Sonnabend, 7. Mai 2011 Sonderbeilage Börsen-Zeitung Nr.

88 B1

Wirtschaftsraum Nordrhein-Westfalen
Zwischen Gestaltungswille und Sparzwängen
Konsolidierung der Haushalte ist gesamtstaatliche Aufgabe – Künftige Wachstumspotenziale nicht schwächen – Investitionen in Bildung und Familie im Fokus
Börsen-Zeitung, 7.5.2011
Die öffentlichen Haushalte stehen
vor großen Herausforderungen.
Steuerausfälle, Rettungsmaßnah-
men für angeschlagene Banken und
Konjunkturprogramme in der Fi-
nanz- und Wirtschaftskrise haben
die Haushalte dramatisch ins Defizit
getrieben. Gleichzeitig hat sich die
Politik auf dem Höhepunkt der Krise
im Juli 2009 nach den Beschlüssen
der Föderalismuskommission II auf
eine grundgesetzlich verankerte
Schuldenbremse verständigt. Will
man die aktuellen Wachstumskräfte
nicht beschädigen, sondern stärken,
dann liegt für einen Finanzminister
die wohl größte Herausforderung da-
rin, den schmalen Grat zwischen not-
wendiger Haushaltskonsolidierung
und nachhaltig wirkenden Zukunfts-
investitionen zu finden.
Die Schuldenbremse zwingt Bund
und Länder ab dem Jahr 2011 zu ei-
nem strikten Konsolidierungskurs,
um ihre Haushalte grundsätzlich
ohne Einnahmen aus Krediten auszu-
gleichen. Ab 2016 ist eine struktu-
relle Neuverschuldung des Bundes
nur noch in Höhe von maximal
0,35 % des nominalen Bruttoinlands-
produkts zulässig. Die Länder müs-
sen ab dem Jahr 2020 ohne neue Kre-
dite auskommen. Sie müssen ihre
Haushalte jedoch bereits jetzt so auf-
stellen, dass die Einhaltung der
Schuldenbremse ab 2020 gewährleis-
tet ist.
Grenzen sind eng gesteckt
Die Landesregierung Nordrhein-
Westfalens wird alles daransetzen,
dieses Ziel zu erreichen. Dazu soll
die Nettoneuverschuldung des Lan-
des bereits von diesem Jahr an
Schritt für Schritt abgesenkt wer-
den. Die Handlungsspielräume und
damit auch die Gestaltungsmöglich-
keiten im Landeshaushalt sind bei
uns wie anderswo auch allerdings
eng begrenzt: Auf der Ausgaben-
seite sind zurzeit etwa 75 % der be-
reinigten Gesamtausgaben allein
durch Personal- und Versorgungs-
ausgaben, den kommunalen Steuer-
verbund und die Zinsausgaben ge-
bunden. Hier gibt es nicht nur we-
nige Möglichkeiten der Einfluss-
nahme, sondern auch ein stetiges
Anwachsen. Insbesondere die Ver-
sorgungs- und Beihilfeausgaben so-
wie bei anziehendem Zinsniveau
die Zinsausgaben steigen von Jahr
zu Jahr und reduzieren die Ausga-
benspielräume weiter. Zudem muss
Vorsorge für die aus der WestLB aus-
gelagerten Risiken im Haushalt ge-
troffen werden, weil das Landesver-
fassungsgericht die Rückstellungen
im Nachtragshaushalt 2010 ge-
stoppt hat.
Auch auf der Einnahmeseite hat
das Land nur begrenzte Gestaltungs-
möglichkeiten, ganz abgesehen da-
von, dass sich das Wachstum der
Steuereinnahmen in einer alternden
und schrumpfenden Gesellschaft ge-
mäß allen Prognosen künftig ver-
langsamen wird. Die Steuergesetzge-
bung für die den Ländern zufließen-
den Steuereinnahmen obliegt mit
Ausnahme der Grunderwerbsteuer
in erster Linie dem Bund. Die im
Zuge der Finanz- und Wirtschafts-
krise vorgenommenen Steuersenkun-
gen zur Stabilisierung der Konjunk-
tur belasten die Länderhaushalte nuierliche Aufgabenkritik. Wir wer- Ausgabendeckels weg von nachsor- nen eingebrachte Erhöhung der gen von rund einer Dreiviertelmilli-
weiter massiv. Etwa 1,7 Mrd. Euro den grundsätzlich darüber diskutie- genden oder rein konsumtiven Aus- Grunderwerbsteuer dient diesem arde Euro, die sich auf viele Einzel-
Mindereinnahmen entfallen dabei al- ren müssen, welche Aufgaben der gaben hin zu vorsorgenden oder Zweck. Sie wird den Landeshaushalt maßnahmen verteilen, sind rund
lein in diesem Jahr auf den Haushalt Staat noch wahrnehmen soll – und mehr investiven Ausgaben umzulen- jährlich um rund 350 bis 400 Mill. 1,1 Mrd. Euro mehr für Investitio-
in welcher Qualität. Mit ken. Das, was in den Bereichen Bil- Euro entlasten. Die Solidität der Ein- nen in Bildung, Kinderbetreuung
der Aufgabenanalyse dung und Familie heute versäumt nahmeseite entscheidet sich auch und für Kommunen vorgesehen. Da-
wird die Landesregie- wird, lässt sich zukünftig nicht mehr runter werden allein 650 Mill. Euro
Von rung auch die Effizienz nachholen. Jeder dort investierte bereitgestellt, um die Kommunen
Norbert Walter-Borjans der Aufgabenwahrneh- Euro ist gut angelegt. Er wird eine wieder handlungsfähig zu machen.
mung auf den Prüfstand hohe Rendite abwerfen, weil in ei- „Wir werden grund- Um 240 Mill. Euro werden die Mit-
stellen. Eine Bench- ner wissensorientierten Gesellschaft tel für die frühkindliche Bildung auf-
mark-Analyse, der Ver- Investitionen in Bildung und Familie sätzlich darüber gestockt. Für die Abschaffung der
gleich mit gelungenen später das Wirtschaftswachstum diskutieren müssen, Studiengebühren ab dem Winterse-
Lösungsansätzen an- und damit auch die künftigen Steuer- mester 2011/2012 stehen 125 Mill.
derswo, kann dabei hilf- einnahmen erhöhen. Darüber hi- welche Aufgaben der Euro zur Verfügung.
Finanzminister reich sein. Vor allem naus lassen sich mit Investitionen in Staat noch wahr- Die Menschen sorgen sich zu
des Landes gilt es, langfristige Ein- Bildung und Familie zukünftig anfal- Recht über die viel zu hohe Verschul-
Nordrhein-Westfalen sparpotenziale zu identi- lende Ausgaben reduzieren. Je bes- nehmen soll – und in dung im Euroraum, aber auch in den
fizieren. Zu diesem ser es gelingt, alle Kinder erfolgreich welcher Qualität.“ USA und Japan. Es ist unsere Auf-
Zweck hat die Landesre- in unsere wissensbasierte Gesell- gabe, unseren Teil zu einer stabilen
des Landes Nordrhein-Westfalen. gierung ein Effizienzteam unter mei- schaft zu integrieren, umso weniger Finanzverfassung beizutragen. Das
Denjenigen, die beim leisesten An- ner Federführung eingerichtet, dem soziale Folgekosten entstehen. Dilemma besteht wie in jedem lang-
stieg der Steuereinnahmen nach auch externe Sachverständige ange- für die Länder vor allem auf der Bun- fristig planenden Unternehmen da-
„Entlastung“ rufen, ist offenbar hören. Kürzen allein reicht nicht desebene. Dort wird sich Nordrhein- rin, dass Haushaltsausgleich eben
nicht bewusst, dass Steuersenkun- Wir verfolgen eine vorsorgende Westfalen für eine gerechtere und nicht in erster Linie durch Einsparun-
gen bei defizitären Haushalten zu Politik nach dem Grundsatz: So viel Genauso wie im Bund wird auch Einnahmen sichernde Gestaltung gen bei Qualität und Umfang der
mehr Krediten führen. Das kann Prävention wie möglich, so wenig Re- eine Konsolidierung des Landeshaus- des Einkommensteuertarifs mit ei- Leistungspalette gelingt, sondern
man wollen, man sollte sich aber paratur in der Zukunft wie nötig. halts nicht ausschließlich über Kür- nem höheren Spitzensteuersatz ein- die richtige Mischung aus Kostensen-
auch der Kehrseite der Medaille be- Wir müssen ein neues Gleichgewicht zungen der Ausgaben zu bewältigen setzen. kung und wirksamen Zukunftsinves-
wusst sein. finden zwischen vorsorgender Poli- sein. Zur nachhaltigen Konsolidie- Mit dem Haushaltsplanentwurf titionen erfordert, deren Wirkung al-
tik, die zukünftige Ausgaben gar rung des Landeshaushalts ist es auch 2011 nutzen wir die Phase der wirt- lerdings auch kontrolliert werden
Der Bund ist der Gewinner nicht erst entstehen lässt und damit notwendig, die Einnahmebasis zu schaftlichen Erholung mit deutlich muss. Das ist eine komplexe Auf-
künftigen Einsparungen den Weg be- stabilisieren und strukturell zu stär- verbesserten Steuereinnahmen für gabe, über die nicht nur sachlich ge-
Ungemach für die Länderhaus- reitet, und einer Sparpolitik, die die ken. Nur so lassen sich die anstehen- den ersten Schritt hin zu einer Kon- stritten werden darf, sondern gestrit-
halte droht auch durch die Be- laufenden Ausgaben dort reduziert, den Zukunftsaufgaben, insbeson- solidierungspolitik, die die Heraus- ten werden muss. Mit einfachen Pa-
schlüsse der Bundesregierung, die wo es effizient möglich ist. Ziel ist dere im Bereich der Bildung, erfül- forderungen von morgen nicht aus tentrezepten ginge das Schwarzer-
mit ihrem sogenannten Sparpaket es, die Ausgaben im Rahmen des len. Die von den Regierungsfraktio- dem Blick lässt. Neben Einsparun- Peter-Spiel nur weiter.
die Steuerschraube kräftig angezo-
gen hat. Durch die Einführung der
Kernbrennstoff- und der Luftver-
kehrssteuer und die Reduzierung
der Ökosteuervergünstigungen für
Unternehmen des produzierenden
Gewerbes profitiert nur der Bund.
Von 2011 bis 2014 rechnet er mit
Mehreinnahmen in Höhe von jähr-
lich rund 4,5 Mrd. Euro. Länder und
Kommunen gucken nicht nur in die
Röhre, sie zahlen sogar drauf. Weil
die Abgabenerhöhungen bei den be-
troffenen Unternehmen als Betriebs-
ausgaben abzugsfähig sind, kommt
es zu Ausfällen bei den Ertragsteu-
ern, an deren Aufkommen Länder
und Kommunen beteiligt sind.
Das allein zeigt, dass die haus-
halts- und finanzpolitischen Heraus-
forderungen von Bund, Ländern und
Kommunen nicht isoliert betrachtet
werden dürfen. Im Gegenteil, die
Konsolidierung der Haushalte ist
eine gesamtstaatliche Aufgabe. Haus-
haltskonsolidierung zulasten ande-
rer ist keine Lösung, es ist nur ein
Hin- und Herschieben des Problems.
Grundlegende Entlastung
Die nordrhein-westfälische Lan-
desregierung ist fest entschlossen,
den Haushalt nicht kosmetisch, son-
dern grundlegend zu entlasten. Die
Umsetzung quantitativer Spar-
zwänge wird nur gelingen, wenn
klug gespart wird. Die notwendige
strukturelle Konsolidierung darf
nicht zu einer Schwächung künfti-
ger Wachstumspotenziale führen.
Wenn wir nachhaltige, auf langfris-
tige Stabilität ausgerichtete Zu-
kunftsinvestitionen vernachlässi-
gen, legen wir den Grundstein für
eine noch größere Schieflage in der
Zukunft – und das sowohl auf kom-
munaler als auch auf Landesebene.
An der richtigen Stelle zu sparen, er-
fordert eine umfassende und konti-

AUS DEM INHALT

Zwischen Gestaltungswille
und Sparzwängen
Von Dr. Norbert Walter-Borjans
120 Millionen schauen
nach Düsseldorf
Von Dirk Elbers
Der Weg zum idealen Strommix
ist ein Hürdenlauf
Von Prof. Fritz Vahrenholt B3
Hoher Frauenanteil in den
Chefetagen ist auch ohne
Quote möglich
Von Ulrich Jordan
Sparkassen sind der Motor für
die regionale Wirtschaft
Von Michael Breuer
Investmentmärkte kommen
besser in Schwung
Von Dr. Thomas Beyerle
Die Wissensgesellschaft
braucht Förderbanken
B1 Von Dietmar P. Binkowska B5
Nationale Besonderheiten
sollten berücksichtigt werden
B2 Von Prof. Dr. Thomas A. Lange B6
„Nicht in meinem Vorgarten“
Von Nikolai Juchem B7
Der Mittelstand braucht ein
spezielles Marktsegment
Von Dirk Elberskirch B7
B3
Kreativität und Wissen sind
wichtige Standortfaktoren
B4 Von Christian Boros und
Werner Lippert B8
B5
B 2 Börsen-Zeitung Nr. 88 Sonderbeilage Sonnabend, 7. Mai 2011

120 Millionen schauen nach Düsseldorf

NRW-Landeshauptstadt ist Gastgeber des Eurovision Song Contest – Ausgaben von 10 Mill. Euro steht ein Werbewert von bis zu 200 Mill. Euro gegenüber
Börsen-Zeitung, 7.5.2011 Jury-Finale und 14. Mai Finale) kön-
Wenn am 14. Mai rund 120 Millio- nen so viele ESC-Fans live dabei
nen Zuschauer am TV sitzen, um sein, wie bei noch keinem Song Con-
beim Eurovision Song Contest (ESC) test zuvor. Rund 35 000 Tickets sind
mitzufiebern, werden sie auch Bilder für die bereits fünf Stunden nach
aus der Gastgeberstadt Düsseldorf se- Verkaufsstart ausverkaufte Final-
hen. Für die NRW-Landeshauptstadt show ausgegeben worden, fast dop-
ein einmaliges Ereignis. Düsseldorf pelt so viele wie in Oslo. Unser ho-
rückt damit europaweit ins Rampen- hes persönliches Engagement war
licht. Der Tag, an dem die Entschei- ein weiteres Kriterium für die Ent-
scheidung von ARD und
EBU (European Broad-
casting Union). Ganz
Von Düsseldorf freut sich rie-
Dirk Elbers sig auf dieses internatio-
nale Großereignis. Wir
Foto: Claudia Ast Fotografie
ein vollständiges Stadion für rund
20 000 Zuschauer. Anschließend
wird die Stahlkonstruktion wieder
abgebaut und in ihre Einzelteile zer-
legt. Manches geht zurück in die
Schweiz, andere Teile werden direkt
zu ihrem nächsten Einsatzort welt-
weit verschifft. Eine Lösung, wie
man sie bislang noch nirgendwo auf
der Welt entwickelt hat – zumindest
nicht für einen so kurzen Zeitraum
und mit einer so kurzen Bauzeit. Die
Kosten der Stadt für das temporäre
Fußballstadion betragen 2,8 Mill.
Euro. Der Fortuna-Hauptsponsor Air
Berlin refinanziert einen Teil des Auf-

