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Curso de alemán nivel medio con audio/Lección

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Geschichte der Mathematik (Teil 21)

Um diese Bezeichnung und den ganzen Inhalt des Begriffes Algorithmus (früher sagte
man auch Algorismus) voll würdigen zu können, müssen wir zuerst einmal sehen, wo das
Wort zum erstenmal auftritt, und müssen dann sofort als echte Besucher Bagdads den
Zauberteppich besteigen, der uns diesmal nicht aus dem Märchenbereich von Tausend-
und-einer-N acht hinausführen wird. Wir verrieten schon, wo das Wort zum erstenmal
vorkommt. Nämlich als Anfang eines Rechenbuches. Was nun enthält dieses
Rechenbuch? Etwas für uns vollkommen Entzaubertes, Selbstverständliches: die
sogenannten Species, die Rechnungsoperationen, die jedes Kind in der Volksschule
lernt. Dazu noch zwei inzwischen aus der Übung gekommene Operationen des
Verdoppelns und des Halbierens, deren Ursprung sich vielleicht rein sprachlich aus den
Formen des Duals (der Zweizahl) herleitet, den es als Ergänzung der Einzahl (Singularis)
und Mehrzahl (Pluralis) sowohl im Sanskrit als etwa im Altgriechischen gab. Gut, uns sind
diese Rechnungsarten selbstverständlich, aber dies nur aus einem Grund, der gerade
ihren Zauber ausmacht. Sie beruhen nämlich, und dies der Kernpunkt, auf dem
durchsichtigsten und vollkommensten System, das in der Geschichte des Geistes bisher
geschaffen wurde: auf dem Stellenwertsystem oder Positionssystem der
Ziffernschreibung. Die Tatsache, daß man mit zehn Begriffssymbolen, die von jeder
Sprache unabhängig sind, alle Zahlen vom denkbar kleinsten Systembruch bis zu der
sich im Nebel des Unendlichgroßen verlierenden astronomischen und
überastronomischen Zahl mühelos und irrtumsfrei, eindeutig und allgemeinverständlich
anschreiben kann, hat im geistigen Kosmos nicht ihresgleichen. Von allen
Wissenschaften besitzt nur noch höchstens die Chemie ein annähernd so ehernes und
scharfes Werkzeug in ihrer Symbolik der Elemente, dessen Gültigkeit und Vollständigkeit
jedoch jederzeit von einer Erkenntnisrevolution zertrümmert werden kann, was bei der
Ziffernschrift unmöglich ist. Damit ist aber die Zauberkraft des Stellenwertsystems, das
natürlich nicht einmal gerade ein dekadisches sein müßte, noch durchaus nicht erschöpft.
Es gebiert gleichsam fortzeugend Gutes. Und es ermöglicht etwa zum erstenmal eine im
wahrsten Sinne kinderleichte Handhabung auch sehr verwickelter Rechnungsoperationen
und eine Fülle von im System selbst begründeten Proben und Kontrollen. Damit wird es
zur ersten wirklichen Denkmaschine, deren Bedienung, wie gesagt, jeder
Elementarschüler kennt, deren tiefere Struktur und deren Zahnräderwerk aber durchaus
nicht so einfach ist, wie es sich der Laie vorzustellen versucht ist. Ein solcher
„Durchschauer“ müßte zuerst einmal bei Gauß in die Lehre gehen und etwas von „Rest-
Modul-Systemen“ oder Primzahlforschungen in Sich aufnehmen. Doch das nur nebenbei.
Unserem Alchwarizmi also fiel die historische Aufgabe zu, das indische dekadische
Stellenwertsystem in einem Rechenbuch zusammenzufassen, worauf er oder ein
Übersetzer seinen Herkunftsnamen „Algoritmi“ an die Spitze stellte.
Wir wollen aber jetzt dieses erste an uns herantretende Beispiel eines Algorithmus, und
zwar den vollkommensten aller Algorithmen, ein wenig näher prüfen, um uns ein richtiges
Bild über das Geleistete und über den Anteil der einzelnen Kulturen an dieser Epoche zu
bilden.
Seit den bahnbrechenden und verdienstvollen Forschungen des englischen
Kolonialbeamten Colebrooke, der 1816 zum erstenmal die indische Mathematik ins
richtige Licht stellte und auf dessen Arbeiten dann die weitere Forschung nicht nur des
Abendlandes, sondern auch der autochthonen Forscher Indiens selbst weiterbaute, weiß
man, daß die alten Inder in mehr als einer Art zur Entwicklung der Mathematik beigetragen
haben. Ihre mit ausschweifender, zügelloser Phantastik gemischte mathematische
Begabung befähigte sie zu großen Entdeckungen, deren größte eben das
Stellenwertsystem ist. Gewiß, sie hatten auch bedeutende Algebraiker wie Aryabhatta
(476 nach Christi Geburt), Brahmagupta (7. Jahrhundert nach Christi Geburt) und
Bhaskara (12. Jahrhundert nach Christi Geburt). Sie entdeckten selbständig die
ganzzahlige Lösung unbestimmter Gleichungen und drangen bis zur Algebra dritter Stufe,
also bis zur reinen Symbolschreibung, vor. Ihr Werk aber blieb mit Ausnahme der
Zahlenschreibung abseits von der allgemeinen Entwicklung und hat daher in unsrem
Sinne nicht den Charakter des Epochehaften, sondern eher des Episodischen. Daran
änderte es auch nichts, daß Bhaskara den Grenzwert von richtig einschätzt und sagt:
„Je mehr der Divisor verkleinert wird, um desto mehr wird der Quotient vergrößert. Wird
der Divisor aufs äußerste verkleinert, so vergrößert sich der Quotient aufs äußerste. Aber
solange noch angegeben werden kann, er sei so und so groß, ist er noch nicht aufs
äußerste vergrößert; denn man kann alsdann eine noch größere Zahl angeben. Der
Quotient ist also von unbestimmbarer Größe und wird mit Recht unendlich genannt.“

