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Ventilatoren

Aus dem Programm Grundlagen Maschinenbau

Elektrotechnik für Maschinenbauer


von R. Busch

BWL für Ingenieure und Ingenieurinnen


von A. Daum, W. Greife und R. Przywara

English for Materials Science and Engineering


von I. Eisenbach

Projektmanagement für technische Projekte


von R. Felkai und A. Beiderwieden

Technische Berichte
von H. Hering und L. Hering

Mechanical Engineering
von A. Jayendran

Englisch für Maschinenbauer


von A. Jayendran

Chemie
von P. Kurzweil und P. Scheipers

Physik Formelsammlung
herausgegeben von P. Kurzweil

Elektrotechnik für Maschinenbauer


von H. Linse und R. Fischer
Thomas Carolus

Ventilatoren
Aerodynamischer Entwurf,
Schallvorhersage, Konstruktion

3., überarbeitete und erweiterte Auflage

Mit 136 Abbildungen, 42 Tabellen und zahlreichen


Übungsaufgaben und Lösungen
Prof. Dr.-Ing. Thomas Carolus
Universität Siegen
Siegen, Deutschland

ISBN 978-3-8348-2471-4 ISBN 978-3-8348-2472-1 (eBook)


DOI 10.1007/978-3-8348-2472-1

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;


detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

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rechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der
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benutzt werden dürften.

Lektorat: Thomas Zipsner, Ellen Klabunde


Einbandentwurf: KünkelLopka GmbH, Heidelberg

Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier

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Vorwort zur 3. Auflage

Dieses Buch ist aus meinen Vorlesungen an der Universität Siegen entstanden. Es wendet sich
an Studierende des Maschinenbaus an Universitäten und Fachhochschulen, aber auch an Inge-
nieure in der Praxis, die sich mit Ventilatoren befassen. Grundkenntnisse des Strömungsma-
schinenbaus werden dabei vorausgesetzt. Zwei Schwerpunkte werden behandelt: Aerodynami-
sche Entwurfsmethoden für Ventilatoren und das Ventilatorengeräusch.
Der strömungstechnische Neuentwurf einer Strömungsmaschine besteht aus mehreren, vonei-
nander getrennten Schritten. Die wichtigsten sind:
• Auswahl des Maschinentyps (radiale oder axiale Bauart, Anzahl der Stufen oder Fluten),
Festlegung der Hauptabmessungen und der Drehzahl
• Berechnung der Kinematik, d. h. der Strömungsgeschwindigkeiten, wie sie an der fertigen
Maschine herrschen müssen, um die strömungstechnische Aufgabe (gewünschter Volu-
menstroms bei einer vorgegebenen Stutzenarbeit) zu erfüllen
• Ermittlung der Schaufelgeometrie und der Schaufelzahl, mit der die gewünschte Strö-
mungskinematik realisiert werden kann
• Vorhersage und Optimierung des Geräuschverhaltens
Das Buch ist in Anlehnung an diese Schritte gegliedert. Im ersten Buchteil befassen sich die
Kapitel 1 bis 3 mit den strömungstechnischen Aspekten des Ventilatorentwurfs: Kapitel 1 ent-
hält die Grundlagen bis hin zur Berechnung der Kinematik – die EULER’sche Theorie, die
Kennzahlen und die Auswahl von Strömungsmaschinen anhand der Systematik von CORDIER
werden dabei nur kurz zusammengefasst; in den Kapiteln 2 und 3 werden schließlich einfache
Entwurfsverfahren für die radiale bzw. axiale Maschine angegeben. Der zweite Buchteil behan-
delt die Geräuschproblematik bei Ventilatoren: Im Kapitel 4 werden die Schallentstehung und
-ausbreitung beschrieben, im Kapitel 5 ausgewählte Verfahren zur Schallvorherberechnung
erläutert, im Kapitel 6 schließlich einige konstruktive Geräuschminderungsmaßnahmen zusam-
mengestellt. Kapitel 7 gibt dem Entwickler von Ventilatoren eine erste Orientierung über nume-
rische (Computational Fluid Dynamics-, CFD-) und experimentelle Methoden.
Die Bedeutung dieses Lehrbuches liegt in der Auswahl weniger Entwurfs- und Rechenverfah-
ren. Die aerodynamischen Entwurfsmethoden beschränken sich auf einfache Ventilatoren, Ver-
fahren für aufwändigere Konstruktionen, z. B. Radialräder mit doppelt gekrümmten Schaufeln,
findet man in der weiterführenden Literatur. Nicht vergessen werden darf, dass Programme der
Computational Fluid Dynamics (CFD) und der Computational Aeroacoustics (CAA) immer auf
eine Geometrie, also einen Entwurf, angewiesen sind – so wie der Versuch auf einen Prototy-
pen; die aerodynamischen Entwurfsverfahren des ersten Buchteils liefern hierfür in der Regel
erste brauchbare Entwürfe. Alle hier beschriebenen Entwurfsverfahren beziehen sich auf den
Optimalpunkt, d. h. den Arbeitspunkt der Maschine mit maximalem Wirkungsgrad. Auf analyti-
sche Verfahren zur Vorhersage der gesamten Kennlinie wird hier nicht eingegangen, insbeson-
dere, da erstens in der Praxis auf eine Kennlinienmessung nicht verzichtet werden kann, und
zweitens CFD-Verfahren zunehmend eine recht gute Kennlinienvorhersage ermöglichen.
Während die aerodynamischen Entwurfsverfahren als bewährt und ausgereift gelten können,
ist die genaue Geräuschvorhersage weitaus schwieriger. Auf dem Gebiet der Aeroakustik von
Turbomaschinen sind auch zurzeit noch wesentliche Forschungsaktivitäten zu beobachten, so
dass hier in den nächsten Jahren weitere Fortschritte zu erwarten sind.
VI

Bedanken möchte ich mich bei all meinen Studierenden, meinen früheren Mitarbeitern, Dr.-
Ing. M. Beiler, Dr.-Ing. R. Basile und Dr.-Ing. M. Schneider sowie speziell für die Erarbeitung
der zweiten und dritten Auflage Dr.-Ing. J. Franke, Dr.-Ing. H. Reese, Dr.-Ing. J. Winkler und
Dr.-Ing. D. Wolfram. Gute Diskussionen hatte ich auch mit Dr.-Ing. ù. Ça÷lar vom Karlsruher
Institut für Technologie und Prof. Dr.-Ing. P. Pelz von der TU Darmstadt. Mein Grundwissen
für dieses Lehrbuch verdanke ich nach wie vor den Professoren Dr.-Ing. H. Marcinowski, Dr.-
Ing. Dr. techn. E.h. J. Zierep und Dr.-Ing. Dr. h.c. K.-O. Felsch aus meiner Karlsruher Zeit.
Die Fulbright-Kommission unterstützte zwei Forschungsfreisemester an der Pennsylvania
State University in State College, USA, die zum Fortschritt des Buches beitrugen.
Der Verlag hat mich ermutigt, diese dritte Auflage herauszubringen. Neben Korrekturen und
kleinen didaktischen Verbesserungen sind das Thema „Aufwertung“, einige neuere konstrukti-
ve Ideen zur Schallminimierung bei Ventilatoren und eine aktuelle Auswahl relevanter ISO-
Normen neu hinzugekommen.
Besonderer Dank gilt Frau E. Klabunde und Herrn T. Zipsner für die Unterstützung bei der
Fertigstellung des Manuskripts. Ein herzliches Dankeschön gilt nicht zuletzt allen Lesern der
ersten beiden Auflagen, die Druckfehler rückmeldeten und Ergänzungen und Erweiterungen
vorschlugen.

Siegen, im Mai 2012 Thomas Carolus


Inhaltsverzeichnis

1 Grundlagen
1.1 Kennzahlen, CORDIER-Diagramm und Modellgesetze .......................................... 1
1.2 Ersatzschaltbild der Strömungsmaschine und Wirkungsgrade ................................. 4
1.3 Kinematik der Schaufelschnitte ................................................................................ 6
1.3.1 Radiales Gitter ............................................................................................... 6
1.3.2 Ebenes axiales Gitter ..................................................................................... 7
1.4 Kinematik der axialen Maschine .............................................................................. 9
1.4.1 Radiales Gleichgewicht der Kräfte auf ein Fluidelement .............................. 10
1.4.2 Zusammenstellung verschiedener Drallverteilungen ..................................... 16
1.4.3 Drallverteilung für winkelkonstante Abströmung hinter dem Laufrad ......... 16
1.4.4 Teilfluträder ................................................................................................... 17
1.5 Druckerhöhung und Wirkungsgrad der freiausblasenden Maschine ........................ 17
1.6 Kennlinien und Aufwertung ..................................................................................... 21
1.7 Literatur zu Kapitel 1 ............................................................................................... 23

2 Entwurf radialer Ventilatoren


2.1 Schaufelentwurf ....................................................................................................... 25
2.1.1 Minderumlenkung und -leistung bei endlicher Schaufelzahl ........................ 25
2.1.2 Minderleistungsfaktor .................................................................................... 28
2.1.3 Ansätze zur Berechnung des Minderleistungsfaktors .................................... 28
2.1.4 Wahl der Schaufelzahl ................................................................................... 31
2.1.5 Versperrung des Ein- und Austritts durch die endliche Dicke der Schaufel . 31
2.1.6 Zusammenfassung: Schaufelentwurf Radialrad ............................................ 33
2.1.7 Weitere empirische Geometrieparameter des Radiallaufrades ...................... 33
2.2 Berechnung von Spiralgehäusen .............................................................................. 40
2.2.1 Eindimensionale Stromfadentheorie .............................................................. 40
2.2.2 Weitere empirische Geometrieparameter des einfachen Spiralgehäuses ....... 43
2.3 Literatur zu Kapitel 2 ............................................................................................... 44

3 Entwurf axialer Ventilatoren


3.1 Strömung um Profile und im Profilgitter .................................................................. 46
3.1.1 Einzelprofil im unbegrenzten Raum .............................................................. 47
3.1.2 Einzelprofil im Gitterverband ........................................................................ 49
3.1.3 Profilfamilien ................................................................................................. 50
VIII Inhaltsverzeichnis

3.2 Schaufelschnittauslegung für Niederdruckaxialventilatoren (Tragflügelverfahren) 58


3.2.1 Kopplung von Tragflügeldaten mit den Entwurfsgrößen des Ventilators ..... 58
3.2.2 Das „Tragflügelverfahren“ ............................................................................ 61
3.3 Schaufelsichelung ..................................................................................................... 64
3.4 Schaufelschnittauslegung für Hochdruckaxialventilatoren (Gitterverfahren) .......... 66
3.4.1 Schaufeleintrittswinkel .................................................................................. 66
3.4.2 Schaufelaustrittswinkel .................................................................................. 68
3.4.3 Profilwölbung und Skelettlinie ...................................................................... 69
3.5 Gültigkeitsgrenzen .................................................................................................... 70
3.5.1 Kriterium von DE HALLER .......................................................................... 70
3.5.2 Kriterium von STRSCHELETZKY ............................................................... 70
3.5.3 Diffusionszahl nach LIEBLEIN .................................................................... 72
3.5.4 Weitere Grenzen ............................................................................................ 72
3.6 Literatur zu Kapitel 3 ................................................................................................ 72

4 Schallentstehung und -ausbreitung


4.1 Überblick über die Mechanismen der Schallentstehung ........................................... 75
4.2 Rotierende Druckfelder bei Axialventilatoren .......................................................... 78
4.2.1 Das rotierende Druckfeld eines isolierten Rotors .......................................... 78
4.2.2 Rotor-Stator-Interaktion ................................................................................. 79
4.3 Strömungsinduzierter Schall auftriebserzeugender Flächen ..................................... 82
4.4 Schallausbreitung ..................................................................................................... 84
4.4.1 Abstrahlung in das Freifeld ............................................................................ 85
4.4.2 Ausbreitung des rotierenden Druckfelds im Rohr ......................................... 86
4.5 Bewertung und Beispiele der einzelnen Schallquellen ............................................. 91
4.6 Literatur zu Kapitel 4 ................................................................................................ 95

5 Geräuschberechnungsverfahren
5.1 Übersicht .................................................................................................................. 97
5.2 Geräuschberechnungsverfahren der Klasse I ........................................................... 97
5.2.1 Formel von MADISON ................................................................................. 97
5.2.2 Ansatz von REGENSCHEIT ......................................................................... 99
5.2.3 Abschätzung des Schallleistungsspektrums in Oktavbändern ....................... 101
5.3 Geräuschberechnungsverfahren der Klasse II .......................................................... 101
5.3.1 Berechnung der Gesamtschallleistung mit dem SHARLAND-Verfahren ..... 102
5.3.2 Berücksichtigung der spektralen Verteilung .................................................. 106
5.3.3 Kanalmodell ................................................................................................... 111
5.3.4 Zusammenfassung und Beispiel .................................................................... 111
5.4 Literatur zu Kapitel 5 ................................................................................................ 113
Inhalt IX

6 Konstruktive Geräuschminderungsmaßnahmen
6.1 Generelle Maßnahmen .............................................................................................. 117
6.1.1 Reduktion der Umfangsgeschwindigkeit ....................................................... 117
6.1.2 Vergrößerung des Abstands zwischen feststehenden und rotierenden
Bauteilen ........................................................................................................ 119
6.1.3 Phasenverschiebung der Interaktion zwischen feststehenden und rotierenden
Bauteilen ........................................................................................................ 120
6.1.4 Ungleichmäßige Schaufelteilung ................................................................... 121
6.1.5 Optimale Einlaufgeometrie ............................................................................ 123
6.1.6 Wellige Vorderkante gezackte Hinterkante ................................................... 124
6.2 Weitere spezielle Maßnahmen bei Radialventilatoren ............................................. 125
6.2.1 Ablösearme Meridiankontur .......................................................................... 125
6.2.2 Resonanzunterdrückung im Schaufelkanal .................................................... 126
6.3 Weitere spezielle Maßnahmen bei Axialventilatoren ............................................... 127
6.3.1 Abstimmung der Schaufelzahl (Modenausbreitung) ..................................... 127
6.3.2 Sichelschaufeln .............................................................................................. 127
6.3.3 Beeinflussung der Kopfspaltströmung .......................................................... 130
6.4 Literatur zu Kapitel 6 ............................................................................................... 131

7 Numerische und experimentelle Methoden


7.1 Numerische Stromfeldsimulation ............................................................................. 135
7.1.1 Übersicht über CFD-Verfahren ..................................................................... 135
7.1.2 Rechengebiet und numerisches Gitter ........................................................... 139
7.1.3 Die Rotor-Stator-Problematik ........................................................................ 141
7.1.4 Rand- und Anfangsbedingungen ................................................................... 143
7.1.5 Steuerparameter, Konvergenzverlauf und Abbruchkriterium ........................ 145
7.1.6 Postprocessing ............................................................................................... 146
7.1.7 Validierung und Verifikation ......................................................................... 147
7.1.8 Beispiel: Axialventilator ................................................................................ 147
7.2 Experimentelle Methoden ........................................................................................ 150
7.2.1 Messung integraler aerodynamischer Größen – Ventilatorprüfstände .......... 150
7.2.2 Messung von Stromfeldgrößen ...................................................................... 153
7.2.3 Akustische Messverfahren ............................................................................. 156
7.3 Literatur zu Kapitel 7 ............................................................................................... 160

8 Übungsaufgaben und Lösungswege


8.1 Radialventilatorrad ................................................................................................... 163
8.2 Entwurf eines Spiralgehäuses ................................................................................... 165
8.3 Niederdruckaxialventilator ....................................................................................... 166
X Inhaltsverzeichnis

8.4 Hochdruckaxialventilator mit Nachleitrad ............................................................... 170


8.5 Rohrmoden beim Axialventilator ............................................................................. 174
8.6 „Akustisches Modellgesetz“ ..................................................................................... 175
8.7 Ventilatorschallleistung ............................................................................................ 175
8.8 Literatur zu Kapitel 8 ................................................................................................ 176

9 Anhang
9.1 Formelzeichen (Auswahl) ......................................................................................... 177
9.2 Tabellen (Profile, asymmetrische Schaufelteilungen) .............................................. 179
9.3 LIEBLEIN-Entwurfsdiagramme .............................................................................. 182
9.4 Einige akustische Grundbegriffe .............................................................................. 187
9.5 Auswahl wichtiger ISO-Normen .............................................................................. 192

Sachwortverzeichnis ................................................................................................. 195


1 Grundlagen

Der strömungstechnische Neuentwurf einer Strömungsmaschine besteht aus mehreren, vonei-


nander getrennten Schritten. Zum rechnerischen Entwurf des Laufrads spezifiziert man in der
Regel einen Entwurfspunkt. In diesem Kapitel werden vorbereitend die unabdingbaren Grund-
lagen für den Neuentwurf einer Strömungsmaschine kurz zusammengestellt, nämlich
• die dimensionslosen Kennzahlen, mit denen die Auswahl der Bauart, die Abschätzung der
Hauptabmessungen und der Drehzahl sowie die Herleitung der Modellgesetze möglich ist,
• die Definition und Anwendung unterschiedlicher Wirkungsgrade,
• die Berechnung der Kinematik, d. h. der Strömungsgeschwindigkeiten, wie sie an der
fertigen Maschine herrschen müssen, um die strömungstechnische Aufgabe (Förderung
des gewünschten Volumenstroms bei einer vorgegebenen Stutzenarbeit) zu erfüllen.
Schlussendlich sind jedoch die Kennlinien einer Maschine maßgebend, mit denen die Eigen-
schaften der Maschine über einen weiten Einsatzbereich beschrieben werden. Diese kann man
nach dem Entwurf z. B. über eine numerische Strömungssimulation (Computational Fluid
Dynamics, CFD) ermitteln oder letztendlich messen (Kapitel 7).

1.1 Kennzahlen, CORDIER-Diagramm und Modellgesetze


Kennzahlen: Mit Hilfe der Kennzahlen von Strömungsmaschinen lässt sich abschätzen,
• ob das Entwurfsziel überhaupt erreicht werden kann;
• welche Bauart (axial, diagonal = mixed flow, radial, ein-, mehrstufig oder -flutig) dazu
notwendig ist;
• welche Hauptabmessungen (z. B. Laufraddurchmesser) und welche Drehzahl erforderlich
sein werden.
Einige wichtige dimensionslose Kennzahlen im Strömungsmaschinenbau sind in Tab. 1-1
dargestellt. Dabei sind V der Volumenstrom, Yt die spezifische (Stutzen-)arbeit, Δpt die Total-
druckerhöhung, PW die Wellenleistung, D der Laufradaußendurchmesser, n die Drehzahl und ρ
die Dichte des Fördermediums. Allgemein gelten bei Ventilatoren, durch die ein Gas mit – in
guter Näherung – konstanter Dichte ρ strömt, immer die Zusammenhänge
• zwischen Volumen- und Massenstrom
V = m ρ , (1.1)
• zwischen Druckerhöhung und spezifischer Arbeit
Δp =Yρ . (1.2)
ϕ, ψ und λ werden meist zur dimensionslosen Beschreibung des Entwurfs- oder Arbeitspunk-
tes und der Darstellung der Kennlinie benutzt, σ und δ dienen eher zur Charakterisierung der
Maschinenbauart.

T. Carolus, Ventilatoren, DOI 10.1007/978-3-8348-2472-1_1,


© Vieweg+Teubner Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden 2013
2 1 Grundlagen

Nicht alle Kennzahlen sind voneinander unabhängig, z. B. lassen sich σ und δ aus der Volu-
menzahl ϕ und der Druckzahl ψ berechnen zu
1 3 1 1
σ = ϕ 2 / ψ 4 bzw. δ = ψ 4 / ϕ 2 .
Daneben existieren Abwandlungen dieser Kennzahlen (die hier jedoch nicht von Bedeutung
sind) sowie Kennzahlen wie z. B. der Wirkungsgrad und die Reynoldszahl, die später behan-
delt werden.

Tab. 1-1 Wichtige dimensionslose Kennzahlen

Bezeichnung Definition
Volumenzahl V
ϕ=
π2 (1.3)
D3 n
4
Druckzahl Yt Δ pt
ψ= oder ψ =
2 2 (1.4)
π π
D 2 n2 ρ D 2 n2
2 2
Leistungszahl PW
λ=
π4 (1.5)
ρ D 5 n3
8
Schnelllaufzahl1 n
σ=
( 2π ) 2 −1 4
⋅ Yt 3 4 ⋅ V −1 2
(1.6)

Durchmesserzahl D
δ=
14
§ 8 · (1.7)
¨ 2¸ ⋅ Yt −1 4 ⋅ V1 2
©π ¹

CORDIER-Diagramm: Rechnet man den aerodynamischen Optimalpunkt2 gängiger einfluti-


ger und einstufiger Maschinen mit „gutem“ Wirkungsgrad (d. h. keine Sonderbauarten) in die
dimensionslosen Kennzahlen δopt und σopt um und trägt diese gegeneinander auf, so liegen sie
mit einer gewissen Streuung in einem relativ engen Band, dem CORDIER-Band. Für Arbeits-
maschinen, wie dies auch Ventilatoren sind, ist dieses Band in Bild 1-1 dargestellt. Radialma-
schinen haben typischerweise kleine σopt-Werte (ca. 0,1 – 0,6, siehe [3]), man nennt sie des-
halb auch spezifisch langsamläufige Maschinen, Axialmaschinen dagegen große (> 0,6, daher
Schnellläufer). Dazwischen sind die Diagonal- oder Halbaxialmaschinen angesiedelt. Der

1
Statt der Schnelllaufzahl wird häufig noch die gleichwertige, leider nicht dimensionslose „spezifische
Drehzahl“ nq benutzt. Es gilt die einfache Umrechnungsformel σopt = nq[1/min]/157,8.
2
Der aerodynamische Optimalpunkt (Index „opt“) einer Maschine ist der Arbeitspunkt, bei dem sie ihren
maximalen Wirkungsgrad aufweist. In aller Regel legt man den Gesamtwirkungsgrad η (siehe Gl. (1.16),
seltener den inneren (ηi, Gl. (1.14)), fälschlicherweise manchmal den freiausblasenden Wirkungsgrad ηfa
(Gl. 1.51) zugrunde.
1.1 Kennzahlen, CORDIER-Diagramm und Modellgesetze 3

Trommelläuferventilator (d. h. ein Radialventilator mit vorwärtsgekrümmten Laufschaufeln)


liegt außerhalb dieses Bandes. Die Bereichsgrenzen sind nur als Anhaltswerte zu verstehen,
die Bereiche der Laufradbauformen gehen fließend ineinander über.

10,0
9,0
8,0
δ opt
7,0
radial
6,0

5,0

4,0

3,0 diagonal

2,0
axial
1,5
radial
(Trommel-
läufer)
1,0 Bild 1-1
CORDIER-Diagramm zur
Vorauswahl eines Venti-
σ opt
lators, nach [1], [2], [3]

Modellgesetze: Aus den Kennzahlen lassen sich die Modellgesetze ableiten. Bei Ähnlichkeit
der
• Geometrie (d. h. die Verhältnisse aller geometrischen Maße sind gleich)
• Kinematik (d. h. die Geschwindigkeitsdreiecke sind ähnlich)
• Dynamik (d. h. die Kräfteverhältnisse sind gleich)
zweier Maschinen oder zweier Maschinenzustände sind die zugehörigen Kennzahlen gleich.
Daraus folgen sofort die strömungsmechanischen Modellgesetze
V  D3 n (1.8)
Yt  D 2 n 2 oder Δ pt  ρ D 2 n 2 (1.9a, b)

PW  ρ D5 n3 , (1.10)
mit denen sich jeder Betriebspunkt einer Maschine bei Drehzahl-, Dichte- und Baugrößenän-
derung umrechnen lässt. Der Wirkungsgrad – ebenfalls eine dimensionslose Kennzahl – bleibt
dabei unverändert.
4 1 Grundlagen

Bei Verletzung einer der Ähnlichkeitsbedingungen müssen gesonderte Betrachtungen ange-


stellt werden. Häufig wird z. B. bei Modelluntersuchungen die dynamische Ähnlichkeit ver-
letzt, da die Reynoldszahl nicht konstant gehalten werden kann. Zur Abschätzung des Rey-
noldszahleinflusses wurden sog. Aufwerteverfahren entwickelt, siehe Abschnitt 1.7.

1.2 Ersatzschaltbild der Strömungsmaschine und Wirkungsgrade


Massenströme und Energieflüsse in einer Strömungsarbeitsmaschine lassen sich anhand eines
Ersatzschaltbildes und Energieflussdiagramms (Bild 1-2) verdeutlichen: An der Welle wird in
die Maschine die Wellenleistung PW eingespeist. Durch mechanische Verluste PV,mech in La-
gern und Dichtungen steht zum Antrieb des Laufrads jedoch nur die Laufradleistung PL zur
Verfügung. Weiter zehren insbesondere beim Radialrad Radseitenreibverluste PV,RSR – verur-
sacht durch die Reibung an sekundären, mit Fluid benetzten Oberflächen des Rades – an der
Leistung, so dass für die eigentliche Energieumsetzung im Schaufelbereich nur noch die
Schaufelleistung m SchYSch zur Verfügung steht. Nach Abzug der Reibverluste während der
Energieumsetzung im Schaufelkanal ( m SchYV , Sch , oft auch hydraulische Verluste genannt)
bleibt von der eingebrachten Leistung schließlich die Strömungsleistung m Sch Yt am Radaus-
tritt übrig.

.
. m Yt
m

. PV,mech
. mLeck PV,RSR
mSch .
. mSchYV,Sch .
. mSch Yt mLeck Yt
mSchYV,Sch

PW
. PL .
mSch mSch .
mSch Yt .
m Yt
PV,mech PV,RSR
. .
mSch m
Welle Schaufel
Laufrad Fluid
PW PL

Bild 1-2 Ersatzschaltbild zum Massenstrom und Energiefluss (links) und Energieflussdiagramm
(rechts) für die radiale Strömungsmaschine (die massenstromunabhängigen Leistungsgrößen sind mit P
bezeichnet, die massenstromabhängigen mit mY  )

Der Massenstrom durch den Schaufelbereich des Laufrads m Sch entspricht allerdings nicht
dem Netto-Massenstrom durch die Maschine m . Durch Leckage an Spalten (Bild 1-3) zirku-
liert ein Teil des Massenstroms m Leck , so dass durch die Maschine m = m Sch − m Leck strömt.
Die Stutzenarbeit (d. h. nutzbare Energiedifferenz im Fluid) der verlustbehafteten Maschine
1.2 Ersatzschaltbild der Strömungsmaschine und Wirkungsgrade 5

 t . Jedem Teilverlust kann man einen Wirkungsgrad nach Tab. 1-2


ergibt sich schließlich zu mY
zuordnen.

Bild 1-3
Leckmassenströme

Tab. 1-2 Wirkungsgrade

Wirkungsgrad beurteilt Definition


mechanischer mechanische PW − PV ,mech PL
(„m“) Güte ηm = = (1.11)
PW PW
Radseiten- strömungsme- PL − PV , RSR m SchYSch
(„R“) chanische Güte ηR = = (1.12)
der Radseiten PL PL
Schaufel3- strömungsme-
(„Sch“) chanische Güte m Sch Yt Y
ηSch = = t (1.13)
der Beschaufe- m Sch YSch YSch
lung
innerer strömungsme-
(„i“) chanische Güte m SchYt
ηi = (= ηR ⋅ηSch ) (1.14)
der gesamten PL
Maschine
volumetrischer Leckverluste  t
mY m
(„vol“) ηvol = = (1.15)
 
mSch Yt mSch
Gesamt- Güte der gesam-  t
mY
ten Maschine η= (= ηm ⋅ηR ⋅ηSch ⋅ηvol = ηm ⋅ηi ⋅ηvol ) (1.16)
PW

Zum Entwurf der Beschaufelung einer Strömungsmaschine müssen in der Regel die entschei-
denden Wirkungsgrade vorab geschätzt werden. Damit und aus dem angestrebten Entwurfsbe-
triebspunkt V oder m und Yt oder Δpt ergeben sich dann als die wichtigen Entwurfsgrößen
• der Schaufelmassen- oder -volumenstrom
m
m Sch = , (1.17a)
ηvol

3
Der Schaufelwirkungsgrad wird auch gelegentlich als „hydraulischer“ Wirkungsgrad bezeichnet.
6 1 Grundlagen

V
VSch = (1.17b)
ηvol
• die spezifische Schaufelarbeit oder die Totaldruckerhöhung durch die Schaufeln
Yt Δ pt
YSch = bzw. Δ pSch = . (1.18a, b)
ηSch ηSch
Darüber hinaus berechnen sich die erforderliche Wellenleistung und das erforderliche Wellen-
drehmoment zum Antrieb der Maschine zu
 t V Δ pt
mY
PW = = (1.19)
η η
PW
MW = . (1.20)
2π n

1.3 Kinematik der Schaufelschnitte


Die hier zusammengefassten kinematischen Grundlagen basieren auf örtlich gemittelten Strö-
mungsgeschwindigkeiten (d. h. jede Geschwindigkeit ist im Sinne der eindimensionalen
Stromfadentheorie repräsentativ für den gesamten Strömungsquerschnitt). Im Folgenden wer-
den nur die Strömungsgeschwindigkeiten an einzelnen radialen bzw. axialen Schnitten durch
den Schaufelkanal betrachtet. Die Interaktion der Schnitte, die insbesondere beim Entwurf der
axialen Maschine berücksichtigt werden muss, wird in Abschnitt 1.4 analysiert.

1.3.1 Radiales Gitter


Die Meridian- und Umfangskomponenten der Strömungsgeschwindigkeiten am Schaufelein-
und -austritt im feststehenden System c1/2 hängen beim ausschließlich radial durchströmten
Gitter (Bild 1-4) mit den Entwurfsgrößen VSch und YSch zusammen über
VSch
cm1/ 2 = (1.21)
2π ⋅ r1/ 2 ⋅ b1/ 2
und der EULER’schen Hauptgleichung der Strömungsmaschinen
YSch = u2 cu 2 − u1cu1 . (1.22)
Die Verknüpfung der Strömungsgeschwindigkeiten im feststehenden und rotierenden System
G G G
geschieht über die Vektorgleichung c = u + w und damit dem Geschwindigkeitsdreieck nach
Bild 1-5. Im Allgemeinen sind die Beträge dieser Vektoren und ausgewählter Komponenten
sowie einige Winkel zwischen den Vektoren von Interesse.
Mit der Winkelgeschwindigkeit des Rades
Ω = 2π ⋅ n (1.23)
ergeben sich die Umfangsgeschwindigkeiten des Schaufelein- und -austrittes zu
u1/ 2 = r1/ 2 ⋅ Ω = r1/ 2 ⋅ 2π n . (1.24a)
1.3 Kinematik der Schaufelschnitte 7

Die Strömungsgeschwindigkeiten im feststehenden System (d. h. die Absolutgeschwindigkei-


ten) sind

c1/ 2 = cm1/ 22 + cu1/ 2 2 , (1.25)


die Strömungsgeschwindigkeiten im rotierenden System (d. h. die Relativgeschwindigkeiten)
2
w1/ 2 = cm1/ 2 2 + ( u1/ 2 − cu1/ 2 ) . (1.26)

Die Strömungswinkel, jeweils definiert als Winkel im Geschwindigkeitsdreieck gemäß


Bild 1-5, sind zwischen u und w
§ cm1/ 2 ·
β1/ 2 = arctan ¨ ¸ (1.27)
© u1/ 2 − cu1/ 2 ¹
und zwischen u und c
§ cm1/ 2 ·
α1/ 2 = arctan ¨ ¸. (1.28)
© cu1/ 2 ¹
Beim häufigen Spezialfall drallfreier Zuströmung sind cu1 = 0 und α1 = 90°.
Bei der Addition von Geschwindigkeitskomponenten ist deren Richtung zu beachten, z. B. sind
die Umfangskomponenten der Relativ- und Absolutgeschwindigkeit in Bild 1-5 verknüpft über
cu = u − wu .

w2 c2
cm2 b2

u2
cu2 r2
w1 c1
cm1
u1
cu1 r1
b1
Ω

Bild 1-4 Geschwindigkeitsdreiecke am radialen Gitter

Bild 1-5
Geschwindigkeitsdreieck
8 1 Grundlagen

1.3.2 Ebenes axiales Gitter


Im Unterschied zum radialen Gitter sind beim ebenen axialen Gitter (Bild 1-6) die Umfangs-
geschwindigkeiten und meist die Meridiankomponenten der Absolutgeschwindigkeiten am
Gitterein- und -austritt gleich,

Bild 1-6 Geschwindigkeitsdreiecke am axialen Gitter

u1 = u2 = u = r ⋅ Ω = r ⋅ 2π n (1.24b)
und
ΔV
cm1 = cm 2 = cm = ; (1.29)
2π r ⋅ Δ r
dabei ist ΔV der Teilvolumenstrom durch das Gitter der Höhe Δr.
Von Bedeutung ist auch oft die vektoriell gemittelte Relativgeschwindigkeit
G 1 G G
w∞ = ( w1 + w2 ) (1.30)
2
mit ihrem Betrag und dem Winkel, gemessen gegen die Gitterfront (wenn die Bedingungen
nach Gl. (1.24b) und (1.29) erfüllt sind)
1.4 Kinematik der axialen Maschine 9

2
1 § 2 2 · + 4c 2 ,
w∞ = ¨ u + w2 − cm ¸ m (1.31)
2 © ¹

§ ·
2cm
β ∞ = arctan ¨ ¸. (1.32)
¨ 2 2 ¸
© u + w2 − cm ¹

1.4 Kinematik der axialen Maschine


Die Schaufel einer axialen Strömungsmaschine kann man sich aus ebenen Gitterschnitten, die
auf einer – im wesentlichen radialen4 – Linie von der Nabe ri bis zum Schaufelkopf ra aufgefä-
delt sind, aufgebaut denken, Bild 1-7. Meist, aber aus Vereinfachungsgründen nicht immer,
werden dabei die ebenen Schnitte auf die koaxiale Zylinderfläche aufgewickelt.
Da die Gitterschnitte auf unterschiedlichen Radien liegen, haben sie unterschiedliche Um-
fangsgeschwindigkeiten – die Umfangsgeschwindigkeit nimmt linear mit dem Radius zu
( u = r ⋅ Ω ). Daher ändern sich auch die Geschwindigkeitsdreiecke von Schnitt zu Schnitt.
Es gibt nun zwei Wege bei der Berechnung der Kinematik einer kompletten Maschine:
• Mittelschnittrechnung: Bei sehr kurzen Schaufeln (Nabenverhältnis: ν = ri/ra → 1) wird
die Radiusabhängigkeit der Geschwindigkeitsdreiecke vernachlässigt. Die Betrachtung
eines repräsentativen Schnitts (Mittelschnitts) führt dann zu einem Geschwindigkeitsdrei-
eck für alle Schaufelschnitte von der Nabe bis zum Gehäuse und damit letztlich zu einer
unverwundenen Schaufel.
• Mehrschnittrechnung: Meist jedoch berücksichtigt man die Geschwindigkeitsdreiecke an
mehreren koaxialen Schnitten und erhält damit eine verwundene Schaufel.

Auffädellinie

ra
r
ri

Ω Ω
unverwundene Schaufel verwundene Schaufel

Bild 1-7 Auffädelung von Schaufelschnitten: Unverwundene Schaufel (links), verwundene Schaufel
(Mitte); Meridianschnitt eines axialen Laufrads (rechts)

4
Auf die moderne Form der sog. Sichelschaufeln wird in Kapitel 3 eingegangen.
10 1 Grundlagen

1.4.1 Radiales Gleichgewicht der Kräfte auf ein Fluidelement


In einer Maschine stehen die Stromfeldgrößen jedes Schnittes des Schaufelgitters miteinander
in Wechselwirkung. In einer idealen axialen Maschine sollen alle Stromlinien auf koaxialen
Zylinderflächen liegen, d. h. keine Neigung, keine Krümmung, also keine radiale Geschwin-
digkeitskomponente aufweisen. Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, um diese gewünsch-
te „Zweidimensionalität“ zu erreichen?
Die Analyse der Wechselwirkung im Schaufelbereich ist analytisch kaum möglich. Meist ist
aber für den Schaufelentwurf die Kenntnis der Strömungskinematik in einer Ebene vor oder
hinter dem Lauf- oder Leitrad ausreichend. Hier wird daher die drallbehaftete Strömung in
einer Ebene hinter dem Laufrad (Ebene 2 in Bild 1-8) untersucht.

(p2+dp2)dA dA

Fluidelement
2
rΩ ' dm

z
dr

p2 dA

Ω'

Bild 1-8 Zum radialen Gleichgewicht

Unter den Voraussetzungen, dass


• die Strömung rotationssymmetrisch, d. h. in Ebene 2 umfänglich ausgeglichen und
• reibungsfrei
ist, werden die Kräfte auf ein Fluidelement der Masse dm (Bild 1-8 rechts) in radiale Richtung
betrachtet.
Auf das Fluidelement wirken aufgrund seiner Winkelgeschwindigkeit
Ω ' = cu 2 / r
die Fliehkraft sowie Druckkräfte. Diese Kräfte müssen im Gleichgewicht stehen, damit sich die
Stromlinie nicht neigt oder krümmt, d. h.
p2 dA − ( p2 + dp2 ) dA + r Ω '2 dm = 0 .

Mit dm = ρ ⋅ dA ⋅ dr folgt daraus die wichtige sog. „Querdruckgleichung“


1.4 Kinematik der axialen Maschine 11

dp2 c 2
= ρ u2 . (1.33)
dr r
Entscheidend ist, dass sowohl p2 als auch cu2 Funktionen des Radius r sind.
Der Totaldruck in der Ebene 2 ist

pt 2 = p2 +
ρ
2
c22 = p2 +
ρ
2
( cu 22 + cm22 ) .
Differenziert man diesen nach r (pt2, p2, cu2 und cm2 sind Funktionen von r),
dpt 2 dp2 § dcu 2 dc ·
= + ρ ¨ cu 2 + cm 2 m 2 ¸,
dr dr © dr dr ¹
und ersetzt die Ableitung des statischen Druckes mit Gl. (1.33), so erhält man
dpt 2 c 2 dc dc
= ρ u 2 + ρ cu 2 u 2 + ρ cm 2 m 2
dr r dr dr
cu 2 d ( cu 2 r )
ρ ⋅
r dr
und schließlich die wichtige Beziehung
1 dpt 2 cu 2 d ( rcu 2 ) dc
= + cm 2 m 2 . (1.34)
ρ dr r dr dr
D. h., damit die Meridianstromlinien auf koaxialen Flächen liegen, also nicht in radiale Rich-
tung umgelenkt werden, müssen pt2(r), cu2(r) und cm2(r) so gewählt werden, dass Gl. (1.34)
erfüllt ist.
pt2 in Gl. (1.34) kann nun durch die spezifische Schaufelarbeit und letztendlich durch cu2 aus-
gedrückt werden. Mit Gl. (1.13) und Gl. (1.2) ergibt sich
1 1
YSch = ( pt 2 − pt1 ) ;
ηSch ρ
aus der EULER-Gleichung (Gl. (1.22)) für cu1 = 0 folgt aber auch
YSch = ucu 2 = 2π n ⋅ r ⋅ cu 2 ( r ) . (1.35)

Unter den weiteren Voraussetzungen ηSch ≠ f (r ) und pt1 ≠ f (r ) ergibt sich damit5

dpt 2 d ( rcu 2 ( r ) )
= ρ ⋅ηSch ⋅ 2π n ⋅ ,
dr dr
so dass Gl. (1.34) wird:

5
Abweichend von dieser Annahme werden manchmal die Reibverluste an den Gehäuse- und Nabenflä-
chen und teilweise auch die Verluste im Kopfspalt durch Ansatz eines verminderten Schaufelwirkungs-
grads für die wandnahen Schnitte berücksichtigt, d. h. es wird dann ηSch = f(r).
12 1 Grundlagen

d ( rcu 2 ) cu 2 d ( rcu 2 ) dc
ηSch ⋅ 2π n ⋅ = + cm 2 m 2 (1.36)
dr r dr dr
Diese Differentialgleichung ist die Grundlage für die weiteren Betrachtungen. Eine übliche
Vorgehensweise ist die Wahl der Arbeitsverteilung und damit der sog. Drallverteilung rcu2(r)
entlang des Radius und daraus die Berechnung von cm2(r)6; damit sind die Geschwindigkeits-
dreiecke an jedem Schnitt und letztendlich die Verwindung der Schaufel festgelegt. Zwei Fäl-
le, eine radiuskonstante (d. h. isoenergetische) und eine radiusabhängige Verteilung der Schau-
felarbeit YSch werden jetzt genauer betrachtet.
Isoenergetische Arbeitsverteilung entlang des Radius: Entscheidet man sich für eine iso-
energetische Verteilung der Schaufelarbeit entlang des Radius YSch ≠ f (r ) = const. , so kommt
mit Gl. (1.35)
YSch
r ⋅ cu 2 ( r ) = = const. (1.37)
2π n
Die Konstante wird in Hinblick auf eine spätere Verallgemeinerung in Gl. (1.42) b genannt
und ist bereits mit der Wahl des Entwurfspunkts festgelegt. Mit Gl. (1.36) folgt daraus sofort
dc
cm 2 m 2 = 0 und damit letztendlich
dr
cm 2 = const. (1.38a)
Folgendes ist bemerkenswert:
• Die isoenergetische Arbeitsverteilung erfordert an den Außenschnitten (wo r groß ist)
deutlich geringere Werte von cu2 als an den Nabenschnitten (wo r klein ist), Bild 1-9;
d. h., im Nabenbereich muss die Absolutströmung bei geringerer Umfangsgeschwindig-
keit der Schaufel wesentlich stärker umgelenkt werden (großes cu2 bei niedrigem u) als an
einem Außenschnitt; daher sind die Nabenschnitte aerodynamisch stärker belastet und
eher einer Strömungsablösung unterworfen.
• Das Meridiangeschwindigkeitsprofil ist bei isoenergetischer Arbeitsverteilung ein Block-
profil; d. h. an jedem Schnitt hat die Meridiangeschwindigkeit den gleichen Wert
V
cm 2 = . (1.38b)
(
π ra2 − ri2 )
Die Abhängigkeit des statischen Drucks hinter dem Laufrad p2 und des Reaktionsgrades
statischer Anteil von YSch statischer Anteil von Δ pSch
R≡ = (1.39a)
YSch Δ pSch
vom Radius kann ebenfalls angegeben werden. Setzt man die Drallverteilung Gl. (1.37) in die
Querdruckgleichung Gl. (1.33) ein, erhält man durch Integration den statischen Druck zwi-
schen Nabe und Gehäuse zu
1
p2 (r ) = k1 − k2 ⋅ , k1 , k2 = const. , (1.40)
r2

6
Meist – aber nicht immer – wird dann cm1(r) = cm2(r) gesetzt.
1.4 Kinematik der axialen Maschine 13

d. h. der statische Druck hinter dem Laufrad nimmt von außen zur Nabe hin mit r-2, also qua-
dratisch ab, Bild 1-10. Mittels der EULER-Gleichung kann R näherungsweise durch Ge-
schwindigkeitskomponenten ausgedrückt werden:
1 cu1 + cu 2
R ≈ 1− (1.39b)
2 u
Unter der zusätzlichen Voraussetzung drallfreier Zuströmung, also cu1 = 0, ergibt sich
1 cu 2 (r ) k
R (r ) = 1− = 1 − 3 , k3 = const. , (1.41)
2 u (r ) r2
d. h. der statische Anteil der Schaufelarbeit ist im Nabenbereich besonders gering, Bild 1-11.

c1
c2
cu2
Außenschnitt
Außen-
w

schnitt
w1

Naben-
schnitt
c1
c2
Nabenschnitt
w
w1
u

Bild 1-9 Geschwindigkeitsdreiecke und Schaufelverwindung

Hinweis:
Maschinen mit einer Drallverteilung rcu2 = const. („drallkonstante“ Abströmung) heißen auch
„Wirbelflussmaschinen“. Die Berechnung ist wegen der Radiusunabhängigkeit von YSch und
cm2 bequem. Allerdings hat diese Drallverteilung auch einige Nachteile:
• Sie ergibt eine starke Schaufelverwindung, besonders bei langen Schaufeln, d. h. kleinem
Nabenverhältnis ν = ri ra ;
• die Umlenkung und damit die Strömungsverluste an den Nabenschnitten sind groß;
• α2 = α2(r), d. h. die Schaufeln eines eventuellen Nachleitrades müssen ebenfalls verwun-
den ausgeführt werden, was zusätzliche Kosten verursachen kann.
14 1 Grundlagen

r ⋅ cu 2 = const. ist charakteristisch für den sog. Potenzialwirbel. Der Potenzialwirbel kommt in
Kombination mit einem Starrkörperwirbel, der den Kern bildet, in natürlichen Strömungen
sehr oft vor; Bild 1-12 zeigt einen Tornado und dessen vereinfachte Geschwindigkeits- und
Druckverteilung. Siehe dazu auch das Nabentotwasser in Abschnitt 3.52. Den kombinierten
Wirbel nennt man RANKINE-Wirbel.

Bild 1-10
Radiale Verteilung der Strom-
feldgrößen cu2, cm2 und des stati-
schen Drucks p2 hinter dem axia-
len Laufrad bei isoenergetischer
Arbeitsverteilung

Bild 1-11
Radiale Verteilung des Reak-
tionsgrades R bei isoenergetischer
Arbeitsverteilung
1.4 Kinematik der axialen Maschine 15

p(r)
r

Wirbelkern
cu(r)
(Starrkörperwirbel)

1_20

Bild 1-12 Tornado als Beispiel für einen RANKINE-Wirbel (Historische Aufnahme eines Tornados auf
dem Weg in die Stadt Vulcan, Kanada, 8. Juli 1927; Historic National Weather Service Collection, USA)

Radiusabhängige Schaufelarbeit: Im Gegensatz zur isoenergetischen Verteilung wird jetzt


die Schaufelarbeit YSch entlang des Radius variiert. Damit lässt sich die Schaufelverwindung
reduzieren oder der Anteil einzelner Schnitte an der Energieübertragung im Laufrad gewich-
ten. Als Beispiel wird die Verallgemeinerung der Drallverteilung nach Gl. (1.37)
rcu 2 (r ) = ar + b, a, b = const. (1.42)
untersucht, also eine Arbeitsverteilung YSch (r ) = 2π n ( ar + b ) . Setzt man diese Drallverteilung
in Gl. (1.36) ein und integriert, so erhält man das zugehörige Meridiangeschwindigkeitsprofil:
§ ab ·
cm 2 ( r ) = 2 ¨ ηSch ⋅ 2π n ⋅ ar − a 2 ln r + ¸ + k , a, b, k = const. (1.43)
© r ¹
Für a = 0 ergibt sich der Spezialfall radiusunabhängiger Meridiangeschwindigkeit wie zuvor.
Alle Konstanten müssen im Übrigen bei einem Entwurf so festgelegt werden, dass im Integral
über den Radius von Nabe bis zum Gehäuse der Volumenstrom VSch und die Schaufelarbeit
PSch = mY
 Sch erzielt werden:
16 1 Grundlagen

ra
VSch = ³A cm 2 (r )dA = ³ cm2 (r ) ⋅ 2π rdr (1.44)
ri

ra
PSch = ³ YSch dm = ³ r ⋅ 2π n ⋅ cu 2 (r ) ⋅ ρ ⋅ cm2 ( r ) ⋅ 2π rdr (1.45)
A
ri

1.4.2 Zusammenstellung verschiedener Drallverteilungen


Verschiedene Drallverteilungen wurden von HORLOCK [4] diskutiert; die zugehörigen
cu 2 (r ) -Verteilungen einer Auswahl zeigt Tab. 1-3. Da die Schaufelverwindung durch die
Drallverteilung bestimmt wird, werden die Drallverteilungen auch „Schaufelverwindungsge-
setze“ genannt.

Tab. 1-3 cu 2 ( r ) -Verteilungen zu einigen wichtigen Drallverteilungen (a, b, n sind Konstanten)

cu 2 (r ) Bemerkungen
b häufig verwendet; ergibt cm2(r) = const.; Reaktionsgrad R(r)
cu 2 = (1.37)
r nimmt mit r zu, ergibt stark verwundene Schaufeln
b
cu 2 = a + siehe vorne (1.42)
r
b
cu 2 = ar n + Verallgemeinerung von Gl. (1.42) (1.46)
r

1.4.3 Drallverteilung für winkelkonstante Abströmung hinter dem Laufrad


Soll ein Nachleitrad unverwunden ausgeführt werden, legt man das Laufrad so aus, dass die
Abströmung c2 an jedem Radius unter gleichem Winkel erfolgt, also α2 eine Konstante ist.
Setzt man unter der Voraussetzung r ⋅ cu 2 = const. die trigonometrischen Beziehungen aus
dem Geschwindigkeitsdreieck
cu 2 = c2 cos α 2
und
cm 2 = c2 sin α 2
in Gl. (1.36) ein, so erhält man wegen α 2 ≠ f (r )
dc2 ª1 + ( tan α )2 º + c2 = 0 .
dr «¬ 2 »
¼ r
Trennung der Variablen und Integration liefern schließlich
1
2
1+ ( tan α 2 )
c2 (r ) = kr , (1.47)
1.5 Druckerhöhung und Wirkungsgrad der freiausblasenden Maschine 17

womit sich dann cu2(r) und cm2(r) berechnen lassen. α2 und die Integrationskonstante k sind
wiederum so zu wählen, dass im Integral über den Radius von Nabe bis zum Gehäuse die
Schaufelarbeit PSch und der Volumenstrom VSch erzielt werden (siehe Gl. (1.44) und (1.45)).

1.4.4 Teilfluträder
Die Festlegung der Schaufelschnitte bei einer axialen Beschaufelung kann nach mehreren
Gesichtspunkten geschehen. Neben einer rein äquidistanten Verteilung der Schnitte von Nabe
bis zum Gehäuse bietet sich eine Aufteilung der durchströmten Fläche in flächengleiche Teil-
fluträder an, in deren Mitte (d. h. wiederum flächenteilend) der jeweilige Schnitt liegt (Bild 1-13).
Diese Methode hat den Vorteil, dass – zumindest bei radiusunabhängiger Meridiangeschwin-
digkeit – durch jedes Teilflutrad der gleiche Teilmassenstrom fließt.

Bild 1-13 Teilfluträder beim Axialrad

Die Ermittlung der Durchmesser, an denen diese Schnitte liegen, geschieht mit der Formel

( j − 1) ( Da2 − Di2 )
Dxj = Di2 + , j = 1,...., n (1.48)
n −1
mit n gleich der Anzahl der Schnitte. Der innere und der äußere Schnitt fallen immer mit dem
Naben- bzw. Außendurchmesser Di bzw. Da zusammen.

1.5 Druckerhöhung und Wirkungsgrad der freiausblasenden


Maschine
Unmittelbar hinter dem Laufrad liegt die Strömungsenergie in Form von statischem Druck und
kinetischer Energie vor – die Aufteilung wird durch den Reaktionsgrad des Laufrades be-
stimmt. Bei vielen Einsatzfällen von Ventilatoren wird nur der statische Druck, nicht aber die
kinetische Energie benötigt, z. B. bei einem Ventilator mit nachgeschaltetem Wärmetauscher:
Der Druckverlust im Wärmetauscher wird durch den statischen Druck des Ventilators über-
18 1 Grundlagen

wunden. Nachgeschaltete Maschinenkomponenten wie Nachleitrad und Diffusor dienen dazu,


Teile der kinetischen Energie weiter in statischen Druck umzusetzen (Druckrückgewinn).7
Wird die komplette Maschine in einen üblichen Prüfstand so eingebaut, dass sie frei ausbläst,
kann man zwischen den Stutzen nur die „freiausblasende“ Druckerhöhung
Δ p fa = p Austritt − pt ,Eintritt (1.49a)




stat. Druck am Totaldruck am


Austritt Eintritt

messen. Sie unterscheidet sich von der Totaldruckdifferenz dadurch, dass sie die kinetische
Energie am Austritt der Maschine
ρ 1 ρ 2
m ³ 2
c2 = ( c ) ρ cm dA (1.50)
2
A
8
nicht enthält.
Mit dieser Druckerhöhung wird häufig der freiausblasende Wirkungsgrad definiert zu
m ⋅ Y fa V ⋅ Δ p fa
η fa = = . (1.51)
PW PW
Dieser ist jedoch kein echter Wirkungsgrad, vielmehr eine Kombination von Wirkungs- und
Umsetzungsgrad, da Δpfa wesentlich davon abhängt, wieviel der kinetischen Energie in der
gesamten Maschine in statischen Druck umgesetzt wurde. Auf jeden Fall ist er immer kleiner
als der innere Wirkungsgrad der Maschine.
Bei der Radialmaschine (Bild 1-14) ergibt sich für das
• gehäuselose (d. h. freilaufende) Rad

Δ p fa = Δ pt −
ρ
2
⋅ c22 = Δ pt −
ρ
2 (2
⋅ cm 2
2 + cu 2 ) (1.49b)

• Rad im Spiralgehäuse
ρ
Δ p fa = Δ pt − ⋅ c 2 Druckstutzen . (1.49c)
2

7
Anders als bei vielen flüssigkeitsfördernden Pumpen garantiert ein guter Gesamtwirkungsgrad eines
Ventilators alleine noch keine hohe Energieeffizienz, da die ungenutzte kinetische Energie am Maschi-
nenaustritt oft einen beträchtlichen Anteil der umgesetzten Energie darstellt. Daher sollte man immer
möglichst große Austrittsquerschnitte mit entsprechend niedriger Austrittsgeschwindigkeit anstreben.
8
Mit Gl. (1.50) wird die räumliche Verteilung der kinetischen Energie über dem Austritt massenstrom-
gemittelt. Im Gegensatz dazu würde die Mittelung einer inhomogenen statischen Druckverteilung bevor-
zugt flächengemittelt erfolgen, damit pA mit der Normalkraft auf A identisch ist:
1
p=
A ³
pdA .
A

Zur Problematik der Mittelung inhomogener Strömungsfelder siehe z. B. [5] und [6].
1.5 Druckerhöhung und Wirkungsgrad der freiausblasenden Maschine 19

Bei der Axialmaschine (Bild 1-15) sind drei Fälle zu unterscheiden:


• Laufrad alleine

Δ p fa = Δ pt −
ρ
2
⋅ c22 = Δ pt −
ρ
2 ( 2
⋅ cm 2
2 + cu 2 ) (1.49d)

• Laufrad mit Nachleitrad


ρ 2
Δ p fa = Δ pt − ⋅ cm 2 (1.49e)
2
• Laufrad mit Nachleitrad und Diffusor
ρ 2
Δ p fa = Δ pt − ⋅ cDiffusor mit cDiffusor < cm 2 , je nach Diffusor. (1.49f)
2

Bild 1-14
Relevante Austrittgeschwindig-
keit bei der Radialmaschine

Bild 1-15 Relevante Austrittgeschwindigkeit bei der Axialmaschine

Hinweis: Wenn auch als Zielgröße einer Auslegung gelegentlich Δpfa (oder Yfa) spezifiziert
wird, so muss für den Schaufelentwurf doch immer von Δpt (oder Yt) ausgegangen werden. Die
Festlegung dieser Größe ist nicht immer ganz einfach, weil die genaue Abströmgeschwindig-
keit hinter dem Laufrad schwierig zu ermitteln ist. Sie soll hier am Beispiel des drallfrei ange-
strömten axialen Laufrades mit r ⋅ cu 2 (r ) = const. – ohne Nachleitrad und Diffusor – abge-
schätzt werden (s. ECK [7]):
20 1 Grundlagen

2
• Abschätzung von ρ 2 ⋅ cm 2
Bei drallkonstanter Auslegung und radialem Gleichgewicht ist
V
cm 2 = Sch ≠ f ( r ) ,
A
daraus folgt sofort
2
ρ 2 ρ § VSch ·
cm 2 = ¨ ¸ .
2 2© A ¹

• Abschätzung von ρ 2 ⋅ cu22


Gemäß Gl. (1.50) ist
ρ 1 ρ
2
cu22 =
m Sch 2 ³
( cu22 ) ρ cm 2 dA
A

mit der Kreisringfläche zwischen Nabe und Gehäuse A = π ⋅ ra2 − ri2 . Wegen der drall-( )
freien Zuströmung und drallkonstanten Abströmung ergeben sich mit der EULER’schen
Gleichung (1.35) YSch = ucu 2 = 2π n ⋅ r ⋅ cu 2 (r ) die lokale Umfangskomponente der Abso-
lutgeschwindigkeit hinter dem Laufrad zu
1 Δ pSch
cu 2 (r ) = ,
r 2π n ρ
und mit m Sch = ρ cm 2 A dann
ra 2 2
ρ 1 ρ § 1 Δ pSch · π Δ pSch r
2
⋅ cu22 =
A ³ ¨ ¸
2 © r 2π n ρ ¹
⋅ 2π rdr = ln a .
A ( 2π n )2 ρ ri
ri

Diese beiden Abschätzungen werden jetzt in die Definition der freiausblasenden Druckerhö-
hung Gl. (1.49d) eingesetzt und man erhält
r
ln a 2
π ri 2 ρ § VSch ·
Δp fa = ηSch ⋅ ΔpSch − ⋅ 2
⋅ ΔpSch − ⋅¨ ¸ .
A ρ ⋅ ( 2π n ) 2 © A ¹

Durch Auflösen dieser quadratischen Gleichung findet man schließlich das für den Entwurf
relevante ΔpSch als Funktion des spezifizierten Δpfa

k1 k2
Δ pSch = − 1 − k2 (1.52)
2 4
mit
2
ηSch ⋅ A ⋅ ρ ⋅ ( 2π n )
k1 = , (1.53)
π ⋅ ln ( ra ri )
1.6 Kennlinien und Aufwertung 21

­° ρ § V ·2 ½°
2
fa ¾ ⋅ A ⋅ ρ ⋅ ( 2π n )
⋅ Sch + Δ p
® ¨ ¸
2
° © A ¹ °¿
k2 = ¯ . (1.54)
π ⋅ ln ( ra ri )

1.6 Kennlinien und Aufwertung


Aerodynamische Kennlinien: Dem rechnerischen Entwurf eines Ventilators liegt in der Regel
zunächst ein einziger Entwurfspunkt zugrunde. Die Tabelle in Bild 1-16 zeigt beispielhaft drei
Ventilatoren für Entwurfspunkte ϕopt bzw. σopt, die einen gewissen Bereich im CORDIER-Dia-
gramm abdecken.
1.5 ϕopt σopt Maschinentyp
σ = 0.41
opt
radial
σ = 0.60
opt
σ = 1.54
opt
1
0,04 0,41
ψ

D1/D2 = 0,34
0.5
b/D2 = 0,15
radial

0
1
0,15 0,60

0.8
D1/D2 = 0,72
b/D2 = 0,34
0.6
axial
η/ηmax

0.4
0,21 1,54
0.2

Di/Da = 0,45
0
0 0.05 0.1 0.15 0.2 0.25 0.3
ϕ

Bild 1-16 Gemessene aerodynamische Kennlinien von Ventilatoren unterschiedlicher Schnelllaufzahl


σopt; Radialräder im Spiralgehäuse, Axialrad mit Nachleitrad; D1/D2 ist das Durchmesserverhältnis
(Saugmund-/Raddurchmesser), b/D2 das Breitenverhältnis, Di/Da das Nabenverhältnis (Naben-/Außen-
durchmesser)
22 1 Grundlagen

Schlussendlich sind jedoch die Kennlinien maßgebend, um die Betriebseigenschaften der Ma-
schine über einen weiten Einsatzbereich zu beschreiben. Man kann sie vorab mit analytischen
Modellen oder über eine numerische Strömungssimulation (Computational Fluid Dynamics,
CFD) abschätzen und mit einer Messung endgültig ermitteln. So sind in Bild 1-16 die gemes-
senen Druck/Volumenstrom- und Wirkungsgrad/Volumenstrom-Kennlinien der drei exempla-
rischen Ventilatoren in dimensionsloser Form dargestellt. Theoretisch fällt der Entwurfspunkt
mit dem aerodynamischen Optimalpunkt ϕopt, an dem die Maschine ihren maximalen Wir-
kungsgrad ηmax aufweist, zusammen; in der Entwurfspraxis zeigen sich jedoch oft leichte
Unterschiede.
Reynoldszahleinfluss und Aufwertung: In Bild 1-16 sind die Wirkungsgradkennlinien be-
wusst auf ihren jeweiligen Maximalwert bezogen. Der absolute Maximalwert hängt generell
vom Maschinentyp (gekennzeichnet durch σopt) sowie den inneren reibungsbedingten Verlus-
ten ab. Die reibungsbedingten Verluste wiederum sind eine Funktion der Qualität der ausge-
führten Maschine (z. B. der Oberflächenrauhigkeit) und der Reynoldszahl (vgl. z. B. diese
Abhängigkeiten im bekannten COLEBROOK-WHITE-Diagramm für den Rohrreibbeiwert
[8]). Bild 1-17 zeigt schematisch den Einfluss der Reynoldszahl auf die ϕ/η- Kennlinie eines
Ventilators.

