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HIMMLERS FORSCHER

JULIEN REITZENSTEIN

HIMMLERS FORSCHER

Wehrwissenschaft und Medizinverbrechen


im »Ahnenerbe« der SS

FERDINAND SCHÖNINGH
Umschlagabbildung:
Seziertisch im Konzentrationslager Natzweiler-Struthof.
In der im Jahre 1943 errichteten Krematoriumsbaracke des Konzentrationslagers Natzweiler-
Struthof wurde der abgebildete Raum für Obduktionen von Häftlingen eingerichtet. Er stand den
für das Ahnenerbe tätigen Wissenschaftlern zur Verfügung.

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© 2014 Ferdinand Schöningh, Paderborn


(Verlag Ferdinand Schöningh GmbH & Co. KG, Jühenplatz 1, D-33098 Paderborn)

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Herstellung: Ferdinand Schöningh GmbH & Co. KG, Paderborn

ISBN 978-3-506-76657-1
für Henriette
Inhalt

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

1. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

2. Das Ahnenerbe – Entstehung und Struktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25

Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
Die Gründung des Ahnenerbes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
Medizinische Forschungsaufträge an SS und Ahnenerbe . . . . . . . . . . . . . . . . 38

3. Das Institut für wehrwissenschaftliche Zweckforschung . . . . . . . . . . . . . . . . 44


Die Entwicklung der medizinischen Forschung in der SS . . . . . . . . . . . . . . . 44
Der Schreibtischtäter und seine rechte Hand – das Führungsduo des
Instituts für wehrwissenschaftliche Zweckforschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
Die Gründung des Instituts für wehrwissenschaftliche Zweckforschung . . . 68
Die im Aufbau befindlichen und die nur auf dem Papier existierenden
Abteilungen des Instituts für wehrwissenschaftliche Zweckforschung . . . . . 77
Das Institut für Entomologie im Ahnenerbe, später Abteilung M . . . . . . . . 87
Die Abteilung H – Anatomie und Menschenversuche . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105
Die Abteilung R – Blutstillmittel, Rostschutz und Kartoffelbrei . . . . . . . . . . 169
Die Abteilung P – Kampfstoff-Forschung und Polygal . . . . . . . . . . . . . . . . . 213
Die »Abteilung L« – Heilpflanzen und Krebstherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . 235
Die Mathematische Abteilung – Rechnen für Geld und Einfluss . . . . . . . . . 244

4. Notgemeinschaft und Mangelerscheinungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 255

5. Sievers’ Bestrebungen zur Gründung eines SS-Forschungsamtes . . . . . . . . . 257

6. Die Finanzierung von Ahnenerbe und Institut für wehrwissen-


schaftliche Zweckforschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 262
8 Inhalt

7. Der Rahmen des Instituts für wehrwissenschaftliche Zweckforschung . . . . 270


Die Diensträume der Ahnenerbe-Leitung in Berlin-Dahlem
und München . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 270
Umzug nach Oberfranken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 287
Untermieter in Dahlem – SS-Hauptamt, »Zentrale Freies Indien«
und Reichssicherheitshauptamt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 289
Tristesse in der Provinz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 292
Die Mobilität und der Fuhrpark von Himmlers Forschern . . . . . . . . . . . . . . 294
Versorgungsengpässe und der Plan vom Musterhof . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 296
Das Ende . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 298

8. Himmler, Sievers und die Wehrmedizin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 301

Anmerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 309

Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 394
Wer war wer im Institut für wehrwissenschaftliche Zweckforschung . . . . . . 394
Abkürzungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 396
Decknamen der Hauptquartiere Himmlers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 397
SS- und Polizei-Ränge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 397
Quellen- und Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 398
Abbildungsnachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 410

Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 411
Vorwort

Vor rund siebzig Jahren begann eine Einrichtung der SS, sich mit sogenannten Wehr-
wissenschaften zu beschäftigen. Das Forschungsspektrum reichte von vergleichswei-
se banalen Züchtungsversuchen winterharter Kleinpferde für die angestrebten neuen
Siedlungsgebiete im Osten bis hin zu furchtbaren Medizinverbrechen, wie beispiels-
weise Kampfstoff- und Luftfahrtversuchen an Menschen. Die Opfer – Häftlinge ver-
schiedener Konzentrationslager – bezahlten die unfreiwillige Versuchsteilnahme oft
mit dem Leben. Diese Versuche sind aufgrund ihrer Unmenschlichkeit seit den Nürn-
berger Prozessen gut dokumentiert. Einige der Verbrechen sind seitdem in der For-
schung intensiv untersucht worden. Andere blieben jedoch beinahe im Dunkeln. Dies
gilt auch für die institutionelle Struktur dieser wehrwissenschaftlichen Einrichtung:
Dem aus der »Forschungs- und Lehrgemeinschaft ›Das Ahnenerbe‹ e.V.« und späte-
rem Amt A des Hauptamtes Persönlicher Stab Reichsführer-SS heraus entstandenen
Institut für wehrwissenschaftliche Zweckforschung.
Da in diesem Institut einige der bekanntesten Medizinverbrechen des NS-Regimes
verübt wurden, stand die Frage im Raume, welche Entwicklungen diese Verbrechen
ermöglichten. Aufgrund der Tatsache, dass einige Verbrechen selbst in der Literatur
hinreichend dokumentiert und beschrieben sind, schien deren erneute detaillierte Dar-
stellung entbehrlich. Daher liegt der Fokus des vorliegenden Buches auf der Beschrei-
bung der Entwicklung des Instituts für wehrwissenschaftliche Zweckforschung, seiner
Infrastruktur und seiner zehn Forschungs-Abteilungen.
Da sich bei der Sichtung der Literatur herausstellte, dass oft Sachverhalte dargestellt
wurden, die in den Quellen nur bedingt Entsprechung finden und gleichzeitig Schwer-
punkte auf bestimmten Quellenbeständen lagen, während andere nur selten oder gar
nicht als Beleg dienten, war es naheliegend, diese Untersuchung beinahe ausschließlich
aufgrund von Quellen zu erarbeiten. Die Quellen – Dokumente in zahlreichen Archi-
ven in Washington, Paris, Strasbourg, München, Berlin und anderen Orten – wurden
gesichtet und ergebnisoffen bearbeitet.
Grundsätzlich versteht sich die Untersuchung nach der ersten Ebene, der Beschrei-
bung der Entwicklung des Instituts für wehrwissenschaftliche Zweckforschung und
seiner Strukturen, auf der zweiten Ebene als Kompendium, in welchem sämtliche ver-
fügbaren Quellen Berücksichtigung fanden. Dieser Anspruch, möglichst alle für dieses
Buch unmittelbar und für die Forschung mittelbar wichtigen Details zu präsentieren,
führte zu einigen unerwarteten Ergebnissen. So bewohnt der Bundespräsident der Bun-
desrepublik Deutschland eine Dienstvilla, die umschlossen ist von jenem Areal, auf dem
die gemeinsame Zentrale von Ahnenerbe und Institut für wehrwissenschaftliche Zweck-
10 Vorwort

forschung ihre Arbeit und ihre Verbrechen steuerten. Die Dienstvilla selbst wurde unter
dubiosen Umständen »arisiert« und in einem bemerkenswerten Verfahren nach Kriegs-
ende nicht restituiert. Insofern ist diese Untersuchung auch Anregung, über eine ent-
sprechende historische Einordnung des Tatortes rund um die Dienstvilla des deutschen
Staatsoberhauptes nachzudenken, die Dienstsitz des Ahnenerbes und des Instituts für
wehrwissenschaftliche Zweckforschung war. Zu den weiteren unerwarteten Ergebnissen
führte die Untersuchung der Ahnenerbe-Akte im Vereinsregister in Berlin. Diese ist in
den letzten 60 Jahren ausweislich der Archivlisten nicht eingesehen worden. Der Inhalt
ermöglichte nicht nur neue Erkenntnisse über die juristischen Machtverhältnisse im
Ahnenerbe, sondern offenbarte, dass dieser völkische Verein, dessen Ideologisierung zur
Radikalisierung einer ganzen Generation beitrug, erst im Jahre 1955 aufgelöst wurde.
Die Beschreibung der Finanzierung des Ahnenerbes und des Instituts für wehrwissen-
schaftliche Zweckforschung trägt zur Beantwortung der Frage bei, inwieweit das Insti-
tut für wehrwissenschaftliche Zweckforschung tatsächlich eine Abteilung des Ahnen-
erbes war. Das Wiederauffinden von verschollenen Teilen des Diensttagebuchs des
Geschäftsführers der beiden Einrichtungen und die Darstellung der Finanz-Tricks, mit
denen die Wissenschafts-Manager der SS sich Liegenschaften aneigneten, ermöglichen
neue Perspektiven auf eine Bürokratie ohne Menschlichkeit. Insoweit wurde die Dich-
te von Details, Daten und wiedergegebenen Dokumenten bewusst gewählt, um sowohl
den Rahmen, als auch die Personen, die das Institut für wehrwissenschaftliche Zweck-
forschung prägten, zum Teil dieses Kompendiums zu machen.
Das Verstörende beim Studium der Quellen zu den Akteuren des Instituts für wehr-
wissenschaftliche Zweckforschung war, dass die meisten der Handelnden keine tumben
Landsknechte waren, sondern »ganz normale Männer« aus der Mitte der Gesellschaft
und zumeist sogar mit akademischem Hintergrund. Es fanden sich Zeugnisse über lie-
bevolle Familienväter, die Bach liebten und dennoch um der Karriere willen skrupellos
Mord und Qualen Vorschub leisteten. Es fanden sich Menschen, die im NS-Regime
sozialisiert wurden und offenbar frei von jeder Empathie waren – aber darüber hinaus
keine ideologische Radikalität zeigten. Ebenso war bemerkenswert festzustellen, wie
jung an Lebensjahren die Verbrecher an den Schalthebeln dieses Institutes und ihre
Mittäter in anderen Dienststellen waren. Ohne das Fazit vorwegnehmen zu wollen, ist
festzuhalten, dass es sich bei dieser – wie Michael Wildt es ausdrückte – »Generation des
Unbedingten« um die wohl jüngsten bürgerlichen Eliten in Deutschland handelte, die
jemals an der Macht waren. Deren völkische Radikalisierung brachte mehr Leid und
Tod hervor, als die größten bis dahin denkbaren apokalyptischen Szenarien.
Es ist im Rahmen dieses Buches gelungen, alle Opfer der unmenschlichen Kampf-
stoff-Versuche von August Hirt und Karl Wimmer aus der Anonymität zu holen und
aus dem abstrakten Opfer-Begriff konkrete Biographien erstehen zu lassen. Drei Män-
ner haben die Versuche der Mediziner ohne Menschlichkeit nicht überlebt. Am Ort
ihrer Ermordung – dem Konzentrationslager Natzweiler Struthof – gibt es in unseren
Tagen eine beindruckende Gedenkstätte. Diese böte einen würdigen Rahmen für einen
Gedenkort an das Leiden dieser drei Männer, die in der »Sonderstation Ahnenerbe«
im ehemaligen Block 5 des Konzentrationslagers Natzweiler starben: Wilhelm
Müssgen, Karl Kirn und Friedrich Karl Tries.

