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8.

Übungsblatt
Aufgaben mit Lösungen
Aufgabe 36: Gegeben sei die folgende Differentialgleichung für y in x ∈ R: y ′′′ (x) + y ′′ (x) − 4y ′ (x) − 4y(x) = 0
(a) Bestimmen Sie die allgemeine reelle Lösung y(x).
(b) Sei u1 (x) = y(x), u2 (x) = y ′ (x) und u3 (x) = y ′′ (x). Stellen Sie die Ableitungen u′k , k = 1, 2, 3 durch die
Funktionen ul , l = 1, 2, 3 dar und damit ein lineares System für u(x) auf.
(c) Bestimmen Sie die allgemeine Lösung des linearen Systems aus Ihren Ergebnissen aus Aufgabenteil (a).
Lösung 36:
(a) Das charakteristische Polynom lautet p(λ) = (λ − 2)(λ + 2)(λ + 1) und wir erhalten die allgemeine Lösung

y(x) = C1 e2x + C2 e−2x + C3 e−x , C1 , C2 , C3 ∈ R .

(b) Es gilt u′1 (x) = u2 (x) und u′2 (x) = u3 (x). Für u′3 (x) stellen wir zunächst die Differentialgleichung um und
erhalten:
u′3 (x) = y ′′′ (x) = −y ′′ (x) + 4y ′ (x) + 4y(x) = 4u1 (x) + 4u2 (x) − u3 (x)
Das lineare System für u lautet damit:
 
0 1 0
u′ (x) =  0 0 1  u(x)
4 4 −1

(c) Da ja u1 (x) = y(x), u2 (x) = y ′ (x) und u3 (x) = y ′′ (x) erhalten wir aus der allgemeinen Lösung:

u1 (x) = y(x) = C1 e2x + C2 e−2x + C3 e−x


u2 (x) = y ′ (x) = 2C1 e2x − 2C2 e−2x − C3 e−x
u3 (x) = y ′′ (x) = 4C1 e2x + 4C2 e−2x + C3 e−x

In Vektorschreibweise ergibt dies:


       
u1 (x) 1 1 1
u(x) =  u2 (x)  = C1  2  e2x + C2  −2  e−2x + C3  −1  e−x , C1 , C2 , C3 ∈ R
u3 (x) 4 4 1

Allgemein kann so jede gewöhnliche Differentialgleichung höherer Ordnung (auch mit nicht konstanten Koef-
fizienten) in dein lineares System von Differentialgleichung höherer Dimension erster Ordnung umgeschrieben
werden.

Aufgabe 37: Man löse das Anfangswertproblem für das komplexe lineare System
 
1 6  
1 − i 1
′ 
u (x) =  65 7 7 
5  u(x), x ∈ [0, ∞), u(0) = 2 .
− + i −1 + i
42 7
Lösung 37: Zunächst werden die Eigenwerte mit Hilfe des charakteristischen Polynoms bestimmt:
!
1 − 17 i − λ 6
4 3
p(λ) = det 65
7
= . . . = λ2 − ix + .
− 42 +i −1 + 75 i − λ 7 7

Die Nullstellen sind λ1 = i und λ2 = − 37 i.


Für die Eigenvektoren bestimmen wir eine nichttriviale Lösung des Gleichungssystems (A − λI)v = 0. Da bei den
zwei Zeilen genau eine wegfallen muss, denn wir kennen schon die Eigenwerte, erhalten wir die Eigenwerte hier schnell
aus der ersten Zeile: Für λ1 = i ist die erste Zeile (7 − i − 7i)x1 + 6x2 = 0, hier wählen wir x1 = 6 und erhalten
x2 = −7 + 8i, bzw. den Eigenvektor v1 = (6, −7 + 8i)⊤ . Für λ2 = − 73 i lösen wir (7 − i + 3i)x1 + 6x2 = 0: mit x1 = 6
ist x2 = −7 − 2i und somit v2 = (6, −7 − 2i)⊤ .
Die allgemeine Lösung lautet
   
6 6 3
u(x) = c1 eix + c2 e− 7 ix , c1 , c2 ∈ C .
−7 + 8i −7 − 2i
Im letzten Schritt passen wir die allgemeine Lösung an die Anfangswerte an, u(0) = (1, 2)⊤ führt zu 6c1 + 6c2 = 1,
1
und (−7 + 8i)c1 + (−7 − 2i)c2 = 2. Die Lösung lautet c1 = 30 − 19 2 19
60 i und c2 = 15 + 60 i. Damit ist
     
1 19 6 2 19 6 3
u(x) = − i eix + + i e− 7 ix , x ∈ [0, ∞) .
30 60 −7 + 8i 15 60 −7 − 2i

Aufgabe 38: Bestimmen Sie die allgemeine Lösung der Differentialgleichung y ′′′ − 6y ′′ + 12y ′ − 8y = 0 und beweisen
Sie mit Hilfe der Wronski-Determinante, dass die Lösungsfunktionen ein Fundamentalsystem bilden.

