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Börsen-Zeitung, 19.4.2013
Wir haben überlebt: Der 21. Dezem-ber 2012 war nicht das Ende derWelt, auch wenn manch einer dasaus dem Maya-Kalenderherauslesen wollte. Dennoch: Die Welt ist imWandel, besonders die Welt derstrukturierten Produkte.Im Zeichen von Krise, mehr Regu-lierung, Misstrauen und Kosten-drucklassensichdreiglobaleTrendsausmachen: mehr Transparenz, zen-trale Abwicklung und Rückgewin-nungdesAnlegervertrauens.Dieein-zelnen Märkte gehen dabei unter-schiedlich vor: Vom kaputt regulier-ten Handel in Korea und einemstreng überwachten Produkte- undKomplexitätswachstum in Hong-kongbishinzumgrößtenteilsaußer-börslichen und somit nichtregulier-ten Handel und einer wahren Pro-duktflut in Deutschland.
Konsolidierung fällt aus
Im Ost-West-Vergleich lässt sichin Europa eine fortschreitende Frag-mentierung beobachten, währendin Asien eher das Gegenteil stattfin-det.GemeinsamistdenMärktenhin-gegen, dass die von vielen erwarteteKonsolidierung unter den Marktteil-nehmern bisher nicht stattgefundenhat – mit Ausnahme des koreani-schen Marktes. Der Trend hin zuMaßschneiderung und Besicherungscheint global neue Kundenpoten-zialezuöffnenundsomitneueEmit-tenten anzulocken. Der Zugang istallerdings auf die Anbieter mit derbesten Technologie beschränkt, dieanderen werden das Nachsehen ha-ben.
Für weltweites Aufsehen sorgteim Frühjahr 2012 der Regulator inKorea:Umden MarktfürEquity-Lin-kedWarrants zu „beruhigen“, wurdeMarket Makern untersagt, engereGeld-Brief-Spannen als 15% zu stel-len. Privatanleger sollten mit Privat-anlegern handeln, das war das er-klärte Ziel. Doch bei strukturiertenProdukten werden Anlegerordersauch börslich meist ge-gen einen Emittentenausgeführt, deshalbkam es fast über Nachtzum Kollaps des zweit-größten Marktes derWelt. Anleger wichenauf alternative Produkteoder alternative Märkteaus, z.B. Hongkong.Hongkong blieb auch2012 die weltweit um-satzstärkste Börse. DerRegulator hielt sich beider Neuzulassung vonProdukten zurück, griff aber nicht in den Handel ein. Und während in Europa noch viele Anle-ger an der Seitenlinie warten, sindsie in Hongkong um die Jahres- wende schon wieder voll eingestie-gen. Umso erfreulicher, dass mit dertechnischen Anbindung der erstenMarktteilnehmer aus Hongkong anScoach Europa die erste interkonti-nentale Brücke für strukturierte Pro-dukte fertiggestellt worden ist. So-mit sind der umsatzstärkste und derproduktreichste Markt miteinander verbunden. Aufgrund der Zeitver-schiebungkönnenqualifizierteAnle-ger in Hongkong fast rund um dieUhr in einem regulierten Umfeldhandeln.In Japan dagegen gibt es – das sa-gen die Marktteilnehmer – den der-zeit am stärksten wachsenden OTC-Markt für Anlagezertifikate welt- weit.Haupttreiber sind die massivenSparguthaben auf japanischen Kon-ten und die seit Jahrzehnten sehrniedrigen Zinsen. Beides zwingt An-leger auf die Suche nach rentablen Alternativen.NochistdieseEntwick-lung allerdings auf das Private Ban-king und den außerbörslichen Han-del beschränkt. Börslicher HandelkönntehiereinenbreiterenMarkter-schließen.In Europa sind die Umsätze mas-siv eingebrochen. Um das Anleger- vertrauen zurückzugewinnen, star-tet die Nyse Euronext einen Börsen-dienst für Privatanleger: Die soge-nannte „Retail Matching Facility“.Ob das die richtige Antwort auf die Vertrauenskriseist, wird sich zeigen.Emittenten jedenfalls wollen ausKostengründen den außerbörslichenHandel weiter vorantreiben odernach einer kostengünstigeren börsli-chen Alternative Ausschau halten. Auf diese Bedrohung reagierend,führte die länderübergreifende NyseEuronext, die 2012 die Börse mitdeneuropaweitenmeistenAbschlüs-seninstrukturiertenProduktenblieb,im ersten Quartal 2013 ein neuesPreismodell ein.Die Schweiz dagegen bleibt in denBereichenMaßschneiderungundBe-sicherungweltweitführend.Dasaus-stehende Volumen ist mit 176 Mrd.sfr (Stand November 2012) sehr be-achtlich – vor allem, wenn man be-denkt, dass Floored Floaters ausge-nommen sind und die zur Gewin-nung dieser Zahl einbezogenen Ban-ken seit 2005 von 122 auf 77 gesun-ken ist.Im Handel strebte der Markt inRichtung Fragmentierung und au-ßerbörslicher Handel. Auslöser istder immense Kostendruck, dem sichEmittenten gegenübersehen. Damitgeht eine Abkehr von der Transpa-renzeinher,undesentstehendenun-terschiedlicheInteressenlageninner-halb der Branche – das alles im Zei-chen veränderter Regulierungen. ImJahr 2013 stehen die ersten Ent- würfe für das neue Finanzdienstleis-tungs- und das neue Finanzinfra-strukturgesetz an.
Produktflut unausweichlich
Es besteht die Gefahr, dass einrein kostenorientierter Wettbewerbdie Qualität eines Börsenstempels,und damit die Glaubwürdigkeit derProdukte reduziert. Zudem könntedieEntwicklungzueinemunkontrol-lierbaren Produktwachstum führen, wie wir es in Deutschland beobach-ten: Der Zusammenhang zwischendem Marktanteil bei den ausstehen-denProduktenunddemumsatzbezo-genen Marktanteil zwingt die Emit-tenten förmlich, immer neue Pro-dukte auf den Markt zu bringen. Dermit einer Fragmentierung einherge-hendeWegfallvonMarkteintrittsbar-rieren könnte die Listingaktivität inder Schweiz zudem noch weiter be-feuern. Allerdings gehen die jüngs-ten Entwicklungen im SchweizerMarkt wieder in eine andere Rich-tung, und man darf gespannt sein, wo sich die Marktstruktur letztlicheinpendeln wird.Produktflut und eine außerbörsli-che Dominanz im Privatanlegerhan-del in Hebelprodukten sind inDeutschland bereits heute Realität.EsgibtkeineneinheitlichenMarktre-port und keine Mistrade-Statistik. Vermutlich weiß selbst der Regula-tor nicht, wie viel tatsächlich instrukturierten Produkten mit Privat-anlegern umgesetzt wird.
