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#1 AUFGABE

Bitte lest den Text von Bolten (2011) "Kultur" (S. 37-54) und beantwortet die folgenden Fragen
schriftlich:

1. Worum geht es in dem Text? (kurze Zusammenfassung mit den wichtigsten Aussagen)

2. Was fandest du besonders interessant?

3. Was war schwierig zu verstehen?

4. Bitte erkläre den „engen“ und den „weiten“ Kulturbegriff.

5. Bitte erkläre den "geschlossenen" und den "offenen" Kulturbegriff.

6. Bitte erkläre die Begriffe „Multikollektivität“ und „Polykollektivität.“

7. Sonstige Anmerkungen zum Text.

Donnerstag 12.8.2021

Die Flüchtlinge, diese gesichtslose Masse, erweckt kein Mitgefühl, vielmehr strahlt sie etwas
Apokalyptisches aus und wird mit entsprechenden Metaphern aus der Natur charakterisiert: Flut,
Lawine, Welle oder Strom. Die Flüchtlinge werden zu einer Art Naturkatastrophe. „Köln versinkt in
Flüchtlingsflut“ titelte Deutschlands größte Boulevardzeitung im Frühjahr 2015. Gegen eine derartige
Flut kann man sich nur schützen, wenn man ausreichend hohe Dämme errichtet.

Aus: Andreas Kossert: Flucht. Eine Menschheitsgeschichte. München 2020, S.17f.

VIDEOS:

- HAW: Flucht & Studium | ABDALLAH


- HAW: Flucht & Studium | MAY

Meinungen zu der Frage: ‘’Woher kommst du?‘‘


VANESSA VU

Jahrhundertelang zogen Missionare, Ethnologen oder Kolonialherren durch die Welt, und wenn
sie gute Laune hatten, stellten sie nicht weißen Menschen Fragen. Nach ihren
Führungspersonen, Familienstrukturen und Religionen, nach ihrem Vermögen, ihrem Wissen um
Natur und Medizin. Sie fragten aus Forschungsinteresse, aus Machtinteresse und weil sie es
konnten. Die Gefragten hatten zu antworten, im Zweifel unter Anwendung von Gewalt. Bis
heute lebt das Selbstverständnis fort, nicht weißen Personen jederzeit intimste Fragen stellen zu
können. Im Asylverfahren sollen misshandelte und gefolterte Personen ohne psychologische
Betreuung im Detail von ihrer Erfahrung erzählen. Im Alltag werden Menschen völlig
unvermittelt nach teils traumatischen Rassismuserfahrungen gefragt, nach teils gewaltvollen
Familiengeschichten.
Mir widerstrebt diese Ignoranz. Die Leute können sich ja denken, dass Flucht und Migration
keine harmlosen Themen sind. Mir käme es nicht in den Sinn, weiße Deutsche einfach so zu
fragen, was ihre Großeltern 1933 getan haben – nur weil ich neugierig bin und es bestimmt
interessanten Gesprächsstoff hergeben würde. Umgekehrt erwarte ich auch, dass man mir
derart politisch aufgeladene Fragen nicht einfach so stellt. Und wenn es passiert, dann bin ich
keine Antwort schuldig. 

Dass mich die Woher-kommst-du-Frage jedes Mal aufs Neue aufwühlt, hat nicht mit meiner
persönlichen Empfindlichkeit zu tun. Es hat damit zu tun, dass die Antwort nicht einfach nur
"Vietnam" lautet. Sie beinhaltet Krieg, Gewalt, Flucht und Traumata. Das sind keine einfachen
Themen für mich. Und es hat damit zu tun, dass allein die Frage mich zu einer Fremden macht
und ich für mein vermeintliches Fremdsein ausgelacht, ausgeschlossen und
zusammengeschlagen wurde. Ich konnte viele Jahre nicht sicher sein, überhaupt in diesem Land
leben zu dürfen, sondern hatte Nacht um Nacht Angst vor Abschiebungen. Ich war nicht nur
optisch anders – mein Anderssein war existenzbedrohend. 

