Die deutschen Pfandbriefbanken
Börsen-Zeitung, 9.3.2013
Die Europäische Union zieht mit vielfältigen Regulierungsinitiativendie Konsequenzen aus der Finanz-marktkrise. Damit stärkt die Politik den Aufsichtsrahmen des Finanzsek-tors und verbessert zugleich ihreHandlungsfähigkeit für kommendeKrisen. Viele Bereiche des traditio-nellen Bankgeschäfts werden hier-durch streng reglementiert, einigegar in Frage gestellt – und so man-che davon mit Recht. „CoveredBonds“ hingegen, unter denen derPfandbrief seine qualitative Allein-stellung in der Krise nachdrücklichunter Beweis gestellt hat, erfahrenin vielen Regulierungsbereicheneine Privilegierung. Und auch dasmit Recht – waren sie doch langeZeit die einzige langfristige Refinan-zierungsform, die in krisengeschüt-telten Kapitalmärkten jederzeit undzu wettbewerbsfähigen Konditio-nen funktioniert hat, weil Investo-ren dem gesetzlichen Sicherungs-mechanismus dieser Papiere Ver-trauen geschenkt haben. Nur des-halb ist es der Branche auch gelun-gen, die Politik in vielen konstrukti- ven Gesprächen von der Berechti-gung einer Sonderbehandlung zuüberzeugen.
Technische Details unklar
So wurden in den weitgehend ab-geschlossenen Verhandlungen zurEU-EigenkapitalrichtlinieCRDIVCo- vered Bonds als einziger privater As-setklasse bedeutende regulatorischePrivilegien eingeräumt. Vorgesehensind unter anderem ermäßigte Risi-kogewichte für gedeckte Schuldver-schreibungen im Anlagebuch vonKreditinstituten.CoveredBondsqua-lifizieren sich außerdem für den Li-quiditätspuffer, den Banken für denFall eines plötzlichen Liquiditätsbe-darfsvorhaltenmüssen.Fürdiesean-gesichtsderStabilitätundderBedeu-tung der Assetklasse als zuverlässi-gesRefinanzierungsinstrumentsach-lich gebotene privilegierte Behand-lunghatsichauch derVerbanddeut-scher Pfandbriefbanken (vdp) stetseingesetzt.Nach erfolgreichem Abschluss despolitischen Trilogs wirdam Inkrafttreten desCRD-IV-Pakets zum1. Januar 2014 festge-halten. Damit wird dieImplementierung undUmsetzungderneuenEi-genkapitalregeln durchdie Banken in den Vor-dergrund rücken, derentechnische Details wei-ter unklar sind. Als wei-teresbedeutendesRegu-lierungsvorhaben wer-den die Eigenkapitalre-geln für Versicherungs-unternehmen im Rahmen von Sol- vency IIüberarbeitet und verschärft. Auch hier konnten für mindestens„AA“-geratete Pfandbriefe bedeu-tende Erleichterungen ausgehandelt werden.
Auch indirekte Einflüsse
Doch trotz dieser aus Sicht derEmittenten erfreulichen und sach-lich gerechtfertigten Entwicklungen:Noch istder nachhaltige Bestand dergedecktenRefinanzierungnichtgesi-chert. Die traditionsreiche Refinan-zierungsform, deren globale Bedeu-tung seit dem Ausbruch der Finanz-marktkrise vor fünf Jahren nochdeutlich zugenommen hat, ist vonder Ausgestaltung weiterer Regulie-rungsinitiativen, die sich aktuell auf EU-Ebene abzeichnen, in vielerleiHinsicht indirekt berührt.Zu diesen Initiativen zählen die„EU-DirectiveforRecoveryandReso-lutionof CreditInstitutions“ (Krisen-Management-Richtlinie) sowie – in-haltlich eng zusammenhängend –die Ordnungsvorstellungen, die imLiikanen-BerichtzurAbwicklungsys-temrelevanter Banken entwickelt wurden.Beidezielendaraufab,Ban-ken kontrolliert abzuwickeln undFremdkapitalgeber an den Kostender Restrukturierung bzw. Abwick-lung zu beteiligen. Durch dieses so-genannte Bail-in soll der Einsatz vonSteuermittelnim ErnstfallnachMög-lichkeit reduziert oder gar vermie-den werden.
Zwei Aspekte relevant
Ende Juni 2012 hat die EU-Kom-mission den Vorschlag für die Kri-sen-Management-Richtlinie veröf-fentlicht. Zwei Aspekte sind für diePfandbriefbanken im Hinblick auf den Richtlinienvorschlag besondersrelevant: Einerseits müssen CoveredBonds ohne Einschränkungen vonRestrukturierungsprozessen ausge-nommen werden. Bestünde auchnur der Hauch einer Gefahr der Ab-schreibung oder Umwandlung vonPfandbriefen und anderen gedeck-tenPapieren,würdediesausInvesto-rensicht die Sinnhaftigkeit des Co- vered-Bond-Systems nachhaltig inFrage stellen. Die EU-Kommissionhat zwar deutlich gemacht, dass Co- vered Bonds vom Bail-in grundsätz-lichausgenommenbleiben sollen. Eshandelt sich aber derzeit noch umkeine generelle Ausnahme, da derRichtlinienvorschlag bestimmte Ein-schränkungen vorsieht.
Außerdem sieht der Vorschlag die Verpflichtung vor, ein bestimmtesMindestniveau bail-in-fähiger unge-deckter Verbindlichkeiten vorzuhal-ten. Dass dies grundsätzlich gerecht-fertigt ist, ist weithin unstrittig. DerRichtlinienvorschlag gibt eine Reihe von Kriterien vor, die für die Berech-nung dieses Levels maßgeblich seinsollen. Hier wäre eine starre Quote von z.B. 10%, wie sie in einem ers-ten Arbeitsentwurf vorgeschlagen wurde, mit den vielfältigen Ge-schäftsmodellender Kreditwirtschaftinsgesamt, und damit natürlich auchderPfandbriefbanken,schwerinEin-klang zu bringen. Es ist daher von weitreichender Bedeutung, dass beider Bestimmung des Volumens bail-in-fähiger Verbindlichkeiten hinrei-chend Flexibilität für die Berücksich-tigung individueller Geschäftsmo-delle bzw. Refinanzierungsstruktu-ren der Pfandbriefbanken gewähr-leistet ist und dass – anders als beiderFestlegungandererParameterge-schehen – zunächst eine empirischeBestandsaufnahme auf Basis tatsäch-licherBankbilanzenerfolgt,umunge- wollte spätere Wirkungen auszu-schließen. Zu begrüßen ist daher,dassdiegenaueFestlegung indasEr-messen der nationalen Aufseher ge-stellt werden soll.
