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Hodge-Theorie

Vorlesungsskript WS 2011/12
Werner Hoffmann

1 Regularität
In diesem Abschnitt geht es um die Regularität der Lösungen von partiellen Dif-
ferentialgleichungen. Wir bezeichnen allgemein die Mengen der glatten komplex-
wertigen Funktionen auf einer Mannigfaltigkeit X mit E(X) und die Teilmenge
der Funktionen mit kompaktem Träger mit D(X).

1.1 Fouriertransformation und Differentialoperatoren


Es sei V ein endlichdimensionaler reeller Vektorraum mit festgehaltenem Volu-
menelement. Die Fouriertransformation einer integrierbaren Funktion f : V → E
ist die Funktion fˆ : V ∗ → E, die definiert ist durch
Z
ˆ
f (ξ) = f (x)e−iξ(x) dx. (1)
V

Jedes lineare Funktional η ∈ V definiert eine Richtungsableitung ∂η auf V ∗ . Ist


auch ηf ∈ L1 (V ), so gilt
c.
∂η fˆ = −iηf (2)
Analog definiert jeder Vektor v ∈ V eine Richtungsableitung ∂v auf V . Da die
Operatoren der Form ∂v miteinander kommutieren, erhält man einen Homomor-
phismus ∂ von der symmetrischen Algebra von VC in die Endomorphismenalgebra
von E(V ), d. h. für p1 , p2 ∈ S(VC ) gilt

∂p1 +p2 = ∂p1 + ∂p2 , ∂ p1 p2 = ∂ p1 ∂ p2 .

Operatoren der Form ∂p nennt man Differentialoperatoren auf V mit konstanten


Koeffizienten. Man kann p aus dem Operator D = ∂p zurückgewinnen: Halten
wir ξ ∈ V ∗ fest und setzen f (x) = eξ(x) , so gilt Df (0) = p(ξ). Da man mit den
Funktionen p symbolisch wie mit den Differentialoperatoren rechnen kann, nennt
man p das Symbol des Differentialoperators ∂p .
Wir bezeichnen mit S(V ) den Raum der Schwarzfunktionen auf V , d. h. der
glatten komplexwertigen Funktionen f mit der Eigenschaft, dass für jeden Diffe-
rentialoperator D mit konstanten Koeffizienten und jedes Polynom q die Funktion

1
qDf beschränkt ist. Die Suprema all dieser Funktionen definieren Halbnormen
auf S(V ) und verwandeln letzteren in einen topologischen Vektorraum. Wie im
Fall beschränkter stetiger Funktionen beweist man seine Vollständigkeit. Da es
genügt, Monome q sowie höhere partielle Ableitungen D bezüglich einer Basis
von V zu betrachten, handelt es sich um einen Fréchetraum.

Satz 1. Sind f und fˆ integrierbar, so gilt fast überall


ˆ
fˆ(x) = (2π)n f (−x),

wobei n = dim V . Die Fouriertransformation definiert einen topologischen Iso-


morphismus von S(V ) auf S(V ∗ ) und setzt sich zu einer Isometrie (bis auf den
Faktor (2π)n ) von L2 (V ) auf L2 (V ∗ ) fort. Wenn wir ein Element p ∈ S(VC ) als
komplexwertige polynomiale Funktion auf V ∗ interpretieren, so gilt für f ∈ S(V )

∂d ˆ
p f (ξ) = p(iξ)f (ξ).

Beweis. Wir werden die Umkehrformel hier nicht beweisen. Sie impliziert sofort
die Plancherelformel
(2π)n (f, g) = (fˆ, ĝ).
Für f ∈ L1 (V ) ist fˆ stetig und durch die L1 -Norm von f beschränkt, weil der
Integrand die von ξ unabhängige Majorante |f | hat. Für f ∈ S(V ) erhalten wir
neben der Formel (2) durch partielle Integration auch

∂d ˆ
v f (ξ) = iξ(v)f (ξ).

Nun folgt die Behauptung durch vollständige Induktion.


In Verallgemeinerung der vorherigen Situation sei p eine glatte Funktion auf
einer offenen Teilmenge U von V mit Werten in S(VC ). Wir definieren einen
Endomorphismus ∂p von E(U ) durch

(∂p f )(x) = (∂p(x) f )(x). (3)

Die Operatoren der Form ∂p nennt man Differentialoperatoren auf U (mit varia-
blen Koeffizienten). Sie bilden eine C-Algebra Diff(U ), und die Abbildung

∂ : E(U, S(VC )) → Diff(U )

ist weiterhin bijektiv. Sie ist zwar linear, aber nicht multiplikativ. Die Algebra
Diff(U ) erbt von S(V ) eine Graduierung, die man auch direkt beschreiben kann:
Bezeichnen wir mit Ix (U ) das Ideal der Funktionen in E(U ), die an der Stelle
x ∈ U verschwinden, so ist

Diff k (U ) = {D ∈ Diff(U ) : Df (x) = 0 ∀ f ∈ Ix (U )k+1 ∀ x ∈ U }.

2
Den homogenen Teil von p ∈ E(U, Sk (VC )) vom Homogenitätsgrad k nennt man
das kte Hauptsymbol von D = ∂p . Wir bezeichnen es mit σk (D) und erhalten
eine lineare Abbildung

σk : Diff k (U ) → E(U, S k (VC ))

mit dem Kern Diff k−1 (U ). (Wir bezeichnen Graduierungen durch obere Indizes
und Filtrierungen durch untere.) Offensichtlich gilt für Di ∈ Diff ki (U )

σk1 (D1 )σk2 (D2 ) = σk1 +k2 (D1 D2 ). (4)

Für g ∈ Ix (U ) gilt außerdem

D(g k )(x) = k! σk (D)(x, dg). (5)

In der Tat, für vi ∈ V und gi ∈ Ix (U ) ist


X
∂v1 · · · ∂vk (g1 · · · gk )(x) = ∂v1 gπ(1) (x) · · · ∂vk gπ(k) (x).
π∈Sk

1.2 Sobolevräume auf Vektorräumen


Wir halten ein Skalarprodukt auf V fest. Für s ∈ Z und f , g ∈ S(V ) setzen wir
Z
(f, g)s = fˆ(ξ)ĝ(ξ)(1 + |ξ|2 )s d ξ,
V∗

wobei n = dim V und d ξ = (2π)−n dξ. Die Vervollständigung von S(V ) bezüglich
der zugehörigen Norm k . ks bezeichnen wir mit W s (V ), genannt Sobolevraum
der Ordnung s. Ist t < s, so gilt W s (V ) ⊆ W t (V ). Dies sind Hilberträume, und
wegen der Plancherelformel ist W 0 (V ) = L2 (V ).
Bemerkung 1. Der Laplaceoperator ∆ hat das Symbol |ξ|2 . (Manche Autoren
bezeichnen ihn mit −∆.) Somit erhalten wir für jedes k ∈ N einen Isomorphismus

(1 + ∆)k : W s (V ) → W s−2k (V ).

Satz 2 (Sobolev). Es sei n = dim V . Ist s > n2 + k, so haben wir eine stetige
Einbettung
W s (V ) ⊆ C k (V ).
Beweis. Es sei p ∈ Sk (V ). Dann gilt nach der Cauchy-Schwarz-Ungleichung für
f ∈ S(V )
Z Z
|p(ξ)|
|f (ξ)p(ξ)| d ξ = |fˆ(ξ)|(1 + |ξ|2 )s/2
ˆ dξ
(1 + |ξ|2 )s/2
Z 1/2
|p(ξ)|2
≤ kf ks dξ .
(1 + |ξ|2 )s

3
Wegen |p(ξ)|2 ≤ (1 + |ξ|2 )k und 2s − 2k > n konvergiert das Integral auf der
rechten Seite. Somit hat der Integrand von
Z
fˆ(ξ)p(ξ)eiξ(x) d ξ

eine von x unabhängige absolut konvergente Majorante. Im Fall p = 1 folgt die


Stetigkeit von f . Für p(ξ) = ξ(tv) sieht man durch Differentiation nach t unter
dem Integral, dass ∂v f existiert und stetig ist, und die allgemeine Behauptung
folgt durch vollständige Induktion.
Für eine Teilmenge K von V bezeichnen wir mit WKs (V ) die Menge der Funk-
tionen f ∈ W s (V ) mit supp f ⊆ K.

Satz 3 (Rellich). Es sei K kompakt in V und t < s. Ist fl eine Folge von
Funktionen in WKs (V ) mit kfl ks ≤ 1 für alle l, so gibt es eine Teilfolge, die in
W t (V ) konvergiert.

Beweis. Es genügt, fl ∈ S(V ) zu betrachten. Wir wählen ϕ ∈ D(V ) ⊂ S(V ), so


dass ϕ(x) = 1 für x ∈ K. Für alle l gilt dann

fl = ϕfl ,

woraus folgt Z
fˆl (ξ) = ϕ̂(ξ − η)fˆl (η) dη. (6)

Für η, ζ ∈ V ∗ gilt

1 + |ζ + η|2 ≤ 1 + (|ζ| + |η|)2 ≤ 1 + 2(|ζ|2 + |η|2 )


≤ 2(1 + |ζ|2 )(1 + |η|2 ).

Durch Umbenennung erhalten wir

2(1 + |ζ + η|2 )(1 + | − ζ|2 ) ≥ 1 + |η|2 .

Wir setzen ξ = ζ + η und erhalten für s ≥ 0 aus der ersten und für s ≤ 0 aus der
zweiten Ungleichung, dass

(1 + |ξ|2 )s/2 ≤ (2(1 + |ξ − η|2 ))|s|/2 (1 + |η|2 )s/2 . (7)

Multiplizieren wir beide Seiten von (6) mit der linken Seite von (7), so ergibt sich
Z
ˆ 2 s/2
|fl (ξ)|(1 + |ξ| ) ≤ 2 |s|/2
|ϕ̂(ξ − η)|(1 + |ξ − η|2 )|s|/2 |fˆl (η)|(1 + |η|2 )s/2 dη

≤ 2|s|/2 (2π)n kϕk|s| kfl ks .

4
wobei wir die Cauchy-Schwarz-Ungleichung benutzt haben. Auf jeder kompakten
Teilmenge B von V ∗ ist die Folge fˆl also gleichmäßig beschränkt. Ersetzt man ξ
in (6) durch ξ + tζ und leitet nach t ab, so erhält man das analoge Ergebnis für
die Folge ∂ζ fˆl . Die Einschränkung von fˆl auf B ist also gleichgradig stetig, und
nach dem Satz von Arzelà-Ascoli ist eine Teilfolge gleichmäßig auf B konvergent.
Wir können annehmen, das dies für die ursprüngliche Folge gilt.
Nun sei ε > 0 gegeben. Wir wählen als B eine Kugel, so dass für ξ ∈ / B gilt
1
< ε.
(1 + |ξ|2 )s−t
Für alle l, m gilt
Z
|(fˆl − fˆm )(ξ)|2
kfl − fm k2t = (1 + |ξ|2 )s d ξ
(1 + |ξ|2 )s−t
Z Z
≤ ˆ ˆ 2 2 t
|(fl − fm )(ξ)| (1 + |ξ| ) d ξ + ε |(fˆl − fˆm )(ξ)|2 (1 + |ξ|2 )s d ξ.
B V ∗ −B

Das zweite Integral ist ≤ 2, und für genügend große l und m ist das erste wegen
der gleichmäßigen Konvergenz auf B kleiner als ε. Somit ist fl eine Cauchyfolge
in W t (V ).
Wir betrachten nun das Verhalten von Sobolevnormen bei der Wirkung von
Differentialoperatoren. Aus Satz 1 erhalten wir für f ∈ D(U ) ⊆ D(V ) und x ∈ U

∂\ ˆ
p(x) f (ξ) = p(x, iξ)f (ξ),

und durch Fourier-Rücktransformation ergibt sich mit der Definition (3)


Z
(∂p f )(x) = p(x, iξ)fˆ(ξ)eiξ(x) d ξ. (8)
V∗

Satz 4. Hat der Differentialoperator D ∈ Diff k (V ) einen kompakten Träger, so


setzt er sich für jedes s ∈ Z zu einer stetigen Abbildung D̄s : W s (V ) → W s−k (V )
fort.
Beweis. Da wir die Sobolevnorm von ∂p f abschätzen müssen, berechnen wir die
Fouriertransformierte
Z Z
d
∂p f (ξ) = p(x, iη)fˆ(η)eiη(x) d η e−iξ(x) dx.
V V∗

Die Kompaktheitseigenschaft bedeutet p ∈ D(V, Sk (V )). Somit können wir den


Satz von Fubini anwenden und erhalten
Z
∂d
p f (ξ) = p̂(ξ − η, iη)fˆ(η) d η,

5
wobei p̂ die Fouriertransformierte von p bezüglich der ersten Variablen bezeichnet.
Außerdem gibt es nach Satz 1 für jedes N ∈ N eine Konstante C, so dass

|p̂(ξ − η, iη)| ≤ C(1 + |ξ − η|2 )−N (1 + |η|2 )k/2 .

Unter Benutzung von (7) erhalten wir mit einer Konstanten C ′


Z
d
|∂p f (ξ)|(1 + |ξ| ) ≤ C (1 + |ξ − η|2 )|s|/2−N (1 + |η|2 )(s+k)/2 |fˆ(η)| d η.
2 s/2 ′

Die Young-Ungleichung besagt, dass die L2 -Norm einer Faltung durch das Pro-
dukt der L1 -Norm des einen Faktors und der L2 -Norm des anderen Faktors be-
schränkt ist. Wir erhalten
Z
k∂p f ks ≤ C kf ks+k (1 + |ζ|2 )|s|/2−N dζ,

wobei das Integral für N > n + |s|/2 endlich ist.


Es folgen einige Vorbereitungen zur späteren Verallgemeinerung auf Mannig-
faltigkeiten. Für f , g ∈ S(V ) gilt nach der Cauchy-Schwarz-Ungleichung

|(f, g)| ≤ kf ks kgk−s .

Wenden wir den Satz von Riesz auf die Funktionen

fˆ(ξ)(1 + |ξ|2 )s/2 , ĝ(ξ)(1 + |ξ|2 )−s/2

an, so folgt, dass sich das Skalarprodukt zu einer perfekten Paarung zwischen
den Hilberträumen W s (V ) und W −s (V ) fortsetzt, d. h. jedes stetige antilineare
Funktional auf W s (V ) wird durch ein Element von W −s (V ) mit der selben Norm
dargestellt und umgekehrt.
Für s ≥ 0 ist die Norm k . ks äquivalent zu der durch
XZ
′2
kf ks = |fˆ(ξ)q(iξ)|2 d ξ
q∈Bs

definierten Norm, wobei Bs eine Basis von Ss (V ) ist, und nach dem Plancherelsatz
gilt X
kf k′2
s = k∂q f k20 .
q∈Ss (V )

Satz A. Es seien U und Ũ offene Teilmengen von Vektorräumen V und Ṽ sowie


U ′ ⋐ U . Ist F : Ũ → U ein Diffeomorphismus und Ũ ′ = F −1 (U ′ ), so setzt sich
F ∗ : D(U ′ ) → D(Ũ ′ ) zu einer stetigen Abbildung WUs ′ (V ) → WŨs ′ (Ṽ ) fort.

6
Beweis. Es sei G = F −1 und s ≥ 0. Nach der Transformationsformel und der
Leibnizregel ist
X p X
kF ∗ (f )k′2
s = k∂ q (f |G ′ |)k′2 ≤
0 kDi f k20
q∈Bs i

mit Di ∈ Diff s (U ). Die Koeffizienten der Di sind auf U ′ beschränkt, und die
Behauptung folgt für s ≥ 0.
Nun sei α ∈ D(U ) mit α = 1 auf U ′ . Dann gilt für f ∈ D(U ′ ) und g ∈ S(V )
nach der Transformationsformel

(F ∗ (f ), g) = (F ∗ (αf ), g) = (f, G∗ (βg)|G′ |),

wobei β = F ∗ (α). Die Paarung mit F ∗ (f ) ist nach Satz 4 und dem Bewiesenen
eine Komposition von Abbildungen mit stetigen Fortsetzungen
β G∗ |G′ | f
W s (V ) −→ WŨs ′′ (V ) −→ WUs ′′ (V ) −→ W s (V ) −→ C,

wobei U ′′ = supp α und Ũ ′′ = supp β. Es gibt also ein C, so dass

|(F ∗ (f ), g)| ≤ Ckf k−s kgks ,

und somit ist kF ∗ (f )k−s ≤ Ckf k−s .

1.3 Differentialoperatoren in Vektorbündeln


Zunächst einmal verallgemeinert sich das Gesagte auf vektorwertige Funktionen.
Für eine offene Teilmenge U des reellen Vektorraumes V und einen endlichdimen-
sionalen komplexen Vektorraum E0 interpretieren wir die Elemente von E(U )⊗E0
als glatte Funktionen U → E0 . Ist p ∈ E(U, S(VC )) ⊗ Hom(E0 , F0 ), so ist für
f ∈ E(U ) ⊗ E0 auch ∂p f ∈ E(U ) ⊗ F0 definiert, und die so entstehenden Abbil-
dungen ∂p bilden einen Raum von Differentialoperatoren Diff(U ; E0 , F0 ).
Nun seien E und F komplexe Vektorbündel über einer glatten Mannigfal-
tigkeit X. Die Menge der glatten Schnitte von E bezeichnen wir mit E(X, E).
Wir definieren nun den gefilterten Raum Diff(E, F ) der Differentialoperatoren
von E nach F . Für k ∈ N ist Diff k (E, F ) die Teilmenge der linearen Abbildun-
gen E(X, E) → E(X, F ), so dass für alle x ∈ X und f ∈ Ix (X)k+1 E(X, E) gilt
Df (x) = 0. Im allgemeinen hängt der Wert von Df an der Stelle x also nur vom
Bild von f in E(X, E)/Ix (X)k+1 E(X, E) ab, das man den k-Jet von f an dieser
Stelle nennt. Dieser hängt wiederum nur vom Keim von f an der Stelle x ab, und
wir könnten D auch als Abbildung zwischen Garben definieren und Diff k (E, F )
als globalen Schnittraum einer Garbe betrachten. Für beliebige s ∈ N gilt dann

D Ix (X)s E(X, E) ⊆ Ix (X)s−k E(X, E). (9)

7
Nun wollen wir das Hauptsymbol definieren. Entfernen wir aus jedem Kotan-
gentialraum den Nullpunkt, so erhalten wir ein Unterbündel T ′ (X) des Kotan-
gentialbündel T ∗ (X). Es sei π : iT ′ (X) → X die natürliche Projektion. Für k ∈ Z
setzen wir

Smblk (E, F ) = {σ ∈ E(iT ′ (X)) ⊗ Hom(π ∗ E, π ∗ F ) :


σ(x, tiξ) = tk σ(x, iξ) ∀ ξ ∈ Tx′ (X) ∀ x ∈ X}.

Satz 5. Für jedes k ∈ N gibt es eine Abbildung σk : Diff k (E, F ) → Smblk (E, F ),
so dass die Folge

0 → Diff k−1 (E, F ) → Diff k (E, F ) → Smblk (E, F )

exakt ist, dass für alle a ∈ E(X, Hom(E, F )) gilt σ0 (a) = π ∗ a, und für D1 ∈
Diff k (E, F ), D2 ∈ Diff m (F, G) gilt1

σk+m (D2 D1 ) = σm (D2 )σk (D1 ).

Für f ∈ E(X, E) und g ∈ Ix (X) mit dg(x) 6= 0 gilt

D(g k f )(x) = k! σk (D)(x, dg)f (x).

Beweis. Für triviale Bündel über offenen Teilmengen U eines Vektorraums V ,


wo man in der letzten Formel f = f (x) wählen kann, gelten die Behauptungen
wegen der Gleichungen (5) und (4). Übertragen wir diese Symbolabbildungen
mittels lokaler Trivialisierungen auf Kartenumgebungen in X, so stimmen sie auf
den Durchschnitten überein, weil die Charakterisierung im Satz intrinsisch ist.
Die betrachteten Räume sind globale Schnitträume von Garben, also genügt es,
die Exaktheit im Term Diff k (E, F ) und die Kompositionsformel auf den offenen
Teilmengen einer Überdeckung nachzuprüfen.
Beispiel 1. Das äußere
V ∗ Differential d ist ein Differentialoperator der Ordnung
k = 1 im Bündel T (X). Für einen Schnitt ω und eine Funktion g ∈ Ix (X) ist
d(gω)(x) = dg(x) ∧ ω(x), also ist für ξ ∈ Tx′ (X)

σ1 (d)(x, iξ) = iξ ∧
V
als Endomorphismus der komplexifizierten äußeren Algebra Tx∗ (X) ⊗ C.
Nun seien E und F hermitesche Vektorbündel über einer kompakten Mannig-
faltigkeit X mit einem glatten Volumenelement µ. Wir definieren ein Skalarpro-
dukt auf D(X, E) durch
Z
(f1 , f2 ) = hf1 , f2 iE µ
X
1
Wegen (9) ist D2 D1 ∈ Diff k+m (E, G).

8
und analog für Schnitte von F . Ist D ∈ Diff(E, F ), so heißt D∗ ∈ Diff(F, E)
adjungierter Operator von D, wenn für alle f ∈ D(X, E) und g ∈ D(X, F ) gilt

(Df, g) = (f, D∗ g).

Wegen supp Df ⊆ supp f genügt es natürlich, wenn einer der beiden Schnitte
kompakten Träger hat. Wenn D∗ existiert, so ist er wegen der Dichtheit von
D(X, E) in L2 (X, E) eindeutig bestimmt, und es folgt (in offensichtlichen Be-
zeichnungen)
(D2 D1 )∗ = D1∗ D2∗ .
Satz 6. Für D ∈ Diff k (E, F ) existiert D∗ ∈ Diff k (F, E), und

σk (D∗ )(x, iξ) = σk (D)(x, iξ)∗ .

Beweis. Mit Hilfe einer Zerlegung der Eins führt man den Existenzbeweis auf
triviale Bündel über einem Vektorraum V zurück. Der Satz ist offensichtlich für
k = 0. Für einen Operator der Form a∂v mit a ∈ D(V, Hom(E0 , F0 )) folgt er aus
der Formel
Z Z Z
0= ∂v (f1 f2 ) dx = ∂v (f1 )f2 dx + f1 ∂v (f2 ) dx
V V V

und für beliebige k mit Hilfe der Kompositionsformel.

1.4 Pseudodifferentialoperatoren auf Vektorräumen


Differentialoperatoren auf einer offenen Teilmenge U eines endlichdimensionalen
reellen Vektorraums V haben Symbole in E(U )⊗S(V ), die wir als Funktionen auf
U × iV ∗ interpretieren. Um die Klasse dieser Operatoren zu erweitern, definieren
wir zunächst eine größere Klasse von Symbolen.
Für jedes k ∈ Z bezeichnen wir mit Smbl ] k (U ) die Menge aller Funktionen

p ∈ E(U × iV ) derart, dass für jede kompakte Teilmenge K von U und beliebige

u ∈ S(V ), u′ ∈ S k (V ∗ ) ein C > 0 existiert, so dass

|∂u ∂u′ p(x, iξ)| ≤ C(1 + |ξ|)k−k (10)

für x ∈ K und ξ ∈ V ∗ . In Analogie zu Gleichung (3) definieren wir den kanoni-


schen Pseudodifferentialoperator mit dem Symbol p durch
Z
∂p f (x) = p(x, iξ)fˆ(ξ)eiξ(x) d ξ.
V∗

] k (U ) bildet P = ∂p den Raum D(U ) in E(U ) ab. Hat p


Satz 7. Für p ∈ Smbl
bezüglich x einen kompakten Träger (gleichmäßig in ξ), so setzt sich P zu einer
stetigen Abbildung P̄s : W s (V ) → W s−k (V ) fort.

9
Beweis. Ist f ∈ D(U ) ⊂ S(V ), so ist fˆ ∈ S(V ∗ ), und für jedes u ∈ S(V ) ist das
durch Anwendung von ∂u unter dem Integralzeichen entstehende Integral absolut
und lokal gleichmaßig in x konvergent, also ist P f glatt. Hat p gleichmäßig in x
kompakten Träger, so überträgt sich der Beweis von Satz 4 wortwörtlich.
Auch gewisse Integraloperatoren sind Pseudodifferentialoperatoren.
Satz 8. Ist K ∈ E(U ×U ) mit kompaktem Träger bezüglich der zweiten Variablen,
T
] −∞ (U ) =
so gibt es ein p ∈ Smbl ]
k Smblk (U ), so dass
Z
∂p f (x) = K(x, y)f (y) dy.

] k (U ) gegeben, so gibt es K ∈ E(Undiag ), wobei Undiag =


Ist umgekehrt p ∈ Smbl
{(x, y) ∈ U × U : x 6= y}, so dass obige Gleichung für f ∈ D(U ) und x ∈
/ supp f
gilt.
Beweis. Ist K gegeben, so erhalten wir nach dem Plancherelsatz
Z Z
K(x, y)f (y) dy = K̂(x, −ξ)fˆ(ξ) d ξ,

wobei K̂ die Fouriertransformierte von K nach der zweiten Variablen bezeichnet.


