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Vorlesungsskript WS 2011/12
Werner Hoffmann
1 Regularität
In diesem Abschnitt geht es um die Regularität der Lösungen von partiellen Dif-
ferentialgleichungen. Wir bezeichnen allgemein die Mengen der glatten komplex-
wertigen Funktionen auf einer Mannigfaltigkeit X mit E(X) und die Teilmenge
der Funktionen mit kompaktem Träger mit D(X).
auch ηf ∈ L1 (V ), so gilt
c.
∂η fˆ = −iηf (2)
Analog definiert jeder Vektor v ∈ V eine Richtungsableitung ∂v auf V . Da die
Operatoren der Form ∂v miteinander kommutieren, erhält man einen Homomor-
phismus ∂ von der symmetrischen Algebra von VC in die Endomorphismenalgebra
von E(V ), d. h. für p1 , p2 ∈ S(VC ) gilt
1
qDf beschränkt ist. Die Suprema all dieser Funktionen definieren Halbnormen
auf S(V ) und verwandeln letzteren in einen topologischen Vektorraum. Wie im
Fall beschränkter stetiger Funktionen beweist man seine Vollständigkeit. Da es
genügt, Monome q sowie höhere partielle Ableitungen D bezüglich einer Basis
von V zu betrachten, handelt es sich um einen Fréchetraum.
∂d ˆ
p f (ξ) = p(iξ)f (ξ).
Beweis. Wir werden die Umkehrformel hier nicht beweisen. Sie impliziert sofort
die Plancherelformel
(2π)n (f, g) = (fˆ, ĝ).
Für f ∈ L1 (V ) ist fˆ stetig und durch die L1 -Norm von f beschränkt, weil der
Integrand die von ξ unabhängige Majorante |f | hat. Für f ∈ S(V ) erhalten wir
neben der Formel (2) durch partielle Integration auch
∂d ˆ
v f (ξ) = iξ(v)f (ξ).
Die Operatoren der Form ∂p nennt man Differentialoperatoren auf U (mit varia-
blen Koeffizienten). Sie bilden eine C-Algebra Diff(U ), und die Abbildung
ist weiterhin bijektiv. Sie ist zwar linear, aber nicht multiplikativ. Die Algebra
Diff(U ) erbt von S(V ) eine Graduierung, die man auch direkt beschreiben kann:
Bezeichnen wir mit Ix (U ) das Ideal der Funktionen in E(U ), die an der Stelle
x ∈ U verschwinden, so ist
2
Den homogenen Teil von p ∈ E(U, Sk (VC )) vom Homogenitätsgrad k nennt man
das kte Hauptsymbol von D = ∂p . Wir bezeichnen es mit σk (D) und erhalten
eine lineare Abbildung
mit dem Kern Diff k−1 (U ). (Wir bezeichnen Graduierungen durch obere Indizes
und Filtrierungen durch untere.) Offensichtlich gilt für Di ∈ Diff ki (U )
wobei n = dim V und d ξ = (2π)−n dξ. Die Vervollständigung von S(V ) bezüglich
der zugehörigen Norm k . ks bezeichnen wir mit W s (V ), genannt Sobolevraum
der Ordnung s. Ist t < s, so gilt W s (V ) ⊆ W t (V ). Dies sind Hilberträume, und
wegen der Plancherelformel ist W 0 (V ) = L2 (V ).
Bemerkung 1. Der Laplaceoperator ∆ hat das Symbol |ξ|2 . (Manche Autoren
bezeichnen ihn mit −∆.) Somit erhalten wir für jedes k ∈ N einen Isomorphismus
(1 + ∆)k : W s (V ) → W s−2k (V ).
Satz 2 (Sobolev). Es sei n = dim V . Ist s > n2 + k, so haben wir eine stetige
Einbettung
W s (V ) ⊆ C k (V ).
Beweis. Es sei p ∈ Sk (V ). Dann gilt nach der Cauchy-Schwarz-Ungleichung für
f ∈ S(V )
Z Z
|p(ξ)|
|f (ξ)p(ξ)| d ξ = |fˆ(ξ)|(1 + |ξ|2 )s/2
ˆ dξ
(1 + |ξ|2 )s/2
Z 1/2
|p(ξ)|2
≤ kf ks dξ .
(1 + |ξ|2 )s
3
Wegen |p(ξ)|2 ≤ (1 + |ξ|2 )k und 2s − 2k > n konvergiert das Integral auf der
rechten Seite. Somit hat der Integrand von
Z
fˆ(ξ)p(ξ)eiξ(x) d ξ
Satz 3 (Rellich). Es sei K kompakt in V und t < s. Ist fl eine Folge von
Funktionen in WKs (V ) mit kfl ks ≤ 1 für alle l, so gibt es eine Teilfolge, die in
W t (V ) konvergiert.
fl = ϕfl ,
woraus folgt Z
fˆl (ξ) = ϕ̂(ξ − η)fˆl (η) dη. (6)
Für η, ζ ∈ V ∗ gilt
Wir setzen ξ = ζ + η und erhalten für s ≥ 0 aus der ersten und für s ≤ 0 aus der
zweiten Ungleichung, dass
Multiplizieren wir beide Seiten von (6) mit der linken Seite von (7), so ergibt sich
Z
ˆ 2 s/2
|fl (ξ)|(1 + |ξ| ) ≤ 2 |s|/2
|ϕ̂(ξ − η)|(1 + |ξ − η|2 )|s|/2 |fˆl (η)|(1 + |η|2 )s/2 dη
4
wobei wir die Cauchy-Schwarz-Ungleichung benutzt haben. Auf jeder kompakten
Teilmenge B von V ∗ ist die Folge fˆl also gleichmäßig beschränkt. Ersetzt man ξ
in (6) durch ξ + tζ und leitet nach t ab, so erhält man das analoge Ergebnis für
die Folge ∂ζ fˆl . Die Einschränkung von fˆl auf B ist also gleichgradig stetig, und
nach dem Satz von Arzelà-Ascoli ist eine Teilfolge gleichmäßig auf B konvergent.
Wir können annehmen, das dies für die ursprüngliche Folge gilt.
Nun sei ε > 0 gegeben. Wir wählen als B eine Kugel, so dass für ξ ∈ / B gilt
1
< ε.
(1 + |ξ|2 )s−t
Für alle l, m gilt
Z
|(fˆl − fˆm )(ξ)|2
kfl − fm k2t = (1 + |ξ|2 )s d ξ
(1 + |ξ|2 )s−t
Z Z
≤ ˆ ˆ 2 2 t
|(fl − fm )(ξ)| (1 + |ξ| ) d ξ + ε |(fˆl − fˆm )(ξ)|2 (1 + |ξ|2 )s d ξ.
B V ∗ −B
Das zweite Integral ist ≤ 2, und für genügend große l und m ist das erste wegen
der gleichmäßigen Konvergenz auf B kleiner als ε. Somit ist fl eine Cauchyfolge
in W t (V ).
Wir betrachten nun das Verhalten von Sobolevnormen bei der Wirkung von
Differentialoperatoren. Aus Satz 1 erhalten wir für f ∈ D(U ) ⊆ D(V ) und x ∈ U
∂\ ˆ
p(x) f (ξ) = p(x, iξ)f (ξ),
5
wobei p̂ die Fouriertransformierte von p bezüglich der ersten Variablen bezeichnet.
Außerdem gibt es nach Satz 1 für jedes N ∈ N eine Konstante C, so dass
Die Young-Ungleichung besagt, dass die L2 -Norm einer Faltung durch das Pro-
dukt der L1 -Norm des einen Faktors und der L2 -Norm des anderen Faktors be-
schränkt ist. Wir erhalten
Z
k∂p f ks ≤ C kf ks+k (1 + |ζ|2 )|s|/2−N dζ,
′
an, so folgt, dass sich das Skalarprodukt zu einer perfekten Paarung zwischen
den Hilberträumen W s (V ) und W −s (V ) fortsetzt, d. h. jedes stetige antilineare
Funktional auf W s (V ) wird durch ein Element von W −s (V ) mit der selben Norm
dargestellt und umgekehrt.
Für s ≥ 0 ist die Norm k . ks äquivalent zu der durch
XZ
′2
kf ks = |fˆ(ξ)q(iξ)|2 d ξ
q∈Bs
definierten Norm, wobei Bs eine Basis von Ss (V ) ist, und nach dem Plancherelsatz
gilt X
kf k′2
s = k∂q f k20 .
q∈Ss (V )
6
Beweis. Es sei G = F −1 und s ≥ 0. Nach der Transformationsformel und der
Leibnizregel ist
X p X
kF ∗ (f )k′2
s = k∂ q (f |G ′ |)k′2 ≤
0 kDi f k20
q∈Bs i
mit Di ∈ Diff s (U ). Die Koeffizienten der Di sind auf U ′ beschränkt, und die
Behauptung folgt für s ≥ 0.
Nun sei α ∈ D(U ) mit α = 1 auf U ′ . Dann gilt für f ∈ D(U ′ ) und g ∈ S(V )
nach der Transformationsformel
wobei β = F ∗ (α). Die Paarung mit F ∗ (f ) ist nach Satz 4 und dem Bewiesenen
eine Komposition von Abbildungen mit stetigen Fortsetzungen
β G∗ |G′ | f
W s (V ) −→ WŨs ′′ (V ) −→ WUs ′′ (V ) −→ W s (V ) −→ C,
7
Nun wollen wir das Hauptsymbol definieren. Entfernen wir aus jedem Kotan-
gentialraum den Nullpunkt, so erhalten wir ein Unterbündel T ′ (X) des Kotan-
gentialbündel T ∗ (X). Es sei π : iT ′ (X) → X die natürliche Projektion. Für k ∈ Z
setzen wir
Satz 5. Für jedes k ∈ N gibt es eine Abbildung σk : Diff k (E, F ) → Smblk (E, F ),
so dass die Folge
exakt ist, dass für alle a ∈ E(X, Hom(E, F )) gilt σ0 (a) = π ∗ a, und für D1 ∈
Diff k (E, F ), D2 ∈ Diff m (F, G) gilt1
σ1 (d)(x, iξ) = iξ ∧
V
als Endomorphismus der komplexifizierten äußeren Algebra Tx∗ (X) ⊗ C.
Nun seien E und F hermitesche Vektorbündel über einer kompakten Mannig-
faltigkeit X mit einem glatten Volumenelement µ. Wir definieren ein Skalarpro-
dukt auf D(X, E) durch
Z
(f1 , f2 ) = hf1 , f2 iE µ
X
1
Wegen (9) ist D2 D1 ∈ Diff k+m (E, G).
8
und analog für Schnitte von F . Ist D ∈ Diff(E, F ), so heißt D∗ ∈ Diff(F, E)
adjungierter Operator von D, wenn für alle f ∈ D(X, E) und g ∈ D(X, F ) gilt
Wegen supp Df ⊆ supp f genügt es natürlich, wenn einer der beiden Schnitte
kompakten Träger hat. Wenn D∗ existiert, so ist er wegen der Dichtheit von
D(X, E) in L2 (X, E) eindeutig bestimmt, und es folgt (in offensichtlichen Be-
zeichnungen)
(D2 D1 )∗ = D1∗ D2∗ .
Satz 6. Für D ∈ Diff k (E, F ) existiert D∗ ∈ Diff k (F, E), und
Beweis. Mit Hilfe einer Zerlegung der Eins führt man den Existenzbeweis auf
triviale Bündel über einem Vektorraum V zurück. Der Satz ist offensichtlich für
k = 0. Für einen Operator der Form a∂v mit a ∈ D(V, Hom(E0 , F0 )) folgt er aus
der Formel
Z Z Z
0= ∂v (f1 f2 ) dx = ∂v (f1 )f2 dx + f1 ∂v (f2 ) dx
V V V
9
Beweis. Ist f ∈ D(U ) ⊂ S(V ), so ist fˆ ∈ S(V ∗ ), und für jedes u ∈ S(V ) ist das
durch Anwendung von ∂u unter dem Integralzeichen entstehende Integral absolut
und lokal gleichmaßig in x konvergent, also ist P f glatt. Hat p gleichmäßig in x
kompakten Träger, so überträgt sich der Beweis von Satz 4 wortwörtlich.
Auch gewisse Integraloperatoren sind Pseudodifferentialoperatoren.
Satz 8. Ist K ∈ E(U ×U ) mit kompaktem Träger bezüglich der zweiten Variablen,
T
] −∞ (U ) =
so gibt es ein p ∈ Smbl ]
k Smblk (U ), so dass
Z
∂p f (x) = K(x, y)f (y) dy.
mit Z
−2N
K(x, y) = |x − y| eiξ(x−y) ∆N p(x, iξ) d ξ,
vorausgesetzt, wir können die Anwendung des Satzes von Fubini rechtfertigen.
Für u ∈ S(V ) und N gibt es wegen (10) ein C, so dass für x ∈ K gilt
|∂u ∆N p(x, iξ)| ≤ C(1 + |ξ|)k−2N ,
und wirkt w ∈ Sl (V ) auf z, so konvergiert
Z
∂u ∂w KN (x, z) = eiξ(z) w(iξ)∂u ∆N p(x, iξ) d ξ
10
Hauptsymbole existieren nur für eine Teilklasse. Und zwar sei Smblk (U ) die
] k (U ), für die
Menge der p ∈ Smbl
p(x, tiξ)
σk (p)(x, iξ) = lim
t→∞ tk
für ξ 6= 0 existiert und
] k−1 (U ),
p − ψσk (p) ∈ Smbl
wobei ψ ∈ E(iV ∗ ) in einer Ungebung von 0 verschwindet und für große ξ gleich
1 ist. Klar, dass σk (p)(x, tiξ) = tk σk (p)(x, iξ).
Lemma 1. Für p ∈ Smblk (U ) ist σk (p) ∈ E(U × iV ′ ), wobei V ′ = V ∗ \ {0}.
Beweis. Nach (10) gilt für x ∈ K
p(x, tiξ) ′ ′ ′ ′
∂ u ∂ u′ k
= tk −k |(∂u ∂u′ p)(x, tiξ)| ≤ tk −k C(1 + |tξ|)k−k = C(t−1 + |ξ|)k−k ,
t
was für t ≥ 1 und ξ in einer kompakten Teilmenge L von V ′ gleichmäßig be-
schränkt ist. Mit dem Mittelwertsatz folgt gleichgradige Stetigkeit auf K × L,
und nach Arzelà-Ascoli ist eine Teilfolge p(x, tj iξ)/tkj dort gleichmäßig konver-
gent.
