Sie sind auf Seite 1von 6

Einführung

Mentor und die Helden


Diese Schänke dort in der Ferne, denkt er sich,
wird vielleicht noch ihren Platz in den Geschichtsbüchern Altdorfs
und vielleicht sogar in denen von ganz Arda einnehmen.
So oft schon hatte er hier nach etwas Bestimmten Ausschau gehalten
und ihre alten modrigen Balken haben ihn selten enttäuscht, ...
haben artig immer wieder etwas Brauchbares ausgespuckt.
Hier in der Schänke "Zum durstigen Mönch" stoßen Sie lautstark und
prahlend an. Die gefährlichen, reuelosen, vernarbten, wilden und
blutrünstigen, idealistischen Abenteurer und Krieger.
Auch weise, freiheitliche und geheimnisvolle Mystiker sind unter ihnen.
Denn nicht Alle sind zufällig hierhergekommen. Einige Eingeweihte
wissen, dies hier ist ein geheimer Treffpunkt. Und sie sind gespannt, ob
nach ihrer seltsamen Einladung wirklich jemand erscheint.
Jetzt vor der Eingangstüre stehend, kann er die Spannung
zwischen Rausch und Erwartung, im Raum förmlich spüren.
Mentor verdeckt seinen Magierstab unter der Kutte und tritt ein.
Mit einem tiefen, konzentrierten Blick macht er sich ein erstes Bild,
um sich anschließend in eine ruhige Ecke zu setzen,
ohne dabei groß die Aufmerksamkeit der Gäste auf sich zu ziehen.
Zufrieden schaut er sich weiter um. Das könnte ein guter Tag für das
Gleichgewicht Ardas werden. Einige Tapfere scheinen darunter zu sein
und einige haben ihn auch schon bemerkt. Er weiß, sie haben ihn nur
deshalb überhaupt wahrgenommen, weil sie auf einen geheimnisvollen
Unbekannten warten.
Und nun ahnen sie, dass sie wegen ihm, diesem zotteligen alten Magier
hier sind, oder genauer, weil das Schicksal von Arda nach ihnen ruft!
Nachdem Mentor einem nach dem anderen vorsichtig zu sich winkt,
setzen sie sich gespannt an seinen Tisch. Es werden ein paar kurze, leise
Worte gewechselt. Insofern sie denn zu einem Einverständnis kommen,
bittet er sie, dass Met in Ruhe auszutrinken und ihm unauffällig zu folgen.
Mentor und Morcar

Die glühenden Scheite im Kamin verbreiten wohlige


Wärme. Aber ihr flackerndes Licht kann die unzähligen Folianten und
Schriftrollen kaum erhellen, die sich in Mentors Bibliothek stapeln.
Langsam schreitet Mentor ans Feuer und liest kurz aus dem Loretome,
dem Buch der Bücher unserer Zeit, vor:

"Sobald Gleichgewicht Ewig fällt, stürzt tief ins Dunkel, die ganze Welt!"

Eindringlich aber mit Ruhe spricht er nun zu den Heroen:

