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Rheinisch Westfälische Technische Hochschule

Institut für Geometrie und Praktische Mathematik


Numerische Mathematik für Elektrotechniker — WS 20/21
Prof. Dr. Benjamin Berkels
Dr. Karl-Heinz Brakhage — Thomas Jankuhn — Paul Schwering

4. Übung
Musterlösung

Aufgabe 1: (Verständnis Iterationsmethoden)

a) Es sei Φ : Rn → Rn stetig differenzierbar und x∗ so, dass Φ(x∗ ) = x∗ gilt. Für x0 ∈ Rn wird die
Fixpunktiteration xk+1 := Φ(xk ), k = 0, 1, 2, . . . definiert. Entscheide, ob die folgenden Aussagen
wahr oder falsch sind bzw. gib den numerischen Wert an!
(i) Die Folge {xk }k∈N konvergiert mit mindestens der Ordnung p > 1 gegen x∗ , wenn c > 0
und k0 ∈ N existieren, so dass ||xk+1 − x∗ || ≤ c||xk − x∗ ||p für alle k ≥ k0 gilt.
(ii) Die Folge {xk }k∈N konvergiert mit mindestens der Ordnung p = 1 gegen x∗ , wenn c > 1
und k0 ∈ N existieren, so dass ||xk+1 − x∗ || ≤ c||xk − x∗ || für alle k ≥ k0 gilt.
(iii) Falls kΦ0 (x∗ )k2 > 1 gilt, so existiert kein Startwert x0 6= x∗ mit limk→∞ xk = x∗ .
(iv) Die Konvergenzordnung der Fixpunktiteration ist in der Regel 1 und maximal 2.
(v) Wir wissen, dass Φ(x) = x5 genau einen Fixpunkt in [−0.5, 0.5] hat und das Fixpunkt-
verfahren xk+1 = Φ(xk ) für jeden Startwert x0 ∈ [−0.5, 0.5] konvergeiert. Mit welcher
Konvergenzordnung konvergiert das Verfahren?
b) Es seien die Voraussetzungen des Banachschen Fixpunktsatzes auf der vollständigen Teilmenge
D ⊂ R2 für die Funktion Φ mit der Kontraktionszahl L < 1 bzgl. der Norm k · k erfüllt. Ferner
sei x0 ∈ D und k > 0. Entscheide, ob die folgenden Aussagen wahr oder falsch sind bzw. gib den
numerischen Wert an!

(i) kxk − x∗ k ≤ L
1−L kxk − xk−1 k.
(ii) Sei f (x) := 0.5 · sin(x), D := [−1, 1]. Dann erfüllt f die Voraussetzungen des Banachschen
Fixpunktsatzes.
(iii) Sei L := 43 . Geben Sie eine möglichst kleine Zahl α an, so dass garantiert gilt:
kx2 − x∗ k ≤ αkx1 − x0 k

Musterlösung

a) (i) Das ist genau die Definition. 5.14


(ii) Für p = 1 muss 0 < c < 1 sein.
(iii) falsch: Ein Schritt kann ja zufällig den Fixpunkt treffen.
(iv) falsch: Konvergenzordnung kann noch größer sein. Siehe Vorlesung! Beispiel Φ(x) = xp hat
die Konvergenzordnung p für x∗ = 0.
(v) x∗ = 0 sowie Φ0 (x∗ ) = . . . = Φ(4) (x∗ ) = 0 und Φ(5) (x∗ ) 6= 0. Also p = 5.

1
b) (i) wahr, a-posteriori-Fehlerabschätzung
(ii) wahr, nachrechnen!
( 34 )
2
(iii) mit der a-priori-Fehlerabschätzung gilt α = 1− 34
= 2.25

2
Aufgabe 2: (Singulärwertzerlegung)
Gegeben sei das Ausgleichsproblem

14 −8 10 1
   


1  1 2 2 1
  
min ||Ax − b||2 = min  x −  

x ∈ R 9 −3 −6 −6 1

x∈R3 3

10 −16 2 1 2

und von der auftretenden Matrix die Singulärwertzerlegung A = U ΣV T mit


 √
3 2 −2 1 2 2 √0 0
  
2 1 2
 
1 0 1 −1 −4
 
 0

2 0 1
U= √  , Σ =   und V = −2 2 1  .

3 2 0 −3 −3 0   0 0 0 3
1 2 −2
3 −2 2 −1 0 0 0

Bestimmen Sie:
a) die Ausgleichslösung mit kleinster 2-Norm.
b) die Menge sämtlicher Lösungen des Ausgleichsproblems.
Musterlösung

a) Seien
14 −8 10 1
   

1 1 2 2  1 
A=  , b=
  
9 −3 −6 −6 1

   
10 −16 2 1
Wir definieren
1 0 0 0
 
† 1 
Σ = √  0 2 0 0 

2 2 0 0 0 0
Die Pseudoinverse von A ist A† = V Σ† U T . Und die Lösung mit der kleinste 2-Norm ist x∗ =
V Σ† U T b.
6
 
3 4
   
1 −2
  1   1 
x∗ = √ V Σ†   = V −2 = −10

3 2 −4 6 18
0 −1
 
−4

b) Wegen der Struktur von Σ wissen wir, dass A nur einen Rang von 2 hat. Wir wissen auch, dass
 T
2 1 −2 (Vielfaches der letzten Spalte von V ) den 1-dimensionalen Kern von A aufspannt.

