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Beiträge zur Wissenschaft Matthew Black


vom Alten und Neuen Testament
Sechste Folge

Herausgegeben von
Siegfried Herrmann und Kar! Heinrich Rengstorf
Heft 15 . (Der ganzen Sammlung Heft 115)

Die Muttersprache J esu


Das Aramäische der Evangelien
und der Apostelgeschichte

Verlag W. Kohlhammer Verlag W. Kohlhammer


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Stuttf!art Berlin Köln Mainz
Vorwort des Verfassers
CIP·Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek

Black, Matthew:
Diese übersetzung meines Buches "An Aramaie Approach to the Gospels
Die Muttersprache Jesu : d. Aram. d. Evangelien and Acts" basiert auf der 3. Auflage von 1967 (nachgedruckt 1971). Sie
u. d. Apostelgeschichte / Matthew Black. [Vom
Verf. autoris. Übers. aus d. eng!. Orig. von
beschränkt sich auf die Wiedergabe des englischen Originals - ohne Än-
Günther Schwarz]. - Stuttgart ; Berlin ; Köln; derungen und Zusätze. Versuchen zu wollen, meine Arbeit up to date zu
Mainz: Kohlhammer, 1982.
(Beiträge zur Wissenschaft vom Alten und
brin'gen - im B1 ick auf neue Erkenntnisse und moderne Unter.suchungen -,
Neuen Testament; H. 115 = Folge 6, H.15) würde eine neue Ausgabe des Originals notwendig machen, wenn nicht gar
Einheitssacht. : An Aramaic approach to the
gospels and acts <dt.>
einen zweiten Band. Zudem wäre dies in mancher Hinsicht eine überflüs-
ISBN 3-17-007543-8 sige Arbeit; denn in den letzten fünfzehn Jahren ist dieser Forschungs-
NE:GT
gegenstand gefördert - und in ni cht geri ngem Maße gestei gert - worden
vor allem durch das Werk eines einzelnen Forschers: Professor Joseph
A. Fitzmyer von der Catholic University of America, Washington. D.C.
Zum Gl ück für den Forscher sind Dr. Fi tzmyers wi cht i ge Bei träge aus
verschiedenen Zeitschriften gesammelt und in zwei Bänden veröffentlicht
worden, die zugleich auch alle neuen bibliographischen Informationen
liefern, die seit 1967 erforderlich sind 1 •
Den Anstoß zu dieser übersetzung und ihre Ausführung verdanken wir
Pastor Günther Schwarz aus Diepholz. Sie fand die Anerkennung von Pro-
fessor K. H. Rengstorf aus Münster, der ihre Veröffentlichung in den
"Bei trägen zur Wi ssenschaft vom Alten und Neuen Testament" befürwortete
und begleitete. Die Clarendon Press gab freundlicherweise die Erlaubnis
zur Herausgabe dieser deutschen übersetzung meines Buches.

St. Andrews, im Februar 1981 Matthew BZack

Titel der englischen Originalausgabe:


An Aramaic Approach to the
Gospels and Acts
© Oxford University Press 1967
Vom Verfasser autorisierte Übersetzung
aus dem englischen Original von Günther Schwarz
Für die deutsche Ausgabe:
Alle Rechte vorbehalten
© 1982 Verlag W. Kohlhammer
Stuttgart Berlin Köln Mainz
1 Essays in the Semitic Background of the New Testament 1971, nach-
Verlagsort: Stuttgart
Umschlag: hace gedruckt 1974; A Wandering Aramaean, Collected Aramaic Essays 1979.
Gesamtherstellung: Ein gelehrter, hauptsächl ich rabbinischer Zugang zu den Grundproblemen
W. Kohlhammer Druckerei GmbH + Co. Stuttgart ist enthalten in F. Zimmermann, The Aramaic Origin of the Four Gospels
Printed in Germany 1979.
Vorwort des übersetzers INHALT

Wenn es wahr ist, daß Jesus - in seiner öffentlichen Verkündigung,


bei der Unterweisung seiner Jünger, bei der Auseinandersetzung mit Teil I: Der Zugang
seinen Gegnern und im Gebet zu Gott - vorwiegend aramäisch sprach,
galiläisches Westaramäisch (und daranzuzweifeln, ist unnötig). sollte A. Frühere Werke über das Aramäische der Evangelien und der
es dann nicht selbstverständlich sein, bei der Erforschung der Evan- Apostel geschichte .............................................. 1

gelien auf das Aramäische zurückzugreifen? B. Der linguistische und der textliche Zugang ..................... 15
Daß undwiedies möglich ist, lehrt dieses Buch: ein Grundlagenwerk, 1. Der linguistische Zugang .................................... 15
in dem die vorhandenen Forschungserträge zur Sache (bis zum Erscheinen 2. Der textl iche Zugang ........................................ 28
der 3. Auflage, 1967) aufgearbeitet und die Ergebnisse umfangreicher
C. Neuere Entdeckungen und Entwicklungen im pal. Aramäisch ........ 35
eigener Studien eingearbeitet sind - zu einer sol iden Basis und zur
1. Die neuen Entdeckungen .....•................................ 35
Ermutigung für weitere sachdienliche Untersuchungen. 2. Die aramäischen Targumim und die Sprache Jesu ............... 41
Der deutschsprachigen neutestamentlichen Forschung fehlte bislang
ein solches Werk. Die hiermit vorgelegte übersetzung,. autorisiert vom
Tei 1 II: Syntax, Grammatik und VokabuLar
Verfasser, sucht diesem Mangel abzuhelfen. Für ihre Aufnahme in die
BWANT gebührt Dank Herrn Professor D. Dr. Karl Hei nri ch Rengstorf, 0.0., A. Stil und Satzbau ............................................... 50
Münster, für die Drucklegung dem Verlag W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart, 1. Wortfolge ................................................... 50
für einen Druckkostenzuschuß dem Gutachtergremium der VELKD. 2. Casus pendens und Hyperbaton ................................ 51
Zur übersetzung selbst ist folgendes zu sagen: Um Treue gegenüber 3. Die Verteilung des Asyndetons in den Evangelien und in der
der Originalfassung und um einen möglichst fehlerfreien Text war ich Apostelgeschichte ........................................... 55
bemüht; offensichtliche Versehen habe ich stillschweigend berichtigt; 4. Die parataktische Konstruktion .............................. 61
gelegentliche eigene Anmerkungen sind durch * eingeführt; bei Rück-
B. Der aramäische Nebensatz ....................................... 70
übersetzungen ins Aramäische und bei hebräischen, aramäischen und sy-
1. Der1-Satzteil .............................................. 70
rischen Zitatenbzw. Vokabeln wurde die Umschrift durch Originallettern
a) Relativpronomen 1, wiedergegeben mit OTL .....•••••••.••.• 70
(Quadratschrift) ersetzt; der Text der englischen Originalfassung und
b) Relativpronomen 1, wiedergegeben mit Lva •.•..•••••••••••. 76
der der deutschen Wiedergabe - es ergab sich so - sind durch das ganze
c) Temporales 1, wiedergegeben mit Lva oder OTL .•.•••••••••• 78
Buch hindurch seitengleich, ein Vorteil bei der Zitation.
d) Das undeklinierbare und mehrdeutige' .................... 79
e) Konsekutives " wiedergegeben mit [va •....••••••••••••••• 81
Diepholz, im Dezember 1981 Günther Schwarz
2. Der Zustandssatz ............................................ 81
3. Ergänzende Anmerkung zu Hebr 11,11 und dem Zustandssatz
im Hebräerbrief .............................................. 83
4. Der Temporalsatz ............................................ 89
5. Konditionaler oder konzessiver Imperativ .................... 90
6. Allgemeine Ergebnisse ....................................... 91
C. Aramäischer Einfluß auf Grammatik und Vokabular ................ 93
1. Der defi nite Arti kel ........................................ 93
2. Das Pronomen ............................................... 96 Teil IV: Obersetzung des Aramäischen
a) überflüssige Pronomen ................................... 96
A. a) Synoptische Varianten aus dem Aramäischen .................. 186
b) Das vorwegnehmende Pronomen ............................. 96
ß) FehlUbersetzung und Interpretation des Aramäischen ......... 197
c) Das Relativpronomen ..................................... 100
1. Das Matthäusevangel ium ..................................... 197
d) Das Reflexivpronomen und der Dativus ethicus ............ 101
2. Die Quelle Q .....•......................................... 203
e) Indefinite Pronomen ..................................... 104
3. Das Markusevangelium ....................................... 208
3. Temporal- und Inferentialkonjunktion und Adverb ............ 108
4. Das Lukasevangelium ......................................... 226
a) ('Ev) aUT~ T~ wp~ bei Lukas ............................. 108
Aruner'kung zwn Passa und zu jüdischen Messiaserwar"tungen .... 236
b) Di e Konjunktion Rahv ................................... 112
Die Originalsprache des letzten Mahles Jesu ................ 238
c) 'ARa pLaS bei Lukas (14.18) ............................. 113
5. Das Johannesevangelium ..................................... 240
d) Die Konjunktion aAAa = EL pn ............................ 113
4. Die Präposition ............................................ 114 B. Aramäisch als Ursache von Textvarianten .............•......... 244
5. Komparativ und Superlativ ...................... ; ........... 117 1. Auf das Aramäische zurUckführbare griechische Varianten .... 244
6. Die Interrogativpartikel ......................•............ 118 2. Auf das Aramäische zurückfUhrbare altlateinische Varianten 246
a) Konditionaler Gebrauch der Interrogative ................ 118 3. Die Varianten und Erweiterungen syrischer übersetzungen
b) u OTL als (direktes) Interrogativ ........................ 119 und überlieferung .......................... ~ ............... 247
c) Verschiedenartige Verwendungen ............. ; ............ 121 4. Die Quellen und das Alter der Vetus Syra ................... 262
7. Numeralia und Distribution ................................. 124 5. Die Verteilung der Varianten aus dem Aramäischen ........... 270
8. Das Verb ................................................... 125 C. überblick über die Ergebnisse ...............................•. 271
a) Inchoativer und auxiliarer Gebrauch ..................... 125 1. Aramäische Quellenkritik ................................... 271
b) Der impersonale Plural ......•........................... 126 2. "übersetzungsgri echi sch ll • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • 274
c) Generalisierender Plural ........•....................... 128 3. Semitische poetische Form ................................... 276
d) Tempus .................................................. 128 4. Das Textprob 1em ............................................ 277
9. Vokabu1 ar .................................................. 132
Anhang A: Das westaPamäische Element in den altsyrischen
Teil 111: Semitische poetische Form Evangelien ..................•................................. 281
A. Vokabular ..................................................... 281
A. Das formale Element semitischer Poesie in den Evangelien ...... 143
B. Morpho1 ogi e ................................................... 282
1. Parallelismus der Zeilen und Satzteile ..................... 143
1. Substanti ve ................................................. 282
a) Di e Worte des Täufers ................................... 144
2. Adjektive. Adverbien. Präpositionen ........................ 283
b) Quellen im vierten Evangelium ................... ~ ....... 149
3. Numeralia und Interrogative ................................ 284
c) Di e 1ukani schen HYmnen .................................. 151
4. Verben ...........................•......................... 284
d) Die Makarismen .......................................... 156
Nachbemerkung .............................................. 286
e) Dialog ....................... ·........................... 158
2. Alliteration, Assonanz und Paronomasie ..................... 160 Anhang B: Die arabischen und die mittelalterlichen
a) Vorherrschende Laryngale und Palatale ................... 162 Evangelienharmonien ........................................... 287
b) Vorherrschende Sibi1ante und Palatale ................... 176 Anhang C: Das unveröffentlichte Werk des verstorbenen
c) Vorherrschende Dentale und Labiale ...................... 179 A.J. Wensinak aus Leiden ...................................... 296
Anhang D: Die aramäische liturgische Dichtung der Juden .......... 305
Anhang E: Der Gebrauch von \!J) ":1 / I'<\!J) .,:1 im Jüdisch-APamäischen.,
von Geza Vermes.,a.o. Professor an der Universität Oxford ..... 310
1. (I'<)\!J) .,:1 = ein menschliches Wesen .......................... 316
2. (I'<)\!J) .,:1 - \!J) '):1 = ein unbestimmtes Pronomen .............. 318 TEl L
3. (1'<)\!Jl .,:1 = eine Umschreibung fUr "Ich" ..................... 320 DER ZUG A N G
Die theologischen Folgerungen aus D:l'. Vermes' Beobachtungen 328
A. FROHERE ARBEITEN OBER DAS ARAMÄISCHE
Regi ster ...................................................... ~ .. 331 DER EVANGELIEN
1. Allgemeines Register .......................................... 331 UND DER APOSTELGESCHICHTE
2. Autorenregister ............................................... 334
3. Bibelstellenregister .......................................... 336 In sei nem Buch Die Worte Jesu, der bi sher sorgfältigsten Studie über
4. Neutestamentliche Apokryphen, Patristik und griechische Autoren 354 das Aramäische der Evangelien, gab G. Dalman einen überblick über frü-
5. Alttestamentliche Apokryphen und Pseudepigraphen .............. 354 here und mit seiner eigenen gleichzeitige Arbeiten 1 • Seine Darstellung
6. Register griechischer Wörter .................................. 355 ist zu ergänzen durch den Hinweis auf A. Meyers Buch Jesu Muttersprache,
7. Palästinischer Talmud ......................................... 357 in dem Meyer es ebenfalls unternahm, die Evangelien von aramäischen
8. Mi drasch im .................................................... 358 Originalen her zu interpretieren und zu erklären 2 •
Unter den frUheren Forschern sind als die hervorragendsten J. Well-
hausen und E. Nestle zu nennen. In seiner Ein7,eitung in die drei ersten
Evange7,ien 3 legte Wellhausen linguistische Belege vor, aufgrund deren
er annahm, der Autor der Matthäus und Lukas und vielleicht auch Markus
gemeinsamen Quelle Q habe ein aramäisches Dokument benutzt. Ähnliche
Ansichten wurden von Nestle 4 undu.a. von Blass vertreten, der glaubte,
Apg 1-12 sei von Markus ursprüngl ich in aramäi sch abgefaßt worden und
Lukas habe eine übersetzung dieses Werkes benutzt 5 •
Die Kritik, die diese frühere Arbeit generell erfährt, vorgetragen
von Dalman 6 , besagt, sie sei in linguistischer Hinsicht fehlerhaft:
Wellhausen z.B. mache keinen Versuch, seine Beobachtungen vom aramä-
ischen Satzbau oder Sprachgebrauch her durch vorhandene Quell en pa 1ä-
stinisch-aramäischer Literatur zu erläutern.

1 21930 = 1965. Zu seiner Darstellung der früheren Arbeiten siehe


45-57. Zu einem historischen Uberbl ick über die Arbeit an dem Problem
der aramäischen Quellen der Apostelgeschichte siehe M. Wilcox, The Se-
mitisms of Acts, 1965, 1ff.
2 1896; vgl,' 72-140. Eine historische Skizze des frühchristI ichen
Interesses an diesem Gegenstand findet sich 7-35.
3 1905; 21911.
4 Philologica Sacra, 1896.
5 Philology of the Gospels, 1898, 193f.
6 AaO., 49f.
Trotz dieser beträchtlichen Mängel ist jedoch vieles aus der Arbeit größere und kl ei nere "Städte", und besonders für die befesti gten Ort-
dieser früheren Forscher von bleibendem Wert. Nicht jeder Aramaismus schaften Palästinas, für die sowohl in der LXX als auch im Neuen Te-
muß erschöpfend "dokumenti ert" werden; ei ne aramäi sche Sprachei gen- stament nOALS; gebraucht wird, ist N:;'.,:;, das gebräuchliche Wort; im Tar-
tümlichkeit kann so bekannt sein, daß Erläuterungen dazu überflüssig gum Pseudojonathan zu Num 24,19 wird N:;'.,:;, für Rom verwendet.
sind. Und in anderen Fällen sind Beispiele aus der Literatur leicht Eine Beobachtung Nestles' in seiner Philologica Sac:r>a 1 , von Dalman
beizubringen. In wenigstens zwei Fällen dieser Art in der Arbeit von nicht beachtet, ist wert, ins Gedächtnis zurückgerufen zu werden. Nest-
Wellhausen und Nestle tat Dalman dem Beweismaterial Unrecht, und die le zitierte aus einem privat zirkulierenden Aufsatz von Field (of the
alternativen Erklärungen, die er anbot, sind weit weniger zufrieden- Hexapla), über die "Erste überlieferte Äußerung Jesu Christili, dessen
stellend als die, die er ablehnte. Behauptung, €V TOtS; TOÜ nCXTpO!;; llOU in Lk 2,49 sei ei n fehl übersetztes
Wellhausens brillante Vermutung, daß die synoptischen Varianten hebräisches ':lt< n'.:l; dieses "original Hebräische" hätte von Lukas
}(CX,MpLOOV (Mt 23.,26) und öOTE EAETlllOOUVTlV (Lk 11.,41) auf dakkau bzw. mit EV Ti) OL}(Cq TOÜ ltClTPOS llOU wiedergegeben werden müssen: die LXX-
zakkau zurückgehen, und daß bei Lukas das erstere, "reinigen", fälsch- Wiedergabe von n':l, gelegentlich mit dem Plur. neutr. des bestimmten
lich als das letztere, "Almosengeben", gele'sen wurde, hat die Kritik Artikels, z.B. Gen 41,51; Est 5,10; 6,12; 7,9; Hi 18,19, wurde zur Un-
überlebt 1 • Der von Dalman, wenn auch mit offensichtlichem Zögern, er- terstützung dieser Vermutung herangezogen; und des Irenäus überset-
hobene Wi derspruch gegen di e Mögl i chkei t ei ner Verwechsl ung zwi schen zung von Joh 14,2, EV TOtS; TOÜ nCXTpO!;; lloU 2 , für den griechischen Text
den beiden Verben ist unrealistisch; und seine alternative Erklärung, des Johannes, €V T~ OL}(Cq TOÜ ncxTpos; llOU, wurde als Beispiel der um-
Lukas bi ete ei ne Art Aus 1egung des matthäi schen }(CX~apLOov, wonach das gekehrten Fehlübersetzung zitiert 3 •
"Reinigen" des Bechers in der Verteilung seines Inhalts als Almosen Was Field für das Hebräische behauptete, gilt auch für das Aramä-
bestehe, ist ge~ünstelt. ische: das aramäische ~N n'.:l ist doppeldeutig und kann auf beide
Es mag sei n, daß Mn EAETlllOOUVTlV bei Lukas weni ger ei ne Fehl über- Arten wiedergegeben werden; F.C. Burkitt. gab äie altsyrische überset-
setzung als ei ne fa 1sche, aber bewußte I nterpretati on des Aramäi schen zung von EV TOtS; TOÜ ncxTpos llOU in Lk 2,49, nämlich ('):lN n'.:l, tatsäch-
ist; was um so 1ei chter sei n kann, wenn, wi e We 11 hausen behauptete, lich mit "at my Father's House" wieder4 ; dies wäre eine einwandfreie
die beiden Ve'rben ursprüngl ich gleich geschrieb'en wurden. Aber die Wi edergabe des Syri schen, wenn es ni cht ei ne übersetzung von Lk 2., 49
Entstehung der lukanischen Lesart ist ganz sicher in einem falschen wäre; Burkitts falsche übersetzung illustriert gleichwohl die Doppel-
Verständnis des aramäischen dakko, "reinigen", zu finden (dakkau ist deutigkeit des Aramäischen.
eine syrische Form). Nach Wellhausen und Nestle, und teilweise gleichzeitig mit ihren
Auf Nestles Erklärung, "Städte", bei Lukas, in seiner Form des mat- Arbeiten, stellen die Studien Dalmans den bedeutendsten Beitrag zum
thäischen Gleichnisses von den Talenten (Lk 19,17f.), sei das Ergebnis Gegenstand dar 5 • Dalman verwarf alle Theorien von schriftlichen aramä-
eines Mißverständnisses von p.,:;,:;" "Talente" (P:J.,:;' bedeutet "Städte"), ischen Quellen als unbewiesen und glaubte, daß wir nur für die Worte
erwiderte Dalman, p:;,.,:;, sei nicht das gewöhnliche Wort für "Städte" Jesu das Recht hätten, ei nen 1etzten aramäi schen Ursprung anzunehmen.
im palästinischen Aramäisch 2 • Es gibt tatsächlich ein gebräuchlicheres Ob er berechtigt war, den Umfang sei ner Studien derart ei nzugrenzen,
Wort, das dem Wort nohs; entspricht, nämlich NnJ'10; doch für beide,
1 49. 2 Ausgabe Harvey. 1 I. 428.

1Einleitung 2 • 27; vgl. Dalman. aaO •• 50 und 71. Seide Verben sind 3 Zum Gebrauch von EV TaL!;; in den Papyri im Sinne von "in the house
in diesen Bedeutungen für das jüdisch-palästinische Aramäisch gut be- of". siehe Moulton. Pro1.. 103.
4 Evangelion da-Mepharreshe. I. z.St.
zeugt; ':JT. "Almosen geben". von Dalman selbst. aus dem palästinischen
Talmud (Die Worte Jesu. 71). - 5 Die Worte Jesu. 21930 = 1965; Jesus-Jeschua. 1922 = 1967; Gram-
• 2 Die Worte Jesu. 53. Dieser Vorschlag wurde von Nestle erstmalig matik des. jüdisch-palästinischen Aramäisch. 21905 = 1960; Aramäische
In der ThLZ 22 (1895) gemacht; er wurde wiederholt in seiner Philolo- Dialektproben. 21927 = 19,60; Aramäisch-neuhebräisches Handwörterbuch
gica Sacra. 22. und gutgeheißen von Meyer. aaO •• 137. zu Targum. Talmud und Midrasch. 1938 = 1967.

2 3
blei bt zu überl egen. I n sei ner Untersuchung der Worte Jesu stand das Me i nung und zah 1rei cher mutmaß 1i cher Rekonstrukti onen des Aramäi schen
exegetische Interesse an erster Stelle: Dalman war weniger daran inter- schuf er ei ne neue übersetzung. Er gründete sei ne Sch 1ußfo 1gerungen
essiert, das Ausmaß des Einflusses des Aramäischen auf die Sprache der hauptsächlich auf Beispiele von Fehlübersetzungen aramäischer Origi-
Evangelien zu erwägen oder zu beurteilen; er wählte eine Anzahl der nale. Die meisten seiner Beispiele von Fehlübersetzungen .;. und ver-
bedeutsams ten Begriffe, wi e "Oi e GottesherrschaftlI, "Di e Wel t", liDer schi edene von Burney - unterl i egen jedoch schwerwi egenden Bedenken.
Vater im Himmel", aus und suchte sie im Lichte ihrer jüdischen Bezugs- Torreys Versuch ei ner ne~en übersetzung der Evange lien vor ei ner an-
wörter zu erläutern. Die Worte Jesu, die unter diesen Themen bespro- gemessenen Darbietung des philologischen Beweismaterials war verfrüht.
chen wurden, wurden in ihrer jüdisch-a~amäischen Form und in ihrem Seine zweite, umfassendere Studie 1 , in der das sprachliche Beweismate-
Zusammenhang untersucht. Der Zwei g des pa 1ästi ni schen Ara~äi sch, dem rial vollständiger dargeboten wurde, wäre von größerem Wert 'gewesen,
Da lman für sei ne Rekonstruktion der Worte Jesu di e größte Bedeutung wenn sie für den Aramäischforscher erstellt worden wäre und nicht als
beimaß, war das Aramäische der jüdischen Targumim zum Pentateuch und "populäre" Lektüre für jene, die das Aramäische nicht kennen oder nur
zu den Propheten 1 • ei ne geri nge verwertbare Kenntni s davon haben; das Bewei sma teri a 1 ist
Neben Dalman sind C.C. Torrey und C.F. Burney die bekanntesten Na- oft zu seh~ vereinfacht und zu unvollständig.
men; beide versuchten, die Existenz aramäischer Originale zu beweisen, Burneys Hauptzugang war in dieser Hinsicht der richtige, auch wenn
1etzterer für das vi erte Evange 1i um 2 ; Burney 1egte in ei ner späteren es ihm nicht gelang,' seine Theorie eines aramäischen Originals für das
Arbeit eine Studie über die Poesie Jesu vor 3 • Torrey ging so weit, in ganze Johannesevangelium zu beweisen; er untersuchte die Grammatik und
seiner ersten größeren Arbeit zu behaupten, daß allen vier Evangelien die Syntax des Evangeliums im Lichte unserer Kenntnis der aramäischen
aramäische Originale zugrunde liegen Lt ; und auf der Grundlage dieser Sprache.
Beide, Burney und Torrey, gingen das Studium des Aramäischen Jesu
1 Siehe unten, 15ff. mit denselben linguistischen Voraussetzungen an wie Oalman, daß näm-
2 The Aramaic Origin of the Fourth Gospel, 1922.
3 The Poetry of Our Lord, 1925.
1ich das Aramäi sche des Onkelos- und des Prophetentargums der beste
Lt The Four Gospels: A New Translation, 1933; er machte eine Aus- Repräsentant des Aramäischen Jesu sei.
nahme bei Lk 1-2 (hebräisch), bei Zitaten aus dem Alten Testament
(hebräisch) und bei Joh 21 (griechisch). Eine frühere Arbeit ist seine
Kürzlich sind zwei wichtige Artikel aus der Feder des verstorbe-
Studie Composition and Date of Acts, 1916. nen A.J. Wensinck aus Leiden erschienen 2 ,' Der zweite dieser beiden,
Außer den zitierten Hauptwerken hat Torrey eine Anzahl von Arti-
keln zu diesem Gegenstand geschrieben; z.B. in Studies in the History
of Rel igions, Presented to C.H. Toy, 1912, 269-317; HThR 16 (1923), Aramäische: in Recherches de science rel igieuse, Bd. 17 und 18, "Quel-
305-344. ques aramaismes.sousjacents au grec des tvangiles" und "Notes philolo-
Die Arbeiten von Burney und Torrey gaben dem Studium dieses Gegen- giques sur les Evangiles".
standes in Amerika einen neuen Anstoß; siehe z.B. die Artikel im PThR Einige äußerst wichtige Beobachtungen sind von J. Jeremias gemacht
26, im JBL 49, 51 und 53 und Im JNES 1. Torreys neuester Artikel ist: worden: in seinen Büchern: Die Abendmahlsworte Jesu, 31960, Die Gleich-
"Jul ius Wellhausen's Approach to the Aramaic Gospels" in der ZDMG 101 nisse Jesu, 71965, Jesu Verheißung für die Völker, 21959, Neutestament-
(N.F. 26), 125-137. I iche Theologie I, 1971, sowie in etl ichen Zei tschri ftenaufsätzen und
Aramäischer Einfluß wurde in toto abgelehnt von E.C. Colwell, The Art i ke I n für das ThWNT; zur "B i bl i ograph i e Joach im Jeremi as 1923-1970",
Greek of the Fourth Gospel, 1931. Eine sehr brauchbare Besprechung und in der sie alle nachgewiesen sind, vgl. E. Lohse - Ch. Burchard - B.
Zusammenfassung von Schlußfolgerungen zu Markus sind in dem Kapitel Schaller, Ed., Der Ruf Jesu und die Antwort der Gemeinde. Festschrift
"The Semitic Background of the Gospels" in V. Taylors The Gospel ac- für J. Jeremias, 1970, 11-35 (Ergänzung vom Ubersetzer).
cording to St. Mark, 1952, zu finden. Beachte auch unter den früheren Arbe i ten A. Sch I atter, Sprache und
Unter den neueren kontinentalen Arbeiten sind die Kommentare von Heimat des vierten Evangelisten, 1902 = K.H. Rengstorf, Ed., Johannes
A. Schlatter zu erwähnen (der sich jedoch mehr mit rabbinischen und und sein Evangel ium, 1973,28-201. 1 Our Translated Gospels.
hebräischen Parallelen befaßte) und P. Joüons "L 'Evangile de Notre- 2 "The Semitisms of Codex Bezae and their Relation to the non-
Seigneur Jesus-Christ, traduction et commentaire du texte original Western Text of the Gospel of Saint Luke", in: Bulletin of the Bezan
grec, compte tenu du substrat semitique", Verbum Salutis 5, G. Beau- Club 12, 1937; der frühere Artikel war "Un Groupe d' Aramaismes dans le
chesne, editeur, 1930. Letztere Arbeit enthält die Ergebnisse einer Texte Grec des ~vangiles"" Mededeelingen der koninklijke Akademie von
Anzahl detaillierter Studien mit ausdrücklicher Bezugnahme auf das Wetenschappen, Afdeeling Letterkunde, Deel 81, Serie A, No. 5.

5
"The Semitisms of Codex Bezae", stellt sowohl von den Prinzipien des als im anderen, so ist anzunehmen, daß der "aramaisierende" Text" der
Zugangs zum Aramäischen der Evangelien als auch von einigen seiner Er- Art des Griechischen, das die Apostel schrieben, nähersteht. Andere
gebnisse her den bedeutendsten Fortschritt der letzten Jahre zu diesem große Texte hatten den öL6p.ßWOLS;-Prozeß durchlaufen; ihr gl a tteres
Gegenstand dar. Wensinck teilte nicht länger Dalmans Meinung über die Griechisch ist das Werk späterer Herausgeber.
Bedeutung des targumischen Aramäisch; und er dehnte seine Untersuchun- Kann der Bezae-Text i rgendwe 1che Ansprüche erheben, ei nen ursprü·ng-
gen auf den Text des Kodex Bezae aus. Di e mei sten anderen Aramäi sch- licheren Texttyp darzustellen als die des Kodex Vaticanusund Sinaiti-
forscher, besonders Torrey und Burney, hatten ihre Untersuchungen ent- cus?" Wenn ja, dann ist Wensincks Zugang gerechtfertigt, und dann sollte
weder auf den Text von Westcott und Hort oder auf den von Tischendorf "der Bezae-Text als der beste Repräsentant des "westlichen" Textes al-
gestützt. l erdi ngs in jede Untersuchung über das Aramäi sche Jesu und der Evan-
Drei wichti ge kriti sche Bemerkungen zu den früheren Arbeiten von gelien, einschließlich der Lukas-Apostelgeschichte, aufgenonunen werden.
Da1man, Torrey und Burney und zu den Studien ihrer Vorgänger und Zeit- Bei einem solchen textlichen Zugang wird sich darüber hinaus das Stu-
genossen, wie J.T. Marsha11 1 oder A. Meyer, sind zu machen. Sie gelten dium des Aramäischen der Evangelien nicht nur mit einem Beurteilen des
in geringerem Umfang auch für die Pionierarbeiten von Wellhausen und lhnfangs des aramäischen Einflusses oder mit Fragen der Quellenkritik
Nestle. befassen; es könnte auch zur Textkritik der griechischen Evangelien
(1) Während Dalmans Kritik an der Unzulänglichkeit des linguis- einen Beitrag leisten. Auch dieser textliche Zugang wird im folgenden
tischen Zugangs bei Wellhausen und Nestle völlig gerechtfertigt war, Kapitel ausführlicher besprochen.
kann seine weitergehende Behauptung (die ohne Kritik von den nachfol- (3) Di e dritte kri ti sche Bemerkung zu früheren Arbei ten, besonders
genden Arbeitern auf diesem Felde akzeptiert wurde), das targumische zu den jüngeren Studien von Torrey und Burney, soll im vorliegenden
Aramäisch sei die primäre Autorität für die Sprache Jesu, nicht mehr Kapitel dargelegt werden. Beide, Torrey und Burney, maßen mutmaßlichen
gelten. Diese kritische Bemerkung, zusammen mit Vorschlägen für einen Feh 1übersetzungen des Ar"amäi schen als Nachwei s der Quell e große Bedeu-
neuen Zugang zur Sprache Jesu, wird im folgenden Kapitel entfaltet. tung bei. Fehlübersetzung eines Originals ist tatsächlich der beste
(2) Bi sher haben sich die mei sten Aramäi schforscher der Evange 1 i en Nachweis der Obersetzung 1 ; aber es ist zweifelhaft, ob sie jemals wis-
fast ausschließlich auf die Untersuchung der Aramaismen in nur einem senschaft1 i chen Wert als Bewei smi tte 1 haben kann, ausgenommen inden
Text·, dem von Westcott und Hort oder dem von Ti schendorf, beschränkt. Fällen, wo wir nicht nur die Obersetzung, sondern auch das Original be-
Di e ungeprüfte Annahme bei di esem textl i chen Zugang zum Gegenstand sitzen. Sogar dann ist ein demonstrativer Nachweis nicht immer möglich:
war, daß kei n anderer Text densel ben Anspruch auf das Vertrauen der nicht alle Syrischforscher akzeptieren Burkitts Ansicht, die Thomas-
Forscher habe als der beste einzelne Repräsentant der apostolischen akten seien ein ursprünglich syrisches Werk und das Griechische eine
Urschriften. Wensinck, als einziger unter den modernen Forschern, da- Obersetzung, obwohl wir beides, das Syrische und das Griechische be-
bei aber der Tradition von We11hausen, Nestle und Blass folgend, schloß sitzen und Burkitt seine Hypothese weitgehend auf angebliche Fehlüber-
in seine Untersuchungen den Text des Kodex Bezae ein und war dadurch setzungendes Syrischen durch den griechischen Text stützte 2 • Was unter
imstande zu behaupten - als ein Ergebnis seines Vergleichs des Bezae- günstigsten Umständen nicht immermöglich ist, wird übermäßig schwierig,
Textes mit nichtwestlichen Texten von Lukas -, nicht allein, daß es wenn es kein Original zum Vergleichen mit der "Dbersetzung ll gibt.
erheblich mehr Beweise für aramäischen Einfluß im Bezae-Lukas gibt, Wenn ei n klarer Fa 11 von Feh 1übersetzung des Aramä ischen inden Eva n-
sondern auch, daß di e Iso 1i erung und Feststellung von Arama ismen in ge 1 i en oder der Apos tel geschi chte ausgemacht werden kann, muß der Bewei s
diesem Text wesentlich zur Lösung des großen textlichen Problems bei- ausführ1 ich dargeleg~ werden. Zwei Forderungen gibt es, die wir berech-
trägt. Denn wenn der aramäische Einfluß in einem Text ausgedehnter ist
1 Vgl. Burney,Aramaic Origin, 101.
2 Vgl. Evangelion da-Mepharreshe, 11,101; JThSt 1 (1900), 28of.;
1 In: Expositor, Serie IV, 2, 3, 4, 6, 8. 2 (1901), 429; 3 (1902), 94.

6 7
"The Semitisms of Codex Bezae", stellt sowohl von den Prinzipien des als im anderen, so ist anzunehmen, daß der "aramaisierende" Text der
Zugangs zum Aramäischen der Evangelien als auch von einigen seiner Er- Art des Gri echi schen, das di e Apostel schri eben, nähersteht. Andere
gebnisse her den bedeutendsten Fortschritt der letzten Jahre zu diesem große Texte hatten den öt..op{}wot..s-Prozeß durchlaufen; ihr glatteres
Gegenstand dar. Wensinck teilte nicht länger Dalmans Meinung über die Griechisch ist das Werk späterer Herausgeber.
Bedeutung des targumischen Aramäisch; und er dehnte seine Untersuchun- Kann der Bezae-Text irgendwelche Ansprüche erheben, einen ursprüng-
gen auf den Text des Kodex Bezae aus. Di e mei sten anderen Aramäi sch- licheren Texttyp darzustellen,als die des Kodex Vaticanus und Sinaiti-
forscher, besonders Torrey und Burney, hatten ihre Untersuchungen ent- cus?Wenn ja, dann ist Wensincks Zugang gerechtfertigt, und dann sollte
weder auf den Text von Westcott und Hort oder auf den von Ti schendorf der Bezae-Text als der beste Repräsentant des "westlichen" Textes al-
gestützt. l erdi ngs in jede Untersuchung über das Aramäi sche Jesu und der Evan-
Drei wichtige kritische Bemerkungen zu den früheren Arbeiten von gelien, einschließlich der Lukas-Apostelgeschichte, aufgenommen werden.
Dalman, Torrey und Burney und zu den Studien ihrer Vorgänger und Zeit- Bei ei nem solchen text 1i chen Zugang wi rd sich darüber hinaus das Stu-
genossen, wie J.T. Marshal1 1 oder A. Meyer, sind zu machen. Sie gelten dium des Aramäischen der Evangelien nicht nur mit einem Beurteilen des
in geringerem Umfang auch für die Pionierarbeiten von Wellhausen und Umfangs des aramäischen Einflusses oder mit Fragen der Quellenkritik
Nestle. befassen; es könnte auch zur Textkritik der griechischen Evangelien
(1) Während Dalmans Kritik an der Unzulänglichkeit des linguis- einen Beitrag leisten. Auch dieser textliche Zugang wird im folgenden
tischen Zugangs bei Wellhausen und Nestle völlig gerechtfertigt war, Kapitel ausführlicher besprochen.
kann sei ne wei tergehende Behauptung (di e ohne Kritik von den nachfo 1- (3) Die dritte kritische Bemerkung zu früheren Arbeiten, besonders
genden Arbeitern auf diesem Felde akzeptiert wurde), das targumische zu den jüngeren Studien von Torrey und Burney, soll im vorliegenden
Aramäisch sei die primäre Autorität für die Sprache Jesu, nicht mehr Kapitel dargel egt werden. Bei de, Torrey. und Burney, maßen mutmaßl ichen
gelten. ,Diese kriti sche Bemerkung, zusammen mit Vorschl ägen für einen Fehlübersetzungen des Ar'amäischen als Nachweis der Quelle große Bedeu-
neuen Zugang zur Sprache Jesu, wird im folgenden Kapitel entfaltet. tung bei. Fehlübersetzung eines Originals ist tatsächlich der beste
(2) Bisher haben sich die meisten Aramäischforscher der Evangelien Nachweis der übersetzung 1 ; aber es ist zweifelhaft, ob sie jemals wis-
fast ausschließlich auf die Untersuchung der Aramaismen in nur einem senschaftl i chen Wert als Bewei smitte 1 haben kann, ausgenommen in den
Text, dem von Westcott und Hort oder dem von Ti schendorf, beschränkt. Fällen, wo wir nicht nur die übersetzung, sondern auch das Original be-
Di e ungeprüfte, Annahme bei di esem textl i chen Zugang zum Gegenstand sitzen. Sogar dann ist ein demonstrativer Nachweis nicht immer möglich:
war, daß kein anderer Text denselben Anspruch auf das Vertrauen der nicht alle Syrischforscher akzeptieren Burkitts Ansicht, die Thomas-
Forscher habe als der beste einzelne Repräsentant der apostolischen akten seien ein ursprünglich syrisches Werk und das Griechische eine
Urschriften. Wensinck, als einziger unter den modernen Forschern, da- übersetzung, obwohl wi r bei des, das Syri sche und das Gri echi sc he be-
bei aber der Tradition von Wellhausen, Nestle und Blass folgend, schloß sitzen und Burkitt seine Hypothese weitgehend auf angebliche Fehlüber-
in seine Untersuchungen den Text des Kodex Bezae ein und war dadurch setzungen des Syri schen durch den gri echi schen Text stützte.2. Was unter
imstande zu behaupten - als ein Ergebnis seines Vergleichs des Bezae- günstigsten Umständen nicht immermöglich ist, wird übermäßig schwierig,
Textes mit nichtwestlichen Texten von Lukas -, nicht allein, daß es wenn es kein Original zum Vergleichen mit der "übersetzung 11 gibt.
erheblich mehr Beweise für aramäischen Einfluß im Bezae-Lukas gibt, Wenn ein klarer Fall von Fehl übersetzung des Aramäischen in den Evan-
sondern auch, daß di e Iso 1 i erung und Festste 11 ung von Aramai smen in ge 1i en oder der Apos te 1geschi chte ausgemacht werden kann, muß der Bewei s
diesem Text wesentlich zur Lösung des großen textlichen Problems bei- ausführlich dargeleg~ werden. Zwei Forderungen gibt es, die wir berech-
trägt. Denn wenn der aramäische Einfluß in einem Text ausgedehnter ist
1 Vgl. Burney, Aramaie Origin, 101 •
.2Vgl. Evangelion da-Mepharreshe, 11,101; JThSt 1 (1900), 280f.;
1 In: Expositor, Serie IV, 2, 3,4,6,8. 2 (1901), 429; 3 (1902), 94.
6 7
I
f
~
tigterweise an alle solche mutmaßlichen Beweise oder Nachweise stellen r ohne ihre Hände lIUYllfj, mit der Faust (1nl~. "4igmod). zu waschen" 1 • Aber
können: die Fehlübersetzung muß zumindest glaubhaft sein; und das ver-
mutete Aramäisch muß möglich sein.
I 1nl; (= lIUYll~) kann nur als das hebräi sche ~lf gedeutet und gelesen
werden; das angeblich aramäische Wort N1nu. IFaust" 2 • von dem 1nl;,
Seide Vergehen, unglaubhafte "Fehlübersetzungen" und unmögliches \. lIUYll~, abgeleitet sei, erscheint in keinem Lexikon. überdies bedeutet

Aramäisch, gehören zu den übelsten Merkmalen neuerer Arbeiten über das das hebräische 1nl niemals i'Faust"; 1nl, aramäisch N1'n'1l, wie auch
Aramäische der Evangelien. Nahezu zwei Generationen nach J.T. Marshalls ltUYlln, als sein Äquivalent, bedeutet "Elle", die Länge des Armes vom

totalem Fehlschlag, die Existenz eines "aramäischen Evangeliums" durch Ellbogen bis zur Fingerspitze.
interne Beweise von "Fehlübersetzung ll nachzuweisen, und nach dem wohl- Die wahrscheinlichste Erklärung für das ungewöhnliche ltUYll~ VCltTEO-
durchdachten Urteil des großen OxforderSemi ti sten S. R. Driver über ßaL ist die von J. Lightfoot gegebene, der Parallelen aus dem Talmud

eine solche Arbeit, werden immer noch dieselben Fehler gemacht. Alle über das ritue 11 e Händewaschen vor dem Essen anführte, da s ni cht über
Di al ekte der Sprache werden nach ei nem Ausdruck oder Sprachgebrauch das Handgelenk hinausgehen darP. Das Händewaschen war abgestuft ent-
durchstöbert, und seien sie noch so selten und ungebräuchlich, um eine sprechend dem Grad der rituell en Verunrei ni gung. Wenn ei n strenger
Schwierigkeit zu erklären. Es gibt sogar Fälle, wo aramäische Wörter, Ritualist vom Markt kam, erforderte diese beträchtliche Verunreinigung
die gar nicht existieren oder in den Lexika oder der Literatur über- ein "Untertauchen" der Hand bis zum Handgelenk in besonderes Wasser,
haupt ni cht zu fi nden si nd, erfunden werden; und. so 1ches Falschgeld ni cht weni ger als vi erzi g Sea, enthalten in e; nem besonderen Becken.
wird dann von Nichtfachleuten unaufhörlich in Umlauf gesetzt. Das "Ei ntauchen" der Hand oder das Gießen von Wasser über die Hände
S. R. Dri vers Urteil über Marshall s Arbeit verd i ent ungekürzt zi- bei geri ngeren Graden ritueller Unrei nheit erforderte ni cht solche
tiert zu werden: umständlichen Vorkehrungen oder Vorbereitungen. Die talmudischen Rede-
"Beim übersetzen in eine Fremdsprache ist es zweifellos besser, vor- wendungen sind "untertauchen ·bis zum Handgelenk" (P"'lDil 1:V ~~:l\)) und
sichtig ~tatt kühn zu sein, eher (wenn es geht) zu gewissenhaft in der "eintauchen oder reinigen bis zum Handgelenk" (P'1Dil 1:V 'I!1n oder ~\J.l).
Wah 1 der Ausdrücke als nicht gewi ssenhaft genug; und ich kann ni cht ver- Das markinische ßanCZ:;EoßaL in Vers 4 entspri cht der ersten Redewendung,
stehen, wie Prof. Marshall für sein original aramäisches Evangel ium Wör- in der auf den ersten Typ ritueller Waschung Bezug genommen sein wird;
ter al sgegeben voraussetzen konnte, bei denen ei n wenn auch noch so ltUYllQ VCltTEoßaL wird der zweiten Redewendung entsprechen. Wir sollten

geringer Zweifel bestand, ob sie zu recht und richtig gebraucht waren daher denmarkinischenAusdruck als Äquivalent der talmudischen Wendung
und ob sie wirklich und unstreitig den Sinn hatten, den er ihnen bei- nehmen, im Sinne von "die Hände in ritueller Waschung reinigen" lt •
legte. Aber wi eder und wi eder fi nden wi r, daß er Wörter gebrauchte, Zu Mk 14,3 (vgl. Mt 26.6).-'meinte Torrey, ECllwVOS; Toi) AEltPOi) ent-
denen ein ZweifeL anhaftet: es sind nicht die gewöhnlichen und natür- halte eine Fehlübersetzung von lC'1l, gaioaba, "Topfhändler"; dieselben
1 ichen Wörter, die man erwartet; manchmal sind es Wörter, die überhaupt Konsonanten seien falsch gelesen worden als N.:n~, AE:lIpOS;5. Das Sub-
nicht existieren; ein andermal sind es entweder sehr seltene Wörter. stantiv N:l'1l ist das gebräuchliche Wort für "Aussätziger", und im
deren genaue Bedeutung nicht ohne weiteres bestimmbar ist. oder es si nd Targum findet sich ein anderes Wort mit denselben Konsonanten, das
. Wörter. die den geforderten Gedanken nicht wirklich ausdrücken" 1 • "Weinschlauch" bedeutet. Aber in keinem Lexikon erscheint ein Substan-
Die folgenden Beispiele von Fehlübersetzungen aus neueren Arbeiten tiv N:l'1l, das "Topfhändler" bedeutet 6 •
sind entweder unglaubwürdig. linguistisch anfechtbar oder gar beides.
Zu Mk 7,3 vermutete C.C. Torrey, daß ein ursprünglich aramäisches 1 The Four Gospels, z.St., und Dur Translated Gospels, 93.
The Four Gospels, z.St. 3 In seinen Horae Hebraicae, z.St.
"die Juden essen überhaupt nicht ('1nl~, Zigmar). ohne ihre Hände zu 2
lt Vgl. C.H. Turner, "Markan Usage", JThSt 29 (1928), 278.
waschen" • falsch wiedergegeben worden sei mit "die Juden essen nicht, 5 The Four Gospels, z.St.,.und Dur Translated Gospels, 96.
6 Mt 26,6 (D) hat AE:1tpWOOÜ; das entsprechende aramäische Adjektiv

1 Expositor, Serie IV, 8, 428.


ist l:l'l, ein Wort, das leicht mit dem (talmudischen)
"'1), "Weber", verwechselt werden kann.
""1
(targumisch

8 9
Torreys Rekonstruktion des Aramäischen von Apg 2,47 ist von einer xaTEAaßEV sei eine Fehlübersetzung von ;-'~j7N, "verfinstern", das in
Anzahl von Forschern akzeptiert worden; in Beginnings 01 Christianity ;'~j7, "annehmen", verlesen worden sei 1 • Eine ähnliche Fehlübersetzung
sprach J. de Zwaan von dieser "glänzenden Beobachtung Torreys 11 1 , und wird in Joh 12~35, Lva jl~ OXOTCa ujläS; HaTaAaßI), vermutet. Aber welche
F. J. Foakes-Jackson pfl i chtete bei, daß IIhi nter di esem und anderen Bedeutung auch immer man xaTEAaßEV hier geben mag, es ist ni cht ei n-
merkwürdigen AusdrUcken ein aramäisches Original steht" 2 • fach "annehmen" und kann daher nicht mit ;'~j7 gleichgesetzt werden. Es
Torrey wies die gewöhnl iche LXX-Bedeutung von ht T~ alJTO, IIzusam- könnte möglich sein, daß im ursprünglich Aramäischen N;~j7 i1';~j7 N;,

men" (hebräi sch nn'), zurück und nahm an, daß di e gri echi sche Rede- "die Finsternis hat es nicht angenommen", zu lesen war, ein charakte-
wendung des Lukas das aramäische I'nn; falsch wiedergebe; das Adverb ristisches aramäisches Wortspiel. Den gleichen Gedanken finden wir in
finde sich in der palästinisch-syrischen übersetzung von Joh 17~ 23 und Vers 11. Aber wi r haben noch Ha'tEAaßEv als Wi edergabe von ;, ~j7 zu er-
in der syrischen übersetzung von Joh 11,52. In jüdischen Dialekten des klären. Ist es vielleicht eine griechische Interpretation, wobei die
Aramäi schen bedeute es "sehr" (crcpoc5pa), und es sei das targumi sche Wahl des gri echi schen Verbs veranlaßt ist durch sei nen i diomati schen
Äquivalent von lNn: ein Kompositum aus ;, "zu", 4nd ln, lIeiner" = Gebrauch für Finsternis oder Nacht, die eine Person "überrascht"? Man
Nln; sei mi t Eltt Ta a\JTO falsch übersetzt worden. Di e ri chti ge über- vergleiche Joh 12~35 oder Diodor 20,86: Tfis; VUXTOS; xaTaAaßouOns;.
setzung sei die folgende: "Und der Herr fügte täglich den Gerett~ten Eine von Burneys wertvollsten Beobachtungen dieser Art ist die, daß
sehr hinzu." ~ovoYEvnS; aEOS; in Joh 1,18 ein fehlübersetztes Ni1;N l'i1' ist: lider
Doch wenn Lukas das Aramäische übersetzte, dann bot er, wie Howard Einziggeborene Gottes" 2 • Sie ist von anziehender Einfachheit, ist frei
gezeigthat 3 , die richtige Wiedergabe von Nln;, nämlich crcpoc5pa, so in von philologischen Schwierigkeiten, und die griechische Lesart ist un-
Apg 6,7. Ein noch ernsterer Anstoß ist die angenommene Gleichsetzung gewöhnlich. Ebenso merkwürdig wäre jedoch die Unwissenheit des über-
von ht Ta allTO und Nln;; das Zeugni s der syri schen übersetzungen ist setzers, der de~ Schni tzer machte_, es sei denn, wi r be~rachten sei ne
unanwendbar; Nln; entspri cht dort ei ner ganz anderen Redewendung: d.s; "Version" als bewußte theologische Interpretation des Aramäischen.
EV. Das aramäische Adverb Nln; kann im Griechischen nie durch Eltt Ta Ähnliche Einwände, meistphilologischerArt, könnten bei den meisten
atJTO vertreten werden; das aramäi sche Äqui va 1ent für di e gri echi sche Beispielen von "Fehlübersetzungen" des ursprünglich Aramäischen gemacht
adverbiale Redewendung des Lukas ist Nln~~. werden, die von Torrey und Burney beigebracht wurden 3 • Dennoch wäre es
Zu Joh 1,5 griff Burney den früheren Vorschlag von C.J. Ball auf, unfair, eine Anzahl wertvoller Vorschläge dieser bei den Forscher, die
glaubhaft und in ihrem vermuteten Aramäisch vernünftig sind, zu über-
1 Siehe Composition and Date of Acts, 10f. und Beginnings of Chri- sehen. Einige von ihnen sind sicherlich die besten und wahrscheinlich
stianity I, 2, 55; 4, 30. die richtigen Erklärungen der Schwierigkeiten im Griechischen. Und nur
2 HThR 10 (1917), 358. . 3 Moulton, Gramm. 11, 473.
4 Dieses Adverb bedeutet beides, "zusammen" und "zur selben Zeit", bei solchen Beispielen, in denen ein Fall von Fehlübersetzung sowohl
z.B. Jes 65,25, hebräisch lnN:J (LXXä~a), Dan 2,35, aramäisch Nln:J (LXX glaubhaft als auch philologisch vernünftig ausgemacht werden kann, ist
ö'\la). Letztere Bedeutung würde zu Apg 2,47 (D) passen: "Und zur seZben
Zeit fügte der Herr die zur Gemeinde hinzu, die gerettet werden soll ten"; diese unsichere Zugangsmethode gerechtfertigt. "Die faszinierende Jagd
das Adverb weist zurück auf Vers 46 - sie verharrten im Gebet im Tem- auf aramäische Originale mag zu einem hohen Prozentsatz von richtigen
pel, brachen Brot von Haus zu Haus, "und zur seZben Zeit fügte der Herr
die zur Gemeinde hinzu, die gerettet werden sollten". . Vermutungen führen; aber es sind dennoch nur Vermutungen, es sei denn,
Neues Licht ist auf den seltsamen lukanischen Ausdruck 1tPOOTL~EvaL ein eindeutiger Fehler im Griechischen kann durch eine aramäische Form
ht Tb atlTo gefallen: durch die genaue Parallele ln'; tJntlNi1:J in dem
Manual of Discipl in (ed. von M. Burrows, 1951), Tafel V, Zeile 7, indem
diese Wendung "sich der Gemeinde anschließen" bedeutet. Die entspre-
chenden Qumran-Belege sind jetzt vollständig von M. Wilcox, aaO., 93ff. 1Aramaic Origin, 29f.
geprüft worden. Dies ist die vollständigste Bearbei-tung, die für diesen 2Ebd., 40. Prof. G.D. Kilpatrick lenkte meine Aufmerksamkeit auf
idiomatischen lukanischen Ausdruck verfügbar ist, und der IIQumran- die Lesart (0) \lovoYEvns; (ohne Ul,OS; oder ~E6d, und er fügte hinzu,
Sprachgebrauch" scheint überzeugend für den Sinn limit der (christ- daß einige meinen, dies sei das Ursprüngl iche.
I ichen) Gemeinde verbunden sein" in Apg 2,47 zu sprechen. 3 Vgl. G.R. Driver, in Jewish Guardian, Jan. 1923.

10 11
aufgeklärt werden, die den Irrtum erklärt und als Bestätigung dient ll1 •
seid Söhne (von)" lauten soll; das aramäische "nN pJ:l "nN konnte auf
Verschiedene von Burneys und Torreys überzeugenderen Beispielen von bei de Arten wi edergegeben werden 1. überdi es fäll t das 1ukani sche "und
Feh 1übersetzungen werden in späteren Kapite 1n ei ngehend untersucht; ihr bautII, verglichen mit der klaren Aussage bei Matthäus, deutlich
besonders wertvoll sind des ersteren Forschers Beispiele für die fehl- ab. Ein beabsichtigtes Wortspiel durch Gebrauch zweier derart ähnlich
übersetzte aramäi sche Parti ke 1 1. Di e folgenden bei den Bei spi el e aus kl ingender Wörter kann im Aramäischen dieses Spruches aus Q sehr wohl
der Arbeit Torreys verdienen die Bezeichnung IIbrillant ll
• und sie haben ursprünglich sein 2 •

Anspruch auf denselben Rang wie Wellhausens Beobachtung zu Mt 23 3 26 Wilcox erinnerte an zwei Beispiele angeblicher Fehlübersetzung in
(Lk11 3 41). Apg 2,47 und 3,14, die beide einen hohen Grad von Wahrscheinlichkeit
Zu Lk 1,39 vermutete er, ds n6AL.v 'Iouöa sei eine Fehlübersetzung haben 3 . Das erste ist die Bezae-Variante }(6al1ov für Aa6v, die mög-
entweder des hebräi schen il1Hl" nJ 'iY.l 7N oder des aramäi schen 11il'7 licherweise aus der Verwechslung von NY.l;Y und Nny im ursprünglich Ara-
NnJ'1Y.l, das heißt lIin die Provinz, das Land Judäa ll
, EtS TTIV xwpav Tns mäischen herrührt (diese Verwechslung ist auch im Hebräischen möglich).
'IouöaCas; das semitische NJ'1Y.l kann entweder IIProvinz li oder IIStadt li Alternativ könnte man vorziehen. den Einfluß einer syrischen überset-
bedeuten 2Der Einwand, es könne nicht nachgewiesen werden. daß NJ'1Y.l,
. zung auf D nachzuweisen, in der NY.lY und NY.l7y in ähnlicher Weise ver-
als Lukas schrieb, die Bedeutung IIStadt ll hatte, ist unbegründet, 'so- wechselt wurden. Keine der beiden Erklärungen kann mehr als wahrschein-
fern es das allgemeine Aramäisch, unbeeinflußt durch örtlichen Sprach- 1 ich sei n, denn es ist auch mögl ich. die Veränderung von Aa6v in >l6allov

gebrauch, angeht. Aber es ist begründet anzunehmen, daß NJ'1Y.l, örtlich als das Werk eines Kopisten zu erklären, der den Eindruck, den diese
und speziell in Palästina, für IIdie ProvinzII, das heißt Palästina selbst, frühen Bekehrten auf die IIganze Welt" machten, vergrößern wollte.
gebraucht wurde 3 . Di e determini erte Form NnJ '1Y.l bedeutet IIStadt ll , und Das zweite Beispiel ist die Bezae-Variante EßapuvaTE (d aggra-
die bei den Formen und Verwendungen wurden in der Regel. unterschieden. vastis) für npvnaaa-ßE in Apg 3,14: hier kann das Ursprüngliche von
Das aramäi sche N11il' nJ'1tl n17 4 kann entweder mit EtS n6AL.v 'Iouöa oder npvnaaa.eE (zweifell os der "wahreIl Text) im Aramäi schen (oder Hebrä-
mit EtS TTIV xwpav Tns 'IouöaCas übersetzt werden. Ein übersetzer, der isthen) nur "n'9~ oder '~~~1~ gewesen sein. Es ist vermutet worden,
kein palästinischer Jude war, mag mit dem speziell jüdisch-palästini- daß die Variante Eßapuva-re: durch Verwechslung der Wurzeln '!)~ und ':l~
schen Gebrauch des Wortes nicht vertraut gewesen sein und es mi t dem oder :n~ und 1:l~ (so Torrey) entstanden sei. Wilcox neigte dazu, Tor-
geläufigen Wort IIStadt ll wiedergegeben habens. reys Erklärung vorzuziehen,' aber er schlug vor, "ni:l~N. Aphel (=
An Lk 11 3 48 = Mt 23 3 3.1
ist sicherlich merkwürdig, daß die matthä- EßapuvaTE). zu lesen. statt Torreys "ni:l~, das, was keineswegs sicher

ische Parallele zum lukanischen lIihr baut ll - seltsamerweise - lIihr ist, sßapuva-re: bedeuten soll. Derselbe Zweifel haftet jedoch ebenso
dem Aphel an, das (wie sein syrisches Äquivalent) eher lIerzürnenll als
Moulton, Gramm. 11, 16.
1 IIbedrücken ll (ßapuvELv) bedeutet. Ni chtsdestoweni ger ersehe; nt ei ni ges
2In HThR 17 (1924),83-89; vgl. Our Translated Gospels, 82f. an einer solchen Erklärung dieser seltsamen Variante als wahrschein-
3 Maimonides kannte das ganze Palästina als IIdie Provinz ll (J. Levy,
Chaldäisches Wörterbuch über die Targumim und einen großen Theil des lich. denn es ist schwierig, sich vorzustellen, ein Kopist sei auf
rabbinischen Schriftthums I I, 31866 = 1959, 10). irgendeinem anderen Wege auf EßapuvaTE gekommen. Eine andere Vermutung
4 Wo erscheint Torreys IIstereotypesli Nn)'"TY.l "T'il'7 (Vgl. HThR 17
(1924), 8n. ist. ein übersetzer, von einem ursprünglichen "n:l1~ (oder "n,!)~)
S Könnte das griechische n6ALS nicht sogar etwas von der umfassen- ausgehend, habe EßapuvaTE zu npvnaaa-ßE hi nzugefügt: auf dem Wege ei-
deren Bedeutung von N.l'11'l = IIProvinz, Regierungsbezi:rak ll , speziell in
aramäisch/syrisch-sprachigen Gebieten, übernommen haben? (Siehe fer- nes alternativen '\!1!) (= Auslegens) anhand des Originals, vielleicht
ner: Wilcox, 5ff., 42ff.) weil er das aramäische Wort im hebräischen Sinne verstand; oder er
~u Mk 6,21 hat der syh für Tns raALAaCa~ die interessante Marginal-
variante Nnp"Tl'li, also Tn~ n6AEw~. Im Kontext wird keine IIS ta dt ll er-
wähnt, und IIVerwaltungsbezirk ll , IIProvinz", für sich allein, erscheint 1 Our Translated Gospels, 103f.
unvollständig: vielleicht lautete der von syh gelesene Text Tns raAL- 2 Für ein anderes Beispiel dieses Wortspiels siehe unten, 145.
AaCas n6AEws (NnJ'"T1'l N'7'1;l), die IIProvinz Gal i läa ll . 3 AaO., 1ff. und 140ff.

12 13
könnte eine Variante gefunden haben, die durch Entstellung entstanden
war, z.B. "n'D, und sie im Sinne von "bedrückt" verstanden haben.
Dieses Erweisverfahren, die Fehlübersetzung des Aramäischen, da es,
B. DER LINGUISTISCHE UND DER TEXTLICHE ZUGANG
weil notwendi gerwei se mutmaß 1ich, nur ei nen sekundären Wert haben kann,
sollte gleichwohl nicht völlig ignoriert werden. Aber es muß mit größ- 1. Der linguistische Zugang
ter Behutsamkeit gehandhabt werden.
Aramäisch war eine der großen Sprachen des zivilisierten Ostens. Seine
Die Erfüll ung ei ner dri tten Voraussetzung ist wünschenswert. Das
Blütezeit lag zwischen dem sechsten und demdritten Jahrhundert. v.Chr.;
stärkste Argument zugunsten einer Fehlübersetzung ist seine innere
während der Periode, da orientalische Reiche die zivilisierte Welt be-
Wahrscheinlichkeit in seinem aramäischen Kontext. Mögliche Fehlüber-
herrschten, war es das internationale Medium für Verwaltungs-, Kultur-
setzungen sollten ni cht als iso 1i erte Phänomene untersucht werden,
und Handelsbeziehungen vom Euphr.at bis zum Nil, sogar in Ländern, in
sondern, soweit mögl ich, in ihrem Zusammenhang im aramäischen Spruch
denen es kei ne ei nheimi sc he semiti sche Kultur gab. Es wurde di e Spra-
oder Passus. Der Rat S.R. Drivers ist wieder wert, vollständig zitiert
che der Juden, wann genau, ist nicht bekannt, wahrscheinlich aber wäh-
zu werden: " ... um sie (die übersetzung und Feh1über~etzung des Aramä-
rend des und nach dem Exil.
ischen) richtig beurteilen zu können, brauchen wir nicht isolierte
Mit dem Aufkommen des Reiches Alexanders wurde die aramäische Spra-
Redewendungen, sondern ganze Verse oder zumindest ganze Sätze, rück-
che überall in der zivilisierten Welt abgelöst durch die Koine, aber
übersetzt ins Aramäische, und den Ursprung der Varianten in den Par-
Griechisch verdrängte das Aramäische unter den Juden Palästinas oder
alleltexten, eine nach der anderen geprüft und erklärt" 1 •
Babylons nie völlig, oder unter Menschen mit semitischer Kultur in Sy-
rien und Mesopotamien, wo Griechisch zwar gepflegt wurde, Aramäisch
aber - in einem seiner Hauptzweige, Syrisch - gleichwohl die haupt-
säch1 ich gesprochene und geschriebene Sprache des Vo1 kes war, Sogar
weit im Westen, im syri schen Antiochien, blühte im ersten Jahrhundert
das Syrische neben dem Griechischen und war dort so fest etabliert wie
das Jüdisch-Aramäische in Palästina 1 ,
Vier Sprachen waren im Palästina des ersten Jahrhunderts' zu fin-
den: Griechisch war die Sprache der gebildeten "hellenisierten" Klas-
sen und das Medi um der Kul tur- und Handel sbeziehungen zwi schen Juden
und Ausländern; Latein war die Sprache der Besatzungsarmee und scheint
in gewissem Umfange, nach lateinischen Entlehnungen im Aramäischen
zu urteil en, auch für Zwecke des Handels und ganz ohne Zweife 1 auch
des römi schen Rechts ged i ent zu haben; Hebräi sch, di e hei 1i ge Spra-
che der jüdischen Schriften, versorgte den gelehrten Juden unaufhör-
lich mit einem wichtigen Hilfsmittel literarischer Ausdruckskraft
und wurde als gesprochene Sprache in den gelehrten Kreisen der Rab-
bis gepflegt; Aramäisch war die Sprache der Landbevölkerung und stell-
te, zusanmen mit dem Hebräischen, das hauptsächlichste literarische
c
1 Nöldeke sprach von ."dem halb-griechischen ll Antiochien (Syriac
1 Expositor, Serie IV, 8, 430f. Grammar, xxxi i).
14
15
Medium des palästinischen Juden des ersten Jahrhunderts dar; Josephus in welchem Umfang die griechischen Evangelien in "übersetzungsgrie-
schrieb seinen Jüdischen RPieg in aramäisch und übersetzte ihn später chisch" geschrieben sind oder es verkörpern oder wieviel Aramäisch-
ins Griechische 1 • einfluß in ihnen entdeckt werden kann.
Wenn Jesus ein galiläischer Rabbi war, ist es nicht unwahrschein- Das Aramäischstudium an den Evangelien war hauptsächlich an diesem
lich, daß er sowohl das Hebräische als auch das Aramäische gebrauchte, Prob 1em i nteres si ert. Aber Aramäi sch kann auch in anderer als inder
besonders, wie T.W. Manson vermutet hat, in seinen förmlichen Disputa- jüdisch-palästinischen Form die Arbeit der Evangelisten und die frühe
tionen mit den Pharisäern 2 . M.H. Segal ist so weit gegangen zu behaup- übertragung ins Gri echi sche beei nfl ußt haben. Wei thi n wurde Syri sch
ten, daß das Mischna-Hebräisch, die Art Hebräisch, die wir in der gesprochen und geschrieben, besonders in Antiochien, dem ersten großen
Mischna finden, tatsächlich ein gesprochener Dialekt in Judäa zur Zeit christlichen Zentrum, und es gibt eine respektable überlieferung, wo-
Christi war 3 • Im palästinischen Talmud findet man Aramäisch und Hebrä- nach Lukas in dieser Stadt geboren ist 1 • Wenn der dritte Evangelist
i sch zugl ei ch, manchmal in Form ei ner Art MischspT'ache; Sätze, halb ein "Syrer aus Antiochien" war, war er wahrscheinlich zweisprachig,
hebräisch, halb aramäisch, sind dem Leser des Talmud geläufig, und mit Syrisch als seiner Zweitsprache. überdies war das palästinisch-
di ese künstl i che Sprache rabbi ni schen Ursprungs könnte sehr wohl vor jüdische Aramäisch ein außerhalb Palästinas wenig bekannter Dialekt:
wie nach dem Fall Jerusalems in Gebrauch gewesen sein 4 • vieles von der palästinisch-aramäischen Evangelienüberlieferung mag
Die Evangelien wurden in einer überwiegend hellenistischen Umwelt durch das gebräuchlichere Medium des Syrischen gegangen sein, bevor es
geschrieben, und sie wurden in griechisch geschrieben. Aber Griechisch endlich in griechisch niedergeschrieben wurde. Daher mag sowohl der
war weder di e Muttersprache ihrer Zentra lfi gur, noch di e der ersten Einfluß des Syrischen als auch der des jüdisch-palästinischen Aramäisch
Apostel, wenn es ihnen auch nicht unbekannt war. Jesus muß sich im zur Formung des Evangelien-Griechisch beigetragen haben.
galiläischen Dialekt des Aramäischen unterhalten haben, und sein Leh- Ein palästinisch-aramäischer Zugang zu den Evangelien hat ~rößere
ren geschah wahrscheinlich fast gänzlich in aramäisch. Den griechi- Hindernisse zu überwinden als eine Untersuchung des Syrisch-Einflusses.
schen Evangelien muß daher eine palästinisch-aramäische überlieferung Im "Falle des letzteren gibt es keinen Mangel an syrischer Literatur,
zugrunde liegen, auf jeden Fall aber den'Sprüchen und der Lehre Jesu, das meiste davon stammt zwar aus einem späteren als dem ersten Jahr-
und diese überlieferung muß irgendwann vom Aramäischen ins Griechi- hundert, aber es hat ei nen genügend großen Umfang und ausrei chende Ei n-
sche übersetzt worden sein. Einige haben gedacht, daß die Evangeli- heitlichkeit und linguistische Integrität, um die grammatischen, syn-
sten selbst die übersetzer dieser aramäischen Quellen der Evangelien takti schen und 1exi kographi schen Probleme vergl ei chswei se ei nfach zu
waren; wenn sie nicht selbst übersetzt haben, müssen sie sicherlich gestalten. überdies ist es ein gut bearbeitetes Studiengebiet. Das pa-
frühe übersetzungen als Quellen benutzt haben. Das "Aramäisch-Problem" lästinische Aramäisch dagegen stellt uns vor ein größeres Problem.
der Evangelien ist also, aufgrund innerer Anzeichen herauszufinden, Der literarische Nachlaß des westaramäischen Dialekts enthält
das Aramäische der jüdischen Kolonie von Elephantine (ca. 500-400
1 Einleitung, § 1; vgl. Altertümer, 12,2. Dalmans wichtige Studie v.Chr.)2, die aramäischen Teile aus Esra (ca. 500-450 v.Chr.) und
zu den drei Hauptsprachen Palästinas im ersten Jahrhundert, "Die drei Daniel (ca. 200 v.Chr.), das Aramäische der jüdischen Targumim oder
Sprachen", in seinem Buch Jesus-Jeschua, sollte zu Rate gezogen werden.
Diese Sprachen waren fürdenjuden Aramäisch, Hebräisch und Griechisch, Paraphrasen des Pentateuchs, der Propheten und Hagiographen, die ara-
die erstere und die letztere im täglichen Gebrauch, besonders in den
mäischen Teile des palästinischen Talmuds und der Midraschim, sama-
Städten. Die Ergebnisse zur allgemeinen Frage der Sprache Jesu in
Dalmans Studie können als sicher erwiesen betrachtet werden: Jesus mag ritanisches Aramäisch (ein Pentateuch-Targum, eine Liturgie usw.) und
griechisch gesprochen haben, aber er sprach und lehrte sicherl ich in
aramäisch.
2 Teaching of Jesus, 46f.
3 Mishnaic Hebrew Grammar, 17. Eusebius, H.E. 3,4 und Hieronymus, de vir. illustr.
1
4 Vgl. A. Merx, Die vier kanonischen Evangel ien, Lukas, 418, wo ein E. Sachau, Aramäische Papyrus und Ostraka aus Elephantine, 1911
2
Beispiel dieser MischspT'ache bequem untersucht werden kann. und A.E. Cowley, Aramaic Papyri of the Fifth Century, 1923.

16 17
christlich-palästinisches Syrisch, das hauptsächlich aus übersetzungen und zu den Propheten den besten Repräsentanten des frühen pal ästi ni schen
von Teilen des Alten und des Neuen Testaments besteht. Letztere sind Aramäisch zu finden glaubte 1 •
a 11 e 1ange nach dem zwei ten Jahrhundert n. Chr. entstanden: wi r bes itzen .Dalman unterschied zwei Dialekte oder Formen des jüdisch-palästi-
keine aramäische Schrift von einigem Umfang, die dem ersten Jahrhundert nischen Aramäisch, die eine werde repräsentiert durch das alttestament-
angehört 1 ; Josephus' Jüdisaher Krieg, in seinem Original aramäisch, liche Aramäisch und das Aramäische der Targumim zum Pentateuch und zu
ist mit praktisch aller zeitgenössischen aramäischen Literatur verlo- den Propheten, die ander.e durch die populären aramäischen Anekdoten
rengegangen. Aramäische Quellen aus der Zeit zwischen dem zweiten des 'palästinischen Talmuds, zusammen mit Teilen des palästinischen
Jahrhundert v. Chr. und dem zweiten Jahrhundert n. Chr. 1iegen bekanntl ich Kommentars zum Alten Testament in den älteren haggadischen Midraschim.
ei ni gen apoka 1ypti schen und pseudepi graphi schen Schriften der Juden Erstere bezeichnete er als "judäisch" und entdeckte in ihr den litera-
zugrunde, aber sie existieren nur noch in übersetzungen. Wir sind daher rischen Typ des palästinischen Aramäisch, der von Jerusalem als kul-
für unsere Vorstellungen über das palästinische Aramäisch des ersten turellem Zentrum herkam und im Palästina des ersten Jahrhunderts als
Jahrhunderts auf Quellen angewiesen, die entweder äl~er als das zweite allgemeine "Schriftsprache" benutzt wurde. Die wichtigen Teile des
Jahrhundert v.Chr. und nicht alle palästinisch oder jünger als das palästinischen Talmuds und der Midraschim reichen zurück in eine Zeit,
zweite Jahrhundert n. Chr. und zumei st Obersetzungen aus dem Gr:i echi- in der das Zentrum jüdischer Lehre von Jerusalem nach Untergaliläa
schen oder Aramäischen sind 2 • verl egt worden war und wurden dementsprechend im ga 1i1 äi schen Di al ekt
Durch das fast völlige Fehlen mit den Evangelien gleichzeitiger des palästinischen Aramäisch verfaßt.
literarischer aramäischer Schriften wird die Frage nach dem besten Ge- Da sowohl das literarische Aramäisch Judäas als auch der Dialekt
brauch der wirklich vorhandenen Wissensquellen wichtig. Wo in der vor- seiner Heimat, Galiläa, von Jesus gebraucht worden sein können, trug
1 i egenden westaramäi schen Li tera tur fi nden wi r al11 wahrschei n1ichs ten Da lman bei sei ner Rekonstruktion der Worte Jesu bei den Dialekten, dem
di e Sprache, die das pa 1ästi ni sche Aramäi sch des ersten Jahrhunderts "judäischen" und dem "galiläischen", Rechnung. Für seine beiden Dia-
am ehesten repräsentiert? lekte sind seine literarischen Quellen hauptsächlich das targumische
Auf diese Frage sind verschiedene Antworten gegeben worden. In und, je nachdem, das talmudische Aramäisch. Aber sie sind nicht beide
ihnen allen ist der Wert des älteren Aramäi sch sowei t wi e mögl ich von gleichem Wert oder Gewicht. Es war das Aramäische der Targumim von
anerkannt. Zum Hauptgegenstand der Debatte ist der Vergleichswert Onkelos zum Pentateuch und von Jonathan zu den Propheten, in denen
der späteren Quellen geworden, die um vieles umfangreicher sind als Da 1man den verwandtesten Repräsentanten des Aramäi schen des ersten
die ältere Literatur. F. Schulthess wollte im christlich-palästini- Jahrhunderts fand. Dem ga 1i1 äi schen Aramäi sch und dem Aramäi schen der
schen Syri sch den aramäi schen Dialekt gefunden haben, der dem Aramä- weniger bekannten Targumim, dem Targum Pseudojonathan (Jeruschalmi I)
ischen der Evangelien am nächsten verwandt ist 3 , und er wurde darin und dem Fragmententargum (Jeruschalmi II und III) zum Pentateuch und
von zwei Cambri dger Forscheri nnen, Agnes Smith Lewi sund Margaret den Targumim zu den Hagiographen, ihnen allen wies er einen sekundären
Dunlop Gibsan, unterstützt~. Ihre Ansicht wurde von Dalman verworfen, Platz zu; das palästinische Syrisch und das samaritanische Aramäisch
der im Aramäi schen der kanoni schen jüdi schen Targumim zum Pentateuch waren ihm von noch geringerer Bedeutung.

1 Die Worte Jesu, 72. In Auseinandersetzung mit einer zeitgenössi-


schen Kritik, daß er dabei sei, eine rabbinische Sahulspraahe zum Mo-
1 Vgl. unten, 39f. Eine vortreffl iche Diskussion dieses Problems dell einer lebenden Sprache zu machen, räumte Dalman in seiner 2. Aufl.
bietet M. Burrows, "Translation of the Gospels", in JBL 53 (1934), der Worte Jesu (371) den galiläisch-aramäischen Teilen des Talmuds und
16ff. der Midraschim eine weit größere Bedeutung ein als dem targumischen
2 Eine maßgebl iche Darstellung aramäischer Dialekte und ihrer Lite- Aramä i sch.
ratur liefert F. RosenthaI, Die aramaistische Forschung, 1939. Vg I. J. Jeremias, "0 i e aramä ische Vorgesch I chte unserer Evange 1 I en",
3 Das Problem der Sprache Jesu, 1917; vgl. 30f. in ThLZ 9 (1949), 528 und meine Notiz zu "The Aramale Spoken by Christ
~ Codex Climaci Rescriptus, 1909, xvi. and Lk. 14.5", in JTS 1 (1949),60.

18 19
Es gi bt zwei Hauptei nwände gegen di ese hohe Wertschätzung des Ara- wertvollen Fundes semitischer Dokumente dar, der jn der jetzt berühm-
mäischen von Onkelos und Jonathan für die Sprache Jesu. Erstens: es ten Geni za oder Rumpe 1kalMler ei ner Synagoge ~ n Alt-Ka i ro gemacht wurde.
gibt das Hebräische an vielen Stellen so wörtlich wieder, daß es Si e bestehen aus fünf ansehnl ichen Fragmenten ei nes pa 1ästi ni schen
IIhebraisierendes ll Aramäisch wird. Der Name 1I0nkelos il ist selbst eine Pentateuchtargums, nicht Onkelos, und ist von diesem Targum sehr ver-
Hebraisierung des griechischen Namens "Aquila Il1 • Und Onkelos ist tat- schieden, sowohl im Text als auch in der Sprache. Die Manuskript-
sächl ich der IIAqui 1a ll der aramäi schen übersetzungen, wenn auch der fragmente sind einer Zeit etwa zwischen 700 und 900 n.Chr. zugeordnet
falsche Gebrauch des Aramäischen nicht so offenkundig ist, wie Aquilas worden.
Entstell ung des gri echi schen Sprachgebrauchs. Zweitens: es ist wohl- Das samaritanische Pentateuchtargum liefert die einzige Parallele
bekannt, daß die Targumim von Onkelos und Jonathan einige Zeit in zu dem Typ des Targumtextes, den wir in den neuen Manuskripten finden.
Babylon waren und Spuren des babylonisch-aramäischen Einflusses an Das neue Targum ist oft eine freie Paraphrase mit haggadischen Zu-
ihrer Sprache zurückgeblieben sind 2 • sätzen und setzt gel egentl ich ei nen zugrunde 1i egenden hebräi schen
Dalman war sich dieser Schwierigkeiten wohl bewußt. Auf IIHebraismen ll Konsonantentext voraus, der von unserem masoreti schen Text abwei cht.
und auf Abwei chung vom a ramäi schen Sprachgebrauch durch Gebrauch des Zwei der Fragmente (0 und E) enthalten ein Targum derselben Passage
Hebräischen müsse Rücksicht genommen werden 3 • Trotzdem, wenn dies ge- der Genesis (0, Gen 38,16-26; E, Gen 38,16 bis 39,10), und ein Ver-
tan werde, sei dieses Aramäisch, besonders in der freien Paraphrase, gleich der beiden Texte zeigt, daß die Varianten beträchtlich sind.
die dem Hebräischen nicht genau folge, immer noch unser zuverlässig- Varianten von einiger Konsequenz sind im Onkelostargum praktisch un-
ster Führer zum frühen IIjudäischen ll Dialek't. Den Umfang des babylo- bekannt. Bei dem neuen palästinischen Pentateuchtargum haben wir es
nischen Einflusses veranschlagte Dalman nicht als· hoch; dieses ost- mit einem Typ jüdischen Targums zu tun, der niemals, wie der Text von
aramäische Element in der Sprache der Targumim beeinflusse ihren im Onkelos, endgültig ediert und mit dem masoretischen Text in überein-
wesentlichen palästinischen Charakter nur unerheblich. stimmung gebracht worden ist, sondern der selbst in verschiedenen Sta-
Neuere Aramäi schfunde haben dem zwei ten Ei nwand größeren Nachdruck dien seiner übertragung noch frei verändert worden ist.
verl iehen und gezei gt, daß Da 1man den Wert des targumi schen Aramäi sch Diese palästinischen Pentateuchtargum-Fragmente, das ist offen-
für das Aramäische der Evangelienperiode überschätzt hat, während sein kundig, sind Beweismaterial für ein Stadium in der Entwicklung des
Urteil über die Bedeutung der Sprache der weniger bekannten Targumim Targums, das der Periode in der Geschichte des hebräischen Textes
und des palästinischen Syrisch und des samaritanischen Aramäisch prak- vor seiner Standardisierung als offizieller masoretischer Text ent-
tisch umgekehrt worden ist, im Falle der beiden letzteren zugunsten spricht oder der Geschichte des Korantextes zu der Zeit,. in der die
der Meinung von Schulthess, vielleicht mit einer geringfügigen Ein- Rezensionen, die in Basra, Kufah, Horns und Damaskus in Gebrauch wa-
schränkung. ren, alle in verschiedenen Graden voneinander abwichen. Onkelos ent-
Im selben Jahr, in dem die zweite Auflage seines Buches Die Worte spricht hier dem Standardtext des Koran, hergestellt unter dem Kalifat
Jesu erschien, wurden Fragmente eines neuen palästinischen Pentateuch- Othmans. Daß solch ein Targum, wie es die neuen Fragmente enthalten,
targums veröffentlicht-. Die neuen Manuskripte stellten einen Teil des jemals in Palästina in Umlauf war, zu der Zeit, in der Onkelos dort
die maßgebliche Norm war, ist völlig unmöglich: aber wir wissen, daß
Die Worte Jesu, 66.
1
es noch bis ins zehnte Jahrhundert hinein in Palästina benutzt wurde;
Vgl. Nöldeke, Die semitischen Sprachen, 1887, 32.
2 daher ist die Folgerung unvermeidl ich, daß Onkelos, wie wir es ken-
3 Die Worte Jesu, 66.
- Paul Kahle, Masoreten des Westens 11, 1930. In.The Cairo Geniza, nen, noch im zehnten Jahrhundert n.Chr. in Palästina gänzlich un-
1947, 21962, hat Kahle seine zuerst in IIMasoreten des Westens 11 11 bekannt war 1 •
dargelegte Ansicht über die Bedeutung dieses neuen Materials für
die Sprache Jesu weiterentwickelt. Siehe besonders 129ff. (2. AufI.,
200ff.) • 1 Vgl. Masoreten des Westens I I, 12*.

20 21
Oie babylonische Phase in der Geschichte des Onkelostargums ist dem Datum der übersetzung). Das Targumfragment A von' Ex 21; 22 ist
dunkel; alles, was hinreichend sicher zu sein scheint, ist, daß der eine Wiedergabe und Paraphrase, die nicht später als im ersten Jahr-
Name Onkelos dem Targum zum ersten Mal im babylonischen Talmud ge- hundert n.Chr. erstellt wurde; es enthält halachisches Material, das,
geben wurde und daß die babylonischen Schulen dieses Targum sehr wenn man es m; t den Vorschriften der Mi schna vergl ei cht, als vor-
schätzten 1. Im Lichte des Wi ssens, das wi r durch di e Entdeckung und mischnaisch, vielleicht sogar vorchristlich, bezeichnet werden muß.
durch di e Auswertung des neuen Targums gewonnen haben, daß näml ich überdies war es solch ei.n altes palästinisch-aramäisches Pentateuch-
Onke los im zehnten Jahrhundert in Pa 1ästi na ni cht beka nnt gewesen targum, das die Grundlage des Peschitta-Pentateuchs bildete 1 • Das Ent-
oder nicht offiziell benutzt worden sein kann, besteht die Vermu- stehungsdatum des letzteren ist unbekannt, aber es ist gewiß nicht
tung, daß das Onkelostargum frühestens im neunten oder im zehnten später als im zweiten Jahrhundert n.Chr., vielleicht sogar früher,
Jahrhundert von Babylon nach Pa 1äs ti na ei ngeführt und dort zum offi- anzusetzen.
ziellen kanonischen Targum wurde und - daß die jüngst entdeckten Frag- Sprachlich am verwandtesten sind diesem Targum das samaritanische
mente nach diesem Erei.gnis gesammelt und zum Vergessen in der Geniza Aramäisch und das christlich-palästinische Syrisch 2 • Der literarische
verdammt wurden. Nachlaß dieser beiden palästinischen Dialekte ist vergleichsweise
Der Einfluß dieser Entdeckung auf unsere Beurteilung des Wertes von jung, aber ihre enge sprachliche Verwandtschaft zum palästinischen
Onkelos für das palästinische Aramäisch des ersten Jahrhunderts ist Pentateuchtargum beweist, daß ihr Wert si.eher größer ist als der des
offenkundi g und von großer Bedeutung: "Beim Onkelostargum haben wi r Onkelos oder Jonathan.
es mit einem offiziellen ... Targum ... zu tun, das in einer Sprache In einem der Beispiele, in denen wir eine Umschreibung eines ara-
abgefaßt wurde, die nie wirklich so gesprochen wurde und die der Be- mäischen Wortes in den Evangelien finden, stimmt die Aussprache des
dingung Rechnung tragen mußte, sowohl in Palästina als auch in Babylon Wortes, wie sie in der Evangelien-Umschreibung erhalten ~ebl;eben ist,
verständlich zu sein. Daher konnte weder der vorliegende palästinische mit der Aussprache in dem neuen Targum überein, gegen die des Onkelos-
noch der babylonische Dialekt verwendet werden" 2 • Das Onkelostargum, targums 3 • Das ~aßßouvC, ~aßßouvEC der Evangelien (Mk 10,51; Joh 20,16)
das ist sinnfällig, und das Prophetentargum, das sich an ihm ein
1 Siehe P. Kahle, aaO., 3*f.; vgl. C. Peters, "peschitta und Targu-
Muster nahm, waren weitgehend im künstlichen Aramäisch der·jüdischen
mim des Pentateuchs", in Museon, Bd. 48.
Schulen abgefaßt. Es ist ein reines Schul produkt, auch wenn seine 2 Vgl. P. Kahle,aaO., 11*.
3 Vgl. The Cairo Geniza, 129. J. J.eremias (aaO.,528) lenkte die
Grundlage letzten Endes ein palästinisch-aramäisches Targum war. Es
Aufmerksamkeit auf den Gebrauch von (N}~J ,~ in den Genizafragmenten:
kann daher für die Sprache Jesu nur als sekundäre Autorität b~trachtet "1 ne i nem bedeutsamen Aufsatz: 'The Background of the Term "Son of Man"'
werden. (Expository Times 59 (1948), 283-288) hat •.• John Bowman darauf hin-
gew i esen, daß inden neuen Fragmenten, 'i n Gn. 4, 14 Ba r-Nash i s used
Di e Sprache des pa 1ästi ni schen Penta teuchtargums dagegen ist ei n for "anyone" while in Gn. 9,5-6 Bar-Nasha (thrice) and Bar-Nash (twice)
alike translate Ha-Adam, man' (286). Auch dieser weite Gebrauch von
Aramäisch des ersten Jahrhunderts. Nicht nur deutet die große Zahl von
'Menschensohn' entspricht dem Sprachgebrauch der Evangel ien, in denen
Entlehnungen aus dem Griechischen in ihm auf eine Abfassungszeit hin, das Wort, z.B. Mk. 2,28, die Bedeutung 'der Mensch' (im generischen
in der palästinisches Aramäisch in einer hellenistis~n-tTrTiWeTt-- ge- Sinne) haben dürfte; Dalmans (auf dem Targum Onkelos fußende, von ihm
selbst aber später erhebl ich modifizierte) These, daß Nf~'~ nicht
sprochen wurde, sondern Teile seines Textes könne~ff Sicherheit dem der palästinischen Umgangssprache angehört habe, ja in der älteren
ersten chri stl i chen Jahrhundert oder noch frü er zugeordnet werden jüdisch-aramäischen Literatur vollständig unerhört sei, ist demnach
definitiv ad acta zu legen."
(das vergleichsweise späte Datum der Manuskri· e hat nichts zu tun mit Ein Beispiel von N~J ,~ für "Mensch" (generisch) im freien Aramäisch
des palästinischen Pentateuchtargums, auf das Prof. T. Jansma aus Leiden
meine Aufmerksamkeit lenkte, erscheint in den Ginsburger Fragmenten zu
Gen 49,22; zu~J ,~, "jemand", vgl. Ber. rabba, sect. 7, Anfang (ed. J.
1 Vgl. P. Kahle, Masoreten des Ostens, 1913, 203. Theodor, 1927). Zu Mk 2,28 siehe T.W. Manson, Conjectanea Neotestamentica
2 Masoreten des Westens 11,11*; vgl. The Cairo Geniza, 122ff. (2. 11,1947 und meinen Artikel "The Son of·Man in the Teaching of Jesus",
Au f I ., 191 ff . ) . Expository Times 60, 34ff. und unten, 106ff. und Anhang E, 310f.

22 23
erscheint mehrmals in den neuen Targumfragmenten; so in 0, Gen 44,18, Die dafür gewöhnl ich angebotene Erkl ärung. ist di e von Strack gege-
wo es zweimal voll als '~~::lJ vokalisiert zu finden ist; in anderen bene: liDer Targum zu den Sprüchen ist ei ne jüdi sc he Bearbei tung des
Fällen ist die Vokalisation des Wortes nicht vollständig (0, Gen 44,5; Peschi ttha- Textes" 1 ; sol ch ei ne Ansicht ist so weni g überzeugend. wi e
A, Ex 21,4.5.8). Dalman gibt zwei Belege für das Wort an, der erste, die mit inbegriffenen Umstände; die Verpflichtung der Synagoge gegen-
'~i::l! vokalisiert, ist Onkelos Gen 33,11, der zweite, I-<J.li::l., vokali- über der christlichen Kirche, ihrTargumbetreffend, ist ohne Parallele
siert, Onkelos Gen 23,6, beide in dem Sinne gemeint, denTdas 'Wort im- inder Geschi chte der Bezi ehungen zwi schen Judentum und Chri stentum.
mer hat, wenn es im palästinischen Pentateuchtargum begegnet, im Sinne Keine Folgerung in bezug auf die Beziehung der beiden Texte ist ohne
von "menschlicher Herr" 1 • In der jüdischen Literatur allgemein i~t das deren Untersuchung und Vergleich möglich. aber es mag sein, daß genau
Wort inder Rege 1 für den "göttl i chen Herrn 11 reservi ert 2 • Sei n Gebrauch das Gegenteil eingetreten ist: daß die syrische Kirche ihre Version
im palästinischen Pentateuchtargum zeigt, daß es im früheren palästi- der Proverbien von der jüdischen Synagoge übernahm, wie sie es beim
nischen Aramäisch für einen menschlichen Herrn nicht ungewöhnlich ge- Pentateuch tat 2 • In diesem Falle müssen die Originale des Targums zu
wesen sein kann. Die Aussprache des Nomens im Onkelos steht im Gegen- den Proverbien älter sein als die Peschitta.
satz zu der korrekten palästinischen Aussprache des neuen Targums, die Die aramäischen Teile des palästinischen Talmuds und der Midra-
mit der Evangelien-Umschreibung übereinstimmt. schim, geschrieben im galiläischen Dialekt, stellen eine unserer
Das Targum Pseudojonathan, das Fragmententargl,Jm und das Targum wertvollsten Quellen für die Sprache Jesu dar. Es ist wahr, daß sie
zu den Hagiographen sind allgemein als viel spätere Produkte als On- ei ner Peri ode des vi erten bi s sechs ten Jahrhunderts angehören und daß
ke los betrachtet worden und ihre Sprache fo 1gl ich als von ger i ngerer zwischen ihr und dem ersten Jahrhundert. bestimmt Veränderungen in der
Bedeutung für das Aramäische einer früheren Periode; Dalman ignorierte gesprochenen und geschriebenen Sprache stattgefunden haben müssen,
sie zwar nicht völlig, bewertete aber ihr Zeugnis als nicht sehr hoch. aber sie können kaum sehr weitreichend gewesen sein. Das Aramäische
Es ist Jedoch von viel größerem Wert als er dachte: die Grundlage der des palästinischen Talmuds ist besonders wertvoll für die Sprache
sogenannten Targumim jeruschalmi ist tatsächlich Onkelos, aber in sie Jesu, nicht nur wegen sei ner Identität mit dem von ihm gesprochenen
ist einiges des früheren halachischen Materials des palästinischen galiläischen Dialekt, sondern, was vielleicht noch wichtiger ist, weil
Pentateuchtargums eingebracht worden 3 • Dieses Aramäisch, wenn Onkel os es kein Obersetzungsaramäisch, sondern eine originale übersetzung ins
daraus entfernt worden ist, ist ein Zeuge für dieselbe Art von palä- Aramäische ist, geschrieben im einfachen, unl iterarischen Stil der
stinischem Aramäisch, wie sie in den Fragmenten des palästinischen volkstümlichen Anekdote. Eine Anzahl dieser aramäischen Anekdoten sind
Targums aus der Geniza enthalten ist. von Dalman veröffentlicht worden 3 , aber wesentlich mehr sind noch,
Das Targum zu den Hagi ographen erl angte nie irgendei ne Positi on unter diesem Gesichtspunkt nicht geprüft, im gewaltigen Talmudtext
von Einfluß oder Autorität in der Synagoge; seine" Redaktion war in- enthaltenl+.
folgedessen weniger streng als im Falle von Onkelos, und sein Ara- Die beiden noch unerwähnten Wissensquellen für das palästinische
mäisch ist daher idiomatischer als seine Wiedergabe des Hebräischen, Aramäisch sind die Literatur der aramäisch sprechenden Christen in
ist frei er und mehr paraphrasi erend. Es ist auch ei ne alte überset- Palästina und die der Samaritaner. Es hat sich schon gezeigt,
zung ins Aramäische. Seit langem ist bekannt, daß im Buch der Pro-
verbien eine fast wörtliche Identität sowohl der Sprache als auch 1 Einleitung in das Alte Testament, 1898, 187.
des Textes zwi schen dem jüdi schen Targum und der Peschitta besteht. 2 J. Jeremias hat freundlicherweise meine Aufmerksamkeit auf einen
Art i ke 1 von R. AbralOOwsky, "E i ne spät-syr ische Ubersetzung des Buches
Ruth" (Abh. der Herder-Gesel1schaft und des Herder-Instituts zu Riga 6, 3
(1938), 7ff.) gelenkt, in der behauptet wird, daß, soweit Ruth betrof-
1 Die Worte Jesu, 266; vgl. Jesus-Jeschua, 12. fen ist, Peschitta und Targum voneinander völl ig unabhängig sind.
2 Die Worte Jesu, 267. 3 In: Aramäische Dialektproben.
3 Vgl. Masoreten des Westens I I, 9* und unten, 41f. l+ Ich hatte die Ausgabe von Krotoschin~ 1866, zur Verfilgung.

24 25
daß diese beiden Quellen einen größeren Wert besitzen als Dalman ments, di e von den pa 1ästi ni sch-syri schen übersetzern benutzt wurde
glaubte. Die Reste des palästinischen Syrisch sind fast ausnahmslos oder ihre übersetzung beeinflußte, gefehlt haben. Was wir höchstwahr-
übersetzungen aus dem Griechischen, und aus diesem Grunde muß ihre scheinlich in solchen "Targumll-Lesarten vor uns haben, ist die rara
Sprache, wie die aller Obersetzungsliteratur, mit Vorsicht benutzt avis einer vor-rabbulischen Peschittavariante 1 • Welche Ansicht man
werden und, wo immer möglich, anhand anderer Quellen überprüft wer- auch immer über die Quelle dieses Elements im palästinisch-syrischen
den. Die palästinisch-syrische Übersetzung biblischer Schriften ist Penta teuch vertreten mag ~ si e verri ngert nicht unseren Respekt vor
in ihren Originalen wahrscheinlich einer Periode vor dem fünften ihrem ehrwürdigen Alter.
Jahrhundert zuzuordnen, vielleicht sogar einer noch früheren~ F. Abgesehen vom samaritanischen Pentateuchtargum, ist die Literatur
Schulthess verdanken wir eine Grammatik und ein Lexikon zu dieser der Samaritaner nicht älter als das fünfte Jahrhundert n.ehr. Aber ihr
Sprache 1 • Wert als Wissensquelle für palästinisches Aramäisch ist beträchtlich.
Kürzlich ist behauptet worden, daß zwischen dem Judentum und dem Wie die aramäischen Teile des palästinischen Talmuds, ist sie eine
pa 1äs ti ni schen Syri sch ei n 1 iterari scher Zusammenhang bestehe; wenn originale übersetzung ins Aramäische und keine übersetzungsliteratur;
dies bewiesen werden könnte, würde sein Ursprung auf ein noch früheres aber anders als die populären aramäischen Geschichten im Talmud, ist
Datum zurückgeführt. Diese Ansicht vertrat Dr. A. Baumstark~ Her- sie literarisches Aramäisch, das sowohl Poesie als auch Prosa enthält.
ausgeber des Oriens Christianus, der meinte, die palästinisch-syrische Schulthess betrachtete di e Sprache des samaritani schen Penta teuch-
Übersetzung des Pentateuchs sei nicht, wie allgemein angenommen, eine targums als eine primäre Quelle für die Sprache Jesu; noch wertvoller
aramäische übersetzung, erstellt de nova aus der LXX, sondern seine sind jene literarischen Arbeiten, die in den sogenannten samaritani-
letzte Grundlage in Text und Sprache sei ein jüdisch-palästinisches schen Liturgienenthaltensind 2 • Das Haupthindernis, das samaritanische
Pentateuchtargum vom Typ des Genizatargums, das die frühe Kirche in Aramäisch als Quelle zu benutzen,. liegt im gegenwärtigen Rückstand
Palästina von der Synagoge übernahm und das nach und nach der LXX ent- der samaritanischen Studien, zusammen mit der extremen Schwierigkeit
sprechend ediert worden ist 2 • Der Beweis für diese Ansicht besteht aus der Texte. Bisher ist noch kein Lexikon zu dieser Sprache zusammen-
einer Anzahl singulärer Lesarten im palästinisch-syrischen Pentateuch, gestellt worden; alles, was wir für die Liturgie besitzen, ist das
die nur mit dem jüdischen Targum übereinstimmen und die letzten Endes sehr schmale Glossar von Cowley am Ende seiner Ausgabe; die kleine
sicherlich aus dieser Quelle stammen müssen. Es gibt jedoch eine alter- Grammatik von H. Petermann ist nicht mehr ausreichend. Die übersetzung
nat; ve und vi el wahrsche; nl i chere Erkl ärung für di eses "targumi schell der Li turgi e von Hei denheim ist sehr ungenau und muß noch ei nma 1 un-
El ement im pa 1ästi ni sch-syri schen Pentateuch: es kann vom Targum über ternommen werden 3 • Eine Anzahl Gedichte wurde von Gesenius veröffent-
die Peschitta eingedrungen sein, in der der direkte Einfluß des Tar- licht~, daneben sind verschiedene Studien erschienen, die wertvollste
gums unverkennbar ist und die ihrerseits die palästinisch-syrische darunter ist eine übersetzung von zwölf Hymnen des samaritanischen
Übersetzung erheblich beeinflußt hat. Die Tatsache, daß dievonBaum- Dichters Marqa (viertes Jahrhundert n.Chr.)s. Im übrigen ist das
stark als für den pa 1ästi ni sch-syri schen Pentateuch und das Targum
gemeinsam notierten IIVarianten ll in unserer Peschitta nicht erscheinen, 1 Siehe auch IIA Christian Palestinian Syriac HorologionII, in Stu-
bedeutet keineswegs, daß sie in der Form des syrischen Alten Testa- dia Semitica et Orientalia ", 1945, 336 und unten, 297.
2 A.E. Cowley, Samaritan Liturgy, 1909.
3 M. Heldenheim, Die Samaritanische Liturgie, Bibliotheca Samari-
tana, 1885.
1 Grammatik des christI ich-palästinischen Aramäisch, 1924 und Lexi- ~ W. Gesenius, Carmina Samaritana, 1824.
lll
con Syropalaestinum, 1903 = 1979. In bezug auf die Malkite-Kirche, die 5 P. Kahle, "Die zwölf Marqa-Hymnen aus dem IDefter , Oriens Chri-
die palästinisch-syrische Ubersetzung benutzte, siehe Burkitt, IIChri- stianus, Illte Serie, 7, 77-106. Andere neue re samaritanische Studien
stian Palestinian LiteratureIl, JThSt 2 (1901), 174f. sind: D. Rettig, Memar Marqa, Bonn Oriental Studies 8 (1934), L. Gold-
2 "Das Problem des christI ich-palästinensischen Pentateuchtextes", berg, Das samaritanische ·Pentateuchtargum, Bonn Oriental Studies 11
Oriens Christianus, III te Serie, 10, 201-224. (1935), J. Macdonald, The Theology of the Samaritans, SCM, 1964.

26 27
Studium des Samaritanischen ein so gut wie unerforschtes Gebiet, des- großen Unzialen des vierten Jahrhunderts, dem Kodex Vaticanus und dem
sen Erschließung unser Wissen über das 'palästinische Aramäisch wesent- Kodex Sinaiticus, beruht.
lich bereichern würde. Der Text der Bezae-Autorität, Kodex Cantabrigiensis, der Haupt-
Aus diesem kurzen überblick über die Art des Materials, das dem repräsentant der sogenannten "westl ichen" Fami 1 i e oder Gruppe von
Forscher für di e Erforschung des Aramäi schen Jesu und der Evange 1i en Familien, wurde als ein Texttyp betrachtet., der in bezug auf die
zur Verfügung steht, wird zu ersehen sein, daß der möglicherweise meisten Teile außerhalb des Hauptstroms der "wahren" Textüberlieferung
größere Teil der Vorarbeiten zur Erweiterung unseres Wissens über die liege; im allgemeinen, trotz der frühen Bezeugung einiger' sei,ner be-
aramäischen Dialekte Palästinas noch zu tun ist; und es mag scheinen, merkenswerten Vari anten durch di e Väter des zwei ten Jahrhunderts und
daß die Aufgabe, ein aramäisches Wort oder ein Satzgefüge zu ermitteln, durch seine Hauptverbündeten, die altlateinischen und die syrischen
die von Jesus oder in der Quelle der Evangelienschreiber gebraucht übersetzungen, sei er ein später, freier und paraphrasierender Text,
wurden, auf Anhieb zu kompliziert ist und jedes Ergebnis in seiner der durch unwi ssend schlechte Behandl ung so stark gelitten habe, daß
Fundierung zu unsicher, um wissenschaftlichen Wert zu haben. Zu sol- nur wenig Vertrauen in ihn gesetzt werden könne. Bei einer solchen
chen Schwierigkeiten aramäischerseits kommen noch die Hindernisse in Texttheorie schien es unbegründet, in irgendeinem anderen Text als
den griechischen Evangelien selbst, denn die Evangelienschreiber über- in dem von WH nach Aramaismen zu suchen.
setzten nicht nur aramäisch, sie schrieben auch griechisch. Aber im Lichte neuer Entdeckungen mußte die Bibelkritik ihr Urteil
Die Aussichten sind jedoch nicht so hoffnung'slos, wie es nach dem sowohl über die westlichen als auch über die nichtwestlichen Evange-
ersten Eindruck scheinen mag. Es ist nicht nötig, mit den Einzelheiten lientexte revidieren. Die Frage, ob die Texte des vatikanischen und
~es palästinisch-aramäischen Dialekts vertraut zu sein, um einen Semi- des sinaitischen Kodex noch als die beiden besten Einzelrepräsentanten
tismus oder Aramaismus erkennen oder über ein mögliches aramäisches des ursprüngl ichen apostol ischen Textes betrachtet werden können, mag
Wort oder Satzgefüge, die von Jesus gebraucht wurden, entscheiden zu noch offen sein, aber sie können nicht mehr beanspruchen, die einzigen
können; und es gibt genug Beweise für Obersetzungsgriechisch in den Repräsentanten des ursprünglichen griechischen Evangelientextes zu
Evangel ien, die durch unser derzeitiges Wi ssen über das Aramäische sein. Die Identifizierung des sogenannten "cäsareanischen" Textes, der
sehr wohl bestätigt und erläutert werden können. Wenn die bestehenden Merkmale des BN-Textes und der "westlich" genannten Familien in sich
Schwierigkeiten nicht unterschätzt werden und Vorsorge getroffen wird vereinigt, und die Entdeckung eines solchen Textes in den Chester
gegen einen unbesonnenen Gebrauch zweifelhafter Quellen, ist die Auf- Bea tty Papyri aus Ägypten, in ei nem Manuskri pt, das dem dritten Jahr-
gabe lohnend, selbst wenn die Ergebnisse nicht spektakulär sind. hundert zugewiesen werden kann, hat zu gewissen wichtigen Modifizie-
rungen in der Texttheorie geführt. In der Haupteinführung zu seiner
2. Der textliche Zugang
Edition dieser Papyri schrieb ihr Herausgeber, Sir Frederic Kenyon
Der Mehrzahl der Aramäischforscher des Neuen Testaments erschien '(das Kursivgedruckte stammt von mir):
es bisher nicht nötig, ihre Untersuchungen über den "neutralen" oder "Er (dieser neue Texttyp aus einem MS des dritten Jahrhunderts)
"wahren" Text von Westcott und Hort hinaus auszudehnen und die Va- weist in vielleicht entscheidender Weise auf die Folgerung hin, daß
das vatikanische MB keinen Text von ursprünglicher Reinheit darstellt~
rianten des Bezae- Textes mi t ei nzubezi ehen. Der Grund für di eses der während des zweiten und dritten Jahrhunderts in Ä{jypten vorherr-
Versäumni s ist in der unei ngeschränkten Annahme der Textkriti k des schend üXU' ••• und daß der vatikanische Text nicht das Ergebnis un-
unterbrochener~ unveränderter Überlieferung darstent~ sondern das
gri echi schen Neuen Testaments zu suchen, di e sei t dem Werk von West- einer Fachgelehrsamkeit~ die mit den besten verfügbaren Quellen ar-
cott und Hort, besonders in der engl ischen Forscherschaft, das Feld beitete. Er mag letzten Endes immer noch der beste Einzel repräsentant
des ursprüngl ichen Textes sein; dieses Problem bleibt weiterhin offen;
behauptet. Danach sei der gl aubwürdi gs te Repräsentant des ursprüng- aber der für ihn erhobene Anspruch auf fast ausschI ießI iche Vorherr-
lichen apostolischen Textes in dem "neutralen" Text der WH-Theorie schaft und ursprüngl iche Reinhei t ist erschüttert" 1 •

zu finden, einem Text, der auf der vereinigten Autorität der beiden 1 The Chester Beatty Papyri, 1933, 16.
28 29
über den Bezae-Text schrieb Kenyon: andere Beurteilung des längeren Textes von D ist von Clark vorgeschla-
. "Einig.e d!eser.[abweichend~n Lesarten in D] mögen wohl anderen, gen worden, der in der Bezae-Unziale einen Text fand, der nicht nur
die schließlich einen Platz In der vatikanischen Rezension fande
üb e r 1e~e~ sein;
• ... a 1I e L n ,
:sarte~, denen ein frühes Entstehungsdatum insgesamt der bessere Repräsentant des ursprünglichen Textes der Evan-
b~sch7lnlgt werden kann, mus sen Ihrem wesentl ichen Inhalt nach berück- gelien und der Apostelgeschichte, sondern auch ein vollständigerer und
sIchtig; werden, ohne durch das Gewicht des vatikanischen MS völli
unterdruckt Zu werden" 1 • 9 ausführlicherer Text sei, von dem die vatikanische Rezension eine kür-
Westcotts und Horts Ansichten über den ursprüngl i chen griechi schen zere Ausgabe und eine abgewogene gelehrte Kurzfassung darstelle 1 •
Evangelientext übten auf die kontinentale Forscherschaft keinen so Clarks These hat sich am Bezae-Text der Apostelgeschichte erfolg-
großen Einfluß aus, wie auf die englische oder amerikanische. Obige reicher behauptet als an dem der Evangelien, und es ist vielleicht
kürzl ich erhobene Behauptung Kenyons bestätigt das kritische Urteil bezeichnend, daß Sir Frederic Kenyon in einer kürzlich erschienenen
solcher Forscher, wie vor allem J. Wellhausen. Anders als Westcott Betrachtung darüber, soweit es das Zeugnis für die Apostelgeschichte
und Hort, die mit ihrer Bewertung von D an einem Ende standen, während betrifft, nicht bereit zu sein schien, ein klares oder endgültiges
Lagarde am entgegengesetzten stand (1 etzterer würde den Kodex Bezae Urteil abzugeben: das heißt, sofern es das Zeugnis für die Evangelien
zur Grundlage einer kritischen Ausgabe der Evangelien und der Apostel- betrifft, daß sich das Gleichgewicht gegen D und für die vatikanische
geschichte gemacht haben) 2, erkannte We 11 hausen den Anspruch beider Quelle zu verschieben scheint und daß Clarks Ansicht über die Bezie-
Texte, BN und D, Repräsentant des ursprünglichen Textes zu sein, über- hungen der beiden Texte als unhaltbar angesehen wird 2 .
all da an, wo einer von beiden die Te~tüberlieferung der frühesten In diesem letzteren Zusammenhang sind die Textergebnisse von Wen-
Periode unrevidiert und unkorrigiert bewahrt hatte 3 • Jeder Text war sincks Untersuchung der Aramaismen in westlichen und nichtwestlichen
das Ergebnis einer selbständigen Rezension oder verschiedener Rezen- Texten von Lukas wichtig. Der Kodex Bezae "stellt. den aramäischen Hin-
sionen früherer Texte: jeder könnte daher den anderen ergänzen; der tergrund d~r Evangelienüberlieferung, wie sie von Lukas benutzt wurde,
D-Text war häufig einer Revision entkommen, wo es der BN-Text nicht glaubwürdiger dar als die nichtwestlichen Manuskripte ... D und die
war, und umgekehrt. Aber der Anspruch des Bezae-Textes, nicht selten nichtwestliche Gruppe stellen zwei verschiedene Stadien des Einflusses
den ursprünglichen apostolischen Text in seiner Reinheit, oder genauer aramäi scher überl ieferung inder übertragung der Lukasschri ften dar.
in seiner Unreinheit, zu repräsentieren, wäre in jeder Hinsicht ebenso D schei nt, von diesem Standpunkt 'aus, ei nen Anspruch auf Vorrang zu
ehrbar, wie der des BN. haben" 3 • Die Ergebnisse von Wensincks Untersuchung zum Lukasevangelium
Neben den Chester Beatty-Entdeckungen hat die Arbeit von A.C. Clark. scheinen Blass' Zwei-Ausgaben-Theorie zur Apostelgeschichte parallel-
viel dazu beigetragen, den Anspruch des Kodex Bezae, den ursprüng- zulaufen: Lukas' erster, ursprünglich "aramaisierender" Text, der sich
lichen Text darzustellen, zu begründen. Von mehreren Forschern waren vorwiegend in D finde, sei später von ihm korrigiert und in einer Form
Versuche unternommen worden, den 1ängeren und umständl icheren Text herausgegeben worden, wie wir sie;n der n;chtwestlichen Überlieferung
von D als eine absichtliche Erweiterung des "wahren" Textes zu er- finden. Unabhängig davon, ob diese Theorie der beiden von Lukas selbst
klären und die Methoden der "Paraphrase" zu untersuchen 4 • Eine völlig erstellten Evangelienentwürfe die richtige Erklärung der Phänomene
bietet, istdieTatsache, daß D der zugrunde liegenden aramäischen über-
1 ieferung nähersteht, von größter Bedeutung; bei Lukas ist es der
1 ~he Ches~er Beatty Papyri, 1933, 16. ursprünglichere Texttyp.
2. . . faclle patet ... totius editionis meae quasi fundamentum
futurum esse hunc codicem Cantabrigiensem." (Gesammelte Abhandlungen,
98, zitiert in E. Nestle, Textual Criticism of the Greek Testament,
1901, 224.) 1 The Primitive Text of the Gospels, 1914 und The Acts of Apostles,
3 Einleitung 1 , 9.
1933.
2 "The Western Text in the Gospels and Acts", in Proceedings of the
4 Vgl. dazu J.H. Ropes, Beginnings of Christianity, Teil I 3 British Academy, Bd. 24 • .
ccxxi. ' ,
3 Semitisms, 47.

30
31
Angesichts der Orientierung, die die Chester Beatty Papyri im Blick des "wahren" Textes betrachtete: er sei ein Typ von griechischem Text,
auf die Texttheorie erzwungen haben, und der Bedeutung von Clarks der in ei ner syri schen oder syro-gri echi schen Umgebung, wi e etwa dem
Hypothese, zusammen mit Wensincks Untersuchungen zu Lukas, ist es nicht syrischen Antiochien, verbreitet war, und der sowohl in Sprache und
mehr möglich, an das Studium der Evangelien und der Apostelgeschichte, Spracheigentümlichkeit als auch im Text einem altsyrischen Evangelium
von wel chem Standpunkt aus auch immer, über di e Annahme der Westcott angeglichen worden sei 1 •
und Hort-Hypothese heranzugehen, die eine fast völlige Verwerfung des In seiner Beweisführung, mit der er seine Theorie belegte, machte
Zeugnisses von D einschließt 1 • Chasekeinen Unterschied zwischen textlicher Ähnlichkeit und linguis-
Dennoch ist di es ni cht nur in neueren und in früheren Arbei ten tischem Einfluß. Im Falle der ersteren besteht keine Notwendigkeit,
über das Aramäische der Evangelien getan worden (Blass, Wellhausen und 11 Angl ei chung 11 an eine syri sche übersetzung oder ei n Evange 1 i um anzu-
Nestle ausgenommen), sondern auf dem Gebiet derneutestamentl ichen nehmen, um gemei nsame Vari anten in D und der Vetus Syra zu erklären;
Textkritik überhaupt: der kritische Apparat zum Matthäusevangelium, solche Varianten beweisen nur, daß der syrische übersetzer einen
der von S.C.E. Legg (für das Komitee für die neue Oxford-Ausgabe des "westlichen" Typ des griechischen Textes ähnlich dem benutzte, der
griechischen Neuen Testaments) hergestellt wurde, nimmt noch immer das dem altlateinischen vorlag. Auch der Nachweis einer syrischen Sprach-
unbestrittene Primat des BN-Textes an 2 • Beim aramäi schen Zugan~ von eigentümlichkeit oder Konstruktion in D bedeutet nicht unbedingt, daß
Burney oder Torrey ist dieses Textproblem nicht einlT!al dann erwogen seine Quelle eine syrische übersetzung oder ein Evangelium war, selbst
worden, wenn gel egentl ich auf den "westl i chen ll Text verwi esen wurde. wenn dieselbe Konstruktion oder Spracheigentümlichke;t an der entspre-
Der von Dalman herangezogene Grundtext, ist der von BN, und der von D chenden Stelle in der übersetzung zu finden ist. Der Syrizismus mag um
ist gewöhnlich in Klammern als sekundäre Quelle zitiert. Jahrhunderte älter sei n; er mag sogar aus der Feder des Evange 1 i sten
Di ese inder Textforscherschaft immer noch vorherrschende Ansi cht selbst stammen. Die Tatsache, daß er in nichtwestlichen Manuskripten
erklärt nicht nur das Außerachtlassen des Kodex Bezae beim aramäischen nicht zu finden ist, muß nicht bedeuten, daß das respektablere Grie-
Zugang zu den Evangelien, sondern kann auch verantwortlich sein für chisch, das den Syrizismus nicht enthält, das Werk des Evangelisten
di e fehlende Anerkennung dessen, was seit 1angern als besonderes Kenn- war; im Gegenteil, der Evangelist mag den Schnitzer selbst verschuldet
zeichen des D-Textes bekannt ist, nämlich seiner Semitismen, als ir- haben, und die syrische Konstruktion mag im Interesse eines glatteren
gendwie wichtig für das Problem der aramäischen Quellen der Evangelien Griechisch von späteren Herausgebern beseitigt worden sein.
und der Apostelgeschichte. Viele dieser Semitismen von D sind auf ara- überdies - und das ist die Crux der Sache - mögen viele der angeb-
mäischen Einfluß zurückgeführt worden, nur sind sie als IISyr izismen", 1 i chen "Syri zi smen" in D überhaupt ni cht das Ergebni s syri schen Ei n-
als das Ergebni s der Rückwi rkung der syri schen Verbündeten von D auf flusses sein. Sie können Aramaismen sein und von den aramäischen Quel-
den griechischen Text, beschrieben worden; D sei ein "syrizierter" len und dem Hintergrund der Evangelien herkommen. Syrisch und West-
griechischer Text. aramäisch können als verschiedene Dialekte des Aramäischen zwar klar
Di e Hypothese des syri schen Ei nfl usses auf den Kodex Bezae wurde unterschieden werden, aber sie haben auch so vieles gemeinsam (die
im Detail von F.H. Chase ausgearbeitet, der ihn, bei Annahme der West- Sprache ist trotz allem aramäisch), daß sich das, was in griechischen
cott und Hort-Ans ichten über D, als ei nen "syrizierten" Abkömml i ng Texten, in denen aramäische Dialektunterschiede nicht immer ermittelt
werden können, als Syrizismus erklärt wird, in Wahrheit als Aramaismus
1 Wilcox, 12ff., machte sich denselben Textzugang zu den Problemen erwei sen kann.
der Semitismen in der Apostelgeschichte zu eigen.
2 Die Behauptung, der neue kritische Apparat zum Neuen Testament
Wenn also der Text des Kodex Bezae und der von WH mi t gl ei chem Recht
der Clarendon Press "nimmt noch immer das unbestrittene Primat des auf Aramaismen zu untersuchen sind, ohne daß irgendwelche Voraussetzungen
BN-Textes an", muß modifiziert werden. Prof. Kilpatrik wies darauf
hin, daß die Wahl des WH-Textes eine Sache des Bel iebens war; es war 1 The Syro-Latin Text of the Gospels, 1895 und The Old Syriac Ele-
die Abs i cht des Komi tees, den Rang des Textes völ ri 9 offen zu lassen. ment in the Text of Codex Bezae, 1893.

32 33
über die beste einzelne Manuskriptquelle für den frühesten Text auf-
rechterhalten werden, muß an seine Aramaismen zunächst ebenso unpartei-
isch und ohne jedes Vorurteil wie an ihre Quelle herangegangen werden,
sei sie nun syrisch oder jüdisch-palästinisch. C. NEUE RE ENTDECKUNGEN UND ENTWICKLUNGEN
Wenn es nicht immer möglich ist, bei der Quelle eines Aramaismus zu IM PALÄSTINISCHEN ARAMÄISCH
unterscheiden, ob sie syrisch oder jüdisch ist, so ist es gelegentlich
noch schwieriger, über die Quelle eines Semitismus zu entscheiden, der Seit die Folgerungen gezogen waren, die in den vorangehenden Kapiteln
entweder als Hebraismus oder als Aramaismus erklärt werden kann; Wen- dargelegt sind, ist eine Anzahl neuer aramäischer Entdeckungen gemacht
sinck z.B. hat kürzlich in Frage gestellt, was bis dahin als einer der worden, die hervorragendsten in Qumran, die für das Studium des palä-
bestfundierten Fälle von Hebraismus betrachtet wurde, das lukanische sti ni schen Aramäi sch des ersten Jahrhunderts von großer Bedeutung sind.
Hat E:yEVETO, indem er behauptete, daß es auch aramäisch sein könnte1 Es hat auch einige bedeutsame Entwicklungen im Studium der Geschichte
Offensichtlich ist es unmöglich, das Zeugnis für solche Semitismen bei der Targumim gegeben, die sich unmittelbar auf das Problem des Aramä-
einem aramäischen Zugang zu den Evangelien auszuschließen: in der ischen des ersten Jahrhunderts beziehen. Und außerdem wurde dieses
Mehrzahl zweifelhafter Fälle, wenn sich herausstellt, daß der vorherr- Prob 1em in anderen Zusammenhängen von mehreren Forschern wei ter un-
schende semitische Einfluß in den Evangelien aramäisch ist, wir'd ihre tersucht.
Quelle eher das Aramäische als das Hebräische se'in. Daher werden in Abgesehen von den äußerst wi chti gen neuen Funden in Qumran und der
dieser Untersuchung nur die Semitismen außer Betracht gelassen, die Veröffentlichung anderer aramäischer Texte, erfordert nichts von die-
als echte und charakteristische Hebraismen erwiesen worden sind. sem neuen Material irgendeine weitreichende Modifizierung der Ansich-
ten, die in Kapitel B dargelegt sind. Die aramäischen Texte von Qumran
sind natürl ich Zeugnisse ersten Ranges für die Sprache Jesu, weil sie
sicherlich überwiegend vorchristliche Dokumente sind und einen litera-
rischen und linguistischen Wert besitzen, der nicht geringer ist als
der des alten ReichsaPamäisch, mit dem sie größte Ähnlichkeit haben 1.
Alle neuen Entdeckungen und Entwicklungen in der Uberlieferungsge-
schichte der Targumim erfordern höchstens einige Modifizierungen oder
Ergänzungen der Folgerungen von Kapitel B. Diese Modifizierungen sind
jedoch so geringfügig, daß ich dieses Kapitel belassen habe wie es
war, nur daß ich es durch dieses neue Kapitel über den linguistischen
Zugang ergänzt habe.

1. Die neuen Entdeckungen


Di e wichti gste neue Entdeckung inden 1 etzten Jahren auf dem Ge-
1 Semitisms, 38. Wensinck notierte daß dieser "Hebraismus" im biet des palästinischen Aramäisch ist der Kodex Neofiti I; auf ihn hat
freien Aramäisch des palästinischen Pentateuchtargums zu Gen 4,16 zuerst di e Aufmerksamkeit gel enkt: Prof. Al ejandros Di ez Macho aus
(G, F), 15,11 (F).' Le.v 1,1 (F) zu finden ist; vg1. unten, Anhang
C, 299. Es erscheInt Jedoch wahrscheinl icher, daß dies eher ein "He-
b ~a i sm~s 11 im Aramä ischen ist als eine echt a ramä i sehe Sprache i gentüm-
1 Ichkelt. Vgl~ Gen 29,10; 30,25 in allen Targumim, die dem Hebräischen
folgen, und Noldeke, Syriac Grammar, § 338 c. 1 Siehe auch unten, 39ff.
34 35
Barcelona, in Estudios Biblicos 16 (1956), 446-447 1 • A. Diez Macho viele in rabbinischer Schrift, von denen einig~. )TItt denen in den Tex-
schrieb: ten des MS 110 in Par; s oder 440 des Vati kans überei nstimmen, während
.. Ich bin glück I ich sagen zu können, daß eine Kop i e des Jerusa I emer andere in diesen Quellen nicht zu finden sind. Ein kurzer Bl ick auf
oder palästinischen Targums des ganzen Pentateuchs identifiziert wor-
den ist. Dieses Targum pflegte Fragmententargum genannt zu werden, das Aramäische des lead. Neofiti 1 1 hat uns gezeigt, daß es in recht
denn bisher kannten wir es nur in Fragmentform, wie es im Cod. 110 der vielen Fällen ein reineres palästinisches Aramäisch ist als das des MS
NationalbibI iothek in Paris (veröffentl icht von Ginsburger, Berl in
1899), wie es im Cod. 440 der vatikanischen Sammlung oder in einige~ 110 in Paris, obschon seine Reinheit an palästinischer [Form] nicht so
anderen Manuskripten enthalten oder wie es in Fragmenten in den rabbi- vollkommen ist, wie die in Bereschith rabba Vat. 30.
nischen Bibeln dargestellt ist. Einige neue Fragmente sind von Paul
Kahle in seinen 'Masoreten des Westens' und von mir selbst in Sefarad Die Identifizierung des vollständigen palästinischen Targums bedeu-
15 (1955J veröffentl icht worden. Zwei weitere Fragmente des palästi- tet einen wichtigen Fortschritt in unserem Wissen über Vokabular und
nischen Targums, auf die ich in New York stieß, werden in der Denk-
schrift zu Ehren Renee Blochs· erscheinen. Die Fragmente, die von Kahle Grammatik des palästinischen Aramäisch, des galiläischenAramäisch, der
und jene, die von mi r veröffentl i cht wurden, scheinen ihren Ursprung Sprache, die von unserem Herrn gesprochen wurde."
in der IGeniza l von Kairo zu haben. Solche Fragmente aus der IGenizal
sind wertvoll, weil ihre Sprache weitgehend frei ist von der Ent-
stellung des targumischen oder östlichen (orientalischen) Aramäisch, Ich habe mit A. Diez Macho korrespondiert und konnte auch einen
wie es in allen palästinisch-aramäischen MSS zu finden ist, die von Mikrofilm dieses wichtigen Kodex bekommen 1 •
europäischen Schreibern, die selber des Aramäischen unkundi.g waren,
kopiert wurden. Bedauerl icherweise sind solche alten Fragmente des
palästinischen Targums aus östl ichen Quellen sehr selten. Und dennoch Diez Macho schrieb mir am 18. März 1957:
bewahren die Fragmente eines solchen Targums, die in europäischen MSS
zusammengetragen wurden, in wenn auch geringem Umfange die besagte "Was das MS Neofiti I betrifft, so denke ich auch, daß es ein für
a ramä ische Pa raph rase. die Kenntnis des palästinischen Aramäisch wichtiges MS ist. Es enthält
Hieraus wird zu ersehen sein, wie wichtig es ist, daß ich in diesem den vollständigen Text des palästinischen Targums mit einem kritischen
Apparat fortlaufender, auf die Ränder geschriebener verschiedener Les-
Sonvn~~.in der Targumschule von Barcelona eine vollständige Kopie des arten. Die 450 Blätter sind in ausgezeichnet erhaltenem Zust"and, und
pa 1ästi ni schen Targums des Pentateuchs erfol grei ch identifi zierte. Dank es fehlt nicht ein einziger Vers. Nur die Randnotizen auf einigen Sei-
ten sind schwer zu lesen (sie sind nicht nur in Kursivschrift, son-
der gütigen Vermittlung von Pater Juan Arias war es uns mögl ich, von dern auch mit schlechter Tinte geschrieben). Ich befasse mich gerade
der: Va ti kani schen Bi b1i othek ei nen Mi krofil m des I eod. Neofit i I I zu mit der Faksimile-Herausgabe dieses MS. In der nächsten Ausgabe von
Sefarad wird eine kurze Notiz erscheinen, ähnlich der, die schon in
bekommen. Er wurde vergrößert und meinem Mitarbeiter und Kollegen J.G. Estudios Biblwos erschienen ist, und ein Faksimile einer Seite. Ein
Larraya zur Untersuchung übergeben; er konnte ihn sogleich als eine weiteres Faksimile wird wahrscheinlich in der nächsten Ausgabe in
Estudios Biblicos erscheinen. Das Aramäische von Neofiti I ist von
ausgezeichnete Kopie des gesamten Jerusalemer Targums identifizieren. derselben Art, wie das des· palästinischen Targums der Masoreten des
Dieses großartige MS enthält 450 Blätter. Von jetzt ab können wir Westens 11. Aber die Rezensionen stimmen nicht völlig überein. Das MS
ist, wahrscheinl ich im fünfzehnten Jahrhundert, von einem ital ieni-
Ni cht mehr von ei nem Fragmententargum sprechen. Sr. Larraya hat ei ne schen Juden in Rom kopiert worden. 11
kurze Beschreibung des MS zur Veröffentl ichung in der Denkschrift
für Renee Bloch nach Paris geschickt. Eben jetzt möchte ich nur die Eine Prüfung zweier Probepassagen, Gen 13,16 bis 15,1 und Ex 33,3
Bedeutung der Gesamtentdeckung hervorheben und daß der Text des lead. bis 34,6 (vier Doppelkolumnen), zeigt klar, daß wir es mit einem Tar-
Neofiti I I eine. kritische Prüfung und Revision des palästinischen gum zu tun haben, das sich weitgehend von Onkelos unterscheidet und
Targums darstellt, die sich von der des MS 110 in Paris unterschei- das in einer Anzahl von Lesarten mit dem TargumPseudojonathan und
det und der des MS 440 des Vatikans ähnl ich ist. Die Randbemerkungen mit dem Fragmententargum, soweit für diese Verse vorhanden, überein-
des neuen MS wei sen ei ne große Anzahl verschi edener Lesarten auf, stimmt, und zwar gegen den Onkelostext. In Gen 14,2 z.B. ist der König
von Bela (Y;:l 1;0) wiedergegeben worden mit lider König der Stadt,

1 Siehe auch M. Black, IIThe Recovery of the Langu~ge of Jesus ll , in 1 Durch die gütige Vermi·ttlung des verstorbenen Prof. P. Kahle, frü-
NTSt 3 (1956/57), 305ff.
her in Bonn; A. Diez Macho war ein Schüler von Kahle.
36
37
die ihre Einwohner verschlingt (y;~)II, wie in P-J, oontra Onkelos. diese Wendung, und also beziehen sich beide Verse auf einen durch Feuer
Noch instruktiver sind die Passagen Gen 4,4-16; 38,13-28; Ex 21, bewirkten Schaden. Das Neofiti-MS stimmt mit dem Genizatargum überein
1-8.18 bis 22,26, weil hier das Genizatargum größtenteils vorhanden und ist womöglich noch klarer 1 •
ist. Wenn jemals daran irgendein Zweifel bestanden haben sollte, so Ober diese Halaoha schrieb P. Kahle (ebd.): 11 diese Interpre-
ist er jetzt endgültig zerstreut: die Obereinstimmung mit dem G~niza­ tation steht in klarem Gegensatz zu allen offiziellen jüdischen Quel-
targum, gegen Onkelos, ist nun wesentlich und in einigen Versen sogar len und kann in einem alten jüdischen Text nur verstanden werden, wenn
100prozentig; ich habe einen Durchschnitt von zwei bis drei verschie- man annimmt, daß sie auf sehr alte Zeiten zurückgeht, bevor das münd-
denen Lesarten pro Vers gezählt. liche, in der Mischna kodifizierte Gesetz Rechtsgültigkeit hatte. Daß
Indem er mir diese Beispiele zur Oberprüfung sandte, schrieb P. solch eine Übersetzung in einer alten Schriftrolle des palästinischen
Kahle (am 20. März 1957): Targums aUfbewahr:t ist, ist gewiß von Bedeutung. Es zeigt, daß ge-
schriebene Targumim in sehr alten Zeiten existiert haben müssen. 11
IIIch habe mir das Wesentliche von Gen. 4,38 und Ex. 21,22 ab-
Alle an dieser wichtigen Entdeckung Interessierten sehen der Veröf-
geschrieben ... Es ist tatsächlich so, daß wir hier im wesentlichen
fentlichung von Prof. Diez Machos Ausgabe entgegen, die, so ist zu
ein vollständiges palästinisches Targum vor uns haben, das abgesehen
hoffen, nicht mehr länger aufgeschoben wird 2 ; dabei ist er zu einer
von dem sachlichen Interesse, das natürlich sehr groß ist, für die
Entdeckung ersten Ranges zu gratul i eren, di e nur hi nter den aramäi schen
aramäische Sprache Palästinas von ganz großer Bedeutung ist. Es be-
Qumranrollen zurücksteht, deren Betrachtung ich mich nun zuwende.
stätigt sich, daß das palästinische Targum in verschiedener Form im
Vergl i chen mit den umfangreichen hebräi schen Entdeckungen, si nd
Umlauf gewesen ist, wie das ja auch bei dem samaritanischen Targum
bisher nur eine kleine Anzahl aramäischer Texte in Qumran ans Licht
der Fall ist. Sehr interessant aber ist, daß Ex. 22,4 und 5 sehr
gekommen. Sie bestehen größtenteils aus kleinen Fragmenten, ver-
gut zu den von mir veröffentlichten Texten stimmt. Natürlich sind
schiedenartigen IIEinzelteilen ll , die manchmal nicht mehr als ein
im einzelnen diese Verschiedenheiten vorhanden, und der Text in Gen.
Wort oder gar nur einen einzelnen Buchstaben enthalten 3 , und die
28 ist hier viel ausführlicher als in. den beiden von mir veröffent-
nur gelegentlich mehrere Textzeilen umfassen, wie z.B. bei den
lichten Fassungen. Aber die Verwandtschaft ist ganz deutlich. 1I
Fragmenten aus lI apo kryphen WerkenIl (aus dem Buch Henoch oder den
P. Kahle konnte hinzufügen: IIDie Handschrift hat den Titel: Jeru- Testamenten der zwölf Patriarchen)'+. Wo, wie in einem Falle, sich
salemer Pentateuch Targum (,m;YJ''''7 ~,n ).,n) , und es ist im wesent- ein längerer Text gefunden hat, ist er in derart schlechtem Zustand
lichen gut geschrieben. Die zahlreichen Randnotizen ... lassen sich erhalten, daß er zuweilen kaum zu lesen ist s . Angesichts dieser
gut lesen."
Ein Beispiel für den Charakter und das Alter dieses neuen Targums 1 Das Genizatargum gibt '1)1)'7 mit '1P)'7 wieder, einem Wort, das ge-
fi ndet sich inder Halaoha zu Ex 22,5.6 1 • Der Mi schna zufo 1ge be- wBhnlich in den Targumim im Sinne von lIuntersuchenll, und in diesem Zu-
sammenhang imSinnevon lI(einFeld) brachliegen lassen", gebraucht wird;
ziehen sich diese beiden Verse auf den Schaden, der dem Feld eines es mit lIanzündenll wiederzugeben, hieße, dem Wort die Bedeutung des he-
Nachbarn zugefügt wurde (a) durch einen streunenden Ochsen (Schaden bräischen Originals zu geben. Andererseits ist im Neofiti das hebrä-
ische '1Y)'7 mit 1P" wiedergegeben worden ("Wenn ein Mann ein Feld oder
an einem Feld oder einem Weingarten, Vers 4) und (b) durch Feuer, das einen Obstgarten anzündet ... 11).
sich auf das Feld eines Nachbarn ausbreitete, usw. Das Hebräische 2 Als kürzlich erschienene Besprechung siehe R.L. Deaut, liLa Nuit
pascaleIl, Analecta Biblica 22 (1963), 32ff. Eine Probe der vorgese-
von Vers 4 ist jedoch mehrdeuti g und kann so verstanden werden, als henen Ausgabe ist jetzt erschienen: Biblia Polyglotta Matritensia,
meine es, Feuer (nicht ein Tier) habe gestreunt oder sich auf das Serie 4, Targum Palaestinense in Pentateuchum (Deuteronomium Caput I),
Matriti, MDCCCCL~V.
Feld eines Nachbarn ausgebreitet. Ebenso verstand das Genizatargum 3 Siehe Barthelemy, Mil ik und andere, Discoveries in the Judaean
Desert I, Qumran Cave I, 1955,97, 147. 1+ Ebd., 84, 87.
s Vgl. M. Bai llet, 11 Fragments arameens de Qumran 2. Description de
1 Vgl. Kahle, The Cairo Geniza 1 , 122ff. la Jerusalem nouvelle ll , in RB, April 1955,. 222ff.

38 39
Situation stellt die Entdeckung einer ganzen Schriftrolle in Qumran z.B. die Beschreibung der Sch'önheit Saras in Kol. 20 und die Parabel
mit zweiundzwanzig Kolumnen, jede Kolumne mit etwa fünfunddreißig Zei- von der Palme und der Zeder in Kol. 19. Letztere (nach der englischen
1en 1 , ei ne wi 11 kommene und wi chti ge Berei cherung der Qumranbi b1i othek übersetzung von Avigad und Yadin ins Deutsche übertragen) lautet:
dar, und insbesondere ihres beklagenswert dezimierten aramäischen "Und ich, Abram, träumte einen Traum ...
Inha 1ts. und siehe! Ich sah in meinem Traum eine Zeder
Das neue aramäi sche Dokument ist ei ne Art Midrasch zu Gen 12 und und eine Palme.
14 2 • Die Datierung ist nicht absolut sicher, aber wenn wir die gene- Und Männer kamen und wollten die Zeder umhauen
rellen Folgerungen der Archäologen akzeptieren, muß die Schriftrolle und die Wurzeln herausreißen
selbst vor 70 n.Chr. geschrieben worden sein. Ähnlichkeiten mit den und die Palme sieh selbst überlassen.
Apokryphen und den Pseudepi graphen (besonders mi t dem Buch der Jubi- Und die Palme schrie auf und sagte:
1äen) stützen diese frühe Datierung. Bevor eine genügende Anzahl cha- 'Haut die Zeder nicht um ..• '
rakteristischer aramäischer Spracheigentümlichkeiten einer bestimmten Und um der Palme wi lien wurde die Zeder gerettet. 11

Peri ode bei gebracht werden kann, um di e Entstehungszeit der Schrift- (Die Zeder ist Abraham, die Palme Sara, durch deren Opferbereitschaft
rolle anhand linguistischer Kriterien zu identifizieren, müssen wir Abraham in Ägypten gerettet wurde.) Di es sind wahrschei n1i ch die eng-
die Veröffentlichung des ganzen Textes abwarten 3 • Die veröffentlichten sten literarischen Parallelen zu den ursprünglichen (poetischen) Para-
Blätter ergeben jedoch schon eine wichtige philologische Tatsache: die beln und Gedichten Jesu, die wir in aramäisch besitzen.
Schriftrolle gebraucht die aramäische Temporalkonjunktion ,,"N, ".,,) 2. Die aramäischen Targumim und die Sprache Jesu
(z.B. Kol. 22, Zeilen 2, 18, 20), die allein in Daniel nicht weniger
als 26mal zu finden ist, aber nie im targumischen Aramäisch. In meh- Seit der Veröffentlichung von Kahles Ansichten in Masoreten des Os-
reren anderen Fällen stoßen wir auf nichttargumischen Sprachgebrauch, tens und Masoreten des Westens II, u'nd später, in sei nen Schwei cher
z.B. auf Nn?n (Kol. 22, Zeile 4) im Sinne von "Tal ll ; targ. N??n bedeu- Vorl esungen über di e Geschi chte und di e Verwandtschaftsverhältni sse
tet IIHöhle"; syrisches Nn?n, "Scheide" eines Schwertes. Das Verb c;nnN der Targumim, ist, neben der Veröffentlichung anderer wichtiger Unter-
(Zeile 5), im Sinne von "stark werden", ist im Syrischen bezeugt, aber suchungen, eine neue Ausgabe der aramäisc~en Targumim erschienen 1 •
nicht im targumischen Aramäisch. Linguistisch könnte die Schriftrolle Sperbers ausgezeichnete Arbeit endete mit einer Herausgabe von Onkelos
daher der Zeit des "Altaramäischen" angehören. Sowohl vom linguisti- und Jonathan, die als vorbildlich gelten muß: Sperber befaßte sich
schen als auch vom literarischen Gesichtspunkt aus ist sie ein un- jedoch nicht mit Fragen der Geschichte und der Entwicklung der Targum-
schätzbares Zeugnis für die aramäische Sprache und Literatur der Zeit tradition. Dasselbe gilt auch für andere Forscher, wie Diez Macho, der
Christi. Fragmente des Prophetentargums herausgab 2 und 1956 die Entdeckung des
Einige Teile des Textes haben einen bedeutenden literarischen Wert, neuen Penta teuchta rgums, Kodex Neofi ti I, bekanntgab:3. Di e Frage der
Uberlieferungsgeschichte des aramäischen Targums ist kürzlich von E.Y.
Kutscher erörtert worden, dadurch si nd Kahles Ansichten in Frage ge-
1 A Genesis Apocryphon, AScroll from the Wilderness of Judaea,
Description and Contents of the Seroli, Facsimiles, Transcription and stellt~. Kutschers Argumente, die später eingehend betrachtet werden,
Translationof Columns I I, xix-xxii, by Nahman Avigad and Yigael Yadin,
1956.
:2 Früher war ich geneigt, das sogenannte "Apocryphon" als ein "Tar-
gum" zu betrachten ("Recovery of the Language of Jesus ", 309ff., The 1 A. Sperber, Ed., The Bible in Aramaic: I. The Pentateuch accor-
Serolls and Christian Origins, 193ff.): tatsächl ich hat es viel mehr ding to Targum Onkelos; 11. The Former Prophets according to Targum
vom Charakter eines Midrasehs als eines Targums. Jonathan; I I I. The Latter Prophets according to Targum Jonathan; IV A.
3 E.Y. Kutscher, Jerusalem, hat das "Apocryphon" zum Gegenstand The Hagiographa, Transition from Translation to Midrash; IV B. The Tar-
einer umfassenden I inguistischen Untersuchung gemacht: "The Language gum and the Hebrew Bible, 1959-1973 (ergänzt vom Ubersetzer).
of the Genesis Apocryphon", in Scripta Hierosolomitana 4, 1957, 1-35. 2 Siehe unten, 45. :3 Siehe unten, 35ff. ~ Siehe unten, 45ff.