Straßburg, im Frühjahr 2014 JULIEN REITZENSTEIN


1

Einleitung

In den ersten Jahrzehnten nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zeichnete die hi-
storische Forschung in der Regel ein Bild von der SS als straff geführter hierarchischer
Organisation. Heinrich Himmler1 galt in jenen Jahren als Reichsführer-SS, der seinen
Willen in allen Bereich der sich nach 1933 immer weiter diversifizierenden SS konse-
quent durchsetzte2. Die Forschung näherte sich damals diesem Untersuchungsgegen-
stand, dem Nationalsozialismus – und als dessen Teil der SS – zunächst durch Unter-
suchungen einiger Exponenten. Die zahlreichen Hitler-Biographien fokussierten auf
die Frage, wie konsequent und streng Hitler Partei und Staat in Richtung Weltherr-
schaft führte3. Das Bild des starken und organisierten Führerstaates wurde in seiner
Ausprägung diskutiert, aber in der Regel nicht in Frage gestellt. An dieser Interpreta-
tion orientierten sich auch die Biographien anderer NS-Führer4. Mit diesem Fokus
waren ebenfalls die frühen Himmler-Biographien aufgebaut5. Die Fokussierung auf
die Personen und – aus der personenbezogenen Perspektive – auf deren Tun und die
sie umgebenden Strukturen haben lange den Blick auf die Tatsache verstellt, dass sich
die Einrichtungen von Staat und Partei in Deutschland zwischen 1933 und 1945 weit-
gehend ohne zentrale Steuerung oligolistisch entwickelten. Auch wurde in jüngerer
Vergangenheit deutlich, dass auch die SS keine homogene, geschlossen agierende Ein-
richtung war. Beispielsweise legte Himmler vor der Machtübernahme der NSDAP
bestimmte Aufnahmekriterien für SS-Bewerber fest, die durch Anforderungen an
körperliche Merkmale und Gesinnung dominiert wurden. Mit der nach der Macht-
übernahme am 30.01.1933 erfolgten Inkorporierung von beispielsweise Reit- und
Fahrvereinen, aber auch ganzen Behörden wie der Polizei, einschließlich des zugehö-
rigen Personals in die SS weichte er die Zutrittsgenehmigungen in seinen scheinbaren
»Staat im Staate auf rassischer Grundlage« auf und desavouierte so den eigenen Elite-
gedanken6. Beispielsweise bestand der Polizeiapparat aus Beamten, die seit der Kai-
serzeit nach anderen Qualifikationen als den von der SS präferierten körperlichen und
vermeintlich rassischen Eigenschaften eingestellt wurden. Gleichzeitig entwickelten
diese so verschiedenen Einrichtungen – von Rasseamt bis Wirtschaftskonzern, von
Wissenschaftseinrichtung bis Einsatzgruppe – eine hohe Eigendynamik, die zuneh-
mend komplexer wurde. Daher war es in dieser Situation bezeichnend, dass eine rasch
wachsende, heterogene Organisation ab einer bestimmten Wachstumsgeschwindigkeit
nur noch sehr bedingt steuerbar war und zudem nicht einheitlich führbar. Dies führte
dazu, dass die einzelnen Gruppen innerhalb der SS Eigeninteressen vertraten, die sie
gegeneinander ausspielten, wodurch dieses Vorgehen eine in sich geschlossene Dyna-
12 1 Einleitung

mikstruktur ergeben hätte. Jedoch gab es auch innerhalb der einzelnen Gruppen ver-
schiedene Fraktionen, die auch wieder unterschiedliche Interessen vertraten. Peter
Longerich urteilt: »Die SS war eine heterogene Organisation, die in einem ganz erheb-
lichen Umfang durch Himmler zusammengehalten wurde. Es gibt sonst keinen ratio-
nalen Grund, diese verschiedenen Organisationen unter einem Dach zusammenzu-
bringen. Ohne ihn hätte es diesen besonderen Apparat mit diesen verschiedenen
Elementen, die er immer wieder flexibel miteinander kombinierte, nicht gegeben.«7
Ein bislang noch nie in einer Monographie als geschlossenes System untersuchtes
Beispiel für die Interessendiversifizierung innerhalb der SS ist das Institut für wehr-
wissenschaftliche Zweckforschung als Teil der zunächst von der SS dominierten und
dann in diese integrierte »Forschungs- und Lehrgemeinschaft ›Das Ahnenerbe’ e.V.’«8.
Es bildete sich eine Frage nach dem Wirkungsmechanismus und dem strukturellen
Weg des Aufbaus einer Wehrwissenschaftseinrichtung in einer rechtlich, fachlich und
institutionell unzuständigen, vorwiegend geistes- und naturwissenschaftlich orientier-
ten Forschungseinrichtung unter der Leitung von Heinrich Himmler, der vorwiegend
als Chef einer Gliederung der politischen Partei NSDAP wirkte, aus. Dieser Mecha-
nismus steht in engem Zusammenhang mit der Entwicklung von Staat und Partei ab
dem Jahre 1933.
Peter Hüttenberger definierte im Jahre 1976 den Begriff der Polykratie. Dieser
wandelte das Bild von Hitler als starkem Diktator mit einer einheitlichen Herrschafts-
struktur zum Bild eines Oligopols, dessen Teile oft unabhängig voneinander und sogar
gegeneinander arbeiteten. »Die einzelnen Mitglieder der Polykratie waren aufeinander
angewiesen, weshalb sie sich intern arrangierten und weshalb nach außen hin der
Eindruck aufkommen konnte, es handele sich um eine monolithische Herrschaft.«9
Der Begriff der Polykratie wurde in Verbindung mit dem in Quellen offenbaren Cha-
os von Kompetenzen und Mehrfachzuständigkeiten zunächst überspitzt. Rüdiger
Hachtmann stellte die Frage, wie ein Staat, dessen Auflösungserscheinungen und Cha-
os in der Literatur offensichtlich unzweifelhaft sind, so rasch aufsteigen konnte. Dies
beantwortete er mit folgender Erklärung: »Was sich auflöste, war der klassisch-moder-
ne Staat – der Staat mit mindestens im Groben verfassungsrechtlich wie politisch-
praktisch abgeklärten, auf Dauer angelegten, arbeitsteiligen Kompetenzen zwischen
den Institutionen, mit rechtsförmlich geregelten, überpersönlichen Verwaltungsgän-
gen, mit eindeutigen und vergleichsweise festgefügten, also nur begrenzt fluiden Hier-
archien. Diese Form der Staatlichkeit löste sich auf. (…) Es bildete sich eine neue, ganz
eigenartige politische Struktur heraus, eine neue Variante, die nur sehr begrenzt Vor-
bilder kannte.«10 In dieser Erklärung liegt einer der Anhaltspunkte, weshalb eine
Einrichtung wie das Ahnenerbe beginnen konnte, ohne vorheriges Fachwissen oder
institutionelle Vorläufer ein Forschungsinstitut auf dem Gebiet der Wehrmedizin und
Wehrwissenschaft zu gründen.
Ian Kershaw fand im Rahmen seiner zweibändigen, in den Jahren 1998 und 2000
erschienenen Hitler-Biographie eine prägnante Formulierung zur Beschreibung dieser
neuen Form von Herrschaftsmechanismus’ im nationalsozialistischen System: »Dem
Führer entgegen arbeiten«.11
Diese Formel wurde anschließend kritisiert, präzisiert und in einigen Bereichen auch
relativiert. Bernhard Gotto bemängelte im Jahre 2008 die Herleitungen Kershaws, wie
dem des unversöhnlichen Dualismus von Staat und Partei, der bereits »Patina ange-
1 Einleitung 13

setzt« habe12. Zudem kritisiert Gotto das Verständnis Kershaws bezüglich des »Herz-
stücks« von dessen Argumentation, »nämlich für Max Webers Modell der charisma-
tischen Herrschaft. Es ist ohnehin von der Geschichtswissenschaft etwas verkürzt
rezipiert worden« da es »nur in Teilen auf den Nationalsozialismus angewendet wer-
den kann.«13 Ebenso hält Gotto fest, dass der Begriff des Chaos in den Instanzen des
nationalsozialistischen Systems differenziert zu betrachten sei. Auf der mittleren Ebe-
ne und insbesondere der regionalen und kommunalen Ebene habe es durchaus sehr
gut funktionierende Strukturen gegeben14. Hierbei handelte es sich jedoch in der Re-
gel um Strukturen, die bereits vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten be-
standen. Dieser Aspekt ist bei der Betrachtung des erst im Jahre 1935 gegründeten
Ahnenerbes daher einzubeziehen. Gotto untersuchte anschließend die Ebene der Gau-
leiter der NSDAP. Diese Auswahl war naheliegend, denn diese Institution entwickel-
te sich ohne institutionelle Vorläufer orginär aus dem Nationalsozialismus, erhielt
jedoch variierend und in unterschiedlich umfänglichen Maße zusätzlich die Gewalt
über staatliche Verwaltungsapparate. So waren viele Gauleiter in Personalunion
Reichsstatthalter, Oberpräsidenten oder Reichsverteidigungskommissare und erhiel-
ten zudem in Einzelfällen Sonderbeauftragtenfunktionen, die unten näher erläutert
werden. Gotto widerlegt am Beispiel der Gauleiter Kershaws Modell, »dem Führer
entgegen zu arbeiten« nicht. Allerdings verleiht er diesem Modell eine neue Ebene. Er
stellt fest, dass die Gauleiter sich zumeist wie regionale Fürsten gerieren und als »Füh-
rer« in ihrem Gau den Führerkult Hitlers mehr oder weniger intensiv – bezogen auf
sich selbst – kultivierten. Gotto belegt, dass Kershaws Modell auch auf dieser nachge-
lagerten Ebene – trotz aller Kritik an der Ausprägung und der Begründung Kershaws
für seine Formel – dem Grunde nach zutreffend war: Es wurde dem Gauleiter entge-
gengearbeitet. Allerdings kam Gotto zu einer Erkenntnis, die bei der Betrachtung des
Instituts für wehrwissenschaftliche Zweckforschung ein wesentliches Element zur
Fragestellung beisteuerte:
In Bezug auf die »entgegenarbeitenden« Eliten hielt Gotto fest: »Die treibenden
Kräfte waren regionale Einzelinteressen. […] Doch es fand dabei kein Wettbewerb
unterschiedlicher Ideen und Initiativen statt, von denen ein charismatisch grundierter
Selektionsmechanismus diejenigen prämierte, die Hitlers Vorstellungen am besten
trafen.«15
Eben dieser Punkt ist elementar für die Bewertung des Handelns jener, die das In-
stitut für wehrwissenschaftliche Zweckforschung aufbauten: Obschon rechtlich, fach-
lich und institutionell unzuständig, arbeiteten sie beharrlich ihrem Ziel entgegen. Da
einerseits Himmler dieses Vorgehen duldete und andererseits von der SS entwickelte,
wehrwissenschaftlich nützliche, Forschungsergebnisse für den SS-Chef – gegenüber
anderen Institutionen des Regimes – politisches Prestige bedeutet hätten, muss unter-
sucht werden, inwieweit die Beteiligten mit dem Aufbau des Instituts für wehrwissen-
schaftliche Zweckforschung beabsichtigten, »dem Reichsführer-SS entgegen« zu ar-
beiten. In Zusammenhang mit der These Gottos muss betrachtet werden, inwieweit
das Institut für wehrwissenschaftliche Zweckforschung mit anderen Institutionen im
Wettbewerb auf demselben Feld stand, sowie ob und wie diese möglichen Wettbewer-
ber das Institut für wehrwissenschaftliche Zweckforschung überhaupt als Wettbewerb
wahrnahmen.
14 1 Einleitung