Lösung 38: Eine lineare homogene Differentialgleichung mit konstanten Koeffizienten löst man mit dem Ansatz

u = eλx .

Setzen wir dies in die Differentialgleichung ein, erhalten wir:

eλx (λ3 − 6λ2 + 12λ − 8) = eλx (λ − 2)3 = 0

Somit haben wir wegen der dreifachen Nullstelle 2 die Lösungen y1 = e2x , y2 = xe−2x , y3 = x2 e2x . Die Wronskideter-
minante ist wie folgt:

y1 y2 y3 e2x x · e2x x2 · e2x


W (x) = y1′ y2′ y3′ = 2 · e2x (2x + 1) · e2x (2x + 2x) · e2x
2

y1′′ y2′′ y3′′ 4 · e2x (4x + 4) · e2x (4x + 8x + 2) · e2x


2

Unsere Funktionen sind ein Fundamentalsystem, wenn W (x) für ein x nicht verschwindet, damit ist W (x) dann für
alle x nicht null. Wir wählen x = 0:
1 0 0
W (0) = 2 1 0 =2
4 4 2
Somit sind y1 , y2 und y3 ein Fundamentalsystem.
Aufgabe 39: Geben Sie für die folgenden Differentialgleichungen für y = y(x) die Nullstellen der charakteristischen
Polynome und geeignete Ansätze vom Typ der rechten Seite an:
(a) y ′′ + y = x sin x (b) y ′′′ − 4y ′′ − 2y ′ + 20y = x2 ex
(c) y ′′′ + 6y ′′ + 12y ′ + 8y = xe−2x (d) y ′′′ + y ′′ − 6y ′ = xe2x + 2e−3x
(e) y + 4y + 6y + 4y + 5y = −8 cos x − 8 sin x (f) y (5) + y (4) − 4y ′′′ − 16y ′′ − 20y ′ − 12y = e−3x
(4) ′′′ ′′ ′

Hinweise: Eine Lösung in (e) lautet y(x) = x cos(x), in (f) lautet eine Lösung des homogenen Problems y(x) =
x sin(x)e−x .
Lösung 39:
(a) Das charakteristische Polynom lautet p(λ) = λ2 + 1 und hat die Nullstellen +i, −i, also liegt bei der gegebenen
rechten Seite eine Resonanz vor. Deshalb lautet der Ansatz hier

yp (x) = x(a1 x + a0 ) sin(x) + x(b1 x + b0 ) cos(x) .

(b) Das char. Polynom lautet hier p(λ) = λ3 − 4λ2 − 2λ + 20 wir sehen die Nullstelle zwei und erhalten nach
Polynomdivision p(λ) = (λ + 2)(λ2 − 6λ + 10) und damit die Nullstellen −2, 3 ± i. Es liegt also keine Resonanz
vor und der Ansatz lautet:
yp (x) = (a2 x2 + a1 x + a0 )ex .

(c) Wir haben p(λ) = λ3 + 6λ2 + 12λ + 8 = (λ + 2)3 . Wir haben hier eine Resonanz durch die Nullstelle −2 mit
Vielfachheit 3. Also lautet der Ansatz
yp (x) = x3 (a1 x + a0 )e−2x .

(d) Hier ist p(λ) = λ3 + λ2 − 6λ = λ(λ + 3)(λ − 2) mit den Nullstellen 0, −3, 2. In beiden Summanden liegt eine
Resonanz vor deshalb benutzen wir hier

yp (x) = x(a1 x + a0 )e2x + x(b0 )e−3x .

