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Rn x 3 i
Wenn wir nun immer feinere Unterteilungen in n n n n n i 1
Rechtecke wählen, so erwarten wir intuitiv, dass wir
immer bessere Näherungen für den gesuchten Neben unserer intuitiven Vorstellung,
Flächeninhalt S erhalten. dass der Prozess der immer feineren
Unterteilung immer bessere Näherungen
für den gesuchten Flächeninhalt S ergibt,
haben wir jetzt aber auch die Möglichkeit,
diese Intuition mathematisch präzise zu
formulieren :
lim Ln S lim Rn
n n
1 n 1 2 1 n 2
Ln 3 i Rn 3 i lim Ln S lim Rn
n i 0 n i 1 n n
Wir wollen uns nun davon überzeugen, dass unsere Intuition und die
mathematisch präzise Formulierung zu vernünftigen Ergebnissen führen.
Das bedeutet, dass wir nachweisen müssen, dass die obigen Grenzwerte
existieren und beide Grenzwerte auch tatsächlich den gleichen Zahlenwert
liefern!
Um die Grenzwerte zu bestimmen benötigen wir die
n
n(n 1)(2n 1)
Summenformel der Quadratzahlen: i
i 1
2
12 22 n2
6
Für die Grenzwerte erhalten wir so:
1 n 1 2 1 (n 1) n (2n 1)
lim Ln lim 3
i lim 3
n n n n n 6
i 0
1 (n 1)(2n 1) 1 1 1 2 1
lim lim 1 2
6 n n2 6 n n n 6 3
1 n 2 1 n(n 1)(2n 1)
lim Rn lim 3 i lim 3
n n n n n 6
i 1
1 (n 1)(2n 1) 1 1 1 2 1
lim lim 1 2
6 n n 2
6 n n n 6 3
Die Grenzwerte existieren also und ergeben den gleichen Wert!
(Bei der Berechnung der Grenzwerte haben wir die einschlägigen Grenzwertsätze verwendet)
Wir haben damit das spezielle Flächenproblem der Bestimmung der Fläche
zwischen a=0 und b=1 unterhalb der Funktion y=x² gelöst. Die hierzu
notwendigen Überlegungen übertragen wir nun auf den allgemeinen Fall der
Flächenbestimmung für eine beliebige Funktion f(x)
Im Bild ist die Situation für rechte Endpunkte dargestellt. Für linke Endpunkte läuft die
Verallgemeinerung völlig analog.
Zunächst wollen wir nicht die Fläche zwischen a=0 und b=1, sondern für beliebige Werte von a
und b bestimmen, wobei wir zunächst davon ausgehen, dass a<b gilt.
Dann sind die Breite eines einzelnen Rechteckes und die Lage der Stützstellen xi gegeben durch:
ba i
x xi a i x a (b a ) i 0,1, , n
n n
Für die Summen Ln und Rn erhalten wir dementsprechend:
n 1 n 1 n n
Ln x f xi x f a i x Rn x f xi x f a i x
i 0 i 0 i 1 i 1
Wenn nun beide Grenzwerte existieren und den selben Wert ergeben,
so sagen wir, dass diese Zahl der gesuchte Flächeninhalt ist.
Tatsächlich kann man das noch etwas allgemeiner fassen:
Anstatt nur linke und rechte Endpunkte für die Rechtecke zuzulassen, kann man auch beliebige
Werte aus den durch die Unterteilung gegebenen einzelnen Intervallen zulassen:
Damit erhalten wir dann folgende Näherung für die Fläche S
S n x f xi*
n
xi* xi 1 , xi i 1, 2, n
i 1
Der Flächeninhalt S ist dann der Grenzwert für immer feinere
Unterteilungen der Folge Sn. Damit wir tatsächlich von dem
Flächeninhalt sprechen können, muss der Grenzwert
unabhängig von der Wahl der xi* sein.
Dies fassen wir nun zur Definition des bestimmten Integrals
zusammen…
Definition: Bestimmtes Integral
Es sei f(x) eine Funktion, die für a x b definiert ist. Durch a x0 , x1 , x2 , , xn b
sei eine Unterteilung des Intervalls [a,b] ba
x : xi a i x
in äquidistante Teilintervalle gegeben: n
Ferner seien xi* xi 1 , xi beliebig vorgegeben.
f x
n
existiert und unabhängig von der Wahl der xi* ist, so heißt dieser Grenzwert das „bestimmte
Integral der Funktion f(x) von a bis b“: b
f ( x) dx : lim x f xi*
n
a
n
i 1
Ohne Beweis stellen wir dieser Definition Satz: Jede auf [a,b] stetige Funktion ist auf diesem
noch folgenden Satz an die Seite: Intervall integrierbar.