Wichtige Aspekte zur Fragestellung in Bezug auf den Koordinator und die treiben-
de Kraft des Auf- und Ausbaus des Instituts für wehrwissenschaftliche Zweckfor-
schung, Wolfram Sievers16, finden sich bei der Betrachtung des sogenannten Beauf-
tragtenwesens durch Rüdiger Hachtmann im Jahre 200717. In diesem Zusammenhang
hält Hachtmann fest:
»Als Akteure, die im Rahmen der polykratischen Herrschaftskommunikation eine zentrale
Rolle spielten, sind darüber hinaus nicht zuletzt die charismatisch legitimierten Kommissare,
also die von Hitler eingesetzten Generalbevollmächtigten, und Sonderbeauftragten wichtig.
[…] Diese Sonderkommissare und sonstigen NS-Verwaltungsstäbe standen als vertikale Herr-
schaftsträger [...] in einem Spannungsverhältnis zu den regionalen Herrschaftsträgern, unter
denen die NS-Gauleiter wiederum eine herausragende Rolle spielten.«18
»Das NS-Regime war nicht nur polykratisch strukturiert und durch Konkurrenz geprägt. Es
war außerdem ein ›personalisierter Herrschaftsverband‹ und entsprechend durch eine starke
Personalisierung der Politik gekennzeichnet. ›Personalisierung der Politik‹ heißt, dass einzel-
ne Personen […] Ministerien oder die mit quasi-staatlichen Aufgaben betrauten NS-Organi-
sationen, sowie die neuen Sonderkommissariate personifizierten. Sie repräsentierten diese
nicht nur nach außen, sondern besaßen erhebliche persönliche Macht, bestimmten entschei-
dend die die Politik ›ihrer‹ Institutionen auch nach innen und prägten mit ihren individuellen
Eigenheiten den von ihnen weitgehend autokratisch beherrschten Teilbereich stärker, als dies
›normalerweise‹, d.h. in demokratischen oder gewöhnlichen autoritären Staatsformen, die auf
überpersönlichen Verwaltungen und Instanzenzügen basieren, der Fall ist.«19
»Hinzu traten neue Formen des Networkings: Obgleich überkommene (formelle) Gremien
weiter bestanden, stand das Knüpfen neuer und das Festzurren alter informeller Netzwerke
im Zentrum des Handelns der politischen Akteure auf den Spitzenebenen des Regimes.«20

Auf dieser Grundlage entwickelten sich die Fragestellungen dieses Buches. Es soll
anhand des Instituts für wehrwissenschaftliche Zweckforschung auch untersucht wer-
den, ob es den Handelnden durch »neue Formen des Networkings« gelang, mit dem
Institut für wehrwissenschaftliche Zweckforschung innerhalb der SS eine Art von
»Sonderkommissariat« zur Entwicklung neuer und auf Expansion angelegter For-
schungen zu etablieren, um als »charismatisch legitimiertes Kommissariat« dem
»Reichsführer Himmler entgegen zu arbeiten.« Zu diesem Zwecke nähert sich die
Untersuchung dem Untersuchungsgegenstand ausgehend von der Betrachtung der
generellen Struktur von medizinischer Forschung in der SS hin zum Institut für wehr-
wissenschaftliche Zweckforschung.
Aufgrund der gesichteten Quellen und der einbezogenen Literatur – einschließlich
der oben genannten Thesen Hachtmanns, Gottos und Kershaws – ergab sich die Ver-
mutung, dass die mit den Jahren zunehmende Heterogenität der SS dazu führte, dass
die Leiter einzelner Teilbereiche eigenmächtig Pläne für ihre Bereiche entwickelten
und umsetzten. Dabei stand die Annahme im Raum, dass diese Pläne oft nicht der
offiziellen Ideologie der SS entsprachen, ohne vorherige Genehmigung Himmlers
entstanden und als vollendete Tatsachen von diesem im Nachhinein zumeist gebilligt
wurden. Dies wird auch durch Gottos Feststellung der Bildung von sehr weit eigen-
ständigen, lokalen Interessenagglomerationen gestützt, die ihm Rahmen des Herr-
schaftssystems ihre eigene »Interessenpolitik« verfolgen21.
In diesem Zusammenhang stellte sich die Frage, ob einzelne Gliederungen der SS
ebenfalls einerseits eigene, von der Leitungsebene unabhängige Planung und Entwick-
1 Einleitung 15

lung nahmen und andererseits in vorauseilendem Gehorsam gegenüber Himmler


Machtsicherung und -ausbau betrieben.
Zur Beantwortung dieser Frage bietet das Institut für wehrwissenschaftliche Zweck-
forschung ein besonders geeignetes Beispiel: Das Ahnenerbe wurde gegründet, um den
Versuch zu unternehmen, die ideologischen Vorstellungen der Blut- und Boden-Ideo-
logen der NSDAP, darunter Himmler, wissenschaftlich abzusichern und diese Erkennt-
nisse in der Bevölkerung bekannt zu machen22. Daher war das Ahnenerbe sowohl
strukturell, als auch wirtschaftlich stets besonders eng an Himmler und dessen inneren
Machtapparat, den Persönlichen Stab Reichsführer-SS, angebunden, als auch ideologisch
dem Wirken und Wollen Himmlers verhaftet. Aus diesem Grunde war eine Eigendyna-
mik im vorgenannten Sinne gerade im Ahnenerbe weniger wahrscheinlich, als in anderen
Bereichen der SS oder des Regimes im Sinne der vorgenannten Thesen. Gleichzeitig
hatte das Ahnenerbe keine institutionellen oder institutionalisierten Vorläufer in Staat
und Partei; es war bei seiner Gründung einzig das Produkt ideologisch-politischen
Wollens von Gliederungen der NSDAP23 im Verbund mit völkisch-forschenden Wis-
senschaftlern. Aus dieser Gründungssituation heraus wurde es als Struktur von ver-
gleichsweise wenigen – aber prominent handelnden – Personen entwickelt. Dadurch
ergibt sich ein grundsätzlicher Modellcharakter des Ahnenerbes zur Überprüfung der
Thesen Gottos, Hachtmanns und Kershaws. Das Institut für wehrwissenschaftliche
Zweckforschung ist zur Untersuchung dieses Modellcharakters besonders geeignet, weil
es einerseits überschaubarer ist als das Ahnenerbe im Ganzen, und es zeitgleich auch ein
von allen anderen Ahnenerbe-Strukturen weitgehend unabhängiges Projekt war:
Innerhalb der SS war das Wirtschafts-Verwaltungs-Hauptamt für den Aufbau von
Unternehmen und Fabrikationen zuständig; ebenso war der Reichsarzt-SS für alle
Angelegenheiten auf dem Gebiet der Medizin verantwortlich. Das im Jahre 1942 im
Umfeld des Ahnenerbes gegründete Institut für wehrwissenschaftliche Zweckfor-
schung entwickelte sich dennoch eigenständig und manifestierte eines seiner For-
schungsergebnisse im Aufbau eines Produktionsbetriebes für ein neuartiges und wehr-
wissenschaftlich erfolgsverheißenden Medikaments. Dieses Handeln an bestehenden
Strukturen vorbei einerseits und die Duldung durch Himmler andererseits war daher
geeignet, die These zu überprüfen, inwieweit das Institut für wehrwissenschaftliche
Zweckforschung eine Art von informellem Sonderkommissariat innerhalb der SS war,
dessen Leiter Wolfram Sievers in Vermeidung des unmittelbaren Wettbewerbs zu den
zuständigen Stellen durch Ausbildung eigener, neuer institutioneller Strukturen – auch
zum persönlichen Machtausbau – ein Projekt forcierte, mit dem dem »Reichsführer
entgegengearbeitet« werden sollte. Insofern ergibt sich die weitere Frage, inwieweit
sich das Muster, das Kershaw mit »dem Führer entgegenarbeiten« auf dem Gebiet des
Gesamt-Regimes und Gotto mit »dem Gauleiter entgegenarbeiten« für die mittlere
Ebene der NSDAP beschrieb, sich auf der nachgelagerten Ebene des Instituts für
wehrwissenschaftliche Zweckforschung innerhalb der SS wiederholte.
Rüdiger Hachtmann stellt fest: »Gegenüber der »Täterforschung« hat die Erfor-
schung der Funktionseliten der zweiten Reihe noch keine vergleichbare Systematisie-
rung erfahren.«24 Zur Schließung dieser Lücke soll auch dieses Buch einen Beitrag
leisten.
Ein Nebenaspekt der Studie ist die Frage, inwieweit das Institut für wehrwissen-
schaftliche Zweckforschung tatsächlich eine Abteilung des Ahnenerbes – und damit
16 1 Einleitung

diesem untergeordnet – war. Unzweifelhaft sind die Personalunion der Leitungsebene


– Wolfram Sievers, sein Persönlicher Referent und das Sekretariat – und die Nutzung
der Infrastruktur des Ahnenerbes hierfür ein Anhaltspunkt. Darüber hinaus gibt es
jedoch nur wenige Überschneidungen. Auch aus diesem Grunde sind diese Infrastruk-
tur und das Personal der Leitungsebene, aber auch die Finanzierung beider Einrich-
tungen näher zu untersuchen.
Um zu zeigen, wie initiativ Wolfram Sievers vorging, um im Ahnenerbe unersetz-
bar zu sein und sich der Autorität Himmlers teilweise zu entziehen, im Reichsfor-
schungsrat25 zu einer machtvollen Stellung zu gelangen, die einen beruflichen Auf-
stieg ermöglichte, durch Generierung von wehrkraftstärkendem know-how und
innovativen Produkten innerhalb und außerhalb der SS Macht und Unabhängigkeit
zu erlangen, werden die Gründungen der Abteilungen des Instituts für wehrwissen-
schaftliche Zweckforschung in der »Forschungs- und Lehrgemeinschaft ›Das
Ahnenerbe‹ e.V.« jeweils separat betrachtet. Dies geschieht auch, um Sievers’ Vorge-
hen bei der Gründung und der Expansion des Instituts zu dokumentieren und auf
Systematik zu prüfen. Die Schilderung der aus der Literatur hinlänglich bekannten
gut dokumentierten Verbrechen der Humanexperimente im Institut für wehrwis-
senschaftliche Zweckforschung ist ausdrücklich nicht Gegenstand dieser Arbeit.
Denn diese primäre Zielsetzung, die Organisationsstruktur zu beleuchten, die den
Rahmen für diese Verbrechen schuf. Bisher ist der Aspekt, wie genau Ahnenerbe
und Institut für wehrwissenschaftliche Zweckforschung finanziert wurden, nicht
vertieft in der Literatur betrachtet worden. Um den bestehenden, oft spekulativen,
Ansätzen Quellenerkenntnisse entgegenzusetzen, werden ausgewählte Finanzie-
rungsdetails anhand der Quellen untersucht. Ferner ist bislang in der Literatur diffus
geblieben, wer neben Sievers, Hirt, Rascher, May und Plötner die Handelnden im
Institut für wehrwissenschaftliche Zweckforschung waren. Daher werden im An-
hang alle Personen vorgestellt, teilweise wird ihnen zudem eine Kurzbiographie an
geeigneter Stelle im Text zugeordnet. Ebenso fehlt bislang eine Darstellung der realen
Arbeitssituation an der Spitze von Ahnenerbe und Institut für wehrwissenschaftliche
Zweckforschung. Aus diesem Grunde werden die Stationen der Ahnenerbe-Zentra-
le von Berlin-Mitte über die für das Ahnenerbe enteigneten Gebäude in Dahlem bis
hin zur kriegsbedingten Behelfslösung in Oberfranken nachgezeichnet. Ebenso wer-
den die Mobilitätssituation einschließlich der zugehörigen Fahrzeuge, der Versor-
gungsengpässe und die vielen Unzulänglichkeiten, die bislang in der Literatur kaum
Erwähnung fanden, betrachtet. Anhand dieser Details aus den herangezogenen
Quellen wird das Bild von entweder einer präzise funktionierenden Zentrale einer
elitären Wissenschaftseinrichtung in einer Diktatur oder das einer chaotischen Zen-
trale einer ideologisierten Pseudowissenschaftlervereinigung gezeichnet und zuein-
ander in Beziehung gesetzt.
Es wird am Beispiel des Instituts für wehrwissenschaftliche Zweckforschung der
Forschungsstand überprüft, nach dem Himmler im Verlaufe des Krieges die Führung
der zahlreichen Teile der SS zunehmend entglitt. Es wird zudem gezeigt werden, dass
Gründung und Ausbau des Instituts für wehrwissenschaftliche Zweckforschung nicht
vorrangig von Himmler oder dem wissenschaftlichen Leiter des Ahnenerbes, Walther
Wüst26, sondern von Wolfram Sievers betrieben wurde, der damit Himmler entgegen
arbeitete.
1 Einleitung 17

