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A HERBERTZEMAN
Dr. Herbert Zeman ist Prof. für Germanistik an der Universität Wien und Präsident des Wiener Goethe-Vereins.
Goethes „Romanze" am Beginn des Wiener Kunstliedes
1778 erschien die Sammlung Deutscher Lieder für das Klavier von Joseph Anton
Steffan (1726-1787). Da hieß es in der Vorrede: „Diejenigen, die unter dem Schwalle
wälscher und französischer Gesänge, die man in allen Häusern, in den meisten
wenigstens auf jedem Klavier findet, oft vergebens ein deutsches Lied suchen, das
sie vielleicht gerne fänden, empfangen hier in zwoen Abteilungen eine Sammlung
deutscher Lieder, die aus den Werken der besten deutschen Dichter gewählet sind." 2
Ein kühnes Unternehmen war damit in Wien begonnen worden, doch man
konnte auf eine sichere Hilfe aus dem außerösterreichischen, deutschen Sprachraum
vertrauen: Die deutsche Lyrik aus dem Geiste aufgeklärter Weltsicht wie sie der Ge-
schmack des deutschen Bürgertums entfaltete, war reich entwickelt; und so mischten
sich heimische Talente mit ihren Produktionen unter die vorbildlichen, begeistert
nachgeahmten Dichter des übrigen deutschen Sprachraums.
Ein großes Reservoir von Texten bot sich den Tonsetzern an. Steffan eröffnete
seine Sammlung mit einer Komposition des Gedichts Das Veilchen im Hornung
von Johann Ludwig Wilhelm Gleim (1719-1803), d.h. mit einem sentimental-melan-
cholischen, höhere literarische Ansprüche kaum erreichenden Text: Der kalte N o r d -
sturm tötet das zu früh erblühte Veilchen -
Dem Wiener Liedschaffen um 1800 hat erst Beethoven (1770-1827) den Weg zu
Goethe eröffnet. Seinem literarischen Verständnis und dem einer neuen künstlerisch
ambitionierten Generation Wiens erschloß sich nun und besonders seit der von
Metternich geförderten Gesamtausgabe der Schriften Goethes (1810) jene poetische
Welt, die so unendlich weit über die anmutigen und melancholischen, scherz- und
ernsthaften Stereotypen der traditionellen deutschen Lyrik des 18. Jahrhunderts
hinausging. Es ist der Reichtum der individuellen Herzens- und Geistesregung, die
von sich aus in heiterer Seligkeit (Mit einem gemalten Band) oder im Schmerz der
Wehmut (Wonne der Wehmut) die Welt erfaßt. Schon 1792 hatte Beethoven Goe-
thes Mailied aus den Schriften (1789) kennengelernt und vertont. Die Identifikation
von lyrischem Ich und der dieses umgebenden Natur, die die Seligkeit des Liebes-
empfindens spiegelt, das sprach dieses Gedicht so unerhört neu aus, und Beethoven
verstand es. Als Beethoven dann 1810 die Komposition des Liedes Mit einem
gemalten Band an das Ende einer kleinen Dreiergruppe von Goethe-Liedern (Opus
83) setzte, klang diese Dimension des Mailieds von 1792 wohl noch nach. Doch
diesmal führte der Komponist die Entfaltung der Liebesempfindungen und der
Weltbegegnung um einen entscheidenden Schritt weiter.
Er stellt an den Anfang die Komposition von Wonne der Wehmut, dann läßt er
das Lied Sehnsucht („Was zieht mir das Herz so?") folgen; Mit einem gemalten
Band beschließt die Gruppe. Beethoven geht es also um eine für ihn, für seine ethi-
schen und ästhetischen Intentionen sinnvolle Textanordnung. Von Liebessehnsucht
und Liebesklage (Wonne der Wehmut) führt der Komponist zu sehnsüchtiger Hoff-
nung und erstem Liebesglück (Sehnsucht); am Ende steht die Liebeserfüllung: schon
Goethe hatte sie verbunden mit einer kühnen, neuartigen Beziehung von Gefühl,
freier persönlicher Entscheidung und ethischer Konsequenz:
Auf diese Aussage kam es Beethoven nun ganz besonders an. Er wiederholt
zunächst das Eingangswort „Fühle", so daß es drängenden, nachdrücklichen Cha-
rakter erhält; dann folgt die ganze Strophe, deren letzten, den Liebesbund bestäti-
genden Vers der Komponist noch einmal bringt, aber durch ein vorgesetztes „ja"
nachdrücklich pointiert („ja, sei kein schwaches Rosenband!"). Dann wiederholt
Beethoven die ganze Strophe und hebt den Schlußvers durch abermalige Repetition
(ohne „ja") und ein weiteres Anfügen der Worte „kein schwaches Rosenband!",
mit denen die Liedschöpfung ausklingt, hervor.