ReD
0.8

0.6
η

0.4

0.2

0
ϕ

Bild 1-17 Wirkungsgradkennlinien für unterschiedliche Reynoldszahlen; die Optimalpunkte liegen in


guter Näherung auf einer Geraden (schematisch, nach PELZ et al. [11])

Die Reynoldszahl wird im Strömungsmaschinenbau oft (aber nicht immer) wie folgt definiert:
uD
ReD = (1.55)
ν
Hierbei sind u die Umfangsgeschwindigkeit am Radaußendurchmesser D und ν die kinemati-
sche Viskosität des Fördermediums.
1.7 Literatur zu Kapitel 1 23

Typischerweise arbeitet eine kleine Modellmaschine bei niedrigerer Reynoldszahl als ihre
geometrisch ähnliche Großausführung. Um den Wirkungsgrad aus einer Modellmessung auf
die Großausführung hochzurechnen, benutzt man sog. Aufwerteverfahren. Eine gängige Auf-
werteformel ist von ACKERET aus dem Jahre 1948, siehe SPURK [9]:
ª § αº
Re ·
ηGroß − ηModell ≡ Δη = (1 − η Modell ) ⋅V «1 − ¨ Modell ¸¸ » (1.56)
« ¨ ReGroß »
¬ © ¹ ¼
mit dem gemessenen Wirkungsgrad des Modells ηModell, einem empirischen Koeffizienten V
zwischen 0,5 und 0,7 und dem Reynoldszahl-Exponenten α = 1/5 bis 1/2. Wenn die Reynolds-
zahl beim Modell sehr niedrig liegt (d. h. unter 5⋅105), empfiehlt SPURK für α einen Wert
gegen 1/2. Nachteilig bei diesem Verfahren ist, dass ein einmal gewählter Satz dieser empiri-
schen Konstanten nicht für die Aufwertung der gesamten Wirkungsgradkennlinie gilt. Daher
untersuchen HESS und PELZ in [10], wie sich der Koeffizient V mit ϕ ändert.
Darüber hinaus geben PELZ et al. in [11] eine verallgemeinerte Aufwertemethodik an. So
führen sie Δη im Optimalpunkt formal ganz allgemein auf eine Änderung des Reibbeiwerts in
der Maschine zurück, z. B. aufgrund der Änderung der Oberflächenrauhigkeit oder Reynolds-
zahl; die stets messbare Verschiebung der Wirkungsgradmaxima mit wachsender Reynolds-
zahl um ein Δϕ hin zu höheren Volumenströmen (Bild 1-17) erklären sie mit der Grenzschicht
auf den Schaufeln, die abhängig von der Reynoldszahl de facto die effektive Schaufelkontur
und damit den Optimalpunkt verändert. Da die Verteilung der Trägheitsverluste im Verhältnis
zu den Reibungsverlusten für Teil- und Überlast für jede Reynolds-Zahl ähnlich ist, erfolgt die
Aufwertung durch Verschiebung der Modellkennlinie um ein Δη und ein Δϕ.
Eine gewisse Einschränkung bei allen Aufwerteverfahren ergibt sich daraus, dass nur Rei-
bungsverluste korrigiert werden, also Verluste, die dem inneren Wirkungsgrad (Gl. (1.14))
zuzuordnen sind. In der Praxis ist es aber nicht immer möglich, den inneren Wirkungsgrad
einer Maschine zu bestimmen, vielmehr nur den Gesamtwirkungsgrad. Trotzdem sind im
Großmaschinenbau diese Verfahren häufig die Grundlage für „International Codes for Model
Acceptance Tests“, mit denen die Garantiedaten experimentell am Modell ermittelt und auf die
Großausführung lediglich hochgerechnet werden.

1.7 Literatur zu Kapitel 1


[1] Fister, W.: Fluidenergiemaschinen, Band 1: Physikalische Voraussetzungen, Kenngrö-
ßen, Elementarstufen der Strömungs- und Verdrängermaschinen. Springer-Verlag, Ber-
lin-Heidelberg, 1984
[2] Roth, H. W.: Optimierung von Trommelläuferventilatoren. Strömungsmechanik und
Strömungsmaschinen – Mitteilungen des Instituts für Strömungslehre und Strömungsma-
schinen, 29/81, Universität Karlsruhe (TH), 1981
[3] Mode, F.: Ventilatoranlagen. 4. Auflage, Verlag Walter de Gryter, 1972
[4] Horlock, J. H.: Axialkompressoren. Verlag G. Braun, Karlsruhe, 1967
[5] Traupel, W.: Thermische Turbomaschinen. Erster Band, Springer-Verlag, Berlin-Heidel-
berg, 3. Auflage, 1977
24 1 Grundlagen

[6] Bilanzgerechte Mittelung inhomogener Strömungsfelder – Einführung. VDI-Richtlinie


VDI 4675, Blatt 1, Juni 2006
[7] Eck, B.: Ventilatoren. Springer-Verlag, Berlin-Heidelberg, 1991
[8] Idelchick, I.E.: Handbook of Hydraulic Resistance. CRC Press 1994
[9] Spurk, J.H.: Dimensionsanalyse. Springer-Verlag, Berlin-Heidelberg, 1992
[10] Heß, M., Pelz, P.F.: On reliable performance prediction of axial turbomachines. ASME
Paper GT2010-22290, 2010
[11] Pelz, P.F., Stonjek, S, Matyschok, B.: The influence of Reynolds number and roughness
on the efficiency of axial and centrifugal fans – a physically based scaling method.
Fan2012, Senlis (Frankreich), 2012
2 Entwurf radialer Ventilatoren

Im Vordergrund dieses Kapitels steht ein Entwurfsverfahren für die Schaufeln des Radialrades,
insbesondere für einfach gekrümmte Schaufeln (Kreisbogen- oder logarithmische Schaufeln),
wie sie bei Ventilatoren häufig eingesetzt werden. Die Konstruktion räumlich (doppelt) ge-
krümmter Schaufeln findet man z. B. bei PFLEIDERER [1]. Weitere Geometrieparameter des
Radialrades werden in Form von Erfahrungswerten angegeben. Ebenso wird hier nur auf den
Entwurf eines einfachen Spiralgehäuses mit parallelen Seitenwänden eingegangen.

2.1 Schaufelentwurf

2.1.1 Minderumlenkung und -leistung bei endlicher Schaufelzahl


Zunächst wird eine idealisierte Laufradströmung nach den Vorstellungen der eindimensionalen
Stromfadentheorie betrachtet. Diese kann man sich in einem Rad mit unendlich vielen und
unendlich dünnen Schaufeln entstanden denken. Hier gilt nach Bild 2-1:
• Die Relativströmung ist schaufelkongruent, d. h. die Strömungswinkel sind gleich den
geometrischen Schaufelwinkeln, z. B. β2 = βS2.
• Das Geschwindigkeitsfeld ist rotationssymmetrisch.
• Das Druckfeld ist rotationssymmetrisch, insbesondere gibt es auch keinen Druckunter-
schied zwischen Schaufelvorder- und -rückseite.

βS =β
2
2
Bild 2-1
Schaufelkongruente eindi-
Ω mensionale Relativge-
schwindigkeit im Schaufel-
kanal eines radialen Laufrads
(Stromfadentheorie)

Im Gegensatz dazu ist im Laufrad mit endlich vielen und endlich dicken Schaufeln die Relativ-
strömung nicht mehr schaufelkongruent und rotationssymmetrisch. Die beiden Bilder 2-2 und
2-3 verdeutlichen dies: Sowohl die – mit einem dreidimensionalen numerischen Rechenverfah-
ren – berechnete als auch die im Experiment sichtbargemachte Relativströmung im Schaufel-
kanal zeigen erhebliche Abweichungen von der Vorstellung nach Bild 2-1. Insbesondere findet
man:

T. Carolus, Ventilatoren, DOI 10.1007/978-3-8348-2472-1_2,


© Vieweg+Teubner Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden 2013
26 2 Entwurf radialer Ventilatoren

• Die Geschwindigkeitsvektoren quer zur Hauptströmungsrichtung variieren nach Betrag


und Richtung deutlich (Bild 2-2), es stellt sich ein Geschwindigkeitsprofil in Umfangs-
richtung ein (in Bild 2-3 erkennbar an den unterschiedlichen Linienabständen der Funken-
blitzgardinen).
• Der Strömungswinkel ist kleiner als der geometrische Schaufelwinkel, z. B. am Kanalaus-
tritt ist δ = βS2 – β2 > 0 (Bild 2-3), d. h. es liegt eine Minderumlenkung vor.
Es ist einsichtig, dass die Minderumlenkung zunimmt, wenn der Schaufelabstand größer ge-
wählt wird, da dann die Strömung weniger Führung erfährt.

Bild 2-2
Relativströmung im
Schaufelkanal eines
Radialventilators
(Ergebnis einer
CFD1-Rechnung)

Bild 2-3
Relativströmung im
Schaufelkanal eines
halboffenen Verdich-
terlaufrades; Visuali-
sierung der Strö-
mung mit Funken-
blitzgardinen; mit
freundlicher Geneh-
migung aus [2]

PFLEIDERER [1] erklärt die Entstehung der Minderumlenkung mit der Überlagerung zweier
Grundströmungen, die im Schaufelkanal vorhanden sind, der reinen Durchflussströmung und
des relativen Kanalwirbels (Bild 2-4). Der relative Kanalwirbel tritt bei angenommener rei-
bungsfreier Strömung auf, weil die Rotation des Rades nicht auf das Fluid übertragen wird,
d. h. der Kanalwirbel dreht für einen Beobachter im Relativsystem entgegen der Laufraddreh-
richtung.

1
CFD = Computational Fluid Dynamics; hier: Numerisches dreidimensionales Navier-Stokes Rechenver-
fahren.
2.1 Schaufelentwurf 27

Bild 2-4 Überlagerung von reiner Durchflussströmung und relativem Kanalwirbel zur Laufradströmung

Bei weitgehend isoenergetischer Strömung im Schaufelkanal (d. h. der Totaldruck quer zur
Strömungsrichtung ist konstant) bilden sich jetzt eine Schaufeldruck- und -saugseite aus: Auf
der Schaufelseite mit der höheren Relativgeschwindigkeit ist der statische Druck niedriger als
auf der gegenüberliegenden mit niedrigerer Geschwindigkeit.
Bild 2-5 zeigt das Geschwindigkeitsdreieck am Radaustritt, einmal im Falle der schaufelkon-
gruenten Strömung, d. h. für unendlich viele Schaufeln (Index „ ∞ “), und einmal bei Minder-
umlenkung. Da die spezifische Schaufelarbeit YSch u. a. von der tatsächlich vorhandenen Ge-
schwindigkeitskomponente cu2 abhängt, bedeutet die Minderumlenkung auch eine „Minder-
leistung“ (gegenüber einem Rad mit unendlich vielen Schaufeln):
Minderleistung = (YSch∞ − YSch ) (2.1)

β2

csl cu2
cu2

++
+
+ Bild 2-5
+ Strömung im Schaufelkanal
+ eines radialen Laufrads;
w schaufelkongruente Strö-
Ω mung und Minderumlenkung
aufgrund der endlichen
Schaufelzahl

Beim Entwurf von Arbeitsmaschinen muss die Minderleistung unbedingt durch eine Vergröße-
rung der Schaufelaustrittswinkel (Winkelübertreibung) kompensiert werden, da sonst der Ent-
28 2 Entwurf radialer Ventilatoren

wurfspunkt nicht erreicht wird2. Wenn bei vergleichsweise dünnen Schaufeln die Versperrung
nicht noch berücksichtigt werden muss, setzt man daher den Schaufelaustrittswinkel, mit dem
die Maschine gebaut werden muss, zu
β S 2 = β 2∞ . (2.2)
Die Minderleistung ist kein Verlust im energetischen Sinn. Sie ist gleichbedeutend mit einer
niedrigeren Wellenleistung, d. h. der Wirkungsgrad bleibt von der Minderleistung im Wesent-
lichen unberührt.

2.1.2 Minderleistungsfaktor
Für den Schaufelentwurf ist es nun entscheidend, die Minderumlenkung oder Minderleistung
vorab zu kennen. Der Unterschied zwischen der Schaufelarbeit eines Rades mit endlich und
unendlich vielen Schaufeln wird in Form des Minderleistungsfaktors
YSch
μ= (2.3)
YSch∞
ausgedrückt. μ ist immer kleiner als 1. Alternativ kann auch der Slip- Faktor
u -c c
sl = 2 sl = 1- sl (<1) (2.4)
u2 u2
(siehe Bild 2-5) benutzt werden, der sich in μ umrechnen läßt.

2.1.3 Ansätze zur Berechnung des Minderleistungsfaktors


In der Literatur ist eine Vielzahl von Ansätzen zur Berechnung des Minderleistungsfaktors zu
finden. Viele sind unter den gegebenen Randbedingungen erprobt und bewährt. Allerdings
sollte man auch immer auf betriebseigene Erfahrungen zurückgreifen, um hier nicht erfasste
Konstruktionsmerkmale zu berücksichtigen.
Ansatz von PFLEIDERER. Nach PFLEIDERER [1]3 ist der Minderleistungsfaktor bei der
einfach gekrümmten Schaufel
−1
§ ·
¨ 2 ⋅ψ ′ ¸
μ = ¨1 + (2.5)
(
¨ z ⋅ 1 − ( D1 D2 )
©
2
) ¸
¸
¹
mit der Schaufelzahl z und der Erfahrungszahl ψ ′ , die stark vom tatsächlichen Schaufelwinkel
βS2 und etwas von der dem Laufrad nachgeschalteten Leitvorrichtung (Tab. 2-1 und Bilder
2-7 und 2-8) abhängt4. Gl. (2.5) und (2.7) bis (2.9) beschreiben genau das erwartete Verhalten:

2
Bei Kraftmaschinen ist dies wegen anderer – kompensatorisch wirkender – Effekte nicht so zwingend.
3
Die Methode des Schaufelentwurfs mit dem beschriebenen Ansatz einer Minderleistung ist als das
PFLEIDERER’sche Minderleistungsverfahren bekannt. Abweichend von hier definierte PFLEIDERER
( ( ))
in [1] ursprünglich den Minderleistungsfaktor als ( 2 ⋅ψ ′) z ⋅ 1 − ( D1 D2 )2 .
4
ψ ′ darf nicht mit der dimensionslosen Kennzahl ψ verwechselt werden.
2.1 Schaufelentwurf 29

Bei großen Schaufelzahlen geht der Minderleistungsfaktor gegen 1, große Schaufelwinkel βS2,
d. h. hohe angestrebte Umlenkung, verursachen dagegen kleine Werte von μ. Verlängert man
die Schaufel nach Innen so, dass D1 D2 ≤ 0,5 (die Durchmesserbezeichnungen sind nochmals
in Bild 2-6 dargestellt), ergibt sich nach PFLEIDERER erfahrungsgemäß keine weitere Erhö-
hung von μ. Damit kann dann immer in Gl. (2.5) das feste Durchmesserverhältnis
D1 D2 = 0,5 gesetzt werden, so dass
−1
§ 8 ψ′·
μ = ¨1 + ⋅ ¸ (2.6)
© 3 z ¹
wird. Empirische Untersuchungen bei ausgeführten Radialventilatorrädern mit z. B. rück-
wärtsgekrümmten Laufschaufeln im Spiralgehäuse bestätigten Gl. (2.5) und (2.8) überzeugend
(BOMMES [3]).

Bild 2-6
Zur Definition des Durchmesserverhältnisses beim Radialrad

Tab. 2-1 Einfluss der Leitvorrichtung beim Minderleistungsansatz von PFLEIDERER [1] (βS2 ist in
Grad einzusetzen); gültig für Schaufeln konstanter Dicke und normale Schaufelzahl (siehe Abschn. 2.1.4)

Leitvorrichtung (als einzige vorhanden) ψ′


beschaufeltes Leitrad (beschaufelter Plattendiffusor) § β ·
0, 6 ⋅ ¨ 1 + S 2 ¸ (2.7)
© 60° ¹
Spiralgehäuse § β ·
0, 65 ÷ 0, 85 ⋅ ¨ 1 + S 2 ¸ (2.8)
© 60° ¹
glatter Leitring (unbeschaufelter Plattendiffusor) § β ·
0, 85 ÷ 1, 0 ⋅ ¨ 1 + S 2 ¸ (2.9)
© 60° ¹

Bild 2-7
Radialventilatorrad im Spiralgehäuse
30 2 Entwurf radialer Ventilatoren

Bild 2-8 Plattendiffusoren beim Radialventilator, parallelwandig oder divergierend, mit geraden oder
gekrümmten Leitschaufeln

Ansatz von ECK: ECK [4] entwickelte ebenfalls semiempirische Ansätze für μ, die in
Tab. 2-2 mit ihren jeweiligen Gültigkeitskriterien zusammengestellt sind.
Weitere Ansätze: Weitere ähnliche Ansätze wie die von STODOLA (1924), BUSEMANN
(1924) sind von WIESNER in [5] beschrieben. Viele Daten und empirische Korrelationen sind
auch in [6] zusammengestellt.

Tab. 2-2 Minderleistungsfaktoren nach ECK [4] (βS2 ist in Grad einzusetzen)

Anwendung bei μ
cu1 = 0, β
−1
§ ·
parallele Deckscheiben, ¨ 1, 4 + 2, 7 ⋅ S 2 ¸
90°
β S 2 ≤ 45° ¨1 + ¸ (2.10)

©
(
¨¨ z ⋅ 1 − ( D1 D2 )2 ) ¸¸
¹
cu1 = 0, −1
§ ·
cm(r) = const. (nicht parallele Deckscheiben), ¨ π ⋅ sin β S 2 ¸
¨1 + (2.11)
45° < β S 2 ≤ 90°
(
¨ 2 ⋅ z ⋅ 1 − ( D1 D2 )
©
2
) ¸
¸
¹
2.1 Schaufelentwurf 31

2.1.4 Wahl der Schaufelzahl


Die rein rechnerische Festlegung der günstigsten Schaufelzahl bei Radialrädern ist nicht mög-
lich. Mehr Schaufeln reduzieren die Minderleistung (d. h. lenken die Strömung besser um),
aber durch die Vergrößerung der benetzten Fläche entstehen auch mehr Reibverluste. Das
Optimum dieser gegenläufigen Einflüsse muss im Versuch oder mit numerischen Stromfeldbe-
rechnungsverfahren gesucht werden. Drei gängige Abschätzungen sind:
• Nach ECK [4] für β S 2 ≤ 90°
sin β S 2
z = 10 (2.12a)
D
1− 1
D2
• Nach BOMMES [3] in Anlehnung an PFLEIDERER für β S 2 ≤ 90°

ª D1 º
«1 + D »
z = 5 bis 8 ⋅ « 2
⋅ sin ¬ª0,5 ⋅ ( β S1 + β S 2 ) ¼º » , (2.12b)
«1 − D1 »
«¬ D2 »¼

wobei die Randwerte für einen Bereich der Schnelllaufzahl 0,63 > σopt > 0,19 gelten, die
empfohlene Schaufelzahl nimmt also mit wachsendem σopt ab.
• Nach ROTH [7] für β S 2 > 90° (Trommelläuferventilatoren)
z = 40 (2.12c)

2.1.5 Versperrung des Ein- und Austritts durch die endliche Dicke der Schaufel
Bisher flossen Details der Schaufelkonstruktion nicht ein. Eine Verfeinerung des Entwurfs ist
die Berücksichtigung der Verblockung des Strömungsquerschnitts durch die endliche Dicke
der Schaufeln. Bild 2-9 zeigt einen Schnitt durch ein Laufrad mit Schaufeln der Dicke s. Am
Eintritt des Schaufelkanals ist die durch eine Schaufel versperrte Fläche, bezogen auf die Lauf-
radtiefe
s
su1 = . (2.13)
sin β s1
Die Teilung am Radeintritt, also der Abstand zwischen zwei Schaufeln, beträgt
π ⋅ D1
t1 = . (2.14)
z
Wird die Meridiangeschwindigkeit unmittelbar vor dem Schaufelkanaleintritt mit cm1 und
gerade im Schaufelkanal mit cm′ 1 bezeichnet, ergibt die Kontinuitätsgleichung mit ρ = const.
cm1 ⋅ t1 = cm′ 1 ⋅ ( t1 − su1 ) ,
d. h.
t1
′ 1 = cm1 ⋅
cm . (2.15)
t1 − su1
32 2 Entwurf radialer Ventilatoren

Bild 2-9
Radiales Laufrad mit
Schaufeln der Dicke s

Die Umfangsgeschwindigkeiten unmittelbar vor dem Schaufelkanaleintritt und unmittelbar im


Schaufelkanal sind gleich: u1′ = u1 ; unter der weiteren Annahme drallfreier Zuströmung ( cu′ 1 =
cu1 = 0 ) kann man nun das Geschwindigkeitsdreieck unmittelbar vor dem Kanaleintritt und
gerade im Kanal zeichnen, Bild 2-10 links. Man erkennt, dass die Versperrung durch die end-
liche Schaufeldicke
• für eine Beschleunigung der Meridiangeschwindigkeit von cm1 auf cm′ 1 im Schaufelein-
trittsbereich sorgt und sich damit
• der Eintrittswinkels der Zuströmung unmittelbar im Schaufeleintrittsbereich vergrößert um
§ c′ ·
Δ1 = β1′ − β1 = arctan ¨ m1 ¸ -β1 . (2.16)җ
© u1 ¹
Daraus kann man die Regel ableiten: Für stoßfreien Eintritt sollte der Schaufeleintrittswinkel
der endlich dicken Schaufel (gekennzeichnet durch den Index „mV“ = mit Versperrung)
β S1,mV = β S1,oV + Δ1 (2.17)
gewählt werden (der Index „oV“ bedeutet „ohne Versperrung“ und kennzeichnet die Verhält-
nisse bei unendlich dünner Schaufel).
Analog gilt am Austritt des Schaufelkanals
t2
′ 2 = cm 2 ⋅
cm (2.18)
t2 − su 2
mit cm′ 2 = Meridiangeschwindigkeit im Schaufelkanal und cm 2 = Meridiangeschwindigkeit
unmittelbar hinter dem Schaufelkanalaustritt. Wegen u2′ = u2 und mit cu′ 2 = cu 2 ergeben sich
Geschwindigkeiten nach Bild 2-10 rechts, d. h. die Versperrung durch die endliche Schaufel-
dicke am Austritt sorgt für
2.1 Schaufelentwurf 33

• eine Verzögerung der Meridiangeschwindigkeit von cm′ 2 auf cm 2 hinter dem Schaufelka-
nal und damit für eine
• Verkleinerung des Abströmwinkels der Strömung um
§ cm′ 2 ·
Δ 2 = β 2′ − β 2 = arctan ¨ ¸ -β 2 . (2.19)
© u2 − cu 2 ¹
Zur Erzielung der gewünschten Umlenkung hinter dem Laufrad sollte der Schaufelaustritts-
winkel
β S 2,mV = β S 2,oV + Δ 2 (2.20)
gesetzt werden. Oft wird durch Zuschärfung der Schaufelenden auch für eine allmähliche
Verminderung von cm′ 2 auf cm 2 gesorgt.

c'm1 c'm2
c2
w2
cm1 cm2
β'2
β'1

β2
β1

u1 u2

Bild 2-10 Links: Eintrittsdreieck unmittelbar vor dem Schaufelkanaleintritt und gerade im Schaufelka-
nal; rechts: Austrittsdreieck unmittelbar vor dem Schaufelkanalaustritt und gerade hinter dem Schaufel-
kanal

2.1.6 Zusammenfassung: Schaufelentwurf Radialrad


In Bild 2-11 ist der Weg des Schaufelentwurfs in Form eines Flussdiagramms zusammenge-
fasst. Hier wird auch deutlich, dass einige der gesuchten Größen nur iterativ zu bestimmen
sind.

2.1.7 Weitere empirische Geometrieparameter des Radiallaufrades


Bislang nicht berücksichtigte Geometrieparameter werden meist empirisch festgelegt. Einige
davon werden in diesem Abschnitt aus der Literatur zusammengestellt. Wie beim Minderleis-
tungsfaktor und der Schaufelzahl sollte man jedoch auch immer eigene Entwicklungserfahrun-
gen mit einbeziehen.
Schaufelwinkel, Durchmesser- und Breitenverhältnisse, Spaltgeometrie: Für das Radialrad
mit rückwärtsgekrümmten Schaufeln empfiehlt BOMMES in [8] (siehe auch [6]), das Durch-
messerverhältnis des Rades mit
D1
= 1, 27 ⋅ψ opt 0,5 ⋅ σ opt 0,83 (2.21)
D2
34 2 Entwurf radialer Ventilatoren

• Entwurfsdaten der Maschine V, Yt


• Hauptabmessungen D1, D2 , b1 , b2, Drehzahl n, Schaufeldicke s
• geschätzte Wirkungsgrade ηvol und ηSch
• vorgesehenes Gehäuse

Berechnung des Schaufelentwurfspunkts VSch , YSch

Berechnung der Strömungskinematik (Geschwindigkeitsdreiecke)

Schätzung der
Schaufelzahl z

Iterative Berechnung von


ψ´, μ, YSch , cu2 , β2
(Startwert für β2 : z. B. β 2)

Schaufeleintrittswinkel ohne Schaufelaustrittswinkel ohne


Versperrung: βS1,oV = β1 Versperrung: βS2,oV = β2

Berechnung der Schaufelzahl z

ja nein
z korrekt?

ja
Iterative Berechnung des Iterative Berechnung des
Schaufeleintrittswinkels mit Schaufelaustrittswinkels mit
Versperrung: βS1,mV = βS1,oV +Δ1 Versperrung: βS2,mV = βS2,oV +Δ2
(Startwert für βS1,mV : z. B. βS1,oV ) (Startwert für β S2,mV : z. B. βS2,oV )

Schaufelzahl z,
Schaufelwinkel βS1 Schaufelwinkel βS2

Bild 2-11 Flussdiagramm zum Entwurf einfachgekrümmter Schaufeln des Radialrades


2.1 Schaufelentwurf 35

festzulegen. Um im Radeinlauf eine Ablösung der Strömung bei der Umlenkung von der axia-
len Richtung im Saugmund in die radiale am Schaufeleintritt zu vermeiden, muss die Verzöge-
rung begrenzt werden; dazu kann das Flächenverhältnis des Rades A1/AS (Bild 2-12 links) nach
BOMMES [3] und [8] bautyp- (d. h. σopt-) abhängig bemessen werden zu
A1 π ⋅ D1 ⋅ b1 (2.22a)
= = 2,16 ⋅ σ opt 1 6 .
AS π 2
DS
4
Oft wählt man vorteilhaft DS = D1, so dass
b1 (2.22b)
= 0,54 ⋅ σ opt 1 6.
D1

Vorausgesetzt ist dabei eine Ausführung der feststehenden Einlaufdüse, der Spaltgeometrie
und der Kontur der vorderen Raddeckscheibe nach Bild 2-12 rechts und Tab. 2-4.
Mit der Austrittsfläche A2 wird die zulässige Verzögerung der Relativströmung vom Schaufel-
kanalein- bis zum -austritt w2/w1 kontrolliert. Da die Länge des Schaufelkanals, in dem die
Strömung verzögert wird, bei langsamläufigeren Rädern größer ist als bei schnellläufigeren,
geht auch hier σopt mit ein. Als Kriterium ist dann nach BOMMES [3] für das Verhältnis der
Meridiangeschwindigkeiten zu empfehlen:
cm2/cm1 ≥ 0,6 (für σopt < 0,25),
cm2/cm1 ≥ 0,8 (für σopt > 0,5)
Hiermit kann letztendlich die Austrittsbreite b2 festgelegt werden. In Tab. 2-3 sind aus ver-
schiedenen Quellen einige Geometrieparameter für das Radialrad mit rückwärtsgekrümmten
Schaufeln zusammengestellt.

Bild 2-12
Weitere Geometrieparameter des
Radialrades mit rückwärtsge-
krümmten Schaufeln und des
Radeinlaufs, nach BOMMES [3],
siehe auch Tab. 2-4

Beim Trommelläufer haben sich Werte nach Tab. 2-4 und 2-5 bewährt. Auffallend ist hier der
große Schaufeleintrittswinkel von 80°, der keinesfalls einer stoßfreien Zuströmung entspricht.
Versuche, diesen Schaufelwinkel für stoßfreie Zuströmung auszubilden oder die Schaufelein-
trittskanten tragflügelartig zu runden, brachten keine Verbesserung der aerodynamischen
Kenndaten [10]. Offenbar erfordert die starke Umlenkung in den kurzen Schaufeln des Trom-
melläufers eine hochturbulente Strömung, die durch den Stoß am Kanaleintritt mit erzeugt
wird.
36 2 Entwurf radialer Ventilatoren

Tab. 2-3 Empirische Geometrieparameter für das Radialrad mit rückwärtsgekrümmten Schaufeln

βS1 βS2 D1/D2 b1/D1 cm2/cm1 Quelle


(zur Festlegung
von b2)
≤ 35° ≥ 1,194 ⋅ 3 ϕopt ECK [4]

1, 27 ⋅ψ opt 0,5 ⋅ σ opt 0,83 0,54 ⋅ σ opt1 6 BOMMES [8]

βS1 ≥ 0,6 BOMMES [3]


(für βS1 > 25°), (für σopt < 0,25),
βS1+ 10° ≥ 0,8
(sonst) (für σopt > 0,50)
30° bis βS1 POHL [9]
40°*
≥ 45°** βS1 BOMMES [3]
*
auch bei Förderung schleißender Feststoffteilchen
**
bei Förderung stark staubhaltiger Gase zur Vermeidung von Staubablagerungen auf der Schaufel-
oberfläche

Tab. 2-4 Radialventilator: Geometrieparameter des Radeinlaufs

Schaufelform Saugmund- Düsenradius axiale Spaltüberdeckung Quelle


durchmesser DS rD ls
rückwärts- 0,14 ⋅ D1, BOMMES [3]
gekrümmt 1,0 ⋅ D1 0,2 bis 0,3 ⋅ D1 0 bis 0,08 ⋅ D1
(für D1/D2 > 0,7)
vorwärts- axialer Spalt bis zu GRUND-
gekrümmt 0,03 ⋅ D2 zulässig MANN in [6]

Tab. 2-5 Optimale Geometrieparameter des Radialrades mit vorwärtsgekrümmten dünnen Schaufeln
(Trommelläufer)

βS1 βS2 D1 b1 (= b2) Quelle


80° 170° 0,8 ⋅ D2 0,4 ⋅ D2 ROTH [7]

Schaufelformen: Sind der Schaufelein- und -austrittswinkel bestimmt, muss der Verlauf der
Schaufel festgelegt werden. Gängig sind zwei unterschiedliche Vorgehensweisen:
• Die Wahl einer geometrisch einfachen Schaufelkontur.
• Die Gestaltung des Schaufelkanals nach strömungstechnischen Gesichtspunkten (gleich-
mäßige Verzögerung der Relativströmung usw.).
Bei Ventilatoren werden eher einfache Schaufelkonturen eingesetzt, z. B. Kreisbogenschau-
feln, logarithmisch konturierte oder ebene Schaufeln, Bild 2-13. Gelegentlich werden rück-
wärtsgekrümmte Laufschaufeln sogar tragflügelartig profiliert. Tab. 2-6 gibt einen Überblick
2.1 Schaufelentwurf 37

über die Merkmale der einzelnen Schaufelkonstruktionen, Tab. 2-7 über deren Einsatzgebiete
(POHL [9]). Bemerkenswert ist, dass bei logarithmischen Schaufeln der Schaufelwinkel an
jedem Radius gleich ist, insbesondere ist βS1 = βS2 = βS.

Bild 2-13
Schaufelformen beim Radialrad,
nach [9]

Tab. 2-6 Konstruktionsmerkmale üblicher Schaufeln bei Radialventilatoren, nach [9]

Form Beschreibung βS2 Schaufellänge lS Bemerkung


1 Kreisbogen, beliebig siehe Gl. (2.22b) Ein- und Aus-
rückwärts ge- trittswinkel frei
krümmt wählbar
2 Kreisbogen, 90° siehe Gl. (2. 22b)
radial endend
3 Kreisbogen, beliebig siehe Gl. (2. 22b)
vorwärts ge-
krümmt
4 logarithmische βS1 (= βS) D2 − D1
Kontur 2 sin β S
5 ebene Platte, 90° (= βS1) D2 − D1 βS1 immer
radial stehend 2 falsch
6 ebene Platte, §D · D2 sin ( β S 2 − β S1 )
rückwärts ge- arccos ¨ 1 cos β S1 ¸
neigt © D2 ¹ 2 cos β S1

Konstruktion der Kreisbogenschaufel: Hier wird beispielhaft die Konstruktion einer Kreis-
bogenschaufel beschrieben, die gerade bei Ventilatoren oftmals aerodynamisch schon recht
gute Maschinen ermöglicht. Die Konstruktionsschritte sind Bild 2-14 zu entnehmen.
38 2 Entwurf radialer Ventilatoren

Der Krümmungsradius der Kreisbogenschaufel berechnet sich zu

D
ρ= 2⋅
(1 − ( D
1 D2 )
2
) , (2.22a)
4 D1
cos β S 2 − cos β S1
D2
die Schaufellänge (Bogenlänge) für βS1< βS2 beträgt
ª § · § D1 ·º
« ¨ ¸ ¨ sin β S1 ¸»
sin β S 2 D2
lS = ρ ⋅ « arctan ¨ ¸ − arctan ¨ ¸» . (2.22b)
« ¨ ρ ¸ ¨ ρ D1 ¸»
« ¨ 2 D − cos β S 2 ¸ ¨2 − cos β S1 ¸ »
¬« © 2 ¹ © D2 D2 ¹ ¼»

1. Strahl unter βS1+ βS2


2. Schnittpunkt C
3. Sehne A-B durch C und B
4. Mittelsenkrechte auf Sehne
5. Strahl von B unter βS2
6. Schnittpunkt P = Mittelpunkt
der Kreisbogenschaufel

Bild 2-14 Schritte zur Konstruktion der Kreisbogenschaufel

Tab. 2-7 Hinweise zum Einsatz unterschiedlicher Schaufelformen beim Radialventilator, nach [9]

Form Hinweis
1 ergibt Maschinen mit hohen Wirkungsgraden; Schaufeln leicht zu fertigen
2 niedrigere Wirkungsgrade als bei 1 oder 4, höhere Druckzahlen, Leistungskurve
relativ steil
3 niedrige Wirkungsgrade, höchste Druckzahlen
4 ergibt Maschinen mit hohen Wirkungsgraden, Leistungskurve mit Maximum; auch
zur Förderung schleißender Feststoffteilchen
5 βS1 immer falsch, geringe Druckzahlen, niedrigste Wirkungsgrade, Leistungskurve
sehr steil; geringe Anbackgefahr, sogar Selbstreinigungseffekt; bei Einsatz ohne
Spiralgehäuse für beide Drehrichtungen geeignet (Reversierbetrieb)
6 wegen größerem Austrittswinkel als bei 4 immer größere Druckerhöhung gegenüber
4, Leistungskurve steil; geringe Anbackgefahr von Stäuben
2.1 Schaufelentwurf 39

Zwischenschaufeln: Gelegentlich wird bei kleinem Durchmesser D1 in den Schaufelkanal


eine sog. Zwischenschaufel (ZS) eingebaut, die im Schaufeleintrittsbereich gegenüber der
Hauptschaufel (HS) gekürzt ist, Bild 2-15. Ziel ist vorrangig die Vermeidung einer zu großen
Versperrung des Kanaleintritts (d. h. der Minderung des Volumenstroms gegenüber unendlich
dünnen Schaufeln) bei maximaler Strömungsumlenkung im Austrittsbereich. Allerdings kann
man durch den Einsatz von Zwischenschaufeln auch Material und damit Kosten sparen.

Bild 2-15
Radiales Laufrad mit Zwischenschaufel

BASILE [11] bestimmte durch eine numerische und experimentelle Modellstudie die optimale
Zwischenschaufellänge l*min = lZS/lHS bei typischen Radialventilatoren mit parallelen Deck-
scheiben (b1 = b2) und logarithmischen Schaufeln (d. h. βS1 = βS2 = βS)5. Als optimale Zwi-
schenschaufellänge wird die Bogenlänge der Zwischenschaufeln – bezogen auf die Bogenlän-
ge der Hauptschaufeln – bezeichnet, ab der eine Verlängerung keine wesentliche Verbesserung
der aerodynamischen Optimalwerte des Laufrads bewirkt. Für ein festgehaltenes Durchmes-
serverhältnis D1/D2 = 0,33 und eine Schaufeldicke s/D2 = 0,01 ist in Bild 2-16 die optimale
Zwischenschaufellänge in Abhängigkeit
• der Hauptschaufelzahl zHS,
• des Schaufelwinkels βS,
• des Breitenverhältnisses b1/D1
ablesbar. Das eingezeichnete Beispiel zeigt, dass für einen Schaufelwinkel βS = 40° der Haupt-
und Zwischenschaufeln und für ein Breitenverhältnis b1/D1 = 0,40 des Rades die optimale
Zwischenschaufellänge bei 6 Hauptschaufeln etwa 64%, bei 8 Hauptschaufeln 40% und bei 10
nur noch etwa 28% der Hauptschaufellänge beträgt.
Die Erhöhung des Totaldrucks im Optimalpunkt durch den Einbau optimaler Zwischenschau-
feln beläuft sich nach [11] auf 7 bis 12% (bei einer Hauptschaufelzahl zHS = 6) und 2% (bei zHS
= 10) gegenüber einer Ausführung ohne Zwischenschaufeln. Dabei verschiebt sich der Opti-
malpunkt auf der Volumenstromachse nicht oder sogar geringfügig zu höheren Volumenströ-
men. Die Zwischenschaufel sollte nach [11] in Umfangsrichtung etwa mittig zwischen zwei
Hauptschaufeln eingebaut werden.

5
Abweichend von der sonstigen Bedeutung bezeichnen lHS und lZS hier die wirkliche Bogenlänge und
nicht die Sehnenlänge der Schaufeln.
40 2 Entwurf radialer Ventilatoren

zHS = 10 8 6 b1/D1 = 0,45


0,40
0,35

0 0.2 0.4 0.6 0.8 1 35 40 45 50


l*min [-] l β
βS [°]

Bild 2-16 Entwurfsdiagramm für Zwischenschaufeln bei einem Radialrad mit D1/D2 = 0,33, s/D2 = 0,01;
die Rechtecke sind Ergebnisse einer numerischen Stromfeldrechnung; aus [11]

2.2 Berechnung von Spiralgehäusen


Das Spiralgehäuse bei Radialventilatoren (siehe Bild 2-7) hat die Aufgabe das austretende
Fluid verlustarm zu sammeln und kinetische Energie („Austrittsgeschwindigkeit“) in statischen
Druck umzuwandeln. Man spricht von der Sammel- und Diffusorwirkung des Gehäuses. Ra-
dialventilatoren mit Spiralgehäuse ergeben in der Regel Maschinen mit den höchsten Wir-
kungsgraden. Bei Trommelläuferventilatoren ist ein Spiralgehäuse zum Aufbau des statischen
Druckes unverzichtbar, da das Laufrad mit seinen vorwärts gekrümmten Schaufeln typischer-
weise einen sehr niedrigen Reaktionsgrad besitzt.

2.2.1 Eindimensionale Stromfadentheorie


Im Folgenden wird die Theorie zur Konstruktion eines einfachen Spiralgehäuses mit parallelen
Seitenwänden, die sich an die Laufraddeckscheiben mit B = b2 anschließen, gegeben. Grundla-
ge ist wie beim Schaufelentwurf des Laufrades die eindimensionale Stromfadentheorie. Se-
kundärströmungen, die ähnlich wie in einem Rohrkrümmer auftreten, sowie die Reibung im
Gehäuse werden vernachlässigt. Methoden zur Berechnung beliebiger Querschnittskonturen
von Spiralgehäusen, auch mit Berücksichtigung der Reibung, sind in der Literatur (z. B. [1],
[4]) zu finden.
Betrachtet wird zunächst ein Gehäuse, das genauso breit ist wie der Schaufelkanal am Radaus-
tritt, B = b2, Bild 2-17 links. Gesucht ist die äußere Gehäusekontur.
2.2 Berechnung von Spiralgehäusen 41

Der Winkel des Stromfadens – gemessen gegen die Umfangsrichtung – hängt mit den Ge-
schwindigkeitskomponenten zusammen über (Bild 2-18)
c
tan α S = m . (2.24a)
cu

Bild 2-17
Radiales Laufrad im Spiralgehäuse,
links: B = b2, rechts: B > b2

Bild 2-18 Stromfaden am Laufradaustritt


42 2 Entwurf radialer Ventilatoren

Für die Strömung nach dem Laufradaustritt wird konstanter Drall angenommen. Der Drallsatz
liefert dann
r ⋅ cu = const. = r2 ⋅ cu 2 . (2.25)
Die Kontinuitätsgleichung in radialer Richtung ergibt
V = 2 ⋅ π ⋅ r ⋅ B ⋅ c = const. = 2 ⋅ π ⋅ r ⋅ b ⋅ c .
r m 2 2 m2 (2.26)

Dies in Gl. (2.24a) eingesetzt ergibt, dass αS unabhängig von r ist, also die Abströmung nach
dem Laufrad überall unter dem gleichen Winkel erfolgt:
r2
⋅ cm 2
c
tan α S = r = m 2 = tan α 2 =const. (2.24b)
r2 cu 2
⋅ cu 2
r
Den Tangens des Winkels kann man auch über den geometrischen Verlauf der Stromlinie
ausdrücken als
dr
tan α S = . (2.24c)
r ⋅dϕ
dr r
Trennung der Variablen ( tan α S ⋅ d ϕ = ) und Integration ergibt tan α S ⋅ ϕ = ln , woraus
r r2

sich dann schließlich die Form der Stromlinie als Funktion des Winkels ϕ (im Bogenmaß)
ergibt zu
 
r ϕ = r ⋅ eϕ ⋅tan α S ,
( ) 2 (2.27)
d. h., im Rahmen dieser Theorie haben die Stromfäden der Abströmung hinter dem Laufrad die
Form logarithmischer Spiralen. Wenn man nun fordert, dass die Gehäusekontur eine Stromli-
nie sein soll, so ergibt sich daraus die äußere Begrenzung des „Spiralgehäuses“ genau in der
Form der logarithmischen Spirale nach Gl. (2.27) mit (2.24b). Entscheidend ist, dass der Spi-
ralwinkel des Gehäuses αS von der Abströmung am Laufrad, also von der Beschaufelung des
Rades, abhängt:
cm 2
α S = α 2 = arctan (2.24d)
cu 2

Weil cm 2  V und cu 2  YSch , wird klar, dass ein Spiralgehäuse (wie die Schaufeln des Lauf-
rads auch) nur für einen bestimmten Entwurfspunkt ausgelegt werden kann, d. h. bei anderen
Betriebspunkten des Ventilators passt die Kontur des Gehäuses nicht mehr zu den Stromlinien
der Abströmung. Dies führt zu erhöhten Verlusten in off-design-Betriebspunkten, die letztlich
mit die endgültige Form der Ventilatorkennlinie bestimmen.
Große α2-Werte ergeben radial große Gehäuse. Kompaktere Gehäusekonturen lassen sich
durch die Wahl von B > b2, Bild 2-17 rechts, erzielen. Dabei sind zwei Varianten denkbar:
• B ≠ f (ϕ ) ; es gilt dann
  *
r (ϕ ) = r2 ⋅ eϕ ⋅tan α S mit (2.28)
2.2 Berechnung von Spiralgehäusen 43

b c
tan α S* = 2 ⋅ m 2 . (2.29)
B cu 2
• Zunahme von B mit ϕ; diese Gehäuse haben die Form ähnlich eines Schneckenhauses.
Erfahrungsgemäß leidet bei dieser Konstruktion der Wirkungsgrad.

2.2.2 Weitere empirische Geometrieparameter des einfachen Spiralgehäuses


Die logarithmische Spirale wird von der Zunge und der oberen Wandung des Druckstutzens
begrenzt, Bild 2-19.
Ähnlich wie beim Laufrad sind viele weitere Geometrieparameter der Gehäusekonstruktion
Erfahrungswerte. Z. B. können Zungenabstand sz vom Laufrad, Zungenradius rz und Zungen-
winkel ϕz nach BOMMES [3] und GRUNDMANN (siehe [6]) bzw. ROTH [7] entsprechend
Tab. 2-8 bzw. 2-9 gewählt werden, wobei hier das Hauptaugenmerk bereits auf das Geräusch
des Ventilators gerichtet ist, siehe Abschnitt 6.1.2.
Druck- und Saugstutzen können durch Wahl der Gehäusebreite gleich groß ausgeführt werden.

Bild 2-19 Weitere Geometrieparameter des einfachen Spiralgehäuses

Tab. 2-8 Geometrieparameter des Spiralgehäuses für Radialventilatoren mit rückwärtsgekrümmten


Schaufeln (Anhaltswerte)

B sz rz ϕz Quelle
2 bis 4 ⋅ b2 0,125 bis 0,167 ⋅ D2 45° BOMMES [3]
GRUNDMANN
2 bis 3 ⋅ b2 0,125 bis 0,167 ⋅ D2 ca. 0,025 bis 0,05 ⋅ D2 55° bis 65°
in [6]
44 2 Entwurf radialer Ventilatoren

Tab. 2-9 Geometrieparameter des Spiralgehäuses für Radialventilatoren mit vorwärtsgekrümmten


Schaufeln (Trommelläufer)

B α S* sz rz ϕz Quelle

1,2 ⋅ b2 5° bis 6° 0,08 ⋅ D2 0,05 ⋅ D2 65° ROTH [7]


1,2 bis 1,5 ⋅ b2 5° bis 7° 0,08 ⋅ D2 0,05 ⋅ D2 65° GRUNDMANN in [6]

2.3 Literatur zu Kapitel 2


[1] Pfleiderer, C.: Die Kreiselpumpen für Flüssigkeiten und Gase. Springer-Verlag, Berlin-
Heidelberg, 5. Auflage 1961
[2] Fister, W.: Fluidenergiemaschinen. Band 2, Springer-Verlag, Berlin-Heidelberg, 1984
[3] Bommes, L., Kramer, C. und 11 Mitautoren: Ventilatoren – mit ausgewählten Problem-
lösungen für den Geräte- und Anlagenbau. Bd. 292 Kontakt&Studium Maschinenbau.
expert-Verlag Ehningen, 1990
[4] Eck, B.: Ventilatoren. Springer-Verlag, Berlin-Heidelberg, 1972
[5] Wiesner, F. J.: A review of slip factors for centrifugal impellers. Trans ASME, J. Eng. for
Power (1967), pp. 558–572
[6] Bommes, L., Fricke, J., Grundmann, R. (Hrsg.): Ventilatoren. Vulkan-Verlag, Essen,
2003
[7] Roth, H. W.: Optimierung von Trommelläuferventilatoren. Strömungsmechanik und
Strömungsmaschinen – Mitteilungen des Instituts für Strömungslehre und Strömungsma-
schinen, 29/81, Universität Karlsruhe (TH), 1981
[8] Bommes, L.: Problemlösungen bei der Gestaltung von Radialventilatoren. HLH Bd. 25
Nr. 12, 1974
[9] Pohl, C.: Schaufelformen bei Industrie-Radialventilatoren. Schulungsunterlagen VDI-
Ventilatortagung Braunschweig, 2001
[10] Haber, J.: Untersuchung von Trommelläuferventilatoren mit unterschiedlichen Breiten-
verhältnissen und Schaufelwinkeln. Diplomarbeit Nr. 89/13, FH Karlsruhe, 1989
[11] Basile, R.: Aerodynamische Untersuchungen von Zwischenschaufeln in Laufrädern spe-
zifisch langsamläufiger Radialventilatoren. Fortschr.-Ber. VDI Reihe 7 Nr. 424, VDI-
Verlag Düsseldorf, 2002
3 Entwurf axialer Ventilatoren

In diesem Kapitel werden zwei Schaufelentwurfsverfahren für axiale Maschinen beschrieben.


Sie unterscheiden sich in ihrer Modellierung: Bei Niederdruckmaschinen wird die Schaufel als
isolierter Tragflügel betrachtet, für Hochdruckmaschinen wird von den Umlenkeigenschaften
eines ebenen Schaufelgitters, d. h. eines Ensembles von Tragflügeln, ausgegangen. Bei beiden
Verfahren wird die Schaufelgeometrie abgewickelter (koaxialen) Zylinderschnitte des Lauf-
oder Leitrades berechnet. Lediglich bei einigen Kriterien zur Abgrenzung des Gültigkeitsbe-
reichs muss die Dreidimensionalität der Strömung berücksichtigt werden.
Beide Verfahren basieren – im Vergleich zum Laufradentwurf für die radiale Maschine – kon-
sequenter auf theoretischen Überlegungen und gesicherten empirischen Daten. Daher erlauben
sie z. B. auch fundierte Aussagen über die Schaufelanzahl.

Bild 3-1
Niederdruckventilator, Schau-
feln mit vierziffrigem NACA-
Profil; numerisch berechnetes
Feld der Relativgeschwindig-
keit im Mittelschnitt des Lauf-
rads, Optimalpunkt; helle
Flächen: niedrige, dunkle: hohe
Geschwindigkeit

T. Carolus, Ventilatoren, DOI 10.1007/978-3-8348-2472-1_3,


© Vieweg+Teubner Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden 2013
46 3 Entwurf axialer Ventilatoren

Trotz unterschiedlicher Ansätze liefern beide Verfahren eine qualitativ gleiche Aussage: Die
geometrische Wölbung der Schaufel muss immer größer sein als die der Strömung. Darin
gleichen sie völlig dem Schaufelentwurfsverfahren für Radialventilatoren.
Die numerisch mit einem 3D-Navier-Stokes-Verfahren berechneten Relativgeschwindigkeiten
in zwei Ventilatorlaufrädern (Bild 3-1 und 3-2) zeigen, wie sich auch bei den axialen Maschi-
nen zwischen den Schaufeln ein Geschwindigkeitsprofil ausbildet. Die Folge sind wiederum
eine Schaufeldruck- und -saugseite. Deutlich sind in den Bildern auch die reibungsverursach-
ten Grenzschichten an den Schaufeloberflächen sowie die Nachläufe hinter den Schaufeln zu
erkennen.

Bild 3-2 Hochdruckventilator, Schaufeln mit NACA-Profil der 65er-Reihe; numerisch berechnetes
Feld der Relativgeschwindigkeit im Mittelschnitt des Laufrads, Optimalpunkt; helle Flächen: niedrige,
dunkle: hohe Geschwindigkeit

3.1 Strömung um Profile und im Profilgitter


Schaufeln einer axialen Strömungsmaschine können unter gewissen Voraussetzungen ähnlich
wie ein Tragflügel entworfen werden. Dies verwundert auf den ersten Blick, da die Bewegung
des Tragflügels i. Allg. translatorisch, der Schaufel eines Strömungsmaschinenlaufrads rotato-
risch ist. Historisch wurden jedoch Tragflügeldaten nicht im Windkanal, sondern zuerst durch
Rotation von Testflügeln ermittelt. Es war Otto LILIENTHAL, der mit seinem Rundlaufappa-
3.1 Strömung um Profile und im Profilgitter 47

rat von 1871 (Bild 3-3) Auftrieb und Widerstand verschieden geformter Flächen experimentell
bestimmte.

3.1.1 Einzelprofil im unbegrenzten Raum


Ein einzelnes angestelltes oder/und gewölbtes Tragflügelprofil, das von einem ungestörten
Parallelstrom angeströmt wird (Bild 3-4), erfährt eine Auftriebs- und Widerstandskraft
w∞2
A = cA ⋅ ρ ⋅ ⋅l ⋅b (3.1)
2
bzw.
2
w∞
W = cW ⋅ ρ ⋅ ⋅l ⋅b . (3.2)
2
Der Vektor der Auftriebskraft („der Auftrieb“) ist definitionsgemäß senkrecht zur Richtung
der Anströmgeschwindigkeit w∞ , der Widerstand parallel. Das Produkt von Pro-
fil(sehnen)länge l und Flügeltiefe (= Spannweite) b ist die Flügelfläche. Der Auftriebs- und
Widerstandsbeiwert cA bzw. cW eines bestimmten Profils sind Funktionen des Anstellwinkels
α, der Reynoldszahl Rel = w∞ l ν sowie der Turbulenz der Zuströmung. Angaben von cA und
cW beziehen sich in der Regel auf eine turbulenzarme Zuströmung.

