie mir.
/'.
Sycorax und ihr Gefolge hätten ihre Sorgen mit den Yor-
uba überstanden, aber die Ajogun erwiesen sich als hart-
näckigerer Feind. Schließlich erwachte Demdemeh aus
der Starre und eilte seiner Tochter zu Hilfe, aber auch sein
Eingreifen konnte das Schlachtenglück nicht zugunsten
der Unholde wenden. Die Ajogun befehligten die Geister
des Landes und ließen sogar den Dschungel gegen unsere
Brüder kämpfen. Der Konflikt trieb Demdemeh und Syco-
rax zu Bündnissen mit den "weißen" Kainiten unter den
Sklavenjägern, auch wenn diese Allianzen selten zum Vor-
teil der Eggun waren. Müde vom Führen mehrerer Klein-
kriege zogen sich Demdemeh und einige Jünger tief nach
Kenia zurück, östlich des Viktoriasees. Sycorax fiel schließ-
lich den Ajogun zum Opfer, und die überlebenden T zimisce
zogen sich in Domänen in der Nähe der Küste oder von Städ-
ten zurück, wo sie bis heute existieren. Obwohl Landulf 11.
behauptet, der Konflikt mit den Ajogun sei heute weniger hef-
tig, erweisen sich die einheimischen Untoten immer noch als
problematisch für unsere Interessen. Ob sie überhaupt Kaini-
ten sind, muß man aber noch herausfinden.
HAR T ARIR YA
Von Devinder Bhalla, Priester des Hasenscharten-Rudels
Ratti-Ben? Ich glaube, das heißt "Blutschwester". Sie ist ein
Kind Kartariryas. Ich habe sie vor kurzem getroffen, und ihre
Erscheinung ist atemberaubend. Sie kleidet sich in Hautfetzen,
auf denen die verschiedensten Tätowierungen ihrer Opfern zu
finden sind. Sie ist farbenfroh und schön, wie ein Pfau.
- Laika, Tzimisce-Koldunin
Kartarirya ist fast so alt wie der indische Subkontinent,
was sie zu einer der Ältesten und Mächtigsten unseres
Clans macht. Sie verbrachte ihre ersten Jahrhunderte in
der Harappa-Kultur und später mit den Weden, die Sans-
krit in die Region brachten. Aber sie war nicht zu friedli-
cher Koexistenz fähig und zog die Feindseligkeit der Roma
und einer Nosferatu-Methusalem auf sich, die sich eben-
falls in der Gegend angesiedelt hatten.
Auch wenn man es glauben mag, haben die Tzimisce nie
die vielgliedrigen Hindugottheiten der Region inspiriert
oder dargestellt, obwohl das nicht bedeutet, sie hätten es
nicht versucht. Kartarirya versuchte als Karttikeya, der
Kriegsgott, aufzutreten, nur um herauszufinden, daß die
Brahmanen kraft ihres Glaubens durch jede Täuschung
sehen konnten. Überraschenderweise lernte Kartarirya auf
ihrer Suche nach Anhängern unter dem wachsenden we-
dischen Pantheon die wedische Religion verstehen und
schätzen. Die vielgliedrigen Gottheiten repräsentierten
verschiedene Seinszustände, Persönlichkeiten und Deu-
tungen. Obwohl sie meist scheußlich anzusehen waren,
wurden die komplexen, oft mit sich selbst im Konflikt ste-
henden Götter von den Indern als vollkommen natürlich
akzeptiert. Alles und jedes hatte seine Zeit und seinen Ort.
Kartarirya war von dem Konzept mehrgestaltiger Existenz
und Wahrnehmung fasziniert und betrieb ihre Suche nach
Transzendenz nach diesen neuen Vorgaben. Statt sich vereh-
ren zu lassen versuchte sie, ein Wesen zu werden, das gleich-
zeitig mehrere Wahrnehmungszustände erfahren konnte.
Die von ihr geschaffenen Yakshi wurden von den Men-
schen als Dämonen gesehen, waren aber in Wahrheit
schrecklich verunstaltete Szlachta. In den Jahrtausenden
CLANBUCH: TZIMISCE
36
nach ihrer Ankunft im Industal kämpften und intrigierten
Kartariryas Kinder und die Yakshi gegen die zunehmende
Präsenz anderer Kainiten. Die Brujah, denen die Region
durch ihren Einfluß in Mesopotamien bekannt war, er-
reichten unter Alexander dem Großen das Land und feg-
ten mit den Armeen durch den Hindukusch und Afghani-
stan. Als Alexander während seiner Heimkehr einer
Krankheit erlag, fanden sich die zurückgebliebenen Garni-
sonen plötzlich von ihrer Heimat abgeschnitten. Einige
Brujah blieben auch zurück und gaben schließlich den Kuß
an die sich vermischende Bevölkerung weiter. Die mit den
Mongolenhorden ziehenden Gangrel erwiesen sich durch
ihre beständigen Angriffe zuerst als Stachel im Fleisch,
doch schließlich wurden auch sie von den Indern absor-
biert. Die Toreador kamen mit den französischen Händ-
lern im 17. Jh. nach Asien, obwohl später eine franko-in-
dische T zimisce namens Grandmere Kaie die Toreador von
der Insel Reunion vertrieb und sich tief im Herzen des
schlafenden Vulkans einnistete. Dieser Platz wurde als tsy
laosana bekannt, was in der Sprache der Eingeborenen
"Ort ohne Wiederkehr" bedeutet.
Lange nachdem die britischen Handelsgesellschaften ihr
Monopol in der Region errichtet hatten, folgten die Ven-
true, was die Unholde aber nicht störte, bis die Briten
plötzlich von Händlern zu herrschenden Unterdrückern
wurden. Nur ein Ort blieb von äußerem Einfluß unbe-
rührt: Hyderabad, ein indo-islamischer Schmelztiegel.
Vom 19. bis zum frühen 20. Jh. spielte Hyderabad seine
Rolle als exotischer Handelshafen für reiche Sterbliche
und Kainiten. Aristokratische Toreador etwa, deren Welt
während der französischen Revolution zerbarst, kamen in
dieser von Palästen strotzenden Stadt zusammen, die
scheinbar mühelos islamische und indische Einflüsse ver-
band. Die sowohl exotische als auch feingeistige Oberschicht
zog die verschiedensten Kainiten an, und selbst die Ventrue
blieben nicht lange von den Höfen und Festen fern. Manche
vermuteten sogar, daß die Khazar sich an dem Ort, der später
Hyderabad wurde, niedergelassen hatten, was dem ganzen
Ort eine zeitlose, mysteriöse Atmosphäre verlieh.
Doch Schönheit dauert selten an. Hyderabads Patron
war Omasam, ein Roma aus der Adelskaste der Pagiah. Er
war nicht nur einer der reichsten Maharadschas, sondern
war auch die lauteste Stimme gegen die Aufnahme der
Tzimisce bei Hofe. Ja, er heuerte sogar örtliche Murshad-
Magier an, damit sie Familien mit T zimisceverbindungen
behexten. Das wiederum zwang die Tzimisce zu handeln,
ebenso wie sie Menschen aus niedrigen Kasten den Kuß
geben mußten, da Omasam ihre adligen Ghule in ihren
Betten ermorden ließ. Niemand erkannte die volle Tragwei-
te dieses Konflikts, und sie stellte sich auch erst nach dem
Ende der Kolonialzeit heraus, als das Kastensystem zernel.
RATTI-BEN, "DIE BLUTSCHWESTER "
Ratti- Ben stellt eine neue Bewußtseinsströmung in In-
dien dar, über die Mahatma Gandhi trauern würde, hätte
er sie vorausgesehen. Sie entstand im August 1947, als sich
Indien in zwei Staaten teilte: Indien und Pakistan. Schon
in den vorangegangenen Jahren hatte es Spannungen und
auch offene Feindseligkeiten zwischen den Hindus und
Moslems gegeben, und Kartarirya und ihre Kinder be-
fürchteten das Schlimmste. Als die Unterhändler schließ-
lich in letzter Minute die Grenzen verkündeten, strömten
12 Millionen Moslems, Hindus und Sikhs in die ihnen zu-
gewiesenen Länder. Dabei benutzten sie die einzige verfüg-
bare Form des Massentransports: die Eisenbahn. Leider
durchquerten die altersschwachen Lokomotiven auf ihrer
Strecke oft fremde Gebiete, und in Bahnhöfen wie Lahore
kamen ganze Züge an, deren Passagiere abgeschlachtet
waren. Mehr als eine Millionen Menschen starben bei den
Aufständen am Unabhängigkeitstag, und auch wenn es
eine Angelegenheit der Sterblichen war, trugen die Unhol-
de mit Einbruch der Nacht sicherlich zum Chaos bei.
Da Kartarirya in Starre lag, war es an Ratti-Ben, ihrem
Kind, das die Baha Mati-Schwarzmagie beherrschte, ihre
Pläne weiterzuführen. Man könnte Ratti-Ben am besten
als Terroristin beschreiben, die die Herrschaft der Roma
beenden und die Ventrue und Toreador aus dem Subkon-
tinent treiben will. Ihr Clan, der lange am unteren Ende
der politischen Hackordnung stand, greift oft auf offene
Gewalt zurück, um die anderen Clans mit den Folgen be-
schäftigt zu halten. Während die anderen Clans anderwei-
tig beschäftigt waren, nutzten die T zimisce die Ablenkung,
um eine ganze Reihe von Attentaten zu starten, die die
Autorität anderer Kainiten untergruben. Während der
Aufstände zum Unabhängigkeits tag zum Beispiel verwen-
deten die Unholde die Nachtzüge als fahrbare Schlacht-
häuser. Während der Reise hielten sie immer lang genug,
um neue Fahrgäste aufzunehmen, die sie dann auf der
Fahrt zum nächsten Zielort ermordeten.
Im 20. Jh. stellten Ratti-Ben und ihre Kinder sicher, daß
die Staaten Nordindiens gewalttätig und unzufrieden blie-
ben, um die Herrschaft der Roma zu unterminieren .. Mit
der Vernichtung der alten Roma allerdings begannen die
T zimisce einen Trend, der Indiens Fortschritt umzukehren
KAPITEL EINS: EIN HAUFEN UNHOLDE
37
beginnt. Die Unholde unterstützten die Dalit (früher be-
kannt als die Unberührbaren), die während des letzten
Jahrzehnts die Brahmanen-Kaste angriffen. In Bihar führ-
ten diese Kastenkämpfe dazu, daß ganze Dörfer massa-
kriert wurden. Ironischerweise waren sich die niederen
Kasten vollkommen darüber bewußt, wie die Welt um sie
herum aussah, zumeist durch Zeitungen oder Fernseher.
Nun wollen sie mehr und bekommen es in den letzten Jah-
ren auch. Die Dalit können ihre eigenen Kandidaten ins
Nationalparlament wählen, und ihr Einfluß wächst stän-
dig. Sehr zum Mißfallen der Bevölkerung entstammen die-
se Individuen aus niederen Kasten oft dem organisierten
Verbrechen. Manche der politischen Kandidaten haben
kilometerlange Vorstrafenregister und nutzen bewaffnete
Schlägertrupps als Leibwächter und die Polizei, um gegen
"Parteienfeinde" vorzugehen. Bestechung ist weit effizien-
ter als Wahlversprechen, um die Unterstützung eines
Dorfführers und somit die Stimmen seines Dorfes zu erhal-
ten. Indiens Politik leidet an systematischer Korruption,
und die örtlichen Tzimisce, die einst nur durch Terrorkam-
pagnen auffielen, erhielten durch die Dalit großen Einfluß.
Daraus folgt, daß die Unholde die politische Lage ihrer
Gegner destabilisiert haben und zu Indiens mächtigstem
Clan wurden.
Ohne den Widerstand der Ravnos haben die T zimisce un-
erreichten Einfluß und Prestige in Indien. Daraus folgt, daß
viele T zimisce Wnterredungen mit ihren entfernten Vettern
führen, um Indien als Ausgangsbasis für den Sabbatkreuzzug
nach Asien zu nutzen. Da Kartarirya in Starre liegt, ist es gut
möglich, daß Ratti-Ben dem Sabbat beitritt und ihm eine gro-
ße Zahl Tzimisce, die siebtgrößte Industrienation und 843
Millionen potentielle Gefäße (oder Kainiten) mitbringt.
Willkommen in Kali Yuga. Willkommen im Zeitalter Kalis.
 d' Umständen entsc h'led' ICh ml'ch , daß die einzige Sicherheit
Unter lesen , I' h daß ich in die Initiative gehen konnte:
ich selbst sei. Es wurde er~l~h~c ci I I h konnte einseitig _ ob man nun
Statt zu reagieren konnte IC , n e~. c M al 'edem Wertesystem und
mit mir übereinstimmt oder mc:tu~~e~:~no~~ ~:iter in der Gesellschaft
allen Bekanntschaft~n e~tsafge, nd keiner Macht in diesem Universum
existieren, Mein GeISt ware rel, u t as zu zwingen das ich nicht
..I' h 'h r Akzeptanz von e w ,
wäre es mag IC ,mlC zu, hs nd entspannt Zeit lassen. Denn
wollte. Aber ich würde mir gern am u F 'h'
auch das war ein 'r. lei'I'memer neu gewonnenen rel elt. S I uf Eis"
- Eldridge Cleaver,,, ee e a

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Sttr~(i"~n vtrJtr~tnl- ZWtild(bJ ~(IfH~t J~r, A.it .lt~'nA.'n ~tA.tHttn HnJ ni,,~tJ. ;2Jit Ztit, in I.tr J4r nHn trwlf,,4t Jtil.,
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T KAPITEL ZWEI: EGo UND EVOLUTION

39

DIE NÄCHTE DER JUNGEN
Ein Unhold in Kalifornien schenkt Serienmördern den
Kuß und diableriert sie dann, um ihre blutrünstigen See-
len zu sammeln. Die Regentin vernichtete ein Rudel in
Mexiko-Stadt, weil es ein Grimaldianwesen niederge-
brannt hatte. Ein Kind und sein Erzeuger verkauften ihre
Seele an die Hölle, um den Aufenthaltsort eines schlafen-
den Kainiten von mächtigem Blute zu erfahren (seid Ihr
deshalb erwacht?).' Der Clan, den Ihr einst kanntet, der
Clan der Voivoden und Koldunen, ist heute nicht mehr als
ein staubiges Gemälde im Schrank eines Ahnen. Verges-
sen. Selbst Cezar Satnoianus Brut lungert wie Bettler in
den Gassen der Neuen Welt. Manche Tzimisce halten die
alten Traditionen in Ehren, aber die meisten verschwen-
den die Ewigkeit damit, um Feuer zu tanzen, ausschweifen-
de Blutrituale abzuhalten, sich danach um ihre eigenen In-
teressen zu kümmern und sich einen Dreck um Clan oder
Sekte zu scheren. Sie nennen sich "Unholde".
Es sind eure Clans brüder.
Wie werdet Ihr mit diesen Kindern umgehen, Alter?
Selbst als Sterbliche verfügten sie über Fähigkeiten, die Ihr
wundersam nennen würdet. Sie können über Kontinente
hinweg sprechen - der Voivode in Mexiko-Stadt kann sich
mit den Kardinälen des Lands jenseits des Waldes unter-
halten, als ob sie sich gegenübersitzen würden. Sie besit-
zen ein Buch namens Internet, das ihnen die Möglichkeit
zum direkten Zugriff auf das gesammelte Wissen ihrer Zeit
gibt. Durch ihre Schulen verstehen die Massen die Welt
besser als der weiseste Seneschall Eurer Zeit.
Und sie betragen sich höchst informell. Könige sind sel-
ten in diesen Tagen. Die Demokratie der Griechen ist auf
dem Vormarsch. Konzerne kontrollieren die Wirtschaft.
Ihre Waffen sind die von Göttern. Sie besitzen Dinge, die
Euch, Eure Zuflucht und Eure Stadt in gräßlichen Brän-
den einäschern können, Alter. Paßt auf, wo Ihr trinkt - die
Sterblichen haben Augen, die auch die verstecktesten
Plätze beobachten. Die Kinder, die nun wie Ihr untat sind,
wurden in dieser Welt geboren, und Ihr werdet kaum die
Hälfte der Wahrheiten erlernen können, die sie schon im-
mer als gegeben hinnahmen.
Obwohl sie jung sind, bildet diese junge Generation zwei
Sekten, die größer sind, als die untote Bevölkerung Eurer
Alten Welt je hätte werden können. Eine Charta von Tra-
ditionen verbindet die Camarilla, eine Allianz, die be-
hauptet, für jeden Kainiten in der Welt zu sprechen. Wie
wird ein Relikt aus unserer zerstrittenen Vergangenheit
darüber denken?
Beide Sekten haben zahllose Mitglieder. Egal welchen
Gesetzen Ihr in den Karpaten folgtet, als unsere Zahl ge-
ring war und jedes Kind seinen Großerzeuger kannte, sie
sind nun hinfällig. Dem Sabbat fehlt zwar die rigide Struk-
tur der Camarilla, aber dennoch gibt es Loyalität unter sei-
nen Mitgliedern. Durch ein Ritual, bei dem das Blut der
Mitglieder vermengt wird, die Vaulderie, sind die meisten
Eurer Blutsgeschwister mehr Sabbat als Tzimisce. Die
Mongolenhorden bedrohen Euch immer noch, Ehrwürdi-
ger. Und sie sind von Eurem Blut.
In gewisser Weise sind die heutigen Nächte die logische
Folge der Ziele Unseres Vaters. Er versuchte, zu etwas grö-
CLANBUCH: TZIMISCE
40
ßerem zu werden, ein Wesen auf gleicher Ebene wie der
Schöpfer, oder zumindest erleuchtet genug, um frei von
seinen Gesetzen zu sein. Die Jüngeren nennen das "Ego".
Ego ist das Ideal T zimisces, Stolz als Lebensart, die Erhö-
hung des Einzelnen über den Pöbel. Die Sterblichen der
letzten paar Jahrhunderte haben unsere Ideale übernom-
men. Sie haben Gott für tot erklärt. Ihre Regierungen ma-
chen eine Show daraus, Bürger als "Individuen" zu behan-
deln, die Rechte besitzen. Es ist keine akademische Frage
für sie, sondern eine Lebensart. Die Grenzen des Stolzes,
die ein österreichischer Doktor "Ego" nannte, wurden von
ihren Gelehrten seit über einem Jahrhundert debattiert
und aufgezeichnet. Sie gehen in ihrer neuen Selbstachtung
auf und verstehen wenig von Werten wie Protokoll, Status
und Konventionen. Aufsässige Kinder, blutbeschmierte
Chirurgen und feuerumtanzende Hexen haben die Voivo-
den, Zhupane und Koldunen ersetzt. Der Untod ist kein
Fluch und keine Verpflichtung mehr, er ist eine Strafe. Für
andere ist es eine Herausforderung. Und eine Bedrohung.
Obwohl die junge Generation der Tzimisce der sterbli-
chen Welt entspringt, verabscheuen sie sie doch als unin-
spiriert, profan, naiv oder einfach nur metaphysisch unter-
belichtet. Für die meisten Unholde sind Menschen nur
Vieh. Aber der Fortschritt der Menschen verlangt immer
mehr von den Kindern Kains, mehr noch als damals,als
sie mit Schwertern fuchtelten und vor Dämonen erschra-
ken. Wir müssen uns mehr denn je auf unsere atmenden
Diener verlassen.
DIE FAHTEN DES UNLEBENS
Der einzige Vorteil, den Ihr beim Erwachen in diesen
vulgären Zeiten genießen könntet, ist die Tatsache, daß
die Manieren dieser respektlosen Kinder unkultiviert und
leicht zu erlernen sind. Ich nehme an, es war auch zu Eu-
rer Zeit so, daß Taten im Umgang mit anderen Kainiten
lauter sprechen als Worte. Ich bin sicher, Ihr wußtet, wann
man Wolf und wann man Welpe spielt, Alter? Dennoch
bauen die meisten jungen Tzimisce, die nicht in den Ver-
haltensweisen Eurer Zeit verhaftet sind, kaum auf Forma-
litäten, wenn sie ihren Angelegenheiten nachgehen. Die
wenigen, die ihre Herkunft rezitieren könnten, tun es
nicht, und kein Voivode ist da, um die wenigen Eidschwüre
entgegenzunehmen.
Ich werde Euch einige Beispiele Ihrer Formalitätslosig-
keit geben. Wenn sie Euch erzürnen, bedenkt, daß kaum
jemand mehr die alten Wege lehrt. Und bedenkt, daß sie
sich in Massen auf Euch stürzen werden, wenn Ihr Euch
ihnen entgegenstellt, so wie wir es mit dem Ältesten taten.
HOPFÜBER IN DEN UNTOD
Tzimisce erwählen keine "würdigen Menschen" für den
Kuß. Abstammung, Bildung und Status werden zwar noch
in Betracht gezogen, sind aber nicht länger in dem Maße
Voraussetzungen, wie es Euch bekannt ist. Die Unholde
wählen ihre Nachkommen mit dem Blick auf das Potenti-
al zur Größe - ein Führer, ein Kämpfer, der die Camarilla
niederreißt oder der Entdecker eines neuen Prinzips der
Metamorphose. Unholde geben den Kuß aus demselben
Grunde weiter wie jeder andere Kainit - Gesellschaft, Un-
terstützung, Prestige -, aber die meisten verlangt es nach
dem letzten Fünkchen, dem schon erwähnten Ego. Genie
reicht nicht. Um Tzimisce zu sein, benötigt eine Person
den Antrieb, etwas Beeindruckendes zu tun. Einige Un-
holde hätten Präsidenten, Erfinder, Künstler oder Unter-
nehmer werden können, wäre ihr Leben nicht vom Kuß in
andere Bahnen gelenkt worden. Die Weltgeschichte wäre
ohne uns wohl anders verlaufen.
Aber das Ego drückt sich auf andere Weise aus. Serien-
mörder, die 13 Menschen töten, um den Mißbrauch zu
kompensieren, den sie als Kind erfahren mußten. Ab-
weichler mit dem Mut, ihr Verlangen nach dem Ge-
schmack von Blut trotz der Tabus der Gesellschaft auszu-
leben. Der Wissenschaftler, der trotz der Ethik seines
Berufs eine Krankheit entwickelt, die bestimmte Stämme
auslöscht. Der Atheist, der gegen den Glauben anderer
wettert, um seine eigenen Zweifel zu ersticken. Der Hero-
insüchtige, der die Welt für das haßt, was sie aus ihm ge-
macht hat. Jeder davon ist Euer Urenkel, acht Generatio-
nen entfernt.
Nach dem Kuß verbringen manche Kinder viele Jahre
unter den Fittichen ihrer Erzeuger. Traditionsbewußte
Unholde unterweisen ihre Kinder in jedem Aspekt des
Kainsfluchs und in den Gebräuchen des Sabbat und des
Clans Tzimisces. Nach den ersten Jahren dieser teils gräß-
lichen Ausbildung sehen die meisten Tzimisce die Sorgen
ihres früheren sterblichen Lebens als unwichtige Erinne-
rungen an und sind bereit, die Vorsintflutlichen und ihre
Camarilladiener zu vernichten.
Tzimisceerzeuger sind mit die objektivsten Lehrer, die
ein junger Kainit finden kann. Während andere Kainiten
ihren Kindern nur sagen, was sie wollen und sich über al-
les andere ausschweigen, ziehen die meisten Unholde Ehr-
lichkeit vor - schonungslose Ehrlichkeit. Überleben läßt
keine Zeit, um sich Geschichten auszudenken. Kinder, die
mit der Wahrheit nicht umgehen können oder ihr Poten-
tial nicht erkennen, werden häufig vernichtet.
Ausnahmen gibt es. Tzimisce, die durch eine Massenre-
krutierung gezeugt wurden, lernen ihre neue Existenz oft
durch ihre Rudel kennen, und die Gefahren des Sabbatle-
bens - Kreuzzüge, Feuertanz und Monomazien - lassen
viele Kinder als Waisen zurück. Viel zu viele Pander - der
Caitiffclan, Alter - können Tzimisce für ihre miserable
Existenz verantwortlich machen. Die meisten von ihnen
sind mißlungene Experimente oder glücklose Existenzen,
die entgegen jeder Wahrscheinlichkeit die Selbstmordmis-
sion überlebt haben, für die sie gedacht waren.
Schließlich hat der Kuß der Tzimisce etwas, das ein Le-
ben verändert. Selbst die hastig auf Kreuzzügen Gezeugten
neigen dazu, ihr Unleben mit einem etwas gestörten Geist
zu begehen. Was ist es, das einen Sterblichen - ein Tier,
das sich durch Moral und Religion davon zu überzeugen
sucht, daß es kein Tier sei - in einen blutlüsternen Dämon
verwandelt, der durch Metamorphose nach seiner eigenen
Evolution strebt? Vielleicht ist es das Blut, aber wesentlich
wahrscheinlicher ist es die Intensität des Unlebensstil der
Tzimisce der Grund. Wenn man kurz darüber hinwegsieht,
daß sie untot sind, dürfte die Tatsache, daß ein strenger
Erzeuger den Krieg gegen die Alten propagiert, während
er ihre Schädel umformt, genug sein, um die meisten Op-
fer einer Massenrekrutierung sich wünschen zu lassen, sie
KAPITEL ZWEI: EGO UND EVOLUTION
41
wären nie ihrem Grab entstiegen. Angst vor Identitätsver-
lust ist verständlich, aber manche ziehen ihn dem Betrach-
ten des Unlebens mit menschlichen Maßstäben bei wei-
tem vor. Wie dem auch sei, selbst die freundlichsten
Menschen können von diesen Erfahrungen so verändert
werden, daß sie sich ohne Hemmungen zu Kain hinauf
diablerieren würden.
ZWEI HANDVOLL DRECH
Ich habe die Erde der Alten Welt zwischen den Fingern
gefühlt, Alter. Zuerst fühlt sie sich kalt und bröckelig an.
Dann zerdrückt man sie zwischen den Händen und merkt,
daß sie naß ist. Nicht wie Schlamm, sondern wie rauhe
Klumpen Dreck, die zehntausend Jahre Regen in sich auf-
gesogen haben. Während sie von den Fingerkuppen fällt,
bemerkt man, daß die Handschuhe feucht sind, und kurze
Zeit später beginnen sie, leicht faulig zu riechen. Die Erde
gleicht unserem Clan, Alter. Er ist brach. Wir sind ihm
verbunden, doch die jungen Tzimisce schlafen in der Erde
ihrer Heimatländer oder von Orten, die ihrem Ego wich-
tig erschienen - der Boden, auf dem sie aufwuchsen oder
die Erde ihres geplanten Grabes.
Aber diese Sucht sehen sie nicht als Schwäche an - sie
symbolisiert die Verbindung der Unholde zu ihrer soge-
nannten Heimat. Zumindest sehen einige T zimisce so ihre
Abhängigkeit von der Erde. Kennt ein Wesen von Eurem
Alter überhaupt diesen Fluch? Ohne zumindest zwei
Handvoll Heimaterde wird ein T zimisce immer schwächer,
bis er wieder mindestens eine Nacht in seinem geschätz-
ten Boden verbringt. Vorausschauende Tzimisce fühlen
sich mit zwei Handvoll Erde nicht sicher, und manche sind
unruhig, solange sie nicht mindestens zwölf Kisten Erde in
der ganzen Stadt verteilt haben.
Vielleicht könnt Ihr mir eine Frage beantworten, Methu-
salem? Sind die Tzimisce so heimatverbunden, weil ihre
Schwäche reisen erschwert, oder ist es eine Strafe für ihre
Besitzgier? Noddisten führen Mythen an, in denen Kain
die ganze Linie wegen der feudalistischen Ansichten ihres
Gründers verfluchte. Koldunen sind der Ansicht, daß die
Schwäche eine Schuld zu den Geistern des Landes ist, des-
sen Macht alles umschließt, was im Schatten der Karpa-
ten liegt. Wo es um Mythen und Geister geht, sind Wahr-
heiten rar.
Manche Tzimisce trifft der Fluch härter als andere. Eine
geringe Anzahl von ihnen, viele Kontinente von der Al-
ten Welt entfernt geboren, brauchen dennoch Erde aus
dem sauren Boden ihrer Vorfahren. In den heutigen Näch-
ten erkennen nur wenige Erzeuger, was solche Kinder
brauchen und vernichten sie wegen ihrer offensichtlichen
Schwäche. Die Erzeuger, die noch in den alten Geheimnis-
sen bewandert sind oder die die Wahrheit rechtzeitig her-
ausfinden, bewundern oft sogar ihre Nachkommen ob ih-
rer vermeintlichen Nähe zur Alten Welt. Könnt Ihr Euch
vorstellen, daß ein Tzimisceerzeuger seinem Nachkommen
dient? Mit dem neuerlichen Aufkommen der koldunischen
Hexerei in diesen Nächten suchen alte Koldunen oft nach
solchen jungen Kainiten, um sie in ihren Künsten zu un-
terweisen. Die Schüler werden schon eifrig sein, schließ-
lich sorgen diese Koldune dafür, daß ihre Lehrlinge immer
mit Heimaterde versorgt sind.
BLUT, UN'3ER HERHERMEI'3TER
Unseren Legenden nach war der Älteste der erste Kai-
nit, der die Macht des Blutbandes entdeckte. In einigen
Versionen (in denen die Hexe passenderweise nicht auf-
taucht) weiß selbst Kain nichts von diesem Geheimnis, bis
sein Enkelkind es ihm zeigt. Ob dies nun Wahrheit oder
Propaganda ist, die Tzimisce haben sich über die Jahrtau-
sende als Meister des Blutbandes bewiesen, was unsere
Wiedergänger und Ghule nur unterstreichen.
Die größte Innovation in der Benutzung der Blutbande
geht ebenfalls auf unseren Clan zurück und ist auch mehr
als ein Mythos. Als sich die jungen Tzimisce der Alten
Welt gegen ihre Ahnen erhoben, mischten Rudel rebelli-
scher Kinder manchmal ihr Blut in einem von einem rei-
chen Voivoden gestohlenen Kelch oder dem Schädel eines
Ahnen. Jedes Rudelmitglied trank als Zeichen der Solida-
rität davon, und schon bald wiesen die Teilnehmer sehr
unvampirische Tendenzen auf: Loyalität ihren Kameraden
gegenüber und sogar die Bereitschaft, ihr Leben für ande-
re zu opfern. Durch ein mit koldunischer Hexerei kombinier-
tes Ritual, das später die Vaulderie des Sabbat werden soll-
te, gelang es ihnen, die Blutsbande an ihren Erzeuger zu
brechen und sich gegen neue zu immunisieren.
Schon vor der Anarchenrevolte konnten Tzimisce mit
fortgeschrittenem Verständnis der Pfade der Erleuchtung
ihr Blut dazu verwenden, in ihren Untergebenen bestimm-
te Emotionen oder Wünsche heraufzubeschwören. Diese
Tzimisce verstanden es auch, ihr Tier so weit zu unter-
drücken, daß sie auch die niederen Impulse in ihren Die-
ner beherrschen konnten.
Die meisten Herren haben wenig Einfluß darauf, wie
sich das Zerrbild der Liebe, die das Blutsband erzeugt, aus-
drückt. Diese Emotionen können aber von denen unter
uns, die das Geheimnis kennen, manipuliert werden. Eifer-
sucht, Besessenheit, Verehrung oder Furcht, all dies kann
der Diener eines genügend bewanderten Tzimisce fühlen.
Auch in den Letzten Nächten gibt es noch einige mit den
Pfaden vertraute Unholde, die diesen Effekt hervorrufen
können.
Möglicherweise gibt es doch etwas, um das ich Euch bit-
ten werde, Alter.
1'3'3 NIEMAL'3 DEINE'3GLEICHEN
Viele Tzimisce weigern sich, Mitglieder ihres eigenen
Clans zu diablerieren, wenn sie überhaupt im Amaranth
schwelgen. Das verblüfft andere Sabbatvampire, die Dia-
blerie gemeinhin als einfachen Weg zur Macht ansehen.
Sie sagen, es sei unmöglich, daß der Clan solch eine starke
innere Loyalität besitzt.
Wenn man sie darauf anspricht, erzählen einige Tzi-
misce die Geschichte von Luther Wexler, eines Diableri-
sten, der ein alles andere als beneidenswertes Ende fand.
Ein Jahr, nachdem Wexler die Seele seines Erzeugers ver-
schlungen hatte, brüstete er sich vor seinem Rudel mit der
Tat, während die Rudelmitglieder ihr Blut teilten. Ehe die
Schale ihren Weg zurück zum Rudelpriester auf der ande-
ren Seite des Feuers gefunden hatte, standen Wexler und
alle Rudelkameraden, die sein Blut gekostet hatten, wie
ein Mann auf. Ihre Augen weiteten sich wie bei verängstig-
CLANBUCH: TZIMISCE
42
ZU'3ATZREGEL: BLUT'3BANDE
AU'3'3CHMOCHEN
Wenn ein T zimisce einen Pfadwert von 8 + erlangt,
kann er sein Blut verändern, um bestimmte Emotio-
nen' oder Bedürfnisse in seinen Dienern hervorzuru-
fen. Zum Zeitpunkt des dritten Schlucks muß dem
Tzimisce ein bestimmtes Gefühl vorschweben, aber
dieses Gefühl bricht selten aus bevor die Umstände
des Verhältnisses oder des Bluttrinkens selbst eine
logische Erklärung zulassen würden. Ein Ghul, der in
den Kerkern seines Herrschers eingesperrt ist, der
selbst nur selten sein Labor verläßt, wird kaum jemals
Eifersucht verspüren, außer wenn der Herrscher ganz
offensichtlich andere Exemplare zu bevorzugen
scheint.
Wenn die Si~uation es erlaubt, würfeln Sie mit dem
Pfadwert des Domitors (die Schwierigkeit ist die Wil-
lenskraft des Ghuls). Die Anzahl der Erfolge gibt an,
in welchem Ausmaß die vom Herrscher erwü~schten
Gefühle auftreten. 1 Erfolg bedeutet ein vages Ge-
fühl, das den Diener gelegentlich beschleicht. 1m
Gegensatz dazu bedeuten 5 Erfolge, daß das Gefühl
die Beziehung zwischen Herrscher und Ghul be-
stimmt und womöglich auch auf das gesamte Leben
einwirkt. Dieser Zustand hält an, bis das Band bricht
oder der Herrscher ein neues Gefühl heraufbeschwö-
ren möchte. Ein Patzer läßt den Domitor das ge-
wünschte Gefühl für seinen Diener empfinden.
Obwohl die meisten Unholde, die diese Fähigkeit
besitzen, sie als eine nur dem Clan T zimisce eigene
Kraft ansehen, können Kainiten die einen Tzimisce
diableriert haben oder häufig Blut mit einem teilen
diese Fähigkeit ebenfalls entwickeln, falls es der Er-
zähler zuläßt.
ten Tieren. Blutige Schemen entstiegen ihren Mündern
und schälten ihnen die Haut ab, die wie ein gebrauchter
Umhang in kleinen Häufchen zu Boden fiel. Die Schemen
trafen sich im Feuer und wurden zu einer Gestalt aus
Fleisch, die dann in die Nacht rannte.
Die einzige Überlebende war angeblich ein Küken, das
noch nicht an der Vaulderie mit seinem Rudel teilgenom-
men hatte. Der Rest des Sabbat ist dennoch nicht über-
zeugt.
Die Ablehnung der Diablerie durch die Tzimisce mag
man auf verschiedene Faktoren zurückführen. Erzeuger
klären ihre Kinder oft darüber auf, daß man bei der Dia-
blerie nicht nur das Blut, sondern auch die Seele trinkt.
Starke Seelen können auch nach ihrem Tod noch Einfluß
auf das Schicksal ihres Mörders nehmen, besonders, wenn
es um das ihnen gestohlene Blut geht. Manche Metamor-
phen befürchten, solch eine zweigeteilte Seele könne sie
von Azhi Dahaka entfernen, und auch die T zimisce, die
Fleischformen verachten, diaDlerieren aus Angst um die
Reinheit ihres Blutes fast nie jemanden, der in ihren Au-
gen "angesteckt" ist. Selbst Unholde, die sehr auf ihr Ego
achten, würden es nie einer zweiten Seele erlauben, sich
in ihrem Geist einzunisten und ihre Gedanken zu beein-
flussen. Von diesen Phobien einmal abgesehen ziehen es
die meisten Tzimisce vor, ein schwächerer, aber selbstbe-
stimmter Kainit zu bleiben, anstatt die Marionette eines
anderen Geistes zu sein. Die Tatsache, daß Unholde aus
Massenrekrutierungen, denen das Wissen über die Werte des
Clans und das wahre Wesen fehlt, die Vorbehalte ihrer Ge-
schwister nicht teUen, verleiht der Theorie Glaubwürdigkeit.
Das soll nicht heißen, daß Tzimisce niemals Amaranth
begehen. Manche akzeptieren die Lehren ihrer Erzeuger,
versuchen aber, eventuelle Komplikationen zu vermeiden,
indem sie jede Quelle für Selbstwertgefühl ihrer vorgese-
henen Opfer vernichten. Wenn die Seele dann schließlich
gebrochen ist und nur noch nach Erlösung und Vergessen
verlangt, wird sie verschlungen. Andere erregt die Idee,
die Seelen ihrer Feinde auf ewig in ihrem eigenen Geiste
einkerkern und martern zu können. Manche akzeptieren
auch das Risiko und hoffen, daß die erhaltene Macht ih-
ren Preis wert ist. Die wenigsten der jüngsten Tzimisce,
und diese machen die Hauptgruppierung im Sabbat aus,
haben irgendwelche Skrupel vor der Diablerie.

LOYALITÄTEN DES CLANS

Wenn Ihr nicht in Starre Jahrhunderte verschlafen hät-
tet, wärt auch Ihr in der Anarchenrevolte vernichtet wor-
den, da bin ich mir sicher. Wesen Eures Alters klammern
sich an die Vergangenheit, und wenn ich mir Eure Nach-
kommen so ansehe, glaube ich, daß Ihr lieber den endgül-
tigen Tod gewählt hättet, anstatt auf gleicher Stufe mit
Euren Kindern zu stehen. Dennoch hat Euer Schlummer
Euch gerettet, und es war weise von Euch, die neuen Loya-
litäten des Clans zu akzeptieren, obwohl ich bezweifle, daß
Ihr sie vollkommen versteht. Blut Eurer Macht ist für un-
sere Sache wertvoll, selbst wenn es durch die Adern einer
Kreatur strömt, die nicht weiß, wie man einen Computer
bedient oder eine Uhr liest.

DIE SEELE DES SABBAT?

,;\IV'ennder Clan Lasombra das Herz des Sabbat ist, dann

sind die Tzimisce die Seele." Sabbatmitglieder kommen so
oft auf diese Redewendung zurück, daß ich nicht verwun-
dert wäre, wenn es das erste ist was ein frisch gezeugter
Vampir zu hören bekommt. Bedeuten die so häufig wieder-
holten Worte etwas?
Um die Metapher aufzuschlüsseln: Der Clan Lasombra
stellt der Sekte die notwendige Hierarchie. Es ist das
"Herz", weil der Körper, der Rest der Sekte, sonst nicht
funktionieren könnte. So gesehen erfüllen die Lasombra
ihre selbstgewählte Rolle als "Hüter ihres Bruders".
Doch selbst wenn die Lasombra sprichwörtlich das Blut
am Fließen halten, so halten die Tzimisce die Existenz in
der Sekte lohnenswert. Wir sind die "Seele", weil wir uns
um die höheren spirituellen und intellektuellen Belange
dieser immerwährenden Existenz kümmern. Die Lasombra
halten die Sekte am Leben, und wir sagen ihr, was sie mit
diesem Antrieb bewirken kann. Wo die Lasombra Dukti,
Kardinäle und Erzbischöfe stellen, sind die Tzimisce Pri-

