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Quellen:
§§ 31 ff. AufenthV
1. Zustimmungspflicht
• der Ausländer sich zu einem anderen Zweck als zur Erwerbstätigkeit oder
Arbeitsplatzsuche länger als drei Monate im Bundesgebiet aufhalten will, oder
• der Ausländer im Bundesgebiet eine selbständige Tätigkeit ausüben will, oder
• der Ausländer eine Beschäftigung im Rahmen von § 18 Abs. 4 S. 2 AufenthG
(qualifizierte Beschäftigung im öffentlichen Interesse) anstrebt, oder
• der Ausländer eine sonstige Beschäftigung ausüben will und für den Ausländer
bereits – aufgrund eines längerfristigen Voraufenthalts oder anderer
aufenthaltsrechtlich relevanter Gegebenheiten – Speichersachverhalte im AZR
vorliegen.
Die Zustimmung muss grundsätzlich explizit erfolgen. Etwas anderes gilt in den Fällen, in
denen das sog. Schweigefristverfahren angewandt wird (vgl. Ziffer 5).
Für die Zusammenarbeit der Auslandsvertretungen mit den Ausländerbehörden gilt, dass die
Auslandsvertretungen die Visa gemäß § 71 Abs. 2 AufenthG in eigener Zuständigkeit erteilen.
Die Zustimmung der Ausländerbehörde gem. § 31 Abs. 1 AufenthV ist eine verwaltungs-
interne Form der Beteiligung. Die Ausländerbehörden können ihren gesetzlichen Prüf-
auftrag nur dann wahrnehmen, wenn die der Auslandsvertretung vorliegenden Angaben
zum Antragsteller und ggf. der Bezugsperson im Inland/Einlader möglichst umfassend
übermittelt werden. Dazu ist es erforderlich, dass die Auslandsvertretungen den
Ausländerbehörden iRd Beteiligung die Rechtsgrundlage für den beantragten
Aufenthaltszweck konkret nennen (bei Beschäftigungsaufenthalten i.S.v. § 18 (3) oder (4)
AufenthG auch unter Angabe der entsprechenden Vorschrift der BeschV).
In Zweifelsfällen, z.B. bei einer zeitlich nicht absehbaren ärztlichen Behandlung in Deutsch-
land oder eines zeitlich nicht absehbaren Verwandtenbesuchs zur familiären Hilfeleistung, ist
die Beteiligung der Ausländerbehörde immer angezeigt.
Auch bei Anträgen auf Familienzusammenführung sind die Ausländerbehörden in jedem Fall
zu beteiligen, um der vor dem Hintergrund des Art. 6 GG erforderlichen umfassenden Be-
trachtung des Falles Rechnung zu tragen. Auf die Bedeutung des eigenen Votums der
Auslandsvertretung wird dabei hingewiesen.
Erforderlich ist die Beteiligung der Ausländerbehörde unter Darlegung der Einschätzung
(insbesondere eventueller Bedenken) der Auslandsvertretung in den folgenden Fällen:
Sofern die Beteiligung der Ausländerbehörde bereits erfolgt ist, die Auslandsvertretung den
Antrag aber dennoch in eigener Zuständigkeit ablehnt (z.B. Antrag wurde ohne den erforder-
lichen Sprachnachweis angenommen, der Nachweis wird jedoch nicht innerhalb der gesetzten
Frist nachgereicht), ist die Ablehnung der Ausländerbehörde mittels einer FOBE-Anfrage
mitzuteilen, damit auch dort der Antrag abschließend bearbeitet werden kann.
Geht die Stellungnahme der beteiligten Ausländerbehörde ein, prüft die Auslandsvertretung,
ob diese Entscheidung Bestand haben kann, z.B. ob etwa eingeräumtes Ermessen erkannt und
ausgeübt wurde. Denn abschließend entscheidet gegenüber dem Visumbewerber nur die
Auslandsvertretung. Dies setzt voraus, dass die Auslandsvertretung über eine breite Ent-
scheidungsgrundlage verfügt, was i.d.R. auch die Kenntnis der maßgeblichen Inlands-
sachverhalte beinhaltet. Sofern also eine beteiligte Ausländerbehörde ihrerseits Bezug auf dort
vorgelegte Urkunden oder dort erfolgte Befragungen nimmt, soll die Auslandsvertretung diese
Unterlagen bei der innerdeutschen Behörde nachfordern, um diese auch zur Grundlage ihrer
Entscheidung machen zu können.
