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TH Nürnberg Georg Simon Ohm Wintersemester 2020/2021

Prof. Dr. Tim Kröger

Numerische Mathematik 1 für AMP

Übungsblatt 1
Zu bearbeiten bis: 7. Oktober 2020

Aufgabe 1: In dieser Aufgabe soll erklärt werden, warum für die Maximumsnorm die
Schreibweise mit Index „∞“ üblich ist. Für die gesamte Aufgabe sei x ∈ Cn .
a) Angenommen, x1 = 1 und |xi | ≤ 1 für alle i. Zeigen Sie, dass dann für jedes p ≥ 1
gilt:

1 ≤ kxkp ≤ p n.

b) Angenommen, x1 = 1 und |xi | ≤ 1 für alle i. Zeigen Sie, dass dann gilt:

lim kxkp = 1.
p→∞

c) Zeigen Sie, dass allgemein gilt

lim kxkp = kxk∞ .


p→∞

Aufgabe 2: Rechnen Sie nach, dass auf dem Cn die Normen k·k2 und k·k∞ äquivalent
sind. Geben Sie explizit die beiden Konstanten an.

Aufgabe 3: Sei k·k eine Norm auf einem Raum V . Beweisen Sie, dass stets die Unglei-
chung

kxk − kyk ≤ kx − yk

gilt. Anmerkung: Diese Ungleichung wird bisweilen als „Dreiecksungleichung rückwärts“


bezeichnet.

Übungsblatt 1, Seite 1
Aufgabe 4: In dieser Aufgabe soll demonstriert werden, dass das Problem, Nullstellen
einer Funktion zu bestimmen, in manchen Fällen sehr schlecht konditioniert sein kann.
Für x ∈ R seien das Polynom
f (x) = x4 − 4x3 + 6x2 − 4x + 1
sowie die gestörten Polynome
fε (x) = x4 − 4x3 + 6x2 − 4x + 1 − ε, ε>0
gegeben.
a) Berechnen Sie die Nullstellen von f und fε analytisch. Hinweis: Vergleichen Sie
fε (x) mit (x − 1)4 .

b) Wie groß ist somit die absolute Kondition des Nullstellenproblems für f im Grenz-
fall ε → 0?

Aufgabe 5: Bestimmen Sie die relative Kondition condrel,∞ (in der ∞-Norm) der Addi-
tion von n positiven Zahlen:
X n
y= xi , xi > 0.
i=1
Wann ist die Operation schlecht konditioniert?

Aufgabe 6: Entscheiden Sie, ob und, wenn ja, an welchen Stellen in den folgenden Aus-
drücken die Gefahr von Auslöschung besteht, und finden Sie gegebenenfalls eine Mög-
lichkeit, diese Gefahr zu verringern oder ganz zu vermeiden.
1
a) x2 − 1 (wobei x ≈ 1); d) ln(x + 1) + ln (wobei x ≫ 1);
x
x
b) (wobei x ≫ 1); 1 1−x
x+1 e) − (wobei x ≈ 0);
√ √ 1 + 2x 1 + x
c) x + 1 − x (wobei x ≫ 1);
f) 1 − cos x (wobei x ≈ 0).


Aufgabe 7: Eine Zahl x > 0 wird mit einem relativen Fehler von maximal 5 % gemessen,
daraus wird die Größe
1
f (x) =
ln(x + 1) + x
berechnet. Liegt der relative Fehler von f (x) ebenfalls unter 5 %? Falls nein, wie groß
kann er werden?

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Aufgabe 8: Zur Berechnung der Varianz einer Reihe von Messgrößen x1 , . . . , xn gibt es
die folgenden zwei (mathematisch äquivalenten) Formeln:
n n
X 
2 1 X 1
s = (xi − x)2 , 2
s = 2 2
xi − n · x ,
n−1 n−1
i=1 i=1

wobei jeweils x der Mittelwert ist:


n
1X
x= xi .
n
i=1

Bei welcher Formel ist die Gefahr der Auslöschung geringer?

