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Polytrauma I

Mehrere gleichzeitig entstandene Verletzungen,verschiedener Körperregionen, von denen mindestens eine oder die
Kombinationlebensbedrohlich ist.
Injury Severity Score (ISS) ≥ 16

ABCDE - Prinzip
Alle bedrohlichen Verletzungen schnell erkennen
Richtige Prioritäten in der Therapie setzen
Keinen zusätzlichen Schaden hinzufügen
Zeitverluste realisieren

5-Sekunden
Eigengefährdung?
Kritische Blutung?

Reanimationssituation?

Wichtig: ständig Re- Evaluation durchführen!!!

A – Atemweg sichern (Airway)


Atemwege frei machen und ggf. sichern:
Ausräumen, Esmarch, Güdel/Wendel
Intubation, ggf. supraglottische Atemwegssicherung
Bis Ausschluss HWS-Trauma Hals immobilisieren!

Intubation beim Polytrauma


Ateminsuffizienz (SpO2 < 90%, 6 < AF/min >29)
GCS ≤ 8
schweres Thoraxtrauma
traumaassoziierte hämodynamische Instabilität (RR <90 mmHg)

Jeder nicht rea-pflichtige Patient erhält eine Narkose zur Intubation!!

Besonderheiten
Rapid Sequence Induction (RSI)
Patienten immer Präoxygenieren!
Intubationsbedingungen sind nicht optimal.
HWS-Schaden bedenken  Inline-Intubation= Manual InLine Stabilisation (MILS)
Intubationserfolg von eigener Erfahrung abhängig !!!
Muskelrelaxanzien ggf. nur bei ausreichender Erfahrung
(Succinylcholin ist in der Akutphase auch bei Polytrauma/Verbrennung möglich)
Kapnographie / -metrie immer zur Kontrolle verwenden!
Keine Zeit verlieren !!

B - Breathing
Atmung trotz freier/gesicherter Atemwege insuffizient?
Klinisch auffällig z.B. durch
• SpO2-Abfall (<90%)
• hohe/niedrige Atemfrequenz (<6 oder >29)
• Einsatz der Atemhilfsmuskulatur
• einseitig abgeschwächtes Atemgeräusch
• asymmetrische Thoraxexkursion

C- Circulation
Herzfrequenz, Blutdruck, EKG, Pulse
Ausreichende Kreislauffunktion sicherstellen.
Blutungen identifizieren / stoppen !!!
Blutdruck adäquat kontrollieren.
Manuelle Kompression oder Druckverband (Hochlagern)
Tourniquet (ggf. zweites Tourniquet) (ggf. Hämostyptika)

Volumenmanagement I
Volumensubstitution: balancierte Kristalloide (z.B. Jonosteril)
ggf. Kolloidale (z.B. 6% HES 130/0,4)
eventl. Hypertone Lösungen (z.B. Hyper-HAES
Pharmacovigilance Risk Assessment Committee rät seit 2013 von der Nutzung von HES ab
Blutprodukte: EKs, FFPs, TKs

Gerinnung optimieren
- Auskühlen vermeiden
- Calcium substituieren
- Tranexamsäure (1 g als Kurzinfusion binnen 3h)
- Fibrinogen
- Point-of-Care-Diagnostik (z.B. Thrombelastometrie)

D – Disabilität
= neurologischer Status
Bewusstseinszustand erfassen (Glasgow Coma Score (GCS))
Pupillenkontrolle
Hinweise auf Intrakranielle Blutung oder Intoxikation?

A M P E L - Schema
Allergies
Medication
Past History
Event
Last Meal
Erweiterung: S A M P L E R
S = Setting
R = Risk group

E – Exposition und Umgebung


Umgebung und Unfallhergang festhalten.
Patienten vollständig entkleiden und von Kopf bis Fuß
untersuchen.
Patienten nicht auskühlen lassen (Wärmerhalt!!!).
Bodycheck
Kopf Extremitäten Thorax
Abdomen Becken Rücken (Log-Roll)

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