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MÜNCHEN+
73 Konzerttechno mit Liveinstrumenten: Jan Blomqvist & Band
74 Nach der Tragödie wieder auf Tour: Madrugada
78 Er macht gern das Maul auf und will Fressefreiheit: Ingmar Stadelmann im Redeschwall
80 Mit „Dr. Alici“ holen die Kammerspiele Arthur Schnitzler ins Heute
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Foto: © Rocco Gardner
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Foto: Andreas H. Bitesnich KLUBS + KONZERTE
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Lejana zehner
Viele behaupten ja, Musik und Schauspielerei sei so ungefähr dasselbe
– bei beiden präsentiert man den Leuten eine Show, oft auf einer
Bühne, und nutzt dazu Stimme und Körper. Doch wenn die Fachfrau
fragt, haben beide nichts miteinander zu tun. Linda Marlen Runge, die
Frontfrau von Lejana, hat erst kürzlich ihre Rolle bei „Gute Zeiten,
schlechte Zeiten“ aufgegeben, um sich voll auf ihre Band konzentrie-
ren zu können. Und das, sagt sie, sei etwas ganz anderes – denn hinter
dem Mikro muss sie keine Rolle spielen, sondern kann ganz sie selbst
sein. Dabei helfen Runge ihre vier mexikanischen Kollegen, mit denen
sie Lejanas düster-staubigen Rock produziert.
1. 2., 20 Uhr
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DAS A L B U M
J E T ZT Ü B E RA L L I M H A N D E L !
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MÜNCHEN
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Madrugada Technikum
Es endete in Tränen: Der letzte Song, den Madrugada veröffentlicht
Foto: Glenn Dearing
haben, heißt „All this Wanting to be free“ und nimmt Abschied von
Gitarrist Robert Burås. Sein plötzlicher Tod im Jahr 2007 hatte die Lauf-
bahn der norwegischen Band erst einmal beendet. Plötzlich klangen die
melancholischen, bluesgeprägten Songs zu schmerzhaft. Zehn Jahre
ist das letzte Konzert von Madrugada deshalb her, und die Fans hatten
Jonathan Jeremiah Strom sich damit abgefunden, ihre Lieblingsband nie wieder live erleben zu
können. Doch nun scheint es, dass die Wunden, die Burås’ Tod hinter-
Als Kind, erzählt Jonathan Jeremiah, mochte er seine eigene Stimme lassen hat, verheilt sind – zumindest genug, damit sich Madrugada
überhaupt nicht: „Als ich 14 Jahre alt war, wollten alle so singen wie wieder auf die Bühnen Europas wagen. Taschentücher braucht es viel-
Nick Drake, und ausgerechnet ich bekomme einen kräftigen Bariton.“ leicht trotzdem.
Heute hat sich der Brite damit abgefunden, ja mehr noch: Er holt aus
seiner Stimme alles raus, was geht. Und das ist eine ganze Menge. 28. 2., 20 Uhr
Jeremiah liefert Jahr für Jahr seidigen Blue-Eyed-Soul ab, der sich auch
gern mal bei Helden wie Bill Withers bedient. Trotz seines nostalgischen
Sounds ist er froh, in der Gegenwart zu leben – denn erst hier lassen
sich die Genres so bunt durcheinandermischen, wie Jeremiah es auf
seinem aktuellen Album „Good Day“ beweist.
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MÜNCHEN
KLUBS + KONZERTE
7. 3., 20 Uhr
Sie können’s einfach nicht lassen: Ein Jahr Auszeit hatten sich Revolverheld
nach ihrer Tournee zum „MVT Unplugged“ Album vorgenommen. Doch
schon nach einem Monat waren sie die Ruhe leid. Außerdem hatten
sie zwar in letzter Zeit viele, viele Konzerte gegeben, aber schon lange
White Lies Neue Theaterfabrik keine neue Musik mehr geschrieben. Also haben sich Sänger Johannes
Strate und Gitarrist Kris Hünecke hingesetzt und das getan, was sie am
Immer wieder werden White Lies mit Joy Division verglichen. Insbe- besten können: Songs schreiben, die Geschichten aus dem Leben
sondere die Stimme von Sänger Harry McVeigh mit ihrer glatten Dun- erzählen und im Radio auch nach dem tausendsten Hören noch gut
kelheit erinnert viele Hörer an Ian Curtis. Doch White Lies selbst legen klingen. Kurz darauf ist „Zimmer mit Blick“ fertig geworden, das fünfte
Wert darauf, dass sie eigentlich keine großen Fans der Band sind – und Album, das auch auch ein Jahr später noch die Fans begeistert.