Verzögerungen drohen
Der Abschluss der politischen Be-ratungen zur Krisen-Management-Richtlinie im Europäischen Parla-ment ist zwar bereits für Ende Märzdes Jahres vorgesehen, Verzögerun-gen sind wegen der hohen Zahl von Änderungsanträgen aber wahr-scheinlich. Erwartet wird, dass dieBeratungen bis zur Jahresmitte an-dauern werden.Die Vorschläge einer unabhängi-gen Expertengruppe zur strukturel-len Reform des Bankwesens in derEU, der sogenannte Liikanen-Be-richt, wurden der EU-Kommission Anfang Oktober 2012 überreicht.Diese sehen unter anderem dieSchaffung einer neuen Gattung vonFremdkapital vor, das von der Auf-sicht bereits im Vorfeld der mögli-chen Insolvenz eines Kreditinstitutszur Abdeckung restrukturierungsbe-dingter Verluste herangezogen wer-den kann. Zusätzlich regt der Be-richt an, den Erwerberkreis für sol-che bail-in-fähigen Bankschuldver-schreibungenaufNichtbankenzube-schränken. Die Emission ungedeck-ter Schuldverschreibungen ist einezwingende Ergänzung der Pfand-briefemission, z.B. um nicht de-ckungsfähiges Geschäft und die vomGesetz und auch von den Rating-agenturen geforderte Überdeckungzu finanzieren. Es liegt auf derHand,dasseine derartmassiveregu-latorische Belastung ungedeckterBankverbindlichkeiten und die Be-schränkung des Erwerberkreises dieEinstandskosten ungedeckter Refi-nanzierung – und damit die Gesamt-kosten der Refinanzierung und letzt-lich die Kreditzinsen für die Kunden– nach oben treiben wird. Ökonomi-sche Modelle mögen einen anderenSchluss nahelegen. Aber die Vergan-genheit hat wiederholt gezeigt, dassderartige Modelle nicht notwendi-gerweise der Marktrealität standhal-ten.EinezusätzlicheBelastungderKre-ditkunden in Form erhöhter Zinsauf-schläge würden auch die Harmoni-sierung interner Risikomodelle unddie Einführung einer Untergrenzefür die Risikogewichte zur Ermitt-lung des regulatorischen Eigenkapi-tals von Immobilienfinanzierungenbedeuten, wie es der Liikanen-Be-richtanregt.DasistimFalldererwie-senermaßen langfristig und konser- vativ ausgerichteten Immobilienfi-nanzierung in Deutschland wedernachvollziehbar noch gerechtfertigt.Der Nachweis, dass die Risikoge- wichte deutscher Immobilienfinan-zierungen allgemein zu niedrig be-messen sind, steht aus – und wirdaus Sicht der Pfandbriefbankennichtzuerbringensein.Einrisikosen-sitives System, das im Grundsatz zubefürworten ist, sollte daher flexibelsein und den niedrigen Risikogehaltdeutscher Immobilienfinanzierun-gen im Vergleich zu anderen Län-dern mit höherer Volatilität und ei-ner geringer ausgeprägten Langfrist-kultur mit geringeren Eigenkapital-
Fortsetzung Seite B2Von
Jens Tolckmitt
Hauptgeschäftsführerdes Verbandsdeutscher Pfandbrief-banken (VDP)
Pfandbriefe werden zu Recht privilegiert
UnerwünschteNebenwirkungendereuropäischenRegulierungprüfenundbeseitigen–KonstruktiveGesprächemitderPolitik
„
,Covered Bonds‘,unter denen derPfandbrief seine quali-tative Alleinstellung inder Krise nachdrück-lich unter Beweisgestellt hat, erfahrenin vielen Regulierungs-bereichen einePrivilegierung.“
„Aus Sicht der Banken laufen die vielfältigen Regulie- rungsmaßnahmen(...) der wünschens- werten Stabilität und Berechenbarkeit der regulatorischenRahmenbedingungenzuwider.“
AUS DEM INHALT
Pfandbriefe werden zu Rechtprivilegiert
Von Jens Tolckmitt
B1Der Pfandbrief behauptet sichimmer wieder
Von Dennis Bach
B4Regulatorische Auswirkungennoch nicht bezifferbar
Von Thomas Ortmanns
B2Keine Blase, nur ein Boom
Von Thomas S. Bürkle
B5Pfandbrief-Pooling für Sparkassenvorteilhaft
Von Dr. Edgar Zoller
B2Der deutsche Pfandbrief ist nicht alternativlos
Von Jürgen Niemeier undChristian Enger
B5Konsortialfinanzierungals Antwort auf Basel III
Von Bernhard Heinlein
B3„Baby-Bunds“ werden erwachsen
Von Dr. Egbert Sauer
B6Emittenten werden genauunter die Lupe genommen
Von Gero Bergmann
B3
Sonnabend, 9. März 2013
Sonderbeilage
Börsen-Zeitung Nr. 48
B1
Börsen-Zeitung, 9.3.2013
SolideundzukunftsfähigeGeschäfts-modelle von Immobilienbanken be-ruhennichtnuraufderFähigkeit,er-tragreiche und hochwertige Kreditezu akquirierenund zu managen. Un-abdingbar ist die Verfügbarkeit undStabilität einer angemessenen Refi-nanzierung.DafüristdieDiversifizie-rung der Refinanzierungsquellenebenso wichtig wie eine breite Pro-duktpalette, umfassendes Kapital-marktverständnis und eine klareStrategie.