Wolfram Sievers war der aktivste hauptamtliche Vertreter Himmlers in der Wissen-
schaftspolitik der SS, der Vollstrecker von dessen Forschungsdrang bezüglich des SS-
Germanenkultes und Gestalter einer – für die SS als Gliederung einer politischen Partei
höchst effizienten – Forschungsrichtung. Diese sollte nach Sievers eigener Vorstellung
langfristig die gesamte medizinische Forschung der SS inkorporieren, was ihn damit in
Gegensatz zum eigentlich zuständigen Reichsarzt-SS, Ernst-Robert Grawitz,27 gebracht
hätte. Derartige Bestrebungen führten immer wieder zu Spannungen zwischen Ahnener-
be-Forschern und den Mitarbeitern des Reichsarztes-SS, Mrugowsky28 und Gebhardt29.
Auf den folgenden Seiten werden die chronologischen Abläufe bei der Gründung
einer jeden Abteilung des Instituts für wehrwissenschaftliche Zweckforschung nach-
gezeichnet, vorwiegend anhand der Quellen. Strukturell wird stets der Fokus darauf
gelegt festzuhalten, welche Anteile Sievers an der Gründung und Ausrichtung der
Abteilungen hatte und welche Entwicklungen durch andere Personen oder den Kriegs-
verlauf begründet wurden.
Die Betrachtungen dieser Arbeit enden mit der Auflösung des Instituts für wehr-
wissenschaftliche Zweckforschung durch die Einnahme von dessen Sitz in Waischen-
feld in Oberfranken am 14.04.1945 durch Einheiten der U.S. Army.
Ausdrücklich ist der Nürnberger Ärzteprozess nicht Gegenstand dieser Arbeit.
Allerdings werden Daten, Fakten und Begebenheiten, die in den Quellen nur lücken-
haft rekonstruierbar sind, mit dem Material aus dem Ärzteprozess verbunden.
Es musste die Entscheidung getroffen werden, ob das zynischste mit dem Institut für
wehrwissenschaftliche Zweckforschung verbundene Verbrechen Eingang in diese Arbeit
findet. Dies liegt darin begründet, dass die beiden Hauptakteure des unter dem Begriff
»Jüdische Skelettsammlung« bekannten Verbrechens zwei unterschiedlichen Einrichtun-
gen angehörten und ein weiterer beiden gleichzeitig: Der Anatom August Hirt30 war
Abteilungsleiter im Institut für wehrwissenschaftliche Zweckforschung, der Anthropo-
loge Bruno Beger Wissenschaftler in der Ahnenerbe-Forschungsstätte Innerasien und
Expeditionen und Wolfram Sievers war faktisch Leiter beider Einrichtungen. Bei den
Forschungen im Bundesarchiv, der National Archives and Records Administration, dem
Institut für Zeitgeschichte, dem United States Holocaust Memorial Museum, dem Inter-
nationalen Suchdienst und zahlreichen anderen Archiven ergaben sich zahlreiche Hin-
weise, dass dieses Verbrechen nicht explizit und orginär dem Institut für wehrwissen-
schaftliche Zweckforschung zuzurechnen ist, sondern vielmehr dem Ahnenerbe. Aus
diesem Grunde sind diese Tat und ihr Hergang in dieser Arbeit nicht berücksichtigt.
Die Ahnenerbe-Forschungsstätte des Freiherrn Dr. Philipp v. Luetzelburg war hinge-
gen so eng mit der Arbeit des Instituts für wehrwissenschaftliche Zweckforschung ver-
knüpft, dass sie als faktische Abteilung des Institutes gewertet und hier vorgestellt wird.
Ebenfalls wird im Buch ein Überblick über die weiteren, nur auf dem Papier exi-
stenten oder in Vorbereitung befindlichen Abteilungen des Instituts für wehrwissen-
schaftliche Zweckforschung gegeben.

Forschungsstand

Es sind in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Publikationen erschienen, in denen die


SS oder das Ahnenerbe erwähnt werden. Daher werden hier nur jene Arbeiten vorge-
18 1 Einleitung

stellt, die entweder für dieses Gebiet der Zeitgeschichte oder aber herausragend rele-
vant für die vorliegende Darstellung des Instituts für wehrwissenschaftliche Zweck-
forschung sind:
Der im Jahre 2006 von Rüdiger Hachtmann und Winfried Süss herausgegebene
Band 22 der Beiträge zur Geschichte des Nationalsozialismus, »Hitlers Kommissare.
Sondergewalten in der nationalsozialistischen Diktatur« bestätigt in seinen Aufsätzen
die Notwendigkeit der Untersuchung des Phänomens des sonderbeauftragen Kom-
missars und seiner speziellen Form der Machtausübung am Beispiel des Instituts für
wehrwissenschaftliche Zweckforschung31. Die Rolle des Ahnenerbes, des Instituts für
wehrwissenschaftliche Zweckforschung und Wolfram Sievers’ innerhalb der SS sind
keinesfalls mit den tradierten dualistischen Schemata von Staat und Partei zu erfassen.
Das Entstehen »neuer Sonder-Instrumentarien und die damit verbundene Steuerungs-,
Mobilisierungs- und Effizienzfähigkeit des Regimes« war zwingende Voraussetzung
für die Expansion des Ahnenerbes vom völkischen Pseudowissenschaftler-Verein zu
einer europaweit tätigen Forschungseinrichtung mit beinahe 50 – überwiegend seriös
arbeitenden – Forschungsstätten. Aus diesem Grunde war die neuartige Entwicklung
im NS-Staat auch Grundvoraussetzung für das Entstehen des Instituts für wehrwis-
senschaftliche Zweckforschung. Hachtmann und Süss unterscheiden zwischen »füh-
rerunmittelbaren« Sonderbeauftragten und den Sonderbeauftragten der »zweiten
Reihe« ohne direkten Zugang zu Hitler. Insgesamt identifizieren Hachtmann und Süss
fünf Kategorietypen dieser Sonderbeauftragten, deren Typisierung an dieser Stelle den
Rahmen sprengen würde. Allerdings kann Wolfram Sievers im Rahmen dieser Typi-
sierung unzweifelhaft der Kategorie »Koordinationskommissar« zugeordnet werden.
Insbesondere der Beitrag von Bernhard Gotto in dieser Publikation beschreibt die in
der Fragestellung zu dieser Arbeit wichtige Systematik des Verwaltungshandelns der
mittleren und unteren Ebene des Regimes.
Die jüngste und fundierteste Himmler-Biographie von Peter Longerich von 200832
streift das Thema Ahnenerbe nur. Zwar wird im Kapitel »Himmler als Erzieher« de-
zidiert dargelegt, dass Himmler die Angehörigen der SS in nahezu allen Lebensberei-
chen zu erziehen trachtete, insbesondere, sie zu einer gesunden Lebensführung anzu-
halten. Jedoch wird das Institut für wehrwissenschaftliche Zweckforschung im Werk
gar nicht und das Ahnenerbe nur in Bezug auf die nichtmedizinischen Aufgaben vor-
gestellt. Wolfram Sievers wird nur zwei Mal erwähnt – im Zusammenhang mit seiner
frühen Berufung zum Generalsekretär des ersten Ahnenerbes und im Zusammenhang
mit paläontologischen Ausgrabungen. Die Beziehung zwischen Himmler und Sievers
wird von Longerich nicht thematisiert. Allerdings zeigt Longerich, wie sehr Himmler
medizinische Fragestellungen interessierten und wie viel Wert er auf vertiefte Diffe-
renzierung von Krankheitsursachen bei SS-Führern legte, die bei ersten Untersuchun-
gen indifferent waren. Hier verweist er auf die Rolle Fahrenkamps33, der nicht nur eine
Art von gegen Schweigepflicht verstoßendem Vertrauensarzt Himmlers war, sondern
auch ein ernährungswissenschaftliches Versuchsgut eingerichtet hatte, das neben me-
dizinisch-physiologischem Erkenntnisstreben auch einen unternehmerischen Aspekt
hatte: Hieraus entstand ein Unternehmen, das Körperpflegemittel für die SS produ-
zierte und so »die strengen Bewirtschaftungsvorschriften umgangen« hat. Folglich
belegt Longerich dem Grunde nach auch hier das Streben Himmlers nach Autarkie
sowohl im Wissen, als auch in der Ökonomie. Gleiches gilt für den Beleg Longerichs
1 Einleitung 19