Gesetzlich noch alles möglich
Der regulatorische Schwerpunktliegt derzeit auch eher auf der Pro-duktdokumentation.Nachder natio-nalenEinführungvon„Produktinfor-mationsblättern“ werden künftig wohlZigtausende Seitenan zusätzli-cher Dokumentation für die angebo-tenen Produkte erstellt. Dies könntezu einer Standardisierung der Aus-zahlungsstrukturenführen,dürfteje-doch aufgrund der Automatisierung
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Strukturierte Anlageprodukte
 
Börsen-Zeitung, 19.4.2013
Noch vor wenigen Jahren hätte eskaum jemand für möglich gehalten,dass der weltweite Markt für pas-sive, indexorientierte Produkte einMulti-Billionen-Dollar-Markt wer-den würde. Allein das Volumen derbörsengehandelten Indexfonds (so-genannte Exchange Traded Fundsoder kurz ETF) beträgt mittlerweilemehr als 1,8 Bill. Dollar, hat das Re-searchhaus ETFGI im Februar 2013gemeldet. Aber das Angebot von passivenProduktenistnochweitgrößer.Zähltman weitere Anlageprodukte hinzu,bei denen kein aktives Managementinvolviertistunddieregelbasiertvor-gehen, wie Zertifikate, Options-scheine, regelbasierte Investment-fondsundpassiveMandate,dannbe-trägt das verwaltete Volumen sogarmehr als 8 Bill. Dollar. An manchenStellen wird nun Kritik laut, damit wäre das Ende der Fahnenstangeerreicht. Auch bei bekannten Indizes wie S&P500, EuroStoxx50 oderDax könnte irgendwann der AppetitderInvestorenerschöpftsein,daraubasierende Produkte einzukaufen.Dieser Punkt mag ir-gendwann erreicht sein,aber der Markt hat sichlängst bedeutend ent- wickelt.Die größten Wachs-tumschancen sehen wirneben den klassischenIndizes auch bei passi- ven Produkten, die Indi-zes mit zusätzlichenoder abweichenden Re-geln abbilden als bishergewohnt. Solche neuenIndexvarianten gewich-ten zum Beispiel dieIndexmitglieder nach alternativenKriterien oder kombinieren den In-dex mit einer Währungsabsiche-rung. Das Ziel ist, die Anlagewün-sche von Investoren noch besser zuerfüllen. SolcheIndizes werden häu-fig als Smart-Beta oder Beta-Plus be-zeichnet, was zu Deutsch in etwaeine „bessere Marktabbildungbe-deutet. In einer Zeit mit vielfältigenHerausforderungen an den Kapital-märkten schauen Investoren vielstärker als früher auf mögliche Risi-ken oder Schwächen traditioneller Anlagekonzepte. Darauf mit SmartBeta zu antworten, darin sehen wireinen der wichtigsten Wachstums-trends im Asset Management.Worum geht es bei Smart Betagenau? Grundsätzlich ist die Idee,bekannte Konzepte weiterzuentwi-ckeln und anschließend die neuen Varianten im Paket anzubieten,nicht neu. Um es anschaulich zu ma-chen, könnte man auf eine ähnlicheEntwicklung in der Automobilindus-trieschauen.FrüherwaresbeiAuto-begeisterten üblich, sich ein neues Auto zu kaufen und es zu einemSpezialausstatter, umgangssprachlich„Tuner“ genannt, zu bringen. Dort wurdendie neuenSitze wieder raus-gerissen, um die gewünschte indivi-duelle Ausstattung einzubauen. SeiteinigerZeit haben dieAutoherstellerdiesen Markt für sich entdeckt, nunkann man individuell ausgestattete Autos direkt ab Fabrik kaufen.
Zusatzfunktion eingebaut
 Auf die Finanzbranche übertragenbedeutet die Einführung von Smart-Beta-Indizes eine ähnliche Entwick-lung. Heute können wir Anlageprodukte anbieten, die einezusätzliche Funktion erfüllen, diefrüher erst nachträglich eingebaut werden musste. Nehmen wir an, einInvestor hat ein Anlageprodukt imDepot, das in den vergangenenMonaten eine starke Wertentwick-lung gezeigt hat, die zu einemgroßen Teil auf eine Währungsauf- wertung zurückzuführen war. DiesistzumBeispielbeimbrasilianischen Aktienmarkt der Fall. Wenn derInvestor Zweifel hat, ob dieser Wäh-rungstrend anhält, könnte er soeinebisher weitverbreiteteLösungeinen nachträglichen Schutz vorWährungsunterschieden, ein „Cur-rency Overlay“, vornehmen. Diese Vorgehensweise wurde vor allem vonInvestorenmitsehrgroßenPort-folien genutzt. Der neue Weg –Smart Beta – dagegen würde darinbestehen, in ein passives Anlage-produkt umzuschichten, das einegegen Währungsrisiken weitestge-hend geschützte Variante einesbrasilianischen Aktienindex abbil-det.DerVorteil:DerInvestorhatnurein einziges Anlageprodukt fürdiesen Zweck im Depot und musssich nicht um die Abstimmung zwi-schen Overlay und Basisinvestmentkümmern. Auch die Gewichtungen vieler In-dizes werden von vielen Investorenimmer stärker kritisiert. In der Tathaben sich viele Indizes weltweitdurchgesetzt,diedahinterstehendenRegeln sind dagegen für man-
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Von
Reinhard Bellet
LeiterPassive Vermögens-verwaltung, DeutscheAsset&WealthManagement,Deutsche BankVon
Christian Reuss
CEO ScoachEuropa AG
Vermessung der Welt der strukturierten Produkte
GlobaleTrendssind mehrTransparenz,zentrale Abwicklungund Rückgewinnung des Anlegervertrauens –Außerbörslicher Handellegt zu
AUS DEM INHALT
Vermessung der Weltder strukturierten Produkte
Von Christian Reuss
 B1Credit Linked Noteswerden attraktiver
Von Philipp Löhrhoff 
 B4„Smart Beta“ ist die Antwortauf gestiegene Ansprüchevon Investoren
Von Reinhard Bellet
 B1Indizes können mehrals die reineMarktabbildung
Von Konrad Sippel
 B5Börse bildet
Von Oliver Hans
 B2Express-Zertifikatewerden oft verkannt
Von Peter Bösenberg
 B6InvestorenOrientierung bieten
Von Matthias Kinttof 