Um zu zeigen, dass auch ∂p∗ ein Pseudodifferentialoperator ist, müssen wir
zunächst eine größere Klasse von Symbolen und Operatoren betrachten. Es gilt
Z Z
∂p f (x) = eiξ(x−y) p(x, iξ)f (y) dy d ξ. (11)
Wir wollen statt p Funktionen betrachten, die auch noch von y abhängen. Es sei
q ∈ E(U × iV ∗ × U ) mit kompaktem Träger bezüglich y, so dass Folgendes gilt.
′
Für alle kompakten Teilmengen K von U , alle u, w ∈ S(V ) und u′ ∈ S k (V ∗ )
gibt es C > 0, so dass für x ∈ K gilt
′
|∂u ∂u′ ∂w q(x, iξ, y)| ≤ C(1 + |ξ|)k−k ,
der Grenzwert
q(x, tiξ, x)
σk (q)(x, iξ) = lim
t→∞ tk
existiert für ξ 6= 0, und
] k−1 (U ).
q(x, iξ, x) − ψ(ξ)σk (q)(x, iξ) ∈ Smbl
Lemma 2. Definieren wir
Z Z
Qf (x) = eiξ(x−y) q(x, iξ, y)f (y) dy dξ,
11
Beweis. Es sei q̂ die Fouriertransformation von q bezüglich y. Wir betrachten
das Integral über ξ als Fouriertransformation eines Produktes und erhalten eine
Faltung:
Z Z
Qf (x) = eiξ(x) q̂(x, iξ, ξ − η)fˆ(η) d η d ξ
Z
= eiη(x) p(x, iη)fˆ(η) d η,
wobei
Z Z
i(ξ−η)(x)
p(x, iη) = e q̂(x, iξ, ξ − η) d ξ = eiζ(x) q̂(x, iζ + iη, ζ) d ζ.
wobei t ∈ (0, 1) von x, η und ζ abhängt. Setzen wir dies ein und integrieren
über ζ, so erhalten wir mit der Umkehrformel
wobei wir das Argument aus dem Beweis von Satz 3 verwendet haben. Für N >
n + |k − 1| folgt die Konvergenz und
Der Fehlerterm E liefert keinen Beitrag zu σk (p), und unter Benutzung der
Abschätzungen für höhere Ableitungen von q zeigt man, dass E ∈ Smblk−1 (U ).
∂q ∂p = ∂r , ∂p∗ = ∂s
12
Beweis. Nach der Definition und dem Satz von Fubini gilt für f ∈ D(U )
Z Z Z
∂q ∂p f (x) = e iη(x)
q(x, iη) e −iη(y)
eiξ(y) p(y, iξ)fˆ(ξ) d ξ dy d η
Z
= eiξ(x) r(x, iξ)fˆ(ξ) d ξ
mit
Z Z
r(x, iξ) = ei(η−ξ)(x−y) q(x, iη)p(y, iξ) dy d η
Z Z
= eiζ(x−y) q(x, iξ + iζ)p(y, iξ) dy d ζ,
falls der letzte Integrand geeignet abgeschätzt werden kann. Mit dem Mittelwert-
satz können wir schreiben
q(x, iξ + iζ) = q(x, iξ) + ∂ζ q(x, iξ + itζ),
wobei t ∈ (0, 1) von x, ξ und ζ abhängt. Mit der Umkehrformel folgt dann
r(x, iξ) = q(x, iξ)p(x, iξ) + E(x, iξ),
Z
E(x, iξ) = eiζ(x) ∂ζ q(x, iξ + itζ)p̂(ζ, iξ) d ζ,
Der adjungierte Operator ∂p∗ existiert also und ist von der in Lemma 2 betrach-
teten Form mit
q(x, iξ, y) = p(y, iξ).
13
Satz 10. Es seien U , Ũ offene Teilmengen von reellen Vektorräumen V , Ṽ und
F : Ũ → U ein Diffeomorphismus. Weiter sei p ∈ Smblk (U ). Wir definieren
∂˜p : D(Ũ ) → E(Ũ ) durch
∂˜p (F ∗ f ) = F ∗ (∂p f ),
wobei F ∗ (f ) = f ◦ F . Dann gibt es für jede offene Menge U ′ ⋐ Ũ eine Funktion
p̃ ∈ Smblk (Ũ ), so dass
∂˜p |D(U ′ ) = ∂p̃ |D(U ′ ) ,
und es gilt für y ∈ U ′ und ξ ∈ V ′
Beweis. Es sei W die Menge der (y, w) ∈ Ũ × Ũ , für die die Strecke von y
nach w in Ũ liegt. Nach dem Lemma von Hadamard gibt es eine Funktion H ∈
E(W ) ⊗ Hom(Ṽ , V ), so dass
Es sei W ′ die Menge der (y, w) ∈ W , für die H(y, w) invertierbar ist. Die Mengen
W und W ′ sind Umgebungen der Diagonalen von Ũ . Wir wählen eine Funktion
χ1 ∈ E(Ũ × Ũ ) mit supp χ1 ⊂ W ′ , die in einer Umgebung der Diagonalen gleich
1 ist. Dann ist 1 − χ1 = F ∗ (χ2 ) für eine Funktion χ2 ∈ E(U × U ), die in einer
Umgebung der Diagonalen von U verschwindet.
Setzen wir f˜ = F ∗ (f ), so ist ∂˜p (f˜)(y) = ∂p f (F (y)), und wir erhalten wir aus
Gleichung (11) mit Hilfe der Transformationsformel
Z Z
˜ ˜
∂p (f )(y) = eiξ(F (y)−F (w)) p(F (y), iξ)χ1 (y, w) |F ′ (w)| f˜(w) dw d ξ + Ef (F (y))
wobei Z Z
Ef (x) = eiξ(x−z) p(x, iξ)χ2 (x, z)f (z) dz d ξ.
Wir wählen α ∈ D(Ũ ) mit α = 1 auf U ′ und können f˜ durch αf˜ ersetzen. Ist
ω die charakteristische Funktion einer kompakten Nullumgebung in V ∗ , so gilt
nach dem Satz über beschränkte Konvergenz
Z Z
˜ ˜
∂p (f )(y) = lim eiξ(H(y,w)(y−w)) p(F (y), iξ)
t→0
Da der Integrand nun einen kompakten Träger hat, können wir die Integrale
vertauschen und dann ξ durch ζ = ξ ◦ H(y, w) substituieren. Nach erneuter
Vertauschung der Integrale erhalten wir
Z Z
∂˜p (f˜)(y) = lim eiζ(y−w) q1 (y, iζ, w)ω(tζ ◦ H(y, w)−1 )f˜(y) dy d ζ + Ef (F (y)),
t→0
14
wobei
−1 |F ′ (w)|
q1 (y, iζ, w) = p(F (y), iζ ◦ H(y, w) )χ1 (y, w) α(w).
|H(y, w)|
Diese Funktion hat kompakten Träger in w. Wie man leicht prüft, erfüllt sie die
nötigen Abschätzungen für die Anwendung von Lemma 2, und nach dem Satz
über beschränkte Konvergenz kann man unter dem Integral zum Grenzwert t → 0
übergehen. Es gibt also ein p̃1 ∈ Smblk (Ũ ), so dass
∂˜p (f˜)(y) = ∂p̃1 f˜(y) + Ef (F (y)),
und für ζ 6= 0 gilt
mit einer Funktion K̃ ∈ E(Ũ × Ũ ). Wegen f˜ = αf˜ können wir annehmen, dass
K̃ bezüglich der zweiten Variablen kompakten Träger hat, und nach Satz 8 ist
] −∞ (Ũ ). Nun folgt die Behauptung mit p̃ =
Ef (F (y)) = ∂p̃2 f˜ für ein p̃2 ∈ Smbl
p̃1 + p̃2 .
1.5 Pseudodifferentialoperatoren
in Vektorbündeln
Ist E ein komplexes Vektorbündel über einer glatten Mannigfaltigkeit X und
ϕ : U × E0 → E eine lokale Trivialisierung über der Karte ϕ̄ : U → X, so
definieren wir
ϕ∗ : E(X, E) → E(U ) ⊗ E0
durch
ϕ(x, ϕ∗ f (x)) = f (ϕ̄(x)).
15
Definition 1. Es seien E und F komplexe Vektorbündel über X. Eine Abbildung
P : D(X, E) → E(X, F )
ψ ∗ (P f ) = ∂p (ϕ∗ f ).
Wir sagen, dass P ein Pseudodifferentialoperator mit Symbol der Ordnung k ist,
wenn man jeweils p ∈ Smblk (U ) wählen kann.
] k (E, F )
Wir bezeichnen die Mengen der eben definierten Operatoren mit PDiff
bzw. mit PDiff k (E, F ).
Lemma 3. Ist P ∈ PDiff k (E, F ), so gibt es ein σ ∈ Smblk (E, F ), so dass für
alle ϕ, ψ, U ′ und p ∈ Smblk (U ) wie oben gilt
ω ∗ σ|U ′ = σk (p)|U ′ ,
16
supp f ⊆ ϕ̄(U ′ ) genügt. Für beliebige x 6= y in X existiert eine lokale Trivialisie-
rung ϕ mit x, y ∈ ϕ̄(U ), wobei U nicht zusammenhängend sein muss. Der Wert
der Kernfunktion K an einer Stelle (x, y) ergibt sich aus den Werten (f, P g) mit
supp f und supp g in beliebig kleinen Umgebungen von x bzw. y und hängt somit
nicht von der Wahl von ϕ ab.
Wir wissen noch nicht, ob Pseudodifferentialoparatoren beliebiger Ordnung
existieren.
ist exakt.
durch
ψi∗ (Pi f ) = ∂pi (ϕ∗i f ).
Es existieren βi ∈ D(X), so dass βi = 1 auf supp αi und supp βi ⊆ ϕ̄i (Ui ), und
wir definieren P : D(E) → E(F ) durch die lokal endliche Summe
X
Pf = Pi (βi f ).
i
17
aus der Verallgemeinerung von Satz 9 und Satz 10 auf vektorwertige Funktionen.
Weiterhin folgt
σk (Pi ◦ βi ) = σk (Pi )σ0 (βi ) = βi σk (Pi ).
Für Ui′ = ϕ̄−1
i (supp βi ) ist laut Definition bzw. Konstruktion
ωi∗ (σk (Pi ))|Ui′ = σk (pi )|Ui′ , σk (pi ) = ωi∗ (αi σ),
(i) Für P ∈ PDiff k (E, F ) und Q ∈ PDiff m (F, G) ist QP ∈ PDiff k+m (E, G),
und
σm+k (QP ) = σm (Q)σk (P ).
σk (P ∗ ) = σk (P )∗ .
auf E(X, E). Der Sobolevraum W s (X, E) ist die Vervollständigung von E(X, E)
bezüglich dieser Halbnormen.
Hier wird ϕ∗ (γf ) durch Null auf den Vektorraum V fortgesetzt und die Fou-
riertransformation dieser E0 -wertigen Funktion durch die übliche Formel defi-
niert. Die Norm k . ks hängt auch noch von der Wahl eines Volumenelements auf V
und einer Hermiteschen Metrik auf E0 ab. Als Spezialfall haben wir W 0 (X, E) =
L2 (X, E). Auch für s 6= 0 lässt sich die Topologie durch ein nichtkanonisches
Skalarprodukt erzeugen.
18
Lemma 4. Es seien ϕi : Ui × E0 → E endlich viele lokale Trivialisierungsabbil-
dungen, γi ∈ D(X) nichtnegativ mit supp γi ⊂ ϕ̄i (Ui ), und für jedes x ∈ X gebe
es ein i mit γi (x) > 0. Dann wird die Topologie von W s (X, E) induziert durch
die zu dem Skalarprodukt
X
(f, g)s = (ϕ∗i (γi f ), ϕ∗i (γi g))s
i
gehörige Norm.
Es gibt βi ∈ D(X) mit supp βi ⊂ ϕ̄i (Ui′ ) und αi = αi βi . Wegen δβi /γi ∈ Diff 0 (E)
und αi ∈ Diff 0 (E) erhalten wir mit Satz 4
kϕ∗i (δαi βi f )ks ≤ Ci′ kϕ∗i (αi γi f )ks ≤ Ci′′ kϕ∗i (γi f )ks .
Es folgt X
kf ks,ψ,δ ≤ Ci Ci′ Ci′′ kf ks,ϕi ,γi .
i
Beweis. Es genügt, kP f ks−k,ϕi ,γi für festes i abzuschätzen. Wir wählen eine Funk-
tion
P βi ∈ D(X) mit supp βi ⊂ ϕ̄i (Ui ) und βi γi = γi sowie eine Zerlegung der Eins
j αj = 1 für die Überdeckung durch die Mengen Uj . Dann ist
X
f = βi f + αj′ f, αj′ = (1 − βi )αj .
j6=i
Als erstes betrachten wir βi f . Laut Definition gibt es ein pi ∈ Smblk (Ui ) ⊗
Hom(E0 , F0 ), so dass
ϕ∗i (γi P (βi f )) = ∂pi (ϕ∗i (βi f )).
19
Wegen suppx pi ⊂ supp γi gibt es laut Satz 7 ein Ci , so dass
Nun betrachten wir αj′ f . Es sei K der zu P gehörige Integralkern laut Satz B.
Für j 6= i sind supp γi und supp αj′ disjunkt, also gilt für x ∈ supp γi
Z
P (αj f )(x) = K(x, y)αj′ (y)f (y) µ(y).
′
Wählen wir wieder δj ∈ D(X) mit supp δj ⊂ ϕ̄j (Uj ), so dass αj′ = αj′ δj , so hat
γi (x)K(x, y)δj (y) kompakten Träger, und nach der Transformationsformel gibt
es ein Kij ∈ D(Ui × Uj ) ⊗ Hom(E0 , F0 ), so dass
Z
ϕi (γi P (αj f )) = Kij (x, y)ϕ∗j (αj′ f )(y) dy.
∗ ′
Wegen βi , αj′ ∈ Diff 0 (X) gibt es nach Satz 4 und Lemma 4 Konstanten Ci′ ,
Cj′ , so dass
kϕ∗i (βi f )ks ≤ Ci′ kf ks , kϕ∗j (αj′ f )ks ≤ Cj′ kf ks .
Satz 14 (Sobolev). Für s > n2 +k haben wir eine stetige Einbettung W s (X, E) →
C k (X, E).
sup |∂q (ϕ∗ f )| = sup |∂q (ϕ∗ (γf ))| ≤ Ckf ks,ϕ,γ .
U′ U′
Ist also fl eine Cauchyfolge in E(X, E) bezüglich k . ks , so ist ϕ∗ (fl )|U ′ eine
Cauchyfolge in C k (U ′ ) und somit konvergent.
Während sich dieser Einbettungssatz von Sobolev leicht auf nichtkompakte
Mannigfaltigkeiten verallgemeinert, ist für die folgenden Sätze die Kompaktheit
von X wieder unabdingbar.
