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1.

Funktionsuntersuchungen Theorie -1-

1. Funktionsuntersuchungen

1. Untersuchung gebrochenrationaler Funktionen

Definition
Funktionen f, die sich durch einen Funktionsterm der Form

a0 + a1 x + a2 x 2 + ... + an x n p( x) (
f ( x) = = bm ≠ 0 )
b0 + b1 x + b2 x 2 + ... + bm x m q( x)
beschreiben lassen, heissen rationale Funktionen.

- Ist das Nennerpolynom b0 + b1 x + b2 x 2 + ... + bm x m = q ( x) konstant (d.h. eine Zahl), dann handelt
es sich um eine ganzrationale Funktion (wie wir sie schon im 3. Jahr gesehen haben).
- Ist der oben gegebene Funktionsterm nur mit einem Nennerpolynom darstellbar und ist der Grad
des Nennerpolynoms mindestens 1 (d.h. das Nennerpolynom ist nicht konstant), so handelt es
sich um eine gebrochenrationale Funktion.

Wichtiger Unterschied:
- Ganzrationale Funktionen sind für alle 𝑥 ∈ ℝ definiert. (Graph besteht aus einer durchgehenden
Linie)
- Bei gebrochenrationalen Funktionen gehören nur solche x-Werte zur Definitionsmenge, für die
das Nennerpolynom nicht 0 ist, d.h. wenn gilt, dass q ( x) ≠ 0 . (Graph kann aus mehreren Stücken
bestehen)

Hat das Nennerpolynom den Grad m, so kann es höchstens m x-Werte geben, für welche die Funktion
f nicht definiert ist.

Definition
Man nennt x1 eine Polstelle, wenn gilt q ( x1 ) = 0 und p ( x1 ) ≠ 0 . Man sagt, dass die Funktion f an der
Stelle x1 einen Pol hat. Für 𝑥 → 𝑥! gilt entweder 𝑓(𝑥) → +∞ oder 𝑓(𝑥) → −∞.
Man kann noch präzisieren und von einer Polstelle mit oder ohne Vorzeichenwechsel sprechen
(siehe Beispiele 1-3).
Bei einer Polstelle hat es eine senkrechte/vertikale Asymptote mit der Gleichung 𝑥 = 𝑥! .

Definition
Gilt für eine gebrochenrationale Funktion 𝑓(𝑥) → 𝑐 mit 𝑐 ∈ ℝ für 𝑥 → ±∞, dann hat es eine
waagrechte/horizontale Asymptote mit der Gleichung 𝑦 = 𝑐.

Beispiel: f ( x) =
3x
2x − 4

Die Gerade x=2 ist vertikale Asymptote, da x=2 eine Polstelle ist
( lim f ( x) = ±∞ ).
x →2

Die Gerade y= 32 ist horizontale Asymptote, da lim f ( x) = 3


2
.
x→±∞
1. Funktionsuntersuchungen Theorie -2-

Beispiel 1
1
f ( x) =
x -1

Das Nennerpolynom x-1 hat den Grad 1. Es gibt also nur einen
x-Wert, für den die Funktion nicht definiert ist. Dieser Wert ist
bei x=1. Der Graph besteht aus 2 Stücken.
Bei x=1 ist eine Polstelle.
Es gilt: lim! 𝑓(𝑥) = +∞ und lim" 𝑓(𝑥) = −∞. Es handelt sich bei
"→! "→!
x=1 um eine Polstelle mit Vorzeichenwechsel.

Beispiel 2
1
f ( x) =
( x + 2) 2

Das Nennerpolynom (x+2)2 hat den Grad 2. Es gibt also


höchstens zwei x-Werte, für welche die Funktion nicht
definiert ist. Man löst die Gleichung (x+2)2=0 auf und
sieht, dass es nur einen x-Wert gibt, für welchen die
Funktion nicht definiert ist. Dieser Wert ist bei x=-2. Der
Graph besteht aus 2 Stücken.
Bei x=-2 ist eine Polstelle.
Es gilt: lim ! 𝑓(𝑥) = +∞ und lim " 𝑓(𝑥) = +∞. Es
"→$% "→$%
handelt sich bei x=-2 um eine Polstelle ohne
Vorzeichenwechsel.

