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Die Geschichte der deutschen Nationalhymne untersuchen

Die deutsche Nationalhymne hat eine lange und ungewöhnliche Geschichte hinter sich: Im
Herbst 1796 erhielt der bekannte österreichische Dichter Lorenz Leopold Haschka den
Auftrag, den Text für eine Hymne für den österreichischen Kaiser zu verfassen. Die
Melodie komponierte der schon damals berühmte Komponist Joseph Haydn (1732–1809).
Als Vorbild sollte beiden die englische Königshymne God Save the King dienen. Das Ziel
war eine Hymne, die den Kaiser lobt und klar macht, dass die Sängerinnen und Sänger
(also die Untertanen) fest zu ihm stehen.

Darum dichtete Haschka die Worte:


„Gott! Erhalte Franz den Kaiser
Unsern guten Kaiser Franz!
Lange lebe Franz der Kaiser
In des Glückes hellstem Glanz!“

So wurde die Hymne 1797 uraufgeführt. 1854 wurde der Text übrigens in

„Gott erhalte, Gott beschütze


Unsern Kaiser, unser Land!“

abgewandelt, um nicht bei jedem Thronwechsel einen neuen Text verfassen zu müssen.
Schnell wurde dieses Kaiserlied zu einem Symbol der österreichischen Monarchie und
blieb bis zum Jahr 1918 in Gebrauch. Joseph Haydn mochte die Melodie im Übrigen so
gern, dass er sie in seinem C-Dur-Streichquartett op. 76, Nr. 3 noch einmal aufgriff. Dieses
Quartett heißt auch Kaiserquartett.Ganz woanders, nämlich auf der Insel Helgoland,
verfasste 1841 Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798–1874) den Text des
Deutschlandliedes auf die Melodie von Haydn. Zur Zeit von Fallersleben bestand
Deutschland allerdings aus vielen kleinen Fürstentümern, was immer wieder zu
Schwierigkeiten führte. Darum sehnten sich viele Menschen nach einer Vereinigung aller
deutschsprachigen Gebiete. Da er seinen Text, der die Einigkeit und die Freiheit
Deutschlands und seiner Bewohner besingt, über die Melodie der österreichischen
Kaiserhymne schrieb, wird deutlich, dass hierzu auch Österreich gehören sollte – und
zwar in führender Position. Im geschichtlichen Zusammenhang dieses
Einigungsgedankens sind auch die Grenzangaben in der zweiten Strophe des
Deutschlandliedes zu verstehen. In der Textversion von Fallerslebens wurde das Lied am
11. August 1922 von Reichspräsident Friedrich Ebert (1871–1925) zur Nationalhymne der
Weimarer Republik erhoben. Er sagte, dieses Lied solle „gegen Zwietracht und Willkür“
gesungen werden und nicht als „Ausdruck nationalistischer Überhebung“ dienen. Leider
ging dieser Wunsch nicht in Erfüllung, denn nach der Machtergreifung der
Nationalsozialisten im Jahr 1933 diente es genau dazu. Die erste Strophe, die mit dem
Text „Deutschland, Deutschland über alles“ beginnt, wurde zum Vorspiel für das Horst-
Wessel-Lied, das Kampflied der Nationalsozialisten. Die eigentliche Idee, ein freies und
geeinigtes Deutschland zu besingen, wurde somit vollkommen verdreht. Darum zögerte
nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs der damalige Bundespräsident Theodor Heuss
(1884–1963) auch lange, das Lied zur Hymne der 1949 neu gegründeten Bundesrepublik
Deutschland zu machen. Ihm war die Nähe zum Lied der Nationalsozialisten zu groß. Der
da malige Bundeskanzler, Konrad Adenauer (1876–1967), war allerdings ein großer
Befürworter der Hymne. Er verwies in dem Zusammenhang auch auf die Worte Friedrich
Eberts. Schließlich wurde das Deutschlandlied 1952 offiziell zur Hymne der
Bundesrepublik Deutschland erklärt. Gesungen wird immer die dritte Strophe, die mit den
Worten „Einigkeit und Recht und Freiheit“ beginnt. Österreich hat mittlerweile übrigens
eine ganz andere Nationalhymne.

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