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Technische Universität München

Mathematik 1
für Maschinenwesen und Chemie-Ingenieurwesen [MA 9301]

Übungsblatt 1

Zentralübung
Z1.1 Beweisen Sie die folgenden Aussagen mittels vollständiger Induktion:

(a) Die Summe über die ersten n ungeraden Zahlen liefert für alle n ∈ N den Wert n2 .

(b) Die Bernoulli’sche Ungleichung (1 + x)n ≥ 1 + nx gilt für alle reellen Zahlen x ≥ −1 und alle n ∈ N.

Lösung Z1.1:
(a) Induktionsanfang: n = 1.
P1 2 2
k=1 (2k − 1) = 2 · 1 − 1 = 1 = 1 = n X

Induktionsvoraussetzung:
Es gilt nk=1 (2k − 1) = n2 für ein n ∈ N.
P

Induktionsschritt:
Pn+1 Pn 2 2
k=1 (2k − 1) = k=1 (2k − 1) + 2(n + 1) − 1 = n + 2n + 1 = (n + 1) . X

(b) Induktionsanfang: n = 1.
(1 + x)1 = 1 + x ≥ 1 + 1x für alle x ∈ R und damit für alle x ≥ −1 X
Induktionsvoraussetzung:
Es gilt (1 + x)n ≥ 1 + nx für ein n ∈ N und x ∈ R mit x ≥ −1.
Induktionsschritt:
(1 + x)n+1 = (1 + x)(1 + x)n ≥ (1 + x)(1 + nx) = 1 + nx2 + x + nx ≥ 1 + (n + 1)x . X

Z1.2 Bestimmen Sie in den folgenden Fällen jeweils die Menge aller x ∈ R, die den Ungleichungen
genügen:
x−1
(a) x+1
< 1, (b) x2 + x + 1 ≥ 0 , (c) x3 − x2 < 2x − 2 .

Lösung Z1.2:
(a) Die erste Idee ist, diese Ungleichung mit x + 1 zu multiplizieren. Dazu ist eine Fallunterscheidung
x + 1 > 0 und x + 1 < 0 nötig (x + 1 = 0 ist gar nicht zugelassen). Wir vermeiden diese Fallunterschei-
dung durch folgenden Trick, wobei das Glück uns beisteht und sich der entstehende Quotient derart
vereinfacht, sodass keine Fallunterscheidung nötig wird:
x−1 x−1 x − 1 − (x + 1) 2
<1 ⇔ −1<0 ⇔ <0⇔ − <0
x+1 x+1 x+1 x+1
⇔ x + 1 > 0 ⇔ x > −1 ,

sodass L = {x ∈ R | x > −1}.


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(b) Die Mitternachtsformel zeigt, dass das Polynom x2 + x + 1 keine reellen Nullstellen hat:
s
1 1 1
x1/2 =− ± − 1 mit − 1 < 0.
2 4 4
Damit gibt es keinen Vorzeichenwechsel. Setzt man x = 0 ein, so stimmt die Ungleichung, damit ist
die Ungleichung aber für alle x ∈ R erfüllt, also L = R.
Alternative: Mit quadratischer Ergänzung erhalten wir

x2 + x + 1 = (x + 1/2)2 + 3/4 .

Da Quadrate immer nichtnegativ sind, gilt somit x2 + x + 1 > 0 für jedes reelle x.

(c) Es gilt:
x3 − x2 < 2x − 2 ⇔ (x − 1)(x2 − 2) < 0 .

1. Fall: x − 1 > 0 und x2 < 2. In diesem Fall gilt L1 = {x ∈ R | 1 < x < 2}.

2. Fall: x − 1 < 0 und x2 − 2 > 0. In diesem Fall gilt L2 = {x ∈ R | x < − 2}.
√ √
Insgesamt erhalten wir L = {x ∈ R | x < − 2 ∨ 1 < x < 2}.

Z1.3 Untersuchen Sie die Menge M = {x ∈ R | x = n/(n+1), n ∈ N} auf Beschränktheit und bestimmen
Sie ggf. Infimum, Supremum, Minimum und Maximum.

Lösung Z1.3: Die ersten Elemente der Menge lauten 1/2, 2/3, 3/4, 4/5 , . . .. Man schöpft schnell den Ver-
dacht: 1/2 ≤ x ≤ 1 für alle x ∈ M . Obwohl dies eigentlich klar ist und als selbstverständlih hingenommen
werden kann, begründen wir diese Aussage ganz formal.
Wir beginnen mit der unteren Schranke:
n 1
≥ ∀ n ∈ N ⇔ 2n ≥ n + 1 ∀n ∈ N ⇔ n ≥ 1 ∀ n ∈ N .
n+1 2
Damit ist gezeigt, dass 1/2 eine untere Schranke von M ist, insbesondere M also nach unten beschränkt
ist. Wegen 1/2 ∈ M haben wir bereits auch gezeigt: inf(M ) = 21 und min(M ) = 12 .
Nun zur oberen Schranke:
n
≤ 1 ∀n ∈ N ⇔ n ≤ n + 1 ∀n ∈ N ⇔ 0 ≤ 1 n ∈ N .
n+1
Damit ist gezeigt, dass 1 eine obere Schranke von M ist. Angenommen, es gibt eine weitere obere Schranke
b < 1 von M , also x ≤ b für alle x ∈ M , dann folgt:
n
x ≤ b < 1 ∀x ∈ M ⇔ ≤ b ∀ n ∈ N ⇔ n ≤ bn + b ∀ n ∈ N
n+1
b
⇔ (1 − b) n ≤ b ∀ n ∈ N ⇔ n ≤ ∀n ∈ N,
| {z } 1−b
> 0