KAPITEL ZWEI: EGo UND EVOLUTION

43
sei, Rudelpriester und Mitglieder des Beraterstabes der
Regentin.
Aber die Unterscheidung ist nicht förderlich. Die "See-
le" ist mindestens ebenso notwendig zum Überleben des
Körpers, ist aber weniger faßbar. In seiner spirituellen Rol-
le hat der Clan Tzimisce viel erreicht.
Die Rudel: Der Sabbat ist in kleine Rudel gegliedert, die
durch die Vaulderie verbunden sind, ein Ritual, das das
Blut der Mitglieder aneinander bindet. Als die Tzimisce
gegen ihre Ahnen rebellierten, bildeten sie die ersten, lok-
keren Rudel und erfanden die Prozedur, aus der später die
Vaulderie entsprang. Die Rudelstruktur ist für jede Ver-
bundenheit verantwortlich, die es in einer Sekte ohne Ge-
setze oder gemeinsames Erbe geben kann. Des weiteren
sind Kainiten Raubtiere, die perfekt für eine isolierte Exi-
stenz geeignet sind. Daß wir unter solchen Kreaturen et-
was geschaffen haben, das an eine Gesellschaft erinnert,
zählt zu den größten Errungenschaften unseres Clans.
Die Pfade der Erleuchtung: Man kann sich die Pfade sehr
leicht als abstrakte Moralvorstellungen vorstellen, doch
sie dienen zudem noch einer sehr praktischen Funktion:
einen Kainiten davon abzuhalten, vollkommen seinem
Tier zu verfallen. In Zeiten, wo selbst Kainiten zum Him-
mel oder zur Hölle blickten, um ihre Seelen zu erhalten
(wem folgtet Ihr, Alter?) suchten schon einige Tzimisce
nach der Metamorphose. Wesen, die Wert darauf legten,
über ihre Menschlichkeit hinauszuwachsen, mußten Wege
finden, um ihr Tier im Zaum zu halten und dennoch un-
menschlich zu werden. Diejenigen, die nicht der Meta-
morphose folgten, entliehen sich von anderen Kainiten
entwickelte Philosophien und entwickelten sie zu vollstän-
digen Pfaden der Erleuchtung, und obwohl die meisten
Sabbatmitglieder die schlimmsten Seiten ihrer ehemaligen
Humanitas zur Schau tragen, haben wir doch für einige
wenige, außergewöhnliche Wesen nützlichere Wege
durchs Unleben entwickelt. Ohne die moralischen Lehren
der T zimisce wäre der Sabbat eine monströse, mörderische
Horde. Noch mehr als jetzt.
Die Ritce: Viele der Sabbat-Ritce haben ihre Ursprünge in
Praktiken der Tzimisce. Eine Zeremonie, die in Euren
Nächten durchgeführt wurde, um einen neuen Voivoden zu
bestätigen, hat zum Beispiel das heutige Blutbad inspiriert.
Wenn ein neuer Voivode eine Domäne annektierte, ver-
sammelten sich alle Wesen aus der Region, die vom Ge-
blüt oder von Blut abhängig waren - Kainiten, Wiedergän-
ger und vorzeigbare Ghule. Der neue Herr thronte vor
einer großen Schale, und jeder Untergebene näherte sich
ihm, bestätigte ihn als unangefochtenen Herrscher der
Domäne und füllte die Schale mit so viel Blut, wie es ohne
bewußtlos oder rasend zu werden möglich war.
Nachdem alle Untergebenen ihren Beitrag geleistet hat-
ten, stemmte der Voivode die Schale hoch und warnte je-
den davor, seine Macht in Frage zu stellen. In Anlehnung
an ein noch älteres, heidnisches Ritual warf der neue
Voivode auf dem Höhepunkt seiner zeremoniellen Dro-
hung die Schale in die Luft und begoß jeden Anwesenden
mit einem Regen von Blut - als Demonstration dessen,
was geschehen würde, wenn sie sich gegen ihn auflehnten.
Als die Tzimisce dieses Ritual für den Sabbat adaptier-
ten, kehrten sie seine Bedeutung um und verhöhnten es.
CLANBUCH: TZIMISCE
44
Wenn ein neuer Kainit eine hohe Position im Sabbat er-
klimmt - Kardinal, Erzbischof oder Regent zum Beispiel -
, badet er im gesammelten Blut. Im Gegensatz zur alten
Bedeutung, die den Preis von Verrat symbolisierte, reprä-
sentierte das neue Ritual die Verantwortungsübernahme
für schlechte Führungsqualitäten. Die Beherrschten be-
drohen den Herrscher. Obwohl die Versammelten noch
immer Loyalität schwören, erhalten sie anstatt der Mah-
nung, nie seine Herrschaft in Frage zu stellen, Lob und Rat
von dem neuen Würdenträger.
Der Sabbat hat zweifellos von unserem weitergegebenen
Wissen profitiert. Die RitCEhalten (trotz der lächerlichen la-
teinischen Bezeichnung, die von den ignoranten Lasombra
und faulen, jungen T zimisce bewahrt wurde) die Sekte zu-
sammen, stärken die Moral und erlauben Kainiten zu erfah-
ren, was das Unleben außer seinem Fluch noch zu bieten hat.
DIE HIERARCHIE DER TZIMI'3CE
Obwohl die derzeitige Inkarnation des Clans in den Feu-
ern der Rebellion in Kupalas Nacht geschmiedet wurde,
haben wir Tzimisce niemals unseren Anspruch auf Herr-
schaft aufgegeben, auch wenn diesen Worten in den Letz-
ten Nächten eine andere Bedeutung beigemessen wird.
Meine Generation war nicht wie einige unbelehrbare Bru-
jah prinzipiell gegen die Herrschaft von Ahnen. Wir lehn-
ten uns auf, weil wir selbst keine Macht hatten. Als sol-
ches erkennt der an Kupalas Nacht wiedergeborene Clan
die Hierarchie des Sabbat an, und seine Strukturen erin-
nern auch heute noch an die alten Traditionen.
Der Voivode ist traditionell der mächtigste aktive Tzi-
misce auf der Welt. Dies war die Rolle des Ältesten - in
den ersten Nächten war seine Herrschaft unbestritten. Als
Tzimisce in Starre fiel, übernahm Yorak diese Position. Sie
setzte den Standard, an dem sich alle späteren Voivoden
messen mußten. In den heutigen Nächten wird dieser
Standard als fortgeschrittenes Verständnis der koldunischen
Hexerei und eines Pfades der Erleuchtung definiert ... und
durch die uneingeschränkte Unterstützung durch die Ah-
nen des Clans.
Wieso sollte der Kopf unseres Clans auf solche esoteri-
schen Prinzipien bauen? Vielleicht könnt Ihr diese Frage
besser beantworten, Alter? Kaum ein Kainit folgt einem
Pfad der Erleuchtung, und außerhalb unseres Blutes hat
man kaum von Koldunismus gehört. Wieso so unkonven-
tionelle Voraussetzungen?
Falls es nicht irgend ein obskures Diktat des Ältesten ist,
bin ich versucht, die Geschichte anzuklagen. Ich habe ge-
hört, Yorak sei Koldunin gewesen, vielleicht die erste über-
haupt. Es könnte sein, daß sie vorausgesehen hat, daß ihre
Kunst mit der Zeit vom Antlitz der Welt schwinden würde
und versuchte, eine Voraussetzung zu schaffen, die unser
Clan in den Letzten Nächten erfüllen mußte. Andererseits
glaube ich manchmal, daß die folgenden Voivoden einfach
nur beweisen wollten, daß sie der ehrenwerten Yorak an
Macht und Einsicht glichen. Trotz der Aufzeichnungen
von Metamorphen im Mittelalter bezweifle ich, daß die
Tzimisce so sehr von ihrer Führung profitiert haben. Als
sich Europa im finsteren Mittelalter befand, war ihre Herr-
schaft schon lange vorüber. Nur eine alte Kreatur wie Ihr
könnte uns akkuratere Informationen bieten ...
 Um auf die Voraussetzung eines Pfades zurückzukom-
men - meine Theorie ist, daß das ein Zusatz ist, der nach
einer Meinungsverschiedenheit unter den Ahnen des
Clans, die einen Kandidaten unterstützen müssen, ange-
fügt wurde. Ihr habt vielleicht schon einmal den Namen
Sascha Vykos gehört - haben die Neuigkeiten über den
Krieg zwischen Tremere und Tzimisce auch die Berge er-
reicht, unter denen Ihr Euch versteckt gehalten habt?
Selbst vor Eurer siebenhundert jährigen Abwesenheit ar-
beitete Sascha gegen die Vorsintflutlichen. Die Belagerung
Atlantas war ihr letztes Meisterwerk ... oder war das Wa-
shington? Wie auch immer, sie hat mir erzählt, die Voraus-
setzung eines tiefen Verständnisses der Pfade sei auf einen
Disput zwischen den Ahnen darüber zurückzuführen, ob
der damalige Voivode sein Tier unter Kontrolle hatte oder
nicht. Viele Tzimisce der Alten Welt sahen Raserei als or-
dinär, ungehobelt und tierhaft. Sie sahen die Unterstüt-
zung des blutrünstigen Voivoden durch die "Ahnen" der
Neuen Welt als Beweis dafür an, daß sie unfähig seien, ei-
nen würdigen Voivoden zu wählen, geschweige denn zu
stellen. Obwohl vielleicht nur fünf Kainiten an diesem
Streit beteiligt waren, waren es die fünf Ältesten aus Me-
xiko-Stadt, eine Gruppierung, die jeden Anspruch auf ein
Voivodat zunichte machen konnte, selbst wenn sie selbst
keinen mehr stellen konnten. Die Präferenz, daß der
Voivode einem Erleuchtungspfad folgen sollte, war ein Vor-
schlag aus der Neuen Welt - ein Versuch, frühere Fehler
zu korrigieren und die Argumente der Alten Welt gegen
sie zu entkräften. Wie Sascha sagte, war es eine Möglich-
keit zu beweisen, daß ein zukünftiger Voivode Herr seines
Tiers war, und außerdem ein Schutz gegen die Anschuldi-
gungen der Ahnen der Alten Welt, die Tzimisce Amerikas
wollten einen weiteren tollwütigen Hund auf dem Posten
haben.
Einem Pfad zu folgen erfordert Willenskraft und Stren-
ge, um sich von seinen grundlegenden Trieben zu befrei-
en. Deswegen ist es selten, daß ein Kainit diesen Weg
wählt. Damals wie heute erwarten die meisten Tzimisce
von ihrem Voivoden, daß er diszipliniert ist ...
... und geheimnisvoll. In den Letzten Nächten sehen die
meisten Tzimisce ihren Voivoden wie ein linientreuer Ka-
tholik den Papst - sie werden wild, wenn man ihn belei-
digt, aber stimmen nicht unbedingt damit überein, daß er
unfehlbar ist. Die derzeitige Voivodin scheint die letzte zu
sein. Im Clan kennt man sie kaum, und in der Gesamtsek-
te weiß man nicht einmal von ihrer Existenz. Ihre Stimme
reicht nicht weiter als Mexiko-Stadt, und was noch
schlimmer ist, sie hat keinerlei Wissen über koldunische
Hexerei. Wenn der Älteste noch existierte, wäre er mit Si-
cherheit nicht erfreut.
Ich habe keine Zweifel, daß Euch diese Nachrichten be-
kümmern. Zumindest die Zhupane existieren noch - sie
erfüllen die Pflichten, die sonst von unserem Oberhaupt
verlangt wurden, vielleicht, weil ihr Status verdient und
nicht verliehen ist. Es sind die weisesten (nicht notwendi-
gerweise die ältesten) Mitglieder unseres Clans - in den
Letzten Nächten sind sie es, die das Wissen des Clans Tzi-
misce hochhalten. Ihr Wissen und Kampfgeschick bewei-
sen, daß sie den Titel verdienen. Bevor ein Unhold auch
nur daran denken kann, als Zhupan angesehen zu werden,
KAPITEL ZWEI: EGO UND EVOLUTION
45
muß er die Zulo-Gestalt beherrschen. Zumindest eine der
alten Traditionen wird hochgehalten, Methusalem.
Manche T zimisce nehmen immer noch den Titel Voivo-
de an, auch wenn es das Ritual der formellen Anerken-
nung nicht mehr gibt. Diese Voivoden, nicht zu verwech-
seln mit dem Voivoden des Clans, ernennen sich selbst und
unterstreichen ihre Ansprüche, so gut sie können. Sie er-
füllen eine nun nutzlose Funktion, die früher das Herz-
stück des feudalen Tzimisce-Ideals war - die Herrschaft
über ein Krongut oder eine Domäne.
Die meisten T zimisce, die diesen Titel beanspruchen,
üben ihre Macht nur über eine kleine Gruppe Menschen
aus, normalerweise einen Stadtteil oder eine kleine Stadt.
Der Voivode von Athens, Georgia (mit Sicherheit ein lä-
cherlicher Name für jeden Nichtamerikaner) trägt diesen
Titel, weil er der einzige Kainit ist, der nach der Belage-
rung Atlantas seine Zuflucht in dem Ort hat, während der
Einflußbereich des Voivoden Miamis sich in Wahrheit nur
auf Little Havanna erstreckt.
FRAHTIONEN UNTER UNHOLDEN
Nicht jedes Kind Tzimisces läßt sich mit einer Fraktion
ein, auch nicht mit dem Sabbat. Abgesehen von Dutzen-
den Rudeln, Metamorphenschulen und Gehennakulten
teilen sich die Tzimisce innerhalb des Clans in mehrere
Untergruppen.
DIE TZIMISCE DES ALTEN LANDES
Ist dieser Zweig des Clans tatsächlich ein Überbleibsel
der alten Traditionen oder ähneln sie den Puritanern, die
nur einen Weg zurück zu alten Idealen suchen? Die Ge-
rüchte sind widersprüchlich, doch irgendwann in der Ge-
schichte des Clans gab es eine Spaltung, in der ein Teil des
Clans die "Beschmutzung" durch Fleischformen ablehnte
oder sich von ihr reinigte. Einige Mitglieder des Alten
Clans sind unbeschreiblich alt - vielleicht kennen sie Ge-
heimnisse, von denen andere Clansmitglieder nicht ein-
mal etwas ahnen. Gelehrte haben sich überschlagen, um
Theorien über den Grund aufzustellen, warum diese T zi-
misce des "Alten Clans" oder der "Alten Welt" ihren kör-
performenden Künsten entsagen, aber die betroffenen
Unholde selbst sagen nichts. Sie zögen es wahrscheinlich
sogar vor, überhaupt nicht mit dem Rest des Clans zu re-
den, aber in den sauren Apfel zu beißen, indem man dem
Sabbat beitritt schien eine bessere Entscheidung zu sein als
durch die Fänge ihrer hungrigen Vettern zu sterben.
Wie ihr Name schon andeutet, sitzen viele der Tzimisce
des Alten Landes in Osteuropa und beherrschen ihre
Krongüter auf mittelalterliche Weise (wenn auch weniger
offen). Die Kardinäle des Landes jenseits des Waldes sind
darauf bedacht, ihre wackelige Koexistenz nicht zu gefähr-
den, aber der Sabbat kann auf gelegentliche Hilfe des Al-
ten Clans bauen, besonders in Rumänien. So nennt man
Euer Heimatland heute, Alter.
Der Alte Clan formt statt des Fleischs den Geist, und
zwar mit Kains Gabe der Beherrschung. Er sieht sich selbst
als die Adelsschicht des Clans, die ihre Angelegenheiten
immer noch auf die traditionelle, erhabene Weise der Tzi-
misce löst. Ihre Hexen sind in den obskursten Geheimnis-
sen des Koldunismus bewandert. Der Alte Clan führt im-
mer noch die Krönungszeremonie und Einführungsriten
für Nachkommen durch, aber die Sabbat-Ritre sind bei ih-
nen verpönt. Vielleicht würdet Ihr Euch in ihren Rängen
wohler fühlen, Alter.
HINDER DRACONs
Die Kinder Dracons führen ihren Ursprung auf Konstan-
tinopel zurück, obwohl Nodisten immer noch darüber
streiten, ob diese Geschichte wahr ist oder ob sie erst spä-
ter erfunden wurde, um der Gruppierung Glaubwürdigkeit
zu verleihen. Mitglieder der Kinder, die auch "Draconier"
genannt werden, behaupten, die Nachkommen von Tzi-
misces erstem Kind zu sein.
Dieser Ritterorden der Unholde existiert, damit der
Clan Tzimisce für seine Sünden büßen kann. Den Kindern
Dracons zufolge hat der gesamte Clan an einem kritischen
Zeitpunkt seiner Geschichte einen nicht wieder gutzuma-
chenden Fehler begangen. Vielleicht war dieser Fehler
Kupalas Nacht, denn die Draconier lehnen die koldunische
Hexerei ab. Aber warum sind sie dann dem Sabbat beige-
treten? Vielleicht hat ihr Gründer ihnen aufgetragen, dem
Clan treu zu bleiben. Statt dessen kritisieren sie anschei-
nend aus Prinzip fast jede Entscheidung, die der Voivode
oder einflußreiche Ahnen des Clans treffen. Aber auch das
scheint unwahrscheinlich. Sie nehmen diese Oppositions-
haltung schon ein, seit sie dem Sabbat beitraten. Die Kin-
der Dracons stellen Unzahlen an Templern und halten selbst
einige europäische Bischofssitze. Allerdings sind sie von der
Schwarzen Hand ausgeschlossen, und kein Draconier hat je-
mals das Amt des Clansvoivoden innegehabt.
Die scheinbar willkürliche Protesthaltung gegen alles,
worauf sich der Clan einigt, bereitet vielen T zimisce Pro-
bleme, denn die Motivationen der Draconier sind nicht
klar zu erkennen. Ein alter Metamorph ist der Ansicht,
Evolution sei eine Antwort auf Bedrohung - und vielleicht
bringen die Kinder dem ganzen Clan Fortschritt, indem sie
ihn auf ständigen Widerstand stoßen lassen. Eine andere,
populäre Theorie ist, daß diese Contrahaltung eine Strafe
für den berüchtigten "Fehler" des Clans ist. Sascha Vykos,
der ebenfalls in Konstantinopel lebte, läßt sich nur zu der
Äußerung herab, Dracon sei für ihn tot und seine sogenann-
ten Kinder zögen ihr vorgebliches Erbe in den Schmutz.
Die Kinder Dracons organisieren sich ähnlich einem
Mönchsorden, wobei ein "Sproß" eine kleine Zelle aus sei-
ner eigenen Brut aufbaut. Diese Zellen werden von der
Hagia Sophia in Istanbul, einer Art Vatikan der Draconier,
aus koordiniert. Der als Akoimetai bekannte scholastische
Flügel des Ordens rekrutiert sich fast ausschließlich aus
den Obertus-Wiedergängern, auch wenn diese Familie
auch einige Ritter stellt. T zimisce, die von keinem Sproß
abstammen, erhalten selten die Möglichkeit, dem Orden
beizutreten, und selbst wenn sie es können, werden sie als
"Aas" bezeichnet und werden nie in alle zwölf Überliefe-
rungen eingeweiht, die diese Splittersekte so verehrt.
Dünnblütige Vampire stoßen bei den Kindern nicht auf
Ablehnung, was für manche konservative Außenstehende
schon alleine ein Verachtungsgrund ist.
Vor dem Kuß verlassen die Kinder das Kloster, um die
,,12 Vermächtnisse" zu studieren - die Gebote des Ordens
in verschiedenen auf dem Erdball verstreuten Enklaven.
CLANBUCH:
46
Dann kehren sie zu ihrer Heimatzelle zurück, wo sie ins
Unleben geführt werden. Sollte der Initiand ein Akoime-
tai sein, erhält er ein Buch aus der Bibliothek der Verges-
senen. Einem Ritter hingegen wird aufgetragen, einen
Brief, der das Siegel Dracons trägt und nicht geöffnet wer-
den darf, zu einem anderen Unhold zu bringen. Nach die-
ser formellen Anerkennung durch den Orden zieht das
junge Kind Dracons von dannen, um sich in die Sabbat-
gesellschaft einzugliedern.
In den heutigen Nächten ist die Zuflucht des Sprosses
das "Kloster" für die ansässige Zelle, und außer ihm selbst
und vielleicht einem Akoimetai als Berater wohnt dort
niemand dauerhaft. Die Draconier bevorzugen es, nahe bei
der Sekte zu sein und schließen sich nicht in ihre Klöster
ein. Viele Kinder folgen dem Pfad der Metamorphose oder
dem Pfad des Ehrenwerten Einklanges, obwohl einige äl-
tere Mitglieder und ihre Nachkommen für sich in An-
spruch nehmen, einem dem Sabbat unbekannten Pfad zu
folgen. Die Akoimetai befolgen eine große Anzahl von Ign-
oblis Ritre, aber die Kinder verweigern die Teilnahme an
jedem Ritus, dessen Ursprung in koldunischen Praktiken
liegt.
Kinder Dracons, die sich auf die eine oder andere Art
auszeichnen, erhalten besondere Titel und Aufgaben. Ge-
bildete Tzimisce mögen die Titel Hüterin des Glaubens
und Gesudianer erkennen, aber in den Reihen des Ordens
existieren noch mehr dieser Art. Mein eigenes Wissen
stößt hier auch an seine Grenzen; ich könnte nicht sagen,
welche pflichten oder Privilegien die Hüterin des Glau-
bens oder der Gesudianer haben.
DIE RUMÄNISCHE BRAUCHTUMSSTIFTUNG
Ihr werdet vielleicht einige der Namen der Mitglieder
dieser Stiftung erkennen: Bratovitch, Obertus, Grimaldi,
Zantosa. Auch letzteren kennt Ihr, selbst wenn er Euch
nicht vertraut erscheint. Es ist eine Verballhornung von
Szantovitch.
Diese Namen repräsentieren die vier noch erwähnens-
werten, überlebenden Wiedergängerfamilien. Während
Eures Schlafes traten sie in die Dienste des Sabbat, aber
darauf werde ich später noch zurückkommen. Derzeit
müßt Ihr nur wissen, daß der Clan immer noch eine be-
achtliche Zahl Neugeborene aus den Reihen dieser Fami-
lien zieht.
Die Rumänische Brauchtumsstiftung setzt sich aus Kai-
niten zusammen, die diesen Wiedergängerhäusern ent-
stammen. Obwohl der Vorstand aus verdienten Ancill~
besteht, setzt sich der Kern der Stiftung aus jungen Tzi-
misce zusammen. Wer den Wiedergängerfamilien ent-
stammt, hat kaum eine Schaufel als erste Liebkosung des
Unlebens gespürt. Die Rumänische Brauchtumsstiftung
vermittelt den Neugeborenen einen kultivierteren Einstieg
in ihre neue Existenz. Mitglieder aus der ganzen Welt flie-
gen in Städte wie Boston, Rio de Janeiro, Amsterdam oder
Oradea, um ,,versammlungen" beizuwohnen. Diese Ver-
sammlungen sind in Wahrheit Einführungsriten für die
werdenden Kainiten.
Etwa 50 Gäste treffen sich in der Zuflucht des Gastge-
bers oder einem Wiedergängeranwesen und verlieren sich
in bacchanalischen Sabbatausschweifungen. Sterbliche
TZIMISCE
hängen von der Decke, und ihr Blut tropft in gewaltige
Urnen, die später am Kopf von Treppen ausgeschüttet wer-
den, um zu zeigen, daß der Gastgeber Blut im Überfluß
bereitstellen kann. Üblicherweise ist von diesem Blut vor
Mitternacht nichts mehr übrig. Verwandte, die sich seit
der letzen Versammlung nicht mehr gesehen haben, er-
neuern ihr Vinculum zueinander. Keine Vergnügung fehlt,
wenn es Gast und Gastgeber gefällt. Selbst wenn in einem
Jahr keinen Wiedergängern der Kuß geschenkt wird, so
richten verschiedene Mitglieder doch zumindest zwei oder
drei Feste im Jahr aus, um die Verbindungen innerhalb der
Stiftung zu pflegen.
Kurz vor Sonnenaufgang schenkt man den betrunkenen
und vom Blutverlust geschwächten Kindern den Kuß.
Wenn ihr Erzeuger sie nicht am nächsten Abend mit-
nimmt, werden sie einem Sponsor zugewiesen, Mitgliedern
der Stiftung, die oft selbst erst ein paar Jahre tot sind. Weil
die Küken von Wiedergängerblut sind, wissen sie weit
mehr über den Untod als ehemalige Menschen. Wenn sie
von einem Neugeborenen unterwiesen werden sollen, ist
nur ein früherer Wiedergänger angemessen.
Zwar können nur wenige dieser Sponsoren ihren Schü-
lern zeigen, wie sie mit ihrem neuen Seinszustand umge-
hen sollen (und noch weniger es überhaupt täten), doch
bieten sie ihren Mündeln etwas viel wertvolleres, nämlich
eine Einführung in die Gesellschaft der Verdammten. Sie
zeigen ihnen die Stadt, stellen sie anderen Tzimisce oder
anderen Sabbatrudeln vor, geben ihnen Hinweise, wo man
am besten jagt und bringen sie an die Orte, wo die wichti-
gen RitCE stattfinden. Die jungen Kainiten erhalten die
Begrüßung, die zu verdienen sich jeder würdige Wieder-
gänger bemühen sollte.
KAPITEL ZWEI: EGO UND EVOLUTION
47
Wieso diese Familienangelegenheiten so einen verwir-
renden Namen tragen? Die Stiftung betreibt zu einem ge~
wissen Grade Öffentlichkeitsarbeit, da eine ihrer weiteren
Aufgaben ist, Familienzweige zu finden, die verschwunden
sind oder nicht mehr den Tzimisce dienen. Der Name wird
fürs Finanzamt geführt, dem gegenüber die Stiftung als
"nichtkommerzielle Organisation zur Ahnenforschung"
auftritt. Sterbliche, die ihre Anzeigen sehen oder die rich-
tige Seite im Buch Internet finden, können sich um Mit-
gliedschaft bewerben. Sie müssen ihren Familienstamm-
baum einsenden, der dann von den Gelehrten der Stiftung
auf Wiedergänger untersucht wird.
Irgendwo lebt vielleicht ein Kind, das einen anglisierten
Namen trägt, aber doch unser Blut in den Adern hat.
Möglicherweise ist das Blut zu verwässert, um es zu einem
Wiedergänger zu machen, aber es ist doch Tzimisceblut,
das es zu einem herausragenden Sterblichen macht. Wenn
man von den anderen so gefundenen Kindern ausgehen
kann, ist es auf irgend eine Weise geistig gestört, zum Beispiel
anfällig für Depressionsanfälle oder sadistisch veranlagt. Trotz
dieses harten Lebens könnte es zu einer starken Anführerin,
begnadeten Priesterin oder genialen Wissenschaftlerin heran-
wachsen, wie so viele unserer entfernten Verwandten. Wenn
die Stiftung es rechtzeitig findet, könnte es für den Kuß ge-
eignet sein, statt talentiert und alt zu sterben.
Die Mehrheit der Wiedergänger, denen der Untod ge-
schenkt wird, hat keine Verbindungen zur Rumänischen
Brauchtumsstiftung. Dennoch sehen einige Clansgeschwi-
ster die Organisation als Möglichkeit, die alten Traditio-
nen zu ehren, auch wenn unsere Wiedergängeraristokra-
tie weit über den Erdball verstreut ist. Selbst
Wiedergänger, die bei ihrer Zeugung keine Mitglieder wa-
ren, können beitreten, solange sie die dafür vorgesehenen
Einführungsriten überleben, über die ich hier lieber
schweige.
NEOFEUDALISTEN
Auch wenn dies mehr eine Empfindung als eine Bewe-
gung ist, gibt es T zimisce, die sich nach den Zeiten sehnen,
als wir über die Menschen geboten wie Könige über ihre
Untertanen. Sie bt:anspruchen große Landstriche als Do-
mänen, zeugen große Bruten und verteidigen ihren Besitz
mit einer Wildheit, die ihre Vorfahren stolz gemacht hät-
te. Ein Neofeudalist verläßt sich schon allein aus persönli-
cher Ehre auf eigene Ressourcen anstatt auf die der Sekte,
besonders, da sie sich fast ebensooft gegen den Sabbat stel-
len wie gegen die Camarilla. Viele Unholde sehen Neofeu-
dalisten nur als Anachronisten an. Andere sehen in ihnen
eine Art ,~olkshelden", die den alten Stolz und Glanz des
Clans wiedererstehen lassen. Die meisten Erzbischöfe al-
lerdings sähen es lieber, wenn sich Wolflinge in ihrer Stadt
einnisten würden als wenn ein Neofeudalist in die Nach-
barschaft zieht. Wenige haben bis in die Letzten Nächte
überlebt, und ihre Zahl sinkt stetig.
EXSANGUINISTEN
Innerhalb des Clans Tzimisce existiert ein Blutkult. Im
Gegensatz zu den meisten Kulten dieser Art, die in Ozea-
nen von Vitre schwelgen, haben die Exsanguinisten ein
gutes Dutzend Ignoblis Rit<Eentwickelt, die den Verzicht
auf Blut über einen möglichst langen Zeitraum zum Inhalt
haben. Sie sehen das Trinken als eines Tiers würdig an,
aber nicht passend für eine untote Wesenheit an der
Schwelle zu noch Größerem.
Die Exsanguinisten, die man als Abart der Metamor-
phen ansieht, lehren Meditationsmethoden, mit denen
ihre Willenskraft gestärkt wird, während die Zeiträume
zwischen dem Trinken immer größer werden. Sie versu-
chen, sich mit allen Mitteln vom Hunger abzulenken, nor-
malerweise, indem sie sich Hals über Kopf in die Aktivitä-
ten des Sabbat stürzen. Manche von ihnen versuchen zu
missionieren, aber die meisten Sabbatvampire sind einfach
zu blutrünstig für diese asketische Existenz.
Exsanguinisten befinden sich beständig am Rand einer
Durstraserei. Man ist von ihnen gewohnt, daß sie fanati-
sche Erklärungen über die Natur des Untods abgeben und
mitunter extrem auf sich ändernde Umstände reagieren.
Bei der Gefangennahme eines Camarillaspions in Tijuana
erklärte der exsanguinistische Bischof, Mittelamerika wer-
de noch in dieser Stunde fallen, setzte seine Roben in
Brand und riß den Spion mit sich in einen flammenden
Tod, um die Wichtigkeit der Vorhersage zu unterstreichen.
Ruhige, gesetzte Exsanguinisten sind die Ausnahme. Die
meisten von ihnen geraten schon bei der geringsten Pro-
vokation in Raserei.
TZIMISCE ANTITRIBU
Kainiten, die mit ihrem Clan gebrochen haben, beson-
ders diejenigen, deren Vettern der Camarilla beigetreten
sind, bezeichnen sich selbst als antitribu. Für solche Eitel-
keit haben Tzimisce nichts übrig. Seit Eurer Zeit sehen
Tzimisce ihren Clan eher als Unlebensstil denn als Fami-
CLANBUCH: TZIMISCE
48
lie, der man gefallen muß. T zimisce haben ihren Ruf als
unmenschliche, grausame Abweichler nicht, weil sie ein
einheitliches Clansbild formen wollen, sondern weil sie so
sind. Deswegen existieren mehr Mitglieder unseres Clans
unabhängig vom Sabbat, als wir zugeben möchten. Man-
che beherrschen Krongüter und schulden nur sich selbst
Loyalität. Andere Gruppen von Tzimisce, die vom selben
Vorfahren abstammen, wie zum Beispiel die schwindende
Oradea-Liga, geben sich nur mit ihren Verwandten ab. Die
meisten jedoch, wie zum Beispiel der Alte Clan, geben
dem Sabbat gegenüber nur Lippenbekenntnisse ab und
gehen ihren Angelegenheiten nach, ohne sich um die Sek-
te zu scheren.
Obwohl viele Unholde unabhängig sind, geben sich we-
nige mit der Camarilla ab. Während den meisten von uns
unsere schwindende Menschlichkeit sehr wohl bewußt ist,
paßt uns doch die Wertschätzung der Humanitas durch die
Sekte kaum. Um die Wahrheit zu sagen, Alter, sind die
meisten Kainiten zu stolz um sich einzugestehen, daß wir
uns vor den Sterblichen verstecken, ihre Institutionen
freundlich in Anspruch nehmen und uns ruhig verhalten,
damit unsere Städte nicht im Chaos versinken. Jeder Kai-
nit, der am Unleben hängt, muß sich so verhalten, selbst
wenn es den meisten Tzimisce peinlich ist, so etwas zuzu-
geben. Ich würde es auch nicht anders halten, Ahn - wie-
so sollen wir uns um Schwäche Gedanken machen, wenn
uns die Unsterblichkeit zu Füßen liegt?
VORURTEILE DER ZWEIFACH TOTEN
Ihr habt in Eurem Schlummer Generationen von Nach-
fahren verpaßt, Alter. Meinen Erzeuger etwa - er war ~in
ganz ähnlicher Anachronismus wie Ihr, auch wenn selbst
er klug genug war, die Macht der Menschen zu fürchten.
Er war eine ungeduldige, bittere Leiche, die den Dschihad
hinter jeder Ecke witterte, und genau so schätze ich Euch
in dieser fremden Zeit ein. Er war schlicht paranoid. Nun,
da es an der Zeit ist, die anderen Linien Kains zu bespre-
chen, zitiere ich aus den Erinnerungen meines zweifach
gestorbenen Vaters - seinem Gemotze, - und fasse zusam-
men, so gut es möglich ist.
A SSAMITEN
Komm mir nicht mit den Assassinen! Ich hasse sie und
ihr dreckiges paynim-Gehabe! Oh, wenn sie mit stechen-
dem Blick aus den Schatten schauen, läuft es mir ach so
kalt den Rücken herunter. Sind es überhaupt Kainiten?
Die Kinder Assams haben mehr mit den seelenlosen To-
ten des Orients gemein, sage ich, und genau deshalb wird
die Schwarze Hand den Sabbat verraten! Wieso geben wir
uns überhaupt mit ihnen ab? Wenn der Weg zur Größe
Opfer und Unannehmlichkeiten fordert, sind dann nicht
die Lasombra genug?
Und wenn sie ein Haus betreten, putzen sie sich nicht
die Schuhe ab. Vielleicht bist du Assamit, Kind?
BRUJAH
Nachdem ich mich mit ihnen abgegeben habe - ein lei-
der notwendiges Übel, wenn man bedenkt, welche Bedeu-
tung sie nach dem Dritten Bürgerkrieg haben -, bin ich
der Ansicht, man sollte Missionare in ihre Löcher schik-
ken und ihnen zeigen, daß Untod mehr ist als sich im
Schmutz zu wälzen und anstandslos zu trinken. Das Tier
beherrscht sie vollkommen. Ein Clan, der Disziplin
braucht, diese Rohlinge. Es muß ihnen Sicherheit geben,
ihre einst mächtigen Domänen in jeder städtischen Brache
neu zu erfinden, die sie beschmutzen.
GANGREL
Wußtet du, daß es zwei verschiedene Rassen dieser Hun-
de gibt? Welches neue Gesicht wird uns Kains Fluch als
nächstes zeigen? Oh nein, schmeichle mir nicht. Diese Tei-
lung ist einem anderen unserer Linie zuzuschreiben, die
kann ich mir nicht ans Revers stecken. Aber du hast mich
gefragt, was ich von ihnen halte, und meine Antwort ist
"wenig".
Dennoch würde ich mich dazu herablassen, mir von ei-
nem Jäger die Grundzüge seiner Gaben im Zusammenhang
mit der Erde beibringen zu lassen.
LASOMBRA
Gründeten nicht die Tzimisce den Sabbat? Stürzten
nicht wir unsere Ahnen zu Fall? Brachen nicht wir die
Blutsbande? Wer, glaubst du, einte die Rudel? Wir gaben
sogar unsere Zauberei, damit jeder wahre Sabbatanhänger
die RitCE lernen konnte! Und aus den Schatten heraus
stahlen sie den Thro'1, auf dem wir sitzen sollten. Ja, sie
bezwangen ihren Ältesten zuerst, aber nur, weil wir ihnen
verdammt nochmal gezeigt haben wie!
Nun, ich kann nicht sagen, sie hätten schlechte Arbeit
gemacht, höchstens unpassende. Aber wir sind ein Clan
von Fürsten. Warum geben wir uns damit zufrieden, Bera-
ter zu spielen? Für mich ist das eine sehr unangenehme
Grübelei, und ich würde mich lieber auf meine Experimen-
te konzentrieren. Ihre Herrschaft läßt uns wenigstens den
Freiraum, unseren Interessen nachzugehen.
MALHA VIANER
Ich glaube, die Malkavianer waren die Architekten des
Turms zu Babel. Sie errichteten ein Bauwerk, das die Welt
aus der Vogelschau enthüllte, so, wie der Himmel sie sieht.
Doch der den Kainiten ihre Kraft und Unabhängigkeit
ständig neidende Gott der Sethskinder zerstörte den Turm
und verwirrte die Zungen seiner Erbauer. Die Malkavianer
haben den Himmel erblickt, aber können ihn nicht be-
schreiben. Jeder spricht seine eigene Sprache, die wir
Wahnsinn nennen.
NOSFERATU
Verflucht! Meine Haut scheint beim Baden abgegangen
zu sein. Könntest du mir eine neue holen? Die Nosferatu
können mit Recht neidisch auf mich sein. Leider ist den
armen Kreaturen nicht zu helfen. Ich würde sie ja heilen,
wenn ich könnte, aber ihr Fluch ist hartnäckiger als ich.
Vielleicht kommt er von T zimisce selbst, so alt und mäch-
tig wie er ist.
Wieso sind sie der Camarilla beigetreten? Mit Sicherheit
ist unsere Sache auch die ihre. Wenn die Ältesten ihrer
Art erwachen, bin ich mir sicher, daß sie sich um den Sab-
bat sammeln wie Motten um das Licht. In solchen Dingen
ist meine Intuition unfehlbar.
KAPITEL ZWEI: EGO UND EVOLUTION
49
PANDER
Ich sehe ihren Nutzen, aber in meinem Innersten macht
mich die Toleranz, derer sie sich erfreuen, krank. Würde
eine sterbliche Mutter ihr Kind leben lassen, wenn es
schwachsinnig oder verkrüppelt wäre? Welchen Sinn hät-
te das? Früher betrachteten wir solche Mißgeburten mit
derselben Objektivität. Jetzt nennen wir sie Pander und
erkennen sie als Clan an. Manchmal verstehe ich diese
sentimentalen Zeiten nicht.
Wußtest du, daß einer von ihnen Bischof einer Stadt in
der Neuen Welt ist? Gehenna ist wirklich nahe.
RAVNOS
Eine Schande. Der Antagonismus zwischen unseren
Clans wurde hochgespielt. Ich habe keine schlechte Mei-
nung von ihnen. Sie sind als undankbare Gäste bekannt,
aber sie sind nicht dumm. Früher war unsere Macht so
groß, daß selbst die Zigeuner um unsere Erlaubnis baten,
wenn sie durch unsere Länder ziehen wollten, und die
Dörfler waren zu sehr damit beschäftigt, sie aus den Sied-
lungen zu halten, als daß sie sich gegen uns zusammentot-
ten konnten. Eine Schande, daß sie nun so weit verstreut
sind - stell dir doch einmal vor, deine Umgebung so zu
verändern, wie du dich verformen kannst!
SALUBRI
Sie verachten die Usurpatoren, und das reicht. Ich wer-
de ihnen jede Hilfe zukommen lassen.
SCHLANGEN DES LICHTS
Trotz unseres Wesens sollten wir ehrlich zueinander sein:
Der Clan T zimisce hat erlesene Geschmäcker. Befriedigung
für die uns bekannten Leidenschaften findet man nicht auf
dem freien Markt. Ich weiß, daß du nicht religiös bist, also
halte dich an deinen Pfad und von der Versuchung fern!
Auf der Palla Grande habe ich oft Lust, die Jungen be-
lehren. Ich flehe sie an, häufig zu trinken, ihren Ghulen zu
verbieten, ihr Abendessen zu berühren und nie zu glauben,
die Schlangen des Lichts unterschieden sich irgendwie
von der Linie von Bastarden, die sie hervorgebracht hat!
Ihre letztlichen Pläne beinhalten alles das, was das
Schwert Kains verhindern will. Woher wissen wir, daß die
Kobras uns gegenüber aufrichtig sind?
SENDBOTEN DES TODES
Ich traf erst eine von ihnen, und zuerst schien sie eine
erfreuliche Bekanntschaft zu sein. Sehr im Wissen über
uns bewandert. Ich rate dir, so schnell wie möglich einen
der ihren aufzusuchen. Du hast keine Erfahrung im Um-
gang mit ihnen? Nun, wiederhole nicht meinen Fehler und
biete nicht an, ihr Antlitz zu heilen. Dieser Faux Pas hat
meine Ställe geleert und führte zu einigen unglücklichen
Komplikationen bei damals geplanten RitCE. Ich fürchte,
ich werde nie wieder eine Vaulderie leiten.
TOREADOR
Ich würde mich selbst in Flammen setzen, wenn ich si-
cher wäre, daß eines dieser göttlichen Kinder sich um mei-
ne Genesung kümmert. Wenn es die Vaulderie nicht ver-
hinderte, hätte ich mich schon lange an eine der antitribu
blutgebunden, da sie in gewissen Zeitvertreiben die ich
gerne regelmäßig genießen würde außerordentlich bewan-
dert sind. Nach meinem Besuch in Montreal im letzten
Winter kann mir niemand mehr weismachen wollen, die
Toreador suchten keine eigene Form der Metamorphose.
TREMERE
Der stärkste Clan der heutigen Nächte - der Beweis der
vollkommenen Verkommenheit unserer Zeit, wenn ich
denn je einen sah! Diebe! Usurpatoren! Nur durch unser
Blut in ihren Adern sind sie so stark! Man muß sich ange-
sichts ihrer Vormachtstellung wundern, daß die Tzimisce
das Gefühl haben, bestohlen worden zu sein? Laßt keine
Hexe am Leben!
VENTRUE
Wenn wir in ihrer lachhaften Verbindung von "Kains-
kindern" das Sagen hätten, würde man uns als würdige
Führer betrachten und nicht den Tisch mit uns teilen,
aber hinter unserem Rücken über uns fluchen! Sie verste-
hen sich auf den drögeren Teil des Regierens, und ich wür-
de sogar einer der Ihren als Seneschall einstellen, wenn sie
mich mit ihren "vorausschauenden Entscheidungen" und
"überdachten politischen Optionen" nicht so langweilten.
Einen Eimer! Das Blut kommt mir hoch!
Ein letztes Juwel zu Eurer Bildung, Alter:
DIE WOLFLINGE
Ich habe die Gestaltwandler intensiv studiert. Ihre Klas-
sifizierung erwies sich als schwierig, da sie sich fortpflan-
CLANBUCH: TZlMISCE
50
zen wie die Brujah. Wir konnten allerdings verschiedene
Spezies isolieren: Der nordamerikanische Glasbeißer-Clan
zum Beispiel ist dafür bekannt, sich in Städten heimisch
zu fühlen, aber all seine Nachkommen kommen mißgebil-
det zur Welt. Solche Welpen sind außerdem steril, was die
Häufigkeit ihres Auftretens zu einem Mysterium macht.
Die Schwarzen Sternenwanderer, Verwandte des Clans
der Schattigen Fürsten, der uns in den Karpaten das Un-
leben schwer machte, paaren sich ohne diese Komplikatio-
nen, pflanzen sich aber nur unter normalen Wölfen fort.
Ein Kollege glaubt, ein Zweig ihrer Linie, der nur in Skan-
dinavien vorkommt, verehre den Gott Loki. Ich halte
nicht viel von dieser Theorie, da doch jeder weiß, daß die-
se Biester zu nichts fähig sind, was auch nur im entfernte-
sten an eine Religion erinnern könnte.
PFADE DER eRLEUCHTUNG
In diesen modernen Nächten, Alter, überleben Kainiten
kaum länger als ein Jahrzehnt. Sie haben kaum Zeit, etwas
Wichtiges zu lernen. Diese rücksichtslosen, unglücklichen
Jugendlichen haben kaum eine Vorstellung davon, was es
heißt, untot zu sein - zuviele fallen dem Tier schon bei ih-
rer Zeugung zum Opfer. Unter den wenigen Überlebenden
sind noch weniger, die den Fluch Kains verstehen und 'Re-
geln folgen, die auf ihrer Sicht des Seins basieren und ihr
Tier im Zaum halten.
Erinnert Ihr Euch an die Metamorphen? Sie sind das
passendste Beispiel, das Ihr in die Gichtfinger bekommen
werdet. Sie wollen sich einer Wandlung unterziehen, die
selbst die vom Menschen zum Kainiten verblassen läßt.
Ihre Methoden verbreiten sich wie neue Flüche unter
Schwarzmagiern. Meister unterweisen Schüler, Kinder
imitieren Erzeuger, Eiferer predigen jedem, der willens ist
zuzuhören. Neugierige finden immer einen Weg zu lernen.
Manche glauben, die Metamorphen seien besessen, wahn-
sinnig oder närrisch. Manche fürchten ihre gräßlichen
Gestalten. Aber der Erzeuger meines Erzeugers, Euer Ur-
großenkel Conrad Bukouskei, erzählte mir einst, ihre Zahl
sei gering gewesen. Wenige T zimisce hatten die Disziplin,
Azhi Dahaka zu suchen.
Solche Dinge ändern sich nur langsam, aber die Meta-
morphose ist nicht der einzige Pfad, den unseresgleichen
begehen. Andere sehen die Erleuchtung in den gebroche-
nen Augen einer frischen Leiche oder in der schon beina-
he katholisch anmutenden Verehrung Kains. Manche er-
tränken ihr Tier in Pflichtbewußtsein, wie die Ritter Eurer
Zeit. Einige fallen sogar Häresien wie Seelenpakten mit
dem Teufel oder der Verehrung Liliths zum Opfer.

DER PFAD DER METAMORpHOSE

Wie erklärt man den heutigen Pfad jemandem, der nie
Darwin gelesen hat ... ? Die, die dem Pfad der Metamor-
phose folgen, versuchen, dem Himmel näher zu kommen
und sich weiter von der Menschlichkeit zu entfernen, auch
wenn nur wenige von ihnen an einen solchen Ort glauben.
Anders als die östlichen Buddhisten, die Siddharta imitie-
ren, stehen Metamorphen auf der Suche nach Azhi Daha-
ka, wie der gesuchte Seinszustand von den ältesten Unhol-
den genannt wird, keine Beispiele zur Verfügung. Azhi Dahaka
ist kein Nirwana, wo der Metamorph Einigkeit mit dem
Universum erfährt, sondern das Gegenteil - wenn man
sich der Metamorphose unterzieht, trennt man sich voll-
kommen von der Schöpfung und wird zu einem eigenen
Selbst, über dessen Ego das Universum keine Macht mehr
hat.
Zumindest glauben das einige. Metamorphose ist eine
einsame Suche. Viele Unholde weigern sich, das Gelernte
weiterzugeben oder führen andere sogar bewußt in die Irre.
Könnt Ihr euch vorstellen, daß ein Erzeuger seinen Kin-
dern "Geheimnisse" erzählt, die zu ihrem endgültigen Tod
führen? ,,wut ist der Richter der Untaten. Wenn ein ande-
rer Kainit dich erzürnt, beleidigt er das Raubtier in dir",
sagte mir mein Erzeuger einmal. Das war die letzte seiner
Lügen, auch wenn ich hoffe, daß er durch meine Fänge
Azhi Dahaka erfahren hat.
Nicht alle Metamorphen gehen so geheimnistuerisch
mit ihren Entdeckungen um. Einige Traditionalisten erin-
nern sich an die Tage, als Metamorphen noch die wan-
dernden Gelehrten des Clans waren und sich in "schwar-
zen Kirchen" mit anderen Erleuchteten trafen. Heute
haben die Nodisten die Gelehrtenposition der Metamor-
phen übernommen - die Kraft der Selbstbeherrschung ist
bei den jungen Kainiten, die modernen Pfaden anhängen,
weniger beliebt als die Macht Kains. Doch in den größe-
ren Städten gibt es noch Lehrer; manche Anhänger des
Pfades haben sogar Metamorphen-"Schulen" gegründet,
um ihre Theorien zu bestätigen, sich mit ihren Kollegen
auszutauschen und ihre Techniken an die Jungen weiter-
zugeben.
Die meisten Metamorphen stellen körperliche vor gei-
stige Veränderung. Manche sind trotz des offensichtlichen

KAPITEL ZWEI: EGo UND EVOLUTION

51
 ANSICHTEN OBER DIE METAMORpHOSE
Essen, schlafen, scheißen, ficken, sterben - was für eine Liste an Mühsal! Der Kuß nimmt uns dieses Joch ab, und doch
haben wir unsere niederen Instinkte: Blut und Verrat. Die Metamorphose bricht den Fluch Kains. Metamorphose ist die
ultimative Lösung, die Entfesselung des Ego.
- Peter Plogojowitz, Exsanguinist - --
Der Pfad hat kein festes Ende. Metamorphose ist ein vorübergehender Aufenthalt. Sie ist Übergang in Permanenz. Die
meisten Leute sterben, wie sie leben und schwingen ihre lachhaften kleinen Fäuste im Antlitz des Universums. Ich nicht.
Ich weiß, wo ich hinkann. Metaphysisch gesehen. Ich schaue nicht zu den Sternen auf. Die Sterne schauen zu mir auf.
- Arnod Paole, Berater der Voivodin
Wenn man sicher in seiner eigenen Zuflucht sitzt, ausgestattet mit selbstgefertigten Möbeln - das ist Metamorphose. Der-
zeit arbeite ich mit verschiedenen Materialien. Kinderknochen sind sehr formbar, aber nicht sehr belastbar, deswegen muß
man viele von ihnen benutzen. Ich bin sehr froh über die kleine Couch, die ich gerade vollendet habe. Sie weint zwar, wenn
man auf ihr sitzt, aber ich kann sie Ihnen gerne zeigen.
- Ahriman Berney-Scott, Feng Shui-Enthusiast
Niemand kann dir Metamorphose zeigen. Die Konditionen sind per Definition überwältigend - und sobald man es er-
reicht hat, so denke ich, daß man es anderen so gut beschreiben kann, wie man einem Schwarm Krähen Parlamentswahlen
erklären kann. Ich zögere, so einen Seinszustand "transzendent" zu nennen, da das Wort so viele eingeschränkte, sterbliche
Ideen birgt. Aber ich versichere dir - Metamorphose ist gänzlich unmenschlich.
- Troilus Cressida, Duktus der Nägel Golgathas
Nachdem man jede Fassade der Menschlichkeit abgeworfen hat, wird man Tzimisce selbst - Azhi Dahaka.
- Laika, Tzimisce-Koldunin

VON GRUND AUF: METAMORpHOSE ERZÄHLEN

Wenn man die Möglichkeiten der Metamorphose bedenkt, sollten Erzähler diesen Pfad anders behandeln als
andere. Regeltechnisch geht es bei Pfaden und ganz besonders bei dem der Metamorphose nicht darum, mit ei-
nem möglichst hohen Pfadwert zu beginnen und denn Abstieg in die Fänge des inneren Tieres zu verhindern. Es
geht darum, ganz unten anzufangen und nach jeder Möglichkeit zu jagen, die einen Aufstieg erlaubt. Kurz gesagt,
seien Sie flexibel mit der Hierarchie der Sünden, denn ein Tzimisce auf der Suche nach Azhi Dahaka wird ver-
schiedene Wege finden, seine Ideale zu verwirklichen. Lassen Sie ihn aber nicht mit allem davonkommen - jeder
Fortschritt auf dem Pfad sollte auf einem Lernprozeß aufbauen. Metamorphen können bestimmte Elemente aus
ihren Glaubensgrundsätzen streichen, aber nicht, ohne ihre Taten in Frage zu stellen (also einen Gewissenswurf zu
machen) - und schließlich sollten Erzähler und Spieler im Hinterkopf behalten, daß der Pfadwert beim Pfad der Meta-
morphose nur bedeutet, wie gut der Vampir sein Tier im Zaume halten kann, nicht unbedingt wie nah Azhi Dahaka ist.

EIN MINDERES GOLCONDA

Wenn der Pfad der Metamorphose in Azhi Dahaka endet, wird der Erzähler vielleicht einen Abend darauf ver-
wenden wollen, den Spieler diesen Seinszustand erreichen zu lassen. Aber was dann? Regeltechnisch sind höhere
Existenzebenen kompliziert, denn knallharte Vorgaben vernichten die Mysterien, die sich darum ranken (,,wenn
der Charakter Gott trifft, darf er ihm 1W3 Fragen stellen").
Metamorphose stellt einen Erzähler vor dieselben Probleme wie Go1conda: Wenn es in Ihrer Chronik möglich ist,
wie kann man es erreichen? Einigen Erzählungen zufolge erlaubt der Untod nur einen weiteren Seinszustand jenseits des
Vampirismus. Anderen Berichten nach ist das Individuum ausschlaggebend für das Ergebnis. Was wäre, wenn Azhi Da-
haka nur eine metaphysische Sackgasse ist, eine Veränderung, die letztlich nur fortgeschrittener Vampirismus ist?
Wie der Erzähler in dieser Frage auch entscheidet, das Erreichen der Metamorphose sollte mehr sein als nur der
Aufstieg auf den Pfadwert 11. Auf jeden Fall muß jeder Kandidat für die Metamorphose dem Pfad treu folgen,
auch wenn einige Tzimisce ihn als einschränkend betrachten. Der Charakter könnte höhere Höchstwerte bekom-
men, als es seine Generation normalerweise zuließe (vielleicht 7 statt der 10 wie bei Go1conda.) Er könnte fortge-
schrittenes Verständnis in den Tzimiscedisziplinen erhalten. Vielleicht ist Go1conda kein bloßer Mythos, und Me-
tamorphose ist Go1conda?
Behalten Sie auch im Auge, daß der Pfad darauf ausgelegt ist, vollkommen unmenschlich zu sein. Wenn man
über den Fluch Kains hinauswächst, muß der Charakter dann noch Sonne und Raserei fürchten oder Blut trin-
ken? Und als letzte Anmerkung: Da dieser Zustand so fremdartig ist, wird der Charakter mit Sicherheit mehrere
Geistesstörungen entwickeln und wahrscheinlich unspielbar werden. Hätte ein Kainit, der gerade eine höhere Exi-
stenzstufe erklommen hat, noch etwas mit seinem alten Rudel gemeinsam? Wenn Sie einen Charakter spielen, der
die Metamorphose erreichen könnte, reden Sie zuvor mit Ihrem Erzähler, ob es die Geschichte bereichern würde
oder er Ihren Charakter im Moment des Aufstiegs fortnimmt.