Eine abschließende Entscheidung über Visumanträge, bei denen nach § 31 Abs. 1 AufenthV
die Ausländerbehörde beteiligt wurde, soll grundsätzlich im Einklang mit der
Ausländerbehörde getroffen werden.
a) Kann die Auslandsvertretung nach Prüfung des Sachverhalts die Zustimmung einer
Ausländerbehörde nicht mittragen, muss die Visastelle gegenüber der Ausländerbehörde
„remonstrieren“ und versuchen, den Dissens auszuräumen. Führt die Remonstration bei der
Ausländerbehörde nicht zum Konsens und können erhebliche Bedenken der Auslands-
vertretung nicht ausgeräumt werden, kann die Auslandsvertretung den Antrag auf Erteilung
Zustimmung der Ausländerbehörde
56. Ergänzungslieferung; Stand: 12/2013
eines Visums ungeachtet der Zustimmung ablehnen. In Fällen des Familiennachzugs kommt
eine Ablehnung des Visums trotz vorliegender Zustimmung der Ausländerbehörde nur nach
Rücksprache mit Ref. 509 in Betracht. Im Falle anderer Aufenthaltszwecke wird für
schwierige Einzelfälle die Beteiligung von Ref. 509 angeboten.
b) Ist die Versagung der Zustimmung nach Auffassung der Auslandsvertretung nicht ge-
rechtfertigt und würde sie einer gerichtlichen Überprüfung voraussichtlich nicht standhalten,
soll die Vertretung auch hiergegen remonstrieren. Auch hier kann in schwierigen Einzelfällen
Referat 509 beteiligt werden. Eine Visumerteilung ohne Zustimmung der Ausländerbehörde
kommt jedoch auf keinen Fall in Betracht. Im Ablehnungsbescheid kann in diesen Fällen –
nach Abstimmung mit Referat 509 – ausnahmsweise deutlich gemacht werden, dass die
Ablehnung ausschließlich auf der fehlenden Zustimmung der Ausländerbehörde beruht (vgl.
Beitrag „Remonstrationsverfahren“).
Eingabe in RK-Visa:
Ist der Antrag gem. §§ 32-37 AufenthV zustimmungsfrei, kann die Beteiligung der
Ausländerbehörde vermieden werden, indem in RK-Visa auf Reiter 7 „Zusatzangaben“ die
Checkbox „keine Zustimmung notwendig“ aktiviert wird. Zusätzlich sind die Felder "PLZ"
und "Aufenthaltsort" mit den Daten zum tatsächlich beabsichtigten Aufenthaltsort zu befüllen.
Im Freitextfeld sollte ein kurzer Hinweis auf die Rechtsgrundlage der Zustimmungsfreiheit
aufgenommen werden.
Hinweis: Die Checkbox „keine Zustimmung notwendig“ darf nicht aktiviert werden, wenn es
um die Beurteilung der Beteiligung der Ausländerbehörde gem. § 31 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 c)
AufenthV (Voraufenthalte) geht. Dies prüft das BVA bei Visumanträgen zur Aufnahme einer
Erwerbstätigkeit ggf. in eigener Zuständigkeit.
4. Vorabzustimmung
Insbesondere in dringenden Fällen, bei Vorliegen eines Anspruchs auf Visumerteilung, im Fall
öffentlichen Interesses oder in Fällen des § 18, § 19 oder § 19 a AufenthG kann die Aus-
länderbehörde bereits vor der Beantragung des Visums zustimmen (Vorabzustimmung gemäß
§ 31 Abs. 3 AufenthV). Die Erteilung einer Vorabzustimmung kommt insbesondere in Fällen
in Betracht, in denen der Antragsteller nicht die übliche Bearbeitungsdauer von mehreren
Wochen abwarten kann. Es besteht kein Anspruch auf Erteilung einer Vorabzustimmung.
Eingabe in RK-Visa:
Wird der Auslandsvertretung bei Antragstellung eine Vorabzustimmung vorgelegt, kann die
weitere Beteiligung der Ausländerbehörde vermieden werden, indem in RK-Visa auf Reiter 7
Sofern als Ergebnis der AZR-/SIS-Abfrage eine Rückmeldung erfolgt, die einer Visum-
erteilung entgegenstehen würde (also z.B. Bedenken eines Schengen-Partners oder ein noch
im AZR gespeichertes Einreiseverbot), so muss die zuständige Ausländerbehörde, die die
Vorabzustimmung erteilt hat, vor Visumerteilung kontaktiert und hierüber unterrichtet werden.
Es muss um Mitteilung gebeten werden, ob die Vorabzustimmung aufrechterhalten und ggf.
die Löschung der Einreisesperre veranlasst wird.