sind stolz darauf, für wands für die „Airberlin World“

Deutschland Ausrichter- durch sein Namenssponsoring, wei-
stadt zu sein. Wir haben tere Einnahmen können z. B. durch
eine erstklassige Bewer- das Catering generiert werden. Auf-
bung abgegeben – mit ei- fallend ist das große Medieninte-
ner erstklassigen Veran- resse, das allein dieses Stadion her-
Oberbürgermeister der staltungsstätte in einer vorruft. Sogenannte „Groundhop-
Stadt Düsseldorf erstklassigen Stadt. Als per“ reisen extra an, um eines der
Kongress- und Messe- drei Ligaspiele in dem Stadion zu
stadt steht Düsseldorf verfolgen, und nationale wie interna-
dung für Düsseldorf als Austragungs- für Internationalität und Weltoffen- tionale Journalisten lassen sich die
ort für den Eurovision Song Contest heit. Langjährige Erfahrung bei der einmalige Konstruktion vorführen,
2011 gefallen ist, ist auch der Ge- Durchführung von Großevents und um darüber in ihrer Heimat zu be-
burtstag für eine neue mediale und eine ausgezeichnete Infrastruktur richten. Umbauarbeiten der Arena in Düsseldorf Foto: www.duesseldorf.de
touristische Betrachtung unserer bürgen für eine Qualität, mit der un- Mit einem Gesamtvolumen von
schönen Stadt am Rhein. Die Rhein- sere Stadt dieser bedeutenden Auf- rund 10 Mill. Euro (inkl. der Kosten durch die städtische Tochtergesell- tergesellschaft, die sich mit der Um- Neben den Gästen und Besuchern
metropole setzte sich im Bewer- gabe gerecht wird. für das mobile Stadion) bereitet sich schaft Düsseldorf Congress verwal- setzung befasst. Aus Oslo weiß man, vor Ort sind zudem die Medien einer
bungsverfahren um die Gastgeber- Düsseldorf auf den Song Contest tet wird, zur Verfügung. dass nach dem ESC ein Plus im Be- der wichtigsten wirtschaftlichen Fak-
rolle des ESC 2011 gegen Berlin, Weltpremiere fürs Stadion vor. Der Rat der Stadt zeigt sich ge- reich Tourismus von etwa 11 % im toren. Die bereits erwähnten 120
Hamburg und Hannover durch. schlossen und unterstützt das Ereig- Im Herzen Europas gelegen Vergleich zum Vorjahreszeitraum er- Millionen TV-Zuschauer am Final-
Die Arena in der Landeshaupt- Allein um die Arena schon sechs nis durch einen eigens gegründeten reicht wurde, bei den deutschen Gäs- abend werden mit dem Namen der
stadt beeindruckte die Verantwortli- Wochen vor dem Finale für Aufbau- politischen Beirat, einzige Aus- Für das Touristische Marketing ist ten konnte nach Lenas Sieg sogar ein Stadt ein positiv besetztes Erlebnis
chen der Rundfunkanstalten mit ih- arbeiten und Proben zur Verfügung nahme ist „Die Linke“. Hier werden rund 1 Mill. Euro veranschlagt. Die Zuwachs von 30 % in den Sommer- verbinden. Dazu kommt die Medien-
rem komplett verschließbaren Dach, zu stellen, wurde für den dort behei- durch die Fraktionsspitzen die Ideen Düsseldorf Marketing & Tourismus monaten gemessen werden. Mit ver- berichterstattung, die seit Oktober
kurzen Wegen, einer technischen In- mateten Zweitligaverein Fortuna und Anregungen aus der Politik an GmbH (DMT) setzt damit die Betreu- gleichbaren Ergebnissen rechnet 2010 stattfindet: TV, Hörfunk, Print-
frastruktur auf dem neuesten Stand Düsseldorf ein komplett neues Sta- die Verwaltung weitergegeben und ung der internationalen Gäste um, man in Düsseldorf auch, erhofft sich und Online-Medien befassen sich
und der zentralen Lage mitten in dion gebaut. Für eine Mietdauer von kurzfristige politische Entscheidun- schmückt die Stadt mit Fahnen, Pla- mittelfristig aber ein höheres Plus. mit der ESC-Gastgeberstadt, schi-
Europa. Mit bislang über 80 000 ver- 60 Tagen erstellte die Schweizer Spe- gen gefällt, wenn notwendig. Mit katen, Bannern und weiteren Werbe- Denn im Gegensatz zu der zwar grö- cken ihre Redakteure zur Vorabbe-
kauften Tickets für die vier Shows zialfirma Nüssli in nur acht Wochen dem größten Anteil der Investitions- maßnahmen für den Song Contest. ßenmäßig vergleichbaren norwegi- richterstattung und informieren ihre
(10. und 12. Mai Halbfinale, 13. Mai auf dem Fortuna-Trainingsgelände summe stellt die Stadt die Arena, die Auch hier ist es eine städtische Toch- schen Hauptstadt (586 000 Einwoh-
ner), liegt Düsseldorf mit seinen
588 000 Einwohnern im Herzen
Europas. In einem Umkreis von 100
Kilometern leben 18 Millionen Men-
schen. Die Wege sind kurz: Über den
Flughafen Düsseldorf International
ist die Stadt mit der ganzen Welt ver-
bunden. Der drittgrößte Flughafen
Deutschlands mit rund 19 Millionen
Fluggästen und über 215 000 An-
und Abflügen in 2010 liegt zentral in
der Stadt. In nur einer Flugstunde er-
reicht man von hier aus London,
Paris, München, Berlin. Eine gute
Ausgangslage für den Tourismus.