Bild 3-3 Rundlaufapparat von Otto LILIENTHAL aus dem Jahr 1871, beschrieben in „Der Vogelflug
als Grundlage der Fliegekunst. R. Gärtners Verlagsbuchhandlung, Berlin 1889”, siehe auch [1], [2];
Photo Deutsches Museum München
48 3 Entwurf axialer Ventilatoren

Ein Maß für die Güte eines Profils oder eines Profilarbeitspunkts ist das Gleitverhältnis1
W cW
ε= = . (3.3)
A cA
Je kleiner ε, desto besser ist das Profil. Bei allen gängigen Profilen ist W << A. Daher ist auch
der Winkel δ zwischen der resultierenden Kraft F und dem Auftrieb A sehr klein, so dass
δ ≈ tan δ = ε , Bild 3-5.

weit vor dem Flügel:


ungestörter Parallel-
strom

Bild 3-4 Tragflügelprofil im ungestörten Parallelstrom

Bild 3-5
Kräfte am Tragflügel

cA und cW werden im Windkanal oder durch numerische Simulation ermittelt und in Form von
sog. Polaren cA = f(cW) und cA = f(α) dargestellt (Bild 3-6). Aus der cW-cA-Polaren kann man
beim kleinstmöglichen ε-Wert auch den optimalen Auftriebsbeiwert cA opt eines Profils ablesen
(Bild 3-6 links). Charakteristisch ist auch immer der Abriss, d. h. ab einem kritischen Wert αkrit
führt eine Erhöhung des Anstellwinkels nicht mehr zu einem Zuwachs des Auftriebsbeiwerts,
im Gegenteil, je nach Profil nimmt der Auftrieb mehr oder weniger abrupt ab (Bild 3-6 rechts).

1
Das Gleitverhältnis stellt das Neigungsverhältnis der Flugbahn im Gleitflug des Flügels dar; im Flug-
zeugbau wird der Kehrwert der hier verwendeten Zahl ε als Gleitzahl bezeichnet.
3.1 Strömung um Profile und im Profilgitter 49

Wenn Polaren durch Windkanalversuche ermittelt werden, wird meist ein Probeflügel mit
einem Seitenverhältnis λ = b/l = 5/1 ... 6/1 untersucht. Je nach Versuchsanordnung enthält das
Ergebnis auch den induzierten Widerstand durch die Wirbel an den Flügelenden. Bei
Strömungsmaschinen verhindern Naben- und Gehäusebegrenzungen diese Wirbel, daher sind
die Polaren für λ = ∞ maßgebend. Eine Umrechnung auf ein unendliches Seitenverhältnis
kann nach PRANDTL (siehe z. B. [3], [4]) erfolgen mit
1 1 2
cW ( λ = ∞ ) = cW ( λ ) − ⋅ cA (3.4)
π λ
und
57, 3 1
α (λ = ∞) = α (λ ) − ⋅ cA , (3.5)
π λ
wobei α in Grad einzusetzen ist.

Bild 3-6 Polaren eines Tragflügelprofils (schematisch)

3.1.2 Einzelprofil im Gitterverband


Die Schaufeln einer Strömungsmaschine bilden einen Gitterverband mit charakteristischen
Geometrieparametern, Bild 3-7. Das Stromfeld in einem Gitterverband unterscheidet sich in
einigen Punkten von dem um einen isolierten Tragflügel:
• Ein Schaufelgitter bewirkt eine bleibende Umlenkung der Strömung von w1 auf w2.
• Die Profileigenschaften werden durch die Nachbarprofile beeinflusst. Besonders deutlich
wird dies, wenn man die Druckverteilung in Bild 3-8 betrachtet. Im Laufradgitter eines
Ventilators, also einer Arbeitsmaschine, findet in der Regel ein Druckaufbau von p1 auf p2
50 3 Entwurf axialer Ventilatoren

> p1 durch Verzögerung der Strömung statt2. Dieser Druckaufbau wird der Druckvertei-
lung des Einzelprofils überlagert. Dadurch wird der Druckanstieg von der Saugspitze bis
zur Profilhinterkante größer als beim Einzelprofil in einer Parallelströmung. Dies erklärt
die prinzipielle Schwierigkeit beim Entwurf jeder Arbeitsmaschine: Die Strömung ist
deutlich ablösegefährdeter als z. B. bei einer Kraftmaschine mit einem Beschleunigungs-
gitter.

γ = Staffelungswinkel des Gitters


t = Teilung
l = Sehnenlänge (Profillänge)

Bild 3-7
Einzelprofil im Gitter, charakteristische
Geometrieparameter

3.1.3 Profilfamilien
In diesem Abschnitt werden einige gängige Familien von Tragflügelprofilen beschrieben.
Unter einer Familie versteht man eine Serie von Profilen, die nach gleichen Gesetzmäßigkeiten
entwickelt wurde. Eine sehr frühe Familie waren die theoretisch entwickelten JOUKOWSKY-
Profile, die mittels konformer Abbildung entstanden; sie sind heute jedoch ohne praktische
Bedeutung. Empirisch oder theoretisch entwickelt und experimentell oder mit Hilfe numeri-
scher Rechenverfahren untersucht sind z. B.
• Göttinger Profile
• NACA3- Profile
• C- Profile (britisch)
• neuere Profile z. B. von EPPLER, WORTMANN, ALTHAUS usw.

2
Eine Ausnahme bildet das Gitter im Laufrad eines SCHICHT- oder Gleichdruckgebläses, bei dem durch
eine konische Meridiankontur (Nabe) erreicht wird, dass w1 = w2 und damit p1 = p2 ist.
3
NACA = National Advisory Commitee for Aeronautics, Vorgänger der US-amerikanischen Luft- und
Raumfahrtbehörde NASA
3.1 Strömung um Profile und im Profilgitter 51

Bild 3-8 Druckverteilung auf dem Einzelprofil (p2 = p1) und dem Profil im Verzögerungsgitter (p2 > p1)
(schematisch)

Göttinger Profile: Göttinger Profile wurden empirisch ermittelt, die Daten einiger ausgewähl-
ter Profile sind z. B. bei PFLEIDERER/PETERMANN [5] zu finden.
NACA-Profile: NACA-Profile wurden systematisch entwickelt, untersucht und katalogisiert;
je nach Kennzeichnung liegt den Familien eine unterschiedliche Entwicklungsphilosophie
zugrunde. Viele Profile sind aus einer Skelettlinie mit wählbarer Wölbung, der eine Dicken-
verteilung überlagert ist, aufgebaut, Bild 3-9.
Vierziffrige NACA-Profile: Die vierziffrigen NACA-Profile ([6], [7]) sind schwachgewölbte
Profile. Bei dieser Profilfamilie können Wölbung und Dickenverteilung getrennt variiert wer-
den, was gerade beim Schaufelentwurf sehr vorteilhaft ist. Ihre Entwicklung wurde wesentlich
von damals bekannten guten Profilen wie dem Göttinger Profil 398 oder dem Profil Clark Y
beeinflusst. Die Dickenverteilungen dieser beiden Profile sind sehr ähnlich, wenn man die
Profilwölbung entfernt (d. h. die Skelettlinie in eine Gerade umwandelt) und sie auf gleiche
maximale Dicke normiert; so wurden sie schließlich Vorbild für die Dickenverteilung (engl.:
thickness distribution) der vierziffrigen NACA-Profile:

d ª
2 3 4º
x §x· §x· § x· § x·
yd = «0, 2969 − 0,1260 ¨ ¸ − 0,3516 ¨ ¸ + 0, 2843 ¨ ¸ − 0,1015 ¨ ¸ » (3.6)
0, 20 « l ©l¹ ©l¹ ©l¹ ©l¹ »¼
¬
52 3 Entwurf axialer Ventilatoren

Die Skelettlinie (engl.: meanline) besteht aus zwei Parabelbögen mit den beiden Parametern f
(maximale Wölbung) und xf (Lage der maximalen Wölbung = Wölbungsrücklage):

ys f 1 ª x f x § x ·2 º x xf
= «2 −¨ ¸ » für 0≤ ≤ (3.7a)
l l § x ·2 «¬ l l © l ¹ »¼ l l
f
¨¨ ¸¸
© l ¹

ys f 1 ª xf x f x § x ·2 º xf x
= «1 − 2 +2 −¨ ¸ » für ≤ ≤1 (3.7b)
l l § x 2 l l l ©l¹ » l l
f · «¬ ¼
¨¨1 − ¸¸
© l ¹

f = maximale Wölbung
xf = Wölbungsrücklage
d = Profildicke
xd = Ort maximaler Profildicke

Bild 3-9 Zur Konstruktion eines Profils; a) Skelettlinie, b) Dickenverteilung, c) Profil, entstanden aus
Überlagerung

Zur Konstruktion der Ober- und Unterseite eines Profils wird gemäß Bild 3-9 der Skelettlinie
immer die Dickenverteilung überlagert. Die Dickenverteilung kann man für verschiedene ma-
ximale Profildicken d sehr gut am ungewölbten Profil – d. h. die Skelettlinie ist eine Gerade –
darstellen, Bild 3-10.

Bild 3-10
Vierziffrige NACA-
Profile, ungewölbt,
nach [6]
3.1 Strömung um Profile und im Profilgitter 53

Die Auswirkungen weiterer Variationen der Profilparameter auf die Profilkontur sind in
Bild 3-11 abgebildet. Die Bezeichnung erfolgt allein nach den entscheidenden Geometrie-
parametern wie in Tab. 3-1; z. B. bedeutet NACA 4509 ein Profil mit einer maximalen Wöl-
bung der Skelettlinie von 4% der Profillänge l, einer Wölbungsrücklage vom 0,5-fachen von l
– die maximale Wölbung liegt also in der Profilmitte – und einer maximalen Dicke von 9%.
Dasselbe Profil ohne Wölbung hätte die Bezeichnung 0009.

Tab. 3-1 Bezeichnung der vierziffrigen NACA-Profile

Bezeichung: NACA WXYZ Bedeutung


W maximale Wölbung f in % von l
X Wölbungsrücklage xf in 1/10 von l
YZ maximale Profildicke d in % von l

Die vierziffrigen NACA-Profile wurden auch vielfältig modifiziert. Dickenverteilungen mit


unterschiedlicher Lage des Dickenmaximums und unterschiedlicher Hinterkantendicke sind
z. B. in Tab. A-1 des Anhangs gegeben ([7], [8], [9]). Die Bezeichnung ist dann z. B. NACA
4509-64, was dem bereits erwähnten Profil entspricht, jedoch mit der modifizierten Dickenver-
teilung des Profilvorderteils Nr. -64 nach Tab. A-1. Die Standarddicke der Hinterkante ist 2yh/d
= 0,02.

Bild 3-11 Vierziffrige NACA-Profile: Variation der maximalen Wölbung, Wölbungsrücklage und Pro-
fildicke, nach [6]
54 3 Entwurf axialer Ventilatoren

Die ursprünglich gemessenen Polaren sind in [6] für eine Reynoldszahl von etwa
§ w ⋅l ·
Rel ¨ ≡ ∞ ¸ = 3 ⋅ 106
© ν ¹
dokumentiert. Neuere Profilkataloge geben auch Daten für andere Reynoldszahlen ( [10], [11]).
Alternativ kann man allgemein bei schlanken ( d l ≤ 0,1 ) und gering gewölbten ( f l ≤ 0,1 )
Profilen die Näherung
ª § 2·
º
f « ¨ 100 § xf · ¸ f »
c A ≈ 0,1 ⋅ α + 10 ⋅ oder c A ≈ 0,092 ⋅ «α + ¨ 82 + ⋅¨ ¸ ¸⋅ » (3.8, 3.9)
l d © l ¹ ¸ l»
« ¨ 1+ 5
«¬ © l ¹ »¼
nutzen, um ohne Kenntnis von gemessenen oder berechneten genauen Polaren die für einen
gewünschten Auftriebsbeiwert notwendigen Geometrieparameter abzuschätzen ([9] bzw. [4]).
α ist hier wiederum in Grad einzusetzen.
Für das Gleitverhältnis findet man als Schätzung bei PFLEIDERER [12]
d f
ε = 0, 012 + 0, 02 ⋅ + 0, 08 ⋅ . (3.10)
l l
Voraussetzung ist, dass das Profil in der Nähe seines optimalen Auftriebsbeiwerts benutzt
wird, daher handelt es sich um Kleinstwerte von ε. Diese Beziehung verdeutlicht, dass die
Verdickung eines Profils ebenso wie eine Vergrößerung der Wölbung ein ungünstigeres Gleit-
verhältnis zur Folge hat.
Wesentlich genauer lassen sich komplette Polaren nahezu beliebiger Profile z. B. mit dem
Design- und Analyse-Programm für Profile XFOIL4 von DRELA [13] berechnen. Hierbei
werden auch die Reynolds- und sogar die Mach-Zahl korrekt berücksichtig.
NACA 65er-Reihe: Die Profile der NACA 65er-Reihe sind für den Strömungsmaschinenbau
von großer Bedeutung, da für sie systematische Gitteruntersuchungen vorliegen. Im Gegensatz
zu den vierziffrigen NACA-Profilen sind ihre aerodynamischen Daten auch für stärkere Wöl-
bungen (im Gitterverband) bekannt [14], [15], [16].
Die gebräuchlichste Skelettlinie (die sog. NACA (A10)-Skelettlinie) hat die Form
ys c fL ª§ x · § x · x § x · º
=− «¨1 − l ¸ ⋅ ln ¨1 − l ¸ + l ⋅ ln ¨ l ¸ » . (3.11)
l 4𠬩 ¹ © ¹ © ¹¼
Hierbei ist c fL der theoretische Auftriebsbeiwert eines Profils in reibungsfreier Strömung
§ §ϕ · ·
¨ 1 − cos ¨ ¸ ¸
2π © 2 ¹ ¸ = 2π ⋅ tan § ϕ · ,
c fL = ⋅¨ ¨ ¸ (3.12)
ln 2 ¨ § ϕ · ¸ ln 2 ©4¹
¨ sin ¨ 2 ¸ ¸
© © ¹ ¹

4
XFOIL ist eine freie Software unter GNU General Public License, siehe auch
http://web.mit.edu/drela/Public/web/xfoil/ (Stand 1. Feb. 2012)
3.1 Strömung um Profile und im Profilgitter 55

der allein eine Funktion des geometrischen Profilwölbungswinkels


ϕ = β S 2 − β S1 (3.13)
(Bild 3-12) ist. Die Skelettlinie der 65er- Profile ist aus theoretischen Überlegungen entstanden
und steht an der Profilvorder- und Hinterkante senkrecht auf der Profilsehne. Damit lassen sich
mit den Tangenten an diese Skelettlinie Schaufelein- und -austrittswinkel nicht sinnvoll
angeben. Zur Festlegung von βS1 und βS2 wird daher die Skelettlinie nach Gl. (3.11) durch eine
äquivalente Kreisbogenskelettlinie gleicher Wölbungshöhe und gleicher Sehnenlänge ersetzt,
Bild 3-12.
Einige Dickenverteilungen der NACA 65er-Reihe sind in Tab. A-2 des Anhangs tabelliert.
Die Bezeichnung dieser Profile enthält sowohl den (theoretischen) aerodynamischen Parameter
cfL als auch den Geometrieparameter d, Tab. 3-2 und Bild 3-13.

Bild 3-12
NACA 65er-Reihe: Skelettlinien und Profil-
wölbungswinkel ϕ (schematisch)

Tab. 3-2 Bezeichnung der Profile der NACA 65er-Reihe; wird oft mit Indizes zur Charakterisierung
weiterer Eigenschaften oder Modifikationen ergänzt

Bezeichnung: Bedeutung
NACA 65-XYZ oder 65-(WX)YZ
X oder WX 10 ⋅ c fL
YZ maximale Profildicke d in % von l

Neuere Profile: Sehr viele Profile wurden in jüngerer Zeit neu entwickelt, z. B. für den Segel-
und Modellflugzeugbau, den Einsatz in Windturbinen usw. Es sind dies die nach ihrem Kon-
strukteur benannten EPPLER- (E-), WORTMANN- (FX-), ALTHAUS- (AH-) Profile und
viele andere mehr. Oft sind sie optimiert für den Einsatz in bestimmten Reynoldszahlbereichen.
Bei diesen Profilen ist eine getrennte Variation von Wölbung und Dickenverteilung nicht mehr
möglich. Die Profilkoordinaten und Polaren sind in diversen Profilkatalogen zusammengestellt
([10], [11], [17], [19], [20]).
56 3 Entwurf axialer Ventilatoren

Bild 3-13
NACA 65er-Reihe: Variation
des theoretischen Auftriebs-
beiwerts (und damit der Wöl-
bung) und der Profildicke

Bild 3-14 zeigt Polaren des EPPLER-Profils E392, die mit XFOIL berechnet wurden, Bild 3-
15 gemessene Polaren des Profils FX60-126. Der hohe Widerstandsbeiwert bzw. das schlechte
Gleitverhältnis bei sehr niedrigen Reynoldszahlen in Bild 3-14 rühren daher, dass eine lamina-
re Grenzschicht viel eher ablöst als eine turbulente. Eine abgelöste laminare Grenzschicht führt
aber zu einem Formwiderstand, der deutlich über dem Reibwiderstand liegt. ALBRING [18]
zeigte, dass bei kleinen Reynoldszahlen die gewölbte unprofilierte Platte aerodynamisch u. U.
besser sein kann als ein Tragflügelprofil, Bild 3-16.

1.4 1.4 0.03

1.2 1.2 0.025


1 1
0.02
0.8 0.8
c [-]

c [-]

ε [-]

0.015
A

0.6 0.6
0.01
0.4 0.4
500 000
0.2 0.2 200 000 0.005
60 0000
0 0 0
0 0.02 0.04 0 5 10 0 5 10
c [-] α [°] α [°]
W

Bild 3-14 Polaren des Profils E392 für verschiedene Reynoldszahlen Rel (berechnet mit XFOIL)
3.1 Strömung um Profile und im Profilgitter 57

Bild 3-15
Gemessene α-cA-
Polaren des Profils
FX60-126 (aus [10]),
Copyright Neckar-
Verlag, VS-Villingen)

Bild 3-16 Einfluss der Reynoldszahl auf die Polaren einer gewölbten Platte und eines Tragflügelprofils
Nr. N60; nach ALBRING [18]
58 3 Entwurf axialer Ventilatoren

3.2 Schaufelschnittauslegung für Niederdruckaxialventilatoren


(Tragflügelverfahren)
Im Zusammenhang mit der Auslegung von Ventilatoren wurde dieses Verfahren wahrschein-
lich von KELLER [21] 1934 erstmals veröffentlicht, PFLEIDERER [12] weist jedoch auf eine
Arbeit von BAUERSFELD hin, der bereits 1922 beim Entwurf von Wasserturbinen und Pro-
pellern ähnlich vorging.

3.2.1 Kopplung von Tragflügeldaten mit den Entwurfsgrößen des Ventilators


Das Ziel der nun folgenden Rechnung ist die Kopplung von Auftriebs- und Widerstandsbei-
wert des schaufelbildenden Tragflügels mit den Entwurfsgrößen des Ventilators. Hierzu wird
die Kraft auf die Schaufel eines Teilflutrades (zur Definition des Teilflutrades siehe Abschn.
1.4.4) in Umfangsrichtung auf zweifache Weise berechnet: a) aus dem Impulssatz, Bild 3-17,
und b) aus der strömungserzeugten Kraft, Bild 3-18. Der hochgestellte Stern bei einigen Grö-
ßen soll kennzeichnen, dass die Strömung um jede Schaufel prinzipiell auch von den Nachbar-
schaufeln beeinflusst wird.
a) Schaufelkraft in Umfangsrichtung Fu* über den Impulssatz
Der Impulssatz sagt, dass alle äußeren Kräfte im Gleichgewicht mit den Impulskräften stehen.
Äußere Kräfte, die am Kontrollraum (Bild 3-17) angreifen, sind
• die gesuchte Schaufelkraft Fu* sowie
• Schubspannungskräfte auf die Kontrollraumstirnflächen; sie werden hier jedoch vernach-
lässigt.
Impulskräfte in Umfangsrichtung aufgrund der Durchströmung des Schaufelkanals sind
m ⋅ cu 2 und −m ⋅ cu1 .

Bild 3-17
Zur Anwendung des Impulssatzes
auf ein Segment eines Teilflutrades
der radialen Erstreckung b
3.2 Schaufelschnittauslegung für Niederdruckaxialventilatoren (Tragflügelverfahren) 59

Der Impulssatz ergibt dann sofort


Fu* = m ⋅ ( cu 2 − cu1 ) . (3.14)
YSch
Mit m = ρ ⋅ cm ⋅ b ⋅ t und wegen der EULER-Gleichung cu 2 − cu1 = ergibt sich daraus das
u
Ergebnis für die Umfangskraft auf das Segment des Teilflutrades und damit die Schaufelkraft
Y
Fu* = ρ ⋅ cm ⋅ t ⋅ b ⋅ Sch . (3.15)
u

b) Schaufelkraft in Umfangsrichtung Fu* aus Auftrieb und Widerstand der Einzelschau-


fel im Gitterverband
Nach Bild 3-18 ist die Umfangskomponente der resultierenden Schaufelkraft F * gerade

( )
Fu* = sin β ∞ + δ * ⋅ F * .

2
w∞
Weil W * sehr viel kleiner als A* ist, ist F * ≈ A* . Mit Gl. (3.1), also A* = c*A ⋅ ρ ⋅ ⋅ l ⋅ b folgt
2

Bild 3-18
Umfangskraft aus Auftriebs- und
Widerstandskraft auf eine tragflügel-
förmige Einzelschaufel im Gitterver-
band (gekennzeichnet durch *); radia-
le Erstreckung b; w∞ ist der vektoriel-
le Mittelwert der Relativgeschwin-
digkeiten w1 und w2, β∞ dessen Win-
kel zur Gitterfront
60 3 Entwurf axialer Ventilatoren

daraus
2
( )
Fu* = sin β ∞ + δ * ⋅ c*A ⋅ ρ ⋅
w∞
2
⋅ l ⋅ b, (3.16)

wobei die Profilanströmgeschwindigkeit w∞ als das vektorielle Mittel der Relativgeschwin-


G G
digkeiten am Gitterein- und -austritt 12 ( w1 + w2 ) (vgl. Gl. (1.30) und Bild 3-18) genommen
werden kann5.
Gleichsetzen von Gl. (3.15) und Gl. (3.16), d. h. Elimination von Fu* , liefert nun
l 2 ⋅ cm ⋅ YSch
= . (3.17)
(
t c A ⋅ w∞ ⋅ u ⋅ sin β ∞ + δ *
* 2
)
Diese Gleichung kann weiter vereinfacht werden. Mit der Beziehung aus den Geschwindig-
keitsdreiecken
cm = wm = w∞ ⋅ sin β ∞
und der trigonometrischen Umformung

( )
sin β ∞ + δ * = cos δ * ⋅ sin β ∞ + sin δ * ⋅ cos β ∞

sowie den Näherungen sin δ * = W * F * ≈ W * A* = ε * und cos δ * ≈ 1 – weil δ* sehr klein ist –
folgt dann
l 2 ⋅ YSch
= . (3.18a)
t * § ε* ·
c A ⋅ w∞ ⋅ u ⋅ ¨ 1 +
¨ tan β ∞ ¸¸
© ¹
l/t wird im Folgenden mit dem englischen Begriff „solidity“ bezeichnet. Der reziproke Wert t/l
wird Teilungsverhältnis oder englisch „space-chord ratio“ genannt.

3.2.2 Das „Tragflügelverfahren“


Bei Niederdruckventilatoren, also spezifisch schnellläufigen Axialmaschinen, muss die Solidi-
ty l/t klein gewählt werden, d. h. die Schaufeln stehen sehr weit auseinander, man spricht auch
von einem „durchsichtigen Rotor“. Entscheidend ist, dass damit die Strömung um jede Schau-
fel von den Nachbarschaufeln kaum mehr beeinflusst wird. Erfahrungsgemäß ist dies der Fall
für Werte der Solidity l/t ≤ 0,7; einige Autoren wie z. B. [22], [23] geben auch l/t ≤ 0,35 an.
Darüber hinaus ist bei Niederdruckschaufelgittern die Umlenkung der Relativgeschwindigkeit
G G G
vom Ein- zum -austritt nicht sehr groß, so dass das vektorielle Mittel w∞ = 0,5 ⋅ ( w1 + w2 ) der
Geschwindigkeit der ungestörten Parallelströmung auf den isolierten Tragflügel (Bild 3-4)
entspricht. Damit entspricht auch α in Bild 3-18 dem üblichen Anstellwinkel des isolierten
Tragflügels und es gelten

5
Diese Näherung ist besonders gut bei geringer Umlenkung der Relativströmung des Gitters, also bei
Niederdruckmaschinen.
3.2 Schaufelschnittauslegung für Niederdruckaxialventilatoren (Tragflügelverfahren) 61

c*A → c A = f (α , Rel = w∞ l ν ) ,

ε * → ε = f (α , Rel = w∞ l ν ) .
Letztendlich wird Gl. (3.18a) jetzt
l 2 ⋅ YSch
= . (3.18b)
t § ε ·
c A ⋅ w∞ ⋅ u ⋅ ¨ 1 + ¸
© tan β ∞ ¹
Gitter- Ventilatorentwurfspunkt
parameter und Tragflügelparameter

Diese Gleichung ist die Schlüsselgleichung für Entwurfsverfahren von Strömungsmaschinen,


die auf Tragflügeldaten beruhen. Sie verknüpft die erforderliche Solidity l/t, also einen geome-
trischen Gitterparameter, mit Entwurfsdaten der Strömungsmaschine und Eigenschaften eines
gewählten Tragflügelprofils. ε ist meist klein, daher kann in erster Näherung oft sogar noch der
Term ε/tan β∞ auf der rechten Seite vernachlässigt werden.
Die Vorgehensweise zur Auslegung eines Schaufelschnitts mit diesem Verfahren ist wie folgt.
1) Berechnung der Solidity mit Gl. (3.18b) aus
• dem Entwurfspunkt des Ventilators
• den zugehörigen Geschwindigkeitsdreiecken
• cA des gewählten Profils am gewählten Profilarbeitspunkt
• ε des gewählten Profils am gewählten Profilbetriebspunkt (kann auch vorläufig vernach-
lässigt werden)
Der Arbeitspunkt des gewählten Tragflügelprofils kann nach drei Kriterien festgelegt werden:
• Das Profil soll bei günstigem, d. h. möglichst kleinem ε arbeiten; beste Schaufelwirkungs-
grade werden erreicht.
• Das Profil soll nahe seines maximalen Auftriebsbeiwerts arbeiten; dies ermöglicht eine
kleinere Solidity des Schaufelgitterschnitts, d. h. entweder kürzere Profilsehnenlänge oder
alternativ größere Teilung, also weniger Schaufeln, und damit letztendlich billigere Kons-
truktionen.
• Beachtung des Abstands vom kritischen Anstellwinkel, bei dem Strömungsabriss auftritt;
vereinfacht6 gilt: Je näher der Auftriebsbeiwert am Abriss gewählt wird, um so größer ist
die Gefahr, bereits bei geringer Teillast (d. h. Maschinendrosselung) den Ventilator auf
seiner Kennlinie in das Abrissgebiet zu fahren, Bild 3-19.

6
Tatsächlich sind die Ursachen des Strömungsabrisses in der gesamten Maschine sehr viel komplexer.
U. a. spielen die Ablösung der Gehäusegrenzschicht (siehe [23]) und die Kopfspaltströmung (vgl. z. B.
[24]) eine Rolle.
62 3 Entwurf axialer Ventilatoren

Bild 3-19 Vereinfachter schematischer Zusammenhang zwischen dem Profilarbeitspunkt (links oben)
und dem Arbeitspunkt des Ventilators in seiner Volumenstrom-Totaldruck-Kennlinie (unten)

2) Bestimmung der Sehnenlänge des Schaufelschnitts und der Schaufelzahl


Mit einer gewählten Schaufelzahl z wird die Teilung berechnet zu
2π r
t= . (3.19)
z
Mit der bereits bekannten Solidity wird dann die erforderliche Sehnenlänge ermittelt:
§l·
l = ¨ ¸⋅t (3.20)
©t¹
Zu prüfen ist noch, ob ein den Profileigenschaften zugrunde gelegter Wert der Reynoldszahl
w∞ l
Rel = (3.21)
ν
erreicht wird. Gegebenenfalls ist die Sehnenlänge über eine andere Wahl der Schaufelzahl
anzupassen.
3.2 Schaufelschnittauslegung für Niederdruckaxialventilatoren (Tragflügelverfahren) 63

3) Staffelungswinkel
Der Staffelungswinkel, Bild 3-20, ist die Summe aus dem vektoriell gemitteltem Strömungs-
winkel und dem festgelegten Profilanstellwinkel
γ = β∞ + α . (3.22a)

Bild 3-20
Zur Ermittlung des Staffelungswinkels

Mit den Koordinaten des verwendeten Grundprofils können nun die Koordinaten für den
Schaufelschnitt mit seiner Sehnenlänge l und seinem Staffelungswinkel γ ermittelt werden.
Diese sind die Grundlagen für den Aufbau einer kompletten Schaufel, die zeichnerische Wei-
terverarbeitung mit CAD und die Fertigung oder die Erstellung eines Rechennetzes für eine
numerische Strömungsberechnung.
Gelegentlich führt man noch folgende zwei Verfeinerungen im bisher beschriebenen Verfah-
ren durch:
• Um der Tatsache Rechnung zu tragen, dass das Profil im Schaufelgitter in einer von β1 auf
β2 umgelenkten Strömung arbeitet (und nicht wie der isolierte Tragflügel in einer Parallel-
strömung ohne Umlenkung), überlagert man nachträglich der geometrischen Wölbung des
Einzelprofils f/l E die „Wölbung“ der Strömung, die sich nach HORLOCK [26] be-
rechnet zu
f 1 § β − β1 ·
= tan ¨ 2 ¸, (3.23)
l ∞ 2 © 4 ¹
d. h. der Schaufelschnitt erhält die Wölbung
f f f
= + . (3.24)
l l ∞ l
E

• Ähnlich wie beim Radialrad kann auch die versperrende Wirkung der Schaufeln berück-
sichtigt werden. MARCINOWSKI [9] entwickelte dazu ein halbempirisches Modell und
schlägt die Korrektur
64 3 Entwurf axialer Ventilatoren

­° ª § d · º ½°
α d = 0,5 ®γ − arctan « tan γ − ¨ ¸» ¾ (3.25)
¯° ¬ © t cos γ ¹ ¼ ¿°
des Anstellwinkels vor, so dass dann der endgültige Staffelungswinkel
γ = β∞ + α + α d (3.22b)
wird. Die Dickenkorrektur α d muss wiederum iterativ bestimmt werden.

3.3 Schaufelsichelung
Eine moderne Schaufelform ist die sog. Sichelschaufel7, Bild 3-21. Hierbei werden die einzel-
nen Schaufelschnitte nicht auf einem Radialstrahl aufgefädelt. In Anlehnung an den Tragflügel
eines Flugzeugs spricht man etwas genauer von einer gepfeilten (swept) Schaufel, wenn die
Schaufelfläche zwar in Strömungsrichtung (d. h. in w∞-Richtung) liegt, die Anströmrichtung
aber nicht senkrecht zur Schaufelvorderkante steht. Dagegen liegt eine V-Stellung (dihedral)
der Schaufel vor, wenn die Schaufelsaug- und -druckseite schiefwinklig auf Nabe oder Gehäu-
se stoßen. Die meisten üblichen Sichelschaufeln bei Axialventilatoren haben Pfeilung und
V-Stellung, weil sie durch Verschiebung einzelner koaxialer Schaufelschnitte in Umfangsrich-
tung konstruiert wurden.
Nach BEILER [28] beeinflusst die Sichelung das Stromfeld im Laufrad wesentlich. Unter
anderem
• verursachen die geneigten Schaufeloberflächen radiale Kräfte auf das Fluid, so dass sich
die radialen Geschwindigkeitsverteilungen (Bild 3-22) und damit auch die Verteilung der
Schaufelbelastung entlang des Radius gegenüber ungesichelten Schaufeln ändern;
• reduziert sich die Totaldruckerhöhung einer gepfeilten Schaufel mit dem Pfeilungswinkel
δ (das ist der Winkel zwischen der Auffädellinie und einem Radialstrahl an einem be-
stimmten Schnitt):
0,62
Δpt (δ ) = Δpt (δ =0) ⋅ ( cos δ )
; (3.26)
• ändert sich der Auftriebsbeiwert gepfeilter Schaufelabschnitte in Wandnähe; liegt – z. B.
vom Gehäuse aus gesehen – eine Rückwärtspfeilung vor (d. h. ist die Schaufel nach vorne
gesichelt), nimmt der Auftriebsbeiwert ab, andernfalls nimmt er zu.
Beim Entwurf gesichelter Schaufeln sollte wenigstens die reduzierte Druckerhöhung gemäß Gl.
(3.26) kompensiert werden, z. B. durch eine Erhöhung des Auftriebsbeiwerts über eine Vergrö-
ßerung des Anstellwinkels α (allerdings ohne die Abrissgrenze des Profils zu überschreiten).

7
Räder mit Sichelschaufeln sind oft leiser und haben u. U. einen erweiterten Betriebsbereich, da durch
richtige Sichelung die Abrissgrenze auf der Kennlinie zu kleineren Volumenströmen hin verschoben
werden kann. Siehe Abschnitt 6.3.2 und [26].
3.3 Schaufelsichelung 65

δ (r)
Auffädellinie
für Schaufel-
schnitte

Bild 3-21 Beispiel eines Laufrades mit gepfeilten Schaufeln; Rückwärtspfeilung im Nabenbereich,
Vorwärtspfeilung im Schaufelspitzenbereich

cm2/ua

r/ra

Bild 3-22 Einfluss der Schaufelsichelung auf die Meridiangeschwindigkeitsverteilung cm2(r);


AG = ungesichelt, AR = rückwärts, AV = vorwärts gesichelt; numerische Rechnung aus [28]
66 3 Entwurf axialer Ventilatoren

3.4 Schaufelschnittauslegung für Hochdruckaxialventilatoren (Git-


terverfahren)
Hochdruckventilatoren und Verdichter, also spezifisch langsamläufige Axialmaschinen, erfor-
dern ein Schaufelgitter mit großer Solidity l/t, d. h. einer Vielzahl von engstehenden Schaufeln.
Die gegenseitige Beeinflussung der Schaufeln ist dann von Bedeutung. Theoretisch kann wie-
derum von Gl. (3.18a), jetzt mit Auftriebsbeiwert und Gleitverhältnis für den Tragflügel unter
Einfluss seiner Nachbarflügel, ausgegangen werden. Basis des hier beschriebenen Verfahrens
ist jedoch die Auswertung systematischer Messungen der Umlenkeigenschaften von 2D-
Gittern aus NACA-Profilen der 65er-Reihe mit d/l = 0,1 bei Rel > 2⋅105 und der daraus von
LIEBLEIN in [29] entwickelten Entwurfsdiagramme. Den Entwurfsdiagrammen liegt folgende
Fragestellung zugrunde: Welche Gittergeometrie ist notwendig, um eine gewünschte Umlen-
kung der Strömung – z. B. im rotierenden Gitter von β1 auf β2 oder im ruhenden Gitter (z. B.
Nachleitrad) von α2 auf α3 – mit minimalen Verlusten zu realisieren? Die versperrende Wir-
kung der endlich dicken Profile im Gitterverband ist dabei in den Entwurfsdiagrammen schon
enthalten und darf – im Gegensatz zu den bislang beschrieben Entwurfsverfahren – nicht noch
einmal korrigiert werden.
Die Entwurfsdiagramme von LIEBLEIN sind für den Entwurf von Schaufelgittern mit einer
Solidity im Bereich von etwa 0,4 ≤ l/t ≤ 2,0 anwendbar.
Anders als beim Tragflügelverfahren ist in diesem Verfahren zweckmäßig, die Solidity l/t von
vornherein als Eingangsparameter zu wählen, um folgende wichtige Größen (Bild 3-23) zu
erhalten:
• Den Inzidenzwinkel i; er kennzeichnet den Differenzwinkel der Zuströmgeschwindigkeit
und der geometrischen Richtung des Profils am Gittereintritt (= Tangente an die Skelett-
linie), d. h.
i = β S1 − β1 , (3.27)
• den Deviationswinkel δ; er ist der Differenzwinkel der Abströmgeschwindigkeit zur geo-
metrischen Richtung des Profils am Gitteraustritt (= Tangente an die Skelettlinie), d. h.
δ = β S 2 − β2 , (3.28)
• den geometrische Profilwölbungswinkel
ϕ = β S 2 − β S1 . (3.13)

3.4.1 Schaufeleintrittswinkel
Die 2D-Gittermessungen in [29] ergaben, dass die Verluste im Gitter minimal sind, wenn das
Gitter mit einem bestimmten Inzidenzwinkel iA ( ≠ 0 ) , dem sog. Auslege-Inzidenzwinkel,
angeströmt wird. Die experimentellen Ergebnisse lassen sich gut als Funktion des Profilwöl-
bungswinkels ϕ mit dem linearen Ansatz
i A = i0 + n ⋅ ϕ (3.29)
3.4 Schaufelschnittauslegung für Hochdruckaxialventilatoren (Gitterverfahren) 67

beschreiben. Hierin sind der Auslege-Inzidenzwinkel für ein ungewölbtes Profil i0 = f (β1, l/t)8,
Bild A-1 im Anhang, und der Proportionalitätsfaktor n = f(β1, l/t), Bild A-2 im Anhang.

Bild 3-23
Bezeichnungen am Schaufelgitter für das Gitter-
verfahren (hier für positive Werte des Inzidenz-
und Deviationswinkel i bzw. δ gezeichnet)

Die NACA-Messungen wurden am ruhenden Gitter durchgeführt. Um den teilweise dreidi-


mensionalen Strömungsverhältnissen in einem rotierenden Laufrad Rechnung zu tragen, wird
in [29] ein radiusabhängiger Korrekturterm (ic − i2 D ) vorgeschlagen, Tab. 3-3 und Bild 1-7.
Dieser Korrekturterm wurde aus einem Vergleich von Gitter- mit Maschinenmessungen ge-
wonnen. Es gilt dann
i A = i0 + n ⋅ ϕ + (ic − i2 D ) (3.30)
und letztendlich für den Schaufelwinkel (bezogen auf die äquivalente Kreisbogenskelettlinie)
β S1 = β1 + i0 + n ⋅ ϕ + (ic − i2 D ) . (3.31)
9
Bei einem Leitrad entfällt der Korrekturterm vollständig.

8
Für dickere oder dünnere Profile sind in [28] Korrekturfaktoren zu finden; generell wird i0 für dickere
Profile größer, für dünnere kleiner.
9
STARK [30] empfiehlt statt dieser LIEBLEIN-Korrekturen eher eine unmittelbare Berücksichtigung
der Naben- und Gehäusegrenzschichten.
68 3 Entwurf axialer Ventilatoren

Tab. 3-3 Korrekturterm (ic – i2D) als Funktion der relativen Schaufelhöhe nach LIEBLEIN

r − ri 0,1 0,3 0,5 0,7 0,9


Relative Schaufelhöhe (Nabennähe) (Gehäusenähe)
ra − ri
(ic − i2 D ) + 1,6° + 0,2° - 1,0° - 1,8° - 2,6°

3.4.2 Schaufelaustrittswinkel
Wie die Auslege-Inzidenzwinkel lassen sich auch die von LIEBLEIN gemessenen Devia-
tionswinkel im Auslegepunkt als lineare Funktion der Profilwölbung darstellen:
δ A = δ 0 + m ⋅ϕ (3.32)
10
mit dem Auslege- Deviationswinkel für ein ungewölbtes Profil δ0 = f(β1, l/t) , Bild A-3 im
Anhang, und dem Proportionalitätsfaktor m = f(β1, l/t), Bild A-4 im Anhang.
Beim Laufradentwurf werden wieder zusätzliche Korrekturen empfohlen8:
∂δ
δ A = δ 0 + m ⋅ ϕ + (ic − i2 D ) ⋅ + (δ c − δ 2 D ) (3.33)
∂i β1

mit
∂δ
= f ( β1, l t )
∂i β1

aus Bild A-5 des Anhangs und (δc – δ2D) nach Tab. 3-4. Nachlaufmessungen von SCHILLER
[32] ergaben allerdings, dass bei hochbelasteten Beschaufelungen diese Deviationswinkelkor-
rekturen (δc – δ2D) in Nabennähe noch um zusätzliche 2,5°, zwischen 15% bis 85% der relati-
ven Schaufelhöhe um 2,0° und in Gehäusenähe um 0,5° bis 1,0° vergrößert werden sollten, um
den gewünschten Laufradabströmwinkel tatsächlich zu erreichen.
Für den gewünschten Strömungswinkel β2 folgt dann letztendlich der Schaufelwinkel zu
∂δ
β S 2 = β 2 + δ 0 + m ⋅ ϕ + (ic − i2 D ) ⋅ β + (δ c − δ 2 D ) . (3.34)
∂i 1

Tab. 3-4 Korrekturterm (δc – δ2D) als Funktion der relativen Schaufelhöhe nach LIEBLEIN

r − ri 0,1 0,3 0,5 0,7 0,9


Relative Schaufelhöhe (Nabennähe) (Gehäusenähe)
ra − ri
(δc – δ2D) + 1,0° - 0,1° - 0,5° - 0,5° - 0,5°

10
Wie in Fußnote 7.
3.4 Schaufelschnittauslegung für Hochdruckaxialventilatoren (Gitterverfahren) 69

3.4.3 Profilwölbung und Skelettlinie


In allen vorangegangenen Beziehungen steht der bislang unbekannte geometrische Profilwöl-
bungswinkel ϕ = βS2 – βS1. Dieser kann bereits vorab aus den Geschwindigkeitsdreiecken -
insbesondere der gewünschten Strömungsumlenkung (β2 - β1) - ermittelt werden: Subtraktion
der Gl. (3.31) von Gl. (3.34) ergibt
ª ∂δ º
β S 2 − β S1 = « β 2 + δ 0 + m ⋅ ϕ + ( ic − i2 D ) ⋅ + (δ c − δ 2 D ) » − ª¬ β1 + i0 + n ⋅ ϕ + ( ic − i2 D ) º¼ ,
«¬ ∂i β1 »¼
auflösen nach ϕ liefert sofort
§ ∂δ ·
( β 2 − β1 ) + (δ 0 − i0 ) + ( ic − i2 D ) ⋅ ¨¨ − 1¸ + (δ c − δ 2 D )
¸
© ∂i β1 ¹
ϕ= . (3.35)
1− m + n
Damit sind Inzidenz- und Deviationswinkel, der theoretische Auftriebbeiwert eines NACA 65-
Profils nach Gl. (3.12) sowie schlussendlich die Skelettlinie mit Gl. (3.11) berechenbar.
Der Staffelungswinkel ergibt sich aus den Schaufelwinkeln zu
β S1 + β S 2
γ = , (3.36)
2
der Krümmungsradius der äquivalenten Kreisbogenskelettlinie zu
l
ρ= . (3.37)
ϕ
2 sin
2
Bild 3-24 zeigt die wesentlichen Geometrieparameter.

Bild 3-24
Geometrieparameter des Profils beim Gitterverfahren

Die Entwurfsunterlagen, wie sie hier beschrieben sind, basieren auf Gittermessungen mit 10%
dicken Profilen (d/l = 0,1) bei einer Reynoldszahl Rel > 2 ⋅ 105.
Die weitere Vorgehensweise ist dann wie beim Tragflügelverfahren. Mit einer gewählten Di-
ckenverteilung aus Tab. A-2 des Anhangs kann schließlich der Schaufelschnitt konstruiert
werden.
70 3 Entwurf axialer Ventilatoren

3.5 Gültigkeitsgrenzen
Alle Entwurfsverfahren sind nur in einem gewissen Gültigkeitsbereich anwendbar. Grenzen
bilden einerseits einfache empirische Befunde wie der maximale Auftrieb eines Tragflügels an
der Abrissgrenze oder die Variationsbreite der untersuchten Parameter (z. B. bei den NACA-
Gittermessungen). Andere werden durch übergeordnete Entwurfskriterien vorgegeben, von
denen im Folgenden einige zusammengestellt werden.

3.5.1 Kriterium von DE HALLER


Eine der Schwierigkeiten des Verzögerungsgitters ist die Ausbildung einer seitlichen Ein-
schnürung der Strömung, verursacht durch Ablösung der Grenzschicht an den Seitenwänden
unter dem Einfluss des positiven Druckgradienten. Will man die Seitenkontraktion vermeiden,
so genügt es nach der Arbeit von DE HALLER [24], die Verzögerung im Schaufelgitter zu
beschränken; im Falle des Laufrades
w2
≥ g DH (3.38)
w1 Nabe

mit der klassischen Grenze aus der Originalarbeit von DE HALLER


g DH = 0, 75 .
Später gab MARCINOWSKI für einstufige Ventilatoren in [30] den Wert
g DH ≈ 0, 55 ÷ 0, 60
an, der im Wesentlichen auch in einer neueren Arbeit von SCHILLER [32] bestätigt wurde.
Die Anwendung dieses Kriteriums auf den Nabenschnitt ist ausreichend, weil dort in aller
Regel die größte Verzögerung stattfindet.

3.5.2 Kriterium von STRSCHELETZKY


Bei einer drallbehafteten Strömung im Rohr bildet sich ein Totwasserkern aus, in dem das
Fluid wie ein starrer Körper rotiert und zurückströmt [26], siehe auch Abschnitt 1.4. Nach Bild
3-25 ist bei einer Drallströmung mit rcu = const. der Durchmesser 2ri des Totwasserkerns eine
V
Funktion von , also wegen V  cm abhängig vom Verhältnis der Meridian- zur
2π ⋅ ( rcu ) ⋅ ra
Umfangskomponente cm/cu in der Drallströmung. Der Totwasserkern wird mit wachsendem
Drall größer, nur bei der reinen Durchflussströmung (cu = 0) verschwindet er. Wird der Drall
der Strömung durch eine nachgeschaltete Leitvorrichtung abgebaut (axial begrenzte Drallströ-
mung), weist der Totwasserkern in der unmittelbaren Nähe der Leitvorrichtung größere Ab-
messungen auf als bei einer axial unbegrenzten Drallströmung.
Bei einer axialen Strömungsmaschine wird der Totwasserkern hinter dem Laufrad als Naben-
totwasser bezeichnet. Die schädliche Wirkung des Nabentotwassers besteht nicht nur in der
Vergrößerung der Meridiangeschwindigkeit zwischen Lauf- und Nachleitrad, sondern auch
darin, dass ein Teil der Laufradbeschaufelung einen verlustträchtigen Energieaustausch mit
dem Totwasser erfährt. Außerdem ist die Grenze zwischen Totwasser und Außenströmung
recht instabil und mit großen Schwankungen verbunden. Mit zunehmender Drosselung wächst
3.5 Gültigkeitsgrenzen 71

gem. Bild 3-25 der Durchmesser des Nabentotwassers, was Form und Stabilität der Kennlinie
im Teillastbetrieb beeinflussen kann.

Bild 3-25 Zum Nabentotwasser

Nach STRSCHELETZKY und MARCINOWSKI (siehe [26]) soll nun der Kern des Naben-
totwassers kleiner sein als die Laufradnabe. Daraus folgt für eine Beschaufelung, die mit
rcu = const. entworfen ist, als Grenzwert ein kritisches Verhältnis von Meridian- zu Um-
fangskomponente der Absolutgeschwindigkeit am Nabenschnitt:
cm 2
≥ g St (3.39)
cu 2 Nabe

mit
g St = 0, 8 für einstufige Maschinen (entspricht dem axial unbegrenzten Drall)
g St = 1, 0 für mehrstufige Maschinen, z. B. Lauf- und Nachleitrad (entspricht dem axial
begrenzten Drall)
Um diese Grenzwerte zu erreichen, kann z. B. der Nabendurchmesser geeignet gewählt wer-
den. Allerdings lässt sich durch Wahl einer anderen Drallverteilung als rcu = const. die Aus-
bildung eines Nabentotwassers auch bei kleineren Nabendurchmessern verhindern.
72 3 Entwurf axialer Ventilatoren

3.5.3 Diffusionszahl nach LIEBLEIN


Aus Grenzschichtbetrachtungen am Profil wurde die sog. Diffusionszahl abgeleitet (siehe z. B.
SCHOLZ [33]):
§ w · § 1 t Δwu d ·
DF = ¨ 1 − 2 ¸+¨ ⋅ ⋅ + ¸ (3.40a)
© w1 ¹ © 2 l w1 l¹

Verzögerung rel. Schaufeldicke


Maß für die Schaufelbelastung (enthält c A und l t )
Weil dieses Kriterium oft auf 10% dicke Profile angewandt wird, wird dafür auch eine speziel-
le Diffusionszahl gebildet:
§ w · 1 t Δw
DF 0,1 = ¨1 − 2 ¸ + ⋅ ⋅ u = DF − 0,1 (3.40b)
© w1 ¹ 2 l w1

NACA-Messungen ergaben als anzustrebenden Bereich der Diffusionszahl DF 0,1 ≤ 0, 6, bei


Überschreitung ist mit einer Erhöhung der Profilverluste zu rechnen. Wiederum SCHILLER
[32] fand, dass gerade bei hochbelasteten Axialventilatoren dieser Grenzwert in Abhängigkeit
des Nabenverhältnisses und der radialen Position des Schaufelschnitts höher genommen wer-
den kann (z. B. DF 0,1 = 0,7 statt 0,6).

3.5.4 Weitere Grenzen


Reynoldszahl: Die Reynoldszahl, mit der die einzelnen Schaufelprofile arbeiten, sollte nicht
zu niedrig gewählt werden, da sonst die Profil- und damit Schaufelverluste stark ansteigen. Ein
Anhaltswert ist
§ w ⋅l ·
Rel ¨ ≡ ∞ ¸ ≥ 1, 5 ⋅105 .
© ν ¹
Bei kleinen, langsamlaufenden Maschinen kann dies allerdings nicht immer realisiert werden.
Machzahl: Obwohl die Machzahl bei den hier behandelten Maschinen mit inkompressiblen
Fluiden keine Rolle spielt, soll doch erwähnt werden, dass mit Ma → 1 die Verluste deutlich
steigen.

3.6 Literatur zu Kapitel 3


[1] Heinzerling, W., Trischler, H.: Otto Lilienthal. Deutsches Museum, München, 1991
[2] Anderson, John D., Jr.: A history of aerodynamics. Cambridge University Press, 2000
[3] Fister, W.: Fluidenergiemaschinen. Band 1, Springer-Verlag, Berlin-Heidelberg, 1984
[4] Fister, W.: Fluidenergiemaschinen. Band 2, Springer-Verlag, Berlin-Heidelberg, 1984
[5] Pfleiderer, C., Petermann, H.: Strömungsmaschinen. Springer-Verlag, Berlin-Heidelberg,
1991
3.6 Literatur zu Kapitel 3 73

[6] Jacobs, E., Ward, K.E., Pinkerton, R.M.: The characteristiscs of 78 related airfoil sections
from tests in the variable-density wind tunnel. NACA Report No. 460, 1933
[7] Abbott, I. H., von Doenhoff, A. E.: Theory of wing sections, including a summary of
airfoil data. Second edition, Dover Publications, 1959
[8] Loftin, L. K., Cohen, K. S.: NACA Technical Note No. 1591, 1948
[9] Marcinowski, H.: Strömungsmaschinen II. Skript zur Vorlesung an der Universität (TH)
Karlsruhe, 1975
[10] Althaus, D.: Profilpolaren für den Modellflug. Neckar-Verlag, VS-Villingen, 1980
[11] Althaus, D., Wortmann, F.X.: Stuttgarter Profilkatalog I, Friedr. Vieweg & Sohn, Wies-
baden, 1981
[12] Pfleiderer, C.: Die Kreiselpumpen für Flüssigkeiten und Gase. 5. Auflage, Springer-
Verlag, Berlin-Heidelberg, 1961
[13] Drela, M.: XFOIL: An analysis and design system for low Reynolds number airfoils.
Low Reynolds number aerodynamics, edited by T.J. Mueller, Vol. 54 of Lecture Notes
on Engineering, Springer-Verlag, New York, June 1989, pp. 1-12
[14] Abbott, H., von Doenhoff, A. E., Stivers, L. S.: Summary of airfoil data. NACA-Report
Nr. 824, 1945
[15] Riegels, F. W.: Aerodynamische Profile. R. Oldenbourg, München, 1958
[16] Herring, L. I., Emery, J. E., Erwin, I. R.: Systematic Two-dimensional cascade tests of
NACA 65-series compressor blades at low speeds. NACA Technical Note No. 3916, 1957
[17] Thies, W.: Eppler-Profile. 8. Auflage, Verlag für Technik und Handwerk, Baden-Baden,
1981
[18] Albring, W.: Angewandte Strömungslehre. 4. Auflage, Verlag Theodor Steinkopff, Dres-
den, 1970
[19] Althaus, D.: Niedriggeschwindigkeitsprofile. Friedr. Vieweg & Sohn, Wiesbaden, 1996
[20] Eppler, R.: Airfoil design and data. Springer-Verlag, Berlin-Heidelberg, 1990
[21] Keller, C.: Axialgebläse vom Standpunkt der Tragflügeltheorie. Dr.-Ing. Diss. ETH
Zürich, 1934
[22] Eck, B.: Ventilatoren. Springer-Verlag, Berlin-Heidelberg, 1972
[23] Sabersky, R. H., Acosta, A. J., Hauptmann, E. G.: Fluid flow. Mcmaillian Publishing
Company, New York, 1989
[24] de Haller, P.: Das Verhalten von Tragflügelgittern in Axialverdichtern und im Windka-
nal. Brennstoff-Wärme-Kraft, Bd. 5, Heft 10, 1953, pp. 333–337
[25] Saathoff, H., Deppe, A., Stark, U., Rohdenburg, M., Rohkamm, H., Wulff, D., Kosyna,
G.: Steady and unsteady casingwall flow phenomena in a single stage low speed com-
pressor at part load. Tagungsband 9th Symposium on Transport Phenomena and Dynam-
ics of Rotating Machinery, Honolulu, Hawaii, 2002
[26] Horlock, J. H.: Axialkompressoren. Verlag G. Braun, Karlsruhe, 1967
[27] Carolus, Th., Stremel, M.: Sichelschaufeln bei Axialventilatoren, HLH Bd. 51 (2000)
Nr. 8, pp. 33–39
74 3 Entwurf axialer Ventilatoren

[28] Beiler, M.: Untersuchung der dreidimensionalen Strömung durch Axialventilatoren mit
gekrümmten Schaufeln. Fortschr.-Ber. VDI Reihe 7 Nr. 298, VDI-Verlag Düsseldorf,
1996
[29] Members of the Staff of Lewis Research Center: Aerodynamic design of axial-flow com-
pressors. NASA SP-36, Washington, D.C., 1965
[30] Marcinowski, H.: Optimalprobleme bei Axialventilatoren. Dr.-Ing. Diss. TH Karlsruhe,
1956
[31] Stark, U., TU Braunschweig. Private Kommunikation vom 10.7.2003
[32] Schiller, F.: Theoretische und experimentelle Untersuchungen zur Bestimmung der Be-
lastungsgrenze bei hochbelasteten Axialventilatoren. Dr.-Ing. Diss. Universität Braun-
schweig, 1983
[33] Scholz, N.: Aerodynamik der Schaufelgitter. Band 1. Braun-Verlag Karlsruhe, 1965

Weiterführende Literatur
Bommes, L., Fricke, J., Grundmann, R. (Hrsg.): Ventilatoren. Vulkan-Verlag, Essen, 2003
4 Schallentstehung und -ausbreitung

4.1 Überblick über die Mechanismen der Schallentstehung


Im Folgenden werden nur Mechanismen des aerodynamisch erzeugten Schalls betrachtet.
Lager- und andere mechanische Geräusche, die nichts mit der Strömung durch die Maschine
zu tun haben, werden hier außer Acht gelassen.
Generell kann Schall in Strömungen durch drei Mechanismen erzeugt werden:
• durch Fluidverdrängung (Beispiel: Expandierende und implodierende Kavitationsblasen in
einer Wasserströmung)
• durch Kräfte auf umströmte Flächen (Beispiel: Die KÁRMÁN’sche Wirbelstraße hinter
einem ruhenden umströmten Zylinder erzeugt Kraftschwankungen auf den Zylinder und
letztendlich den sog. Aeolston)
• durch Turbulenz in der freien Strömung (Beispiel: Schall durch den Jet eines Strahltrieb-
werkes)
Theoretische Betrachtungen1 führen auch zu den korrespondierenden Begriffen Monopol-,
Dipol- und Quadrupolquellen des Schalls.
Prinzipiell wirken alle drei Mechanismen auch bei einem Ventilator (siehe Bild 4-1):
• Verdrängung von Fluid durch die endlich dicken Schaufeln, wenn sie sich im Fluid bewe-
gen, engl. „thickness noise“
• Kräfte auf die umströmten Oberflächen, insbesondere auf die Schaufeln aufgrund vielfäl-
tiger Strömungsphänomene, engl. „loading noise“
• Turbulenz in der freien Strömung, z. B. in der Abströmung
Theoretische und experimentelle Untersuchungen zeigen jedoch, dass bei niedrigen charakte-
ristischen Machzahlen, d. h. deutlich subsonischen Strömungsgeschwindigkeiten, wie sie bei
Ventilatoren vorliegen, die Fluidverdrängung und die Turbulenz in der freien Strömung ver-
gleichsweise wenig zum Gesamtschall beitragen. Maßgebend sind vielmehr die Kräfte auf die
umströmten Oberflächen des Rotors (Laufrads) und anderer feststehender Teile.
Wesentlich ist die Unterscheidung zwischen stationären und instationären Kräften ( F bzw. F´)
sowie schaufelgebundenen und schaufelungebundenen. Mit der eigentlichen Aufgabe des
Ventilators, Druck durch Strömungsumlenkung zu erzeugen, sind prinzipbedingte Auftriebs-
und Widerstandskräfte auf die Schaufeln des Rotors verbunden. Sie sind im drehenden Rela-
tivsystem stationär (siehe Abschnitt 3.1.2). Instationäre, schaufelungebundene Kräfte entstehen
z. B. dann, wenn sich die Rotorschaufeln durch den Nachlauf von Streben oder eines Vorleit-
rades bewegen. Turbulente Zuströmung zum Schaufelgitter, die turbulente Grenzschicht auf
der Schaufeloberfläche und der Nachlauf hinter der Schaufel bewirken dagegen instationäre

1
Schall durch turbulente Strömungen und bewegte Oberflächen in einer Strömung lässt sich z. B. durch
die FFOWCS WILLIAMS-HAWKINGS-Gleichung [1] beschreiben.

