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Tensorprodukte

Das Tensorprodukt ist eine Operation, die aus zwei K-Vektorräumen V und W einen neuen
K-Vektorraum V ⊗ W macht. Dieser wird von Elementartensoren v ⊗ w, v ∈ V , w ∈ W
aufgespannt, wobei das ⊗-Zeichen bilinear in jeder Variable ist. Wenn wir Basen b1 , . . . , bn
bzw. c1 , . . . , cm in V bzw. W haben, ist {bi ⊗ cj }, i = 1, . . . , n, j = 1, . . . , m eine Basis in
V ⊗ W ; insbesondere gilt dim(V ⊗ W ) = dim V · dim W .
Tensorprodukte bilden die natürliche Sprache, um die Räume der linearen und multi-
linearen Abbildungen zu beschreiben. Folgende natürliche Isomorphismen (im endlichdi-
mensionalen Fall) sind dabei besonders wichtig:

W ⊗V∗ ∼
= Hom(V, W ), V∗⊗V∗ ∼
= Bil(V ).

Dabei entspricht die Darstellung eines Homomorphismus bzw. einer Bilinearform in den
Tensorproduktbasen genau dem Aufschrieb durch die Matrixkoeffizienten, z. B.
!
1 2
MCB (f ) = ⇐⇒ f = c1 ⊗ b∗1 + 2c1 ⊗ b∗2 + 3c2 ⊗ b∗1 + 4c2 ⊗ b∗2
3 4
!
1 2
MB (β) = ⇐⇒ β = b∗1 ⊗ b∗1 + 2b∗1 ⊗ b∗2 + 3b∗2 ⊗ b∗1 + 4b∗2 ⊗ b∗2
3 4
(die Namen der natürlichen Isomorphismen haben wir hierbei unterdrückt und einfach „=“
geschrieben).

Äußere Potenzen
Wenn wir den Tensor v ⊗ w (v, w ∈ V ) – wie der Name suggeriert – als eine Art „Produkt“
von v und w auffassen, bekommt man die Struktur einer Algebra auf der Summe der
äußeren Potenzen ∞
M
T (V ) = V ⊗k ,
k=0

das ist die sogenannte Tensoralgebra eines Vektorraums. Für dim V > 1 wird sie nichtkom-
mutativ sein: v ⊗ w 6= w ⊗ v. Um nun z. B. schiefsymmetrische Bilinearformen in dieser
Sprache zu verstehen, fügt man eine Zusatzrelation hinzu, welche erzwingt, dass die Vekto-
ren aus V antikommutieren; in diesem Falle verwendet man das Zeichen ∧ statt ⊗, welches

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immer noch bilinear in beiden Komponenten ist, aber zusätzlich erfüllt v ∧ w = −w ∧ v.
Aus den Tensorpotenzen V ⊗k bekommt man dann äußere Potenzen Λk V , die sich zu der
äußeren Algebra
M∞
ΛV = Λk V
k=0
n
zusammenfügen. Wenn dim V = n, gilt Λk V = 0 für k > n; dann gilt dim Λk V =

k
.
Wenn b1 , . . . , bn eine Basis in V ist, ist, bilden

bi 1 ∧ . . . ∧ bi k , 1 6 i1 < · · · < ik 6 n

eine Basis in Λk V . Analog zum Falle der Tensorprodukte hat man dann eine Korrespondenz
zwischen äußeren Potenzen von V ∗ und alternierenden Multilinearformen; insbesondere gilt
Λ2 V ∗ ∼
= Alt2 (V ) mit
!
0 1
MB (β) = ⇐⇒ β = b∗1 ∧ b∗2 = −b∗2 ∧ b∗1 .
−1 0

Gruppenwirkungen
Da Gruppen natürlicherweise Symmetrien von mathematischen Objekten (normalerweise
Mengen mit Zusatzstrukturen) beschreiben, wirken sie natürlicherweise auf diesen Objek-
ten (zum Beispiel wirkt die Rotationsgruppe G < SO(3) eines Polyeders auf dem Polyeder
und daher auf Mengen von Ecken, Kanten, und Flächen des Polyeders). Man kann sagen,
dass Wirkungen die „Existenzräson“ von Gruppen sind.
Wie es sich herausstellt, kann man Gruppenwirkungen G y X mengentheoretisch voll-
ständig klassifizieren: X zerfällt in disjunkte Bahnen Ox , und für jede Bahn (= jede tran-
sitive Wirkung) haben wir ein „kanonisches Modell“ der Wirkung G y Ox , die man rein
„aus der Gruppe heraus“ beschreiben kann: es gilt nämlich

(G y Ox ) ∼
= (G y G/H), H = Stab(x).