20
Beweis. Wir wählen Trivialisierungsabbildungen ϕi : Ui × E0 → E und Funktio-
nen γi wie in Lemma 4. Nun sei fl eine beschränkte Folge in W s (X, E). Dann ist
ϕ∗i (γi fl ) eine beschränkte Folge in W s (Vi ) ⊗ E0 . Nach der Verallgemeinerung von
Satz 3 auf vektorwertige Funktionen können wir nacheinander für jedes i eine
Teilfolge wählen, die in W t (Vi ) ⊗ E0 konvergiert. Nach dem Lemma konvergiert
dann die zuletzt erhaltene Teilfolge von fl in W t (X, E).
Satz 16. Ist E ein hermitesches Vektorbündel und µ ein glattes Volumenelement
auf X, so setzt sich Z
(f, g) = hf, giE µ
Es folgt X
|(f, g)| ≤ kϕ∗i (αi f )ks kρi ϕ∗i (βi g)k−s ,
i
und wegen Lemma 4 haben wir eine stetige Paarung. Da E(X, E) in W s (X, E)
dicht ist, erhalten wir eine injektive stetige antilineare Abbildung von W −s (X, E)
in den Dualraum von W s (X, E).
Nun sei T : W s (X, E) → C eine stetige lineare Abbildung. Nach Satz 4 und
Satz A setzt sich αi ◦ ϕi−1∗ zu einer stetigen Abbildung W s (Vi ) ⊗ E0 → W s (X, E)
fort, und durch Verkettung erhalten wir Ti : W s (Vi )⊗E0 → C. Da die Behauptung
für Sobolevräume auf Vektorräumen bereits gilt, gibt es eine Cauchyfolge hil ∈
S(Vi ) ⊗ E0 bezüglich k . k−s , so dass für fi ∈ S(Vi ) ⊗ E0 gilt
Da 1/ρi auf supp hil ⊆ ϕ̄∗i (αi ) glatt ist, gibt es nach Satz 4 und Satz A eine
Cauchyfolge gil ∈ E(X, E) bezüglich k . k−s mit supp gil ⊆ supp αi , so dass
21
P
Setzen wir gl = i gil , so folgt
XZ
T (f ) = lim ϕ∗i (f ḡil )ρi dµi = lim (f, gl ).
l→∞ Vi l→∞
i
1.7 Parametrizes
Es sei wieder X eine kompakte glatte Mannigfaltigkeit.
σ0 (P Q − IF ) = 0, σ0 (QP − IE ) = 0,
Satz 18. Ist P ∈ PDiff k (E, F ) elliptisch von der Ordnung k und f ∈ W s (X, E)
mit P̄s f ∈ E(X, F ), so ist f ∈ E(X, E).
] −1 (E, E), so dass
Beweis. Nach Satz 17 gibt es Q ∈ PDiff −k (F, E) und S ∈ PDiff
QP = IE + S, also
f = (Q̄s−k P̄s − S̄s )f.
Wegen P̄s f ∈ E(X, E) ⊆ W s+1−k (X, E) gilt nach Satz 13 Q̄s−k P̄s f ∈ W s+1 (X, E)
und S̄s f ∈ W s+1 (X, E), also f ∈ W s+1 (X, E). Durch vollständige Induktion folgt
f ∈ W t (X, E) für alle t ∈ Z, und mit Satz 14 folgt die Behauptung.
22
Definition 4. Ein Operator T zwischen topologischen Vektorräumen heißt Fred-
holmoperator, wenn Im T abgeschlossen ist und Ker T , Coker T endlichdimensio-
nal sind. Sein Index ist
Wir benötigen folgenden Spezialfall des Satzes von Riesz-Schauder, der auch
für Banachräume gilt.
Satz 19. Es sei S ein kompakter Operator in einem Hilbertraum H. Dann ist
T = IH + S ein Fredholmoperator.
(i) Die Operatoren P̄s : W s (X, E) → W s−k (X, F ) und P : E(X, E) → E(X, F )
sind Fredholmoperatoren.
23
(iii) Bezüglich der Paarung aus Satz 16 gilt
Im P̄s = (Ker P̄s∗ )⊥ , Im P = (Ker P ∗ )⊥ ,
und somit Coker P̄s ∼
= Ker P̄s∗ , Coker P ∼
= Ker P ∗ .
(iv) index P̄s = index P .
(v) W s (X, E) = Ker P̄s ⊕ (Ker P̄−s )⊥ , E(X, E) = Ker P ⊕ (Ker P )⊥ .
Der Indexsatz von Atiyah und Singer drückt P durch σk (P ) aus.
Beweis. Die Aussage von (ii) folgt sofort aus Satz 18.
Es sei Q eine Parametrix von P , also QP = IF + S mit S ∈ PDiff ] −1 (E).
Die Verkettung des stetigen Operators S̄s : W s (X, E) → W s+1 (X, E) mit der
laut Satz 15 kompakten Einbettung W s+1 (X, E) → W s (X, E) ist kompakt. Nach
Satz 19 ist Q̄s−k P̄s ein Fredholmoperator. Der Raum Ker P̄s ⊆ Ker Q̄s−k P̄s ist also
endlichdimensional. Analog zeigt man, dass P̄s Q̄s−k ein Fredholmoperator ist. Der
Raum Im P̄s ⊇ Im P̄s Q̄s−k ist also abgeschlossen und von endlicher Kodimension
in W s−k (X, F ). Somit ist P̄s ein Fredholmoperator.
Ist fl eine Folge in E(X, E), so dass P fl in E(X, F ) gegen g konvergiert,
so liegt Konvergenz auch in W s−k (X, F ) vor, also existiert f ∈ W s (X, E), so
dass P̄s f = g. Nach Satz 18 ist f ∈ E(X, E), also ist g ∈ Im P , und Im P ist
abgeschlossen in E(X, F ).
Nach Satz 12(ii) ist P ∗ ebenfalls ein elliptischer Pseudodifferentialoperator.
Der adjungierte Operator von P̄s : W s (X, E) → W s−k (X, F ) bezüglich der Paa-
rung aus Satz 16 ist der Operator P̄s∗ = P ∗ k−s : W k−s (X, F ) → W −s (X, E).
Offensichtlich ist (Im P̄s )⊥ = Ker P̄s∗ . Wegen der Abgeschlossenheit ist Im P̄s =
(Ker P̄s∗ )⊥ . Außerdem ist
(Ker P ∗ )⊥ = (Ker P̄s∗ )⊥ ∩ E(X, F ) = Im P̄s ∩ E(X, F ) = Im P
nach Satz 18. Folglich sind die natürlichen Abbildungen
Ker P̄s∗ → Coker P̄s , Ker P ∗ → Coker P
Isomorphismen, und (iii) ist bewiesen. Nebenbei ist (i) vollständig bewiesen.
Aussage (iv) folgt sofort aus (ii) und (iii).
Da Ker P̄−s = Ker P nach (i) endlichdimensional ist, gibt es für jedes f ∈
s
W (X, E) ein f1 ∈ Ker P̄s = Ker P , so dass (f, g) = (f1 , g) für alle g ∈ Ker P̄−s ,
und wir erhalten f2 = f − f1 ∈ (Ker P̄−s )⊥ . Ist insbesondere f ∈ E(X, E), so folgt
f2 ∈ (Ker P )⊥ . Damit ist (v) bewiesen.
Satz 21. Es sei P ∈ PDiff k (E, E) elliptisch von der Ordnung k und selbstad-
jungiert, d. h. P ∗ = P , und H die Orthogonalprojektion von E(X, E) auf Ker P .
Dann gibt es eine lineare Abbildung G : E(X, E) → E(X, E), so dass
P G + H = IE , GP + H = IE .
24
Es gibt stetige lineare Fortsetzungen
so dass
P̄s Ḡs−k + H̄s−k = IE , Ḡs−k P̄s + H̄s = IE .
∗
Beweis. Nach Satz 20 induzieren P̄s = P̄k−s und P = P ∗ Isomorphismen
auf ganz W s−k (X, E) bzw. E(X, E) fort und bezeichnen sie mit Ḡs−k und G.
Dann ist Ḡs−k nach dem Satz von Banach stetig, was die Bezeichnung rechtfer-
tigt. Offensichtlich ist H̄s die Projektion längs (Ker P̄−s )⊥ . Nun folgen die Be-
hauptungen.
Ist P der Laplaceoperator, so nennt man den Integralkern von G im Sinne
von Satz 8 eine Greensche Funktion. Der Operator H ist ein Integraloperator und
hat als Pseudodifferentialoperator die Ordnung −∞.
∆ = DD∗ + D∗ D.
(ii) ∆ ist genau dann elliptisch, wenn für alle (x, ξ) ∈ T ′ (X) gilt
(iv) Es gilt
Ker ∆ ∼
= Ker D/ Im D ∼
= Ker D∗ / Im D∗ .
25
Beweis. (i) Es gilt (DD∗ )∗ = DD∗ und (D∗ D)∗ = D∗ D. Ist f ∈ Ker ∆, so gilt
(Df, D∗ g) = (D2 f, g) = 0,
also sind Im D und Im D∗ zueinander orthogonal. Damit folgt die erste Zerlegung.
Wegen D2 = 0 ist auch Im D ⊆ Ker D und Im D∗ ⊆ Ker D∗ , und die restlichen
Zerlegungen folgen.
(iv) folgt direkt aus (iii).
(ii) Das gleiche Argument wie oben in Bezug auf die Hermitesche Form in Ex
zeigt, dass für jedes (x, ξ) ∈ T ′ (X) gilt
26
(i) Für a ∈ Endk (A) und b ∈ Endl (A) definieren wir
[a, b] = a ◦ b − (−1)kl b ◦ a.
Außerdem gilt
[ab, c] = a[b, c] + (−1)lm [a, c]b, [a, bc] = [a, b]c + (−1)kl b[a, c].
(ii) Wir bezeichnen mit Derk (A) die Menge der Abbildungen d ∈ Endk (A), so
dass für a ∈ Ai und b ∈ Aj gilt
Dann ist Der(A) = Der0̄ (A) ⊕ Der1̄ (A) eine Z/2Z-graduierte Liesche Un-
teralgebra von End(A).
α(v)α(w) + α(w)α(v) = 0
∀ v, w ∈ V
V
zu einem
V Homomorphismus von Algebren
V1 α : V → A fortsetzt. Die Alge-
bra V hat eine Z-Graduierung mit V =V.
27
V
Beweis. Man kann V bekanntlich konstruieren, indem man die Tensoralgebra
T (V ) nach dem von den Elementen v ⊗ w + w ⊗ v mit v, w ∈ V erzeugten
graduierten zweiseitigen Ideal J faktorisiert. Die Eindeutigkeit folgt aus der Uni-
versalität.
Sind d und e gegeben, so gibt es offensichtlich eindeutige Fortsetzungen auf
T (V ), so dass für a ∈ T i (V ), b ∈ T j (V ) gilt
d(a ⊗ b) = d(a) ⊗ b + (−1)i a ⊗ d(b), e(a ⊗ b) = e(a) ⊗ b + a ⊗ e(b).
V
Da e und d das Ideal J invariant lassen,
V induzieren sie Endomorphismen von V .
Die Eindeutigkeit folgt daraus, dass V von V erzeugt wird.
V
Für jedes v ∈ V liefert Satz 23(ii) ein ιv ∈ Der−1 ( V ∗ ) mit der Eigenschaft
ιv (ξ) = ξ(v).
Für v, w ∈ V gilt
ιv ιw + ιw ιv = 0,
0̄ V
denn beide Seiten sind in Der ( V ) und stimmen auf V überein.
V Nach SatzV23(i)
setzt sich ι zu einem Homomorphismus von Algebren ι : ( V )op → End( V ∗ )
fort, d. h. ^
ιa∧b = ιb ιa ∀ a, b ∈ V.
V V V
Für a ∈ k V ist ιa : i V ∗ → i−k V ∗ . Es gilt z. B. für v, w ∈ V und ξ, η ∈ V ∗
ιv∧w (ξ ∧ η) = ιw (ξ(v)η − η(v)ξ) = ξ(v)η(w) − ξ(w)η(v).
V Vk
Für jedes k haben wir eine natürliche Projektion
Vdim V γk : V → V . Von nun
an sei V endlichdimensional. Dann ist det V = V eindimensional, und wir
setzen γtop = γdim V .
Satz 24. Es sei V ein endlichdimensionaler F -Vektorraum.
(i) Die durch
hω, ai = γ0 (ιa ω)
V V
gegebene Paarung von V ∗ und V ist perfekt. Vertauschen wir die Rollen
von V und V ∗ , so erhalten wir die selbe Paarung.
V V
(ii) Für a, b ∈ V und ω ∈ V ∗ gilt
hιa ω, bi = hω, a ∧ bi.
28
Beweis. Es sei v1 , . . . , vn eine Basis von V und ξ1 , . . . , ξn die duale Basis von
V ∗ . Für eine Folge I = (i1 , . . . , ik ) ∈ {1, 2, . . . , n}k sei
v I = v i1 ∧ · · · ∧ v ik .
Dann gilt
vI ∧ vJ = vI·J ,
wobei I · J die Verkettung von I und J bezeichnet. Entsteht I ′ aus I durch eine
Permutation, so ist
vI ′ = sgn II′ vI .
Man zeigt durch vollständige Induktion, dass für I und J ohne Wiederholungen
gilt (
J
sgn I·(J\I) ξJ\I , falls I ⊆ J,
ιvI (ξJ ) =
0 andernfalls.
Hier bedeutet I ⊆ J, dass jedes Glied von I in J vorkommt, und J \ I ist die
Folge, die aus J entsteht, wenn man alle Glieder entfernt, die in I vorkommen.
(i) Es folgt, dass
(
sgn JI , falls I ⊆ J und J ⊆ I,
hvI , ξJ i =
0 andernfalls.
Aus Satz 24(ii) folgt im Fall ω = µ, falls m ∈ det V mit hµ, mi = 1, dass
was eine Art duale Aussage zu Satz 24(iii) ist. Vielleicht lässt sich dies zu einem
koordinatenfreien Beweis des Satzes ausbauen.
definite symmetrische Bilinearform auf dem R-
Satz 25. Es sei g eineV positiv V
Vektorraum V und g̃ : V ∗ → V der induzierte Isomorphismus.
29
(i) Durch
g ∗ (ω, ψ) = hω, g̃(ψ)i
V
wird eine symmetrische positiv definite Bilinearform g ∗ auf V ∗ definiert.
V
(ii) Für η, ω und ψ ∈ V ∗ gilt
Beweis. (i) Aus dem Beweis von Satz 24 ergibt sich, dass für eine Orthonor-
malbasis vi von V bezüglich g die ElementeV ∗ξI für aufsteigende Teilfolgen I von
∗
{1, 2, . . . , n} eine Orthonormalbasis von V bezüglich g bilden.