T. Carolus, Ventilatoren, DOI 10.1007/978-3-8348-2472-1_4,


© Vieweg+Teubner Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden 2013
76 4 Schallentstehung und -ausbreitung

Strömungsphänomene, die wiederum zu schaufelgebundenen instationären Kräften führen.


Einen Überblick über die möglichen Kräfte, deren Entstehungsmechanismen und den daraus
entstehenden Schall zeigen Tab. 4-1 und Bild 4-1.

Bild 4-1 Kräfte am Schaufelgitter (schematisch)


4.1 Überblick über die Mechanismen der Schallentstehung 77

Tab. 4-1 Kräfte als Schallquellen bei Ventilatoren

Kraft Entstehungsmechanismus Schall


stationäre rühren aus der Funktion umlenkender Schaufeln her:
Kräfte F • rotierend: schaufelgebundene Kräfte bei räum- „steady loading noise“ (GUTIN-2
lich und zeitlich gleichförmiger Zuströmung zum Schall), tonal
Rotor („isolierter Rotor“)
• feststehend: Kräfte z. B. auf die Schaufeln eines
Vorleitrads bei räumlich und zeitlich gleichför- kein Schall
miger Zuströmung
instatio- • rotierend: schaufelungebundene Kräfte bei räum-
näre Kräfte lich ungleichförmiger Zuströmung zum Rotor z.
F´(t) B. durch Vorleitrad, Streben, asymmetrischen
Einlauf, Rückwirkung des Spiralgehäuses auf ein
Radialrad („Rotor-Stator-Interaktion“) „unsteady loading noise“,
tonal
• feststehend: schaufelungebundene Kräfte bei
räumlich ungleichförmiger Zuströmung zum Ro-
tor z. B. durch Vorleitrad, Streben, asymmetri-
schen Einlauf, Rückwirkung des Spiralgehäuses
auf ein Radialrad („Rotor-Stator-Interaktion“)
• instationäre Druckverteilung p´(t) auf rotierende
oder feststehende Flächen durch
- turbulente, d. h. zeitlich instationäre, stochasti- Zuströmturbulenzschall
sche Zuströmung (schaufelgebunden bei klein- („turbulence ingestion noise“),
skaliger, homogen verteilter Turbulenz, schau- breitbandig
felungebunden bei großskaliger Turbulenz)
- stochastische Geschwindigkeitsschwankungen bei Interaktion mit der
in der turbulenten Grenzschicht über den Flä- Hinterkante: Hinterkanten-
chen (schaufelgebunden) schall („trailing edge noi-
„self noise“
se“), breitbandig
- Wirbelablösung im Nachlauf einer Schaufel, Hinterkantenlärm, tonal
usw. (schaufelgebunden) und breitbandig
- Grenzschichtablösung (Strömungsabriss) breitbandig
(schaufelgebunden)
• durch Sekundärströmungen, z. B. Ablösungen an tonal und breitbandig
der Nabe und Gehäusewand, Kopfspaltströmung
beim Axialrad, Spaltströmung beim Radialrad,
rotierende Ablösungen (rotating stall), Überströ-
mung von Hohlräumen (Bohrungen, Lunker)3 „cavity noise“, tonal

2
L. GUTIN war 1936 wahrscheinlich der erste, der eine Berechnungsmethode für den Schall eines Pro-
pellers mit dem Modell einer rotierenden Kraftquelle entwickelte. Aus dem Russischen wurde sein Bei-
trag übersetzt als [2 ]; siehe auch [3].
3
Zum „cavity noise“ in Turbomaschinen siehe [4].
78 4 Schallentstehung und -ausbreitung

4.2 Rotierende Druckfelder bei Axialventilatoren

4.2.1 Das rotierende Druckfeld eines isolierten Rotors


Der axiale Rotor besitzt z Schaufeln, die äquidistant in Umfangsrichtung auf der Nabe ange-
ordnet sind und aufgrund der Rotordrehzahl n mit der Winkelgeschwindigkeit
Ω = 2π n (1.23)
rotieren. Mit dem primären Geschwindigkeitsfeld im Rotor und den damit einhergehenden
schaufelgebundenen, im drehenden Bezugssystem stationären Schaufelkräften ist ein Druck-
feld verbunden, das
• ebenfalls mit der Winkelgeschwindigkeit des Laufrades Ω rotiert und
• in Umfangsrichtung 2π z - periodisch ist, d. h. z charakteristische Knoten hat, Bild 4-2.
Im englischen Sprachgebrauch wird das rotierende Druckfeld auch spinning mode genannt.

Bild 4-2
Rotierendes Druckfeld eines Rotors mit z = 5
Schaufeln und einem Nabenverhältnis von ν = 0,5
(schematisch)

Ein Beobachter an einem festen Ort im ruhenden Bezugssystem würde eine zeitliche Druck-
schwingung (oder -fluktuation) mit der z-fachen Rotorkreisfrequenz Ω messen. In einem fest-
gehaltenen Bezugsquerschnitt ist daher – harmonisch idealisiert – die Druckfluktuation, ab-
hängig vom Ort ϑ und der Zeit t 4
p ′(ϑ , t ) = a ⋅ cos [ zϑ − zΩ t ] = a ⋅ cos ª¬ z (ϑ − Ω t ) º¼ . (4.1)

Die Frequenz der Druckfluktuation, der sog. Drehton (engl.: blade-passing- oder blade-
passage-frequency, BPF), ist

BPF = z ⋅ n = . (4.2)

4
Generell ist die Funktion cos [ aϑ − bΩ t ] = cos ¬ª a (ϑ − b a ⋅ Ω t ) ¼º in ϑ - Richtung 2π a - periodisch und
hat die Kreisfrequenz bΩ. Sie beschreibt gleichzeitig ein Druckmuster, das mit der Winkelgeschwindig-
keit b a ⋅ Ω rotiert und sich damit wie eine Welle vorwärts, d. h. in +ϑ - Richtung ausbreitet (vgl. das
typische Argument (x-c0t) einer sich in +x - Richtung mit der Schallgeschwindigkeit c0 ausbreitenden
ebenen Schallwelle).
4.2 Rotierende Druckfelder bei Axialventilatoren 79

In Wirklichkeit sind die Druckfluktuationen nicht harmonisch, die Details des Stromfelds
bestimmt letztlich die Form des 2π/z – periodischen Musters. Sie lassen sich jedoch durch
Fourier-Analyse als einfaches diskretes Spektrum harmonischer Schwingungen darstellen,
∞ ∞
p ′(ϑ , t ) = ¦ p ′j = ¦ a j ⋅ cos ª¬ j ⋅ z (ϑ − Ω t ) + Φ j º¼ , j = 1, 2, ..., (4.3)
j =1 j =1

d. h. sie bestehen aus einer Reihe von rotierenden Druckfeldern, die jeweils alle mit der Lauf-
radwinkelgeschwindigkeit Ω rotieren und in Umfangsrichtung 2π ( j ⋅ z ) - periodisch sind5.
Der Index j kennzeichnet die Ordnung der Harmonischen, j = 1 ist der Grundton, also der
Drehton mit der Frequenz BPF, j > 1 sind die Obertöne oder höheren Harmonischen. Der
Drehton und die Obertöne bilden den Drehklang.
Wie in Abschnitt 4.4.2 gezeigt werden wird, breiten sich in Rohren nur rotierende Druckfelder
als Schall aus, die mit supersonischer Umfangsgeschwindigkeit rotieren. Bei Ventilatoren mit
ihren weit subsonischen Laufradumfangsgeschwindigkeiten ist daher der Schall des isolierten
Rotors aufgrund seiner funktionsbedingten stationären Schaufelkräfte von untergeordneter
Bedeutung. Dies wird oft verkannt. Trotzdem ist das Konzept der rotierenden Druckfelder
auch im Ventilatorbereich wichtig, da Phänomene der Rotor-Stator-Interaktion sich aus einer
Reihe von spinning modes konstruieren lassen, die ein Mehrfaches der Rotorwinkelgeschwin-
digkeit und damit schnell supersonische Umfangsgeschwindigkeit aufweisen können.

4.2.2 Rotor-Stator-Interaktion
Wenn ein Laufrad („Rotor“) vor oder hinter Hindernissen (Schaufeln eines Leitrades, Streben
usw., kurz „Stator“) dreht, treten das rotierende Druckfeld des Rotors und das stehende des
Stators miteinander in Wechselwirkung. Mehrere Mechanismen der Interaktion sind möglich:
• Der Nachlauf6 der Rotorschaufeln trifft auf Streben, die Schaufeln eines Nachleitrades
(bei Axialventilatoren) oder auf die asymmetrische Spiralgehäuseinnenwand einschließ-
lich der Zunge (bei Radialventilatoren).
• Der Nachlauf der Schaufeln eines Vorleitrades oder von Streben wird von den Schaufeln
des Rotors zerhackt.
Im weiteren Sinne kann auch die Wechselwirkung des Rotors mit einem ungleichförmigen
Geschwindigkeitsprofil im Ventilatoreinlauf, also einer asymmetrischen Zuströmung, als Ro-
tor-Stator-Interaktion aufgefasst werden.
Wenn eine Rotorschaufel während der Rotation in unmittelbare Nähe einer Statorschaufel
gelangt („Koinzidenz“), entsteht ein Druckpuls. Angenommen ist hier, dass die z Rotorschau-

5
Eine radiusabhängige Druckverteilung kann durch a j → a j (r ) und Φ j → Φ j ( r ) modelliert werden.
6
Unter dem Nachlauf hinter einem umströmten Körper (engl.: wake) versteht man das Strömungsgebiet
mit einem Geschwindigkeitsdefizit, siehe die Bilder 3-1 und 3-2. Der Nachlauf hinter einem Schaufelgit-
ter bewirkt, dass die Strömung nicht rotationssymmetrisch ist. Der Nachlauf ist sowohl ein Effekt der
reibungsfreien (Potential-)Strömung als auch der Reibung (turbulenter Nachlauf hinter einem Tragflügel-
profil). Es ist klar, dass sich mit wachsendem Abstand vom Schaufelgitter das Geschwindigkeitsfeld
immer mehr ausgleicht, also der Nachlauf verschwindet.
80 4 Schallentstehung und -ausbreitung

feln und die zSt Statorschaufeln äquidistant am Umfang angeordnet sind. TYLER und SOFRIN
[5] zeigen, dass die Druckpulse ein Druckfeld
∞ ∞ ∞
ª § j⋅z · º
p ′(ϑ , t ) = ¦ p ′j = ¦ ¦ zSt ⋅ amj ⋅ cos « m ¨ ϑ − Ω t ¸ + Φ mj » , (4.4)
j =1 j =1 m =−∞ ¬ © m ¹ ¼
bilden, wobei m nur folgende Werte annehmen kann:
m = j ⋅ z + k ⋅ z St , k = ..., -1, 0, 1, ... (4.5)
Gl. (4.4) besagt, dass sich das Druckfeld – wie beim isolierten Rotor – durch eine Summe von
Harmonischen p ′j zusammensetzt. Allerdings besteht hier nun jede Harmonische aus einer
weiteren Reihe von elementaren rotierenden Druckfeldern der Umfangsordnung m, die jeweils
• mit unterschiedlicher (weil m-abhängiger) Winkelgeschwindigkeit j ⋅ zΩ m rotieren und
• in Umfangsrichtung 2π m - periodisch sind.
Als Ordnung m kommen nur Werte in Frage, die der Bedingung Gl. (4.5) genügen. Die Ampli-
tuden amj und die Phasenwinkel Φmj werden von den Details der Strömung im Schaufelbereich
von Rotor und Stator bestimmt.
Tab. 4-2 zeigt einige – mit Gl. (4.5) berechnete – Ordnungen m der Druckfelder, die durch
Interaktion eines 4-schaufligen Rotors mit einem 1- bis 5-schaufligen Stator entstehen. Be-
trachtet wird nur der Drehton (j =1). Bild 4-3 macht die Existenz einiger dieser rotierenden
Druckfelder plausibel. An diesem Beispiel ist folgendes bemerkenswert und verallgemeinerbar:
• Es treten rotierende Druckfelder auf, die mit einem Mehrfachen oder unendlich Vielfa-
chen der Rotordrehzahl gegen (negatives m) oder in (positives m) die Rotordrehrichtung
drehen. Dies ist für die Frage der Schallabstrahlung in ein Rohr wichtig, da die Umfangs-
geschwindigkeit des Druckfelds über die Abstrahlung als Schall entscheidet (siehe Ab-
schnitt 4.4.2).

Tab. 4-2 Rotor-Stator-Interaktion: Ordnung und Winkelgeschwindigkeit einiger rotierender Druckfelder


des Drehtons (j = 1) bei z = 4 Rotorschaufeln und zSt = 1 bis 5 Statorschaufeln

Anzahl Statorschaufeln zSt k m = z + k ⋅ zSt Winkelgeschwindigkeit des Druckfelds z m ⋅ Ω

1 -4 0 ∞
-3 +1 +4 Ω ⇐ siehe Bild 4-3
-2 +2 +2 Ω
2 -2 0 ∞
-1 +2 +2 Ω ⇐ siehe Bild 4-3
0 +4 +1 Ω
3 -2 -2 -2 Ω
-1 +1 +4 Ω ⇐ siehe Bild 4-3
0 +4 +1 Ω
4 -1 0 ∞
0 +4 +1Ω ⇐ siehe Bild 4-3
+1 +8 +0,50 Ω
5 -2 -6 -0,67 Ω
-1 -1 -4 Ω ⇐ siehe Bild 4-3
0 +4 +1 Ω
4.2 Rotierende Druckfelder bei Axialventilatoren 81

• Ist die Anzahl von Stator- und Rotorschaufeln um ein ganzzahliges Vielfaches verschie-
den, so ist die Anzahl der Koinzidenzen besonders hoch; z. B. bei zSt = 3 treten 4 Koinzi-
denzen pro einer Viertel Rotorumdrehung auf, bei zSt = 4 sind es jedoch 8, bei zSt = 5 wie-
derum nur 6. Zahlenverhältnisse von Rotor- und Statorschaufeln, die zu einer unnötig ho-
hen Anzahl von Koinzidenzen führen, müssen vermieden werden, da sie eine Ursache für
besonders hohe tonale Schalldrücke sein können.

Bild 4-3 Druckpulse durch Koinzidenz von Rotor- und Statorschaufel bei 1/4 Umdrehung des Rotors
(z = 4 Rotorschaufeln und zSt = 1 bis 5 Statorschaufeln)
82 4 Schallentstehung und -ausbreitung

4.3 Strömungsinduzierter Schall auftriebserzeugender Flächen


Schall durch turbulente Zuströmung und der „self noise“ durch die turbulente Grenzschicht
und Wirbelablösungen an Kanten sind in der Regel Schall an auftriebserzeugenden Flächen
(alle Schaufeln eines Lauf- oder Leitrades sind im Prinzip auftriebserzeugend!). Entscheidend
für die Schallentstehung bei auftriebserzeugenden Flächen ist die instationäre Geschwindigkeit
des Fluids relativ zur Fläche. Es ist also gleichgültig, ob die Fläche ruht oder sich bewegt, die
instationären Strömungsphänome sind immer flächengebunden (d. h. schaufelgebunden). Da
der Charakter des Stromfeldes stark ortsabhängig ist (z. B. von beschleunigter zu verzögerter
Strömung entlang eines Tragflügelprofils), sind auch die Schallentstehungsmechanismen orts-
abhängig. Zudem sind die Ränder der Flächen (z. B. die Schaufelhinterkante) wichtig. Am
Beispiel des umströmten Tragflügels (Bild 4-4) werden die wichtigsten Schallentstehungsme-
chanismen erläutert.
Turbulente Zuströmung:
• Fall: Die Profillänge l ist kleiner als die Längenskala der turbulenten Struktur Λ (aerody-
namisch kompakt 7, Bild 4-5 links):
lΛ (4.6a)
Die Strömung induziert einen oszillierenden Anströmwinkel α zum Profil, auf den das
Profil als Ganzes mit Schwankungen der Auftriebs- und Widerstandskraft reagiert. Ist die
Profillänge wesentlich kleiner als die Wellenlänge λ = c0 f des abgestrahlten Schalls,
lλ, (4.8a)
8
d. h. akustisch kompakt , dann strahlt das Profil von der Vorder- bis zur Hinterkante als
Ganzes Schall ab; anderenfalls strahlen die Druckfluktuationen auf der Profiloberfläche
als verteilte Quellen.

7
Aerodynamische Kompaktheit: Ein turbulenter Eddy der Länge Λ, der sich mit der Geschwindigkeit
w∞ bewegt, verursacht an einem festen Ort unter der Voraussetzung, dass sich während der Bewegung
seine Gestalt nicht ändert („frozen turbulence“), ein Signal der Frequenz
f = w∞ Λ . (4.7)
Daher und wegen ω = 2πf ist l  Λ gleichbedeutend mit
ωl
 2π . (4.6b)
w∞
8
Akustische Kompaktheit: Die Bedingung der akustischen Kompaktheit lässt sich auch durch die Wel-
lenzahl
k = ω / c0 = 2π f / c0 (4.9)
ausdrücken:
kl  2π . (4.8b)
Wenn man in Gl. (4.8a) als Grenzwert eine viertel Wellenlänge ansieht, so ist akustische Kompaktheit bis
zu einer oberen Frequenzschranke von
1 c0
fo = (4.8c)
4 l
sichergestellt.
4.3 Strömungsinduzierter Schall auftriebserzeugender Flächen 83

• Fall: Die Profillänge l ist größer als die Längenskala der turbulenten Struktur Λ (aerody-
namisch nicht kompakt, Bild 4-5 rechts):
lΛ
An der Vorderkante entsteht lokal ein Gebiet mit Druckfluktuationen, das Schall abstrahlt.
Die Unterscheidung, ob aerodynamische und/oder akustische Kompaktheit vorliegen oder
nicht, ist deshalb von Bedeutung, da die charakteristische Auswirkung z. B. der Strömungsge-
schwindigkeit auf die Schallentstehung und -abstrahlung unterschiedlich ist.

Bild 4-4 Umströmtes Tragflügelprofil (schematisch)

Bild 4-5 Zuströmturbulenz; links: Profil aerodynamisch kompakt (Eddy-Abmessungen größer als Profil-
länge), rechts: Profil aerodynamisch nicht kompakt (Eddy-Abmessungen deutlich kleiner als Profillänge)

Turbulente Grenzschicht: Die Druckfluktuationen unter einer turbulenten Grenzschicht sind


breitbandig. Sie strahlen im mittleren Bereich des Profils, also entfernt von der Vorder- und
Hinterkante eher wenig Schall ab; Turbulenzstrukturen, die über die Hinterkante konvektiert
werden, erzeugen dagegen sehr effektiv Schall (Hinterkantenschall durch die Interaktion der
turbulenten Grenzschicht mit der Hinterkante); scharfe Hinterkanten strahlen am stärksten.
Bei großen Profilanstellwinkeln löst die Grenzschicht ab und es tritt Strömungsabriss mit
einem hohen Grad an Instationarität der Strömung auf. Infolge dessen ist der abgestrahlte
Schall sehr hoch.
84 4 Schallentstehung und -ausbreitung

Wirbelablösung im Nachlauf: Das Phänomen der Wirbelablösung ist wie beim umströmten
Zylinder mit seiner KÁRMÁN’schen Wirbelstraße von der Reynoldszahl abhängig. Insbeson-
dere sind zwei Fälle zu unterscheiden:
• Bei überwiegend laminarer Profilumströmung, die allerdings bei Ventilatoren eher selten
ist, entsteht tonaler Schall durch einen Rückkopplungsmechanismus zwischen Nachlauf
und laminarer Umströmung.
• Bei turbulenter Profilumströmung bestimmen die Grenzschichtdicke und die geometrische
Dicke der Hinterkante die Wirbelstärke und die Frequenz der abgehenden Wirbel.
Rotiert ein Tragflügel als Schaufel eines Axialrades, so entstehen an den einzelnen Schaufel-
schnitten aufgrund der radiusabhängigen Geschwindigkeit Töne verschiedener Frequenzen, die
sich zu einem verbreiterten „peak“ im Spektrum überlagern.
Spektren des Schalls vom umströmten Tragflügelprofil: Bild 4-6 zeigt schematisch die
Spektren des Schalls, der am ruhenden Tragflügelprofil durch die Umströmung erzeugt werden
kann. Der Vorderkantenschall durch die Zuströmturbulenz ist eher niederfrequent, der Hinter-
kantenschall durch die Interaktion der turbulenten Grenzschicht mit der Hinterkante hochfre-
quent. Wirbelablösung macht sich durch eine deutliche tonale Komponente bemerkbar.

Bild 4-6
Schematische Spektren des
strömungsinduzierten
Schalls, abgestrahlt vom
ruhenden Tragflügel
(nach BLAKE [6])

4.4 Schallausbreitung
Die grundlegenden Schallerzeugungsmechanismen sind unabhängig davon, ob der Ventilator
Schall in die freie Umgebung oder in ein angeschlossenes Rohr abstrahlt. Allerdings hängt der
letztendlich wahrnehmbare Schalldruck stark vom Einbaufall und der Frequenz (d. h. der Wel-
lenlänge λ) des Schalls ab. In Bild 4-7 werden zwei Bereiche unterschieden:
Einbau in ein kurzes Rohr: Sind Rotor und ein eventuell vorhandener Stator in ein sehr kur-
zes Gehäuse (L<D und/oder L<λ) eingebaut, beeinflusst dies das Schallfeld nicht wesentlich
(linker Bereich in Bild 4-7). Hier kann – so wie beim Rotor ohne Gehäuse – ein Beobachter in
einem Feldpunkt des ortsfesten Bezugssystems aufgrund der rotierenden stationären und der
instationären Kräfte eine zeitliche Druckfluktuation spüren, also Schall hören. Da sich i. Allg.
die Kräfte in unterschiedlichen Abständen vom Hörer befinden und bewegen, spielen Lauf-
zeitunterschiede und der Dopplereffekt bei der Schallausbreitung ins Freifeld eine Rolle.
4.4 Schallausbreitung 85

Einbau in ein sehr langes Rohr: Strahlt dagegen der Ventilator oder der Rotor/Stator in ein
sehr langes Rohr (L>D und L  λ), wird die Schallausbreitung wesentlich durch das Rohr
beeinflusst (rechter Bereich in Bild 4-7): Außer bei sehr hohen Frequenzen wird der Schall
sukzessive an den Rohrwänden reflektiert, so dass die Schallwellen geführt und das Schallfeld
der Quelle umstrukturiert werden – man spricht auch vom Rohr als Wellenleiter. Eine Analyse
des Schallfelds in rohrartigen Gehäusen, wie sie insbesondere bei Axialventilatoren vorliegen,
wird weiter unten erläutert.

Bild 4-7 Einfluss eines rohrartigen Gehäuses auf das Rotor/Stator-Schallfeld: linker Bereich: Einfluss
vernachlässigbar, rechter Bereich: Schallfeld wird durch Rohr wesentlich beeinflusst; schematisch nach
ROGER [7]

Eine Besonderheit gilt bei breitbandigen Schallquellen. Hier kann die Rotation unberücksich-
tigt bleiben, wenn die – mit der Umfangsgeschwindigkeit der Schallquelle gebildete – sog.
Umfangsmachzahl Mau = u c0 = r Ω c0 sehr klein ist,

Mau2  1 , (4.10)
sowie die Winkelgeschwindigkeit der rotierenden Breitband-Schallquelle deutlich unter der
akustische Kreisfrequenz liegt,
Ω 2  ω2 (4.11)
(MORFEY und TANNA [8]).

4.4.1 Abstrahlung in das Freifeld


Bild 4-8 zeigt beispielhaft die gemessene Richtcharakteristik des Gesamtschalldruckpegels auf
der Saugseite eines Axialventilators. Die Richtcharakteristik bei einzelnen Frequenzen kann
davon abweichen. Wie man aus einer gegebenen Schallleistung, die ein Ventilator in ein
86 4 Schallentstehung und -ausbreitung

druck- oder saugseitig angebrachtes Rohr strahlt, auf den Freifeldschalldruckpegel schließen
kann, wird im Kapitel 7 beschrieben.

Bild 4-8 Richtcharakteristik des saugseitigen Gesamtschalldruckpegels Lp,ges eines axialen Versuchs-
ventilators im Optimalpunkt; Schalldruckpegel in 1 m Abstand von der Saugöffnung; langes Saugrohr: L
= 905 mm, kurzes Saugrohr: L = 130 mm; gemessen in einem reflexionsarmen Vollraum; 0° entspricht
der Achse (aus [9])

4.4.2 Ausbreitung des rotierenden Druckfelds im Rohr


Schallausbreitung in Rohren allgemein: Betrachtet wird ein Rohr (Bild 4-9)
• ohne überlagerte gleichförmiger Strömung in ξ-Richtung9
• konstanten Durchmessers, mit glatten, schallharten Rohrwänden
• unendlich lang (d. h. ohne Reflexionen von Schallwellen am Rohrende)
• mit einer Schallquelle in der Ebene ξ = 0.

Bild 4-9
Rohr und Koordinatensystem für
das Schallausbreitungsproblem

9
Eine überlagerte gleichförmige Strömung in ξ - Richtung spielt bei größeren Machzahlen der axialen
Strömung eine Rolle und wird z. B. bei FABER [10] berücksichtigt.
4.4 Schallausbreitung 87

Die Lösung der hier nicht näher aufgeführten Wellengleichung, die das Schalldruckfeld im
Rohr p ′ = p ′(r , ϑ , ξ , t ) beschreibt, ergibt unter anderen möglichen Lösungen
r ik ⋅ξ
′ ( r,ϑ , ξ , t ) = Amr ⋅ J m ( β mr
pmr ) ⋅ e ξ ⋅ ei ( mϑ −ωt ) , m, r = 0, 1, 2, ... (4.12)
ra
mit
2 2
§ω · §β ·
kξ = ¨ ¸ − ¨ mr ¸ (4.13)
© c0 ¹ © ra ¹
Amr sind Integrationskonstanten und werden als Randbedingungen durch die Schallquelle bei
ξ = 0 festgelegt, Jm ist die Besselfunktion erster Art der Ordnung m, c0 die Schallgeschwin-
digkeit im Rohr.
Diese Lösung kann wie folgt interpretiert werden:
• Die Schwingungsform des Schalldrucks in einer Rohrquerschnitts- (r-, ϑ -) Ebene, auch
Mode genannt, hängt von den Modenordnungen ab:
m = Ordnung der Umfangsmode ( = Anzahl z. B. der Wellenberge in ϑ -Richtung)
r = Ordnung der Radialmode ( = Anzahl z. B. der Wellenberge in r-Richtung)
• ei ( mϑ −ω t ) = cos(mϑ − ω t ) + i sin( mϑ − ω t ) in Gl. (4.12) stellt eine kosinus- oder sinusför-
mige Welle der Kreisfrequenz ω dar; sie ist in Umfangsrichtung 2π m - periodisch.
• An den schallharten Rohrwänden muss die Teilchengeschwindigkeit (Schallschnelle) 0
∂p ′
sein. Dazu korrespondiert die Randbedingung = 0 10. Diese ist nur dann erfüllt,
∂r r = ra
wenn das Argument βmr der Besselfunktion Jm die Werte nach Tab. 4-3 aufweist.

Tab. 4-3 Einige Argumente der Besselfunktion, die die Randbedingung im schallharten Rohr erfüllen
(aus [11])

Ordnung β mr

r 0 1 2 3 4 5 6 ...
m
0 0 3,83170 7,01558 10,17346 13,32369 16,47063 19,61585
1 1,84118 5,33144 8,53632 11,70600 14,86359 18,01553 21,16437
2 3,05424 6,70613 9,96947 13,17037 16,34752 19,51291 22,67158
3 4,20119 8,01524 11,34592 14,58585 17,78875 20,97248 24,14490
4 5,31755 9,28240 12,68191 15,96411 19,19063 22,40103 25,58976
5 6,41562 10,51986 13,98719 17,31284 20,57551 23,80358 27,01031
6 7,50127 11,73494 15,26818 18,63744 21,93172 25,18393 28,40987
...

10
Herleitbar aus der linerarisierten, reibungsfreien Impulsgleichung (EULER-Gleichung der Strömungs-
mechanik).
88 4 Schallentstehung und -ausbreitung

• Wie sich die Mode in +ξ-Richtung entwickelt, d. h. ob sie sich entlang der Rohrachse
ausbreitet oder nicht, wird durch die axiale Wellenzahl kξ in Gl. (4.12) bestimmt:

kξ = reell: Dieser Fall korrespondiert zur Ausbreitung der Mode, weil


e
ikξ ⋅ξ
( ) ( )
→ cos kξ ⋅ ξ + i sin kξ ⋅ ξ , d. h. in +ξ - Richtung variiert der Schalldruck nicht
( kξ = 0 ) oder kosinus- oder sinusförmig ( kξ > 0 ); kξ = reell bedeutet aber, dass der Ra-
2 2
§ω · §β ·
dikand in Gl. (4.13) ¨ ¸ − ¨ mr ¸ ≥ 0 sein muss, woraus sich die frequenzmäßige cut-
© c0 ¹ © ra ¹
on-Bedingung für die Ausbreitung einer Mode ergibt:
β mr
ω ≥ c0 (4.14a)
ra
ik ⋅ξ − k ⋅ξ
kξ = imaginär: Dieser Fall korrespondiert zur Dämpfung der Mode, weil e ξ → e ξ ,
d. h. in +ξ - Richtung fällt der Schalldruck exponentiell ab; der Abfall des Schalldrucks
pro Länge beträgt
2
§ k ⋅Δξ ·
10 lg ¨ e ξ ¸
Δ
§ p·L © ¹
¨¨ ¸¸ = = 20 lg ( e ) ⋅ kξ = 8, 685 ⋅ kξ dB pro Meter. (4.15)
© Δξ ¹ Δξ
2 2
§ω · §β ·
kξ = imaginär bedeutet aber, dass der Radikand in Gl. (4.13) ¨ ¸ − ¨ mr ¸ < 0 sein
© c0 ¹ © ra ¹
muss, woraus sich die cut-off-Bedingung ergibt:
β mr
ω < c0 (4.14b)
ra
Die kritische Frequenz, bei der der Radikand in Gl. (4.13) gerade 0 wird, heißt cut-off-
Frequenz
β mr
f c.o. = ω c.o. 2π = c0
2π . (4.14c)
ra
D. h. eine gegebene Mode breitet sich dann nicht aus, wenn ihre Frequenz unter der cut-
off- Frequenz liegt. Wegen β 00 = 0 (siehe Tab. 4-3) breitet sich eine ebene Welle ((0,0)-
Mode) jeder beliebigen Frequenz, also immer aus.
Bild 4-10 zeigt beispielhaft die (m,r)= (5,0)-Mode im Falle der Ausbreitung und der ex-
ponentiellen Dämpfung.
Anregung und Ausbreitung von Rohrmoden: Die ϑ -, t-Abhängigkeit einer bestimmten
Harmonischen j des rotierenden Druckfelds, verursacht entweder
• durch den isolierten Rotor (siehe Abschnitt 4.2.1)
p ′j (ϑ , t ) = a j ⋅ cos [ jzϑ − jz Ω t ]

• oder durch die Rotor-Stator-Interaktion (siehe Abschnitt 4.2.2)


4.4 Schallausbreitung 89


p ′j (ϑ , t ) = ¦ z St ⋅ amj ⋅ cos [ mϑ − jz Ω t ] ,
m =−∞

mit m = j ⋅ z + k ⋅ z St , k = ..., -1, 0, 1, ...


entspricht völlig der einer Schalldruck-Rohrmode nach Gl. (4.12) in einem Bezugsquerschnitt
in der Nähe des Rotors oder Stators
r ik ⋅ξ
′ (r , ϑ , ξ , t ) = Amr ⋅ J m ( β mr
pmr ) ⋅ e ξ ⋅ ei ( mϑ −ω t ) = ...cos [ mϑ − ω t ] .
ra
Die Modenordnung in Umfangsrichtung ist jz bzw. m, die Kreisfrequenz immer
ω = jzΩ. (4.16)
Somit kann mittels des cut-on-Kriteriums für die Modenausbreitung im Rohr (Gl. (4.14a))
entschieden werden, ob sich das rotierende Druckfeld, verursacht durch den Ventilator, letzt-
endlich als Schall in das Fernfeld ausbreitet oder nicht.

Bild 4-10 (5,0)-Mode im Kreisrohr; oben: Cut-on-Bedingung erfüllt, Modenausbreitung; unten: Cut-off-
Bedingung erfüllt, exponentielle Modendämpfung
90 4 Schallentstehung und -ausbreitung

Das cut-on-Kriterium kann auch in eine weitere, recht anschauliche Form gebracht werden:
Das rotierende Druckfeld hat am Rohraußenradius ra die Phasengeschwindigkeit (d. h. die
Geschwindigkeit z. B. eines Wellenberges) in Umfangsrichtung
• im Falle des isolierten Rotors
ω
u p , Df = ra Ω = ra , (4.17a)
jz
• im Falle der Rotor-Stator-Interaktion
§ jz · ω
u p, Df = ra ¨ Ω ¸ = ra . (4.17b)
©m ¹ m
Die Umfangsmachzahl des rotierenden Druckfelds
u p, DF
Mau , Df = (4.18a)
c0
wird damit
ra ω rω
Mau , Df = bzw. Mau , Df = a (4.18b, c)
jzc0 mc0
und mit Gl. (4.14a) folgt daraus als Bedingung für die Modenausbreitung (cut-on)
β mr β mr
Mau , Df ≥ bzw. Mau , Df ≥ . (4.19a, b)
jz m
Enthält das rotierende Druckfeld höhere radiale Moden, so entscheidet allein die niedrigste
vorkommende Ordnung r über die Ausbreitung: Wenn das cut-on-Kriterium für eine bestimm-
te Radialmode der Ordnung r erfüllt ist, breiten sich auch alle höheren Radialmoden aus, da
βmr mit r stetig wächst (siehe Tab. 4-3). Eine konservative Abschätzung der kritischen Um-
fangsmachzahl (cut-off-Machzahl) geht daher von der niedrigst möglichen radialen Mode r = 0
aus:
β ( jz )0 βm0
Mau, Df,c.o. = bzw. Mau, Df,c.o. = (4.20a, b)
jz m
Tab. 4-4 zeigt einige Zahlenwerte von Mau,Df,c.o.. Ergänzend sind auch die Werte für den Fall
der Modenausbreitung im Ringkanal angegeben, die TYLER und SOFRIN mit einem erweiter-
ten Rechenmodell ermittelt haben. Der Ringkanal wird durch einen durchgängigen Naben-
körper mit dem Radius ri gebildet (Bild 4-11).

Bild 4-11
Ringkanal
4.5 Bewertung und Beispiele der einzelnen Schallquellen 91

Tab. 4-4 Einige cut-off- Machzahlen (aus [5])

Mau,Df,c.o.

ν = ri ra
jz 0 0,25 0,5 0,75
bzw. m
1 1,84 1,64 1,36 1,15
2 1,53 1,50 1,34 1,15
4 1,33 1,33 1,29 1,14
8 1,21 1,21 1,20 1,14
16 1,13 1,13 1,13 1,12
32 1,08 1,08 1,08 1,08
...

Zusammenfassend gilt dann:


• Modenausbreitung (cut-on), wenn Mau , Df ≥ Mau , Df ,c.o.

• exponentielle Dämpfung (cut-off), wenn Mau , Df < Mau , Df ,c.o.

Aus Tab. 4-4 (hier aber ohne Beweis) ist zu erkennen, dass Mau,Df,c.o. für große z bzw. m und
Nabenverhältnisse ν dem unteren Grenzwert von 1 zustrebt. D. h., Modenausbreitung im Rohr
erfordert immer eine supersonische Umfangsmachzahl des rotierenden Druckfeldes.

4.5 Bewertung und Beispiele der einzelnen Schallquellen


Die Bedeutung der einzelnen Schallentstehungsmechanismen am Gesamtgeräusch eines Venti-
lators wird gelegentlich widersprüchlich diskutiert. Dies liegt einmal an unterschiedlichen und
nicht immer sauber erfassten Randbedingungen bei Messungen (die Zuströmturbulenz ist bei-
spielsweise eine selten quantifizierte Randbedingung), aber auch an der Schwierigkeit, die
Mechanismen in der Strömungsmaschine zu trennen. Trotzdem kann man von einer Bewertung
nach Tab. 4-5 ausgehen, die den meisten Autoren der bekannten Literatur folgt und in den
vorhergegangenen Abschnitten auch teilweise begründet wurde.

Tab. 4-5 Bewertung der Schallentstehungsmechanismen bei Ventilatoren

Mechanismus Bedeutung
Fluidverdrängung, stationäre Schaufelkraft, Turbulenz in der freien
gering
Strömung
alle Formen der Rotor-Stator-Interaktion hoch
turbulente Zuströmung zum Rotor hoch
turbulente Grenzschicht niedrig
turbulente Grenzschicht/Interaktion mit der Hinterkante mittel bis hoch
Wirbelablösung hoch (wenn vorhanden)
Strömungsabriss hoch (wenn vorhanden)
Sekundärströmungen hoch (wenn vorhanden)
92 4 Schallentstehung und -ausbreitung

In den Bildern 4-12 bis 4-16 sind einige typische Schallmessergebnisse dargestellt. Bild 4-12
zeigt das Spektrum eines großen Axialventilators mit Nachleitrad. Die tonalen Komponenten
sind Vielfache des Drehtons und rühren eindeutig von der Rotor-Stator-Interaktion her. Der
Schall wurde einmal direkt hinter dem Ventilator, dann in 35 m Entfernung am Diffusoraustritt
gemessen. Im Nahbereich ist der Drehton (bei BPF) noch vorhanden, am Diffusor ist er kaum
noch im Rauschen zu erkennen. Dies rührt daher, weil beim Drehton (harmonische Ordnung
j = 1) die niedrigste Umfangsmodenordnung m = 6 beträgt, diese Mode hier jedoch nicht aus-
breitungsfähig ist. Dieses Beispiel zeigt gut, wie durch geschickte Wahl der Zahl von Rotor-
und Statorschaufeln erhebliche Schallminderungen möglich werden – ein Schalldämpfer für
den Drehton von etwa 100 Hz mit vergleichbarer Pegelminderung würde sehr groß bauen und
entsprechend teuer sein. In Bild 4-13 ist der Gesamtschallleistungspegel eines kleinen axialen
Niederdruckventilators ohne Nachleitrad als Funktion des dimensionslosen Volumenstroms ϕ
und der Zuströmturbulenz dargestellt. Links vom aerodynamischen Optimalpunkt tritt eindeu-
tig Strömungsabriss mit sehr hohen Schallleistungspegeln auf, die Zuströmturbulenz dagegen
hat einen deutlich erkennbaren Einfluss besonders im Optimalpunkt rechts davon und im
Überlastbereich. Bild 4-14 (Axialventilator mit Nachleitrad) zeigt ein Schalldruckspektrum mit
Tönen, die nicht drehtonbezogen sind; das Pfeifen kann durch abgelöste Wirbel an der stump-
fen Hinterkante des Nachleitrades (mit Kopplung an eine Rohrmode) erklärt werden.

BPF
2xBPF
3xBPF usw.
Messung unmittelbar
(2 m) hinter dem Ventilator
LW [dB]

Bild 4-12
Beispiel Rotor-Stator-
Interaktion: Schallleistungs-
spektrum eines Axialventila-
tors mit Nachleitrad;
Messung 35 m hinter dem
10 dB Ventilator am Diffusoraustritt z = 6, zSt = 13, n = 995 1/min,
Da = 2900 mm;
0 500 1000 1500 2000
f [Hz] aus VON HEESEN [12]
4_15

Bild 4-13
aerodynamischer Beispiel Zuströmturbulenz und
Optimalpunkt Strömungsabriss: Gesamt-
(freiausblasend) schallleistungskennlinie eines
axialen Versuchsventilators
LW,ges [dB]

mit Da = 300 mm ohne Nach-


leitrad im Rohrgehäuse;
GA
GA: Absaugung der Rohr-
HC wandgrenzschicht vor dem
10 dB RPG 1 Laufrad, HC: Gleichrichter,
RPG 2 RPG1: feines Rechteckprofil-
gitter, RPG2: grobes Recht-
eckprofilgitter jeweils vor dem
.04 0.08 0.12 0.16 0.2 0.24 0.28
ϕ [-] Laufrad; aus STREMEL [13]
4_16
4.5 Bewertung und Beispiele der einzelnen Schallquellen 93

nicht drehtonbezogen
BPF

Bild 4-14
Lp [dB]

Beispiel periodischer Wirbel-


ablösung an der stumpfen
Hinterkante der Nachleitrad-
schaufeln: Schalldruckspek-
10 dB trum eines Axialventilators mit
Nachleitrad;
z = 8, zSt = 9, n = 952 1/min,
0 500 1000 1500 2000 2500 3000 Da = 630 mm
4_13
f [Hz] (aus VON HEESEN [14])

Obwohl man bei einem gehäuselos betriebenen und sauber angeströmten Radialrad keine
Drehtöne erwartet, findet man sie im Spektrum des Bildes 4-15 oben. Sie werden in diesem
Beispiel durch einen mehr oder weniger stationären Wirbelzopf im Saugmund, der von den
Laufschaufeln durchschnitten wird, verursacht (Bild 4-16). In Bild 4-15 oben ist ein weiteres
typisches Geräusch zu erkennen: Das hochfrequente „Pfeifen“ entsteht im Spaltbereich von
Einlaufdüse und vorderer Deckscheibe. Es ist durch Aufbringen eines kleinen Störkörpers im
Spaltbereich meist leicht zu beseitigen [18]. In Bild 4-15 unten ist ein Ausschnitt des Spek-
trums in Abhängigkeit des Betriebspunkts dargestellt. Dabei sind
V
ϕ rad = (4.21)
π D2 2b2 n
2

eine Volumenzahl, die mit der tatsächlichen Austrittsfläche des Radialrades gebildet wird, und
π f ⋅ D2 f
SrD, z = ⋅ = (4.22)
z u2 zn
eine Strouhalzahl, die bei BPF gerade den Wert 1 hat. Mit zunehmender Teillast (d. h. hin zu
kleineren ϕrad-Werten) ist unterhalb des Drehtons (0,5 < Sr < 1) ein breiterer Bereich mit ho-
hen Schalldruckpegeln zu erkennen, der auf das sog. „rotating stall“ deutet. Bei rotating stall
reißt die Strömung in einzelnen, aber zusammenhängenden Schaufelkanälen ab. Es entwickelt
sich jeweils eine „Störzelle“, d. h. eine Sekundärströmung im Kanal, die diesen verstopft. Der
Volumenstrom verteilt sich auf die restlichen Schaufelkanäle, so dass diese dann „gesund“
durchströmt werden. Allerdings sind die Störzellen nicht laufradfest, sie bewegen sich relativ
zum Laufrad meist mit etwa 70% der Radumfangsgeschwindigkeit u2 gegen die Drehrichtung,
was einer Störzellendrehzahl von etwa 30% der Rotordrehzahl entspricht. Durch Interaktion
des Störzellenmusters mit den Schaufeln entstehen instationäre Schaufelkräfte, die eine akusti-
sche Signatur wiederum bei etwa 0,7xBPF (und ganzzahligen Vielfachen davon) zur Folge
haben ([19], [20]).
94 4 Schallentstehung und -ausbreitung

Wellendrehfrequenz
1x BPF

2x BPF

„Düsenpfeifen“
Lp [dB]

10 dB

0 500 1000 1500 2000 2500 3000


f [Hz]

Sr [-] [-]
SrD,z →
0.5 1 1.5 2 2.5 3 3.5
0.2

LLPp[dB
[dB]
Überlast
Aerodynamischer Optimalpunkt
0.15
Teillast

10 dB
0.1 2x BPF
1x BPF
ϕrad [-]

3x BPF

0.05

„Rotating Stall“

0.0

Bild 4-15 Beispiel Sekundärströmung. Oben: Schalldruckspektrum eines gehäuselos betriebenen


Radialrades mit rückwärts gekrümmten Schaufeln im aerodynamischen Optimalpunkt; z = 6, n = 1500
1/min; D2 = 355 mm, D1 = 242 mm, b2 = b1 = 101 mm; unten: Frequenzausschnitt (gestrichelter Kasten
im oberen Bild) für verschiedene Betriebspunkte (aerodynamischer Optimalpunkt bei ϕrad = 0,15);
Messpunkt: 1 m vor dem Saugmund, 45° gegen die Achse; aus WOLFRAM et al. [15]
4.6 Literatur zu Kapitel 4 95

Bild 4-16 Wirbelzopf im Saugmund des Radialrades, das die Drehtöne im Spektrum des Bildes 4-15
aufweist. Links: Rauchaufnahme; rechts: Momentaufnahme einer instationären CFD-Simulation (Iso-
fläche konstanter Wirbelstärke); aus [16, 17]

4.6 Literatur zu Kapitel 4


[1] Ffowcs Williams, J. E., Hawkings, D. L.: Sound generation by turbulence and surface in
arbitrary motion. Phil. Trans. Roy. Soc. Lond. A, 264–342, 1969
[2] Gutin, L.: On the Sound field of a rotating propeller. NACA Tech. Memor. No. 1195,
Oct. 1948
[3] Reethof, G.: An annotated fan noise bibliography. In: Tagungsband Fan Noise, Heraus-
geber A. Guedel, CETIM 1992, ISBN 2-85400-293-3
[4] Lucas, M. J., Noreen, R. A., Sutherland, L. C., Cole, J. E., Junger, M. C.: Handbook of
the acoustic characteristics of turbomachinery cavities. ASME Press, New York, 1997
[5] Tyler, J. M., Sofrin, T. G.: Axial flow compressor noise studies. Trans. Soc. Automotive
Eng., Vol. 70, 1962, pp. 309–332
[6] Blake, W. K.: Mechanics of flow-induced sound and vibrations. Vol. II: Complex flow-
structure interactions. Academic Press Inc., 1986
[7] Roger, M.: Noise in turbomachines. In: Breugelmans, F.A.E., Anthoine, J. (Hrsg.): Noise
in turbomachines. Lecture Series 2000-02. Von Karman Institute for Fluid Dynamics,
2000
[8] Morfey, C. L., Tanna, H. K.: Sound radiation from a point force in circular motion. J. of
Sound and Vibration 15(3), 1971, pp. 325–351
[9] Reese, H.: Anwendung von instationären numerischen Simulationsmethoden zur Berech-
nung aeroakustischer Schallquellen bei Ventilatoren. Fortschritt-Berichte VDI Reihe 7,
Nr. 489, VDI Verlag, Düsseldorf, 2007
[10] Faber, C.: Berechnung der Schallausbreitung in durchströmten Kanälen von Turboma-
schinen unter besonderer Berücksichtigung der Auslegung von Drehtonschalldämpfern.
Dr.-Ing. Diss. RWTH Aachen, Shaker-Verlag 1993
96 4 Schallentstehung und -ausbreitung

[11] Reynolds, D. D.: Engineering principles of acoustics. Allyn and Bacon, Inc., 1981
[12] von Heesen, W.: The use of the turbulence screen for in-duct measurement of the sound
power of large axial-flow fans. Proc. 6th International Congress on Sound and Vibration,
Copenhagen, Denmark, 1999, pp. 505–512
[13] Stremel, M.: Schaufelwechseldrücke und Schallabstrahlung bei einem Axialventilator
unter turbulenter Zuströmung. Fortschritt-Berichte VDI Reihe 7, Nr. 439, VDI Verlag,
Düsseldorf, 2002
[14] von Heesen, W.: Abnormal high-level tonal noise in axial flow fans. Paper No. AIAA-98-
2253, 1998
[15] Wolfram, D., Carolus, Th.: Akustische Quellen bei gehäuselosen Radialventilatoren:
Analyse, Modelle, Minderung. Abschlussbericht Nr. F209 101 A des Instituts für Fluid-
und Thermodynamik an der Universität Siegen zu FLT-L213/AiF-14611 N/1, 2009
[16] Wolfram, D.: Analyse des Entstehungsmechanismus von Drehtönen bei gehäuselosen
Radialventilatoren. Fortschritt-Bericht VDI Reihe 7 Nr. 496, VDI-Verlag, 2009 (zugl.
Dr.-Ing. Diss. Univ. Siegen)
[17] Wolfram, D., Carolus, Th.: Experimental and numerical investigation of the unsteady
flow field and tone generation in an isolated centrifugal fan impeller. J. of Sound and Vi-
bration 329 (2010) 4380-4397
[18] Radialventilator und Düse für einen Radialventilator. Deutsches Gebrauchsmuster DE
200 01 746 U1, Bekanntmachung im Patentblatt: 26.7.2001
[19] Gottschalk, M.: Untersuchung der Kennlininienstetigkeit von Radialventilatoren. Strö-
mungsmechanik und Strömungsmaschinen – Mitteilungen des Instituts für Strömungsleh-
re und Strömungsmaschinen, 17/74, Universität Karlsruhe (TH), 1974
[20] Mongeau, L., Thompson, D. E., McLaughlin, D. K.: Sound generation by rotating stall in
centrifugal turbomachines. J. of Sound and Vibration (1993) 163(1), pp. 1–30
5 Geräuschberechnungsverfahren

5.1 Übersicht
In Anlehnung an LOWSON’s Klassifikation von Verfahren zur Berechnung des aerodynamisch
erzeugten Schalls von Windturbinen [1] sind in Bild 5-1 ingenieurmäßige Geräuschberech-
nungsverfahren für Ventilatoren in drei Klassen eingeteilt. In dieser Übersicht fehlen moderne
numerische Verfahren, die unter dem Stichwort CAA (Computational Aeroacoustics) zuneh-
mend Bedeutung gewinnen werden, aber – wie CFD-Verfahren zur Strömungsberechnung –
auf die Details eines fertigen Entwurfs angewiesen sind. Selbst die Verfahren der Klasse III
benötigen detaillierte Eingabegrößen, die nur durch aufwändige Messungen oder Strömungs-
berechnungen beschafft werden können. Im Folgenden werden daher nur einige Verfahren der
Klasse I und II betrachtet.

Klasse I Klasse II Klasse III


Korrelation elementarer Separate Betrachtung Separate Betrachtung
Ventilatorparameter wie verschiedener Geräusch- verschiedener Geräusch-
• Typ mechanismen, aber mechanismen mit
• Laufraddurchmesser Vereinfachungen der detaillierten Geometrie- und
• Umfangsgeschwindigkeit Geometrie (z. B. Schaufel Strömungsparameter (z. B.
• Volumenstrom Ÿ ebene Platte) aus CFD-Berechnungen)
• Druckerhöhung
mit der Schallleistung

Akustische Modelle für alle


Geräuschmechanismen

(spektrale) Schallleistung

Bild 5-1 Einteilung verschiedener ingenieurmäßiger Geräuschberechnungsverfahren für Ventilatoren

5.2 Geräuschberechnungsverfahren der Klasse I

5.2.1 Formel von MADISON


MADISON [2] war wahrscheinlich der erste, der eine Beziehung zwischen akustischer Gesamt-
leistung eines Ventilators und elementaren Maschinenparametern wie Umfangsgeschwindigkeit
und Laufraddurchmesser oder Volumenstrom und Druckerhöhung entwickelte. Der Ansatz
Pak , ges ∼ uα 2
a Da (5.1)

T. Carolus, Ventilatoren, DOI 10.1007/978-3-8348-2472-1_5,


© Vieweg+Teubner Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden 2013
98 5 Geräuschberechnungsverfahren

mit u = π nD und den Proportionalitäten aus den aerodynamischen Modellgesetzen Δ pt ∼ ua2


= π 2 n 2 Da2 sowie V ∼ ua Da2 = π nDa3 liefert mit einem Exponenten α = 5 (einem mittleren
Erfahrungswert aus vielen Messungen1)
Pak , ges ∼ V ⋅ Δ pt2 , (5.2a)

durch Logarithmieren schließlich in Pegelschreibweise


V Δ pt
Lw, ges = LWspez , M + 10 lg + 20 lg dB . (5.2b)

V0 Δ p0
Hierbei sind als Bezugsgrößen V0 = 1 m3/s und Δ p0 = 1 Pa gewählt. Der spezifische Schallleis-
tungspegel LWspez,M ist eine Konstante, die formal durch Übergang der Proportionalität (5.2a)
in eine Gleichung entstanden ist und empirisch bestimmt werden muss.
In zwei Beispielen wird nun die praktische Anwendung dieser einfachen Beziehung erläutert.
Ansaug- und Ausblas-Kanalschallleistungspegel: Mit dem Ansatz Gl. (5.2b) wird in [3] der
druckseitige Ausblas-Kanalschallleistungspegel typischer Ventilatoren für raumlufttechnische
Anwendungen mit einem σopt zwischen 0,315 und 1,6 in ihrem optimalen Arbeitsbereich abge-
schätzt. Dazu gelten nach [3] folgende empirische Mittelwerte als repräsentativ für LWspez,M:
• Radialventilatoren mit rückwärtsgekrümmten Schaufeln (Druckzahlen ψ = 0,63 bis 1,0):
LWspez,M = 34 + 7 dB
• Radialventilatoren mit vorwärtsgekrümmten Schaufeln (Trommelläufer, ψ = 2,4 bis 3,0):
LWspez,M = 36 + 7 dB
• Axialventilatoren mit Nachleitrad (ψ = 0,25 bis 0,63):
LWspez,M = 42 + 7 dB
Der saugseitige Ansaug-Kanalschallleistungspegel ist ungefähr gleich hoch. Zu beachten ist
die relativ große Unsicherheit dieser Abschätzungen.
Akustische Modellgesetze: Aus der Proportionalität (5.1) folgt sofort mit mit ua ∼ nDa

Pak , ges ∼ nα Da (
α +2)
(5.3a)

nB D
Δ Lw, ges = 10 ⋅ α ⋅ lg + 10 ⋅ (α + 2 ) ⋅ lg a B dB . (5.3b)
nA Da A
D. h. zum Beispiel, dass mit α = 5
• eine Drehzahlverdopplung bei Da = const. eine Erhöhung des Schallleistungspegels um
10 ⋅ 5 ⋅ lg 2 ≈ 15 dB
• eine Vergrößerung der Maschine um den Faktor 2 bei n = const. eine Erhöhung des
Schallleistungspegels um 21 dB
bewirkt.