Da jede Wirkung G y X in Bahnen zerfällt, kann man somit alle Wirkungen mengen-
theoretisch klassifizieren: um die Wirkung vollständig zu verstehen, braucht man nur X in
Bahnen zu zerlegen und den Stabilisator eines Punktes je Bahn auszurechnen.
Als Konsequenzen erhält man die Bahnenformeln, zum Beispiel |G|= |Stab(x)|·|Ox |,

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und insbesondere auch den Satz von Lagrange: |G|= |H|·|G/H| sowie die Klassifikation
von Konjugationsklassen von Permutationen mittels Zykeltypen.
Eine weitere Anwendung der Theorie der Wirkungen ist die Klassifikation der endlichen
Rotationsgruppen des dreidimensionalen Raums. Man erkennt nämlich mit Hilfe des Satzes
von Euler und der Bahnenformeln, dass es bis auf Kojugation neben der zyklischen und
der Diedergruppen nur drei weitere Möglichkeiten für endliche Rotationsgruppen gibt, die
isomorph zu A4 , S4 bzw. A5 sind. Diese entsprechen den Rotationgruppen der platonischen
Körper: des Tetraeders, des Oktaeders (bzw. des Würfels) und des Ikosaeders (bzw. des
Dodekaeders). Insbesondere kann man am Dodekaeder ablesen, dass A5 einfach ist (also
keine nichttrivialen Normalteiler besitzt.)

Normalteiler und kurze exakte Sequenzen


Ein Normalteiler N P G ist eine Untergruppe, die konjugationsinvariant ist: gN g −1 = N
für alle g ∈ G. Wie es sich herausstellt, sind Normalteiler genau diejenigen Untergruppen
von G, welche als Kerne N = Ker ϕ von (ohne Beschränkung der Allgemeinheit surjektiven)
Homomorphismen ϕ: G → Q auftauchen: es sind genau diejenigen Untergruppen, welche
eine Gruppenstruktur auf dem Quotienten G/N zulassen (dies ist der Inhalt des Homo-
morphiesatzes für Gruppen). Die Interaktion zwischen der Gruppe G, dem Normalteiler N
und dem Quotienten Q wird in Form einer kurzen exakten Sequenz

1→N →G→Q→1

dargestellt. Das obige Diagramm sagt also, dass N (isomorph zu einem) Normalteiler in G
ist und Q isomorph zum entsprechenden Quotienten ist. Man sagt hier auch „G entsteht
als Erweiterung von Q durch N “ und versteht es intuitiv so, dass die Gruppe G aus „ein-
facher zu verstehenden“ Teilen N und Q „zusammengebaut“ wird. Wenn so eine Zerlegung
unmöglich ist (weil G keine nichttrivialen Normalteiler besitzt), heißt G einfach. Beispiele
von einfachen Gruppen sind Z/p für eine Primzahl p und An für n > 5.

Automorphismen und semidirekte Produkte


Wenn wir eine kurze exakte Sequenz

1→N →G→Q→1

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haben, ist N zwar eine Untergruppe von G, aber Q im Allgemeinen nicht. Es gibt aber
einen wichtigen Sonderfall der Erweiterungen, nämlich spaltende Erweiterungen, wo die
Surjektion q: G → Q einen Schnitthomomorphismus s: Q → G zulässt. In diesem Falle
kann man N und Q mit Untergruppen von G identifizieren, und Q wirkt hierbei auf N
durch Gruppenautomorphismen: αq (n) = qnq −1 ∈ N . Umgekehrt, wenn α: Q → Aut(N )
eine Wirkung von Q auf N durch Automorphismen ist, kann man das semidirekte Produkt
N oα Q bilden, welches dann in eine spaltende Erweiterung

1 → N → N oα Q → Q → 1

reinpasst; durch diese Konstruktion entsprechen spaltende Erweiterungen genau den semi-
direkten Produkten. Beispiele für semidirekte Produkte sind Diedergruppen Dn ∼
= Z/no−1
Z/2 und Isometriegruppen von Rn , welche als Isom(Rn ) ∼ = Rn o O(n) dargestellt werden
können.

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