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Kuno Fischer

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Dieser Artikel behandelt den Philosophen Kuno Fischer. Zum Maler und Bühnenbildner siehe Cuno Fischer.

Kuno Fischer

Ernst Kuno Berthold Fischer (* 23. Juli 1824 in Tschistey[1] bei Guhrau, Provinz Schlesien;


† 5. Juli 1907 in Heidelberg) war ein deutscher Philosoph und Anhänger
des Neukantianismus, der auch als Philosophiehistoriker bekannt ist.

Inhaltsverzeichnis

 1Leben
 2Wirkung
 3Schriften
 4Literatur
 5Archivalien
 6Weblinks
 7Einzelnachweise

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Grabmal und Grabanlage von Kuno Fischer auf dem so genannten Professorenweg des Heidelberger Bergfriedhofs in
der Abteilung D

Der Sohn des Generalsuperintendenten Karl Theodor Fischer (1787–1878) studierte nach
dem Gymnasialbesuch in Posen ab 1844 in Leipzig und Halle Philosophie, Philologie und
Theologie, wo er unter anderem Johann Eduard Erdmann zu Hegel hörte. 1847 wurde er mit
einer Arbeit über Platons Parmenides promoviert und war anschließend zeitweilig als
Hauslehrer in Pforzheim tätig. Er habilitierte sich 1850 als Privatdozent der Philosophie
in Heidelberg. 1853 wurde ihm unter dem Vorwurf des Pantheismus die Lehrerlaubnis (venia
legendi) entzogen. 1856 folgte er nach vergeblichen Versuchen, in Preußen eine Zulassung
als Privatdozent zu erhalten, einem Ruf als Professor für Philosophie nach Jena, wo er 16
Jahre lehrte. Fischer setzte hier sein Arbeiten an seiner umfangreichen
Philosophiegeschichte (11 Bände 1852–1901) fort. Hierbei fasste er Philosophiegeschichte in
Anlehnung an Hegel als dialektischen Entwicklungsprozess auf. Unter anderem erschien
1860 als Band III und IV seine nicht unumstrittene Darstellung zu Kant. An der Jenaer Salana
beteiligte er sich auch an den organisatorischen Aufgaben der Hochschule und war im
Sommersemester 1862, sowie im Wintersemester 1868 Rektor der Alma Mater. Im Jahr 1872
nahm er einen Ruf nach Heidelberg an. Kuno Fischer hielt in Heidelberg vielbeachtete
Festreden zum 500-jährigen Jubiläum der Universität Heidelberg im Jahr 1886 und zum 150.
Geburtstag von Johann Wolfgang von Goethe im Jahr 1899. Kuno Fischer war zweimal
verheiratet, seine erste Frau war die Tochter eines französischen Offiziers, seine zweite Frau
war dänischer Herkunft.

Kuno Fischer soll einer der populärsten und beredsamsten deutschen Universitätslehrer im
19. Jahrhundert gewesen sein und teilte sich gemeinsam mit dem Chemiker Robert Wilhelm
Bunsen den Ruf, Träger der meisten Professorenanekdoten zu sein. Sein Onkel
mütterlicherseits war der bekannte antikatholische Publizist Otto von Corvin-Wiersbitzky.
Einer seiner Studenten war W. Somerset Maugham. Kuno Fischer war der Doktorvater
von Edmund Hardy (1852–1904),[2] der 1879 unter ihm an der Philosophischen Fakultät
der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg in Philosophie promoviert wurde.

Nachfolger auf seinem Lehrstuhl in Heidelberg wurde sein Schüler Wilhelm Windelband und


nach diesem dessen Schüler Heinrich Rickert. Kuno Fischer fand seine Letzte Ruhe auf dem
Heidelberger Bergfriedhof in der Abteilung D, der so genannten Professorenreihe.

Wirkung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Fischers Geschichte der neuern Philosophie hat Nietzsche in seinem Bild der neuzeitlichen
Philosophie, namentlich Spinozas und Descartes’, stark geprägt. [3]

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kuno Fischer 1898, gemalt von Caspar Ritter