bezüglich Himmlers Forschungsauftrag, eine biologisch-dynamische Landwirtschaft


testweise zu beginnen.
Das jüngste Werk zur Medizin im Nationalsozialismus legte Wolfgang U. Eckart
unlängst vor34. Allerdings erwähnt er das Institut für wehrwissenschaftliche Zweck-
forschung nur an einer Stelle im Zusammenhang mit der Straßburger Skelettsammlung.
Die Forschungarbeiten Hirts – darunter die Kampfstoff-Versuche für das Institut für
wehrwissenschaftliche Zweckforschung – werden nicht näher erläutert. Die Forschun-
gen Raschers zu Unterkühlung und Unterdruck werden erwähnt, aber nicht in expli-
ziten Zusammenhang zum Institut für wehrwissenschaftliche Zweckforschung ge-
stellt, sondern der Luftwaffe zugeordnet. Die anderen Forscher des Instituts für
wehrwissenschaftliche Zweckforschung, beispielsweise Plötner, Boseck, Brandt, Schä-
fer oder May finden keine Erwähnung.
Im Bereich des Ahnenerbes ist Michael Katers Betrachtung von 1974 nach wie vor
das Standardwerk und die bislang vollständigste und aktuellste Übersichtsdarstellung
des Gesamt-Ahnenerbes35. Es ist nach Forschungssachgebieten des Ahnenerbes struk-
turiert. Will man eine Lücke in diesem umfassenden und gründlichen Werk feststellen,
so liegt sie darin, dass Abläufe auf den einzelnen untersuchten Sachgebieten nur be-
dingt chronologisch dargestellt sind. Auch um hier einen Kontrapunkt zu setzen, stellt
die vorliegende Arbeit das Vorgehen bei Entstehung und Aufbau der Abteilungen des
Instituts für wehrwissenschaftliche Zweckforschung am äußeren Maßstab der Zeit-
schiene dar. Inhaltlich stellt Kater fest, dass die innovativen Fragestellungen im
Ahnenerbe vor Ausbruch des Krieges – wenngleich nur kurz davor – lediglich auf den
Feldern der Rassekunde und der Medizin stattfanden. Letzteres jedoch vor allem, da
Himmler »die traditionellen, von ethischen Richtlinien begrenzten medizinischen
Forschungsmethoden für veraltet« hielt. Er stellt fest, dass Himmler in der SS (nicht
im Ahnenerbe!) »die aufgeschlossenen jungen Ärzte zusammenziehen [wollte], bis
eine allgemeine Reform im Bereich der Medizin erreicht sein würde.« Ebenso hält er
fest, dass Sigmund Rascher – im Gegensatz zur billigenden Inkaufnahme von Häft-
lingsleid seitens seiner beteiligten Luftwaffenmedizinerkollegen – nicht nur zum Er-
kenntnisgewinn, sondern zum Ausbau seiner Günstlingsstellung bei Himmler immer
neue Versuche anregte, selbst wenn der medizinische Nutzen fraglich war. Kater be-
schreibt die Rolle von Sievers in seiner Funktion als Reichsgeschäftsführer des Ah-
nenerbes, zeigt ihn jedoch als Vollstrecker von Himmlers Willen und – in den nicht-
medizinischen Abteilungen – von Wüsts Normen. Die Medizin im Ahnenerbe wird
nur auf 28 Seiten von 350 Seiten der Arbeit behandelt, dies aber mit großer Gründ-
lichkeit und – bei damals schwächerer Quellenlage als heute – mit bedächtiger Abwä-
gung. Der qualitative Unterschied der medizinischen Arbeiten im Gegensatz zu den
anderen Arbeiten des Ahnenerbes unter den Notwendigkeiten eines Staates in einem
Weltkrieg geht Kater nur am Rande ein. Auch der Zusammenhang zum Reichsfor-
schungsrat wird eher über alle Fachgebiete hinweg betrachtet. Zwar findet dessen Chef
Rudolf Mentzel36 fünfzehn Mal Erwähnung, jedoch nicht ein einziges Mal im Zusam-
menhang mit dem Medizinbereich des Ahnenerbes, wenngleich Sievers und Mentzel
ausweislich des Diensttagebuches des Ersteren medizinische Fragen oft besprochen
haben. Die systematische Vorgehensweise Sievers’ bei der Schaffung des Instituts für
wehrwissenschaftliche Zweckforschung wird nicht näher behandelt. Kater formuliert
die Vermutung, dass die Initiative für die Gründung des Instituts für wehrwissen-
20 1 Einleitung

schaftliche Zweckforschung von Himmler ausging, was jedoch unbelegt bleibt. Hier-
an knüpft die sekundäre Fragestellung der vorliegenden Arbeit an, welchen Anteil
Sievers an dieser Gründung hatte und auf welche Weise er Himmler entgegen arbei-
tete. Bemerkenswert ist an dieser Stelle, dass Kater zu dem Schluss kommt, dass bei
der allgemein angenommenen Urheberschaft August Hirts bezüglich der Anlage einer
Skelettsammlung Zweifel angebracht sind.
Robert Steegmann schloss 2005 eine Arbeit über das Konzentrationslager Natzwei-
ler ab, die im Jahre 2010 in deutscher Übersetzung erschien37. Für dieses von der Di-
rection de la mémoire, du patrimoine et des archives des Verteidigungsministeriums
der Französischen Republik unterstützte Buch erhielt der Autor Einblick in zahlreiche
Archivbestände, die nach seiner Auskunft nur mit besonderer Genehmigung zugäng-
lich sind. Das Werk zeichnet anhand einer hohen Quellendichte und zahlreichen
Zeitzeugengesprächen ein sehr detailreiches und gut strukturiertes Bild vom Alltag im
Konzentrationslager Natzweiler, seiner Struktur und dem eingesetzten Personal. Das
Buch hat nur zwei wesentliche Schwächen: Einerseits werden alle Aussagen der zu-
meist schwerst traumatisierten Opfer des NS-Konzentrationslagers als objektive
Wahrheit bar jeder subjektiven Komponente wiedergegeben. Selbst wenn die verschie-
denen Aussagen eines Zeugen in Bezug auf Zahlen und Abläufe sich widersprechen,
fehlt eine Einordnung. Der Autor gibt ein plastisches und nachvollziehbares Bild von
der Entwicklung der Lagerstrukturen. Andere Einrichtungen, die in Kontakt mit dem
Konzentrationslager Natzweiler standen, wie das Ahnenerbe und die Reichsuniversi-
tät Straßburg, sind jedoch in vielen Fällen unzutreffend dargestellt. Dies ist einerseits
durch die teilweise unzureichenden Strukturkenntnisse des NS-Regimes bedingt, an-
dererseits durch die Notwendigkeit, dass der französischsprachige Autor die oft ver-
borgenen Doppeldeutigkeiten der Korrespondenz der Dienststellen von Reich und
Partei an einigen wichtigen Punkten nicht voll durchdrungen hat und zudem die
Rückübersetzung ins Deutsche durch einen offenbar mit den Details des NS-Regimes
im Allgemeinen, sowie der SS und des Ahnenerbes im Speziellen unvertrauten Über-
setzer naturgemäß zu Missverständnissen führt38. Abgesehen von diesen beiden Fel-
dern ist Steegmanns Werk nicht nur ein kenntnisreich in das Lagersystem Natzweiler
einführendes Buch, sondern dem Autor gelingt es auch, dem Leser sehr sensibel und
empathisch die Leiden der Opfer der mörderischen Arbeiten im Steinbruch des Lagers
nahezubringen.
Die Verbindung zwischen dem Forschungsamt der Waffen-SS und dem Ahnen-
erbe zeichnet Günter Nagel in seinem jüngst erschienen Werk »Wissenschaft für
den Krieg« nach39. Dabei stellen die anhand profunder Quellenkenntnis gewonne-
nen Erkenntnisse Nagels die Notwendigkeit von Forschung und Entwicklung zur
Führung des Krieges ebenso in den Gesamtkontext der deutschen Rüstungsent-
wicklung, wie die Möglichkeit, politisches Kapital aus gelungenen Entwicklungen
zu schlagen. Nagel gibt dadurch eine weitere plausible Begründung, warum Sievers
mit so großer Energie den Schwerpunkt des Ahnenerbes auf die Wehrmedizin ver-
lagerte.
Angelika Ebbinghaus, Karl Heinz Roth und andere Autoren legten im Jahre 2000
einen Erschließungsband zu der von ihnen publizierten Microfiche-Ausgabe mit den
Unterlagen zum Nürnberger Ärzteprozess vor40. In diesem Erschließungsband wer-
den auf sehr breiter Quellengrundlage Genese und Verlauf des Prozesses dargestellt,
1 Einleitung 21

einschließlich zahlreicher Kurzbiographien der Beteiligten. Das Verdienst der Arbeit


liegt im Auffinden und Zusammentragen verschiedenster und umfassender Quellen
als Grundlage zu einer sehr detailreichen Aufstellung von Fakten. In den Nürnberger
Prozessen wurden in sehr kurzer Zeit sehr komplexe Sachverhalte von damit zuvor
zumeist unbefassten Menschen zusammengetragen und bewertet. Die dabei aufgetre-
tenen Unschärfen waren somit vorhersehbar, nicht aber vermeidbar. Der Erschlie-
ßungsband läßt viele dieser nach heutiger Quellenlage offenbaren Unschärfen jedoch
unkommentiert stehen, da er nur bedingt auf eine ex-post-Betrachtungsweise der
Taten der Angeklagten angelegt ist.
Sören Flachowsky legte 2008 eine Arbeit zum Reichsforschungsrat vor41. Hier findet
Sievers zwar Erwähnung als Stellvertreter von Mentzel, allerdings werden die medizi-
nischen Forschungen der SS und des Ahnenerbes nur am Rande erwähnt; das Institut
für wehrwissenschaftliche Zweckforschung als Empfänger von Forschungsmitteln des
Reichsforschungsrats wird nicht näher beleuchtet. Allerdings gibt die Arbeit wertvol-
le Hinweise bezüglich der Möglichkeiten, die Sievers aus seiner Position im Reichsfor-
schungsrat erwuchsen. Diese sind ein hilfreicher Maßstab bei der Bewertung von Sie-
vers’ Diensttagebüchern in Bezug auf dessen Tätigkeit im Reichsforschungsrat.
Florian Schmaltz wies sich mit seiner Arbeit zur Kampfstoffforschung im Natio-
nalsozialismus als profunder Kenner der verschiedensten Kampfstoff- und Giftgas-
forschung im Deutschen Reich aus42. Ergänzend hat er in seinem Aufsatz zur Gas-
kammer im Konzentrationslager Natzweiler zweifelsfrei bewiesen, dass diese
ausschließlich für die Phosgen-Forschungen Otto Bickenbachs eingerichtet wurde.
Zwar übersah auch Schmaltz, dass dieses ehemalige Kühlhaus zum Umbauzeitpunkt
bereits seit längerer Zeit als Gasmaskenübungsraum genutzt wurde, doch belegt er,
dass die Nutzung dieser Einrichtung zur Ermordung der 86 aus Auschwitz deportier-
ten Häftlinge für die »Straßburger Skelettsammlung« nur opportunistisch geschah.
Als die Morde eigentlich beginnen sollten, waren die Umbauten dieses Raumes noch
nicht geplant worden43.
Helmut Maier zeigte im Jahre 2007, dass der hohe Stellenwert der wehrwissenschaft-
lichen Forschung im Institut für wehrwissenschaftliche Zweckforschung kein singu-
läres Phänomen war44. Ähnlich wie bei Flachowsky und Schmaltz ist anschaulich
nachvollziehbar, mit welchen Bestrebungen wissenschaftliche Institute und ihre Mit-
arbeiter ihren Arbeitsschwerpunkt auf die Wehrwissenschaft verlagerten, um die De-
klarierung als kriegswichtig zu erlangen und damit Freistellung vom Wehrdienst für
die beteiligten Wissenschaftler zu erlangen.
Eine Vertiefung der Polykratiefragestellung bieten die Aufsätze in dem im Jahre
2011 von Sven Reichhardt und Wolfgang Seibel herausgegebenen Werk »Der prekäre
Staat. Herrschen und Verwalten im Nationalsozialismus« (2011). In den Beiträgen
stehen weniger das Chaos der Institutionen und die oft unklaren Kompetenzen im
Fokus, sondern vielmehr die Koordinierungsbemühungen einzelner Wissenschaftler.
Wenngleich Ahnenerbe und Institut für wehrwissenschaftliche Zweckforschung nicht
im Zentrum des Werks stehen, so ist doch ersichtlich, dass Wolfram Sievers einer jener
»Schnittstellenmanager« war, die eine gegenseitige Blockierung und damit Verkru-
stung des Gesamt-Regimes verhindert haben, in dem sie eine eigene Dynamik erschu-
fen. Der Netzwerkgedanke, der auch Gegenstand der Fragestellung dieser Arbeit ist,
wird an vielen Beispielen gut illustriert und zeigt, dass Ahnenerbe und Institut für
22 1 Einleitung