Existiert der Grenzwert für eine Wahl der xi*, so
existiert er auch für jede andere Wahl der xi*,
insbesondere also auch für die linken und rechten
Endpunkte.
Der Begriff des bestimmten Integrals dient zunächst einmal der
Bestimmung von krummlinig berandeten Flächen.
Tatsächlich gibt das bestimmte Integral aber nur dann den Flächeninhalt
zwischen der Funktion f(x) und der x-Achse wieder, wenn die Funktion
auf dem gesamten Intervall [a,b] positiv ist.
Wenn f(x) hingegen ganz oder teilweise negativ ist, so geben die
Rechtecksummen auch negative Beiträge zum bestimmten Integral.
In diesem Fall kann man das bestimmte Integral als eine Art „Netto-
Fläche“ begreifen, bei der der Flächeninhalt der negativen Teile von dem
der positiven Teile von f(x) abgezogen wird. Ist A1 der Flächeninhalt der
positiven Teile von f(x) und A2 entsprechend der Flächeninhalt der
negativen Teile von f(x), so gibt das bestimmte Integral den Wert
b
f ( x) dx A A
a
1 2
wieder.
Von einem Flächeninhalt als solchem erwartet man eine positive
Maßzahl. Dann würde man als gesamten Flächeninhalt A die Größe
A A1 A2
bezeichnen. Welcher Wert jeweils zu berechnen ist, hängt von der
konkreten Fragestellung ab.
Satz: Eigenschaften des bestimmten Integrals Wenn eine Funktion f(x) auf einem Intervall [a,b]
Es seien f(x) und g(x) auf [a,b] integrable stetig ist, so nimmt sie auf diesem Intervall ihr
Funktionen und c eine reelle Zahl. Dann gilt: Minimum (m) und ihr Maximum (M) an. Daraus
a b a lassen sich Vergleichseigenschaften des
f ( x) dx f ( x) dx
b a
f ( x) dx 0
a
bestimmten Integrals ableiten:
b
Satz: Vergleichende Eigenschaften des
c dx c b a
a
bestimmten Integrals
b b b Es seien f(x) und g(x) auf [a,b] integrable
f ( x) g ( x) dx f ( x) dx g ( x) dx
a a a
Funktionen. Dann gilt:
b
f ( x) dx f ( x) dx f ( x) dx
a a
a c a
m f ( x) M für alle x mit a x b
Nachweise und Beispiele an der Tafel!
b
m(b a ) f ( x) dx M (b a )
a
Für jeden Wert von x ergibt sich genau ein Zahlenwert des bestimmten Integrals. Das aber ist gerade
die Definition des Funktionsbegriffs.
b
b
b2 a 2
Beispiel: Für das bestimmte Integral t dt hatten wir den Wert t dt erhalten.
a a
2 2
x2 a2
Also ist die Funktion der oberen Grenze durch g ( x) gegeben. Diese Funktion gibt also den
2 2
Flächeninhalt von a bis zum (variablen) Wert x der Funktion f(t)=t an.
