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1
Vorbemerkungen
Man sagt: In dem bisher vertrauten Rechenbereich R der reellen Zahlen sind die vier
Grundrechenarte
Qund R sind abgeschlos und Division
sen
Addition, Subtraktion, Multiplikation bis auf die Einschränkung, dass
beziüglich der Grund- durch Null
rechenarten: Das Ergebnis nicht geteilt werden darf, unbedenklich ausführbar:
einer solchen Rechnung ist
Das Ergebnis einer solchen Rechnung ist in jedem Falle wieder eine relle Zahl. Dies
eine rationale bzw. gilt cnt.
wieder
reelle Zahl. sprechend auch schon für den Rechenbereich Q der rationalen Zahlen. In R gilt aber noch
mehr
Zum Beispiel kann aus jeder nicht negativen Zahl die Quadratwurzel gezogen werden, wobei
R ist darüber hinaus auch
das Ergebnis wiederum eine reelle Zahl ist. Erst mithilfe dieser Wurzeln können
abgeschlossen beziüglich Gleichunen
des Wurzelziehens: Für wie x'=3 gelöst und wie die Diagonale im Quadrat mit
für Streckenlängen derSeitenlänge
jede nicht negative reelle eine Maßbzah, nämlich V2, angegeben werden.
Zahl r ist Vr wieder eine
reelle Zahl.
Beim Ubergang von Q zu R erhält man neue Zahlen, mit denen vorher unlösbare
Aufgaben
VF, r>0 lösbar werden.
R
+ Diese
neuen Zahlen lassen sich immerhin noch durch rationale Zahlen annähern, zum
Beispiel
2 durch 1,414213562.
Aber auch in R gibt es noch unlösbare Aufgaben. Bekanntlich können aus negativen Zahlen
keine Wurzeln gezogen werden. Eine solche Wurzel wäre nämlich weder positiv noch negativ
noch gleich null (Aufg. 7) und kann daher keine reelle Zahl sein. Damit ist z. B. die quadratische
Gleichung x=-2 in R nicht lösbar.
Ist eingrößerer Rechenbereich als R denkbar, in dem jede Zahl auch eine Quadratwurzelhat?
Leitfrage Gibt es noch mehr Zahlen als die bisher bekannten reellen Zahlen?
Beide Fragen lassen sich positiv beantworten. In diesem Buch wird der neue RechenbereichC
der komplexen Zahlen eingeführt.
Zur Erinnerung: Die reellen Zahlen werden
vorstelbar, wenn man sie durch die Zahlengerade veranschaulicht.
Um von den komplexen Zahlen zu bekommen,wird daher zunächst eine geo
eine Vorstellung
Kommutativgesetze:
a +b =b +a metrische Deutung dieser Zahlen in der Ebene betrachtet. Dabei wird jeder Punkt der Ebene als
a-b =b-a Zahl gedeutet werden. Die Rechenoperationen werden geometrisch eingeführt und alle Rechen
gesetze, die man von Zahlen erwartet, werden nachgeprüft. Erst wenn man sich von der
Giulug
Assoziativgesetze:
(a + b)
b).c
+c =a+ (b
=a (b:c)
+c) keit dieser Gesetze überzeugt hat, kann man sicher sein, dass man wirklich von Zahlen im
bis
(a herigen Sinne sprechen darf.
Im Folgenden wird ein Rechenbereich Zahlbereich genannt, wenn in ihm die für Zahlen gulu
Distributivgesetz:
a-(b + =
c) a:b a:c + -
gen Gesetze die Kommutativ- und Assoziativgesetze bezüglich Addition und
sowie das Distributivgesetz
- gelten. Die Rechenbereiche N, Z, Q und R
Multiplikation
sind somit aucn
Zahlbereiche.
6
Vorbemerkungen
Aufgaben
2 Untersuchen Sie, ob die folgende Gleichung Lösungen in R hat, und geben Sie
gegebenen
falls die Lösungen an.
Lösung hat?
brauch?
Stellen Sie fest, ob sich die zugehörigen Graphen schneiden, und berechnen Sie gegebenenfalls
die Schnittpunkte.
a) f:
x 3x+2 b) f: x 6x +2 c) f: x-5x+4
h: x2x2 h: xx+4x+3 h:x-x<+X -8
9 a) Welche Werte kann b annehmen, wenn der Graph von f: x 4x+b die zu
schneidet?
+)
schneidet?
1 Tragen Sie die Zahlen 2, V2, 5 und -V5 auf der Zahlengeraden
ein,
Einen Zeiger bezeichnet man mit demselben Namen wie die zugehörige Zahl.