(ii), (iii) folgen sofort aus den analogen VAussagen von SatzVn−k24,∗ und (iv) folgt
k ∗
aus (iii) sowie der Tatsache, dass für ω ∈ V und ψ ∈ V gilt
30
V
auf dem reellen Vektorraum E(X, T ∗ (X)) = A(X). Weiter sei d : A(X) →
A(X) das äußere Differential und d∗ der dazu adjungierte Operator. Wir definie-
ren ∆ : A(X) → A(X) durch
∆ = dd∗ + d∗ d
Somit ist ∆ elliptisch. Aus Satz 22(iv) folgt, dass die natürliche Abbildung
H(X)C → H(X, C) ein Isomorphismus ist, und die Behauptung folgt.
V
Die Graduierung von T ∗ (X) induziert eine Graduierung auf A(X). Die
Operatoren d und d∗ haben den Grad 1 bzw. −1, und ∆ hat folglich den Grad 0,
d. h. sie induzieren Abbildungen
Somit erhalten wir Graduierungen auf Ker d, Im d und H(X) und Isomorphismen
Hi (X) ∼
= H i (X, R) = Ker di / Im di−1 .
31
Satz 27 (Hodge). Ist X eine orientierte kompakte Riemannsche Mannigfaltigkeit
und µ ∈ An (X) die Riemannsche Volumenform, so kommutiert der Operator
∗ = ∗µ,g mit ∆ und induziert einen Isomorphismus
Wegen ∂X = ∅ folgt aus dem Satz von Stokes, dass für ω ∈ Ak+1 (X)
Z Z
0= d(ω ∧ ∗ ψ) = (dω ∧ ∗ ψ + (−1)k+1 ω ∧ d∗ ψ).
X,o X,o
∗ dk = −(−1)k d∗ n−k ∗ .
Also kommutiert ∗ mit ∆ und bildet somit H(X) in sich ab. Offensichtlich bildet
∗ den Raum Ak (X) in An−k (X) ab, und die Behauptung folgt.
Nun sei dim X = 2n. Wir definieren eine Bilinearform Q auf An (X) durch
Z
Q(α, β) = α ∧ β.
X
Diese Form ist symmetrisch für gerade n und antisymmetrisch für ungerade n. Ist
α geschlossen, so gilt nach dem Satz von Stokes Q(α, dγ) = 0. Somit induziert Q
eine Bilinearform auf H n (X, R), die wir ebenfalls mit Q bezeichnen. Für gerades n
bezeichnen wir die Signatur von Q mit sign Q und definieren τ : A(X) → A(X)
durch k(k−1)+n
τ = (−1) 2 ∗ auf Ak (X).
32
Satz C. Ist X eine kompakte Mannigfaltigkeit der Dimension 2n, wobei n gerade
ist, so gilt τ 2 = id, und D = d+d∗ antikommutiert mit τ . Bezeichnen wir den ±1-
Eigenraum von τ mit A± (X), so erhalten wir Einschränkungen D± : A± (X) →
A∓ (X), und es gilt
index D+ = sign Q.
Beweis. Auf Ak (X) gilt nach Satz 25 ∗2 = (−1)k(2n−k) id, also
1
τ 2 = (−1) 2 [(k(k−1)+n+(2n−k)(2n−k−1)+n+2k(2n−k)] id = id.
∗ d = −(−1)k d∗ ∗, ∗ d∗ = (−1)k d ∗,
und es folgt
k(k+1)+n (k−1)(k−2)+n
τ D = (−1) 2 ∗ d + (−1) 2 ∗ d∗
k(k+1)−2k+n (k−1)(k−2)+2(k−1)+n
= − (−1) 2 d∗ ∗ +(−1) 2 d ∗ = −Dτ.
∗
Offensichtlich ist D selbstadjungiert, also D± = D∓ , und nach Satz 20
invariant unter τ . Da Hk (X) und H2n−k (X) von τ vertauscht werden, ist
6=n 6=n
dim H+ (X) = H− (X),
also
n n
index D+ = dim H+ (X) − dim H− (X).
n
Schließlich gilt für α ∈ H± (X)
33
3 Komplexe Mannigfaltigkeiten und Vektorbündel
3.1 Hermitesche Geometrie
Zunächst sei V ein reeller Vektorraum. Wir betrachten drei Arten von Objekten:
1. Endomorphismen J : V → V mit J 2 = −I,
2. nichtausgeartete symmetrische Bilinearformen g : V × V → R,
3. nichtausgeartete alternierende Bilinearformen ω : V × V → R.
Sind J und g mit der Eigenschaft g(Ju, Jv) = g(u, v) gegeben und setzen wir
so folgt
Sind J und ω mit ω(Ju, Jv) = ω(u, v) gegeben und setzen wir
so folgt
g(v, u) = ω(v, Ju) = −ω(J 2 v, Ju) = −ω(Jv, u) = ω(u, Jv) = g(u, v).
Sind schließlich g und ω gegeben, so gibt es wegen der Nichtausartung genau ein
J ∈ Aut V , so dass
ω(u, v) = g(Ju, v).
Die Verträglichkeitsbedingung an g und ω besteht darin, dass g(Ju, Jv) = g(u, v)
ist, und dann folgt
h = g − iω
34
V V L V
so erhalten wir eine Bigraduierung von V ∗ mit k V ∗ = p+q=k p,q V ∗ .
V2 ∗
Wir können eine alternierende Bilinearform
V2 ω∗als Element von V und ihre
C-bilineare Fortsetzung ωC als Element von VCVauffassen. Wir behaupten, dass
genau dann ω(Ju, Jv) = ω(u, v) gilt, wenn ωC ∈ 1,1 V ∗ . Dieser Unterraum von
V2 ∗ V2,0 ∗ V1,1 ∗ V0,2 ∗
V = V ⊕ V ⊕ V
besteht nämlich aus denjenigen Elementen, die auf V 1,0 × V 1,0 und V 0,1 × V 0,1
verschwinden. Wenden wir nun ωC auf allgemeine Elemente ũ = u − iJu und
ṽ = v − iJv von V 1,0 an, so erhalten wir
und die Elemente von V 0,1 ergeben sich durch komplexe Konjugation.
Sind g, ω und J wie oben und ist g, also auch h = g − iω, positiv definit,
so gibt es eine h-Orthonormalbasis u1 , . . . , un von V , aufgefasst als komplexer
Vektorraum bezüglich J. Setzen wir Juj = vj , so ist u1 , v1 , . . . , un , vn eine Basis
von V über R, und die induzierte Orientierung ist unabhängig von der Wahl der
Basis. Wir bezeichnen die duale Basis mit ξ1 , η1 , . . . , ξn , ηn . Dann ist
n
X
g= (ξj2 + ηj2 ) ∈ S 2 (V ).
j=1
35
Vk
(iii) Ist L = ω ∧ und Λ = ιg̃(ω) , so gilt auf V∗
[L, Λ] = k − n.
V V
Wegen L ∈ End2 ( V ∗ ), Λ ∈ End−2 ( V ∗ ) ist übrigens [L, Λ] = L ◦ Λ − Λ ◦ L.
V
Beweis. (i) Für x, y ∈ R und a ∈ V gilt
(x + yJ ∗ )ι(x+yJ)a µ = ιa ((x + yJ ∗ )µ).
Pn
(ii) Wegen Λ = j=1 ιuj ∧vj gilt nach Lemma 5
n
X
[ξ ∧ , Λ] = [ξ ∧ , ιvj ]ιuj − ιvj [ξ ∧ , ιuj ] .
j=1
Unter Benutzung von [ξ ∧ , ιu ] = ξ(u) (vgl. den Beweis von Satz 26) erhalten wir
n
X n
X
[ξ ∧ , Λ] = ξ(vj )ιuj − ξ(uj )ιvj = ξ(Juj )ιuj + ξ(Jvj )ιvj .
j=1 j=1
Mit n
X
∗
g̃(J ξ) = ξ(Juj )uj + ξ(Jvj )vj
j=1
36
3.2 Holomorphe Vektorbündel
Von nun an werden wir das Tangentialbündel einer Mannigfaltigkeit X mit TX
und das Kotangentialbündel mit TX∗ bezeichnen.
Es sei X eine fast komplexe Mannigfaltigkeit, d.h. eine glatte Mannigfaltigkeit
mit einem Schnitt J des Bündels End TX , so dass J 2 = −I. Wir erhalten eine
Zerlegung
TX,C = TX1,0 ⊕ TX0,1
und eine Bigraduierung V L Vp,q
∗
TX,C = p,q TX∗ .
Die Schnitte dieser Bündel bilden Vektorräume
M
A(X)C = Ap,q (X).
p,q
Ist E ein komplexes Vektorbündel über X, so erhalten wir den A(X)C -Modul
M
A(X, E) = Ap,q (X, E).
p,q
Ist X eine hermitesche fast komplexe Mannigfaltigkeit, d. h. ist auf dem Tangen-
tialbündel TX eine glatte hermitesche Metrik h = g −iω gegeben, dann haben wir
∗
eine Riemannsche Volumenform V µ∗ auf X, eine Riemannsche Metrik g und einen
Hodge-Operator V∗ = ∗µ,g auf TX . Wir bezeichnen die komplex-lineare Fortset-
∗
zung von ∗ auf TX,C mit dem selben Symbol. Die Verkettung V des Endomorphis-
mus ∗ ×id mit der natürlichen Abbildung nach dem Bündel TX∗ ⊗ E faktorisiert
sich wegen der Universalität
V des Tensorprodukts durch einen Endomorphismus
∗E des Bündels TX∗ ⊗ E. Ist außerdem EVein hermitesches V Vektorbündel, so
∗ ∗ ∗
haben wir eine antilineare Abbildung τE : TX ⊗ E → TX ⊗ E . Aus der
sesquilinearen Fortsetzung h∗ von g ∗ und dem Skalarprodukt auf E erhalten wir
nun ein hermitesches Skalarprodukt auf A(X, E), das wir in der Form
Z
(ω, ψ) = ω ∧ τE ∗E ψ (12)
X
schreiben können.
Bekanntlich sind folgende Aussagen äquivalent:
37
Von nun an sei dies der Fall. Man bezeichnet die Komponenten von d vom Bigrad
¯ Durch Vergleich der Bigrade erhält man aus d2 = 0,
(1, 0) und (0, 1) mit ∂ bzw. ∂.
dass
∂ 2 = 0, ∂ ∂¯ + ∂∂
¯ = 0, ∂¯2 = 0.
Nun sei E ein holomorphes Vektorbündel über der komplexen Mannigfaltig-
keit X. Dann ist für Trivialisierungsumgebungen U in X
Sie setzt sich zu einer Derivation ∂¯E des A(U )-Moduls A(U, E) fort, die den
Bigrad (0, 1) hat, und diese definiert eine Derivation der Garbe A(E).
38
Satz D. Ist E ein hermitesches holomorphes Vektorbündel über der hermiteschen
komplexen Mannigfaltigkeit X, so gilt
Der Beweis ist analog zu dem von Satz 27. Hieraus erhalten wir Kodairas
analytischen Beweis der Serre-Dualität im Fall von kompaktem X:
τE ∗E : Hp,q (X, E) ∼
= Hn−p,n−q (X, E ∗ ),
V Vn−p ∗
H q (X, O( p TX∗ ⊗ E)) ∼ = H n−q (X, O( TX ⊗ E ∗ )).
3.3 Zusammenhänge
Ein Zusammenhang auf einem glatten Vektorbündel E über X definiert eine
kovariante Ableitung (die man auch selbst oft als Zusammenhang bezeichnet),
d. h. eine lineare Abbildung
∇(f s) = df ⊗ s + f ∇s.
Der Zusammenhang heißt verträglich mit einer glatten Metrik h . i auf E (oder
einfach metrisch), wenn für alle Schnitte s, t ∈ E(X, E) gilt
∇u v − ∇v u = [u, v].
39
d. h. ∇ ◦ ∇ ist ein Endorphismus vom Grad 2 der lokal freien A-Garbe A(E).
Wegen der Äquivalenz der Kategorie solcher Garben mit einer Kategorie von
Vektorbündeln gibt es einen Schnitt Ω ∈ A2 (X, End E), genannt Krümmung
von ∇, so dass
∇(∇ψ) = Ω ∧ ψ.
Offensichtlich gilt
[∇, Ω] = 0.
Ist insbesondere E ein Geradenbündel, so ist A2 (X, End E) = A2 (X), und wir
erhalten
dΩ = 0.
(Im Allgemeinen ergibt diese Bianchi-Identität nur bezüglich einer Trivialisierung
einen Sinn.) Ist E ein komplexes Vektorbündel, so ist
V V
A(X, E) = E(X, T ∗ (X) ⊗R E) = E(X, T ∗ (X)C ⊗C E).
Für eine hermitesche Metrik auf E haben wir wieder den Begriff des metrischen
Zusammenhangs. Offensichtlich ist ein Zusammenhang genau dann verträglich
mit einer hermiteschen Metrik auf E, wenn er verträglich mit dem Realteil dieser
Metrik auf dem unterliegenden reellen Vektorbündel ist. Man kann die hermite-
sche Metrik auf A(X, E) = A(X) ⊗E(X) E(X, E) fortsetzen, indem man für α,
β ∈ A(X) und s, t ∈ E(X, E) festlegt
hα ⊗ s, β ⊗ ti = α ∧ β̄ hs, ti
(was noch sesquilinear, aber nicht mehr symmetrisch ist). Für einen metrischen
Zusammenhang gilt dann
∇(f s) = df ⊗ s + f ∇s.
V
Er setzt sich wieder zu einer eindeutig bestimmten Derivation des O(U, TX∗ )-
Moduls V
O(U, TX∗ ⊗ E)
40
V
über der Derivation d von O(U, TX∗ ) fort. Der komplexe Zusammenhang defi-
niert auch eine kovariante Ableitung von glatten Schnitten, der sich aus der ko-
varianten Ableitung holomorpher Schnitte wie folgt ergibt. Für Trivialisierungs-
umgebungen U faktorisiert sich die Abbildung
Die Fortsetzung zu einer Derivationen von A(U, E) schränkt sich auf die obige
Fortsetzung zu einer Derivation von O(U, TX∗ ⊗ E) ein, und wenden wir sie auf
ω ∧ ψ mit ω ∈ A(U ) und ψ ∈ O(U, E) an, so sehen wir, dass
Wir bezeichnen die Komponenten vom Bigrad (1, 0) und (0, 1) mit ∇1,0 bzw. ∇0,1 .
Aus der Eindeutigkeit der Fortsetzung folgt
Somit gilt
0 = ∂ 2 hω, ψi = h(∇1,0 )2 ω, ψi + hω, (∇0,1 )2 ψi.