40 41
waren in der Arbeit eines jüngeren Forschers, G.J. Ku.iper, jetzt die völlig anders und unabhängig ist von all dem, was wir aus den
außerordentlicher Professor für Neues Testament am Theological Semi- Genizafragmenten oder dem Fragmententargum wissen. Die Bedeutung
nary, Johnson C. Smith University, Charlotte, North Carolina, be- dieses Werkes kann nicht überbetont werden, da es eine unentbehr-
reits vorweggenommen. Ku; per unternahm unter mei ner Aufsicht ei ne 1iche Vorbereitung für ei ne Herausgabe (oder Herausgaben) des pa 1ä-
Untersuchung über das Verwandtschaftsverhältnis zwischen den verschie- stinischen Targums (oder von Targumim) darstellt, ohne die das Studium
denen Strängen der Targumtradition und besonders über die Frage des ihres Vokabulars, ihrer Grammatik, ihrer Syntax usw. verfrüht wäre.
Verwandtschaftsverhäl tni sses des Targums Pseudojonathan zum Onkelos- prof.' Kahle war se 1bs t von der Notwendi gkeit ei ner neuen Ausgabe
targum 1 • Di e Ergebni sse, di e hoffentl ich bald veröffentl icht werden, seiner Geni zafragmente überzeugt und vertraute di ese Aufgabe vor
haben sich als erstaunlich interessant erwiesen: Onkelos, obwohl es einigen Jahren seinem Schüler Pater G. Schelbert an 1 • Mein eigener
anerkanntermaßen Spuren babylonischen Einflusses trägt, scheint den- Schüler M.C. Doubles aus Lebanon, Virginia, arbeitete unter der ge-
noch eine maßgebende Redaktion derselben Art palästinischer Targum- meinsamen Aufsicht von Kahle und mir über das Problem der Ginsburger-
tradition gewesen zu sein, wie sie, noch im Fluß, im Fragmententargum, Ausgabe des Fragmententargums: di ese Ausgabe tat dem vati kani schen
in den Genizafragmenten, im Pseudojonathan und im Targum Neofiti I Manuskript dieser Fragmente alles andere als Gerechtigkeit an; der
aufbewahrt ist. vollständige Text davon ist jetzt in Doubles' Arbeit verfügbar 2 • Es
Wi r brauchen daher in bezug auf Da 1mans Aramäische Grammatik ni cht gibt noch eine riesige Menge an vorbereitender Arbeit zu tun, aber
so skeptisch zu sein, wie Kahle es war: andererseits ist Kahle darin ein grobes Muster der Verwandtschaftsverhältni sse scheint sichtbar
zuzustimmen, daß das idiomatischere und freiere Aramäisch der Targum- zu werden. Wie Kuipers Arbeit auf Onkelos als eine offizielle Redak-
tradition vor Onkelos, das nicht vom babylonischen Dialekt oder von tion einer palästinischen Tradition hinzudeuten 'scheint, so scheint
der Notwendigkeit,. das Hebräische Wort für Wort zu übersetzen,'beein- die enge Verbindung der Pariser, Nürnberger 1 LeipzigE7r und vatikani-
flußt war, eine viel bessere Wissensquelle für das Aramäische der neu- schen Manuskripte des Fragmententargums auf ebenfalls eine offizielle
testamentlichen Zeit ist. rabbinische Redaktion hinzuweisen, die im Mittelalter unternommen
Arbeiten über das Problem der Verbi ndungen und Wechsel bezi ehungen wurde, um (zusätzlich zum offiziellen Onkelos) etwas von der vorauf-
der verschiedenen Stränge in der palästinischen Targumtradition sind gegangenen palästinischen Pentateuchtargum-Tradition aufzubewahren.
noch im Gange, müssen jedoch notgedrungen aufgeschoben werden bi s zur Neofiti list immer noch ei ne weit offene Frage, und sei ne Rand-
(langerwarteten) Veröffentlichung der editio princeps des Neofiti I, bemerkungen, von denen einige im Fragmententargum aufgespürt werden
die von Prof. Diez Macho aus Barcelona als Teil des großen, modernen konnten, können unser Wissen über das palästinische Pentateuchtargum
spanischen Polyglotte-Projekts zugesagt worden ist 2 • Nichts hat jedoch weiter bereichern 3 •
bisher irgend jemanden veranlaßt, ernsthafte Zweifel gegen Kahles An- Sofern es die Sprache der Targumim betrifft, war Kahle fest davon
sicht zu hegen, daß das, was wir im vorhandenen palästinischen Targum überzeugt, daß Dalman unrecht hatte, Onkel os und das ver~andte Prophe-
vor uns haben, eine freie, sich entwickelnde Tradition ist, mit ganz tentargum als seine Hauptquellen für das palästinische Aramäisch des
wesentl i chen Unterschi eden zwi schen den verschi edenen Manuskri pten: ersten Jahrhunderts zu benutzen, nachdem die sogenannten "Jerusalemer"
tatsächlich ist dies in gewissem Maße durch den Text des Neofiti-
MS bestätigt worden, der eine übersetzung zu repräsentieren scheint,
1 Siehe The Cairo Geniza 2 , 201.
G.J. Kuiper, The Pseudo-Jonathan Targum and its Relationship to
1 2 The Fragment Targum: . A Critical Examination of the Editio Prin-
Targum Onkelos, Ph. D. Dissertation, St. Andrews, 1962. Kuiper ver- ceps, Das Fragmententargum, by Moses Ginsburger, in the Light of Re-
brachte einige Zeit in Oxford, wo er das Privileg hatte, Prof. Kahle cent Discoveries, Ph. D. Dissertation, St. Andrews, 1962.
um Rat zu fragen. 3 Eine meiner Schülerinnen, Miss Shirley Lund aus Boston, ist im
2 Vgl. Kahle, The Cai ro Geniza 2 , 20lff. Die BibI iotheca Vaticana be- Augenblick mit dem Studium des Neofiti-Textes zum Deuteronomium
absichtigt auch, eine Faksimileausgabe herauszubringen. (Kahle, ebd.) beschäftigt.

42 43
Targumim auf ei ne untergeordnete Position verwi esen worden waren1: eine Ausgabe verfügbar ist. Tatsächlich ist es diese letztgenannte
1etztere, zusammen mit so nahen Verwandten, wi e samaritani sches Ara- Schwierigkeit, gültig für alle palästinischen Pentateuchtargumim, die
mäisch und christlich-palästinisches Syrisch, schienen Kahle der ur- die grammatikalischen Untersuchungen oder lexikographischen Studien
sprüngl i chen Sprache Jesu vi el näher und di e besten nachchri stl ichen zur Zeit schwierig, wenn nicht unmöglich macht. Was wir zuerst und am
Quellen für die Rekonstruktion des Aramäischen der verba Christi zu dringlichsten brauchen, sind Ausgaben des palästinischen Pentateuch-
sein. Dies suchte er durch seine jetzt wohlbekannte Untersuchung zu targums (oder von Targumim), ähnlich Sperbers ausgezeichneter Ausgabe
beweisen, daß das ~~;~! (mein Herr) des Onkelos im Geniza-Fragmenten- von Onkelos und Jonathan, die jedoch auch bei keiner Gesamtuntersuchung
targum ~~~1l'J ausgesprochen wurde, genau wie in Joh 20,16 (vgl. Mk 10, des frühen palästinischen Aramäisch übersehen werden darf.
51)2. Im Blick hierauf behauptete Kahle, daß eine Untersuchung von Es war charakteristisch für Kahle, daß er keine Gelegenheit ver-
Granmatik, Syntax und Vokabular seiner Genizafragmente, und freilich streichen ließ, Positionen, mit denen er sich einst selbst identifi-
der Gesamthe; t der pal ästi n; schen Targumtradi tion, sowei t sie vor- ziert hatte, im Lichte der jüngsten Entdeckungen auf seinem Gebiet
handen war, die nächste dringende Aufgabe der Aramäischstudien sei. darzustellen. So schrieb er, kurz bevor die zweite Ausgabe seines
Dieser Standpunkt wurde getei lt - und in großem Umfange, unabhängi g Werkes Cairo Geniza veröffentlicht wurde, einen langen Artikel für die
von der Untersuchung der Masoreten des Westens I I, errei cht - von ZNW, betitelt IIDas palästinische Pentateuchtargum und das zur Zeit Jesu
dem verstorbenen Prof. A.J. Wensinck, der seine Arbeit so weit voran- gesprochene Aramäisch ll1 , in dem er die neuen Qumranfunde zur Kenntnis
trieb, daß er, auf der Grundlage vorhandener Aus'gaben des palästi- nahm, besonders das sogenannte Genesis-Apokryphon (oder den Genesis-
nischen Pentateuchtargums, ein Lexikon dieser Texte vorbereitete, um midrasch, wie er selbst es lieber bezeichnete). Der Artikel (der das
Levys Chaldäisches Wörterbuch (oder ,die kleineren Lexika von Jastrow mei ste des Kapi te 1s I II von The Cairo Geniza 2 ausmacht) brachte inter
und Dalman) zu ergänzen 3 • alia einen up-to-date-Bericht über die Arbeiten von W.H. Brownlee 2 ,
Niemand wird die Dringlichkeit oder die Notwendigkeit grammati- Naftali Wieder 3 , Diez Machotj., usw. über die Targumim und die Schrift-
ka 1 i scher und 1exi kographi scher Untersuchungen, besonders auf diesen rollen. Im Verlaufe des Artikels hatte P. Kahle Veranlassung, einige
Gebieten, leugnen, wenn wir unser Wissen über die aramäische Sprache, der Methoden von Prof. E. Y. Kutscher aus Jerusa lern bei sei ner Da-
und besonders über di e Sprache, wi e si ein der neutestamentl i chen tierung und Lokalisierung des Genesismidraschs zu kritisieren; diese
Zeit gesprochen und geschrieben wurde, erweitern wollen. Die Situa- Kritik rief eine lebhafte Erwiderung Kutschers hervor, in der er
tion hat sich jedoch seit der Veröffentl ichung der Masoreten des nicht nur auf die von Kahle kritisierten Punkte antwortete, sondern
Westens (oder von The Cairo Geniza) in ei ni gen wi chti gen Bezi ehungen auch Kahles generelle Position über die Beziehung des'palästinischen
geändert. Es sind die neuen aramäischen Qumrantexte zu untersuchen, Pentateuchtargums zum Onkelostargum und über seinen linguistischen
die größtenteils eine Sprache aufweisen, die dem alten Reichsaramäisch Wert als eine Primärquelle für die Sprache Jesu in Frage stelltes.
nahekommt, aber auch in ihrer literarischen Form und im Charakter, Kutschers Erwi derung rief ; hrerseits wi eder ei ne ebenso 1ebhafte Ent-
nicht weniger als in der Sprache, eine Literatur darstellen, die als gegnung Kahles hervor 6 •
ei n vi e 1 treuerer Prototyp der aramäi schen Tei 1e der Evange 1 i en, und
besonders ihrer ursprünglich aramäischen Poesie~ dienen kann. Es gibt 1 ZNW 49 (1958), 115ff.
auch den unschätzbar wertvollen Text (450 Blätter) des Neofiti I, der 2 IIThe Dead Sea Habakkuk Midrash and the Targum of Jonathan ll , Duke
University, 1953. Vgl. JJS 8, 169-186.
ebenfalls von den Philologen genau untersucht werden muß, sobald 3 IIThe Habakkuk Scroll and the Targum", JJS 4 (1953), 14-18.
tj. "Un nuevo Targum a los Profitas", Estudios Biblicos 15 (1956).
Vgl. auch Sefarad 16 (1956). Vgl. auch G. Vermes, Scripture and Tradi-
Aramäische Grammatik 2 , 1905 = 1964, 30ff., unten, 18ff.
1 tion in Judaism: Haggadic Studies, 1961.
Siehe The Cairo Geniza 2 , 204 und oben, 23ff.
2 5
11
Das zur Zeit Jesu gesprochene Aramäisch", in ZNW 51 (1960),
3 Dieses Material wurde Prof. Kahle und mir freundl"icherweise für 46-54.
einige Zeit von Frau Wensinck überlassen (siehe unten, 296, Anm. 2). 6 AaO .• 55.

44 45
Die Kontroverse konzentrierte sich hauptsächlich auf Kahles Einwand Das Problem der ursprüngl i chen Sprache (oder Sprachen) Jesu ist
gegen die Methoden, mit denen Kutscher das Entstehungsdatum des Gene- in den letzten Jahren mehr als einmal wieder aufgenommen worden. A.W.
sismidraschs bestimmt hatte: er akzeptierte Kutschers Folgerungen, daß Argyl e und andere haben die Ansprüche der Koi ne als ei ner "Zwei t-
dieser Text, verfaßt in einem literarischen Aramäisch (von dem Typ, sprache 11 Jesu unterstützt 1. Di e Qumranfunde haben ebenfa 11 s neues
den wir in Daniel, Esra usw. finden), pa1ästinisch sei und dem ersten Licht auf dieses Problem geworfen: M. Wilcox schrieb (Kursivdruck von
Jahrhundert v. Chr. oder ei nem noch früheren angehöre. Kutschers Ver- mir): "Hinsichtlich der Sprachenfrage sollten wir zur Kenntnis nehmen,
such zu zeigen, daß di e Sprache des pa 1ästi ni schen Pentateuchtargums daß die Entdeckung der Schriftrollen vo~ Toten Meer uns höchst inter-
kei ner unserer besten Repräsentanten für di e zur Zeit Chri sti gespro- essante und wichtige Informationen zur Verfügung gestellt hat ... Die
chene Sprache sei, war nicht überzeugend. Tatsächlich ist die Ansicht, ni chtbi b1ischen Texte zei gen uns ei ne freie, lebende Sprache und be-
daß Onke1os eine rein babylonische übersetzung sei, zweife1haft 1 , aber zeugen die Tatsache, daß in neutestamentlichen Zeiten und eine be-
die Tatsache, daß es seinen Ursprung in Palästina gehabt haben könnte, trächtliche Zeit vorher das Hebräische durchaus nicht auf rabbinische
bedeutet nicht, daß seine Sprache daher ein reines, zur Zeit Jesu ge- Krei se beschränkt war, sondern sich als ein normales Ausdrucksmittel
sprochenes Aramäisch sei: es ist wirklich, wie Kahle behauptete, eine erweist" 2 •
gekünste1 te wörtl iche übersetzung des Hebräischen, verfaßt in seiner Von dieser Beschreibung des Hebräischen zur Zeit Christi als einer
gegenwärtigen und endgültigen Redakti on in einer Form von "1 itera- "frei en, 1ebenden Sprache" und ei nes "norma 1en Ausdrucksmittel s 11 her
rischem" Aramäisch, das weder rein palästinischer' noch rein babylo- könnte es schei nen, daß Wi 1san uns zu vers tehen geben wi 11, daß das
nischer Dialekt ist. Hebräi sche in neutestamentl i chen Zeiten ta tsäch 1ich ei ne gesprochene
An einem Punkt widerstritt Kutscher Kahles Behauptung, daß nur das palästinische Sprache war und nicht nur ein Mittel literarischen Aus-
palästinische Pentateuchtargum das neutestamentliche Wort '~:j~1'(paß­ drucks oder eine auf rabbinische Kreise beschränkte Gelehrtensprache
ßouvC, Mk 10,51; Joh 20,16) kenne 2 • Kutscher ist selbstverständlich im (wie es natürlich auch die heilige Sprache derhebräischen Schriften
Recht mi t der Behauptung, daß di eses Wort in rabbi ni schen Texten er- war). Wenn di es ei ne korrekte Beurtei 1ung der Qumranzeugni sse wäre,
scheine, und Kahle suchte auch nie, dies zu leugnen: es war die Aus- unter denen das Hebräische sicherlich das Aramäische bei weitem über-
sprache im palästinischen Pentateuchtargum als '~:j(i)~1, im Gegensatz wiegt, dann müßte der Ansicht beigepfl ichtet werden, die sich mit dem
zum rabbinischen '~;)·h die ungewöhnlich war und von Kahle als Beweis Namen Prof. M.H. Segals identifiziert, daß das Hebräische zur Zeit
dafür angeführt wurde, daß es diese pa1ästinische Targumtradition sei, Christi wirklich eine in Judäa gesprochene Volkssprache war 3 •
die die Aussprachen der lebenden Sprache und den Dialekt des pa1ästi- Diese Ansicht - oder eine sehr ähnliche - ist in den letzten Jahren
nischen Aramäisch korrekt bewahrt habe. Um zu beweisen, daß dies nicht von Prof. H. Birkeland aus Os10 erörtert worden, der es sich in einem
so sei, führte Kutscher ei nen Bel eg aus ei nem Mi schnakodex an, indem gelehrten Artikel zum Ziel setzte't, die übliche Ansicht, daß das Aramä-
di e Aussprache , ~:j~1 er ha lten ist, offenbar als "Verbesserung": aber ische die im Palästina des ersten Jahrhunderts gewöhnlich gesprochene
all das beweist tatsächlich nur, daß wenigstens ein Schreiber diese Sprache und daher die Sprache Jesu gewesen sei, zu widerlegen; nach
besondere Aussprache kannte und etwas gegen die wahrschei n1ich gekün- Birkeland war Hebräisch, nicht Aramäisch, die gewöhnliche und nor-
stelte (babylonische?) Aussprache '~bl hatte. Der Beleg aus der male Sprache der Juden im Palästina des ersten Jahrhunderts und dies
Mischna bestätigt Kahles Argument eher als es ihn widerlegt: er ist bestimmt, sofern es die Masse des jüdischen Volkes betreffe; lediglich
eine Erinnerung daran, wie das Wort im gesprochenen palästinischen
Aramäisch wirklich ausgesprochen wurde.
1 Did Jesus speak Greek1 in: The Expository Times 67, 42f. und 383.
2 The Semitisms of Acts, 14.
3 Siehe oben, 16.
1 Vg1. oben, 42, und siehe besonders Kutscher, aaO., 48, Anm. 11. 't "The Language of Jesus~l, in Avhandl inger utgitt av Det Norske
2 Kutscher, aaO., 53. Videnskaps-Akademi i 0510,11. Hist.-fi1os."K1a5se, 1954, No. 1.
46 47
die gebildete obere Gesellschaftsschicht habe das Aramäische gesprochen Kreise der Fall war. Dennoch müssen wir zugeben, wahrscheinl ich mehr

(oder gebraucht), und nur den Gelehrten seien beide Sprachen geläufig als dies bisher getan worden ist, daß Jesus selbst außer dem (oder

gewesen 1 • Di e aramäi schen Targumim sei en nicht für di e Masse des VOl- anstelle des) Aramäischen auch das Hebräische benutzt hat, besonders

kes bestimmt gewesen, die die hebräischen Schriften ohne aramäische bei feierlichen, festlichen Anlässen; es besteht ein hoher Grad von

Paraphrase verstehen konnten, sondern für die obere Gesell schafts- Wahrschei n1 i chkei t, daß Jesus sei ne Laufbahn als ga 1 i1 äi scher Rabbi

schicht, die nur aramäisch verstand 2 •


begann, der in den Schriften gut bewandert und imstande war, in hebrä-

Diese extreme Position hat, wenn überhaupt, nur wenig Unterstüt- isch und in aramäisch gleich flüssig zu schreiben (oder zu sprechen).

zung bei kompetenten Fachleuten gefunden: das Zeugnis der aramäischen


ipsissima verba Jesu in den Evangelien ist unmöglich zu erklären, wenn
Aramäisch nicht die normalerweise von ihm gesprochene Sprache war. NACHBEMERKUNG

überdies ist es absurd anzunehmen, daß die hebräischen Schriften für


Seit dieses Kapitel geschrieben wurde, sind andere wichtige Targum-
die "obere Gesellschaftsschicht" paraphrasiert wurden: diese Schriften studien erschienen oder bekanntgeworden, z.B. P. Grelot, Semitica 9,
wurden für die aramäisch sprechenden Massen, die Hebräisch nicht mehr 1959, 59-88; Diez Macho, "The Recently Discovered Palesti,~ian Tar-
gum: Its Antiquity and Relationship with the other Targ~ms ,.Supple-
verstehen konnten, mit einem Targum versehen. Der Gebrauch des Termi- ments to Vetus Testamenturn 7 (1959), 222-245; auch Artikel In Sefa-
rad 15 (1955) 17 (1957), 20 (1960); Oriens Antiquus 2 (1963), Nouvelles
nus "Hebräisch" in bezug auf das Aramäische ist leicht zu erklären, da
Chretiennes d~ Israel 13,2 (1962); S. Lund, "The Neofiti Marginal iato
er den besonderen Dialekt des Aramäischen bezeichnet, der sich in Pa- Deute ronomy" .
Miss Lund hat eine der Quellen der Randbemerkungen überzeugend
lästina seit den Tagen Nehemias entwickelt hatte und der spezifisch
als zum Fragmententargum gehörig und mit den Nürnberger und ~atikan!­
jüdisch war (verbunden mit einer spezifisch hebräischen Schriftart und schen Texten verwandt identifiziert. Diese Ergebnisse werden In dem Im
einem großen Anteil an Lehnwörtern aus dem klassischen Hebräisch): Auf Erscheinen begriffenen Gedenkband für den verstorbenen Prof. P. Kahle
erscheinen (als Beiheft zur ZAW, 1967); M. McNamara, "Targumic Stu-
diese Unterschiede bezieht sich der Aristeasbrief und nicht auf zwei dies", CBQ 28, 1 (1966); P. WernbergM!!Sller, "On the date of Neofiti I",
verschiedene Sprachen, Hebräisch und Aramäisch (Syrisch)3. VT 12 (1962), 462.
Während di ese extreme Position zurückgewi esen werden muß, gibt
es gleichwohl eine Begründung für einen sicherlich umfangreicheren
literarischen Gebrauch des Hebräi sehen in neutestamentl i chen Zei-
ten. Soviel jedenfalls ist sicher seit den Qumranfunden. Es ist
aber auch möglich (wie Prof. Segal argumentierte), daß Hebräisch als
gesprochene Sprache wei terbestand: es ersehe i nt jedoch unwahrschei n-
lieh, daß dies außerhalb der Kreise der Gelehrten oder Gebildeten,
das heißt der gelehrten pharisäischen, priesterlichen oder essenischen

1 AaO., 39. 2 Ebd.


3 Vgl. H. Birkeland, aaO., 14. Siehe auch R.H. Charles, Apocrypha
and Pseudepigrapha of the Old Testament 11,95. Der Absatz lautet:
IIS i e (d i e hebrä ischen Schr i ften) müssen übersetzt werden" antwor-
tete Demetrlus, . " denn •Im Lande der Juden benutzen sie ein ' eigenes
A!phabe~ und sprechen einen eigenen Dialekt. Angebl ich benutzen sie
die syrische Sprache, aber dies ist nicht der Fall; ihre Sprache ist
ganz anders." Hier ist angespielt auf den besonderen, von den Juden
gesprochenen aramäischen Dialekt, einen westaramäischen Dialekt; er
unterscheidet sich stark vom Syrischen, dem ostara"mäischen Dialekt,
der als Einheitsaramäisch in regulärem Gebrauch war.
49
48
':"'.~" " .,
.c·:f,~~ .

.. }

westlicher Handschriften unterscheidet. So z.B. in Lk 1,14 1 , wo WH Hat


~(1TaL xapd aol.. liest, D dagegen Hat ~aTal.. aol.. xapd: erstere Wortfolge
I sei unsemitisch, während die Wortfolge von D mit der aramäischen Wort-
TEl L II folge übereinstimme'; aber es besteht kein Grund anzunehmen, daß es
SYNTAX, GRAMMATIK UND VOKABULAR nicht sowohl eine legitime griechische als auch eine korrekte semiti-
D. STIL UND SATZBAU sche Wortfolge ist. Das Ergebnis von Wensincks Beobachtungen ist nega-
tiv: die Wortfolge in D ist nicht unsemitisch, wie es oft in WH der
1. Wortfolge I Fall ist, aber sie ist ebensowenig ungriechisch.
J
Ein Semitismus, dem Wellhausen große Bedeutung beimaß, war die Stel- Es ist hauptsächlich das Verhältnis der Voranstellung des Verbs,
lung des Verbs im Satz oder im Satzteil 1 • In allen semitischen Spra- das, verglichen mit anderen griechischen Schriften, in den Evangelien
chen pflegt das Verb an den Anfang gestellt zu werden, außer, wo die ungewöhnl ich und ungriechisch ist, nicht irgendein individueller Fall
Reihenfolge zur Betonung umgestellt ist und in gewissen Nebensätzen. der Wortfolge: " ... das Vorherrschen der Voranstellung (des Verbs) bei
Ei ne Anzahl von Argumenten ist vorgebracht worden, um zu zei gen, daß Lukas und Johannes ist bemerkenswert"2.
die Wortstellung in den Evangelien nicht merklich ungriechisch sei 2 , Zweifellos stammt eine große Anzahl von Beispielen für die Voran-
doch selbst wenn alle gebührende Rücksicht auf s~e genommen wird, stell ung des Verbs aus übersetzungsgriechi schen Quell en, doch aus
bleibt das Vorherrschen der Voranstellung des Verbs ungewöhnlich. Das diesen Evangel ien-Semiti smen kann kein Rückschluß auf die übersetzung
Urteil eines hervorragenden Hellenisten, E. Norden, lautet: "Die aramäischer Quellen gezogen werden. Der Hauptgrund, meines Erachtens,
Voranstellung des Verbs ist neben dem Parallelismus der Satzglieder ist weder, daß wir hier keinen wirklichen und wichtigen Semitismus vor
- beide sind sehr oft kombiniert - der sicherste Semitismus des Neuen un~ hätten, noch, daß zum Erweis der übersetzung mehr Beweise für eine

Testaments, besonders in Fäll en, in denen di ese Stell ung in ei ner regelwidrige griechischen Wortfolge erforderlich wären, sondern die
Reihe von Satzgliedern vorkommt"3. Norden führte als Beispiel die Schwierigkeit, zu bestimmen, welche Wortfolge ungriechisch ist. Nur:
zwei te Hälfte des Magni fi kats an und vergl ich di e charakteri stische weil das Verb so häufig voransteht, erhält der griechische Stil, nicht
Stellung der Imperative im Vaterunser mit dem Stil jüdischer Gebete, die griechische Wortfolge, eine Form, wie sie kein geborener Grieche,
z.B. Jes 37,17-20; Sir 36,1-17 Q • unbeei nfl ußt von semiti schen Quell en oder ei ner semiti schen Sprache,
A.J. Wensinck behauptete, daß der Bezae-Text des Lukas eine große je geschrieben hätte.
Anzahl von Beispielen für die semitische Wortfolge enthalte (nicht
2. Casus pendens und Hyperbaton
nur die Voranstellung des Verbs), wo nichtwestliche Handschriften
ei ne idi oma ti schere, gri echi sc he Rei henfol ge aufwei senS. Di e Haupt- Casus pendens ist kein spezieller Semitismus. Im klassischen Grie-
schwierigkeit ist jedoch die, sich darüber klarzuwerden, was eine chisch wurde er mit Effekt gebraucht, und Parallelen zu Beispielen in
nichtidiomatische griechische Reihenfolge ist. Was Wensinck am be- den Evangel ien si nd aus Papyri und anderswoher zitiert worden 3 . Aber
sten gelang, war, zu zeigen, daß D eine Reihenfolge hat, die mit di ese Konstrukti on ist im Hebräi schen und Aramäi schen viel häufi ger
der semitischen Reihenfolge übereinstimmt und sich von der nicht- als inder Koine. Besonders charakteristisch für das Hebräische und das
Aramäische ist die Wiederaufnahme des Subjekts oder Objekts durch das
1Einleitung 2 , 10f. Siehe auch Wilcox, 112ff. Personalpronomen; Burney erläuterte dies an Dan 2,37.38; 3,22; 4,17-19;
2Wie die von Lagrange, S. Mare, lxxxvi i i und Thumb, im Abschnitt Esra 5,14 Q • Ein typisches Beispiel findet sich in den Elephantine-
über die Wortstellung in Brugmanns Griechischer Grammatik, 4. Aufl.
658f.
3 Agnostos Theos, 257, 365.
4 Vg I. Mou I ton, Gramm. I I, 417. 1 Semitisms, 25. 2 Moul ton, aaO. 11,418.
5 Semitisms, 24f. 3 Vgl. ebd., 425. Q Aramaie Origin, 64f.

50 51
Papyri 28, 15: 11Meine Söhne - sie werden dir dieses Geld zahlenlI; als den Evangelien und in der Apostelgeschichte kannnichtallein auf diese
Beispiel aus dem palästinischen Talmud können wir Kilajim '9, 4f. 32b Tatsache zurückgeführt werden. Im folgenden überblick über die Vertei-
Zeile 47, vergleichen. ' lung des casus pendens in den Evangelien und in der Apostelgeschichte
Burney schloß seine Beweisaufnahme über den aramäischen Ursprung des sind Beispiele, die sich in alttestamentlichen Zitaten finden, nicht
johannei schen casus pendens mi t dem übermäßi gen Gebrauch di eser Kon- eingeschlossen. Beispiele aus Jesusworten sind kursiv gesetzt.
struktion im vierten Evangelium, verglichen speziell mit den Synop- Matthäus: 5~40 (0); 6~.4 (0); 10~11 (0); 12,,32.36; 13 .. 20.22.23.38;
tikern 1 • Er fand 27 Beispiele im ersteren (ein weiteres Beispiel in 15,,11; 19~28; 24,,13; 25,,29; 26,,23.
einem Jesuswort findet sich in Joh 10~25) und 21 in den letzteren; bei MaX'kus: 1,34 (0); 6,16 (Herodes ); 7" 20; 13" 11 •
Matthäus. 11, bei Markus 4 und bei Lukas 6. Dies ist für Johannes al- Lukas: 1,36 (direkte Rede); 8,,14.15; 12,,10.48; 13,,4; 21,,6; 23"
lein ein sicherlich aUffälliger Anteil (es ist aber nicht, wie Burney 50.51.
meinte, sechsmal soviel wie bei Lukas). Lagrange glaubte, daß bei ei- Apostelgeschichte: 2,22.23 (Petrus); 3,6 (Petrus); 4,10 (Petrus);
ner Anzahl von Beispielen bei Johannes eine Betonung beabsichtigt sei, 7,35.40 (Stephanus); 10,36.37 (Petrus); 13,32 (Paulus); 17,
die mit dem klassischen Sprachgebrauch übereinstimmt, das Reflexiv- 23.24 (Paulus).
pronomen nach nä~ erkannte er aber als semitische Redeweise an2. Am häufigsten erscheint diese Konstruktion in der Bezae-Unziale
Burney erklärte die Häufigkeit dieser Konstruktion bei Johannesals (alle oben angegebenen Beispiele finden sich in 0). In dieser Hinsicht
Folge der übersetzung ei nes aramäi schen Ori gi na 1 s'. Lagrange dachte, ha tOden ursprüngl i chen Text treuer bewahrt als BI'<; ei n typi sches
daß wi r es dabei weni ger mit Obersetzungsgri echi"sch als mi t ei ner se- Beispiel ist Mt 6,,4: xat 0 naTnp oou b ßAEnwv EV T~ xpunT~, aUTb~ ano-
mitischen Redeweise zu tun hätten, die sich ganz natürlich bei denen ÖWOEL. OOL..
einstellen würde, die an diese kraftvolle semitische Redeweise gewöhnt Eine Ausweitung dieses Hyperbatons besteht darin, das Subjekt oder
wären 2 .. Di e Verteil ung di eser Konstrukti on' bei Johannes ist i nteres- das Objekt ei nes Nebensatzes so zu verl agern, daß es zum Subjekt
sant und könnte di e Hypothese des übersetzungsgri echi sch stützen: in oder zum Objekt ei nes anderen Satztei les, mei stens des Hauptsat-
22 von 28 Fällen handelt es sich um Beispiele aus den Worten und Reden zes jenes Satzes, wird; es erhält dadurch eine besondere Betonung.
Jesu; zwei der sechs Ausnahmen stammen aus dem Prolog (1,12.18), zwei Ein Beispiel aus dem Aramäischen findet sich im Midroasch Echa 1,51:
aus den Worten des Täufers, eine davon auch im Prolog (1,33 = 1,15; IIIch gehe nicht, bis ich Menachem se~e, wie es ihm geht" 1 • Wellhausen
3,32), eine aus einem Gespräch der Johannesjünger (3,26), und die notierte folgende Beispiele dieses Hyperbatons in den Evangel ien: Mt
sechste wurde gesprochen von dem am Bethesda-Tei ch geheil ten Mann 10,,25; Mk 7,2; 11,32; 12,34; Lk 9,31; 24,7 2 . Mk 7,2 lautet: xat ~ö6v­
(5,11). Alle Beispiele stammen aus der direkten Rede. TE~ TL.Va~ TWV ~a~nTWV aUToü ~TL. xOLvat~ XEPOCV EO~COUOLV, 11 • • • und als
Die Verteilung dieser Konstruktion bei den Synoptikern und in der sie einige seiner Jünger gesehen hatten, daß sie mit unreinen Händen
Apostelgeschichte ist noch bezeichnender. Im vierten Evangelium ma- aßen ll ; Lk 24,7 lautet: AEYWV Tbv utbv TOU av~pwnou ÖTL. ÖEL napaÖO~nvaL
chen di e Worte und Reden Jesu den größten Tei 1 des Buches aus. Aber und Lk 4,3 (0) nach Wel'lhausen: d.n~ oL AC~OL OiSTOL Lva YEvwvTaL &p-
sogar bei den Synoptikern, in denen Erzählungen die Dialoge überwiegen, TOL, aber eine solche Lesart scheint nicht zu existieren.
findet sich der gleiche hohe Anteil an Beispielen dieser Konstruktion Diese SpracheigentUmlichkeit kann die schwierige und verworrene Kon-
in den Worten Jesu. Es trifft zu, daß eine kraftvolle Spracheigentüm- struktion von Mk 8,24 erklären: ßAEnw TOU~ avapwnou~ ~TL w~ öEvöpa opw
lichkeit dieser Art in direkter Rede natürlicher ist als in Erzählun- nEpLnaTOÜVTa~. Die einzige einwandfreie Wiedergabe dieses griechischen
gen, aber ihr fast völliges Fehlen außerhalb der wörtlichen Rede in
Siehe Dalman, Aramäische Dialektproben, 15.
1
2 Einleitung 2 , 12. Lk 9,31 ist ein wichtiges Beispiel, das auch ein
1 Aramaie Origin, 64f. fehlübersetztes aramäisches.1 enthält; es wird in diesem Zusammenhang
2 S. Jean, cxi. Zum Beispiel im Aramäischen, Esra 7,24.26. unten, 75f., besprochen.
52
53
~~!.~
-":~I'
......

Textes steht inder R. V.: "I ch sehe Menschen; denn ich sehe sie wi e I Den Artikel lassen aus: p46 A C D2 P M b d syh; Ambst. Zuntz 1 äußerte
Bäume umhergehen" ... Kodex Bezae, mi t ei ner Anzahl anderer Quellen, sich für die Auslassung und schrieb: "In 1. Kor 9,13 ist die Auslas-
liest: ßAEnw TaUS &v~pwnous WS ötvöpa ~Ep~~aToüvTas, was in einem ein- sung des Tri vor Ex TOÜ LEPOÜ jedoch aus inneren Gründen korrekt. Pau-
fachen Text genau die Antwort gibt, die wir erwarten. Aber der schwie- lus· bezieht sich hier nicht (wie Mk 2,26 par.) auf. die Tatsache, daß
rigere Text von BN ist wahrscheinlich der ursprüngliche und hat in D die Priester 'die Dinge des Tempels' essen können: er betont ihr Recht,
zu einer Korrektur geführt. W.C. Allen versuchte, das ön als ein fehl- von ihrem Priesterdienst zu leben (E:a~CE~V EH TOU LEPOÜ, parallel mit
übersetztes aramäisches, zu erklären, das durch das Relativpronomen Ex TOÜ EuaYYEACou l,;r;v in Vers 14; vgl. Hebr 13,10). Der hinzugefügte
otJs hätte wiedergegeben werden sollen: "Ich sehe Menschen, die ich Artikel (in N B D* F G 1811739 vg Aug sah boh) entstellt den Sinn. Der
wie Bäume umhergehen sehe", wobei das akkusativische Partizip ~EP~­ byzantinische Text hat ihn nicht. Es ist außerordentlich unwahrschein-
~aTOÜVTaS dann ein akkusativisches Relativpronomen, mit dem es über- lich, daß überlegungen, wie die eben vorgetragenen, die Byzantiner
einstimmt, im gleichen Satzteil hätte 1 • Aber "Ich sehe Menschen, die veranlaßt haben könnten, den Artikel zu streichen. Hier kann ihre
ich wie Bäume' umhergehen sehe", ist dennoch eine ungewHhnlich kompli- übereinstimmung mit p46 A C (und vielleicht einigen Versionen) erneut
zierte Ausdrucksweise für "Ich sehe Menschen wie Bäume umhergehen", zeigen, wie sie eine unverfälschte überlieferung, die den alten Unzi-
das klar sagt, was gemeint war. alen fehlte, erhalten konnten." Es erscheint mir jedoch zweifelhaft,
Diese einfache Aussage würde im Aramäischen, mit emphatischem Hy- ob wir E:aßCE~v E:x TOÜ ~EPOÜ mit EH TOÜ EuaYYEACou r;;i;v gleichstellen
perbaton, idiomatisch so ausgedrückt: "Ich sehe Menschen, daß sie wie können: die alternative Erklärung, es handle sich hier um eine parti-
Bäume umhergehen" 2 . Ein übersetzer, der diese Spracheigentümlichkeit tive Konstruktion, dürfte vorzuziehen sein.
nicht kannte, scheint das Partizip Präsens "umhergehende"3 als ein Di e generell e Fo 1gerung, zu der ei n Nachwei s von casus pendens
echtes Partizip aufgefaßt und mit dem akkusativischen "Menschen", in und verwandten Hyperbata führt, lautet: da solche Konstruktionen nicht
übereinstimmung gebracht zu haben - ßAE1tW TOUS avßpwnous ön ~s öEvöpa als speziell semitisch bezeichnet werden können, obwohl sie im Ara-
1tEp~1taTOÜvTas. Im Griechischen wäre ein zusätzliches Verb im Nebensatz mäischen viel häufiger gebraucht werden als im Griechischen, stützt
erforderlich, um einen Sinn zu ergeben. ihr überwiegen in den Jesusworten die Ansicht, es sei darin eine über-
Mk 7,4 enthält ein Beispiel für ein emphatisches Hyperbaton, ver- lieferung in übersetzungsgriechisch zu finden. Kein griechischer
bunden mit einem charakteristisch semitischen Gebrauch der Präposition Autor würde einen derart hohen Antei,l an Beispielen, verglichen mit
&1t0 (= 1tJ), und zwar im partitiven Sinn 4 : &1t' &yopiiS meint "(irgend dem in den umgebenden Erzählungen, in nur einen Teil seines Werkes
etwas) vom Marktplatz"; "Und (irgend etwas) vom Marktplatz, außer sie aufgenommen haben, außer er hätte ei ne a ramäi sche Ober 1i eferung wi e-
besprengen sich, essen sie nicht." Das arabische Diatessaron hat diese dergegeben. Abgesehen von den Jesusworten fi nden sich Hyperbata am
Worte so verstanden (20,20): "Sie pflegten, was auf dem Markt gekauft häufigsten in Dialogen, in direkter Rede und im Markusevangel ium. In
wurde, ni cht zu essen, außer sie wuschen es." Das Arabi sche 1äßt na- der Apostelgeschichte scheint der casus pendens auf Reden, und zwar
türlich nicht auf eine Textvariante schließen, sondern die semitische hauptsächlich auf die von Petrus und Stephanus in den ersten Kapiteln,
Spracheigentümlichkeit ist erkannt und korrekt wiedergegeben worden s . beschränkt zu sein.
Ein anderes mögliches Beispiel für diese partitive Konstruktion,
3. Die Verteilung des Asyndetons in den Evangelien
aber mit EH statt ano, ist die schwierige Auslassung des Artikels in
und in der Apostelgeschichte
1. Kor 9,13: O~ Ta ~EpCi E:pyal,;ol1EVo~ [TCi] EH TOÜ LEPOÜ E:o-eCoua~v.
Alles in allem widerstreitet das Asyndeton dem Geist der griechi-
1 In: Expository Times 13, 330. schen Sprache. Die meisten griechischen Sätze sind mit einer Binde-
2 In aramäisch: ,,:>;illJ " l ; ' N 1'il' Nl!1l'N 'l:l NlN 'lJn.
3 Siehe unten, 130. 4 Siehe Ges.-Kautzsch. 382, Anm. 2.
S Vgl. Burkitt, Evangel ion da-Mepharreshe, I I, 281. 1 The Text of t~e Epistles, 51.

54 55
partikel verbunden, und wo sich ein Asyndeton findet, wird es meistens jüdi sches Griechi sch ist, zumi ndest von semiti scher Sprachei gentüm-
mit rhetorischem Effekt gebraucht, besonders in Ermahnungen. lichkeit 1 nicht unbeeinflußt war, gibt es Parallelen zum johanne-
Der hohe Anteil an Sätzen, die in zusammenhängenden Erzählungen und ischen übermäßi gen Gebrauch des Asyndetons, besonders in Reden· und
Reden &crUV6ETw~ niedergeschrieben sind, ist eines der auffallenden in jenen formuZae erzählender Dialoge, in denen so manche Beispiele
Stilmerkmale des vierten Evangel iums 1 • Gelegentl ich gibt dieses über- des Johannes zu ·finden sind. Beispiele aus HeY'mas 2 sind: Vis. I. 1,6
wiegen des Asyndetons der Darstellung Gewicht und Feierlichkeit und (AEYW aUT~), 7 (&noxpLßEt~ aUT~ AEYW), 8. 9; 111. 10,2. 9 (&noxpLßELcra
scheint dann nicht mehr als ein Stilmerkmal des Autors zu sein. Aber ]JOL A€YÜ, &noxPLßd~ aUTijl Hyw, &nOXPLßEC~ j.lOL Hyn), 10; 111. 10,
in der Mehrheit der Fälle gibt es keine rhetorische Rechtfertigung für B; 11,4c; 12,2; 13,4b; IV. 1,2.6.9; 2,2.3 -(&noxpLßdcra j.lOL_AEYEL),
diese Konstruktion. 4 (2mal); Mand. IV. 3,2 (HYEL j.lOL), usw. Die Konstruktion begegnet
Das Asyndeton ist sehr charakteristisch für das Aramäische, und im vierten Evangelium häufiger als im HeY'l11as. Bemerkenswert ist,
C. F. Burney führte den übermäßi gen Gebrauch di eser Konstruktion bei daß im letzteren in den Erzählungen dieselben Asyndeton-foY'muZae
Johannes auf den Einfluß eines aramäischen Originals zurück und erläu- vorkommen, wie bei Johannes, die alle vom Ursprung her aramäisch
terte dies vom biblischen Aramäisch her 2 • In der langen aramäischen si nd 3 •

Passage im palästinischen Talmud, KiZajim 9, 4f. 32b, Zeilen 38-48, gibt Das aramäische Asyndeton AEYEL, AEYOUcrL(V) findet sich in allen
es nur eine Bindepartikel (Zeile 40). Besonders auffallend an dieser vier Evangelien, und Burney hat sein Vorkommen bei Johannes aus-
Passage, und häufig in den aramäischen Teilen des palästinischen Tal- führlich besprochen. Er gab ergänzend 16 Beispiele des Asyndetons
muds im allgemeinen, ist die Asyndeton-Einleitung "1)]1'< (Partizip) und HYEL bei Matthäus an; 4 weitere gibt es im Bezae·-Text: 13,52;
""1)]1'<: "er sagt, sagte", "sie sagen, sagten"; z.B. "1)]1'<, f. 32b, Zeilen 17,26; 22,20; 27,23 und eines im vatikanischen Kodex: 19,21, wo
38,39 (2mal), 41, 44 (2mal), 45, 46, 47; '~"1lJl'<, f. 32b, Zeile 71 und WH, dem Burney folgte, die Lesart ECPn von ND übernommen hat. Bur-
vorher in den Zeilen 11,17,23. Es ist eine der charakteristischsten ney gab überdies 10 Beispiele des Asyndetons HYOUcrL(V) bei Matthäus
aramäischen Asyndeton-Einleitungen; es findet sich jedoch nicht im .an; es finden sich folgende weitere Beispiele: 13,28b (D), 22,21.
biblischen Aramäisch, das die Formel 'lJ1'<1 n.:Jy bevorzugte: "er fängt an Markus hat kein Beispiel von H:YEL und nur eines von A€YOUOL(V)
und sagt" oder " er fing an und sagte" , und Burney erläuterte dies vom (8,19), aber er hat mehret'e Be i spi e 1 e des Asyndetons Ecpn: 9,38;
Syrischen her 3 • 10,29; 12,24. Das Asyndeton Eq>') erscheint am häufigsten bei Mat-
Der häufi ge Gebrauch des Asyndetons bei Johannes ist am besten thäus: 4,7; 19,21 (B AEYEL); 21,27; 22,37 (D); 25,21.23; 26,34;
als das Ergebnis aramäischen Einflusses zu erklären. Aber es ist 27,65 (0 Eq>n 6€). Der BN-Text von Lukas hat zwei Beispiele von
nicht nötig, die Quelle des johanneischen Asyndetons in einem ara- HYEL: 16,7 (0 0 6e A€YEL); 19,22 (D 0 6e ElltEV), aber keines von
mäischen Original zu suchen. Diese Konstruktion dürfte eher im jüdi- HYOUcrL (v) •
schen oder syri schen Gri echi sch vorherrschen. Bedauerl i cherwei se ist In den Synopti kern erschei nt das Asyndeton im all gemei nen ni cht
unser Vergleichsmaterial beschrä.nkt: das meiste jüdische Griechisch so häufig, wie im vierten Evangelium. Blass lenkte die Aufmerksam-
dieser Periode, das mit den Evangelien verglichen werden könnte, ist keit auf sei n Vorkommen inder Passage Mt 5~ 3-1 '1 der Bergpredi gt:
aus dem Hebräi schen oder dem Aramäi schen übersetzt. Merkwürdi gerwei se "nicht nur da, wo es keine Gedankenverbindung gibt, sondern auch trotz
fehlt di e Asyndeton-Konstrukti on bei Josephus, dessen Muttersprache
das Aramäische war, der aber viel Geschick im Gebrauch griechischer 1 Zahn behauptete, daß der Autor unter Juden erzogen worden se i n
Bindepartikel zeigte. Im HiY'ten des HeY'l11as jedoch, der, wenn er kein müsse; siehe sein Hirt des Hermas, 77f., 487f., 496f.; vg1. Hermae
Pastor (Patrum Apostolicorum Opera 111, ed. Gebhardt und Harnack),
lxxi i.
2 Ed. Gebhardt und Harnack.
1 Vgl. E.A. Abbott, Johannine Grammar, 69f. 3 Vgl. Burney, aaO., 54. Zum aramäischen Ursprung von &llOXPLßd~ A€YEL
2 Aramaic Origin, 49f. 3 AaO., 55. siehe Wellhausen, Einleitung 1 , 16.
56
57
so 1cher Verbi ndungen 111. Hawk ins bemerkte, daß es bei Markus häufi ger Matthäus 1 : 19,18.20.21.22 (0); 25,14 (0), 21.22 (0 oE), 23.
vorkomme als bei Matthäus und Lukas 2 , und Lagrange wies darauf h' Andere Beispiele: 6,14 (0); 12,42 (= Lk 11,31); 22,25 (0;
1n,
daß es in den Jesusworten bei Markus überwiege: 11 • • • das Asyndeton ex Mk 12,20).
findet sich vor allem in der gesprochenen Sprache und ganz besonders Lukas: 1,51-54 (Magnifikat); 6,42 (0 Ti), 43 (0), 44 (0),45.47.48.
in der Rede Jesu ll :3. 49b (0); 11,8.21.23.24 (0 oE), 26 (0); 17,29 (0),30.33.34;
Der fol gende Oberblick über di e Vertei 1ung der Asyndeton-Konstruk_ 18,11.12.14.
tion in den Evangelien und in der Apostelgeschichte beruht auf Andere Beispiele: 4,25 (0); 7,28 (0 oE); 10,22.31 (0);
einer Untersuchung sowohl des WH-Textes als auch des Kodex Bezae. 11,31 (= Mt 12,42); 12,37.51; 14,27 (0 }laC), 34 (0); 15,7
Beispiele in Kursivdruck sind Jesusworte. In bezug auf die Jesus- (0 oE); 16,10.13 (2mal); 20,12 (0),16 (= Mk 12,9), 29 (0);
worte si nd die angegebenen Bei spi el e di eser Konstruktion nicht voll- vgl. Mk 12,20); 21,19; 22,68 (0).
ständig, es werden nur die wichtigeren Beispiele angeführt, aber so Apostelgeschichte: 3,13.25.26 (Petrus); 4,14 (0), 15 (0), 17 (0);
weit wi e mögli ch, ist darauf geachtet worden, außerhalb der Jesus- 7,2b.15 (0), 44.52 (Stephanus); 10,36 (0 yap), 37 (Petrus);
worte keine Beispiele auszulassen. Natürliche griechische Asyndeta WUr- 17,24.26 (0) (Paulus); 20,29.33.34.35 (Paulus).
den nicht berücksichtigt, z.B. in Geboten und Ermahnungen, zu Beginn Andere Beispiele: 1,7; 2,5 (O); 5,30 (Petrus); 6,2 (0);
einer fortlaufenden Passage oder einer Rede, oder wo ein Satz 7,60 (O); 8,2 (O), 21 (Petrus); 1l,12b (0); 13,19 (Paulus);
mi t ei nem Oemonstra ti vpronomen begi nnt, oder in Asyndeta, in denen 18,7 (O); 19,2 (0), 19 (O); 24,23; 25,10b (Paulus); 26,8
es keinen Zusammenhang zwischen den Sätzen gibt, wie beispielsweise (Paulus).
in den isolierten Sinnsprüchen Jesu (z.B. Mk 2,21; vgl. jedoch Mt Zur Erläuterung sei ein typisches Beispiel aus dem Bezae-Text aus-
9,16). Da di ese Konstruktion b~i Markus am häufi gsten begegnet, wird gewählt: im matthäischen Gleichnis vqm Unkraut (Kap. 13) finden sich ~n
er zuerst herangezogen. den Versen 28 und 29 nicht weniger als drei Asyndeta: 0 6~ E~n aUToL~,
Markus: 10,25 (Lk 18,25, yap; vgl. Mt 19,24), 27 (D öE = Mt 19, EX~PO~ &v~pwno~ TOÜTO EnoCnoEv. AEYOUOLV aUT~ oL OOÜAOL, ~EAEL~ &nEA-
26; Lk 18,2?), 28 (D )(aC), 29 (D OE = Lk 18,29); ~(D ~6VTE~ oUAAE~w~EV aUTO; AEYEL aUTOL~ oü' (BN: OL ~ OOÜAOL aUT~ AEYou-
oov = Mt 21,40; Lk 20,15b), 20 (0 oov = Lk 20,29; vgl. Mt OL, ~EAEL~ oov &nEA~6vTE~ OUAAE~W~EV aUTa; 0 6~ ~noCv oö). Die besten
22,25, oe:), 23 (D oov = Mt 22,28; Lk 20,33), 24 (0 OE = Mt handschriftlichen Quellen haben keine Bindepartikel nach &~ETE in Vers
22,29), 27 (Lk 20,38, öE), 29 (0 oe: = Mt 22,37; Lk 10,26), 30, aber solch ein Asyndeton bei Befehlen ist im Griechischen nicht un-
31 (D öE = Mt 22,39 in D), 32 (D )(aC), 36 (D }laC; Lk 20, . gewöhnlich. Vers 28b hat die aramäische Wortstellung (das Verb voran):
42, yap), 37 (Mt 22,45; Lk 20,44, oov); 13,6 (0 yap = Mt AEYOUOLV a,h~ oL OOÜAOL. In Vers 30 liest Epiphanius oe:olla~ o€o~.ICl~
24,5; Lk 21,8), 7b (D yap = Mt 24,6b; Lk 21,9b), 8b (Mt (0: 6Eo~a~; WH: ELS oEolla~), ein aramäisches Oistributivum 2 •

24,?, }laC; Lk 21,11, TE, }(aC, }laC), 8c (Mt 24,8, oE); 9b Einzelne Fälle mögen als griechisch verteidigt werden; das Asyn-
(Mt 10,17, yap), 15 (D }(aG), 17 (D = Lk 21,23; WHöE); 14, deton in der Rede Pauli in Milet (Apg 20,17f.), bei der es für semi-
3b (0 }laC), 6c (Mt 26,10, yap), 8.19 (D OE; Mt 26,22, }laC). tische Quellen keine Möglichkeit gibt (obgleich dabei semitischer Ein-
Andere Beispiele: 3,35 (0 yap = Mt 12,50); 4,28 (0 än); fluß nicht auszuschließen ist), ist rhetorisch wirksam. Aber selbst
5,39b (vgl. Mt 9,24; Lk 8,52); 6,26 (0); 8,29b (0 oe: = Mt wenn alle Möglichkeiten des griechischen Gebrauchs dieser Konstruktion
16 , 16; Lk 9, 20); 9, 24 (0 )( a C); 10, 9 (D), 41 (D); 11, 14 (0); berücksichtigt werden, bleibt noch eine sehr ansehnliche Anzahl nicht-
13,34 (Mt 25,14, yap); 16,6bc. griechische Asyndeta übrig.
1 Grammar, 278.
1 Mi t Ausnahme der Beispiele in 19,18.20.21 und in 25,21.23 sind
2 Horae Synopticae, 109.
:3 S. Ma rc, 1xv i i • das matthäisehe AEYEL, AEYOUOL(V) , E~n nicht eingeschlossen.
2 Siehe unten, 124.

58
59
Ein Vergleich der Beispiele bei Markus mit den Parallelen bei Mat-
:,
I
treu die aramäische Konstruktion widerspiegelt, von den Evangelisten
1
J
thäus und Lukas zeigt, daß "die glatteren und verbundeneren Formen der .i benutzt wurde. Die Beispiele außerhalb der Worte Jesu lassen nicht
1
Sätze bei Matthäus und Lukas aus den rauheren und groberen Formen 1 unbedingt auf aramäische Quellen schließen: sie sind nicht zahlreicher
~
bei Markus verändert wurden" 1 • Im Blick auf das Vorherrschen des Asyn- als jene, di e im Hir·ten des Hermas zu finden si nd und mei stens vom
detons im Aramäi schen erk1 ärt sich das "rauhe und groben marki ni sche selben Typ. Ihre größere Häufigkeit, verglichen mit den beiden anderen
Asyndeton wahrschei n1 ich, wi e bei Johannes, entweder so, daß Markus synopti schen Evangel ien, könnte jedoch auf di e Übersetzung ei ner ara-
jüdisches Griechisch schrieb, das in dieser Hinsicht ebenso tiefgehend mäischen erzählenden überlieferung über Jesus hindeuten.
beeinf1ußt war, wie das Griechische des Hirtendes Hermas, oder so, daß Im vierten Evangelium, in dem diese Konstruktion von Burney u~ter­
er aramäi sc he Quell en übersetzte oder sol che übersetzungen benutzte. sucht worden ist, ist sie ebenfalls in den Sprüchen und Reden Jesu
Es ist wahrscheinlich, daß er beides tat: wo Markus die Worte Jesu vorherrschend. di e jedoch den größten Teil des Werkes ausmachen.
wiedergab, nicht als einzelne isolierte Sprüche, sondern in einer Eine Modifizierung der Hypothese Burneys ist vielleicht die beste
Spruchsamm1 ung, nahm er in sei n Evangel i um höchstwahrschei n1 ich das Erkl ärung für den übermäßi gen Gebrauch des Asyndetons bei Johannes:
Obersetzungsgri echi sch ei ner Spruchüber 1 i eferung auf: Mk 13 ~ 6-9, wo Johannes ist zwar ni cht als Ganzes ei ne Übersetzung ei nes a ramäi schen
das Asyndeton nicht weniger als viermal in sieben zusanmenhängenden Originals, aber in den Sprüchen und Reden Jesu. wie in den Synop-
Sätzen erscheint, ist ein Beispiel für übersetzungsgriechisch. ti kern, mögen übersetzungen ei ner aramäi schen überl i eferung entha 1-
Bei Matthäus und Lukas, mit Ausnahme des matthäischen AEYEL, AEYOU- ten sein, vom Autor des Evangeliums herausgegeben und in griechisch
OL(V), Elpn in Erzählungen, erscheint das Asyndeton f~st aussch1ieß- neu geschrieben.
1 ich in den Sprüchen und Gleichnissen Jesu. Abgesehen von den bei den Außer bei Markus, begegnet diese Konstruktion am häufigsten im
Beispielen im Magnifikat (von dem allgemein angenommen wird, es' sei Bezae-Text. Letzterer ist bei Markus in dieser Hinsicht mit Matthäus
nach ein'em semitischen Gedicht geformt worden oder die Wiedergabe und Lukas harmonisiert worden, wobei die"rauhe und grobe" Asyndeton-
eines semitischen Originals), ist es nicht ohne Bedeutung, daß drei Konstruktion durch den Zusatz von Bindepartikeln in den Parallelen im
der v i er 1ängeren Passagen von Lukas, die zusammen ei ne Anzahl von ersten und dritten Evangelium beseitigt worden ist.
Asyndeta enthalten, aus Q stammen (in den Kapiteln 6, 11 und 17); die
vierte (Kapitel 18) steht in einem Gleichnis aus der lukanischen Son- 4. Die parataktische Konstruktion
derquelle. Alle lukanischen Fälle (das Magnifikat ausgenommen) finden
Parataxe ist im Aramäischen weitaus häufiger als im Griechischen.
sich in Sprüchen Jesu. Um die Bedeutung dieses Ergebnisses würdigen zu
In weniger literarischem Griechisch und in den Papyri ist diese
können, muß ins Gedächtni s zurückgerufen werden, daß inden Synopti-
Konstruktion nicht ungewöhnlich. und dies allein schon ist als
kern die Erzählungen die wiedergegebenen Sprüche und Gleichnisse Jesu
ausreichende Rechtfertigung für ihre Häufigkeit in den Evangel ien
bei wei tem überwi egen; der größere Antei 1 der 1etzteren' ist in Q ent-
betrachtet worden 1 • In der ersten Auflage seiner EinZ-eitung führte
halten, die bei Matthäus etwa ein sechstel des gesamten Evangeliums
We 11 hausen den übermäßi gen Gebrauch der ei nfachen Para taxe auf den
ausmacht, bei Lukas sogar noch weniger 2 •
Ei nfl uß des Aramäi schen zurück 2 : aber inder zwei ten Aufl age er-
Daß das Asyndeton inden Worten Jesu derart überwiegen und in den
klärte er: "das Vorherrschen der Parataxe. nicht nur in den Sprüchen
längeren erzählenden Teilen der Synoptiker faktisch fehlen kann,
Jesu, sondern auch in den markinischen Erzählungen, ist im allge-
außer im Markusevangelium und in bestimmten jüdisch-griechischen
mei nen kei n sicheres Zei chen semiti scher Konzeption" 3 • Di es stimmt
Formel n, hauptsächl ich bei Matthäus, fUhrt zu dem Schluß, daß eine
in der Hauptsache mit dem Urteil von Deißmann und von Moulton Uberein;
Spruchüberl i eferung, gefaßt in ei n Obersetzungsgri echi sch, das ge-

1 Deißmann, Light from the Ancient East, 129f.


1 Hawk i ns, aaO., 109. 2 Hawk ins, aaO., 89. 2 20. 3 13.
60 61
1etzterer drückt si ch nur posi tiver aus: 11
in sich selbst beweist Die natürlichste Erklärung für dieses Phänomen ist, daß semitische
dieses Phänomen nicht mehr als es eine Folge von lands' in einer Quellen als den Unterabschnitten von Lk 1 und 2 und Apg ~-15. zugr~nde
liegend nachgewiesen werden können, deren Ubersetzungsgrlechlsch diese
engl ischen Geschichte vom Lande auch tun würde - einfache Ku1 tur und drei syntaktis6hen Phänomene am häufigsten aufweist. 1I
nicht die hemmende Gegenwart einer fremden Spracheigentüm1 iChkeit, Unter den Synoptikern ist die parataktische Konstruktion am charak-
.die ständig in ihr literarischstes Äquivalent zu übersetzen istll1. teristischsten für Markus, der, wie Wellhausen feststellte, nur ein
C. F. Burney vertra t ei ne andere Ans i cht, besonders in bezug auf den Beispiel (Mk 5,25-27) für eine längere griechische Periode mit unter-
übermäßigen Gebrauch dieser Konstruktion im vi erten Evange1 i um; er ordnenden Partizip-Aoristen bietet 1 ; ein typisches Beispiel marki-
wandte gegen Deißmann und Mou1 ton ein, daß nicht1 iterarische Werke nischer Parataxe ist Mk 10~33.34. Ein überblick über das Vorkommen des
oder Geschäftsdokumente und Bri efe aus ägypti schen Papyri ni cht in. unterordnenden Partizip-Aorists in den Sprüchen Jesu in der Quelle Q
pari materia mit dem Johannesevangelium seien 2 , und er schrieb die jo- zählt für Matthäus ungefähr ein Beispiel je WH-Seite, für Lukas etwa
hannei sche Parataxe, zusammen mit der erwähnten Asyndeton-Konstruktion, zwei. Nach den Angaben von Burney beträgt der verhäl tni smäßi ge Antei 1
dem Einfluß eines aramäischen Originals zu.
bei Johannes ein Beispiel je WH-Seite, während er bei Matthäus fünf,
Sofern es das vierte Evange1 ium betrifft, ist das ständig wieder- bei Markus ungefähr ebensoviele und bei Lukas etwa vier beträgt. Zu
holte parataktische HaC sicherlich eine Oberdehnung des griechischen berücksichtigeh ist jedoch der Stil und der Charakter der Sprüche
literarischen Sprachgebrauchs. A. Mill igan meinte, es sei lIunmög1 ich Jesu in Q; in Lk 21 z.B. zerfallen die unserem Herrn zugeschrie-
zu 1eugnen, daß der LXX-Gebrauch von HClC für das hebr. 1 den johanne- benen prophetischen Äußerungen natürlicherweise in kurze anschau-
ischen Sprachgebrauch beei nf1 ußte"3. Lagrange , der i n F~agen des ara- 1 iche Sätze.
mäischen Einflusses auf die Evangelien sehr vorsichtig war, war der Bezeichnend ist die größere Häufigkeit des hypotaktischen Partizips
Meinung, daß im B1 ick auf die schwache Spur des LXX-Einflusses' in in den Gleichnissen. In solchen kurzen erzählenden Geschichten ist das
Johannesdie Quelle des johanneischen parataktischen HaC das Ara- gri echi sche Parti zip-Aori st zur Beschreibung' von Nebenhand1 ungen, die
mäische sei 4 .
der Handlung des Hauptverbs vorangehen, normal; wenn es hier fehlte,
In bezug auf die Apostelgeschichte hat R.A. Martin eine eingehe~de wäre dies ein klarer Nachweis von Obersetzungsgriechisch. Aber in
Untersuchung über die relative Häufigkeit von HaC und 6€. zur Neben- dieser Hinsicht sind die Gleichnisse alles in allem in idiomatischem
ordnung selbständiger Satzteile durchgeführt: IIS yn tactica1 Evidence of Griechisch geschrieben; die "Obersetzung ll war bestimmt nicht wort-
Arama ic Sources in Acts i-xvII, in NTSt 11 (1964/65), 38-59. Auf deren g.etreu; in Lk 15~11-32 z.B., dem längeren Gleichnis vom ~erlorenen
Grundlage und aufgrund ähnlichen Beweismaterials in bezug auf Lukas- Sohn, kommt das unterordnende Partizip-Aorist nicht weniger al s 11ma1
Apostelgeschichte folgerte Martin (59):
in 21 Versen vor, und im Gleichnis vom Schalksknecht, Mt 18~23-35, fin-
IIAus der obigen Untersuchung ist ersichtlich, daß der Stil von
Lukas-Apostelgeschichte in bezug auf den Gebrauch von HaC und ö€., den
det es sich 11mal in 13 Versen. Im Gegensatz dazu steht das markinische
Gebrauch der Präpositionen und der Trennung des Artikels von seinem Gleichnis vom Sämann (Mk 4~3-9 = Mt 13~3b-9; Lk 8~5-8), indemes kein
S~b:tant i v nicht k~nsequent ist. Ferner ist der Sprachgebrauch in einziges Beispiel eines hypotaktischen Partizip-Aorists gibt. Lukas
einigen Unterabschnitten von Apg 1-15 und Lk 1 und 2 einerseits dem
Ubersetzungsgriechisch des Alten Testaments auffallend ähnlich wäh- hat drei (Verse 6~ '1~ 8), und das eine sichere Beispiel bei Matthäus
rend er sich anderersei ts deutl ich von anderen Unterabschni tt:n von
Apg .. l-l?, Lk 1. und. 2, den Un~erabschnitten von Apg 16-28 und von ur-
(Vers 6) ist ein Genitivus absolutus, der für einen "alsll-Nebensatz
sprungllch griechischen Schriften, wie Plutarch, Polybius, Epiktet, steht und damit charakteristisch ist für eine aramäische Unterordnung.
Josephus und den Papyri, unterscheidet.
Hier bei Markus können wir mit Zuversicht von einer wortgetreuen über-
setzungsgri ech ischen Wi edergabe ei nes Gl ei chni sses Jesu reden. Mt '1 ~
1Pro I ., 12
2Aramaic Origin, 6. 24-2'1, das Gl ei chni s vom Hausbau, wei st gl ei chfa 11 s die vorherrschend
3 Vocabulary of the Greek New Testament S.V. HaL.
4 S. Jean, cv i . '
1 Einleitung 2 , 13.
62
63
19 (D), berücks j chti gt werden; a 11 e oben erwähnten Bei spi e 1 e stammen
para takti sche Konstrukti on auf, ist aber in griechi sch sehr effektvoll
Das Fehlen des hypotaktischen Partizip-Aorists, nicht nur in de~ aus Sprüchen Jesu.
Paratakti sche Imperati ve, wenn si e durch ei n ei nfaches xaC verbun-
Gleichnissen, sondern in den Evangelien allgemein, stellt ein ziemlich
den sind, sind im Griechischen nicht ungewöhnlich. Die literarischere
verläßliches Kriterium dar für unidiamatisches oder für einfaches, un-
Konstruktion setzt jedoch das erste Verb ins Partizip und ordnet es
literarisches Griechisch oder für Obersetzungsgriechisch. Das einzige
dem zweiten Imperativ unter. Zwei solche durch xaC verbundene Impe-
Evangelium, in dem es durchweg fehlt, ist das von Markus; anderswo
rative wechseln in den Manuskripten mit dem hypotaktischen P.artizip
finden wir es idiomatisch und häufig gebraucht, und in den Gleichnis-
ab: sie finden sich häufiger in D als in WH;.Beispiele sind: Mt 22 .. 13;
erzählungen, den besten Musterbeispielen für die Sprüche Jesu, gibt es
24 .. 31; Lk 5.. 14.24; 15 .. 23; 22 .. 32; Apg 14,10. Lk 8 .. 39 ist in WH para-
nur bei Markus einen Beweis für unidiomatisches und wahrscheinlich für
taktisch, in D hypotaktisch konstruiert.
Obersetzungsgriechisch. Das bedeutet natürl ich nicht, .daß die Gleich-
Di e charakteri sti schste Art aramäi s·cher Parataxe fi ndet si ch dort,
ni sse kei ne übersetzungen aus dem Aramäi schen sind; es bedeutet nur
lite~
wo zwei Indikative ohne irgendeine Bindepartikel nebeneinandergestellt
daß sie keine wörtlichen Wiedergaben sind, sondern mehr eine Art
sind, eine Konstruktion, die im Griechischen beschränkt ist auf rhe-
rarischer Reproduktionen der aramäischen Erzählung.
torische Äußerungen oder auf erklärende Satzteile, die auf TOÜTO fol-
Obwohl er feststellte, daß das Vorherrschen der Parataxe in den
gen 1 • Lk 17 .. 28, nO.(1LoV, E1[LVOV, ny6pa~ov, ElrWAOUV, ECPUTEUOV, gehört zum
Evangelien im allgemeinen kein sicheres Zeichen semitischer Konzeption
rhetorischen Typ, obwohl es wahrscheinlich auch die zugrunde liegende
sei, anerkannte Wellhausen, daß in gewissen Sondera!ten der Parataxe
aramäische Parataxe widerspiegelt; die Parallele in Mt 24 .. 38 verbindet
rein semitische Konstruktionen erkennbar seien. Die Beispiele für
die Verben mit )(aC. Bisher ist nur ein Beispiel dieser Konstruktion in
parataktische Imper~tive ohne irgendeine Bindepartikel , die in diesem
den Evangelien reklamiert worden, wo eine Verletzung des griechischen
Zusammenhang inder ersten Aufl age der EinZeitung1 angeführt si nd,
Sprachgebrauchs vorliege, Mk 2,7: TC O~TOS OÜTW A<lAEC ßAaocpTJj.lEL; (ohne
wurden in. der zweiten Auflage kommentarlos weggelassen. Solche Impera-
Interpunktionszeichen). "Zwei aramäische Partizipien sind als Präsen-
tive sind im Hebräischen oder Aramäischen sicherlich gebräuchlicher
tia verstanden worden, obwohl das zweite als Partizip hätte belassen
als im Griechischen, mit Ausnahme z.B. des klassischen Gebrauchs von
werden sollen" 2 • Wellhausens Erklärung dieser Spracheigentümlichkeit
&YE, ~.(1L mit einem zweiten Imperativ, mit dem der Gebrauch von ÜlraYE
ist so kompri mi ert, daß sie i rrefüh ren kann. Sie schei nt zu besagen,
in den Evangelien vergl ichen werden kann 2 • Es ist jedoch zweifelhaft ,
daß das zwe·ite aramäische partizip ein echtes Partizip gewesen sei:
ob Mk 2 .. 11, EYELPE c!pov (vgl. Mt 9.. 6: lYEp.(1ds c!POV) , Mk 4 .. 39, aLliha
"Wie ist dieser Mensch, der so redet, gotteslästerlich", obwohl es
lrEcpCj.lwaO, Mt 28 .. 19 (D), lrOpEuEa.(1E VÜV j.la.(1TJTEUaaTE und Lk 19 .. 5 (D),
in dieser parataktischen Konstruktion gar kein Partizip war, sondern
OlrEUOOV xaTaßTJ.(1L als ungriechisch bezeichnet werden können, obwohl ein
ein partizipiales Präsens Indikativ 3 : "Wie ist, was dieser Mensch
literarischeres Griechisch das unterordnende Partizip-Aorist vor-
sagt, gotteslästerlich 4 ?" Es hätte im Griechischen durch ein Partizip
gezogen oder mit )(lC verbunden hätte; die Parallele in Mt 9.. 6 (N) zu
Mk 2 .. 11 hat bezeichnenderweise die Partizipialkonstruktion. Der Ge-
brauch parataktischer Imperative, wobei der zweite ein Verbot n·ennt,
1Vgl. Blass, Grammar, § 79,4. Beispiele für diese .Konstruk~ion
ist sicher bezeugt in den Papyri, z.B. ~paTE J.ln ~ALyo4uxno.(1E3, mit dem sind im Aramäischen alltäglich; z.B. Dan 3,27, Elephantlne Papyrt 1,
Mt 9.. 30, ~paTE j.lTJöEts YLVWO)(ETW· und 24 .. 6, OpaTE j.ln '&POELO.(1E vergl i chen 8.9 und im palästinischen Talmud, Kilajim 9, 4 f. 32b, Zeile 32.
2 Einleitung 2 , 14. 3 Siehe unten, 130.
werden könnten. Gleichzeitig muß der Gebrauch der charakteristischen ~ In aramäisch: CJ')'lO ~')~oo P':J (/'{.,:Jl) p,;, t<n. Diese Art Para-
semitischen Hilfszeitwörter EYELPE, 1[OPEuEo.(1E 4 , in Mk 2.. 11 und Mt 28 .. taxe ist besonders idiomatisch, wenn sich, wie hier, die bei den Verben
1
gegense i t i 9 ergänzen, um einen ei nz i gen Gedanken auszud rücken; . vg •
Nöldeke, Syriac Grammar, 274. Er erläuterte dies anhand der Peschltta-
Wiedergabe von Lk 13 .. 7: EPXOj.l<lL ~nTWV, IIlch komme, ich suche , und an-
ll

1 20. 2 Z.B. Mt 5.. 24; 8 .. 4; 18.. 15"; Mk 6.. 38; Joh 9.. 7.
hand von Ri 4,20: IIUnd wenn einer kommt, dich fragt. 11
3 Wilcken, Archiv 6, 204, 10. ~ Siehe unten, 125.
65
64
wiederge~eben werden müssen (vgl. Lk 22,65),· stattdessen wurde es mit di e Mögl ichkeit des Ei nfl usses des semi ti schen temporalen und kon-
dem wörtlichen griechischen Äquivalent jener aramäischen Spracheigen_ sekutiven lI und" gänzlich auszuschließen 1 •
tümlichkeit, einem zweiten Präsens Indikativ, übersetzt. Einfache Parataxe mit >taC ist im Kodex Bezae viel häufiger als in
Zu di esem von Well hausen behaupteten aramäischen Ei nfl uß schri eb WH. Ob diese Konstruktion auf semitischen Einfluß zurückzuführen ist
Moulton: "Ob dies das wahrscheinlichste aramäische Original ist, brau- oder nicht, ihre textliche Verteilung muß unser Urteil über das rela-
chen wi r ni cht zu untersuchen: es genügt zu erwi dern, daß kei n gri e- tive Alter der rivalisierenden Texte beeinflussen. Die weniger lite-
ch i scher Leser ei nen anderen Sinn vermuten konnte als den, den die rarische parataktische Konstruktion scheint für den ursprünglicheren
R.V. bietet und daß die lukanische Paraphrase nicht dazu berechtigt, Texttyp 'charakteristischer zu sein.
ohne einen zweiten Verstoß, ei n Indi z gegen ihn vorzubri ngen, Markus Eine andere Interpretation und Erklärung der Bezae-Parataxe mit HaC
einer schier unmöglichen griechischen Kombination zu beschuldigen" 1 • wurde von Lagrange vorgetragen, der di e größere Häufi gkeit der Kon-
Dies ist das stärkste Argument für die Zurückweisung jener Erklärung, struktion in D dem Einfluß des Lateinischen aus der gegenüberstehenden
aber wenn den Worten tatsächlich Aramäisch zugrunde liegt, dann konnten Spalte des zweisprachigen Manuskripts zuschrieb 2 • Die Hypotaxe des
sie nie so verstanden werden, wie die R.V. sie interpunktiert und wie- lI echten Textes" sei in eine Parataxe verwandelt worden, um den grie-
dergibt: "Was redet dieser Mensch so? Er lästert! 11: zwei solche In- chischen Text von D in Obereinstimmungzu bringen mit der Parataxe von
dikative können natürlich als betonte Parataxe aufgefaßt werden, die d, die nicht mehr als eine lateinische übersetzung der griechischen
wir mit "Was redet dieser Mensch so gotteslästerlich?" wiedergeben hypotaktischen Konstruktion darstelle.
sollten. Es stimmt jedoch, daß solch ein Griechisch als Griechisch Es ist nicht nötig, eine Latinisierung in D gänzlich zu bestreiten,
"schier unmöglich" ist. Wäre es aber für einen palästinischen Juden um diese Erklärung zurückzuweisen; eine kurze überlegung dazu wird sie
oder für die ersten jüdisch-griechischen Leser des Markus unverständ- als unhaltbar erweisen. In einer Anzahl von Beispielen ist die para-
lich gewesen? überdies findet sich, wenn wir bereit sind, die Autori- taktische Konstr~ktion von D auch in nichtwest1i.chen Handschriften bei
tät der Bezae-Unziale anzuerkennen, ein II zwe iter Verstoß"in Mk 14,56: den gri echi sehen Ki rehenvätern und in alten übersetzungen außer der
rrOAAot yap E~Euöo~apTupouV EAEYOV HaT' aUToü. Die Auslassung des HaC Vetus Latina, zu finden. Beispiele, indenen nichtwestlicheHandschrif-
kann natürlich zufällig sein, denn in der lateinischen Spalte ist es ten diese Konstrukt i on zusammen mi t D haben und in denen WH di e Hypo-
vorhanden, et dicebant, aber daß solch eine Konstruktion noch einmal taxe hat, sind: Mt 5.,13; 17,7; Mk 12,21; Apg 13,12; 19,21. Wenn diese
bei Markus begegnet, kann als Bestäti gung der Echthei t des Bezae- Konstruktion in D als Latinismus zu erklären wäre, wie erklären wir
Textes aufgefaßt werden.
Der temporale und konsekutive Gebrauch von >taC inder Para taxe in 1 Temporales und konsekutives "und" sind sowohl im Hebräischen als
auch im Aramäisc.hen zu finden, sind aber im ersteren viel gebräuch-
den Evangelien ist wiederholt als hebräisch oder aramäisch reklamiert I icher. Eine besondere Form dieses Sprachgebrauchs, das überflüssige
worden. Wellhausen widerrief in der zweiten Auflage seiner Einleitung lI un d" das die Apodosis eines Konditionalsatzes einleitet, ist im Ara-
mäischen nahezu unbekannt. Ein Beispiel findet sich im Elephantine-
seine früheren Ansichten über den semitischen Ursprung des temporalen Papyrus 10,19: "Selbst wenn sie vor Gericht gingen, (und) sie würden
>taC, wie z.B. in Mk 15,25 2 • Dieser Sprachgebrauch ist als griechischer nicht gerechtfertigt werden ("j7'~' ~ö,)". Dieser Sprachgebrauch ist
im klassischen Syrisch nicht zu finden, begegnet aber, merkwürdig
anerkannt. A. Thumb wies nach, daß >taC im modernen Griechisch anstelle genug, in den altsyrischen Evangel ien (siehe Burkitt, Evangel ion da-
der Hypotaxe vorkommt und bei Aristoteles zu finden ist3 • Das kon- Mepharreshe 1 I, 69f. und 74). .
2 S. Marc, I ix f. Auch E. Haenchen (Die Apostelgeschichte, 1956,
sekutive HaC, z.B. Mt ~4, ist ebenfalls als zumindest lokalgriechisch 49ff.) folgerte, diese Konstruktion sei ein Fall von Latinisierung in
verteidigt worden LJ • Keine dieser überlegungen nötigt jedoch dazu, D. Es erscheint mir unwahrscheinl ich, daß die lateinische Spalte einen
so ausgedehnten Einfluß auf den griechischen Text ausübte, wie Haen-
1 Gramm. 3 11, 16; vgl. I, 231. chen hier annahm. Der literarische Prozeß, der in diesen griechischen
3 Hellenismus, 129.
2 13. Texten abI ief, war der einer ö1..6p~wal..S:, einer fortschreitenden Ver-
vollkommnung des Stils, besonders des einfachen parataktischen Stils
4 L. Radermacher, Neutestamentl iche Grammatik, 223. zu einem idiomatischeren hypotaktischen Stil.
66
67
sie dann in nichtwestlichen Texten? Wie erklären wir einen Fall, in Lukas: 2,42; 5,19; 8,28; 9,39; 22,51; 23,35.36; 24,S. In den fol-
dem D eine Parataxe hat, d und WH aber eine Hypotaxe haben, wie z.B. genden Beispielen hat D eine Hypotaxe, WH eine Parataxe:
Mk 6,45, oder wie begründen wir jene Beispiele, in denen D die hypo- 5,6; 6,8; 8,27; 10,31; 12,45.
taktische Konstruktion und WH die Parataxe hat, z.B. Mk 2,15; 5,28? Apostelgeschichte: 6,15; 15,7; 16,30. In 14,3; 15,4 hat Deine
In 0 leitet xaC gelegentlich ein Verbum finitum nach einem Partizip Hypotaxe, WH eine Parataxe.
ein, z.B. Mt 26,14: T6TE ROPEUßEt~ ... ~at E~REV, Lk 9,6: E~Epx6~EVOL Die folgenden sind zusätzliche Beispiele in 0 für die Konstruktion
... xat npxOvTo. Wellhausen erklärte dieses merkwürdige xaC als einen mit xaC nach einem Partizip:
Rest ei ner ursprüngl ich pa ratakti schen Konstruktion in ei nem fehl er- Marokus: 11,2; 14,63; 15,46; 16,11.
haft revidierten Text 1 • Lagrange wiederum erklärte diese Konstruktion Apostelgeschichte: 4,3; 5,21; 7,4; 8,2; 10,27; 12,16; 13,7; 14,
mit der Theorie, daß ~aC in D eingefügt worden sei, um die Anzahl der 6.14; 20,10.
Wörter in der griechischen Zeile mit der Anzahl in der Zeile der ge- Diese Beispiele sind nicht erschöpfend, aber ihre Anzahl genügt,
genüberstehenden latei ni schen Spalte in übereinstimmung zu bri ngen. um das Vorherrschen der weniger li terari schen Konstruktion inder
Aber wi r fi nden solche genaue numeri sche Entsprechung ni cht immer Bezae-Unziale zu veranschaulichen.
(vgl. Mk 2,1; 5,27; 6,48; 14,1); auf jeden Fall gibt es eine genaue Drei wichtige Punkte ergeben sich generell aus dieser Untersuchung
numeri sche Entsprechung zwi schen D und fast jeder Zeil e von d; der der Parataxe in den Evangelien und in der Apostelgeschichte:
zweisprachige Kopist wollte also, daß die griechischen und die latei- 1. Erhebliche Bedeutung muß der Beobachtung bei gel egt werden, daß
nischen Zeilen übereinstimmen. in den Gleichnissen, in denen wir die besten Beispiele fortlaufender
Lagranges "Latinisierung" ist keine befriedigende Erklärung, weder Erzählung unter den Worten Jesu vor uns haben, die Parataxe, außer bei
für die ursprünglich parataktische Konstruktion mit ~aC in D, noch für Markus, die Ausnahme ist, die idiomatische griechische hypotaktische
das merkwürdige xaC nach einem Partizip und vor einem Verb. Es ist be- Konstruktion dagegen fast die Regel. In den Worten Jesu, wie sie von
merkenswert, daß 1etzteres am häufi gsten bei Markus begegnet, dessen den Evangelisten überliefert worden sind, haben wir daher nicht immer
Texte in den Evangelien am wenigsten sorgfältig revidiert wurden 2 , und wortgetreue übersetzungen des Aramäi schen vor uns, sondern in dieser
dies bestätigt Wellhausens Erklärung. Aber sein Alternativvorschlag, Hinsicht auf jeden Fall literarisch~ Kompositionen.
daß das Partizip in solchen Fällen das Äquivalent eines ursprünglichen 2. Dennoch kann der große Anteil an -Beispielen für Parataxe in den
Indikativs sei, verdient ebenfalls Beachtung 3 • Evangelien und in der Apostelgeschichte nicht nur als unliterarisches
Außer den bereits-notierten Beispielen ursprünglicher Parataxe mit Griechisch betrachtet werden; aramäischer Einfluß muß ein mitwirkender
xaC in 0, finden sich die folgenden: Faktor gewesen sein.
Matthäus: 4,3; 9,28.29; 19,3; 20,30; 26,66; 27,49.58. In 17,2 hat 3. Die weniger literarische parataktische Konstruktion, wie sie im
WH eine Parataxe, D eine Hypotaxe. Aramäischen üblich ist, überwiegt im Bezae-Text. Sie kann nicht ein-
Marokus: 2,12.16; 4,31.36 (= e); 6,45 (= e); 7,6; 8,10.26; 10, fach als "Latinismus" erklärt, sondern muß als Merkmal des ursprüng-
16.22; 12,20 (= e); 14,4 (= e), 22.57; 16,4 (= a). In den licheren Texttyps anerkannt werden. Die unliterarische parataktische
folgenden Beispielen hat 0 eine Hypotaxe, WH eine Parataxe: Konstruktion ist jedoch keineswegs auf D beschränkt; in nicht wenigen
1,37; 2,15; 4,38; 6,7.13.22.34; 7,28; 8,25.33; 11,4; 14,13; Beispielen findet sie sich in WH, wo D eine Hypotaxe hat. Keine ein-
15,24. zelne Handschrift hat ein totales Monopol auf diese Konstruktion.

Einleitung 1 , 21; vgl. 2. Aufl., 14 (Anm. 1).


1
2In mehreren Fällen hat ein Kopist das xaC geti 19t, z.B. Mk 5,27;
7,25; 14,1.
3 Einleitung 2 , 14; vgl. unten, 130.

68 69
gibt den natürlicheren und wahrscheinlich ursprünglichen Sinn des
aramäischen Spruches wieder. Aber die matthäische muß nicht als "Feh1-
Ubersetzung" betrachtet werden. Sie könnte eine bewußte Interpretation
B. DER ARAMAISCHE NEBENSATZ
des Aramäischen darstellen, dazu bestimmt, zu betonen, daß die Jünger,
1. Der 1-Satzteil weil ihre Augen offen waren zu sehen, im Gegensatz zur B1 indheit der
Menge, die Seligpreisung des Herrn verdienten.
Di e übersetzung und Fehlübersetzung der mehrdeuti gen aramäi schen
In Mk 9,38 (Dialog) wurde der in BN ausgelassene Satzteil ~\ o\m
Partikel' ist einer der bekanntesten Aramaismen der Evangel ien. Burney
&XOAOU.se:t ri~tv (~e:.s' nJ.liiiv) in 0, neben A und einigen anderen Unzialen
hat eine Beschreibung der Bedeutungen dieser Partikel vorgelegt 1 : sie
des byzantinischen Textes, (nach 6a~~6v~a) eingefügt; das Relativpro-
ist ein Relativpronomen, das Genitivkennzeichen und eine Konjunktion;
nomen wird auch durch die Vetus Latina gestützt. Der BN-Text hat diesen
sie kann äquivalent sein mit ön, "weil", mit dem ön-recitativum oder
satzteil in der Form ön oint nxoAou-BE~ n~tv, die sich nur wenig von der
mit 1:va; sie kann auch die Bedeutung von ÖTE oder waTE haben, letzte-
Parallele in Lk 9,49, ön oux &XOAOU-BEt ~e:-B' n~iiiv, unterscheidet. Die
ren Gebrauch hat Burney nicht notiert. Angesichts einer so weitrei-
synoptischen Varianten, das markinische Relativpronomen und die luka-
chenden Mehrdeutigkeit war diese Partikel fast dazu verurteilt, bei
nische Konjunktion, gehen aufdas'selbe aramäische 1J',n.:J 'nN N~1 zurück.
jeder übersetzung ins Gri echi sche Mißverständni sse oder verschi edene
Das' ist nicht nur mehrdeutig und entweder durch ein Relativpronomen
Interpretationen hervorzurufen.
oder durch eine Konjunktion wiederzugeben, auch das Tempus des aramä-
Eine Prüfung der ,Beispiele, die als Fehlübersetzungen dieser mehr-
ischen Verbs kann entweder durch ei n Präsens oder durch ei n Imperfekt
deutigen aramäischen Partikel in den Evangelien angeführt werden, läßt
ausgedrückt werden. Diese Beobachtung stützt die Echtheit des Relativ-
drei Gruppen erkennen: (1) Es gibt einige Beispiele, in denen es neben
satzes bei Markus, und tatsächlich ist der Satzteil schwer zu erklären,
einer übersetzung des 1 eine alternative übersetzung oder Interpreta-
außer er istmarkinisch. Es könnte der echte markinische Satzteil sein,
tion in Form einer synoptischen Variante gibt; (2) bei einer Anzahl
der die griechische Wiedergabe der aramäischen Markusquelle darstellt;
anderer Beispiele existiert eine alternative Wiedergabe oder Interpre-
der Satztei·l im BN-Text des Markus könnte eine Harmonisierung mit Lukas
tation des zugrunde 1iegenden aramäischen 1 in Form einer Textvariante:
sein, wobei diese Form, die Lukas empfing, eine übersetzung des mehr-
entweder in griechischen Handschriften oder in einer oder mehreren de.r
deutigen aramäischen Satzteiles wäre. Es gibt jedoch keinen Grund zu
alten übersetzungen; (3) die dritte Gruppe besteht aus den restlichen
bezweifeln, daß beide Satzteile markinisch sind und daß der lukanische
Beispielen, die weder eine synoptische noch eine textliche Bezeugung
Satzteil aus derselben Quelle, einem griechischen Markus, stammt 1 •
für die alternative Wiedergabe haben, auf die eine Berücksichtigung
des aramäischen 1 schl ießen läßt. Unter den übl ichen überschriften (2) Mit Textvarianten
werden nun zunächst die beiden ersten Gruppen von Beispielen bespro-
Moulton akzeptierte die von Wellhausen vorgetragene Erklärung zu
chen, denen selbstverständlich mehr Gewicht beizumessen ist.
Mk 4,41 (Dialog): TCS; äpa oi5T6~ tonv, ön xat ~ äVElloS; xat n -BaAaaoa
a) Relativpronomen 1, wiedergegeben mit ÖT~ uJ[axouE~ atJTi.ji; (vgl. Mt 8,27; Lk 8,25)2. Wellhausen hatte angenom-
(1) mit synoptischen Varianten men, daß ä'n als ei ne Übersetzung von , verwendet worden sei, um

Burney machte darauf aufmerksam, daß ein mehrdeutiges aramä-


1 Markus mag beide Wiedergaben des Aramäischen in griechisch vor-
isches 1 die synoptischen Varianten ön ßAEJ[oua~v und ot ßAEltOVTe:~ gefunden und in seinem "vere~l1igten Tex:" ~ebene~nan?ergest:~lt haben~
in Mt 13,16 bzw. Lk 10,23 erklären könnte 2 • Die lukanische übersetzung EineParallelewäre Mk 5,23, ~va aw-B~ xa~ sn0J;1, eine Im Aramaischen un
mögliche Kombination, denn beidegriech.isc.henVerben ~ehen a~f das ara~
1 Aramaic Origin, 70.
mäische N'" zurück; eine weniger befriedigende Erklarung ware es, xa~
~na~ als eine Harmonisierung.mit Mt 9,18, xat ~naETa~, zu deuten.
2 The Poetry of our Lord, 145 (Anm.). 2 Vgl. Gramm. 1 I, 436.

70 71
ein ungriechisches ~ ; .. aUT~ zu vermeiden 1 • Beide Forscher versäumten Beide Formen können auf denselben aramäischen Satzteil mit einem
es, die wichtige abweichende Lesart der Vetus Latina (ff2, i, q)," cui mehrdeutugen I zurückgeführt werden: 11i1:3 11m< _ "".:10,1.
Dieser Fall ist
et ventus et mare obaudiunt" zu beachten. Die Altlateiner setzen eine eine genaue Parallele zu dem oben besprochenen in Mk 4,41. In diesem
griechische VarianteiL ohne aUT~ voraus, es sei denn, wir nehmen an, Beispiel 'gibt es jedoch sowohl eine griechische als auch eine latei-
der lateinische übersetzer habe hier selbst korrigiert und geändert. nische Bezeugung für ein Relativpronomen. Das Papyrusfragment eines
Während ei n zugrunde 1iegender aramäi scher I-Satztei 1 offenbar die unbekannten Evangel i ums, herausgegeben von Bell und Skeat 2 , enthäl t,
Erklärung der markinischen griechischen und der altlateinischen Vari- ein glücklicher Zufall, diesen Vers des Johannes in folgender Form:
ante ist, muß die erstere wiederum nicht unbedingt als Fehlübersetzung
Epau
und die letztere als korrekte Wiedergabe betrachtet werden. Es stimmt ,
(vaTE T)as; ypaq>as;' EV aLS; UllELS; ÖO
daß die Altlateiner den natürlicheren Sinn des Aramäischen wiedergeben.
(XELTE) ~wnv EXELV EXELvaL ~~(O)vY
Aber das Griechische des Markus ist eine mögliche, wenn auch gekün-
(aL llapT)UPouoaL 11:EPL EllOU.
stel te und gezwungene Interpretation des Satzteil es; der übersetzer
mag durch den Wunsch geleitet worden sein, für jedes Wort, das er im Di e Ausl assung von Hat vor ExELvaL wi rd gestützt von Cypri an und Ire-
Aramäischen fand, ein griechisches Äquivalent zu bieten. näus; ein solches Asyndeton ist, wie wir gesehen haben, charakte-
Mt 6.. 5, nat öTav 11:pOOEuxno{1E, oun EOEO{1E WS; Ol. U11:0npLTaC' ön <pL- ristisch für die Worte Jesu: wir können den Vers wiedergeben mit:
AOÜOLV, wird inder Vulgata mit linon eritis sicut hypocritae-qui amant" tIErforscht die Schriften, in denen ihr Leben zu haben meint. Jene sind
wiedergegeben. Der arabische Tatian hat auch ein Relativpronomen, aber die (Schriften), die Zeugnis über mich ablegen ... 11
dem kann keine Bedeutung beigelegt werden, denn es wird nicht mehr als Di e Bezi ehung der neuen Papyrusfragmente zu unseren kanoni schen
eine Interpretation des mehrdeutigen syrischen , in der Peschitta Evangelien ist keineswegs sicher. Aber wenn dieser Vers, so erscheint
sein. Doch es verdient Beachtung, daß ein semitischer übersetzer, in es den Forschern am wahrscheinlichsten, von Johannes abhängig ist"
diesem Zusammenhang mit I konfrontiert, nicht zögert, es als Relativ- dann ist uns hier eine echte griechische Textvariante erhalten. Es ist
pronomen wiederzugeben. Beide Wiedergaben sind vertretbar. aber auch möglich, daß dieser fragmentarische Spruch aus einem lIunbe-
Der Text von Joh 5 .. 39 1autet in WH: EPauvoTE TCis; ypaq>as;, ön UllELS; kannten Evangel ium ll vom vierten Evangel ium unabhängig ist und aus einer
öonELTE EV aUTaLS; ~wnv aLwvLov EXELV' Hat EHEtvaC ELOLV aL llapTupoOoaL außerkanonischen Spruchquelle stammt. Die abweichende Lesart könnte in
11:Ept EllOÜ. Eine altlateinische Handschrift, b, bietet eine doppelte diesem Falle dem Kopisten des Johannesevangeliums völlig unbekannt
Wi edergabe di eses Verses: ihr Hauptsatz stimmt mi t dem Gri echi schen gewesen sein; dieser besondere Spruch könnte ihn nur in seiner fehl-
überein (EpauväTE, scrutate, ist ein Imperativ), aber vom Nebensatz übersetzten Form errei cht haben oder inder ei nen übersetzung oder
gibt es zwei übersetzungen: (1) quaniam putatis vas in ipsis vitam Interpretation des Aramäischen, die durch ihn erhalten ist. So ist die
aeternam habere, ein wortgetreues Äquivalent des Griechischen; (2) die Existenz des Spruches in einer anders übersetzten Form, deren Beziehung
zweite Form ist: in quibus putatis vas vitam habere. Dieser Satzteil zu dem johanneischen Spruch aus einem normalen Aramäisch erklärbar
findet sich in mehreren anderen altlateinischen Texten (a .. e .. ff2 .. q) ist, ein wichtiger Beweis für eine aramäische QuelleoderOberlieferung
nur in dieser Form, 'in der armenischen übersetzung in beiden Formen. hinter den Worten Jesu im vierten Evangelium.
Die folgenden Beispiele stammen alle aus dem vierten Evangelium. Zu
Einleitung 1 , 22; 2. Auf1., 15.
1
2 Syc hat einen ähnl ichen Satzteil. Für weitere Zeugen siehe T.W.
Hanson, Journal of Egyptian Archeology 23, 130-132; H.I. Bell, "Search 1 Das Verb ist im Aramäischen mehrdeutig; es kann sowohl sperare
t~e Scri.ptures", in ZNW 37 (1938), 12; und zum gesamten TeX'tzeugnis als auch putare bedeuten (vgl. unten, 247). Das Original mag gelautet
ziehe hinzu: L. Vaganay, Rev. des sciences rel igieuses, 1937, 56; er haben: "Erforscht die Schriften, in denen ihr ewiges Leben zu haben
bemerkte, daß das Relativpronomen im arabischen Tatian im Lütticher hofft. 1I
Diatessaron und in Zitaten des Irenäus, Tertull ian und C~prian zu fin- 2 Fragments of an Unknown.Gospel and Other Early Christian Papyri,
den se i . 1935.

72 73
Joh 8~ 45, EriiJ OE ön T~V aAti.ßE;Lav AEYW, gibt es für ein Relativpronomen würde hier ,P70j77 7'"1:1, "um ihn hinzurichten", lauten, und dies war
in zwei Vulgatahandschriften eine lateinische Stütze: "ego autem qui .. vielleicht der von D übersetzte Text 1 •
veritatem dico". Das Relativpronomen in "Ich aber, der ich die Wahr-
hei t sage ... ", ergibt ei nen viel besseren Gegensatz zum "Vater der (3-) Ohne synoptische oder textliche Bezeugung
Lüge" im voraufgehenden Vers. Zu Vers 53 dessel ben Kapitel s, jJ~ cr\) Das überzeugendste der übrigbleibenden Beispiele ist Joh 1,16, ön
]JECr;;WV El TOU ltaTpCI~ rHJiiiv • AßpaajJ, öcrn~ altE.ßavEv, ist in 0 die grie- das Burney wi edergeben
EX TOÜ ltAnpwjJaTos a\JTou njJEt.s; ltaVTES EAaßOjJEV,
chische Variante ön zu finden. Zu Joh9,17 (Dialog), TC cr\) AEYELS; ltEPt. woll te mit: "Vo 11 der Gnade und Wahrheit war Er, aus dessen Füll e wir
aOTOÜ, ÖTL nVE~SEV aou TOU~ o~.ßaAjJou~, lautet die bestbezeugte latei- alle empfangen haben".2; im ursprünglich Aramäischen würde das' dieses
nische Lesart "qui aperuit": "Was sagst du über den, der deine Augen Satzteils selbstverständlich als Relativpronomen verstanden werden.
geöffnet hat?"
Als Beispiel entgegengesetzter Art von Fehlübersetzung, in der die
Zwei Bei spi e 1e fi nden sich inden Reden d~s Petrus und des Stephanus aramäische Konjunktion' durch ein Relativpronomen wiedergegeben ist,
in der Apostelgeschichte: Apg 1,17, TOLS aUAAaßoüaLv 'InaoDv, ÖTL xaT- zitierte Burney Joh 1,4; sein aramäisches Äquivalent für 0' YEYOVEV E:.V
npL.ßjJnjJEvo~ nv E:.V njJLv, lautet in der lateinischen Spalte der Bezae- aUTiii r;;wn nv ist p'n il':1 N1il': "Weil in ihm Leben war". Hier gibt es
Unziale: "hiis qui adpraehenderunt..JJesum qui adnumeratus erat inter jedoch kein Äquivalent für das griechische nv. Es im Aramäischen durch
nos". Zu Apg 7,39, ~ 00)( n.߀Anaav untjxooL YEvEa.ßaL, 1iest D ön O\J)( ein zweites r<1il wiederzugeben, was wir tun müssen, außer es kann ein
n.ßEAnaav. P. Joüon führte ei n wei teres Bei spi el an:· Mt 5~ 45, Quelques
guter Grund für sein Vorhandensein im Griechischen und sein Fehlen im
Aramaismes, 211 (Anm. 1). ErverglichauchJoh8,53; 14,16 (L' EvangiZe, Aramäi schen angegeben werden, ergi bt ei n Aramäi sch, das nur wi eder-
zu Mt 5,45).
gegeben werden kann mit: "Das~ was in ihm war, war Leben". Schaeder
Beim ersten Beispiel, Apg 1,17, neigte Wilcox .zu der Annahme, da erklärte das nv· als einen Zusatz des griechischen übersetzers des
die Lesart mit dem Relativpronomen auf lateinische übersetzungen Aramäischen, nachdem de~ anfängliche Fehler, die Konjunktion' für ein
beschränkt ist, qui statt quia sei eine innerlateinische Verderbnis 1 • Relativpronomen zu halten, gemacht worden war 3 • Diese Erklärung über-
Dies scheint mir die Tatsache zu übersehen, daß der Kontext dieses zeugt nicht, obwohl sie weniger drastisch ist als der Vorschlag Bult-
Satzteils überwältigend für ein Relativpronomen spricht. Die Tatsache, manns, 8 ye:YOVEV als Glosse zu streichen q • Der griechische Kopist oder
daß ein Relativpronomen ös in griechischer handschriftlicher über-· übersetzer des Prologs meinte sicher: "Das, was in ihm war, war Leben".
lieferung nicht bezeugt ist, ist kein überzeugendes Argument für seine Aber das ursprüngl ich Aramäi sche mag dennoch "Weil in ihm Leben war
Nichtexistenz: zu Apg 7,39 (das nächste Beispiel von Wilcox) sind in (N1il)" gewesen sein:. YEYOVEV und nv sehen sehr nach alternativen Wie-
griechischen Handschriften die Varianten, Relativpronomen und Konjunk- dergaben des aramäischen Verbs aus, vom griechischen Kopisten zu einer
tion, zu finden.2.
völlig neuen und individuellen Interpretation miteinander verbunden.
Wilcox folgerte, daß Apg 13,28b (D), ~va ELS &'vaCpEaLv, ein ara- Ein viel überzeugenderes Beispiel dieser Art von Fehlüberset-
mäi scher '-Satzteil zugrunde 1iege, näml ich: ~öoj7~n, "um hi nzurichten", zung wurde von Wellhausen in Lk 9,31 festgestellt: EAEYOV TnV
wobei der Infinitiv als Substantiv übersetzt worden wäre. Diese ESOOOV aOTou nv ;h.lEAAEV ltAnpOUV EV • IEpouaaAih.l. Well hausen behaup-
Konjektur ist plausibel und vertretbar: der einzige Einwand, der tete, daß di e korrekte Wi edergabe des Aramäi schen ön. hätte sei n
gemacht werden könnte, ist der, daß dieser aramäische Final-Infinitiv sollen s . Doch selbst mit ön ist die Konstruktion dieses Satzes eine
sehr selten zu sein scheint: er ist bisher im targumischen Aramäisch
nicht bezeugt. Das normalere und natürlichere aramäische Original 1 Zur Konstruktion siehe Dalman, Aram. Grammar 2 , 237 (Ex 1,11,
Onk.) .
.2 Aramaic Origin, 39.
1 Vgl. Wilcox, aaO., 115ff. 3 In: Studien zum antiken Synkretismus I I I, 1926, 312.

.2 Wilcox, ebenda. q Gunkel-Festschrift I I, 4 (Anm. 2) .


5 Einleitung 2 , 12.

74
75
,;~n'1 kann nur "außer dem, was offenbar werden wird" oder "außer,
im Griechischen ungewöhnlich schwerfällige Fügung und sicherlich'nicht
normal. Wellhausens Beobachtung hätte sich mehr empfohlen, wenn er das damit es offenbar werde" bedeuten, so der markinische Text. "Außer
betonte Hyperbaton mehr hervorgehoben hätte 1 , da ja der Akkusativ nach dem. was offenbar werden wi rd" zum Ori gi na 1 zu machen, trägt ni chts
dem Hauptverb in Wirkl ichkeit das Objekt des Verbs im Nebensatz ist, zu unserem Verständnis von Markus bei, und es erklärt in keiner Weise
das nur um der BetonUng willen an seine jetzige Stelle versetzt ist: die synoptischen Parallelen.
"Sie sagten, daß er im Begriff sei, in Jerusalem seinen Weggang (sein Beide, Matthäus und LU,kas, setzen dasselbe aramäische '7~n' N;'
Hinscheiden) zu vollenden." voraus: "was nicht offenbar werden wird". Diese Bedeutung empfiehlt
sich als die einfachere und als die im Kontext notwendige und 'natür-
b) Relativpronomen 1, wiedergegeben mit ~va liche. Die markinische Lesart könnte als ein Fehler erklärt werden,
Der häufige Gebrauch (und Mißbrauch) von Lva in den Evangelien, der im Aramäischen aus ';~n' ~;1 entstanden ist. Es ist jedoch viel
besonders im Johannesevangel ium, ist von Burney auf den Einfl uß des wahrschei nl i cher, daß Markus hi er ei ne gri echi sche übersetzung des
Aramäi schen zurückgeführt worden. Zur Erkl ärung des johannei schen Spruches wiedergibt, die in diesem Punkt nicht das Werk eines über-
Sprachgebrauchs führt ei n 1anger Weg vom Umfang des Gebrauchs von Lva setzers, sondern eines griechischen Kopisten ist. Wir können nur ver-
inder Koine sogar bi s hi n zur Usurpation von ~OTE, doch der über- muten, wie er zu seiner seltsamen Ausdrucksweise gekommen ist.
mäßige Gebrauch von Lva bei Johannes ist beispiellos; in bezug auf Markus 4,12
Statistiken wird auf Burney verwiesen 2 •
Unter den Beispielen, die bisher angeführt worden sind, in denen (Zu einer Besprechung dieser angeblichen Fehlübersetzung des Rela-
Lva angeblich ein fehl übersetztes Relativpronomen sei, habe ich noch
tivpronomens 1 durch Lva siehe unten, 212f.)
keinen einzigen Fall gefunden, in dem sich eine Bestätigung der Fehl- Die meisten Fälle, in denen Lva Fehlübersetzung eines Relativprono-
übersetzung durch eine synoptische Variante ergeben hätte. Eines wurde mens sei, fand Burney im vierten Evangelium. Als Beispiele gibt er an:
" ' 57'
von Burney beigebracht. Die Erklärung der Parallelen in Mk 4 22, EClv 1 • Nur das letzte Beispiel ist ein Jesus-
J 18 " 63050'
, . , 936'
, , 1416
"
lln Lva cpavEpwßJ;i. und Mt 10 26, 0' OUH clnoHaAucpßnoETal.. (Lk B 17: 80u
J J wort, und dies ist der einzige Fall, in dem es für die alternative Wie-
cpavEpbv YEvnOETaI..), als Ergebnis der übersetzung eines mehrdeutigen 1 dergabe des Aramäischen eine textl iche Stütze gibt: der griechische
wurde zuerst von We 11 hausen vorgetragen 3 und danach von Burney im Text lautet: Hat äAAOV napaHAnTOV ÖWOEI.. UllLV, Lva ~ llEß' UllWV E~~ Tav
einzelnen ausgearbeitet'+. Letzterer erklärte das markinische EClv lli'l atwva; zwei altlateinische Handschriften (m, q) lesen: "et alium para-
Lva cpavEpwßQ als Fehl übersetzung des aramäi schen ';~mn Pi';'N: nicht cletum dabit vobis qui maneat vobiscum et sit in aeternum/l. Die Bedeu-
"außer, damit es offenbar werde", sondern "außer dem, was offenbar tung dieser Beobachtung (sie findet sich in einem Jesuswort aus einer
werden wird". und dies soll dann dasselbe bedeuten wie "das nicht der längeren johanneischen Reden) braucht nicht betont zu werden. Wie
offenbar werden wird". Für "außer dem, das offenbar werden wird" anderswo, so haben wir hier ein wertvolles Beweisstück für eine aramä-
würden wir ein aramäisches Verb im Imperfekt verlangen: '7~n'1 1'n;'N; ische überlieferung hinter einem johanneischen Jesuswort vor uns.
für Burneys Tempus, das Perfekt, kann keine Rechtfertigung erteilt Zu Joh 1,8 gibt es, abgesehen vom Fehlen jeder textlichen Stütze,
werden. Aber ei n vi el ernstzunehmenderer Schni tzer ist sei ne an- 1 inguistische Einwände gegen Burneys Konjektur. Er wollte den Text so
genommene Sinngleichheit von "außer dem, was offenbar werden wird" wiedergeben: "Er war nicht das Licht, sondern einer, der (Lva, 1) Zeug-
und "was nicht offenbar werden wird"; diese Satzteile bedeuten im nis ablegen sollte für das Licht". Es ist zweifelhaft, ob' im Sinne
Aramäischen ebensowenig dasselbe, wie sie es im Deutschen tun; pn7'N von "einer, der" in dieser betonten Stellung allein stehen könnte, ,ohne
durch das indefinite 1~ als Beziehung~wort verstärkt zu sein.
1 Oben, 53. 2 Aramaie Origin, 69.
3 Einleitung 2 , 15. '+ AaO., 76. 1 Aramaie Origin, 75f.
77
76
....''''.. ~
........
~·~'7;(

In den anderen Beispielen ist nicht immer klar, daß das 1 auch im der Form "die Zeit wird kommen, in der (~AEUOETC1.L XCLLPOS; Ev ~) jeder,
Aramäischen wirkl ich ein Relativpronomen gewesen ist und nicht final. der euch tötet, meinen wird, Gott einen Dienst zu erweisen" zitiert,
In den meisten dieser ~älle wird das Lva in einem normalen Koine- ab~r dies scheint ein freies Zitat zu sein. In Joh 9,8 könnte der ÖTL-
Gebrauch verwendet; in Joh 5,7 wird es gebraucht, etwa wie wir "um zu" Satzteil nach dem Verb ~EWPe:LV konstruiert sei n: "Jene, di e früher
gebrauchen: "Ich habe niemanden, wn mich ins Wasser zu tragen". In Joh gesehen hatten, daß er ein Bettler war", dennoch mag Burneys Erklärung
6,30 ist der Finalsatz wichtig: Er lautet nicht, "Welches Zeichen tust vorzuzi ehen sei n1 • In Joh .12,41, Taü'ra e;lnEv 'HOCLCCLS; ön dÖEV TnV ö6f;av
du, das wir sehen können?", wie Burney annahm, sondern: "Welches Zei- aUToü, gibt es kein temporales Beziehungswort 2 • Oie Lesart ÖTL ist die
chen tust du, damit wi r sehen können?"; di e Betonung 1i egt auf dem bestbezeugte, aber die Variante ÖTE, die sich in D und einigen anderen
vorletzten Wort; Beweis durch Seh~n war der Zweck des Zeichens. alten Quellen findet, sollte nicht völlig außer acht gelassen werden.
Aber das ön ist die schwierigere Lesart,' und die Bezae-Variante ist
c) Temporales 1, wiedergegeben mit Lva oder ÖTL
wahrscheinlich eine Korrektur. Oie Schwierigkeit für eine Fehlüber-
Genau genormnen war 1 keine Temporalkonjunktion, aber als Relativ- setzung ist, daß es unglaublich erscheint, daß sich ein übersetzer ei-
pronomen oder Bindepartikel nach Beziehungswörtern wie "Zeit", "Tag", nes solchen Fehlers schuldig gemacht haben sollte. Eine befriedigendere
"Stunde" oder Adverbi en der Zeit wurde es zum Äqui va 1ent von "als, da". Alternative könnte sein, ön als bewußte theologische Interpretation
Oie alleinstehende Konjunktion 1 in der Bedeutung "als, da", ohne der mehrdeutigen aramäischen Partikel zu betrachten.
solch ein Beziehungswort, wurde viel seltener gebraucht. Ein Beispiel Vier von Burneys sechs Beispielen stammen aus Jesusworten und sind
findet sich in VajjikPa rabba 10 1 : "Antonius ging hinauf zum Haus typische Fälle, in denen 1 mit seinem temporalen Beziehungswort "als,
unseres Rabbi. Er fand ihn, als er mit seinen Jüngern vor sich dasaß da" bedeutet und in denen anderswo, so Burney, ÖTE zu fi nden ist, so
(J'n"71)." daß di e Hypothese der Fehl übersetzung ernsthaft zu erwägen .i st. Aber
Fünf der sechs Beispiele, die Burney aus Johannes anführte und ein vielleicht ungenauer temporaler Gebrauch von Lva oder ÖTL, ähnlich
in denen er eva oder (in als Fehlübersetzung ei nes temporalen 1 be- dem. deutschen "daß", besonders nach einem temporalen Beziehungswort,
trachtete, haben vora'nstehende Substantive oder Adverbien der Zeit; ohne Berufung auf das Aramäi sche, mag di e ri chti ge Erkl ärung des jo-
so Joh 16,2: 0 aKOXTECvas ü~as ö6~~ AaTpECav KPOO-
EPXETaL wpa Lva nas hannei schen Sprachgebrauchs sei n: "Di e Stunde ist gekommen, daß der
lpEPELV Tij) ~Eij),
"die Stunde 2 kommt, da jeder, der euch tötet, meint, Menschensohn verherrlicht werden soll" (12,23). Hier, im Deutschen,
Gott einen Dienst zu erweisen". "Daß in all diesen Fällen durch Fehl- gibt es keine geheime finale Bedeutung, sondern, nach einem temporalen
übersetzung Lva für ÖLE steht und daß kein geheimer finaler Sinn, Bezi ehungswort, ei ne ei nfache Erwei terung des normal en Sprachgebrauchs.
wie Westcott ihn vorausgesetzt hat, in diesem Sprachgebrauch fest- Könnte dasselbe nicht auch für den Gebrauch von Lva gelten?
zus te 11 en ist, wi rd bewi esen durch den Gebrauch der normalen Wendung
EPXELaL wpa ÖTE in 4,21.23; 5,25; 16,25 und EPXETaL wpa EV ~ in d) Das undeklinierbare und mehrdeutige 1

5,28"3. In Joh 9,8 und 12,41, behauptete Burney, sei ön ein fehl- Es gibt eine synoptische Variante, in der die Parallelen eine
übersetztes temporales 1. Erklärung im Lichte der undeklinierbaren und mehrdeutigen aramä-
Für keines der oben erwähnten Beispiele gibt es irgendeine Text- ischen Partikel , ermöglichen. Sie finden sich in den Passagen Mk
variante, die diesen Vorschlag stützte, dennoch kann dies kaum als Ge- 14,68 (vgl. Mt 26,70; Lk 22,57.60) und Mk 14,71 (= Mt 26,74; Lk 22,
genbeweis in Anspruch genommen werden. Joh 16,2 wurde von Eusebius 4 in 60). Torrey vermutete, daß das markinische OÜTE o~öa OÜLE hCoTa~aL

1 Zitiert in: Dalman, Aramäische Dialektproben, 34. 1 Vgl. Maul ton, Gramm. 11, 469.
2 Definitiv; vgl. unten, 93ff. 2 Johannes zog hier das Prophetentargum heran, das die Worte hinzu-
3 Aramaic Origin, 78.
4 H.E. 5,1.
fUgt: "Denn den Glanz der Schechina des K5nigs der Zeitalter, den Herrn
der Heerscharen, haben meine Augen gesehen~"
78
79
<\.'"
~

au TC >..EYEl..S; die Fehlübersetzung einer aramäischen Wendung sei,' die öEÖWJiEV gäbe: "Me;n Vater, der (sie) mir gegeben hat, ist größer als
wiedergegeben werden sollte mit "Ich kenne weder, noch bin ich bekannt alle"; es ist zweifelhaft, ob wir berechtigt sind, hier einfach ein
mit dem, von dem du sprichst" 1 : in Torreys aramäischer Wiedergabe lau- Objekt hinzuzufügen.
tet der letzte Satzteil: n.:l/'O{ 'mN"", wobei das ." mehrdeutig ist2;
e) Konsekutives ." wiedergegeben mit Lva
Markus hat es durch ein Neutrum wiedergegeben. In der lukanischen Par-
allele antwortet Petrus: OUX olöa aUTov. Angesichts der Einführ.ung des "ekbatischen" Lva in die Koine 1 mag
Solch ein Sinn paßt zum Kontext und zu den Umständen viel besser es völlig unnötig erscheinen, sich auf das Aramäische zu berufen. Doch
als die markinische Lesart; es wäre doch seltsam, wenn Petrus behaup- 1etzteres mag sehr wohl ei n mitwi rkender Umstand bei der Ausweitung
tet hätte, daß er weder wisse noch verstehe, was die Magd sagte. Gäbe des Gebrauchs von Lva gewesen sein, sogar soweit, daß es schließlich
es nicht anderswo Hinweise auf das Gegenteil, so könnte man vermuten, die Stelle von waTE einnahm.
dies sei ein Versuch, Petrus reinzuwaschen. Sicherlich interpretiert Die betreffenden Fälle in den Evangelien stammen alle aus Dialogen:
Markus seine überlieferung, und hier unrichtig. Mk 6,2 (D); 11,28; Lk 1,43; Joh 9,2. Mk 6,2 lautet in D:. "Und was ist
Burney hat eine Anzahl Relativpronomen bei Johannes notiert (6,37. das für eine Weisheit, die diesem Menschen gegeben ist, daß (Lva) so-
39; 10,29; 17,2.11.12.24), von denen er annahm, daß das undeklinier- gar solche Wunder durch seine Hand getan werden (yCvwVTal..)." Es ist
bare., Anomalien im Griechischen .hervorgerufen habe 3 • In 17,24 ist natürlich immer möglich, den finalen Sinn des Lva zu verteidigen, aber
klar, daß sich das neutrische Relativpronomen auf Personen bezieht; in allen oben erwähnten Fällen steht ein finaler Gebrauch dem natür-
später im Satz wird es durch das maskuline ergänzt: ltaTnp, 8 OEÖwxas; lichen, vom Kontext geforderten Sinn entgegen.
1101.., ßEAW rva Ö1WU d.l1t EYW xaXE'CvOl.. wal..v l1ET' ElJOO. Vieles spricht
hier für die Hypothese eines Einflusses des undeklinierbaren", das 2. Der Zustandssatz
sich in dem griechischen Neutrum spiegelt, aber sind wir berechtigt, Einer der gebräuchlichsten semitischen Nebensätze, charakteristisch
dies als eine "unintelligente Wiedergabe" zu beschreiben? Der casus sowohl für das Hebräische als auch für das Aramäische, ist der soge-
perulens betont die johannei sche neutri sche Wendung, und der Gebrauch nannte Zustandssatz , durch den Umstände beschri eben werden, di e ab-
des Neutrums als Verallgemeinerung - "Was du mir gegeben hast" -, im hängig sind vom Hauptverb und notwendig zum Verständnis der Handlung
folgenden genauer erklärt, ist nicht uneffektiv. des Hauptverbs, ihm aber untergeordnet sind. Sowohl im Hebräischen als
Fehlübersetzung scheint offensichtlicher in Joh 10,29 vorzuliegen, auch im Aramäischen wird er eingeleitet durch ein 1, dem ein Substan-
wo Burney (mit dem weniger gut bezeugten Text) b n:anlP lJOU, 8s; (8) tiv oder ein Pronomen und ein Verb folgen, in dieser Reihenfolge.
Ö€ÖWXEV 1101.., l1ECt;;wv(ov) n:aVTWV EaTCv lesen wollte. Die "Fehlüberset- Seine übersetzung mag mit den Erforderni ssen des Kontextes vari ieren,
zung" wäre überzeugender gewesen, wenn es in diesem Satz ein Objekt zu ll
aber gewöhnlich wird es am besten mit "jetzt", "während", "al s , da
wiedergegeben. Ein Beispiel im Aramäischen begegnet im Midrasch Echa,
1,4: "Jetzt wußte er (y.,., N1il N1il1) den Namen dieses Mannes, (daher)
1 Our Translated Gospels, 16f. Ich habe meineeigeneUbersetzung der
Verben hinzugefügt. kam er und setzte sich ans TorII; ebd., 1,31: " ... Ben Batia ging vor
2 In dieser aramäischen Wiedergabe hat "1 den Sinn von "das, ihm her mit seinen zerrissenen Kleidern ('''Y''T~ "1lNY.l1)2.
was", " er , welcher" und entspricht dem TL. Ein genaueres Äquivalent
des Griechischen wäre n(J)N "lot-< '0: " was du sagst" oder IIwelchen Wellhausen zitierte Mk 1,19 als Beispiel für diese Satzart, Jiat
du meinst ll . Die beiden Verwendungsarten des aramäischen D:Jn (bC- n:poßas; oHyov döe:v 'IaJiwßov ••• }tat 'Iwavvnv ••• Jiat aOTous; Ev T41
O'TalJal..), "verstehenll und IIkennen", in bezug auf eine Person, sind
wohlbekannt; vgl. Targum, Pred 7,23 und, im palästinischen Talmud, n:AOCLp JiaTapTCt;;oVTas; Ta öC>tTua: "Und als er etwas weiterging, sah er
Terum. 11.7, f. 48b (vorletzte Zeile), Dem Verb folgt im allge-
meinen e i n ' ("ZUIl), mit dem das direkte Objekt eingeführt wird.
(Vgl. unten, 115), 1 Maul ton, ProI., 206.
3 Ara ma i c 0 r i gin, 101 -1 03 ' 2 Weitere Beispiele aus dem bibI ischen'Griechisch siehe unten, 88.

80 81
Jakobus ... und Johannes ... , wä.hrend sie im Boot ihre Netze f7,.ick- ursprünglichen Text in 0 einen Zustandssatz erkannte, den er mit dem
ten"1. Wellhausen kommentierte: " ... daß ... eigentlich xat. a\lTot '" idiom~tischen griechischen ~quivalent wiedergab.
xaTapTCr;O\JTES; ••• hätte gesagt werden müssen." Dies wäre sicherlich Sätze, die mit xat. aUTOS; beginnen, hatte Lukas besonders gern, wo-
das gen aue und wörtliche griechische ~quivalent des aramäischen Satz- bei wir annehmen können, daß diese im Griechischen ungewöhnliche und
teil es gewesen, aber das Ergebni s wäre kei n Gri echi sch gewesen. Wi e unübliche Konstruktion ebenfalls "übersetzungsgriechisch" ist, das
der Text dasteht, bietet der Akkusativ aOTous;, konstruiert nach ElöEV, einen Zustandssatz wiedergibt. Es ist besonders bemerkenswert, daß die
den Satzteil in der grammati schen Struktur des gri echi sehen Satzes meisten Beispiele im WH-Text des Lukas vorkommen; 0 hat im allgemeinen
dar. Wenn es auch wahrscheinlich ist, daß die markinische Konstruk- die idiomatische Partizip- oder Genitivus absolutus-Konstruktio'n. Die
tion einen Zustandssatz wiedergibt - den Einfluß eines solchen Satz- Einsetzung des idiomatischen griechischen ~quivalents in 0 ist der
teil es anzunehmen, führt ni cht nur zu ei nem besseren Verständni s des beste Bewei s dafür, daß der gri echi sche Herausgeber von 0 sich ver-
Griechischen, sondern erklärt auch die schwerfällige griechische Kon- pflichtet fühlte, die im Griechischen unidiomatische xat. aOTos;-
strukti on -, so ist es auch wi chti g zu bemerken, daß Markus das Ara- Konstruktion zu verändern. Beispiele sind: Lk 5,1: xat aUTo~ ~v ~O'Tm~
mäische nicht wörtlich in eine übersetzung griechischer ~quivalente (D: ~O'TWTO~ allTo\)) napCi Tn"" ACJ.,Ivnv; 5,17: xat. aOTos; ~v ÖLödO'}{wv (D:
übertragen hat, die als Griechisch unzulässig gewesen wäre; er schrieb aOTo\) öLöaO'}{OVToS;); 7,12: xat. aUTn ~v xnpa (D: xnpa oooa); 17,16: xat.
griechisch, wenn auch das Ergebnis immer noch den Einfluß des Aramä- aUT?ls; ~v LaJ.,lapE(:-rn~ (0: ~v ö~ LalJapECTns;); 19,2: xat. atlTOS; ~v apXL-
ischen verrät. TEAwvns; xat. aUTo~ nAouO'LoS; (0: OOTOS; ~v aPXLTEAWVnS; nAOUOLOS;). Wenn
Ein ähnliches Beispiel ist Lk 13,28: ExEt EO'TaL 0 XAaU~lJCls; xat 0 wir hier, was sehr wahrscheinlich zu sein scheint, Spuren eines ara-
ßpuYlJOS; TWV OÖOVTWV, öTav Ö~nO'~E 'AßpaulJ ••• xat. ~avTas; ToD~ npO~nTa~ mäischen Zustandssatzes vor uns haben, dann bewahrt WH in dieser Hin-
lv TQ ßaO'LAEC~ TOU ~EOU, UlJäS; ö~ ExßaAAOlJEVOU~ E~W. Vom Griechischen sicht den ursprünglicheren "aramaisierenden" Text.
her müssen wir dies so wiedergeben: "Da wird Heulen und Zähneknirschen In der Apostelgeschichte gibt es zwei mögliche Beispiele dieser
sein 2 , wenn ihr Abraham ... und alle Propheten im Reiche Gottes seht, Konstruktion: Apg 15,32: 'Iouöa~ TE xat LLA.äS;, xat aUTot npOCjlfj'wL
und (wenn ihr) euch selbst ausgeschlossen {seht)." Im Aramäischen ist ÖVTES;, ÖLU AOYOU nOAAou napExaAEoav TOUS; aÖEA~OaS; ••• : "Judas und Si-
der letzte Satzteil jedoch eindeutig ein ZlJstandssatz: "Da wird Heulen las, da sie Propheten waren, sagten viel~s, umdieBrüder zu ermutigen. 11
und Zähneknirschen sein, wenn ihr Abraham ... und alle Propheten im In Apg 10,6 lesen drei Minuskeln (68, 137, 614): Hat aUT6s; ~OTLV ~EVL­
Reiche Gottes seht, währerul ihr ausgeschZossen seid." r;6lJEVOS; npbs; ECJ.,Iwva TLva anstelle des übl ichen OOTOS; ~EVCr;ETaL napa
In Mk 6,45 (D), nvayxaO'Ev TOU~ lJa~nTU~ aOTou ••• npoaYELv aOT?lv TLVL LLllWVL; Chrys. und Theophyl. (Zeuge: Tisch.) stützen diese ab-
••• npo~ BnO'O'aCöav, aUTb~ Ö~ anOAUEL T?lV ÖXAOV, kann der letzte Satz- weichende Textform ebenfalls. Dies ist sicherlich die schwierigere
teil im Gri echi sehen nur wi edergegeben werden mi t: "und er sel bst Lesart, und es ist wahrscheinlicher, daß der übliche Text hier die
entließ die Menge" - ein Beispiel einfacher Parataxe.3. Im Aramäischen Korrektur ist, da es schwer vorstellbar ist, daß irgendein Kopist ab-
wäre dieser Satzteil ein Zustandssatz: "während er die Menge entließ". sichtlich OOTOS; in xat aUTOS; geändert haben sollte.
Die schwerfällige griechische Parataxe von 0 ist im BN-Text durch EW~
aOTbs; anoAuEL Tbv ÖXAOV ersetzt worden. Letzteres mag sehr wohl eine
3. Ergänzende Anmerkung zu Hebr 11,11 und dem Zustandssatz
Korrektur sein, angebracht von einem gelehrten Herausgeber, der in dem im Hebräerbrief*
Die crux interpretwn in Hebr 11,11 ist von Prof. J. Heri ng, wi e
1
1
Einleitung , 19; vg1. Ev. Marci, zur Stelle. folgt, gut charakterisiert und definiert worden (der Kursivdruck ist
2Zu diesem Ausdruck vg1. im palästinischen Talmud, Kilajim, 9,
4, f. 32c, dreizehn Zeilen von unten. Wensinck fügte hinzu: Kethub.,
12,3, 3S r b, Zeilen 32,33,38. * Diese Anmerkung erschi,en ursprüngl ich als Beitrag zu der Fest-
.3 Vgl. oben, 65. schrift für E. Haenchen, Apophoreta, 1964.
82 83
von mir): "In diesem Vers liegt offensichtlich eine unerträgliche Kontext kei ne andere Bedeutung als d~ unoooxnv altEpj.1a,o~ zu fordern
crux interpretum vor. Es handelt sich dabei um Sara, die im folgenden scheint: aber wenn dies beabsichtigt gewesen wäre, hätte der Autor
Vers wieder verschwindet, um den Platz erneut Abraham allein zu über- si~herlich ELS ultOÖOxnv geschrieben und nicht ELS xaTaßoA~v.
lassen. Aber dies - was wohl noch sonderbarer und ebenso unbegreifliah Die abweichenden Lesarten ETEXEV und EL~ ,0 TExvwaaL USW., die eine
ist -., das heißt., daß man ihr Gnade für seinen Glauben erweist., ist Anzahl späterer Handschriften hinter EAaßEv bzw. nALxCa~ einfügen, sind
ein spezifisch männlicher Akt; nämlich XaTaßOAn anEpj.1a,oS (emissio offensichtlich VersahlimmbesseT'Ungen, die diese Interpretation von EL~
seminis)1I 1 •
xa,aßo>'nv alrEpj.1aTo~ deutlich machen 1 •

Sofern es hellenistischen (und klassischen) Sprachgebrauch betrifft, Di esel be Art gekünstelter Interpreta ti on 1ebt bei modernen Kom-
kann sich xa,aßOAn altEpj.1a,os nur auf die sexuelle Funktion des Mannes mentatoren weiter. Theophylakts Abstecher in die Gynäkologie läßt sich
beziehen (das Verb ist MTaßaA>..ELv oder MTaßclAAEaßaL): die Funktion mit der Beobachtung vergleichen, die in mehreren modernen Kommentaren
der Frau bei der Empfängni s wi rd durch den Termi nus UltOÖOxn (UltO-
wiederholt wird" daß die medizinischen Vorstellungen einiger jüdischer
öEXEaßaL) ausgedrückt 2 • Folglich waren die frühen griechischen Kommen-
Rabbis der Frau eine relativ aktive Rolle bei der Empfängnis zuerkannt
tatoren gezwungen, XaTaßOAn so zu erklären, als ob es den Sinn von
hätten 2 : diese Lösung charakterisierte H.J. Holstein richtig als ein
UlrOÖOxn haben könnte; Chrysos tomus z. B. kommenti erte: ,C Eanv <d
s Fündlein der Exegeten:3. Ebenso sicher wie solche Erfindungen, sind
xaTaßOAnv altEpj.1aTo~>; EL~, Tb xaTaaXECv, ELS OltOOOX~V ÖU~aj.1LV EAaßEV n auch moderne Versuche außer Betracht zu 1 assen, dem Substa nti v xcna-
VEVE1lpWj.1EVn n aTECpa:3, und Ukumeni us (z iti ert bei B1eek): EVEOuva-
ßoM ei ne passi ve Bedeutung unterzuschi eben: so stützt Spi cq sei ne
j.1wßn ds TO ultooEE;aaßaL ••• altEPlla. Stephanus, der die SChwierigkeit
Behauptung, ds xa,aßOAnV altEPlla,o~ sei das Äquivalent von EL~ aUA-
des griechischen Sprachgebrauchs spürte, fand die geistreiche Lösung:
An!\JLV xa,aße:ßAnj.1EVOU alrEpj.1a,O~ (in conceptionem jaati seminis) durch
vim ad jaciendum sive emittendum semen accepit nam xaTaßoAtj inteT'- den Papyrus-Sprachgebrauch von XaTaßoA~ als ei nes banktechni schen
pretari conceptionem violentum esse vide-tur'*. Dennoch ist aOrlfleptio
Terminus für Bezahlung, Empfang (Moulton-Milligan, S. 324b): "dieser
das Substantiv, das in den lateinischen Obersetzungen erscheint:
Ausdruck, der ei ne Grundbedeutung von Bezahlung und Oberei nstimmung
virtutem in conceptionem seminis eaaepit 5 • Dies kann nur als ein
hat, kann in der Gynäkologie für die gegenseitige Mitwirkung der Ehe-
erfolgloser Versuch bezeichnet werden, dem Wort xa,aßOAn einen Sinn
gatten bei der Zeugung verwendet werden. 11 Di ese Glanzleistung des
aufzuzwingen, den es niemals haben konnte, einfach deswegen, weil der
Scharfsi nns entspri cht dem Vorschlag, xa,aßoAn, wie XaLaßoAaCo~, pas-
sivisch von dem Sinn her zu erklären, den letzteres Wort in den Papyri
1 Commentaire du NouveauTestamentXII, LI Epitre aux Hebreux, 1954,
106. vom "Lagerhaus" hat. (M.M., aaO.)'*
2Zahlreiche Beispiele bei Wetstein; ebenso bei Philo, Oe ebrietate Die Tatsache bleibt, daß d.s xaTaßoAnV altEPllaTO~ im aktiven Sin-
211. Vgl. F. Field, Notes on the Translation of the New Testament,
1899, 232, der aus Wetstein, Galen, Oe Semine I: Tb TOÜ ciPPEVOS
ne verstanden werden muß und sich bei jedem normalen griechischen
alrEpj.1a ,b xaTaßaA>..6j.1EVOV ELS ,a~ j.1nTpas ,oü ßnAEw~, und Luk i an, Sprachgebrauch nur auf die aktive Funktion des Mannes bei der Zeugung
Amor. 19 (angegeben bei L. Bos): TO'G~ ll~V yap ciPPEaLV Löta~ xaTa-
ßOAa~ altEpj.1clTWV x a pLaaj.1Evn (n TWV ÖAWV qluaL~), zitierte. Zur voll- beziehen kann.
ständigen Dokumentation vgl. auch F. Bleek, Der Brief an die Hebräer, Eine sehr achtbare exegetische überlieferung interpretiert xa,aßOAn
1840, 763ff.
:3 Ed. Opera Omnia, 1873, 34. im Sinne von "begründend" und altEPlla = "Nachkommenschaft", dies er-
4 Thesaurus, S.V. xaTaßOAn. gibt: "sie empfing Kraft, Nachkormlenschaft zu begründen". Beides sind
5 Theophylakts geistreiche Vermutung, daß die .emissio spennatos
streng genommen (Experten zufol ge) auch der Frau zugesprochen werden
Vgl. Zuntz, The Text of the Epistles, 170.
k~nne, ist II n ichts als einverfehlterVersuch, das richtige Verständ- 1

nis des Wortlauts mit der unrichtigen Beziehung auf Sara zu verbin- 2Hering, aaO., "Talmud Nidd~ 31a (Goldschmidt XII~ 442~, spricht le-
digl ich vom Anteil der Frau bel der Entstehung des Kindes.
den." (E. Riggenbach, Der Brief an die Hebräer, Zahn:' Kommentar,1913,
:3 Zitiert von Hering, aaO.
358, Anm. Vgl. auch Laktantius, Oe opif. dei XII, 6 und H.J. Cadbury,
in: The Expositor, 1924, 430-439.) 4 Siehe R.V.G. Tasker, NTSt -1 (1954/55), 183. Siehe auch T. Hewitt,
The Epistle to the Hebrews (Tyndale Commentary), 175.
84
85
.•. ~~:
.!

gut bezeugte Bedeutungen für diese Termini und finden sich im Hebräer- durch das Zeugni s von p46 und 1739. Es könnte jedoch auch ei ne Aus-
brief selbst, z.B. 2,16; 11,18 (OltEp~a); 4,3; 9,20 (HaTaßoAti). Gegen lassung sein, veranlaßt durch die ~hnlichkeit mit ~appa. Wenn wir Hat
solch einen allgemeinen Sinn kann jedoch mehr als ein gewichtiger Ein- CLlhj) Eappa oTdpa [oooa] als ursprünglich annehmen, dann ist dieser

wand erhoben werden: der gesamte Kontext (ebenso, wie die ähnliche Satzteil als bibelgriechischer Zustandssatz erklärbar und der Vers so
Oberl ieferung in Röm 4,19) und teilweise auch die folgenden Wörter ltapa. zu übersetzen: "Durch den Glauben, obwohL Sara unfruchtbar war, emp-
HaLpbv nALHCa~ und VEVEHPW~EVOU weisen unmißverständlich auf ein Ver- fing er (Abraham) Zeugungskraft, obschon er über das Alter hinaus war."
ständni s des Wunders der Geburt I saaks als sei ner Zeugung (oder Emp- Auf di ese Wei se verstanden, 1äßt di eser Satzteil ni chts zu wünschen
fängnis) wider die Natur hin. übrig: überall in den Versen 8-13 ist Abraham das Subjekt: dennoch ist
Zwei wei tere Lösungen si nd für di ese offenkundige crux vorgetragen auch Saras Zustand erwähnt, doch in untergeordneter Rolle; auch die
worden. Di e erste war die von Westcott und Hort bevorzugte, näml ich Wendung )(at ltapa. HaLpov nALHCas bezieht sich dann auf Abraham, nicht
aUTi;'j ~app<r als dativus commodizu lesen und Abraham damit als Subjekt auf Sara; und es entstehen keine Schwierigkeiten in bezug auf ihren
beider Verse zu belassen; als Alternative wurde vorgeschlagen, einen Glauben oder Mangel an Glauben 1 , denn es geht in dieser Passage allein
Dativ zu lesen und ihn im Sinne von IIzusammen mit" zu verstehen 1 • um den Glauben Abrahams und nicht um den Saras.
Zuntz betrachtete es als schlechten Dienst am Andenken von Westcott Die einzige Frage, die zu berücksichtigen bleibt, ist, ob wir ver-
und Hort, an diesen Vorschlag zu erinnern, und er hat wahrscheinlich nünftigerweise behaupten können, daß der Satzteil Hat aUTn ~appa OTEL-
recht: solch eine Konstruktion ist ebenso schwerfällig wie auch un- pa [oooa] in dieser Passage ein echtes Beispiel eines Zustandssatzes

natürlich. Die zweite Alternative (bevorzugt von Zuntz, der damit Win- ist. War der auctor ad Hebraeos imstande, solch ein IIhebraisierendes"
disch und Field folgte) ist, die Wörter Hat, aUTi'! ~appa insgesamt als Griechisch zu schreiben? Welche Spuren solcher Satzteile gibt es im
Glosse zu tilgen: IIfür untauglich erklärt durch ein Gewirr konvergie- Neuen Testament? Seit die oben erwähnten Behauptungen in bezug auf das
render Einwände"2. Dies ist, wie Windisch bemerkte 3 , zweifellos die Vorhandensein dieser semitischen Konstruktion im Neuen Testament erho-
einfachste Lösung, und es gibt sicherlich Beweise für andere Zusätze ben wurden, ist K. Beyers wi cht i ges wegberei tendes Buch Semitische
(vgl. das oben erwähnte ~TEHEV, E~~ Tb TEHviiioaL). Field wies darauf Syntax im Neuen Testament 2 erschi enen und hat neues Licht auf den
hin (aaO.), daß, "wenn wir annehmen, Hat aUTi'! Eappa sei die Inter- zustandssatz im Neuen Testament geworfen, wie auch auf andere Beson-
pretation einer Randbemerkung, die Verse 11 und 12 sich ohne Unterbre- derheiten der neutestamentlichen Syntax.
chung auf Abraham beziehen und nichts zu wünschen übriglassen ll .' Von Der sogenannte Zustandssatz wi rd normal erwei se durch ei n ei nfaches
allen bisher angebotenen Lösungen hat diese IISuper-Interpolationsll- 1 eingeleitet, dem in der Regel ein Substantiv oder ein Pronomen folgt;

Theorie (so Zuntz, aaO.) den größten Wert: aber man könnte dennoch sein normales ~quivalent ist ein Satzteil, der durch "während", "ob-
meinen (wie Tasker es tat)4, daß dies lIein zu drastisches Durchschlagen wohl", "seit" usw. eingeleitet wH'd. Im Griechischen ist sein idioma-
des Knotens" sei. tisches ~quivalent ein Nebensatz mit WS, ÖTE usw. oder eine Genitivus
Wie wir gesehen haben, gibt es wenig Zweifel, daß wir es bei diesem absölutus-Konstruktion, z.B. 1. Sam 9,11: aUTiiiv &vaßaLv6vTwV ••• EUPC-
Vers mit einem IIwachsenden Textil zu tun haben. Die Schwierigkeit ist OHOUOLV: hier ist der idiomatische hebräische Zustandssatz durch einen

jedoch die, zu entscheiden, an welchem Punkt das "Wachstum" beginnt. äquivalenten idiomatischen griechischen Satztyp wiedergegeben.
Al s Originaltext schlage ich vor: Hat, aUTi'! ~appa OTe:t:pa [oooa]; das oooa
ist weniger gut bezeugt als das oTEt:pa. Zuntz vermutete, letzteres sei 1 Zuntz {aaO., 16} fand Sara weniger als die meisten geeignet, als
Beispiel für unfehlbaren Glauben zu dienen. Die Schwierigkeit, daß Sara
durch Dittographie von Eappa entstanden; diese Lesart wird gestützt über den Gedanken an Nachkommenschaft in ihrem {und Abrahams} Alter lach-
te, ist seit der Exegese der frühen Kirchenväter empfunden worden, und
wieder übertreffen die Kommentare sich selbstanScharfsinn, um zu erklä-
1 Vgl. Moffat, I.e .c., Hebrews, 171. 2 Zuntz, aaO., 16, Anm. 4. ren, wi e Saras offenkund i ger, Zwe i fe I und Mangel an GI auben als Bei sp i el
3 Handbuch zum NT, 93. 4 AaO., z.St. ihres Glaubens und Vertrauens betrachtet werden könne. 2 1962.