Beethoven schließt -
Man sieht: Durch Beethovens künstlerische Inten-
tionen entfaltet sich in diesem Opus 83 eine individu-
dem Dichter gegenüber elle Liebesbeziehung im Zeichen einer ethischen Vor-
stellung. Beethoven vereinigt unter solchem Aspekt
willkürlich - Texte
drei Texte aus verschiedenen Lebensepochen des
zu einer künstlerischen Dichters (das 1783 entstandene Gedicht Wonne der
Wehmut in der Fassung von 1789; Sehnsucht, entstan-
d.h. poetisch-musikalischen
den etwa 1802 und das 1771 verfaßte Lied Mit einem
Einheit zusammen. gemalten Band ebenfalls in der Fassung von 1789),
geschaffen und geschöpft aus sehr verschiedenen Lebenssituationen, verschiedenen 9
geistigen und seelischen Haltungen. Mehr noch, der Tonsetzer schließt dem Dichter
gegenüber willkürlich - für das musikalische Ziel jedoch höchst sinnvoll - drei Texte Κ
zu einer künstlerischen d.h. poetisch-musikalischen Einheit zusammen, und er greift L
durch das textliche Arrangement recht entscheidend in deren poetische Struktur ein. ^
Beethoven war im Rahmen der zeitgenössischen Liedkultur ein originelles Werk ^
geglückt. Er bildete kraft seines fortgeschrittenen literarischen Verständnisses eine ^
weit über die einzelnen Textvorlagen hinausgehende Textsequenz. Diese künstleri- '
sehe Vorgangsweise, die über Mozarts und Haydns Liedarrangements hinausgeht ^
und ein typisches Merkmal Beethovenschen Liedschaffens darstellt deutet von Ferne
auf Schuberts textliche Ansprüche. Wie
konnte aber diese Tendenz Beethovens in
sich gerundete Lichtungen zusammenzusch-
ließen, ja erste bedeutende Lied-Zyklen zu
schaffen, von Dichtern begriffen werden?
Mußte das nicht einen mit so hoher Selbstbe-
wußtheit wie Goethe Schaffenden befremdet
haben? Konnte er - Goethe - denn in sol-
chen Zusammenhängen überhaupt erkennen,
welch ungeheurer Fortschritt durch Beetho-
vens literarische und musikalische Kapazität
und auch mit Hilfe seiner Texte im deut-
schen Liedschaffen erreicht worden war?
Das sind Fragen, die aus anderer Perspektive Goethes Handschrift „An den Mond",
wohl gut beantwortet werden können. Erste Strophe mit Melodie Ph. Ch. Kaysers
Im Jahr 1812 trafen sich im böhmischen Badeort Teplitz die beiden repräsenta-
tiven deutschen Künstler ihrer Zeit: Goethe und Beethoven. Freilich, Goethe galt
damals öffentlich als der große deutsche Dichter seiner Gegenwart, Beethovens Be-
kanntheitsgrad hielt sich in engeren Grenzen. Über Beethovens Kunst war Goethe
nur oberflächlich informiert, kennengelernt hatte er wenig.8 Beethoven andererseits
war bereits seit mehreren Jahren intensiv mit Goethes Dichtungen beschäftigt gewe-
sen und mit ihnen innig vertraut; nicht nur die erwähnten Lieder hatte er kompo-
niert, sondern beispielsweise zwei Jahre vor dem Aufenthalt in Teplitz die Bühnen-
musik zu Egmont geschaffen. Nun also lernte er den hochgeschätzten Dichter selbst
kennen. Um diese Begegnung ranken sich eine Reihe von Anekdoten, die man zum
guten Teil ins Reich der Legende verweisen kann. Was man wirklich weiß, ist nur
wenigen Äußerungen von Beethoven über Goethe, von Goethe über Beethoven zu
entnehmen. Der dichterische Rang Goethes stand für Beethoven außer Zweifel,
die höfische Umgangsweise der Weimarer Exzellenz allerdings schätzte er nicht.
