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"Verloren im Regen"

Es war ein unerbittlich nasser Tag, als Anna aufbrach, um ihre Großmutter im
benachbarten Dorf zu besuchen. Sie hatte die Strecke schon hunderte Male
zurückgelegt, aber heute war alles anders. Der Regen hatte alle Landschaft und
Wegmarkierungen unkenntlich gemacht und Anna verlor schnell die Orientierung.

Sie ging immer weiter, hoffend, dass sie irgendwann auf bekanntes Terrain treffen
würde, aber stattdessen fand sie sich immer tiefer im Wald wieder. Die Bäume boten
keinen Schutz vor dem strömenden Regen und Annas Kleidung war bald durchnässt. Sie
fror und war müde, aber sie wusste, dass sie weitergehen musste.

Plötzlich hörte sie ein Geräusch, das wie das Bellen eines Hundes klang. Sie folgte
dem Klang und fand einen alten, verlassenen Schuppen. Anna war dankbar für die
Zuflucht und beschloss, dort auszuruhen, bis das Schlimmste des Regens vorbei war.

Als sie den Schuppen betrat, entdeckte sie, dass er voller alter Kisten und
Möbelstücke war. Sie setzte sich auf eine alte Bank und zog ihre durchnässten Füße
an, während sie ihre Lage überdachte. Plötzlich hörte sie ein leises Knarren und
drehte sich um, um einen alten Mann zu entdecken, der sie aus den Schatten
beobachtete.

"Was machst du hier, Mädchen?" fragte der Mann. Seine Stimme war rau, aber
freundlich.

Anna erklärte ihre Situation und der Mann nickte verständnisvoll. "Du bist nicht
weit von deinem Ziel entfernt", sagte er. "Ich werde dich hinführen."

Der alte Mann gab Anna einen Schirm und führte sie durch den Regen zurück zum Weg.
Kurz darauf erreichten sie Annas Großmutter Haus und sie bedankte sich herzlich bei
dem Mann für seine Hilfe.

Als sie später bei ihrer Großmutter saß und ihr Abenteuer erzählte, sagte diese:
"Das war bestimmt der alte Mr. Peterson. Er lebt schon seit Jahren alleine im Wald.
Er ist ein bisschen seltsam, aber ein guter Mensch."

Anna dankte dem Schicksal für die Begegnung mit Mr. Peterson und dafür, dass sie
nicht länger verloren im Regen war. Sie dachte oft an ihn und beschloss, ihm einen
Besuch abzustatten und ihm ihren Dank auszusprechen.

Ein paar Tage später machte sie sich auf den Weg zurück in den Wald. Sie fand den
Schuppen leicht, aber es war niemand da. Sie sah sich um und entdeckte einen Brief
auf einem Tisch. Es war von Mr. Peterson.

"Liebes Mädchen", begann der Brief. "Ich danke dir für deine Freundlichkeit. Du
hast mir daran erinnert, was es bedeutet, einen anderen Menschen zu helfen. Ich
habe beschlossen, mein Leben zu ändern und werde fortgehen, um meine Familie zu
besuchen. Ich hoffe, du wirst glücklich und erfolgreich sein."

Anna war traurig, dass sie Mr. Peterson nicht mehr sehen würde, aber sie war auch
glücklich, dass sie einen solch positiven Einfluss auf jemanden hatte. Sie
beschloss, ihr eigenes Leben auch zu ändern und half anderen, wo immer sie konnte.

In den Jahren, die folgten, dachte Anna oft an Mr. Peterson und den Regen, der sie
zusammengeführt hatte. Sie erkannte, dass es oft die schwierigsten Zeiten sind, in
denen wir die größten Schätze finden, und dass es manchmal nur eine kleine Geste
braucht, um jemandes Leben zu verändern.

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