CLANBUCH: TZIMISCE
52
Beweises ihres untoten Daseins der Ansicht, alle Wesen
seien seelenlos und der Fluch Kains stelle nur rasendes
Fleisch dar, Fleisch, das vom ewigen Kreislauf von Leben
und Tod getrennt wurde. Andere halten dagegen, die See-
le sei nur eine Zusammenfassung des körperlichen Ich. Die
Hardliner unter den Evolutionisten (fragt Ezra) passen
ihre Körper fieberhaft ihrer Umgebung an - normalerwei-
"
se nächtliche Städte und ihre jeweilige Beute, gleich ob
Menschen oder Kainiten. Im allgemeinen verlassen sich
Metamorphen sehr auf die Fleischformungskünste unseres
Clans, um ihre Transformation zu unterstützen.
Ich weiß nicht, wie die Metamorphen Eurer Zeit waren,
aber in den Letzten Nächten scheinen sie jede Form anzu-
nehmen, die ihnen gefällt. Mein Erzeuger, selbst Kind ei-
nes Exsanguinisten, war der Ansicht, man könne nur als
autarker Organismus den ersten Schritt zur Erleuchtung
unternehmen, ein hehres Ziel für eine Kreatur, die sich
vom Lebenssaft anderer ernähren muß. Seine Versuche,
sich in ein Wesen zu verwandeln, das sich selbst erhält,
waren zunehmend esoterischer. Zuerst schuf er... Tentakel,
das Wort kommt der Realität wohl am nächsten, aus sei-
nen unteren Eingeweiden, jedes mit eigenem zahnbewehr-
ten Maul, über die er ständig mit drei Ghulen verbunden
war und von ihrem Blut trank. Dies gab er jedoch schnell
auf, denn selbst der zäheste Ghul vertrocknete unter sei-
nem ungeheuren Appetit. Statt dessen fertigte er eine
durchlässige Membran aus dem Rücken seiner Kinder.
Jede Nacht schickte er uns zum Trinken aus, um dann un-
ser Blut durch unseren Rücken zu trinken. Auch wenn die
regelmäßige Versorgung mit unserem Blut ihn zu einem
wohltätigen Erzeuger machte, zeigte sich, daß seine Nach-
kommen nicht nur Verlängerungen seines untoten Leibes
waren - und das ist nur ein Beispiel der Veränderungen,
denen sich Metamorphen unterziehen.
In ihrem sowohl vom Leben als auch vom Tod getrenn-
ten Dasein sehen Metamorphen ungeheures Potential. Sie
stärken ihre Knochen, um vernichtende Schläge abzuweh-
ren oder verwandeln sie in Dorne, die ihre Feinde aufspie-
ßen. Sie ändern den Sitz und die Form ihrer inneren Or-
gane, um mehr Blut in sich halten zu können. Ihre Augen
und Ohren werden empfindlicher gemacht, damit sie sich
rasch auf Veränderungen und Überraschungen einstellen
können. Wieder andere bauen ihren ganzen Körper um,
um esoterischen Konzepten zu entsprechen, zum Beispiel
in vielarmige Hindugottheiten oder in fleischliche Abbil-
der von Feng Shui- Lehren.
Doch auch unter ihnen sind Wesen, die die physische
Form ignorieren und statt dessen in die grundlegende Na-
tur des Untods abtauchen. Manche Metamorphen ernäh-
ren sich nur von anderen Kainiten, da sie glauben, eine
Aversion gegen menschliches Blut beweise metaphysische
Überlegenheit, wieder andere sehen in der Verfolgung be-
stimmter Ideen, zum Beispiel des Strebens nach Wissen
um alle Phasen von Leben und Tod, einen Weg, der sie zu
einem erfüllenden Dasein ähnlich dem mythischen Gol-
conda führt.
Metamorphen sehen sich oft einem anderen Problem als
Anhänger anderer Pfade gegenüber: Sie müssen sich nicht
an Regeln ihres Pfades halten, sie müssen sie definieren.
Azhi Dahaka ist ein kaum beleuchteter Weg. Auch wenn

KAPITEL ZWEI: EGo UND EVOLUTION

53
sich viele Unholde ähnlichen Problemen gegenübersehen,
ist die Art der Schwierigkeit für jeden Metamorphen ver-
schieden. Ein ständig mit Tentakeln an seine Ghule ge-
bundener Unhold wird Nahrungsentzug anders auffassen
als ein Tzimisce, der sich den Mund entfernt hat. Meta-
morphen sind so unterschiedlich, daß sich überall auf dem
Erdball verschiedene Schulen gegründet haben. Diese de-
battieren seit Ewigkeiten über ihre Theorien und weisen
die Schüler auf ihrer Suche an, und dennoch ließ jeder sei-
ne eigene Signatur auf seinem Pfad zurück.
DIE GERINGEREN PFADE
Die Metamorphen machen nicht den ganzen Clan aus.
Die Vampire des Sabbat kennen andere Erleuchtungspfa-
de, und der Clan Tzimisce hat sie entwickelt. Sagen wir
zumindest.
Tatsächlich muß an dieser Behauptung etwas Wahres
sein, denn Tzimisce neigen mehr noch als alle anderen
dazu, nach dem ersten Tod ihre Menschlichkeit vollkom-
men hinter sich zu lassen. Allein schon die Umstände,
unter denen wir den Kuß empfangen, machen Mensch-
lichkeit irrelevant - was ist menschlich daran, die Geister-
welt nach schlummernden Ahnen abzusuchen oder Expe-
rimente durchzuführen, um zu sehen, was mit der Seele
eines abgetriebenen Fötus geschieht? Aber ein Tzimisce
beugt sich niemandem, auch nicht dem Tier, weswegen sie
sich hartnäckig verschiedenen Pfaden zuwenden. "Entwik-
kelt" ist vielleicht übertrieben, aber die unmenschlichen
Tzimiscerudel waren wahrscheinlich die ersten Jünger die-
ser in Ethik gefaßten Grausamkeiten. Meine Nachfor-
schungen ergaben, daß Ihr diese Entwicklung um etwa 200
Jahre verpaßt habt.
Einige Ignoranten oder Ausnahmen gibt es immer, aber
von allen Clans finden sich unter den Unholden die we-
nigsten Anhänger verlorener Menschlichkeit, und wenn
sie nicht Metamorphen sind, so folgen sie einem der von
Exsanguinisten so bezeichneten "niederen Pfade".
DER PFAD DER BÖSEN eNTHÜLLUNGEN
Seele, Identität, Emanzipation, Ego - wie man es auch
nennt, es ist den Tzimisce viel wert. Wenige werfen ihren
am meisten geschätzten Besitz - die grundlegende Freiheit
ihrer Existenz - einfach weg, ganz gleich, was für kurzlebi-
ge Macht die Vertreter der Hölle diese Woche gerade an-
zubieten haben. Nichts ist der Seele eines Tzimisce an
Wert ebenbürtig. Ein Unhold, der verzweifelt genug ist, auf
Teufelspakte zurückzugreifen, ist in der Tat verachtens-
wert.
Natürlich ist ein Pakt mit dem Teufel nicht dasselbe wie
ihm die Seele zu verkaufen. Wenn man einmal an Kupalas
Nacht denkt ...
DER PFAD DER HATHARER
Tzimisce, die diesem Pfad folgen, sind darauf ausgerich-
tet, die mächtigsten Handlanger des bösen Schöpfers der
Realität zu werden, die körperlich auf der Erde wandeln.
Sie nehmen Formen an, die in Kraft und Wahn denen der
Metamorphen in nichts nachstehen, kümmern sich aber
nicht um den spirituellen Abfall, mit denen sich ihre auf
Transzendenz ausgerichteten Vettern behindern. Für Albi-
CLANBUCH: TZIMISCE
54
genser lenkt Auspex Kainiten mit den kurzlebigen Ein-
drücken des guten Schöpfers ab, wohingegen Fleischfor-
men ein Mittel zum Zweck ist, nicht jedoch ein Weg zu ei-
ner höheren Existenz. Physische Kraft ist ausreichend und
Fleischformen erlaubt ihnen größeren Einfluß auf die stoff-
liche Welt, die den Albigensern zufolge das Reich der Kai-
niten ist.
Unholde auf dem Pfad der Katharer beneiden die
Zhupane für ihre Beherrschung der Zulo-Gestalt. Indem
sie starke und einschüchternde Monster werden, sichern
sie auch ihr Überleben. Viele Albigenser glauben an die
Reinkarnation, und wenn es etwas gibt, das einen T zimisce
vor Ekel erschauern läßt, dann ist es die Vorstellung, wie-
der sterblich zu werden.
Der Pfad der Katharer bietet sich gerade durch seine
Haupteigenschaften den Kindern an, die von traditionsbe-
wußten T zimisce erzogen werden: vollkommene Selbst-
sucht, Sünde, Reichtum und ausschweifende Nächte in
den Abgründen der Raserei.
DER PFAD DER MACHT UND DER INNEREN
STIMME
Ein Lasombra namens Lord Marcus behauptet, den Pfad
der Macht und der Inneren Stimme im 16. Jh. entwickelt
zu haben. Gibt es eigentlich irgend etwas, das die Lasom-
bra den Tzimisce nicht zu stehlen versuchen?
Schaut Euch einmal die Gebote des Pfades an - welcher
Hüter hat jemals einen Vorgesetzten respektiert oder ge-
wartet, bis er schwächelt, bevor er ihn usurpiert?
Obwohl einige Tzimisce-Einer Neofeudalisten sind, be-
halten die meisten Unholde die Ansichten, nicht aber die
pflichten eines transsylvanischen Voivoden bei. Diese von
ihrem Pfad getriebenen Unholde zählen zu den mächtig-
sten Tzimisce innerhalb des Sabbat. Sie suchen Autori-
tätspositionen, egal ob weltlicher oder geistiger Natur. Die
Zahl der Rudelpriester und Prisci, die diesem Pfad folgen,
steht der der Einer unter den Bischöfen und Dukti in
nichts nach.
Ein bemerkenswerter Teil der Stärke des Clans liegt in
den Einern. Es ist eine große Innovation im Sabbat, daß
die machthungrigsten Mitglieder ihre Vorgesetzten respek-
tieren und ihre Untergebenen gut behandeln müssen. Ob-
wohl unser Clan kaum die Eliteherrschaft ist, die man uns
nachsagt, halten uns die Einer zäh und fit. Macht anzu-
sammeln reicht nicht - man muß sie auch halten können.
DER PFAD DES eHRENWERTEN
eINHLANGS
Wenige Tzimisce außerhalb der Reihen der Draconier
folgen diesem Pfad. Die Ausnahmen sind entweder Ne-
ofeudalisten oder die Kinder traditionsbewußter Tzimisce,
die mehr aus Zwang als aus Sympathie dem Sabbat beitra-
ten. Für einige Unholde sind Tapferkeit, Gastfreundlich-
keit und Strafe für unehrenhaftes Verhalten so grundle-
gend, daß man keine Philosophie darum aufbauen muß.
Wer diese Meinung gegenüber Tzimiscerittern vertritt,
sollte sich auf Schwierigkeiten gefaßt machen, denn die
wenigen noch existierenden Ritter haben normalerweise
gute Verbindungen zu den alten Kräften innerhalb des
Clans.
DER PFAD DES TODES UND DER SEELE

Auf ihre Weise waren die T zimisce schon immer Nekro-

nomiker. Seit den ersten Nächten gab es unter den Unhol-
den einige, die den Tod und die Grenzen des Schmerzes
studierten. Die moderne Form dieses Studiums, kodifiziert
im Pfad des Todes und der Seele, trägt die Zeichen dieser
alten Experimente. Die meisten Kainiten zweifeln nicht
daran, daß die Tzimisce diesen Pfad entwickelt haben.
Zwar macht sich jeder Kainit auf seine Weise Gedanken
über den Tod, doch die Nekronomiker sehen ihn ... wissen-
schaftlich.
Nekronomiker lassen sich in bei ihren Studien über den
Tod nicht von konventionellen Moralvorstellungen behin-
dern. In den gewalttätigen Sabbatstädten sind die Nekro-
nomiker mehr als froh darüber, die Leichen von Blutfest-
mählern oder unachtsamem Trinken einzusammeln.
Manche von ihnen gehen gar Pakte mit in Nekromantie
bewanderten Kainiten ein, um den Leichen noch ein paar
Fragen zu stellen. Die Gebildetsten unter ihnen suchen
sogar Nodisten auf, um Informationen über die Kappado-
zianer zu erlangen, einen ausgelöschten Clan, der angeb-
lich die Mysterien von Leben und Tod kannte.
Obwohl ihre Zahl gering ist, haben die Nekronomiker,
die zum größten Teil aus Tzimisce bestehen, seit kurzer
Zeit an Einfluß gewonnen, vor allem durch ihre Zusam-
menarbeit mit den Sendboten des Todes. Wenige Kainiten
hatten etwas, das diese schädelgesichtigen Hexer interes-
sierte, nachdem sie ihrem Gefängnis entkommen waren.
Diese alten Kainiten konnten dem Sabbat mehr bieten als
umgekehrt. Manche Nekronomiker hatten jedoch ein Ver-
ständnis der Seele, das selbst diesen Clan des Todes über-
raschte. Viele Lazarener, die in den ältesten Philosophien
der Untoten bewandert waren, konvertieren zum Pfad des
Todes und der Seele.
Der Wissensaustausch zwischen den beiden Gruppierun-
gen hatte mehr als bloße akademische Vorteile. Mit der
Macht so erhabener Kainiten hinter sich sind einige Ne-
kronomiker, die früher als vergeistigte Intellektuelle abge-
tan wurden, in den Rang eines Duktus oder Bischofs auf-
gestiegen. Einer wurde gar durch ein Blutbad als Priscus
bestätigt und nutzt seine Reisen nun als Möglichkeit, um
Naturkatastrophen auf der ganzen westlichen Hemisphä-
re zu studieren. Er grub sich durch eingestürzte Gebäude
im von Erdbeben gezeichneten Mexiko und sammelte
schwelende Schädel aus den Waldbränden in Colorado.
Auf der letzten Palla Grande hatte ich die Möglichkeit,
mich mit ihm zu unterhalten. Anscheinend versucht er,
die Regentin davon zu überzeugen, engere Beziehungen zu
den Giovanni aufzunehmen. Seine Nachforschungen haben
zu dem Ergebnis geführt, daß dieser Clan einige Absichten
hat, die allen Kainskindern zugute kommen könnten.

DER PFAD DES WILDEN HERZENS

Der Pfad des Wilden Herzens zeigt den Generationskon-
flikt zwischen Tzimisce-Ahnen und -Neugeborenen. Ob-
wohl ältere Unholde der Ansicht sind, kein junger Kainit
könne sein Tier ohne moralische Richtlinien in den Griff
bekommen, versammeln sich die in den Letzten Nächten
gezeugten Kainiten, besonders in Nomadenrudeln, im

KAPITEL ZWEI: EGO UND EVOLUTION

55
Schutze anderer Tiere, die wie Wanderprediger während
Kreuzzügen und Ritce nach neuen Anhängern suchen. Al-
lerdings sind die meisten ihrer potentiellen Schüler zu
jung, um nach der höheren Philosophie des Pfades zu exi-
stieren. Sie lernen, sich wie Tiere zu verhalten, aber sie
meistern ihr inneres Tier nicht.
Für die jungen, diesem Pfad anhängenden städtischen
Raubtiere ist die von ihren Ahnen gesuchte Metamorpho-
se abergläubischer Unfug. Die Neugeborenen glauben, die
Existenz als Kainit sei schon eine höhere Wesensstufe. Das
Geheimnis ist, diesen Zustand zu meistern, nicht zu versu-
chen, über ihn hinauszuwachsen.
Nur selten schreiten Tzimisce auf diesem Pfad weit vor-
an. Nur in ein paar Städten, besonders in Mexiko, gibt es
Gruppen von Tzimisce, zumeist Veteranen des ersten Sab-
bat- Bürgerkriegs, die das Wilde Herz in sich tragen. Sie
erinnern mich an die Rudel, die in Thorns in der Nacht
des unglückseligen Konvents brandschatzten. Sie teilen ihr
Blut mit Assamiten, Brujah und anderen Bastarden.
DER PFAD HAIN')
Viele Tzimisce-Nodisten haben eine bestimmte Heran-
gehensweise an ihre Untersuchungen von Kains Unleben.
Theorien werden von ihnen behandelt wie Körper beim
Fleischformen. Einem Außenstehenden mag es so vorkom-
men, als ob sie das Unwahrscheinliche und Esoterische
dem Wahrscheinlichen vorziehen, um rivalisierende Scho-
laren zu überflügeln (ein Tzimisce, der die tiefsten Einsich-
ten in den Pfad erlangt hat, muß in der Tat geduldig sein,
wenn man ihre geringe Meinung über Nodisten niederer
Clans und den Brauch, gesammeltes Wissen mit anderen
Gelehrten zu teilen, beachtet.) Üblicherweise ist die un-
wahrscheinliche Natur ihrer Schlußfolgerungen ein Pro-
dukt ihrer besonderen Sichtweise. Die Unholde machen
keine Wortklaubereien und wollen auch sonst niemanden
unterhalten. Das einzige, was sie suchen, ist die Macht
Kains selbst.
Während manche Nodisten die Ewigkeit damit vergeu-
den, im Dreck nach Fetzen alter Schriftrollen zu suchen,
favorisieren Tzimisce andere Wege. Gespräche mit Ahnen
und Geistern, durch Diablerie gestohlene Erinnerungen,
durch Blutverlust hervorgerufene Trancezustände, Verglei-
che von antiken Dramen mit der Geschichte, Reisen in
den Mittleren Osten und ja, wenn es nötig ist, Archäolo-
gie- oder Bibliotheksarbeit.
Ein als Reklamatoren bekannter Zirkel von Tzimisce-
Nodisten steht sogar im Widerspruch zur ansonsten reser-
vierten Einstellung des Clans gegenüber Diablerie. Sie ge-
ben sich nicht damit zufrieden, nur von Kain zu wissen,
sondern wollen auf der gleichen Stufe mit dem Dunklen
Vater stehen, indem sie sein Blut "wiedererlangen" und
sich auf eine Ebene mit ihm diablerieren. Die Reklamato-
ren sehen Kainiten, die sich von menschlichem Blut näh-
ren, als Schwächlinge an und trinken selbst so oft wie mög-
lich kainitische Vitre. Wegen dieser Denkweise findet man
die Reklamatoren oft an der Spitze von Wilden Jagden
oder Kriegsrudeln. Manche von ihnen verbringen gar ihr
ganzes Leben in der Zulo-Gestalt, da sie sich in ihrem "na-
türlichen Körper" wohler fühlen, und sind jederzeit darauf
gefaßt, ohne ein Augenzwinkern Amaranth zu begehen.
CLANBUCH:
56
DER PFAD LILITH')
Ausgestoßen aus Eden, sagst du? Schmerz ist der größte
Lehrer? Unendliche Freiheit und Selbstfindung? Wenn
dieser Pfad nicht selbst im Sabbat als ketzerisch gezeich-
net wäre und er nicht Macht und Reichtum abschwören
würde, könnte der Clan Tzimisce schon längst Clan Baha-
ri geworden sein. Dennoch ist es überraschend, daß einige
Individuen aus einem Clan, der als Haufen verrückter
Wissenschaftler, Metamorphen, Perversen und Gelehrte
uralter Geheimnisse gilt, sich zum Pfad Liliths hingezogen
fühlen?
Lilinen- T zimisce sind die exzentrischen Speerspitzen
unseres exzentrischen Clans. Diese Unholde verbinden die
anerkannten Ziele des Clans mit den verdammenswerten
Idealen Liliths. Sie jagen mit einem Eifer nach Wissen, der
jedem Nodisten zur Ehre gereichte, erziehen ihre Kinder
wie die pflichtbewußtesten Erzeuger und suchen nach ei-
nem Verständnis des Universums, das über jede von ande-
ren Kainiten gezeigte Ambition hinausgeht, von den Me-
tamorphen einmal abgesehen. Bis zum heutigen Tage
haben blutige Meinungsverschiedenheiten zwischen Lili-
nen und Verehrern Kains die Zahl dieser Häretiker klein
gehalten.
WIEDERGÄNGER
Zumindest ein Aspekt unseres Clans hat überdauert.
Die Dienerschaft der Wiedergängerfamilien, die Men-
schengeschlechter, die unser Blut so lange in sich trugen,
daß sie es nicht mehr beständig benötigen. Wenn die
sterbliche Welt Euch ängstigt: Alter, sucht bei den Wieder-
gänge rn Schutz. Auch wenn ihre Zahl weit geringer ist als
damals, so ist ihre Loyalität ungebrochen, wenn man von
den typischen rebellischen Kindern einmal absieht.
Seit Euren Tagen dienen die Wiedergänger den Unhol-
den als Berater, Hüter, Krieger und potentielle Kinder, und
auch wenn die durchschnittliche sterbliche Lebensspanne
während Eures Schlummers gestiegen ist, so leben Wieder-
gänger immer noch wesentlich länger als ein Mensch.
Manche Wiedergängerkinder haben noch ihre Urururur-
urgroßmutter kennengelernt. Die Mitglieder jeder Familie
leiden immer noch unter bestimmten Blutschwächen,
ähnlich den Flüchen der Kainskinder, und sie sind in be-
stimmten Gaben Kains bewandert.
Vielleicht könnt Ihr mir sagen, wie diese Wiedergänger-
familien entstanden? In diesen modernen Zeiten haben
wir wenige Anhaltspunkte. Slawischer Folklore zufolge
waren einige Familien so vom Bösen durchsetzt, daß jeder,
der ihren Namen trug, verflucht war, dem Teufel zu die-
nen. Da diese Familien einen so großen Teil des be-
schmutzten Bodens des "Landes jenseits des Waldes" be-
saßen und bebauten, glauben einige Koldune, sie seien
durch Gier oder Verpflichtungen an ihre Besitztümer ge-
bunden. Wissenschaftlich gebildete T zimisce, zu denen ich
mich auch zähle, sind der Ansicht, die beständige Versor-
gung mit Tzimisceblut von der Geburt bis zum Tode habe
über Generationen hinweg die Wiedergänger geschaffen,
denn auch die Assamiten und Giovanni, die in von den
Geistern des Landes unberührten Gebieten wohnen, ha-
TZIMISCE
ben angeblich eigene Wiedergängerfamilien erschaffen. Da
fragt man sich, wie viele verschiedene Möglichkeiten es
noch gibt.
Doch das Mysterium ihrer Herkunft verblaßt neben dem
ihres Namens. Wann ist ein Wiedergänger je wiederge-
kehrt? Vielleicht tun sie es aber jede Generation, ohne
neues Blut zu benötigen.
Die Standarderklärung der Patriarchen der Familien ist
die eines Dieners, dessen Nachname davon abhängt, wer
die Geschichte erzählt. Er war seinem Herrn so nützlich,
daß dieser ihn immer und immer "wiederkehren" lassen
wollte, um bis in alle Ewigkeit einen fähigen Diener zu ha-
ben. Seine Nachkommen waren die Gefäße der Unsterb-
lichkeit dieses Dieners. Einige ketzerische Bratovitchs er-
zählen eine leicht veränderte Geschichte, in denen sie das
Blut im Austausch dafür erhielten, daß sie den Tzimisce
Fleischformen beibrachten.
Auch wenn einige Clansbrüder das Wiedergängerexpe-
riment für beendet halten und sie als potentielle Bedro-
hung für die Sicherheit unseres Clans vernichtet sehen
möchten, haben sie immer noch ihren Nutzen: Sie bieten
verläßliche Zufluchten für reisende Unholde und sind ver-
läßliche Gesandte, um mit der Welt des Tages zu verhan-
deln. Szlachta sind zu monströs, und ein Vozhd ist ein Ver-
handlungs argument, aber kein Verhandlungspartner. Auch
normale Ghule sind meist in den Wegen des Clans unge-
übt und bräuchten Jahre, um entsprechend ausgebildet zu
werden. Wiedergänger können auch Verwandte, die kein
besonderes Blut in sich tragen, aber immer noch bemer-
kenswerte Sterbliche sind, für ihre Ziele einsetzen. Mehr
als ein Dutzend Mitglieder des 143köpfigen rumänischen
Senats zum Beispiel hat Berichten zufolge Verbindungen
zu den Bratovitchs oder Zantosas. Wenn man ihnen genug
Zeit gibt, kann man sich nur ausmalen, was für eine fort-
geschrittene Spezies sie werden könnten - und schließlich
zeichnen die Wiedergänger die Geschichte auf, um die sich
unser Clan kaum mehr kümmert. In diesen Letzten Näch-
ten wissen einige Obertus mehr über unseren Clan als die
meisten Unholde.
baLte Die in ebRen/
Die Deirl BLt'.J"t
aLs ibRe StäRke baBen.
Scbij"tze sie
l'JnD scbä"tze
Denn
Bis"t Dt'.Jnack"t
l'JnD biL.J=Los
VOR Deinen .J=einDen.
KAPITEL ZWEI: EGO UND EVOLUTION
Vier Wiedergängerfamilien und einige geringere Linien
haben bis heute überdauert. Andere hat ihr Schicksal er-
eilt, Alter. Die größeren Familien haben die Narovs und
Ruthvenskis übernommen. Die Obertus haben als Ant-
wort darauf (und in der Furcht vor einem ähnlichen
Schicksal) eine überraschend primitive Gegenmaßnahme
entwickelt, um eine ausgeglichene Anzahl männlicher und
weiblicher Nachkommen zu haben, so daß bei einer Über-
zahl an Töchtern der Name der Familie nicht ins Verges-
sen verheiratet werden konnte. Die Namen Vlaszy und'
Khavi sind nicht vollkommen verloren, sind aber nur noch
unter den Wiedergängern zu finden, die den Kuß erhiel-
ten. Drei weitere Familien sind so verhaßt, daß die weni-
gen Tzimisce, die ihren Namen kennen, ihn nie ausspre-
chen würden. Aus diesem Grund werde ich sie hier auch
nicht niederschreiben - Ihr ahnt ohnehin schon, welche
es sind.
DIE BRATOVITCH5
Farbenfroh wie Strauße, dreckig wie Schweine, unbere-
chenbar wie tollwütige Hunde - das sind die Bratovitchs,
wenn man sie auf einen Punkt bringt. Sie verbringen ihr
Leben auf heruntergekommenen Plantagen im Süden und
in ländlichen Anwesen im Norden. Umgeben von staubi-
gen, wunderlichen Antiquitäten arbeiten sie zusammen,
essen sie zusammen, ficken sie zusammen, sorgen sich zu-
sammen um die Höllenhunde und dienen zusammen un-
serem Clan. Für die Bratovitchs ist ihre Familie alles, auch
wenn der Gemeinschaftsgeist einige von ihnen ein wenig
geistesgestört(er) werden läßt.
Die Geschichte unseres Clans ist die Geschichte der
Bratovitchs. Im feudalen Europa waren es die Bratovitchs,
die viele Krongüter beherrschten. Wenn das Land mit sei-
nen Nachbarn im Krieg lag und die Landsknechte mit ei-
nem Lächeln starben, dann standen die Chancen gut, daß
ein Bratovitch herrschte. Obwohl mehr Unholde zu dieser
Zeit den Namen Szantovitch trugen, stellten die Brato-
vitchs die meisten Unholde in Polen und in den Grenzlän-
dern zwischen der Wallachei und Transsylvanien. Ihren
Die Dicb scbi.,j-tzerl
VOR ge.J=abR
sie aLs Dein eigen
obrle sie
VOR DeR Sonrle
57
eigenen Angaben zufolge waren sie die erste Wiedergän-
gerfamilie, oder zumindest die erste, die von den Tzimisce
nicht schon einige Jahre nach ihrer Erschaffung vernich-
tet wurde.
Als die Tzimisce-Anarchen gegen ihre Erzeuger rebel-
lierten, schlugen sich die Bratovitchs auf die Seite der
Voivoden. Es war wahrscheinlich keine schwere Entschei-
dung, da einige der mächtigsten Ahnen des Clans Brato-
vitch hießen und jeder Sproß der Familie von Kindesbei-
nen an gelernt h'atte, daß Ungehorsam seinen Herren
gegenüber die einzige Sünde war, die sie nicht begehen
durften.
Aber die Bratovitchs hatten ihren Status nicht durch
selbstaufopfernden Gehorsam erlangt. Als es günstig
schien, die Seiten zu wechseln, wußten die Bratovitchs,
wie man die Familie am besten reinwusch. Sie schlachte-
ten jedes Bratovitch-Kind, das nach dem Beginn der Re-
volte geboren wurde. Kein junger Wiedergänger würde
sich daran erinnern, daß die Familie je jemand anderem als
den Anarchen gedient hatte.
Selbst in den Letzten Nächten dient die Familie den
Rebellen, uns, die wir uns Sabbat nennen. Auch wenn die
Bratovitchs kaum noch über Krongüter herrschen, haben
sie die bestialischen Züge ihrer Vorväter behalten. Ihre
Köpfe sind zu groß für ihre kräftigen, aber verwachsenen
Körper, die Münder sind überfüllt mit schiefen Zähnen,
und die kleinen Augen stehen etwas zu nah beisammen,
verraten aber dennoch eine kannibalische Schläue.
Obwohl die Bratovitchs für immer den noblen Status
verloren haben, den sie einst besaßen, haben sie doch
noch ihren Nutzen. Viele Anwesen beherbergen Zwinger
für Höllenhunde. Ihre Hüter züchten die Hunde auf Grö-
ße und Wildheit und füttern ihn dann Fleisch, das mit Tzi-
misce-Vitre getränkt ist. Die daraus resultierenden Mon-
ster werden dann von den Bratovitchs fleischgeformt, um
den Wünschen des Kunden zu entsprechen, normalerwei-
se der blutgebende Tzimisce oder ein hochrangiger Sab-
batvampir, der einen loyalen und aufmerksamen Wächter
benötigt.
Nicht jeder Bratovitch sorgt sich um die Hunde. Ob-
wohl sich viele reisende Unholde lieber ihr eigenes kurz-
zeitiges Grab schaufeln, als in einem Bratovitch-Anwesen
unterzukommen, dienen die Wiedergänger dieser Familie
dennoch als Führer und Fährtenleser in den umliegenden
Gebieten. In den heutigen Nächten schlagen sich wenige
Tzimisce durch die Wälder. Wenn sie es tun, dann wollen
sie jemanden an ihrer Seite wissen, der weiß, wie man
Wolflinge umgeht, und wenn es zu einer Jagd auf dem Lan-
de kommt, sind die Bratovitchs und ihre Bluthunde
sprichwörtlich dafür geschaffen.
DIE GRIMALDI'3
Ich bin mir nicht sicher, ob Ihr mit den Grimaldis zu tun
hattet. Sie wurden kaum ein oder zwei Jahrhunderte vor
Eurer Starre zur Familie vom Geblüt. Aber ich bin mir si-
cher, daß Ihr Radu Bistri kennengelernt habt, den Spre-
cher der Voivoden der Alten Welt. Radu führte diese Fami-
lie in die Nacht, um die Verbindungen zur Welt der
Sterblichen zu stärken. Dieser Rolle kommen sie bis heute
nach, denn schon damals verstanden sie die neue Ökono-
CLANBUCH: TZIMISCE
58
mie, die Europa überrollte. Einige von Radus Konkurren-
ten wollten statt dessen die Familie Giovanni benutzen,
aber - oh je. Fragt Ezra, was den Kappadozianern geschah,
während Ihr schlieft - Radu wählte die Grimaldis, weil sie
den Ruf hatten, aufrechte Händler zu sein, während die
Giovanni als Diebe und Betrüger verschrieen waren.
Selbst in den Letzten Nächten geben sich die Grimaldis
mit der sterblichen Welt ab, die wir ständig mißachten.
Innerhalb der Städte, die ihre Häuser beherbergen, haben
die Grimaldis Zugang zu den höchsten sterblichen Macht-
ebenen - Regierung, Wirtschaft und Medien. Auch wenn
einige Grimaldis diese Autoritäten direkt für sich bean-
spruchen, fungieren die meisten doch als Berater für Bür-
germeister, Chefredakteure und Vorstandsvorsitzende.
Wen sie nicht beraten können, den heiraten sie. In
Amerika vermischten die Grimaldis ihr Blut mit den Ken-
nedys, in Großbritannien mit den Ducksworths. Die ho-
hen Positionen der Grimaldis sind dem Sabbat sehr dien-
lich, aber noch wesentlich wichtiger ist ihre Verbindung zu
denen, die nur ein wenig unseres Blutes teilen, nichts von
uns und ihrer erhabenen Herkunft wissen aber durch un-
ser Blut in andere, mächtige Positionen gekommen sind.
Die Camarilla hält eine Tradition aufrecht, die sie die
Maskerade nennt, ein Bündnis unter Kainiten, um ihre
Existenz vor den Sterblichen zu verbergen. Obwohl einige
Gruppierungen innerhalb des Sabbat die Heimlichkeits-
versessenheit der Camarilla geschmacklos finden, halten
wir aus gesundem Vampirverstand eine eigene Maskerade
aufrecht. Da Ihr die Inquisition überlebt habt, versteht Ihr
das bestimmt.
Der wichtigste Dienst dieser Wiedergängerfamilie ist es,
die Menschen über den Fluch Kains im Dunkeln zu lassen.
Die Grimaldis halten unsere Maskerade aufrecht, wenn
wieder ein rücksichtsloses Kind unsere Existenz der Welt
verkünden will. Zusammenstöße mit anderen Rudeln,
rücksichtsloses Jagen oder Kainiten, die öffentlich ihre
Fähigkeiten einsetzen - das alles und noch viel mehr ha-
ben die Grimaldis schon vor den Augen der Herde verbor-
gen.
Sie vertuschen selbst die offensichtlichsten Beweise kai-
nitischer Existenz auf profanste Art. Vor einigen Jahren
wurde ein Sterblicher in Boston Zeuge, wie einer der uns-
rigen die Blutgestalt annahm und über ein Auto floß, wo-
bei er die Insassen ertränkte. Eine respektierte Reporterin,
deren Name zwar nicht Grimaldi lautet, aber deren Ab-
stammung dennoch klar ist, erhielt den Polizeireport von
ihrem liebhaber auf der Wache, kaum eine Stunde nach-
dem er geschrieben worden war. Sie rief sofort ihren Kon-
takt bei einer nationalen Boulevardzeitung an. Zwei Tage
weiter erschien die Geschichte und wurde als sensationel-
les Märchen aufgefaßt, während ihr Polizeikontakt die Be-
richte "verlegte". Als sie Wochen später wieder auftauch-
ten, war die Geschichte erstens alt und zweitens tot, weil
sie schon in einer Boulevardzeitung erschienen war.
Dennoch ist ein wenig von der Aufrichtigkeit, für die die
Familie das Blut erhielt, unter unserer Fürsorge erstorben.
Ihre Kinder werden zwar an die besten Privatschulen ge-
schickt, müssen sie aber oft wieder verlassen. Die Gründe
reichen von abgebissenen Ohren bis zu Geiselnahme. Ei-
nige aufrührerische Kinder verweigern gar den Sinn ihrer
Familie und die Dienerschaft uns gegenüber. Sie versu-
chen, wie wahre Sterbliche zu leben und machen ein gro-
ßes Theater daraus zu zeigen, wie human sie sind, meist
indem sie Wohltätigkeitsstiftungen gründen, Ärzte werden
oder für die Armen sprechen. Ihre Eltern sind oft zu senti-
mental, um richtig mit ihnen umzugehen, aber glückli-
cherweise kennen auch die rebellischsten Grimaldikinder
den Begriff Vorsicht.
Trotz dieser wenigen abtrünnigen Kinder habe ich keine
Zweifel, daß die Grimaldis das loyalste der Wiedergänger-
häuser sind und daß sie uns dienen werden, bis Gehenna
da ist. Obwohl sie den Interessen der T zimisce am meisten
Beachtung schenken, stehen die Grimaldis doch dem Sab-
bat allgemein zur Verfügung. Jeder Grimaldi ist an ein Sab-
batmitglied blutgebunden, das nicht unbedingt ein Un-
hold sein muß. Diese Kainiten stehen zumeist in hohen
Ämtern - Bischöfe, Prisci oder Dukti und Rudelpriester
berühmter Rudel. Die Regentin hat sogar einen Stab Gri-
maldis zur Verfügung, der sie über die Vorgänge in der Welt
der Sterblichen auf dem laufenden hält.
Wenn irgend etwas in den nächsten Jahren die Loyalität
der Grimaldis auf die Probe stellt, ist es die Regentin
selbst. Einer der Patriarchen der Familie, der vor etwa 200
Jahren an mich gebunden wurde, berichtete mir, daß die
Regentin die Kinder des Anwesens nicht mehr bindet und
auch ihrem älteren Gefolge kein Blut mehr zu trinken gibt.
In den Jahren zuvor tat sie dies jedoch nur allzu gern. Mein
Wiedergänger vermutet, daß ihr Blut verwässert ist oder
sie sich mit der besonderen Krankheit unseres Clans an-
gesteckt hat und es geheimhalten will.
DIE ÜBERTUe:;
Der Geruch eines sauberen Raumes trägt meine Gedan-
ken immer zu dem ersten Mal zurück, als ich ein Obertus-
anwesen besuchte. Ich erinnere mich, wie still die Luft
über blankpolierten Hartholzböden stand, die keine Fuge
für Schmutz und Staub boten. Die trockene Luft (die
Obertus sehen Feuchtigkeit in etwa so gern wie wir unge-
betene Gäste) umgab Texte, die aus der Bibliothek Alex-
andrias gestohlen und dann Klöstern in Alt-Byzanz ver-
kauft oder gespendet worden waren, um wiederum in
orthodoxe Kathedralen zu gelangen - in den besser uner-
wähnten Zeiten, als die Familie aus Konstantinopel nach
Bukarest oder Oradea fliehen mußte - und schließlich in
wasserdichter Verpackung in die Neue Welt geschafft wur-
den. Diese Texte zieren die Bibliotheken der Obertus, ge-
sammelt von einer Familie, die die Geschichte durch eine
Lupe betrachtet, geschützt vor Staub und Zeit. Nicht ein-
mal die Kinder Dracons dürfen die Werke berühren, ohne
sich vorher die Hände zu waschen und ihre Diener anzu-
weisen, die Zigaretten auszumachen. In dieser Beziehung
sind die Obertus folgsam, aber bestimmt. Ihre Anwesen
sind unglaublich sauber.
Die meisten Unholde wissen, daß ein viertes Wiedergän-
gerhaus ihrem Clan dient, ein Haufen Gelehrter, der ab
und an für seine Herren nach obskuren Themen sucht.
Doch nicht einmal die Koldune wissen, wer ihnen das Blut
verabreicht hat - ihre Ursprünge sind in Dunkeln der Ge-
schichte verlorengegangen. In Mexiko-Stadt zum Beispiel
findet man die jeweiligen Anwesen der Zantosas und Bra-
KAPITEL ZWEI: EGO UND EVOLUTION
59
tovitchs und auch zwei Häuser der Grimaldis, aber keines
der Obertus. Ein paar Tzimisce - die Voivodin, die Prisci
und einige Nodisten, Metamorphen und Lilinen - kennen
diese Familie unter dem Namen Obertus, deren Funktion
die Bewahrung alter Schriften, Artefakte und Aufzeich-
nungen ist, die der Clan über die Jahrhunderte angesam-
melt hat. Gegen Ende ihres Lebens schreiben manche
Obertus gar selbst Bücher, um sie der Bibliothek hinzuzu-
fügen. Die Kinder des Dracon kennen die Obertus noch
genauer - die Familie dient ihnen nicht nur als Archivare,
sondern auch als Wächter, Diener und Hauptquelle für
Kinder.
Dracon hin oder her, die pflichtbewußten Obertus die-
nen jedem Unhold, der sie vielleicht braucht. Solche Hil-
festellungen sind eine notwendige Ablenkung, die aller-
dings Jahrhunderte in Anspruch nehmen kann. Die
meisten dieser obsessiven Wiedergänger würden mit Freu-
den einen Folianten, den sie schon 50 mal durchgearbei-
tet haben, ein weiteres Mal lesen, nur um nach Details zu
suchen, von denen sie vor einem Jahrzehnt noch nichts
wußten.
Die meisten Mitglieder der Familie entwickeln über die
Jahrhunderte einen schon fast krankhaften Wissensdurst.
Das Studium des Übernatürlichen ist am verbreitetsten,
und die Wiedergänger, die schon von Kindesbeinen an die
kaum erklärbaren Nuancen der kainitischen Welt aufsau-
gen, durchforsten uralte Aufzeichnungen und Theorien,
um herauszufinden, warum einige Clans talentierter in der
Versklavung des Geistes sind als andere. Aber auch ande-
re, noch verwirrendere Gebiete werden erforscht, so zum
Beispiel Wolflinge, ausgelöschte Mysterienkulte oder Ge-
henna.
Glaubt jedoch nicht, ihre Loyalität sei vollkommen. Ein
Mitglied meines Rudels, zu Lebzeiten selbst Obertus, be-
richtete mir, einige ihrer Verwandten, weder die Jungen
noch die Alten, sondern eine Gruppe, die zu einer Zeit
geboren wurde, als Sozialdarwinismus unverhohlen am
Mittagstisch diskutiert werden konnte, planten den Ablö-
sung des Homo sapiens durch den Homo Obertus. Evoluti-
on wird durch Klimaveränderungen oder andere selektive
Einflüsse bewirkt, aber diese Obertus sehen keine großen
Unglücke voraus. Weder Gehenna noch Armageddon
oder einen 3. Weltkrieg. Tausende kleiner Katastrophen
werden reichen. Smog, AIDS, demokratischer Kapitalis-
mus, Spinner, Autos, asbestverseuchte Kindergärten und
Maxisparrnenüs bei McDonalds sortieren die schwachen
schon lange aus. Unsere Umwelt läßt nur die Gesunden
leben. Um in den modemen Nächten zu überleben, hilft
es sehr, wenn Vater und Mutter das BlutKains an ein Kind
weitergeben können, und in dieser Beziehung haben die
Obertus alles, was sie zum Überleben benötigen. Die Ge-
lehrten werden die Erde erben.
Trotz des Eigenlobs, eine Familie von überlegenem Blu-
te zu sein, ist es zweifelhaft, ob ihre Stammväter überhaupt
verwandt waren. Die "Obertus" oder auch "die Verborge-
nen" dienen den Tzimisce seit den Nächten Konstantino-
pels als klerikale Berater, die den Glauben bewahrten, den
die byzantinischen Kainiten um sich herum aufgebaut hat-
ten. Nur die Familie weiß, wie sie von dort in die ange-
stammten Länder der Tzimisce kamen. Obwohl sie den
Konflikt zwischen Tzimisce und Tremere überstanden,
waren die einsamen Scholaren in den Nächten der Anar-
chenrevolte von wenig Nutzen. Die ältesten Wiedergän-
ger der Obertus, die den Generationskonflikt zwischen
den Kainiten mitverfolgt hatten, schienen zu wissen, daß
die Geschichte die Kinder bevorzugt. Sie kämpften sich an
die Seite des sich gerade gründenden Sabbat vor und ver-
ließen ein blutiges Jahrhundert später ihre Klöster und
Landgüter, um in die Neue Welt zu ziehen. Als der Sabbat
seine Auswande;ung nach Übersee begann, waren seine
gelehrten Diener an den Docks, um ihn zu begrüßen.
In Neuengland, aber auch in Süd- und Mittelamerika
gedeihen Obertusanwesen in kleinen Fischerdörfchen und
abgelegenen Siedlungen, wo sie ihre Kinder im Namen
und in der Geschichte unseres ehrenwerten Clans schulen.
Die älteren Generationen, die der Kindesaufzucht müde
sind, setzen die Studien der Familie fort. Die jüngeren
Obertus, die stolzen Eltern, warten auf die Nacht, da ihre
Kinder schließlich "etwas Vernünftigem nachgehen". Und
wenn ein paar aus der Art geschlagene Nachkommen
nichts finden, das es wert wäre, erforscht zu werden, nun ...
irgendwer muß ja auch die Wäsche machen.
Dn:: ZANTOSAS
Sex auf den Dächern. Moderne Sklaverei. Unter die
Zunge gespritztes Heroin, weil die meisten Adern - be-
schissene Wiedergängeradern - schon total vernarbt sind.
Snuff-Videos in Nobelhotels. Morde an den Reichen und
Schönen. Klaviersaiten in Cocktails. Von Fahrerflüchtigen
umgemähte Kinder. Hausmädchenmißbrauch. Tausend
Dollar Cash, damit der Bulle wegschaut. Die mächtigsten
Männer Amerikas, für zehn Tage vollkommen durchge-
dreht. Fußball im Straßenverkehr und Hunger auf Pferde-
fleisch. Wie Joints herumgereichte Drogencocktails. Tan-
zen bis zum Tod.
Alle diese Sünden sind Euch wahrscheinlich vertrauter,
als sie klingen, Alter. Exzesse beherrschen die Neue Welt,
und die Zantosas sind ihnen allen verfallen. Sie sind die
Szantovitchs, an die Ihr Euch erinnert, die Aristokraten
der Alten Welt, die sich nie einer Versuchung gegenüber-
sahen, der sie nicht verfielen. Wenn das Buch des ans
Kreuz geschlagenen Menschengottes es verteufelt, kann
man sicher sein, daß es irgendwo auf der Welt von einem
Zantosa als höchstes Sakrament geehrt wird.
Auch wenn ich nicht mehr von so einem Lebensstil an-
gezogen werde, so weiß ich doch, daß die Sterblichen sich
an diesen Dingen erfreuen. Vielleicht ist es eine Schwäche
des Zantosabluts, daß sie so schnell süchtig werden.
Einige meiner Mitkainiten sind zwar der Ansicht, sie sei-
en nutzlos geworden, aber ihre Verspieltheit macht sie so
liebenswert. Sie haben den ersten Schritt getan, der sie
über ihre Sterblichkeit hinausträgt. Kaum einer von ihnen
belastet sich mit der üblichen Moral, die die Menschen wie
Fesseln um ihre Seelen tragen. Einige Zantosas folgen so-
gar dem Pfad der Katharer, einem dekadenten Pfad der
Erleuchtung, den nur wenige Kainiten mit soviel Erfolg
verfolgen können wie diese Halbuntoten.
Es ist eine fast einhellige Meinung des Sabbats, daß man
sich nicht mit der Welt der Sterblichen abgeben sollte.
Dann, so sage ich, sollen die Zantosa diese Aufgabe über-
CLANBUCH: TZIMISCE
60
nehmen. Auch wenn sie leicht den verschiedensten Süch-
ten erliegen, so haben sie doch wertvolle Verbindungen
zur Welt der Sterblichen. Oft schon mußte ich herausfin-
den, daß Menschen mit wachsender Macht auch von im-
mer merkwürdigeren Leidenschaften beherrscht werden.
Die Zantosas kennen diese Leute. In ihren Anwesen in
New York und Mexiko-Stadt richten sie sogar Partys für sie
aus, und alle kommen: der arabische Jet-Set Scheich, der
sich einen beträchtlichen Anteil des Bruttoinlandproduk-
tes seines Staates durch seine Nase zieht, der ViaCom-Vor-
sitzende, der ständig dieses Ding im Arsch hat, der Mafia-
boß, der einen großen Teil der Einnahmen für eine
Geliebte namens Zantosa verbrät, der Redakteur der New
York Times, der Bilder sammelt, die seine Zeitung nie ab-
drucken würde und der Senator, dessen "Haushaltshilfen"
minderjährige Mädchen aus Indonesien oder Paraguay
sind. Erlaubt diesen Menschen, ihren Leidenschaften
nachzugehen, und Ihr seid die wichtigste Person in ihrem
Leben: ihr Versorger.
Ich hörte, daß zu Eurer Zeit, Alter, mehr T zimisce den
Namen Szantovitch trugen als jeden anderen. Auch wenn
einige unserer Clansgeschwister den Zantosas noch immer
den Untod schenken, stellt diese Familie nun auch Neu-
geborene für andere Sabbatclans. Die Toreador antitribu,
Schlangen des Lichts und ein paar Ventrue antitribu unga-
rischer Herkunft nehmen aus einer Linie Kinder, die frü-
her einmal fast gleichbedeutend mit unserem ganzen Clan
war. Die Toreador antitribu schätzen des "Rauch's oder
Fick's"-Lebensstil der Zantosas, während die Schlangen
des Lichts ganz wie ihr Mutterclan von ihrer Verderbtheit
und den Sünden fasziniert sind. Die ungarischen Ventrue
schließlich fühlen sich an die Adelsschichten der Alten
Welt erinnert, wann immer die Zantosas mehr Bauern zur
Jagd freilassen.
OPRICHNIHEN
Die Oprichniken, Vasallen der russischen T zimisce, kön-
nen ihre Herkunft auf das Jahr genau zurückverfolgen. Es
war im Jahre 1565, als Iwan Grozny, den die Welt später
als Iwan den Schrecklichen beklagen sollte, das russische
Königreich teilte und seine Geheimmiliz nach seinem Für-
stentum Oprichnina benannte. In diesen Jahren dienten
diese sterblichen Söldner einem sterblichen Teufel als
Halsabschneider; nur Vlad Tepes schuf ein mit Iwans
Herrschaft vergleichbares Blutreich. Die Oprichniken wie-
derum führten Iwans Befehle aus, verbreiteten Schrecken
unter der Bevölkerung, häuteten Aufmüpfige und kochten
Feinde des Zaren bei lebendigem Leibe.
Doch die Oprichniken überlebten die Herrschaft Iwans
des Schrecklichen nur knapp, denn sie litten ebenfalls un-
ter seiner "Zuwendung". Er hetzte sie in den letzten Jah-
ren seines Lebens gegeneinander auf, und nur die Bösar-
tigsten überlebten. Die russischen Tzimisce nahmen sie
auf und benutzten sie während der letzten Jahrhunderte
als Vasallen. Überraschenderweise wurden die Oprichni-
ken zu Wiedergängern, obwohl sie nie auf der geschände-
ten Erde der Karpaten dienten. Einige Unholde stellten
die Theorie auf, die Oprichniken hätten sich durch ihre
Knechtschaft unter Ivan selbst verflucht, obwohl das mehr
Fabel als Fakt ist.
Auch vor dem Aufstieg und Fall des eisernen Vorhangs
waren die Oprichniken ein gutgehütetes Geheimnis, be-
sonders gegenüber den jüngeren transsylvanischen Voivo-
den. Die Wiedergängerfamilie wurde von den russischen
Unholden als Gefolgsleute und Seneschalle eingesetzt,
aber auch als Unterhändler, Sprachrohre, Schläger und
Leibwächter. Die Oprichniken werden als solche von den
Tzimisce von Geburt an ausgebildet, um eine möglichst
große Einsatzgebietvielfalt abdecken zu können.
Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion sind die Tzi-
misce nun endlich frei von Proletariatsparolen schwingen-
den Brujah-Idealisten und argwöhnisch auf die Angele-
genheiten der Unholde blickenden Camarillaahnen. Da
die Grenzen vergleichsweise offen sind, blieben die
Oprichniken dem Rest des Clans bisher weitgehend ver-
borgen und dienen unabhängigen russischen T zimisce
oder Teilen der Oradea-Liga.
Disziplinen: Fleischformen, Tierhaftigkeit, Verdunkelung
Schwäche: Der Nachteil der Oprichniken manifestiert
sich eher als ein Fluch denn als eine Schwäche. Jeder Wie-
dergänger der Familie, ganz gleich welchen ethnischen
Hintergrundes sie sind, wird von zumindest einem Geist
heimgesucht, ähnlich der 3-Punkte-Schwäche Spuk (sie-
he Vampire: Die Maskerade, S. 331). Russische Koldunen
glauben, die Gespenster seien die Opfer von Nowgorod,
einer russischen Stadt, die von den Oprichniken während
ihrer sterblichen Existenz stark dezimiert wurde. Iwans
Sturm auf Nowgorod führte damals zur Folter und Ermor-
dung abertausender unschuldiger Zivilisten, ein Verbre-
chen, das den Wiedergängern noch immer anhaftet. Selbst
wenn ein Oprichnik durch Disziplinen oder Magie einen
Weg findet, das Gespenst loszuwerden, wird ein anderes
seinen Platz einnehmen. So bleibt der Fluch auf ewig an
ihm haften.
GHULE
Die Stimmen im Sabbat, die das Setzen auf Ghule als
Schwäche deklarieren, sind zwar laut, und wahrscheinlich
KAPITEL ZWEI: EGO UND EVOLUTION
61
DIENER DES BLUTES
Es folgen die Disziplinen der verschiedenen Wie-
dergängerlinien und die spezifischen Schwächen je-
der Familie. Weitere Informationen zu Wiedergän-
gern finden sich im Sabbat-Handbuch. •
Die Bratovitchs
Dis~iplinen: Fleischformen, Stärke, Tierhaftigkeit
Schwäche: Die Bratovitchs sind ein temperament-
voller Haufen. Ihre Ungeduld steht der der Brujah
kaum nach, und sie neigen dazu, gesetztere Men-
schen mit ihrem tollwütigen Verhalten zu beleidigen.
Erhöhen Sie die Schwierigkeiten jedes Rasereiwurfes
um2.
Die Grimaldis
Disziplinen: Beherrschung, Geschwindigkeit, See-
lenstärke
Schwäche: Grimaldis dienen nicht nur den Unhol-
den, sondern dem Sabbat im allgemeinen. Um ihre
Loyalität zu sichern, ist jedes Familienmitglied an ein
wahres Sabbatmitglied von einigem Einfluß blutge-
bunden.
Die Obertus
Disziplinen: Auspex, Fleischformen, Verdunklung
Schw~che: Als Familie unausgeglichener Intellektu-
eller haben die meisten Obertus die Geistesstörung
Obsession/Zwangsverhalten oder eine ähnliche intel-
lektuelle Geistesstörung.
Die Zantosas
Disziplinen: Auspex, Fleischformen, Präsenz
Schwäche: Zantosas sind leichte Ziele für Versu-
chung. Die Familienmitglieder können keine Wil-
lenskraft gegen übernatürliche Bezauberung ausge-
ben, wenn sie Genuß verspricht. Zusätzlich zu dieser
Schwäche muß ein Zantosa jedesmal einen Willens-
kraftwurf (mit einer vom Erzähler festgelegten
Schwierigkeit) ablegen, wenn er eine besonders erfül-
lende, genießerische Erfahrung macht. Ein Fehl-
schlag bedeutet, daß der Zantosa nach der Erfahrung
süchtig wird und versucht, sie so oft wie möglich wie-
derzuerleben.
war es auch zu Eurer Zeit so, doch teilen viele Sektenmit-
glieder ihr Blut mit Menschen oder noch geringeren Ar-
ten. Gerade der Clan T zimisce bildet da keine Ausnahme,
auch wenn die meisten von uns sich für komplexere Auf-
gaben auf Wiedergänger verlassen. In der langen Ge-
schichte des Clans haben sich die Tzimisce immer auf
Sterbliche verlassen, seien es nun Soldaten, Leibwächter,
Diener oder Testobjekte, und unsere Herrschaft über das
Tierreich erlaubt uns auch, Raubtieren unseren Willen
aufzuzwingen.
Es ist ein allgemeines Vorurteil, wenige Ghule verrich-
teten den Dienst unter einem Tzimisce unverändert - die
Modifikationen an ihren Körpern zeichnen sie für immer,
lassen sie aber ihre Aufgaben wesentlich effizienter ausfüh-
ren. Das mag auf einige unserer Geschwister zutreffen,
 aber die komplette kainitische Existenz würde entdeckt
und beendet, wenn jeder Unhold heulende Szlachta-Hor-
den in die Nacht entließe. Einige Tzimisce formen das
Fleisch ihrer Ghule, doch das fällt nur auf, weil wir der ein-
zige Clan sind, der zu so etwas überhaupt im Stande ist.
Damit sei gesagt, daß die Kunst des Fleischformens wäh-
rend Eures Schlummers nicht verlorengegangen ist, Alter.
Wenn es ans Eingeghulte geht, haben selbst die Jüngsten
unseres Clans unsere Traditionen nicht vergessen, und
obwohl man seit mindestens einem Jahrhundert keinen
mehr gesehen hat, kennen die Kinder der T zimisce (in-
stinktiv, wie mein Erzeuger sagte) den Namen Vozhd.