Goethe anderseits beurteilte Beethovens Genie und Persönlichkeit maßvoll und
mit einfühlendem Verständnis: „Beethoven habe ich in Töplitz kennen gelernt.
Sein Talent hat mich in Erstaunen gesetzt; allein er ist leider eine ganz ungebändigte
Persönlichkeit, die zwar nicht unrecht hat, wenn sie die Welt detestabel findet,
aber sie freilich dadurch weder für sich noch für andere genußreicher macht."9
So schreibt Goethe am 2. September 1812 aus Karlsbad an seinen Freund, den
Komponisten Carl Friedrich Zelter in Berlin; der Brief kommt zum ungünstigen
Zeitpunkt; Zelter ist noch entfernt von seiner späteren Wertschätzung des in Wien
wirkenden Komponisten und gebärdet sich rivalisierend als das Genialische Beet-
hovens ahnender, aber musikalisch kaum goutierender Beethoven-Gegner; er greift
Goethes Wort verfälschend auf:
So tönt es am 14. September aus Berlin von Zelter zurück. Goethe konnte sich
wohl ein ausgewogeneres Bild von Beethoven machen, auch deshalb weil er - im
Gegensatz zu Zelter - von Rivalitätsgedanken nicht bedrängt war. Damals stand er
auf der Höhe seines Lebens und an der Schwelle zur Besonnenheit des höheren
Alters; er konnte sein beinahe ein Leben lang währendes Verhältnis zur Musik über-
blicken. Viel Musik, gute und mittelmäßige war seinem Werk hinzugefügt worden,
und nicht nur Lied-Verse, die zeitüblicherweise Komponisten nahelagen, hatten zur
Vertonung inspiriert; neben zahllosen Liedern und den Kompositionen zu den Sing-
spielen, hatte selbst der Werther deutsche, französische, ja vor allem italienische
Opernbearbeitungen hervorgerufen.
Und während Beethoven und Goethe 1812 in den Parkanlagen von Teplitz die
Blicke der Bäderbesucher auf sich lenkten, waren heimische, böhmische Musiker
bestrebt, durch Vertonungen mit der allgemeinen öf-
fentlichen Beliebtheit Goethescher Dichtungen zu wett-
Schubert interessierte eifern. Allen voran der zu seiner Zeit sehr bekannte böh-
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Liebchen, kommen diese Lieder L
Jemals wieder dir zur Hand, fr
Sitze beim Klaviere nieder, ç
Wo der Freund sonst bei dir stand.
Laß die Saiten rasch erklingen S
Und dann sieh ins Buch hinein:
Nur nicht lesen! immer singen!
Und ein jedes Blatt ist dein.
Ach, wie traurig sieht in Lettern,
Schwarz auf weiß, das Lied mich an,
Das aus deinem Mund vergöttern,
Das ein Herz zerreißen kann!"
Liebchen, kommen diese Lieder
Jemals wieder dir zur Hand,
Sitze beim Klaviere nieder,
Wo der Freund sonst bei dir stand.
Laß die Saiten rasch erklingen
Und dann sieh ins Buch hinein:
Nur nicht lesen! immer singen!
Und ein jedes Blatt ist dein.
Noch aus dem eigenen Erlebnis schöpften Franz Gräffer und Johann Jakob Czi-
kann diese Erfahrung, die sie 1836 mit solchen Worten in ihrer Oesterreichischen
National-Enzyklopädie niederlegten. Goethe aber hatte - bei aller allgemeinen
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Wertschätzung Beethovens - nicht son-
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derlich Anteil an dessen neuartigen Kom-
positionen seiner Texte und noch viel we-
niger an Schuberts Vertonungen seiner
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Verse genommen. Grundsätzliches Inter-
esse war zwar vorhanden, aber schließlich
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gab es im beginnenden 19. Jahrhundert 'twlwttW <(fib ¡til ,
mehr als genug Komponisten, die seine Y/ ·/,/. /ri/'vrr. Ai/
Texte in Musik setzten; überdies war er w x ,
nun mit der Berliner „Konkurrenz", Carl λ.·, ////.ÀrA·///s .a™·*»,«*».