86 87
Di e gri echi schen Wi edergaben der LXX sind jedoch ni cht immer- so ltaVTe:s; ist tatsächlich ein typisch hebräischer Zustandssatz. In 13,21
idiomatisch; und des öfteren wird die hebräische Spracheigentümlich- 1esen ei ni ge unserer ältesten und gewi chti gsten handschriftl i chen
kei t ganz wörtl ich wi edergegeben, was ei n "übersetzungsgri echi sch 11 Quellen hinter TO .(}EAnlJa aUTO\) ein offensichtlich eingedrungenes
zur Folge hat, in dem die Wörter zwar griechisch sind, Vokabular, aUTo(w), aUTOS; (1912), und dieser "Zusa tz" ist als sehr alte Ditto-
Grammatik und Syntax aber hebräisch sein -können. Es stimmt, die LXX graphie erklärt worden 1 • Sie ist jedoch eine Lesart, die durch Alt-
kann im allgemeinen zuerst als griechisch verstanden und analysiert 1atei ner gestützt wi rd, z ..8. durch d, ipso faciente: der Irrtum mag
werden; die hebräische Spracheigentüml ichkeit mag durch die grie- auf Haplographie beruhen und die ursprüngliche Lesart aUT6s; sein. Die
chische Konstruktion verdeckt sein. Dies ist so, besonders im Falle altlateinische Wiedergabe durch einen Ablativus absolutus hat diese
des Zustandssatzes, der im Griechischen oft al s Hauptsatz statt als Spracheigentümlichkeit verstanden; sie mag als Zustandssatz reklamiert
Nebensatz wiedergegeben ist; und in einigen Fällen wandelt die über- werden: "Er, der in euch wirkt", "Während er in euch wirkt" usw.
setzung den Hauptsatz in einen Nebensatz um 1 • Ein Beispiel ist 1. Sam Diese Beispiele zeigen, daß diese Konstruktion dem Schreiber des
7,10: xat ~V EalJOUnA ava~Epwv TnV OAOHaUTWOLV, Hat aAA6~u>'OL ltpOonyov Hebräerbriefes keineswegs unbekannt war (eine weitere Untersuchung
ds; lt6Ae:lJOV Eltt. 'Iopan>.. Im Hebräi schen ist der erste Satzteil dem seines Stils könnte andere Beispiele beibringen); und sie lassen die
zwei ten untergeordnet: "Während Samue 1 das Brandopfer darbrachte, Annahme eines solchen Satzteiles in 11,11 als vernünftig erscheinen.
fielen die Philister in Israel ein." In anderen Fällen jedoch ist Wenn wir Hebr 11,11, >«at. aUTn Eappa oTe:'Cpa [o~oa], auf diese Weise
die hebräische Konstruktion wortgetreu wiedergegeben. Ri 19,22: aUTot als Semitismus erklären, wird es vielleicht besser sein, das Partizip
Ö' aya.(}UVOVTES; xapöCav aUTWV, >«at Löob &VÖpES; TnS; 1t6>'EWS; ... EXUHAwoav als Teil des Originaltextes mit einzubeziehen: unbedingt notwendig
TnV OLXeaV .... 2. Kö 20,8: Hat aUTot ltapaTiji ACßql Tiji -lJe;yaAql Tiji tv aber ist dies nicht. Es wäre möglich, daß auch aUTn Eappa ein Semitis-
2 . Sam 3,6: xa t mus ist - "und sie, Sara" - vgl. Mt 3,4: aUT~S; ö~ 0 'Iwavvns;. Diese
'AßEvvnp ~V- )(paTWV TO\) oC){OU EaobA ){'[A. Diese Spracheigentümlichkeit Einzelheiten sind jedoch von geringer Bedeutung; das Hauptproblem ist
mit xat aUTOS; -i st besonders vorherrschend bei Lukas 2 , mögl i cherwei se die Natur des >«at. aUT6s;-Satzteiles: Glosse oder ursprünglich? Wenn er
aufgrund des LXX-Einflusses, aber sie ist auch anderswo im Neuen Tes- ursprüngl ich ist, dann räumt die Annahme ei nes Semi ti smus und dessen
tament zu finden. Erklärung als eines Zustandssatzes ~ie Hauptschwierigkeit dieser rät-
Der Zustandssatz ist dem Schrei ber des Hebräerbri efes ni cht un- selhaften- crux interpretum aus.
bekannt; und dies ist nicht erstaunlich für jemanden, der im Alten
4. Der Temporalsatz
Testament so gründlich bewandert ist. Die Hat aUT6s;-Konstruktion
findet sich in 1,5, wo die LXX zitiert ist und wo der Nebensatz in Temporales ws; findet sich nach Sir J. Hawkins figures nicht we-
einen Hauptsatz umgewandelt worden ist: Hat aUTOS; e:OTaL lJOL ds; ULOV. niger als 48mal in den lukanischen Schriften (19mal im Evangelium
3,10 ist ebenfalls ein LXX-Zitat, in dem das aUTot. öE einen Zustands- und 29mal in der Apostelgeschichte), 16mal bei Johannes und nur
satz des Originals wiedergibt. In 11,39 lassen p46 und 1739 OtToL 4mal im übrigen Neuen Testament. Für Markus wird ein Beispiel an-
aus, und diese Lesart wurde von Zuntz akzeptiert 3 , der seine Einfügung gegeben, aber es finden sich zwei weitere Belege, der zweite im Bezae-
hinter xaC als "unerträglich" bezeichnete: "V. 39 bedeutet 'und obwohl Text: 4,27; 6,26. Bei Matthäus gibt es nicht ein Beispiel für das tem-
sie alle aufgrund ihres Glaubens ihr Zeugnis erlangten etc.' Ein Punkt porale ws;.
vor diesem Satzteil ruiniert den Kontext" 4 • Der .satzteil mit >«at Auch wenn man die charakter; sti sche Eigenart des Stil s berücks ich-
tigt, ist es sicherlich bemerkenswert, daß Lukas und Johannes diese
1 Dan 8,2. Vgl. Beyer, aaO., 45, Anm. 1. Konjunktion, die im übrigen Neuen Testament praktisch unbekannt ist,
2 Siehe oben, 83 und Beyer, aaO., 44.
3 AaO., 34.
4 Aa 0 ., Anm. ( 3) • 1 Vgl. Zuntz, aaO., 62.

88
'<"\~
~~

derart häufig gebrauchten und daß selbst das kürzeste Evangelium, Der durch und durch semitische Charakter dieser Konstruktion wird voll
Markus, dieselbe Anzahl von Beispielen (3) aufweist, wie sie in den bestätigt durch den Gebrauch von HaC in der Apodosis mit der Bedeutung
paulinischen Schriften insgesamt zu finden ist; abgesehen von den Pau- des 1-consecutivum.
lusbriefen erscheint das temporale ~~ in den übrigen Büchern überhaupt Da di eser Sprachgebrauch ni cht als ungri echi sch bezei chnet werden
nicht. kann, mag der griechlsche konzessive Imperativ alles sein, was erfor-
Die aramäische Temporal konjunktion 1:1 (ursprüngl ich ein Kompositum derlich ist, um Mk 11~22 zu erklären: "EXETE 1tCOTLV ßEOÜ, alJnv AEYw
aus :I, "wie", und 1) findet sich in aramäischen Erzählungen sehr häu- VlJLV ön B~ ~v El.lti;i Tiji ÖPEL To\h~ }(TA. Dem E:x€:TE-Satztei 1 fst jedoch
fig. Können wir annehmen, daß die unidiomatische Häufigkeit des tempo- diese Bedeutung eines konzessiven Imperativs in der Protasis, jeden-
ralen ~~, zumal in den lukanischen Schriften, zurückzuführen ist auf den falls in den englischen übersetzungen oder in den meisten Kommentaren,
Gebrauch des ~~ als ei nes stehenden übersetzungsäqui va 1ents für 1:1? nicht zuerkannt worden. Die abweichenden Lesarten in D, e usw. sind
Auf jeden Fall wäre diese Annahme eine Begründung für die lukanische offensichtlich harmonisierende Varianten aus Lk 17~6 oder Mt 21~21,
Besonderheit. Matthäus bevorzugte ÖTE, ebenso wie Markus: Mt 9,25; aber diese synoptischen Varianten zeigen deutlich, daß wir diesen Satz
13~26.48; 21~34; Mk 1,32.37 (D); 3,21 (D); 4,10; 9,25 (D); 15,20. Es so zu verstehen haben: "Angenommen, ihr hättet Gl auben an Gott, amen,
will beachtet sein, daß Beispiele für temporales ÖLE; im Bezae-Text ich sage euch: Wer irgend sagen würde ... " usw.
des Markus häufiger sind; WH hat eine idiomatischere griechische Par-
tizipialkonstruktion. 6. Allgemeine Ergebnisse
Di e all gemei neren Ergebni sse di eser Untersuchung des aramäi schen
5. Konditionaler oder konzessiver Imperativ
Nebensatzes können wie folgt zusammengefaßt werden:
Der Gebrauch des Imperativs als }(quivalent für einen Konzessivsatz 1. Das aramäische 1 hat zweifellos, wenn es ins Griechische über-
ist in .den·meisten Sprachen üblich, z.B. divide et impera: angenommen, setzt werden sollte, Anlaß zu Schwierigkeiten gegeben, und es mag meh-
du teil st, so wi rd di e Folge sei n, daß du herrschen wi rst; Gen 42,18: rere echte Beispiele von Fehlübersetzung geben. Aber in den meisten
"Tut dies und lebt", d.h.: und die Folge wird sein, daß ihr weiter- Fäll en schei nen wi r es weni ger mit Fehlübersetzungen zu tun zu haben
leben werdet. Bei solch einem Gebrauch ist der Imperativsatz das }(qui- als mit bewußten (und legitimen) Interpretationen des Aramäischen, die
valent der Protasis eines Konditionalsatzes. Blass-Debrunner geben als indem Sinn, den sie haben, indem Kontext und inder Verbi ndung, in
Beispiel dieses konzessiven Imperativs Joh 2,19 an: AuaaTE TClv vaClv die die Wörter von den Evangelisten gesetzt worden sind, gerecht-
TOÜTOV (= €av Hat AuanTE) Hat €V TPLOtv nlJEpaL~ EyEpfii a,h6v. Wie je- fertigt werden können. Solche Interpretationen geben nicht immer die
doch Bultmann (Komm., z.St.) bemerkte, sollten wir den Imperativ hier natürlichste Bedeutung des zugrunde liegenden Aramäischen wieder, und
besser als i roni schen propheti schen Imperativ im Stil von Amos 4,4 in diesem Grade können sie vielleicht als Fehlübersetzungen bezeichnet
oder Jes 8,9 erklären: werden. Aber sie sind nicht einfach Obersetzungsfehler. Sie sind be-
Kommt nach Betel und - frevelt, wußte Wiedergaben einer im Original möglichen Bedeutung. Die griechi-
nach Gilgal - frevelt noch mehr, schen Evangelien sind in dieserHinsichtt keine genauen wortgetreuen
und bringt am Morgen eure Opfer,
am dritten Tag eure Zehnten. Wi edergaben aramäi scher Ori gi na 1e, sondern in beachtl i chem Umfange
(Amos 4,4, ATD) originale übersetzungen ins Griechische, in denen Interpretationen der
aramäischen Quellen inkorporiert sind.
Erkennt es, ihr Völker, und werdet mutlos! 2. Die Verteilung der Nachweise für die übersetzung und Fehlüber-
Merket auf, alle ihr Fernen der Erdel
Umgürtet euch und werdet mutlos! setzung des aramäischen 1 ist außerdem entscheidend für die Exi-
Umgürtet euch und werdet mutlos! stenz ei ner aramäi schen Spruchüberl i eferung hinter den Worten Jesu,
(Jes 8,9, ATD) einschließlich der Sprüche im vierten Evangelium: so z.B. Mt 6~5,
90 91
13.116; Mk 4.112; Joh 5.139; 8.145; 14.116. Aber ein beachtlicher Anteil von
Beispielen findet sich außerhalb der Worte Jesu und fast ausschließ-
lich in Dialogen, so z.B.: Mk 4,41; 9,38 (vgl. 5,23); 14,68; Joh 8,53; C. ARAMÄISCHER EINFLUSS AUF GRAMMATIK UND VOKABULAR
9,17; Apg 1,17; 7,39. Dieses Beweismaterial ist vielleicht nicht um-
1. Der definite Artikel
fassend genug, um irgendeinen definitiven Schluß zu gestatten, aber es
läßt deutlich darauf schließen, daß die Evangelisten, und besonders Di e bi sher anerkannten SE:!mi ti smen im Gebrauch des defi ni ten Arti ke 1s
Markus, neben einer schriftlichen oder mündlichen überlieferung der im Neuen Testament sind: (a) die Auslassung des Artikels vor einem
Worte Jesu ei ne . aramäi sche überl i eferung der Di al oge und der Äus- nachfolgenden Genitiv, veranlaßt durch den Einfluß des semitischen
serungen der vielen Gesprächspartner Jesu gehabt haben werden. Das status constructus, z.B. Mt 12.142: ßaoChooa VOTOU, "die Königin des
Beweismaterial der Apostelgeschichte, obwohl unbedeutend, spricht für Südens ll1 , und (b) die Einfügung des Artikels entsprechend der semi-
sich selbst. tischen Spracheigentümlichke.it, durch die ein Substantiv definit ge-
3. Die Spuren des Einflusses des aramäischen Zustandssatzes können macht wird lIiur Bezeichnung einer einzelnen Person oder Sache (vor
als Beweis dafür reklamiert werden, daß die Evangelien übersetzungen allem einer, die bislang unbekannt war und daher nicht bestimmt werden
aus dem Aramäischen sind. Die Tatsache bleibt jedoch, daß das Griechi- konnte) als dem Geist unter den gegebenen Umständen gegenwärtig ll2 ,
sche wohl schwerfällig und unidiomatisch, aber weder ungrammatisch z.B. Mt 10,29 (D): ToD aooapCou, IIfür einen Heller ll3 •
noch insgesamt als Griechisch unmöglich ist. Die beste Erklärung mag (a) Die erste Konstruktion ist mehr hebräisch als aramäisch, denn sie
sein, daß wir es hier mit echten Beispielen von übersetzungen aramä- war zeitweilig in allen aramäischen Dialekten weitgehend außer Gebrauch;
ischer Quellen zu tun haben; der Zustandssatz in dem Spruch Jesu in außer in einer Anzahl stereotyper Wendungen wurde ihr Platz von der
Lk 13.128 spiegelt ziemlich sich,er solch einen Satzteil in der aramä- Genitivkonstruktion mit' eingenommen. (b) Während die zweite Sprach-
ischen Redeweise wider. Aber anderswo ist der Beweis nicht unumstöß- eigentümlichkeit im Hebräischen (und in der LXX) üblich ist,' ist es
1 ich, denn di e Evange 1 i enschrei ber mögen in ei ner semiti schen Sprache zweifelhaft, ob sie aramäisch ist. Sicherlich gab es keine besondere
gedacht und die Konstruktion in ihr wortgetreues griechisches Äquiva- Form, an der si e erkannt werden konnte, denn der status emphatwus, durch
lent umgesetzt haben. Es ist sehr unwahrscheinlich, daß jemals eine den der defi nite Arti ke 1 ursprüngl ich ausgedrückt wurde. hatte sei ne
genau wörtliche übersetzung des aramäischen Zustandssatzes in Mk 1,19, Bedeutung im Aramäi schen des ersten Jahrhunderts verloren und wurde für
)tat aUTot ••• }laTapTCZ;ovH:~, im Griechischen existiert hat. Wenn wir definite und indefinite Substantive gleichermaßen gebraucht 4 •

solch eine Konstruktion in den Evangelien hätten, so wäre es möglich,


1 Einleitung 1 , 26j Moulton, Prolo, 236 (Anm. auf S. 81).
ei ne wortgetreue übersetzung des Aramäi schen zu behaupten; aber was 2 Ges.-Kautzsch, Gramm., 407f.
wir tatsächlich haben, ist ein griechischer Satz, kein aramäischer. 3 Einleitung 1 , aaO.j 2. Aufl., 19; Maulton, aaO.
4 Siehe jedoch Jeremias· Darlegungen (in: ThLZ 9 (1949), 530) im
4. Die Textvarianten eines mehrdeutigen aramäischen., fanden sich BI ick darauf, daß der Nichtgebrauch des status emphaticus den Sprach-
zumeist in D und in der Vetus Latina oder in der Vulgata. Das Beweis- gebrauch des Neuen Testaments beeinflußt habe: IIAuch ich habe diese
Erklärung früher vertreten, habe mich aber bei näherer Prüfung über-
material des lukanischen Zustandssatzes jedoch, in dem dieser Arama- zeugen müssen, daß man viel vorsichtiger formulieren muß. Die Setzung
ismus in WH vorherrscht, warnt wieder, wie es das Beweismaterial des des Artikels trotz indefiniter Bedeutung findet sich schon im A.T.
unter anderem öfter bei Vergleichen und in Bildreden. Dem entspricht
Asyndetons in bezug auf den Bezae-Text des Markus tat, vor jedem über- auch der Tatbestand in den Evangel ien, nur daß das Phänomen darüber
eilten Urteil über die Priorität der Behauptungen, irgendeine Unzial- hinaus Terrain zu erobern beginnt. Es ist aber im 1. Jahrhundert kei-
neswegs bereits so weit, daß der status emphaticus schon völlig seine
quelle gebe den ursprünglichen Text reiner wieder. determinierende Bedeutung verloren hätte. 1I Ist dieser Gebrauch des Ar-
tikels imAltenTestament dem Einfluß der oben besprochenen hebräischen
Spracheigentüml ichkeit zuzuschreiben? Joh 3,10 könnte vielleicht 50
erklärt und mit IIBist du eJn Lehrer usw. 1I wiedergegeben werden. Vgl.
ferner: Die Gleichnisse Jesu 7 , 7 (Anm. 2).

92 93
Das Verschwi nden di eser formalen Unterschei dung zwi schen defi nHen daß inder griechi sehen Wi edergabe des Aramäi schen ei n status empha-
und i ndefi niten Substanti ven im Aramäi schen mag ei n weiterer Grund ticus irrigerweise als indefinit verstanden wurde. Das Substantiv mag
für regelwidrige Einfügungen und Auslassungen des griechischen Arti- jedoch im Aramäischen artikellos gewesen sein, zwar ein status abso-
kels in den Evangelien gewesen sein 1 • Da dieselbe Form sowohl für das lutus, aber doch defi nit: der Spruch ist poeti sch, und in semi ti scher
defi nite als auch für das i ndefi nite gebraucht werden konnte, mag Poesie können artikellose Substantive definit sein. Wir sind berech-
ein übersetzer aus dem Aramäischen ins Griechische gelegentlich ein tigt zu übersetzen: 11 • • • und der Riß ist ärger gemacht ll •
Substanti val s i ndefi ni t wi edergegeben haben, das in sei nem Kontext Beispiele, in denen der Artikel regelwidrig eingefügt ist, sind im
definit war und umgekehrt; oder der aramäische Alltagssprachgebrauch WH-Text häufiger: Mt 5,15: uno TClv lJ6ol..ov, lIunter einen Scheffe'l 11 , lnt
mag in dieser Hinsicht zu einem Verwischen der Unterschiede zwischen TnV AuxvCav, lIauf einen Leuchter ll , 12,24.27: Ta. oal..lJovl..a, "Dämonen",
definit und indefinit geführt haben. 15,29: e:l.S ta öpos, "auf einen BergII; Mk 6,55: lnt TOeS; xpaß<lttoI..S,
Diese Vermutung wurde von A.J. Wensinck vorgetragen, der Beispiele "auf Betten" (0 1äßt TOtS aus).
aus dem Bezae-Text des Lukas zitierte, in denen der Artikel irriger- Von Soden 1 ,legte eine lange Liste vor: über ungebräuchliche A~s-
weise eingefügt oder ausgelassen ist, während er im' WH-Text korrekt 1assungen und Ei nfügungen des defi niten Arti kel s im Bezae-Text der
gesetzt ist oder fehlt 2 • Zwei seiner Beispiele (7,10; 9,61) sind Fälle synoptischen Evangelien. Viele dieser Auslassungen finden sich vor
von artikel losen Substantiven nach einer Präposition, ~iner Auslassung Eigennamen. Letztere sind im Aramäischen ipso facta definit und ste-
des Artikels, die durch den Koine-Sprachgebrauch sanktioniert ist 3 • hen im allgemeinen im status absolutus. 0 spiegelt in dieser Hinsicht
Zwei andere (11,,2.19) sind Substantive, denen ein Personalpronomen im die semitische Spracheigentümlichkeit wider, während WH den korrekten
Genitiv folgt: im Hebräischen und Aramäischen sind die Pronomen an die griechischen Ehrenartikel hat, besonders vor dem Namen Jesus; bei von
Substantive angehängt, wobei das Substantiv dur~h das Suffix defi nit Soden erscheinen zahlreiche Beispiele.
wird; ähnlich ist der Artikel in den Evangelien ausgelassen, wenn ent- Ein großer Anteil der Auslassungen von Sodens findet sich vor Sub-
sprechend dem semitischen Sprachgebrauch dem Substantiv ein Possessiv- stantiven, denen ein Genitiv folgt: obiger Semitismus (a). Andere
pronomen im Genitiv folgt~. Lk 14,9 und 11,44 sind wichtige Bei- Auslassungen und Einfügungen stehen vor anderen Redeteilen als Sub-
spiele: im ersten, EoxaTov T6nov, ist es der letzte Platz, auf den der stantiven; einige stehen in alttestamentlichen Zitaten; und nicht alle
überhebliche Gast erniedrigt wird. Im zweiten liest WH: Ta lJVnlu:ta Ta sind richtig dargestellt. Ein typisches Beispiel regelwidriger Aus-
üonAa, wo das Substantiv eigentlich indefinit ist, wie in D. lassung ist Mk 6,35: EpnlJoS EOU t6nos, lider Ort ist verlassenIl , eine
Beispiele für eine regelwidrige Auslassung des Artikels sind im Einfügung findet sich Mt 12,12: noo'f oov Ot..aqJcpe:l.. ctvßpwnos TOO npo-
WH-Text selten. Mk 2,21 (und Parr.) isteines: dieA.V., mehr mit Rück- ßa.TOU, IIWieviel mehr ist ein Mensch wert als ein Schaf". Die folgenden
sicht auf die natürliche Wortbedeutung als auf die genaue Grammatik, Beispiele stammen zumeist aus Worten Jesu.
liest: 11 • • • und der Riß (oxColJa) ist ärger gemacht ll • Wie Swete be- Auslassungen: Mt 12,35: 0 vor &ya~6s; 19,17: toO vor ayaßoO.
tonte s , kann der Satz aber nur übersetzt werden mit: 11 • • • und ein är- Mk 7,6: tWV vor unoxpl..tWV; 9,15: 0 vor öxAos.
gerer Riß ist die Folge ll , oder, wiedieR.V. liest: 11 • • • und ein ärgerer 14,62: tns vor 6uvalJe:ws.
Riß ist gemacht ll • Zur Unterstützung der A. V. könnte vorgebracht werden, Lk 6" 45:~o vor ayaMv; 14" 21: tOUS vor lttWXous.
Einfügungen: Mt 18,,19: TOÜ vor ltpaYlJaTos;.
1 Moulton (ProI., 81) stellte fest, daß das Neue Testament "bemer- Mk 2,7: TaS; vor alJapTCas;; 12,,1: TotS; vor ye:wpyots;.
kenswert korrekt" sei im Gebrauch des definiten Artikels, vergl ichen
Lk 7,,32: TotS; vor nal..oCol..S; T~ vor ayopq;
mit den Papyri. Während dies für den vatikanischen Text zutrifft, ist
in D "der griechische Artikel ständig ausgelassen, wo kein Einheimischer 10,19: TWV vor 5qJe:wv; TWV vor oxopnCwv.
auf ihn verzichten würdell (Scrivener, Codex Bezae Cantabrigiensis,
xlviii). 2 Semitisms, l1f. 3 Vg1. Maul ton, Pro1., 81f.
~ Einleitung 1 , 26. 5 The Gospel according to St. Mark, z.St. 1 Schriften des Neuen Testaments I, 2, t309.

94 95
2. Das Pronomen
In mehreren anderen Fällen wird sich das unmögliche Griechisch am
a) Oberflüssige Pronomen besten durch einen Schreibfehler, nicht durch eine aramäische Sprach-
eigentümlichkeit erklären: so ist Apg 3,2 (D): nap' aUTWV ELonOpEUOl-lE-
Semiti sche Sprachen gebrauchen ei n pl eonasti sches oder überfl üs- vwv wahrscheinlich nichts anderes als ein Versehen für napil TW'V do-
siges Pronomen, wo im Deutschen ein Artikel genügt, um auszudrücken
, nopEUOl-lEVWV; in Lk 24,10 (D): n:pos; aUTous; &ltOOTOAOUS; (vonWensinck 1 als
was gemeint ist. So z.B. Mk 14,25: e:ws; Ti'jS; nl-lEpas; EXEC'Vns;, "bis zu dem
vorwegnehmendes Pronomen reklamiert), mag die erste Silbe des schein-
TageII. Zu dieser Spracheigentüml ichkeit im Aramäischen und Syrischen
baren· Pronomens vom folgenden TaÜT<l stammen. Ähn 1i eh mag in Lk 4" 43
siehe Jeremias, Die Abendmahlsworte Jesu 3 , 1960, 176 (Anm. 1-3); vgl.
(D): (ÖEt l-lE xat ds; Tils; &Has; nOAEts;) EuaYYEACoao.(laL aUT~v ßaOLAECav
ferner: Die Gleichnisse Jesu 7 , 1965, 36 (Anm. 5).
ToD .(lEOÜ, das au durch Di ttographi e der bei den 1etzten Buchstaben des

b) Das vorwegnehmende Pronomen Verbs entstanden sei n; in di esem Falle nöti gt jedoch das Vorkommen
einer Konstruktion wie EuaYYEACl;;Eo.(laL ds; zur Vorsicht; es ist eine
Di e Verwendung ei nes Persona 1pronomens im Nomi nati v oder im casus
aramäische Konstruktion 2 , und sie erscheint hier in einem Jesuswort.
obliquus, mit dem um der Betonung willen ein folgendes Substantiv vor-
In anderen, treffenderen Fällen. findet sich das Pronomen zusammen
weggenommen wird, ist eine wohlbekannte aramäische Spracheigentümlich_
mit dem definiten Artikel in Buchstabenkombinationen, in denen Nach-
keit. Einige Beispiele, zur Erläuterung, hat Burney gegeben 1 • Wenn die
lässigkeit beim Schreiben nicht so leicht unterstellt werden kann.
Existenz dieser Konstruktion für das Neue Testament na~hgewiesen wer-
Einer ist die Lesart von AC in Mk 6,22: aUTns; Tns; ·Hp~öLaöos;3. Das we-
den kann, haben wi r dari n ei nen rei nen Aramaismus, der deutl ich hi n-
niger schwierige aUToü, gewichtig bezeugt, gibt vor, daß das Mädchen
weist auf einen linguistischen Einfluß und, da dieser Sprachgebrauch
den Namen ihrer Mutter trug und Herodes' Tochter war .. Aber wir wissen,
im Griechischen nicht nur schwerfällig, sondern unhaltbar ist, einen
daß sie Salome hieß und daß sie die Großnichte, nicht die Tochter des
möglic~en Beweis für ~ine wortgetreue Obersetzung von Quellen.
Herodes Anti pas war 4 • Das maskul i ne a"UTOÜ schei nt ei ne Korrektur des
Nicht alle Beispiele, die für diese Konstruktion in den Evangelien
schwierigeren aUTns; zu sein. Wir mögen dieses Pronomen zu pressen wün-
rekl ami ert worden sind, sind gl ei chermaßen überzeugend: Di e Vari ante
schen; es war die Tochter der Herodias selbst, die wie eine gewöhn-
von D in Lk 22,48: 0 ö~'!nooüs; E~nEv, für 'Inooüs; ö~ ElnE'V, als Wie-
liche Dirne tanzte. Aber der Schnitzer findet sich noch einmal im Text
dergabe eines aramäischen vorwegnehmenden Pronomens im Nominativ zu
von D in Vers 18 (vier Verse vorher): aUTnv yuvatxa TOÜ &ÖEAcpOÜ oou,
erklären, ist völlig unnötig 2 : die Wendung in D bedeutet nicht: IIUnd
und er erscheint in seinen anderen seltenen Vorkommen am häufigsten
er, Jesus, sagte 11 , sondern ei nfach: "Und Jesus sagte"; wi r haben es
bei Markus (siehe unten).
hier nicht mit einem "vorwegnehmenden Pronomen" zu tun, sondern mit
Zu Lk 10,7: EV aUT~ ÖE T~ OLxCCf, mögen zwei Erklärungen gegeben
der Einfügung des griechischen Ehrenartikels, ausgelassen in WH, der
werden. Es mag eine wörtliche Wiedergabe des aramäischen vorwegnehmen-
in diesem Falle semitischer ist als der Bezae-Text 3 ,
den Pronomens sein: "in ihm, (nämlich) dem Hause"; im Kontext dieses
Auf echte Beispiele des vorwegnehmenden Pronomens im Nominativ hat
Jesuswortes ist solch ein betontes vorwegnehmendes Pronomen idiomatisch
Wellhausen hingewiesen in Mt 3,4: aUTOS; ö~ ö '!wav'Vns;, und Mk 6,17:
und natürlich; um die erforderliche Betonung in der Obersetzung wie-
aUTOS; yap0 'Hp wö ns;4; ZU ihnen mag Mk 12,36.37: aUTOS; öauECö, hinzu-
derzugeben, würden wir den Gebrauch des Demonstrativpronomens fordern:
gefügt werden.
11 • • • in jenem Hause bleibt ... " Die Annahme eines IIhalbdemonstrativen ll

Aramaie Origin, 85f.


1 1 AaO.
Wensinck, Semitisms, 19.
2 3 Oben, 95.
2 Z.B. Jer. Targ., Gen 21,7: 11 . . , der meinem Herrn angekündigte
1 (; 1\!1:1) 11; vgl. sys zu Lk 4,43.
4 Einleitung , 27; vg!. Moulton, Pro!., 91; Gramm. 11,431. Für Bei-
3 Vg1. Wellhausen, Einleitung 1 , 27; 2. Auf1., 19.
spiele dieser Konstruktion im Aramäischen siehe Burney, aaO.
4 Justin, DiaI., 49.
96
97
.. r

Gebrauchs von a,h6s; im hellenistischen Griechisch, wie ihn das Prono- der Herr ist Jesus, angekündi gt als ehri stus, Gottes Sohn, und seine
men im modernen Griechisch hat, um so das schwierige aUT~ zu erklären, Pfade zu ebnen, ri ef Johannes, der Vorl äufer, di e Menschen auf. Wi r
ist durch den Koine-Sprachgebrauch nicht garantiert; es müßten schon brauchen jedoch nicht anzunehmen, daß Markus, seiner besonderen Ab-
einige andere als die von Moulton 1 angeführten Beispiele beigebracht sicht entsprechend, TOÜ .ßEOÜ n~wv einfach ausgelassen und sein eigenes
werden; 0 aUTbs; TnpoS;, aus einem Papyrus, ist "derselbe Horus" und mag aUToD eingesetzt habe; das Pronomen mag schon in dem aramäischen Zitat
als "der vorerwähnte Horus" verstanden werden, aber es ist nicht UZe enthalten gewesen sein: "seine, (nämlich) unseres Gottes, Pfade"1;
Horus. Das Pronomen kann jedoch als Fehlübersetzung eines aramäischen Markus interpretierte das Aramäische seiner Argumentation entsprechend.
Demonstrati vpronomens erkl ärt werden; Persona 1- und Demonstrativpronomen Es gi bt anderswo Bewei se, daß Markus aus aramäi schen al ttestament-
1aufen im Aramäi schen Gefahr, in Texten und Handschriften verwechselt fichen Quellen schöpfte 2 ; und die Juden veränderten nie die Wörter der
zu werden (es gibt keinen Grund anzunehmen, daß sie je beim Sprechen Schrift, obwohl sie nicht davor zurückschreckten, sie - manchmal auf
verwechselt wurden)2. Die erste Erklärung ist die wahrscheinl ichere: . die phantastischste Weise - für eine theologische Argumentation zu
Lukas gab eine unredigierte übersetzungsgriechische Version der Jesus- interpretieren oder zu bearbeiten.
worte aus seiner Quelle wieder; in diesem Falle schöpfte er aus Q. Das dritte Beis~iel für ein mögliches überleben eines vorwegnehmen-
Dieser Aramaismus kann Licht auf drei Passagen in den Evangelien den Pronomens findet sich in Joh 8,44, wo d~s aUToü schwierig ist: es
werfen. In den Parallelen, Mk 8,38: EV Ti) ö6~-r;l ToD naTpClS; aUTou, Lk ist mit b naTnp zusammengenommen worden, seinem natürlichen griechi-
9,26: EV T~ 66~-r;l aUTou }lat TOU 1tctTPOS;, ist der Unterschied im Aramä- schen Bezi~hungswort: " ... denn sein Vater ist auch ein Lügner" (so die
ischen gering. Die markinische Form würde wörtlich lauten: "in seiner, frühen Kirchenväter); einige erklärten ~EUOTns; als Beziehungswort und
(nämlich) seines Vaters, Herrlichkeit", in ihr ist das erste Prono- übersetzten: " ... denn er ist ein Lügner und sein (des Lügners) Vater";
men vorwegnehmend und de~tet hin auf den Vater; das zweite ist das di e A. V. bi etet den vernünfti gsten Sinn, indem sie das Pronomen auf
übliche Possessivpronomen, das sich zurückbezieht auf den Menschensohn. TC <\IEDöo s; zurückbezi eht: " ... denn er ist ei n Lügner und ihr (der Lüge)
Aber ein Obersetzer, entweder, weil diese Spracheigentümlichkeit ihm Vater". Doch wie wir es auch zu erklären versuchen, es bleibt ein
unbekannt war oder (wahrscheinlicher) aus einem offensichtlich dogma- eindeutiger Fehler im Griechischen. Die einzige befriedigende überset-
ti schen Grund, bezog das vorwegnehmende Pronomen auf den Menschensohn zung ist die des arabischen Tatian, die ein idiomatisches vorwegnehmen-
und erweiterte den mark i ni schen Spruch durch Interpretation zu "in des Pronomen enthält: " ... denn er ist ein Lügner und ihr, (nämlich)
seiner Herrlichkeit und (in der Herrlichkeit) seines Vaters".' der Lüge, Vater"3. Die arabische Lesart ist nicht die der Peschitta,
Als ähnliches Beispiel für dieselbe Art Interpretationeinesaramä- und wo die arabische von letzterer abweicht, bewahrt sie gelegentlich
ischen vorwegnehmenden Pronomens kann ei nunerwartetes aUToü indem eine Lesart des Tatian'+;- wir mögen hier eine echte varia Zeatio haben,_
Zitat aus Jes 40,3 gelten, das in derselben (Markus-)Form bei allen vielleicht den ursprünglichen Text, und berechtigt sein zu übersetzen:
Synoptikern erscheint (Mk 1,3; Mt 3,3; Lk 3,4): Eu.ßECas; nOLELTE TOS; " ... denn er ist ei n Lügner und der Vater der Lügen".
TpCßOUS; aUToD; die LXX liest: TaS; TpCßOUS; ToD .ßEOU rn.lWv, und keine alt-
Wilcox hat auf zwei andere mögliche Beispiele dieses unidiomatischen
testamentliche Quelle bestätigt eine Variante at'.lTou. Diese "Variante" Pronomens aufmerksam gemacht, auf Apg 6,7 (D): UltIl}lOUOV aUT~ neOnL,
ist in Wirklichkeit eine Veränderung oder Bearbeitung des alttestament- und 11,27 (BN): EV at'nats; öc Tats; n~EpaLS; (andere MSS: EV TaUTaLS; ö~
lichen Zitates, um es an die markinische Interpretation anzupassen: Tats; n~EpaLs;)5. Die Verteilung dieser Konstruktion in den Evangelien

und in der Apostelgeschichte ist instruktiv. Mit Ausnahme von Mk 6,22;


Pro I ., 91.
1

Beispiele für diese Verwechslung habe ich bemerkt im Jer. Targ.


2
1 SyS hat in Mt 3,3 die LXX-Lesart mit der aramäischen Spracheigen-
I, Num 24,19 und inder Krotoschin-Edition des pal. Talmuds in Kiddusch. tüml ichkeit: "seine, (näml ich) unseres Gottes, Pfade". :2 Unten, 214f.
1,7, f. 61a, 12 Zeilen vom Fuß der Spalte; Maaser scheni 4, 9, f. 3 In MSS Bund E der Marmardji-Edition; siehe Anhang B.
55b, Zeile 51 und Taanith 1, 4, f. 64b, Zeile 51.
'+ Siehe Anhang B. 5 AaO., 128ff.

98
99
Apg 6,7; 11,27 und zwei zweifelhaften Fällen, die Burney in Joh 9,13.18 1 . Evangelien liefert einen klaren Beweis seines semitischen Ursprungs
fand, ist sie beschränkt auf vi er Jesusworte und anderswo auf Di al oge (wie es sein Vorkommen in der Apokalypse tut). Von etwa zwölf Bei-
oder direkte Rede. Sie erscheint beinahe ausschließlich im Bezae-Text. spielen, die reklamiert worden sind, ist Joh 9,36 ein zweifelhafter
Mt 12~45 (D); Mk 5~15 (D). 16 (D); 6,18 (D) (direkte Rede), 22 Fall; er schließt die Annahme eines durch LVCl fehl übersetzten aramä-
(AC); Lk 4~43 (D); 10,7; Apg 7,52 (D) (Stephanus). ischen Relativpronomens ein. Von den restlichen zehn stammen sechs aus
Lk 1,36: ClllTT;i TT;i XClAOUj.JEVr;I on:CPq (direkte Rede), könnte auch dafür Jesusworten, und nur eines steht nicht in einem Dialog oder in direkter
reklamiert werden 2 • Rede; 'es stalTlllt bezeichnenderweise von Markus (7,25). Wie es scheint,
Die beste Erklärung für diese linguistische Eigenartigkeit in den ist Lk 12,43 (D) bisher nicht bemerkt worden: lJClXUPLOS; 0 ÖOÜAOS; €:~ELVOS;,
Evangelien und in der Apostelgeschichte ist, daß sie ein echter Arama- (Jv €:A{7WV 0 XUPLOS; Cllnoü Eupfjae:L ClUTOV nOLOüVTCl OÜTWS;. Bei Apg 10,38
ismus ist, ei n Bewei se für ei ne sehr ursprüngl i che Art von übersetzungs- trat Wilcox für die Lesart von D: O'v EXPLae:\) ClllTOV 0 {7e:6s;, als Original
oder semitischem Griechisch. Natürl ich konnte sie von griechischen 'ein, da sie die "semitischste" sei. Wenn sie ursprüngl ich ist, spiegelt
Lesern, die nicht Juden oder griechisch sprechende Syrer waren, nicht sie die Spracheigentümlichkeit des Resumptivpronomens wider, das einem
verstanden werden; sie hatten keine Alternative al s das Beste aus voraufgehenden Relativpronomen folgt.In diesem Falle muß jedoch die
dieser Konstruktion zu machen. Viele andere Beispiele wurden wahr- alternative Möglichkeit erwogen werden, daß dieser "S em itismus" an
scheinlich aus dem ursprünglichen Text entfernt; die Beispiele, die diesem Punkt den Ei nfl uß ei ner syri schen übersetzung wi edergeben mag;
übrigblieben, sind die wenigen, die einer Korrektur entgangen sind. diese Spracheigentümlichkeit findet sich in der Peschitta zur Stelle
Jene inden Jesusworten mögen ihr Fortbestehen dem re 1 i gi ösen Konser- (nn~n Nn?N1). Diese Konstruktion herrscht ebenfalls im Text von D vor.
vatismus verdanken, der eine festgelegte überlieferung unverändert Mt 3,12 (= Lk 3,17) (Täufer); 10~11 (D); 18~20 (D); Mk 1,7 (Täu-
bewahrt. fer); 7,25; Lk 8,12 (D); 12~43 (D); Joh 1,27 (Täufer). 33
(T~ufer); 9,36 (Dialog); 13~26; 18~9; Apg 10,38.
c) Das Relativpronomen
d) Das Reflexivpronomen und ~er ethische Dativ
Burney hat gezeigt, daß die charakteristische semitische Konstruk-
tion eines Relativpronomens, ergänzt durch ein Personalpronomen am Das den semi ti schen Sprachen ei gentüml i che Fehlen von Refl exi v-
Ende seines Satzes, im vierten Evangelium zu finden isP. Diese Kon- pronomen ist nach Wellhausen der Grund für die relative Seltenheit von
struktion findet sich in der LXX und auch anderswo im Neuen Testament; Reflexivpronomen in den Evangelien 1 • Semitischer Einfluß, hier wie an-·
Moulton notierte sechs Beispiele aus der Offenbarung: Apk 3,8; 7,2.9; derswo, hat zweifellos mitgewirkt, aber auch andere, rein griechische
13,8.12; 20,8 4 • Parallelen zu dieser Konstrukti'on sind aus den Papyri Einflüsse, waren am Werk: der Unterschied zwischen reflexiven und
zitiert worden 4 • In der LXX "ist ihre Häufigkeit unzweifelhaft dem nicht-reflexiven Pronominalformen drohte in den Papyri gänzl ich zu
hebräischen Original zu verdanken" 5 , aber Jes 1,21, wo es im Hebrä- verschwi nden, und ni cht nur wurden die einfachen Personalpronomen als
ischen nicht steht, zeigt, daß es nicht nur da vorkommt, wo die LXX Reflexivpronomen benutzt, sondern auch die seltenen reflexiven Formen
die hebräische Spracheigentümlichkeit sklavisch übersetzt. als Personalpronomen 2 • Die relative Seltenheit spezifisch reflexiver
Diese Konstruktion, im Griechischen zwar möglich, ist ihm aber nicht Formen in den Evangelien darf daher nicht ausschließlich, wenn über-
natürlich, wie dem Hebräischen oder Aramäischen. Seine Verteilung in den haupt, semitischem Einfluß zugeschrieben werden.

1 Einleitung 1 , 30; 2. AufI., 23. Die handschriftliche Uberlieferung

Aramaic Origin, 85.


1 variiert beim Reflexivpronomen der dritten Person, EClUTOÜ oder ClUTOÜ,
2 Ein weiteres Beispiel für diesen Aramaismus in einer Temporalkon- und Wellhausen glaubte, daß letzteres (ohne spiritus asper) den ur-
junktion wird unten, S. 108, besprochen. sprüng! ichen Text darstellt (aaO.).
3 Aramai<;: Origin, 84f. 4 Gramm. 11, 435. 2 Siehe E. Mayser, Gramm. der grieche Papyri I, 304,·4 und 11,
5 Thackeray, Grammar of the LXX, 46. 67, 2b.

100 101
Andererseits ist der Gebrauch des Substantivs 4vxn als Reflexivpro- in ihr Haus", zweifellos eine vertretbare Wiedergabe. Der Ausdruck
nomen ein reiner Semitismus: der Unterschied zwischen Mk 8,36 und Lk ane:A~e:Lv npos aUT6v entspricht dem aramäischen n'7? ?r~, wie im obigen
9,25istder, zwischen einer wörtlichen und einer literarischeren über- Bei spi e 1 aus dem El ephanti ne-Papyrus: "begab sich fortII, IIwandte si ch
setzung. Mt 6.. 25: jJn jJe:pLjJviiTe: TT;i 4vxT;i, mag ein reflexives "für euch weg ll1 •

selbst" enthalten, aber vielleicht sollte die Bedeutung "Leben" emp- In Mk 10,26 (D): A€YOVTE:S npos E<XUTOUS (= Lk 22,65 (D): e:ts Eau-

fohlen werden. TOUS), haben wir eine Wendung, die sich in allen Texten von Joh 12,19
Die Stelle der Reflexivpronomen wird in den semitischen Sprachen findet: e:lnov npClS e:auTo(is. Beide Passagen können verstanden werden,
weitgehend vom dativus ~thicus eingenommen, einer im Aramäischen sehr wie die A.V. sie wiedergibt: IIsagten untereinander ll , IIDie Pharisäer
gebräuchlichen Konstruktion. Im Griechischen, wo er gewöhnlich als . .. sagten unterei nander", obwohl ei ne solche übersetzung der gri e-
Erwei terung des dativus commodi oder inoOTTUTlOdi angesehen wi rd, ist er chischen Präposition unzweifelhaft Gewalt antut. Als dativus ethicus
ni cht unbekannt 1 , aber er ist sel ten im Vergl ei ch zum aramäi schen verstanden, ist di ese Wendung jedoch einfach, betont und wi rkungs-
Sprachgebrauch, wo er ein Mittel zur Betonung der Handlung des Sub- voll: IIsagtensich ll • Die Lesart von WH in Mk 10,26 = Lk22,65: e:ts

jekts ist und mehr dem griechischen Medium entspricht als dem dativus atnov, bereitet kei ne Schwi eri gkeiten, und dies ist wahrschei n1 ich
commodi. Die folgenden Beispiele werden dies erläutern: Eleph. Pap. der Grund dafür; sie stellt eine Korrektur der schwierigeren Lesart
41, 6: "Ich wandte mich ('7? n'7?n~) nach Hause"; palästinischer Talmud, von D dar.
Kilajim 9, 4, f. 32b, Zei 1e 25f.: "Soba 1 d er di es gehört hatte, be- Eine schwierige Konstruktion findet sich in Lk 7,30: nMTl10av e:L!;

gab el' sich auf (n'7? j7?o) das Dach"; TePUm. 8,5, f. 45c, Zeile 60: " ... EauTous, die so, wie sie dasteht, sowohl was die Exegese als auch was
er aß, schlummerte und fiel sich in den Schlaf (iP? 1r.n)". die Philologie betrifft, ein ernsthaftes Problem aufwirft 2 • Als ethi-
Die klarsten Fälle in den Evangelien finden sich, wo dem Verb ein scher Dativ bedeutet die Wendung: IIverwarfen den Ratschluß Gottes für'
Pronomen im Dativ folgt: Mt 23,31: jJapTupdTe: e:auToi:s, Joh 19,17: sich"; diese idiomatische aramäische Konstruktion legt eine wirkungs-
ßaoTal;;wv e:auTfij tClv OTaUPOV, werden gewöhnlich als Fälle von dativus vollere Betonung auf die Handlung der Pharisäer und Gesetzeslehrer,
incommodi erklärt, sie können aber auch als ethische Dative reklamiert die sich die Johannestaufe selbst vorenthielten.
werden. Zwei weniger bekannte Beispiele, nur schwer als griechisch zu Ein weiteres Beispiel mit npos ist Mk 14,4: ~oav öE TLve:s ayavax-
rechtfertigen, finden sich im Bezae-Text: Torrey notierte Mt 23 .. 9: jJ~ TOÜVTe:S npos e:avTous, was den scheinbaren Sinn ergibt: lIeinige waren
>«lAEOl1Te: UjJLV 2 ; das zweite ist Mk 7,4: & napEAaßov aUToLS Tl1Pe:LV, ärgerlich über sich selbstII, lIunter sich selbstII; die einzige mögliche
" ... die sie empfingen, um sie zu befolgen". Bedeutung, di e dem Gri echi schen gegeben werden kann, tut der Prä-
Der beste Beweis für den ungri echi schen Charakter di eser Konstrukti on position wieder Gewalt an. Andererseits ergibt "einige waren wil'kUch
in mehreren anderen Beispielen sind die schwierigen Ausflüchte, die ärgerlich ll einen ausgezeichneten Sinn.
nötig sind, um sie als griechisch verständlich zu machen. In Lk 24,12: Lk 18 .. 11 mag ein anderes Beispiel sein, wenn wir übereinkommen kön-
annA~e: npCls EauTov ~aujJal;;wv, ist die präpositionale Wendung gewöhnlich nen, npos e:auTov (mit dem Textus Receptus) unmittel bar hi nter aTa~e:Cs

mit dem Partizip verbunden: " ... er ging weg, verwundert bei sich selbst". zu stellen; der aramäische ethische Dativ folgt dem Verb, das er beto-
Aber daß sie eigentlich mit annA~e: zu verbinden ist, wird klar durch die nen soll. Die Wendung bedeutet dann: liDer Pharisäer stellte sich hin
johanneische Parallele, 20,10, wo wir lesen: annA~ov o\'jv naALV ltpO!; und betete ... 113. Aber unsere besseren handschriftlichen Zeugen stellen
aUTous OL jJa~l1TaC3. Die R.V. übersetzt letzteres mit: "gingen weg diese Wendung zu npOOl1UXE:TO, was auch einen guten Sinn ergibt; der

Vgl. A.T. Robertson, Grammar of the Greek New Testament, 538f.


1
Our Translated Gospels, 76.
2 3 Vgl. ferner Josephus, 1 Vgl. Meyer, Jesu Muttersprache, 124 und Torrey, aaO., z.St.
Antiqu. VIII, IV, 6 und A. Schlatter, Der Evangel ist Johannes, 357; 2 Vgl. Wellhausen, EvangeJium Lukae, z.St. und Torrey, aaO., 79.
W. Howard, London Quarterly and Holborn Review, April 1947. 3 Vgl. Torrey, aaO., 79. .
102 103
Pharisäer betete "bei sich selbst". Wilcox zitierte zwei weitere Bei- Beispiel für 1n als indefinites Pronomen wird von Wensinck aus Ned.
spiele aus der Apostelgeschichte: Apg 14,2 (0): oL öt apXLouvaYWYOL ••• 10, 10, f. 42 r b, Zei 1e 16, zi tiert: 11 . . . er war bekümmert über ei nen
xat oL &pXOVTES; ••• Ennyayov atJ"roLS; OLWYj..lOV xaTCi TWV OLxaCwv XTA., gewis·sen (1n) ... 11 Besonders idiomatisch im Hebräischen und Aramä-
" ... die Synagogenvorsteher ... und die Obersten ... stachelten sie ischen ist ei n Gebrauch dieses Pr.onomens mi t ei nem folgenden Geni ti v
zur Verfolgung auf usw." Apg 15,2 (0) hat: oL OE EAnAuMTEs; a1to 'Ie::- oder part; ti yen 1IJ, wobei der zusammengesetzte Ausdruck ni cht mehr
pouoaA nj..l napnYYE:LAaV aUTot:~ Tiji IIauA4l xat Bapvaßcr. Wie Wil cox gezei gt bedeutet als lIein gewisser Soundso ll ; z.B. in Oalmans A!'am. DiaLekt-
ll
p!'oben, S. 36, Zeile 2: lIein gewisser Wasserträger (om., ""v~IJ .,n,
hat, kann das Pronomen als vo!'wegnehmend erklärt werden, aber es kann
auch den dativus ethicus wiedergeben: als griechisch ist es bestimmt wörtlich: lIein gewisser der Wassermundschenken"); im Hebräischen, Gen
nicht einfach zu erklären 1 • Zwei weitere Beispiele können Apg 1,26: 37,20: lIin eine der ZisternenIl (m.,:3il1ntö), d.h.: lIin eine gewisse
EowHav ••• aUToL~ (0* aUTwv), und die Lesart von P~5 zu Apg 8,17 sein: Zisterne", oder einfach: "in eine Zisternell; vorher sind keine "Zi-
T6TE E1tETCeOUV aUToL~ TaS; XELpa~ E1t' aUTou~. sternen" erwähnt worden, und das ist für diese Sprachei gentüml ichke; t
Oie Verteilung dieser Konstruktion ist wie folgt: von sechzehn mög- auch nicht erforderlich; LXX: E~~ Eva TWV Aaxxwv. Andere Beispiele:
lichen Beispielen finden sich vier in Jesusworten, stammen drei von Gen 21,15; Lev 14,30; Oan 7,16; 1. Makk 4,38: w~ ~v ~vt TWV ~PEWV,

Markus und drei von Johannes, von denen in bezug auf 20,10 mit Sicher- "wie auf einem Berge".
heit behauptet werden kann, daß sie im Griechischen fehlt. Lk 24,12 Beispiele für d~ als indefinites Pronomen zerfallen im Neuen Tes-
hat eine johanneische Parallele in 20,10; beide können auf dasselbe tament in zwei Gruppen: (1), wo e::t~ ein pronominales Adjektiv ist;
Stück der aramäischen überlieferung zurückgehen. Am häufigsten begeg- (2), wo es ei n volles Pronomen ist, im a 11 gemei nen gefolgt von der
net diese Konstruktion in O. oben erwähnten Genitivkonstruktion oder einem partitiven EX.

Mt 23 3 9 (0). 31; Mk 7,4 (0); 10,26 (0); 14,4; Lk 73 30; 18 3 11; (1) Mk: 123 42 (vgl. Lk 21 3 2).
22,65 (= Mk 10,26); 24,12 (= Joh 20,10); Joh 12,19; 19,17; Mt: 8,19 (vgl. Lk 9,57); 9,18 (vgl. Mk 5,22 1 ) ; 123 11 (vgl. Lk 14 3
20,10; Apg 1,26; 8,17; 10,2; 14,2. 5); 183 24; 21,19 (vgl. Mk 11,13 N); 26,69 (vgl. Mk 1~,66).
Joh: 20,7.
e) Indefinite Pronomen Apg: 12,10 2 •

Wi e Howard gezei gt hat 2 , behauptete We 11 hausen e; nen semi ti schen Apk: 8,13; 9,13; 18,21; 19,17.
Ursprung für drei Äquivalente von TL~: (a) d:s;, (b) &vepW1tOS;, (c) ei- (2) Mk: 5,22 "ein gewisser Synagogenvorsteher" 3 (vgl. Mt 9,18); 6,15
nen indefi niten Pl ura 1, ausgedrückt durch CX1t6 oder EH mi t folgendem (8,28)~; 9,17; 12,28; 13,1; 14,105 .20.43.66 (vgl. Mt 26,69;

Getiniv (semitisch: 1IJ)3. Lk 22,56).


(a) E~~
für TL~. Oer diesbezügliche Gebrauch von e::l~ im hellenis- Mt: 22,35 (vgl. Mk 12,28; Lk 10,25); 27,48 (vgl. Mk 15,36 TR).
tischen Griechisch und besonders in den Papyri 4 hat zur Leugnung des Lk: 5,3.12.17 (= 8,22; 20,1: EV j..ILq TWV TIl.le::PWV, lIaneinemgewissen
semitischen Einflusses geführt. Blass-Oebrunner bemerkten jedoch: "für Tage", Moffat: "eines Tages"); 13,10; 153 15; 17,15; 22,50
das NT war auch das hebr. 3älyäd und das aram. lJad Vorbild" 5 . (nonn. mss. om. TL~); 24,18.
Von Oalman gegebene Beispiele für aramäisches .,n sind nur solche
von pronominalen Adjektiven, z.B. 1!1.l .,:3 1n: l eingewisserMensch" 6 • Ein 1 Vgl. Hawkins, in: Hor. Syn. 2 , 30.
2 Vgl. Torrey, Composition and Date of Acts, 7.
3 Vgl. Hawkins, aaO., 20.
1 Vgl. Rapes, Beginnings of Christianity 1,3, 139b. 4 Vg1. Joüon, L. Evangile, z.St., der 1. Kön 19,2; Obd 11 zum Ver-
2 Gramm. I I, 432ff. gleich heranzog: IIwie einer der Propheten", d.h. ein Prophet, wie ein
3 Einleitung 1 , 27; 2. Aufl., 20. 4 Howard, aaO. (wahrer) Prophet.
5 Gramm., § 247. 5 Ist der Artikel hier wie auf S. 93 zu erklären? Vgl. Gen 42,32,
6 Gramm. 2 , 121. LXX; Maulton, Prol., 97.
104 105
Joh: 6,8 (12,4; 13,23); 6,70; 12,2; 18,22{?).26; 19,34; 20,24. Beispiele sind:
Apg: 11 ,28. (1) Mit folgendem Substantiv oder Adjektiv:
Apk: 5,5 (7,13); 17,1 (21,9). Mk.: 13 ,34.
(b) "Av'&pwltoS = TLS. Wellhausen lenkte die Aufmerksamkeit auf den Mt: 9,32 (D); 11,19 (= Lk 7,34); 13,28.45 (0).52 (= 20,1; 21,33);
Gebrauch ei nes i ndefi ni ten clV{}pWltOS "zur stärkeren Hervorhebung der 18,23 (= 22,2); 25,24 (= Lk 19,21.22); 27,32.57.
Indetermination" bei Matthäus (z.B. 13,28: h{}posdv{}pwltos) und fügte Lk: (zusätzlich zu den unter Mt notierten Q-Passagen) 2,15 (D);
hinzu: "vergeblich sucht man zu leugnen, daß hier <lv{}pWltOS etwas an- 14,2 (0).
deres sei als das aramäische n!i.sch, welches im Status absolutus für Joh: 9,1.16.
quidam gebraucht und den Hauptwörtern vor- oder nachgesetzt wi rd "1 • Apg: 4,9 (Petrusr.13; 16,37 (Paulus); 21,39 (Paulus);22,25 (Paulus).
Dieser Sprachgebrauch ist jedoch nicht auf das erste Evangelium (oder Jak: 5,17.
das Aramäische) beschränkt; und <lv{}pWltOS (wie hebr. ~'N, aram. ~J ,~) (2) Einfaches <lv{}pw~os = TLS.
kommt auch allein = TLS vor, ohne ein folgendes Substantiv 2 • Mk.: 1,23 (= Lk 4,33); 3,1 (= Mt 12,10; Lk 6,6); 4,26; 5,2 (Lk 8,
Diese Spracheigentümlichkeit in den Evangelien muß daher eindeutig 27: &vnp TLs); 7,11 (vgl. Mt 15,5); 7,15 (dreimal) (= Mt 15,
als Semi ti smus bezei chnet werden, obwohl ihr Ursprung inden meisten 11).18.20 (= Mt 15,18). 23 (= Mt 15,20); 8,36 (Mt 16,26; Lk
Fällen ziemlich sicher aramäisch ist. 9,25).37 (= Mt 16,26); 10,7 (= Gen 2,24; Mt 19,5).9 (= Mt
Der Gebrauch von avnp in dieser Weise mit einem folgenden Substan- 19,6); 11,2 (?); 12,1 (Lk 20,9); vgl. Mt 21,33); 14,13 (= Lk
tiv ist bei Markus und Matthäus relativ selten (Mk 6,20; Mt 7,24.26; 22,10) •
12,41), in Lukas-Apostelgeschichte aber, wo ich einige vierzig Bei- Mt: 8,9 (= Lk 7,8, Dial.); 9,9; 11,8 (= Lk 7,25); 12,43 (= Lk 11,
spiele notiert habe, sehr gebräucHlich (schlage nach in Moulton-Geden, 24); 13,31 (= Lk 13,19); 13,44 (multi TLs); 17,14 (vgl. Mk
s.v. avnp). Schreibt Lukas "Septuagintagriechisch"? 9,17; Lk 9,38); 21,28 (multi TLS); 22,11.
Lk: 2,25; 5,18 (vgl. Mk 2,3; Mt 9,2); 6,48.49 (vgl. Mt 7,24.26);
14,16 (nonn. om. TLS).
1 Einleitung 2 , 20; 1. Aufl., 27.
2 Der be i we i tem gebräuch I i chste hebr. Sprachgebrauch ist der mi t
Joh: 1,6; 3,1.4 (Dia1.).27; 4,29 (Dia1.); 5,5 (0, Dia1.).7 (Dial.).
vorangestellten 1I1'N (vgl. Thackeray, Gramm., 45; Howard, Gramm. 11, 34,41 (?); 7,22.23.46 (Dia1.).51 (Dial.); 8,40.
433; die LXX gibt sie in der Regel mit &vnp wieder (Gen 46,34),
Apg: 4,17 (nonn. &v{}pw~~, Dial.); 10,28 (Petrus).
manchmal aber auch mit clV'&PWltOS (Gen 41,33: <lv'&PWltOV cpp6VL\.lOV). Zu-
sätzlich zu 1I1'N sind sowohl 01N als auch 1I1lJN gebräuchI ich (Gen 16,12; Beispiele im Plural: Mk 8,27 (= Mt 16,13; vgl. Lk 9,18); Mt 8,27;
Jer 20,10). Eine ähnl iche Situation findet sich im Aramäischen {'l:1l,
Lk 6,22; Joh 3,19; 6,14.
1I1JN (1I1J ':1)): Wensinck notierte Gen 36,39 (F): N"O N':1l, "ein Netz-
macher, Gen 4,2 (P-J), Kilajim 9,4, f. 32 r a, Zeile 2, Midrasch Ko- Andere Beispiele im NT: 1. Kor 4,1; 7,26; 11,28 (= ~'N: ein jeder?);
helet, f. 43 r , Zeile 8 und Lev 22,6 (p-J): Pil:J 1I1J ':1, Vers 11: 1/1J,)
ilN.,:J1J, "ein Fremder"; zu 1I1JN siehe Targ., Hiob 31,35; Jer 15,10.
2. Kor 12,2 {zurückweisend auf den Sprecher?).4; Gal 1,12; 2,6.16; 6,
Zu äv{}pwltoS allein = TLS, siehe Blass-Debrunner, Gramm., § 301, 1~9; 1. 7.
14. Aufl., 250. Beispiele im Aramäischen sind häufig: Kilajim 9,4,
f. 32 r a, Zeile 40: " ... und er ging hinaus, aber ohne 'jemanden' In den Evangelien stammen die meisten Beispiele aus Jesusworten; am
(1I1J ,) zu finden". Wensinck zitierte Beispiele aus Ned. 5, 4, f. 39 r b, häufigsten ist diese Spracheigentümlichkeit bei Markus und in Q.
Zeile 28, Sota 5,2, f. 20r b, Zeile 25 (1I1JN) und mit einer Negation
Erub. 7, 11, f. 24 v b, Zeile 22: 1I1J .,) 'y) N~, "niemand wünscht". Er (c) Der Gebrauch des partitiven &~6 oder EH ist nicht auf den Plural
bemerkte auch einen ähnl ichen Sprachgebrauch im Plural und zitierte eines unbestimmten "irgendein" beschränkt, und Beispiele sind im Neuen
Onk. Gen 4,26: " ... in seinen Tagen begannen Menschen (N1I1J'N 'J:1 l~":
MT: ;"l", pass.) zu beten usw." Gelegentlich mag das unbestimmte 1/1J .,:1 Testament häufiger als Howards überblick zeigt 1 • Diese Konstruktion
auf den Sprecher zurückweisend gebraucht worden sein und wird dann zum entspricht wieder der in der Koine, aber ihre Quelle im Neuen Testa-
Äquivalent der 1. Person, z.B. Bereschith rabba, Sektion 7, Anfang;
siehe meinen Artikel in: Expository Times 60, 34 und Anhang E. Vgl. ment ist ziemlich sicher semitisch.
Dalman, Gramm. 2 , 122. 1 Vgl. E.F.F. Bishop, in: Expository Times 61, 7, 219.
106 107
Wo andere Erklärungen dieser Präposition gegeben werden können, ist zuweil en weni g mehr als "d i eser" bedeutet, wei thi n durchgesetzt 1 •
es nicht immer möglich, sicher zu sein, daß solch ein Sprachgebrauch Howard bemerkte dazu, daß die Varianten zu Lk 12~12 und Parallelen
vorliegt. Die folgenden Fälle zählen zu den sicheren: "kaum als getreue Wiedergabe eines aramäischen Originals betrachtet
(1) PQPtitives ano. werden können", da wir dieselbe Wel'ldung, ClUT~ 1"t;\ wp~, auch da finden,
Mk.: 5,35 (vgl. Lk 8,49); 6,43; 7,4 (? vgl. unten, S. 54)1; 12,2 wo von semitischen Quellen keine Rede sein könne, in Apg 16,18; 22,13.
(vgl. Lk 20,10; Mt 21,34). Dieser Ausdruck, so folger1;e er, sei eine "lukanische Eigenheit" oder
Joh: 7,17 (? an' Ej.lClUTOD ÄClÄiii); 21,10. Maniriertheit. Ober das philologische Problem des lukanischen Cll>TOS 2
Apg: 2,17.18 (AT). weiß er nichts zu sagen.
(2) PQPtitives EX. Di e Wendung (E:v) ClUT~ Tf.i wp~ fi ndet si ch neunmal in Lukas-Apostel-
Mt: 23 ~ 34 (L k 21 ~ 16); 25,8. geschichte: Lk 2,38; 7,21 (D; BN: EV ExE:CVr;l 1"t;\ wPCf); 10,21; 12~12;
Joh: 1,16 (?); 4,30 (?); 7,40; 16,14.15.17. 13,31; 20,19; 24,33; Apg 16,18;·22,13. Sie ist eindeutig eine luka-
2. Joh: 4. nische Eigenheit, aber sie ist keine Prägung des Autors von Lukas-
Apk: 2,10; 11,9. Apostelgeschichte. Sie ist das Obersetzungsäquivalent für zwei eng
(d) Ei':s ... e:ts U:1"E:pos). Der Gebrauch von ds ... ds (EHPOs) verwandte aramäi sche Temporal konjunktionen. Es gi bt im Aramäi sehen
scheint ein anerkannter neutestamentlicher Semitismus zu sein. Blass- mehrere Konjunktionen, die aus dem Wort für "Stunde" oder "Augenblick"
Debrunner, § 247, und Howard, Gramm. II, 438, zitierten 2. Sam 14,6; gebi 1det sind, der primären Bedeutung di eses Wortes: das erste ist
Wensinck erläuterte ihn aus Bikk. 3, 3, f. 65v a, Zeile 41. xnYI1J in: "i n ihm, (näml ich) dem Augenb 1i ck", und entspri cht genau dem
Beispiele sind: E:V ClUT~ Tt;\ wp~ bei Lukas; im Aramäi sehen ist di eses Pronomen vorweg-
Mk: 9,5 (Mt 17,4; Lk 9,33) (Dial.); 10,37 (Mt 20,21, Dial.); 15, nehmend. Diese Konjunktion bedeutet: "zur selben Zeit", "sofort",
27 (Mt 27,38; vgl. Lk 23,33). IIsogleichll, geht über zu "dann", "darauf" und ist in allen aramäischen
Mt: 6~24 (tk 16~13); 24~40.41 (Lk 17~34.35). Dialekten gebräuchlich; Burkitt hat ihr Vorkommen in den altsyrischen
Lk: 7~ 41: 18 ~ 10. Evangelien untersucht, wo sie das markinische E:tJ.ßus 3 wiedergibt. Die
Joh: 20,12. Bedeutung "sofortII, "sogleich" findet sich im älteren Aramäisch in
Apg: 23,6. 1. Kor: 4,6. Gal: 4,22. Dan 3,6.15; 4,30; 5,5; so z.B. 3,6: "Und wer sich nicht niederwirft
1. Thess: 5,11 (vgl. Blass-Debrunner, aaO.). und anbetet, wi rd sogleich in die Mi tte ei nes brennenden Feuerofens
geworfen werden". Sowohl die LXX ~ls auch Theodotion geben 3,6 mit
3. Temporal- und Inferentialkonjunktion und Adverb
ClllTt;\ 1"t;\ wPCf wieder; Theodotion hat dasselbe Äquivalent in 3,15 und
a) ('Ev) ClUTf.i 1"f.i wp~ bei Lukas 4,30, und beide haben es außerdem in 5,5, diesmal in der vollständigen
Form: E:V ClUTt;\ Ttl wPff. Oie Bedeutung "dann", IIdarauf" findet sich in
Wellhausen, indem er die synoptischen Varianten Lk 12~12: EV ClUTf.1
einer Passage, die in der freien Paraphrase des palästinischen Penta-
Tf.i wp~ und Mk 13~11 (= Mt 10~19): Ev ExE:CVr;l Tt;\ wp~, anführte, bemerkte,
teuchtargums zu Gen 34,9 (C) vorkommt: "Dann wurde gemeldet, daß
daß Cl~J1"OS und E:xdvo sohne Unterschi ed gebraucht zu werden schei nen.
Rebecka, seine Mutter, gestorben war". Diese bei den Bedeutungen gehen
In der Koine gibt es keine Spur einer solchen Verwechslung und keinen
Grund zu glauben, daß Personal-und Demonstrativpronomen im Aramäischen
1 Vgl. Meulten, Prel., 91. 2 Meulten, Gramm. 11,432.
verwechselt wurden, außer in Texten und Handschriften 2 • Aber im Lichte 3 Evangel ien da-Mepharrshe .11, 85f. Der aramäische Ausdruck mag
dieser und anderer Beispiele bei Lukas hat sich die Ansicht, daß ClUTOS in der Tat das Wert sein, das dem E:u.ßus, E:U.ßEWS bei Markus zugrunde
I iegt; keines der anderen aramäischen Wör~er, die vergeschlagen werden
sind, kann befriedigend mit EU.ßUS gleichgestelltwerden; siehe Burkitt,
aaO., 89: Lagrange, S. Mare, xcii; E.A. Abbett, Jehannine Grammar, 20;
1 Einleitung 1 , 30; 2. Auf!. 23. 2 Unten, 97ff. Dalman, Die Werte Jesu, 22f.
108
109
tatsächlich ineinander über und sind nicht immer klar zu unterschei- in 20,19: die Schriftgelehrten und Oberpriester suchten sogLeich (eine
den. Oi e Bedeutung "dann", "darauf" teil t di ese erste Form der Kon- unmittelbare Konsequenz der schrecklichen, soeben von Jesus gespro-
junktion mit einer zweiten: NnYI!1 N'ilil:l, "in diesem Augenblick", 11 zu chenen Worte) Hand an ihn zu 1egen. In Apg 16,18 ver1 i eß der böse
dieser Zeit", und also außerdem: "dann", "darauf"; wir finden sie, Geist auf das Befehlswort Pau1i hin sofort die besessene Frau; und in
im se1ben Sinne wie die erste gebraucht, im pa1ästinischen Pentateuch- Apg 22,13 sah Pau1us sogleich, sobald der fromme Ananias sagte: "Bru-
targum zu Gen 38,25 (E): "Dann winkte JHWH dem Engel Michael und der Saul, werde wieder sehend".
sagte ... "; sie findet sich auch im Jerusa1emer Targum zu Ex 23,5 (2) In der zweiten Gruppe kann gelegentlich die Bedeutung "sofort"
und im pa1ästinischen Talmud KiLajim 9, 4, f. 32b, Zeile 58, ScheqaL. vor 1i egen, aber ohne vom Kontext her offens i chtl ich' zu sei n. In Lk
5, 1, f. 48d, Zeile 1, und im se1ben Sinne, aber ohne Präposition: 2,38 kam die Prophetin Hanna "zu dieser Zeit" oder "in diesem Augen-
NnYI!1 N'ilil, Küajim 9, 4, f. 32c, Zeile 39. Ein dritter Ausdruck im blick" und dankte dem Herrn. Lk 10,21 können wir wiedergeben mit:
Talmud ist: NnYI!1 N'ilil 10, " von dieser Stunde an", z.B. KiLajim 9, 4, "Darauf frohlockte Jesus im Geist". In 12,12 drückt "zu dieser Zeit",
f. 32b, Zei 1e 58, Schabb. 6, f. 8d, Zei1 e 1. Oi e Häufi gkeit, mit der die Bedeutung, die durch die Markusparallele gegeben ist, genau das
diese Konjunktion in dieser Passage des Kilajim wiederholt wird, will aus, was beabsichtigt war; dieser Ausdruck des Lukas als ~quivalent
beachtet sein. für die erste Form der aramäischen Konjunktion in der BedeutJ.,lng "dann"
Wenn wi r den oben erwähnten 1ukani schen Ausdruck in sei nen ver- ist jedoch ebenso möglich. Sowohl in 13,31 als auch in 24,33 bedeutet
schi edenen Kontexten im Li chte di eser aramäi schen Temporal konjunkti onen er "dann" oder "zu jener Zeit": "Dann (ode~ zu jener Zeit) kamen ge-
prüfen, so finden wir, daß er alle abdeckt, mit Ausnahme der letzten: wi sse Phari säer"; "Dann brachen si e auf und kehrten nach Jerusa 1em
"von dieser Stunde an"; er kann "sofort", " sog 1eich" oder "dann", zurück".
"darauf" und "zu dieser Zeit" bedeuten 1 • In der folgenden Gruppe, von Die Temporalkonjunktion (tv) aUT~ T~ wP~ ist daher ein 1ukanischer
Beispielen wird die Bedeutung "sofort" vollauf durch den Kontext Aramaismus~ Sie mag auf syrischen Einfluß zurückzuführen sein oder aus
bestätigt.
der LXX-übersetzung von Danie1 stammen, aber ihre letzte Quelle ist
(1) In Lk 7,21 war Jesu Antwort an di e Johannesjünger, die kamen das Aramäische. Die Tatsache, daß Lukas sie unterschiedlos für zwei
und fragten, ob er der Kommende sei, sogleich fortzufahren, vi e 1e aramäische Konjunktionen gebraucht zu haben scheint, kann nicht Grund-
von ihren Krankheiten zu hei 1en und so sei n Beg1 aubi gungsschreiben lage irgendeiner Folgerung über den demonstrativen Gebrauch von a~n6s;
in unmittelbarer Tat zu überreichen; die Lesart von 0, tv aUT~ Ty;i sein: beide aramäischen Konjunktionen sind in ihrer Bedeutung eng ver-
wp~, ist in diesem Falle der von WH, EV t1tECVr;1 TTj wp~, vorzuziehen: wandt, und der Ausdruck des Lukas, der im Griechischen nur "in dersel-
"SogLeich. fuhr er fort, viele zu heilen (E:{}e:paltEUEv) ••• "; der Sinn ben Stunde" bedeuten kann (und von griechischen Lesern zweifellos so
einer unmittelbaren Antwort in Gesta1 t der Tat ist durch WHs "zu verstanden wurde), ist geeignet, beiden zu dienen.
jener Zeit" verloren gegangen; das Imperfekt in 0 paßt genau zur Di e Hypothese der Übersetzung ei ner Quell e würde di e zufri eden-
Konjunktion (WH: E{}EP<llte:UC1EV). Die Bedeutung "sogleich" paßt auch stell endste Erkl ärung für den 1ukani sehen Sprachgebrauch abgeben -
er ist Obersetzungsgriechisch. Und gerade in diesem Falle kann diese
1 'Ev atnfj TT;'i wp~. Siehe ferner J. Jeremias, in: ZNW 42 (1949), Hypothese nicht ausgeschlossen werden. In der Apostelgeschichte findet
214-217. Etwas muß auch der Gebrauch des griechischen temporalen Ad-
verbs au{}wp€C(C) in Betracht gezogen werden, z.B. Plut. 2, 512 E, Dan sich diese Konjunktion in dem Bericht einer Wunderheilung des Paulus
3,15 (LXX).
und in seinem eigenen Bericht über seine Bekehrung. Wenn sie ursprüng-
Daß der Ausdruck alta '(fis; wpas;'EHECvns; (Mt 9,22; 15,28; 17,18; Joh
19,27; vgl. Mt 8,13) ein Aramaismus ist, wurde von Joüon erkannt, der lich nicht in aramäisch überliefert waren, dann sicherlich in semiti-
ihm den Sinn im selben Augenblick gab ("Notes philologiques", Recher- schem Griechisch, und es mögen semitisch-griechische Berichte dieser
ches de science religieuse 18 (1928),345). Dieser Ausdruck ist spe-
ziel rabbinisch; dies könnte der Grund für seifle Häufigkeit bei bei den Geschichten gewesen. sei n, von denen Lukas abhängi g war. Von
Matthäus sein.
den sieben Vorkonunen in den Evangel ien gehören drei zum 1ukanischen
110
111
Sondergut: 2,38; 13,31; 24,33; zwei stammen aus Q: 7,21; 10,21 (in de- soll, den ihr den König der Juden nennt? Und sie schrien darauf:
nen Matthäus das literarischere und korrektere &\) hEC\)41 TGi }(<lLPGi hat), Kreuzige ihn. 1I
während die beiden restlichen Beispiele in Passagen stehen, in denen
c) •Ana ]JLäs; bei Lukas (14~ 18)
Lukas den Bericht des Markus ergänzt: 12~12 (Mk 13~11); 20,19 (Mk 12,
12) (Protolukas?). We 11 hausen maß sei ner Beobachtung Bedeutung bei, daß ana ]JLäs; ei ne
wörtl i che Wi edergabe ei nes aramäi schen Adverbs I'nn ,n, tnnlJ sei, das
b) Die Konjunktion naAL\) "auf e';nmal 11 , "sofort" bedeutet 1 • EinähnlicherAusdruck findet sich im
Wellhausen notierte den sehr häufigen Gebrauch, den Markus von nah\) griechischen Henoch: b:t ]JLäs;; er bedeutet lIauf einmal 11 !-Ind ist auf
machte (er hat 26 Beispiele gegenüber 6 bei Matthäus und 2 bei Lukas), das aramäische ~1n:J oder das hebräische ,n~:J zurückgeführt worden 2 • In
und er sah in seinem Gebrauch eine Widerspiegelung der aramäischen Wi rkl ichkei t entspri cht di ese Wendung dem hebräi schen ,nlC, und si eist
Temporal- und Inferentialkonjunktion ,:nn: IIdann ll , IIferner ll , IIdarauf ll1 • ein gutes Beispiel für Obersetzungsgriechisch. Kein handschriftlicher
Dagegen ist geltend gemacht worden, daß in vielen der markinischen Zeuge bezeugt jedoch ein &nt ]JLäs; für Lukas.
Beispiele IIdie Bedeutung in der Tat iterativ ist, und wenn die Be- Das targumi sche Aramäi sch gebraucht ~,n:J für "auf ei nma 1", aber
deutung inferential ist, ist es unnötig, auf das Aramäische zurück- ~,n ,n, tnnn erscheint im palästinischen Syrisch zu häufig, um als
zugehen ll2 • Ein deutliches Beispiel, wo nah\) nicht iterat~v sein kann, Entlehnung aus dem Syrischen (wo dieses Adverb gebräuchlich ist) ab-
15,13: oL ÖE naAL\) ~}(P<l~<l\), der erste Aufschrei des Pöbels (I), stellt geleh~t zu werden: in Joh 13~32 gibt es EU~US; wieder; in Apg 16,26,
einen Testfall für den markinischen Sprachgebrauch dar. Es ist hier n<lp<lxpn]J<l, und in Röm 6,10; 1. Kor 15,6; Hebr 9,12, E:Cjlan<l~. Im jüdisch-
eine Inferentialkonjunktion: IIDarauf schrien sie ... 11 Moffatt, der hier palästinischen Aramäisch konmt dieses Adverb jedoch nicht vor, und
einen aramäischen Einfluß leugnete (und Moulton und Milligan folgten dies hat R.H. Conolly dazu geführt, ana ]JLäs; in Lk 14~18 als einen
ihm darin), behauptete, daß nah\) schon in der Koine die Bedeutung einer "Syrizismus ll zu reklamieren 3 •

Inferentialkonjunktion hatte: er zitierte den Oxyrhynchus-Papyrus 14, Moultons Einwand, daß, während Markus zu solchem Obersetzungsgrie-
1676, 20: aHa }(<lt Aunoull<lL nah\) ön &}(TOS; ]JOU El:, was er wiedergibt chisch fähig gewesen sein mochte, Lukas es niemals geschrieben haben
mit: "Dennoch tut es mir leid, daß du nicht bei mir bist ll3 ; Grenfell würde 4 , ignoriert die Tatsache" daß sowohl Lukas als auch Markus von
und Hunt übersetzen: "Aber ich bin doch betrübt, daß du fern von mir Quellen abhängig waren; überdies konnte Lukas &\) <lUT~ T~ wp~ schreiben
bist. 1I Sicher ist nah\) hier eine Konjunktion, aber es ist nicht in- oder unverändert belassen.
ferential, und es ist keine Parallele zu Mk 15,13. Eine viel bessere
d) Die Konjunktion aAAa EL]Jn
Parallele, vom klassischen Sprachgebrauch her, ist die Bedeutung, die
das Adverb in Aristophanes' A~harnenses, 342, und Sophokles' Etektra, Di e Mögl ichkei t, daß dem ausgedehnten Gebrauch des adversativen ciHa
ll ll
371, hat: lIandererseits , IIwiederum , und diese Bedeutung paßt zu Mk im Sinne von e:L]Jn ein Aramaismus zugrunde liegt, wurde zuerst von Well-
15,13: IIAber sie, andererseits, schrien ... 11 Doch im markinischen Kon- hausen erärtert5 • Moul ton antwortete inder deutschen Ausgabe sei ner
text ist es schwächer als das inferentiale :l'In 4 : "Und Pilatus antwor- Protegomena 6 , verglich den Gebrauch von aHa in Soph. O.T. 1331 und fügte
tete und sagte abermals zu ihnen: Was wollt ihr denn, daß ich dem tun hinzu: "Natürl ich habe ich nichts gegen die Anerkennung einer aramäischen
Spracheigentümlichkeit als Grund für die Wahl eines ähnlichen griechi-
Ein lei tu ng 1, 28; 2. Au f I ., 21,'
1 schen Gebrauchs, um ei nen aramäi schen Ausdruck wiederzugeben" 7 • Vor ihm
Howard, in: Moulton, Gramm. I 1,446.
2
3 In: Expositor, VIII, 20, 140f.
4 Zu dem aramäischen Wort siehe Dalman, G,ramm. 2 , 213. Uber das 1 Einleitung 2 , 26. 2 J. Jeremias, in: ZNW 38 (1939), 118.
markinische noUa habe ich nichts hinzuzufügen, ausführliche Belege 3 JTS 37 (1936), 378. 4 Gramm. 11, 29.
darüber sind zu finden in Howards Artikel in: Moulton, Gramm. 11, 5 Einleitung, 24. 6 Heidelberg 1911, 269, Anm. 1.
446. 7 Vgl. Moulton-Howard, Grammar, 468.

112 113
hatte Winer sehr entschieden gegen eine solche Bedeutung von aAAa ge- diese Konstruktion ist in einem literarischen Griechisch unerträg-
sprochen 1 • Daß es zu diesem Gebrauch in der griechischen Literatur lich. Semitische Wiederholungen finden sich im WH-Text in Mt 13,57;
Parallelen gibt, wird nicht geleugnet 2 , aber sie scheinen ausgespro- Mk 3,7.8; 6,56; 11,1; Lk 8,34; Apg 14,21. In D ist diese Konstruk-
chen selten zu sein, und es ist zweifelhaft, ob er als einheimischer tion wesentlich häufiger, er hat alle oben. erwähnten Beispiele,
Sprachgebrauch betrachtet werden kann 3 • Der ei ndrucksvo 11 ste Fa 11 in mit Ausnahme von Mk 3,7.8 und Apg 14,21, mit WH gemeinsam und noch
den Evangelien ist Mk 4,22, wo beide, &a.v \. 111 und aAAo,in Parallel- dazu: Mk 5,1; 6,26 (= Mt 14,9).36 (direkte Rede); 8,31; 14,43.
sätzen in einem Jesuswort im Sinne von "außer" vorkommen: die einfach- Wens i nck, der di e Aufmerksamkei tauf di esen Semiti smus bei Lukas
ste Erklärung ist, daß wir es mit einem Stück Obersetzungsgriechisch lenkte 1 , notierte Lk 2,34 (Dialog). 44; 7,17. Von fünfzehn Bei-
zu tun haben, das eine aramäische Spracheigentümlichkeit widerspiegelt, spielen insgesamt, stammen zwei aus Jesusworten, zwei aus direkter
und dies mag auch für andere Beispiele dieses Sprachg~brauchs gelten. Rede oder einem Dialog und nicht weniger als elf Beispiele von Mar-
Wellhausens Erklärung dieses aramäischen Sprachgebrauchs ist all- kus selbst.
gemein angenommen worden: er betrachtete das aramäische N~N als Kombi- Die meisten anderen Fälle von Semitismen im Gebrauch von Präposi-
nation exzeptiver und adversativer Bedeutungen. Eine Alte;~ativansicht tionen finden sich in Konstruktionen nach gewissen Verben. Die folgen-
findet sich bei Levy, derdasaramäische N"N = aHa als eine Entlehnung den Beispiele sind entweder bisher vom Aramäischen her unbezeugt, oder
(und Umschrift) des griechischen Wortes betrachtete~, und dies scheint sie ergänzen die wohlbekannten Fälle 2 •
die wahrscheinlichere Erklärung zu sein. Levy zitierte das Fragmenten- 6La. Mt 11,2: nE~nELv ÖLO, wurde von Wellhausen reklamiert, aber ob
targum zu Gen 22,14 (dasselbe N"N findet sich im Targum Neofiti) und als Hebraismus oder als Aramaismus, ist nicht klar 3 • Von Howard wurde
Berach. 5a. es entweder als Hebraismus oder als Aramaismus betrachtet, aber offen-
Was in den Evangelien geschehen zu sei.n scheint, ist, daß eine bar allein auf Wellhausens Autorität hin. Bisher habe ich diesen Aus-
Obersetzung ays dem Aramäischen, die einem tÖN gegenüberstand, das druck im Aramäischen nicht' finden können, aber er kommt im palästi-
entweder aAAo oder N:~ = E~ ~n bedeuten konnte, N~~ = E~ ~n durch &AAO nischen Talmud in Hebräisch vor, näml. Bikk. 1, 6. f. 64a, Zeilen 45,
fehlübersetzte (oder umgekehrt). 48, 55; Maccoth 2, f. 31d, Zeile 53.
EL~. Ein ganz außergewöhnlicher Gebrauch von EL~ findet sich in Lk
Die sichersten Beispiele dieses Sprachgebrauchs finden sich bei
Markus, und dies stützt die aramäische Erklärung. Beispiele sind Mk 19,44 (D): ou>< EYV/J)~ EL~ ><aLpov hLOko1tii~ 000. Diese seltsame Präpo-

9,8 (Mt 17,8: d. ~ti sine var. )., Mk 10,40 (= Mt 20,23). sition ist im lateinischen d nachgebildet worden: "non cogn9visti in
Das Gegenteil, der Gebrauch von E~ ~n für das einfache adversati ve tempus visitationis tuae". Die erste Erklärung, die einem beim Prüfen
aAAo, kann derselben Ursache zugeschri eben werden , obwohl auch hi er des Bezae-Textes einfällt, ist, daß das ELS aus Vers 45 in diesen Vers
wieder der Sprachgebrauch nicht ohne Parallele in griechischen Schrif- gelangt ist: E~OEA.eWV ELS TO LEpOV. Ahnlich ist in Apg 1,6 (D): &1tO-
><a.eLaTovEL~ d~ TT'!V ßaOI.AECaV, das zweite EL~ eine Dittographie der
ten ist. Beispiele sind: Mt 12,4; Lk 4,26. Gal 2.16 und Apk 21,27
sind ähnliche Fälles. letzten Silbe des Verbs. Lk 19,44 (D) ist jedoch semitisches Grie-
chi sch und ei n Jesuswort, so daß di e Al ternati ve ni cht übersehen wer-
4. Die Präposition 6 den kann, daß wir hier eine Obersetzungsversion des ~ramäischen Jesus-
Ei n typi sches Merkma 1 semi ti schen Sprachgebrauchs ist di e Wi ederho 1ung wortes vor uns haben~. Oberdi es kann vi e 11 ei cht doch noch etwas aus
einer Präposition vor jedem Substantiv eines Satzes, den sie regiert;
1 Sem i ti sms, 15f.
Engl. Ausg.: A Treatise on the Grammar of New Testament Greek,
1
2 Vg1. Houlton, Pro1., 104 und Howard. in: Gramm. 11. 460f.; Lagran-
1802, 566. 2 Moulton-Howard, aaO.
ge, S. Hatthieu, cvi ii; Nestle, in: ZNW 7 (1906), 279f.
3 Einleitung 1 , 31. .
3 Houlton, ProI., 242. ~ Chald. Wörterbuch, s.v.
5 Houlton-Howard, aaO. 6 G. Wilcox, aaO., 132ff.
~ Zur aramäischen Konstruktion siehe oben, S. 80, Anm. 2.

114 115
dem unerträglichen Griechisch gemacht werden: JlDu hast nichts erkannt, llpoS;. Ein höchst schwieriges npos; ist in den WH-Text von Mt 27,14

was die Zeit deiner Heimsuchung betrifft". eingedrungen (in D ist es ausgelassen): HClt DUH anEHpG~n ClUTlji np~s;
In Lk 16~16: ltäS; d.s; ClUTj)V ßl..aZ;;ETClI., gewöhnlich verstanden als DUÖE: E:V pnllCl. Di e Ausfl üchte, zu denen man Zufl ucht genommen hat, um

"jeder drängt sich in sie hinein", erhalten wir, wenn ßl.at;ETClI. als etwas daraus zu machen, sind zu gut bekannt, um wiederholt werden zu
transitives Medium verstanden wird, denselben Aramaismus: IIjeder un- müssen.
terdrückt sie", was Lukas mit Mt 1l~12 in Obereinstimmung bringt 1 • Eine nicht unähnliche Präposition findet sich, mit dem aramäischen
"Ellnpoa.(kv. Die präpositionale Wendung in Lk 19,4: npoöpClllWV E~S; Verb für "antwortenIl verbunden, inder idiomati sehen Wendung "rück-
Tb ~llnpoa~Ev, ist, wie Wensinck gezeigt hat 2 , eine wohlbekannte bib- antworten ll , "widersprechen", näml ich N;~1j7?; diese Wendung gi bt Jes
lische Wendung: hebräisch nN"j7?, aramäisch n"nunj7? (odern'7Y"N;);Gen 10,14: ltClt OUlt e:OTl..V ös; ••• aVTECnl) ll0l.. in sypal wieder. Aber wir
29,13: 11 ... er lief ihm entgegen Jl (im palästinischen Pentateuchtargum, so llten dann ltpbs; Cl \JTO V , ni cht ClUTlji npos; erwarten.
E: n'7nn.nj7?). Wensinck mag recht haben, wennermeinte, daß (n}Nnu.nj7; Der nicht seltene Gebrauch von nClpa für n in einer Steigerung in
in Lk 19,4 das Suffix enthielt und mit "ihm entgegen ll hätte wieder- den. Evangelien wurde von Jeremias (Die Gl.eichnisse Jesu 7 , 141) als
gegeben werden sollen. Semitismus erklärt, z.B. Lk 13~2.4. Besonders und idiomatisch semi-
'Ev. In Lk 12~52 (D): TPe:'CS; ÖI.ClllEllEPl..OllEVOl.. EV öuaG, ist die Prä- tisch ist der Gebrauch von ltClpa oder Ti = ,n in einem exkludierenden
position in WH korrekterweise hc. Die Bezae-Variante spiegelt einen Sinn, z.B. Apg 4,19; 5,29 (11Man muß Gott gehorchen, nicht (n') Men-
semitischen Gebrauch von ~ wieder, belegt durch die Lesart des Targums schen"); vgl. auch Röm 1,25; Lk 18,14: ÖEÖl..HCll..WllEVOS; n' E:He:'C",OS;, d.h.
zu Lev 20,6 (keine Wiedergabe des Hebräischen): "gegen (~) jenen Men- dieser Mann ging gerechtfertigt hinab, aber jener nicht; Jeremias ver-
schen ll ; vgl. auch Sypal zu Ex 9,17. glich Gen ~8,26 (LXX): OEÖl..HClCWTClI. 8allClp Tl Erw. Vgl. ferner sein Buch
'EnC. Ein durch und durch semitischer Gebrauch dieser Präposition Unbekannte Jesus'bJorte, 1951, 74ff.; Wellhausen, Einl.eitung1, 28; 2.
fi ndet si ch ., n Lk 9,16 (D), nach dem Verb EUAOYE'CV: nUAoynaEv h' ClU- Aufl., 21; Moulton, Gramn. Ü, 467.
TOUS;. Er entspri cht dem hebräi schen oder aramäi schen ?y ,.,~ und ist
5. Komparativ und Superlativ'
im palästinischen Talmud häufig bezeugt; z.B. Beraah. 6, f. lOa,
Zeilen 39,53,55,57. Wensinck lenkte die Aufmerksamkeit auf diesen Die semitischen Sprachen, mit Ausnahme des Arabischen, haben
Bezae-Semitismus 3 • keine besonderen Formen für den Komparativ und den Superlativ, für
KClTEVClVTl... In Mk 6,41 (D): ~VCl nClpCl~WOl.. HClTEVClVTl.. ClUTWV, hat WH das beide wird der Positiv verwendet. In der Koine wird der Komparativ
idiomatische griechische nClpClTl..~Wal..V ClUTO'CS;. D bewahrte eine semi- für den Superlativ gebraucht 1 , aber eine Parallele zum semitischen
tische Konstruktion. Sie findet sich z.B. im Targum zu Prov 23,1: Positiv für den Komparativ oder· den Superlativ scheint es im Grie-
IIWenn du dich setzt, um mit einem Mächtigen zu speisen, so gib acht, chischen nicht zu geben. Wellhausen bemerkte diesen Semitismus in
was dir vorgesetzt wird ll (ln"lj7 tP\!J"l ,n); das Hebräische hat einfach: den Evangelien und gab folgende Beispiele an: Mk 9~43.45.47 (= Mt
so gib acht, was vor dir ist". 18,8: HClA6v, IIbesser ll ) ; 12,28 (npwTn, = Mt 22,36: J.lqtiAn, "größter")
(Dialog); Lk 5,39 (xpnaTos;, IIbester ll )2. Außerdem finden sich noch
1 Es erscheint sehr unwahrscheinl ich, daß Jesus sagte: IIjeder un- folgende Fälle: Mt 2,16 (D: HaTw; WH: HClTWTEPW, IIdarunter"); Mk '14,
terdrückt sielI. Die Verben ßl..aZ;;Ea~Cll.., a.pnaZ;;El..V bei Matthäus gehen auf 21 (= Mt 26~24: HClAOV,
IIbesser ll ) ; Lk 9,48 (J.lEyClS;, "größter ll ) ; 16~10
dasselbe aramäische Wort zurück (Dalman, Die Worte Jesu, 115f.). Viel-
leicht lautete das Original einfach: IIGewalttätige unterdrücken es ll (D: E:v o>..CYljl; WH: EV tAClXCOTljl, lIim Kleinsten ll ) ; Joh 1,15 (npwTos;
(il; pb.H< pbDN), was bei mündlicher Ubermittlung die abweichende llOU, "vor mir") (Täufer); 2,10 (HClAOV, "bester ) (Dialog). Von ins-
ll

Form IIMenschen unterdrücken si eil verursachte (il; pb)N P\!}) ')N). Es mag
ein Wortspiel mit '!wavvns; bilden: im folgenden Vers 14 ist Elia=N')'r-t gesamt elf Beispielen finden sich sieben in Jesusworten, drei in
oder N";r-t, IITrauer ll (Genesis rabba 15, Ende).
2 Semitisms, 40.
3 Semi ti sms,. 17. 1 Maul ton, ProI., 78. 2 Einleitung 2 • 21.

116 117
Dialogen und nur eines, Mt 2,16 (0), in einer Erzählung. Am häufigsten konditional, zu der V. 46 die Apodosis ist. Ich übersetze: 'Wenn je-
findet sich diese Konstruktion im Bezae-Text. mand der treue und kluge Knecht ist, von seinem Herrn über sein gesam-
Die Wiederholung eines Adjektivs oder eines Adverbs, um den Elativ tes Hauspersona 1 gesetzt, um jedem sei ne Nahrung zur bes timmten Zei t
auszudrücken, ist idiomatisch hebräisch und aramäisch; als Beispiel zu geben, (dann) glücklich jener Knecht, den sein Herr, wenn er kommt,
für diesen semitischen Sprachgebrauch reklamierte Wensinck Mt 21,41: sich so betragend findet.'" Vgl. Ps 25,12. Ein anderes Beispiel findet
HCmOU!; ~uxlii!; a,1tOAEOEl. UtJTOU!;1. Er nahm an, daß die Vetus Syra, die dies sich in Mt 12~11 = Lk 14~5~

durch eine iterative Elativ-Konstruktion wiedergibt, }HXJtWS; Jtuxws; ge-


b) ·OTL als (direktes) Interrogativ
lesen habe. Aber diese Konstruktion findet sich auch im Griechischen,
z.B. Sophokles, Ajax 839; Euripides, Medea 805. Oberdies ist Matthäus In seinen "Notes on the Translation of the New Testament"1, machte
beim Weinberggleichnis vom griechischen Markus abhängig und hat nichts F. Field auf einen seltsamen Gebrauch von ön (intransitives Indefinit-
aus ei ner aramäi schen Quell e. Di e syri schen übersetzungen übertragen pronomen) als Interrogativpartikel aufmerksam, ein offenbar auf Markus
einfach die griechische Konstruktion in eine entsprechende aramäische. beschränkter Sprachgebrauch. Durch C.H. Turner 2 , der für die~en eigen-
In Joh 5~36: ~Yw ö~ EXW T~V ~UPTUPCUV ~ECsW TOU 'Iwavvou, haben wir tümlichen Gebrauch einige außerbiblische Belege beibrachte, wurde die
die Spracheigentüml ichkeit der comparatio compendiaria, in der das Diskussion einen bedeutenden Schritt weitergeführt. Wie Field in seiner
zweite Glied des Vergleichs verkürzt sein wird: "Ich habe ein größeres Note zu Mk 9,11 gezeigt hat, kann ön als indirektes Interrogativ durch
Zeugnis als Johannes" ist eine kurze und idiomatische Ausdrucksweise gute klassische Quellen gestützt werden; Turner zitierte Mk 8,16.17 und
für: "Ich habe ein größeres Zeugnis als das des Johannes", d.h. als 14,60 als weitere Beispiele für diese Konstruktion bei Markus: Mk 8,
das Zeugnis des Johannes. Diese Spracheigentümlichkeit findet sich 16.17 solle wiedergegeben werden mit: "Sie diskutierten miteinander,
sowohl im Hebräischen als auch im Aramäischen; so z.B. im Hebräischen, warum sie keine Brote hätten"; und zweifellos sollten wir ebenso Mk
Jes 10,10: " ... und ihre Götzenbilder sind zahlreicher als Jerusalem 14,60 übersetzen mit: "Hast du nichts zu antworten (auf die Frage),
und Samaria", d.h. als die Götzenbilder von Jerusalem und Samaria; warum diese Leute gegen dich aussagen?" Obwohl diese Konstruktion be-
Gen 18,11: "eine Art, wie Frauen", d.h. wie die Art der Frauen 2 • Ein stätigtwerden kann und sie daher als griechisch vertretbar ist, möchte
gutes Beispiel für diese Spracheigentümlichkeit im Aramäischen findet man dennoch gerne wissen, ob sie jemals weit verbreitet war. Matthäus
sich im Elephantine-Papyrus 1, 27. 28: "Und du wirst Verdienst haben z.B.,wie Turner gezeigt hat, mochte dieses ön-interrogativwn sicher-
vor JHW, dem Gott des Himmels, größer als (das) ei n( es) Mann( es) lich nicht; als er Mk 8,16 "redigierte", fügte er AEYOVTES ein, um das
(.,.1~ 11J), der ein Opfer darbringt"3. markinische ÖTL in ein öTt.-recitativum verwandeln zu können.
Im Falle des ÖTt. als direktes Interrogativ ist die Situation, wie
Turner betonte,_ gänzlich anders. Hferzu gibt es keine klassischen
6. Di~ Interrogativpartikel Parallelen oder Präzedenzfälle, und von hellenistischen Schriftstel-
a) Konditionaler Gebrauch der Interrogative lern ist, wie es scheint, nur sehr geringe Unterstützung zu erwarten.
In seinen Notes philoZogiques 18 (1928), 349, lenkte Joüon die Auf- Die Revised Version sucht es in den drei markinischen Passagen (2,16;
merksamkei t auf einen besonderen Gebrauch des Interrogati vs TC!; in Kon- 9,11. 28), wo der äußere Bewei s kl ar zugunsten des ön spricht, durch
ditionalsätzen. Mt 24~45 "scheint eine Protasis zu sein, möglicherweise verschiedene Ausflüchte loszuwerden, z.B. 2,16: "Die Schriftgelehr-
ten der Pha ri säer ... sagten zu sei nen Jüngern: Er ißt und tri nkt
1 Une Groupe d' Aramaismes (oben, S. 5, Anm. 2, 5. 10 (178).
2 Vgl. Ges.-Kautzsch, 430. -
.3 In seiner Ausgabe der Papyri zitierte 5achau zur Erläuterung (5. 1 1899, 33. 2 "Marcan Usage: Notes, Cri-
19) ein Beispiel aus dem Arabischen von Hariris Maqämät: " ... er zieht tical and Exegetical, on the Second Gospel (cont.)", JTS 27 (1926),
die Liebe von Knaben Mädchen vor". In bezug auf klassische Beispiele: 58ff. Vg 1. auch K. van Leeuwen Boomkamp , "TC et ÖLUTC dans 1es Evan-
Homer, 11 ias 17, 51 und Horaz, Carm. 111, 6, 46. giles", in~ Revue des ~tudes greques 39, 327ff.

118 119
mi t Zöll ne rn und Sündern"; 9,11: "Und sie fragten ihn und sagten: Di e Tatsächlich findet sich diese Konstruktion in der LXX, und 1. Chron
Schriftgelehrten sagen, daß zuerst Elia kommen muß"; 9,28: "Seine Jün- 17,6 ist kein isoliertes Beispiel. Es stimmt, sie scheint gleichwohl
ger fragten ihn privat und sagten: Wir konnten ihn nicht austreiben" . selten zu sein, so daß es zweifelhaft ist, ob sie als Septuagintismus
Turners Kommentar lautet: "Von diesen drei Wiedergaben im TextderR.V. bezei chnet werden kann: dennoch scheint sie dem "Dbersetzungsgri e-
(es gibt in jedem Falle am Rande eine relative Rückkehr zur Vernunft) chiseh" (oder "jüdischen Griechisch") eigentümlich zu sein.
ergibt die erste noch einen annehmbaren Sinn, die beiden anderen sind Bei einer Durchsicht d~r Interrogativsätze der LXX, die keineswegs
ganz unmöglich oder, in Fields Sprache, 'einfach unerträglich'. Klas- erschöpfend war, habe ich folgende Beispiele notiert:
sische Vorurteile müssen freimütig über Bord geworfen werden, wenn sie Gen 12,18: xctAfocts; ÖE ~ctpctw TOV 'Aßpctall E~nEV TC TOUTO E:n~Cnoas;
uns in solch eine Sackgasse führen. Selbst wenn außer bei Markus keine ... ,
Quelle für den direkten interrogativen Gebrauch von ön.. gefunden wer- «>TL = i1~~).
den könnte, hätte Field sicherlich recht damit, daß 'diese beiden Gen 18,13: Xctt dltEV XUPLOS; npos; 'Aßpctall u OTL (0: TC ÖTL) EyEA.ctOEV
Beispiele, die im selben Kapitel von Markus vorkommen, als einander Eappct kv EctUTQ A.fyouoct ... ,
gegenseitig stützend und bestätigend betrachtet werden müsseni" . (Vgl. (ÖTL = i1~ i1~~).
A. T. Robertson, Grammar of the Greek N. T. ~ 729; J.H. Moulton, Prol., 94, Jer 22,28: u OTL E~EpClpn xctt E~EßA.~~n E~S; ynv nv oux ~ÖEL •••
Zeile 3.) Die New English Bible anerkennt das ön..-interrogativum in (~TL = ~~~~). [A.V. (Ist dieser Mann Konja ein verächtliches
de.n letzten beiden Fällen, nämlich (9,11): "Und sie stellten ihm zerschlagenes Götzenbild? Ist er ein Gefäß, an dem keine Freu-
ei ne Frage: I Warwn sagen unsere Lehrer, daß zuerst El i a kommen muß? '''; de ist?) Warum sind sie hi nausgeworfen, er und sei ne Nach-
(9,28): 11 • • • und seine Jünger fragten ihn privat: IWarwn konnten wir kommen, und in ein Land geworfen, das sie nicht kennen?]
ihn nicht austreibeni",? Das folgende Beispiel ist das eines indirekten interrogativen ön:
Der einzige Beleg, der bisher für diesen sehr ungewöhnlichen Ge- Ex 3~3: ElnEv ÖE Mwüons; IIctpEA.~wV Öl\JOJ.lctL TO ÖpctJ.lct TO J.lEyct ToDTO ön ou
brauch von ÖTL be.igebracht worden ist, war ein Beispiel, zitiert von XctTctxctCETctL 0 ßaTos;; •••
Field, aus der LXX, nämlich Die Seltenheit der direkten Konstruktion gerade im biblischen Grie-
1. Chr. 17,6: E~ A.ctA.WV kA.aA.noct npos; J.lCctV lpuAT'\V ToD 'Iopctr,A. ToD chisch, ist ein Hinweis darauf, für wie unidiomatisch sie gehalten
nOLJ.lctCVELV TOV A.ct6v J.lOU A.fywv u OTL oox ~xOÖoJ.l~xctTf J.l0L olxov wurde. Die plausibelste Erklärung dafür scheint zu sein, daß sie eine
XfÖPLVOV; ••• ungelehrte AuSweitung des interrogativen ÖTL von indirekten auf direkte
Turner lenkte die Aufmerksamkeit auf einige weitere Beispiele aus den Fragen darstellt; und di es schei nt sehr wahrschei n 1 ich di e Schöpfung
Gleichnissen des Hermas, dem Barnabasbrief und Irenäus I Adversus Hae- eines Ausländers gewesen zu sein, der Hebräisch oder Aramäisch in sein
reses. Es scheint im allgemeinen eine Ähnlichkeit des Stils vorzuliegen eigenes, sehr unvollkommenes Griechisch übersetzte.
zwischen Hermas und dem Markusevangelium, und Turner nahm an, daß es
c) Verschiedenartige Verwendungen
nützlich sein könnte, in einigen Details das Griechische des Hermas mit
dem Griechischen des Markus zu vergleichen: besonders eindrucksvoll sei Ein idiomatischer Gebrauch der semitischen Interrogativpartikel be-
der Semitismus TaYJ.lctTct TaYJ.lctTct im Gleichnis VIII, 2, 8, genau parallel steht darin, eine rhetorische Frage einzuleiten, die Verwunderung oder
zu dem markinischen OUJ.ln60Lct OUJ.ln60Lct (6,39). Turner fragte: "Will man Entrüstung ausdrückt. Beispiele im Aramäischen sind alltäglich: so aus
uns weismachen, daß 'diese Konstruktion ' (ÖTL als direktes Interro- dem palästinischen Talmud, Kilajim 9, 4, f. 32b, Zeile 7: "Kann es
gativ) in Hermas 'hebraistisch ' ist?" denn sein (;,n)', du übertriffst deinen Meister?" Diese Frage drückt

1 Turner schließt Mk 2,7 und 8,12 in diese Kategor.ie mit ein. In , Die Partikel ist natürl ich das eröffnende Wort in der Frage; vgl.
bezug auf alternative Annahmen siehe unten, 122ff. das dritte Beispiel oben.

120 121
beißenden spott aus. In derselben Passage aus Kilajim, in 9,4, f. (= Mt 27 3 46): Ets; TC ~E EYXo,TEALnEs;1; Lk 22 3 46: TC Xo,-SEUÖETE; Mk 103 18
32b, Zeile 54, steht eine Frage, die starke Entrüstung ausdrückt: "Hat (und Parallelen) mag nicht völlig rhetorisch sein; es ist nicht immer
er wirklich (ilY.l) das Gesetz mehr studiert als ich?" Ein anderes Bei- mögl ich zu entscheiden, ob ei ne entrüstete oder überraschte Frage
spiel findet sich in Sahebiith 6, 4, f. 37a, Zeile 8: "Sündigte diese nicht auch eine wirkliche Frage ist, die eine Antwort erheischt. Diese
1 Kons trukti on fi ndet sich nur in Jesusworten und in Di al ogen, aber es
eine (1" ~on ilY.l) denn mehr als all die anderen Pflanzen" ?
Auf den diesbezüglichen Gebrauch von·TC hat A.J. Wensinck hin- gi bt kei nen anderen Ort für Fragen. Das Vorherrschen dieser semiti -
1 schen Spracheigentümlichkeit bei Markus ist bezeichnend.
gewiesen, der als Beispiele in den Evangelien Lk 53 22 (0); 6,2 angab .
Hätte er die Parallelen nachgeschlagen, so hätte er entdeckt, daß Diese selbe semitische Partikel erfüllt sowohl die Funktion der Ex-
es nicht nur der Bezae-Text des Lukas ist, der diese Spracheigen- klamation als auch des Interrogativs; das Hebräische (und Targum) von
tümlichkeit bewahrt hat; diese Konstruktion findet sich bei Markus Ps 139,17 möge als Erläuterung dienen: "Wie (ilY.l) kostbar auch sind mir
deine Gedanken, 0 Gott! wie groß ist ihre Summe!" (A.V.)
in allen Texten.
Mk 2,7 (vgl. Lk 5,21) liest: TC o\hws; Ao,AE'G ßAaoq>n~e:L; worin wahr- Für diese völlig ungriechische Art des interrogativen Gebrauchs von
scheinlich schon ein Aramaismus enthalten ist 2 • Wenn wir annehmen, daß TC gibt es ein klares Beispiel in Lk 123 49: xat. TC -SEAW d nön avfjq>-sn 2 •
di ese semiti sc he Sprachei gentüml ichkeit dem marki ni schen TC zugrunde Kommentatoren geben es gelegentlich so wieder: "Wie wünschte ich, es
1 i egt, so erhalten wi r di e entsetzte Entrüstung ausdrückende rheto- wäre schon entzündet! ", aber wi e Pl ummer in sei nem Kommenta r z. St.
rische Frage: "Kann es sein, daß er so lästert?!! Eine idiomatische richtig bemerkte: solch eine Wiedergabe "tut dem Griechischen ziemlich
deutsche übersetzung wäre: "Warum lästert er So?" Wenn OOTOS; Original- bedenklich Gewalt an". Torrey betonte, daß dieser Schnitzer in der LXX
lesart war, so erhalten wir ein sowohl verachtungsvolles als auch ent- unbekannt sei; es sei nicht gerade "aramäisches Griechisch", aber doch
setztes: IIWarum lästert dieser Kerl?1I Die WH-Lesart in Lk 5,21: TCS; eine Fehl übersetzung. eines aramäischen Originals. Von einem Juden je-
lOTLv OOTOS; ÖS; Ao,AEL ßAo,oq>n~Co,s;, ist eine ganz überflüssige Frage. Als doch würde solch ei n Gri echi sch sofort verstanden werden. Di ese Kon-
Alternative können. wir das TC hier im Sinne eines exklamatorischen i1~ struktion findet sich .in einem Jesuswort und ist wahrscheinlich am
verstehen: IIWie kann dieser Kerl so lästern?1I besten als Obersetzungsgriechisch zu erklären. In der New English
. In Mk 23 8 hieße TC TaÜTo, ÖLo,AOyCZ;;EO-SE EV TaLS; Xo,pöCaLS; o~iiiv; dann: Bible ist dieser Semitismus akzeptiert worden; sie gibt ihn so wieder:
"Kann es sein, daß ihr dies in euren Herzen denkt? 11 Diese Frage ist "Ich bin gekonmen, Feuer an die Erde.zu legen, und wie wünschte ich,
rein rhetori sch und drückt bestürzte überraschung aus. Es gab kei nen es wäre schon entzündet!"
Grund für Jesus zu fragen, was sie dachten; er kannte ihre Gedanken In Mk 8,12: TC n YEVE.a aÜTn 1;nTEL OnllEt:OV; mag die Frage rhetorisch
sei n und di e oben besprochene Sprachei gentüm 1i chkei t wi ders pi ege 1n;
bereits.
In Mk 2,24: t:ÖE TC ltoLOÜOLV TotS; 06,ßßo,OLV 8 OUX EE;EOT\..V; sind die vielleicht können wir sie wiedergeben mit: "Muß diese Generation ein
Phari säer höchst entrüstet über das, was si e di e Jünger Jesu tun se- Zeichen fordern?" Das TC kann aber auch exklamatorisch verstanden als
hen; sie fragen: "Warum tun sie denn, was am Sabbat zu tun verboten werden: "Wie kann diese Generation ein Zeichen fordern!"
i st?" Markus verstärkt das entrüstete TC noch dadurch, daß er {;ÖE Ein Beispiel, ähnlich der oben aus dem Psalm gegebenen Erläute-
rung, kann die Lesart TC in Mt 73 14 sein: TC OTEVn n nUATl, "Wie eng
voranstellt.
Die folgenden Passagen enthalten weitere Beispiele, für die diese (ist) die Pforte ... ": WH übernahm aus BH die Lesart ÖTL, aber
Spracheigentümlichkeit reklamiert werden könnte: Mk 4 3 40 (= Mt 83 26):
TC ÖELAOC EOTE OÜTWS;; 103 18 (= Lk 18 3 19): TC ~E AEYELS; aya-S6v; 153 34 1 Diese Wendung ist ein gutes Beispiel für Ubersetzungsgriechisch:
das Original, hebräisch oder aramäisch, ist bekannt; im; oder Nt.l; ist
EtS; TC.
2 Auf diesen Semitismus machten aufmerksam: Torrey, in OUT Trans-
1 Ich verdanke diese Beispiele Wensinck, Semitisms, 2nff.
lated Gospels, 31.34 und R.H. Conolly, in: JTS 37 (1936), 376.
2 Oben, 65.
123
122
ein gewichtiger Grund kann für TC geltend gemacht werden: die Lesart 8. Das Verb
der Korrektoren in N und B; es ist die Lesart aller griechischen Hand-
a) Inchoativer und auxiliarer Gebrauch 1
schriften von einiger Bedeutung, mit Ausnahme von Bund N; in 0 fehlen
an dieser Stelle mehrere Blätter, aber die Verwandten von 0, die latei- Charakteristisch semitische Inchoative oder Hilfsverben sind von
nischen und die syrischen Obersetzungen, bestätigen diese Lesart. Dalman zusammengestellt und besprochen worden 2 • Solche einleitenden
Es wird bemerkt worden sein, daß alle Beispiele, die für diesen oder Hilfsverben haben oft. keine besondere Bedeutung an sich, außer
Semitismus reklamiert werden können, aus Jesusworten stammen 1 • als einleitende Redeformen oder, indem sie dem Hauptverb eine beson-
dere Betonung geben; die Bedeutung ihrer griechischen Äquivalente
7. Numeralia und Distribution
sollte daher nicht gepreßt werden. Zu den von Dalman besprochenen oder
Der Gebrauch von Kardinalzahlen anstelle von Ordinalzahlen bei . angegebenen Bei spi elen kann der Gebrauch ei nes auxi 1ia ren Acq.lßavELv
Daten ist häufig als ein Evangelien-Semitismus bemerkt worden. Von hinzugefügt werden, z.B. Mt lJ~31: Sv Aaßwv ävßpwno~ EonELpEv, lJ~3J:
Moulton 2 wurde dieser Semitismus in Zweifel gezogen, aber es ist nv AaßoDoa yuvn ~VExPU!VEV. Vgl. Jeremi as (Die Abendmahlsworte Jesu 3,
nicht nötig, die Papyri zu durchwühlen, um die hebräische oder 167), dem ich für diese Notiz und die folgende Liste von Beispielen
aramäische Wendung Mk 16,2: TT;i l.lLq T(il\) oaßßaTwv, lI am ersten Tag verpflichtet bin. Die HäufigkeitdieserKonstruktion ist ein unanfecht-
der Wochell, zu erklären; dieser Semitismus findet sich in Mt 28,1; bares Anzeichen dafür, daß sie solch einen idiomatischen semitischen
Lk 24,1; Joh 20,1.19; Apg 20,7; 1. Kor 16,2. Er ist ohne Zweifel jü- auxiliaren Sprachgebrauch widerspiegelt: Mt 14,19; 15,36; 1?~2?; 21~35.
disches Griechisch. 39; 25~1; 26,26.27; 27,24.48.59; Mk 6,41; 8,6; 9,36; 12,3.8; Lk 6~4;
Es sind griechische Beispiele für eine distributive Wiederho- /
9,16; 13~19.21; 24,30.43; Joh 6,11; 13,4.26; 19,1.6.23.40; 21,13; Apg
lung beigebracht worden, aber sie sind kein normales Griechis~h, 9,25; 16,3; 27,35; 1. Kor 11,23; Apk 8,5.
und sie sind "ausgesprochen selten. Zieht man alle Möglichkeiten in Wie im Falle des von Dalman angegebenen EAßWV, geht der volle Ge-
Betracht, so sind die Gründe, die gegen das markinische oUlln6oLa brauch des Ausdrucks unmerklich in den auxiliaren Gebrauch über, und
O\Jl.lnOOlAl (6,39), npaoLat npaOLaL (40) als Semitismus sprechen, nicht es ist nicht immer möglich, die beiden zu unterscheiden; in Mt 14,19;
sehr beeindruckend 3 • 15,36 z.B. ist Aal.lßavELv wahrscheinlich in seinem wörtlichen und üb-
Zu dem Sem1tismus in Mk 4~8.20 (D): ~v EsnXOVTa xat ~v ExaTov, lichen Sinne gebraucht. Aber in den meisten anderen Fällen gilt:
d.h. IIsechzigfältig und hundertfältig ll , ist keine griechische Par- IIAal.lß6.VELv gehört ... zu denjenigen Verben, die im Semitischen in ei-
allele beigebracht worden. Allen, der die Aufmerksamkeit auf ihn ner für unser Sprachgefühl schwerfälligen und überflüssigen Weise eine
lenkte, erläuterte ihn aus Dan 3,19 und aus dem Targum zu Gen 26,12'+. Bewegung (oder Haltung) umschreiben, die die Handlung vorbereitet, auf
Ein Beispiel wurde im Elephantine-Papyrus 1, 3 gefunden: ~?N 1n, der der Ton liegt; das gilt sowohl für hebr. n~~, ;g~, wie für aram.
IItausendfältig ll . Die Variantionen und Kombinationen von ds, ELS .1Q-?II. (Jeremi as, aaO., 167.)
und EV inden Handschriften des Markus" und di e Korrekturen in Mat- Lagrange versicherte, daß nicht alle Beispiele, die für diesen
thäus und Lukas zeigen, als wie fremdartig diese Konstruktion im Semiti smu s rek 1ami ert worden sind, so zu erk 1ären sei en ; in Mk 5,
Griechischen empfunden wurde. 23; 7,25; 14,39.45; 16,1 sei IIdas Part. EA{}WV sehr charakteri-
stisch ll3 . Ähnliche Einwände sind gegen Dalmans Erklärung des häu-
1 Zu einer ungriechischen (und charakteristisch aramäischen) Ver- figen npsa(vho als eines Aramaismus erhoben worden. Thackeray, der
wechslung eines neutrischen Interrogativs mit einem maskulinen in Apg
13,25 siehe Wilcox, 153.
2Prol.,95f.
3 Für Erläuterungen siehe I. Abrahams, Studies in Pharisaism and 1 Vgl. Wilcox, aaO., 124ff.
the Gospels I I, 210f.; Wensinck, Semitisms, 24. 2 Die Worte Jesu, 16ff.
'+ In: Expository Times 13 (1911), 330. 3 S. Ma rc , I xxxv i i .

124
125
di e Häufi gkeit dieses Verbs bei Josephus bemerkte, behauptete, daß 23 (ein alttestamentliches Zitat) und Joh 20,2 stammen die Beispiele,
dieser Ausdruck gutes Umgangsgriechisch sei, und er fragte, ob es le- die nicht in Jesusworten stehen, aus dem Markusevangelium.
gitim sei, von einem "Aramaismus" zu sprechen. Dennoch mußte er zu- Mt 1,23; 5,15; 7,16; 9,17; 24,9; Mk 5,35; 6,14; 10,13 (= Lk 1B,
geben, daß die Möglichkeit eines aramäischen Einflusses auf Markus und 15); 13,26 (= Mt 24,30; Lk 21,27); 15,27 1 ; Lk 6,44; 12,20.
Josephus nicht auszuschließen sei, und er folgerte, der markinische 48; 14,35; 16,9; 17,23; 18,33; 23,31; Joh 15,6; 20,2; Apg 3,
Gebrauch sei ei ne "überarbeitete Ausdrucksform, zwar korrekt, aber in 2; 19,19; 13,28 (siehe Wilcox, 127ff.).
gutem Griechisch ungebräuchlich, weil sie zufällig einer Wendung ent- C.H. Turner hat die Aufmerksamkeit auf einen charakteristisch mar-
spricht, die in der semitischen Sprache häufig war"1. kinischen Sprachgebrauch gelenkt: auf einen "impersonalen Plural" (so
Besonders üblich im Aramäischen istdas auxiliare ~T~ (EPXE:C1-\}al.). Es bezei chnet von Turner), in dem beständi g auf di e Zwölf Bezug genommen
betont das Hauptverb, ein Gedanke an "gehen" muß nicht vorliegen, z.B. zu sei n schei nt; Ma tthäus und Lukas ersetzen so 1. che Pl ura 1e durch ei-
Beresahith rabba 17: " ... sie ging hin (n~T~) und heiratete"; andere nen Singular mit Jesus als Subjekt. Diese scheinbare Maniriertheit des
Beispiele sind Maaser saheni 4, 9, f. 55c, Zeile 17; Kil,ajim 9, 4, Markus verliere ihre Unbeholfenheit, wenn wir diese sich wiederholenden
f. 32c, Zeilen 38, 42, 45 und passim im palästinischen Talmud. Neben Plurale 3. Pers. in Plurale 1. Pers. verwandeln, und Turner (einer An-
dem synoptischen Gebrauch von ~px611e:VOS, EA-\}WV in dieser Art entspricht regung Godets folgend) war überzeugt, daß diese Verben in der 3. Pers.
das johanneische unaye:l.v dieser Spracheigentümlichkeit; Joh 12,11: un- Pl ur. Verben inder 1. Pers. Pl ur. aus den Memo i ren des Petrus wider-
iiyov ••• )tal. hCOTe:UOV, 15,16: Lva Ulle:t:S unaynTe: }tal. )tapn~v Cjl€pnTe:. Für spiegeln 2 •

einen möglichen auxiliaren (und adverbialen) Gebrauch von OTpECjle:l.V = Aber es ist nicht nötig, zu solch einer Erklärung Zuflucht zu neh-
:11 \!J , :1111, was einfach "wieder" bedeutet, zitierte Joüon, Notes philo- men. Solch eine monotone Wiederholung von Verben in der 3. Pers. Plur.
logiques, 347, Mt 18,3: "Ich frage mich, ob OTPEqJW wohl die Bedeutung oder der 3. Pers. Sing., bezogen auf ein Subjekt, das einmal erwähnt
'umkehren' haben kann ... Die Bedeutung 'Wenn ihr nicht wieder wie die worden oder zu bekannt ist, um abermals erwähnt zu werden, ist ~harak­
Kinder werdet' " nach einigen Autoren erlaubt, ist ausgezeichnet. Uns teristisch für die einfache semitische Erzählung. Häufig wird in einer
scheint es hier ganz einfach, in der Art des hebräischen (~1\!J) und des semitischen Geschichte unterlassen, einen Subjektwechsel anzuzeigen;
aramäi schen (~1n, 1n;,), den Gedanken wieder auszudrücken. Man muß zu- die Identifizierung wird der Aufmerksamkeit und der Intelligenz des
geben, daß dieser Semitismus ein wenig schwierig ist, aber es scheint Lesers überlassen; auch in arabischen-Erzählungen ist die Identifizie-
nicht möglich, ihn zu leugnen." rung nicht immer offensichtlich.
In der aramäi schen Geschi chte von Jot)anan ben Zakkai s Fl ucht aus
b) Der impersonale Plural dem belagerten Jerusalem, erzählt im Midrasah Eaha 1, 31, haben wir
Das Passiv wurde im Aramäischen seltener gebraucht als im Grie- ein Beispiel für diese Art semitischer Erzählung:
chischen, seine Stelle nahm eine impersonale Konstruktion ein, die, Rabbi Johanan ben Zakkai ging in der Stadt spazieren und sah
leute, die 'Stroh einweichten und das Wasser tranken. Er sagte:
abgesehen von HyouOl.. , qJaoC, im Griechischen ungebräuchlich ist. In "leute, die Stroh ei nwe i chen und das Wasser tr i nken, können die
dem Vorkommen dieser impersonalen Konstruktion in den Evangelien den .Streitkräften Vespasians widerstehen? Ich will weggehen von
hier." Er sagte zu ben Batia: "Bringe mich weg von hierI" Er
entdeckte Wellhausen den Einfluß des Aramäischen 2 • Eine Prüfung der (ben Batia) sagte zu ihm: "Ich kann dich von hier nicht wegbrin-
Verteilung dieser Konstruktion in den Evangelien bestätigt seine gen, es sei denn, als leiche." Er (Rabbi Jot)anan) sagte zu ihm:
Ansicht: sie herrscht vor in Jesusworten, und mit Ausnahme von Mt 1,
1 Ein anderes mögl iches Beispiel in diesem Kapitel findet sich in
"An Unrecorded 'Aramaism' in Josephus",
1 in: JTS 30 (1929), 370. Vers 8: }ta-\}wsEnoCe:l.aUTOLs, "ebenso, wieergewohnt war, ihnen zu tun",
Diese Studie ist von Bedeutung, weil sie eine vom Aramäischen herrüh- d.h. "ebenso, wie er ihnen gewöhnl ich tat"; vgl. syvet und den arabi-
rende stil istische Ähnl ichkeit zwischen Markus und Josephus nachweist. schen Tatian: "Und das ganze Volk schrie und begann zu fordern, wie
Vgl. ferner Wilcox, aaO., 125. der Brauch war, das soll.te er ihnen tun ... "
2 Einleitung 2 , 18. Siehe jetzt auch Wilcox, aaO., 127ff. 2 "Marcan Usage", in: JTS 26 (192S), 225f.

126 127
"Bringe mich als Leiche weg von hier!" EY' täusc~te ~or, tot zu.sein, gebraucht entweder für eine allgemeine Wahrheit oder eine soeben
und seine Jünger legten ihn in einen Sarg; Rabbi E~ les?r trug. Ihn am vollendete Handlung; die Paralle~e in Mt 3,11 hat korrekterweise
Kopfende und Rabbi Jehoschua am Fußende, und ben Batla ging, seine Ge-
wänder zerrissen, vor ihm her. Sobald sie vor dem Tor ankamen, suchten ßctltTCc;w. 'EöCaTaacts; in Mt 14,31 ist ähnlich: "Warum zweifelst du?"
sie ihn hindurchzubekomnen. Sie (die Römer am Tor) sagten zu ihnen: Andere Beispiele sind: Mt 10~25, EnE>{clAE:actV (0 hat korrekterweise:
"Was wollt ihr die ihr Feinde seid, tun?1I Sie (die Juden) sagten,
daß sie (die R~er) nicht einmal ihren Rabbi schonten. Sobald sie (die xaAoüaL); Lk 11, 52~ npctTE: (vgl. unten, 260) und Joh 11, 14~ a.n-
Juden) ihn hinausgebracht hatten, stellten sie ihn auf einem gewissen E.(}ctVE:V. Joüon (L' Evang.ile, zu Mt 6~12) lenkte die Aufmerksamkeit
Friedhof ab und kehrten in die Stadt zurück. Sobald sie zurückgekehrt
waren, ging Rabbi Johanan zu den Streitkräften Vespasians. auf' einen anderen Aorist dieses Typs: "Wie wir in eben diesem
Beispiele solch eines "impersonalen Plurals" bei Markus, angegeben Augenblick vergeben; die Handlung ist bereits in dem Augenblick
von Turner, sind: 1,21.29.30; 5,1.38; 6,53.54; 8,22; 9,14.30.33; 10, vollendet, da man spricht. Dies ist der Sinn des Aorists a.<pnlla\.lE:V,
32.46; 11,1.11 (9, i, k).12.15.19.20.27; 14,18.22.26.32. Beispiele, der einem aramäischen Perfekt entspricht. 11 Das Tempus von nyaHCaaE:
die nacheinander begegnen, z.B. in Kapitel 9, 11, 14, liefern die in Lk 1,46 entspricht einem Zustandsperfekt und sollte durch ein
beste Erl äuterung dieses Sprachgebrauchs. Di ese Konstrukti on bi etet . Präsens wiedergegeben werden (unten, 151). Die anderen Verben im
ein Kriterium für den ursprünglichen Markustext; so in der Gruppe in Magnifikat entsprechen alle dem semitischen Perfekt und können
Kapitel 11, deren Text in 9 und in der Vetus Latina erhalten geblieben im Deutschen mit dem Perfekt ausgedrückt werden. Ebenso stehen
a.ypov nyopaact, YUVct'Clla Eynlla, Lk 14~18.20, für soeben vollendete
ist.
Handlungen und nYclnnaE:, Lk 7,47, für ein Zustandsperfekt, zu über-
c) Generalisierender Plural setzen durch ein Präsens: "liebt (viel)". Das matth.äische WlloLW.(}n
. ~

Von Joüon ist ein "generalisierender" Plural als Semitismus rekla- (13~24; 18,23; 22,2) ist ein semitisches Perfekt (für allgemeine
miert worden .. und Jeremias ist ihm darin gefolgt; z.B. Mt 22,7: Ta. Wahrheiten); vgl. LXX: nctpaaUVE:ßAn.(}n, Ps 48,13.21 ('\!ln.l); Mt 7~24.26

crTpaTE:ullctTct aVToü, "seine Leibwache". Siehe Joüon, L' Evangile, 135; bietet ein Futur: bllOLW.(}naE:TctL. Andere mögliche Fälle sind die drei
Jeremias, in: ZNW 38 (1939), 115ff.; Die Gleichnisse Jesu 7 , 7 (Anm. 2), Aoriste in Lk 11,52 (unten, 194).
Eine Anzahl anderer Beispiele sind zweifelhafter, dennoch verdienen
66 (Anm. 1).
sie es, als möglicherweise in diese Kategorie "semitischer" Aoriste
d) Tempus gehörend notiert zu werden.
(1) Aorist für das semitisch~ PeY'fekt Die schwierigere Lesart zu Lk 1,78 (Benediktus) ist EnE:allEljlaTo,
Für den Aorist bcl.(}LC1ctV in Mt 23~2 sind viele Erklärungen angebo- CDK, statt EnLallEIjIE:TaL, BN, das sehr, nach einer grammatischen Korrek-
ten worden, aber dieses Tempus fordert eine Analyse auf griechischer tur aussieht: die korrekte Wiedergabe (wenn sie ein Aorist hebräischen
Grundlage1. Er findet seine wahre Erklärung im Lichte von E:uöoxncrct in Typs ist) sollte lauten: "hat uns (nun) heimgesucht". Die lateinischen
Mk 1,11, das auf Jes 42,1 anspielt: Clv E:VöOllncrE:V n ljIuxn llOU, wo der übersetzungen zi ehen visitavit vor. Andererseits könnte gefolgert
griechische Aorist ein hebräisches Zustandsperfekt wiedergibt: "Wohl- werden, daß EnE:crllEljlaTo eine wahrscheinlich zufällige (und unreflek-
gefallen haben an", In Mt 23,2 ist Ella.(}Lcrav, wie Wellhausen bemerkte
2
,
tierte) Assimilation des Tempus des Verbs an die Aoriste im Kontext
ein griechischer Aorist, gebraucht im Sinne eines semitischen Per- ist. In Mt 22,4 scheint die Lesart rhoCllacrct (9, Koine) statt nToCllctxa
fekts: letzteres entspricht nicht nur dem Aorist, sondern auch den sehr wahrscheinlich ein Fall von Assimilation an andere Aoriste im
Perfekt- und Präsensformen, in letzterem Gebrauch, um gegenwärtige Zu- Kontext zu sein, besonders in bezug auf das folgende Perfekt TE:.(}UllEVct
ständ~ oder allgemeine Wahrheiten auszudrücken. Ein ähnliches Beispiel (EcrTLv), das l'!ToClJctlla bestätigt. (Die Variante kann auf jeden Fall
ist EßclnTLcra in Mk 1,8, das ~quivalent eines semitischen Perfekts, ein Schreibfehler sein: cr statt x.) Ein gesicherteres Beispiel scheint
Mt 10~28 par. zu sein, wo NE> usw. nlloAou.(}ncrctllE:V lesen, gegen nxo-
1 Vgl. G.C. Richards, in: JTS 10 (1909), 284. 2 Einleitung 2 ,18. AOU.(}nllctllE:V, BeD usw. Und abermals könnte gefolgert werden, daß der

129
128
Aorist eine irrige Assimilation an den vorhergehenden Aorist a<pnXcqle::v 9,3, f. 32b, Zeilen 44-46 1 • In den Evangelien ist diese Konstruk-
darstellt. Da a~nHa~e::v jedoch selbst zu dieser Aoristklasse zu gehören ti on prakti sch auf den Kodex Bezae beschränkt, und Moulton stimmte
scheint ("wir haben (soeben) verlassen usw."), würden wir erwarten, mit Wellhausen darin überein, daß in 0 " ... dieser Sprachgebrauch
daß ein Aorist dieses Typs folgt, nicht ein Perfekt. offensi chtl ich aus der wörtl i chen übersetzung des Aramäi schen ent-
Oi e Verteil ung di eser regelwidrigen Tempi bestätigt die Quell en- standen ist"2.
oder Obersetzungsgriechisch-Hypothese. Wo ein Teil des Verbs ."sein" im selben Satz oder Satzteil bereits
Mt 6,12; 10,25; 13,24; 14,31; 18,23; 22,2.4; 23,2. Mk 1,8.11; 10, vorhanden ist, ist diese Konstruktion keineswegs regelwidrig, aber sie
28. Lk 1,46.78; 7,47; 11,52; 14,18.20. Joh 11,14 . . ist kaum literarisches Griechisch; Beispiele sind: Mt 24,41;·Mk 1,13
(0); Lk 1,18; 16,19 (0); Apg 8,13 (0)3. Oas Partizip allein als Indi-
(2) Periphrastische Tempi: partizipiales Präsens oder Imperfekt
kativ kommt vor in ~k 3,6 (0); 7,25 (0); 9,26 (0); Apg 5,26 (0). Ein
Burney hat die Häufigkeit des historischen Präsens bei Markus und typisches Beispiel findet sich in Mt 27,41 (0) (= Mk 15,31)4: o~oCws
Johannes erwähnt und si e auf aramäi schen Ei nfluß zurückgeführt 1 • Aber 6~ xat. 01. aPXLe::pe::L:S E~TtaCz;oVTe::s ~e::TCi 'twv ypa~Wl'tEWV xat. IPapLoaCwv
abgesehen von seinem übermäßigen Gebrauch in diesen beiden Evangelien, AEYOV'te::S, "Ebenso spotteten auch die Oberpriester samt den Schri ft-
gibt es an diesem Tempus nichts speziell Semitisches. Dasselbe gilt gelehrten und Pharisäern, sagend ... " WH lesen ~Ae::ywV, aber indem sie
von dem häufigen Gebrauch des Imperfekts und der peri phrasti schen dies zum Hauptverb machen und EJ..lTtaCz;ov'tE:!; ihm unterordnen, geht di e
Tempi bei Markus und Johannes. Der Gebrauch des Partizi ps, verbunden natürl iche Betonung verloren: die Oberpriester und Pharisäer sagten
mit dem Verb "sein", um ein fortdauerndes oder fortschreitendes Tempus ni cht spott.end; si e spotteten sagend. Wil cox (aaO., 121ff.) gi bt Apg
auszudrücken, ist, obwohl besonders charakteristisch für das Aramä- 10,19; 14,3 als weitere Beispiele dieses Sprachgebrauchs an.
ische, auch ein Merkmal der Koine. Der Gebrauch von yC.ve::a.(}aL statt Beispiele dieses Sprachgebrauchs, in denen er in charakteristisch
e::lvaL, verbunden mit ei nem Partizip, ist von Allen, der ihn mit der semitischen Satzteilen vorkommt, finden sich in folgenden Passagen,
LXX-Wiedergabe der hebräischen Konstruktion in Klgl 1,16 verglich, alle aus D: Mk 7,25: ws; axouoaaa Tte::pt at)T()ü, "als sie von ihm hörte";
als Aramaismus reklamiert worden 2 . Solch ein Gebrauch von yCve::a-SaL, Lk 1,36: Hat. Löob 'EALaaße::.(} n auyye::vCS aou . H~t. aOTT! auve::LAn~uL:a uLbv
ohne besondere Eigenbedeutung, findet sich sicherlich nicht in der EV ynpe::L aU'tns;, Hat. OO'tOS; ~nv ••• , ."Und siehe, Elisabeth, deine Ver-
Koine 3 , aber in vielen (wenn nicht allen) von Allen reklamierten neu- wandte, auch sie hat einen Sohn empfangen in ihrem Alter"; mit )tat.
testamentlichen Beispielen dürfte yCve::o-SaL gepreßt sein; yCvou ypnyo- oO'tO!; begi nnt ei n neuer Satz, so daß auve::LAncpuCa als Äqui val ent ei nes
pwv, Offb 3,2, heißt nicht IIsei wachsam ll , sondern "werde wachsam"; Indikativs Perfekt betrachtet werden ~uß; WH lesen auve::CAncpe::v. Lk 2,36
so auch Mk 1,4; 9,3.7. Um eine definitive Entscheidung zu erreichen, enthält ein Beispiel eines Zustandssatzes: )tat. "Avva TtpocpfiTLs ••• Hat.
sollten wir mehr Beispiele aus den Evangelien verlangen 4 . aUTn TtpOße::ßnHuL:a EV nllEpaLS;, "Und Hanna, die Prophetin, ... auch sie
Der Gebrauch des Partizips allein als Indikativ im hellenistischen war vorgerückt an Tagen ... "
Griechi sch ist schon erwähnt worden s . Aber während dieser Gebrauch Außer in den erwähnten Anwendungen des Partizips, spiegelt sich ihr
in der Koine gelegentlich vorkommt, ist das partizipiale Präsens oder Gebrauch, im Aramäischen ein futurisches Tempus auszudrücken, in einer
Imperfekt ei n für das Aramäi sche besonders charakteri sti sches Tempus; Anzahl von Passagen in den Evangelien wider. Jeremias gab die folgende
Beispiele finden sich in der Passage im palästinischen Talmud Kitajim Liste an (Die Abendmahlsworte Jesu 3 , 171 und Anm. 2):

1 Aramaic Origin, 87; vgl. W.C. Allen, Expository Times 13, 329. 1 Andere Beispiele finden sich bei Burney, Aramaic Origin, 88f. und
2 AaO., 330. bei Allen, aaO., 329. 2 ProI., 224.
3 Vgl. Mayser, Gramm. der griech. Papyri 11, 223. 3 Eine erschöpfende Liste liegt vor bei Moulton, Gramm. 11,452.
4 Vgl. Wilcox, aaO., 123ff. 4 Mt 27,41 (0) .könnte .den ursprüngl iehen markinischen Text bewahrt
S Oben, 68. haben.