Enge Vorgaben im Anmarsch
Als Folge der Finanzkrise siehtsich die Bankenbranche mit zahlrei-chen Reformvorhaben konfrontiert.Bis heute ist unklar, welche Auswir-kungen die Verschärfung der Regu-lierung in ihrer Kumulation auf dieSteuerung und somit die Geschäfts-modellevonBankenhabenwird.Ne-ben den erhöhten Anforderungen anQuantität und Qualität des Eigenka-pitals wird es zukünftig enge Vorga-ben hinsichtlich der Liquiditätsaus-stattung und Refinanzierungsstruk-tur geben. So müssen Banken künf-tiginsbesonderezweiKennzifferner-füllen. Zum einen die LCR (Liquidity Coverage Ratio), die vorsieht, dassBanken unter der Annahme einesStressszenarios für die nächsten30 Tage mehr hochliquide Aktiva wie Bargeld, Notenbank-Guthaben,Staatsanleihen und Pfandbriefe vor-halten, als sie kurzfristige Zahlungs- verpflichtungen haben – auch wenndie Anforderungen Anfang diesenJahresdurchdenEntschlussdesExe-kutiv-Ausschusses des Baseler Aus-schusses für Bankenaufsicht gelo-ckert wurden. Zum anderen dieNSFR (Net Stable Funding Ratio),die eine dauerhafte Zahlungsfähig-keit sicherstellen soll: Mit Blick auf einJahrmüssendiestabilenRefinan-zierungsquellen der Banken höhersein als ihre langfristigen Forderun-gen. Ob und in wieweit auch hiereine Lockerung durch die relevantenGremien erfolgt, ist noch unklar.Festzustellen ist, dass die nach aktu-ellem Stand zur Berechnung vonLCR und NSFR verwendete Defini-tion von hochliquiden Aktiva nichtmit der von der Europäischen Zen-tralbank (EZB) verwendeten Defini-tion übereinstimmt, nach der dieseBanken jederzeit Liquidität zur Ver-fügung stellt, womit zusätzlicherSteuerungsaufwand entsteht.
Starker Einfluss
DiewesentlichenRefinanzierungs-quellen (Einlagen privater und insti-tutioneller Gläubiger, Schuld-scheine im Privatplatzierungsge-schäft, unbesicherte Inhaberschuld- verschreibungen,besicherteWertpa-piere, insbesondere Pfandbriefe, derInterbankenmarkt und Tenderge-schäfte mit der EZB) werden durchdiese Kennziffern verschieden stark beeinflusst. Je nach Geschäftsmo-dell verfügt eine Bank entwederüber alle oder nur über einige dieserRefinanzierungsquellen. Aufgrundder unterschiedlichen Auswirkun-gen der verschiedenen Refinanzie-rungsarten auf die oben genanntenKennziffernistgegebenenfallsdieDi- versifikation innerhalb sowie die Er- weiterung der bestehenden Refinan-zierungsinstrumente aktuell eineder wichtigsten Anpassungsstrate-giender einzelnen Banken. Einlagenprivater und institutioneller Gläubi-ger sind typischerweise Tagesgel-der, Termingelder und Spareinla-gen.BeidieserkurzfristigenRefinan-zierungermittelnBankenProlongati-onsquoten, da Kundeneinlagen er-fahrungsgemäß nach der vertragli-chen Fälligkeit teilweise verlängert werden. Der so ermit-telte Bodensatz der Ein-lagen wird für die Refi-nanzierung des langfris-tigenKreditgeschäftshe-rangezogen.DerdenBo-densatz übersteigendeund schwankende Teilder Kundeneinlagenkann dagegen nur in li-quide Anlageformen in- vestiert werden. Zur Be-rechnung der NSFR sol-len Kundeneinlagen zu-künftig je nach Kunden-gruppe bewertet wer-den. Einlagen von privaten Gläubi-gern und kleineren Unternehmen würden mit einem Anteil von bis zu90% bzw. 80% als Bodensatz be-rücksichtigt, je nach Intensität derGeschäftsbeziehung. Einlagen vongrößeren Unternehmen sollen nurnoch bis zu 50% angerechnet wer-den. Kommen die Einlagen von ei-ner Versicherung oder Bank, sokönnte man diese gar nicht mehrzur Refinanzierung des langfristigenKreditgeschäftes verwenden.Durch die unterschiedlichen An-rechnungsfaktoren haben die ver-schiedenen Einlagen eine unter-schiedliche Wertigkeit im Sinne derRefinanzierung. So haben Bankenbeispielsweise einen hohen Anreiz,Einlagen privater Gläubiger zu ge- winnen.DadasverfügbareEinlagen- volumen in einer Volkswirtschaftsich insgesamt nicht einfach erhö-hen lässt, steigt der Wettbewerbunter den Banken in diesem Ge-schäft und wird zu höheren Verzin-sungen der Einlagen und damit amEnde auch zu höheren Kreditzinsenführen.Schuldscheine als eine weitere wichtigeRefinanzierungsquellewer-den hauptsächlich im Privatplatzie-rungsgeschäft an andere Zielgrup-pen,wieVersicherungenundVersor-gungseinrichtungen, verkauft. Sieunterscheiden sich von Einlagen vorallemdurchdielangenvertraglichenLaufzeiten. Bodensatzannahmendürfen für Schuldscheine dagegennicht getroffen werden, sodass siefürdieBerechnungderNSFRimletz-ten Laufzeitjahr nicht mehr als lang-fristige Refinanzierung anerkannt werden. Die dadurch entstehendeÜberschussliquidität muss dann innach regulatorischen Gesichtspunk-ten liquide Aktiva investiert werden.Unbesicherte Inhaberschuldver-schreibungen werden üblicherweiseam Kapitalmarkt platziert. Die Bank erzielt so mit einer einzigen Emis-sioneingrößeresRefinanzierungsvo-lumen und erreicht neben privatenauch institutionelle Investoren, wiebeispielsweise Rentenfonds oder an-dere Banken. Die regulatorische Li-quiditätsbetrachtung gilt analog derfür Schuldscheine. Daneben gibt eszusätzlich verschiedene InitiativenaufeuropäischerEbene,dieverschie-denen Gläubigergruppen schon beider Anbahnung eines Krisenfalls inunterschiedlichem Ausmaß an einerRestrukturierung zu beteiligen. Diesführt bei Investoren zu erheblicher Verunsicherung, denn nach heuti-gem Stand sind weder die genauen Ausprägungen klar noch ab wel-chem Zeitpunkt welche Gläubiger-gruppen wie betroffen sind.