Friedrich Zelter, freundschaftlich verbun-
den, und von den Jungen stand ihm Felix
... in Musik gesetzt (1814/15) von Franz Schubert
Mendelssohn Bartholdy (1809-1847), den
Zelter ausgebildet hatte, wesentlich näher
als der eine oder andere Vertreter des
musikalischen Wiens. So gingen wohl auch Schuberts Zeichen der Verehrung in der
Fülle Goethescher Korrespondenz unerkannt unter: es sind dies der Brief Joseph
von Spauns vom 17. April 1816 - der als Beilage unter anderem Kompositionen der
Goetheschen Gedichte Der Erlkönig, Rastlose Liebe usw. enthielt - und die im
Tagebuch vom 16. Juni 1825 verzeichnete Sendung von Schubert aus Wien, von
meinen Liedern Compositionen,15 Schubert hatte dazu geschrieben:
„Euer Exzellenz! Wenn es mir gelingen sollte, durch die Widmung dieser Com-
position Ihrer Gedichte meine unbegränzte Verehrung gegen E. Exzellenz an den
Tag legen zu können, und vielleicht einige Beachtung für meine Unbedeutenheit zu
gewinnen, so würde ich den günstigen Erfolg dieses Wunsches als das schönste Er-
eigniß meines Lebens preisen. Mit größter Hochachtung Ihr Ergebenster Diener
Franz Schubert."'6
Die Antwort blieb aus. Den greisen Dichter mag die Kühnheit überrascht haben,
mit welcher der junge Komponist die verschiedenartigsten Texte an die Musik band.
Vielleicht erschien es ihm auch als unreife Übereilung, wenn selbst Gedichten, die
auch textlich den Rahmen des einfachen, kurzen strophischen Liedes sprengten
(s.u.), Töne hinzugesellt worden waren: So hatte Schubert das auf die Sesenheimer
Zeit zurückgehende Gedicht Willkommen und Abschied recht individuell und
packend auf seine Weise verstanden, aber alleine durch verschiedene Verswiederho-
lungen Akzente gesetzt, die der Intensität des Wortes nicht zuträglich sind bzw. ei-
ne vom Originaltext abweichende dramatisch-theatralische Note erreichen. Aber
Goethe wird dieses und die anderen Gesänge der Sendung von 1825 - einem Jahr,
das ohnehin durch den Weimarer Theaterbrand, die Neubaupläne, die Tätigkeiten
um das fünfzigjährige Regierungsjubiläum Garl Augusts und um das eigene
Jubiläum der fünfzigjährigen Anwesenheit in Weimar, mit den Arbeiten an der
Vollendung des Faust II (3. Akt.), den Vorbereitungen der ersten Bände für die
Ausgabe letzter Hand und der Korrespondenz mit allen deutschen Staaten wegen
der Privilegierung dieser großen Edition überdurchschnittliche, beinahe pauselose
Belastungen brachte - nicht gehört haben; da blieb keine Zeit, Liedern aufmerksam
zu lauschen, und aus dem Notenbild schließlich gewann Goethe keine Vorstellung.