130 131
Mk 10~30; 14~24. Mt 3,11 (Dial.); 11,3 par. (Dial.); 26,25.28. er legte (.:liP) seinen Finger darauf ll1 . Das Substantiv ~aAaooa im
Lk 1,35 (Dial.); 22~21. Joh 1,29; 5~45; 12~25; 13,11; 16~13; Sinne von AC~vn ist durch und durch semitisch; wir verewigen diesen
1?~20; 18,4; 21,20 (Dia1.). Semitismus, wenn wir vom Meer von Galiläa sprechen 2 • Ungewißheit be-
Vgl. ferner: Burney, Aram. Origin, 94ff.; Joüon, L'EvangiZe,69; steht über den Sinn von IIFl i cken ll für ltAnpW~a (Mk 2~ 21)3. Der merk-
W.B. Stevenson, Grammar of Jewish Palestinian APamaic, § 21,9; Blass würdige Gebrauch von 5po~, gebraucht in der Wendung von Jesu Weggehen
Debrunner, § 339,2a-c. lIauf den Berg" oder lIauf einen Berg", um zu beten (z.B. Mt 15,29),
Zu Joh 2,22 vermutete Joüon (ebenso wi e Burney, aaO., 108), daß läßt den Einfluß des aramäischen ~~,u vermuten, das im palästinischen
EAEYEV ein semitisches Plusquamperfekt zugrunde liege (Que~es arama- Syrisch die doppelte Bedeutung "Berg" und "Land" hat, wobei das "offene
ismes 17 (1927), 216ff.); ebenso auch EAEYEV in Mt 9,21 (aaO., 217). - Land" im Gegensatz steht zu den bewohnten Orten 4 •

In ~v TE~pa~~Evo~, Lk 4,16, haben wir ein echtes semitisches Plusquam- Statt WHs OU)( L.OXUOOUOLV liest D in Lk 13~24 OUX EupnOOUol..V, eine
perfekt vor uns. 'Epd~, Mt ?~4, wurde von Joüon als Futur im Sinne Variante, die Wellhausen auf ein mehrdeutiges aramäisches n~~~ zurück-
von "können" (wie bei semitischen Imperfekten) zitiert; Lk 6~42 hat führtes. Aber bisher wurde im palästinischen Aramäisch noch kein Beleg
ouvaoaL AEYELV; siehe sein L' Evangile, z.St. für dieses Verb im Sinne von "vermögen" beigebracht; es bedeutet "fin-
denll; und nur im Syrischen hat es die beiden Bedeutungen "finden" und
9. Vokabular "vermögen". Gl ei chwoh 1 dürfen wi r ni cht folgern, wi e es getan wurde,
In seiner kurzen, aber bedeutsamen Untersuchung des 'Vokabulars der daß die Bezae-Variante ein "Syrizismus" sei 6 : unsere Kenntnis des pa-
Evangelien 1 unterschied Wellhausen zwischen religiösen Fachausdrücken, lästinischen Aramäisch ist bei weitem noch nicht vollständig. Aber sie
in der LXX gefundenen Wörtern und anderen, die vom Aramäischen be-
1 Für ÖOÜval.. im Sinne von Itsetzenll oder "legen" siehe ferner Joüon,
einflußt sind. Bei der ersten Gruppe scheint es keinen ausreichenden Notes phi lologiques, 353, zu Lk ?~44. Anstel Je der Wiedergabe "Du
Grund zu geben, ltEl..pal;;El..V, ßaltTCl;;El..V, &'vaOTTlVal.., " vom Tode auferste- gabst mir kein Wasser für meine FüßelI, vermutete Joüon: IIDu hast kein
Wasser über meine Füße geschüttet ll ; Siman selbst hätte diesen persön-
hen", oder OW~ELV, " am Leben erhalten" und also "heilen", auf einen
lichen Dienst als Zeichen der Höfl ichkeit und des 'Respekts tun sollen.
spezi fi sch semiti schen Ursprung oder Ei nfl uß zurückzuführen. Wörter (Vgl. jedoch Klostermann, Komm. z.St.) Ein anderes Beispiel ist Lk 12~
51: El.pnVnV ••• öoüvaL, "Frieden auf die Erde zu setzen ll . D hat hier
aus der zweiten Gruppe können durch den Einfluß der LXX in die Evan- ltOl..ELV statt öoüvaL, und IIFrieden 'machen" ist auch eine semitische
gelien gekommen sein. Spracheigentüml ichkeit; vgl. Targ. Jos 9,15. Vgl. Mk 13~22: ltOLnOOU-
Ol..V, v.l. ex LXX: ÖWOOUOl..v. Wensinck zitierte zur Erläuterung Gen 27,
In der dritten Gruppe ist ltp60)(aLpO~ in Mk 4~1? eine natürliche Aus- 40 (F): 1'.l :1i", lIein Joch legen auf ... 11
weitung des üblichen griechischen Gebrauchs, und OAt..y61tl..OTO~, wenn es 2 Aristoteles bezieht sich auf IIden See unter dem Kaukasus, den
die Einwohner dort 'Meer ' nennen 11 (Meteor. I, 13). Die Sprache war
auch eine aramäische Verbindung widerspiegeln mag, ist keine ungebräuch- wahrscheinlich Syrisch.
liche griechische Bildung. Eine Anzahl von Ausdrücken dieser dritten 3 Eine Bedeutung des syrischen Verbs N~m ist IIflicken ll , und N"n
ist ein IISchneider ll (Anecdota Syriaca 11, 269,7).
Gruppe findensichinderTat auch in der LXX; die Wendung etPTOV q>aydv,
4 Es ist ein Äquivalent des hebräischen n11!1 und steht in den Evan-
"essen", begegnet in Gen 3,19; 43,16; Ex 2,20. Das Verb oLaxpCvELV gel ien sowohl für &yp6~ als auch für öpo~; Gen 2,5.19; 3,18; Deut 11,
15; Jes 43,20; Mt 6~28.30; 13,36.38.44; Mk 15,21. Siehe ferner Joüon,
kommt in Sach 3,7 vor und gibt das hebräische ", im Sinne von "regie- Notes philologiques, 349, zu Mt 24~16: IIJudäa is.t ein bergiges Land,
ren" wieder, aber für XpCVELV in Mt 19~28 = Lk 22~30 ist diese Bedeutung die 5pn, wohin man fl iehen muß, sind Berge, die man kennt, die Einöde.
Man könnte an die bergigen, öden Gegenden jenseits des Toten Meeres
zweifelhaft. Wohlbekannt ist der Semitismus OOÜval.., "machen, setzen 11 denken. Wo Matthäus (18~12) ht Ta 5pn sagt, da sagt Lukas (15~4) EV
oder "legen"; erfindet sich im Aramäischen im MidraschEcha 1,31 (in TT:i E:pfiw~. 'Berg l und 'Einöde ' sind synonym. Im Äthiopischen und Ara-
bischen ist dabr 'Berg ' , im Hebräischen ist 1:11n 'Einöde ' . Im Jüdisch-
der oben übersetzten Geschi chte von Jo~anan ben Zakka i ) : "... sei ne Aramäischen bedeutet N11U sowohl 'Berg ' als auch 'freies Feld ' (DaIman,
Jünger legten ihn in einen Sarg"; Kilajim 9,4, f. 32b, Zeile 45, Ara~äisch-neuhebr. Wörterb.)." Moulton-Mill igan nehmen an, daß 5po~ in
dem Papyri auch den Sinn von "EinödeIl hat.
5 Einleitung 2 , 17. Gen.· Apoc. 21,13.
1 Einleitung 1 , 33f.; 2. Auf1. 17f. 6 F.H- Chase, The Syro-Latin Text of the Gospels, 44.

132 133
bestätigt, sofern es den palästinischen Dialekt betrifft, Wellhausens 'AnEXEL\I (Mk 14,41)
Aramaismus nicht. Wensinck reklamierte Gen 4,7 (F) (ed. Ginsburger,
(Siehe unten, 225.)
72, Zeile 5) als einen Fall, wo n:JI!1N im jüdisch-pa1ästinischen Aramä-
isch die Bedeutung IIvermögenli habe. G.D. Kilpatrik vermutete, daß die Aul;(i\lELV (Mt 20,28 D; Lk 22,28 0; Joh 3,30)
Parallele in Mt 7,14 die Quelle der Bezae-Variante ist. Wenn Wensincks
(Siehe unten, 173.229.)
Behauptung berechtigt ist, kann ein ursprüngliches (mehrdeutiges) ara-
mäisches n:JI!1N die Quelle der synoptischen Variante sein; andernfalls 'E8\1LX6S (Mt 5,47; 6,7)
wäre das matthäische IIfinden li ein IISyrizismus ll , d.h. eine Wiedergabe des
(Siehe unten, 176f.)
Originals im Lichte des syrischen, nicht des palästinisch-aramäischen
Sprachgebrauchs. Bedeutet d,ipwaL\I Lk 6,7, IIvermögenll? 'EHßaAAEL\I (Lk 6,22; vgl. Mt 5,11; Lk 10,35)

'AVCtaTn\lCtL (E\I T~ HpCaEL) ~ETa (Mt 12,41 = Lk 11,32) Der erste dieser Verse bei Lukas wird gewöhnlich so interpretiert:
11 ... euren Namen verächtl ich verwerfen, ihn mi t Schande als etwas Bö-
Dieser Ausdruck wurde von Wellhausen als Semitismus erkannt 1 ; er
ses ablehnen ll ; so Plummer in seinem Konmentar zur Stelle. Aber es ist
ist bezeugt im palästinischen Talmud, Schebiith 10, 9, f. 39d, 15 Zei-
sehr zweifelhaft, ob dieses Wort in seinem Kontext im Griechischen
len vom Fuße der Spalte: IIRabbi Jose disputierte mit Rabbi Jakob"
eine solche Bedeutung hat, und sein einfaches und wörtliches semiti-
(niJ R. Jose 0).' R. Jakob); Terwnoth 8, 5, f. 45c, Zelle 37. In den
sches ~quivalent hat es sicherlich nicht. Wellhausen hat gezeigt, daß
Evangel ienpassagen sind a\lCtaTii\lCtL ~ETa und EYECpEa8CtL ~ETd synonyme
es in seinem idiomatischen Gebrauch genau dem hebräischen N')~1i1 ent-
Begri ffe. I n der aramäi schen Wendung gi bt es ni chts, das E\I T~ xpCaEL
spricht: lIausbringen ll , "bekanntmachen" , "öffentl ich verbreiten"1: dem
entspräche, und es ist wahrscheinlich, daß diese Wörter einen rein
lukanischen Vers ähnlich ist Deut 22,14.19: " ... und einen bösen Namen
griechischen Zusatz darstellen, l!~ eine sonst fremde Spracheigentüm-
gegen sie ausbringt, öffentlich verbreitet"; wir können ferner Num 13,
lichkeit verständlich zu machen. Bemerkenswert ist, daß sie im Kodex
32; 14,36.37 vergleichen und im palästinischen T~lmud, Kethub. 4, 2,
Bezae in Lk 11,31 ausgelassen sind, der folglich die aramäische Wen-
f. 28b, Zeile 55.
dung bietet (Vers 32 ist in D ausgelassen}2. Joüon fügte Mt 10,21 (No-
In der Koine, und besonders in den Papyri, hat das griechische Verb
tes ph-z:lologiques, 346) und Lk 21,36 (ebd., 355) wegen seines ähn-
in seinen verschiedenen Bedeutungen den Sinn von Gewalt gänzlich ver-
lichen juristischen Sinnes von hCt\lCaTn~L und aTCt8n\lCtL ~~npoa.ßE\I hinzu.
loren; es kann z.B. "aussenden", IIwegschicken" bedeuten und· also auch
(a) Mt 10,21: lI'EnCtVCaTn~L, das heißt: die Haltung des Anklägers ein-
"scheiden". In der LXX hat dieses Verb als ständiges ~quivalent für
nehmen (vgl. Apg 6,13; Ps 27,12; Hiob 16,8 und vergleiche Mt 12,41)11 3 •
N')~'i1 denselben abgeschwächten Si nn 2 , aber es findet si ch ni rgends, we-
(b) ETCt.ßiivCtL ~~npoa.ßEV ToD utoD TOD av.ßpQnou. "Das ist ein Hebraismus,
der in der Koine noch in der LXX, im Sinne von "ausbringen", "öffent-
der 'sich behaupten' bedeutet; hier heißt es praktisch: nicht unter-
lich verbreiten" eines Namens oder Rufs. In der LXX wird in Deut 22,14
1i egen, ni cht verurtei lt werden, da ja der Menschensohn kommt, um
XCtTCtIjlEPELV gebraucht und in Num 13,32 ExIjlEPELV. Der Ausdruck "machen,
zu richten. 1I Er verglich Ps 5,5: IIPrah1er werden nicht standhalten
daß ein böser Name ausgeht", ist idiomatisch semitisch: das aramäische
(1~~')n') ~7) vor deinen Augen. 11
iJ')nN wird, wie das hebräische Verb, in diesem Sinne gebraucht; Lk 6,22
wird in der Vetus Syra mit diesem idiomatischen Ausdruck wiedergegeben:
1Ein lei tun g 1, 34 ; 2. Au f 1., 17 .
2Vgl. Wensinck, Semitisms, 35. " ... und ei nen bösen Namen gegen euch ausbri ngen ~ öffent1 ich verbrei -
3 II.CtpCtÖCÖW~L hier (Mt 10,21) und in 10,19 ist zu verstehen als ten". Im jüdisch-palästinischen Aramäisch, im Jerusalemer Talmud zu
dem .~Ichter a~slie:ern im Blick auf eine Verurteilung", und .ftCt\lclT6w
empfangt von hier einen weiten kausativen Sinn: es heißt nicht "sterben
mac hen" , auc hnl' c h t " zum Tode ve ru rte i I en", sonde rn du rch se i ne Ank lage 1. Evangel ium Lukae, z.St.
"zum Tode verurtei len lassen", "zu Tode bringen lassen ll . 2 In den Evangel ien sind zu vergleichen: Mt 12,35; 13,52; Joh 10,4.

134 135
Gen 34,30 (wo im Hebräischen eine andere Wendung vorliegt), finden die Nacht, der jüdischen Rechnung entsprechend, zu dem Tag gehören,
wi r den Ausdruck: 11... um über mi ch ei n übles Gerücht zu verbrei ten den sie einleiten.
(Npn)'.)?)II; dasselbe Targum gibt Num 13,32 ebenso wieder: 11 • • • sie ver- Dieses Wort ist selten im Griechischen, aber in den zwei oder drei
breiteten ein übles Gerücht ll ; vgl. ferner Targum Spr 10,18 und in der Fällen, in denen es sich im Profangriechischen findet, wird es immer
palästinisch-syrischen übersetzung Lk 6~22 selbst. für di e wi rkl i che Morgendämmerung gebraucht 1. Im ki rchl i chen Gri echi sch
In Mk 1,28, Lk 7,17 entspricht E~nA.\}EV der einfachen Form dieses hat es den für die beiden Evangelienpassagen behaupteten Sinn: aus
Verbs im Sinne von IIhinausgehen ll und also auch lIüberallhin verbreitet einer PrUfung des Gebrauchs dieses Verbs in den Apostolischen Konsti-
werden ll . Im Aramäischen findet sich ein Beispiel in Vajjik:t>a rabb~ 27: tutionen, der Didaskalia und bei Epiphanius schloß F.C. Burkitt, daß
" ... und solltest du uns besiegen, so würde dein Name hinausgehen, wir hier lIein echtes Beispiel jenes 'jüdischen Griechisch' (haben),
überallhin verbreitet werden (p.,n.l), in alle Welt 11 • Der syrische Aus:- das die Entdeckungen der ägyptischen Papyri auf solch einen beschränk-
druck N~"U pn.l entspricht genau dem markinischen E~nA.\}E ... n a~on ten Umfang reduziert haben" 2 •

(1,28); vgl. Doatrine of Addai, ed. Phillips, ~, Zeile 6. Ein jüdischer Leser von Mt 28,1 würde T~ ERL~WOHOUO~ sicherlich als
Ein zweiter idiomatischer Gebrauch dieses Verbs wird in Lk 10~35, das "Heraufziehen" des ersten Wochentages am späten Abend des Sabbats
ExßaAwv 600 6nvapLa, angenommen; sowohl das hebräische als auch das verstehen: dasselbe gilt für Lk 23,54; es war am Abend des Rüsttages,
aramäische Wort entsprechen 6anaveiv: "ausgebenll; so z.B. in 2. Kön 12, als der Sabbat heraufzog, daß Jesus bestattet wurde. Im Petrusevan-
11: "Und sie gaben das Geld ... und sie zahLten es aus an die Zimmer- gelium 2 bekommt Pilatus von Herodes die Zusicherung, daß die Bestat-
leute und die Bauarbeiter ... " Das aramäische Verb findet sich in die- tung Jesu durchgeführt worden sei, wenn auch Pi 1 atus ni cht verl angt
sem Sinne im palästinischen Talmud, in Gittin 5, 3, f. 46d, Zeile 27: hatte (auf Ersuchen des Joseph von Arimathia hin), daß ihm der Leib
" ... vier Denare zahlte er aus (p"nN)". Die palästinisch-syrische geschickt werde, IIda m~n ja sah, daß es der Sabbat war, der heraufzog
übersetzung gibt so aR06L6ovaL in Mt 5~26 wieder. (End Hat oaßßaTOV EltLq)(JiO~EL), denn es steht geschri eben im Gesetz:
Laßt die Sonne nicht untergehen über einen Erschlagenen" . liDer genaue
Augenb 1 i ck des Tages, an dem er (Petrus) vermut 1 ich di e Unterha ltung
(Siehe unten, 240f.) zwischen Pilatus und Herodes hinsichtlich der Bestattung angesetzt
haben mag, der Augenblick, auf den die Unterhaltung hindeutet, kann
nur der Sonnenuntergang sein: 'daß der Sabbat dämmerte', und 'daß die
(Siehe unten, 203f.) Sonne nicht über der Leiche eines Verbrechers untergehen soll', der am
Galgen hängt, sind zwei parallele, sich gegenseitig ergänzende Teile
'ERL~WOHELV (Mt 28,1; ~k 23,54)
der Argumentation ll3 .
Für Mt 28,1 und Lk 23,54 wurde ein semitischer Gebrauch dieses Verbs Wenn dies die Bedeutung dieses Verbs in Mt 28,1 ist, wie können wir
behauptet 1 : es soll in beiden Passagen die Bedeutung des hebräi schen es dann mit dem völlig eindeutigen markinischen avaTECAavTos TOÜ nACoU
"1N, aramäisch: hl.l, haben, idiomatisch gebraucht für den "Anbruch" in Ei nk1 ang bri ngen? G. F. Moore nahm an, daß di e mark i ni sche über-
des jUdi schen Tages bei Sonnenuntergang 2 oder das "Heraufzi ehen" des setzung "i n dem Verl angen entstanden sei n könnte, ei nen Ausdruck wi e
fo 1genden Tages, ei ni ge Zeit nach Sonnenuntergang, da der Abend und

1 Vgl. Moulton-Milligan, Vocabulary of the Greek New Testament.


A. Geiger, in: ZDMG 12,365; G.F. Moore, "Conjectanea Talmudica",
1 Die Entdeckung dieses Verbs in einem Papyrus bedeutet nicht notwen-
in: Journal of American Oriental Society 26, 323-329. d i gerwe i se, daß es ke i nen j Ud i sch-g riech i sehen Geb rauch dieses Wo rtes
2 Burkitt, in: JTS 14 (1913), 539, vermutete, daß i1l.l sich ursprüng- gab; in dem Papyrus ist die wirkl iche Morgendämmerung gemeint.
1 ich auf das Aufgehen des Abendsterns bezog (NiU'.l ist im Syrischen der 2 AaO., 546. .
Pl anet Venus). 3 C.H. Turner, in: JTS 14 (1913), 189.

136 137
den wi r bei Matthäus haben, kl arer oder in besserem
LTl €n\.,<pIllO'}(OUO'Q, passage, ebenso der Pa 1ästi na-Syrer. Di eser Semi ti smus kann aus der
Griechisch auszudrücken ll1 • Wir sollten verlangen, in diesem Falle LXX stanmen. Er fi ndet si ch in Apk 22,2. Sei ne Vertei 1ung inden
anzunehmen, daß Matthäus hi er von Markus unabhängi g war und di e ur- Evangelien ist wie folgt:
sprüngliche Oberlieferung heranzog, die Markus, vielleicht durch ein Mt 3,10 (= Lk 3,9) (Täufer); ?~1?-19 (= Lk 6~4.3); 13~26; Lk 8~8;

Mißverständni s, zu II verbessern ll suchte; das johannei sche O'}(oLCa!) E.\., 13~9.

Oüon!) würde auf dieselbe Oberlieferung zurückgehen wie Matthäus.


Kopßfiv (Mk ?~11.12; vgl. Mt 15~5)
Solch eine Ansicht dient dazu, die Widersprüche in den verschie-
denen Beri chten der Evange 1 i sten aufzul ösen. Di e Rei henfo 1ge der Die Wendung IILaß Korban sein, wodurch. ich dir nützlich bin ll , ist
Ereignisse dürfte dann sein: Jesus wurde am Rüsttag vor dem Passafest eine Art feierlichen Verbots, das sich Wort für Wort, wie in den Evan-
gekreuzigt, das in jenem Jahr auf einen Sabbat fiel; er wurde am spä- gelien, im Talmud findet 1 • Der Sinn ist nicht, daß solche entfremdeten
ten Nachmittag oder frühen Abend desselben Tages, vor Sonnenuntergang, . Güter oder Di enste wi rkl ich als 1I0pfer" gewei ht wurden, sondern daß
bestattet. Ei nen ganzen Tag später, nach unserer Rechnung: spät am sie zu betrachten waren, als ob sie geweiht worden wären.
Sabbat, aber früh am ersten Wochentage, d.h. nach jüdischer Rechnung: Diese Passage ist jüdischerseits von J. Levy erläutert worden, der
am späten Samstagnachmittag .oder -abend, gingen Mari a Magda lena und die entsprechenden Parallelen aus dem babylonischen Talmud, Nedar. 1,
die Jünger zum Grabe: Maria hatte gewartet, bis der Sabbat offiziell 4; 2, 2 und 3, 2 zitierte. In der letzten Passage gibt es eine enge
vorüber war, dann, am Samstagabend, machte sie sich ohne Verzug auf Parallele zu Mk 7~11:
den Weg zum Garten 2 • "Wenn Jem. mehrere Personen Feigen essen sieht (die ihm "gehören)
und sagt: Sie sollen euch ein Korban sein; darauf aber erfährt,
dass es sein Vater und seine Brüder seien (die er nicht erkannt hatte),
KapltOV lto\.,ELV ausserdem aber auch Fremde sich unter ihnen befänden: so dürfen, nach
Ansicht der Schule Schammai 's, die Verwandten die Feigen geniessen,
Ein idiomatischer Gebrauch des hebräischen i11!J)7, "machen", ist weil hinsichtl ich ihrer das Gelöbniss ein irrthüml iches war. Nach der
IIhervorbringen ll , lIerzeugenll, z.B. bei Getreide, das Mehl (Hos 8,7), Schule Hillels hingegen ist das Gelöbniss, da es Zum Teil ungiltig
ist, überhaupt ungiltig. Wenn Jem. dagegen ausdrücklich seinen Ver-
bei einem Weinberg, der Trauben (Jes 5,2.4.10) und bei einem Baum, wandten~ seinem Vater u.s.w.~ ein solches Gelübde auferlegt: es sei
der Früchte hervorbri ngt; di e LXX gi bt den hebräi schen Ausdruck euch ein Korban u. s. w. ~ so dürfen sie von dem Seinigen nichts ge-
niessen. Das ist der Sinn einer St·. im N. T., woselbst auf die hier
"Frucht machen" entweder wörtlich mit }(apltov ltO\.,ELV (Gen 1,11.12; besprochene rabbinische Satzung Bezug genommen wird" 2 •

2. Kön 19,30; Jer 12,2; 17 ,8; Ez 17,23) oder durch das idiomatischere
HapltOV <pEPE\.,V (Hos 9,16) wieder. Dieselbe Spracheigentümlichkeit, Ma~lllvä!) (Mt 6~24; Lk 16~9.11.13)
"Frucht machen", im Sinne von Frucht hervorbringen oder erzeugen,
Dieses Wort ist in den Targumim und im babylonischen Talmud
findet sich im Aramäischen, vielleicht in Nachahmung des Hebrä-
(Berach. 61b) im Sinne von IIGewinn ll , "Geld ll bezeugt. Es ist im
ischen: das Targum hat ~'')!l 1:J)7 in Gen 1,11.12; Jer 17,8; die
palästinischen Pentateuchtargum zu Gen 34,23 (C) zu fi nden: als
Jerusalemer Targumim haben denselben Ausdruck in der Genesis-
Wiedergabe des hebräischen Wortes i1.:Jj71.l, IIVi eh ll , dem IIRei chtum ll
des hebrä i sehen Bauern. Es fi ndet sich häufig im palästinischen
1 AaO., 328. 2 Mk 14,12 (und abhängige
Parallelen) ist eine bekannte crux Es ist sehr wahrscheinlich, daß
Til ltPWTQ TWV ar,:u~lllv ein Mißverständnis des Aramäischen für "am Tage
vor dem Fest der ungesäuerten Brote (dem Passafest) ist ll ; d.h. dem 1 J. Lightfoot, Horae Hebraicae I I, 227.
Rüsttag. Kein Jude würde das Passafest am ersten Tage des Festes vor- 2 Anders als in der Originalfassung dieses Buches, in der sein
bereiten! Das Ende von Mk 14,12 liefert eineweitere Bestätigung dafür, Verfasser dieses Zitat "frei paraphrasiert" hat, entspricht der hier
daß dies der ursprüngliche Text war: das Petrusevangelium 2 bewahrte . gebotene Wortlaut der ursprüngl ichen Fassung in: J. Levy, Chaldäisches
die richtige Uberl ieferung: ltpO \.I\.,fi!) LWV ar,:u\.Illlv; vgl. Allen, Mark Wörterbuch über die Targumim und einen grossen Theil des rabbinischen
(Oxford Church Commentary), 170f.; Chwolson, Das letzte Passamahl, Sehr i ftthums, unveränderter Neudruck nach. der dr i t ten Ausgabe, 1959,
1908, 133f. Vgl. ferner G.R. Driver, in: JTS 16 (1915), 327ff. I I, 386 (der Ubersetzer).

138 139
Talmud, z. B. Nazir 5, 4, f. 54b, Zeile 12; Sanhedrin 8, 8, f. 26c, und dies könnte stimmen. Vgl. z.B. V. Taylor, Corronentary on Mark,
Zeilen 20.21 1 • z.St.: Beispiele sind 1. Kön 12,31; 2. Chron 2,18. Aber dieser Sprach-
gebrauch kann auch auf aramäischen Einfluß (oder auf eine aramäische
MwpaCVEO~aL. (Mt 5,13 Lk 14,34) Que 11 e) zurückgeführt werden: das entsprechende syri sche Verb wi rd
(Siehe unten, 166f.) idiomatisch in diesem Sinne gebraucht (siehe P. Sm. Col. 2766). Vgl.
Targum 1. Kön 12,31 und Levy, ChaLd. Wörterb., S.v. 1~Y.
'OCjlECAnlla, oCjlECAEL.V (Mt 6,12 = Lk 11,4; vgl. OCjlEL.AETnS;, Lk 13,4)

Es ist längst erkannt worden, daß dieses Wort im Vaterunser dem LuvaACSEO~aL. (Apg 1,4)
aramäischen Knn, "Schuld" oder "Sünde", entspricht 2 ; OCjlEL.Aihns; in Lk Der ausführlichen Besprechung dieses sehr seltenen Wortes durch
13,4 ist das Äquivalent von N~')n, "Schuldner" oder "Sünder"; in 11,4 Wil cox 1 braucht nur weni g hi nzugefügt zu werden: di e Erklärung, daß es
hat Lukas korrekterweise CtllapTCa 3 • "Sünde" dachte man sich in Begriffen ein seltener (poetischer) bibelgriechischer Begriff ist, der "speisen"
einer Schuld; vergleichen können wir das Gleichnis vom Schalksknecht. und "schmausen" bedeutet, scheint mir den Theorien über ein aramä-
Beispiele von Worten in diesem Sinne sind alltäglich; die folgenden i sches Ori gi na 1 vorzuzi ehen zu sei n. Der Kontext, der ei n Nachauf-
sind der samaritanischen Liturgie entnommen: II, 453, f. 76, Zeile erstehungsmahl des auferstandenen Herrn mit sei nen Jüngern beschrei bt
14; I, 20, f. 28, Zeile 7; die letztere ist ein Sprichwort: (ähnlich dem, das in Lk 24,30ff. beschrieben wird), forderte einen
Jeder, der SUnder ("~'7n) aufn i mmt, besonderen Begriff dieser Art.
vergibt ihre SUnde (l~'7~~n). Auf diese Möglichkeit wurde die Aufmerksamkeit zuerst durch C.F.D.
Moule gelenkt: ineinemArtikel über "The Post-Resurrection Appearances
llapaö~ö6vaL. (Mk 4,29)
in the Light of FestivaL Pitgrimages" 2 •
(Siehe unten, 163f.)

'Y<j,w~fivaL (Joh 12,32.34, Dialog; 3,14)


llLOTLXOS; (Mk 14,3; vgl. Joh 12,3)
(Siehe unten, 223f.) Mehrere Forscher haben gezei gt, daß das syri sche Äqui va 1ent für
u<jiw~nvaL., tPP1TN, die spezielle Bedeutu~g "gekreuzigt werden" hat; in
llAnpW~nVaL. (Lk 22,16) seinem Gebrauch dieses Wortes in dies€m Sinne verrate das vierte Evan-
(Siehe unten, 230f.) gelium den Einfluß des Syrischen 3 • G. Kittel zeigte jedoch, daß das-
selbe Verb in diesem Sinne im palästinischen Aramäisch vorkommt:
llOL.EtV (Mk 3,14)
z.B. in Esr 6,11 und in den Targumim zu 1. Chr 10,10, Est I, g~13;
Der Gebrauch von ltoLELV in Mk 3,14 im Sinne von "einsetzen", wird II, 7,10 (im letzten Beispiel werden rtPT und ~?~ ohne Unterschied ge-
gewöhnlich als vom LXX-Einfluß herrührend oder als Biblizismus erklärt, braucht)4. Der johanneische Gebrauch ist daher ein Aramaismus.
Die generelleren Ergebnisse dieses Kapitels können so zusammen-
Zu J.lallwv(is; vgl. ferner A.M. Honeyman, "The Etymology of Manmon"
1
gefaßt werden:
in: Archivum Linguisticum Bd. 4, Teil 1, 60ff.
2 J.T. Marshall , in: Expositor, Sero IV, 3, 124.281. 1. Insoweit die Verteilung von Semitismen beobachtet werden konnte,
3 Vgl. Gen 4,23 (~111, P-J), 18,23 (~')I1, P-J). Vgl. ferner, JoUon,
bestäti gt sie den aus ähn 1 i chen Anzei chen in früheren Kapi te 1 n gezogenen
liLa picheresse de Galil.e et la parabole des deux d.biteurs", in: Rev.
de science rel., 29 (1939), 616. Unten, 194. Ein Beispiel fUr CtllapTnJ.la Schluß, daß den Jesusworten aramäische überlieferung zugrunde liegt.
in einem anderen Sinne von ~'11 findet sich in. Mk 3,29. Es entspricht
wahrscheinlich N~PI1, condemnatio. Das Pael bedeutet "fUr schuldig er-
klären" und das Substantiv den Status des Verurteiltseins, "Schuld"; 1AaO., 106f. 2 NTSt 4 (1957/58), 60, Anm. 4.
das syrische N~'71n hat dieselbe Bedeutung und ent~pricht xaTaXpLlla, 3 E. Hirsch, Studien zum vierten Evangel ium, 1936, 51.
xaTaöCxn. Vgl. J.T. Marshall, in: Expositor, ·Ser. IV, 3, 282f.; W.C. 4 In: ZNW 35 (1936), 282f. Vgl. ferner, Bulletin of John Rylands
Allen, Oxford Church Conmentary on Mark, z.St. Library, Bd. 45, 315ff. und unten, 329.

140 141
~
~

-l"

2. Es ist zweifelhaft, ob der Beweis umfassend oder eindrücklich


genug ist, um den Schluß zu erlauben, daß es aramäische Quellen außer-
halb der Logien gibt. Manche mögen bereit sein, diesen Schluß zu zie-
hen, besonders aufgrund des Nachwei ses von Aramai smen bei Markus und TEl L III
des Wiederauftretens von Aramaismen in direkter Rede oder im Dialog. SEM I T I S eHE P 0 ET I S CHE F 0 RM
3. In beiden Fällen, bei der Logien- und bei der Erzähltradition,
ist das Ergebnis in bezug auf die Natur der wahrscheinlichen Quellen, A. DAS FORMALE ELEMENT SEMITISCHER POESIE
ob schriftlich oder mündlich, negativ. Die aramäische Logientradition IN DEN EVANGELIEN
kann entweder durch eine schriftliche Logiensammlung in aramäisch oder
1. Parallelismus der Zeilen und Satzteile
in Obersetzungsgriechisch oder durch eine fixierte mündliche überlie-
ferung vermittelt worden sein; und die Bedeutung der letzteren unter In sei nem Buch The Poetry of our Lord hat C. F. Burney gezei gt, daß
östlichen Völkern macht sie nicht weniger wahrscheinlich als die die Worte Jesu in der Form semitischer Poesie gestaltet sind, mit cha-
erstere. Wir wissen es nicht. rakteristischen Merkmalen, wie Parallelismus der Zeilen und Satzteile,
4. Die Bezae-Unziale ist häufiger und konsequenter durch Semitismen rhythmischer Struktur und vielleicht sogar Reim. Parallelismus und
gefärbt als B oder N: der durch ihn vertretene Text steht dem Gri e- Rhythmus sind 1ei chter erkennbar als der Reim, dessen Erkennung fast
chischen Kleinasiens oder Palästinas des apostolischen Zeitalters näher gänzlich mutmaßlich ist. Der Parallelismus der Zeilen und Satzteile
als dem der vatikanischen oder byzantinischen Rezensionen. kann leicht entdeckt und untersucht werden, auch an der Obersetzung.
Burney bemerkte vier Arten des Parallelismus in den Evangelier)1:
ZUSÄTZLICHE ANMERKUNG (1) den synonymen, in dem "eine Obereinstimmung der Gedanken (besteht)
Verwechslung von ~~~ und ~~~ zwi schen den bei den Zei 1en ei nes Vers paares , deren zwei te Zei 1e
Torrey hat die Aufmerksamkeit auf mehrere Beispiele in den Evan- den Sinn der ersten verstärkt und, als wäre sie ein Echo, in äquiva-
gelien gelenkt, von denen er behauptete, in ihnen sei ~,~, "er wurde", lenten, obwohl verschiedenen Begriffen" wiedergibt; (2) den antithe-
"er war", mit dem Pronomen ~,~ in seinem Gebrauch als Kopula, "ist", tischen, einen "Gegensatz der Begriffe der zweiten Zeile zu denen der
"war", verwechselt worden 1 . In Joh 14,22 (WH) z.B. gebe TC YEyove;v ersten"; (3) den synthetischen oder konstruktiven, in dem lider Gedanke
ön ... 1 ~~~ NlJ wieder: "Wie ist es, daß ... ", als wenn es 1 ~,~ ~lJ der zweiten Zeile den der ersten ergänzt und vervollständigt"~ (4) den
T-:
gewesen wäre. In diesem Falle muß jedoch bemerkt werden, daß das grie- klimaktischen, in dem die dritte Zeile kein genaues Echo der bei-
chische yEyOV(J. in der Koine praktisch zum Synonym für e:l.llC geworden den voraufgehenden ist, "sondern ein Mehr hinzufügt, das den Sinn des
war, so daß dieser Vers des Johannes wiedergegeben werden kann, wie er Distichons vervollständigt und sozusagen seine Klimax bildet" 2 •
dasteht: "Was ist es, daß ... " (die Wiedergabe "wie" ist zweifelhaft); Alle diese Formen des Parallelismus, die von Burney untersucht wor-
o hat TC EOTL ÖTL. den sind, sind in der Poesie Jesu und der Evangelien zu finden. Aber
Im palästinischen Talmud bedeutet die aramäische Wendung ~,~ ~lJ, sie finden sich auch, manchmal in Verbindung mit anderen charakteris-
gewöhnlich zu '~lJ kontrahiert: "Was bedeutet es?"; ein Beispiel findet tischen Merkmalen semitischer Poesie, außerhalb der Worte Jesu in
sich in Joma 3, 1, f. 40b, Zeile 20 2 • Im Lichte dieses aramäischen Nicht-Herrenworten oder im Dialog der Evangelien.
Gebrauchs können wi r Joh 14,22 viellei cht so verstehen: 11 Was bedeutet In den folgenden Beispielen habe ich, außer, wo es angegeben ist,
es, daß du dich uns offenbaren willst und nicht der Welt?" di e Obersetzung der Zürcher Bi be 1 geboten und dabei ihre Verse in

Our Translated Gospels, 115f.


1
Vgl. Vajjikra rabba 22 und Dalman, Gramm. 1 , 88; 2. Aufl.,
2 119. 1 AaO., 16.20.21.
Dalman notierte die Konstruktion mit 1 hinter ,~n. 2 Aramaie Origin, 42.
142 143
parallelen Zeilen angeordnet. Um die rhythmische Struktur dieser das unmittelbar auf Vers 7 folgte, im Gleichgewicht 1 ; dies ergibt eine
Poesie zu erläutern, habe ich die einfachsten Stichen, deren Konstruk- sehr ansprechende Umstellung. Die oben besprochenen Verse aus Markus
tion und Vokabul ar kei ne Schwieri gkei ten bi eten, ins Aramäi sche rück- und Q könnten die Fortsetzung und Vervollständigung der ursprünglichen
übersetzt. Prophezeiung gebildet haben 2 :
(7) I hr Natterngezücht, wer hat euch unterwi esen,
a) Die Worte des Täufers dass ihr dem zukünftigen Zorn entrinnen werdet
In den Worten des Täufers bei den Synoptikern bietet Mk 1,8 ein ('nN1 NTl1' 1n i',y'n;)7
klares Beispiel des antithetischen Parallelismus: (2) Tut Busse! denn das Reich der Himmel ist genaht.
Ich habe euch mit Wasser getauft 1 ; (10) Schon ist aber die Axt 3 den Bäumen an die Wurzel ('i"Y) gelegt.
er aber wird euch mit heil igem Geiste taufen. Jeder Baum nun, der nicht gute Frucht bringt,
Dem Verspaar folgen in Q (Mt 3,12 = Lk 3,17) zwei synonyme Zeilen, wird umgehauen (1i'Y) und ins Feuer geworfen.
vervollständigt durch zwei antithetische Stichen (Mt 3,12): (8) Bringet darum Frucht, die der Buße gemäß ist,
Er hat die Wurfschaufel in seiner Hand (9) und meinet nicht, bei euch selber sagen zu können:
und wird seine Tenne fegen Wir haben Abraham zum Vater.
und seinen Weizen in die Scheune sammeln; Denn ich sage euch: Gott vermag dem Abraham
die Spreu aber wird er mit unauslöschl ichem Feuer verbrennen. aus ~iesen Steinen Kind~r zu erwecken
Mk 1,7 bietet ebenfalls zwei Zeilen im synonymen Parallelismus, die, _, (tJi1'~N; N' l~ Nnj7N~ 1';i1 N' l~N 1n Ni1;N ~':J'1) .
gefolgt von zwei antithetischen Stichen in Vers 8, in dasselbe Schema Burney hat die Aufmerksamkeit auf den Parallelismus im johanne-
fallen: s s - a a: ischen Prolog gelenkt. Die letzten drei Verse sind darin dem Täufer
Nach mir kommt der, zugeschrieben und enthalten Beispiele für semitischen Parallelismus.
wel~her stärker ist als ich ('.ln ~1'n ',n~ 'mo() , In bezug auf seinen Inhalt ist es zweifelhaft, ob Vers 18 als echtes
und ich bin nicht würdig, mich zu bücken Täuferlogion betrachtet werden kann, aber es liefert ein Beispiel für
und ihm den Riemen seiner Schuhe zu lösen 2 • antithetischen Parallelismus:
Vielleicht war die Reihenfolge in der ursprünglichen Prophezeiung: Mk Niemand hat Gott jemals gesehen;
1,7.8; Mt 3,12 (= Lk 3,17): s s~ a a - s s~ a a. der einzige Sohn, der im Schosse (N~'Y) des Vaters (N~N) ist,
In der früheren Täuferperikope aus Q, Mt 3,7-10 (= Lk 3,7-9), der hat Kunde [von ihm] gebracht.
gibt es zwei synonyme Zeilen in Vers 10 und zwei antithetische In Vers 15 (30) ergibt jeder der Satzteile E\.Inpoo.l}€v llOU Y€YOVEV
Stichen in Vers 9. cI>uyE'Cv in Vers 7 ist i"Y, und pCl;Cl in Vers 10 oder npiin6!; llOU nv eine Halbzeile im antithetischen Parallelismus zu
ist 'i"Y; wenn dieses Wortspiel wirkungsvoll gewesen sein soll, dem vorhergehenden "Der nach mir kommt". Sie können verstanden werden,
muß auf Vers 7 unmittelbar Vers 10 gefolgt sein, der so einen entweder auf Jesu zei tl i chen Vorrang vor Johannes, auf sei ne Präexi stenz
passenden Hintergrund für den auf Vers 10 folgenden Vers 8 ergab. als Logos, oder auf seine Priorität an Rang und Autorität bezogen. Wenn
Vielleicht hielt Vers 8 mit seinem starken Imperativ das Täufer- sie nicht tautologisch sind, müssen wir annehmen, daß sich eine auf das
wort in Vers 2: "Tut Buße! denn das Reich der Himmel ist genaht", erste, die andere auf das zweite bezieht; die Z.B. liest: "Der nach mir
konmt, ist vor mir gewesen; denn er war als Erster vor mir."

Eig. "Ich taufe"; siehe oben, 128.


1 . 1 Wenn wir annehmen dürften, daß EXLOVWV in Vers 7 eine griechische
Die kürzere Form bei Lukas (3,16): "ich bin nicht würdig, ihm
2 Ubersetzung von P.:l'i'Y, "Skorpione", ist, würden wir ein eindrucks-
den Riemen seiner Schuhe zu lösen", lautet in einfachem rhythmischem volles Wortspiel mit r;YYLlIEV, .:l'i7, in Vers 2 erhalten.
Aramäisch: "1!It<1 t<Jt< t<11!1 t<; ~i1P111!11 t<ni"Y1. Die für \JK6orll.lCl übernom- 2 Das Wortspiel i7'Y, "·fliehen", 'i7'Y, "Wurzel", setzt sich fort in
mene Wiedergabe stammt aus dem Palästina-Syrer. t<np'1Y, "Riemen". 3 Hebr. 1T'1l (aram. t<'Tl7.l, der Ubers.).

144 145
Di ese Unterschei dung zwi schen zei tl i chem Vorrang und Pri orität an Dasselbe Schema, zwei antithetische Zeilen, gefolgt von einem
Rang kann nur im Kontext des Prologs beibehalten werden. Sie konnte abschließenden klimaktischen Stichos, kann im Bildwort vom Bräutigam
nicht von Johannes dem Täufer selbst kommen, denn Johannes hatte keine und vom Freund des Bräutigams 1 in Vers 29 entdeckt werden, wenn wir es
Theologie des präexistenten Logos und konnte kaum behaupten, daß sein ins Aramäische rückübersetzen. Um den Parallelismus zu erhalten, müs-
großer (und an Jahren jüngerer) Zeitgenosse vor ihm existiert habe. sen wir "der dasteht und ihn hört" zum Subjekt eines Satzteiles mit
Wir müssen jedoch keineswegs folgern, daß dieser Vers vom Evangelisten "(ist) der Freund des Bräutigams" als seinem Prädikat machen, wobei
Johannes stamme. Die beiden Satzteile gehen auf dieselbe aramäische der letzte Satzteil &cruvÖETw~ angefügt ist. Diesen Vers im"Aramäischen
Wendung zurück: "Er ist mir überlegen" (N,n '1l1i7) konnte auch als "Er so zu konstruieren, ist nicht nur legitim, sondern bietet die natür-
war vor mir" gelesen und interpretiert werden. Ein echtes Täuferlögion liche Reihenfolge und Bedeutung.
kann vom Evangelisten interpretiert und in seinen theologischen Prolog Wer die Braut hat, ist der Bräutigam
eingetragen worden sein. Wenn dieses Logion ursprünglich von Johannes (N,n r<)nn r<n~~ n"~1 r<,n);
dem Täufer stammte, kann es nur gelautet haben: der dasteht und ihn hört, (ist) der Freund des Bräutigams
"Der nach mir kommt ("'ln,) "nr<)1, (r<,n 1",)v,V n"~ ynv Q"r<j71 r<,n) ,
ist mir überlegen." (und) er freut sich sehr über die Stinune des Bräutigams
Weitere Spuren des Parallelismus sind in der langen Antwort des (r<.lnn1 n" ~j7) .
Täufers in 3,27-36 zu entdecken. Die direkte Rede des Täufers in den Es folgen eine einzelne Zeile und zwei antithetische Stichen; wenn wir
Versen 27.28 bi etet zwei Zei 1en im syntheti schen oder kons trukti ven sie umstellen, stellen wir den Parallelismus a a k wieder her:
Parallelismus, gefolgt von zwei anderen, die entweder als synthetisch Jener muss wachsen,
oder als antithetisch betrachten werden können: ich aber abnehmen (~~j7).
(27) Ein Mensch kann nichts nehmen, Diese meine Freude nun hat sich erfüllt (~~~).
es sei ihm denn vom Himmel gegeben. Das Wortspiel r<n~~ (vuvcpn), r<~i7 (cpwvtD, ~~j7 (E}.aTToücr·\ktL)2 und ~~~
(28) Nicht ich bin der Christus, (TtETtAnpWTaL, "ist vollendet")3 ist durch das ganze Bildwort hindurch
sondern ich bin vor ihm her gesandt. beibehalten und bestätigt die vorgeschlagene Rekonstruktion der letz-
Syntheti scher oder synonymer Parall e 1ismus kehrt wi eder inVers 35: ten drei Zeilen.
Der Vater I iebt den Sohn Dieselbe Art von Parallelismus kann auch in den Versen 31.32 wieder-
und hat alles in seine Hand gegeben. herges te 11 t werden. "Wer von oben her konmt" und "Wer vom Himme 1 her
Vers 36 enthält zwei Stichen im antithetischen Parallelismus, ge- kommt" sind Alternativwiedergaben derselben aramäischen Wendung; die
folgt von einer Zeile, die die Klimax des ganzen Verses bildet: letztere macht im ,Griechischen explizit, was in der ersten Form, in
Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben; der semitischen idiomatischen Wendung, implizit ist, wobei sie jedes
wer aber dem Sohne nicht gehorcht, wl rd das Leben nicht sehen, mögliche Mißverständnis darüber, was mit "von oben" gemeint sei, ver-
sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm. hindert. Das Aramäi sche der wörtl icheren übersetzung (~"y~n) ergi bt
ein Wortspiel mit dem Original von l-Jrdvw (",~"y). Im Aramäischen,
1 Dieser Ausdruck ist das Äquivalent von (hOAOU-\}Et:V, so daß die und nicht weniger im Griechischen oder im Deutschen, ist "wer von der
aramäischen Stichen das Oxymoron "Der mein Nachfolger ist, ist mein Erde her stammt, der stammt von der Erde her" reine Tautologie und
Vorgesetzter" enthalten kann. Im Aramäischen würden sie natürlich so
verstanden werden, und wenn dieses Logion wi rkl ich vom Täufer starrmt,
könnte die Ansicht bestätigt werden, daß Jesus seine Laufbahn als ein 1 Zu P:l1!111!1 oder "Brautführer", siehe I. Abrahams, Studies in Phari-
Jünger des Johannes begann. Aber dieser Spruch mag nicht mehr sein saism and the Gospels I I, 213. 2 Unten, 173.
als eine Alternativübersetzung oder -über1 ieferung von Mk 1,7. Siehe 3 Unten, 230f. Die Vetus Syra über~etzt es mit j7?IJ, "ist voll-
ferner: unten, 195. endet ".
146
147
hat keinen Sinn: aber wenn wir, statt ein zweites NY'N 1n (EH Tn~ yn~) Denn der, den Gott gesandt hat,
zu lesen, n"Y'N~ 1n (;"'Y'~t.l) lesen, so bedeutet dies: "wer von der redet die Worte Gottes;
Erde ist, ist ihm unterZegen"; die Ähnlichkeit der präpositionalen denn ni·cht nach [begrenztem] Mass gibt er den Geist.
Wendung im Aramäischen mit dem Original von EH Tn~ yn~ ist offensicht- Es ist möglich, daß diese zwei synthetischen Zeilen für sich stan-
1 ich der Grund für di e Feh 1übersetzung gewesen 1. So erha 1ten wi r die den und daß der klimaktische Stichos zum folgenden Vers gehört, wo er
erforderliche Parallele und den Gegensatz zu "ist über allen": ebensogut, wenn nicht besser hinpaßt:
a b Der Vater I iebt den Sohn
Wer von der Erde her stammt, ist ihm unterlegen und hat alles In seine Hand gegeben;
a (~er von unten her stammt, ist unter ihm) denn nicht nach [begrenztem] Mass gibt er den Geist.
c Die Verse 35 und 36, die die Antwort des Täufers beschließen
und redet von der Erde her.
_ wie Vers 18 am Ende des Zeugnisses des Täufers im ersten Kapitel des
a b
a Wer von oben her kommt (~"Y~t.l), ist über allen (N~'~ ",~"y), Johannesevangeliums -, würden viel besser passen, wenn sie im vierten
c Evangel i um von Jesus, statt von Johannes dem Täufer gesprochen wären.
(und) was er gesehen und gehört hat, das bezeugt er, Es könnte sein, daß diese Verse johanneische Zusätze sind, obwohl ihre
k und (aber) sein Zeugnis nimmt niemand an. poetische Struktur auf dieselbe Quelle hinweist, wie das übrige Gedicht.
Zwischen den Versen 33 und 34 mangelt es nicht nur an jedem echten Auf jeden Fall ist klar, daß das vierte Evangelium in den Logien, die
Parallelismus, sondern im Griechischen fehlt sogar ein logischer Zu- es dem Täufer zuschrei bt, ei ne gri echi sche Obersetzung ei nes aramä-
sammenhang. Vers 33, in dem das Zeugnis des Täufers über Jesus seinen ischen Gedichts oder einer Prophezeiung ist; und es ist ebenso gewiß,
Höhepunkt erreicht, "bringt weder einen aus den vorhergehenden Versen daß der vierte Evangelist die Täuferlogien nicht lediglich erdichtet
herzuleitenden Schluß, wie seine einleitenden Worte erwarten lassen, hat, wie ein Vergleich der Verse 23-28 seines ersten Kapitels 'mit ihren
noch bietet er d'ie Grundlage für die folgende Lehre, die vorgibt, sich synoptischen Parallelen zeigt. Vielleicht benutzte Johannes eine grie-
auf ihn zu stützen" 2 • Ei ne ei nfache Konjektur ste 11 t sowohl den Par- chi sche Spruchsamml ung, di e aus aramäi schen Täuferworten übersetzt
a 11 e 1ismus als auch den Zusammenhang zu dem w; eder her, was vorangeht worden war.
und was folgt: näml ich die, daß das aramäische Verb n",w, "sandte
b) Quellen im vierten Evangelium
ihn", in N''''\!J, &.An-\1fi~, verlesen worden ist. Folglich haben wir zwei
Zeilen im synthetischen oder konstruktiven Parallelismus, gefolgt von Die Hypothese von Quellen hinter dem Johannesevangelium wird gegen-
dem üblichen klimaktischen Stichos: wärtig ernsthaft von Forschern dis'kutiert, die sich wenig, wenn über-
Wer sein Zeugnis angenommen hat, haupt auf das Aramäische berufen. In seinem Buch Ego Eimi, veröffent-
der hat bestätigt (,~), daß Gott ihn sandte. licht 1939 1 , kam E. Schweizer zu dem Schluß (nur als wohl begründete
Arbeitshypothese, nicht als definitives Ergebnis beschrieben), daß das
1 Zu dieser Wendung im Aramäischen vgl. Jerusalemer Targum I Gen vierte Evangelium keine völlig freie Schöpfung, sondern aufgrund einer
27,28; im Jerusalemer Targum 11 zu Gen 40,23 ist "die Gnade, die' von
unten ist (Y";1 N1on)", d.h. menschl iche Gnade, lider Gnade, die von Oberlieferung geschrieben worden sei, die schon eine schriftliche Form
oben ist (;"Y;1 N1on)", göttlicher Gnade, gegenübergestellt. angenommen hatte; denkbar sei auch, daß der Evangel i st zwei verschie-
20 ur Translated Gospels, 145. Torrey vermutete als Original:
"wer sein Zeugnis angenommen hat, bezeugt, daß er 7iK1.h:rohaft göttlich dene Quellen benutzt habe, eine Erzählquelle und eine Spruchsammlung.
ist" (.,nlnnN (N)n;N Nn\!J1P): wenn Nn;N statt n;N gelesen würde, sei un- Das Evangelium als Ganzes trage jedoch den Stempel des Geistes und
ser griechischer Text das Ergebnis. Aber wie könnte &.An.efi~ aus einem
aramäischen Adverb entstehen? Und wo finden wir n;N, "göttlich", im
palästinischen Aramäisch bezeugt7 Torreys Konjektur könnte nur "daß er
wahrhaftig ein Gott ist" bedeuten, und es ist zweifelhaft, ob ein Jude 1 Ego Eimi ein Be,itrag zur Quellenfrage des vierten Evange-
oder ein Christ jemals solch eine Aussage gemacht haben könnte. I iums, 1939.

148 149
Stils eines einzigen Autors, und dies mache es schwierig, irgendwelche Es war Streeter, der, um die johanneischen Reden zu bezeichnen, den
früheren Quellen herauszuanalysieren 1 • Ausdruck "interpretative Umformungen" prägte. Ein inspiriertes "Tar-
Diese vorläufigen und vorsichtigen Feststellungen sind in einer gumisieren" einer aramäischen Spruchüberlieferung, früh in eine grie-
weni ger behutsamen Sprache und von autor; tat; verer Se; te her ; n dem chische Fonn gebracht, ist die wahrscheinlichste Erklärung für die
neuen Kommentar zum vierten Ev.angelium von R. Bultmann 2 bestätigt johannei schen Reden, aber indem Fa 11 e war es kei n charakteri sti sch
worden. Bultmann unterschied eine RedenqueZZe (RQ) und eine erzählende anderer 1i terari scher PrQzeß als der, der uns di e synopti schen verba-
SemeiaquelZe (SQ, eine Sammlung von Wundergeschichten) , und "die ur- Christi schenkte. I n bezug auf das Ausmaß di es es Prozesses der "Um-
sprüngl i che Sprache der RQ ist entweder Aramäi sch oder Syri sch gewesen, formung" müssen wi r di e Ergebni sse weiterer Untersuchungen abwarten,
wie gelegentliche Unklarheiten zeigen, die am besten durch fehlerhafte aber im Lichte neuerer Arbeiten scheint es ein sich allmählich ver-
übertragung ins Griechische zu erklären sind" 3 • kleinerndes Gebiet zu werden: der rabbinische Charakter der Reden und
Dieses letzte Ergebnis ist eine eindringliche Bestätigung von Fol- ihre vorherrschend poeti sche Fonn schrecken gewi ß ni cht ab von der
gerungen, zu denen Forscher gekommen sind, die am aramäischen Hinter- überzeugung, daß viel mehr verba ipsissima Jesu im vierten Evangelium
grund dieses Evangeliums interessiert waren. Nur wenige waren bereit, erhalten sind - mit dem Apostel Johannes als inspfriertem "Autor" -
C.F. Burneys Theorie eines aramäischen Originals für das ganze Johan- als wir während vieler Jahre für möglich zu halten gewagt haben.
nesevangelium zu akzeptieren, aber eine neuere Prüfung der Verteilung
c) Die lukanischen Hymnen 1
von Burneys Aramäischelement durch T.W. Manson führte 'zu einem Ergeb-
Das Magnifikat
nis, das der Analyse von Bultmann und Schweizer parallelläuft: eine
erzäh 1ende Quelle mit Berührungspunkten zu den Synopti kern, inder Lk 1,46.47, wie der Text dasteht, ist ein Distichon mit synonymen
spezifisch aramäisches Kolorit fehle, könne yon einer Spruchquelle Satzteil en:
unterschieden werden, die durch einen aramaisierenden Stil und andere Meine Seele erheb~ (N'~'D) den Herrn,
Quellenphänomene charakterisiert sei 4 • und mein Geist frohlockt über Gott, meinen Heiland.
Wenn Bultmann mit seiner Analyse recht hat, deckt die RedenqueZZe Das aramäische Verb im ersten Satzteil wird durch lJEY<l)'u (Nn~,~,) in
(eine johanneische Q) einen großen Teil des Redenstoffes ab (die in Vers 49a aufgenommen, und dieses Wortspiel läßt darauf schließen, daß
Frage kommenden Passagen sind von Easton ausführlich beschrieben wor- dieser Vers im Original näher auf Vers 46b folgte. Vielleicht stand
den). Sie wird eingeleitet durch eine Gruppe von Täuferlogien, wie in Vers 49a unmittelbar hinter Vers 46b; mit den Versen 46b.49a.47.48a
der synoptischen Q, in der sich dasselbe Quellenmaterial findet. Die erhalten wir dann zwei Distichen im synonymen Parallelismus:
Schwierigkeit (wie in der anderen Q) wird wahrscheinl ich die Abgrenzung Meine Seele erhebt den Herrn (N~~7 7~gJ N'~'~),
der Quelle sein, was durch die Einheitlichkeit des johanneischen Stils denn Grosses hat mir der Mächtige* getan (Nn~,~, 77 72»7);
und das Fehlen einer "Doppeltradition" noch erschwert wird s . Aber es und mein Geist frohlockt (7n11 n 77n) über Gott, meinen Heiland,
ist ein bedeutsames Ergebnis, daß es möglich ist, überhaupt über eine denn er hat hingesehen auf die Niedrigkeit seiner Magd.
johanneische Q zu sprechen. Der beste Beweis dafür. daß ein solches Schema von genau parallelen
Stichen ursprünglich in den ersten fünf Versen vorlag, ist der genaue
AaO., 10lf.
1 1, Neuere Untersuchungen entha I ten: N. Turner, "The Re la t ion of Luke i
Das Evangel ium des Johannes, 1952, 4, Anm. 5, 559f.
2 and ii toHebraicSources and totheRestofLuke-Acts", NTS 2 (1955/56),
3 B.S. Easton, in einem wertvollen Rezensionsartikel , in: JBL 65 100ff.; P. Winter, "The Birth and Infancy Stories of the Third Gospel ",
(1945), 80. NTS 1 (1954/55), lllff.; R.A. Martin, "Syntactical Evidence of Aramaic
4 Bulletin of the John Rylands Library 30, 2.13f. Sources in Acts i-XV", NTS 10 (1964/65), 38ff.
5 Der Egerton-Papyrus kann uns Vergleichsmaterial liefern" jedoch * Dürfte das vom Verf. ausge I assene 0 öuuuT6s; mi t N":l, "der Schöpfer",
fragmentarisch; vg1. Bell and Skeat, Fragment of an Unknown Gospel, wiedergegeben werden, so setzte sich das Wortspiel fort: " ,:lY Nn:l':l''l
361 und Revue bibI ique 54 (Jul i 1947), 442. N'1:l (der Ubersetzer). .

150 151
Parallelismus der Zeilen im Rest des Hymnus: zwei synonyme Stichen, Von Vers 76 bis zum Ende ist der Parallelismus der Stichen und
gefolgt von zwei Distichen im antithetischen Parallelismus. Satzteile ohne Schwierigkeiten im Griechischen:
Er hat Macht geübt mit seinem Arm (n 7 »11J); (76) Aber auch du, Kindlein,
er hat zerstreut (iJ'T; vgl. Targum Jes 51,20) die hochmütig sind wirst ein Prophet des Höchsten genannt werden;
in ihres Herzens Sinn (71n 7 J; 7n 7 Y1nJ). denn du wirst vor dem Herrn her gehen,
Er ha~ Gewaltige von den Thronen gestossen seine Wege zu b~reiten,

und Niedrige erhöht. (]7) um Erkenntn i s des He i I s zu geben s"e i nem Vo I k


Hungrige hat er mit Gütern erfüllt in Vergebung ihrer Sünden,
und Reiche leer hinweggeschickt 1 • (78) wegen der mitleidsvollen Barmherzigkeit unsres Gottes,
Die letzten beiden Distichen sind im synthetischen Parallelismus kon- womit auf uns strahlen wird der Aufgang aus der Höhe,
struiert, mit synonymen Satzteilen: (79) zu leuchten denen, die in Finsternis und Todesschatten sitzen,
Er hat sich Israels, seines Knechtes, angenommen, zu leiten unsre Füsse auf den Weg des Friedens.
zu gedenken der Barmherzigkeit,
Das Nunc Dimittis und die Prophe2eiung Simeons
wie er geredet hat zu unsern Vätern, gegenüber Abraham
und seiner Nachkommenschaft in Ewigkeit. Der Indikativ Präsens <l1toAiJEL!; in Lk 2,29 könnte ein aramäisches
Partizip ("11!]) wiedergeben, das vielleicht als Imperativ gelesen wer-
Der Benediktus
den sollte; zu "'I!] in diesem Sinne vgl. Mt 15,23 im Palästina-Syrer.
Eine Vetus Syra-Variante zu Lk 1,71 ergibt einen vollständigen Sti- Die altsyrische übersetzung ergibt einen ausgewogeneren Parallelismus
chos, der mit Vers 69 einen synonymen Parallelismus jbildet; statt aWTn- der Satzteile in Vers 29 als das Griechische,aber es setzt keine
P Cav 1 autet sie: "und er hat uns erbeutet zum Hei 1 aus der Hand unserer Varianten voraus:
Feinde ll . Wenn dieseVetusSyra-Lesart ursprünglich ist, erhalten wir in Hinfort entläßt du ihn, mein Herr, in Frieden,
den Versen 68, 69 und 71 drei Distichen mit parallelen Satzteilen, die deinen Knecht, so wie du verheißen hast.
beiden letzten Zweizeiler im synonymen Parallelismus: Zu der Vetus Syra-Variante IIdei ne Barmherzigkeit ll , statt TO aWTnpL6v
(68) Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels; aou, in Vers 3D, siehe unten, 248.
denn er hat sich seines Volkes angenommen und ihm Erlösung bereitet (29) Herr, nun laß deinen Knecht in Frieden scheiden,
(69) und er hat uns aufgerichtet ein Horn des Heils nach deiner Verheißungj
in dem Hause Davids, seines Knechtes*; (30) denn meine Augen haben dein Heil gesehen,
(71) und er hat uns erbeutet zum Heil (7 77 n; 7"1Y~1) (31) das du im AngesichtallerVölker bereitet hast,
aus den Händen (",,~) unserer Feinde. (32) ein Licht zur Erleuchtung der Heiden
und zur Verherrl ichung deines Volkes Israel.
1 Die
Varianten lIarmll und "hungrig" können auf ein allgemeines
,.,,"on, "bedürftig", zurückgehen, das mit ''''''ny, "reich", ein Wort- In der Prophezeiung Simeons, die dem Nunc Dimittis folgt, gibt
spiel ergibt. Die Wendung limit Gütern erfüllenIl erscheint sowohl im es einen Parallelismus sehr rudimentärer Natur. Diese Verse gehören
Hebräischen als auch im Targum zu Ps 107,9: eine Antithese im zweiten
Halbstichos wäre v'n,t<, IIwegschickenll, besonders im moral ischen Sinne: zu den schwierigsten in der griechischen Bibel; es ist praktisch
IIverwerfen"; dieses Verb kann auch die Einfügung von XE:VOU!; erk I ären, unmöglich, eine logische Gedankenverbindung zu finden, die durch
denn es ergibt ein Wortspiel mit p"t<, IIleeren ll ; bei Unterdrückung der
Kehllaute würden die Wörter in der Aussprache identisch sein. Das Verb den Abschnitt hindurchführt. Wie, zum Beispiel, sollen wir den
UI!J, "verachten", der Vetus Syra, das schwerlich von 11;1!J herzuleiten ersten mit dem zweiten Teil von Lk 2,35 verbinden? Es muß daher,
ist (so Burkitt, Evangelion da-Mepharreshe, z.St.), ist ebenfalls eine
Wiedergabe von v"I1,t<; vgl. das Targum zu Hi 30,10: "sie verachten so nehme ich an, einen entscheidenden Fehler gegeben haben bei
mich". * Vers 70 wurde intentionsgemäß ausgelassen (der Ubers.). der gri echi schen Wi edergabe der ursprüngl ich aramäi schen (oder

152 153
hebräischen) Prophezeiung, und aus diesem Grunde allein mag eine mut- übrig bleibt die Schwierigkeit mit aUT'iis;; Lukas denkt offenbar an
maßliche Wiederherstellung gerechtfertigt sein. Maria. Aber kann dies nicht von einem Mißverstehen der oben erwähnten
Dem Gedanken von Vers 34a liegen wahrscheinlich die beiden Jesaja- Sprachei gentüml ichkeit herrühren? Und ist OOU aUTns; -rnv q,uxnv nicht
texte über den Stein des Anstoßes und den kostbaren Eckstein zugrunde eine Wiedergabe des reflexiven NI!J.!lJ (oben, 76), oder des Gebrauchs
(Jes 8,14; 28,16; vgl. Röm 9,33; Mt 11.,6; 1. Kor 1,23): dem xELml.. kann dieses Wortes als emphatisches Personalpronomen? Vgl. Jes 43,4 (von
die (klassische) Bedeutung "ist bestimmt" gegeben werden. Wir können Israel): " ... gebe ich Länder für dich hin und Völker für dein Leben
dann übersetzen: "Siehe, dieses (Kind) ist bestimmt zum Fall und zum (11!J!l.l)".
Aufstehen vieler in Israel." "Dieses Kind ist berufen zu einer Sendung, Der Schlußvers, "damit au~ vielen Herzen die Gedanken offenbar wer-
die für viele in Israel ein Fallen und für viele ein Aufstehen bewirken den", ergibt keine Parallele zu irgendetwas, das ihm voraufgeht. Sie
wird." (Creed, The Gospel according to St. Luke, z.St.) ergibt sich jedoch aus einer abweichenden Lesart, diE! aus ,Ephrems
Das Wort "Zeichen" ist in einem bekannten bibl ischen Sinne gebraucht Kommentar zum Diatessaron übernommen ist 1 : "damit die Gedanken vieler
(vgl. z. B. Lk 11., 29): aber Jesus wi rd zu ei nem on\JELOV werden, das zu entzweit werden". Wir können das Jesuswort Mt 10.,34 vergleichen, in
einem Gegenstand des Streites werden wird, ctVTl..Acy6\Jcvov (das Partizip der Form, in der es in der Vetus Syra begegnet:
kann futurische Bedeutung haben; siehe oben, 131). Ich bin nicht gekommen, Frieden auf die Erde zu bringen,
Diese ersten beiden Zeilen ergeben ganz natürlich ein Distichon im sondern Entzweiung der Gedanken und ein Schwert.
synthetischen Parallelismus: Auf diese Weise erhalten wir die folgenden parallelen Distichen:
(a) Siehe, dieses (Kind) ist bestimmt (a) Siehe, dieses (Kind) ist bestimmt
zum Fal I und zum Aufstehen vieler in Israel zum Fall und zum Aufstehen vieler in Israel
(b) und zu einem Zeichen, (b) und zu einem Zeichen,
dem widersprochen wird. dem widersprochen wird:
Im folgenden Vers würden wir ein weiteres Distichon erwarten, par- (a) Durch dich selbst, (0 Israel),
wird das Schwert hindurchgehen,
allel zu a-b. Dies können wir erzielen, wenn wir oou aUT'iis; TnV q,uxnv (b) damit aus vielen Herzen
nicht auf Maria, sondern auf Israel beziehen. Sofern es die semitische die Gedanken offenbar werden
(damit die Gedanken vieler entzweit werden?).
Spracheigentüml i chkeit betrifft, abgesehen von dem Geschl echt von
atnfis;, gibt es keine Schwierigkeit, dies zu tun: plötzlicher Wechsel Zusätzliche Anmerkung zur Originalsprache der lukanischen Hymnen
der Person ist eine bekannte Spracheigentümlichkeit in der semitischen
Poesie 1 • So z.B. Dtn 32,15: Man scheint die Wahl zu haben zwischen einer Theorie hebräischer
oder aramäischer Quellen, von Lukas entweder übersetzt oder in grie-
Fett ward Jeschurun und schlug aus
- fett wurdest du, dick und feist -, chi schen übersetzungen vorgefunden, oder ei ner ei nfachen 1ukani schen
und es 1 iess den Gott fahren, deresgemacht, übersetzung in semitischem Griechisch, das viel, wenn nicht alles,
und (es) verwarf den Fels seines Heils.
der LXX verdankt. Daß Lukas eine ausgezeichnete "Nachahmung des Sep-
Di e Que 11 e von xat. oou aUTns; Tr;V q,uxnv Öl..EACUOETal.. pOllCPaCa ist
tuaginta-Griechisch ll2 schreiben konnte, und daß die lukanischen Hymnen
ziemlich sicher auf Ez 14,17 zurückzuführen (LXX: pOlllpaCa Ol..EA.(}(hw
offensichtlich der LXX verpflichtet sind, scheint die zweite Hypothese
Ol..a Tns; Y'iis;), wo auf Israel Bezug genommen wird. Derselbe Vers hat
zu begünstigen. Andererseits fällt es schwer zu glauben, daß ein grie-
auch Orac. Sib. 3, 316 inspiriert: pOllCPaCa yap Ol..EAEUOETal.. Ol..a \JEOOV
OELO (Ägypten)2. chi scher Schriftste 11 er, der di e rhythmi sche a tti sche Prosa der Vor-
rede und das idiomatische und ganz unsemitische hellenistische Grie-
chisch der zweiten Hälfte der Apostelgeschichte komponieren konnte, in
Ges.-Kautzsch, Gramm., § 144 p.
1
1 Burkitt, Evangelion da-Mepharreshe ", 190; J. RendeI Harris,
Vgl. J. Geffken, Orac. Sib. (Grieeh.-ehristl iehe Schriftstel ler
2
Ephrem, 34.
der ersten drei Jahrhunderte), 64.
2 Vgl. C.H. Dodd, in: Journal of Roman Studies 37 (1947), 47-54.

154
155
"
..

gewisse Teile seineszweibändigenWerkes pasticcio Bibelgriechisch auf- Zahn entdeckte in diesen Versen eine Erfüllung von Jes 61,1: EÜ-
genommen habe, außer aus Gründen, wie sie die Quellenhypothese liefert; ayye:ALcracr-3aL TOLS; nTWXo'Cs;: di es ist di e gute Nachri cht für di e
und es gibt keinen Zweifel, daß Lukas anderswo von Quellen abhängig ist. IArmen" 1 •
Diese beiden Ansichten müssen nicht unvereinbar sein; die LXX könnte Es ist üblich anzunehmen, daß die zweite matthäische Seligpreisung
die einzige "Hilfe" gewesen sein, die der (die) griechische(n) Ober- eine gemilderte Form der dritten lukanischen sei. Doch ebensogut könn-
setzer-Autor(en) für seine (ihre) Obersetzungsarbeit hatte(n). ten wir zwei getrennte aber synonyme parallele Distichen einer vier-
Eine Entscheidung zwischen Hebräisch und Aramäisch zu treffen, ist zei 1 i gen Strophe vor uns haben, deren ei ne Häl fte bei Ma tthäus, deren
schwierig; doch scheint jetzt Neigung zu bestehen, das erstere anzu- andere bei Lukas erhalten geblieben ist:
nehmen. Sofern es die Parallelen betrifft, scheint die übersetzung von SeI ig sind die Trauernden;
Hymnen, entweder in hebräi sch oder in aramäi sch, in 1etzterem beson- denn sie werden getröstet werden.
ders bei vorgeschri ebenen Stücken für Feste, auf ei ne sehr frühe Zeit SeI ig seid ihr (sind die), die jetzt weinen;
zurückzugehen. Vgl. ferner Anhang D: "Die aramäische 1 iturgische Poesie denn ihr werdet (sie werden) lachen.
der Juden", 305-309. (Da Lukas die ursprünglichere Form von Q bewahrt hat und da diese
Worte sowohl bei Matthäus als auch bei Lukas an die Jünger adressiert
d) Die Makarismen (Mt 5~3ff. = Lk 6~20ff.) waren, könnte die zweite Person durchweg ursprünglich gewesen sein.)
Daß die Seligpreisungen unseres Herrn ursprünglich in poetischer Die Seligpreisung der Trauernden ist wieder eindeutig inspiriert von
Form gestaltet waren, ist, sowohl bei Matthäus als auch bei Lukas, Jes 61,lff.
offensichtlich noch immer erkennbar: am Parallelismus der Zeilen und Eine ähnliche vierzeilige Strophe mit parallelen Distichen ergibt
Satzteile und am Vorhanqensein mindestens eines eindeutigen Aramaismus sich, wenn Mt 5, Verse? und 9, zusammengefaßt werden:.
im lukanischen EXßUAwcrLV Tb övo~a u~WV (Vers 22)1. Können wir aufgrund SeI ig sind die Barmherzigen;
der griechischen übersetzungen, die übriggeblieben sind, die ursprüng- denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.
1 i che poeti sche Form weni gstens ei ni ger Strophen rekonstrui eren, und SeI ig sind die Friedensstifter;
trägt eine Rückübersetzung ins Aramäische irgendeinen neuen Gesichts- denrr sie werden Söhne Gottes heißen.
punkt zu unserem Verständnis der Seligpreisungen bei? über diesen Punkt hinauszugehen, ist unsicher. Der Hinweis auf Hun-
Es gibt eine eindrucksvolle textl iche Bestätigung dafür, die erste ger und Durst bei Matthäus läßt jedoch vermuten, daß noch ein zweites
und die dritte matthäische Seligpreisung zusammenzufassen 2 • Die dritte Distichon in den einen Vers hineingepreßt worden sei:
ist eine Bearbeitung von Ps 37,11, trotzdem aber nicht notwendiger- Selig sind die Hungernden;
wei se ei ne Hi nzufügung des Matthäus. Zusammen bil den di ese Verse ei ne denn sie werden gesättigt werden.
vierzeilige Strophe, wobei jedes Distichon zwei Stichen im synthe- (SeI ig sind die Dürstenden;
tischen Parallelismus enthält und das zweite Distichon mit dem ersten denn sie werden getränkt werden.)
einen synonymen Parallelismus bildet. IlTwxoC (poly) und npads; (,,1)Y) Daß Hunger und Durst für geistiges Essen und Trinken standen, nach
sfnd parallele Begriffe, die die "Armen Gottes", die leidenden Hei- denen den Armen Gottes verl angte, wi rd durch das matthäi sche OLxaL-
ligen, bezeichnen: ocruvn richtig herausgestellt (wie vorher der Charakter der nTWXoC durch
SeI ig sind die Armen Gottes, sein T~ nve:u~aTL). ALxaLocruvn ist sicherlich mehr als "Güte" (Moffat):
denn ihrer ist das Königreich Gottes. es ist die Rechtfertigung des Grundes für die leidenden Heiligen, die
SeI ig sind die Demütigen Gottes,
denn sie (sollen) die Erde erben (besitzen). Erfüllung von Jes 61,2, das "Gnadenjahr des Herrn".
1 Vgl. oben, 135.
2 Der Nachweis wurde vorgelegt in: Gregory, Proleg., 1884, 174. 1 Matthäus, z.St.

156 157
Di e Verse 10, 11, 12 haben ei n ei nhei tl i ches Thema, di e Verfolgung Denn auch ich bin ein Mensch, der unter Vorgesetzten steht,
der Heiligen, aber jede Wiederherstellung des Parallelismus muß reine und unter mir habe ich Soldaten;
und sage ich zu diesem: Geh! so geht er;
Mutmaßung bleiben 1 , weil es schwierig ist, Vers 8 logisch mit einem und zu einem andern: Komm! so kommt er;
von ihnen oder von den voraufgehenden Versen zu verbinden, und in Jes und zu meinem Knecht: Tue das! so tut er's.

61 gibt es nichts Entsprechendes 2 • In den antithetischen Zeilen wird festgestellt, daß der Hauptmann ein
Vers 12 jedoch, mit seiner Parallele in Lk 6,23, enthält einen nicht Mensch ist, der einer Macht untersteht und zugleich, daß er Befehl hat
bemerkten Aramaismus: ,~" (= äya;Ul"äo~E, Matthäus) ist verbunden mit über Soldaten, offenbar also jemand, der mit Macht ausgestattet ist.
Bewegung und Tanz (= OHI"PTll0aTE, Lukas)3. Wieder ist der Jubelgedanke In der Vetus Syra findet sich in diesem Distichon, wie im Rest der Rede
nahe bei Jes 61,3. des Hauptmanns, ein perfekter synonymer Parallelismus:
Das Beweismaterial insgesamt weist hin auf die Bedeutung von Jes Denn auch ich bin ein Mensch, der Befehlsgewalt hat 1 ,
und Soldaten unterstehen meinem Befehl.
61,lff. als Inspirationsgrund der Seligpreisungen. Nach Lk 4,16 begann
Der Punkt, an dem der Hauptmann sich mit Jesus vergleicht, besteht also
Jesus sein öffentliches Wirken mit dem Vorlesen dieser Verse, und mit
darin, daß des letzteren Befehlsgewalt ebenso absolut ist, wie seine
denselben Versen antwortete Jesus auf die Frage der Johannesjünger in
ei gene; er braucht nur ei n Wort zu sagen, und schon wi rd se; n Befehl
Mt 11,5 = Lk 7,22. Seinem Zitat aus Jesaja folgte unmittelbar sein HaL
ausgeführt. Die Vetus Syra kann durchaus die richtige Obersetzung des
~aH&pI,,6~ EOTI"V, 8~ EUV ~~ oHav6aALo~Q EV E~OC. War dies der Anlaß, bei
ursprünglich Aramäischen bewahrt haben 2 •
dem die Seligpreisungen an die Jünger gerichtet wurden? Und war dies
Die meisten anderen Beispiele von Parallelismus im Dialog stammen
ihr Schluß? Er folgte sicherlich unmittelbar auf den Gedanken von
aus Markus:
Mt 5,11 = Lk 6,22.
11,9f.: ... Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!
e) Dialog' Gelobt sei das Reich unsres Vaters David!

Lk 7,6f. (vgl. Mt 8,9f., Q: Der Hauptmann von Kapernaum) enthält in Lk 19,38 fügt den Stichos hinzu:
den Worten des Hauptmanns mehrere Bei spi e 1e para 11 e 1er Zei 1en und Im Himmel Friede, und Ehre in den Höhen!
Satzteil e:
parallel zu seinem:
Herr, bemühe dich nicht!
denn ich bin nicht wert, Gelobt sei, der da kommt, der König, im Namen des Herrn!

dass du unter mein Dach kommst. 11,28: In was für einer Vollmacht tust du das?
Daher hielt ich auch mich nicht für würdig, oder wer ha t dir diese Vo 11 macht gegeben,
das zu tun?
selber zu dir zu kommen;
sondern sprich nur ein Wort, 12,14: Meister, wirwissen, dass du wahrhaftig bist
und auf niemand Rücksicht nimmst;
so wird mein Knecht geheilt werden.
In Vers 8 folgen auf ein Distichon im antithetischen Parallelismus drei
Zeilen im synonymen Parallelismus: 1 Eine abweichende syrische Ubersetzung derselben Variante findet
sich in dem Zitat dieses Verses in der syrischen Theophanie des Euse-
bius: "und auch ich bin ein Mensch in Befehlsgewalt" (Buch IV, ~: edit.
Vgl. unten, 192.
1
Lee 1842). Ein Anklang an die syrische Lesart erscheint im Lütticher
Die Wi edergabe von Ha~CY.pot Tij Hap6CCf erg i bt im Aramä ischen .:17 ':>1,
2
Dia~essaron: "Denn auch ich bin ein Mensch, ausgestattet mit weltl icher
einen Ausdruck, der, soweit diesbei Konsonantenmöglich ist, einem ara- Macht."
mäischen Äquivalent des jesajanischen .:17 '''~1U.l (~7 ':>':>17), die "zer- 2 Der Satzteil "ein Mensch, dem Befehlsgewalt gegeben ist" (n'~1
brochenen Herzens sind", sehr nahe kommt (vgl. Ps 34,19). War es der '7 ~.l\)7'1!J) mag in "ei n Mensch, der unter Befehl sgewa I t ist" (nltln n;~;
"Reumütige", der "Gott schauen" soll te?
~)\)7'1!J) verderbt worden sein, wobei die Präposition von 'nltln (UTt
3 Vgl. unten, 193.
E~auToü) stammt.
158
159
denn du siehst die Person der Menschen nicht an, Das Targum zu Esther (II) 2,5 bietet ein Beispiel des alltäglichen
sondern lehrst den Weg Gottes nach der Wahrheit. Wortspiels mit einem Eigennamen; von Mardochai heißt es da. er sei
13,4: Sage uns, wann wird dies geschehen, N'.:n N.,m, "reine Myrrhe ll • Im Midrasch Genesis rabba wird Ps 32,1,
und was ist das Zeichen dafür, "Selig, wem die Sünden vergeben (sind)", so erläutert: "Selig ist der
wann dies alles vollendet werden 50117
Mann. der erhaben ist (il1:))) über sei ne übertretung und ni cht sei ne
15,29f.: Ha, der du den Tempel zerstörst übertretung erhaben (il1.:U) über ihn", d.h. unter seiner Kontrolle •
1

und in drei Tagen aufbaust,


rette dich selbst und steige vom Kreuz herab! Das folgende Beispiel stammt aus dem babylonischen Talmud, MegiLLa 7b:
"Selbst wenn ein Tölpel (ilIöpn) König wird, der Korb (N'J'P'1) kommt
Zwei Beispiele finden sich im Dialog mit Nikodemus im vierten Evan-
gelium: nicht von seiner Schulter."
Ei ndrucksvo 11 e Wortspi e 1e sind inden syri schen übersetzungen der
3,2: Rabbi, wir wissen, dass du als Lehrer von Gott gekommen bist; Evangelien2 festgestellt worden, und ineinigenFällen wurde behauptet,
denn niemand kann dies~ Zeichen tun, die du tust,
es sei denn Gott mit ihm. sie gäben die ursprüngliche aramäische Paronomasie wieder. Mt 11~1?:

3~4: Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Wir haben euch aufgespielt, und ihr habt nicht getanzt;
Kann er etwa zum zweitenmal in den Leib seiner Mutter eingehen wir haben Klagel ieder gesungen, und ihr habt nicht getrauert,
und geboren werden7
wird in der Peschitta und in der Vetus Syra wiedergegeben mit:
2. Alliteration, Assonanz und Paronomasie "n1'p'1 N;l 71~; 71DT
Alliteration, Assonanz und Paronomasie, wobei letztere nicht nur ."n1'p.,N N;l 71~; 77 ;Nl
das eigentliche Wortspiel, sondern Wortspiele im allgemeinen, das Antithetischer Parallelismus, Rhythmus und sogar Reime finden sich in
I
Gegenüber- und Nebeneinanderstellen ähnlich klingender Wörter, ein- diesem syrischen Distichon. Ein ähnliches Beispiel ist die Wiedergabe
schließt, sind charakteristische Merkmale aller frühen Poesie. Sie
von Mt 10~30 im Sinai-Syrer:
sind besonders auffallend in der Poesie der Semiten: vor allem das
Aber auch die Haare eures Hauptes sind alle gezählt.
Wortspi e 1, das inder modernen Literatur völl i g außer Gebrauch gekom-
77JN 1'~n 17~~1~ 71~7'P01 'JO
men ist, wurde als ein nahezu unentbehrliches Merkmal guten litera-
(Die Locken eures Haares sind alle gezählt.)3
rischen Stils angesehen. Paronomasie ist alltäglich im Alten Testa-
ment. besonders in den Propheten, und sie findet sich häufig; für Für dieses Wortspiel ist die poetische Wiedergabe "die Locken eures
unseren Geschmack viel zu häufig, in allen Schichten der hebräischen Haares" für ullW\I ... <xL TpCXe:~ Tn~ }(e:<p<XAn~ gewählt worden. In Mt 6~ 24
Literatur, einschließlich der modernen. Ein wohlbekanntes biblisches (Lk 16,13), dem Logion vom Zwei-Herren-Dienst, lautet die Obersetzung
Beispiel ist Jes 5,7 1 : des Palästina-Syrers: "Entwederwirder den einen ertragen (.,:1'0') oder
Er hoffte auf Guttat (onvn),
den anderen verachten ("'0:1')"; sie setzt U\lEt;;e:t<XL statt&.\I~Et;;ET<XL vor-
und siehe da Bluttat (nnvn), aus. Der Kommentar Ephrems zum Diatessaron zitiert als Ergänzung zum
auf Rechtsspruch (ilP1~), matthäischen "Auge um Auge, Zahn um Zahn" (5,38) jene Wendung aus Ex
und siehe da Rechtsbruch (ilPY~)!
21,25, aus dem das Zitat stammt: "Schlag um Schlag", was im Syrischen
IOn q'Jn N:Jn heißen würde; der folgende Vers bei Matthäus fährt fort:
1 Andere wohlbekannte Beispiele sind: Jer 1,11; 48,2; Am 8.1-3.
M. Wallenstein vom Semitics Oepartment of Manchester University hat
meine Aufmerksamkeit auf zwei eindrucksvolle Beispiele in Jes 27.12;
32,14 (vgl. 1. Sam 22,1) gelenkt. Zwei weitere Beispiele aus Jes 10. 1Für dieses Beispiel bin ich M. Wallenstein zu Dank verpflichtet.
15; 51,6 sind von E. Robertson erkannt worden in seinen "Points of 2Siehe Meyer, Jesu Muttersprache, 81.
Interest in the Masoretic Textil, Journal of Near Eastern Studies 2. 3 Siehe A.S. Lewis. A .Translation of the Four Gospels from the Sy-
Nr. 1. 38f. riac of the Sinaitic Pal impsest, xv.
160 161
"sondern wer dich auf den rechten Backen (N:l!l) schlägt, dem biete auch ((i1 7J1Y'Y'1, und Menschen zertraten es) N71.J1!1 7!J1JJ i1'n;;JN1) .
den andern dar"1. 5: Und einiges fiel auf steinigen Boden, wo es nicht viel Erde
Wenn wir das Griechische der Jesuslogien und einiger Nicht-Herren- hatte
worte in einfaches palästinisches Aramäisch rückübersetze.n, kommen (i1/P.lO NY'N n7;7 1i1 NY1~ ;JJ ;!JJ7 n 7N1);
ähnliche Beispiele dieses formalen Elements in der Poesie der Evan- und es ging sogleich auf, wei I es keine tiefe Erde hatte
gelien ans Licht. Die folgenden Beispiele finden sich da, wo Alli- (NY'N1 Nj71.J1JJ i17; n7;7 NY" NnY~~l).
teration, Assonanz und Wortspiel mit wohlbekannten aramäischen Wörtern
6: Aber als die Sonne aufging, wurde es verbrannt
~iedergegeben sind; wo weniger gut bekannte Wörter vorgeschlagen sind,
(,nnN NI!11.J1!1 nJ7 7~1);
ist ihre Bezeugung in einer Anmerkung angegeben.
und weil es keine Wurzel hatte (Lukas: Feuchtigkeit), verdorr-
a) Vorherrschende Laryngale (N, y) und Palatale (:>, p) te es

Mk 4~1-9 (Gleichnis vom Sämann), 26-29 (von der selbstwachsenden


Saat), 30-32 (vom Senfkorn); Mt 13~1-9; Lk 8~4-8 (Sämann); Mt 13~31 7: Und einiges fiel unter Dornen, und die Dornen wuchsen auf
32; Lk 13~18-19 (Senfkorn). In dieser Gruppe von Gleichnissen, für die (1 7Jl:> 7j7;Ol 17Jl:> ;JJ ;!JJ7 n 7N7)
Markus die Hauptquelle ist, sind die Rachenlaute und das stimmhafte' und erstickten es, und es brachte keine Frucht
Schlüssellaute. ((i1 7 )NJN Jn' N;l i1 7Jlj7Jnl).
In seinem Evangeliwn Marci, z.St., bemerkte Wellhausen zu Mk 4~4: 8: Und anderes fiel auf guten Boden
"Man würde erwarten lauf den Weg l , nicht I Zängs des Weges I " : Torrey (Nn~v NY'N ;JJ ;!JJ ,1nlNl)
wies darauf. hin, daß das aramäische Nn'1N 7Y doppeldeutig ist 2 ; das und brachte Frucht, die aufging und wuchs 1 ,
lukanische }(o-rElta..rn~Tl, "wurde zertreten", d.h. von Fußgängern, ist die einiges 30fach und einiges 60fach und einiges 100fach 2
Bestätigung dafür, daß die Saat "auf den Weg" fiel. Das lukanische (i1N" 7n1 17nl!1 7n1 17 n;n 7n).
Verb ist im Aramäischen eine Intensivform von YY'; in Jes 63,3 z.B.
Im Gleichnis von der selbstwachsenden Saat ist ö an6pos = NY1T,
ist dasselbe griechische Verb so durch die palästinisch-syrische über-
setzung wi edergegeben worden. Für El;ovOTEAAEt..V inVers 5 bei Markus
yn = NY'N, EYECpEaßot.. = 1ynN
und ~nxUvEaßot.. = l'1N.
Vers 29 enthält eine wohlbekannte philologische crux: napaooL. Die
können wir NY' (oder NY") setzen; -rb nETpWOES ist NY'~; L}(~as in Vers
genaueste Parallele findet sich in der LXX-Variante für xapnocpopnaEt..
6 bei Lukas ist Nn'7, dies ist die vom Palästina-Syrer gebotene Wieder-
in Hab 3,17: n aU}{T; DU ~n ltapaoqi Tbv }(Opn:ov OU-rT;S (diese Variante wurde
gabe. Die Wendung für xopnov ot..06vot.. wird unten, im Gleichnis von der
im complutensischen Text gefunden). Aber hier ist das Verb, wie zu
selbstwachsenden Saat, besprochen.
erwarten war, transitiv; es gibt kein Beispiel, in dem nopaooüvat.. in-
Mk 4~3: ... Siehe, es ging ein Sämann aus, zu säen
transitiv gebraucht wird und in bezug auf die Früchte der Erde ein-
(Lukas fügte hinzu: seinen Samen)
deutig "hervorgebracht werden" bedeutet. Der bestbezeugte griechische
((n'y,r) y,rn; Ny"r j7!JJ Ni1):
Gebrauch des Verbs, der jedoch keinen wirklich befriedigenden Sinn
4: Und es geschah, als er säte, fiel einiges auf den Weg
ergibt, ist "gestatten", "erlauben", bezogen auf Umstände, Zeiten oder
(Nn'1N ;JJ ;!JJ7 n7N Y'T 7~ Nli17)
Jahreszeiten, z.B. PoZyb. XXII, 24,9.
(Lukas: und wurde zertreten), und die Vögel des Himme I s
Für den intransitiv gebrauchten Aorist nOpEOW}{EV, in der Bedeutung
(Lukas I ieß aus: kamen und) fraßen es auf
"sich ergeben", "übergeben", konnte ein Beispiel beigebracht werden,
1 In einigen der obigen Beispiele kann das Syrische den Urlaut wie-
dergegeben haben. Siehe ferner: unten, 247ff. 1 Vgl. Torrey, aaO., 8 •.
2 Our Translated Gospels, 7f. 2 Oben, 124.

162 163
näml ich LXX Jos 11,19 1 ; es besteht jedoch ei n beträchtl icher Unter- das Aramäi sche wörtl ich oder genau gl ei chbedeutend wi ederzugeben, und
schied zwischen einer Stadt, die "sich ergibt" und der Erde, die Frucht er meinte zweifellos: "wenn die Frucht es erlaubtlI. Die Paronomasie
"gibt"; das Verb in Josua ist ein Beispiel für schlechtes übersetzungs- wi rd im 1etzten Satztei 1 des Verses fortgesetzt; napEoTnxEv bedeutet
griechisch; es entspricht einem intransitiven Gebrauch des hebräischen lIist reif" und entspricht in der LXX dem hebräischen .:1').:11'<» z.B. Ex 9,
Hiphil. In Mk 4~29 weist solch ein Obersetzungsgriechisch jedoch auf 32; im Aramäischen wird .:1').:11'< im selben Sinne gebraucht.
eine übersetzung aus dem Aramäischen hin. Mk 4~26: Mit dem Reich Gottes ist es so,
T.W. Manson nahm an» daß ein ursprünglich aramäisches "und wenn wie wenn ein Mensch Samen (I-<Y1r) auf das Land (I'<Y11'<) wirft
di e Frucht völl i greif ist (o;l!n) 11 durch öTav n:apaoo'C (o');I!J')) 0 27: und schläft und aufsteht (1ynl'<) Nacht und Tag,
xapn:6s fehl übersetzt wurde 2 • Das Verb o');1!J jedoch» das " ganz , voll- und der Same (I-<y,r) geht auf und wächst (1')11-<),
endet sein" bedeutet, findet sich nirgends in diesem Sinne; die ein- er weiß nicht, wie.
zige Bestätigung, die Manson dafür fand, ist die syrische Wendung 28: Denn das Land (I'<Y1I-<) bringt (I-<Y1n, sproßt)1 von selbst Frucht
"ein reifes (I'<)',)?I!J) Männchen". Es gibt jedoch ein anderes Verb mit den- hervor,
selben Konsonanten, das diese Bedeutung haben kann. Die Peschitta gibt zuerst den Halm, dann die Ähre, danach den vollen Weizen in
nAnpn (OLTOV) in Vers 28 durch eine Form von I'<?)',) wieder (Schafel Part. der Ähre.
Pass.: ')?)',)I!J)'.)). Das hebräische 11:lT, "männlich", wird inähnlicherWeise 29: Wenn aber ihre Frucht bereit ist.
für "reifes" Korn gebraucht. Aber das Schafel· von 1'<;)',) ist für das palä- (n.:11'< 1'<.:1')n" 7=»,

stinische Aramäisch nicht bezeugt. Falls wir seinen Gebrauch annehmen legt er die Sichel an, denn die Ernte ist reif
dürften» könnte eine Fehlübersetzung napaoo'C erklären: ');)',)I!J)',) , verlesen (.:1'):11-< ~7yn7 ~;~~ n;w).
in o')?I!J)',). Der schwerwiegendste Einwand gegen diese Konjektur ist jedoch Im Gleichnis vom Senfkorn enthalten die Wörter für "säen" (Y1r) und
der unglaubhafte Sinn» den der übersetzer seinem Original gibt: "wenn "wachsen ll (').:1,) die Schlüssel laute, und sie sind die Grundlage für Par-
die Frucht sich ausUefert" oder 11 ergib t11 , wie ein Gefangener seinem onomasien; das Korn des Senfkorns ist "kleiner ll (]l~xp6n:po\l, 1.,yr) als
Bezwinger. all e Samen (PY1r), wenn es aber "wächst" (Matthäus und Lukas: au~ave:~v,

Die Wendung xapnov nO~E'CV ist schon besprochen worden; sinnverwandt ').:11), wird es 11 größer 11 (IC1, 1-<.:11.:1') als alle Kräuter, vielleicht PY1,r.
mit ihm ist xapnov ö~ö6va~3, das im Alten Testament besonders von den Der Satzteil öTav onap~ findet sich zweimal bei Markus: Verse 31 und
"Früchten" der Erde gebraucht wi rd, im Gegensatz zu den Früchten d.er 32, in zwei parallelen Zeilen; seine Wiederholung zerstört den anti-
Bäume. Dieser Semitismus ist gebräuchlich im Aramäischen; die Wendung thetischen Parallelismus, der jedoch in den entsprechenden Satzteilen
"Frucht (1'<1')n) geben 11 begegnet im Targum Pseudojonathan zu Lev 26»4. bei Matthäus (Vers 32) unversehrt ist: "aber wenn es wächst, ist es das
Für die "Früchte" der Erde steht im Aramäi schen 1'<.:11-<, "Frucht"» "Ertrag"» größte unter den KräuternlI. Ein ursprüngliches "aber wenn die Saat
und diese Art von "Frucht" "hervorbringen oder tragen 11 heißt 1'<.:11'< .:1n'): gewachsen ist (N.Jl~ I-<Y1r 7=» 11 mag in lIaber wenn es gesät und gewach-
"Frucht gebenlI; es findet sich z.B. im selben Targum zu Lev 26,4. Es sen ist (N.Jl~ Y')1r 7=»" fehl übersetzt worden sein. Für IIZweige ll , XAa-
wird diese Wendung sein, die dem markinischen napaöo'C 0 xapn6s zu- öo~, in Vers 32, hat der Palästina-Syrer I-<n.lY, das wahrscheinlich I'<ny

grunde liegt. Das Original wird entweder "wenn sie (die Erde) Frucht auszusprechen ist; Tn ne:Te:~va ist ,')n1Y, l-<')n1y.
(1'<:11'< n.:1n') oder n.:1I-<, ihre Frucht) getragen hat" gelautet haben» oder Mk 4~30: ... Womit wollen wir das Reich Gottes vergleichen ... 7
"wenn di e Frucht hervorgebracht worden ist (( n )1'<.:11'< 1'<.:1')n'),.'. Wahrschei n- 31: Es ist gleich einem Senfkorn,
lich war der übersetzer bei der Wahl des Verbs von dem Wunsch bestimmt, das, wenn es in die Erde gesät wird, kleiner ist als alle
Samen auf der Erde
1 Swete, Mark, z.St.
(I-<Y11'<.:n pY1r Pi7;7=>, 7r.J ~1i7 1')yr I-<Y11-<.J y')1r 7=> 77).
2 In: JTS 28 (1927), 399f.
3 Vgl. Einleitung 2 , 17. --:1~V"""'g':"'"1.--:-L..,...,.X·X Hab 3, 1 7 .

164 165
32: Aber wenn die Saat gewachsen ist, wird es größer als alle durch yn wiedergegeben 1 • Es wäre denkbar, daß dieses hebräische Wort
Kräuter in IIIhr seid das Salz der Erde (Welt)1I das Original von yn gewesen ist,
(,'y"r 77n;7~ 7n NJ'J' H7n NJ,n Ny,r 7~7) und das Vorkommen derselben Konsonanten in einem folgenden Stichos mag
und treibt große Zweige (,'J,J, "~JY), so daß die Vögel ei nen übersetzer verlei tet haben, ~öJn? durch d.~ ynv wi ederzugeben.
(,'~,y) des Himmels unter seinem Schatten nisten können. Aber IIIhr seid das Salz der ErdeIl steht nicht bei Lukas; wir werden
annehmen müssen, daß di ese Logi engruppe zusammen und vom sel ben über-
Mt 5~13; Lk 14~34.35; Mk 9~50
setzer wiedergegeben wurde. überdies wird das hebräische ?Jh beständig
Eine aramäische Parallele zu dem Logion vom Salz, das seinen Ge- für die IIWelt li oder die bewohnte IIErde li gebraucht (sein gewöhnliches
schmack verliert, findet sich im babylonischen Talmud, Beahor. 8b: LXX-Äquivalent ist O~HOU)lEvn), so daß wir ferner annehmen müssen, der
"Sa 1z, wenn es faul i g wi rd ("b), womi t soll es gesa 1zen werden? 11 übersetzer habe di ese Wendung so verstanden: liEs taugt weder für di e
Wir scheinen es mit einem wohlbekannten Spruch zu tun zu haben, viel- Welt noch für den Dung", ein ungereimtes Wortpaar und ein unglaub-
leicht sogar mit einem volkstümlichen Sprichwort 1 • Aber die Wendung im licher Schnitzer.
Talmud hilft uns nicht, die Sprache oder die Varianten des Logions in Bei Matthäus fährt der Vers fort: liEs ist zu ni chts mehr nütze,
den Evangelien zu erklären. als dass es hinausgeworfen und von den Leuten zertreten wird (HaTana-
Lightfoot wies darauf hin, in einer Anmerkung zu Lk 14~34, daß TELcr~aL uno TWV &v~pwnwv)". Das aramäische Äquivalent des letzten
"Ilwpav~r:t sehr gut mit dem hebräischen ?~n übereinstlmmt, das beides Verbs ist eine intensive Form von YY', auf diese Weise ergibt sich ein
bedeutet: gesamnaak'los und Narr" 2 • Dieses Wort findet sich im palästi- Wortspiel mit NY'K (yn). Das lukanische OÜTE E~~ ynv OÜTE EL~ HonpCav
nischen Talmud in wenigstens einer Passage, in der die Sprache sowohl führt die Paronomasie weiter; E~~ ynv ist NY'N; und E~~ HonpCav NY";;
aramäisch als auch hebräisch isP; wahrscheinlich war es das einzige das letzte Wort. ist beschränkt auf Pseudojonathan, die Jerusalemer
semitische ·Wort für die bezeichnete Sache und unter den aramäisch- Targumim und das Targum zu den Hagiographen 2 , im Targum Pseudojonathan
sprechenden Juden in a11 gemei nem Gebrauch. Wi e Lightfoot bemerkte, zu Ex 29,14 hei ßt es z. B.: "Aber das Fl ei sch des Ochsen und sei n Fell
wurde das hebräische Wort idiomatisch für Personen gebraucht, denen es und seinen Dung (NY") sollst du außerhalb des Lagers mit Feuer ver-
an Verstand fehl te, und wenn es das ursprüngl iche, von Jesus gebrauchte brennen ... ".
Wort war, dürfenwirannehmen, daß die markinische Wiedergabe die wört- Angeordnet sind diese Verse in zwei synthetischen Zeilen, gefolgt
liche übersetzung ist (auch Aquila gibt dieses hebräische Wort in Ez von zwei synonymen Stichen. Vers 35 bei Lukas hat einen idiomatischen
13,10; 22,28 mit ävaAo~ wieder): )lwpav~r:t, die Wiedergabe von Q, stellt unpersönlichen Plural: "man wirft es hinaus"; parallel hierzu können
eine Auslegung dar; das "geschmacklose" Salz bezieht sich auf törichte wir vielleicht setzen: "(und man) zertritt es unter den Füßen".
Jünger. Eine weitere Bestätigung dafür, daß dieses Wort ursprünglich
Ihr seid das S.alz der Erde
ist, ist die Tatsache, daß es mit dem aramäischen Wort für "salzen"
(NY'N n;" pmd,
"würzen" (?Jn), ein Wortspiel bildet.
aber wenn das Salz seinen Geschmack verloren hat,
In bezug auf Vers 35 bei Lukas, der diesem Logion folgt, hat F.
womit soll es gesalzen werden
Perles angenommen, daß liEs taugt weder für das Land (E~~ ynv) noch
(n 11?Jn
7 H"~ n;n ?~n 77 H)7
für den Dunghaufen (E~~ HonpCav)", eine Fehl übersetzung sei für
Es taugt weder für das Land noch für den Dung
"Es taugt weder zum Würzen (N?Jn?) noch zum Düngen (N?JT;) 11: das he-
(~w~ NY"; H; qH NY'N; H;),
bräische Wort ?Jn, gebraucht im Targum, wird in der LXX gelegentlich
(sondern) man wirft es weg (und) zertritt es (n 7 17Y'Y').
1 Vgl. I. Abrahams, Studies in Pharisaism and the Gospels I I, 183.
2 I I I, 152. 1 ZNW 19 (1920), 96; vgl.Abrahams, z.St.
3 Terum 10, 7, f. 47b, Zeile 20. 2 Vgl. Levy, Chaldäisches Wörterbuch I I, 431f.
166 167
Lk 2,8-14 Gegen diesen Vorschlag ist eingewandt worden 1 , daß das Wort N''1Y:l
In der Geschichte von den Hirten ist Vers 14 im antithetischen Par- nicht speziell "einen Ochsen 11 meint, sondern irgendein Lasttier.
allelismus konstruiert; wird er ins Aramäische übertragen, so zerfällt Das Wort N''1Y:1 ist ein generisches Wort, aber daß es nichtsdesto-
er von selbst in eine rhythmische Struktur, und mit den vorangehenden weniger der ursprüngliche Ausdruck in Lk 14,5 war, zeigen die folgen-
Wörtern für TtOLj.ll1V, noGllvn und yn, die Euc5oxGo voranstehen, ergibt sich den Erwägungen, glaube ich, überzeugend.
ein Beispiel von Paronomasie: die Kehllaute und die '-Laute sind, wie Der "Fall", den Jesus hier in bezug auf den Sabbat voraussetzte,
wir sehen werden, auch in Vers 12 auffallend: ist einer, der unter die Gesetzesvorschrift in Dt 22,4; Ex 23,5 fällt;
vgl. 21,33f. Die davon betroffenen Tiere sind "Ochse", "Schaf" und
8': Und es waren Hirten (Nmy,) in derselben Gegend (NY'N.J7)1 ... ,
die hielten nachts Wache über ihre Herde (710777 Nn'1y,n). "Esel ll , die im masoretischen Text von Ex 22,4 generisch als ''1Y:1 be:"
12: Und dies sei ein Zeichen für euch: ihr werdet ein Kind finden, in zei chnet werden. Wenn wi r annehmen, der ursprüngl i che erste Stichos
Windeln gewickelt (l,~n) und in einer Krippe (N"1N) liegend.
14: Ehre sei Gott in der Höhe des einfachen aramäischen Distichons in Lk 14,5 habe so gelautet: "Wer
(N~11J N07N7 NnJ~) von euch wird ein Tier (N''1Y:l) haben, gefallen in einen Brunnen (N''1:1)
und auf Erden Friede den Menschen guten Willens
(2Nn1Y' 7~JN~ N~~~ NY'N.J). • • • 11, dann können wir zweierlei erklären: (a) die Varianten in den
gri echi schen Lesarten ßous;, övos;. npoßoToV (D, ex Mt 12,11, ei ne syn-
Dasselbe Wortspiel findet sich in Lk 12,32:
optische Variante); sie sind griechische Erklärungen des Aramäischen,
Fürchte dich nicht, du kleine Herde (Nn'y,n); daran gi bt es im Lichte der a lttestamentl i chen Passagen kei nen Zweifel;
denn es ist eures Vaters Wohlgefallen (71~lJN '1Y'7) , euch das Reich
zu geben. (b) das Vorkommen des unpassenden ut6s; in solch einem Kontext: es ist
ein falsch gelesenes N''1Y:l.
Lk 14,5
Mk 9,38-41; Lk 9,49-50; Mk 9,42-48; Mt 18,6-9; Lk 17,1-2
Jesu Antwort an die Schriftgelehrten und Pharisäer, die ihn ab-
s ichtl ich herausforderten, an ei nem Sabbat zu hei 1en, enthält ein Der Nachwei s, daß dem Ausspruch des Jüngers Johannes in Mk 9,38
Wortspiel mit den Wörtern für IISohn", N':l, "Ochse", N''1Y:l und IIBrun- eine aramäische Quelle zugrunde liegt, ist bereits besprochen worden 2 ;
nen", N''1:l. ein weiteres Anzeichen einer solchen Quelle findet sich in der Bezae-
Variante in der Parallele bei Matthäus (10,42) zu Mk 9,41 3 •
Wer von euch wi rd einen Sohn (N':l) oder einen Ochsen (N"Y:1) haben,
gefallen in einen Brunnen (N''1:l), Das auffallendste Merkmal und der unanfechtbarste Quellenbeweis
und wird ihn nicht sofort herausziehen, für diese Spruchgruppe ist jedoch ihre poetische Form im Aramäischen.
auch am Sabbattag7
Der Schlüssellaut in den Logien über die Ärgernisse ist 7P; der
Die Zusammenstellung von "Sohn" und "Ochsel! (oder nach N: övos;, erste Laut ist das harte semitische P. und in seiner Wiederholung
oder nach D: np6ßoToV) mag manchem ungewöhnl ich, wenn nicht unpassend und in dem Kehllaut y, der ihn gelegentlich ersetzt, haben wir einen
erscheinen. Das übliche Paar ist lIein Ochse und ein Esel", wobei der passenden Ausdruck für die kraftvollen Aussagen. di e di ese Spruch-
letztere als N,nn ,:1 (vgl. Mt 21,5: uU,;s; unor;uyCou) bezeichnet werden gruppe enthält. In den Logien Uber die Ärgernisse haben wir es mit
kann, so daß das Original vielleicht so gelautet hat: "Wer von euch ei ner 1ängeren zusammenhängenden Passage zu tun. so daß wi r di eses
wird einen Ochsen (N''1Y:1) oder einen Esel (N,nn ,:l) haben, gefallen in formale poetische Element über eine Reihe von Versen hin untersuchen
einen Brunnen (N''1:l) können.

1 Oben, 96f. 1 Dom Conolly, in: Downside Review 66, 203. Vgl. L.S. Thornton, The
2 Es ist dieses Wort, das in der Vetus Syra gebraucht wi rd, obwohl Dominion of Christ, 69f.
es zum palästinischenDialekt des Aramäischen gehört und sonst im Sy- 2 Oben, 71.
rischen unbekannt ist. Siehe unten, 281. 3 Unten, 245.

168 169
In Mk 9,38.39 ist ]H.llAUEl.,V = "~:l, öuvaJ-ll.,S; = ~ö'7tl
(so sypal) und Es ist besser für dich, verstümmelt ins Leben einzugehen
(7"n; ~,y"n Y"öj77 1; N7~ ~V),
ÖUVnOETal., ~":l": HmtOAoyE:Cv ist = ~'7j7~; im palästinischen Talmud,
als zwei Hände zu haben und in die Hölle zu gehen,
Demai 1,3, f. 22a, Zeile 19f., sagt Pinchas·ben Jair, während er in das Feuer, das nicht gelöscht werden wird.
44: (T.R.) Wo ihr Wurm (Nny~,n) nicht stirbt und das Feuer
einen Fluß durchschreitet, zu seinen Schülern: IIWer sicher weiß,
nicht erl ischt.
daß er nie in seinem Leben einen Israeliten geschmäht hat (~"v~), 45: Und wenn dein Fuß dich ärgert (,n?vnN),
der kann ungefährdet hi nübergehen. 11 Ferner können wi r für Taxu in hau ihn ab (und wirf ihn von dir, lJn ~Jv~Öl):
Es ist besser für dich, lahm ins Leben einzugehen
Vers 39 '~"~v:l setzen; dieses Adverb findet sich z.B. im Targum (7"n; ?'Y'7n tl~ön7 ,; N7~ ~v),
als zwei Füße zu haben und in die Hölle geworfen zu werden
Pseudojonathan zu Gen 29,1; es kann sein, daß es in Vers 39 nicht
('j7~ö"~;) * ...
ursprüngl ich ist, sondern durch ein Mißverstehen des Verbs hinein-
gekommen ist; wir können Jes 9,1 vergleichen, wo die R.V. das .hebrä- Joh 8,34
ische ~vil korrekt mit "er brachte in Schande" wiedergibt, doch die
In ihrem Buch Light on the Foup Gospels from the Sinai Palimpsest
LXX hat Taxv noGEl.,. (London, 1913) wies Mrs.Agnes Smith Lewis darauf hin, daß in diesem
In den Logien über die Argernisse ist oHavÖaACI;El.,V = ~"'j7nN1 (Vers Vers "ei n Spi e 1 mit zwei aramäi schen Wörtern: ''7:lY IItun ll und ,:lY "ei n
42); in den Versen 43, 45 und 47 ist EtOEA{}e;LV = ?y, und in Vers 45 Sklave", vorliegt, und sie fügte hinzu: "Dies ist wahrscheinlich ein
ist xw>.6s; = tl~m~; in bezug auf das letzte Wort können wir das Targum Anzeichen dafür, daß unser Herr aramäisch sprach, d.h. syrisch."
Pseudojonathan zu Gen 32,32 vergleichen. In Vers 48 (oder vorher, Dieses Wortspiel findet sich in der Tat in den syrischen überset-
mit dem Textus Receptus, in den Versen 43 und 45) ist oHWAn~ = Nny?,n. zungen, und es ist auch vorhanden, wenn wir die Wörter im palästini-
Ein weniger bekanntes aber gut bezeugtes Wort für ßaAAEl.,V in Mk
schen Aramäisch wiedergeben:
9.. 42 und Mt 18,8 und 9 ist j7~ö in seinen Intensivformen: es ist ein
il~ötl ''1:lY' (,n)~':l
poetisches Wort und ein starkes dazu, nicht nur IIwerfen ll , sondern
i1~tl, ~'il (i1)~':lY
auch IIschl eudern ll , und es paßt besonders gut in Mt 18,8.9 und Mk
9,42; eine Parallele zu dem letzteren ist das Targum von Hi 3,5: D läßt Tfis; aJ-lapTCas; aus, und Mrs. Lewis meinte, durch die Auslas-
" ... als er ins Meer geschleudert wurde (il'1nlv?ö"N:l)II. sung gewönne der Passus an Kraft. Auf diese Weise erhalten wir sicher-
Mk 9,38: ... Meister, wir sahen einen, der in deinem Namen Dämonen lich ein kurzes, prägnantes Logion:
austrieb, und wir verboten es ihm (il'7.l'1?:l) ...
39: Aber Jesus sagte: Verbietet es ihm nicht (il".l'?:ln N;): (il)~'~y ilNUtl ''1:lY' ~n)?':l
denn es gibt niemanden, der in me i nem Namen ein Wunder tun wi rd,
"Jeder, der Sünde tut, ist (ihr) Sklave."
der leichthin schlecht von mir sprechen kann
('7n'~j7~; n'?'1Jv~ J'1:l'17 'n~~ NJ'1tl 7'~»7 ~JN ,~ n';7).
42: Und jeder, der einen dieser Kleinen ärgert (?'7j7n'7), die an Mt 20,28f. D, Syc·phil.; Lk 14,7-10
mich glauben,
es ist besser für ihn, daß ein Mühlstein um seinen Nacken Das lukanische Gleichnis vom Hochzeitsgast findet sich in einer
gehängt ("~n) und er ins Meer geworfen (j7Jö"N) wird.
43: Und wenn deine Hand dich ärgert (,nJj7nN), der bekanntesten und 1ängsten Bezae-IIInterpo 1ati onen ll , im Inhalt zwar
hau sie ab (~J»öj7; Matthäus fügte hinzu: "und wirf sie von übereinstimmend mit Lukas (in D steht nichts von einer Hochzeit), aber
dir", lJn ~Jj7JÖ1)*:
in Form und Sprache durchaus verschieden. Gewöhnlich wird es als eine
alte Glosse erklärt, die sich auf Lukas stütze und in den westlichen
Text des Matthäus "interpoliert ll worden sei. Scrivener, obschon er ihr
1 Vg1. Lagrange, S. Matthieu, CVIII.
* Die Paronomasie geht noch weiter: in Vers 38 ist ELÖOJ-lEV = "o;::JnO/~,
"wi r beobachteten (genau) " und tHß<iAAovTa =
inVers 42 ist J-ll.,HPWV
;1:I;t))); * Fa 11 s ds; TT'!V YEEvvav mit N;I:Ij7~, "i n den Tod 11, wi edergegeben werden
= N7;'1;j7, ltl.,OTEU6vTWV = N7~"'::Jn und TpaxnAOV aUToü
= j17;'j7 (der Uber- dürfte (vgl. das Targum zu Spr 24,11) und ltÜP (in Vers 44) mit fo{nj7'7;l
setzer, aufgrund eigener Untersuchungen zum Vokabular dieser Perikope, (vgl. das Ta rgum zu Ex 22,5; der masoret ische Text hat I!1N), würde die
angeregt durch die vorstehenden Ergebnisse des Verfassers). Paronomasie noch weitergehen (der Ubersetzer).

170 171
Alter anerkannte, verwarf es als unecht, unter anderem wegen se, nes der inder übersetzung des Gl ei chni sses bei Lukas völl i g feh lt, er-
groben und unliterarischen Griechisch, das des Matthäus unwürdig sei 1 . kennbar; als die syrischen übersetzer ihren griechischen Text dieser
Unl iterari sches Gri echi sch kann übersetzungsgri echi sch sei n, und Passage übersetzten, gaben sie unwillkürlich etwas wieder von der ur-
di e Bezae-Passage wei st Anzeichen ei ner übersetzung aus dem Aramä- sprünglich rhythmischen Struktur.
ischen auf. Dies wurde zuerst von F.H. Chase bemerkt, der D mit dem· Der di dakti sche Schwerpunkt, den das Gl ei chni s erläutert, und der
Cureton-Syrer verglich und folgerte, daß ersterer eine grobe und nicht bei Lukas am Ende steht, kommt zuerst:
immer genaue übersetzung des Syrischen sei 2 • Chases Hauptargument war, U~E~~ ÖE ~nTE~TE' EX ~LXP~Ü au~noaL
daß die Unbeholfenheit des Griechischen auf Rückübersetzung schließen xat <~n> EX ~EG~OVO~ EAaTTOV E~vaL.

lasse; die einfache und eindringliche Natur des Syrischen sei ein Dieses Wort war bedeutungslos, bis mit dem Cureton-Syrer vor EX ein ~n
Beweis für seine Ursprünglichkeit. eingefügt wurde, was allerdings ein unerträgliches xat ~fi ergibt, das
Das Griechische von D ist hier jedoch nicht unbeholfener als in sich wahrscheinlich durch die Auslassung der Negation erklärt; aber
anderen Teilen des westlichen Textes von Matthäus (vgl. 10~11f., oben, gerade dies ist es, was wir bei einer wörtlichen übersetzung aus dem
S. 101), und die Vetus Syra ist bekannt als eine übersetzung von hohem Aramäi schen erwarten würden. Wi r haben al so ei n ei nfaches und wi rkungs-
literarischem Wert. Sie allein scheint das Original von D zu sein; volles Distichon im antithetischen Parallelismus:
es gibt nirgendwo eine Bestätigung dafür, daß die griechische über-
Und ihr, sucht vom Kleinen (?'?p) großzuwerden (":1,'1:3?)
setzung einer Glosse·, die ursprüngl ich in einer übersetzungssprache und nicht vom Großen (:1,) klein zu werden (?P'I:3?).
geschrieben war, in ein griechisches Manuskript eingedrungen sei. Hier
Das Wort ?'?P (~Lxp6~) ist gebräuchlich im Sinne von "unbedeutend",
wie anderswo ist der Cureton-Syrer die Wiedergabe eines griechischen·
ebenso wie das Verb??p; vgl. Gen 16,4.5, im Targum: "und ich bin un-
Textes desselben Typs, wie wir ihn in D finden.
bedeutend (n'?p) in ihren AugenlI; es ist auch das Wort für nnwv 'am
Aber D ist selbst eine Wiedergabe des aramäischen Gleichnisses Jesu
Ende des Gleichnisses. Das Verb ':1' ist das ~quivalent von au~avELv
in unbeholfenem übersetzungsgriechisch. Dies wird klar, wenn wir ihn
und bedeutet llwachsen ll , aber hier hat es den Si nn "groß werden" ,
ins Aramäische rückübersetzen, wobei die poetische Form des Gleichnis-
"vornehm werdenli; das griechische Verb in diesem Sinne ist über-
ses, Parallelismus der Zeilen und Satzteile, verbunden mit den Merk-
setzungsgriechisch; wir finden es ähnlich gebraucht in dem Täufer-
malen, die für Jesu Poesie charakteristisch sind, ans Licht kommen 3 •
logion in Joh 3,30 in Antithese zu EAaTToüo.ßaL (??p). Im folgenden
Se 1bst an der syri schen Übersetzung ist ei n rhythmi scher Tonfa 11 ,
Vers ist \Jn a.valtALw:o.ßE = ,1Y:1,n tÖ; di eses Verb, Y:l" II ZU Ti sehe
Bezae Codex Cantabrigiensis. xl ix.
1 1i egen ll , ergi bt daher ei ne Paronomasi e mi t den voraufgehenden ':1',
Syro-Latin Text of the Gospels, 9f.
2 :1,1; dasselbe Wort ist beibehalten in dem Aramäischen von d,~ TOU~
~ I~ bezug a.uf den Inha.lt einer. anderen bemerkenswerten IIlnterpo-
latlon von. D, In Lk 6,5, die Geschichte von einem Mann den Jesus am E~€xovTas; T6ltOU~ (Lukas: Et~ Ti'!V ltPWTOltALoGav), wobei das letzte-
Sabba t. arbe,.. ten? antraf,. zögert man, denseI ben Anspruch zu erheben, re in der palästinisch-syrischen übersetz '~g durch ,"Y1:1'0 '~":1
der hier fur die Echtheit des Bezae-Gleichnisses von dem sich richtig
verha I tenden Gast erhoben wi rd. Aber es ist wert bemerkt zu werden wiedergegeben ist; für die Wendung in D könnE:t 'Iiir ",,'p' PY1:1,rn
da~ das .Jesusl~gion in dieser Interpolation ebenfalls in rhythmisch~ setzen: lIauf den Ehrenplätzen" . Das 1etzte Wort w; r ... jurch das fo 1-
Z~J1en Im antithetischen Parallelismus zerfällt und daß es mehr als
eine Paronomasie aufweist: "Am selben Tage, als er einen Mann am Sab- gende Evöo~6TEpos;, '''P'', wieder aufgenommen; das Targum zu Jesaja
bat arbeiten sah, sagte er zu ihm: (23,8.9) spricht von den IIWürdigen der Erde (~Y'~ .",p')"; vgl. Tar-
Mensch, wenn du weißt, was du tust, bist du gesegnet
(nN l"'~ nN ,"~y N~ nV7 7 7 7 N); gum, Num 22,15: ", .. mehr und würdigere Männer (p"p.,) als dieselI.
wenn du es nicht weißt, bist du verflucht und ein Gesetzesübertreter In dem entsprechenden Vers bei Lukas steht ~finoTE EVTL~6TEp6s;
(~n",,~ '~Yl nN ",~ nV7 7 N~N)."
ZU ",~ im Aramäischen siehe: Targum, 2. Kön 9,3~, Die Form ~,.,,~ fin-
~~! 4s9i.Ch im palästinischen Talmud, Hagiga 2, 1, f. ne, Zeilen 47
1 Vgl. unten, 229.

172 173
aou ~ XEXAn~EvO~ für ',pn 7 lJn ~"P' Nn~77. Die Wendung 0 at xat aUTbv Aber ihr, sucht vom Kleinen groß zu werden ('),'n~ ~,~p 7n 71»3 71nN1)
xaAEaa~ bei Lukas (Vers 9) gibt ein einfaches Aramäisch wieder; hier und nicht vom Großen klein zu werden (~p'n~ ), 7n N~1}.
Wenn ihr eintretet als Gäste zum Mahl, legt euch nicht auf die
ist es der Bezae-Ma tthäus, der ei ne ungebräuch 1 i che (und 1 i tera ri schere) Ehrenplätze (7 7 'P' 77»')'n~ 71»)'n N;),
Wiedergabe bietet 1 • damit nicht ein höher als du geehrter Gast als Geladener kommt (Nn;77
',pn 7 7n 77 lJn ~,'p,) und dein Gastgeber sich nähert und zu dir
Im 1etzten Vers der Bezae-Passage entspri cht das banale xat EaTal.. sagt: "Noch wei ter hinunter! 11
0'01.. TOÜTO xpnal..~ov dem 1ukani schen T6TE EaTal..aOI.. o6~a EVWTtI..OV TtaVTWV
und du beschämt wirst (SyC fügte hinzu: in den Augen der Gäste).
Aber wenn du dich aufeinenwenigergeehrtenPlatz legst und ein weniger
TWV auvavaxH~EVwV 0'01... Die Cureton-Syrer-"Interpolation" bewahrte eine als du geehrter Gast kommt (7n 77 lJn ~'~Pl ~'7P »13,n3 »13,n 77 N),
Variante, die einen dem lukanischen ähnlichen Sinn ergibt und den wird der Gastgeber zu dir sagen: "Rücke noch hinauf!"
(Syc) dann wirst du große Ehre haben in den Augen der Gäste
Schlüssel zu der Lesart von D liefert; sie lautet: (7 7 )>7)' 7J7»3 Nn3~ 71,n 7 1; 71n 7 1}*.
"Und dir wi rd besondere Elwe (~n,n'n ~nn')l!1n) wi derfahren Im Vergl eich mi t der Bezae-übersetzung ist di e des Lukas ei ndeu-
in den Augen der Gäste." tig eine literarische übersetzung des Gleichnisses. Oberdies sind wir
Der Gebrauch des hebräischen 'n' und ",n' in solch einem Zusammenhang, aufgrund eines solchen Vergleichs in der Lage, den Charakter der
im Si nne von "überfl Uß" und daher "überl egenheit" oder, wi e es di e A. V. "übersetzung" zu beurteilen, die wir bei Lukas, besonders in seinen
wiedergibt, "Vorzüglichkeit", ist uns vertraut aus Gen 49,3: "die Vor- Gleichnissen, finden. Sie ist von einer wörtlichen übersetzung so weit
züglichkeit (,n') an Hoheit und die Vorzüglichkeit an Macht" und aus entfernt, daß es zwei fe 1haft ist, ob wi r das Recht haben, sie über-
Koh 7,12: "die Vorzüglichkeit (",n') der Erkenntnis". In einem der haupt eine übersetzung zu nennen; die lukanischen Gleichnisse sind
Cureton-Variante zugrunde liegenden aramäischen Original wäre entweder 1iterari sche Erzeugni sse, di e vi ell e; cht auf Gl ei chni ssen in solch
das Verb ,n' oder das Substantiv "'0' verwendet worden, wie z.B. das rohem übersetzungsgriechisch beruhen, wie es hier in 0 bewahrt worden
letztere in .der palästinisch-syrischen übersetzung von K~h 7,12; " vor - ist. Ob diese Passage in D jemals ein geformtes Stück des kanonischen
zügl i che Ehre" ist entweder ~'nm ~n)1!1 oder ~n)1!1 ",n', "überfl uß der Matthäus gewesen ist, das ist schwer zu sagen 1 • Di e Gründe für sei ne
Ehre". Aber im palästinischen Aramäisch, wie im Syrischen 2 , hat das Auslassung in den anderen großen Unzialen standen zweifellos im Zu-
Wort ,n' auch die Bedeutung IVorteill,INutzen",IGewinn": das targu- sammenhang mit seinem unliterarischen Griechisch und mit seiner in
mi sche "n" schei nt aussch 1i eß 1ich in di esem Si nne gebraucht worden zu dieser Hi nsi cht all gemei nen Unterl egenheit gegenüber der lukani schen
sein, z.B. Prov 21,5: "die PlänedesEmsigen sind von Gewinn (~)'01'~)". Form dieses Gleichnisses. Sie könnte jedoch aus der griechischen Q
In dem aramäischen Text oder dessen Quelle, die D wiedergibt, ist das stammen.
Wort für o6~a ausgelassen worden, und der übersetzer machte aus ~,n'D
oder aus ",n' das Beste, was er daraus machen konnte. Mt 23,24
Die Verse zerfallen in parallele rhythmische Stichen. Der didak-
Ei n interessanter Vorschl ag ist von A. T. Olmstead (Journal of
tische Schwerpunkt, den das Gleichnis erläutert, ist ein rhythmisches
Near Eastern Studies I, S. 74) gemacht worden, der di esen Vers so
Distichon im antithetischen Parallelismus. Das Gleichnis selbst ent-
wiedergibt:
hält zwei Verse, wobei jeder Vers zwei Stichen im synthetischen Par-
" ... diedielaus (~n~p) herausfiltern und das Kamel (~~nl) verschlucken."
allelismus (mit parallelen Satzteilen) hat und mit einem klimaktischen
Kwvw<jI bedeutet "Mücke" oder "Moskito", aber dies, so scheint es,
Stichos endet.
kann Nn7P (oder ~n7:l, ~n7:l) auch bedeuten; es ist die targumische

• 1 Das Wort ÖEL:~'JOXAnT6pLOV ist gefunden worden, aber OEI..TtVOXAnTWp * Zu ergänzen wären vielleicht noch: d.aEPx6~EVOL = p:l,pnn, npoa-
Ist unbekannt; vgl. Nestle, Einführung, Ausg. 1899, 217. EA~WV = :l',pnn, XWPEI.. = p'n, und auvaYE = :l"P (der Ubersetzer).
2 Di~selbe Erklärung von xptial..~ov wurde von Chase gegeben, aber aus 1 Vgl. Kenyon, "Western Text in Gospels and Acts", in: Proceedings
dem Syrischen; aaO., 13. of the British Academy 24, 315.
174
175
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Wiedergabe von O.l.:J (i1.l.:J) in Ex 8,12f. (LXX: 1fvl:cpos;, Philo, devitaMos. er hat einen verächtlichen Klang, ähnlich unserem Gebrauch von oL
I, S. 97 M.: 01fvl:1tES;, Slav.: sknipa, "Mücke"). ROAAOC. Die Bezae-Variante bei Lukas kann eine wörtliche griechische
Wiedergabe derselben aramäischen Wendung sein, die oL AOl..Rot (Tii'lv
b) Vorherrschende Sibilante und Palatale
&v{}pw~wv) im Gleichnis zugrunde liegt, Nl!1.ltn N.:J'I!1, und die in diesem
Mk 11 .. 17; Mt 21 .. 13; Lk 19.. 46 Zusammenhang alle meinte, die nicht Jünger Jesu waren. Es waren seine
Ein anderes mögliches Beispiel für Paronomasie begegnet in dem Jünger, die Jesus beten lehrte, und er machte einen Unterschied zwi-
mit der Tempelreinigung verbundenen Jesuswort: ~pOOEUxn ist Nn,,~, und schen dem, was ihr Gebetsstil sein sollte und den Gebeten, die für
das griechische Wort AQoTns; findet sich häufig im Aramäischen, z.B. "die übrigen Menschen" typi sch waren; densel ben Unterschi ed zwi schen
im pa 1ästi ni schen Talmud, Sota 9, 10, f. 24a, Zeil e 37, Targum zu Hi seinen Jüngern und der Außenwelt machte er in Mt 4.. 11*. Die lukanische
4,11; 5,5. Wiedergabe (in 0) ist demnach wörtlich und korrekt; das matthäische
E{}Vl..1fOC ist eindeutig jüdische Interpretation. Und dies gilt ebenso
Mein Haus soll ein Bethaus für alle Völker genannt werden
für seinen Gebrauch desselben Ausdrucks in 5.. 47 und 6.. 32.
(71pn 7 Nn1'~ n 72),
Bestätigt wi rd Jesu Gebrauch des Ausdrucks N\!).lN"l N.:J"1!1 in Mt 6.. 7
aber ihr habt es zu einer Räuberhöhle gemacht ('~öb?7 Nnl»~).
durch eine beachtliche Reihe von Paronomasien im Textzusammenhang. Für
Mt 6.. 1-8 RPOOEXEl..V ist eine Form von .,i1T das richtige Wort; vergleichen können

wir Sanhedrin 7, 13, f. 25b, 20 Zeilen von unten. Ein älteres semi-
Ein schwieriges Problem erhebt sich durch das matthäische ~{}Vl..1foC
tisches Wort für l.ll..o{}os; ist ".:JI!1; für das Aramäische bezeugt wurde es
in Vers 7 (wie auch in 5.. 47; vgl. 6.. 32). Es ist kaum nötig, Juden zu
von Lidzbarski 1 ; hier würde seinem Gebrauch wegen sei~er Seltenheit in
ermahnen, nicht wie Heiden zu beten; dem semitischen Denken ist dieser
der aramäischen Literatur einiger Zweifel anhaften, wenn es nicht
Gedanke widersinnig. In der Parallele, in Lk 11 .. 2 (0), lesen wir oL
durch die ganze Passage hindurch das Wortspiel gäbe. Für UR01fpl..TaC in
AOl..ROC statt ~{}Vl..1foC. Nestle suchte eine Erklärung der Bezae-Variante,
den Versen 2 und 5 ist ,~.,P\!) oder ~"PI!1 das Äquivalent; pUl.lal.. ist '~P'\!)
indem er beide Wörter auf ein gemeinsames hebräisches o,.,.:m zurück-
und EV TaLS; ywvCal..S; TWV RAaTEl..WV i st ~PPI!1 n.l"p~; vgl. Prov 7,12 im
fÜhrte; die o,.,~n waren die gelehrten Amtsgenossen oder Mitglieder der
Targum: "einmal auf den Straßen (~P'\!))' ein andermal auf den offenen
pharisäischen Vereinigungen 1 • Aber durch kein Ausweiten der Sprache
Plätzen (~pp\!))". Für 1fAECEl..V in Vers 6 steht "~b oder ".:Jb, und das
kann erreicht werden, daß o~.,~n die Bedeutung irgendeines griechischen
Äquivalent von XPECav E:XEl..V in Vers 8 ist eine Wendung mit ,~.,~. Wenn
Wortes annimmt.
wir für ßAf~wv in Vers 4 ~Tn setzen, erhaiten wir eine Paronomasie mit
F.H. Chase wies darauf hin, daß oL AOl..ROC bei Paulus praktisch
~T~, &~OOWOEl..; ~v T~ }(PURT~ ist ~\!)n~2, es steht im Gegensatz zu ~?l~,
gleichbedeutend sei mit Ta e;{}vn (1. Thess 4,13; 5,6; Eph 2,3)2. Er
EV T~ <pavEp~, wenn dies in Vers 6 die ursprüngliche Lesart war.
erklärte die Wendung "der Rest", lider Rest der Menschen" statt Heiden
als ei ne syri sc he Sprachei gentüml i chkei t. Der ganze Ausdruck fi ndet 1: Nehmt euch in acht, daß ihr eure Almosen nicht vor den Menschen gebt,
um von ihnen gesehen zu werden .
sich in Apk 9,20: oL AOl..~ot TWV &V{}pWRWV, in einem Zusammenhang, in (71n; nNTnnN; 77~J7N D7P 71~7np7Y 7172»n N;, ,.,i1iTN):
dem die Heiden gemeint sind. sonst habt ihr keinen Lohn von eurem Vater, der in den Himmeln ist
(N7~2, 71~12N 7~ 71~; (?) ".:J1!1 n7 ; 7;~;N).
Aus sich selbst muß diese Wendung keine Beziehung zu Nicht juden
haben. Im Gleichnis vom Pharisäer und Zöllner findet sich dieser
* Dazu ist anzumerken {und das bestätigt die Argumentation des Ver-
Ausdruck zweimal (Lk 18,9.11), nicht um Heiden zu bezeichnen, sondern fassers}: während Mk 4.. 11 TOLS; ESW steht, hat Lk 8 .. 1~ T?'CS; OE AOl..nO~S;
a 11 ein den Augen der selbstgerechten Pha ri säer Ni cht-Gerechten; und Mt 13.. 11 bELvol..s;; es wäre möglich, daß alle drei dieselbe arama-
ische Wendung wiedergeben.
1 Als Verb, in: Handbuch der nordsem. Epigraphik, 375; vg1. Pes.
1 Phi1010gica Sacra, 27. 118a.
2 Syro-Latin Text of the Gospels, 93. 2 Da1man, Gramm. 2 , 211.