wehrwissenschaftliche Zweckforschung zur Avantgarde dieser neuen Herrschafts-


form gehörten. Dies gilt insbesondere für Mulitfunktionär Wolfram Sievers und seine
personellen Netzwerke.
Im Ergebnis hat die Forschung seit Kriegsende die Person Wolfram Sievers immer
nur im Zusammenhang mit anderen Protagonisten betrachtet. Dessen eigenes Wirken
als Reichsgeschäftsführer des Ahnenerbes hat nur Kater näher bearbeitet, allerdings
stand auch bei ihm Sievers nicht im Mittelpunkt seiner Arbeit. Eine Sievers-Biographie
fehlt bislang; ebenso gibt es keine Darstellung der Aktivitäten Sievers’ zur Planung
und Führung des Instituts für wehrwissenschaftliche Zweckforschung. Dieses Buch
will die Lücke schließen und das Vorgehen Sievers’ bei Aufbau und Expansion des
Instituts dokumentieren.
Für den quellenbasierten Teil der Arbeit wurden neben den beinahe vollständig rekon-
struierten Diensttagebüchern Sievers’ die umfangreichen Bestände des Ahnenerbes –
NS 21 – im Bundesarchiv als Grundlage herangezogen. Hinzu kamen – unter anderem
– noch Bestände aus dem Persönlichen Stab im Bestand NS 19, sowie NS 7, R 21 und
schließlich R 26 III. Die Bestände R 26 III zum Reichsforschungsrat wurden aus zwei-
erlei Gründen gesichtet: Der Reichsforschungsrat erteilte dem Ahnenerbe Forschungs-
aufträge. Diese wurden vom stellvertretenden Vorsitzenden des geschäftsführenden Bei-
rats bearbeitet – dieser war jedoch identisch mit dem Antragsteller: Wolfram Sievers war
auf beiden Seiten federführend. Somit stellen die Reichsforschungsrats-Bestände in die-
sem Punkt ein Spiegelbild der Ahnenerbe-Bestände dar. Schließlich wurden noch die
SS-Führerpersonalakten in den BDC-Beständen bezüglich all jener Personen bearbeitet,
die als Mitglieder der SS in der vorliegenden Arbeit erwähnt wurden. Im Institut für
Zeitgeschichte wurden die Bestände der Sammlung Kater – ZS A 0025 01 bis 03 – und
MA 1562 bearbeitet. Dabei handelt es sich um die Pre-Trial-Interrogations Sievers’ im
Rahmen der Nürnberger Prozesse. Zudem wurden auch die einschlägigen Bestände der
National Archives and Records Administration durchgesehen, insbesondere der Bestand
T-580 Roll 462 und 463. Die Unterlagen der französischen Ermittlungsbehörden nach
dem Krieg wurden aus den Beständen des United States Holocaust Memorial Museums
gesichtet. Wesentliche Quellen zur rechtlichen Struktur des Ahnenerbes und zu den
Liegenschaften des Ahnenerbes fanden sich im Landesarchiv Berlin. Hinzu kamen die
Bestände des Internationalen Suchdienstes, verschiedenen Universitäts- und Regionalar-
chiven in Leipzig, Strasbourg, Paris, Leberau und anderen Orten, aber auch in der Niels
Bohr Library in Maryland, dem Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, der Zentralstelle Lud-
wigsburg und nicht zuletzt im Nachlass von Wolfram Sievers. Die Wortprotokolle des
Ärzteprozesses wurden der Vollständigkeit halber als Quelle zugezogen45.
Sehr aufschlussreich waren die ergänzend geführten Gespräche mit Zeitzeugen.
Hierzu zählten ausführliche Gespräche mit der jüngsten und kriegsdienstverpflichte-
ten Sekretärin der Ahnenerbezentrale in Waischenfeld, Katharina Leikam, der jünge-
ren Tochter von Wolfram Sievers, Ulrike und vor allem seinem jüngeren Sohn Eike.

Editorische Bemerkungen

Bei der Zitierung von Quellen wurden, wenn technisch erforderlich, die heutigen
Schreibregeln angewandt. Ein Beispiel sind die Sig-Runen der SS-Schreibmaschi-
1 Einleitung 23

nen. Ein anderes ist beispielsweise die nicht übernomme, zeittypische Regel, Fami-
liennamen oft gesperrt zu schreiben, zum Beispiel »SS-Standartenführer U l l m a
n n«. Offensichtliche Tippfehler, insbesondere bei Eigennamen, wurden korrigiert,
wenn dies zulässig schien46. Während die »Forschungs- und Lehrgemeinschaft ›Das
Ahnenerbe e.V.‹« als Verein unter allen drei Satzungen und als Amt A des Haupt-
amtes Persönlicher Stab Reichsführer-SS verschiedenste Firmierungen verwandte,
wird in diesem Zusammenhang auf Anführungszeichen und – ab 1942 – auf Be-
zeichnung als Amt verzichtet, sondern durchgehend der Begriff Ahnenerbe ver-
wendet. Diesen Begriff permanent in Anführungszeichen zu setzen, scheint redun-
dant und verzichtbar.
Aufgrund der oft sehr langen Titel einiger Personen, zum Beispiel SS-Oberführer
Ministerialdirektor Professor Dr. Mentzel oder der häufigen Wiederholung von zum
Beispiel SS-Obersturmführer Schütrumpf wird zumeist auf die Nennung der Dienst-
bezeichnung verzichtet oder der erste Teil »SS-« fortgelassen. Die vollständigen Rän-
ge und Dienstbezeichnungen finden sich im Anhang.
Alle relevanten Personen werden in Fußnoten vorgestellt, um ein Bild von deren
Laufbahn zu erhalten. Ausgenommen sind jene Personen, die eine erhebliche Rolle im
Institut für wehrwissenschaftliche Zweckforschung spielen. Diese werden innerhalb
der Kapitel mit umfangreicheren biographischen Angaben vorgestellt.
Es bedarf keiner Erörterung, dass Begriffe, wie »Führer«, »Reichsführer«, »Gene-
ralgouvernement«, »Ostland« und andere Formulierungen der Diktatur – im Sinne
von Klemperer – nicht Gedankengut des Autors sind. Um einerseits eine lesekomfort-
senkende Inflation von Anführungszeichen zu vermeiden, andererseits jedoch Inter-
pretationsraum wie bezüglich der Rede des Bundestagspräsidenten Philipp Jenninger
vom 10.11.1988 auszuschließen, sei an dieser Stelle einmalig und abschließend darauf
hingewiesen.
Bei dem von Robert Feix47 und Sigmund Rascher48 entwickelten Blutstillmittel
wandte sich der Name im Laufe der Zeit von Polygal 10 zu Styptogal, auch Styptoral
und Stypthahemin. Der Klarheit halber wird durchgehend der Begriff Polygal ver-
wendet.
Neben den üblichen Standards der Geschichtswissenschaft wird ein weiterer me-
thodischer Schwerpunkt auf die juristische Evidenz bestimmter Sachverhalte gelegt
und daher in den hierbei notwendigen Abschnitten sprachlich angepasst vorgegangen.
Wenngleich es sich oftmals angeboten hätte, aufgrund eines Gesamtzusammenhanges
eine mit hoher Wahrscheinlichkeit unterlegte Tatsachenbehauptung aufzustellen, ge-
schah diese stets nur dann, wenn Tatsachen evident waren. Dies führt zu einer unge-
wöhnlich hohen Anzahl an Textstellen, in denen Vermutungen geäußert werden. Dies
ist jedoch nicht der Unsicherheit über Ereignisse geschuldet, sondern den Anforde-
rungen juristischer Lesart. Gleichzeitig führt dies zu einer vergleichsweise kühlen
Sachlichkeit der Beschreibung, die sich an der im juristischen Bereich üblichen sach-
lich-nüchternen Beschreibung auch schlimmster Verbrechen orientiert. Dies trägt
dazu bei, den Leser nicht vorab zu emotionalisieren, sondern es seinem Empfinden
von Recht, Menschlichkeit und Mitgefühl anheimzustellen, sich durch sachliche Ver-
mittlung der Ereignisse ein eigenes Bild zu schaffen, um der zwangsläufig folgenden
Empörung über die sich Bahn brechende Unmenschlichkeit im NS-Regimes indivi-
duell Raum zu geben.
24 1 Einleitung

Aus diesem Grunde, aber auch, um die Frage in den Raum zu stellen, welche Spra-
che in der damaligen Zeit, insbesondere auch auf den verschiedenen Ebenen von
Ahnenerbe und Institut für wehrwissenschaftliche Zweckforschung gesprochen und
geschrieben wurde, wurden zahlreiche Dokumente in Auszügen oder voll wiederge-
geben. Es sei dem Leser anheimgestellt, sich eigene Gedanken zur Sprache von Sievers,
Hirt, Rascher und der gemeinsam in der Geschichte des Instituts für wehrwissen-
schaftliche Zweckforschung verbundenen Menschen zu machen.
2

Das Ahnenerbe – Entstehung und Struktur

Einführung

Wenngleich die wissenschaftliche Disziplin der Rassekunde heute zumeist als Syn-
onym für rassistisch motivierten Totalitarismus gesehen wird, so weist Michael Ka-
ter darauf hin, dass dieser biologische Zweig der Anthropologie mitnichten eine
Erfindung von NS-Ideologen war. Selbst der Nestor der Rassekunde der National-
sozialisten, Hans F. K. Günther, auch bekannt als »Rasse-Günther«, erhielt bereits
im Jahre 1930 einen Lehrstuhl für Rassekunde an der Universität Jena1. Ähnlich wie
das Feld der Eugenik, das seit dem Ende des 19. wissenschaftlich bearbeitet wurde
und auch gesellschaftspolitische Beachtung – beispielsweise im ersten Programm der
britischen Labor-Party – fand, ist die Rassekunde heute eine überholte Wissenschaft.
In Teilbereichen, beispielsweise in der Genetik, hat sie sich bei der Betrachtung ge-
netischer Unterschiede verschiedener menschlicher Ethnien fachlich derart spezia-
lisiert, dass diese trotz der Belastung der Begrifflichkeiten und Inhalte durch das
NS-Regime keinen Anstoß mehr erregt. »Wissenschaftlich suspekt wurde sie (die
Rassekunde, d. Verf.) erst, als übrigens schon vor 1933, als ihre Lehrsätze von Fana-
tikern pervertiert und, als politisch »anzuwendende« Wissenschaft […] eingesetzt
wurde.«2
Forschungen im Sinne dieser pervertierten biologischen Anthropologie fanden seit
dem Januar 1939 in der Forschungsstätte für Biologie des Ahnenerbes statt. Wenn-
gleich die Quellenlage vermuten lässt, dass diese Forschungsstätte unter der Leitung
des damaligen SS-Obersturmführers Dr. Walter Greite einen ethnologischen Schwer-
punkt haben würde, benannte die »Ahnenerbe-Denkschrift«3 bereits auch die Ange-
hörigen der SS als Forschungsobjekte: »Der stattliche Menschenbestand der SS und
ihrer Einrichtungen bietet Gelegenheit zu anthropologischen Untersuchungen und zu
wertvollen rassischen und umweltkundlichen Forschungen.«4 Der Anthropologe SS-
Hauptsturmführer Dr. Bruno Beger forschte hingegen im Ahnenerbe nicht vorwie-
gend an Deutschen. Er war auf die Anthropologie von Vorder- und Innerasiaten
spezialisiert und war daher der Lehr- und Forschungsstätte für Innerasien und Expe-
ditionen – die seit 1943 gleichzeitig Reichsinstitut Sven Hedin an der Universität
München war – zugeordnet. Er nahm mit seinem anthropologischen Fachwissen Ver-
messungen an den ihn interessierenden Menschentypen vor, die er unter anderem auf
seiner Tibetexpedition und später in Kriegsgefangenenlagern untersuchte5.
26 2 Das Ahnenerbe – Entstehung und Struktur

Zur Einordnung dieser Forschungen im Speziellen und der naturwissenschaftlichen


Forschungen der SS im Allgemeinen sollte jedoch generell bedacht werden, dass heute
die Wertung ex post vorgenommen werden muss. Wenngleich der wissenschaftliche
Forschungsstand oft durch NS-Ideologie pervertiert wurde, ist dennoch auch der all-
gemeine internationale wissenschaftliche Forschungsstand von vor 1933 heute oft nicht
mehr kompatibel mit wissenschaftlichen Ansprüchen des 21. Jahrhunderts. Es ist daher
zu differenzieren, welcher Teil der Forschungen innerhalb der SS aus Gründen der
wissenschaftlichen Evolution abzulehnen sind und welche aus Gründen der ideologisch
motivierten Pervertierung des Standes der Wissenschaft der jeweiligen Zeit.

