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Davide Malinconico, Timon Reichmuth, Marco Kleb

Handout – Politisches «Flaming»

Pflichttext
Mit dieser Studie wird ein Modell des Kommunikationsprozesses skizziert, das zeigen soll, weshalb Menschen
aggressive Sprache in einem Online-Kontext (Flaming) nutzen. Was zum Verwenden dieser aggressiven Sprache
online beitragen kann, sind: 1. ein Mangel an sozialer Identität (Alonzo & Aiken, 2004); 2. die wahrgenommene
Absicht einer Botschaft (Hardaker, 2010); aber auch 3. individuelle Unterschiede (Hutchens et al., 2014). Personen
beteiligen sich eher an politischen Flaming, wenn sie häufig online über Politik diskutieren und greifen oft zu
persönlichen Angriffen, wenn sie mit einer gegenteiligen Meinung konfrontiert werden (Upadhyay, 2010). Es gibt
einen Unterschied, ob es sich bei einer Botschaft um Kritik, bei der man Einstellungen des Empfängers in Frage
stellt, oder um eine Beleidigung, handelt (Brooks & Geer, 2007). Nur letzteres gilt als Flaming.
Es wurden 2 Umfragen in den USA durchgeführt, bei denen mithilfe von 6 Hypothesen sowohl die Absicht von
Flaming als auch die Akzeptanz von als Flaming zu kategorisierendem Verhalten genauer untersucht wurden. Es
kam heraus, dass nicht nur ein positiver Zusammenhang der Häufigkeit von politischen Online-Diskussionen mit
der Flaming-Absicht und der der Flaming-Akzeptanz vorliegt, sondern auch eine positive Korrelation (welche je
nach verbaler Aggression variiert) zwischen höherer Flaming-Absicht und höherer Flaming-Akzeptanz vorherrscht.
Zusätzlich ist die sowohl die Flaming-Absicht als auch die Flaming-Akzeptanz bei Personen mit einem hohen Mass
an verbaler Aggression stärker ausgeprägt. Obwohl die Stichprobe nicht repräsentativ für die Gesamtbevölkerung
der USA ist, zeigt die Studie klar auf wieso (und bei welchen Menschen) es vermehrt zu Flaming im politischen
Diskurs online kommt und leistet so einen fundamentalen Beitrag zum Bereich der (Online-) Kommunikation.
Mit verstärkter Überwachung der Diskussionsforen oder dem Markieren unangemessener Inhalte könnte man
versuchen dem feindseligen Flaming entgegenzutreten und so die Höflichkeit in Online-Diskussionen erhöhen.
(Hmielowski et al., 2014)

Video Hot Takes


In dem Video wird das Flaming als Hot Takes beschrieben. Der Vortragende spricht dabei davon, dass man
reaktionär aggressive, provozierende oder unter Umständen beleidigende Kommentare schreibt. Weiter spricht er
davon, wie man allenfalls dagegen vorgehen könnte und schlägt dafür drei Optionen vor, die er aber jeweils immer
direkt wieder dementiert und erklärt wieso das schlussendlich nicht klappt.
Die erste Option nennt er “No Takes”. Damit meint, er dass sich die Menschen aus dem Internet zurückziehen und
dem Flaming somit aus dem Weg gehen.
Die Zweite Option nennt er “Slow Takes”. Damit meint er, dass die Menschen lernen sollen im Internet schlicht
langsamer und bedachter zu kommunizieren.
Die dritte Option sind die “Cold Takes”. Er beschreibt damit das Begegnen von Hot Takes mit Fakten und Logik.
(TEDx Talks, 2019)

Ergänzungstext
In der Forschung werden die treibenden Faktoren von politischem Flaming hauptsächlich in zwei Typen unterteilt:
individuelle und situationsbedingte Faktoren. Zu den individuellen Faktoren gehören vor allem emotionale
Einflüsse. So wurde beispielsweise herausgefunden, dass Negativität für eine Person viel ansteckender ist als
Positivität (Rozin & Royzman, 2001). Dieser Effekt wird durch Personen, welche sowieso schon ein aggressiveres
Verhalten aufweisen und ihre Wut online ausdrücken wollen, verstärkt. Aber auch die politischen Kontaktpunkte
wie das Umfeld, persönliche Einstellungen und die Partizipation spielen eine Rolle.
Situationsbedingte Faktoren sind stark von der Wahrnehmung einer Person abhängig. Dazu gehört der
wahrgenommene Grad an Provokation der Beiträge, die diskutierte Thematik an sich und die herrschende
Anonymität. Darüber hinaus spielt das wahrgenommene Umfeld eine wichtige Rolle. Dazu wurde bereits 1982 die
sogenannte “Broken Windows Theory” vorgestellt (Kelling & Wilson, 1982). Wird das aktuelle Umfeld von einem
Individuum so eingeschätzt, dass bereits Normbrüche bestehen und diese toleriert werden, so hält sich diese
Person selbst auch weniger an die Normen der Gesellschaft. Dieses Konzept kann so beispielsweise auf den
Kommentarbereich einer politischen Diskussion im Internet übertragen werden.
(Song et al., 2022)

Politische Online Inzivilität – Respektloser Diskurs im Internet


Davide Malinconico, Timon Reichmuth, Marco Kleb

Literatur- und Quellenverzeichnis


• Hmielowski, J. D., Hutchens, M. J., & Cicchirillo, V. J. (2014). Living in an age of online incivility: Examining
the conditional indirect effects of online discussion on political flaming. Information, Communication &
Society, 17(10), 1196–1211. https://doi.org/10.1080/1369118x.2014.899609
• Kelling, G. L., & Wilson, J. Q. (1982). Broken windows: The police and neighborhood safety. The Atlantic,
March 1.
• Rozin, P., & Royzman, E. B. (2001). Negativity Bias, Negativity Dominance, and Contagion. Personality and
Social Psychology Review, 5(4), 296–320. https://doi.org/10.1207/S15327957PSPR0504_2
• Song, Y., Lin, Q., Kwon, K. H., Choy, C. H. Y., & Xu, R. (2022). Contagion of offensive speech online: An
interactional analysis of political swearing. Computers in Human Behavior, 127, 107046.
https://doi.org/10.1016/j.chb.2021.107046
• TEDx Talks. (2019, May 09). "#HotTake: Civility on the Internet is Overrated" | Wil Ranney |
TEDxWartburgCollege? [Video]. YouTube. https://www.youtube.com/watch?v=TLzC72BwOms

Politische Online Inzivilität – Respektloser Diskurs im Internet

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