0 Der Zahl Null wird ein ,Zeiger der Länge null" zugeordnet.Dies ist
eigentlich kein Zeiger,
trotzdem spricht man in diesem Fall vom Nullzeiger 0.
Bemerkung:Es wurde hier die Bezeichnung Zeiger und nicht Pfeil gewählt, da der
Begriíf
Pfeilim Zusammenhang mit Verschiebungen, Pfeilklassen usw. eine andere
Bedeutung hat.
Die Addition der reellen Zahlen kann sehr einfach auf die Zeiger übertragen werden:
Für zwei Zeiger a und b ist a +b wieder e Zeiger, zu dessen Spitze man gelangt, indem
Mit dieser Festlegung kann man nicht nur jede Additionsaufgabe,sondern auch jedeSubtrakti
onsaufgabe der reellen Zahlen auf die Zeiger übertragen. Denn jede Subtraktionsaufgabe a-b
lässt sich mithilfe der negativen Zahlen in die Additionsaufgabe a (-b) umwandeln. +
0 3 also kommutativ.
Fig.1
Aufgaben
8
3 Die Zeigermultiplikation auf der Zahlengeraden
Zeichnen Sie zwei Strecken mit den Längen 1,5 cm und 3,7 cm. Konstruieren Sie daraus
Die Multiplikation von Zeigern kann man mithilfe geometrischer Abbildungen beschreiben.
Dies soll an zwei Beispielen verdeutlicht werden. Ein Zeiger a soll mit dem Zeiger 2
multipliziert werden. Als Ergebnis erwartet man einen Zeiger doppelter Länge, der gleichgerich-
tet ist wie a. Wird der Zeiger a mit dem Zeiger -2 multipliziert, so erwartet man den zu 2a am
Fig. I
zeigt als
Nullpunkt gespiegelten Zeiger.
verallgemeinern. Ferner wird vereinbart, dass Drehungen stets entgegen dem Uhrzeigersinn
ausgeführt werden.
Die Verkettung einer Drehung und einer Streckung, wobei Drehzentrum und Streckungszentrum
gleich sind, nennt man auch eine Drehstreckung. Zusammengefasst ergibt sich:
<
Streckung (a> 0) oder Drehstreckung (a 0) dargestellt
werden.
Fig.2 Lösung:
Der Zeiger -0,8 wird zunächst mit dem
Faktor 2 gestreckt und anschließend um 180°
um den Nullpunkt gedreht (Fig. 2).
Zum gleichen Ergebnis würde man gelangen,
wenn man den Zeiger -2 zunächst mit 0,8
strecken und dann um 180° um den Nullpunkt
drehen würde.
Die Zeigermultiplikation auf der Zahlengeraden
Aufgaben
sprechend.
5 Konstruieren Sie das Produkt der Zeiger 2 und -3 auf zwei verschiedene Arten.
8 a) Veranschaulichen Sie die Addition 7:3+7:2 und die Multiplikation 7-(3 +2) am
Zeigermodell.
b) Begründen Sie die Gültigkeit des Distributivgesetzes a-b +a-c =a-(b +c) für alle
reellen
Die in der Mathematik verwendeten Bezeichnungen für die vier Grundrechenarten sind von
lateinischen Worten abgeleitet:
Addieren bzw. Addition kommt von addere, lat.: hinzufügen. Es ist zusammengesetzt aus der
Präposition
ad (hinzu,nach) und dem Verb dare (geben).
Subtrahieren bzw. Subtraktion kommt von subtrahere,lat.: entziehen, wegnehmen. Die Zer
chen +und -haben die deutschen Algebraiker im 15.Jahrhundert eingeführt. Das + Zeichen
heute gehalten.
Dividieren bzw. Division kommt von dividere, lat.: zerteilen, aufspalten.
Sprachen werden für die Rechenoperationen ganz ähnliche, aus dem Lateinischen
abgeleitet
Wörter verwendet: 2. B. heißt es im Französischen additionner, im Spanischen adicionar und
im Englischen to add.
10
4 Der Zeiger i
zerlegen?
1
Fig.
Man führt einen neuen Ziger ein; er hat die Länge1 und ist gegenüber 1 um 90° gegen den
i
90° Uhrzeigersinn gedreht.
das Produkt ia der Zeiger sein, den man wenn man a um
Fürjeden Zeiger a soll erhält,
90
gegen den Uhrzeigersinn dreht.
Bezeichnung des neuen Zeigers mit i hat historische Gründe und wird an
a Bemerkung:Die
späterer Stelle erläutert.
