Das letzte Wort
freien Platz zwischen der
Starship 21
Der Weltraum. Unendliche Weiten. Wir
schreiben das Jahr 2100. Erstmals wurde ein
Raumschiff, bemannt mit der Elite der
Betriebsorganisatoren, Controller,
Personalberater, Einkäufer und Strategen
einer hochentwickelten Zivilisation, mit der
Mission betraut, bis zur Erschöpfung aller
Treibstoffressourcen sich soweit wie möglich
von seinem Heimatplaneten zu entfernen, um
Darth Sap, den Erzfeind der ,,Sternenflotte
des intergalaktischen Zentrums'',
abgekürzt ,,SIZ'', aufzuspüren und zu
vernichten, der sich, Gerüchten zufolge, am
Ende des Universums verborgen halten soll.
In diesem Moment betritt Kapitän
Raumacker die Kommandozentrale seines
Schiffes, der ,,doom voyage generator'', von
der Besatzung kurz ,,dvg'' genannt. Diese
Zentrale dürfen wir uns allerdings nicht so
vorstellen, wie in den Science-Fiction-Filmen
des späten 20. Jahrhunderts. Da man nach
Fertigstellung dieses Prototypen der neuesten
Raumschiffgeneration der ,,SIZ'' den für
diese Reise ausgewählten Personenkreis
spontan erweiterte, mußte kurzfristig ein
Konzept zur optimalen Nutzung des zu
knappen Platzes an Bord entwickelt werden:
das virtuelle Raumschiff. Wer hier seinen
Dienst antritt, sucht sich einfach den
nächstbesten freien Sitz, greift zur BEA
(,,Brille für erhebende Ausblicke'', für
Mannschaftsdienstgrade in schwarz, für
Offiziere in rosarot gehalten) und läßt sich
von ihr einen virtuellen Panoramabildschirm
direkt auf die Netzhaut projizieren, der durch
stufenloses Ausblenden oder Vergrößern
beliebiger Details ein speziell der eigenen
Meinung angepaßtes Bild des Universums
liefert. Seit kurzem drapieren allerdings
immer mehr Besatzungsmitglieder ihr
persönliches Handtuch, ohne das eine
interstellare Reise sowieso undenkbar wäre,
bei Dienstende auf einen attraktiven Platz,
damit er ihnen am nächsten Tag nicht von
einem Frühaufsteher weggeschnappt werden
kann. Ungeachtet dieser ignoranten
Verwässerung einer genialen Idee hinterließ
der Prototyp des Konzeptes ,,Starship 21'' auf
der letzten Milchstraßenausstellung einen
überwältigenden Eindruck. Die Erfinder
dieses revolutionären Konzeptes, Dr. Teer
und Professor Feder, nehmen übrigens als
externe Berater an dieser entscheidenden
Reise teil.
Kapitän Raumacker ist besorgt, sehr besorgt.
Nicht etwa, weil er sich heute, da er verspätet
Z:\dvg-news\news3!99\Doom3.sam
zum Dienst erschienen ist, mit dem letzten
Notausstiegsschleuse und dem ,,virtuellen
Papiererzeuger'' begnügen muß, sondern
vielmehr, weil er gestern von seinem 1.
Offizier erfahren hat, daß die
Bedienungsanleitung der
Geheimwaffe ,,ASYS3'' (das
Armierungssystem der dritten Generation)
aufgrund der beschränkten Ablageflächen an
Bord der ,,dvg'' auf den Planeten ,,Caliban
VII'' ausgelagert wurde und eine
Wiederbeschaffung nur mit einer Vorlaufzeit
von vier Monaten und bei Nachweis eines
Problems der Alarmstufe ,,rot'' möglich sei.
Beim ,,virtuellen Papiererzeuger'' handelt es
sich übrigens um eine der genialsten
Erfindungen des 21. Jahrhunderts: Nachdem
der Fortschritt der menschlichen Zivilisation
von der Entdeckung des Papyrus über den
Buchdruck und den Photokopierer
geradewegs zum papierlosen Büro führte,
stellte man fest, daß der gesamte
menschliche Kommunikationsprozeß
zusammenzubrechen drohte, weil kaum noch
jemand an langweiligen, zeitraubenden und
nutzlosen Meetings teilnehmen wollte, da
man - mangels Papier - die Zeit nicht mehr
mit dem Falten von Papierschwalben
totschlagen konnte. Dann hatte ein gewisser
K. Hohn die rettende Idee: Er
erfand ,,VisualPage'', den ,,virtuellen
Papiererzeuger'', der es ermöglicht,
elektronisch das Hologramm eines
Papierflugzeuges anzufertigen, das man dann
z. B. seinem Gesprächspartner ins rechte Ohr
schießen und zum linken wieder austreten
lassen kann, als wäre nichts dazwischen, was
es aufhalten könnte.
Dem Kapitän steht momentan allerdings der
Sinn nicht nach Papierschwalben, sondern
eher nach einer Zigarette, doch an Bord
der ,,dvg'' herrscht natürlich absolutes
Rauchverbot, weshalb jeder Stop auf einem
auch nur halbwegs betretbaren
Himmelskörper sofort für eine
Zigarettenpause genutzt wird. Lange war es
nicht gelungen, ein Feuerzeug zu
konstruieren, das unter allen atmosphärischen
Bedingungen zuverlässig funktioniert,
schließlich entwickelte die Firma ,,HJE'',
deren Gründer die Sternenflotte verlassen
hatte, um sich ganz dem Kettenrauchen
hinzugeben, die garantiert immer
zündenden ,,Universumhölzer -
Raumfahrtsware''. Seit dem verabschieden
sich Raumfahrer, nachdem sie das Photo
ihrer Liebsten in ihrem Astronautenkoffer
verstaut haben, mit dem Gruß:
,,Die Hölzer seien mit Euch!''

Ford Prefect

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