BEISPIELGHULE
Es folgen Beispiele für die verbreitetsten Ghularten, die
dem Clan Tzimisce dienen. Manche Werte unterscheiden
sich leicht von denen aus anderen Veröffentlichungen.
Keine zwei T zimisce bauen dieselbe Art Ghul. Außerdem
sollten, wenn der Erzähler Zeit hat, individuelle Ghule
angepaßt werden. Ein "generischer" Ghul ist genauso un-
realistisch wie ein "generischer" Kainit. Kurz gesagt, ver-
wenden Sie die Werte, die sie möchten.

HÖLLENHUND

Höllenhunde sind große Hunde, meist Mastiffs, die zur

Dienerschaft unter den T zimisce geghult wurden. Im Mit-
telalter nutzten die Unholde vor allem die tierhaft ge-
schärften Sinne der Hunde und ihre Wildheit, um ihre
Zufluchten zu schützen. Bratovitch-Wiedergänger züchten
auch heute noch die Hunde und verwenden Fleischfor-
men, um ihnen größere Kiefer, stärkere Muskeln und
durch eine fast nur bei alten Bratovitch bekannte Technik
eine bessere Sicht und einen besseren Geruchssinn zu ge-
ben.
Körperlich: Körperkraft 4, Geschick 3, Widerstandsfähig-
keit 4
Gesellschaftlich: -
Geistig: Wahrnehmung 5, Intelligenz 1, Geistesschärfe 3
Fähigkeiten: Aufmerksamkeit 4, Ausweichen 3, Ein-
schüchterung 3, Empathie 1, Handgemenge 4, Heimlich-
keit 2, Sportlichkeit 2
Disziplinen: Stärke 2
Willenskraft: 6
Blutvorrat: 4
Angriffe: Biß/S Würfel + Stärke, Klauen/3 Würfel +
Stärke
Gesundheitsstufen: Ok, Ok, -I, -1, -2, -2, -5, außer Ge-
fecht

SZLACHTA

In den Letzten Nächten wurde Szlachta zu einem Sam-

melbegriff für einen als Leibwächter verwendeten fleisch-
geformten Ghul. Unholde erschaffen diese Kreaturen als
Soldaten oder Wächter, weswegen sie über fast jede vor-
stellbare Anzahl Dornen, Klauen, gezackten Auswüchsen
und Knochenplatten verfügen. Die folgenden Beispiele
beschreiben nur einige Szlachta-Varianten. Jeder Tzimisce,
der etwas auf sich hält, verpaßt seinen Ghulen eine Art
Markenzeichen. Manche markieren ihren Besitz gar wie
Vieh.

CLANBUCH: TZIMISCE
62
 Menschlicher Szlachta
Körperlich: Körperkraft 4, Geschick 3, Widerstandsfähig-
keit 5
Gesellschaftlich: Charisma 1, Manipulation 1, Erschei-
nungsbild 0
Geistig: Wahrnehmung 3, Intelligenz 2, Geistesschärfe 3
Fähigkeiten: Aufmerksamkeit 3, Ausweichen 2, Handge-
menge 3, Heimlichkeit 2, Nahkampf 1, Sportlichkeit 1,
Überleben (Spurensuche) 4
Disziplinen: Seelenstärke 1, Stärke 1
Tugenden: Gewissen 1, Selbstbeherrschung 3, Mut 4
Moral: Menschlichkeit 2
Willenskraft: 4
Angriffe: Dornenklinge/6 Würfel + Stärke
Die meisten Szlachta haben Knochenauswüchse, Dor-
nen oder Zähne, die tödlichen Schaden verursachen.
Gesundheitsstufen: Normalerweise 7, wie der ursprüngli-
che Mensch.
Tier-Szlachta
Körperlich: Körperkraft 4, Geschick 3, Widerstandsfähig-
keit 4
Gesellschaftlich: keine
Geistig: Wahrnehmung 4, Intelligenz 1, Geistesschärfe 4
Fähigkeiten: Aufmerksamkeit 3, Ausweichen 3, Ein-
schüchterung 2, Empathie 1, Handgemenge 2, Heimlich-
keit 3, Sportlichkeit 2
Disziplinen: Seelenstärke 1, Stärke 2
Willenskraft: 2
Angriffe: Biß/5 Würfel + Stärke, Klauen/3 Würfel +
Stärke
Gesundheitsstufen: Ok, Ok, -1, -1, -2, -3, -5, außer Ge-
fecht
VOZHD
Vozhd sind riesige, zusammengefügte Ghulmengen, zu-
mindest zwei Stockwerke hoch und zwei Tonnen schwer.
Ihre Körper sind unaufhaltsame Vernichtungswaffen, bedeckt
von Mäulern voller rasiermesserscharfer Zähne, aus allen
möglichen Gliedmaßen wachsenden, zwei Meter langen Kno-
chenklingen und Tentakeln, die ihre Beute an das Ungetüm
heranziehen. Diese Kreaturen haben kaum Intelligenz und
sind ständig in Raserei, was sie kaum kontrollierbar macht. Ihr
einziger Lebenssinn ist, alles in Sichtweite zu zerstören.
Die Erschaffung einer solchen Monstrosität erfordert
zumindest 15 Ghule, obwohl diese Zahl bei einigen Krea-
turen auch auf über 30 steigen kann. Die Obertus-Biblio-
thek New Yorks beherbergt gar Aufzeichnungen über ei-
nen Vothd, der von 6 verschiedenen Unholden aus 100
Ghulen geschaffen wurde.
Sowohl Tiere als auch Menschen können in die Leiber
dieser Bestien eingearbeitet werden. In der Alten Welt
verwendeten Tzimisce, die die entsprechenden Rituale
kannten, auch Wölfe, Falken, Ziegen und selbst die Pfer-
de und Haustiere ihrer Untergebenen, wenn anderes Ma-
terial knapp war. Nur wenige Tzimisce wissen in den Letz-
ten N ächten noch um das Geheimnis
Vozhd-Erschaffung, aber unter den Rudeln Mexikos halten
sich die Gerüchte über titanische, mit Haus- und Meeres-
tieren verschmolzene Menschenkörper oder aus tausen-
den Ratten oder Schlangen bestehende Ungetüme.
KAPITEL ZWEI: EGO UND EVOLUTION
EIN LEITFADEN ZU IMPROVISIERTEN
GHULEN UND WIEDERGÄNGERN
Hier finden Sie eine abgespeckte Version der Cha-
raktererschaffung für Ghule und Wiedergänger.
• Schritt Eins: Charakterkonzept
Wählen Sie ein Konzept: Ghul oder Wiedergänger,
(nur Wiedergänger), wählen Sie eine Wiedergän-
gerfamilie.
• Schritt Zwei: Auswahl der Attribute
Priorisieren Sie die Kategorien: körperlich, gesell-
schaftlich, geistig (6/4/3).
• Schritt Drei: Auswahl der Fähigkeiten
Priorisieren Sie die Kategorien: Talente, Fertigkei-
ten, Kenntnisse (11/714).
• Schritt Vier: Auswahl der Vorteile
Wählen Sie Hintergründe (5), Disziplinen (Stärke
1 und 1 Punkt in einer weiteren Disziplin, mehr
dazu unten) und Tugenden (7, 5 für Sabbatghule
und Wiedergänger).
Ghule: Wählen Sie eine Ihrem Erzeuger bekannte
Disziplin.
Wiedergänger: Wählen Sie eine Familiendisziplin.
• Schritt Fünf: Letzte Handgriffe
Tragen sie Tugenden, Menschlichkeit/Pfad der Er-
leuchtung, Willenskraft und Blutvorrat auf dem
Charakterbogen ein.
Geben Sie freie Zusatzpunkte (21) aus. Die Kosten
sind dieselben wie für einen Vampir, mit der Aus-
nahme von Disziplinen, die 10 freie Zusatzpunkte
pro Punkt kosten.
Anmerkungen: Wiedergänger bilden pro Abend 1
Punkt Vitce. Dieses Blut kann keine Vampire, Ghule
oder Blutsbande erzeugen. Eine Wiedergänger hat
einen maximalen Blutvorrat von 10, plus 1 für jedes
volle Jahrhundert, das er überlebt hat.
Um einen Vozhd zum Leben zu erwecken, werden die
einzelnen Ghule zu einer homogenen Wesenheit zusam-
mengeformt. Eine Herangehensweise wäre, die Skelette
der Ghule zu einem großen Grundgerüst zu verarbeiten
und dann das daranhängende Fleisch neu darum zu dra-
pieren, während die Organe im Inneren geschützt liegen.
Dieser Prozeß kann Monate dauern, aber der Unhold muß
sich beeilen, denn die gebrochenen Wesen, die noch kei-
nen einheitlichen Organismus bilden, benötigen konstan-
te Vitce-Infusionen, um nicht am Schock zu sterben. Den-
noch gibt erst eine längere Leidenszeit einem Vozhd die
passende Wildheit.
Sobald die Konstruktion komplett ist, gibt der Tzimisce
der Kreatur ein Gemisch des Blutes aller eingearbeiteten
der Körper zu trinken, um die Geister der Wesen in eine Art
Blutsband zueinander zu zwingen. Auf diesem Band auf-
bauend muß der Unhold das Tier im Inneren der einzel-
nen Bestandteile zu einem zwar wahnsinnigen, aber einzel-
nen Tier verschmelzen lassen. Traditionell wird dies durch
63
 ein koldunisches Ritual bewirkt, das aber in den Letzten
Nächten fast verloren ist. Allerdings haben einige Tzi-
misce ein so fortgeschrittenes Verständnis der Tierhaftig-
keit entwickelt, daß sie dasselbe Resultat erzielen können.
Selbst auf der Höhe der Dominanz des Clans in der Al-
ten Welt kannten nur wenige Tzimisce die passenden Ri-
tuale (die sie eifersüchtig hüteten), und noch weniger nah-
men das Wagnis auf sich, eine so unkontrollierbare
Kriegsmaschine zu schaffen. In den heutigen Nächten
können selbst die kenntnisreichsten Tzimisce-Ahnen die
Zahl der existierenden Vozhd an einer Hand abzählen.
Körperlich: Körperkraft 8, Geschick 2, Widerstandsfähig-
keit 6
Gesellschaftlich: Keine
Geistig: Wahrnehmung 1, Intelligenz 1, Geistesschärfe 2
Fähigkeiten: Aufmerksamkeit 5, Einschüchterung 6,
Handgemenge 2
Disziplinen: Seelenstärke 4, Stärke 6
Willenskraft: 10
Blutvorrat: 20/2
Gesundheitsstufen: Ok (x5), -2 (x5), -5(x3), außer Ge-
fecht
Angriffe: Schlag/8 Würfel + Stärke; Biß/8 Würfel, trifft
automatisch in der Runde nach erfolgreichem Greifen,
Zerquetschen/6 Würfel Schaden, dann weiter festgehalten
Mehrere Angriffe: Vozhd erhalten 10 zusätzliche Würfel,
die auf mehrere Angriffswürfelvorräte aufgeteilt werden
können, wobei kein Würfelvorrat den normalen Vorrat aus
Geschick + Nahkampf überschreiten darf
Anmerkungen: Immun gegen jede Beherrschungs-, Prä-
senz- und Tierhaftigkeitskraft unter •••••. Auf Wunsch
des Erzählers kann der Anblick eines Vozhd einen Wurf auf
Rötschreck oder Geistesschärfe + Okkultismus (Schwie-
rigkeit 10) erfordern, um einer spontanen Geistesstörung
zu entgehen.

GEISTESSTÖRUNGEN
Viele Tzimisce behandeln ihre Ghule, wie ein Maler
Leinwände behandeln würde, wenn er einen unerschöpfli-
chen Vorrat von ihnen hätte. Kaum einer macht sich über
die psychischen Schäden Gedanken, die sie bei ihren Un-
tergebenen anrichten. Einem Tzimisce als Diener oder,
noch schlimmer, als Versuchstier zu dienen, kann schwere
Geistesstörungen hervorrufen. Im folgenden finden Sie
drei Geistesstörungen, die Ghule mit höherer Wahrschein-
lichkeit entwickeln können. Mit der Ausnahme der sexu-
ellen Dysfunktion können auch Kainiten diese Störungen
entwickeln.
Wiedergänger haben ein noch höheres Risiko, diese Stö-
rungen zu entwickeln, nicht nur wegen ihres Kontakts zu
den Tzimisce, sondern auch wegen ihrer Kindheit. Eine
Wiedergängerin, die mit dem Wissen aufwuchs, daß ihr
Vater ihr bei jedem Fehlverhalten einen Finger abbeißen
würde, wird sich theatralisch nach Zuneigung sehnen oder
könnte unter Rückblenden von der Nacht leiden, in der
ihr Vater ihr den kleinen Finger abbiß, als sie einen Teller
fallenließ. Wegen der Mißhandlungen durch ihren Vater
könnte sie auch jedem anderen Mann mißtrauen. Sollte
sie je eine Kainitin werden, wird sie wahrscheinlich diese
seelischen Narben auch im Untod tragen.

CLANBUCH: TZIMISCE
64
THEATRALIH
Manche Ghule unterdrücken ihre Drang nach Flucht
oder glauben, ihnen stünde durch ihre neuen Kräfte eine
bestimmte Menge Aufmerksamkeit zu. Ghule, die Thea-
tralik entwickelt haben, müssen ständig der Mittelpunkt
der Aufmerksamkeit sein. Sie spielen jede noch so kleine
Emotionsveränderung hoch oder kleiden sich provokant.
Pro Szene muß ein theatralischer Ghul 1 Willenskraft-
punkt ausgeben, um nicht auf irgendeine Art aufzufallen.
Wenn seine Suche nach Anerkennung keinen Erfolg hat,
kann er keine Willenskraft ausgeben, und die Schwierig-
keit seiner Rasereiwürfe steigt um 3.
Vampire können diese Geistesstörung auch entwickeln.
Ein Küken könnte zum Beispiel unterbewußt gegen seinen
gleichgültigen Erzeuger rebellieren. Ein alter Kainit, dem
der ihm für sein Alter eigentlich zustehende Status fehlt,
könnte die Obsession entwickeln, sich überall zu produzie-
ren, und ein Nosferatu könnte sein gräßliches Erschei-
nungsbild oder sogar seine ständige Verdunklung über-
kompensieren.
Hinweis an die Spieler: Diese Geistesstörung ist kein Frei-
schein, um jede Szene zu torpedieren und es dann als Rol-
lenspiel zu bezeichnen. Theatraliker sind der Meinung an-
derer gegenüber überempfindlich und bemerken sehr wohl
die verständnislosen Blicke der Menge, wenn sie ihr bizar-
res Schauspiel vortragen. Theatraliker sind hoffnungslose
Fälle, und die meisten betrachten sie als genau das, wenn
sie ihr kotverschmiertes Grinsen aufsetzen oder sich wei-
gern, eine Bühne zu verlassen. Ein Theatraliker kann sich
aber auch eine Person aus der Menge aussuchen und sie
die ganze Nacht um Aufmerksamkeit heischend umgar-
nen. Falls sie der Ansicht sind, jemand habe sie an die
Wand gespielt, rennen sie oft ziellos fort. Wenn Ihr Erzäh-
ler diese Geistesstörung zuläßt, spielen Sie sie bitte als
emotionale Störung und nicht als Grund, um anderen auf
den Geist zu gehen.
POSTTRAUMATISCHES STRESSSYNDROM
Posttraumatische Streßsyndrome (PTSS) treten als Re-
aktion auf schwere Traumata auf, wie zum Beispiel Kampf,
Vergewaltigung oder Dienerschaft bei einem Tzimisce. Ein
als Testobjekt für supradermale Knochenkunst mißbrauch-
ter Ghul könnte diese Geistesstörung entwickeln, ebenso
ein Diener, der mit ansehen mußte, wie sein hungriger
Herr seine sterbliche Familie verschlang. Auch Vampire
können Opfer von PTSS werden, zum Beispiel, wenn sie
einen Wolflingsangriff überleben oder tagsüber in einer
brennenden Zuflucht erwachen.
Die Symptome sind wiederkehrende, erschöpfende
Rückblenden oder die extreme Vermeidung von Situatio-
nen, die möglicherweise dem Trauma ähnlich werden
könnten. Der Spieler eines Ghuls oder Vampirs, bei dem
PTSS auftritt, muß 1 Willenskraftpunkt ausgeben, um sich
solchen Situationen zu stellen. Wenn man ihn durch ein
Blutsband oder geistige Kontrolle dazu zwingt, dem trau-
matischen Ereignis gegenüberzutreten, kann der Spieler
des Geisteskranken keine Willenskraftpunkte für automa-
tische Erfolge ausgeben und alle seine Würfelvorräte für
die Situation sind halbiert (abgerundet). Verpatzte Wil-
KAPITEL ZWEI: EGO UND EVOLUTION
65
lenskraftwürfe unter anderen Umständen lassen den Cha-
rakter von Rückblenden überflutet werden, wenn der Er-
zähler so entscheidet, üblicherweise mit den oben be-
schriebenen Abzügen. Ein unter dieser Geistesstörung
leidender Ghul wird von seinem Domitor üblicherweise
getötet oder als Arbeitsmaterial verwendet. Der Clan T zi-
misce benötigt effiziente Diener.
SEXUELLE DYSFUNHTION
Ein Ghul, der einige Zeit unter dem Joch eines Tzimisce
verbringt, kann eine Vielzahl sexueller Funktionsstörun-
gen entwickeln. Bei weiblichen Ghulen tritt oft Vaginis-
mus auf, eine unwillkürliche Kontraktion der Vaginal- und
Rektalmuskulatur, um ein mögliches Eindringen zu ver-
hindern, ebenso wie Dyspareunia, die sich in schweren
Schmerzen beim Geschlechtsakt auswirkt. Männer fixie-
ren sich, falls sie nicht vollkommen impotent werden,
manchmal sexuell auf Handlungen(auch ganz normale),
die ihr Domitor bevorzugt. Im allgemeinen ist es durch
diese Umstände wahrscheinlich, daß der Ghul eine voll-
kommene Abneigung gegen Sex entwickelt und sich da-
durch noch weiter von dem Lebensstil entfernt, den er
vorher hatte.
Bevor der Erzähler diese Geistesstörung zuläßt, sollte
überlegt werden, ob alle Spieler damit umgehen können.
Viele Menschen möchten solche persönlichen Probleme
nicht bis ins Detail erforschen, besonders nicht in einem
Spiel. Obwohl diese Thematik ein Nährboden für unschö-
ne Situationen sein kann, bietet sie die Möglichkeit, Ihre
Spieler zu fordern und gleichzeitig Entgleisungen zu ver-
meiden. Diese Geistesstörung kann auch ausgespielt wer-
den, ohne ins Detail zu gehen, und der Erzähler kann sich
auf die wahrscheinlichen Auswirkungen konzentrieren,
die sie auf Beziehungen in der Welt der Sterblichen hat.
HOLDUNISCHE HEXEREI
Die koldunische Hexerei war einst das Monopol der Kol-
dunen der Alten Welt. Im Laufe der Jahrhunderte wurde
diese Kunst von Generation zu Generation weitergegeben,
so daß in den heutigen Nächten selbst einige Neugebore-
ne die Wege kennen.
Warum bringen wir Kindern unsere Magie bei?
Das hängt davon ab, wen Ihr fragt. Die derzeitige Voivo-
din ist der Ansicht, die alten Koldune hätten ihre Weisheit
nicht freiwillig preisgegeben. Statt dessen soll ein Rudel
die Geheimnisse gestohlen und sie frei weitergegeben ha-
ben, vielleicht, um einem Ahnen den Vorteil zu nehmen,
den er durch die Beherrschung weithin unbekannter Kräf-
te hatte. Mitglieder des Beraterstabes der Regentin glau-
ben, nach der Vernichtung der mächtigsten Koldunen hät-
ten die verbliebenen Hexer verzweifelt Schüler gesucht,
um ihre Kunst nicht sterben zu lassen, während Gehenna
vor der Tür stand.
Koldunismus war schon immer die Kunst junger Kaini-
ten, auch wenn die jüngsten Kainiten zu der Zeit, als sie
verbreitet war - also lange bevor Ihr in Starre lagt -, der
6. Generation angehörten. Die kaum erst untoten Neuge-
borenen haben oft eine naive Einstellung gegenüber der
Wirklichkeit und müssen ihre Seele noch gegen die Gei-
sterwelt stärken. Die Stimme des Landes spricht klarer zu
den Jungen, so wie damals zu Lugoj und Velya.
Koldunische Hexerei basiert auf fünf verschiedenen
Hauptpfaden oder Wegen: den Wegen der Erde, des Was-
sers, des Windes, des Feuers und des Geistes. Die "verbor-
genen Wege", Pfade, die selbst während der Blütezeit des
Clans kaum bekannt waren, sind unter den Koldunen der
Letzten Nächte wieder aufgetaucht. So weit die Voivodin
und andere Ahnen des Clans wissen, ist kein alter Koldune
aus der Starre erwacht, um diese Wege erneut zu lehren.
Es scheint, als hätten die Neugeborenen, das verblassende
Erbe Kains, diese Wege wiederbelebt. Einige Unholde
glauben, daß die Koldune von den Geistern selbst lernen.
Mit der wachsenden Zahl der Koldunen hat sich auch ihr
Repertoire an Ritualen vervielfacht. Nodisten graben fast
schon monatlich neue Rituale aus, doch selbst diese Ge-
schwindigkeit befriedigt einige der jungen Koldune kaum.
Ein paar der Begabtesten unter ihnen arbeiten an neuen,
eigenen Ritualen.
DER WEG DER TRAUER
Von Kruchina, einer Leidensgöttin, die man als ständig
weinende Frau darstellt, bis hin zu Likho Odnoglazoye,
dem ausgemergelten, einäugigen Weib, das Not und Lei-
den repräsentiert, sind die Pantheons Osteuropas mit
Gottheiten geradezu überladen, die über Unglück, Hun-
ger, Bitterkeit und Tod herrschen. Ob die Götter selbst ihre
Namen hören oder ob statt dessen Geister auf ihre Anrufung
antworten weiß man nicht, doch ein Koldune, der den verbor-
genen Weg der Trauer beherrscht, kann über die abgründig-
sten Kräfte dieser Gottheiten gebieten. Der Weg kümmert
sich nicht um Gottheiten des Überflusses, sondern nur um
solche, die Kummer und Tragödien bringen.
Wie der Weg des Feuers wird der Weg der Trauer von
dem Wert des Koldunen in Manipulation beherrscht, und
die Schwierigkeit jeder Kraft ist die permanente Willens-
kraft des Opfers anstatt der üblichen 4+Stufe der Kraft.
Des weiteren kann ein Opfer Willenskraft ausgeben, um
einen Effekt abzuschütteln, ist aber immer noch anfällig
gegen einen erneuten Einsatz der Disziplin.
Eine letzte Anmerkung: Die Beschäftigung mit vergesse-
nen Göttern fordert Opfer, besonders, wenn es sich um so
ernste und boshafte Bereiche handelt. Wenn man ihn feh-
lerhaft anruft, wendet sich der Pfad der Trauer gegen den
Koldunen. Bei einem Patzer erleidet der Unhold die Aus-
wirkungen der Kraft, als hätte er 5 Erfolge gewürfelt.
TdD-System: Wenn Sie eine Stufe des Wegs der Trauer
heraufbeschwören, geben Sie eine Willenskrafteigenschaft
aus und versuchen Sie eine gesellschaftliche Herausforde-
rung gegen ihren Gegner (und benutzen Sie die Fähigkeit
Koldunismus für Revanchen). Wenn Ihr Gegner Sie aller-
dings erfolgreich überbietet, erleiden Sie den gewünschten
Effekt für 5 volle Runden. Wenn ein Effekt eine Runden-
dauer hat, tritt die Wirkung ein, sobald Sie ihn benutzen
und hält an Ihren Runden gemessen an - wenn Sie also
eine Kraft auf einen Gegner anwenden tritt die Wirkung
sofort nach der Herausforderung ein und hält bis zum Be-
ginn Ihrer nächsten Runde. Zählen Sie volle Runden ab,
nicht Aktionen, falls Sie aus irgend einer Quelle mehrere
Aktionen haben (zum Beispiel durch Geschwindigkeit).
CLANBUCH:
66
Der Gegner darf eine Willenskrafteigenschaft ausgeben,
um den emotionsverändernden Auswirkungen des Wegs
der Trauer zu widerstehen, doch das macht ihn nicht ge-
gen die Disziplin selbst immun. Das Ziel kann also die Aus-
wirkungen eines bestehenden Effektes abschütteln, kann
aber problemlos in der nächsten Runde erneut angegriffen
werden.
• DIE ENTTÄUSCHUNGEN DER NESTRECHA
Diese nach der Göttin der Trauer und des Mißerfolgs
benannte Kraft erlaubt dem Koldunen, seinem Gegenüber
die Entschlossenheit zu nehmen. Die Blicke des Koldunen
rauben dem Ziel jeden Antrieb. Obwohl der Geist des Op-
fers von resignierendem Pessimismus oder Niedergeschla-
genheit überflutet ist, kann es sich immer noch gegen den
Koldunen wehren, wenn auch nur halbherzig und furchter-
füllt. Es bringt nichts von seinem einstigen Schneid auf.
System: Der Spieler des Koldunen gibt einen Punkt Wil-
lenskraft aus. Würfeln Sie Manipulation + Koldunismus
(Schwierigkeit = Willenskraft des Opfers). Pro Erfolg
kann das Ziel 1 Runde keine Willenskraft für den Einsatz
von Disziplinen oder für automatische Erfolge ausgeben.
Erzähltechnisch fehlt dem Opfer für die Wirkungsdauer
wahrscheinlich die Fähigkeit zu starken Gefühlen oder
Geisteshaltungen (,,was macht das schon für einen Unter-
schied?" oder "Ist mir doch egal."). Um diese Kraft einzu-
setzen, muß der Koldune Blickkontakt herstellen.
TdD-System: Stellen Sie Blickkontakt mit dem Ziel her
und tätigen Sie die normalen Ausgaben für den Weg der
Trauer (falls Sie Probleme mit Leuten haben, die auf gera-
dezu lächerliche Weise versuchen, jeden Augenkontakt zu
vermeiden, greifen Sie auf die Lösungen zurück, die Sie für
Beherrschung verwenden.) Wenn Sie Ihr Gegenüber in ei-
ner gesellschaftlichen Herausforderung schlagen, kann es
bis zu Ihrer nächsten Runde keine Willenskrafteigenschaf-
ten ausgeben, um Disziplinen zu aktivieren. Zu Beginn Ih-
rer nächsten Runde können Sie (als reflexive Handlung)
eine gesellschaftliche Eigenschaft ausgeben und eine wei-
tere Probe ablegen, um die Wirkung der Kraft zu verlän-
gern (vorausgesetzt, Sie waren beim ersten Mal erfolg-
reich). Zum Aufrechterhalten der Kraft wird auch kein
Blickkontakt mehr benötigt. Sobald eine der folgenden
gesellschaftlichen Herausforderungen fehlschlägt oder Sie
sich entscheiden, die Kraft nicht weiter aufrechtzuerhal-
ten, endet sie umgehend.
•• DER SPOTT DER HRIVDA
Jeder Unhold, der etwas auf sich hält, kann eine blumi-
ge Beleidigung ausstoßen. Aber mit dieser Kraft sichert
Krivda, eine Göttin des Hasses und der Bitterkeit, daß die
Bemerkung zutiefst verletzt und erzürnt. Im lange vergan-
genen Konflikt zwischen Tremere und Tzimisce führten
die Koldunen Krivda auf der Zunge und trieben ihre Usur-
patorengegner in Raserei. Sie zogen es vor, mit geifernden
Fängen statt mit berechnender Thaumaturgie zu tun zu
haben. Der Einsatz der Kraft ist gefährlich, aber sie kann
einen körperlich schwachen Gegner aus dem Gleichge-
wicht bringen, der sich sonst auf Disziplinen verläßt, oder
einen anderen Kainiten in die peinliche Situation einer
öffentlichen Raserei bringen.
TZIMISCE
System: Nachdem der Spieler 1 Willenskraftpunkt ausge-
geben hat, beleidigt der Koldune sein Ziel auf die erniedri-
gendste und empörendste Weise, zu der er fähig ist. Wür-
feln Sie Manipulation + Koldunismus (Schwierigkeit =
Willenskraft des Ziels) .Wenn der Wurf erfolgreich ist, wird
das Ziel von unbeschreiblichem Zorn erfüllt und greift den
Koldunen an. War das Ziel ein Vampir, muß es augenblick-
lich eine Rasereiprobe ablegen (Schwierigkeit 5 + Anzahl
der Erfolge des Koldunen).
TdD-System: Bedenken Sie ihr Opfer mit einem beleidi-
genden Fluch, während Sie Willenskraft ausgeben und
eine gesellschaftliche Herausforderung aussprechen. Sie
müssen eine wie auch immer geartete Beleidigung aussto-
ßen, ansonsten schlägt die Kraft automatisch fehl. Ältere
Kainiten mögen biblisch anmutende Flüche murmeln,
während junge Tzimisce fremde Ohren mit Gangsta-Aus-
drücken auf eine harte Probe stellen können. Wenn Sie
angemessen spielen und die gesellschaftliche Herausforde-
rung gewinnen, verfällt Ihr Ziel automatisch in Wut und
versucht, Sie anzugreifen. In der nächsten Runde muß das
Opfer eine körperliche Attacke gegen Sie ausführen, wenn
es dazu im Stande ist. Wenn der Gegner ein Vampir ist, kann
er mit einer Selbstbeherrschungs-Tugendprobe (Schwierigkeit
4) widerstehen, aber wenn diese fehlschlägt, verfällt er in Ra-
serei, die üblicherweise 5 Minuten anhält.
••• DA':) WEINEN DER HRUCHINA
Der Blick eines Koldunen kann anderen so zu Herzen
gehen, daß sie nichts anderes tun können als weinen. Die-
se Kraft läßt mehr als nur ein paar Tränen fließen, sie be-
wirkt hysterisches Heulen, Schluchzen und Zähneknir-
schen, während das Ziel von Depressionen geschüttelt
wird. Vampire etwa könnten ihre verlorene Humanitas
oder eine längst verstorbene Geliebte beklagen. Manch-
mal ist die Quelle der Trauer aber nicht ersichtlich, des-
wegen glauben Koldunen, sie gössen die gesammelte Trau-
er ihres kranken Landes in die Seelen ihrer Opfer.
System: Der Spieler des Koldunen gibt einen Willenskraft-
punkt aus und würfelt auf Manipulation + Koldunismus
gegen die Willenskraft des Ziels. Pro Erfolg ist das Opfer 1
Runde lang von intensiver Trauer überwältigt und weint
unkontrollierbar. Handlungen, die auch nur ein Mindest-
maß an Konzentration erfordern, sind unmöglich. Wenn
das Ziel Vampir ist, verliert es jede Runde einen Blut-
punkt, da ihm seine Vitre aus den Augen strömt.
TdD-System: Führen Sie Ihre Weg der Trauer-Probe gegen
einen Gegner durch. Bei Erfolg verfällt das Opfer in hyste-
risches Schluchzen. Auch wenn es dem Ziel noch möglich
sein könnte, wegzurennen oder sich zu verteidigen, ist die
für geistige oder gesellschaftliche Herausforderungen nö-
tige Konzentration unmöglich. Sie können die Kraft durch
zusätzliche (reflexive) gesellschaftliche Ausgaben und Pro-
ben erweitern, wie schon bei den Enttäuschungen der Nest-
recha beschrieben. Jede Runde, die ein Vampir unter den
Auswirkungen dieser Kraft steht, verliert er eine Blutei-
genschaft durch die Bluttränen, die er verströmt.
•••• DA':) UNGLÜCH DE':) CHERNOGOLOV
Mit der Erklärung, eine Person sei zum Unglück oder
Versagen verdammt, beschwört der Koldune die Aufmerk-
KAPITEL ZWEI: EGo UND EVOLUTION
67
samkeit Chernogolovs, des silberschnurrbärtigen Gottes
des Mißgeschicks, herauf. Unter Chernogolovs pechver-
heißenden Blick will dem Opfer nichts mehr recht von der
Hand gehen, und wenn es schließlich zu einem Fehlschlag
kommt, ist dieser immer spektakulär.
System: Der Koldune gibt 1 Willenskraftpunkt aus und
würfelt Manipulation + Koldunismus (Schwierigkeit =
Willenskraft des Opfers). Jeder Erfolg läßt das Opfer 1
Runde lang automatisch 2 Erfolge von seinen Würfen ver-
lieren. Unter diesen Umständen eintretende Patzer sollten
vom Erzähler als katastrophal behandelt werden.
TdD-System: Wenn Sie das Unglück des Chernogolov
heraufbeschwören und eine entsprechend unheilverkün-
dende Phrase ausstoßen, erleidet Ihr Gegner sofort zwei
negative Eigenschaften bei jeder Herausforderung. So muß
der Gegner mindestens 3 Eigenschaften einsetzen, um über-
haupt eine Herausforderung abzuwickeln und er verliert
jede zusätzliche Eigenschaft, die er bei einer fehlgeschla-
genen Herausforderung riskiert hat. Weiterhin sind für das
Opfer aufgrund der negativen Eigenschaften Fehlschläge
bei Proben wahrscheinlicher. Diese Abzüge sind kumula-
tiv mit Verwundungs- oder anderen Abzügen, unter denen
das Opfer steht.
••••• DER HUNGERTOD DER MARENA
Indem er die Gattin Kupalas anruft, beschwört der Kol-
dune die Kälte und den Hunger, die ihre Domänen sind.
Eine frostige Sturmböe erfaßt das Opfer und läßt es zit-
ternd zurück, so als hätte es gerade den kältesten aller
Winter überlebt. Das frierende und hungernde Opfer
klammert sich nur noch ans (Un-)leben, üblicherweise
unfähig, dem Koldunen zu widersprechen.
System: Der Spieler des Koldunen gibt 1 Willenskraftpunkt
aus und würfelt Manipulation + Koldunismus (Schwierig-
keit = Willenskraft des Opfers). Für jeden Erfolg erleidet
das Ziel 2 Stufen Schlagschaden, der normal absorbiert
werden kann. Vampire verlieren außerdem 1 Blutpunkt
pro erzieltem Erfolg des Koldunen ... gesunde Beute war in
den osteuropäischen Wintern rar gesät.
TdD-System: Rufen Sie den Namen Marenas an und
sprechen Sie Ihre Weg der Trauer-Herausforderung gegen
das gewünschte Ziel aus. Wenn Sie gewinnen, erleidet der
Gegner 2 Stufen Schlagschaden und verliert, wenn er ein
Vampir ist, eine Bluteigenschaft. Wenn Sie mehr gesell-
schaftliche Eigenschaften als Ihr Ziel haben, können die
Auswirkungen noch tödlicher sein. Pro 2 derzeitigen ge-
sellschaftlichen Eigenschaften, die Sie mehr als Ihr Opfer
haben, erleidet es zwei weitere Schadensstufen und einen
Punkt Blutverlust. Wenn Ihr Gegner mehr gesellschafrliche
Eigenschafren als Sie hat, gibt es abgesehen von der Möglich-
keit, überboten zu werden, keine negativen Auswirkungen.
Genug nun, Methusalem. Ich habe genug geschrieben
und überlasse Euch nun dem Schicksal, das die modernen
N ächte für Euch bereit halten.
ANDERE DISZIPLINEN
Troilus Cressida:
Oslo ist ein Dreckloch. Nachdem er deinen Brief erhalten
hatte, wollte Methusalem antworten. Er diktierte, ich übersetz-
te. Ich habe seine Ausdrucksweise bereinigt, wo es mir möglich
war. Seine Fänge sind so stumpf, Erzeuger ... bitte schickt bald
nach uns.
- Ezra
Nachfahre:
In der Erfüllung Deiner Blutpflichten mir gegenüber
hast Du dieser jüngsten Generation ihren Teil vorenthal-
ten. Du hast von ihr mit solcher Abscheu geschrieben. Ich
habe mich unter sie gemischt und wurde Zeuge ihres We-
sens. Sie sind wohl kaum die "Mongolen", die Du beschrie-
ben hast. Ich traf Ärzte und Wissenschaftler, eine Rudel-
priesterin, die sprach, bis die Ziele des Sabbat glorreich in
meinen Adern sangen ... obwohl ich einer derjenigen bin,
den diese neidische Generation vernichtete, wüßte sie von
meinem Alter. Selbst Ezra hat mich erstaunt. Seine Kün-
ste stünden den schwarzen Kirchen gut zu Gesicht.
Aber so ist mein Großmut anderen gegenüber. Ich wer-
de zu Dir weit weniger freundlich sein. Du behandeltest
mich auch mit Verachtung und schriebst so höhnisch.
Glaubst Du, es sei das erste Mal, daß ich nach einem so
langen Schlaf erwache? Für dieses schäbige Willkommen
behalte ich Dein Kind. Nächstes Mal werde ich Dich
Stück für Stück an es verfüttern. Die, deren Untod aus
meinem Blute kommt, sollen mich schätzen.
Du hast viel vor Dir, Enkel. Mir war immer bewußt, daß
die Jahre eines Kainiten in der Beherrschung seiner Diszi-
plinen gemessen werden. Die Moden der Sterblichen be-
deuten denen, die durch die Geisterwelt wandeln und den
hungrigen Wölfen befehlen, nichts. Als meine Nachkom-
men tragt ihr Verantwortung. Die erste davon ist, meines
Blutes würdig zu sein. So lange Deine Macht meiner nicht
gleichkommt, tust Du gut daran, mich zu fürchten.
Und als Antwort auf Deine Frage: Ich habe die Hölle
gesehen.
- Methusalem
AUSPEH
Als T zimisce lernte, die Welt in ihrer Wahrheit zu erken-
nen, wurde er zum Seher, der Kains Aufmerksamkeit fand.
Das Blut des größten Wahrsagers durchdringt jeden Tzi-
misce, und als ich das letzte Mal erwachte, erhielten die
mit der Sicht Begabten Visionen, die denen unseres
Schöpfers glichen.
Unsere Fähigkeit zu sehen verschafft uns einen unserer
vielen Vorteile gegenüber den niederen Clans. Du wirst
verstehen, daß es die größte Gabe ist, die Kain uns gab,
wenn ein in Schatten gehüllter Nosferatu in Dein Anwe-
sen eindringt. Jede Störung der geheimen Kräfte, die uns
alle umgeben, verwirrt die Toreador und Malkavianer. Ihre
Gehirne sind von Wahn überflutet, und die geheimen
Kräfte überwältigen ihren schwachen Geist. Ein T zimisce,
der schon vom Blute her klar denkt, kann diese Verwir-
rung nutzen, um einen letzten Schlag anzubringen. Aber
achte darauf, daß die Tremere unser Blut geraubt haben
und dadurch fast genauso klar sehen.
Ezra berichtete mir, Dein Labor fließe über von laufen-
den Experimenten. Wenn dem so ist, hast Du zweifelsoh-
ne den Nutzen der Feinfühligkeit schon erkannt. Man
muß mehr als die Oberfläche der Haut fühlen, die man
verschiebt, und man muß alle Tonlagen des dissonanten
CLANBUCH: TZIMISCE
68
Schreiens eines gequälten Opfers fühlen können. Weiter-
hin kann jede Wissenslücke mit der Zeit geschlossen wer-
den, wenn Du Lehren aus den Gedanken anderer ziehst
und ihr Wissen Deinem hinzufügst. Und stärke Deinen
Willen ... die meisten wissenswerten Geheimnisse liegen in
den Köpfen von Kainiten.
Vor langer, langer Zeit, vor meinem ersten Schlummer,
hielten die Enkel Tzimisces untereinander Duelle in der
Geisterwelt ab und wetteten ihr eigenes Blut auf das Er-
gebnis. Ich habe immer bedauert, daß dieser Brauch den
Aufstieg des Islam nicht überdauert hat. Obwohl kaum je-
mand mehr diese Meisterschaft aufweist, sollte der Gei-
sterwandler auf eine passende Antwort bedacht sein, wenn
ein Tremere nach seinem silbernen Faden schlägt.
FLEISCHFORMEN
Als T zimisce Erleuchtung erfuhr, wurde er zu der Vit<e,
die nun in Deinen Adern ruht.
Geh also nicht sorglos damit um. Nur unser Clan wurde
mit dieser Kraft gesegnet, weil Tzimisce-Hände niemals
untalentiert sind. Nur wir besitzen den Willen, über Kom-
petenz hinaus zur Meisterschaft zu gelangen. Aber man
muß ebenso schnell wie fähig sein ... ein grobes Reißen am
Fleisch ist eine Ablenkung, aber eine durchs Herz gebohr-
te Rippe ist so gut wie der endgültige Tod.
In diesen modernen Nächten hat selbst der Jüngste Zu-
gang zu komplexen anatomischen Informationen; auch
wenn unser Clan manche dieser Dinge lange vor den
Sterblichen lernte und einige Wahrheiten erkannte, die
die menschliche Wissenschaft auch in Jahrzehnten noch
nicht akzeptieren wird, fehlte es den Formern meiner Zeit
an dieser Präzision. Sie verstanden, wie Muskeln an Kno-
chen saßen, aber selbst ich bin sprachlos, wenn ich von der
schieren Komplexität des von euch kürzlich entdeckten
"Nervensystems" höre. In dieser Beziehung bedaure ich
fast meine frühe Geburt ...
Etwas pragmatischer gesehen ist Fleischformen die be-
ste Peitsche, die ein Domitor seinem Ghul gegenüber
schwingen kann. Alleine die Androhung einer Verände-
rung reicht für die meisten aus. Wenn ein Fehlverhalten
Strafe erfordert, ruiniere das Antlitz des Eitlen oder ver-
krüpple den Kräftigen. Wenn ein Ghul seine Verbindun-
gen zur Welt der Sterblichen aufrechterhält, kann unsere
Kraft ihn zu einem Ausgestoßenen unter seiner Art ma-
chen - und umgekehrt kräftige man einen Ghul durch
Fleischformen, wenn er zu schwach ist, um seine Aufga-
ben zu verrichten. So wird der Herr zufrieden und der
Ghullebendig bleiben.
Ich habe Zeiten überlebt, in denen ich jede Nacht Tre-
mereblut im Mund hatte. In jenen Nächten ging es dem
Furchterregenden besser als dem Schönen. Scharfe Kno-
chenklingen, die das Herz eines Feindes zerteilen und Fett-
polster über eigenen verwundbaren Stellen mögen zwar
verstörend wirken, aber ich verdanke ihnen meine heuti-
ge Existenz. Was ich nicht verstehe, ist die moderne Ob-
session im Hinblick auf Monstrositäten. Ich habe Wesen
von solcher Schönheit gesehen, daß sie von Menschen als
Götter verehrt wurden. Erkennst Du die glorreiche Schön-
heit perfekter Symmetrie in der Architektur? Die besten
T zimisce finden Symmetrie einer anderen Art - Gestalten,
die sowohl zur Verehrung inspirieren als auch zur Vernich-
tung taugen. Aber wenn man die Zulo-Gestalt gemeistert
hat, kann sich das eigene Schönheitsverständnis schon
ändern.
Egal wie vorbereitet man auch auf die liebe oder den
Krieg sein mag, ein Tzimisce sollte danach streben, voll-
kommen zu Blut zu werden. Wenn ein Tzimisce die Blut-
gestalt annehmen kann, ist er immun gegen den Fluch des
Pfählens. Die kleinste Spalte wird zum offenen Tor, und
ein dennoch eingesperrter T zimisce kann sich wochenlang
von sich selbst ernähren. Wenn man über einen Sterbli-
chen fließt, wird er in Panik ausbrechen oder vor Furcht
sterben, während ein Kainit in Raserei verfallen mag.
Die Jungen, mit denen ich sprach, sagten mir, ein ,:V-po-
sitiver Lutscher" entwickle die Abhängigkeit des Ältesten
von seinem "Ego". Ich ziehe meine eigenen Worte vor:
Wie viel größer ist ein Kainit, der einen Vorsintflutlichen
in sich trägt!
TIERHAFTIG HEIT
Als T zimisce Herr der Tiere wurde, machte ihn das zum
Herren das Landes. Also geh nicht auf Tiere zu wie Glei-
cher auf Gleiche. Grüße sie wie ein König, der Hof hält,
und verfahre genauso mit dem Tier in Deinem Inneren,
das jeder Tzimisce meistern sollte. Ich habe über Eure Pfa-
de der Erleuchtung gelesen und halte sie für zuviel ver-
langt von den meisten unserer Art. Was nur wenige mit
obskuren Philosophien erreichen können, liegt vielen
durch die Gaben Kains zu Füßen.
Tierhaftigkeit vereinfacht den Umgang mit Bauern. Die,
die sie praktizieren, beschwichtigen die Tiere, und das ist
der Stoff, aus dem menschliche Furcht ist. Tiere sind un-
berechenbar und haben vor allem Angst, weil es ihr We-
sen ist. Selbst ein Kind kann eine Katze verjagen. Wieviel
erschreckender ist der Mann, der sich bückt, damit der
Wolf seine Wange lecken kann? Sterbliche sind berechen-
barer. Wenn kein Tier verfügbar ist, finde den Mann, den
sie fürchten, und zähme das Tier in ihm. Das ganze Dorf
wird gefügig werden.
Kainiten beugen sich nicht so leicht, deswegen ist diese
Macht gegen sie nutzlos. Wenn Du kannst, ruf' Tiere zu
Hilfe, aber wisse, daß Wölfe ihnen keine Angst machen.
Es ist klüger, in einem Schwarm hunderter Vögel zu ver-
schwinden. Wölfe sind besser darin, Eindringlinge von
Deinen Ländereien zu vertreiben.
Ezra sagte mir, Du verläßt Deine Zuflucht kaum. Deine
vielen Münder machen ein Wandeln unter den Menschen
schwer, sagt er. Dann laß doch die Tiere Deine Augen in
der Welt sein! Raben sind gute Beobachter, und jeder
Hund kann einer Spur folgen. Wenn Du in die Haut der
Kreatur fahren kannst, wirst Du Dich nicht mit den oft
allzu einfachen Berichten der Tiere abgeben müssen. Aber
wenn Du in dem Tier bist, solltest Du sicherstellen, daß
Ghule oder Nachkommen über Deinen schutzlosen Kör-
per wachen. Und stell auch sicher, daß sie Dein Blut nicht
kosten wollen.
Und nun geh arbeiten, Troilus Cressida. Die Zeit ist
nahe, da ich sehen will, wie es meinem Blut die Jahrhun-
derte über in Dir gegangen ist.
KAPITEL ZWEI: EGO UND EVOLUTION
69
DISZlPLINSHRÄFTE
EHSTATISCHE QUAL
(FLEISCHFORMEN •••••• )
Einem zur ekstatischen Qual fähigen Tzimisce bedeutet
Schmerz Macht. Je verwundeter er ist, desto stärker wird
er. Der Unhold wird bei jedem Schnitt, jedem Schlag, je-
der Kugel und jeder Brandwunde vor Wonne erzittern und
kanalisiert den Schmerz in körperliche Macht oder unbe-
schreibliche Meisterschaft von Kains Gaben.
System: Nachdem er 2 Willenskraftpunkte ausgegeben
hat, wird der Charakter mächtiger, sobald er Schmerzen
empfindet. Für jede nicht reflexive Handlung, die auf ei-
nem körperlichen Attribut oder auf einer Disziplin beruht,
addiert der Unhold seine Verwundungsabzüge zum Würfel-
vorrat. Wenn der Charakter sich heilt, verschwinden die
Vorzüge, während außer Gefecht und endgültiger Tod
nach den normalen Regeln behandelt werden. Diese Kraft
hält 1 Szene lang an.
TdD-System: Sie müssen eine Willenskrafteigenschaft
ausgeben, um die ekstatische Qual zu aktivieren. Für die
Dauer der Szene erhalten Sie zwei zusätzliche körperliche
Eigenschaften für jede Schadensstufe, die Sie im Kampf
erleiden. Ihr Vorrat an körperlichen Eigenschaften kann so
auch über Ihr Generationsmaximum steigen. Wenn Sie
sich heilen, verlieren Sie jede Bonuseigenschaft, die Sie
durch diese Kraft erhalten haben. Sie erhalten jedoch kei-
nen Vorteil durch ekstatische Qual, wenn Sie in der Lage
sind, durch irgend eine Fähigkeit Verwundungsabzüge
ignorieren zu können.
AUGE DES 5zLACHTA
(TIERHAFTIGHEIT •••••• )
Jeder Unhold, der einige Jahrzehnte existiert, weiß, wie
man in ein Tier fährt, aber nur wenige können ihren Geist
in einen der Ghule lenken, die ihr Blut teilen. Indem
Blickkontakt hergestellt wird (ja, beide Seiten müssen
Augen haben), kann der Tzimisce seine Seele in den Kör-
per der Kreatur pflanzen, während der eigene Körper in
einen Zustand fällt, der der Starre ähnelt. Obwohl einige
Tzimisce so engen Kontakt mit ihren Diener geschmack-
los finden, ist er manchmal nötig, um einen tobenden Voz-
hd in ein ersetzbares Gefäß zu verwandeln oder einen Ghul
ganz bestimmte Aufgaben vollführen zu lassen.
System: Benutzen Sie die Regeln für Geteilter Geist (sie-
he Vampire: Die Maskerade, S. 195).
TdD-System: Sie können ihren unbezwingbaren Willen in
einen Ihrer Ghule fahren lassen, wenn Sie eine Willens-
krafteigenschaft ausgeben und somit ihre beiden Seelen
verschmelzen lassen. Jede geistige Eigenschaft, die Sie aus-
geben, erhöht die Stärke dieser Verbindung, die eine
Nacht lang anhält.
1 Eigenschaft Einfache Besessenheit
2 Eigenschaften Kann Auspex nutzen
3 Eigenschaften Kann auch Tierhaftigkeit und Beherr-
schung nutzen
4 Eigenschaften Kann auch Fleischformen nutzen
5 Eigenschaften Kann auch Koldunische Hexerei, Ne-
kromantie und Thaumaturgie nutzen
VORZUGE UND SCHWÄCHEN
Ob es die T zimisce mögen oder nicht, sie tragen einen
Keim des heranreifenden Vorsintflutlichen in sich. Abge-
sehen von ihm, Fleischformen und ihren oft seltsamen
Angewohnheiten gibt es noch spezielle Vorzüge und
Schwächen, um jeden Unhold einzigartig zu machen. Wie
immer ist diese Sektion vollkommen optional und benö-
tigt die Zustimmung des Erzählers. Diese Information ist
keine Predigt, aber dennoch gratis.
HÖRpERLICH
VORZUGE
•• SCHMERZTOLERANZ
Vielleicht haben Sie ihre Nervenenden mit Fleischfor-
men abgetötet. Vielleicht sind Sie verdammt hart. Viel-
leicht stehen Sie drauf. Egal, auf verletzt und schwer ver-
letzt erleiden Sie keine Wundabzüge, wohl aber ab
verwundet. Sie benötigen einen Mut- oder Überzeugungs-
wert von 3 oder höher, um diesen Vorzug zu wählen. Wenn
Sie die fortgeschrittene Fleischformenkraft Ekstatische
Qual besitzen, erhalten Sie keine Zusatzwürfel, bis sie
nicht zumindest verwundet sind. Ihre Gleichgültigkeit
dem Schmerz gegenüber enthält Ihnen die volle Macht
dieser Kraft vor.
TdD-System: Ihr Körper ist schmerzunempfindlich, viel-
leicht weil Ihre Nerven dieses seltsame Gefühl einfach
nicht übertragen oder weil Sie früher unvorstellbares leid
und grausame Folter überstanden haben und somit eine
weit überdurchschnittliche Abgestumpftheit entwickelt
haben. Sie ignorieren somit Abzüge auf der Gesundheits-
stufe blaue Flecken.
SCHWÄCHEN
•• ~•••• NARBENGESICHT
Sie sind ein wandelnder Haufen Narben. Obwohl Sie
Schaden mit kainitischer Effizienz heilen, ist das Resultat
nur allzu menschlich. Aus irgendeinem Grund kehrt das
regenerierte Fleisch als Narbengewebe zurück. Fleischfor-
men hilft Ihnen auch nicht, sondern verschlimmert das
Problem nur, indem es Dehnmale und Falten hinterläßt.
Obschon Sie das nicht körperlich beeinträchtigt, wirkt es
sich doch auf Ihren Umgang mit anderen aus. Für 2 Punk-
te erhöhen Sie die Schwierigkeit aller gesellschaftlichen
Würfe um eins.
Wenn Sie Narbengesicht als 3-Punkte-Schwäche wäh-
len, sind Ihr Gesicht und Körper zusätzlich zu den oben
erwähnten Einschränkungen so grauenhaft gezeichnet,
daß Ihr Erscheinungsbild nie 2 übersteigen kann.
Als 4-Punkte-Schwäche ist die Gewebehülle von Nar-
ben so dick und zäh, daß sie Ihre Bewegungen behindert.
CLANBUCH:
70
Zusätzlich zu den schon beschriebenen Nachteilen ist jede
Schwierigkeit eines Geschickwurfes um 1 erhöht. Sie kön-
nen diesen Abzug jedoch für eine Handlung ignorieren,
wenn Sie dafür eine Stufe (nicht absorbierbaren) Schlag-
schaden hinnehmen. Kurz gesagt reißen Sie sich das Nar-
bengewebe vom Leib, um eine größere Bewegungsfreiheit
zu haben. Sobald Sie diesen Schaden heilen, kehrt der
Malus zurück.
TdD-System: Bei der 2-Punkte-Schwäche erleiden Sie die
negative gesellschaftliche Eigenschaft Narbengesicht x2,
die Sie zusätzlich zu einer Maske beständig als Anstecker
oder Post-It tragen müssen. Bei der 3-Punkte-Schwäche
dürfen Ihre gesellschaftlichen Eigenschaften zudem nicht
über 5 steigen, und bei der 4-Punkte-Schwäche erleiden
Sie zusätzlich zu den beschriebenen Nachteilen 1 negative
körperliche Eigenschaft .
••••• VERZEHRUNG
Teile des Vorsintflutlichen sind nicht nur in Ihnen, sie
sind aktiv und verhalten sich wie Krebs, der Sie von innen
heraus auffrißt. Jeder Tropfen Ihres Blutes ist von einem
fleischfressenden, zersetzenden Bakterium befallen. Zu
Beginn jedes Abends erleiden Sie 1 Stufe Schlagschaden,
der weder absorbiert noch mit Blut geheilt werden kann.
Die einzige Möglichkeit, dem entgegenzuwirken ist, "ein
Zehntel ihres Körpergewichts an Fleisch zu essen, um Ih-
ren verfallenden Körper wieder aufzubauen. Ob Sie nun
Menschen töten und ihre Haut verschlingen oder die
Schadstoffcontainer einer Klinik für Schönheitschirurgie
plündern ist egal, Sie brauchen menschliches Gewebe, um
zu überleben. Wenn Sie versuchen, dieses makabre
Abendessen vor dem eigentlichen Schaden einzunehmen,
erbrechen Sie es wie andere Nahrung. Dieser Nachteil ver-
schafft Ihnen nicht den Vorzug "Essen".
TdD-System: Wenn Sie zu Beginn jeder Spielsitzung Ihre
Probe auf Blut machen, erleiden Sie 1 Stufe Schlagscha-
den, die nur durch die Aufnahme von einer ausreichenden
Menge menschlichen Fleisches geheilt werden kann, um
den aus dieser Schwäche resultierenden Gewebeverlust zu
ersetzen. Sie können den Auswirkungen des zersetzenden
Bakteriums nicht entgehen, indem Sie Menschenfleisch
essen, bevor der Schaden eintritt. Sie erbrechen es wie
jede andere Nahrung .
GEISTIG
VORZUGE
• •• DRACONS TEMPERAMENT
Sie haben die Vorstellung von Azhi Dahaka auf ganz
neue Ebenen gehoben und das Prinzip der vollkommenen
Anpassung und der Evolution in Ihre Psyche aufgenom-
men. Wie der sich immer wandelnde Dracon ähneln Sie
einem temperamentvollen Wirbelsturm. Anders als bei
multiplen Persönlichkeitsspaltungen, wo Sie mehr als eine
Identität besitzen, bleiben Sie an sich dieselbe Person, nur
Ihr Wesen wechselt. Essentiell gesagt haben Sie kein fest
verankertes Ich oder haben die seltene Fähigkeit, alles in
TZ1M1SCE
einer Person zu sein. Zu Beginn jeder Geschichte wählen
Sie einen Persönlichkeits archetyp als Wesen, den Sie bis
zum Ende der Geschichte beibehalten. Ihre Identität än-
dert sich dadurch nicht, nur Ihre Sichtweise und Ihr Um-
gang mit anderen. Willenskraft regenerieren Sie anhand
dieses neuen Wesens, ebenso wie Sie auf dieses Wesen ab-
zielenden Disziplinskräften unterliegen.
TdD-System: Zu Beginn jedes Spiel abends dürfen Sie ein
neues Wesen wählen. Der Erzähler darf Ihr Wesen wäh-
rend des Spiels nach Gutdünken ändern.