176 177
2: Wenn du also dein Almosen gibt, blase nicht Trompete (77J~rn N;) i1r.)'~~, Sa 1omo. I n den Versen 28 und 29 bei Matthäus hat der Pa 1ästi na-
vor dir her, Syrer eine Paronomasie, die sehr wohl ursprünglich sein kann:
wie die Heuchler tun in den Synagogen und auf den Straßen
(77P1~~1 Nn~J~~ 771P~ 17~»7 NO~7n),
Betrachtet die Lil ien des Feldes, wie sie wachsen (pn,)l!J) ...
damit sie geehrt werden von den Menschen ...
4: damit dein Almosen im Verborgenen sei (7~n~): . .. auch Salomo in all seiner Herrl ichkeit (n7nn',)~7n) war nicht
und dein Vater, der ins Verborgene sieht, wird dir's vergelten ..• gekleidet, wie eine von diesen.
( ... 1; 'Tl 7~n~ 'Tn7 11~N1)
5: Und wenn du betest, sollst du nicht sein, wie die Heuchler (77'p~) In den lukanischen Logien über die Raben (und über die nh}{Cct)
sind ... (12,24f.) sind zw~i Beispiele von Paronomasie sehr wahrsche.inlich:
6: Aber du, wenn du betest, geh in deine Kammer, und wenn du deine Tür
geschlossen hast (n1l0 oder n1~o) ... }{6pct}{ct~ = ",)11)7 und TpECjlEI.,V. = ',)1. Der Zi schl aut herrscht vor i n C'!~,
7: Aber wenn ihr betet, braucht keine unnützen Wiederholungen 1 , wie ~EpL~VaV und in ~'O'N (Aphel von qo') npooTLßEVctL.
die übrigen Menschen (N~JN7 N~1~) tun •..
8: Seid ihnen also nicht gleich; denn euer Vater weiß, was ihr nötig Betrachtet die Raben (7 7,)11») ... und Gott ernährt (7,)10) sie.
habt (71nN 77~'1~), bevor ihr ihn bittet.
Und wer von euch kann mit Besorgtsein (q'~7)
seiner Statur eine Elle hinzufügen (C'!'01N)?
Mt 6,19-20; 25-34; Lk 12,33-34; 22-31
Beide, Alliteration und Paronomasie, finden sich in den Logien über Lk 22,36-38
die Schätze; der Schlüssel laut ist ein Zischlaut; die Alliteration ist Das Äquivalent von ~dXctLpct im Aramäischen ist Nn'o; TEA.EOßnVctL ist
in den syrischen übersetzungen vollständig wiedergegeben. Das ein- q10, und TO TEAO!; ist Nn10; ~}{ctv6v EOTLV. kann durch p'no ausgedrückt
drucksvollste Beispiel für Paronomasie steht in Lk 12,34: EyyC~ELv ist werden.
,)1P; OLctcpßECPELV, von der Zerstörung, die die Motte (N.:lP'1) anrichtet,
... und wer kein Schwert hat (Nn,O n7; n 7;7 77),
ist .:lP1; vgl. die palästinisch-syrische Obersetzung von Ex 26,32: der verkaufe sein Gewand und kaufe eins (Nn'O P~P1 1n 7 Jr.l 71~p).
ÖOnnToL, ,'.:lP10 N~'. Denn ich sage euch, daß dies, was geschrieben ist,
noch erfüllt werden muß an mir (7~ qOr.l;).
Mt 6,19: Sammelt nicht für euch selbst Schätze auf der Erde ...
(N)>~N~ Nn0 70 71~~~J; 710 70n N;) Denn was sich auf mich bezieht, hat ein Ende (N910 7;77;7) ...
20: Sondern sammelt für euch selbst Schätze in den Himmeln Es ist genug (r 7 no).
(N70~~ Nn~70 71~~~J; 1070 N;N)
Lk 12,33: ... wo kein Dieb sich naht b',p)
c) Vorherrschende Dentale und Labiale
und keine Motte (N.:lP1,) zernagt (,)'P'O).
Mt 5,43-48; Lk 6,27-36
In der Spruchgruppe über die Sorgen wird dem matthäischen Eß-
VL}{OC in Vers 32 dieselbe Bedeutung zugrunde liegen wie in 5,47 und Alliteration, Assonanz und Wortspiel sind gleichermaßen auffallende
6,7: "die übrigen Menschen", N~JN' N~1~; wieder bezieht .sich Jesus Merkma 1e des Aramäi schen di eser Verse. Erwägungen zum Para 11 e 1ismus
auf die übrige Welt als im Gegensatz stehend zum inneren Kreis sei- legen eine andere Anordnung nahe als die, die wir in den Evangelien
ner Jünger. In der Alliteration und Assonanz sind Zischlaute vor- finden. Die Verse 27 und 28 bei Lukas gehen ungezwungen als vier syn-
herrschend, besonders das weiche und melodiöse ~: "J~1~, ."Lilien"*, onyme Stichen zusammen: die Verse 32 und 33 entfalten im synthetischen
Parallelismus den Gedanken der ersten beiden synonymen Stichen und
1 Eine Wendung mit p'10? Vg I. Targum, Ps 2, 1. - BctTToAoYEw, da es
fo 1gten wahrschei n1ich unmitte 1ba r auf Vers 27; Vers 28 wi rd inVers
ein Verb ist, dürfte für ein aramäisches Verb stehen, vielleicht für 29 unvollkommen fortgesetzt. Die Verse 27, 32 und 33 können daher als
'IJnI11N (itpa. von 'IJI!I): "sich töricht benehmen ll , "Törichtes schwatzen"; eine geformte poetische Einheit zusammengefaßt werden.
vgl. Targum zu 1. Sam 1,14; 18,10 (der Ubersetzer).
* Nach J. Jeremias, Die Gleichnisse Jesu 7 , 1965, 213, handelt es
sich um "Anemonen", nicht um IlLilien ll ; vgl. J. Levy, Wörterbuch über
die Talmudim und Midraschim 2 , 1924 = 1963, IV, 528: IIdie Königsl il ie, 1 Ein weniger übl iches Wort ist ~PH):J (z.B. Esther 11 Targum, 6,10);
Anemone ... , s. Löw, Aram. Pflanzennamen, 380" (der Ubersetzer). es würde ein Wortspiel mit o':J, ßOAavTLov, ergeben.
178 179
Für &ya.eOltOLELV in Vers 33 können wir ~'\J setzen; die Wendung ltoCa Eines der interessanteren Beispiele von Paronomasie findet sich
UIJLV xapLs; EOTCV in den Versen 32 und 33 spiegelt sehr wahrscheinlich in Mt 5,47.48: der regelmäßige semitische Ausdruck für II grüßen" ist
das talmudische '~'\J (il)tm wider; das letztere findet sich z.B. im "fragen nach dem Frieden oder Wohlergehen (o;~) von", und TEAELOS; ist
o';~; in bezug auf das letztere können wir die Paraphrase zu Lev
palästinischen Talmud: in Kethub., Anfang, f. 24d, Zeilen 13 und 17
(wiederholt, wie in den Evangelien) und in Taanith 1, 4, f. 64b, 22,27 im Jerusalemer Talmud I vergleichen: mit seinem Hinweis auf
"die Tugend des vollkorrunenen Mannes (NO';~)". Das Wort, das dem
Zeile 50. 'MJaPTWAOS; in Vers 32 ist ~'n, das mit ~'~n (oder ~'nN),
TEAELOS; bei Lukas entspricht, ist O~){TCPIJWV, und Eberhard Nestle
ayanäv 1 , eine Paronomasie ergibt.
führte diese Variante auf O'J~ zurück, aber der Nachweis für. die
Lk 6,27: Liebt eure Feinde, Identifizierung von O~}(TCPIJWV mit diesem Wort ist von sehr zweifel-
tut Gutes denen, die euch hassen ...
32: Denn wenn ihr die liebt, die euch lieben,
haftem Wert 1 • Im Targum Pseudojonathan zu Lev 22,28 finden wir eine
welchen Dank habt ihr fast wörtliche Parallele zu Lk 6,36; sie lautet: "Wie uns.er Vater
(71~; 7~'U Nn 71~7~~nn 77n~'~n 77N)?
Denn auch die Sünder lieben die, die sie lieben barmherzig ist (,on.,) im Himmel, so seid ihr barmherzig auf Erden".
(71u7~~nn 77~'n qN 7~'~n7). Di ese Wendung fi ndet sich in ei ner typi sch targumi schen Erwei terung,
33: Und wenn ihr denen Gutes tut, die euch Gutes tun, und jede Vermutung einer Abhängigkeit von dem Logion im Evangelium
welchen Dank habt ihr
(11j~ l~'U Nn 77~7~'on 77n~"u 77N)?
ist unrealistisch. Aber das Logion im Targum wurde wohlbekannt; es
Denn auch die Sünder tun eben dasselbe wurde darauf angespielt und es wurde zitiert im palästinischen Talmud
(7'~'n 77~Y 7'~ qN7). .
in Beraah. 5,3, f. 9c, Zeile 25; MegiUa 4, 9, f. 7Sc, Zeile 14. Im
Dieselbe Versform kann wiederhergestellt werden, wenn man die Verse ersten Jahrhundert mag es ei n gefl üge ltes Wort gewesen sei n; wi r
30 und 34 zusammennil1111t. Das aramäische Äquivalent von aLTe:LV, JN~, wissen, daß die, Jerusalemer Targumim ansehnliche Teile früherer
bedeutet sowohl "l e ihweise erbitten", "l eihen", als auch ganz einfach Pentateuchtargumim enthalten 2 • Jesus kann also das Targum in An-
IIbitten" (vgl. die Parallele Mt 5,42); ;N~ ergibt eine Paronomasie mit spruch genol1111en haben. Im Blick auf das Wortspiel bei Matthäus
;p~ (aCpELv). Das Aramäische für öavEC~ELvist q'T'N (Aphel von qT'), erscheint es jedoch wahrscheinlicher, daß das erste Evangelium die
so daß wir ein weiteres Wortspiel mit ~OJ (AallßavELv) erhalten. Vers ursprüngliche Form des Logions, wie Jesus es gesprochen hat, viel-
29, der Vers 28 in einer anderen poetischen Einheit fortführt, enthält leicht eine Abwandlung der volkstümlichen Form, bewahrt hat, und daß
ebenfalls eine Paronomasie. die lukanische Variante auf den Einfluß der targumischen Form dieser
30: Gib jedem, der von dir leiht Wendung zurückzuführen ist.
(lJn "N~7 ~JN ;7~; ~u),
und von dem, der deine Güter wegnimmt, Lk 7,36-50 3
fordere sie nicht zurück
(7~ 'N~n N; ln~v J'p~7 u 7 Jn). In der Geschichte von der Frau, die eine Sünderin war, wird der
34: (Und) wenn ihr denen leiht (nnnnN), moralische (und soziale) Status der Frau besonders betont; sie war
von denen ihr zu empfangen (~,oo;) hofft,
eine alJapTwAfi, Nn~'n. Jesu Gleichnis spielt geschickt auf dieses
welchen Dank habt ihr?
Denn auch die Sünder leihen (7nT'N) den Sündern,
um das Gleiche wieder zu empfangen (77~O'7).
1 Philologica Sacra, 12f. Unterden Erklärungen des Namens "Salomo",
29: Und dem, der dich auf die eine Wange schlägt,
halte auch die andere hin wie sie in Lagardes Onomastica Sacra (174,93) vorl iegen, finden wir
(u7,~n qN ~n (N7n) 3(,)~n~ 1; 2nnpn u7 ; ) . EAEnlJwV Ti E~PTJVL}(OS;, und aufgrund dieses Beleges "schwindet der letzte
Zweifel", daß oCIiTCPIJWV = tJ'71!J ist.
2 Oben, 21 f.
1 Unten, 182.
3 Vg1. Joüon, liLa pecheresse de Gal ilee et la parabole des deux
2 Vgl. Sypal, Ps 46,2. debiteurs", in: Rech. de science rel. 29 (1939), 615ff. und J. Jere-
3 sypal, Jes 50,6.
mias, Die Gleichnisse Jesu 7 , 126f.144.
lRl
180
zentrale Wort an: die Schlüsselwörter sind xpe:Ocpe:l.AE-rns; = N:l1n ',n, in einem idiomatischen Hyperbaton wurde es aus seinem eigenen Satzteil
6aVEl.o-rfjs; = N:l1n ":t oder :t'n, CtJ,Jap-rCa = N:t~n und &yaltfiv = :t':tn oder in seine jetzige hervorragende und betonte Stellung im Satz versetzt 1 •

:t'nN1. Der übersetzer nahm jedoch den Nebensatz als Hauptsatz und machte,
indem er das l-roeci-tativum zu einer Konjunktion, "darum, daß; weil",
41: Da war ein gewisser Gläubiger, der hatte zwei Schuldner
(7 7)'n oder N:t~n 7J~ 77~n n 7;7 N:t,n 7~V 7n ~7n): machte, den Hauptsatz zum Nebensatz; mit dem letzteren konstruierte er
der eine schuldete fünfhundert Denare, der andere fünfzig
irrtümlich o~ x6pl.V, das ~u "ich sage dir", und nur zu dieser Wendung,
(77~vn ~J~n7~ 77~J77 n~v ~7vn ~7n :tn).
42: Und da sie nichts zum Bezahlen hatten, erl ieB er es ihnen beiden gehört.
rückhaI tlos.
Wir können daher den antithetischen Parallelismus wiederherstellen.
Sage mir daher, welcher von ihnen wird ihn am meisten lieben
(~7n7 n 7J7:t:tn7 7777~)? Es mag sein, daß es in diesem Vers überhaupt keine Anspielung auf die
Frau gegeben hat, sondern nur ei ne all gemei ne Aussage über die Moral
Der antithetische Parallelismus nach Vers 44 ist bemerkenswert.
des Gleichnisses (die Suffixe sind männlich):
44: Simon, siehst du diese Frau1
Ich kam in dein Haus, Darum sage ich dir
du gabst mir kein Wasser für meine Füße; (1; ~J~ ~v~ 777~):
aber sie hat meine Füße mit Tränen gewaschen Einer, dem viele Sünden vergeben sind, der I iebt viel
und sie mit ihren Haaren getrocknet. (~7ÄD )':tn7 77~7ÄD 77:t~n n7; 77p7~~7);
46: Du gabst mir keinen Kuss; aber wem wenig vergeben ist, der I iebt wenig.
aber diese Frau hat, seit ich hereinkam 2 ,
nicht aufgehört, meine Füße zu küssen. Im Griechischen ist es ohne Zweifel möglich, ön nydltnOEV ltOAU als
46: Mein Haupt salbtest du nicht mit öl; ön-recitativum-Satzteil nach Hyw zu konstruieren, aber diese Syntax
diese Frau aber hat meine Füße mit Salbe gesalbt.
ist seltsam. Jedenfalls scheint es so, als wollte Lukas, daß wir diese
Die zweite Hälfte von Vers 47 zieht eine logische Moral aus diesem Wendung trotz der Logik des Gleichnisses im Sinne von "weil sie viel
Gleichnis: "wem aber wenig erlassen wird, der liebt wenig": aber diese liebten verstünden: um es sich zu ermöglichen, Christus darzustellen,
Wendung ist nicht parallel zum ersten Teil des Verses, und sie ergibt wie er der Frau Absolution erteilt (7,48): wegen dieses Dankbarkeits-
keine richtige Antithese. Ein ganz einfacher übersetzungsfehler kann
beweises (so will Lukas uns glauben machen) sind die Sünden der Frau
diese Unordnung hervorgerufen haben.
nun vergeben (oder sollen es werden). Der al ternative (und zweifellos
Deshalb sage ich dir: ursprüngliche) Sinn stellt die Absolution' oder Vergebung der Frau in
Sie, deren viele Sünden vergeben sind, (weil) si.e 1 iebt 3 viel die Vergangenheit - die Äußerung ihrer Gemütsbewegung ist eine Folge
(N7~O n:t':tn7 N7N7~O Nn:t1n n; 77p7~~7).
davon, daß ihr vergeben worden ist. Es gibt keinen Zweifel darüber,
Das erste 1, ein Relativpronomen, ist als l-recitativum genommen wie die ursprüngliche aramäische Wendung konstruiert war.
(und im Griechischen ausgelassen) worden. Das zwei te 1 ist kei n
ön = "weil, denn", sondern ein l-recitativum nach "ich sage"; Mt 11, 28-30 2
das Subjekt des Satzteils "(darum, daß; weil) sie liebt vieP ist
A. Meyer wies auf eine Paronomasie in diesen Versen hin: das aramä-
der voranstehene Satzteil: ,Ilsie, deroen viele Sünden vergeben sind",
mäische Äquivalent von. a.valtaue:l.v ist n'.lN: ltpaUS; ist n'.l; im Tar-
gum 11 zu Est 8,13 ist IImi"t einem sanften GeistIl = Nnn'J Nn~':t; &v6.-

1 Oben, 180. Zu demWortspiel :nn, :J':Jn, :J'm~ vgl. E. Nestle, Philo- ltaual.S; ist Nn'J3. Die vorherrschenden Laute sind alle weich, mild und
logica Sacra, 49ff.
angenehm.
2 Wahrscheinl ich, "seit sie hereinkam"; vgl. Torrey, Our Translated
Gospels, 98f.
3 Der Aorist ny6ltnoe:v entspricht einem statischen Perfekt; oben,
129. - J. Jeremias, Die Gleichnisse Jesu 7 , 1965, 127, Anm. 6, der sich 1 Vgl. oben, 53. Vgl. Torrey, Our Translated Gospels, 98.
auf diese Beobachtung berief, fügte hinzu, er müsse "im Deutschen prä- 2 Zum Aramäischen von Mt 11,28-30 siehe ferner: Joüon, Notes philo-
sentisch übersetzt werden" (der Ubersetzer). logiques, 346. 3 Jesu Muttersprache, 84.

182 183
Kommt zu mir, ihr alle, die ihr ermüdet und schwer beladen seid bestätigt die Ansicht, daß der Evangelist, wenn er nicht selbst über-
(77;Jln 7J7»V oder 77J7»Vl 77n;7 71~;1~ 7nl; lnN). setzte, bereits übersetzte aramäi sche Hymnen oder Gedichte verwendete
und ich will euch Ruhe geben
(71~n"Jr< NJ/'O). und sie in literarische Kompositionen verwandelte. Versuche, die Quel-
Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir len solcher Hymnen aufzuspüren, haben keinen großen Erfolg gehabt 1 ;
(7Jn 17n;1 71~7;» (7 7;7») 7i7J l;Jp);
denn ich bin sanftmütig und demütig im Herzen doch diese Tatsache weist hin auf ihre Existenz.
((7)NJ;J 71J»7 n"J NJN7) , Bei den Rückübersetzungen ins Aramäi sche, di e oben versucht worden
und ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen
(77~~9J; r<n"J 11n~~nl). sind, kann in keinem einzigen Beispiel der Anspruch auf Endgültigkeit
Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht oder absolute Gewißheit eines rekonstruierten Originals erhoben werden.
(7;J7D ;7;Pl (7 7;7») 7i 7 J 07»J7).
Wo wir es jedoch mit allgemeinen Wörtern und Ausdrücken zu tun haben,
Mt 18,12-14; Lk 15,3-7 besteht ein hoher Grad von Wahrscheinlichkeit, daß wir den ursprüng-
lichen uptaut haben. Es scheint mir sicher, daß wir genügend zuverläs-
Die Schlüsselwörter im Gleichnis vom verlorenen Schaf sind "ein"
sige Beispiele haben, um zu zeigen (a), daß Jesus sowohl das Mittel
('ln) und die "Freude" (r<'l'ln) im Himmel über den "einen" Sünder, der
der Alliteration, der Assonanz und des Wortspiels als auch des Par-
bereut. Der Hirte "freut sich" ("'ln) über die Wiedererlangung des
allelismus und des Rhythmus verwendet hat und (b), daß diese Phänomene
"einen" verlorenen Schafes, das "sich verirrte", 1l:ACLvn-\Jt;i, aramäisch
praktisch auf die Jesuslogien beschränkt sind, wobei die Ausnahmen
= "yn, dieselbe konsonantische Anordnung wie "'ln. Wenn Jesus das Wort
wieder die Täuferreden und die Anfangskapitel des Lukas sind. Zu den
r<"on für etJ.lCLPTWAOS; (Lukas, Vers 7) gebrauchte, ergibt sich eine Par-
Jesuslogien liefern Markus und Q die Hauptmasse der Beispiele; der
onomasie mit "yo.
Rest stammt aus dem matthäischen oder lukanischen Sondergut.
Lk 15.,2: Und die Pharisäer und Schriftgelehrten murrten und sagten: In einem Beispiel konnten Paronomasie und vorherrschende konsonan-
Dieser Mann nimmt Sünder auf und ißt mit ihnen
(71nn» ;7~N7 7~~O oder 7?~O ;7Jpn 777 NiJA). tische Laute die Ordnung erklären, in der die Logien angeordnet waren.
Mt 18,12: ... Wenn ein Mann hundert Schafe hätte Es gi bt keinen themati schen Zusanmenhang zwi schen den Versen über den
und eines von ihnen sich verirrte fremden Exorzisten in Mk 9,38.39 und dem folgenden Abschnitt über die
("YO 71nJn 'lnJ) ...
13: Und wenn es geschieht, daß er es findet Ärgernisse. Aber es gibt einen formalen Zusammenhang in der poetischen
er freut sich ("'ln) mehr über dieses Schaf Form und den vorherrschenden Lauten in den bei den Spruchgruppen.
als über die neunundneunzig,
die sich nicht verirrt hatten (7'YO N;7). Jesus hat nichts Schriftliches hinterlassen, aber durch seinen Ge-
Lk 15,7: ... Ebenso wird Freude (r<'l1n) im Himmel sein brauch poetischer Form und Sprache stellte er sicher, daß seine Worte
über einen Sünder (r<"on r<'ln). der bereut. nicht vergessen wurden. Der Eindruck, den sie in aramäisch machen, ist
der von sorgfältig vorher bedachten und einstudierten Vorträgen; wir
haben es bei ihnen mit propheti scher Redewei se im Sti 1 und von der
Zum Schluß können mehrere allgemeine Feststellungen gemacht. wer- Größe Jesajas zu tun, gegossen in eine Fonn, die in angemessenem und
den. Das Vorkommen formaler Elemente der aramäischen Poesie in Nicht- moduliertem Klang die zugrunde liegende Schönheit der Empfindung oder
Herrenworten oder -reden und sowohl inden Evange 1i en-Di al ogen . als die Leidenschaft, aus der heraus der Gedanke erwuchs, ausdrücken kann
auch in den Jesuslogien weist hin auf eine aramäische Quelle oder - sanft und mild in den gütigen Logien, wie in der Verheißung an die
auf Quellen literarischen Charakters neben der Spruchquelle. Die Schwerbeladenen, unerbittl ich und hart in den Logien über die Ärger-
deutlichsten Fälle von Parallelismus der Zeilen und Satzteile, nisse, stark kehlig und spöttisch zischend, wo Heuchler und "die übri-
begleitet von Assonanz und Wortspiel, fanden sich in den Täufer- gen Menschen" seinen Jüngern gegenübergestellt sind~
1ogi en sowohl im vi erten Evange 1i um als auch inden Synopti kern
und in den frühen Hymnen und Geschichten des Lukas. Dieser Nachweis 1 Vgl. Schaeder-Reitze~stein, Studien zum ant. Synkretismus, 326.

101. 185
die sich keineswegs gegenseitig ausschließen, sind für diese verblüf-
fende Tatsache gegeben worden 1 • Nachdem Bussmann die stilistischen und
anderen Unterschi ede zwi schen der ersten und der zwei ten Gruppe von
TEl L IV Passagen analysiert hatte, folgerte er, daß QA (um seine SigLa zu ver-
üBE R SET Z U N G DES ARA M Ä I S C H E N einfachen) eine gesonderte Quelle darstelle, die als bereits übersetz-
tes Dokument in die Hände der Evangelisten gelangt sei; in QB hätten
A. a) SYNOPTISCHE VARIANTEN AUS DEM ARAMÄISCHEN Matthäus und Lukas selbst und unabhängig eine andere aramäische Samm-
Jeder, der das Neue Testament erforscht, ist in bezug auf das 1ung übersetzt, 11 jeder, wi e er es vermochteIl ; QA hätte Geschi ch~en,
Aramäische T.W. Mansons Studien zu Q zu Dank verpflichtet 1 • Q ist QB nur 110gia"oderWorte enthalten, und allein sie kHnne mit den Logia
eine Einzelquelle, die sehr wahrscheinlich eine Obersetzung eines des Papias identifiziert werden. In diesem zweiten Teil seiner Theorie
aramäischen Dokuments darste11t 2 , dessen ursprüngliche Ordnung und berief er sich auf das Aramäische. Soweit es die "Zweiquellentheorie ll
ursprünglichere übersetzung die des Lukas ist; in einem späteren betrifft, ist es äußerst zweifelhaft, ob Bussmann seinen Standpunkt
Stadium wurde die griechische übersetzung in bezug auf das Aramäische bewiesen hat 2 • Die weitere "Gabelung ll von QB in zwei unabhängige über-
revidiert, und diese revidierte übersetzung hat Matthäus herausge- setzungen suchte er durch ni cht weni ger als ei nhundertzwei undzwanzi g
geben 3 • Die aramäische Q hatte wahrscheinlich die Form eines kateche- angebliche "übersetzungsvarianten" zu stützen. Diese Liste enthält
ti schen Handbuchs angenommen, das ursprüngl ich nur aus Logien bestand Beweismaterial aramäischen Ursprungs: diese Tatsache ist nicht zu be-
und eine gewisse literarische Unversehrtheit besaß; sie ist vermutlich zweifeln; es ist dem Beweismaterial in QA ähnlich und enthält einige
g1 ei chzusetzen mit den "Logi a ll , di e von Papi as dem Ma tthäus zuge- der treffendsten Bei spiel e 3 • Aber etwas weniger als ein IJr>ittel der
schrieben wurden und von ihm nin einem hebräis~hen (aramäischen) Dia- "Varianten" muß so erklärt werden, und selbst davon müssen immer
lekt" 4 zusammengestellt worden sein sollen. einige bezweifelt werden. "Varianten" sind meist griechische Synonyme,
J: n sei nen ha t W. Bussmann aufgrund ei nes
Synoptischen Studien 5 und wenn wir sie vergleichen, kommen wir zwangsläufig zu dem Schluß,
Studiums des Aramäischen eine sehr komplizierte Theorie erarbeitet. daß die matthäische Q einfach eine griechische Revision ist - Matthäus
Bussmann war (wie alle Q-Forscher) von dem Ausmaß der Unterschiede in tat bei Q, was er bei Markus getan hatte. Lukas bietet die ursprüng-
der Quelle beeindruckt. In etwa der Hälfte der Abschnitte, die ihr ge- lichere griechische übersetzung.
wHhnlich zugewiesen werden, ist die wörtliche Obereinstimmung zwischen Aber es sind noch bedeutsamere 1iterarische Prozesse bei der Her-
Matthäus und Lukas auffallend; in der anderen Hälfte rechtfertigt es stell ung der matthäi schen Ausgabe von Q am Werk gewesen. In mehr als
eher die thematische Gemeinsamkeit als die sprachliche Identität, daß der Hälfte von Bussmanns "Vari anten", wobei der Si nn in bei den Evan-
wir sie der "Doppel-überlieferung" zuweisen. Verschiedene Erklärungen, gelien fast derselbe ist, ähnelt der matthäischen übersetzung nichts
so sehr, wie eine freie literarische Paraphrase; ein Vergleich
z. B. inter al,ia der bei den Formen der Se 1i gprei sungen, 1äßt darauf
1 T~e Teaching of Jesus, 1931, 27ff.; The Sayings of Jesus, 1950 .
• 2 Die folgende
ist vielleicht die eindrucksvollste Illustration schließen, daß Matthäus von sich aus eine griechische "Targumisierung"
e~nes Q-"Aramaismus", weil er noch täglich gebraucht wird. Wann immer von Q vornahm. Wenn Bussmanns Parallel en ei ne nach der anderen ver-
WI r das Vaterunser in der Form "Vergib uns unsere Schulden wie wi r
vergeben uns ern Schuldnern" wiederholen, verewigen wir eine a~amäische glichen würden, würde sicherlich nichts klarer sein als die Tatsache,
Spracheigentüml ichkeit; denn nur im Aramäischen, und nicht im Griechi- daß Q bei Matthäus keine wirkliche übersetzung ist: sie ist eine grie-
schen oder Hebräischen, wird Sünde oder Schuld Gott oder den Menschen
ge~enüber regelmäßig in Begriffen der Schuld ausgedrückt: Jesus jedoch chische literarische Komposition. Und es ist nicht unwahrschei nl ich,
meinte "Ubertretungen" oder "Sünden", wie Lukas es wiedergibt. Vgl.
obe~, ~40. 3 Vgl. Expository Times 47, I, 7ff. 1 Siehe V. Taylor, in: Expository Times 46, I I, 70ff.
Siehe besonders: Bulletin of the John Rylands Library 29. I I, 4ff. 2 Vg1. Taylor, aaO., 73f. 3 Bussmann, aaO., 11,
und 17. 5 1925.
151f.; vgl. Manson, in: Expository Times, aaO.
186
187
daß Streeter recht hat, wenn er im Blick auf die redaktionellen Metho- sierungen" des Logions, die so vertraute Gegensätze wie "suchen" und
den des Matthäus mei nt, er habe auch "Para 11 el übersetzungen 11 von Wor- "finden", "lieben" und "hassen" gebrauchen 1 •
ten, die er. in seiner Sonderquelle mit Q-Worten fand, verglichen 1 • Aber es gi bt andere Passagen inder 1ukani schen Q, wo wi r ei ne 1ite-
Keine andere Hypothese kann die starken sprachlichen Unterschiede in rarische Umschreibung eines Logions feststellen können. Ich habe oben
den QB-Passagen so zufriedenstellend erklären. bemerkt, daß wir nur bei Markus finden, was einer wörtlichen Übersetzung
Damit ist nichts Neues gesagt: alle diese Möglichkeiten werden in der Gleichnisse ähnelt {und selbst da ist die "übersetzung" mehr lite-
Mansons Ansicht über eine von Matthäus herausgegebene Revision von rarisch als wörtlich)2. Wenn wir die sich überschneidende Überlieferung
Q erörtert 2 . Wie aber steht es mit Lukas? InwelchemAusmaß, wenn über:.- von Markus und Q im Gleichnis vom Senfkorn vergleichen (Mk 4.. 30f. = Lk
haupt, hat der griechische literarische Prozeß, den wir bei Matthäus 13.. 18f.; Mt 13 .. 31f. ist eine Verschmelzung von Markus und Q), sO ist Q
feststellen können, die lukanische übersetzung von Q beeinflußt? = Lukas, außer inder Sprache, in allem dem Markus zugrunde 1i egenden
Es scheint mir ziemlich sicher zu sein, daß wir es bei QA über Aramäischen treu 3 • Im Beelzebub-Streitgespräch (Lk 11 .. 1?f. =Mk 3.. 23f.)
weite Strecken mit einer übersetzten überlieferung zu tun haben, die istdie demmarkinischen Parallelismus zugrunde liegende Struktur abhän-
inder Hauptsache ei ne treue Wi edergabe ei ner aramäi schen Quell e gi g von dem vierma 1 wi ederho 1ten (rhetori sch sehr wi rkungsvoll en) OUV<lT<ll..
ist; der Parallelismus der Zeilen und Satzteile, den E. Norden für (Vers 25 OUVnOET<ll.., ist im Aramäischen identisch); diese Struktur hat
den sichersten "Semitismus" im Neuen Testament hielt 3 ., ist ein An- sich bei Lukas in ei ne 1i terari sche Umschrei bung aufgelöst (mi t auffa 1-
zei chen dafür, daß di eser übersetzung die 1i terari sche Struktur des lenden hypotaktischen Partizipien, in betontem Gegensatz zurmarkinischen
Originals zugrunde liegt 4 • überdies können wir an einem lehrreichen Parataxe). Das lehrreichste Beispiel ist jedoch Q = Lk 12.. 10, wo der
Bei spiel eines Q-Wortes, das in einer anderen tJbersetzung bei Markus Sünde gegen den hei 1i gen Gei st ei n Wort gegen den Menschensohn gegen-
erhalten ist, auf einen Blick erkennen, daß beide Wiedergaben auf übergestellt ist; Markus hat nichts über den Menschensohn, hat aber den
einem einzigen, eindeutig aramäischen Text beruhen, und daß sie ihm Arama ismus "Menschensöhne" für Menschen: di e Frage der Pri orität mag hi er
völlig treu sind: Lk 17 .. 33 (= Mt 10.. 39) ist parallel zu Mk 8.. 35; s tritti g sei n, aber kei ne Frage kann es bei m Rest des Log ions geben, wo
ßEA\J und Z;;nTn0T;l geben dasselbe aramäische Verb wieder 5 ; OWZ;;El..V, nEPl..- der judaistische Ausblick von Mk 3.. 29 durch eine verkürzte Wiedergabe
lWl..nO<loßcu. und Z;;woyovnOEl.. sind übersetzungsvarianten 6 - wenn irgendwo in Q ersetzt ist, die die strenge Ansicht, die bei Markus beibehalten
in den Evangelien, dann haben wir hier ein Beispiel dafür, daß "jeder i stl, vorsätzl ich abschwächt 4 • (Matthäus bi etet sowohl ei ne treue "Tar-
übersetzte, wie er es vermochte". Andere ähnliche Beispiele habe gumisierung" des Markus als auch eine Verschmelzung mit Q).
ich anderswo notiert 7 • Diese übersetzungen sind wortgetreu: wenn wir
1 Die Alternative (und es ist wirklich eine) wäre die Annahme, daß
die Parallelen bei Matthäus und Johannes (12 .. 25) nachschlagen, kön- Matthäus und Johannes unabhängig Sprüche aus derselben Rede bieten.
nen wir unmöglich (wie Bussmann es in bezug auf Matthäus tat) von Aber sie kann nicht bis zur Ubersetzung aus dem Aramäischen zurück-
verfolgt werden. 2 Oben, 63.
"übersetzungsvari anten" reden; beide sind 1i terari sche "Targumi- 3 Ein ursprüngl iches Y"lt hinter onECpELv und "l'7yt hinter 1-!l..XpOTEPOV
anzunehmen, wie ich (oben, 123) getan habe, ist nicht mehr "mutmaß-
1 The Four Gospels, 238f. 1 ich" als sie im Deutschen durch "säen" und "kleiner" wiederzugeben;
2 Es ist schwierig, die Unterscheidung zwischen einer früheren dies sind die unvermeidl ichen Äquivalente zu gebräuchl ichen Wörtern.
Revision von Q und einer matthäischen "Revision" dieser Revision auf- Keine Paronomasie in den EvangeZien ist gesicherter. Aber all dies kann
rechtzuerhal ten. Klar ist, daß ein großer Tei 1 der Revis ion von der nur über Markus wiederhergestellt werden - in dem lukanischen litera-
Hand des Autors des Evangel iums stammt. rischen 8v A<lßwv äVßpwnos; HA. verschwindet es völl ig. Aber Q steht dem
3 Agnostos Theos, 365. Aramäischen sehr nahe, wo Markus es in nü~noE (ebd.) nicht ist.
4 Vgl. oben, 143. 5 Vgl. unten, 244. 4 Wo tllJapTnlJ<l bei seinem ersten Vorkommen H':l1n, "Sünde", istj und-
6 Vom aramäischen H'7n: in LXX Ez 13,18 wird nEp1..1WLE'COß<lL Tets; beim zweiten, der Folge der letzten Sünde, ist es eigentl ich = X<lTa-
ljIuxas; bei Symmachus zu nEPl..OWZ;;El..V (Theodotion hat Z;;WWO<ll..)j Origenes xpq.l<l (T.R. xpCoEws;I). Es ist dasselbe Wort, das im Aramäischen für
bietet zu Ex 22,18 (17) die Variante Z;;woYOVELV für nEpl..nOLELV - alle EVOXOs; gebraucht wird: EVOXOS; (~'7n) EOTLV <l~wvCOU tl1-!<lpTnlJ<lTOS; (H~''7n),
gehen zurück auf das hebräische n'7n. Vgl. Fields Hexapla z.St. obnoxius est cond~tionis aeternae. Vgl. oben, 140. Markus bietet die
7 In: Expository Times 59, I, 14f. allzuwörtl iche Ubersetzung, die bei Lukas verschwindet.

188 189
Vieles aus der redaktionellen Arbeit des Lukas bestand in der T~V ~dAUOOUV = xut }{UTUnOVTl.a~~ E:V Tiji nEAaYEL Tn!; ~uAdoon!;). Dies ist
Anpassung seines "jüdischen" Materials an die nicht jüdische Den- griechische Schreibweise, nicht einfach Obersetzung.
kungsart; und manches an dieser Redaktion bestand im Weglassen Der Nachwei s von "Nicht-übersetzungsgri echi sch" in Q ist genau so
einiger Abschnitte und in der Vereinfachung anderer. So ist z.B. wichtig, wie der Nachweis der Obersetzung; und er weist auf etwas mehr
in Lk 11-,42 der Bezug auf "die wichtigeren Inhalte des Gesetzes" hin als auf geringfügige redaktionelle Verbesserungen durch die Evan-
weggel assen, während aus der hebräi schen Wendung "Barmherzigkeit und gelisten. Angesichts dieser Tatsache ist es zweifelhaft, ob wir Q oh-
Treue" bei Matthäus (23-,23) "die Liebe Gottes" wurde. In dem Spruch ne Einschränkung als eine Obersetzung aus dem Aramäi schen bezeichnen
Lk 6,29 = Mt 5-,39 dachte Matthäus an ei ne Bel eidi gung (ÖOTI.!; a~ dürfen. Zweifellos scheint klar zu sein, daß das, was das aramäische
punCl,;El.) und gebrauchte den Ausdruck, der im biblischen Griechisch Element am besten beweisen kann, ein aramäisches Original ist, nicht
für diese Art Schlag gebräuchlich war (z.B. 1. Esr 4,31; Hos 11,4). immer die übersetzung eines aramäischen Originals; und es ist der grie-
Lukas dachte an einen Akt der Gewalt (-riji TunTOVTC OE), wie auch in ahisahe Ziterarisahe Faktor., der das Zetzte Wort gehabt hat bei der
den Versen 29b und 30. Die matthäische Beschränkung des Sinnes auf GestaZtung der Q-überZieferung.
eine Beleidigung, eine juristische Handlung, und auf das Leihen Der Nachweis der Existenz einer aramäischen Quelle aus den 'Evan-
(Vers 42a: TiVuLToüvTCaE, par. zu 42b, vgl. oben, 180),kannsehr gelien selbst ist notwendigerweise spekulativ. Wenn aber eine Sammlung
wohl ursprünglich sein. Lukas hat folglich im Zuge seiner Auslegung aramäischer Logia existierte, wie Papias behauptete, dann spricht
die Vorstellung tätlicher Gewalt und gewaltsamen Raubens in den Ge- wahrscheinlich ebenso viel für die Theorie, daßihrmehr als eine Serie
danken dieses Abschnitts eingetragen. der gri echi schen Spruchüber 1i eferung zu verdanken ist - besonders in
Angesichts solcher Beobachtungen ist es unmöglich zu behaupten, die bezug auf solche sich überschneidenden Il'logia", wie wir sie in Matthäus
1ukani sche Form von Q sei immer di e zuverl äss igere in bezug auf da.s und Q und in Markus und Q fi nden -, wie für ihre Identi fi zi erung mit
aramäische Original, obwohl sie meistenteils die ursprünglichste Ober- einer einzigen Sammlung, wie z.B. Q; letztere Theorie hat immer mit
setzung des Aramäischen ist. Aber wieder und wieder bietet Matthäus dem erzählenden Element in QA zu rechnen. Ob aus der Papias-Oberl ieferung
uns in Q eine viel vollständigere "Version" der Sprüche und der Lehre wi rk 1 ich mehr gemacht worden ist als sie wert ist, ist schwer zu sagen;
Jesu als anderswo in seinem Sondergut, und vieles davon kann ursprüng- es ist zweifelhaft, ob sie entstehen konnte, wie Bacon vermutete, aus
lich sein 1 • ei ner Verwechslung des ursprüngl i chen "Hebräi sch" mi t den späteren
Es gibt natürlich viele "Varianten", die wahrscheinlich einfach aramäischen "Targumim" des Matthäus, die im zweiten Jahrhundert unter
abweichende übersetzungen des Aramäischen sind, ohne literarische den Judenchristen in Umlauf waren 1 •

oder auslegende Faktoren, die die "Version" unzulässigerweise be- Wenn die oben dargelegte Schlußfolgerung richtig ist und der grie-
einflussen. So war z.B. in Lk 17,2 = Mt 18,6 (= Mk 9-,42) das Original chi sche 1 i terari sche Faktor das 1etzte Wort bei der Gestaltung von Q
der Varianten XUAOV E:anv, OUl-ICjlEPEl., AUOl.TEAEL zieml ich sicher )U, gehabt hat, können dem Aramäi schen nur mi t Vorsi cht synopti sche Vari-
für das Markus die wortgetreue Wiedergabe bietet; vgl. (LXX). Hi anten zugeschrieben werden. Gleichwohl gibt es eine ganze Anzahl davon,
10,3: XUAOV aol. e:&v d.Öl.XnOW ()'U, Verb), Jer 33 (26), 14: OUllCjlepEl. über deren letzten aramäischen Ursprung kein Zweifel bestehen kann.
(:J'u). Aber selbst hier ist das lukanische AUal.TEAEL ein stär- Lk 6,22 = Mt 5,11: ExßdAWOLV TCl övollu UllWV W!; novnp6v = E':nwoLv näv
kerer Ausdruck, wahrscheinlich die überlegte .literarische Wortwahl novnpClv XU~· UllWV. Siehe oben, 135ff.
des Redaktors. Und manchmal ist es Matthäus, der die literarischere Lk 6,23 = Mt 5,12: OL nUTEpE!; UUTWV TOU!; ltpb UllWV. Daß die
Form der Wendung beibringt (vgl. Lk 17,2 mit Mt 18,6: xut EPPl.nTal. EL!; Va ri anten 0 L nUT EP E!; uUTiiiv und TOU!; npCl UllwV sehr wahrschei n 1 ich

1 Vgl. B.C. Butler, The Original ity of st. Matthew (CUP, 1951), 1 Vgl. G.D. Kilpatrick. Origins of the Gospel according toSt. Mat-
37ff., 45 (2. Par.). thew, 1946, 5.

191
auf ein aramäisches Original (11[i1]:>'1Y.llj7) zurückgehen, das in einem Zur wei teren Unterstützung di eser mutmaß 1i chen Rekonstrukti on sei
Falle (Matthäus) mit einem Suffix der 2. Pers. Plur. und im andern angemerkt: während OÜTWS eine Variante von XaTa Ta atTQ sein kann (ein
Falle (Lukas) mit einem Suffix der 3. Pers. Plur. gelesen wurde, hat Lukas eigentümlicher Ausdruck: 6,23; 17,30) (aramäisch: 1":>'i1, wörtl.
zuerst Wellhausen vermutet 1 • In diesem Falle mag die matthäische Wie- "diesem entsprechend"), sind ~oCw~a\.l und hoCou\.I schwerl ich auf das-
dergabe als Fehlübersetzung betrachtet werden. selbe Verb zurückzuführen.
Mt 5,11.12 par. unterscheidet sich von den übrigen Seligpreisun- Lk 6,23 = Mt 5,12: OXLpTnoaTE = &yaAALaO~E.
gen durch das Fehlen des Parallelismus. Die ursprünglichen Stichen Das lukanische oXLpTnoaTE schließt deutlich einen äußeren (phy-
si nd offensi chtl ich mit Prosazusätzen des Evangel i sten überl agert sischen) Gefühlsausdruck ein: "springen, tanzen", der dem matthäischen
worden. Wenn wir als ursprüngliche Ausdrücke die nehmen, die Mat- &yaAhao~E völl i g fehlt. Das hebräi sche und das aramäi sche Verb vn
thäus (5,l1a) und Lukas (6, 22a) gemeinsam haben, "Selig seid ihr, haben einen Bedeutungsumfang, der beide Ausdrücke abdeckt. Die Vetus
wenn die Menschen euch schmähen und verleumden" (= Lukas), so erhalten Syra gibt OXLpTnoaTE mit '\~11 wieder, aber es gibt einen freien Raum
wir eine ausgezeichnete Parallele zu Mt 5,10a, der Seligpreisung der davor, der, wie Burkitt annahm, von ,\n.,,\ ausgefüllt war (= das mat-
Verfolgten. Der vorliegende Stichos, der ursprünglich der Selig-. thäische &yaAALaO~E); i,\., ist im Aramäischen bedeutungsgleich mit V'\',
preisung der Geschmähten und Verleumdeten parallel war, kann von doch ohne des letzteren Assoziationen zu Bewegung und Tanz. Wenn aber
Matthäus' in 5,11 eingetragen worden sein: "Sel ig seid ,ihr, wenn die n., das ursprüngliche Wort war, dann müßte das OXLpTnOaTE des Lukas
Menschen euch verfolgen ... ". Solch ein Stichos würde logisch ver- als Fehlübersetzung erklärt werden, da er eine abweichende Konsonanten-
vollständigt durch 5,12b: folge (V,\') gelesen hä'tte. Wenn andererseits, was wahrscheinlicher
ist, '\~'\I'\ im Original stand, dann ist die matthäische Wiedergabe im
SeI ig seid ihr, wenn die Menschen euch verfolgen,
denn ebenso haben' sie die Propheten vor euch verfolgt. Zusammenhang korrekt und die lukanische eine individuelle Auslegung
Es ist gut möglich, daß Lk 6,23b: "denn ebenso taten ihre Väter den davon 1 •
Lk 6,46 = Mt 7,21: TC OE IlE xaAE'CTE' XUPLE XUPLE; = [oö] ltii~ b A€-
Propheten 11 keine Dublette von Mt 5,12b ist, sondern der Schluß-
yw\.I J.!OL XUPLE XUpLE.
stichos zu "Selig seid ihr, wenn die Menschen euch schmähen und
Der matthäische Ausdruck ruft den Gebrauch des semitischen .,t.JN im
verleumdenIl :
Sinne von "bezeichnen", "nennenIl in Erinnerung, z.B. 1. Sam 16,3, LXX:
Se li 9 se i d ihr, wenn die Menschen euch schmähen und ver I eumden, 8\.1 ~a\.l EeltW ltp()~ OE. In diesem Fall e war es Lukas, der die idiomati-
denn ebenso taten ihre Väter den Propheten.
schere griechische Wendung bot; vgl. Mt 23,8 2 •
Wir erhalten so eine vierzeilige Strophe ähnlich der, die wir oben Lk 10,5 = Mt 10,12: HYETE' d,pn\.ln T!jl oexljl TOUTIjl = &oltQOaO~E
für andere Verse rekonstruiert haben 2 • Wenn wir diese Stichen ins aUTn\.l.
Aramäische umsetzen, ergeben die Äquivalente von oL ltaiEpE~ aÖTW\.I und Wie Wellhausen bemerkte 3 , gab Lukas die semitische -Grußform wieder.
iOUS ltpO UIlW\.I eine Paronomasie und (wenn diese Wörter am Ende der Sti-
Matthäus übersetzte sie in ihr idiomatisches griechisches Äquivalent,
chen standen) einen Reim: doch ist die bei Matthäus folgende Wendung nur im Lichte der lukani-
SeI ig seid ihr, wenn die Menschen euch verfolgen, schen Form zu verstehen. Hier bot Lukas eindeutig die ursprüngliche
denn ebenso haben sie die Propheten vor euch verfolgt übersetzung.
(1'\:>'t.Jlj7 1"~J ,\n,., 1'1:>').
Selig seid ihr, wenn die Menschen euch schähen und verleumden, Lk 11,3 = Mt 6,11: T()\.I EltLOÖOLO\.l ••• Tb xa~' nJ.!Epa\.l; TC\.I ~ltLOUaLO\.l
denn ebenso taten ihre Väter den Propheten
••• onllEpO\.l.
(1'\h't.Jlj7 1"~J; '\I~Y 1'1:>'),
1 Siehe auch oben, 158.
1 Einleitung 1 , 36 (in der 2. Aufl. ausgelassen). 2 Vgl. Wellhausen, ,Einleitung 2 , 27.
2 Oben, 1?6ff. 3 Einleitung 1 , 36; 2. Aufl. 27. Vgl. oben, 181.

193
Wenn die Ansicht über den Ursprung von ERLoUcrLOS (unten, S. 203ff.) Der Ausdruck lI ei n Wort sagen in bezug auf (ds) oder gegen (xaTa) 11
richtig ist, dann müssen wir das matthäisehe T~V ~RLoucrLOV ••• crn~Epov ist ein Semitismus und wahrscheinlich aramäischen Ursprungs. Diese
und das lukanische T~V EltLOucrLoV als Varianten der korrekten über- Wendung findet sich in Dan 7,25 in der Form ;~m'7 ~'7;y ,~~ P~Il,
setzung der aramäischen Spracheigentüml ichkeit betrachten, die Lukas wörtlich: IIWorte sagen gegen (den Höchsten)lI, LXX: pti~o-ra E{.S; TOV
mit T~ xa~' n~€pav wiedergegeben hat. Ü<jJLcrTov :\aMcrEL, Theod.: .A6yous RP~S T~V Üt\lLcrToV :\OAncrEL. Di ese 1be

Lk 11,4 = Mt 6,12: TaS a~apTCos n~wv = Ta O<pELMllo-ra n~wv. Oben, Formulierung begegnet ferner in Hi 2,9: ELR6v TL Pi'illo ds (A: npos
S. l4Of. XUPLOV, wo sie bedeutungsgleich ist mit dem ,,~, IIfluchen ll , IIlästern ll ,

llOVTt o<pEOovn n~LV = TOLS O<pELAETOLS n~wv. Das ltOVTC ist wahr- des MT1.
scheinlich lukanisch. Außer im vorstehenden Abschnitt, kommt dieser Ausdruck in Apg 6,13.
'A<pCO~EV = a<pnxollEv. Die lukanische Obersetzung gibt die semitische 11 vor: OOTOS ou nouEToL pn~oTa AaAWV XOTCl ToD ToltoD ayCou. Vgl. Vers
Zeitform richtigerweise mit einem Präsens wieder. Vgl. oben, S. 129. 11: (axnxoallEv aUToD) >..a>"oüvToS pn~oTa ß>"acrCjJnlla ds Mwcrnv Xot. T~V

Lk 11,41 = Mt 23,26: MTE ~AEn~ocruvnv = xo~apLcrov. Siehe oben, ~E6v2. Hier hat es offenbar denselben Sinn wie in Dan 7,25: "lästern ll •
S. 2. In Lk 12,10b entspricht ßAacr<pnllncravTL dem ö's ö· &'v E~ltQ XOTa in Mt
Lk 11,42 = Mt 23,23: ltnyavov = ävn~ov. 12,32b 3 •
Nach Matthäus wurden die Pharisäer von Jesus beschuldigt, den Zehn- Lk 14,27 = Mt 10,38: EPXETaL OltCcrw ~ou = &XO>"OU~EL onCcrw ~ou.
ten von Minze und Anis (ävn~ov, R.V. marge Dill) oder Kümmel zu geben: Auf die Bedeutungsgl ei chhei t von e:PXETOL (hccrw und &XOAOU~EL ist
bei Lukas lautet die Beschuldigung, daß sie Minze und Raute (ltnyovov) mehr als einmal aufmerksam gemacht worden; so z.B. durch Joüon ("Notes
und alles Kraut verzehnten. philologiques ll 18 (1928), S. 347): IIDie beid~n Verben EA~ELV OltCcrw und
In einer Mitteilung in Expository Times 15 (1904), S. 528, erinnert~ &XOAOU~EL.V haben genau denselben Sinn: "folgen"; nur EA~EL.V onCcrw ist

E. Nestle daran, daß die semitischen Namen für diese Pflanzen nach ein Aramaismus und ein Hebraismus. 1I Vgl. oben, S. 146 (Anm. 1). In
Löw, Aramäische P[lanzennamen, so lauten: (a) ltnyovov = ~~~~ (Peganum aramäisch lautet dieser Ausdruck: 'n~ Nn~. Matthäus behielt in seinem
HaT'mala); (b) ävn~ov = ~Q~~ (Anethum graveolens). (Löw, § 317. 318). OltCcrw ~ou (anstelle des normalen Dativs) einen Rest des ursprünglichen

IIKann es irgendeinen Zweifel daran geben, daß Lukas eine semitische Aramaismus bei.
Que 11 e benutzte und in i hr r<'~1!J für ~n~1!J 1as, genau so wi e er, We 11- Die Varianten :\a~ßavEL und ßacrTl11;;EL lassen auf ein ursprüngl iches
hausens schöner Entdeckung zufo 1ge , im vorhergehenden Vers 1:>T als ?j71!J sch 1i eßen, das bei de Bedeutungen haben kann; in bezug auf di e erste
Imp. Peal statt Pael nahm und es mit 'gebt Almosen' statt 'reinigt' vgl. Targum Prov 17,8; die zweite ist für das babylonische Aramäisch
wiedergab?" Die Wahrscheinlichkeit, daß Lukas hier eine Fehlüber- und für das Syri sche bezeugt (Bab. Talmud, Menach. 85a, B. Mes. 99b,
setzung bot, wird durch die Tatsache bestätigt, daß wohl ävn~ov Gegen- ChuU. 105b). Vgl. auch Cook: Glossary of APamaw Inscriptions, S.
stand des Verzehntens war, daß es aber keinen Nachweis dafür zu geben 109. Nach Schulthess ist dieses Wort jedoch eine Entlehnung aus dem
scheint, daß dies auch für ltnyavov galt 1 • nördlichen Dialekt des palästinischen Syrisch (Lex. s.v.), und die
Lk 11,48 = Mt 23,31: UllELS 6~ ol,XOÖOlle:L.TE = ÖTL Ul.oC l:crTE ••• Vgl. Bedeutung IItragen ll ist, obwohl für den nördlichen Dialekt und das
oben, S. 12ff.
~Apo ~dPTUPES EcrTE = WcrTE ~apTupELTE EOUTOL.s.
1 Hatch and Redpath versäumten es, den MT als Äquivalent dieses
Lk 12,10 = Mt 12,32: Räs ö's EPe:C >"6yov ds Tbv ULbv ToD av~pWltOU Ausdrucks anzugeben. Gab es eine von der LXX gelesene Var. lect.7 Wenn
es eine gab, kann sie sehr wohl ein Aramaismus gewesen sein.
ÖS EClv ELR~ A6yov xOTCl ToD ULOÜ TOÜ &v~pWltOU.
2 BAdcr<pn~a ist offenbar hinzugefügt worden, um diesen Sinn in Vers
11 zu erzielen.
3 1n bezug auf einen anderen Arama ismus in diesem Spruch siehe
1 Vgl. in bezug auf eine andere Ansicht: E.F.F. Bishop, in: Exposi- oben, 189. Vg1. Wilcox, aaO., 134ff. Wilcox führt als weiteres mögli-
tory Times 59, 11 I, 80ff. ches Beispiel Apg 13,45 hinzu.

194 195
Syri sche gut bezeugt, in Levy: Chald. Wörterbuch, ni cht vertreten"'.
Dasselbe Wort mag dem markinischen aLpELV, Mk 8.,34=Lk 9.,23; Mt 16.,24,
zugrunde liegen.
ß) FEHLOBERSETZUNG UND INTERPRETATION DES ARAMÄISCHEN
Lk 16.,16 = Mt 11.,12: EoaYYEACr;ETaL = ßLar;ETaL (?). Siehe oben, S.
211 (Anm. 2). Mit Ausnahme einiger weniger herausragender Beispiele hat sich
Synoptische Variante: Mk 2.,17 = Mt 9.,12; Lk 5.,31. di e Annahme von Fehl übersetzung ei nes ursprüngl ich aramäi schen Wort-
Die Vari anten ot toxuOVTE!; (Markus = Matthäus) und ot uYLaCVOVTE!; lauts nicht als die erfolgreichste Methode des Zugangs zum Aramäisch-
(Lukas) sind von J. ~eremias als Wiedergaben des ursprünglichen aramä~ problem der Evangelien erwiesen. Gerade bei der Natur eines .solchen
ischen N'1"1.::1 erklärt worden, das entweder "stark" oder "gesund" bedeu- Nachweises kann das Element Vermutung wohl eingeschränkt, nicht aber
tet 1 • Die Grundbedeutung des Verbs, wie Levy (Chald. wörterbuch. S.V. ausgeschlossen werden. Gleichwohl sollte diese Art Nachweis nicht
'1,::l II) sie angibt, ist "stark, kräftig sein". Ex 4,7 (Jer. Targ.) übersehen werden, sondern es gi bt, wie schon betont worden ist, zwei
liefert ein Beispiel dieses Wortes in der lukanischen Bedeutung: in Forderungen, die wir an sie zu stellen haben; soll eine Fehlüber-
der Geschi chte von Moses aussätzi ger Hand in Ex 4 ist di e Wendung setzung wahrschei nl ich sei n, so muß ihre vermutete Grundl age mögl ich
"siehe, da war sie wieder, wie sein übriges Fleisch" (V. 7) umschrieben und glaubhaft sein. Ihr Wert muß im Vergleich mit alternativen Vor-
mit "sie ist wiederhergestellt worden, um gesund (N'1'::l) zu werden, wie schlägen von der griechischen Seite her abgeschätzt werden;· sie muß
sein Fleisch". die beste zu Gebote stehende Erklärung der Schwierigkeit bieten, be-
sonders da, wo im Griechischen ein eindeutiger Fehler vorliegt.
Bei verschiedenen Gelegenheiten ist bereits bemerkt worden, daß
die Interpretation des Aramäis;chen, die, eher als eine wörtliche über-
setzung, ei ne gri echi sche 1i terari sche Wi edergabe veran 1aßte, auf
mehrere Abschnitte in den Evangelien Licht wirft; zwei weitere
Beispiele dafür werden weiter unten erörtert (Mk 4.,11.12; Lk 22.,16).
Die Reihenfolge ist folgende: (1) das Matthäusevangelium, (2) die
Quelle Q, (3) das Markusevangelium, (4) das Lukasevangelium, (5) das
Johannesevangelium. In der Apostelgeschichte sind mir bisher noch keine
überzeugenden Beispiele von Fehlübersetzung begegnet.

1. Das Matthäusevangelium
Mt 2,23

Und er kam und wohnte in einer Stadt namens Nazaret:


damit erfüllt würde,
was durch die Propheten gesagt worden ist:
Er wird Nazarener (Nar;wpato!;) genannt werden.
* Hier irrt der Verfasser. Levy bietet diese Bedeutung doch: IIFerner Jesus war als 0 NaZ;;wpa'Co!; oder 0 NaZ;;apT]\I6!; bekannt, wobei di e zwei te
in der Bedeut. 'tragen' (ähnl ich hebr. ~~~). Minach. 85a ~nn::l '1~~'1~'1'n~
~'j71!l ~j7''1 ~j7''1' das Sprichwort lautet: Nach einem gemüsereichen Orte Namensform auf Markus beschränkt ist, während die erste in den anderen
trage das Gemüse hin" (Bd. 11,512; der Ube.rsetzer). Evangelien und in der Apostelgeschichte erscheint, wo die Christen
1 ThLZ 9 (1949), 532 (Spalte 2, oben).
197
erstmalig als Nar,:wpa'CoL (Apg 24,5) bezeichnet wurden 1 • Aufgrund des Täufers mit der Opposition zum byzantinischen Christentum begonnen
von Mt 2,23 werden beide Formen gewöhnlich als Äquivalente von habe 1 • Die mandäische überlieferung hat Wurzeln, dietiefin vorchrist-
o clnCl Nar,:apE~ (Mt 21,11; Joh 1,45; Apg 10,38) erklärt. IIEin Mann aus liche persische und babylonische Gedanken hinabreichen; eine andere
Nazaret ll könnte zwar Nar,:apnv6~ oder Nar,:apato~ heißen 2 , aber Nar,:wpai:o~ Wurzel mag sich westwärts bis zu den Ufern des Jordans erstreckt haben
ist nicht von Nar,:apE~ herzuleiten, und gerade dies ist die übliche und bis ins erste oder zweite Jahrhundert zurückreichen.
Form dieses Namens·. Wir wissen nicht, unter. welchem Namen die Jünger Johannes des Täu-
Mt 2,23 enthält eine wortspielerische Anspielung auf Jes 11,1 (vgl. fers ursprüngl ich bekannt waren, aber eine Bezei chnung wi"e N""~.l ,
Jer 23,5; 33,15): lider Sproß II , '~.l, war ein dem Messias beigelegter ndie Wächtern oder "die Hüter" einer strengen religiösen überlieferung
Name. Das hebräische Wort für IISpro ß II hilft uns jedoch nicht, Nar,:w- oder ."die Beobachter" gewisser Riten 2 , stimmt mit dem überein, was wir
pai:o~ zu erklären, ebenso wenig, wie dies '''T.l, Nasiräer, tut:3. Mark sowohl über den Täufer selbst als auch über seine Bewegung wissen.
Lidzbarski lenkte die Aufmerksamkeit auf die auffallende Ähnlichkeit Di e 1etztere hatte ei ne beachtl i che Bedeutung und zu ihrer Zeit und
zwi schen Nar,:wpai:o~ und N""~.l, ei nen der Namen der Mandäer (i hr üb- während einiger Generationen danach einen ausgedehnten Einfluß. Nach
licher Name war ""'.ln), einer christlich-gnostischen Sekte mit stark Apg 18 ,24f. trafen Aqui 1a und Pri scill a ei nen Juden aus Al exandri a
jüdi schen und babyl oni schen El ementen, deren Nachkommen noch heute mit Namen Apollos, der in Ephesus predigte und "nur die Johannestaufe
ihre alten Tauf- und Reinigungsriten im Iran und Irak ausüben". Die kannte". Zu einem so späten Zeitpunkt wie 101 n.Chr. hören wir von
Bedeutung dieses Namens ist den Mandäern selbst nicht mehr bekannt; ei nem Propheten von ei ni gern 1oka 1en Ruf östl; ch des Jordans, Al exi s
Lidzbarski leitete ihn vom hebräischen '~l, IIbewahren ll , IIbeobachten ll , oder El xa i, dessen Gl aube ei ne sel tsame Mi schung aus C,hri stentum und
ab; die N""~.l werden so genannt wegen ihrer strengen Beobachtung Judentum war, wobei aber das letztere vorherrschend war, und in ihm
gewisser Ri ten . und Gewohnheiten, besonders sol cher der Taufe und der nahmen Reinigungs- und Taufriten eine zentrale Stellung ein:3. Es wäre
Reinigung. erstaun 1ich, wenn ei n Name für di e Bewegung und di e Jünger des Johan-
Di e Mandäer 1ei ten ihren Gl auben und ; hre Gewohnhei ten aus ver- nes völlig aus der Geschichte verschwunden wäre.
schiedenen Quellen her, doch si~d sie traditionell, besonders in bezug Möglicherweise ist er in dem Namen der Mandäer erhalten geblieben.
auf ihre Ta ufri ten, mi t Johannes dem Täufer verbunden. Di ese Ver- Er kann aber auch ; n dem Namen der Nazarener, von Theodoret,. und von
bi ndung mag hi stor; sch sei n oder auch ni cht. Di e früheste Schi cht vorhan- Epiphanius 5 Nar,:wpatoL genannt, bewahrt worden sein, einer judenchrist-
denermandäischerLiteratur ist nicht älter als die islamischen Zeiten, lichen häretischen Sekte, die uns einige Fragmente eines apokryphen
aber gerade in dieser frühesten Literatur ist Johannes der Täufer er- Evangeliums hinterlassen hat. Unter den sieben vorchristlichen jü-
wähnt. Was dort gesagt ist, kann alles aus unseren Evangelie~ stammen, di schen Sekten, di e Epi phani us beschri eb (er spürte ihrem Ei nfl uß auf
aber es ist noch nicht möglich, so völlig sicher zu sein wie Lietzmann das Christentum nach), wird auch die Sekte des Täufers erwähnt, und
war, daß es so sei, oder daß die mandäische Ablehnung Jesu zugunsten er erklärte, daß die Nar,:wpai:oL von den Jüngern des Täufers abstammten:

1 Gesch i chte der alten Ki rche I, 1932, 33; vgl. aber Li dzbarsk i ,
Die erste Form findet sich ferner in Mt 26,71 und in Lk 18,37;
1
aaO., z.St.
Joh 18,5. 7; 19, 19; Apg 2,22; 3,6; 4, 10; 6, 14; 22,8; 24,5; 26,9: die 2 Zimmern wies darauf hin, daß das babylonische "T) als besonderer
zweite Form erscheint in Mk 1,24; 10,47; 14,67; 16,6 und in Lk 4,34 Name für die "Beschützer der göttl ichen Geheimnissen gebraucht worden
(aus Markus). sei: er nahm an, daß sowohl Mandäer als Christen diesen Namen aus dem
2 Dalman, Gramm. 1 , 141.
Babylonischen hätten; K""~) sei zu verstehen als IIHüter der Geheim-
• Vgl. hierzu: H.H. Schaeder, Nar,:apnv6~, Nar,:wpaCo~, in: ThWNT IV, nissen. Es könne sogar ein Zusammenhang mit dem IIAnsar ll des Koran be-
879-884 (der Ubersetzer). stehen; dieser Name werde dort sowohl auf die Jünger Jesu als auch auf
:3 Lightfoot (Horae Hebraice, Mt 2,23) nahm an, daß ein nomen agen- die IIHelfer" Mohammeds angewandt (ZDMG 74, 429f.).
tis "T) in Gebrauch war. :3 Lietzmann, aaO., I, 193f. "Haer. Fab. 11,2.
,. Mandäische Liturgien, 1920, xvi f. Uber die Mandäer: E.S. Drower, 5 In bezug auf den Wert, des Beleges bei Epiphanius schlage nach in
The Mandaeans of Iraq and Iran. H.J. Schoeps, Theologie und Geschichte des Judenchristentums, 17ff.
198 199
die allgemeinen asketischen Praktiken der Nazarener, wie Epiphanius A. Meyer eri nnerte daran, daß O~.l von den Rabbi s auf das Gesetz be-
sie beschrieb, stirrunen mit dem Bild des Johannes in den Evangelien zogen wurde, dessen einzelne Gebote seine "Perlen" sind 1 • Diese Ver-
überein 1 • mutung wurde von F. Perl es weiter ausgearbei tet, der bemerkte, daß
Der früheste den Chri sten gegebene Name mag daher aus ihrer 1and- 1~~~f:1 N~ (ll~ ÖWTE) als 1;~~lJ N:, "hängt nicht", gelesen werden könne;

läufigen Identifizierung mit den Jüngern und der Bewegung Johannes des das Verb in 1irJ1I:! N:l (llnöe: ßa;\nTE) könne als Aphel, 1irJ1J:!, gelesen
Täufers entstanden sein. Der religiöse Kult des Täufers ist ebenso wie werden, di e Bedeutung wäre dann: "und schniückt ni cht"; '!l~ (,Ellnpoa.eEv)
die Fi gur sei nes Gründers durch das Chri stentum überschattet worden, könne wörtl ich als "am Rüsse 1" genommen werden. Um ei nen genauen Par-
aber die Perspektive späterer Historie war nicht die des ersten Jahr- alle 1ismus mi t "Perl en 11 zu erhalten, schlug Perl es vor, NW1~ zu 1esen,
hunderts: wo wir die christliche Bewegung sehen, die langsam stärker eine Pluralform mit N,.' wie im Syrischen: so konnte er dann über-
wird, mögen Zeitgenossen, und besonders nicht jüdische Zeitgenossen, setzen:
nur ei ne weitverbrei tete Sekte des Judentums gesehen haben, die mit Hängt nicht (kostbare) Ringe den Hunden an,
dem Namen Johannes des Täufers verbunden und aufgrund ihrer ei gen- und schmückt nicht Schweinerüssel mit euren Perlen,
artigen Lehren und Gewohnheiten Na~wpatoL genannt wurde. indem er für den zweiten Stichos Prov 11,22, "den goldenen Ring ([]~.l)
In der tatsächlichen Historie begann das Christentum so: Jesus am Rüssel des Schweines", zum Vergleich heranzog 2 •
wurde von Johannes getauft; die Evangel ien sagen ,nicht, daß er ein Die Annahme einer syrischen Pluralform für das palästinische Aramä-
Schüler oder Jünger des Täufers war, dennoch kann er seine Laufbahn isch ist, aufs Ganze gesehen, durch den Sprachgebrauch dieses Dialekts
als solcher begonnen haben. nicht verbürgt; das Aramäische für "Ringe" ist 1'1!J1j73. Der zweite Sti-
Auffa 11 end ist, daß Markus der zweiten Form des Namens, Na~apnv6s;, chos dieses Verspaares kann vielleicht im Sinne von Perl es verstanden
den Vorzug gibt; anderswo spricht der Nachweis überwältigend zugunsten werden, vorausgesetzt, für das Aphel von m.,
kann di e Bedeutung "schmük-
der ersten Form. Die markinische Form ma~ als ursprünglich und als Be- ken ll im palästinischen Aramäisch nachgewiesen werden 4 • Die Fortset-
stätigung der Ableitung von Nazaret betrachtet werden. Das Markusevan- zung des Verses bei Ma tthäus, "damit sie sie ni cht mi t ihren Füßen
gelium kann aber in einer Zeit geschrieben und gelesen worden sein, zertreten und sich umwenden und euch zerreißen ll , setzt jedoch ein vor-
da sein Autor ängstl ich bemüht war, die Identifizierung Jesu und seiner anstehendes "noch werft eure Perlen den Schwei nen vor" voraus. Perl es
Nachfolger mit der Bewegung seines großen Vorläufers zu vermeiden. meinte, diese Wendung stelle im Griechischen eine erklärende Glosse
eines Abschreibers dar, nachdem das ursprüngliche "und schmückt nicht"
Mt 7" 6
durch "und werft nicht" fehlübersetzt worden sei. Aber dieser "Zusatz"
Gebt nicht, was heil ig ist (Tb äYLOV), den Hunden,
noch werft eure Perlen den Schweinen vor; stammt von Matthäus, und er kann sei ne ei gene Erweiterung des vorher
damit sie sie nicht mit ihren Füßen zertreten feh 1übersetzten Spruches sei n. Oberdi es muß Tb äYLOV kei neswegs ei ne
und sich umwenden und euch zerreißen.
Fehlübersetzung sein; es kann auch eine Interpretation sein (die Dida-
Eine der frühesten Vermutungen, die in bezug auf die Erhellung der
che bezog es auf das Abendmahl). Bei Matthäus haben wir den einfachen
Evange 1i en vom Aramäi schen her gemacht wurden, war, daß Tb äYLOV in
diesem Vers ei n fehl übersetztes NI!J'1j7 sei, hebräi sch OT.l, "ei n Ri ng",
gewöhnlich aus Gold, verstanden als NI!Ji,j72. Es ergibt sich dann eine 1 Ebd. In bezug auf das beleidigende "Hunde" siehe I. Abrahams,
Studies in Pharisaism and the Gospels I I, 195f.
passende Parallele zu "Perlen": 2 In: ZNW 25 (1926), 163f.
Gebt einen (kostbaren) Ring nicht den Hunden, 3 Den Plural Ta äYLa leseneinigewenige griechische MSS, und er hat
und werft eure Perlen nicht den Schweinen vor. patristische Unterstützung.
4 Perles zitierte die Peschitta zu Gen 24,47. Die Wörter llTl ÖWTE,
wie sie dastehen, können ein Aramaismus sein: IIlegt nicht an" (oben,
1 Haer. 29,7. Siehe ferner: Bulletin of the John Rylands Library, 133), aber sie müßten (ebenso wie Perles' "schmücken") mit einem fol-
Bd. 41, 298ff. 2 Siehe A. Meyer, Jesu Muttersprache, BOf. genden ~ oder ?Y konstruiert sein: TOts; HuaCv ist 1'~?~?

200
Spruch, angereichert mit neuen Bedeutungen und einem phantasiereichen Die Parallelen lassen eine Lösung vom Aramäischen her vermuten, die
Zusatz. Der ursprüngliche Parallelismus hat den authentischen Klang sofort mög1 ich und gl aubhaft erschei nt: bei de, Matthäus und Lukas,
semitischer Dichtung. haben di e semi ti sche Wendung JHxpnbv no I. e:t:v ,"Frucht machen 11, im Si nne
von IIFrucht erzeugen "; der i di ornati schere gri echi sche Ausdruck JHlpnbv
Mt 12~33 (vgl. 7~17; Lk 6~ 43) !pEPE:I.V findet sich in Mt ?~18. Im Aramäischen lautet dieser Ausdruck
Entweder macht den Baum gut und seine Frucht gut; N,,"n 1.:1)71, und ein übersetzer, der diese aramäische Spracheigentüm-
oder macht den Baum schlecht und seine Frucht schlecht;
denn der Baum wird erkannt an seiner Frucht. 1i chkei t ni cht erkannte und verstand, kam -mi t sei ner übersetzung sofort
Was sollen wir aus dieser Form des Spruches machen? Die Parallelen in Schwierigkeiten. Wie er zu dem Text von Mt 12;33 kam, ist im ein-
ergeben einen verständlichen Sinn: IIEbenso bringt jeder gute Baum gute zelnen eine Sache der Vermutung, aber sobald die Glaubwürdigkeit des
Früchte hervor; aber ein schlechter Baum bringt schlechte Früchte her- ursprünglichen Schnitzers zugegeben wird, bietet die Entstehung seines
vorll (Mt 7~17); "Denn ein guter Baum bringt keine schlechten Früchte griechischen Äquivalents keine großen Schwierigkeiten mehr 2 .
hervor, noch bringt ein schlechter Baum gute Früchte hervor" (Lk 6~43).
2. Die Quelle Q
Wenige der Kommentatoren scheinen irgendeine Schwierigkeit bemerkt
zu haben, außer Wellhausen, der schrieb: "novrlaclTE: Tb ÖEVÖPOV xu>..bv Mt 6~11 (= Lk 11~3)

xUL Tbv xupnov UUTOÜ Xu>..ov kann, wie es jetzt im Griechischen zu lesen Unser tägl iches Brot gib uns heute (Tbv äPTOV nlJwv Tbv EnOUOI.Ov).
ist, überhaupt nicht verstanden werden ll1 . Er versuchte den Fehler im
Das seltene EnOUOI.O!; hat sich als eines der meist besprochenen
Griechischen dadurch zu beseitigen, daß er erklärte, xuC leite eine
ä.na~ >"E:YOlJEVU inden Evangelien erwi esen. Ori genes i nformi erte uns,
semitische konditionale Parataxe ein; es sei vom übersetzer als ein-
daß dieses Wort von keinem griechischen Schriftsteller gebraucht wor-
fache Verbindungspartikel mißverstanden worden, was einen auf das Verb
den sei; es sei weder den Gebildeten bekannt, noch unter Durchschnitts-
folgenden Akkusativ ergab; der Satzteil nach xuC hätte im Nominativ
menschen allgemein üblich gewesen. Er vermutete, daß es von den Evan-
erscheinen sollen: 6 J{upno~ UUTOÜ J{u>"6~. Die übersetzung würde dann so
gelisten selbst geprägt worden sei, um, wie seine Worte besagen, IIdas
lauten: IIEntweder macht den Baum gut, dann wird seine Frucht gut sein,
HebräischeIl zu übersetzen 3 • Sicherlich können wir, wenn überhaupt bei
usw." Wellhausen verglich Mt 23~26: IIXCl,Mpl.OOV Tb EVTb~ (t:vu y~vnTUI.
irgendeinem, dann bei diesem Wort Jesu überzeugt sein, daß dem grie-
ist in Lk 11~41 zu recht ausgelassen) XClt TO EJ(LO~ xU~Up6VIl2. Dieser
chischen ein semitisches und wahrscheinlich ein aramäisches Original
Vergleich wäre passend, wenn wir sicher sein könnten, daß das matthä-
zugrunde liegt, und diese Ansicht über den Ursprung von EnI.OUOl.o~ wird
ische LVU yEvnLClI. im ursprüngl i chen Aramäi schen ni cht vertreten war.
weithin vertreten.
Wie Wellhausen bemerkte, ist es in Lukas ausgelassen, aber darauf hat
Es sind verschiedene Versuche gemacht worden, um dieses Wort
Lukas xut ~öou, nicht das parataktische xaC. Das Griechische auf diese
vom Hebräi schen oder Aramäi schen her zu erklären~. A. Meyer, der den
Weise zu erklären, ergibt dennoch einen gewissen Sinn.
Lukastext zugrunde legte, vermutete, daß diese Bitte im ursprünglichen
Aber es ist 'nicht nur der zweite Akkusativ nach xaC, der den Satz
im Griechischen unbeholfen macht; der Gebrauch des Verbs nOl.nOaTE: (und nis sagt es nicht: aber laßt uns bedenken, der Schöpfer spricht, und
zwar im Imperativ) hat in diesem Zusammenhang seine eigenen Schwierig- er legt ein Gesetz seiner eigenen Schöpfung dar, mit dem unsere Urteile
in Ubereinstimmung sein müssen. 1I
ke iten: We 11 hausens Wi edergabe kann zwei fe 11 os vertei di gt werden; er 1 Oben, 138.

2 "Ein guter Baum erzeugt gute Frucht


ll ist N:1U I-(""n I-(:1U Kl;"1-( ,":1y:
versteht das Verb im Sinne von ponite: "hinstellen ... a1s 113 • Sicher-
das Partizip ''':1)7 mag als ,,:1Y, nOl.naaTE, gelesen worden sein.
lich ist der einfache Sinn von IImachen" unverständlich. 3 Oe Oratione 27 (ed. Lommatzsch, Bd. 17, 208f.). Das Wort ist in
einem Papyrus entdeckt worden, aber ob es IItägl ich" oder IIfür den fol-
1Ein 1 • 1, 20; 2. Au f1. 13. 2 Ein 1 .2, z. St. genden Tag" bedeutet, ist nicht klar; siehe in: JTS 35 (1934),377.
3Evangel ium Matthaei, 61. Ebenso Alford und viele andere; Alfords ~ l.B. F.H. Chase, in:,IIThe Lord's Prayer in the Early Church ll , in:
Kommenta rist typi sch für die äl tere Exe'gese: "Wi e machen, das Gl e i ch- Texts and Studies I, 4Sf.; Dalman, Die Worte Jesu, 321f.

203
Aramäischen so lautete: "unser ausreichendes Brot (~.lntltJi ~nn;) gib uns Ähnlich stammt die übersetzung des Cureton-Syrers, "beständiges Brot",
Tag für Tag": der Ausdruck "mei n ausrei chendes Brot" ('non ~nn;, wört 1. : aus Num 4,7.
"Brot, mein Genüge")findet sich im Targum zu Prov 30,8 als Wiedergabe Meyer gibt als aramäisches Äquivalent für das lukanische TC }(a~'
von "mein zugemessenes Brot" ('1pn on;)1. Meyer erklärte T~V ClPTOV n~wv nllEpav i'l'lY.l1'1.::1 ~Y.l1'1; an, eine Wendung, die i'l'lY.l1'.::1 ~Y.l1'1 nachgebildet

TCV eRLouaLov als wörtliche Wiedergabe dieser aramäischen Wendung, wo- ist, das dem hebräischen 01'1.::1 01'1 entspricht und z.B. im Targum zu
bei lnLOUaLO~ (mit Origenes) von ~Rt T1'!V ouaCav imSinne von "zum Dasein 2. Chr 8,13.14 zu finden ist. Bei der Wiedergabe der verschiedenen
gehörig" abgeleitet sei und daher "nötig, notwendig" bedeute. Ebenso hebräi schen Ausdrücke für "Tag für Tag", "tägl ich", spi ege lt das
hat die Peschitta ~RLOUaLO~ bei Matthäus und Lukas verstanden, wenn sie Targum in der Regel das Hebräische Wort für Wort wider: "für das
es mit "das Brot unserer Notwendi gkei t 11 übersetzte. Nur ei ne solche häufige 01'1 01' finden wir im Targum ebenfalls 01' 01' oder auch
Bedeutung dieses Wortes "entspricht dem Geist des Gebets". ~T.l1'11 ~n1'l. Doch im Jerusalemer Targum zu Gen 39,10 ist das Hebrä-

Aber selbst wenn diese dunkle Bedeutung des griechischen Adjektivs ische mit WmY.l1 'I 1 Pi ~1' wiedergegeben, wörtl.: "diesen Tag und
anerkannt werden könnte, sind die beiden Vorstellungen "unser ausrei- den andern Tag" oder "heute und morgen", "Tag für Tag" (LXX: nJ.lEpaV
chendes Brot" und "unser notwendiges Brot", obwohl sie eng miteinander €~ nllEpa~). Ähnlich finden wir im Targum zu Est 3,4 dieselbe Wen-

verwandt sind, keineswegs gleichbedeutend, und nichts kann enLo(jaLo~ dung in der Form ~,nT.l1'l1 ~1'1 als Wiedergabe von 01'11 01'1; die LXX
veranlassen, "ausreichend" zu bedeuten. Außerdem ist es sehr zweifel- hat hier }(a~' bdaTnV nJ.lEpav 1 • Das Wort ~,nY.l1 'I (oder nnT.l1'1) kommt
haft, ob ein griechischer Schriftsteller solch ein selte~es Kompositum inden Targumi m zum Pentateuch und zu den Propheten, di e Onke los und
für "nötig", "notwendig" gebraucht hätte, wofür doch einfache und ge- Jonathan zugeordnet sind, nicht vor, aber es ist im Jerusalemer Tar-
bräuchliche griechische Wörter verfügbar waren. gum zum Pentateuch bezeugt, und es erscheint wenigstens einmal im
Der natürl i che und einfache Weg, €RLo(jaLo~ zu verstehen, ist" der, Targum zu den Hagiographen 2 ; es findet sich auch im palästinischen
es mit €nLEVaL zu verbinden; n llILoüaa, mit oder ohne" n~Epa, ist ein Syrisch 3 • Dieses Wort gehört wahrscheinlich zur palästinischen Schicht
nicht ungewöhnlicher Ausdruck für "den kommenden Tag", z.B. (ohne des targumi schen Aramäi sch, und wi r werden inder Wendung Pi ~Y.l1 'I
n~Epa) LXX, Prov 27,1. In einem Zusammenhang, der an~Epov oder TC ~a~' ~,nY.l1' 1 ei nen i di oma ti schen aramäi schen Ausdruck anzuerkennen haben,

nllEpav enthiel t, mußte ~RLouaLo~ im Sinne von "für"", bezogen auf "den der inden späteren kanoni schen Targumim durch dashebräi sche 01'1 01 'I
kommenden Tag", verstanden werden; die memphi ti sche Obersetzung 1autet: (= ~Y.l1'11 ~Y.l1'1)
ersetzt warden ist.
"das Brot des kommenden Tages"; und die Lesart des Hebräerevangeliums, Ei n wi chti ger Beleg für den Gebrauch di eses Ausdrucks durch Je-
"Brot für morgen" , zeigt, daß diese Bitte schon zu einer sehr frühen sus kommt in Lk 13,32 ans Licht: " ... Siehe, ich treibe Dämonen aus,
Zeit in dieser Weise verstanden wurde. und ich vollbringe Heilungen heute und morgen (aill.lEPOV }(al. aüpLov),
Meyers Rekonstruktion läßt jedoch auf die Quelle der Peschitta- und am dritten Tag werde ich vollendet werden. 11 Diese "drei Tage 11
Wiedergabe, "das Brot unserer Notwendigkeit", schließen, nämlich auf sind ganz unterschiedlich verstanden worden. Es gibt zwei Paralle-
Prov 30,8. Die Peschitta bietet die Targum-Wiedergabe dieses Verses: len im Alten Testament, Ex 19,10.11 und Hos 6,2; die erstere lautet:
"Gib mir das für mich ausreichende Leben" ('Intm) : die LXX liest "Ta "Und der Herr sagte zu Mose: Geh zum Volk und laß sie sich heiligen
OEoVTa ~at Ta aUTap~n, di e Vul gata hat 11 tri bue tantum vi etui meo
neaessaria". Di ese Wi edergabe von €nLOUaLO~ ist ni cht di rekt aus 1 Einige Ausgaben des Esthertargums (z.B. Walton und die Paris-
dem Peschitta-AT ins Peschitta-NT gelangt, sondern das letztere Polyglott) haben t<O'" t<n,'; die Variante Wlno", t<o," wurde von J.
Levy (Chaldäisches Wörterbuch I, 330) mitgeteilt, und ich habe sie
ist bei seiner Wahl eines Äquivalents für EnLo(jaLo~ durch die Ober- in Bragadins Mikra Gedola, den besten Venedig-Ausgaben, bestätigen
setzung von Prov 30,8 in den alten Versionen beeinflußt worden. können.
2 Gen 19,34; Ex 19,10; Lev 7,16; 2. Chr 20,16.
3 Joh 1,29: t<.l"n t<o,' (Ti EnaupLov). Dieses Wort ist ein Kompositum

1 Jesu Muttersprache, 107f. aus ~Y.l1" und 1,nlt<: lider ~ndere Tag", lider nächste Tag", "morgen".

204 205
heute und morgen ... und für den dritten Tag bereit sein •.. 11 Diese a
Wendung bezieht sich auf zwei wirkliche Tage, denen der dritte Tag Aber Tag für Tag muß ich unbedingt arbeiten,
b
folgte. In Hos 6,2 aber, IINach zwei Tagen wird er uns wieder beleben, dann, aneinembaldigen Tage, verscheiden.
am dritten Tag wird er uns wieder aufrichten ll , sind nicht zwei wirk- Wenn wir diesen idiomatischen Ausdruck in das Vaterunser übertra-
liche Tage gemeint, denen der dritte Tag folgte: ein unbestimmter gen, erhalten wir die einfache Bitte:
Zeitabschnitt von längerer oder kürzerer Dauer gipfelt in einer gewis-
Gib uns unser Brot Tag für Tag (~~nY.l·p 1 " , NY.l1 ~ ~Y.ln? Nol? ~il).
sen aber noch unbestimmten Zeit. Es ist eine gebräuchliche semitische
Spracheigentümlichkeit, und Beispiele im Aramäischen sind häufig 1 • Ein übersetzer des Aramäischen, der diese Spracheigentümlichkeit nicht
Diese Spracheigentümlichkeit finden wir in Lk 13,32: nicht zwei erkannte und sich gezwungen fühlte, für die Wendung, die er vor sich
bestimmte Tage, denen ein dritter Tag folgte, sind gemeint, sondern hatte, ein griechisches Äquivalent zu bieten, mußte mit seiner Wieder-
gemeint ist ein kurzer, unbestinmter Zeitabschnitt, dem ein noch un- gabe von ~~nY.l1~ in Schwierigkeiten konunen. Der matthäische Text be-
bestimmtes, aber nahe bevorstehendes zukünftiges Ereignis folgt. wahrte die Fehlübersetzung: verglichen mit dem obigen Aramäischen sind
Aber Jesus sagte nicht IInach zwei Tagen ll
, wie Hosea, sondern IIheute seine Schwierigkeiten erklärbar: onllEpov ist (,~,) ~Y.l1~, TOV EltLOUOLOV

und morgenlI. Das aramäische ~~nn1~1 ,~, ~n1~ liefert den Schlüssel zum entspricht ~~nn'~' (",}1. Lukas behielt Tav EnLOUOLOV bei, daser
Verstehen seiner Worte; sie bedeuten IITag für TaglI: "Siehe, ich treibe zweife 11 os in Q fand, aber er verband es mi t ei ner treuen Oberl i efe-
Dämonen aus, und ich voll bringe Hei 1ungen Tag für Tag,' aber an ei nem rung, einer richtigen Wiedergabe des Aramäischen: Ta xaß' nllEpav.

baldigen Tage werde ich vollendet werden. 11


Mt 8,22 = Lk 9,60
Derselbe Ausdruck findet sich im folgenden Vers 33, aber in diesem
Falle scheint er deutlich zu besagen, daß zwei bestimmte Tage, denen Dieser Spruch aus Q wird gewöhnlich so interpretiert, als beziehe
der dritte Tag folgte, gemeint sind: ltA~V ÖEi:: llE onllEpov xat aüpLov xat er sich mit dem ersten VEXPOUS auf die IIgeistig Toten" und vielleicht
TQ ExollEV~ ltOpEuEoßaL. Es gibt jedoch eine sehr wichtige Textvariante, auf die als solche betrachteten Familienmitglieder jenes Mannes. "Bei
geboten von der Peschitta, die nach aÜPLov ein Verb liest, so daß TQ unserer Unkenntni s der Ums tände k1 i ngt di es etwas grausam, obwohl es
EXOll'~:Vr;l mi t ltOpEuEoßaL zusammengeht: "Aber heute und morgen muß ich der Anstoß gewesen seih mag, den der Zögernde noch brauchte" 2 • McNeile
unbedi ngt arbeiten und am nächsten Tag mei nen Weg gehen. 11 Torrey hat fuhr fort, indem er annahm, daß sich hinter dem Griechischen viel-
gezeigt, daß diese Variante in einfachem Aramäisch eine geistreiche 1ei cht ei n aramäi sches Spri chwort, etwa "Laß di e tote Vergangenhei t
Paronomasie ergibt: IIHeute und morgen muß ich arbeiten ('~Y~Y.l?}2 und ihre Toten begraben,"' verberge. Ein solches Sprichwort ist jedoch nie-
am nächsten Tag meinen Weg gehen (~~Y~Y.l?) "; der letzte Ausdruck ist mals entdeckt worden. Die zweite Annahme, daß der Inf. ßciq,aL (ararn.:
ein semitischer Euphemismus für den Tod ("verscheiden"); dasselbe Verb ~~j7Y.l?) als ~~j7Y.l?, "Laß die Toten dem Totengräber (wört1.: dem, der ihre
ist ebenso im hebräischen Text und im Targum zu Hi 33,18 gebraucht3. Leichen begräbt}", gelesen werden sollte, ist banal.
Wi r gewi nnen so, di e Sprachei gentüml i chkeit "Tag für Tag" wi ederher- Während ich das palästinische Pentateuchtargum las, habe ich das
gestellt, ein zweizeiliges Verspaar, genau parallel zu Vers 32: Wort ,t!~, "abwarten, zögern, vorsichtig sein", notiert, dessen Part.
a Pass. "l)~ als Substantiv gebraucht wird, um jemanden zu beschreiben,
Siehe, ich treibe Dämonen aus, und ichvollbringeHeilungen Tag für Tag,
b
aber an einem baldigen Tage werde ich vollendet werden~. des Märtyrers durch den Tod (Eusebius, H.L 3,35; 7,15; vgl. Westcott,
Hebrews,64) bezeugt, und das ergibt die gewünschte Parallele. Ich
vermute ei ne Form von ??:l hinter (hOOTEAW und TEAELoüllaL (vgl. unten,
1 l.B. Midrasch Echa 1, 4; Ber. rab. 63; VaJJ. rab. 12. 233f.) .
Der Inf. allein drückt ÖEi:: aus.
2 3 Our Translated Gospels, 133.
Torrey (aaO.) betrachtete TEAELoüllaL als Fehl übersetzung von ltapa-
'+
1 I ch nehme an, daß 1<'"))'"
1" in 1<'"))'"
P1, Tav EltLOUOLOV, ver-
lesen worden ist.
ÖoßnoollaL, aber das griechische Verb (TEAELOW) ist für die Vollendung 2 A.H. McNeile, The Gospel according to St. Matthew, z.St.

206
207
der es aus Klugheits- oder anderen Gründen hinauszögert, eine Ent- lIankommen in ll , IIherankommen an ll , selten nur absolut: lI~nkommen", IIkom-
scheidung zu treffen, z.B. Lev 24,12; Num 9,8; 15,34. Das entsprechende men". Diese semitischen Verben, wenn so wiedergegeben, werden immer
hebräische Wort "no hat einen weiten Bedeutungsumfang: im Sinne von durch eine Präposition vervollständigt, z.B. Dan 4,8 (11).19 (22):
~ NIJO, lI ankommen in , II re ichen an (den Himmel)"; so auch im Targumzu
ll
"langsam (entscheiden)" findet es sich im babylonischen Talmud, in
Jebcon. 63a: "Sei schnell, wenn du ein Grundstück kaufen willst, aber Gen 11,4, in bezug auf den Turm von Babel, dessen "Spitze bis an den
"no, wenn du eine Frau heiratest. Von "langsam" zu "träge", "gemäch-
1I
Himmel reicht (Nml!J n~~ ly ~IJO)", oder zu Hi 20,6, in bezug auf den
lich", "haltlos" gibt es eine natürliche Entwicklung, und in diesem Frevler, dessen IIKopf bis in die Wolken reicht (~)))T~ ~IJO~)II. In allen
Sinne beschreibt das Adjektiv die demoralisierten Einwohner von Sodo_m von Dodd zitierten Beispielen, in denen EYYCZ;W NIJO oder )T.u·wieder-
oder die Amoriter in der Tosephta (Sabbath 7 [8]). Es teilt so die Be- gibt, folgen ihm die Präpositionen 1{PO!;, d!; (=~) oder EW!; (= 1)T)
deutung des syrischen pno, gewöhnlich wiedergegeben mit VW~PO!;; vgl. mit einem Substantiv oder Pronomen oder mit einem Substantiv im Dativ
Payne-Smith, ThesauPUs Syriaaus, s.v. Payne-Smith zitierten die Wendung oder Genitiv (Jon 3,6; Jer 28 (51),4 (B); Ps 31 (32),6; 106 (107),18;
~)no ',o~n, discipuli hebetes, segnes. Es ist sehr wahrscheinlich, daß Sir 51,6 (8.9); Ps 87,9 (88,3); Dan 4,8 (11).19 (22)) . .
das palästinisch-aramäische ,~no denselben Sinn und dieselben Asso- Wenn das Original von nYYLxEv in Mk 1~15 nuo (oder )T:u) gewesen
ziationen hatte. wäre, für sich allein stehend und ohne eine solche ergänzende Präpo-
Das Original mag gelautet haben: sition, so erscheint es zweifelhaft, ob ein übersetzer von seiner
Regel abgewichen sein sollte, es durch ein Äquivalent (lyyCZ;w) wie-
Fo 1ge mi r,
und laß die Zögernden (1~)~no) derzugeben, das NIJO (oder )TA)) anderswo nur in dem zusammengesetzten
ihre Toten ("ö~n~o) begraben! Ausdruck hat.
Ganz anders 1i egt der Fa 11 bei Lk 10~ 9: nYYLxEv E(jl' UIl1X!; n ßaaLAECa
Das erste Wort, statt als p)~no gelesen zu werden, ist aus pn~o
TOll -l1Eoll, denn hi er hat das Verb di e notwendi ge Präposi ti on, und wi r
(VElipOC) übersetzt worden.
können daher ein zugrunde liegendes ~ nuo annehmen. Es stimmt, daß die
Präposition E1{C, mit ErYCZ;w verbunden, sich nirgendwo sonst als überset-
3. Das Markusevangelium zung dieses aramäischen Ausdrucks findet, aber dies ist eine unbedeu-
tende Schwierigkeit. Der Haupteinwand dagegen, nYYLliEv l(jl' YjJ1X!; hier
Die Wiedergabe von Mk 1~15: nYYLxEv n ßaaLAECa .TOll -l1EOÜ, mit IIdas als Wi edergabe di eses Ausdrucks zu verstehen, ist, daß es ni rgendwo
Reich Gottes ist gekommen ll , erstmalig vorgeschlagen von C.H. Dodd 1 , anders benutzt wird, um einen vergleichbaren Gedanken auszudrücken.
fesselt die Ausleger immer noch 2 • Unter diesen Umständen lohnt es sich, sich im Aramäischen nach
Solange jedoch, wie wir (mit Dodd) ein aramäisches NUO (hebr.: YA)) alternativen Äquivalenten für lyyCZ;w umzusehen.
als Original von nYYLXEV annehmen, steht uns eine ernste Schwierigkeit Das natürl ichste Äqui va 1ent für hyCz;w im Aramäi schen oder Hebrä-
im Wege. Es gibt keinen Einwand dagegen, hyCz;w in gewissen Text- ischen ist das semitische Verb )'P1.
zusammenhängen als Äqui va 1ent für NUO oder )TA) in Anspruch zu nehmen Es erschei nt verwunderli ch, daß ei ne Vermutung, di e vor eWl gen
(wie Dodd aus der LXX übergenug veranschaulicht hat). An Stellen, Jahren von P. Joüon vorgetragen wurde, ni cht di e Beachtung gefunden
wo es diese Verben wiedergibt, tut es dies gewöhnlich im Sinne von hat, die sie verdient 2 • Joüon wies darauf hin, daß "im Hebräischen
di e Wurzel q r b, di eden Begri ff der Nähe ausdrückt, bi sweil en auch
1 Siehe sein Btlch: The Parables of the Kingdom, 44. Diese Ansicht
wurde von J.Y. Campbell in: Expository Times 48 (1946), 91, in Frage
gestellt, worauf Dodd in der folgenden Nummer (49, 138) antwortete. 1 Siehe Dalman, Die Worte Jesu, 87.
Siehe auch: Dodd, According to the Scriptures, 1952, 69 (Anm. 2). 2 IINotes Philologiques.sur les Evangiles", in: Recherehes des Science
2 Z.B. A.M. Hunter, The Work and Words of Jesus, 73. Rel igieuse, Bd. 17 (1927), 538.

?nR 209
in dem Falle gebraucht wird, wo die Nähe absolut ist; wir sagen auch Ausdruck: O''7n :l,.,P, LXX: nYYLXe:V.n nl.1EpCX; und er findet sich da neben
ni cht •es ist nahe', sondern •es ist gekommen' 11. Zur Bestäti gung wi rd N:l vp (zweimal) (LXX: ltEPCX~ nXEL) und nyn M:l (LXX: nXEl" 0 xcxLp6~); ein
1. Kön 8,59 zitiert: IIUnd diese meine Worte, mit denen ich ein Bitt- dritter Ausdruck des MT (ebd.) ist il"'7!l~il ilN:l (R.V.: lIDein Los ist über
gebet vor dem Herrn gesprochen habe, mögen dem Herrn, unserem Gott, dich gekommen, 0 Bewohner des Landes ... 11). Lk 21~8: Ö xcxLpb~ nYYLXEV,
gegenwärtig sein (O'7:l.,P, R.V.: "nahe) bei Tag und bei Nacht ... "; ebenso begegnet in einem ähnlichen Zusammenhang, wo die Parallelen ebenfalls
auch Ps 119,169: IILaß meine Klage gegenwärtig sein (:l.,pn) vor dir, 0 die Bedeutung "die Zeit ist gekommenIl bestätigen. (In diesem Zusanunen-
Herr." In 1. Makk 9,10 entdeckte Joüon dieselbe Spracheigentümlichkeit hang ist xcxl"p6~, wie in den alttestamentlichen Abschnitten, fast ein
inder Wendung ;iyYl"xe:v ö XCXl"PO~ Tn.lWV, R. V.: 11... und wenn unsere Zei t_ technischer Ausdruck für die Endzeit.) Eine weitere Bestätigung für
gekommen ist, so wollen wir mannhaft für unsere Brüder sterben". Hier Joüons Annahme mag inder Wi edergabe von :l.,P durch das Targum Pseudo-
fehlt das Original, aber Joüon zog zum Vergleich Klgl 4,19(18) heran: jonathan zu Gen 27,41 mit NUn zu finden sein: "bis zu der Zeit, da die
'J~p :l.,P, LXX: nYYl"xe:v Ö XCXl"POS; nl.lWV, das er mit "unser Ende ist ge- Trauertage über den Tod mei nes Vater karrunen (,'UI:l'1) 11 •
kommen" wiedergab. Auch wenn einige meinen, daß Joüons Ansicht eines überzeugenden
Auf den ersten Blick mag es zweifelhaft erscheinen, ob wir berech- Beweises ermangelt, so machen doch alle diese alttestamentlichen Ab-
tigt sind, in dieser Weise von einem idiomatischen Gebrauch von :l.,P zu schnitte klar, daß sich :l.,P in diesem Zusammenhang immer auf ein
sprechen. Wo dieses Wort in bezug auf die Zeit gebraucht wird, setzten unmittelbar bevorstehendes Ereignis bezieht 1 •
Brown, Driver und Briggs einfach "sich nähern" , und diese Wendung ist Die Parallele in Mk 1~15, ltEltAnpWWl" (wie die Parallele in Klgl
in 1. Makk 9,10; Klgl 4,19(18) offenbar den ·vertrauten Ausdrücken in 4,19(18)), kann als Bestätigung der übersetzung von nYYl"xe:v = n:l.,p
Gen 47,29; Dtn 15,9; 1. Kön 2,1 nachgebildet 1 • Allen von Joüon zi- (l'm~N n1.:J~n) durch "Das Rei eh Gottes ist gekarrunen" verstanden werden 2 •
tierten Beispielen kann die Bedeutung "nahe sein", "nahe bevorstehen"
gegeben werden. In 1. Makk 9,10 rechtferti gt der Zusammenhang vi e 1- Mk 4~12 (vgl. Mt 1J~lJ = Lk 8~10)

1ei cht di e übersetzung der R. V. (di e Zei t zu hande 1n oder zu sterben war (Und er sagte zu ihnen:
für Judas und seine Brüder gekarrunen), aber es ist auch möglich, den Euch ist es gegeben, das Geheimnis des Reiches Gottes zu erkennen,
jenen aber, die draußen sind, wird alles in Gleichnissen zuteil:)
vertrauten Si nn von :l.,P bei zubeha 1ten und es wi ederzugeben mi t "und
wenn unsere Zeit nahe bevorsteht" 2 •
1 Die Wendung .:J"im ilny in Ez 7,8 (R.V.: IINun werde ich in Kürze
Verschi edene wei tere überl egungen bestäti gen jedoch Joüons wert- meinen Zorn über dich ausgießen ... ") bezieht sich offenbar auf ein
volle Beobachtung. Sowohl in Klg1 4,19(18) als auch in Ez 7,6f. (LXX unmittelbar bevorstehendes Ereignis.
2 Wie Dodd, so setzte auch Joüon (aaO.) lP-8avw (Mt 12.,28) mit dem
2.3.4), wo sich eine ähnliche Wendung findet, unterstützt der Zusam- aramäischen ~Uo gleich und zog Dan 4,21 (Theod.) zum Vergleich heran.
menhang die Bedeutung die "Zeit ist gekorm1en". In Klgl 4,19(18) sind In dem anderen kritischen Abschnitt (Mt 11.,12 = Lk 16.,16, Q) könnte
ein mögl iches Original des matthäischen ßl"a1,;E'TaL durch die semitische
·die Parallelwendungen im Vers "unsere Tage sind erfüllt" (eine be- Wurzel V'!1 ('~!I) vertreten sein (siehe Hatch and Redpath, s.v. ßl"a-
eindruckende Parallele zu Mk 1~15) und "unser Ende ist gekommen"; 1,;e:O-8CXl,,); das lukanische EuaYYEAC1,;€'TaL ist '0:1. Das hebräische v,n wird
idiomatisch gebraucht in bezug auf Jahwe: "heftig hereinbrechend (im
di e LXX hat EnAnpw-8nocxv cxL nl.1EpCXl" TH.lWV und ltape:ot"l..v 0 XCXLPO~ nl.1wv. Strafgericht) über" (2. Sam 5,20) oder in bezug auf eine Plage "heftig
Demnach scheint :l.,P im ursprünglichen Hebräischen bedeutungsgleich ge- ausbrechend (im Strafgericht) über" (Ps 106,29) (siehe BDB, s.V. v.,n).
Sprach Christus vom lIReich", "heftig hereinbrechend" im Strafgericht
wesen zu sein mit N~n und N:l ('l~p N:l = 'l~P :l"p). In Ez 7,6f. ist der über die Welt? Daß das lukanische EU~YYEAC1,;E'TaL eine sekundäre Uber-
lieferung (und Lukas' eigenes Wort) ist, ist weithin anerkannt (siehe
Creed, St. Luke, z.St.). Mt 12.,28 kann auch das Strafgericht meinen
Vgl. Abel, Les Livres des Maccabees, 1949, 161.
1
(vg I. Dan 4,21, Theod.). Be i so Ich einer offenkund i g unheilbaren stelZe
Es ist jedoch nicht nur die R.V., die nYYLX€V hier als "kam" ver-
2
wie Mt 11~12 sind wi r auf Vermutungen dieser Art angewiesen. Der Rest
stand; die Vetus Latina, MS. B, liest "et si venit dies noster" (0. de des Verses bei Matthäus und Lukas (xat ßLaO'Tal: aplta1,;ouoLv aU'Tnv, xat
Bruyne, Les anc i ehnes t raduc t ions la ti nes des Machabees, 51) und die ltäs; €t~ aU'TT1v ßLa1,;E'Tal,,) kannweitereVersuche darstellen, den Original-
syrische Ubersetzung: '7UO, IIkam an" (edit. Lagarde, 188). ausdruck zu interpretieren~ Vgl. oben, 116 (Anm.l).

210 211
Damit (Lva) sie sehend sehen und nicht erkennen, und das könnte sie nicht, wenn nicht die Draußenstehenden in Gleich-
und hörend hören und nicht verstehen; nissen belehrt würden, damit sie nicht erkennen und verstehen. Der
damit sie nicht (p~~OTE) irgendwann bekehrt werden markinische P~~OTE-Satzteil, soviel ist sicher, hängt logisch von
und ihnen ihre Sünden vergeben werden (Hat &~E~~ aOTOC~). seinem Lva-Satzteil ab. Den ersten "Stein des Anstoßes" dadurch weg-
zuräumen, daß man ihn als einen mißverstandenen 1-Satzteil betrachtet,
Viele haben die Härte des markinischen Lva in diesem Vers gespürt.
der relativ hätte sein sollen, macht den von ihm abhängigen pn~OTE­
liDer Stein des Anstoßes ist hier das Lva. So wie der Text dasteht,
Satzteil sinnlos.
kann er nur mei nen, di e Absi cht oder jedenfalls das Ergebni s der
Dasse 1be gi lt für den Spruch im Aramäi schen: das 1 wäre nur dann
Gleichnislehre sei, Einsicht, Verständnis, Reue und Vergebung zu ver"'!.
mehrdeutig, wenn es keinen unmittelbar folgenden und abhängigen ,.m~"
hindern. Dies ist bei jeder Gleichnisinterpretation einfach absurd" 1 •
(pnnoTE)-Satzteil gäbe. Im Aramäischen des Lukas, der den markinischen
T.W. Manson bemerkte weiter, daß "das Zitat aus Jes 6,9f. mit der
pfinoTE-Satzteil ausläßt, ist er jedoch mehrdeutig. Matthäus, der an
Wendung Hat &~Eßfj aÖToC~ endet, ausgehend von dem Hat LacropaL
diesem Punkt gänzlich von Markus abweicht, hat bezeichnenderweise einen
aÖTou~ der LXX und dem ;7 1<~11 des hebräi schen Textes und überei n-
ön-Satzteil, wo bei de, Lukas und Markus, ei nen Lva-Satztei 1 haben.
stimmend mit dem ,1n7 p'7.:Jn\!1'71 des Targums". Der Beginn des Zitats
Das matthäische ön ist ein ebensolcher "Stein des Anstoßes" wie das
im Targum lautet: "Und er sagte: Geh und sprich zu diesem Volk, die
markinische Lva: "Deshalb rede ich in Gleichnissen zu ihnen: weiZ sie
wi rkl ich hören und ni cht verstehen und wi rkl i ch sehen und ni cht er-
sehend ni cht sehen und hörend ni cht hören und ni cht verstehen. 11 Der
kennen ... ". Das 1 des Targums, so Manson, sei rel ati v, und er nahm an,
bei Matthäus angegebene Grund für den Gebrauch der Gleichnisse sollte
daß "die Form, in der diese Worte von Jesus gesprochen wurden, dem,
ei gentl ich ei n Grund für das genaue Gegentei 1 sei n, für offenes Reden
was wir im Targum finden, nahekommt, und daß die markinische überset-
ohne Gleichnisse. Alles deutet auf einen Fehler im Griechischen hin.
zung auf einem Mißverständnis des Aramäischen beruht, das hauptsächlich
Wenn ein 1-peZativum anzunehmen ist, ist die Schwierigkeit ausgeräumt.
durch die Mehrdeutigkeit der aramäischen Partikel 1 bedingt ist". Der
Aber nur inder kürzeren, bei Matthäus und Lukas erhaltenen Form des
Vers sei wie folgt wiederzugeben: Spruches. Daß wir das Recht haben, ein aramäisches Original anzunehmen,
Euch ist das Geheimnis des Reiches Gottes gegeben; geht klar aus den Varianten ÖTL und Lva hervor, die beide verschiedene
aber zu denen, die draußen sind, kommt alles in Gleichnissen, Interpretationen des aramäischen 1 sind.
die wirkl ich sehen, aber nicht erkennen, Bei Markus gibt es nur einen Weg, auf dem das widerspenstige pnnoTE
und wirklich hören, aber nicht verstehen, in den Satz, so wie er dasteht, aufgenommen werden und das Lva als
damit sie nicht bereuen und Vergebung empfangen. Feh 1übersetzung ei nes Re 1a ti vpronomens betrachtet werden kann; es müßte
Diese Vermutung ist reizvoll, aber sie nimmt sich Freiheiten ge- mit dem Hauptsatz verbunden, und es müßte ein Komma an das Ende des 1-
genüber Markus heraus. Der gri echi sc he Markustext stel lt fest, daß Satzteils gesetzt werden: "Z U denen, die draußen sind, kommt alles in
jene, die draußen sind, in Gleichnissen belehrt werden, damit. sie Gleichnissen, die sehend sehen ... , aber nicht verstehen, damit sie
nicht erkennen, obwohl sie sehen, und nicht verstehen, obwohl sie ni cht bereuen und Vergebung empfangen. 11 Nur der 1etzte Sa tztei 1 gi bt
hören: anders als Lukas, häl t Markus an di esem Punkt aber ni cht i nne; dann den Grund an für die Gleichnislehre: die Verhinderung von Reue
er fügt hinzu: IIdamit sie nicht (wenn sie erkennen und verstehen und Vergebung. Der "Stein des Anstoßes" bleibt.
~ürden) bereuen und Vergebung empfangen möchten." Die Gleichnislehre Nichts ist sicherer, als daß Markus Lva ... pnnoTE schrieb und
soll nicht einfach Erkenntnis und Verständnis verhindern; noch wesent- auch meinte; seine ursprüngliche Absicht geht klar aus dem Lva-Satzteil
licher ist, daß sie deren Folgen; Reue und Vergebung, verhindern soll, hervor; sie wird fortgesetzt und verstärkt durch den llnnoTE-Satzteil,
der aus dem alttestamentlichen Zitat ausgewählt und bearbeitet worden
1 T.W. Mansan, in: The Teaching of Jesus, 1931, 76. ist, um dem Lva-Satzteil untergeordnet zu werden. Wir haben es hier
213
nicht mit einem direkten Zitat oder dem Mißverstehen eines Zitats zu Auf solch ein Targumzitat bezieht sich Markus oder seine Quelle.
tun, sondern mit einer beabsichtigten Bearbeitung und Interpretation Das ergibt sich klar aus der markinischen Variante xai: &cpe:~~ aUTot!;".
eines Zitats. Mansan hat wahrscheinlich recht, wenn er annimmt, daß Solch eine griechische Lesart existierte nie, denn es ist keine Vari-
die Wendung des alttestamentlichen Abschnitts, von der der J.,11'htoTe:- ante, sondern eine charakteristische targumische Umschreibung des
Satzteil abhängig ist: "Mache das Herz dieses Volkes fett ... ", ab- hebräi schen Nn'l, besonders im Targum zu Jesaja; es fi ndet sich ferner
sichtlich von Markus ausgelassen worden ist, aber nicht aus dem Grund, als Umschreibung desselben Verbs in Jes 53,5; 57~181.
den er angibt (um die Folgerung zu vermeiden, daß das Gleichnis die Daß Matthäus von einer anderen Quelle als Markus abhängig ist,
Vergebung verhi ndern so 11 te), sondern um es dem Schrei ber zu ermög- beweist, daß dieses Zitat in einem echten Jesuswort vorkam. Wenn Jesus
1 i chen, durch sei nen bearbei teten J..ltlltoTe:-Satztei 1 den Hauptgedanken den ganzen Targumabschnitt zitierte, dann wahrscheinlich in der Forll),
des eva-Satzteils zu vervollständigen: daß es die Absicht der Gleich- in der er auf uns gekommen ist; es ist höchst unwahrscheinlich, daß er
nislehre sei, die Reue zu verhindern 1 • in irgendeiner Weise für die schreckliche Bearbeitung, die wir bei
Aber, wenn dies sicherlich auch das ist, was Markus beabsichtigte, Markus finden, verantwortlich war. Diese Passage war ein Lieblings-
ist es auch das, was Jesus selbst sagte? Die markinische Interpretation zitat: es wurde von Paulus in Apg 28,26 vollständig zitiert, jedoch
erweckt den Eindruck einer späteren reflektierenden und vielleicht aus der LXX.
hellenistischen Haltung gegenüber den Juden: das Strafgericht Gottes, Weder bei Matthäus noch bei Lukas kann irgendeine Bestätigung da-
Aussch 1uß von Reue und Vergebung, war von Jesus selbst verkündet. für gefunden werden, daß Jesus das vollständige Zitat benutzt hat.
Für einen Schreiber mit solch einem Vorurteil war es nicht schwierig, In Mt 13,14f. ist zwar der ganze Vers zitiert, eingeleitet, mit der
in alttestamentlichen Zitaten Bestätigung dafür zu finden; es stimmt Wendung: "Und es erfüllt sich an ihnen die Weissagung Jesajas, wel-
überein mit der harten Lehre des hebräischen Verses, worin Gott auf- cher sagt ... ", aber das Zitat, das dann folgt (nach der. bearbeiteten
gefordert wird, das Herz des Volkes hart zu machen, damit sie nicht Form von Vers 13), stammt aus der LXX, und die Einfügung selbst ist
bereuen und ihnen vergeben werde. so charakteristisch für Matthäus, wenn er die Gelegenheit hat, einen
Nach der Interpretation dieses Verses, die sich im Targum findet, al ttestamentl i chen Abschni tt ei nzuführen, daß der ganze Jesajavers
deutlicher noch als in der LXX, ist es jedoch das Volk selbst, das zu aus der LXX wahrscheinlich eine matthäische Erweiterung des Original-
tade 1n ist wegen sei ner e; genen Erkenntni sb 1i ndheit und Verständni s- spruches ist.
stumpfheit, die sie selbst schuldhaft über sich gebracht haben, damit Aber di e kürzere Form der Worte bei Matthäus und Lukas mag wohl
sie nicht bereuen und ihnen vergeben werde: ursprüngl ich sein, und das von Jesus gebotene Z; tat mag bei OUVCWOLV
Und er sprach: Geh und sprich zu diesem Volk,
geendet haben, so daß das matthäische 1, wie im Targum, ein Relativ-
die wirkl ich hören, aber nicht verstehen, pronomen war und im Griechischen korrekt mit o~ wiederzugeben ist.
und wirkl ich sehen, aber nicht erkennen.
Stumpf ist der Sinn dieses VoZkes, Bestätigend kommt hinzu, daß Matthäus und Lukas sich in diesem Ab-
und seine Ohren hat es taub gemacht und seine Augen bZind, schni tt ni cht nur auf Markus, sondern auch auf das äl tere Dokument Q
damit sie nicht sehen mit ihren Augen
bezie~en. Mt 13,16 (= Lk 10,23), aus Q, oben besprochen 2 , folgt un-
und nicht hören mit ihren Ohren
und nicht verstehen mit ihren Sinnen mittelbar auf diesen Abschnitt (Vers 14f. enthält das matthäische'
und bereuen und Vergebung er Uzngen.
LXX-Zitat). Wenn, wie angenommen wurde, die lukanische Wiedergabe
die richtige ist: J..laXapLOL OL ocp~a>'J..loi: OL ßAEltOVTE!;" ä ß>'EltETE, dann
1 Vgl. E. Wendl ing, Ur-Markus, 1905, 5: liDer Verfasser (Redaktor)
geht von der secundären Theorie aus, die Gleichnisrede sei mystisch-
allegorisch gemeint, ihr Verständnis deshalb dem Volke •.. verschlos- 1 Die Targumlesart findet sich in der Peschitta zu Jes 6,9 und im
sen; ... das Volk ... sollte nur die Worte hören, ohne den Sinn zu Sinaisyrer zu Joh 12,40; SyS bezieht sich auf ein syrisches Altes Tes-
erfassen, damit ihm seine Sünden nicht vergeben würden." Vgl. ferner, tament. Vgl. Merx, Johannes, z.St.
Markus-Evangel ium, 1908, 35f. 2 Oben, 70.

214 215
erhalten wir, sofern in Mt 13,,13 = Lk 8,,10 statt ön oder Lva ein Aber es ist auch möglich, daß Markus eine rein griechische Fassung des
relatives 1 gesetzt wird, einen Gegensatz zwischen der Menge draußen, Spruches bot, wobei er vielleicht durch Stab und Sandalen des wandern-
die, während sie sieht und hört, weder erkennt noch versteht, und den den Sophisten beeinflußt war. Jedenfalls ist, was wir bei Markus haben,
Jüngern, denen dri nnen, die sehen· mi t ihren Augen und verstehen und weder eine wörtliche Obersetzung noch eine unkundige Fehlübersetzung,
deswegen gesegnet sind. sondern wahrscheinlich eine wohl durchdachte Interpretation, das Werk,
Zusammenfassend ist zu sagen: soweit es Markus betrifft, ist, was nicht eines Obersetzers, sondern eines griechischen Schriftstellers.
wir in Mk 4,,11.12 in einem "Jesuswort" vor uns haben, keine einfache
und sch 1i chte Obersetzung des Aramäi schen, obwohl aus sei ner Targum- Mk 7" 19
lesart klar hervorgeht, daß Markus von aramäischen Quellen abhängig Weil es nicht in sein Herz gelangt, sondern in den Bauch
ist; was wir vor uns haben, ist eine griechische literarische Arbeit, und herauskommt in den Abort,
womit er alle Speisen reinigte (xaßapC~wv ~av.a .a ßpw~a,a).
eines Autors eigene Interpretation eines Spruches aus einer aramäischen
Que 11 e, von des sen Ori gi na lform wi runs gl ück 1i cherwei se durch das Die Schwierigkeiten des Partizips sind wohlbekannt. Wenn die Mas-
Studium der synoptischen Parallelen in etwa ein Bild machen können. kulinform gelesen wird (sie wird von den besseren handschriftlichen
Quell en gestützt), dann wi rd es gewöhnl ich auf das Subjekt von AEYEL
Mk 6" 8.9 = Mt 10" 10; Lk 9" 3 (Jesus) in Vers 18 zurückbezogen; oder der ganze Satzteil wird als
Für den Widerspruch zwischen Mk 6,,8, EL ~n paßoov ~6vov, und Mt 10" Glosse aus der Feder eines Abschreibers erklärt, der damit seine
10, ~nö~ paßoov (Lk 9,,3), ist als Grund Fehlübersetzung des Aramä- Ansicht über den tieferen Sinn des Spruches darlege: Jesus habe die
ischen behauptet worden; ebenso für Mk 6" 9, &HCl D~OOEOE~EVOUS; aav- Unterscheidung zwi schen reinen und unrei nen Spei sen aufgehoben. Keine
oaALa, und Mt 10,,10, ~nOE ~moöti~am. Im ersten Falle sei N7 oder N71 der beiden Erklärungen ist wirklich zufriedenstellend.
(~nÖE, ~n.E) als N7N (EL ~fi) und im zweiten Falle sei N71 (~nöE) als Der Sinai-Syrer . verbindet diese Wendung eng mit dem unmittelbar
N7N (&AAd) verlesen worden 1 . voraufgehenden Satzteil, vereinigt sie mit dem Hauptsatz und macht,
Aber diese Erklärung läßt im ersten Beispiel eines der wichtigsten indem er ein Passiv liest, ßpw~a (im Singular) zum Subjekt des Satz-
Wörter in Mk 6,,8 unberücksichtigt; das markinische ~6vov macht klar, tei 1s: " ... denn es gelangt ni cht in sei n Herz, sondern in sei nen
daß er sagen wollte und meinte, der Stab solle eine Ausnahme sein; Bauch, so daß aUe Nahrung ausgestoßen und gereinigt wird (der Satz
wenn ~6vov im ursprünglichen Aramäischen stand, dann ist "nicht allein wird so zu einem Zustandssatz)1.
einen Stabil unsinnig; nur "außer allein einen Stabil ergibt einen guten Das palästinisch-aramäische Wort für ßpw~a, nämlich N7~1N, wird ge-
Sinn. Im zweiten Beispiel bleibt bei dieser Theorie das Partizip Dn;o- wöhnlich im Sinne von excrementum gebraucht 2 • Die von der Vetus Syra
ÖEÖE~EVOUS; unberücksichtigt, das ebenfalls den von Markus beabsich- übernommene Vari ante, sofern sie gri echi sch bezeugt ist, geht zurück
tigten Sinn klarmacht. auf einen aramäischen Text: "(quod non intrat in cordern, sed in
Kein Beispiel könnte klarer zeigen, daß Markus hier nicht einfach ventrem,) dum omne exerementum (N7~1N N71~) expeUitur et purgatur ll
übersetzte oder fehl übersetzte; er stell te ganz ei ndeuti g fest, daß
1 Merx (Die vier kanonischen Evangel ien, z.St.) dachte, das Syri-
der Stab eine Ausnahme zu sein hatte. Vielleicht mag der letzte Grund s:he lese einen griechischen Text: xat ~xßaAAETal., ~E;w xat: xaßapC~E.aL
für diesen Widerspruch die Verwechslung der aramäischen Wörter für n;av .b ßpw~a; doch kein griechisches MS hat ~E;w; das syrische ,~? ex-
trinsecus, ist wahrscheinl ich eine Interpretation von ELS; .bv &!jlEÖ~wva.
"und nicht" und "außer" oder IIsondern" und "und nicht" gewesen sein 2 • Aber es gibt eine Stütze für die anderen Varianten: hßaAAE.aL findet
sich in N;xa.eapC~EI., wird von D gelesen undhatei.nelateinischeStütze'
eine Kursive aus von Sodens Gruppe I, das Mt Athos-MS 1354 (Gregor;
1 Vgl. Wellhausen, Ev. Marci, z.St.; Torrey, Our Translated Gospels, 1047), hat xa.eapC~E.aL.
143f. und Streeter, Four Gospels, 191 (Anm.). 2 Das in der Vetus Syra übersetzte Wort ßpw~a ist nicht das übl iche
2 In bezug auf ähnliche Verwechslungen, anderswo bei Markus, siehe (vgl. Burkitt, Evangelion da-Mepharreshe I I, 281f.)j es findet sich im
oben, 113. targumischen im obigen Sinne von ~?~,~ (Ri 14.14).
216
217
(~~l~n). Das Passiv des letzten Verbs ist in der Form gewöhnlich nicht
handlung begann, ist die crux interpretum von Mk 9~33-37. Es ist je-
vom Aktiv unterschieden 1 , und dies mag 1((x~apCl;w" hervorgerufen haben;
doch nur ei nes von mehreren rätsel haften Merkmalen der markini schen
oder der Obersetzer mag vorgezogen haben, ei n Akti v zu 1esen und es
Fassung dieser Gleichnishandlung 1 • Für Predigtzwecke wendet man sich
mit dem Subjekt von AEYEL zu verbinden.
allerdings erleichtert der einfachen Klarheit der vollständigeren Mat-
Mk 8~ 33 thäusfassung (18~lff.) zu. Forschung hat es jedoch mit Problemen zu
tun; und markinische stromata (wenn dieser c1ementinische Begriff auf
Es ist mehr als einmal darauf hingewiesen worden, daß der Ausdruck
das gelegentliche "Flickwerk" am markinischen Bilderteppich angewandt
"Mach di ch hi nter dich" in Mt 4~ 10 Sys ei ne syri sche Sprachei gentüm-
o

werden darf) haben schon früher kritische Analysen hervorgebracht.


lichkeit für "weiche zurück, entferne dich" ist 2 • In einer Notiz in
Als Antwort auf di e erste Frage, nach der Bezi ehung zwi schen 9~ 37
Expository Times 61, 5, S. 159, vermutete F. Bussby, daß dies eine ara-
und 93 35, istgesagtworden, daß Jesus in Vers 37 "in seiner eindrucks-
mäische Spracheigentümlichkeit sei, die auch Mk 8~33 vorliege, wo "eine
vo 11 en Art von neuem bestäti gt, daß Demut und Di enen di e Kennzei chen
zugrunde liegende aramäische Aussage mißverstanden und daher falsch ins
von Größe in seinem Reiche sind ... "2. Offenbar ist es dies, was nach
Griechische übersetzt worden ist". Die richtige Lesart seio~CGw GoD.
Ansicht dieses Kommentators der Sinn dieser Gleichnishandlung sein
Bussby zog Mt 4~10 0 zum Vergleich heran, wo OltCOW )JoD "eine Ungenaue
sollte: aber daraufhin zu behaupten, in Vers 37 werde festgestellt,
Eri nnerung an di e ri chti ge Lesart" von Sys bewahre. Bestäti gt werde
daß es tatsächlich so sei, ist ein Fehlschluß. Die Unfähigkeit, ein
dieses Argument durch die Beobachtung, daß oaTa"a~ eine aramäische Form
non sequitur anzuerkennen, wo ei n sol ches offenkundi g vorhanden ist,
und ÜltaYE ein aramäischer Ausdruck sei.
erwächst bei all en sol chen Interpretati onen aus der Annahme der Unfehl-
Di e fragl i che Sprachei gentüml i chkei t ist syri sch, '''00::17 ?' i (das
barkeit der markinischen Reihenfolge und Anordnung.
1etz,tere ist ei n syri sches Adverb), und wi r so 11ten annehmen, daß das
Wenn Markus recht hätte, dann müßte Jesus Vers 37 nach Vers 36
entsprechende aramäische ,."nl-Ö 7'i in derselben Weise gebraucht wer-
gesprochen haben: in dem Falle stünden wir, sofern es eine Beziehung
den kann. überdies mag die Bezae-Lesart auf den Einfluß der Vetus Syra
zwi schen Vers 37 und Vers 35 betri fft, vor ei nem non 7..iquet. Wenn
zurückzuführen sein.
andererseits die markinische Anordnung dieser Kindsprüche fraglich
Wir müssen auch den Parallelausdruck zum üblichen Text von Mk 8~33
wäre, dann könnte angenommen werden, die einzige Beziehung zwischen
in 2. Kön 9,18f. beachten, wo Jehu sich an die Boten Jorams wendet mit
Vers 37 und sei nem jetzi gen Zusammenhang sei ei ne rei n formale, näm-
den Worten: "Was hast du mit Frieden zu tun? Wende dich hinter mich!";
lich das Wort ~aLÖCo,,3.
LXX: E:ltLOTPE<pOU E~~ Ta. o~Cow )JoD, d.h. "Weg von mir, daß ich dich
In Mk 10~ 13ff ., der nächsten Gruppe von Ki nd-Sprüchen bei Markus,
nicht mehr sehe!", der genaue Sinn von Mk 83 33. Anscheinend ist dies
inder Geschi chte von Jesu Annahme der Ki nder, nachdem sei ne Jünger
die wahrscheinlichere Erklärung. Der Ausdruck scheint jedoch nichts-
sie hatten vertreiben wollen, folgt auf Vers 14, "Laßt die kleinen
destoweniger semitisch zu sein.
Kinder usw.", in Vers 15 das "Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich
Gottes nicht annimmt W~ ~aLöCo", der Wlr . d nlC
. ht h'lneln
. komme n"
. Und
Mk 93 33-37
wieder ist die Beziehung unvollkommen. Aber wir haben in Mk 10~15,
Wie die markinische "Interpretation" der Gleichnishandlung Jesu
was der Zusammenhang in Mk 93 36 so dri ngend erfordert, aber ni cht
an dem Kind in der Mitte ("Wer eines solcher Kinder in meinem Namen
enthält, nämlich: das Kind - hingestellt als ein Beispiel von Demut.
aufnimmt, der nimmt mich auf", usw.) zur voraufgehenden Belehrung über
Demut und Dienen in Beziehung zu setzen sei, mit der die Gleichnis-
1 Dies ist, glaube ich, der richtige Begriff. Siehe weiter unten.
1 Beispiele im Targum sind: 2. Chr 30,17; Prov 20,9; Ez 22,24.
2 E.P. Gould, Mark (ICC), z.St. .
2Vgl. Merx, Die vier kanon. Evangelien I, 54ff.; Torrey, TheoFour 3 Vgl. A.H. McNeile, The Gosper according to St .. Matthew, .26?
Gospels, 294. " ... dieser Vers [37 = Mt 018,5] muß ursprünglich von diesem Ereignis
getrennt gewesen sein."
218
219
'~'" ,.. ?f
·'·i·~l\:"i.-
t
I
A.W.F. Blunt, der dies bemerkte 1 , jedoch ohne weitere Erklärung, hätte (Mk 9,J5.36) ist im Griechischen ohne Bedeutung, fesselt.aber die Auf-
daraufhin leicht zeigen können {ihre übereinstimmung ist offenkundig}, merksamkei t und wi rkt sofort erhellend durch die wohl bekannte Doppel-
daß Mk 9,37 die logische Folgerung und den Höhepunkt des Ereignisses deutigkeit des aramäischen N'~nl: IIKind ll oder "Diener ll . Wenn es in der
und der Kind-Spruchgruppe in Mk 10,13ff. bildet. aramäischen Geschichte dieses Wort war, das zuerst, in Mk 9,35b, mit
Stehen diese beiden Sprüche, Mk 9,37 und Mk 10,15, also einfach an oLaxovos und dann, in Mk 9,36, mit naLOCov wiedergegeben wurde (oder
der falschen Stelle? Wenn ja, dann kann dies nur einer Fehlredaktion umgekehrt, in der obigen Reihenfolge), dann wird die Gleichnishandlung
des Autors oder ei nes frühen Herausgebers des Markusevange 1i ums zu- an dem Kind in der Mitte zu einem dramatisierten Spiel mit dem aramä-
zuschreiben sein, denn beide, Matthäus und Lukas, haben das erratische ischen Wort für Kind und Diener. Weiter: wenn Mk 10,15, wie vermutet,
Logion des Markus {Mt 18,5; Lk 9, 48}. Daß der markinische Herausgebe~ wirklich ein Teil der Erklärung der Gleichnishandlung ist und zu Mk 9,
dieser' Sprüche einige Schwierigkeiten mit seinem Material hatte, kann 35b gehört, dann sollte es verstanden werden als: "Wahrlich, ich sage
auch aus Mk 9,35a gefolgert werden, wo Jesus, mitten in einem Gespräch euch: Wer das Rei ch Gottes ni cht annimmt wie ein Diener (N,I,nl), der
mit ihnen, seine Jünger IIrief ll . Auch die Stellung von Mk 9,35b, die wird nicht hineinkommen" 1 •
Belehrung über Demut und Dienen, die bei Markus zur Gleichnishandlung Diese Gleichnishandlung stünde dann in der prophetischen (und semi-
hinführt, muß Argwohn aufkommen lassen, denn bei Lukas, der hier ei- tischen) überlieferung. Belehrungen, die auf belebten oder unbelebten
ner unanbhängigen überlieferung folgte 2 , wird dies als der ganze Zweck Objekten als Themen beruhen, wie hier, und sich um eine Paronornasie
des Ereignisses betrachtet, und er stellte Lk 9,48c zweckmäßigerweise oder ein Spiel mit gleich oder ähnlich klingenden Wörtern drehen, sind
an das Ende des Abschnitts.
uns aus Jer 1,11 und Am 8,2 vertraut. Jeremia bekam in einer Vision
Wenn wir uns nun nach Fragen der Reihenfolge der Interpretation zu- einen "Mandelbaumzweig" gezeigt; letzterer wird in Palästina wegen
wenden, dann stoßen wir auf das Problem, daß wir nur bei Markus sowohl seiner frühen Blüte (im Februar) lider Wachende" (1PI!i) genannt; und die
"T
den Gedanken des Dienens als auch den der Demut in Verbi ndung mit der Interpretati on sei ner Vi si on ist, daß Gott der göttl i che Wächter oder
Gleichnishandlung an dem Kind in der Mitte finden - IIWenn jemand der Beobachter (1E\!i) über sein Wort ist, um es zu vollstrecken. In Amos
Erste zu sei n wünscht, so sei er der Letzte von all en und Diener Von sah der Prophet "einen Korb mit Sommerfrüchten" (V'p); und der Sinn
aUen (navTI.ilv oLaxovos)", Mk 9,35b. Sowohl bei Matthäus als auch bei dieser Vision ist, daß "das Ende (vP) für mein Volk Israel gekommen
Lukas fehlt jede Erwähnung des Dienens oder des IIDieners von allenll: ist". Ebenso stellte Jesus ein Kind (N';U) mitten unter seine Jünger
ihre Gleichnishandlung lehrt nur Demut und Kindl ichkeit. Ihr Motiv, und lehrte sie, daß wahre Größe darin bestehe, der Diener (N';U) aller
das markinische IIDiener von allen" wegzulassen, mag gewesen sein, daß zu werden.
ein Kind zwar als ein geeignetes Beispiel für Demut, kaum aber für Dieses "Ereignis" ist daher ein echter ;\!It.l, ein rätselhafter Ver-
Dienen hingestellt werden kann. Aus welchem Grunde auch inmer, diese gleich, der Interpretation erfordert; und gleichzeitig ist er gnomisch,
Wendung ist bei Matthäus und Lukas einfach weggelassen worden. indem er sententia enthält oder zu ihr hinführt 2 •
Es mag sein, daß diese Wendung ein weiterer lIerratischer Wortblock" Daß uns dies sehr wohl den Ariadnefaden für die Lehre Jesu über das
"-
bei Markus ist, dieses Mal aus der parallelen Spruchgruppe über Größe Kind in die Hand gegeben haben mag, kann durch andere Zeugnisse bestä-
als Dienen in Mk 10, 43ff. Bevor wir aber diese oder irgendeine andere tigt werden.
Erklärung hinnehmen, lohnt es sich, wieder den Markustext zu betrachten.
Die Nebeneinanderstellung von oLaxovoS und, drei Wörter weiter, naLOCov 1 In aramäisch: h7 77 ;Y N~; N770 '7h Nh;N n,~;~ ;7)V~ N;1 ,~.
2 Das Gleichnis wird eigentl ich seinen Ursprung im "Rätsel" oder
Mark (Clarendon Bible), 210.
1
N17n gehabt haben. Vgl. HOB 111, 660ff. Die Rabbis erzählten eine An-
zahl von Gleichnissen "in bezug auf einen König", und jedes war
Die lukanische "Moral ll (Lk 9,48c) ist nicht identisch mit der
2
bekannt als ,;~; ;lIm, "ein Gleichnis in bezug auf einen König", Jesu
rnarkinischen (Mk 9,35b), sie weist jedoch auf irgendeine gemeinsame Gleichnis ist ein N7;O; (oder lönn) ;\!In "ein Gleichnis in bezug auf
Quelle hin.
ein Kind".
220
221
und ein Wortspiel sei nie beabsichtigt gewesen. Die Antwort auf solch
Sofern es die Bedeutungsgleichheit von nOLÖCov und N';U betrifft
einen Einwand ist die Frage: Was lehrte Jesus über die Größe im Reiche
braucht der Leser, der kein Aramäisch kann, keine Bedenken zu habe~
Gottes? Worin bestand sie? Markus gab die Antwort mit seinen Worten
(Nm;u, xopaoLov [Mk 6.,51] ist das Fern.). Aber die wirkliche Prüfung
naVTWV ÖLaxovos; (~,p;u). Der Gedanke des Dienens bildete den Mittelpunkt
des Wertes di eser Theorie jenes Erei gni sses als ei nes dramati sierten.
der Belehrung, und wenn Jesus in solch einem Zusammenhang ein Kind
Wortspiels beginnt mit der Frage: Kann bewiesen werden, daß das marki-
(N'7;U) nahm und es in die Mitte stellte, dann kann die Annahme eines
nische ÖLaxovo~ auch in Mk 9.,35b auf dasselbe aramäische Wort zurück- 1
Zufalls im üblichen Sinne des Wortes kaum -aufrechterhalten werden •
geht? Wenn dies bewiesen werden kann, dann wird dieses Wortspiel, wenn
Durch solch eine Annahme werden andere Interpretationen der Glei~h­
schon nicht Gewißheit (Gewißheit kann es erst geben, wenn wir auch die
nishandlung an dem Kinde nicht ausgeschlossen. Tatsächlich liegt das
aramäische Lehre besitzen), so doch auf jeden Fall frei von berechtig:
absolut Geniale dieser Gleichnishandlung in der einzigartigen Angemes-
ten Zweifeln sein.
senheit eines Kindes für die übermittlung nicht nur einer Grundlektion
Ein Vergleich der Spruchgruppe über das Dienen als wahre Größe zwi-
über wahre Größe al s demüti ges Dienen, sondern auch ei ner dami t ver-
schen Mk 10.,43ff. und Lk 22., 24ff. zeigt nicht nur, daß die lukanische
bundenen Nebenl ehre _ daß der "Erste" der "Letzte" werden soll e und der
Fassung ausführlicher ist und Spuren dafür aufweist, daß sie-von Mar-
"Größte" der "Geringste" (vgl. das 1ukanische llLXp6T€po~). Das matthä-
kus unabhängi g ist, sondern auch, .daß Lukas in sei n Evange 1i um ei ne
i sche "Außer ihr bekehrt euch und werdet wi e kl ei ne Ki nder" 1äßt jedoch
andere gri echi sche übersetzung der Lehre aufni mmt als di e von Markus
eine spätere reflektierende Interpretation vermuten. Jesu Spruch über
benutzte 1 • Während Mt 20., 25ff. ei nfach Markus wi edergi bt, enthält
"Selbsterniedrigung" ws; T~ nOLÖCOV TOÜTO bekäme vielleicht einen noch
Lukas eine Anzahl synoptischer Varianten, die alle Merkmale dafür an
tieferen Sinn, wenn ihm I'<';U, "Diener", und nicht "Kind", zugrunde läge.
sich tragen, daß sie andere Obersetzungen derselben zugrunde liegenden
Die Schwierigkeit wäre dann das hinweisende TOÜTO. Wenn es nicht ur-
aramäi schen Fassung si nd. So fi nden wi r bei Markus llEya~ = bei Lukas
sprünglich ist, ist es dann matthäisehe Interpretation? Es wäre im-
ll€C~WV (~,); npWTO~ = nyoöll€VO~ (w,,); ÖOÜAO~ = ÖLOXOVWV (Ni~Y): und,
merhin auch möglich, daß das fragliche "Kind" wirklich ein demütiger
spezieller für unsere derzeitige Absicht: bei Markus öLaxovo~ = bei
famulus war, vielleicht der demütigste aller "Jungen" in dem Haushalt_
Lukas V€WT€PO~. Diese letzten beiden Varianten können nur im Lichte
in Kapernaum,von dem einige meinen, daß es der des Petrus war. Könnte
eines gemeinsamen Originals, nämlich N~;U, zufriedenstellend erklärt
es solch ein servulus gewesen sein, den Jesus "rief" (markinisches
werden 2 • Wi r brauchen -daher ni cht zu zögern mi t der Annahme, daß di es
EqJwvn € als Echo der treuen, bei Ma tthäus erha 1tenen ,Ober 1 i eferung:
das Wort hinter dem markinischen ÖLaxovo~ in Mk 9.,35b sei. O

Es kann zugegeben werden, daß in der ursprünglichen aramäischen Ge- npooxoA€oall€VOS; nOLöCoV)?
Aber die Hauptbetonung in Jesu Belehrung über christl iche Größe
schichte und Lehre dasselbe Wort N';U sowohl für nOLÖCov als auch für
liegt bei solch einer Deutung der Gleichnishandlung an dem Kind in der
öLaxovo~ gebraucht wurde und doch gl eichzei ti g behauptet werden, daß
Mitte auf dem demütigen Dienen. A.llein Markus hat die ursprüngliche
dieser Tatsache keine Bedeutung beizumessen sei; es sei einfach Zufall,
Oberlieferung und den Zielgedanken der Gleichnishandlung bewahrt.