Mich interessiert es nicht, wie Leute die Frage gemeint haben. Wenn ich bei beruflichen
Terminen, im Zug oder auf Partys gefragt werde, woher ich komme, dann tut das weh. Dann
denke ich an Gewalt und Abschiebung. Ich nehme die Frage und mein Anderssein dann mit nach
Hause, oft allein. Ich will ja keine Szene machen, mich nicht in Diskussionen verstricken, in denen
ich – die Verletzte – am Ende die Unsachliche bin, weil ich mit Argumenten nicht weiterkomme. 

Man kann sich das wie Nadelstiche vorstellen: Ein Pikser verletzt kaum, aber alle paar Tage
gestochen zu werden, macht die Haut wund. Und niemand bringt Salbe. Niemand entschuldigt
sich. Niemand fragt, was er oder sie für mich tun kann. Die Leute beschweren sich stattdessen
über meinen Schmerz, etikettieren ihn als Diskursunfähigkeit und reden darüber, wie sie es
gemeint haben. Dass sie keine Rassisten sind. Als ginge es in dem Moment um sie. 

Auszug aus: Vanessa Vu, https://www.zeit.de/campus/2019-02/herkunft-identitaet-


diskriminierung-rassismus-selbstbestimmung  

MARK TERKESSIDIS

Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich in der Schule zum Fachmann für Griechenland
avanciert bin - in Fragen von Sprache, Geschichte oder Religion. Nun war ich zu diesem Zeitpunkt
noch gar nicht in Griechenland gewesen. Trotzdem wollte man beharrlich von mir wissen, ob das
Klima in Griechenland feucht oder trocken sei, was bestimmte Worte auf Griechisch bedeuten
usw. Stets musste ich passen. Zu allem Überfluss betrachtete mich ein Geschichtslehrer auch
noch als Experte für die griechische Antike. Die Lehrer, die versuchten, auf den individuellen
Hintergrund einzugehen, glaubten offenbar, Kinder nichtdeutscher Herkunft besäßen eine Art
genetisches Herkunftswissen. Tatsächlich hatte das Blut meines Vaters mir natürlich nichts
vermittelt über Perikles und Plato. Die ständige Fragerei führte vielmehr dazu, dass ich dsa
Gefühl bekam, anders zu sein als die anderen Schüler und dass da, wo mein Anderssein
gespeichert sein sollte, nichts war. Ich musste also eine Herkunft anerkennen, die in meinem
Leben nur als Defizit auftauchte, als etwas, das ich nicht konnte. So nistete sich das Gefühl ein,
mir würde etwas fehlen, obwohl das gar nicht der Fall war.
Das Abfragen des Herkunftswissens gibt den Kindern das Gefühl, einen Mangel zu haben.
Erstaunlicherweise wird fehlendes Wissen über die Herkunft nämlich nicht als Erfolg der
Integration verbucht, sondern als Defizit.

Auszug aus Mark Terkessidis: Interkultur.

FERDA ATAMAN

Liebe Ausschließlichdeutsche ohne Migrationshintergrund, hört bitte auf damit. Ich weiß, diese
Fragen sind meistens keine böse Absicht. In unzähligen Diskussionen haben mir Leute erklärt,
dass sie ein Zeichen für Interesse an der Person sind, ja sogar ein Fortschritt, weil sich Deutsche
endlich trauen, auf Ausländer zuzugehen. Nur genau da liegt das Problem. Für mich sind die
Fragen ein Zeichen dafür, wo mich

die Fragenden verorten: nämlich unter nicht-deutsch. Unter nicht-von-hier.

Dabei ist das Kuriose: Mir wird das Deutschsein ab- gesprochen und etwas anderes geschenkt.
Irgendwie halten mich alle für eine Türkei-Expertin und eine Islam-Gelehrte. Nur wegen meines
Namens und dem Geburtsland meiner Eltern. Ist das nicht verrückt? Leute wie ich werden
automatisch migrantisiert und muslimisiert.

Ich habe aber keine Lust, mein Leben lang zu erklären, wo meine Gene herkommen, wie ich zum
türkischen Präsidenten stehe oder was ich vom Kopftuch halte. Ich verstehe gut, dass viele
meiner Freund*innen mit Migrationszusatz den Nachnamen ihrer originaldeutschen besseren
Hälfte annehmen und den Kindern Vornamen geben wie Nora, Lena oder Jakob. Sie wollen
ihrem Nachwuchs die Ausbürgerung durch Fragen ersparen. Das ist quasi die Integrationsguerilla
meiner Generation: Bald kann man an den Namen nicht mehr erkennen, wer
migrationshintergründig ist und wer nicht.