1
Zu einem gewissen Grad hängt der Wert von α vom Ventilatortyp und damit den jeweils dominanten
Geräuschmechanismen ab; in der Regel liegt er im Bereich zwischen 4 und 6.
5.2 Geräuschberechnungsverfahren der Klasse I 99

5.2.2 Ansatz von REGENSCHEIT


Der Ansatz von REGENSCHEIT in ECK [4] ist deshalb von Bedeutung, weil er in der VDI-
Richtlinie 3731 [5] zur Darstellung umfangreicher empirischer Emissionskennwerte von Ven-
tilatoren genutzt wurde.
REGENSCHEIT geht davon aus, dass die abgestrahlte Schalleistung Pak eines Ventilators
proportional seiner aerodynamischen Verlustleistung PV = m ⋅ YV und einer Potenz m der Um-
fangsmachzahl
ua π Da n
Mau ,a = = (5.4)
c0 c0
ist, also
Pak , ges ∼ ( m ⋅ YV ) ⋅ Ma m . (5.5a)
u ,a

m wird Machzahlexponent genannt und ist wiederum experimentell zu bestimmen. Mit dem
inneren Wirkungsgrad ηi folgt daraus
§1 ·
Pak , ges ∼ V ⋅ Δ pt ¨ − 1¸ ⋅ Ma m . (5.5b)
© ηi ¹ u ,a

Logarithmiert man Gl. (5.5b) und wählt statt des inneren Wirkungsgrades den praktisch leich-
ter zu ermittelten Gesamtwirkungsgrad η, erhält man eine Abschätzungsformel für den Schall-
leistungspegel
ª V Δ pt § 1 · º
LW,ges = LWspez ,R + 10 lg «
 ¨ − 1¸ » + 10m lg ª¬ Mau,a º¼ dB (5.5c)
¬V0 Δ p0 © η ¹ ¼
mit den Bezugswerten V0 = 1 m3/s und Δ p0 = 1 Pa . Der spezifische Schalleistungspegel
LWspez , R ist wiederum eine empirische Größe; er hängt vom Ventilatortyp und vom Arbeits-
punkt ab. Dabei muss beachtet werden, dass sich i. Allg. die Zahlenwerte von LWspez , R (Index
„R“ für REGENSCHEIT) und LWspez , M (Index „M“ für MADISON) in Gl. (5.2b) unterschei-
den.
In der VDI-Richtlinie 3731 [5] werden Geräuschemissionskennwerte für fünf verschiedene
Bauarten von Ventilatoren in der normierten Form
ª V Δ pt § 1 · º § ua ·
L*W,ges ≡ LW , ges − 10 lg « ¨ − 1¸ » = LWspez, R + 10m lg ¨ ¸ dB (5.6)

¬V0 Δ p0 © η ¹ ¼ © c0 ¹
angegeben, Tab. 5-1 und Bild 5-2. Sie basieren nahezu ausnahmslos auf der Ausblas-
Kanalschallleistung. Die Emissionskennwerte wurden durch Untersuchungen an insgesamt
132 marktgängigen Ventilatoren gewonnen. Berücksichtigt wurde die Schallemission im Fre-
quenzbereich von 100 bis 10 000 Hz. Die Standardabweichung in den jeweils zu Grunde ge-
100 5 Geräuschberechnungsverfahren

legten Messwerten (Tab. 5-1) zeigt, dass man bei der Vorhersage des Gesamtschallleistungs-
pegels mit diesen Daten wiederum mit erheblichen Unsicherheiten rechnen muss2.

Bild 5-2
Normierte Ausblas-
Kanalschallleistungspegel
verschiedener Ventilator-
typen in Abhängigkeit der
Laufrad Umfangsmach-
zahl; nach [5]

Tab. 5-1 Geräuschemissionskennwerte für Ventilatoren, Ansatz Gl. (5.6); aus [5]

Ventilatortyp LWspez,R m Standard-


abweichung

Radialventilator mit rückwärtsgekrümmten Schaufeln 85,2 dB 1,53 4,1 dB


Radialventilator mit vorwärtsgekrümmten Schaufeln 85,2 dB 1,55 3,4 dB
(Trommelläufer)
Axialventilator mit Nachleitrad 90,4 dB 1,56 2,7 dB
Axialventilator ohne Nachleitrad 96,6 dB 3,16 3,8 dB

2
Dass der Ansatz von REGENSCHEIT problematisch ist, wird erkennbar, wenn man sich vor Augen
führt, dass die Schallleistung i. Allg. sehr viel kleiner ist als die aerodynamische Verlustleistung, d. h. es
ist fragwürdig, die Schallleistung als einen kalkulierbaren Anteil der Verlustleistung anzusehen. Daneben
ist es auch physikalisch nicht gerechtfertigt, die Verluste in einem Stromfeld als Ursache von strömungs-
erzeugtem Schall anzusehen. Dies wurde auch von GRUNDMANN und REINARTZ in [6] erkannt, sie
schlagen deshalb vor, die Verlustleistung im Ansatz (5.5a) einfach durch die Ventilatorstutzenarbeit
m ⋅ Yt zu ersetzen.
5.3 Geräuschberechnungsverfahren der Klasse II 101

5.2.3 Abschätzung des Schallleistungsspektrums in Oktavbändern


In [3] und [5] werden Korrelationen zur Abschätzung der breitbandigen Kanalschallleistungs-
pegel in Oktavbändern (Oktavbandspektrum) gegeben. Der Ansatz ist
LW ,okt = LW , ges + Δ LW ,okt (5.7)

mit der Formfunktion

Δ LW ,okt ( SrD ) = − ª«C1 + C2 ( lg SrD + C3 ) º» dB


2
(5.8)
¬ ¼
in Abhängigkeit der Strouhalzahl (d. h. der dimensionslosen Frequenz)
f ⋅D 1 f
SrD = = ⋅ (5.9)
u π n
(D = Rotoraußendurchmesser, u = Umfangsgeschwindigkeit an D). Einige typische, empirisch
ermittelte Koeffizienten sind in Tab. 5-2 zusammengestellt. Ein zusätzlicher, ebenfalls empiri-
scher Zuschlag ΔLWBPF für den Drehton in dem Oktavband, das BPF = nz enthält, ergibt dann
eine Abschätzung für das komplette Oktavschallleistungsspektrum (ein Drehtonzuschlag von 0
dB bedeutet nicht, dass kein Drehton im Spektrum vorhanden ist, sondern nur, dass er im Ok-
tavspektrum nicht erkennbar ist). Auch hier muss wiederum beachtet werden, dass das Aus-
gangsdatenmaterial erhebliche Streuungen aufweist.

Tab. 5-2 Koeffizienten der Formfunktion für Oktavbandspektren, Ansatz Gl. (5.8); aus [3] und [5]

Ventilatortyp Kennzahlbereich C1 C2 C3 ΔLWBPF Quelle


Radialventilator mit rückwärts- ψ = 0,63 – 1,0 5 5 0,40 0 dB [3]
gekrümmten Schaufeln
Radialventilator mit vorwärts- ψ = 2,4 – 1,0 5 5 0,15 0 dB [3]
gekrümmten Schaufeln (Trommelläufer)
Axialventilator mit Nachleitrad ψ = 0,25 – 0,63 5 5 -0,60 4 dB [3]
Axialventilator ohne Nachleitrad 5 5 -0,56 0 dB [5]

5.3 Geräuschberechnungsverfahren der Klasse II


In den Verfahren der Klasse II werden die unterschiedlichen Mechanismen, die für die Ge-
räuschentstehung bei Ventilatoren verantwortlich sind, getrennt modelliert. Die abgestrahlte
Schallleistung der Maschine ist dann die Summe der Schallleistungen aufgrund der einzelnen
Mechanismen. Hier werden zwei Verfahren vorgestellt, mit denen das strömungsinduzierte
Breitbandgeräusch („self noise“) von Axialventilatoren berechnet werden kann. Die Verfahren
unterscheiden sich im Detaillierungsgrad: Das SHARLAND-Verfahren verzichtet auf spektra-
le Aussagen, es liefert lediglich die Gesamtschallleistung. SHARLAND’s Ansatz wurde später
weiterentwickelt, so dass auch das Spektrum des Breitbandgeräuschs berechenbar ist. Beachtet
werden muss, dass die absoluten Zahlenergebnisse beider Verfahren Unterschiede aufweisen
können. Man darf bei den hier beschriebenen Verfahren keine genaueren Ergebnisse als mit
Klasse I-Verfahren erwarten. Nichtsdestotrotz sind diese Verfahren besonders geeignet, den
Einfluss konstruktiver und strömungstechnischer Parameter auf das Ventilatorgeräusch aufzu-
zeigen.
102 5 Geräuschberechnungsverfahren

5.3.1 Berechnung der Gesamtschallleistung mit dem SHARLAND-Verfahren


Das Verfahren von SHARLAND [7] erlaubt die Berechnung des Breitbandgeräuschs von
axialen Strömungsmaschinen aufgrund der schaufelgebundenen instationären Kräfte durch
(vgl. Tab. 4-1)
• turbulente Zuströmung
• turbulente Grenzschicht
• Wirbelablösung im turbulenten Nachlauf.
Charakteristisch ist, dass mit diesem Verfahren Aussagen über die spektrale Verteilung nicht
möglich sind – teils wegen des Mangels an Daten zu der Zeit, als SHARLAND das Verfahren
veröffentlichte, teils, um die Berechnung einfach zu halten.
SHARLAND’s Ausgangsgleichung3 beschreibt die abgestrahlte akustische Leistung von einer
schallharten ebenen Platte, auf deren Oberflächen aufgrund einer Umströmung zeitlich fluktu-
ierende Drücke p ′ wirken (Bild 5-3), die örtlich auf der Oberfläche der Platte verteilt sind
(Dipol-Schallquellen, siehe Abschnitt 4.1):
π f2 ª Δ p ′2 (ξ , ξ , f ) ⋅ A (ξ , ξ , f )º d ξ d ξ
Pak ( f ) = ⋅
3 ρ c03 ³³ «¬ 1 2 C 1 2 »¼ 1 2
(5.10)
A

Bild 5-3
Fluktuierender Druck auf der Oberfläche eines
Plattenelements als Dipolschallquelle (schematisch)

In dem lokalen Bereich der sog. Korrelationsfläche AC sind die fluktuierenden Drücke an be-
nachbarten Quellpunkten vollständig korreliert; Δ p ′2 ist die mittlere quadratische4 Druckdif-
ferenz zwischen Plattenober- und -unterseite, daher darf in diesem Ansatz nur über eine Seite
der Fläche integriert werden. Weiter wird angenommen, dass f die typische Mittenfrequenz
eines nicht allzu breiten Frequenzbandes ist, in dem die überwiegende Energie der Druckfluk-
tuationen und damit der akustischen Leistung liegt. Dies ist die Stelle im Modell, an der auf die
detaillierte Frequenzauflösung verzichtet wird.

3
Sie basiert auf früheren grundlegenden Arbeiten zur Aeroakustik von DOAK [9] und CURLE [10].
4
Allgemein ist der quadratische Mittelwert einer zeitlich fluktuierenden Größe x′(t ) immer
t0 +T
1
x ′2 =
T ³ x ′2 (t )dt
t0

mit T gleich einem ganzzahligen Vielfachen von halben Perioden oder einem sehr langen Zeitintervall.
5.3 Geräuschberechnungsverfahren der Klasse II 103

In diesem Abschnitt wird nun gezeigt, wie dieses Verfahren auf ein isoliertes axiales Laufrad
(etwa eines Niederdruckventilators) angewandt werden kann.
Jede einzelne Schaufel des Laufrades wird ersetzt durch eine ebene, schallharte und in ihren
Abmessungen akustisch kompakte Fläche, Bild 5-45. Alle Schaufeln werden als inkohärente
Schallstrahler betrachtet, deren Schallleistungen ohne Berücksichtigung von Interferenzeffek-
ten addiert werden. Der Einfluss reflektierender Oberflächen (Gehäuseteile) wird vernachlässigt
– genau genommen wird also nur der Schall des gehäuselosen Lauf- oder Leitrads berechnet.
Ebenso bleibt die Rotation der Schaufeln unberücksichtigt6.

Bild 5-4 Ersatz der Laufradschaufel (links) durch eine ebene umströmte Platte (rechts), die Schall
abstrahlt

Unter der Annahme, dass die Platte in Strömungsrichtung aerodynamisch kompakt ist, damit
alle Strömungsgrößen von ξ1 unabhängig sind, wird in Gl. (5.10) das Integral ³ dξ1 = l . Jetzt
werden Δ p ′2 , AC und f für die drei berücksichtigten Schallentstehungsmechanismen wie folgt
abgeschätzt.

5
Nimmt man die Sehnenlänge l der Schaufel als charakteristische Länge, ergibt Gl. (4.19c) eine obere
Frequenzschranke für die Frequenzen, die im Rahmen des Verfahrens erfasst werden können, zu
c
fo = 0 .
4l
6
Damit liefert Gl. (4.2) eine untere Frequenzschranke für erfassbare Frequenzen zu fu = n.
104 5 Geräuschberechnungsverfahren

Turbulente Zuströmung: Die instationäre Zuströmung setzt sich aus der stationären Ge-
schwindigkeit w∞ und überlagerten turbulenten Geschwindigkeitsschwankungen w '(t )  w∞ ,
die senkrecht zur Plattenoberfläche zeigen, zusammen (Bild 5-5 links). Wie beim angeström-
ten Einzelprofil (Abschnitt 3.1.1) entsteht eine Auftriebskraft A′(t ) , aus der die Druckdiffe-
renz zwischen Plattenober- und -unterseite rekonstruiert werden kann:
A′(t ) w2
Δ p ′(t ) = = c A′ (t ) ⋅ ρ ⋅ ∞ (5.11)
b ⋅l 2
Auftriebskraft und Auftriebsbeiwert werden dabei als lokale Größen auf der Oberfläche ver-
standen. Sie sind Zeitfunktionen, weil sich aufgrund von w '(t ) im Wesentlichen der Zuström-
winkel α ändert. Wenn Φ die Steigung der α-cA - Kurve ist (Bild 5-5 rechts), gilt

c A′ (t ) = c A′ (α ′(t )) = ĭ ⋅ arctan( w′ / w∞ ) ≈ ĭ ⋅ ( w′ / w∞ ) . (5.12)


Damit wird die mittlere quadratische Druckdifferenz zwischen Plattenober- und -unterseite
2 2
2 § w2 · w ′2 § w2 ·
Δp ′2 = c A′ ⋅ ¨ ρ ⋅ ∞ ¸ = ĭ2 ⋅ ⋅¨ ρ ⋅ ∞ ¸ . (5.13)
¨ 2 ¸ w∞2 ¨ 2 ¸
© ¹ © ¹
Genaugenommen kann die Steigung Φ nur dann aus der üblichen Profilpolaren entnommen
werden, wenn quasi-stationäre Verhältnisse vorliegen – schnelle Variation des Anstellwinkels
bewirkt eine verringerte Auftriebskraftänderung; SHARLAND selbst rechnet mit einer Ab-
schätzung von Φ = 0,9⋅π.

Bild 5-5 Turbulente Anströmung der ebenen Platte (links) und Auftriebsbeiwert als Funktion des An-
strömwinkels (rechts)

Die Korrelationsfläche AC hat – so SHARLAND’s Annahme – die Größenordnung der Fläche


eines zuströmenden Eddy’s Λ2, die charakteristische Frequenz aufgrund der Konvektion des
Eddy’s ist proportional zu w∞ und umgekehrt proportional zu Λ (vgl. Gl. (4.18)); mit empirisch
begründeten Abschätzungen der Proportionalitätskonstanten kommt SHARLAND dann auf
5.3 Geräuschberechnungsverfahren der Klasse II 105

1
f 2 ⋅ AC ≈ w∞2 . (5.14)
4π 2
Dies alles in Gl. (5.10) eingesetzt und ξ2 durch die Koordinate r ersetzt ergibt die Gesamt-
schallleistung aufgrund der turbulenten Zuströmung zu einem Laufrad mit z Schaufeln
ra
1 ρ
³ l ⋅ĭ
2 4
Pak , ges,1 ≈ z ⋅ ⋅ w∞ ⋅ w′2 dr . (5.15)
48π c03
ri

w′2 kann mit dem Turbulenzgrad Tu der Zuströmung, der oftmals eher bekannt ist, abge-
schätzt werden zu

w ′2 ≈ Tu 2 ⋅ w∞2 . (5.16)
Turbulente Grenzschicht: Die Schwankungsgrößen in der turbulenten Grenzschicht auf der
Plattenoberfläche approximiert SHARLAND aus experimentellen Befunden mit
2
−6
§ w2 ·
Δp ′2 = 36 ⋅10 ⋅¨ ρ ⋅ ∞ ¸ , (5.17)
¨ 2 ¸
© ¹
1
f 2 ⋅ AC ≈ w∞2 . (5.18)
2

Diese wiederum in Gl. (5.10) eingesetzt ergeben die Gesamtschallleistung aufgrund der turbu-
lenten Grenzschicht auf den Schaufeloberflächen
ra
ρ
Pak , ges,2 ≈ z ⋅ 10−7 ⋅ 3 ³ l ⋅ w∞dr .
6
(5.19)
c0 ri

Wirbelablösung im turbulenten Nachlauf: SHARLAND selbst untersuchte experimentell


den Schall durch Wirbelablösung an der Hinterkante einer Platte. Er fand ein breitbandiges
Frequenzspektrum (etwa im Vergleich zu einer Zylinderumströmung mit ausgeprägtem Ton
aufgrund der KÁRMÁN’schen Wirbelstraße), aber mit einer dominanten Frequenz, die mit der
Plattendicke skaliert. Der mittlere quadratische Auftriebsbeiwert in Gl. (5.13) wird durch die
Grenzschichtdicke an der Hinterkante bestimmt, die wiederum eine Funktion der Reynoldszahl
ist. Die Korrelationsfläche liegt in der Größenordnung der Abmessungen der größeren Eddies
an der Hinterkante, die mit der Hinterkantendicke skalieren. Für eine ebene (mit 10% der Seh-
nenlänge unrealistisch dicke) Platte kommt SHARLAND dann schließlich zu einer Gesamt-
schallleistung aufgrund der Wirbelablösung im turbulenten Nachlauf
ra
1 ρ −0,4
³ l ⋅ w∞ Re
6
Pak , ges,3 ≈ z ⋅ ⋅ dr . (5.20)
120π c03
ri

Auf die Problematik der Berechnung des Hinterkantenschalls wird im nächsten Abschnitt kurz
eingegangen.
Gesamtschallleistung: Die Gesamtschallleistung des Laufrads aufgrund aller drei Mechanis-
men ergibt sich letztendlich zu
106 5 Geräuschberechnungsverfahren

Pak , ges = Pak , ges,1 + Pak , ges,2 + Pak , ges ,3 . (5.21)

Die Integrale in den Gln. (5.15), (5.19) und (5.20) können durch Summation über einzelne
Schaufelschnitte approximiert werden. Oft reicht es auch schon, die Größen im Integranden
bei einem einzigen Referenzradius zu wählen und auf die Integration ganz zu verzichten. Als
Referenzradius hat sich 70% der relativen Schaufelhöhe ( r − ri ) ( ra − ri ) besonders geeignet
erwiesen.
SHARLAND wies selbst auf die Unsicherheit in den Zahlenwerten der Abschätzungen hin.
Ergebnisse späterer experimenteller Untersuchungen lieferten aber Daten, mit denen Verfahren
der Klasse II mit höherem Detaillierungsgrad entwickelt werden konnten. Einige Bausteine
werden im Folgenden beschrieben.

5.3.2 Berücksichtigung der spektralen Verteilung


SHARLAND’s Konzept einer typischen Frequenz der Druck- oder Geschwindigkeitsfluktua-
tionen wird nun durch eine spektrale Betrachtungsweise erweitert, die besonders KÖLTZSCH
[10] in eine ingenieurmäßige und einfach zu handhabende Form gebracht hat. Hier wird ge-
zeigt, wie dieses Verfahren wiederum auf ein isoliertes axiales Laufrad ohne Berücksichtigung
eines Gehäuses angewandt werden kann.
Vorab eine Bemerkung: Bei kontinuierlichen Spektren, wie sie eigentlich für stochastischen
Breitbandschall typisch sind, ist es zweckmäßig, mit der spektralen Schallleistungsdichte
dPak ( f )
S Pak ( f ) ≡ (5.22)
df
zu rechnen. Die Gesamtschallleistung ist dann das Integral über alle Frequenzen (praktisch oft
nur von einer gewählten unteren bis oberen Grenzfrequenz)

Pak , ges = ³ S Pak ( f )df . (5.23)
0
Ausgangsgleichung ist nun wiederum Gl. (5.10) (hier wird zur Vereinfachung auch auf die
Ortsabhängigkeit aller Größen im Integranden völlig verzichtet, d. h. ³³ dξ1dξ2 = l ⋅ b ):
A
2
π f
Pak ( f ) = z ⋅ ⋅ Δ p′2 ( f ) ⋅ AC ( f ) ⋅ l ⋅ b (5.24)
3 ρ c03

Mit der Definition einer spektralen Leistungsdichte der Auftriebskraft

SA ≡
d A′2
=
(
d Δ p ′2 ⋅ AC ⋅ l ⋅ b ) (5.25)
df df
wird die spektrale Schallleistungsdichte dann
π f2
S Pak ( f ) = z⋅ ⋅ ⋅ SA ( f ) . (5.26)
3 ρ c03
5.3 Geräuschberechnungsverfahren der Klasse II 107

Turbulente Zuströmung: Mit der mittleren quadratischen Druckdifferenz zwischen Platten-


ober- und -unterseite nach Gl. (5.13), dem Ansatz für die Korrelationsfläche nach Gl. (5.14),
der spektralen Energiedichte der Zuströmturbulenz

d w′2
Sw ≡ (5.27)
df
sowie der Abschätzung von SHARLAND [7] Φ ≈ 0,9⋅π wird die spektrale Leistungsdichte der
Auftriebskraft (Gl. (5.25))
0, 81 ρ 2 ⋅ w∞
4
S A,1 = ⋅ ⋅ Sw ⋅ l ⋅ b . (5.28)
16 f2
Eingesetzt in Gl. (5.26) kommt schließlich
0, 81 ⋅ π ρ 4
S Pak ,1 ( f ) ≈ z ⋅ w∞ ⋅ S w ( f ) ⋅ l ⋅ b . (5.29)
48 c03

Unbekannt ist nun noch die spektrale Energiedichte der Zuströmturbulenz Sw(f). Messergebnis-
se der Energiedichte turbulenter Geschwindigkeitsschwankungen c ′ in Strömungen mit künst-
lich erzeugter Turbulenz

d c ′2
Sc ≡
df
fallen in guter Näherung dann in ein universelles Spektrum zusammen, wenn man sie mit der
mittleren Strömungsgeschwindigkeit c, den Geschwindigkeitsschwankungen und der typischen
Längenskala der zuströmenden turbulenten Struktur Λ in der Form
Sc c
c ′2 Λ
dimensionslos macht und als Funktion der Strouhalzahl (gebildet mit der Längenskala Λ)
f ⋅Λ
SrΛ = (5.30)
c
aufträgt. Bild 5-6 zeigt Ausgleichsgeraden durch Messergebnisse von KÖLTZSCH [10], aller-
dings in Pegelform7
S c
LSc ( SrΛ ) = 10 lg c . (5.31)
c ′2 Λ

7
Diese Darstellung zeigt deutlich die typischen Charakteristika von Turbulenzspektren (logarithmische
Achsenmaßstäbe), und zwar den konstanten Spektrumsanteil bei tiefen Frequenzen, den Bereich propor-
tional f –5/3, der nach KOLMOGOROV/V. WEIZSÄCKER den Gleichgewichtsbereich im Energiespek-
trum der Turbulenz charakterisiert, sowie den Bereich proportional f –7, der nach HEISENBERG/ KOL-
MOGOROV den Übergang in den Dissipationsbereich darstellt.
108 5 Geräuschberechnungsverfahren

Die Ausgleichsgeraden lassen sich gut mit einem einzigen Regressionspolynom


­ −9, 784
4 °−19, 001
°
F ( SrΛ ) ≈ ¦ ak (lg(SrΛ ))k −1 ak = ® (5.32)
k =1 ° −5, 548
°¯ −0, 060

approximieren. Unter Verwendung des Turbulenzgrads Tu ≈ c ′2 c 2 wird damit die spektra-


le Energiedichte der Turbulenz
Sc ( f ) = c ⋅ Tu 2 ⋅ Λ ⋅10 F /10
. (5.33)
Obwohl Sc die spektrale Energiedichte der Turbulenz in einem ruhenden System (etwa in
einem Querschnitt eines Rohres) beschreibt, nimmt KÖLTZSCH sie ohne Transformation als
die relevante Energiedichte der Zuströmturbulenz zu den Laufradschaufeln im rotierenden
System an, d. h.
S w ( f ) = Sc ( f ) . (5.34)
Damit ist – bei Kenntnis des Turbulenzgrades Tu und der Längenskala der zuströmenden tur-
bulenten Strukturen Λ – die gesuchte spektrale Energiedichte der Zuströmturbulenz zur Schau-
fel bekannt. Die Turbulenzgrößen der Zuströmung Tu und Λ müssen empirisch ermittelt wer-
den.

20
10 Ausgleichsgeraden durch Messpunkte
0
Regressionspolynom Gl. (5.32)
-10
-20
LSc [dB]

-30
-40
-50 Bild 5-6
Universelle spektrale
-60 5_06
Energiedichte der Zu-
0.01 0.05 0.1 0.5 1 5 10 50 100 strömturbulenz, nach
SrΛ [-] [10]

Turbulente Grenzschicht: Die spektrale Leistungsdichte der Auftriebskraft für diesen Me-
chanismus fand z. B. MUGRIDGE [11] aus Messungen zu
5.3 Geräuschberechnungsverfahren der Klasse II 109

­1 1
° ⋅ l ⋅ w∞ ⋅ ⋅ S p ( f ) ⋅ l ⋅ b π Srl ≤ 2
° 5π f
°° 2 1 15
S A,2 ( f ) = ® 2 ⋅ w∞ 2 ⋅ 2 ⋅ S p ( f ) ⋅ l ⋅ b für 2 ≤ π Srl ≤ . (5.35)
° 5π f π
° 6 1
3 1 15
° ⋅ ⋅ w∞ ⋅ ⋅ Sp ( f )⋅l ⋅b ≤ π Srl
°̄π 4 l f3 π

Darin ist

d p ′2
Sp ≡ (5.36)
df
die spektrale Leistungsdichte der Wanddruckschwankungen. Die Unterschiede in den Ab-
schnitten der Funktion Gl. (5.35) spiegeln die unterschiedlichen Korrelationsflächen für ver-
schiedene Bereiche der Strouhalzahl (jetzt gebildet mit der Sehnenlänge)
f ⋅l
Srl = (5.37)
w∞
wider: Die Korrelationsfläche nimmt bei niedrigen Frequenzen mit f--1, dann mit f--2 und bei
hohen Frequenzen mit f--3 ab.
Nun fehlt noch die spektrale Leistungsdichte der Wanddruckschwankungen. In vielen Experi-
menten wurden die Wanddruckschwankungen unter der turbulenten Grenzschicht über einer
ebenen, ruhenden Platte oder ruhenden Tragflügelprofilen, die im Windkanal überströmt wur-
den, gemessen. Um den Mechanismus „Zuströmturbulenz“ bestmöglich auszuschalten, wurde
dabei immer auf einen sehr geringen Turbulenzgrad der Außenströmung geachtet. Umfangrei-
ches Datenmaterial fasste KEITH et al. in [12] zusammen. Die Messwerte fallen in ein – leider
nicht ganz so enges – Band zusammen, wenn man sie mit den sog. äußeren Variablen – das
sind die Freifeldgeschwindigkeit außerhalb der Grenzschicht w∞ und die Verdrängungsdicke
*
der Grenzschicht an der umströmten Oberfläche δ – in der Form
Sp
(5.38)
ρ 2 w∞3 δ *
dimensionslos macht und als Funktion der Strouhalzahl (jetzt gebildet mit der Grenzschicht-
verdrängungsdicke)
f ⋅δ *
Srδ * = (5.39)
w∞
aufträgt. Bild 5-7 zeigt das Band, allerdings in Pegelform
Sp
LSp ( Srδ * ) = 10 lg . (5.40)
2 3 *
ρ w∞ δ
Charakteristisches Merkmal ist, dass das Spektrum der Druckschwankungen im Bereich Srδ* <
0,1 näherungsweise konstant ist, während es für Srδ* > 0,1 zunächst schwach und für Srδ* > 1
relativ stark abfällt.
110 5 Geräuschberechnungsverfahren

KÖLTZSCH [10] rechnete modellgestützt die Wechseldrücke auf den rotierenden Schaufeln
von Axialventilatoren aus Schalldruckmessungen zurück und kam zu dem Schluss, dass sie
wesentlich höher sein müssen als auf der ruhenden Platte oder am ruhenden Profil. Unter der
Annahme eines gleichen spektralen Verlaufs wie in den Messungen bei KEITH entwickelte
KÖLTZSCH für
Sp
LSp ( Srδ * ) = 10 lg 2 3 *
= 10 lg ( G ( Srδ * ) ) (5.41)
ρ w∞δ
eine Näherungsfunktion
0, 01
G ( Srδ * ) = , (5.42)
1 + 4,1985 ⋅ Srδ * + 0, 454 ⋅ Srδ *6
die in Bild 5-7 ebenfalls dargestellt ist. Damit lässt sich nun die spektrale Leistungsdichte der
Wanddruckschwankungen zu
S p ( f ) = ρ 2 w∞
3
⋅ δ * ⋅10G /10 (5.43)

berechnen. Die noch fehlende Grenzschichtverdrängungsdicke δ* kann in erster Näherung aus


einer der bekannten Beziehungen für die turbulente Grenzschicht auf der ebenen Platte abge-
schätzt werden zu
δ*
= 0, 05 ⋅ Rel −0,2 , (5.44)
l
wobei nicht vergessen werden darf, dass bei Tragflügelprofilen – zumal bei gewölbten – die
Grenzschichtverdrängungsdicke wesentlich größer ist (typisch etwa um den Faktor 2 bis 4).
Alle Approximationen in Gl. (5.26) eingesetzt ergeben letztendlich die gewünschte Beziehung
zur Berechnung der spektralen Schallleistungsdichte S Pak ,2 ( f ) aufgrund der „turbulenten
Grenzschicht“ auf der Schaufeloberfläche.
-10
-20
Gl. (5.42)
-30
-40
LSp [dB]

-50
-60 Messungen(nach
nachKEITH
KEITH [13])
[12]
Messungen
-70 Bild 5-7
Dimensionslose Wand-
-80 5_07
druckschwankungen
0.01 0.05 0.1 0.5 1 5 10 aufgrund der turbulen-
Srδ* [-] ten Grenzschicht
5.3 Geräuschberechnungsverfahren der Klasse II 111

Wirbelablösung im turbulenten Nachlauf: Aussagen zur spektralen Schallleistung sind


schwierig, weil mehrere Mechanismen verantwortlich sein können. So kann es z. B. bei stump-
fen Hinterkanten sogar zu ausgeprägten Pfeiftönen kommen – die geometrischen Details spie-
len dabei eine wichtige Rolle. Hier sei lediglich auf die experimentellen Arbeiten von
BROOKS, POPE und MARCOLINI [13] und darauf aufbauend auf LOWSON’s Näherungs-
gleichung in [1] hingewiesen, die ein NACA 0012 – Profil mir scharfer Hinterkante im Wind-
kanal untersuchten. Allerdings ist die Schallleistung aufgrund der Wirbelablösung im turbulen-
ten Nachlauf bei Existenz anderer Mechanismen vergleichsweise gering.

5.3.3 Kanalmodell
Bislang wurden Gehäuseteile wie z. B. ein Rohrgehäuse nicht berücksichtigt. KÖLTZSCH
[10] benutzt anstatt Gl. (5.10) auch eine Beziehung nach MORFEY [14]
π f
S Pak ( f ) = z⋅ A± ⋅ S A ( f ) , (5.45)
4 ρ ⋅ c02 ⋅ ra (1 − ν 2 )2

die für den Ventilator als Schallquelle


• in einem schallharten Kanal
• mit vernachlässigbarer Reflexion an den offenen Enden, also mit unendlicher Länge
• ohne Radialmoden, d. h. zweidimensional
abgeleitet wurde. z ist die Schaufelzahl, ra der Außenradius des Laufrades und ν das Naben-
verhältnis. Der Faktor A± (auch Strahlungsfunktion genannt) enthält den Einfluss einer Strö-
mung im Kanal, der sich das Schallfeld überlagert; er kann jedoch für niedrige Strömungsge-
schwindigkeiten (Ma < 0,5) näherungsweise 1 gesetzt werden.
In Gl. (5.45) können die zuvor beschriebenen Ansätze für SA(f) eingesetzt werden.

5.3.4 Zusammenfassung und Beispiel


In Tab. 5-3 sind einige der zuvor beschriebenen Gleichungen so zusammengestellt, wie sie in
einer Berechnung gebraucht werden. Nicht aufgeführt sind die Kombinationen mit der Gl.
(5.45) für das akustische Kanalmodell.
In [15] wurden verschiedene Verfahren zur Berechnung des Breitbandgeräuschs von axialen
Laufrädern erprobt. Bild 5-8 zeigt Ergebnisse des breitbandigen Geräuschs bei einem Nieder-
druckventilator axialer Bauart ohne Vor- und Nachleitrad, dessen Daten in Tab. 5-4 zusam-
mengestellt sind. Die Parameter der Zuströmturbulenz wurden experimentell aus Hitzdraht-
messungen abgeschätzt; sie sind ein Mittelwert der über den Zuströmquerschnitt nicht konstan-
ten Werte. Weil der Ventilator im Rohrgehäuse arbeitet, wird zur Geräuschberechnung das
Kanalmodell Gl. (5.45) gewählt. Die Ergebnisse in Bild 5-8 zeigen, dass die Zuströmturbulenz
besonders Beiträge im niederfrequenten Bereich des Spektrums liefert, die turbulente Grenz-
schicht auf den Schaufeloberflächen dagegen bei höheren Frequenzen die akustische Leistung
bestimmt. Die Übereinstimmung mit dem ebenfalls dargestellten gemessenen Schallleis-
tungsspektrum ist befriedigend – naturgemäß kann das Verfahren die tonalen Komponenten,
die wohl durch unvermeidbare Asymmetrien in der Zuströmung (vgl. die Rotor-Stator-
Interaktion) entstehen, nicht ermitteln. Strenggenommen ist aufgrund der modellbedingten
Forderung nach akustischer Kompaktheit die obere Frequenzschranke fo = 1440 Hz.
112 5 Geräuschberechnungsverfahren

Tab. 5-3 Zusammenfassung der Gleichungen zur Berechnung des Breitbandgeräuschs beim Axialventi-
lator

Mechanismus SHARLAND- Spektrales


Verfahren Verfahren

Turbulente Gl. (5.15) Gl. (5.29) mit den


Zuströmung Gln. (5.32) bis
(5.34)

Turbulente Gl. (5.19) Gl. (5.26) mit den


Grenzschicht Gln. (5.35),
(5.42), (5.43)

Wirbel- Gl. (5.20)


ablösung

Tab. 5-4 Daten zum Beispiel

Geometriedaten
Laufraddurchmesser Da = 300 mm
Schaufellänge x Schaufelhöhe l x b = 0,061 x 0,08 m2
Schaufelzahl z = 6
Betriebspunkt und Kinematik
Volumenstrom V = 0,67 m3/s
mittlere Relativgeschwindigkeit an einem Schaufelschnitt bei 70% der relativen
Schaufelhöhe w∞ = 41 m/s
Fluiddaten (Luft)
Dichte ρ = 1,2 kg/m3
Schallgeschwindigkeit c0 = 346 m/s
kinematische Viskosität ν = 15,1.10-6 m2/s
Turbulenzparameter der Zuströmung
Turbulenzgrad Tu = 4%
turbulente Längenskala Λ = 35 mm
5.4 Literatur zu Kapitel 5 113

70
"Turb. Zuströmung" + "Turb. Grenzschicht"
60 "Turbulente Grenzschicht"

50
Messung
[dB]
LL [dB]

40
L WWW dB

30

20
"Turbulente Zuströmung"
10 5_11

100 500 1000 5000 10000


f [Hz]

Bild 5-8 Breitbandgeräusch eines axialen Niederdruckventilatorrades; Beispielrechnung und Vergleich


mit einer Messung

5.4 Literatur zu Kapitel 5


[1] Lowson, M. V.: Assessment and prediction of wind turbine noise. Flow Solutions Report
92/19, ETSU W/13/00284/REP, pp. 1–59, Dec. 1992
[2] Madison, R. D.: Fan Engineering (Handbook), 5th Edition. Buffalo Forge Company,
Buffalo N.Y., 1949
[3] VDI-Richtlinie 2081, Bl. 1: Geräuschmessung und Lärmminderung in Raumlufttechni-
schen Anlagen, Juli 2001 (2007 als weiterhin gültig gekennzeichnet)
[4] Eck, B.: Ventilatoren. Springer-Verlag, Berlin-Heidelberg, 1991
[5] VDI-Richtlinie 3731: Emissionskennwerte technischer Schallquellen/Ventilatoren. Blatt
2, Nov. 1990
[6] Grundmann, R., Reinartz, D.: Vergleich von Geräuschmessung und -prognose nach VDI
3731
[7] Sharland, I. J.: Sources of noise in axial flow fans. J. of Sound and Vibration, Vol. 1, No.
3, pp. 302–322, 1964
[8] Doak, P. E.: Acoustic radiation from a turbulent fluid containing foreign bodies. Proc.
Royal Society of London, Series A, pp. 129–145, 1960
[9] Curle, S. N.: The influence of solid boundaries upon aerodynamic sound. Proc. Roy. Soc.
(London), Series A, Vol. 231, pp. 505–514, 1955
[10] Költzsch, P.: Ein Beitrag zur Berechnung des Wirbellärms von Axialventilatoren. Jahres-
tagung der Deutschen Akustischen Gesellschaft 1993; auch veröffentlicht in: Bommes,
L., Fricke, J., Klaes, K. (Hrsg.): Ventilatoren. Vulkan-Verlag, Essen, 1994
114 5 Geräuschberechnungsverfahren

[11] Mugridge, B. D.: Broadband Noise Generation by Aerofoils and Axial Flow Fans.
AIAA-73-1018, 1973
[12] Keith, W. L., Hurdis, D. A., Abraham, B. M.: A comparison of turbulent boundary layer
wall-pressure spectra. Transactions of the ASME, J. of Fluids Engineering, Vol. 114, pp.
338–347, Sept. 1992
[13] Brooks F. T., Pope, D. S., Marcolini, M. A.: Airfoil self-noise and prediction. NASA RP-
1218, 1989
[14] Morfey, C. L.: The acoustics of axial flow machines. J. of Sound and Vibration 22 (4),
1972, pp. 445–466
[15] Schneider, M., Carolus, Th.: Ventilatorbreitbandgeräusch – Berechnung des breitbandi-
gen aeroakustischen Geräuschspektrums von Axialventilatorlaufrädern aus Stromfeld-
größen. Abschlussbericht. Forschungsgemeinschaft für Luft- und Trocknungstechnik,
Heft L193, 2002

Weiterführende Literatur
Schall bei Strömungsmaschinen allgemein
Költzsch, P.: Ein Beitrag zur Lärmbekämpfung an Maschinen und Anlagen. Freiberger For-
schungshefte A 697, VEB Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, Leipzig, 1984
Költzsch, P.: Geräusch von Strömungsmaschinen. Freiberger Forschungshefte A 697, VEB
Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, Leipzig, 1984
Grosveld, F. W.: Prediction of broadband noise from horizontal axis wind turbines. J. of Pro-
pulsion and Power. Vol. 1, No. 4, pp. 292–299, 1985
Költzsch, P., Gruhl, S., Biehn, K. u. a.: Berechnung der Schalleistung von axialen Strömungs-
maschinen. Freiberger Forschungshefte A 721, VEB Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie,
Leipzig, 1986
Blake, W. K.: Mechanics of flow induced sound and vibration. Vol. I & II, Academic Press,
1986
Lowson, M. V., Fiddes, S. P.: Design prediction model for wind turbine noise: 1. Basic aero-
dynamic and acoustic models. Flow Solution Report 93/06, W/13/00317/00/00, pp. 1–46, Nov.
1993
Wagner, S., Bareiss, R., Guidati, G.: Wind turbine noise. Springer-Verlag, Berlin-Heidelberg,
1996
Roger, M.: Noise in turbomachines. In: Breugelmans, F. A. E., Anthoine, J. (Herausgeber):
Noise in turbomachines. Lecture Series 2000-02. Von Karman Institute for Fluid Dynamics,
2000
Akustische Modellgesetze für Ventilatoren
Weidemann, J.: Beitrag zur Analyse der Beziehungen zwischen den akustischen und strö-
mungstechnischen Parametern am Beispiel geometrisch ähnlicher Radialventilator-Laufräder.
DLR Forschungsbericht 71-12, 1971
5.4 Literatur zu Kapitel 5 115

Zuströmturbulenz
Ffowcs Williams, J. E., Hawkings, D. L.: Sound generation by turbulence and surfaces in
arbitrary motion. Philosophical Transactions of the Royal Society of London, Vol. 264, No. A
1151, 1969
Sevik, M.: Sound radiation from a subsonic rotor subjected to turbulence. Int. Symp. Fluid
Mech. Des. Turbomachinery, Pennsylvania State University, University Park, NASA SP-304,
1974, pp. 493–511
Amiet, R. K.: Acoustic radiation from an airfoil in a turbulent stream. J. of Sound and Vibra-
tion, Vol. 41, No. 4, pp. 407–420, 1975
Carolus, Th., Stremel, M.: Blade surface pressure fluctuations and acoustic radiation from an
axial fan rotor due to turbulent inflow. Acta Acustica, Vol. 88, pp. 472–482, 2002
Hinterkantenschall
Ffowcs Williams, J. E., Hall, L. H.: Aerodynamic sound generation by turbulent flow in the
vicinity of a scattering half plane. J. of Fluid Mechanics, Vol. 40, No. 4, pp. 657–670, 1970
Paterson, R. W., Amiet, R. K.: Acoustic radiation and surface pressure characteristics of an
airfoil due to incident turbulence. AIAA-76-571, 1976
Amiet, R. K.: Noise due to turbulent flow past a trailing edge. J. of Sound and Vibration, Vol.
47, No. 3, pp. 387–393, 1976
Longhouse, R. E.: Vortex shedding noise of low tip speed, axial flow fans. J. of Sound and
Vibration, Vol. 53, No. 1, pp. 25–46, 1977
Amiet, R. K.: Effect of the incident surface pressure field on noise due to turbulent flow past a
trailing edge. J. of Sound and Vibration, Vol. 57, No. 2, pp. 305–306, 1978
Howe, M. S.: A review of the theory of trailing edge noise. J. of Sound and Vibration, Vol. 61,
No. 3, pp. 437–465, 1978
Schlinker, R. H., Amiet, R. K.: Helicopter rotor trailing edge noise. NASA Contractor Report
3470, pp. 1–145, 1981
Ganz, U., Glegg, S. A. L., Joppa, P.: Measurement and prediction of broadband fan noise.
AIAA-98-2316, 1998
6 Konstruktive Geräuschminderungsmaßnahmen

Eigentlich muss man die dominante Schallquelle bei einem Ventilator genau kennen, wenn
man konstruktive Geräuschminderungsmaßnahmen gezielt anwenden will. Allerdings erfordert
die Quellenanalyse meistens erheblichen Aufwand und ist im industriellen Alltag nicht immer
im notwendigen Detaillierungsgrad möglich. Praktisch wirken sich konstruktive Maßnahmen,
die auf die Schwächung einer bestimmten Schallquelle zielen, oft auch auf andere Mechanis-
men aus; dies demonstriert die Problematik vieler Erklärungen über die Wirkung von Ge-
räuschminderungsmaßnahmen. Letztlich ist die Minderung des aerodynamisch erzeugten
Schalls bei Ventilatoren eine komplexe und schwierige Aufgabe, die neben theoretischer Ana-
lysen immer noch umfangreicher Versuchsreihen bedarf.
In diesem Kapitel wird eine – recht willkürliche – Auswahl primärer konstruktiver Geräusch-
minderungsmaßnahmen vorgestellt. Primäre Maßnahmen sind solche, die unmittelbar auf die
Geräuscherzeugung einwirken – im Gegensatz zu sekundären wie Schalldämpfern. Nicht im-
mer werden sie sich wegen anderer konstruktiver Gründe ideal umsetzen lassen; die gezeigten
Beispiele sind eher als Ideensammlung zu verstehen. Die gelegentlich angegebenen Zahlen-
werte einer Pegelminderung sind in der Regel nicht auf andere Anwendungen exakt übertragbar.
Bevor man zu konstruktiven Geräuschminderungsmaßnahmen greift, sollte jedoch auch immer
überprüft werden, ob der Ventilator im geplanten Einsatzfall in seinem geräuschlich optimalen
Betriebspunkt arbeiten wird. Hier kommt der Dimensionierung und Auswahl des Ventilators
eine große Bedeutung zu.

6.1 Generelle Maßnahmen

6.1.1 Reduktion der Umfangsgeschwindigkeit


Die akustischen Modelle des Kapitels 5 zeigen, dass die Umfangsgeschwindigkeit des Laufrads
mit einer sehr hohen Potenz in die Schallleistung eingeht. Aus diesem Grunde ist es ratsam,
Ventilatorräder mit einer möglichst niedrigen Umfangsgeschwindigkeit zu bauen. Da aber der
aerodynamische Betriebspunkt V / Δ pt erreicht werden muss, bedeutet dies Maschinen mit
möglichst großen Werten der dimensionslosen Kennzahlen ϕ und ψ. Dies ist nur mit aerodyna-
misch hoher Belastung des Rades zu erreichen (hohe Schaufelzahl, große Schaufelaustrittswin-
kel, starke Schaufelwölbung und große Schaufelsehnenlänge). Hierdurch werden aber u. U. die
Mechanismen dominant, die in Tab. 4-1 mit „self-noise“ bezeichnet wurden, ROGER [1].
Die Folgen einer hohen Schaufelbelastung können gut am Beispiel des radialen Gitters mit vor-
wärtsgekrümmten Schaufeln erläutert werden (Bild 6-1): Im Schaufelkanal löst die Strömung
auf der Saugseite der Schaufeln ab, es entstehen große Totwassergebiete; letztendlich ist die
Abströmung hinter dem Gitter sehr ungleichförmig mit einer strahlartigen Kernströmung und
einem stark verwirbelten Nachlauf („jet/wake“-Strukur). Der Trommelläuferventilator mit solch
einem aerodynamisch hochbelasteten Schaufelgitter hat zwar eine hohe Leistungsdichte (vgl.
Bild 1-1), aber seine spezifische Gesamtschallleistung ist nicht wesentlich niedriger als die eines
Radialventilators mit vorwärtsgekrümmten Schaufeln (Bild 5-2). Trotzdem ist der Trommelläu-
fer beliebt, da sein Geräuschspektrum durch den „self-noise“ meist sehr breitbandig ist.

T. Carolus, Ventilatoren, DOI 10.1007/978-3-8348-2472-1_6,


© Vieweg+Teubner Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden 2013
118 6 Konstruktive Geräuschminderungsmaßnahmen

Bild 6-1
Nachlaufströmung („jet/wake“) hinter
einem radialen Gitter (schematisch nach
Messungen, aus [2])

Es hat nicht an Versuchen gefehlt, die Strömung in Schaufelgittern ablöseärmer und damit
ohne exzessive Druckschwankungen umzulenken.
So überdeckten PETROV et al. [3] den Eintrittsquerschnitt eines Radialrads mit mitrotierenden
Sieben, die die Turbulenz der Strömung im Schaufelkanal erhöhen und damit die Ablösegefahr
reduzieren sollten. Neben einer vorteilhaften Veränderung der spektralen Verteilung des Ge-
räuschs mussten aber Wirkungsgradeinbußen in Kauf genommen werden. Turbulenzerzeuger
auf den Schaufelsaugseiten eines Trommelläuferrades brachten im Gegensatz zum isolierten
Tragflügel (Bild 3-16) keine Erfolge, LAVRICH [2].
Das Ziel sog. Spaltschaufeln (Bild 6-2) ist es, der ablösegefährdeten Grenzschicht auf der
Schaufelsaugseite zusätzliche Energie mit einem Strahl zuzuführen, der sich aufgrund des
Druckunterschieds zwischen Schaufeldruck- und -saugseite selbst einstellt, [4]-[7]. Die Aus-
wirkung dieser Maßnahme auf das Gesamtgeräusch ist aber eher gering, EMBLETON [8].
Einen kleinen akustischen und aerodynamischen Erfolg erzielten SAEKI et al. [9] mit schlitz-
förmigen Durchbrüchen von der Druck- zur Saugseite in der Nähe der Schaufelvorderkante

Bild 6-2
Spaltschaufeln beim Radialrad (schema-
tisch)
6.1 Generelle Maßnahmen 119

einer Trommelläuferbeschaufelung nach Bild 6-3, 1mm Schlitzbreite bei einem Laufrad-
durchmesser von 170 mm). Die Schlitze – so das Ergebnis ihrer CFD-Studie – brachten einen
Wirbel im Ablösegebiet auf der Schaufelsaugseite zum Verschwinden.

Bild 6-3
Schlitze in der Schaufel eines Trommelläuferrades
(zur größeren Übersichtlichkeit einige Schaufeln
nicht gezeichnet); schematisch nach [9]

Der Erfolg von Spaltschaufeln bei Niederdruckaxialventilatoren ist vergleichbar gering, CA-
ROLUS [10].
Um die ungleichförmige Abströmung hinter den Schaufelkanälen („jet/wake“-Struktur) we-
nigstens im Nachhinein zu vergleichmäßigen, wurden bei Radialrädern Siebe untersucht, die
über den Radaustrittsquerschnitt gelegt wurden und mitrotierten, PETROV et al. [11]. Eine
Geräuschminderung wurde vor allem bei Laufrädern erzielt, in denen die Strömung von Hause
aus schlecht war.

6.1.2 Vergrößerung des Abstands zwischen feststehenden und rotierenden Bau-


teilen
Vergrößert man den Abstand zwischen feststehenden und rotierenden Bauteilen, wird einmal
die Wechselwirkung der Potentialfelder der Bauteile geschwächt, aber auch der reibungsbe-
dingte Nachlauf gleicht sich immer mehr aus, so dass Größe und Richtung der Anströmung
zum stromabliegenden Bauteil nicht mehr so stark variieren. Eine Minderung vor allem des
tonalen, aber auch des breitbandigen Geräuschs kann erwartet werden.
Bei einem Axialventilator mit Leitrad sollte der axiale Abstand von Rotor zu Stator immer so
groß wie möglich gewählt werden (Bild 6-4 links). Für Streben und Motorhalter gilt das Glei-
che (Bild 6-4 Mitte). Allerdings lässt sich bei zu großem Abstand z. B. eines Nachleitrades
nicht mehr der maximale Druckgewinn erreichen, da ein Teil des Dralls schon vor dem Leitrad
durch Reibung abgebaut wird.
Bei Radialventilatoren ist der Abstand von Laufrad zur Gehäusezunge besonders kritisch (Bild
6-4 rechts). In Folge der Schaufelnachläufe werden starke Druckschwankungen an der Gehäu-
sezunge induziert, die eine effektive Schallabstrahlung des Drehtons und seiner Harmonischen
bewirken. Ein zu großer Abstand der Zunge vom Laufrad bedeutet allerdings wiederum Wir-
kungsgradeinbußen.
120 6 Konstruktive Geräuschminderungsmaßnahmen

Bild 6-4 Akustisch besonders kritische Abstände

6.1.3 Phasenverschiebung der Interaktion zwischen feststehenden und rotieren-


den Bauteilen
Durch Schrägstellen der Leitschaufeln oder Streben in Umfangsrichtung bei einem Axialventila-
tor (Bild 6-5 links) kann vermieden werden, dass der Schaufelnachlauf über die ganze Schau-
felhöhe in Phase mit der Laufschaufel in Wechselwirkung tritt. Alternativ können auch die
Laufschaufeln geneigt werden (siehe hierzu den Abschnitt 6.3.2). Beim Radialrad bestehen die
Möglichkeiten, die Zunge schräg zu stellen (Bild 6-5 rechts) oder die Schaufelhinterkanten
gegenüber der Laufradachse zu neigen [8]. In allen Fällen werden die instationären Kräfte ver-
mindert, im Nahfeld kann es durch die Phasenunterschiede zu auslöschender Interferenz kom-
men, diese Maßnahmen zielen also auf eine Reduktion des drehtonbezogenen Geräuschs ab.

Bild 6-5 Punktweise Überschneidung feststehender und rotierender Bauteile; links: Radiale Laufschau-
feln und schräg angeordneten Streben beim Axialventilator, rechts: Schaufelhinterkante und schräge
Zunge beim Radialventilator
6.1 Generelle Maßnahmen 121

GÉRARD et al. [12, 13] haben den Interferenzeffekt zur Minimierung von Drehtönen noch
gezielter genutzt. Sie betrachten einen Ventilator für die Motorkühlung im Kraftfahrzeug, der
aufgrund seiner Einbausituation mit laufradnahen Streben und teilweiser Verblockung der
Abströmung Drehtöne erzeugt - der Schallerzeugungsmechanismus „unsteady loading noise“
(Tab. 4-1) ist aktiv. Sie bringen vor dem Ventilator eine zusätzliche gezielte Zuströmungstö-
rung ein, z. B. durch eine feststehende Platte mit sinusförmiger Außenkontur (Bild 6-6), die
über den gleichen Mechanismus einen sekundären Drehton erzeugt. Durch Wahl der umfäng-
lichen und axialen Lage der Platte in Relation zu den Streben und der Verblockung kann aber
die modale Struktur des Sekundärschallfeldes so phasenverschoben werden, dass es zu einer
destruktiven Interferenz und damit Reduktion von Drehtönen kommt. Kritisch sind unter Um-
ständen bei dieser Konstruktion eine mögliche Anregung höherer Harmonischer und negative
Auswirkungen auf den strömungstechnischen Wirkungsgrad. Eine experimentelle Methode zur
Optimierung der Lage des Zuströmelements beschreiben GOTH et al. [14]. Dort und bei GÉ-
RARD et al. [15] wird diese Maßnahme auch auf die Minimierung von Drehtönen bei radialen
Laufrädern angewandt.

Bild 6-6
Feststehendes, sinusförmig konturiertes Zuström-
störelement zur Erzeugung eines sekundären Dreh-
tons, der mit dem primären Drehton des Ventila-
tors in seiner Einbauumgebung destruktiv interfe-
riert (Einbauumgebung hier nicht dargestellt); nach
GÉRARD et al. [12, 13]

6.1.4 Ungleichmäßige Schaufelteilung


Die tonale Zusammensetzung des Geräuschs lässt sich durch ungleichmäßige Schaufelteilung
entlang des Umfangs beeinflussen. In vielen Fällen wird der Gesamtschallleistungspegel nicht
verändert, aber auf mehrere Töne verteilt; das Geräusch kann in Richtung des „weißen Rau-
schens“ (alle spektralen Anteile haben die gleiche Energie) verändert werden, das subjektiv als
weniger lästig empfunden wird. Man spricht demzufolge auch von „sound design“.
Ein klassischer Vorschlag dazu stammt von MELLIN und SOVRAN [16] aus dem Jahr 1970.
Sie betrachteten den isolierten Rotor eines Axialventilators und dort nur die schaufelgebunde-
nen Kräfte aufgrund des Auftriebs, d. h. den „steady loading noise“. Die Autoren ermittelten
semiempirisch Schaufelteilungen mit der kleinstmöglichen Abweichung von einer gleichmäßi-
gen Schaufelteilung, mit denen die Schallleistung des Drehtons auf die der nächststärksten
Harmonischen reduziert werden kann. Die minimal von der gleichmäßigen Schaufelteilung
abweichenden Teilungen ergeben einen Rotor, der statisch nicht gewuchtet ist. Hier bilden die
Fliehkräfte der Schaufeln G keinen geschlossenen Vektorzug, es sind also zusätzliche Wucht-
gewichte erforderlich. Daneben geben MELLIN und SOVRAN aber auch „gewuchtete“ Tei-
122 6 Konstruktive Geräuschminderungsmaßnahmen

lungen an. In Tab. A-3 und A-4 des Anhangs sind Zahlenwerte zusammengestellt. Bild 6-7
zeigt beide Teilungen am Beispiel eines fünfschaufligen axialen Laufrades.

