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08.10.

2018

Sarah & Michael: Unsere Geschichte

Am 04.05.2014 war es das erste Mal, dass wir uns trafen, es war ein sonniger und heißer Sonntag in der Stadt
Vinhedo im Bundesstaat São Paulo in Brasilien.

Ich wurde zu einem Grillfest bei einer Freundin eingeladen und er, Michael, war auch mit einigen Kollegen dort.
Allmählich kamen wir uns näher. Wir verbrachten Stunden damit zu reden; die Zeit verging wie im Flug und ich
vergaß dass ich noch 200km fahren musste zu meiner Wohnung in São Paulo. Ich vergaß auch dass ich am nächsten
Tag wieder um 5 Uhr aufstehen muss, um in einem Hospital in einem Armenviertel als Apothekerin zu arbeiten.
Als dann doch der Moment des Abschieds kam, hoffte ich, dass Michael mich nach meiner Handynummer fragte.
Doch das tat er nicht – ich war traurig. Sollte dieser Tag voll Glück damit enden, das wir uns nie wiedersehen?
Später verstand ich dann warum: Michael war erst seit 24 Stunden in Brasilien um seinen neuen Job für Volkswagen
anzufangen. Er hatte noch gar kein Handy und sicherlich noch viele andere Dinge zu tun als sich um ein Handy zu
kümmern.
Er brachte mich zum Auto und mit Tränen in den Augen schloss ich die Tür. Plötzlich kam er zurück und fragte nach
nach meiner E-Mail. Kaum zu glauben dass er sie ohne Aufzuschreiben nicht vergessen hat.

Während meiner Fahrt fühlte ich mich hin und hergerissen zwischen tiefer Zuneigung und der Angst dass diese
Geschichte nur 3 Jahre dauern kann weil er wieder zurück nach Deutschland musste.
So bat ich Gott mir zu helfen, mich auf den richtigen Weg zu führen. Ich bettet und hoffte dass er das gleiche fühlt.
Michael erzählte mir später, dass er an diesem Abend – allein in seinem neuen Haus, ohne Möbel – genau die
gleichen Gedanken hatte. Er wollte mich zunächst nicht wiedersehen, um meine Gefühle nicht zu verletzen.

Am Montagmorgen bekam ich dann tatsächlich eine E-Mail von Michael, ich fühlte mein Herz schlagen. Er hat mich
eingeladen, mich wieder zu treffen - am Wochenende. Aber es war Muttertag ich versprach meiner Mutter sie zu
besuchen. Besuchen heisst in diesem Fall eine Fahrt von 500km. Brasilien ist sooo groß. Michael hatte sofort
Verständnis: “Fahr zu deiner Mama und umarme sie”, sagte er. “Ich komme dann morgen”.
“Morgen? ”, dachte ich.
Er will nach der Arbeit im Berufsverkehr in die größte Stadt der Welt fahren, ohne ein Wort Portugiesisch, allein?
Unglaublich. Für mich war das ein erstes Zeichen von Liebe. Er wollte mich wiedersehen.

Und als typischer Deutscher war er pünktlich. Beim Abendessen redeten wir ohne Pause. Über Familie, Kinder, Gott,
unsere Eltern… Danach stieg er in sein Auto und fuhr 200km zurück. Wieder trennten uns viele Kilometer.

Damit begannen wir uns zu regelmäßig zu treffen. Einmal kam er mit Rosen und wir saßen solange in ein einem
Restaurant bis wir die einzigen Gäste waren und die Tische zusammengestellt wurden.
Wir sangen gemeinsam „Puff, the magic Dragon“. Wir wussten beide, dass es Liebe ist.
Uns trennten viele Kilometer, wir sprachen auch nicht die gleiche Sprache und wir hatten unterschiedliche Kulturen,
aber all das war immer pro und niemals gegen diese Liebe.

Wir verbrachten Stunden im Garten und redeten über Träume und Pläne, die wir für das Leben hatten. Eines Tages
war ich etwas mutiger und sagte, dass ich davon träumte, eine TOCHTER zu haben und ihr zuzusehen, wie sie im
Garten spielte und darauf wartete, dass Papa von der Arbeit nach Hause kam. In diesem Moment sagte Michael zu
mir: „Also, dann lass uns den Namen unserer TOCHTER schon mal aussuchen“. An diesem Tag war uns klar: wenn
Gott uns unseren Wunsch erfüllt und uns eine Tochter schenkt, soll sie Lara heißen.

Am 19.07.2014 war Michael zum ersten Mal bei meinen Eltern. Ich war nervöser als er.
Meine Eltern sprachen kein Englisch und obwohl sie deutsche Vorfahren aus Bayern hatten leider kein Deutsch
mehr. Meine Eltern und Michael verstanden sich sehr gut. Michael erzählte mir später, dass meine Mutter ihn an
diesem Tag umarmte und sagte: “Vielen Dank, dass du meine Tochter so glücklich machst”.

An diesem Tag waren wir auf einer Hochzeit meiner Freundin eingeladen. Michael lernte alle meine Freunde, meine
Familie und fast meine ganze Heimatstadt kennen. Wir hatten so viel Spaß, tanzten und lachten.

Gott hörte unseren Wunsch nach einem gemeinsamen Kind. Schnell wurde ich schwanger. Und schnell war sicher,
dass es eine Tochter werden würde. Wir sollten tatsächlich eine Lara haben.
Ich kann meine Freude nicht beschreiben, als ich sah, dass ich schwanger war. Ich fühlte und wusste immer, dass
Gott uns beide auf diesen Weg geschickt hat. Und ich erinnerte mich an mein Gebet am ersten Tag an dem wir uns
trafen.

Am 25. März 2015 haben wir nach brasilianischem Recht unsere Lebenspartnerschaft eingetragen.
Wir feierten diesen besonderen Tag in einem kleinen Haus im Bundesstaat Minas Gerais, wo der Großteil meiner
Familie lebt. Es war ein einfaches Haus, ein selbstgemachte Essen, Lieder, die die Familie sang – keine große Feier,
keine Geschenke, kein DJ… aber es war warm und voller Liebe. Ein evangelischer Pastor, ein Freund der Familie, kam
und wir feierten mit seinem Segen unsere Hochzeit. Wir werden seine Worte, diesen Moment im Kreis der Familie
nie vergessen. Dieser Tag ist unsere Hochzeit. Ein Tag wie wir ihn wollten, mit dem Segen Gottes, reduziert auf das
Wichtigste: Liebe!

Wir möchten die Bedeutung dieses Tages nicht schmälern und haben deshalb für die standesamtliche Trauung in
Deutschland diesen einfachen Weg gewählt.

Am 27.04.2016 habe ich mein Land und meine Familie verlassen, um meinem Mann zu folgen und meine Familie hier
in Deutschland zu haben. Natürlich ist es nicht einfach, Familie, Freunde, Land usw. zurück zu lassen . Aber mit
unsere Liebe fühlen wir uns überall zuhause.

Heute am 08.10.2018 werden wir unsere standesamtliche Trauung in Deutschland haben.
Wir werden Ehemann und Ehefrau auch vor dem Gesetz sein. Im Herzen und in den Augen Gottes sind wir dies seit
dem dem wunderbaren Tag in dem kleinen Haus in Minas Gerais.

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