Auszug aus: Ferda Ataman: Hört auf zu fragen. Ich bin von hier!

VIDEO: Mai Thi Nguyen-Kim über #vonhier: Zwischen Rassismus und Neugier: Woher kommst
du?

VIDEO: Zum Thema Nazis im Osten: Rechtsextremismus im Osten: So geht sächsisch! | ZDF
Magazin Royale

We Refugees - South Magazine Issue #6 [documenta 14 #1] - documenta 14

2000 Jahre Migration - ZDFmediathek

Bertolt Brecht: Über die Bezeichnung Emigranten (1937) • We Refugees Archive (we-refugees-
archive.org)

Was heißt "Integration" in superdiversen Nachbarschaften? | bpb

VIDEO: Faourouz Sadaoutchi erzählt u.a. zum Thema Integration / GERMANIA


VIDEO: Satire zum Thema Integration: Der Ausländer Workshop - Integriert euch! Aber nicht zu
sehr...

Der kleine Unterschied — Mascha Kaléko (maschakaleko.com)

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Reflexionen über den Kulturbegriff


JOSEPH
1. Bevor ich den Text von Bolton gelesen habe, war meine Definition von Kultur
ziemlich schwammig und einfach. Kultur ist was die Leute einer Gruppe machen
zusammen. 
2. Jetzt habe ich eine bessere Verständnis des akademischen Kontexts aber meine
Meinung bleibt ziemlich gleich. Um das Wort Kultur nützlich zu sein, müssen die
Nutzer verstehen was es bedeutet. Also ist eine einfache Defintion hilfsreicher.

ORE
1. Ich konnte den Begriff Kultur nicht vollständig definieren, sondern nur Sachen, die
Kultur reflektieren. Also Essen, (Umgangs)Sprache, Musik, Religion, Sitte und
Traditionen.

2. Jetzt ist es mir klar, dass alle diese Bestandteile (unter anderem) miteinander
verbunden und vernetzt sind. Also ich dem offenen Kulturbegriff eher zustimme.
Kultur unterscheidet sich von Person zur Person aber sie hat mit diesen
verschiedenen Personenkreisen zu tun und auch am wichtigsten die
Wechselbeziehungen darunter. 
STELLA
1. Begriff Kultur habe ich bevor definiert als Volksbrauch und auch als unsere Geschichte,
aber auch als Kunst un Kunstgeschichte. Wenn ich nach Kultur denke, denke ich am
mesitens an Galerien, Theater und so weiter, nicht am Manschen und unsere Brauchen.
2. mehr Menschverbunden
MUSTAFA
1. Frueher habe ich fast nie darueber nachgedacht, was das Wort ,,Kultur'' bedeutet. wenn
ich das Wort Kultur gehoert habe, musste ich an Kunst denken oder an die Sitten und die
gesellschaftlichen Normen eines Landes.
2. Jetzt sehe ich ein, dass es gar nicht so einfach ist, Kultur zu definieren. Ich finde den engen
Kulturbegriff ein bisschen veraltet und ich stimme Bolten zu, dass wir den erweiterten
Kulturbegriff brauchen, sowohl den geschlossenen als auch den offenen.
RAFAEL
1.Kunst, Literatur, Theater, auch Traditionen und Gewohnheiten
2. Alles, was eine Menschengruppe vereint - gemeinsame Erfahrungen, was sie für wichtig
halten, Gewohnheiten, uzw.
DANI
1. Kultur war für mich eigentlich alles, was mit den Kunsten zu tun hatte. Ich habe es
vielleicht so aufgefassen, wie bei dem engeren Kulturbegriff.
2. Ich denke jetzt, dass Kultur eigentlich alles, was man macht, herstellt oder organisiert.

Vorher habe ich gedacht, dass das Wort Kultur Geschichte und Kunst bedeutet. Ich habe es
auch mit Gewohnheiten und Gebräuchen verbindet.
2. ich kann jetzt verstehen, dass Kultur viel vielfältiger ist und integriert sich in das
Individuum und die Gesellschaft, in der es aufwächst. Kultur begleitet alle Menschen
ein Leben lang.

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