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Übungsblatt
Aufgaben mit Lösungen
Aufgabe 36: Gegeben sei die folgende Differentialgleichung für y in x ∈ R: y ′′′ (x) + y ′′ (x) − 4y ′ (x) − 4y(x) = 0
(a) Bestimmen Sie die allgemeine reelle Lösung y(x).
(b) Sei u1 (x) = y(x), u2 (x) = y ′ (x) und u3 (x) = y ′′ (x). Stellen Sie die Ableitungen u′k , k = 1, 2, 3 durch die
Funktionen ul , l = 1, 2, 3 dar und damit ein lineares System für u(x) auf.
(c) Bestimmen Sie die allgemeine Lösung des linearen Systems aus Ihren Ergebnissen aus Aufgabenteil (a).
Lösung 36:
(a) Das charakteristische Polynom lautet p(λ) = (λ − 2)(λ + 2)(λ + 1) und wir erhalten die allgemeine Lösung
(b) Es gilt u′1 (x) = u2 (x) und u′2 (x) = u3 (x). Für u′3 (x) stellen wir zunächst die Differentialgleichung um und
erhalten:
u′3 (x) = y ′′′ (x) = −y ′′ (x) + 4y ′ (x) + 4y(x) = 4u1 (x) + 4u2 (x) − u3 (x)
Das lineare System für u lautet damit:
0 1 0
u′ (x) = 0 0 1 u(x)
4 4 −1
(c) Da ja u1 (x) = y(x), u2 (x) = y ′ (x) und u3 (x) = y ′′ (x) erhalten wir aus der allgemeinen Lösung:
Allgemein kann so jede gewöhnliche Differentialgleichung höherer Ordnung (auch mit nicht konstanten Koef-
fizienten) in dein lineares System von Differentialgleichung höherer Dimension erster Ordnung umgeschrieben
werden.
Aufgabe 37: Man löse das Anfangswertproblem für das komplexe lineare System
1 6
1 − i 1
′
u (x) = 65 7 7
5 u(x), x ∈ [0, ∞), u(0) = 2 .
− + i −1 + i
42 7
Lösung 37: Zunächst werden die Eigenwerte mit Hilfe des charakteristischen Polynoms bestimmt:
!
1 − 17 i − λ 6
4 3
p(λ) = det 65
7
= . . . = λ2 − ix + .
− 42 +i −1 + 75 i − λ 7 7
Aufgabe 38: Bestimmen Sie die allgemeine Lösung der Differentialgleichung y ′′′ − 6y ′′ + 12y ′ − 8y = 0 und beweisen
Sie mit Hilfe der Wronski-Determinante, dass die Lösungsfunktionen ein Fundamentalsystem bilden.
Lösung 38: Eine lineare homogene Differentialgleichung mit konstanten Koeffizienten löst man mit dem Ansatz
u = eλx .
Somit haben wir wegen der dreifachen Nullstelle 2 die Lösungen y1 = e2x , y2 = xe−2x , y3 = x2 e2x . Die Wronskideter-
minante ist wie folgt:
Unsere Funktionen sind ein Fundamentalsystem, wenn W (x) für ein x nicht verschwindet, damit ist W (x) dann für
alle x nicht null. Wir wählen x = 0:
1 0 0
W (0) = 2 1 0 =2
4 4 2
Somit sind y1 , y2 und y3 ein Fundamentalsystem.
Aufgabe 39: Geben Sie für die folgenden Differentialgleichungen für y = y(x) die Nullstellen der charakteristischen
Polynome und geeignete Ansätze vom Typ der rechten Seite an:
(a) y ′′ + y = x sin x (b) y ′′′ − 4y ′′ − 2y ′ + 20y = x2 ex
(c) y ′′′ + 6y ′′ + 12y ′ + 8y = xe−2x (d) y ′′′ + y ′′ − 6y ′ = xe2x + 2e−3x
(e) y + 4y + 6y + 4y + 5y = −8 cos x − 8 sin x (f) y (5) + y (4) − 4y ′′′ − 16y ′′ − 20y ′ − 12y = e−3x
(4) ′′′ ′′ ′
Hinweise: Eine Lösung in (e) lautet y(x) = x cos(x), in (f) lautet eine Lösung des homogenen Problems y(x) =
x sin(x)e−x .