(e) Das charakteristische Polynom lautet p(λ) = λ4 + 4λ3 + 6λ2 + 4λ + 5 und durch den Hinweis sehen wir, dass
womöglich ±i Nullstellen sind (Eulersche Formel), wir also x2 + 1 herausdividieren können: Tatsächlich erhalten
wir p(λ) = (λ2 + 1)(λ2 + 4λ + 5) und damit die Nullstellen ±i, −2 ± i. Wegen den Nullstellen ±i haben wir eine
Resonanz und damit lautet der Ansatz

yp (x) = x(a0 sin(x)) + x(b0 cos(x)) .


(f) An dieser Lösung der homogenen Gleichung erkennen wir, dass wahrscheinlich −1 ± i sogar doppelte Nullstellen
sind, also (λ2 +2λ+2)2 aus dem charakteristischen Polynom p(λ) = λ5 +λ4 −4λ3 −15λ2 −20λ−12 herausdividiert
werden kann: Tatsächlich erhalten wir

p(λ) = (λ2 + 2λ + 2)2 (λ − 3)

und damit die Nullstellen −1 ± i, 3. Es liegt hier also keine Resonanz vor und der Ansatz ist:

yp (x) = a0 e−3x

Aufgabe 40: Zwei Druckluftbehälter mit unterschiedlichen Volumina V1 und V2 sind durch eine zunächst verschlossene
Rohrleitung verbunden. Vor Öffnen des Sperrventils zu t = 0 herrschen in den Behältern unterschiedliche Druckpegel
p1 (0) und p2 (0) vor. Aus der Zustandsgleichung idealer Gase pV = nRT (n Stoffmenge, R Gaskonstante, T Tempera-
tur) erhalten wir unter Annahme eines isothermen Ausgleichs den Zusammenhang ṗV = ṅRT und letztlich mit dem
Strömungswiderstand W der Rohrleitung, ṅ = W p und a1,2 := WRT V1,2 das folgende System für das Modell
    
ṗ1 (t) −a1 a1 p1 (t)
= , t > 0.
ṗ2 (t) a2 −a2 p2 (t)

Es sei p1 (0) = 1 bar, p2 (0) = 9 bar, a1 = 1 bar/s und a2 = 3 bar/s. p,V

(a) Welcher Behälter erreicht einen Druck von zwei Bar und nach welcher Zeit? p,V

(b) Welcher Druck wird nach vollständigem Druckausgleich erreicht werden? 1 2


Lösung 40: Das zu lösende Anfangswertproblem lautet (einheitenlos)
   
−1 1 1
ṗ(t) = p(t) , t > 0 , p(0) = .
3 −3 9
| {z }
=A

Zunächst wird das charakteristische Polynom bestimmt:


 
−1 − λ 1
p(λ) = det(A − λI) = det = (−1 − λ)(−3 − λ) − 3 = λ(λ + 4)
3 −3 − λ

Die Eigenwerte sind damit λ1 = 0 und λ2 = −4. Einen Eigenvektor des ersten Eigenwerts erhalten wir aus dem
Gleichungssystem Ax = 0, z.B. x(1) = (1, 1)⊤ , zum zweiten Eigenwert betrachten wir das Gleichungssystem (A+4I)x =
0, dies führt zu x(2) = (−1, 3)⊤ . Die allgemeine Lösung des Differentialgleichungssystem ist somit
   
(1) λ1 t (2) λ2 t 1 −1
p(t) = C1 x e + C2 x e = C1 + C2 e−4t , C1 , C2 ∈ R .
1 3

Aus den angegebenen Anfangswerte p(0) = (1, 9)⊤ erhalten wir C1 = 3 und C2 = 2 und die Lösung des Modells
 
3 − 2e−4t
p(t) = .
3 + 6e−4t

!
(a) Für den Druck im ersten Behälter hat die Gleichung p1 (t) = 3 − 2e−4t = 2 die Lösung t = 14 ln 2 ≈ 0.17 s, für
den zweiten Behälter gilt p2 (t) = 3 + 6e−4t > 3, und daher wird er nie den geforderten Druck erreichen.
(b) Den Druckausgleich erhalten wir für t → ∞, dann gilt
!
lim 3 − 2e−4t 
3

t→∞
lim p(t) = = .
t→∞ lim 3 + 6e−4t 3
t→∞

Somit beträgt der Druck in beiden Behältern 3 bar.


8

0 0.2 0.4 0.6 0.8 1 1.2 1.4 1.6 1.8 2

Die Abbildung zeigt den Verlauf des Drucks p1 (blau) und p2 (rot) in beiden Behältern.

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