noch dazu viel fröhlicher klingen. Und da haben sie recht: Das Trio aus
England, das früher mal Fear Of Flying hieß, hat sich extra umbenannt, 24. 3., 20 Uhr
als klar wurde, dass die neuen Songs ernsthafter klingen würden als
die alten. Und auch viele Anleihen aus den Achtzigern kann man ihm
nicht absprechen. Aber White Lies machen zuletzt immer ihr eigenes
Ding – so auch auf dem mittlerweile fünften Album „Five“.
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KLASSIK
Isabelle Faust
Residenz 10. + 11. 1., 20 Uhr
JEDEN TAG
GROSSES
Isabelle Faust ist ebenso Publikums- wie Kriti-
kerliebling, überzeugt mit Klassikern genauso
wie mit zeitgenössischen Stücken und nähert sich
ihren Interpretationen mit großem Feinsinn und
musikhistorischem Verständnis. Die Berliner Violi-
KINO
BEI UNS IN DEN
KINOS
nistin spielt bis zu 120 Konzerte im Jahr und ist
auch regelmäßig zu Gast in der bayerischen Metropo-
le. Mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rund-
funks unter der Leitung von Daniel Harding inter- Wir zeigen Filme im
pretiert Faust diesmal Schönbergs Violinkonzert
sowie Beethovens „Pastorale“. ORIGINAL
MIT UNTERTITELN
Montag & Dienstag
KINOTAG
Mittwochabend
SNEAK PREVIEW
Montags um 21 Uhr:
M O N G AY
Das schwullesbische Kultkino
SPÄTVORSTELLUNGEN
& SONNTAGSMATINEEN
Foto: Molina Visuals
SPECIAL EVENTS
F E S T I VA L S
FILMKUNSTWOCHEN
DIE BESTEN ARTHOUSE-FILME DER STADT!
Sabine Meyer Manz / Studnitzky
Klarinettenmeisterin Sabine Meyer und die Klarinettist Sebastian Manz und Jazz-Trompeter/
Deutsche Kammerphilharmonie Bremen – Pianist Sebastian Studnitzky mixen Stile, Kom- Und vor & nach dem Film geht’s in die
eine exzellente Kombi für Werke von Beethoven, ponisten und Klangwelten in „A Bernstein Story“.
Mozart, Dvorák. BR-Funkhaus 22. 1., 20 Uhr
Gasteig 20. 1., 15 Uhr
Diana Damrau
Daniel Müller-Schott Belcanto-Star Diana Damrau und Dirigent
Das BR-Kammerorchester macht mit dem Mariss Jansons bürgen gemeinsam für höchste
großartigen Cellisten Daniel Müller-Schott Qualität. Perfekt für Strauß-Lieder und Bruckners
gemeinsame Sache. Gespielt werden Respighi, Große Messe.
Haydn, Elgar und Mozart. Residenz 24. + 25. 1., 20 Uhr
Prinzregententheater 20. 1., 11 Uhr
Hilary Hahn
Zaide Geigenstar Hilary Hahn und der große Maestro
Mozarts Singspielfragment „Zaide“ wird an Paavo Järvi sind ein Traumpaar der Bühne.
diesem Abend vom Münchner Rundfunkor- Das Programm des Abends: Beethoven, Rach-
chester in konzertanter Version auf die Bühne maninov, Prokofjew.
gebracht. Gasteig 28. 1., 20 Uhr Für genussvolle Momente
Prinzregententheater 20. 1., 19 Uhr rund um Ihren Kinobesuch!
