Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
https://www.ruhrverband.de/abwasser/klaeranlagen/historischer-rueckblick/ 1/8
1. 11. 2019 Historischer Rückblick - Ruhrverband
In England, dem Mutterland der Industrialisierung, wurde bereits 1876 mit dem
Rivers Pollution Prevention Act das erste zusammenhängende Gesetzeswerk zur
Abwasserreinigung geschaffen. Zu Beginn wurden natürliche Verrieselungsverfahren
bevorzugt, die später zu den künstlichen biologischen Verfahren weiterentwickelt
wurden. Bei der Verrieselung stand dabei auch der Gedanke einer Düngung der Böden
im Vordergrund. Die bewusste Ausnutzung der Selbstreinigungskräfte der Gewässer
zählte ebenso zu den natürlichen Verfahren. So nannte man in Nordamerika die
Abwassereinleitung in ein Gewässer „Reinigung durch Verdünnung“.
Mechanische Reinigungsverfahren
Ein weiteres mechanisches Verfahren ist der Einsatz von Sandfängen, um die
besonders bei Regen mitgeführten mineralischen Stoffe abzufangen. Die ältesten
Sandfangkonstruktionen waren einfache rechteckige oder runde Vertiefungen, die
meist mit einem starken Sohlgefälle ausgestattet waren, was die Ausräumung der
Sinkstoffe (zuerst manuell mit Gefäßen, später mit Laufkränen oder Greifbaggern)
erleichterte. Der Essener (Lang-)Sandfang ist eine Weiterentwicklung der ersten
Beckenanlagen. Hier wird der Absetzvorgang mit einer Verringerung der
Fließgeschwindigkeit durch eine Erweiterung des Querschnittes der Absetzrinne
erzielt. Das Konzept des Tiefsandfangs mit vertikalem Durchfluss wurde in den
1930er-Jahren entwickelt. Aufgrund der mangelhaften Rückhaltung von Feinsand
werden Tiefsandfänge heute nicht mehr eingesetzt. Relativ neu ist der belüftete
Sandfang, der um etwa 1950 bis 1960 entwickelt wurde.
https://www.ruhrverband.de/abwasser/klaeranlagen/historischer-rueckblick/ 3/8
1. 11. 2019 Historischer Rückblick - Ruhrverband
Ein Problem, mit dem sich die Pioniere der Abwasserreinigung auseinandersetzen
mussten, waren die im Schlamm einsetzenden Faulungsprozesse, da sie die weitere
Absetzung und eine eventuell nachgeschaltete biologische Reinigung erschweren. Der
amerikanische Chemiker Clark entwickelte daher den Gedanken, Absetz- und
Faulprozess räumlich zu trennen. 1903 wurde die Idee im sogenannten Travisbecken
erstmals in Ansätzen realisiert, und 1906 gelang es Karl Imhoff, beide Prozesse
tatsächlich getrennt in einem zweistöckigen Bauwerk ablaufen zu lassen. Das von ihm
konstruierte Becken wurde erstmals von der Emschergenossenschaft eingesetzt und
daher in der Folgezeit landläufig als „Emscherbrunnen“ bekannt. Dank ihrer einfachen
Konstruktion und des günstigen Betriebs kamen die Emscherbrunnen bald
flächendeckend zum Einsatz.
BiologischeReinigungsverfahren
Im Lauf der Zeit entstanden aus diesen natürlichen Verfahren künstliche biologische
Verfahren wie Tropfkörper, Tauchkörper und schließlich das Belebtschlammverfahren.
Diese Weiterentwicklung der natürlichen biologischen Prozesse war notwendig, da in
den Ballungsräumen bald nicht mehr genügend Freiflächen vorhanden waren, um die
flächenintensiven Rieselfelder oder Abwasserteiche anzulegen.
https://www.ruhrverband.de/abwasser/klaeranlagen/historischer-rueckblick/ 4/8
1. 11. 2019 Historischer Rückblick - Ruhrverband
https://www.ruhrverband.de/abwasser/klaeranlagen/historischer-rueckblick/ 5/8
1. 11. 2019 Historischer Rückblick - Ruhrverband
Heute werden chemische Verfahren überwiegend nur noch zur Entfernung von
Phosphatverbindungen genutzt, wie sie bspw. in Waschmitteln zu finden sind.
Ganz gleich ob mechanisch, biologisch oder chemisch: Bei jeder Form der
Abwasserreinigung fällt Schlamm an, der behandelt und entsorgt werden muss.
https://www.ruhrverband.de/abwasser/klaeranlagen/historischer-rueckblick/ 6/8
1. 11. 2019 Historischer Rückblick - Ruhrverband
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Verfahren zur Verbesserung der
Entwässerungseigenschaften weiterentwickelt. Die Schlammeindickung bewirkte eine
Erhöhung des Feststoffgehalts durch statische Eindickung oder maschinelle
Zentrifugeneindickung. Die Schlammkonditionierung sollte die
Entwässerungseigenschaften des Schlammes durch Zugabe von Fällungs- und
Flockungsmitteln oder durch Wärmebehandlung verbessern. Mit der heute noch
überall weit sichtbaren Schlammstabilisierung in großen eiförmigen Faultürmen
werden vor allem organische Schlamminhaltsstoffe und geruchsbildende Inhaltsstoffe
abgebaut und der Schlamm in seinen hygienischen Eigenschaften verbessert.
Weitere Links
Downloads
https://www.ruhrverband.de/abwasser/klaeranlagen/historischer-rueckblick/ 7/8
1. 11. 2019 Historischer Rückblick - Ruhrverband
Datenschutzerklärung
https://www.ruhrverband.de/abwasser/klaeranlagen/historischer-rueckblick/ 8/8