Bild 6-7
Ungleichmäßige Schaufelteilung bei einem
fünfschaufligen Axiallaufrad; oben: minimale
Abweichung von der gleichmäßigen Schaufel-
teilung, ungewuchtet; unten: gewuchtete Tei-
lung; nach [16]

Obwohl man davon ausgehen muss, dass der „steady loading noise“ in den meisten Fällen
nicht die entscheidende Lärmquelle ist (vgl. Tab. 4-5 und Kapitel 4), liefern die Teilungen von
MELLIN und SOVRAN in vielen Fällen einen guten ersten Entwurf, bei dem der Drehton
nicht dominant ist. Diese Teilungen wurden mit dem gleichen Erfolg auch bei Radialventilato-
ren eingesetzt, LAUCHLE et al. [17].
Töne aufgrund der Rotor-Stator-Interaktion können ebenfalls durch eine ungleichförmige
Teilung reduziert werden. Durch die Nachläufe der Rotorschaufeln erfahren die stromablie-
genden Statorschaufeln Wechselkräfte, deren harmonischer Gehalt durch Störung der umfäng-
lichen Periodizität des Rotornachlaufes beeinflusst werden kann. Ziel der Arbeit von DUN-
CON and DAWSON [18] war es, durch eine sinusförmig modulierte Teilung der Rotorschau-
feln die tonalen Geräuschkomponenten subjektiv angenehmer zu gestalten und die Schallab-
strahlung vom Stator durch Interferenzeffekte im Nahfeld sogar zu verringern. Am Beispiel
eines kleinen Axialventilators mit 32 Lauf- und 22 Nachleitradschaufeln untersuchten sie die
sinusförmig modulierte Schaufelteilung
360° ª 2π i º
θi = i + a sin , i = 1, 2, ..., z. (6.1)
z «¬ z »¼
Dabei ist θi der Winkel der i-ten Schaufel vom Ursprung eines laufradfesten Koordinatensys-
tems, a eine Konstante, im Beispiel wurde sie zu 0,5 festgelegt. Bild 6-8 zeigt die theoretische
Verteilung der Schallleistung aufgrund dieser Maßnahme, die sich mit einigen Abstrichen so
auch im Experiment einstellte.
Beide Autoren zeigten in [19] ebenfalls einen Weg, den Drehton mit Hilfe einer ungleichmä-
ßigen Teilung nur der Nachleitradschaufeln zu reduzieren.
6.1 Generelle Maßnahmen 123

Bild 6-8
Theoretische Änderung des Schallleistungspegels
bei sinusförmig modulierter Teilung der Rotor-
schaufeln bei einem Axialventilator mit Nachleit-
rad; nach [18]

6.1.5 Optimale Einlaufgeometrie


Die Zuströmung zum Laufrad muss so gleichförmig wie möglich gestaltet werden. Beim An-
saugen aus dem Freien sind dafür gute Einlaufdüsen erforderlich. Bild 6-9 zeigt am Beispiel
eines Axialventilators die Unterschiede in den aerodynamischen Kennlinien und den Ge-
räuschspektren, wenn das Rad einmal hinter einer Viertelkreisdüse und dann in einer sog.
Kurzdüse

Bild 6-9
Einfluss der Zu- und
Abströmung auf die aero-
dynamischen Kennlinien
und das Geräusch eines
Axialventilators
124 6 Konstruktive Geräuschminderungsmaßnahmen

betrieben wird. (Beim Betrieb in der Kurzdüse dürfte hier allerdings noch die Nähe des Lauf-
rads zu den Streben eine Rolle spielen, wie es der deutlich erhöhte Drehtonpegel vermuten
lässt.) Gerade bei Niederdruckaxialventilatoren in Kurzdüsen lohnt es sich manchmal akus-
tisch, das Rad axial in der Düse zu verschieben. Dabei können u. U. sogar die Schaufeln aus
der Düse herausragen. Die genauen Ursachen für erzielte Geräuschminderungen scheinen
bislang noch unklar, STÜTZ [20].

6.1.6 Wellige Vorderkante und gezackte Hinterkante


Breitbandigen Schall, der durch eine turbulenzreiche Zuströmung an Schaufelvorderkanten
entsteht („turbulence ingestion noise“ in Tab. 4-1), versucht man durch eine wellige Gestal-
tung der Vorderkante zu mindern, Bild 6-10 links. POLACSEK et al. [21] untersuchten dazu
ein ruhendes Tragflügelsegment im Windkanal mit einem stromaufwärtigen turbulenzerzeu-
genden Gitter. Für maximale Dekorrelation der Schallquellen entlang der Vorderkante soll h2
ungefähr zweimal so groß wie die Korrelationslänge der ankommenden Turbulenz quer zur
Schaufelvorderkante sein1. h1 ist aus akustischer Sicht so groß wie möglich zu wählen, aus
aerodynamischen Gründen empfehlen POLACSEK et al. aber maximal 20% der Sehnenlänge.

Bild 6-10 Links: Vision eines Axialventilators mit Schaufeln in Anlehnung nach POLACSEK [21]; die
sinusförmig gewellten Schaufelvorderkanten zielen auf die Reduktion des Schaufelvorderkantenschalls;
rechts: Gezackte Hinterkante zur Reduktion des Hinterkantenschalls nach HOWE [24]; h1 und h2 werden
zur Beschreibung einer sinusförmig gewellten und gezackten Kante benutzt, θ ist nur bei einer Zackung
relevant.

Der Hinterkantenschall (vgl. Tab. 4-1) kann durch eine gezackte Hinterkante nach Bild 6-10
(rechts), reduziert werden. Nach einer theoretischen Arbeit von HOWE [24] kann mit einer
Geräuschminderung im Frequenzbereich

1
Messwerte charakteristischer Korrelationslängen der Strömungsstruktur hinter verschiedenen Turbu-
lenzerzeugern sind z. B. von SCHNEIDER in [22] und CAROLUS et al. in [23] veröffentlicht.
6.2 Weitere spezielle Maßnahmen bei Radialventilatoren 125

1 w∞
f 
2π h1
in der Größenordnung von

10 lg ª«1 + ( 4h1 h2 ) º» dB
2
¬ ¼
gerechnet werden, wenn der Zackenwinkel θ < 45° gewählt wird.
Als Modell einer Stufen (Laufrad/Nachleitrad) untersuchten GRUBER et al. [25] eine Tan-
demflügelanordnung mit gezackten Vorder- und Hinterkanten und konnten sowohl den Hin-
terkantenschall beider Flügel als auch den Vorderkantenschall des nachgeschalteten Flügels
reduzieren.

6.2 Weitere spezielle Maßnahmen bei Radialventilatoren

6.2.1 Ablösearme Meridiankontur


FEHSE und NEISE [26] zeigten, dass tieffrequenter breitbandiger Schall bei Radialventilato-
ren mit rückwärtsgekrümmten Schaufeln durch Ablösungen im Laufrad entsteht. Durch Korre-
lationsmessungen mit dem Geräusch konnten sie besonders die vordere Deckscheibe und die
Schaufelsaugseiten als Orte hoher ablöseverursachter Schwankungen der Oberflächendrücke
identifizieren. Akustisch optimal erwies sich etwa eine Kontur der vorderen Deckscheibe nach
Bild 6-11 mit den Geometrieparametern nach Tab. 6-1. Ob die – an und für sich – nicht ganz
unkritische Spaltgeometrie zwischen Einlaufdüse und Rad (Bild 2-12) akustisch eine Rolle
spielt, wurde hier nicht näher untersucht.

Bild 6-11
Radialrad mit ablösearmer Meridiankontur, nach FEHSE
und NEISE [26]

Tab. 6-1 Geometrieparameter eines Radialrades mit ablösearmer Meridiankontur, nach [26]

βS1 βS2 D1/D2 b2/D2 rD/D2


21 ° 48° – 42° (hintere bzw. vordere Deckscheibe) 0,75 0,25 0,17
126 6 Konstruktive Geräuschminderungsmaßnahmen

6.2.2 Resonanzunterdrückung im Schaufelkanal


Das Geräusch von Radialventilatoren mit beschaufeltem Diffusor wächst bei bestimmten
Drehzahlen stark. SUGIMURA et al. [27] führten dies auf ein Resonanzproblem zurück:
Durch Interaktion der Lauf- und Leitschaufeln können in den Schaufelkanälen des Laufrads
oder Diffusors stehende Druckwellen entstehen. Wie bei einer Orgelpfeife erfährt die eine
Seite der Luftsäule eine Anregung durch einen Wechseldruck, die andere Seite kann akustisch
als offen angesehen werden, daher liegt dort immer ein Druckknoten vor.
Am Beispiel eines Diffusorkanals (Bild 6-12) gilt: Die Luftsäule wird mit der Kreisfrequenz
der vorbeilaufenden Laufschaufeln, also dem Drehton und seinen höheren Harmonischen
ω = j ⋅ zΩ , j = 1, 2,... angeregt. Die effektive Länge der schwingenden Luftsäule ist etwas
länger als die geometrische l, dies wird durch eine sog. Mündungskorrektur der Länge
b § 1 2 2a ·
l′ = ¨ + ln ¸ (6.2)
2©π π b ¹
am „Kanalende“ berücksichtigt. a ist die längere Seite des rechteckigen Querschnitts, gebildet
aus zwei Schaufeln und den Deckscheiben, b die kürzere. Die Bedingung für Resonanz bei
ebener Wellenausbreitung im Kanal (dies wird hier vorausgesetzt) ist
ω § 1·
⋅ (l + l ′) = ¨ i + ¸ ⋅ π , i = 0,1, 2,.... (6.3)
c0 © 2¹
Bei i = 0 existiert eine viertel, bei i = 1 eine dreiviertel Wellenlänge usw. im Schaufelkanal.

Bild 6-12 Stehende Druckwelle im Schaufelkanal und Ausgleichsbohrung zur Dämpfung, nach [27]
6.3 Weitere spezielle Maßnahmen bei Axialventilatoren 127

Daraus folgen die kritischen Winkelgeschwindigkeiten des Laufrades


c0 § 1·
Ω krit ,i = i + ⋅π , i = 0,1, 2,.... , (6.4)
( l + l ) ⋅ j ⋅ z ¨© 2 ¸¹

bei denen mit Resonanz im Diffusor zu rechnen ist. j = 1 gilt für den Drehton, j = 2,3,... für
seine höheren Harmonischen. In der Originalarbeit [27] wird zusätzlich die Strömungsge-
schwindigkeit im Kanal berücksichtigt. Die Autoren schlagen Ausgleichsbohrungen in den
Schaufeln an der Stelle vor, wo der Druckknoten liegt, so dass die von Null verschiedene
Druckamplitude im benachbarten Schaufelkanal reduziert wird, Bild 6-12.

6.3 Weitere spezielle Maßnahmen bei Axialventilatoren

6.3.1 Abstimmung der Schaufelzahl (Modenausbreitung)


Durch geschickte Wahl der Zahl von Rotor- und Statorschaufeln (oder Streben) können Mo-
den angeregt werden, die nicht ausbreitungsfähig sind, vgl. die Abschnitte 4.2 und 4.4. Hier-
durch ist eine erhebliche Schallminderung tonaler Komponenten des Spektrums möglich.

6.3.2 Sichelschaufeln
Die aerodynamischen Eigenschaften von Axialventilatoren mit Sichelschaufeln wurden bereits
in Abschnitt 3.3 erwähnt. 1980 hat wohl das grundlegende Patent „Low noise fan“ von GRAY
[28] diese Schaufelkonstruktion wieder neu belebt – aus akustischen Gründen! Historisch
findet man häufiger Propeller mit Sichelschaufeln. Eine Sichelung der Schaufeln beeinflusst
das tonale und das breitbandige Geräusch.
Tonales Geräusch: Oft wird der Sichelung ein Auslöscheffekt zugeschrieben, der durch eine
phasenverschobene Überlagerung der schaufelgebundenen stationären Schaufelkräfte an ein-
zelnen Schaufelschnitten an unterschiedlichen Radien entsteht. Dies ist aber nur bei sehr
schnell drehenden Propellern mit hoher Umfangsmachzahl der Fall (vgl. [29, 30]), kaum aber
bei den relativ langsamdrehenden Axialventilatoren. Beispielsweise bestätigten die Untersu-
chungen von STÜTZ [31] dies: Der Schallleistungspegel des tonalen Geräuschs eines leitrad-
losen Axialventilators, berechnet aus stationären Schaufelkräften und der Volumenverdrän-
gung, lag um 15 dB niedriger als der tatsächlich gemessene Wert – und zwischen normaler und
Sichelbeschaufelung zeigte sich kein Unterschied.
Die Schaufelsichelung bei Axialventilatoren beeinflusst eher den Mechanismus „schaufelun-
gebundene instationäre Kräfte bei räumlich ungleichförmiger Zuströmung“ (vgl. Tab. 4-1).
Das wurde bereits am Beispiel der klassischen Arbeit von CUMMING et al. [32] deutlich, die
gesichelte Schiffspropeller untersuchten. Die Zuströmung zum Propeller ist durch das Schiffs-
heck räumlich stark ungleichförmig, d. h. die Phasenlage des Zuströmmusters ändert sich in
radialer Richtung. Treffen nun die einzelnen koaxialen Schaufelschnitte zum gleichen Zeit-
punkt auf die Störung, wird die resultierende Schaufelkraft maximal. Sind Störung und Schau-
fel dagegen nicht in Phase, wird sie minimal. Bei einer räumlich gestörten Zuströmung kommt
es also nicht auf die Schaufelform allein an, sondern vielmehr auf die geschickte Abstimmung
(engl.: „phase mismatch“) der Schaufelkontur mit der räumlichen Störung der Zuströmung.
Eine willkürliche Schaufelsichelung ergibt nicht notwendig die gewünschte Geräuschminde-
rung, u. U. ist für eine bestimmte Störung sogar eine ungesichelte Schaufel akustisch vorteil-
128 6 Konstruktive Geräuschminderungsmaßnahmen

hafter. HAYDEN [33] bestätigte den Erfolg dieser Maßnahme zur Reduktion des tonalen Ge-
räuschs bei einem Flugzeugpropeller, STÜTZ [31] bei einem Ventilatorlaufrad hinter strom-
aufwärts angeordneten radialen Streben.
Breitbandgeräusch: Durch die Laufradrotation wird die grenzschichtnahe Strömung auf den
Schaufeloberflächen nach außen geschleudert und muss daher bei Rückwärtssichelung einen
längeren, bei Vorwärtssichelung einen kürzeren Weg auf der Oberfläche zurücklegen. Dem-
entsprechend entwickelt sich eine dickere oder dünnere turbulente Grenzschicht auf den
Schaufeloberflächen mit höheren bzw. niedrigeren Pegeln der Druckfluktuationen und damit
Schaufelwechselkräfte – so ein Argument von WRIGHT et al. [35].
Wichtiger dürfte die Schallerzeugung durch die Wechselwirkung der turbulenten Grenzschicht
mit der Schaufelhinterkante sein. FFOWCS WILLIAMS und HALL [36] veröffentlichten
1970 eine Theorie zur Schallerzeugung einer turbulenten Strömung an einer Platte mit Kante,
die auch schräg gegenüber der Hauptströmungsrichtung sein kann. Die Schallleistung ist dabei
proportional zu sin 2 δ , wobei δ der Winkel zwischen Kante und Strömungsrichtung ist. Die
Autoren folgerten schon damals: „... this does suggest that noise from a sharp-edged surface
can be considerably reduced by giving it a swept wing characteristic" (d. h. mit einer schrägen
Hinterkante kann der Hinterkantenschall reduziert werden). HAYDEN [33] und BROWN [34]
bezeichnen die Wechselwirkung der turbulenten Grenzschicht mit der Schaufelhinterkante und
die Wirbelbildung an der Schaufelhinterkante gemeinsam als „vortex shedding“-Phänomene.
Sie stellten die Hypothese auf, dass für die Schallentstehung durch vortex-shedding die Kom-
ponente wn der Abströmgeschwindigkeit maßgebend ist, die senkrecht auf der Hinterkante
steht. Die Schallleistung sei dann proportional zu cos5δ, wobei jetzt δ der Neigungswinkel der
Schaufelhinterkante ist (Bild 6-13). Versuche an einem Propeller, der mit zwei Drehrichtungen
und damit unterschiedlicher Hinterkantenneigung betrieben wurde (Bild 6-13), schienen ihre
Hypothese zu bestätigen.

Bild 6-13 Zum Einfluss des Schaufelhinterkantenwinkels [34]

KERSCHEN und ENVIA [37] zeigten theoretisch am Tragflügel den Einfluss einer Vorder-
kantenneigung auf die Schallerzeugung durch turbulente Zuströmung. Die Vorderkantennei-
gung bewirkt eine Auslöschung durch Interferenz des Schalldrucks, der an unterschiedlichen
Stellen der Vorderkante erzeugt wird. Die Theorie zeigt, dass bei niedrigen Machzahlen der
Zuströmung bereits eine geringe Vorderkantenneigung die gewünschte Auslöschung bewirkt.
Bei einer axialen Strömungsmaschine ist der Frequenzgehalt der Zuströmstörung aber zufalls-
verteilt, zudem treten weitere akustische Effekte an den Schaufelenden auf, so dass hier die
Vorderkantenneigung um den Faktor 2 bis 4 gegenüber der einfachen Theorie zu vergrößern
ist [35].
6.3 Weitere spezielle Maßnahmen bei Axialventilatoren 129

Einfluss auf die Abrissgrenze: Durch die richtige Schaufelsichelung lässt sich auch der aero-
dynamisch nutzbare und akustisch vorteilhafte Kennlinienbereich von Axialventilatoren erwei-
tern (CAROLUS und STREMEL [38]). Die Bilder 6-14 und 6-15 zeigen die gemessenen
Kennlinien der freiausblasenden Druckerhöhung und des saugseitigen Kanalschallleistungspe-
gels eines Hoch- und Niederdruckventilators, jeweils im Vergleich mit konventioneller und

110
HD-BV45K
gesichelt
100
HD-AG
konventionell

LW3 dB
90
80
400
Bild 6-14
300 Vergleich der Druck- und Schall-
Δpfa [Pa]

200 leistungskennlinien eines Hochdruck-


axialventilators mit Nachleitrad:
100 vorwärts gesichelte und konventio-
0 nelle Laufradschaufeln; Da = 305
0 0.2 0.4 0.6 0.8 1 mm, n = 1800 1/min, ρ = 1,16 kg/m3;
V [m3/s] aus [38]
110
100
LW3 dB

90
80
ND-GV55K
gesichelt
400
ND-AG
konventionell
300 Bild 6-15
Δpfa [Pa]

200 Vergleich der Druck- und Schall-


leistungskennlinien eines Nieder-
100 druckaxialventilators: vorwärts gesi-
0 chelte und konventionelle Laufrad-
0 0.2 0.4 0.6 0.8 1 schaufeln; Da = 305 mm, n = 3000
V [m3/s] 1/min, ρ = 1,16 kg/m3; aus [38]

vorwärts gesichelter Laufradbeschaufelung (die Nachleitradschaufeln beim Hochdruckventila-


tor waren konventionell). Die Zuströmung war eine ausgebildete, achssymmetrische Rohr-
strömung ohne exzessive Turbulenz. Fast im gesamten Betriebsbereich ist die gesichelte Be-
schaufelung kaum leiser als die konventionelle. Dies ist im Einklang mit den erwähnten Theo-
rien, nach denen eine Schaufelsichelung eher bei hochturbulenter Anströmung, die hier im
Versuchsaufbau gerade nicht vorlag, akustische Vorteile aufweist. Allerdings liegt der Abriss,
der sich in der mehr oder weniger stark ausgeprägten Unstetigkeit der Kennlinien zeigt, bei
den gesichelten Varianten immer bei einem deutlich geringeren Volumenstrom, der „stabile“
Kennlinienbereich wird durch die Sichelschaufeln also zu kleineren Volumenströmen hin
vergrößert. Dieses Ergebnis könnte den oft widersprüchlich behaupteten Geräuschunterschied
von gesichelten und ungesichelten Beschaufelungen erklären: Betreibt man nämlich den kon-
ventionellen Ventilator bereits im Abriss, so arbeitet der vergleichbare Sichelventilator noch
im stabilen Bereich seiner Kennlinie. Unwissentlich werden gerade Niederdruckventilatoren
130 6 Konstruktive Geräuschminderungsmaßnahmen

oft im Bereich des Abrisses betrieben, da dieser in der Druckkennlinie kaum sichtbar ist.
Wählt man hier bei sonst gleichen Verhältnissen eine Vorwärtssichelung, können sich erhebli-
che Geräuschvorteile gegenüber der ungesichelten Variante ergeben.

6.3.3 Beeinflussung der Kopfspaltströmung


Zur Reduktion des Geräuschs durch die Sekundärströmung am Kopfspalt zwischen Laufschau-
fel und Gehäuse wurden eine Reihe von Maßnahmen vorgeschlagen und untersucht, Bild 6-16.
Die Konstruktionen von LONGHOUSE [39] und YAPP et al. [40] zielen darauf ab, die Se-
kundärströmung an den Schaufelspitzen durch ein mitrotierendes Band zu mindern und gleich-
zeitig die unvermeidbare Rezirkulationsströmung im Bereich des Spaltes dem Rad wieder
möglichst geordnet zuzuführen. LONGHOUSE fügt dazu an das Band einen mitrotierenden
düsenartigen Einlauf, YAPP et al. richten die drallbehafte Leckströmung hinter dem Rad auf
dem Weg zurück in den Einlauf durch kleine Leitschaufeln sogar wieder gerade. KAMEIER
und NEISE [41] gelang es durch einen Turbulenzerzeuger im Kopfspalt, den Blattspitzen-
schall, der sich im Spektrum als relativ breitbandige Überhöhung in einem begrenzten Fre-
quenzbereich zeigte, deutlich zu senken. Im Gebrauchsmuster [42] werden sog. Winglets zur
Geräuschminimierung beschrieben, d. h. plattenförmige Elemente am Kopf jeder Schaufel, die
mitrotieren. Die detallierte Funktion von Winglets scheint noch nicht vollständig verstanden zu
sein, wahrscheinlich verändern Winglets die Struktur des Kopfspaltwirbelwirbels und seine
Interaktion mit den Schaufeloberflächen der gleichen oder benachbarten Schaufel.

Bild 6-16 Konstruktive Maßnahmen zur Reduktion des Kopfspaltgeräuschs; a) mitrotierendes Band und
Einlaufdüse nach LONGHOUSE [39], b) Kontrollierte Rezirkulation des Leckvolumenstroms nach
YAPP et al. [40], c) Turbulenzerzeuger im Spaltbereich nach KAMEIER und NEISE [41], d) Winglets
nach [42]
6.4 Literatur zu Kapitel 6 131

6.4 Literatur zu Kapitel 6


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132 6 Konstruktive Geräuschminderungsmaßnahmen

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6.4 Literatur zu Kapitel 6 133

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[41] Kameier, F., Neise, W.: Verfahren zur Reduzierung der Schallemission sowie zur Ver-
besserung der Luftleistung und des Wirkungsgrades bei einer axialen Strömungsmaschi-
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[42] ebm-papst St. Georgen Gmbh & Co. KG: Lüfter. Deutsches Gebrauchsmuster DE 20
2004 005 548 U1, Anmeldetag: 10.04.2004
7 Numerische und experimentelle Methoden

Dem Entwurf eines Ventilators schließt sich der Nachweis des Entwurfserfolgs an. Oft baut
man dazu einen Prototypen der Maschine entweder in voller Größe, oder, wo das zu aufwändig
ist, als verkleinertes Modell. Je nach Prüfstand und Messtechnik können der aerodynamische
und akustische Entwurfspunkt, meist sogar die gesamten Kennlinien sowie Details des Strom-
felds ermittelt werden.
Zunehmend häufiger schiebt man einen Schritt zwischen Entwurf und Experiment: Die Simu-
lation mit numerischen Verfahren der Computational Fluid Dynamics (CFD). Dabei handelt es
sich in der Regel um die Nachrechnung der Stromfelds in einer entworfenen Maschinengeo-
metrie. Im Gegensatz zu einem Kennlinienprüfstand, wo Volumenstrom, Druckerhöhung,
Drehmoment usw. direkt als integrale Größen gemessen werden, liefert eine CFD-Rechnung
immer detaillierte Stromfeldgrößen, aus denen dann durch Integration und/oder Mittelung die
integralen Größen errechnet werden müssen. Dass man immer zuerst die Stromfeldgrößen
vorliegen hat, ist dabei ein großer Vorteil. Stromfeldgrößen sind messtechnisch nur sehr auf-
wändig zu bekommen, aber zur Beurteilung von Details der Strömung und letztlich der Opti-
mierung der Maschinengeometrie von großem Wert. Ähnliches gilt für die Bestimmung des
räumlichen Schallfelds und der integralen Schallleistung mit Verfahren der Computational
Aeroacoustics (CAA). Im Gegensatz zu den etablierten CFD-Methoden entwickeln sich CAA-
Methoden erst langsam zu zuverlässigen Prognosewerkzeugen.
Ziel dieses Kapitels ist es, wichtige numerische und experimentelle Methoden kurz vorzustel-
len und dem Entwickler von Ventilatoren eine erste Orientierung zu bieten. Eine einigermaßen
erschöpfende Behandlung der numerischen und experimentellen Methoden ist im Rahmen des
Buchs ausgeschlossen. Hier sei auf die umfangreiche Fachliteratur einschließlich der Doku-
mentation kommerzieller Software, bei den Prüfständen und Abnahmemessungen auch auf die
Normen verwiesen.

7.1 Numerische Stromfeldsimulation

7.1.1 Übersicht über CFD-Verfahren


Bei der Berechnung eines beliebigen Stromfelds geht es letztlich immer darum, die sechs
Stromfeldgrößen
• Strömungsgeschwindigkeit (als drei Komponenten in drei Raumrichtungen)
• statischer Druck
• Dichte
• Temperatur
in Abhängigkeit des Orts und evtl. der Zeit zu bestimmen. Bei Ventilatoren mit ihrer niedrigen
Druckerhöhung und Strömungsgeschwindigkeit spielen die Dichte- und Temperaturänderung
nur eine untergeordnete Rolle – das Gas kann als inkompressibel angenommen werden. Daher
sind letztlich nur die Feldgrößen „Geschwindigkeit“ und „statischer Druck“ von Interesse, so
dass die Lösung der Kontinuitäts- und NAVIER-STOKES-Gleichungen in der Form

T. Carolus, Ventilatoren, DOI 10.1007/978-3-8348-2472-1_7,


© Vieweg+Teubner Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden 2013
136 7 Numerische und experimentelle Methoden

∂ci
=0 (7.1)
∂xi
bzw.
∂ ( ρ ci ) ∂ ( ρ ci c j ) ∂p ∂ 2 ci
+ =− +μ + ρ fi . (7.2)
∂t ∂x j ∂xi ∂x j 2

ausreicht1.
ci sind die drei Komponenten der Strömungsgeschwindigkeit, p der statische Druck, fi steht für
äußere Kräfte, μ ist die dynamische Viskosität. Bei der Transformation der NAVIER-
STOKES-Gleichungen in ein rotierendes Bezugssystem – z. B. einen Ventilatorrotor – reprä-
sentiert fi u.a. die Corioliskräfte, die einen wesentlichen Einfluss auf das Stromfeld haben.
Die Strömung in Ventilatoren ist überwiegend turbulent. Dies erfordert spezielle Strategien zur
Lösung der Grundgleichungen, die nunmehr kurz erläutert werden.
Direkte Numerische Simulation – DNS: Werden die Ausgangsgleichungen ohne weitere
Vereinfachungen numerisch gelöst, spricht man von einer direkten numerischen Simulation
(DNS). Hier wird, wie in Bild 7-1 unten schematisch angedeutet, das komplette kinetische
Energiespektrum der Schwankungsgrößen E(k) im Raum aufgelöst. k ist dabei die Wellenzahl.
Der Rechenaufwand für eine DNS ist immens und wächst mit der dritten Potenz der Reynolds-
zahl. Daher ist die DNS der Strömung in einer kompletten Strömungsmaschine in absehbarer
Zukunft nicht realisierbar – die DNS wird hier nur zum besseren Verständnis der nun folgen-
den Methoden erwähnt.
Large Eddy Simulation – LES: Das Stromfeld wird unterteilt in grobe Strukturen (Large
Eddies), die direkt im Raum und in der Zeit simuliert werden, und in feine Strukturen, die
universellen (d. h. rechengebietsunabhängigen) Charakter aufweisen und modelliert werden,
(Bild 7-1). Ein bekanntes Modell für die Feinstruktur geht z. B. auf SMAGORINSKY [2]
zurück. LES ist ein Kompromiss zwischen der DNS und den unten erwähnten Methoden mit
weitergehenden Vereinfachungen. Trotzdem sind die numerischen Kosten immer noch ver-
gleichsweise hoch und machen eine Parallelisierung des Rechencodes unabdingbar. Eine LES
ist für realistische Ventilatoren mit den entsprechenden Rechnern heute durchaus durchführ-
bar, der Aufwand lohnt sich allerdings nur für Spezialaufgaben, z. B. zur Berechnung der
strömungsinduzierten Geschwindigkeits- und Druckschwankungen als aeroakustische Schall-
quellen.
REYNOLDS-Averaged Navier-Stokes Simulation – RANS: Eine Berechnung des detail-
lierten turbulenten Stromfelds wird bei vielen Anwendungen, z. B. der Prognose der aerody-
namischen Eigenschaften eines neuen Strömungsmaschinenentwurfs, nicht benötigt. Es ist
dann sinnvoll, die turbulenten Schwankungsgrößen in der Strömung nach der Idee von REY-
NOLDS herauszumitteln und nur das zeitgemittelte Stromfeld aus den Erhaltungsgleichungen
zu simulieren (Bild 7-1 oben). Wird diese REYNOLDS-Mittelung auf die Kontinuitäts- und
Navier-Stokes-Gleichungen angewandt, so ergeben sich folgende Grundgleichungen:

1
Teils aus historischen Gründen, teils auch heute noch fallweise mit einiger Berechtigung sind weitere
Vereinfachungen gängig, z. B. die Annahme der Reibungsfreiheit, der Zweidimensionalität der Strömung
oder andere. Da sich die dreidimensionalen Navier-Stokes-Verfahren aber weitgehend – auch in Form
kommerziell erhältlicher Software – durchgesetzt haben, werden hier nur diese ausführlicher behandelt.
7.1 Numerische Stromfeldsimulation 137

∂ci
=0 (7.3)
∂xi

∂ ( ρ ci ) ∂ ∂p ∂ 2 ci
∂t
+ (
∂x j
)
ρ ci c j + ρ ci′c′j = −
∂xi

∂x j
+ ρ fi . (7.4)

Komplettes Spektrum Simulierter Bereich Modellierter Bereich

RANS

URANS

LES

DNS

Bild 7-1 Simulationsverfahren für turbulente Strömungen: Aufteilung des turbulenten Energiespektrums
in einen simulierten und einen modellierten Bereich (schematisch); nach SAGAUT [1]
138 7 Numerische und experimentelle Methoden

Ist die Strömung bis auf die turbulenten Schwankungen stationär, sind auch die zeitgemittelten
Größen stationär und der Zeitableitungsterm in Gl. (7.4) entfällt. Gl. (7.3) und (7.4) sind dann
die Ausgangsgleichungen für eine REYNOLDS-Averaged NAVIER-STOKES- (= RANS-)
Simulation. Ist die Strömung deterministisch mit vergleichsweise niedriger Frequenz instationär
(z. B. die Strömung auf ein Nachleitrad, die durch die jet/wake-Struktur des stromaufwärtigen
Rotors ein genaues Zeitmuster aufweist), ist die reine Zeitmittelung durch eine Ensemble-
Mittelung (siehe Bild 7-2) zu ersetzen. Dann ist in Gl. (7.4) auch der Zeitableitungsterm rele-
vant und das numerischen Verfahren wird Unsteady REYNOLDS-Averaged NAVIER-
STOKES- (= URANS-) Simulation genannt [1].2

25
Ensemble
Ensemble
20

15
c [m/s]

10
ungemittelt
ensemble-
5 gemittelt gemittelt
9_02
0
0 0.01 0.02 0.03 0.04
t [s]

Bild 7-2 Beispiel zur Bildung von zeitlichen Mittelwerten: Strömungsgeschwindigkeit (Absolutge-
schwindigkeit) am Austritt eines freilaufenden Radialrades, gemessen mit einer feststehenden Hitzdraht-
sonde. Die dargestellte Messzeit entspricht einer Rotorumdrehung, als Ensemble ist eine Umdrehung
gewählt; die Nachläufe der sechs Schaufelkanäle sind gut erkennbar, die Ensemble-Mittelung erfolgt
über 1000 Ensembles (d. h. 1000 Umdrehungen). Der konstante Mittelwert ist ein Mittelwert über eben-
falls 1000 Umdrehungen.

Bei jeder Mittelung entsteht ein Term ρ ci′c′j , der als REYNOLDSscher Spannungstensor be-
zeichnet wird. Er beschreibt den Einfluss der Turbulenz auf das gemittelte Stromfeld und ent-
hält die unbekannten turbulenten Geschwindigkeitsfluktuationen, so dass das System der Glei-
chungen (7.3 und 7.4) nicht geschlossen ist. Ähnlich wie bei einer LES erfolgt die Schließung
durch ein Turbulenzmodell. Im Vergleich zur LES sind die Anforderungen an das Turbulenz-
modell allerdings hier deutlich höher, da das gesamte Energiespektrum (also nicht nur die

2
Gelegentlich werden URANS-Simulationen auch durchgeführt, wenn die Lösung keine klare zeitliche
Periodizität durch eine äußere Einwirkung aufweist. SAGAUT [1] geht davon aus, dass solche Ergebnis-
se prinzipiell hinterfragt werden müssen.
7.1 Numerische Stromfeldsimulation 139

universellen Feinstrukturen, sondern auch die anisotropen groben Strukturen) modelliert wer-
den muss, Bild 7-1.
Die Entwicklung eines einzigen, für eine breite Variation von Strömungsproblemen anwendba-
ren Turbulenzmodells erwies sich bislang als sehr schwierig. Daher ist eine Vielzahl von Mo-
dellen entwickelt worden, u.a. das k-ε- und das k-ω-Turbulenzmodell. Das k-ε-Modell eignet
sich insbesondere für die Approximation der Turbulenz in einer freien Strömung, das k-ω-
Modell hat im Wandbereich Vorteile. Kombinationen wie das Shear-Stress-Transport-Modell
(SST, MENTER et al. [3]) versuchen, die Vorteile beider Modelle zu vereinen.
Hybride Verfahren: Detached Eddy Simulation (DES): Herkömmliche Turbulenzmodelle
in URANS-Verfahren versagen teilweise bei abgelösten Strömungen. Eine genaue Vorhersage
der Form einer Ablösung (Ablöse-, Anlegepunkt) und der Strukturen in einer Ablösung ist
jedoch wünschenswert, weil dadurch das Widerstands- und Auftriebsverhalten eines umström-
ten Körpers bestimmt werden. Um turbulente Nachlaufströmungen besser vorhersagen zu
können, haben SPALART et al. [4] ein hybrides Verfahren vorgeschlagen, das eine klassische
RANS mit den Elementen einer LES kombiniert. Dieser Ansatz, der auch als Detached Eddy
Simulation (DES) bezeichnet wird, verwendet ein RANS-typisches Turbulenzmodell im
Grenzschichtbereich und wechselt in der abgelösten Strömung zu einer LES.
Bild 7-3 zeigt im Vergleich das visualisierte Ergebnis einer Strömungssimulation mit drei
ausgewählten Verfahren. Als Testfall dient ein Axialventilator mit einem Schutzgitter, das eine
hochturbulente Zuströmung zum Laufrad erzeugt. Ohne auf quantitative Ergebnisse einzuge-
hen, erkennt man deutlich: Je niedriger der Approximationsgrad des Simulationsverfahrens ist,
desto mehr Details des Stromfelds lassen sich vorhersagen. Rechenaufwand und Approxima-
tionsgrad sind dabei leider gegenläufig.

7.1.2 Rechengebiet und numerisches Gitter


Die numerische Lösung der oben beschriebenen Stromfeldgleichungen erfolgt an diskreten
Orten in einem festzulegenden Rechengebiet. Die Wahl der Begrenzungen des Rechengebiets
ist von Bedeutung, da sie Einfluss auf das Ergebnis der Simulation hat. In aller Regel darf man
nicht alleine den Rotor als Rechengebiet ansetzen, vielmehr müssen auch angrenzende Strö-
mungsgebiete oder durchströmte Bauteile mit einbezogen werden. Als Beispiel ist in Bild 7-4
das Rechengebiet zur Simulation eines freilaufenden Radialventilatorrades dargestellt. Man
erkennt, dass für den Ein- und Auslaufbereich hier sogar ein größeres Rechengebiet vorgese-
hen ist als für das eigentliche Laufrad. Mehr dazu im Abschnitt zu den Randbedingungen.
Zur Aufteilung des Rechengebiets in eine Vielzahl kleiner Elemente muss ein numerisches
Gitter erstellt werden (räumliche „Diskretisierung“). Dazu wird das Geometriemodell des
Rechengebiets, das z. B. aus den Entwurfsergebnissen (Kapitel 2 und 3) stammt, an einen
„Gittergenerator“, d. h. ein Programm zur Erzeugung des Rechengitters, übergeben. Man
unterscheidet unstrukturierte und strukturierte Gitter. Dreidimensionale unstrukturierte Gitter
werden oft aus Tetraedern (Polyedern mit vier ebenen Flächen) aufgebaut, strukturierte Gitter
bestehen dagegen aus Hexaedern (Polyedern mit sechs ebenen Begrenzungsflächen), Bild 7-5.
Mit strukturierten Gittern gehen kontinuierliche Gitterlinien einher. Tetraedergitter sind sehr
flexibel bei der Vernetzung komplexer Geometrien, Hexaedergitter weniger, führen aber zu
einer einfacheren Datenstruktur. Um das Rechengebiet ausreichend aufzulösen, sind ver-
gleichsweise oft mehr Tetraeder- als Hexaederzellen notwendig (Hexaederzellen können im
Wandbereich gut gestreckt werden, wodurch sich Gitterelemente einsparen lassen). Dies er-
klärt hauptsächlich die längere Rechenzeit mit einem Tetraedergitter. Da Hexaederzellen in
140 7 Numerische und experimentelle Methoden

Strömungsrichtung ausgerichtet werden können, kann die sog. numerische Diffusion geringer
sein als bei Tetraedergittern. Blockstrukturierte Gitter verbinden die Vorteile beider Gitterar-
ten. Hier werden verschiedenen Bereiche des Rechengebiets mit unterschiedlichen Gittern
vernetzt. Beispiele für blockstrukturierte Gitter sind in den Bildern 7-6 und 7-7 zu sehen. Die
Kopplung der unterschiedlichen Gitterblöcke geschieht über Schnittstellen (sog. Interfaces),
wo fallweise auch eine Interpolation der Stromfelddaten notwendig wird.

a) Testkonfiguration (b) URANS

(c) DES (d) LES

Bild 7-3 Testfall „Axialventilator mit vorgeschaltetem Schutzgitter“: Vergleich instationärer numeri-
scher Simulationsverfahren; Momentaufnahmen der Absolutgeschwindigkeiten auf einem koaxialen
mittleren Zylinderschnitt und des statischen Drucks auf allen festen Oberflächen; aus REESE [5]
7.1 Numerische Stromfeldsimulation 141

Ausblas-
bereich

Ansaugbereich

Radsegment
Saugmund

Bild 7-4 Rechengebiet für die CFD-Simulation der Strömung in einem Schaufelkanal eines freilaufen-
des Radialrads

Bild 7-5
Tetraeder (links) und Hexaeder
(rechts) als Gitterelemente

7.1.3 Die Rotor-Stator-Problematik


Bei einer Turbomaschine gibt es immer zwei sinnvolle Bezugssysteme, das absolute des Sta-
tors und das rotierende des Rotors. Unter einem Stator wird hier ein Leitrad, ein Ensemble von
Streben, aber auch ein Spiralgehäuse, ein Diffusor oder jedes andere feststehende Bauteil ver-
standen. Prinzipiell könnte man eine CFD-Simulation immer in einem einzigen System durch-
führen. Wenn man allerdings die Rotorströmung in einem feststehenden Bezugssystem simu-
lieren wollte, müsste man ein ständig sich änderndes Rechengitter benutzen (dynamic mesh),
da sich die Schaufeln dann durch den ruhenden Rechenraum bewegen. Daher ist es zweckmä-
ßiger, die Laufradströmung im rotierenden System zu simulieren, obwohl in den grundlegen-
den Gleichungen dann weitere äußere Kräfte hinzukommen (siehe 7.1.1).
142 7 Numerische und experimentelle Methoden

Auslauf-
bereich
Schaufeln

Einlaufbereich

Bild 7-6 Blockstrukturiertes Gitter: Ausgewählte Gitterebene im Bereich des Schaufelkanals eine
Radialrades; vernetzt ist auch der Ein- und Auslaufbereich; der Pfeil zeigt beispielhaft auf eine der
Schnittstellen zwischen zwei Blöcken

Bild 7-7 Einige Ebenen des Gitters für die Simulation des Axialventilators aus Bild 7-3; der Übersicht-
lichkeit wegen ist nur jede dritte Gitterlinie dargestellt
7.1 Numerische Stromfeldsimulation 143

Zur Analyse des Zusammenspiels von Rotor und Stator gibt SCHEURER [6] folgende mögli-
che Vorgehensweisen an:
• Separate Analyse von Rotor und Stator: Diese Vorgehensweise ist sinnvoll, wenn Rotor
und Stator weit auseinander stehen. Schritte: (1) Berechnung der Strömung im rotierenden
Rotor, (2) Umfängliche Mittelung der Auslassgrößen, (3) Verwendung als Eingangsrand-
bedingungen für den ruhenden Stator (z. B. das Nachleitrad), (4) Berechnung der Strömung
im stationären Stator. Vorteile dieser Vorgehensweise sind, dass die Rechnung leicht auf-
zusetzen und die Rechenzeit vergleichsweise kurz sind. Nachteilig ist die Vernachlässigung
des Stators auf die Rotorströmung.
• Stationäre Rotor-Stator-Interaktion: Hier wird keine umfängliche Mittelung vorge-
nommen, vielmehr wird die momentane Position von Rotor und Stator berücksichtigt
(„Frozen Rotor“). Der transiente Term in den Grundgleichungen wird aber vernachlässigt.
Mindestens dieser Modellierungsaufwand ist für axial asymmetrische Fälle wie Lauf-
rad/Spiralgehäuse-Probleme erforderlich. Vorteile sind die numerische Robustheit des Ver-
fahrens und kurze Rechenzeiten. Nach wie vor lässt sich damit aber die Strömung nicht
präzise beschreiben, das Ergebnis hängt von der Position des Rotors zum Stator ab. Zu be-
achten ist, dass eine Vielzahl von stationären Rechnungen nicht das gleiche Ergebnis lie-
fern kann wie eine instationäre.
• Instationäre Rotor-Stator-Interaktion: Hier wird der transiente Term in den Grundglei-
chungen beibehalten. Die Gitter von Rotor und Stator werden relativ zueinander bewegt.
Damit werden die Details des gesamten Stromfelds gut erfasst. Nachteilig sind der höhere
Aufwand beim Aufsetzen der Rechnung, lange Rechenzeiten sowie der höhere Aufwand
beim Post-Processing der transienten Daten. Abhängig von der Wahl der Turbulenzmodel-
lierung kann eine einfache URANS bis hin zur LES zum Einsatz kommen.
Die Kopplung der Gitterblöcke in unterschiedlichen Bezugsystemen (rotierend/stationär) er-
folgt je nach Verfahren und Rechenprogramm durch spezielle Interfaces oder eine dynamische
Gitterüberlappung.

7.1.4 Rand- und Anfangsbedingungen


Wie bei jedem Anfangs-/Randwertproblem müssen für alle Variablen in den Grundgleichun-
gen an den Rändern des Rechengebiets sog. Randbedingungen definiert werden.
Randbedingungen an Wänden: Unmittelbar plausibel ist die Randbedingung an einer Wand,
wo aufgrund der Haftbedingung die Strömungsgeschwindigkeit null gesetzt werden muss.
Daraus folgt sofort eine typische Eigenheit bei der Strömungsmaschinen-CFD: Aus der Sicht
des rotierenden Systems wird der Schaufelkanal eines axialen Rotors durch die obere Gehäu-
sewand, die sich entgegen der Rotordrehrichtung mit der Rotorumfangsgeschwindigkeit be-
wegt, abgeschlossen.
Das Geschwindigkeitsprofil einer turbulenten Strömung an einer festen Wand kann in eine
viskose Unterschicht und in einen logarithmischen Wandbereich unterteilt werden. In der vis-
kosen Unterschicht nimmt die Geschwindigkeit linear mit dem Wandabstand zu. Dieser Be-
reich ist jedoch meist sehr klein, so dass diese Schicht nur mit einem sehr feinen Rechengitter
aufgelöst werden kann. Um den damit hohen numerischen Aufwand zu vermeiden, wird dieser
Bereich oft durch eine sog. logarithmische Wandfunktion approximiert.
144 7 Numerische und experimentelle Methoden

Einlass: Am Eintritt in das Rechengebiet werden z. B. die Geschwindigkeitsverteilung oder


der Massenstrom und die Zuströmrichtung festgelegt. Je nach Turbulenzmodell müssen auch
Turbulenzgrößen wie z. B. der Turbulenzgrad oder das turbulentes Längenmaß vorgegeben
werden. Die gewählten Auslassrandbedingungen können dabei die Wahl der Einlassrandbe-
dingungen beeinflussen.
Periodizität: Weist die Geometrie eine Periodizität auf, z. B. durch die umfängliche Folge der
Schaufelkanäle eines Rotors, dann reicht insbesondere bei RANS-Rechnungen oft ein einzel-
ner Schaufelkanal als Rechengebiet aus, Bilder 7-4, 7-6 und Bilder 7-9 und 7-10. An gegen-
überliegenden Rändern werden dann einfach die Druck- und Geschwindigkeitsverteilungen
gleichgesetzt („periodische Randbedingungen“). Allerdings verhindert man damit die Vorher-
sage einer axial asymmetrischen Strömung, wie diese sich u. U. auch trotz völlig axialsymme-
trischer Geometrien ausbilden kann. Bild 7-8 zeigt beispielhaft die Momentaufnahme eines
Wirbels im Saugmund eines Radialrads, dessen Zentrum in diesem Augenblick aus der Mitte
nach rechts versetzt ist. Ein solches Phänomen lässt sich nur dann berechnen, wenn das Re-
chengebiet das komplette Rad umfasst.

Bild 7-8
Radialventilator ohne Gehäuse:
Momentaufnahme der Strom-
linien in einem Schnitt nahe der
Laufradbodenscheibe; SAS3;
aus [7]

Symmetrie: Liegt in einem Rechengebiet eine geometrische Symmetrieebene vor, kann man
nur eine Hälfte des durchströmten Gebietes berechnen und so den Rechenaufwand reduzieren.
Dazu wird die Symmetrieebene durch eine Wand ersetzt, an der keine Reibung herrscht und

3
Bei der DES-SST-Methode können unphysikalische Ablösungen bei einer Gitterverfeinerung nicht
gänzlich ausgeschlossen werden. MENTER und EGOROV [8] haben aus diesem Grunde eine URANS-
Methode entwickelt, die ebenfalls ein LES-ähnliches Verhalten in einer abgelösten Strömung aufweist. In
dieser Methode, die als Scale-Adaptive Simulation (SAS) bezeichnet wird, passt sich das Turbulenzmo-
dell dynamisch, ohne Informationen über die Beschaffenheit des numerischen Gitters, automatisch dem
direkt berechneten Stromfeld an.
7.1 Numerische Stromfeldsimulation 145

die damit wirkungslos ist. Damit wird allerdings auch hier wieder die Ausbildung einer asym-
metrischen Strömung willentlich verhindert.
Auslass: Am Auslass sollten sich als Ergebnis der Simulation Druck- und Geschwindigkeits-
profile frei einstellen können. Hierzu wird z. B. der Druck an einem Gitterpunkt als Referenz-
druck vorgegeben, das berechnete Druckfeld ist dann immer auf diesen Referenzdruck bezo-
gen. (Bei inkompressibler Strömung ist das Ergebnis vom absoluten Druckniveau unabhängig.)
Auch andere Randbedingungen sind möglich. Bei LES-Verfahren müssen u. U. nichtreflektie-
rende Randbedingungen verwendet werden, damit an den Rändern keine unphysikalische
Wellenreflexion auftritt.
Anfangsbedingungen: Zu Beginn der Simulation werden an allen Gitterpunkten Startwerte
benötigt. Mitunter werden sie zu null gesetzt. Bei Betriebspunktvariationen ist es auch häufig
sinnvoll und zeitsparend, die Stromfelddaten eines benachbarten Betriebspunkts als Startwerte
zu verwenden. Bei instationärer Simulation müssen die Startbedingungen eine Lösung des
Gleichungssystems darstellen. Manchmal schaltet man einer LES eine RANS vor, um Start-
werte zu erhalten. Ist keine Lösung bekannt, verwendet man wieder null.

5
5

3
3
6

6
1 3
4
5 7

5
5
1 : Einlass
2 : Auslass
3 : Wand im rotierenden System
1 4 : Wand im ruhenden System
6 5 : periodisch
6 : symmetrisch
7 : Frozen-Rotor

Bild 7-9 Randbedingungen für eine RANS-Simulation der Strömung im Schaufelkanal eines freilaufen-
den Radialrades; 1 Einlass, 2 Auslass, 3 Wand im rotierenden System, 4 Wand im ruhenden System,
5 Periodisch, 6 Symmetrisch, 7 Frozen-Rotor; aus BASILE [9]

7.1.5 Steuerparameter, Konvergenzverlauf und Abbruchkriterium


Kern jeden numerischen Verfahrens ist die Approximation der Grundgleichungen, die als nicht-
lineare partielle Differentialgleichungen nicht geschlossen lösbar sind. Diskretisierungsansätze
146 7 Numerische und experimentelle Methoden

wie finite Differenzen, finite Volumina oder finite Elemente liefern ein System von algebrai-
schen Gleichungen, dessen Größe u.a. von der Gitterelementeanzahl abhängig ist. Die Lösung
des algebraischen Gleichungssystems erfolgt mit iterativen numerischen Methoden. Der Nut-
zer von CFD-Programmen kann die numerische Methode mit ihrem jeweils eigenen Diskreti-
sierungsfehler wählen. Beispielsweise haben Verfahren mit Diskretisierungsfehler erster Ord-
nung ein gutes iteratives Konvergenzverhalten, sind aber i. Allg. zu ungenau. Zudem ist der
Einfluss der Gitterfeinheit größer als bei Verfahren zweiter Ordnung. Treten Konvergenz-
schwierigkeiten auf, kann man aber z. B. die Rechnung mit einem Verfahren erster Ordnung
starten und die konvergierte Lösung als Startwerte für ein Verfahren zweiter Ordnung benut-
zen. Jedes Programm verfügt zudem über weitere numerische Parameter, mit denen Genauig-
keit und Konvergenzverhalten optimiert werden können, z. B. Dämpfungs- oder Relaxations-
faktoren und Zeitschrittweite. Diese Parameter können aber das Ergebnis beeinflussen.
Der Konvergenzverlauf wird durch den Verlauf sog. Residuen in Abhängigkeit der Iterations-
schritte beurteilt. Residuen sind ein Maß für die zwischen zwei Iterationen eingetretene Ände-
rung der Strömungsgrößen im Rechengebiet. Man unterscheidet u. a. zwischen dem maxima-
len Residuum im gesamten Rechengebiet und der L2-Norm des Residuums (einem quadrati-
schen Mittelwert der Residuen an allen Gitterpunkten, OERTEL und LAURIEN [10]). Das
maximale Residuum gibt Aufschluss über lokale Konvergenzprobleme, das L2-Residuum eher
über globale. Theoretisches Ziel der Iteration ist es, das Residuum zu null zu bringen. Prak-
tisch wird für den Abbruch der Iteration festgelegt, dass das Residuum eine festgelegte Anzahl
von Größenordnungen abgenommen haben muss.

7.1.6 Postprocessing
Jedes CFD-Verfahren liefert zunächst zahlenmäßig die berechneten Stromfeldgrößen an jedem
Gitterelement – bei instationären Verfahren für jeden Zeitschritt. Aus diesen Daten müssen alle
gewünschten Größen ermittelt werden. Beispielsweise lassen sich aus einer Rechnung mit
einem stationären Endzustand (RANS) ermitteln:
• Umfänglich gemittelte Strömungsgeschwindigkeiten und Strömungswinkel an jedem
Schaufelschnitt, insbesondere am Schaufelein- und -austritt; diese Größen können gut mit
der Kinematik, die im Entwurfsverfahren zugrunde gelegt wurde, verglichen werden.
• Integrale4 Größen wie Volumenstrom und Druckerhöhung; interessant ist auch die Berech-
nung des Wellendrehmoments durch Integration des statischen Drucks und der Schubspan-
nung auf allen benetzten Oberflächen, woraus sich einfach die Wellenleistung und letztlich
der innere Wirkungsgrad ergeben; liegen Rechnungen nicht nur für den Entwurfspunkt,
sondern für mehrere Betriebspunkte vor, können die Kennlinien des Ventilators gezeichnet
werden.
• Visualisierte Geschwindigkeitsfelder in ausgezeichneten Ebenen (Meridianebenen, koaxia-
len Zylinderflächen), Wandstromlinien.
Die Datenmenge bei instationären Rechnungen (URANS, LES) kann sehr groß werden. Neben
der räumlichen ist hier u.U. auch eine zeitliche Mittelung (z.B in Form von quadratischen
Mittelwerten der Schwankungsgrößen) erforderlich. Der Frequenzgehalt an einem Beobach-
tungspunkt im Feld (monitoring point) lässt sich z. B. mit einer einfachen Spektralanalyse via

4
Zur Problematik der Mittelung inhomogener Strömungsfelder siehe Kapitel 1.
7.1 Numerische Stromfeldsimulation 147

Fast Fourier Transformation (FFT) bestimmen5. Prinzipiell lassen sich alle Methoden der digi-
talen Signalverarbeitung anwenden. Instationäre Stromfeldgrößen können in Form von Mo-
mentaufnahmen oder mit Filmen visualisiert werden.

7.1.7 Validierung und Verifikation


Validierung: Eine Validierung muss eigentlich bei jeder mathematischen Modellbildung
durchgeführt werden, unabhängig davon, ob das Modell analytisch oder numerisch gelöst
wird. Es müssen Aussagen zum Modellfehler, d. h. dem Unterschied zwischen der tatsächli-
chen Strömung und der Lösung des mathematischen Modells gemacht werden. Eine Validie-
rung ist letztlich nur anhand von Experimenten möglich. Bei der Anwendung von CFD-
Methoden im Ventilatorenbereich können typische Fragestellungen sein:
• Sind die zugrunde liegenden Gleichungen passend ausgewählt worden (inkompressibel/
kompressibel, Turbulenzmodell, stationär/instationär, zeitliche Auflösung etc.)?
• Sind das Rechengebiet und die Rand- und Anfangsbedingungen adäquat? Siehe hierzu
auch die zuvor diskutierte Rotor/Stator-Problematik.
Verifikation: Ob die dem Modell zugrunde liegenden Gleichungen richtig gelöst wurden,
muss verifiziert werden. Hierbei kann man zwei Fehler unterscheiden:
• Diskretisierungsfehler, d. h. der Unterschied zwischen der exakten Lösung der Erhaltungs-
gleichungen und der exakten Lösung des algebraischen Gleichungssystems, das durch die
Diskretisierung entstanden ist.
• Konvergenzfehler, d. h. der Unterschied zwischen der abgebrochenen und der exakten
Lösung des algebraischen Gleichungssystems.
Ein wichtiges Kriterium zur Beurteilung des Diskretisierungsfehlers ist eine Analyse, inwie-
weit die Lösung gitterunabhängig ist. Allerdings sind manchmal schon die Rechnerkapazitäten
bei Verwendung eines vergleichsweise groben Gitters ausgeschöpft, so dass eine systematische
Verfeinerung nicht mehr möglich ist. In solchen Fällen muss kritisch hinterfragt werden, ob
zumindest alle Regeln (z. B. für eine gutes Gitter) erfüllt sind, die eine ausreichende Qualität
der Lösung erwarten lassen. Zur Einschätzung des Konvergenzfehlers ist die Frage zu beant-
worten, inwieweit die Konvergenzkriterien erfüllt sind. Fundierte Richtlinien zur Qualitätssi-
cherung bei der Anwendung von CFD-Methoden sind in [11, 12] zu finden.

7.1.8 Beispiel: Axialventilator


Zur Illustration werden einige Ergebnisse einer standardmäßigen RANS-Simulation bei der
Entwicklung des Rotors eines Axialventilators mit „gesichelten“ Schaufeln gezeigt. Die Geo-
metriedaten, die aus einem der zuvor beschriebenen analytischen Entwurfsverfahren stammen,
werden mit Hilfe eines CAD-Programms an die Software zur Gittererzeugung übergeben. Dort
wird das Rechengebiet festgelegt und das Gitter erstellt, Bild 7-10. Dann werden die Randbe-
dingungen gesetzt. Mit der Einlassrandbedingung wird hier auch der Betriebspunkt des Venti-
lators, d. h. der Volumenstrom, festgelegt, für den die Simulation ausgeführt wird. Schließlich
werden die restlichen Steuerparameter gesetzt und die Simulation gestartet. Wenn das gesetzte

5
Dabei ist zu beachten, dass bei der Fast Fourier Transformation (FFT) die Frequenzauflösung und die
Frequenzgrenzen durch die Zeitschrittweite und die Länge des Zeitintervalls, in dem Daten vorliegen,
bestimmt werden.
148 7 Numerische und experimentelle Methoden

Konvergenzkriterium erfüllt ist, wird die Iteration abgebrochen. Jetzt werden die Stromfeld-
daten ausgewertet. Bild 7-11 zeigt beispielhaft die Stromlinien auf der Druck- und Saugseite
einer Schaufel sowie auf der Schaufelspitze im Kopfspaltbereich und teilweise im Nabenbe-
reich. Auch Vektordarstellungen der Geschwindigkeitsfelder in meridionalen und koaxialen
Ebenen sind oft aufschlussreich. Dann können Verteilungen ausgewählter Stromfeldgrößen
dargestellt werden. So sind in Bild 7-12 die RANS-berechneten umfangsgemittelten Meridian-
und Umfangsgeschwindigkeiten hinter dem Axialrad von der Nabe bis zum Gehäuse darge-
stellt. Im Vergleich erkennt man sehr schön die charakteristischen Unterschiede zwischen dem
analyti-

Bild 7-10 Laufrad und Rechengebiet (Radsegment) mit ausgewählten Gitterlinien auf Begrenzungsflä-
chen (Da = 0,3 m, Di = 0,168 m)

Bild 7-11 RANS-berechnete Stromlinien; links: Schaufelsaugseite, rechts: Schaufeldruckseite; man


beachte auch die Stromlinien auf der Schaufelspitze (d. h. im Kopfspaltbereich); Betriebspunkt = Ent-
wurfspunkt, n = 3000 1/min, ρ = 1,2 kg/m3
7.1 Numerische Stromfeldsimulation 149

schen Entwurfsverfahren und der numerischen Simulation: Im Entwurfsverfahren wurden die


naben- und kopfspaltnahen Sekundärströmungen nicht bzw. nur pauschal berücksichtigt, daher
sind die Geschwindigkeitsverläufe von Nabe bis zum Gehäuse sehr glatt. Die CFD zeigt da-
gegen realitätsnah den lokalen Einfluss von Nabe und Kopfspalt. Sekundärströmungen (Wir-
bel) im Naben- und Kopfspaltbereich haben sich bereits im CFD-Stromlinienbild 7-11 ange-
deutet. In Bild 7-13 sind schließlich die Druck- und Wirkungsgradkennlinie des freiausblasen-
den Ventilators dargestellt. Der Vergleich mit Prüfstandsmessungen validiert hier letztlich die
Simulationsergebnisse und erlaubt so, sie für den Ventilatorentwurf dieses Beispiels als
brauchbar einzustufen.