 B2Unternehmen müssenAnleger überzeugen
Von Fabian Blumer
 B6Chance für die Aktienkultur
Von Frank Haakund Frank Schneider
 B3Gold glänzt nicht allein
Von Bernhard Wenger
 B7Wenn Anlegerschutzzum „Renditeschutz“ wird
Von Heiko Weyand
 B4Mit Hebel von Trendphasenprofitieren
Von Anouch Alexander Wilhelms
 B8
„Smart Beta“ ist die Antwort auf gestiegene Ansprüche von Investoren
Tuning fürIndexprodukte – Anlagewünschenstärker entgegenkommen
Freitag, 19. April 2013
 Sonderbeilage
 Börsen-Zeitung Nr. 75
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Börsen-Zeitung, 19.4.2013
WiestehtesumdasWissenderDeut-schen rund um das Thema Geldan-lage und Finanzen? Dieser Frage ge-hen nicht nur Pädagogen nach, auchMarktforschungsinstitute oftmals von der Finanzbranche beauftragt ermitteln regelmäßig, wie es um dieFinanzkompetenz der Deutschen be-stellt ist. Erst kürzlich brachte eineaktuelle Studie unter Federführungdes Berliner Psychologen Gerd Gige-renzer vom Max-Planck-Institut fürBildungsforschung die gewonnenenErkenntnisse unmissverständlichauf denPunkt:DaswirtschaftlicheBasis- wissen als Fundament für vernünf-tige Anlageentscheidungen ist er-schreckend gering. Das gilt nicht nurmit Blick auf Börsen und Wertpa-piere, sondern für sämtliche Wirt-schaftsbereiche. So konnten diemeisten Studienteilnehmer die Be-deutungvonZinsennichtrichtigein-schätzen: Sie haben zum Beispielnicht erkannt, dass ein jährlich mit12% verzinster Kredit über 3000Euro bei monatlichen Ratenzahlun-geninHöhe von30Euro niemalsab-bezahlt werden kann.
Keine Lust auf Wirtschaft
Was noch viel schlimmer ist: DieResultatezeigendieabnehmendeBe-reitschaft, sich überhaupt mit wirt-schaftlichenThemenauseinanderzu-setzen. Gegenüber einer ähnlichenStudie,dievordreiJahrenveröffent-licht wurde, ist das wirtschaftlicheBasiswissen noch weiter gesunken.Dies ist eine erstaunliche Entwick-lungvordemHintergrund,dasswirt-schaftliche Themen aufgrund der Fi-nanzmarktkrise nach Lehman undder europäischen Staatsschulden-krise bereits seit über fünf Jahrendie Berichterstattung in den Mediendominieren.Wir als Börse Stuttgart ziehen da-raus nicht nur die Erkenntnis, dassWissen der beste Anlegerschutz ist,sondern auch eine Konsequenz fürunser Handeln: Es gilt, das Wissender Privatanleger so zu stärken, dasssich die Anlagekultur in Deutsch-land breiter entfalten kann. Denn estzt niemandem, wenn Anleger nicht wis-sen, was strukturierteProdukte sind, oderglauben, diese Finanz-produkte seien verant- wortlich für die Finanz-marktkrise.Private Investorenmüssen in der Lage sein,sich das umfangreicheSpektrumanWertpapie-ren zunutze zu machenund Renditen oberhalbder Inflationsrate zu er-zielen. Schließlich ste-hen wir alle heute mehr denn je vorder Aufgabe, Vermögen aufzubauenund für den Erhalt unseres Lebens-standardsimAltervorzusorgen.Auf-grund der demografischen Entwick-lung der deutschen Bevölkerungkann das staatliche Rentensystemdiese Aufgabe langfristig nicht mehrerfüllen. Auch wenn das vielen Men-schen klar sein dürfte, schrecken siedoch häufig davor zurück, zusätzli-cheeigeneFinanzinvestitionenzutä-tigen. Dabei gilt mehr denn je: Nur werregelmäßigGeldanlegtundRisi-ken wie auch Renditechancen rich-tigbeurteilenkann,hatgutePerspek-tiven, Vermögen und Vorsorge auf ein stabiles Fundament zu stellen.
Vorteile erkennen und nutzen
Insbesondere für den Umgang mitstrukturierten Produkten ist ein ge- wisses Maß an wirtschaftlicherKom-petenz wichtig. Dabei verringerteine solide Wissensbasis auch mögli-cheBerührungsängstegegenüberde-rivativen Anlageprodukten, diedurch die Erfahrungen mit Lehman-Zertifikaten im Jahr 2008 entstan-densind.InSachenTransparenz gabes seit Beginn der Finanzkrise posi-tive Entwicklungen: Vor rund fünf Jahren wurde der Deutsche Derivate Verband (DDV) gegründet und leis-tet seither einen maßgeblichen Bei-trag, um Produkte verständlich undnachvollziehbar zu machen.Denn die Vorteile für Anleger lie-gen auf der Hand: Zertifikate bietennicht nur vielfältige Lösungen fürdie unterschiedlichsten Marktszena-rien, sondern ermöglichen zudemmaßgeschneiderte Investments, diedem individuellen Anlagehorizontund der persönlichen Risikobereit-schaft entsprechen. Wer eher defen-sive Anlageprodukte bevorzugt, wird etwa bei Discount- oder Deep-Discount-Zertifikaten fündig. Anle-germiteinerausgeprägtenRisikonei-gung wählen offensivere Produkteaus–mitentsprechendhöherenRen-ditechancen. AlsPrivatanlegerbörseundführen-der europäischer Börsenplatz imHandelmitverbrieftenDerivatenha-ben wir eine zentrale Mission: Wirmöchten Privatanlegern erstklassigeInformationen und Services an dieHand geben, damit sie sich in derWeltder strukturierten Produkte gutzurecht finden. Ein Element ist der Anlagezertifikate-Finder auf der In-ternetseite der Börse Stuttgart, mitdem Anleger mit wenigen Klicksnach Kriterien wie Basiswert, Pro-duktgattung und Fälligkeit selektie-ren können. So kommt der AnlegerschnellzurgewünschtenProduktaus- wahl. Ein weiteres Beispiel: In kos-tenfreien Seminaren, an denen jederonline vom heimischen Rechner austeilnehmen kann, vermitteln wirpraktisches Wissen. So bieten wir imFrühjahrinZusammenarbeitmitver-schiedenen Emittenten zwei Webi-nar-Reihen zum Handel und zurFunktionsweise von derivativen An-lage- und Hebelprodukten an.
