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9.

Übungsblatt
Aufgaben mit Lösungen
Aufgabe 41: Zur näherungsweisen Auswertung der ln-Funktion auf Computern kann man folgende Reihendarstellung
des Logarithmus verwenden:

X xn+1
ln(1 + x) = (−1)n .
n=0
n+1
(a) Für welche Werte von x ∈ R ist diese Reihenentwicklung möglich (d.h. für welche x konvergiert die Reihe)?
(b) Wieviele Glieder sind hinreichend, um ln(1.5) auf 2 Nachkommastellen genau auszuwerten? Berechnen Sie mit
obiger Reihe ln(1.5) auf 2 Stellen genau!
Lösung 41:
(a) Wir berechnen den Konvergenzradius mit dem Quotientenkriterium:

an+1 n+1 n→∞


= |x| −→ 1|x|.
an n+2
Damit ist die Reihe für alle x mit |x| < 1 absolut konvergent. Wir berprfen die Reihe noch auf Konvergenz an
den Randpunkten:
• Für x = 1 konvergiert die Reihe nach dem Leibnizkriterium (alternierende Reihe, die Folge der an ist
monotone, positive Nullfolge).
• Für x = −1erhalten wir die harmonische Reihe, die bekanntlich divergiert.
Also: Die Reihe konvergiert für alle x ∈ (−1, 1].
(b) Es ist x = 1/2 einzusetzen. Nach Leibniz haben wir für den Fehler folgende Abschätzung: |s − sn | ≤ an+1 =
(1/2)n+2 /(n + 2). Wenn nun (1/2)n+2 /(n + 2) ≤ 1/100 erfüllt ist, haben wir auf jeden Fall auch |s − sn | < 1/100.
Dies führt auf die Bedingung (1/2)n < n+225 . Diese ist für n ≥ 3 stets erfüllt, so dass die Reihe bei n = 3
abgebrochen werden kann, wir also 4 Glieder benötigen. Es ergibt sich folgende Näherung: ln(1.5) ≈ 1/2 − 1/8 +
1/24 − 1/64 = 77/192 ≈ 0.401. Der Taschenrechner liefert 0.4055.

Aufgabe 42:
(a) Zeigen Sie für ϕ ∈ R und n = 0, 1, 2, 3, . . . die Gleichung
 
cos (n + 1) ϕ + cos (n − 1) ϕ = 2 cos ϕ cos(n ϕ).

(b) Für n = 0, 1, 2, . . . sei die Funktion Tn : [−1, 1] → R durch


Tn (x) := cos(n arccos(x))
gegeben. Zeigen Sie
Tn+1 (x) + Tn−1 (x) = 2 x Tn (x).

(c) Folgern Sie: Die Funktion Tn ist ein Polynom vom Grad höchstens n.
(d) Die Funktion T5 lässt sich um den Punkt x0 = −1/2 in eine Potenzreihe entwickeln. Welchen Konvergenzradius
hat diese Potenzreihe?
Lösung 42:
(a) Mit dem Additionstheorem folgt
 
cos (n + 1) ϕ + cos (n − 1) ϕ = cos ϕ cos(n ϕ) − sin ϕ sin(n ϕ) + cos ϕ cos(n ϕ) + sin ϕ sin(n ϕ)
= 2 cos ϕ cos(n ϕ).

(b) Setze ϕ = arccos(x). Nach (a) gilt dann:


Tn+1 (x) + Tn−1 (x) = cos((n + 1) ϕ) + cos((n − 1) ϕ) = 2 cos ϕ cos(n ϕ) = 2 x Tn (x).

(c) Wir zeigen die Behauptung mit vollständiger Induktion über n ∈ N0 .


Induktionsanfang: Für n = 0 ist T0 (x) ≡ 1, also ein Polynom vom Grad 0. Für n = 1 ist T1 (x) = cos(arccos(x)) =
x, also ein Polynom vom Grad 1.
Induktionsschritt: Seien nun Tn−1 und Tn Polynome vom Grad höchstens n − 1 bzw. n. Dann ist x Tn (x) ein
Polynom vom Grad höchstens n + 1. Da nach (b)
Tn+1 (x) = 2 x Tn (x) − Tn−1 (x),
folgt, dass auch Tn+1 ein Polynom vom Grad höchstens n + 1 ist.
(d) Da es sich bei T5 um ein Polynom handelt, ist die Potenzreihenentwicklung um x0 = −1/2 endlich und hat somit
den Konvergenzradius unendlich.

Aufgabe 43: Bestimmen Sie alle Lösungen z ∈ C der Gleichung


1
cosh z − (1 − 8i) e−z = 2 + 2i.
2
Verwenden Sie dazu quadratische Ergänzung.
Lösung 43: Mit der Formel cosh z = 21 (ez + e−z ) erhält man
1 z  1
e + e−z − (1 − 8i) e−z = 2 + 2i, also ez + 8i e−z = 4 + 4i.
2 2
Nach der Substitution w = ez und anschließender Multiplikation mit w ergibt sich die quadratische Gleichung
w2 − (4 + 4i) w + 8i = 0.
Diese Gleichung löst man durch quadratisches Ergänzen:
0 = (w − (2 + 2i))2 − (2 + 2i)2 + 8i = (w − (2 + 2i))2 − 4 − 8i + 4 + 8i = (w − (2 + 2i))2 .