Lösung 39:
(a) Das charakteristische Polynom lautet p(λ) = λ2 + 1 und hat die Nullstellen +i, −i, also liegt bei der gegebenen
rechten Seite eine Resonanz vor. Deshalb lautet der Ansatz hier
(b) Das char. Polynom lautet hier p(λ) = λ3 − 4λ2 − 2λ + 20 wir sehen die Nullstelle zwei und erhalten nach
Polynomdivision p(λ) = (λ + 2)(λ2 − 6λ + 10) und damit die Nullstellen −2, 3 ± i. Es liegt also keine Resonanz
vor und der Ansatz lautet:
yp (x) = (a2 x2 + a1 x + a0 )ex .
(c) Wir haben p(λ) = λ3 + 6λ2 + 12λ + 8 = (λ + 2)3 . Wir haben hier eine Resonanz durch die Nullstelle −2 mit
Vielfachheit 3. Also lautet der Ansatz
yp (x) = x3 (a1 x + a0 )e−2x .
(d) Hier ist p(λ) = λ3 + λ2 − 6λ = λ(λ + 3)(λ − 2) mit den Nullstellen 0, −3, 2. In beiden Summanden liegt eine
Resonanz vor deshalb benutzen wir hier
(e) Das charakteristische Polynom lautet p(λ) = λ4 + 4λ3 + 6λ2 + 4λ + 5 und durch den Hinweis sehen wir, dass
womöglich ±i Nullstellen sind (Eulersche Formel), wir also x2 + 1 herausdividieren können: Tatsächlich erhalten
wir p(λ) = (λ2 + 1)(λ2 + 4λ + 5) und damit die Nullstellen ±i, −2 ± i. Wegen den Nullstellen ±i haben wir eine
Resonanz und damit lautet der Ansatz
und damit die Nullstellen −1 ± i, 3. Es liegt hier also keine Resonanz vor und der Ansatz ist:
yp (x) = a0 e−3x
Aufgabe 40: Zwei Druckluftbehälter mit unterschiedlichen Volumina V1 und V2 sind durch eine zunächst verschlossene
Rohrleitung verbunden. Vor Öffnen des Sperrventils zu t = 0 herrschen in den Behältern unterschiedliche Druckpegel
p1 (0) und p2 (0) vor. Aus der Zustandsgleichung idealer Gase pV = nRT (n Stoffmenge, R Gaskonstante, T Tempera-
tur) erhalten wir unter Annahme eines isothermen Ausgleichs den Zusammenhang ṗV = ṅRT und letztlich mit dem
Strömungswiderstand W der Rohrleitung, ṅ = W p und a1,2 := WRT V1,2 das folgende System für das Modell
ṗ1 (t) −a1 a1 p1 (t)
= , t > 0.
ṗ2 (t) a2 −a2 p2 (t)
(a) Welcher Behälter erreicht einen Druck von zwei Bar und nach welcher Zeit? p,V
Die Eigenwerte sind damit λ1 = 0 und λ2 = −4. Einen Eigenvektor des ersten Eigenwerts erhalten wir aus dem
Gleichungssystem Ax = 0, z.B. x(1) = (1, 1)⊤ , zum zweiten Eigenwert betrachten wir das Gleichungssystem (A+4I)x =
0, dies führt zu x(2) = (−1, 3)⊤ . Die allgemeine Lösung des Differentialgleichungssystem ist somit
(1) λ1 t (2) λ2 t 1 −1
p(t) = C1 x e + C2 x e = C1 + C2 e−4t , C1 , C2 ∈ R .
1 3
Aus den angegebenen Anfangswerte p(0) = (1, 9)⊤ erhalten wir C1 = 3 und C2 = 2 und die Lösung des Modells
3 − 2e−4t
p(t) = .
3 + 6e−4t
!
(a) Für den Druck im ersten Behälter hat die Gleichung p1 (t) = 3 − 2e−4t = 2 die Lösung t = 14 ln 2 ≈ 0.17 s, für
den zweiten Behälter gilt p2 (t) = 3 + 6e−4t > 3, und daher wird er nie den geforderten Druck erreichen.
(b) Den Druckausgleich erhalten wir für t → ∞, dann gilt
!
lim 3 − 2e−4t
3
t→∞
lim p(t) = = .
t→∞ lim 3 + 6e−4t 3
t→∞
Die Abbildung zeigt den Verlauf des Drucks p1 (blau) und p2 (rot) in beiden Behältern.