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Mathematisch-

Naturwissenschaftliche Fakultät

Software Engineering II

Sommersemester 2022
Dr. Michael Striewe

Universität Potsdam
Mathematisch-
Naturwissenschaftliche Fakultät

Kapitel 2

Prozessmodellierung

Universität Potsdam
Modellbegriff - Wiederholung

• abstrakte Repräsentation wesentlicher Aspekte der Realität


– Abstraktion → semantische Lücke
– Aspekte → Perspektiven
• verschiedene Darstellungsformen
– Sprache Objekte der
realen Welt Modelle
– Graphiken
– Tabellen
– Mathematik
– ... semantischer(bedeutungsmäßiger) Unterschied

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Statische vs. dynamische Modelle

• Statische Modelle
– von der Ausführung unabhängige Eigenschaften
– Funktionen
– Daten
– Struktur
– Kontext
• Dynamische Modelle
– Verhalten während der Ausführung (Prozesse)
– Zustände
– Interaktion
– Prozesse: Folge von Aktivitäten / Kontrollfluss

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Die prozessorientierte Sicht

• Prozess/Kontrollfluss
– Zeitliche Abfolge von Aktivitäten (Fluss der Kontrolle von
Aktion zu Aktion)
• Wie wird das System bedient?
• Wie werden Funktionen realisiert?
• unterschiedliche Abstraktionsgrade:
IT-Geschäftsprozesse Programmabläufe
Folge von Basisaktivitäten, Befehlsfolgen eines
um ein geschäftl./betriebl. Programms
Ziel durch die Bedienung eines
Software-Systems zu erreichen

Gegenstandsbereich Lösungsbereich
implementierungsfern implementierungsnah

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Prozessmodelle

Prozessmodellierung auf verschiedenen Abstraktionsgraden

IT-Geschäftsprozessmodelle Programmablaufmodelle

Gegenstandsbereich Lösungsbereich
implementierungsfern implementierungsnah

UML-Aktivitätsdiagramm UML-Use Case-Diagramm UML-Aktivitätsdiagramm

Geschäftsprozesse Szenarien
Wie wird das System bedient?
Welche Funktionen kann Wie werden die Use Cases
(Wie werden die Use Cases
welcher Akteur bedienen? realisiert (Use Case-Abläufe)?
verwendet?)

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Bibliotheksbeispiel als Geschäftsprozessmodell

[nach Stevens: Using UML]

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Beispiel

Borrow Book

Universitätsbibliotheks-Verwaltungssystem (UBVS)

Buch-Ausleihe:
Eine Person („Ausleiher“) präsentiert ein Buch. Das System prüft,
1. ob der Ausleiher Mitglied der Bibliothek ist und
2. noch nicht die maximale Anzahl von Büchern ausgeliehen hat.

Sind beide Eigenschaften erfüllt, registriert das System, dass das Mitglied das
präsentierte Buch ausgeliehen hat. Sonst wird die Ausleihe abgelehnt.

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Aktivitätsdiagramm zum Use Case „Borrow Book“

Entscheidungsknoten [Guard]
Startknoten
(Verzweigung)
[Guard]

Endknoten (Terminierung)

Aktivität/ Aktion: vordefiniert, singulär Vereinigungsknoten


Aktion Aktivität: enthält Akt.-diag. (Zusammenführung)

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Aktivitätsdiagramm zum Use Case „Borrow Book“

Verbesserungen?
• Aktionen zu Aktivitäten verfeinern
• Rollen beachten → Partitionen (Swimlanes)

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Aktionen zu Aktivitäten verfeinern

1. Veränderung des Diagramms (Ersetzen der Aktion durch


ein Teildiagramm)

2. Ersetzen des Aktionsknotens durch einen Aktivitätsknoten

3. Aktion mit Unterdiagramm verknüpfen

Aktivität in eigenem Diagramm


Buch registrieren
„Buch registrieren“ darstellen

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Aktivitätsdiagramm zum Use Case „Borrow Book“
mit Partitionen

Rollen (Akteure ?!)

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Nebenläufigkeit in Aktivitätsdiagrammen

Aufteilung (fork) des Kontrollflusses von einer in


mehrere nebenläufige Aktionen.

Synchronisation (join) des Kontrollflusses von


mehreren nebenläufigen Aktionen zu einer.

Asynchroner Ablaufknoten (Beenden einzelner


Abläufe) (auch nach Verzweigung in Entscheidungsknoten)

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Bibliotheksbeispiel als Geschäftsprozessmodell

[nach Stevens: Using UML]

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Weitere Syntax in Aktivitätsdiagrammen

Region (z.B. für Iterationen, Behandlung von Ausnahmen, ...)