1 In bezug auf einige lukanische Zusätze hinsicht1 ich des Aramä- Mk 14,3 (vgl. Joh 12,3)
ischen siehe unten, 228ff.
2 ~iese~ Wort ~ed~utet "Kleinkind", "Kind" oder "junger Mann" (vgl. Und als er in Bethanien im Hause SimonsdesAussätzigen war,
das gal. g-z,Ue, g-z,Zhe); der Pal. Syr. gibt V€WTEPO~ in Joh 21 18 mit als er zu Tische saß, da kam eine Frau, .•
diesem Wort wieder: ebenso gibt er nots;, "Diener", in der Ges~hichte die hatte ein Alabastergefäß mit echtem, kostbarem Nardenol
vom ~auptmann von Kapernaum wieder und in den Gottesknechtsl iedern in (&'Aaßoc1TpoV llUPOU vapöou nOTLxns;);.. .
J~saJa; vgl. auch Jer 30,10. Die Mehrdeutigkei t von N');O wi rd natür- und sie zerbrach das Gefäß und goß das 01 auf sein Haupt.
! Ich von nots; getei~,t, und nOLÖCov findet sich in der Bedeutung "ein
Junger.Sklavenknabe (Aristophanes, Ran. 32, Nub. 137). Aber ein sol-
cher. Sinn kann in Hk 9.,35-37 nicht in Frage kommen; Markus meint ein- 1 Zu Jesu Gebrauch des Wortspiels beim Lehren siehe oben, 16off.
deutig "Kind".
223
222
:~

~1.
-1
Es gibt Bedenken dagegen. das Adjektiv· ltLO'TL)(O~ in bezug auf eine
'
l' Kethub. 17,2; aber dleses Wort fl'ndet sich auch im palästinischen
Salbe oder ein Parfüm im Sinne von "echt. wirklich" und im Gegensatz
'1 d D • 2
Ta mu, ema1- , . f 22b • 8 Zeilen von unten; KiZajim 1. 4. f. 27a.
.
ll
zu "verfäl seht. künstli ch zu verstehen. Di e Abl ei tung von nC\lEL\I
ll '5
Ze 11 e 2 ; Maasro th 1" 2 . f 48d , 11 Zeil en von unten. Myroba 1 1anum
.
"flüssig , ist auch schwierig. Verschiedene Alternativen sind vorge-
wäre im Aramäischen "Pistaziensalbe". vielleicht NpnO'!l N~"'.l . Ew:m
schlagen worden: Wetstein bemerkte. daß die Römer eine kostbare Salbe
übersetzer. dem der aramäische Name nicht bekannt war. wurde Npno !l
kannten. O'J[C)(CLTO\l genannt. di e von rei chen römi schen Damen benutzt
Schwi eri gkeiten machen. So] 1 te er es ei nfach trans kri bi ert und dann
wurde, und er vermutete, daß nLO'TL)( in nLO'i L)(fi~ durch ei nen Schrei b-
als Adjektiv nLO'iL)(fi~ in den Satz aufgenommen haben?
fehler aus den ersten bei den Si lben von O'nC)(aiO\l entstanden sei 1. In
ähnlicher Weise ist 1rL..aTL)(fi~ als Enstellung von O'nELO'iL)(ii~ erklärt- Mk 14:. 41
worden 2 •
Und er kam zum drittenmal und sagte zu ihnen:
In seinen Horae Hebraiaae berief sich Lightfoot in bezug auf die Schlaft nun weiter und ruht euch aus:
es ist enug (cm€XEL), die Stunde ist gek~mme~; ..
siehe, ~er Menschensohn wird überl iefert In Sünderhande.
Zusammensetzung von nardinum, Nardenparfüm, -öl oder -salbe der Alten,
auf Plinius: zusarrunen mit fünf weiteren Ingredienzien enthieltes, oder
vielmehr, war es enthalten in baZaninum, demdünnflüssigenöl oder der Die arux dieses Verses ist wohlbekannt: anEXEL wird hier in e~ner
flüssigen Salbe, gewonnen aus der Behennuß3. Letztere wurde von Pli- sehr seltenen Bedeutung gebraucht. in einer. die dem Zusammenhang n~cht.
nius, der sagte, sie werde in Südpalästina gefunden, auch myrobaZanum, wirklich entspricht. Es ist vermutet worden. daß der übersetzer elnem
Balaninsalbe, genannt 4 • Der dünnflüssige Extrakt der baZanus, die Nuß, aramäi schen '1::>, "Schon ist die Stunde gekonunen", di e syri sche Bedeu-
d.h. die Behennuß, war neben der kostbaren Narde selbst zweifellos die tung satis gegeben habe 2 • Aber jeder übersetzer, der imstan.de. war,
wichtigste Ingredienz des nardinwn; erwurde als Lö~ungsmittel für Par- "1::> hi er mi t satis wi ederzugeben, kann entweder vom pa 1äStl nl schen
füms gebraucht; er selbst ist geruchlos und wird von Parfümherstellern Aramäisch oder vom Syrischen nur weni g Kenntni s gehabt haben, denn i n
hoch gepriesen wegen seiner Fähigkeit, auch die flüchtigsten Duftstoffe beiden Dialekten bedeutet dieses Wort iam. In bezug auf diese Feh:-
zu binden 5 • übersetzung wären wi r genöti gt anzunehmen. daß der übersetzer belm
Lightfoot vermutete, daß myrobaZanum ein möglicher Name sei für die übersetzen des Aramäischen die üblichen Bedeutungen dieses Adverbs
von Maria benutzte Nardensalbe, deren Hauptingredienzien narde und my- überging und vom Nonnalen abwich. um ihm eine weniger üblic.he und
robaZanwn waren. Bezeichnend ist, daß es eine flüchtige Salbe war, die viel weniger in den Zusammenhang passende Bedeutung zu geben. w~e sol-
Maria über Jesu Haupt schüttete. Es mag sein. daß die weniger kostbaren len wir überdies. selbst wenn dies glaubhaft wäre, die Wahl elnes so
Nardenarten myrobaZanwn genannt wurden, deren Namen sie von der Haupt- seltenen Wortes wie anEXEL\I für satis est erklären?
ingredienz bekamen; der Preis variierte wahrscheinlich nach der Anzahl Die handschriftliche überlieferung des Satzes variiert nach anEXE~:
der anderen Ingredienzien und der Nardenmenge. die sie enthielten. o hat anEXEL Tb iOO~ )(at n wpa, was "weit weg ist das Ende und d,e
MyrobaZanum ist das öl oder die dünnflüssige Salbe der baZanus, Stunde". bedeutet, genau das Gegenteil von dem, was der zusamme~~ang
J.IuPO\l ßaAcl\lOu. der Behennuß oder Pi stazi ennuß, di e im Aramäi schen fordert. Wenn wir jedoch diesen unpassenden griechischen Satz aramalsch
NpnO'!l heißt: Lightfoot zitierte den babylonischen Talmud. Gittin 69, wiedergeben, legt sich eine Lösung des Problems von alrEXEL von ~elb~t
nahe. Der Satz würde lauten:"procul abest (p'n,) finis et hora. Ew
ganz anderes aramäisches Verb ist p'n1. geschrieben mit Anfangsdalet;
1 In seinem Markuskommentar, z.St.
es bedeutet IIdrängen". "bedrängen"; es gibt Komposita von ßAGßEL\I und
2ZNW3 (1902), 169f.
3 Bd. 11, 446; PI inius, Buch 13,1. deren Synonymen wieder, z.B. in der pal.-syr. Obersetzung von Mk 5,24.
4 Buch 12,21. I n bezug auf ßaAa\lOu J.IuPO\l siehe Josephus, Ant i qu i-
ties (ed. Niese) 11, § 118. Der Bezae-Text des Johannes läßt \lclPÖOU aus und liest ltL~T~~fi~
1

5 Watt, Dictionary of the Economic Products of India. was in der Vetus Latina in der Reihenfolge uYlfJUd entum P1-s (:f1-
J.I UpOU
(myrobalanum?
, ) begegnet. 2 Our Translate Gospe I s, 5 .
224
225
31; Lk 8,42.45. Es ist ein wohlbekanntes jüdisch-aramäisches Verb und auch bei Cyprian und in den altlateinischen MSS a, c, e, 1,1. Wenn wir
hat, zusätzlich zu seiner wörtlichen Bedeutung, an mehreren Stellen dieser Reihenfolge mit der altsyrischen Lesart folgen, gewinnen wir
einen abgeleiteten und übertragenen Sinn, z.B. im Jerusalemer Targum II einen exakten Parallelismus der Satzteile:
zu Ex 22,24 in bezug auf einen Gläubiger, der seinen Schuldner IIdrängt" Die Kinder dieser Welt zeugen und gebären Kinder,
oder lImahntlI, oder zu Ex 3,9, im selben Targum, in bezug auf IIdrängen", heiraten und werden verheiratet.
"bedrängen", "überreden ll mit Argumenten. Ein Sprichwort aus dem baby- Die natürliche Reihenfolge der Stichen wäre:
lonischen Talmud (Berach. 64a) bietet eine genaue Parallele zu dem für
Die Kinder dieser Welt heiraten und werden verheiratet,
Mk 14~41 geforderten Sinn: es ist in Mischna-Hebräisch geschrieben und zeugen und gebären Kinder;
kann wörtlich so übersetzt werden: "Wer die Stunde zu drängen sUCht~
aber diese Reihenfolge hat keine handschriftliche Bezeugung von ei-
den drängt die Stunde (1ni7n,., i1Y\!1i1 i1YI!Ji1 nf{ i7n11i1).11 In bezug auf die
nigem Gewicht 2 •
hebräische Wendung IIDie Zeit drängt ll {i71n, nYi1) siehe J. Mann, The
F.C. Burkitt war geneigt, die D- II Interpolation ll für einen echten
J ews in Egypt und er the Fatimid CaZiphs II, S. 110. 0 i e gewöhn 1i che
Tei 1 des Jesuswortes zu ha lten 3 • Der rekonstrui erte Parallel ismus
Bedeutung ist: Wer der Stunde zu befehlen sucht, ihm zu gewähren, was
(wiederhergestellt aufgrund bezeugter Lesarten) kann zur Bestätigung
er von ihr wünscht, den wird die Stunde (die Zeit, das Schicksal)
seiner Ansicht angeführl werden. überdies kann bewiesen werden, daß
selbst anfangen, hart zu bedrängen; das Substantiv i71n, bedeutet IIBe-
ll die seltsame Form des Bezae-Zusatzes aus dem Versuch entstanden ist,
drängnis und gibt im palästinischen Syrisch zu Lk 14~18 &vaYltTl wieder.
Di eses Verb und sei ne Bedeutung passen vortreffl ich inden Zusammen- das aramäische "'~101 "'~', IIzeugen und Kinder gebärenlI, zu überset-
zen: ein übersetzer dieser Wendung hatte zwei Möglichkeiten: die erste,
hang von Mk 14~ 41: IIDas Ende und di e Stunde drängen"; wi r verwenden
das erste Partizip durch sein natürliches Äquivalent im Griechischen
denselben Ausdruck, wenn wir von der Zeit sagen, sie IIdrängt ll • Und· die
wiederzugeben, führte zu dem (nur im Griechischen) unsinnigen OL ULot
Feh 1übersetzung erwei s t sich nur mehr als Lesefeh 1er ei nes übersetzers,
ToD CLl,WVOS; TOihou .. CltTOUOLV lt<lt YEVVWOLV. Diese Schwierigkeit konnte er
, statt 1, was das Verb i7'n" aREXEL, ergab 1 •
abwenden, indem er das erste Verb durch ei n passi ves YEVVWVT<lL (",~,
4. Das Lukasevangelium als 1',,~, gelesen) wiedergab und so in beiden Fällen dasselbe Wort
wie im Aramäischen beibehielt~. Aber durch solch eine Übersetzung wur-
Lk 20.,34
den beide, Sinn und Parallelismus, ernsthaft beeinträchtigt.
Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen:
Diese Wendung bildet einen passenden, wenn nicht sogar wesentlichen
Die Kinder dieser Welt heiraten und werden verheiratet.
(D) Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen:
Bestandteil des Spruches. Sie kann auch zu dem Original der paralle-
Die Kinder dieser Welt sind geboren und zeugen Kinder len Verse 35.36 gehört haben: die Kinder der Auferstehung heiraten we-
(YEVVWVT<lL lt<lt YEVVWOLV),
heiraten und werden verheiratet. der noch werden sie verheiratet, zeugen weder noch gebären sie Kinder,
sondern sind selbst Kinder Gottes.
Eine andere Form der westlichen IIInterpolation" findet sich in der
Vetus Syra: 1 F.C. Burkitt (Evangel ion da-Mepharreshe 11, 299) versuchte, die
Vetus Syra als Wiedergabe von D in der Reihenfolge des Irenäus, Cy-
Die Kinder dieser Welt gebären und zeugen Kinder prian und der Vetus Latina zu verteidigen: 1'1~' = YEVVWOLV, 1'''~'O
(" 1; HJl 1'1;'), = YEVVWVT<lL, das letztere als Aphel Part. Pass. Das aber widerspricht
heiraten und werden verheiratet. dem semitischen Sprachgebrauch, wo die einfache Verbform 1';' für die
Frau reservi ert ist, IIKi nder gebärenIl , und das Aphel 1';lt-( für den
Die Reihenfolge der Verben im ersten Satzteil ist bei Irenäus umgekehrt, Mann, IIzeugenll. Vgl. F.H. Chase, Syro-Latin Text of the Gospels, 55f.
~ Nur ein MS, Gregory 1093, aber in der IIFerrarll-Gruppe. 3 Z.St.
~ Es ist weniger wahrscheinl ich, daß 1'1';', mit dem kurzen Vokal
.1 Vielleicht lautete das Original: "Das Ende drängt, (und) die Stun- des Partizips, p1,ene durch' dargestellt, durch ein Passiv fehlüber-
de ist gekommen. 1I setzt wurde.
226 227
j~
'~7,~'
1

einen Schreibfehler ausgelassen worden zu sein. Die zweite Frage in D


Lk 23,17
ist so, wie sie dasteht, unverständlich, aber wenn ihr b öl..axovo~
Denn notgedrungen mußte er (avayxnv Ö~ €lX€v) ihnen (öl..axovwv) voraufging, vielleicht durch Haplographie ausgefallen, dann
zum Fest einen freilassen.
ergibt sich eine parallele Frage:
Moderne Ausgaben lassen diesen Vers gänzlich aus, hauptsächlich aus
Wer ist größer, der Gast oder der Diener
exegetischen Gründen; es gab keinen, der Pilatus zwang; sein Wort war (t-rT.JlJ ' N I'<Y.:1,1 1'<.:11 711)?
Gesetz. ~inige ziehen es vor, diesen Vers hinter Vers 19 zu stellen, wo (0) Ist der Diener (größer) als der Gast
(I'<Y.:11 711 j'n' N7.JlJ N~)7
er auch in D steht; und Huck ging in seiner Synopse so weit, die Vari-
ante "pflegte" (€tw{}€I..) der Vetus Syra, die mit Matthäus hannonisiert Die Wendung ~äHov Tl spiegelt das komparativische aramäische 'll 1'7n'7
worden ist, wieder ins Griechische einzuführen. wider; vgl. das Targum zu Hi 7,6: "Meine Tage sind schneller als
Lukas hatte die Wendung avayxnv Ex€I..V in Lk 14,18 schon einmal ge- ('ll 1'7n'7) ein Weberschiffchen" 1 • Die Paronomasie 1'<.:11 - Ny.:11 will be-
braucht, wo die palästinisch-syrische übersetzung sie mit P1n1 wieder- achtet sein 2 •
gi bt, ei nem schon besprochenen aramäi schen Wort 1 • Gebrauchen wi r es, Der Satz xat U~€~~ nU~n{}nT€ ergibt im Griechischen keinen Sinn, und
so können wir Lk 23,17 so übersetzen: "Und es gab Notwendigkeit (P1n1) wahrscheinlich geschah es deswegen, daß diese Wendung aus anderen Tex-
für ihn, ihnen zum Fest einen freizulassen ... ". Die Matthäusparallele ten entfernt worden ist. Sie ergibt aber einen vortrefflichen Sinn im
lautet: "Nun pflegte (€tw{}€I..) der Statthalter dem Volk zum Fest einen' Aramäischen, sobald man nU~n{}nT€ (,1n'7.:11) als Ergebnis eines Verlesens
Gefangenen freizulassen ... ". Der Gedanke eines Gewohnheitsrechts, das oder Mißverstehens von '1nY~1 erkannt hat; diese bei den Wörter konnten
"Recht" eines Festes, wird im Hebräischen durch p1n ausgedrückt. Im beim Wegfallen der Aussprache des Kehllautes bei schriftlicher über-
Aramäischen wird dieses Wort nicht gebraucht, aber es ist in allen tragung leicht und bei mündlicher noch leichter verwechselt werden.
Schichten derhebräischen·Literatur als ordentlicher juristischer Fach- Die Paronomasie in dieser Stelle, N.:11 (~€C~wv) und I'<Y.:11 (0 avax€C-
ausdruck üblich; in Ps 81,5 wird es im Zusammenhang mit einem Fest ll€VOS;) , mag zu der Verwechslung beigetragen haben; oder ursprünglich
gebraucht. Wenn wir Mt 27,15 mit diesem hebräischen Rechtsausdruck ins ist ein Wortspiel mit '1n'7.:11 (nu~fi{}nTd beabsichtigt gewesen. Mit der
Aramäische übersetzen, so erhalten wir: "Nun war es Gewohnheitsrecht Lesart ,1nY.:11 gewinnen wi r zwei voll ständi ge Sti chen im synonymen
(p1n) zum Fest, daß (1) der Statthalter dem Volk einen Gefangenen Parallelismus:
freiließ ... ". Ich kam unter euch, nicht als Gast, sondern als Diener
(N7.J»~ N;N NY.:11~ N; 7,~nJ7.J n'nN NJN); •
Lk 22,27 (D) und ihr wart die Gäste bei Tisch, während ich als Diener bediente
(N7.J»~ '7.JllJ.J '1ny~1 71nNl).
Denn wer ist größer, der bei Tische sitzt oder der bedient?
Ist es nicht der, der bei Tische sitzt? Ein Vergleich von WH mit 0 läßt vermuten, daß die ersteren eine
Ich aber bin unter euch wie der, der bedient. veränderte Kürzung des 1etzteren vertreten; di e Wendung OUX (wd 0
Der Bezae-Text läßt die erste Frage aus und bietet die zweite Frage avax€Cll€VOS; ist aus dem Satz, in dem sie in D einen guten Sinn ergibt,
in der Form ~aAAOV n
&avax€C~€VO~; der Rest des Verses ist nach WH in herausgenommen worden, um als Frage das unverständl i che päAAOV AI 0
D in einem Satz enthalten, der wie folgt lautet: avax€C~€VOS; zu ersetzen.
tyw yap tv ~~a~ upwv ~A{}OV oux w~ & Lk 22,16
avax€C~€VO~, &AA' w~ &
öl..axovwv xat UP€L~ nU~n{}nT€
tv T~ öl..axovC~ ~ou w~ b öl..axovwv. Denn ich sage euch:
Ich werde nichts mehr davon essen,
Die Wendung TC~ yap ~€c~wv, &avax€C~€VO~ n &öl..axovwv scheint durch
2 Oben, 173.
1 Oben, 225. 1 Wellhausen, Einleitung 2 , 21.
229
228
bis es erfüllt wird im Reiche Gottes im Reiche Gottes." Dadurch würde dieser Vers gleichlautend zum Spruch
(EWS ö,ou nAnpw~~ ev Tfj ßaaLAEC~ TaU ~EOU)1. über den Wein: "Ich werde nicht mehr von der Frucht des Weinstocks
Die wahrscheinlichste Ansicht in bezug auf diesen Vers ist die, ihn trinken, bis das Reich Gottes kommt" (Lk 22,18).
im Lichte von Lk 22,29.30 zu verstehen: "Und ich vermache euch ein Es gibt eine Bestätigung für diese Ansicht. Der Sinai-Syrer liest:
Rei ch ... , daß ihr essen und tri nken soll t an mei nem Ti sch in mei nem "bis das Reich Gottes erfüUt ist". Wenn je eine Variante n ßaaLAECa
Reich." Das lukanische Passa ist in gewisser Weise im Blick auf das TaU ~EOU existierte, so ist außerhalb der syrischen überlieferung keine
messianische Fest im himmlischen Reich, in dem es seine vollkommene Spur davon übriggeblieben 1 • Aber es ist bestreitbar, daß dies, sofern
"Erfüll ung" fi nden wi rd, als "propheti sch" zu betrachten. das ursprüngliche Jesuswort betroffen ist, der wahre Text dieser' Stelle
Aber Lukas ist abhängig von Quellen, und wir können nicht sicher ist; das lukanische EV T~ ßaaLAEC~ TaU ~EOU stammt von Markus 2 • In der
sein, daß unser Herr den Spruch über das messianische Mahl in Vers 30, griechischen überlieferung findet sich ein Echo eines solchen Verständ-
der di e Belehrung über den Vorrang unter den Jüngern absch 1i eßt, ta t- nisses in der Epiklesis der Liturgie des Chrysostomus: Brot und Wein,
sächlich bei derselben Gelegenheit wie die Abendmahlsworte gesprochen als Kommunion des Leibes und Blutes Christi, sollen für die Teilnehmer
hat. Die "Rangordnung"-Fragefindetsich bei Markus (10,35-45) in einem " ... zur Vergebung der Sünden (Mt 26,28), zur Gemeinschaft deines
ganz anderen Zusammenhang - vor dem Einzug in Jerusalem. Die lukanische heiligen Geistes, zur ErfüUung des Reiches (d,~ ßaaLAECa~ nAtipWJ.la)"
Anordnung dieses Ereignisses ist redaktionell, und seine Einfügung von werden 3 •
Gedanken über ein messianisches Fest in dieses Kapitel ist wahrschein- Wenn solch eine ursprüngliche Bedeutung hinter nAnpW~ij stand, wel-
lich auf Markus zurückzuführen, bei dem sich in den Abendmahlsworten cher Art war dann "die Erfüllung" im Reiche Gottes? War es eine Erfül-
Jesu ein ausdrücklicher Hinweis auf ein kommendes messianisches Fest lung der Prophezeiung (vgl. Lk 22,37)? Oder war es eine Verwirklichung
findet. des Reiches Gottes selbst? Der Gedanke einer Erfüllung oder Vollendun~
Es ist daher gerechtferti gt, Lk 22,16 ohne Rücks i cht auf Vers 30 als des Zeitalters durch das Kommen des messianischen Reiches war dem zeit-
eine mögliche echte überlieferung eines Jesuswortes zu betrachten, das genössischen Judentum allgemein bekannt: in der syrischen Baruchapo-
Lukas aus seiner Sonderquelle in sein Evangelium aufgenommen und in kalypse (30,3) wird deutlich erklärt, daß das Kommen des messianischen
dem Zusammenhang interpretiert hat, indener diese Worte in seine Dar- Zeita 1ters ausdrückl ich bekannt war als, und daß man si ch darauf bezog '.
stellung des letzten Mahles eingetragen hat. als auf "die Erfüllung" oder "die Vollendung" der Zeiten; es ist in
In sich selbst muß Lk 22,16 keineswegs einen Hinweis auf das mes- ihr verbunden mi t dem Ende der Herrschaft des Mess i as auf Erden und
sianische Fest enthalten: nAnpW~~ kann vielleicht als Wiedergabe eines sei ner Rückkehr inden Himmel. Im 1. Hen besteht "di e Vo 11 endung" (16,
unpersönlichen oder "internen" semitischen Passivs verstanden werden, 1: TEAECwaL~) im Großen Gericht 4 • In seinen letzten Stunden mag Jesus
wobei das wirkliche Subjekt, das auf diese Weise betont wird, im
Verb enthalten i st 2 • Letzteres kann dann statt mi t dem voraufgehenden 1 Ein Uberbleibsel dieser Lesart findet sich in der palästinisch-
Passa, mit seiner folgenden Aussage, "im Reiche Gottes 11 , verbunden syrischen Ubersetzung (Cod. Bund C). .
2 Lietzmann (Messe und Herrenmahl , 215) war überzeugt, daß Lukas
werden. Das Hauptthema des Satzteils, ja sogar des ganzen Verses, wäre diese Verse von Markus übernahm, aber er glaubte auch, daß der ganze
dann überhaupt ni cht das Passa, sondern "di e Erfüll ung im Rei che Got- Spruch lukanische Interpretation und kein echtes Jesuswort sei.
3 Swainson, Greek Liturgies, 92.
tes": "Ich werde nichts mehr davon essen, bis es eine Erfüllung gibt 4 Es gibt viele solcher, sich auf die Erfüllung beziehende Stellen:
nach der Assumptio Mosis (1,18)muß lider Vollendung. des.Endes der.Tage"
1 "Die so schwerwiegenden und bedeutungsvollen Abendmahlsworte müs- eine allgemeine Buße vorangehen (vgl. Mk 1,15); die Plrke R. Ellesers
sen auf jeden Fall auch darauf hin angesehen werden, wie sie in der (43) bewahren den zeitgenBssischen Glauben, daß "Israel die große Buße
Ursprache gelautet haben mBgen." Meyer, Jesu Muttersprache, 90. nicht erfüllen wird, bevor Elia wiederhommt"; für Jesus war Elia schon
2 In bezug auf ein Beispiel siehe Burney zu 1. KBn 2,21, in: Notes wiedergekommen; die Erfüllung stand unmittelbar bevor. Vg1. Lk 19,11.
on the Hebrew Text of the Book of Kings, 1903, 20; vgl. Ges.-Kautzsch, Vgl. auch: J. Jeremias, Die Gleichnisse Jesu 7 , 1965, 151, Anm. 5 ("das
§ 121, 1, S. 387. eschatologische Maß" (nAtjpwj.Ja».

230 231
nach eben solch ei ner Vollendung des Zeitalters in ei nem himml ischen vollendet ist im (:1, Beth essentiae) Reiche Gottes", d.h., "bis das
Rei ch Ausschau gehalten haben, herbei geführt durch sei nen Advent als Rei ch Gottes völl i 9 voll endet ist 11 •
Menschensohn, kommend in Macht und zum Gericht (vgl. Mk 14,61.62). In zwei anderen Intensivformen, dem Pae1 und seinem Passiv Ithpaal,
Aber in der apokalyptischen und rabbinischen Literatur ist nie auf wird das Verb ?;:J im Aramäischen im Sinne von "krönen", "gekrönt
das Reich selbst als "erfüllt" oder im Begriff "erfüllt" zu werden , werden" gebraucht; ?;:Jn~ gibt in der palästinisch-syrischen überset-
Bezug genommen worden, wi e in der a ltsyri schen Wi edergabe von Lk 22 16. zung von 2. Tim 2,5 oTE~avouo.(1aL wieder. Das Ethpaal bedeutet im Sy-
" ,
die Erfüllung betrifft immer "das Zeitalter" oder "die Zeiten". Der rischen "mit dem Martyrium gekrönt werden"; es wird in genauderse1ben
übliche Ausdruck ist, daß das Reich 11 kommt 11 oder "offenbart wird" 1 • Weise wie TEAELouo.(1aL von der "Vollendung ll gebraucht, die vom Heiligen
Dies mag das ungewöhnliche "bis es erfüllt ist im Reiche Gottes 11 oder Märtyrer im Tode erlangt wird 1 •
erklären, d.h. "bis es die Erfüllung des Zeitalters im Reiche Gottes Bisher konnte aus dem pa1ästinischen Aramäisch keine Stelle für den
gibt". Aber wenn dies gemeint war, sollten wir erwarten, daß es klarer Gebrauch von ;;.:J in dieser Bedeutung beigebracht werden; aber Lk 13"
ausgedrückt worden wäre und nicht so unbestimmt, daß diese Wendung in '32, bereits in einem anderen Zusammenhang besprochen, macht es sehr
einem ganz anderen Sinne und Zusammenhang verstanden werden konnte. wahrscheinlich, daß dieses Verb in Palästina im Aramäischen des ersten
Im Aramäi schen gi bt es mehrere Ausdrücke, di e dem Verb nt..npw.(1T\vaL Jahrhunderts, und also von Jesus selbst, so gebraucht wurde. Jesus sagte
in seinen verschiedenen Bedeutungen entsprechen: o~pn~2 wird gebraucht in diesem Vers von sich selbst: IISiehe, ... ich vollbringe (a.noTEAw)
für die "Erfüllung" der Prophezeiung, und o;nl!1~ ist das Verb, das die Heilungen Tag für Tag; dann, an einem baldigen Tage, bin ich vollendet
syrischen Obersetzungen gebrauchen, um Lk 22,,16 wiederzugeben. Es gibt ll
(TEAELOUJ-laL).1I Daß er sich auf seine eigene "Vollendung durch seinen
jedoch ei n drittes Verb, das n:t..npouv in sei ner weni ger gebräuchl i chen Tod bezog, ist wahrscheinlich durch den Zusammenhang und wird gewiß im
Bedeutung "gänzlich beenden" ,"vollenden" entspricht 3 : es ist das se- Lichte des parallelen nopEuEo.(1aL, "ich verscheide", d.h. "ich sterbe" 2 •
mitische ;;~, das im Aramäischen im kausativen Schafel und in seinem Das Wortspiel im Griechischen mag ein ähn1 iches Spiel mit Worten im
Passiv gebraucht wird, im Sinne von "vollkommen machen", also einfach Aramäi schen widerspi egel n; für a.noTEAw können wi r ;?.:J1!1 setzen und für
"vollenden", in bezug auf eine Arbeit 4 : dieses Wort wird im Hebräischen TEAELOUJ-IaL ;;.:Jn~. Das aramäische Wortspiel wird eingeleitet durch das
und im Targum zu Ez 27,3 und 28,12 für die "Vollendung der Schönheit" Wort für a.Awnn~, den Herodes gel tenden Spottnamen, den "Fuchs 11 oder
gebraucht; das kausative Schafelgibt xaTaoxEual;ELV in Jes 43,7 wieder, "Schakal" Palästinas; im Aramäischen ist es ~;yn.
im pa 1äs ti ni schen Syri sch, in bezug auf Gottes "Zubereitung 11 sei nes
Geht hin (':J~;n) und sagt diesem Fuchs (~;yn):
Knechts. Siehe, ich treibe Dämonen aus (n~n;I!1?),
Es ist zweifelhaft, ob dieses Wort jemals für das "gänzliche Voll- und ich vollbringe (n~;;:JI!1) Heilungen Tag für Tag;
dann, an einem baldigen Tage, .
enden" des Reiches Gottes im Sinne seiner völligen Verwirklichung bin ich (im Tode) vollendet (n';;:Jn~).
gebraucht worden sei n kann. Dies mag ni cht gänzl ich unmögl ich sei n;
Wenn wir das Ithpaa1 von ;?:J für das lukanische nAnpw.(1~ setzen, so
;;:J hat sowohl im Hebräi schen als auch im Aramäi schen besondere Asso-
erhalten wir: "Ich werde nichts mehr davon essen, bis es vollendet ist
ziationen zum "völligen Vollenden" des Schöpfungswerkes 5 • Ebenso kann
im Reiche Gottes (~n;~ ",.:J;),):1 n;?.:Jn~1 1Y 1'y ;'.:J~~ ~?)". Die dritte
in Lk 22,,16 vielleicht dieselbe Bedeutung gemeint sein: "bis es völlig
Person Singular feminin Perfekt n;;:Jn~, nAnpw.(1~, kann auch als erste
Person gelesen werden: "bis ich vollendet bin (durch den Tod) im Reiche
Dalman, Die Worte Jesu, 82f.
1
Ders., Jesus-Jeschua, 119.
2 Gottes 11; di eser Vermutung entsprechend, hätte das Aramäi sche so wi eder-
3 Siehe J.B. Lightfoot, Colossians, 225.
gegeben werden sollen: ~ws; ÖTOU TEAE:LW.(1W EV T~ ßaoLAECCf TOU .(1EOU. Das
4 Das kausative ;;~1!1 gibt in der pal ;-syr. Ubersetzung von Ex 28,7
E~apTCZ;ELV wieder; vgl. Esr 4,12; 5,11; 6,14 und in bezug auf das Pas- altlateinische Manuskript e liest· die erste Person: adimplear. Diese
siv 4,13.16 "vollendet werden" (von Mauern).
5 Genesis rabba 10 und Targum zu Gen 2,1. Unten, 302.
1 Oben, 206, Anm. 4. 2

232 233
Konjektur ergibt eine charakteristische Paronomasie: ;1.::1')~ (<pdyw) und als es das Gesetz Moses war; und im darauffolgenden Gleichnis (bei
n');;::>mc Oberdies kann ein ursprüngl iches n');;::>n~ die merkwürdige Lukas) vom barmherzigen Samariter gab er einen Hinweis auf einen As-
Bezae-Variante ßpw.ßTj erklären; letztere ist entstanden durch die Ver- pekt eines solchen Gesetzes.
wechslung der Verben ;::>1'< und ;;.::1; ein Beispiel für diese Verwechslung Das IIIch sage euch ll Jesu erfüllte das Gesetz Moses (Mt 5,17) , so
findet sich in der LXX zu 2. Chr 30,22: 1;.::I~')1, lIund sie aßen", LXX: daß für Jesus selbst, nicht weniger als für seine Jünger, IIvollkommen
ll
<JUVET~AEDCXV. In der Markusparallele erklärt Jesus unmittelbar nach dem sei n inder göttl i chen· Herrschaft vo 11 kommenen Gehorsam gegenüber
Mahl (Mk 14,27): IIIhr alle werdet in dieser Nacht zu Fall gebracht dem höheren Gesetz bedeutete;· Jesu LE:AECW<Jl,S;, im Sinne des. Wortes,
werden (11;j7nn 11:J;1:J) um meinetwillen ... "; wir haben hier dieselbe~ nach dem Hebräerbrief, war die Vollendung seines Gehorsams bis zum
Konsonanten, von denen wir zu Lk 22,16 angenommen hatten, daß sie das Tode; IIIch werde nichts mehr davon essen, bis ich vollendet bin in
Wortspiel fortsetzen. der Herrschaft Gottes 11 •
In bezug auf TEAEl,OÜ}JCXL in einem Jesuswort, in Lk 13,32, haben wir Eine viel weniger mutmaßliche Lösung ist jedoch, 1tAnpw.ßTj in diesem
es nicht nötig, uns selbst auf-dieses vermutete Original von ünpw.ßTj Sinne mit lidern Passall als Subjekt zu verbinden: 11 • • • Ich werde nichts
festzulegen, um dann fortzufahren mit der Frage: Wie mag sich unser mehr davon essen, bi s es (das Passa) voll endet ist im Reiche Gottes 11 •
Herr seine TEAECWDl,S; vorgestellt haben? Ob wir in Lk 22,16 (oder in Wenn wir berechtigt sind, solch ein Passiv in ein Aktiv zu verwandeln
Lk 13,32) das Vorhandensei n des rabbini schen Gedankens von der Herr- (vgl. J. Jeremias, Die AbendmahZsworte Jesu, 2. Aufl., S. 9l, 120),
schaft Gottes feststellen können, ist schwer zu sagen; denn Jesus, dann können wi r übersetzen: IIbi s Gott es voll endet (oder es zu ei nem
wenn überhaupt, scheint nicht viel Gebrauch von diesem Ausdruck in vollkommenen Ende bringt) im Reiche GotteslI. In diesem Falle wäre
dieser Art gemacht zu haben. Es gibt jedoch eine mögliche Parallele, unmißverständlich auf ein messianisches Fest Bezug genommen. Das he-
zusätzlich :zu Lk 17,21, die manchmal in diesem Zusammenhang angeführt bräische ;';.::1 wird in der LXX mehr als ·einmal durch 1tAnpoüv wieder-
wird. In Mk 12,28 fragt einer der Schriftgelehrten (bei Matthäus und gegeben (z. B. 2. Chr 24,10). Solch ei ne Bedeutung würde ni cht nur
Lukas "ein gewisser Gesetzeslehrer") Jesus, welches das erste aller vortreffl ich ; n den Zusammenhang passen, sondern wäre besonders an-
Gebote sei. Jesus antwortete, indem er den ersten Teil des Schema (Dt gemessen, wenn wir diese Worte als ein feierliches Gelübde betrachten,
6,4-8), die zentrale und primäre Verpflichtung der Torah, zitierte das den Sprecher zur Entha 1tsamkei t verpfl i chtet, bi s zur IIVO 11 endung ll
und als Summe der übrigen Gebote das Gebot der Nächstenliebe hinzu- des Passa im messianischen Festmahl (vgl. Jeremias, S. 118f.).
fügte. Der Schriftgel ehrte stimmte völl i g zu, und Jesus erkl ärte dar- Der markinische Spruch über den Wein ist noch befremdlicher und
aufhin: "Du bist nicht fern vom Reiche Gottes". Das Himmelreich im schwieriger als das lukanische 1tAnpw.ßf,l. Das 1tCVW XCXl,v6v in ftlk 14,25
rabbi ni schen Si nne von Himmel sherrschaft oder der göttl i chen Herr- ist im Aramäischen unmöglich und kann kaum ursprünglich gewesen sein.
schaft war eng verbunden mit der Befol gung der Torah und besonders Der IIneueWeinll kann im Griechischen als eine neue Art von Wein er-
mit dem Schema: vom Proselyten, der das Gesetz empfing, und vom Is- klärt werden, aber nach semitischen Vorstellungen kann nur IIneuer
ll
raeliten, der es befolgte, von beiden wurde gesagt, IIsie nehmen. die Wein im Gegensatz zu lIaltem Wein ll gemeint sein, und letzterer soll,
göttliche Herrschaft (das Himmelreich) auf sichlI; "das Joch der gött- wie uns eine wohlbekannte Stelle im Targum zum Lied der Lieder mit-
1 i chen Herrschaft auf sich nehmen" wurde inder rabbi ni schen Sprache teilt (Hld 8-.,2), beim messianischen Festmahl getrunken werden. Hier
gleichbedeutend mit dem lIRezitieren des Schema"1. Der Schriftgelehrte liegt im Griechischen ein eindeutiger Fehler vor, und es gibt keine
war nach Jesu Ansicht nicht fern von der Verwirkl ichung der gött- Varianten, die auf irgendwelche Alternativen schließen lassen.
1 ichen Herrschaft, aber erreicht hatte er sie noch nicht, denn dies Man zögert, i rgendei ne Konj ektur zu machen. Aber es gi bt mehrere
war für Jesus abhängig von der Anerkennung eines höheren Gesetzes Fingerzeige im Parallelspruch über das Brot, die uns weiterführen.
Wenn in Lk 22,16 auf die endliche IIVollendung" des Passa Bezug genommen
1 Dalman, Die Worte Jesu, 79f. wurde, so erwarten wir im Parallel vers einen verwandten Gedanken oder
234
Ausdruck. Der ist mit nGvw }((xl,..v6v nicht gegeben, das zwar mit }(1ll"V~V (Jes 41,27; vgl. Joh 8~25), wird kommen im ersten Monat (Nisan)", heißt
ßpw{1j) in D zusammenstimmt, nicht aber mit nAnpw{1j). Das Wortspiel im es in Ex rabb. 15, 2. Und Hieronymus berichtete uns: "Traditio Judae-
ersten Spruch mag auf ein ähnliches Spiel mit Worten in der Parallele orum est, Christum media nocte venturum in similitudinem Aegyptii tem-
hinweisen; "Ich werde nichts mehr trinken" ist = 1'Y "nl!lN N?; ltCvw poris, quando Pascha celebratum est" (Jeremias, aaO.).
XIll"v6v ist = n1n "nI!lN. Was wir brauchen, ist ein Verb, das mit ltAnpw{1~ Im Blick hierauf ist es von besonderem Interesse, in einer aramä-
zusammenstimmt und di ese 1ben oder ähnl i che Konsonanten hat wi e das ischen Passahaggada eine Anspielung auf Dan 7,13 in Verbindung mit dem
Aramäische von nGvw XIll"v6v. Messias zu finden. Das Gedicht heißt "Die vier Nächte", und ·es findet
Diese Parallele ist zu erzielen durch eine Form des Verbs n1n, das sich zu Ex 12,42 (F) (in einigen Texten zu Ex 15,18 (vgl. Ginsburger,
besonders für die &vll}(IlGvwal,..~ oder "Erneuerung aller Dinge" im messi- S. 36)). Di e "vi er Nächte", die 11 im Buch der Eri nnerungen beschri eben
anischen Reich gebraucht wurde. Daß mit ltCVW XIll"VOV auf die "erneuerte sein" sollen, sind Nächte,. in denen Gott (so Ginsburgers Text) sich
We 1t 11 Bezug genommen wurde, ist von J. Jeremi as (a. a .0., S. 122) ver- selbst offenbarte oder sich selbst Israel offenbaren wird; und aus
mutet worden; noch bestimmter wäre es, wenn ursprünglich dieses Verb Pseudojonathan geht klar hervor, daß sie alle Nächte des 15. Nisan
gebraucht wurde. überdies kann das nGvw }(1ll"v6v einen Versuch darstel- sind. Die erste war die Nacht der Schöpfung, die zweite war die Nacht
len, obwohl das ursprüngliche Wort sich auf die "Erneuerung" des Passa des Bundes mit Abraham, die dritte ist die Nacht der Befreiung aus
bezog, "das Trinken von der Frucht des Weinstocks" und nicht " se in neu- Ägypten, und
es Tri nken 11 in ei nem dürfti gen wörtl i chen Si nne zu übersetzen. Di eses
Die viepte Nacht ist die~ wenn die Welt
aramäische Verb wurde, wie gesagt, für die &:VIl}(IlGvWal,,~, "die Erneuerung ihP Ende vollendet haben wipd~ wn eplöst zu wepden:
aller Dinge" im messianischen Reich gebraucht 1 ; im Jerusalemer Targum Die Bande dep Ungepechtigkeit wepden zeppissen~
und die eisepnen Fesseln wepden zepbpochen;
zu Dtn 32,1 findenwirbeide, ;,?:> und n1n, bezogen auf Himmel und Erde, Mose wipd kommen aus dep Wüste~
die nach Jes 51,6 "vollendetll ('''''?:» und "erneuert" (Nn'lnnN?) werden und König Messias wipd kommen aus Rom (7 ;'0"0);
Dep eine wipd befehligen vom Gipfel einep Wolke aus~
müssen "wegen der kommenden Wel t". Di e "Erneuerung" des "Tri nkens von und dep andPe wipd befehligen vom Gipfel einep Wolke aus (?).
der Frucht des Weinstocks" kann daher ähnlich wie ltAnpw{1j) in bezug auf Und dep Memra Jahwes wipd befehligen zwischen ihnen;
und sie wepden zusammengehen.
das kommende messianische Fest interpretiert werden.

Anmepkung zwn Passa und zu jüdischen MessiasepwaPtungen Das IIBefehligen" des Volkes durch den Messias und durch Mose und das
In seinem Buch Die Abendmahlswopte Jesu hat J. Jeremias auf einige "Wolken"-Motiv erinnernandie Befreiung aus Ägypten. Dalman hatte aber
jüdische überlieferungen aufmerksam gemacht, in denen die Passanacht wahrscheinlich recht, wenn er eine weitere Anspielung auf Dan 7,13
mit jüdischen Messiaserwartungen verbunden ist. "In dieser Nacht konmt entdeckte (Die Wopte Jesu, S. 201).
der Messias!" (5. 101; vgl. Dalman, Jesus-Jeschua~ Epgänzungen und Es ist äußerst schwierig, diese poetischen Stücke im palästini-
Vepbessepung.en~ S. 9f.). "In dieser Nacht wurden sie erlöst, und in schen Talmud zu datieren (vgl. meine Notiz "Die aramäische liturgische
ihr (dieser Nacht) werden sie erlöst werdenlI, lautet ein Spruch, der Dichtung der Juden", S. 305-309 - im Original und in der übersetzung
in der Mechilta zu Ex 12,42 dem R. Joschua b. ~ananja (er lebte um 90 dieses Buches). Es erscheint mir jedoch unwahrscheinlich, daß die
n. Chr.) zugeschrieben wird. liDer Messias, der der Erste genannt wird jüdische Assoziation des 15. Nisan mit dem Beginn des messianischen
Zeitalters jünger als das Christentum sein kann; christliche Asso-
1 Das Targum zu Mich 7,14 spricht von lider Welt, die im Begriff ziationen mit diesem historischen Datum hätten es für Juden jüngerer
ist, erneuert zu werden"; dieser Gedanke ist ein Gemeinplatz des mes-
sianischen Judentums; vgl. 2. Bar 44,12; 57,2; 1. Hen45,4; 72,1; in Zei t si cherl ich schwi eri g gemacht, i'hre mess i ani schen Hoffnungen auf
2. Bar 32. 1-4 folgt die "Erneuerung aller Dinge" der "Erfüllung" oder einen Tag und einen Monat zu konzentrieren, der im christlichen Ka-
IIVollendung" des gegenwärtigen Zeitalters. Vgl. ferner: Die Worte Jesu,
145 und Mt 19~28; 2. Kor 5,17; Ga! 6,15; 2. Petr 3.13; Apk 21,5. lender so hervorragend geworden war.

236 237
P. Kahle schrieb, er habe J. Weinberg (Montreux) zu Rate gezogen, aufmerksam auf den einschließenden Sinn von nOAAoC; es ist das Äquiva-
und der habe wie folgt geantwortet: "Der Gedanke von der Erscheinung lent des rabbinischen 0"7:1', das auf Jes 53,11.12 zurückgeht; "viele"
des Mess i as in di eser Nacht befi ndet sich auch im Mi drasch Rabba Zur ist praktisch gleichbedeutend mit "alle". Aber gilt dies auch, wenn
Stelle, und auch in den andern Midraschim. Ich.teile nicht Ihre An- dem nOAAOC ein aramäisches 1"7N"7l0 zugrunde liegt? Im Blick auf die An-
sicht, daß dieser Gedanke vom Erscheinen des Messias am 15ten Nisan spielung auf Jes 53,11.12 könnte dieses aramäische Wort zweifellos den
aus der Zei t vor der Zerstörung des Tempel s stammen muß. Dagegen einschließenden Sinn von 0"7:1' annehmen. Dennoch wäre diese Anspielung
spricht, daß im Piut gesagt wird, daß Moses von der Wüste kommen wird im Hebräischen viel eindringlicher gewesen, während die einschließende
und der Messias von Rom. Die Verbindung von Moschiach mit der Stadt Bedeutung von 0':1' dann unbezweifelbar wäre.
Rom ist sicher auf die Zeit der völligen Vernichtung Judaeas durch Ro~ Dalman behauptete, "daß die Wahl der verwandten Sprache in diesem
zurückzuführen (siehe Traktat Sanhedrin 98a, wo es heißt: R. Jehoschua Falle (Weinwort) keinen sachlichen Unterschied bedeutet" (a.a.O., S.
ben Levi fragte den Propheten E1 i a, wann kommt der Moschi ach, und wo 149). Ist dies auch beim Brotwort der Fall? Einer der Gründe, die
befindet er sich jetzt. Er antwortete ihm, Er befindet sich im Stadt- J. Jeremias veranlaßten, den paulinischen "Zusatz" Tb un~p uJ.lWV (l.
tor von Rom (die Zensur hat das Wort Rom gestrichen) unter den arm- Kor 11,24) zurückzuweisen, war der, daß er, obwohl im Hebräischen
kranken Leuten)." vielleicht möglich (Schniewind), im Aramäischen unmöglich war 1 . Einige
Die Erscheinung des Messias "von Rom" und "vom Gipfel einer Wolke mögen das Gefüh 1 haben, dieses kurze (und etwas abrupte) Deutewort
aus" sind ziemlich unvereinbare Vorstellungen, so daß wir uns nicht sei gerade notwendig, und der Parallelismus mit dem Weinwort verlange
wundern würden, wenn die ursprüngliche Lesart Nr.l"r.lr.l, "aus der Höhe", gerade nach einer volleren Form des Wortes.
gewesen wäre. Es könnte sogar möglich sein, daß ör.l1'r.l so interpretiert Kann i rgendei ne der überl i eferten "Erwei terungen" ins Hebräi sche
werden muß. (oder Aramäische,) rückübersetzt werd~n? Dalman hielt das lukanische
Tb OI.ö6J.1EVOV für ein mögliches Original, meinte aber, daß die Les-
Die Originalsprache des letzten Mahles Jesu
arten 0* ~punT6J.1EVOV, F G K etc. it sy HAWJ.lEVOV zu 1. Kor 11,24 unsere
In seinem Buch Jesus-Jeschua vertrat Dalman die Ansicht, daß die Schwierigkeiten nur vermehrten, weil ein "aram(äisches) "7~j7n'r.l (HAW-
Einsetzungsworte des Herrenmahls ursprünglich wohl eher in hebräisch J.lEVOV) in Verbindung mit "7!lU (TO owwl J.lou) kaum gesagt werden kann"
als in aramäisch gesprochen wurden; er war beeindruckt von der Tat- (aaO., S. 132). Dies stimmt wahrscheinlich 2 , außerdem konnte dieser
sache, "daß in der jüdischen Literatur, abgesehen von den Targumen, technische Ausdruck für das Brechen der n1~r.l in diesem Falle weder in
ein aramäischer Ersatz für berit nirgends auftritt. Nur hebräisch ist Verbindung mit 'r.l'l (Meyer) noch mit "~:1 (Jeremias) gebraucht werden.
davon di e Rede. Daraus könnte gefo 1gert werden, daß Jesus sei n Deute- Aber es gibt keinen Einwand, einen anderen Ausdruck für das Brechen
wort zum Wein, somit auch das Deutewort zum Brote und die Benediktion der n1 ~, näml ich "'!l, zusammen mi t ei nem der hebräi sehen Ausdrücke
bei der, hebräi sch gesprochen hätte. Es wäre auch kühn, völl i g aus- für "Leib", zu verwenden. Tatsächlich gibt es einen prophetischen Prä-
zusch 1 i eßen, daß Jesus in solchen Fäll en sich der hei li gen Sprache zedenzfall in Mich 3,3. Wenn die "Erweiterung" zurückgewiesen werden
bediente"1. muß, dann also aus Textgründen 3 •
Mehrere Gründe aus den Texten selbst können als Bestäti gung für
ein hebräisches Original vorgebracht werden: sie enthalten zwei "He- 1 Ebd., 82 (Anm. 4).
2 Vgl. aber Syvg zu 1. Kor 11,24.
braismen": Lk 22.,15, EnI.~UJ.IC~ EnE~UJ.lTlO(X2, und Mk 14.,25, ou 1.1i'1 npoo~w 3 Der übl ichere Ausdruck ist das hebr. YY.J, ein Wort, das auch
ne:'Cv, 0 a d farm, ou J.li'I npOO~WJ.lEV nl.e:'Cv, e 3. J. Jeremi as machte übertragen gebraucht wird, z.B. in Hi 6,9 vom "Abtrennen (vom Leben)"
(par. ')N~''', "und mich zermalme"); vgl. Jes 53,5. Das hebr. YY!I be-
deutet "verwunden 11 und hat ein Part. Pass. y,yn, Dtn 23,2; vgl. Joel 2,8
und R.V. marge Das aram. YT.J (eine andere Form dersel ben Wurzel) bedeutet
1 148. 2 Ebd., 116. "durchbohrenIl (= ~~nr.l, Jes .53,5). Das grieche HAdw hat einen ~hnl ichen
3 Vgl. Jeremias, Die Abendmahlsworte Jesu 2 , .93 (Anm. 6). Bedeutungsumfang, z.B. Plut. 2. 1138C ("gebrochene GI leder").
238 239
5. Das Johannesevangelium denn der heftige Zorn ist unterdrückt, nicht ausgedrückt, wie in allen
Joh 11,33 (38) anderen Belegen di eses Verbs. Wi r haben es mi t ei nem offensi chtl ich
johanneischen Gebrauch dieses griechischen Wortes zu tun; und dies
Als Jesus nun sah, wie sie weinte
und wie auch. die Juden, die mit ihr kamen, weinten, weist auf übersetzung hin oder auf "den hemmenden Einfluß eines frem-
stöhnte er in seinem Geist und war bekümmert den Dialekts. 11
(tvEßpl.]..1ncrcxTo TGi 1{VEU]..1CXTl. xcxt ETapcx~Ev ECXUTOV).
Der fragliche fremde Dialekt ist das Syrische: die Verknüpfung des
Torreys Vermutung, daß das ungewöhnliche E]..1ßpl.]..1äcrßcxl. im Lichte des griechischen Verbs €]..1ßpl.]..1äcrßcu, mit TGi 1{VEu]..1cxn ist unmögl ich, aber im
semitischen Tl., erklärt werden muß, ist begrüßt worden, weil es das.. Syrischen ist derselbe Ausdruck idiomatisch. Das t]..1ßpl.]..1äcrßcxl. entspre-
exegetische Problem löst, das durch den johanneischen Text hervor- chende syri sche Verb ist ry, inder i ntens i ven Ethpaa lform i'ryn~;
gerufen wurde: dieses semitische Verb kann für jede tiefe emotionale durch dieses syrische Verb wird (1{pocr)E]..1ßpl.]..1äcrßcxl. in Sir 13,3 und Dan
Erregung gebraucht werden; als Davi d di e Nachri cht vom Tode sei nes 11,30 wiedergegeben; dieses Verb ist das stärkste, das das Syrische
Sohnes Absalom erhielt, "da üXlr der König tief bewegt (Tl.,), und er hat, und es ist allgemein gebräuchlich, z.B. für krampfartigen Zorn in
stieg hinauf in das Gemach über dem Tor, wobei er im Gehen weinte und Acta Martyrum (ed., Assemani, Rom, 1748), I. 112, 217; 11. 72,76,79,
klagte" (2. Sam 19,1 oder 18,33)1. 85, 106, 117 usw.; Ephrem Syrus (ed., Rom), 3, 31 (übersetzt: vehemen-
Es kann jedoch ei n Ei nwand erhoben werden gegen di e angenommene ter stomachari). In Verbindung entweder mit ~n1":l (im Geist) oder mit
Äquivalenz des aramäischen n., mit dem seltenen E]..1ß·Pl.]..1äcrßCXl.; dieses ~V~J~ (in der Seele) finden sich mehrere Beispiele im Thesaurus Syria-
gri echi sche Verb ist sehr sta rk und bedeutet wörtl ich: 11 vor Wut schnau- cus von Payne-Smith; z.B. aus Assemanis Bibliotheca Orientalis H, 233:
ben", wobei sein übliches Äquivalent in der LXX 6PyCZ;;EcrßCXt.. ist, während "er bebte vor Zorn in seinem Geist". Der fremde johanneische Ausdruck,
das aramäische Verb auch für stärkeren Ärger gebraucht wird. Wenn Tl., der im Griechischen so viele Schwierigkeiten verursacht, ist also ein
das ursprüngl iche Wort war, warum scheute der übersetzer dann keine ISyr izismus" 1 •
Mühe und wählte einen im Griechischen so ungewöhnlichen Ausdruck? Ein Nn1"~ rrynN hat im Syrischen einen viel weiteren Bedeutungsumfang
weiterer, im Griechischen fremder Zug, ist die Verbindung tVEßpl.]..1ncrcxTo als sei n übersetzungsäqui va 1ent im Gri echi schen. I n der syri schen
T~ 1{VEU]..1CXTl.. Dieser Ausdruck betont den Gefühlsaufruhr inJesus, offen- History of John of Ephesus gibt es eine Stelle, in der es "sich
sichtlich ein heftiger Zorn, und das darf nicht übersehen werden. ermannen 11 bedeutet: liDer Herr erweckte den Geist des Johannes ... , die
Di e Verbi ndung von T~ 1{VEU]..1CXn mi t di esem gri echi schen Verb ruft Kirche des Herrn zu errichten und für sie zu sorgen. Und jener Heilige
ei n phil 0 logi sches Problem hervor, das gegenüber dem exeget i schen ermannte sich und sprach zu seinen Mitbischöfen, indem er sagte ... "2.
Vorrang hat. Di e Wendung, "er kochte vor Wut in sei nem Gei stil ist In der Vetus Syra, in Mk 8~12, gibt es &vcxcrTEva~cxs tv 1{VEU]..1CXTl. wieder;
sehr ungewähnl ich im Griechischen. Eine wertvolle Untersuchung von Merx meinte, daß dieserWendung im Syrischen eine echte Variante, er
F. Gumlich zu diesem Verb macht klar, daß die einzige Bedeutung," die ergrirrunte in seinem Geiste, zugrunde 1i ege 3 , aber das syri sche Verb
E]..1ßpt..]..1äa~cxl. haben kann, die ist, "einen starken oder stärksten .Grad ist an der Stelle nichts weiter als eine übersetzung des griechischen
des Zorns ... " auszudrücken, lider eben wegen dieser Stärke, unfähig, und bedeutet: "er war ti ef bewegt" und daher "er stöhnte im Gei st ";
sich im Innern zu halten, nach aussen ausbricht, jedoch sich in unar- gemeint ist ein Gefühl bitterer Enttäuschung. In der Peschitta, in
ticulirten Lauten mehr als in Worten Luft macht" 2 • Doch die Zufügung Joh 13,21, gibt derselbe Ausdruck hCXpaXßIl TGi 1{VEU]..1CXn wieder. Hier
von T~ 1{VEu]..1cxn macht den letzten Teil dieser Bedeutung unmöglich,

1 Our Translated Gospels, 39. 41-43; HThR 16 (1924), 330f.; vgl. E. 1 Siehe ferner meine Notiz in: Transactions of the Glasgow Univer-
Littmann, in: ZNW 34 (1935), 25. sity Oriental Society 11 (1946), SOff.
2 IIDie Räthsel der Erweckung Lazari", in: Studien und Kritiken I, 2 J.P.N. Land, Anecdota Syriaca I I, 171, Zeile 23.
248f. 3 Markus, 79.

240 241
gibt es im Griechischen keinen Anlaß zu der Vermutung, Jesus sei über entsprechenden syri schen nynN wieder. Offenbar kam der übersetzer
di e Abtrünni gkeit und den Verrat des Judas lIerzürntli gewesen, aber der Lazarusgeschichte aus einem zweisprachigen Bereich, wie z.B. dem
er war tief bewegt und erregt im Geist; die Peschitta bietet demnach syrischen Antiochien, wo beides, Griechisch und Syrisch, wohlbekannt
eine glaubwürdige Wiedergabe des Griechischen. In Joh 11,33 ist das war.
Seltsame an der Vetus Syra, daß es nicht dieser Ausdruck ist, der dem Wie das ungewöhnliche €VEßpl..j.InOaTO T/.ji JtvEuj.laTl.. entstanden ist, muß
johanneischen ~VEßpl..J.lno(l"ro entspricht; hierfür lautet die überset- eine Sache der Vermutung bleiben. Wichtig für unser Verständnis des
zung: lI er kochte oder schäumte (nn'1) in seiner See1e ll • Die Wendung johanneischen Verses ist die Erkenntnis,· daß dieser Ausdruck. ein
~~n1'1~ rrynN kommt zwar in dem Vers vor, gibt jedoch ETapa~EV Syrizismus ist - an diesem Punkt hege ich keinen Zweifel - und daß
EauT6v wieder. Später aber, in Joh 11,38, ist nynN dann doch Wie: folglich eine Exegese möglich ist, die jeden Gedanken an krampfartigen
dergabe von tj.lßPl..j.IWj.lEVOS;. Offenbar war der übersetzer der Vetus Syra Zorn oder wirkZiehen lfrger jeder Art ausschZießt. Es ist natürl ich
ängstlich bemüht, in Joh 11,33 ein genaues Äquivalent der griechischen diskutabel, daß hier Zorn, selbst unmotivierter Zorn, ein Element der
Bedeutung von El1ßPLj.läo.(}aL zu bieten und übersetzte: lI er schäumte (vor johanneischen Christologie sei (vgl. Mt 9~JO). In diesem Falle gibt es
Zorn) in seiner Seele ll
• Aber es ist bezeichnend,· daß der syrische jedoch nirgendwo eine Parallele bei Johannes. Es erscheint mir wahr-
Ausdruck Nn1'1.) TTynN inder a ltsyri schen übersetzung von Joh 11 ,33 schei n1 i eher, daß der gri eehi sche Ausdruck ei n übersetzungsäqui va 1ent
nicht bedeutet: lI er war erzürnt in seinem GeistII, sondern lI er war tief des syri schen war, aber mi t der ursprüng1 i chen Bedeutung 11 er stöhnte
bewegt in seinem GeistII. tief im Geist"; und in diesem Falle hat die A.V .. tatsächlich die ur-
Dieser weite Bedeutungsumfang des syri schen Ausdrucks macht k1 ar, sprüngliche Bedeutung bewahrt: lI er stöhnte im Geist". Es ist möglich,
daßderSyrizismus €VEßpLj.lnOClTO T/.ji JtvEuj.laTL in Joh 11,33 sich überhaupt daß dieser Ausdruck nieht nur, ein Syrizismus, sondern auch ein Arama-
nicht auf heftigen Ztirn beziehen muß; er kann die Bedeutung haben: lI er i smus war, di es bäte di e ei nfachste Erk 1äru~g der Schwi eri gkei t: das
war ti ef bewegt in sei nem Gei stil; und annähernd gl ei ch mag Ej.lßpl..j.IW- ursprüngliche Aramäische hätte dann gelautet: nn1'1') nyn/{, das heißt:
l1EVOS; in Joh 11,38 den Sinn IItief bewegt seinIl haben. Aber diese Bedeu- lI
er stöhnte ti ef im Gei stil, und di es wäre im Gri echi schen entsteHt
tung ist in Joh 11,33 bereits durch hapa~Ev EauT6v vermittelt. Wenn worden durch eine Wendung, die lI er zürnte im GeistIl bedeutet. Bedauer-
wi r di esen Syri zi smus anerkennen, dann hi nterl äßt er uns ei ne uner- 1 ich für di ese Erklärung ist, daß di eser i di omati sche syri sche Ausdruck
trägliche Tautologie: lI er war tief bewegt in seinem Geist, und er war im jÜdisch-palästinischen Aramäisch oder impalästinischenSyrisch noch
tief bewegt in sich selbst (wörtl.: er erregte sich se1bst)lI. nicht gefunden worden ist.
Die Annahme einer aramäischen Quelle, von der diese bei den Aus-
drücke lIübersetzungsvarianten ll sind, kann den johanneischen Text
erkl ären. Das aramäi sche Äqui va 1ent von hapa~Ev eauT6v ist ei ne
Reflexivform des Verbs Y'r; als Esther, nach Est 4,4, von dem Erlaß
Hamans gegen die Juden härte, 11 • • • da war die Känigin außerordent-
ll
1 ich bekümmert ; im Hebräi schen ist das hi er verwendete Verb sehr
stark; wörtlich übersetzt, bedeutet es: II s ie krümmte sich vor Angst ll ;
im Targum wi rd es durch das ebenso starke und ausdrucksvo 11 e Verb YT
wi edergegeben; di e LXX übersetzt es mi t hapax.(}n. Letzteres wurde
von ei nem gri echi schen übersetzer des Aramäi schen von Joh 11 ,33 ge-
wählt, aber er stellte den syrischen Ausdruck EVEßpl..l1nOaTo T/.ji JtVEUl1aTl..

daneben, ein noch nachdrück 1 i cheres Äqui va 1ent des Aramä ischen, und
gab dasselbe Verb yr in Joh 11,38 durch ein griechisches Äquivalent des

242 243
3, wo D in Vers 17 EltLOTalle:{lo statt olöa liest. Beides kann auf die
übersetzung zurückzuführen sei n. Anderersei ts können solche Synonyme
in griechischen Texten durch den Prozeß der ö~6p{lwo~~ entstanden sein,
B. ARAMÄISCH ALS URSACHE VON TEXTVARIANTEN dem sie in der frühesten Periode der Formung des Textes unterworfen
waren. Beispiele verschiedener übersetzungen der mehrdeutigen Partikel
Di e Hypothese von "übersetzungs vari anten 11 geht auf E. Nes tl e zu-
1 sind bereits besprochen worden, sie gehören zu den wahrscheinlich-
rück 1 • Sie ist kürzlich von A.J. Wensinck wieder aufgenommen worden ,
sten Belegen. Die folgenden griechischen Varianten sind vermutl ich
der mehrere abweichende Lesarten im westlichen Lukastext als Folge
am besten als "Obersetzungsvarianten" zu erklären; ich habe ein ·Bei-
"verschiedener Obersetzungsversuche" desselben aramäischen Originals
spiel aus einem patristischen Zitat dazugenommen, das, so scheint mir,
erklärte 2 •
keinen Zweifel zuläßt 1 •
Nicht alle von Wensinck beigebrachten Beispiele haben den gleichen
Wert für seine Hypothese zweier übersetzungs-"Stränge" des Aramäischen Mt 103 42
im Lukasevangelium. Es ist z.B. zweifelhaft, ob die Variante Tb ye:v611EVOV
Und wer ... einen Becher kalten Wassers zu trinken geben wird,
für Tb ecr611EVOV in Lk 22,49 (D) auf das Aramäische zurückzuführen ist 3 • ... der wird seinen Lohn keineswegs verl ieren (BN: anoAEo"Q).
Die Bezae-Variante .(1e:Atjo"Q für z;nnl0"Q (WH), in Lk 173 33, erklärte Wen-
Der D-Text lautet: "sein Lohn wird nicht verloren sein (anoAn TOL )" 2 •
sinck als von einem mehrdeutigen aramäischen I<Y:1 herstammend~: aber
Chase erklärte, diese Variante sei auf den Einfluß einer syrischen
hier ist {lEAfjO"Q eine Variante, die auf harmonisierenden Einfluß zurück-
Obersetzung auf D zurückzuführen 3 • Die betreffende Bezae-Lesart findet
geht (vgl. Mk 83 35 = Mt 163 25; Lk 93 24); ein wirklicher Unterschied
sich im Sinai-Syrer, und der Unterschied zwischen den beiden Lesarten
der von ei nem mehrdeuti gen aramäi schen Verb her erkl ärt werden mUß:
ist gering (1:11,), anoAEo"Q und 1:11<,), an6AnTCL~). Im Aramäischen gibt es
ist der zwischen Lk 173 33 und seinen Parallelen; es ist also eine syn-
gelegentlich· überhaupt keinen Unterschied in der Buchstabenfolg~ zwi-
optische und keine Textvariante, die das Aramäische hier erklärt. Die
schen den Peal- und Aphel-Imperfekten von 1:11<; Beispiele für ein Peal-
Bedeutung "(zu tun) suchen" ist üblich für I<Y:1; für die von "wünschen"
Imperfekt in der gebräuchlichen Aphelform 1:11'1 finden sich in dem
können wir den palästinischen Talmud, Taanith 1, 4, f. 64b, Zeile 61,
. palästinisch-syrischenLektionarzu Mt 5 3 29 (ABC) und zu Lk 21 3 18 (BC).
vergleichen. Zu Lk 133 31, wo WH .(1EAe:L und 0 Z;nTe:L hat, gibt es keine
Das 1 kann irrtümlich für '1 stehen, aber selbst wenn es so wäre,
synoptischen Parallelen, so daß die Hypothese einer "Obersetzungs-
könnten 1:11'1 (anoAEo"Q) und 1:1'1'1 (an6 AnTClL ), die richtigen Peal- und
variante" den Unterschied vielleicht am besten erklären kann.
Aphel formen, leicht verwechselt werden.
1. Auf das Aramäische zurückführbare griechische Varianten
Mt 16,16 (direkte Rede)
In griechischen Texten gibt es nicht sehr viele Beispiele von
Und Simon Petrus antwortete und sprach:
"übersetzungsvarianten", die mit einiger Sicherheit als zuverlässiges Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes
Ergebni s der übersetzung ei nes aramäi schen Ori gi na 1s erkl ärt werden (ToD (lEoD ToD Z;WVTO~).
können. Es gi bt so vi e 1e Al terna ti vmög 1i chke i ten. Besonders im Bezae- o hat ToD .(1EoD ToD OWZ;OVTO~. Beide Verben können auf das aramäische
Text der Apostelgeschichte gibt es viele Synonyme von Wörtern im WH- ,)'1tl, "leben", zurückgehen*; vielleicht wurde '1'1tll, lider lebt", als
Text, di e durchaus auf "verschi edene übersetzungsversuche" ei nes ara- '1tllJl, lider rettet", das Aphel-Partizip, gelesen.
mäischen Originals hinweisen können; z.B. in der Rede Petri in Kapitel

1 Vgl. seine Philologica Sacra. 1 Unten, 246f.


2 Semi tisms, 42. 2 Zu diesem Ausdruck im Aramäischen vgl. Gen 40,12 (p-J).
3 Ebd., 45; vgl. unten, 142. 3 Syro-Latin Text of the Gospels, 6.
~ Ebd., 43. * Vgl. oben, 71, Anm. 1 (der Ubersetzer).
244 245
Mk 14,15 die Vetus Latina b, bestätigt von Irenäus und Tertullian, qui ... natus

Und er wird euch ein großes Obergemach (&vayaLov ~Eya) zeigen, est hat 1 . Das RelativpronomenimSingular bewirkt, daß dieser Vers sich
ausgestattet und vorbereitet ..• auf Christus bezieht. Wir müssen jedoch ferner annehmen, daß das Verb,
das die Vetus Latina b las, EYEvvn~n war; ein singularisches Verb wird
Der markinische Bezae-Text lautet: &vayaLov o~xov ••• ~Eyav, im sel-
ben Text, in der lukanischen Parallele (22,12), findet sich dieselbe auch vom Cureton-Syrer gelesen. Bei der Entstehung dieser Variante mö-
gen auch dogmatische Oberleg~ngen eine Rolle gespielt haben.
Vari ante, jedoch ohne ~Eyav. Das aramäi sche Wort für &vayaLov, "ei n
Obergemach" , ist N~'1~' NQ'!Y., und "ein großes Obergemach" ist = Nn';y Lk 24,21 (direkte Rede)
Nn:11. Aus dem Adjektiv Nn:t1 (Nn':11) ist wahrscheinlich die Variante
Nn':1, O~XO~, entstanden. Wir aber hofften (nAnC~o~Ev), daß er es sei,
der Israel erlösen werde ...

Lk 10,21 Dieser Vers wird von Tertullian, Contra !4ar>a. 4,43, so zitiert: "nos
autem putabamus ipsum esse redemptorem Israel". Es ist wahrscheinlich,
In dieser Stunde frohlockte Jesus im Geist und sprach:
Ich danke dir, 0 Vater ... gerade so (vaC), Vater ... daß die Vetus Syra auch so zu verstehen ist, aber ihr Verb ist mehr-
deutig: im Harclensis-Syrer findet sich jedoch eine wichtige Rand-
Es gibt keine Variante in einem griechischen Text, aber eine wich-
1esart; der Obersetzer bemerkte zu dem Verb: "( es stanmt) von N":10
tige Variante ist in dem Zitat dieser Stelle bei Irenäus erhalten1,
(Hoffnung) und nicht von Nn'J1:10n (Meinung)"2. Letzteres ist die
wobei es kei nen Zweife 1 geben kann, daß wi r es mi t ei ner ri chti gen
Obersetzung des Aramäischen zu tun haben, von dem das Griechische eine Lesart des arabischen Tatian: "Wir aber dachten, daß er im Begriff

Fehlübersetzung ist. Statt vaC liest Irenäus oua: im Aramäischen ist sei, Israel zu erlösen". Diese Varianten sind vielleicht auf ein ge-

n, (wah) ein. Ausruf der Freude (vgl. das lukanisclie nyaAALaaaTo); im bräuchliches und mehrdeutiges aramäisches 1:10 zurückzuführen, das ent-
weder sperare oder putare bedeutet; im Targum zu Hos 12,7undKlgl 3,25
MidPasch Eaha 1 ist es so erklärt: "n, ist der Ausdruck der Freude,
" der des Schmerzes". Die griechische Quelle des Matthäus und Lukas wi rd di eses Verb inder Bedeutung "hoffen" gebraucht, in derselben

hat dieses Wort offenbar so gelesen, als ob es 'N, l'N, vaC wäre 2 •
Verbindung, wie in diesem Vers bei Lukas, in bezug auf "Hoffnung" auf
die Erlösung Israels; das Part. Pass. 1':10 wird imSinne von spe tentus
2. Auf das Aramäische zurückführbare altlateinische Varianten oder putans gebraucht; zu der letzteren Bedeutung können wir Onkelos zu

Di e Gründe für di e Hypothese von "Obersetzungsvari anten" werden Ex 10,10 vergleichen: "das Böse, das ihr zu tun gedenkt ("1':10 "nNi)"·

noch ei ndrucksvo 11 er, wenn wi r di e Vari anten der alten Obersetzungen , (das Hebräische hat hier kein Verb).

besonders der altlateinischen und der syrischen, berücksichtigen. Sie


3. Die Varianten und Erweiterungen syrischer Obersetzungen
verschaffen uns Zugang zu einem Text, der älter ist als der jedes vor-
und Oberlieferung 3
handenen griechischen Manuskripts; und über den Wert des Textes, den
sie voraussetzen, kann es keinen Zweifel geben. Mehrere Varianten, die auf diese Weise, als Alternativwiedergaben

Den Beispielen von Varianten des aramäischen i in griechischen Tex- des Aramäischen, erklärt werden können, finden sich in den syrischen,

ten können wir die hinzuzählen, in denen die Vulgata oder die Vetus und besonders in den altsyrischen, Obersetzungen und Oberlieferungen 4 •

Latina ein Relativpronomen lesen 3 • Vielleicht sollten wir auch Joh 1,13
1 Vgl. Burney, Aramaic Origin, 34 und Torrey, Our Translated Gos-
hi nzufügen, wo alle gri echi schen Texte oL •.• e:YEVvn{}naav 1esen, während
pels, 151f.; siehe auch Harnack, Studien zur Geschichte des Neuen Tes-
taments und der alten Kirche I, 115-127. 2 Vgl. Merx, Lukas, 526.
3 In bezug auf eine jüngere Besprechung der syrischen Ubersetzungen
1 I. 13,2. und Uberl ieferung siehe Kahle, The Cairo Geniza, 179ff.
2 Vgl. Merx, Matthaeus, 200. 4 Dies schI ießt syrische patristische Zitate und die Nachfahren von
3 Oben, 70f. Tatians Diatessaron, besonders die arabischen, mit ein.
246 247
Einige dieser syrischen Varianten haben ein Merkmal gemeinsam, das zu aramäischen Wort abgeleitet: avcxYYEAEC ist = '~n' und "er wird geben"
ihrer Ablehnung als echte variae Zectiones geführt hat; nach dem ersten = "n'. Der Palästina-Syrer gibt avcxYYEAEL mit '~n' wieder, aber es
Eindruck scheinen sie nichts weiter als innersyrische Verderbnisse zu ist unmöglich, daß eine edessenisch-syrische übersetzung jemals dieses
sei n, wobei di ese "Verderbni sse" durch ei nen merkwürdi gen Zufall im Verb enthalten hat, denn in diesem Dialekt bedeutet dieses Wort "er-
Syrischen einen guten Sinn ergeben. Auf diese "Serie von Lesarten, die zählen", nicht II verkünden"; und selbst wenn dieses Verb in einer alt-
zusammengenommen eines der seltsamsten Merkmale der syrischen überset- syrischen übersetzung gebraucht worden sein sollte, ist es praktisch
zung ausmachen", machte F.C. Burki tt aufmerksam 1 • In Lk 2,30 z.B. haben unmöglich, daraus durch Verderbnis ~n~, "erwird geben", zu gewinnen.
die Vetus Syra und die Peschitta 1~~n, "deine Gnade ll
, statt T~ aOlTnpl..6v Der Gebrauch des aramäischen '~n, im Sinne von "verkündigen", scheint
aou, was nach ei ner i nnersyri schen Verderbni s von 1" n, IIdei n Hei 1" , auf die Jerusalemer Targumim beschränkt zu sein 1 ; ein Beispiel findet
aussieht, aber dieser Fehler ergibt einen passenden Sinn, und keine sich im palästinisehen Pentateuchtargum zu Gen 38,24 (D und E); '.lnt-<
syri sche übersetzung oder Handschri ft korri gi ert dies; sowohl der (LXX: annyyEAn).
Palästina- als auch der Harclensis-Syrer geben T~ aOlTnpl..6v aou wieder, In der Einleitung zu seiner Ausgabe des Cureton-Syrers führte Cure-
aber nicht mit 1"n. Würde eine griechische Variante T~ EAE6~ aou exi- ton solche Varianten auf einen aramäischen Ursprung zurück. Aufgrund
stieren, so könnte mit einiger Sicherheit angenommen werden, daß beide der Bewei skraft ihres Zeugni sses trug er sei ne Theori e vor, daß das
Lesarten vom Aramäischen herstammen, wobei erstere 1"n, "dein Heil", syrische Evangelium, dem er seinen Namen gab, ein direkter Nachfahre
letztere 1~~n, "deine Gnade", voraussetzte. Aber es gibt keine solche des verlorenen aramäischen Originals des Matthäus sei, ohne Zwischen-
Variante, und es ist unwahrscheinlich, daß Lukas jemals etwas anderes schaltung eines griechischen Textes; der Cureton-Syrer habe "dieselben
als T~ aOlTnpl..6v GOU schrieb. Begriffe und Ausdrücke, die der Apostel selbst gebrauchte", beibehal-
Daß Lukas in diesem Kapitel aramäische Quellen oder griechische ten 2 • Diese Theorie wird inzwischen in der Bibelkritik als eine Art
übersetzungen solcher Quellen benutzt hat, ist sehr wahrscheinlich, und Kuriosität betrachtet; und zu ihrer Widerlegung genügt es zu zeigen,
es ist möglich, daß eine außerkanonische überlieferung der lukanischen wie Burkitt es tat, daß das edessenische Syrisch, die Sprache der
Hymnen,in anderen griechischen übersetzungen als der bei ·Lukas bewahr- curetonischen übersetzung, ein Zweig des Aramäischen ist, der von dem
ten, in der späteren überlieferung einige Spuren hinterließ; "deine palästinisch-jüdischen Dialekt, den die Apostel sprachen, und in dem
Gnade" kann ei ne abwei chende Wi edergabe des Aramäi schen sei n, die von einige ihrer Schriften wahrscheinlich verfaßt worden sein mögen, sehr
ei ner anderen griechi schen übersetzung des Nunc Dimi tti s als der bei verschieden ist 3 • überdies ist für jeden, der sich nur die geringste
Lukas erhaltenen in die syrische überlieferung gelangt ist 2 • Mühe macht, das Syri sehe mi t dem Gri echi schen zu vergl ei chen, offen-
Oberdies sind nicht alle syrischen Varianten dieser Art als lIin- sichtlich, daß ersteres in jedem Teil der Evangelien eine übersetzung des
nersyrische Verderbnisse" erklärbar. In Joh 4,25 liest der Sinai-Syrer letzteren ist.
statt avcxYYEAEL, "er wird geben (~m)lI: die Wiedergabe des Cureton- Dennoch kann Curetons Theorie nicht ohne Erklärung der Grundtat-
Syrers lautet: "er wird erklären (i71:m)1I und die der Peschitta: "er sache, auf der sie beruht, als bloße Kuriosität der Textkritik abgetan
wi rd 1ehren (q~n)", bei des sind übersetzungen des j ohannei schen Wor- werden. Die ursprüngliche Beobachtung, daß 'gewisse syrische Varianten
tes. Die Variante des Sinai-Syrers kann nicht so erklärt werden, als am besten als vom Aramäischen herstammend erklärt werden können, ist
stamme sie aus syrischer Verderbnis einer dieser Wiedergaben, aber sie als tatsächlicher Beweis für eine weniger ehrgeizige Hypothese von
kann mit Erfolg so erklärt werden, als sei sie von einem gemeinsamen unverändertem Wert. Wir können sicherlich nicht annehmen, aufgrund des

Evangel ion da-Mepharreshe 1 I, 287.


1 1Vgl. Levy, Chaldäisches WBrterbuch 11, 546.
Versch i edene gr i ech ische Ubersetzungen des Lobgesangs Hab 3 sind
2 2AaO., xciii. 3 AaO., 16. Burkitt erinnerte
erhalten gebl ieben; siehe Bevenot, "Cantique d'Habacuc", in: Revue Bib- daran, daß Widmanstadius im .Vorwort seiner Editio Princeps von 1555
I ique, Bd. 42 (4), 499f. für die Peschitta dieselbe Behauptung aufgestellt hat.

248 249
Vorhandenseins solcher Varianten in der Vetus Syra, daß das Syrische Zitat lautet: "et videant caeci et claudi ambulent recte et pauperes
i rgendwo ei n aramäi sches Evange 1 i um wörtl ich und ohne gri echi sche fruantur bonis et reviviscant mortui" 1 •
Zwischenschaltung wiedergibt. Aber es ist möglich, daß eine außerkano- A. Merx vertrat die Ansicht, daß "der lateinische apokryphe Text
ni sche Evang~ 1i enüberl i eferung, vermutl i ch, aber ni cht unbedi ngt in direkt oder indirekt auf ein aramäisches Original zurückgeht"2. Die
Griechisch, die syrischen übersetzungen an ihrer Quelle beeinflußt hat beste Erklärung dieser Variante ist tatsächlich, daß sie eine indi-
und so derartige "übersetzungsvarianten" entstehen ließ. viduelle, wenn auch zweifellos falsche Interpretation des ursprüng-
Die folgenden Beispiele syrischer Varianten sind in drei Gruppen lichen aramäischen Verbs darstellt; die Passiva von ,~o und '~10 haben
eingeteilt. Die erste Gruppe besteht aus Varianten, die am besten als dieselbe Bedeutung wie im Syrischen. Es ist nicht unmöglich, daß ein
Repräsentanten von Alternativübersetzungen ursprünglich aramäischer Wortspiel beabsichtigt war; und wenn dies so ist, dann ist es nicht
Wörter erklärt werden können, die wir in unseren griechischen Texten unerwartet, die mit Worten spielende Anspielung auf die "Speisung" der
finden; zusanmengenommen, glaube ich, reichen sie aus, die Hypothese Armen in der "hebräischen" überlieferung zu finden. Die Interpretation
der "übersetzungsvarianten" für die syrischen übersetzungen aufzustel- inder übersetzung des Cureton-Syrers ist demnach letzten Endes ei ne
len. Die zweite Gruppe ist weniger beweiskräftig für diese Hypothese, inneraramäische und hat nichts mit Verderbnis oder Versehen im Sy-
aber in bezug auf ihren möglichen Ursprung in einem aramäischen Origi- ri schen zu tun; der übersetzer wußte, was er tat, als er den Vers so
nal nicht weniger wichtig für die Kritik und Exegese ~er Evangelien. wiedergab. Die Quelle der Variante im Syrischen war eine außerkanoni-
Die dritte Gruppe besteht aus syrischen Erweiterungen, die aus demsel- . sche, in diesem Falle apokryphe, Evangelienüberlieferung.
ben Grunde textlich und exegetisch nicht unwichtig sind.
Mt 11 ,20
Gruppe I
Dann begann er den Städten,
in denen die meisten seiner Machttaten geschehen waren (EYEVOVTO),
Vorwürfe zu machen ...
Statt " ... den Armen wird das Evangelium verkündet (d)(~yye:ACr;oVTCH.)"
Die Lesart der Vetus Syra lautet: "in denen er viele Machttaten
liestderCureton-Syrer in Mt 11~5 (in Lk 73 22 fehlt es, und der Sinai-
zeigte ('1H!); Cureton entdeckte diese Variante und bemerkte: "Diese
Syrer dieses Verses hat eine Lücke): " ... die Armen sind gestä:!'kt".
Verwechslung muß durch die ~hnlichkeit von ... '11h, ~Öe:L';e:, ... und
Der Unterschied zwischen diesen beiden Verben besteht in einem '1:
'11n,'EYEVOVTO, entstanden sein"3.
p,~noo, "evangelisiert sein", und ''1'~'1noo, "gestärkt sein". Für
solch eine "Variante" gibt es weder im Griechischen noch in einer Mt 20,21 (Dialog)
der übersetzungen von Jes 61,1, woher di ese Wendung stammt und bear-
Und er sagte zu ihr: Was willst du?
beitet worden ist, irgendeine Bestätigung. Im Syrischen weisen alle Sie sagte zu ihm: Gestatte (e:LRE),
äußeren Anzeichen auf einen Schreibfahler hin. Burkitt schrieb: "Die daß diese meine bei den Söhne in deinem Reich
einer zu deiner Rechten, der andere zu deiner Linken sitzen möge.
Lesart C, ... gestärkt, wird ein bloßes Versehen sein für ... evangeli-
siert, im Griechischen = e:uayye:ACr;ovTaL, aber wie andere Schreibfehler Beide, der Sinai- und der Cureton-Syrer, haben: "Sie sagte zu ihm:

oder mutmaßliche Emendationen in syrischen biblischen Texten ergibt Mein Herr ('1'0), daß diese meine beiden Söhne sitzen mögen ... ". Cu-

sie für sich betrachtet einen guten Sinn"1. Aber die Variante ist echt retons Anmerkung lautet: "statt mein Herr liest das Griechische e:LR€.
Dies ist zweifellos durch die ~hnlichkeit von '1'0, mein Herr, und ,o~,
und kein "bloßes Versehen" eines syrischen Abschreibers. Curetons Auf-
merksamkeit ist es ni cht entgangen, daß diese Wendung im Apokryphon des befiehL, entstanden ... "4.
Matthäus in der Form "et pauperes fruantur bonis" erscheint; das ganze
1 Remains ofa very Ancient Recension of the Four Gospels in Syriac,
Vorrede, xxi. 2 Lukas, 236.
1 AaO., 271. 3 Remains, Vorrede, xxi. 4 Ebd., xxxv.

?c:n 251
Mt 23,,16 Das gebräuchliche hebräische Wort ;;;" IIpreisen ll , wirdimPael (;'1;;,)
Wehe euch, ihr blinden Führer, die ihr sagt: im palästinischen Syrisch gebraucht, z.B. sowohl in Ps 46,2 als auch
Jeder, d~r beim Tempel schwört, es ist nichts (ooM" eon,,) ... in diesem Vers bei Lukas: P;;;'ll (cu'."OÜ"TES;) und P;;Oll (sprechend)
Der Sinai-Syrer hat die seltsame Variante bewahrt: 11 • • • Jeder, der unterscheiden sich in nur einem Buchstaben.
bei mTempe 1 schwört, tut keinen Schaden (/Oll N;) ... 11. Di ese Vari ante ist
Lk 13,,26
vom Aramäi sehen her erkl ärbar: für lies ist ni chts 11 gebraucht das Ara-
mäische ein Kompositum aus n'1N und N; (n'1;), aus dem in emphatischer Dann werdet ihr anfangen zu sagen:
Wir haben vor die gegessen und getrunken,
Form, verbunden mit dem betonenden enklitischen N:J, /0'1; wird; Dalman und auf unseren Straßen hast du gel ehrt (löCÖctl;cts;).
notierte diese Kombination und zitierte Beispiele für ihren Gebrauch
Der Cureton-Syrer 1i est: "und auf unseren Straßen bi st du gewandelt 11 •
aus dem palästinischen Talmud und dem. Targum 1 ; im 11. Targum zu Est
Die übliche Erklärung dieser Variante ist, daß n9;N, die Obersetzung
1,9 1esen wi r z.B. (wörtl.): 11 • • • er ist nicht (/0;) essend, und er
des Si na i -Syrers für EÖ Cöcti;ct s;, in n:J;;" IIdu bis t gewandeLt 11, verderbt
ist nicht trinkend, und er ist nicht schlafend ... ". Das aramäische
worden sei. Aber diese IIVerderbnis ll paßt nicht nur ausgezeichnet; sie
Verb /0) bedeutet im Aphel IIschaden, Schaden tunII; inder pa 1ästi ni sch-
ergibt eine viel natürlichere Parallele zum ersten Satzteil: IIwir ha-
syrischen Obersetzung von Mk 16,,18 gibt es ßAclltTEL" wieder; vgl. Lk
ben vor dir gegessen und getrunken ll • Jesus wollte in seinem Gleichnis
4,35; 10,,19. Die Quelle deraltsyrischenVariante hat ihren aramäischen
nicht zu verstehen geben, der IIHausherr" sei ein Rabbi; die auf Chri-
Text offenbar als N:J'1 N;, IItut keinen Schaden 11 , gelesen. Es ist schwie-
stus bezogene Interpretation dieses Gleichnisses mußte andererseits
rig, zwischen diesen beiden Varianten zu wählen.
sofort die Lesart IIdu hast gelehrt ll hervorrufen. Beide Lesarten können,
Bemerkenswert ist die Wiederholung der Konsonanten; und :J im Ara-
entweder auf ein ursprüngliches n:J;;" IIdubistgewandelt ll , zurückgehen,
mäischen dieses Verses: IIWehe euch ('~:J;'11), ihr blinden Führer,
verlesen in nn;N, IIdu hast gelehrtlI, oder umgekehrt.
die ihr sagt: Jeder, der beim Tempel (N;:J'1;') schwört, es ist nichts
(/0'1;) ... 11. Lk 18,,13

Lk 2,20 Und der Zöllner stand weit entfernt


und wollte nicht einmal (OOM n.ßEAE") seine Augen zumHimmel erheben ...
Und die Hirten kehrten zurück,
Der Cureton-Syrer liest: IINun stand dieser Zöllner weit entfernt
lobten und priesen (ctt"oÜ"TES;) Gott für alles,
was sie gehört und gesehen hatten, und wagte (n1llll) nicht einmaL, seine Augen zum Himmel zu erheben ... 11.
wie es zu ihnen gesagt worden war.
Im palästinischen Aramäisch ist das Äquivalent von n1llN, TOAlla",
Der Sinai-Syrer liest: IIUnd jene Hirten kehrten zurück, lobten Gott das Aphel von q~n: ['p~nN; dieses Verb gibt im palästinischen Syrisch
und sprachen (p;;Oll) über das, was sie gesehen und gehört hatten, wie regelmäßig TOAlla" wieder (Mt 22,46; Röm 5,7); .ßEAE"''' ist = Kl~. Ein
es ihnen gesagt worden war. 11 ursprüngliches "er wagte nicht ll (cl'1~n'1 N;) ist von der lukanischen
Zwei Punkte mögen beachtet werden: (1) Im Syri schen folgt di e Wen- griechischen Quelle als "er wollte nicht" ('1:l~'1 N;) gelesen worden.
dung IIwie es ihnen gesagt worden war" ganz natürlich auf die Variante Die Nichtaussprache des Kehll auts mag zur Verwechsl ung der bei den
IIsprachen"; so, wie diese Wendung im Griechischen dasteht, muß sie mit Verben beigetragen haben.
"gehört hatten 11 zusarrmengenommen werden, eine viel weniger natürliche Diese syrische Variante kehrt wieder in der holländischen Harmonie-
Verbindung. (2) Die Wörter IIloben" und II preisen ll sind bedeutungsgleich; Oberl i eferung, inden Gravenhager und Stuttgarter MSS.: "Aber der Zöll-
eines von ihnen reicht aus, um den Sinn zu vermitteln. ner stand von ferne und wagte nicht, seine Augen zum Himmel aufzuheben ll1 •

1 Gramm. 2 , 219. 1 Ausg. Bergsma, Kap. 161, S. 160.


?C? 253
Lk 24,32 (berichtende Rede) wiedergegeben hat. Aber vielleicht hat Lukas nicht selbst übersetzt,
Und sie sagten zueinander: sondern übersetzungsgriechische Quellen redigiert; das fehlübersetzte
Brannte nicht unser Herz in uns Adjektiv kann er aus seiner Quelle für Lk 24,32 übernommen haben.
(OOXL n xopöCo n~wv XOLO~EVn EV n~Cv),
als er unterwegs mit uns redete ... 7
Lk 23,5
Torrey hat angenommen, Lukas habe in diesem Vers das aramäische
Und sie wurden immer wütender (lnCcrxuov) und sagten:
"l'7j7', "schwer", mit XOLO~EVn ('1'7iJ'7) fehlübersetzt 1 • Sicherlich ist Er wiegelt das Volk auf, indem er überall in Judäa lehrt •..
sei ne Beschrei bung der Gemütsbewegung der Jünger in Gegenwart ihres
Die Vetus Syra hat: "Und sie schrieen (C: PiJ.YiJJ, S: P)lj7)". In der
Herrn im Griechischen ungebräuchlich. überdies besagt er, daß sie eine
LXX ist LcrXUELV die regelmäßige übersetzung von j7Tn; in bezug auf p'7)1T
gewi sse Vorahnung in bezug auf di eldentität ihres Gesprächspartners
in der Bedeutung "schreien" können wir für das palästinische Aramäisch
hatten, noch dazu eine, die einen starken Aufruhr ihrer Gefühle verur-
Onkelos und das Targum Pseudojonathan zu Ex 2,23 vergleichen.
sachte. Doch wird später ausdrücklich festgestellt, daß sie ihn erst
erkannten, als er das Brot mit ihnen brach. Howard wies darauf hin, Joh 20,16
daß di e "Vari anten für }{OLOlJEVn in D und den äl testen übersetzungen
In der Auferstehungsbegegnung zwi schen Jesus und Mari a Magda 1ena
... die von Anfang an empfundene Schwierigkeit bezeugen"2.
im Garten lesen wir, unserem griechischen Text entsprechend: "Jesus
Die Vetus Syra hat das Wort für "schwer" ("l'7p'7), ein Adjektiv, das
sagte zu ihr: Maria! Sie wandte sich um (aTpa~ECcra) und sagte zu ihm:
das genaue Gegenteil von XOLOllEVn bedeutet; ein genaues ~quivalent ist
Rabbuni ... ". Statt "sie wandte sich um" 1iest der Sinai-Syrer: "und sie
das optusum der Vetus Latina (l), und das xExa}..u~llEvn in 0 vermittelt
erkannte ihn" (iln~:mCI<'). Burkitt gab dieses syrische Verb mit "und
denselben Sinn; das semitische Wort bezieht sich auf die Grobheit des
sie bemerkte ihn" wieder,' aber der Zusammenhang verlangt die Bedeutung
Geistes und die Trägheit des Verstehens, die die Jünger zeigten und
"erkennen Il1 • Diese Variante fügt ein Detail hinzu, das für die Erzäh-
auf die Christus selbst in Lk 24 3 25 hinwies.
lung nicht nur belebend, sondern auch wichtig und notwendig ist. Die
Die Variante xExa}..ullllEVn in 0 ist angemessen, und wenn sie als eine
griechische Lesart führt andererseits zu einer ernsthaften exegetischen
freie Wiedergabe der üblichen Bedeutung auf das Aramäische zurückgeht,
Schwierigkeit; in Joh 20,14 hatte sich Maria bereits umgewandt, um der
dann haben wir in xaLo~EVn eine griechische Obersetzungsvariante vor
sich nähernden Gestalt ins Gesicht zu sehen; sich wieder "umzuwenden",
uns. Aber dieses Wort kann sich auch einem Herausgeber nahegelegt ha-
würde bedeuten, daß sie ihm den Rücken zukehrte~
ben, der Schwierigkeiten mit HaLollEVn bei 2. Kor 3,13 hatte. Die Vetus
Für "erkennen" wird im Aramäischen dasselbe Verb gebraucht; es
Syra kann ei ne Wi edergabe von D sei n, aber wenn 1etztere ei ne redak-
ist ei n Wort, das im Jüdi sch-Aramäi schen wohlbekannt ist; wi r kön-
tionelle Emendation ist, müssen wir eine alternative Erklärung finden.
nen das Targum Pseudojonathan zu Gen 4,15 vergl ei chen, wo Kai n ei n
Die Theorie einer innersyrischen ~nderung von '1'7P' in "l'P'7 kann die
Mal erhält, "damit niemand, der ihn fand und ihn (oder es) erkannte
Variante nicht hinreichend erklären. Wenn wir nic:ht annehmen wollen,
(il'7:J il'7m~:mCI<:J), ihn töte". Das voraufgehende EcrTpa~n in Joh 20,14
der syri sche übersetzer habe das passendere Adjektiv wi 11 kürl ich ei n-
wird in der palästinisch-syrischen übersetzung durch das Ithpeel des
gesetzt, bleibt als einzige Alternative, daß die Vetus Syra die echte
Verbs "lnc, "lnncl<, wiedergegeben: "sich umwenden"; dieses Verb ist für
aramäi sche überl i eferung dessen bewahrt hat, was nach ei ner außer-
das Jüdi sch-Aramäi sche ausführl ich bezeugt. Es ist schwi eri g, daran
kanonischen Quelle die Jünger berichtet haben sollen.
zu zweifeln, daß ein Zusammenhang besteht zwischen diesen bei den ara-
Eine Schwierigkeit dieser Ansicht ist, daß Lukas beim übersetzen
mäi schen Verben ; n den johannei schen Vari anten, näml ich: daß ~.:Jncl<
des Aramäischen in diesem Kapitel das Adjektiv in Lk 24 3 25 richtig
in Joh 20,16 in "lnnCI< verlesen worden ist, wobei der übersetzer fehl-
1 Our Translated Gospels, lo6f.
2 Moul ton, Gramm. 11, 472. 1 Vgl. die altsyr. Wiedergabe von Lk 24,16 und Merx, Johannes, 443.
254
ge 1eitet wurde durch den Gebrauch des 1etzteren Verbs in Joh 20,14. Das der Schwierigkeit dieser barbarischen Strafe Herr zu werden. Wo wir das
aramäische Wort ')1~~ ist bereits oben besprochen worden 1 • Verb ~'~D, IIzuteilen ll , im Sinne der Vetus Syra im Aramäischen finden,
wird die Person, für die die Teilung vorgenommen wird, als indirektes
Gruppe II Objekt dargestell t, z.B. im Targum zu Jes 53,12. Dennoch kann Torrey
Mt 24,51 = Lk 12,46 2 mit der Annahme eines aramäischen il'h.lY.l il')'~~D'7, " er wird ihm seinen
Anteil zuteilenIl , recht haben 1 • Wenn dies das Original war, wie können
Erklärungen zu 6~XOTO~naE~ beziehen sich gewöhnlich auf Dichotomie,
wi r dann di e Bewahrung der aramäi sehen Lesart inder Vetus Syra er-
das IIEntzwei sägenIl des Skl avenkörpers, ei ne Strafe, di e unter den ge-
klären? Sie kann nur aus einer außerkanonischen Quelle stammen, denn
gebenen Umständen als unnötig hart erscheint, die aber zu Zeiten der
es gibt kein anderes Verb oder eine Variante in der griechischen
Gri echen und Römer ni cht unbekannt war 3 • Das stärkste Argument gegen
überlieferu~g.
eine solche Bedeutung des Originals an dieser Stelle ist, daß der
Sklave offenbar weiterlebt, es sei denn, sein Anteil bei den Heuchlern Mt 12,19
ist zu verstehen, als ei ntretend in ei nem späteren Leben~. Doch was
Er wird nicht streiten (EpCaE~) noch schreien
auch immer Jesus selbst meinte, klar ist, daß der übersetzer von Q
Dichotomie tm Sinn hatte; andere Versuche, dieses griechische Verb zu Die LXX-Lesart dieser Wendung aus Jes 42,2 lautet: 0.0 }tE)(pa~ETa~
erklären, haben sich als weniger erfolgreich erwiesen 5 • ollöE &\)naE~ . All e äl teren syri sehen übersetzungen (S, C, Peschi tta)
Der Sinai-Syrer hat einen Text, der so lautet: "Und er wird ihm lesen: IIEr wird nicht schreien noch schimpfen (.)'~))". Der Variante
seinen Anteil. 2uteil.en 6 und ihn zu den Ungläubigen stellenlI. Burkitt, ~pCaE~ bei Matthäus entspricht nichts in einer griechischen oder he-
der ihn· mi t IIUnd er wi rd sei nen Antei 1 auftei 1en und ihn den Ungl äubi gen bräischen Quelle, aber sie ähnelt seltsamerweise dem syrischen .)'7~)
zuschl agen ll
, wi edergab, erkl ärte di ese übersetzung als ei nen Versuch, (~,~ im Hebräischen bedeutet IIstreiten ll ) . Das syrische .),~) stammt
aus einer syrischen AT-übersetzung von Jes 42,2 (vgl. Syvg), ist ein
1Oben, 23. 2 Vgl. Jeremias, Die Gleichnisse Jesu .54, Anm. 6. 7 , Aphel von ~1~, bedeutet "schreien, schimpfenIl , und hat nichts zu tun
3Plummer, in seinem Kommentar, zitiert Suetonius, Cal ig. xxvii. mit dem hebräi sehen :J'7~, "streitenIl (vgl. Num '14,1 in syVg ). Wenn es
~ Vg1. Merx' reductio ad absurdum (Lukas; 30]): "Das Zweiteilen
paßt in keinem Falle, wenn danach die Hälftenmit den Ungläubigen Strafe im Neuen Testament eine Alternativwiedergabe des gebräuchlichen aramä-
erleiden, wo Heulen und Zähneklappern ist." ischen ,)'~N ist, dann kann EpCaE~ eine Fehlübersetzung sein. Schwierig
5 Ein i ge i nte rpret i eren es als fl.ageUis discindere, eine Bedeu-
tung, die für das griechische Verb nicht bezeugt ist. Beza und Grotius ist, daß :J'~N, "schimpfen ll , für das palästinische Aramäisch nicht be-
vers tanden dieses Wort im Sinne von Absonderung des Sklaven und Tren- zeugt ist. G.S. Margoliouth (Expository Times 38, S. 278) betrachte·te
nung von seiner Heimstatt (Novum Testamentum, z.St., und Grotius,
Annotationes, 1727, 299). Die5e Interpretation findet eine gewisse Be- das Syrische als das Original des matthäi sehen EpCaE~; dem übersetzer
stätigung in dem Gebrauch dieses Verbs in einer Inschrift, offenbar im sei di e Bedeutung des hebräi sehen .),~ vertrauter gewesen als di e des
Sinne von IItrennenli (Moulton-Milligan, Vocabulary, 165). Sie stammt
aus der Zeit Tatians; Ephrems Kommentar hat "eum abscindet medium et syri sehen .)1." und er habe di e hebräi sehe Bedeutung wi edergegeben. In
separabit ll , wobei beide Interpretationen nebeneinandergestellt sind, diesem Falle müssen wir annehmen, daß die Matthäuszitate stellenweise
und ihr folgt die arabische. Die holländischen Harmonien geben zu ver-
stehen, daß die Strafe im "Trennen" des Sklaven von der Gemeinschaft auf ein syrisches Altes Testament zurückgehen, ein wichtiger Faktor
der Gerechten besteht.
für die Frage nach der Herkunft dieses Evangeliums.
6 Dieser Gebrauch des Paels des syrischen Verbs mit einem Akkusa-
tiv der Person, für die die Teilung vorgenommen wird, findet sich auch
in der Peschitta von Jes 53,12: ~Ich werde ihm (einen Anteil) zuteilen
('7il1;öm~) bei den Großen"; das Hebräische hat IIfür ihn ll • femininen Suffix geben; dieselbe Form des maskulinen Suffix wird nach
Das Suffix nach dem Verb ist nicht das übl iche, und Burkitt (Evan- beiden, IIzuteilen" und lIstelIenII, wiederholt; die ungewöhnl iche masku-
gel ion da-Mepharreshe 11, 296) schlug vor, es in ein feminines zu 1 ine Suffixform wurde im Sinai-Syrer von Burkitt selbst gut bezeugt
korrigieren, was ein vorwegnehmendes Suffix ergäbe, das den IIAnteil 1i (aaO. 11, 54f.).
vorwegnähme: lIund er wird ihn zuteilen (il'7l;!)) statt 'il'l;!))), nämlich 1 Studies in the History.of Religions, 1912, 314f.; Dur Translated
seinen AnteilII. Aber es kann hier keine Frage der Verwechslung mit dem Gospel s, 155. 157.

256 257
Joh 18,16.17 was mit einer Dittographie des n, wie durch die Klammern () angezeigt,
Petrus aber stand draußen vor der Tür. n ~upwp6s ergibt 1 •
Da kam der andere Jünger heraus,
der mit dem Hohenpriester bekannt war Gruppe III
sprach mit ~er Türhüterin (Tfj 8upwpffi),
und führte Petrus hinein.' . Mt 23 3 13 = Lk 11 3 52
Da sagte die Magd zu Petrus,
die Türhüterin (n na~öCaxn n ~upwp6s): Aber wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, Heuchler!
Bist auch du einer von den Jüngern dieses Menschen? denn ihr verschließt (ön, xAECETE:) das Himme.lreich vor den Menschen ...

Der Sinai-Syrer hat: "Nun stand Simon Petrus draußen; dann ging- Der Sinai-Syrer hat in Mt 23 3 13: IIWehe euch, Schriftgelehrte'und
und kam der Jünger zu ihm heraus, jener, der ein Bekannter des Hohen- Pharisäer, Heuchler! Ihr haltet den Schlüssel des Himmelreiches fest
pri esters war, und er hatte mit dem Türhüter gesprochen, und er (der ••• 11, was Burkitt als eine Fehlinterpretation der richtigen syrischen
Türhüter) ließ Simon herein. Als die Sklavin des Türhüters Petrus sah, übersetzung des Griechischen betrachtete, wie wir sie in der Peschitta
da sagte sie zu ihm: Bist du nicht auch einer von den Jüngern dieses fi nden; das Verb 1nN bedeutet im Syri schen entweder IIverschl i eßen"
Menschen?1I oder "festhalten"2. Burkitt erklärte nicht, wie diese Fehlinterpre-
Das Syrische ist nicht nur viel vollständiger als das Griechische tation entstand, aber er meinte Wahrscheinlich, daß das ursprüngliche
indem es einen klareren Sinn ergibt, sondern es ist auch. eine Wieder~ und richtige "ihr verschließt das Reich ll als lIihr haltet das Reich
gabe des Erei gni sses, di e Vertrauthei t mi t semi ti schen und besonders fest" interpretiert worden sei, und daß daraus schließlich, vielleicht
jüdi schen Si tten und Gewohnheiten zei gt. Es ist ei n bemerkenswertes als Ergebnis einer versuchten Harmonisierung mit Lukas, "ihr haltet
Faktum, daß nach unSerem griechischen Text der Pförtner oder Türhüter den Schlüssel des Re; ches fest J' geworden sei.
am Palast des Hohenpriesters ein Mädchen, ein Dienstmädchen (na~öCaxn), Diese Variante findet sich bei Aphraates in Form einer freien Zita-
war. Man sollte mei nen, daß der Pförtner des hohenpri esterl i chen Pa- tion: lIihr seid die Schlüsselhalter ll :3, und Burkitt vermutete, daß sie
lastes eine Person von einiger Bedeutung gewesen sei, vielleicht sogar direkt aus dem Evangelion da-Mep7u:crreshe stamme 4 • Aber Justi n der
ein für diesen Dienst bestimmter Levit; die Leviten stellten die "Tor- Märtyrer zitierte diesen Vers mit derselben Variante: ön TClS XAELS

hüter" des Tempels 1 • Wir sollten sicherlich erwarten, daß ein Mann, EXETE5, so daß wir, wenn es eine innersyrische Interpretation ist,
kein Dienstmädchen, die Tür bewachte, besonders bei einer Gelegenheit folgern müssen, daß auch Justins Zitat direkt aus einer syrischen Ober-
wi e der vorl i egenden. ' setzung stammen muß. Es gibt jedoch keinen Hinweis darauf, daß Justin
Der Sinai-Syrer spricht unmißverständlich von einem Pförtner oder irgendeine Bekanntschaft mit dem Syrischen hatte, und es ist zweifel-
Türhüter; dieser ließ Petrus herein, auf die Bitte des Jüngers hin, haft, ob die Evangelien zu Lebzeiten Justins in irgendeiner Form in
der ein Bekannter des Hohenpriesters war; es mußte beim Pförtner Ein- Syrisch existierten; wenn ja, so wären sie wohl kaum im Westen bekannt
fl uß geltend gemacht werden, um ihn zu überreden, ei nem Fremden den gewesen. Es ist also eine außerkanonische Variante, und aus einer sol-
Zutritt zum Hof zu gestatten. Die Sklavin des Pförtners wird deutlich chen Quelle hat sie Eingang in den Sinai-Syrer gefunden; sie könnte
vom Pförtner selbst unterschieden, und ihr gegenüber, nicht einem
wei b1i chen Pförtner gegenüber, verleugnete Petrus zum ersten Ma 1; 1 Ein ähnl icher Fehler kann den seltsamen Vergleich in Joh 103 7 er-
klären, Christus als die Tür der Schafe: IIlch bin der Hirt der Schafe"
auch bei den Synopti kern fand das erste Gespräch Petri nach dem Be- ist = NJ,Y1 il'7)1' (n) '7n'7N NJN; mit einer Dittographie des n vor dem'
treten des Hofes mit einem einfachen Dienstmädchen statt. In einem erhalten wir: "Ich bin die Tür der Schafe". Diese Vermutung wurde
zuerst von Torrey (Our Translated Gospels, 111f.) vorgetragen. Der
ursprüngl ich aramäischen Text hätte für Pförtner Ny,n (n)"1u.l gestanden, hier vorausgesetzte aramäische Text ist einfacher und mit dem doppelt
gelesenen nein genaues Äquivalent des griechischen Textes.
2 AaO. 11, 276.
:3 Ausg. Wright, 287.
1 Vgl. Neh 13,22.
4 Z.St. 5 Dialog, 17.

258
259
die Lesart des Tatian gewesen sein (Aphraates benutzte das syrische ihr selbst gingt nicht hinein (1,n;y),
und die Hineingehenden hindertet ihr (1,n'l;:l).
Diatessaron) .
Diese Variante ist trotz des gemeinsamen Wortes "Schlüssel" nicht
Mk 2~21 (= Mt 9~16; Lk 5~36)
einfach als Harmonisierung mit Lukas zu erklären; aCpe:l.v, "wegnehmen",
konnte nicht mit 1nt< wiedergegeben werden. Die Variante des Sinai- Niemand näht ein Stück von neuem Stoff
auf ein altes Gewand:
Syrers mag sehr wohl ei n ursprüngl i cher Satztei 1 des Spruches sei n, sonst reißt. der neue Fl icken vom alten ab,
der dem ön bei Matthäus voraufging; ihre ursprüngl i che Form könnte und der Riß wird noch schI immer.
einfach, wie bei Aphraates, uihr seid die Schlüsselhalter" oder "ihr Der Sinai-Syrer zu Mk 23 21 und Mt 9~16 (in der Vetus Syra fehlt
haltet den Schlüssel der Erkenntnis fest U gelautet haben. Bei Matthäus Lk 53 36) übersetzt diesen Vers wie folgt:
ist UnOXpl.TaC = ('l).l'l"lj)\!1 im Aramäischen, und das folgende XAe:Ce:l.V ist =
Niemand näht einen neuen Flicken
"l:lboder''1lb; einBeispiel dieses Wortspiels ist bereits erwähnt worden 1 • auf ein abgenutztes Gewand:
Wenn in der ursprünglichen aramäischen Quelle von Q der lukanische ön- sonst zerreißt die Füllung (nn''l;n) des neuen (vgl. Lk 5~36: axCcre:l.)
die Schwäche (nn';'lnn) des alten,
Satzteil direkt auf den matthäischen folgte, dann erhielten wir eine und der Riß wird schlimmer aLs er vorher war.
Fortsetzung der Paronomasie in npaTe: = 1,n;j)\!1. Der lukanische Satzteil
Im Syrischen ergeben diese Zeilen eine natürliche rhythmische Struktur:
ergibt eine gute Parallele zu dem matthäischen: die Schriftgelehrten
es entsteht Assonanz (in sich wiederholenden Labialen) und eine Par-
und Pharisäer, im Sinai-Syrer als "Schlüsselhalter" beschrieben, ver-
onomasie. Letztere ist jedoch für das palästinische Aramäisch, in
schlossen nicht nur das Himmelreich vor den Menschen, sondern nahmen
dem das Wort für "Schwäche" nicht vorkommt, nicht bezeugt. Der Zusatz
auch den Schlüssel weg; der zweite Versteil bei Lukas, "ihr selbst
zum 1etzten Satzteil begegnet im Pa 1ästi na-Syrer und fi ndet si ch in
gingt nicht hinein, und die Hineingehenden hinder,tet ihr", folgt viel
passender auf den matthäischen als auf den lukan.ischen öTl.-Satzteil; den holländischen Harmonien.
Es ist unwahrscheinlich, daß diese Zusätze je in einer griechischen
andernfall s müßten wi r erkl ären, wie die Schriftgel ehrten und Phari säer
Handschrift oder überlieferung standen. Sie könnten eine selbständige
die Menschen hinderten, in die Erkenntnis IIhineinzugehen", eine sehr
poeti sche Erweiterung des Spruches durch den syri schen übersetzer sei n.
ungewöhnliche Verbindung. Die Aoriste bei Lukas können als wörtliche
Si e könnten aber auch aus ei ner außerkanoni schen Form des Jesuswortes
Äquivalente des semitischen Perfekts· bei allgemeinenWah~heiten erklärt
herstammen.
werden 2 ; Matthäus hat korrekterweise das Präsens. Daß Matthäus und Lu-
kas in diesem Vers auf einen gemeinsamen aramäischen Text zurückgehen,
wird allein schon aus den Varianten ypal-Il.laTe:'C!;" und VOlll.XOC klar; das
Und es wird Zeichen geben an der Sonne ...
semi ti sc he Wort ist "ln,o. Di e ursprüngl i che Versanordnung in Q mag so und auf der Erde Bedrängnis der Völker mit Ratlosigkeit;
gewesen sein: das Meer und die Wogen werden tosen ...

Aber wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, Heuchler (P"lj)\!1)! Die Peschitta gibt den letzten Teil dieses Verses wie folgt wieder:
Ihr haltet den Schlüssel (der Erkenntnis) fest, "und auf der Erde Bedrängnis der Völker und Unentschlossenheit
oder: Ihr seid die Schlüsselhalter (der Erkenntnis)
(Nn»77 N7 7;PN 77'nN 11nN oder ~n»77 3N7 7;PN 7'7 7 nN 77nN), (a.nopCa) wegen der Verworrenheit der Geräusche des Meeres"; die la-
die~ das Himmelreich vor den Menschen verschI leßen (1,n"l:lb) teinische Vulgata bietet dieselbe Wendung: prae confusione sonitus
und den Schlüssel (der Erkenntnis) wegnehmen (rm?j)\!1);
.maris. Die griechische Quelle dieser Lesart könnte auf den ersten
Blick in D, der Hauptquelle für die Variante nxoucrn!;" ßaMcrcrn!;", lie-
Oben, 178.
1 2 Oben, 128. gen. Wenn dies so ist, dann sind beide, Peschitta und Vulgat·a, freie
3 Das Substantiv t<'n!-{ für "Schlüssel"lmTargumzuProv 18,19 scheint
ein syrisches Wort zu sein. Wiedergaben, wenn auch mit irgendeiner Verbindung untereinander.
~ Hilary I iest ein Relativpronomen, qui (Zeuge: Tischendorf) . Ei ne Alternati vannahme wäre, daß a.nopCa mi t nxou!;" verbunden worden
260 261
sei. Solch eine Erklärung der Varianten setzt jedoch eine Bedeutung außerkanoni schen oder apokryphen Quell e. Aber wi r können ni cht si cher
dieses griechischen Wortes voraus, für die sich keine Parallele fin- sein. Das Zeugnis der übersetzungsvarianten kann in den meisten Fällen
det; a.rcopCa. wird nur für einen verwirrten Geisteszustand gebraucht, so interpretiert werden, daß es beide Hypothesen bestätigt. Aber gele-
für Verwi rrung aus Furcht oder Bes türzung. überdi es müßten die über- gentlich kann ein ungewöhnliches syrisches Äquivalent auch als Bestä-
setzungen in diesem Falle a.rcopCa. zweimal gelesen oder aber nebenein- tigung der Ansicht eines direkten aramäischen Einflusses gelten.
ander zwei verschiedene Interpretationen von ihm gegeben haben, wobei In Joh lOJ12 wird liDer aber, der ein Mietling ist und nicht Hirte",
die erste es mit dem voraufgehenden, die zweite es mit den folgenden vom Sinai-Syrer wiedergegeben mit: "Aber der Mietling, der .treulose"
Wörtern verbunden hätte. Keine dieser überlegungen gibt eine völlig (~, H'I!J). Wenn ":JI!J das ursprüngl i che, von Jesus gebrauchte Wort für
zufriedenstellende Erklärung der Varianten oder der gemeinsamen Vari- IIMietling" war 1 , dann ergibt lider Mietling, der treulose" ('i'1!J ":JI!J)
ante, die durch die Peschitta und die Vulgata bewahrt wurden. eine charakteristische Paronomasie. In diesem Falle hätte der Sinai-
Wenn wir die Peschitta- und Vulgata-Variante ins Aramäische über- Syrer das "Urwort" bewahrt.
tragen, kann ,ei n Äqui va 1ent zu eonfusio indem Wort gefunden werden, Ein ähnliches Beispiel ist Mt 5.,23: "Wenn du also deine Gabe zum
das dem hebräi schen 1nn entspri cht, der "Verworrenheit" oder 11 Forml 0- Altar bringst und dich dort erinnerst, daß dein Bruder etwas gegen
si gkei t" der Welt vor der Schöpfung; das Verb ~nn gibt das hebräi sche dich hat"; beide, Peschitta und Vetus Syra, übersetzen: "und dich dort
Wort im Targum Pseudojonathan zu Gen 1,2 wieder (vgl. Genesis rabba 2) erinnerst, daß dein Bruder Unwillen (~n,jN) gegen dich hat." Das sy-
und findet sich nochmals im Talmud jeruschalmi II zu Ex 12,42. Das rische Substantiv ist sogar noch stärker als die übersetzung vermuten
Subs tanti v ~~, nn im Sinne ei nes verworrenen Geräusches begegnet im läßt; ein genaueres Äquivalent ist das deutsche Wort GroU. Dieses
babylonischen Talmud und wird im Aruch in der Form ~n1'n geboten 1 • Für Wort findet sich im Targum zu' Prov 12,28, wo die LXX j.Jvnot..)«ll{oC hat 2 • '

das obige a.rcopCa. ist ~n1~n, von dem Verb n1n, ein passendes Äquiv.alent. Im Zusammenhang bei Matthäus ist dies ein sehr angemessener Ausdruck;
Diese beiden Wörter würden in einem ursprünglich aramäischen Text einen und er ergi bt ei ne Paronomasi e mit dem voraufgehenden Wort '1n~,
wirkungsvollen Kontrast und eine Paronomasie ergeben: "dein Bruder". In der westlichen Textüberlieferung gibt es nichts, was
Und auf der Erde Bedrängnis der Völker und Verwirrung (~n1~n),
dieser syrischen Variante entspricht.
wegen des Tosens (~~~nn) des Geräusches des Meeres. Ei ne weitere Beobachtung bestäti gt di ese Hypothese des di rekten
Eine weitere Bezeugung des zweiten Substantivs ist wÜnschenswert; wahr- Einflusses einer aramäischen überlieferung auf die syrische. F.C.
scheinlich war es ein im Aramäischen selten gebrauchtes Wort. Burkitt wies darauf hin, daß es mehrere regelwidrige Merkmale in der
Die Vetus Syra hat ein ei genes Wortspiel: "ein Geräusch, wie das Sprache der Vetus Syra gi bP. Vi e1e di eser sprach 1i chen Anoma 1i en
des Meeres" (~tJ~"T') '7tJ"T"T ~')i'). Diese Paronomasie könnte ursprünglich bestehen aus palästinisch-aramäischen Wörtern und Formen. So ist z.B.
sein; der Washington-Kodex (W) liest: ws nxouons. das üb 1i che syri sche Wort für "mei n Va ter" = ':l~, aber an mehreren
Stellen, sowohl in der Vetus Syra als auch in der Peschitta, findet sich
4. Die Quellen und das Alter der Vetus Syra in allen Jesusworten die regelwidrige Form ~:l~ für "mein Vater"; diese
Form entspricht jüdisch-palästinischem Aramäisch 4 •
Die Möglichkeit, daß ein palästinisch-aramäisches Evangelium oder
Ein weiteres Beispiel ist der Gebrauch des Substantivs ~:J':J in der
dessen überlieferung die übersetzung der Vetus Syra direkt durch eine
Vetus Syra für Großstädte; in Joh 19,20 wi rd es auf Jerusa 1em angewandt.
außerkanoni sche Quelle beei nfl ußt haben könnte, erschei nt anfangs
Dies ist kein syrischer Sprachgebrauch; im Syrischen meint dieses Wort
höchst unwahrscheinlich; Varianten in den syrischen übersetzungen, die
einen "befestigten Ort". Merx meinte, daß die Szene in diesem Vers
so erklärt werden könnten, stammen viel eher aus einer griechischen

1 Vgl. oben, 177. 2,Siehe Levy, Chaldäisches Wörterbuch I, 28.


1 Levy, Chaldäisches Wörterbuch 11, 530. 3 Evangel ion da-Mepharreshe 11, 39f. 4 Siehe unten, Anhang A.

262 263
von Jerusalem nach Bethanien verlegt und daß auf diese kleinere Stadt ei nen inneren Bewei s für den Gebrauch außerkanoni scher apokrypher
Bezug genommen worden sei. Er gibt jedoch zu, daß eine solche Annahme Quellen in der Vetus Syra.
den natürl ichen Zusammenhang und den Sinn dieser Verse verwirrt; doch Eines der schwierigsten und kompliziertesten Probleme der syrischen
könnte Lukas di esen Vers, der si ch auf ei ne "Stadt" oder ei nen "be- Bibelforschung ist es, die Beziehung der altsyrischen Evangelien zum
festigten Ort ll bezieht, einer Quelle entnommen und in seinen falschen syrischen Diatessaron des Tatian zu bestimmen. über die Frage der Pri-
Zusammenhang gestellt haben. Aber diese Lösung ist nicht überzeugend; orität ist viel diskutiert worden, da aber über Tatians Werk so wenig
11 . . . inzwischen stehen wir vor einem Non liquet ll1 • Die Lösung ist, daß direkt bekannt ist, sind die Ergebnisse weniger auf Beweise als auf
der Gebrauch von I<.J"J in diesem Zusammenhang jüdisch-palästinische~ Wahrscheinlichkeiten gegründet. Das einzig Sichere und Erwiesene ist,
Aramäisch ist; in letzterem wird dieses Wort regelmäßig auf Großstädte daß ei n Zusammenhang zwi schen den bei den Formen des syri schen Evan-
angewandt; einem Beispiel seiner Anwendung auf Rom sind wir bereits geliums existiert hat.
begegnet 2 • Das syrische Diatessaron wurde wahrscheinlich von Tatian selbst bei
Solch ein Nachweis kann verschieden interpretiert werden. Burkitt seiner Rückkehr in den Osten nach dem Tode seines Lehrers Justin,
sah in solchen offensichtlichen Anomalien "die letzte Spur einer ver- nicht früher als 175 n.Chr., in die Kirche von Edessa eingeführt. Diese
schwindenden Spracheigentümlichkeit ll im Syrischen 3 • Schwierig an einer Evangelienharmonie erfreute sich bis ins fünfte Jahrhundert hinein
solchen Ansicht ist, daß diese Spracheigentümlichkeit anderswo ver- einer großen Popularität in der syrischen Kirche: Bischof Rabbula fand
schwunden ist: es gibt keine Parallele zu solcher Form und Verwendung sie, als er 411 n.Chr. Bischof wurde, in seiner Diözese immer noch im
im edessenischen Syrisch. Eine Parallele, die zitiert werden könnte, Gebrauch und machte sich daran, so viele Abschriften, wie er finden
ist di e des Peschi tta-Pentateuchs, indem pa 1ästi ni sch-aramäi sche Formen konnte, zu verni chten; noch ei n volles Jahrhundert später fand und
vorkommen. Aber dies erklärt sich so, daß die letzte Grundlage des sy- vernichtete Theodoret von Cyrrhus zweihundert Abschriften der syri-
rischen Pentateuchs ein jüdisch-palästinisches Pentateuchtargum war, schen Evangelienharmonie 1 •
also ein westaramaisches Dokument~. Torrey, der den Anteil des palästi- Aber die Evangelien müssen schon vor Tatians Ankunft in Edessa und
nischen Aramäisch in der Vetus Syra erheblich überschätztes, meinte, der Einführung seiner Harmonie in Syrisch existiert haben. Das Problem
dieser Nachweis zeige, IIdaß diese Übersetzung früh im zweiten Jahrhun- der Entstehung der syri sehen übersetzungen ist eng verbunden mit dem
dert von Christen erstellt worden ist, die aus Palästina in die Nähe der Entstehung der chri stl i ehen Ki rehe in Syri en und Mesopotami en
von Antiochia emigriert waren ll6 • Von solch einem Nachweis dürfen wir se 1bst. Di e . syri sehe Prosaerzäh 1ung, "Lehre des Adda i 1\ genannt, di e
mit einigem Recht höchstens ableiten, daß er auf judenchristliche Ver- nicht viel später als im dritten Jahrhundert entstanden sein kann,
fasserschaft der Übersetzung hi nwei st. Wenn es jedoch ei ne bereits im berichtet, wie das Evangelium kurz nach Jesu Auferstehung von Addai,
zwei ten Jahrhundert von Judenchri sten erstellte Obersetzung war, dann einem Apostel, in Edessa eingeführt wurde; Addai wurde später als
ist es nicht unwahrscheinlich, daß einige Erinnerungen an die aramä- Thaddäus identifiziert, einer der siebzig, die von Jesus ausgesandt
ischen Jesusworte die ersten übersetzer beeinflußt haben. wurden (Lk 10). Zwei Anachronismen in dieser Legende verraten ihre
überl egungen zur Dati erung und zu den Que 11 en der syri schen überset- historische Grundlage: die Mission des Addai soll stattgefunden haben
zungen, besonders der Vetus Syra, bestätigen die Vermutung eines direk- unter der Regierung von Abgar Ukama, der als Abgar IX. von Edessa (179
ten aramäischen Einflusses zusätzlich. Die altsyrischen Evangelien -214 n.Chr.) identifiziert werden kann, und die Evangelien sollen in
müssen zumindest in der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts, wahr- der neugegründeten Kirche aus dem Diatessaron vorgelesen worden sein 2 •
scheinlich noch früher, entstanden sein; und es gibt einen äußeren und Letztere Feststellung ließ Burkitt annehmen, daß Addai, ein ursprüng-
1 ich syrisCher Name, in Wahrheit Tatian war, und daß er es war, der
1 Johannes, 167. 2 Oben, 3.
3 AaO. I I, 47. ~ Siehe oben, 23.
S Dur Translated Gospels, 65. 6 Ebd. 1 Evangel ion da-Mepharreshe 1 I, 3. 2 AaD., 36.
764 265
die syrische Christengemeinde in Edessa gründete 1 . Sicherlich gibt es Harmonie selbst, wie auch mit dem Verlangen, eine treue re Wiedergabe
in der Sprache oder in der Geschichte keine Begründung für die Identi- des derzeit maßgebenden gri echi schen Textes zu bieten. Ihre Gründe
fikation von Addai mit Thaddäus. Tatian war jedoch kein Missionar, und mögen denen nicht unähnlich gewesen sein, die zu einem früheren Zeit-
wenn er der Ki rche in Edessa ei ne Abschrift der Evange 1 i en in Syri sch punkt Serapion von Antiochia veranlaß"ten, in der Kirche von Rhossus
gab, damit sie öffentlich als eine Art Authorisierter Version verlesen das Petrusevange 1 i um zu beseitigen; das syri sc he Di atessaron mag ei n
werden konnte, dann setzt sei n Werk ei gentl ich di e Gründung ei ner apokryphes Evangelium enthalten (oder seinen Einfluß verraten) haben,
organisierten Kirche, die schon im Besitz irgendeiner Form syrischer das all mäh 1ich mi t Ketzerei in Verbi ndung· gebracht wurde. Epi phani us,
Schriften war, zu einem früheren Zeitpunkt voraus. er schrieb in der zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts, berichtete,
Es gibt einen Beweisrest für die Existenz eines vor-tatianischen daß etliche Leute das Diatessaron "das Evangelium nach den Hebräern"1
syrischen Evangeliums. Eusebius teilte uns mit, daß Hegesippus, der nannten, und es mag einige Gründe für solch eine Identifizierung gegeben
180 n.Chr. starb, "aus dem Syrischen" zitierte, und es ist klar, daß haben. Vi ctor von Capua (sechs tes Jahrhundert), der den ei nzi gen übri g-
ein syrisches Evangelium gemeint war 2 • Es ist sehr unwahrscheinlich, gebliebenen lateinischen Nachfahren von Tatians Harmonie, den Kodex
daß dies die Harmonie des Tatian war; wahrscheinlich bezieht er sich Fuldensis, entdeckte und herausgab, erwähnte im Vorwort zu seiner Aus-
auf einen der frühesten Versuche, die Evangelien ins Syrische zu über- gabe des Neuen Testaments, daß Tatian seine Harmonie diapente nannte;
setzen. Bestimmt ist es schwer zu glauben, daß e~ vor dem dritten Vier- diapente wird gewöhnlich als Schreibfehler für diatessaron erklärt,
te 1 des zweiten" Jahrhunderts kei ne chri stl i che Mi ss i on in Syri en und aber es wäre ein seltsamer Fehler. Es könnte der ursprüngliche Name
Mesopotamien gab, oder daß die Evangelien im zweisprachigen Antiochien sein und den Gebrauch einer fünften Quelle, vielleicht eines apokryphen
nicht zu Beginn des zweiten Jahrhunderts ins Syrische übersetzt waren. Evangeliums, durch Tatian bezeugen 2 •
Es wäre wirklich seltsam, wenn die' Evangelien, die Mitte des ersten Ein wohlbekannter Berührungspunkt zwischen Tatian und dem apokryphen
Jahrhunderts Rom errei chten, ihren Weg von Anti ochi en ins wei tere Sy- Hebräerevange 1i um ist das berühmte lumen magnum, das nach Justin dem
rien erst ein Jahrhundert später gefunden hätten. Edessa war ein Vasall Märtyrer, dem Ebionitenevangelium (wahrscheinlich einer Form des He-
Roms und lag am Hauptkarawanenweg zum Osten. überdies war das erste bräerevangeliums) und zwei altlateinischen Handschriften (a: lumen
christliche Jahrhundert gekennzeichnet durch eine bemerkenswerte jüdi- ingens und g: lumen magnum) bei seiner Taufe rings um Jesus geleuchtet
sche Bekehrungstätigkeit in Syrien und Mesopotamien; es gab ständigen haben soll. Ephrem, in seinem Kommentar zum Diatessaron, erwähnt ein-
Verkehr zwischen Palästina und dem Tigris-Euphrat-Becken und seinen fach ei n "1 urnen super aquam exortum"; das Ebi onitenevange 1i um hatte
Bevölkerungszentren. wahrscheinlich: xat EU~US REp~EAa~4E aUT~v ~@s ~Eya. Eine vollstän-
Di e al tsyri schen Evange 1 i en können sehr wohl di rekte Nachfahren digere Wiedergabe als die des Tatian wird von Ischodad von Merv und
dieser frühen syrischen Evangelienüberlieferung sein,- da vieles in von Barsalibi geboten 3 :
ihnen das Werk späterer übersetzer und Oberarbeiter ist; ihr Mi sch-
Und sogleich
charakter ist wohl bekannt; si e enthalten verschi edene Obersetzungs- (wie das Evangel ium des Diatessaron bezeugt)
versuche aus dem Gri echi schen. Di es sch 1 i eßt aber den Ei nfl uß des leuchtete ein mächtiges Licht auf über dem Jordan,
syrischen Diatessaron auf sie nicht aus, da es den Gebrauch des Dia-
tessaron durch ihre Herausgeber und übersetzer einschließt. 1 Haer. 46, 1,9; Migne, Patrol. Graeca 41, Sp. 840.
2 Codex Fuldensis (Ausgabe E. Ranke, 1858): "Tatianus, vir eru-
Das von Rabbul a und Theodoret unternommene Ketzergericht über all e ditissimus et orator illius temporis clari, unum ex quattuor com-
Abschriften des Diatessaron läßt vermuten, daß ihre Urheber Motive ge- pag i naver i t evange I i um cu i ti tul um diapente composu i t." Be i des, dia-
pente und diatessaron, sind musikal ische Begriffe, und es ist vermutet
habt haben mögen, di e verbunden waren mi t dem Charakter der syr; schen worden, daß Tatian dies im Sinn hatte, als er sein Werk benannte; dia-
pente, die fünfte, ist die vollkommene Harmonie; vgl. A. Baumstark,
Bi bl i ca 16.
1 JTS 25 (1924), 128-130. 2 H. E. I V, 22, 8 • 3 Vgl. Evangelion da-Mepharreshe I I, 115; Ubersetzung nach Burkitt.