ÜBERNATÜRLICH

VORZUGE

••• AFFINITÄT ZUR ZUFLUCHT

Kains Fluch steckt Ihnen stärker in den Knochen als

anderen, aber das hat auch Vorteile. Sie haben eine ge-
fühlsmäßige Bindung zur Erde Ihrer Hauptzuflucht, und
solange Sie dort sind, erhalten Sie 1 zusätzlichen Würfel
auf alle Würfelvorräte. Des weiteren können Sie mit ei-
nem Wurf auf Wahrnehmung + Überleben fühlen, in wel-
cher Richtung Ihre Zuflucht liegt. Die Schwierigkeit be-
trägt normalerweise 6, 7, wenn Sie in einem anderen Land
sind und 8, wenn Sie sich auf einem anderen Kontinent
befinden. Dies gilt nur für Ihre Hauptzuflucht, nicht für
zusätzliche Verstecke.
TdD-System: Sie müssen eine geistige Eigenschaft ausge-
ben und eine einfache Herausforderung gegen den Erzäh-
ler ausführen. Wenn Sie erfolgreich sind, erhalten Sie für
jede ih Ihrer Zuflucht ausgeführte Herausforderung 1 zu-
sätzliche Eigenschaft. Weiterhin fühlen Sie auf geisterhaf-
te Weise immer, wo sich Ihre Zuflucht befindet. Wenn Sie
von Ihrer Zuflucht zu weit entfernt sind, etwa weil Sie in
einer Stadt in der anderen Ecke des Landes sind, kann der
Erzähler bestimmen, daß Sie statt der oben beschriebenen
Regeln einen schweren Test ausführen und eine Willens-
krafteigenschaft ausgeben müssen, um das starke mysti-
sche Band mit Ihrer entfernten Hauptzuflucht darzustel-
len .

• •• WIEDERGÄNGERDISZIPLINEN

Die Bande zu Ihrer Wiedergängerfamilie erstarben mit

dem Kuß nicht. Aufgrund dessen blieben Ihnen die Diszi-
plinen, die Ihnen schon als Ghul im Blut lagen, auch als
Kainit erhalten. Bei der Charaktererschaffung wählen Sie
die Wiedergängerfamilie, der Sie entstammen. Statt der
üblichen Tzimiscedisziplinen (Auspex, Fleischformen,
Tierhaftigkeit) können Sie Ihre Punkte auf die drei Diszi-
plinen Ihrer Wiedergängerlinie verteilen (und andere Dis-
ziplinen ganz normal mit freien Zusatzpunkten erwerben).
Außerdem erlernen Sie Ihre Wiedergängerdisziplinen zu
den Kosten einer Clandisziplin. Sie können allerdings nur
ein Set an Clan-lFamiliendisziplinen haben, was bedeutet,
daß Sie nicht die Tzimisce- und die Wiedergängerdiszipli-
nen zu Clandisziplinkosten erwerben können, außer sie
überschneiden sich, wie es zum Beispiel bei Fleischformen
oft der Fall ist.

KAPITEL ZWEI: EGO UND EVOLUTION

71
 TdD-System: Sie müssen zuerst die Herkunft Ihrer Wie-
dergängerfamilie mit dem Erzähler klären, bevor Sie die-
sen Vorzug kaufen. Mit Zustimmung des Erzählers dürfen
Sie bei der Charaktererschaffung aus den drei Wiedergän-
gerdisziplinen ihrer Familie wählen statt aus denen der
Tzimisce. Eine Disziplin, die Ihrer Familie nicht zueigen
ist, selbst wenn andere T zimisce sie besitzen, muß zu den
Kosten clans fremder Disziplinen erworben werden.

SCHWÄCHEN

•• ABHÄNGIGHEIT VON HEIMATERDE

Die Abhängigkeit von der Heimaterde erschwerte die

Flucht des Tzimisce aus Osteuropa. Sogar einige anders-
wo gezeugte Kinder benötigten die Erde eines Landes, das
sie nie gesehen hatten, was sie besonders verwundbar für
Feinde machte, die von dieser Schwäche wußten. In den
heutigen Nächten nimmt die Möglichkeit des schnellen
Reisens diesem Nachteil viel Schrecken, aber selbst Kin-
der, die Generationen nach der Übersiedlung ihrer Ahnen
gezeugt wurden, weisen diese Schwäche manchmal auf.
Der Wille der Geister des angestammten Heimatlandes
der T zimisce lastet schwer auf Ihrem Blut. Der Boden, der
Ihnen als Sterblicher wichtig war, reicht Ihnen nicht. Sie
brauchen wirklich zwei Handvoll der verdorbenen Erde
Osteuropas, der Heimat der Tzimisce. Abhängigkeit von
Heimaterde tritt am häufigsten unter den Kindern von
Koldunen oder den Tzimisce, die ihre Wurzeln auf Yorak
zurückführen, auf. Charaktere, die den Kuß in Osteurppa
erhielten, können diese Schwäche nicht wählen, da sie
ohnehin von der örtlichen Erde abhängig sind.
TdD-System: Ihre Abhängigkeit von der magisch durch-
setzten, kranken Erde Oste uropas ist so schwer, daß Sie ei-
nen Abzug von Zwei Eigenschaften auf jede Herausforde-
rung erhalten, solange Sie nicht im Besitz von zumindest
zwei Handvoll osteuropäischer Erde sind .

••• WIEDERGÄNGER'3CHWÄCHE
Sie waren einst Teil einer Wiedergängerfamilie. Nach
dem Kuß leiden Sie nun an der Doppelpackung ihrer
Clansschwäche und ihrer Wiedergängerschwäche, sei es
nun die Neigung der Bratovitchs, in Raserei zu verfallen,
das Blutsband der Grimaldis an den Sabbat, die Geistes-
störung der Obertus oder der schwache Wille der Zanto-
sas. Der Erzähler kann Ihnen auch die Schwäche einer ver-
lorenen oder vernichteten Wiedergängerlinie gestatten,
was Ihrem Hintergrund ein weiteres Mysterium zufügen
und Ihnen schlaflose Nächte bereiten könnte.
T dD-System: Wie oben schon erwähnt unterliegen Sie
der Schwäche Ihres Clans und Ihrer Wiedergängerfamilie.
Sie sollten sich mit Ihrem Erzähler absprechen, wenn Sie
die Schwäche einer verlorenen oder ausgelöschten Wie-
dergängerfamilie nehmen wollen.

HRANH IM HüpF

Der Unlebensstil der Tzimisce setzt sie einem hohen Ri-

siko aus, Geistesstörungen zu entwickeln. Verpatzte Expe-
rimente, Ausleben der eigenen Perversionen und die Er-

CLANBUCH: TZIMISCE
72
 DISZlpLINHOMBINA TIONEN
Manche Kainiten, die in zwei oder mehr Diszipli-
nen bewandert sind, können diese zu neuen Effekten
kombinieren. Tzimisce lernen diese Kräfte in den sel-
tensten Fällen spontan. Koldunen, innovative Meta-
morphen und die Überlebenden der blutigen Fehde
mit den Tremere könnten allerdings dazu überzeugt
werden, als Lehrer zu dienen.
SEELENSCHMUCH (AUSPEX •• , Natürlich können Sie auch die Auren anderer Kai-
FLEISCHFORMEN ••• , niten oder Menschen manipulieren, indem Sie 1 Wil-
VERDUNHLUNG •• )
Die Aura ist ein Nebenprodukt des Leibes. Wenn
man den Körper verändert, verändert man auch die
Seele. Die Erfahrungen des Körpers schlagen sich in
der Aura nieder, aber dieses Phänomen ist das Ergeb-
nis körperlicher Kräfte. Indem er bestimmte Stellen
des Körpers umformt (Chakras, Knotenpunkte, ero-
gene Zonen), kann ein T zimisce jede Art von Aura
"malen", die er möchte. Auren charakterisieren das
Individuum, zeigen seine Stimmung, Diablerie und
den Fluch Kains. Unter aufmerksamen Augen kann
es nützlich sein, einiges zu verbergen.
System: Nachdem er 3 Willenskraftpunkte ausgege-
ben hat, würfelt der Charakter Wahrnehmung +
Empathie gegen eine Schwierigkeit, die der Willens-
kraft des Ziels entspricht. Starke Persönlichkeiten
sind schwerer zu verändern. Die Anzahl der Erfolge
zeigt an, wie gut die Aura den Wünschen des Tzi-
misce angepaßt wurde.
1 Erfolg kann Schattierungen ändern (blaß
oder hell)
2 Erfolge kann die Hauptfarbe ändern
3 Erfolge kann Gemütszustand ändern (wütend,
psychotisch ... )
4 Erfolge kann Diablerie oder übernatürliche
Einwirkung verbergen oder vortäu-
schen
5 Erfolge kann das komplette Wesen verbergen
oder ändern (Vampir, Gestaltwandler,
Geist ... )
Die Täuschung hält pro Erfolg eine Nacht an, wo-
bei sich während der Wirkungsdauer neue Gemüts-
zustände des Charakters nicht in der Aura nieder-
schlagen.
Behalten Sie im Hinterkopf, daß diese Änderungen
nur in der Aura vorgenommen werden, nicht am Ziel
selbst. Auf Wunsch des Erzählers kann das Ziel
Scheinemotionen fühlen, um sich entsprechend der
neuen Aura zu verhalten. So könnte es sich leicht
skeptisch fühlen, wenn die Aura hellgrün gefärbt
wurde.
Diese Kraft kostet 20 Erfahrungspunkte.
TdD-System: Sie müssen 1 Willenskrafteigenschaft
ausgeben, um die Farben Ihrer eigenen Aura zu än-
dern. Jede Willenskrafteigenschaft, die Sie bei Wir-
KAPITEL ZWEI: EGO UND EVOLUTION
73
kung dieser Kraft zusätzlich investieren, gibt Ihnen
mehr Kontrolle über den Anschein ihrer Aura. Sie
können einen Aspekt Ihrer Aura mit 1 Willenskraft-
eigenschaft ändern, während 5 Willenskrafteigen-
schaften Ihnen auch 5 Änderungen zugestehen. Bei
einer Auspex-Herausforderung sind diese Änderun-
gen unsichtbar. Der Seelenschmuck hält eine Nacht
an.
lenskrafteigenschaft ausgeben und eine statische
Willenskraftherausforderung ablegen.
Im Theater der Dunkelheit kostet diese Kraft 6
Erfahrungspunkte.
PATER 5ZLACHTA (FLEISCHFORMEN
••• , GESTALTWANDEL •••• )
Manche Tzimisce kombinieren die Kraft des Ge-
staltwandels, sich in ein Tier zu verwandeln, mit den
Möglichkeiten des Fleischformens. Ungezügelte
Kräfte der Veränderung durchzucken den Leib des
Unholdes, Kräfte, die er lenken muß, während er
marternde Schmerzen leidet. Wenn der T zimisce die
Anspannung nicht mehr ertragen kann, beruhigt sich
sein Körper und bleibt in der Pater Szlachta- oder Bo-
gatyr-Gestalt, die von den Tzimisce-Anarchen spöt-
tisch nach den "großen tapferen Helden" benannt
wurde, die ihren Erzeugern dienten. Heute wird die-
se Kraft nur noch von wenigen T zimisce eingesetzt,
die sie in Wettbewerben spontanen Fleischformens
einsetzen.
System: Geben Sie 2 Blutpunkte aus und würfeln Sie
Widerstandsfähigkeit + Medizin (Schwierigkeit 7).
Es dauert (5 -Anzahl der Erfolge) Runden, bis die
Veränderung abgeschlossen ist, während denen der
Tzimisce nichts anderes tun kann als brüllen, Blut
spucken und zittern. Der Charakter kann nun seine
körperlichen Attribute neu verteilen (einen Punkt
pro Erfolg), wobei allerdings keines das Generations-
limit übersteigen darf. Der Spieler kann beschreiben,
welche Veränderung er erreichen will, aber der Pro-
zeß ist ziemlich schwer zu kontrollieren. Im Endeffekt
hat der Erzähler wie immer das letzte Wort, wie die
Bogatyr-Gestalt des Charakters aufgebaut ist und
welche zusätzlichen Veränderungen, wie zum Beispiel
Knochendorne oder Sägezähne auf dem Rückgrat,
schließlich eintreten. Patzer bringen dem Charakter
jede körperliche Schwäche ein, die der Erzähler für
angemessen hält, möglicherweise dauerhaft. Die
Dauer der Änderungen beträgt 1 Szene.
Beispiel: Die Spielerin Vivjana Szantovitchs gibt 2
Blutpunkte aus und erlangt 4 Erfolge bei ihrem Wurf
auf Widerstandsfähigkeit + Medizin. Vivjana ver-
bringt 1 Runde damit, in die Bogatyr-Gestalt zu
wechseln, während der sie darum kämpft, ihre Mus-
 keIn und das, Fettgewebe so umzuarbeiten, daß sie
mehr Schutz bieten. Außerdem konzentriert sie sich
darauf, 'Knochen!Uasse $lUS ihren Fingerknöcheln
, wachsen' z~ lassen, wobei sie sich vorstellt, daß sie zu
dicken, d~rnigen 'Stumpfen werden. Nach der Run-
de (und.der Veränderung) kann ihre Spielerin 4 kör-
perliche Attributspunkte umsetzen. Vor der Verände-
rung hatte si~ Körperkraft 3, Geschick 4 und
Widerstandsfähigkeit 2. Sie schiebt 1 Punkt von Kör-
perkraft und 2 von Geschick auf Widerstandsfähig-
keit, läßt den vierten Erfolg verfallen und hat nun
Körperkraft 2, Geschick 2 und Widerstandsfähigkeit
5. Da 4 Erfolge beachtlich sind, entscheidet der Er-
zähler, daß Vivjana spitze Knochenspornen aus den
Händen und dem Ellenbogen gewachsen sind, die
tödlichen Schaden verursachen.
Der Erwerb dieser Kraft kostet 18 Erfahrungspunkte.
TdD,System: Ihr Körper nimmt für jede ausgegebe-
ne Bluteigenschaft an Körpermasse zu. Sie müssen
zuerst in eine statische körperliche Herausforderung
mit dem Erzähler treten, und wenn Sie Erfolg haben,
erhöhen Sie ihre körperlichen Eigenschaften pro aus-
gegebener Bluteigenschaft um je 2, was Ihr Genera-
tionsmaximum überschreiten darf.
Im TdD kostet diese Fähigkeit 5 Erfahn,mgseigen-
schaften.
GEBÄREN DES VOZHD
(FLEISCHFORMEN
TIERHAFTIGHEIT
•••
••••••
,•••
)
,
..
Obwohl die Schaffung eines Vozhd früher nur
durch ein koldunisches Ritual möglich war, haben
Tzimisce, die sowohl Fleischformen als auch Tierhaf-
tigkeit gemeistert haben, eine Möglichkeit gefunden,
selbst Vozhd zum Leben zu erwecken. Die Zutaten:
fahrung des Kusses selbst zerren an der Psyche des Kaini-
ten. Wenn der Erzähler findet, der Tzimisce solle eine neue
Geistesstörung entwickeln, wählen Sie aus den Listen in
Vampire: Die Maskerade (S. 243 - 245), Sabbat,Hand-
buch (S. 166-167) und den folgenden Beispielen aus.
Wenn es der Erzähler erlaubt, können auch viele Geistes-
störungen aus dem Clanbuch: Malkavianer und sogar aus
dem Clanbuch: Tremere eingesetzt werden.
AGORApHOBIE
Übersetzt heißt Agoraphobie "Angst vor offenen Plät-
zen", aber das ist irreführend. Von jungen Tzimisce auch
,;Verrückter Wissenschaftler-Syndrom" genannt, äußert sie
sich in extremer Aversion gegen Orte, von denen der
Kranke glaubt, daß er dort in Panik ausbrechen könnte.
Manchmal bezieht sich diese Geistesstörung auf bestimm-
te Orte, aber im Normalfall meidet ein Agoraphobiker
Orte, von denen er schlecht fliehen kann (ein Flugzeug in
CLANBUCH: TZIMISCE
74
mindestens 15 (besser 20) Ghule und viel Kreativi-
tät. Zuerst schweißt der Tzimisce die Körper zu einer
einzelnen Entität zusammen. Dann gibt der Unhold
dem Körperhaufen das vermischte Blut der bhule zu
trinken, was eine Art VincuLum unter den Kreaturen
erzeugt. Sobald dieses Band besteht, schafft der Un-
hold durch Tierhaftigkeit aus den verschiedenen ein-
zelnen Geistern das rasende, wahnsinnige Tier, daß
den Vozhd dazu treibt, alles in seinem Blickfeld zu
attackieren.
System: Sobald der Tzimisce eine ausreichende Zahl
an Ghulen gesammelt hat, darf er einen Wurf ~uf In-
telligenz + Körperkunst (Schwierigkeit 10) ablegen,
um zu bestimmen, wie schnell er den Vozhd erbaut
und "beherrscht". 1 Erfolg bedeutet etwa ein Jahr
Konstruktionszeit, während er bei 5 Erfolgen schon
in einem Monat bereit sein könnte. Es ist dem Un-
hold natürlich möglich, an seiner Kreation weiterge-
hende Modifikationen durch Fleischformen zu wir-
ken, die Schwierigkeit eines solchen Unterfangens
wird aber durch die Größe und Komplexität des We-
sens um zwei erschwert'lEin Patzer beim Erschaf-
fungswurf führt'zu einem riesigen Haufen toten Ab- .
falls oder in einem rasenden, vollkommen
unkontrollierbaren Vozhd, der seinen Schöpfer attak-
kiert. Aber auch generell ist ein Vozhd durch sein in-
neres, künstliches Tier schwer zu kontrollieren. Er-
höhen Sie also die Schwierigkeit aller
Tierhaftigkeitswürfe, die einen Vozhd betreffen, um
3, wobei Sie beachten sollten, daß ein Vozhd ohne-
hin nur von Tierhaftigkeitskräften über der fünften
Stufe betroffen wird.
TdD,System: Live-Erzählern ist angeraten, diese
Kraft nicht zu erlauben und Vozhd höchstens als Ele-
ment einer Geschichte, nicht jedoch als Spielerin-
strument zu verwenden.
10.000 m Höhe) oder die ihm peinlich sein könnten (eine
Rede halten).
Agoraphobiker vermeiden Situationen, die sie auch nur
im Entferntesten unter emotionalen Druck setzen könn-
ten. Solange sie nicht auf übernatürliche Weise dazu ge-
bracht werden, müssen agoraphobische Vampire jede
Nacht einen Willenskraftwurf (Schwierigkeit 8) durchfüh-
ren, um ihre Zuflucht zu verlassen und einen Willenskraft-
punkt ausgeben, um sich einer Situation zu stellen, deren
Verlassen sich schwierig oder peinlich gestalten könnte.
Wenn dem Charakter in einer solchen Szene ein Willens-
kraftwurf mißlingt, muß er 1 Punkt Willenskraft ausgeben
oder fliehen. In Raserei treffen diese Einschränkungen
nicht zu, wohl aber im Anschluß daran.
Das territoriale Wesen vieler Tzimisce macht diese Gei-
stesstörung innerhalb des Clans recht häufig. Zweifellos
gibt es eine Handvoll agoraphobischer Vampire auf der
ganzen Welt, die durch Blutverlust in Starre gefallen sind.
AHUTE BLUTAVERSION
Diese Geistesstörung, die nur unter den Untoten zu fin-
den ist, tritt als ständige Furcht auf, daß von jeder Vitre-
Quelle Gefahr ausgeht. Mögliche Erklärungen gibt es zu-
hauf. Sie reichen von der Angst vor drogenverseuchtem
oder krankem Blut über den Zorn Gottes bis zur Furcht vor
Vorsintflutlichen in Blutgestalt. Ganz gleich welcher Er-
klärung der Charakter auch glaubt, muß er doch jedes Mal
einen Willenskraftwurf (Schwierigkeit 8) durchführen,
wenn er trinkt und nicht in Raserei ist. Der Spieler darf
keine Willenskraft für einen zusätzlichen Erfolg einsetzen,
und ein Patzer bedeutet, daß er aus Ekel seinen halben
Blutvorrat erbricht.
Akute Blutaversion führt normalerweise zu einem Zyklus
des Hungerns und rasenden Trinkens, in dem der Vampir sich
so lange von Blut fernhält, bis er die Kontrolle verliert. Es ist
auch möglich, daß der Charakter eine höchst ritualisierte Art
zu Trinken entwickelt, oft vollkommen wahllos erscheinende
Verhaltensweisen, denen er obsessive nachkommen muß, um
den Biß anzusetzen. Zum Beispiel könnte er vor der Nah-
rungsaufnahme Passagen des Buches Nod zitieren oder nur
Blut von einer bestimmten Person trinken.
KAPITEL ZWEI: EGo UND EVOLUTION
75
DIE NAMEN DER UNHOLDE
Hier finden Sie eine Liste typischer slawischer Na-
men und Nachnamen, meist rumänischer Herkunft.
Wenn Sie Ihren Unhold benennen, bedenken Sie,
daß der Großteil des Clans seit Generationen aus
Osteuropa ausgezogen ist und nur noch wenige Neu-
geborene slawischen Ursprungs sind.
Männer: Andrej, Boleslaus, Conrad, Dimitri, Ivan,
Karel, Ladislav, Marika, Nikolas. Orel, Pavel, Rurik,
Sandor, Tibor, Volodya, Wenceslaus, Zarek
Frauen: Chessa, Dannika, Fanya, Gavrilla, Hanna,
Ilka, Katarina, Ljudumilu, Miesha. Nadezhda, Radi-
lu, Sonja; Terezia, Valeska, Zorana
Nachnamen: Ceaucescu, Cerventi, Constanrinescu,
Cunescu, Diaconescu, Iliescu, Ionescu, Manoiescu,
Marko, Mohora, Patriciu, Roman, Tabara, Vasile
Wenn das Trinken zu einem Wurf auf Gewissen oder
Überzeugung führt, erhöhen Sie jedenfalls die Schwierig-
keit um 1.
 "Die Kehle ist mein", sprach der Graf "Ich beanspruche die Kehle, sie ist
mein Privileg. "
"Sie sollte mein sein", murmelte August. "Ich bin der Älteste und habe lange
nicht mehr getrunken, dennoch bin ich zufrieden, so ich die Brust bekomme. "
"Die Beine sind mein", krächzte das dritte Monster. "Beine sind immer voll
reichen, roten Blutes."
• Frederick Cowles, "Die Vampire von Kaldenstein"

Velya -
Ein Vorschlag zur Güte: Laß uns das Schwert Kains in die
Scheide stecken, unseren Vater erwecken und das ganze hinter
uns bringen. Nein, ich bin nicht zur Camarilla übergelaufen
(sich in Furcht zu verkriechen ist für einen Diplomaten un-
schicklich). Vielmehr hatte ich gerade ein überaus unangeneh-
mes Zusammentreffen mit einem jungen Rudel, das anschei-
nend unser Blut teilt. Das Feuer in ihrem Inneren kennzeich-
nete sie als Tzimisce, und ich bin froh, daß das Blut noch nicht
ganz verwässert ist. Aber ihr Feuer brennt unkontrolliert. Wo
ist die Disziplin? Wo ist die vorrausschauende Eingebung, die
uns zu Herrschern der Alten Welt machte? Wo ist der Wille zur
Größe? Wo der Respekt? Die Voivoden sind fort, und ich fürch-
te, wir werden niemals wieder einen der Ihren begrüßen. Ha-
ben wir zu viel des alten, mächtigen Blutes in Belagerungen
und Monomazien verschwendet? Diese Kinder ... ich verstehe
sie nicht. Dieser jungen Generation fehlt es an ... Protokoll.
Obwohl ich die Ideale unserer Sekte schätze, ist es doch eine
schwere Probe, sie angesichts dieser ungestümen Kinder auf-
rechtzuerhalten.
Waren wir wie diese Emporkömmlinge, als wir jung waren?
Ich weiß es nicht.
Vergib' mein Grübeln. Unsere Korrespondenz war auf mei-
nen Reisen sehr angenehm, und ich muß mich für die Verspä-
tung dieses Briefes entschuldigen. Leider war ich mit verwirren-
den Fragen im Beraterstab beschäftigt. Unsere erhabene Re-
gentin benimmt sich wie immer und verweigert mir hartnäckig
eine Audienz. Wie geht es den Kardinälen des Landes jenseits
des Waldes? Hast du mehr über die Vorfälle in Cernavoda er-
fahren? Sag Elaine meine Grüße.
- in Heimweh,
Dein Radu
Anmerkung: Die Beispielscharaktere wurden anhand
der Regeln aus dem Sabbat-Handbuch erschaffen.

KAPITEL DREI: UNTER UNHOLDEN

77
GHETTOFORST

Zitat: Du bist hier nicht mehr willkommen, aber die Zeit, für
--3!y~odW3
die ich dir sicheres Geleit gewährt hatte, ist vorbei. Ich wäre
-3~YJmfsnv
nicht lange Voivode, wenn meine Untergebenen mich gnädig NilH.'))(MH.:JS 7fl aoozl:I0A
3U3~!H -- u3SS1M'po~V
N:HI3HOIHYd
sähen. (UJ3~Sm::l S3PI!M) ~13~61~ ------- -- IOUO!~olj
-fOYJ31J. "(Z~II~UV S3JOqWJ0::l)
Präludium: Ihr Rudel ist aufgebaut wie die Ihrer Vorfah- U3WJOfYJS!31::l "(6unWY3UJYOMOJ
61~YJ1SWn - lIoAS6unq36ulH
nOIYJS --- - ~J31U!ldlZS1Q
ren, von den Tremere-Usurpatoren aus ihrem angestamm- -nv "3UU!S 3HJlIYJS39) x3dsnv
0I1.&13D
NaNI"1dIZ~Ia
ten Land vertriebenen. Aber dieses neue Land ist nicht - YJI3J~SI39
ZX pU36n3ZJ3qn YJS!~OWS!Joy,
viel anders als Ihre Heimat. Selbst in den modernen Groß- PU3UU!M39~' 2x I~V
H:J111.dvH.Js-naSao
städten wissen die Bauern, was Autorität ist. Ihr verarm- --- ---YllZ
SSn'.:JNI3
tes Krongut ist nichts, dessen man sich rühmen kann - YJ!I""unYJs.J3Un
------- ---->tU!I:J
neun Blöcke Hochbauprojekte, Waffenläden, Graffiti, zx 3~3punqJ3" - zX 3~~O~UO)f
H:>n'l3dlJOH
IX wynlj -- 2X UO!~OJ3U39
Drogenhändler und Bandenkriege. Dennoch haben Sie IX U3JJnOSS"lj IX 3~1s610f"9 00Me
hier Ihre Domäne errichtet, und sie befriedigt Ihre Bedürf- ONnHDH:U.NIH J.lilHHJ11H':>SNilW

nisse. Ihr Gebiet ist keine langweilige Vorstadt, die von GE'WI'5'5ENI t:T"fftZE'tJBtlffa
/. ,

verhätschelten Gören wimmelt. Die Menschen hier sind eeooo

Xachi
schlau - sie achten einen Monarchen. Aber die Herren SELBSTBEHERRSCHUNG/

t~
dieses Landes haben sie vergessen. Deswegen ist Ihre
Macht die einzige, die sie kennen. MeOO
MUT
Nach Ihrem Kuß enthüllte Ihr Erzeuger Ihre Vorstellun-
MeOO NAME': _
gen von Demokratie als vergängliche, sterbliche Eitelkeit. BLUTVORRAT HONZEPT: Ghettofürst
Macht ist, was bleibt. Ironisch, daß er so ein Ende fand.
Seine lasche Herrschaft war Grund für
••••••••••••
000000000000
CHRONIH:

CLAN: Tzimisce _
_

GENERATION: 11.
seinen endgültigen Tod. In seinen WILLEN'5HRAFT
ALTER:
letzten Nächten wandelten die WESEN: Architekt ---
Usurpatoren offen unter seinen VERHAL TEN:Direktor
Untergebenen. Es war eine Lek-
tion, die Sie sich gemerkt haben
- selbst in diesem modernen
Land, das Freiheit über alles schätzt.
Sie werden nicht so dumm sein.
Konzept: Sie herrschen über wart als angenehm, und nachdem Sie an einigen Ver-
Ghetto wie ein Voivode. Ob- brechern ein Exempel statuiert haben, sind die
wohl nur wenige Ihrer Straßen nun sicherer geworden.
"Untertanen" - meist Rollenspielhinweise: Sie sind defini-
Junkies und Verbre- tiv vom alten Schlag. Obwohl Sie
cher - Ihr wahres sich als geduldigen und kultivierten
Wesen erkannt ha- Herrscher sehen, erwarteten Sie,
ben, so kennt Sie daß Ihre Autorität respektiert wird,
doch jeder in der besonders in Ihrem eigenen Kron-
Gegend als majestä- gut. Trotz Ihrer neofeudalistischen
tischen Edelmann, Anwandlungen erkennen Sie, daß
der die Straßen die Kinder Kains nicht mehr so of-
nach Sonnenun- fen regieren können wie zuvor.
tergang durch- Lassen Sie Ihre Macht für sich
streift, an Ecken sprechen.
anhält, um die Ausrüstung: Antiquierte ari·
Kinder zu einem stokratische Kleidung, Schwe-
moralischen Le- rer Übermantel, Klappmesser,
benswandel zu er- Blumen, die Ihnen von Nach·
mahnen oder mit \~!t barskindern geschenkt wurden.
einem zustimmen- \J1.:.5
den Nicken an fei-
ernden Grüppchen vorbei-
schlendert. Ihre Unterge-
benen fürchten Sie, aber
selbst diejenigen, die
vermuten, daß Sie mehr
sind, als Sie zugeben,
empfinden Ihre Gegen-
NAME: WESEN: Architekt GENERATION: 11.
SPIELER: VERHALTEN: Direktor eRZEUGER:
CHRONIH: HONZEPT: Ghettofürst ZUFLUCHT:

• HÖRpERLICH
ATTRIBUTE
GESELLSCHAFTLICH GEISTIG
•
Körperkraft ........................•• 000 Charisma ...........................•••• 0 Wahrnehmung ..................••• 00
Geschick ............................•• 000 Manipulation ....................•••• 0 Intelligenz ..........................••• 00
Widerstandsfähigkeit ........•• 000 Erscheinungsbild ...............•• 000 Geistesschärfe ...................•• 000

• FÄHIGHEITEN
•
TALENTE FERTIGHEITEN HENNTNISSE

Ausdruck ...........................•• 000 Etikette ..............................•• 000 Akademisches Wissen ......•• 000
Aufmerksamkeit ...............• 0000 Fahren ...............................• 0000 Computer 00000
Ausflüchte .........................•• 000 Handwerk ..........................• 0000 Finanzen ............................• 0000
Ausweichen .......................•• 000 Heimlichkeit 00000 Gesetzeskenntnis ..............• 0000
Einschüchtern ...................• 0000 Nahkampf ..........................• 0 0 0 0 Linguistik ..........................• 0000
Empathie ...........................••• 00 Schußwaffen .....................• 0000 Medizin 00000
Führungsqualitäten ..........• 0000 Sicherheit 00000 Nachforschungen 00000
Handgemenge ...................• 0000 Tierkunde ..........................• 0000 Naturwissenschaften 00000
Sportlichkeit 00000 Überleben 0 0 0 00 Okkultismus 00000
Szenekenntnis ...................•• 000 Vortrag ...............................•• 000 Politik 00000

• HINTERGRUND
VORTEILE
DISZIPLINEN TUGENDEN
•
Gefolgsleute ..................•
0000 Auspex.............................••000 Gewissen/
Generation ......................••
000 Fleischformen ...............•
0000 Übclzcugl1ng .....................•• 000
Kontakte ..........................••
000 Tierhaftigkeit...............• 0000 Selbstbeherrschung!
Ressourcen .....................•
0000 ......
··..··· ·· · · ·..·00000 Instinkt ..............................••• 00
Ruhm.................................•
0000 ..· · · ··..· ·00000 Mut ....................................••• 00
Verbündete ....................••
000 ............................
· · · 00000

• •
--VORZUGE/ SCHWÄCHEN-- --MENSCHLICHHEIT/ 'Pi>*ß-- ----GESUNDHEIT---

Blaue Flecken: o
Verletzt: -1 o
•• ••• 000 0 0 Schwer verletzt: -1 o
Verwundet: -2 o
WILLENSHRAFT Schwer verwundet: -2 o
o
•• ••• 000 0 0 Verkrüppelt:
Außer Gefecht:
-5
o
0000000000 ----- SCHWÄCHE ----
BLUTVORRAT

Mußin mindestenszwei
0000000000 HandvollHeimaterdeschlafen
0000000000
DER SIAMESISCHE ZWILLING

Zitat: Entschuldige. Ich würde mich anders ernähren, wenn

ich könnte. Aber ja, es wird dich wahrscheinlich töten - ich
--3!4~odW3
trinke für zwei. NdH':)YMH::>S 7'fl aoozHoA
2" snws!~ln~~o - 3~4Jmlsn",
(3~J~~S 3~3U4J!3Z36sn",) ~J3MpUDH- U3SS!M'PD~'"
Präludium: Ihre Eltern weigerten sich, als der Mann vom 3~J~~S '(Z~!I~U'"S3JDQWJ0.:l) Na.lIaHOIH)( .:I
Zirkus Sie mitnehmen wollte. Sie und Ihr Bruder, seit der U3WJOI4JS!31.:l'(UO!~~3rOJd - ~J3!U!ld!zs!Q
34JS!4Jilsd '3!4~Dd313.l '6unJ4nJ
2" WDS4JDM- WD~J3Wln",
Geburt untrennbar, waren ihre geliebten Kinder, keine At- -38 36!~S!3~ '6unW43UJ4DMDJ '!~D3J~ -- --WDS~4J'"
_n", '3UU!S3HJ~4JS3~) "3dsn",
traktionen für ein Kuriositätenkabinett. "Menschen sind N3NndlzSIQ
OI.LSBD

neugierig", sagte der Mann vom Zirkus. "Ihre Söhne könn- 2" 4JS!J36nJ~38 "o'~JnJPsn",
ten sie viel über die bizarren Eigenarten der Natur lehren." H.::>I'.1..:JvH.::>s"asao

Ihr Vater griff als Antwort auf dieses Angebot nach seiner SSn"1.:JNI3
4~Z--- -6!~~~.l
Schrotflinte. 4J!lJ3~4JSJ3Un 2" ~~J!4JS3~
H.::>n1:J3dlJOH
Vielleicht hatte der Zirkusdirektor sogar Recht. Ihre Er- 2" uaJJnoSiall E" UO!~~ oeeM

.-.0
zeugerin war auf jeden Fall sehr neugierig, als sie Sie traf. aNnHOl:la~NIH .uaHH'::>liH'::>SN3W

Ihre Fragen schienen nie enden zu wollen. Wie fühlt es GEWI~'5EN/ ~~RZ:ftf6t1U'6
!/' ..
sich an? Hatten Sie je Privatsphäre? Wie hat man Sex? Sie
hatten diese Fragen schon ihr ganzes Leben gehört, und es
gefiel ihnen, daß es jemanden gab, der wirklich interessiert
SELBSTBEHERRSCHUNO/

f~
,,~r (;
schien. Dann sprach sie von Dingen, die Sie nicht verstan-
den. Sie nahm oft das Wort "Kuß" in den Mund, und Sie
MeOO
MUT
i~taCl1, r

nahmen an, sie wollte mehr als nur reden. Aber Sie ver-
eoooo NAME':

HONZEPT: Siamesischer
_

BLUTVORRAT
Zwilling

==
standen nicht, warum sie Sie "küssen", ihrem Bruder aber
diesen "Kuß" vorenthalten wollte. •••••••••••••
1"""'""11
CHRONIH:

CLAN: Tzimisce
_

Manchmal vermissen Sie ihn. Sie sind tot, aber er ist WILLE'N'5HRAFT GENERATION: 10.
ALTER: _
wirklich tot. Zumindest sind Sie sich
WESEN: Ruhender Pol
dessen ziemlich sicher.
VERHALTEN: Pädagoge
Konzept: Nachdem ihre Neugier-
de befriedigt war, ließ Ihre Er-
zeugerin Sie in der Nacht zu-

rück. Aber Sie hatten das - Glück? Pech? -, den Kuß

in einer Sabbatstadt empfangen zu haben. Ein noma-
disches Rudel fand, Sie sähen"verdammt kraß" aus,
und lud Sie zur Vaulderie ein. Sie sind bisher bei
ihm geblieben - wo sollten Sie auch sonst hin?
Sie haben zwar eine Menge von Ihren Rudel-
kameraden eingefahren bekommen und krie-
gen es auch jetzt noch manchmal, aber sie
scheinen Ihre Fähigkeit zu bewundern, Auren
wahrzunehmen und Gedanken zu lesen. Bald,
so sagen Sie sich, brauchen Sie eigentlich kei-
nen Körper mehr.
Rollenspielhinweise: Sich mit der Koexistenz
mit Ihrem Bruder abzufinden war beinahe so
schwierig, wie sich mit dem Unleben abzufin-
den; für Sie gehen die beiden Konzepte inein-
ander über. Obwohl Sie im sterblichen Leben
ein paar wenige, hart erkämpfte Freunde hat-
ten, reagieren die örtlichen Kainiten nicht auf
Ihre Ehrlichkeit. Zumindest nicht, solange Sie
ihnen nicht ihre eigenen Gedanken erzählen.
Kürzlich haben Sie begonnen, sich mit den
Fleischformungskräften Ihres Clans auseinander-
zusetzen, aber Sie sind noch nicht bereit dafür,
sich von Ihrem Bruder zu trennen.
Ausrüstung: Speziell angefertigte Kleidung,
Krimskrams aus Ihrem sterblichen Leben,
dem sie sich noch sentimental verbun-
den fühlen.
NAME: WESEN: RuhenderPol GENERATION: 10.
SPIELER: VERHALTEN: Pädagoge eRZEUGER:
CHRONIH: HONZEPT: Siamesischer
Zwilling ZUFLUCHT:

• HÖRpERLICH
ATTRIBUTE
GESELL SCHAFTLICH GEISTIG
•
Körperkraft ........................••• 00 Charisma ...........................•• 000 Wahrnehmung ..................•••• 0
Geschick ............................••• 00 Manipulation ....................••• 00 Intelligenz ..........................•• 000
Widerstandsfähigkeit ........•• 000 Erscheinungsbild ...............• 0000 Geistesschärfe ...................•••• 0

• FÄHIGHEITEN
•
TALENTE FERTIGHEITEN HENNTNISSE

Ausdruck ...........................•• 000 Etikette 00000 Akademisches Wissen ......•• 000

Aufmerksamkeit ...............••• 00 Fahren 00000 Computer ..........................• 0000
Ausflüchte .........................••• 00 Handwerk ..........................•• 000 Finanzen 00000
Ausweichen 00000 Heimlichkeit .....................• 0000 Gesetzeskenntnis 00000
Einschüchtern ...................• 0000 Nahkampf... 00000 Linguistik ..........................• 0000
Empathie ...........................••• 00 Schußwaffen 00000 Medizin 00000
Führungsqualitäten 00000 Sicherheit 00000 Nachforschungen .............• 0000
Handgemenge 00000 Tierkunde 00000 Naturwissenschaften ........• 0000
Sportlichkeit 00000 Überleben ..........................• 0000 Okkultismus ......................•• 000
Szenekenntnis ...................• 0000 Vortrag ...............................• 0000 Politik ................................• 0000

• HINTERGRUND
VORTEILE
DISZIPLINEN TUGENDEN
•
Generation......................••• 00 Auspex.............................•••• 0 Gewissen/
Ressourcen .....................•
0000 Fleischformen...............•0000 Übcrzcugung .....................•••• 0
Sabbat-Status..............•0000 Stärke ..............................•
0000 Selbstbeherrschung!
········································
..·00000 ·····································
..····00000 Instinkt ..............................••• 00
········································
..·00000 ······································
..·..00000 Mut ....................................• 0000

• --MENSCHLICHHEIT/ p~ __
•
-- VORZÜGE/ SCHWÄCHEN __ ----GESUNDHEIT---- •.