Beispiel 3
x −1
f ( x) = 2
x −1

Definitionsmenge 𝐷 = ℝ ∖ {−1; 1}. Da sich der Nenner als


Produkt (x-1)(x+1) schreiben lässt, kann man mit x-1 kürzen:
x −1 x −1 1
f ( x) = = =
x 2 − 1 ( x − 1)( x + 1) x + 1
Bei x=-1 ist eine Polstelle (mit Vorzeichenwechsel).
Es gilt: lim! 𝑓(𝑥) = +∞ und lim" 𝑓(𝑥) = −∞.
"→$! "→$!
Für x=1 ist der Zähler 0, also keine Polstelle, sondern eine
Lücke.
Es gilt: lim 𝑓(𝑥) = #$. Der Punkt ( 1 / 12 ) gehört nicht zum
"→!
Graphen (Kringel).

Bemerkung
Ist x1 Nullstelle des Nenners und des Zählers, lässt sich stets der Linearfaktor (x-x1) kürzen (Bsp. 3). In
einem solchen Fall ist bei x1 keine Polstelle, sondern eine Lücke.
1. Funktionsuntersuchungen Theorie -3-

Es sei f ( x) =
p ( x) . Was den Grad des Zählers und des Nenners betrifft, unterscheidet man 4 Fälle:
q( x)
1) Grad p(x) < Grad q(x)
ð x-Achse ist waagrechte Asymptote
ð Bei den Polstellen sind senkrechte Asymptoten

Beispiel: f ( x) = 1
!
x -1 lim =0
"→±' "$!

ð x-Achse (y=0) ist waagrechte Asymptote

ð senkrechte Asymptote bei x=1

2) Grad p(x) = Grad q(x)


ð Gerade mit y=k ist waagrechte Asymptote (k = Konstante)
ð Bei den Polstellen sind senkrechte Asymptoten

Beispiel: f ( x) = 3x (" ( ( (
lim = lim % = %$* = %
2x − 4 "→±' %"$) "→±' %$&

ð y= 32 ist waagrechte Asymptote

ð senkrechte Asymptote bei x=2

3) Grad p(x) = Grad q(x) + 1


ð Schiefe Asymptote
ð Bei den Polstellen sind senkrechte Asymptoten

2
Beispiel: f ( x) = x
x +1

Polynomdivision:
( x 2 ) : ( x + 1) = x - 1 + x1+1
-(x2+x)
-x
-(-x-1)
1

ð y=x-1 ist schiefe Asymptote

ð senkrechte Asymptote bei x=-1


1. Funktionsuntersuchungen Theorie -4-

4) Grad p(x) > Grad q(x) + 1


ð Es gibt nicht waagrechte oder schiefe Asymptoten, sondern eine Näherungskurve
ð Bei den Polstellen sind senkrechte Asymptoten

3
Beispiel: f ( x) = x
x −1
Polynomdivision:
( x 3 ) : ( x − 1) = x 2 + x + 1 + 1
x −1
3 2
-(x -x )
x2
-(x2-x)
x
-(x-1)
1

Da der ganzrationale Teil nicht linear ist, gibt es weder


eine waagrechte noch eine schiefe Asymptote.

ð Die Kurve y=x2+x+1 ist Näherungskurve für


x → ±∞ .
ð senkrechte Asymptote bei x=1

Satz
2 n
Der Graph einer gebrochenrationalen Funktion f mit f ( x) = a0 + a1 x + a2 x + ... + an x , ( an , bm ≠ 0 )
2 m
b0 + b1 x + b2 x + ... + bm x
hat im Falle
§ n<m die x-Achse als waagrechte Asymptote
§ n=m die Gerade mit der Gleichung y =
an als waagrechte Asymptote
bm
§ n = m+1 eine schiefe Asymptote, die man durch Polynomdivision erhält
§ n > m+1 eine Näherungskurve für grosse x -Werte
1. Funktionsuntersuchungen Theorie -5-

UNTERSUCHUNG VON GEBROCHENRATIONALEN FUNKTIONEN


"'
Beispiel: 𝑓(𝑥) = " $$)

1) Definitionsmenge: 𝐷 = ℝ ∖ {−2; 2}

$" '
2) Symmetrie: 𝑓(−𝑥) = = −𝑓(𝑥) ð also punktsymmetrisch zu (0/0).
" $ $)

3) Polstellen und Asymptoten:


𝑞(−2) = 0 und 𝑝(−2) = −8 ≠ 0 ð Polstelle bei 𝑥! = −2 , senkrechte Asymptote x = −2
𝑞(2) = 0 und 𝑝(2) = 8 ≠ 0 ð Polstelle bei 𝑥% = 2 , senkrechte Asymptote x = 2
Grad p(x) = Grad q(x) + 1 ð Polynomdivision ð schiefe Asymptote y = 𝑥