Datenfluss (entlang der Kante transportierte Daten/Objekte)

Sendeknoten: Ereignisse senden

Empfangsknoten: Ereignisse empfangen

Zeitereignis: explizite Behandlung von Zeit

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Beispiel: Ereignisse und Datenfluss

Signal / Ereignis
initiiert Aktion

Dateneingang
initiiert Aktion

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Datenfluss mit Pins

Messwert • Pins (Quadrate): Ein- bzw. Ausgabedaten


auslesen (-objekte) der Aktionen
• je Objekt ein Quadrat
• Bei mehreren Inputpins wird die Aktion erst
gestartet, wenn alle Objekte eingetroffen sind
(indirekte Synchronisation).
Messwert

Mess- Mess-
Ansicht Messwert wert wert Ansicht
aktualisieren auslesen aktualisieren

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Weitere Syntax in Aktivitätsdiagrammen

Region (z.B. für Iterationen, Behandlung von Ausnahmen, ...)

Datenfluss (entlang der Kante transportierte Daten/Objekte)

Sendeknoten: Ereignisse senden

Empfangsknoten: Ereignisse empfangen

Zeitereignis: explizite Behandlung von Zeit

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Expansionsbereich: Iteration

Schlüsselwort

Expansionsbereich

Expansionsknoten

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Unterbrechungsbereich: Ausnahmebehandlung

Unterbrechungsbereich

Unterbrechungskante

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Vom Geschäftsprozessmodell zum Code

Technische Modelle &


Fachliche Modelle
Infrastruktur

Business IT

Objekte des Objekte des


Gegenstandsbereichs Lösungsbereichs

semantische Lücke

„traditionell“: schrittweises Verfeinern und Modifizieren von Modellen;


„manuelle“ Implementierung der Modelle

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Vom Geschäftsprozessmodell zum Code

Technische Modelle &


Fachliche Modelle
Infrastruktur

Business IT

Objekte des Objekte des


Gegenstandsbereichs Lösungsbereichs

semantische Lücke

BPMN (Business Process Modeling and Notation): „Modellierung mit Blick auf
beide Seiten der Lücke“

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Geschäftsprozessmanagement mit BPMN

• Standard für die Geschäftsprozessmodellierung


(gepflegt durch die OMG: Object Management Group)

• graphische Notation für Geschäftsprozesse in


„Flowchart-Manier” (ähnlich wie UML-Aktivitätsdiagramme)

• BPMN Prozesse besitzen eine Ausführungssemantik.

• Spezielle „Process-Engines” sind in der Lage, BPMN Prozesse


auszuführen.

• Hauptanliegen: Modellierungsstandard für operationale


Prozesse mit Blick auf Business und IT

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Einordnung der Verfeinerung

Business

Fachliche Modelle

Operative Prozesse
IT
Betriebswirtschaftliche
Modelle, Technische Modelle
Organisationsstruktur, Fachliche Aspekte & Infrastruktur
Strategie, • Organisationseinheiten
Ziele • Betriebliche Abläufe
… • ... Technische Modelle,
Technische Aspekte Prozess-Engines,
• Codeausführung Enterprise Applikationen,
• Technische Abläufe Services,
•… …

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BPMN Diagramme

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BPMN Pools

Pools:
- entsprechen (größeren)
Organisationseinheiten
- ein Pool enthält einen
vollständigen Teilprozess.
- Pools können offen oder
geschlossen sein.

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BPMN Lanes

Lanes:
entsprechen Rollen oder
Funktionen innerhalb der
gleichen (Haupt-)Einheit.

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BPMN Kontrollfluss und Datenfluss

Kontrollfluss

Message-Flow:
zeigt Kommunikation
zwischen Pools

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BPMN Start und End Events

Start-Events: End-Events:
Markiert den Beginn eines Markiert das Ende eines
(Teil-)Prozesses. (Teil-)Prozesses.
Hinweis: es existieren Hinweis: es existieren
unterschiedliche Start-Events unterschiedliche End-Events

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BPMN Knoten und Events

Task-Knoten: Events:
Einzelner Schritt Ein Ereignis im Prozess.
im Prozessablauf. Hier zum Beispiel: „Message
Es existieren Event“ – „es wird eine
verschiedene Nachricht empfangen“
Typen: Es gibt verschiedene Typen …

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BPMN Kontrollfluss

Entscheidungsknoten: Kontrollfluss
(Es existieren
verschiedene Typen)

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Implementierung von BPMN Prozessen
(vereinfacht)

BPMN – Operative Prozesse

mit Process-Engine ohne Process-Engine

• Realisierung (ggf. auch Reuse) • Ableitung von Use Cases (…) aus den
der durch die Tasks spezifizierten Prozessen
• Funktionalität • Implementierung der Use Cases
Deployment auf einer Prozess-Engine

Hauptvorteil: Bezug zum ursprünglichen Hauptvorteil: Flexibilität


Modell bleibt erhalten

Hauptnachteil: oft fehlende Erfahrung, Hauptnachteil: Bezug zum


Technologien reifen erst langsam aus ursprünglichen Modell geht verloren
(semantische Lücke nur verschoben)
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