Sichere Kalkulationsbasis
Pfandbriefe sind nach aktuellerEinschätzung von den zukünftigenregulatorischen Vorgaben wenigerbetroffen. Es werden zwar – analogzu Schuldverschreibungen undSchuldscheinen – keine Bodensätzefür Prolongationen angenommen,aber die Laufzeiten sind üblicher- weise länger, sodass dieser Aspekt wenigerinsGewichtfällt.Außerdemsind sie bei Investoren aufgrund ih-rer Besicherung sowie bei Bankenaufgrund ihrer Anrechenbarkeitzum Liquiditätsvorrat beliebt. UndauchnachSolvencyIIsinddieAnfor-derungen an das vorzuhaltende Ei-genkapitalfürVersicherungengerin-geralsbeianderenAnlagen.InKom-bination mit der hohen Qualität derPfandbriefdeckungsmasse werdenPfandbriefe für Investoren weiterhineineattraktiveAnlagedarstellen.SiebietendemEmittenteneinegünstigeund sichere Kalkulationsbasis übereinen langen Zeitraum und sind imaktuellen Umfeld eine der zuverläs-sigsten Refinanzierungsquellen.Der Interbankengeldmarkt spieltfür die Refinanzierung zurzeit keineRolle. Die Regulierung ist bewusstso gestaltet worden, dass Bankensich untereinander kein Geld mehrleihen, damit im Fall der Insolvenzeiner Bank möglichst wenige andereBankendavon betroffen werden undkeine Dominoeffekte entstehen.Hohe Einlagenbestände bei der EZB,die jetzt als Intermediär zwischenden Banken fungiert, sind eine Kon-sequenz dieser Regulierung.
Vorhaben sehr volatil
Festzuhalten bleibt, dass die Aus- wirkungenaufdieverschiedenenRe-finanzierungsquellen sehr unter-schiedlichsindunddieRegulierungs- vorhabennachwievoreinehoheVo-latilität aufweisen. Die kumulativenLasten, die für die Finanzbrancheund damit gegebenenfalls auch fürdie Volkswirtschaft entstehen, kannman heute in ihrer Gesamtheit nochnicht beziffern. Klar ist aber, dasseine Bank diversifizierte Refinanzie-rungsquellen benötigt, um für dieWirtschaft eine stabile Kreditver-gabe zu gewährleisten. Dies schütztsie gleichzeitig vor ökonomischen,aberauchvordenaktuellenregulato-rischen Unsicherheiten.Regulatorische Rahmenbedingun-gensolltendabeialsLeitplankenver-standen werden, verlässlich seinund immer den notwendigen Frei-raumfürunternehmerischeEntschei-dungen bieten. Ökonomisch sinn- volle Geschäftsmodelle können sichin einem zu engen regulatorischenund vor allem unkalkulierbaren Kor-settnursehrschwerentfalten.Beial-lem Bemühen, den Finanzsektornoch stabiler aufzustellen, muss dieFähigkeit des Bankensektors alsmaßgeblicher Finanzierer einer Volkswirtschaft erhalten bleiben.
Börsen-Zeitung, 9.3.2013
Durch Basel III wird es künftig zu er-höhten Anforderungen an das Liqui-ditätsmanagementvonKreditinstitu-ten kommen. Vor diesem Hinter-grund fassen zahlreiche Sparkassenzunehmend die Alternative einer ge-deckten Refinanzierung ins Auge.Dabei steht der deutsche Pfandbrief als ideale Möglichkeit für eine zu-kunftsorientierte Diversifikation deseigenen Refinanzierungsportfoliosim Mittelpunkt der Betrachtung.
Vorreiterrolle
Der Weg zu eigenen Pfandbrief-emissionen ist für viele Sparkassennicht einfach. Große Herausforde-rungenstellen dabeiderAufbauvonPfandbriefdeckungsmassen, organi-satorische Umstellungen insbeson-dere im Kreditprozess und die Erfül-lung gesetzlicher Voraussetzungendar. Vor diesem Hintergrund bietetdie BayernLB seit dem Jahr 2007Sparkassen einen durch den Deut-schen Sparkassen- und Giroverband(DSGV),Regionalverbände,Landes-banken und Sparkassen gemeinsamentwickelten Mechanismus – dasPfandbrief-Pooling – als vereinfach-tenZugangswegzurgedecktenRefi-nanzierung an. Damit war sie eineder ersten Landesbanken, die einesolcheDienstleistunganbietenkonn-te.
Beim Pfandbrief-Pooling der Bay-ernLB auf der Basis öffentlicher De-ckungswerte,wie zum Beispiel Kom-munaldarlehen,übertragenSparkas-sen Deckungsware an die BayernLB.Die BayernLB nutzt diese Deckungs- ware zur Erweiterung und Diversifi-zierung ihres Pfandbriefdeckungs-stocks. Die Sparkassen erhalten imGegenzuggedeckteRefinanzierungs-mittel oder eine jährliche Vergü-tung.DieSparkassenprofitierenbeidie-serVorgehensweisevonderetablier-ten Pfandbrief-Infrastruktur und derExpertise der BayernLB–inBezugaufdasPfand-briefgeschäftundaufbo-nitätsverstärkende Kre-ditsicherheiten –, diesich die Bank über Jahr-zehnte als einer der gro-ßen Emittenten inDeutschland am deut-schen Pfandbriefmarkterworben hat.Das Pfandbriefpoo-ling-Angebot der Bay-ernLB auf der Basisöffentlicher Deckungs- werte haben die bayeri-schen Sparkassen in den vergange-nen Jahren gut angenommen. Zu-sammenhabensiesichmiteineman-gesammelten Portfolio von circa 500Mill. Euro – bezogen auf das Volu-men – an die Spitze der Pooling-Ge-meinschaften in der Sparkassen-Fi-nanzgruppe gestellt.Bislang haben die bayerischenSparkassen das Pfandbrief-Poolingder BayernLB vorwiegend dazu ge-nutzt, um zusätzliche Erträge zu ge-nerieren. Die Nachfrage nach ge-decktenRefinanzierungenwardage-gen noch überschaubar angesichtsder hohen Kundeneinlagen bei denbayerischen Sparkassen. Das dürftesich zukünftig jedoch ändern.