Bedarfsgerecht informieren
Bei der Vermittlung von Finanz- wissen setzen wir auf allen Ebenenan, um möglichst viele Menschen von ihren unterschiedlichen Wis-sensständenabholen zukönnen.Ne-ben Anlegern – von unerfahren bis versiert sind auch Bankberater,Schüler und Auszubildende wich-tige Zielgruppen. Zum Beispiel ha-ben wir für angehende Bankkauf-leute gemeinsam mit den Regierun-gen von Mittel-, Ober- und Unter-franken Unterrichtsmaterialien fürderen Ausbildung konzipiert. SeitJahresanfang steht das Lernset „In- vestmentfonds“ allen Berufsschulenin Deutschland zur Verfügung, dieBankauszubildende unterrichten.Bereits über 300 Berufsschulen ha-ben die methodisch und didaktischsehr vielseitigen Materialien be-stellt. Daszeigt, dassin Deutschlandoffensichtlich eine Nachfrage nachneutralen, interessant und informa-tiv aufbereiteten Inhalten zur Fi-nanzbildung besteht.
Neben den BildungsaktivitätenhatdieBörseStuttgartauchihreSer- vicesfürprivateAnlegerstetigausge-baut und wird diesen Weg konse-quent weiter beschreiten. Beispielesind intelligente Ordertypen, Echt-zeit-Kursdaten und Werkzeuge zurProduktauswahl auf unserer Inter-netseite. Und die Börse Stuttgart istfürPrivatanlegerauchdirekterreich-bar: Unsere kostenfreie Kundenhot-line steht ihnen während der gesam-ten Handelszeit zur Verfügung – einan deutschen Börsen einmaliges An-gebot. Betriebs- und Volkswirte so- wie Bankkaufleute mit einer abge-schlossenen Wertpapierhändlerprü-fung haben dort allein im vergange-nen Jahr 41000 Serviceanfragen ab-gewickelt. Um die Handelsmöglich-keiten für private Anleger weiter zu verbessern, haben wir seit dem1. März 2013 unsere Handelszeitenfür alle in- und ausländischen Ak-tien, Genussscheine, Investment-fondsanteile und Exchange TradedProducts verlängert. Privatanlegerkönnen diese Papiere nun von 8 bis22 Uhr in Stuttgart handeln und soauchnachFeierabendaufinternatio-nale Marktgeschehnisse reagieren. Als neutraler Handelsplatz weisen wir stets auch auf einen Grundsatzder Geldanlage hin: Wo Chancensind, gibt es auch Risiken. Allerdingssollten Politik und Medien – etwa vor dem Hintergrund der Euro-Staatsschuldenkrise und aktuellerRegulierungsbemühungendieRisi-ken auch nicht bewusst überzeich-nen und die Finanzmärkte schlecht-reden. Schließlich kann es ja nichtdarumgehen, Menschen von der Ka-pitalanlage fernzuhalten. Aktien, In- vestmentfonds, Anleihen und auchstrukturierteProduktesindnachvoll-ziehbare, an Börsen gehandelte Pro-dukte, die Chancen und Risiken bie-ten,aberdieFinanzkrisenichtverur-sacht haben. Verantwortlich hierfür waren vielmehr Produkte, die in-transparenterweise gerade nicht aneiner öffentlich-rechtlich überwach-ten Börse gehandelt wurden. Es gilt,unter privaten Anlegern neues Ver-trauen in die eigenen Investment-möglichkeiten zu schaffen. Mit demWissensaufbau bei der Wirtschafts-kompetenz kann deshalb nicht frühgenug begonnen werden. 
Börsen-Zeitung, 19.4.2013
Trotz Aufschwung an den Aktien-märkten sind Aktieninvestments inden Depots Mangelware. Dabei gibtes zurzeit kaum Alternativen, dieeinepositiveRendite erwirtschaften.MitZertifikaten gibteszudemlängstInstrumente, die Aktienrisiken abfe-dern. Und dennoch ist der Mut der Anleger nicht da.Nacheiner fulminanten Rally zumJahresende 2012 ist der Dax wiederaufHöhenflug und hat erstmalig seit2007 die psychologisch relevanteMarke von 8000 Punkten kurzzeitiggeknackt. Kurzum: Es herrscht Auf-schwungstimmung an den Aktien-märkten,abernichtbeidenPrivatan-legern. In der jüngsten Umfrage vonTNS Infratest unter 1000 privaten Anlegernwar nurnoch jederSechsteoptimistisch. Dies ist der niedrigsteWert seitStart der Erhebung im Jahr2008. Die Privatanleger trauen dem Aufschwung nicht und rechnen trotz weiterhin positiver Dax-Prognosenmit fallenden Kursen – und das, ob- wohl die Volatilität seit Monatenkontinuierlichgesunkenist.EndeJa-nuar wurde mit 12,3 Punkten im VDax-New ein Niveau erreicht wiezuletzt im Jahr 2007. Konkret heißtdas: Die deutschen Privatanlegerschätzen bei einem Aktieninvest-ment trotz anhaltenden Auf-schwungs das Verlustrisiko größerein als die Chancen.