20 20

15 15
cm2 [m/s]

cu2 [m/s]
10 10

5 CFD 5
Entwurf
9_17
9_16

0 0
0 0.2 0.4 0.6 0.8 1 0 0.2 0.4 0.6 0.8 1
r − ri r − ri
[-] [-]
ra − ri ra − ri

Bild 7-12 Umfangsgemittelte radiale Verteilung der Meridian- und Umfangsgeschwindigkeit hinter dem
Axialrad des Bilds 7-10 im Entwurfspunkt: Vergleich der Daten aus einer RANS-Simulation und dem
Entwurf mit radiusabhängiger Schaufelarbeit

500 100
Entwurfspunkt
400 CFD 80
Messung
ηfa [%]
Δpfa [Pa]

300 60

200 40

100 20
9_20 9_21
0 0
0.4 0.6 0.8 1 0.4 0.6 0.8 1

V [m3/s] V [m3/s]

Bild 7-13 Validierung: Gemessene und RANS-berechnete Druck- und Wirkungsgradkennlinie


150 7 Numerische und experimentelle Methoden

7.2 Experimentelle Methoden

7.2.1 Messung integraler aerodynamischer Größen – Ventilatorprüfstände


Das Betriebsverhalten von Ventilatoren wird von den saugseitigen Zuström- und Anschlussbe-
dingungen beeinflusst. Ventilatorprüfstände sollen eine drallfreie und gleichförmige Zu-
strömung zum Ventilator und damit reproduzierbare Messergebnisse (insbesondere der Kenn-
linien) gewährleisten. Gebräuchlich sind Rohrprüfstände, die sowohl an der Saug- als auch an
der Druckseite des Ventilators angeschlossen werden (saug- bzw. druckseitige Rohrprüfstän-
de) sowie saug- und seltener druckseitige Kammerprüfstände. Drei Beispiele sind in Bild 7-14
zu sehen.
Ein saugseitiger Kammer- und Rohrprüfstand besteht aus
• einer Volumenstrommesseinrichtung (Einlaufdüse oder Blendenmessstrecke) mit einer
störungsfreien Ansaugzone,
• einer Regeleinrichtung (Drossel mit optionalem regelbarem Hilfsventilator zur Kompensa-
tion der Prüfstandsdruckverluste),
• einer Kammer mit Bremssieben und Druckabnahme bzw. einer rohrförmigen Messstrecke
mit Druckabnahme und Gleichrichter,
• dem eigentlichen Prüfventilator.
Durch diese Anordnung wird sichergestellt, dass auf der Saugseite des Ventilators eine gleich-
förmige Zuströmung wie beim Ansaugen aus dem freien Raum vorliegt und dass an der
Druckmessstelle in der Kammer/im Rohr die Strömung drallfrei und achsparallel ist.
Ein druckseitiger Rohrprüfstand besteht aus
• einer störungsfreien Ansaugzone,
• dem eigentlichen Prüfventilator,
• der rohrförmigen Messstrecke mit Druckabnahme und Gleichrichter,
• einer Volumenstrommesseinrichtung (Blendenmessstrecke),
• einer Regeleinrichtung (Drossel mit optionalem regelbarem Hilfsventilator zur Kompensa-
tion der Prüfstandsdruckverluste).
Zur Ausführung solcher Prüfstände als Normprüfstände sind Abmessungen und konstruktive
Details der Bauelemente in den Normen der Liste im Anhang 9.5 festgelegt.
Die Bestimmung der Druckerhöhung des Ventilators aus gemessenen statischen Druckdiffe-
renzen hängt vom Prüfstand ab. Dabei hat man sorgfältig zu unterscheiden, ob man auf die
Druckerhöhung des freiausblasenden Ventilators („freiausblasende“ Druckerhöhung) oder die
Totaldruckerhöhung abzielt.
Druckerhöhungen im saugseitigen Kammerprüfstand: Wenn der Kammerdurchmesser
groß ist, ist die Strömungsgeschwindigkeit in der Kammer vernachlässigbar klein. Dann ent-
spricht die Druckerhöhung des freiausblasenden Ventilators unmittelbar der gemessenen Dif-
ferenz der statische Drücke zwischen Kammer und Umgebung:
ρ 2
Δp fa = ΔpKammer − c Kammer ≈ ΔpKammer (7.5)
2
7.2 Experimentelle Methoden 151

Oft wird die Totaldruckerhöhung rechnerisch aus


ρ
Δpt = Δp fa + cm 22 (7.6)
2
mit der Ausblasgeschwindigkeit
V
cm 2 = (7.7)
A2
durch die Ventilatoraustrittsfläche A2 ermittelt6.
Druckerhöhungen im saugseitigen Rohrprüfstand: Die Druckerhöhung des freiausblasen-
den Ventilators ist
ρ 2
Δp fa = ΔpRohr − c Rohr . (7.8)
2
Im Gegensatz zum Kammerprüfstand ist der dynamische Druck der Strömungsgeschwindigkeit
im Rohr auf keinen Fall zu vernachlässigen. Genauere Ergebnisse würden noch die Berück-
sichtigung des Druckverlusts eines evtl. vorhandenen Gleichrichters zwischen Prüfventilator
und Druckmessstelle erfordern. Die Totaldruckerhöhung wird wie zuvor rechnerisch aus
ρ
Δpt = Δp fa + cm 22
2
ermittelt6.
Druckerhöhungen im druckseitigen Rohrprüfstand: Die Druckerhöhung des freiausbla-
senden Ventilators ist
Δp fa = ΔpRohr , (7.9)

die Totaldruckerhöhung
ρ
Δpt = Δp fa + cm 22 .
2
Druckseitige Rohrprüfstände können zur Messung von Kennlinien nur dann verwendet wer-
den, wenn die Abströmung vom Ventilator nahezu drallfrei ist, denn nur dann ist die Vertei-
lung des statischen Drucks in der Ebene der Druckentnahme gleichförmig. Bei Axialventilato-
ren z. B. ist dies nur mit Leitrad und auch nur im Bereich des Entwurfsbetriebspunkt der Fall.

6
Diese Vorgehensweise ist pragmatisch, steht aber in zweierlei Hinsicht im Widerspruch zur Analyse in
Abschnitt 1.5:
- Üblicherweise wird die gemittelte kinetische Energie aus dem volumetrischen Mittel der Abströmge-
schwindigkeit gebildet, nicht – wie im energetischen Sinn konsistenter – als massenstromgemittelte ki-
netische Energie gemäß Gl. (1.50). Bei nicht zu ungleichförmigen Geschwindigkeitsprofilen ist der
Unterschied allerdings gering.
- Mit dieser Vorgehensweise bleibt beispielsweise bei einem Axialventilator ohne Nachleitrad, also mit
Drall in der Abströmung, die cu2-Komponente unberücksichtigt, so dass die daraus folgende Pseudo-
Totaldruckerhöhung nicht mit der Entwurfstotaldruckerhöhung verglichen werden darf. Der Unter-
schied kann beträchtlich sein.
152 7 Numerische und experimentelle Methoden

Damit bleibt eine Leistungsmessung mit diesem Prüfstand in den weitaus meisten Fällen nur
auf einen Teilbereich der Kennlinie beschränkt.

Bild 7-14 Ventilatorprüfstände zur Messung der aerodynamischen Kennlinie (schematisch);


oben: Saugseitiger Kammerprüfstand, Mitte: Saugseitiger Rohrprüfstand, unten: Druckseitiger Rohr-
prüfstand; 1 Störungsfreie Ansaugzone, 2 Volumenstrommesseinrichtung (Einlaufdüse oder Blenden-
messstrecke), 3 Gleichrichter, 4 Optionaler regelbarer Hilfsventilator, 5 Drossel, 6 Kammer mit Brems-
sieben bzw. Rohr und Druckabnahme, 7 Prüfventilator, 8 Störungsfreie Ausblaszone; Abmessungen für
eine Ausführung als Normprüfstand in den einschlägigen Normen (siehe Anhang 9.5)
7.2 Experimentelle Methoden 153

7.2.2 Messung von Stromfeldgrößen


Bei der Entwicklung von Ventilatoren ist es gelegentlich erforderlich, Stromfeldgrößen wie
Druck und Strömungsgeschwindigkeit unmittelbar zu messen. Prinzipiell unterscheidet man
punktuelle und planare Messverfahren. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist die zeitliche
Auflösung. Messungen in der Strömung können intrusiv oder nicht-intrusiv sein. Nicht-
intrusive Geschwindigkeitsmessungen basieren vor allem auf laseroptischen Verfahren (Laser-
Doppler-Anemometrie (LDA), Particle Image Velocimetry (PIV) etc.); der Strömung müssen
dazu in der Regel allerdings Partikel zugemischt werden. In diesem Abschnitt werden nur
einfache und gängige Methoden erwähnt. Laseroptische Verfahren werden nicht behandelt,
dazu sei auf die Spezialliteratur verwiesen.
Hydraulische Sonden: Klassische hydraulische Sonden liefern punktuelle Werte. Bild 7-15
zeigt schematisch Sonden zur Ermittlung des Totaldrucks, des statischen Drucks und der ein-
dimensionale Strömungsgeschwindigkeit in einem freien Stromfeld. Alle Größen werden auf
die Messung eines oder zweier statischer Drücke zurückgeführt. Hydraulische Sonden sind
intrusiv und dürfen nicht in unmittelbarer Wandnähe eingesetzt werden.

a) b) c)

Total-
statischer druck

Bild 7-15 Hydraulische Sonden: a) Totaldrucksonde (Pitotrohr), b) Statische Drucksonde, c) Prandtlrohr


zur Ermittlung der Strömungsgeschwindigkeit

Die Kopfbohrung einer Totaldrucksonde zeigt entgegen der Strömungsrichtung (Bild 7-15 a).
In der Bohrung wird die Strömungsgeschwindigkeit des ankommenden Fluids auf null verzö-
gert. Daher entspricht der gemessene statische Druck dem Totaldruck. Wenn man mit einer
stehenden Sonde unmittelbar hinter einem rotierenden Laufrad misst, dann variiert die Rich-
tung der Strömungsgeschwindigkeit mit der momentanen Position des vorbeilaufenden Schau-
felkanals beträchtlich. Bild 7-16 zeigt verschiedene Kopfformen und deren Einfluss auf die
Empfindlichkeit bei Schräganströmung. Erwartet man eine Schräganströmung der Sonde, muss
daher eine möglichst richtungsunempfindliche Sonde wie z. B. die Kielsonde gewählt werden.
Bild 7-17 zeigt zwei Varianten des Prandtlrohrs. Der Totaldruck wird wie bei der Totaldruck-
sonde gemessen. Der statische Druck in der Strömung wird an seitlichen Bohrungen abge-
nommen. Die Differenz beider Drücke entspricht dem dynamischen Druck, aus dem sich bei
Kenntnis der Luftdichte die Strömungsgeschwindigkeit errechnen lässt.
Zur Messung der Strömungsrichtung verwendet man Mehrlochsonden, Bild 7-18. Die Sonde
wird so lange im Stromfeld verdreht, bis die statischen Drücke an gegenüberliegenden Boh-
rungen gleich sind. Alternativ kann auch ohne Verdrehung über Kalibrierkurven auf die Strö-
mungsrichtung geschlossen werden. Für eine dreidimensionale Richtungserfassung sind Son-
den mit zwei Bohrungspaaren erforderlich. Bei Bedarf kann in der Sondenmitte noch eine
154 7 Numerische und experimentelle Methoden

Totaldruckbohrung angebracht werden, so dass sich dann die dargestellte Fünflochsonde er-
gibt.
Oft schließt man den eigentlichen Druckaufnehmer an hydraulische Sonden über Kunststoff-
schläuche an. Das gesamte System weist dann ein Übertragungsverhalten auf, dass nur statio-
näre oder sehr niederfrequente Signale unverfälscht erfassen kann, CAROLUS [15]. Zur Erhö-
hung der Dynamik können Miniaturdrucksensoren direkt in die Sonde integriert werden (Bild
7-16 unten).

d δ

0,3D +/-12°

0,188D • +/-27,5° Bild 7-16


Totaldrucksonde (Pitotrohr):
Kopfform und zulässiger
Anströmwinkelbereich δ für
eine maximale Abweichung
(Kiel- von 1% des Totaldrucks bei
+/-60°
sonde) niedriger Machzahl; nach
WUEST [13] und BEILER
[14]

Variante 1 Variante 2
(AVA) (ASME)
a 20D 25D
b 5D 8D
d 0,3D 0,5D
r 5D 3D
nst 4 8

Bild 7-17 Prandtlrohr, siehe WUEST [13]

Bild 7-18
Fünflochsonden: links: Halb-
kugel-, rechts: Kugelsonde,
D
9_03 nach WUEST [13]
7.2 Experimentelle Methoden 155

Hitzdrahtanemometrie: Bild 7-19 zeigt ein Constant Temperature Anemometer (CTA). Ent-
scheidendes Element ist ein feiner Draht7. Das mit der Geschwindigkeit c strömende Fluid
kühlt den aufgeheizten Hitzdraht ab; die Brückenspannung UB wird so nachgeregelt, dass die
Temperatur des Drahtes konstant bleibt. UB ist ein direktes Maß für die Strömungsgeschwin-
digkeit. Mit der Eindrahtsonde kann nur die Geschwindigkeitskomponente senkrecht auf den
Draht korrekt gemessen werden. Ordnet man zwei oder drei Drähte räumlich in unterschiedli-
chen Positionen auf dem Sondenkopf an, lassen sich auch zwei- oder dreidimensionale Strom-
felder vermessen, Bild 7-20. Die Auswertung der Sondensignale von Mehrdrahtsonden ist
allerdings aufwändig, LEKAKIS et al. [17].
Abhängig von den Drahtabmessungen und anderen Parametern können mit der Hitzdrahtane-
mometrie ohne weiteres auch vergleichsweise hochfrequente Geschwindigkeitsschwankungen
erfasst werden. Dies macht sie im Hinblick auf alle instationären (z. B. turbulenten) und schall-
relevanten Strömungsphänomene interessant.
Hitzdrahtsonden müssen immer kalibriert werden, insbesondere auch nach einer Reparatur,
wenn ein gebrochener Draht ersetzt wurde.

Bild 7-19 Eindrahthitzdrahtsonde und Messbrücke (CTA = Constant Temperature Anemometer), nach
[16]

Bild 7-20
9_38 Kopf einer Tripelhitzdrahtsonde

Drucksensoren: Der statische Druck in der Strömung kann mit den seitlichen Bohrungen
eines Prandtlrohrs erfasst werden. Die statische Druckverteilung auf feststehenden Wänden
(z. B. entlang eines Spiralgehäuses) ist durch wandbündige Druckbohrungen zu messen. Pro-

7
Typisch: Wolframdraht mit einer Stärke von 2,5 μm und einer Länge von 1 mm; auch ein mit Platin
beschichtetes Quartzsubstrat (Heißfilm).
156 7 Numerische und experimentelle Methoden

blematischer ist die Messung der Druckverteilung auf rotierenden Schaufeloberflächen Hierzu
können z. B. Miniaturdruckaufnehmer auf piezoresistiver Basis appliziert werden. Zunehmend
werden auch Miniaturmikrophone als Wechseldrucksensoren verwendet [7, 18].

7.2.3 Akustische Messverfahren


Nach der alten DIN 45635 T38 [19] sind bei Ventilatoren Schallleistungspegel nach Tab. 7-1
zu unterscheiden. Abhängig davon, welche Schallleistung ermittelt werden muss, kommt das
Hallraum-, Hüllflächen- und/oder Kanalverfahren zum Einsatz. Hier sollen nur die wichtigsten
Merkmale dieser Messverfahren erläutert werden, genauere Angaben zu den Verfahren sind in
den einschlägigen Normen (siehe Anhang 9.5) zu finden.

Tab. 7-1 Definitionen verschiedener Schallleistungspegel bei Ventilatoren (DIN 45635 T38 [19])

Bezeichnung Maß für die Schallleistung, die abgestrahlt


wird über ...
Ventilator-Gesamtschallleistungspegel LW1 ... die Ansaug- und Ausblasöffnungen und
Gehäuse in die freie Umgebung
Gehäuse-Schallleistungspegel LW2 ... das Gehäuse in die Umgebung
Ansaug- oder Ausblas- ... die Ansaug- bzw. Ausblasöffnungen in
Kanalschallleistungspegel LW3 bzw. LW4 angeschlossene Kanäle
Freiansaug- oder Freiausblas- ... die Ansaug- bzw. Ausblasöffnungen in
Schallleistungspegel LW5 bzw. LW6 die freie Umgebung
Gehäuse- und Freiansaug- oder Gehäuse- ... das Gehäuse und die Ansaug- bzw. Aus-
und Freiausblas-Schallleistungspegel LW7 blasöffnungen in die freie Umgebung
bzw. LW8

Hallraumverfahren: Die Schallquelle steht in einen Hallraum. Die Wände eines Hallraums
sind reflektierend und fallweise nicht parallel, um das Schallfeld diffus zu halten. Der Schall-
druck wird mit Mikrofonen an mehreren Raumpunkten gemessen und der räumliche Mittel-
wert gebildet. Daraus wird die Schallleistung berechnet. Dabei geht entscheidend die äquiva-
lente Schallabsorptionsfläche des Messraumes ein. Sie wird einmalig über die Nachhallzeit im
Raum ermittelt. Details der notwendigen Raumeigenschaften sind genormt (Anhang 9.5).
Bei der alternativen Vergleichsmethode wird die Schallleistung der Schallquelle über eine
Vergleichsmessung mit einer kalibrierten Vergleichsschallquelle ermittelt. Die Kenntnis der
äquivalenten Schallabsorptionsfläche ist dann nicht nötig.
Mit dem Hallraumverfahren lassen sich bis auf LW3 und LW4 alle ventilatorenrelevanten Pegel
ermitteln. Es ist relativ einfach, die Anzahl der Messpunkte ist vergleichsweise gering. Die
Messung von Tönen kann problematisch sein, die Schallrichtcharakteristik des Ventilators
lässt sich prinzipiell nicht ermitteln.
7.2 Experimentelle Methoden 157

Hüllflächenverfahren: Die Schallquelle steht in einem reflexionsarmen Messraum8. Abhän-


gig von der Geometrie der Schallquelle wird eine hypothetische Maschinenoberfläche festge-
legt – in Bild 7-21 z. B. in Form des Bezugsquaders vor dem Ansaugstutzen des Ventilators.
Dann wird die eigentliche Messfläche festgelegt – im Beispiel des Bildes 7-21 so, dass sie den
Bezugsquader in einem definierten Abstand umhüllt und am Boden des Messraums, also an
der schallharten Begrenzungsfläche, endet. Auf dieser Messfläche wird dann der Schalldruck
an vielen Punkten gemessen und räumlich zu L p gemittelt. Mit dem sog. Messflächenmaß

10 lg ( AHüll A0 )
(AHüll ist der Flächeninhalt der gesamten Messfläche, A0 = 1 m2 eine Bezugsfläche) ergibt sich
die Schallleistung schließlich zu
§A ·
LW = L p + 10 lg ¨ Hüll ¸ dB. (7.10)
A
© 0 ¹
Angaben zur Geometrie des Bezugsquaders und der Messfläche, der Position und Anzahl der
Mikrofone sowie Korrekturen zur Berücksichtigung eines eventuellen Fremdgeräuschs und
einer imperfekten Messumgebung sind genormt (Anhang 9.5)9 .
Mit dem Hüllflächenverfahren lassen sich bis auf LW3 und LW4 alle ventilatorenrelevanten Pegel
ermitteln. Die Anzahl der erforderlichen Mikrofonmesspunkte ist vergleichsweise hoch. Dafür
gibt es keinerlei Einschränkungen bei der Messung von Tönen, die Ermittlung der Richtcha-
rakteristik ist immer möglich.
Bei Optimierungsaufgaben wird für Vergleichszwecke der Einfachheit halber gelegentlich nur
der Schalldruck an einem einzigen festen Raumpunkt gemessen. Findet eine solche Messung
in einem akustischen Halbraum statt, kann sich die Reflexionseigenschaft der schallharten
Begrenzung im Spektrum des Schalldrucksignals bemerkbar machen. Als Beispiel wird das
Drucksignal am Mikrofon X in Bild 7-21 untersucht. Um die Reflexion durch den schallharten
Boden rechnerisch zu erfassen, kann man einfach das Schallfeld der Originalquelle mit dem
ihrer Spiegelschallquelle überlagern. Setzt man voraus, dass die Ventilatorsaugöffnung wie
eine kugelförmig strahlende Punktquelle10 in den Raum abstrahlt, dann ergibt sich ein fre-
quenzabhängiger Bodeneinfluss
§ r − ik R − r ·
2

ΔLp = Lp ,Halbraum − Lp ,Vollraum = 10 lg ¨ 1 + e ( ) ¸ dB, (7.11)


¨ R ¸
© ¹
CAROLUS [20]. Die Frequenz steckt in der Wellenzahl k = 2πf/c0. Gl. (7.11) ist für die Zah-
lenwerte h = 1,35 m, r = 1,3 m, d. h. R = 3 m in Bild 7-22 ausgewertet. Bemerkenswert ist,

8
Man unterscheidet reflexionsarme Voll- und Halbräume. Im Gegensatz zum Vollraum besitzt ein Halb-
raum eine schallharte (d. h. akustisch reflektierende) Begrenzung, z. B. den Boden.
9
Entspricht die Messumgebung nicht der eines Normmessraums, z. B. bei in-situ-Messungen in einer
Halle, dann kann alternativ die Schallleistung aus einer Schallintensitätsmessung (siehe Normen im
Anhang 9.5) auf einer Hüllfläche um den Ventilator bestimmt werden. Mit einer Schallintensitätssonde
erhält man gleichzeitig punktuell Schallschnelle und Schalldruck, so dass man den Vektor des Energie-
flusses erhält. Letztlich werden damit (stationäre) Hintergrundgeräusche und Reflexionen „herausrechen-
bar“.
10
Siehe Anhang 9.4.
158 7 Numerische und experimentelle Methoden

dass in diesem Beispiel der Schalldruckpegel am Mikrofon X im Vergleich zu einer Messung


im Vollraum frequenzabhängig um bis zu 3 dB verstärkt oder 5 dB gemindert wird. Bei der
zuvor beschriebenen Bestimmung der spektralen Schallleistung spielt der Bodeneinfluss natür-
lich keine Rolle, da hierbei Mikrofonsignale von vielen unterschiedlichen Positionen auf der
Messfläche gemittelt werden.

Bild 7-21 Zum Hüllflächenverfahren; die Maße r und R werden für die Diskussion des Bodeneinflusses
auf den Schalldruck am Mikrofon X benötigt

Kanalverfahren: Bild 7-23 zeigt schematisch einen doppelseitigen Kanalprüfstand zur gleich-
zeitigen Messung des Ansaug- und Ausblaskanalschallleistungspegels LW3 bzw. LW4. Durch die
reflexionsarmen Kanalabschlüsse erreicht man eine nahezu frequenzunabhängige akustische
Impedanz, die einem unendlich langen Kanal entspricht. In einer festgelegten Querebene des
7.2 Experimentelle Methoden 159

5
ΔLp [dB]

Bild 7-22
Bodeneinfluss nach Gl. (7.11) auf
den gemessenen Schalldruckpegel;
-5 Beispiel für die Abmessungen h =
200 400 600 800 1000
1,35 m, r = 1,3 m in Bild 7-21
f [Hz] 9_43

Kanals wird der Schalldruck an mehreren Punkten gemessen und daraus der räumlich gemittel-
te Schalldruckpegel gebildet. Mit dem Messflächenmaß 10 lg ( AKanal A0 ) ergibt sich schließ-
lich die Schallleistung zu
§A ·
LW = L p + 10 lg ¨ Kanal ¸ dB. (7.12)
© A0 ¹

Für normgerechte Messergebnisse (siehe Anhang 9.5) sind noch umfangreiche Korrekturen
erforderlich. Eine besondere Herausforderung besteht darin, den Schalldruck in einer Strö-
mung zu messen. Zur Abschirmung des Mikrofons von turbulenzbedingtem Pseudoschall wird
oft eine Schlitzsonde (Friedrichsrohr) vor das eigentliche Messmikrofon gesetzt. Das Kanal-
verfahren ist relativ einfach, die Anzahl der Messpunkte ist gering. Allerdings ist die erreich-
bare Genauigkeit nicht so hoch wie bei den anderen Verfahren. Im Allgemeinen sollen Venti-
latoren beidseitig an reflexionsarme Kanäle angeschlossen werden. In vielen Fällen ist dies
aber nicht möglich, weil Vorbauten einen saugseitigen Kanal nicht zulassen.

Bild 7-23 Kanalprüfstand (schematisch) zur gleichzeitigen Messung des Ansaug- und Ausblaskanal-
schallleistungspegels LW3 bzw. LW4 und der aerodynamischen Kennlinie; 1 Störungsfreie Ansaugzone, 2
Volumenstrommesseinrichtung, 3 Reflexionsarmer Rohrabschluss, 4 Messebene Schalldruck, 5 Druck-
abnahme, 6 Prüfventilator, 7 Verstelldrossel, 8 Gleichrichter; Abmessungen für eine Ausführung als
Normprüfstand in den einschlägigen Normen (siehe Anhang 9.5)
160 7 Numerische und experimentelle Methoden

Abschließend noch eine Bemerkung zur Abstrahlung von Schall durch Kanalöffnungen. Will
man aus der Schallleistung in einem Kanal auf die Schallleistung, die am Kanalende ins Freie
abgestrahlt wird, schließen, muss man die sog. Mündungsreflexion berücksichtigen. Besonders
bei tiefen Frequenzen wird ein großer Teil der Schallenergie an der Mündung reflektiert und
gelangt so nicht ins Freifeld. Nach der Richtlinie VDI 3731 [21]11 kann man die Pegelabsen-
kung durch Mündungsreflexion ΔLW = LW,Freifeld – LW,Kanal als Funktion der sog. Helmholtzzahl
DQuelle π fDQuelle
He = k = (7.13)
2 c0
mit der empirischen Gleichung
§ 2,3He2 ·
Δ LW = 10 lg ¨
¨ 1 + 2,3He2 ¸¸
dB (7.14)
© ¹
abschätzen, Bild 7-24. Dabei ist DQuelle der Durchmesser der abstrahlenden Mündung.

-5
ΔLW [dB]

-10

-15
Bild 7-24
Schallabstrahlung vom Kanal in das
-20 -1
Freifeld: Frequenzabhängige Ab-
10 10
0 1
10
2
10 senkung des Kanalschallleistungs-
pegels durch Mündungsreflexion
He [-] 9_44
(Gl. (7.14))

7.3 Literatur zu Kapitel 7


[1] Sagaut, P.: Large eddy simulation for incompressible flows. Springer-Verlag, Berlin-
Heidelberg, 2001
[2] Smagorinsky, J.: General circulation experiments with the primitive equations. Monthly
Weather Review, Vol. 91, pp. 99–164, 1963
[3] Menter, F. R.: Two-Equation Eddy-Viscosity Turbulence Models for Engineering Appli-
cations. AIAA Journal, Vol. 32(8), pp. 1598–1605, 1994

11
Dort ist die Mündungsreflexion an kreisförmigen oder quadratischen Querschnitten beschrieben; zur
Mündungsreflexion bei rechteckigen Querschnitten: siehe VDI-Richtlinie 2081 [30].
7.3 Literatur zu Kapitel 7 161

[4] Spalart, P. R., Jou, W. H., Strelets, M., Allmaras, S. R.: Comments on the feasibility of
LES for wings and on a hybrid RANS/LES approach. 1st AFOSR Int. Conf. On
DNS/LES Ruston LA, 1997. In: Advances in DNS/LES C. Lui und Z. Liu Eds., Greyden
Press, Columbus, OH
[5] Reese, H.: Anwendung von instationären numerischen Simulationsmethoden zur Berech-
nung aeroakustischer Schallquellen bei Ventilatoren. Fortschr.-Ber. VDI Reihe 7, Nr.
489, VDI Verlag, Düsseldorf, 2007
[6] Scheurer, G.: Numerische Lösung der Navier-Stokes-Gleichungen für Turbomaschinen.
Kurzlehrgang Strömungsmaschinen, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen, 19.–21.
Feb. 2007
[7] Wolfram, D., Carolus, Th.: Akustische Quellen bei gehäuselosen Radialventilatoren:
Analyse, Modelle, Minderung. Abschlussbericht Nr. F209 101 A des Instituts für Fluid-
und Thermodynamik an der Universität Siegen zu FLT-L213/AiF-14611 N/1, 2009
[8] Menter, F.R., Egorov, Y.: A scale-adaptive simulation model using two-equation models.
AIAA-2005-1095, 2005
[9] Basile, R.: Aerodynamische Untersuchungen von Zwischenschaufeln in Laufrädern spe-
zifisch langsamläufiger Radialventilatoren. Fortschr.-Ber. VDI Reihe 7 Nr. 424, VDI-
Verlag Düsseldorf, 2002
[10] Oertel, H. jr., Laurien, E.: Numerische Strömungsmechanik. Springer-Verlag 1995;
siehe auch: Laurien, E., Oertel, H. jr.: Numerische Strömungsmechanik. Vieweg + Teub-
ner, Wiesbaden, 2009
[11] Celik, I., Ghia, U., Roache, P. J., Freitas, C. J., Coleman, H., Raad, P. E.: Procedure for
estimation and reporting of uncertainty due to discretization in CFD applications. Trans-
actions of the ASME, Vol. 130, July 2008
[12] Casey, M., Wintergerste, T. (Hrsg.): ERCOFTAC SIG "Quality and Trust in Industrial
CFD": Best Practice Guidelines. ERCOFTAC, 2000
[13] Wuest, W.: Strömungsmesstechnik. Friedrich Vieweg + Sohn Verlag, Braunschweig,
1969
[14] Beiler, M.: Untersuchung der dreidimensionalen Strömung durch Axialventilatoren mit
gekrümmten Schaufeln. Fortschr.-Ber. VDI Reihe 7 Nr. 298, VDI-Verlag Düsseldorf,
1996
[15] Carolus, Th.: Kunststoffleitungen zwischen Druckmeßstelle und Druckaufnehmer als
Fehlerquelle bei der Messung instationärer Drucksignale. Forsch. Ingenieurw. Bd. 52
(1986) Nr. 6, pp. 191 – 197
[16] Nitsche, W., Brunn, A.: Strömungsmesstechnik. Springer-Verlag 2006
[17] Lekakis, I. C., Adrain, R. J., Jones, B. G.: Measurement of velocity vectors with orthogo-
nal and non-orthogonal triple-sensor probes. Experiments in Fluids, No. 7, 1989, pp.
228–240
[18] Carolus, T., Stremel, M.: Blade surface pressure fluctuations and acoustic radiation from
an axial fan rotor due to turbulent inflow. Acta Acustica united with ACUSTICA, Vol.
88(2002), pp. 472 – 482
[19] DIN 45635 T38: Geräuschmessung an Maschinen; Luftschallemission; Hüllflächen-,
Hallraum- und Kanal-Verfahren; Ventilatoren. Ausgabe April 1986
162 7 Numerische und experimentelle Methoden

[20] Carolus, Th.: The influence of a reflecting floor in a semi-anechoic room on sound pres-
sure. Interner Bericht Nr. B27 100 001 B des Instituts für Fluid- und Thermodynamik an
der Universität Siegen, 2007
[21] VDI-Richtlinie 3731: Emissionskennwerte technischer Schallquellen/Ventilatoren. Blatt
2. Nov. 1990
[22] VDI-Richtlinie 2081: Geräuschmessung und Lärmminderung in Raumlufttechnischen
Anlagen. Juli 2001

Weiterführende Literatur
Ferziger, J. H., Periü, M.: Computational Methods for Fluid Dynamics. Springer-Verlag, Ber-
lin-Heidelberg, 2002
8 Übungsaufgaben und Lösungswege

8.1 Radialventilatorrad
Für ein radiales Ventilatorrad (Bild 8-1) sollen rückwärts gekrümmte Kreisbogenschaufeln
ausgelegt werden. Der Entwurfsbetriebspunkt ist
V = 0,48 m3/s
Δpt = 1200 Pa. b2
Folgende Daten sind angenommen, geschätzt oder
gegeben:
r2
• Radaußendurchmesser D2 = 2r2 = 300 mm
• Ansaugdurchmesser D1 = 2r1 = 180 mm
• Radbreite Schaufeleintritt b1 = 84 mm r1
b1
• Radbreite Schaufelaustritt b2 = 70 mm
Bild 8-1
• Schaufeldicke s = 3 mm Radialrad
• Drehzahl n = 3000 1/min
• ηvol = 0,94
• ηSch = 0,83
• drallfreie Zuströmung zum Laufrad
• Luftdichte ρ = 1,2 kg/m3
Das Rad ist für den Einsatz in einem Spiralgehäuse vorzusehen.

Lösung
1. Schritt: Berechnung des Schaufelentwurfspunkts nach Abschnitt 1.2
V m3 Y Nm
VSch = = 0,511 und YSch = t = 1205
ηvol s ηSch kg

2. Schritt: Berechnung der Geschwindigkeitsdreiecke nach Abschnitt 1.3.1


• Eintrittsdreieck und Schaufeleintrittswinkel
u1 = 28,3 m/s , cm1 = 10,8 m/s , cu1 = 0 m/s (wegen drallfreier Zuströmung) und der Strö-
mungswinkel β1 = 20, 8 °

• Austrittsdreieck
u2 = 47,1 m/s , cm 2 = 7, 7 m/s , mit der EULER’schen Gleichung cu 2 = YSch u2 = 25, 6
m/s, Strömungswinkel am Radaustritt β 2 = 19,8°

T. Carolus, Ventilatoren, DOI 10.1007/978-3-8348-2472-1_8,


© Vieweg+Teubner Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden 2013
164 8 Übungsaufgaben und Lösungswege

3. Schritt: Schätzung der Schaufelzahl


Geschätzt wird vorläufig eine Schaufelzahl z = 10.
4. Schritt: Iterative Berechnung des Schaufelaustrittswinkels ohne Berücksichtigung der
Versperrung durch die endlich dicke Schaufel
Wegen D1 / D2 > 0,5 und des geplanten Einsatzes des Rades in einem Spiralgehäuse wird der
Minderleistungsansatz Gl. (2.5) mit Gl. (2.8) verwendet. Mit dem Startwert β 2∞ = β 2 = 19,8°
verläuft die Iteration nach Tab. 8-1. Damit beträgt der Schaufelaustrittswinkel ohne Versper-
rung β S 2,oV = β 2 ∞ = 30, 5 ° .

Tab. 8-1 Iteration zur Berechnung des Schaufelaustrittswinkels ohne Versperrung

β 2∞ ψ′ = μ= YSch∞ = cu 2∞ = β 2∞ =
−1
§ β · § · YSch YSch∞ cm 2
0, 7 ⋅ ¨ 1 + S 2 ¸ ¨ 2 ⋅ψ ′ ¸ arctan
© 60° ¹ ¨1 + μ u2 u2 − cu 2∞
(
¨ z ⋅ 1 − ( D1 D2 )
©
2
) ¸
¸
¹
19,8° 0,930 0,775 1555 33,0 m/s 28,7°
Nm/kg
28,7° 1,035 0,756 1596 33,8 m/s 30,2°
Nm/kg
… … … … … …

30,5° 30,5°

5. Schritt: Überprüfung der geschätzten Schaufelzahl


Als Schaufeleintrittswinkel ohne Versperrung wird der Strömungswinkel am Schaufeleintritt
gewählt, β S 1, oV = β1 = 20, 8 ° . Dann liefert

sin β S 2
• Gl. (2.12a): z = 10 = 12,7 oder
D1
1−
D2

ª D1 º
«1 + D »
• Gl. (2.12b): z = 5 bis 8 ⋅ « 2
⋅ sin ¬ª0,5 ⋅ ( β S1 + β S 2 ) ¼º » = 8,7 bis 13,7.
«1 − D1 »
«¬ D2 »¼

Damit liegt die anfänglich geschätzte Schaufelzahl von z = 10 im Rahmen dieser Ergebnisse;
eine Feinoptimierung der Schaufelzahl könnte experimentell oder mit einem numerischen
Nachrechnungsverfahren erfolgen.
6. Schritt: Korrektur des Eintrittswinkels aufgrund der Schaufeldicke
π ⋅ D1
Die Teilung am Eintritt beträgt t1 = = 0,057 m. Mit dem Startwert β S1,mV = β S1,oV =
z
8.2 Entwurf eines Spiralgehäuses 165

20,8° verläuft die Iteration zur Berechnung des Eintrittswinkels mit Versperrung nach Tab. 8-2.
Damit beträgt der Schaufeleintrittswinkel mit Versperrung β S 1, mV = 23, 7 ° .

Tab. 8-2 Iteration zur Berechnung des Schaufeleintrittswinkels mit Versperrung

β S1,mV su1 = ′1=


cm Δ1 = β S1,mV =
s t1 § c′ · β S1,oV + Δ1
cm1 ⋅ arctan ¨ m1 ¸ -β1
sin β S1,mV t1 − su1 u − c
© 1 u1 ¹
20,8° 0,0084 m 12,6 m/s 3,3° 24,1°

… … … … …
23,7° 23,7°

7. Schritt: Korrektur des Austrittswinkels aufgrund der Schaufeldicke


Eine analoge Iteration ergibt den Schaufelaustrittswinkel mit Versperrung zu β S 2, mV = 31, 7 ° .

8. Konstruktion der Kreisbogenschaufel


Mit den nunmehr bekannten Geometriegrößen können die Kreisbogenschaufeln gemäß der
Vorgehensweise in Bild 2-14 konstruiert werden.
9. Zusammenfassung
Die Ergebnisse in Tab. 8-3 verdeutlichen die erforderliche Winkelübertreibung der Schaufel
gegenüber der Strömung. Die Korrektur aufgrund der Versperrung ist naturgemäß am engeren
Eintritt mit 2,9° etwas größer als am Austritt mit lediglich 1,2°. Den größten Unterschied zwi-
schen Strömungs- und Schaufelwinkel liefert mit 10,7° jedoch die Minderleistungstheorie.

Tab. 8-3 Zusammenfassung der Ergebnisse

Strömungswinkel Schaufelwinkel ohne Versperrung Schaufelwinkel mit Versperrung


β1 β2 β S1,oV β S 2,oV β S1,mV β S 2,mV
20,8° 19,8° 20,8° 30,5° 23,7° 31,7°

8.2 Entwurf eines Spiralgehäuses


Für das Rad aus Aufgabe 8.1 gebe man die logarithmische Kontur eines passenden Spiralge-
häuses an für die Fälle
a) Breite des Spiralgehäuses = Laufradbreite b2
b) Breite des Spiralgehäuses = 3 x Laufradbreite b2.
166 8 Übungsaufgaben und Lösungswege

Lösung Teil a)
  c 7, 7 m/s
Die Spiralgehäusekontur ist nach Gl. (2.27) r (ϕ ) = r2 ⋅ e tan α S ⋅ϕ mit tan α S = m 2 =
cu 2 25,6 m/s
= 0,303 und dem gegebenen r2 = D2/2 = 0,150 m festgelegt.
Der Spiralwinkel αS beträgt 16,8°.

Lösung Teil b)

Für den Fall einer anderen Gehäusebreite B als die Laufradbreite b2 gilt die Gl. (2.28) r (ϕ ) =
*  b2 cm 2 1 7, 7 m/s
r2 ⋅ e tan α S ⋅ϕ , hier mit tan α S* = ⋅ = ⋅ = 0,101.
B cu 2 3 25,6 m/s

Der Spiralwinkel α S* ist nun mit 5,8° sehr viel flacher, d. h. das Gehäuse baut im Durchmesser
deutlich kleiner.

8.3 Niederdruckaxialventilator
Ein Niederdruckaxialventilator ohne Leitrad und Diffusor (Bild 8-2) soll für den Betriebspunkt
V = 31 m3/s
Δpfa = 250 Pa
entworfen werden.
Darüber hinaus sind folgende Daten gege-
ben:
• Radaußendurchmesser Da = 2ra = 1,8 m
• Nabendurchmesser Di = 2ri = 0,78 m
• Drehzahl n = 675 1/min Bild 8-2
• drallfreie Zuströmung zum Laufrad Axialrad

• Luftdichte ρ = 1,2 kg/m3


• kinematische Viskosität der Luft ν = 15,1.10-6 m2/s
Man berechne mit dem Tragflügelverfahren die Schaufelgeometrie.

Lösung
Annahmen für die Wirkungsgrade
Als Werte für die Wirkungsgrade werden angenommen:
• volumetrischer Wirkungsgrad ηvol = 0,95
• Schaufelwirkungsgrad ηSch = 0,90 (an jedem Schaufelschnitt)
8.3 Niederdruckaxialventilator 167

Vorbereitende Rechnungen
• Berechnung des Schaufelentwurfspunkts:
Nach Abschnitt 1.2 ist
V m3
VSch = = 32, 6 .
ηvol s

Für YSch wird ΔpSch benötigt. Da lediglich die freiausblasende Druckerhöhung Δpfa gege-
ben ist, muss mit den Gleichungen (1.52) bis (1.54) zunächst ΔpSch berechnet werden; es
sind k1 = 4245,3 Pa und k2 = 1,885.106 Pa2, daraus folgen ΔpSch = 504 Pa und
Δ pSch Nm
YSch = = 420 .
ρ kg

• Dimensionslose Kennzahlen:
Mit Δ pt = ηSch ⋅ Δ pSch = 453 Pa (Gl. (1.17b)) können auch die dimensionslosen Kennzah-
len ermittelt werden: ϕ = 0,191, ψ = 0,187 sowie σ = 1,54, δ = 1,50. σ und δ liegen gut im
CORDIER-Band (Bild 1-1), damit dürften die Ventilatorentwurfsdaten realisierbar sein.
• Berechnung der Geschwindigkeitsdreiecke nach Abschnitt 1.3.1:
Gewählt wird eine Aufteilung in 3 Teilfluträder, damit eine Berechnung der Schaufel an
vier Schaufelschnitten j = 1,..., 4. Mit Gl. (1.48) werden die Durchmesser ermittelt, an
denen gerechnet wird. Weiter wird eine isoenergetische Arbeitsverteilung entlang des
Schaufelradius vorgesehen, d. h.
YSch
r j ⋅ cu 2 j (r j ) = const. = .
2π n
Aus der Bedingung des radialen Gleichgewichts folgt damit sofort
VSch
cm 2 j = const. = .
π
4
(
Da 2 − Di 2 )
Da durch jedes Teilflutrad der gleiche Volumenstrom herausströmt, der auch hineinströmt,
ist cm 2 j = cm1 j = cmj . Wegen der drallfreien Zuströmung gilt zusätzlich cmj = c1 j .

Tab. 8-4 zeigt die übrigen Größen der Geschwindigkeitsdreiecke nach Formeln aus Ab-
schnitt 1.3.1.
• Überprüfung der Gültigkeitsgrenzen nach Abschnitt 3.5:
w2
Das DE HALLER-Kriterium Gl. (3.38) kann mit = 0,63 als erfüllt betrachtet
w1 Nabe
werden (die Nabe entspricht j = 1), das STRSCHELETZKY-Kriterum Gl. (3.39) ist mit
cm 2
= 1,0 ebenfalls gut befriedigt.
cu 2 Nabe
168 8 Übungsaufgaben und Lösungswege

Tab. 8-4 Geschwindigkeitsdreiecke

Schnitt j = 1 2 3 4
Einheit
Durchmesser Dx m 0,78 1,22 1,54 1,8
Umfangsgeschwindigkeit u m/s 27,6 43,1 54,3 63,6
Meridiangeschwindigkeit, cm, m/s 15,8 15,8 15,8 15,8
Absolutgeschwindigkeit Eintritt c1
Umfangskomponente von c2 cu2 m/s 15,2 9,7 7,7 6,6
Absolutgeschwindigkeit Austritt c2 m/s 21,9 18,6 17,6 17,1
Relativgeschwindigkeit Eintritt w1 m/s 31,8 45,9 56,6 65,5
Relativgeschwindigkeit Austritt w2 m/s 20,0 36,9 49,2 59,2
gemittelte Relativgeschwindigk. w∞ m/s 25,4 41,3 52,9 62,4
Strömungswinkel Eintritt β1 ° 29,8 20,1 16,2 13,9
Strömungswinkel Austritt β2 ° 52,0 25,3 18,7 15,5
gemittelter Strömungswinkel β∞ ° 38,4 22,5 17,4 14,7

1. Schritt im Tragflügelverfahren: Wahl des Schaufelprofils und der Profilarbeitspunkte


sowie Berechnung der Solidity für jeden Schnitt j
Als Schaufelprofil wird hier das E 392 bei einer Reynoldszahl von etwa 500 000 gewählt. Die
zugehörigen Polaren sind in Bild 3-14 zu finden. Das Profil soll bei günstigem, d. h. möglichst
kleinem ε arbeiten. Daher werden die in Tab. 8-5 aufgeführten Anstellwinkel α gewählt, die
auch sofort den jeweils zugehörigen Auftriebsbeiwert cA liefern. (Um die Sehnenlänge an der
Nabe nicht zu groß werden zu lassen, wird an der Nabe ein Profilarbeitspunkt mit etwas größe-
rer Auftriebsbeiwert vorgesehen.) Nun wird an jedem Schnitt die Solidity nach Gl. (3.18b)
l 2 ⋅ YSch
=
t j § εj ·
c Aj ⋅ w∞j ⋅ u j ⋅ ¨ 1 + ¸¸
¨ tan β ∞j
© ¹
berechnet.
2. Schritt im Tragflügelverfahren: Bestimmung der Schaufelsehnenlängen und der
Schaufelzahl für jeden Schnitt j
Vorläufig wird eine Schaufelzahl z = 9 gewählt. Damit ergeben sich für die einzelnen Schau-
felschnitte mit Gl. (3.19) die Teilungen
π Dxj
tj =
z
und schließlich mit Gl. (3.20) die Sehnenlängen
l
lj = ⋅t j ,
t j

Tab. 8-5. Jetzt können die Reynoldszahlen Relj = w∞j l j ν an allen Schaufelschnitten berech-
net werden. Hier zeigt sich, dass die Schaufelzahl gut gewählt war, denn die Reynoldszahl
liegt immer im Bereich von 500 000. Dieser Wert liegt den verwendeten Polaren zugrunde.
8.3 Niederdruckaxialventilator 169

3. Schritt: Staffelungswinkel
Der Staffelungswinkel ist nach Gl. (3.22a)
γj = β∞j + αj.

Tab. 8-5 Schaufelentwurf für den Niederdruckventilator mit Schaufelprofil E 392

Schnitt j 1 2 3 4
Einheit
Durchmesser Dx m 0,78 1,22 1,54 1,8
Anstellwinkel α ° 6,5 5,5 5,0 5,0
Gleitverhältnis ε - 0,01 0,009 0,008 0,008
Auftriebsbeiwert cA - 1,14 1,05 1,00 1,00
Solidity l/t - 1,037 0,439 0,285 0,205
Teilung t m 0,272 0,425 0,537 0,628
bei z = 9 Schaufeln
Schaufelsehnenlänge l m 0,282 0,187 0,153 0,129
Reynoldszahl ≥ 5 ⋅10 ? 5 Rel ⋅ 10 −5 - 4,8 (3) 5,1 3 5,4 3 5,3 3
Staffelungswinkel γ ° 44,8 28,0 22,4 19,7

Die Profilkoordinaten sind nun aus einem Profilkatalog zu entnehmen, so dass das Schaufel-
profil dann für jeden Schnitt gezeichnet werden kann.

Hinweise:
• Bei Niederdruckventilatoren mit kleinem Durchmesserverhältnis ist die Berechnung der
nabennahen Schnitte oft problematisch, so auch hier: Die Anwendung des Tragflügelver-
fahrens ohne Berücksichtigung der Wechselwirkung benachbarter Schaufeln ist am Na-
benschnitt wegen l/t = 1,037 strenggenommen nicht mehr korrekt (die Grenze war 0,7).
• Aus Kosten- oder Festigkeitsgründen könnte man auch eine geringere Schaufelzahl wäh-
len. Dies würde bei festgehaltener Solidity zu größeren Sehnenlängen führen, allerdings
auch die axiale Erstreckung der Schaufeln und des Laufrades vergrößern. Mit der Wahl
einer geringeren Schaufelzahl liegt man aerodynamisch immer auf der sicheren Seite, da
die Reynoldszahl wächst und somit auch die Tragflügeleigenschaften tendenziell besser
werden.
• Die starke Schaufelverwindung und die großen Unterschiede in den Schaufelsehnenlängen
an der Nabe und am Gehäuse können durch Verlagerung von Schaufelarbeit auf die
Außenschnitte (siehe Abschnitt 1.4.1) reduziert werden. Durch diese Maßnahme lassen
sich auch der Nabendurchmesser und damit die Austrittsgeschwindigkeiten und der Aus-
trittsverlust (d. h. die kinetische Energie der Abströmung) verringern, was letztendlich
eine Erhöhung des freiausblasenden Wirkungsgrades Gl. (1.49d) bewirken kann.
• Das Profil E 392 hat eine spitz zulaufende Hinterkante, die in der Regel so nicht gefertigt
werden kann. Es gibt zwei Möglichkeiten, dem aus dem Wege zu gehen: Profil verkürzen
oder aufdicken. In [1] wird gezeigt, welchen Einfluss z. B. eine Aufdickung hat und wie
man ihn beim Entwurf mitberücksichtigen kann.
170 8 Übungsaufgaben und Lösungswege

8.4 Hochdruckaxialventilator mit Nachleitrad


Ein Hochdruckaxialventilator mit Nachleitrad soll für den Betriebspunkt
V = 2,65 m3/s
Δpt = 3360 Pa
entworfen werden.
Folgende Daten sind gegeben, geschätzt oder gewählt:
• Radaußendurchmesser Da = 2ra = 0,400 m
• Nabendurchmesser Di = 2ri = 0,280 m
• volumetrischer Wirkungsgrad ηvol = 0,98
• Schaufelwirkungsgrad ηSch = 0,80 (an jedem Schaufelschnitt)
• Drehzahl n = 4500 1/min
• drallfreie Zuströmung zum Laufrad
• radiusunabhängige Sehnenlänge für die Lauf- und Leitschaufeln l = lSt = 0,060 m
• Schaufelzahl des Laufrades: z = 20
• Schaufelzahl des Nachleitrades: zSt = 26
• Schaufelprofil für Lauf- und Leitschaufeln: NACA 65er-Reihe, 10% dick (d. h. d/l = 0,1)
• Luftdichte ρ = 1,2 kg/m3
• kinematische Viskosität der Luft ν = 15,1.10-6 m2/s
Man berechne mit dem LIEBLEIN-Verfahren die Schaufelgeometrie des Lauf- und Leitrades.

Lösung
1. Vorbereitende Rechnungen
• Dimensionslose Kennzahlen:
Dimensionslos ist der Entwurfspunkt ϕ = 0,22, ψ = 0,63 sowie σ = 0,67, δ = 1,88. σ und
δ liegen gut im CORDIER-Band (Bild 1-1), damit dürften die Ventilatorentwurfsdaten
realisierbar sein.
• Berechnung des Schaufelentwurfspunkts:
Nach Abschnitt 1.2 ist
V m3 Y Nm
VSch = = 2, 7 und YSch = t = 3500 .
ηvol s ηSch kg

• Berechnung der Geschwindigkeitsdreiecke nach Abschnitt 1.3.1:


Der Einfachheit halber werden in dieser Lösung nur Ergebnisse an zwei Schaufelschnitten
gezeigt – am Naben- und am Außendurchmesser. Weiter wird eine isoenergetische
Arbeitsverteilung entlang des Schaufelradius vorgesehen; d. h.
8.4 Hochdruckaxialventilator mit Nachleitrad 171

YSch
r j ⋅ cu 2 j (r j ) = const. = .
2π n
Damit folgt aufgrund des radialen Gleichgewichts sofort
VSch
cm 2 j = const. = .
π
4
(
Da 2 − Di 2 )
• Da aus jedem Teilflutrad der gleiche Volumenstrom herausströmt, der auch hineinströmt,
ist cm 2 j = cm1 j = cmj . Wegen der drallfreien Zuströmung gilt zusätzlich cmj = c1 j . Tab.
8-6 zeigt die anderen Größen der Geschwindigkeitsdreiecke nach Formeln aus Abschnitt
1.3.1.

Tab. 8-6 Geschwindigkeitsdreiecke

Schnitt Nabe Außen-


Einheit durchm.
Durchmesser Dx m 0,28 0,40
Umfangsgeschwindigkeit u m/s 66,0 94,2
Meridiangeschwindigkeit, cm, m/s 42,2 42,2
Absolutgeschwindigkeit Eintritt c1
Umfangskomponente von c2 cu2 m/s 53,1 37,1
Absolutgeschwindigkeit Austritt c2 m/s 67,8 56,2
Relativgeschwindigkeit Eintritt w1 m/s 78,3 103,3
Relativgeschwindigkeit Austritt w2 m/s 44,1 71,0
Strömungswinkel Eintritt β1 ° 32,6 24,1
Strömungswinkel Austritt β2 ° 73,0 36,5
Strömungsumlenkung β2 – β1 ° 40,4 12,3
Abströmwinkel Laufrad α2 ° 38,5 48,6

• Überprüfung der Gültigkeitsgrenzen nach Abschnitt 3.5:


w2
Das DE HALLER-Kriterium Gl. (3.38) kann mit = 0,56 als gerade erfüllt be-
w1 Nabe
trachtet werden (die Nabe entspricht j = 1), das STRSCHELETZKY-Kriterium Gl. (3.39)
c
ist mit m 2 = 0,8 ebenfalls befriedigt.
cu 2 Nabe

2. Auslegung der Laufradschaufeln


Nun werden mit dem LIEBLEIN-Verfahren (Abschnitt 3.4) zwei Schnitte zunächst der Lauf-
schaufeln ausgelegt, Tab. 8-7.
Mit dem theoretischen Auftriebsbeiwert cfl liegt die Skelettlinie des NACA 65er-Profils gemäß
Gl. (3.11) fest; das Profil jeden Schnitts ist dann durch Überlagerung einer Dickenverteilung,
z. B. der Verteilung NACA 65(216)-010 für ein 10% dickes Profil aus Tab. A-2, konstruierbar,
Bild 8-3.
172 8 Übungsaufgaben und Lösungswege

Tab. 8-7 Schaufelauslegung Laufrad (z = 20 Schaufeln, l = 0,060 m)

Durchmesser Dx 0,28 m 0,40 m


(Nabe) (außen)
Relative Schaufelhöhe ( r − ri ) ( ra − ri ) 0,0 1,0
Teilungsverhältnis t π Dx
= 0,733 1,047
l z ⋅l
Solidity l/t 1,364 0,955
Auslege-Inzidenzwinkel ungewölbtes Profil (aus i0 ca. 6° ca. 4,8°
Bild A-1)
Proportionalitätsfaktor (aus Bild A-2 ) n ca. -0,17 ca. -0,29
Auslege-Deviationswinkel für ein ungewölbtes δ0 ca. 2,1° ca. 2,1°
Profil (aus Bild A-3)
Proportionalitätsfaktor (aus Bild A-4) m ca. 0,22 ca. 0,30
∂δ ∂i β aus Bild A-5 ca. 0,05 ca. 0,14
1
Korrektur aus Tab. 3-3 (ic − i2 D ) ca. 1,6° ca. -2,6°
Korrektur aus Tab. 3-4 (δ c − δ 2 D ) ca. 1,0° ca. -0,5°
Profilwölbungswinkel (Gl. (3.35)) ϕ 58,8° 27,6°
Schaufeleintrittswinkel (Gl. (3.31)) β S1 30,2° 18,3°
Schaufelaustrittswinkel (Gl. (3.34)) βS 2 89,0° 45,9°
Staffelungswinkel (Gl. (3.36)) γ 59,6° 32,1°
Theoretischer Auftriebsbeiwert NACA 65er cfL 2,38 1,10
Profil (Gl. (3.12))
Diffusionszahl (Gl. (3.40b)) DF0,1 0,68 0,50
Reynoldszahl ≥ 2 ⋅ 10 ?5 Rel 2 ,3 ⋅ 10 3 3,4 ⋅ 105 3
5

Krümmungsradius der äquivalenten ρ 0,061 m 0,126 m


Kreisbogenskelettlinie (Gl. (3.37))

Bild 8-3 Laufrad- und Nachleitradgitter und Strömungsverhältnisse (schematisch an den Naben-
schnitten)
8.4 Hochdruckaxialventilator mit Nachleitrad 173

3. Auslegung der Nachleitradschaufeln


Die Nachleitradschaufeln werden sinngemäß berechnet. Statt w1, w2, Δwu und β1 beim Laufrad
müssen beim Nachleitrad c2, c3 = cm, cu2 bzw. α2 genommen werden; der Strömungsaustritts-
winkel α3 wird zu 90° gewählt, d. h. das Nachleitrad wird für drallfreie Abströmung entwor-
fen, Bild 8-3. Tab. 8-8 zeigt die Ergebnisse. Im Gegensatz zum Laufradentwurf brauchen hier
beim Leitradentwurf einige Korrekturen nicht durchgeführt zu werden (siehe die Abschnitte
3.4.1 und 3.4.2).