Bilanzstruktur verschoben
Es ist unübersehbar, dass sich inden vergangenen Jahren der Anteilder täglich fälligen Sichteinlagen beidenKundeneinlagenbeständendeut-lich erhöht hat. Das hat zur Folge,dass sich bei einigen Sparkassen dieBilanzstruktur deutlich verschobenhatundnun langfristigenAusleihun-gen zunächst verstärkt kurzfristigeEinlagen gegenüberstehen. Mit derKonsequenz, dass kurzfristig ange-legteGelderderKundennursehrbe-grenzt zur mittel- und langfristigenRefinanzierung eingesetzt werdenkönnen.Hierbei spielt nicht nur das resul-tierende Zinsänderungsrisiko eineRolle, sondern verstärkt das Liquidi-tätsrisiko. Die neuen Basel-III-Kenn-ziffern LCR (Liquidity Coverage Ra-tio) und NSFR (Net Stable FundingRatio) bestätigen dies. Die Notwen-digkeit einer langfristigen Refinan-zierung rückt daher stärker in den Vordergrund.EinigeSparkassen,ins-besondere solche mit hoher Ausleih-quote, werden deshalb mittelfristigin ihren Refinanzierungsmix ge-deckte Refinanzierungsinstrumenteeinbeziehen.
Angebot ausdehnen
Doch auch das Pfandbrief-Poolingan sich will weiterentwickelt wer-den.ZuBeginnstandenaufgrundhe-rausragender Bonität und der tech-nisch unkomplizierten VerwendungkommunalgesicherteKrediteimVor-dergrund. Doch die BayernLB willebenso wie andere Landesbankenihr Angebot für die Sparkassen er- weitern: In einem nächsten SchrittsolldieZusammenarbeitauchaufhy-pothekarischabgesicherteDeckungs-massen ausgedehnt werden.Dieses Angebot ist für Sparkassenin mehrfacher Hinsicht interessant.Hält doch der Gesamtprozess vonder Qualifizierung der Pfandbrief-Deckungsmasse bis zur Emission von Pfandbriefen viele Herausforde-rungen bereit.
Prozesse optimieren
Über die Beteiligung am Poolingerhält die Sparkasse einen Einblick in die Anforderungen zur Produk-tion von Deckungsmassen und kannso ihre eigenen Bearbeitungspro-zesse optimieren und weiter qualifi-zieren. Neben den konkreten Hilfe-stellungen können auch die Erfah-rungen anderer Sparkassen genutzt werden. Ein Erfahrungsaustauschkann zum Beispiel wertvolle Tippsfür die Organisation und Qualifika-tion des eigenen Gutachterwesensgeben. Insgesamt kann hierdurchZeiteingespartwerdenundmitüber-schaubaren eigenen MöglichkeitenZugang zu einer pfandbriefbasiertengedeckten Refinanzierung geschaf-fen werden.Gerade wenn eine Sparkasse mitder Produktion der Deckungsmassebeginnt, ist es hilfreich, wenn nochnicht alle Aufgaben eines Pfand-brief-Emittenten übernommen wer-denmüssen.BestimmteAufgabener-ledigt der Pooling-Partner an zentra-ler Stelle: Hier werden Deckungs-massen zusammengeführt, eine hö-here Diversifikation der Deckungs-masseerreicht,mehrereLaufzeitbän-der bedient und größere Emissions-paketegeschnürt,dieamMarktplat-ziert werden können und so auchleichtereinexternesRatingerhalten.Insbesondere für die alle zwei Jahrefällige Deckungsprüfung durch ei-nen Wirtschaftsprüfer im Auftragder Bundesanstalt für Finanzdienst-leistungsaufsicht (BaFin) liegt die verantwortliche Arbeit in erster Li-niebeider„poolenden“Landesbank.
Selbst wenn das Pfandbrief-Poo-ling nur eine Durchgangsstation fürdie Sparkasse auf dem Weg zur ers-ten eigenen Pfandbrief-Emission dar-stellt, liegen die Vorteile auf derHand: kompetente Begleitung,schrittweiseErfahrung, früheErfolgs-erlebnisse und ein Partner, der in der Verantwortung für die hohen Quali-tätsansprüche des Pfandbriefs steht.
Fokus aufs Wesentliche
Wenn größere Sparkassen dannnoch den Schritt zur Eigenemissiongehen wollen, können sie sich auf die damit verbundenen weiterenHürden konzentrieren. Dazu zählenunteranderemderAntragbeiderBa-Fin für eine Pfandbriefbanklizenz,der Aufbau eines eigenen Deckungs-stocks, die Suche eines geeignetenTreuhänders und das Umsetzen ei-nes eigenen, auf Dauer ausgelegtenEmissionskalenders und -prozesses.Das Pfandbrief-Pooling hält fürdie Sparkassen viele Vorteile bereit:Zügige Hinführung zur gedecktenRefinanzierung, eine professionelleUnterstützung bei den ersten Schrit-ten in der Deckungsmassenproduk-tion, schnelle Erfolgserlebnisse auchfür überschaubare Volumina. SelbstEigenemittenten können durch dieNutzung breiterer Laufzeitbänderoder nicht ausreichend diversifizier-terDeckungsmassezusätzlichenNut-zen generieren.
Fortsetzung von Seite B1
anforderungen honorieren.
Noch istoffen, wie die jüngsten InitiativenaufEU-Ebenekonkretumgesetztwer-den. Aus Sicht der Banken laufen die vielfältigen Regulierungsmaßnah-men, die im Gefolge der Finanzkriseangestoßen worden sind, der wün-schenswerten Stabilität und Bere-chenbarkeitderregulatorischenRah-menbedingungenzuwider.Eineregu-latorische Verschnaufpause wäre füralle Beteiligten sinnvoll. Sachgerecht wäre es etwa, das Zusammenspielder unterschiedlichen Regulierungs- vorhabennuneiner umfassendenBe- wertung hinsichtlich ihrer kumulati- ven Wirkungen zu unterziehen. Da-beiwäreninsbesonderediekumulier-ten Wirkungen auf unterschiedlicheGeschäftsmodelle zu berücksichti-gen – und zwar idealerweise zuerstim Labor und nicht gleich am leben-den Objekt. Auf einer solchen Basisließen sich schließlich geeigneteEmpfehlungenfürweitereregulatori-sche Schritte nachvollziehen undbegründen.