Wir fragen nun nach der Ableitung einer solchen Funktion der oberen Grenze. Diese
Fragestellung führt uns unmittelbar zum Hauptsatz…
Um die Ableitung einer Funktion der oberen Grenze,
also einer Funktion von der Form g ( x) f (t ) dt
x
a
zu berechnen, greifen wir auf die Definition der
Ableitung zurück: g ( x h) g ( h)
g ( x) lim
h 0 h
In unserem Fall erhalten wir:
g ( x h) g ( x ) 1 1 xh
xh x
f (t ) dt f (t ) dt f (t ) dt
h h a a h x
Für kleine Werte von h (nur an solchen sind wir im
Grenzübergang existiert), lässt sich das Integral auf
der rechten Seite der Gleichung durch den
Flächeninhalt h f ( x ) eines schmalen Rechtecks der
Breite h ersetzen (siehe Skizze). Also erhalten wir für
die gesuchte Ableitung: 1
g '( x) lim h f ( x) f ( x)
h 0 h
Das ist bereits des Inhalt des ersten Teiles des
Hauptsatzes: x
g ( x) f (t ) dt g ( x) f ( x)
a
Oder in Leibnitz-Notation:
x
d
dx a
f (t ) dt f ( x)
Bevor wir den 2. Teil des Hauptsatzes herleiten, führen wir noch ein paar neue Begriffe ein:
Definition: Stammfunktion
Es sei f(x) eine vorgegebene Funktion und Der zweite Teil des Hauptsatzes stellt nun den
F(x) eine Funktion mit der Eigenschaft Zusammenhang zwischen einer Stammfunktion und
F ( x) f ( x) dem bestimmten Integral dar:
Dann heißt F(x) Stammfunktion zu f(x) . Für jede Stammfunktion F(x) zu f(x) gilt:
b
Satz: Es sei F(x) eine Stammfunktion zu
f(x). Dann ist auch jede Funktion der f ( x) dx F (b) F (a)
Form F ( x) c
a
wobei c eine beliebige reelle Zahl ist, eine Damit ist das Problem der Flächenberechnung
Stammfunktion von f(x): zurückgeführt auf das Finden einer Stammfunktion
und anschließender Auswertung dieser Stamm-
Definition: unbestimmtes Integral funktion an der oberen und der unteren Grenze.
Die Menge aller Stammfunktionen zu
einer Funktion f(x) heißt unbestimmtes Für die Differenz einer Stammfunktion an 2 Stellen
Integral. Für dieses unbestimmte Integral a und b schreiben wir im Folgenden stets:
schreiben wir
f ( x) dx F (b) F (a) : F ( x)
b
a
d
b b b
ii. f ( x) dx F (b) F (a) F ( x) a dx a
b b
F ( x ) dx F ( x ) dx F ( x )
a a
a
Den ersten Teil des Hauptsatzes hatten wir bereits Diese Formulierung zeigt besonders
nachgewiesen. intuitiv, dass, in einem gewissen
Den Nachweis für Teil 2 führen wir so: Sinne, Differenzieren und Integrieren
Zunächst bemerken wir, dass die Funktion der oberen zueinander Inverse Prozesse sind.
Grenze g(x) eine spezielle Stammfunktion von f(x) mit
der Eigenschaft g(a)=0 ist. Jede andere Stammfunktion
muss sich also in der Form F(x)=g(x)+c, wobei c
irgendeine reelle Zahl ist, schreiben lassen. Wir
erhalten somit: b
f ( x) dx g (b) g (b) c g (a) c
a
F (b) F (a )
c f ( x) dx c f ( x) dx f ( x) g ( x) dx f ( x) dx g ( x) dx
k dx k x c
x r 1
x dx r 1 c
r
r r 1
1
x dx ln x c
ax
e
x
dx e c
x
a dx ln a c
x
a a 0
x 1 x
2
1 x
2
C
dx 1 x 2 dx
2
2
Wir benötigen dazu die Differentiationsregeln, Allerdings kann man zur Produktregel und zur Ketten-
wie z.B. regel analoge Verfahren zur Gewinnung von Stamm-
funktionen aufstellen. Diese Integrationsverfahren tragen
Produktregel: die Namen
Partielle Integration
f ( x) g ( x) f ( x) g ( x) f ( x) g ( x) und
Integration durch Substitution
Quotientenregel:
Für die Integration rationaler Funktionen steht das
f ( x) f ( x) g ( x) f ( x) g ( x) Verfahren der
Partialbruchzerlegung
g ( x) g 2 ( x)
zur Verfügung.
Kettenregel:
Durch die Einführung von CAS (Computer-Algebra-
f ( g ( x)) f ( g ( x)) g ( x) Systemen) verlieren die Techniken ein wenig von ihrer
Bedeutung. Beispielsweise kann bereits Microsoft
Mathematics zu nahezu jeder elementaren Funktion eine
Stammfunktion berechnen. Professionelle Systeme wie
Mathematica, Maple und MATLAB können das noch viel
besser.