Hotels sind gut gebucht

Für den Zeitraum 30. April bis 14.
Mai, die Zeitspanne, in der sich die
Delegationen in der Stadt aufhalten
werden, sind die Hotels bereits gut
gebucht. Die parallel stattfindende
Interpack bringt als Leitmesse für
Verpackungstechnologie zudem
rund 180 000 Besucher in die Stadt,
die vom 12. bis zum 16. Mai einen
Großteil der Hotelgäste stellen. Um
trotzdem allen Fans und Gästen eine
Unterkunft bieten zu können, haben
wir eine Privatzimmerbörse initiiert.
Unter www.esc-privaterooms.de bie-
ten Bürger aus Düsseldorf und Umge-
bung freie Zimmer in ihren Häusern
und Wohnungen an oder gleich
ganze Appartements. Ob Camping-
platz ab 6,60 Euro/Nacht, einfaches
Zimmer mit Familienanschluss für
30 Euro/Nacht oder Luxus-Apparte-
ment für 150 Euro/Nacht – wer in
Düsseldorf übernachten will, dem
öffnen die Düsseldorfer gerne ihre
Türen.
43 Nationen vertreten
Zusätzlich zu einem deutlichen
Plus für den Tourismus erwartet Düs-
seldorf aber auch eine Bekanntheits-
steigerung in Europa. Ähnlich wie bei
internationalen Messen dient der
ESC auch als Plattform für Standort-
marketing unter dem Gesichtspunkt
der Wirtschaftsförderung. Die ESC-
Teilnehmer und Fans aus 43 Natio-
nen werden am Rhein mit offenen Ar-
men empfangen. Erwartet werden
rund 5 000 Akkreditierte, davon rund
2 500 nationale und internationale
Journalisten. Hinzu kommen einige
zehntausend Fans und Besucher, die
das größte TV-Musikereignis der
Welt live erleben wollen. Mit rheini-
scher Gastfreundschaft, einem enga-
gierten Rahmenprogramm in der
Stadt und professionellem Service
für alle Besucher, von eigens einge-
richteten Shuttlebussen zwischen
Hauptbahnhof, Altstadt und Arena
über Sonderfahrten der Rheinbahn
bis zu Sightseeing-Touren und einer
intensiven Pressebetreuung, wird
sich Düsseldorf optimal präsentieren.
Die Gäste des Song Contests sind Mul-
tiplikatoren, die ihre Erfahrungen
aus Düsseldorf mit in ihre Heimatlän-
der nehmen und dort verbreiten.
Quelle: NDR / Tourquoise
Leser über den diesjährigen Austra-
gungsort. Wenn die internationalen
Teilnehmer vor Ort sind, werden die
Delegationen von ihren nationalen
TV-Sendern auf ihren Ausflügen
durch Düsseldorf begleitet. Alle
diese Bilder gehen hinaus in die
Welt und werden die Bekanntheit
Düsseldorfs steigern.
Weltoffen und gastfreundlich
Werbeexperten beziffern den Me-
dienwert des ESC für die Stadt Düs-
seldorf mit 140 bis 200 Mill. Euro.
Diese Summe müsste in Anzeigen-
kampagnen investiert werden, um
eine vergleichbare internationale
Aufmerksamkeit zu erreichen. Es
geht darum, die Stadt Düsseldorf in-
ternational auf die Landkarten zu he-
ben, um die Positionierung als welt-
offene, gastfreundliche Metropole
und erfahrene Messe- und Event-
stadt. Gleichzeitig soll das ganz ei-
gene positive Lebensgefühl in den
Köpfen der Menschen platziert wer-
den. Die Dichte von Kunst, Kultur
und Gastronomie, die kurzen Wege
innerhalb der Stadt, das Nebeneinan-
der von Luxus- und Szenevierteln
sind in der internationalen Wirt-
schaftswelt längst bekannt; spätes-
tens seit der letzten Mercer Studie
von 2010, die Düsseldorf als lebens-
werteste Stadt Deutschlands und
Nummer 6 weltweit bewertete. Über
den ESC positioniert sie sich als flexi-
ble Metropole mit einer gesunden
und vielseitigen Wirtschaft. Viele
der ESC-Hauptsponsoren sind Welt-
konzerne mit Sitz in Düsseldorf, wie
z.B. Schwarzkopf (Henkel), Voda-
fone, Metro. Dass die Arena sich in-
ternational als herausragender Ver-
anstaltungsort positionieren wird,
gilt als sicher. So konnten schon
kurz nach Bekanntgabe der ESC-Ver-
gabe an Düsseldorf hochkarätige
Konzertbuchungen, wie Take That
und das einzige Deutschlandkonzert
der Black Eyed Peas verzeichnet wer-
den.
Sonnabend, 7. Mai 2011
Der Weg zum idealen Strommix ist ein Hürdenlauf
NRW als Energieland Nummer 1 erhalten – Kräfte und Kreativität wieder mobilisieren – Kohleverstromung klimafreundlich gestalten
Börsen-Zeitung, 7.5.2011
NRW ist in Deutschland das Energie-
land Nummer 1, auch heute noch.
Rund 50 % der deutschen Stromer-
zeugung aus Stein- und Braunkohle
stammen von Rhein und Ruhr. Ein
Drittel der deutschen Erdgas-Kraft-
werke steht in NRW. Die rheinische
Braunkohleindustrie sichert bundes-
weit 42 000 Arbeitsplätze. In NRW
hängen sogar 34 000 direkt und indi-
rekt an der Braunkohle. Bundesweit
löst die rheinische Braunkohle einen
Produktionseffekt in vor- und nach-
gelagerten Branchen von 3,7 Mrd.
Euro aus. Davon verbleiben 2,6 Mrd.
Euro in NRW.
Braunkohle wird geächtet
Allerdings wendet sich das Blatt zu-
nehmend gegen die Kohle – auch
wenn die verheerenden Ereignisse in
Japan diese Energieressource bei
manch einem hoffentlich wieder in
ein besseres Licht rücken. Nichtsdesto-
trotz: Die heimische Steinkohleförde-
rung wird in ein paar Jahren endgül-
tig beendet, die Braunkohle wird als
CO2-Emittent schon lange geächtet.
Die neue Landesregierung spricht
hier eine besonders deutliche Spra-
che. Bedeutet das also das Aus für
NRW als Energieland? Können wir es
uns überhaupt leisten, auf die einzige
heimische Energiequelle zu verzich-
ten? Ich meine, das wäre ein großer
Fehler, der zwar keine positiven Aus-
wirkungen auf das Klima in Europa
und weltweit hätte, unsere Wirt-
schaft und Arbeitsplätze aber nachhal-
tig gefährden würde. Denn die
CO2-Reduktion in Europa läuft über
den Zertifikatehandel, kombiniert
mit festgelegten Obergrenzen. Das
heißt, jedes Gramm CO2, das wir in
NRW einsparen, wird andernorts
emittiert. Was wir jetzt brauchen, ist
Hoher Frauenanteil in den Chefetagen
ist auch ohne Quote möglich
Professionelle und nachhaltige Mitarbeiterentwicklung als Erfolgsrezept
Börsen-Zeitung, 7.5.2011
In den letzten Wochen ist eine rege
Diskussion zwischen Politik und
Wirtschaft zu einer gesetzlich gere-
gelten Frauenquote entfacht wor-
den. Manche Politiker und Verbände
Von
Ulrich Jordan
Mitglied des Vorstands anteil erreicht werden –
der Targobank
fordern einen Anteil von bis zu 40 % lungschancen in Unternehmen, die
weiblicher Führungskräfte in deut- Vereinbarkeit von Beruf und Familie
schen Unternehmen. Der durch- ermöglichen. Und durch die Förde-
schnittliche Anteil in der Finanzbran- rung qualifizierter Führungskräfte.
che liegt bei 16 %. Die Targobank Egal ob Frau oder Mann.
hat derzeit einen Frauenanteil von
39 % in Führungspositionen.
Karriere und Familie
Es gibt unterschiedliche Faktoren,
aus denen unser hoher Frauenanteil
in Führungspositionen resultiert. Un-
ser Rezept ist eine professionelle
und nachhaltige Mitarbeiter- und
Führungskräfteentwicklung. Darü-
ber hinaus haben wir uns diesen
Frauenanteil nicht als klar definier-
tes Ziel gesetzt, sondern bieten als
Bank eine Kultur, die es möglich
macht, Karriere und Familie auszu-
balancieren.
Studienergebnisse belegen, dass
der Frauenanteil in Führungspositio-
nen in deutschen Unternehmen sehr
gering ausfällt. Laut „Führungs-
kräfte-Monitor 2010“ des Deutschen
Instituts für Wirtschaftsforschung
(DIW) lag der Anteil von angestell-
ten weiblichen Führungskräften in
der Privatwirtschaft im Jahr 2008
bei 27 %. Außerdem hat das DIW in
einer Studie herausgefunden, dass
im Jahr 2010 der Anteil von Frauen
auf Vorstandsebene bei den 200
größten deutschen Unternehmen
bei 3,2 % gelegen hat.
Ende Januar machten Arbeitsminis-
terin Ursula von der Leyen und Fami-
lienministerin Kristina Schröder erste
Vorschläge, wie eine gesetzliche Re-
Sonderbeilage Börsen-Zeitung Nr. 88 B3
eine Mischung aus mehreren Maß- kann. Es gibt keinerlei Unterstützung ver Förderung bleibt ihr Anteil ver- in Georgia. Wir nutzen die enormen 14 Fraunhofer-Instituten, 12 Max-
nahmen, um den Energiestandort seitens der Bundesregierung und Län- schwindend gering. Es ist unverant- Holzvorräte, welche unter nachhalti- Planck-Instituten, 10 Instituten der
NRW zukunftsfähig zu machen. Alle der. Am schlimmsten aber ist, dass wortlich, Fördergelder für eine Tech- gen Standards als Plantagen ange- Leibniz-Gemeinschaft und 3 Helm-
Beteiligten sollten ihre inneren Denk- die eigene rot-grüne Landesregie- nologie zu verschwenden, die in un- baut wurden. Die Pellets gehen der- holtz-Zentren, darunter das For-
verbote einmal ablegen und eine sach- rung in ihrem Koalitionsvertrag die seren Breitengraden zur Problemlö- zeit voraussichtlich allerdings nach schungszentrum Jülich mit 4 400 Be-
liche Analyse ziehen: Neue Kohle- Wege der umweltfreundlichen Koh- sung nicht beitragen kann. Wir soll- UK und Holland, da die Förderung schäftigten, könnte wichtige Techno-
kraftwerke emittieren 20 bis 25 % we- lenutzung versperrt. Die Carbon-Cap- ten hier bundesweit einen Deckel von Biomassekraftwerken in Deutsch- logien zur Reife bringen. Dabei darf
niger Kohlendioxid im Vergleich zu äl- ture-and-Storage-Technologie (CCS) einziehen und die eingesparte Förde- land absolut auf 20 MW und wegen es keine Denkverbote geben: Warum
sei für NRW in den kom- rung in die Entwicklung von Techno- des KWK-Zwangs eigentlich sogar de sollte sich NRW nicht als Standort
menden Jahren nicht logien stecken, die in unseren Brei- facto auf 5 MW begrenzt ist. Solange für das erste Fusionskraftwerk be-
von praktischer Rele- tengraden wirklich eine Bedeutung das so bleibt, ist ein relevanter Bei- werben? Oder sich zumindest an der
Von vanz zur Reduktion der erlangen können. trag für das Energieland NRW, aber Weiterentwicklung eines inhärent si-
Fritz Vahrenholt Emissionen aus der Ener- auch für Deutschland insgesamt, cheren Hochtemperaturreaktors be-
giewirtschaft. Damit Windenergie eine Option . . . nicht möglich. Biomasse könnte zu- teiligen? 2003 gab die chinesische
stemmt sie sich gegen dem in Kohlekraftwerken mitverfeu- Regierung bekannt, bis zum Jahr
eine Entwicklung, wel- Windenergie zum Beispiel wird ei- ert werden, so wie es in England und 2020 30 Kernreaktoren dieses Typs
che weit über NRW hi- nen wichtigen Beitrag leisten, aber den Niederlanden geschieht, und da- errichten zu wollen. Die Experten
naus große Bedeutung auch diesen muss man realistisch ein- mit einen nahezu sofortigen Beitrag hierfür sitzen noch in Jülich.
erlangen könnte. schätzen. Denn NRW ist ein nur mit- zur CO2-Reduktion leisten.
Denn weltweit reichen telmäßiger Windstandort. Die Kosten Risiken sind bestens bekannt
die Kohlevorräte noch der Windenergieerzeugung sind hier . . . ebenso wie Biogas
CEO von RWE Innogy 200 Jahre. Sie liegen in doppelt so hoch wie an guten Küsten- Und es gibt noch eine Entwicklung,
China, Australien, Ame- standorten. In NRW sollte die Wind- Auch Biogas könnte eine wichtige die NRW nicht verschlafen darf. Das
rika und Europa und kraft deshalb in höheren Lagen – und Rolle spielen. So hat mein Unterneh- Land hat die zweitgrößten Schiefer-
teren Anlagen. Hinzu kämen ein ver- nicht wie beim Öl in den instabilen Re- die Anlagen vor allem bis zu 150 Me- men z. B. einen Prozess entwickelt, gasvorkommen in Europa. Exxon
stärkter Bau von Gaskraftwerken und gionen des Persischen Golf. Und sie ter hoch – errichtet werden. Insbeson- der aus Gülle Erdgas und Phosphat schätzt, dass sich in Nordrhein-West-
ein Anstieg der erneuerbaren Ener- werden genutzt werden. In China dere lokale Höhenbeschränkungen erzeugt. Gemeinsam mit dem West- falen 2 100 Mrd. Kubikmeter Gas be-
gien. Mit der Abtrennung des CO2 geht alle acht Tage ein Kohlekraft- stehen dem derzeit noch oft entge- fälisch-Lippischen Landwirtschafts- finden. Das entspräche einer Reich-
und der sicheren Verbringung in un- werk ans Netz – mit hohen Wirkungs- gen. Nur so ließen sich aber durch Re- verband haben wir versucht, eine weite von 100 Jahren für den Erdgas-
terirdische Lagerstätten wäre NRW graden, aber ohne CO2-Abscheidung. powering und neue Standorte einige entsprechende Anlage im Münster- verbrauch von Nordrhein-Westfalen
bis weit in das Jahrhundert unange- NRW könnte jetzt der Welt zeigen, tausend MW erschließen. 15 % der land zu errichten, welche das Biogas für die Strom- und Wärmeversor-
fochtenes Energieland Nummer 1. dass es technologische, wirtschaftli- Stromversorgung, wie die Landesre- z. B. in Blockheizkraftwerken der gung. Sicherlich, die Förderung die-
Das Ruhrgebiet weiß besser als je- che und klimaneutrale Lösungen gierung es vorsieht, wird der Wind in Ruhrgebietsstädte hätte liefern kön- ses Erdgases ist mit erheblichen Ein-
der andere, dass die Kohleverstro- nicht nur entwickelt, sondern auch an- NRW allerdings kaum schultern kön- nen. Leider sind wir bislang am Wi- griffen in den Untergrund verbun-
mung unerwünschte Nebenwirkun- wendet. Im Übrigen verfügt Deutsch- nen. Denn das hieße, z. B. 8 000 Anla- derstand vor Ort gescheitert. Dieser den. Das unterirdische Gestein muss
gen hat. Genau darum hat es immer land nur über einen großen eigenen gen der 2-Megawatt-Klasse zu instal- wird übrigens von allen Fraktionen durch Druckwellen aufgebrochen
an Lösungen gearbeitet, dem entge- Energieträger, die Braunkohle mit ei- lieren. Das würde meiner Erfahrung der Lokalpolitik getragen – auch von werden, um das Gas freizugeben.
genzuwirken. So wurde in den achtzi- ner Reichweite von 200 Jahren. nach zu einem Aufschrei in der Bevöl- den Grünen. Aber wer, wenn nicht die Nordrhein-
ger Jahren der gesamte Kraftwerk- Die klimafreundliche Gestaltung kerung dieses dicht besiedelten Bun- NRW ist immer noch ein Westfalen, weiß um die Risiken des
spark in NRW entschwefelt und ent- der Kohleverstromung sollte für deslands führen. Hightech-Standort von Weltklasse. Eingriffs in das untertägige Gestein,
stickt – und damit dem Waldsterben NRW also eine wichtige Zukunftsop- Auch die Biomasse wird ihren Bei- Darauf sollte sich das Land besinnen um die Bodenschätze zutage zu för-
erfolgreich begegnet. Heute ist es das tion sein. Aber das reicht nicht: Wel- trag leisten, benötigt für einen maß- und seine Kräfte und Kreativität wie- dern? Doch schon melden sich die Da-
weltweite Klima, das uns alle um- che anderen Wege kann das Land geblichen Ausbau aber andere Voraus- der mobilisieren. Elektromobilität, gegen-Parteien, um das Energieland
treibt – und wieder ist es Technologie noch gehen? Wäre z. B. die Photovol- setzungen als derzeit gegeben. Das Smart Grids, dezentrale Kraft- vor einer weiteren neuen Ära der
aus NRW, die Lösungen bietet: Die taik eine Option? Die Sonnenein- Holzangebot in NRW und auch Wärme-Kopplung in Mehr- und Ein- Prosperität zu schützen.
Abscheidung des CO2 ist ein Kind des strahlung in NRW entspricht derjeni- Deutschland ist begrenzt. Wir müs- familienhäusern, Carbon Capture Dabei wäre es klug, sich alle Optio-
Ruhrgebiets. Aber sie erhält nicht ein- gen Alaskas. Keine guten Vorausset- sen uns daher öffnen für Importe aus and Usage, und neue Zukunftstech- nen für eine nachhaltige Energiever-
mal eine Chance zu zeigen, was sie zungen, wie ich meine. Trotz massi- Ländern, in denen der Biomassezu- nologien sollten vorangetrieben wer- sorgung offengehalten zu haben. Er-
wachs wirtschaftlich möglich ist, im den. Kaum eine Region hätte eine neuerbare, Kernenergie, Fusion und
Süden der USA, Rumänien oder der bessere Voraussetzung, die Heraus- effiziente fossile Energien sind die Op-
Ukraine. Mein Unternehmen baut der- forderungen für die Welt zu lösen. tionen für die Welt, Deutschland und
zeit die größte Pelletfabrik weltweit Ein Netzwerk von 68 Hochschulen, vor allem für das Energieland NRW.
gelung für eine Frauenquote in deut- entsprechende Karrierewege für je-
schen Unternehmen aussehen den Potenzialträger erstellen. Dabei
könnte. Länder wie Spanien, Frank- ist es uns wichtig, dass der Beurteilte
reich und Norwegen haben bereits ge- das erstellte Profil nachvollziehen
setzliche Frauenquoten, die Deutsch- und sich damit identifizieren kann.
land als Modell dienen könnten. Aus dem Gespräch ergibt sich ein
Auch die EU-Kommis- konkreter Entwicklungsplan, wie es
sion möchte 2012 ein Ge- mit der Entwicklung des Mitarbei-
setz für eine EU-weite ters innerhalb der Targobank weiter-
Frauenquote vorschla- gehen soll.
gen, sollten die europäi- In einem zweitägigen „Develop-
schen börsennotierten ment Center“ setzen sich dann Ver-
Unternehmen den Frau- treter der Personalabteilung gemein-
enanteil in ihren Chefeta- sam mit Führungskräften aus allen
gen nicht erhöhen. Bereichen der Bank mit dem jeweili-
Wir sind überzeugt: gen Mitarbeiter intensiv auseinan-
Auch ohne Frauenquote der, um sein Entwicklungspotenzial
kann ein hoher Frauen- zu definieren und die entsprechen-
den Entwicklungsmöglichkeiten auf-
durch eine konsequente zuzeigen. Anschließend geben sie
Personalpolitik und ent- Feedback für den Kandidaten und
sprechende Entwick- Vorgesetzten zum Entwicklungspo-
tenzial und dazu, wie dieses Poten-