Setzen wir
p(x, iξ) = e−iξ(x) K̂(x, −ξ),
so folgt die erste Behauptung.
Nun sei p gegeben und x ∈ / supp f . Dann gilt für N ∈ N, wobei der Laplace-
operator auf die Variable ξ wirkt,
Z Z
N
∂p f (x) = p(x, iξ)∆ |x − y|−2N eiξ(x−y) f (y) dy d ξ
Z Z Z
−2N iξ(x−y) N
= |x − y| e f (y) dy ∆ p(x, iξ)d ξ = K(x, y)f (y) dy

mit Z
−2N
K(x, y) = |x − y| eiξ(x−y) ∆N p(x, iξ) d ξ,

vorausgesetzt, wir können die Anwendung des Satzes von Fubini rechtfertigen.
Für u ∈ S(V ) und N gibt es wegen (10) ein C, so dass für x ∈ K gilt
|∂u ∆N p(x, iξ)| ≤ C(1 + |ξ|)k−2N ,
und wirkt w ∈ Sl (V ) auf z, so konvergiert
Z
∂u ∂w KN (x, z) = eiξ(z) w(iξ)∂u ∆N p(x, iξ) d ξ

für 2N > k + l + n absolut. Somit ist KN glatt in x und 2N − k − n − 1 Mal


differenzierbar in z, und da wir N beliebig groß wählen können, folgt die Glattheit
von K(x, y) = |x − y|−2N KN (x, x − y) für x 6= y.

10
Hauptsymbole existieren nur für eine Teilklasse. Und zwar sei Smblk (U ) die
] k (U ), für die
Menge der p ∈ Smbl
p(x, tiξ)
σk (p)(x, iξ) = lim
t→∞ tk
für ξ 6= 0 existiert und
] k−1 (U ),
p − ψσk (p) ∈ Smbl
wobei ψ ∈ E(iV ∗ ) in einer Ungebung von 0 verschwindet und für große ξ gleich
1 ist. Klar, dass σk (p)(x, tiξ) = tk σk (p)(x, iξ).
Lemma 1. Für p ∈ Smblk (U ) ist σk (p) ∈ E(U × iV ′ ), wobei V ′ = V ∗ \ {0}.
Beweis. Nach (10) gilt für x ∈ K
p(x, tiξ) ′ ′ ′ ′
∂ u ∂ u′ k
= tk −k |(∂u ∂u′ p)(x, tiξ)| ≤ tk −k C(1 + |tξ|)k−k = C(t−1 + |ξ|)k−k ,
t
was für t ≥ 1 und ξ in einer kompakten Teilmenge L von V ′ gleichmäßig be-
schränkt ist. Mit dem Mittelwertsatz folgt gleichgradige Stetigkeit auf K × L,
und nach Arzelà-Ascoli ist eine Teilfolge p(x, tj iξ)/tkj dort gleichmäßig konver-
gent.
Um zu zeigen, dass auch ∂p∗ ein Pseudodifferentialoperator ist, müssen wir
zunächst eine größere Klasse von Symbolen und Operatoren betrachten. Es gilt
Z Z
∂p f (x) = eiξ(x−y) p(x, iξ)f (y) dy d ξ. (11)

Wir wollen statt p Funktionen betrachten, die auch noch von y abhängen. Es sei
q ∈ E(U × iV ∗ × U ) mit kompaktem Träger bezüglich y, so dass Folgendes gilt.

Für alle kompakten Teilmengen K von U , alle u, w ∈ S(V ) und u′ ∈ S k (V ∗ )
gibt es C > 0, so dass für x ∈ K gilt

|∂u ∂u′ ∂w q(x, iξ, y)| ≤ C(1 + |ξ|)k−k ,
der Grenzwert
q(x, tiξ, x)
σk (q)(x, iξ) = lim
t→∞ tk
existiert für ξ 6= 0, und
] k−1 (U ).
q(x, iξ, x) − ψ(ξ)σk (q)(x, iξ) ∈ Smbl
Lemma 2. Definieren wir
Z Z
Qf (x) = eiξ(x−y) q(x, iξ, y)f (y) dy dξ,

so existiert p ∈ Smblk (U ), so dass Q = ∂p und σk (q) = σk (p).

11
Beweis. Es sei q̂ die Fouriertransformation von q bezüglich y. Wir betrachten
das Integral über ξ als Fouriertransformation eines Produktes und erhalten eine
Faltung:
Z Z
Qf (x) = eiξ(x) q̂(x, iξ, ξ − η)fˆ(η) d η d ξ
Z
= eiη(x) p(x, iη)fˆ(η) d η,

wobei
Z Z
i(ξ−η)(x)
p(x, iη) = e q̂(x, iξ, ξ − η) d ξ = eiζ(x) q̂(x, iζ + iη, ζ) d ζ.

Nach dem Mittelwertsatz ist

q̂(x, iζ + iη, ζ) = q̂(x, iη, ζ) + ∂ζ q̂(x, iη + itζ, ζ),

wobei t ∈ (0, 1) von x, η und ζ abhängt. Setzen wir dies ein und integrieren
über ζ, so erhalten wir mit der Umkehrformel

p(x, iη) = q(x, iη, x) + E(x, iη),

vorausgesetzt, das Integral


Z
E(x, iη) = eiζ(x) ∂ζ q̂(x, iη + itζ, ζ) d ζ

konvergiert. Da q bezüglich y einen kompakten Träger hat, gibt es für jedes N ∈ N


ein C > 0 mit

|∂ζ q̂(x, iη + itζ, ζ)| ≤ C(1 + |η + tζ|)k−1 (1 + |ζ|)−N ≤ C ′ (1 + |η|)k−1 (1 + |ζ|)|k−1|−N ,

wobei wir das Argument aus dem Beweis von Satz 3 verwendet haben. Für N >
n + |k − 1| folgt die Konvergenz und

|E(x, iη)| ≤ C ′′ (1 + |η|)k−1 .

Der Fehlerterm E liefert keinen Beitrag zu σk (p), und unter Benutzung der
Abschätzungen für höhere Ableitungen von q zeigt man, dass E ∈ Smblk−1 (U ).

Satz 9. Für p ∈ Smblk (U ) und q ∈ Smblm (U ), wobei p kompakten Träger


bezüglich der ersten Variablen hat, ist

∂q ∂p = ∂r , ∂p∗ = ∂s

mit r ∈ Smblk+m (U ), s ∈ Smblk (U ) und

σk+m (r) = σm (q)σk (p), σk (s) = σk (p).

12
Beweis. Nach der Definition und dem Satz von Fubini gilt für f ∈ D(U )
Z Z Z
∂q ∂p f (x) = e iη(x)
q(x, iη) e −iη(y)
eiξ(y) p(y, iξ)fˆ(ξ) d ξ dy d η
Z
= eiξ(x) r(x, iξ)fˆ(ξ) d ξ

mit
Z Z
r(x, iξ) = ei(η−ξ)(x−y) q(x, iη)p(y, iξ) dy d η
Z Z
= eiζ(x−y) q(x, iξ + iζ)p(y, iξ) dy d ζ,

falls der letzte Integrand geeignet abgeschätzt werden kann. Mit dem Mittelwert-
satz können wir schreiben
q(x, iξ + iζ) = q(x, iξ) + ∂ζ q(x, iξ + itζ),
wobei t ∈ (0, 1) von x, ξ und ζ abhängt. Mit der Umkehrformel folgt dann
r(x, iξ) = q(x, iξ)p(x, iξ) + E(x, iξ),
Z
E(x, iξ) = eiζ(x) ∂ζ q(x, iξ + itζ)p̂(ζ, iξ) d ζ,

wobei p̂ die Fouriertransformierte von p bezüglich der ersten Variablen bezeichnet.


Für jedes N existiert also ein C, so dass
|p̂(ζ, iξ)| ≤ C(1 + |ζ|)−N (1 + |ξ|)k ,
und außerdem existiert ein C ′ , so dass
|∂ζ p(x, iξ + itζ)| ≤ C ′ (1 + |ξ + tζ|)m−1 ≤ C ′ (1 + |ξ|)m−1 (1 + |ζ|)|m−1| .
Für N > n + |m − 1| konvergiert also das Integral über ζ, und es folgt
|E(x, iξ)| ≤ C ′′ (1 + |ξ|)k+m−1 ,
was keinen Beitrag zu σk+m (r) liefert und die Konvergenz der obigen Integrale
beweist. Unter Benutzung der Abschätzungen für höhere Ableitungen von p und
q findet man, dass E ∈ Smbl ] k+m−1 (U ).
Nun zum zweiten Teil. Durch Vertauschung der Integrationsreihenfolge erhal-
ten wir für f , g ∈ D(U )
Z Z Z
(∂p f, g) = f (x) eiξ(x−y) p(y, iξ)g(y) dy d ξ dx.

Der adjungierte Operator ∂p∗ existiert also und ist von der in Lemma 2 betrach-
teten Form mit
q(x, iξ, y) = p(y, iξ).

13
Satz 10. Es seien U , Ũ offene Teilmengen von reellen Vektorräumen V , Ṽ und
F : Ũ → U ein Diffeomorphismus. Weiter sei p ∈ Smblk (U ). Wir definieren
∂˜p : D(Ũ ) → E(Ũ ) durch
∂˜p (F ∗ f ) = F ∗ (∂p f ),
wobei F ∗ (f ) = f ◦ F . Dann gibt es für jede offene Menge U ′ ⋐ Ũ eine Funktion
p̃ ∈ Smblk (Ũ ), so dass
∂˜p |D(U ′ ) = ∂p̃ |D(U ′ ) ,
und es gilt für y ∈ U ′ und ξ ∈ V ′

σk (p̃)(y, iξ ◦ F ′ (y)) = σk (p)(F (y), iξ).

Beweis. Es sei W die Menge der (y, w) ∈ Ũ × Ũ , für die die Strecke von y
nach w in Ũ liegt. Nach dem Lemma von Hadamard gibt es eine Funktion H ∈
E(W ) ⊗ Hom(Ṽ , V ), so dass

F (y) − F (w) = H(y, w)(y − w), H(w, w) = F ′ (w).

Es sei W ′ die Menge der (y, w) ∈ W , für die H(y, w) invertierbar ist. Die Mengen
W und W ′ sind Umgebungen der Diagonalen von Ũ . Wir wählen eine Funktion
χ1 ∈ E(Ũ × Ũ ) mit supp χ1 ⊂ W ′ , die in einer Umgebung der Diagonalen gleich
1 ist. Dann ist 1 − χ1 = F ∗ (χ2 ) für eine Funktion χ2 ∈ E(U × U ), die in einer
Umgebung der Diagonalen von U verschwindet.
Setzen wir f˜ = F ∗ (f ), so ist ∂˜p (f˜)(y) = ∂p f (F (y)), und wir erhalten wir aus
Gleichung (11) mit Hilfe der Transformationsformel
Z Z
˜ ˜
∂p (f )(y) = eiξ(F (y)−F (w)) p(F (y), iξ)χ1 (y, w) |F ′ (w)| f˜(w) dw d ξ + Ef (F (y))

wobei Z Z
Ef (x) = eiξ(x−z) p(x, iξ)χ2 (x, z)f (z) dz d ξ.

Wir wählen α ∈ D(Ũ ) mit α = 1 auf U ′ und können f˜ durch αf˜ ersetzen. Ist
ω die charakteristische Funktion einer kompakten Nullumgebung in V ∗ , so gilt
nach dem Satz über beschränkte Konvergenz
Z Z
˜ ˜
∂p (f )(y) = lim eiξ(H(y,w)(y−w)) p(F (y), iξ)
t→0

× χ1 (y, w) |F ′ (w)| α(w)ω(tξ)f˜(w) dw d ξ + Ef (F (y))

Da der Integrand nun einen kompakten Träger hat, können wir die Integrale
vertauschen und dann ξ durch ζ = ξ ◦ H(y, w) substituieren. Nach erneuter
Vertauschung der Integrale erhalten wir
Z Z
∂˜p (f˜)(y) = lim eiζ(y−w) q1 (y, iζ, w)ω(tζ ◦ H(y, w)−1 )f˜(y) dy d ζ + Ef (F (y)),
t→0

14
wobei
−1 |F ′ (w)|
q1 (y, iζ, w) = p(F (y), iζ ◦ H(y, w) )χ1 (y, w) α(w).
|H(y, w)|
Diese Funktion hat kompakten Träger in w. Wie man leicht prüft, erfüllt sie die
nötigen Abschätzungen für die Anwendung von Lemma 2, und nach dem Satz
über beschränkte Konvergenz kann man unter dem Integral zum Grenzwert t → 0
übergehen. Es gibt also ein p̃1 ∈ Smblk (Ũ ), so dass
∂˜p (f˜)(y) = ∂p̃1 f˜(y) + Ef (F (y)),
und für ζ 6= 0 gilt

σk (p̃1 )(y, iζ) = σk (q1 )(y, iζ)


p(F (y), tiζ ◦ F ′ (y)−1 )
= lim = σk (p)(F (y), iζ ◦ F ′ (y)−1 ).
t→∞ tk
Auch E ist nach Lemma 2 ein Pseudodifferentialoperator. Es sei K die ent-
sprechende Kernfunktion nach Satz 8. Da χ2 in einer Umgebung der Diagonalen
von U × U verschwindet, können wir die Funktion f in einer Umgebung eines
Punktes x ∈ U abändern, ohne den Wert Ef (x) zu verändern. Wir können also
annehmen, dass x ∈
/ supp f , und mit Satz 8 erhalten wir
Z
Ef (x) = K(x, z)f (z) dz.

Wegen supp K ⊆ supp χ2 ist K ∈ E(U × U ). Mit Hilfe der Transformationsformel


finden wir, dass Z
Ef (F (y)) = K̃(y, w)f˜(w) dw

mit einer Funktion K̃ ∈ E(Ũ × Ũ ). Wegen f˜ = αf˜ können wir annehmen, dass
K̃ bezüglich der zweiten Variablen kompakten Träger hat, und nach Satz 8 ist
] −∞ (Ũ ). Nun folgt die Behauptung mit p̃ =
Ef (F (y)) = ∂p̃2 f˜ für ein p̃2 ∈ Smbl
p̃1 + p̃2 .

1.5 Pseudodifferentialoperatoren
in Vektorbündeln
Ist E ein komplexes Vektorbündel über einer glatten Mannigfaltigkeit X und
ϕ : U × E0 → E eine lokale Trivialisierung über der Karte ϕ̄ : U → X, so
definieren wir
ϕ∗ : E(X, E) → E(U ) ⊗ E0
durch
ϕ(x, ϕ∗ f (x)) = f (ϕ̄(x)).

15
Definition 1. Es seien E und F komplexe Vektorbündel über X. Eine Abbildung

P : D(X, E) → E(X, F )

heißt Pseudodifferentialoperator der Ordnung k, wenn für beliebige lokale Trivia-


lisierungen ϕ von E und ψ von F über der selben Karte ϕ̄ = ψ̄ : U → X und
] k (U ) ⊗ Hom(E0 , F0 )
für jede offene Teilmenge U ′ ⋐ U eine Funktion p ∈ Smbl

existiert, so dass für alle f ∈ D(ϕ̄(U ), E) gilt

ψ ∗ (P f ) = ∂p (ϕ∗ f ).

Wir sagen, dass P ein Pseudodifferentialoperator mit Symbol der Ordnung k ist,
wenn man jeweils p ∈ Smblk (U ) wählen kann.
] k (E, F )
Wir bezeichnen die Mengen der eben definierten Operatoren mit PDiff
bzw. mit PDiff k (E, F ).
Lemma 3. Ist P ∈ PDiff k (E, F ), so gibt es ein σ ∈ Smblk (E, F ), so dass für
alle ϕ, ψ, U ′ und p ∈ Smblk (U ) wie oben gilt

ω ∗ σ|U ′ = σk (p)|U ′ ,

wobei ω : U × iV ′ × Hom(E0 , F0 ) → Hom(π ∗ E, π ∗ F ) die von ϕ und ψ induzierte


Trivialisierung ist.
Dies folgt leicht aus Satz 10. Wir nennen σ = σk (P ) das k-te Hauptsymbol
von P .
Satz 8 überträgt sich auf die jetzige Situation. Dazu bezeichnen wir die Pro-
jektionen von X × X auf den ersten bzw. zweiten Faktor mit π1 und π2 .
Satz B. Ist K ∈ E(X × X, Hom(π2∗ E ⊗ π1∗ F )) und µ eine glatte Volumenform
auf X, so wird durch
Z
P f (x) = K(x, y)f (y) µ(x).

ein P ∈ PDiff −∞ (E, F ) definiert. Für jeden Pseudodifferentialoperator P ∈


] k (E, F ) existiert K ∈ E(Xndiag , Hom(π2∗ E ⊗ π1∗ F )), wobei Xndiag = {(x, y) ∈
PDiff
X × X | x 6= y}, so dass für f ∈ D(X, E) und x ∈/ supp f obige Formel gilt.
Beweis. Für den ersten Teil wählen wir ϕ, U ′ wie in der Definition und β ∈
D(X) mit supp β ⊂ ϕ̄(U ) und β = 1 auf U ′ . Dann wird P f = P (βf ) nach
der Transformationsformel in der Karte durch eine Funktion K̃ ∈ E(U × U ) ⊗
Hom(E0 , F0 ) mit kompaktem Träger in y dargestellt, und wir können Satz 8
anwenden.
Ist p ∈ Smblk (U ) ⊗ Hom(E0 , F0 ) wie in der Definition, so liefert Satz 8
eine Funktion K̃ ∈ E(Undiag ) ⊗ Hom(E0 , F0 ), und mit der Transformationsfor-
mel erhalten wir eine Funktion K auf ϕ̄ ⊗ ϕ̄(Undiag ), die den Anforderungen für

16
supp f ⊆ ϕ̄(U ′ ) genügt. Für beliebige x 6= y in X existiert eine lokale Trivialisie-
rung ϕ mit x, y ∈ ϕ̄(U ), wobei U nicht zusammenhängend sein muss. Der Wert
der Kernfunktion K an einer Stelle (x, y) ergibt sich aus den Werten (f, P g) mit
supp f und supp g in beliebig kleinen Umgebungen von x bzw. y und hängt somit
nicht von der Wahl von ϕ ab.
Wir wissen noch nicht, ob Pseudodifferentialoparatoren beliebiger Ordnung
existieren.

Satz 11. Die Folge

] k−1 (E, F ) → PDiff k (E, F ) −→


0 → PDiff
σk
Smblk (E, F ) → 0

ist exakt.

Beweis. Die einzige Schwierigkeit ist die Surjektivität von σk .


Wir wählen lokale Trivialisierungen ϕi von E und ψi von F über den selben
Kartenabbildungen ϕ̄i = ψ̄i : Ui → X, die eine lokal endliche Überdeckung bilden.
Wir bezeichnen die zugehörigen lokalen Trivialisierungen von Hom(π ∗ E, π ∗ F ) mit
ωi und wählen eine zugehörige Zerlegung der Eins
X
αi = 1
i

mit supp αi ⊂ ϕ̄i (Ui ).


Nun sei σ ∈ Smblk (E, F ) gegeben. Durch Abänderung in einer kompakten
Umgebung von ξ = 0 erhalten wir aus ωi∗ (αi σ) ein pi ∈ Smblk (Ui ) ⊗ Hom(E0 , F0 )
mit kompaktem Träger bezüglich der ersten Variablen. Wir definieren

Pi : D(ϕ̄i (Ui ), E) → D(ψ̄i (Ui ), F )

durch
ψi∗ (Pi f ) = ∂pi (ϕ∗i f ).
Es existieren βi ∈ D(X), so dass βi = 1 auf supp αi und supp βi ⊆ ϕ̄i (Ui ), und
wir definieren P : D(E) → E(F ) durch die lokal endliche Summe
X
Pf = Pi (βi f ).
i

Es genügt zu zeigen, dass Pi ◦ βi für jedes i ein Pseudodifferentialoperator ist.


Dazu betrachten wir eine weitere Kartenumgebung U → X mit lokalen Trivia-
lisierungen ϕ und ψ von E und F . Um zu zeigen, dass es für jedes U ′ ⋐ U ein
p ∈ Smblk (U ) ⊗ Hom(E0 , F0 ) gibt, so dass ψ ∗ (Pi (βi f )) = ∂p (ϕ∗ f ), können wir U
und Ui auf ϕ̄−1 (ϕ̄i (Ui )) bzw. ϕ̄−1
i (ϕ̄(U )) verkleinern. Nun folgt die Behauptung

17
aus der Verallgemeinerung von Satz 9 und Satz 10 auf vektorwertige Funktionen.
Weiterhin folgt
σk (Pi ◦ βi ) = σk (Pi )σ0 (βi ) = βi σk (Pi ).
Für Ui′ = ϕ̄−1
i (supp βi ) ist laut Definition bzw. Konstruktion

ωi∗ (σk (Pi ))|Ui′ = σk (pi )|Ui′ , σk (pi ) = ωi∗ (αi σ),

so dass σk (P ) = αi σ, und wegen αi βi = αi ergibt sich


X
σk (P ) = αi βi σ = σ.
i

Satz 12. Es seien E, F und G Vektorbündel über einer kompakten Mannigfal-


tigkeit X.

(i) Für P ∈ PDiff k (E, F ) und Q ∈ PDiff m (F, G) ist QP ∈ PDiff k+m (E, G),
und
σm+k (QP ) = σm (Q)σk (P ).

(ii) Ist P ∈ PDiff k (E, F ), so existiert P ∗ ∈ PDiff k (F, E), und

σk (P ∗ ) = σk (P )∗ .

Dies folgt aus Satz 9 und den Definitionen.

1.6 Sobolevräume auf Mannigfaltigkeiten


In diesem Abschnitt bezeichnet X eine kompakte Mannigfaltigkeit.

Definition 2. Es sei E ein Hermitesches Vektorbündel über X und s ∈ Z. Für


jede lokale Trivialisierung ϕ : U × E0 → E und jede nichtnegative Funktion
γ ∈ D(X) mit supp γ ⊆ ϕ̄(U ) betrachten wir die Halbnorm

kf ks,ϕ,γ = kϕ∗ (γf )ks

auf E(X, E). Der Sobolevraum W s (X, E) ist die Vervollständigung von E(X, E)
bezüglich dieser Halbnormen.

Hier wird ϕ∗ (γf ) durch Null auf den Vektorraum V fortgesetzt und die Fou-
riertransformation dieser E0 -wertigen Funktion durch die übliche Formel defi-
niert. Die Norm k . ks hängt auch noch von der Wahl eines Volumenelements auf V
und einer Hermiteschen Metrik auf E0 ab. Als Spezialfall haben wir W 0 (X, E) =
L2 (X, E). Auch für s 6= 0 lässt sich die Topologie durch ein nichtkanonisches
Skalarprodukt erzeugen.

18
Lemma 4. Es seien ϕi : Ui × E0 → E endlich viele lokale Trivialisierungsabbil-
dungen, γi ∈ D(X) nichtnegativ mit supp γi ⊂ ϕ̄i (Ui ), und für jedes x ∈ X gebe
es ein i mit γi (x) > 0. Dann wird die Topologie von W s (X, E) induziert durch
die zu dem Skalarprodukt
X
(f, g)s = (ϕ∗i (γi f ), ϕ∗i (γi g))s
i

gehörige Norm.

Beweis. Es sei ψ : U × E0 → E eine weitere lokale Trivialisierung und δ ∈ D(X)


mit supp δ ⊆ ψ̄(U ). Die MengenPUi′ = {x ∈ X | γi (x) > 0} überdecken X, dazu
gibt es eine Zerlegung der Eins i αi = 1. Nun ist

supp δ ∩ supp αi ⋐ ψ̄(U ) ∩ ϕ̄i (Ui ),

also gibt es nach Satz A ein Ci , so dass

kψ ∗ (δαi f )ks ≤ Ci kϕ∗i (δαi f )ks .

Es gibt βi ∈ D(X) mit supp βi ⊂ ϕ̄i (Ui′ ) und αi = αi βi . Wegen δβi /γi ∈ Diff 0 (E)
und αi ∈ Diff 0 (E) erhalten wir mit Satz 4

kϕ∗i (δαi βi f )ks ≤ Ci′ kϕ∗i (αi γi f )ks ≤ Ci′′ kϕ∗i (γi f )ks .

Es folgt X
kf ks,ψ,δ ≤ Ci Ci′ Ci′′ kf ks,ϕi ,γi .
i

Satz 13. Sind E und F Vektorbündel über einer kompakten Mannigfaltigkeit X,


so setzt sich jeder Pseudodifferentialoperator P ∈ PDiff(E, F ) zu einer stetigen
Abbildung
P̄s : W s (X, E) → W s−k (X, F )
fort.

Beweis. Es genügt, kP f ks−k,ϕi ,γi für festes i abzuschätzen. Wir wählen eine Funk-
tion
P βi ∈ D(X) mit supp βi ⊂ ϕ̄i (Ui ) und βi γi = γi sowie eine Zerlegung der Eins
j αj = 1 für die Überdeckung durch die Mengen Uj . Dann ist
X
f = βi f + αj′ f, αj′ = (1 − βi )αj .
j6=i

Als erstes betrachten wir βi f . Laut Definition gibt es ein pi ∈ Smblk (Ui ) ⊗
Hom(E0 , F0 ), so dass
ϕ∗i (γi P (βi f )) = ∂pi (ϕ∗i (βi f )).

19
Wegen suppx pi ⊂ supp γi gibt es laut Satz 7 ein Ci , so dass

kϕ∗i (γi P (βi f ))ks−k ≤ Ci kϕ∗i (βi f )ks .

Nun betrachten wir αj′ f . Es sei K der zu P gehörige Integralkern laut Satz B.
Für j 6= i sind supp γi und supp αj′ disjunkt, also gilt für x ∈ supp γi
Z
P (αj f )(x) = K(x, y)αj′ (y)f (y) µ(y).

Wählen wir wieder δj ∈ D(X) mit supp δj ⊂ ϕ̄j (Uj ), so dass αj′ = αj′ δj , so hat
γi (x)K(x, y)δj (y) kompakten Träger, und nach der Transformationsformel gibt
es ein Kij ∈ D(Ui × Uj ) ⊗ Hom(E0 , F0 ), so dass
Z
ϕi (γi P (αj f )) = Kij (x, y)ϕ∗j (αj′ f )(y) dy.
∗ ′

Satz 7 liefert wieder ein Cj , so dass

kϕ∗i (γi P (αj′ f ))ks−k ≤ Cj kϕ∗j (αj′ f )ks .