Das Integrationsverfahren der partiellen Integration beruht auf der Produktregel der
Differenzialrechnung:
u v u v u v
Durch Integration und unter Verwendung des Hauptsatzes erhalten wir hieraus die Regel der
partiellen Integration:
u ( x) v( x) dx u ( x) v( x) u( x) v( x) dx
Beispiel 1: x sin x dx x ( cos x) 1 ( cos x) dx x cos x cos x dx x cos x sin x c
u ( x) v ( x ) u ( x) u( x )
v( x) v( x)
Beispiel 2: 1
ln x dx 1 ln x dx x ln x x
v ( x ) u ( x) x
dx x ln x 1 dx x ln x x c
Beispiel 3:
c (an der Tafel)
2 t 2 t t t
t e dt t e 2t e 2e
2 e sin x cos x c
Beispiel 4: e x
sin x dx 1 x (an der Tafel)
x sin(2 x)
Beispiel 5:
sin x dx c (an der Tafel)
2
2 4
Die Schreibweise für Integrale erinnert durch das Integralzeichen als stilisiertes „S“
sowohl an die Summenbildung, als auch durch das f(x)dx an die Flächeninhalte der
einzelnen Rechtecke, die Aufzusummieren sind. In diesem Sinne ist also auch das „dx“
unter dem Integralzeichen ein Differential im Sinne einer infinitesimal kleinen Größe.
Wir wollen das Volumen einer (konkreten) Kugel bestimmen, in dem wir den 4 3
Radius (oder den Durchmesser) messen und daraus das Volumen berechnen: V r
3
Die Messung des Radius ist mit einem Fehler Δr behaftet. Wie groß sind der
absolute und der relative Fehler des berechneten Volumens?
Lösung:
4 4
Um den Fehler exakt anzugeben müssten wir die Größe V : r r r
3 3
berechnen. 3 3
Da wir davon ausgehen können, dass der Fehler klein gegenüber dem
Messwert ist (sonst macht die Messung keinen Sinn!) können wir aber auch das
Differential dV berechnen: dV
dV dr 4 r 2 dr
dr
Damit haben wir bereits die Näherung für den absoluten Fehler. Für den dV 4 r 2 dr
relativen Fehler erhalten wir entsprechend: 4 3 dr 3
V 3 r r
Der relative Fehler des berechneten Volumens ist also etwa 3 mal so groß, wie
der relative Fehler der Messung des Radius.
In diesem einfachen Fall wäre natürlich auch die Bestimmung des exakten
absoluten und relativen Fehlers möglich. Allerdings ist diese Berechnung
deutlich aufwendiger als die näherungsweise Berechnung.
(Man führe die Berechnungen etwa für r=21cm und
Δr=0.05 cm durch)
Wir führen ein Beispiel an, welches typisch für die Verwendung von Differentialen in
Physik und Technik ist
Bestimmung des Volumens einer Kugel aus der Kenntnis der Fläche einer Kugel
Wir denken uns eine Kugel mit Radius R aufgebaut aus lauter Kugelschalen mit innerem
Radius r und „infinitesimaler“ Dicke dr.
Das Volumen dV einer solchen „infinitesimalen“ Kugelschale ist dann: 4 r dr
2
4 3
R
Das Volumen der gesamten Kugel ergibt sich daraus zu: V
Kugel
dV 4 r 2 dr
0
3
R
a
ii. f ( x) f ( x)
a
f ( x) dx 0
Wir betrachten die Funktion ln(x) und ihre Ableitung:
1
1 f ( x) ln x f ( x)
f ( x) x
x
f ( x) ln x Deshalb hatten wir für das unbestimmte Integral
geschrieben:
1
x dx ln x c
Jetzt haben wir aber das Dilemma, dass die Funktion
ln(x) nur für x>0 definiert ist, wohingegen der
Integrand, also die Funktion 1/x auf ganz \{0}
definiert ist. Um dies zu lösen betrachten wir die
Funktion ln|x|:
1
x ( x 0) 1
ln x ( x 0) f ( x)
f ( x) ln x f ( x) x
ln( x ) ( x 0) 1 1 ( x 0) ( x 0)
x x
Wir halten deshalb d 1 1
als Merksatz fest:
dx
ln x
x
x dx ln x
Diese Eigenschaft überträgt sich d f ( x) f ( x)
auch auf Funktionen, die mit
dem Logarithmus verkettet sind: dx
ln f ( x)
f ( x)
f ( x)
dx ln f ( x) c
Beispiele: 1
tan x dx ln cos x
c
1 1 1 cos x
sec x : csc x : cot x :
cos x sin x tan x sin x