4) Nullstellen:
+'
=0
+$ $)

x( = 0
x = 0 ð N(0/0)

5) Ableitungen:
(" $ ,+$ $)-$" ' ∙%" " $ ,(+$ $!%$%+$ - " $ ,+$ $!%- +% $!%" $
𝑓′(𝑥) = (+$ $))$
= (+$ $))$
= (+$ $))$
= (+$ $))$
$
,)" ' $%)"-,+$ $)- $,+% $!%" $ -%,+$ $)-%" ,)" ' $%)"-,+$ $)-$,+% $!%" $-)" )" ( $!1" ' $%)" ' 231" $)" ( 2)5" '
𝑓′′(𝑥) = (+$ $))%
= (+$ $))'
= (+$ $))'
=
31"25" ' 5",+$ 2!%-
(+$ $))'
= (+$ $))'
' $
,312%)+$ -,+$ $)- $,31"25" ' -(,+$ $)- %" ,312%)+$ -,+$ $)-$,31"25" ' -1"
𝑓′′′(𝑥) = (+$ $)))
= (+$ $))%
=
31+$ $(5)2%)+% $31+$ $671+$ $)5+% $%)+% $671+$ $(5) $%),+% 2%)+$ 2!1-
(+$ $))%
= (+$ $))%
= (+$ $))%

6) Extremwerte:
Notwendige Bedingung:
" $ ,+$ $!%-
𝑓′(𝑥) = (+$ $))$
=0
% (x %
𝑥 − 12) = 0
𝑥 % = 0 𝑜𝑑𝑒𝑟 (x % − 12) = 0
𝑥! = 0, 𝑥% = √12, 𝑥( = −√12

Hinreichende Bedingung:
(
𝑓′′(0) = 0, 𝑓′′′(0) = − % ≠ 0 ð Sattelpunkt 𝑆(0/0)
𝑓′′J√12K ≈ 1.299 > 0 ð Minimum ð 𝑇J√12/5.2K
𝑓′′J−√12K ≈ −1.299 ð Maximum ð 𝐻J−√12/−5.2K

7) Wendepunkte:
Notwendige Bedingung:
5",+$ 2!%-
𝑓′′(𝑥) = (+$ $))'
=0
%
8𝑥(x + 12) = 0
8𝑥 = 0 𝑜𝑑𝑒𝑟 (x % + 12) = 0
x=0

Hinreichende Bedingung:
(
𝑓′′′(0) = − % ≠ 0 ð Wendepunkt 𝑊(0/0)
1. Funktionsuntersuchungen Theorie -6-

8) Graph:

Erinnerung:

Bestimmung von Extremwerten, falls die 2. Ableitung kompliziert ist


Notwendige Bedingung: f'(x0)=0 und hinreichende Bedingung: f''(x0) ≠ 0
ð Andere hinreichende Bedingung: Vorzeichenwechsel bei x0
x0 ist
§ ein Maximum, wenn f'(x) für zunehmende x-Werte an der Stelle x0 von positiven zu negativen
Werten wechselt
§ ein Minimum, wenn f'(x) für zunehmende x-Werte an der Stelle x0 von negativen zu positiven
Werten wechselt

Bestimmung von Wendepunkten, falls die 3. Ableitung kompliziert ist


Notwendige Bedingung: f''(x0)=0 und hinreichende Bedingung: f'''(x0) ≠ 0
ð Andere hinreichende Bedingung: Vorzeichenwechsel bei x0
x0 ist ein Wendepunkt, wenn f''(x) an der Stelle x0 einen Vorzeichenwechsel hat
1. Funktionsuntersuchungen Theorie -7-

2. Untersuchung von Wurzelfunktionen

2.1 ABLEITEN VON WURZELFUNKTIONEN


Satz (Potenzregel für rationale Hochzahlen)
Für eine Funktion f mit f(x)=xr (x ∈  +, r ∈  ) gilt: f'(x)=r·xr-1.

Beispiel: f ( x) = 3 x 2
2 − 13
Ableitung: f ( x) = x 3 ð Potenzregel: f '(x) = 2
3 x = 2
1 = 2
33 x
3x 3

2.2 UNTERSUCHUNG VON WURZELFUNKTIONEN


Bei der Untersuchung von Wurzelfunktionen muss man wie bei den gebrochenrationalen Funktionen
die Definitionsmenge bestimmen.
§ Definitionsmenge: Bei Wurzelfunktionen kann es auf der x-Achse ganze Intervalle geben, für
welche die Funktion nicht definiert ist. Zum Beispiel die Funktion f ( x) = x 2 − 1 ist für ]−1;1[
nicht definiert. Es gilt D f =  \ ]−1;1[ oder D f = ]−∞;−1] ∪ [1;∞[ . Die Randwerte können
Extremwerte sein.