Blaue Flecken: D
Verletzt: -1 D
••••••• 000 Schwer verletzt: -1 D
Verwundet: -2 D
___ WILLENSHRAFT _
Schwer verwundet: -2 D
•••• 000000 Verkrüppelt: -5 D
Außer Gefecht: D
DDDDDDDDDD ----SCHWÄCHE --- •.
------BLUTVORRAT-----

Mußin mindestenszwei
DDDDDDDDDD HandvollHeimaterdeschlafen
DDDDDDDDDD
EUGENISCHSTES HIND 1929
Zitat: Ich bin das Erbgut, das Mendel hätte studieren sollen.
Präludium: Man untersuchte Ihren Stammbaum auf Al- snWS!~ln~~o SIU~uua~$;lZ~"~
~13~4J1IWI3H- - U"ZUDU!::I
koholiker, Geisteskranke, Syphilitiker und Neger und ~J;lMPUDH-- U3SS!M 'PD~V
N3H'::>YMH'::>S 7g 300Zl;lOA
Na 1.1.:1HOl H Y.:l
überreichte, nachdem man nichts Beanstandenswertes nDI4JS --- ---- 6nl~
(~sun~
fand, Ihren Eltern den Preis für das Eugenischste Kind -4JS!"I::I 'Z~!I~UV S"JDqWJO::l)
6!UU!S~JD4JS - --6!Plnp ••~
A!~D"J~ --- -6!~4J!SU!3
1929. Eugenik war damals die vorherrschende wissen- U"WJO~4JS!"I::I '(6unW4"UJ4DMDJ OU.SI3D
-nv ·••UU!S "HJ~4J$;l~) x3dsnv
schaftliche Mode unter amerikanischen Pseudointellektu- NiiNndIZSIO
2X pu••6n"ZJaqn - 4J!lpun"J::I
ellen, und Ihre Genealogie schien nach den stehenden 4J!"J~S!"~ --" 1I0A~JnJpsnv
H.:JITl..:IVH.::>s."as,3D
Standards ideal.
PU3~JOIJ"" - 4JS!~DWS!JD4J
Ihre Eltern lieferten den Preisrichtern ein gutes Schau- SS.n'.:JNI3 ~PUDM36"p"l:t - 4JS!~"8
4JS!~DWOld!(J - - PU"4"!ZUV
spiel. Es brauchte nicht nur überlegenes Erbmaterial, son- H.::>n1:ladHOH
IX "PJ"H
dern auch überlegene Erziehung, um ein Kind wie Sie IX ••~D~UO~ - 2X UO!~ ()()(:>ee
großzuziehen. ONnüOH.:1l.NIH owd
Seither brachte jedes Anzeichen von Mittelmäßigkeit -
.•.. .
durchschnittliche Noten, nur ein einziger Touchdown im eoooo
Footballspiel - Ihre Mutter dazu, sie für die "Mißachtung

'Xacbj
~eL6'"f'8t:'llfRR ,eil tfff6/

IN'5TINHT
Ihres hervorragenden Erbes" zu bestrafen. Beschämt dar-
über, ihr Geschenk an Sie nicht zu nutzen, begannen Sie, eeooo
MUT
ihr obsessiv/kompulsives Verhalten zu verstehen und ver-
MeOO NAME': __ . _
mieden jeden möglichen Fehler. BLUTVORRAT HONZEPT: Eugenischstes Kind
Schließlich machten Sie Ihren Abschluß in Genetik.
Ihre Arbeit war zweifellos brillant, aber bestimmte Zweige ••••••••••••
000000000000
CHRONIH:
CLAN: Tzimisce------
GENERATION: 11.
innerhalb der Wissenschaft beschwerten sich darüber, ihre WILLE'NSHRAFT
ALTER:
Werke "trieften nur so von Sozialdarwinismus" . WESEN: Sadist ----
Ende der 80er Jahre, als Sie den Kuß empfingen, VERHALTEN: Autokrat
war der eugenische Wahn schon lange diskredi-
tiert. Aber Ihr Erzeuger machte die moderne
Vorliebe für politische Korrektheit dafür
verantwortlich. Es stellte sich heraus, daß
er das Leben der meisten preis-
gekrönten Kinder in Nord- Rollenspielhinweise: Wenn nur Mutter
amerika und Großbri- Sie sehen könnte! Ihr überragendes Erbgut
tannien verfolgte. hat sich endlich ausgezahlt und Ihnen mehr
Sie seien einer als nur einen Preis gebracht. Sie werden sich
der vielverspre- dieser Ehre würdig erweisen. Kainiten ande-
chendsten Kan- rer Clans fehlt das überwältigende Erbe
didaten, aber als der Tzimisce, aber Sie haben ge-
Mensch einfach lernt, das nicht dauernd zu
nur Potential. Mit betonen. Ihre kindlichen
diesen Worten Geister können nicht
nahm er Sie in die verstehen, daß Sie sie
berühmteste Linie der nicht beleidigen; es ist
Geschichte auf. schließlich nicht ihre
Konzept: Ihr Erzeuger Schuld, daß sie zweitklas-
hat Ihnen aufgetragen, die sig geboren wurden.
Geschichte Ihrer neuen Fa- Ausrüstung: Sammlung
milie zu studieren, solange alter Genealogieauf-
er auf der Suche nach wei- zeichnungen, genetisches
teren Wunderkindern ist. Forschungslabor mit Zel-
Von der Genealogie des Clans len für Ghule, Portrait Ih-
Tzimisce ausgehend haben rer Mutter, Bronzemünze
Sie ein Interesse an den mit der Inschrift "Ja, ich
Wiedergängerfamilien ent- habe ein prächtiges Erbe".
wickelt, die Ihrem Clan
dienen. Sie meinen so-
gar zu wissen, wie Sie
eine eigene erschaffen
können.
NAME: WESEN: Sadist GENERATION: 11.
SPIELER: VERHALTEN: Autokrat ERZEUGER:
CHRONIH: HONZEPT: EugenischstesKind ZUFLUCHT:

• HÖRpERLICH
ATTRIBUTE
GESELL SCHAFTLICH GEISTIG
•
Körperkraft ........................•• 000 Charisma ...........................•••• 0 Wahrnehmung ..................••• 00
Geschick ............................•• 000 Manipulation ....................••• 00 Intelligenz ..........................••• 00
Widerstandsfähigkeit ........•• 000 Erscheinungsbild ...............••• 00 Geistesschärfe ...................••• 00

• FÄHIGHEITEN
•
TALENTE FERTIGHEITEN HENNTNISSE

Ausdruck ...........................• 0000 Etikette ..............................• 0000 Akademisches Wissen ......••• 00

Aufmerksamkeit ...............• 0000 Fahren ...............................• 0000 Computer ..........................• 0000
Ausflüchte .........................• 0000 Handwerk ..........................•• 000 Finanzen ............................•• 000
Ausweichen 00000 Heimlichkeit .....................•• 000 Gesetzeskenntnis ..............•• 000
Einschüchtern ...................• 0000 Nahkampf.. 00000 Linguistik ..........................• 0000
Empathie ...........................• 0000 Schußwaffen .....................• 0000 Medizin 0 0000
Führungsqualitäten 00000 Sicherheit 00000 Nachforschungen .............• 0000
Handgemenge .-...............• 0000 Tierkunde 00000 Naturwissenschaften ........• 0000
Sportlichkeit 00000 Überleben 00000 Okkultismus ......................• 0000
Szenekenntnis 00000 Vortrag ...............................•• 000 Politik ................................• 0000

• HINTERGRUND
VORTEILE
DISZIPLINEN TUGENDEN
•
Generation......................••000 Auspex.............................•• 000 GewiMen/
Herde...............................•0000 Fleischformen...............•• 000 Überzeugung .....................• 0000
Kontakte..........................• 0000 ·..··..··..·· ··..·· ·..·· ·00000 Sdb~tbd[eII~dlUI[g/
Ressourcen .....................••000 ..···..··..···..··..···..···..··..···..·..·00000 Instinkt ..............................•• 000
........................
· ·..·..·..·00000 ..· · · ··· ·00000 Mut ....................................••• 00

• •
--VORZUGE/ SCHWÄCHEN __ ---Mt:'N'3CHLICHtH'I't' / PFA D __ GESUNDHEIT

derMachtundderInnerenStimme Blaue Flecken: 0

•• .00000 0 0
Verletzt:
Schwer verletzt:
·1
·1
0
0
WILLENSHRAFT Verwundet: ·2 0
0
•• ••• 000 0 0
Schwer verwundet:
Verkrüppelt:
·2
·5 0
DDDDDDDDDD Außer Gefecht: 0
BLUTVORRAT SCHWÄCHE

DDDDDDDDDD Mußin mindestenszwei

DDDDDDDDDD HandvollHeimaterde schlafen
HIND DES DRACON

Zitat: Der dritte Mund Azhi Dahakas flüstert mir Dinge über
den Traum von Konstantinopel zu. Vom Erlöser Kains lernte
apun~Ja!J. - - ldW~4ON
ich die innere Göttlichkeit. Für Gesu halte ich die Ehre Lilli- U3H0M!1'4'5 - a6uawa6puoH
N.:IH;»)(MH':>S 7fl 300ZHOA
snws!~ln~~o - uJa~4'n4'SU!3
ans hoch und bezeuge die Göttlichkeit der unbefleckten Verei- N':U.IaHDIH)(~

nigung. Für Symeon werde ich der Hüter meines Bruders sein. (a4n~ Jap pan 'lnJ~'Ol -- A!~!n~uI
'UJa~Sf)I:l saPI!M) ~!a~6!H04Ja!J. nOl4'5 --- WD~JaWlnv
Ich las die Bücher der Bibliothek der Vergessenen und fürchte '(aUU!5 a~lJ!14'sa~) xadsnv 6!~sn--- --WDs~4'V
N3.NndIZSIQ
die Hüterin des Glaubens und ihre Beobachter. Ich bin Wäch- aUSlaD

ter der Familie Obertus. Ich hüte die Ikonen der Akoimetai. 2X pwa~4:l!JlPSU!3 4'S!~DWS!JD4'
H.:JI"'U.:JvH':>S'l'1afdD
Der Kodex der Vermächtnisse ist das Gesetz. Bis Gehenna und
SSn'l.:JNI3
---- - ~~Jl4'sa~
Armageddon werde ich für einen Himmel auf Erden streiten. ZX~ 2X punnopsnV
HD4pUD~5 - --- 1!6V
Im Gegenzug wird der Mord an Galliens Antonius gesühnt H.::>nHadHOH
EX Jo~uaw
werden. Das ist meine Bitte an den Dracon, das erste Kind, den EX ua'Jnossa~ !ÖXUo!~ oe>eM
Heiligen Geist, meinen Vorfahren. Und gesegnet sei Kain. ONnHO\:l3.l.NIH aVdd

Nimm mich an, für den Dracon. Amen. e~1

eeooo
ÜBERZEUGUNG

-
Präludium: Oma Obertus lehrte Sie, ihre Tzimisce-Her-
ren zu respektieren. Großvater zeigte Ihnen, wie man eine
Bibliothek benutzt. Ihr Onkel brachte Ihnen den Umgang
~eLl~:SY ßfliEltft

IN'5TINHT
5(:IIUUO/
,\( r
mit dem Gewehr bei, und von Ihrem Vater lernten Sie, daß
eines Tages jeder auf der Welt ein Obertus sein würde.
eeooo
MUT
J~aClll
.~ jl

MMO NAME:
Jedes Jahr kam der Drache in das Anwesen Ihrer Fami- BLUTVORRAT HONZE;;;: KinddesDracon
lie im ländlichen New Hampshire. Kurz vor dem Schlafen-
gehen nahm er die Kinder einzeln mit in •••••••••••••••
I I I I I I I I I I I I I I I I
CHRONIH:

CLAN: Tzimisce _
_

GENERATION: 8. _
die Wälder. Er fragte Sie einige Be- WILLEN'5HRAFT
ALTER: _

langlosigkeiten - wie Ihre Stu- WE5EN: Wettkämpfer

dien voranschritten, was Sie
in ihrer Freizeit taten und
wie Sie mit ihren Brüdern
und Schwestern zurecht-
kamen. Dann, am Ende ei-
nes Besuches, brachte er
VERHAL HN: Traditionalist
Sie zum Haus zurück und reiste ab, mit dem Versprechen
der Unsterblichkeit und einem blutigen Kuß auf
die Stirn. Ihre Eltern ertränkten Ihre Geschwi-
ster, so daß sie Ihnen mehr Zeit widmen
konnten. Sie mußten noch viel lernen,
und der Drache würde bald zurückkeh-
ren, um Sie mitzunehmen.
Konzept: Sie haben gerade die 12 Erben
rezitiert und wurden zu einem Kind Dracons
gemacht. Nun haben Sie ihren Erzeuger ver-
lassen um sich Ihren Platz im Sabbat zu su-
chen. Vielleicht werden Sie sich einem Rudel
anschließen oder einem Templer dienen, der
im Auftrage eines Priscus oder Bischofs steht.
Rollenspielhinweise: Sie nehmen die Aufla-
gen ihres Ordens sehr ernst, obwohl Ihr Erzeu-
ger Ihnen noch die Bedeutung einiger Gebote
enthüllen muß. Auch ihre Obertusfamilie ha-
ben Sie nicht vergessen, aber auf ihren Besu-
chen sind Sie der Herr, nicht der Sohn.
Ausrüstung: Tee 9, CAR-15 Karabiner, selbst-
gefertigte Claymoreminen, drei Pflöcke, PCS
Telefon, Siegel des Triumvirats, Brief von
Dracon an eine Person namens "Michael"
(ungeöffnet) .
NAME: WESEN: Wettkämpfer GENERATION: 8.
'SPIELER: VERHALTEN: Traditionalist ERZEUGER:
CHRONIH: HONZEPT: Kinddes Dracon ZUFLUCHT:

• HÖRpERLICH
ATTRIBUTE
GESELL SCHAFTLICH GEISTIG
•
Körperkraft ........................•• 000 Charisma ...........................•• 000 Wahrnehmung ..................••• 00
Geschick ............................••• 00 Manipulation ....................•• 000 Intelligenz ..........................•• 000
Widerstandsfähigkeit ........••••• Erscheinungsbild ...............•• 000 Geistesschärfe ...................••• 00

• FÄHIGHEITEN
•
TALENTE FERTIGHEITEN HENNTNISSE

Ausdruck 00000 Etikette ..............................• 0000 Akademisches Wissen ......• 0000

Aufmerksamkeit ...............•• 000 Fahren ...............................• 0000 Computer 0 0 000
Ausflüchte 00000 Handwerk 0 0000 Finanzen 0 0 000
Ausweichen .......................••• 00 Heimlichkeit .....................• 0000 Gesetzeskenntnis 00000
Einschüchtern ...................•• 000 Nahkampf... .......................•• 000 Linguistik ..........................• 0000
Empathie ...........................• 0000 Schußwaffen :.••• 00 Medizin 0 0 000
Führungsqualitäten ..........• 0000 Sicherheit 00000 Nachforschungen .............• 0000
Handgemenge ...-................•• 000 Tierkunde ..........................•• 000 Naturwissenschaften 00000
Sportlichkeit .....................• 0000 Überleben 00000 Okkultismus ......................• 0000
Szenekenntnis ...................• 0000 Vortrag 00000 Politik ................................• 0000

• HINTERGRUND
VORTEILE
DISZIPLINEN TUGENDEN
•
Generation......................••••• Auspex.............................•
0000 Gcwisscn/
Mentor.............................•• 000 Tierhaftigkeit ...............••• 00 Überzeugung .....................•• 000
Ressourcen .....................•••00 ··..·· · ·· ·..·00000 SclbstbclICIIScllUl1[!,/
Sabbat-Status..............•0000 · · · · · 00000 Instinkt ..............................•• 000
..........
·· ·..·· ·· ·..·00000 ·..· ·· · ·..···..··..···..··· 00000 Mut ....................................•••• 0

• •
-- VORZÜGE/ SCHWÄCHEN _ --Met~~CttLICttl{eIT/ PFAD_ ----GESUNDHEIT ---.-

des EhrenwertenEinklan9s Blaue Flecken: o

••••• 00000 Verletzt: -1 o
Schwer verletzt: -1 o
_--WILLENSHRAFT _ Verwundet: -2 o
••••• 00000
Schwer verwundet: -2 o
Verkrüppelt: -5 o
DDDDDDDDDD Außer Gefecht: o
-----BLUTVORRAT---+ ----SCHWÄCHE---.-

DDDDDDDDDD Mußin mindestenszwei

DDDDDDDDDD HandvollHeimaterdeschlafen
NEUE HOLDUNIN

Zitat: Du hast dich mit dem falschen Mädel angelegt, chica.

Chemobog, steh' mir bei. U1Z!P"W
EX snws!~ln~~o - (4'S!uodS)
7Fl
Präludium: Man nannte Sie Wunderkind. Ihre Lehrer N.3.H.:n(MH::>S .3.00ZHOA
Ho'PsuaSS!MJ~DN - ~1~sln6u!1
N.3..Ll.3.HDIHYd
dachten, ein Mädchen, das sich seines Weltklasseintellekts (UJ"~Sm:J Al~O"J~
S3PI1M) ~1,,~61HD4J"!.l.'!"J"X"H
nicht schämte, sei offensichtlich geistig gestört. Sie gingen "S'''M
"4'SlunpID~ '(~sun~4'SI"I:J 'Z~!1 nOI4'S ---
4'!"JS!U~UU"~
- wDS>fJ"wJnV
Ihnen nur mit Fragen über Ihre "respektlosen, satanisti- -~uv S3JDqWJD:J)U"WJDJ4'SI"I:J 4'II~u"P4'DN - --wos~4'V
'("UU!S "HJD4'S3~) xadsnv OIJ.S,IaD
schen Kifferfreunde" auf die Nerven. Aber sie erkannte N3NI'1dIZSIQ
pu"6n,,zJ"Qn - ZX 4JS1~DWS!JUIO
sofort, was Sie schon Ihr ganzes Leben wußten - daß Sie 4J!"J~SI"~ ~ IlDA~,nJpsnv
H'::>I"ll.dvH.:>s",as,ao
die erste wirkliche Denkerin seit Sokrates waren. Und ge-
nau wie Ihnen war ihr klar, daß das Leben nur kurz war. Sos.n'l.:lNI3
-6!HDJ~~D.l
4J!lJ"w.J4JSJ3Un -- 61~nwuv
Ihr Kuß kam gerade zur rechten Zeit, auf dem Höhe- H::>I'UI.3dHQH
(IX snwsl~I~~O)
punkt Ihrer eindrucksvollen Fähigkeiten, mit der Klarheit, EX"IDnml - --ssnIJU!3 oooee
die Dinge so zu sehen, wie sie waren und dem Feuer, sie zu ONnHDH.3.LNIH av"d
ändern. Ihre Erzeugerin war selbst von seltener Abstam- tt~1 ÜBl'RZl'UGUNG

mung, sie war Koldunin. Ihren Worten nach waren Sie die HOOO !.' - ..

lXac%/
erste Sterbliche seit 500 Jahren, die sich als ihrer Geheim- "'~Lß '''''fJtfRR ,eH tllfe/

INSTINHT
nisse würdig erweisen könnte - und sie sah auch voraus,
daß Sie sie überflügeln könnten.
eoooo
MUT
Während Sie in Mexiko-Stadt aufwuchsen, fragten Sie
eHOO NAME:
sich häufig, was einmal aus Ihnen werden sollte. Nun wis- BLUTVORRAT HONZl'PT: Neue Koldunin
sen Sie es. Es pißt Sie an, daß hier, am
Arsch der Welt, soviel Potential einfach
••••••••••
0000000000
CHRONIH:

CLAN: Tzimisce
_

Gl'Nl'RATION: 13.
verlorengeht. Manchmal könnten Sie WILLEN5HRAFT

auf die Suche nach dem nächsten Vor-

sintflutlichen gehen und ihm zeigen,
was passiert, wenn Sie ausflippen.
Konzept: Sie sind eine der wenigen
jungen Kolduninnen des Sabbat. Sie
dienen Ihrem Rudel als Priesterin, eine
weise, aber bösartige Mutter, die von
jedem Rudel, das sie trifft, Rollenspielhinweise: Sie sind ein Wunderkind kurz vor
neue Ignoblis RitCE sam- der Blüte. Obwohl die Kräfte, die Sie kontrollieren,
melt. Ältere Kainiten noch manchmal Ihren Verstand überschreiten,
sehen in Ihnen einen erwarten die, die Sie kennen, doch, daß Sie
ungestümen Zappel- im Sabbat groß werden und vielleicht sogar
philipp. Aber das in den Beraterstab der Regentin aufgenom-
ist nur vernachläs- men werden. Sie jedoch verschwenden
sigbares Gerede. keinen Gedanken auf eine unmögliche
In den Letzten Zukunft. Sie wissen, daß die Letzten
Nächten gehört Nächte da sind.
der Sabbat den Sie achten die erhabene Geschichte
jungen Vampi- Ihres Clans, fühlen sich ihr aber nicht
ren. verpflichtet. Sie beachten die Traditio-
nen, die Ihnen sinnvoll erscheinen,
und ersetzen die übrigen mit Ihren
haarsträubenden Theorien. Zur Zeit
studieren Sie den Pfad der Metamor-
.~' phose aus der Sicht Liliths, aber
Ihre Meinung ändert sich monat-
~ 14!eo lich. Wenn Sie einen Fehler haben,
dann, daß Sie so schnell fortschrei-
ten, daß Sie sich nirgends wirklich wohl-
fühlen.
Ausrüstung: Verschiedene koldunische
Ritualgegenstände, Mossberg-Schrot-
flinte, Zeremonienmesser, Vaulderie-
Kelch, Rucksack voller Kleidungsstücke
und Bücher.
NAME: WESEN: Kind GENERATION: 13.
SPIELER: VERHALTEN: Visionär ERZEUGER:
CHRONIH: I-{ONZEPT: Neue Koldunin ZUFLUCHT:

• HÖRpERLICH
ATTRIBUTE
GESELL SCHAFTLICH GEISTIG
•
Körperkraft ........................• 0000 Charisma ...........................••• 00 Wahrnehmung ..................••• 00
Geschick ............................••• 00 Manipulation ....................••• 00 Intelligenz ..........................•••• 0
Widerstandsfähigkeit ........•• 000 Erscheinungsbild ...............•• 000 Geistesschärfe ...................••• 00

• FÄHIGHEITEN
•
TALENTE FERTIGHEITEN HENNTNISSE

Ausdruck ...........................• 0000 Etikette ..............................• 0000 Akademisches Wissen ......• 0000
Aufmerksamkeit 00000 Fahren 0 0 000 Computer ..........................• 0000
Ausflüchte .........................• 0000 Handwerk ..........................•• 000 Finanzen 0 0 000
Ausweichen .......................• 0000 Heimlichkeit .....................• 0000 Gesetzeskenntnis ..............• 0000
Einschüchtern ...................• 0000 Nahkampf... 00000 Linguistik ..........................•• 000
Empathie 00000 Schußwaffen 00000 Medizin ..............................•• 000
Führungsqualitäten 00000 Sicherheit ..........................• 0000 Nachforschungen 00000
Handgemenge ...- 00000 Tierkunde ..........................• 0000 Naturwissenschaften ........•• 000
Sportlichkeit 00000 Überleben ..........................• 0000 Okkultismus ......................•••• 0
Szenekenntnis ...................• 0000 Vortrag ...............................•• 000 Politik ................................• 0000

• HINTERGRUND
VORTEILE
DISZIPLINEN TUGENDEN
•
Rituale..............................•••
00 Auspex.............................•0000 Gc" isscn/
Sabbat-Status..............•0000 Fleischformen...............••000 Überzeugung .....................•• 000
..................
· · ·00000 KoldunischeHexerei ...• 0000 SdbstbdtCIISdtUItg/
....· · ·..· ·..·..· ·..·00000 Tierhaftigkeit ...............• 0000 Instinkt ..............................• 0000
· · ·..· · ·..·..00000 ...........................................
00000 Mut ....................................••• 00

•
__ VORZÜGE/ SCHWÄCHEN __ --Ml:'t"~CHLfCHHl:'I't'/ PFAD __
•
GESUNDHEIT

der Metamorphose Blaue Flecken: o

••••••• 000 Verletzt: ·1 o
Schwer verletzt: ·1 o
WILLENSHRAFT Verwundet: ·2 o
•••• 000000
Schwer verwundet: ·2 o
Verkrüppelt: ·5 o
DDDDDDDDDD Außer Gefecht: o
BLUTVORRAT SCHWÄCHE

DDDDDDDDDD Mußin mindestenszwei

DDDDDDDDDD HandvollHeimaterdeschlafen
ZWINGERHERRIN

Zitat: An deiner Stelle würde ich diese Kanone wegstecken.

Meine Freunde mögen es nicht, wenn man mich bedroht ... hör
"pun~J"!.l
zu, ich hab' dich gewarnt ... na ja, dann muß ich halt das Rudel NaH.:nfMHJS 7fJ aoozHOA
snWS!.ln~~o
U!Z!P"W-- - "!4.odw3
nicht füttem. ("4nlj J"p p"n NaUaHOIH)(.:J

Präludium: Sie lieben Tiere - spirituell, mental und intim .~nJ~'Ol ·UJ".Snl.:l S"PI!M) .!"~ ------- --- 6!.sn
,6!H04J"!.l ·(.sun~4'S!"I.:l ·Z.!1 nOI4'S ----- -- ,!.!n.u1
- mehr als Menschen. Sie sind loyal, aufmerksam und ver- '.uv S"JoqWJO.:l) U"WJO~4'S!"I.:l 6!UU!S~J04'S - --6!Plnp"~
N.3NI,dIZSIQ
on!;IaD
raten keinem Ihre Geheimnisse. Sie wurden als Brato-
vitch-Wiedergängerin geboren und wurden schnell mit 2" 4'S!J"."!q"~ - 4'S!4.odw3
H':>I"1J..:JvH.:>5"a~.ao
den Dutzenden Monstrositäten gut Freund, die in den
---- ---""u4'S
S5n'l.:lNI3
Zwingern Ihrer Eltern hausten. Sie schliefen in ihren Käfi- 2" 40Z -- - SDln~snw
4'!/pnWJ"un -- 2" pUJ"nopsnv
gen und teilten ihre Futternäpfe, wenn Ihre Eltern Sie wie- 2" "PJ"H H:>nIHdliOH
I" u"'JnosS"lj - I" UO!.OJ"U"~
der wochenlang aushungerten. Erklärlicherweise konnten 2" JO.u"w - I" "+n"ls610~~ QO()M
Sie bald besser mit Tieren reden als Deutsch sprechen. GNnl:lOH.3LNIH .uaHH':>IIHJSoN.3W

Schließlich gerieten die Dinge außer Kontrolle, als Sie GeWIS'5E'N/ eR F~"'''' q, • q
.'.

.ii
/ .. , , ..
ihrer Mutter gegenüber ungehorsam waren, während ihr MOOO
Tzimisce-Herr die Zwinger besuchte. Als sie mit einem
Schlachtermesser hinter Ihnen herstürmte, waren plötz-
SE'LB5TßEHERR'5CHUNOI

t~
t\r C

lich mit nur einem Wort alle Tiere und Monster an Ihrer
Seite, um Sie vor Ihren Eltern zu schützen. Der Tzimisce
MOOO
MUT
J~aCl11
schritt ein und trennte Ihren Eltern die Köpfe von den
Meeo NAME':

BLUTVORRAT HONZEPT: ZwingerherrTrl

Schultern. Es war logischer, sie zu töten als ihre begabte
Tochter und Ihre loyale Tierherde. Er nahm Sie unter sei- •••••••••••
00000000000
CHRONIH:

CLAN: Tzimisce
_

GENERATION: 12.
ne Fittiche, schenkte Ihnen den Kuß und machte WILLEN'3HRAFT
ALTER:
Sie zur neuen Zwingerherrin. Nun VVE5EN: -ü-'ber--Iebens---kü-"-nst-I-er
züchten Sie Tiere für VERHALTEN: Abweichler
den Sabbat, trai-
nieren sie und er-
schaffen Höl-
lenhundrudel.
Konzept: Sie
sind Dr. Dolitt- Diener mit Liebe. Sie benötigen kaum Vita':,
le und Hanni- um Loyalität in den Tieren heraufzubeschwö-
bai Lecter in ei- ren, auch wenn es garantiert, daß sich Ihre
nem verdrehten Kreaturen kaum gegen Sie wenden.
Haufen Fleisch. Sie Rollenspielhinweise: Sie hassen es, sich mit an-
fühlen sich weder unter deren abzugeben, auch wenn Sie manchmal dazu
Menschen noch unter gezwungen sind. Gesellschaftliche Interaktion ist
Kainiten wohl, ver- für Sie eine Last, da sie mehr Geduld von Ihnen
bringen Ihre Zeit fordert als notwendig. Kainiten verwechseln das
lieber mit den Tie- mit Schüchternheit, aber es ist eigentlich eine
ren und trainieren tierhafte Verhaltensweise. Wenn man Sie er-
neue Scheußlich- zürnt, wehren Sie sich unvermittelt und bei-
keiten für Ihren ßen zu. Wenn Sie sich zu jemandem hin-
Herren. Anders als gezogen fühlen, versuchen Sie, diese Per-
die meisten ande- son durch Zurschaustellung körperlicher
ren Bratovitchs Kraft zu beeindrucken, ganz wie in einem
zähmen Sie Ihre Balzritual, und eventuelle Rivalen werden
fleischgeformten durch Kampf an ihren Platz verwiesen; das
Leben unter Tieren hat einige Ihrer sterbli-
chen Skrupel vollkommen ausgelöscht.
Ausrüstung: Verschmutzte, blutige Fleischer-
schürze, Handy, Bowie-Messer, Peitsche und Hun-
depfeife.
NAME: WESEN: Überlebenskünstler GENERATION: 12.
SPIELER: VERHALTEN: Abweichler eRZEUGER:
CHRONIH: HONZEPT: Zwingerherrin ZUFLUCHT:

• HÖRpERLICH
Körperkraft........................••••
Geschick............................•• 000
Widerstandsfähigkeit........••••
ATTRIBUTE
GESELLSCHAFTLICH GEISTIG
•
0 Charisma ...........................•• 000 Wahrnehmung ..................•• 000
Manipulation ....................••• 00 Intelligenz..........................••• 00
0 Erscheinungsbild...............• 0000 Geistesschärfe...................••• 00

• FÄHIGHEITEN
•
TALENTE FERTIGHEITEN HENNTNISSE

Ausdruck...........................• 0000 Etikette 0 0 0 0 0 AkademischesWissen 00000

Aufmerksamkeit...............• 0000 Fahren 00000 Computer 00000
Ausflüchte 00000 Handwerk ..........................••• 00 Finanzen 00000
Ausweichen.......................• 0000 Heimlichkeit .....................• 0000 Gesetzeskenntnis 00000
Einschüchtern...................•• 000 Nahkampf... 00000 Linguistik 00000
Empathie ...........................••• 00 Schußwaffen 00000 Medizin..............................••• 00
Führungsqualitäten 00000 Sicherheit 00000 Nachforschungen 00000
Handgemenge...................••• 00 Tierkunde ..........................••• 00 Naturwissenschaften ........• 0000
Sportlichkeit .....................•• 000 Überleben ..........................•• 000 Okkultismus ......................• 0000
Szenekenntnis 00000 Vortrag 00000 Politik 00000

• HINTERGRUND
VORTEILE
DISZIPLINEN TUGENDEN
•
Gefolgsleute ..................• 0000 Fleischformen ...............•• 000 Gewissen/
Generation ......................• 0000 Tierhaftigkeit ...............••• 00 Überzeugung.....................•• 000
Herde ...............................•• 000 ··································
..·······00000 Selbstbeherrschung!
Mentor .............................•• 000 ...........................................
00000 Instinkt ..............................•• 000
Ressourcen .....................• 0000 ·····································
..·..·00000 Mut ....................................•••• 0

• •
-- VORZÜGE/ SCHWÄCHEN _ --MENSCHLICHHEIT/ pf'1'rß- ----- GESUNDHEIT --- .•.

Blaue Flecken: o
Verletzt: -1 o
• • • • 000 000 Schwer verletzt: -1 o
Verwundet: -2 o
___ WILLENSHRAFT __ .•.
Schwer verwundet: -2 o
••••• 00000 Verkrüppelt: -5 o
Außer Gefecht: o
DDDDDDDDDD ----- SCHW ÄCHE --- .•.
-----BLUTVORRAT ---

Muß in mindestens zwei

DDDDDDDDDD Handvoll Heimaterde schlafen
DDDDDDDDDD
STAR-IMITATOR

Zitat: Mein Autogramm? Ja, klar. Ich bin froh, daß du meinen
letzten Film mochtest. Hör mal, ich muß zu einer Privatpar- 60J~JOA -- - 3!4~odw3
u3HoMgn4)S - - 3~4)nltsnv
ty... magst du nicht mitkommen? Tom, Nicole, Matt und ein N3Hj's(MH::>S 7fl 300Zl:IOA
snws!~ln~~o - - ~)nJpsnv
N3U3HOIHYi[
paar andere Stars werden auch da sein... - ZX '!~D3JJt
(~sun~ nOI4)S ---
Präludium: Als Klassenclown in der Schule hatten Sie so- - 6!~4)!$U!3
-4)S!31:J 'l~!I~UV S3JoqWJ0:J) 4)!I~U3P4)ON - - P3!U!ld!lS!Q
wohl eine Vorliebe dafür, andere nachzuahmen als auch U3WJOf4)S!31:J'(6unW43UJ40MOJ
-nv '3UU!S 3HJQ4)$3~) x3dsnv PU3~)OIJ3A-OI.LSI30
einen wachen Geist, der Ihnen Sympathien einbrachte. Sie N3NndIZS,IQ
- u343SsnV
zx
4)S!J3J4nfnA - $3pU3pU3IS
hatten das Flair und das Talent, um Sie zum nächsten ... ~uo6aI3--- 4)S!J36nJ~3S
wer auch immer gerade das Tagesgespräch war zu machen. zx
4)S!~DWS!JDID lIo.~)nJpsnv
H::>li1.:lVH.::>s"asao
Sie würden berühmt werden, da war sich jeder sicher. Lei- SSn'1.:1NI3.
~U!I:J --- -- 6!~40JQ
6!~)QU~JOH- -- 6!~nwuv
der führt Talent ohne die richtigen Verbindungen zu gar H.:lnüadHOH
nichts. Davon ahnten Sie allerdings nicht, bis Sie merkten, ZX U3)JnOS$3lj EX 3p.l3H ~
.lElHH.:JI'H.::>SN3W
wie hart es war, ins Filmgeschäft vorzustoßen. Der Höhe- ONna01EU.NIH

punkt Ihrer Karriere waren Pornofilme, mit den Sie zwar GEWISSEN/ Hili'"'''' 'i" •.•• '=t I
------_._-

F-~ -' ,,--. ._.

Ihre Rechnungen bezahlen konnten, die Ihnen aber trotz- eeooo
dem keinen Ruhm brachten.
Nach den Schmuddelfilmen konnten Sie kaum noch tiefer
sinken. Kaum ... Sie nahmen Drogen, und das hörte erst mit
SELBSTBEHERRSCHUNG!

t~
MeOO
!t\r r
'JtaClll:
MUT
ihrem Kuß auf. Man diagnostizierte Sie als HIV-positiv, und
MeOO NAME: _~
Sie verfingen sich in illegalen Live-Performance-Pornoshows. BLUTVORRAT HONzepT: Star-Imitator
Es gab immer Freaks, die viel Geld dafür bezaWten, wenn man
erniedrigende Sexualakte vor einem abgestumpften Publikum ••••••••••
0000000000
CHRONIH:

CLAN: Tzimisce
GeNeRATION: 13. ----
_

durchführte. Als Ihr "Manager" Ihnen also Jobs in besonders WILLEN'5HRAFT

ALTER: _

bizarren Shows anbot, stimmten Sie aufgrund der guten Be- WeseN: Konformist
zahlung rasch zu. Ihr letzter Auftritt war vor einer VeRHALTeN: Schurke
schräg aussehenden Horde Typen, die darauf ab-
fuhren, Ihnen beim Vorspiel mit Rasierklin-
gen zuzusehen. Unglücklicherweise schnit-
ten Sie Ihre Partnerin zu tief, und sie verlor
viel Blut. Das Publikum warf einfach meh- Rollenspielhinweise: Jeder, den Sie kennen, ist
rere Hundert-Euro-Scheine auf die Bühne nicht mehr als eine Ansammlung Gewohnhei-
und sagte, das Geld gehöre Ihnen, wenn ten, charakteristischer Bewegungen und sprach-
Sie ihre Partnerin ausbluten lassen würden. licher Eigenarten, mit denen Sie spielen kön-
Innerhalb von Sekunden waren mindestens nen. Sie wissen, welche Persönlichkeiten oder
2000 Euro auf dem Boden, und Sie weideten welches Verhalten andere amüsiert, aber Ih-
Ihre Partnerin ohne auch nur mit der Wimper zu nen fehlt eine eigene Persönlichkeit. Sie un-
zucken aus. So lernten Sie den Sabbat kennen. terhalten andere in dem Versuch zu
Konzept: Sie sind vielleicht kein Star, aber verbergen, wie langweilig Sie in
Sie sehen zumindest wie einer aus. Sie ver- Wirklichkeit sind. Sie haben
gnügen sich in den besten Nachtclubs, den ganzen letzten Monat
bringen Ihre Fans dazu, nach Ihrer nicht einmal wie Sie selbst
Pfeife zu tanzen und geben den Pap- ausgesehen. Sie waren im-
parazzi Futter. Sie richten sogar mer jemand anders, spiel-
"Hollywoodpartys" aus, auf denen ten eine Existenz vor, die
andere junge Tzimisce und Nosfera- es nicht gab und lebten für
tu antitribu die Gesichter von Be- die Anerkennung durch
rühmtheiten tragen und sich unter andere. In der Öffentlich-
die Sterblichen mischen (um danach keit sind Sie der untote
die Masken fallen zu lassen und die Mittelpunkt jeder Party.
armen Menschlein zu verschlingen). Wenn Sie allein sind, öden
Vielleicht sind Sie nicht bei den Sie sich selbst zu Tode an.
Sterblichen berühmt, aber Sie ha- Ausrüstung: Designerklei-
ben sich unter an- dung - immer in Stil Ihrer
deren Sabbatvam- derzeitigen Rolle (große Aus-
piren eine Reputati- wahl), Handy, Mercedes (ge-
on als "Lebe"-mann stoWen und unregistriert), ein Sta-
und kurzweiliger Unter-~ pel Hollywood-Visitenkarten, ein
halter verschafft. c..c;l Säckchen Kokain für die Fans.
••
NAME: WESEN: Konformist GENERATION: 13.
SPIELER: VERHALTEN: Schurke ERZEUGER:
CHRONIH: HONZEPT: Star-Imitator ZUFLUCHT:

• HÖRpERLICH
ATTRIBUTE
GESELL SCHAFTLICH GEISTIG
•
Körperkraft ........................•• 000 Charisma ...........................•••• 0 Wahrnehmung ..................••• 00
Geschick ............................••• 00 Manipulation ....................•••• 0 Intelligenz ..........................•• 000
Widerstandsfähigkeit ........•• 000 Erscheinungsbild ...............•••• 0 Geistesschärfe ...................••• 00

• FÄHIGHEITEN
•
TALENTE FERTIGHEITEN HENNTNISSE

Ausdruck ...........................••• 00 Etikette ..............................• 0000 Akademisches Wissen ......• 0000

Aufmerksamkeit ...............••• 00 Fahren 00000 Computer ..........................• 0000
Ausflüchte .........................•• 000 Handwerk ..........................• 0000 Finanzen ............................• 0000
Ausweichen 00000 Heimlichkeit 00000 Gesetzeskenntnis 0 0 000
Einschüchtern ...................•• 000 Nahkampf... 00000 Linguistik 0 0 000
Empathie ...........................••• 00 Schußwaffen .....................•• 000 Medizin 0 0 000
Führungsqualitäten 00000 Sicherheit 00000 Nachforschungen .............• 0000
Handgemenge 00000 Tierkunde ..........................• 0000 Naturwissenschaften 0 0000
Sportlichkeit .....................• 0000 Überleben ..........................• 0000 Okkultismus 0 0000
Szenekenntnis ...................• 0000 Vortrag ...............................••• 00 Politik ................................• 0000

• HINTERGRUND
VORTEILE
DISZIPLINEN TUGENDEN
•
Herde...............................••• 00 Auspex.............................•• 000 Gewissen/
Ressourcen .....................••
000 Fleischformen...............••000 Überzeugung .....................•• 000
........
· · ·00000 ...........................................
00000 Selbstbeherrschung!
........................................
·..00000 ...........................................
00000 Imtinkt ..............................••• 00
..· · ·..·..· ·..·..00000 ..........
· ·..·00000 Mut ....................................••• 00

• •
-- VORZUGE/ SCHWÄCHEN __ --MENSCHLICHHEIT/ pf>1't"ß __ -------GESUNDHEIT--- .•..

Blaue Flecken: o
Verletzt: -1 o
••••• 00000 Schwer verletzt: -1 o
Verwundet: -2 o
__ --WILLENSHRAFT __ •
Schwer verwundet: -2 o
••• 0000000 Verkrüppelt: -5 o
Außer Gefecht: o
DDDDDDDDDD -----SCHWÄCHE------ .•..
-------BLUTVORRAT----.

Mußin mindestenszwei
DDDDDDDDDD HandvollHeimaterdeschlafen
DDDDDDDDDD
NAME: WESEN: Konformist GENERATION: 13.
SPIELER: VERHALTEN: Schurke ERZEUGER:
CHRONIH: HONZEPT: Star-Imitator ZUFLUCHT:

• HÖRpERLICH
ATTRIBUTE
GESELL SCHAFTLICH GEISTIG
•
Körperkraft ........................•• 000 Charisma ...........................•••• 0 Wahrnehmung ..................••• 00
Geschick ............................••• 00 Manipulation ....................•••• 0 Intelligenz ..........................•• 000
Widerstandsfähigkeit ........•• 000 Erscheinungsbild ...............•••• 0 Geistesschärfe ...................••• 00

• FÄHIGHEITEN
•
TALENTE FERTIGHEITEN HENNTNISSE

Ausdruck ...........................••• 00 Etikette ..............................• 0000 Akademisches Wissen ......• 0000

Aufmerksamkeit ...............••• 00 Fahren 00000 Computer ..........................• 0000
Ausflüchte .........................•• 000 Handwerk ..........................• 0000 Finanzen ............................• 0000
Ausweichen 00000 Heimlichkeit 00000 Gesetzeskenntnis 0 0 000
Einschüchtern ...................•• 000 Nahkampf... 00000 Linguistik 0 0 000
Empathie ...........................••• 00 Schußwaffen .....................•• 000 Medizin 0 0 000
Führungsqualitäten 00000 Sicherheit 00000 Nachforschungen .............• 0000
Handgemenge 00000 Tierkunde ..........................• 0000 Naturwissenschaften 0 0000
Sportlichkeit .....................• 0000 Überleben ..........................• 0000 Okkultismus 0 0000
Szenekenntnis ...................• 0000 Vortrag ...............................••• 00 Politik ................................• 0000

• HINTERGRUND
VORTEILE
DISZIPLINEN TUGENDEN
•
Herde...............................••• 00 Auspex.............................•• 000 Gewissen/
Ressourcen .....................••
000 Fleischformen...............••000 Überzeugung .....................•• 000
........
· · ·00000 ...........................................
00000 Selbstbeherrschung!
........................................
·..00000 ...........................................
00000 Imtinkt ..............................••• 00
..· · ·..·..· ·..·..00000 ..........
· ·..·00000 Mut ....................................••• 00

• •
-- VORZUGE/ SCHWÄCHEN __ --MENSCHLICHHEIT/ pf>1't"ß __ -------GESUNDHEIT--- .•..

Blaue Flecken: o
Verletzt: -1 o
••••• 00000 Schwer verletzt: -1 o
Verwundet: -2 o
__ --WILLENSHRAFT __ •
Schwer verwundet: -2 o
••• 0000000 Verkrüppelt: -5 o
Außer Gefecht: o
DDDDDDDDDD -----SCHWÄCHE------ .•..
-------BLUTVORRAT----.

Mußin mindestenszwei
DDDDDDDDDD HandvollHeimaterdeschlafen
DDDDDDDDDD
MODERNE PRIMITIVE

Zitat: Schmerz und Leid sind Porträts des Überlebern, und du

bist eine weiße Leinwand, die bemalt werden muß. 6DJ~OA -- -- U!I!p3W
Präludium: Sie haßten die moderne Welt und fühlten sich NElH':>YMH':>S 7fl aoozHoA snwS!~I~~O - -~Ja"puoH
~JOIPSU"SS!~DN uaSS!M 'pow
in ihrer harschen Ambivalenz verloren. Sie fanden keine (~!a~6!~Jp'u~OH) a~ N3U3HOIHY.:J
-J9~sualaas '(I~!I~UV S3JoqWJ0::l)
Rituale, um die Wendepunkte auf Ihrer Reise durchs Le- U3WJO~4JS!al::l'(6unW4aUJ4OM 4J!aJS!U~utn)I
ben zu kennzeichnen, abgesehen vom Verlust Ihrer Jung- -OJnv 'auu!s aHJ94J~) ""dsnv ua6014JSJaA - - 6!~4J!SU!3
N3NndizSIG
ouSlaD
fräulichkeit. Aber das konnten selbst Tiere. Auf der Suche
4J!aJ~s!a9 - 1l00000'""PsnV
nach Qualen, mit denen Sie beweisen konnten, was Sie 4JS!~OWS!J04' - pUa4a!IUV
HJI'l..::IVH.:Js".aSao
alles überleben konnten, stießen Sie auf Fakir Musafars
SSn'.:INI3 4J!I~AUn - -- 2X ~u!l::l
Tänze, Heilige und Profane, die zeigten, wie er sich beim in- 6!H9J~~O.l - -- 6l~'IOJ(J
~snqolj --- ---- 1!6V
dischen Sonnen tanz selbst an Haken aufhängt. Ihre Welt 2X U3JJnOSS3lj H;)nl:ladHOH
IX a~apu~qJaA - 2X a~o~uo)l
öffnete sich auf einmal, da er genau über die Dinge sprach, IX W4nlj -- - 2X apJ3H e>c>oee
die Ihnen im Leben fehlten. Schmerz diente nicht zum Er- QNnHoü3l.NIH l.BHH.:JI'H':>SNaw

--_.-
dulden, sondern zum Feiern seiner Existenz und zum Be- GEWISSEN! e"f!f\~f!l:fat:JffB

eeooo
,-- .. , I

zeichnen neuer Lebensabschnitte.

Sie fingen langsam an, mit Tätowierungen und Pier-

XacJ;1
SELBSTBEHERRSCHUNGI

cings, gingen aber rasch dazu über, auf dem gesamten In-
f,..,...,......
eeooo
strumentarium der Kasteiungen zu spielen. Sie gingen
nach Samoa, um authentische Stammestätowierungen zu
bekommen und starben fast an der Erfahrung. Nachdem
...-0MUT

BLUTVORRAT
NAME':

HONZEPT:
CHRONIK:
Modeme Primitive
_
Sie auch heiße und kalte Brandings überstanden hatten,
kamen Sie schließlich zu Vernarbungsritualen. Sie stießen
••••••••••
0000000000
CLAN:

GENERATION:
Tzimisce
13.
_

zur Bewegung der modernen Primitiven, weil sie Ihnen et- WILLENSKRAFT ALTER: _

WE~EN: Sensations-
was zu sagen hatte. Sie arbeiteten in einem
Junkie
Tätowierladen und richteten schließ- VERHALTEN: Masochi
lich Fetischparties aus, auf denen
ein Künstler zur Erbauung der
anderen Gäste das Skalpell an
Ihre Haut legte. Sie schrien
nicht einmal, und das be- sie ursprünglich wegen dieser angesagten Tribals, aber
eindruckte den Sabbat. Sie tun ihnen den Gefallen, ihre Organe mit Tinte zu
Darum überlebten Sie verzieren. Sie haben auch einige schöne Knochen-
den Kuß ihres Erzeugers schnitzereien gemacht - zu schade, daß nur ein
in einem Massenspek- Pathologe sie je sehen wird. Im Sabbat allerdings
takel, das gleichzeitig fanden Sie Kreaturen, die solche Torturen erdul-
eine Ihrer größten den und sogar stolz zur Schau stellen können. Sie
Erfahrungen war. gehen in der Sekte auf, nicht zuletzt wegen Kai-
Nun wandeln Sie niten wie Sie selbst, die Schmerzriten jenseits der
unter gleichgesinn- Grenzen menschlichen Fleisches und menschli-
ten Brüdern und cher Knochen ertragen können. Ihre Rolle ähnelt
Schwestern Kains der einer Schamaninj Sie sind die neue Priesterin
und unterziehen und Tänzerin auf dem Leid der Letzten Nächte.
sich mit ihnen im- Rollenspielhinweise: Wenn es um Schmerzen
mer neuen Proben der geht, sind Sie dabei. Trotz Ihres untoten Zustandes
Stärke, um Ihre Existenz zu fei- lieben Sie das Leben so sehr, daß es wehtut. Es ruft
ern. Sie sind eine aufstrebende nach Ihnen und fordert Sie mit tausend Gefahren
Priesterin des Schmerzes. heraus, die bestanden werden müssen. Passender-
Konzept: Der Welt fehlt es an weise verachten Sie Leute, die nicht bis an ihre
Abenteuern, aber der Sabbat Grenzen gehen, um zu sehen, wozu sie fähig sind.
änderte das. Der Körper ist Wovor fürchten sie sich? Vor dem Tod? Dabei sieht
ein Gefäß für Erfahrungen, man an Ihnen doch am besten, wohin einen der
und Sie glauben fest daran, Tod bringt. Wenn Sie nicht die Grenzen der Ge-
daß alles, was Sie nicht um- fahr ausloten, sind Sie die Gefahr, die die Gren-
bringt, Sie stärker macht. zen anderer auslotet.
Leider halten Sterbliche Ausrüstung: Tätowierwerkzeuge mit Tin-
ihren Ansprüchen an ten, Bohrmaschine mit mehreren Bohr-
Leidensfähigkeit und köpfen, Piercingnadeln, Lederriemen,
Schmerztoleranz nicht wenig Kleidung, die Ihren kunstvollen
stand. Klar kommen Körper verbergen könnte.
NAME: WESEN:Sensations-Junkie GEN~RATION: 13.
SPIELER: V~RHALT~N:Masochist ERZEUGER:
CHRONIH: HONZEPT: Moderne
Primitive ZUFLUCHT:

• HÖRP~RLICH
ATTRIBUTE
G~'5~LL '5CHAFTLICH G~I'5TIG
•
Körperkraft ........................•• 000 Charisma ...........................••• 00 Wahrnehmung ..................•• 000
Geschick ............................••• 00 Manipulation ....................•• 000 Intelligenz ..........................•• 000
Widerstandsfähigkeit ........••••• Erscheinungsbild ...............••• 00 Geistesschärfe ...................•• 000

• FÄHIGHEITEN
•
TAL~NT~ F~RTIGH~IT~N H~NNTNI'5'5~

Ausdruck ...........................• 0000 Etikette ..............................•• 000 Akademisches Wissen ......•• 000
Aufmerksamkeit 00000 Fahren ...............................• 0000 Computer 00000
Ausflüchte .........................• 0000 Handwerk ..........................••• 00 Finanzen 00000
Ausweichen 00000 Heimlichkeit .....................• 0000 Gesetzeskenntnis 00000
Einschüchtern ...................• 0000 Nahkampf... .......................• 0 0 0 0 Linguistik ..........................• 0000
Empathie ...........................• 0000 Schußwaffen .....................• 0000 Medizin ..............................••• 00
Führungsqualitäten 00000 Sicherheit ..........................• 0000 Nachforschungen 00000
Handgemenge 00000 Tierkunde 00000 Naturwissenschaften ........•• 000
Sportlichkeit 00000 Überleben ..........................• 0000 Okkultismus ......................• 0000
Szenekenntnis ...................• 0000 Vortrag ...............................•• 000 Politik 00000

• HINT~RGRUND
VORTEILE
DI'5ZIPLIN~N TUG~ND~N
•
Herde...............................••
000 Auspex.............................••000 Gewissen/
Kontakte ..........................••
000 Fleischformen ...............••000 Übcrzcugung .....................•• 000
Ressourcen .....................••
000 Seelenstärke .................•
0000 Selbstbeherrschung!
Ruhm.................................•
0000 Instinkt ..............................••
···········································00000 000
Verbündete ....................•
0000 ········································
..·00000 Mut ....................................•••• 0

• •
-- VORZUG~/ SCHWÄCH~N - --M~N'5CHLICHH~IT/ P:P1'tt)'_ -----G~'5UNDH~IT--- •..