Aufgabe 9: In einer Anwendung muss die cos-Funktion auf dem Intervall [0, π/4] sehr
dicht abgetastet werden, das heißt zu einer sehr großen Zahl n müssen die Werte
k π
ck = cos · , k = 0, . . . , n
n 4
berechnet werden. Da die Auswertung der cos-Funktion wesentlich mehr Rechenaufwand
erfordert als die Grundrechenarten, soll zur Beschleunigung der Rechnung die trigono-
metrische Identität

cos(kx) = 2 cos x cos((k − 1)x) − cos((k − 2)x) (∗)

verwendet werden. Wegen cos(0) = 1 braucht daher nur für k = 1 die cos-Funktion
tatsächlich ausgerechnet zu werden, da sich die übrigen Werte daraus gemäß (∗) iterativ
durch Grundrechenarten berechnen lassen.
Mit anderen Worten, es soll folgender Algorithmus verwendet werden:

c0 = 1,
π
c1 = cos ,
4n
ck = 2c1 ck−1 − ck−2 , k = 2, . . . , n.

a) Berechnen Sie die Kondition der cos-Funktion. Wo im Intervall [0, π/4] ist die Kon-
dition besonders gut oder besonders schlecht?

b) Wie beurteilen Sie folglich die Stabilität des vorgeschlagenen Algorithmus?


Anmerkung: Die Formel (∗) ist richtig, Sie brauchen das nicht zu überprüfen.

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Aufgabe 10: In einer Anwendung soll

y = ex − 1 (∗)

berechnet werden für x ≈ 0.


a) Zeigen Sie, dass das Problem gut konditioniert ist.

b) Beim naiven Berechnen droht offenbar die Gefahr der Auslöschung. Wie groß ist der
Fehler, der durch die Auslöschung entsteht? Gehen Sie dafür davon aus, dass der
Term ex nur mit einem relativen Fehler von εmach (Maschinengenauigkeit) behaftet
ist und dass die Zahl 1 fehlerfrei ist. Geben Sie den relativen und den absoluten
Fehler von y an.

c) Um dies zu vermeiden, kann man, basierend auf der Taylor-Reihe der e-Funktion,
die Näherungsformel
1 1
y ≈ x + x2 + x3 (∗∗)
2 6
verwenden. Aus der Analysis (z. B. Lagrangesche Restglieddarstellung) weiß man,
dass der absolute Fehler der Näherungsformel (∗∗) für x ≈ 0 von der Größenord-
nung
1 4
≈ x
24
ist. In welchem Intervall für x ist somit die Formel (∗∗) gegenüber (∗) zu bevorzugen,
wenn ein Gleitkommadatentyp mit εmach = 10−16 verwendet wird?

d) Welche Formel ist konkret für x = −0.0001 zu bevorzugen?

Aufgabe 11 (Themenabschluss Grundbegriffe der Numerik): Erstellen Sie ein Poster


(DIN A 4 genügt), auf dem die folgenden Begriffe schematisch miteinander in Beziehung
gebracht werden.

• absoluter Fehler; • Kondition;

• Algorithmus; • Norm;

• Ausgabe; • Problem;

• Auslöschung; • relativer Fehler;

• Eingabe; • Stabilität;

• fehlerverstärkender Faktor; • zusammengesetzt.

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Anmerkung: Themenabschluss-Aufgaben sollen Ihnen helfen, sich selbst einen groben
Überblick über ein Themengebiet zu verschaffen, die Zusammenhänge zu verinnerlichen
und sicher zu stellen, dass Sie alle wichtigen Begriffe verstanden haben. Diese Aufga-
ben werden in der Vorlesung nicht besprochen. Diskutieren Sie Ihr Poster aber gerne mit
anderen Studierenden.



Lösungen: 2. Die Konstanten sind 1 und n. 4.b) ∞. 5. κrel,∞ = 1, überall gut kondi-
tioniert. 6.a) Besser (x − 1)(x + 1), denn dann Auslöschung früher. 6.b) Keine Auslö-
√ √
schungsgefahr. 6.c) 1/( x+1+ x). 6.d) ln(1 + 1/x). 6.e) 2x2/(2x2 +3x+1). 6.f) sin2 x/(1+cos x).
7. Ja. 8. Bei der ersten. 9.a) Bei x ≈ 0 extrem gut, nirgendwo schlecht. 9.b) Schlecht.
10.b) Absoluter Fehler ≈ εmach . 10.c) Für |x| < 2.21336 · 10−4 . 10.d) (∗∗). 

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