266 267
und der Fluß war umgeben mit weißen Wolken, der Taufe verwendet und sie mit dem ganzen obigen Zitat aus einem apo-
und es erschienen ihm große Heerscharen, kryphen syri schen Gedi cht verbunden haben. Ei ne Eri nnerung an di e Art
die sprachen einen Lobpreis in der Luftj
und der Jordan hörte auf zu fl ießen, und Weise, die Tatian im allgemeinen zugesprochen wird, findet sich in
obwohl seine Wasser nicht gestört waren, einem der Hymnen Ephrems 1 :
und es stieg ein Wohlgeruch aus ihm auf
(N'ö ö'~ ,nn "n Nn'b~ Nn',,). Der Heilige war getauft und kam sofort herauf (p;b);
und es leuchtete ()~;TN) sein Licht hinaus über die Welt.
Burkitt, darin Rendel Harris folgend 1 , glaubte nicht, daß mehr als
der Satz: Dasselbe Wortspiel muß im syrischen Diatessaron gestanden haben; das
Verb l';TN wird in den Zitaten von Barsalibi und Ischodad gebraucht,
Und sogleich leuchtete ein (mächtiges) Licht auf Ober ~em Jordan
(,J",' ;y )';TN (NT'TY) N'ö'J N,nn,) und P;b entspricht dem &\lEßn des Evangelientextes. Wenn dieses eine
poetische Merkmal aus dem syrischen Tatian stammt, dann könnte der
aus dem Diatessaron stamme, trotz des Zeugnisses von Barsalibi und
Rest des Zi tats in sei ner poeti schen Form und seinem Inhalt aus der-
Ischodad, daß das ganze Zitat von Tatian sei. Er meinte, daß der Rest
selben Quelle stammen. Zweifellos, wenn das ganze Zitat aus dem Dia-
des scheinbaren Zitats einem frühen Hymnus, vielleicht einem von
tessaron kommt und überhaupt typisch ist, dann bezeugt es ein nicht
Ephrems eigenen, entnommen worden sein müsse.
unbedeutendes apokryphes Element.
Es ist bemerkenswert, daß dieses Zitat Poesie und nicht Prosa ist;
Cureton bestand darauf, alle Lesarten zu notieren, die seine syri-
es hat durchgehend ei nen gl ei chmäßi gen Rhythmus, und Sprache und Ge-
sche Matthäusübersetzung und di e Reste des apokryphen Hebräerevan-
danken sind die von erhabener religiöser Dichtung; die letzte Zeile
ge li ums gemei nsam hatten; in sei nem Vorwort schloß er in passender
ist nach Inhalt und Form eine vollkommene syrische Verszeile. Es ist
Form die patristischen und anderen Zeugnisse für den Zusammenhangzwi-
höchst unwahrscheinlich, daß dieser Hymnus von Ephrem stammt; diese
schen diesem Evangelium und dem hebräischen "Matthäus" mit ein 2 • Das
Zeilen passen in kein Schema exakter Silbenbildung, wie wir sie bei
Beweismaterial ist nicht sehr umfassend, aber es reicht aus, den Zu-
Ephrem finden. Poesie dieser Art, bei der es unmöglich ist, die Zeilen
sammenhang zu beweisen 3 • Das apokryphe "Wehe", das wir in griechisch
anhand der genauen Zahl ihrer Silben zu messen, gehört zum ersten und
im Petrusevangel i um 7 fi nden, bezeugt im Diatessaron und vorkommend
frühesten Stadium in der Entwicklung syrischer Dichtung, in der allein
auch im altlateinischen Kodex Sangermanensis (g), findet sich in Lk
das Steigen und Fallen der rhythmischen Hebung, zusammen mit Paralle-
23,48 der Vetus Syra: "Und alle, die gerade dort waren und sahen, was
lismus, Paronomasie, Assonanz und Alliteration die poetische 11 Form 11
sich ereignet hatte, schlugen an die Brust und sagten: 'Wehe uns! Was
bestimmten. Exakte Silbenbildung soll eine Erfindung Bardaisans (er
ist uns widerfahren? Wehe uns, wegen unserer Sünden!'11
lebte um 150 n.Chr.), des Vaters der syrischen Poesie, gewesen sein,
Es gi bt daher kei nen Zweife 1, daß di e frühes ten syri schen Evan-
aber es war Ephrem, der daraus ei ne schöne Kunst machte. Wi r müssen
geli enübersetzungen di e apokryphen Evangel ien verwendet haben, so
auf zwei der äl testen bekannten Stücke der noch vorhandenen syri schen
daß der mögliche Einfluß einer nichtgriechischen überlieferung der
Literatur zurückgehen, auf die apokryphen Thomasakten und die Oden
Jesusworte oder der Evange 1i enerei gni sse bei unserer Erklärung der
Salomos*, die beide ins dritte Jahrhundert gehören, um Beispiele fUr
merkwürdigen Varianten, die in den syrischen Evangelien und deren
diesen freieren Versstil zu finden, der nicht gebunden ist an Regeln
überlieferung erhalten geblieben sind, nicht unberücksichtigt gelassen
über die Anzahl der Silben in jeder Zeile.
werden können.
Die Poesie in dem Zitat des Barsalibi könnte das Werk von Tatian
selbst gewesen sein, oder aber er könnte seine eigene Darstellung
1 Sancti Ephremi Syri Hymni et Sermones (Ausg. Lamy) , Bd. 1,127.
1 Fragments of the Commentary of Ephrem Syrus upon the Diatessaron, 2 S. lxiv f.
44. * Siehe Hennecke-Schneemelcher, Neutestamentl iche Apokryphen 3 Die Beispiele auf S .. xv, xxi lxxxi i i von Curetons Vorwort sind
I I, 309ff., 578ff. (der Ubersetzer). die wichtigsten.
5. Die Verteilung der Varianten aus dem Aramäischen
Die meisten der obigen Varianten finden sich in den ziemlich voll-
ständigen Listen Burkitts in seinem EvangeZion da-Mepharreshe und in
C. üBERBLICK üBER DIE ERGEBNISSE
Merx I Die vier kanonischen Evangelien. Nur wenige syrische Varianten
von einiger Bedeutung entgingen diesen beiden Forschern, so daß sich 1. Aramäische Quellenkritik
eine übersicht über die Verteilung dieser besonderen Gruppe von Vari- Ein überblick über die Ergebnisse dieser Untersuchung ergibt in die-
anten über die vier Evangelien als wertvoll erweisen dürfte. In der sem Zusammenhang nur eine Schlußfolgerung, die als in jeder Beziehung
folgenden Tabelle steht M für das matthäische und L für das lukanisch~ erwiesen betrachtet werden kann: daß den synoptischen Evangelien eine
Sondergut. aramäische Spruchquelle oder -überlieferung zugrunde liegt. überall,
wo eine semitische oder aramäische Konstruktion als sich wiederholend
Jesusworte Dialoge Erzählungen
festgestellt werden konnte, zeigte ihre Verteilung, daß sie sehr häu-
1. Varr. in Mt 10,42 (M) Mt 16,16 (M) fig und manchmal ausschließlich in Jesusworten zu finden war. Dieselbe
gr. Texten Mk 14,15 Sch 1ußfo 1gerung ergab sich aus ei ner Untersuchung der übersetzung und
Lk 10,21 (Q) Feh 1übersetzung des Aramäi sehen inden Evange 1i en. Ni cht a 11 e dabei
2. Lat. Varr. Lk 24,21 (L) Joh 1,13 gemachten Beobachtungen oder vorgebrachten Argumente sind von gleicher
3. Syr. Varr. Mt 11,5 = Lk 7,22 (Q) Lk 24,32 ( L) Mt 11,20 (M) Bedeutung und Bewei skraft: manches ; st unvermeidl ich i nformatori sch;
Mt 23,13 = Lk 11,52 (Q) Joh 4,25 Lk 2,20 aber ei nze 1ne Ei nwände und Schwi eri gkei ten können den Hauptei nd ruck
Mt 23,16 (M) Lk 2,30 nur wenig entkräften, daß wir es mit einer Obersetzungs-Oberlieferung
Mt 24,51 = Lk 12,46 (Q) Joh 18,16.17 zu tun haben, die manchmal wörtlich: meistens jedoch literarisch und
Mk 2,21 Joh 20,16 interpretierend ist, die aber im allgemeinen in dem einen oder anderen
Lk 13,26 (Q) Merkmal den Stempel ihres aramäischen Ursprungs trägt. Ob diese Quelle
Lk 18,13 (L) eine schriftliche oder eine mündliche war, ist vom Belegmaterial her
Lk 21,25 (L, Mk ergzd) nicht zu entscheiden.
Lk 23,5 (L) Die einzige andere Stelle, an der ein Einfluß des Aramäischen von
Mt 5,23; 12,19 ei ni gem Ausmaß außerhalb der Jesusworte inden Evange 1i en nachgewi e-
Joh 10,12 sen werden konnte, fand sich in den markinischen Erzählungen, in den
Nicht-Herrenworten und Dialogen. Markus hat ein Monopol auf das Asyn-
Aus der Gesamtmenge von 24 solcher Varianten stammen nicht weniger
deton in der Erzählung; in den beiden anderen Synoptikern war diese
als 14 aus Jesusworten; 5 stehen in Di a logen oder beri chtenden Reden;
Konstruktion auf die Jesusworte beschränkt. Markus konnte auch mehrere
von den verbleibenden 5 Beispielen stammt eines aus dem johanneische~
Beispiele der parataktischen Konstruktion vorweisen; das aramäische
Prolog und eines aus dem zweiten Kapitel bei Lukas, aus der Erzählung
vorwegnehmende Pronomen findet si ch bei den Synopti kern indessen nur
von den Hirten. Dies läßt nur drei Fälle für Erzählungen übrig, und
bei Markus, hauptsächlich in der Erzählung 1 • Ob sol.che typischen Merk-
davon stehen zwei im vierten Evangelium. Diese Verteilung der Varian-
male des markinischen Stils einen Rückschluß auf seinen Gebrauch von
ten, die bedingt sind durch die übersetzung aus dem Aramäischen, be-

Quellen außer den Jesusworten zuläßt, ist jedoch schwer zu entschei-
stätigen also die Ergebnisse, die schon früher aus der Beachtung der
den. Sie könnten womöglich als Zeugnis für die Art Griechisch gedeutet
Arama ismen inden Evange 1 i en gewonnen wurden. Di e fünf Bei spi e 1e ara-
werden, das ei n aramäi sch sprechender Jude schrei ben würde. Di e ver-
mäischer Varianten aus der Quelle Q werden der Aufmerksamkeit gewiß
nicht entgangen sein. 1 Oben, 100.
270 271
mutete Fehlübersetzung in Mk 14,3 ist zu sehr mutmaßlich, um als Quel- von Belegen, bei denen, wenn auch das Element der Vermutung nicht völ-
lenbeweis Beweiskraft zu haben. Das Beweismaterial zu Mk 4,41 und Mk lig auszuschließen ist, dennoch gesagt werden kann, daß Alternativ-
9,38 ist überzeugender und könnte endgültig sein, aber beide Beispiele vorschläge als Erklärungen schwächer sind. So ist der Nachweis für die
finden sich bezeichnenderweise in berichtender Rede. Sicherlich macht Fehlübersetzung der Partikel, keineswegs unbeeindruckend. Es stimmt,
das Beweismaterial, das wir besitzen, die Annahme aramäischer Quellen wie zu sehen war, daß vieles von Burneys Beweismaterial angesichts des
für die markinischen Erzählungen viel weniger schwierig als für die freien Gebrauchs von LVa. im hellenistischen Griechisch seinen Wert ver-
nicht-markinischen erzählenden Teile bei Matthäus und Lukas. 1or. Aber wi e können wi r anders als durch Cii e Hypothese der übersetzung
In den letzteren gibt es, abgesehen von den Jesusworten, weit weni- des Aramäischen die Fälle erklären, indenensowohl die Konjunktion 5Tl..
ger Anzeichen aramäischen Einflusses. Die Asyndeton-Einlei tungen AEYEl.., als auch das Relativpronomen in der griechischen Textüberlieferung
AEyOUOl..V, charakteristisch für das erste Evangelium, sind sehr wahr- erhalten geblieben ist? Die Lesart des Fragments des a~ßerkanonischen
scheinlich, obwohl aramäischen Ursprungs, eher ein Merkmal des juden- li Unbekannten Evangeliums" zu Joh 5.. 39 scheint mir, ob sie nun eine echt

griechischen Stils des Matthäus als ein Kennzeichen der Quelle. Ähnlich johanneische Variante bewahrt oder nicht, als Beweis für eine aramä-
muß die lukanische Te.mporalkonjunktion ~v a.\JTTj TTj wPCf keineswegs den ische Quelle dieses johanneischen Jesuswortes von Bedeutung zu sein 1 •
Gebrauch von Quellen bedeuten; es kann ein lukanischer Aramaismus oder Die zu Joh 3,31 und 33 gemachten Beobacht~ngen lassen den Gebrauch und
Syrizismus sein. Abgesehen von den Jesusworten, finden si.ch Stellen, an di e übersetzung ei ner fi xierten aramäi sehen Oberl i eferung der Worte
denen Lukas semitische Quellen benutzte, am wahrscheinlichsten in den des Täufers, vielleicht sogar einer schriftlichen, vermuten.
ers ten bei den Kapi tel n sei nes Evange 1i ums und inden Reden des Petrus Di ese Beobachtungen 1i efern vi e 11 ei cht den überzeugends ten Bewei s
und Stephanus in den ersten Kapiteln der Apostelgeschichte. Die in die für eine aramäische Quelle:· sie können hinreichend nicht anders als
Kindheitsgeschichte aufgenommenen Hymnen sind durchweg semitisch, aber durch die Hypothese eines aramäischen Originals erklärt werden. Aber
nicht unbedingt übersetzungen, obwohl die Beachtung der Wortspiele im ist es notwendig, dieses Original in einem aramäischen Dokument zu su-
Aramäischen die Obersetzungshypothese stark unterstützt 1 • In der luka- chen, das das ganze Johannesevangelium abdeckt?
ni schen Erzähl ung der Enunaus-Erscheinung, im gri echi schen Text zu Lk Es ist bemerkt worden, daß sich sowohl bei Johannes als auch bei
24,32, ist in WH ein aramäisches Adjektiv sehr wahrscheinl ich fehl über- den Synopti kern diesel be Vertei 1ung von Aramai smen fi ndet, hauptsäch-
setzt. Ein schwaches Zeugnis für eine aramäische Quelle fand sich auch 1ich in den Jesusworten. Di eser Beobachtung konnte jedoch im vierten
in den Reden des Petrus und Stephanus in der Apostelgeschichte. Aber Evange 1i um nur geri nge Bedeutung bei gemessen werden, wei 1 es in ihm
all di es, obwohl ni cht unbedeutend, ergi bt doch ei ne unzurei chende weniger Rahmenerzählung gibt, die einen kontrastierenden Hintergrund
Grundlage für eine Quellenkritik von Wert. abgi bt. Dennoch ist es mögl ich, daß Johannes ei ne aramäi sche Spruch-
Und das vierte Evangelium? Ist es eine übersetzung eines aramäischen überlieferung verwendet hat, höchstwahrscheinlich in Form von frühen
Dokuments, wie Burney behauptete? Inwieweit kann der von Burney beige- griechischen Obersetzungsquellen. Zu einer ähnlichen Schlußfolgerung
brachte linguistische Nachweis, der sicherlich ein starkes aramäisches kam G.R. Driver, der die Theorie einer schriftlichen aramäischen Quelle
Element ausweist, mehr beweisen, als daß Johannes in "aramaisierendem" zurückwies und meinte, das Beweismaterial stütze die Hypothese, daß
Griechisch geschrieben worden ist, vielleicht als Werk eines aramäisch- Johannes, "als er schrieb, die durch die überlieferung hinterlassenen
sprechenden Autors, dessen Zweitsprache das Griechische war? Der Nach- und in christlichen Kreisen in aramäisch umlaufenden Worte geistig
wei s, durch den eine übersetzung am überzeugendsten bewiesen werden ins Griechische übersetzte, in die Sprache, in der er eigentlich sein
kann, ist der einer Fehlübersetzung. Wenn alle anderen Erklärungen be- Evangelium verfaßte"2.
rücksichtigt und die Beweise geprüft worden sind, dann bleibt ein Rest

1 Oben, 72f. 2 "The Original Language


1 Oben, 151 f. of the Fourth Gospel" (Jewish Guardian, 1923).

273
Johannes tat also fast dasselbe wie die anderen Evangelisten, wenn ei nes unbekannten übersetzers, vi e 11 ei cht des gri echi schen Autors von
er in ein griechisches Evangelium eine Spruchquelle oder Spruchquellen Q, stammt. Seine Quelle muß ziemlich sicher eine rohe, unliterarische
aufnahm, wahrscheinlich aber mit dem Unterschied, daß nicht alle seine und wörtliche übersetzung des Aramäischen Jesu gewesen sein. Wird die
1ängeren Reden Jesu von" sei ner aramäi schen überl i eferung hers tammen. für diesen Abschnitt erhobene Forderung anerkannt, dann haben wir in
Im vierten Evangelium mag solch eine Spruchquelle nicht mehr als ein ihm ein noch besseres Beispiel a"ls das markinische Gleichnis vom Sä-
Kern gewesen sein, um den herum die längeren Reden Jesu verfaßt wurden. mann, um da ran den Unterschi ed zwi sehen einer frühen, unl i terari sehen
Hierfür gibt es natürlich bislang noch keine Bestätigung, ebensowenig, übersetzungsform der aramäi sehen überl i eferung der Jesusworte und der
wie es als sicher gelten kann, daß alle Jesusworte in den Synoptikern späteren literarischen Form in unseren ~vangelien ~u studieren.
auf das Aramäische zurückgehen. Aber solch eine Theorie erscheint doch Was hi ermit in bezug auf den Charakter der gri echi schen "überset-
wahrscheinlicher als die, daß Johannes bei allen Reden Jesu ein aramä- zung" der Evangelisten an den Gleichnissen und längeren zusammenhän-
isches Original übersetzt habe. genden Abschnitten behauptet wird, gilt weithin auch für die kürzeren
Außer auf die Existenz einer aramäischen Spruehquelle, die dem Sprüche und Apophtegmen. Sie sind nicht alle wörtliche übersetzungen
vierten Evangelium zugrunde liegt, weist das Beweismaterial auf eine des Aramäischen, sondern solche, die von den griechischen Evangelisten
ähnliche aramäische überlieferung hin, die die Grundlage des Prologs geistig verarbeitet und größtenteils als literarische Produkte wieder-
und der Worte des Täufers im dritten Kapitel bildet. gegeben wurden. Es finden sich manche Beispiele für wörtl iches überset-
zungsgriechisch, bei denen die literarische Hand der Evangelisten kaum
2. "übersetzungsgriechisch" spürbar ist, z.B. Mt 10,11f.; 23,9; Lk 4,43; 9,16; 12,49; Joh 20,lOusw.;
Welchen Charakter hat die griechische "übersetzung" in den Evange- aber es si nd ständi g weitaus kampl i zi ertere Faktoren am Werk gewesen
lien, überall da, wo nachgewiesen werden kann, daß aramäische Quellen als die r.elativ einfache Absicht eines übersetzers, eine treue Wieder-
benutzt worden sind? Angesichts der bereits gewonnenen Ergebnisse sind gabe zu bieten. Der SchlUssel zum Verstehen dieses Prozesses fand sich
wir gehalten, nur das Griechische der Jesusworte zu berücksichtigen; in dem Wort "Interpretation". Die griechischen Evangelisten oder die
und in diesem Zusammenhang, denke ich, kann nicht genug betont werden, ersten griechischen übersetzer der Evangelien haben nicht einfach eine
daß bei"der Mehrheit der längeren zusammenhängenden Gleichnisse, z.B. überl i eferung unverändert übertragen: sie haben ei ne überl i eferung, di e
in Q, die "übersetzung" nicht wörtlich, sondern literarisch ist; mit ursprünglich in aramäisch umlief, interpretiert und die Ergebnisse ihrer
anderen Worten: es ist zweifelhaft, ob sie in einigen Fällen überhaupt Interpretation in mehr oder weniger literarischem Griechisch zusammen-
berechtigterweise als übersetzung bezeichnet werden kann; dies gilt gestellt. Jede übersetzung schließt Interpretation ein, aber die Evan-
selbst dann, wenn die Anzeichen auf die Existenz und den Gebrauch gelien sind nicht einfach Interpre"tationen von übersetzern; sie sind
einer aramäischen Quelle hinweisen. Die Evangelisten, das muß gesagt zugleich auch "Targumim" von Evangelisten 1 •
werden, schri eben im wesentl i chen griechi sche Evangel i en, sel bst da, Das Ergebnis ist, daß bei dieser Art übertragung der Lehre Jesu das
wo sie von Quellen abhängig waren. Es gibt natürlich Ausnahmen hier:-von, Endprodukt im Griechischen oft weniger die Meinung Jesu wiedergibt,
zwei wichtige darunter in den Gleichnissen selbst: die erste ist das als die Gedanken und die Interpretation der griechischen Evangelisten.
Gl ei chni s vom Sämann bei Markus, wo wi r mi t gutem Grund von "überset- Um den ursprünglichen Sinn zu gewinnen, müssen die hinzugekommenen Ge-
zungsgriechisch" sprechen können; im Gleichnis vom Wohlerzogenen Gast, danken der Evangelisten wieder entfernt werden, und selbst dann können
im Bezae-Text zu Mt 20,28, fi ndet si ch ei ne gute Probe von "überset- wir Eigenart und Sinn des ursprünglichen Wortes oft nur vermuten. Hier-
zungsgriechisch" in einem Abschnitt, der lang genug ist, um als Grie- für kann kein instruktiveres Beispiel gefunden werden als Mk 4,llf.
chi sch untersucht zu werden. Andererseits ist di eses Gl ei chni s bei
1 In bezug auf dieselbe Parallele siehe M. Jousse, "Le Formulisme
Lukas ei ne 1i terari sche übersetzung, das Werk des gri echi sch schrei- Arameen des Recits Evangeliques" (L'Ethnographie, Nouvelle Serie No.
benden Lukas, wogegen das Gleichnis in 0 wahrscheinlich von der Hand 30, Decembre, 1935).

?7C,
274
Hierbei ist sicher, daß wir weder bei Markus noch bei Matthäus oder ein regelmäßiges Merkmal des Stils und der Lehre unseres Herrn in
Lukas die Meinung des Herrn finden. Hätten wir nicht das aramäische seiner Muttersprache, Aramäisch, gewesen zu sein. In den griechischen
Targum und den Beweis, daß der markinische Text sich darauf bezieht, Evangelien ist sie größtenteils verschwunden.
so wären wir in bezug auf die vermutete Form des Originalspruches und
-zitats viel weniger glücklich daran als wir es jetzt sind. Markus 4. Das Textprobiem 1
übertrug ni cht ei nfach unverändert ei n Jesuswort; er interpretierte In bezug auf die Textfrage ist eine definitive Entscheidung möglich.
selbst oder gab eine spätere Interpretation wieder, die wahrscheinlich Der Bezae-Text ist in allen synoptischen Evangelien, wenn auch in man-
die Lage der christlichen Gemeinde widerspiegelt, in der der Schreiber cher Hi nsi cht bei Markus weni ger, häufi ger mi t aramäi schen Konstruk-
lebte. Im Blick auf die in den Evangelien wiedergegebenen Abendmahls- tionen und Spracheigentümlichkeiten durchsetzt als der B~-Text. Daher
worte Jesu können wi r, wenn wi r das Aramäi sche berücks i chti gen, nur kann er insgesamt und sicherlich da, wo sich solche Aramaismen finden,
dessen relativ sicher sein, daß das, was wir im Griechischen in wenig- mit mehr Recht als Vertreter des ursprünglicheren, zu allererst in Um-
stens zwei der Schlüsselwörter vor uns haben, das lukanische l[AnpW~~ lauf befindlichen Texttyps gelten. Die Unterschiede zwischen den Texten
und das markinische nCvw HCtI..VOV, Interpretationen sind, die wahrschein- D und B~ sind bei Johannes in dieser Hinsicht weniger ausgeprägt als
lich vom Sinn des Originals ziemlich weit entfernt sind. bei den Synoptikern und in der Apostelgeschichte.
Solch eine Ansicht mag übertrieben sein. Manche der Worte unseres In zwei Fällen, dem Asyndeton bei Markus und den übriggebliebenen
Herrn sind so schlicht und konkret, daß ihr Sinn im Griechischen wie Zustandssätzen bei Lukas, bewahrte der B~-Text die aramäische Sprach-
im Aramäischen derselbe bleiben mußte. Aber gerade weil dies so ist, eigentümlichkeit treuer als D. Aber in fast allen anderen Fällen, so-
zeigen Beispiele wie Mt 5,13; 6,7; 7,6, daß sogar die schlichtesten wohl da, wo Stil und Grammatik betroffen sind - casus pendens, Parataxe,
Worte diesen Interpretationsprozeß durchlaufen haben, w~hrend sie ihre vorwegnehmendes Pronomen, ethischer Dativ, aramäisches Relativpronomen,
in den Evangelien fixierte Form annahmen. Solch eine Ansicht muß nicht Komparativ und Superlativ, Distributiv, partizipialer Indikativ usw. -
zu stark betont oder behauptet werden: aber si e darf auch ni cht über- als auch· bei übersetzungen des Aramäi schen, fi nden si ch aramäi sche
sehen werden. Sprachei gentüml ichkei ten oder Konstruktionen vor all em, und manchmal
ausschließlich, in D. Das Ergebnis, zu dem Wensinck aufgrund seiner
3. Semit~sche poetische Form
Untersuchung der Semitismen bei Lukas kam, gilt für alle Synoptiker:
Daß di e Worte Jesu ursprüngl ich in poeti scher Form konstrui ert wa- D gibt den aramäischen Hintergrund der synoptischen überlieferung
ren, ist seit langem wohlbekannt. In seinem Buch Poetry of our Lord treuer wieder, als es die nicht-westlichen Handschriften tun.
lenkte Burney die Aufmerksamkeit auf Merkmale wie Parallelismus, rhyth- Von fast denselben Beobachtungen ausgehend, legte Wellhausen diese
mische Struktur und sogar Reim, die denn auch in dem den Worten Jesu Ansicht über den Bezae-Text vor mehr als einer Generation in der
zugrunde liegenden Aramäisch entdeckt werden konnten. Aber solche cha- ersten Ausgabe seiner Einleitung dar:2. In einer Anmerkung zu seiner
rakteristischen Merkmale semitischer Poesie fanden sich auch in den ersten Ausgabe der Prolegomena machte Moulton 'auf diesen Zugang Well-
Hymnen bei Lukas, in den Sprüchen des Täufers und vielleicht sogar in hausens zum Textprob 1em aufmerksam, indem er udi e große B~deutung
mehreren Nicht-Herrenworten in den Evangelien. seiner (Wellhausens) Behandlung des Bezae-Textes ll erwähnte: "Er zeigt,
Das überzeugendste und zugleich eines der charakteristischsten daß D an einer großen Anzahl von Stellen dem Aramäischen, das den syn-
Merkmale der gesamten semitischen Poesie ist die Paronomasie und die optischen Aufzeichnungen zugrunde liegt, eindeutig näher steht. Wenn
damit verbundene Alliteration und Assonanz. Wenn die Worte Jesu, und dies bewiesen ist, dann haben wir offensichtlich einen großen Schritt
besonders die längeren zusammenhängenden Abschnitte, in einfaches Ara- vorwärts getan in Richtung auf die Lösung unserer großen Textfrage ll3 •
mäisch übertragen werden, dann kommen viele Beispiele von Paronomasie,
Alliteration und Assonanz ans Licht. Besonders die Paronomasie scheint 1 Vgl. Wi lcox, aaO., 185. :2 Vgl. 15. 3 242.

276 277
Evangelium. Wenn das Beweismaterial derart wäre, daß es eine Zwei-
Keine Feststellung könnte klarer sein in ihren Folgerungen: wenn der
Ausgaben-Theorie beim Lukasevangelium stützen könnte, dann müßte sich
Bezae-Text dem Aramäi schen, das den synoptischen Aufzei chnungen zu-
diese Hypothese auch auf Matthäus und Markus anwenden lassen.
grunde liegt, "eindeutig näher steht" als der BN-Text, dann hat er ein
Es besteht jedoch keine Notwendigkeit für solch eine Theorie. Die
größeres Anrecht darauf als 1etzterer, insgesamt den ursprüngl icheren
Unterschiede zwischen D und BN . weisen nicht auf die Existenz zweier
Text der Evangelien wiederzugeben.
Ausgaben der Evangelien hin, sie lassen vielmehr auf zwei (oder mehr)
Wie sollen wir die nach Form und Sprache oft wesentlichen Unter-
verschiedene Redaktionen des im wesentlichen, wenn nicht wörtlich,
schi ede zwi schen dem Texttyp , den wi r inder Bezae-Unzi ale mi t ihren
gleichen ursprünglichen Evangelientextes schließen. In dem, was "Bezae-
Semitismen und ihrem unliterarischen Griechisch finden, und dem BN-
Redaktion ll genannt werden könnte, ist mehr vom ursprünglichen "arama-
Text erklären? Wens i nck nahm Zufl ucht zu der früheren Hypothese, mit
isierenden" griechischen Text unrevidiert gelassen worden als in der
der Blass die großen Abweichungen zwischen dem Bezae-Text der Apostel-
Redaktion - ein Wort, das wir jetzt in diesem Zusammenhang gebrauchen
geschichte und dem nicht-westlichen Text erklärte, daß nämlich Lukas
können -, die von den BN-Unzia1en wiedergegeben wird.
selbst zwei Ausgaben der Apostelgeschichte herausgegeben habe, wobei
Evangelienvarianten, die auf eine aramäische Quelle zurückgeführt
die zweite (wiedergegeben im BN-Text) eine überarbeitung der ersten
werden können, sind höchstwahrschei n1 ich überreste aus der frühesten
(in D) sei: ähnlich sah Wensinck im nicht-westlichen Text des Lukas-
Periode des Evangelientextes. Sie erinnern uns daran, daß unsere kano-
evangel iums die zwei te Ausgabe eines früheren Entwurfs dieses Evan-
ni schen griechi schen Evange1 i en nur vier aus einer großen Anzahl früher
ge 1i ums, der hauptsäch 1ich in D wi edergegeben sei 1. Di ese Theori eist
griechischer Formen der Evangelienüberlieferung sind. Alle diese grie-
bei der Apostelgeschichte leichter zu verteidigen als beim Evangelium,
chischen Evangelien, soweit sie Worte Jesu enthielten, müssen überset-
denn bei der ersteren ist der Unterschied zwischen den bei den Texten
zungen des Aramäi schen aufgenommen haben, di e oft anders 1auteten als
ohne Parallele in der Geschichte einer biblischen oder nichtbiblis~hen
die übersetzungen, die die vier Evangelisten gebrauchten oder formu-
Schrift; einige Stücke Shakespeares vielleicht ausgenommen.
lierten. Die wahrscheinlichste Erklärung für die wenigen verbleibenden
Ein Vergleich des Bezae-Textes mit dem BN-Text des Lukasevangeliums
griechischen Varianten aus dem Aramäischen ist, daß in der frühesten
zeigt jedoch, daß die Abweichungen nicht so weitreichend sind, wie zu
Peri ode der Textübertragung die Schriften der Evangel i sten durch andere
solch einer Theorie nötig wäre. Wensincks Hypothese beruht weitgehend
bekannte außerkanonische griechische übersetzungen der Herrenworte ver-
auf der Beobachtung, daß im Bezae-Text des Lukas "übersetzungen" einer
schieden beeinflußt oder an sie angeglichen worden sind. Solche Vari-
von jener IIverschiedenen" aramäischen Quelle vorliegen sollen, di~ wir
anten, wie zu sehen war, konnten durch die alten übersetzungen, die
in BN finden. Wir könnten zwei verschiedene Stränge in der übersetzung
Vetus Latina und die Vetus Syra und durch patristische Zitate, vermehrt
der aramäi schen Quell en des Lukas erschließen, von denen der äl tere
werden. Und es erschei nt sehr wahrschei n1 ich, daß die Vetus Syra von
vom D-Text wi edergegeben werde, während der zwei te in BN ei ne später
Anfang an von ei ner außerkanoni schen apokryphen Evange 1ienüberl i eferung
überarbeitete Ausgabe sei. Ei ne genauere Prüfung der Belege zei gte
der Worte Jesu beeinflußt war, die auch nicht-hellenistisch gewesen
jedoch, daß lIübersetzungsvari anten 11 in gri echi schen Texten ni cht sehr
und aus einer ursprünglich pa1ästinisch-aramäischen Quelle direkt ins
zahlreich sind. Einige Beispiele gibt es, die so erklärt werden kön-
Syrische übertragen worden sein kann.
nen, aber sie reichen nicht aus, Wensincks Hypothese zu bestätigen.
Der Unterschied zwischen in ständigem allgemeinem und kirchlichem
Oberdies findet sich dieselbe Art von Varianten im Bezae-Text des Mat-
Gebrauch stehenden heil i gen Schriften und dem Werk ei nes k1ass ischen
thäus und Markus, und di e Unterschiede zwi schen dem BN-Text und dem
Autors ist in der neutestamentlichen Textkritik nie genug betont wor-
des Kodex Bezae in den beiden ersten Evangelien sind ebenso groß wie
den. Prinzipien, die für die Wiederherstellung eines Textes von Plato
die (und vergleichbar mit denen) zwischen den beiden Texten im dritten
oder Ari stote 1es gelten, sind auf heil i ge Texte wi e di e Evange 1 i en (oder
die Paulusbriefe) nicht anwendbar. Wir können nicht annehmen, daß es
1 Semitisms, 47f.
?7q
278
mögl ich sei, durch Heraussieben von "Schreibfehlern" zur Urform oder
zum Urtext der Bibelschreiber zu gelangen. Während wir einerseits A N H A N G A
keinen Grund haben, daran zu zweifeln, daß die Textüberlieferung der DAS WESTARAM~ISCHE ELEMENT IN DEN ALTSYRISCHEN EVANGELIEN1
Bibelschreiber von solchen einmaligen Urschriften herstammt, wissen
Eine Anzahl linguistischer Regelwidrigkeiten in den alt-
wir andererseits auch, daß in der frühesten Periode diese in Kirche syrischen Evangel ien kann' nicht in Begriffen des edesse-
und Synagoge verwendeten Schriften Gegenstand radi ka 1ster ~nderungen nischen Syrisch erklärt werden. Manche dieser Formen und
Wendungen sind im Westaramäischen üblich. Die folgende Un-
und Umbildungen waren, sowohl inhaltlich als auch textlich, wobei auf tersuchung des westaramäischen Elements in der Vetus Syra
das ursprüngliche Werk des Autors wenig Rücksicht genommen wurde. So- stützt sich zum größten Tei I auf das Kapitel über d(e Gram-
matik und Syntax der Vetus Syra im zweiten Band von Burkitts
fern der Gehalt und der Inhalt der Evangel ien betroffen sind, haben EvangeZion da-Mepharreshe.
wir keinen Grund anzunehmen, daß sie in sachlicher Hinsicht irgendwie In Kursivschrift zitierte Abschnitte sind Jesusworte.

gelitten haben; die Gefahr eines radikalen Umgangs mit den biblischen
A. VOKABULAR
Autoren, wie im Falle des Marcion, wurde früh erkannt und gebannt.
Aber während die überlieferung in dieser Hinsicht verläßlich blieb, (1) Das Wort N"'ö, das im Syrischen "ein Hügel" bedeu-
tet, wird in der Vetus Syra an zwei Stellen gebraucht, um
durchlief ihre Form in Text und Sprache dieselben Stadien historischer &YPLO~ bzw. &yp6~ wiederzugeben: in Mt 3,4 (Sys) wird ~~AL
&YPLO\l mit ''''ö1 NI!J.:J1, "Honig der Hügel" oder "Honig der
Entwicklung wie das hebräische und griechische Alte Testament, die
Berge", übersetzt. Aber hier meint dieser Ausdruck wahr-
aramäi schen Targumim oder der Koran. Ei ne frühe Peri ode ei nes "fl i es- scheinl ich "Honig des freien Feldes = Feldhonig"; in Lk
senden Textes" mit verschiedenen "Ausgaben", unterschiedl ich in Form 1 2 ~ 28, dem z we i t e n Bei s pie I, gib t das· seI b e Wo r t &YP 6 ~ wie -
der. Dies ist kein klassisch syrischer Gebrauch, aber im
und Sprache, wenn auch in Botschaft und Bedeutung im wesentl ichen palästinischen Syrisch hat dieses Wort regelmäßig diese
Bedeutung 2 •
gleich, war an verschieden~n Orten in Umlauf. Erst als ein gewisser
(2) Das Wort für &\laaTaaL~ inder Vetus Syra ist der
Grad ki rch 1i cher Ei nhei t über genügend große Gebi ete errei cht war, j üd i sch- pa I äs tin ische a ramä ische Beg riff "das Zum-Leben-
traten Standard- oder Vul gata-Texte an di e Stell e der örtl i chen Evan- Kommen der TotenlI, 'n'n n'n in seiner syrischen Form.
Die~es Wort findet sich in Mt 22,23 (Dialog), 28 (Dialog),
gelien und ersetzten sie schließlich. 30 Im SySC und zum Teil auch in der Peschitta. Der übliche
Di e Textkriti k des gri echi schen Neuen Testaments war ni cht daran syri sehe Ausdruck für IIAuferstehung" ist Nnn'j7 oder Nnnu
z.B. in der Peschitta zu Joh 11,24.25. '
gewöhnt, in Begriffen einer griechischen Vulgata zu denken, deren Ent- (3) In Lk 2,14 (direkte Rede) wird EOöoxCa im SyS durch
wicklung parallel lief mit maßgebenden kirchlichen Texten wie der Hn'Y"H wiedergegeben, das dem jüdisch-aramäischen Nn,y"
ent~pricht, wie z.B. in Esr 5,17; 7,18; der entsprechende
lateinischen oder syrischen Vulgata. der LXX oder dem masoretischen syrische Ausdruck Ist K:P.:J~ (wie in den beiden Versen bei
hebräischen Text. Dennoch ist es diese Auffassung, die an die Stelle Esra in der Peschitta) oder Nn':l~. Das ungebräuchliche und
unsyrische Nn,y"N im SyS wird in der Peschitta durch N.,:lO
der klassischen Idee oder Idealvorstellung eines rekonstruierten oder N.:Jö, fl gute Hoffnung", ersetzt, ohne Zweifel, weil die
wiederhergestellten Urtextes oder "echten fl Textes treten muß. jüdisch-aramäische Wendung den syrischen Lesern Schwierig-
keiten bereitet hätte; sie erscheint nirgendwo imSyrischen.
Solche revidierten maßgebenden griechischen Texte finden sich in (4) In Lk 11~10; 13~25 im SyS gibt das Aphel von 1!Jj7.l
den Unzialhandschriften B, Hund D, auch wenn es immer noch eine offene XPOUEt..\I wieder. Dies scheinen die einzigen Abschnitte im
Syrischen zu sein, in denen das Aphel dieses Verbs ver-
Frage ist, ob sie jemals als kirchlich maßgebende oder Vulgata-Texte wendet wird; meistens, wie in den beiden obigen Versen im
existierten und umliefen. Aber dieses Ergebnis kann die Schlußfolge- SyC, erscheint dieses Wort im Peal. Doch im palästinischen
Dialekt ist das Aphel üblich 3 •
rung, zu der diese Untersuchung uns geführt hat, nicht beeinträchtigen.
daß nämlich die im Kodex Bezae wiedergegebene Redaktion mehr Merkmale
der "fließenden fl Vor-Vulgata-Textperiode des ursprünglichen, ganz 1 Vgl. G.C.C. Torrey, Documents of the Primitive Church (New York,
früh in Umlauf befindlichen Texttyps bewahrt hat als die vatikanisch- 1942), 249ff.
2 Oben, 133.
sinaitische Redaktion. 3 Siehe F. Schulthess, Lexicon Syropalaestinum, S.v.

280 281
(5) Neben dem übl ichen syrischen Wort NOUl,l, für das in Mk 14~J6; Röm 8,15 und Gal 4,6. Alle obigen Beispiele
griechische Wort vovos;, finden wir In ,der Vetus Syra ~as der regelwidrigen Form in der Vetus Syra finden sich in
jüdisch-palästinische aramäische KlJ~'J'~ (im Targum wird Jesusworten.
dieses Wort ~n~'~N gelesen). Dieses Wort ist eine syrische Burkitt folgerte: liEs ist, wage ich zu denken, nicht
Entlehnung auTs:-dem Jüdisch-Aramäischen; es findet sich unwahrscheinlich, daß N:lN, d.h. Abba, einst im Edesse-
auch anderswo in der syrischen Literatur. nischen, wie in den meisten Formen des palästinischen
(6) In Joh 3,2 (Dialog) im SyS und in Joh 4~48 im SyC Aramäisch (I), für 'mein Vater l
gebraucht wurde und daß
gibt das palästinisch-aramäische Wort NO,l onvE'Gov wieder. diese Varianten die letzte Spur einer verschwindenden
Die ses Sub s ta n t i v beg e g n e t a u c h an der s wo i m S y r i sc h e n, es Spracheigentümlichkeit sind ll (s. 47). Die Schwierigkeit,
ist jedoch selten. die dieser Erklärung anhaftet, besteht darin, daß. diese
(7) In Lk 23,2 (Dialog) entspricht XPLOTOV ßIlOLAEIl dem 5 p ra c h e i gen t ü ml ich k e i t an der s wo i m k las s i sc h e n S y r i sc h
~n'vn N~~n im SySC, in der Ordnung des jüdisch-aramäischen völl ig verschwunden ist.
Titels (dieselben Wörter)1. Die bekannte Wendung lider Vater ll in den Reden Jesu im
vierten Evangelium (z.B. Joh 12~50; 14~26; 16~17) gibt 0
B. MORPHOLOG I E 1WTnp wieder. Di·es kann im Griechischen, in dem das Pro-
nominaladjektiv nicht betont wird, Ilmein Vater ll heißen.
1. Substantive Aber in den Evangel ienabschnitten, in denen das Pronomen
nicht ohne Bedeutung ist, konnte es nicht Ilmein Vater ll
(1) Burkitt meinte, daß die Schreibweise i7"n in Mt 8~12 heißen. Auf jeden Fall ist der Gebrauch des bestimmten
(Sys) (= ßpuyJ.los;) lIein bloßer Schreibfehler für i7"n sein Artikels anstelle des Pronominaladjektivs weder johanne-
muß lI 2. Doch im paläs.tinischen Aramäisch ist diese Form isches noch überhaupt neutestamentl iches Griechisch, das
ü b I ich; v g 1. S Ypa 1 zuM t 8 ~ 1 2; 1 3 ~ 5 (] ( A); 2 2 ~ 1 3 • in der Regel das Personalpronomen im Genitiv hat; also
(2) Die Formen NV,l':l und NV,l',l:l in Mt 19~6· (Syc) und in (, nllTnp vou, z.B. Joh 6~32. Es ist mögl ich, daß lider Vater
ll

Lk 9~ 26 (Syc), anstell e der gebräuchI icheren NV,lN "1:l und in den johanneischen Worten und Reden Jesu das mehrdeutige
NV,lN ',l:l im klassischen Syrisch, sind im westlichen Dia- aramäische N:lN, lider Vater ll oder Ilmein VaterlI, widerspie-
lekt üblich. gel t*. Letzteres war wahrscheinl ich ursprüngl ich.
(3) In Lk 23,5 (Dialog) hat der SyS die griechische Form (8) In Mt lJ~35 (SyS) findet sich für TO OTOVIl J.lOU die
N'~'?l (= fIlALAIlCIl), statt des gebrätJchl icheren syrischen ungewöhnliche Form 'nD: die übliche syrische Schreibweise
N?'~l; es ist die erste Form, die im palästinischen Syrisch ist 'n1D, und die obige Form im Sinai-Syrer ist im übrigen
gebraucht wird. in der klassischen Sprache unbekannt. Das Wort O!l ist in
(4) Statt des übl ichen syrischen 'il,,.'n?n, IIseine Jün- den aramäischen Teilen von Daniel immer ohne 1 geschrie-
ger 11 , hat der S y C z w.e i mal die S u f fix f 0 r m '1'" n ~ n: i n Mt ben, und in Dan 7,5 finden wir es mit einem Suffix: iHJ!l:l.
11,2 und Joh 4,8; letzteres ist die Schreibweise des jüdisch- Burkitt lenkte die Aufmerksamkeit auf die Form 'nD in
palästinischen Aramäisch und des palästinischen Syrisch. einer alten westaramäischen Inschrift von Nerab, nahe bei
(5) Zu der regelwidrigen syrischen Form ':J',l"YO in Lk Al eppo (s. 49).
19~44 (Sys) bemerkte Burkitt (5. 46): 1I'~'7,l"1'YO ... muß (9) Eine palästinisch-aramäische Pluralform auf NZ-
ein Schreibfehler für '~',l'Y10 sein.
1I
Die übl iche Form im findet sich in der Wendung IIHand anlegen an ll (N''''N) in
Targum ist ~,l"Yo, der Vetus Syra zu Mt 26,50; Lk 22~53.
(6) In Lk 21~14 (Sysc) gibt "~':l:l7:l EV TIl'G~ }{llpÖCIlLS; (10) In Mk 6,9 hat der SyS das ungewöhnl iche p.l1l'''~,
UJ.lWV wieder; der edessenisch-syrische P·lural von N:l~ ist statt der übl ichen syrischen Form dieses Wortes: p,l'n1:J;
Nn':l:l~; die palästinisch-aramäische Form ist N':l:l~, und im jüdisch-palästinischen Aramäisch ist N,l,n~ = XLTWV.
lIin euren HerzenIl heißt "~':l:l~:l. ll
(7) Die gebräuchI iche Suffixform für Ilmein Vater ist
2. Adjektive, Adverbien, Präpositionen
im Syrischen ('):lN, und diese Form ist in der Vetus Syra
üblich, außer im SyC zu Mt 10~32, im SyS zu Mt 15~13, im
(1) Das Adjektiv p,nN (clAAOs;) wird im SyS regelmäßig
S y C zu L k 2 ~ 49 und i m S y C Z u J 0 h 6:J J 2 , wo wir die F0 r m
"nN geschrieben; die palästinisch-aramäische Form ist
N:lN finden, obwohl keine griechische Handschrift das J.lOÜ
nach nClTnp ausläßt 3 • Diese Form ist jüdisch-palästinischj "n'Nj im sypal zu Joh 5,7 (B) findet sich nn. Di"e Schreib-
in griechischen Buchstaben geschrieben steht sie als &ßßa weise "nN begegnet auch im SyC zu Joh 4~37j 5:J32; 7~33.
(2) Die alte Form des Demonstrativadjektivs "?il fin-
de t s ich im ed es sen i sc he n S y r i sc h nur seI te n ; sie er-
Vgl. Dalman, Die Worte Jesu, 240.
1 2 AaO., 46. scheint jedoch einige Male in der Vetus Syra, haupt-
Burkitt fand die Form ~:l~ für Ilmein Vater ll in einer Anzahl von
3 sächlich in Jesusworten: Mt 15,22 (SyC)j 20,9 (Syc)j 21~
Peschitta-Handschriften zu Joh 6~32; 10~17; 12~27; 14~26; 16~17; 17.,25 40 (Syc); 22:J7 (Syc)j Lk 8~13 (SySC); 12~37 (Syc); Joh 4~
(5. 47). Eine Prüfung dieser Beispiele zeigt jedoch, daß die Peschitta
hier b 1[IlTnp, nicht 0 1[IlTnp ]Jou, wiedergibt. Die Form ~:l~ für Ilmein
Vater ll ist nur der Vetus Syra eigen. * ~:l~ kann auch noch lIdein, unser, euer Vater ll bedeuten (d. U.).
282 283
.~.,.
:';1

38 (SyC); 43 (Syc). Diese Form begegnet im palästinischen pOllcpaCa, I iest der Sys: NnY.l'" il.l,.,.::1yn '1:J;'1 ':JI!I!l.J;',
Syrisch 1 und erscheint im Jüdisch-Aramäischen als das was Burkitt so wiedergibt: lI un d du wirst verursachen,
undeklinierbare 1'17il; in Mt 15.124 (SyC) findet sich 1'1;il daß deine eigene Seele ein Speer durchdringtlI. Im Sy-
als Femininum. rischen kann die Verbform nur das Aphel der 2. Person
(3) Das regelwidrige pn,., ,n (&na lla}(po{}Ev) begegnet in Singular feminin Imperfekt mit dem Suffix der 3. Person
Mk 8.13; Lk 16.123 (beide Sys): das Absolutum von ~pn1" ist Singular feminin sein. Aber wenn wir sie als westara-
sonst unbekannt im Syrischen. Diese adverbiale Wendung ist mäische Form mit Nun Ener-gicum betrachten, dann kann das
kein syrischer Ausdruck, aber sie findet sich im jüdisch- Verb als Peal der 3. Person Singular feminin Imperfekt
palästinischen Aramäisch im Targum zu Prov 31,14: pn,., ,n; mit dem Suffix der 3. Person Singular feminin definiert
die gebräuchliche targumische Form ist p'1n., ,n. werden; in diesem Fall.e ist das Syrische eine Wiedergabe
(4) Statt des Adverbs ~1nn, II so fort ll , das im Syrischen des Griechischen: lIund auch deine eigene Seele wird ein
immer so geschrieben wird, steht in Mk 6,45 (SyS) N1n Ln. Speer durchdringen. 1I
Diese Schreibweise ist im palästinischen Syrisch üblich. (2) An drei Stellen in den altsyrischen Evangelien
(5) Zu der Präposition ,.,rHCl im SyS zu Lk 9.123 schrieb finden wir .::1il' anstelle des Partizips passiv .::1'il'1; Mk
Burkitt (S. 51): IIlch bin auf keineandere Zerlegung von .,n.::1 4.111 (Sys); Lk 4.16.17 (Sys). Diese Form scheint sich
ins ein e urs p r ü n g I ich e n EIe me n t e g e 5 t 0 ß e n • 11 0 i e 5 e sc r i p t io auch bei Aphraates zu finden, jedoch in einem Zitat
plena ist im palästinischen Syrisch üblich, z.B. Mt 8,10 von Mt 1 9.1 11 ( Ed. Wr i g h t,- s. 3 5 5). 0 i e ses d e f e k t i v g e -
(B); 19 (A, B); 22 (B); Mk 2.114 (C); 8.134 (B). schriebene Partizip passiv findet sich im biblischen
Aramäisch in Dan 7,14 und häufig im palästinischen Syrisch:
Mt 19.111 (A, B, C); Lk 7,,25 (B, C); Joh 6,66 (B); 7,39 (B,
3. Numeralia und Interrogative
C); 19,,11 (B, cl.
(3) In Mt 23.113 (SySC) ist dasPar·tizip "'1'1n~ der Form
(1) Zuweilen finden sich Numeralia in westaramäischen
nach passiv, aber der Bedeutung nachaktiv; imede'ssenischen
Formen: Mk 8,5.6 (SyS, beide Verse im Dialog); Lk 20,29
Syrisch gibt es Parallelen dazu; auch imjüdisch-palästi-
(SyS, Dialog): NY.::1HJ; Mk 12,23 (SyS, Dialog): 11il'nY:lHJ;
nischen Aramäisch hat die passive Form dieses Verbs eine
Lk 13,14 (Sys): Nn.::1HI (Sabbat); Lk 10,17 (SyS): PY:lHJ.
aktive Bedeutung; siehe J. Levy, Chaldäisches Wörterbuch
Burkitts Anmerkung: IIDiese Varianten des übl ichen ~Y:lI!I,
I, s. 19}.
PY.::1I!1, Nn.::11!1 sind alle um so interessanter, als sie sich
(4) Lk 1,63 (SyS) hat. die Peilform 1iPnn (E{}aullacrav),
·im christlich-palästinischen Aramäisch und inverschiedenen
anstelle des gebräuchlicheren 1ilY.ln 1 ; ein weiteres Peil
Formen des Jüdisch-Aramäischen findenIl (S. 48).
(2) Indem sie Lk 8.130, TC cro~ övolla EcrT~V, durch 1nl!l ,n
findetsichinLk9,32: ,.,'P'1. Das Peil ist vom Biblischen
Aramäisch her wohlbekannt; siehe H.L. Strack, Abriß des
übersetzen, geben beide, die Vetus Syra und die Peschitta,
Biblischen Aramäisch, S. 29.
eine alte hebräische. und aramäische Spracheigentüml ichkeit
(5) Die Imperative von NnN und 7iN werden an mehreren
wieder, die im edessenischen Syrisch unbekannt zu sein
Stellen der Vetus Syra, im Gegensatz zur übl ichen syrischen
sc h ein t ; so i n R i 1 3 , 1 7 im Heb r ä i sc h e n ; i n Gen 32,28, wo
Rechtschreibung, mit Alaph geschrieben: Mt 11.128; 19.121;
das Hebräische IIWas ist dein Name?1I hat, bietet das aramä-
22.14; Lk 9.159; Mt 2,20; 5.141; 8.14.9; 9,,6.13; 17.127; Mk
ische Targum diese Spracheigentüml ichkeit: IIWelcher ist
7.129; Lk 7,,22; 10.13; 13,31; 22.110. Alle Beispiele stammen
dein Name?1I
aus dem Sys. Fälle, die nicht in Jesusworten stehen, fin-
(3) Statt des gebräuchI ichen syrischen '111 ,n, IIWer ist
den sich im Dialog.
(es)?II, finden wir in Mt 12.148 (Sys), Mk 3.133 (Sys) und Lk
Das Alaph im Imperativ von Nn~ ist im sypal üblich und
7,39 (SyS, Dialog) '.ln. Diese Schreibweise ist im Syrischen
im Jüdisch-Aramäischen gebräuchI ich, z.B. im palästinischen
unbekannt, sie findet sich jedoch im syrischen Aramäisch
Talmud, Demai 6, f. 25b, Zeile 12. Der Imperativ von ;i~
(Burkitt, S. 42).
wird im jüdisch-palästinischen Aramäisch und im palästi-
nischen Syrisch regelmäßig mit Alaph geschrieben.
4. Verben Diese I ingulstischen Besonderheiten der Vetus Syra sind
von Bur k i t t a l s s y r i sc he Are hai sm e n er k I ä r t wo r den. Die
(1) Suffixformen sind bei Verben häufig unregelmäßig. Schwäche dieser Ansicht besteht darin, daß es dazu kaum
Zuweilen haben sie ein Nun Energicum, wie im westlichen irgendwelche Parallelen im Syrischen gibt; wir sollten
Dialekt; '.l.lnn statt des gebräuchI icheren syrischen '1.l1N1n irgendeine Spur solcher Formen in anderen frühen syrischen
in Mt 2,8 (Dialog); 22.119; Lk 20,,24. Diese Form begegnet im Schriften erwarten, z.B. in den Thomasakten oder In den
Sys; der Syc hat an allen drei Stellen die übl iche Form. Psalmen und Oden Salomos. J. Wellhausen schrieb: 11 . . . man
Lk 2,35 (Dialog) enthält eine der seltsamsten Varianten gewinnt den Eindruck, dass solche Raritäten stehen geblie-
der Vetus Syra: statt }(at croü OE aUTns: T~V <jJuxnv o~EAEöcrE'[a~

1 Siehe F. Schulthess, Grammatik des christI ich-palästinischen Ara- 1 A. Merx (Markus und Lukas, 187) schrieb: IIDie Form ... dürfte ...
mäisch, 33. einem alten westaramäischen Dokumente entlehnt sein. 1I

284
bene Reste sind ll1 • Aber wovon? Eine Analyse des obigen Uber-
blicks ergibt folgendes Ergebnis: insgesamt sind 79 Fälle A N H A N G 8
re gel w i d r i gen S p ra c h g e b rau c h s fes t g e s teIlt wo r den; da von
finden sich nicht weniger als 50 (63-64 %) in Jesusworten; DIE ARABISCHEN UND MITTELALTERLICHEN EVANGELIENHARMONIEN1
16 (19-20 %) erscheinen im Dialog oder in direkter Rede
und die restlichen 13 (16-17 %) in Erzählungen. Dieses Obwohl nur so wenig von Tatians ursprüngl icher Evange-
Bewe i sma ter i albes tät i g t die Hypothese, daß diese rege 1- lienharmonie bekannt ist, wissen wir doch, daß sie einen
widrigen Formen aus einer westaramäischen Quelle oder Evan- bedeutenden Einfluß sowohl auf den Text der griechischen
gel ienüberl ieferung stammen, besonders von Jesusworten, Evangel ien als auch auf spätere Ubersetzungen ausübte.
die die Sprache der Vetus Syra direkt beeinflußt hat. Dieser Einfluß ist verschieden beurteilt und in einigen
Fäll en stark überschätzt worden; ei ne der Aufgaben künf-
tiger Textkritik muß eine genauere Einschätzung seiner
NACHBEMERKUNG Natur und seines Umfangs sein. Doch in frühen und späteren
J a h r h und e r t end e r Kir c h e e r f r eu t e s ich Tat i ans Ha r mo nie
Neuere Untersuchungen neigen dazu, wenn überhaupt eine, sicherlich großer Popularität; sie wurde in mehrere Spra-
dann die hier vertretene Ansicht zu bestätigen. P. Kahle chen übersetzt, deren frühesten und bekanntesten die ara-
(The Cairo Geniza, 2. AufI., S. 283) hat vermutet, daß das bische und die altlateinische sind.
kleine jüdische Königreich Adiabene eher als Edessa die Das ·arabische Diatessaron geht in den verschiedenen
Wiege des syri schen Christentums gewesen sein könnte; und Handschriften, die wir besitzen, letzten Endes auf eine
seine Ansichten werden jetzt bestätigt durch A. Vööbus, arabische Ubersetzung von Tatians syrischer Arbeit zurück;
IIStudies in the History of the Gospel Text in Syriac" es ist jedoch, damit es mit dem Text der Peschitta über-
(CSCO, 128, Subsid. 3, 1951, S. 20f.), "History of Asce- einstimmt, vereinheitlicht worden 2 • Gleichwohl ist es
ll
tism in the Syrian Orient I (CSCO, 184, Subsid. 14, 1958, nicht ohne textlichen Wert und sicherlich nicht so un-
S. 3-10). In bezug auf die Verbindung zwischen Essenismus bedeutend, wie seine dürftige Berücksichtigung in Text-
(asketischem Judentum) und syrischem Christentum, siehe büchern vermuten läßt. Es hat aber auch nicht den Wert,
ebd., s. 17-30, 97-103. den von Soden ihm gab, indem er es durchweg mit dem grie-
Die Entdeckung einer Handschrift des ursprüngl ich syri- chischen Text verglich; während er dies tat, notierte er
schen Kommentars Ephraims zum Diatessaron und eines per- in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle einfach wieder die
s i s c h e n .D i at e s s a r 0 n 5 ver s p r ich t wer t v 0 1 1 e 5 neu e 5 Bewe i s - Lesart der Peschitta. Nur da, wo das Arabische von der
ma te r i a l b e i zu t rag e n zu der Fra gen ach den Urs p r ü n gen der Peschitta abweicht, mag es eine echte Variante beisteuern;
~yrischen Evangel ienüber1!efer~ng; siehe L. Leloir, ~aint in solchen Abweichungen von der Peschitta stimmt es sehr
Ephrem.' Commen taire de Z' Evang1- Ze Concordan t Texte Syr1-aque oft mit anderen Quellen Tatians überein, so daß es zuwei-
(Manuscrit Chester Beatty 709), Dubl in 1963 und B.M. Met~­ len möglich ist anzunehmen, daß andere Varianten, die für
ger, Chapters in the History of New Testament TextuaZ Cr1-- die Tatianüberl ieferung sonst unbezeugt sind, aus derselben
ticism, Leiden 1963, S. 97f. alten Quelle stammen 3 •

1 Zum neuesten Stand der Arbeiten zum arabischen Diatessaron siehe


P. Kahle, The Cairo Geniza, 211ff., 2. AufI., 297ff.
2 Die erste Ausgabe des arabischen Textes des Diatessarons war A.
Ciascas Tatiani Evangel iorum harrroniae arabicae (Rom 1888). Eine kri-
tische Untersuchung und Ubersetzung des a rab ischen Textes ersch i en
1926, Tatian: Diatessaron, übersetzt von E. Preuschen und herausgege-
ben von A. Pott (Heidelberg). Andere MSS sind in A.S. Marmardjis Dia-
tessaron de Tatian (Beirut 1935) kritisch vergl ichen worden. Eine
Darstellung der Geschichte des arabischen Textes findet sich in s. Eu-
ringers IIUberl ieferung der arabischen Ubersetzung des Diatessarons",
in: BibI ische Studien 17,2; I. Guidis Le Traduzioni degl i Evangel i i in
Arabo e in Etiopico (Rom 1888) und o~ Guildemeisters De Evangel iis in
arabicum e simpl ici syriaco translatis (Bonn 1865) sind wichtige Un-
tersuchungen.
3 Eine weitere östl iche Quelle für Diatessaronvarianten findet sich
in den kürzl ich veröffentl ichten koptisch-manichäischen Dokumenten;
Mani kannte die Evangel ien in der Form des syrischen Diatessarons; vgl.
A. Baumstark, "Ein Evangel ium-Zitat der Manichäischen Kephalaia",
1 Nachrichten der königl ichen Gesellschaft der Wissenschaft zu Oriens Christianus, Illte Serie, XII, 169-191. Die Texte finden sich
Göttingen, Phil.-hist. Klasse, 1895, I, 5. bei Schmidt und Polotzky, "Ein Mani-Fund in Ägypten ll (Sitzungsberichte

287
Der einzige vorhandene Reprä.sentant des lateinischen über ihren Herkunftsort. Daß sie für Laien bestimmt waren
Diatessarons ist die von Victor von Capua (6. Jahrhundert) und weder die Genehmigung noch den Segen der mittelalter-
e nt d eck teE v a n gel i e n ha r mo nie 1 • Ihr tex t I ich e r We r t, wie lichen Kirchen hatten, ist sicher. Die Lütticher Hand-
der des arabischen, ist jedoch nicht groß, denn ihr Text schrift war eindeutig für die private Lektüre bestimmt;
ist an den der lateinischen Vulgata angeglichen worden. der Harmonieschreiber sagt uns in seinem Vorwort, daß er
Die Fo I ge diese r gu tgeme i nten Bemühungen der K i rchen- es für seinen Freund und auf dessen Bitte hin unternommen
väter, einen einheitlichen kirchlichen Text herzustellen, habe, "eine schöne Geschichte" (ene schone historie) vom
ist für uns der Verlust fast alles dessen in der alt- Leben unseres Herrn zu verfassen. Diese Handschrift ist
lateinischen Harmonie, was ursprünglich und spezifisch dem Ende des 13. oder dem Anfang des 14. Jahrhunderts
tatianisch war. zug e s c h r i e ben wo r den, der hol I ä nd i sc h e Tex t ma g j e d 0 c h
Aber obwohl, mi t Ausnahme des verstümmel ten Kodex älter sein: zu Beginn des 13. Jahrhunderts versuchte ein
Fuldensis von Victo~, keine lateinische Vor-Vulgata: flämischer Dichter, Jacob van Maerlant, Küster von Maer-
Harmonie ans Licht gekommen ist, sind Abkömml inge dieser lant auf der Insel Oost-Voorne, in einer Rijmbijbe~ die
ver I 0 ren e n la te i n i sc he n ha r mo n i sie r te n Eva n gel i e n i n F0 r m Evangelien in holländische Verse zu übertragen, und die
von nicht offiziellen Volksbibeln erhalten gebl ieben, Grundlage seiner Dichtung war ein holländischer Harmonie-
g e s c h r i· e ben i n den v 0 I k s t ü mI ich e neu r 0 p ä i s c h e n S p ra c h e n text, von dem Plooij annahm, daß er ein Vorgänger des
des Mittelalters: Holländisch, Altfranzösisch, Venezia- Lütticher Dlatessaron sei; ein Abschreibefehler in Mt
nisch und Toskanisch-Ital ienisch, Althochdeutsch, Nie- 27,10, durch den aus dem "potter" ein IIporterll (Städter)
derdeutsch und Mittelenglisch. Die Entdeckung und Wert- wurde, findet sich sowohl in der Rijmbijbe~ als auch in
bestimmung dieser mittelalterlichen Evangelienharmonien der Lütticher Harmonie 1 •·
und die E r k e n nt n i s , daß sie zur urs p r ü n g I ich e n Ha r mo nie- Aus einem merkwürdigen Dokument, etwa ein Jahrhundert
überl ieferung Tatians gehören und daß sie trotz der er- früher, das die Apo~ogia eines Lambert·le Begue (um 1150
klärten Politik der mittelalterlichen Kirc·he Material n.Chr.) enthält, erfahren wir von einem "liber psalmorum
aus altlateinischen Quellen, schon des 2. Jahrhunderts, in vulgarem 1 inguam a quodam magistro Flandrensi
bewahrt haben, sind nicht die uninteressantesten Ergeb- translatus ll2 ; die Anfänge der Ubersetzung der Evangel ien
nisse biblischer Forschung der letzten Jahre. Vom Stand- in die Volkssprache können sehr wohl so früh anzusetzen
punkt der Ursprüngl ichkeit und des Alters abweichender sein. Aber erst im 15. Jahrhundert wurde die Forderung
Lesarten, die in ihnen enthalten sind, haben sich die .nach solchen Schriften deutlich ausgesprochen: Gerard
holländischen Harmonien als die bemerkenswertesten er- Groot, der Gründer der Brüder vom gemei nsamen Los und
wiesen 2 • Die italienischen sind kürzlich in einer. her- sein Helfer Florentius Radevynszoon kämpften öffentl ich
vor rag end e n Aus gab e ver ö f fe nt I ich t wo r den 3 . 0 i e mit tel - für die Ubersetzung der Evangel ien in die Volkssprache
eng I i sc h e Ha r mo nie ist die sog e na n nt e Pep y s i an - Eva n gel i e n- und erklärten, daß "die Wurzel des Strebens und der Spie-
harmonie, hochgeschätzter Besitz von Mr. Samuel Pepys 4; gel des Lebens an erster Stelle das Evangel ium Christi
Wiclifs Harmonie, die wahrscheinlich zur selben Uber- sein muß"3. Man kann getrost sagen, daß diese holländi-
lieferung gehört, ist noch als Handschrift im britischen schen harmonisierten Evangelien, die wir noch besitzen,
Museums. Der textliche Wert dieser mittelalterlichen Har- zu den ersten Anzeichen der großen rel igiösen Belebung
monie wird vorsichtig veranschlagt 6 • des späten Mittelalters gehören, aus der die Reformation
Ke i ne de r ho 11 änd ischen Ha rmon i en, deren bedeutend- geboren wurde.
ste das Lütticher Diatessaron ist, ist datiert, und Der Nachweis fürdasAlter einiger der abweichenden Les-
alle ihre Autoren sind ungenannt. Abgesehen von der Tat- arten, die in den holländischen Harmonien erhalten gebl le-
sache, daß sie flämisch sind, haben wir keine Information ben s i nd, ist von Pro f. P 1 00 i j erb ra c h t wo r den. 0 b die alt-
I a te i n i sc h e n Tex t e, die die hol I ä nd i s c he n Ha r mo nie s c h re i be r
übersetzten, selbst schon, wie Plooij behauptete, Uberset-
der preussischen Akademie der Wissenschaften, 1933, I, 57-59}; H.J. Po-· zungen von syrischen und nicht von griechischen Originalen
lotzky, Manichäische Homil ien, 1934. des Werkes Tatians waren, ist eine noch offene Frage.
1 Oben, 266.
Mehrere Beispiele des alten Materials in diesen Harmonie-
2 Dem verstorbenen Prof. Plooijaus Leiden gebührt die Ehre für die texten sind jedoch auffa 11 end. Der üb li che Evange lientex t
textl iche Wertbestimmung der holländischen Harmonien; siehe seine Ar- in Mt 1,24 (nach der A.V.) lautet: IIDann tat ..• Joseph,
beiten A Primitive Text of the Diatessaron (Leiden 1923) und A Further wie der Engel des Herrn ihm geboten hatte und nahm sein
Study of the Liege Diatessaron (Leiden 1925). Weib zu sichlI; die freie Paraphrase Tatians, die seine
3 Il Diatessaron in volgare Italiano (Vatican, Studi eTesti, 1938), enkratitischen Ansichten über die Sündhaftigkeit der Ehe.
herausgegeben von Vattasso und Vaccari .
4 Ausgabe von M. Goates, Engl ish Texts Society, CLVI I, 1922.
S Vgl. A Further Study, 5. . 1 Vgl. A Further Study, 5.
6 The Liege Diatessaron, Ausgabe D. Plooij, C.A. Phillips, A.H.A. 2 Ebd., I.c.
Bakker (Amsterdam, 1938, in Arbeit). 3 Vgl. T.M. Lindsay, History of the Reformation I I, 228.

288
'1
!

und des Fleisches widerspiegelt, vermeidet die schlichte konnte ll , ein Zusatz, der dem des apokryphen Hebräerevange-
Feststellung, daß Joseph Maria zur Frau nahm und ersetzt li um s n ich tun ä h n I ich ist, i n dem na c h der Be z e ich nun g
sie dur c h: 11 Er ( J 0 s e p h ) wo h n t e i n He i I i g k ei t mit ihr zu- jenes Mannes als "Maurer" hinzugefügt ist, daß er wegen
sammen"; dieselbe Lesart findet sich im Cureton-Syrer: se-z-nes Gebrechens seinen Lebensunterhalt nicht verdienen
"und er wohnte rei n mi t ihr zusammenlI; Maerl ants Rijm- konnte. Der zudringliche Freund im Evangeliengleichnis,
bijbel, die auf seine Harmoniequelle zurückgeht, lau- der nachts kam und um dre·i Laibe Brot bat (Lk 11,5),
te t: 11 und erb I i e b i n Re i n h e i t mit ihr zu sam me n 11 ( end e Jlfuhr fortII, nach der Lütticher Harmonie, " zu klopfen
bleef met hare in suverhede) 1. Um die Bedeutung dieser und zu rufen", bis· er schI ießI ich bekam, um was er bat.
Ubere ins ti mmung des ho 1I änd ischen Textes mit Tat i an vo II Die Samaritanerin in Joh 4,4f., der Jesus am Brunnen be-
würdigen zu können, muß man nicht nur berücksichtigen, daß g e g n e t e , 11 5 e t z t e ihr e n Krug ab .und I i e f i n di e Stadt",
diese Wiedergabe Tatians eigene und besondere Paraphrase nachdem Jesus mit ihr gesprochen hatte; sowohl im Grie-
ist, so nd ern au c h , daß sie s ich n I r gen d wo so n s t . a u ß e rh a I-b chischen als auch in der A.V. lautet Vers 28, mit der
der syrischen Uberl ieferung findet. Im voraufgehenden Vers Würde einer gelehrten Wiedergabe gelassen ausgedrückt:
bei Matthäus (1,23) hat die Cambridger Handschrift einer IIda verließ die Frau ihren Wasserkrug und ging ihres
holländischen Harmonie aus dem 15. Jahrhundert die Wen- Weges in die Stadt"; die Lütticher Ubersetzung ist um so
dung: "und er (Joseph) nahm sie in Schutz"; Plooij wies interessanter, als sie hier wieder mit der Vetus Syra
darauf hin, daß es nach dem apokryphen Protevangel ium des übereinstimmt. In Lk 15,8 ist es eine goldene Drachme,
Jakobus die Aufgabe Josephs war, "Maria in seine Obhut zu die die Hausfrau verlor, und der Lütticher Harmonie-
nehmen Jl2 . Ein Beispiel für eine absichtliche Veränderung, schreiber berichtet uns, um sie zu finden, habe sie,
die ebenfalls Tatians enkratitische Philosophie wider- statt das Haus zu fegen (A.V.), IIdas ganze Haus auf den
spiegelt, findet sich im Lütticher Text zu Mt 19,4: in dem Kopf gestellt". Im Gleichnis vom Verlorenen Schaf sagt
Gespräch über die Rechtmäßigkeit der Scheidung betrachtet der Ha r mo nie s c h re i be r , daß der H i r t sei ne neu nun d neu n z i g
der Harmonieschreiber die Ehe nur in ihrem geistigen As- Schafe auf dem Berge ließ, "wo sie weideten ll , und daß er,
pekt als geheiligt und von Gott verordnet; es ist Adam, als er das verlorene Schaf gefunden hatte, lies auf seine
nicht Gott, der sagt, daß sie ein Fleisch sein werden. Zu Schulter legte und heimbrachte ll • Schließlich, denn solche
dieser merkwürdigen Veränderung bemerkte Plooij: IIViel- Oe ta i I s i n den Ha r mo nie tex t e n s i nd z a h Ire ich, k lag ted e r
leicht war solch eine Ansicht in der mittelalterlichen Verlorene Sohn in seinem Elend, daß der Tagelöhner "im
Ki rche nicht völl ig unmögl ich, aber es ist kaum wahr- Hause meines .Vaters" reichlich Brot habe, und als er
sc h ein I i.c h , daß na c h dem 2. J a h rh und e r t i r gen d j em an d ge - zurückkehrte, küßte sein Vater ihn "auf den Mund" (vor dem
wagt haben würde, einen Evangel ientext so freimütig zu mond), was, wie Ploij, dem ich für diese Beispiele Dank
verändern"3. schulde, in Erinnerung brachte, "der semitische Ausdruck
In den holländischen Harmonien sind echte variae lecti- für die zärtl ichste LiebeIl ist 1 •
on e s von Be d e u tun g be wa h r t wo r den. I n Lk 1 8, 1 J, wie 0 ben Die mittelalterlichen italienischen Harmonien sind in
besprochen 4 , folgt das Holländische in seiner Wiedergabe zwei Gruppen unterteilt, je nachdem, ob sie zu den venezi-
der Vetus Syra: "Der Zöllner aber stand von ferne und anischen oder zu den toskanischen Dialekten gehören. Sie
wagte nicht, seine Augen zum Himmel zu erheben". Der hol- sind dem 13. oder 14. Jahrhundert zugerechnet worden; auf
ländische Ubersetzer des LütticherTextes war auch Stilist, die Autorenschaft, Herkunft oder Verwendung findet sich in
und seine Vorstellungskraft gab einer Geschichte oder ei- den Handschriften kein Hinweis. Man hat jedoch erwogen, daß
nem Gleichnis Leben und Dramatik. Wieviel er in dieser sie zur Verbrei tung innerhaI b der Ki rche best immt gewesen
Hinsicht seiner altlateinischen Quelle und damit letztlich sein mögen. Es ist aber wahrscheinlicher, daß sie, wie die
Ta ti an se I bs t verdank te, ist schwer zu entsche iden, und hol I ä n dis c he n Ha r mo nie n , urs p r ü n g I ich für den a I I gern ein e n
vielleicht irrte Plooij, wenn er zu viele der Vorzüge des Gebrauch bestimmt waren; die theologischen Erläuterungen,
holländischen Textes Tatian zuschrieb. Gleichwohl braucht die in der venezianischen Harmonie häufig und eindeutig
an der Qualität des Evangeliums der Harmonieschreiber, kirchI ichen Ursprungs sind, können späteren Datums als die
sowohl in St i I und Sprache al s auch in Anordnung und Vor- Harmonien selbst sein. Außer den vielen Handschriften, die
stellungskraft, kein Zweifel zu bestehen. Die Ubersetzung von diesen gewöhnl ichen ital ienischen Harmonien existieren
von Mt 6,28 ist ganz imStil der aramäischen Poesie unseres (allein für die toskanische Gruppe haben die Herausgeber
Herrn gehal ten: sich ane de lilien die wassen in den felde. nicht weniger als vierundzwanzig gesammelt undverglichen),
noch sine pinen noch sine spinnen. Vi el e der bel ebenden ist ein Diatessaron in mittelalterlichem toskanischem
Einzelheiten, die der Harmonieschreiber hinzufügte, geben Italienisch erhalten, in Versen, wie Maerlants Rijmbij-
der Erzählung Wahrscheinlichkeit: in Mt 12,10, der Ge- bel, das We r k ein e s ge w iss e n Ja co po G rad 0 n i co, der ge gen
schichte des Mannes mit der verdorrten Hand, lautet der Ende des 14. Jahrhunderts I.ebte. Wie bei der Rijmbijbel,
Lütticher Text: "Es war da ein Mann, dessen rechte Hand ist die Grundlage von Gradonicos Versübersetzung eine
war verdorrt, 50 daß er nicht mehr mit ihr arbeiten

1 A Primi tive Text, 21. 2 Ebd. 3 AaO., 55. 4 253f. 1 A Primitive Text, 79f.

290
Evangelienharmonie, in diesem Falle in toskanischem Ita- sohn, es wi rd ihm vergeben werden: aber wer auch immer
lienisch. Es ist merkwürdig, in Gradonicos Versdichtung, gegen den heiligen Geist redet, es wird ihm nicht ver-
wie in den holländischen Harmonien und in der Rijmbijbet, geben werden"; die toskanischen Evangel ien haben dafür:
einen Schreibfehler zu finden, den auch die toskanische "Wer auch immer ein Wort redet gegen den Vatero (parola
Harmonie aufweist. Dadurch ergibt sich ein terominus ad contra 11 Padre), es wird ihm vergeben werden: und wer
qu e m für die () a t i e run g der tos k a n i s ehe n Ha n d s ehr i f t e n ; auch immer ein Wort redet gegen den Sohn, usw." Wahr-
Gradonicos Werk wurde im Jahre 1399 in Padua vollendet. Mk scheinl ich führte der Wunsch, alle Personen der Drei-
16,20 wird in der Vulgata mit et proofecti proaedicaverount einigkeit einzuschließen, zl,lr Einführung der paroota contra
ubique wiedergegeben; der toskanische Text lautet: "und , t Pa dro e . Ein ewe i t e re u n g e wö h n 1 ich e Ube r set z u n gis t die
sie gingen hin und predigten perofekt überall"; offensicht- toskanische Wiedergabe von Lk 19,38: " Fr iede sei·auf Eroden
lich ist das lateinische proofecti doppelt gelesen worden, (pace sia in terra) und Ehre in der Höhe".
daszweiteMal, infolge eines Schreibfehlers, als perofecti-. I n der Art und We i se all e r mit tel alt e r 1 ich e n Ha r mo nie n ,
Es ist nicht überraschend, dieses Versehen in Gradonicos sucht das italienische Diatessaron die vielen schwierigen
ital ienischer Versdichtung wiederzufinden, aber es ist ein und fremden Begriffe in den Evangelien zu vereinfachen.
merkwürdiger Zufall, denselben Fehler in den alten an- Die Herodianer (Mt 22,16) werden bezeichnet als "i cava-
gelsächsischen Evangelien zu entdecken; sie lesen: IIdann lieri diErode", eine Ubersetzung, die sich in Gradonicos
p red i g t e n sie per f e k t ( fu t f e t d e ) übe ra 1 1 11 1 . Ein a n der e r Versdichtung wiederfindet. Der Barmherozige Samaritaner
Berührungspunkt zwischen engl ischer und ital ienischer Har- wird beschrieben als "un homo mondano"; Joseph von Ari-
mo nie übe r 1 i e fe run gis t j ed 0 eh nie h t s o l eie h t a l s Zu fa 1 1 mathia ist ein "nobile conestabile di diece cavalieri ed
zu erklären. In einer der unveröffentlichten Harmonie- era da Marimattia". Das aramäische Wort NP"" in Mt 5 22
handschriften Wiclifs, die auf das Werk von Clement of wird zu IIcos a non formatall. "
Llanthony zurückgeht, findet sich dieselbe Auslegung des Nie h t die uni nt er e s san te s te u nt e r d e n Eva n gel i e n ha r mo-
e r s t e n Ver ses des J 0 h a n ne s eva n gel i ums, die wir i n den i ta- nien in anderen mittelal terl ichen Sprachen, wenn auch,
1 i e n i s ehe n Ha r mo nie n f i n den. Wie 1 i fun d die i tal i e n i s ehe n kritisch betrachtet, von geringerem Wert, ist die mittel-
Evangel ien vermeiden die wörtl iche Wiedergabe IIdas Wort ll engl ische Harmonie, die von Samuel Pepys benutzt wurde und
und geben es volkstUml ich durch lider Sohn ll wieder; Wicl if nach ihm The Pepysian Gospet Harmony genannt wird. Dieses
übersetzte 2 : "Im Anfang oder vor allen Dingen: war Gottes mittelenglische Evangelium war Teil einer Handschrift, die
Sohn: und Gottes Sohn war bei Gott: und Gott war Gottes in der Library of Magdalene College, Cambridge, als Pepys
Sohn ll ; der toskanische Text lautet: 111m Anfang war der Sohn 2498 bezeichnet wurde und irrtüml ich als eine Sammlung von
Gottes, und der Sohn Gottes war bei Gott, und göttl ich war· Wicl ifs Predigten katalogisiert worden war. Der wirkl iche
der Sohn Gottes (Nel principio era Figliuolo di Dio, e i l Inhalt der Handschrift ~urde 1902 entdeckt, als man be-
Figl iuolo di Dio era appo Dio, eera Iddio i 1 Figl ioulo merkte, daß sie außer Pepys 1 Evangel ium acht weitere Ar-
d i 0 i 0) 11. bei te n re 1 i g i öse r o d e r mo ra 1 i sie ren der Art e nt h i e 1 t ,
Ein Beispiel tatianischer Lesart im Vulgärital ienischen einschließlich der ältesten von neun bekannten mittel-
findet sich, sowohl in der venezianischen als auch in der engl ischen Handschriften des Nikodemusevangetiums. Auf
toskanischen Familie, in der Wiedergabe von Mt 27,5, wo dem vorderen Einbanddeckel der Handschrift, das die Har-
Judas IIhinging und sich erhängtell; Tatian und die itali- mo nie e n t h ä 1 t, f i nd e t sie h ein es von Pep y s e i gen e n Ex -
en i sehen und ho 11 änd i sehen Ha rmon i en ergänzen: IImi t einem 1 ibris, ausgelegt mit Gold und geschmückt mit zwei Ankern,
Strick". Eine einzigartige Form der Vaterunserbitte Mt 6" die von Tauen umschlungen sind; die Inschrift lautet:
13a, auch wenn klar ist, daß es keine echte Variante ist,
findet sich in einer venezianischen Handschrift; sie lau- SAM. PEPYS
tet: "Laß uns nicht in Gefahro oder in Versuchung kommen CAR. ET IAC.
(no ne tasaroe vegniroe in peroicoto ne in tentatione) 11. Statt
lIunser tägl iches Brot ll 1 iest eine toskanische Harmonie: ANGL. REGIB.
"unser übernatürl iches tägl iches Brot (it pane no·stroe A SECRETIS
soproasustantiate cotidiano) ", wobei die gewöhnliche Wie-
dergabe mit der alten lateinischen Auslegung von IImetaphy- ADMIRALIAE
sischer oder geistiger Nahrung" verbunden ist. Uber Pepysl Gebrauch der Harmonie scheint es keine weitere
Es gibt keinerlei Parallelen zu der ungewöhnlichen I n f 0 r ma t ion zug e ben, d 0 eh sc he i nt er, sei ne m so r g f ä 1 t i g
Wiedergabe von Mt 12,,32. In der A.V. lautet der Vers: ausgearbeiteten und wertvollen Exl ibris nach zu urteilen,
"Und wer auch immer ein Wort redet gegen den Menschen- dieses Buch hoch geschätzt zu haben. Das Datum wi rd in
einer Notiz auf S. 370 des Bandes angegeben:
1 The Holy Gospels in Anglo-Saxon, Northumbrian and Old Mercian Das Alter dieses Buches. Verglichen mit einem anderen
Vers ions, edit. W. Skeat, 1887, z.St. Exemplar, wurde geschrieben, als K(önig) Heinrich
2 Die ersten Verse des Johannesevangel iums aus Wicl ifs MS sind in der Vi er t e Händel mi t den Wal i se r n hatte.
Plooijs A Primitive Text, 3, wiedergegeben. Ano/1401/.

293
Es sc h ein t a l so no c h an der e Ex e mp I are die s e r Ha r mo nie "answered", als die Pharisäer ihn fragten, " So swetel ich and
gegeben zu haben. Tatsächl ich können wir die Existenz so dignel ich for Jesus sake that for pure jre hij dryven him
und den Gebrauch volkstüml icher Schriften in der Volks- away." Das "Ihr wißt nicht, von welcher Art Geist ihr seid"
sprache in England bis zu einem viel früheren Datum als i n Lk 9, 55 ( A • V .) ums c h r i e b der Ha r mo nie 5 c h re i be r mit "n e
auf dem Kontinent nachweisen. Man sagt, in England habe witen ye how ye scholden bere you swetel ich and soft." Vor
die Nachfrage nach volkstüml ichen Schriften schon zu seiner Himmelfahrt segnete unser Herr seine Jünger: "and he
König Alfreds Zeiten begonnen, von dem erzählt wird, daß kyssed hem all by and by". Nachdem der Hahn zum dri tten Mal
er die Bedeutung von Schriften in der. Landessprache sehr gekräht hatte, ging Petrus hin und weinte nicht nur "sehr
wohl erkannt habe 1 • In der Regel nimmt man an, daß die he f t i g ", so n der n 11 te n der I ich "
0
,ein Deta io I, das i n der Eva n -
angelsächsische Evangelienüberlieferung im 9. oder 10. gel ienüberl ieferung enthalten gewesen zu seinscheint 1 •
Jahrhundert ihren Anfang nahm 2 • Das prächtige Gewand in Lk 23,11 war nach der Vulgata eine
Zwar lenkte der Herausgeber des Pepysianischen Harmo- vestis al.ba, was der engl ische Harmonieschreiber so aus-
nietextes die Aufmerksamkeit auf die mit Tatian begonnene legte: "and (Heroude) cladde hym in awhite cloth as he hadde
Harmonieüberl ieferung, doch scheint er keinen Zusammenhang ben a foole". Das Jesusbild des Harmonieschreibers kommt
zwi schen den be i den gefunden zu habeon. 0 i e Pepys i an ischen klar zum Ausdruck in der Geschichte der beim Ehebruch er-
Evangelien sind sehr wahrscheinlich direkte Abkömmlinge griffenen Frau, zu der sich der Herr ·lIwel suetel ich" hin-
der tatianischen Uberl ieferung, und zwar in der dritten wandte, ein bevorzugter Ausdruck.
Generation, denn der mittelengl ische Text stützt sich auf Wir können uns gut vorstellen, warum Pepys dieses
eine französische Ubersetzung einer altlateinischen Wie- "Iitel tretis of diuinitie ll schätzte. Zweifellos war er
dergabe des Diatessarons. Ein bemerkenswerter Berührungs- ein viel beschäftigter Mann, der eine Kurzform seiner Bibel
punkt mit Tatian ist das Vorhandensein des l.umen magnum bevorzugte; aber ihre größere Anziehungskraft, das kann
bei der Tau fe i n der eng I i sc h e n Ha r mo nie: "u n d als er a I I erd i n g s von a I I e n Ha r mo nie n des Mit tel alt e r s ge sag t
getauft war, da kam der Glanz vom Hiommel und der werden, lag in ihrer schi ichten und verständl ichen Behand-
heilige Geist und leuchtete in ihm". Ein anderes wohl- lung der Heiligen Schrift, sowie in ihrer einfachen Anmut
bekanntes apokryphes Element in der Harmonie ist die und ihrem nie versagenden Charme.
Feststellung, daß das Jesuskind in eine Krippe gelegt Es ist nachgewiesen worden, daß ein althebräisches
wurde, "wo ein Ochse und ein Esel standen"; die früheste Mat t h ä u s eva n gel i um (k ein Ha r mo nie tex t), das dem 1 6. Ja h r -
Erwähnung des Ochsen und des Esels von Bethlehem findet hundert angehört, mehrere unerwartete Varianten enthält,
sich im Pseudo-Matthäus aus dem 5. Jahrhundert. Diese die sich sonst nur in ~yrischen Quellen finden. Gemeint
Ha r mo nie e nt h ä I t a u c h die leg end ä re Ube r I i e f er u n g, daß ist Merciers 1555 hebräischer Matthäus, der von einem
Judas "hinging und sich an einem nelren tree ·(Holunder- gewissen Jean du Tillet 1553 während einer Italienreise
baum) erhängte". erworben wurde. Der Hera.usgeber des hebräischen Textes
Das Ziel der engl ischen Harmonieschreiber war es, das glaubte fest, daß er ein Abkömml ing des verlorenen IIhebrä-
Leben unseres Herrn schi icht und einfach darzustellen, und ischen" Originals des Matthäusevangel iums sei; auf dem
in dem Bemühen, dies zu erreichen, finden wir einen hin- Titelblatt behauptete er: IIDas Matthäusevangel ium, bis auf
reichenden Beweis dafür, daß diese Harmonien für einfache, diesen Tag unter den Juden aufbewahrt und verborgen gehal-
ungebildete Leute geschrieben wurden. Die Pharisäer sind ten in ihren Schlupfwinkeln, jetzt endl ich aus ihren Behau-
"the folk of religioun in that tyme". Die Zöllner sind sungen und aus der Dunkelheit ans Licht gebracht." Diese
"the hethene baylives servaunts", und die Samaritaner "in Behauptung ist kürzlich von H.J. Schonfield in einer Ein-
one ha I f weren Jews & in anothe r ha I f h i j we ren payens leitung zu seiner Ubersetzung des hebräischen Textes er-
(Heiden}". Biblische Wörter und Wendungen sind durch ein- neuert worden 2 ; Schonfield machte viel Aufhebens um die
heimische Parallelen ersetzt: in Mt 3,4 aß Johannes der Ubereinstimmung mit der altsyrischen Uberlieferung, doch
Täufer nicht "Heuschrecken und wilden Honig", sondern ist dies hinreichend erklärt durch die Annahme eines alt-
"garl ic and bryony" oder "ramesones (breitblätterigen lateinischen Originals für den hebräischen Text, der, wie
Knoblauch) and wilde-nepes". Beim Wunder der Verwandlung an der s wo die alt I at ein i sc heU b er I i e fe run g , Be r Ü h run g s -
von Wasser in Wein ruft der "gode man" (der "Festordner", punkte mit den syrischen Ubersetzungen hatte. Der Autor
nach der A.V.) nicht den Bräutigam (Joh 2,9), sondern "he des hebräischen Matthäus war wahrscheinl ich ein gewisser
cleped thebotiler (butler)". Als Maria Magdalena am Oster- Schem-Tob ben Schaphrut, ei n berühmter jüdi scher Strei t-
sonntag im Garten den Herrn erkannte, "she fel adoun to schriftsteller, der im 14. Jahrhundert in Spanien lebte 3 •
his feete and seide, Ha! Swete Sir."
Glei c h g ü I t i g, 0 b das Ver die n s t dem eng I i s c h e n Ha r mo nie -
schreiber oder seinen Quellen zukommt, sicherl ich hat das 1 Vgl. Mendevilles Travels (Ausg. G.F. Warner, Engl ish Texts Socie-

gemeinsame Werk Anspruch auf wirkl ichen I iterarischen Wert. ty, CLIII, 1923,61, Zeile 64: "Und es ist der Ort, wo St. Petrus mult
Der BI inde, dem Jesus am Sabbat das Augenl icht wiedergab, tendrement weinte".
2 An Old Hebrew Text of Matthew's Gospel (T. & T. Clark, 1927).
3 Vgl. A. Herbst, Des Schemtob ben Schaphrut hebraeische Ubersetzung
1 Siehe Skeat, aaO., Vorwort zu Markus, i i. 2 Ebd. des Evangel ium Matthaei, 1879.
294 295
Wensinck hatte auch die Bedeutung des palästinischen
Syr i sch und des samar i tan ischen Aramä i sch erkannt und
A N H A N G C ebenso, daß seine Arbeit fortgesetzt werden und daß sie
deren Material mitenthalten müsse, um die Untersuchung des
DAS UNVERöFFENTLICHTE WERK DES VERSTORBENEN Westaramäischen als Ganzes zu vervollständigen 1 • Ersteres
A.J. WENSINCK AUS LEIDEN ist durch die Grammatik und das Lexikon von F. Schulthess
bereits vertreten 2 : nur ein größeres Stück der Literatur,
Der Name A.J. Wensinck aus Leiden ist den Orientalisten von deren Existenz man weiß, ist noch unveröffentl icht;
gut bekannt, den Bibelgelehrten jedoch weniger. Sein vor- es ist ein christlich-palästinisches syrisches Horologion
zeitiger Tod, 1939, war vielleicht für die ~ramä.ische.und von etwa 200 Blatt, mit dem ich gegenwärtig beschäftigt
die neutestamentl iche Forschung, denen er sich In seinen bin; es enthält mehrere wertvolle Ergänzungen zum Wort-
späteren Jahren mehr und mehr widmete, ,;in größere: Ver!ust sc hat z der S p ra c he 3 • Me i n f r ü her er Ko I leg e i n Lee d s ,
als für die islamische Wissenschaft, In der er sich einen J. Bowman, hat einige Zeit an der Herausgabe des Memar
Namen gemacht hat. Das zu ersterem Gebiet veröffentl ichte ge a rb e i te t , ein e Art Mi d ras c h des s a ma r i ta n i sc he n Au tor s
Werk ist nicht umfangreich; seine wichtigste Untersuchu~g Marqa aus dem 4. Jahrhundert; auch hier muß der Heraus-
war eine kurze Monographie über den aramäischen Strang Im geber dem Lexikographen varangehen.
westl ichen Text des Lukasevangel iums 1 • Doch sein Gesichts- Das unveröffentl ichte Material umfaßt eine abgeschlos-
kreis war bedeutendweiterals seine gelegentlichen Artikel sene Sammlung des aramäischen Wortschatzes des palästi-
bekunden und sei ne tatsächl iche Lei stung ist erst durch nischen Pentateuchtargums aus der Geniza, ein unvollstän-
die Pr ü f ~ n g sei ne run ver ö f fe n tl ich te n No t i zen und .. Un t '; r- diges Lexikon der aramäischen Teile des palästinischen
suchungen zum palästinischen Targum und Talmud ganzllch Talmuds, eine vollständige Grammatik dieses targumischen
bekannt geworden 2 • und talmudischen Aramäisch, ein Verzeichnis griechischer
Die aramäische Literatur, die Wensinck zur Erläuterung Wörter und Ausdrücke aus dem Neuen Testament mit semiti-
der Bezae-Semitismen zitierte, macht deutlich, daß er die schen Äquivalenten und Querverweisen auf beide Lexika und
allgemein geltenden Ansichten über unsere Hauptquellen für eine Sammlung philologischer Notizen und Vermerke zu den
das jüdisch-palästinische Aramäisch des 1. Jahrhunderts Evangel ien und zur ersten Häl fte der Apostelgeschichte.
nicht mehr teilte; Targum Onkelos, die von G. Dalman, der Die Wörter sind alphabetisch auf Karten geordnet oder, in
bisher anerkannten Autorität 'auf diesem Gebiet 3 , benutzten der Grammatik, dem Schlagwort entsprechend in Karten grup-
Hauptquelle, hatte er stillschweigend erse~zt durch d~s ~n piert; die Notizen zu den Evangelien und zur Apostel-
der Kairoer Geniza gefundene Material des alten palastI- geschichte stehen ebenfalls. auf Karten, die nach Kapitel
nischen Pentateuchtargums, zusammen mit seinen verwandten und Vers geordnet sind. Der Zweck sowohl der Grammatik als
haggadischen Teilen, die in den sogenannten pseudojonat~an­ auch des zweiteiligen Lexikons besteht darin, eine aus-
und Fragmententargumim erhalten sind. Diese Wahl der lite- reichende Grundlage für das Studium des Aramäischen zu
rarischen Quellen für das palästinische Aramäisch des 1. liefern, das zur Zeit Christi in Palästina gesprochen und
Jahrhunderts wi rd durch Wensincks unveröffentl ichte Notizen geschrieben wurde und auf diese Weise ein Instrument für
voll bestätigt (und nicht weniger voll gerechtfertigt): die weitere Aufhellung des Neuen Testaments zur Verfügung
zusammen mit dem Aramäisch des palästinischen Talmuds (und zu stellen.
li
dabei das ältere Reichs-IIWestaramäisch von Daniel, Esra In seinem griechischen Wörterverzeichnis und seinen
und den Elephantine-Papyri ausschI ießend) stellt das pa- philologischen Notizen bezieht sich Wensinck auf das Ma-
lästinische Targum für das in Palästina vom 1. Jahrhundert terial des palästinischen Targums als Ganzes, dabei unter-
bis in die Zeit der arabischen Eroberung tatsächlich ge- scheidet er einzelne Quellen durch die Abkürzungen paL
sprochene und geschriebene Westaramäisch eine Autorität (Geniza-Fragmente), fragm. (Fragmententargum) und ion.
äußerster Wichtigkeit dar 4 . (Pseudojonathan). Diese Abkürzungen sind etwas i rrefüh-
rend, denn sowohl das Fragmententargum als auch das ältere
Material im Pseudojonathan stammen aus derselben palästi-
1 IITheSemitisms ofCodex Bezae and their Relation to the non-Western
nischen Uberl ieferung wie pal.; in diesem Anhang und in
Text of the Gospel of Saint Luke", in: Bulletin of the Bezan Club, Bd. meinen ergänzenden Notizen beziehe ich mich auf sie ein-
XII, Leiden 1937. fach mit G (Geniza-Quelle), F (Fragmententargum) und P-J
2 Dank der Freundl ichkeit von Frau Wens.inck und Prof. P.A.H. de Boer (Pseudojonathan) •
ist ein Teil dieses Materials, das bis vor kurzem in der Universität
Leiden aufbewahrt wurde, nach England übersandt und in die Obhut e~nes
Mit-Orientalisten und persönlichen Freundes seines Autors, Emeritus 1 Diese Information v~rdanke ich P. Kahle.
Prof. P. Kahle, früher Universität Bann, übergeben worden. Kahle hat 2 Gramm. des.christl ich-palästinischen Aramäisch, ·1924; Lexicon Syro-
mir freundl icherweise Z~gang zu der Sammlung gegeben. palaestinum, 1903 = 1979.
3 Sein Buch, Die Worte Jesu, ist zum ersten Mal 1898 veröffentl icht 3 Siehe "A Christian Palestinian Syriac HorologionII, in: Studia Se-

worden. mitica et Orientalia I I, 1945, Cambridge Texts and Studies, Second Se-
4 Siehe P. Kahle, The Cairo Geniza, 129 und oben, 19 und 35ff. ries, 1954.

297
Der Hauptzweck der Notizen und des Wörterverzeich- Vermutung hervor, daß wir in dieser frUhen Targumquelle
nisses ist die Bestimmung der semitischen Äquivalente eine jüdische Lehre vorfinden, die nur wenig geringer
verd~chtiger griechisch~r AusdrUcke oder die Erl~ute- entwickelt ist als die, die wir in der Hagadda von Philo
rung ungewöhnl icher griechischer Wendungen vom semi- finden. Vielleicht brauchen wir in bezug auf die Inspi-
tischen, haupts~chl ich vom aramäischen Sprachgebrauch ration der Logoslehre des Johannes gar nicht Uber Palä-
her, aber auch in bezug auf das Hebräische und das stina hinauszublicken.
alttestamentliche Griechisch: durch Theorien Uber den Die Sprache und die Spracheigentümlichkeit einer ein-
syrischen Einfluß scheint Wensinck nicht beeindruckt fachen Erzählung und Alltagsrede sind ebenfalls voll
gewesen zu sein. Hinweise auf die aramäische Literatur ver t re t e n. I n der f r eie n Par a p h ras e von Gen 3 2, , 2 5 (p - J ) ,
finden sich häufig, sind aber nicht vollständig: und 49,2 (F), findet sich .,nN' '7.l)11. Der "Hebraismus ll }(CLt
die Notizen selbst sind nicht alle von gleichem Wert, EYEVETO kommt auch in freiem Aramäisch vor: Gen 4,16 (F).
könnten also in ihrer noch unfertigen Form kaum ver-- Gen 49,1 (F) hat die Form hnnN (vgl. den Imperativ €<P<PCLßa.,
öffentlicht werden. Aber sie enthalten viel wichtiges Mk 7,34). Der Semitismus äpXOl1CLl, olt6 (Lk 23,5; 24,27.47;
Material und eine beträchtliche Anzahl scharfsinniger Apg 8,35; Joh 8,9) erscheint im Aramäischen zu Gen 44,18
Beobachtungen. (F): 7'7nnn N.lN 1.l'7n. Die Wendung OTCLße:tS; <TCLÜTCL> ltp~S; E:CLUT~V
Die wertvollsten Erläuterungen stammen aus dem pa- ltPOOrJUXe:TO, Lk 18,11,wird vollständigerhellt durchEx 20,15
I ~st i nischen Pentateuchtargum: und man braucht dar in (G, F) (vgl. Ex 14,15 (p-J»: (j)'7h" ,n) 1'77~n ";'7 pnj)',
wirkl ich nicht viel zu lesen, um überzeugt zu werden, lIund sie nahmen ihren Platz ein und beteten (von ferne)";
daß seine Sprache, bis hin zur zeitgemäßen Aussprache 1 , daß dies der regelmäßige Ausdruck war, wird an zwei wei-
der neutestamentlichen Zeit angehört. Einige seiner teren Beispielen klar (ebenfalls mit dem ethischen Dativ):
charakteristischsten Ausdrucksformen stammen aus dem an Schabb. 1,2 und Rasch. Hasch. 2,5 2 • Unter Eigennamen
religiösen Wortschatz der aramäischen Poesie, der in begegnen wi r in Gen 8,11 (p-J) dem bekannten Nh\!1'7n "'0,
der poetischen Haggada des alten Targums erhalten ge- öpos; TWV EACLl,WV, und in Gen 49,7.10 (F) findet sich '7n7n
blieben ist. Ein deutliches Beispiel ist der Ausdruck Nn'7"'N (vo~oÖl,ÖaO}(CLAOl,). Die aramäische Spracheigentüm-
YEvvnTOl, YUVCLL}(WV, der sich in Q (Mt 11,11 Lk 7,28) I ichkeit Onl1e:pov }(CLt CLÜPl,OV 'in 'Lk 13,33 hat Wensinck auch
findet: die semitische Wendung NnnN 1'7'7 begegnet zwei- erkannt, er verglich sie mit Gen 39,10 (F)3.
mal im Dialog zwischen Mose und dem Roten Meer in Ex In dem Material aus dem palästinischen Talmud sind die
14,29 (F)2. Die Metapher vom "Schmecken" des Todes kommt folgenden Parallelen nicht ohne Interesse. In Nedar. 6,3
im Alten Testament bekanntlich nicht vor: ihretwegen findet sich ein halb-sprichwörtlicher Spruch:
müssen wir schon auf rabbinische Quellen zurückgreifen:,
Es ist nicht die Art eines Mannes,
dasselbe gilt fUr die Metapher vom Kelch in den Evan-
zu seinem Freund zu sagen:
gelien (Mk 14,36 par.); die folgende Parallele findet sich "Kauf mir einen Fisch!1I -
in Gen 40,32 (F): IINun entsagte Joseph der Gnade von oben
und er kauft ihm einen 1'7:17:1.
und der Gnade von unten ... : er vertraute auf das
Fleisch, das vergeht, und auf das Fleisch, das den Ke~ch Das letzte Wort ist das griechische XCLA}(CS; (XCLA/(l,ÖL}('tj), ein
des Todes schmeckt (Nn,n1 NO:1 1J'7)101) "3. Ein Hinweis auf
den Umfang, in dem das alte palästinische Targum dieselbe
rel igiöse Sprache' wie die Evangel ien benutzte, kann aus die Wasser zu einem Haufen" (vgl. Weish9,l). Vgl. Gen 11,2 (F): Ex
ein i gen Par a I I eIe n e n t no mm e n wer den, die Wen s i n c k zu Aus- 3,14 (F); 6,7 (G); Lev 22,26 (G); Ex 20,1.2 (G): 13,21 (F); 15,18 (F):
drücken im Vaterunser ft und im johanneischen Prolog bot s . Gen 21,33 (F); 40,32 (F); Ex 14,31 (F): Gen 30,22 (F); Ex 14,4 (F):
Zu letzterem ruft das gehäufte Beweismaterial die starke 20,21 (F); Ex 22,22 (G).
1 Vgl. G. Dalman, Die Worte Jesu, 19.
2 Vgl. G.C.C. Torrey, Our Translated Gospels, 76 und oben, 78. Die-
se Beispiele überzeugen mich davon, daß Torrey recht hatte, vgl. aber
1 Siehe The Cairo Geniza, 129: oben, 23. A.J. Wensinck, aaO., 43 (Anm.). Der dativus ethicus macht klar, daß
2 Den hebräischen Ausdruck ill!1N "7'7 habe ich festgestellt in Hi 14, OTCLße:CS; nicht nur ein Hilfszeitwort ist (Dalman, aaO., 18: v.ö~lig be-
1; 15,14; 25,4 und im 3. Hen (ed. H. Odeberg,' 1928) 6,2 (Ubers., 20, deutungslos) .
Text, 3'). ' 3 Meine Verwendung dieser SpracheigentUml ichkeft zur Erhellung
36
3 Siehe auch meine Notiz zu "The Cup Metaphor in Mk. 14 " , in: Ex- von EJtLOUOl.OS; im Vaterunser ist von A. Debrunner (Theologische Zeit-
pository Times 59 (1957), 195. schrift, Okt. 194]) kritisiert worden; er verwies mich auf seine ei-
ft Ex 17,11 (F): IIUnd es geschah, als Mose seine Hände zu seinem gene Ableitung (Blass-Debrunner, Grammatik, §§ 123, 124 und S. 296;
Vater im Himmel (N')J1!1:l1 '7DN) erhoben hatte". Vgl. Ex 1,19.21 (F), vgl. Mou I ton, Gramm., S. 313). Die von Debrunner angenommene I dent i-
Num 21,9 (F); Gen 38,25 (p-J): vgl. (Schebiith 4,2; Berach. 4,2); fizierung mit diurnia ist jedoch nur für den Preisigke-Papyrus gesi-'
Ex 14,29 (F); Gen 44,18 (G); 37,33 (F); 49,10 (F); Ex 15,3 (F); 20,1 chert (vgl. JTS 35 (1934), 376f.); und die Ableitung von htTnvoocrCLv
(fll1EPCLV), "für den laufenden Tag , in Analogie zu EqJTJ\.IEPLOS;, E:1tl.~nVLOS;,
ll
(G): 20,3 (F); usw.
S Ex 15,8 (F): Durch einen ,n')J deiner Gegenwart, 0 Gott, wurden scheintmirfragwürdigzusein. Ich bin auch auf Debrunners Erklärung zu

299
~I

kleiner eßbarer Fisch, der vielleicht mit einer Sardine Gebrauch des entsprechenden aramäi schen 1!I.l":1, Tl..~, mi t
gleichzusetzen ist 1 ; die Pointe des Spruches ist offen- negativem n'?, ouöe:C~; z.B. NedaT'. 5,4 et pass.- Beispiele
sichtlich humorvoll. Der Begriff 1'~~~ wurde auch für eine sind: Mk 7,,11, Ea,v e:Lltl) &vk}PWltO!;, II wenn jemand sagt", 8,36;
öq)l.. ~-Art gebraucht, aber es ist zweifelhaft, ob wir hier Joh 3,27; 5,7, cxvk}PWltOV oux EXW LV<l, "ich habe niemanden,
mehr als eine allgemeine Beziehung zu Lk 11~11 finden kön- der" 1 • Das aramäische NI!I.lN ":1, (6) u~b~ ToD &vk}p~nou = (&)
nen. Zu MaaseT' scheni 5,4: 100' n~Y.l~I!I, "Möge euer Wohl- &vk}pwno~, ist für das palästinische Aramäisch des 1. Jahr-
befinden zunehmen", ist wert, bemerkt zu werden, daß der hunderts ausführl ich bezeugt; Dalmans Ansicht, daß NI!I.lN
Gruß, den wir in 1. Petr 1,2, (xapl..~ Uj.l'Cv xett:) e:tpi'jvn der' regelmäßige Ausdruck sei, folgt seiner Annahme, daß
ltAnk}uvk}e:Cn, in einer christlichen Formel finden, auch in nur Onkelos unsere maßgebliche Quelle sein könne 2 j ein
Briefen unter den Rabbis üblich war: falls die Uberlie- Beispiel ist Gen 9,6 (G):3.
ferung echt ist, begegnet sie in einem Brief des Rabbi Ein Aramaismus findet sich in dem Ausdruck Epya~oj.l<ll.. EV
Gamaliel 2 ; die einzige andere Stelle, in der dieser Gruß (Ej.lOC) in Mk 14,,6; Wensinck 'verglich damit Gen 31,43 (G):
gefunden wurde, ist der, Brief ~ebukadnezars (ebenfalls "und was soll ich tun an ihnen ("~N:1 1:1).1N ilY.l1)?" Vgl. auch
in aramäisch) in Dan 3,31. Eine aramäische Grußformel in Gen 31,50.52 (p-J), wo dieser Ausdruck n1?, ? 1:1).1 lautet,
einer griechischen Epistel kann sehr wohl als Bestätigung wie in der Parallele Mt 26,,10: e:~~ Ej.lE (syr. Uberss. n1?).
ihrer petrinischen Inspiration betrachtet werden; ähnliche Mit Mk 14,,8 verglich er Hagiga 2,2: "Tue du, was in deiner
semitische Grüße, die den griechischen Formeln angepaßt Macht steht (1:1).1 1:1 n'N ilY.l nN) ".
sind, sind auch anderswo in den Episteln bekannt:3. In Der Semitismus in Lk 14,,20 (D), YUV<l'CX<l EA<lßOV (BN:
bezug auf die Komposita von e:tpnvn mit nOl..e:'Cv in ihrer YUV<l'CX<l e:ynj.l<l), kann auf den Einfluß der LXX zurück-
wörtl ichen Bedeutung (Mt 5,,9: e:tpnvoltol..6~; Kol 1.20: e:tpn- geführt werden; vgl. Gen 24,4. Dieses Beispiel hat Wen-
VOltOl..e:'Cv; Jak 3,18: ltOl..e:'Cv e:tpnvnv) vergl ich Wensinck Be- sinck in seinem Wörterverzeichnis unter A<lj.lßave:Lv YUV<l'CX<l
T'ach. 9,1: NY.l~1!I ':1)"'Y.l, "versöhnen". = Y<lj.le:'Cv notiert, erläutert hat er es durch Kethub.
Ein rabbinischer Gebrauch von uxoue:l..V, besonders, wenn 1 0 , 5 : 11 und sie nah me n s ich F ra u e n (, , I!I .l "1 il? , , :1 0 .l1 ) 11 •
ihm n<lpa oder EX folgt, forderte mehrere Karten und Ver- Seine Quelle im Bezae-Text des Lukasevangeliums ist sehr
weise im griechischen Wörterverzeichnis; Beispiele in den wahrscheinlich palästinisches Aramäisch (es findet sich
Evangel ien sind: Joh 3,29; 5,30; 6,,45; 8,,26.38.40.47; 12,34; in einem Gleichnis). Das Auftreten dieses Aramaismus in
Mt 5,,21.27.33; Lk 8,,18. Dieser Sprachgebrauch spiegelt das D ist bezeichnend.
entsprec,hende talmudische ).IY.l1!I wider: "eine Nn).lnl!l, Meinung, I n bezug auf die Bezeugung v,on AEye:l..V inder Bedeutung
Uberl ieferung empfangen von"; und folgl ich: "die (traditio- "befehlen", "gebieten" im klassischen und späteren Grie-
nelle) Lehre empfangen von", besonders zu einer Stelle der chisch magWensincks Rückführung dieses Sprachgebrauchs im
Ha7,acha; und daher einfach: "gelehrt werden ll , "lernen von"; Neuen Testament auf semitischen Einfluß des Guten zu viel
Schabb. 7,1 et pass. Demnach Lk 8,,18: "Gebt acht, wie ihr getan sein. Der entscheidende Unterschied zwischen diesen
unterwiesen werdet"; Joh 12,34: "Wir sind aus dem Gesetz beiden Sprachen scheint jedoch der zu sein, dqß diese
belehrt worden", usw. Andere, weniger gebräuchI iche Ver- Bedeutung im Griechischen (verhältnismäßig) selten ist,
wendungen von uxoue:l..V, die Wensinck für möglich hielt, während sie in der semitischen Gruppe (so im Arabischen)
sind Mk 2,1: nxouok}n, lIeswurdeberichtet" (vgl. Apg 11,22; übl ich ist. Wo daher Lukas das markinische EAe:ye:V ya.p <llniji,
1. Kor 5,1); vg1. .Gen 44,18 (G): 1~ ).Innl!lN N?il, IIlst dir E~e:Ak}e: (Mk 5" 8) durch n<lpnyye:AAe:V ya.p Tiji nve:Uj.l<lTL (Lk 8" 29)
n ich t be r ich te t wo r den 7 11 Die Be d eu tun g 11 hör e nun d ver s te- ersetzte, ist es vernünftig anzunehmen, er habe empfunden,
hen", "begreifen", findet sich auch bei griechischen daß AEye:LV (im Zusammenhang) vom 1 iterarischen Standpunkt
Autoren, aber es ist zweifelhaft, ob sie im Griechischen aus unzulängl ich war und daß Markus den übl ichen semiti-
so gebräuchlich ist, wie in den semitischen Sprachen; so schen Wortgebrauch wiedergibt. Ebenso ist es eine wahr-
z.B. Mk 4,33: X<lk}w~ nÖUV<lVTO axoue:l..v (vgl. 4,,20). schein1 iche Folgerung, daß wir, wo wir in Lk 17,,10 (D) das
Mit mehreren Verwendungen des allein stehenden &vk}PWltO~, schwerfäll i ge ÖT<lV nOl..nanTe: öa<l AEYW, AEye:Te: (ei n Jesus-
das kau m me h r Ge w ich t hat als qu i dam, ver g I ich We n s i n c k den wo r t a u s L ) f i nd e n , den urs p r ü n g I ich e n Ub er set z u n g s tex t
vor uns haben und daß die BN-Fassung, (h<lv nOLnanTe: naVT<l
Ta. Öl..<lT<lXk}EVT<l Ull'CV, AEye:T e:, eine litera r ische dioT'thosis
EV <lUTl) Tl) wp~ (aaO., § 288) verwiesen worden. Aber keine Erklärung ist. Weitere Beispiele im Neuen T~stament, die ich notiert
dieser lukanischen Besonderheit kann es sich leisten (wie Debrunner es habe, sind: Lk 6,,46 4 ; 12,13; 19,,15; Joh 2,5; Vgl' Röm 2,22.
tat), ihren Gebrauch in der LXX bei Daniel als Wiedergabe des Aramä-
ischen zu ignorieren. Zu beiden Punkten siehe oben, 205 und 108ff.
1 Siehe LiddeI and Scott, S.v. 1 Siehe auch 107.
2 Dieser Brief ist von G. Dalman in seinen. Aramäischen Dialekt- 2 Die Worte Jesu, 193.
proben , s. 3, veröffent licht worden (i n Maaser schen i 5,4 handelt es :3 Siehe 316ff.
sich um einen, nicht um drei Briefe). War Aramäisch im 1. Jahrhundert 4 Vgl. die Parallele j.ln axouovTe:!; 0' AEYW, "nicht hörend auf das,
das anerkannte Kommunikationsmittel mit der Diaspora? was ich befeh 1eil, im Egerton-Papyrus : Bell and Skeat, Fragments of an
:3 Vgl. auch ICe, 1. Kor 1,3. Unknown Gospel, 26.

'lnn
101
-1

L k 1 8 ~ 4, BN : E ~ lt E V Ev ECX U T 1jl , e n t h ä 1 t ein e n wo h 1 be k an n t e n vierten Evangel ium, besonders zur letzten discessio Domini.
Semitismus: "im Geiste sprechen", "denken" (der voll- Es ist äußerst zweifelhaft, ob wir, gestützt auf nur ei-
ständige Semitismus steht in Offb 18,7: EV TQ xcxpöC~ CXuTns nige wenige Beispiele solcher Verwendung im griechischen
AEYEl..; vgl. Jes 47,8, LXX). Die Lesart von 0 lautet: ~AßEV Tobit 1 , berechtigt sind, den johanneischen Sprachgebrauch
ELS ECXUTOV KCXt. AEYEl.., wobei AEYEl, bei sich selbst, wie im Sinne von "heimkehr'en ll auszulegen und wiederzugeben.
sein semitisches Äquivalent, "denkt" bedeutet; mit dieser Uberdies ist dieser Sprachgebrauch sowohl bei Markus als
Wendung verglich Wensinck inter alia Gen 44,18 (F): "Juda auch bei Johannes ungewöhnl ich genug, um einen Fremdeinfluß
überlegte in seinem Geist und dachte (il'7~P?::1 WT1il'7 j\!Jn nahezulegen; die Häufigkeit dieses Wortes bei Johannes in
,r.nn) " . die s e run d i n a n d e r'e n Be d e u tun gen 2 ist , ver g 1 ich e n mit
Sowohl in den Notizen als auch im Wörterverzeichnis seiner geringen Häufigkeit bei griechischen Autoren, ein
sind mehrere Karten einigen weniger bekannten Verwendungen ausreichendes Kennzeichen des hindernden Einflusses einer
von ltOl..E'i:V gewidmet. Und wieder decken sich in einigen f rem den S p ra c h e i gen t ü ml ·i c h k e i t . I n be zug auf das ara mä -
Fällen griechischer und semitischer Sprachgebrauch, was ische Kolorit im vierten Evangel ium und das Vorhandensein
jedoch nicht bedeuten muß, daß letzterer übersehen werden dieses Ausdrucks in einem Jesuswort bei Markus erscheint
dürfte. So findet sich ltOdjocxTE in Mt 12~JJ im Sinne von es wahrscheinlich, daß derfraglicheEinfluß aramäisch ist.
"(den Baum) betrachten als", "ponite", sowohl im Griechi- Außer dem von Wensinck gebotenen Beispiel, findet sich ein
schen als auch im Aramäischen; im rabbinischen Aramäisch typischer Beleg in Hagiga 2,2: "Einer beging eine Sünde
ist dieser Gebrauch jedoch in einem Maße 'üblich, der es und starb daran (ilj ?TN1); und der andere, der dieses gute
wahrscheinl ich macht, daß letzteres hier den Haupteinfluß Wer k tat, s ta rb dar an" 3 • Vg 1. a u c h Ke t hub. 1 2 , 3: "w i e ein
auf die matthäische Form· des synoptischen Spruches gehabt Mensch dieses Leben verlassen hat, so wird er wiederkehren
hat 1 • Als Parallele wurde zitiert aus Bikkurim 1,6 (bis): ('7nN N1il ?TN \!J),jl Nn.:l).11
l'7\!JjJ.:l l?'7Nil-nN 1::1Y, "er betrachtete den Baum als (das Äqui- In Apg 8,39.40 sollen zwei semitische Spracheigentüm-
valent einer) Stoppel"; vgl. auch Erub. 8,2; Schabb.19,5 1 ichkeiten enthalten sein: EltOPEUETO TnV oöov aUToü wurde
et pass. Wensinck wollte zu dieser Verwendung auch Joh 8,53 sowohl in den Notizen als auch .im Wörterverzeichnis als
rechnen: "Wen machst du (ltOl..Et.s) aus dir selbst?"; Joh 19,7: aramäisch geltend gemacht; Gen 4,7 (F): il'7n.,'N? ?jil ?TN,
"denn er betrachtete sich selbst als, machte aus sich selbst "Abel ging seinen Weg", wurde zur Unterstützung angeführt
einen Sohn Gottes"; Joh 19,12: "Jeder, der sich selbst und ebenso Moed katan 3,7 zitiert; in bezug auf weitere
als Kö n i g b e t r ach t e t ., aus s ich seI b s t ein e n Kö n i g mac h t " • neutestamentl iche Beispiele vgl. Lk 9,57; Ap9. 8,36. Für die
Andere Ve.rwendungen von ltOl,ELV si nd weniger bekannt, und zweite Spracheigentüml ichkeit: <llCAl,1rnOS; ö~ Eup€ßn ELS
einige, wie z.B. ltOl..ELV XCXpltOUS, sind im Griechischen völ- "Ar;;WTov, vergl ich Wensinck Maaser scheni 5,2 und Gen 28,10
lig unbezeugt; Wensinckverglichdamit Gen 49,15.21 (Onk.); (F. Paris MS, Ginsburger, S. 15), IIdas Land wurde verkürzt
mi t dieser Bedeutung verband er den Sinn "hervorbr i ngen ll , vor ihm, und er kam an in Haran (l,nj n.:ln\!JN1)1I~.
so in Mk 4~J2: ltOl..Et. KAaöous ~EyaAOUS und in Lk 19~18: n Mehrere der oben besprochenen Beispiele für Semitismen
~va oou E1rOCnOEV ltEVTE ~vas, lIdeine Mine ... machte finden sich ausschI ießl ich in der Bezae-Unziale. Indem er
fünf Mi nen ". Für den Ausdruck ltOl,E'i:V (iPl,OTOV Ti öe:t.1rVOV, die Aufmerksamkeit auf dieses semitische Element in 0 bei
Lk 14~12, wurde Gen 29,22 (F), "'7\!J 1jY', zitiert und Ba- Lukas lenkte, leistete Wensinck einen wertvollen Beitrag
ba mez. 2,5, 1100'7'N 1jY, verglichen (vgl. auch Dan 5,1, zur Textkritik des Neuen Testaments. Die folgenden sind
Theod.). Mt 20~12, EltOCnOav, "gearbeitet", wurde zitiert, ergänzende Bei spiele, bei denen der ursprüngl iche Text an
aber es wurden keine Literaturhinweise gegeben; viel leicht seinem semitischen Charakter erkannt werden kann. Sie sind
können wir Ex 36,1 (p-J) und Prov 31,13 vergleichen. den Notizen und dem Wörterbuch entnommen.
In bezug auf ltOpe:UEOßCXl, in Lk 22~22 (vgl. 22,33) wurde Lk 8,41 (0) lautet: 1rEOWV U1rO (BN: ltapa) TOUS noöcxs
Joma 3,7 (?TN, discedereavita~ mari) zitiert. Ein unzwei- 'Inooü: "jemandem zu Füßen (wörtl. unter die Füße) fal-
felhaft griechischer Beleg zu ltOpEußTival, in diesem Sinne 2 len ll , enthält eine idiomatische semitische Verwendung der
und der Sprachgebrauch des Hebräischen und der LXX muß
jedoch auch in Erinnerung behalten werden. Es scheint aber
1 Vgl. Abbot, Johannine Vocabulary, 123f.
im Griechischen oder in der LXX keine Parallelen zu geben, 2 Zum Gebrauch als Hilfsverb, siehe oben, 126; Torrey, Our Trans-
in denen U1raYEl..V so gebraucht wird, wie in der Parallel- lated Gospels, 39f. In bezug auf inchaotive oder Hilfsverben vgl.
stelle Mk 14~21 oder zum häufigen Gebrauch dieses Verbs im Wensinck, aaO., 21f. Ich bezweifle, ob Öl..cxßA€<j.e:l..S (Lk 6,42 par.)
ein auxiliares I'(nn, "versuchen ll , wiedergeben konnte, wie Wensinck
meinte. Doch verdienen andere Verwendungen dieses Verbs, neben IIsehen",
ll
1 Vgl. oben, 202. In bezug auf den obigen Sprachgebrauch kann jetzt für diese Stelle Beachtung; es bedeutet IIfähig sein zu", IIwürdig für ,
ergänzt werden, daß die matthäische Form in Mt 12~3J eine rabbinische z.B. Gen 49,22 (F); der Gebrauch von ')nilN (Targum: '7nnl'() mit einem
Fehlauslegung der aramäischen Wendung KapltOV 1rOl,ELV ist oder auch eine Infinitiv, IIverzichten auf" (vgl. das syr. '7nill'(), ist ebenfalls bemer-
rabbinische Alternativauslegung zu der in Q. kenswert. Vgl. Prov 28,17; Hi 6,17.
2 Jul ian, Epistolae, 4. Ausg., Loeb; 384 O. Die Ubersetzung der 3 Geboten von Oalman, in: Aramäische Dialektproben, 34.
Loeb-Ausgabe ist zieml ich sicher falsch; vgl. LiddeI and Scott, S.v. ~ Vgl. Wi lcox, aaO., 100, 137ff.

302 303
Präposition lIunterll (hebr. nnn, aram. n1nn). Wensinck er-
läuterte dies durch Ex 19,17 (hebräisch und aramäisch), Gen A N H A N G 0
35,8 (G) und Gen 38,25 (F): lIund sie warf sich hin zu den
Füßen (";A'" n,nn) der RichterII. DIE ARAMÄISCHE LITURGISCHE DICHTUNG DER JUDEN
In Mt 15,24, EL~ Ta np6ß(uu <TUÜTU>Ta anOAWAOTU, stammt
der Zusatz aus D (= syvet). Im Griechischen ist das demon- Auf keinem Gebiet jüdischer Forschungen hat die Kairoer
strative Adjektiv bedeutungslos; als Aramaismus kann es als Geniza Positiveres beigetragen als auf dem der nachbib-
Beispiel eines Relativpronomens mit vorangehendem demon- lischen hebräischen Dichtung. Bis zur Prüfung der etwa
strativen Beziehungswort erklärt werden: IIdie Schafe, die- 10000 Photographien der Geniza-Fragmente im Forschungs-
jenigen (diese), die verloren sind ll ; die Partikel 1, die so institut für hebräische Dichtung" in Jerusalemwar unser
einem vorangehenden Demonstrativpronomen entsprechend ver- Wiss e n übe r die Ge s chi c h ted es Pi u t o d e r d e r heb r ä i s c he n
wendet wird, braucht nur durch den griechischen Artikel liturgischen Dichtung sehr unzureichend; selbst Elasar
wiedergegeben zu werden. Wensinck wies die Erklärung, das b. KaI ir, der berühmteste der .Peitanim, von dessen Werk
eingedrungene 1:CXÜTU sei ein Syrizismus, zurück; D sei hier etwa 200 Piuts in den Mahzors oder Liturgien erhalten
die Quelle des syvet. geblieben sind, war nicht mehr als ein Name, der durch
Aber nicht immer ist es 0, die den Aramaismus bewahrt. seinem Ruhm nicht erhellt wurde. Jetzt wissen wir, daß
In B in Lk 7,32 (= Mt 11,17) wurde von Wensinck ein unauf- Ka I i r (e i ne heb r ä i sc he F0 r m des 9 r i e chi sc h e n Cy r i I) i n
fäll iges Beispiel entdeckt. Der Matthäustext leitet die dieser Art Dichtung weder ein Neuerer noch ein Gesetz-
Worte des Kinderspiels mit einem Asyndeton, AEYOUOLV, ein; geber war; in Wahrheit war er ein im späten 8. Jahrhundert
bei Lukas bieten die Handschriften die Wahl zwischen ver- lebender Nachahmer früherer Dichter des 6. und 7. Jahr-
schiedenen Lesarten an: hunderts, von denen ei ner der berühmtesten ei n gewi sser
Jannai war, von dessen Gedichten etwa 800 wiedergefunden
1. AEYOVTE~ ND (AEYOVTU 157). worden sind 1 •
,2. }tat AEYOUOLV T.R. Aber weder Jannai noch seine Zeitgenossen im 6. Jahr-
3. oL' AEYOUOLV A, "262. hundert waren die Schöpfer des Piut, dessen Ursprünge
4. <'1 AEYEL B. P. Kahle in The Cairo Geniza, in seinem Kapitel über die
Die letztere Variante ist die schwierigste im Griechischen; I iturgische Dichtung der Juden, bis ins 5. Jahrhundert
Wensinck setzte sie mit dem aramäischen 'll'JN1, commeondit, n.ehr. zurückverfolgt hat. Er schrieb dort:
gleich und zitierte mehr als ein Dutzend Beispiele dieser "Uber die liturgische Dichtung der älteren Zeit ist uns
Spracheigentümlichkeit aus dem palästinischen Talmud; sie sehr wenig bekannt . . . . Aber eine große Menge liturgischer
kommt dort, wie J. Lightfoot zum rabbinischen IIFleisch und Dichtung, im 4. und 5. Jahrhundert in Palästina verfaßt,
Blut ll bemerkte, tatsächl ich lIunzähl ige Male 11 vor: Erub. ist in der samaritanischen Liturgie erhalten geblieben.
5,1, Kilajim9,7, Schebiith 2,10, usw.; diese Formel wech- Besonders der sogenannte 'Defter ' , eine Art Common Prayer,
sel t ab mit .,n~ n~1 (= &' AEYELd', z.B. Bikkurim 3,5: n~1 der älteste Teil dieser Liturgie, enthält mehrere inter-
".,1.,n ny ",,'U!) .,n~, IIWie man sagt: die Vasen mit den essante I iturgische Gedichte des Dichters Marka und seiner
GewürzenIl (eine sprichwörtl iche Redensart). Die Quelle der Schüler. Verfaßt sind sie" in der aramäischen Sprache, die
Varianten in den griechischen Handschriften ist wahrschein- von Juden und Samaritanern in Palästina gesprochen wurde,
I ich die difficilior lectio von B. und es kann sein, daß die Juden die aramäische Sprache
Wenn auch vieles von diesem Material neu ist (die Lite- ebenfalls für ihre liturgische Dichtung jener Zeit benutzt
raturhinweise sind besonders willkommen), so bewegt sich haben l l 2 •
solch ein Uberblick gleichwohl aufbekanntemBoden. Dennoch
wäre es ein Vorteil, die Semitismen des Neuen Testaments Der Zweck dieser Notiz besteht darin, zu zeigen,
handl ich in einem einzigen Wörterbuch zusammengestellt zur nicht nur, daß die Juden die aramäische Sprache für ihre
Hand zu haben; Wensincks Sammlung enthält das Rohmateri.al liturgische Dichtung dieser frühen Zeit benutzt haben,
dafür und für die unerläßliche aramäische Grammatik ·und sondern auch, daß aramäische liturgische Gedichte aus
für das Lexikon, die die Grundlage jeder Arbeit am ara- dieser Zeit tatsächlich in einigen der poetischen
mäischen Element sein müssen. Haggadoth des palästinischen Pentateuchtargums erhal-
ten geblieben sind; davon sind wichtige Geniza-Fragmente,

1 Vg I. P. Kahle, The Ca i ro Gen i za, 20f. und Pi yyute Yanna i. Li tu r-


gical Poems of Yannai, collected from Geniza Manuscripts and other
sou rc es and pub I i shed by Menachem Zu I ay, 1938. Siehe auch M. Wa 11 en-
stein, IIThe Piyyut, with special reference to the textual study of the
Old Testament ll , in: Bulletin of the John Rylands Lib-rary, Bd. 34, Nr.
2, März 1952, 4 6 9 f f . " 2 32.

305
die die gedruckten Ausgaben ergänzen, von Kahle veröffent- sind wir in der Lage, das Datum dieses Gedichts fest-
1 ich t wo r den 1 • zustellen. Der Herausgeber dieses neuesten Bandes, M.
Ein bemerkenswertes Merkmal mehrerer der aramäischen Zulay, begann seine Arbeit über Jannai in den frühen
Piuts in diesem palästinischen Targummaterial ist ihr dreißiger Jahren auf Betreiben und unter Aufsicht von
Zu sam me n h an g mit dem j ü dis c h e n Fes t ja h r ; sog i b t es i m P . Ka h 1 e i n Bon n mit ein erD iss er tat ion, be t i tel t : Zur
MS G aus der Geniza (wahrscheinl ich 11. Jahrhundert) Liturgie der babylonischen Juden, die später in den
verschiedene Stücke, einschI ießl ich einer Fassung des Bonner Orientalischen Studien, Heft 2 (1933) veröffent-
Liedes Moses aus Ex 15, die für die Rezitation am Passa- 1 icht wurde. Im Verlaufe dieser Untersuchu~g erbrachte
oder Wochenfest bestimmt waren. Wir wissen nicht, wann es Zulay den schlüssigen Beweis für den palästinischen Ur-
Brauch wurde, solche aramäischen Piuts für die Feste sprung nicht nur des Dichters Jannai selbst, sondern
auszuarbeiten; sicherlich hielt er sich lange, denn auch von vielem in seinem Werk. In einem Anhang zu·seiner
noch im Mittelalter war es üblich, aramäische poetische Dissertation wies er nach, daß IIJannai das Material für
IIlntroduktionen ll zu den Lektionen für die Festtage zu seine Piuts zum großen Teil dem palästinischen Targum
ll1
verfassen. In zwei verschiedenen Studien über hebräische entnahm • Außerdem lenkte er die Aufmerksamkeit auf eine
und aramäische Piuts für den siebenten Tag des Passa- bemerkenswerte inhaltl iche Ubere'instimmung Zwischen einer
fe s te s hat M. Gin sb u r ger me h r als f ü n f z i g sol c her S t ü c k e Keruba des Jannai zu Gen 35,9 und der entsprechenden
gesammelt, einschI ießl ich mehrerer der poetischen Hagga- Paraphrase im Geniza-Targum. Es erwies sich als völlig
doth aus Jerusalem 11 2 . klar, daß Jannai sein hebräisches Gedicht auf die ara-
Es ist jedoch zweifelhaft, ob alle poetischen Zusätze mäische Targum-Paraphrase stützte2.
im Targum ihren Ursprung und ihre Inspiration den Festen Nicht eindeutig erkannt oder wi rkl ich erwähnt wurde der
ve rda nke n. Ins eine r Literaturgeschichte der synagoga len Charakter des vierundzwanzigzeil igen Targumtextes, der die
Poesie hat L. Zunz darauf hingewiesen, daß. etl iches aus Grundlage für Jannais Keruba bildete. Zulay hat sich
der frühesten aramäischen Dichtung der Synagoge der hauptsächlich mit Jannai, nicht mit dem Targum befaßt,
öffentl ichen Schriftauslegung in aramäisch entsprang 3 • außer, wenn er es als Beweismittel für Jannais palästi-
Es könnte sein, daß solche poetische Targumisierung mit nischen Ursprung benutzte. Diese vierundzwanzig Zeilen
der Ubertragung hebräischer Dichtung, wie z.B. des Liedes Aramäisch sind jedoch keine Ubersetzung aus dem Hebrä-
. Moses, begann. Zunz vermutete, daß etwa sechzehn aramä- ischen, sondern eine lange poetische Haggada, die als
ische Piuts zu diesem Typ gehören, und er betrachtete sie Gebet beg i n n t . Al s s 0 llc h e erkannt, und al sei n sehr al t e s
als prekalirisch 3 • Acht dieser Abschnitte stammen aus dem aramäisches Gedicht betrachtet, wurde sie von L. Zunz, der
Targum, vier aus dem 2. Targum zu Esther und vier aus den Text nur aus gedruckten rabbinischen Bibeln kannte
Jerusalem I I; eingeschlossen sind: ein Gebet mit angehäng- und weder den Vortei I des Textes von Ginsburger noch den
ter poetischer Homil ie zu Gen 35;1 und ein langes Gedicht, d~r Geniza-Fragmente hatte; die Entdeckung, daß Jannai von
IIDie vier Nächte ll genannt, zu Ex 12,42 (gelegentl ich auch diesem Gedicht abhängig war, ist eine bemerkenswerte Be-
zu Ex 15,18 gestellt). stätigung für das kritische Urteilsvermögen dieses großen
Abgesehen von dem allgemeinen Eindruck eines frühen Gelehrten 3 •
Ursprungs, den ihre einfache poetisch~ Form oder Form- P. Kahle hat Jannais poetische Tätigkeit auf eine
losigkeit vermittelt, ist keines dieser Gedichte bisher relativ eng begrenzte Zeitspanne, zwischen Mitte des 6.
genau datiert worden; auf die Datierung eines von ih- und Anfang des 7. Jahrhunderts, fixiert q ; und dies liefert
nen, des aramäischen haggadischen Gebets zu Gen 35,9, das u~s einen terminus ad quem für die aramäische Ubersetzung,
sich sowohl in den Geniza-Fragmenten als auch in dem die er benutzt hat. Ein liturgischer Text dieser Art der
von Gi nsburger veröffentl i chten Targumtext Jerusa I em 11 im 6. Jahrhundert in Umlauf war, ist ganz gewiß viel älter;
findet, stütze ich mein Hauptargument für den Ursprung er kann sogar Jahrhunderte älter sein. Er gehört eindeu-
dieses und vergleichbarer poetischer Teile im palä- tig zu den öffentlichen Schriftauslegungen, die im Talmud
stinischen Pentateuchtargum in der frühesten Zeit der IISegnungen und Tröstungen ll genannt werden und bei Trau-
Piut-Dichtung, d.h. also mindestens vor dem 6. Jahrhun- ungen, Beerdigungen und ähnl ichen feierl ichen Anlässen
dert n.Chr. verwendet wurden; er stammt in der Tat unmittelbar aus .dem
Mit Hilfe des kürzl ich veröffentl ichten Piyyute Yannai Leben der Menschen Palästinas5.
Diese haggadischen Gedichte sind in literarischem Ara-

1 In: Masoreten des Westens 11. In bezug auf Ausgaben des Targums 1 AaO., Anhang, 64. 2 Vg I. The Ca i ro Gen i za, 23.
siehe The Cairo Geniza, 117ff. 3 Literaturgeschichte, 22. Archaismen in der Form des Geniza-
2 IIAramäische Introduktionen zum Thargumvortrag an Festtagen ll , in: Textes erhärten überdies den Eindruck des Alters, den man aus ihrer
ZDMG 54 (1900), 113f.; IILes Introductions Arameennes a la Lecture poetischen Form gewinnt; ~t.J;y nt.J" 1l') (Jannai: [)~"Y mt.J'7'7t.J) ist nur in
du Targoum ll , in: Revue des Etudes Juives 73-74 (1921-1922), 14f., den Lexika zu Esr 4,15.19 angegeben (Ginsburger: (ödYlla) nt.Jl" 1t.J
186f. ~t.J;y).. q AaO., 27.
3 1865, 21.
5 Vgl. Zunz, Die gottesdienstl ichen Vorträge der Juden, 1892,348.

307
mr"
I

mäisch mit all den bekannten Ausschmückungen semitischer 50 (F); Dtn 32 (F). Zu einem weiteren Beispiel siehe oben,'
Poesie, Assonanz, Paronomasie usw., verfaßt. Ein treffen- S.236f. In Abrahams Vision, in Gen 15,12 (F), ist die
ganze Fassung der Gerichtsszene und sogar die Sprache aus
des Beispiel ist Dtn 32,10 (F):
Dan 7 entnommen:
Er fand (Y~N) sie 3 umherstreifend in einem wüsten Land (NY~N)3
Und siehe! Abraham schaute, bis die Sitze geordnet waren
in einer Wildnis von Nacht und Elend;
er warf über sie die Schatten seiner herrlichen Schechina (ö'n)'~~}", und die Throne aufgestellt waren (l'n~ l'O~1~1)
und die Gehenna bereitet war fürdieBösen in der kommenden Welt.
er wachte (l"Y) über sie und beschützte sie~
wie ein Lid (NJ'~~) das Auge (l'Y) beschützt. In einem anderen poetischen Fragment zu Dtn 3 2 ,24 (F)
Mehrere andere typische Beispiele finden sich in Ex 19,4 wird die göttliche Rache an Israel· vollstreckt durch IIdie
(F), 20,1.2 (G); in Jakobs letzten Worten, in Gen 49,18 Zähne der vier Königreiche, die wie die wilden Tiere sind
(F), gibt es ein Gedicht messianischer Erwartung: (N~~ n1'n7 17'nnl)1I1.
Tatsächlich können wir einige der im Targum erhalten
Nicht auf die Erlösung Gideons wartet meine Seele~ gebliebenen poetischen Teile mit Hilfe des Neuen Testa-
die die Erlösung für eine Stunde ist; ments noch weiter zurückverfolgen. Auf das Verspaar: IIWie
auch nicht auf die Erlösung S~msons wartet meine Seele~ unser Vater im Himmel barmherzig ist, so sollt ihr auf
denn die seine ist eine Erlösung3 die vergeht: Erden barmherzig seinII, habe ich schon hingewiesen 2 • Noch
sondern auf die Erlösung~ eindrucksvoller ist ein poetisches Fragment, das im Jeru-
die zu bringen du deinem Volke Israel verheißen hast~ salem I als Teil der aramäischen Wiedergabe des Jakobs-
darauf wartet meine Seele~ denn deine Erlösung ist ewig segens, in Gen 49, gefunden wurde; dieses Verspaar scheint
(l'n7Y lP~1~ 1)P'1~1}1. ein IIverbreiteter Midrasch" gewesen zu sein, denn in einem
Die klassische Stelle für die Lehre über den Messias abweichenden aramäischen Text, in Bereschit rabba 98,
ist Gen 49,11f. (F). In ihr werden zwei ganz· verschiedene erscheint er abermals, ein weiteres Zeichen seines Alters.
Bilder vermittelt; das erste ist das des rächenden Krie- Man möchte meinen, Lk 11,27 selbst würde iitiert, wenn
gers (vgl. Jes 63), das zweite ist das einer Gestalt, die solch eine Erklärung nicht völlig unhistorisch wäre:3. Die
meh r dem Knecht des Fr i edens und des guten Wi 11 ens in Jes Zeilen lauten:
42 ähnelt: ein Vergleich der Sprache und des Inhalts bei- SeI ig sind die Brüste, an denen du gesogen hast,
der Stellen läßt darauf schließen, daß das ,zweite eine und der Leib, der dich trug.
a b s ich t 1 .i c he Ver wer fun g des e r s te n ist.
Beide Zitate sind kurze Fragmente, aber ihr Alter steht
Der rächende Krieger außer Zweifel, und sie bilden die Grundlage für das Ver-
trauen in dasselbe Alter einiger der längeren Piuts. Deren
Wie schön ist der König Messias 3 hervorgegangen aus dem Hause Juda! Anzahl wird erst bekannt werden, wenn das gesamte Material
Er bricht auf mit gegürteten Lenden~ um gegen seine Feinde zu kämpfen: untersucht und ein kritischer Text erarbeitet worden ist.
Könige werden mit Herrschern geschlagen; Mit den Piuts im Geniza-Material kann jedoch ein Anfang
seine Hügel wird er röten mit dem Blut ihrer Erschlagenen~ gemacht werden: mit Gen 35,9 (MS cl; 38,26 (C, E), die die
und seine Täler werden weiß sein vom Fleisch ihrer Krieger. sprichwörtliche Redensart in Mk 4~24 par. in aramäisch
Seine Kleider sind in Blut getaucht, wie in den Saft der Weinkelter. enthalten 4 , mit Lev 22,27 (F = Ox. e 43); Ex 15 und 20 (G)
und Ex 20, 2 (F). Die let z t e S tel l e e nt h ä 1 t ein e po e t i sc h e
Der friedvolle Knecht Fassung der Zehn Gebote in einem sehr alten Textstück.
Wie schön sind die Augen des Königs Messias! Wenn die hier aufgestellte Behauptung richtig ist, dann
Schöner sind sie anzusehen als funkelnder Wein: sollte eine Auswahl dieser Gedichte von Forschern gelesen
Sie werden nicht auf nackte Scham schauen~ werden, die an aramäischer Dichtung interessiert sind die
noch auf das Vergießen unschuldigen Blutes; mit der vergleichbar ist, die sich in griechischer Uber-
seine Zähne sind reiner als Milch~ schuldlos an Raub und Gewalt. setzung in den synoptischen Evangel ien findet.
Seine Hügel werden rot sein von Weinstöcken,
und seine Weinkelter vom Wein.
Und seine Täler werden weiß sein vom Getreide
und von den Herden (seiner) Schafe. 1 In keinem der Fragmente wird der Messias mit dem Gericht zusammen-

Hinweise auf das Jüngste Gericht sind sehr häufig; geb racht, aber in einem Fragment des pa 1äs tin ischen Ta rgums zu Jes 11, 1
den me ist e n F ä 1 1 e n wir d darauf Bezug genommen als wird er mit dem Amt des Richters bekleidet; siehe Lagarde, Prophetae
in ll
so z.B. in Num 31, Chaldaice, xxvii.
auf "den Tag des großen Gerichts ,
2 Oben, 181.
:3 Vg I. St rack-B i 11 erbeck , Kommenta r zum Neuen Tes tament aus Ta 1mud
1 Diese bezeichnende Variante wird von Ginsburger nicht angeführt, und Midrasch, zu Lk 11,27.
4 Vgl. Dalman, Jesus-Jeschua, 202 (hebräisch).
sie findet sich aber in rabbinischen Bibeln.