Private haben gutes Gespür
Dabei bewiesen die privaten Anle-gerinderVergangenheitstetseingu-tes Gespür für die Geschehnisse anden Aktienmärkten. Nach der Erhe-bung von TNS Infratest rechnetenbeispielsweise im Zuge der Finanz-krise die meisten Anleger schon imSommer 2008 mit fallenden Kursen.Dies ging einher mit dem freien Falldes Dax von rund 7000 Punkten abJuni 2008 auf weniger als 4000Punkte im März 2009. Und auch vorder Euro-Krise lagen die Anlegermeist richtig, als sie steigende Notie-rungen erwarteten, die sich dannauch tatsächlich einstellten.Seit Anfang 2011 jedoch entwi-ckelt sich die Anlegererwartung auf-fallend gegensätzlich zur tatsächli-chen Markterwartung. Geschürtdurch die Unsicherheit rund um dieStaatsschuldenkrise rechnen die An-leger durchweg mit fallenden Kur-sen, obwohl der Dax seit Anfang2012 über weite Strecken deutlichanstieg. Die Abweichung zum realenMarktgeschehen ist damit so stark ausgeprägt wie noch nie seit 2008. Auffallend ist, dass die überwie-gendpessimistischgestimmtenAnle-ger dennoch ein großes Interesse aneiner Aktienanlage zeigen. Das Inte-resse an einer Aktienanlage ist seitSommer 2012 um 8 Prozentpunktegestiegen – auf ein Niveau, das ähn-lich hoch in den letzten fünf Jahrennur im November 2010 zu sehen war. Die Realität hingegen sieht an-ders aus: Viele Anleger sind aktuellnicht investiert – weder direkt nochindirekt über Zertifikate oder Fonds.Das Deutsche Aktieninstitut (DAI) verzeichnetebeiderZahlderAktien-besitzer im zweiten Halbjahr 2012den stärksten Rückgang seit Beginnder Erhebung im Jahr 1988. Mögli-cher Grund für diesen Rückgangkönnte der starke Dax-Anstieg im vierten Quartal 2012 gewesen sein.Das hieße jedoch, dass die Anlegerdas letzte Stück des Aufschwungsnicht mitgenommen und sich auchnicht langfristig positioniert haben.Gleichzeitig gibt es im aktuellenNiedrigzinsumfeld,unterBerücksich-tigungderInflationsrate,kaumAlter-nativenzuAktien,umpositiveRendi-ten zu erzielen. Denn das Marktum-feldbietettrotzdesbereitsgutgelau-fenen Aktienmarktes immer nochChancen: Beflügelt durch gute Kon- junkturaussichten in Deutschlandund die nachlassende „Krisenangst“reagieren viele Aktien wieder stär-ker auf positive Nachrichten aus denUnternehmen. Die extrem niedrige Volatilität gepaart mit dem Kursstei-gerungspotenzial im Dax spricht füreinen Einstieg in die Aktienmärkte.Obwohl die Anleger wissen, dass sieaufrenditestärkereAlternativenaus- weichen müssen, scheuen sie denEinstieginAktien unddasdamit ver-bundene Risiko.
Vorsichtig aus Erfahrung
Wie kommt es zu dieser Diskre-panz? Eine plausible Erklärung ist,dass Anleger in den vergangenenfünfJahrenschonmal ineiner ähnli-chen Situation eingestiegen sind –etwa zum Tiefpunkt 2009, als dieKurse sukzessive wieder stiegen unddieser Anstieg im August/Septem-ber 2011 und dann erneut im Früh- jahr2012herbgestopptwurde.Mög-licherweisesinddieAnlegernunvor-sichtig geworden. Dazu passt auchdie durchaus pessimistische Ein-schätzung der aktuellen Kurschan-cen für den Dax: Denn sowohl imSommer 2011 als auch im Frühjahr2012 waren es jeweils die Auswir-kungen der Staatsschuldenkrise, diedie Aktienmärkte in die Knie zwan-gen, trotz solider Wirtschaftszahlenin Deutschland. Folglich ist die aktu-elle Zurückhaltung als ein Miss-trauen gegenüber der Gesamtwirt-schaftslageund der Schuldenkrise inEuropa zu werten. Aber: Diese Unsicherheit bestandbereits im vergangenen Jahr. Den-noch hat 2012 gezeigt, dass selbst inMarktphasen,indenendieUnsicher-heit überwiegt, Aktien eine guteWahl sein können.Ein weiterer Grund für die Diskre-panz von Einschätzung und Realitätliegt eventuell in dem eigenen Wis-senrundumdieseInstrumente.LautTNS Infratest fühlen sich 40% derbefragten Anleger nicht gut über Ak-tien informiert und mehr als 80% verfügen ihrer Einschätzung nachüber sehr geringe Produktkennt-nisse bei Zertifikaten. Daher ist derMehrheitderAnlegerbeiderAnlage-entscheidung ein persönliches Ge-spräch mit ihrem Bankberater wich-tig (81%). Sie suchen Sicherheitund schätzen besonders die Exper-tise des Beraters. Das Vertrauen indie Berater ist dann besonders hoch, wenn Anleger über eingeringes Basiswissen verfügen und die vorlie-gendenProduktinforma-tionen als zu komplex wahrgenommen wer-den.Über die Hälfte allerBefragten gaben auchan, dass sie bereit wä-ren,mehrGeldzuinves-tieren, wenn ihnen einübersichtlicheres Ange-bot an Wertpapieren, verständlichere und ak-tuellere Informationensowie ein einfacher Weg zum Kauf geboten würden. Beratung ist somitein sinnvoller Weg, um Anleger beiderGeldanlagezuunterstützen.Auf-grundderVielfaltanWertpapierpro-dukten fühlen sich viele Beratungs-kundennichtinderLage,sichfürge-nau ein Produkt zu entscheiden.Gerade Berater können aufgrundihrer Beziehung zum Kunden sowieauf Basis des Kenntnisstands desKunden und seiner Anlagepräferenzpassende Produkte vorselektieren. Viele Anleger informieren sich be-reits vor der Beratung über das aktu-elle Marktgeschehen und Produkte.Daheristeswichtig,dassEmittenten von Wertpapieren den Beratungs-kunden sinnvolle Orientierungshil-fen bieten. Ziel eines solchen Ange-botssolltejedochnurinseltenenFäl-len ein Mehr an Informationen sein,denn mehr davon hrt nichtzwangsläufig zu mehr Verständnis. Anleger wünschen Orientierungs-hilfeundnichteinenÜberflussanIn-formationen.
Hilfe aus dem Internet
Ein Weg für die eigene Recherche vor dem Beratungsgespräch führt viele Anleger etwa auf die unabhän-gigen Online-Finanzportale und dieOnline-Plattformen oder -depots derberatenden Bank. Gut aufgebauteOnline-Banking-Plattformen wie der VR ProfiBroker, die auch sinnvollstrukturierte Finanzinformationenbieten, sind die erste Orientierungs-hilfe für Beratungskunden wieSelbstentscheider.EmittentenundberatendeBankenmüssen ihre Kunden an die Handnehmen und ihnen einen einfachenZugang zu leichtverständlichen Pro-dukten ermöglichen. ErgänzenddazukönnenübergreifendeProdukt- vergleiche über Zertifikate, Fondsund Aktien hinweg für Aufklärungder Kunden sorgen.