 1849: Diotima. Die Idee des Schönen – philosophische


Briefe (online)
 1851: De Parmenide Platonico. Stuttgart (Dissertation von
1847, online).
 ab 1852: Geschichte der neuern Philosophie. 8 Bände.
Heidelberg (div. Neuaufl. bis 1893, Jubiläumsausgabe 10
in 11 Bänden, darin Bd. 3 u. 4 Kant-Monographie).
o erster Band: Descartes und seine Schule (1.
Teil online, 2. Teil online)[4]
o zweiter Band: Leibniz und seine Schule (online)
o dritter Band: Immanuel Kant und seine
Lehre (online)
o vierter Band: Kant’s System der reinen Vernunft
(online: 2. Aufl. 1869, 3. neu bearb. Aufl.
1882, 4. neu bearb. Aufl. 1899)
o fünfter Band: Fichte und seine
Vorgänger (online)
o achter Band: Hegels Leben, Werke und
Lehre (online: 1. Teil (1901), 2. Teil (1901))
o neunter Band: Schopenhauers Leben, Werke
und Lehre (online (Jubiläumsausgabe 1898))
o zehnter Band: Francis Bacon und seine Schule.
Entwicklungsgeschichte der
Erfahrungsphilosophie 4. Auflage. Heidelberg,
Carl Winter Universitätsverlag 1923
 1852: System der Logik und Metaphysik (online). 3. Aufl.
Heidelberg 1909.[5]
 1854: Das Interdict meiner Vorlesungen und die Anklage
des Herrn Schenkel, Direktor des Heidelberger Prediger-
Seminars, in der Darmstädtischen Kirchen-Zeitung.
Mannheim (Rechtfertigungsschrift nach dem Entzug
der venia legendi).
 1854: Die Apologie meiner Lehre nebst Replik auf die
„Abfertigung“ des Herrn Schenkel (online).
(Schenkel hatte 1854 die Schrift Abfertigung für Herrn
Kuno Fischer in Heidelberg veröffentlicht)
 1857: Die Selbstbekenntnisse Schillers. Vortrag gehalten
in der Rose zu Jena am 4. März 1857 (online)
 1858: Schiller als Philosoph. Vortrag gehalten in der Rose
zu Jena am 10. März 1858.
 1860: Kant’s Leben und die Grundlagen seiner Lehre. 3
Vorträge. Mannheim.
 1860: Friedrich Schiller: Akademische Festrede zu
Schiller’s hundertjährigem Geburtstage (online)
 1862: Akademische Reden. Stuttgart (Darin: Johann
Gottlieb Fichte – Rede zur akad. Fichte-Feier den 19. Mai
1862 in Gegenwart Sr. königl. Hoheit des Großherzogs
von Sachsen gehalten in der Collegienkirche zu Jena. Die
beiden kantischen Schulen in Jena – Rede zum Antritt des
Prorektorats, den 1. Feb. 1862).
 1863: René Descartes’ Hauptschriften zur Grundlegung
seiner Philosophie. Ins Deutsche übertragen von Kuno
Fischer. Neuausgabe 1868 (online)
 1864: Lessings Nathan der Weise. Die Idee und die
Charaktere der Dichtung. Stuttgart.
 1865: Baruch Spinoza’s Leben und Character. Ein
Vortrag. Mannheim.
 1868: Über das academische Studium und seine Aufgabe.
Rede zum Antritte des Prorectorats und zur
Preisverkündigung den 1. August 1868. Heidelberg.
 1869: Carl Wilhelm Göttling. Eine Charakterzeichnung als
Vorwort zu seinem letzten Werke. Jena
 1870: Anti-Trendelenburg. Eine Gegenschrift (online)
 1871: Ueber die Entstehung und die Entwicklungsformen
des Witzes. Zwei Vorträge, gehalten in der Rose zu Jena
im Februar 1871 (online)
 1875: Francis Bacon und seine Nachfolger.
Entwicklungsgeschichte der
Erfahrungsphilosophie (online)[6]
 1875: Ueber das Problem der menschlichen Freiheit.
Rede zum Geburtsfeste des höchstseligen Grossherzogs
Karl Friedrich von Baden und zur akademischen
Preisvertheilung am 22. November 1875. Heidelberg.
 1877: Goethe’s Faust. Ueber die Entstehung und
Composition des Gedichts. Berlin.
 1881: Lessing als Reformator der deutschen Literatur.
Stuttgart.
 1884: Das Streber- und Gründerthum in der Literatur.
Vade mecum für Herrn Pastor Krause in Hamburg.
Stuttgart.
 1886: Festrede zur 500jährigen Jubelfeier der Ruprecht-
Karls-Universität zu Heidelberg : gehalten den 4. August
1886 (online)
 1888: Festvortrag Goethes Iphigenie (online)
 1889: Shakespeare’s Charakterentwicklung Richards III.
Heidelberg, 2. Aufl.
 1890: Über G. E. Lessing. Theil 3. Lessings Emilia Galotti.
 1896: Das Verhältnis zwischen Willen und Verstand im
Menschen. In Gegenwart der höchsten Herrschaft geh. im
Residenzschlosse zu Karlsruhe am 28. März 1896 (online)
 1897: Descartes’ Leben, Werke und Lehre. Heidelberg, 4.
neu bearb. Aufl.
 1897: Der Philosoph des Pessimismus. Ein
Charakterproblem. Heidelberg.
 1899: Goethe und Heidelberg. Festrede zur städtischen
Goethefeier aus Anlaß des 150. Geburtstages Goethes
gehalten am 29. October 1899 (online)
 1891: Schiller als Philosoph. Teil 1: Die Jugendzeit (online)
 1902: Goethes Satanologie im Faust. Breslau.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
 Jürgen W. Schmidt: Zum akademischen Werdegang des
schlesischen Philosophen Kuno Fischer (1824–1907): Die
Vorgeschichte seiner Berufung nach Jena 1853–
1856. In: Fachprosaforschung –
Grenzüberschreitungen Bd. 4/5 (2008/2009) Baden-
Baden 2010 S. 433–449
 Eberhard G. Schulz: Fischer, Kuno. In: Ostdeutsche
Gedenktage 2007. Persönlichkeiten und historische
Ereignisse. Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen,
Bonn 2007, ISBN 978-3-88557-224-4, S. 173–178.
 Edith Selow: Fischer, Kuno. In: Neue Deutsche
Biographie (NDB). Band 5, Duncker & Humblot, Berlin
1961, ISBN 3-428-00186-9, S. 199 (Digitalisat).
 Dagmar Drüll: Heidelberger Gelehrtenlexikon 1803–1932.
( Hrsg.): Rektorat der Ruprecht-Karls-Universität-
Heidelberg. Springer Berlin Heidelberg Tokio. 2012. 324
S. ISBN 978-3-642-70761-2