das ist nicht möglich, da N unbeschränkt ist. Damit gilt sup(M ) = 1. Da 1 ∈


/ M , hat die Menge M kein
Maximum.
Z1.4 Zeigen Sie, dass für die Binomialkoeffizienten die folgenden Rechenregeln gelten, dabei sind k, n ∈
N0 mit k ≤ n:
! ! ! ! ! ! !
n n n n n+1 n n
(a) = , (b) =1= , (c) = + .
k n−k n 0 k k k−1

2
Lösung Z1.4:
! !
n n! n
(a) = = ,
k k!(n−k)! n−k
! !
n n! n! n
(b) = n!(n−n)!
=1= 0!(n−0)!
= ,
n 0

(c) Es gilt:
! !
n n n! n!
+ = +
k k−1 k!(n − k)! (k − 1)!(n − k + 1)!
n!(n − k + 1) n!k
= +
k!(n − k + 1)! k!(n − k + 1)!
!
(n + 1)! n+1
= = .
k!(n − k + 1)! k

Tutorium
T1.1 Beweisen Sie die folgenden Aussagen mittels vollständiger Induktion:
Pn
(a) Für alle n ∈ N gilt: i=1 (i
2
− 1) = 61 (2n3 + 3n2 − 5n).

(b) Für alle n ∈ N>4 gilt: 2n > n2 .

Lösung T1.1:
(a) Induktionsanfang: n = 1.
P1 2 1
i=1 (i − 1) = 1 − 1 = 0 = 6 (2 + 3 − 5) . X

Induktionsvoraussetzung:
Es gilt ni=1 (i2 − 1) = 16 (2n3 + 3n2 − 5n) für ein n ∈ N.
P

Induktionsschritt:
n+1 n
2
(i2 − 1) + (n + 1)2 − 1
X X
(i − 1) =
i=1 i=1
1
= (2n3 + 3n2 − 5n) + n2 + 2n
6
1
= (2n3 + 9n2 + 7n)
6
1
= (2(n + 1)3 + 3(n + 1)2 − 5(n + 1)) . X
6

(b) Induktionsanfang: n = 5.
25 = 32 > 25 = 52 . X
Induktionsvoraussetzung:
Es gilt 2n > n2 für ein n ∈ N mit n > 4.
Induktionsschritt:
2n+1 = 2 · 2n > 2 · n2 = n2 + n2 >n2 + 2n + 1 = (n + 1)2 . X
Im obigen Beweis wird n2 nach unten durch 2n + 1 abgeschätzt, man nutzt also aus, dass für n > 4
3
stets die Ungleichung n2 > 2n + 1 gilt. Die Gültigkeit dieser Ungleichung lässt sich wiederum durch
Induktion beweisen:
Induktionsanfang: n = 5.
52 = 25 > 11 = 2 · 5 + 1 . X
Induktionsvoraussetzung:
Es gilt n2 > 2n + 1 für ein n ∈ N mit n > 4.
Induktionsschritt:
(n + 1)2 = n2 + 2n + 1 > 2n + 1 + 2n + 1 = 2n + 2 + 2n = 2(n + 1) + 2n > 2(n + 1) + 1 . X

T1.2 Bestimmen Sie in den folgenden Fällen jeweils die Menge aller x ∈ R, die den Ungleichungen
genügen:

(a) |1 − x| ≤ 1 + 2x , (b) 15x2 ≤ 7x + 2 , (c) |x + 1| + |5x − 2| = 6 .

Lösung T1.2:

(a) Wir unterscheiden 1 − x ≥ 0 und 1 − x < 0:


1. Fall: 1 − x ≥ 0. Dann erhalten wir:

1 − x ≤ 1 + 2x ⇔ 3x ≥ 0 ⇔ x ≥ 0 .

Damit gilt L1 = {x ∈ R | 0 ≤ x ≤ 1}.


2. Fall: 1 − x < 0. Dann erhalten wir:

−(1 − x) ≤ 1 + 2x ⇔ x − 1 ≤ 2x + 1 ⇔ x ≥ −2 .

Damit gilt L2 = {x ∈ R | x > 1}.


Insgesamt erhalten wir L = {x ∈ R | x ≥ 0}.

(b) Wir erhalten mit der Mitternachtsformel

15x2 ≤ 7x + 2 ⇔ 15(x − 2/3)(x + 1/5) ≤ 0 .