Eine sorgfältige Wirkungsanalyse wäre auch wünschenswert, weil sichtiefgreifende Veränderungen der Aufsichtslandschaft in Europa ab-zeichnen, Stichwort Bankenunion.Bei der vom Europäischen Rat Ende2012 beschlossenen Verlagerung wichtiger Aufsichtsfunktionen auf die europäische Ebene gilt für diePfandbriefbanken: Die Bewahrungder besonderen Qualität des Pfand-briefgesetzes und der Aufsichtskom-petenzderBundesanstaltfürFinanz-dienstleistungsaufsicht (BaFin) inDeutschlandhabenoberstePriorität.Soll die Vorbildfunktion des Pfand-briefs für nachhaltige und verant- wortliche Kreditvergabe und stren-gen Anlegerschutz auch in Zukunftgewährleistet bleiben, darf wederdasPfandbriefgesetzimZugederan-stehendenHarmonisierungdeseuro-päischen Aufsichtsrechts verwässert werden noch an der langjährigenund bewährten Spezialaufsicht derBaFin über die Pfandbriefemittentengerütteltwerden.Nichtumsonsthan-delt es sich um einen der wenigenBereichedesBankrechts,diebisheu-te nicht europäisch harmonisiertsind.Doch unabhängig von der künfti-gen Verteilung der Aufsichtsaufga-ben gilt: Die Privilegierung gedeck-ter Schuldverschreibungen wird nurdann dauerhaft aufrechtzuerhaltensein, wenn die hohe Qualität dieserInstrumente gewahrt und aktiv wei-terentwickelt wird und sie Bankenauch in schwierigen Zeiten verlässli-chen Zugang zum Kapitalmarkt bie-ten. Die Emittenten wissen: Die An-gemessenheit der aufsichtlichen Pri- vilegierung steht kontinuierlich auf dem Prüfstand – und sie unterneh-men alles, um die hochwertige Kre-ditqualität gedeckter Schuldver-schreibungen in der Wahrnehmungder Investoren und Regulatorennicht zu verwässern.Die Branche hat – bei allen gegen- wärtigen Unwägbarkeiten – Grundzur Zuversicht, dass sich ihre Argu-mente durchsetzen. Vor einigen Wo-chenwarnte etwa dieG30,der Wirt-schaft fehlten langfristige Finanzie-rungsmöglichkeiten. Auch die EUhat das im Blick und arbeitet derzeitan einem entsprechenden Grün-buch, das sich der Förderung lang-fristiger Finanzierungsformen wid-met. Der Pfandbrief ermöglicht seitüber 240 Jahren die langfristige Fi-nanzierung der Realwirtschaft. Umdiese Finanzierungsfunktion desPfandbriefs nachhaltig zu stärken,sollten unerwünschte Nebenwirkun-gen der neuen Regelungen geprüftund beseitigt werden, bevor sie ver-abschiedet werden.
Regulatorische Auswirkungen noch nicht bezifferbar
ZahlreicheReformvorhabenaufdemWeg–StrategischeAnpassungderRefinanzierungsinstrumenteistTeileineserfolgreichenGeschäftsmodells
„Pfandbriefe bietendem Emittenten eine günstige und sichere Kalkulationsbasis über einen langenZeitraum und sind im aktuellen Umfeld eine der zuverlässigs- ten Refinanzierungs- quellen.“ „Klar ist, dass eine Bank diversifizierte Refinanzierungsquel- len benötigt, um für die Wirtschaft eine stabile Kreditvergabe zu gewährleisten.Dies schützt sie gleichzeitig vor ökonomischen, aber auch vor den aktuel- len regulatorischenUnsicherheiten.“
Von
Thomas Ortmanns
Mitglied des Vorstandsder Aareal BankVon
Edgar Zoller
Stellvertretender Vorsit-zender des Vorstandsder BayernLB undMitglied des Vorstandsdes Verbandsdeutscher Pfandbrief-banken (VDP)
PfandbriefewerdenzuRecht...
„Die Privilegierung gedeckter Schuldver- schreibungen wird nur dann dauerhaft aufrechtzuerhaltensein, wenn die hohe Qualität dieser Instrumente gewahrt und aktiv weiterent- wickelt wird und sie Banken auch inschwierigen Zeitenverlässlichen Zugang zum Kapitalmarkt bieten.“
Pfandbrief-Pooling für Sparkassen vorteilhaft
VereinfachterZugangzurgedecktenRefinanzierung–UnterstützungbeiderDeckungsmasseproduktion
B2
Börsen-Zeitung Nr. 48
Sonderbeilage
Sonnabend, 9. März 2013
Börsen-Zeitung, 9.3.2013
DieNachfrageistgroßundweiterge-stiegen.Umrund25%gingendieIn- vestitionen in Gewerbeimmobilienund Wohnimmobilienportfolios amdeutschen Immobilienmarkt im Jahr2012 nach oben, auf insgesamt 36Mrd. Euro. Dieser Zuwachs warnicht erwartet worden: Zum einen, weil sich das Interesse der Investo-ren immer noch sehr stark auf Core-Objekte, also Immobilien in Bestla-gen mit hervorragender Ausstat-tung, konzentriert und zum ande-ren, da den Banken vorgeworfen wurde, sie würden sich zunehmendbei der Finanzierung von Immobi-lien–außerinderprivatenBaufinan-zierung – zurückhalten.In der Tat haben sich die Rahmen-bedingungen für gewerbliche Immo-bilien- und Portfoliofinanzierungenseit dem Ausbruch der Finanzmarkt-kriseim Jahr 2008 nachhaltig verän-dert. Die Gründe dafür sind jedoch weniger in einer Furcht der Banken vor möglichen Übertreibungen amdeutschen Immobilienmarkt zu se-hen. Denn der deutsche Markt er- weist sich auch im schwierigen Um-feld der europäischen Staatsschul-denkrise als ausgesprochen robustund stabil. Das ist nicht zuletzt einmaßgeblicher Grund für das großeInvestoreninteresse. Vielmehr wird die Kreditvergabe-praxis der Banken zunehmend vondenaufsichtsrechtlichenAnforderun-gen beeinflusst, die in den letztenJahren immer mehr verschärft wur-den.DieseRegulierungen–insbeson-dere des Baseler Bankenausschus-ses, kurz Basel III – sollen die Ban-ken widerstandsfähiger gegenüberschwerenKrisen der Finanz- und Ka-pitalmärkte machen. Ein wichtigesElement dafür ist es, die Eigenkapi-talausstattungderBankenzuverbes-sern. Dazu wurden neue Mindestan-forderungen an den Umfang und dieQualität des Eigenkapitals festge-legt. Das hat Auswirkungen auf dasKreditgeschäft, da sich die Höhe deserforderlichen Eigenkapitals nachBasel III an der jeweiligen Risikoge- wichtung der Aktiva ausrichtet. Kurzgesagt, je mehr Eigenkapital unter-legt werden muss, desto größer sinddieKostenbeiderKreditvergabe.Da-rüber hinaus achten Banken und Re-gulatoren verstärkt auf eine bessereGranulierung der Kreditbestände.Zielistes,Klumpenrisikenzuvermei-den und die Folgen des Ausfalls ein-zelner Kreditnehmer zu begrenzen.
