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Ein Service von Stiftung Lesen und Deutsche Bahn Stiftung

Der kleine Bär und das Meer


Eine Geschichte mit Illustrationen von Tom Percival, erschienen im Loewe
Verlag.
Sofias Bär war alt, etwas zerzaust und wurde heiß geliebt.

Erst gehörte er Sofias Großvater, dann ihrer Mutter und seit dem Tag, an dem

Sofia geboren wurde, leistete der Bär auch ihr Gesellschaft.

Eigentlich war er gar kein Spielzeug, sondern vielmehr ein Freund.

Sofia und ihr Bär picknickten zusammen im Park, machten lange

Spaziergänge durch den Wald und eines Tages machten sie sogar

gemeinsam einen Ausflug ans Meer.

Es war eine lange Reise: Sofia und ihr Vater mussten mit dem Zug, mit dem

Schiff und mit dem Bus fahren.

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Aber die Mühe lohnte sich …

… am Meer war es toll!

Sofia nahm ihrem Bären sogar den Schal ab, damit sie durch die Wellen

planschen konnten.

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Ihr Vater kaufte leckere Pommes und zum Nachtisch bekam jeder ein Eis.

Es war tatsächlich der perfekte Tag.

Bis die Gewitterwolken aufzogen …

Donner grollte und Blitze zuckten über den Himmel.

Der Regen prasselte auf den Sand, während sie alles einpackten und schnell

losrannten, um den letzten Bus nach Hause zu erwischen.

Sie waren so in Eile, dass keiner bemerkte, wie die Tasche aufging und Sofias

Bär herauspurzelte.

Als das Gewitter vorübergezogen war, blieb der Bär allein am weiten, leeren

Strand zurück.

Und keiner bemerkte ihn, nur das Meer.

Nach einer Weile kam eine Möwe und pickte den Bären neugierig an.

Auch das sah das Meer und es gefiel ihm überhaupt nicht.

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Das Meer wusste, wie traurig das Mädchen sein musste, weil es seinen Bären

verloren hatte. Also beschloss es zu helfen.

Während es den alten Bären mit sich nahm, schien es zu flüstern: „Ich werde

dich nach Hause bringen …“

Als Sofia auffiel, dass ihr Bär fort war, war sie ganz verzweifelt.

Überall suchte sie nach ihm …

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doch nirgends konnte sie ihn finden.

Ihr Vater rief bei dem Bus-, dem Zug- und dem Schiffsunternehmen an – aber

niemand hatte Sofias kleinen Bären gesehen.

Sobald wie möglich kehrten sie an den Strand zurück, doch auch dort fehlte

jede Spur von dem Bären.

Sofias Vater schenkte ihr andere Spielzeuge, um den verlorenen Bären zu

ersetzen, doch keines war das richtige.

Keines hatte früher einmal ihrer Mutter gehört.

Alles, was Sofia geblieben war, war der kleine Schal des Bären.

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Sie schnitt ein Stück davon ab, legte es zur Erinnerung in ihr Medaillon und

gab ihr Bestes, nicht den Kopf hängen zu lassen.

Aber das war so schwer.

Etwas zurückzugeben ist schrecklich schwierig, wenn man keine Ahnung hat,

wie der Besitzer heißt oder wo er wohnt. Trotzdem gab das Meer sich große

Mühe …

Es brachte den Bären durch den Ozean. Dabei halfen ihm Schwärme

glitzernder Fische, ein Wal, ein Delfin und sogar ein Krake.

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Dann bekam der Bär eine Mitfahrgelegenheit auf einem Schiff …

und wurde ein Stück von einer Robbe getragen.

Immer wieder fand das Meer einen Weg, den Bären durchs Wasser zu

geleiten.

Doch es war keine leichte Reise.

Wenn der Wind wütend wurde und das Wasser zu hohen Wellen aufpeitschte,

brachte das Meer den Bären in Sicherheit.

Wenn das Wasser zu kalt wurde, spülte das Meer den Bären an Land … und im

Frühling ging die Reise dann aufs Neue los.

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Aber das Meer machte sich Sorgen – das alles dauerte zu lange!

Es trug den Bären an jede Küste, an jeden Steg und in jeden Hafen – doch

ohne Erfolg.

Und so ging die Suche weiter … jenseits der Meere, durch Seen und Flüsse.

So kam es, dass der Bär an einem sonnigen Nachmittag durch einen Bach

schwamm.

Ein kleines Mädchen entdeckte den Bären, der im flachen Wasser trieb, und

wollte ihn sich genauer ansehen.

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Neugierig nahm sie ihn und rief nach ihrer Großmutter, um ihr diesen

aufregenden Fund zu zeigen.

Langsam kam die alte Dame aus dem Haus – und blieb verdutzt stehen.

Schweigend schaute sie sich den Bären an. Dann lief sie auf ihn zu und nahm

ihn in die Arme.

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Zum ersten Mal seit vielen, vielen Jahren drückte Sofia ihren Bären an sich.

Du siehst, nichts ist je wirklich verloren, solange man es im Herzen behält.

Am nächsten Tag kehrten sie an den Strand zurück, den Sofia vor so langer

Zeit besucht hatte.

Sie stand im warmen Sand, schaute aufs weite Meer hinaus und lächelte …

und das Meer sah es.

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Der kleine Bär und das Meer


Autor: Tom Percival
Illustration: Tom Percival
Verlag: Loewe
Alterseinstufung: ab 3 Jahren
ISBN: 978-3-7432-0443-0

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