zial mit dem Mitarbeiter entwickelt
werden kann.
Dieser Prozess hat sich für uns be-
währt. Das spiegelt sich unter ande-
rem im Frauenanteil in unserer ge-
Leistungsorientiert fördern samten Bank und insbesondere auf
der Führungsebene wider. 58 % un-
Die Grundlage, auf der unsere Mit- serer Belegschaft sind weiblich.
arbeiterentwicklung schon seit Jah- 43 % der Targobank-Filialen werden
ren beruht, heißt „Diversity“. Dabei von Frauen geleitet. Und wir beset-
setzt unsere Bank darauf, alle Mitar- zen drei Viertel aller offenen Füh-
beiter bei ihrer Karriere zu unterstüt- rungspositionen aus unseren eige-
zen und ihre persönlichen Stärken nen Reihen.
zu erkennen und weiterzuentwi-
ckeln. Unabhängig von Faktoren wie Freiräume schaffen
Geschlecht, Alter oder Nationalität.
Erfolg und Karriere sind bei uns Um Chancengleichheit zu schaf-
durch die Leistung, die Fähigkeiten fen, ist es uns wichtig, dass Targoban-
und das Potenzial des einzelnen Mit- ker mit Kindern die Möglichkeit be-
arbeiters bestimmt. Speziell auf kommen, Karriere und Familie auszu-
Frauen ausgerichtete Fördermaßnah- balancieren. Dies gilt für alle, nicht
men haben wir hingegen nicht. nur für Führungskräfte. Deswegen
Die Potenzialerkennung und -ent- schaffen wir Freiräume für alle un-
wicklung für eine Führungslaufbahn sere Mitarbeiter, zum Beispiel durch
bei der Targobank beruht auf einem flexible Arbeitszeiten oder Home-Of-
strukturierten und objektiven Pro- fice-Arbeitsplätze. 7 % unserer weibli-
zess. Kern der Entscheidung über chen Führungskräfte sind aktuell in
eine Entwicklung sind Leistung und Teilzeit. Außerdem arbeiten derzeit
Potenzial. In einem strukturierten über 200 Mitarbeiter im Home Of-
und systematischen Personalent- fice, 86 % der Nutzer sind Frauen.
wicklungsgespräch setzen wir uns Wichtig ist auch, im Berufsalltag
mit unseren Mitarbeitern intensiv Rücksicht auf familiäre Bedürfnisse
auseinander, um ihr Potenzial, be- zu nehmen. Manchmal sind es Banali-
sondere Fähigkeiten und ihre persön- täten, indem der Vorgesetzte sehr ge-
lichen Ziele herauszufinden und zu nau darauf achtet, zu welchen Zeiten
bewerten. er Meetings am Tag ansetzt.
Bei der Beurteilung legen wir In unserem Dienstleistungscenter
Wert auf eine Balance zwischen in Duisburg gibt es für unsere Mitar-
Fach- und Sozialkompetenz. So kön- beiter im Schichtdienst flexible Ar-
nen wir klare Kompetenzprofile und Fortsetzung Seite B 4
B 4 Börsen-Zeitung Nr. 88
Sparkassen sind der Motor für die regionale Wirtschaft
Börsen-Zeitung, 7.5.2011
Eine Sparkasse in einer Stadt im
Rheinland: Die Unterschriften unter
den Kreditverträgen sind gesetzt, die
junge Unternehmerin erleichtert,
dass es nun endlich losgehen kann.
Die Planungsphase war doch länger
als gedacht, aber im Rückblick hat es
sich gelohnt, gemeinsam mit der
Sparkasse alle Details des Business-
plans durchzugehen und auf der
Grundlage ein durchdachtes Finan-
zierungskonzept zu erstellen. Im Vor-
feld hatten sich andere Kreditinsti-
tute wenig interessiert gezeigt: viel
Aufwand, kurzfristig wenig Ertrag
und ein nicht unerhebliches Risiko.
Ortswechsel: Der Vorhang im Jun-
gen Theater Bonn hebt sich erneut,
wieder braust Applaus auf. Die Kin-
der auf der Bühne sind sichtlich stolz
auf ihre Leistung. Sie haben gerade
eine Kostprobe aus dem aktuellen
Stück „Emil und die Detektive“ gege-
ben. Für die herausragende Kulturar-
beit mit Kindern und Jugendlichen
erhält ihr Theater am heutigen Tag
den mit 5 000 Euro dotierten Ju-
gend-Kulturpreis 2010 der Sparkas-
sen-Kulturstiftung Rheinland.
Zwei Beispiele, wie sie typisch für
Sparkassen sind. Überall in Deutsch-
land finden tagtäglich Gespräche
mit Kunden statt, werden Existenz-
gründer beraten, geht es um einen
Kredit für ein Eigenheim, kurzum es
findet das normale Bankgeschäft
statt, nicht fernab in irgendwelchen
Finanzzentren, sondern dort, wo die
„Auch wenn es außer
Frage steht, dass
Lehren aus der Krise
gezogen werden
müssen, die Konse-
quenzen für die
Kreditinstitute
sollten auch ihre
Relevanz für das
weltweite Finanz-
system reflektieren.“
Kunden leben und arbeiten. Und es
gibt täglich Anlässe wie die Preisver-
leihung an das Junge Theater, wo
Sparkassen ihren Beitrag leisten zur
Gestaltung der sozialen und kulturel-
len Bedingungen vor Ort.
Enge Verbundenheit
Sparkassen sind schon durch ihre
Struktur und ihr Geschäftsmodell
eng mit ihrer Region verbunden. Das
Regionalprinzip der deutschen Spar-
kassen bedingt, dass Sparkassen ih-
ren Erfolg vor Ort erzielen müssen
und daher in besonderem Maße am
wirtschaftlichen Erfolg ihrer Region
bzw. Stadt interessiert sind. Im
Grundsatz geben Sparkassen die Mit-
tel, die sie als Einlagen von ihren
Kunden erhalten, wieder als Darle-
hen an Kreditnehmer in ihrem Ge-
schäftsgebiet, auch in strukturschwa-
chen Regionen. Die Sparkassen ha-
ben seit dem Ausbruch der Wirt-
Sonderbeilage Sonnabend, 7. Mai 2011
Seit 200 Jahren werden alle Bevölkerungsschichten und Unternehmen mit Finanzdienstleistungen versorgt
schafts- und Finanzkrise entschei- lich zum Steueraufkommen bei und gen in ihrem Geschäftsgebiet mit. Ge- tem Umfang internationales Ge- Die zurückliegende Wirtschafts-
dend dazu beigetragen, dass die Un- leisten auch auf diese Weise einen rade wenn es um die Förderung schäft betrieben, so ist es heutzu- und Finanzkrise hat deutlich ge-
ternehmens-Finanzierung vor Ort Beitrag zur Gestaltungsfähigkeit der neuer Unternehmen geht, sind Spar- tage gerade im produzierenden Ge- zeigt, dass das traditionelle am Kun-
im vollen Umfang aufrechterhalten Kommunen. kassen oft die treibende Kraft. Spar- werbe die Mehrheit. Dabei zeigt den ausgerichtete Bankgeschäft sta-
werden konnte. Deutschlandweit ha- Neben den harten Standortfakto- kassen fördern Gründungen auf viel- sich, dass gerade die Unternehmen biler ist als eine Konzentration auf
ben die Sparkassen im vergangenen ren wächst die Bedeutung sogenann- fältige Weise: durch die Beratung mit einem wesentlichen Exportan- hoch margenträchtiges Investment-
Jahr Kredite mit einem Volumen von ter weicher Faktoren. Um gute Mit- von Existenzgründern, die Vergabe banking. Entsprechend stieg auch
317 Mrd. Euro an Unternehmen und arbeiter zu gewinnen und langfris- von Gründungsdarlehen, die Beteili- der Zuspruch für die Sparkassen und
Selbständige zur Verfügung gestellt. tig zu binden, beziehen gerade gung an Gründungszentren und die die Genossenschaftsbanken, und die
Dienstleistungsunter- Bereitstellung von Eigenkapital „Die zurückliegende Kritik am deutschen Drei-Säulen-Sys-
nehmen zunehmend durch Kapitalbeteiligungsgesellschaf- tem verstummte weitgehend. Die sta-
Faktoren wie ein lebens- ten. Sie nehmen damit eine wichtige Wirtschafts- und bilisierende Wirkung unterschiedli-
Von wertes Umfeld, ein viel- Funktion wahr, denn als Motor für Finanzkrise hat cher Geschäftsmodelle und Rechts-
Michael Breuer fältiges Kultur- und die regionale Wirtschaft sind neu ge- formen auf ein Bankensystem wurde
Sportangebot oder die gründete Unternehmen unverzicht- deutlich gezeigt, dass ebenso wie der rasche Wiederauf-
Qualität der Bildungs- bar. Sie bringen neue Technologien das traditionelle am stieg Deutschlands aus der Krise im
einrichtungen in ihre und damit zukunftsträchtige Arbeits- Ausland mit Bewunderung und ei-
Standortentscheidun- plätze in die Region.
Kunden ausgerich- nem gewissen Erstaunen zur Kennt-
gen ein. Wirtschaftli- Gleichzeitig gewinnt vor dem Hin- tete Bankgeschäft nis genommen.
Präsident des cher Erfolg, gute Lebens- tergrund der demographischen Ent- stabiler ist als eine Die derzeitigen Überlegungen,
Rheinischen bedingungen und ein wicklung die Unternehmensnach- wie zukünftig eine Krise dieses Aus-
Sparkassen- und reichhaltiges Kulturan- folge an Bedeutung für die regionale Konzentration auf maßes verhindert werden kann, re-
Giroverbandes gebot gehen dabei oft- Standortsicherung. Hier können hoch margenträch- flektieren diese Einschätzung nur
mals Hand in Hand. Sparkassen aufgrund ihrer besonde- teilweise. Manche geplante oder
Die Sparkassen för- ren Kenntnis der Verhältnisse vor tiges Investment- bereits verabschiedete Regelung
Im Rheinland waren es im Jahr 2010 dern seit jeher soziale, kulturelle Ort und der oft schon Jahrzehnte be- banking.“ belastet gerade die Kreditinstitute,
Kredite in einer Gesamthöhe von und wissenschaftliche Projekte in ih- stehenden Geschäftsbeziehungen die in der Krise stabilisierend ge-
54,9 Mrd. Euro, das sind noch ein- rem Geschäftsgebiet und überneh- eine wichtige Rolle übernehmen. Sie wirkt hatten. Auch wenn es außer
mal 100 Mill. Euro mehr als im Vor- men auf diese Weise Verantwortung sehen sich dabei zunehmend als Be- Frage steht, dass Lehren aus der
jahr. für die Menschen vor Ort. Rund 700 gleiter und als Berater ihrer Kunden teil besonders erfolgreich sind. Sie Krise gezogen werden müssen, die
Nicht nur die Mittelstandsfinanzie- Sparkassenstiftungen mit einem Ka- in unterschiedlichen Phasen der Un- wachsen schneller, stellen mehr Ar- Konsequenzen für die Kreditinsti-
rung wird durch die starke regionale pital von 1,8 Mrd. Euro und jährli- ternehmensentwicklung. beitnehmer ein und sind damit ein tute sollten auch ihre Relevanz für
Präsenz der Sparkassen gesichert, chen Erträgen von 73,6 Mill. Euro wesentlicher Motor für die regio- das weltweite Finanzsystem reflek-
auch die erwirtschafteten Erträge tragen wesentlich zu einer Verbesse- Effekte der Globalisierung nale Entwicklung. tieren. Gerade in Deutschland, wo
fließen in Form von Stiftungen, rung der Lebensbedingungen bei. Auf die zunehmende internatio- Kredite für die Finanzierung mittel-
Spenden u. ä. in die Region zurück. Die Sparkassen sind der größte Kul- Auch der sogenannte Megatrend nale Ausrichtung ihrer Unterneh- ständischer Unternehmen nach wie
Damit fördern die Sparkassen die turförderer in Deutschland. Von Kul- Globalisierung hat seine Auswirkun- menskunden haben die Sparkassen vor von hoher Bedeutung sind, soll-
wirtschaftliche Weiterentwicklung turprojekten in Schulen und Jugend- gen in der Region. Einerseits auf reagiert und ihr Angebot an Dienst- ten die Folgen von neuen Vorschrif-
und die Angleichung der Lebensbe- zentren, über den Wettbewerb „Ju- der Ebene der Regionen selber, die leistungen im internationalen Ge- ten auf die Unternehmensfinanzie-
dingungen in allen Teilen Deutsch- gend musiziert“ bis hin zur Förde- sich zunehmend in einem internatio- schäft ausgebaut. Teils bieten sie rung klar analysiert werden. Eines
lands und das schon seit 200 Jahren. rung von Ausstellungen tragen Spar- nalen Standortwettbewerb befin- diese Leistungen selbst an, teils ko- ist klar: Es war nicht der Investiti-
Auch wenn sich das äußere Erschei- kassen damit in allen Regionen den. Andererseits natürlich auf Un- operieren sie mit anderen Sparkas- onskredit an den Handwerksmeis-
nungsbild der Sparkassen im Laufe Deutschlands zur kulturellen Viel- ternehmensebene. Waren es vor 20 sen. Die enge Verbundenheit mit ih- ter, der das weltweite Finanzsystem
der Zeit verändert hat und sie sich falt bei. bis 30 Jahren nur wenige größere ren Kunden vor Ort bleibt dabei im- an den Rande des Abgrunds ge-
heute als moderne Universalbanken Als wichtiger Standortfaktor wird Unternehmen, die in nennenswer- mer gewährleistet. bracht hat.
präsentieren – an ihrem öffentlichen zunehmend die Qualität der Bil-
Auftrag hat sich seit ihrer Gründung dungseinrichtungen vor Ort er-
wenig geändert. Sparkassen sichern kannt. Um dauerhaft erfolgreich zu
in ihrem Geschäftsgebiet die Versor- sein, sind Unternehmen auf qualifi-
gung aller Bevölkerungsschichten zierten Nachwuchs angewiesen.
und der Wirtschaft mit Finanzdienst- Gleichzeitig gibt es viele Jugendli-
leistungen und unterstützen damit che, die den hohen Leistungsanforde-
Hoher Frauenanteil in den Chefetagen . . .
langfristig die lokale und regionale rungen in Schule und Ausbildung Fortsetzung von Seite B 3 men vor allem berufstätige Mütter nen zu erreichen, indem wir bei der
Entwicklung. nicht gewachsen sind und daher in Anspruch. Bei unserem Mitarbei- Karriereförderung auf frühzeitige
eine besondere Förderung benöti- beitszeiten und bei den Führungs- terprogramm „Employee Assistance Identifikation, konsequente Entwick-
Die Mischung macht’s gen. Sparkassen unterstützen vor kräften wie Team- und Abteilungs- lung und langfristige Bindung von
Ort unterschiedlichste Bildungspro- leitern Vertrauensarbeitszeit. Außer- Mitarbeitern und Führungskräften
Wodurch zeichnen sich nun wirt- jekte für Kinder und Jugendliche, dem versuchen wir, persönliche setzen.
schaftlich besonders erfolgreiche Re- vom Kindergarten über spezielle An- Wunschschichten bei berufstätigen „Wir haben es
gionen aus? Es ist eine gute Mi- gebote für benachteiligte Jugendli- Müttern und Vätern zu berücksich- Voraussetzungen verbessern
schung aus harten und weichen che bis hin zur Hochbegabtenförde- tigen. geschafft, einen
Standortfaktoren, die den wirtschaft- rung. Sparkassen selbst sind wich- Mitarbeiter, die diese Freiräume hohen Frauenanteil Beispiele aus unserer Bank zeigen
lichen Erfolg und die Zukunftsfähig- tige Ausbildungsbetriebe, was ge- bekommen, gehen mit mehr Motiva- uns, dass wir den richtigen Ansatz
keit einer Region beeinflussen. Zu rade in kleineren Städten eine große tion an die Arbeit. Wir profitieren in Führungspositio- gewählt haben: Wir sind eine der we-
den harten Standortfaktoren gehö- Rolle spielt. Im Rheinland absolvier- also doppelt, weil wir auf qualifi- nen zu erreichen, nigen Banken in Deutschland mit ei-
ren Faktoren wie Bodenvorkommen, ten im vergangenen Jahr 2 453 zierte Mitarbeiter mit Kindern nicht nem weiblichen Mitglied im Vor-
klimatische Bedingungen und topo- junge Menschen eine Ausbildung bei verzichten müssen. Die sind enga- indem wir bei der stand und hatten in der Vergangen-
graphische Merkmale. Aber auch die einer Sparkasse. giert dabei. Karriereförderung auf heit bereits zwei Frauen in der Posi-
Infrastruktur in Form von Straßen, tion der Vorstandsvorsitzenden. Da-
Leitungsnetzen und öffentlichen Ein-
frühzeitige Identi- rüber hinaus haben wir eine große
Den Wandel gestalten Zusätzliche Unterstützung
richtungen. fikation, konsequente Anzahl von weiblichen Führungs-
Während die erstgenannten Für den zukünftigen Erfolg von Re- Zusätzlich unterstützen wir un- Entwicklung und kräften mit Kindern in verantwor-
Standortfaktoren weitgehend unab- gionen und Städten kommt es ent- sere Mitarbeiter mit Familien bei der tungsvollen Positionen. Spezielle
änderlich sind, versuchen Städte scheidend darauf an, wie sie auf Lösung möglicher Probleme durch langfristige Bindung Förderprogramme für Frauen sind
und Regionen durch eine gute Infra- große gesellschaftliche und wirt- zusätzliche Angebote. Wir haben ei- von Mitarbeitern überflüssig, wenn die Leistung und
struktur neue Unternehmen anzuzie- schaftliche Veränderungen reagie- nen Familienservice, der für Mitar- das Potenzial darüber entscheiden,
hen und bestehende in ihrem Wachs- ren. Wie kann Strukturwandel gestal- beiter kostenlos Lösungen findet, und Führungskräften wer gefördert wird und in Führungs-
tum zu unterstützen. Bei der Finan- tet werden, welche Antworten gibt um den Alltag zu organisieren – wie setzen.“ positionen aufsteigt. Wichtig ist na-
zierung von Infrastrukturprojekten es auf die demographische Entwick- zum Beispiel die Unterstützung bei türlich, dass auch der Mitarbeiter
kommt Sparkassen als Partner der lung, wie stellen sich die Unterneh- der Suche nach Kindertagesstätten die Bereitschaft zeigt, diesen Weg zu
Kommunen eine besondere Bedeu- men auf die Globalisierung ein? oder individueller Kinderbetreuung. gehen. Zukünftig müssen Unterneh-
tung zu. Als deren Hausbanken bera- Als Partner in regionalen Netzwer- In einigen Fällen geht es auch um Program“ werden Mitarbeiter bei men und Politik gemeinsam daran
ten sie über unterschiedlichste Ar- ken (Standortinitiativen, Stadtmar- die Pflege älterer oder pflegebedürf- persönlichen und beruflichen Proble- arbeiten, noch bessere Voraussetzun-
ten der Finanzierung und beteiligen keting) wirken Sparkassen an der tiger Angehöriger. Außerdem kön- men beraten. gen für berufstätige Mütter und Vä-
sich in vielen Fällen daran. Darüber Verbesserung der ökonomischen nen Eltern sich in Erziehungsfragen Wir haben es geschafft, einen ho- ter zu schaffen, Familie und Karriere
hinaus tragen Sparkassen wesent- und strukturellen Rahmenbedingun- beraten lassen. Diesen Service neh- hen Frauenanteil in Führungspositio- miteinander zu vereinbaren.
Sonnabend, 7. Mai 2011 Sonderbeilage Börsen-Zeitung Nr. 88 B5