Wünschenswert wären einfach zubedienende Applikationen, die Pro-duktergebnisse über alle Produktty-pen (Zertifikate, Fonds, ETF) hinwegermöglichen,sodass diebesteAnlage-form für den jeweiligen Anleger ge-funden werden kann. Auch wenn dieFinanz-undauch dieZertifikatebran-che schon viele Schritte in RichtungTransparenz und Aufklärung ge-macht hat, müssenviele Anleger wei-teraktiv auf dem Weg zu renditestär-keren Anlageformen im Wertpapier-bereich begleitet werden.
Fortsetzung von Seite B1
dieProduktflutwohlnichteinschrän-ken. Ob die neuen Dokumente tat-sächlichdengewünschtenMehrwertbringen, ist bis heute unklar.DieEU-MarktrichtlinieMifidIIbie-tet einen bunten Strauß an Themen: Von der Möglichkeit „nationalerProduktverbote“ bis hin zur fortlau-fenden Sicherstellung der Angemes-senheit eines Produkts für den Anle-ger während der Laufzeit (unter Be-rücksichtigung der Kursentwick-lung) ist alles dabei.Während strukturierte Produkte von der europäischen Packaged-Re-tail-Investment-Products(PRIPs)-Ini-tiative eindeutig erfasst werden,scheint unter Juristen noch keine Ei-nigkeit zu herrschen, in welche Pro-duktgruppesiekünftiginnerhalbMi-fid II einzuordnen sind. Dies ist ins-besonderefürdieHandelsplätzerele- vant, die sich künftig in regulierteBörsen, MTF (Multilateral TradingFacilities), SI (Systematic Internali-zer) und Organized Trading Facili-ties (OTF) mit jeweils entsprechen-den Transparenzanforderungen un-terteilen werden. Der außerbörsli-che Handel fällt möglicherweisedurch das Raster.Wohin die Reise 2013 auch gehen wird – die Regulatoren werden ent-scheidenden Einfluss auf die künf-tige Welt der strukturierten Pro-dukte haben. In Asien waren sie be-reits aktiv, von einer Verlagerungdes Handels in Hebelprodukten fürPrivatanleger an die Börse wie in Ja-pan bis hin zu Einschränkungen imHandel von Warrants in Korea, diezu dessen Kollaps führten. In derSchweiz und Deutschland stehenneue Regulierungen und Gesetzean, wobei noch nichts final und allesmöglich ist. Auf der positiven Seite steht dernächste Weltuntergang erst im Jahr2060 an diesmal errechnet vonIsaac Newton anhand von Bibelver-sen. Bis dahin kann also eigentlichgar nichts passieren!
Von
Matthias Kinttof 
Leiter Produkt-management und-entwicklung derDZ Bank
Börse bildet
Nurgut informierte Anlegertreffenpassende Investitionsentscheidungen Basiswissen erschreckendgering Risiken ausgewogen beschreiben
Investoren Orientierung bieten
Aktienund strukturierte Produkte sindderzeit attraktiv,doch Privatanlegersindin Wartestellung
Vermessung der Welt...
Von
Oliver Hans
Geschäftsführerder Baden-Württem-bergischen Wert-papierbörse
B2
 Börsen-Zeitung Nr. 75
 Sonderbeilage
 Freitag, 19. April 2013
 
Fortsetzung von Seite B1
che Investoren nicht ideal. In der von Investoren am häufigsten be-nutzten Benchmark für Aktienanla-gen in weltweite Schwellenländer werden die Indexmitglieder nach ih-rer Marktkapitalisierung gewichtet.Dies hat zur Folge, dass beispiels- weise Healthcare-Aktien nur 1% ei-nes weltweiten Index ausmachen. AndererseitslebenindenSchwellen-ländern mehr als zwei Drittel derWeltbevölkerung. Es könnte einigesdafür sprechen, dass sich Gesund-heitsausgaben dort langfristig erhö-hen und beispielsweise Healthcare-Konzerne oder auch andere Seg-mente davon profitieren. In der „al-ten“ Welt würde ein Portfolio-Mana-ger die Aktien des Schwellenländer-Index kaufen und dabei eigenstän-dig dem Bereich Gesundheitsaktienmehr Gewicht verleihen. In derSmart-Beta-Welt könnte man diezehn Sektoren, in die sich dieSchwellenländeraktien unterteilenlassen, beispielsweise mit jeweils10% gewichten. Damit würden alsoauch Healthcare-Unternehmen ei-nen höheren Anteil erhalten. Diesernach Sektoren gleich gewichtete In-dex könnte dann von einem einzi-gen Anlageprodukt abgebildet wer-den.Von2002bis2012hättedieAb-bildung der zehn Sektoren mit glei-cher Gewichtung eine bessere Wert-entwicklung erzielt als der Basisin-dex mit Aufteilung der Indexmitglie-der nach Marktkapitalisierung.