Die Gründung des Ahnenerbes

Die Ursachen, Strukturen und Benennungen bezüglich der Gründung des Ahnenerbes
sind in der Literatur sehr widersprüchlich dargestellt. »Durch die Gründung der
»Forschungs- und Lehrgemeinschaft das Ahnenerbe« innerhalb der Waffen-SS […]
wollte Himmler im Rahmen der deutschen Wissenschaft ein schlagkräftiges Element
schaffen«, urteilt Sabine Schleiermacher6. Nachfolgend wird gezeigt, dass sich die
Motivation Himmlers zur Gründung und Weiterentwicklung des Ahnenerbes sehr
vielschichtig gestaltete und einem steten Wandel unterworfen war. Ebenso wird ge-
zeigt, dass es Himmler bei der Gründung des Vereins Ahnenerbe im Jahre 1935 zu-
nächst primär um die Beantwortung eigener Theorien ging, um auf diese Weise ideo-
logisch motivierte Schulungen der SS mit dem Anschein der Wissenschaftlichkeit zu
unterlegen7.
Derzeitiger Stand der Forschung ist – verkürzt dargestellt – die Behauptung, dass
Heinrich Himmler und Richard Walther Darré 1935 das Ahnenerbe gründeten. Bei
Kater heißt es: »Bei der formellen Gründung des Vereins […] im Sommer 1935 traten
nicht nur Himmler und Wirth8 in Erscheinung, sondern auch der Reichsbauernführer
Darré9.« Doch von den sieben Unterschriften auf der Gründungsurkunde stammt
keine von Darré10. Heinrich Himmler traf sich mit sechs bislang in der Literatur nie
vollständig benannten Anhängern am Montag, dem 01.07.1935 an seinem Amtssitz in
Berlin, um eine Kultureinrichtung ins Leben zu rufen11. Laut Satzung lautete deren
Name »›Deutsches Ahnenerbe‹ Studiengesellschaft für Geistesurgeschichte‹«.12 Zweck
der Gesellschaft war: »Raum, Geist und Tat des nordischen Indogermanentums zu
erforschen, die Forschungsergebnisse lebendig zu gestalten und dem deutschen Volke
zu vermitteln; jeden Volksgenossen aufzurufen, hierbei mitzuwirken.«13
Eines der Gründungsmitglieder des Vereins war der deutsch-niederländische Pri-
vatgelehrte Herman Wirth14. Wirth hatte in Berlin und Utrecht Geschichte, nieder-
ländische Philologie, Musikwissenschaften und Germanistik studiert und im Alter von
fünfundzwanzig Jahren über den »Untergang des niederländischen Volksliedes« pro-
moviert.15 Im Ersten Weltkriege diente er als Verbindungsmann des deutschen Heeres
zu den flämischen Separatisten, die sich von den frankophonen Wallonen lösen woll-
ten. Möglicherweise war dies der Grund, aus dem ihm Kaiser Wilhelm II. im Jahre
1916 den Ehrentitel eines Titularprofessors verlieh16.
Die Gründung 27

Nach dem Kriege gelang es Wirth nicht, eine universitäre Laufbahn zu begründen.
Er ließ sich daher in Marburg als Privatgelehrter nieder und versuchte seine vielfach
publizierten völkischen Thesen wissenschaftlich zu untermauern. Dies war von mä-
ßigem publizistischem und schlechtem finanziellem Erfolg17. Wirths Interessenlagen
und Forschungen bewegten sich im Laufe der Zeit thematisch immer weiter in Rich-
tung Germanen und völkischer Gedanken. Nach einer Bekanntschaft mit Hitler und
Publikation seiner ersten Pro-NS-Schrift »Was heißt deutsch?« richtete ihm die natio-
nalsozialistische Landesregierung von Mecklenburg im Oktober 1932 ein »For-
schungsinstitut für Geistesurgeschichte« ein18. Dieses Institut in Bad Doberan war
gewissermaßen ein Vorläufer des Ahnenerbes, denn es befasste sich mit ähnlichen
Fragestellungen, wie einige der späteren Ahnenerbe-Abteilungen. Wie im Folgenden
gezeigt wird, war auch das Personal beider Einrichtungen zum Teil identisch. In Bad
Doberan plante Wirth – unbehelligt von der Expertise der universitären Fachgerma-
nisten – seine eigenen Ansichten publizistisch zu verwerten. Jedoch versagten nicht
nur etablierte Germanisten Wirths Thesen die Zustimmung, auch führende National-
sozialisten nahmen seine Forschungen wenig ernst19. Zu diesen gehörte insbesondere
Alfred Rosenberg20. Der NSDAP-Reichsleiter und »Beauftragte des Führers für die
gesamte weltanschauliche Schulung und Erziehung der NSDAP« schrieb in seinem
im Jahre 1930 veröffentlichte Buch »Der Mythus des 20. Jahrhunderts«: »Herman
Wirth findet in der alten Götterwelt auch Züge eines Niederganges: Einflüsse einer
Eskimorasse. Das mag stimmen, berührt aber das Eigentlich Germanische nicht.«21
Hinzu kommt die Tatsache, dass auch Hitler sich niemals ganz hat für die Germanen
erwärmen können, weil sie, wie er im persönlichen Gespräch hervorgehoben hat, in
unscheinbaren Holzhütten im Sumpfigen ihr Dasein fristeten, anstatt wie die Griechen
und Römer im sonnigen Süden eine glänzende, auf heroischen Steinbauten gegründe-
te Kriegerkultur zu entwickeln.«22 Dennoch versuchte Wirth seine Ideen und Vermu-
tungen weiter im Rahmen seiner Forschungseinrichtung zu beweisen. Seine For-
schungsansätze setzten sich in der Frühphase des Ahnenerbes fort. Schon die
»Geistesurgeschichte« im Namen des von Himmler gegründeten Vereins lässt vermu-
ten, dass das Ahnenerbe von Himmler zunächst als eine Art Kulturreferat der SS ge-
dacht war und diese Aufgabe zum Zeitpunkt der Gründung der Arbeitsschwerpunkt
sein sollte23. Dies bestätigt auch die Ahnenerbe-Satzung von 193524.
Himmler firmierte in der Gründungsurkunde des Ahnenerbes als Vorsitzender des
Kuratoriums – laut Satzung der Steuerungseinrichtung des Vereins –, Dr. Hermann
Reischle als sein Vertreter. Als Kuratoriumsvorsitzendem oblag Himmler satzungsge-
mäß die Berufung der Mitglieder des Präsidiums des Vereins: Herman Wirth, Erwin
Metzner, Hauptabteilungsleiter im Stabsamt des Reichsbauernführers und Dr. Richard
Hintmann, Hauptstabsleiter im Stabsamt des Reichsbauernführers25. Durch den Ein-
fluss seiner Mitarbeiter Reischle, Metzner und Hintmann sicherte sich Darré Einfluss
auf das Ahnenerbe, doch er gehörte nicht selbst zu den Gründungsmitgliedern.
Auch Wolfram Sievers wird in der Literatur oft den Gründungsmitgliedern des
Ahnenerbes zugerechnet, ohne dies gewesen zu sein. Kater nennt ihn »eine wirkliche
Schlüsselfigur« des Vereins26. Ina Schmidt urteilt: »Obwohl nominell nur der ›Reichs-
geschäftsführer‹27 dieser Einrichtung, war Sievers gleichwohl die Schlüsselfigur, die
über das entscheidende Herrschafts- und Dienstwissen verfügte und die zweite Spitze,
den Kurator Walther Wüst, weit in den Schatten stellte.«28 Unbeachtet bei all diesen
28 2 Das Ahnenerbe – Entstehung und Struktur

Darstellungen blieb jedoch bis heute juristisch bedeutsame Frage, wer der gesetzliche
Vertreter des Vereins war. Daher ist die Lesart eines Vereinspräsidenten Wirth, eines
Kuratoriumsvorsitzenden Himmler und eines mächtigen Funktionärs Darré in der
heutigen Erinnerungskultur die Regel. Doch ein Blick ins Vereinsregister bildet die
juristische Realität ab: Sie zeigt, dass Wolfram Sievers seit der Gründung am 01.07.1935
– mit Außenwirkung ab der Eintragung ins Register am 19.11.1935 – in der Funktion
als sogenannter Alleinvorstand alleiniger gesetzlicher Vertreter des Vereins gemäß
§ 26 BGB Absatz 2 war. Mit dieser Begründung ist auch nur er allein in der Register-
karte des Vereinsregisters als rechtlicher Vertreter eingetragen worden. Es gab somit
niemanden anderen, der für den Verein handeln konnte – und für ihn verantwortlich
war. Im Rahmen der Registeranmeldung vom 07.08.1935 schrieb Sievers an das zu-
ständige Amtsgericht Berlin in der Gerichtsstraße 27 in Berlin-Mitte:

»Am 1. Juli 1935 ist die Studiengesellschaft für Geistesurgeschichte »Deutsches Ahnenerbe«
gegründet worden. Ich bin zum Generalsekretär und zum Vorstand im Sinne des § 26, Abs. 2
BGB. bestellt worden. In der Anlage überreiche ich die Satzung in Ur- und Abschrift und
erbitte die Urschrift der Satzung mit Eintragungsvermerk versehen zurück an meine Anschrift:
Wolfram Sievers, Berlin C 2, Brüderstraße 29. Die Satzung ist von sieben Mitgliedern unter-
schrieben und enthält den Tag der Errichtung. Ferner füge ich einen Durchschlag über meine
Bestellung zum Vorstand bei und beziehe mich insoweit auf §§ 7, 10, 13 der Satzung.«29