Fig.2
Es wurde festgelegt, wie sich die Multiplikation mit i
Zeiger auf der Zahlengeraden
auf einen
auswirken soll. Multipliziert man andererseits einen Zeiger a aufder
Zahlengeraden
nach
der
Multiplikationsvorschrift
von Seite 9 mit i, so erhält man den mit der Maßzahl von a gestreckten
-ia
--. =a-1
Fig.4
Fig.3
Mit der Einführung von und der Multiplikation der Zeiger auf dem Zahlenstrahl mit i werden
i
neue Die Zahlengerade wird verlassen und die Ebene ein-
grundsätzlich Zeiger hinzugefügt: mit
Die mit ist jedoch nicht grundsätzlich neu, denn sie kann ebenfalls
bezogen. Multiplikation
i
I und Drehwinkel 90° werden.
durch die Drehstreckung mit Streckungsfaktor dargestelt
11
Der Zcigeri
Die Multiplikation
mit den positiven
Zeigern
Damit sind alle bisher betrachtete
K
wobei der Drehwinkel 0° beträgt.
ungen auffassen,
beschrieben.
(außer der mit 0)
einheitlich
Multiplikationen
i
Jal
bzw. i|=1.
Der Streckungsfaktorist mit dem Zahlenstrahl einschliekt
Der Drehwinkel ist der Winkel, den der Zeiger positiven
gegenüber-4
um 90° entgegen dem Uhr-
Lösung:
Das Ergebnis ist der Zeiger der Länge 2, der
i
i-4) T-2)i dem Uhrzeigersinn gedreht wurde (Fig. 2).
Fig. Fig. 2
I
Aufgaben
3 Geben Sie Drehwinkel und Streckungsfaktorder Drehstreckung an, die der Multiplikation
mit dem folgenden Zeiger entspricht.
a) 5 b)-5 c) i d) 1 e) -1 f-i
4 a) Zeigen Sie, dass fürjeden Zeiger a auf der Zahlengeraden gilt: (-1)i)a
=i-a).
b) Zeigen Sie, dass für zwei beliebige Zeiger a und b auf der Zahlengeraden gilt:
(a-i)-i
= i-(a-i) =-a.
6 a) Berechnen Sie die Produkte i, it, und i
b) Versuchen Sie, für in eine Formel aufzustellen. (Hinweis: Machen Sie eine Fallunterschei-
7 a) Berechnen Siedie Potenzen (1,1 i), (1,1-i?... (1,1.i)10, Zeichnen Siedie entspre
chenden Zeiger und verbinden Sie die Spitzen in aufsteigenderReihenfolge. Beschreiben Sie
die so entstehende Figur.
b) Welche Figur ergibt sich für die entsprechenden Potenzen von (-1,1 i)?
12
5 Die Multiplikation beliebiger Zeiger in der Ebene
2 Lässt sich ein Zeiger in der Ebene angeben, dessen Produkt mit sich selber den Zeiger
i
ergeben könnte?
Die Darstellung der Multipikation mit cinem Zeiger als Drehstreckung ermöglicht es, diese
Multiplikation für alle vom Nullpunkt ausgehenden Zeiger in der Ebene zu erklären.
Die Multiplikation nach Für zwei beliebige Zeiger z, und z, ist z, Z2 wieder ein Zeiger.
dieser Definition besteht
aus zwei Schritten:
Man erhält zj'Z2, indem man
Zl72
Z1Z2
a
Fig.1
on benötigt werden, ist es sinnvoll, eine entsprechende Darstellung der Zeiger einzuführen.
Ein Zeiger zder Länge r(r# 0), der mit dem positiven Zahlenstrahl den Winkel a ein-
schließt, wird in der Betrag-Winkel-Darstellung geschrieben in der Form
z a
Dabei r eine positive reelle Zahl, 0°
ist S a< 360°.
Fig.2
Den Nullzeiger bezeichnt man weiterhin mit 0.
1
lo
-5 = S180 i=l90 -3i=3270
27 27g
13
Die Multiplikation beliebiger Zeiger in der Ebene
In Worten: Zwei Zeiger werden indem man die Beträge multipliziert und die
multipliziert,
Winkel addiert.
1,5115° 245
3160
115
.45°
160°
0 Fig.
Die der Zeigermultiplikation in dieser Gestalt bringt zwei Vorteile mit sich:
Darstellung
Um das Produkt zweier Zeiger zu erhalten, braucht man nicht mehr die geometrische Konstruk-
tion durchzuführen,sondern kann das Produkt berechnen, indem man die Beträge multipliziert
und die Winkel addiert. Außerdem sieht man dieser Darstellung sehr leicht die Gültigkeit des
Kommutativ- und Assoziativgesetzes für die Zeigermultiplikation an (vgl.Aufg. 11).