Wegen βi , αj′ ∈ Diff 0 (X) gibt es nach Satz 4 und Lemma 4 Konstanten Ci′ ,
Cj′ , so dass
kϕ∗i (βi f )ks ≤ Ci′ kf ks , kϕ∗j (αj′ f )ks ≤ Cj′ kf ks .

Satz 14 (Sobolev). Für s > n2 +k haben wir eine stetige Einbettung W s (X, E) →
C k (X, E).

Beweis. Es sei ϕ : U × E0 → E eine lokale Trivialisierung und U ′ ⋐ U . Wählen


wir γ ∈ D(X) mit supp γ ⊂ ϕ̄(U ) und γ = 1 auf U ′ , dann setzt sich ϕ∗ ◦γ zu einer
stetigen Abbildung W s (X, E) → W s (V ) ⊗ E0 fort. Nach der Verallgemeinerung
von Satz 2 auf vektorwertige Funktionen existiert für jedes q ∈ Sk (V ) ein C > 0,
so dass für f ∈ E(X, E)

sup |∂q (ϕ∗ f )| = sup |∂q (ϕ∗ (γf ))| ≤ Ckf ks,ϕ,γ .
U′ U′

Ist also fl eine Cauchyfolge in E(X, E) bezüglich k . ks , so ist ϕ∗ (fl )|U ′ eine
Cauchyfolge in C k (U ′ ) und somit konvergent.
Während sich dieser Einbettungssatz von Sobolev leicht auf nichtkompakte
Mannigfaltigkeiten verallgemeinert, ist für die folgenden Sätze die Kompaktheit
von X wieder unabdingbar.

Satz 15 (Rellich). Für s > t ist die Einbettungsabbildung W s (X, E) → W t (X, E)


kompakt.

20
Beweis. Wir wählen Trivialisierungsabbildungen ϕi : Ui × E0 → E und Funktio-
nen γi wie in Lemma 4. Nun sei fl eine beschränkte Folge in W s (X, E). Dann ist
ϕ∗i (γi fl ) eine beschränkte Folge in W s (Vi ) ⊗ E0 . Nach der Verallgemeinerung von
Satz 3 auf vektorwertige Funktionen können wir nacheinander für jedes i eine
Teilfolge wählen, die in W t (Vi ) ⊗ E0 konvergiert. Nach dem Lemma konvergiert
dann die zuletzt erhaltene Teilfolge von fl in W t (X, E).

Satz 16. Ist E ein hermitesches Vektorbündel und µ ein glattes Volumenelement
auf X, so setzt sich Z
(f, g) = hf, giE µ

zu einer perfekten Paarung zwischen W s (X, E) und W −s (X, E) fort.

Beweis. Es sei ϕi und Ui ⊆ Vi wie in Lemma 4 sowie αi eine zugehörige Zerlegung


der Eins. Wir wählen βi ∈ D(X) mit supp βi ⊆ ϕ̄i (Ui ) und βi αi = αi . Ist µi ein
invariantes Volumenelement auf Vi , so ist ϕ̄∗i µ = ρi µi mit einer glatten Funktion
ρi auf Ui , und für f , g ∈ E(X, E) gilt
XZ
(f, g) = ϕ∗i (αi f )ρi ϕ∗i (βi g)µi .
i

Es folgt X
|(f, g)| ≤ kϕ∗i (αi f )ks kρi ϕ∗i (βi g)k−s ,
i

und wegen Lemma 4 haben wir eine stetige Paarung. Da E(X, E) in W s (X, E)
dicht ist, erhalten wir eine injektive stetige antilineare Abbildung von W −s (X, E)
in den Dualraum von W s (X, E).
Nun sei T : W s (X, E) → C eine stetige lineare Abbildung. Nach Satz 4 und
Satz A setzt sich αi ◦ ϕi−1∗ zu einer stetigen Abbildung W s (Vi ) ⊗ E0 → W s (X, E)
fort, und durch Verkettung erhalten wir Ti : W s (Vi )⊗E0 → C. Da die Behauptung
für Sobolevräume auf Vektorräumen bereits gilt, gibt es eine Cauchyfolge hil ∈
S(Vi ) ⊗ E0 bezüglich k . k−s , so dass für fi ∈ S(Vi ) ⊗ E0 gilt

lim (fi , hil ) = Ti (fi ) = T (αi ϕi−1∗ (fi )).


l→∞

Für jedes f ∈ E(X, E) folgt


X X
lim (ϕ∗i (βi f ), hil ) = T (αi f ) = T (f ).
l→∞
i i

Da 1/ρi auf supp hil ⊆ ϕ̄∗i (αi ) glatt ist, gibt es nach Satz 4 und Satz A eine
Cauchyfolge gil ∈ E(X, E) bezüglich k . k−s mit supp gil ⊆ supp αi , so dass

hil = ρi ϕ∗i (gil ).

21
P
Setzen wir gl = i gil , so folgt
XZ
T (f ) = lim ϕ∗i (f ḡil )ρi dµi = lim (f, gl ).
l→∞ Vi l→∞
i

Mit g = liml→∞ gl ∈ W −s (X, E) erhalten wir T (f ) = (f, g).

1.7 Parametrizes
Es sei wieder X eine kompakte glatte Mannigfaltigkeit.

Definition 3. Es seien E und F komplexe Vektorbündel über X. Ein Pseudodif-


ferentialoperator P ∈ PDiff k (E, F ) heißt elliptisch der Ordnung k, wenn für alle
(x, ξ) ∈ T ′ (X) die Abbildung σk (P )(x, iξ) ∈ Hom(Ex , Fx ) umkehrbar ist.

Satz 17. Ist P ∈ PDiff k (E, F ) ein elliptischer Pseudodifferentialoperator der


Ordnung k, so gibt es einen Pseudodifferentialoperator Q ∈ PDiff −k (F, E), so
dass
] −1 (F, F ),
P Q − IF ∈ PDiff ] −1 (E, E).
QP − IE ∈ PDiff

Man nennt Q eine Parametrix von P .


Beweis. Nach Satz 11 gibt es ein Q ∈ PDiff −k (F, E), so dass

σ−k (Q)(x, iξ) = σk (P )(x, iξ)−1

für alle (x, ξ) ∈ T ′ (X), so dass nach Satz 12

σ0 (P Q − IF ) = 0, σ0 (QP − IE ) = 0,

und die Behauptung folgt aus Satz 11.


Nun kommen wir zum Regularitätssatz.

Satz 18. Ist P ∈ PDiff k (E, F ) elliptisch von der Ordnung k und f ∈ W s (X, E)
mit P̄s f ∈ E(X, F ), so ist f ∈ E(X, E).
] −1 (E, E), so dass
Beweis. Nach Satz 17 gibt es Q ∈ PDiff −k (F, E) und S ∈ PDiff
QP = IE + S, also
f = (Q̄s−k P̄s − S̄s )f.
Wegen P̄s f ∈ E(X, E) ⊆ W s+1−k (X, E) gilt nach Satz 13 Q̄s−k P̄s f ∈ W s+1 (X, E)
und S̄s f ∈ W s+1 (X, E), also f ∈ W s+1 (X, E). Durch vollständige Induktion folgt
f ∈ W t (X, E) für alle t ∈ Z, und mit Satz 14 folgt die Behauptung.

22
Definition 4. Ein Operator T zwischen topologischen Vektorräumen heißt Fred-
holmoperator, wenn Im T abgeschlossen ist und Ker T , Coker T endlichdimensio-
nal sind. Sein Index ist

index T = dim Ker T − dim Coker T.

Wir benötigen folgenden Spezialfall des Satzes von Riesz-Schauder, der auch
für Banachräume gilt.

Satz 19. Es sei S ein kompakter Operator in einem Hilbertraum H. Dann ist
T = IH + S ein Fredholmoperator.

Aus der Spektraltheorie kompakter Operatoren folgt übrigens index T = 0.


Beweis. Wegen IKer T = S|Ker T ist die Einheitskugel in Ker T kompakt und Ker T
somit endlichdimensional, denn eine Orthonormalbasis wäre sonst eine Folge ohne
Häufungspunkt.
Der Operator T induziert eine stetige bijektive Abbildung T̃ : (Ker T )⊥ →
Im T . Angenommen, T̃ −1 ist unstetig. Dann gibt es eine Folge fl in (Ker T )⊥ , so
dass
kfl k = 1, kT fl k → 0 (l → ∞).
Wegen der Kompaktheit von S gibt es eine Teilfolge mit Sflm , die gegen ein
g ∈ H konvergiert. Es folgt

flm = T flm − Sflm → g, T f lm → T g (m → ∞),

also g ∈ (Ker T )⊥ und T g = 0 und somit g ∈ (Ker T ) ∩ (Ker T )⊥ = {0}. Dies


widerspricht kfl k = 1. Somit ist T̃ −1 stetig und Im T vollständig, also abgeschlos-
sen.
Für jede beschränkt Folge gl in H ist auch S ∗ gl beschränkt, also existiert eine
Teilfolge glm , so dass SS ∗ glm → 0 und somit

kS ∗ glm k2 = (SS ∗ gl , gl ) → 0 (m → ∞).

Somit ist auch S ∗ kompakt.


Offensichtlich gilt (Im T )⊥ = Ker T ∗ . Wegen der Abgeschlossenheit ist Im T =
(Ker T ∗ )⊥ , also ist Coker T ∼
= Ker T ∗ endlichdimensional.
Satz 20. Es sei P ∈ PDiff k (E, F ) elliptisch von der Ordnung k und s ∈ Z.

(i) Die Operatoren P̄s : W s (X, E) → W s−k (X, F ) und P : E(X, E) → E(X, F )
sind Fredholmoperatoren.

(ii) Ker P̄s = Ker P .

23
(iii) Bezüglich der Paarung aus Satz 16 gilt
Im P̄s = (Ker P̄s∗ )⊥ , Im P = (Ker P ∗ )⊥ ,
und somit Coker P̄s ∼
= Ker P̄s∗ , Coker P ∼
= Ker P ∗ .
(iv) index P̄s = index P .
(v) W s (X, E) = Ker P̄s ⊕ (Ker P̄−s )⊥ , E(X, E) = Ker P ⊕ (Ker P )⊥ .
Der Indexsatz von Atiyah und Singer drückt P durch σk (P ) aus.
Beweis. Die Aussage von (ii) folgt sofort aus Satz 18.
Es sei Q eine Parametrix von P , also QP = IF + S mit S ∈ PDiff ] −1 (E).
Die Verkettung des stetigen Operators S̄s : W s (X, E) → W s+1 (X, E) mit der
laut Satz 15 kompakten Einbettung W s+1 (X, E) → W s (X, E) ist kompakt. Nach
Satz 19 ist Q̄s−k P̄s ein Fredholmoperator. Der Raum Ker P̄s ⊆ Ker Q̄s−k P̄s ist also
endlichdimensional. Analog zeigt man, dass P̄s Q̄s−k ein Fredholmoperator ist. Der
Raum Im P̄s ⊇ Im P̄s Q̄s−k ist also abgeschlossen und von endlicher Kodimension
in W s−k (X, F ). Somit ist P̄s ein Fredholmoperator.
Ist fl eine Folge in E(X, E), so dass P fl in E(X, F ) gegen g konvergiert,
so liegt Konvergenz auch in W s−k (X, F ) vor, also existiert f ∈ W s (X, E), so
dass P̄s f = g. Nach Satz 18 ist f ∈ E(X, E), also ist g ∈ Im P , und Im P ist
abgeschlossen in E(X, F ).
Nach Satz 12(ii) ist P ∗ ebenfalls ein elliptischer Pseudodifferentialoperator.
Der adjungierte Operator von P̄s : W s (X, E) → W s−k (X, F ) bezüglich der Paa-
rung aus Satz 16 ist der Operator P̄s∗ = P ∗ k−s : W k−s (X, F ) → W −s (X, E).
Offensichtlich ist (Im P̄s )⊥ = Ker P̄s∗ . Wegen der Abgeschlossenheit ist Im P̄s =
(Ker P̄s∗ )⊥ . Außerdem ist
(Ker P ∗ )⊥ = (Ker P̄s∗ )⊥ ∩ E(X, F ) = Im P̄s ∩ E(X, F ) = Im P
nach Satz 18. Folglich sind die natürlichen Abbildungen
Ker P̄s∗ → Coker P̄s , Ker P ∗ → Coker P
Isomorphismen, und (iii) ist bewiesen. Nebenbei ist (i) vollständig bewiesen.
Aussage (iv) folgt sofort aus (ii) und (iii).
Da Ker P̄−s = Ker P nach (i) endlichdimensional ist, gibt es für jedes f ∈
s
W (X, E) ein f1 ∈ Ker P̄s = Ker P , so dass (f, g) = (f1 , g) für alle g ∈ Ker P̄−s ,
und wir erhalten f2 = f − f1 ∈ (Ker P̄−s )⊥ . Ist insbesondere f ∈ E(X, E), so folgt
f2 ∈ (Ker P )⊥ . Damit ist (v) bewiesen.
Satz 21. Es sei P ∈ PDiff k (E, E) elliptisch von der Ordnung k und selbstad-
jungiert, d. h. P ∗ = P , und H die Orthogonalprojektion von E(X, E) auf Ker P .
Dann gibt es eine lineare Abbildung G : E(X, E) → E(X, E), so dass
P G + H = IE , GP + H = IE .

24
Es gibt stetige lineare Fortsetzungen

Ḡs : W s (X, E) → W s+k (X, E), H̄s : W s (X, E) → W s (X, E),

so dass
P̄s Ḡs−k + H̄s−k = IE , Ḡs−k P̄s + H̄s = IE .

Beweis. Nach Satz 20 induzieren P̄s = P̄k−s und P = P ∗ Isomorphismen

(Ker P̄−s )⊥ → (Ker P̄k−s )⊥ , (Ker P )⊥ → (Ker P )⊥ .

Wir setzen ihre Inversen durch die Nullabbildungen

Ker P̄s−k → Ker P̄s , Ker P = Ker P

auf ganz W s−k (X, E) bzw. E(X, E) fort und bezeichnen sie mit Ḡs−k und G.
Dann ist Ḡs−k nach dem Satz von Banach stetig, was die Bezeichnung rechtfer-
tigt. Offensichtlich ist H̄s die Projektion längs (Ker P̄−s )⊥ . Nun folgen die Be-
hauptungen.
Ist P der Laplaceoperator, so nennt man den Integralkern von G im Sinne
von Satz 8 eine Greensche Funktion. Der Operator H ist ein Integraloperator und
hat als Pseudodifferentialoperator die Ordnung −∞.

Satz 22. Es sei D ∈ PDiff k (E, E), so dass D2 = 0, und

∆ = DD∗ + D∗ D.

(i) Der Pseudodifferentialoperator ∆ ∈ PDiff 2k (E, E) ist selbstadjungiert, und


es gilt
Ker ∆ = Ker D ∩ Ker D∗ .

(ii) ∆ ist genau dann elliptisch, wenn für alle (x, ξ) ∈ T ′ (X) gilt

Ker σk (D)(x, iξ) = Im σk (D)(x, iξ).

Angenommen, das ist der Fall.

(iii) Wir haben orthogonale Zerlegungen

E(X, E) = Ker ∆ ⊕ Im ∆ = Ker ∆ ⊕ Im D ⊕ Im D∗ ,


Ker D = Ker ∆ ⊕ Im D, Ker D∗ = Ker ∆ ⊕ Im D∗ .

(iv) Es gilt
Ker ∆ ∼
= Ker D/ Im D ∼
= Ker D∗ / Im D∗ .

25
Beweis. (i) Es gilt (DD∗ )∗ = DD∗ und (D∗ D)∗ = D∗ D. Ist f ∈ Ker ∆, so gilt

0 = (∆f, f ) = (Df, Df ) + (D∗ f, D∗ f ),

also f ∈ Ker D ∩ Ker D∗ , und die Umkehrung ist offensichtlich.


(iii) Angenommen, ∆ ist elliptisch. Nach Satz 20(iii), (v) haben wir bereits eine
orthogonale Zerlegung
E(X, E) = Ker ∆ ⊕ Im ∆.
Offensichtlich ist Im ∆ ⊆ Im D + Im D∗ , des Weiteren ist Ker D orthogonal zu
Im D∗ und Ker D∗ orthogonal zu Im D, also Ker ∆ orthogonal zu beiden. Wegen
D2 = 0 gilt für f , g ∈ E(X, E)

(Df, D∗ g) = (D2 f, g) = 0,

also sind Im D und Im D∗ zueinander orthogonal. Damit folgt die erste Zerlegung.
Wegen D2 = 0 ist auch Im D ⊆ Ker D und Im D∗ ⊆ Ker D∗ , und die restlichen
Zerlegungen folgen.
(iv) folgt direkt aus (iii).
(ii) Das gleiche Argument wie oben in Bezug auf die Hermitesche Form in Ex
zeigt, dass für jedes (x, ξ) ∈ T ′ (X) gilt

Ker σ2k (∆)(x, iξ) = Ker σk (D)(x, iξ)/ Im σk (D)(x, iξ).

2 Hodgetheorie auf reellen Mannigfaltigkeiten


2.1 Identitäten in der äußeren Algebra
Es sei F ein Körper mit char F 6= 2. Unter einer Algebra verstehen wir eine
assoziative F -Algebra mit Einselement, und Vektorräume sind F -Vektorräume,
wenn nicht anders angegeben.
Eine Z/2Z-graduierte Algebra ist eine Algebra A = A0̄ ⊕ A1̄ , so dass für i,
j ∈ Z/2Z und a ∈ Ai , b ∈ Aj gilt

ab ∈ Ai+j , ba = (−1)ij ab.

Ist z. B. V = V 0̄ ⊕ V 1̄ ein Z/2Z-graduierter Vektorraum und bezeichnen wir für


k ∈ Z/2Z mit Endk (A) die Menge der linearen Abbildungen a : V → V , so dass
für v ∈ V i gilt
a(v) ∈ V i+k ,
so ist End(V ) = End0̄ (V ) ⊕ End1̄ (V ) eine Z/2Z-graduierte Algebra.

Lemma 5. Es sei A eine Z/2Z-graduierte Algebra.

26
(i) Für a ∈ Endk (A) und b ∈ Endl (A) definieren wir

[a, b] = a ◦ b − (−1)kl b ◦ a.

Damit wird End(V ) zu einer Z/2Z-graduierten Lieschen Algebra, d. h. ist


zusätzlich c ∈ Endm (V ), so gilt

(−1)km [[a, b], c] + (−1)lm [[b, c], a] + (−1)kl [[c, a], b] = 0.

Außerdem gilt

[ab, c] = a[b, c] + (−1)lm [a, c]b, [a, bc] = [a, b]c + (−1)kl b[a, c].

(ii) Wir bezeichnen mit Derk (A) die Menge der Abbildungen d ∈ Endk (A), so
dass für a ∈ Ai und b ∈ Aj gilt

d(ab) = d(a)b + (−1)ik ad(b).

Dann ist Der(A) = Der0̄ (A) ⊕ Der1̄ (A) eine Z/2Z-graduierte Liesche Un-
teralgebra von End(A).

Jeder Z-graduierte Vektorraum hat einen unterliegenden Z/2Z-graduierten


Vektorraum. In diesem Fall setzen wir für k ∈ Z

Endk (V ) = {d ∈ Endk̄ (V ) | d(V i ) ⊆ V i+k ∀ i ∈ Z},


Derk (A) = {d ∈ Derk̄ (A) | d(Ai ) ⊆ Ai+k ∀ i ∈ Z}.

Satz 23. Es sei V ein Vektorraum.


V
(i) Es gibt bis auf kanonische Isomorphismen genau eine Algebra V , die V
enthält, so dass sich jede lineare Abbildung α von V in eine Algebra A mit
der Eigenschaft

α(v)α(w) + α(w)α(v) = 0
∀ v, w ∈ V
V
zu einem
V Homomorphismus von Algebren
V1 α : V → A fortsetzt. Die Alge-
bra V hat eine Z-Graduierung mit V =V.

(ii) Jede lineare Abbildung d : V → F bzw. eV: V → V hat eine V eindeutige


Fortsetzung zu einerVDerivation d ∈VDer1̄ ( V ) bzw. e ∈ Der0̄ ( V ), und
dann gilt d ∈ Der−1 ( V ), e ∈ Der0 ( V ).
V
Wir bezeichnen die Operation in V wie üblich mit ∧.

27
V
Beweis. Man kann V bekanntlich konstruieren, indem man die Tensoralgebra
T (V ) nach dem von den Elementen v ⊗ w + w ⊗ v mit v, w ∈ V erzeugten
graduierten zweiseitigen Ideal J faktorisiert. Die Eindeutigkeit folgt aus der Uni-
versalität.
Sind d und e gegeben, so gibt es offensichtlich eindeutige Fortsetzungen auf
T (V ), so dass für a ∈ T i (V ), b ∈ T j (V ) gilt
d(a ⊗ b) = d(a) ⊗ b + (−1)i a ⊗ d(b), e(a ⊗ b) = e(a) ⊗ b + a ⊗ e(b).
V
Da e und d das Ideal J invariant lassen,
V induzieren sie Endomorphismen von V .
Die Eindeutigkeit folgt daraus, dass V von V erzeugt wird.
V
Für jedes v ∈ V liefert Satz 23(ii) ein ιv ∈ Der−1 ( V ∗ ) mit der Eigenschaft
ιv (ξ) = ξ(v).
Für v, w ∈ V gilt
ιv ιw + ιw ιv = 0,
0̄ V
denn beide Seiten sind in Der ( V ) und stimmen auf V überein.
V Nach SatzV23(i)
setzt sich ι zu einem Homomorphismus von Algebren ι : ( V )op → End( V ∗ )
fort, d. h. ^
ιa∧b = ιb ιa ∀ a, b ∈ V.
V V V
Für a ∈ k V ist ιa : i V ∗ → i−k V ∗ . Es gilt z. B. für v, w ∈ V und ξ, η ∈ V ∗
ιv∧w (ξ ∧ η) = ιw (ξ(v)η − η(v)ξ) = ξ(v)η(w) − ξ(w)η(v).
V Vk
Für jedes k haben wir eine natürliche Projektion
Vdim V γk : V → V . Von nun
an sei V endlichdimensional. Dann ist det V = V eindimensional, und wir
setzen γtop = γdim V .
Satz 24. Es sei V ein endlichdimensionaler F -Vektorraum.
(i) Die durch
hω, ai = γ0 (ιa ω)
V V
gegebene Paarung von V ∗ und V ist perfekt. Vertauschen wir die Rollen
von V und V ∗ , so erhalten wir die selbe Paarung.
V V
(ii) Für a, b ∈ V und ω ∈ V ∗ gilt
hιa ω, bi = hω, a ∧ bi.

(iii) Für µ ∈ det V ∗ \ {0} wird durch


∗ µ a = ιa µ
V V
eine bijektive Abbildung ∗µ : V → V ∗ definiert, und es gilt
hω, aiµ = γtop (ω ∧ ∗µ a).

28
Beweis. Es sei v1 , . . . , vn eine Basis von V und ξ1 , . . . , ξn die duale Basis von
V ∗ . Für eine Folge I = (i1 , . . . , ik ) ∈ {1, 2, . . . , n}k sei

v I = v i1 ∧ · · · ∧ v ik .

Dann gilt
vI ∧ vJ = vI·J ,
wobei I · J die Verkettung von I und J bezeichnet. Entsteht I ′ aus I durch eine
Permutation, so ist 
vI ′ = sgn II′ vI .
Man zeigt durch vollständige Induktion, dass für I und J ohne Wiederholungen
gilt ( 
J
sgn I·(J\I) ξJ\I , falls I ⊆ J,
ιvI (ξJ ) =
0 andernfalls.
Hier bedeutet I ⊆ J, dass jedes Glied von I in J vorkommt, und J \ I ist die
Folge, die aus J entsteht, wenn man alle Glieder entfernt, die in I vorkommen.
(i) Es folgt, dass
( 
sgn JI , falls I ⊆ J und J ⊆ I,
hvI , ξJ i =
0 andernfalls.

Die Elemente vI , wobei I die aufsteigenden


V Teilfolgen von {1, 2, . . . , n} durchläuft,
bilden bekanntlich eine Basis von V , und die analogen Elemente ξI bilden eine
Basis von V ∗ . Es folgt, dass diese beiden Basen bezüglich der Paarung zueinander
dual sind.
(ii) Nach Definition von ι gilt ιb ιa = ιa∧b .
(iii) Wegen dim det V ∗ = 1 genügt es, µ = ξ1 ∧ · · · ∧ ξn zu betrachten. Dann ist
¯ I¯,
∗µ vI = sgn(I · I)ξ

wobei I¯ = {1, 2, . . . , n} \ I. Es folgt


( 
J
sgn I
µ, falls I ⊆ J und J ⊆ I,
γtop (ξJ ∧ ∗ vI ) =
0 andernfalls.

Aus Satz 24(ii) folgt im Fall ω = µ, falls m ∈ det V mit hµ, mi = 1, dass

h∗µ a, bim = γtop (a ∧ b),

was eine Art duale Aussage zu Satz 24(iii) ist. Vielleicht lässt sich dies zu einem
koordinatenfreien Beweis des Satzes ausbauen.
definite symmetrische Bilinearform auf dem R-
Satz 25. Es sei g eineV positiv V
Vektorraum V und g̃ : V ∗ → V der induzierte Isomorphismus.

29
(i) Durch
g ∗ (ω, ψ) = hω, g̃(ψ)i
V
wird eine symmetrische positiv definite Bilinearform g ∗ auf V ∗ definiert.
V
(ii) Für η, ω und ψ ∈ V ∗ gilt

g ∗ (ιg̃(η) ω, ψ) = g ∗ (ω, η ∧ ψ).