Beispiel 1: f ( x) = x − 2 x

1) Definitionsmenge: D f = [0;+¥[

#
% f (x)
2) Symmetrie: f (−x) = −x − 2 −x ≠ $ ð also keine Symmetrie zur y-Achse oder zu (0/0).
& − f (x)
%

3) Nullstellen:
x−2 x = 0 x 2 − 4x = 0
x=2 x x ( x − 4) = 0
2
x = 4x x1 = 0; x2 = 4

4) Ableitungen:
− 12
f ' ( x) = 1 − 2 12 x = 1− 1
x
−1 − 32
f ' ' ( x) = (1 − x 2 )' = −(− 12 ) x = 1
= 1
2x x
2 x3

5) Extremwerte:
Notwendige Bedingung:
f ' ( x) = 1 - 1
x
=0
1= 1
x

x3 = 1

Hinreichende Bedingung: f ' ' (1) = 1


= 1
2 > 0.
2⋅1 1
An der Stelle x3=1 befindet sich ein Minimum.
f (1) = 1 − 2 1 = −1 ⇒ Tiefpunkt T(1/-1)

Randwerte: f (0) = 0 ⇒ Maximum H(0/0)


1. Funktionsuntersuchungen Theorie -8-

6) Wendepunkte:
Notwendige Bedingung:
f ' ' ( x) = 1
2x x
=0
1¹ 0
Es gibt keine Wendepunkte.

7) Graph:

Beispiel 2: f ( x) = 13 x ⋅ 16 − x 2

1) Definitionsmenge:
16 - x 2 ³ 0
x Î [-4;4]
ð Df= [−4;4]

2
2) Symmetrie: f (−x) = 13 (−x ) ⋅ 16 − (−x ) = − 13 x ⋅ 16 − x 2 = − f (x) , also ist die Funktion
punktsymmetrisch zu (0/0).

3) Nullstellen:
1
3 x × 16 - x 2 = 0
x1 = 0; x2 = 4; x3 = -4

4) Ableitungen:
2
16−x 2 ⋅ 16−x 2 −2 x 2 )−2 x 2
f '(x) = 13 ⋅ 16 − x 2 + 13 x ⋅
2
−x 2
1
⋅ (−2x) = 2⋅ = 2⋅(16−x = 16−x =
2 16−x 2 3⋅2 16−x 2
6 16−x 2
3 16−x 2
16−2 x 2 8−x 2
= 23 ⋅
3 16−x 2 16−x 2

# −2 x⋅ 16−x 2 −(8−x 2 )⋅ 1 ⋅(−2 x ) & # −2 x⋅ 16−x 2 + 2 x (8−x


2)
& # −4 x⋅(16−x2 )+162 x−2 x3 &
2 16−x 2 2 16−x 2
f ''(x) = ⋅ % 2
3 16−x 2
( = 23 ⋅ %% 16−x 2
2
(( = 3 ⋅ %% 216−x 16−x
2 (( =
$ ' $ ' $ '
2
)+8 x−x 3 ] 3 3
x 3 −24 x x( x 2 −24)
2
3 ⋅ 2[−2 x⋅(16−x2 2
= 23 ⋅ −32 x+22x +8 x−x2 = 23 ⋅ = 23 ⋅
2 16−x (16−x ) 16−x (16−x ) 16−x 2 (16−x 2 ) 16−x 2 (16−x 2 )
1. Funktionsuntersuchungen Theorie -9-

5) Extremwerte:
Notwendige Bedingung:
f ' ( x) = 23 × 8- x 2
=0
16- x 2

8 - x2 = 0
x4 = 8; x5 = - 8
Hinreichende Bedingung:
8 ( 8 − 24 ) 8 ( −16 )
f ' ' ( 8 ) = 23 ⋅ 16 − 8 (16 − 8 )
= 23 ⋅ 8 ⋅8
= 23 ⋅ −12 = −4
3
< 0.
An der Stelle x4= 8 befindet sich ein Maximum.
f ( 8) = 1
3 8 ⋅ 16 − 8 = 83 ⇒ Hochpunkt H1( 8 / 83 )
− 8 ( 8 − 24 ) 8 ( −16 )
f ' ' (− 8 ) = 23 ⋅ 16 − 8 (16 − 8 )
= 23 ⋅ − 8 ⋅8
= 23 ⋅ 12 = 43 > 0 .
An der Stelle x5= − 8 befindet sich ein Minimum.
f (− 8 ) = 13 ⋅ (− 8 ) ⋅ 16 − 8 = − 83 ⇒ Tiefpunkt T1( − 8 / − 83 )
Randwerte: f (4) = 0 ⇒ Minimum T2(4/0), f (−4) = 0 ⇒ Maximum H2(-4/0)