Archivalien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
An Archivalien von und über Kuno Fischer finden sich beispielsweise

 ein am 18./19. März 1897 datierter handschriftlicher Brief


von dem in Hannover-Linden tätigen Rechtsanwalt und
Senator Wilhelm Laporte; Universitätsbibliothek
Heidelberg, Nachlass Kuno Fischer, Korrespondenz,
Signatur Heid. Hs. 2615,22[7]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Commons: Kuno Fischer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Wikiquote: Kuno Fischer – Zitate

Wikisource: Kuno Fischer – Quellen und Volltexte


 Literatur von und über Kuno Fischer im Katalog
der Deutschen Nationalbibliothek
 Werke von und über Kuno Fischer in der Deutschen
Digitalen Bibliothek
 Werke von Kuno Fischer im Project Gutenberg

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
1. ↑ 1936 umbenannt in Sandewalde, ab 1945 Sądowel,
heute Gemeinde Wąsosz, deutsch Herrnstadt.
2. ↑ Edmund Hardy in
der NDB (Memento des Originals vom 21. Februar
2016 im Internet Archive)   Info: Der Archivlink wurde
automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe
Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann
diesen Hinweis.
3. ↑ Andreas Urs Sommer: Nietzsche’s Readings on
Spinoza. A Contextualist Study, Particularly on the
Reception of Kuno Fischer. In: Journal of Nietzsche
Studies. Bd. 43 (2012), H. 2, S. 156–184 [1].
4. ↑ 1. Teil (4. Aufl. 1897) hier online
5. ↑ Logik und Metaphysik oder Wissenschaftslehre,
Herausgegeben und eingeleitet von Hans-Georg
Gadamer. Manutius-Verlag, Heidelberg 1998, ISBN 3-
925678-69-7.
6. ↑ 2., völlig umgearbeitete Auflage
7. ↑ Vergleiche die Angaben über den Kalliope-Verbund
Normdaten (Person): GND: 118533401 | LCCN: nr88010032 | VIAF: 29607117 | Wikipedia-
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 Philosoph (20. Jahrhundert)
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 Neukantianer
 Philosophiehistoriker
 Goetheforscher
 Übersetzer aus dem Französischen
 Übersetzer ins Deutsche
 Hochschullehrer (Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg)
 Hochschullehrer (Friedrich-Schiller-Universität Jena)
 Rektor (Friedrich-Schiller-Universität Jena)
 Mitglied der Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu
Erfurt
 Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften
 Mitglied der Accademia dei Lincei
 Ehrenbürger von Heidelberg
 Deutscher
 Geboren 1824
 Gestorben 1907
 Mann
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