[Wenn der Divisor allerkleinst, also 0 ist.]

Wenn solche reife Erkenntnisse des Infinitesimalen aus dem Zauberland des Meditierens,
aus indischen Schulen, damals schon ins Abendland gelangt und in die geeigneten
Hände gekommen wären, hätte sich wahrscheinlich die Weltgeschichte anders entwickelt.
Aber es begab sich eben anders. Und das Abendland erfuhr auch bis zum 19. Jahrhundert
nichts davon, daß Brahmagupta mehrere Unbekannte durch Farbenbezeichnungen
unterschied, wie denn die indische Algebra überhaupt in ihrer Einkleidung sehr poetisch
war. So sagt Bhaskara in seinem „Lilavati“ überschriebenen Kapitel über die
Rechenkunst: „Schönes Mädchen mit den glitzernden Augen, sage mir, so du die richtige
Kunst der Umkehrung verstehst, welches ist die Zahl, die mit 3 vervielfacht, sodann um
des Produktes vermehrt, durch 7 geteilt, um ein Drittel des Quotienten vermindert, mit sich
selbst vervielfacht, um 52 vermindert, durch Ausziehung der Quadratwurzel, Addition von
8 und Division durch 10 die Zahl 2 hervorbringt.“ Falls diese Lilavati ein wirkliches
schönes Mädchen und nicht bloß, wie einige Historiker annehmen, die allegorische
Darstellung der herrlichen Rechenkunst selbst war, dann dürften sich, auch wenn sie die
„Methode der Umkehrung“ verstand, ihre glitzernden Augen ein wenig getrübt haben,
bevor sie wußte, daß der Gang der Rechnung

und
lautete,
da alle in Worten angegebenen Rechnungsoperationen gerade umgekehrt angesetzt
werden mußten. Denn . Dazu von 84, also 63, ergibt 147.
Diese 147 durch 7 sind 21, davon ab macht 14, das, mit sich selbst vervielfacht, 196
ergibt.
Subtraktion von 52 vermindert l96 auf 144, dessen Quadratwurzel 12 ist. Wenn man
hierzu 8 addiert, also 20 erhält, und dies durch 10 dividiert, resultiert tatsächlich 2, wie es
verlangt war. Noch poetischer erscheint uns die Aufgabe: „Von einem Schwarm Bienen
läßt sich auf einer Kadambablüte, auf der Silindhablume nieder. Der dreifache
Unterschied der beiden Zahlen flog nach den Blüten einer Kutuja, eine Biene blieb übrig,
die in der Luft hin und her schwebte, gleichzeitig angezogen durch den lieblichen Duft
einer Jasmine und eines Pandamus. Sage mir, reizendes Weib, die Anzahl der Bienen“.
Es handelt sich dabei nicht um einen großen Bienenschwarm. Wenn wir ihn nennen, so
ist