Also ist w = 2 + 2i, insbesondere also |w| = 2 2 und arg(w) = π/4. Mit dem komplexen Logarithmus ergibt sich also
√ π 
z = ln w = ln(2 2) + i + 2πn , n ∈ Z.
4

Aufgabe 44: Bestimmen Sie jeweils alle z ∈ C, die Lösungen der folgenden Gleichungen sind:
(a) cos z = cos z (b) ei z = eiz
Lösung 44:
(a) Mit der Eulerschen Formel ist cos z = 21 (eiz + e−iz ). Für jedes z ∈ C folgt also
1 iz  1  1
cos z = e + e−iz = e−iz + eiz = (e−iz + eiz ) = cos z.
2 2 2
Jedes z ∈ C erfüllt also diese Gleichung.
(b) Falls z ∈ C Lösung der Gleichung ist, folgt

ei z = eiz = e−i z , also e2iz = 1.


Die Substitution w = ei z führt auf w2 = 1 also w = ±1.
Nun wendet man den komplexen Logarithmus an:
w=1: i z = ln 1 + 2πni = 2n π i,
w = −1 : i z = ln 1 + i(π + 2πn) = (2n + 1) π i,
jeweils für n ∈ Z. Fasst man beide Fälle zusammen, erhält man die Lösungsmenge {z ∈ C | z = πn, n ∈ Z}.

Aufgabe 45: Lösen Sie die komplexen Gleichungen



(a) (sinh(iz) + cosh(iz))2 + 2 sin(2z) = 0, (b) (sinh(iz) + cosh(iz)) sin(2z) = 2(i sin(z) + cos(z)).
Verwenden Sie dazu die quadratische Ergänzung.
Lösung 45:
(a) Benutzt man die Eulersche Formel, so lässt sich die Gleichung vereinfachen.
2 2iz
(sinh(iz) + cosh(iz))2 + 2 sin(2z) = 0 ⇐⇒ e2iz + (e − e−2iz ) = 0
2i
·e2iz 2
⇐⇒ e4iz + (e4iz − 1) = 0.
2i

Die Substitution w = e4iz führt auf die Gleichung w + 1i (w − 1) = 0. Diese hat die Lösung w = 1
2 − 12 i. Nun zur
Rücksubstitution:
e4iz = w ⇐⇒4iz = ln |w| + iArg(w) + 2kπi, k ∈ Z ⇐⇒
1 π
4iz = ln √ − i + 2kπi, k ∈ Z ⇐⇒
2 4
i kπ π
z = ln 2 + − , k ∈ Z.
8 2 16
√ 1
Beachte hierbei, dass ln 2 = ln 2− 2 = − 12 ln 2 ist.
(b) Mit Hilfe der Eulerschen Formeln stellt man die Identität sinh(iz) + cosh(iz) = i sin(z) + cos(z) = eiz fest. Somit
vereinfacht sich die Ausgangsgleichung zu
√ 1 2iz √
sin(2z) = 2 ⇐⇒ (e − e−2iz ) = 2
2i √
⇐⇒ (e4iz − 1) = 2 2ie2iz

Mit der Substitution w := e2iz erhält man die komplexe quadratische Gleichung
√ quadr. Erg. √
w2 − 2 2iw − 1 = 0 ⇐⇒ [w2 − 2 2iw − 2] + 2 − 1 = 0 ⇐⇒
√ √
[w − i 2]2 + 1 = 0 ⇐⇒ [w − i 2]2 = −1 ⇐⇒
√ √
w − i 2 = ±i ⇐⇒ w1,2 = i( 2 ± 1).

Beachte, dass wir nun Wurzeln aus negativen (oder allgemeiner aus komplexen Zahlen) ziehen drfen mit Hilfe
von exp und log (siehe Definition 4.27). Zur Rücksubstitution:
√ √
e2iz1,2 = w1,2 ⇐⇒ 2iz1,2 = ln |i( 2 ± 1)| + iArg(i( 2 ± 1)) + 2kπi, k ∈ Z
√ π
⇐⇒ 2iz1,2 = ln( 2 ± 1) + i + 2kπi, k ∈ Z
2
1  √ π 
⇐⇒ z1,2 = ln( 2 ± 1) + i( + 2kπ) , k ∈ Z
2i 2
i √ π
⇐⇒ z1,2 = − ln( 2 ± 1) + + kπ, k ∈ Z
2 4
i √ π
⇐⇒ z1,2 = ± ln( 2 + 1) + + kπ, k ∈ Z.
2 4
√ 
1
  √
2−1
 √
Die letzte Äquivalenzumformung gilt wegen ln( 2 + 1) = − ln √2+1 = − ln (√2+1)(√
2−1)
= − ln( 2 − 1).

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