Als dem greisen Dichter - zum erstenmal - am 24. April 1830 der Erlkönig er-
klang, hat er zwar ausdrücklich dieses Erlebnis im Tagebuch festgehalten, aber die
eigentliche musikalische Bedeutung des Liedes wohl kaum erfaßt. Schubert jedoch
ließ sich von der Welle der Begeisterung, die Goethe in Wien zur Zeit des Erschei-
nens seiner Schriften entgegenschlug, emportragen. Einer der Freunde des Kom-
ponisten, Ernst Freiherr von Feuchtersieben (1806-1849), spricht von der unerhör-
ten Wirkung Goethes in Wien zu dieser Zeit und insbesondere auf Schuberts
Freund Johann Mayrhofer (1787-1836): „Auch war diese Einwirkung Goethe's tief
und dauernd, und prägte sich besonders in Mayrhofers Gedichten, mitunter bis zum
Scheine der Nachahmung aus. Er lebte noch jene Zeit mit, in welcher neue Werke
von Goethe erschienen und auf das begierige Publikum wirkten. 17
Die Faszination, die seinen Freund Mayrhofer ergriffen hatte, erfaßte auch Schu-
bert. Bald nach dem Erlkönig ergriffen den siebzehnjährigen Komponisten die me-
lancholische Rolle des klagenden Schäfers (s.o.) wie die leidenschaftlich-beseligte
und tragische Gretchens. Aus beinahe allen Phasen Goethescher lyrischer oder bal-
ladesker Versdichtung vermochte Schubert für sein Liedschaffen zu schöpfen: Ganz
besonders am Anfang stand die Ballade; bewußt sprengte Schubert die Grenzen des
zeitgenössischen Liedes mit dieser dramatisch-epischen Gattung und gestaltete eine
bis dahin ungekannte starke dramatische Aussage, selbst Prometheus und Der Gott
und die Bajadere wurden in Musik gesetzt; anderseits faszinierte den Tonschöpfer
die vollendete Harmonie von lyrischem Ich und Natur in den Gedichten Wand'rers
Nachtlied und An den Mond. Schließlich ließen Schubert auch die heiter-anmutigen
Lieder Goethes wie Geheimes und das Rollenlied Der Musensohn nicht unberührt.
Die Vielfalt der nachempfundenen, in Töne gesetzten Stimmungen scheint
unerschöpflich und erschließt vom Heidenröslein bis zu den Gesängen aus dem
West-Östlichen Divan auch der Wirkung des Wortes eine neue Dimension.
ANMERKUNGEN:
Zur allgemeinen Forschungslage sei verwiesen auf Max Friedlaender Goethe und die Musik, in
Jb. der Goethe-Gesellschaft, Bd. 3, Weimar 1916, S. 275-340. Hermann Abert Goethe und die
Musik, Stuttgart 1922. Friedrich Blume Goethe und die Musik, Kassel 1948. Hans Joachim
Moser Goethe und die Musik, Leipzig 1949. Joachim Müller Goethe und die Musik, in ders.,
Goethe-Wirkung und Humanitätsidee (Jenaer Reden und Schriften, 1980), Jena 1980, S. 85-96.
Die vorliegende Arbeit bietet ein Beispiel literarischer Rezeptions- und Wirkungsgeschichte,
das in diesem Sinn, nämlich des zeitgenössischen Wechselspiels von Dichtung und Musik noch
nicht beachtet bzw. zur kulturgeschichtlichen Profilierung nicht genützt wurde, aber als ein
Teil der Lied- und Libretto-Forschung, wie sie der Verfasser dieser Studie an der Universität
Wien und am seinerzeitigen Ludwig Boltzmann-Institut für Osterreichische Literatur-
forschung (Wien) begründete und mittlerweile im Rahmen der Gesellschaft für Osterreichi-
sche Literaturforschung weiterentwickelt, zu gelten hat.
1 Goethes Sämtliche Werke (Jubiläums-Ausgabe), hg. v. Eduard v. d. Hellen. Bd. 30: Annalen,
hg. v. Oskar Walzel, Stuttgart u. Berlin (o.), S. 345 f.
2 Sammlung Deutscher Lieder für das Klavier Von Herrn Joseph Anton Steffan k.k. Hofkla-
viermeister. Erste Abtheilung, Wien, bey Joseph Edlen von Kurzböck, 1778, V o r r e d e t «
die Liebhaber deutscher Lieder.
3 Sammlung Deutscher Lieder, Nr. 1.
4 Zum kulturgeschichtlichen Gesamtzusammenhang vgl. man Herbert Zeman Musik und
Literatur, In: Das Fischer Lexikon - Literatur, Bd. 2, Frankfurt /M. 1996, S. 1338-1393, hier
bes. S. 1346 f. u. S. 1373-1377.