Damit ist ein erstes Ziel erreicht: Es wurde eine Multiplikation für die Zeiger der Ebene ein-
geführt, die einerseits für die Zeiger auf der Zahlengeraden mit der gewohnten Multiplikation
Aufgaben
14
Die Multiplikation beliebiger Zeiger in der Ebene
b) Berechnen Sie die Potenzen des Zeigers 2i und formulieren Sie ein Bildungsgesetz für
(2i).
7 Mit welchem Zeiger z muss der Zeiger 230 multipliziert werden, damit sich als Produkt der
folgende Zeiger ergibt?
a) 260 b) c) 2156 d) 2259 e)
2s
2ss
f 220 g) 2a9 h) 643 i)
12132 j) 715
k) 232 1) 0,44 m)0,171 n) 3s6
9 Geben Sie zwei Zeiger an, deren Produkt einen Zeiger ergibt, der auf dem reellen Zahlen-
sein?
strahl liegt. Welche Bedingung muss allgemein für zwei solche Zeiger erfüllt
10 Mit welchem Zeiger muss der folgendeZeiger multipliziert werden, damit sich als Produkt
der Zeiger 1lo- ergibt?
l15
k)0,545
g)l210
1)
2 i)
n)
4180 J) S90
1,53 m)7 0,8345°
12 a) Geben Sie einen Zeiger an, dessen Multiplikation eine reine Drehung bewirkt.
multipliziert?
13 a) Geben Sie einen Zeiger an, dessen Multiplikation eine Drehstreckung mit dem
15 Berechnen Sie für den Zeiger z =2s0 die Potenzen z, z?, ..., z4,
Stellen Sie eine Rechenvorschrift für das Potenzieren von Zeigern auf.
16 Bestimmen Sie einen Zeiger z, dessen dritte Potenz den folgenden Zeiger ergibt.
a) lo b) 1 180 c) 8
15
6 Die Addition beliebiger Zeiger in der Ebene
1 Geben Sie zwei Zeiger auf der Zahlengeraden an, deren Summe den Zeiger 3 ergibt.
Lassen sich auch für den Zeiger 3i zwei solche Zeiger finden?
Nachdem für alle Zeiger in der Ebene eine Multiplikation eingeführt wurde, soll nun überleot
werden, wie eine Addition erklärt werden kann. Diese Addition soll mit der Addition für Zeio
eiger
aufder Zahlengeraden übereinstimmen: Zwei Zeiger a undb werden addiert, indem man von
der Spitze von a die Länge von b nach rechts oder links abträgt., je nachdem, wie b
orientiert ist
Für Zeiger der Ebene kann diese Additionsvorschrift
die
analog übernommenwerden. Aller
dings sind die Zeiger nun nicht nur nach rechts oder links gerichtet, sondern können vom Null
punkt aus in jede Richtung zeigen. In Fig. sind einige Additionen dargestellt.
1
Z1 t22
Z1 +22
2+12
Fig.1
Diese Addition ist eventuell schon einmal bei oder Vektoren aufgetreten.
Verschiebungspfeilen
Hier muss jedoch darauf geachtet werden, dass die Zeiger stets vom Nullpunkt ausgehen. Bei
der Addition kann man sie somit nicht einfach aneinander hängen wie bei Vektoren.
3i
Fig. 2 Fig.3
16
Die Addition beliebiger Zeiger in der Ebene
Dazu betrachtet man außer der Zahlengeraden noch die Gerade, auf der der Zeiger i liegt.
ist.
Diese beiden Geraden werden im Folgenden die relle Achse bzw. die i-Achse genannt. Jeder
bl
Zeiger z der Ebene kann cindeutig in die Summe eines Zeigers a auf der reellen Achse und eines
Z auf der i-Achse werden. Dabei lässt sich žeindeutig schreiben als bi, wobei b
Zeigers zerlegt
O
ebenfalls ein reeller
Zeiger ist. Man nennt a den reellen Anteil von z und b den i-Anteil von z.
- la
Fig. 2
Die beiden Darstellungen Jeder Zeiger z der Ebene lässt sich in der Summen-Darstellung eindeutig schreiben in der
der Zeiger sind gleich- Form
wertig. Die Betrag-Winkel-
2+3i In
Fig. 3 sind die Zeiger 2+3i, -3 +2i,
-1 -2i und 5-i eingetragen.
