Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
Pflichttext
Mit dieser Studie wird ein Modell des Kommunikationsprozesses skizziert, das zeigen soll, weshalb Menschen
aggressive Sprache in einem Online-Kontext (Flaming) nutzen. Was zum Verwenden dieser aggressiven Sprache
online beitragen kann, sind: 1. ein Mangel an sozialer Identität (Alonzo & Aiken, 2004); 2. die wahrgenommene
Absicht einer Botschaft (Hardaker, 2010); aber auch 3. individuelle Unterschiede (Hutchens et al., 2014). Personen
beteiligen sich eher an politischen Flaming, wenn sie häufig online über Politik diskutieren und greifen oft zu
persönlichen Angriffen, wenn sie mit einer gegenteiligen Meinung konfrontiert werden (Upadhyay, 2010). Es gibt
einen Unterschied, ob es sich bei einer Botschaft um Kritik, bei der man Einstellungen des Empfängers in Frage
stellt, oder um eine Beleidigung, handelt (Brooks & Geer, 2007). Nur letzteres gilt als Flaming.
Es wurden 2 Umfragen in den USA durchgeführt, bei denen mithilfe von 6 Hypothesen sowohl die Absicht von
Flaming als auch die Akzeptanz von als Flaming zu kategorisierendem Verhalten genauer untersucht wurden. Es
kam heraus, dass nicht nur ein positiver Zusammenhang der Häufigkeit von politischen Online-Diskussionen mit
der Flaming-Absicht und der der Flaming-Akzeptanz vorliegt, sondern auch eine positive Korrelation (welche je
nach verbaler Aggression variiert) zwischen höherer Flaming-Absicht und höherer Flaming-Akzeptanz vorherrscht.
Zusätzlich ist die sowohl die Flaming-Absicht als auch die Flaming-Akzeptanz bei Personen mit einem hohen Mass
an verbaler Aggression stärker ausgeprägt. Obwohl die Stichprobe nicht repräsentativ für die Gesamtbevölkerung
der USA ist, zeigt die Studie klar auf wieso (und bei welchen Menschen) es vermehrt zu Flaming im politischen
Diskurs online kommt und leistet so einen fundamentalen Beitrag zum Bereich der (Online-) Kommunikation.
Mit verstärkter Überwachung der Diskussionsforen oder dem Markieren unangemessener Inhalte könnte man
versuchen dem feindseligen Flaming entgegenzutreten und so die Höflichkeit in Online-Diskussionen erhöhen.
(Hmielowski et al., 2014)
Ergänzungstext
In der Forschung werden die treibenden Faktoren von politischem Flaming hauptsächlich in zwei Typen unterteilt:
individuelle und situationsbedingte Faktoren. Zu den individuellen Faktoren gehören vor allem emotionale
Einflüsse. So wurde beispielsweise herausgefunden, dass Negativität für eine Person viel ansteckender ist als
Positivität (Rozin & Royzman, 2001). Dieser Effekt wird durch Personen, welche sowieso schon ein aggressiveres
Verhalten aufweisen und ihre Wut online ausdrücken wollen, verstärkt. Aber auch die politischen Kontaktpunkte
wie das Umfeld, persönliche Einstellungen und die Partizipation spielen eine Rolle.
Situationsbedingte Faktoren sind stark von der Wahrnehmung einer Person abhängig. Dazu gehört der
wahrgenommene Grad an Provokation der Beiträge, die diskutierte Thematik an sich und die herrschende
Anonymität. Darüber hinaus spielt das wahrgenommene Umfeld eine wichtige Rolle. Dazu wurde bereits 1982 die
sogenannte “Broken Windows Theory” vorgestellt (Kelling & Wilson, 1982). Wird das aktuelle Umfeld von einem
Individuum so eingeschätzt, dass bereits Normbrüche bestehen und diese toleriert werden, so hält sich diese
Person selbst auch weniger an die Normen der Gesellschaft. Dieses Konzept kann so beispielsweise auf den
Kommentarbereich einer politischen Diskussion im Internet übertragen werden.
(Song et al., 2022)