„Nun meine Freunde, wir Alle müssen uns bewähren. Das Gleichgewicht
scheint längst gebrochen, denn … lasst mich erzählen von Morcar.“
„Vor Hunderten von Jahren war Morcar, wie ich, auch ein Maia-Istari-
Zauberer in den Diensten der Valar und mir zudem ein guter Freund
und langjähriger Begleiter. Gemeinsam zogen wir damals mit dem weißen
Zauberer Saruman gen Osten, um die östlichen Völker auf die Gefahren
damaliger Zeit vorzubereiten. Zeiten in denen die Mächte Saurons, den
dunkelstem Fürsten des zweiten und dritten Zeitalters, noch stark waren
und sich in ganz Arda auszubreiten drohten. Einer Zeit, zu der ich noch
„Alatar“ hieß und Morcar sich selbst noch „Pallando“ nannte und wir als
die „blauen Zauberer“ bekannt waren. Damals wusste er noch nichts von
der dunklen Chaosmagie. Doch diese dunkelste aller magischer Künste
veränderte alles, auch in ihm selbst … und Verrat kam über uns!
Er verließ unser Unterfangen, um sich ganz dieser schwarzen Magie zu
widmen und er arbeitete dabei hart und unerlässlich.
Er lernte geschwind, aber Ungeduld quälte ihn.
Zu schnell wollte er alles erfahren über die chaotische,
die endgültige Zauberkunst. Ich warnte ihn vor den Gefahren
und beschwor ihn Vorsicht walten zu lassen...aber das konnte und wollte er
nicht. Nacht für Nacht schlich er sich weiterhin in seine Bibliothek,
durchwühlte Bücher nach neuen Zauberformeln und besuchte dunkle, tiefe
Quellen geheimer Orte des Chaos. Und eines Tages, als er sich mächtig
genug wähnte, machte er sich ganz davon. Kaum eine
Spur führte zu ihm.
Aber als ich ihn nach etlichen Jahren der Suche endlich
doch einholte, zeigte er sich sehr verändert.
Sein Antlitz ward größer und dunkler als zuvor
und er trug eine blutrote Robe,
dessen tief heruntergezogene Kapuze den gewaltigen Zorn
und die mächtige Wut in seinem Gesicht kaum zu verbergen vermochte.
Seine Augen blendeten mit gleißendem Licht und er nannte sich selbst
fortan nur noch:
„Morcar“, „Dunkelster Úmaiar Morgoths“ oder „Morcar der Rote“
am liebsten jedoch: „König der Nacht“, die kommen wird!
„Er hatte sich ganz der Gewalt der Chaosmagie verschrieben. Dieser Narr!
Er sah in der Magie nur einen bequemen Weg zur Macht
und hatte keine Ahnung von den Gefahren, die er heraufbeschwor.
Mächte wirkten nun in ihm, die seinen Verstand und seine Grenzen
weit überstiegen und zum Werkzeug sollte er sich erweisen,
für einen bösen, beinlosen Gott, der längst vergessen schien in der Leere...
und der nun durch ihn, auf unserer Welt, mit all seinen dunklen Sinnen
wieder wirken und wandeln kann und sein dunkelstes Werk vollbringen
will! Ich wollte ihn zur Umkehr zwingen, und wir kämpften viele Tage
und Nächte.
Sonne und Mond verbargen ihr Antlitz hinter undurchdringlichen Wolken,
als wir uns die mächtigsten Zauber entgegenwarfen. Doch Morcar war
schon zu stark geworden! Ich konnte ihn nicht mehr bezwingen.
Dort kam mir die Gewissheit, dass ich getäuscht worden war und wir einer
Bedrohung entgegensehen, die mächtiger ist als Morcar und größer als
unsere Vorstellungskraft! So entkam Morcar in die nördliche Chaos-
Wüste, wo er nun in der Hoffnung lebt, die Gewalten der Ewigkeit für sich
arbeiten zu lassen. Dort und überall erschuf er riesige Armeen,
verbündete sich mit dunklen Rassen und unterjochte Jene, die ihm nicht
widerstehen konnten.
Mit aller Macht will er die Welt von Arda ins Ungleichgewicht, ins Chaos
stürzen, mit ihm als Fürst der Finsternis! Er kennt die End-Prophezeiungen
aus dem Loretome, dem Buch der Bücher unserer Zeit, in dem es heißt,
dass ein dunkler mächtiger Lord ganz Arda mit endlosem Krieg überziehen
und in die Ewigkeit der Verdammnis treiben wird!
Aber er weiß nicht mit welchem Feuer er spielt.
Eines Tages werden diese Kräfte sich gegen ihn wenden
und auch ihn vernichten. Mir bleibt nur, Morcar zu
beobachten und immer wieder die Kraft seines Zaubers
und seiner Macht zu messen. Loretome, das Buch der Bücher, hilft mir
dabei.
Sollten wir jetzt versagen, dann werden die von Morcar beschworenen
Mächte uns überrennen und unsere Welt letztendlich zerstören,
denn der eine dunkle Valar wird durch Chaosmagie erstarkt, einen Weg
suchen unsere Lande zu betreten und dann wird es keine Umkehr mehr
geben und die größte aller Schlachten wird geschlagen werden, die zum
Ende führt, deren fürchterlicher Ausgang niemand vorherzusagen vermag.
Schon einmal haben uns Morcars Armeen ähnlich bedroht wie jetzt. Es
war Rogar der Barbarenprinz, der mir damals zu Hilfe kam, mit dessen
unbändigem Mut und Todesopfer wir das Unheil erst einmal abwenden
konnten. Doch Morcar überlebte und verschwand auf unbestimmte Zeit.
Gerüchte kamen auf, vor ein paar Jahren.
Von mächtigen Truppen aus dem Norden und seltsamen Pakten
zwischen dunklen Völkern aus dem Osten und Süden.
Entschlossener und stärker als je zuvor sinnt Morcar nach Rache und nach
der Erfüllung seines dunklen Wunsches, ganz Arda endgültig zu
unterjochen.
Nun sind noch viel größere Armeen auf dem Marsch als damals und
plündernde Horden von Orks und Goblins, wiedervereint und angeführt
von dunklen Chaoskriegern, haben schon seit ein paar Tagen die
angrenzenden Länder der alten Welt Mittelerde erreicht. Aus zahllosen
dunklen Löchern kriechen Skavenklans, wilde Rattenmenschen, in
Scharen aus der Erde hervor und überziehen die Länder mit Krieg und
Pest.
Zuletzt hat Morcar zudem den verborgenen Süden und seine Echsenvölker
unterjocht, welche nun widerwillig mit ihren magischen Fertigkeiten an
seiner Seite kämpfen. Menschen haben sich ihm mehr oder weniger
freiwillig angeschlossen und so ziehen auch Heere aus dem Osten nach
Mittelerde. Und dann ist da noch der Pakt mit den Untoten! Alsbald
werden wir umzingelt und belagert sein, von seinen zahlreichen Truppen,
angeführt von übelsten Kriegsgerät und Kampftrollen. Begleitet von
mächtigen Úmaiar und sonstigen dämonischen Dienern,
wie Vampire, Warge, Oger, Drachen und Balrogs.
Wieder braucht das Land tapfere Helden zu seiner
Rettung. Denn diesmal geht es um Alles, um die
bevorstehende alles Entscheidende Schlacht, der „Dagor
Dagorath“. Und mit ihr vielleicht sogar, um das Ende der gesamten Welt.
Deshalb seid ihr hier.
Um das Übel, im Hintergrund und Dunkel,
fern ab von den anstehenden Völkerschlachten,
auszumachen und in seinen zahlreichen Kammern zu infiltrieren.
Seine Scharen und den Fürsten der Dunkelheit Morcar selbst,
zu Boden zu kämpfen und schließlich niederzustrecken.“
Mentor unterbricht kurz seine Worte, um sich einer alten verstärkten
Holztruhe zu nähern. Den Heroen müssen allein beim Anblick dieser
Truhe schon die kühnsten Ideen durch den Kopf gehen, was für ein
sonderbares Relikt dort verborgen sein möge. Sogleich zieht er ein
erstaunliches magisches Schwert heraus, welches leicht bläulich
schimmert und mindestens so alt sein musste, wie er selbst.
Und alt musste er sein,
denn man sagt, er sei einer der ältesten Istari, ein Maiar der ersten Stunde.