-3+2i 2i
5-i
-1-2i
Fig. 3
4,51 3+4,5i
InFig.4 wird die Summe der Zeiger
17
Die Addition belicbiger Zeiger in der Ebene
und z2 = C + di gilt:
=a+bi
Für zwei Zeiger
+Z =(a + c) + (b +d)i
z,
(Berechnung von
Summen in der Summendarstellung)
Beispiel:
Aufgaben
5 Konstruieren Sie zu den Zeigern 2+4i, -3+i, -4-3i und 8-5i jeweils das
a)
an.
Produkt mit dem Zeiger -1 und geben Sie das Ergebnis wieder in der Summendarstellung
Beachten Sie die geometrische Deutung der Multiplikation.
Nullpunkt ausgehen.
a) z =5+6i b) z=-6+7i c) z=-2-i d) z=-9-8i e) z =6i
b) GebenSie zwei Zeiger an, die in der Summe den Nullzeiger ergeben. Welche Bedingung
müssen zwei solche Zeiger erfüllen?
8 a)Begründen Sie geometrisch, dass die Addition der Zeiger kommutativ ist.
und
b) Begründen Sie mit der Summendarstellung, dass die Addition der Zeiger kommutativ a
soziativ ist. Vergleichen Sie die Argumentation mit der in a).
18
7 Die Rechengesetze der Zeiger-Addition und -Multiplikation
1 Zeigen Sie geometrisch, dass 3(2+ i) = 6+3i und i(2 +i) =-1+2i gilt.
Es wurde bereits nachgewiesen, dass sowohl die Multiplikation als auch die Addition der Zeiger
kommutativ und ist. In diesem Kapitel
assoziativ soll überprüft werden, ob alle Rechenregeln,
die von den reellen Zahlen bekannt und vertraut sind, auch für die Rechenoperationen der Zei-
ger gelten.
Diese Aufgabe ist gar nicht so aufwändig, wie es zunächst erscheinen mag. Zwei Fragen sind zu
beantworten:
Wie lassen sich
diejeweiligen Umkehroperationen
Subtraktion und Division erklären?
verbindet?
S. 18: =
-(-2+3i) 2-3i; also lautet das Er-
-3i -(-2+3i) Fig.1 gebnis 5-i.
Das bedeutet, dass sich auch die Subtraktion der Zeiger auf die Subtraktion reeller Zahlen
zurückführen lässt.
Analog zum obigen Vorgehen bei der Subtraktion führt man auch die Division für Zeiger mithil-
19
Die Rechengesetze der Zeiger- Addition und Multiplikation
260 werden
1.Schritt:Man konstruiertmithilfe des Strah
lensatzes den Zeiger Z=i|r
(esgilt 2:1 1:).
=
2.Schritt: Durch Spiegelung des Zeigers
Fig.1
an der
(Fig.1).
reellen Achse erhält man =
Für zwei Zeiger zj =r, und z= Sp,
mit a2ß und s#0, gilt:
Z:221=(a00-B =-B
man die Beträge dividiert und die Winkel
In Worten: Zwei Zeiger werden dividiert, indem
subtrahiert. Durch 0 darf nicht dividiert werden.
Die Division der Zeiger ist damit auf die Division und Subtraktion von rellen Zahlen zurück
geführt
(Z +Z3) z1Z2 Z
Z1 Z3. = +
Da hier beide Rechenarten vorkommen, kann man nicht mit einer der beiden Darstellungenrein
rechnerisch vorgehen. Daher soll der Beweis durch geometrische Überlegungen geführt werden.
Um die Multiplikation mit z =Drehstreckung deuten zu können,
als schreibt man z in der
Betrag-Winkel-Darstellung: z+ Ia
Zunächst wird die Summe z,2
Z Z =r,Z2 + raZ3 untersucht.
Dies ist der Zeiger, den man erhält, wenn man zz und z,jeweils mit dem Faktor r streckt, um a
dreht und dann addiert. Den gleichen Zeiger erhält man, wenn man z, und z3 jeweils mit dem
Faktor r streckt, addiert und die Summe dann um den Winkel a dreht (Fig.2).
Es gilt also: rZ2 + ra Z3 =1a ToZ2 + To-Z3).
Z1Z2 +Z1Z3
22+ 23
Z123
1 Fig. 2 I Fig. 3
20
Die Rechengesetze der Zeiger-Addition und Multiplikation
Mithilfe des Strahlensatzes kann man weiterhin zeigen, dass man den gleichen Zeiger erhält,
Wenn man z2 und z, jeweils mit dem Faktor r streckt und dann addiert, oder wenn man die
Summe z +Zz um den Faktor r streckt (Fig. 3). Daher gilt:
To Z+ Tor Z3 (4t 2).