(iii) Für ∗µ,g = ∗µ ◦g̃ gilt

g ∗ (ω, ψ)µ = g ∗ (∗µ,g ω, ∗µ,g ψ)µ = γtop (ω ∧ ∗µ,g ψ).

(iv) Ist dim V = n, so

(∗µ,g γk )∗ = (−1)k(n−k) ∗µ,g γn−k .

Beweis. (i) Aus dem Beweis von Satz 24 ergibt sich, dass für eine Orthonor-
malbasis vi von V bezüglich g die ElementeV ∗ξI für aufsteigende Teilfolgen I von

{1, 2, . . . , n} eine Orthonormalbasis von V bezüglich g bilden.
(ii), (iii) folgen sofort aus den analogen VAussagen von SatzVn−k24,∗ und (iv) folgt
k ∗
aus (iii) sowie der Tatsache, dass für ω ∈ V und ψ ∈ V gilt

∗µ,g ω ∧ ∗µ,g ψ = (−1)k(n−k) ∗µ,g ψ ∧ ∗µ,g ω.

Unter einem Volumenelement auf einem reellen Vektorraum V verstehen wir


eine R+ -homogene Abbildung ρ : det V → R+ vom Homogenitätsgrad 1 und
unter einer Orientierung auf V eine Abbildung o : det V → {±1} vom Homo-
genitätsgrad 0. Jede Volumenform µ ∈ det V ∗ kann vermittels der Paarung aus
Satz 24 als Abbildung det V → R aufgefasst werden, sie erzeugt ein Volumenele-
ment ρ = |µ| und eine Orientierung o = sgn µ. Umgekehrt erhalten wir aus einem
Volumenelement ρ und einer Orientierung o eine Volumenform µ = o·ρ. Ist g eine
positiv definite symmetrische Bilinearform, so erhalten wir ein Volumenelement
durch √
ρ(v1 ∧ . . . ∧ vn ) = det G,
wobei G die Gramsche Matrix mit den Einträgen gij = g(vi , vj ) ist.

2.2 Harmonische Differentialformen


V
Es sei (X, g) eine kompakte Riemannsche Mannigfaltigkeit. Wir versehen T ∗ (X)
mit der Metrik g ∗ aus Satz 25 und bezeichnen das Riemannsche Volumenelement
mit ρ. Dann haben wir ein Skalarprodukt
Z
(ω, ψ) = g ∗ (ω, ψ)ρ
X

30
V
auf dem reellen Vektorraum E(X, T ∗ (X)) = A(X). Weiter sei d : A(X) →
A(X) das äußere Differential und d∗ der dazu adjungierte Operator. Wir definie-
ren ∆ : A(X) → A(X) durch

∆ = dd∗ + d∗ d

und nennen die Elemente von H(X) = Ker ∆ harmonische Differentialformen.


Weiter sei
H(X, R) = Ker d/ Im d
die de-Rham-Kohomologie von X.
Satz 26 (Hodge). Für eine kompakte Riemannsche Mannigfaltigkeit X ist die
kanonische Abbildung
H(X) → H(X, R)
bijektiv. Insbesondere ist dim H(X, R) < ∞.
Beweis. Wir setzen die Operatoren C-linear auf A(X)C fort. Wir wissen bereits,
dass
σ1 (d)(x, iξ) = iξ ∧ .
Setzen wir g ∗ zu einer Hermiteschen Form fort, so folgt aus Satz 25(ii)

σ1 (d∗ )(x, iξ) = ιg̃(−iξ) .


V
Wegen ιv ∈ Der−1 ( V ∗ ) für v ∈ V gilt

ιv (iξ ∧ ω) + iξ ∧ ιv (ω) = iξ(v)ω,

und mit v = g̃(−iξ) ergibt sich

σ2 (∆)(x, iξ) = g ∗ (ξ, ξ).

Somit ist ∆ elliptisch. Aus Satz 22(iv) folgt, dass die natürliche Abbildung
H(X)C → H(X, C) ein Isomorphismus ist, und die Behauptung folgt.
V
Die Graduierung von T ∗ (X) induziert eine Graduierung auf A(X). Die
Operatoren d und d∗ haben den Grad 1 bzw. −1, und ∆ hat folglich den Grad 0,
d. h. sie induzieren Abbildungen

di : Ai (X) → Ai+1 (X), d∗ i : Ai (X) → Ai−1 (X),


∆i : Ai (X) → Ai (X).

Somit erhalten wir Graduierungen auf Ker d, Im d und H(X) und Isomorphismen

Hi (X) ∼
= H i (X, R) = Ker di / Im di−1 .

Wir können auch einen analytischen Beweis der Poincaré-Dualität geben.

31
Satz 27 (Hodge). Ist X eine orientierte kompakte Riemannsche Mannigfaltigkeit
und µ ∈ An (X) die Riemannsche Volumenform, so kommutiert der Operator
∗ = ∗µ,g mit ∆ und induziert einen Isomorphismus

Hk (X) → Hn−k (X).

Beweis. Aus Satz 25(iii) folgt mit o = sgn µ für ω, ψ ∈ A(X)


Z Z

(ω, ψ) = g (ω, ψ)µ = γn (ω ∧ ∗ ψ),
X,o X,o

also laut Definition


Z Z  Z
dω ∧ ∗ ψ = ψ ∧ ∗ dω = ω ∧ ∗ d∗ ψ
X,o X,o X,o

Wegen ∂X = ∅ folgt aus dem Satz von Stokes, dass für ω ∈ Ak+1 (X)
Z Z
0= d(ω ∧ ∗ ψ) = (dω ∧ ∗ ψ + (−1)k+1 ω ∧ d∗ ψ).
X,o X,o

Wir lesen ab, dass


∗ d∗ k = (−1)k dn−k ∗,
und mit Satz 25(iv) folgt

∗ dk = −(−1)k d∗ n−k ∗ .

Also kommutiert ∗ mit ∆ und bildet somit H(X) in sich ab. Offensichtlich bildet
∗ den Raum Ak (X) in An−k (X) ab, und die Behauptung folgt.

Folgerung 1. Das äußere Produkt induziert eine perfekte Paarung H k (X, R) ×


H n−k (X, R) → H n (X, R) ∼
= R.

Nun sei dim X = 2n. Wir definieren eine Bilinearform Q auf An (X) durch
Z
Q(α, β) = α ∧ β.
X

Diese Form ist symmetrisch für gerade n und antisymmetrisch für ungerade n. Ist
α geschlossen, so gilt nach dem Satz von Stokes Q(α, dγ) = 0. Somit induziert Q
eine Bilinearform auf H n (X, R), die wir ebenfalls mit Q bezeichnen. Für gerades n
bezeichnen wir die Signatur von Q mit sign Q und definieren τ : A(X) → A(X)
durch k(k−1)+n
τ = (−1) 2 ∗ auf Ak (X).

32
Satz C. Ist X eine kompakte Mannigfaltigkeit der Dimension 2n, wobei n gerade
ist, so gilt τ 2 = id, und D = d+d∗ antikommutiert mit τ . Bezeichnen wir den ±1-
Eigenraum von τ mit A± (X), so erhalten wir Einschränkungen D± : A± (X) →
A∓ (X), und es gilt
index D+ = sign Q.
Beweis. Auf Ak (X) gilt nach Satz 25 ∗2 = (−1)k(2n−k) id, also
1
τ 2 = (−1) 2 [(k(k−1)+n+(2n−k)(2n−k−1)+n+2k(2n−k)] id = id.

Außerdem gilt auf Ak (X) nach dem Beweis von Satz 27

∗ d = −(−1)k d∗ ∗, ∗ d∗ = (−1)k d ∗,

und es folgt
k(k+1)+n (k−1)(k−2)+n
τ D = (−1) 2 ∗ d + (−1) 2 ∗ d∗
 k(k+1)−2k+n (k−1)(k−2)+2(k−1)+n

= − (−1) 2 d∗ ∗ +(−1) 2 d ∗ = −Dτ.

Offensichtlich ist D selbstadjungiert, also D± = D∓ , und nach Satz 20

index D+ = dim Ker D+ − dim Ker D− .

Außerdem ist D2 = ∆, und mit Satz 22 folgt Ker D = H(X). Da ∆ mit τ


kommutiert, zerfällt auch H(X) in τ -Eigenräume, so dass

index D+ = dim H+ (X) − dim H− (X).

Des Weiteren ist die Zerlegung

H(X) = Hn (X) ⊕ H6=n (X)

invariant unter τ . Da Hk (X) und H2n−k (X) von τ vertauscht werden, ist
6=n 6=n
dim H+ (X) = H− (X),

also
n n
index D+ = dim H+ (X) − dim H− (X).
n
Schließlich gilt für α ∈ H± (X)

Q(α, α) = Q(α, ±(−1)n ∗ α) = ±(−1)n kαk2 .


n
Die Einschränkung von ±Q auf H± ist also positiv definit. Mit Satz 26 übertragen
wir das Ergebnis auf H(X, R).
Für ungerades n kann man τ = ik(k−1)+n ∗ auf Ak (X)C definieren. Dann sind
n
H± (X)C isotrope Unterräume bezüglich des hermiteschen Skalarproduktes, also
D+ = 0.

33
3 Komplexe Mannigfaltigkeiten und Vektorbündel
3.1 Hermitesche Geometrie
Zunächst sei V ein reeller Vektorraum. Wir betrachten drei Arten von Objekten:
1. Endomorphismen J : V → V mit J 2 = −I,
2. nichtausgeartete symmetrische Bilinearformen g : V × V → R,
3. nichtausgeartete alternierende Bilinearformen ω : V × V → R.
Sind J und g mit der Eigenschaft g(Ju, Jv) = g(u, v) gegeben und setzen wir

ω(u, v) = g(Ju, v),

so folgt

ω(v, u) = g(Jv, u) = −g(Jv, J 2 u) = −g(v, Ju) = −g(Ju, v) = −ω(u, v).

Sind J und ω mit ω(Ju, Jv) = ω(u, v) gegeben und setzen wir

g(u, v) = ω(u, Jv),

so folgt

g(v, u) = ω(v, Ju) = −ω(J 2 v, Ju) = −ω(Jv, u) = ω(u, Jv) = g(u, v).

Sind schließlich g und ω gegeben, so gibt es wegen der Nichtausartung genau ein
J ∈ Aut V , so dass
ω(u, v) = g(Ju, v).
Die Verträglichkeitsbedingung an g und ω besteht darin, dass g(Ju, Jv) = g(u, v)
ist, und dann folgt

−ω(J 2 u, v) = ω(v, J 2 u) = g(Jv, J 2 u) = g(v, Ju) = g(Ju, v) = ω(u, v),

d. h. J 2 = −I. In jedem Fall ist

h = g − iω

eine J-hermitesche Form, denn h(v, u) = h(u, v) und

h(Ju, v) = g(Ju, v) − iω(Ju, v) = ω(u, v) + ig(u, v) = ih(u, v),

und natürlich ist h nicht ausgeartet.


Wir bezeichnen die Unterräume von VC zum Eigenwert iVbzw. −i von J mit
V 1,0 bzw. V 0,1 . Setzen wir den adjungierten Operator J ∗ auf VC fort und setzen
wir Vp,q ∗ V
V = {ϕ ∈ V ∗ | (x + yJ ∗ )ϕ = (x + yi)p (x − yi)q ϕ},

34
V V L V
so erhalten wir eine Bigraduierung von V ∗ mit k V ∗ = p+q=k p,q V ∗ .
V2 ∗
Wir können eine alternierende Bilinearform
V2 ω∗als Element von V und ihre
C-bilineare Fortsetzung ωC als Element von VCVauffassen. Wir behaupten, dass
genau dann ω(Ju, Jv) = ω(u, v) gilt, wenn ωC ∈ 1,1 V ∗ . Dieser Unterraum von
V2 ∗ V2,0 ∗ V1,1 ∗ V0,2 ∗
V = V ⊕ V ⊕ V

besteht nämlich aus denjenigen Elementen, die auf V 1,0 × V 1,0 und V 0,1 × V 0,1
verschwinden. Wenden wir nun ωC auf allgemeine Elemente ũ = u − iJu und
ṽ = v − iJv von V 1,0 an, so erhalten wir

ωC (ũ, ṽ) = (ω(u, v) − ω(Ju, Jv)) − i(ω(u, Jv) + ω(Ju, v)),

und die Elemente von V 0,1 ergeben sich durch komplexe Konjugation.
Sind g, ω und J wie oben und ist g, also auch h = g − iω, positiv definit,
so gibt es eine h-Orthonormalbasis u1 , . . . , un von V , aufgefasst als komplexer
Vektorraum bezüglich J. Setzen wir Juj = vj , so ist u1 , v1 , . . . , un , vn eine Basis
von V über R, und die induzierte Orientierung ist unabhängig von der Wahl der
Basis. Wir bezeichnen die duale Basis mit ξ1 , η1 , . . . , ξn , ηn . Dann ist
n
X
g= (ξj2 + ηj2 ) ∈ S 2 (V ).
j=1

Wegen J ∗ ξj = −ηj , J ∗ ηj = ξj ist


n
X V2
ω= ξ j ∧ ηj ∈ V ∗,
j=1

und die Riemannsche Volumenform zu g ist gegeben durch


1 n
µ= ω = ξ 1 ∧ η1 ∧ . . . ∧ ξ n ∧ ηn .
n!
V V
Eine Basis von 1,0 V ∗ ist durch ζj = ξj + iηj und eine Basis von 0,1 V ∗ durch
ζ̄j = ξj − iηj gegeben, und wir erhalten
n
iX Vn,n
ωC = ζj ∧ ζ̄j , µC ∈ V ∗.
2 j=1
V2n
Lemma 6. Es sei h = g − iω eine J-hermitesche Form auf V und µ ∈ V∗
die Riemannsche Volumenform.
V V
(i) Es gilt ∗µ,g : p,q V ∗ → n−q,n−p V ∗ .

(ii) Für ξ ∈ V ∗ gilt [ξ ∧ , Λ] = ιg̃(J ∗ ξ) .

35
Vk
(iii) Ist L = ω ∧ und Λ = ιg̃(ω) , so gilt auf V∗
[L, Λ] = k − n.
V V
Wegen L ∈ End2 ( V ∗ ), Λ ∈ End−2 ( V ∗ ) ist übrigens [L, Λ] = L ◦ Λ − Λ ◦ L.
V
Beweis. (i) Für x, y ∈ R und a ∈ V gilt
(x + yJ ∗ )ι(x+yJ)a µ = ιa ((x + yJ ∗ )µ).
Pn
(ii) Wegen Λ = j=1 ιuj ∧vj gilt nach Lemma 5
n
X 
[ξ ∧ , Λ] = [ξ ∧ , ιvj ]ιuj − ιvj [ξ ∧ , ιuj ] .
j=1

Unter Benutzung von [ξ ∧ , ιu ] = ξ(u) (vgl. den Beweis von Satz 26) erhalten wir
n
X n
X
 
[ξ ∧ , Λ] = ξ(vj )ιuj − ξ(uj )ιvj = ξ(Juj )ιuj + ξ(Jvj )ιvj .
j=1 j=1

Mit n
X 

g̃(J ξ) = ξ(Juj )uj + ξ(Jvj )vj
j=1

folgt die Behauptung. P


(iii) Setzen wir ωj = ξj ∧ ηj , so ist ω = nj=1 ωj . Für i 6= j kommutieren ξi ∧ und
ηi ∧ mit ιuj und ιvj im graduierten Sinne, und mit Lemma 5 folgt [ωi ∧, ιg̃(ωj ) ] = 0.
Somit ist n
X
[L, Λ] = [ωj ∧ , ιg̃(ωj ) ].
j=1
Vk
Eine Basis von V ∗ ist gegeben durch die Elemente
ψI,J,K = ξI ∧ ηJ ∧ ωK
mit disjunkten aufsteigenden Multiindizes I, J und K, wobei |I| + |J| + 2|K| = k.
Wir setzen M = I ∪ J ∪ K. Nun gilt
ιg̃(ωj ) ψI,J,K = 0 für j ∈
/ K,
ωj ∧ ψI,J,K = 0 für j ∈
/ M.
Außerdem gilt
ωj ∧ (ιg̃(ωj ) ψI,J,K ) = ψI,J,K für j ∈ K,
ιg̃(ωj ) (ωj ∧ ψI,J,K ) = ψI,J,K für j ∈ M .
Somit ist [L, Λ] die Multiplikation mit
|K| − |M | = (|I| + |J| + 2|K|) − (|I| + |J| + |K| + |M |) = k − n.

36
3.2 Holomorphe Vektorbündel
Von nun an werden wir das Tangentialbündel einer Mannigfaltigkeit X mit TX
und das Kotangentialbündel mit TX∗ bezeichnen.
Es sei X eine fast komplexe Mannigfaltigkeit, d.h. eine glatte Mannigfaltigkeit
mit einem Schnitt J des Bündels End TX , so dass J 2 = −I. Wir erhalten eine
Zerlegung
TX,C = TX1,0 ⊕ TX0,1
und eine Bigraduierung V L Vp,q

TX,C = p,q TX∗ .
Die Schnitte dieser Bündel bilden Vektorräume
M
A(X)C = Ap,q (X).
p,q

Ist E ein komplexes Vektorbündel über X, so erhalten wir den A(X)C -Modul
M
A(X, E) = Ap,q (X, E).
p,q

Ist X eine hermitesche fast komplexe Mannigfaltigkeit, d. h. ist auf dem Tangen-
tialbündel TX eine glatte hermitesche Metrik h = g −iω gegeben, dann haben wir

eine Riemannsche Volumenform V µ∗ auf X, eine Riemannsche Metrik g und einen
Hodge-Operator V∗ = ∗µ,g auf TX . Wir bezeichnen die komplex-lineare Fortset-

zung von ∗ auf TX,C mit dem selben Symbol. Die Verkettung V des Endomorphis-
mus ∗ ×id mit der natürlichen Abbildung nach dem Bündel TX∗ ⊗ E faktorisiert
sich wegen der Universalität
V des Tensorprodukts durch einen Endomorphismus
∗E des Bündels TX∗ ⊗ E. Ist außerdem EVein hermitesches V Vektorbündel, so
∗ ∗ ∗
haben wir eine antilineare Abbildung τE : TX ⊗ E → TX ⊗ E . Aus der
sesquilinearen Fortsetzung h∗ von g ∗ und dem Skalarprodukt auf E erhalten wir
nun ein hermitesches Skalarprodukt auf A(X, E), das wir in der Form
Z
(ω, ψ) = ω ∧ τE ∗E ψ (12)
X

schreiben können.
Bekanntlich sind folgende Aussagen äquivalent:

• X ist eine komplexe Mannigfaltigkeit (genauer gesagt, entsteht aus einer


solchen),

• das Unterbündel TX1,0 von TX,C ist involutiv,

• d bildet Ap,q (X) in Ap+1,q (X) ⊕ Ap,q+1 (X) ab.

37
Von nun an sei dies der Fall. Man bezeichnet die Komponenten von d vom Bigrad
¯ Durch Vergleich der Bigrade erhält man aus d2 = 0,
(1, 0) und (0, 1) mit ∂ bzw. ∂.
dass
∂ 2 = 0, ∂ ∂¯ + ∂∂
¯ = 0, ∂¯2 = 0.
Nun sei E ein holomorphes Vektorbündel über der komplexen Mannigfaltig-
keit X. Dann ist für Trivialisierungsumgebungen U in X

E(U, E) = E(U )C ⊗O(U ) O(U, E),

und die Abbildung

E(U ) × O(U, E) → A1 (U, E), ¯ )s


(f, s) 7→ ∂(f

faktorisiert sich durch eine eindeutig bestimmte Abbildung

∂¯E : E(U, E) → A1 (U, E).

Sie setzt sich zu einer Derivation ∂¯E des A(U )-Moduls A(U, E) fort, die den
Bigrad (0, 1) hat, und diese definiert eine Derivation der Garbe A(E).

Lemma 7 (Dolbeault). Es sei E ein holomorphes Vektorbündel über der kom-


plexen Mannigfaltigkeit X. Dann ist für jedes p ∈ N der Komplex
∂¯p,q
. . . −→ Ap,q (E) −→
E
Ap,q+1 (E) −→ . . .
V
eine azyklische Auflösung der Garbe O( p TX∗ ⊗ E).

Wir lassen den Beweis weg.

Folgerung 2. Für ein holomorphes Vektorbündel E über einer komplexen Man-


nigfaltigkeit X haben wir einen Isomorphismus
Vp
Ker ∂¯Ep,q / Im ∂¯Ep,q−1 ∼
= H q (X, O( TX∗ ⊗ E)).

Für ein hermitesches holomorphes Vektorbündel E über einer hermiteschen


komplexen Mannigfaltigkeit X bezeichnen wir den Kern des Laplaceoperators
¯ E = ∂¯E ∂¯E∗ + ∂¯E∗ ∂¯E .


mit H(X, E). Aus Satz 22 erhalten wir

Folgerung 3. Für ein hermitesches holomorphes Vektorbündel E über einer kom-


pakten hermiteschen komplexen Mannigfaltigkeit X haben wir einen Isomorphis-
mus Vp
Hp,q (X, E) ∼
= H q (X, O( TX∗ ⊗ E)).

38
Satz D. Ist E ein hermitesches holomorphes Vektorbündel über der hermiteschen
komplexen Mannigfaltigkeit X, so gilt

∂¯E∗ = −τE ∗ ∗E ∗ ∂¯E ∗ τE ∗E , ¯E = 


τE ∗E  ¯ E ∗ τE ∗ E .

Der Beweis ist analog zu dem von Satz 27. Hieraus erhalten wir Kodairas
analytischen Beweis der Serre-Dualität im Fall von kompaktem X:

Folgerung 4. Für ein hermitesches holomorphes Vektorbündel E über einer kom-


pakten komplexen Mannigfaltigkeit X haben wir antilineare Isomorphismen

τE ∗E : Hp,q (X, E) ∼
= Hn−p,n−q (X, E ∗ ),
V Vn−p ∗
H q (X, O( p TX∗ ⊗ E)) ∼ = H n−q (X, O( TX ⊗ E ∗ )).

3.3 Zusammenhänge
Ein Zusammenhang auf einem glatten Vektorbündel E über X definiert eine
kovariante Ableitung (die man auch selbst oft als Zusammenhang bezeichnet),
d. h. eine lineare Abbildung

∇ : E(X, E) → A1 (X, E) = E(X, TX∗ ⊗ E),

so dass für alle f ∈ E(X) und s ∈ E(X, E) gilt

∇(f s) = df ⊗ s + f ∇s.

Der Zusammenhang heißt verträglich mit einer glatten Metrik h . i auf E (oder
einfach metrisch), wenn für alle Schnitte s, t ∈ E(X, E) gilt

dhs, ti = h∇s, ti + hs, ∇ti.

Im Fall E = TX mit einer Riemannschen Metrik gibt es bekanntlich genau einen


metrischen Zusammenhang, genannt Levi-Cività-Zusammenhang, dessen Torsion
verschwindet, d. h. für alle u, v ∈ E(X, TX ) gilt

∇u v − ∇v u = [u, v].

Wir setzen ∇ : A0 (U, E) → A1 (U, E) zu einer graduierten Derivation des


A(U )-Moduls A(U, E) über der Derivation d von A(U ) fort. Dann gilt für ω ∈
Ak (U ) und ψ ∈ A(U, E)

∇(∇(ωψ)) = ∇(dω ∧ ψ + (−1)k ω∇ψ)


 
= d(dω) ∧ ψ + (−1)k+1 dω ∧ ∇ψ + (−1)k dω ∧ ∇ψ + (−1)k ω∇(∇ψ)
= ω∇(∇ψ).

39
d. h. ∇ ◦ ∇ ist ein Endorphismus vom Grad 2 der lokal freien A-Garbe A(E).
Wegen der Äquivalenz der Kategorie solcher Garben mit einer Kategorie von
Vektorbündeln gibt es einen Schnitt Ω ∈ A2 (X, End E), genannt Krümmung
von ∇, so dass
∇(∇ψ) = Ω ∧ ψ.
Offensichtlich gilt
[∇, Ω] = 0.
Ist insbesondere E ein Geradenbündel, so ist A2 (X, End E) = A2 (X), und wir
erhalten
dΩ = 0.
(Im Allgemeinen ergibt diese Bianchi-Identität nur bezüglich einer Trivialisierung
einen Sinn.) Ist E ein komplexes Vektorbündel, so ist
V V
A(X, E) = E(X, T ∗ (X) ⊗R E) = E(X, T ∗ (X)C ⊗C E).

Für eine hermitesche Metrik auf E haben wir wieder den Begriff des metrischen
Zusammenhangs. Offensichtlich ist ein Zusammenhang genau dann verträglich
mit einer hermiteschen Metrik auf E, wenn er verträglich mit dem Realteil dieser
Metrik auf dem unterliegenden reellen Vektorbündel ist. Man kann die hermite-
sche Metrik auf A(X, E) = A(X) ⊗E(X) E(X, E) fortsetzen, indem man für α,
β ∈ A(X) und s, t ∈ E(X, E) festlegt

hα ⊗ s, β ⊗ ti = α ∧ β̄ hs, ti

(was noch sesquilinear, aber nicht mehr symmetrisch ist). Für einen metrischen
Zusammenhang gilt dann

dhω, ψi = h∇ω, ψi + (−1)k hω, ∇ψi,

wenn ω ∈ Ak (X, E) und ψ ∈ A(X, E).