Investmentmärkte kommen besser in Schwung

Deutschland im Fokus der Investoren – Problem des strukturellen Leerstands lösen – Konzentration auf wenige Leuchtturmprojekte im Premiummarkt
Börsen-Zeitung, 7.5.2011
„Die schwierige Lage der Immobilien-
wirtschaft: Wege aus der Krise?“ Man
sollte die Frage gleich zu Beginn be-
antworten: Ja, die Immobilienwirt-
schaft hat den Weg aus der Krise ge-
funden. Der Umschwung ist grund-
sätzlich geschafft. Doch was so klar
formuliert ist, bedarf selbstverständ-
lich einer genauen Analyse. Denn im
Licht des aktuellen konjunkturellen
Erholungsszenarios bleiben auch wei-
terhin ungelöste Aufgaben. Allen vo-
ran das Damoklesschwert des struktu-
rellen Leerstands. Deshalb sollte der
positive Blick nach vorn auch gepaart
werden mit der Erkenntnis, dass sich
weiterhin diese Herausforderung auf-
baut, die beim nächsten Abschwung
uns dann umso heftiger wieder begeg-
nen wird – sofern wir sie nicht end-
lich als solche identifizieren und abar-
beiten. An den meisten leerstehen-
den Objekten der späten achtziger
und frühen neunziger Jahre geht der
Aufschwung mehr denn je vorbei.
Das, was seit Januar 2011 an Bot-
schaften, Hoffnungen und Progno-
sen auf die Vertreter der Immobilien-
wirtschaft traf, ist im wahrsten Sinne
des Wortes gewaltig optimistisch.
Man spürte in fast allen Statements
förmlich die Erleichterung zwischen
den Zeilen. Sollte sich dies bewahr-
heiten, so stehen uns – der klassi-
schen Entwicklung folgend – wieder
einige goldene Jahre bevor.
Doch fragen wir uns selbst: Wo ist
der Aufschwunghebel am deutschen
Immobilienmarkt diesmal? „Nur“ in
der konjunkturellen Erholung? Was
ist die aktuell beschworene „Erho-
lungsgeschichte“? Wie gehen wir
mit dem – noch immer wachsenden
– Leerstand um? Wird die Ideologie
der Leverage-Investition doch wie-
der der Hebel und das Synonym für
den Aufschwung? Und überhaupt:
Lähmen die hohen Eigenkapitalan-
forderungen von Finanzinstituten
nicht geradezu den Aufbruch bei Pro-
jektentwicklungen in diesem opti-
mistischen Umfeld? Hinzu kommt junktur ergeben. Schließlich beste-
eine gewisse Konzentration auf ganz hen unverändert Sorgen hinsichtlich
wenige Leuchtturmobjekte am soge- der ungelösten Staatsschuldenkrise
nannten Premiummarkt. Diese Fra- im Euroraum (Portugal), in Großbri-
gen verlangen Antworten. tannien und in den USA.
Die meisten jüngeren Konjunktur- Der starke konjunkturelle Auf-
prognosen lassen in Deutschland schwung hat in Deutschland nicht
auch für das laufende Jahr ein hohes nur am Arbeitsmarkt, sondern auch
Wirtschaftswachstum von etwa am Mietmarkt für Büroflächen eine
2,8 % erwarten, das sich Ende 2011 Kehrtwende eingeleitet: Eine Rück-
aufgrund der abflauenden globalen kehr der Flächenumsätze auf ein
Konjunktur auf etwa 2,5 % abschwä- überdurchschnittliches Niveau ist er-
kennbar, die Stabilisie-
rung des Leerstandes
und tendenziell wieder
Von steigende Spitzenmie-
Thomas Beyerle ten lassen sich registrie-
ren.
Die Flächenumsätze in
den sieben großen Miet-
märkten – also Berlin,
Hamburg, Düsseldorf,
Köln, Frankfurt, Stutt-
Head of gart und München – wa-
CSR & Research der ren dabei durch ver-
IVG Immobilien stärkte Anmietungsakti-
vitäten von Anbietern
von Unternehmens-, Te-
chen könnte (dämpfender Einfluss lekommunikations- und Finanzdienst-
steigender Rohstoffpreise sowie der leistungen sowie durch eine große
Konsolidierung der öffentlichen Zahl an umfangreichen Einzeltransak-
Haushalte). Der Binnennachfrage tionen gekennzeichnet. Hier beste-
durch Ausrüstungsinvestitionen und hen gute Aussichten für eine weitere
privaten Verbrauch dürfte dabei stei- Erholung der Märkte: Der Anstieg der
gende Bedeutung zukommen. Zahl der Bürobeschäftigten induziert
zusätzlichen Bedarf an modernen Flä-
Abwärtsrisiken bleiben chen, der in den Jahren 2011 und
2012 aufgrund geringer spekulativer
Zu betonen ist einmal mehr, dass Fertigstellungen allerdings kaum be-
die Konjunktur nach wie vor hohen dient werden kann. Dies schürt die Er-
Abwärtsrisiken ausgesetzt ist: Die wartung einer spürbaren Verknap-
Folgen der Japan-Katastrophe für pung hochwertiger Flächen und stei-
die globale und die deutsche Wirt- gender Spitzenmieten.
schaft können angesichts der Unsi- Während hochwertige Büroimmo-
cherheit hinsichtlich der weiteren bilien in attraktiven Nebenlagen eben-
Entwicklung im Nuklearkraftwerk falls sukzessive von den verbesserten
Fukushima noch gar nicht abge- Rahmenbedingungen profitieren soll-
schätzt werden. Auch aus den politi- ten, geht der Aufschwung an älteren
schen Umwälzungen im arabischen Bestandsobjekten durchschnittlicher
Raum, nicht zuletzt aus dem Libyen- Qualität vorbei. Bislang besteht des-
Konflikt, können sich schwerwie- halb keine Aussicht auf einen spürba-
gende Konsequenzen für die Kon- ren Rückbau des Sockelleerstandes!
Die regionalen Bürozentren sind den
großen Märkten teilweise einen
Schritt voraus: Der Mangel an speku-
lativen Baufertigstellungen hat im
Jahresverlauf nicht nur die Flächen-
umsätze, sondern auch den Flächen-
leerstand im Durchschnitt der be-
trachteten Standorte fallen lassen.
Die Spitzenmieten sind stabil oder
tendieren sogar nach oben.
Die Büroimmobilieninvestitionen
konzentrierten sich im letzten Jahr
zu 88 % auf die sieben Bürohochbur-
gen, in denen Ankäufe von Spitzen-
objekten durch eigenkapitalstarke In-
vestoren dominierten. Während sich
die Spitzenanfangsrenditen für Top-
Objekte in den vergangenen Mona-
ten bereits dem unteren Ende der
Fahnenstange im laufenden Zyklus
angenähert haben, war in den Ne-
benlagen der großen Büromärkte so-
wie in den Regionalzentren noch
kein nennenswerter Kaufpreisan-
stieg zu beobachten.
Risikobereitschaft steigt
Büros in Nebenlagen / Regional-
zentren dürften daher in naher Zu-
kunft in den Fokus der aktiven Inves-
toren aus dem In- und Ausland gera-
ten, zumal die Risikobereitschaft der
Anleger angesichts der positiven Aus-
sichten von Konjunktur und Miet-
märkten ansteigt. Value-Add-Strate-
gien bei Investments gewinnen
gleichzeitig an Bedeutung.
Das Anlegerinteresse an deut-
schen Gewerbeimmobilien ist letztes
Jahr angesichts der Stabilisierung an
den Mietmärkten sowie der gerin-
gen Bundesanleihezinsen kräftig an-
gestiegen. Das Transaktionsvolumen
legte 2010 nach Angaben von BNP
Paribas Real Estate gegenüber dem
Vorjahr um 86 % auf rund 20 Mrd.
Euro zu. Diese Steigerung basierte
auch darauf, dass wieder vermehrt
Großtransaktionen zustande kamen
und die Preise im Spitzensegment
wieder angezogen haben.
Der Fokus der Investoren liegt bis-
lang weitgehend auf dem Premium-
segment, d. h. insbesondere auf voll
vermieteten, hochwertigen Objekten
in exzellenter Lage. Da sich das An-
gebot in diesem Segment spürbar
verknappt hat, tasten sich mittler-
weile die ersten Investoren die Risi-
kokurve nach oben. Dies geschieht
auch deshalb, weil die Anfangsrendi-
ten für Spitzenobjekte aufgrund der
Übernachfrage im Laufe des Jahres
2010 stetig gefallen sind. Die deut-
schen Investmentmärkte werden
auch im laufenden Jahr durch stei-
gende Transaktionsvolumina und fal-
lende Anfangsrenditen gekennzeich-
net sein. Der erwartete Anstieg der
langfristigen Staatsanleihenzinsen
wird einer weiteren Renditekompres-
sion im Spitzensegment jedoch wahr-
scheinlich ab der zweiten Jahres-
hälfte entgegenstehen.
Alles in allem bietet der deutsche
Büromarkt potenziellen Investoren
nicht nur Stabilität, sondern – zumin-
dest in bestimmten Segmenten –
auch wieder erfreuliche Ertragsper-
spektiven. Unter Performance-Ge-
sichtspunkten bescheinigten Investo-
ren dem deutschen Bürosektor im
„Investment Intentions Survey
2011“ von Inrev gar die höchste At-
traktivität nach deutschen Einzelhan-
delsobjekten und französischen Bü-
rogebäuden.
In Frankfurt geht’s los
Doch hier ist ein Engpass bereits
deutlich spürbar: die Orientierung
an einem Premiumobjekt, dem
Besten vom Besten am Markt, zu-
meist als Spitzenmietindikator
identifiziert, bezieht sich gegenwär-
tig bundesweit gerade einmal auf
zwei Objekte: den Opernturm und
The Squaire. Das eine eher konven-
tionell-neu, aber mit einem Tri-
ple-„A“-Standort an der Alten
Oper, das andere gleich eine neue
Stadt am Flughafen mit einem
noch nie da gewesenen New-Work-
Konzept von morgen. Beide auch
noch in Frankfurt. Hinzu gesellt sich
eine spekulative Projektentwicklung
(Taunus Turm) von Jerry Speyer.
Scheint was dran zu sein an der al-
ten Regel, dass in Frankfurt die Im-
mobilienkonjunktur immer zuerst
anzieht und dann auf die Republik
ausstrahlt. Der Mangel an weiteren
Neubau-Premium-Objekten wird die-
sen beiden Immobilien bis auf Weite-
res eine überregionale Benchmark
zuweisen, denn es kommt auf kurze
Sicht kaum etwas Vergleichbares
nach. Vom „hot spot“ Frank-
furt / Rhein-Main sollte der Blick
aber auch nach NRW gehen. Zwar
ist quantitativ der Berliner Büroim-
mobilienmarkt mit rund 18 Millio-
nen m² Bürofläche noch immer die
Nummer 1 in der Rangliste der größ-
ten Büromärkte Deutschlands, ge-
folgt von München und Frankfurt.
Aber obwohl es keine einheitlich geo-
grafische Regionalabgrenzung bzw.
Marktabgrenzung in NRW gibt,
sollte das Gedankenspiel eines ein-
heitlichen Marktes von Dortmund
bis Duisburg und sogar Düsseldorf
doch die Verantwortlichen anspor-
nen: Denn dann wäre mit rund 25
Millionen m² Bürofläche der größte
zusammenhängende Markt in
Deutschland geschaffen worden.
Köln und auch Bonn noch nicht ein-
mal hinzugerechnet.
Vielleicht werden sich Investoren
2011 in neue Geografien in Deutsch-
land vorwagen, in bisher vernachläs-
sigte Teilmärkte oder gar in Mieter-
bonitäten abseits des „AAA“. Noch
ist das Investitionsumfeld für soge-
nannte opportunistische Investoren
kaum gegeben. Trotz aller Chancen
aktuell sollte deshalb auch im einset-
zenden Aufschwung die gesunde
Portion Risikoabschätzung nicht au-
ßer Acht gelassen werden. Oder an-
ders formuliert: Investoren, wagt
Euch aus der Deckung. Denn die
Krise in Deutschland ist vorbei.