Alternative Gewichtung
Manche Investoren gehen sogarnoch weiter und stellen grundsätz-lich in Frage, ob die Gewichtung derIndexmitglieder nach Marktkapitali-sierung der Weisheit letzter Schlussist. Tatsächlich gibt es alternativeFormen der Indexgewichtung, dieseit mittlerweile mehr als zehn Jah-ren bereits in Fonds, Zertifikatenund Mandaten umgesetzt werdenund damit eine belegbare Historie vorweisen können. Am bekanntes-ten dürften die RAFI-Indizes des US- Anbieters Research Affiliates unddie CROCI-Indizes (Cash Return onCapital Invested) der DeutschenBanksein.BeibeidengehtesimPrin-zip darum, die Indexmitglieder nach verschiedenenfundamentalenKenn-zahlen wie Cash-flow, Umsätze undGewinnen zu gewichten, aber ebennicht nach der Marktkapitalisierung. An der Gewichtung nach dem Bör-senwert wird kritisiert, dass damitnur die Sieger der Vergangenheithochgewichtetwürden,dieihreAuf-stiegsphase gerade hinter sich ha-ben. Tatsächlich zeigt sich im lang-fristigen Vergleich, dass passive Pro-dukte mit alternativen Indexberech-nungen eine bessere Wertentwick-lung als traditionell gestaltete Indi-zes zeigen können. So könnenFonds,diealternativ konstruierteIn-dizeswiezumBeispieleinenCROCI-Indexabbilden,aufSichtvonmehre-ren Jahren eine bessere Wertent- wicklung aufweisen als ein Index,der traditionell nach Marktkapitali-sierung gewichtet wird. Auch hierzeigt sich der Vorteil: Das Smart-Beta-Produkt liefert eine nahezu ge-naue,passiveAbdeckungdesAktien-marktes, verknüpft mit der intelli-genten Auswahl von Titeln mit über-durchschnittlichen Fundamentalda-ten, aus einer Hand.In welcher Verpackung ein Smart-Beta-Konzept umgesetzt wird, hängt von den Ansprüchen des Investorsab. Wird auf eine ständige LiquiditätWert gelegt, bietet sich ein ETF an,der an der Börse notiert und in Ko-operation mit Market Makern stän-dige Liquidität bietet. Darüber hi-naus sind die meisten europäischenETF im bewährten Rechtsrahmen ei-nes Ucits-Fonds aufgelegt. Ist dieBörsennotierung nicht gewünscht,kannSmartBetaauchineinemregel-basierten Publikums- oder Spezial-fonds umgesetzt werden. Selbstver-ständlich kann Smart Beta auch alsMandat ohne Fondsmantel umge-setzt werden.Wir sind überzeugt, dass es sichals bedeutender Wettbewerbsvorteilerweisen kann, viele Möglichkeitenaus einer Hand anzubieten, mit de-nen sich Smart-Beta-Indizes in ei-nem Produkt umsetzen lassen. Inden USA, dem mit Abstand weltweitgrößten Markt für passive Produkte,hat sich ganz klar gezeigt, dass An-bieter mit einer breiten Produktpa-lette den Markt dominieren.Fazit: Durch das Smart-Beta-Kon-zept wird die Angebotspalette fürpassiveInvestmentserweitert. Dabeiist wichtig zu betonen: Smart-Beta-Produkte sind nicht besser als tradi-tionelle Indexfonds oder ETF, son-dern anders. Sie versprechen keineOutperformance oder Kapitalschutz,sondernfolgenalternativen Indexre-geln, die den Anlagewünschen vonInvestoren stärker entgegenkom-men können. Smart Beta eignet sichfür Investoren mit einer klaren Mei-nung, die das ideale Produkt fürihre Anlageziele suchen. 
Börsen-Zeitung, 19.4.2013
Der Dax steigt um gut 26%, die Zahlder direkt oder indirekt in Aktien in- vestierenden Anleger wächst gegen-über dem Vorjahr um 174000, zeigtdas Deutsche Aktieninstitut (DAI) inseiner jüngsten Statistik. Das ist einPlus von gerade einmal 2% auf gut8,8 Millionen Aktionäre, ein Stand,der nach wie vor deutlich unter denWerten früherer Jahre liegt.Erstaunlich: In der ersten Jahres-hälfte 2012 soll die Zahl der direk-tenund indirekten Aktionäre um 1,5Millionen gestiegen sein, um in derzweiten Jahreshälfte wieder um 1,3Millionen abzustürzen. Wer sich je-doch Ende Juni 2012 den Dax an-sah, musste feststellen, dass nachdem Kursrückgang im Frühjahr zwi-schen März und Mai nicht einmaldas Einstiegsniveau vom Januar ge-geben war.
Investoren warten noch ab
Warum also, aus Sicht des grund-sätzlichvorsichtigendeutschenAnle-gers, sich noch mehr Stress mit die-sem Auf und Ab machen? Einige An-leger haben noch einen Teil der fol-genden Rally mitgenommen undsind ausgestiegen, als der Stand des von Hoch zu Hoch kletternden Daxein nach ihrem Empfinden kritischesNiveau erreichte. Die Sorge vor ei-nem weiteren Rückschlag ließ eine veritable Indexperformance erneutan ihnen vorbeilaufen.Ein Großteil des Geldes lagert auf niedrigverzinslichen Ta-gesgeldkonten,desAnle-gers liebster Geldan-lage,undwartet aufden vermeintlich guten Zeit-punkt für einen Neuein-stieg. Das längerfristigeParken von Liquidität inGeldmarktproduktenkann jedoch im aktuel-lenUmfeldzueinemrea-len Kapitalverlust füh-ren,deramEndediezwi-schenzeitlich erlittenenKursrückschläge wäh-rend turbulenter Markt-phasen übersteigt. Grund ist das an-haltendniedrige Zinsniveau, das seitüber anderthalb Jahren unterhalbder Inflationsrate verharrt.EineBesserungdieses Zustandsistkurzfristig nicht in Sicht, im Gegen-teil. Insbesondere die seit einiger Zeitmehr im Hintergrund schwelendeSchuldenkrise kann immer wiederfürnegativeÜberraschungenundda-mit weiteren Druck auf das Zinsni- veau sorgen. Jüngste Beispiele sinddiezuletztabgehaltenenParlaments- wahlen in Italien und die Situationin Zypern. Lag die Umlaufrenditedeutscher Anleihen noch Mitte Feb-ruar bei ohnehin mageren 1,35%,sackte sie infolge des Wahlergebnis-ses in Italien abrupt auf 1,16% ab –internationale Investoren wendetensich prompt wieder dem sichererenHafen deutscher Staatsanleihen zu. Abzüglich Kapitalertragsteuer undbei einer Inflationsrate von knappunter 2% bedeutet das einen realen Vermögensverlust von fast 1%. So verliert ein Vermögen von 10000Euro Jahr für Jahr rund 100 Euro anrealer Kaufkraft. Die Rechnung füretwas höher verzinsliches Tagesgeldfällt kaum besser aus.Die Zeit eines unter der Inflations-rate liegenden Zinsniveaus könntenoch eine Weile andauern, „Finan-cial Repression“ nennen Volkswirteden Vorgang, zu Deutsch „finan-zielle Repression“. Sie kann bewusstherbeigeführt werden, indem Staa-ten oder Zentralbanken in denMarkteingreifen, umdas Zinsniveaukünstlich niedrig zu halten. Ziel istes, Staaten Zugang zu günstigen Re-finanzierungsmitteln zu ermögli-chen. Zudem hilft ihnen die finan-zielleRepression,denrealenWertih-res Schuldenstandes zu senken.