Ein komplexer Zusammenhang in einem holomorphen Vektorbündel E defi-
niert einen Garbenmorphismus, also eine verträgliche Familie von Abbildungen

∇ : O(U, E) → O(U, TX∗ ⊗ E),

so dass für alle f ∈ O(U ) und s ∈ O(U, E) gilt

∇(f s) = df ⊗ s + f ∇s.
V
Er setzt sich wieder zu einer eindeutig bestimmten Derivation des O(U, TX∗ )-
Moduls V
O(U, TX∗ ⊗ E)

40
V
über der Derivation d von O(U, TX∗ ) fort. Der komplexe Zusammenhang defi-
niert auch eine kovariante Ableitung von glatten Schnitten, der sich aus der ko-
varianten Ableitung holomorpher Schnitte wie folgt ergibt. Für Trivialisierungs-
umgebungen U faktorisiert sich die Abbildung

E(U ) × O(U, E) → A1 (U, E), (f, s) 7→ d(f )s + f ∇s

durch eine eindeutig bestimmte Abbildung

∇ : E(U, E) → A1 (U, E).

Die Fortsetzung zu einer Derivationen von A(U, E) schränkt sich auf die obige
Fortsetzung zu einer Derivation von O(U, TX∗ ⊗ E) ein, und wenden wir sie auf
ω ∧ ψ mit ω ∈ A(U ) und ψ ∈ O(U, E) an, so sehen wir, dass

∇ : Ap,q (U, E) → Ap+1,q (U, E) ⊕ Ap,q+1 (U, E).

Wir bezeichnen die Komponenten vom Bigrad (1, 0) und (0, 1) mit ∇1,0 bzw. ∇0,1 .
Aus der Eindeutigkeit der Fortsetzung folgt

∇0,1 = ∂¯E , (∇0,1 )2 = 0.

Bekanntlich gibt es genau einen holomorphen Zusammenhang, genannt Chern-


Zusammenhang, der mit einer gegebenen hermiteschen Metrik auf einem holo-
morphen Vektorbündel verträglich ist. In diesem Fall erhalten wir durch Vergleich
der Bigrade für ω ∈ Ak (U, E) und ψ ∈ A(U, E)

∂hω, ψi = h∇1,0 ω, ψi + (−1)k hω, ∇0,1 ψi,


¯ ψi = h∇0,1 ω, ψi + (−1)k hω, ∇1,0 ψi.
∂hω,

Somit gilt
0 = ∂ 2 hω, ψi = h(∇1,0 )2 ω, ψi + hω, (∇0,1 )2 ψi.
Der letzte Term verschwindet, und es folgt

(∇1,0 )2 = 0.

Da nun ∇2 = [∇1,0 , ∇0,1 ] den Bigrad (1, 1) hat, ergibt sich

Ω ∈ A1,1 (X, End E).

Für jedes s ∈ O(U, E) gilt


¯
∂∂hs, si = hΩs, si − h∇1,0 s, ∇1,0 si.

Ist E ein Geradenbündel, so sind Schnitte s und t an jeder Stelle linear abhängig,
so dass
hs, siht, ti = hs, tiht, si.

41
Hat s keine Nullstellen auf U , so folgt

¯ hs, ∇1,0 si ∧ h∇1,0 s, si


∂∂hs, si = hs, siΩ − ,
hs, si
also
¯ lnhs, si.
Ω = ∂∂
Wenden wir die komplexe Konjugation an, so wechselt ∂ ∂¯ das Vorzeichen. Da
sich jedes Element von Ex − {0} zu einem holomorphen Schnitt ohne Nullstellen
in einer Umgebung von x fortsetzt, folgt
Ω + Ω̄ = 0,
d. h. Ω ist rein imaginär. Die reelle Form ω = 2πi Ω nennt man die Chernform des
hermiteschen Geradenbündels E.
Ist nun E wieder ein hermitesches holomorphes Vektorbündel beliebigen Ran-
ges, so können wir das Skalarprodukt (12) auf A(X, E) auch ohne Verwendung
von τE in der Form Z
(ω, ψ) = hω, ∗E ψi
X,o
schreiben, und wie im Beweis von Satz 27 finden wir
∗E ∇∗ k = (−1)k ∇n−k ∗E ,
∗E ∇k = −(−1)k ∇∗ n−k ∗E .
Da dimR X gerade ist, gilt nach Satz 25(iv), dass ∗2E = (−1)k auf Ak (X, E), also
∇∗ = − ∗E ∇ ∗E .
Durch Vergleich der Bigrade folgt
(∇1,0 )∗ = − ∗E ∇0,1 ∗E , (∇0,1 )∗ = − ∗E ∇1,0 ∗E .

4 Kählermannigfaltigkeiten
4.1 Kählermetriken
Satz 28. Es sei X eine komplexe Mannigfaltigkeit und h eine hermitesche Metrik
auf TX . Wir zerlegen h = g − iω auf TX,R . Folgende Aussagen sind äquivalent.
(i) dω = 0.
(ii) In einer Umgebung eines jeden Punktes x ∈ X gibt es holomorphe Koordi-
naten z1 , . . . , zn , die an der Stelle x verschwinden, und für die gilt
n
X
h= dzj dz̄j + O(kzk2 ).
j=1

42
(iii) Der Schnitt J von End(TX,R ist parallel bezüglich des Levi-Cività-Zusam-
menhangs von g, d. h. für alle v ∈ E(X, TX ) gilt ∇(Jv) = J∇v.

(iv) Der Chern-Zusammenhang von h ist gleich dem Levi-Cività-Zusammenhang


von g.

Eine Metrik, die diesen Bedingungen genügt, heißt Kähler-Metrik.


Beweis. (iv)⇒(iii) ist offensichtlich, da der Chern-Zusammenhang C-linear ist.
(iii)⇒(i) Aus ω(u, v) = g(Ju, v) erhalten wir, da der Levi-Cività-Zusammenhang
metrisch ist, für alle u, v ∈ E(X, TX )

d(ω(u, v)) = ω(∇u, v) + ω(u, ∇v).

Ist noch w ∈ E(X, TX ), so gilt bekanntlich

dω(u, v, w) = u(ω(v, w)) + v(ω(w, u)) + w(ω(u, v))


− ω([u, v], w) − ω([v, w], u) − ω([w, u], v).

Da die Torsion verschwindet, ist die zweite Zeile gleich


  
ω(∇u w, v) + ω(w, ∇u v) + ω(∇v u, w) + ω(u, ∇v w) + ω(∇w v, u) + ω(v, ∇w u) ,

und nach dem Bewiesenen ist sie gleich

u(ω(w, v)) + v(ω(u, w)) + w(ω(v, u)),

also dω = 0.
(i)⇒(ii) Durch eine affine Transformation in Cn erhalten wir lokale Koordina-
ten zj , die in x verschwinden, und für die gilt
n
X
h= hij (z)dzj dz̄j + O(kzk2 ),
i,j=1

wobei hij (0) = δij . Nun ist


n
i X
ω= hij (z)dzi ∧ dz̄j .
2 i,j=1

Die Bedingung dω = 0 bedeutet


∂hik ∂hjk ∂hki ∂hkj
= , = .
∂zj ∂zi ∂ z̄j ∂ z̄i

43
Wir bezeichnen den Wert des linken Ausdrucks an der Stelle z = 0 mit akij (der
rechte ist dann akij ) und nehmen die Substitution
n
1X k
z̃k = zk − a zi zj
2 i,j=1 ij

vor. Dann ist n


X
dz̃k = dzk − akij zi dzj
i,j=1

und n n
X X
dz̃k dz̃¯k = h̃ij dzi dz̄j ,
k=1 i,j=1

wobei n 
X 
j
h̃ij = δij − aki zk + akj zk + O(kzk2 ).
i

k=1

Die ersten partiellen Ableitungen von hij und h̃ij stimmen überein.
(ii)⇒(iv) Die lokalen Koordinaten induzieren eine komplexe und eine reelle Basis
von TX , und die Zusammenhangsformen des Levi-Cività-Zusammenhangs und
des Chern-Zusammenhangs bezüglich einer Basis hängen nur vom Wert und den
ersten Ableitungen der Gramschen Matrix im jeweiligen Punkt ab. Im Fall, dass
diese Matrizen gleich der identischen Matrix sind, ist die Behauptung klar.
Es sei V ein komplexer Vektorraum,
P(V ) = (V − {0})/C×
der projektive Raum und p : V − {0} → P(V ) die natürliche Projektion. Wir
interpretieren die Elemente von P(V ) wahlweise als lineare Unterräume l von V .
Die Menge
S = {(l, v) ∈ P(V ) × V | v ∈ l}
ist ein Geradenbündel über P(V ), genannt das tautologische Bündel. Durch
OP(V ) (d)(U ) = O(f ∈ O(p−1 (U )) | f (tv) = td f (v) ∀ t ∈ C× , v ∈ p−1 (U )}
wird eine Garbe OP(V ) (d) auf P(V ) definiert. Indem man die Einschränkung von
f ∈ OP(V ) (1)(U ) auf l ∈ U als Element von l∗ interpretiert, identifiziert man
OP(V ) (1) mit der Garbe der Schnitte des dualen Bündels von S. Für dim V > 1
setzt sich nach dem Satz von Hartogs jedes f ∈ O(d)(P(V )) holomorph auf V
fort, also ist O(d)(P(V )) = {0} für d < 0.
Lemma 8. Wir bezeichnen mit h , i eine hermitesche Form auf V und ihre Ein-
schränkung auf S. Ist Ω die Krümmungsform des zugehörigen Chern-Zusammen-
hangs, so gibt es eine Kählermetrik h = g − iω auf P(V ) mit ω = 2πi
1
Ω.

44
Man nennt diese Metrik die Fubini-Study-Metrik. Die Form ω ist offensichtlich
geschlossen und reell, und ωC ist vom Typ (1, 1). Es folgt, dass h symmetrisch ist.
Die positive Definitheit wird durch explizite Rechnung bewiesen. Man beachte,
dass ω die Chernform des Geradenbündels S ∗ ist.
Folgerung 5. Jede glatte projektive Mannigfaltigkeit über C hat eine Kählerme-
trik.
Ist nämlich i : X → P(V ) die Einbettung, so hat die induzierte hermitesche
Metrik den Imaginärteil −i∗ ω, und d(i∗ ω) = i∗ (dω) = 0.
Allgemeiner sei π : E → X ein holomorphes Vektorbündel. Wir bezeichnen
mit P(E) den Quotienten von E minus den Nullschnitt nach der Wirkung von C× .
Dann haben wir natürliche Projektionen p : E → P(E) und π : P(E) → X. Für
offenes U ⊆ P(E) definieren wir

OP(E) (d)(U ) = {f ∈ O(p−1 (U )) | f (te) = td f (e) ∀ t ∈ C× , e ∈ p−1 (U )}.

Dann ist OP(E) (d) eine Garbe auf P(E). Offenbar ist OP(E) (1) isomorph zur Garbe
der Schnitte des dualen Bündles des tautologischen Geradenbündels

S = {(l, e) ∈ P(E) × E | π(l) = π(e), e ∈ l} ⊆ π ∗ E.

Satz 29. Ist E ein holomorphes Vektorbündel über einer kompakten Kählerman-
nigfaltigkeit X, so ist P(E) eine Kählermannigfaltigkeit.
Beweis. Mit Hilfe einer Zerlegung der Eins konstruiert man ein hermitesches
Skalarprodukt auf E, also auch auf π ∗ E. Zu seiner Einschränkung auf S gehört
ein Chernzusammenhang. Die zu E ∗ gehörige Chernform ωE ist nach Lemma 8
positiv auf den Tangentialräumen an die Fasern π −1 (x) = P(Ex ). Es sei hE die zu-
gehörige hermitesche Form auf P(E) und hX die Kählermetrik auf X mit Kähler-
form ωX . Wegen der Kompaktheit von P(E) ist für t ≫ 0 die hermitesche Form

h = hE + tπ ∗ hX

positiv definit, und die Form

ω = ωE + tπ ∗ ωX

ist geschlossen.

4.2 Aufblasungen
Ist Y eine komplexe Untermannigfaltigkeit einer komplexen Mannigfaltigkeit X,
so wollen wir eine Aufblasung von X entlang Y definieren. Es sei IY /X das
Idealbündel in OX der Funktionen, die auf Y verschwinden. Weiter sei NY /X =
TX|Y /TY das Normalenbündel. Sein duales Bündel ist das Konormalenbündel

45
NY∗ /X , dessen Faser an einer Stelle y ∈ Y gleich {ξ ∈ TX,y ∗
| ξ(TY,y ) = 0} ist. Das
Differential definiert einen Isomorphismus IY /X /IY /X → O(NY∗ /X ).
2

Ist codimX Y = k, so hat jeder Punkt y ∈ Y eine Umgebung U in X mit Funk-


tionen f1 , . . . , fk ∈ O(U ), deren Differentiale an der Stelle x linear unabhängig
sind, so dass
Y ∩ U = {x ∈ X | f1 (x) = . . . = fk (x) = 0}.
Offensichtlich bilden die Einschränkungen der Differentiale df1 , . . . , dfk auf Y
dann eine lokale Basis des Bündels NY∗ /X .

Lemma 9. (i) Ist g1 , . . . , gk eine andere Menge von definierenden Funktionen


für Y in einer Umgebung von y, so gibt es eine Umgebung V und Funktionen
Mij ∈ O(V ), so dass X
gi = Mji fj .
j

(ii) Auf Y ∩ V gilt X


dgi = Mji dfj .
j

(iii) Die Einschränkung der Matrix Mij auf Y ist invertierbar sowie eindeutig
durch die fi und gi bestimmt.

Beweis. (i) Wir ergänzen die Funktionen f1 , . . . , fk zu einem lokalen Koordina-


tensystem f1 , . . . , fn in einer Umgebung V von y. Wir können annehmen, dass
sich die Funktionen gi in V durch Potenzreihen in den Variablen fj ausdrücken
lassen. Die Koeffizienten der Monome, in denen keine der Funktionen f1 , . . . ,
fk vorkommen, müssen verschwinden. Die restlichen Monome sind jeweils durch
eine dieser Funktionen teilbar.
(ii) Wir bilden auf beiden Seiten das Differential und beachten, dass die fj auf
Y verschwinden.
(iii) Es handelt sich um die Übergangsmatrix zwischen zwei Basen von NY∗ /X .
In der Situation des Lemmas sei

ŨY = {(Z, x) ∈ P(Ck ) × U | Zi fj (x) = Zj fi (x) ∀ i, j ≤ k},

wobei Z = (Z1 : . . . : Zk ). Dies ist eine Untermannigfaltigkeit von P(Ck ) ×


U . Die Projektion auf U schränkt sich zu einem Morphismus τU : ŨY → U
ein. Natürlich hängen ŨY und τU von der Wahl der definierenden Funktionen
fi ab. Die Einschränkung von τU auf τU−1 (X − Y ) ist ein Diffeomorphismus mit
Umkehrabbildung τ −1 (x) = ((f1 (x) : . . . : fk (x)), x).

46
Lemma 10. Es seien U , V offene Teilmengen von X mit definierenden Funk-
tionen f1U , . . . , fkU ∈ O(U ) sowie f1V , . . . , fkV ∈ O(V ) für Y . Dann gibt es genau
einen Diffeomorphismus

φU V : τU−1 (U ∩ V ) → τV−1 (U ∩ V ),

so dass τU = τV ◦ φU V .
Beweis. Da τU und τV außerhalb von Y Diffeomorphismen sind, gibt es genau
einen Diffeomorphismus φU V von U ∩ V − Y mit der fraglichen Eigenschaft, und
es bleibt zu zeigen, dass er sich glatt auf U ∩ V fogtsetzt. Laut Lemma 9 gibt
es in einer Umgebung W eines beliebigen Punktes von U ∩ V ∩ Y Funktionen
Mij ∈ O(W ), so dass X
fiV = Mji fjU .
j
P
Für x ∈ W definieren wir φU V (Z, x) = (Z ′ , x), wobei Zm ′
= l Mlm Zl . Dann
folgt für alle i, m ≤ k
X X
′ V
Zm fi = Mlm Mji Zl fj = Mlm Mji Zj fl = Zi′ fm
V
,
l,j l,j

also bildet φU V die Untermannigfaltigkeit ŨY in ṼY ab, und φV U ist offensichtlich
die Umkehrabbildung.
Definition 5. Die durch Verklebung der Mannigfaltigkeiten ŨY vermittels der
Morphismen φU V entstehende Manigfaltigkeit X̃Y heißt Aufblasung von X längs Y .
Wir haben einen Aufblasungsmorphismus τ : X̃Y → X, dessen Einschränkung
auf ŨY gleich τU ist. Durch Einschränkung erhalten wir einen Diffeomorphismus
X̃Y − DY → X − Y .
Wir schreiben τ −1 (Y ) = DY . Ist z ∈ DY und liegt y = τ (z) in einer Menge U
mit definierenden Funktionen f1 , . . . , fk , so entspricht z ein Punkt (Z, y) ∈ ŨY .
Die Gleichungen
Zi dfj (y)v = Zj dfi (y)v
definieren dann einen eindimensionalen Unterraum in NY /X,y . Dieser hängt nicht
von der Wahl der Funktionen fi ab, und wir erhalten einen Diffeomorphismus
DY → P(NY /X ).
Die Menge ŨY wird durch die Mengen Ui = {(Z, x) ∈ ŨY | Zi 6= 0} überdeckt,
und das Urbild von DY in der Karte Ui wird durch die Gleichung τ ∗ fi = 0
definiert, wobei dτ ∗ fi = τ ∗ dfi auf diesem Urbild nicht verschwindet. Also ist DY
eine glatte Hyperfläche in X̃Y .
Lemma 11. Das Geradenbündel NDY /X̃Y ist isomorph zum tautologischen Un-
terbündel von τ ∗ NY /X .

47
Beweis. Das Differential τ∗ von τ induziert einen Morphismus von Vektorbündeln
TX̃Y |DY → TX|Y über dem Morphismus τ : DY → Y , der sich zu einem Morphis-
mus TDY → TY einschränkt. Wir erhalten also einen Morphismus von Bündeln
NDY /X̃Y → NY /X über τ , der sich wegen der Universalität durch das induzierte
Bündel τ ∗ NY /X faktorisiert.
Nun sei τ (z) = y ∈ Y und v ∈ NDY /X̃Y ,z . Wir wählen Funktionen f1 , . . . ,
fk ∈ IY /X (U ) mit linear unabhängigen Differentialen an der Stelle y. Es sei
(Z, y) das Bild von z unter der Verklebungsabbildung τ −1 (U ) → ŨY . Der Re-
präsentant vU ∈ TŨY ,(Z,y) ⊆ TP(Ck ),Z × TU,y ist modulo TŨY ,(Z,y) bestimmt, und
wir können ihn so wählen, dass seine erste Komponente verschwindet. Nun gilt
Zi dfj (y)vU = Zj dfi (y)vU für i, j ≤ k, also liegt τ∗ (v) in dem zu z gehörigen
Unterraum von NY /X,y .

Satz 30. Ist X eine Kählermannigfaltigkeit und Y eine kompakte komplexe Un-
termannigfaltigkeit, so ist X̃Y eine Kählermannigfaltigkeit. Sie ist kompakt, wenn
X kompakt ist.

Beweis. Da DY eine Hyperfläche ist, ist IDY /X̃Y eine lokal freie Garbe, also iso-
morph zur Garbe der Schnitte eines Geradenbündels über X̃Y . Wir bezeichnen
das duale Bündel mit L. Wie eingangs bemerkt, ist die Einschränkung von L auf
DY isomorph zu NDY /X̃Y , also laut Lemma 11 isomorph zum tautologischen Un-
terbündel S von τ ∗ NY /X . Wegen IDY /X̃Y |X̃Y −DY ∼
= OX̃Y −DY ist die Einschränkung
von L auf X̃Y − DY trivial.
Eine hermitesche Metrik auf NY /X induziert eine hermitesche Metrik auf S,
die sich zu einer hermiteschen Metrik auf L in einer Umgebung von Y fortsetzt.
Wir verkleben sie mittels einer Zerlegung der Eins mit einer flachen Metrik im
trivialen Geradenbündel L|X̃Y −DY . Die Chernform ωL des zugehörigen Chern-
Zusammenhangs ist reell, vom Typ (1, 1) und verschwindet außerhalb einer kom-
pakten Umgebung von Y . Die zugehörige hermitesche Form hL ist symmetrisch,
und ihre Einschränkung auf DY nach Satz 29 positiv definit. Ist hX = gX − iωX
die Kählermetrik auf X, so ist h = hL + tτ ∗ hX für t ≫ 0 eine Kählermetrik.

4.3 Die Hodge-Zerlegung


Jede Kählermannigfaltigkeit (X, h) der komplexen Dimension n hat die uner-
liegende Struktur einer orientierten Riemannschen Mannigfaltigkeit (X, g) der
reellen Dimension 2n, und wir haben somit ein Skalarprodukt auf A(X)R und
einen Hodge-Operator ∗. Wir setzen das Skalarprodukt zu einer Hermiteschen
Metrik h∗ und den Hodge-Operator zu einem komplex-linearen Endomorphismus
auf A(X) fort. Die komplex-lineare Fortsetzung des bezüglich g ∗ adjungierten
Operators eines Differentialperators in A(X)R ist der bezüglich h∗ adjungierte
Operator der komplex-linearen Fortsetzung.

48
Lemma 12. Auf einer Kählermannigfaltigkeit gilt

d∗ = − ∗ d∗, ∂ ∗ = − ∗ ∂¯ ∗, ∂¯∗ = − ∗ ∂ ∗ .

Beweis. Im Beweis von Satz 27 haben wir gesehen, dass ∗k−1 d∗ k = (−1)k d2n−k ∗k ,
und laut Satz 25 gilt ∗2n−k ∗k = (−1)k(2n−k) . Das beweist die erste Identität.
Setzen wir d = ∂ + ∂¯ ein, so folgen die anderen mit Lemma 6 durch Vergleich der
Bigrade.
Wir betrachten nun den Operator Λ = ιg̃(ω) .

Satz 31 (Kähler). Auf einer Kählermannigfaltigkeit gilt


¯ = −i∂ ∗ ,
[Λ, ∂] [Λ, ∂] = i∂¯∗ .

Vor dem Beweis bemerken wir, dass ein Differentialoperator D, der in einem
trivialen Bündel, d. h. auf vektorwertige Funktionen f : X → E0 wirkt, eine
eindeutige Zerlegung D = D0 + D+ hat, wobei D0 ∈ Diff 0 (E) = E(X, End E0 )
ist und D+ alle konstanten Funktionen annulliert. Hat D die Ordnung 1, so ist
D eindeutig durch D0 und σ1 (D1 ) bestimmt.
Beweis. An einer Stelle von X hängt ∂ ∗ nur vom Wert und den ersten Ableitun-
gen von h ab. Wegen Satz 28(ii) können wir also annehmen, dass X ein komplexer
Vektorraum und h eine konstante Kählermetrik ist. Da die konstanten Terme auf
beiden Seiten verschwinden, genügt es also, die Gleichheit der Symbole zu zeigen.
Aus Beispiel 1 wissen wir, dass σ1 (d)(x, iξ) = iξ ∧ . Durch Vergleich der
Bigrade folgt

σ1 (∂)(x, iξ) = iξ 1,0 ∧ , ¯


σ1 (∂)(x, iξ) = iξ 0,1 ∧ .

Aus Satz 12 und Satz 25 folgt

σ1 (∂ ∗ )(x, iξ) = ιg̃(−iξ1,0 ) , ¯


σ1 (∂)(x, iξ) = ιg̃(−iξ0,1 ) .

Laut Lemma 6(ii) ist wegen J ∗ ξ 1,0 = iξ 1,0 , J ∗ ξ 0,1 = −iξ 0,1

[Λ, iξ 1,0 ∧ ] = ιg̃(ξ1,0 ) , [Λ, iξ 0,1 ∧ ] = −ιg̃(ξ0,1 ) .

Wir betrachten die Laplaceoperatoren

 = ∂∂ ∗ + ∂ ∗ ∂, ¯ = ∂¯∂¯∗ + ∂¯∗ ∂.
 ¯

Satz 32. Auf einer Kählermannigfaltigkeit gilt

[∂, ∂¯∗ ] = 0, ¯ ∂ ∗ ] = 0,
[∂,
∆ = 2 = 2.¯

49
Beweis. Nach Satz 31 und wegen ∂ 2 = 0 gilt

i[∂, ∂¯∗ ] = [∂, [Λ, ∂]] = ∂(Λ∂ − ∂Λ) + (Λ∂ − ∂Λ)∂ = 0,

und die zweite Identität folgt durch komplexe Konjugation. Nun ergibt sich
¯ ∂ ∗ + ∂¯∗ ] = [∂, ∂ ∗ ] + [∂,
∆ = [∂ + ∂, ¯ ∂¯∗ ] =  + .
¯

Aus der Jacobi-Identität


¯ ∂]] − [∂,
[Λ, [∂, ¯ [∂, Λ]] − [∂, [Λ, ∂]]
¯ =0

¯ ∂] = 0 und Satz 31
folgt wegen [∂,
¯ ∂¯∗ ] + i[∂, ∂ ∗ ] = 0,
−i[∂,
¯ = .
also 
Wir erinnern daran, dass wir in Satz 26 den Raum der harmonischen Formen,
d. h. den Kern von ∆, mit H(X) bezeichnet haben. Wir benutzen jetzt das selbe
Symbol für komplexwertige Formen.
Folgerung 6. (i) Auf einer Kählermannigfaltigkeit X ist ∆ bihomogen vom
Bigrad (0, 0).
L
(ii) Hk (X) = p+q=k Hp,q (X), wobei Hp,q (X) = H(X) ∩ Ap,q (X).

(iii) Hp,q (X) = Hq,p (X).