Der letzte Term verschwindet, und es folgt
(∇1,0 )2 = 0.
Ist E ein Geradenbündel, so sind Schnitte s und t an jeder Stelle linear abhängig,
so dass
hs, siht, ti = hs, tiht, si.
41
Hat s keine Nullstellen auf U , so folgt
4 Kählermannigfaltigkeiten
4.1 Kählermetriken
Satz 28. Es sei X eine komplexe Mannigfaltigkeit und h eine hermitesche Metrik
auf TX . Wir zerlegen h = g − iω auf TX,R . Folgende Aussagen sind äquivalent.
(i) dω = 0.
(ii) In einer Umgebung eines jeden Punktes x ∈ X gibt es holomorphe Koordi-
naten z1 , . . . , zn , die an der Stelle x verschwinden, und für die gilt
n
X
h= dzj dz̄j + O(kzk2 ).
j=1
42
(iii) Der Schnitt J von End(TX,R ist parallel bezüglich des Levi-Cività-Zusam-
menhangs von g, d. h. für alle v ∈ E(X, TX ) gilt ∇(Jv) = J∇v.
also dω = 0.
(i)⇒(ii) Durch eine affine Transformation in Cn erhalten wir lokale Koordina-
ten zj , die in x verschwinden, und für die gilt
n
X
h= hij (z)dzj dz̄j + O(kzk2 ),
i,j=1
43
Wir bezeichnen den Wert des linken Ausdrucks an der Stelle z = 0 mit akij (der
rechte ist dann akij ) und nehmen die Substitution
n
1X k
z̃k = zk − a zi zj
2 i,j=1 ij
und n n
X X
dz̃k dz̃¯k = h̃ij dzi dz̄j ,
k=1 i,j=1
wobei n
X
j
h̃ij = δij − aki zk + akj zk + O(kzk2 ).
i
k=1
Die ersten partiellen Ableitungen von hij und h̃ij stimmen überein.
(ii)⇒(iv) Die lokalen Koordinaten induzieren eine komplexe und eine reelle Basis
von TX , und die Zusammenhangsformen des Levi-Cività-Zusammenhangs und
des Chern-Zusammenhangs bezüglich einer Basis hängen nur vom Wert und den
ersten Ableitungen der Gramschen Matrix im jeweiligen Punkt ab. Im Fall, dass
diese Matrizen gleich der identischen Matrix sind, ist die Behauptung klar.
Es sei V ein komplexer Vektorraum,
P(V ) = (V − {0})/C×
der projektive Raum und p : V − {0} → P(V ) die natürliche Projektion. Wir
interpretieren die Elemente von P(V ) wahlweise als lineare Unterräume l von V .
Die Menge
S = {(l, v) ∈ P(V ) × V | v ∈ l}
ist ein Geradenbündel über P(V ), genannt das tautologische Bündel. Durch
OP(V ) (d)(U ) = O(f ∈ O(p−1 (U )) | f (tv) = td f (v) ∀ t ∈ C× , v ∈ p−1 (U )}
wird eine Garbe OP(V ) (d) auf P(V ) definiert. Indem man die Einschränkung von
f ∈ OP(V ) (1)(U ) auf l ∈ U als Element von l∗ interpretiert, identifiziert man
OP(V ) (1) mit der Garbe der Schnitte des dualen Bündels von S. Für dim V > 1
setzt sich nach dem Satz von Hartogs jedes f ∈ O(d)(P(V )) holomorph auf V
fort, also ist O(d)(P(V )) = {0} für d < 0.
Lemma 8. Wir bezeichnen mit h , i eine hermitesche Form auf V und ihre Ein-
schränkung auf S. Ist Ω die Krümmungsform des zugehörigen Chern-Zusammen-
hangs, so gibt es eine Kählermetrik h = g − iω auf P(V ) mit ω = 2πi
1
Ω.
44
Man nennt diese Metrik die Fubini-Study-Metrik. Die Form ω ist offensichtlich
geschlossen und reell, und ωC ist vom Typ (1, 1). Es folgt, dass h symmetrisch ist.
Die positive Definitheit wird durch explizite Rechnung bewiesen. Man beachte,
dass ω die Chernform des Geradenbündels S ∗ ist.
Folgerung 5. Jede glatte projektive Mannigfaltigkeit über C hat eine Kählerme-
trik.
Ist nämlich i : X → P(V ) die Einbettung, so hat die induzierte hermitesche
Metrik den Imaginärteil −i∗ ω, und d(i∗ ω) = i∗ (dω) = 0.
Allgemeiner sei π : E → X ein holomorphes Vektorbündel. Wir bezeichnen
mit P(E) den Quotienten von E minus den Nullschnitt nach der Wirkung von C× .
Dann haben wir natürliche Projektionen p : E → P(E) und π : P(E) → X. Für
offenes U ⊆ P(E) definieren wir
Dann ist OP(E) (d) eine Garbe auf P(E). Offenbar ist OP(E) (1) isomorph zur Garbe
der Schnitte des dualen Bündles des tautologischen Geradenbündels
Satz 29. Ist E ein holomorphes Vektorbündel über einer kompakten Kählerman-
nigfaltigkeit X, so ist P(E) eine Kählermannigfaltigkeit.
Beweis. Mit Hilfe einer Zerlegung der Eins konstruiert man ein hermitesches
Skalarprodukt auf E, also auch auf π ∗ E. Zu seiner Einschränkung auf S gehört
ein Chernzusammenhang. Die zu E ∗ gehörige Chernform ωE ist nach Lemma 8
positiv auf den Tangentialräumen an die Fasern π −1 (x) = P(Ex ). Es sei hE die zu-
gehörige hermitesche Form auf P(E) und hX die Kählermetrik auf X mit Kähler-
form ωX . Wegen der Kompaktheit von P(E) ist für t ≫ 0 die hermitesche Form
h = hE + tπ ∗ hX
ω = ωE + tπ ∗ ωX
ist geschlossen.
4.2 Aufblasungen
Ist Y eine komplexe Untermannigfaltigkeit einer komplexen Mannigfaltigkeit X,
so wollen wir eine Aufblasung von X entlang Y definieren. Es sei IY /X das
Idealbündel in OX der Funktionen, die auf Y verschwinden. Weiter sei NY /X =
TX|Y /TY das Normalenbündel. Sein duales Bündel ist das Konormalenbündel
45
NY∗ /X , dessen Faser an einer Stelle y ∈ Y gleich {ξ ∈ TX,y ∗
| ξ(TY,y ) = 0} ist. Das
Differential definiert einen Isomorphismus IY /X /IY /X → O(NY∗ /X ).
2
(iii) Die Einschränkung der Matrix Mij auf Y ist invertierbar sowie eindeutig
durch die fi und gi bestimmt.
46
Lemma 10. Es seien U , V offene Teilmengen von X mit definierenden Funk-
tionen f1U , . . . , fkU ∈ O(U ) sowie f1V , . . . , fkV ∈ O(V ) für Y . Dann gibt es genau
einen Diffeomorphismus
φU V : τU−1 (U ∩ V ) → τV−1 (U ∩ V ),
so dass τU = τV ◦ φU V .
Beweis. Da τU und τV außerhalb von Y Diffeomorphismen sind, gibt es genau
einen Diffeomorphismus φU V von U ∩ V − Y mit der fraglichen Eigenschaft, und
es bleibt zu zeigen, dass er sich glatt auf U ∩ V fogtsetzt. Laut Lemma 9 gibt
es in einer Umgebung W eines beliebigen Punktes von U ∩ V ∩ Y Funktionen
Mij ∈ O(W ), so dass X
fiV = Mji fjU .
j
P
Für x ∈ W definieren wir φU V (Z, x) = (Z ′ , x), wobei Zm ′
= l Mlm Zl . Dann
folgt für alle i, m ≤ k
X X
′ V
Zm fi = Mlm Mji Zl fj = Mlm Mji Zj fl = Zi′ fm
V
,
l,j l,j
also bildet φU V die Untermannigfaltigkeit ŨY in ṼY ab, und φV U ist offensichtlich
die Umkehrabbildung.
Definition 5. Die durch Verklebung der Mannigfaltigkeiten ŨY vermittels der
Morphismen φU V entstehende Manigfaltigkeit X̃Y heißt Aufblasung von X längs Y .
Wir haben einen Aufblasungsmorphismus τ : X̃Y → X, dessen Einschränkung
auf ŨY gleich τU ist. Durch Einschränkung erhalten wir einen Diffeomorphismus
X̃Y − DY → X − Y .
Wir schreiben τ −1 (Y ) = DY . Ist z ∈ DY und liegt y = τ (z) in einer Menge U
mit definierenden Funktionen f1 , . . . , fk , so entspricht z ein Punkt (Z, y) ∈ ŨY .
Die Gleichungen
Zi dfj (y)v = Zj dfi (y)v
definieren dann einen eindimensionalen Unterraum in NY /X,y . Dieser hängt nicht
von der Wahl der Funktionen fi ab, und wir erhalten einen Diffeomorphismus
DY → P(NY /X ).
Die Menge ŨY wird durch die Mengen Ui = {(Z, x) ∈ ŨY | Zi 6= 0} überdeckt,
und das Urbild von DY in der Karte Ui wird durch die Gleichung τ ∗ fi = 0
definiert, wobei dτ ∗ fi = τ ∗ dfi auf diesem Urbild nicht verschwindet. Also ist DY
eine glatte Hyperfläche in X̃Y .
Lemma 11. Das Geradenbündel NDY /X̃Y ist isomorph zum tautologischen Un-
terbündel von τ ∗ NY /X .
47
Beweis. Das Differential τ∗ von τ induziert einen Morphismus von Vektorbündeln
TX̃Y |DY → TX|Y über dem Morphismus τ : DY → Y , der sich zu einem Morphis-
mus TDY → TY einschränkt. Wir erhalten also einen Morphismus von Bündeln
NDY /X̃Y → NY /X über τ , der sich wegen der Universalität durch das induzierte
Bündel τ ∗ NY /X faktorisiert.
Nun sei τ (z) = y ∈ Y und v ∈ NDY /X̃Y ,z . Wir wählen Funktionen f1 , . . . ,
fk ∈ IY /X (U ) mit linear unabhängigen Differentialen an der Stelle y. Es sei
(Z, y) das Bild von z unter der Verklebungsabbildung τ −1 (U ) → ŨY . Der Re-
präsentant vU ∈ TŨY ,(Z,y) ⊆ TP(Ck ),Z × TU,y ist modulo TŨY ,(Z,y) bestimmt, und
wir können ihn so wählen, dass seine erste Komponente verschwindet. Nun gilt
Zi dfj (y)vU = Zj dfi (y)vU für i, j ≤ k, also liegt τ∗ (v) in dem zu z gehörigen
Unterraum von NY /X,y .
Satz 30. Ist X eine Kählermannigfaltigkeit und Y eine kompakte komplexe Un-
termannigfaltigkeit, so ist X̃Y eine Kählermannigfaltigkeit. Sie ist kompakt, wenn
X kompakt ist.
Beweis. Da DY eine Hyperfläche ist, ist IDY /X̃Y eine lokal freie Garbe, also iso-
morph zur Garbe der Schnitte eines Geradenbündels über X̃Y . Wir bezeichnen
das duale Bündel mit L. Wie eingangs bemerkt, ist die Einschränkung von L auf
DY isomorph zu NDY /X̃Y , also laut Lemma 11 isomorph zum tautologischen Un-
terbündel S von τ ∗ NY /X . Wegen IDY /X̃Y |X̃Y −DY ∼
= OX̃Y −DY ist die Einschränkung
von L auf X̃Y − DY trivial.
Eine hermitesche Metrik auf NY /X induziert eine hermitesche Metrik auf S,
die sich zu einer hermiteschen Metrik auf L in einer Umgebung von Y fortsetzt.
Wir verkleben sie mittels einer Zerlegung der Eins mit einer flachen Metrik im
trivialen Geradenbündel L|X̃Y −DY . Die Chernform ωL des zugehörigen Chern-
Zusammenhangs ist reell, vom Typ (1, 1) und verschwindet außerhalb einer kom-
pakten Umgebung von Y . Die zugehörige hermitesche Form hL ist symmetrisch,
und ihre Einschränkung auf DY nach Satz 29 positiv definit. Ist hX = gX − iωX
die Kählermetrik auf X, so ist h = hL + tτ ∗ hX für t ≫ 0 eine Kählermetrik.
48
Lemma 12. Auf einer Kählermannigfaltigkeit gilt
d∗ = − ∗ d∗, ∂ ∗ = − ∗ ∂¯ ∗, ∂¯∗ = − ∗ ∂ ∗ .
Beweis. Im Beweis von Satz 27 haben wir gesehen, dass ∗k−1 d∗ k = (−1)k d2n−k ∗k ,
und laut Satz 25 gilt ∗2n−k ∗k = (−1)k(2n−k) . Das beweist die erste Identität.
Setzen wir d = ∂ + ∂¯ ein, so folgen die anderen mit Lemma 6 durch Vergleich der
Bigrade.
Wir betrachten nun den Operator Λ = ιg̃(ω) .
Vor dem Beweis bemerken wir, dass ein Differentialoperator D, der in einem
trivialen Bündel, d. h. auf vektorwertige Funktionen f : X → E0 wirkt, eine
eindeutige Zerlegung D = D0 + D+ hat, wobei D0 ∈ Diff 0 (E) = E(X, End E0 )
ist und D+ alle konstanten Funktionen annulliert. Hat D die Ordnung 1, so ist
D eindeutig durch D0 und σ1 (D1 ) bestimmt.
Beweis. An einer Stelle von X hängt ∂ ∗ nur vom Wert und den ersten Ableitun-
gen von h ab. Wegen Satz 28(ii) können wir also annehmen, dass X ein komplexer
Vektorraum und h eine konstante Kählermetrik ist. Da die konstanten Terme auf
beiden Seiten verschwinden, genügt es also, die Gleichheit der Symbole zu zeigen.
Aus Beispiel 1 wissen wir, dass σ1 (d)(x, iξ) = iξ ∧ . Durch Vergleich der
Bigrade folgt
Laut Lemma 6(ii) ist wegen J ∗ ξ 1,0 = iξ 1,0 , J ∗ ξ 0,1 = −iξ 0,1
= ∂∂ ∗ + ∂ ∗ ∂, ¯ = ∂¯∂¯∗ + ∂¯∗ ∂.
¯
[∂, ∂¯∗ ] = 0, ¯ ∂ ∗ ] = 0,
[∂,
∆ = 2 = 2.¯
49
Beweis. Nach Satz 31 und wegen ∂ 2 = 0 gilt
und die zweite Identität folgt durch komplexe Konjugation. Nun ergibt sich
¯ ∂ ∗ + ∂¯∗ ] = [∂, ∂ ∗ ] + [∂,
∆ = [∂ + ∂, ¯ ∂¯∗ ] = + .