108
eine unzureichende Erforschung der jüdisch-aramäischen
ANHANG E Spracheigentümlichkeit zugrunde. Aufgrund der gewaltigen
Menge vorl iegender "Menschensohn"-Li teratur könnte es
DER GEBRAUCH VON 1!1.l 1:1 / 1'<I!1.1 ,:1 IM JODISCH-ARAMJUSCHEN scheinen, der I inguistische Aspekt sei so tiefgehend
erforscht worden, daß nichts Neues mehr zutage treten
von Geza Vermes könne; aber es ist nicht so. Es gibt, wie ich hoffe
darlegen zu können, immer noch Raum für neue philologische
außerordentlicher Professor für jüdische Forschung Entdeckungen.
an der Universität Oxford Wa s ist auf phi I 0 log i sc he m Ge b let bis her ge ta n wo r den 7
Das Erscheinen von A. Meyers Buch Jesu Mutt-ersprache
" Das Me n 's c h e n s 0 h n - Pro b I e m i n den Eva n gel i e n ist ein e s (Das galiläische Apamäisch in seiner Bedeutung füp die
der verwi rrendsten und herausforderndsten auf dem ganze_n ~rklärung dep Reden Jesu und der Evangelien überhaupt)
Gebiet biblischer Theologie. Wenn ich es, ohne un- Im Jahre 1896 und von H. Lietzmanns Dissertation Der
ehrerbietig zu sein (und ohne Petitio principii) , so Menschensohn (Ein Beitrag zur neutestamentlichen Theologie)
darstellen darf, ist das Grundproblem folgendes: Was markieren eine erste Welle systematischer Untersuchungen
meinte dieser Mann, wenn er sich selbst 'Menschensohn ' zu unserem Thema.
oder einfach 'Mensch ' "nannte"11 Meyer, der in seiner Monogr-aphie nur eine geringe
Diese Worte M. Blacks weisen hin auf die eigentl iche Anzahl von Sprüchen aus den Evangel ien berücksichtigte,
Kernfrage, die sichdem unvoreingenommenen Forscher stellt. kam zu dem Schluß, daß sich in einer ersten Gruppe von
Ignoriert er die komplizierten theologischen und exege- ihnen 0 uUj~ TOÜ av.epwnou, wie das aramäische 1!1.l 1::1 (I)
tischen Uberbauten, die während der letzten hundert Jahre nicht auf ein einzelnes Individuum beziehe, sondern auf
etwa auf den "Menschensohn"-Stellen errichtet wurden, so Menschen im allgemeinen (Mk 2.,28; Mt 12.,32; Mk 2.,10)1,
hat er sich selbst der Aufgabe zu unterziehen, ihre Grund- während in einer anderen Gruppe der Logien 1!1.l 1::1 für
lagen zu prüfen, um, wenn er kann, die wahre Bedeutung von lIich" stehe, besonders, wenn lIich" (ein Mensch) Gott,
o ULO~ TOÜ av.epwnou zu ergründen. " anderen
8.,20;2
Wesen oder
Mt 11.,19 3 ) .
Tieren
Letztere
gegenübergestellt
Auslegung stützte
wird
er
(Mt
auf
Die Grundtatsachen, über die allgemeine Ubereinstimmung
herrscht, sind folgende: (a) Es wird anerkannt, daß der in einen mutmaßI ich gleichen Gebrauch von 1'<1:1;\" 1'<11111 (dieser
den Evangel ien gebrauchte Ausdruck keine echt griechische Mensch ich) und NI!1J 1:1 1'<11111 im galiläischen Aramäisch
Spracheigentüml ichkei t ist, sondern die wörtl iche Uber- (5. 91-97).
setzung oder Fehlübersetzung eines semitischen Originals: Lietzmanns Ubersicht ist im Gegensatz dazu massiv, aber
des aramäischen 1!1.l ,:1 oder 1'<1!1.l 'j. (b) Diese Wendung wird sein Quellenmaterial ist auf nur fünf Traktate des palä-
nie von seinen Gesprächspartnern als Anredetitel auf Jesus stinischen Talmuds beschränkt: auf Pea, Demai, Kilajim,
angewandt, sondern von den Evangel isten immer ihm selbst Joma und Taanith. Er griff sein Thema mit jugendlichem
in den Mund gelegt. (c) In den synoptischen Evangelien Enthusiasmus an - er war damals erst einundzwanzig Jahre
wird nie eine Frage nach seiner Bedeutung oder ein Einwand alt -, und er vertrat die Meinung, daß jede weitere Aus-
gegen seine Verwendung erhoben. dehnung der Untersuchung Zei tverschwendung und nutzlos
Kurz: Es gab, obwohl dies modernen Forschern fremd sei (5.34). Seine Hauptfunde waren, daß dieser Begriff
erscheinen mag, im Anfang überhaupt kein "Problem" hierzu. allgemein üblich war und daß er als eine Art unbestimm-
Für Jesu Zeitgenossen, Freund oder Feind, ergaben sich aus tes Pronomen benutzt wurde (1!1.l 1:1 = jemand; 1!1.l 1:1 n'7? =
dem Ausdruck "Menschensohn" keine Verständigungsschwierig- niemand; 1!1.l '7.l:1 = Leute). Er sei, schrieb er, "die farb-
keiten, und er erweckte keine religiöse Gegnerschaft - wie loseste und unbestimmteste Bezeichnung des menschlichen
es der Fall gewesen wäre, wenn diese Wendung sozusagen Individuums" (S. 38). Er postulierte dann, was ihm die
"belastet" gewesen wäre. "Er gebrauchte ihn", schriebWell- einzige logische Folgerung zu sein schien: als Bezeichnung
hausen, "durchaus nicht esoterisch, nicht bloß den Jüngern sei 1!1.l 1::1 von Natur aus nicht auf einen einzelnen Menschen
gegenüber, aber niemand wi rd dadurch befremdet und verlangt anwendbar, geschweige denn auf Jesus, den größten aller
Aufklärung, alle lassen ihn unverwundert passieren, auch Menschen (5. 40). Er protestierte leidenschaftl ich gegen
die streitsüchtigen Pharisäer ... , die doch nicht geneigt die ungerechtfertigte Ersetzung von 1'<1:1~ 1'<11111 (eine Um-
waren, Unverständliches zu acceptieren"2. schreibung für "ich" und eine aramäische Maniriertheit)
Natürl ich überlagern Mißverständnisse, die zu ver- durch 1!1.l 1::1 (5. 84) und unterstrich seinen Standpunkt noch
wickelt und zu zahlreich sind, um hier untersucht zu zusätzlich, indem er die Aufmerksamkeit auf die Tatsache
werden, das gesamte Gebiet. Ihnen allen liegt jedoch lenkte, daß, obwohl die alte jüdische Exegese Dan 7,13

1 "The Son of Man Problem in recent Research and Debate", in: Bul- 1 Mt 9.,6; Lk 5.,24.
letin of the John Rylands Library 45 (1962/63), 305. 2 Lk 9.,58.
2 Skizzen und Vorarbeiten VI, 1899, 197. 3 Lk 7.,34.

311
messianisch auslegte, für die Ra bb i s nicht I!J)N MenschlI, "ein Mensch" oder "jemand" bedeuten (5. 20,25,
'.:1,
sondern '1,:1.))) ,.:1 zu einem messianischen Namen wurde 29,44). Andererseits stimmte er Lietzmanns Weigerung zu,
(5.40). wenn auch nicht seinen Motiven dafür, einen Paralleli's-
So mußte Lietzmann schI ießI ich folgern, daß, da kein mus zwi schen N'.:1l NHlil und NI!J)N N1ilil oder NI!J) '.:1 N1ilil
aramäisch-sprechender Mensch jemals "Menschensohn" als anzuerkennen. Falls die neutestamentl iche Wendung von
Ti tel gebraucht haben könne, die Formel 0 ut.b~ TOÜ av- letzterem abgeleitet worden sei, so sei dem 0 ut.~~ TOÜ
~pQnou ein terminus technicus hellenistischer Theologie &v~pQnou ein O~TO~ voraufgegangen (5. 74f.).
sein müsse (5. 95). Damit endete der erste Abschnitt der philologischen
Diese These rief unverzügl ich lebhaften Widerspruch Erforschung des aramäischen Hintergrundes und der ur-
hervor. Im Jahre 1898 legte G. Dalman, damals die sprüngl ichen Bedeutung der Wendung IIMenschensohn". 'Während
Autorität auf dem Gebiet des palästinischen Aramäisch, der f 0 I gen d e 'n nah e z u f ü n f z i g J a h r e kam k ein' w ich t i g er
in der ersten Ausgabe seines Buches: Die Worte Jesu I inguistischer Beitrag ans Licht. Es gab aber einen
(mit Berücksichtigung des nachkanonischen jüdischen einschneidenden Wechsel im allgemeinen Zugang zu den
Schrifttums und der aramäischen Sprache erörtert), aramäischen Forschungen selbst. Das dalmansche Dogma in
eine völl ig andere Theorie vor. Nach einer gründl ichen bezug auf den chronologischen Vorrang der Sprache, die in
Analyse dieser Wendung in verschiedenen Gruppen ara- den Targumim von Onkelos und Jonathan erhalten gebl ieben
mäischer Schriften kam er zu dem Schluß, daß im bib- ist, wurde bestritten und als Ergebnis der Veröffent-
lischen Aramäisch I!J)N das alltägliche Wort für "Mensch ll lichung der Geniza-Fragmente des palästinischen Targums
sei und daß der Ausdruck 1!J)~'.:1 in Dan 7,13 ungebräuch- durch P. Kahle umgestoßen.
lich und poetisch sei (5.235). Derselbe Gebrauch finde Der zweite Abschnitt begann 1947 mit der Veröffent-
sich im jüdisch-palästinischen Aramäisch der früheren lichung eines provozierenden Artikels von J.Y. Campbell
Zeit womit Dalman die Targumim von Onkelos und Jona- im Journal of Theological Studies. Vom linguistischen
than meinte: I!J)N'.:1 begegne im Onkelos überhaupt nicht Standpunkt aus enthält IIThe Origin and Meanihg of the Term
und im Targum Jonathan nur selten, und d;:!nn in Poesie Son of Man ll nichts sonderl ich Neues, aber seine kraftvolle
(5. 236f.). Erst mit dem späteren Erscheinen jüdisch- Be hau p tun g , e ben sou no r t ho d ox wie u nb e wie sen, e r weck t e
galiläischer und christlich-palästinischer aramäischer neues Interesse an diesem Thema. Campbell bestritt, daß
Dokumente gewinne I!J)~ '.:1 die Bedeutung "Mensch ll (5. 23]). Jesus diese Wendung aus Daniel oder dem IIstupiden" Buch
Von der bestimmten Form NI!J)N '.:1, die dem hebräischen Henoch entlehnt ,habe und verteidigte ganzherzig die Theo-
01Nil,.:1 entspreche, höre man nichts in der älteren rie der Selbstbezeichnung. Wenn Paulus schreiben konnte,-
jüdisch-aramäischen Literatur (5. 238): Folglich sei, behauptete er, "Ich kenne einen Menschen in Christus, vor
s0 e r k I ä r teD alm an, i n dir e k te m Ge gen s atz ,z u Li e t z man n , vierzehn Jahren" (2. Kor 12,2), und sich selbst meinte,
NI!J)N'.:1 sehr wohl brauchbar als besondere Bezeichnung dann habe auch Jesus von sich selbst als I!J) 1.:1 sprechen
einer bestimmten Persönlichkeit (5.240). können. Mißverständnisse hätten vermieden werden können,
P. Fiebig war der nächste, der einige der Ubertrei- da Jesus, statt sich einfach (N)I!J) 1J zu nennen, ein de-
bungen Lietzmanns kritisierte, besonders seine Behauptung, monstratives Adjektiv hinzugefügt habe. Eine ungewöhnl iche
I!J .l ,.:1 sei I e d i g I ich ein u n b e s t i mm te s Pro n 0 me n . Der T i tel Konstruktion, wie z.B. NI!J) ,.:1 N1ilil oder N1ilil ~I!J) '.:1, statt
seiner Monographie: Der Menschensohn: Jesu Selbstbezeich- des normalen ~'Jl N1ilil, sei aufgefallen und in Erinnerung
nung mit besonderer Berücksichtigung des aramäischen geblieben. Aber zur Zeit seiner Ubersetzung ins Grie-
Sprachgebrauchs für "Mensch" , erschienen im Jahre 1901, chische sei I!J) 1.:1 bereits als Titel betrachtet und daher
offenba rte se i ne These, näml ich, daß I!J) 1.:1 von Jesus als das demonstrative Adjektiv weggelassen worden (5. 152f.).
seine ihm eigene "Selbstbezeichnung" gewählt worden sei. Campbell verlor keine Zeit damit, den Gebrauch dieser Wen-
Er betonte die Tatsache, daß in keinem jüdischen (oder dungen im Aramäischen zu erforschen. "Die vorhandenen Bei-
samaritanischen) aramäischen Dialekt I!J)N'.:1 oder I!J) ,J spiele von N'Jl N1ilil und dergleichen sind zahlenmäßig
der einzige Ausdruck für IIMensch ll sei; I!J)~ oder 1!J)'1N zu gering, um viel Licht auf den Gebrauch dieser Sprach-
seien genau so gebräuchI ich (5. 20,25,44). Er behauptete eigentümlichkeit zu werfen", schrieb er (5. 153f.) - ein
daher fest, daß es keinen I inguistischen Grund gebe, warum offenkundiger Irrtum. Er begnügte sich damit, eine Reihe
NI!J) ,.:1 sich nicht auf eine bestimmte Person beziehen und von Hypothesen zu erarbeiten. und ihnen durch' kräftiges
nicht als Selbstbezeichnung gebraucht worden sein solle. Beharren darauf Nachdruck zu verleihen. Es scheint jedoch,
Uberdies erörterte und bewies Fiebig, daß weder der als habe er den Ball wieder ins Rollen gebracht.
Zusatz von ,J zu I!J)N noch der Einsatz der bestimmten Tatsächl ich erschienen im darauffolgenden Jahr in
Form NI!J)N oder ~I!J) ,.:1 für die unbestimmte den Sinn 'der der Expository Times zwei Untersuchungen zum "Menschen-
Wendung beei nfl usse: jede von ihnen könne entweder lider sohnll-Problem. Einer der Autoren, J. Bowman 1 , obwohl

1 Die Seitenhinwe'ise folgen der engl ischen Ausgabe (The Words of 1 IIThe Background of the Term 'Son of Mani", in: Expository Times
Jesus, 1909). 59 (1947/48), 283-288.

312
313
er die Ansicht verteidigte, in einigen Kreisen stelle die eine weitere Untersuchung erfordern. In bezug auf
dieser Ausdruck einen messianischen Titel dar, war der die ersteren kann wohl als sicher angenommen werden, daß
erste, der aus den Geniza-Fragmenten des palästinischen (r<}I!J.l ,:1 allgemein gebräuchlich war, sowohl als Substantiv
Pentateuchtargums neues Beweismaterial beibrachte und wie auch als Ersatz für das unbestimmte Pronomen, und zwar
zeigte, "daß 1!J.l.,.1 im frühen palästinischen Aramäisch für ebenso inden frühen wi e i n den späteren Stad ien der Ent-
'jemand ' oder lein Mensch ' gebraucht werden konnte", und wicklung des galiläischen Dialekts, und daß die Verwen-
er zitierte zu diesem Zweck Gen 4,14 und 9,5.6 (S. 286). dung der bestimmten oder unbestimmten Formen die Bedeutung
Der a nd e re Art i k e.l, 11 T h e l So n 0 f Man I i n t he Te ach i n g nicht wesentlich beeinflußte. Die beiden Probleme, die
of Jesus" 1 , von M. Black, legte drei Gesichtspunkte dar, offen blieben und über die bisher keine Ubereinstimmung
die in diesem Zusammenhang erwähnenswert sind. Erstens erz i e I t wo r den ist, be t re f fe n den· Ge b rau eh die s e r We. n dun g
stellte er autoritativ fest, gegen CampbeIls Hypothese, erstens als Umschreibung für lIich" und zweitens als Titel
daß die Wendung r<1!J.l .,.1 r<~ilil sich nirgends in einer ara- möglicherweise messianischen Charakters, der irgendwie mit
mäischen Quelle finde. Zweitens zeigte er, daß er der Dan 7,13 zusammenhängt.
Theorie wohlwollend gegenüberstehe, die u.a. von T.W. Offenbar können diese Fragen nur bei Ausdehnung des
Manson vertreten wurde, daß "Menschensohn" in Stellen wie Forschungsgebietes mit einem annehmbaren Grad an Wahr-
z.B. Mt 11,19 oder Lk 7,34 IIden gewöhnlichen Sinn" haben scheinlichkeit beantwortet werden. Selbst Lietzmann, des-
könne, "den 1!J.l .,.1 im palästinischen Aramäisch nach und sen Untersuchung die umfassendste von allen war, benutzte
nacl). bekommen hatte, nämlich 'jemand ' , lein Mensch ' , in - wie ich erwähnt habe - nur fünf Traktate des palästi-
bezug auf den Sprecher selbst". Drittens war er der er- nischen Talmuds. Ich habe daher innerhalb meines Bereiches
ste, der auf eine wirkliche aramäische Parallele zu dieser den ganzen Talmud jeruschalmi, die aramäischen Teile der
Redewendung hinwies, indem er auf Genesis rabba 7 auf- Genesis rabba, das Genesis Apokryphon aus Qumran und einen
merksam machte, auf eine Stelle, über die später noch zu großen Teil des palästinischen Targummaterials einschließ-
sprechen sein wird (S. 34f,)2. I ich der Geniza-Fragmente und des Kodex Neofiti zugrunde
Die einzige ausführliche philologische Untersuchung, gelegt 1 • .
die in den letzten Jahren erschien, ist die von E. Sjö- Aber die bloße Vermehrung der Belege, so notwendig sie
berg. Nach der Veröffenl ichung von Der Menschensohn im ist, wird noch zu nichts führen, wenn nicht gleichzeitig
äthiopischen Henochbuch (1946), jedoch vor dem Erscheinen den verschiedenen Arten aramäischer Schriften (besonders
von Der verborgene Menschensohn in den EvangeZien (1955), dem Unterschied zwischen dem Ubersetzungsaramäisch der
schri'eb er zwei Artikel in Acta OrientaZia (1950-51) unter Targumim und dem ungekünstelten Stil der Midrasch- und
dem T i tel 11 tJ'1 r< , .1 und I!J .l r< ., .1 i m Heb r äi s c h e nun dAr a mä - TalmudsteIlen) und der Vielfalt der Redeformen (beschrei-
i sc he n 11 3 . Sei ne E n t d eck u n gen s i nd ver s chi e den a r·t i g. Ein er - benden halachischen Argumenten, Anekdoten, und besonders
seits behauptete er, gegen Dalman, daß 1!J.l ":1, weit davon Monologen und Dialogen, den wirklichen Parallelen zum
entfernt, poetisch zu sein, ein im Aramäischen völlig neutestamentlichen Stil) mehr Aufmerksamkeit geschenkt
alltäglicher Ausdruck sei, sowohl im individuellen als wird.
a u c h i m pro no m i na I e n 5 i n n e von 11 ein Me n s c h 11 und 11 j e ma nd 11 Auf den folgenden Seiten beabsichtige ich, die ver-
( S. 97). An der er sei t s fra g t e e r s ich, 0 b e.s dur eh sei ne schiedenen Verwendungen von (r<)I!J.l .,.1 im nachbibI ischen
Beziehung zu Dan 7,13 in der Volkssprache Feierlichkeit Aramäisch methodisch in groben Zügen darzustellen.
erlangt habe (5.10]). Mit Fiebig stimmte er darin über-
ein, zwischen der Bedeutung der bestimmten und der un-
Die Targumim
bestimmten Formen nicht zu unterscheiden; selbst 1!J.l ".1,
ohne die betonte Endung, könne eine "Bezeichnung eines
In den Ubersetzungsabschnitten des palästinischen
individuellen Menschen" sein (S. 99). In einer anderen
P e n tat e u c h t arg ums s t e ht I!J .l ":1 no r mal e r·we i s e für 01 r<
Veröffentl ichung sprach er sich entschieden gegen die
und r<I!JJ .,:1 für 01r<il (Gen 1,26; 1,27; 2,18; 8,21[N];
Theorie der Selbstbezeichnung aus: liDer Versuch, 1!J.l ".1,
9,5.6 [TY, N]}, obwohl letzteres häufig auch - trotz des
ebenso wie r<':1l r<~ilil, als Umschreibung für 'ich ' zu ver-
bestimmten Artikels - mit 1!J.l,.1 wiedergegeben worden ist
stehen, ist zum Scheitern verurteilt, weil ein solcher
Gebrauch von r<1!J.l':1 nirgendwo in aramäischen Quellen zu (Gen 9,6 [TY, N]; Dtn 5,21 (24); 20,19 [1 J], usw.). Doch
finden ist" 4 •
Der Zweck dieser einleitenden Ubersicht bestand da-
1 Quellen und Abkürzungen: Codex Neofiti [N], inzwischen vollstän-
rin, die Gesichtspunkte festzuhalten, in denen die Phi-
lologen übereinstimmen und die Probleme zu ermitteln, dig veröffentl icht. Pseudejonathan oder first Jerusalem Targum [1 J],
Ausg. Ginsburger. Fragmentary oder second Jerusalem Targum [2 J],
Ausg. Ginsburger. Geniza fragments of Targum Yerushalmi [TY], Ausg.
1 Ebd. 60 (1948/49), 32-36~ Kahle. Jonathan oder Targum to the Prophets, Ausg. Sperber. Pale-
2 Vgl. auch: An Aramaic Approach ... , 3. AufI., 321, Anm. 2. stinian Talmud, Ausg. Krotoschin. Babylonian Talmud, Ausg. Wilna.
3 Bd. 21, 57-65; 91-107. Genesis rabba, Ausg. Theodor-Albeck. Qumran Genesis Apocryphon, Ausg.
4 Der verborgene Menschensohn in den Evangelien,S. 239, Anm. 3. Avigad-Yadin.

314 711:
überall da", wo n1N kollektiv gemeint ist, kann der Tar- Hier sind drei (Münzen), gib mir etwas, das fünf wert ist, ist
gumist den aramäischen Plural N\!I.lN ').l') verwenden (Gen 6, \!I.l ,,).
1-5.7; 7,21.23; 8,21; 11,5; 16,12 [N]; Gen 7,21.23 [TY])
Die Wendung N\!I.l ',)1 il')n'1N (dies ist eine menschliche
oder NI!).l ').l') (Gen 6,1; 11,5 [1 J]). Außerdem wird I!).l ,,)
Gewohnheit) sei hier ebenfalls aufgeführt 1 •
manchmal durch I!)')N ersetzt (Ex 19,13 [TY]; Num 23,19 [1 JJ;
Im babylonischen Talmud lautet der Ausdruck 1!J.l')N ,,).
Dtn 34,6 [TY, 1 J]; usw.) und durch \!In) (Lev 2,1; 4,2; 5,
1-2.4.15 [1 J]). B. Ned. 54b: Eingeweide sind kein Fleisch, und wer sie ißt, ist
Einem ähnlichen Sprachgebrauch'begegnet man in den kein \!I.l')N ,,)2.
Midrasch-Abschnitten. In Gen 1,2 wurde 1i1')1 1iln, "wüst und
B.Ub e ra I I da, wo es mit Be ton u n g ge b rau c h t wir d, k an n
leer", mit IIl eer an \!I.l ,,) [N] oder I!).l ')),)11 [1 J] umschrie-
eine relative Unterscheidung
1!J.l'') zwischen Mensch und
ben. In Gen 2,23 wurde aus "Dies nun ist Gebein von meinem
Mensch anzeigen.
Gebein und Fleisch von meinem FleischII, "Dieses Mal, aber
nicht noch einmal, soll die Frau aus il\!l.l ,,) geschaffen Y. Baba b. 13c (Zeile 28 von unten): Wenn er sich nicht selbst rich-
werden, wie dieser aus mir geschaffen worden ist ll [N]. Der tet, wie er alle anderen richtet, \!I.l,,) N1iln')7 (ist er kein
Begriff des Menschen im allgemeinen wurde entweder durch Mensch).
den bestimmten Plural ausgedrückt - IISind nicht die Gedan-
B. Schab. 152a: (Ein Sadduzäer), als er sah, daß R. Joschua b. Kar-
k e n der N \!I.l N ').l,)1 0 f fe n bar vor dem He r rn ? 11 ( Gen 50, 1 9 [N])
kah barfuß war, bemerkte: Wer auf einem Pferd reitet, ist ein
oder durch den bestimmten Singular - IIDenn das Sehen
König; wer auf einem Esel, ein Edelmann. Wer Schuhe an den Füßen
der Augen und das Sinnen des Herzens verderben den NI!).l ,,)"
hat, ist \!I.l')N ,,). Doch wer tot und begraben ist, ist besser dran
(Gen 49,22 [N, 2 J]).
als einer,-der keine hat.
Wie zu erwarten war, wurde das hebräische n1N ':l in den
Targumim zu den Propheten und den Schriften mit (N)\!I.l ,,) Normalerweise liefern jedoch Adjektive die notwendige
wiedergegeben (vgl. Ps 8,5; 80,18; 146,4; usw.). Qual ifikation. So lesen wir oft von jemandem, er sei I!J) ,~
Kur z z usa mm eng e faß t , w i 1 1 es sc h ein e n, daß, mit Aus - ~, oder N~' NI!J.l ,~ .. ein großer, bedeutender Mensch, wäh-
nahme von Gen 4,14 [TY], das später noch untersucht werden rend ein anderer als '').'T 1!1.l ,~, eine geringe, unbedeu-
wird, die Targumim nur den einfachsten Gebrauch der zur tendePerson, beschrieben wird.
Diskussion stehenden Wendung bezeugen.
Gen. r. 58,7: ~, 1!J.l ,~ sollte nichts von '').'T \!I.l ,~3 kaufen.
SchI ießI ich gibt es Beispiele, in denen \!I.l ,,) den Unter-
Andere Quellen
schied zwischen Menschen, Tieren, Engeln und- Gott betont~
Die Mehrzahl der Beispiele, die aus den Talmudim, aus Y. Dem. 21d -(Zei le 9-10 von unten): Wenn die al ten (Lehrer) Engel
Genesis rabba und 1Q Genesis Apocryphon bereitstehen, bie- waren (P:JN7Y.l ').l,), sind wir 1!J.l '7.l,). Wenn sie Menschen waren,
tet eine viel größere Mannigfaltigkeit von Schattierungen -sind wir Esel 4 •
und Nuancen innerhalb eines ähnlichen allgemeinen Musters.
Die Texte sind unter zwei Uberschriften geordnet, je nach-
Y. San. 26a (Zeile 14 von unten): Ein Hund frißt rohes Fleisch. Wer
es gekocht ist, N1il \!I.l ,,).
dem, ob (N)\!I.l ':l, mit mehr oder weniger Betonung, ein
GI ied der menschl ichen Rasse beschreibt, oder ob es als Y. Joma 41a (Zeile 1): Ein gewisser Arzt (')ON 1n, ein Essener?) in
unbestimmtes Pronomen benutzt wird 2 • Sephoris sagte zu R. Pinhas bar Hama: Ich werde dir (den gött-
I ichen Namen) herunterreichen. Das brauchst du nicht, antwortete
er. Warum nicht? Weil ich vom Zehnten esse; wer aber den Namen
1. (N)\!I.l ,,) = ei n menschl iches Wesen
kennt, darf nichts essen, was vom \!I.l ,,) kommt.
A. Die Quellen, sowohl galiläische als auch babylo- Y. Joma 42c (Zeile 33): Ich sage dir nicht, es war 1!J.l ,,). Ich sage,
nische, 1 iefern nur wenige Beispiele für den unbetonten daß es der Heil ige war, gesegnet sei er.
Gebrauch.
Eine Anekdote, die einWortspiel auf I!).l ,,) enthält, möge
Y. Ter. 45d (Zeile 7): Aller Schweiß, der vom \!I.l ':l3 stammt, ist diesen Abschnitt angemessen abschl ießen.
ein tödl iches Gift.
1 Vg1. Y. Ned. 40a (Zeile 2 von unten); 40c (Zeile 35); 40d (Zeile
Y. San. 26b (Ze i I e 15): Jeder, der sagt: Hier sind fünf (Münzen),
gib mi r etwas, das drei wert ist, ist ein Narr. Aber wer sagt: 21 und 27). Vgl. dies mit dem hebräischen 01N '7.l') " , : Y. Ab. Z. 43c
(Zei le 13).
2 Vgl. B. Meil. 20b.
3 Siehe auch ebd. 58,8; Y. Pea 21b (Zeile 14 von unten) = Y. Schek.
1 1 J hat NI!J) ').l:l.
49b (Zeile 29); usw. Y. Ki1. 32b (Zeile 11 von unten) Y. Ket. 35a
2WO sich keine Probleme ergeben, werde ich die Erläuterungen auf (Zeile 12 von unten).
ein absolutes Minimum beschränken, um Weitschweifigkeit zu vermeiden. 4 Siehe auch Y. Schek. ~8c (letzte Zeile), 48d (Zeile 1); ~. Schab.
3 N~) ,~ in Y. Ab. Z. 41a, Zeile 2 von unten. 112b; Gen. r. 60,8.

317
Y. Pea 17d (Zeile 23-24): In Aschkalon gab es zwei Brüder, die Y. Dem. 24a (Zeile 16 von unten): Es begegnete niemandem (?Y P?O ~?
heidnische Nachbarn hatten. Diese sagten: Wenn diese Juden nach VJ '~).
Jerusalem hinaufgehen, werden wir ihren ganzen Besitz an uns
nehmen. Aber als sie gegangen waren, setzte Gott Engel an ihre
Gen. r. 92,6: Niemand antwortete ('JY VJ ,~ ~1~ ~?).
Stelle, die kamen und gingen und ihnen ähnlich sahen. Als sie In vielen anderen Beispielen bezieht sich VJ .,~ auf
zurückkamen, sandten die Brüder ihren Nachbarn Geschenke. Wo "jemand", im Sinne einer bestimmten Einzelperson (deren
seid ihr gewesen? fragten sie. In Jerusalem. Wen habt ihr im Name ungenannt bleibt).
Haus gelassen? Sie sagten: VJ ,~ ~?
Y. Jeb. 13a (Zeile 23): Ich sende dir VJ ,~ wie mich selbst.
Dies kann natürl ich entweder "niemand" oder "keinen
Y. Baba m. 10c (Zei le 8 von unten): Kahana gab VJ ,~ vierzig Denare.
Menschen" bedeuten.
Der Gebrauch des Plurals VJ 'J~ als unbestimmtes Pro-
nomen kann sich auch auf "einige Leute", im Sinne von
2. (~)VJ ,~ - VJ 'J~ = ein unbestimmtes Pronomen
bestimmten Einzelpersonen, beziehen 1 •
Obwohl, wie schon gesagt worden ist, allgemein aner- Y. Pea 21b (Zeile 7 von unten): Es gibt VJ 'J~, die das Gesetz stu-
kannt wi rd, daß VJ ,:1 al s unbestimmtes Pronomen gebraucht dieren 2 •
wurde ("jemand ll , ~VJ ,~ oder VJ ':1, "niemand", VJ'~ n'?,
Y. Joma 45c (Zeile 26): Wer sich gegen seinen Nächsten versün-
"einige", VJ 'J:1 n'~ und "jeder", VJ ':11 VJ ,:1 ?.:J)1, ent-
digt hat, der soll hingehen und sagen: Ich habe dich gekränkt.
hüllt eine sorgfältige Analyse einen weiteren Bedeutung-
Wenn er dies gelten läßt, so ist alles gut. Wenn aber nicht,
umfang al s bisher angenommen wurde. ·'ch werde daher so viele
so soll er VJ 'J~ mitbringen und versuchen, ihn in ihrer Gegen-
dieser Verwendungen wie möglich erläutern, ob sie bereits
wart zu versöhnen.
als gegeben vorausgesetzt sind oder nicht.
Zu n ä c h s t gib t es V.l , ~ 1 V J ,:1 ? .:J , das 11 j oe der 11, "j e der Y. Jeb. 3a (Ze i 1e 10 von unten): Wi e kommt es, daß du mi r VJ '):1
Mensch" bedeutet. R. Mena zitierte ein Sprichwort, das geschickt hast, die nötig haben zu lernen und mir ges~gt haben,
unter Müllern gebraucht wurde: sie seien Weise Israels?
Der Wert eines VJ ':11 V.l ,~ ?.:J ist in seinem Korb 2 • Y. Taan. 65b (Zeile 1): R. Joschia legte Zeph 2,1, "Nehmt euch
zusammen und sammelt euch", so aus: Wir wollen uns korri-
Sodann vermittelt ein einfaches V.l ,:1 in vielen Fällen'
gieren, bevor wir andere korrigieren. Denn es gibt hier VJ 'J~,
die Bedeutung "jemand", besonders, aber nicht unbedingt,
die mich vor R. Jochanan verleumden •••. Daraufhin erhoben
in Fragen, die mit n'~ eingeleitet werden.
sich R. Hijja, R. Issi und R. Imi, die zugegen waren, und
Y. Dem. 25b (Zeile 36): Ist da V.l ,~, der so spricht? gingen weg.
Y. Schek. 47b (Zeile 29): Ist da V.l ':1, derzuseinemMeistersagt .. ? SchI ießl ich muß noch der bekannte Ausdruck VJ ,:1 In
erwähnt werden, der viele aramäische Geschichten ein-
Y. Meg. 74a (Zeile 11 von unten): Wenn V.l ,~ zu dir kommt ..•
leitet. Hier macht der Zusatz von in, "ein", deutlich, daß
Y. Kil. 32b (Zei le 36): Rabbi war sehr bescheiden und pflegte zu sich das unbestimmte Pronomen auf ein einzelnes Subjekt
sagen: Ich bin bereit, alles zu tun, was~V.l'~ mir sagt 3 • bezieht: ein gewisser Mann (Mensch).
In Negativsätzen finden wir V.l'~ n,?4 oder VJ,:1 ~?5, Y. Ter. 46a (Zeile 3]): VJ ,:1 in lud einen gewissen Rabbi ein
"niemand ll • Derselbe Sinn ist gemeint, wenn die Negation (1:1' in).
vor das Verb gestellt ist, wie sich schon an dem Genesis
Y. Baba m. 8c (Ze i 1e 3 von unten): Es geschah ei nem gewi ssen Mann
Apocryphon 21,13 aus Qumran zeigt: V1J~ ,~ ?,.:J n.:Jv' ~? '1
(VJ ,~ in:1 ~1~ ~i:1,y)3.
~'Jnn?, "die niemand zählen kann". Es findet sich auch
häufig in den galiläischen Quellen. Wenn das Subjekt de.r Anekdote weiblich ist, finden wir
das entsprechende ~nn'~ ~in.

1 G. Dalman, Grammatik des jüdisch-palästinischen Aramäisch, 2. Y. Hal. 57d (Zeile 4 von unten): ~nn'~ ~in fragte R. Mena ...
Aufl.,122-123. H. Odeberg, The Aramaic Portions of Bereshit Rabba
with Grammar of Gal ilean Aramaic I I, 1939, 8.
2 Y. Pea 15c (Zeile 29-30 von unten) = Y. Kid. 61b (Zeile 31); sie- 1 Es dürfte von I nteresse se i n zu bemerken, daß ich außerha I b der
he auch Y. Dem. 23b (Zeile 5 von unten) = Y. Chal. 60b (Zeile 27 von Targumimkein Beispiel für den Gebrauch des unbestimmten Plurals ~VJ 'J~
unten); usw. gefunden habe. _
3 Siehe auch Y. Ket. 35a (Zeile 35 von unten). Aber in Gen. r. 33,3 2 Vg1. Y. Schek. 49b (Zeile 36und38). Siehe auch Y. Git. 45b (Zei-
ist die Lesart: VJ ,~. le 25); Y. Baba b. 15c. (Zeile 18).
4 Y. Ter. 46a (Zeile 13 von unten); Y. Jeb. 5d (Zeile 5 von unten); 3 Dieser Ausdruck ist gebräuchI icher im Hebräischen, in der Form
9a ( Ze i I e 26). Intel ilvyn (Y. Pea 17d, Zei.1e 15-16) oder auch ln~ 01~~ ilvyn (Y. Bik.
5 Y. Pea 17d (Zeile 23-24). 65d, Zeile 5 von unten).

~lR
319
3. (I.~)\!J.l.,:1 = eine Umschreibung für 111 eh 11
den umschreibenden Gebrauch von (t<)\!J.l ,:1 bestritt, wer-
de ich versuchen nachzuweisen, daß er gleichwohl exi-
In der Vergangenheit ist oft als gegeben vorausgesetzt stierte.
worden, daß \!J.l ,:1 manchmal von einem Sprecher als indirek- Erstens gibt es eine Stelle In Genesis rabba, auf die
ter Hinweis auf sich selbst gebraucht wurde; sozusagen als M. Black aufmerksam gemacht hat 1 •
Ersatz für das Personalpronomen t<.lt<. Diese Theorie stützt
sich auf die analoge Verwendung von t<":1l t<'lilil, IIdieser Gen. r. 7,2 (Ausg. Theodor, S. 51): Jakob von Kefar Nibburajja
MannII, oder t<nn't< t<'ilil, IIdiese FraulI. Aber ganz so einfach erl ieß eine amtl iche Verfügung in Tyrus, daß Fisch rituell
ist die Sache nicht; t<':1l t<1ilil kann als Umschreibung nicht geschlachtet werden müsse. Als R. Haggai dies hörte, schickte
nur 11 ich 11, so n der n au c h 11 du 11 be d e u te n . Da her hat ma n zu - er ihm folgende Aufforderung: Komm her und laß dich geißeln!
erst zu entsche iden, ob es tatsäch I ich eine Umsch re i bung Er erwiderte: Sollte \!J.l ,:1 gegeißelt werden, der das Wort der
ist, erst dann kann man, aus dem unmittelbaren Zusammen- Schrift verkündet?
hang, in dem es vorkommt, seine genaue Bedeutung fest- Diese Frage wird im selben Paragraphen noch einmal
legen. wiederholt, im Rahmen einer Auseinandersetzung darüber,
Es ist wichtig zu bemerken, daß t<':1l t<1ilil, um als Um- ob der Sohn einer Nicht jüdin am Sabbat beschnitten wer-
sc h re i b u n g zu die ne n, i n ein erb es t i mm te n Art des Dia log s den dürfe.
erscheinen muß; näml ich, entweder (a) wenn ein Sprecher( Theoretisch kann \!J.l ,:1 hier natürl ich mit lIeiner li wie-
eine unpassende oder unbescheidene Betonung seiner selbst dergegeben werden, aber der Zusammenhang läßt ·kaum darauf
zu vermeiden wünscht, oder (b) wenn er aus Furcht oder aus schI ießen, daß Jakob gerade in diesem Augenbl ick ein all-
Abneigung, etwas ihn seI bst betreffendes Unangenehmes offen gemeines Prinzip aussprechen wollte. Verletzt durch die
auszusprechen, dazu veranlaßt ist, oder (c) wenn er einen schroffen Worte seines Widersachers, scheint er es offen-
Fluch oder (d) eine Beteuerung ausspricht. In den ersten bar auf sich selbst bezogen zu haben, wobei der indirekte
beiden Zusammenhängen bezieht sich IIdieser MannIl auf lIich ll , Sprachgebrauch zweifellos auf die angedeutete Demütigung
im dritten und vierten auf IIdu ll1 • zur ü c k z·u f ü h ren ist.
(a) Gen. r. 68,12: Ein gewisser Mann kam zu R. Jose bar Halafta und Diese Auslegung wird überdies durch den Paralleltext,
sagte zu ihm: In einem Traum wurde t<':1l t<1ilil offenbart ... e r haI te n i n Num. I' • 1 9 , 3, be s t ä t i g t :

(b) Gen. r. 14,7(8): Der Sohn eines Vornehmen aus Seproris starb. Sollte \!J.l ,:1 gegeißelt werden, der das Wort der Schrift verkün-
Man sagte, der Vater sei ein min gewesen (ein Ketzer, der den det? R. Haggai sagte: Ja, weil du nicht die richtige Lehrent-
Glauben an die zukünftige Welt verwarf) . . . . . Als R. Jose bar scheidung getroffen hast (:1U n"1il t<;)2.
Halafta hinging, um ihm einen Besuch zu machen, sah der Va- Ein weiterer, fast identischer Sprachgebrauch, findet
ter, daß der Rabbi sich hinsetzte und lachte. Warum lachst du? sich in einer Anekdote, die in den palästinischen Talmud
fragte er. Weil wir auf den Herrn des Himmels vertrauen, daß du eingeschoben ist. Auch hier, obwohl es möglich war, die
das AntI itz des Verstorbenen in der künftigen Welt sehen wirst. Frage ganz allgemein zu verstehen, werden die Hörer ohne
Hat t<.,:1l t<1ilil nicht Kummer genug, sagte der Vater, daß auch du den geringsten Zweifel erkannt haben, daß der Sprecher
noch kommst, um ihn zu plagen? sich auf sich selbst bezog.
Gen. r. c. 5: Jakob fragte Esau: Was verlangst du? Geld oder Y. Bel'. 5c (Zeile 24ff. von unten): R. Ze'ira ... wollte ein Pfund
eine Grabstätte? Verlangt t<':1l t<1ilil eine Grabstätte? Gibmirdas Fleisch beim Schlachter kaufen. Wieviel macht's? fragte er.
Geld, und nimm die Grabstätte für dich! Fünfzig Minen und einen Hieb, war die Antwort. (Der Rabbi bot
(c) Y. Maaser sah. 55c: Möge der Geist von t<':1l t<1ilil umkommen! sechzig, siebzig, achtzig und schI ießI ich hundert Minen, um dem
Hieb zu entgehen, aber ohne Erfolg. Am Ende sagte er): Tu, was
(d) Y. Moed k. 81d: Wäre es nicht Tatsache, daß ich nie jemanden bei euch Brauch ist. Am Abend ging er ins Schulhaus und sagte:
verfluche, bei t<':1l t<1ilil würde ich es tun! Rabbis, wie schlecht ist der Brauch an diesem Ort, daß \!J.l ,:1
Y. Scheb. 39a: (Eine Frau, die mit ihrem Mann spricht, ruft): kein Pfund Fleisch essen kann, ohne daß ihm vorher ein Hieb ver-
t<':1l t<1ilil ist im Verdacht in bezug auf die Schemitta (Gesetze, setzt worden istl
die sich auf das Sabbatjahr beziehen), und du wagst es, mir zu
sagen: Lege die HaZZah (den Priesteranteil) beiseite?! Kahana, ein babylonischer Rabbi, der nach Palästina
gekommen war, das Leben dort aber enttäuschend fand, ge-
Diese einführenden Bemerkungen sind nötig, um zu zeigen, brauchte eine etwas andere Ausdrucksweise. Er ging zu
daß eine Untersuchung des mögl ichen Gebrauchs von (t<)\!J.l ,:1 seinem Lehrer, R. Jochanan, und stellte ihm folgende
als Ersatz für lIich li mißlingen muß, wenn man"nicht beson- Frage:
ders auf. die literarische Form, in der es erscheint, und
auf seinen genau~n Zusammenhang achtet. Obwohl E. Sjöberg
1 Vgl. oben, 314.
Siehe G. Dalman, Grammatik ... ,108, ergänzt durch DieWorteJesu,
1 2 Derselbe Satz findet sich auch in Genesis rabba (z.St.), folgt
204f.; vgl. auch H. Odeberg , aaO., 11, 3, § 5. aber nicht unmittelbar auf Jakobs Frage.
UO 321
Y. BeY'. Sc (Zeile 29ff.): Wenn 1!J.l ,:1
von seiner Mutter gering ge- J. Bowman 1 und seinen Nachfolgern 2 vorgeschlagen wurde,
schätzt, von einer anderen Frau se i nes Vaters aber geehrt wt rd, lIich li heißen muß. Die Eintragung einer allgemeinen Aus-
wohin sollte er gehen? Er sollte dahin gehen, wo er geehrt wird, sage in solch einen Zusammenhang wäre mehr als unwahr-
erwi derte Jochanan. Da raufh i n re i ste Kahana ab. Da wurde dem scheinlich.
R. Jochanan erzählt: Kahana ist nach BabyIon gegangen. Was! rief In allen bisher geprüften Beispielen wurde die Bezie-
Jochanan. Ist er weggegangen, ohne mich um Erlaubnis zu bitten? hung zum Sprecher durch die unbestimmte Form von I!JJ ,:1
Die Geschichte, die er di r erzähl t hat, erwiderten sie, war vermittelt. 1m folgenden wird gezeigt werden, daß auch
seine Art, um Erlaubnis zu bitten. NI!J.l ,:1 in derselben Weise gebraucht werden kann.
Die Bedeutung von Kahanas Gleichnis war keinem entgan- Y. BeY'. Sb (Zeile 5ff. von unten): Als R. Hijja starb, der Sohn
gen, außer dem alten Jochanan. Die Mutter war Palästina, der Schwester von Bar Kappara, bekam R. Levi seine Wertsachen.
die Stiefmutter war BabyIon, und 1!J.l ,:1
war der Sprecher. Dies geschah, weil sein Lehrer zu sagen pflegte: Der Schüler von
Die verhüllende Ausdrucksweise war veranlaßt durch die ~I!J.l ,:1
ist ihm ebenso lieb, wie sein Sohn.
peinlichen stillschweigenden Folgerungen in der Mittei-
Die Tatsache, daß Levi wirklich der Erbe von R. Hijja
lung, nämlich, daß die Palästiner ihn geringschätzten.
wurde, läßt darauf schI ießen, daß die wiederhol te Äußerung
Das nächste Beispiel stammt aus den Geniza-Fragmenten
des Rabbis als Ausdruck seines Willens verstanden wurde. In
des palästinischen Targums zu Gen 4,14 1 • Nach dem bib-
solch einem Zusammenhang folgt die indirekte Beziehung zum
lischen Text lauten die Worte, die Kain an Gott richtet,
Sprecher natürlich einem bereits feststehenden Muster.
wie folgt (R.V.):
Ein anderes Logion, diesmal mit dem Begräbnis des Spre-
(a) Siehe, du hast mich heute vom Angesicht des Ackerbodens ver- chers verbunden, kommt in verschiedenen Sammlungen vor.
trieben
Y. Ket. 35a (Zeile 9ff.): Man sagte: Dieser Rabbi sei, in ein ein-
(b) und vor deinem Angesicht werde ich verborgen sein ziges Laken gewickel t, begraben worden, wei I, sagte er, ~I!JJ ,:1
nicht so, wie er geht, wiederkommen wird. Die Rabbis aber sagen:
(c) und ich werde ein Flüchtl ing und ein Wanderer sein auf Erden
Wie 1!J.l ~:I geht, so wird er wiederkommen 3 •
(d) und es wi rd geschehen, daß, wet immer mich findet, mich erschla-
Die Worte des Rabbis drückten seinen Wunsch nach einer
gen wird.
einfachen Bestattung aus, und sie betrafen ihn allein.
Es sollte beachtet werden, daß in der Genesis sowohl, Der GI an z sei ne rAu fe r s te h u n g , da eh t e e r , we r den ich t
der S ach ve rh alt i n be zug auf sei ne Ve r t re i b u n g als aue h von den Kleidern abhängen, in denen sein Leib steckte. Er
die Vorahnung von Kains künftigem Schicksal in der ersten scheint einem allgemeinen Grundsatz widersprochen zu ha-
Person wiedergegeben sind. ben, nach dem der endgültige Rang eines Menschen seinem
Wenn dies mit der Neofiti-Wiedergabe des palästinischen mo ra I i sc h e n We r t zur Z e i t sei ne s Tod e s e n t s p re ehe. 0e r
Targums verglichen wird, dann zeigt sich, daß Vers 14ab Gebrauch der Umschreibung ist nicht nur von der Erwähnung
die direkte Rede in der ersten Person beibehält, während des Todes her erklärl ich, sondern auch von der Demut des
sie in Vers 14cd zur dritten Person überwechselt. Sprechers vor der Aussicht auf seine glorreiche Aufer-
stehung her.
(a) Siehe, du hast mich heute vom Angesicht der Erde verbannt
Nachstehend scheint die Umschreibungstheorie in einem
(b) aber ich bin unfähig, mich vor dir zu verbergen Mi d ras eh, der ein e Aus ein a n der 5 e t z u n g " z w i s c he n N i m rod und
Abraham darstell t, den Schlüssel zu einer Stelle zu I ie-
(c) Kain wird ein Verbannter und ein Wanderer sein auf Erden
fern, die sonst schwer auszulegen ist.
(d) und wer immer ihn trifft, wird ihn töten. Gen. Y'. 38,13 (Ausg. Theodor, S. 363-364): (Nimrod sagte:) Laß uns
Im Geniza-Fragment ist die indirekte Rede schon in Vers das Feuer verehren! (Abraham sagte:) Laß uns I i eber das Wasser
14b eingeführt: (~'7'1)J;) verehren, das das Feuer auslöscht (P!l\JY.l1)! (Nimrod
sagte:) Laß uns das Wasser verehren! (Abraham sagte:) Laß uns
(a) Siehe, du hast mich heute vom Angesicht der Erde verbannt I ieber die Wolken ('7.l.ly;) verehren, die das Wasser mit sich
(b) aber 1!J.l ':1
ist unfähig, 0 Herr, sich vor dir zu verbergen führen ('7.:lY\J1)! (Nimrod sagte:} Laß uns die Wolken verehren!
(Abraham sagte:) Laß uns I ieber (den) die Wind(e) (Nn,,;)
(c) Rain wird ein Verbannter und ein Wanderer sein auf Erden
(d) und wer immer ihn findet, wird ihn töten.
1 Siehe oben, 313f.
Vom synoptischen Standpunkt aus betrachtet, kann es
keinen Zweifel daran geben, daß 1!J.l ,:1
hier, weit davon
2 Z.B. J. Jeremias, IIOie aramäische Vorgeschichte unserer Evange-
lienII, ThLZ 74 (1949), Sp. 528f.; S. Schulz, "Die Bedeutung der neu-
entfernt, IIjemand li oder lIein Mensch ll zu bedeuten, wie von
en Targumforschung für die synoptische Tradition ll , in: Abraham unser
Vater '(Festschrift für O. MicheJ), 1963, 425ff.
3 Siehe auch Y. Kil. 32b .(Zeile 3ff.) und Gen. r. c. 2; in ersterem
1 P. Kahle, Masoreten des Westens 11, 7. steht W.l'~ 1~, in letzterem W.l 1) anstelle von ~Wl 1).

322 323
.~

verehren, der (die) die Wolke(n) (N.l.lY) zerstreut(en) ('1;::I10i)1 von einem Munde ausgesprochenen Verl eumdungen, um wi ev i el sch 1 i m-
(N i mrod sagte:) Laß uns den Wi nd verehren! (Abraham sagte:) Laß mer würde es sein, wenn es zwei gäbe!
uns I i eber Nm.,,,,'1 )Oi N\!1.l .,).., vereh ren! (N i mrod sagte:) Du sp i eIst
In Y. Schab. 3a (Zeile 4ff. von unten) findet sich eine
bloß mit Worten. Wir werden nichts außer dem Feuer verehren. Ich
zweite Rezension desselben Spruches mit einer bemerkens-
werde dich hineinwerfen und deinen Gott ... dich daraus befreien
werten Variante. Anstelle von l'<\!1l .,).., lautet sie .,) pln'"
lassen. N\!1l, IIfür diesen MenschenlI, oder nach der editio princeps:
Von Interesse ist Abrahams letzte Äußerung, die teil- N\!1l .,).., ''1 in'" , "für diesen, den MenschenlI.
weise nicht übersetzt wurde. M. Jastrow gibt den Ausdruck Solch ein Satz kann nur eines bedeuten. Wenn er die
so wieder: IILaß uns den Menschen verehren, der den Wind Ehre gehabt hätte, der Offenbarung der Torah auf dem Sinai
mit sich führt (dessen Körper mit Luft gefüllt ist)1I1; beizuwohnen, hätte Simeon für sich selbst um zwei Münder
a b e r d i e s s c he.i n t n ich t v i e I S i n n z u erg e ben . Au c h H. gebeten, so daß einer von ihnen ständig mit der Rezitation
Freedmans Wiedergabe ist nicht sehr zufriedenstellend: des Gesetzes hätte beschäftigt sein können. Jeder die Be-
11 Laß uns I i e be r me n s chI ich e We sen ver ehr e n, die dem Wi nd deutung von N\!1l.,) in der Berachoth-Fassung betreffende
Widerstand leisten ll2 • Zweifel muß, wie man sich denken kann, 'durch den Zusatz
Genau betrachtet, weist der Text von Abrahams letztem des Demonstrativpronomens in der Parallelwiedergabe, in
Vorschlag ein seltsames stilistisches Merkmal auf. Während Schabbath, zerstreut werden 1 . Und doch wies E. Sjöberg (in
in seinen vorherigen Vorschlägen die Partizipien immer im dem zit. Art., S. 94, Anm. 66), obwohl er die Grundfol-
Plural standen, ob die Substantive, auf die sie sich be- gerungen der Ersetzung von 1'<\!1.l .,)? durch N\!1.l .,) pin'"
zogen, Plurale waren ('1.l.ly, N'1'10) oder nicht (Nn1.,), erkannte, die einfachste Auslegung zurück. Er folgerte,
stehen in Nn1., "''1)Oi N\!1l 'l)'" i1l0.l sowohl das Substantiv daß Simeon, wenn er N\!1l .,) nicht im generischen Sinne ge-
als auch die Partizipien im Singular. Wenn dies beachtet braucht habe, seinen eigenen Mund für eine große Zahl von
wird, erscheint Freedmans Ubersetzung völ Hg ungerecht- Verleumdungen verantwortl ich erklärt habe, was nicht sehr
fertigt. Die Wiedergabe sollte eher lauten: IILaß uns den wahrscheinl ich sei.
Menschen verehren, der Nn1., trägt ll • Mögl icherweise liegt Tatsächl ich scheint Sjöberg nicht bemerkt zu haben, daß
hier ein Wortspiel mit Nn1., vor 3 , in dem er zuerst IIWind ll die zweite Hälfte der Stelle nicht eine unmittelbare Fort-
bedeutet und dann den Sinn von IIGeist ll , von N\!1i1i7 Nn1." setzung der ersten ist. Es ist ein nachträgl icher Einfall,
11 he i I i g em Ge ist 11 , ver mit tel n so I I. Als 0 : 11 La ß uns I i e b e r der sehr wahrscheinl ich bei einer anderen Gelegenheit aus-
den Mens,chen verehren, der den Gei st trägt (d.h., auf dem gesprochen wurde. Für Simeon selbst wä,re es ein Segen, wenn
der Geist ruht)lI. In eindeutigen Worten: Ich vermute, daß er zwei Münder besäße, aber für die Menschheit insgesamt
Ab ra ha m von s ich seI b e r s p ra c h , und z war s c ha I k ha f t, und wäre es nicht wünschenswert.
daß Nimrod dies nicht entging. IIDu spielst bloß mit Wor- Uberdies möchte ich hinzufügen, daß ein generisches
tenll, sagte er. IIGut, wir werden das Feuer verehren, in N\!1.l.,) nicht in den Zusammenhang passen würde. Da die
das ich dich werfen werde ll • Torah nur Israel gegeben wurde, wäre es denkbar, daß
Wenn diese Auslegung richtig ist, dann ist die indi- Simeon wohl für die Juden um einen zweiten Mund gebeten
rekte Beziehung auf ihn seI bst durch Abrahams Wunsch hätte, aber bestimmt nicht für die ganze menschl iche
veranlaßt, sich unbestimmt auszudrücken und außerdem durch Rasse. Die einzige zufriedenstellende Auslegung führt
seine Demut, trotz seines wirklichen Glaubens daran, daß einen daher zu dem Verständnis, daß Simeon ben Johai,
Gottes Geist auf ihm ruhe. als er eine demütige Bitte um eine einzigartige Ver-
Meine letzten beiden Erläuterungen haben zwei Tatsachen günstigung aussprach, instinktiv in der dritten Person
gemeinsam: beide sind in mehreren Wiedergaben enthalten, von sich selber sprach.
und beide übermitteln die Worte desselben Mannes, des Tan- Die andere Anekdote, die sich auf denselben Rabbi be-
naiten Rabbi Simeon ben Johai. zieht, ist in vier Rezensionen erhalten geblieben: in Y.
Y. Bel'. 3b (Zei le 15ff.): R. Simeon ben Johai sagte: Wenn ich auf dem
Scheb. 38d; Gen. r. 79,6; Koh. r. 10,11 und Esth. r. 3,113a.
Ich we r dem i t der Tal mud - Wie der gab e beg i n ne n , die von
Berge Sinaigestanden hätte, als Israel die Torah gegeben wurde,
Anfang bis Ende in aramäisch vorliegt.
würde ich den Barmherzigen gebeten haben, für N\!1.l .,) zwei Münder
zu schaffen - einen für das Studium der Torah und einen, um ihn Y. Seheb. 38d (Zeile 24ff.): R. Simeon ben Johai verbarg sich drei-
mit allem zu versorgen, was er braucht. zehn Jahre in einer Höhle (während der Regierung Hadrians) . . . .
Und ferner sagte er: Wenn die Wel t kaum bestehen kann wegen der

1 Die Krotoschinausgabe von Y. Schabbat enthäl t noch eine andere


A Dictionary of the Targumim, the Talmud Babl i and Yerushalmi,
1 Variante. Anstelle von i1'1:J"'~?:J (wörtl ich: sein ganzes Bedürfnis)
and the Midrashic Literature I I, 1458, S.v. Nn,.,. lautet sie '1'1:J·n~?:J (mein ganzes Bedürfnis). Wenn dies Absicht ist
2 Mi drash Rabba (Soncino Press, 1951), I, 311. und kein Druckfehler, dann kehrte der Sprecher zum Gebrauch der ersten
3 Dies wurde bereits von P. Fiebig, in: Der Menschensohn, 43, vor- Person zurück. Die editio.princeps I iest jedoch '1':J"'~ ?:J (alle seine
geschlagen . Bedürfnisse). '
.-,,,,.
325
"::~Ti"
~"

Am Ende dieser dreizehn Jahre sagte er: Ich werde hinausgehen Anzahl von Beispielen, die ich bisher sammeln konnte,
um zu sehen, was in der Welt geschieht (wörtlich: was die Stimm~ besagt durchaus nicht, daß diese SpracheigentOmI ichkeit
der Welt ist). Dann ging er hinaus und saß am Eingang der Höhle. ungebräuchl ich war. Sie ist sehr wahrscheinl ich bedingt
Da sah er einen Jäger, der Vögel zu fangen suchte, indem er ein durch die Seltenheit vorhandener aramäischer Quellen von
Netz ausspannte. Er hörte eine himml ische Stimme, die sagte: der Art idiomatischer Fassung, in der solch eine gramma-
Dimissio, "Entlassung", und der Vogel entkam. Da sagte er: Nicht tische Erscheinung normalerweise vorkommen kann.
einmal ein Vogel kommt um, ohne den Willen des Himmels. Um wie- Vom philologischen Standpunkt aus gesehen, folgt der
viel weniger NWl ,~. umschreibende Gebrauch von (N)WJ .,~ weitgehend dem Muster,
das bereits in groben ZOgen in bezug auf N"~) N1ilil dar-
Es ist darauf hinzuweisen, daß Simeon in dieser Rezen- ge s te I I t wu r d e . I n den me i s te n Fäll e n e n t h ä I t d e" r S a tz ,
sion die einzige dramatis persona ist. ·Bemerkenswert ist in dem es steht, einen Hinweis auf Erniedrigung, Ge"fahr
daß indem entsche idenden letzten Sa tz, obwoh 1 zwe i fell o~ oder Tod; es gibt aber auch Beispiele, in denen die Be-
:ine Unterscheidung zwischen '1~'~ und NWl ,~ beabsichtigt ziehung auf das Selbst in der dritten Person von Demut
Ist, das erstere unbestimmt ist, während NWl ,~ es nicht oder Bescheidenheit diktiert ist. Der einzige wesentliche
ist. Daher ist es gerechtfertigt anzunehmen, daß der Unterschied zwischen den beiden pronominalen Ersatzformen
Sprecher nicht irgendein zufälliges Mitglied der mensch- besteht darin, daß N'~) N1ilil entweder "ich" oder "du"
lichen Rasse im Sinn hat, sondern eine besondere Person, bezeichnen kann, während NI!1J ,~ sich immer auf die erste
und daß diese Person nur er selber sein kann. Person bezieht.
In der längeren Wiedergabe des Midrasch rabba ist der Geographisch betrachtet, ist diese SpracheigentOmI ich-
einleitende Satz in hebräisch, der Rest in aramäisch ge- keit palästinisch-galiläisch. In dem vom babylonischen
schrieben, und von R. Eleazar, Simeons Sohn, wird gesagt, Talmud repräsentierten Dialekt fehlt sie völlig, und sie
er habe das Exil seines Vaters geteilt. hat auch kein GegenstUck im nachklassischen Hebräisch.
Gen. r. 79,6 (Ausg. Theodor, S. 941-942): R. Si meon ben Joha i und Wenn die Lesart O'1Nil p, die durch einen zweiten Kopisten in
sein Sohn verbargen sich dreizehn Jahre in einer Höhle ..•• Am 1Q Serech 11,20 eingetragen wurde (was, nebenbei "bemerkt,
Ende ging er hinaus und saß am Eingang der Höhle. Da sah er ei- das erste Mal ist, daß sich die hebräische Wendung mit dem
nen Jäger, der Vögel zu fangen suchte. Als er eine himmlische bestimmten Artikel findet), als Aramaismus vom NWJ "~-Typ
Stimme hörte, die Dimissio sagte, entkam der Vogel, (und als er zu verstehen ist, dann können wir daraus schließen, daß
sie sagen hörte) Specu'la, "Vollstreckung", wurde er gefangen. sie auch im judäischen Dialekt existierte.
Da sagte er: Nicht einmal ein Vogel wird gefangen, ohne den In chronologischer Hinsicht ist dieser Begriff bereits
Willen des Himmels. Um wieviel weniger die Seele des Menschen in den frühesten Schichten des galiläischen Aramäisch gut
1
(NWJ '~1 W~l). Da ging er hinaus und stellte fest, daß die Ereig- bezeugt, näml ich im "palästinischen Pentateuchtargum , im
nisse sich beruhigt hatten. palästinischen Talmud und in Genesis rabba. Obwohl solche
Zuordnungen immer mit Vorsicht zu betrachten sind, ist es
In dieser Wiedergabe folgte dem NWJ '~-Ausspruch unmit- dennoch bemerkenswert, daß die bei den wichtigsten logien
telbar Simeons Weggang aus dem Versteck, so daß wir einmal durch verschiedenartige Quellen einmOtig Simeon ben Johai
mehr folgern können, daß NI!1J 'n, dessen Seele nicht um- zugeschrieben werden, einem galiläischen Schüler Akibas,
kommen werde, der Sprecher selbst sein muß. Hier wird die der in der ersten Hälfte des zweiten Jahrhunderts n.Chr.
!.
F0 ger u n g des Aus leg e r s j e d 0 c h nie h t nur dur chI 0 gis ehe wirkte.
Grunde, sondern auch durch den di rekten handschri ftl ichen Eine umfassende Untersuchung des Gebrauchs und der
Nachweis bestätigt. Unter den Varianten, die in Theodors Bedeutung von VJl .,~ kann nicht abgeschlossen werden, ohne
kritischem Apparat verzeichnet sind, erscheint die Lesart daß sein vermuteter messianischer Gehalt erwähnt wird, und
eines Oxford-Kodex, in dem NWl "~1 l!1~l "die Seele des in bezug darauf möchte ich zu Protokoll geben, daß unter
Me n s c he n " , dur c h , 1!1 ~ l, "me i ne See 1 e " , er' set z t ist 1. Mit den Hunderten von Beispielen, die ich genau geprüft habe,
anderen Worten: NWl ,~ ist zumindest in diesem letzten nicht eines darauf schließen läßt, daß (N)Wl .,~ jemals als
Beispiel eindeutig eine Umschreibung fOr "ich"2. messianische Bezeichnung verwendet wurde. Diese Unter-
Hier mag die BeweisfOhrung schließen. Das Bewei"s- suchung bestätigt vielmehr lietzmanns These insofern, als
material in bezug auf (N)Wl .,~ als Umschreibung scheint er es war, der schon vor langer Zei t erkannte 2 , daß Dan
hinreichend beweiskräftig zu sein. Die relativ geringe 7,13, obwohl im Judentum als messianischer Text anerkannt,

1 Ms. Opp. Add. 3, Bd. 142, ROckseite, in der Bodleian library.


1 A. Diez Macho datierte die letzte Rezension des Neofiti auf das
2 Eine weitere, wenn auch weniger direkte Bestätigung, wird durch
Esth. r. 3 gel iefert. Hier dienen Nll!1!ll "unsere Seele" oder NlnVJ!ll zweite Jahrhundert n.Chr. (The recently discovered Palestinian Targum,
" unsere " '
See 1en , als E rsa tz fOr NVJl .,.:1'1 l!1~l "
was besagen so 11 daß Congress Volume, Oxford 1959; Supplements to Vetus Testamentum VII
Simeon sowohl an sich selbst, als auch an se'inen Sohn gedacht 'habe. (Leiden, 1960),229). Die Wiedergabe, die in der Kairoer Geniza gefun-
I n bezug auf eine genaue Pa ra 11 el e im Neuen Testament vgl. Mt 16,1:3 den wurde, ist sicherl ich ni~ht später entstanden.
mit Mk 8,27. " 2 Vgl. oben, 31lf.

326 327
."~
T
I
1

zwar dazu gedient hatte, einen neuen messianischen Namen IIKein Begriff war geeigneter, die Identität des Men-
zu schaffen, doch war dieser Name '1JJY, "Wolkenmensch" schensohnes sowoh I zu ve rbe rgen als auch denen, die Ohren
mögl icherweise auch '1?!l'1.l "l.:1 (VEIj>EAT), "Wolkensohn", nich~ hatten zu hören, gleichzeitig zu offenbaren.
aber N.I!JJ "l.:I, IIMenschensohn" 1 • Im Gegentei I, jeder vorhan- In Mt l l J 18.19 = Lk ?J 33 • 34 (Q):
dene aramäische Beleg scheint auf die Unangemessenheit von 'Denn Johannes kam, der weder aß noch trank,
N.I!JJ "l.:I als Name oder Titel hinzudeuten. Denn während das und sie sag e n: E r hat ein enD ä mo n •
hebräische 01N. 1.:I in Ezechiel nicht weniger als siebenund- Der Menschensohn kam, der ißt und trinkt,
achtzigmal als eine Form göttlicher Anrede erscheint (z B und sie sagen: Siehe, ein Fresser und Weinsäufer,
IIMenschensohn, stelle dich auf deine Füße und ich will' ein Freund von Zöllnern und Sündern.'
mit. d'Ir re d en ", Ez )2,1 , übersetzte das Targum , es immer
mit 01N. "l.:I, IISohn Adams ll , nicht mit (N.)I!JJ(N.) "l.:1. ist der Gegensatz zwischen Johannes und Jesus selbst un-
Schließlich: Ist es nicht aufschlußreich daß als die mißverständlich; der Versuch, eine allgemeine Bedeutung in
Evangel ienwendung 0 Ul.O~ ToD aV.(7pw1tOU, die in der' Termino- diesen Ausdruck hineinzulesen, tut dem ganzen Zusammenhang
~ogie de.r frühen Kirche sicherlich zum Titel geworden war,
Gewalt an. Uberdies ist der Zusammenhang nicht offensicht-
Ins Syrische und ins christI ich-palästinische Aramäisch lich apokalyptisch; er bezieht sich auf ein tatsächliches
übersetzt wurde, der Ausdruck, den man wählte, kein ein- Kommen des Menschensohnes in Jesus se I bst, eines Menschen
faches N.\!J.l .,.:1 war, sondern N.\!JJN.1 il.,.:I, N.\!JJ.,.:11 il"l.:I oder u n t e r Me n s c he n. A I I e Ä h n I ich k e i te n, die die se rAu s d ru c k
il.,.:1l1 il.,,)7 hier mit der alten biblischen Literatur aufweist, sind die
So sieht sich der neutestamentl iche Forscher folgendem mit Ezechiel und dem Psalter.
Wäre dieser Ausspruch denen, für die er bestimmt
Dilemma gege~~ber: Ent~eder stammt die.griechische Wendung
aus dem Aramaischen, In dem Falle zeigt die Erforschung war, verständlich gewesen, ohne daß dieser Ausdruck
seiner ursprüngl ichen Bedeutung, daß IIMenschensohn li etwas ein messianischer Titel war7 Diese Stelle ist eine von
anderes als ein Titel sein muß. Oder sie ist keine Uber- me h re ren, i n den e n ' Me n s ehe n s 0 h n " wie be hau p t e t w u r d e ,
setzung, sondern eine unabhängige Schöpfung, in dem Falle einfach ein Synonym für das Personalpronomen sei und wo
muß erklärt werden, warum ein Hellenist solch eine fremde der Gebrauch des aramäischen N.",)) N.1ilil, 'dieser Mensch ' ,
Spracheigentümlichkeit erfunden haben sollte, warum diese für die erste Person zum Vergleich herangezogen oder
Spracheigentüml ichkeit von den Schreibern der griechischen als Bestätigung zitiert wurde. Aber letzteres ist nicht
Evangel,ien so bereitwillig akzeptiert wurde und warum sie g a n z das seI be wie die IN end u n g , Me n (~ c he n s 0 h n I , und N. 1 il il
dennoch. später von der griechisch-sprechenden Ki rche ver- N.\!J.l.,,) findet sich nirgends. Selbst wenn es so wäre
nachlässigt wurde. . (wie das lateinische hic homo), müßte das Fehlen des
Demonstrativpronomens im Griechischen wegerklärt werden;
doch der Versuch, dies zu tun, führte zu reinen Vermu-
tungen. Wenn jedoch \!J.l .,,) allein, die genaue Wendung bei
Daniel, der ursprüngl iche Begriff war, könnte er ebenso
gut entweder als messianischer Titel 'Menschensohn' ge-
Die theologischen Folgerungen aus gedeutet werden oder in dem gewöhnl ichen Sinne, den \!Jl .,.:1
Dr. Vermes I Beobachtungen nach und nach im palästinischen Aramäisch bekommen hatte,
als 'einer', 'ein Mensch', mit Beziehung auf den Sprecher
Der wichtige Nachweis für den Gebrauch von 1!J.l .,.:I als seI b s t. I m Ara mä i sc he n ist die s er Aus s pr u c h ge s chi c k t er-
Ersatz für das Pronomen der ersten Person, der von G. weise mehrdeutig.
Vermes so klar und überzeugend herausgearbeitet wurde Obwohl dieser Ausspruch im Aramäischen mehrdeutig ist,
bestätigt völlig die Ansicht, für die ich (auf einer viei kann es keinen Zweifel daran geben, daß die Evangelisten
schmaleren Grundlage) in meiner Studie IIThe Son of Man in recht daran taten, ihn messianisch auszulegen: Jesus
ll
the Teaching of Jesus in der Expository Times Bd. 60, beabsichtigte den verhüllten Hinweis auf seine eigene
N r. 2, S. 3 2 f . ei n g e t re t e n bin, n ä m I ich, daß die s e r i d i 0 - Identität als Menschensohn. Aber der Zusammenhang (und
matische Ersatz für die erste Person durch die Art, wie die Mehrdeutigkeit der Wendung) sind lehrreich: das ganze
Jesus ihn in bezug auf sich selbst als lIeschatologische kompl izierte Schema der apokalyptischen Menschensohn-
P'ersänlichkeit ll gebrauchte, tatsächl ich eschatologi sche Eschatologie wurde endlich auf den Boden der Wirklichkeit
Obertöne erhält. In dieser Hinsicht stehe ich im Wider- ges te 11 t. Die endgü 1 ti ge Offenba rung des Menschensohnes
spruch zu der Meinung von Vermes, daß das aramäische \!JJ .,.:1 mag noch ausstehen, doch nichtsdestoweniger ist der
für messianischen Gebrauch unangemessen sei. Menschensohn gekommen: in einem, der wirklich Mensch war;
die Synthese zwischen prophetischer Schrift und jüdischer
apokalyptischer Eschatologie, die in den Gleichnissen
Dies ist nicht der Ort, um den Gebrauch von "Menschensohn" in den
1
begann, ist in Jesus verwirklicht
ll1

GI~ichnissen des Henoch und von IIMensch" im 4. Esra zu besprechen.
Meiner Meinung nach, die ich in naher Zukunft zu erläutern hoffe wird
die fragl iche Wendung in keinem dieser Werke als Titel gebraucht: 1 Expository Times, aaO.

329
328
In summa: In den Evangelien gibt es einen Kern von
echten IIMenschensohn ll -Worten, die auf Jesu Geist selbst
zur ü c k geh e nun d die 5 ich so wo h l a u f sei ne n i r dis c he n R E GIS T E R
Dienst als auch auf sein künftiges IIKommen ll beziehen
(z.B. Mt 8~20 par.; 12~41 par.; Mk 14~62 par.; Lk 17~24 1. Allgemeines Register
par. 30). Die zweite Gruppe, die sich auf das IIKommen ll des
Menschensohnes bezieht, ist sicherl ich durch Daniel, aber Abendmahl: 201. Verteilung des: 51f.
vielleicht auch durch Henoch inspiriert worden; einige Abendmahlsworte: 258f., 268, 276. Ubermäßiger Gebrauch bei Johan-
sind unter dem Einfluß der jesajanischen Prophetie ge- Abgar IX., Ukama: 265. nes: 52.
b i I d e t wo r den; und i n be zug auf die 0 b i ge S pr ach e i gen- Abraham: 323. Chester Beatty-Papyri: 29f.
tümlichkeit können sich irgendeiner oder alle von ihnen Acta Martyrum: 241 Chrysostomus, Liturgie des:Z31.
indirekt auf den Sprecher beziehen und denen, .die Ohren Addai, Lehre des: 265. Comparatlo compendaria: 118
haben zu hören, die Identität des Menschensohnes in der = Tatian: 265.
Person des Sprechers selbst offenbaren 1 • Adverb: 108f. Damaskus: 21.
Akiba, R.: 327. Definiter Artikel: 93f.
Al ex i s: 199. Diapente: 267.
All iteration: 160f. Diatessaron, Syrisches: 262f.
Alttestamentl iche Zitate: Dichotomie: 256f.
98f., 211. Diodor: 11.
Angelsächsische Evangelien: 294. Distributiv, Das: 124
Ansar: 199 Anm.
Antiochien: 15, 17, 33, 264. Edessa: 265f.
Aorist, Partizip-, Elativ, Iterativ: 118f.
Unterordnendes: 63f. Eleazar, R.: 326.
Aorist = semitisches Perfekt: Elephantine-Papyri: 7, 51f., 67
128f., 182 Anm., 260. Anm., 10U., 118, 124.
Apokryphen und Pseudepigraphen, EI ia: 116 Anm., 231 Anm.
Aramäische Originale der: 18. Elxa i: 199.
Apollos: 199. Emmaus-Erscheinung: 172.
Aqu i la: 20. Emphaticus, Status: 93f.
Aquila und Priscilla: 199. Ephrem Syrus: 241.
Arabischer Tatian: 54, 72, 99, 127 Epiphanius: 199, 267 Anm.
Anm., 247, 287f. Erfüllung, Die, im Reiche Gottes:
Aramä i sch - 230f.
Babylonisches: 20f. Erste überlieferte Äußerung Jesu
Ga 1 i 1ä i sches: 19f. Christi: 3.
Judä i sches: 19f. Ethicus, Dativus: 102f.
Samaritanisches: 17, 19,21, Exklamation, Interrogativ als: 122.
25f., 140,297. Fehlübersetzung des Aramäischen:
Talmudisches: 19f., 25f. 5, 7f., 53f., 76f., 80, 148,
Targumisches: 5, 17. 154f., 162, 171f., 183, 189 Anm.,
Assonanz: 160f., 261. 191f., 197, 250f., 271f.
Asyndeton in den Evy. und in der Fuldensis, Codex: 267.
Apg.: 55f.
Verteilung des: 55f. Gal iläisches Aramäisch: 19f.·
im vierten Evangel ium: 56. Gen i za: 21, 24.
im Hirten des Hermas: 56. Gleichnisse -
Einleitungen, Aramäische Asyn- Hypotaktischer Partizip-Aorist
deton-: 56. in: 61f.
vom Sämann: 61f., 274f.
Babylonisches Aramäisch: 20f. von den Talenten: Zf.
Ba r Kappa ra: 323. vom Schalksknecht: 61.
1 Ich möchte auf meine weiteren Studien hinweisen: "The Son of Man
Benediktus: 152. vom Unkraut: 59.
Problem in Recent Research and Debate", in: Bulletin of the John Ry- vom Verlorenen Sohn: 61, 291.
lands Library, Bd. 45, Nr. 2, 305ff. und IIThe 'Son of Man' Pass/ion Cäsareanischer Text: 29. Gradonico, Jacopo: 291f.
Sayings in the Gospel Tradition", in: Festschrift für E. Stauffer, Casus pendens in den Evv. und in Gravenhager Diatessaron: 253.
Hamburg 1967. de r Apg.: 51f. Groot, Gerard: 289.
330 331
Gravenhager Diatessaron: 253. Maerlant, Jacob van: 289, 291. Paulus· Reden in der Apg.: 59. Talmud, Palästinischer: 25.
Groot, Gerard: 289. Magnifikat: 50, 60f., 15lf. Pepys i an Gospe 1 Ha rmony: 288, 293f. Talmudisches Aramäisch: 19f., 25f.
Maimonides: 12 Anm. Peschitta, Varianten in der: 27. Targumim, Aramäische -
Habacuc, Cantique d·: 248 Anm. Malkite-Kirche: 26 Anm. Petrus· Reden in der Apg.: 53, 55, Hagiographen, Targum zu den: 17,
Händewaschen, Rituelles: 9f. Mandäer, Die: 198f. 74f., 244, 272. 24 et passim.
Harclensis-Syrer: 245. Mandeville·s Travels: 295 Anm. Philoxenia-Syrer: 171. Targumim, Jerusalemer: 17, 21f.,
Hariri, Arabischer: 118 Anm. Man i: 287 Anm. Pistazien-Narde: 224. et passim.
Hebraismen: 34. Manichäische, Koptisch-, Homil ien: Plural, Impersonaler: 126f. Targumim, Onkelos und Jonathan: 4,
Hebräisch, Mischna-, ein gespro- 287 Anm. bei Markus: 127. 5, 17 et passim.
chener Dialekt: 16, 47f. Marqa, Der Samaritaner: 27 General isierender: 128. Palästin. Pentateuchtargum:
Hebräisches, Alt-, Matthäusevange- Memphitische Ubersetzung: 204. Plutarch: 239 Anm. 19f., 264 et passim.
lium: 295. Mena, R.: 318f. Polybius: 163. zitiert in den Evv.: 181, 215f.
Hermas, Hirte des: 57, 120. Mercier: 295. Präposition, Die: 114f. Samaritanisches Targum: 17f.,
Herodes Antipas: 97, 233. Messianisches Fest: 230f., 235. Priscilla, Aquila und: 199. 25f.
Hijja bar Adda, R.: 319, 323. Midraschim, Palästinische: 19, 25. Prolog, Johann.: 52, 145f., 274. ·Tatian: 54, 265f., 289.
Hilfsverben, Semitische: 125f. Milet, Paulus· Rede in: 59. Pronomen - Taufe Jesu: 267f., 294.
Horns: 21. Mischna-Hebräisch, ein gesprochener Uberflüssiges: 96f. Täufer, Johannes der: 145f., 199.
Hyperbaton, Aram. betontes: 51f. Dialekt: 16, 47f. Vorwegnehmendes: 96f. Bewegung des: 199.
Fehlübersetzung des: 53f., 183. Mohammed: 199 Anm. Reflexiv-: 10lf. Sprüche des: 144f., 273.
Myrobalanum: 224f. Re i at i v-: 1OOf . Temporalsatz, Der: 89f.
Impersonaler Plural: 126f. Prophezeiung Simeons: 153f. Temporalkonjunktion 1, wiedergege-
bei Markus: 127f. Na rd i num: 224f. Provi nz, Die, Judäa: 12. ben durch ~\I(l oder öi~: 78f.
Indeklinierbares 1: 70f. Nazarener, Der: 197f. Tempus: 128.
Interpretation des Aramäischen: 2, Nimrod: 323. Q: 1, 13, 60, 63, 98, 145, 150, Aorist = semitisches Perfekt:
11, 91, 146, 177, 186f., 275. Numeralia: 124 166,175, 185, 186f., 197f., 128f., 182 Anm., 260.
Interrogativpartikel : 118f. Nu nc 0 i mit t i s: 153f. 203, 256, 260, 270, 274f. Historisches Präsens: 130:
Ital ienische Evangelienharmonien: Partizipialer Indikativ: 130f.
291f. Onkelos = Aquila: 20. Rabbo(u)ni: 23, 44f., 256. Thaddäus: 265.
Oost-Voorne: 289. Rabbu la: 265. 1 Tillet, Jean du: 295.
Jakob von Kefar Nibburajja: 321. Othman, Kai ifat des: 21. Radevynszoon, Florentius: 289. Toskanische ital ienische Evangel i-
Jochanan, R.: 319f. Re la t i vproriomen 1 - enharmonien: 288f.
Joschia, R.: 319. Palästinisches Syrisch - wiedergegeben mit ~\I(l: 76f.
Judäisches Aramäisch: 19f. Sprache und Literatur: 18f., wiedergegeben mit ÖT~: 70f. Unknown Gospel, Fragment of an:
25f. Rhossus: 267. 73, 273.
Kahana, R.: 319f. Peschittavarianten in der Uber- Rhythmische Struktur: 143f. Unkraut, Gleichnis vom: 59f.
Ka i ro, Alt -: 2 1 . setzung: 27. Ri j mb i j be I: 289.
Konjunktion 1, wiedergegeben durch Parallelismus der Zeilen und Satz- Varianten aus dem Aramäischen -
ein Relativpronomen: 75f. tei le: 143f. Sämann, Gleichnis vom: 61, 274f. in g riech ischen Texten: 73, 186f.
Konsekut i ves 1, wi edergegeben durch in Nicht-Herenworten: 144f. Samaritanisches Aramäisch: 17, 19. in der Vetus Latina: 71f., 74,
~\I(l: 76. Arten des: 143f. 21, 25, 140, 297. 246f.
Komparativ und Superlativ: 117f. Parataxe - Schalksknecht, Gleichnis vom: 63. in der Vetus Syra: 247f.
Koptisch-manichäische Homil ien: Konditionale: 67 Anm. Schem Tob ben Schaprut: 295. Synopt ische: 72, 76, 79f., 186f.
287 Anm. Konsekutive: 67. Schema: 234. Text-: 72f., 186f.
Koran: 21, 199 Anm., 280. mit Imperativen: 64f. Schoschbin: 147 Anm. Vater, Der, bei Johannes: 283.
Kai ir, Elasar b.: 305. mit Indikativen: 65f. Simeon: 326. Vene ti an ische j ta I jen j sche Ha rmo-
Korban : 139. Temporale: 66f. Simeon ben Johai, R.: 324f. nien: 288f.
Kufah: 21. Paronomasie - Simeons, Prophezeiung: 153f. Verb -
In a ramä ischen Jesusworten und Simon der Aussätzige: 9. Inchoativer Gebrauch des: 125f.
Laktantius: 84 Anm. i.n den Evangel ien: 12, 144f., Stephanus· Rede: 53, 55, 74, 272. Voranstellung des: 50.
Lambert de Begue: 289. 151 f., 160f., 228f.. 232, 251, Stuttgarter Diatessaron: 253. Verlorenen Sohn, Gleichnis vom:
Levi, R.: 323. 26lf., 276f. Syrischer Einfluß auf die Evange- 61, 291.
Lukas, ein Syrer aus Antiochien, 17. im AI ten Testament, in Ta I mud lien: 17, 32, 171f. Verwechslung von N1ö und N1ö: 142.
Lumen magnum bei der Taufe Jesu: und Midrasch: 161. Syrizismen: 32f., 111, 113,241.,
267, 294. in syrischen Ubersetzungen: 272. Westaramäisch in den altsyrisch.en
Lütticher Diatessaron: 72 Anm., 161f. Evangel jen: 281f.
287f. Partitiver Gebrauch von EX: 54. Talenten, Gleichnis von den: 2f. Wicl ifs Harmonie: 288, 292.

332 333
Widmanstadius, 249 Anm. Wortspiel, siehe: Paronomasie. Goldberg, L.: 27. Littmann, E.: 240 Anm.
Wohl erzogener Gast (Lukas: Hoch- Gould, E.P.: 219 Anm. Lommatzsch, C.H.E.: 203 Anm.
zeits-), Gleichnis vom: 171f., Ze' i ra, R.: 321. Gregory, C.R.: 156 Anm. Löw, I.: 194.
274f. Zustandssatz, Der: 81f. Grelot, P.: 49 Anm. Lund, 5.: 43 Anm.
Wort fo I ge: 50f. bei Lukas: 83. Grenfell, B.P.: 112.
Groot, G.: 289. Mann, J.: 226.
Grotius: 256 Anm. Mansan, T.W.: 16,23,72 Anm., 150,
2. Autorenregister 164, 186, 187 Anm., 188, 212,
Gu i d i, I.: 287.
(Die Namen häufig zitierter Forscher auf diesem Gebiet und die Autoren Guildemeister, 0.: 287 Anm. 214, 314.
von Wörterbüchern und wiederholt zitierten Grammatiken ausgenommen.) Guml ich, F.: 240 Margoliouth, G.S.: 257.
Marmardji, A.S.: 99, 287.
Abbat, E.A.: 56, 109, 303 Anm. Butler, B.C.: 190 Anm. Haenchen, E.: 67. Marshall, J.T.: 6, 8,140 Anm.
Abel, F.M.: 210 Anm. Harnack, A. von: 57 Anm., 247 Anm. Martin, R.A.: 62, 151.
Abrahams, I.: 124, 147 Anm., 166, Cadbury, H.J.: 84. Harris, R.: 268. Mayser, E.: 101, 130 Anm.
201 Anm. Campbell, J.Y.: 208 Anm., 313f. Harvey, W.W.: 3 Anm. Mercier, J.: 295.
Abramowsky, R.: 25. Charles, R.H.: 48. Hawkins, J.: 58, 60 Anm., 89, 105. Me rx, A.: 16, 215 Anm., 217 Anm.,
Alford, H.: 202 Anm. Chase, F.H.: 32f., 133, 172, 174 Heidenheim, M.: 27. 218 Anm., 247 Anm., 251, 255
Allen, W.C.: 54, 124, 130f., 138 Anm., 176, 203 Anm., 227 Anm. Herbst, A.: 295 Anm. Anm., 256 Anm., 270, 285 Anm.
Anm., 140 Anm. Chwolson, D.: 138 Anm. Hering, J.: 83, 85. Metzger, B.M.: 286 Anm.
Argyle, A.W.: 47. Ciasca, A.: 287 Anm. Hewitt, T.: 85 Anm. Mil ik, J.T.: 39 Anm.
Arias, J.: 36. Cl a rk, A. C.: 30f., 32. Hi rsch, E.: 141. Mi 11 igan, A.: 62, 112.
Asseman i: 241. Colwell, E.C.: 4. Holstein, H.J.: 85. Mo ff at t, J.: 86, 112 , 157 .
Avigad, N.: 40 Anm. Conolly, R.H.: 113', 123 Anm., 169. Honeyman, A.M.: 140 Anm. Moore, G. F.: 136, 137.
Avigad-Yadin: 315 Anm. Cook, S.A.: 195. Howa rd, W.: 10, 102 Anm., 104, 106 Maule, C.F.D.: 141.
Cowley, A.E.: 17,27. Anm., 108 , 112 Anm., 115 , 115 Macdonald, J.: 27.
Baillet, M.: 39 Anm. Creed, J.M.: 211 Anm. Anm., 254. McNamara, M.: 49 Anm.
Bakker, A.H.: 288 Anm. Cureton, W.: 251, 269. Huck, A.: 228. McNeile, A.H.: 207, 219 Anm.
Barthelemy, D.: 39 Anm. Hunt, A.S.: 112.
Baumstark, A.: 26, 267 Anm., 287 Deaut, R.L.: 39 Anm. Hunter, A.M.: 208 Anm. Niese, S.: 224 Anm.
Anm. Debrunner, A.: 299. Nöldeke, T.: 15,20,34 Anm., 65 Anm.
Beauchesne, G.: 5. Deismann, A.: 61f. Jansma, T.: 23. Norden, E.: 50, 188.
Begue, L. de: 289. Diez Macho, A.: 35ff., 327 Anm. Jousse, M.: 275 Anm.
Be 11, H. I .: 72 Anm., 73, 150, 301 Dod d, C. H.: 155, 208, 2 11 Anm. Odeberg, H.: 298, 320.
Anm. Doubles, M.C.: 43. Kahle, P.: 20f., 22f., 286 Anm. Olmstead, A.T.: 175.
Bevenot, H.: 248 Anm. Dr i ver, G. R.: 11, 138 AnfTI., 210, Kenyori, F.: 29, 175.
Beyer, K.: 87, 88 Anm. 273. Ki 1pa tri k, G. D.: 11, 32 Anm., 134, Pe r I es, F.: 166, 201.
Beza, T.: 256 Anm. Driver, S.R.: 8, 14. 191 Anm. Petermann, H.: 27.
Birkeland, H.: 47f. Drower, E.S.: 198 Anm. Ki t te I, G.: 141. Peters, C.: 23.
Bishop, E.F.F.: 107, 194. Klostermann, E.: 133 Anm. Ph i 11 i ps, C. A.: 136, 288 Anm.
Blass, F.: 1, 6,31,57,65 Anm., Easton, B.S.: 150. Kuiper, G.J.: 42f. Plooij, 0.: 288 Anm. 289f.
278. Euringer, 5.: 287. Kutscher, E.Y.: 40f., 45f. Plunmer, A.: 123, 135,256 Anm.
BI eek, F.: 84. Polotzky, H.J.: 287 Anm., 288 Anm.
Blunt, A.W.F.: 220. Fiebig, P.: 312, 324 Anm. Lagarde, P. de: 30, 181 Anm., 210 Pott, A.: 287 Anm.
Boer, P.A.H. de: 296. Fi eId, F.: 3, 84, 86, 119f., 188. Anm., 309 Anm. Preuschen, E.: 287 Anm.
Boomkamp, K. van Reuwen: 119. Foakes-Jackson, F.J.: 10. Lamy, T.J.: 269 Anm.
Bos, L.: 84 Anm. Freedman, H.: 324. Land, J.P.N.: 241 Anm. Radermacher, L.: 66.
Bowman, J.: 297, 313, 323. Larraya, J.G.: 36. Ranke, E.: 267 Anm.
Bragadin: 205 Anm. Gebhardt, 0 de: 57 Anm. Legg, S. C. E.: 32. Re tt i g, 0.: 27.
Briggs, C.A.: 210. Geffcken, J.: 154. LeIair, L.: 286 Anm. Richards, G.C.: 128.
Brownlee, W.H.: 45. Ge i ge r, A.: 136. Lew i s, A. S .: 18 , 161 Anm., 171. Riggenbach, E.: 84.
Brugmann, K.: 50 Anm. Gesenius, W.: 27. Li dzba rsk i, M.: 177, 198, 199. Robertson, A.T.: 102 Anm., 120.
Bruyne, D. de: 210 Anm. Gibsan, M.D.: 18. Lietzmann, H.: 199,231 Anm., 311, Robertson, E.: 160 Anm.
Bultmann, R.: 75, 150. Ginsburger, M.: 134, 237,303,306, 313, 315, 327. Rapes, J.H.: 30 Anm., 104.
Burrows, M.: 10, 18. 307 Anm., 308 Anm., 315 Anm. Lightfoot, J.: 9, 139, 166, 198 RosenthaI , F.: 18.
Bussby, F.: 218. Goates, M.: 288 Anm. Anm., 224, 232 Anm., 304.
Bussmann, W.: 186f., 188. Godet, F.: 127. Lindsay, T.M.: 289 Anm. . Sachau, E.: 17, 118.
334 335
~.'
_·'Tl 1 ". •

··!t
Schaeder-Reitzenstein: 185. Tillet, Jean du: 295. Genesis (Forts.) 40,23 148 Anm.
Schelbert, G.: 43. Turner, C.H~: 9, 119f., 127, 137. 14,2 37 32 298, 299 Anm.
Schlatter, A.: 4, 102 Anm. Tu r ne r, N.: 15 1 • 15, 11 34 Anm. 41,33 106 Anm.
Schmidt, C.: 287 Anm. 12 309 51 3
Schoeps, H.J.: 199. Vaganay, L.: 72 Anm. 16,4 173 42,18 90
Schonfield, H.J.: 295. Vatasso und Vaccari: 288 Anm. 5 173 32 105 Anm.
Schulz, S.: 323 Anm. Vermes, G.: 310f. 12 106 Anm., 316 43,16 132
Schweizer, E.: 149. Vööbus, A.: 286 Anm. 18, 11 118 44,5 24
Scrivener, F.H.A.: 94. 13 121 18 24, 298 Anm., 299f., 302
Segal, M.H.: 16, 47f. Wallenstein, M.: 160Anm., 161 Anm. 23 140 Anm. 46,34 106 Anm.
Sjöberg, E.: 314, 325. 305 Anm. 19,34 205 Anm. 47,29 210
Skeat, T.C.: 73, 150 Anm. Warner, G.F.: 295 Anm. 21,7 97 Anm. 49 309
Skeat, W.: 292 Anm., 294 Anm., 301 Weinberg, J.: 238. 15 105 1 299
Anm. Wendl ing, E.: 214 Anm. 33 299 Anm. 2 299
Soden, H. von: 95, 217 Anm. Wernberg M~ller, P.: 49 Anm. 22,14 114 3 174
Sperber, A.: 41, 45. Westcott, B.F.: 207 Anm. 23,6 24 7 299
Spicq, c.: 85. Wetstein, J.: 84. 24,4 301 10 298 Anm., 299
Stauffer, E.: 329. Wieder, N.: 45. 47 201 Anm. 11 308
Stevenson, W.B.: 132. Wilcken, u.: 64 Anm. 26,12 124 15 302
Strack, H.L.: 25, 285. Wi 1cox , G.: 11 4 Anm. 27,28 148 Anm. 18 308
Streeter, B.H.: 151, 188,216 Anm. Windisch, H.: 86. 40 133 Anm. 21 302
Swainson, C.A.: 231 Anm. Wi ne r, J. G• B.: 11 4 . 41 211 22 23 Anm., 303 Anm., 316
Swete, H.B.: 94, 164 Anm. Winter, P.: 151. . 28 38 50,19 316
Wright, W.: 259 Anm. 10 303
Tasker, R.V.G.: 85 Anm. 29, 1 170 Exodus
Taylor, V.: 4, 141, 187 Anm. Yadin, V.: 40 Anm. 10 34 Anm. 1 , 19 298 Anm.
Thackeray, H.St.J.: 100, 106 Anm., 13 116 21 298 Anm.
125. Zahn, T.: 57 Anm., 84, 157. 22 302 2,20 132
Theodor, J.: 23, 326. Zulay, M.: 307. 30,22 299 ·Anm. 23 255
Theodor-Albeck: 315 Anm. Zuntz, G.: 55, 85 Anm., 86. 25 34 Anm. 3,3 121
Thornton, L.S.: 169. ~unz, L.: 306, 307 Anm. 31,25 24 Anm. 9 226
Thumb, A.: 50 Anm. Zwaan, J. de: 10. 43 301 14 299 Anm.
50 301 4 196
3. Bibelstellenregister 52 301 7 196
32,25 299 6,7 299 Anm.
Altes Testament 28 284 8, 12f. 176
32 170 9,17 116
Genesis 4,16 34 Anm., 299 33,6 24 32 165
1,2 262, 316 23 140 Anm. 11 24 10, 10 247
11 138 26 106 Anm. 34,9 109 12,42 236f. , 262, 306
12 138 38 38 23 139 13,21 299 Anm.
26 315 6,1 316 30 136 14,4 299 Anm.
27 315 1-5 316 35, 1 306 15 299
2, 1 232 Anm. 7 316 8 304 29 298, 298 Anm.
5 133 Anm. 7,21 316 9 306f., 309 31 299 Anm.
18 315 23 316 36,39 106 Anm. 15 306, 309
19 133 Anm. 8,11 299 37,20 105 3 298 Anm.
23 316 21 315f. 33 298 Anm. 8 298 Anm.
24 107 9,5-6 23 Anm., 314f. 38,13-28 38 18 237, 299 Anm., 306
3,18 133 Anm. 6 301,315 16-26 21 17,11 298 Anm.
19 132 11.2 299 Anm. 16-39,10 21 19,4 308
4,2 106 Anm. 4 209 24 249 10 205 Anm.
4-16 38 5 316 25 110, 298 Anm., 304 11 205
7 134, 303 12 40 26 117, 309 13 316
14 23 Anm., 255, 314, 316, 322 18 121 39,10 205, 299 17 304
15 255 13, 16-15, 1 37 40,12 245 Anm. 20,1 298 Anm.
336 337
;~~

2. Könige (Forts.) 15,14 298 Anm.


Exodus (Forts.) 23,19 316 138 16,8 134
20,1-2 299 Anm., 308 24,19 3, 98 Anm. 19,30
18,19 3
2 309 31,50 308f. 1. Chronika 20,6 209
3 298 Anm. 10,10 141 25,4 298 Anm.
15 299 Deuteronomium 120f. 30,10 152 Anm.
21 299 Anm. 5,21 17,6
315 31,35 106 Anm.
21 23 24 315 2. Chronika 33, 18 206
1-8 38 6,4-8 234 141
24 11, 15 2,18
4 133 Anm. 8,13 205 Psalmen
5 24 15,9 210 14 205 2,1 178 Anm.
8 24 20,19 315 205 Anm. 5,5 134
22,4 20,16
18-22,26 38 169 24,10 235 8,5 316
22 38 14 135 218 Anm. 25,12 119
161 19 30,17
25 135 22 234 27,12 134
33f. 169 23,2 239 Anm. 31,6 209
22 23 32 309 Esra 32,1 161
4 38, 169 1 236 232 Anm. 6 209
10 308 4,12
5 38 232 Anm. 34,19 158 Anm.
6 38 15 154 13
15 307 Anm. 37,11 156
18 188 Anm. 24 309 232 Anm. 46,2 180 Anm., 253
34,6 316 16
22 299 Anm. 307 Anm. 48,13 129
24 226 19
5,11 232 Anm. 21 129
23,5 110, 169 Josua 51 80,18 316
178 133 Anm. 14
26,32 9,15 281 81,4 228
28,7 232 Anm. 11,19 164 17
6,11 141 87,9 209
29,14 .167 14 232 Anm. 88,3 209
33,3-34,6 37 Ri chter 281 106,18 209
302 4,20 65 Anm. 7,18
36, 1 24 52 Anm. 29 211 Anm.
13,17 284 - 52 Anm. 107,9 152 Anm.
Levi ticus 14,14 217 Anm. 26
1,1 34 Anm. 18 209
19,22 88 Nehemia 119,169 210
2,1 316 258 Anm.
4,2 316 13,22 139,17 123
1. Samuel 146,4 316
5,1-2 316 88 Esther
4 316 7,10 252
9,11 87 1,9
15 316 2,5 161 Sprüche
205 Anm. 16,3 193 205 7,12 177
7,16 22,1 160 Anm. 3,4
14,30 105 4,4 242 10,18 136
20,6 116 2. Samuel 5,10 3 11,22 201
22,6 106 Anm. 3,6 88 6, 10 179 Anm. 12,28 263
11 106 Anm. 5,20 211 Anm. 12 3 17,8 195
26 299 Anm. 14,6 108 7,9 3 18,19 260 Anm.
27 181, 309 18,33 240 10 141 20,9 218 Anm.
28 181 19,1 240 8,13 183 21,5 174
24,12 208 20,8 88 9,13 141 23, 1 116
26,4 164 27,1 204
1. Köni ge 28,17 303 Anm.
Numeri 2,1 210 Hiob
2,9 195 30,8 204
4,7 205 21 230 Anm. 302
208 210 3,5 170 31, 13
9,8 8,59 176 14 284
13,32 135f. 12,31 141 4,11
14,1 19,2 105 5,5 176 Prediger
257 239 Anm.
36 135 6,9 7,12 174
2. Könige 17 303 Anm. 23 80 Anm.
. 37 135 7,6 229
15,34 208 9,19 218 Hohel ied
298 Anm. 172 Anm. 10,3 190
21,9 34 298 Anm. 8,2 235
22,15 173 12,11 136 14,1
339
338
Jesaja 33,15 198 Joel Micha
1,21 100 48,2 160 Anm. 2,8 239 Anm. 3,3 239
5,2 138 51,4 209 7,14 236 Anm.
4 138 Amos
7 160 Klage1 ieder 4,4 90 Habakuk
10 138 .1,16 130 8,1-3 160 Anm. 3 248
6,9 215 Anm. 3,25 247 2 221 17 163, 165 Anm.
9f. 212 4,18 210f.
8,9 90 19 210f. Obadja Zephanja
14 154 11 105 2,1 319
9, 1 170 Ezechie1
10,10 118 7,6f. 210 Jona Sacharja
14 117 8 211 Anm. 3,6 209 3,7 132
15 160 Anm. 13,10 166
11 , 1 198, 309 Anm. 18 188 Anm.
154 Neues Testament
23,8 173 14,17
9 173 17,23 138 Matthäus 5,41 285
27,12 160 Anm. 22,24 218 Anm. 1,23 126f., 290 42 180, 190
28,16 154 28 166 24 289 43-48 179
32,14 160 Anm. 27,3 232 2,8 284 45 74
37,17-20 50 28,12 232 16 117f. 47 135, 176f. , 181
40,3 98 20 285 48 181
41,27 237 Daniel 23 197f. 6,1-8 176
42 308 2,35 10 Anm. 3,3 98 f., 99 Anm. 4 53, 66
1 128 37 51 4 89, 96, 281, 294 5 72, 91
2 257 38 51 7-10 144 7 135, 177f., 276
43,4 155 3,6 109 10 139 11 136, 193, 203
7 232 15 109, 110 Anm. 11 129, 132 12 129f., 140, 194
20 13-3 Anm. 19 124 12 101, 144 14 59
47,8 302 22 51 4,3 68 19-20 178
50,6 180 Anm. .27 65 Anm. 7 57 24 108, 139, 161
51,6 160 Anm., 236 31 300 10 218 25 102
20 215 4,8 209 5,3f. 156 25-34 178f.
52 328 11 209 3-17 57 28 133 Anm., 290
53,5 215, 239 Anm. 17-19 51 7 157 30 133 Anm.
11 239 19 209 8 158 32 176f.
12 239, 256 Anm., 257 21 211 Anm. 9 157, 300 7,4 132
57,18 215 22 209 10 192 6 200f., 276
61 158 30 109 10-12 158 14 123, 134
1 157, 250 5, 1 302 11 135, 158, 191f. 16 127
3 157f. 5 109 12 191f., 193 17 202f.
63 308 7 309, 328 Anm. 12 par. 192 17-19 139
3 162 5 283 13 67, 140, 166, 276 18 203
65,25 10 Anm. 13 237, 311f. , 314f.,327 15 95, 127 21 193
14 .285 17 235 24 106f. , 129
Jeremia 16 105 21 300 24-27 63
1 , 11 160 Anm., 221 25 195 22 293 26 106f. , 129
'12,2 138 8,2 88 Anm. 23 263, 270 8,4 64 Anm., 285
15,10 106 Anm. 11,30 241 24 64 Anm. 9 107, 285
17 ,8 138 26 136 9f. 158
20,10 106 Anm. Hosea 27 300 10 284
22,28 121 6,2 205f. 29 245 12 282
23,5 198 8,7 138 33 300 13 110 Anm.
28 209 9,16 138 38 161 19 105, 284
30,10 222 Anm. 11,4 190 39 190 20 311, 329
33, 14 190 12,7 247 40 53 22 207f., 284
340 341
<~.
1

Matthäus (Forts.) 12,33 20U. , 302, 302 Anm. Matthäus (Forts.) - 21,35 125
8,26 122 34 53 16,25 244 39 125
27 ]1, 107 35 95, 135 Anm. 26 107 40 58, 283
9,2 107 36 53 17,2 68 41 118
6 64, 285, 311 Anm. 41 106, 134, 329 4 168 22,2 107, 129f.
9 107 42 59, 93, 107 7 67 4 129f.,285
12 196 43 107 8 114 7 128, 283
13 285 45 100 14 107 11 107
16 58, 261 48 284 18 110 Anm. 13 65, 282
17 127 50 58 26 57 16 293
18 71 Anm. , 105 13 59 27 125, 285 19 284
21 132 1-9 162 18,lf. 219 20 57
22 110 Anm. 3-9 63 3 126 21 57
24 58 13 21" 215f. 5 219 Anm., 220 23 281
25 90 14 215 6 190 25 58f.
28 68 15 215 6-9 169f. 28 58, 281
29 68 16 70, 92, 215 8 117 29 58
30 64, 243 20 53 12 133 Anm. 30 281
32 107 22 53 12-14 184 35 105
10,10 216 23 53 15 64 Anm. 36 117
11 53, 101 24 129f. 19 95 37 57f.
l1f. 172, 275 26 90, 139 20 101 39 58
12 193 28 57, 59, 106f. 23 107, 129f. 45 58
17 58 29 59 23-35 63 46 253
19 108, 134 Anm. 30 59 24 105 23,2 128, 130
21 134, 134 Anm. 31 107, 125 19,3 68 8 193
25 53, 129f. 31f. 189 4 290 9 102, 104, 275
26 76 31-32 162 5 107 13 259, 270, 285
29 93 32 165 6 107, 282 16 252, 270
30 161 33 125 11 285 23 190, 194
32 282 . 35 283 17 95 24 175
34 155 36 133 Anm. 18 59, 59 Anm. 26 2, 12, 194, 202
38 195 38 53, 133 Anm. 20 59, 59 Anm. 31 12, 102, 104, 194
39 188 44 107, 133 Anm. 21 57, 59, 285 34 108
42 169, 245, 270 45 107 22 59 24,5 58
11,2 115, 282 48 90 24 58 6 58, 64
3 par. 132 50 282 26 58 7 58
5 158, 250, 270 52 57, 107, 135 Anm. 28 53, 132, 236 Anm. 8 58
6 154 57 115 20,1 107 9 127
8 107 14,9 115 9 283 13 53
11 298 19 125 12 302 16 133 Anm.
12 116, 196, 211 Anm. 31 129f. 21 108, 251 30 127
17 161, 304 15,5 107, 139 _ 23 1,4 31 65
19 107, 311 , 314, 328 11 53, 107 25f. 222 38 65
20 251,270 13 282 28 135, 274 40 108
28 285 18 107 28f. 171 41 108, 131
28-30 183, 183 Anm. 20 107 30 68 45 118
12,4 ,,4 22 283 21,5 168 51 256, 270
10 107, 290 23 107, 153 11 198 25,1 125
11 105, 119, 169 - 24 284, 304 13 176 8 108
12 95 28 110 Anm. 19 105 14 58f.
19 257, 270 29 95, 133 21 91 21 57, 59, 59 Anm.
24 95 36 125 27 57 22 59
27 95 16,13 107, 326 Anm. 28 107 23 57,- 59, 59 Anm.
28 21" 211 Anm. 16 58, 245, 270 33 107 24 107
32 53, 194, 292, 311 24 196 34 90, 108 29 53

342 343
.. ~

Matthäus (Forts.) 2,7 65, 95, 107, 120 Anm., 122 Markus (Forts.) 8,6 125, 162, 284
26,6 9, 9 Anm. 8 122 5,23 71 Anm. , 92, 125 10 68
10 58, 301 10 311 24 225 12 120 Anm., 123, 241
14 68 11 64 25-27 63 16 119
22 58 12 68 27 68, 68 Anm. 17 119
23 53 14 284 28 68 19 57
24 117 15 68 31 226 22 128
25 132 16 68, 119 35 108, 127f. 24 53
26 125 17 196 38 128 25 68
27 125 21 5M, 94, 133, 261, 270 39 58 26 68
28 132, 231 24 122 51 222 27 107, 326 Anm.
34 57 26 par. 55 6,2 81 28 105
50 283 28 23 Anm., 311 7 68 29b 58
66 68 3,1 107 8 .216 31 115, 328
69 105 6 131 9 216, 283 33 68, 218
70 79 7 115 13 68 34 196, 284
71 198 Anm. 8 115- 14 127 35 188, 244
74 79 14 140 15 105 36 102, 107, 301
27,5 292 21 90 16 53 37 107
10 289 23f. 189 17 96 38 98
14 117 29 140 Anm., 189 18 97, 100 9 128
23 57 33 284 20 106 -3 130
24 125 35 58 21 12 Anm. 5 108
32 107 4,1-9 162 22 68, 97, 99f. 7 130
38 108 3-9 63 26 58, 89, 115 8 114
41 131 , 131 Anm. 8 124 34 68 11 119f.
46 123 10 90 35 95 14 128
48, 105, 125 11 177 , 197, 216, 285 36 115 15 95
49 68 12 77f., 92, 197, 211, 216 38 64 17 105, 107
57 107 12f. 275 39 120, 124 24 58
58 68 17 132 40 124 25 90
59 125 20 124, 300 41 116, 125 26 131
65 57 22 76, 114 43 108 28 119f.
28,1 124, 136f. 24 pa r. 309 45 68, 82, 284 30 128, 243
19 64 26 107 48 68 33 128
26-29 162, 165 53 128 33-37 218f.
Markus 27 89 54 128 35 220f.
1,3 98 28 58, 164 55 95 35-36 221
4 130 29 140, 163f. 56 115 35-37 222 Anm.
7 101, 144, 146 Anm. 30-32 162, 165f. 7,2 53 36 125, 219
8 128, 130, 144 30f. 189 3 8 37 219f.
11 128, 130 31 68 4 54, 102, 104, 108 38 57, 71, 92, 169f., 272
13 131 32 302 6 68, 95 38f. 185
15 208f. , 231 Anm. 33 300 11 107, 139, 301 38-41 169f.
19 81, 92 36 68 12 139 38-45 170f.
21 128 38 68 15 107 42 170, 190
23 107 39 64 18 107, 217 42-48 169
24 198 Anm. 40 122 19 217 43 117
28 136 41 71, 73, 92, 272 20 53, 107 45 117
29 128 43 247 23 107 47 117
30 128 5,1 115, 128 25 68 Anm., 101, 125, 131 48 220
32 90 2 107 28 68 50 166
34 53 8 301 29 285 10,7 107
37 68, 90 15 100 34 299 9 58, 107
2,1 68, 300 16 100 8,3 284 13 127
3 107 22 105 5 284 13f. 219f.

344 345
';"~'

Ma rkus (Forts. ) 12,34 53 Markus (Forts.) 4,6 285


10,14 219 36 58, 96 15,25 66 16 132, 158
15 219f. , 221 37 58, 96 27 108, 127 17 285
16 68 42 105 29 160 25 59
18 122f., 13, 1 105 31 131 26 114
22 68 4 160 34 122 33 107
25 58 6 58 36 105 34 198 Anm.
26 103f. 6-9 60 46 69 35 252
27 58 7 58 16,1 125 43 97, 97 Anm., 100, 275
28 58, 129f. 8 58 2 124 5,1 83
29 57f. 9 58 4 68 3 105
30 132 11 53, 108, 112 6 58, 198 Anm. 6 69
32 128 15 58 11 69 11 192
33-34 63 17 58 18 252 12 105
35-45 230 22 133 Anm. 20 292 14 65
37 108 26 127 17 83, 105
40 114 34 58, 107 Lukas 18 107
41 58 14 128 1 62f. , 151 Anm. 19 69
43f. 220, 222 1 68, 68 Anm. 1-2 4 Anm. 21 122
46 128 3 9, 58, 140, 223f., 272 1, 14 51 22 122
47 . 198 Anm. 4 68, 103f. 18 131 24 65, 311 Anm .
51 23, 44, 46 6 58, 301 35 132 31 196
11 , 1 115, 128 8 58, 301 36 53, 100, 131 36 . 261
2 69, 107 10 105 39 12 39 117
4 68 12 138 Anm. 43 81 48 183
9 159 13 68, 107 46 129f. , 151 6 60
10 159 15 246, 270 47 151 2 ' 122
11 128 18 128 48 151 4 125
12 128 19 58 49 151 5 172 Anm.
13 105 20 105 51-54 59 6 107
14 58 21 117, 302 63 285 7 134
15 128 22 68, 128 68-71 152 Anm. 8 69
17 176 24 132 76-79 153 20f. 156
19 128 25 96, 238 78 129 22 107, 135f., 158, 191
20 128 26 128 2 62f. , 151 Anm. 23 158, 19lf.,193
22 91 27 234 8-14 168 27-36 179f.
27 128 32 128 14 281 29 190
28 81, 159 36 283, 298, 298 Anm. 15 107 30 190
32 53 39 125 20 252, 270 36 181
12, 1 95, 107 41 135, 225f. 25 107 42 59, 132, 303 Anm.
2 108 43 105, 115 29-32 153 43 59, 139, 202f.
3 125 45 125 30 248, 270 44 59, 127
8 125 56 66 34 115, 154 45 59, 95
9 58f. 57 68 35 284 46 193, 301
12 112 60 119 36 131 47 59
14 159 61 232 38 109, 111 f. 48 59, 107
20 58f., 68 62 95, 232, 329 41 202 49 59, 107
21 67 63 69 42 69 7,6f. 158
23 58, 284 66 105 44 115 8 107
24 57f. 67 198 Anm. 49 3, 282 10 94
27 58 68 79, 92 3,4 98 12 83
28 105, 117 71 79 7-9 144 17 115, 136
28f. 234 15,13 112 9 139 21 109f. , 112
29 58 20 90 16 144 Anm. 22 158, 250, 270, 285
3.1 58 21 133 Anm. 17 101, 144 25 107, 285
32 58 24 68 4,3 53 28 59, 298

346 347
Lukas (Forts.) 10.3 285 Lukas (Forts.) 17.34 59. 108
7.30 103f. 5 193 13,10 105 35 108
32 95. 304 7 97, 100 14 284 18 60
34 107, 311 Anm., 314. 328 9 209 18L 189 4 302
36-50 181f. 11 101 18-19 162 9 176
39 284 17 284 19 107, 125 10 108
41 108 19 95, 252 21 125 11 59, 103f. , 176, 299
44 133 Anm. 21 109, I11f., 246, 2]0 24 133 12 59
47 129f. 22 59 25 281 13 253, 270, 290
8.4-8 162 23 70, 215 26 253, 270 14 59, 117
5-8 63 25 105 28 82, 92 15 127
8 139 26 - 58 31 109, I11f. , 244, 285 19 122
10 211, 216 31 59, 69 32 205f. , 233, 234 20 101
12 101 35 135f. 33 206, 299 25 58
13 283 11 60 14,2 107 27 58
14 -53 2 94, 176 5 105, 119, 168f. 29 58
15 53 3 136. 193, 203 7-10 171 33 127
17 76 4 140, 194 9 94, 174 37 198 Anm.
18 300 5 291 12 302 19.2 83
22 105 8 59 16 107 4 116
25 71 10 281 18 113, 129f., 226, 228 5 64
27 69, 107 17f. 189 20 129f. , 301 11 231
28 69 19 94 21 95 15 301
29 301 21 59 27 59, 195 17f. 2
30 284 23 59 34 59, 140, 166f. 18 302
34 115 24 59, 107 35 127, 166 21 107
39 65 26 59 15,2 184 22 57, 107
41 303 27 309. 309 Anm. 3-7 184 38 159, 293
42 226 29 154 4 133 Anm. 44 115, 282
45 226 31 59, 134 7 59 46 176
49 108 32 134 8 291 20,1 105
52 58 41 2, 12. 194. 202 11-32 63 9 107
9,3 216 42 190. 194 15 105 10 108
6 68 44 94 23 65 12 59
16 116. 125. 275 48 12. 194 16.7 57 15 58
18 107 52 129f. • 259. 270 9 127, 139 16 59
20 58 12.10 53, 189, 194f. 10 59. 117 19 109. I11f.
23 196. 284 12 108f. , Il1f • 11 139 24 284
24 244 13 301 13 59, 108, 139, 161 29 58f., 284
25 102, 107 20 127 16 116, 196, 211 Anm. 33 58
26 98, 282 22-31 178f. 19 131 34 226f.
31 53f. , 53 Anm .• 75 28 281 23 284 35 227
32- 285 32 168 17 60 36 227
33 108 33-34 178 1-2 169 38 58
38 107 37 59. 283 2 190 42- 58
39 69 43 101 6 91 44 58
48 117, 220. 220 Anm. 45 69 10 301 21 63
49 71 48 256, 270 15 105 2 105
49-50 169 46 53, 127 16 83 6 53
55 295 49 123. 275 21 234 8 58, 211
57 105, 303 51 59. 133 Anm. 23 127 . 9 58
58 311 Anm. 52 116 24 329 11 58
59 285 13.2 117 28 65 14 282
60 207f. 4 53. 117, 140 29 59 16 108
61 94 7 65 Anm. 30 59. 193, 329 18 245
10 265 9 139 33 59. 18"8, 244 19 59
348 349
Lukas (Forts.) 24,33 109, ll1f. Johannes (Forts.) 12,3 140, 223f.
21,23 58 43 125 5,39 72, 92, 273. 4 106
25 261, 270 47 299 41 107 11 126
27 127 6,8 106 19 103f.
36 134 Johannes 11 125 23 79
22,10 107, 285 1,4 75 14 107 25 132, 188
12 246 5 10 30 77f. 27 282 Anm.
15 238 6 107 32 282f. , 282 Anm. 32 141, 328
16 140, 197, 229f., 232, 234f. 8 77 37 80 34 141·, 300, 328
21 132 12 52 39 80 35 11
22 302 13 246, 270 45 300 40 215 Anm.
24f. 222 15 117 50 77 41 78f.
25 235 16 75, 108 66 285 50 283
27 228 18 11, 52 70 106 13,4 125
28 135 27 101 7,17 108 11 132
29 230 29 132, 205 Anm. 22 107 21 241
30 132, 230 33 52, 101 23 107 23 106
32 65 45 198 31 263 26 101, 125
33 302 2,5 301 33 283 32 113
36 179 9 294 39 285 14,2 3
46 123 10 117 40 108 16 74, 77, 92
48 96 19 90 46 107 22 142
49 244 22 132 51 107 26 282 Anm., 283
50 105 3,1 107 8,9 . 299 15,6 127
51 69 2 160, 282 25 237 16 126
53 283 4 107, 160 26 300 16,2 78
56 105 14 141, 328 28 328 13 132
57 79 18 149 34 171 14 108
60 79 19 107 38 300 15 108
65 66, 103f. 26 52 40 107, 300 17 108, 282 )\nm., 283
68 59 27 107, 301 44 99 17,2 80
23,2 282 27-36 146f. 45 74, 92 11 80
5 255, 270, 282, 299 29 300 47 300 12 80
11 295 30 135, 173 53 74, 92, 302 20 132
17 228 31 273 9,1 107 23 10
19 228 32 52 2 81 24 80
31 127 33 273 7 64 Anm. 25 282 Anm.
33 108 35 149 8 78f. 18,4. 132
35 69 36 149 13 100 5 198
36 69 4,4f. 291 16 107 7 198
48 269 8 282 17 74, 92 9 101
50-51 53 25 248, 270 18 100 16 258, 270
54 136f. 28 291 36 77, 101 17 258, 270
24,1 124 29 107 10,4 135 Anm. 22 106
5 69 30 108 7 259 Anm. 26 106
7 53 37 283 12 263, 270 19,1 125
10 97 38 283f. 17 282 Anm. 6 125
12 102, 104 43 283f. 25 52 7 302
16 255 Anm. 48 282 29 80 11 285
18 105 5,5 107 11,14 129f. 12 302
21 247, 270 7 77f., 107, 283, 301 24 281 17 102, 104, 302
25 254f. 11 52 25 281 19 198
27 299 30 300 33 136, 240, 242 23 125
30 125 32 283 38 136, 240, 242 27 110 Anm.
30f. 141 34 107· 52 10 34 106
32 254, 270, 272 36 118 12,2 106 40 125
350 351
Johannes (Forts. ) 7,15 59 Apostelgeschichte (Forts. )
20,1 124 35 18,7 Ga I ater
53 59 1,12
2 127 39 74, 92 24f. 107
40 199 2,6 107
7 105 53 19,2 59 16
10 102, 104, 275 44 59 19 107, 114
59, 127 4,6 283
12 108 52 59, 100 21 67 22
14 255 60 59 20,7 108
124 6, 1 107
16 23, 44, 46, 255, 270 8,2 59, 69 10 69
124 13 131 7 107
19 17f. 59 15
24 106 17 104 29 236 Anm.
21 59
21 4 Anm. 59 33 59
10 108 35 299 Epheser
34 59 2,3
13 125 36 303 35 176
59
18 222 39 303 21,39 107
20 132 40 303 22,8 Kolosser
198 Anm. 1,20 300
9,25 125 13 109, 111
Apostelgeschichte 10,2 104 25 107 1. Thessalonicher
1-12 6 83 23,6 108 4,13
1-15 62f. , 151 Anm. 19 131 24,5 176
198 5,6 176
1,6 115 27 69 23 59 11
7 59 28 107 25,10 108
59
17 74, 92 36 53, 59 26,8 59
26 104 53, 59 2. Timotheus
37 9 198 Anm. 2,5
2,5 59 38 198 27,35 233
125
17 108 11,12 59 28,26 215
18 108 22 300 Hebräer
1,5 88
22 198 Anm. 27 99f. Römer 2,16
22-23 53 28 106 1,25 86
117 3,10 88
46 10 12,10 105 2,22 301 4,3
47 10, 10 Anm., 13 16 69 4,19 86
86 9,12 113
3,2 97, 127 13,7 69 5,7 253 20
6 53, 198 Anm. 12 67 6,10 86
113 11,11 83, 89
13 59 19 59 8,15 283 18
14 13 25 124 Anm. 9,33 86
154 39 88
25 59 28 74, 127 13,10
26 59 32 53 1. Korinther 55
21 89
4,3 69 45 195 1,3 300 Anm.
9 107 14,2 104 23 154
10 53, 198" Anm. 3 69, 131 4,1 Jakobus
107 3,18 300
13 107 6 69 6 108 5,17
14 59 10 65 5,1 107
300
15 59 14 69 7,26 107
17 59, 107 21 115 9,13 1. Petrus
104 54f. 1,2 300
19 117 15,2 14 55
5,21 69 4 69 11,23 125
26 131 7 69 24 2. Petrus
239, 239 Anm. 3,13 236 Anm.
29 117 32 83 28 "107
30 59 16-28 62 15,6 113
6,2 59 16,3 125 16,2 2. Johannes
124 4 lOB
7 10, 99f. 18 109, 111
11 195 26 113 2. Kor i nther
13 134, 195 30 69 Offenbarung
14 198 Anm. 37 107 3,13 254 2,10
15 69 17,23 53 5,17 108
236 Anm. 3,2 130
7,2 59 24 53, 59 12,2 "107 8
4 69 26 59 4 100
107 5,5 106
352
353
100 Sirach51,8 209 2. Ba ruch 30,3 231
Offenbarung (Forts.) 13,12
106 9 209 32,1-4 236 Anm.
7,2 100 17,1 44,12 236 Anm.
100 18,7 302 We I s he i t 9, 1 299 Anm.
9 105 1. Makkabäer 4,38 105 57,2 236 Anm.
13 106 21 -
105 9,10 210 Assumptio Moses 1,18 231
8,5 125 19,17 Oracula Sibyllina 3,316 154
105 20,8 100 1. Henoch 16,1 231
13 236 45,4 236 Anm. 3. Henoch 6,2 298 Anm.
9,13 105 21,5
176 9 106 72,1 236 Anm.
20 114
11,9 108 27
13,8 100 22,2 139 6. Register griechischer Wörter
aya~oROLELV: 180. YEVVnTot yuvat.Hoov: 298.
4. Neutestamentliche Apokryphen, Patristik und griechische Autoren ayaAALäa~aL: 158, 193. ye:uEaßat. (ßavaTou): 298.
ayaRäv: 182.
Acta Martyrum: 241. Ischodad von Merv: 269f. clYLOV: 200. ot.a: 115f.
Addai, Lehre des: 265. aypos;: 133 Anm. Ol.aHOvos;: 219f.
Anecdota Syriaca: 133 Anm., 241 Anm. Janna i: 305. aLpEl.v: 180. ot.aHpCVEl.V: 132.
Aphraates: 260f. John of Ephesus: 241. a~TECv: 180, 190. oLö6vat. (öoüvat.): 132, 201.
Apostolische Konstitutionen: 137. Josephus: 16, 18, 126. aHoAou~ELV: 146 Anm., 195. OLXOTo~EtV: 256.
Aristophanes: 112, 222 Anm., 267 Justin der Märtyrer: 87 Anm., 259 a}(OUELv: 300. OOTE EAe:n~oa{jvnv: 2, 194.
Anm. 265. aUa: 216.
Aristoteles: 66, 133 Anm., 279. a~apTn~a: 140 Anm., 189. EyyC~e:l.V: 178, 208f.
Ma rci on: 280. a~apTCa: 182, 194. Eye:Cpe:aßat. (~ETa): 134.
Bardaisan: 268. Marka: 305. a~apTwA6s;: 180, 1alf. EßEAe:LV: 188, 244.
Barsal ibi: 269. Memphitische Ubersetzung: 204. avaYYEAAELV: 248f. EßVn: 176.
avaYHn: 228. EßVl.HOS;: 135, 176f.
Chrysostomus: 231. Nikodemusevangelium: 293. avaHEC~EvOS;: 228. e:~ptivn: 193.
Clement of Llanthony: 292. clvaAos;: 166f. e:~pnVOnOl.ECv: 300.
Cyprian: 72 Anm., 73, 227. Oden Salomos: 268, 285. avaRauELv: 183. E~S;: 115f.
Origenes: 203. aV(haUaLS;: 183. EHßaUe:t.v: 135f.
Defter: 305. avaaTnVal.: 132, 134. (Tb övo~a): 156f., 191.
Didache: 201, 305. Papias: 1. ävn~ov: 194. EH~e:Pe:t.V: 135.
Diodor: 11. Petrusevangelium: 138 Anm., 267, äV~PWROS;: 106, 300f. EAaTToüaßat.: 147, 173.
269. a~tXELv: 135, 225f. EhC~e:t.v: 247.
Ebionitenevangelium: 267. Plato: 279. a~oHpt.ßECS; . (E~~EV, AEYEt.): 56f., E~ßpL~äaßat. (T~ Rve:u~aTt.): 136,
Egerton-Papyrus: 150 Anm. PI inius: 224. 299. 240f.
Elasar b. Kalir: 305. Polybius: 163. arcoAUEl.V: 153. E~RPoaße:v: 116f., 145.
Ephrem Syrus: 155, 161, 241, 256, Protevangelium des Jakobus: 290. a~i'l ~t.äS;: 113f. EV: 116f.
267. aRopCa: 26lf. EV aÜT~ T~ ~p~: 108f.,272, 299
Epiphanius: 59, 137, 199, 267. Rabbula: 265f. apvdaßat.: 13. Anm.
Eusebius: 17,78,159 Anm., 207, 266 Serapion von Antiochien: 267. apna~Et.v: 116 Anm. EV E}(e:l.V~ T~ wp~: 110f.
Sopl:1okles: 112, 118. clPTOV ~aYELv: 132. EV EHEt.V~ T~ HaLp~: 112.
Hebräerevangelium: 204, 250, 267, Suetonius:256 Anm. äPXEaßal. ano: 299. EVOXOS;: 189.
291. &ana~Eaßat.: 193. E~nAße:v: 136.
Hegesippus: 266. Tatian: 54, 265f., 289. au~avEt.v: 135, 173, 229. ERavt.aTavat.: 134.
Hieronymus: 17 Anm. Tertullian: 72 Anm., 247. a<pE~~: 212. Enavw: 147.
Hilarius: 260 Anm. Theodoret von Cyrus: 199, 265. ERC: 116f.
Hirte des Hermas: 57, 60. Thomasakten: 7, 268, 285. ßaRTC~Et.V (Eaßal.): 9, 132. Ent.ouat.os;: 136, 194, 203.
ßapuvEt.v: 13. ETCt Ti'l aUT6: 10f.
I renäus: 3, 72 Anm., 73, 226, 246f. Vlctor von Capua: 267. ßaaCAl.aaa VOTOU: 93. ETCt.~Wa}(El.v: 136f.
ßaaTa~Et.v: 195. Epya~EaßaL (EV): 301.
ßt.a~e:aßal.: 116 Anm., 196. Epn~OS;: 133 Anm.
5. Alttestamentliche Apokryphen und Pseudepigraphen ßAaa<pn~dv: 195. ~PC~e:LV: ~57.
e:pXEaßal. oRCaw: 195.
190 Sirach 36,1-17 50 YEYOVEV: 142f. Ea~Ce:t.v EH: 54 Anm.
1. Esra 4,31
Sirach 13,3 241 51,6 209 ye:vväv (äaßat.): 226f. EuaYYEAC~Eaßat.: 196, 250f.

354 355
Eo60)( Ga: 168. ~wpav-a~: 166f. oxavoaAG~El.v: 170. TUltTEI.V: 190.
EÖ~U~ (EO~tW~): 109 Anm. oXl.pTiiv: 158, 193.
E-opt~n e:t~: 303. Nar;apnv6~: 197f. oxwAnf;: 170. -OYl.aCVEI.V: 196.
EUpCOHEI.V: 133f. Nar;WpaLo~: 197f. OltEp\Ja: 84f. uto~: 168
vaC: 246. olt6po~: 163. utb~ TOÜ av.apwnou: 23 Anm., 106f. -,
Ecpn:' 57f.
tcpcpa~a: 299. VExp6!;;: 207f. OTa-aEC~: 299. 301, 310f.
EXI.Ova: 145. VCltTEo-aal.: 9. aTa-anVal. E~ltPoa-aEv: 134. un6ön\Ja: 144 Anm.
vo~o6I.oaaxaAo!;;: 299. ouvaAC~Eo-aal.: 141. unoxpl.TaC: 177.
~nTELV: 188, 244. vU\-Icpn: 147. ocpoopa: 10f. ul\lw-anval.: 14lf.
~woYOVELv: 188.
oxCa\Ja: 261. CPPEap: 168.
oLxCa: 3. OW~EI.V: 132, 188.
cpuYe:Lv: 144.
nYYI.HEV: 145 Anm. OLJiOOO]..lELV: 194. OWTnpI.OV: 153, 248. cpwvn: 147.
OLXTCP\JWV: 181.
-aaAaooa: 133. 6Al.y6nl.oTo!;;: 132. TapaOOEo-aal. T~ ltVEu\JaTI.: 241f. XPEocpEI.AETn~: 182.
.aavaToüv: 134 Anm. övo~: 168. TEAEI.O~: 181. XptjOI.\Jov: 174 .
6ltCow: 218. TEAEl.oüo-aal.: 179, 233f. XWAo~: 170.
~upwp6~: 258f.
ÖPO!;;: 133. TEAECWOI.~: 234f.
TWV tAal.wv: 299. TC: 119f. w~: 89f.
LOXUEI.V: 133, 196.
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)(a-a(lpC~EI.V: 194, 217. 6cpECAEl.v: 140, 194. 7. Palästinischer Talmud
)(a.aapl.oov: 2. OcpEI.AETn!;;: 140, 194.
HaG: 62f. 6cpEC>"nlJa: 140, 194. Aboda sara 43c 317 Anm. Kethubath 12,3 82 Anm., 303
Hat EY€VETO: 299. Baba bathra Be 317 24d 180
H(l)(OAOYELV: 170. nal.oGo\l: 219f. 15c 319 35a 317f. , 323
xapnbv nOLELv: 138f., 164, 203. nahv: 112. Baba mezia 2,5 302 Kidduschin 1,7 98
01.66val.: 164. napa (= Ti): 117. 8c 319 Kilajim 1,4 225
xaTaßo>"~ on€p~aTo~: 84f. napaol.o6val.: 134 Anm., 140, 163f. 10c 319 9,3 131
)(aTaAa~ßavEl.v: 11. ltape:aTnxEV: 165. Berachoth 3b 324 4 52, 56, 82 Anm., 102,
)(lTacp€pEl.v: 135. naTnp: 383. 4,2 298 Anm. 106, 110, 121f.
I

xaTEVaVT\.: 116f. ltEl.pa~EI.V: 132. 5,3 181 7 304


XELTal.: 154. ltEpl.ltOl.nOao-aaL: 188. Sb 323 32b 317f. , 323
Jiopßiiv: 139. nnyavov: 194. 5c 321f. Maaser scheni 4,9 98, 126
Ji6o~o~: 13. nCvw xal.v6v: 235f., 276. 6,10a 116 5,2 303
JipCVEI.V: 132. nCnTEI.V tltt TOU!;; n66a!;;: 303. 9,1 300 4 300, 300 Anm.
JiWAUEl.v: 170. nl.oTl.x6~: 140, 223f. Biccurim 1,6 115, 302 55c 320
Jiwvwl\I: 175. nAnpw~"vaL: 140, 147, 230f., 276. 3,3 108 Maasroth 1,2 225
nAfipwlJa: 133. 3,5 304 Maccath 2 115
Aa~ßaVEl.v: 195. ltOI.ELV: 133 Anm., 140f., 202,302. 65d 319 Megilla 4,9 181
yuva'Cxa: 301. ltoh~: 2f., 12f. Demai 1,3 170 74a 318
Aa6~: 13. noUa: 112 Anm. 2 225 Moed katan 3,7 303
AEYEI.: 57f., 272. lto>"AoC: 238f. 6 285 81d 320
A€YEl.v: 301. ltOpEuEo-aal.: 302f. 21d 317 Nasir 5,4 140
A6yov: ·194f. npaü~: 183. 23b 318 Nedari m 5,4 106, 301
>"EyOUOI.V: 57f. npo!;;: 117. 24a 319 6,3 299
AGlJvn: 133. npoaEUxn: 176. 25b 318 10,10 105
AovrroC: 176. ltPOOXUl.pö.!;;: 132. Erubin 5,1 304 40a 317
npOOTI.-aE\lal.: 179, 238f. 7,11 106 40c 317
\Ja\Jwva~: 139f. tltt Tb aOTo: 10 Anm. 8,2 302 40d 317
\Jaxal.pa: 179. ltPWTO!;;: 145. Gittin 5,3 136 Pea 15c 318
]..IEP I.l.lviiv: 179.' ltuy]..l~: 9f. 45b 319 17d 318f.
\JnOE: 216. Chagiga 2,1 172 Anm. 21b 317, 319
\Jl.oM~: 177. paßßouv(e:)I.: 23f., 46f. 2 301, 303 Qldduschin 61b 318
\-Il.o-awT6~:263. paltC~e:l.v: 190. Challa57d 319 Rasch haschana 2,5 299
\JvnoGJiaxo~: 263. pC~a: 144. 60b 318 Sanhedri n 7,13 177
]..IOVoYEvn~: 11. Kethubath 4,2 135 8,8 140
\JwpaCvEo-aal.: 140, 166. On~e:pO\l xat aüpl.ov: 205f., 299. 10,5 301 26a 317

356 357
Sanhedrin 26b 316 Sota 5,2 106
Schabbath 1,2 299 9,10 176
3a 325 Taanith 1,4 98 Anm., 180, 244
6 110 65b 319
7,1 300 Terumoth 8,5 102, 134
19,5 302 11,7 80 Anm.
Schebiith 2,10 301, 45d 316
4,2 298 Anm. 46a 318f.
6,4 122 Jebamoth 3a 319
10,9 134 5d 318
38d 325 9a 318
39a 320 13a 319
Scheka 1 im 5, 1 110 Joma 3,1 142 Anm.
47b 318 7 302
L,8c 317 41a 317
L,8d 317 42c 317
L,9b 317, 319 45c 319

8. Midraschim
Esther rabba 3 325f. Genesis rabba 68 320
Genesis rabba 2 323 79 325f.
5 320 9·2 319
7 321 Koheleth rabba 10 325
10 232 Anm. Mechiltha zu Exodus 12,42 236
14 320 Midra~ch Echa 1 53, 81, 127,
33 318 Anm. 132, 206
38 323 Numeri rabba 19,3 321
58 317 Plrke de R. Elieser 43 231
60 317 VaJjikra rabba 12 206
63 206

358

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