(im Innenhof von City & Atelier)
Sonnenstr. 12 (300 m vom Stachus)
77 www.city-kinos.de /city.kinos
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MÜNCHEN
ENTERTAINMENT
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HG Butzko
Foto: Peter Knaup
Quichotte
Er war in seinem Leben schon ein paar
Jahre lang Lehrer, spielt in der Bluesrap-
Band Querfälltein mit und hat mir dem
Foto: Fabian Stuertz
Markus Barth
In seinem neuen Programm widmet Markus
Barth sich der Millisekunde zwischen dem
Lachen und der Erkenntnis, dass der Gegen-
Foto: Thomas Klose
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MÜNCHEN
Foto: © Münchner Kammerspiele
THEATER
Arthur Schnitzlers „Professor Bernhardi“ galt bis vor kurzem als in litera- ßes war, so ist es heute der Islam. Was klingt wie eine mehr oder weni-
turhistorische Vergessenheit geratenes Stück – erst Thomas Ostermeier ger platte Aktualisierung, wird durch den Regisseur aufgewertet: Das näm-
entdeckte vor zwei Jahren an der Berliner Schaubühne, wie das 1918 lich ist Ersan Mondtag, und der brachte mit „Die Vernichtung“ (in Bern)
uraufgeführte Drama Fragen nach der historischen Verantwortung von und „Kaspar Hauser und Söhne“ (in Basel) schon mehrere Texte Bachs in
Intellektuellen und der Unmöglichkeit politischer Neutralität verhandelte. einer Mischung aus Formalismus, Begeisterung für Trash und Pulp und
Die Autorin Olga Bach hat „Professor Bernhardi“ in die Gegenwart trans- politische Schärfe auf die Bühne. An den Kammerspielen inszenierte
feriert: Aus Männern wurden Frauen, aus einem Krankenhaus ein Polizei- Mondtag vorletzte Spielzeit mit „Das Erbe“ ebenfalls einen Olga-Bach-Text
präsidium, und wenn 1918 Bernhardis jüdischer Glaube Stein des Ansto- – nicht ohne Erfolg.
Erst vor eineinhalb Jahren inszenierte Christian Eine israelische Orchestermusikerin im multikulturellen Ams-
Stückl Tschechows traurige Komödie „Die terdam erhält eine unbeglichene Gasrechnung – aus dem Jahr
Möwe“ schon einmal in München, am Volks- 1944. Als sie versucht, den eigentlichen Empfänger der Rech-
theater. Aber das scheint in der Staatsschauspiel- nung zu finden, gräbt sie immer tiefer in der Vergangenheit
Wahrnehmung nicht vorzukommen, jedenfalls ihres Mietshauses und stellt dabei fest, dass die weltoffenen
gibt es jetzt schon wieder eine „Möwe“ an der Isar. Aber: Das Stück gibt so viel her, Niederlande der Gegenwart ziemlich ungemütlich werden können,
da können auch zwei unterschiedliche Regiestile nebeneinander bestehen. Während wenn man ihr Selbstverständnis als aufrechte Nazigegner in
Stückl nämlich die Komödie auf die ihm eigene derbe Art aus der Vorlage heraus- Frage stellt … Maya Arad Yasurs Stück springt zwischen den
schälte, hat man am Cuvilliéstheater Alvis Hermanis verpflichtet, und der entwickelt Erzählhaltungen und den Positionen zur Handlung, die Stimmen,
sich mit zunehmendem Alter immer mehr zum konservativen Theatermacher. Der die um die Protagonistin schwirren, sind mal aggressiv, mal iro-
Lette wollte eigentlich nicht mehr in Deutschland Schauspiel inszenieren, weil nisch, mal kommentierend, mal humorvoll. Die deutschsprachige
man hier dem Dichterwort nicht mit der gebührenden Ehrfurcht gegenübertrete. Erstaufführung wird inszeniert von Sapir Heller, eine 1989 in
Und vor einigen Jahren ließ er ein festes Engagement am Hamburger Thalia platzen, Israel geborene Regisseurin, die nach ihrem Abschluss an der
weil man dort für seinen Geschmack zu flüchtlingsfreundlich eingestellt sei. Tja. Theaterakademie August Everding sowohl im Stadttheaterkontext
Muss man nicht gut finden, aber dass da ein anderer Zugang existiert als am als auch in der freien Szene inszeniert, unter anderem am Thea-
Volkstheater, liegt auf der Hand. Die Inszenierung ist Hermanis’ zweiter Versuch ter Hof, dem Zimmertheater Tübingen und dem Berliner Gorki.
mit der „Möwe“: Schon 1996 hatte er den Stoff einmal in Riga inszeniert..