Insgesamt ist damit gezeigt: z,Z2 + Z, Z = TaZ2 + TZ =la 'Tor (Z2
+ Z3) =Tor
=ra(Z2+ Z3)
Z (Z + Z,).
Für die Zeiger in der Ebene sind die vier Rechenoperationen Addition,Subtraktion, Multipli-
Damit ist die eingangs dieses Kapitels aufgeworfene Frage beantwortet und die gestellte Aufga-
be gelöst. Für die Zeiger gelten alle Rechenregeln, die man von den rellen Zahlen kennt.
Aufgaben
a= 360° -a.
6180 290
a) b) 25270:590 c) 20:410 d) 3so:2120
7 Konstruieren Sie den Zeiger z(z2 +Z,) =z1Z2 +Z,Z aufzwei Arten.
21
8 Definition der komplexen Zahlen
Produkte 2(3+7i),
1 Berechnen Sie mithilfe des Distributivgesetzes die 6i(3+7i)und
(2 +6i)(3 +7i).
Fasst man die Rechenregeln den vorangehenden Abschnitten für das Rechnen
zusammen, die in
nen
mit den Zeigern nachgewiesen wurden, so kann als Ergebnis festgehalten werden:
Für die Zeiger wurden bisher zwei verschiedene Darstellungen benutzt: Mit der
Betrag-Winkel
Darstellung kann die Multiplikation zweier Zeiger anschaulich und einfach formuliert werden:
die Summen-Darstellung dagegen ,.passt" besonders gut zur Addition der Zeiger. Die
Summen.
Darstellung
hat darüiber hinaus den Vorteil, dass darin nur reelle Zahlen -und keine Winkel
maße - auftreten. Daher wird im Folgenden weitgehend die Summen-Darstellung
benutzt
Es stellt sich nun die wie sich Produkte und Quotienten in dieser
Frage, Darstellung ausdrücken
lassen.
Mithilfe der Rechenregeln kann man das Produkt (a +bi)(c + di) zweier Zeiger in der Sum-
mendarstellung ausrechnen:
=ac+adi + bci + bdi2 Ausklammern von und mit i' =-1 ergibt
i
=(ac-bd) + (ad+bc)i.
Für Quotienten ist die Situation etwas schwieriger. Der nächste Abschnitt wird dieses Problem
ausführlich behandeln.
Mit den Summen der Form a +bi darf man also ganz wie
gewohnt rechnen:a und b sind reelle
Zahlen, und außer den Rechengesetzen muss nur beachtet werden, dass i2=-1
gilt.
imaginär kommt von In dem neuen Zahlbereich ist die Bezeichnung für eine Zahl, deren
Quadrat -1 ergibt; sie wird
i
imago, lat.: das das
Bild, die imaginäre Einheit genannt. Dieser Name und damit die Bezeichnung der Zahl mit dem
Trugbild, die Erscheinung.
Buchstaben i
geht auf den englischen Mathematiker WILLIAM OUGHTRED (1574-1660) zurück.
Noch bis ins letzte Jahrhundert war nämlich für die Mathematiker eine
Zahl, deren Quadrat
-1 ergibt, ,unvorstellbar". Da aber solche Zahlen Wurzeln aus negativenZahlen in Rech-
als
22
Definition der komplexen Zahlen
Jede komplexe Zahl z= a +bi ist durch die beiden reellen Zahlen a und b eindeutig
bestimmt.
= a und
Gleichheit heijßt: Überein Eine komplexe Zahl z= a +bi ist also durch die beiden reellen Zahlen Re(z)
stimmung in beiden Teilen!
Im (z) = b eindeutig bestimmt. Das bedeutet insbesondere, dass zwei komplexe Zahlen genau
dann sind, wenn sowohl die Realteile als auch die Imaginärteile übereinstimmen.
gleich
Die reellen Zahlen sind Eine Zahl, deren Realteil gleich Null ist, heißt rein imaginär.
spezielle komplexe Zahlen!
Die Zahlen, deren Imaginärteile Null sind, sind genau die reellen Zahlen.
gleich
RCC
Es gilt somit: a +Oi = a und 0+bi = bi.
Insbesondere schreibt man statt 0+0i einfach 0, für 1+0i einfach 1.
Aufgaben
,
d) (3-2i)(5+9i) e) (4+2i)(3 -5i) -1+4i)
h) -i) -2-7i) j) (-3,2+ 0,5 i) (4,3-8,2i)
g) (2,5-3i)(-7+3i) (5,1
c) (1 +i)" für n
= 1, 2, ..., 10 d) (1 -i)» für n 1, = 2, ..., 10
e 2(1+i) für n
= 1,
2,.. 10
23
Definition der komplexen Zahlen
e) (7-3i)(2+8i) -(-5+5i)
der Zahl an.