¯
¯ ∂] = 0 und Satz 31
folgt wegen [∂,
¯ ∂¯∗ ] + i[∂, ∂ ∗ ] = 0,
−i[∂,
¯ = .
also
Wir erinnern daran, dass wir in Satz 26 den Raum der harmonischen Formen,
d. h. den Kern von ∆, mit H(X) bezeichnet haben. Wir benutzen jetzt das selbe
Symbol für komplexwertige Formen.
Folgerung 6. (i) Auf einer Kählermannigfaltigkeit X ist ∆ bihomogen vom
Bigrad (0, 0).
L
(ii) Hk (X) = p+q=k Hp,q (X), wobei Hp,q (X) = H(X) ∩ Ap,q (X).
Lemma 13. Die Räume H p,q (X) sind unabhängig von der Wahl einer Kähler-
metrik auf X.
50
Beweis. Die Menge K p,q aller Kohomologieklassen, die durch eine geschlossene
Form in Ap,q repräsentiert werden, hängt nicht von der Wahl von h ab, und
offensichtlich gilt H p,q ⊆ K p,q .
Umgekehrt sei η ∈ Ap,q geschlossen. Nach Satz 22(iii) gibt es eindeutig be-
stimmte α ∈ H und β ∈ A, so dass
η = α + ∆β.
∆β = dd∗ β + d∗ dβ.
Folglich ist d∗ dβ ∈ Ker d ∩ Im d∗ , was nach Satz 22(iii) Null ist. Es folgt [η] = [α].
Wegen der Bihomogenität von ∆ können wir annehmen, dass α ∈ Hp,q .
Sind nämlich α ∈ K p,q und β ∈ K r,s in der Bezeichnung aus dem Beweis, so
ist [α] ∪ [β] = [α ∧ β] mit α ∧ β ∈ K p+r,q+s .
¯ = 0, und es existiere ψ ∈ A(X),
Satz 33. Es sei η ∈ A(X), so dass ∂η = ∂η
¯ Dann existiert χ ∈ A(X), so dass
so dass η = dψ oder η = ∂ψ oder η = ∂ψ.
¯
η = ∂ ∂χ.
51
Beweis. Wir zeigen durch vollständige Induktion nach r, dass
V
[Lr+1 , Λ] = (r + 1)(k + r − n)Lr auf k V ∗ .
Beweis.
V2n+1 ∗Wir beweisen zunächst die Existenz
V durch Induktion nach k ≤ n. Wegen
V = {0} ist jedes Element von 0 V ∗ primitiv, für k = 0 können wir also
α0 = α setzen. V
Nun sei αV∈ k V ∗ , und die Behauptung gelte für kleinere Werte von k.
V2n−k+2
n−k+2 k−2 ∗
Da LVk−2 ∗: V → V ∗ nach Lemma 14 bijektiv ist, gibt es ein
β∈ V , so dass
Ln−k+2 β = Ln−k+1 α.
Somit ist α0 = α − Lβ primitiv. Nach Induktionsvoraussetzung gibt es βs ∈
V k−2−2s ∗
V , so dass
Xn
β= Ls βs .
s=0
52
Setzen wir αs+1 = βs , so
Vkfolgt die behauptete Darstellung von α.
∗
Ist schließlich
V2n−k ∗ α ∈ V mit k > n, so ist nach Lemma 14 α V= Lk−n β für
ein β ∈ V , und nach dem Beweisenen gibt es primitive βs ∈ 2n−k−2s V ∗ ,
so dass obige Darstellung gilt. Dann folgt aber auch die behauptete Darstellung
von α mit αr = βn+r−k für r ≥ k − n und αr = 0 für r < k − n. V
Zum Beweis der Eindeutigkeit betrachten wir primitive αr ∈ k−2r V ∗ , so
dass n
X
Lr αr = 0.
r=0
Es ist zu zeigen, dass alle αr verschwinden. Wir behandeln zunächst den Fall k ≤
n durch vollständige Induktion. Für k = 0 ist nichts zu beweisen. Angenommen,
die Behauptung gilt für kleinere Werte von k. Wegen der Primitivität von α0 gilt
n
X n
X
0 = Ln−k+1 Lr αr = Ln−k+2 Lr−1 αr .
r=1 r=1
Vk−2
Da Ln−k+2 auf V ∗ nach Lemma 14 injektiv ist, folgt
n
X
Lr−1 αr = 0,
r=1
53
V V
Bemerkung 2. Definieren wir Π ∈ End V ∗ durch Π = (k − n)id auf k V ∗ , so
gilt
[L, Λ] = Π, [Π, L] = 2L, [Π, Λ] = 2Λ.
Wir haben also gerade Aussagen aus der Darstellungstheorie der Lieschen Algebra
sl2 beweisen.
Ist auf einer komplexen Mannigfaltigkeit X eine Hermitesche Form
V ∗ h = g −iω
gegeben, so sind L und Λ als Endomorphismen
V ∗ des Vektorbündels TX und somit
auch als Elemente von Diff 0 ( TX ) definiert.
für k + r ≤ n injektiv und für k + r = n bijektiv. Für jedes Element α von Ak (X)
und jedes r ∈ N gibt es ein αr ∈ Ak−2r (X), so dass
n
X
α= Lr α r .
r=0
[∂¯∗ , L] = i∂, ¯
[∂ ∗ , L] = −i∂.
folgt nun
¯ ∂] = 0.
[, L] = −i[∂,
Die erste Behauptung folgt mit Satz 32, die andere durch Bildung der adjungier-
ten Operatoren.
Ist X eine kompakte Kählermannigfaltigkeit, so induziert das Cup-Produkt
mit der Klasse der Kählerform ω einen Homomorphismus
L : H(X, R) → H(X, R)
54
Satz 36 (Harter Lefschetzsatz). Für eine kompakte Kählermannigfaltigkeit X ist
Lemma 16. Es sei K eine endliche Menge und m ≤ |K|. Für jedes M ⊆ K mit
|M | = m sei eine Zahl cM gegeben, so dass für jedes N ⊆ K mit |N | = m − 1 gilt
X
cN ∪{i} = 0.
i∈K−N
Beweis. Für jedes r erhalten wir, indem wir die Summation über M = N ∪ {i}
herausziehen,
X X X X X X
0= cN ∪{i} = cM + cM .
|N |=m−1 i∈K−N |M −M ′ |=r i∈M ∩M ′ |M −M ′ |=r+1 i∈M −M ′
|N −M ′ |=r
55
folgt
(m − r)Sr + (r + 1)Sr+1 = 0,
also
1 2 m
Sm = (−1)m · · · · S0 = (−1)m S0 .
m m−1 1
Nun begeben wir uns wieder in die Situation von Lemma 6.
V
Satz 37. Für jedes α ∈ kprim V ∗ gilt
k(k+1) Ln−k ∗
∗ α = (−1) 2 J α.
(n − k)!
(ξ1 ∧ . . . ∧ ξk )op = ξk ∧ . . . ∧ ξ1
k(k−1) Vk
für ξi ∈ V ∗ ein. Offensichtlich gilt αop = (−1) 2 α für α ∈ V ∗.
Beweis. Wie im Beweis von Lemma 6 betrachten wir wieder die Basisvektoren
ψI,J,M = ξI ∧ ηJ ∧ ωM
V
von k V ∗ , wobei I, J und M paarweise disjunkte Teilmengen von {1, . . . , n} mit
|I| + |J| + 2|M | = k sind. Dann ist
X
ΛψI,J,M = ξI ∧ ηJ ∧ ωM −{i} .
i∈M
Ein Element X X
α= αI,J , αI,J = cI,J,M ψI,J,M ,
I,J I,J,M
ist offenbar genau dann primitiv, wenn αI,J für jedes I und J primitiv ist. Wir
können also annehmen, dass α = αI,J für feste I und J ist, und setzen K = I ∪ J
und k − |I| − |J| = 2m. Die Primitivität von
X
α= cM ψI,J,M
M ⊆K
|M |=m
56
weil (k − 2m)(k − 2m − 1) ≡ k(k − 1) − 2m (mod 4). Andererseits ist
Ln−k X
ψI,J,M = ψI,J,M ∪N ,
(n − k)! N ⊆K−M
|N |=n−k
Ln−k X X X
α= cM ψI,J,K−M ′ = (−1)m cI,J,M ′ ψI,J,K−M ′
(n − k)! ′ M ⊆K M ⊆K−M ′ M ′ ⊆K
|M ′ |=m |M |=m |M ′ |=m
Vk
nach Lemma 16. Wegen (J ∗ )2 = (−1)k auf V ∗ folgt die Behauptung.
Nun sei X wieder eine kompakte Kählermannigfaltigkeit der komplexen Di-
mension n. Wir definieren eine Bilinearform auf Ak (X) für k ≤ n durch
Z
Qk (α, β) = ω n−k ∧ α ∧ β,
X
so dass also Qn = Q die Schnittform aus Satz C ist. Diese Form ist symmetrisch
für gerade k und antisymmetrisch für ungerade k. Ist α geschlossen, so gilt nach
dem Satz von Stokes Qk (α, dγ) = 0. Somit induziert Qk eine Bilinearform auf
H k (X, R), die wir ebenfalls mit Qk bezeichnen. Setzen wir Qk komplex-linear
auf H k (X, C) fort, so wird durch
Eine Klasse α ∈ H k (X, C) ist genau dann primitiv, wenn ihre Komponenten in
H p,q (X) primitiv sind.
57
Da α′ vom Grad k − 2r ist und r + s > 2r, folgt Ln−k+r+s α′ = 0. Die zweite
Behauptung folgt aus
Beweis. Haben α, β ∈ H k (X, C) die Bigrade (p, q) 6= (r, s), so hat ω n−k ∧ α ∧ β̄
vom Bigrad (p + s + n − k, q − r + n − k), und die Paarung verschwindet außer
wenn dies gleich (n, n) ist, also wenn p + s = k und q + r = k ist.
Ist α ∈ Hk (X, C) primitiv, so auch ᾱ. Nach Satz 37 ist
Ln−k
k(k+1)
∗ α = (−1) 2 ip−qα,
(n − k)!
k(k+1) Ln−k
∗ ᾱ = (−1) 2 iq−p ᾱ.
(n − k)!
Es folgt
Z Z
k(k+1)
k n−k p−q+k
Hk (α, α) = i α∧L ᾱ = (−1) 2 i (n − k)! α ∧ ∗ ᾱ.
X X
58
k p,q
Nach Satz 38 ist Hprim (X) die orthogonale Summe der Hprim (X) mit p + q = k,
k p
und auf letzterem ist i (−1) Hn positiv definit. Also folgt
X
sign Qn = (−1)p hp,q
prim .
p+q+2r=n
Nach Satz 36 ist L : H p−1,q−1 (X) → H p,q (X) injektiv, also ist hp,q
prim = h
p,q
−
p−1,q−1
h , und wir erhalten
X
sign Qn = (−1)p hp,q + (−1)p−1 hp−1,q−1 .
p+q+2r=n
Die Summe auf der rechten Seite der Behauptung zerlegen wir nach der Parität
von p + q.
X X
(−1)p hp,q = (−1)p hp,q + (−1)n−q hn−q,n−p
2∤p+q 2∤p+q<n
X
= (−1)p hp,q + (−1)n−q hp,q = 0,
2∤p+q<n
wobei wir in der zweiten Summe erst eine Substitution und dann Folgerung 6
benutzt haben. Analog gilt
X X X
(−1)p hp,q = (−1)p hp,q + (−1)n−q hn−q,n−p
2|p+q 2|p+q≤n 2|p+q<n
X X
= (−1)p hp,q + (−1)n−q hp,q ,
2|p+q≤n 2|p+q<n
n−q p
und hier gilt (−1) = (−1) .
59
Offensichtlich gilt für p + q = k
VC = F p VC ⊕ F q+1 VC , V p,q = F p VC ∩ F q VC ,
Ist X eine kompakte Kählermannigfaltigkeit, so haben wir auf dem Bild H̃ k (X, Z)
von j nach Folgerung 7 eine ganzzahlige Hodgestruktur vom Gewicht k. Auf der
C-Algebra der glatten Differentialformen, die wir jetzt mit A(X) bezeichnen,
definieren eine analoge Filtration F durch
M
F p Ak (X) = Ar,k−r (X).
r≥p
Satz 40. Für eine kompakte Kählermannigfaltigkeit X haben wir einen natürli-
chen Isomorphismus
F p H k (X, C) ∼
= Ker(F p dk )/ Im(F p dk−1 ).
Für r ≥ p ist Ker dk ∩ Ar,k−r (X) ⊆ Ker F p dk , also liegt F p H k (X, C) im Bild
der obigen Abbildung. Umgekehrt sei η ∈ Ker F p dk . Nach Satz 22(iii) haben wir
eine eindeutige P Zerlegung η = α + ∆β, wobei ∆α = 0. Da ∆ die Bigraduierung
erhält, ist α = r≥p αr,k−r mit α ∈ Hr,k−r (X), also [αr,k−r ] ∈ H r,k−r (X, C). Wie
im Beweis von Lemma 13 folgt [η] = [α], also η ∈ F p H k (X, C).
Wir zeigen nun durch absteigende Induktion nach p, dass der Kern der obi-
gen Abbildung gleich Im F p dk−1 ist. (Das Argument ist ähnlich zum Beweis von
Satz 33.) Für p > k ist nichts zu beweisen.
Angenommen, die Behauptung gilt für p + 1. Angesichts von Satz 32 können
wir η ∈ Ker F p dk in der Form η = α +2β ¯ mit α ∈ Hk (X) schreiben. Ist η exakt,
so ist α = 0. Mit der Bihomogenität von ¯ p,q . Wegen
¯ folgt η p,q = 2(∂¯∂¯∗ + ∂¯∗ ∂)β
¯ p,q = (dη)p,q+1 = 0, so dass
η p−1,q+1 = 0 ist ∂η
¯ p,q ∈ Ker ∂¯ ∩ Im ∂¯∗ ,
∂¯∗ ∂β
60
was nach Satz 22 verschwindet. Somit ist η p,q = 2∂¯∂¯∗ β p,q , und
ist in F p+1 Ak (X) und ebenfalls exakt. Nach Induktionsvoraussetzung gibt es ein
ψ ′ ∈ F p+1 Ak−1 (X), so dass η ′ = dψ ′ . Nun ist
ψ = ψ ′ + 2∂¯∗ β p,q
5.2 Polarisierungen
Definition 7. Eine Polarisierung auf einer ganzzahligen Hodgestruktur (VZ , F )
vom Gewicht k ist eine Bilinearform Q : VZ × VZ → Z, so dass durch H(α, β) =
ik Q(α, β̄) eine hermitesche Form auf VC definiert wird, wobei die Unterräume
k(k−1)
V p,q zueinander orthogonal sind und (−1) 2 +p H auf V p,q positiv definit ist.