In der Tat sind  und  ¯ offensichtlich bihomogen vom Bigrad (0, 0), und
q,p
Ap,q (X)= A (X).
Wir bezeichnen das Bild von Hp,q (X) in der de-Rham-Kohomologie unter dem
komplex-linear fortgesetzten Isomorphismus von Satz 26 mit H p,q (X).
Folgerung 7. Für eine Kählersche Mannigfaltigkeit X gilt
M
H k (X, C) = H p,q (X),
p+q=k

H p,q (X) = H q,p (X).

Die Bettizahlen bk = dimR H k (X, R) = dimC H k (X, C) von ungeradem Grad k


sind gerade.
(k−1)/2
P
Es gilt nämlich bk = (dim H p,k−p (X, C) + dim H k−p,p (X, C)).
p=0

Lemma 13. Die Räume H p,q (X) sind unabhängig von der Wahl einer Kähler-
metrik auf X.

50
Beweis. Die Menge K p,q aller Kohomologieklassen, die durch eine geschlossene
Form in Ap,q repräsentiert werden, hängt nicht von der Wahl von h ab, und
offensichtlich gilt H p,q ⊆ K p,q .
Umgekehrt sei η ∈ Ap,q geschlossen. Nach Satz 22(iii) gibt es eindeutig be-
stimmte α ∈ H und β ∈ A, so dass

η = α + ∆β.

Insbesondere ist α geschlossen, also auch die Form

∆β = dd∗ β + d∗ dβ.

Folglich ist d∗ dβ ∈ Ker d ∩ Im d∗ , was nach Satz 22(iii) Null ist. Es folgt [η] = [α].
Wegen der Bihomogenität von ∆ können wir annehmen, dass α ∈ Hp,q .

Folgerung 8. Das Cup-Produkt auf H(X, C) ist bigraduiert.

Sind nämlich α ∈ K p,q und β ∈ K r,s in der Bezeichnung aus dem Beweis, so
ist [α] ∪ [β] = [α ∧ β] mit α ∧ β ∈ K p+r,q+s .
¯ = 0, und es existiere ψ ∈ A(X),
Satz 33. Es sei η ∈ A(X), so dass ∂η = ∂η
¯ Dann existiert χ ∈ A(X), so dass
so dass η = dψ oder η = ∂ψ oder η = ∂ψ.
¯
η = ∂ ∂χ.

Beweis. Angenommen, η = ∂ψ. ¯ Dann ist ψ = α + ∆β mit α ∈ H und β ∈ A.


¯ ¯
Wegen ∆ =  ist α = 0 und nach Satz 22 ∂α ¯ = 0, so dass η = ∂β.
¯ Nach dem
¯ ∗ ∗¯
Beweis von Satz 32 gilt ∂∂ + ∂ ∂ = 0, also
¯ ∗ ∂ + ∂∂ ∗ )β = −2∂ ∗ ∂∂β
η = 2∂(∂ ¯ − 2∂ ∂∂
¯ ∗ β.

¯ ∈ Ker ∂ ∩ Im ∂ ∗ = 0, und es folgt η = −2∂ ∂∂


wegen ∂η = 0 folgt ∂ ∗ ∂∂β ¯ ∗ β. Wir

können also χ = −2∂ β setzen.

4.4 Die Lefschetzzerlegung


Wie in Abschnitt 3.1 sei V ein reeller Vektorraum derV Dimension 2n mit nicht-
ausgearteten Bilinearformen g ∈ S 2 (V ∗ ) und ω ∈ 2 V ∗ und einer komplexen
Struktur J, die miteinander verträglich sind. Wie
V ∗in Lemma 6 betrachten wir die
Endomorphismen L = ω ∧ und Λ = ιg̃(ω) von V . Nach Satz 25(ii) gilt Λ = L∗ .

Lemma 14. Für natürliche Zahlen r + k ≤ n bzw. s + n ≤ l sind


V V V V
Lr : k V ∗ → k+2r V ∗ , Λs : l V ∗ → l−2s V ∗

injektiv, für r + k = n bzw. s + n = l sind sie bijektiv.

51
Beweis. Wir zeigen durch vollständige Induktion nach r, dass
V
[Lr+1 , Λ] = (r + 1)(k + r − n)Lr auf k V ∗ .

Für r = 0 ist dies die Aussage von Lemma


Vk ∗ 6(iii). Angenommen, sie gilt für eine
Zahl r. Dann ist nach Lemma 5 auf V

[Lr+1 , Λ] = L[Lr , Λ] + [L, Λ]Lr = r(k + r − n − 1) + (k + 2r − n) Lr ,

und die Behauptung folgt. V


Nun beweisen wir die Injektivität von Lr auf k V ∗ durch vollständige Induk-
tion nach k+r ≤ n. Für r = 0 ist wegen L0 = id nichts zu beweisen.
Vk ∗Angenommen,
die Behauptung gilt für kleinere Werte von k + r. Ist nun α ∈ V mit Lr α = 0,
so folgt aus dem Bewiesenen, dass

Lr−1 (LΛα − r(k + r − n − 1)α) = ΛLr α = 0.


Vk ∗
Nach Induktionsvoraussetzung ist Lr−1 auf
Vk−2 V∗ injektiv, und k +r+1
r − n − 1 < 0,
1
also α = Lβ, wobei β = k+r−n−1 Λα ∈ V . Es folgt, dass L β = 0, und
wegen (k − 2) + (r + 1) < k + r ist nach
V Induktionsvoraussetzung
V β = 0.
Aus Dimensionsgründen ist Ln−k : k V ∗ → 2n−k V ∗ bijektiv. Wenden wir
dies mit
V k = 2nV− l an, so folgt die Bijektivität des adjungierten Operators
Λl−n : l V ∗ → 2n−l V ∗ und hieraus die Injektivität von Λs im angegebenen
Bereich. Letztere kann man natürlich auch direkt wie für Lr beweisen.
V
Wir nennen ein Element α von k V ∗ für k ≤ n primitiv, wenn
Vk L ∗
n−k+1
α = 0.
Den Unterraum der primitiven Elemente bezeichnen wir mit prim V .
Vk Vk−2r
Satz 34. Für jedes α ∈ V ∗ und jedes r ∈ N existiert genau ein αr ∈ prim V ∗,
so dass n
X
α= Lr α r .
r=0

Beweis.
V2n+1 ∗Wir beweisen zunächst die Existenz
V durch Induktion nach k ≤ n. Wegen
V = {0} ist jedes Element von 0 V ∗ primitiv, für k = 0 können wir also
α0 = α setzen. V
Nun sei αV∈ k V ∗ , und die Behauptung gelte für kleinere Werte von k.
V2n−k+2
n−k+2 k−2 ∗
Da LVk−2 ∗: V → V ∗ nach Lemma 14 bijektiv ist, gibt es ein
β∈ V , so dass
Ln−k+2 β = Ln−k+1 α.
Somit ist α0 = α − Lβ primitiv. Nach Induktionsvoraussetzung gibt es βs ∈
V k−2−2s ∗
V , so dass
Xn
β= Ls βs .
s=0

52
Setzen wir αs+1 = βs , so
Vkfolgt die behauptete Darstellung von α.

Ist schließlich
V2n−k ∗ α ∈ V mit k > n, so ist nach Lemma 14 α V= Lk−n β für
ein β ∈ V , und nach dem Beweisenen gibt es primitive βs ∈ 2n−k−2s V ∗ ,
so dass obige Darstellung gilt. Dann folgt aber auch die behauptete Darstellung
von α mit αr = βn+r−k für r ≥ k − n und αr = 0 für r < k − n. V
Zum Beweis der Eindeutigkeit betrachten wir primitive αr ∈ k−2r V ∗ , so
dass n
X
Lr αr = 0.
r=0
Es ist zu zeigen, dass alle αr verschwinden. Wir behandeln zunächst den Fall k ≤
n durch vollständige Induktion. Für k = 0 ist nichts zu beweisen. Angenommen,
die Behauptung gilt für kleinere Werte von k. Wegen der Primitivität von α0 gilt
n
X n
X
0 = Ln−k+1 Lr αr = Ln−k+2 Lr−1 αr .
r=1 r=1
Vk−2
Da Ln−k+2 auf V ∗ nach Lemma 14 injektiv ist, folgt
n
X
Lr−1 αr = 0,
r=1

und nach Induktionsvoraussetzung ist αr = 0 für r > 0. Nach Voraussetzung


folgt dann α0 = 0.
Ist schließlich k > n, so ergibt sich
n
X
k−n
L Ln+r−k αr = 0.
r=0
V2n−k
Da Lk−n auf V ∗ nach Lemma 14 injektiv ist, folgt
n
X
Ln+r−k αr = 0,
r=0

und nach dem Bewiesenen verschwinden alle αr .


Man kann primitive Elemente auch einfacher beschreiben.
V
Lemma 15. Ein Element α von V ∗ ist genau dann primitiv, wenn Λα = 0.
V
Beweis. Angenommen, α ∈ k V ∗ . Ist Λα = 0, so muss nach Lemma 14 k ≤ n
sein. Nach dem Beweis von Lemma 14 gilt dann
[Ln−k+1 , Λ]α = 0,
V
also folgt ΛLn−k+1 α = 0. Nach Lemma 14 ist Λ auf 2n−k+2 injektiv, und es folgt
Ln−k+1 α = 0.
Ist umgekehrt α primitiv, so folgt
Vk−2aus der obigen Identität, dass Ln−k+1 Λα =
n−k+1
0. Nach Lemma 14 ist L auf V ∗ injektiv, also folgt Λα = 0.

53
V V
Bemerkung 2. Definieren wir Π ∈ End V ∗ durch Π = (k − n)id auf k V ∗ , so
gilt
[L, Λ] = Π, [Π, L] = 2L, [Π, Λ] = 2Λ.
Wir haben also gerade Aussagen aus der Darstellungstheorie der Lieschen Algebra
sl2 beweisen.
Ist auf einer komplexen Mannigfaltigkeit X eine Hermitesche Form
V ∗ h = g −iω
gegeben, so sind L und Λ als Endomorphismen
V ∗ des Vektorbündels TX und somit
auch als Elemente von Diff 0 ( TX ) definiert.

Folgerung 9. Auf einer Hermiteschen Mannigfaltigkeit X ist

Lr : Ak (X) → Ak+2r (X)

für k + r ≤ n injektiv und für k + r = n bijektiv. Für jedes Element α von Ak (X)
und jedes r ∈ N gibt es ein αr ∈ Ak−2r (X), so dass
n
X
α= Lr α r .
r=0

Satz 35. Auf einer Kählermannigfaltigkeit kommutiert der Laplaceoperator ∆


mit L und Λ.

Beweis. Bilden wir in Lemma 31 die adjungierten Operatoren, so folgt

[∂¯∗ , L] = i∂, ¯
[∂ ∗ , L] = −i∂.

Da ω geschlossen ist, gilt [∂, L] = 0. Aus der Jacobi-Identität

[[∂, ∂ ∗ ], L] − [[∂ ∗ , L], ∂] − [[L, ∂], ∂ ∗ ] = 0

folgt nun
¯ ∂] = 0.
[, L] = −i[∂,
Die erste Behauptung folgt mit Satz 32, die andere durch Bildung der adjungier-
ten Operatoren.
Ist X eine kompakte Kählermannigfaltigkeit, so induziert das Cup-Produkt
mit der Klasse der Kählerform ω einen Homomorphismus

L : H(X, R) → H(X, R)

vom Grad 2. Wir nennen α ∈ H k (X, R) primitiv, wenn Ln−k+1 α = 0.

54
Satz 36 (Harter Lefschetzsatz). Für eine kompakte Kählermannigfaltigkeit X ist

Lr : H k (X, R) → H k+2r (X, R)

für k + r ≤ n injektiv und für k + r = n ein Isomorphismus. Jede Kohomologie-


klasse α ∈ H k (X, R) hat eine eindeutige Zerlegung
n
X
α= Lr α r ,
r=0

wobei αr primitiv ist.

Beweis. Nach Satz 35 schränkt sich L : A(X) → A(X) zu einem Homomorphis-


mus H(X) → H(X) ein. Die Injektivitätsaussage folgt sofort, die Bijektivitäts-
aussage mit Satz 27.
Wenden wir ∆ auf die Lefschetzzerlegung eines α ∈ A(X) an, so sehen wir we-
gen [∆, L] = 0, dass ∆α die primitiven Komponenten ∆αr hat. Ist α harmonisch,
so folgt wegen der Eindeutigkeit, dass auch die αr harmonisch sind.
Mit Satz 26 überträgt sich alles auf H(X, R).

4.5 Der Hodge-Index-Satz


Wir schicken ein kombinatorisches Lemma voraus.

Lemma 16. Es sei K eine endliche Menge und m ≤ |K|. Für jedes M ⊆ K mit
|M | = m sei eine Zahl cM gegeben, so dass für jedes N ⊆ K mit |N | = m − 1 gilt
X
cN ∪{i} = 0.
i∈K−N

Dann gilt für jedes M ′ ⊆ K mit |M ′ | = m


X
cM = (−1)m cM ′ .
M ⊆K−M ′

Beweis. Für jedes r erhalten wir, indem wir die Summation über M = N ∪ {i}
herausziehen,
X X X X X X
0= cN ∪{i} = cM + cM .
|N |=m−1 i∈K−N |M −M ′ |=r i∈M ∩M ′ |M −M ′ |=r+1 i∈M −M ′
|N −M ′ |=r

Mit der Bezeichnung X


Sr = cM
|M −M ′ |=r

55
folgt
(m − r)Sr + (r + 1)Sr+1 = 0,
also
1 2 m
Sm = (−1)m · · · · S0 = (−1)m S0 .
m m−1 1
Nun begeben wir uns wieder in die Situation von Lemma 6.
V
Satz 37. Für jedes α ∈ kprim V ∗ gilt

k(k+1) Ln−k ∗
∗ α = (−1) 2 J α.
(n − k)!

Vor dem Beweis führen wir noch die Bezeichnung

(ξ1 ∧ . . . ∧ ξk )op = ξk ∧ . . . ∧ ξ1
k(k−1) Vk
für ξi ∈ V ∗ ein. Offensichtlich gilt αop = (−1) 2 α für α ∈ V ∗.
Beweis. Wie im Beweis von Lemma 6 betrachten wir wieder die Basisvektoren

ψI,J,M = ξI ∧ ηJ ∧ ωM
V
von k V ∗ , wobei I, J und M paarweise disjunkte Teilmengen von {1, . . . , n} mit
|I| + |J| + 2|M | = k sind. Dann ist
X
ΛψI,J,M = ξI ∧ ηJ ∧ ωM −{i} .
i∈M

Ein Element X X
α= αI,J , αI,J = cI,J,M ψI,J,M ,
I,J I,J,M

ist offenbar genau dann primitiv, wenn αI,J für jedes I und J primitiv ist. Wir
können also annehmen, dass α = αI,J für feste I und J ist, und setzen K = I ∪ J
und k − |I| − |J| = 2m. Die Primitivität von
X
α= cM ψI,J,M
M ⊆K
|M |=m

bedeutet, dass für alle N ⊆ K mit |N | = m − 1 die Bedingung aus Lemma 16


erfüllt ist.
Es gilt J ∗ ιui ωi = ξi , J ∗ ιvi ωi = ηi , J ∗ ιui ∧vi ωi = J ∗ ωi = ωi , also
k(k−1)
op
J ∗ (∗ ψI,J,M ) = ψI,J ∧ ωK−M = (−1) 2
−m
ψI,J,K−M ,

56
weil (k − 2m)(k − 2m − 1) ≡ k(k − 1) − 2m (mod 4). Andererseits ist

Ln−k X
ψI,J,M = ψI,J,M ∪N ,
(n − k)! N ⊆K−M
|N |=n−k

und durch Einsetzen erhalten wir mit der Bezeichnung M ′ = K − (M ∪ N )

Ln−k X X X
α= cM ψI,J,K−M ′ = (−1)m cI,J,M ′ ψI,J,K−M ′
(n − k)! ′ M ⊆K M ⊆K−M ′ M ′ ⊆K
|M ′ |=m |M |=m |M ′ |=m

Vk
nach Lemma 16. Wegen (J ∗ )2 = (−1)k auf V ∗ folgt die Behauptung.
Nun sei X wieder eine kompakte Kählermannigfaltigkeit der komplexen Di-
mension n. Wir definieren eine Bilinearform auf Ak (X) für k ≤ n durch
Z
Qk (α, β) = ω n−k ∧ α ∧ β,
X

so dass also Qn = Q die Schnittform aus Satz C ist. Diese Form ist symmetrisch
für gerade k und antisymmetrisch für ungerade k. Ist α geschlossen, so gilt nach
dem Satz von Stokes Qk (α, dγ) = 0. Somit induziert Qk eine Bilinearform auf
H k (X, R), die wir ebenfalls mit Qk bezeichnen. Setzen wir Qk komplex-linear
auf H k (X, C) fort, so wird durch

Hk (α, β) = ik Qk (α, β̄)

eine hermitesche Form definiert.

Lemma 17. Die Lefschetzzerlegung


n
M
H(X, C) = k−2r
Lr Hprim (X, C)
r=0

aus Satz 36 ist orthogonal bezüglich Hk . Außerdem gilt

Hk (Lr α′ , Lr β ′ ) = (−1)r Hk−2r (α′ , β ′ ).

Eine Klasse α ∈ H k (X, C) ist genau dann primitiv, wenn ihre Komponenten in
H p,q (X) primitiv sind.

Beweis. Ist α = Lr α′ und β = Ls β ′ mit r < s und primitiven α′ und β ′ , so gilt


Z
Qk (α, β) = (Ln−k+r+s α′ ) ∧ β ′ .
X

57
Da α′ vom Grad k − 2r ist und r + s > 2r, folgt Ln−k+r+s α′ = 0. Die zweite
Behauptung folgt aus

Qk (Lr α′ , Lr β ′ ) = Qk−2r (α′ , β ′ ).


P
Ist schließlich α = p+q=k αp,q und Ln−k+1 α = 0, so verschwinden alle Kompo-
nenten Ln−k+1 αp,q , da sie verschiedene Bigrade (p + n − k + 1, q + n − k + 1)
haben.
Satz 38. Es sei X eine kompakte Kählermannigfaltigkeit. Die Unterräume H p,q (X)
sind zueinander orthogonal bezüglich Hk . Die Einschränkung von
k(k+1)
+p
(−1) 2 Hk
p,q
auf Hprim (X, C) ist positiv definit.

Beweis. Haben α, β ∈ H k (X, C) die Bigrade (p, q) 6= (r, s), so hat ω n−k ∧ α ∧ β̄
vom Bigrad (p + s + n − k, q − r + n − k), und die Paarung verschwindet außer
wenn dies gleich (n, n) ist, also wenn p + s = k und q + r = k ist.
Ist α ∈ Hk (X, C) primitiv, so auch ᾱ. Nach Satz 37 ist

Ln−k
k(k+1)
∗ α = (−1) 2 ip−qα,
(n − k)!
k(k+1) Ln−k
∗ ᾱ = (−1) 2 iq−p ᾱ.
(n − k)!
Es folgt
Z Z
k(k+1)
k n−k p−q+k
Hk (α, α) = i α∧L ᾱ = (−1) 2 i (n − k)! α ∧ ∗ ᾱ.
X X

Für α 6= 0 ist das Integral positiv.


Satz 39. Für eine kompakte Kählermannigfaltigkeit X von gerader komplexer
Dimension n ist die Signatur der Schnittform Qn auf H n (X, R) gleich
n
X
(−1)p hp,q ,
p,q=0

wobei hp,q = dim H p,q (X).


Beweis. Die Signatur von Qn ist gleich der von in Hn , also laut Lemma 17 gleich
n−2r
der Summe der Signaturen von in−2r Hn−2r auf den Räumen Hprim (X, C). Hier
ist n − 2r = k gerade und
k(k+1) k
(−1) 2 = (−1) 2 = ik .

58
k p,q
Nach Satz 38 ist Hprim (X) die orthogonale Summe der Hprim (X) mit p + q = k,
k p
und auf letzterem ist i (−1) Hn positiv definit. Also folgt
X
sign Qn = (−1)p hp,q
prim .
p+q+2r=n

Nach Satz 36 ist L : H p−1,q−1 (X) → H p,q (X) injektiv, also ist hp,q
prim = h
p,q

p−1,q−1
h , und wir erhalten
X 
sign Qn = (−1)p hp,q + (−1)p−1 hp−1,q−1 .
p+q+2r=n

Die Summe auf der rechten Seite der Behauptung zerlegen wir nach der Parität
von p + q.
X X 
(−1)p hp,q = (−1)p hp,q + (−1)n−q hn−q,n−p
2∤p+q 2∤p+q<n
X 
= (−1)p hp,q + (−1)n−q hp,q = 0,
2∤p+q<n

wobei wir in der zweiten Summe erst eine Substitution und dann Folgerung 6
benutzt haben. Analog gilt
X X X
(−1)p hp,q = (−1)p hp,q + (−1)n−q hn−q,n−p
2|p+q 2|p+q≤n 2|p+q<n
X X
= (−1)p hp,q + (−1)n−q hp,q ,
2|p+q≤n 2|p+q<n
n−q p
und hier gilt (−1) = (−1) .

5 Hodgestrukturen und Polarisierungen


5.1 Hodgestrukturen
Definition 6. Eine ganzzahlige Hodgestruktur vom Gewicht k ist eine endlich
erzeugte freie abelsche Gruppe VZ mit einer Zerlegung
M
VC = V p,q
p+q=k

von VC = VZ ⊗ C in komplexe Unterräume, so dass


V p,q = V q,p .
Analog definiert man eine rationale Hodgestruktur VQ . Die Hodgefiltration auf VC
ist die absteigende Filtration
M
F p VC = V r,k−r .
r≥p

59
Offensichtlich gilt für p + q = k

VC = F p VC ⊕ F q+1 VC , V p,q = F p VC ∩ F q VC ,

also enthält F die selbe Information wie die Graduierung.


Für jeden topologischen Raum X definiert der Morphismus von Garben ZX →
RX eine natürliche Abbildung

j : H(X, Z) → H(X, R).

Ist X eine kompakte Kählermannigfaltigkeit, so haben wir auf dem Bild H̃ k (X, Z)
von j nach Folgerung 7 eine ganzzahlige Hodgestruktur vom Gewicht k. Auf der
C-Algebra der glatten Differentialformen, die wir jetzt mit A(X) bezeichnen,
definieren eine analoge Filtration F durch
M
F p Ak (X) = Ar,k−r (X).
r≥p

Das Differential d schränkt sich zu einem Endomorphismus F p d vom Grad 1 auf


auf dem graduierten reellen Vektorraum F p A(X) ein und verwandelt diesen in
einen Komplex. Lemma 13 hat folgende Verschärfung.

Satz 40. Für eine kompakte Kählermannigfaltigkeit X haben wir einen natürli-
chen Isomorphismus

F p H k (X, C) ∼
= Ker(F p dk )/ Im(F p dk−1 ).

Beweis. Die natürliche Abbildung Ker dk → H k (X, C) hat eine Einschränkung

Ker F p dk → H k (X, C).

Für r ≥ p ist Ker dk ∩ Ar,k−r (X) ⊆ Ker F p dk , also liegt F p H k (X, C) im Bild
der obigen Abbildung. Umgekehrt sei η ∈ Ker F p dk . Nach Satz 22(iii) haben wir
eine eindeutige P Zerlegung η = α + ∆β, wobei ∆α = 0. Da ∆ die Bigraduierung
erhält, ist α = r≥p αr,k−r mit α ∈ Hr,k−r (X), also [αr,k−r ] ∈ H r,k−r (X, C). Wie
im Beweis von Lemma 13 folgt [η] = [α], also η ∈ F p H k (X, C).
Wir zeigen nun durch absteigende Induktion nach p, dass der Kern der obi-
gen Abbildung gleich Im F p dk−1 ist. (Das Argument ist ähnlich zum Beweis von
Satz 33.) Für p > k ist nichts zu beweisen.
Angenommen, die Behauptung gilt für p + 1. Angesichts von Satz 32 können
wir η ∈ Ker F p dk in der Form η = α +2β ¯ mit α ∈ Hk (X) schreiben. Ist η exakt,
so ist α = 0. Mit der Bihomogenität von  ¯ p,q . Wegen
¯ folgt η p,q = 2(∂¯∂¯∗ + ∂¯∗ ∂)β
¯ p,q = (dη)p,q+1 = 0, so dass
η p−1,q+1 = 0 ist ∂η
¯ p,q ∈ Ker ∂¯ ∩ Im ∂¯∗ ,
∂¯∗ ∂β

60
was nach Satz 22 verschwindet. Somit ist η p,q = 2∂¯∂¯∗ β p,q , und

η ′ = η − 2d∂¯∗ β p,q = η − η p,q − 2∂ ∂¯∗ β p,q

ist in F p+1 Ak (X) und ebenfalls exakt. Nach Induktionsvoraussetzung gibt es ein
ψ ′ ∈ F p+1 Ak−1 (X), so dass η ′ = dψ ′ . Nun ist

ψ = ψ ′ + 2∂¯∗ β p,q

in F p Ak−1 (X) und dψ = η.

Folgerung 10. Es gilt Vp


H p,0 (X) ∼
= O(X, TX∗ ).
Vp
Beweis. Wie in Lemma 7 identifizieren wir TX1,0 mit TX und somit O(X, TX∗ )
mit dem Kern von ∂¯ in Ap,0 (X). Nach Satz 40 ist

H p,0 (X) = F p H p (X, C) = Ker(F p dp )/ Im(F p dp−1 ) = Ker d ∩ Ap,0 (X).


¯ = 0. Umgekehrt sei η ∈ Ap,0 (X) mit ∂η
Ist η in diesem Raum, so ist ∂η ¯ = 0. Dann
¯ = ∂η,
ist ∂η geschlossen, also existiert nach Satz 33 ein χ ∈ A(X), so dass ∂ ∂χ
aber Ap−1,−1 (X) = {0}.