Tab. 8-8 Schaufelauslegung Nachleitrad (zSt = 26 Schaufeln, lSt = 0,060 m)

Durchmesser Dx 0,28 m 0,40 m


(Nabe) (außen)
Strömungswinkel Eintritt Nachleitrad α2 38,5° 48,6°
(= Abströmwinkel Laufrad)
Strömungswinkel Austritt Nachleitrad für α3 90° 90°
drallfreie Abströmung
Strömungsumlenkung α3 – α2 51,5° 41,3°
Teilungsverhältnis tSt π Dx
= 0,563 0,801
lSt z St ⋅ lSt
Auslege-Inzidenzwinkel ungewölbtes i0 ca. 7° ca. 4°
Profil (aus Bild A-1)
Proportionalitätsfaktor (aus Bild A-2 ) n ca. -0,10 ca. -0,11
Auslege-Deviationswinkel (aus Bild A-3) δ0 ca. 2,1° ca. 1,2°
Proportionalitätsfaktor (aus Bild A-4) m ca. 0,15 ca. 0,17
Profilwölbungswinkel (α 3 − α 2 ) + (δ 0 − i0 )
ϕ= 62,1° 53,5°
1− m + n
Schaufeleintrittswinkel α S 2 = α 2 + i0 + n ⋅ ϕ 39,3° 46,8°
Schaufelaustrittswinkel α S 3 = α3 + δ 0 + m ⋅ ϕ 101,4° 100,3°
Staffelungswinkel γ St = (α S 2 + α S 3 ) 2 70,4° 73,6°
theoretischer Auftriebsbeiwert NACA cfL 2,52 2,16
65er Profil (Gl. (3.12))
Diffusionszahl DF0,1 0,60 0,51

Hinweise:
• Die Diffusionszahl an der Nabe des Laufrads überschreitet den üblichen Grenzwert von
0,6, dürfte aber gemäß der Diskussion in Abschnitt 3.4.3 noch tolerierbar sein.
• Während hier die Meridiangeschwindigkeit cm als radiusunabhängig angenommen wurde,
kann bei einem verfeinerten Entwurf ein realitätsnäheres Profil verwendet werden (z. B.
mit Geschwindigkeitsdefiziten an der Naben- und Gehäusewand, im Bereich des Kopf-
spalts usw.), vgl. den Beitrag von KOSYNA et al. in [2].
• Der berechnete Schaufelaustrittswinkel beim Nachleitrad ist größer als 90°. Dies verhin-
dert – sollte das Rad aus einem Stück z. B. aus Kunststoff gespritzt oder in Druckgussaus-
führung gefertigt werden – u. U. die axiale Ziehbarkeit eines Werkzeugteils. In diesen Fäl-
174 8 Übungsaufgaben und Lösungswege

len wird gelegentlich auf die völlige Drallfreiheit der Abströmung verzichtet und der
Schaufelaustrittswinkel zu 90° festgelegt.
• Statt der profilierten Nachleitradschaufeln werden häufig ohne nennenswerte Wirkungs-
gradeinbuße auch unprofilierte Blechschaufeln verwendet, vgl. den Beitrag von KOSYNA
et al. in [2].

8.5 Rohrmoden beim Axialventilator


Man berechne einige niedrige Umfangsmoden des Drehtons (j = 1) und seiner 2., 3. und 4.
Harmonischen (j = 2, 3, 4), die der Grubenventilator aus Bild 4-11 erzeugt. Der Ventilator hat
z = 6 Laufradschaufeln, zSt = 13 Leitradschaufeln, einen Außendurchmesser von Da = 2,9 m
und ist in eine schallharte Rohrleitung mit ebenfalls einem Durchmesser von 2,9 m eingebaut;
die Laufraddrehzahl beträgt n = 995 1/min. Die Schallgeschwindigkeit sei c0 = 346 m/s.
- Welche der Moden sind ausbreitungsfähig?
- Stimmt das Ergebnis mit dem Spektrum in Bild 4-11 überein?

Lösung
Die Rotorwinkelgeschwindigkeit beträgt Ω =104,2 rad/s, damit ergibt sich aus Gl. (4.4) der
Drehton zu BPF = 99,5 Hz. Alle weiteren Ergebnisse sind in Tab. 8-9 zusammengestellt.

Tab. 8-9 Ergebnisse Rohrmoden

Harmonische j k m (Gl. (4.7)) Mau (Gl. (4.14b))


j=1 -3 -33 -0,0794 keine Mode ausbreitungsfähig,
ω = 625 rad/s -2 -20 -0,1310 da immer Mau < Mau ,c.o. ,
(Gl. (4.10)) -1 -7 -0,3743 ( Mau ,c.o. für das Nabenver-
f (= BPF) = 99,5 Hz 0 +6 +0,4367 hältnis ν = 0 aus Tab. 4-4)
+1 +19 +0,1379
j=2 -3 -27 -0,1941
ω = 1250 rad/s -2 -14 -0,3743
f (= 2⋅BPF) = 199 -1 -1 -5,2399 ⇐ ausbreitungsfähig, weil
Hz 0 +12 +0,4367 Mau > Mau ,c.o.
+1 +25 +0,2096
j=3 -3 -21 -0,3743
ω = 1875 rad/s -2 -8 -0,9825
f (= 3⋅BPF) = 298,5 -1 +5 +1,5720 ⇐ ausbreitungsfähig, weil
Hz 0 +18 +0,4367 Mau > Mau ,c.o.
+1 +31 +0,2535
j=4 -3 -15 -0,6987
ω = 2500 rad/s -2 -2 -5,2399 ⇐ ausbreitungsfähig, weil
f (= 4⋅BPF)= 398 Hz -1 11 +0,9527 Mau > Mau ,c.o.
0 24 +0,4367
+1 37 +0,2832
8.7 Ventilatorschallleistung 175

Außer bei BPF gibt es bei den hier untersuchten (und letztlich bei allen) höheren Harmoni-
schen immer ausbreitungsfähige Moden; dies ist in Übereinstimmung mit Bild 4-11, wo weit
hinter dem Ventilator Töne der Frequenz 2⋅BPF, 3⋅BPF, 4⋅BPF usw. messbar sind, der Ton
mit 1⋅BPF aber nicht mehr vorhanden ist. Das negative Vorzeichen bei einigen Umfangsmo-
den sagt, dass sie gegen die Rotordrehrichtung rotieren. Dies hat aber keinen Einfluss auf ihre
Ausbreitungseigenschaften.

8.6 „Akustisches Modellgesetz“


Setzt man die Gültigkeit des Ansatzes von MADISON voraus, um wieviel dB ändert sich der
Schallleistungspegel eines Ventilators
a) bei einer Drehzahlverdopplung,
b) bei einer Vergrößerung der Maschine um den Faktor 1,5?

Lösung
Gl. (5.3b) liefert unter Annahme des Exponenten α = 5
a) bei Drehzahlverdopplung : Δ Lw, ges = 10 ⋅ 5 ⋅ lg 2 = 15 dB ,

b) bei der Vergrößerung des Ventilators um den Faktor 1,5: Δ Lw, ges = 10 ⋅ (α + 2 ) ⋅ lg1,5
= 12, 3 dB.

8.7 Ventilatorschallleistung
Gegeben ist ein Niederdruckventilator axialer Bauart ohne Vor- und Nachleitrad mit folgenden
Daten:
• Volumenstrom V = 0,6 m3/s
• Totaldruckerhöhung Δpt = 300 Pa
• Gesamtwirkungsgrad η = 80%
• Laufraddurchmesser Da = 300 mm
• Schaufelzahl z = 6
• Schaufellänge x Schaufelhöhe l x b = 0,06 x 0,08 m2
• Mittlere Relativgeschwindigkeit bei 70% der relativen Schaufelhöhe w∞ = 40,8 m/s
• Steigung der α-cA-Kurve des Schaufelprofils Φ = 2.8 (Schätzung)
Der Ventilator fördert Luft der Dichte ρ = 1,2 kg/m3, der kinematischen Viskosität ν = 15,1.10-
6
m2/s und der Schallgeschwindigkeit c0 = 346 m/s.
a) Man schätze mit den Emissionskennwerten aus der VDI-Richtlinie 3731 den Ausblas-
Kanalschallleistungspegel ab.
176 8 Übungsaufgaben und Lösungswege

b) Man berechne mit dem SHARLAND-Verfahren die Schallleistungen und Schallleistungs-


pegel für die drei Turbulenzgrade der Zuströmung Tu = 2%, 4% und 8%.

Lösung Teil a):


In Tab. 5-1 findet man für den Axialventilator ohne Nachleitrad LWspez,R = 96,6 dB und m =
3,16. Die Umfangsmachzahl des Laufrades beträgt mit Gl. (5.4) Mau,a = 0,14. Damit wird mit
Gl. (5.5c)
ª V Δ pt § 1 · º
LW,ges = LWspez ,R + 10 lg «
 ¨ − 1¸ » + 10 ⋅ m ⋅ lg ª¬ Mau,a º¼
¬V0 Δ p0 © η ¹ ¼
= 96,6 + 15,6 - 27,2 dB = 85 dB

Lösung Teil b):


Setzt man den Turbulenzgrad in Gl. (5.16) ein, erhält man
1 ρ
Pak , ges,1 ≈ z ⋅ ⋅ l ⋅ b ⋅Φ 2 ⋅ w∞
6
⋅ Tu 2 .
48π c03

Die Reynoldszahl beträgt Rel = 1,62.105, sie wird für die Schallleistung aufgrund der Wirbel-
ablösung im turbulenten Nachlauf in Gl. (5.21) benötigt. Tab. 8-10 zeigt alle Ergebnisse. Nach
diesem Modell ist ab einem Turbulenzgrad der Zuströmung von Tu = 4% die turbulente Zu-
strömung zum Laufrad der dominierende Mechanismus für den Breitbandschall.

Tab 8-10 Ergebnisse Ventilatorschallleistung

Tu turbulente turbulente Wirbelablösung im alle drei


% Zuströmung Grenzschicht turbulenten Nach- Mechanismen
lauf
Pak,ges,1 LW,ges,1 Pak,ges,2 LW,ges,2 Pak,ges,3 LW,ges,3 Pak,ges LW,ges
[W] [dB] [W] [dB] [W] [dB] [W] [dB]
. -6 . -6
2 80 10 79 164 10 82
. -6 . -6 . -6 . -6
4 320 10 85 0,38 10 56 84 10 79 404 10 86
. -6 . -6
8 1300 10 91 1384 10 91

8.8 Literatur zu Kapitel 8


[1] Carolus, T., Starzmann, R.: An aerodynamic design methodology for low pressure axial
fans with integrated airfoil polar prediction. Proceedings of the ASME Turbo Expo 2011,
GT2011-45243
[2] Bommes, L., Fricke, J., Grundmann, R. (Hrsg.): Ventilatoren. Vulkan-Verlag, Essen,
2003
9 Anhang

9.1 Formelzeichen (Auswahl)


A N Auftrieb(skraft) r - radiale Modenordnung
2
A m Fläche R - Reaktionsgrad
AC m2 Korrelationsfläche Re - Reynoldszahl
b m Radialmaschine: Radbreite, s m Schaufeldicke, Spaltweite
Axialmaschine: Flügel-, S W/Hz Dichte
Schaufeltiefe (Spannweite)
Sr - Strouhalzahl
B m Breite des Spiralgehäuses
t m Teilung
BPF Hz Drehfrequenz
t s Zeit
c m/s Strömungsgeschwindigkeit im
Absolutsystem u m/s Umfangsgeschwindigkeit
c0 Schallgeschwindigkeit V m /s3
Volumenstrom
cA - Auftriebsbeiwert w m/s Strömungsgeschwindigkeit im
cW - Widerstandsbeiwert Relativsystem, Profilanström-
geschwindigkeit
D m, dB Durchmesser, Einfügungs-
dämpfungsmaß W N Widerstand(skraft)

DF - Diffusionszahl Y Nm/kg spezifische Arbeit

f m Wölbung z - Schaufelzahl Laufrad (Rotor)

f Hz Frequenz zSt - Schaufelzahl Leitrad (Stator)

F N Kraft
He - Helmholtzzahl Griechische Formelzeichen

i Grad Inzidenzwinkel α Grad Strömungswinkel


k 1/m Wellenzahl α Grad Anstellwinkel
l m Sehnenlänge αS Grad Spiralgehäusewinkel
Lp dB Schalldruckpegel β Grad Strömungswinkel
LW dB Schallleistungspegel βS Grad Schaufelwinkel
m kg/s Massenstrom γ Grad Staffelungswinkel
m - Umfangsmodenordnung δ Grad Deviationswinkel
n 1/min Drehzahl δ Grad Pfeilungswinkel
Ma - Machzahl δ - Durchmesserzahl
p Pa Druck Δp Pa Druckerhöhung
p′ Pa Wechseldruck, Schalldruck *
δ m Grenzschichtverdrängungsdicke
P W Leistung ε - Gleitverhältnis
r m Radius ζ - Gitterbelastungszahl

T. Carolus, Ventilatoren, DOI 10.1007/978-3-8348-2472-1_9,


© Vieweg+Teubner Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden 2013
178 9 Anhang

ϑ Grad Umfangskoordinate vol volumetrisch


η - Wirkungsgrad W Welle
λ - Leistungszahl ZS Zwischenschaufel
λ m Wellenlänge 1 Eintritt

λ - Seitenverhältnis 2 Austritt

Λ m turbulente Längenskala
∞ vektorielles Mittel (Kapitel 1),
unendlich viele Schaufeln (Kapi-
μ - Minderleistungsfaktor tel 2), Freifeld (Kapitel 4 und 5)
2
ν m /s Viskosität
ν - Nabenverhältnis Abkürzungen
ξ - Längskoordinate CAA Computational Aeroacoustics
3
ρ kg/m Dichte CFD Computational Fluid Dynamics
ρ m Krümmungsradius DES Detached Eddy Simulation
σ - Schnelllaufzahl DNS Direct numerical simulation
σ - „solidity“ (l/t) LES Large Eddy Simulation
ϕ - Volumenzahl RANS Reynolds-Averaged Navier
Stokes Simulation
ϕ Grad Profilwölbungswinkel
URANS Unsteady Reynolds-Averaged
ψ - Druckzahl Navier-Stokes Simulation
ψ′ - s. Gl. (2.5)

ω rad/s akustische Kreisfrequenz


Ω rad/s Winkelgeschwindigkeit
(Laufrad)

Weitere Indizes
a Außen-
ak akustisch
c.o. cut off
fa freiausblasend
ges Gesamtschalldruck, -leistung,
d. h. über alle Frequenzen
HS Hauptschaufel
i innerer, Innen- (Naben-)
L Laufrad
m Meridian-
opt Optimalpunkt
u Umfangs-
t total
teil Teilflut
Sch Schaufel
9.2 Tabellen (Profile, asymmetrische Schaufelteilungen) 179

9.2 Tabellen (Profile, asymmetrische Schaufelteilungen)

Tab. A-1 Ausgewählte Dickenverteilungen der vierziffrigen NACA-Profile

Ordinaten yd/l in %
NACA NACA NACA NACA
x/l in % 00101 0010-632 0010-643 0010-653
0 0 0 0 02
1,25 1,578 1,60 1,511 1,467
2,5 2,179 2,21 2,044 1,967
5,0 2,962 3,01 2,722 2,589
7,5 3,500 3,57 3,178 2,989
10 3,902 3,97 3,533 3,300
15 4,454 4,51 4,056 3,756
20 4,781 4,81 4,411 4,089
30 5,001 5,00 4,856 4,578
40 4,836 4,87 4,874 4,874 5,000 4,889
50 4,412 4,51 4,51 4,51 4,856 4,864 4,864 5,000
60 3,803 3,93 3,93 3,93 4,433 4,43 4,43 4,867 4,874 4,874
70 3,053 3,18 3,18 3,18 3,733 3,73 3,73 4,389 4,39 4,39
80 2,186 2,27 2,27 2,29 2,767 2,77 2,77 3,500 3,50 3,50
90 1,206 1,23 1,26 1,40 1,556 1,56 1,64 2,100 2,10 2,10
95 0,672 0,68 0,75 0,95 856 90 1,07 1,178 1,10 1,30
100 0,105 0,10 0,25 0,50 0,100 0,25 0,50 0,100 0,25 0,50
Radius Profilnase r/l: 1,10%

Die Wahl der Dickenverteilung hat oft nur einen Einfluss auf Details des Verlaufs der Polaren, siehe z. B.
die Polaren von NACA 0012 und NACA 0012-64 in Abbott, I. H., von Doenhoff, A. E.: Theory of wing
sections, including a summary of airfoil data. Second Edition. Dover Publications, 1959

1
Standarddickenverteilung der vierziffrigen NACA-Profile gemäß Gl. (3.6), siehe auch Jacobs, E., Ward,
K.E., Pinkerton, R.M.: The characteristics of 78 related airfoil sections from tests in the variable-density
wind tunnel. NACA Report No. 460, 1933 sowie Abbott und von Doenhoff.
2
Die Dickenverteilung 0010-63 mit ihrem Dickenmaximum bei 30% der Sehnenlänge entspricht fast
(aber nicht exakt) dem Standardprofil 0010 (s. S. 117 in Abbott und von Doenhoff).
3
Werte dieser Dickenverteilungen mit Dickenmaximum bei 40% bzw. 50% der Sehnenlänge aus Appen-
dix I in Abbott und von Doenhoff.
4
Die aufgedickten Profilhinterteile aus Marcinowski, H.: Strömungsmaschinen II. Skript zur Vorlesung
an der Universität (TH) Karlsruhe, 1975.
180 9 Anhang

Tab. A-2 Dickenverteilungen einiger Profile der NACA 65er-Reihe

NACA
Normal- 65(216)-
NACA
profil 010 mit NACA NACA NACA NACA
65(216)-
NACA 1% Hin- 65-0068 65-0088 65-0128 65-0158
0106
65-0105 terkanten-
radius7
x/l yd/l yd/l yd/l yd/l yd/l yd/l yd/l
in % in % in % in % in % in % in % in %
0 0 0 0 0 0 0 0
0,50 0,772 0,752 0,752 0,476 0,627 0,923 1,124
0,75 0,932 0,890 0,890 0,574 0,756 1,109 1,356
1,25 1,169 1,124 1,124 0,717 0,945 1,387 1,702
2,5 1,574 1,571 1,571 0,956 1,267 1,875 2,324
5,0 2,177 2,222 2,222 1,310 1,745 2,606 3,245
7,5 2,647 2,709 2,709 1,589 2,118 3,172 3,959
10 3,040 3,111 3,111 1,824 2,432 3,647 4,555
15 3,666 3,746 3,746 2,197 2,931 4,402 5,504
20 4,143 4,218 4,218 2,482 3,312 4,975 6,223
25 4,503 4,570 4,570 2,697 3,599 5,406 6,764
30 4,760 4,824 4,824 2,852 3,805 5,716 7,152
35 4,924 4,982 4,982 2,952 3,938 5,912 7,396
40 4,996 5,057 5,057 2,998 3,998 5,997 7,498
45 4,963 5,029 5,029 2,983 3,974 5,949 7,427
50 4,812 4,870 4,870 2,900 3,857 5,757 7,168
55 4,530 4,570 4,570 2,741 3,638 5,412 6,720
60 4,146 4,151 4,175 2,518 3,337 4,943 6,118
65 3,682 3,627 3,768 2,246 2,791 4,381 5,403
70 3,156 3,038 3,362 1,935 2,553 3,743 4,600
75 2,584 2,451 2,955 1,594 2,096 3,059 3,744
80 1,987 1,847 2,549 1,233 1,617 2,345 2,858
85 1,385 1,251 2,142 0,865 1,131 1,630 1,977
90 0,810 0,749 1,735 0,510 0,664 0,947 1,144
95 0,306 0,354 1,329 0,195 0,252 0,356 0,428
100 0 0,150 0 0 0 0 0
Radius Profil-
0,687 0,666 0,666 0,240 0,434 1,000 1,505
nase r/l in %

5
Quelle: Herrig, L. Joseph, Emery, James C., Erwin, John R.: Systematic two-dimensional cascade tests
of NACA 65-series compressor blades at low speeds. NACA RM L51G31.
6
Quelle: Herrig et al.; wird dort wegen der technisch realisierbaren endlichen Hinterkantendicke auch als
„65-010 blower blade section“ bezeichnet.
7
Quelle: Pfleiderer, C., Petermann, H.: Strömungsmaschinen. Springer-Verlag, 6. Auflage, 1991. Die
(aerodynamische) Verschlechterung durch die stärkere Hinterkante ist nach dieser Quelle gering.
8
Quelle: z. B. Pfleiderer und Petermann.
9.2 Tabellen (Profile, asymmetrische Schaufelteilungen) 181

Tab. A-3 Asymmetrische Schaufelteilung (minimale Abweichung von der äquidistanten Verteilung,
ungewuchtet), nach MELLIN und SOVRAN, 1970

Schaufelanzahl z
4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15
Teilungswinkel [°]
71 58,6 49,9 43,5 38,7 34,9 31,7 29,1 26,9 25,00 23,39 21,96
109 75,5 58,7 48,7 41,8 36,9 33,1 30,1 27,6 25,55 23,79 22,27
109 91,8 71,4 57,0 47,3 40,6 35,7 31,9 29.0 26,55 24,56 22,87
71 75,5 71,4 61,6 52,2 44,5 38,7 34,2 30,7 27,90 25,60 23,68
58,6 58,7 57,0 52,2 46,2 40,8 36,2 32,4 29,25 26,71 24,59
49,9 48,7 47,3 44,5 40,8 37,0 33,4 30,35 27,69 25,44
43,5 41,8 40,6 38,7 36,2 33,4 30,80 28,26 26,05
38,7 36,9 35,7 34,2 32,4 30,35 28,26 26,28
34,9 33,1 31,9 30,7 29,25 27,69 26,05
31,7 30,1 29,0 27,90 26,71 25,44
29,1 27,6 26,55 25,60 24,59
26,9 25,55 24,56 23,68
25,00 23,79 22,87
23,39 22,27
21,96
Σ 360 Σ 360 Σ 360 Σ 360 Σ 360 Σ 360 Σ 360 Σ 360 Σ 360 Σ 360 Σ 360 Σ 360

Tab. A-4 Asymmetrische Schaufelteilung (gewuchtet), nach MELLIN und SOVRAN, 1970

Schaufelanzahl z
4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15
Teilungswinkel [°]
68 46 50,7 40,7 35,6 32,3 29,3 26,9 24,9 23,22 21,76 20,47
112 102 78,6 68,3 54,4 44,4 37,8 33,0 29,4 26,56 24,32 22,47
68 46 50,7 52,5 54,4 51,1 45,8 40,5 35,7 31,74 28,49 25,85
112 83 50,7 37,0 35,6 37,0 37,8 37,3 35,7 33,41 30,85 28,37
83 78,6 54,0 35,6 30,6 29,3 29,2 29,4 29,17 28,49 27,42
50,7 67,4 54,4 37,0 29,3 26,2 24,9 24,50 24,32 24,08
40,1 54,4 50,9 37,8 29,2 24,9 22,79 21,77 21,23
35,6 44,7 45,8 37,3 29,4 24,50 21,76 20,21
32,1 37,8 40,6 35,7 29,16 24,32 21,24
29,3 32,9 35,7 33,42 28,49 24,08
26,9 29,4 31,75 30,85 27,42
24,9 26,55 28,50 28,37
23,23 24,31 25,85
21,77 22,46
20,48
Σ 360 Σ 360 Σ 360 Σ 360 Σ 360 Σ 360 Σ 360 Σ 360 Σ 360 Σ 360 Σ 360 Σ 360
182 9 Anhang

9.3 LIEBLEIN-Entwurfsdiagramme

12

10 l/t= 2.0
1.8
1.6
8 1.4
1.2
1.0
i0 [°] 0.8
6
0.6
0.4
4

0
20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90
ß1 [°]

Näherungsfunktion9
−6 −5 −4 −1
§l· §l· §l· §l·
i0 = Aβ14 + B β13 + C β12 + D β1 + E mit A = a6 ¨ ¸ + a5 ¨ ¸ + a4 ¨ ¸ + ... + a1 ¨ ¸ + a0
©t¹ ©t¹ ©t¹ ©t¹
−6
§l·
B = b6 ¨ ¸ + ... usw.
©t¹

6 5 4 3 2 1 0
-0,000000 0,000001 -0,000005 0,000012 -0,000016 0,000010 -0,000003
a
11800450 27534563 60379879 82918392 22871723 89422811 15099628
0,000028 -0,000308 0,001350 -0,003074 0,003863 -0,002581 0,000748
b
53716261 25969476 22210320 43963361 88200689 50775619 90393705
-0,002307 0,0252339 -0,111414 0,254781 -0,320867 0,215044 -0,063197
c
37991224 0057628 07630877 49313722 08139299 35808000 92932981
0,049462 -0,587451 2,758158 -6,595844 8,561681 -5,821037 1,676996
d
05693000 17513630 36890554 82427565 92061435 10444651 32094571
1,221058 -10,787006 38,327936 -71,225727 76,364394 -50,369081 21,588591
e
37277223 84058033 05744849 24273792 24576079 58317770 10857168

Bild A-1 Auslegungs-Inzidenzwinkel für ungewölbte NACA 65er Profile i0 = f ( β1 , l t )


9.3 LIEBLEIN-Entwurfsdiagramme 183

-0.5
l/t=
-0.45 0.4
=
0.6
-0.4 0.8
1.0
1.2
-0.35
1.4
-0.3 1.6
1.8
n -0.25 2.0

-0.2

-0.15

-0.1

-0.05

0
20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90
ß1 [°]

Näherungsfunktion9
n = Aβ14 + B β13 + C β12 + D β1 + E
−6 −5 −4 −1 6
§l· §l· §l· §l· §t·
mit A = a6 ¨ ¸ + a5 ¨ ¸ + a4 ¨ ¸ + ... + a1 ¨ ¸ + a0 , B = b6 ¨ ¸ + ... usw.
©t¹ ©t¹ ©t¹ ©t¹ ©l¹

6 5 4 3 2 1 0
-0,000000 0,000000 -0,000001 0,000001 -0,000001 0,000000 -0,000000
a
04036158 33176160 06270929 66420315 28744415 41954548 04005738
0,000011 -0,000096 0,000316 -0,000510 0,000418 -0,000155 0,000020
b
61755597 77584894 16926091 92263494 52620986 52972437 97442840
-0,001103 0,009269 -0,030639 0,050404 -0,042555 0,016801 -0,002612
c
67458947 00505236 04763052 87663224 08039721 24746197 38458175
0,039443 -0,332458 1,104712 -1,831325 1,563525 -0,627150 0,107660
d
58647366 28635265 24912578 55294223 54658467 55678273 94718801
-0,440737 3,698307 -12,218666 20,056385 -16,692844 6,050872 -1,133293
e
79462212 29620734 34452193 14378197 87830261 93541413 01802607

Bild A-2 Proportionalitätsfaktor n = f ( β1 , l t )

9
Alle Näherungsfunktionen und Diagramme aus: Fabre, A.: Parametrisierte Näherungsfunktionen für die
experimentell ermittelten aerodynamischen Eigenschaften von NACA-Tragflügelgittern nach LIEBLEIN.
Studienarbeit Nr. A00 020 004, Universität Siegen, 2001. Aus Genauigkeitsgründen sollten besonders die
kleinen Koeffizienten mit allen Nachkommastellen in die Näherungsfunktionen eingesetzt werden.
184 9 Anhang

5
l/t=
4.5
2.0
4 1.8
1.6
1.4
3.5
1.2
3 1.0
δ 0 [°] 0.8
2.5 0.6
0.4
2

1.5

0.5

0
20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90
ß1 [°]

Näherungsfunktion
δ 0 = Aβ14 + B β13 + C β12 + D β1 + E
−6 −5 −4 −1 6
§l· §l· §l· §l· §t·
mit A = a6 ¨ ¸ + a5 ¨ ¸ + a4 ¨ ¸ + ... + a1 ¨ ¸ + a0 , B = b6 ¨ ¸ + ... usw.
©t¹ ©t¹ ©t¹ ©t¹ ©l¹

6 5 4 3 2 1 0
0,000000 0,000004 0,000016 -0,0000 0,0000 -0,000015 0,000003
a
526880 649611 503679 30163647 29942340 345926 281827
-0,000145 0,001286 -0,004563 0,008334 -0,008272 0,004253 -0,000920
b
822902 548446 823765 533282 897373 894585 082410
0,014150 -0,124814 0,442564 -0,808079 0,803463 -0,416387 0,092298
c
862349 670375 269957 934229 643823 089699 719314
-0,546528 4,825851 -17,137568 31,385815 -31,440726 16,623105 -3,902757
d
959709 345903 315117 516950 767558 421290 016196
6,377298 -56,764897 203,713382 -378,987042 390,261099 -218,395601 59,160496
e
418967 922376 407748 674248 506032 505197 283446

Bild A-3 Deviationswinkel für ungewölbte Profile δ 0 = f ( β1 , l t )


9.3 LIEBLEIN-Entwurfsdiagramme 185

l/t= 0.4
0.5 0.6
0.7
0.8 0.9
0.5 1.0 1.2
1.4 1.6 1.8 2.0
0.4

m 0.3

0.2

0.1

0
20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90
ß1 [°]

Näherungsfunktion
m = Aβ14 + B β13 + C β12 + D β1 + E
−6 −5 −4 −1 6
§l· §l· §l· §l· §t·
mit A = a6 ¨ ¸ + a5 ¨ ¸ + a4 ¨ ¸ + ... + a1 ¨ ¸ + a0 , B = b6 ¨ ¸ + ... usw.
©t¹ ©t¹ ©t¹ ©t¹ ©l¹

6 5 4 3 2 1 0
-0,000000 0,000000 -0,000001 0,000003 -0,000002 0,000001 -0,000000
a
06072358 53243234 84665634 21460414 93179864 30699069 22197800
0,000015 -0,000131 0,000452 -0,000786 0,000715 -0,000318 0,000053
b
00101768 06041845 98917311 15890614 50995694 55840235 65296314
-0,001292 0,011258 -0,038809 0,067211 -0,061116 0,027218 -0,004522
c
19672948 06078928 40999166 46815111 68612276 23576047 34834295
0,044913 -0,390718 1,345309 -2,328830 2,120672 -0,948342 0,153297
d
03258376 61628836 49151767 97902829 64505931 05359658 61246803
-0,571043 4,937038 -16,900986 29,127689 -26,513375 12,126156 -1,808845
e
43191183 72284831 07844754 52950583 13995404 41651276 81128943

Bild A-4 Proportionalitätsfaktor m = f ( β1 , l t )


186 9 Anhang

0.9
ß1 =
20
0.8 30
0.7 40
50
0.6 60
70
∂δ 0.5
∂i β1
0.4

0.3

0.2

0.1

0
0 0.2 0.4 0.6 0.8 1 1.2 1.4
l/t

Näherungsfunktion
+5 +4 +3 +2
∂δ §l· §l· §l· §l· §l·
= A¨ ¸ + B¨ ¸ +C¨ ¸ + D¨ ¸ +E¨ ¸+F
∂i β1 ©t¹ ©t¹ ©t¹ ©t¹ ©t¹
mit A = a5 β15 + a4 β14 + a3β13 + a2 β12 + a1β1 + a0
B = b5 β15 + ... usw.

5 4 3 2 1 0
0,000000 -0,000002 0,000245 -0,013332 0,330833 -2,931439
a
00706137 14249972 90343872 88553173 81514517 15434537
-0,000000 0,000010 -0,001238 0,066264 -1,609239 13,807540
b
03625705 90055430 44390677 56460090 92913710 21102258
0,000000 -0,000019 0,002201 -0,116235 2,740538 -22,548376
c
06503613 50882308 79197316 39134481 17809155 93858622
-0,000000 0,000013 -0,001546 0,080969 -1,824341 14,469500
d
04417064 58025849 54142184 06004907 39319269 48135243
0,000000 -0,000002 0,000330 -0,017279 0,347906 -3,499065
e
00812804 77341781 95326833 27972125 44726185 80767630
-0,000000 0,000000 -0,000023 0,000949 -0,017537 1,125663
f
00120024 26963238 29880970 82547125 09579136 98859899

∂δ
Bild A-5 Korrektur = f ( β1, l t )
∂i β1
9.4 Einige akustische Grundbegriffe 187

9.4 Einige akustische Grundbegriffe


Schalldruck, Schalldruckpegel: Der Schalldruck p ′ ist der dem Atmosphärendruck überla-
gerte Wechseldruck bei Ausbreitung von Schallwellen. Der Schalldruckpegel ist definiert zu
§ p′2 ·
L p = 10lg ¨ 2 ¸ dB (A.1)
¨ p0 ¸
© ¹
mit dem quadratischen Mittelwert des Schalldrucks
t0 +T
1
p ′2 =
T ³ p ′2 (t )dt
t0

(das Zeitintervall T ist gleich einem ganzzahligen Vielfachen von halben Perioden oder sehr
lang) und dem genormten Bezugsdruck p0 = 2⋅10-5 Pa (für Luftschall). Schalldruck und damit
Schalldruckpegel sind abhängig vom Messort, insbesondere vom Abstand zur Schallquelle.
Der Schalldruck oder Schalldruckpegel ist entscheidend zur Beurteilung der Wirkung von
Schall auf einen Hörer.
Schallleistung, Schallleistungspegel: Die Schallleistung Pak einer Schallquelle ist die Schall-
energie pro Zeiteinheit, die durch eine sich senkrecht zur Schallausbreitungsrichtung befindli-
che, den Strahler einhüllende Fläche (Hüllfläche) hindurchtritt. Im akustischen Fernfeld ist die
Schallleistung allein mit dem Schalldruck verknüpft über

p ′2
Pak = ³ ρ c0
dA . (A.2)
AHüll

Der Schallleistungspegel ist definiert zu


§P ·
LW = 10 lg ¨ ak ¸ dB (A.3)
© P0 ¹
mit der genormten Bezugsleistung P0 = 10-12 W (für Luftschall). Die Schallleistung und damit
der Schallleistungspegel sind von der Messposition unabhängig und damit ein Maß für die
Stärke einer Schallquelle.
Obwohl beide in dB angegeben sind die Zahlenwerte der beiden Maßzahlen Schalldruck- und
Schallleistungspegel i. Allg. voneinander verschieden. Strahlt die Schallquelle mit einer kugel-
förmigen Richtcharakteristik, d. h. ist der Schalldruck auf einer gewählten Hüllfläche überall
gleich, so kann aus dem Schallleistungspegel sofort der Schalldruckpegel auf der Hüllfläche
berechnet werden:
§A · § ( ρ c0 )k ·
L p = LW − 10lg ¨ Hüll ¸ − 10lg ¨¨ ¸¸ dB (A.4)
© A0 ¹ © ρ c0 ¹
Dabei sind
§A ·
• 10 lg ¨ Hüll ¸ mit der Bezugsfläche A0 = 1 m2 das sog. Messflächenmaß,
A
© 0 ¹
188 9 Anhang

§ ( ρ c0 )k · kg
• 10 lg ¨ mit der Bezugsgröße ( ρ c0 )k = 400 2 eine Korrektur zur Berück-
¨ ρ c0 ¸¸ m s
© ¹
sichtigung der tatsächlichen Stoffwerte ρ und c0, z. B. bei anderen Temperaturen des
Schallausbreitungsmediums.
Frequenzspektren: Geräusche sind in der Regel nicht monofrequent; durch eine Spektralana-
lyse erhält man die Amplitude und Phasenlage jeder Frequenzkomponente. In der Akustik ist
die Phasenlage meist von untergeordneter Bedeutung, wichtiger ist das Leistungsspektrum
(engl. „power spectrum“). Bei der Darstellung unterscheidet man
• Schmalbandspektren; der gesamte Frequenzbereich ist in schmale Frequenzbänder glei-
cher Bandweite Δf aufgeteilt, in denen die Schallleistung (oder der Schallleistungspegel)
angegeben wird;
• Oktav- und Terzbandbandspektren; hier wird die Frequenzachse in sich nicht überlappen-
de Frequenzbänder aufgeteilt, deren jeweilige obere Frequenzgrenze gerade das Doppelte
bzw. das 21/3-fache der unteren beträgt; die Frequenzachse ist also immer nichtlinear (lo-
garithmisch). Die einzelnen Frequenzbandgrenzen sind genormt.
• Spektrale Schallleistungsdichte, d. h. die Leistung pro (sehr kleiner) Frequenzbandbreite
ist
dPak gemittelte akustische Leistung Pak im Frequenzband Δ f ª W º
S Pak = ≈ « Hz » ; (A.5)
df Δf ¬ ¼
ein Schmalbandspektrum mit der Bandbreite Δf = 1 Hz entspricht der Schallleistungsdichte;
aus der spektralen Schallleistungsdichte lassen sich einfachst Schmalbandspektren beliebi-
ger Bandbreite oder Terz- und Oktavspektren berechnen.

100
Oktav-
80

Terz-
60
Lp [dB]

40
Schmalbandspektrum
(Δf = 3,125 Hz)
20

0
100 500 1000 5000 10000
A_6
f [Hz]

Bild A-6 Gleiches Geräusch in unterschiedlichen spektralen Darstellungen, logarithmische Frequenz-


achse
9.4 Einige akustische Grundbegriffe 189

Bewertung: Der physikalisch richtig gemessene Schalldruckpegel wird zur besseren Kenn-
zeichnung der Störwirkung oder der Lästigkeit oftmals bewertet. Dazu werden die Pegel fre-
quenzabhängig mit genormten Zu- und Abschlägen (z. B. nach der A-Bewertung mit ΔLA nach
Tab. A-5) versehen.

Tab. A-5 Mitten- sowie untere und obere Eckfrequenzen der genormten Terz- und Oktavbänder und
Pegelkorrekturen für die A-Bewertung [DIN EN 61260: Elektroakustik – Bandfilter für Oktaven und
Bruchteile von Oktaven. März 2003]

Genormte Frequenzen ΔLA


Exakte Mitten-
Terzbänder Oktavbänder [dB]
frequenz [Hz]
fm [Hz] fu [Hz] fo [Hz] fm [Hz] fu [Hz] fo [Hz]
10 8,9 11,2 10,00 -70,4
12,5 11,2 14,1 12,59 -63,4
16 14,1 17,8 16 11 22 15,85 -56,7
20 17,8 22,4 19,95 -50,5
25 22,4 28,2 25,12 -44,7
31,5 28,2 35,5 31,5 22 44 31,62 -39,4
40 35,5 44,7 39,81 -34,6
50 44,7 56,2 50,12 -30,2
63 56,2 70,7 63 44 88 63,10 -26,2
80 70,7 89,1 79,43 -22,5
100 89,1 112 100,0 -19,1
125 112 141 125 88 177 125,9 -16,1
160 141 178 158,5 -13,4
200 178 224 199,5 -10,9
250 224 282 250 177 355 251,2 -8,6
315 282 355 316,2 -6,6
400 355 447 398,1 -4,8
500 447 562 500 355 710 501,2 -3,2
630 562 708 631,0 -1,9
800 708 891 794,3 -0,8
1000 891 1122 1000 710 1420 1000,0 +0,0
1250 1122 1413 1259 +0,6
1600 1413 1778 1585 +1,0
2000 1778 2239 2000 1420 2840 1995 +1,2
2500 2239 2818 2512 +1,3
3150 2818 3548 3162 +1,2
4000 3548 4467 4000 2840 5680 3981 +1,0
5000 4467 5623 5012 +0,5
6300 5623 7079 6310 -0,1
8000 7079 8913 8000 5680 11360 7943 -1,1
10000 8913 11220 10000 -2,5
12500 11220 14130 12590 -4,3
16000 14130 17780 16000 11360 22720 15850 -6,6
20000 17780 22390 19950 -9,3
190 9 Anhang

Das Rechnen mit Pegeln: Der Gesamtschalldruckpegel von n inkohärent (d. h. ohne Interfe-
renzeffekte) strahlenden Schallquellen berechnet sich zu
§ n L /10 ·
¦
L p, ges = 10 lg ¨ 10 p ,i ¸ dB .
¨ ¸
(A.6)
© i =1 ¹
Diese Formel gilt auch für die Berechnung des Gesamtpegels eines einzigen Strahlers aus
Bandpegeln. In guter Näherung gilt für den Gesamtpegel zweier Schallereignisse, wenn L2 >
L1:
L1 + L2 = L2 + C (Δ L) (A.7)
mit den C-Werten nach Tab. A-6.

Tab. A-6 Zum Rechnen mit Pegeln

ΔL = L2 – L1 [dB] C(ΔL) [dB]


0 und 1 3
2 bis 4 2
4 bis 9 1
10 und größer 0

Ausbreitung des Schalls von Punktquellen: Eine kugelförmig strahlende Punktquelle (Ku-
gelstrahler) ist oft ein erstes gutes Modell für eine mehr oder weniger frei strahlenden Schall-
quelle. Die Quelle strahle einen Schallleistungspegel LW ab. Wenn die Abstrahlung – ungehin-
dert durch umgebende reflektierende Wände – symmetrisch in alle Richtungen erfolgt, dann
gilt für den Schalldruckpegel im Abstand r von der Quelle
§ 4π r 2 ·
L p = LW − 10 lg ¨
¨ A0 ¸¸
dB (A.8)
© ¹
mit der Bezugsfläche A0 = 1 m2. Dabei ist 4πr2 die durchstrahlte Fläche (Kugelfläche) im Ab-
stand r von der Quelle. Eine Verdopplung des Abstands r von der Quelle bedeutet demnach
eine Schalldruckpegelabnahme von 10lg22 = 6 dB. Liegt die Schallquelle in einer schallharten
(d. h. unbedämpften) Wand, kann die Schallleistung nur über die halbe Kugelfläche 2πr2 abge-
strahlt werden, d. h. der Schalldruckpegel im gleichen Abstand r von der Quelle ist um 3 dB
höher als ohne Wand. Bild A-7 illustriert, wie diese Vorstellung auf die Schallabstrahlung
eines Ventilators übertragen werden kann. Dass in der Realität eine mehr oder weniger asym-
metrische Richtcharakteristik der Schallabstrahlung vorliegt, wurde in Kapitel 4 gezeigt.
Schalldämpfer: Sekundäre Geräuschminderung von Schallquellen kann durch Schalldämpfer
erfolgen. In lufttechnischen Anlagen werden in der Regel Absorptionsschalldämpfer einge-
setzt, z. B. in Form von Kulissenschalldämpfern. Eine wichtige Maßzahl bei Schalldämpfern
ist das Einfügungsdämpfungsmaß D. Es ist die Differenz der Schallleistungspegel, die mit und
ohne Schalldämpfer durch eine Luftleitung oder Öffnung übertragen werden. Bild A-8 zeigt
einen Ventilator mit Kulissenschalldämpfer im druckseitigen Kanal. Der Ausblas-Kanalschall-
leistungspegel LW4 des Ventilators wird durch das Einfügedämpfungsmaß des Schalldämpfers
auf
LW 4* = LW 4 − D dB (A.9)
9.4 Einige akustische Grundbegriffe 191

reduziert. Hersteller geben die Dämpfung ihres Schalldämpfers meist in Oktavbändern an.
Bei der Dimensionierung eines Schalldämpfers ist darauf zu achten, dass die geforderte Pegel-
absenkung auf der leisen Seite nicht durch das Strömungsgeräusch im Schalldämpfer zunichte
gemacht wird.

Bild A-7 Schallabstrahlung ins Freifeld (Vereinfachung: Ausblasöffnung als symmetrische Punktquelle
angenommen)

Bild A-8
Radialventilator mit Kulissenschalldämpfer
192 9 Anhang

9.5 Auswahl wichtiger ISO-Normen


In diesem Anhang sind einige wichtige ISO-Normen, die im Ventilatorenbau von Bedeutung
sind, aufgelistet10.
Allgemeine Begriffe, Aerodynamische Prüfstände, Kennlinienmessung:
ISO 5801: Industrial fans – Performance testing using standardized airways
ISO 5802: Industrial fans – Performance testing in situ
ISO 12499: Industrial fans – Mechanical safety of fans – Guarding
ISO 12759: Fans-Efficiency classification for fans
ISO 13348: Industrial fans – Tolerances, methods of conversion and technical data presenta-
tion
ISO 13349: Fans – Vocabulary and definitions of categories
ISO 13350: Industrial fans – Performance testing of jet fans
ISO 13351: Fans – Dimensions
ISO/NP TR 16219: Fans – System effect factors
Geschwindigkeits-, Massen- und Volumenstrommessung:
ISO 3966: Measurement of fluid flow in closed conduits – Velocity area method using Pitot
static tubes
ISO 7194: Measurement of fluid flow in closed conduits – Velocity-area methods of flow
measurement in swirling or asymmetric flow conditions in circular ducts by means of current-
meters or Pitot static tubes
ISO 5167-1: Measurement of fluid flow by means of pressure differential devices inserted in
circular cross-section conduits running full – Part 1: General principles and requirements
ISO 5167-2: Measurement of fluid flow by means of pressure differential devices inserted in
circular cross-section conduits running full – Part 2: Orifice plates
ISO 5167-3: Measurement of fluid flow by means of pressure differential devices inserted in
circular cross-section conduits running full – Part 3: Nozzles and Venturi nozzles
ISO 5167-4: Measurement of fluid flow by menas of pressure differential devices inserted in
circular cross-section conduits running full – Part 4: Venturi tubes
ISO/TR 9464: Guidelines for the use of ISO 5167
ISO/TR-12767: Measurement of fluid flow by means of pressure differential devices – Guide-
lines on the effect of departure from the specifications and operating conditions given in ISO
5167
ISO/TR 15377: Measurement of fluid flow by means of pressure-differential devices – Guide-
lines for the specification of orifice plates, nozzles and Venturi tubes beyond th scope of ISO
5167
ISO 5168: Measurement of fluid flow – Procedures for the evaluation of uncertainties

10
Quelle: www.iso.org/iso/iso_catalogue (Stand: April 2012)
9.5 Auswahl wichtiger ISO-Normen 193

Akustik:
ISO 3740: Acoustics – Determination of sound power levels of noise sources – Guidelines for
the use of basic standards
ISO 3741: Acoustics – Determination of sound power levels and sound energy levels of noise
sources using sound pressure – Precision methods for reverberation test rooms
ISO 3743-1: Acoustics – Determination of sound power levels and sound energy levels of
noise sources using sound pressure – Engineering methods for small movable sources in re-
verberant fields – Part 1: Comparison method for a hard-walled test room
ISO 3743-2: Acoustics – Determination of sound power levels of noise sources using sound
pressure – Engineering methods for small, movable sources in reverberant fields – Part 2:
Methods for special reverberation test rooms
ISO 3744: Acoustics – Determination of sound power levels and sound energy levels of noise
sources using sound pressure – Engineering methods for an essentially free field over a reflect-
ing plane
ISO 3745: Acoustics – Determination of sound power levels and sound energy levels of noise
sources using sound pressure – Precision methods for anechoic rooms and hemi-anechoic
rooms
ISO 3746: Acoustics – Determination of sound power levels and sound energy levels of noise
sources using sound pressure – Survey method using an enveloping measurement surface over
a reflecting plane
ISO 3747: Acoustics – Determination of sound power levels and sound energy levels of noise
sources using sound pressure – Engineering/survey methods for use in situ in a reverberant
environment
ISO 5135: Acoustics – Determination of sound power levels of noise from air-terminal devices
air-terminal units, dampers and valves by measurement in a reverberation room
ISO 5136: Acoustics – Determination of sound power radiated into a duct by fans and other
air-moving devices – In-duct method
ISO 6926: Acoustics – Requirements for the performance and calibration of reference sound
sources used for the determination of sound power levels
ISO 7235: Acoustics – Laboratory measurement procedures for ducted silencers and air-
terminal units – Insertion loss, flow noise and total pressure loss
ISO 9614-1: Acoustics – Determination of sound power levels of noise sources using sound
intensity – Part 1: Measurement at discrete points
ISO 9614-2: Acoustics – Determination of sound power levels of noise sources using sound
intensity – Part 2: Measurement by scanning
ISO 9614-3: Acoustics – Determination of sound power levels of noise sources using sound
intensity – Part 3: Precision method for measurement by scanning
ISO 10302-1: Acoustics – Measurement of airborne noise emitted and structure-borne vibra-
tion induced by small air-moving devices – Part 1: Airborne noise measurement
ISO 10302-2: Acoustics – Measurement of airborne noise emitted and structure-borne vibra-
tion induced by small air-moving devices – Part 2: Structure-borne vibration
ISO 11820: Acoustics – Measurements on silencers in situ
194 9 Anhang

ISO 13347-1: Industrial fans – Determination of fan sound power levels under standardized
laboratory conditions-Part 1: General overview
ISO 13347-2: Industrial fans – Determination of fan sound power levels under standardized
laboratory conditions – Part 2: Reverberant room method
ISO 13347-3: Industrial fans - Determination of fan sound power levels under standardized
laboratory conditions – part 3: Enveloping surface methods
ISO 13347-4: Industrial fans – Determination of fan sound power levels under standardized
laboratory conditions – Part 4: Sound intensity method
ISO 14163: Acoustics – Guidelines for noise control by silencers
ISO 15665: Acoustics – Acoustic insulation for pipes, valves and flanges
ISO 15667: Acoustics – Guidelines for noise control by enclosures and cabins
Sachwortverzeichnis

A Drallverteilung 12 f., 15 f. K
Abriss 61 ff. Drehton 78 ff., 92 f., Kanalverfahren 158 f.
Abrissgeräusch 77, 85, 119 ff. 127 Kennlinie
91 ff., 129 Druckzahl → Kennzahl aerodynamische 21 ff.,
ACKERET 23 Durchmesserverhältnis 21, 61f., 129, 149
Anstellwinkel 47 f., 61, 29, 33 akustische 92, 129
105 Durchmesserzahl Messung
Arbeitsverteilung → Kennzahl → Ventilatorprüfstand
isoenergetisch 12 Düsenpfeifen 94 Kennzahl
radiusabhängig 15 Druckzahl 2
Auffädellinie 64 Durchmesserzahl 2
Auftriebsbeiwert 47 ff., 54, E Leistungszahl 2
61, 64 ECK 139, 30 f., 36 Machzahl 72
Aufwertung 21 ff. EPPLER → Profil Reynoldszahl 22 ff., 54,
EULER 6 56 ff.
Schnelllaufzahl 2
B spezifische Drehzahl 2
Band F Strouhalzahl 93, 101,
Oktav- 101, 188 f., 191 freiausblasend 17 ff., 150 107, 109
Terz- 188 f. f.
Umfangsmachzahl 85,
Schmal- 188 FX → WORTMANN 90 f., 99 f.
Bewertung 189 Volumenzahl 2, 93
Bodeneinfluss 157 ff. Koinzidenz 79 ff.
BOMMES 29, 31, 33, G Kompaktheit
35 f., 43 Geschwindigkeitsdreieck
aerodynamische 82 ff.
BPF → Drehton 6 ff., 13
akustische 82 ff., 111
Breitenverhältnis 21, 33, gezackte Hinterkante 124
Kopfspalt → Spalt
39 f.
Korrelationsfläche 102,
gewellte Vorderkante
105, 109
124 f.
Kreisbogenschaufel 36 ff.
C Gleitverhältnis 48, 54
CAA 97, 135 GUTIN 77
cavity noise 77 L
CORDIER 1 ff., 21 Leckverlust 5
cut-off 88 ff.
H
Hallraum 156 Leistungszahl → Kennzahl
cut-on 88 ff. LES 136
Hitzdrahtanemometrie 11,
155 LIEBLEIN 66, 68, 72
Entwurfsdiagramme
D HORLOCK 16, 63
182 ff.
DE HALLER 70 Hüllflächenverfahren
157 f. LOWSON 97, 111
Dickenverteilung → Profil
Diffusionszahl 72
Diffusor 18 f., 29 f. 126 f.
I M
drall Machzahl → Kennzahl
-freie Zuströmung 7, isoenergetisch → Arbeits-
verteilung, → drallkonstant MADISON 97, 99
150 f. MELLIN und SOFRAN
-konstant 13 ISO-Normen 192
→ Schaufelteilung

T. Carolus, Ventilatoren, DOI 10.1007/978-3-8348-2472-1,


© Vieweg+Teubner Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden 2013
196 Sachwortverzeichnis

Meridiankontur 50, 125 Q T


Messflächenmaß 15, 159, Querdruckgleichung Teilflutrad 17, 58
187 → Radiales Gleichge- Trommelläufer 3, 31, 35 f.,
Minderleistung 27 f. wicht 44, 98, 100 f., 118 f.
Minderleistungsfaktor TYLER und SOFRIN 80,
28 ff. 90
Mode 78 f., 87 ff. S
Modellgesetz Schallausbreitung 84 ff.
aerodynamisch 3 Schalldämpfer
akustisch 98
U
-einfügedämpfungsmaß
Mündungsreflexion 160 190 Umfangsmachzahl
Kulissen- 190 f. → Kennzahl
Schallleistungsdichte 106, URANS 133 f., 140, 143
N 188
Nabentotwasser 14, 70 f. Schallleistungspegel 187
NACA 50 f., 66 ff., 72, Freiansaug- 156 V
111, 179 f. Freiausblas- 156 Ventilatorprüfstand
Nachleitrad → Stator Gehäuse- 156 - Kammer- 150, 152
Kanal- 156 - Rohr- 151 f.
Schaufelarbeit 6, 11 f., 15, - Kanal- 158 f.
P 149 Vergleichsschallquelle 156
PFLEIDERER 25 f., 28 ff., Versperrung 31 f., 39
Schaufelsichelung 64 f.
54 Volumenzahl → Kennzahl
Schaufelteilung 50
Plattendiffusor → Diffusor ungleichmäßige 121
Polare 48 ff.., 54 ff. Schaufelzahl 31, 62, 80,
PRANDTL 49, 153 ff. 127
W
Profil Schnelllaufzahl Wellenleistung 1, 4, 6, 28,
Dickenverteilung 51 ff., 146
→ Kennzahl
55, 179 f. Widerstandsbeiwert 47, 56
Sichelung
EPPLER 55 f. Winglet 130
→ Schaufelsichelung
Göttinger 50 f. Wirbelflussmaschine 13
Skelettlinie → Profil
NACA 55 ff. Wirbelzopf 93 ff.
Skelettlinie 51 ff., 66 f., Solidity 60 ff., 66 Wirkungsgrad 5
69 Sonden
WORTMANN → Profil
-wölbung 51 ff., 69 Pitotrohr 153 f.
WORTMANN 55 ff. Prandtlrohr 153 f.
Fünfloch- 154
Hitzdraht 155 X
R Spalt XFOIL 54, 56
Radiales Gleichgewicht 10 -geräusch 130
RANKINE-Wirbel 14 f. -geometrie 35 f.
RANS 136 ff., 148 f. -verlust → Leckverlust Z
Reaktionsgrad 12, 14, 16 -schaufel 118 f.
Spiralgehäuse 40 ff. Zuströmturbulenzschall 77,
ff.
Staffelungswinkel 50, 63 f. 83 f., 92, 107 ff.
REGENSCHEIT 99 f.
Reynoldszahl → Kennzahl Stator 77, 79 f., 119 f., Zwischenschaufel 39 f.
Reynoldszahleinfluss 127, 141
→ Aufwertung Streben → Stator
Richtcharakteristik 85 f., Strouhalzahl → Kennzahl
156 f. STRSCHELETZKY 71
Rotor-Stator-Interaktion Stutzenarbeit 1, 4
77, 79 f., 90 ff., 122, 143

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