Das Amtsgericht benachrichtigte Sievers am 19.11.1935 über die erfolgte Eintragung


des Vereins und damit der vollumfänglichen Wirkung seiner Vertretungsbefugnis30.
Der Sitz des Vereins war zunächst in der Brüderstraße 29/31 im heutigen Berlin-
Mitte. Zu jener Zeit war es üblich, dass das Vereinsregister Anmeldungen dem Poli-
zeipräsidium zur Stellungnahme vorlegte, damit die Organe der Vereine polizeilich
überprüft wurden. Bei der Berliner Polizei wurde zudem auch das Melderegister der
Stadt geführt. Im Stellungnahmeformular der Polizeibehörde an das Vereinsregister
bezüglich der Anmeldung des Ahnenerbes heißt es »Geschäftsstelle in Berlin C2 Brü-
derstraße 29 bei Wolfram Sievers«.31 Rechtlich ist bemerkenswert, dass offenbar bereits
1935 Alfred Rosenberg seine Zustimmung zu bestimmten Vereinsgründungen geben
musste. Denn in der Stellungnahme heißt es weiter: »Da es sich um eine Einrichtung
des Reichsführers S.S. handelt, ist eine Bestätigung durch den Beauftragten des Führers
zur Überwachung und Erziehung der gesamten nationalsozialistischen Bewegung
nicht erforderlich.« Allerdings heißt es in der Stellungnahme ebenso, dass Sievers
gemeinsam mit Wirth in einer Wohnung in Zehlendorf wohne32. Diese bemerkens-
werte Wohngemeinschaft ist bislang in der Forschung noch nicht näher untersucht
worden33.
Sievers fand über den völkischen Laienforscher Dr. Friedrich Hielscher34 im April
1932 Zugang zu Wirth und wurde in dessen Privathaus in Marburg sein wissenschaft-
licher Sekretär35. Als Wirth 1932 nach Bad Doberan übersiedelte, zogen Sievers und
andere Schüler mit. Als Privatsekretär organisierte Sievers die Arbeit Wirths und seiner
Schüler. Schon ein Jahr später konnte Wirth Sievers nicht mehr adäquat bezahlen, so
dass dieser gezwungen war, Bad Doberan zu verlassen und wieder in der Verlagsbran-
che zu arbeiten36. In Vorbereitung der Gründung des Ahnenerbes empfahl Wirth
seinen Mitbewohner Sievers als Generalsekretär37. Sievers’ Person und Werdegang
werden unten eingehender beleuchtet. Auf seine Zeit beim Ahnenerbe und seine dor-
Die Gründung 29

tige Funktion zurückblickend, erläuterte Sievers in den Vernehmungen durch die


Amerikaner im Jahre 1946 in Zusammenhang mit der Gründung des Ahnenerbes, dass
Himmler sich für wissenschaftliche Dinge interessierte und sie weitgehend förderte,
so wie andere Leute sich um Liebhabereien gekümmert haben. Vor allem habe er sich
sehr für vorgeschichtliche Ausgrabungen interessiert38.
Doch schon ein Jahr nach der Gründung des Ahnenerbes war die Fokussierung auf
Geistesurgeschichte zu eng für das Wissenschaftsinteresse Himmlers geworden. Auf
dessen Veranlassung hin beantragte Sievers am 19.06.1936 die Änderung des Namens
des Vereins in »Das Ahnenerbe« beim Vereinsregister39. Diese Änderung wurde am
30.03.1937 vom Vereinsregister in die Registerkarte eingetragen40. Allerdings wurde
dabei auch eine Satzungsänderung eingetragen, die auf dem Briefbogen »Der Reichs-
führer-SS Persönlicher Stab Abteilung wirtschaftliche Hilfe« erst am 17.03.1937 an das
Register eingeschrieben übersendet wurde41. Der Vermerk »Eilt sehr!« mag die be-
schleunigte Bearbeitung durch das Register bewirkt haben. Das Schreiben enthält die
Bestätigung, dass der Vorstand des Vereins – damit ist Sievers gemeint – von Himmler
zum Reichsgeschäftsführer ernannt worden sei. Diese – juristisch irrelevante – Firmie-
rung der Position Sievers’ wurde nun am 30.03.1937 in die Satzung eingetragen. Der
genannte Brief an das Vereinsregister war vom Leiter der Abteilung Wirtschaftliche
Hilfe in Himmlers Persönlichem Stab, dem damaligen SS-Obersturmbannführer Bru-
no Galke, unterschrieben worden42. Galke war von 1935 bis 1938 der Leiter der Ab-
teilung »Wirtschaftliche Hilfe« im Persönlichen Stab Reichsführer-SS. Er wurde von
zahlreichen Zeitzeugen als »Landsknechtstyp« mit brutal wirkendem Habitus geschil-
dert, der aber geradeheraus, grundehrlich und gutmütig gewesen sei43. Diese von
Galke geführte Abteilung entschuldete gegenüber Dritten verschuldete SS-Angehöri-
ge, in dem sie bestehende Verbindlichkeiten durch zinsgünstige SS-Darlehen ablöste44.
Nachdem Sievers als Generalsekretär etabliert war, verschaffte er seiner Schwester
Andrea eine Stelle als Sekretärin bei der »Wirtschaftlichen Hilfe«45. Die Zusammen-
arbeit zwischen Sievers und Galke muss demnach recht freundschaftlich gewesen ein.
»Dieser ›Sonderbeauftragte des Reichsführers-SS‹ im Ahnenerbe fand in der Satzung
keine Stütze, darf jedoch als Aufpasser Himmlers im Tagesgeschäft verstanden werden,
der bei allen wichtigen Sitzungen anwesend war.«46 Später wurde Galke Vorstand der
Ahnenerbe-Stiftung, die als Finanzträger des Ahnenerbes gegründet wurde, wie unten
beschrieben wird. Nachdem Galke sowohl in der Abteilung Wirtschaftliche Hilfe, als
auch im Ahnenerbe für die wirtschaftliche Steuerung zuständig war, schwand sein
Einfluss mit den Jahren zu Gunsten Oswald Pohls47, bis Galke nur noch die Funktion
des Vorstandes der Ahnenerbe-Stiftung inne hatte. Es muss offen bleiben, ob Galke
in den Jahren nach seiner Einberufung zum Wehrdienst Anfang April 194148 noch
formal der Position als Ahnenerbe-Stiftungs-Vorstand enthoben und durch seinen
damaligen Vertreter Dr. Helmuth Fitzner49 ersetzt wurde oder es sich nur um eine
faktische Nachfolge ohne juristische Auswirkungen handelte. Jedoch zeigen die Quel-
len, dass Sievers seit der Einberufung Galkes Ahnenerbe-Stiftungs-Themen aus-
schließlich mit Fitzner besprach50. Eine der letzten nachweisbaren Einbindungen
Galkes in die Belange des Ahnenerbes datiert vom 01.03.194151, wenngleich er kurze
Zeit danach gelegentlich noch fernmündlich von Sievers in der da noch bestehenden
Funktion als Ahnenerbe-Stiftungs-Vorstand kontaktiert wurde52. Insofern hat Kater
Recht, dass Galkes Rolle verblasste und auch er erwähnt ihn ebenfalls nicht mehr im
30 2 Das Ahnenerbe – Entstehung und Struktur

Zusammenhang mit dem Ahnenerbe nach 1940. Relevante Positionen des Standarten-
führers Galke sind nach 1941 in der SS nicht mehr nachgewiesen53. Dennoch wurde
Galke noch in den letzten Kriegsjahren formal in den offiziellen Listen der Angehö-
rigen des Persönlichen Stabes geführt54. Er überlebte den Krieg und wurde von den
Amerikanern im Rahmen der Nürnberger Prozesse als Zeuge vernommen55.
Eine rechtliche Entmachtung musste jedoch auch Sievers hinnehmen, als die Satzung
am 01.01.1939 erneut geändert wurde. In der neuen Satzung firmierte Himmler mit
ähnlichen Funktionen wie zuvor als Präsident, der bisherige Präsident Wüst firmierte
nun – bei gleicher Aufgabenstellung – als Kurator. Die am 23.01.1939 abgesendete und
am 28.01.1939 eingetragene Satzungsänderung ging einher mit einer Änderung in der
Vertretungsregelung für den Verein56: Vorstand und somit alleiniger Rechtsvertreter
des Vereins war nun ausschließlich Heinrich Himmler57. Da diese Änderung ohne die
Zustimmung des bisherigen Vorstandes Wolfram Sievers im Register nicht geändert
werden konnte, musste dieser notariell seine Zustimmung erteilen. Da diese Nachge-
nehmigung der Beurkundung erst am 26.01.1939 geschah, darf angenommen werden,
dass Sievers in der Notarsitzung vom 01.01.1939 nicht anwesend war58. Die Beurkun-
dungen wurden von SS-Standartenführer Dr. Karl Deutschmann vorgenommen, des-
sen Frau nach seinem Tod im Jahre 1940 als eine Art Versorgungsleistung im Ahnen-
erbe angestellt wurde und dann bis zur Leiterin der Verwaltung aufstieg59. Kater
benennt Deutschmann als »Ahnenerbe-Justitiar« und Rechtsbeistand des Vereins60.
Der Begriff Justiziar meint jedoch einen beamteten oder angestellten Rechtsberater.
Da Deutschmann hingegen als Notar wirkte, konnte er qua Gesetz nicht beim Ah-
nenerbe angestellt sein und durfte dieses auch nicht rechtlich beraten. Jedoch durfte
er über die Rechtsfolgen von notariellen Handlungen, wie beispielsweise Satzungsän-
derungen, beraten. Es darf aufgrund der Quellen allerdings angenommen werden, dass
Standartenführer Deutschmann das Notarrecht nicht allzu genau nahm. Im Ergebnis
bedeutete diese Änderung der Satzung und der Vertretungsbefugnis die rechtliche
Entmachtung Sievers in Bezug auf das Ahnenerbe. Ebenso hatte sie zur Folge, dass
seit 1939 für alle Vorgänge im Ahnenerbe zunächst die natürliche Person Heinrich
Himmler verantwortlich war. Trotz ausführlicher Bearbeitung der Quellen durch die
Ankläger in den Nürnberger Prozessen und zahlreiche Wissenschaftler wurde nie eine
förmliche Handlungsvollmacht Himmlers für Sievers für die Zeit nach seiner Abbe-
rufung als Vorstand am 01.01.1939 gefunden; ebenso wenig ein Hinweis auf deren
Existenz. Ohne die Stellung Sievers’ im Amt »A« des Persönlichen Stabes ab 1942 an
dieser Stelle zu thematisieren, kann in Bezug auf den bis 1955 bestehenden Verein »Das
Ahnenerbe« e.V. allenfalls von einer stillschweigenden Anscheinsvollmacht oder Dul-
dungsvollmacht Himmlers für Sievers ausgegangen werden. Da es auch keine förmli-
che Ernennung Sievers’ zum Direktor des Instituts für wehrwissenschaftliche Zweck-
forschung innerhalb des Ahnenerbes gab, wäre die tatsächliche strafrechtliche
Zurechnung der verübten Verbrechen zu einzelnen Handelnden im Rahmen des Or-
ganisationsverschuldens ein lohnenswertes Feld für Rechtshistoriker.
Bereits im Oktober 1936 war der Münchener Professor für Indogermanistik Walther
Wüst Leiter der neu gebildeten Pflegestätte für Wortkunde des Ahnenerbes gworden.
Wüst, der spätere Rektor der Münchener Universität, war ein Wissenschaftler ersten
Ranges61. Bis heute ist nicht geklärt, warum er als seriöser Forscher dem Ahnenerbe
mit seinen damals noch unübersehbar vielen fragwürdig scheinenden Forschungspro-

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