5.2 Polarisierungen
Definition 7. Eine Polarisierung auf einer ganzzahligen Hodgestruktur (VZ , F )
vom Gewicht k ist eine Bilinearform Q : VZ × VZ → Z, so dass durch H(α, β) =
ik Q(α, β̄) eine hermitesche Form auf VC definiert wird, wobei die Unterräume
k(k−1)
V p,q zueinander orthogonal sind und (−1) 2 +p H auf V p,q positiv definit ist.
Analog definiert man Polarisierungen auf rationalen Hodgestrukturen.

Solche Strukturen entstehen nach den Satz 38 aus folgenden Mannigfaltigkei-


ten.

Definition 8. Eine polarisierte Mannigfaltigkeit ist ein Paar (X, [ω]), wobei X
eine kompakte komplexe Mannigfaltigkeit und [ω] ∈ H̃ 2 (X, Z) eine ganzzahlige
Kählerklasse auf X ist.

Jede projektive Mannigfaltigkeit X ⊆ P(V ) ist eine polarisierte Mannigfal-


tigkeit, weil die Kählerklasse der Fubini-Study-Metrik ganzzahlig ist. Wir wollen
zeigen, dass es keine weiteren Beispiele gibt.
Ist L ein glattes komplexes Geradenbündel über einer glatten Mannigfaltig-
keit X, so hängt die Kohomologieklasse der Chernform ω eines Zusammenhangs
∇ in L nicht von der Wahl von ∇ ab und wird Chernklasse c1 (L) ∈ H 2 (X, R)
genannt.

61
Lemma 18. Für ein glattes komplexes Geradenbündel L über einer glatten Man-
nigfaltigkeit X ist c1 (L) ∈ H̃ 2 (X, Z).

Beweis. Man kann zeigen, dass es einen Vektorraum V und eine glatte Abbildung
f : X → P(V ) gibt, so dass L = f ∗ S, wobei S das tautologische Bündel über
P(V ) ist. Wegen c1 (L) = f ∗ c1 (S) genügt es also, den Beweis für X = P(V )
zu führen. Dies kann durch eine explizite Rechnung geschehen. Dabei ist der
Normierungsfaktor in der Definition ω = 2πi Ω wichtig.

Wir erinnern an den Čech-Komplex einer Garbe E bezüglich einer Überdeckung U


eines topologischen Raumes X, nämlich
M
Č k (U, E) = E(U0 ∩ . . . ∩ Uk )
U0 ,...,Uk ∈U

mit dem Differential dˇ : Č k−1 (U, E) → Č k (U, E),


k
X
ˇ U ,...,U =
(dσ) (−1)i σU0 ,...,Uci ,...,Uk .
0 k
i=0

Bezeichnen wir seine Kohomologiegruppen mit Ȟ(U, E), so gilt

lim
−→
Ȟ(U, E) ∼
= H(X, E).
U

Sind alle Durchschnitte von Mengen aus U kontrahierbar, so gilt bereits Ȟ(U, E) ∼
=
H(X, E).

Lemma 19. Für eine komplexe Mannigfaltigkeit X gibt es einen kanonischen Iso-
morphismus zwischen H 1 (X, OX∗
) und der Picardgruppe von X, also der Gruppe
der Isomorphieklassen von holomorphen Geradenbündeln über X.

Beweis. Es sei L ein holomorphes Geradenbündel über X und U eine Über-


deckung von X durch Trivialisierungsumgebungen. Sind U , V ∈ U und ϕU :
U × C → L und ϕV : V × C → L zugehörige Trivialisierungen, so gilt ϕV (x, z) =
ϕU (x, gU V (x)z) mit Übergangsfunktionen gU V ∈ O∗ (U ∩ V ). Auf U ∩ V ∩ W
gilt gU V gV W gW U = 1, wir erhalten also einen Čech-Kozyklus g ∈ Č 1 (U, OX∗
).
Umgekehrt erhält man aus jedem 1-Kozyklus durch Verklebung der U × C ein
Geradenbündel. Man kann zeigen, dass die Klasse von g in Ȟ 1 (U, OX ∗
) nicht
von der Wahl der Trivialisierungen abhängt und die Klasse im direkten Limes
H 1 (X, OX ∗
) auch nicht von der Wahl der Überdeckung.
Wir betrachten die exakte Folge von Garben

∗ exp 2πi
0 −→ ZX −→ OX −→ OX −→ 1.

62
Dazu gehört eine lange exakte Folge von Kohomologiegruppen
δ
. . . −→ H 1 (X, OX ) −→ H 1 (X, OX

) −→ H 2 (X, Z) −→ H 2 (X, OX ) −→ . . .

Mit den Lemmas 19 und 18 können wir c1 als Abbildung H 1 (X, OX



) → H̃ 2 (X, Z)
auffassen.
Aus der analogen exakten Folge

∗ exp 2πi
0 −→ ZX −→ EX,C −→ EX,C −→ 1

erhält man übrigens, da die Garbe EX,C fein ist, einen Isomorphismus H 1 (X, EX,C ) →
H 2 (X, Z), d. h. glatte komplexe Geradenbündel werden durch H 2 (X, Z) klassi-
fiziert (wobei die Torsion nicht zu vernachlässigen ist). Für holomorphe Gera-
denbündel ist die Situation komplizierter.

Satz 41. Es sei X eine kompakte komplexe Mannigfaltigkeit.

(i) Es gilt c1 = j ◦ δ.

(ii) Jede Form ω ∈ A2 (X) mit der Eigenschaft [ω] = c1 (L) ist die Chernform
des Chernzusammenhangs einer hermiteschen Metrik auf L.

(iii) Für eine Kählermannigfaltigkeit X ist das Bild von c1 gleich H̃ 2 (X, Z) ∩
H 1,1 (X).

Beweis. Als gemeinsame Verallgemeinerung des de-Rham-Komplexes A(X, R)


und des Čech-Komplexes Č(X, R) betrachten wir den Doppelkomplex K(U), wo-
bei M
Kp,q (U) = Ap (U0 ∩ . . . ∩ Uq ).
U0 ,...,Uq ∈U

Hier wirken das de-Rham-Differential d : Kp,q (U) → Kp+1,q (U) und das Čech-
Differential dˇ : Kp,q (U) → Kp,q+1 (U). Setzen
L wir D = d + (−1)p dˇ auf Kp,q (U),
so ist der einfache Komplex Kk (U) = p+q=k K (U) eine Auflösung von RX .
p,q

Andererseits sind die Auflösungen von de Rham und Čech in den Doppelkomplex
eingebettet (mit q = 0 bzw. p = 0). Das selbe gilt für die Garbe CX .
Nun sei U eine Überdeckung von X, so dass für jedes U ∈ U ein nirgends
verschwindender Schnitt sU von L über U existiert. Dann ist die Chernform auf
U gleich
1 ¯
ωU = ∂ ∂ ln hU ,
2πi
1 ¯
wobei hU = hsU , sU i. Setzen wir βU = 2πi ∂ ln hU , so gilt ωU = dβU und auf U ∩ V

1 ¯ hU
βU − βV = ∂ ln .
2πi hV

63
Trivialisieren wir L|U mit Hilfe von sU , so ist sU = gU V sV . Wegen gU V ∈ O∗ (U ∩V )
können wir nach eventueller Verfeinerung von U annehmen, dass es fU V ∈ O(U ∩
V ) gibt, so dass gU V = exp 2πifU V . Außerdem ist hU = |gU V |2 hV , so dass
¯ U V − f¯U V ) = −df¯U V .
βU − βV = ∂(f

Aus der Kozyklusbedingung gU V gV W gW U = 1 auf den o.B.d.A. zusammenhängen-


den Mengen U ∩ V ∩ W folgt, dass

aU V W := fU V + fV W + fW U ∈ Z,

und wir erhalten a ∈ Č 2 (U, Z). Unsere Rechnungen zeigen, dass


ˇ
ω − Dβ = dβ, ˇ + Df¯ = dˇf¯ = ā.

Somit sind j(a) ∈ Č 2 (U, R) und ω ∈ A2 (X) im einfachen Komplex K(U)C koho-
molog.
Einerseits gilt c1 (L) = [ω]. Andererseits repräsentiert der Kozyklus g ∈ Č 1 (U, OX

)
1
die Klasse von L, und man erhält δ[g], indem man g zu f ∈ Č (U, O) hebt und
darauf dˇ anwendet. Folglich ist δ[g] = a.
Nun sei ω0 die Chernform einer hermiteschen Metrik h , i0 auf L und ω ∈
2
A (X) kohomolog zu ω0 . Da ω − ω0 exakt ist, gibt es nach Satz 33 eine Funktion
ϕ ∈ E(X), die wir als reellwertig voraussetzen können, so dass
1 ¯
∂ ∂ϕ = ω − ω0 .
2πi
Die Chernform der Metrik h , i = eϕ h , i0 ist gleich ω.
Die Einbettung von Garben CX → OX induziert eine natürliche Abbildung

H(X, C) → H(X, OX ).

Sie wird induziert durch den Morphismus zwischen den Auflösungen


¯
π : (A(X), d) → A0, (X), ∂),

der Ak (X) auf die Komponente A0,k (X) projiziert und F k−1 Ak (X) annulliert.
Da π nach Folgerung 6 den Raum Hk (X) auf H0,k (X) projiziert, ist das Bild von
H k (X, C) nach Folgerung 3 ganz H k (X, OX ), und der Kern ist F k−1 H k (X, C).
Im Fall k = 2 gilt wegen Folgerung 6

H 2 (X, R) ∩ F 1 H 2 (X) = H 2 (X, R) ∩ H 1,1 (X),

und durch Schnitt mit H̃ 2 (X, Z) erhalten wir das Bild von c1 .

64
5.3 Der Verschwindungssatz von Kodaira-Nakano
Ist E ein hermitesches holomorphes Vektorbündel über einer Kählermannigfaltig-
keit X, so definiert die Multiplikatikon mit der Kählerform ω einen Endomorphis-
mus LE von A(X, E) vom Grad 2. Den adjungierten Endomorphismus bezeichnen
wir mit ΛE . Da diese von den entsprechenden Endomorphismen L × id und Λ × id
induziert werden, gilt nach dem Beweis von Lemma 14 auch auf Ak (X, E)

[LE , ΛE ] = (k − n)id,

wobei n = dimC X.
Satz 42 (Nakano). Es sei E ein hermitesches holomorphes Vektorbündel über ei-
ner kompakten Kählermannigfaltigkeit X und Ω die Krümmungsform des Chern-
zusammenhangs von E. Dann gilt für ψ ∈ H(X, E)

i(Ω ∧ ΛE ψ, ψ) ≤ 0,
i(ΛE Ω ∧ ψ, ψ) ≥ 0.

Beweis. Wir benötigen ein Analogon von Satz 31, nämlich

[∇0,1 , ΛE ] = i(∇1,0 )∗ .

Dies folgt sofort angesichts von

∇0,1 = ∂¯E , (∇1,0 )∗ = − ∗E ∂¯E ∗E .


¯ E ψ = 0 ist ∂¯E∗ ψ = 0 und ∂¯E ψ = 0, also
Wegen 

(Ω ∧ ΛE ψ, ψ) = ([∇1,0 , ∇0,1 ]ΛE ψ, ψ) = (∇0,1 ΛE ψ, (∇1,0 )∗ ψ)


= ([∇0,1 , ΛE ]ψ, (∇1,0 )∗ ψ) = ik(∇1,0 )∗ ψk2 .

Analog beweist man, dass

i(ΛE Ω ∧ ψ, ψ) = k(∇1,0 )∗ ψk2 .

Eine reelle 2-Form ω auf einer fast komplexen Mannigfaltigkeit X heißt posi-
tiv, wenn die durch g(u, v) = ω(u, Jv) definierte Form g symmetrisch und positiv
definit ist. Ein hermitesches holomorphes Geradenbündel L über einer komplexen
Mannigfaltigkeit X heißt positiv, wenn die Chernform ω des Chernzusammen-
hangs von L positiv ist. In diesem Fall ist h = g − iω eine Kählermetrik auf X.
Satz 43 (Kodaira-Bochner-Nakano). Es sei L ein holomorphes Geradenbündel
über einer kompakten komplexen Mannigfaltigkeit X.
(i) Ist L positiv, so gilt für p + q > n
V
H q (X, O( p TX∗ ⊗ L)) = 0.

65
(ii) Ist L negativ, so gilt für p + q < n
V
H q (X, O( p TX∗ ⊗ L)) = 0.

Beweis. Es sei L ein positives Geradenbündel. Dann ist seine Chernform ω = 2πi Ω
eine Kählerform auf X, und LE ψ = ω ∧ ψ. Subtrahieren wir die Ungleichungen
aus Satz 42 im Fall E = L voneinander, so folgt für alle ψ ∈ Hp,q (X, L)

(p + q − n)kψk2 = ([LE , ΛE ]ψ, ψ) ≤ 0.

Ist p + q > n, so folgt ψ = 0, und Aussage (i) ergibt sich aus Folgerung 3.
Aussage (ii) beweist man ebenso oder folgert sie aus Aussage (i) und Folge-
rung 4.

5.4 Der Einbettungssatz von Kodaira


Es sei L ein holomorphes Geradenbündel über einer kompakten Mannigfaltig-
keit X. Der Vektorraum O(X, L) = H 0 (X, L) ist z. B. nach Satz 26 und Fol-
gerung 3 endlichdimensional. Wir sagen, dass L von globalen Schnitten erzeugt
wird, wenn für jeden Punkt x ∈ X die Abbildung O(X, L) → Lx , s 7→ s(x),
surjektiv ist. Das Bild der dualen Abbildung L∗x → O(X, L)∗ =: V ist dann ein
Element von P(V ), und wir erhalten eine Abbildung ϕL : X → P(V ). Man sieht
leicht, dass sie holomorph ist.

Satz 44 (Kodaira). Es sei X eine kompakte komplexe Mannigfaltigkeit und L


ein positives Geradenbündel über X. Dann gibt es eine natürliche Zahl N0 , so
dass für N ≥ N0 das Bündel L⊗N von globalen Schnitten erzeugt wird und die
Abbildung ϕL⊗N eine Einbettung ist.

Folgerung 11. Jede polarisierte Mannigfaltigkeit ist projektiv.

Ist nämlich ω eine Kählerform, die eine ganzzahlige Kohomologieklasse re-


präsentiert, dann ist [ω] ∈ H̃ 2 (X, Z) ∩ H 1,1 (X), also gibt es nach Satz 41 ein
hermitesches Geradenbündel L, dessen Chernform gleich ω ist. Dann ist L posi-
tiv, und die Behauptung folgt aus Satz 44.

Lemma 20. Es sei L ein holomorphes Geradenbündel über X und L die Garbe
der Schnitte von L, so dass die folgenden Abbildungen surjektiv sind:

(i) Für jeden Punkt x ∈ X die o. g. Abbildung L(X) → Lx ,

(ii) für beliebige Punkte x 6= y von X die analoge Abbildung L(X) → Lx ⊕ Ly ,



(iii) für jeden Punkt x ∈ X die Abbildung Ix L(X) → TX,x ⊗Lx , f s 7→ df (x)s(x).

Dann ist die Abbildung ϕL eine Einbettung.

66
Beweis. Wie schon angemerkt, garantiert Bedingung (i) die Existenz von ϕL ,
während Bedingung (ii) sicherstellt, dass ϕL (x) 6= ϕL (y) für x 6= y.
Für jeden Punkt x gibt es nach (i) eine Basis s0 , . . . , sm von O(X, L), so
dass s0 (x) 6= 0 und si (x) = 0 für i 6= 0. Auf {x ∈ X | s0 (x) 6= 0} gilt si =
fi s0 mit holomorphen Funktionen fi . Diese sind die Koordinaten von ϕL (x) in
der zugehörigen affinen Karte auf P(V ). Ist die Bedingung (iii) an der Stelle x

erfüllt, so spannen die dfi (x) den Raum TX,x auf, d. h. das Pullback dϕ∗L (x) ist
surjektiv.
Die Abbildung in (i) können wir auch als natürliche Abbildung H 0 (X, L) →
0
H ({x}, L|{x} ) betrachten. Es gibt ein hinreichendes Kriterium der Surjektivität:
Ist Y eine Untermannigfaltigkeit von X und H 1 (X, IY /X L) = 0, dann ist die
natürliche Abbildung H 0 (X, L) → H 0 (Y, L|Y ) surjektiv. Wir haben nämlich die
kurze exakte Folge von Garben

0 −→ IY /X L −→ L −→ L|Y −→ 0

und die zugehörige lange exakte Folge

. . . −→ H 0 (X, L) −→ H 0 (Y, L|Y ) −→ H 1 (X, IY /X L) −→ . . .

woraus die Behauptung sofort folgt.


Aus Satz 43(i) erhalten wir im Fall p = n

Folgerung 12. Ist L ein positives Geradenbündel über X und KX = det TX∗ das
kanonische Geradenbündel von X, so gilt für q > 0

H q (X, O(KX ⊗ L)) = 0.

Leider ist IY /X L nur dann eine invertierbare Garbe, wenn Y ein Divisor ist.
Um die Folgerung auch für dim X > 1 anwenden zu können, betrachten wir die
Aufblasung τx : X̃x → X mit dem Ausnahmedivisor Dx = τx−1 ({x}). Wir bezeich-
nen die Garbe der Schnitte von τx∗ L mit L̃x . Dann haben wir ein kommutatives
Diagramm
L̃x (X̃
O x
) / L̃ | (D )
x Dx x

τx∗

L(X) / L|{x} ({x})

in dem das vertikale Gleichhheitszeichen aus der Trivialität von L̃x |Dx und der
Kompaktheit von Dx resultiert. Wir behaupten, dass der senkrechte Pfeil inver-
tierbar ist. Dies gilt offensichtlich nach Einschränkung auf X̃x − Dx , und nach
dem Satz von Hartogs setzt sich jeder Schnitt von L|X−{x} zu einem Schnitt von
L fort.

67
Lemma 21. Ist KX die Garbe der Schnitte von KX und K̃X die von τ ∗ KX , so
gilt mit n = dim X
K̃X ∼
⊗(n−1)
= KX̃x ⊗ ID /X̃ . x x

Beweis. Es sei U eine Umgebung von x mit lokalen Koordinaten z1 , . . . , zn , die


an der Stelle x verschwinden, und

Ũx = {(Z, z) ∈ P(Cn ) × U | Zi zj = Zj zi ∀ i, j}.

Auf der durch Zi 6= 0 definierten Teilmenge Ui haben wir lokale Koordinaten


Z1 /Zi , . . . , zi , . . . , Zn /Zi und einen nichtverschwindenden Schnitt

Z1 Zn
µ̃i = d ∧ . . . ∧ dzi ∧ . . . ∧ d
Zi Zi
von KŨx . Andererseits ist
µ = dz1 ∧ . . . ∧ dzn
Z
ein nichtverschwindender Schnitt von KU . Wegen zj = zi Zji folgt

Z1 Zn
τx∗ µ|Ui = zi d ∧ . . . ∧ dzi ∧ . . . ∧ zi d = zin−1 µ̃i .
Zi Zi
Da zi eine definierende Funktion von Dx ∩ Ui ist, folgt die Behauptung für die
Einschränkungen auf Ui . Auf X̃x − Dx sind die Einschränkungen von K̃X und
KX̃x isomorph, während die von IDx /X̃x trivial ist.
Beweis von Satz 44. Nach Lemma 21 ist

IDx /X̃x L̃x ∼ ⊗n


= KX̃x ⊗ (ID −1
⊗ L̃x ⊗ K̃X ).
x /X̃x

Als lokal freie OX̃x -Modulgarbe vom Rang 1 ist IDx /X̃x die Garbe der Schnitte
eines Geradenbündels E ∗ , und E|Dx ist isomorph zu NDx /X̃x , also nach Lemma 11
zum tautologischen Unterbündel von τx∗ TX,x . Wie im Beweis von Satz 30 gezeigt,
hat E eine Metrik mit Chernform ωE , deren Einschränkung auf Dx positiv ist.
Nach Voraussetzung hat L eine Metrik mit positiver Chernform ωL , und wir
wählen irgendeine Metrik auf KX mit Chernform ωK . Wir erhalten dann eine
Metrik auf
−1
E ⊗n ⊗ τx∗ (L⊗N ⊗ KX )
mit Chernform
nωE + τx∗ (N ωL − ωK ).
Wie im Beweis von Satz 30 folgt, dass diese Form für N ≫ 0 positiv ist, und
dann ist
−1
H 1 (X̃x , IDx /X̃x L̃⊗N 1
x ) = H (X̃x , KX̃x ⊗ (E
⊗n
⊗ τx∗ (L⊗N ⊗ KX ))) = 0

68
nach Satz 43.
Wegen der Stetigkeit gilt diese Aussage auch in einer Umgebung von x in X.
Da X kompakt ist, können wir ein N0 finden, so dass die Aussage mit N ≥ N0
für alle x ∈ X gilt.
Die Aussagen (ii) und (iii) kann man ähnlich beweisen, da die Garben ID{x,y} /X̃{x,y}
2
und ID x /X̃x
lokal frei sind. 

5.5 Beispiele
5.5.1 Hodgestrukturen vom Gewicht 1
Es sei X eine kompakte Kählermannigfaltigkeit. Dann ist durch H̃ 1 (X, Z) und

H 1 (X, C) = H 1,0 (X) ⊕ H 0,1 (X)

eine ganzzahlige Hodgestruktur vom Gewicht 1 gegeben. Nach Folgerung 10 bzw.


Folgerung 3 haben wir Isomorphismen

H 1,0 (X) ∼
= O(X, TX∗ ), H 0,1 (X) ∼
= H 1 (X, OX ).

Aus der in Satz 41 betrachteten langen exakten Folge

... / H 1 (X, Z) / H 1 (X, O ) / H 1 (X, O ∗ ) δ / H 2 (X, Z) / ...


X X

j ∼ ∼ j
   
π c1
H 1 (X, C) / H 0,1 (X) / Pic(X) / H 2 (X, R)

erhalten wir einen Isomorphismus



H 0,1 (X)/π(H̃ 1 (X, Z)) −→ Pic0 (X)

auf die Picardgruppe der Geradenbündel mit Chernklasse 0. Auf der linken Seite
steht ein komplexer Torus, denn H̃ 1 (X, Z) ist ein Gitter (ein Z-Untermodul von
maximalem Rang) in H 1 (X, R).
Wir betrachten nun den Fall eines komplexen Torus T = V /Γ, wobei V ein
komplexer Vektorraum und Γ ein Gitter in V ist. Da T eine Gruppe ist, können
wir die Translationen einer geschlossenen k-Form α durch ein Element t von T
betrachten. Da T zusammenhängend ist, sind diese zu α homotop und repräsen-
tieren somit die selbe Kohomologieklasse. Wir können über t ∈ T mitteln und se-
hen, dass jede Klasse durch eine invariante Form repräsentiert wird, die natürlich
V
harmonisch ist. Somit haben wir eine natürliche Identifizierung H(T, R) ∼ = V ∗,
also insbesondere
H 1 (T, R) ∼
= V ∗.

69
Da V die universelle Überlagerung von T und Γ die Gruppe ihrer Decktransfor-
mationen ist, gilt π1 (T ) ∼
= Γ, und aus dem Satz von Hurewitz folgt
H1 (X, Z) ∼
= Γ.
Kehren wir wieder zum allgemeinen Fall zurück und wenden das Gesagte auf
T = Pic0 (X) an, so erhalten wir aus der Poincaré-Dualität natürliche Isomor-
phismen
TPic0 (X) ∼
= Pic0 (X) × H 1 (X, R), H̃ 1 (Pic0 (X), Z) ∼
= H1 (X, Z).
Die Kählerform ω von X definiert einen Lefschetzoperator L und eine alternie-
rende Bilinearform Z
Q1 (α, β) = Ln−1 α ∧ β
X,o

auf H 1 (X, R), die wir als translationsinvariante Differentialform auf Pic0 (X) in-
terpretieren können.
Lemma 22. Ist (X, ω) eine kompakte Kählermannigfaltigkeit, so auch (Pic0 (X), Q1 ).
Ist [ω] ∈ H 2 (X, Z), so ist [Q1 ] ∈ H 2 (Pic0 (X), Z) und somit Pic0 (X) eine abelsche
Varietät.
Beweis. Wir setzen Q1 komplex-linear auf H 1 (X, C) fort. Nach Satz 38 sind die
Unterräume H 1,0 (X) und H 0,1 (X) bezüglich der hermiteschen Form
H1 (α, β) = iQ1 (α, β̄)
zueinander orthogonal. Es gilt
H1 (Jα, Jβ) = H1 (α, β),
wenn α und β jeweils in einem dieser Unterräume liegt, also auch allgemein.
Somit ist auch Q1 invariant unter J. Die komplexe Struktur auf H 1 (X, R) ist
durch J Re u = Re iu für u ∈ H 0,1 (X) gegeben, also
1 1 1
Q1 (Re u, J Re u) = Q1 (u + ū, iu − iū) = − iQ1 (u, ū) = − H1 (u, u).
4 2 2
Nach Satz 38 ist die Einschränkung von H1 auf H 0,1 (X) negativ definit, also ist
die Form Q1 positiv.
Als translationsinvariante Form auf Pic0 (X) ist Q1 offensichtlich geschlossen,
also eine Kählerform.
Die orientierten rationalen k-dimensionalen Unterräume W in der universellen
Überlagerung H 1 (X, Q) von Pic0 (X) bezüglich der rationalen Struktur H 1 (X, Q)
projizieren sich auf k-Zyklen in Pic0 (X), die die Gruppe Hk (X, Z) erzeugen. Ist
(γ, δ) eine Basis des Z-Moduls W ∩ H̃ 1 (X, Z), so ist der Wert von Q1 auf dem
zugehörigen Zykel gleich Q1 (γ, δ). Ist [ω] ∈ H 2 (X, Z), so sind diese Werte ganz-
zahlig.