oder

oder

Doch diese Beispiele nur nebenbei. Wir müssen jetzt zum Algorithmus des indischen
Positionssystems zurückkehren. Daß es eine indische Entdeckung ist, unterliegt heute
keinem Zweifel mehr, wenn auch die Zeit der Entstehung des Systems nicht genau
bekannt ist. Vor der Zeit des Alchwarizmi aber war es sicherlich schon hoch ausgebildet.
Nun beschränkt sich aber, wie schon gesagt, die Bedeutung des Stellenwertsystems
durchaus nicht darauf, eine bequeme Zahlenschreibung zu ermöglichen. Das spezifisch
„Algorithmische“ daran ist seine Fähigkeit, die Rechnungsoperationen, gleichsam
zwangsläufig, in einer bis dahin unerreichten Einfachheit zuzulassen; was sich wieder
insbesondere bei der Multiplikation und bei der Division geltend macht. Wir können uns
hier nicht ins theoretische Detail verlieren.
Wir merken bloß an, daß das Stellenwertsystem eigentlich nichts anderes ist als eine
fallende Potenzreihe der Form

wobei bis an die Koeffizienten und bis die Potenzen der Grundzahl sind.
Also beim Zehnersystem bis . Nun werden bloß die Koeffizienten
nach dem Grundsatz der Größenfolge geschrieben und die „Stelle“ zeigt an, mit welcher
Potenz der Grundzahl der Koeffizient zu multiplizieren ist. In der Zahl 3457 ist die 3
tausendmal so groß als in der Zahl 72.553. Daher kann man für alle Fälle mit 10 Zeichen
auskommen, wozu allerdings auch die sogenannte Null gehört, deren Erfindung am
spältesten erfolgte und die im Indischen „das Leere“ (sunga) heißt. Erst diese Null schließt
das System, indem sie das Fehlen von Grundzahlenpotenzen, bzw. das Vorhandensein
von Nullkoeffizienten anzeigt. Gerade die Null aber ist eine echt indische Entdeckung,
ebenso wie die Benennung der Stufenzahlen (10, 100, 1000 usw.) bis mit eigenen
Wörtern. Die Null nun wurde, wahrscheinlich in Ägypten, von den Arabern als „as sifr“
bezeichnet, was eine Übersetzung für das indische „das Leere“ ist. Aus diesem Wort aber
entsprang wieder die Bezeichnungen chiffre und Ziffer, und Zero für die Null.
Wir sprachen von der algorithmischen Eignung der neuen Positionsarithmetik. Gewiß,
auch die Griechen multiplizierten und dividierten. Ebenso die Römer. Sie mußten aber,
etwa bei der Multiplikation, die Teilprodukte nach dem distributiven Gesetz wirklich bilden
und diese Teilprodukte dann addieren, als ob es sich um Polynome
(Mehrgliederausdrücke) gehandelt hätte. Die Zahlen 320 und 47 wurden multipliziert als

Wir haben absichtlich ein simples Beispiel gewählt, das durch die Null am Schluß von
320 noch vereinfacht wird, da dies zwei Teilprodukte erspart. Man stelle sich aber etwa
diese Art Multiplikation von 932.581 und 764.822 vor, oder gar noch eine Verbindung mit
Brüchen, die ja bloß in der Form gemeiner Brüche existierten. Es wird dadurch
verständlich, daß später gesagt wurde, eine etwas größere Multiplikation (von der Division
ganz zu schweigen), die heute jeder Volksschüler bewältigt, sei damals eine Aufgabe für
erstrangige Mathematiker und Rechenvirtuosen gewesen.
Die Inder dagegen erkannten bald nach der vollständigen Ausbildung des
Stellenwertsystems die eben in diesem System liegenden algorithmischen Vorzüge und
Möglichkeiten.

Fig. 5

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