6 Geben Sie jeweils den Real- und den Imaginärteil
77-33i
d)
a)6+3i b) 5+i c)4+ 10i
h) -67i
e)-2-7i 9i g)89
mit dem
komplexen Zahlen
Realteil 1
7 Beschreiben Sie die geometrische Lage aller (mit
gründung an.
mit den
9 Geben Sie komplexen Zahlen an, die
alle sich in der Summen-Darstellung beiden
10 Berechnen Sie das Produkt (-9 +4i)(0+0i)nach der Rechenvorschrift für die Multipli.
kation. Zeigen Sie, dass füralle komplexen Zahlen z gilt: z0 =0.
l1 Berechnen Sie +
das Produkt (7-5i)(1 0i) nach der Rechenvorschrift für die Multiplika-
12 a) Berechnen Sie das Produkt (5 + 3i) i nach der Rechenvorschrift für die
Multiplika
tion.
b) Beschreiben Sie geometrisch und rechnerisch, was geschieht, wenn eine komplexe Zahl mit i
multipliziert wird.
13 Untersuchen Sie, in welchen Fällen das Produkt zweier komplexer Zahlen eine reelle Zahl
14 Zeigen Sie, dass für alle komplexen Zahlen folgende Gleichung gilt:
=
a) Im(z Re(2)) Re(z Im(2)
15 Formulieren Sie die Vorschriften für die Rechenoperationen in Worten. Verwenden Sie
16 a) Bestimmen Sie mithilfe der Multiplikationsregel die komplexe Zahl c + di, für die
(1 +i)-(c +
di) 1 gilt. =
b) Bestimmen Sie allgemein für die komplexe Zahl a+bi diejenige komplexe Zahl c+ di so
+
dass (a +bi)(a di) =l gilt.
24
9 Division in C
I
=u-
(+(-1)
B
also
2 Formen Sie in einen Bruch mit rationalem
Nennerum.
201-V2) 1+2
1-2-
Um Zahlen in C auch in der Summendarstellung dividieren zu können, überlegt man
zunächst,
wie zu einer Zahl z =a+bi die Zahl =
wieder als Summe in der Form c + di ge-
i
drückt,den Nenner von ,reell zu machen". Da i2 = -1 reell ist, kann man die gleiche Metho-
de anwenden wie bei Brüchen, deren Nenner soll: Man erweitert mit
rational gemacht werden
a-bi
Es gilt:
a+bi
- bi
-bi
a+b2
(a+bi)(a- bi)
a+ba+b
Damit ist wieder in der Summen-Darstellung ausgedrückt.
fach:
Fig. 1 Fig.
2 Es sich
ergibt
Bemerkung:Im Zeigermodell lässt sich die Summe a? +b2 als Quadrat der Länge des Zeigers
Z=a+bi interpretieren.
Z|
Mithilfe der Summendarstellung von kann die Division zweier komplexer Zahlen auf die Mul-
Fig. 3 24-8)3.=4-8i-=,34i=-
a+= lzF Jeder Rechenausdruck in C lässt sich somit wieder in die Form a + bi bringen (sofern in ihm
nicht durch 0dividiert wird).
25
Division inC
konjugieren kommt von dass das Produkt der Zahlen a +bi und a-h:
Bei der Berechnung vonwurde ausgenutzt,
conjugare, lar.: verbinden.
stets eine reelle Zahl ergibt.
erinigen.
+bi - bi konjugiert zueinander und bezeichnet d
Man nennt die beiden Zahlen a und a
Zahl mit z*. Man also die zu z konjugierte Zahl z*, indem
erhält
einer Zahlz konjugierte man
das Vorzeichen des von z umkehrt. konjugierte Zahlen z undz* gelte
Für zwei en
Imaginärteils
Aufgaben
3
a)
) z=1+i
Berechnen Sie
z=-i
.b) z=2i
g) z=-1 -i
c)
h)
z=-8i
z = 2+i
d)z
i) z=-3 +2i
e)
j)
z=-
z=5-8
4 Berechnen Sie das Quadrat der Länge des Zeigers z und bestimmen Sie
a) z = 1+ 2i b) z 10 20i = c)z+ = 0,1 +0,2i
5 Berechnen
a)i
Sie den Quotienten.
b) )2 i
d) e)9
h)9
7-9i 5+2
k) 3,2-1.5i
3+4i 1)5+5i
12+7i
m)-6-17i n)3 11 +8i
o)-2
6 Zeigen Sie, dass für je zwei komplexe Zahlen zj und zz die folgende Gleichung erfüllt
ist.
a) (z + Z)* = z,* +z,* b)(z - =z* -z,
Zz)*
c) (z z,)* =z,** z* d) (z:z,)* =z*:z2*
a)Wenn z =z* gilt, dann ist z eine reelle Zahl und umgekehrt.
b)Wenn z =-z* gilt, dann ist z eine rein imaginäre Zahl und umgekehrt.
c)Wenn zz* = gilt, dann ist z =0 und umgekehrt.