70
5.5.2 Hodgestrukturen vom Gewicht 2
Eine reelle Hodgestruktur auf VR vom Gewicht 2 ist gegeben durch eine Zerlegung

VC = V 2,0 ⊕ V 1,1 ⊕ V 0,2 ,

wobei V 2,0 = V 0,2 und V 1,1 = V 1,1 . Eine Polarisierung ist gegeben durch eine
symmetrische Bilinearform Q auf VR , die wir C-bilinear auf VC fortsetzen, so dass
die zugehörige hermitesche Form

H(α, β) = Q(α, β̄)

folgende Eigenschaften hat: Die obige Zerlegung ist orthogonal, und H ist positiv
definit auf V 2,0 und V 0,2 sowie negativ definit auf V 1,1 . (Im Vergleich zu Definiti-
on 7 haben wir für H das entgegengesetzte Vorzeichen gewählt.) Natürlich sind
V 2,0 und V 0,2 dann vollständig Q-isotrope Unterräume.
Satz 45. Es sei VR ein reeller Vektorraum und Q eine nichtausgeartete symme-
trische Bilinearform auf VR der Signatur (2h, n − 2h). Die Abbildung, die jeder
Hodgestruktur auf VR mit mit h2,0 = h und Polarisierung Q den Unterraum V 2,0
zuordnet, ist eine Bijektion von der Menge solcher Strukturen auf die komplexe
Untermannigfaltigkeit

D = {W ∈ Grh (VC ) : Q|W = 0, H|W positiv definit}

einer komplexen Grassmannmannigfaltigkeit.


Beweis. Um die Umkehrabbildung zu konstruieren, betrachten wir einen Unter-
raum W ∈ D. Für α ∈ W ∩ W ist H(α, α) = 0, d. h. wegen der positiven
Definitheit α = 0, also ist W ∩ W = {0}. Wegen der Symmetrie von Q gilt
H(α, α) = H(ᾱ, ᾱ), also ist H auch positiv definit auf W . Setzen wir

V 2,0 = W, V 0,2 = W , V 1,1 = (W ⊕ W )⊥

(Komplement bezüglich H), so erhalten wir offensichtlich eine Hodgestruktur mit


h2,0 = h.
Die Unterräume V 2,0 ⊕ V 0,2 und V 1,1 sind invariant unter komplexer Konju-
gation, also Komplexifizierungen von Untrerräumen von VR . Da Q und H auf VR
übereinstimmen und Q die Signatur (2h, n − 2h) hat, ist Q auf V 1,1 ∩ VR negativ
definit und somit H auf V 1,1 negativ definit.
Der Fall h2,0 = 1 ist besonders gut untersucht. Um eine Konstruktion von
n-dimensionalen Mannigfaltigkeiten mit hn,0 = 1 anzugeben, benötigen wir ein
paar Vorbereitungen.
Ist L ein holomorphes Geradenbündel über einer komplexen Mannigfaltig-
keit X und U offen in X, so bezeichnen wir mit M(U, L) den Raum der me-
romorphen Schnitte von L über U . Für jeden solchen Schnitt s gibt es einen

71
größten Divisor (s), so dass s ∈ I(s)/X (U )O(U, L). Dabei benutzen wir für eine
⊗n
Hyperfläche D und n ∈ Z die Bezeichnung InD/X = ID/X . Für si ∈ M(U, Li )
ist s1 ⊗ s2 ∈ M(U, L1 ⊗ L2 ) mit (s1 ⊗ s2 ) = (s1 ) + (s2 ). Wir sagen, dass s einen
einfachen Pol längs D hat, wenn D mit dem Koeffizienten −1 in (s) eingeht. Wir
bezeichnen mit (s)− die Teilsumme der Divisoren mit negativen Koeffizienten
in (s), genannt Poldivisor von s.

Lemma 23. Es sei X eine komplexe Mannigfaltigkeit, D eine nichtsinguläre


Hyperfläche und α ∈ M(X, KX ) mit höchstens einfachem Pol längs D. Dann gibt
es genau einen meromorphen Schnitt von KD , genannt Residuum von α längs D
und abgekürzt ResD α, mit folgender Eigenschaft. Ist U offen in X, f ∈ ID/X (U )
eine definierende Funktion von D ∩ U und
df
α|U = ∧β
f
V
mit β ∈ M(U, TX∗ ), so gilt

ResD α|D∩U = i∗ β,

wobei i : D → X die natürliche Abbildung bezeichnet.

Beweis. Da α höchstens einen einfachen Pol längs D hat, gilt D ∩ U 6⊆ (f α)− .


Nach Verkleinerung von U auf eine geeignete Umgebung eines beliebigen Punktes
von D − (f α)− kann man f als eine der Koordiantenfunktionen wählen, also gibt
es eine Darstellung
f α = df ∧ β
Vn−1 ∗
mit β ∈ M(U, TX ), wobei n = dim X. Außerdem ist D ∩ U 6⊆ (β)− , also
i∗ β definiert. Haben wir eine weitere solche Darstellung

f ′ α = df ′ ∧ β ′ ,

so ist f ′ = f g mit g ∈ O× (D), und es folgt

gdf ∧ β = f gα = d(f g) ∧ β = gdf ∧ β ′ + f dg ∧ β ′ .

Wenden wir erst ιv für ein holomorphes Vektorfeld v ∈ O(U, TX ) und dann i∗ an,
so folgt wegen i∗ f = 0 und i∗ (df ) = di∗ f = 0

i∗ (v(f )gβ) = i∗ (v(f )gβ ′ ).

Wählen wir v so, dass vx ∈/ TD,x für ein x ∈ D, so ist i∗ (v(f )) nicht identisch Null
auf der Komponente von D, die x enthält, und es folgt i∗ β = i∗ β ′ . Da M(KD )
eine Garbe ist, folgt die Existenz von ResD α.

72
Lemma 24. Es sei V ein n-dimensionaler komplexer Vektorraum und f ∈
O(4)(P(V )) derart, dass die Nullstellenmenge X ⊆ P(V ) von f nichtsingulär
ist. Dann ist KX trivial und H 2,0 (X) = 1.

Beweis. Es sei p : V − {0} → P(V ) die natürliche Projektion. Jede Zahl z ∈ C×


wirkt auf V durch Multiplikation, und es gilt p ◦ z = p. Das Differential der
Wirkung von C× ist das Eulersche Vektorfeld e, das natürlich C× -invariant ist.
Identifizieren wir O(V, TV ) mit den Abbildungen
V ∗ V → V , so ist ev = v.
Ist U ⊆ P(V ) offen, α ∈ M(U, TP(V ) ) und β = p∗ α, so ist β invariant
V
unter C× , und es gilt ιe β = 0. Umgekehrt ist jedes β ∈ M(p−1 (U ), TV∗ ) mit
diesen Eigenschaften von der Form p∗ α.
Wir wählen µ ∈ det V ∗ , µ 6= 0 und fassen es als translationsinvarianten Schnitt
von KV auf. Für z ∈ C× gilt z ∗ µ(v1 , . . . , vn ) = µ(zv1 , . . . , zvn ), wobei es wegen der
Translationsinvarianz gleichgültig ist, zu welchem Tangentialraum die vi gehören.
Es folgt z ∗ µ = z n µ, und µf ist C× -invariant. Nach dem Bewiesenen gibt es ein
α ∈ M(P(V ), KP(V ) ) mit der Eigenschaft
ιe µ
p∗ α = ,
f
und α hat einen Pol erster Ordnung längs X. Nun ist ResX α ein holomorpher
Schnitt von KX , der nirgends verschwindet. Nach Folgerung 10 ist

H 2,0 (X) ∼
= O(X, KX ) = C.

Kompakte Flächen mit trivialem kanonischem Bündel, die keine abelschen


Varietäten sind, wurden von André Weil zu Ehren von Kummer, Kähler und
Kodaira K3-Flächen genannt (in Anlehnung an den Gipfel K3 in Kaschmir).
Hodgestrukturen vom Gewicht 2 mit h2,0 = 1 werden Hodgestrukturen vom K3-
Typ genannt. Für K3-Flächen ist übrigens h1,1 = 20.

5.6 Morphismen von Hodgestrukturen


Definition 9. Es seien (VZ , F ) und (WZ , F ) ganzzahlige Hodgestrukturen der Ge-
wichte n bzw. m. Ein Morphismus von Z-Moduln ϕ : VZ → WZ heißt Morphismus
von Hodgestrukturen, wenn m = n+2r für eine ganze Zahl r ist und für p+q = n
gilt
ϕ(V p,q ) ⊆ W p+r,q+r .

Wegen V p,q = F p VC ∩ F q+1 VC kann man die Bedingung auch in der Form
ϕ(F p VC ) ⊆ F p+r WC formulieren.

Lemma 25. Es sei ϕ : (VZ , F ) → (WZ , F ) ein Morphismus zwischen Hodgestruk-


turen der Gewichte n bzw. m, und m = n + 2r.

73
(i) Für alle p + q = n gilt ϕ(VC ) ∩ W p+r,q+r = ϕ(V p,q ), d. h. der Morphismus
ist strikt.
L
(ii) Setzen wir (Ker ϕ)p,q = Ker ϕ∩V p,q für p+q = n, so gilt VC = p+q=n (Ker ϕ)p,q .
P
Beweis. Es sei α = p′ +q′ =r αp′ ,q′ ∈ VC .
(i) Ist ϕ(α) ∈ W p+r,q+r , so ist ϕ(α) = ϕ(αp,q ).
(ii) Ist ϕ(α) = 0, so ist ϕ(αp′ ,q′ ) = 0 für alle (p′ , q ′ ).

Folgerung 13. In der Kategorie der ganzzahligen Hodgestrukturen existieren


Kerne und Kokerne. Die Kategorie der rationalen Hodgestrukturen von festem
Gewicht ist eine abelsche Kategorie.

Dabei müssen wir Koker ϕ = W^Z /VZ setzen (Torsion ausfaktorisiert). Ist ϕ
eine Einbettung und m = n, so nennen wir (VZ , F ) eine Unter-Hodgestruktur von
(WZ , F ).

Lemma 26. Ist (VQ , F ) eine Unter-Hodgestruktur der polarisierten rationalen


Hodgestruktur (WQ , F, Q) und VQ′ das Orthogonalkomplement von VQ bezüglich Q,
so induziert Q Polarisierungen auf VQ und VQ′ , und (WQ , F, Q) ist die direkte
Summe der beiden polarisierten Hodgestrukturen.

Beweis. Die Einschränkung der zugehörigen hermiteschen Form H auf W p,q ist
definit, und diese Unterräume sind zueinander orthogonal. Also gilt das Selbe für
die Unterräume V p,q = W p,q ∩VC bezüglich der Einschränkung von H. Bezeichnen
wir das Orthogonalkomplement von V p,q in W p,q mit V ′p,q , so gilt das Selbe
für VC′ .

Folgerung 14. Die Kategorie der polarisierten rationalen Hodgestrukturen ist


halbeinfach.

Wir wollen nun Beispiele für Morphismen von Hodgestrukturen angeben. Ist
ϕ : X → Y eine stetige Abbildung zwischen topologischen Räumen, so erhalten
wir natürliche Abbildungen

ϕ∗ : Hk (X, Z) → Hk (Y, Z), ϕ∗ : H k (Y, Z) → H k (X, Z)

zwischen den singulären (Ko-)Homologiegruppen, wobei für die natürliche Paa-


rung zwischen Kohomologie und Homologie gilt

hα, ϕ∗ γi = hϕ∗ α, γi.

Die Abbildung φ∗ ist verträglich mit dem Cup-Produkt, und im Fall von glatten
Mannigfaltigkeiten lässt sich die induzierte Abbildung

ϕ∗ : H k (Y, R) → H k (X, R)

74
zwischen den de-Rham-Kohomologiegruppen auch durch das Pullback von Diffe-
rentialformen beschreiben. Im Fall von kompakten Kählermannigfaltigkeiten ist

ϕ∗ : H̃ k (Y, Z) → H̃ k (X, Z)

ein Morphismus von ganzzahligen Hodgestrukturen vom Gewicht k, denn die


C-lineare Fortsetzung von ϕ∗ erhält den Bigrad.

Lemma 27. Ist ϕ : X → Y eine surjektive holomorphe Abbildung zwischen


kompakten komplexen Mannigfaltigkeiten und X eine Kählermannigfaltigkeit, so
ist ϕ∗ : H k (Y, Q) → H k (X, Q) injektiv für alle k.

Beweis. Es genügt, die Injektivität für den Koeffizientenring R und zusammenhängen-



des Y zu zeigen. Es sei η ∈ E(Y, det TY,R ) eine positive Volumenform, d. h. sie
repräsentiere die kanonische Orientierung von Y . Es sei U die offene Teilmenge
von X, wo das Differential von ϕ surjektiv ist, also seine adjungierte Abbil-
dung injektiv ist. Die Nullstellenmenge von ϕ∗ η ist das Komplement von U . Ist
r = dim X − dim Y und ω die Kählerform von X, so ist die Einschränkung von
ω r auf jede Faser von ϕ in U eine Kählersche Volumenform, also ist ω r ∧ ϕ∗ η
eine positive Volumenform auf U . Da sie eine nichttriviale Kohomologieklasse
repräsentiert, ist auch ϕ∗ [η] 6= 0, und die Behauptung folgt für k = 2n, wobei
n = dimC Y .
Ist α ∈ H k (Y, R) nicht Null, so finden wir mit Hilfe der Poincaré-Dualität
ein β ∈ H 2n−k (Y, R), so dass α ∪ β 6= 0. Nach dem Bewiesenen ist ϕ∗ α ∪ ϕ∗ β =
ϕ∗ (α ∪ β) 6= 0, also ϕ∗ α 6= 0.
Ist ϕ : X → Y ein Morphismus zwischen orientierbaren topologischen Man-
nigfaltigkeiten der Dimensionen n bzw. m, so erhalten wir mit Hilfe der Poin-
caré-Dualität aus
ϕ∗ : Hn−k (X, Z) → Hn−k (Y, Z)
den Gysinmorphismus

ϕ∗ : H k (X, Z) → H k+r (Y, Z),

wobei m = r + n, und es gilt

ϕ∗ α ∪ β = α ∪ ϕ∗ β.

Lemma 28. Ist ϕ : X → Y ein Morphismus zwischen Kählermannigfaltigkeiten


der komplexen Dimensionen n und m, wobei m = n + r, so ist ϕ∗ : H k (X, Z) →
H k+2r (Y, Z) einen Morphismus von Hodgestrukturen.

Beweis. Nach Poincaré-Dualität induziert das Cup-Produkt eine perfekte Paa-


rung zwischen H k (X, C) und H 2n−k (X, C). Es sei α ∈ H p,q (X) mit p + q = k. Für
′ ′ ′ ′
alle η ∈ H p ,q (X) mit p′ + q ′ = 2n − k ist α ∪ η in H p+p ,q+q (Y ) und verschwindet

75
somit für p+p′ 6= m und q +q ′ 6= m. Aus Dimensionsgründen wird H p,q (X) durch
diese Eigenschaft charakterisiert.
′ ′
Für β ∈ H p ,q (Y ) mit p′ + q ′ = 2m − (k + 2r), aber (p + r) + p′ 6= m und
′ ′
(q + r) + q ′ 6= m ist ϕ∗ β ∈ H p ,q (X) mit p + p′ 6= n und q + q ′ 6= n, also
ϕ∗ α ∪ β = 0. Somit ist ϕ∗ α ∈ H p+r,q+r (Y ) nach der analogen Charakterisierung
dieses Raumes.

5.7 Singuläre Kohomologie


Es sei X ein topologischer Raum. Eine singuläre k-Kette ist eine endliche formale
Summe von stetigen Abbildungen von k-dimensionalen orientierten Simplizes in
den Raum X, und das Differential ∂f einer solchen Abbildung σ : ∆ → X ist die
Summe ihrer Einschränkungen auf die orientierten Seiten von ∆. Wir bezeich-
nen die Gruppe der singulären k-Ketten mit Ck (X). Eine singuläreL k-Kokette
ist eine additive Abbildung von Ck (X) nach Z. Es sei C(X) = k
k C (X) die
graduierte Gruppe der singulären Koketten. Das Differential d : C(X) → C(X)
vom Grad 1 ist die adjungierte Abbildung von ∂. Der Kokettenkomplex ist eine
azyklische Auflösung der konstanten Garbe Z X , also ist seine Kohomologiegrup-
pe gleich H(X, Z). Wir werden nur den Koeffizientenring Z betrachten und in
der Bezeichnung weglassen. Eine stetige Abbildung f : Y → X induziert einen
Homomorphismus f ∗ : H(X) → H(Y ) vom Grad 0.
Ist Y eine Teilmenge von X, so nennen wir die graduierte Gruppe
C(X, Y ) = Ker(C(X) → C(Y ))
den relativen Kokettenkomplex des Paares (X, Y ) und seine Kohomologiegruppe
H(X, Y ) die relative Kohomologiegruppe. Aus der kurzen exakten Folge
0 → C(X, Y ) → C(X) → C(Y ) → 0
erhalten wir wie üblich eine lange exakte Kohomologiefolge. Für eine stetige Ab-
bildung f : X → X ′ , bei der das Bild einer Teilmenge Y in einer Teilmenge Y ′
liegt, erhalten wir eine natürliche Abbildung f ∗ : H(X ′ , Y ′ ) → H(X, Y ).
Der Ausschneidungssatz besagt, dass für Teilmengen X ⊇ Y ⊃ Z derart, dass
der Abschluss von Z im Inneren von Y enthalten ist, die natürliche Abbildung
H(X − Z, Y − Z) → H(X, Y )
ein Isomorphismus ist.
Ist E ein reelles Vektorbündel vom Rang k über X, so erhalten wir eine
Abbildung Ck (X) → Ck+r (E, E − 0E ), indem wir für jeden singulären Simplex
σ : ∆ → X eine Trivialisierung ∆ × E0 → σ ∗ E wählen und ∆ × E0 → E
triangulieren. Der Satz von Thom besagt, dass die adjungierte Abbildung einen
Isomorphismus
H k+r (E, E − 0E ) → H k (X)
induziert, wobei 0E ⊆ E den Nullschnitt bezeichnet.

76
Satz 46. Die Abbildung Z[h]/(hn+1 ) → H(Pn ), die der formalen Variablen h die
Chernklasse c1 (OPn (1) ) zuordnet, ist ein Isomorphismus von Ringen.
Beweis. Das Komplement von Pn−1 in Pn ist eine affine Karte, die wir mit Cn
identifizieren. Die lange exakte Folge für das Paar (Pn , Cn ) ist
· · · → H k−1 (Cn ) → H k (Pn , Cn ) → H k (Pn ) → H k (Cn ) → . . .
Ist T eine Tubenumgebung von Pn−1 in Pn , so gilt nach dem Ausschneidungssatz
H k (Pn , Cn ) ∼
= H k (T, T − Pn−1 ).
Außerdem ist T diffeomorph zum Normalenbündel N von Pn−1 in Pn , und wir
haben den Thom-Isomorphismus
H k (T, N − 0N ) ∼
= H k−2 (Pn−1 ).
Wir können die exakte Folge also wie folgt umschreiben:
· · · → H k−1 (Cn ) → H k−2 (Pn−1 ) → H k (Pn ) → H k (Cn ) → . . .
Wegen der Kontrahierbarkeit von Cn ist H k (Cn ) = 0 für k > 0, also
H k (Pn ) ∼
= H k−2 (Pn−1 )
für k > 1, und im Fall k = 1 erhalten wir H 1 (Pn ) = 0. Durch vollständige
Induktion sehen wir, dass H k (Pn ) den behaupteten Rang hat.
Bezeichnen wir c1 (OPn (1) ) = η und identifizieren H 2n (Pn ) mit Z, so kann man
nachrechnen, dass η n = 1, also η k 6= 0 für k ≤ n. Ist α ∈ H k (Pn ), so gibt es also
ein c ∈ Q, so dass α = cη k . Nun ist c = α ∪ η n−k ∈ Z, somit wird H 2k (Pn ) von
η k erzeugt.
Satz 47 (Leray-Hirsch). Es sei X ein lokal kontrahierbarer topologischer Raum
und ϕ : X → Y eine Faserung, wobei für jedes y ∈ Y die Kohomologiegrup-
pe H(Xy , Z) torsionsfrei ist. Weiter sei A eine endlich erzeugte Untergruppe
von H(X, Z), so dass für jedes y ∈ Y der natürliche Homomorphismus A →
H(Xy , Z) bijektiv ist. Dann definieren ϕ∗ und das Cup-Produkt einen Isomor-
phismus
A ⊗Z H(Y, Z) → H(X, Z).
Folgerung 15. Es sei E ein komplexes Vektorbündel vom Rang r über dem
lokal kontrahierbaren topologischen Raum Y und η = c1 (OP(E) (1)). Dann ist
H(P(E), Z) ein freier Modul über H(Y, Z) mit der Basis 1, η, . . . , η r−1 .
In der Tat, für die natürliche Einbettung iy : P(Ey ) → P(E) gilt
i∗y c1 (OP(E) (1)) = c1 (OP(Ey ) (1)),
denn für die tautologischen Geradenbündel S → P(E) und Sy → P(Ey ) gilt
i∗y S = Sy .

77
5.8 Die Hodgestruktur einer Aufblasung
Satz 48. Es sei X eine kompakte Kählermannigfaltigkeit und τ : X̃Y → X ihre
Aufblasung längs einer komplexen Untermannigfaltigkeit Y der Kodimension r.
Weiter sei DY = τ −1 (Y ) der Ausnahmedivisor, ̃ : DY → X̃Y seine Einbettung
und η = c1 (OP(NY /X ) (1)). Dann ist die Abbildung
r−2
M
k
H (X, Z) ⊕ H k−2i−2 (Y, Z) → H k (X̃Y , Z),
i=0

die gegeben ist durch


r−2
X

(α, β0 , . . . , βr−2 ) 7→ τ α + ̃∗ (η i ∪ τ ∗ βi ),
i=0

ein Isomorphismus von Hodgestrukturen.


Beweis. Nach Lemmas 25 und 28 ist die Abbildung ein Morphismus von Hodge-
strukturen, und es bleibt zu zeigen, dass sie bijektiv ist. Es sei U = X − Y und
Ũ = X̃Y − DY . Die Einschränkung τU : Ũ → U von τ ist ein Isomorphismus.
Wir erhalten einen Morphismus (τ, τU ) : (X̃Y , Ũ ) → (X, U ) und den zugehörigen
Morphismus zwischen den langen exakten Kohomologiefolgen

H k−1 (U ) / H k (X, U ) / H k (X) / H k (U ) / H k+1 (X, U )

∗ ∗
τX,U ∗ ∗ ∗
τX,U
τU τX τU
    
H k−1 (Ũ ) / H k (X̃ , Ũ )
Y
/ H k (X̃ )
Y
/ H k (Ũ ) / H k+1 (X̃ , Ũ )
Y

wobei wir den Koeffizientenring Z weglassen. Nach dem Ausschneidungssatz und


dem Satz von Thom haben wir Isomorphismen

H k (X, U ) ∼ = H k (NY /X , Y ) ∼
= H k−2r (Y ),
H k (X̃Y , Ũ ) ∼
= H k (N , DY ) ∼
DY /X̃Y= H k−2 (DY ).

Die Einbettungen j : Y → X und ̃ : DY → X̃Y induzieren Gysinmorphismen

j∗ : H k−2r (Y ) → H k (X), ̃∗ : H k−2 (DY ) → H k (X̃Y ),

und ihre Verkettungen mit den obigen Isomorphismen sind die Morphismen im
Diagramm, das wir also wie folgt umschreiben können:
j∗
H k−1 (U ) / H k−2r (Y ) / H k (X) / H k (U ) / H k+1−2r (Y )


τU ϕ ∗
τX ∗
τU ϕ
    
̃∗
H k−1 (Ũ ) / H k−2 (D ) / H k (X̃ ) / H k (Ũ ) / H k−1 (D )
Y Y Y

78
Nach Lemma 27 ist τX∗ injektiv. Nach Folgerung 15 haben wir einen Isomor-
phismus
r−1
M

ι : H k−2 (DY ) −→ η i ∪ τ ∗ H k−2−2i (Y ).
i=0

Man kann zeigen, dass für γ ∈ H k−2r (Y ) gilt

ιr−1 (ϕ(γ)) = η r−1 ∪ τ ∗ γ,

also ist ιr−1 ◦ ϕ und somit auch ϕ injektiv.


Durch Diagrammjagd sieht man, dass die Abbildung

(τX∗ , ̃∗ ) : H k (X) ⊕ H k−2 (DY ) → H k (X̃Y )

surjektiv ist und ihr Kern gleich dem Bild von

(j∗ , −ϕ) : H k−2r (Y ) → H k (X) ⊕ H k−2 (DY )

ist.
Ist (α, β) ∈ H k (X) ⊕ H k−2 (DY ) in diesem Kern, so gibt es also ein γ ∈
H k−2r (Y ), so dass α = j∗ (γ) und β = −ϕ(γ). Ist außerdem ιr−1 (β) = 0, so folgt
γ = 0 und damit (α, β) = 0. Folglich ist die Abbildung im Satz injektiv.
Ist schließlich (α, β) ∈ H k (X) ⊕ H k−2 (DY ), so gibt es ein γ ∈ H k−2r (Y ), so
dass ιr−1 (β − ϕ(γ)) = 0 und

τX∗ (α) + ̃∗ (β) = τX∗ (α + j∗ γ) + ̃∗ (β − ϕ(γ)).

Somit ist die Abbildung im Satz surjektiv.

79

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