6) Wendepunkte:
Notwendige Bedingung:
x ( x 2 - 24 )
f ' ' ( x) = 23 × =0
16 - x 2 (16 - x 2 )

x( x 2 - 24) = 0
x6 = 0; x7 / 8 = ± 24 » ±4.9 Ï D f
Hinreichende Bedingung:
Weil hier die Berechnung der 3. Ableitung kompliziert ist, kann man den Vorzeichenwechsel
benutzen:
f ' ' (-1) = 23 × 23
15 (15)
= 0.26 > 0
f ' ' (1) = 23 × -23
15 (15)
= -0.26 < 0
f''(x) hat bei x6=0 einen Vorzeichenwechsel, d.h. für Werte <0 hat sie positive Werte und für x-
Werte >0 hat sie negative Werte. Daraus lässt sich schliessen, dass bei x6=0 ein Wendepunkt ist
ð W(0/0)

7) Graph:
1. Funktionsuntersuchungen Theorie -10-

3. Untersuchung trigonometrischer Funktionen

3.1 DIE SINUS- UND COSINUSFUNKTION

Definition
Der Einheitskreis ist ein Kreis mit Radius r=1 mit dem Ursprung des kartesischen
Koordinatensystems als Mittelpunkt.

Zeichnet man den Punkt P ( x / y ) im ersten Quadranten ein, erhält


man ein rechtwinkliges Dreieck. Für jedes rechtwinklige Dreieck gilt:
Ankathete und Gegenkathete .
cos (α ) = sin (α ) =
Hypotenuse Hypotenuse
x y
Im Einheitskreis gilt folglich: cos (α ) = = x und sin (α ) = = y , d.h.
1 1
cos (α ) entspricht der x-Koordinate und sin (α ) der y-Koordinate.

Da allgemein gilt
sin (α ) ( α ≠ 90°,270° ) und im rechtwinkligen Dreieck
tan (α ) =
cos (α )
Gegenkathete , erkennt man, dass
tan (α ) = tan (α ) die Steigung der Geraden durch den Ursprung
Ankathete

und den Punkt P darstellt (Steigungsdreieck).
b 2π π
Die Beziehung zwischen Grad und Bogenmass (Radiant) ist: = = .
α 360° 180°

sin ( x )

sin :  → [−1;1] ist ungerade und periodisch mit einer Periode von 2π .
Die Nullstellen sind bei 0; π ; 2π ; ...

cos ( x )


cos :  → [−1;1] ist gerade und periodisch mit einer Periode von 2π .
Die Nullstellen sind bei π
2
; 3π
2
; 5π
2
; ...


€ € €
1. Funktionsuntersuchungen Theorie -11-

Gegeben sei die allgemeine Sinusfunktion f ( x ) = a ⋅ sin ( bx + c ) + d mit den Parametern a, b, c, d


∈  . Diese Parameter haben folgende Auswirkungen auf f im Vergleich zu g ( x ) = sin ( x ) :

f1 ( x ) = a ⋅ sin ( x ) (Beispiel Graph f ( x ) = 3sin ( x ) )

€ Die Nullstellen und die Periodenlänge bleiben gleich. Die Wertemenge ist [−a;a ] . Der Faktor a wird
Amplitude genannt. Der Graph wird in Richtung y-Achse gestreckt, wenn a > 1 bzw. gestaucht,
wenn 0<a<1.

f2 ( x ) = sin ( bx ) (Beispiel Graph f ( x ) = sin (3x ) )


Die Wertemenge bleibt unverändert. Die Periode wird T = . Wenn b > 1 , dann wird der Graph

b
horizontal gestaucht, wenn 0<b<1, dann wird der Graph horizontal gestreckt. Die Streckung und
Stauchung in Richtung der x-Achse verändert die Frequenz. Die Anzahl und Lage der Nullstellen
ändern sich.

f3 ( x ) = sin ( x + c ) (Beispiel Graph f ( x ) = sin ( x + 3) )