Analog definiert man Polarisierungen auf rationalen Hodgestrukturen.
Definition 8. Eine polarisierte Mannigfaltigkeit ist ein Paar (X, [ω]), wobei X
eine kompakte komplexe Mannigfaltigkeit und [ω] ∈ H̃ 2 (X, Z) eine ganzzahlige
Kählerklasse auf X ist.
61
Lemma 18. Für ein glattes komplexes Geradenbündel L über einer glatten Man-
nigfaltigkeit X ist c1 (L) ∈ H̃ 2 (X, Z).
Beweis. Man kann zeigen, dass es einen Vektorraum V und eine glatte Abbildung
f : X → P(V ) gibt, so dass L = f ∗ S, wobei S das tautologische Bündel über
P(V ) ist. Wegen c1 (L) = f ∗ c1 (S) genügt es also, den Beweis für X = P(V )
zu führen. Dies kann durch eine explizite Rechnung geschehen. Dabei ist der
Normierungsfaktor in der Definition ω = 2πi Ω wichtig.
lim
−→
Ȟ(U, E) ∼
= H(X, E).
U
Sind alle Durchschnitte von Mengen aus U kontrahierbar, so gilt bereits Ȟ(U, E) ∼
=
H(X, E).
Lemma 19. Für eine komplexe Mannigfaltigkeit X gibt es einen kanonischen Iso-
morphismus zwischen H 1 (X, OX∗
) und der Picardgruppe von X, also der Gruppe
der Isomorphieklassen von holomorphen Geradenbündeln über X.
∗ exp 2πi
0 −→ ZX −→ OX −→ OX −→ 1.
62
Dazu gehört eine lange exakte Folge von Kohomologiegruppen
δ
. . . −→ H 1 (X, OX ) −→ H 1 (X, OX
∗
) −→ H 2 (X, Z) −→ H 2 (X, OX ) −→ . . .
∗ exp 2πi
0 −→ ZX −→ EX,C −→ EX,C −→ 1
erhält man übrigens, da die Garbe EX,C fein ist, einen Isomorphismus H 1 (X, EX,C ) →
H 2 (X, Z), d. h. glatte komplexe Geradenbündel werden durch H 2 (X, Z) klassi-
fiziert (wobei die Torsion nicht zu vernachlässigen ist). Für holomorphe Gera-
denbündel ist die Situation komplizierter.
(i) Es gilt c1 = j ◦ δ.
(ii) Jede Form ω ∈ A2 (X) mit der Eigenschaft [ω] = c1 (L) ist die Chernform
des Chernzusammenhangs einer hermiteschen Metrik auf L.
(iii) Für eine Kählermannigfaltigkeit X ist das Bild von c1 gleich H̃ 2 (X, Z) ∩
H 1,1 (X).
Hier wirken das de-Rham-Differential d : Kp,q (U) → Kp+1,q (U) und das Čech-
Differential dˇ : Kp,q (U) → Kp,q+1 (U). Setzen
L wir D = d + (−1)p dˇ auf Kp,q (U),
so ist der einfache Komplex Kk (U) = p+q=k K (U) eine Auflösung von RX .
p,q
Andererseits sind die Auflösungen von de Rham und Čech in den Doppelkomplex
eingebettet (mit q = 0 bzw. p = 0). Das selbe gilt für die Garbe CX .
Nun sei U eine Überdeckung von X, so dass für jedes U ∈ U ein nirgends
verschwindender Schnitt sU von L über U existiert. Dann ist die Chernform auf
U gleich
1 ¯
ωU = ∂ ∂ ln hU ,
2πi
1 ¯
wobei hU = hsU , sU i. Setzen wir βU = 2πi ∂ ln hU , so gilt ωU = dβU und auf U ∩ V
1 ¯ hU
βU − βV = ∂ ln .
2πi hV
63
Trivialisieren wir L|U mit Hilfe von sU , so ist sU = gU V sV . Wegen gU V ∈ O∗ (U ∩V )
können wir nach eventueller Verfeinerung von U annehmen, dass es fU V ∈ O(U ∩
V ) gibt, so dass gU V = exp 2πifU V . Außerdem ist hU = |gU V |2 hV , so dass
¯ U V − f¯U V ) = −df¯U V .
βU − βV = ∂(f
aU V W := fU V + fV W + fW U ∈ Z,
Somit sind j(a) ∈ Č 2 (U, R) und ω ∈ A2 (X) im einfachen Komplex K(U)C koho-
molog.
Einerseits gilt c1 (L) = [ω]. Andererseits repräsentiert der Kozyklus g ∈ Č 1 (U, OX
∗
)
1
die Klasse von L, und man erhält δ[g], indem man g zu f ∈ Č (U, O) hebt und
darauf dˇ anwendet. Folglich ist δ[g] = a.
Nun sei ω0 die Chernform einer hermiteschen Metrik h , i0 auf L und ω ∈
2
A (X) kohomolog zu ω0 . Da ω − ω0 exakt ist, gibt es nach Satz 33 eine Funktion
ϕ ∈ E(X), die wir als reellwertig voraussetzen können, so dass
1 ¯
∂ ∂ϕ = ω − ω0 .
2πi
Die Chernform der Metrik h , i = eϕ h , i0 ist gleich ω.
Die Einbettung von Garben CX → OX induziert eine natürliche Abbildung
H(X, C) → H(X, OX ).
der Ak (X) auf die Komponente A0,k (X) projiziert und F k−1 Ak (X) annulliert.
Da π nach Folgerung 6 den Raum Hk (X) auf H0,k (X) projiziert, ist das Bild von
H k (X, C) nach Folgerung 3 ganz H k (X, OX ), und der Kern ist F k−1 H k (X, C).
Im Fall k = 2 gilt wegen Folgerung 6
und durch Schnitt mit H̃ 2 (X, Z) erhalten wir das Bild von c1 .
64
5.3 Der Verschwindungssatz von Kodaira-Nakano
Ist E ein hermitesches holomorphes Vektorbündel über einer Kählermannigfaltig-
keit X, so definiert die Multiplikatikon mit der Kählerform ω einen Endomorphis-
mus LE von A(X, E) vom Grad 2. Den adjungierten Endomorphismus bezeichnen
wir mit ΛE . Da diese von den entsprechenden Endomorphismen L × id und Λ × id
induziert werden, gilt nach dem Beweis von Lemma 14 auch auf Ak (X, E)
[LE , ΛE ] = (k − n)id,
wobei n = dimC X.
Satz 42 (Nakano). Es sei E ein hermitesches holomorphes Vektorbündel über ei-
ner kompakten Kählermannigfaltigkeit X und Ω die Krümmungsform des Chern-
zusammenhangs von E. Dann gilt für ψ ∈ H(X, E)
i(Ω ∧ ΛE ψ, ψ) ≤ 0,
i(ΛE Ω ∧ ψ, ψ) ≥ 0.
[∇0,1 , ΛE ] = i(∇1,0 )∗ .
Eine reelle 2-Form ω auf einer fast komplexen Mannigfaltigkeit X heißt posi-
tiv, wenn die durch g(u, v) = ω(u, Jv) definierte Form g symmetrisch und positiv
definit ist. Ein hermitesches holomorphes Geradenbündel L über einer komplexen
Mannigfaltigkeit X heißt positiv, wenn die Chernform ω des Chernzusammen-
hangs von L positiv ist. In diesem Fall ist h = g − iω eine Kählermetrik auf X.
Satz 43 (Kodaira-Bochner-Nakano). Es sei L ein holomorphes Geradenbündel
über einer kompakten komplexen Mannigfaltigkeit X.
(i) Ist L positiv, so gilt für p + q > n
V
H q (X, O( p TX∗ ⊗ L)) = 0.
65
(ii) Ist L negativ, so gilt für p + q < n
V
H q (X, O( p TX∗ ⊗ L)) = 0.
Beweis. Es sei L ein positives Geradenbündel. Dann ist seine Chernform ω = 2πi Ω
eine Kählerform auf X, und LE ψ = ω ∧ ψ. Subtrahieren wir die Ungleichungen
aus Satz 42 im Fall E = L voneinander, so folgt für alle ψ ∈ Hp,q (X, L)
Ist p + q > n, so folgt ψ = 0, und Aussage (i) ergibt sich aus Folgerung 3.
Aussage (ii) beweist man ebenso oder folgert sie aus Aussage (i) und Folge-
rung 4.
Lemma 20. Es sei L ein holomorphes Geradenbündel über X und L die Garbe
der Schnitte von L, so dass die folgenden Abbildungen surjektiv sind:
66
Beweis. Wie schon angemerkt, garantiert Bedingung (i) die Existenz von ϕL ,
während Bedingung (ii) sicherstellt, dass ϕL (x) 6= ϕL (y) für x 6= y.
Für jeden Punkt x gibt es nach (i) eine Basis s0 , . . . , sm von O(X, L), so
dass s0 (x) 6= 0 und si (x) = 0 für i 6= 0. Auf {x ∈ X | s0 (x) 6= 0} gilt si =
fi s0 mit holomorphen Funktionen fi . Diese sind die Koordinaten von ϕL (x) in
der zugehörigen affinen Karte auf P(V ). Ist die Bedingung (iii) an der Stelle x
∗
erfüllt, so spannen die dfi (x) den Raum TX,x auf, d. h. das Pullback dϕ∗L (x) ist
surjektiv.
Die Abbildung in (i) können wir auch als natürliche Abbildung H 0 (X, L) →
0
H ({x}, L|{x} ) betrachten. Es gibt ein hinreichendes Kriterium der Surjektivität:
Ist Y eine Untermannigfaltigkeit von X und H 1 (X, IY /X L) = 0, dann ist die
natürliche Abbildung H 0 (X, L) → H 0 (Y, L|Y ) surjektiv. Wir haben nämlich die
kurze exakte Folge von Garben
0 −→ IY /X L −→ L −→ L|Y −→ 0
Folgerung 12. Ist L ein positives Geradenbündel über X und KX = det TX∗ das
kanonische Geradenbündel von X, so gilt für q > 0
Leider ist IY /X L nur dann eine invertierbare Garbe, wenn Y ein Divisor ist.
Um die Folgerung auch für dim X > 1 anwenden zu können, betrachten wir die
Aufblasung τx : X̃x → X mit dem Ausnahmedivisor Dx = τx−1 ({x}). Wir bezeich-
nen die Garbe der Schnitte von τx∗ L mit L̃x . Dann haben wir ein kommutatives
Diagramm
L̃x (X̃
O x
) / L̃ | (D )
x Dx x
τx∗
in dem das vertikale Gleichhheitszeichen aus der Trivialität von L̃x |Dx und der
Kompaktheit von Dx resultiert. Wir behaupten, dass der senkrechte Pfeil inver-
tierbar ist. Dies gilt offensichtlich nach Einschränkung auf X̃x − Dx , und nach
dem Satz von Hartogs setzt sich jeder Schnitt von L|X−{x} zu einem Schnitt von
L fort.
67
Lemma 21. Ist KX die Garbe der Schnitte von KX und K̃X die von τ ∗ KX , so
gilt mit n = dim X
K̃X ∼
⊗(n−1)
= KX̃x ⊗ ID /X̃ . x x
Z1 Zn
µ̃i = d ∧ . . . ∧ dzi ∧ . . . ∧ d
Zi Zi
von KŨx . Andererseits ist
µ = dz1 ∧ . . . ∧ dzn
Z
ein nichtverschwindender Schnitt von KU . Wegen zj = zi Zji folgt
Z1 Zn
τx∗ µ|Ui = zi d ∧ . . . ∧ dzi ∧ . . . ∧ zi d = zin−1 µ̃i .
Zi Zi
Da zi eine definierende Funktion von Dx ∩ Ui ist, folgt die Behauptung für die
Einschränkungen auf Ui . Auf X̃x − Dx sind die Einschränkungen von K̃X und
KX̃x isomorph, während die von IDx /X̃x trivial ist.
Beweis von Satz 44. Nach Lemma 21 ist
Als lokal freie OX̃x -Modulgarbe vom Rang 1 ist IDx /X̃x die Garbe der Schnitte
eines Geradenbündels E ∗ , und E|Dx ist isomorph zu NDx /X̃x , also nach Lemma 11
zum tautologischen Unterbündel von τx∗ TX,x . Wie im Beweis von Satz 30 gezeigt,
hat E eine Metrik mit Chernform ωE , deren Einschränkung auf Dx positiv ist.
Nach Voraussetzung hat L eine Metrik mit positiver Chernform ωL , und wir
wählen irgendeine Metrik auf KX mit Chernform ωK . Wir erhalten dann eine
Metrik auf
−1
E ⊗n ⊗ τx∗ (L⊗N ⊗ KX )
mit Chernform
nωE + τx∗ (N ωL − ωK ).
Wie im Beweis von Satz 30 folgt, dass diese Form für N ≫ 0 positiv ist, und
dann ist
−1
H 1 (X̃x , IDx /X̃x L̃⊗N 1
x ) = H (X̃x , KX̃x ⊗ (E
⊗n
⊗ τx∗ (L⊗N ⊗ KX ))) = 0
68
nach Satz 43.
Wegen der Stetigkeit gilt diese Aussage auch in einer Umgebung von x in X.
Da X kompakt ist, können wir ein N0 finden, so dass die Aussage mit N ≥ N0
für alle x ∈ X gilt.
Die Aussagen (ii) und (iii) kann man ähnlich beweisen, da die Garben ID{x,y} /X̃{x,y}
2
und ID x /X̃x
lokal frei sind.
5.5 Beispiele
5.5.1 Hodgestrukturen vom Gewicht 1
Es sei X eine kompakte Kählermannigfaltigkeit. Dann ist durch H̃ 1 (X, Z) und
H 1,0 (X) ∼
= O(X, TX∗ ), H 0,1 (X) ∼
= H 1 (X, OX ).
j ∼ ∼ j
π c1
H 1 (X, C) / H 0,1 (X) / Pic(X) / H 2 (X, R)
auf die Picardgruppe der Geradenbündel mit Chernklasse 0. Auf der linken Seite
steht ein komplexer Torus, denn H̃ 1 (X, Z) ist ein Gitter (ein Z-Untermodul von
maximalem Rang) in H 1 (X, R).