Die Wissensgesellschaft
braucht Förderbanken
Unternehmensgründung aus der Uni heraus ist besonders effektiv
Börsen-Zeitung, 7.5.2011 hen und der NRW.BANK.Mittelstands-
Erst durch den Transfer in Unterneh- kredit verschaffen mittelständischen
men wird Wissen für Wirtschaft und Unternehmen einen Zeitvorsprung
Gesellschaft auch aus ökonomischer bei der Markteinführung neuer Pro-
Sicht werthaltig. Förderbanken tra- dukte. Über die LSI-Pre-Seed Fonds
gen dazu mit speziellen Finanzie- GmbH, die Seed Fonds Initiative und
rungsangeboten bei. den Venture Fonds der NRW.BANK
Der Weg in die Wissensgesell- werden gezielt Gründung und Früh-
schaft ist zum Highway geworden: phase junger Hightechfirmen mit Be-
Experten schätzen, dass sich das Wis- teiligungskapital gefördert. Oftmals
sen der Welt etwa alle drei bis fünf finden auch Kooperationen zwischen
Unternehmen und Hoch-
schulen statt
Große Felder für den
Von Wissenstransfer in die
Dietmar P. Binkowska Wirtschaft sind schon ab-
gesteckt: Die Entwick-
lung einer sicheren und
nachhaltigen Energiever-
sorgung hat in Deutsch-
land in diesem Jahr-
zehnt höchste Priorität.
Vorsitzender des Elektromobilität soll
Vorstands der künftig Klima und Res-
NRW.Bank sourcen schonen. Intelli-
gente Assistenzsysteme
und fortschrittliche Medi-
Jahre verdoppelt – mit zunehmen- zintechnik eröffnen vielen Menschen
der Beschleunigung. Die Frage stellt in Zukunft ein selbstbestimmtes Le-
sich: Was wird aus diesem gewalti- ben im Alter. Hochsensible Überwa-
gen Wissen – worin liegt der Nutzen chungs- und Warnsysteme sind ge-
für die Gesellschaft? fragt, die mehr Schutz vor Katastro-
phen gewähren und unsere persönli-
Rohstoff für die Zukunft che Sicherheit stärken. Innovative In-
formationssysteme können Unterneh-
Für eine Wirtschaftsnation wie men neue Formen für eine weltweite
Deutschland ist die Antwort schnell Zusammenarbeit erschließen.
gefunden: Wissen ist unser Rohstoff
für wirtschaftliches Wachstum und NRW ist bestens gerüstet
soziale Sicherheit, für eine starke
Stellung deutscher Unternehmen in Nordrhein-Westfalen ist für den
globalen Märkten, für technischen Wissenstransfer bestens gerüstet.
Fortschritt und zukunftsorientiertes Mit insgesamt 63 Hochschulen in öf-
Handeln. Wissen zündet aber nur, fentlicher und privater Trägerschaft
wenn der Austausch zwischen Wis- verfügt das bevölkerungsreichste
senschaft und Wirtschaft wirklich ge- Bundesland auch über die dichteste
lingt – und so als Innovation auch Hochschullandschaft in Deutsch-
beim Anwender ankommt. land. Hinzu kommt eine hervorra-
An der Schnittstelle zwischen Wis- gende wissenschaftliche Expertise
sensvermehrung und praktischer An- durch Einrichtungen der Helmholtz-
wendung nehmen Förderbanken eine Gemeinschaft, der Max-Planck-Ge-
zentrale Rolle ein. Ihre Finanzierungs- sellschaft und der Fraunhofer-Gesell-
angebote ermöglichen einen schnel- schaft – in besonderem Maße auch
len, effektiven und effizienten Wis- durch das Forschungszentrum Jü-
senstransfer. Die Förderbank für Nord- lich als eine der größten Forschungs-
rhein-Westfalen ist mit einer breiten einrichtungen Europas.
Palette an speziellen Finanzierungsin- Eine gemeinsame Plattform für Ko-
strumenten dafür besonders gut auf- operationen mit der Wissenschaft bil-
gestellt. Das NRW.Innovationsdarle- det die InnovationsAllianz der NRW-
Hochschulen e. V. – ein partner-
schaftlich organisiertes Netzwerk
der Universitäten, Fachhochschulen
und Hochschul-Transfergesellschaf-
ten in Nordrhein-Westfalen. Die
NRW.BANK ist ein engagierter För-
derer der InnovationsAllianz.
In der Universität Münster bei-
spielsweise bringt die „Arbeitsstelle
Forschungstransfer“ mittelständi-
sche Firmen gezielt mit forschenden
Instituten zusammen. Unternehmen
können sich so schon in einer frühen
Phase mit ihrem speziellen Bedarf in
die Forschung einbringen. Die Uni-
versität hat die Möglichkeit, von sich
aus mittelständische Unternehmen
in ihre Forschung einzubinden.
Über das NRW.Innovationsdarle-
hen können die Unternehmen Investi-
tionen im Zusammenhang mit der
Entwicklung technologisch fortschritt-
licher Produkte und Produktionsver-
fahren finanzieren – so etwa Maschi-
nen und Geräte, Ausgaben für Nullse-
rien und Lizenzen, Beratungsleistun-
gen und erste Teilnahmen an Mes-
sen. Sobald aus diesem Engagement
für das Unternehmen ein nachhalti-
ger wirtschaftlicher Erfolg absehbar
ist, steht ihm für die Finanzierung sei-
nes Wachstumsvorhabens weiteres
Fremdkapital zur Verfügung. Über
den NRW.BANK.Mittelstandskredit
kann er in Grundstücke und Anlagen
investieren, Geschäftsausstattung fi-
nanzieren, Betriebsmittel beschaffen.
Unternehmensgründungen aus der
Hochschule heraus sind eine beson-
ders effektive Form, wissenschaftliche
Erkenntnisse in eine praktische An-
wendung zu überführen. Eine 2006
durchgeführte Untersuchung des Zen-
trums für Europäische Wirtschaftsfor-
schung (ZEW) zeigt, dass in 20 % der
Unternehmen, die im Hightechbe-
reich gründen, ein Mitglied des Grün-
dungsteams an einer Hochschule tätig
gewesen ist. Davon machten sich
10% der Gründer mit einer Idee selb-
ständig, die sie im Rahmen ihres Hoch-
schulstudiums entwickelt haben. Der
Anteil der Spin-off-Gründungen aus
der Wissenschaft lag über einen lan-
gen Zeitraum bei rund 16%.
Ein Hemmnis ist für Hightech-Un-
ternehmer jedoch oftmals die Startfi-
nanzierung. Die weltweite Finanz-
Fortsetzung Seite B 6
B 6 Börsen-Zeitung Nr. 88
Nationale Besonderheiten sollten berücksichtigt werden
Gestaltungsspielräume bei der Umsetzung von Basel III erhalten – Verursachungs- und verursachergerecht regulieren
Börsen-Zeitung, 7.5.2011
Toronto, Basel, Seoul: Die regiona-
len und soziokulturellen Gegeben-
heiten könnten kaum unterschiedli-
cher sein, und doch ist heute (na-
hezu) jedermann bekannt, welche
Gemeinsamkeit herausragender Re-
levanz mit diesen drei Städten ver-
bunden ist – die Bekämpfung der Fi-
nanzkrise. Im Zuge der G 20-Gipfel
im Sommer 2010 in Toronto und –
nach Verständigung der Notenbank-
präsidenten und Leiter der Aufsichts-
behörden im Ausschuss für Banken-
aufsicht der Bank für Internationa-
len Zahlungsausgleich (BIZ), besser
bekannt als Baseler Ausschuss – in
Seoul im Herbst 2010 wurde eine
Vielzahl von regulatorischen Ände-
rungen zur Stärkung der Wider-
standsfähigkeit des Bankensektors
auf den Weg gebracht. Über diese
Wirkungskette, vervollständigt
durch die Gesetzgebungen, errei-
chen die Regelungen nicht nur die
global agierenden Großbanken an
den Finanzzentren, sondern auch re-
gional tätige Kreditinstitute wie die
National-Bank.
Eigenkapitalbasis stärken
Ein zentrales Anliegen bei der Wie-
dererlangung der internationalen Fi-
nanzmarktstabilität war und ist die
Stärkung der Eigenkapitalbasis der
Kreditinstitute – bei gleichzeitiger
Reduzierung prozyklischer Wirkun-
gen der Regularien nach Basel II.
Allzu häufig konnten Kreditinstitute
den in der Krise erlittenen Kapitalver-
zehr durch Verluste, die damit ver-
bundene Verschlechterung der eige-
nen Kreditqualität und im Anschluss
zum Teil deutlich erschwerte Kapital-
aufnahmemöglichkeiten nicht mehr
verkraften. Einige Häuser blieben
nur dank staatlicher Rettungsmaß-
nahmen von der Insolvenz ver-
schont, andere konnten die Schlie-
ßung nicht mehr vermeiden.
Zusätzlichen Puffer aufbauen
Um dieser Substanzschwäche
nachhaltig zu begegnen, müssen Kre-
ditinstitute nun innerhalb einer
Übergangsfrist von sechs Jahren ab
2013 die Kernkapitalquote von 4 %
schrittweise auf 6 % erhöhen. Davon
sollen sich 4,5 % als hartes Kernkapi-
tal, also Stamm- oder Grundkapital
und offene Rücklagen, qualifizieren,
die verbleibenden 1,5 % können
durch andere Kapitalinstrumente
wie etwa Hybridkapital gestellt wer-
den. Zuzüglich 2 % Ergänzungskapi-
tal errechnet sich bis Ende 2015 –
wie bisher – ein Mindestgesamtkapi-
tal von 8 %. Ab dem Jahr 2016 müs-
sen Banken jedoch bis 2019 einen zu-
sätzlichen Kapitalerhaltungspuffer
von 2,5 % aus hartem Kernkapital
aufbauen. Ab dann gilt auch eine
Mindestgesamtkapitalquote von
10,5 %. Nationale Aufsichtsbehör-
den können zudem in Zeiten über-
mäßigen Kreditwachstums einen an-
tizyklischen Kapitalpuffer bis zu
2,5 % festlegen.
Für die National-Bank ist Verläss-
lichkeit und Solidität seit jeher un-
trennbar mit der Stärke ihres Eigen-
Sonderbeilage
kapitals verbunden. Bereits im Jahr als Beobachtungskennzahlen und –
2009 haben wir – im Vorgriff auf nach Kalibrierung der Regelungen –
sich abzeichnende aufsichtsrechtli- ab 2018 als Mindeststandard. Im
che Veränderungen insoweit als Rahmen der Liquidity Coverage Ra-
„first mover“ – das Grundkapital im tio sollen Banken einen Puffer liqui-
Zuge einer Kapitalerhöhung um der Aktiva vorhalten, der die Netto-
20 % erhöht. Insgesamt wurden zahlungsabflüsse der kommenden
30 Tage abdeckt. Das im
Rahmen der langfristi-
gen Betrachtung anzu-
Von wendende Net Stable
Thomas A. Lange Funding Concept ver-
langt den Banken hinge-
gen ein ausreichendes
Volumen stabiler Finan-
Foto: obs Nationalbank
zierungsquellen mit
Laufzeiten von mehr als
einem Jahr ab, um den
Vorsitzender des längerfristigen Refinan-
Vorstandes der zierungsbedarf abzude-
National-Bank cken.
Die National-Bank un-
terscheidet, den genann-
2 080 000 junge Aktien an institutio- ten Fristigkeiten entsprechend, bei
nelle Anleger und Privatinvestoren der Steuerung der Liquiditätsrisiken
und damit das gesamte Emissionsvo- dispositive und strukturelle Liquidi-
lumen erfolgreich platziert. Dies be- tätsrisiken. Die dispositive Liquidität
legt, dass die National-Bank als at- betrifft die Beobachtung der Kunden-
traktives Investment gesehen wurde einlagen im Vergleich zu den kurz-
und unverändert gesehen wird. Im fristigen Refinanzierungsmöglichkei-
Vergleich zum Jahr 2009 hat sich ten (tägliche Mindestliquidität). Ziel
2010 die Anzahl der Aktionäre von ist die jederzeitige Abdeckung eines
4 200 auf rund 4 800 nochmals deut- angenommenen Rückgangs der Kun-
lich erhöht. Besonders erfreulich deneinlagen durch vorhandene Refi-
war dabei der weitere Anstieg des nanzierungsmittel („Liquiditätsre-
Anteils der Privatinvestoren von serve“). Zusätzlich bestehen Warn-
53 % auf nunmehr 55 %. Das ist kei- stufen. Das Monitoring umfasst die
neswegs eine Selbstverständlichkeit. tägliche Überwachung von Risiko-
Bei börsennotierten Aktiengesell- konzentrationen und eine Liquidi-
schaften liegt die Quote bei durch- tätsplanung für die nächsten 30
schnittlich 21 %. Für die National- Tage. Die strukturelle Liquidität be-
Bank war dies ein großer Vertrauens-
beweis der Aktionäre in das aus-
trifft dagegen die Analyse und Aufbe-
reitung der Liquiditätspositionen für
schließlich kundengetragene Ge- die nächsten 24 Monate. Im Jahr
schäftsmodell, zumal rund 99 % der 2010 lag die Liquiditätskennziffer
Aktionäre zugleich Kunden des Hau- zwischen 1,62 und 1,96. Bei einer
ses sind. Untergrenze von 1,0 ist dies eine
Den neuen Kapitalanforderungen komfortable Liquiditätsausstattung.
sehen wir im Übrigen unaufgeregt
entgegen. Bereits zum Ultimo 2010, Schutz bleibt bestehen
nicht erst 2019, erfüllt die National-
Bank mit einer Kernkapitalquote Die Liquiditätslage der National-
von 9,9 % und einer Gesamtkapital- Bank war weder von der Finanzkrise
quote von 12,0 % die Anforderungen noch der im Jahr 2010 breit geführ-
nach Basel III (ohne Berücksichti- ten Diskussion um die Einlagensiche-
gung eines etwaigen national festzu- rung betroffen. Nach den seinerzeit
legenden antizyklischen Kapitalpuf- vorgelegten Plänen der EU-Kommis-
fers). sion sollte die Einlagensicherung der
Banken europaweit vereinheitlicht
Liquidität im Fokus werden. Der Richtlinienentwurf sah
vor, bei der Insolvenz einer Bank
Neben der Solvabilität ist die Liqui- Kundeneinlagen bis 100 000 Euro zu
dität in den Fokus regulatorischer sichern; die Absicherung institutio-
Veränderungen gerückt. Institute, neller Anleger sollte entfallen. Für
die auch nur den Anschein einer die meisten europäischen Länder be-
Schieflage aufwiesen, gerieten deutet diese Grenze eine verbesserte
schnell in Schwierigkeiten, sich am Absicherung, die Anleger in Deutsch-
Kapitalmarkt oder durch Herein- land verschlechtern hingegen ihre
nahme von Einlagen zu refinanzie- Position. Heute scheint sich abzu-
ren. Wenn es gelang, dann oft nur ge- zeichnen, dass der weit darüber hi-
gen Zahlung exorbitant hoher Risiko- nausgehende Schutz in Deutschland
aufschläge. Besonders betroffen wa- durch die freiwilligen Sicherungsein-
ren dabei Häuser, deren Refinanzie- richtungen der Privatbanken, Volks-
rung tendenziell eher kurzfristig banken und Sparkassen bestehen
strukturiert, kapitalmarktorientiert bleibt. Angesichts des damaligen Dis-
und mit größeren Volumina verbun- kussionsstands wäre es sicher nicht
den war. überraschend gewesen, wenn sich in
Zur Stärkung der Krisenresistenz Deutschland das Kundeneinlagevolu-
der Kreditinstitute im Hinblick auf men für Zwecke der Streuung redu-
ihre Liquiditätslage ist vorgesehen, ziert hätte. Für das Kundeneinlage-
sowohl für die kurz- als auch für volumen der National-Bank traf dies
langfristige Betrachtung Relationen freilich nicht zu. Seit Beginn der
vorzugeben, ab 2012 zunächst nur Krise bewegt es sich unter üblichen
Schwankungen in einem Korridor
von 2,9 bis 3,1 Mrd. Euro. Im Ver-
gleich zum Jahr 2009 erreichte das
Einlagevolumen 2010 sogar exakt
das Vorjahresniveau von knapp 3,0
Mrd. Euro. Auch dies bestärkt uns da-
rin, an unserer Refinanzierungsstra-
tegie festzuhalten, das Kreditge-
schäft primär über Einlagen und Ei-
genkapital zu refinanzieren. Dabei
orientiert sich die Bank an einer
Loan to Deposit Ratio von kleiner 1.
Im Jahr 2010 betrug die Kennziffer
0,83 nach 0,81 im Vorjahr.
Verschuldungsgrad begrenzen
Mit der für 2018 geplanten Einfüh-
rung einer sogenannten Leverage Ra-
tio soll der teilweise ausufernde Ver-
schuldungsgrad von Kreditinstituten
begrenzt werden. Während in wirt-
schaftlichen Aufschwungphasen
starke Anreize bestehen, die Eigenka-
pitalrendite durch einen sehr hohen
Fremdfinanzierungsgrad (Leverage)
zu hebeln, besteht in wirtschaftli-
chen Abschwungphasen die Gefahr,
zur Reduktion dieses Hebels in grö-
ßerem Umfang Aktiva abzustoßen
(Deleveraging). Derartige Verkäufe
können gerade in einer angespann-
ten Marktsituation zu erheblichen
Verlusten führen. Krisenverstär-
kende Infektionen und Dominoef-
fekte gerade bei stark verflochtenen
Banken sind dann wahrscheinlich.
Ähnlich der in Deutschland bekann-
Die Wissensgesellschaft braucht Förderbanken
Fortsetzung von Seite B 5
krise der letzten zwei Jahre hat die Si-
tuation noch verschärft. Nach einer
aktuellen Studie der KfW Banken-
gruppe führte sie zu einem deutli-
chen Wandel im Beteiligungsmarkt:
Kapitalgeber verlagerten ihr Engage-
ment zunehmend auf die sogenannte
Spätphase. In den für den Wissens-
transfer entscheidenden Früh- und
Wachstumsphasen gibt es indes im
freien Markt Angebotslücken.
Um die traditionell schwache Kapi-
talausstattung des Frühphasensek-
tors für Jungunternehmen in Nord-
rhein-Westfalen zu lindern, haben
wir bereits Ende 2005 die
NRW.BANK.Seed Fonds Initiative ge-
startet. Sie initiierte einen Fonds mit
einem Volumen von insgesamt 30
Mill. Euro. Dieser Fonds teilt sich in
bisher sieben regionale Seed Fonds
auf und wird zusammen mit Part-
nern vor Ort aufgelegt – private Geld-
anleger, Banken und Sparkassen.
Sie beteiligen sich mit eigenen Einla-
gen daran. Jeder Euro, den die För-
derbank für NRW in den Fonds inves-
tiert, wächst so auf ein drei- bis vier-
mal so großes Beteiligungskapital
für Unternehmen heran.
Aus den Seed Fonds erhalten tech-
nologieorientierte Gründungen mit
Bezug zu NRW bis zu 500 000 Euro
Eigenkapital. Bei erfolgreicher Ent-
wicklung des Unternehmens kann
der Betrag in weiteren Finanzie-
rungsrunden erhöht werden. Im Vi-
sier sind dabei besonders Start-ups
ten modifizierten bilanziellen Eigen-
kapitalquote wird das Eigenkapital
ins Verhältnis zu den ungewichteten
Risikoaktiva gesetzt. Für die Berech-
nung des Parallellaufs ab 2013 soll
die Leverage Ratio, bezogen auf das
Kernkapital, 3 % betragen. Die Leve-
rage Ratio ist damit auch von der Er-
wägung „too big to fail“ geleitet und
erinnert im Übrigen stark an das im
alten Hypothekenbankgesetz veran-
kerte Verbot, Pfandbriefe über das
66fache des haftenden Eigenkapitals
hinausgehende Volumen zu emittie-
ren.
Für die National-Bank hat diese
Grenze allenfalls eine untergeord-
nete Bedeutung. Als einlagen- und ei-
genkapitalfinanziertes Haus wird
eine Leverage Ratio die Geschäftstä-
tigkeit der National-Bank nicht ent-
scheidend belasten. Gemessen an
der modifizierten bilanziellen Eigen-
kapitalquote nach dem Kreditwesen-
gesetz übertrifft die National-Bank
mit einem Wert von 6,6 % Ende
2010 die Leverage Ratio um mehr
als das Doppelte. Auch in puncto Ver-
schuldungsgrad ist die Bank damit
sehr solide aufgestellt. Diese Solidi-
tät ist Ausdruck unseres unternehme-
rischen Selbstverständnisses und
Grundlage unseres auch zukünfti-
gen Wachstums.
Die National-Bank kann den ge-
nannten regulatorischen Verschär-
fungen vergleichsweise gelassen ent-
gegensehen; dank frühzeitiger Vor-
in zukunftsträchtigen Hochtechnolo-
giebereichen – von der Biotechnolo-
gie über Cleantech bis hin zur Tele-
kommunikation.
Über ein Inkubator-Modell in Ko-
operation mit dem Forschungszen-
trum Caesar ermöglicht die größte
deutsche Landesförderbank zudem
„Erst durch den
Transfer in Unter-
nehmen wird Wissen
für Wirtschaft und
Gesellschaft auch
aus ökonomischer
Sicht werthaltig.“
im Bereich Life Sciences bereits eine
Pre-Seed-Finanzierung. Für Unter-
nehmensgründungen in der Kreativ-
wirtschaft – dazu gehören Werbung,
Verlagswesen, Design, Musik und Ar-
chitektur – steht ein eigener Fonds
zur Verfügung.
Hilfe mit Geld und Know-how
Die zielgerichtete Verteilung der
Fondsmittel übernehmen Partner
aus den Regionen, die über langjäh-
rige Branchenerfahrung verfügen.
Alle Seed-Fonds-Partner stellen da-
bei nicht nur Geld zur Verfügung,
sondern auch Know-how. Die Beteili-
Sonnabend, 7. Mai 2011
bereitungen, eines ausgewogenen
und vor allem kundengetragenen Ge-
schäftsmodells sowie einer maßvol-
len Gesamtbanksteuerung.
Level Playing Field schaffen
Hinzuweisen ist allerdings darauf,
dass die rechtssetzenden Institutio-
nen die verursachungs- und verursa-
chergerechte Regulierung im Auge
behalten und dabei ein Level Playing
Field schaffen müssen, ohne notwen-
digerweise alle Kreditinstitute über
einen Kamm zu scheren. Eine Rück-
besinnung auf das Prinzip der prakti-
schen Konkordanz könnte hier hilf-
reich sein. Stehen Ziele im Wider-
streit, müssen diese zu einem ange-
messenen Ausgleich gebracht wer-
den. Dies erfordert eine Abwägung
der widerstreitenden Belange und
verbietet es, einem davon generell
Vorrang einzuräumen. Dieser
Aspekt sollte auch bei der Frage be-
dacht werden, ob die Vorgaben ge-
mäß Basel III durch eine EU-Verord-
nung oder durch eine noch in natio-
nales Recht zu transformierende
Richtlinie umgesetzt werden. Für
die Verordnung spricht sicherlich
die EU-weite Einheitlichkeit, für die
Richtlinie die Chance, nationalen Be-
sonderheiten im Rahmen verbleiben-
der Gestaltungsspielräume Rech-
nung zu tragen. Erinnern wir uns:
Der Gleichheitssatz enthält kein Ni-
vellierungsgebot.
gungsmanager sind in den Gremien
der verschiedenen Unternehmen mit
vertreten und stellen dort ihr Wissen
zur Verfügung.
Seed Fonds haben sich zu einem
Erfolgsmodell für den Wissenstrans-
fer entwickelt. Unter Berücksichti-
gung der Investments aller Co-Inves-
toren konnten bislang insgesamt
mehr als 70 Mill. Euro Seed Capital
für junge Technologieunternehmen
in Nordrhein-Westfalen mobilisiert
werden.
Im Oktober 2010 tätigte die Seed
Fonds Initiative ihr 50. Investment.
Sie stellte dem 2009 gegründeten
Kölner Start-up GreenPocket das Ka-
pital für die Markteinführung einer
innovativen Energieeffizienz-Soft-
ware zur Verfügung. Konsumenten
und Unternehmen können damit
durch Visualisierung und Interpreta-
tion ihrer Verbrauchsdaten per
Smartphone und iPad das Ver-
brauchsverhalten optimieren. Die
Unternehmensgründung gelang: Im
zweiten Geschäftsjahr hat GreenPo-
cket den Umsatz schon verdreifacht.
Um Hightech-Gründungen aus
Hochschulen und Forschungsinstitu-
ten weiter zu forcieren, starten wir
derzeit eine große Eigenkapitaloffen-
sive: Sie stellt für den Ausbau der
Seed Fonds Initiative und des Ven-
ture.Fonds zusätzliches Kapital be-
reit. Zudem wurde ein Spezialfonds
neu gegründet. Gemeinsam mit Part-
nern wird daraus ein weiteres Er-
folgsbeispiel für den strukturellen
Wandel zur Wissensgesellschaft.
Sonnabend, 7. Mai 2011 Sonderbeilage Börsen-Zeitung Nr. 88 B7