Mentor schaute die Heroen noch einmal prüfend an und spricht mit
ruhigem, aber mahnendem Ton:
„Jeder von Euch wird mit diesem Wort und Schwert geschlagen
zum Krieger des Reiches Arda,
zum Boten der freien Welt und Völker!“
Und obwohl die Heroen schon längst das Anwesen Mentors verlassen
haben, hingen einem jedem von ihnen noch des Magiers letzte mahnende
Ratschläge fest im Ohr, als hätte er ihre Gedanken durch die seinen ersetzt.

„Ein jeder von Euch muss sich seinem Schicksal stellen und es
fortan bestimmen!“

„Schont Euch nicht vor blutiger Schlacht um Leben und Tod,


Ruhm und Ehre. Doch scheut auch nicht den Weg der
Weisen, in der Not einen Rückzug in Betracht zu ziehen!“

„Blickt nicht zurück, denn einige unter Euch werden nie


zurückkehren!"

„Furcht ist ein schlechter, ja gar elender Ratgeber!“

„Wahrt die Gemeinschaft!"

„Gier wird weiterer Antrieb folgen, welcher allerdings in


Blindheit endet, während auf Neugier
Wissen folgen kann, welches
Fortschritt und Entwicklung fördert!“

„Kenne deinen Feind so gut, wie deinen Freund, denn ihr


werdet vom Jäger, zum Gejagten werden und umgekehrt!"

„Die Welt kann vielleicht einmal frei sein, nach und durch
unser Opfer!"

Das könnte Ihnen auch gefallen