Die Wertemenge und die Periodenlänge bleiben unverändert. Der Graph erfährt durch diese Addition
im Argument eine Verschiebung, eine sogenannte Phasenverschiebung. Wenn c>0, dann wird der
Graph um c Einheiten nach links verschoben, wenn c<0 nach rechts. Die Anzahl der Nullstellen
bleibt gleich, deren Position hingegen ändert sich.

f4 ( x ) = sin ( x ) + d (Beispiel Graph f ( x ) = sin ( x ) + 3 )


Die Periodenlänge bleibt unverändert. Der Graph wird in Richtung der y-Achse verschoben. Wenn
d>0, dann wird der Graph um d Einheiten nach oben verschoben, wenn d<0 nach unten. Die
Wertemenge ändert sich, die Nullstellen ebenfalls. Es ist auch möglich, dass es keine NS mehr hat.
1. Funktionsuntersuchungen Theorie -12-

Gegeben sei die allgemeine Cosinusfunktion f ( x ) = a ⋅ cos ( bx + c ) + d mit den Parametern a, b, c,


d ∈  . Diese Parameter haben folgende Auswirkungen auf f im Vergleich zu g ( x ) = cos ( x ) :

f1 ( x ) = a ⋅ cos ( x ) gleich wie bei sin

f2 ( x ) = cos ( bx ) gleich wie bei sin

f3 ( x ) = cos ( x + c ) gleich wie bei sin

f4 ( x ) = cos ( x ) + d gleich wie bei sin

c
Optisch erkennbare Verschiebung entlang der x-Achse ist b für f ( x ) = sin ( bx + c ) bzw.
f ( x ) = cos ( bx + c ) .

Beispiel:
Der Graph von f ( x ) = sin ( 2x + 8) hat eine Verschiebung nach links von c
b = 82 = 4 Einheiten.
1. Funktionsuntersuchungen Theorie -13-

Definition
Gleichungen, in denen die Variable als Argument von Winkelfunktionen vorkommt, nennt man
goniometrische Gleichungen.

sin(J)=c Û J=arcsin(c)+ k × 2p Ú J= p - arcsin(c)+ k × 2p

cos(¶)=c Û ¶=arccos(c)+ k × 2p Ú ¶=–arccos(c)+ k × 2p oder ¶= 2π − arccos(c)+ k × 2p

tan(♥)=c Û ♥=arctan(c)+ k × p wobei c Î  , k Î 

Beispiel 1a:
Lösen Sie die Gleichung sin(∝) = 0.5.
sin(∝) = 0.5
∝= sin!" (0.5) + 𝑘 ∙ 360° ∝= 180° − sin!" (0.5) + 𝑘 ∙ 360°
∝= 30° + 𝑘 ∙ 360° ∝= 150° + 𝑘 ∙ 360°

∝= 30°, 150°, 390°, 510°, …

Beispiel 1b:
Lösen Sie die Gleichung sin(𝑥) = 0.5.
sin(𝑥) = 0.5
𝑥 = sin!" (0.5) + 𝑘 ∙ 2π 𝑥 = π − sin!" (0.5) + 𝑘 ∙ 2π
# %#
𝑥 = + 𝑘 ∙ 2π 𝑥 = + 𝑘 ∙ 2π
$ $

# %# "&# "'#
𝑥 = $, $
, $
, $
,…

Beispiel 2a:
Lösen Sie die Gleichung cos(∝) = 0.5.
cos(∝) = 0.5
∝= cos !" (0.5) +𝑘 ∙ 360° ∝= −cos !" (0.5) + 𝑘 ∙ 360°
∝= 60° + 𝑘 ∙ 360° ∝= −60° + 𝑘 ∙ 360°

∝= 60°, 300°, 420°, 660°, …

Beispiel 2b:
Lösen Sie die Gleichung cos(𝑥) = 0.5.
cos(𝑥) = 0.5
𝑥 = cos !" (0.5) + 𝑘 ∙ 2π 𝑥 = −cos !" (0.5) +𝑘 ∙ 2π
# #
𝑥 = & + 𝑘 ∙ 2π 𝑥 = − & + 𝑘 ∙ 2π

# %# '# ""#
𝑥 = &, &
, &
, &
,…
1. Funktionsuntersuchungen Theorie -14-

Beispiel 3a:
Lösen Sie die Gleichung tan(∝) = 1.
tan(∝) = 1
∝= tan!" (1) + 𝑘 ∙ 180°
∝= 45° + 𝑘 ∙ 180°