Wir betrachten nun den Fall eines komplexen Torus T = V /Γ, wobei V ein
komplexer Vektorraum und Γ ein Gitter in V ist. Da T eine Gruppe ist, können
wir die Translationen einer geschlossenen k-Form α durch ein Element t von T
betrachten. Da T zusammenhängend ist, sind diese zu α homotop und repräsen-
tieren somit die selbe Kohomologieklasse. Wir können über t ∈ T mitteln und se-
hen, dass jede Klasse durch eine invariante Form repräsentiert wird, die natürlich
V
harmonisch ist. Somit haben wir eine natürliche Identifizierung H(T, R) ∼ = V ∗,
also insbesondere
H 1 (T, R) ∼
= V ∗.
69
Da V die universelle Überlagerung von T und Γ die Gruppe ihrer Decktransfor-
mationen ist, gilt π1 (T ) ∼
= Γ, und aus dem Satz von Hurewitz folgt
H1 (X, Z) ∼
= Γ.
Kehren wir wieder zum allgemeinen Fall zurück und wenden das Gesagte auf
T = Pic0 (X) an, so erhalten wir aus der Poincaré-Dualität natürliche Isomor-
phismen
TPic0 (X) ∼
= Pic0 (X) × H 1 (X, R), H̃ 1 (Pic0 (X), Z) ∼
= H1 (X, Z).
Die Kählerform ω von X definiert einen Lefschetzoperator L und eine alternie-
rende Bilinearform Z
Q1 (α, β) = Ln−1 α ∧ β
X,o
auf H 1 (X, R), die wir als translationsinvariante Differentialform auf Pic0 (X) in-
terpretieren können.
Lemma 22. Ist (X, ω) eine kompakte Kählermannigfaltigkeit, so auch (Pic0 (X), Q1 ).
Ist [ω] ∈ H 2 (X, Z), so ist [Q1 ] ∈ H 2 (Pic0 (X), Z) und somit Pic0 (X) eine abelsche
Varietät.
Beweis. Wir setzen Q1 komplex-linear auf H 1 (X, C) fort. Nach Satz 38 sind die
Unterräume H 1,0 (X) und H 0,1 (X) bezüglich der hermiteschen Form
H1 (α, β) = iQ1 (α, β̄)
zueinander orthogonal. Es gilt
H1 (Jα, Jβ) = H1 (α, β),
wenn α und β jeweils in einem dieser Unterräume liegt, also auch allgemein.
Somit ist auch Q1 invariant unter J. Die komplexe Struktur auf H 1 (X, R) ist
durch J Re u = Re iu für u ∈ H 0,1 (X) gegeben, also
1 1 1
Q1 (Re u, J Re u) = Q1 (u + ū, iu − iū) = − iQ1 (u, ū) = − H1 (u, u).
4 2 2
Nach Satz 38 ist die Einschränkung von H1 auf H 0,1 (X) negativ definit, also ist
die Form Q1 positiv.
Als translationsinvariante Form auf Pic0 (X) ist Q1 offensichtlich geschlossen,
also eine Kählerform.
Die orientierten rationalen k-dimensionalen Unterräume W in der universellen
Überlagerung H 1 (X, Q) von Pic0 (X) bezüglich der rationalen Struktur H 1 (X, Q)
projizieren sich auf k-Zyklen in Pic0 (X), die die Gruppe Hk (X, Z) erzeugen. Ist
(γ, δ) eine Basis des Z-Moduls W ∩ H̃ 1 (X, Z), so ist der Wert von Q1 auf dem
zugehörigen Zykel gleich Q1 (γ, δ). Ist [ω] ∈ H 2 (X, Z), so sind diese Werte ganz-
zahlig.
70
5.5.2 Hodgestrukturen vom Gewicht 2
Eine reelle Hodgestruktur auf VR vom Gewicht 2 ist gegeben durch eine Zerlegung
wobei V 2,0 = V 0,2 und V 1,1 = V 1,1 . Eine Polarisierung ist gegeben durch eine
symmetrische Bilinearform Q auf VR , die wir C-bilinear auf VC fortsetzen, so dass
die zugehörige hermitesche Form
folgende Eigenschaften hat: Die obige Zerlegung ist orthogonal, und H ist positiv
definit auf V 2,0 und V 0,2 sowie negativ definit auf V 1,1 . (Im Vergleich zu Definiti-
on 7 haben wir für H das entgegengesetzte Vorzeichen gewählt.) Natürlich sind
V 2,0 und V 0,2 dann vollständig Q-isotrope Unterräume.
Satz 45. Es sei VR ein reeller Vektorraum und Q eine nichtausgeartete symme-
trische Bilinearform auf VR der Signatur (2h, n − 2h). Die Abbildung, die jeder
Hodgestruktur auf VR mit mit h2,0 = h und Polarisierung Q den Unterraum V 2,0
zuordnet, ist eine Bijektion von der Menge solcher Strukturen auf die komplexe
Untermannigfaltigkeit
71
größten Divisor (s), so dass s ∈ I(s)/X (U )O(U, L). Dabei benutzen wir für eine
⊗n
Hyperfläche D und n ∈ Z die Bezeichnung InD/X = ID/X . Für si ∈ M(U, Li )
ist s1 ⊗ s2 ∈ M(U, L1 ⊗ L2 ) mit (s1 ⊗ s2 ) = (s1 ) + (s2 ). Wir sagen, dass s einen
einfachen Pol längs D hat, wenn D mit dem Koeffizienten −1 in (s) eingeht. Wir
bezeichnen mit (s)− die Teilsumme der Divisoren mit negativen Koeffizienten
in (s), genannt Poldivisor von s.
ResD α|D∩U = i∗ β,
f ′ α = df ′ ∧ β ′ ,
Wenden wir erst ιv für ein holomorphes Vektorfeld v ∈ O(U, TX ) und dann i∗ an,
so folgt wegen i∗ f = 0 und i∗ (df ) = di∗ f = 0
Wählen wir v so, dass vx ∈/ TD,x für ein x ∈ D, so ist i∗ (v(f )) nicht identisch Null
auf der Komponente von D, die x enthält, und es folgt i∗ β = i∗ β ′ . Da M(KD )
eine Garbe ist, folgt die Existenz von ResD α.
72
Lemma 24. Es sei V ein n-dimensionaler komplexer Vektorraum und f ∈
O(4)(P(V )) derart, dass die Nullstellenmenge X ⊆ P(V ) von f nichtsingulär
ist. Dann ist KX trivial und H 2,0 (X) = 1.
H 2,0 (X) ∼
= O(X, KX ) = C.
Wegen V p,q = F p VC ∩ F q+1 VC kann man die Bedingung auch in der Form
ϕ(F p VC ) ⊆ F p+r WC formulieren.
73
(i) Für alle p + q = n gilt ϕ(VC ) ∩ W p+r,q+r = ϕ(V p,q ), d. h. der Morphismus
ist strikt.
L
(ii) Setzen wir (Ker ϕ)p,q = Ker ϕ∩V p,q für p+q = n, so gilt VC = p+q=n (Ker ϕ)p,q .
P
Beweis. Es sei α = p′ +q′ =r αp′ ,q′ ∈ VC .
(i) Ist ϕ(α) ∈ W p+r,q+r , so ist ϕ(α) = ϕ(αp,q ).
(ii) Ist ϕ(α) = 0, so ist ϕ(αp′ ,q′ ) = 0 für alle (p′ , q ′ ).
Dabei müssen wir Koker ϕ = W^Z /VZ setzen (Torsion ausfaktorisiert). Ist ϕ
eine Einbettung und m = n, so nennen wir (VZ , F ) eine Unter-Hodgestruktur von
(WZ , F ).
Beweis. Die Einschränkung der zugehörigen hermiteschen Form H auf W p,q ist
definit, und diese Unterräume sind zueinander orthogonal. Also gilt das Selbe für
die Unterräume V p,q = W p,q ∩VC bezüglich der Einschränkung von H. Bezeichnen
wir das Orthogonalkomplement von V p,q in W p,q mit V ′p,q , so gilt das Selbe
für VC′ .
Wir wollen nun Beispiele für Morphismen von Hodgestrukturen angeben. Ist
ϕ : X → Y eine stetige Abbildung zwischen topologischen Räumen, so erhalten
wir natürliche Abbildungen
Die Abbildung φ∗ ist verträglich mit dem Cup-Produkt, und im Fall von glatten
Mannigfaltigkeiten lässt sich die induzierte Abbildung
ϕ∗ : H k (Y, R) → H k (X, R)
74
zwischen den de-Rham-Kohomologiegruppen auch durch das Pullback von Diffe-
rentialformen beschreiben. Im Fall von kompakten Kählermannigfaltigkeiten ist
ϕ∗ : H̃ k (Y, Z) → H̃ k (X, Z)
ϕ∗ α ∪ β = α ∪ ϕ∗ β.
75
somit für p+p′ 6= m und q +q ′ 6= m. Aus Dimensionsgründen wird H p,q (X) durch
diese Eigenschaft charakterisiert.
′ ′
Für β ∈ H p ,q (Y ) mit p′ + q ′ = 2m − (k + 2r), aber (p + r) + p′ 6= m und
′ ′
(q + r) + q ′ 6= m ist ϕ∗ β ∈ H p ,q (X) mit p + p′ 6= n und q + q ′ 6= n, also
ϕ∗ α ∪ β = 0. Somit ist ϕ∗ α ∈ H p+r,q+r (Y ) nach der analogen Charakterisierung
dieses Raumes.
76
Satz 46. Die Abbildung Z[h]/(hn+1 ) → H(Pn ), die der formalen Variablen h die
Chernklasse c1 (OPn (1) ) zuordnet, ist ein Isomorphismus von Ringen.
Beweis. Das Komplement von Pn−1 in Pn ist eine affine Karte, die wir mit Cn
identifizieren. Die lange exakte Folge für das Paar (Pn , Cn ) ist
· · · → H k−1 (Cn ) → H k (Pn , Cn ) → H k (Pn ) → H k (Cn ) → . . .
Ist T eine Tubenumgebung von Pn−1 in Pn , so gilt nach dem Ausschneidungssatz
H k (Pn , Cn ) ∼
= H k (T, T − Pn−1 ).
Außerdem ist T diffeomorph zum Normalenbündel N von Pn−1 in Pn , und wir
haben den Thom-Isomorphismus
H k (T, N − 0N ) ∼
= H k−2 (Pn−1 ).
Wir können die exakte Folge also wie folgt umschreiben:
· · · → H k−1 (Cn ) → H k−2 (Pn−1 ) → H k (Pn ) → H k (Cn ) → . . .
Wegen der Kontrahierbarkeit von Cn ist H k (Cn ) = 0 für k > 0, also
H k (Pn ) ∼
= H k−2 (Pn−1 )
für k > 1, und im Fall k = 1 erhalten wir H 1 (Pn ) = 0. Durch vollständige
Induktion sehen wir, dass H k (Pn ) den behaupteten Rang hat.
Bezeichnen wir c1 (OPn (1) ) = η und identifizieren H 2n (Pn ) mit Z, so kann man
nachrechnen, dass η n = 1, also η k 6= 0 für k ≤ n. Ist α ∈ H k (Pn ), so gibt es also
ein c ∈ Q, so dass α = cη k . Nun ist c = α ∪ η n−k ∈ Z, somit wird H 2k (Pn ) von
η k erzeugt.
Satz 47 (Leray-Hirsch). Es sei X ein lokal kontrahierbarer topologischer Raum
und ϕ : X → Y eine Faserung, wobei für jedes y ∈ Y die Kohomologiegrup-
pe H(Xy , Z) torsionsfrei ist. Weiter sei A eine endlich erzeugte Untergruppe
von H(X, Z), so dass für jedes y ∈ Y der natürliche Homomorphismus A →
H(Xy , Z) bijektiv ist. Dann definieren ϕ∗ und das Cup-Produkt einen Isomor-
phismus
A ⊗Z H(Y, Z) → H(X, Z).
Folgerung 15. Es sei E ein komplexes Vektorbündel vom Rang r über dem
lokal kontrahierbaren topologischen Raum Y und η = c1 (OP(E) (1)). Dann ist
H(P(E), Z) ein freier Modul über H(Y, Z) mit der Basis 1, η, . . . , η r−1 .
In der Tat, für die natürliche Einbettung iy : P(Ey ) → P(E) gilt
i∗y c1 (OP(E) (1)) = c1 (OP(Ey ) (1)),
denn für die tautologischen Geradenbündel S → P(E) und Sy → P(Ey ) gilt
i∗y S = Sy .
77
5.8 Die Hodgestruktur einer Aufblasung
Satz 48. Es sei X eine kompakte Kählermannigfaltigkeit und τ : X̃Y → X ihre
Aufblasung längs einer komplexen Untermannigfaltigkeit Y der Kodimension r.
Weiter sei DY = τ −1 (Y ) der Ausnahmedivisor, ̃ : DY → X̃Y seine Einbettung
und η = c1 (OP(NY /X ) (1)). Dann ist die Abbildung
r−2
M
k
H (X, Z) ⊕ H k−2i−2 (Y, Z) → H k (X̃Y , Z),
i=0
∗ ∗
τX,U ∗ ∗ ∗
τX,U
τU τX τU
H k−1 (Ũ ) / H k (X̃ , Ũ )
Y
/ H k (X̃ )
Y
/ H k (Ũ ) / H k+1 (X̃ , Ũ )
Y
H k (X, U ) ∼ = H k (NY /X , Y ) ∼
= H k−2r (Y ),
H k (X̃Y , Ũ ) ∼
= H k (N , DY ) ∼
DY /X̃Y= H k−2 (DY ).
und ihre Verkettungen mit den obigen Isomorphismen sind die Morphismen im
Diagramm, das wir also wie folgt umschreiben können:
j∗
H k−1 (U ) / H k−2r (Y ) / H k (X) / H k (U ) / H k+1−2r (Y )
∗
τU ϕ ∗
τX ∗
τU ϕ
̃∗
H k−1 (Ũ ) / H k−2 (D ) / H k (X̃ ) / H k (Ũ ) / H k−1 (D )
Y Y Y
78
Nach Lemma 27 ist τX∗ injektiv. Nach Folgerung 15 haben wir einen Isomor-
phismus
r−1
M
∼
ι : H k−2 (DY ) −→ η i ∪ τ ∗ H k−2−2i (Y ).
i=0
ist.
Ist (α, β) ∈ H k (X) ⊕ H k−2 (DY ) in diesem Kern, so gibt es also ein γ ∈
H k−2r (Y ), so dass α = j∗ (γ) und β = −ϕ(γ). Ist außerdem ιr−1 (β) = 0, so folgt
γ = 0 und damit (α, β) = 0. Folglich ist die Abbildung im Satz injektiv.
Ist schließlich (α, β) ∈ H k (X) ⊕ H k−2 (DY ), so gibt es ein γ ∈ H k−2r (Y ), so
dass ιr−1 (β − ϕ(γ)) = 0 und
79