1.Fall: x − 2/3 > 0 und x + 1/5 < 0. Solche x ∈ R gibt es nicht, sodass L1 = ∅.
2. Fall: x − 2/3 ≤ 0 und x + 1/5 ≥ 0. In diesem Fall erhalten wir L2 = [−1/5, 2/3].
Insgesamt haben wir also L = [−1/5, 2/3].

(c) Wir lösen die Beträge auf, indem wir eine Fallunterscheidung gemäß der Teilmengen (−∞, −1),
[−1, 2/5) und [2/5, ∞) betrachten:
1. Fall: x ≥ 2/5. Es gilt x + 1 + 5x − 2 = 6 ⇔ 6x = 7 ⇔ x = 7/6. Hier erhalten wir L1 = {7/6}.
2. Fall: x < −1. Es gilt −x − 1 − 5x + 2 = 6 ⇔ 6x = −5 ⇔ x = −5/6. Hier erhalten wir L2 = ∅.
3. Fall: −1 ≤ x < 2/5. Es gilt x + 1 − 5x + 2 = 6 ⇔ 4x = −3 ⇔ x = −3/4. Hier erhalten wir
L3 = {−3/4}.
Insgesamt erhalten wir die Lösungsmenge L = {−3/4, 7/6}.

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T1.3 Welche der folgenden Aussagen sind richtig? Begründen Sie Ihre Antwort!
(a) Für alle x, y ∈ R gilt |x − y| ≤ |x| − |y|.
(b) Für alle x, y ∈ R gilt die Gleichung |x − y| = ||x| − |y||.
(c) Für alle x, y ∈ R gilt ||x| − |y|| ≤ |x − y|.

Lösung T1.3:
(a) Falsch, da z.B. |0 − 1| = 1 6≤ −1 = |0| − |1|.
(b) Falsch, da z.B. |1 − (−1)| = 2 6= 0 = ||1| − | − 1||.
(c) Richtig:
|x| = |x − y + y| ≤ |x − y| + |y| ⇒ |x| − |y| ≤ |x − y|
|y| = |y − x + x| ≤ |y − x| + |x| ⇒ |y| − |x| ≤ |y − x| ⇒ −(|x| − |y|) ≤ |x − y| .
Damit gilt also ||x| − |y|| ≤ |x − y|.

T1.4 Untersuchen Sie die Menge M = {n2/2n | n ∈ N} auf Beschränktheit und bestimmen Sie ggf.
Infimum, Supremum, Minimum und Maximum.

Lösung T1.4:
Wir berechnen zuerst ein paar Elemente der Menge:
n 1 2 3 4 5 6
n2 1 4 9 16 25 36
2n 2 4
=1 8 16
=1 32 64

2
Es liegt die Vermutung nahe, dass 2nn ≤ 1 für n ≥ 4. Das ist aber gleichwertig zu n2 ≤ 2n ∀n ≥ 4. Dass
diese Ungleichung stimmt, wissen wir längst, das haben wir nämlich per vollständiger Induktion gezeigt.
Es ist demnach sup(M ) = max(M ) = 98 . Außerdem gilt wegen
(n+1)2 2 2
(n + 1)2 1 n+1 1 1
 
2n+1
n2
= = = 1+ < 1 ∀n ≥ 3,
2n
2n2 2 n 2 n
2 2
 2

dass (n+1)
2n+1
< 2nn ist, für alle n ≥ 3. Man sagt: Die Folge 2nn fällt schließlich streng monoton“. Die Zahl

werden also mit wachsendem n immer echt kleiner. Wegen der Beschränktheit nach unten durch 0, keine
der Zahlen wird negativ, gilt inf(M ) = 0; ein Minimum existiert nicht, es gibt in M nämlich kein kleinstes
Element.

T1.5 Begründen Sie, warum √ 2 6∈ Q.
Hinweis: Nehmen Sie an, es gilt 2 = m n
, wobei m
n
vollständig gekürzt ist.
√ √
Lösung T1.5: Angenommen, 2 ist rational. Dann wäre 2 = m ∈ Q und durch Kürzen erhielten wir
√ p
n
2 = q , wobei p und q teilerfremd wären. Mit Quadrieren folgte dann:
√ p2
( 2)2 = 2 ⇐⇒ 2q 2 = p2 .
q
Es müsste also die Zahl p2 gerade sein, da sie 2 als Teiler hat. Damit wäre dann auch p gerade, also p = 2r
mit r ∈ Z. Einsetzen lieferte dann:
2q 2 = p2 ⇐⇒ 2q 2 = 4r2 ⇐⇒ q 2 = 2r2 .
Damit wäre also auch q gerade. Dann hätten sowohl p als auch q den Teiler 2.√Das steht im Widerspruch
dazu, dass p und q teilerfremd sind. Es gibt demnach keine Darstellung von 2 als Bruch.
Aktuelle Informationen zu Vorlesung und Übungen finden Sie unter: http://www.moodle.tum.de
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