Blaue Flecken: D
Verletzt: -1 D
•••• 000000 Schwer verletzt: . -1 D
Verwundet: -2 D
___ WILL~N'5HRAFT _
Schwer verwundet: -2 D
•••• 000000 Verkrüppelt: -5 D
Außer Gefecht: D
0000000000 ----- SCHWÄCH~ --- •.
----BLUTVORRAT----

Mußin mindestenszwei
0000000000 HandvollHeimaterdeschlafen
0000000000
DER MODERNE PROMETHEU'3

Zitat: Wir sind eine Entität, die sich selten einig ist. Dennoch
haben wir entschieden, daß wir dich nicht mögen. Und stell dir
""'l"I""'lO - - JdWD>t4ON
vor: Wir werden dich töten! "PU~n!.l -- UJ"~4'n4'SU!3
Präludium: Sie wissen nicht, wer Sie vor dem Kuß waren.
N3H3YMH3S 7il aOOZHOJ\.
zx snwS!~I~O "6u,,w,,6pUDH
("4nlj J"p p"n •p1J~'01 N,3U3HOIHYd

Keiner von ihnen weiß es. Ihre Erinnerung beginnt mit 'UJ"~snl:J saPI!M) ~!,,~6!H04J"!.l
'("~JR~5 "~"U4'!3Z"6snv) "~JR~5 zx 6!~4'!SWn - -- 6!Pln~
höllischen Schmerzen in dem Moment, als kainitische ·(~!,,~6!~'RU~DH) "~JR~SUllI IDUO!~Dlj--- - WDSltJaWJIlV
·""5 '("UU!5 "HJR4'~) X"dsnv
Vitce über Ihre offenliegenden Organe geschüttet wurde. NEiNndlz!!'IQ
OIl.StaD

Sie waren eine Masse unterschiedlichsten Schleimes; ver- 4'S!J"~"!q"9 2X~

H.:JI"11.:lVH':>S'1'3S2IO
laufenes Fleisch, halbflüssige Knochen und ein Haufen
---- - ZX s~ln~snw
Organe von neuen Menschen, alle zusammengeschüttet. SSn"ldNI3
PI!M --- --- 6!HM
Sie zogen und drückten sich vorwärts, weg von den ande- 4'!IJ"~4'SJ3Un zx 6!~'RU~JDH
H':)JTt:ladHOH

ren, aber nahmen aus Versehen Teile von ihnen mit. Die ()()()M
Gesänge Ihres zukünftigen Rudels drangen an Ihr Ohr, zu- ONn1:lDH31.NIH .u3HH':U'H.:>SNElW

sammen mit ihren Wetten darauf, wer sich als erstes aus ---------------------
GEWISSEN/ thn:ft:ZftJ6tJfif6
,..- ~ .. -. ~ .
MeOO
- -

der Masse erheben würde. Ihr leib bildete sich langsam; I _ _ • __

Sie hatten keinen Arm, deswegen brachen Sie ihn von ei-

Xacl!
5E'LßSTBEHERR'SCHUNO/

nem anderen Körper ab; Ihr linkes Auge fehlte, also stah- ~~
len Sie es von Ihrem Nachbarn. Bevor Sie sich Ihres Seins eoooo
0_
MUT
bewußt waren, erhoben Sie sich aus dem Brei der Einge-
weide, ein kainitisches Fundbüro für die Gliedmaßen und
Meeo NAME:

HONzepT: Der Moderne

_

-==
BLUTVORRAT
Organe anderer Menschen. Dann drehten Sie sich zu den Prometheus
anderen Opfern um und verschlangen ihr Blut und ihre ••••••••••
0000000000
CHRONIH:

CLAN: Tziii1lsce
Seelen. WILLEN5HRAFT GeNeRATION: 13.
Sie besitzen keine Vergangenheit außer
den flüsternden Stimmen und Gedan-
kenbildern der anderen acht. Es dauer-
te einige Zeit, bis sich eine einzelne
Identität gebildet hatte, aber die Stim-
men verschwanden nie. Sie waren
Bankangestellter, Sanitäter, Therapeut
für Eßstörungen, Rauschgifthändler - brünstig. Sie wollen eine feste Identität, eine Persön-
und doch paßt keine dieser Geschich- lichkeit und ein Aussehen. Statt dessen haben
ten zu Ihnen. Manche Fähigkeiten Sie sechs Stimmen im Schädel, die Sie mit
und Verhaltensweisen schei- sperrigen Erinnerungen überschwemmen,
nen einfach aufgetaucht zu die sich gegenseitig blockieren, wenn
sein und passen zu Ihnen, Sie sich auf eine konzentrieren.
andere sind wiederum völlig Rollenspielhinweise: Sie haben eine
unerklärlich. Ihr Aussehen dominante Persönlichkeit, nennen
spiegelt das wider. Sie sind sich aber selbst "wir", weil es sich
ein Mischmasch verschie- richtiger anfühlt. Ihre Vergangenheit
dener Rassen und seltsam scheint wie ein wirrer Zusammen-
gewachsenen Fleischs; Sie schnitt aus neun verschiedenen fil-
sind die Neubesetzung von men. Deswegen haben Sie es aufgege-
Frankensteins Monster. ben herauszufinden, wer Sie waren
Konzept: Ihr Rudel nennt und richten Ihren Blick lieber darauf,
Sie einen Renaissance- wer Sie sein möchten. Leider gestaltet
menschen widerwillen sich das durch Ihr Rudel und den Sab-
und untoten Hans Dampf bat im allgemeinen als schwierig. Wie
in allen Gassen. Sie sind können Sie jemand anders werden,
wie der Zylinder eines wenn alle Sie daran erinnern, wer Sie
Zauberers; niemand weiß, sind?
was als nächstes aus Ih- Ausrüstung: Brieftaschen der neun Men-
nen herauskommen schen, aus denen Sie entstanden sind, Mary
wird, nicht einmal Sie Shelleys Frankenstein, Kreditkarte (Bank-
selbst. Sie sind der Stirn- angestellter) , Wohnung (Therapeut),
mungsmacher Ihres Ru- klappriger Volvo (Bäcker), schlecht zusam-
dels, eine Kuriosität unter \lftf- menpassende Kleidung, unter anderem Jak-
Monstern, und Sie has- \l:> ke mit Schlips, grüne Jogginghose und
sen Ihre Existenz in- schwarze Stiefel.
NAME: WESEN: Büßer GENERATION: 13.
SPIELER: VERHALTEN: Märtyrer ERZEUGER:
CHRONIH: HONZEPT: Der Moderne ZUFLUCHT:
Prometheus

• HÖRpERLICH
ATTRIBUTE
GESELL SCHAFTLICH GEISTIG
•
Körperkraft ........................•••• 0 Charisma ...........................••• 00 Wahrnehmung ..................•••• 0
Geschick ............................•• 000 Manipulation ....................•• 000 Intelligenz ..........................•• 000
Widerstandsfähigkeit ........•••• 0 Erscheinungsbild ...............• 0000 Geistesschärfe ...................•• 000

• FÄHIGHEITEN
•
TALENTE FERTIGHEITEN HENNTNISSE

Ausdruck 00000 Etikette 00000 Akademisches Wissen 00000

Aufmerksamkeit ...............•• 000 Fahren 00000 Computer 00000
Ausflüchte .........................• 0000 Handwerk ..........................• 0000 Finanzen 00000
Ausweichen .......................••• 00 Heimlichkeit 00000 Gesetzeskenntnis 00000
Einschüchtern ...................••• 00 Nahkampf... .......................•• 000 Linguistik 0 0 000
Empathie 0 0 000 Schußwaffen 00000 Medizin ..............................• 0000
Führungsqualitäten 00000 Sicherheit ..........................• 0000 Nachforschungen .............• 0000
Handgemenge ...................••• 00 Tierkunde ..........................•• 000 Naturwissenschaften ........• 0000
Sportlichkeit .....................• 0000 Überleben ..........................••• 00 Okkultismus ......................•• 000
Szenekenntnis 00000 Vortrag 00000 Politik 00000

• HINTERGRUND
VORTEILE
DISZIPLINEN TUGENDEN
•
Sabbat-Status..............• 0000 Auspex.............................•
0000 Gewissen/
..· · ·..· ·..· ······ ..·..00000 Seelenstärke.................• 0000 Überzcugung .....................••• 00
....· ···..· ·..·..·..··..·..········00000 Stärke..............................•
0000 Selbstbeherrschung!
......· · ·..·..· 00000 Tierhaftigkeit ...............••• 00 In~tinkt ..............................• 0000
....·..··..·..· · · · ·00000 ......
·..· ··..··..·· ·· ·00000 Mut ....................................•••• 0

• •
-- VORZÜGE/ SCHWÄCHEN __ -MENSCHLICHHEIT/ p~-- -------GESUNDHEIT --- •..

Blaue Flecken: o
Verletzt: -1 o
•••• 000000 Schwer verletzt: . -1 o
Verwundet: -2 o
____ WILLENSHRAFT _
Schwer verwundet: -2 o
• • • .00 000 0 Verkrüppelt: -5 o
Außer Gefecht: o
DDDDDDDDDD ------- SCHWÄCHE ------ •...
-----BLUTVORRAT------

Mußin mindestenszwei
DDDDDDDDDD HandvollHeimaterdeschlafen
DDDDDDDDDD
o PRICHNIHEN - HA USHOFM ElSTER

Zitat: Ja, Herr, Eure Zuflucht in Prag wird in einer Woche für
Eure Ankunft bereit sein. Ja, ich weiß, drei junge, hübsche U3q31J3qn - -- 3U3~!~3
NaH.:),)(MH.:JS '1fI 300Zl::IOA
Männer zum Genuß. Ich habe mich schon darum gekümmert. snwS!~ln~~o - - J3~ndwo,
U3JYO:l--- U3SS!M'POW
\\7egen der Auktion, Herr - ich weiß aus zuverlässigen Quellen, (UJ3~Sm:l S3PI!M) ~!3~6!~ Nal.IaHDIHY.:J
-fOYJ3!.l '(Z~!I~U'" S3JoqWJ0:l)
daß zwei Mitbieter eine Bedrohung darstellen könnten. SoU ich ein U3WJOfY'S!31:l '(6unwY3UJYOMOJ 6nl)l ----
- Y)t3JS!U~UU3)1
WO~J3wfn."
paar Leichen in ihrem KeUer ausgraben oder einfach den betref- -n." '3UU!S 3HJ~Y'S3~) x3dsn." aUSlaD
N3NndlzSIQ
fenden Gegenstand aus dem Auktionshaus "entfernen" lassen? zx PU36n3ZJaqn - Y'S!~OWOld!(J
~PUOM363p3~ - Y'S!~OWS!JOY'
Präludium: Sie waren schon immer vom Clan T zimisce, wie pU3~'nz~u3 - - PU3Y3!ZU."
H.:n"l1.:lVH.:>S."3SdD
auch Ihre Eltern und die Generationen vor Ihnen. Obwohl
SS,n"l:JNI3
die Geschichte die Oprichniken als Halsabschneider und Sa- Y'!IpnWJ3Un ~'!Y'S3~
zx HOYpuo~S - --- f!6."
disten bezeichnet, sind Sie von diesem Erbe weit entfernt. H.:>n1:lad1:l0H
EX 3~~O~UO)l
Seit Sie ein Kind waren, kümmerte sich Ihr Tzimisce-Herr EX U3'JnOSS3~ jrXUO!~~ 00Me
aNn1:l01:la~NIH U3HH.:JI'H:>SN3W
um Ihre Ausbildung in einer Vielzahl Fähigkeiten. Ob er Sie
nun in okkulten Lehren unterwies oder Sie auf die besten GEWISSEN! ++,.,FM'i" ..•. rq t Irq
r-' ...
Wirtschaftsgymnasien schickte, Sie wußten immer, daß er Sie eeooo
eines Tages als Haushofmeister brauchen würde. Den Kuß
sahen Sie jedoch nicht voraus. Die russischen T zimisce gaben
den Kuß selten an Ihre Familie weiter, gerade weil sie sie als
SELßSTßEHERRSCHUNOI

~
HeOO
'\( r
.'J~aCl11.
MUT
Diener benötigten. Nach dem Fall des eisernen Vorhangs aber NAME: _
HeOO HONzepT: Oprichniken-
wurde den russischen Unholden klar, daß sie sich nicht län- 13LUTVORRAT
Haushofmeister
ger vor der Welt jenseits der Grenzen verstecken konnten.
Allerdings waren sie auch nicht gewillt, ihr Unleben zu ris-
••••••••••••••
1111I1I1I1I1I1i
CHRONIH:

CLAN: Tzimisce _
_

kieren, indem sie ihre heimischen Domänen verließen. Dar- WILLfN'5HRAFT

GeNeRATION: 9. _
AL TfR: _
um führte Ihr Erzeuger Sie in die Nacht. We~eN: Perfektionist
Selber Job, andere Arbeitszeiten. Sie dienen immer noch VeRHAL HN: Konformist
Ihrem Herrn, aber Sie sind nun selbst ein Unhold. Das ver-
schafft Ihnen eine gewisse Unabhängigkeit, die niemand
aus Ihrer sterblichen Familie hat, inklusive der Mög-
lichkeit, durch die Welt zu reisen. Ernüchternderwei- vorkehrungen überwachen, an Orte reisen,
se sind Sie in Ihrer kurzen Existenz schon auf den die er nicht besuchen will und mit Leuten re-
ungehobelten Sabbat gestoßen und müssen ihm den, die er nicht sehen will. Es ist gefährlich,
denselben "Respekt" zollen, wie Ihr Herr es tut. denn Sie sind Vermittler, Sprachrohr und
Manchmal bedeutet das sogar, an seinen hinter- Bote für Verbündete, Rivalen und manch-
wäldlerischen Ritualen oder Versammlungen mal auch Feinde Ihres Herren. Sie wissen,
teilzunehmen, aber Sie benötigen ihn. Die daß es Ihre Existenz gefährdet, deswegen
Sabbatvampire sind Ihre einzige Hoffuung, planen Sie eine endgültige Befreiung aus der
die Blutsbande zu Ihrem Erzeuger zu Knechtschaft.
brechen. Ohne den Sabbat werden Rollenspielhinweise: Sie sind pflicht- und ziel-
Sie nie vollkommene Freiheit und bewußt, aber der Kuß erlaubt Ihnen Freihei-
Unabhängigkeit haben. ten, die Sie als Ghul nie kannten. Zusam-
Konzept: Manche T zimisce men mit der Tatsache, daß Sie eines
sagen, Sie seien die rechte der wenigen Mitglieder Ihrer Familie
Hand ihres Erzeugers, aber sind, die zum Vampir wurden, erfüllt
Sie wissen, daß Sie die Ar- Sie das mit einer blühenden Arroganz
beit beider Hände tun. Die über Ihre neue Existenz, und der Ge-
Jahrhunderte haben ihn in schmack begrenzter Freiheit auf der
einen Anachronismus ver- Zunge läßt Sie nach mehr dürsten. Ihr
wandelt, und er verbringt Herr verläßt sich auf Sie, und das ist
seine Abende abgeschie- Ihre Schwäche. Die Zeit, da Sie ihn
den in seinem Anwesen nicht mehr brauchen, wird kommen.
wie eine impotente Bis dahin benutzen Sie den Sabbat, ulll
Spinne, die keine Net- Ihr Blutsband zu brechen und sich mit
ze mehr weben kann. seinen Sitten und Gebräuchen vertraut
Sie sind eine der UI zu machen. Schließlich kennen Sie sie
Ketten, die ihn an ~( besser als er es tut, und irgendwann wird
1440)
die modeme Welt Ihnen alles gehören.
binden. Er verläßt sich Ausrüstung: Armani-Anzüge, Ray
darauf, daß Sie seine fi- Ban-Sonnenbrille, Aktenkoffer, Handy,
nanziellen Sicherheits- Laptop, Pieper, Glock 17.
NAME: WESEN: Perfektionist GENERATION: 9.
SPIELER: VERHALTEN: Konformist ERZEUGER:
CHRONIH: HONZEPT: Oprichniken- ZUFLUCHT:
Haushofmeister

• HÖRpERLICH
ATTRIBUTE
GESELL SCHAFTLICH GEISTIG
•
Körperkraft ........................••• 00 Charisma ...........................•••• 0 Wahrnehmung ..................•• 000
Geschick ............................••• 00 Manipulation ....................•••• 0 Intelligenz ..........................•• 000
Widerstandsfähigkeit ........•• 000 Erscheinungsbild ...............•• 000 Geistesschärfe ...................•• 000

• FÄHIGHEITEN
•
TALENTE FERTIGHEITEN HENNTNISSE

Ausdruck 00000 Etikette ..............................•• 000 Akademisches Wissen ......• 0000

Aufmerksamkeit ...............• 0000 Fahren ...............................•• 000 Computer ..........................• 0000
Ausflüchte .........................• 0000 Handwerk ..........................• 0000 Finanzen ............................• 0000
Ausweichen .......................• 0000 Heimlichkeit .....................• 0000 Gesetzeskenntnis ..............• 0000
Einschüchtern 00000 Nahkampf... .......................• 0000 Linguistik ..........................• 0000
Empathie ...........................• 0000 Schußwaffen .....................• 0000 Medizin ..............................• 0000
Führungsqualitäten 00000 Sicherheit ..........................• 0000 Nachforschungen .............• 0000
Handgemenge ..: 00000 Tierkunde ..........................• 0000 Naturwissenschaften 00000
Sportlichkeit 00000 Überleben ..........................•• 000 Okkultismus ......................• 0000
Szenekenntnis ...................• 0000 Vortrag ...............................• 0000 Politik ................................• 0000

• HINTERGRUND
VORTEILE
DISZIPLINEN TUGENDEN
•
Alter Ego........................•
0000 Auspex.............................••
000 Gewissen!
Generation......................•••• 0 Fleischformen...............•0000 Überzeugung .....................•• 000
Kontakte..........................•••00 Tierhaftigkeit ...............•0000 Selbstbeherrschung!
Ressourcen .....................••• 00 ..............
· · · · ·00000 Instinkt ..............................••• 00
Sabbat-Status..............•0000 · · ·..· ·..· ·00000 Mut ....................................••• 00
Verbündete....................••• 00 · · ·00000

• •
-- VORZÜGE! SCHWÄCHEN _ --MENSCHLICHHEIT! j7:f"*f7_ -----GESUNDHEIT------ •..

Blaue Flecken: D
Verletzt: -1 D
••••• 00000 Schwer verletzt: . -1 D
Verwundet: -2 D
__ --WILLENSHRAFT _
Schwer verwundet: -2 D
••• 0000000 Verkrüppelt: -5 D
Außer Gefecht: D
DDDDDDDDDD ---- SCHWÄCHE -----_
-------BLUTVORRAT----

Mußin mindestenszwei
DDDDDDDDDD HandvollHeimaterdeschlafen
DDDDDDDDDD

BEISPIELRUDEL: DER HELCH
DER HNÖCHERNEN FREUDEN
Meine Augen brennen vom Trinken wie ein Schmelzofen,
aber die Bullen glauben, ich sei irgendein Kiffer oder sowas.
"Nein, Wachtmeister, ich bin bloß müde, denk' ich. Norma-
lerweise bleibe ich nich' so lang auf"
"Um was ging es denn bei dem Geschrei?"
"Meine Freundin is' auf 180. Hat's nicht gern, wenn ich
Freunde da hab'. "
"Kann ich mich mal umsehen?"
"He, wenn sie wollen. Treten Sie frei und aus eigenem Wil-
len ein und ... kommen Sie rein."
Wachtmeister Blutbeutel tritt ins Treppenhaus, und sofort hat
er Sunshine an seiner Kehle, noch ehe ich die Türe schließen
kann. Wie eine hungrige Töle. Sie hat den meisten Saft ver-
brannt, als sie mit diesem Ding am Turner Field im Clinch war.
Scheint immer noch hungrig zu sein, auch nach dem Penner
und diesen Nutten aus dem Oasis. Wie paßt soviel Blut in ih-
ren kleinen Körper?
Tischmanieren hat sie keine. Zaljko hat schon die Plane von
den Stufen genommen, also is' alles voller Blut. Jetzt, wo ich
drüber nachdenke, kriege ich auch Hunger.
Oben schreien sie wieder. Besser, ich drücke mich jetzt an
Sunshine vorbei und gehe rein. Wird eh nix für morgen übrig-
bleiben. Sauber macht hier eh keiner. Ich liebe sie, aber ich hän-
ge mit 'ner Bande von Faulpelzen rum. Ich brauche Saft - Blut-
festmahl, morgen, Clarkston. Ashanti wird mich dieses Jahr
nicht wieder überflügeln. Übers Feuer hüpfen, das is' doch
Scheiße. Ich werd' ihr 'n bißchen anderen Scheiß zeigen. Neu-
es Jahr, neues Glück, Ashanti. Nicht mal du kannst die Flam-
men vermeiden.
Wir waren in Kupalas Nacht dabei. Wir waren dabei, als
Lugoj unseren Vater austrank. Wir unterzeichneten den Mai-
länder Kodex. Wir brachten Atlanta zu Fall. Wir sind Tzi-
misce. Leg' dich nicht mit uns an.
* * * dete, war der Kelch der knöchernen Freuden eines der Grün-
Sie haben das Erbe eines der Gründerrudel des Sabbat
angetreten. Sie kennen die Worte, wissen aber nicht, was
sie bedeuten. In den Letzten Nächten ist der Kelch der
knöchernen Freuden am Boden, wie alles - ignorant und
schwach, heulend nach Blut und einer Geschichte, die für
immer verloren ist.
MEINE HINDER SIND MEINE HNOCHEN
Im Alten Land hatten einige Tzimisce-Voivoden die An-
gewohnheit, "Prestigebruten" den Kuß zu schenken - einer
großen Anzahl Kinder mit wenig anderem Zweck als zu
zeigen, daß Vitre auf dem Krongut reich vorhanden war.
Das Rudel, das als Kelch der knöchernen Freuden bekannt
wurde, war eine dieser Protzbruten.
Cezar Satnoianu war kein schlechter Erzeuger. Er lehrte
seine Kinder die Tugenden der Metamorphose, ermutigte
sie in seiner gleichgültigen Art, Azhi Dahaka zu suchen
und versorgte sie mit ausreichend Blut.
Aber Cezar sah sie als Püppchen zum Posieren und An-
geben. Der Brut war es nicht vergönnt, Cezars großes Erbe
zu teilen. Selbst Dimka, das älteste seiner Kinder, hatte
keine anstrengendere Aufgabe als stillzuhalten, während
Cezar seine Knochenstruktur umformte. Das Skelett hat-
CLANBUCH: TZIMISCE
98
te Cezar fasziniert, und er benutzte seine Kinder als Schau-
stücke und Experimente. Alle paar Jahre erzählte er seinen
Kindern von einem uralten koldunischen Ritual, das seine
Neugier geweckt hatte und erklärte ihnen unter Entleh-
nung des Namens des Rituals, sie seien "der Kelch der
knöchernen Freuden, der nimmer versiegt".
Aber das Tzimisceblut in ihren toten Adern ließ Ces ars
Kinder dieses Schicksal nicht lange hinnehmen. Während
Cezar in der Erde seiner Krypta schlummerte, erzählte
Dimka seinen Brüdern und Schwestern von Lugoj und den
Methoden dieses Kainiten, das Blutsband zu brechen. Erst
verwahrten sie sich gegen diese Häresie, aber ihr Zögern
verschwand in den Minuten vor Sonnenaufgang, als sie ihr
Blut teilten.
In Kupalas Nacht reisten Cezar und seine Brut zu einem
anderen Voivoden, wie es der Brauch vorschrieb. Nachdem
er sie herumgezeigt hatte, ließ Cezar seine Kinder gehen,
damit sie sich im Dorf weit unter der Festung ihres Gast-
gebers amüsieren konnten. Dimka und seine Geschwister
ritten an den Fuß der Karpaten und sahen Kupalas karme-
sinrote Blume. Von dieser Nacht an konnte Cezars Blut sie
nicht mehr unterdrücken.
Cezar und sein Gastgeber waren unter den Tzimisceah-
nen, die in Kupalas Nacht fielen. Seine Kinder, die sich
nun als letzte Erniedrigung für ihren toten Sklavenhalter
"der Kelch der knöchernen Freuden" nannten, zogen mit
den anderen Rudeln durch die Karpaten und die Wallach-
ei, vernichteten nächtens Ahnen und teilten ihr Blut in
den flüchtigen Stunden vor Sonnenaufgang mit anderen
"Sabbaten". Zuweilen waren sie gnädig - zum Beispiel ver-
schonten sie einen alten Unhold, einen zauberkundigen Hei-
den namens Bogescu, im Austausch für seine Künste. Allein
seine Lehren erretteten sie vor den Legionen von Ghulen, die
sich auf sie stürzten, als sie in die Kathedrale des Ältesten ein-
drangen. Dimka vergoß blutige Tränen, als sie fliehen muß-
ten. Er konnte nicht Zeuge von Lugojs Triumph werden.
Als sich der Sabbat aus diesem revolutionären Sumpf bil-
dungsrudel. In der Nacht, als die Camarilla ihre Charta ver-
abschiedete, wütete es durch Thorns und zog sich später nach
Oste uropa zurück. Das Alte Land war von Tremere infiziert,
zu gefährlich für ein Rudel, das einen Koldunen in seinen Rei-
hen hatte. Aber Cezars Kinder eilten ohne Zögern an Orte,
an die Engel noch nicht einmal blicken würden.
In den nächsten 400 Jahren half das Rudel Kardinal Bi-
stri und seinen Nachfolgern beim zwecklosen Versuch, die
Usurpatoren zurückzuschlagen. Zahllose Kainiten wurden
in das Rudel aufgenommen, ebenso wie viele der ursprüng-
lichen Mitglieder den Tod fanden - ein Usurpator von sol-
cher Macht, daß es nur der Gründer sein konnte, vernichtete
Bogescu. Dimka floh in die Neue Welt. Doch durch seine ver-
schiedenen Inkarnationen behielt der Kelch der knöchernen
Freuden immer die koldunischen Lehren und die Künste des
Fleischformens, die dem Rudel seinen Namen gaben.
Schließlich war es der 1. Weltkrieg, der das Rudel aus
seinem Heimatland trieb. Es floh nach Frankreich, über-
querte den Ärmelkanal, und von da aus schmuggelten sei-
ne Ghule es in Kisten voller Erde nach New York.
In Amerika tat es sich nicht weniger hervor, vernichtete
im 2. Sabbat-Bürgerkrieg Dutzende von Lasombra-"Solda-
ten" und unterzeichnete 1933 den überarbeiteten Vertrag
von Mailand. Im 3. Sabbat-Bürgerkrieg vernichteten Bru-
jah antitribu und ihre Caitiff-Schoßhunde das letzte ver-
bliebene Gründungsmitglied. Nur Kinder und Enkel blie-
ben, doch selbst heute noch befindet sich ein Koldune, ein
Rumäne namens Zaljko Petrescu, in ihren Reihen.
In den späten 90er Jahren verließ das Rudel New York, um
der augenscheinlichen kompletten Vernichtung durch die
Camarilla zu entgehen, nur um den Kreuzzug gegen Atlanta
zu unterstützen. Schließlich blieben nur Zaljko und ein paar
Neugeborene, kaum ein paar Monate tot, übrig...
MIT DIESEN BASTARDEN ZURANDE
HOMMEN ..•
Nicht alle Sabbatrudel sind geifernde Straßenschläger,
die mit Drogen gepanschtes Blut saufen, durch Scheiter-
haufen springen und den Teufel anbeten, aber einige kom-
men dieser Beschreibung recht nahe. Obwohl er sich nicht
zu sehr von der panischen Stereotypisierung der Camaril-
la unterscheidet, repräsentiert der Kelch der knöchernen
Freuden das neue Gesicht des Sabbat, besonders das der
Tzimisce. Kopflose Familien, geeint durch zusammen erlit-
tene Schwierigkeiten und die Vaulderie, ignorant gegen-
über ihrer erhabenen Geschichte, mißtrauisch gegenüber
den Ahnen, skeptisch hinsichtlich der Existenz der Vor-
sintflutlichen, freudig den Partys beiwohnend und auf
Kreuzzügen Blut vergießend, aber nicht willens, den mei-
sten Scheiß zu schlucken, den ihnen die Sekte vorwirft. In
diesem Sinne sind sie ein guter Zusatz für jede Sabbatchro-
nik, ob nun als Verbündete oder rivalisierendes Rudel, das
um Territorien und Ansehen kämpft, und für die Camaril-
latypen kann der Erzähler dieses Rudel verwenden, wenn
sie wieder mal auf einen Haufen dieser doch ach so ge-
sichtslosen Vampire treffen.
SCHAUFELHÖPFE, VEREINIGT EUCH!
Das Sabbat-Handbuch beschreibt einige der aufgeführ-
ten Wesen, Verhalten, Fähigkeiten, Hintergründe und Pfa-
de der Erleuchtung in den folgenden Profilen. Weitere In-
formationen über koldunische Hexerei und ihre Pfade finden
Sie in Blutmagie: Geheimnisse der Thaumaturgie.
AMERICAJOHNSON, DAS REICHE
MÄDCHEN
Hintergrund: Vergessen Sie den Stereotyp des verwöhn-
ten kleinen Mädchens, das wegrennt und dann heulend zu
Papi zurückkehrt, wenn es merkt, wie schlecht das Leben
auf der Straße wirklich ist. America rannte fort und blieb
auf der Straße, denn genau da gehörte sie hin. Mit 17 ver-
ließ sie ihr Haus in Highland Parks in Dallas und fuhr mit
dem Bus nach Athens, Georgia, um mit ihren Freunden
durch die Clubs zu ziehen. Zuviel Zeit im 40 Watts Club,
die an Paranoia grenzende mangelnde Bereitschaft, die
100.000 Dollar auszugeben die sie ihren ):,ltern gestohlen
hatte und ihre Drogensucht verschworen sich gegen sie
und machten sie obdachlos.
In den nächsten paar Jahren schlief America, wo immer
sie konnte, überbeanspruchte die Gastfreundschaft Dut-
zender Freunde, pennte bei Bekannten oder One-Night-
Stands und manchmal sogar auf der Straße. In der kälte-
sten Nacht im Winter 1997 hob sie 40 Mäuse für ein
KAPITEL DREI: UNTER UNHOLDEN
99
Zimmer in einem Motel ab. Wann immer ihre wachsende
Heroinsucht an ihr zerrte, lutschte sie lieber ein paar
Schwänze, als zur Bank zu gehen.
Im Frühling 1999 trampte sie nach Atlanta, aber ihr
Chauffeur stellte sich als Grabseher heraus, wenn er unter
Ecstasy stand, also sagte sie ihm, er solle sich ins Knie fik-
ken und verbrachte die nächsten Monate damit, in Haus-
eingängen zu übernachten. Währenddessen heizte sich der
Sabbatkreuzzug gegen Atlanta auf. America ahnte nichts
vom Dschihad um sie herum, aber sie machte sich Sorgen,
als mehr und mehr Junkies von den Straßen verschwan-
den. Auf dem Weg zu einem Bankautomaten fuhren Zalj-
ko und sein Rudel auf sie zu und zerrten sie in einen lie-
ferwagen. Ihre letzte Erinnerung als Sterbliche: ein Kreis
grobschlächtiger Gesichter über ihr und ein billiger Teppich.
Erscheinungsbild: America baut wie das Land, nach dem
sie heißt, auf ihre natürliche Schönheit. Anders als der
Rest des Rudels weigert sie sich, ihren Körper mit Fleisch-
formen zu modifizieren und sieht aus wie zu Lebzeiten:
dünn genug, um kränklich zu wirken, durchschnittlich ge-
nug, um nicht aufzufallen und cool genug, um sich nicht
darum zu kümmern.
Rollenspielhinweise: Sie haben Potential- Sie haben Jah-
re ohne Dach über dem Kopf überlebt und mußten nur
einmal an Ihr verdammtes Geld. Normalerweise stimmen
Sie mit der Rudelmeinung überein, aber Sie sind schnell
eingeschnappt, wenn irgendwer was Blödes vorhat. Das ist
das Problem der Welt, zumindest Ihrer Ansicht nach -
Hirntote, die noch nicht einmal ihreil eigenen Scheiß auf
die Reihe bringen. Sie haben Spaß daran, solche Typen zu
verwirren und legen jedes Verhalten an den Tag, von dem
Sie annehmen, daß Sie sich damit von ihnen abheben.
Erzeuger: Zaljko Petrescu
Wesen: Buch mit sieben Siegeln
Verhalten: Chamäleon
Generation: 11.
Kuß: 1999
Sieht aus wie: Mitte 20
Körperlich: Körperkraft 3, Geschick 3, Widerstandsfähig-
keit 2
Gesellschaftlich: Charisma 3, Manipulation 3, Erschei-
nungsbild 3
Geistig: Wahrnehmung 3, Intelligenz 3, Geistesschärfe 2
Talente: Aufmerksamkeit 4, Ausflüchte 4, Ausweichen 1,
Empathie 3, Handgemenge 2, Szenekenntnis 3
Fertigkeiten: Fahren 2, Feuertanz 2, Heimlichkeit 3, Nah-
kampf 1, Schußwaffen 2, Vamp 3
Kenntnisse: Akademisches Wissen 2, Computer 1, Medizin 1
Disziplinen: Auspex}, Fleischformen 1
Hintergründe: Ressourcen 1 (America hat genug Geld,
aber sie weigert sich, mehr abzuheben als nötig.)
Tugenden: Gewissen 2, Selbstbeherrschung 3, Mut 4
Moral: Menschlichkeit 2
Willenskraft: 6
SUNSHINE, DIE HINDLICHE ERINNYE
Hintergrund: Amy Coltraine starb in der Nacht, als der
Kelch der knöchernen Freuden ihr den Kuß schenkte und
sie in einen umgeworfenen Kühlschrank steckte. Das
Ding, das herauskam, war nicht mehr Amy. Es war ein
Monster, das seine komplette Menschlichkeit dabei ver-
braucht hatte, sich durch die Metallschichten zu treten.
Sie ist sich nicht sicher, welches Rudelmitglied ihr Erzeuger
war. Vielleicht der eine, der sie zuerst "Sunshine" nannte, der,
der von dem Nosferatu mit dem dritten Auge getötet wurde.
Wen stört's? America hält sie fest, wenn sie weint, und Tyro-
ne legt die Erde um sie, bevor die Sonne aufgeht.
Die Kainiten Atlantas sehen Sunshine als wahre Sabbatan-
gehörige an - sie war unter Bischof Sutphen sogar kurze Zeit
Templerin. In den ersten Nächten nach ihrem Kuß stürzte sie
sich in den Krieg gegen die Camarilla und kam mit einer
Sammlung Köpfe zurück, um die sie selbst einhundert Jahre
ältere Vampire beneideten. Sunshine schlug sogar ein Ange-
bot Francisco Domingo de Polonias, Kardinal der östlichen
amerikanischen Territorien, aus, ihm als Paladinin zu dienen.
Vom Vinculum getrieben zog sie es vor, beim Kelch der knö-
chernen Freuden zu bleiben - mit den knochigen Auswüch-
sen und Stacheln auf Schultern und Armen ist sie das einzige
Rudelmitglied, das dem Namen noch Ehre macht. Zusammen
mit Tyrone bildet sie die Muskeln des Rudels und findet Pro-
menadenmischungen, entlaufene Hunde und Nager, um den
Schlafplatz des Rudels bei Tage zu bewachen.
Erscheinungsbild: Ein kleiner Engel mit dem leeren Ge-
sichtsausdruck einer echten Soziopathin. Sie schmollt,
hält aber still, wenn America und Ashanti ihr jeden
Abend die Haare richten - sie lieben es zu experimentie-
ren. Sie trägt, was immer ihr gerade in die Finger kommt
und klaut oft Hemden von Tyrone. Zaljko hat die Kno-
chen ihrer Unterarme, Schulterblätter und Schienbeine zu
einer Reihe scharfer Stacheln verändert, die zum Festhalten
von Nahrung und zum Zerreißen von Feinden ideal sind.
Rollenspielhinweise: Amy ist tot. Sie sind Sunshine. Sie
brauchen jede Nacht Blut, um zu erwachen. Weinen Sie
nicht zuviel. Halten Sie den Mund und ertragen es. Ste-
hen Sie an vorderster Front, stürzen Sie sich in Gefahren.
Mit etwas Glück wird etwas Größeres Sie eines Nachts zer-
reißen. Bringen Sie in der Zwischenzeit so viele Monster
wie möglich um und zeigen Sie ihnen das Licht.
Erzeuger: unbekannt
Wesen: Auge des Sturms
Verhalten: Kind
CLANBUCH: TZIMISCE
100
Generation: 12.
Kuß: 1999
Sieht aus wie: 9
Körperlich: Körperkraft 4, Geschick 5, Widerstandsfähigkeit3
Gesellschaftlich: Charisma 2, Manipulation 1, Erschei-
nungsbild 2
Geistig: Wahrnehmung 3, Intelligenz 3, Geistesschärfe 4
Talente: Ausweichen 4, Handgemenge 5, Sportlichkeit 3
Fertigkeiten: Feuertanz 3, Heimlichkeit 2, Körperkunst 2,
Nahkampf 3, Schußwaffen 2, Tierkunde 2
Kenntnisse: Akademisches Wissen 1
Disziplinen: Auspex 1, Fleischformen 1, Tierhaftigkeit 2
Hintergründe: Sabbatstatus 1
Tugenden: Gewissen 1, Selbstbeherrschung 2, Mut 5
Moral: Menschlichkeit 1
Willenskraft: 4
Anmerkung: Sunshines Knochenklingen verursachen
schwer heilbaren Schaden.
ZAL]HO PETRESCU, DER URSpRÜNGLICHE
ANFÜHRER
Hintergrund: Zaljko entdeckte den Kelch der knöchernen
Freuden während seiner sterblichen Karriere als Zollfahn-
der in der Bukowina. Danifa, ein Enkel eines Mitglieds des
ursprünglichen Rudels, nahm ihn als Ghul, um ihren
Transport aus dem Lande zu sichern. Er machte seine Ar-
beit gut und nutzte die Löcher in der leicht zu schmieren-
den Bürokratiemaschine, die ihn angestellt hatte, aus, um
das Rudel außer Landes zu bringen. Auf die folgende Rei-
se nach Amerika begleitete Zaljko Danifa.
Danifa selbst kam mit der Neuen Welt nicht zurecht.
Erst beschwerte sie sich, das Immigrantenblut sei von ei-
ner unbefriedigenden Konsistenz. Dann fing sie an, mitten
am Tag zu erwachen, sich Zaljko zu greifen und in sein Ohr
zu brüllen, Kupala sei erzürnt, weil sie ihre angestammte
Erde verlassen hatte. Sie begann zu fürchten, ihre Hexen-
künste könnten ersterben. Die meisten Nächte vergrub sie
sich in der kommunalen Zuflucht, ließ niemanden außer
Zaljko zu sich und stammelte, sie benötige ein Gefäß für
ihre Weisheit.

Gegen Ende ihres Unlebens nahm Danifa nur am Rande
einer Raserei Vitre an. Dann schenkte sie Zaljko und einem
anderen Ghul des Rudels den Kuß. Mit wildem Flackern in
den Augen erklärte sie, sie werde beiden die Grundzüge kold-
umseher Hexerei beibringen und derjenige würde den Tod fin-
den, der weniger Fortschritt als der andere mache. Zaljko ge-
wann. Das Blut seines Mitstreiters war sein Preis.
Danifa fiel einen Monat später in Starre. Der Rest des
Rudels hielt sie für eine unnötige Last. Als sie sich auf ihre
schlummernde Gestalt stürzten, führte Zaljko sie an.
Zaljko übernahm für die nächsten 40 Jahre die Pflichten
des Rudelpriesters. Als die Camarilla Erfolge bei ihren Vor-
stößen tief nach New York hinein verzeichnen konnte,
schlug er vor, der Stadt für ein paar Monate Lebewohl zu
sagen und den Kreuzzug im Süden zu unterstützen.
Der plötzlich sowohl das Amt des Duktus als auch des
Priesters für ein Rudel Neugeborene innehabende Zaljko
führte mehrere Massenrekrutierungen durch und erzielte
einige kleinere Erfolge im Kreuzzug gegen Atlanta. Als das
Schwert Kains schließlich triumphierte, war das Rudel auf
fünf Kainiten zusammengeschmolzen, die sich ihrer Ge-
schichte nicht bewußt waren, abgesehen von dem biß-
chen, das Zaljko ihnen erzählen konnte.
Erscheinungsbild: Zaljko ist ergraut und wirkt müde. Er
blickt selten auf, wenn er spricht, und seine Aufmerksam-
keit scheint meist auf etwas weit Entferntes gerichtet zu
sein. Sein ganzer Körper wirkt massiv und schwerfällig, da
seine Knochen dreimal so dick wie die eines Menschen sind.
Rollenspielhinweise: Das Universum hat eine Arschkarten-
kartei, und Ihr Name steht an vorderster Stelle. Es weiß, daß
Sie den Tod überlistet haben und versucht nun nichts mehr,
als Ihnen die wenigen Vorteile des Untotendaseins zu vermie-
sen. Es hat Ihr Rudel vernichtet, um zu zeigen, daß es keine
Scherze macht und läßt Sie nun mit einem Haufen wertloser
Idioten zurück, um Ihren Niedergang zu sichern. In manchen
Nächten möchten Sie die Arbeit vollenden, die die Schöp-
fung begonnen hat, an anderen könnten Sie ihr ins Gesicht
kotzen. Wie dem auch sei, Sie sind der Hüter des magischen
Wissens Ihres Rudels und müssen es an Ashanti weitergeben,
bevor Sie Ihr unabwendbares Ende finden.
KAPITEL DREI: UNTER UNHOLDEN
101
Erzeuger: Danifa
Wesen: Griesgram
Verhalten: Guru
Generation: 10.
Kuß: 1954
Sieht aus wie: Anfang 60
Körperlich: Körperkraft 3, Geschick 3, Widerstandsfähig-
keit 4
Gesellschaftlich: Charisma 2, Manipulation 3, Erschei-
nungsbild 1
Geistig: Wahrnehmung 3, Intelligenz 3, Geistesschärfe 2
Talente: Ausdruck 1, Ausflüchte 3, Ausweichen 3, Ein-
schüchterung 2, Führungsqualitäten 1, Handgemenge 3,
Szenekenntnis 2, Wahrsagen 3
Fertigkeiten: Etikette 2, Heimlichkeit 1, Feuertanz 2, Kör-
perkunst 4, Nahkampf 3, Schußwaffen 3, Sicherheit 3,
Tierkunde 2, Überleben 2
Kenntnisse: Akademisches Wissen 3, Koldunismus 3, lin-
guistik 1 (Englisch), Medizin 1, Nachforschungen 1, Ok-
kultismus 3, Politik 2
Disziplinen: Auspex 2, Fleischformen 4, Koldunische He-
xerei 4, Tierhaftigkeit 3
Koldunische Pfade: Weg der Erde 4, Weg des Geistes 2
Hintergründe: Rituale 2, Sabbatstatus 1
Tugenden: Überzeugung 3, Instinkt 2, Mut 2
Moral: Pfad der Metamorphose 4
Willenskraft: 4
Arunerkung: Zaljkos dickes Knochengerüst verleiht ihm die
Entsprechung von Seelenstärke 2 gegen jeden Schaden, der
nicht durch Feuer oder Sonnenlicht verursacht wurde.
TVRONE, ZULO Loco
Hintergrund: Auf Tyrones linker Schulter prangt als Tä-
towierung ein übertriebenes Skelett, das in seinen riesigen
knochigen Händen die Welt jongliert. Tyrone nennt es
"Skully", und in manchen Nächten meint er, Skully sei der
einzige Grund ist, warum der Kelch der knöchernen Freu-
den ihm damals den Kuß geschenkt hat.
Im Grunde war das Rudelleben keine Umstellung für
Tyrone. Er war zwischen den Gangs im Techwood-Bezirk
Atlantas aufgewachsen, und ob er nun Zähne oder ein
Messer im Hals hatte, war kein so großer Unterschied. Ei-
nige Unternehmungen seines Rudels - jahrhundertealte
Vampire einäschern, Blut trinken, kranke Rituale ausfüh-
ren und Leute entführen, um sie mit Schaufeln zu verprü-
geln und einzugraben - lagen allerdings außerhalb seines
bisherigen Erfahrungshorizonts. Er flüsterte sich die Geset-
ze der Wildnis zu, so wie damals, als er seinen ersten Mord
begangen hatte, und versuchte zu akzeptierten, was er war.
Und Scheiße, die Zulo-Gestalt anzunehmen war besser
als ein Joint und ein Träger Starkbier auf einmal. Als Zalj-
ko erschrak, weil "ein Welpe die heilige Form unserer Art"
gemeistert hatte, fühlte Tyrone sich zum ersten Mal - im
Leben wie im Tod - wie ein Mann, der seinen Weg selbst
bestimmen konnte und nicht wie ein Monster, dem das
Leben von größeren Monstern zur Hölle gemacht wurde.
Tyrone beruhigt America, wenn sie wieder eine ihrer
Launen hat. Er hat Zaljko von mehr als einer Brücke her-
untergeredet. Er achtet aufSunshine (außer im Kampf, wo
sie auf ihn achtet). Aber trotz ihres festen Vinculums wett-
eifert er mit Ashanti, wo immer er kann, vielleicht, weil sie

zur selben Zeit den Kuß empfingen, vielleicht, weil sie der
klare Liebling Zaljkos ist. Trotzdem, gerade diese Rivalität
brachte ihm seine beiden größten Schwächen im Unleben
ein: die Weigerung, so wie sie koldunische Hexerei zu lernen
und die mißlungenen Versuche, sie im Feuertanz zu schlagen.
Erscheinungsbild: Tyrone ist von Tätowierungen übersät,
und manche davon bewegen sich. Ströme schwarzer Tinte
schießen durch seinen Körper und bilden auf ihrem Weg
die verschiedensten Muster. Alle paar Minuten ziehen sie
sich durch die Adern in seinen Schläfen und formen das
Abbild verdrehter Hörner auf seinem kahlen Schädel.
Dann verschwinden die Hörner und laufen tränenförmig sei-
ne linke Wange entlang, um wieder mit den Mustern auf sei-
nem Leib zu beginnen. In der Regel trägt Tyrone kein Hemd,
um seine Kunstwerke nicht zu verbergen, und auch sonst klei-
det er sich in nicht viel mehr als kurze Khakihosen und einen
schweren Gürtel. Auf seiner linken Schulter reitet Skully.
Rollenspielhinweise: Vom ganzen Rudel hält das Vincu-
lum Sie im stärksten Griff - Sie lieben Ihr Rudel, und das
zeigen Sie zu sehr. Sie haben die zum Scheitern verurteilte
Aufgabe auf sich genommen, jeden froh zu machen. Ihre
Rudelkameraden nehmen das als gegeben hin, aber küm-
mern sich selbst nicht darum. Dennoch nehmen Sie nichts
hin, was Sie oder Ihr Rudel gefährdet. In der Zulo-Gestalt
sind Sie sicher, jeden Kainiten der Welt besiegen zu kön-
nen. Sie müssen noch viel lernen.
Erzeuger: Der Söldnerengel
Wesen: Helfer
Verhalten: Rebell
Generation: 13.
Kuß: 1999
Sieht aus wie: Anfang 20
Körperlich: Körperkraft 4, Geschick 3, Widerstandsfähig-
keit 4
Gesellschaftlich: Charisma 2, Manipulation 2, Erschei-
nungsbild 2
Geistig: Wahrnehmung 4, Intelligenz 2, Geistesschärfe 3
Talente: Aufmerksamkeit 2, Ausflüchte 2, Ausweichen 2,
Betteln 1, Einschüchterung 4, Handgemenge 4, Sportlich-
keit 2, Szenekenntnis 3
CLANBUCH: TZIMISCE
102
Fertigkeiten: Fahren 2, Feuertanz 4, Heimlichkeit 2, Kör-
perkunst 3, Nahkampf 2, Schußwaffen 4, Sicherheit 1,
Tierkunde 1, Überleben 2, Vamp 2
Kenntnisse: Linguistik 1 (Englisch), Medizin 2, Nachfor-
schungen 1, Tunnelkunde 1
Disziplinen: Fleischformen 4, Tierhaftigkeit 1
Hintergründe: Kontakte 1
Tugenden: Gewissen 3, Selbstbeherrschung 3, Mut 4
Moral: Menschlichkeit 5
Willenskraft: 5
A'3HANTI BEACHUM, DIE
DÄMONENTRÄ UMERIN
Hintergrund: Ashanti fuhr gerade ihre letzte UPS-liefe-
rung für die Nacht aus, als Zaljko Soldaten benötigte, die
er gegen einen General der Konföderierten werfen mußte,
der sich beharrlich weigerte zu sterben. Zusammen mit
Tyrone und zwei weiteren war Ashanti die einzige Überle-
bende der Massenrekrutierung, und zusammen mit
Sunshine, ihrem Erzeuger und ihrem Vato Loco die einzi-
ge, die noch stand, als der General zu Staub zerfiel. Das
Rudel wurde mit jeder Massenrekrutierung größer und je-
der Konfrontation mit der Camarilla kleiner, aber Ashanti
hatte sich in dem Moment, als sie die Augen aufschlug
und sich begraben vorfand, geschworen, auf jeden Fall zu
überleben. Nach den Kämpfen um Atlanta wurde sie als
wahre Sabbatvampirin bestätigt.
In den folgenden Nächten verbrachte Zaljko - der im-
mer paranoider wurde und jede Gefahr als sicheren Tod
ansah - die ruhige Zeit nach dem Kämpfen und Trinken
damit, ihr die Geheimnisse der koldunischen Hexerei näher-
zubringen. Ihr Wille war fest genug, um mit Dämonen zu
feilschen, und sie hatte die nötige Leidenschaft, die Ritre
korrekt durchzuführen. In manchem hat sie sogar schon
ihren Lehrer überflügelt. Die Geister sprechen zu ihr, wenn
sie wie tot daliegt, wenn die Sonne am Himmel steht. Sie
zeigten ihr gar einen Weg, von dem ihr Erzeuger nie etwas
gehört hatte.
Ashanti dient dem Rudel nun als Priesterin und ver-
bringt die meiste Zeit damit, ihre Rituale zu studieren,
während das Rudel Atlanta durchstreift, um Nahrung zu
finden und alte Rechnungen zu begleichen. Die Geister
haben ihr vor kurzen das Schicksal des Rudels offenbart,
sollte es weiter in Atlanta verweilen. Sie drängt ihre Ka-
meraden zum Aufbruch, führt aber die Stagnation der
Stadt als Grund an und enthüllt ihre Visionen nicht.
Erscheinungsbild: Ashanti Beachum ist eine Farbige mit
langen Dreadlocks, die sie zu einem Knoten hochstecken
kann, um das dritte Auge in ihrem Hinterkopf zu zeigen.
Ihre Experimente mit Fleischformen haben ihre früher
stolzen Züge zu einer Maske verzerrt, die an nichts so sehr
wie einen wilden Tiger erinnert. Ein Mund aus undefinier-
barem Gewebe ziert ihren Bauch; sie versucht immer noch
herauszufinden, wie man Zähne macht.
Rollenspielhinweise: Je weniger über Ihre Tage als Sterb-
liche geredet wird, desto besser. Das war nur die Einleitung
zu einer langen Geschichte, die mit Ihnen als erleuchtetes
Zentrum des Universums enden wird. In der Zwischenzeit
werden Sie nie sterben, können Ihren Körper nach ihrem
Willen neu erschaffen und mit den Geistern sprechen. Mit
dieser Macht blicken Sie herab auf die Sterblichen und fra-