„Nicht in meinem Vorgarten“

Industrieller Fortschritt ist schon lange kein Selbstläufer mehr – Empfundener Informationsmangel und Vertrauensverlust führen oft zu Protest und Widerstand
Börsen-Zeitung, 7.5.2011 Weiterentwicklungen und Produkt- sent. Deutsche und europäische Poli- Wer von moderner Industrie nur zu wecken: Zum einen sollen mög- rade im Zeitalter der sozialen Netz-
Nordrhein-Westfalen – ganz beson- innovationen gegeneinander ab- tiker versuchten sich dabei gegensei- soviel weiß, dass sie hinter hohen lichst viele Menschen die Chance er- werke und dem geänderten Kom-
ders die Region Rhein-Ruhr – ver- wägt, findet kaum statt. tig in De-Industrialisierungsphonie Zäunen und in streng bewachten halten, Industrie vor Ort zu erleben. munikationsverhalten eine sich
dankt seinen wirtschaftlichen Auf- Besonders deutlich wird das in der zu überbieten und riefen den „saube- Werkshallen stattfindet, der macht Dazu öffnen schon heute viele Unter- schnell verbreitende Welle von Inte-
stieg in den letzten 150 Jahren zum aktuellen Debatte um den Atomaus- ren“ und höchst produktiven Dienst- sich sein eigenes Bild und das kann nehmen regelmäßig, aber weitge- resse, gar Sympathie auslösen, die
Großteil den Industrieunternehmen, stieg. Bei allen vorliegenden Alterna- leistungsstandort West- und Mittel- weit von der Realität entfernt sein. hend unbemerkt, ihre Werkstore bei bislang indifferenten Zielgrup-
ihrer Innovationskraft und interna- tivkonzepten geht es nicht nur um europa aus. Die sogenannte „Werk- Um ein positives Bild einer moder- und führen Gruppen von Interessen- pen Akzeptanz und Unterstützung
den Ausbau der erneuer- bank“ sah man in Osteuropa bzw. in nen und zukunftsfähigen Industrie ten von jung bis alt, von Schülern schafft.
baren Energien im Hin- China oder Indien. zu verankern, bedarf es plastischer bis Pensionären durch ihre Produkti-
blick auf die Stromerzeu- und nachvollziehbarer Beispiele und onshallen. Am 20. Oktober dieses Tue Gutes und rede darüber
Von gung, sondern vor allem Papier ist geduldig Erklärungen. Der gesellschaftliche Jahres wird im Rahmen einer „Lan-
Nikolai Juchem auch um neue Wege der Nutzen moderner Technologien gen Nacht der Industrie“ dieses Die kommunikativen Spielregeln
Energiespeicherung, Heute wissen wir, dass diese Auf- wird nicht durch die tröge Darstel- Erlebnis zeitgleich von einer Viel- in den Bereichen Politik, Unterneh-
des Energietransports rufe auf ein unterschiedliches Echo lung von Fakten greifbar. Begeiste- zahl ausrichtender Unternehmen in men und Gesellschaft befinden sich
Bereichsleiter Konzern- und final um eine durch- gestoßen sind. Während das Verei- rung für den technologischen Fort- Rhein-Ruhr der Bevölkerung ange- laut vieler Experten in einem Para-
kommunikation und gängige und ausrei- nigte Königreich oder Frankreich schritt erlangt man kaum durch ei- boten. So erhalten – je nach Anzahl digmenwechsel. Die Idee einer „ge-
-marketing der Demag chende Energiebereit- den Strukturwandel quantitativ weit nen Vortrag voll von abstrakten De- der Unternehmen – einige tausend steuerten“ Kommunikation, die
Cranes und stellung. Zu den hohen vorangetrieben haben, hat Deutsch- tails. Je weiter ein Industrieprozess Menschen die Gelegenheit, sich ein beim Empfänger das auslöst, was
Mitglied des Vorstands technischen und logisti- land insbesondere auf eine qualita- bzw. ein Produkt vom Endverbrau- direktes Bild von industrieller Pro- der Sender sich in einem Konzeptpa-
bei „Zukunft durch schen Hürden dieser tive Entwicklung gesetzt. Im Schul- cher weg ist, umso schwieriger wird duktion und Technologie zu ma- pier ausgedacht hat, ist vor dem Hin-
Industrie e.V.“ Aufgabenstellung ge- terschluss mit den Arbeitnehmerver- es, ihn „betroffen“ zu machen und chen. tergrund eines stark veränderten
sellt sich immer häufi- tretern hat die deutsche Industrie ihm die Relevanz für sein tägliches Ein zweiter Weg ist das begreif- Kommunikationsverhaltens vernetz-
ger lokaler Widerstand die Pro-Kopf-Produktivität der Ar- Leben bzw. sein Umfeld aufzuzei- bare Aufzeigen von Wertschöp- ter Zielgruppen und den Möglichkei-
tionaler Wettbewerbsfähigkeit. Im aus der Bevölkerung, wenn es da- beitsplätze durch intensive Restruk- gen. fungsketten. Der Zusammenhang ten der neuen Medien nicht mehr
bevölkerungsreichsten Bundesland rum geht, konkrete Maßnahmen um- turierungsmaßnahmen gerade wäh- zwischen dem Schraubenhersteller haltbar. Einbindungswillen, Dialog-
sind viele hochmoderne, weltweit zusetzen. Ob es um den geplanten rend der beiden großen Wirtschafts- Begeisterung wecken aus dem Bergischen und der Butter bereitschaft und Kritikfähigkeit sind
führende Unternehmen ansässig – Windpark zur Einspeisung von natür- krisen in den letzten zehn Jahren so- auf dem Frühstückstisch ist auch dagegen die Voraussetzungen für
die Mehrheit davon erfolgreiche lich erzeugter Energie geht, die neue weit erhöht, dass die globale Wettbe- „Zukunft durch Industrie“ setzt auf den zweiten Blick nicht unbe- das Schaffen einer neuen Glaubwür-
kleine und mittelständische Unter- Hochspannungsleitung zum Weiter- werbsfähigkeit wieder hergestellt auf zwei elementare Wege, um Ak- dingt für jedermann erkennbar. We- digkeit und Akzeptanz – nicht nur
nehmen, die rund 78 % der Arbeits- transport des vor der Küste erzeug- wurde. Darüber hinaus hat sich die zeptanz und Begeisterung für Indus- niger Komplexität, dagegen mehr im Hinblick auf die zukünftige Rolle
plätze stellen. Logistisch hervorra- ten Stroms oder ein neues Kohle- Spezialisierung auf das absolute Pre- trie und technologischen Fortschritt Bilder und „Aha“-Effekte können ge- der Industrie.
gend angebunden verbinden Flughä- kraftwerk zu Sicherung der Grund- miumfeld für viele insbesondere mit-
fen, ein dichtes Autobahnnetz, Was- last. Das Motto heißt für viele Bürge- telständisch geprägte Unternehmen
serwege und Eisenbahnlinien heute rinnen und Bürger: „Nicht in mei- aus unterschiedlichen Branchen aus-
die Rhein-Ruhr-Industriestandorte nem Vorgarten!“ gezahlt. Alleine in NRW sind viele
mit Wirtschaftszentren in Deutsch-
land, Europa und weltweit. Verzögert und blockiert
Dutzend Weltmarktführer ansässig,
die in alle Welt liefern und sprich-
Der Mittelstand braucht
Rund ein Viertel der sozialversi-
cherungspflichtigen Beschäftigten ar- Diese Haltung findet sich in zahl-
beitet heute in der Industrie. Der reichen Beispielen im Bereich Indus-
wörtlich den Industriestandard set-
zen. Die kurze Talsohle und die
hohe Dynamik des aktuellen Wirt-
ein spezielles Marktsegment
Großteil der Arbeitsplätze im Dienst- trie- und Infrastrukturausbau wie- schaftsaufschwungs in Deutschland
leistungssektor, in Handwerk und der. Alleine in NRW gilt eine Viel- nach der Finanz- und Wirtschafts- Unternehmen reagieren auf die geänderten Marktbedingungen
Handel ist von der Industrie abhän- zahl von Einzelprojekten als verzö- krise sind laut vielen Experten unbe-
gig. Ohne ihren industriellen Kern gert oder gar blockiert. Die aktuell stritten auf die strukturelle Stärke Börsen-Zeitung, 7.5.2011 der Order, die Volumengarantien einen kleineren Nachteil bei den ex-
würde Nordrhein-Westfalen bei wei- gültigen Genehmigungs- und Ein- des Industriestandorts Deutschland Die klassische Aufgabe einer Börse und die verbindliche Einhaltung ternen Kosten oft mehr als wett. Mit
tem nicht im heutigen Umfang an spruchsverfahren tragen darüber und vor allem auch NRWs zurückzu- besteht unter anderem darin, Ange- von Referenzmärkten am Kunden- Blick auf die regulatorischen Vorga-
den Vorteilen der Globalisierung teil- hinaus dazu bei, dass zwischen Pla- führen. Ja, wenn das so offensicht- bot und Nachfrage zusammenzufüh- nutzen vorbeigeht. Dies wird spätes- ben müssten Ersteller oder Nutzer
haben. nung, Umsetzung und Finalisierung lich und eingängig ist, warum zie- ren. Zwei Themengebiete stehen da- tens dann für den Kunden teuer, von Muster-Best-Ex-Policies dies be-
von Großprojekten häufig mehr als hen dann nicht alle an einem bei im Fokus der Börse Düsseldorf: wenn Unterschiede der Marktmo- rücksichtigen, damit der Vorteil
Bewusstsein der Bürger fehlt zehn Jahre verstreichen. „Stuttgart Strang? der deutsche Mittelstand und der delle und der Orderbehandlung un- auch dem weniger informierten Kun-
21“ ist dabei nur die prominente Börsenhandel als Kerngeschäft. Der beachtet bleiben. den zugute kommt.
Allerdings wird die Industrie in Spitze des Eisbergs. Antworten geben Ein Beispiel: Ein ge- Aber auch im Bereich des Mittel-
der öffentlichen Diskussion häufig Vor dem Hintergrund des gerade schlossenes Orderbuch standes ist einiges in Bewegung.
in einem negativen Kontext wahrge- Beschriebenen könnte man den Ein- Dieser Strang muss wohl erst noch behandelt alle zum Zeit- Die Börse Düsseldorf hat die Markt-
nommen. Vielen Bürgern fehlt das druck gewinnen, dass die deutsche geknüpft werden. So jedenfalls se- Von punkt der Preisfeststel- bedürfnisse erkannt und mit dem
Bewusstsein für die Bedeutung und Bevölkerung zum großen Teil indus- hen es die Gründerväter der Gesell- Dirk Elberskirch lung vorliegenden Auf- Mittelstandsmarkt ein neues Seg-
das Verständnis für den gesellschaft- trie- und technologiefeindlich ist. schaftsinitiative „Zukunft durch In- träge gleich. Dabei ist ment ins Leben gerufen, das Anfang
lichen Mehrwert, den Industrie Das ist laut unterschiedlichen Stu- dustrie e.V.“. Aus einer lokalen Düs- der Umgang mit den li- April erfolgreich gestartet ist. Auch
schafft. Und das, obwohl die über- dien zumindest nicht der Fall. Nur seldorfer Gesprächsrunde heraus, mitierten Orders ent- in diesem Segment wird Wert auf
wiegende Mehrheit der Bevölke- ein kleiner Teil, je nach Studie um die sich mit dem Phänomen der zu- scheidend. Während li- Qualität, Service und Transparenz
rung die modernen Errungenschaf- die 10 %, lehnt eine industrialisierte nehmenden Ablehnung von Indus- mitierte Orders beim gelegt.
ten technologischen Fortschritts Wirtschaft und technologischen Fort- trie- und Infrastrukturprojekten aus- rein elektronischen Mat-
und moderner Industrieproduktion schritt generell ab. Die breite Mehr- einandergesetzt hat, schlossen sich Vorsitzender des ching, z. B. bei der Tra- Suche nach Alternativen
begeistert angenommen hat und im heit gilt als unentschlossen, fühlt im vergangenen Sommer im Regie- Vorstands der Börse degate Exchange oder
täglichen Leben nutzt. Ob Wasch- sich häufig uninformiert, ist aber rungsbezirk Düsseldorf Unterneh- Düsseldorf Xetra, in aller Regel In den vergangenen zwei Jahr-
mittel, Autos, Gummibärchen durchaus mobilisierungsbereit, mensvertreter, Unternehmer- und exakt zum Limit ausge- zehnten gab es immer wieder zu-
etc. Gibt’s ja alles im Laden oder on- wenn eine direkte Betroffenheit ent- Arbeitgeberverbände, Gewerkschaf- führt werden, kommt es meist erfolglose Versuche, den Mit-
line. Der Weg der Güter dorthin ist steht. Insbesondere der empfundene ten, die Industrie- und Handelskam- Kampf um den Privatanleger wird bei einem geschlossenen Orderbuch telstand an die Börse zu holen.
allerdings kaum bekannt oder Informationsmangel führt schnell zu mern sowie Privatpersonen zusam- seit gut einem Jahr immer intensi- an der Börse Düsseldorf sehr oft zu Selbst die Welle der Börsengänge
scheint zumindest uninteressant. Verunsicherung und damit zu Pro- men. Zielsetzung: nicht nur Antwor- ver geführt. So hat z. B. in Berlin mit Preisverbesserungen zugunsten der um die Jahrtausendwende ist am
Treffen Industrie und Bürger dann test und Widerstand. Verschärft ten suchen, sondern auch Antworten der Umfirmierung zur Börse ein ehe- Anleger. Der Skontroführer an der klassischen deutschen Mittelstand
vor Ort aufeinander, prägt häufig wird dieser Zusammenhang noch geben. Dabei steht der Dialog mit al- mals außerbörslicher Anbieter mit Börse Düsseldorf führt alle Orders vorbeigegangen. Die Finanzierung
Unverständnis die Begegnung. Die durch einen gestiegenen Vertrauens- len gesellschaftlichen Gruppen im einem Preismodell ohne Orderge- wegen seiner Referenzmarktbin- mittelständischer Unternehmen
Folge: Industrieprojekte sind ver- verlust in Richtung Politik und Groß- Vordergrund, um so den Grundstein bühren und Courtage den Kampf dung stets auf dem aktuellen Markt- über die Börse tritt derzeit aus ihrem
mehrt einer emotionalen Kritik und industrie, die in der Wahrnehmung für ein besseres Industrieverständnis um Marktanteile aufgenommen niveau und damit häufig besser als Schattendasein heraus. Die Gründe
Ablehnung durch unterschiedliche breiter Bevölkerungsschichten viel- in der Bevölkerung zu setzen. „Zu- und erfährt Unterstützung aus dem vom Kunden limitiert aus. An der liegen in den geänderten Marktbe-
gesellschaftliche Gruppen ausge- fach für fehlende Glaubwürdigkeit kunft durch Industrie“ ist eine ge- Transaktionsbankenbereich. Wir als Börse Düsseldorf werden mehr als dingungen, auf die die Unterneh-
setzt. Dies führt teilweise zu Blocka- und Intransparenz stehen. Versäumt samtgesellschaftliche Initiative unab- Börse Düsseldorf kritisieren seit 50 % der limitiert aufgegebenen Or- men reagieren. Spätestens seit der Fi-
den und verhindert die Realisie- wurde darüber hinaus von allen Be- hängig von einzelnen Unternehmen, geraumer Zeit, dass die reine Orien- ders in diesem Sinn besser als das Li- nanz- und Wirtschaftskrise erleben
rung von Projekten, ohne dass die teiligten, den industriellen Struktur- Parteien, Verbänden oder sonstigen tierung an externen Kosten, verbun- mit ausgeführt. Auswertungen ha- sie teilweise schmerzhaft, dass die
Konsequenzen für den Arbeits- wandel der letzten 20 Jahre nach- Institutionen und versteht sich als den mit dem undifferenzierten ben ergeben, dass auf diese Weise gewohnt gute Versorgung mit
markt und zukünftigen Wohlstand vollziehbar zu erklären. Kommunikationsplattform, die den Vergleich von unverbindlichen (Ta- im Aktienbereich, beispielsweise bei Fremdkapital durch ihre Banken ins
offen und transparent diskutiert Vielen Menschen ist der Abgesang Nutzen einer modernen Industrie xen) mit verbindlich handelbaren Dax-Titeln, für eine durchschnittli- Stocken geraten oder zumindest
wurden. Eine faktenorientierte De- auf die Industrie und das Hohelied für die Gesellschaft verständlich auf- Preisen (Quotierungen), sowie das che Ordergröße von 2 500 bis 3 000 schwieriger werden kann. Kreditin-
batte, die das Für und Wider von In- auf die Dienstleistungsgesellschaft zeigt und dabei bestehende Chancen Ausblenden von qualitativen Krite- Euro schnell ein Vorteil von 10 bis stitute agieren teilweise vorsichtig,
dustrieaktivitäten, technologischen Ende der achtziger Jahre noch prä- und Risiken diskutieren möchte. rien wie z. B. die Vollausführung 15 Euro herauskommt. Dies macht Fortsetzung Seite B 8
B 8 Börsen-Zeitung Nr. 88
Kreativität und Wissen sind wichtige Standortfaktoren
Kultur- und Werbewirtschaft spielt eine zunehmend bedeutende und unentbehrliche Rolle – Ökonomische Relevanz nicht unterschätzen
