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TANIA BAUMANN

Textuelle und stilistische Aspekte von Reiseführern: ein deutsch-italienischer Vergleich

Reiseführer haben verschiedene Funktionen: zu informieren, zu werben, zu instruieren. Sie


zeichnen sich auch durch Bilder aus, die eine sehr wichtige Rolle spielen. Bilder werden kognitiv
schneller und wirkungsstärker rezipiert. Der Gestaltung des Frontdeckels ist sehr wichtig. Er soll
ansprechend sein.

Reiseführer werden unterschieden in:

1. Orientierungstexte: sie dienen der ersten globalen Übersicht;


2. Ratgebertexte: sie geben praktische Informationen;
3. Besichtigungstexte: sie zeichnen sich durch detaillierte Beschreibungen aus;
4. Hintergrundtexte: sie beschäftigen sich mit historischen, kulturellen und gesellschaftlichen
Themen.

Text-Bild-Relation ist sehr wichtig. Reiseführer sind eine Art multimodaler Kommunikation.
Einerseits haben sie Fotomaterial, Illustrationen, Grafiken, andererseits verwenden sie eine
emphatische Sprache.

In der Text-Bild-Relation gibt es Unterschiede in den verschiedenen Reiseführer-Reihen. Z. B. in


Guide Mondadori gibt es viele Fotos, die eine dokumentarische und werbliche Funktion haben, die
den Leser anzieht.

Die Analyse stützt sich auf ein Korpus von sechs deutschen und sechs italienischen allgemeinen
Sardinien-Reiseführern.

In allen untersuchten Reiseführern – sowohl in den deutschen als auch in den italienischen –die
Hauptattraktion Sardiniens in seinem kristallklaren Meer (d. h. die Insel ist hauptsächlich ein Ort
für einen Badeurlaub). In deutschen Reiseführer kontrastiert das Meer mit Bildern von
Gebirgszügen. Eine ähnliche Kontrastierung erfolgt in vier italienischen Reiseführern (Guida verde,
Mondadori, De Agostini, Giunti). Der Titel erscheint meist in der oberen Hälfte der Seite, teils
direkt im Foto (vier italienische Reiseführer. Es scheint auch, dass auf den italienischen
Frontdeckeln ein neutraler Informationsstil dominiert, während es im deutschen ansprechendere
Begriffe gibt.

Italien und Deutschland haben unterschiedliche Reise- und damit auch Reiseführertradition:
Italien war aufgrund seiner historischen, kulturellen und künstlerischen Bedeutung das wichtigste
Reiseziel während der Grand Tour.

Info: [Der Italian Touring Club (TCI) veröffentlicht 1914 die Guide d'Italia-Reihe in 16 bändigen,
die die italienischen Regionen betrifft, jedoch mit dem Ziel, ausländische Touristenführer zu
ersetzen. Auf diese Weise „Blick von außen“ nun der „Blick von innen“ entgegengesetzt wird.]

Präsentationstexte darstellen das Reiseziel in seiner Gesamtheit, durch Fotos und Informationen
zum Reiseziel, die Touristen begeistern (emozionano).

Das Ziel der Titel ist es, den Leser anzuziehen. Beispiele: „Trauminsel mit Geschichte“ (Baedeker),
„Sardinien Impressionen“ (ADAC), „Auftakt“ (Marco Polo), und so weiter.

Unterschiede zwischen deutschen und italienischen Reiseführer


1. Deutsche Reiseführer

Deutsche Reiseführer sind fesselnd. Sie enthalten:

- Personifikationen („Herbe Inselschönheit mit vielen Gesichtern“, ADAC);


- metaphorische Umschreibungen („eine Welt für sich, ein kleiner Kontinent im Zentrum des
Mittelmeers“, Marco Polo).

Außerdem verwenden sie verschiedene Elemente, um das Reiseziel zu beschreiben: Farben,


Gerüche, Archaismen. Durch diese Elemente können die Reiseführer beim Leser Empfindungen
hervorrufen.

2. Italienische Reiseführer

In den italienischen Reiseführern scheint den Präsentationstexten eine geringere Bedeutung


haben. Präsentationstexte gibt es in zwei der sechs Reiseführer des italienischen Korpus, während
in drei weiteren sie sind kurz. Allein der Mondadori Guide hat einen dreiseitigen Text, der
thematisch geordnet ist.

Italienische Reiseführer enthalten:

- literarische und historische Bezüge, um die „ethnografische“ Perspektive zu verstärken.


- Elementen, wie Gerüche, die die sinnliche Evokation des Ziels beschreiben.

Fazit

Die Funktionen der italienischen und deutschen Reiseführer sind gleich. Deutsche Reiseführer
beschreiben für deutsche Empfänger ein „fremdes“ Reiseziel, während italienische Reiseführer für
italienische Leser ein "heimisches" Reiseziel beschreiben.

Außerdem haben italienische Reiseleiter mehr literarische Beschwörungen (evocazioni) als


deutsche.

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