∝= 45°, 225°, 405°, 585°, …

Beispiel 3b:
Lösen Sie die Gleichung tan(𝑥) = 1.
tan(𝑥) = 1
𝑥 = tan!" (1) +𝑘 ∙ π
#
𝑥 = (+𝑘∙π

# %# )# "&#
𝑥 = (, (
, (
, (
,…

Beispiel 4:
§ Lösen Sie die Gleichung sin (3x ) = 0 auf dem Intervall [ 0;2π ] .
§ Zeigen Sie die gefundene Lösung auch anhand eines beschrifteten Funktionsgraphen.

sin (3x ) = 0
3x = arcsin ( 0 ) + k ⋅ 2π 3x = π − arcsin ( 0 ) + k ⋅ 2π
3x = 0 + k ⋅ 2π 3x = π − 0 + k ⋅ 2π
x = k⋅2 π
3 x = π k⋅2 π
3 + 3

x1 = 0 x2 = π3 x3 = 23π x4 = π x5 = 4π
3 x6 = 53π x7 = 2π

Trigonometrischer Pythagoras:
(𝐬𝐢𝐧(𝒙))𝟐 + (𝐜𝐨𝐬(𝒙))𝟐 = 𝟏

Additionstheoreme:

sin (α ± β ) = sin (α ) ⋅ cos ( β ) ± cos (α ) ⋅ sin ( β )


cos (α ± β ) = cos (α ) ⋅ cos ( β )  sin (α ) ⋅ sin ( β )
tan (α ) ± tan ( β )
tan (α ± β ) =
1  tan (α ) ⋅ tan ( β )
1. Funktionsuntersuchungen Theorie -15-

Verdoppelung des Winkels

sin ( 2α ) = 2sin (α ) ⋅ cos (α )


cos ( 2α ) = cos2 (α ) − sin 2 (α ) = 2 cos2 (α ) −1 = 1− 2sin 2 (α )
2 tan (α )
tan ( 2α ) =
1− tan 2 (α )

Beispiel 5:
§ Lösen Sie die Gleichung sin ( x ) + sin ( 2x ) = 0 auf dem Intervall [ 0;2π ] .
§ Veranschaulichen Sie die Lösung mit Hilfe des Graphen einer Funktion.

sin ( x ) + sin ( 2x ) = 0
sin ( x ) + 2sin ( x ) ⋅ cos ( x ) = 0
sin ( x ) (1+ 2 cos ( x )) = 0

Fall 1
sin ( x ) = 0
x = arcsin ( 0 ) + k ⋅ 2π ∨ x = π − arcsin ( 0 ) + k ⋅ 2π
x = 0 + k ⋅ 2π ∨ x = π − 0 + k ⋅ 2π
x = k ⋅ 2π ∨ x = π + k ⋅ 2π
x1 = 0; x2 = π ; x3 = 2π

Fall 2
1+ 2 cos ( x ) = 0
cos ( x ) = − 12 / cos−1

x = arccos (− 12 ) + k ⋅ 2π ∨ x = −arccos (− 12 ) + k ⋅ 2π
x = 23π + k ⋅ 2π ∨ x = − 23π + k ⋅ 2π
x4 = 23π , x5 = 4π
3
1. Funktionsuntersuchungen Theorie -16-

Beispiel einer Funktionsuntersuchung: f (x) = 3sin ( 2x − π2 )

1) Definitionsmenge: Df= 

2) Periode: Ist p die Periodenlänge einer Funktion, so genügt es, diese auf einem Intervall der Länge
p zu untersuchen (da sie sich nachher wiederholt). Eine Funktion der Form f (x) = sin ( bx + c ) hat
die Periode p= 2p
b
. Hier: p= 2p
2 =p.
Wir untersuchen die Funktion also auf dem Intervall [0; 𝜋[ (oder [0; 𝜋]).

3) Nullstellen:
3 sinJ2𝑥 − *$K = 0
sinJ2𝑥 − *$K = 0
2𝑥 − *$ = sin$! (0) + 𝑘 ∙ 2𝜋 2𝑥 − *$ = 𝜋 − sin$! (0) + 𝑘 ∙ 2𝜋
2𝑥 = *$ + 𝑘 ∙ 2𝜋 2𝑥 = '*$
+ 𝑘 ∙ 2𝜋
*
𝑥 = %+𝑘∙𝜋 𝑥 = '*
%
+ 𝑘∙𝜋
𝑥! = *% 𝑥% = '*%
Es gibt natürlich unendlich viele Nullstellen, aber nur x1 und x2 liegen im Intervall [ 0; π [ .