gen sich, wie Sie selbst eine von ihnen sein konnten. Su-
chen Sie die Metamorphose, folgen Sie Ihren dämoni-
schen Träumen, und schon bald werden Sie Kainiten mit
demselben verständnislosen Gesichtsausdruck begegnen.
Erzeuger: Zaljko Petrescu
Wesen: Überlebenskünstler
Verhalten: Überlebenskünstler
Generation: 11.
Kuß: 1999
Sieht aus wie: Mitte 30
Körperlich: Körperkraft 3, Geschick 4, Wiederstandsfä-
higkeit 4
Gesellschaftlich: Charisma 3, Manipulation 2, Erschei-
nungsbild 2
Geistig: Wahrnehmung 4, Intelligenz 5, Geistesschärfe 3
Talente: Aufmerksamkeit 2, Ausflüchte 2, Ausweichen 1,
Betteln 4, Einschüchterung 3, Führungsqualitäten 1,
Handgemenge 3, Sportlichkeit 2, Szenekenntnis 2, Wahr-
sagen 2
Fertigkeiten: Feuertanz 4, Körperkunst 3, Nahkampf 2,
Schußwaffen 3, Sicherheit 1, Überleben 3, Vortrag
(Schauspiel) 3
Kenntnisse: Akademisches Wissen 3, Computer 2, Kold-
unismus 2, Medizin 1, Okkultismus 2
Disziplinen: Auspex 1, Fleischformen 2, Koldunische He-
xerei 3
Koldunische Pfade: Weg der Erde 3, Weg des Leids 3,
Weg des Geistes 3
Hintergründe: Rituale 1, Sabbatstatus 1
Tugenden: Überzeugung 4, Instinkt 3, Mut 3
Moral: Pfad der Metamorphose 6
Willenskraft: 6
Anmerkung: Das Auge in Ashantis Hinterkopf macht es
unmöglich, sie von hinten zu überraschen.
WELCH' FLEI')CHGEWORDEN FREUDE!
Es ist fast Tag, und von den Scheißern hat keiner das Zeug
dazu, sich auszubuddeln. Sie sind nun sechs Stunden da un-
ten. 'Ne verdammt lange Zeit, um auf eine Schaufel gestützt
dazustehen und zu warten, daß wer aus seinem Grab kriecht.
KAPITEL DREI: UNTER UNHOLDEN
103
Schwäche kotzt mich an. Ich denke nicht,'daß das Rudel grö-
ßer sein wird, wenn die Sonne aufgeht. Vielleicht nächstes
Mal. So ist es nun mal... ich mem ... ach, scheiß drauf!
Atlanta ist fertig mit uns. Wir haben den Krieg gewonnen,
also gehen wir einander gegenseitig an die Kehle. Sunshine
weint ständig, und America murmelt irgendwas von Mono-
mazie. Zaljko hat wieder den Tausend-Meilen-Blick drauf...
Ashanti meint, wir sollten aus der Stadt raus, bevor wir
uns in noch mehr Spielen verheddern. Die Richthunde
haben sich bei ihrem letzten Feuertanz über mich lustig
gemacht (über's Feuer springen, das ist doch bescheuert!),
aber ich muß ihr zustimmen: Atlanta is' nicht gut für uns.
Das reiche Mädchen will nach Kalifornien, irgend was in
meinem Kopf schreit danach, nach New York zu gehen
und Zaljko will mit uns nach Europa, verdammt ... wer
weiß, wo wir hingehen? Der Kelch der knöchernen Freu-
den, demnächst in einer Stadt in ihrer Nähe. Ich schwöre,
der nächste, der mich Injun nennt ...
BEDEUTENDE TZIMI5CE
Eine Phrase - außerdem verfehlt sie den Punkt kom-
plett. Es wäre besser, die Mitglieder des Clans aufzuzählen,
die es zu nichts gebracht haben. Ein Unhold, der nicht
berüchtigt ist, wäre wirklich sehenswert. Zwar bewahrhei-
tet sich diese Meinung in den modernen Nächten der
Massenrekrutierung und Maskerade weniger, aber selbst
die niedersten Schaufelköpfe aus der Gosse werden mit
Sicherheit irgend etwas zustande bringen, das der Schöp-
fung ins Gesicht schlägt. Vielleicht sind die Tzimisce zu
Großem bestimmt (noch eine Phrase). Wie auch immer,
jeder Unhold scheint auf seine Art nach etwas Überle-
bensgroßem zu streben; der Vorsintflutliche in ihrem Blut
läßt ihnen keine andere Wahl.
RATTI-BEN, DIE BLUT')CHWE')TER
Sie empfing den Kuß, als Alexander der Große im heu-
tigen Afghanistan einfiel, liebt ihr Land mit einer fast
wahnsinnigen Hingabe und glaubt, es sei ein lebender, at-
mender Organismus. Sie sah zu, wie Indiens Bevölkerung
Eindringling um Eindringling in sich aufnahm oder gewalt-
sam zurückschlug. Letztlich gab es nichts, das Indien von
seiner Bevölkerung trennen konnte, ebenso wie es nichts
gab, das sie, Indiens Beschützerin, aus dem Land vertrieb.
Natürlich muß eine Beschützerin viel tun, um ihre lie-
be zu erhalten und so ihr Überleben zu sichern. Deshalb
sind Ratti-Ben und Kartariryas andere Kinder Indiens
Wölfe. Sie dezimieren die Schwachen, um sicherzustellen,
daß die Herde selbst stark bleibt. Ittre Pflicht ist grausam
und anscheinend willkürlich, aber wichtig. Ratti-Ben
bringt Ereignisse zu einem gewalttätigen Ausgang, um si-
cherzustellen, daß nur die Kräftigsten und Willensstärk-
sten überleben. Nach westlichen Standards ist Ratti-Ben
kalt, herzlos, monströs, brutal und gnadenlos, was auch
das Interesse des Sabbat an ihr erklärt. Sie selbst sieht sich
aber als Indiens heimliche Erlöserin und Figuren wie Ghandi
mehr als ebenbürtig. In ihrer Rolle als schrecklicher Avatar
hat sie in Sascha Vykos eine vertraute Seele gefunden und
denkt ernsthaft über einen Beitritt zu seiner Sekte nach.
Ratti-Ben rekrutiert ihre Opfer und Gefolgsleute aus In-
diens unterdrückter und ausgestoßener Gesellschafts-
schicht, zum Beispiel aus den niederen Kasten oder den
Reihen der Witwen. Ihre Finger bohren in den Wunden,
die man auf der Landkarte als Bihar und Uttar Pradesh
bezeichnet und wo die Korruption die hohen Kasten zu
noch größerem Reichtum bringt. Ihre Verbindungen zur
Unterwelt und zur Regierung knüpfen ein ausgedehntes
und zumindest in Indien unübertroffenes Informations-
netzwerk, das sich von den höchsten Büros bis in die dun-
kelsten Gassen erstreckt. Ihre Hauptzuflucht liegt in
Vrindavan, der sogenannten Stadt der Witwen. Obwohl
der Brauch des sati (bei dem sich eine Witwe auf den
Scheiterhaufen ihres verstorbenen Mannes wirft) kaum
noch verbreitet ist, erwartet man doch von einer Witwe,
daß sie sich den Kopf rasiert, allem Status und Besitz ent-
sagt und sich nie wieder vermählt. Vrindavan, angebliche
Heimat Krishnas, ist Zufluchtsort für tausende dieser ver-
armten Frauen, die dort den Rest ihres Lebens verbringen;
die meisten sterben im Schlaf in den Gassen oder auf den
Hausbootsiedlungen. Ratti-Ben schläft in einem verlasse-
nen Tempel, und Dutzende alter Frauen singen tagsüber
ihren Namen. Aus diesem Übermaß an Elend nimmt sie
sowohl ihr Blut als auch ihre Ghule. Im seltenen Fall, daß
sie einer Dienerin den Kuß schenkt, sind ihre Nachkom-
men nur zu gern bereit, gegen das System zurückzuschla-
gen, das sie in Armut und Leid gestürzt hat. Somit ist der
Haß anderer eine Stärke Ratti-Bens.
SASCHA VVI<OS, DER ENGEL HAINS
Von jüngeren Sabbatvampiren als einer der ersten ge-
ehrt, der seinen Erzeuger während der Anarchenrevolte
verriet, ist Priscus Sascha Vykos das grauenhafteste Instru-
ment des Schreckens, das der Sabbat zu bieten hat. Sicher-
lich sind Krieger wie Djuhah von der Schwarzen Hand
tödliche Gegner auf dem Schlachtfeld, aber zumindest
bringen sie ihre Feinde wenn schon nicht schmerzlos, dann
wenigstens schnell und ohne grausame Absichten um. Sa-
scha hingegen "studiert" ihre Opfer und wählt für jedes die
passende Folter aus, die es am effektivsten und grauenhaf-
testen in die Vernichtung treiben wird. Dann beginnt sie
ihre Zuwendungen mit einer kalten Präzision, die jede Zel-
le des Opfers schändet.
Sascha wurde als Myca Vykos geboren, erster und einzi-
ger Sohn eines karpatischen Adligen. Doch das Schicksal
hatte größeres mit ihm im Sinne, und so empfing Myca
den Kuß durch Symeon von Konstantinopel. Myca fand
sich - zu diesem Zeitpunkt noch ein Mann - in einer Stadt
wieder, die in ihrem Glanz selbst Karthago nicht nach-
stand. Konstantinopel stand unter dem Schutz dreier kai-
nitischer Familien, zu denen auch die Obertus-Unholde
gehörten, die Myca zu einem der Ihren machten. Obwohl
er seine neue Existenz und jeden, der damit zu tun hatte,
verabscheute, begrüßte Myca doch die unübertroffene
Möglichkeit zu lernen. Das Athenäum der Obertus war
das Erbe der Bibliothek Alexandrias und beherbergte Wis-
sen, das man lange verloren geglaubt hatte, und was die
Bücher ihm nicht beibringen konnten, lernte Myca in den
Ränken am byzantinischen Hof.
Als Konstantinopels Ende schließlich kam, hatte Myca
mehr gewonnen, als er je zu träumen gewagt hatte. Der
wichtigste Kainit der Stadt war der Toreador Michael, der
engelsgleicher war als es je eine Kreatur auf Erden sein
CLANBUCH: TZIMISCE
104
konnte. Konstantinopel war seine Vision von einem Him-
mel auf Erden, und von der Architektur bis hin zur sterb-
lichen Bevölkerung ließ er nichts unberührt. Michael wuß-
te um Mycas grenzenlosen Wissensdurst und benutzte ihn
als lebenden Notizblock, um Konstantinopels Größe zu
bewahren und vielleicht in der Zukunft neu zu errichten.
Mycas Wesen als Tzimisce und seine inhärenten Wünsche
jedoch verzerrten Michaels schillernde Vision Konstanti-
nopels zu einem Reich, das aus Fleisch und Knochen statt
aus Stein bestand und dessen Kitt Blut und nicht der
Glaube war.
Nach dem Fall Konstantinopels wurden Myca und Sy-
meon "Gäste" bei den Balkantzimisce. Sie schätzten My-
cas Wissen über Konstantinopel und damit Alexandrias
Wissen. Aber wie die Geschichte zeigt, sollte es nicht so
bleiben. Myca, der von Michaels Traum, etwas noch grö-
ßeres zu schaffen, geleitet war, schloß sich der aufstreben-
den Anarchenrevolte an. Er bewies seine Loyalität dem
Sabbat gegenüber, indem er seinen Erzeuger mehrere Male
verschlang und wieder ausspie, ehe er ihn diablerierte. So
ging er in die Annalen der Sabbatverbrechen ein, wo auch
sein Verhalten auf dem Konvent von Thorns verzeichnet
war, wo er sich seine Männlichkeit abtrennte und dem
Ventrue Hardestadt angewidert ins Gesicht schleuderte.
Nach Thorns wurde aus Myca Sascha, eine androgyne
(wenn auch fremdartige), statueske Schönheit. In den frü-
hen Nächten des Ringens um die Macht in Europa war
Sascha einer der wenigen T zimisce, die ihre Feste in den
Karpaten nicht der wachsenden Camarilla überließen.
Anders als die meisten seiner Sabbatkameraden verstand
Myca die Notwendigkeit, Sterbliche für kainitische Ziele
einzusetzen. Vor allem die Jüngeren lachten nur über die
Menschen, aber Sascha war klar, daß der Hauptgrund für
den Siegeszug der Camarilla sowohl in Einfluß als auch
Territorien daran lag, daß sie sich auf die sterbliche Gesell-
schaft stützte. Vykos entschied also, Hardestadt und seine
Camarilla-Lakaien mit ihren eigenen Waffen zu schlagen:
sterblichen Schachfiguren. Es brachte die Uskoken und
von Habsburg unterstütze Piraten dazu, die veneziani-
schen und ottomanischen Handelslinien anzugreifen. In
den meisten Fällen plünderten diese Piraten aus reiner
Gier, doch ab und an stellte Sascha sie ein, um Schiffe von
Kainiten anzugreifen und die an Bord befindlichen Ghule
zu fangen und zu befragen. Schließlich jedoch wurde sie
des Dschihad müde. Sie zog sich in ihre Zuflucht zurück
und wurde nur gesehen, wenn irgend etwas ihr Interesse
an der Sekte kurz belebte. Wenige wußten, was Sascha tat,
und noch weniger wollten es wissen.
Vykos gab während des 1. Sabbat-Bürgerkriegs ihre Zu-
rückgezogenheit auf. Ihre Beherrschung der Hexerei der
verhaßten Tremere war größer als jemals zuvor, und ver-
bündete Tzimisce vermuteten, Saschas Wissen sei durch
die Lehren Kupalas gewachsen. Mit der Unterzeichnung
des Einigungsvertrages schien Sascha ein neues Interesse
an arkanem Wissen und der Archäologie gefunden zu ha-
ben. Während des späten 19. und des frühen 20. Jh. un-
terstütze sie (finanziell) dutzende von Expeditionen nach
Ägypten, Griechenland und in den Mittleren Osten. Es
kam sogar vor, daß sie Ausgrabungen im Heiligen Land,
Syrien oder dem Libanon begleitete. Dennoch lenkte die-
ses neue Betätigungsfeld sie nicht von ihren pflichten ab,
denn im 2. Sabbat-Bürgerkrieg diente sie Regent Gorchist,
indem sie die problematischeren Dissidenten ausschalte-
te. Wegen ihrer Rolle in den Kämpfen wurde sie in den
Rang einer Prisca erhoben, als der überarbeitete Mailän-
der Kodex unterzeichnet wurde. Als solche reist sie nun im
Auftrag des Sabbat durch die Welt und "löst Probleme".
Obwohl ihre Methoden und Taten brutal und exzessiv
gewalttätig erscheinen mögen, liegt ihren Plänen doch ein
kalt durchdachtes Schema zugrunde, Michaels Traum auf
tausenden kleinen Wegen neu zu errichten. Alles, was Sa-
scha tut, hat seinen Zweck, von der Art, wie sie nickt,
wenn sie spricht bis hin zum Häuten eines Opfers, als zöge
sie eine Socke aus. Unglücklicherweise übersteigt die ge-
samte Tragweite von Michaels Traum selbst Saschas Ver-
ständnis und treibt sie an den Rand des Wahnsinns. Sa-
schas Interesse an Archäologie und Okkultismus ist kein
bloßer Drang nach etwas so profanem wie Wissen oder
Macht. Sie versucht, Michaels Lehren und seinen Traum
wieder zu erleben, der mit jedem vergehenden Jahr mehr
aus ihrem Geiste schwindet. Die Christen (und später
Moslems), die Konstantinopel zu Fall brachten, verstreu-
ten Reichtum und Wissen der Stadt im gesamten Nahen
Osten und in der westlichen Hemisphäre. Sascha vermu-
tet die volle Tragweite von Michaels Traum irgendwo im
gestohlenen Erbe Konstantinopels. Unlängst jedoch ist
Sascha zu der Überzeugung gelangt, Michaels Vermächt-
nis läge in den Seelen derer, die früher mit ihr in der Stadt
lebten. Sascha versucht nun, dieses Wissen zu erlangen,
indem sie die noch existenten Kainiten Konstantinopels
diableriert. Dies sind unter anderem der Gangrel Baron
Thomas Feroux, der Nosferatu Malachit und vor allem der
Dracon selbst. Ob dies nun Saschas Aufstieg oder ihr Ende
ist, bleibt abzuwarten.
RADU BISTRI, REISENDER I{ARDINAL UND
VATER DES EINIGUNGSVERTRAGS
Kardinal Bistri ist ein seltener Tzimisce: ein Diplomat.
Radu erweckte das Interesse des Voivoden Visya durch sei-
ne Hinweise, wie den ungarischen Ventrue beizukommen
sei. Visya, dessen bisherige Politik aus Niedermetzeln und
Unterdrücken bestanden hatte, schenkte Radu den Kuß
und machte ihn zu seinem Berater. Obwohl er als Wieder-
gänger geboren war, verstand Radu menschliche Politik
ausreichend, um mit den Ventrue und ihren Ghulen zu
verhandeln. In einer Zeit, in der die ungarischen Patrizier
die Herrschaft der Tzimisce nicht anerkannten, zwang
Radu sie, zuzuhören.
Selbst nach seiner Vampirwerdung und seinem Aufstieg
zum Voivoden behielt Radu genug seiner politischen Ge-
witztheit, um für Jahrhunderte Sprecher des Clans zu blei-
ben. Obwohl er im Grunde nur Diplomat für auswärtige
Angelegenheiten war, gab es im Clan selbst kein Pendant,
mit dem er über interne Probleme verhandeln konnte. Als
sich die jungen Unholde gegen ihre Ahnen erhoben, stell-
te sich Radu gegen sie - zuerst. Aber seine politische In-
tuition rettete ihn. Während andere Voivoden sich schon
aus Prinzip gegen die Idee herrschender Kinder stellten -
und ihren Fängen zum Opfer fielen -, überließ ihnen Radu
seine Domäne und schloß sich ihrer Sache an.
Als bis auf die störrischsten T zimisce- Voivoden alle ge-
stürzt waren, nahm Radu wieder die Rolle des Diplomaten
KAPITEL DREI: UNTER UNHOLDEN
105
an. Als die rebellischen Nachkommen Europas den Sab-
bat gründeten, schufRadu das Amt des Kardinals des Lan:
des jenseits des Waldes, um Transsylvanien und die umlie-
genden Länder zu beaufsichtigen. In seinen Pflichten
erwies sich der Kardinal als zu erfolgreich: Die T zimisce
unter seiner Führung waren koordiniert, wenn nicht gar
organisiert. Er diente kaum ein Jahrzehnt als Kardinal des
Landes jenseits des Waldes, als der Regent äußerte, seine
Talente könnten in der turbulenten Neuen Welt wesent-
lich nützlicher sein. Man mußte kein Diplomat sein, um
zu erkennen, was der Regent wollte. Radu verließ Trans-
sylvanien und stach gen Amerika in See. Die Situation in
Amerika widerte Radu an. Obwohl der Sabbat seinen Ah-
nen entkommen war, hatte er nichts gefunden, um sie zu
ersetzen. Niemand konnte Ordnung aufrechterhalten, und
die Kainiten der Neuen Welt verbrachten die Nächte da-
mit, einander gegenseitig zu diablerieren, anstatt eine Do-
mäne zu schaffen, in der sie frei von ihren Erzeugern exi-
stieren konnten. Bistri bereiste Amerika und sprach mit
Kainiten, die zumindest einen Hauch von Autorität ange-
sammelt hatten. Der Einigungsvertrag von 1803, der einer
von Freiheit besessenen Sekte Ordnung brachte, war die
Frucht seiner Verhandlungen. Obwohl Radu der Meinung
war, er sei nur ein Kompromiß, erreichte der Einigungsver-
trag doch, was die Ahnen nicht konnten - den Kindern
des Sabbat Disziplin zu bringen.
In den heutigen Nächten trägt Radu immer noch den
Titel des Kardinals, obwohl er über keine spezifische Regi-
on herrscht. Er war - wenn auch nicht alleine - beteiligt
daran, daß die Salubri antitribu dem Schwert Kains beitra-
ten. Sein derzeitiges Projekt ist die Aufnahme eines guten
Dutzend Gangrelahnen, die die Camarilla aufgrund der Un-
fähigkeit der Sekte, mit irgendeiner Bedrohung fertig zu wer-
den, verließen. Radu verbringt seine Nächte damit, in dieser
unwahrscheinlichen Beziehung den Diplomaten zu spielen.
MINERVA SCHWALHE-WO]THIEWICZ,
VOIVODIN DES CLANS TZIMISCE
Der Voivode der T zimisce ist der mächtigste Unhold im
Sabbat. Nun stellt sich die Frage, warum Minerva Schwal-
ke-Wojtkiewicz Voivodin ist.
Weil sie schlau genug war, den Posten zu kriegen und
dumm genug, ihn zu wollen.
Der Älteste ist auf immer fort, und Yorak auch. Die fünf
ihnen folgenden Voivoden waren unbedeutend. Der Voivo-
de der Tzimisce ist nicht mehr unangefochtener Herr des
Clans. Seit die Unholde dem Sabbat beigetreten sind, hat
der Titel wenig wirkliches Gewicht. In den heutigen Näch-
ten ist die Voivodin ein Churchill ohne Armee. In unsterb-
lichen Reden predigt sie Haß auf die Vorsintflutlichen und
Loyalität dem Schwert Kains gegenüber, aber wenn ihre
Worte die gewünschte Wirkung verfehlen, bleibt ihr nicht
viel, um sie zu unterstreichen.
Als Sterbliche in Polen schrieb Minerva unter einem
männlichen Pseudonym chauvinistische Theaterstücke
und Kurzgeschichten und wetterte gegen die Teilung Po-
lens, die seine Existenz als Staat 1795 beendete. Ihr Erzeu-
ger Ari Ezbet glaubte nicht daran, daß der Einigungsver-
trag lange halten würde und plante, nach Mexiko-Stadt
umzusiedeln, wo er eine Art Propagandazentrum aufbau-
en wollte. Obwohl er enttäuscht war, daß der Autor, der
ihn mit "seinen" Werken in nationalistische Raserei getrie-
ben hatte, in Wirklichkeit eine Frau war, schenkte er ihr
aufgrund ihrer Fähigkeit, mit Worten den Nationalgeist zu
wecken, den Kuß.
Aris Lehren lenkten ihren Fanatismus in andere Bah-
nen. Ihr Leben, das sie mit dem Ersinnen von Zeilen, die
die "Entdeckung der polnischen Identität" zum Inhalt hat-
ten, zubrachte, wurde zu einem Unleben, das sich mit der
"Erkenntnis der Tzimisce-Identität" befaßte, eine Er-
kenntnis, die nur dur~h die Metamorphose erreicht wer-
den konnte. Sie wurde zum Kopf der Propagandamaschine-
rie, an der Ari schon lange das Interesse verloren hatte. Im
Frühjahr 1848, in der Nacht, in der der Vertrag von Guada-
lope Hidalgo unterzeichnet wurde, beging sie aufgrund eines
Streites darüber, ob die amerikanische Armee eine Garnison
in der Stadt errichten sollte, Amaranth an ihrem Erzeugen
Ihre Arbeit mit Aris Rudel, das sie nach dem Tod ihres
Erzeugers "durch Wolflings-Klauen" in Jagiellonier umbe-
nannte, ging bis zum 2. Sabbat-Bürgerkrieg weiter, doch
während der Kämpfe verlor das Rudel die meisten seiner
Mitglieder. Die jungen Kainiten in Mexiko-Stadt, viele
von ihnen noch nicht einmal Tzimisce, sammelten sich
um Minerva, um in der Ethik der Metamorphose unter-
richtet zu werden. Sie bat auch die Regentin, zu Einheits-
Ritre innerhalb der Sekte aufzurufen. Minerva und ihre
überlebenden Schüler nehmen für sich in Anspruch, den
Ritus des Festivo dello Estinto über die Grenzen Mexikos
hinaus verbreitet zu haben.
Nachdem ein Rudel Camarilla-Archonten dem damali-
gen Voivoden den endgültigen Tod gebracht hat, wurde
dem Rang noch weniger Anerkennung zuteil. Nur Miner-
va, ein heute vernichteter Malkavianer antitribu und eine
Handvoll offensichtlich ungeeigneter Kandidaten erhoben
Anspruch auf den Titel. Sie reiste um die ganze Welt und
besuchte Berühmtheiten wie Velya den Vivisektionisten,
Vladimir Rustowitsch, Righteous Endeavor, Radu Bistri
und Sascha Vykos. Keiner von ihnen war bereit, sie vorzu-
schlagen. Obwohl sie zweifellos eine glühende Anhänge-
rin des Pfades war, hatte sie dennoch kein Talent für kold-
unisehe Hexerei - eine traditionelle Voraussetzung, um
Voivode zu werden.
Unbeirrt kehrte Minerva nach Mexiko-Stadt zurück,
erklärte, sie habe die Unterstützung der Ahnen des Clans
und arrangierte ihre eigene Ernennung zur Voivodin. Kei-
ner ihrer angeblichen Verbündeten hat dieser Behauptung
bisher widersprochen, aber sie ist erst seit ein paar Mona-
ten Voivodin, in untoten Augen kaum erwähnenswert. Um
sich abzusichern, schenkte sie einigen Bratovitchs der
Stadt den Kuß, die als Leibwächter und Ehrengarde fun-
gieren. Nun drängt sie den Beraterstab der Regentin, die
Kreuzzüge auszuweiten. Der von Minerva konzipierte Plan
besteht aus vier Punkten: Nordamerika erobern, Südame-
rika erobern, Europa erobern und die Welt erobern. Die-
ser ambitionierte, aber auch leicht übertriebene Plan und
ihre weitgehenden Lehren zum Pfad der Metamorphose
sollen die Stimmen zum Schweigen bringen, die ihre an-
maßende Machtergreifung kritisieren.
Minervas Aussehen reflektiert die eigentliche Unent-
schlossenheit, mit der sie ihr zerbrechliches Voivodat führt.
Zumindest einmal im Monat erschafft sie sich vollkommen
neu, anstatt sich von einer Form aus weiterzuentwickeln.
CLANBUCH: TZIMISCE
106
Ihr derzeitiges Erscheinungsbild ist ein über zweieinhalb
Meter großer, haarloser Alptraum, dessen Augen wie eine
Mischung aus Schließmuskel und Mund wirken und des-
sen Haut und Fänge im Mondlicht glühen.
REGENTIN MELINDA GALBRAITH
Regentin Galbraith ist tot ...
Die jährliche Palla Grande, die jedes Jahr an Allerheili-
gen abgehalten wird, lockt Rudel und Konvente aus ganz
Nordamerika nach Mexiko-Stadt. Für den Sabbat ist dann
Weihnachten und Erntedank auf einmal; eine blutige Fei-
er kainitischer Überlegenheit. Die Regentin und die höch-
sten Kardinäle, Prisci, Erzbischöfe und Bischöfe organisie-
ren die wichtigsten Zeremonien, unter anderem
Blutfestmähler, Blutbäder und verschiedene Schauspiele,
die von den Künstlern der Sekte aufgeführt werden. Die
Palla Grande zur Jahrtausendwende sollte die bisher größ-
te werden, eine Bestätigung, daß der Sabbat in voller Stär-
ke das 21. Jh. erreicht hatte. Es war ein ausgelassenes, bru-
tales Fest und gleichzeitig eine Ermahnung an das Schwert
Kains, weiter wachsam auf die Gefahr durch die Vorsint-
flutlichen zu achten. Angesichts der Niederlage in New
York und des Aufruhrs in den Domänen im Osten brauch-
te der Sabbat einen Grund für die Festivitäten. Doch nur
wenige erkannten, daß dem Sabbat ein weiterer Schlag
bevorstand: der Mord an der Toreador antitribu Melinda
Galbraith, Regentin des Sabbat.
Die Feierlichkeiten begannen gegen Sonnenuntergang
damit, daß Regentin Galbraith ausgewählten Kainiten
Audienzen gewährte, während die späteren Attraktionen
vorbereitet wurden. Zachary Sikorsky, eine Tzimisce-Drag'
Queen mit einem unvergleichlichen Talent zur Imitation
anderer, sollte sie in ihren Gemächern treffen, um ihr beim
Anlegen ihres bisher spektakulärsten Kostüms zu helfen.
Sie erwartete von ihm, sie in einen Engel zu verwandeln,
ein Wesen von schmerzhafter, präziser Schönheit, das von
feinen Knochenflügeln eingerahmt war. Als er ihre Gemä-
cher betrat, sah er sich der zu Staub zerfallenden Leiche
Galbraiths gegenüber, die direkt an der Wand lag und mit
einem blutigen arkanem Symbol beschmiert war.
 Die Zeit war knapp und der Ball stand kurz vor seinem
Beginn, deswegen nahm Sikorsky die Gestalt der Regentin
an und stieg zum Fest hinunter. Es war reine Panik, die ihn
zu dieser Entscheidung trieb; Sikorsky wußte, daß er - als
letzte Person, die die Regentin unlebend gesehen hatte
und Mitglied eines Rudels, das aus der Schlacht um New
York geflüchtet war - des Mordes an der Regentin ange-
klagt und für schuldig befunden werden würde. Die ur-
sprüngliche Idee war, die Rolle der Regentin nur für die-
sen Abend anzunehmen und dem Sabbat nach
Niederlagen wie in New York einen Moment des Glanzes
zu schenken. Gegen Ende der Nacht wurde Sikorsky aller-
dings klar, daß er niemanden einweihen konnte, solange er
nicht wußte, wer Galbraith ermordet hatte. Seither spielt
er die Rolle der Regentin und wartet jeden Moment dar-
auf, daß man ihn enttarnt.
ZACHARY SIHORSHY, REGENT DES
SABBAT
Hintergrund: ... lang lebe Regentin Galbraith.
Zachary Sikorsky wußte immer, daß er anders war, selbst
als Kind. Stereotyp oder nicht, er liebte es nun einmal, in
den Kleidern seiner Mutter umherzulaufen, wenn sie nicht
da war. Natürlich schlug sie ihn, als sie den Lidschatten
entdeckte, den er abzuwaschen vergessen hatte. Sie dach-
te, sie täte ihm einen Gefallen, wenn sie die Heterosexua-
lität in ihn hineinprügelte. Als Zachary in die Pubertät
kam, wurde ihm klar, daß Worte wie "Schwuchtel" und
"Transe" ihn meinten. Obwohl er diese Unannehmlichkei-
ten erst einmal schlucken mußte, entdeckte er, daß er sich
in der Rolle einer Frau wohler fühlte. Körperlich war er
gerne ein Mann, aber gefühlsmäßig bewegte er sich lieber
in Frauenkleidern und gab sich feminin.
Mit 16 war er auf der Straße und verkaufte sich, um
Geld zu machen. Seine Mutter hatte ihn hinausgeworfen.
Er wurde schnell zum Renner auf der Straße: Er spielte die
Frauenrolle sehr gut, und sein kaum ausgeprägter Haar-
wuchs sowie seine schlanke Statur halfen ihm dabei. Wenn
er Frauenkleider trug, war es für seine Kundschaft einfa-
cher, sich einzureden, sie verführte eine Frau, keinen
Mann. Schließlich kam Zachary in das Alter, in dem er in
Bars statt in dunklen Gassen arbeiten konnte. Die näch-
sten Jahre verbrachte er mit Auftritten in der Drag Queen-
Szene und in New Yorker Kabaretts. Dort wurde auch die
Heilige Band auf ihn und sein Talent aufmerksam, ein Sab-
batrudel, das größtenteils aus Schwulen und Lesben bestand.
Zachary paßte sich trotz seiner Jugend perfekt an. Sein
neues Wesen als Unhold erlaubte ihm, die kleinen nötigen
Veränderungen vorzunehmen, um sein Erscheinungsbild
abzurunden, aber auch jetzt blieb sein Drang, als Drag
Queen aufzutreten. Er liebte die Kleider und die Mixtur
aus dem Lächeln der Monroe, der Klasse Julie Newmars
und der Koketterie Bette Davis'. Diese Palla Grande, die
dritte in seiner Existenz als Vampir, sollte seine bisher be-
ste Show werden. Er hatte zuvor schon viele Sabbatvam-
pire mit seiner haargenauen Imitation Regentin Galbraiths
(bis hin zu ihrem spanischen Temperament) und anderer
Berühmtheiten amüsiert. Dieses Talent hat ihn nun un-
glücklicherweise in eine prekäre Situation gebracht.
Die letzten Monate hat Zachary die Regentenrolle ge-
spielt. Die meiste Zeit verbrachte er in "meditativer" Zu-
KAPITEL DREI: UNTER UNHOLDEN
107
rückgezogenheit und erlaubte "ihren" Untergebenen, im
Namen der Regentin zu sprechen. Obwohl er die Rolle je-
den Tag besser meistert, wachsen seine Panik und Para-
noia. Die Scharade bleibt bestehen, aber jede Bewegung,
jedes Wort läßt die Angst in ihm erblühen. Zachary be-
fürchtet, seine "Maskerade" könne nicht mehr lange an-
halten und man werde ihn ohne viel Federlesens umbringt.
Erscheinungsbild: Melinda Galbraith ist eine spanische
Schönheit, die ihr dunkelbraunes Haar modisch-kurz
trägt. Sie trägt die edelste Mode, ohne jedoch unorthodox
und abgehoben zu wirken und erinnert eher an eine Gale-
ristin als an die Regentin des Sabbat. Dank Zacharys fort-
geschrittener Handhabung des Fleischformens besitzt er
die Möglichkeit, ihr majestätisches Auftreten durch kör-
perliches Erscheinungsbild auszugleichen.
Rollenspielhinweise: Sie sind Regentin Melinda Gal-
braith. Sie sind Regentin Melinda Galbraith. Sie sind gna-
denlos, skrupellos und streng. Sie stemmen eine Hand in
dieser provokanten Weise in die Hüfte, wenn Sie erzürnt
sind; Sie rollen das "R" und, ach, vergessen Sie nicht, sich
auf dem Absatz umzudrehen, wenn sie gehen. Wieso
schaut er mich so an? Ahnt er etwas? Sie sind Regentin
Melinda Galbraith. Nicht aufregen, geben Sie sich abge-
lenkt. Vielleicht läßt man Sie dann in Ruhe. Halt, schenken
Sie anderen dieses wilde Lächeln, wenn jemand einen Scherz
macht. Nein, zu viel, zu breit ... weniger. Sie sind Regentin
Galbraith ... und Sie sind zu Tode verängstigt ... wieder mal.
Erzeuger: Daniel Murphy
Wesen: Zelebrant (Direktor*)
Verhalten: Überlebenskünstler (Richter*)
Generation: 12.
Kuß: 1996
Sieht aus wie: Anfang 30*
Körperlich: Körperkraft 2, Geschick 3, Widerstandsfähig-
keit 2
Gesellschaftlich: Charisma 4, Manipulation 5, Erschei-
nungsbild 5*
Geistig: Wahrnehmung 3, Intelligenz 2, Geistesschärfe 3
Talente: Aufmerksamkeit 2, Ausflüchte 4, Ausweichen 3,
Empathie 2, Handgemenge 2
Fertigkeiten: Etikette 3, Körperkunst 4, Nahkampf 1,
Schußwaffen 2, Vortrag 4
Kenntnisse: Linguistik 3, Okkultismus 2, Politik 1
Disziplinen: Auspex 2, Präsenz 3, Fleischformen 3
Hintergründe: Einfluß 5*, Gefolgsleute 3*, Herde 5* Kon-
takte 5*, Ressourcen 5*, Sabbatstatus 5*, Verbündete 5*
Tugenden: Überzeugung 3, Instinkt 2, Mut 3
Moral: Pfad Liliths 5
Willenskraft: 7
Anmerkung: Alle mit einem (*) versehenen Werte bezie-
hen sich auf Galbraith.
RIGHTEOUS eNDEAVOR
Hintergrund: Der Vater dieses jungen zukünftigen Un-
holds war ein Hexenjäger, der mehr als nur etwas aufge-
bracht reagierte, als er herausfand, daß seine eigene Frau
eine Hexe war. In den folgenden zwei Monaten wurde der
junge Righteous jede Nacht Zeuge der Foltern, der seine
Mutter unterzogen wurde und las sich mit ihrer Ausgabe
des Liber Spirituum in den Schlaf. Freud zum Trotze wurde
Righteous Endeavor Clay zu einem der berüchtigtsten He-
xenjägerJHexer seiner Zeit.
Zweifellos war er einer der Lieblingsdiener des Teufels, aber
er mußte seine Rituale im Geheimen üben, nachdem er sein
komplettes Konvent verraten hatte. Er besuchte einen Sab-
bat nach dem anderen, nahm nächtens an den schwarzen
Messen teil und brachte am darauffolgenden Morgen die Mi-
liz zu den Häusern der Hexen. Doch irgendwann verhinderte
sein Ruf diese Unterwanderungen. In Neuengland war er als
Hexenjäger bekannt, dessen Status die schrecklichen An-
schuldigungen Lügen strafte, die ihm von den gefangenen
Hexen entgegengeschleudert wurden. Sobald er in eine Stadt
kam, hielten sich die Hexen bedeckt und spekulierten heim-
lich darüber, wem seine Seele wirklich gehörte.
Als er "verdächtigen Vorkommnissen" in West-Massa-
chusetts nachging, stieß er auf Gerüchte über eine große
Hexenvereinigung jenseits der Grenzen der Kolonie. Auf
seinem Vorstoß in die "Indianerländer" machte er den
Konvent schnell aus. Zwar hatte er seinen Führer drei
Stunden nach der Abreise getötet und skalpiert, aber bei
der Größe des Feuers, das die Hexen entfacht hatten, wäre
er ohnehin nicht auf ihn angewiesen gewesen. Er erkann-
te zwar nichts, was auf unheilige Riten hindeutete, aber
allein daß sie um ein Feuer tanzten bewies, daß sie des Teu-
fels waren. Obwohl er ihn eigentlich nicht gesucht hatte,
fand Righteous Endeavor den Sabbat.
In den folgenden Jahrhunderten stieg Righteous Endea-
vor ( seinen überflüssigen Nachnamen hatte er kurz nach
seinem Kuß abgelegt) aufgrund sowohl zahl- als auch er-
folgreicher Ermittlungen in den Rang eines Priscus auf.
Derzeit bereist er die Ostküste, leitet bei verschiedenen
kainitischen Zusammenkünften die Ritae und schwört die
teilnehmenden Rudel auf die gerechte Sache ein. Die He-
xenjagd hat er nie aufgegeben, und sein Status erlaubt es
ihm, ohne den für seine Pläne verräterischen Mantel der
Sabbatinquisition zu handeln. Früher verließ er sich auf
seine Taktik des Unterwanderns und Aushebens, aber nun
machen auch kainitische Infernalisten einen weiten Bogen
um ihn. Also hat er sich darauf verlegt, andere Rudel als
Handlanger einzusetzen - zumeist diejenigen, die bei Blut-
festrnählern herumlungern und ansonsten zu nichts zu ge-
CLANBUCH: TZlMISCE
108
brauchen sind. Righteous Endeavor in seiner Arbeit zu
unterstützen ist sowohl eine Unterweisung in Nachfor-
schung als auch Demut, aber es ist eine Referenz, die ei-
gentlich jedes Sabbatmitglied anstreben sollte: Seine "Mit-
streiter" verrichten den Hauptanteil in Verfolgung und
fangen die Hexen auch meist selbst. Das Geständnis aller-
dings wird immer von Righteous Endeavor selbst erpreßt.
Erscheinungsbild: Schulterlanges braunes Haar, ein ge-
messener grauer Blick und eine Adlernase - setzen Sie das
auf einen kränklichen, ausgemergelten Körper, und Sie er-
halten Righteous Endeavor. Wenn er sich unter die Unto-
ten begibt, trägt er einen Wollmantel mit einem hohen
Kragen über einem schwarzen Gehrock, graue Beinlinge
und weiße Kniestrümpfe. Auf seinen schwarzen, hohen
Hut mit der breiten Krempe verzichtet er allerdings nie.
Rollenspielhinweise: Genau wie damals, als Sie noch atmen
mußten, rationalisieren Sie die Erregung weg, die Sie spüren,
wenn Sie ein Geständnis aus einem Opfer herausfoltern. Es
ist ein elektrisierendes Gefühl, einer Sünderin die Peitsche zu
geben Ge größer die Sünde, desto härter die Schläge), doch
eigentlich glauben Sie, daß Sie einfach nur gut in ihrer Ar-
beit sind. Über Ihre Beziehung zum Tier machen Sie sich je-
doch keine Illusionen und hoffen insgeheim, daß der Teufel
über diese Ironie des Schicksals höhnisch lächelt.
Sie haben dieses drängende Gefühl, sobald Sie auf der Jagd
sind - also immer. Sobald Sie auf einer Ermittlung sind, müs-
sen die Belange des Sabbat zurückstehen. Sie fühlen keine
Reue, ganz gleich, welche Unannehmlichkeiten Sie der Sek-
te bereiten. Normalerweise können Sie alleine durch Ihren
Status darauf bauen, daß man Ihnen gehorcht und hilft.
Wenn Sie je frustriert sind, denken Sie einfach an die Nosfe-
ratu Prudence Stone, eine der wenigen, die Ihnen entwisch-
ten und die Sie bis heute mit immer wachsendem Eifer jagen.
Erzeuger: Ezra Howland
Wesen: Sadist
Verhalten: Traditionalist
Generation: 9.
Kuß: 1713
Sieht aus wie: Mitte 50
Körperlich: Körperkraft 4. Geschick 4, Widerstandsfähigkeit3
Gesellschaftlich: Charisma 2, Manipulation 4, Erschei-
nungsbild 2
Geistig: Wahrnehmung 5, Intelligenz 4, Geistesschärfe 4
Talente: Aufmerksamkeit 4, Ausdruck 2, Ausflüchte 4,
Ausweichen 3, Einschüchterung 5, Empathie 4, Führungs-
qualitäten 5 Handgemenge 3
Fertigkeiten: Etikette 4, Heimlichkeit 3, Nahkampf 5,
Schußwaffen 2, Sicherheit 1, Überleben 2
Kenntnisse: Akademisches Wissen 4, Gesetze 2, Medizin
4, Nachforschungen 4, Naturwissenschaft 3, Okkultismus
4, Politik 4
Disziplinen: Auspex 4, Dunkle Thaumaturgie 4, Fleisch-
formen 3, Thaumaturgie 5, Tierhaftigkeit 3
Pfade der Thaumaturgie: Pfad des Blutes 5
Pfade der Dunklen Thaumaturgie: Erlkönig 4, Pfad des
Phobos 3
Hintergründe: Kontakte 2, Ressourcen 3, Rituale 4, Sab-
batstatus 5
Tugenden: Überzeugung 1, Instinkt 5, Mut 5
Moral: Pfad der Metamorphose 4
Willenskraft: 8
NAME: WESEN: GENERATION:

SPIELER: VERHALTEN: ERZEUGER:

CHRONIH: HONZEPT: ZUFLUCHT:

• HÖRpERLICH
ATTRIBUTE
GESELLSCHAFTLICH GEISTIG
•
Körperkraft................................•
0000 Charisma.....................................•
0000 Wahrnehmung........................• 0000
Geschick.....................................•
0000 Manipulation...........................•
0000 Intelligenz..................................•
0000
W1'derstandSla
S::'h'Igkel't . .0000 Erscheinungsbild....................•0000 Geistesschärfe..........................•
0000

• FÄHIGHEITEN
•
TALENTE FERTIGHEITEN HENNTNISSE

Ausdruck 00000 Etikette 00000 AkademischesWissen 00000

Aufmerksamkeit 00000 Fahren 00000 Computer 00000
Ausflüchte 00000 Handwerk 00000 Finanzen 00000
Ausweichen 00000 Heimlichkeit 00000 Gesetzeskenntnis 00000
Einschüchtern 00000 Nahkampf 00000 Linguistik 00000
Empathie 00000 Schußwaffen 00000 Medizin 00000
Führungsqualitäten 00000 Sicherheit 00000 Nachforschungen 00000
Handgemenge, 0 00 00 Tierkunde 00000 Naturwissenschaften 00000
Sportlichkeit 00000 Überleben 00000 Okkultismus 00000
Szenekenntnis 00000 Vortrag 00000 Politik 00000

• HINTERGRUND
VORTEILE
DISZIPLINEN TUGENDEN
•
..........................................................
00000 ..........................................................
00000 Gewissen!
..........................................................
00000 ..........................................................
00000 ..
Uberzeugung . .0000
..........................................................
00000 ..........................................................
00000 Selbstbeherrschung!
..........................................................
00000 ..........................................................
00000 Instinkt ........................................•
0000
..........................................................
00000 ..........................................................
00000 Mut ................................................•
0000

•
__ VORZÜGE/ SCHWÄCHEN__ --MENSCHLICHHEIT/ PFAD __
•
-----GESUNDHEIT----

BlaueFlecken: D
Verletzt: -1 D
0000000000 Schwerverletzt: -1 o
Verwundet: -2 D
---WILLENSHRAFT --.- Schwerverwundet: -2 D
0000000000
Verkrüppelt: -5 D
Außer Gefecht: D
DDDDDDDDDD -------SCHWÄCHE----~
-----BLUTVORRAT----

0000000000 Muß in mindestens zwei

DDDDDDDDDD Handvoll Heimaterde schlafen

 NAME: SPIELER:

• ANDERE EIGENSCHAFTEN ~

.......................................................
·..00000 ......................................................
····00000 ·..·00000
.......................................................
·..00000 ......................................................
····00000 ····00000
......................................................
····00000 ......................................................
····00000 ·..·00000
......................................................
····00000 ......................................................
····00000 ····00000
......................................................
····00000 ........................................................
··00000 ·..·00000
......................................................
......................................................
····00000 ····00000 ····00000

ltI RITUALE' •.... • eRFAHRUNG lIlll

NAME STUFE SUMME: _

INSGESAMT AUSGEGEBEN: _

VERWENDET AUF:

• GEISTESSTÖR UNGEN ~

• BLUTSBANDE/VINCULI ~

BAND AN: WERT: BAND AN: WERT:

• HAMpF ~

WAFFE SCHWIERIGHEIT ScHADEN REICHWEITE ')cHU<;SFOLGE MAGAZIN VER')fECH

RÜSTUNG
 NAME: SPIELER:

• VERBÜNDETE
ERWEITERTER HINTERGRUND

WICHTIGE HONTAHTE
•

HERDE WEITERE HONTAHTE

MENTOR GEFOLGSLEUTE

EINFLUSS R ESSO URCEN

CLANpRESTIGE STATUS

• BESITZTÜMER
•
MITGEFÜHRTE AUSRÜSTUNG VORHANDENE AUSSTATTUNG

JAGDGRÜNDE FAHRZEUGE

• ZUFLUCHTSORTE
•
LAGE BESCHREIBUNG
 NAME: SPIELER:

• PERSÖNLICHE GESCHICHTE ~

PRÄLUDIUM

• PERSONENBESCHREIBUNG ~

ALTI'R: _

SII'HT AUS WH,: _

GI'BURTSDATUM: _

TODI'STAO: _

HAARFARBI': _

AUOI'NFARBI': _

HAUTFARBI': _

NATIONALITÄT:

GRÖSSI':
--------- _

GI'WICHT: _

GI'SCHLI'CHT: _

• ILLUsrRATION ~

DIAGRAMM DES HLONGELS CHARAHTER SHIZZE