5 Vgl. hierzu Walter Salmen Goethe und Reichardt, in: Jb. der Sammlung Kippenberg, Neue
Folge, Bd. 1, Frankfurt /M. 1963, S. 52-69.
6 Brief Zelters an Goethe datiert Weimar 18.10.1827 nach: Briefwechsel zwischen Goethe und
Zelter, hg. v. Ludwig Geiger, Bd. 2, Leipzig o.J. (1903), S. 551.
7 Zit. nach Goethes Werke, Hamburger Ausgabe, Bd. I: Gedichte und Epen /, hg. v. Erich
Trunz, München 1982, S. 27.
8 Darüber informiert gründlich Wilhelm Bode: Die Tonkunst in Goethes Leben, 2 Bd., Berlin
1912, bes. Bd. 2, S. 71-87.
9 Vgl. Der Briefwechsel zwischen Goethe und Zelter, hg. v. Max Hecker, Bd. 1, Leipzig 1913,
S. 328.
10 Ebda., S. 331: Brief- datiert Berlin, 14. September 1812. Zelters Verhältnis zu Beethoven
wandelte sich in diesen Jahren beträchtlich; vgl. dazu unter anderem Zelters Äußerungen
über Beethoven in den Briefen an Goethe, etwa vom 12. Februar 1813 aus Berlin, ebda., S.
360 f., dann wieder die ablehnende Haltung im Brief aus Berlin vom 8. Mai 1816, ebda., S.
479 und schließlich die doch freundschaftliche Begegnung von Zelter mit Beethoven in
Mödling, mitgeteilt im Brief aus Wien am 14. September 1819, ebda., Bd. 2, Leipzig 1915, S. 37.
11 Zit. nach Goethes Sämtliche Werke, (Jubiläums-Ausgabe) Bd. 1 : Gedichte, hg. v. Eduard
von der Hellen, Stuttgart u. Berlin (o.J.), S. 67 f.
12 Vgl. hierzu Herbert Zeman Von der poetischen Idee der Hoffnung im vokalmusikalischen
Schaffen Ludwig van Beethovens - Aspekte ethischer und ästhetischer Wechselwirkung
zwischen den Künsten, in: Die österreichische Literatur - Ihr Profil im 19. Jahrhundert
(1830-1880), hg. v. Herbert Zeman, Graz 1982, S. 691-710.
13 Die nachfolgenden Gedanken ergänzen die jüngste Studie zum Problemkreis Goethe-
Schubert von K. Mitchells: „Nur nicht lesen! Immer singen!": Goethe's Lieder into Schubert
Lieder, in: Publications of the English Goethe Society, N e w Series, vol. XLIV, Leeds 1974,
S. 63-82. Vgl. dort besonders die Beschreibung der Vertonung von Schäfers Klagelied, die
Schuberts Intentionen zwar richtig andeutet, aber nicht zur präzisen Charakteristik seines
Textverständnisses gelangt.
14 Schubert, Franz in [Johann Jakob Gzikann u. Franz Gräffer:] Oesterreichische National-
Encyklopädie, Wien 1836, Bd. 4, S. 602 f.
15 Goethes Tagebücher, Bd. 10 Goethes Werke, hg. im Auftrag der Großherzogin Sophie v.
Sachsen), Weimar 1899, S. 68 f. Unmittelbar davor verzeichnete Goethe eine Sendung v.
Felix Mendelssohn Bartholdy: „Sendung von Felix von Berlin, Quartette.", ebda., S. 68.
16 Zit. nach Goethe und Österreich, hg. v. August Sauer, 2 Bd., Weimar 1902 u. 1904, Bd. 2,
S. 88. Interessant und in unserem Zusammenhang noch nicht ausgewertet ist, was Sauer
dort in der Abteilung „Komponisten" auf den S. 76-100 an Zeugnissen zusammenstellt.
17 Ernst Freiherr v. Feuchtersieben: „Joh. Mayrhofer", in: Gedichte von Johann Mayrhofer
[...] Aus dessen Nachlaß mit Biographie und Vorwort herausgegeben von Ernst Freih. v.
Feuchtersieben, Wien 1843, Verlag von Ignaz Mang, Buchhändler, Dorotheergasse Nr. 1105.