Prominentestes Beispiel für solcheMaßnahmenistderunbegrenzteAuf-kauf der Staatsanleihen von in Be-drängnis geratenen Euro-Mitglie-dern durch die Europäische Zentral-bank (EZB). Doch der Instrumenten-kasten enthält weitere Optionen, wiedie Emission von Zwangsanleihenoder die Erhebung von Transaktions-steuern, mit denen auf Umwegen derKaufvon Staatsanleihenpositivsank-tioniert werden kann. Im Ergebnis verzerren solche Maßnahmen diefreie Bildung des Zinses am Markt.Dieser weicht von dem Niveau ab,das er unter normalen Umständenund als Resultat von Angebot undNachfrage innehätte. Auch wenn da-rüber noch kein breiter Konsensherrscht, halten viele Volkswirte ein Ansteigen der Inflationsrate für sehr wahrscheinlich, sobald die Konjunk-tur wieder deutlicher an Fahrt ge- winnt. Bliebe dann der Zins infolgeder finanziellen Repression weiter-hin niedrig, hätte das möglicher- weise verheerende Folgen: Geldver-mögen würde vernichtet.
Das gilt ganz besonders für Anle-ger,dievorallemaufvermeintlichsi-chere Portfoliokonstruktionen set-zen. Solche Investoren haben meistsehr hohe Anteile von Geldmarktpo-sitionen oder kurzlaufenden festver-zinslichen Papierenbzw. bonitätsstarkenStaatsanleihen im De-pot. Und genau bei die-senAnlageklassenschla-gen die beiden Negativ-faktoren des Zinsni- veausundderInflations-rate besonders stardurch. Gerade deutsche AnlegerneigenzurÜber-gewichtung solcher An-lageformen, sodass dieFolgen der finanziellenRepression sie mehr alsandere treffen. Zwar würden ihre Anlagen kurzfristig we-niger unter Wertschwankungen lei-den, dafür würden die Anleger aberlangfristig mit ziemlicher Sicherheitsignifikante Teile ihres Vermögensan die Inflation verlieren.
Anlagemotive überprüfen
IndiesemDilemmaausvermeintli-cher Sicherheit und tatsächlichem Verlust müssen Anleger grundle-gend umdenken und ihre auf ver-meintliche Sicherheit ausgelegten Anlagemotiveüberprüfen. Denndie-se wird aktuell mit mittel- und lang-fristigemKapitalverlusterkauft.Des- wegen muss das kurzfristige Sicher-heitsdenken einer aufgeklärten Risi-kokultur weichen. Wer auf mittlereundlangeSichtseinVermögenerhal-ten oder einen attraktiven Vermö-genszuwachs erzielen will, muss ge-rade in Zeiten einer finanziellen Re-pression bereit sein, Risiken in Kauf zu nehmen und kurzfristig stärkereSchwankungen auszuhalten.Der direkte Weg zu einem neuen Verständnis von Rendite und Risikoführt ohne Zweifel über eine deutli-che Erhöhung der Aktienquote imPortfolio. Aktien ermöglichen dieTeilnahme an der Wertentwicklungund Wertschöpfung eines Unterneh-mens. Damit sindsie – andersals Pa-piergeld oder Bestände auf Tages-und Festgeldkonten – ein Realwert-Investment, das sich, trotz kurzfristi-ger Kursschwankungen, mittel- undlangfristig als wirkungsvoller Inflati-onsschutz erweisen kann. Allerdingssteht außer Frage, dass die Aktien-märkte in den vergangenen Jahren vorallemdurchgroßeVolatilitätauf-gefallen sind. Viele Anleger warennicht bereit, diesen Preis der Unsi-cherheitzubezahlen,wiejaauchdieStudie des DAI belegt.Im Vergleich zum direkten Kauf  von Aktien oder Indexprodukten er-laubenAnlagezertifikateprivatenIn- vestoreneinenrisikoreduziertenEin-stieg in den Aktienmarkt, der es ih-nenermöglicht,eineklareRenditeer- wartung zu entwickeln und dabeidie Vorteile verschiedenster Siche-rungselemente, je nach Ausstattungder konkreten Emission, zu nutzen.Für den Einstieg gut geeignet, weilin ihrer Funktion auch leicht ver-ständlich, sind unter anderem Ak-tienanleihen, Bonuszertifikate odergenereller formuliert Teilschutzpro-dukte.AuchbesondereAusstattungs-merkmale wie die Stichtagsbetrach-tungzumLaufzeitendegebenzusätz-liche Sicherheit, denn solche Zertifi-kate können zwischenzeitliche Kurs-einbrüche besser verkraften, weil siein einem solchen Fall von einer er-neuten Kurserholung bis zum Lauf-zeitende profitieren. Bei Zertifikatenmit solchen Ausstattungsmerkmalenfallendie Konditionen zwar geringeraus als bei herkömmlichen Produk-ten.Undauchdiehistorisch niedrige Volatilität sorgt dafür, dass die Kon-ditionennichtsoattraktivwieinZei-ten stärkerer Kursschwankungensind. Doch der Preis dieser zusätzli-chen Sicherheit ist weit geringer alsder schleichende Vermögensverzehrdurch die finanzielle Repression. Anleger, die ihre Vermögen lang-fristig vor Wertverlust sichern wol-len, sollten sich mit den hier be-schriebenen Zusammenhängen ein-gehend beschäftigen und sich die Vorteile der risikoreduzierendenMöglichkeiten einer Zertifikateanla-ge bewusst machen. Gelingt es, einUmdenkenhin zu eineraufgeklärtenRendite-Risiko-Betrachtungzuerrei-chen, kann die aktive Beimischung vonAktienzertifikaten zueinerdeut-lich verbesserten Absicherung desGesamtportfolios vor den Auswir-kungen finanzieller Repression bei-tragen und die Aktienkultur inDeutschland nachhaltig stärken.
„Smart Beta“...
... und
Frank Schneider
Leiter RetailFunding & Zertifikate,Helaba LandesbankHessen-ThüringenVon
Frank Haak...
Leiter Produktmanage-ment Zertifikate,Helaba LandesbankHessen-Thüringen
Chance für die Aktienkultur
Aktive Beimischungvon Zertifikatenkann das Portfolio besservor den Auswirkungen finanziellerRepression absichern
Freitag, 19. April 2013
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