0
 
2
 
0
A 1  =  
   
0
−2
0

Die Menge alle Lösungen ist


 T
{x∗ + γ 2 1 −2 |γ ∈ R}.

3
Aufgabe 3: (Mehrdimensionaler Banach)
Gesucht ist eine Lösung des Gleichungssystems

cos(x1 ) + tan(x2 ) − 5x2 = 0


sin(x1 ) − 6x1 + ln(x2 + 1) = 0

im Bereich D = [−1, 1] × [0, 1].


a) Formuliere einen Algorithmus in Pseudocode für ein Programm, dass die Fixpunktiteration
Φ(x, y) = (x, y) zu einem vorgegebenen Startwert n Mal ausführt.
b) Stelle eine Fixpunktiteration zur Lösung des Gleichungssystems auf, und weise die Konvergenz
mit Hilfe des Banachschen Fixpunktsatzes nach. Wähle für die Analyse die ∞-Norm.
!
0.5
c) Wieviele Iterationen sind höchstens erforderlich, um ausgehend vom Startwert x0 = eine
0.5
Genauigkeit von ε = 0.01 in der ∞-Norm zu erreichen?
Musterlösung
a) • Input: (x0 , y0 )
• For i = 0, ..., n − 1
• (xi+1 , yi+1 ) ← Φ(xi , yi )
• End
• Return (xn , yn )
b) Das Fixpunktproblem
1
x1 = (sin(x1 ) + ln(x2 + 1)) =: φ1 (x1 , x2 )
6
1
x2 = (cos(x1 ) + tan(x2 )) =: φ2 (x1 , x2 )
5
ist äquivalent zum vorgegebenen Gleichungssystem. Wir überprüfen die Voraussetzungen des
Banachschen Fixpunktsatzes für die Funktion Φ(x1 , x2 ) = (φ1 (x1 , x2 ), φ2 (x1 , x2 ))T auf D =
[−1, 1] × [0, 1].
• D ist eine abgeschlossene Teilmenge von R2 .
• Da ln(x2 + 1) und tan(x2 ) für 0 ≤ x2 ≤ 1 wohldefiniert und stetig differenzierbar sind,
ist auch die Funktion Φ auf D wohldefiniert und stetig differenzierbar. Wir zeigen, dass
das Bild von D unter Φ in D liegt, indem wir zunächst die einzelnen Summanden getrennt
betrachten:

sin(−1) ≤ sin(x1 ) ≤ sin(1) (sin steigt auf [ −π


2 , 2 ] monoton)
π

cos(−1) ≤ cos(x1 ) ≤ 1 (cos(x) = cos(−x) und cos steigt auf [ −π


2 , 0] monoton)
0 = ln(1) ≤ ln(x2 + 1) ≤ ln(2) (ln ist auf (0, ∞) monoton steigend)
0 = tan(0) ≤ tan(x2 ) ≤ tan(1) (tan ist in ( −π
2 , 2 ) monoton steigend)
π

Daraus ergibt sich


. 1 1 .
−0.140245 = (sin(−1) + ln(1)) ≤ φ1 (x1 , x2 ) ≤ (sin(1) + ln(2)) = 0.255770
6 6
und
. 1 1 .
0.108060 = (cos(−1) + tan(0)) ≤ φ2 (x1 , x2 ) ≤ (1 + tan(1)) = 0.511482,
5 5

4
also
Φ(D) ⊂ [−0.2, 0.3] × [0.1, 0.6] ⊂ [−1, 1] × [0, 1] = D.
Φ ist eine Selbstabbildung von D.
• Wir benutzen Folgerung 5.11, um die Kontraktivität von Φ auf D nachzuweisen. Beachten
Sie, dass D konvex sein muss, damit Folg. 5.11 gilt.
Die Jacobi–Matrix von Φ ist:

6 cos(x1 )
!
1 1
0
Φ (x1 , x2 ) = 6(x2 +1) .
− 15 sin(x1 ) 5 (1
1
+ tan2 (x2 ))

Als Norm wird ||·||∞ gewählt, und man erhält


0
Φ (x1 , x2 ) 1 1 1
= max{ (| cos(x1 )| + ), (| sin(x1 )| + |1 + tan2 (x2 )|)}

∞ 6 |x2 + 1| 5
1 1
≤ max{ · 2, (sin(1) + 1 + tan2 (1))}
6 5
1
≤ max{ , 0.9} = 0.9 =: L < 1.
3

Aus den obigen drei Eigenschaften von D und Φ folgt, dass das Fixpunktproblem (x1 , x2 )T =
Φ(x1 , x2 ) eine eindeutige Lösung in D besitzt.
c) Wir führen einen Iterationsschritt zum Startwert x0 = (1/2, 1/2)T aus,
     
6 (sin(0.5)+ ln(0.5 + 1))  .  0.147482 
1
x11
 = Φ(1/2, 1/2) =  =
  
 
x12 1
5 (cos(0.5) + tan(0.5)) 0.284777

und erhalten
= 0.352518.
0
x − x1


Aus der a–priori–Fehlerabschätzung
Lk 1
x − x∗
k
≤ x − x0

∞ 1−L ∞

folgt, dass

1 0.01 · 0.1 1
!
ε(1 − L)
 
.
k ≥ log · = log · = 55.7
||x1 − x0 ||∞ log(L) 0.352518 log(0.9)

gewählt werden muss, um einen Fehler von höchstens ε = 0.01 zu erreichen. Also sind 56 Schritte
höchstens erforderlich.

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