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THEATER
Stille Nachbarn
MARSTALL ab 25. 1.
Vor zwei Monaten war im Marstall Ronald Topors „Der Mieter“ als Hor-
rorversion des Zusammenwohnens zu sehen – die Uraufführung von
Azar Mortazavis „Stille Nachbarn“ ist so etwas wie das freundlich-wert-
freie Gegenstück zu diesem Alptraum in Dreizimmerküchebad. Ortazavi
beschreibt hier die eigene Fremdheit anhand von vier Alltagsmenschen:
„Menschen, die wie einsame Planeten zu ihrem je eigenen Weg ver-
dammt scheinen, während sie unvermeidlich die Bahnen der anderen
beeinflussen, diese kreuzen und dabei manchmal kollidieren“, beschreibt
die Staatsschauspiel-Dramaturgie den Zugriff der 1984 in Wittlich
geborenen, mehrfach preis-
Foto: © Wilfried Hösl
gekrönten Nachwuchsdra-
matikerin. Das Stück wird
im Rahmen des Marstall-
jahresplans inszeniert von
Aureliusz Smigiel, der in
München erstmals mit einer
beeindruckenden Interpre-
tation von Fassbinders „In
einem Jahr mit 13 Monden“
auf sich aufmerksam ma-
chen konnte.
No Sex
MÜNCHNER KAMMERSPIELE wieder am 1. 1.
Was nehmen wir uns fürs neue Jahr vor? Vielleicht: Weniger
Sex zu haben? Das ist in Fernost ein anscheinend weitver-
breitetes Phänomen, das der überalterten japanischen
Gesell-schaft tatsächlich auch ökonomisch zu schaffen
macht. Vergangenen April entwickelte Toshiki Okada einen
unterhaltsamen Abend über das Thema, der die Medien ein
Stück weit mit den zuvor stark kritisierten Kammerspielen
versöhnte. „Einen entzückenden Abend über den Verlust der
Lust an der Gier“ sah Egbert Tholl von der Süddeutschen
Zeitung, Theresa Grenz-
mann war in der FAZ
positiv irritiert: „Soll er
(der Zuschauer) dem
hinreißenden Nonsens
trauen oder der stilvollen
Tristesse?“. Und Bernd
Noack von der Neuen
Foto: © Julian Baumann
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MÜNCHEN
AUSSTELLUNG
Alex Katz
Red Hat, 2013, Öl auf Leinwand,
Privatsammlung
Alex Katz
Wer sich wie Alex Katz öffentlich dazu bekennt, seine Malerei alt, seit 60 Jahren mit seiner Frau Ada verheiratet, die gefühlt
sei zutiefst oberflächlich, hat keinen leichten Stand in der ach die Hälfte seiner Gemälde ziert, und arbeitet immer noch wie
so hintergründigen Kunstwelt. Dass sich der Amerikaner in den ein Besessener. Im Museum Brandhorst zeigt Alex Katz mit
1950ern lieber weiterhin seinen Porträts und Landschaften mehr als 80 Werken eine Art Retrospektive von den 1950ern
widmete, statt sich dem Trend des abstrakten Expressionismus bis heute, darunter auch Bilder aus der Reihe „The Red Hat“
zu unterwerfen, tat sein übriges. Dennoch – oder vielleicht (unsere Abbildung), die aufs Schönste Katz’ ikonische Porträt-
gerade deshalb – zählte Katz immer zu den Großen seiner technik repräsentieren.
Zunft. Er war Vorreiter der Pop Art und nicht nur von Kritikern
gelobt, sondern auch kommerziell erfolgreich (was nur auf
wenige seiner Kollegen zutrifft). Heute ist der Mann 91 Jahre MUSEUM BRANDHORST noch bis 22. 4.
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