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Kulturelle Medienbildung
- für die Kinder der digitalen Revolution
Dieter Baacke war zweifellos ein pädagogischer Visionär. Bereits in den 70-er
Jahren, als die Medienpädagogik noch eine Nischenexistenz führte, formulierte er
mit dem Schlagwort ‚Medienkompetenz’ eine wegweisende medienpädagogische
Zielperspektive, deren Relevanz erst jetzt, im beginnenden 21. Jahrhundert, richtig
zum Tragen kommt. Die eigentliche Breitenwirkung der Medienpädagogik hat mit der
Etablierung der virtuellen Technologien eingesetzt. Der Begriff „kulturelle
Medienbildung“ ist erstmals im Positionspapier der Bundesvereinigung Kulturelle
Jugendbildung (BKJ) im Jahre 2001 näher konkretisiert worden. Dabei wird klar,
dass die kulturelle Medienbildung eine Querschnittsaufgabe von pädagogisch
Verantwortlichen in den unterschiedlichsten Bereichen und Sparten ist. Der
alltagstaugliche Einsatz von Medien zur Erzielung eines pädagogischen Mehrwertes
erfolgt von den zuständigen Pädagoginnen und Pädagogen in den Einrichtungen der
Kinder- und Jugendkulturarbeit. Die dafür notwendigen Modellprojekte entwickeln die
pädagogischen Spezialisten, die Medienpädagogen.
Die Voraussetzungen und zugleich die Chancen für eine Erfolg versprechende
„Kulturelle Medienbildung“ liegen in den sich entwickelnden Rahmenkonstellationen.
Dies ist einerseits eine Digital-Technik, die durch die immense Verbreitung ohnehin
inzwischen flächendeckend bekannt ist (z.B. Internet) oder leicht zu bedienen ist
(z.B. Fotosoftware). Andererseits sind es gerade die jungen Menschen, die einen
neuen Digital-Lifestyle prägen und damit eine veränderte Kultur des Aufwachsens
schaffen. Dies bleibt nicht ohne Auswirkungen auf die Kinder- und
Jugendkulturarbeit.
Die kulturelle Medienbildung bietet ein erweitertes Feld für das medienpädagogische
Leitziel „Medienkompetenz“. Die von Dieter Baacke definierten Inhaltsschwerpunkte
lauten dabei: Medienkunde, Medienkritik, Mediennutzung und Mediengestaltung. Für
die kulturpädagogische Belebung dieser Inhaltsbereiche ist es nach wie vor wichtig
an die Rahmenbedingungen zu denken, unter besonderer Berücksichtigung von
Benachteiligungen:
Zur Ermutigung der kulturpädagogischen Szene sich der Medien anzunehmen sind
die konsensualen Ziele und Aufgaben auf die veränderten Lebenswelten der Kinder
und Jugendlichen hin zu reflektieren. Das kulturpädagogische Anliegen, Kindern und
Jugendlichen die Zugänge und Ausdruckmöglichkeiten zur Vielfalt von Kunst und
Kultur, Wahrnehmung und Ästhetik in sowohl anthropologisch-historischen wie je
aktuellen Formen zu öffnen bzw. offen zu halten zu Gunsten eines kulturellen
Artenreichtums und einer Vielfalt der symbolischen Formen, verdichtet sich
beispielsweise in der kulturellen Medienbildung in neue Dimensionen.
Die effektive Realisierung der kulturellen Medienbildung wird nur dann gelingen,
wenn außerschulische Einrichtungen zusammenwirken und als Partner die
Institution Schule gewinnen. Dass dies gelingen kann zeigt das Beispiel „Inter@ktiv“.
Das Verbundsystem „Inter@ktiv“ als „Münchner Netzwerk Medienkompetenz“ hat
sich im Verlaufe seines 10jährigen Bestehens als bundesweit einmalige
Partnerschaft etabliert, deren Besonderheit darin liegt, die kommunale Schnittmenge
der unterschiedlichen Bereiche Schule, Kunst und Sozialem aufzugreifen und mit
medienpädagogischen Inhalten zu füllen. Damit ist „Inter@ktiv“ nicht nur ein lokaler
Akteur in Sachen kultureller Medienbildung, sondern auch ein kompetenter
Ansprechpartner für eine querschnittsorientierte Medienbildung, die mehr ist als eine
bewahrpädagogisch orientierte Medienerziehung.