Börsen-Zeitung, 7.5.2011 schaft und Politik und anderen ge-
Wenn wir den Leuten erzählen, dass sellschaftlichen und wirtschaftlichen
wir als Clustermanager für die Kul- Akteuren und Institutionen ist Ver-
tur- und Kreativwirtschaft in Nord- mittlung wichtig, um Verständigung
rhein-Westfalen unterwegs sind, se- und Kooperation möglich zu ma-
hen wir oft große Fragezeichen in chen. Und bei all dem müssen wir
den Gesichtern unserer Gegenüber. viel mit Menschen reden, moderie-
Cluster? Was ist das denn? Hat das ren – denn Kreativwirtschaft ist nun
was mit diesen klumpigen Cornfla- mal ein „People Business“.
Dieses People Busi-
ness hat in Nordrhein-
Westfalen eine enorme
Von und oft noch unter-
Christian Boros . . . schätzte wirtschaftliche
Kraft. Dass Kreativität
Medienunternehmer und Wissen aber ent-
und Kunstsammler. scheidende Standortfak-
toren sind, belegen die
Seit 2009 arbeitet er
im Auftrag des Wirt- Zahlen. Jeder 13. Be-
schaftsministeriums trieb zählt in NRW zur
Kultur- und Kreativwirt-
für die Kultur- und
Kreativwirtschaft in schaft, rund 50 000 Un-
ternehmen und Selbstän-
Nordrhein-Westfalen
dige dieser Branchen er-
wirtschafteten fast 36
Mrd. Euro Umsatz. Da-
kes zu tun? Und braucht man dafür
mit machen Kreativindustrien wie die
Manager? Um es gleich vorweg zu Kunst-, Werbe- oder Designwirtschaft
nehmen: Cluster hat nichts mit Corn- in Nordrhein-Westfalen genauso viel
flakes zu tun, dafür aber was mit Umsatz wie die Autoindustrie.
Klumpenbildung. Verklumpung Dass die Kultur- und Kreativwirt-
klingt zugegebenermaßen auch schaft eine solche Bedeutung respek-
nicht viel schöner, trifft dafür aber tive wirtschaftliche Relevanz hat,
den Nagel auf den Kopf. war nicht immer so. Der ursprüngli-
che Kulturbegriff blieb lange traditio-
Vielfältige Aufgaben nell bürgerlich-mäzenatisch ge-
prägt. Kultur war „nice to have“, so
Was wir als Clustermanager, die lange man sie sich leisten konnte,
sich als Vertreter für Kreativdenker blieb aber in der allgemeinen Wahr-
und -unternehmer verstehen, ma- nehmung eine kostspielige und da-
chen, lässt sich wie folgt auf den mit umstrittene Angelegenheit.
Punkt bringen: Wir vernetzen, ver-
mitteln, initiieren, moderieren. Ver- Querschnittsbranche
netzen im Sinne von: Einzelkämpfer
zusammenbringen, größere Einhei- Das änderte sich zu Beginn der
ten, eben „Cluster“ bilden, die auch 1990er Jahre, als man sich allen
von außen wahrgenommen werden. voran in Nordrhein-Westfalen zu fra-
Vermittlung erfolgt zum einen zwi- gen begann, wie viele Menschen
schen Akteuren verschiedener Bran- denn in diesem Bereich arbeiten und
chen: Wenn Künstler, Musiker, De- welche Dimension dieses Feld im
signer zusammentreffen, kann da- Verhältnis zu anderen Branchen ein-
raus etwas ganz Neues entstehen. nimmt. Der erste Kulturwirtschafts-
Aber auch zwischen Kreativwirt- bericht, ein bundesweites Novum,
Sonderbeilage
thematisierte die harte, quantifizier- für ein starkes gemeinsames Auftre-
bare Ökonomie dieses weichen Fak- ten der Kultur- und Kreativwirtschaft
tors, der zunehmend zur Beschäfti- nach innen und außen zu sorgen. Ziel
gung und zum Bruttoinlandsprodukt unseres Clusters ist die Stärkung der
beitrug. Geboren war somit die Quer- Kreativ- und Kulturszene, in der die
schnittsbranche Kultur- und Kreativ- Akteure eng miteinander verzahnt
wirtschaft. Sie umfasst den erwerbs- sind und sich langfristig an den Stand-
wirtschaftlichen Sektor und damit ort binden. Dazu bedarf es eines stabi-
alle Unternehmen und Selbständi- len Netzwerks, einer aktiven Gemein-
gen, die kulturelle Güter und Dienst- schaft sowie eines moderierten (Wis-
leistungen produzieren, vermarkten, sens-)Austauschs. Mit verschiedenen
verbreiten oder mit diesen handeln. Projekten und Maßnahmen, vor al-
lem aber mit inzwischen weit über
Transformationsprozess läuft einhundert Gesprächen mit Wirt-
schaftsförderungen, Multiplikatoren,
Der Aufwärtstrend der Kultur- und Verwaltung und Wirtschaft, aber
Kreativwirtschaft zeigt also, dass wir auch der Presse, versuchen wir im-
uns inmitten eines großen Transfor- mer wieder auf die speziellen Bedürf-
mationsprozesses befinden: von ei- nisse von Kreativen aus sechs Teil-
branchen (Werbung, De-
sign, Literatur, Mode,
Musik und Kunst) auf-
merksam zu machen,
. . . und
und wir wollen sie un-
Werner Lippert
ter- und miteinander ver-
netzen. Wie das konkret
Direktor und Kurator aussieht, zeigen fol-
des Düsseldorfer NRW
Forum Kultur und
gende Beispiele aus der
Praxis:
Wirtschaft. Zusammen In diesem Jahr stehen
mit Christian Boros bei uns Themen im Fo-
managt er die Kultur- kus, die alle Kreativen,
und Kreativszene in quer über die Teilbran-
Nordrhein-Westfalen chen hinweg, betreffen.
Auf Veranstaltungen
wollen wir mit allen rele-
ner industriellen hin zu einer wissens- vanten Akteuren – Kreativen, Ban-
basierten und kreativen Wirtschaft. ken, Verwaltungen, Wirtschaft, Im-
In NRW haben wir diesen Wandel – mobilienwirtschaft – darüber disku-
vor allem durch das Wegbrechen der tieren, was getan werden muss, um
Montanindustrie – früh zu spüren be- die Kreativwirtschaft noch weiter
kommen, aber auch frühzeitig darauf voranzubringen. Unterfüttert wird
reagiert. Es wurden neue Strukturen das Ganze durch Studien und Mo-
geschaffen und Initiativen ergriffen, dellprojekte. Dabei geht es zum ei-
die in den Fußstapfen der Industrie- nen um das Thema Raum: Welche
kultur eine moderne Kulturindustrie Bedürfnisse haben Kreative in Bezug
entstehen lassen. auf die Orte und die Umgebungen,
Eine dieser Initiativen ist CREA- in denen sie leben und arbeiten?
TIVE.NRW, der wir ein Gesicht ge- Ein zweiter Aspekt ist der Marktzu-
ben. Hinter CREATIVE.NRW verbirgt gang: Wie erleichtert man Kreativen
sich ein insgesamt siebenköpfiges den Zugang zum Markt, national
Team, das 2009 vom Wirtschaftsmi- und international?
nisterium damit beauftragt wurde, Drittens: Kapital – welche Finanzie-
Spezielles Marktsegment für den Mittelstand
Fortsetzung von Seite B 7
versagen die Ausweitung von Kredit-
linien, stellen höhere Anforderun-
gen an die Sicherheiten oder ziehen
teilweise die Konditionen nach
oben. Banken sehen sich den erheb-
lich ausgeweiteten Eigenkapitalan-
forderungen von Basel III und einer
insgesamt schärferen Regulierung
gegenüber. Experten warnen daher
vor einer künftig noch restriktive-
ren Kreditvergabe durch die Ban-
ken. Erkennbar ist, dass Mittelständ-
ler zunehmend nach Alternativen
Ausschau halten, um Finanzierungs-
engpässen frühzeitig entgegenzu-
wirken, unabhängiger zu werden
und ein günstiges Zinsniveau länger-
fristig zu sichern. Sie entdecken da-
bei den öffentlichen Kapitalmarkt
als Quelle zur Aufnahme von Fremd-
kapital.
Anleihen sind für jeden etwas
Die Vorteile für die Unternehmen
liegen auf der Hand. Eine Anleihe
ist vergleichsweise einfach zu bege-
ben, lässt dem Unternehmen neutra-
les, d. h. nicht an weitere Vorgaben
gebundenes Kapital zufließen und
ändert nichts an der Eigentümer-
struktur. Gleich, ob AG, GmbH oder
KG, aus jeder Rechtsform heraus ist
eine Anleiheemission möglich. War
früher der Absatz einer Anleihe in
der Regel an ein Bankenkonsortium
gebunden, stehen heute auch Bör-
sen, Maklergesellschaften und Wert-
papierhandelshäuser hierfür zur
Verfügung und bieten attraktive
Konditionen, die gepaart mit dem
niedrigen Zinsniveau eine Anleihee-
mission auch wirtschaftlich interes-
sant machen.
Börsen verfügen z. B. mit dem Bör-
sensystem über einen marktbreiten
Zugang zu allen Bankkunden und
machen die Zeichnung einer neuen
Anleihe für Kunden so einfach wie
den Kauf einer Aktie. Durch die Bil-
dung von Marktsegmenten entsteht
eine große Aufmerksamkeit, die bei-
spielsweise am Mittelstandsmarkt
durch zusätzliche Marketingmaß-
nahmen für die einzelnen Emissio-
nen seitens der Börse Düsseldorf
noch weiter gesteigert wird. Über
das Internet werden alle wichtigen
Informationen für die Anleger auf
sehr effiziente Art und Weise bereit-
gestellt. Zahlen, Daten und Fakten
zu Zeichnung, Emission und Emit-
tent sind über die gesamte Laufzeit
rungsmöglichkeiten gibt es, und wie
kann ich sie nutzen? Ein enorm wich-
tiger Punkt, denn viele Betriebe der
Kultur- und Kreativwirtschaft schei-
tern an mangelnder Finanzierung.
Und nicht zuletzt geht es immer auch
um Qualifizierung, um Wissenstrans-
fer, z. B. durch die Zusammenarbeit
mit Hochschulen.
Mit dem Art Directors Club
Deutschland (ADC e.V.) haben wir
zum Beispiel ein Gemeinschaftspro-
jekt namens ADCFieldwork ins Leben
gerufen, das sich im laufenden Som-
mersemester an alle (Design-)Hoch-
schulen deutschlandweit richtet.
Was wir damit zeigen wollen, ist:
Kreative, speziell Designer, haben
auf aktuelle gesellschaftliche Heraus-
forderungen wie familienfreundliche
Arbeitswelt, Ernährung oder Mobili-
tät neue, unkonventionelle Antwor-
ten. Der Rücklauf der Hochschulen
ist überwältigend und zeigt schon
jetzt das Potenzial kreativer Lösungs-
prozesse. (Mehr Informationen un-
ter: www.adcfieldwork.de)
Erweiterter Innovationsbegriff
Die geistige Grundlage für dieses
Projekt liefert ein erweiterter Innova-
tionsbegriff, der auch andere, nicht
auf Technologie basierende Quellen
gesellschaftlichen Fortschritts und
wirtschaftlicher Prosperität voraus-
setzt, an denen Akteure aus der Kul-
tur- und Kreativwirtschaft einen er-
heblichen Anteil haben. Ein neues
Verständnis von Innovation lenkt
den Blick darauf, welche ökonomi-
sche Gestaltungskraft die Kultur-
und Kreativwirtschaft hat. Phäno-
mene wie Lowtech, Social und Hid-
den Innovations liegen noch weitge-
hend unterhalb des Radars von Wis-
senschaft und Politik. Aber solche In-
novationen bilden den kulturellen
Nährboden, auf dem patentierbare
Innovationen überhaupt erst entste-
hen können.
In einer erst kürzlich veröffentlich-
ten Publikation haben wir uns die-
einer Anleihe jederzeit abrufbar. Bie-
ten interessante Unternehmen mit ei-
nem nachhaltigen Geschäftsmodell
und einem starken Markennamen
eine markt- und risikogerechte Ver-
zinsung, steht dem Erfolg einer An-
leiheplatzierung kaum noch etwas
im Wege.
So weit, so gut. Wie bei jedem neu
entstehenden Markt stellen sich die
Fragen der Nachhaltigkeit und der
Qualität. Diese versuchen die Bör-
sen als Plattformanbieter in unter-
schiedlicher Intensität zu beantwor-
ten. Beispielsweise können Unter-
nehmen bereits ab einem Anleihevo-
„Die Finanzierung
mittelständischer
Unternehmen
über die Börse
tritt derzeit aus
ihrem Schatten-
dasein heraus.“
lumen von 10 Mill. Euro und einem
Mindest-Rating von „BB“ als Kapital-
marktneuling die Börse Düsseldorf
für ihre Emissionen im Mittelstands-
markt nutzen. Andernorts gibt es
teils kein Mindestvolumen, meist
wird zwar ein Rating verlangt, an
das Ergebnis gibt es aber keine offi-
zielle Anforderung.
Steter Informationsfluss
Die Transparenz für die Anleger
wird hergestellt durch die Einrei-
chung BaFin-gebilligter Verkaufspro-
spekte, die verpflichtende Aufstel-
lung und jährliche Erneuerung von
externen Unternehmensratings so-
wie durch freiwillige Zusatzinforma-
tionen wie Investmentreports oder
-studien. Die laufenden Berichts-
und Informationspflichten nach der
Notierungsaufnahme erzeugen den
notwendigen kontinuierlichen Infor-
mationsfluss für die Anleger. Sankti-
onsmechanismen greifen, wenn ein
Unternehmen seinen Pflichten nicht
nachkommen sollte. Sinnvoll ist es,
wenn all diese Informationen zen-
tral auf einer Internetseite verfügbar
sind und nicht über die Seiten der
Emittenten im Netz verstreut sind.
Wir sind auch der Überzeugung,
Sonnabend, 7. Mai 2011
sem erweiterten Verständnis von In-
novation gewidmet und daraus mit-
hilfe eines Expertenteams vier Szena-
rien für die Kultur- und Kreativwirt-
schaft in Nordrhein-Westfalen entwi-
ckelt. (Mehr Informationen unter
www.creative.nrw.de.) Dieser Aus-
blick zeigt uns, dass Kreative eine zu-
nehmend wichtige und unentbehrli-
„Was wir als Cluster-
manager, die sich als
Vertreter für Kreativ-
denker und -unter-
nehmer verstehen,
machen, lässt sich
wie folgt auf den
Punkt bringen:
Wir vernetzen,
vermitteln, initiieren,
moderieren.“
che Rolle spielen. Kreativwirtschaft
ist eben nicht nur (aber natürlich
auch) der freiberufliche Künstler, Li-
terat oder Musiker, der auf eigene
Rechnung und eigenes Risiko Werke
schafft, mit denen er, wenn es gut
läuft, sein Ein- und Auskommen hat.
So wichtig und wertvoll auch dies
für unsere Kultur und die Gesell-
schaft ist, das Potenzial der Kreati-
ven geht weit darüber hinaus: Sie ge-
winnen eine besondere gesellschaftli-
che Relevanz, indem sie mit neuen
Ideen und Fragestellungen unseren
Blick für das, was die Gesellschaft zu-
sammenhält, schärfen und neue Lö-
sungen abseits von „Das ist so, das
muss so sein“ ermöglichen. Diese
vielseitigen Prozesse weiter zu be-
gleiten, zu unterstützen und sichtbar
zu machen, verstehen wir als unsere
Aufgabe.
dass die Börse die Einhaltung der
Pflichten selbst überwachen und
dies nicht an Emissionsbegleiter de-
legieren soll. All dies leistet der Mit-
telstandsmarkt.
Geht man davon aus, dass in der
nächsten Zeit im Gesamtmarkt mo-
natlich ca. drei bis vier Anleihen
emittiert werden, liegt es auf der
Hand, dass für eine dauerhafte und
positive Entwicklung dieses Markt-
segments in den nächsten ein bis
zwei Jahren keine Fehlschläge im
Sinne von nicht gezahlten Zinsen
oder Insolvenzen vorkommen dür-
fen. Darauf ist schon bei der Aus-
wahl und Zulassung der Unterneh-
men zu achten. Sie müssen kapital-
marktfähig sein und ausreichende
Qualität und Substanz haben, um
die planmäßige Erfüllung von Zins-
zahlungen sowie die Kapitalrückzah-
lung am Ende der Laufzeit zu ge-
währleisten. Restrukturierungsfälle
oder gar Venture Capital suchende
Unternehmen haben hier nichts zu
suchen.
Kein Ersatz für den Bankkredit
Ersetzt der öffentliche Kapital-
markt die Bankfinanzierung? So-
weit wird es nicht kommen. Zum ei-
nen ist nur ein überschaubarer Teil
der Mittelständler im notwendigen
Sinne kapitalmarktfähig. Auch dürf-
ten die Mindestvolumen für man-
chen Mittelständler sogar deutlich
zu hoch sein. Die größeren Mittel-
ständler werden den Kapitalmarkt
in ihren Finanzierungsmix mit auf-
nehmen, jedoch immer auch eine
Position in der klassischen Fremdfi-
nanzierung über Banken behalten.
Banken können sogar neues Ge-
schäft generieren, haben sie doch
die Möglichkeit, Anleiheemissionen
ihrer Unternehmenskunden selbst
mitzubegleiten, sei es in der Struk-
turierung oder auch im Vertrieb.
Erste Banken haben dies erkannt
und sind Kapitalmarktpartner des
Mittelstandsmarktes in Düsseldorf
geworden.
Die Chancen stehen gut, den Mit-
telstand über die Fremdkapitalauf-
nahme an die Börse zu holen. Und
damit erfüllt die Börse ihren klassi-
schen Auftrag, sie führt Angebot und
Nachfrage zusammen, hier für die
neu entstehende Assetklasse der mit-
telständischen Unternehmensanlei-
hen. Die ersten Erfolge stimmen
sehr zuversichtlich, dass dies nach-
haltig gelingen kann.