Folgen bereits erkennbar
DieFolgenderBaselerRegulierun-gen lassen sich schon heute erken-nen. Es gibt in der Kreditwirtschafteinen klaren Trend zu kleineren Fi-nanzierungsvolumina. Dies trifftsich jedoch nicht mit den Interessender Investoren. Nach wie vor bestehtamMarkteineNachfrage nachgroß- volumigen Finanzierungen. So ka-men im Jahr 2012 die zehn größtenInvestments am deutschen Immobi-lienmarkt auf ein Gesamtvolumen vonrund9Mrd.Euro.Dasistgutein VierteldesgesamtenTransaktionsvo-lumens des vergangenen Jahres. Da-runter befanden sich vermehrtgroßeWohnimmobilien-portfolios, denn derzeitstehen viele davon zurRefinanzierung an. AlsEinzelfinanzierun-gen sind solche großvo-lumigenInvestments fürdie Banken jedoch, wiedargelegt, zunehmendschwieriger darzustel-len. Es ist deshalb zu er- warten, dass vor allemgroßvolumige Portfolio-finanzierungen ver-stärkt kooperativ finan-ziert werden. Die klassi-sche Form der kooperativen Finan-zierung ist die Konsortialfinanzie-rung. Hier gibt es verschiedene Aus-prägungen. Diese reichen vom ClubDeal, bei dem mehrere Bankengleichzeitig entweder zusammenoder gebündelt über einen Konsorti-alführer dieVerhandlungen mit demInvestor führen, bis zur nachträgli-chen Syndizierung, also der Ausplat-zierung von Teilen des Darlehensauf andere Institute, nachdem eineBank die Gesamtfinanzierung zu-nächstalleinaufdas eigeneBuch ge-nommen hat. Zwischen diesen bei-den Polen sind viele weitere Spielar-ten bekannt.Nun ist die Konsortialfinanzie-rung in den letzten Wochen jedochimmerwiederindieDiskussiongera-ten. Sie sei zu teuer, wird ihr vorge- worfen, da es zu wenig gleich starkeBanken gebe und somit dasschwächste Institut den Preis be-stimme. Hinzu kämen umfangreiche Abstimmungsprozesse zwischen denKonsorten, sodass diese Form der Fi-nanzierung in hohem Maße schwer-fällig und unflexibel sei und viel ju-ristischen Beratungsaufwand erfor-dere.Es ist sicherlich richtig, dass dieEntscheidungsprozesse bei Konsorti-alfinanzierungen komplexer sind alsbei Einzelfinanzierungen. Dem kann jedoch durch eine sorgfältige Vorab-stimmung von Prozessen und Krite-rien zwischen den Konsortialpart-nern begegnet werden, um im Be-darfsfall schnell handlungsfähig zusein. Um den Abstimmungsbedarf mit Konsortialpartnern außerhalbdes eigentlichen Finanzierungsge-schäfts zu reduzieren, haben wir beider MünchenerHyp entsprechendeMaßnahmen getroffen. Diese begin-nen damit, dass wir mit Konsortial-partnerneinenregelmäßigenunden-gen Kontakt pflegen. Dazu gehörtauch, sich bereits im Vorfeld grund-sätzlich über den einheitlichen Um-gang mit Parametern, wie zum Bei-spiel Bewertungskriterien, zu ver-ständigen. Darüber hinaus haben wir mit manchen Partnern bereitsMusterverträge ausgearbeitet, diedazu dienen, den Abstimmungsbe-darf während der Verhandlungen zureduzieren. Auch der Preis spricht vielfachnichtgegen,sondernfüreineKonsor-tialfinanzierung. Eine große oderkomplexe Einzelfinanzierung kostetden Kreditnehmer in der Regelmehr. Denn bei einer Einzelfinanzie-rungträgt eine Bankdas gesamteRi-siko allein, und das wirkt sich nachdenVorgabenvonBasel IIIerheblichstärker auf die Darlehenskonditio-nen aus. Darüber hinaus sind nurnoch wenige Banken bereit oder inder Lage, große Finanzierungen abeinem Volumen von 100 Mill. EurokomplettalleinaufdieBilanzzuneh-men. Dieses Alleinstellungsmerkmallassen sich diese Institute häufig be-zahlen.DerKundekannzudemgrundsätz-lich selbst entscheiden, ob er nur mitdemKonsortialführeroderbeigröße-ren Clubs mit allen Mitgliedern be-ziehungsweise Konsorten verhan-deln will. Somit entscheidet derKunde mit über den Aufwand, dener betreiben will. Insofern kann derKunde auch bei einer Konsortialfi-nanzierung davon profitieren, allesaus einer Hand zu erhalten. Aber auch fürdie Kredit gebendenBanken hat die Konsortialfinanzie-rung deutliche Vorteile. Diese liegen vor allem in einer besseren Vertei-lung der Risiken, da sich diese auf mehrere kleinvolumigere Finanzie-rungen verteilen. Das wirkt sichauch positiv auf die Risikogewich-tung der Aktiva nach denRegularien vonBasel III aus. Ebenfalls ließe sichein Ausfall des Darlehens besser ver-kraften, da sich das Kreditvolumenauf mehrere Schultern verteilt. DasRisiko eines jeden Konsortialpart-ners, durch ein hohes Klumpenrisikoin eine Schieflage zu geraten, wirddamitreduziert.IndirekttragenKon-sortialfinanzierungen damit auch zueiner Stabilisierung des Immobilien-finanzierungsmarktes und des Ban-kensystems bei.