4) Ableitungen:
f '(x) = 3cos ( 2x − π2 ) ⋅ 2 = 6 cos ( 2x − π2 )
f ''(x) = 6 (−sin ( 2x − π2 )) ⋅ 2 = −12sin ( 2x − π2 )
f '''(x) = −12 cos ( 2x − π2 ) ⋅ 2 = −24 cos ( 2x − π2 )

5) Extremwerte:
Notwendige Bedingung:
9
𝑓 8 (𝑥) = 6 cos _2𝑥 − % ` = 0
9
cos _2𝑥 − % ` = 0
2𝑥 − *$ = cos$! (0) + 𝑘 ∙ 2𝜋 2𝑥 − *$ = −cos$! (0) + 𝑘 ∙ 2𝜋
9 9
2𝑥 − *$ = % + 𝑘 ∙ 2𝜋 2𝑥 − *$ = − % + 𝑘 ∙ 2𝜋
2𝑥 = 𝜋 + 𝑘 ∙ 2𝜋 2𝑥 = 0 + 𝑘 ∙ 2𝜋
𝑥 = *$ + 𝑘 ∙ 𝜋 𝑥 =𝑘∙𝜋
𝑥) = *$ 𝑥( = 0

Hinreichende Bedingung:
f ''(0) = −12sin (− π2 ) = 12 > 0
An der Stelle x3=0 befindet sich ein Minimum. f (0) = −3 ⇒ Tiefpunkt T(0/-3)
f ''( π2 ) = −12sin ( π2 ) = −12 < 0
An der Stelle x4= p2 befindet sich ein Maximum. f ( π2 ) = 3 ⇒ Hochpunkt H( p2 /3)
1. Funktionsuntersuchungen Theorie -17-

6) Wendepunkte:
Notwendige Bedingung:
9
𝑓 88 (𝑥) = −12 sin _2𝑥 − % ` = 0
sinJ2𝑥 − *$K = 0
2𝑥 − *$ = sin$! (0) + 𝑘 ∙ 2𝜋 2𝑥 − *$ = 𝜋 − sin$! (0) + 𝑘 ∙ 2𝜋
2𝑥 = *$ + 𝑘 ∙ 2𝜋 2𝑥 = '*$
+ 𝑘 ∙ 2𝜋
𝑥 = *% + 𝑘 ∙ 𝜋 𝑥 = '*
%
+ 𝑘∙𝜋
𝑥6 = *% 𝑥1 = '*%

Hinreichende Bedingung:
f '''( π4 ) = −24 cos ( π2 − π2 ) = −24 ≠ 0
An der Stelle x5= p4 befindet sich ein Wendepunkt. f ( π4 ) = 0 ⇒ Wendepunkt W1( p4 /0)
f '''( 34π ) = −24 cos ( 32π − π2 ) = 24 ≠ 0
An der Stelle x6= 34p befindet sich ein Wendepunkt. f ( 34π ) = 0 ⇒ Wendepunkt W2( 3p
4
/0)

7) Graph:
1. Funktionsuntersuchungen Theorie -18-

4. Untersuchung von Betragsfunktionen

Definition
#
% x für x≥0
Die Betragsfunktion hat die Form f (x) = x = $
& −x
% für x<0

Die Betragsfunktion ordnet einer reellen Zahl ihren Abstand zur Null (auf der Zahlengeraden) zu.
Man spricht auch vom absoluten Betrag oder Absolutwert und kurz vom Betrag. Der Betrag hat immer
einen positiven Wert.
Im Taschenrechner hat der Betrag das Symbol ABS (MATH > NUM > ABS)
Der Graph der Funktion f (x) = x hat also nur y-Werte im positiven Bereich. Typisch für das
Aussehen einer Betragsfunktion ist ein Knick.

Stückweise lineare Funktionen (Graph, der aus mehreren Stücken von Geraden besteht) entstehen,
wenn in der Funktionsgleichung Betragsstriche stehen. Solche Funktionen schreibt man am besten
zuerst um.

Beispiel:
ì x -1 x ³ 1
f ( x) = x - 1 = í
î- x + 1 x < 1
5
y
4
f
3

1
x
-4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5

-1

-2

-3

-4
1. Funktionsuntersuchungen Theorie -19-

Funktionsuntersuchung
Zu einer vollständigen Funktionsuntersuchung einer Betragsfunktion gehören folgende Punkte:
1) Funktion ohne Betragsstriche schreiben
2) Definitionsmenge
3) Symmetrie
4) Nullstellen
5) Ableitungen
6) Extremwerte (Knicke)
7) Wendepunkte
8) Graph

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