0
8 +
Zeichnen Sie zu den Zahlen 3+2i, -4 7i, -5-8i, -1 +3i und ihren konjugierten
Zahlen die entsprechenden Zeiger. Wie lässt sich der Übergang von einer komplexen Zahl
2
ihrer konjugierten Zahl geometrisch beschreiben?
26
10 Der Körper der komplexen Zahlen
2 Begründen Sie die Giültigkeit der Rechenregeln in C, indem Sie die Gültigkeit der
entspre
chenden Regeln in R benutzen.
In den vorangehenden Paragraphen wurde nachgewiesen, dass in C alle vier Rechenarten ausge-
führt werden können, d. h., dass die wieder komplexe Zah-
Ergebnisse solcher Rechnungen stets
len sind. Die Rechengesetze, deren Gültigkeit für die komplexen Zahlen gezeigt wurden, wer-
KIND (1831-1916) im Jahre 1871 die Bezeichnung Körper ein. Dedekind knüpfte mitdiesem
nicht an die verbreitete Vorstellung eines rumlichen Körpers an. Er schreibt selber
Begriff
dazu:
Dieser Name soll, ähnlich wie in in der Gecometrie
den Naturwissenschaften,
und im Leben der
menschlichen Gesellschaft, System bezeichnen,das eine gewisse Volständigkeit,
auch hier ein
RICHARD DEDEKIND
Die Zahlbereiche Q und R sind ebenfalls Körper; Z dagegen ist kein Körper (vgl. Aufgabe 7).
Die beiden Zahlen 0 und 1 spielen in C (wie auch in Qund R) eine besondere Rolle:
Die Zahl 0 wirkt sich nicht aus, wenn man sie zu einer Zahl addiert.
Die Zahl wirkt sich nicht aus, wenn man mit ihr eine Zahl multipliziert.
1
Man nennt diese Zahlen daher auch neutrale Elemente bezüglich der Addition bzw.
bezüglich der Multiplikation.
Den Ubergang von z zu könnte man wie bei den rationalen Zahlen als Kehrwertbildung
bezeichnen.Bildet man den Kehrwert zweimal hintereinander, so gelangt man wieder zu der
Ausgangszahl.
Zahl
z+(-2)
,=
Statt vom Kehrwert
denn es
0
gilt
ergibt.
spricht
z=
man auch von
1. Analog
der
ist-z
zu z bezüglich der Multiplikationinversen
die zu z inverse Zahl beziüiglich
der Addition,
da
27
Der Körper der komplexen Zahlen
(Umformung
von Rechenausdrücken) a + bi dar.
Beispiel:
Sie den Rechenausdruck
(1 +i)+ in der Form
Stellen
Lösung:
+ + i) +;(3 +i) =j+i
(1+i)+=(1 i)+2 3+ i)= (1
Aufgaben
in die Form a +bi.
3 Bringen Sie denAusdruck
c)i- d)-2i+
b)-3-
(
a) 1+
h)
1- 2i+
z =a +bi.
in der Form
Sie die Lösungen der gegebenen Gleichung
4 Bestimmen =
b) (4-i)z-(4 +26i) 30 +25i
+i)z + (3 -i)= 7-3i = +
d) -2+2i)z (6 4i)2
a) (1
c) (110-17i)
-z(7-3i) -180+99i =
e)(8-2i)+ (-3 + 10i) 2 -i(V3-2i)
8) -2+10i
+i=41-4
h) 2+3i
+7i
einführen:
auch die folgende
5 Für die Summen a + bi lässt sich Multiplikation
(Anleitung:Betrachten
Sie die Produkte (a +0i)(0+ bi).)
z=
6 Zeigen Sie: Wenn z gilt, so folgt
1
und umgekehrt.
a) Für je zwei Elemente qi und q2 von To sind auch q, 92 und q, +2 wieder Elementc
von To
von To:
b) Für jedes Element qe To sind -q undwieder Elemente
ein
c) Die Menge To ist Körper.
28