Intensive Abstimmung nötig
Alles in allem sind derzeit die Im-mobilien- und Finanzierungsmärktenoch deutlich von den Nachwirkun-gen der Finanzmarkt- und Staats-schuldenkrise geprägt. Aber auch wenn sich die Rahmenbedingungen wieder normalisiert haben, wird esbeigroßvolumigenImmobilienfinan-zierungen weiterhin vor allem umeine Frage gehen: Wie lassen sichdas enger geschnürte regulatorischeKorsettderBankenunddieFinanzie-rungswünscheder Investoren in Ein-klang bringen? Unseres Erachtensheißtdie Antwort dannnoch immer:mit der Konsortialfinanzierung.DenndieseträgtsowohldenKunden-bedürfnissen nach einer attraktivenFinanzierung als auch den Anforde-rungen an eine ausgewogene Risiko- verteilung der Banken am effektivs-tenRechnung. Um dieseVorteile zurGeltung zu bringen, erfolgt idealer- weise eine intensive und perma-nente Abstimmung von ProzessenundKriterienzwischendenKonsorti-alpartnern. Diese ermöglicht dannSchnelligkeit und Zuverlässigkeitbei der Durchführung der konkretenFinanzierung.
Börsen-Zeitung, 9.3.2013
Das aktuelle Umfeld am Kapital-markt ist auch zu Beginn des Jahres2013vonzweibedeutendenEinfluss-faktoren geprägt. Zum einen habendieRegulierungsvorhaben,dieinBe- wältigung der Finanzkrise einge-setzt haben und in deren Mittel-punkt die Stabilisierung und Ent-flechtung des Finanzsystems stehen,dazu beigetragen, dass die unge-deckte Refinanzierung über den Ka-pitalmarkt für die meisten Bankendeutlich teurer geworden ist. Zumanderen prägen die Auswirkungender europäischen Staatsschulden-krise die Märkte weiterhin.Zwar haben sich die Renditeab-stände etwa zwischen spanischenund deutschen Staatsanleihen nachder Entscheidung des Rats der Euro-päischen Zentralbank (EZB), einOutright-Monetary-Transactions-ProgrammfürdenunbegrenztenAn-kauf von Staatsanleihen der Krisen-länder zu installieren, deutlich ver-ringert. Die Unterteilung der Wäh-rungsunion am Kapitalmarkt in einKerneuropa und die Peripheriescheint aber dennoch zementiert.Dies gilt nicht nur für Staaten, son-dern auch nach wie vor für Banken.Institute aus Südeuropa traten imletzten Quartal 2012 und zu Beginndes aktuellen Jahres wieder ver-mehrt mit Covered Bonds und Se-nior-Emissionen am Markt auf. Da-bei stießen sie vor dem Hintergrundeines historisch niedrigen Zinsum-felds,einersichabschwächendenRi-sikoaversion und gleichzeitig stei-gendem Renditehunger der Investo-ren auf gute Nachfrage nach ihrenEmissionen. Die Renditeaufschläge,die sie hierbei zu zahlen hatten, un-terscheiden sich aber nach wie vordeutlich von denen deutscher Insti-tute. So konnten Pfandbriefbankenin der zweiten Jahreshälfte 2012und in den ersten Handelswochen2013 gedeckte Emissionen zu seit2008 nicht mehr gekannt günstigenKonditionen begeben.Nicht nur vor diesem Hintergrundspielt der Pfandbrief im Refinanzie-rungsmixvielerspezialisierterPfand-briefbanken eine herausragendeRolle. Mit einem Anteil von mehr als 70% ander gesamten Kapital-marktrefinanzierung ister auch für die BerlinHyp das wichtigste Refi-nanzierungsinstrument– aus gutem Grunde: Erstellt eine sehr kosten-günstige Fundingquelledar und ermöglicht deremittierenden Bank eine wettbewerbsfähige Kon-ditionengestaltung im Aktivgeschäft. Er ge-nießt hohe Wertschät-zungbeidenInvestorenundderPoli-tik. Dies führt dazu, dass der Pfand-brief ein sehr zuverlässiges Refinan-zierungsinstrument ist, das auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten vonInvestorengekauftwird.Denein-drucksvollstenBeweishierfürliefertedas Premiumprodukt des Covered-Bond-Marktes in den Hochzeiten derBankenkrise 2008/2009 als vieleMärkte nicht zur Verfügung standen,Pfandbriefe aber weiterhin platzier-barwaren.DassderPfandbriefeinsozuverlässiges Refinanzierungsinstru-ment ist, verdankt er zweifellos derStärke seines gesetzlichen Rahmensund seiner makellosen Historie. Soist seit 1899, als der Vorgänger desheutigen Pfandbriefgesetzes, das Hy-pothekenbankgesetz, in Kraft trat,noch nie ein Pfandbrief ausgefallen.
Vertrauen ist gerechtfertigt
Das von den Investoren entgegen-gebrachte Vertrauen ist auch in Zu-kunftzurechtfertigen.Die beständigerfolgendenAnpassungendesPfand-briefgesetzeszielen daherdarauf ab,dieProduktqualitätweiterzuverbes-sern und die Transparenz zu erhö-hen. Gleichzeitig ist es wichtig, dassder Produktnamen nicht verwässert wird,wasauchbeinhaltet,dieUnter-schiede zu anderen Covered Bondsgegenüber Investoren herauszu-stellen. Dies gilt umso mehr in Be-zug auf neue Produkte, die als Co-
Fortsetzung Seite B4
EmittentenwerdengenauunterdieLupegenommen
EigentümerstrukturundFinanzkraftimmerwichtiger
Von
Gero Bergmann
Mitglied des Vorstandsder Berlin HypVon
Bernhard Heinlein
Mitglied des Vorstandsder MünchenerHypothekenbank
Konsortialfinanzierung als Antwort auf Basel III
KooperativeFinanzierunggroßvolumiger Portfolios wird zunehmen–Lohnend füralle Beteiligten– AusgewogenereRisikoverteilung beiBanken möglich
„Indirekt tragenKonsortialfinanzierun- gen auch zu einer Stabilisierung des Immobilienfinanzie- rungsmarktes und des Bankensystems bei.“
Sonnabend, 9. März 2013
Sonderbeilage
Börsen-Zeitung Nr. 48
B3
Ihre Neugier belohnen
Alles, was Sie lesen wollen.
Jederzeit. Überall. Auf jedem Gerät.
Keine Verpflichtung. Jederzeit kündbar.