5. Schweigefristverfahren
Für einen eng begrenzten Personenkreis, bei dem generell eine schnelle Bearbeitung
erforderlich ist bzw. im Interesse der Bundesrepublik Deutschland liegt, gibt es ein
Eilverfahren nach § 31 Abs. 1 S. 3 AufenthV (sog. Schweigefristverfahren). Danach gilt die
Zustimmung als erteilt, sofern die zuständige Ausländerbehörde innerhalb der Schweigefrist
von drei Wochen und zwei Werktagen keine Einwände erhebt.
• Studienbewerber (Studieninteressenten),
• Antragsteller, die sich noch nicht formell bei einer Hochschule oder studien-
vorbereitenden Einrichtung beworben haben und daher noch keine Zulassung besitzen,
• Studenten,
• Antragsteller, die sich formell bei einer Hochschule oder studienvorbereitenden
Einrichtung beworben und bereits eine Zulassung oder eine Bewerber-Bestätigung
erhalten haben,
• Teilnehmer an einem Schüleraustausch, der durch eine dem Arbeitskreis
gemeinnütziger Jugendaustausch-Organisationen (AJA) e.V angehörenden
Organisation vermittelt wurde; siehe hierzu auch VHB-Beitrag „Schüleraustausch“1.
Eingabe in RK-Visa:
Soll für einen Antrag das Schweigefristverfahren angewendet werden, ist auf Reiter 7
„Zusatzangaben“ die Checkbox „Schweigefristverfahren“ zu aktivieren. Zusätzlich sind die
Felder "PLZ" und "Aufenthaltsort" mit den Daten zum tatsächlich beabsichtigten
Aufenthaltsort zu befüllen. Im Freitextfeld sollten entsprechende Informationen zum
beabsichtigen Aufenthaltszweck angegeben werden.
RK-Visa berechnet auf Reiter 7 auch automatisch die Schweigefrist (3 Wochen und 2
Arbeitstage). Dieses Datum gilt lediglich als ungefährer Anhaltspunkt im Hinblick auf das
Ablaufen der Schweigefrist. Die Überwachung der Schweigefrist übernimmt das BVA, da die
1
gem. Beschluss der Ausländerreferenten des Bundes und der Länder im Okt. 1998 und April 2005
Zustimmung der Ausländerbehörde
56. Ergänzungslieferung; Stand: 12/2013
tatsächliche Schweigefrist erst dann beginnt, wenn die Ausländerbehörde den Antrag
elektronisch vom BVA übermittelt bekommen hat. Die Anträge, bei denen die Schweigefrist
bereits abgelaufen ist, können über die Funktion „Suchen heutige Antworten“ aufgerufen
werden.
6. Fakultativanfragen
7. Verfahrensfragen
Die Vertretungen geben in RK-Visa die Anträge unter Eintragung der Zusatzangaben (für die
Ausländerbehörden) ein, die Beteiligung erfolgt über das Bundesverwaltungsamt (BVA) in
Köln. Die Vertretungen sollten darauf achten, dass auch die Antwort immer über das BVA
eingeht, damit die dort geführte Visadatei komplettiert werden kann und alle für den Antrag
notwendigen Abfragen (z.B. KZB-Verfahren, DAV) erledigt werden können. Sofern Bedenken
der Fachdienste gegen eine Visumerteilung erhoben werden, ist grundsätzlich über Referat
509 eine Klärung herbeizuführen, vgl. Beitrag „Konsultationsverfahren (KZB-Verfahren)“.
Das Visum wird auch in Fällen eines beabsichtigten längerfristigen Aufenthalts in der Regel
für zunächst 90 Tage erteilt (vgl. aber Ziff. 6.4.2.1 der Verwaltungsvorschrift zum AufenthG).
Im Einzelfall kann eine kürzere Geltungsdauer angezeigt sein, vgl. Ziff. 6.4.2.2 der
Verwaltungsvorschrift. Für beabsichtigte Aufenthalte von mehr als 3 Monaten und maximal
12 Monaten Dauer wird auf den Beitrag „Längerfristige Visa“ verwiesen.
Im Falle von Spezialitätenköchen wurde ferner im Benehmen mit dem BMI festgelegt, dass
das Visum für lediglich drei Wochen erteilt werden soll.
Die Visumerteilung sollte spätestens drei Monate nach Zustimmung der Ausländerbehörde
erfolgen; viele Ausländerbehörden limitieren ihre Zustimmung explizit auf diesen Zeitraum.
Kann das Visum ausnahmsweise erst nach Ablauf dieses Zeitraums erteilt, sollte mit der
Ausländerbehörde Rücksprache gehalten werden, ob die Zustimmung aufrechterhalten wird.