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agrar, 2, 94-96.
Weißklee ist die wichtigste Leguminose des Dauergrünlandes und aufgrund des Bindungsver-
mögens von Luftstickstoff und seines hohen Futterwertes sehr geschätzt. Andererseits ist Weiß-
klee, wenn er hohe Ertragsanteile im Grünlandbestand einnimmt, beim Verfüttern aufgrund der
bestehenden Blähgefahr und etwaiger Blausäuregehalte gefürchtet,. Wieviel Weißklee ist also
erwünscht und wie kann er im Bestand etabliert werden? Der folgende Beitrag gibt darüber
Auskunft.
In Deutschland hatte Weißklee seit der Intensivierung in der Landwirtschaft nur eine geringe
Bedeutung; er wurde häufig durch hohe N-Düngung und nicht angepaßte Nutzung der Wiesen
und Weiden zurückgedrängt, wodurch der Eindruck einer nur geringen Leistungsfähigkeit
entstand. Doch genau das Gegenteil ist der Fall: Wenn es dem Grünlandwirt durch richtige
Bestandesführung gelingt den Weißklee im Grünland zu etablieren, sind bereits 15 - 20 %
Weißkleeanteil im Bestand ausreichend, um den Ertrag und den Futterwert des Grünlandes bei
minimalem Aufwand oder sogar ganz ohne Einsatz mineralischer Stickstoffdünger nachhaltig zu
verbessern! Diesen Effekt beschreibt Abbildung 1. In einem Versuch auf 3 Standorten (a, b, c)
wurden zwei Grünlandbestände (mit und ohne Weißklee) und drei unterschiedliche Düngungs-
stufen hinsichtlich des Trockenmasseertrages miteinander verglichen. Dabei zeigte sich, daß eine
Reduzierung der Stickstoffdüngung vor allem dann negativ auf die TM-Erträge wirkte, wenn kein
Weißklee im Bestand vorhanden war. Die Existenz von Weißklee hingegen bewirkte auch bei
starker Reduzierung der Stickstoffdüngung nur einen geringen Ertragsrückgang, mithin eine
Stabilisierung der Erträge.
Wie aber gelingt es hohe Weißkleeanteile im Bestand zu erhalten? Um die Ursachen für die
Weißkleeentwicklung zu kennen, muß man sich zunächst mit der Wuchsform von Weißklee
beschäftigen.
Keimung die Wurzeln der Leguminosen. Die Pflanze bildet daraufhin zahlreiche knöllchenförmige
Gewebe aus, die die Bakterien einschließen. Aus anfänglichem Parasitismus (einseitiger Nutzen)
entwickelt sich zwischen Kleepflanze und den Knöllchenbakterien eine Beziehung mit
beiderseitigem Nutzen, eine sogenannte Symbiose. Die Bakterien beziehen von der Wirtspflanze
Kohlenhydrate und binden im Gegenzug Stickstoff aus der Luft, den sie der Wirtspflanze zur
Verfügung stellen.
130
120 St.a
110 mit Klee
100 St.b
TM-Ertrag dt/ha
90
St. c
80
70
60
ohne Klee
50 St.b
40 St.a
30
St.c
intensiv mittel extensiv
N-Düngung
Die rasche Vermehrung von Weißklee im Grünlandbestand beruht u. a. auf seiner Eigenschaft
oberirdische Kriechtriebe auszubilden. Diese Triebe verzweigen sich stark und können dadurch
sehr schnell in Bestandeslücken hineinwachsen. Die Kriechtriebe wachsen dicht am Boden und
können auch bei tiefer Nutzung vom Mähwerk kaum erfaßt werden. Im Gegensatz zu Rotklee
oder Luzerne werden keine rasch verholzenden Stengelteile, sondern nur die Blattstiele mit den
Blättern geerntet. Das wirkt sich direkt auf die Qualität der geernteten Aufwuchsmasse aus, die
der alterungsbedingten Abnahme der Futterqualität nur wenig unterliegt. Man sagt, Weißklee hat
eine hohe Nutzungselastizität. Ein über mehrere Wochen anhaltend hochwertiges und
schmackhaftes Futter ist die Folge. Weitere Vorteile des Weißklees sind die hohe Ausdauer im
Bestand und die Trittverträglichkeit. Keine andere Grünlandleguminose ist langlebiger und
Elsäßer, M. & A. Dyckmans, 1999: So etablieren Sie Weißklee im Grünland. Top
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Als Faustregel zur Fixierung von Luftstickstoff gilt, daß 1 Prozent Ertragsanteil Weißklee 3 kg
Luftstickstoff bindet. Zehn Prozent Weißklee liefern als 30 kg Stickstoff, die in der Düngerbilanz
voll angerechnet werden sollten.
Tabelle 2: Einfluß des Weißklees auf Nährstoffgehalt und Verdaulichkeit einer Weidenarbe
(jährlich 5 Nutzungen, ohne N-Düngung)
Der hohe Anstieg im Rohproteingehalt durch Weißklee in der Weidenarbe (im Versuch um 51 %)
muß zunächst kritisch betrachtet werden: Überschüssiger Stickstoff im aufgenommenen Futter
kann die Tiergesundheit gefährden, da er durch die Pansenwand und nachfolgend über die
energieaufwendige Harnstoffsynthese ausgeschieden werden muß. Neuere wissenschaftliche
Untersuchungen zeigen jedoch, daß Weißkleeprotein im Vergleich zu Gräserprotein zu einem
größeren Anteil erst im Dünndarm abgebaut wird und damit die oben genannten negativen
Auswirkungen gemildert werden. Zudem ist ein Rohproteinüberschuß in der Sommerfütterung
kaum zu vermeiden (auch in der konventionellen Grünlandwirtschaft nicht) und kann bei einem
gesunden Tier durch Einschmelzung körpereigener Fettreserven ausgeglichen werden.
Der hohe Anstieg am Calciumgehalt des Futters durch Weißklee im Bestand und die nur geringe
Veränderung im Phosphorgehalt ist aus ernährungsphysiologischer Sicht sehr wertvoll: dadurch
wird das Ca : P-Verhältnis des Futters mit Weißklee auf 2 : 1 ausgeweitet. Eine Ergänzung der
Ca-Versorgung durch Mineralstoffgehalte ist nicht mehr notwendig. Neben dem Anstieg der
Nährstoffgehalte und der Verdaulichkeit ist in der praktischen Landwirtschaft ein weiterer Vorteil
der Weißklee/Gras - Mischbestände von entscheidender Bedeutung. Bedingt durch die
Morphologie des Weißklees sind die rasch verholzenden Kriechtriebe des Weißklees auch bei
tiefem Schnitt/Verbiß nicht in der Erntemasse enthalten. Die hohe Verdaulichkeit des Weißklees
bleibt infolgedessen über mehrere Wochen nahezu konstant und vermindert auch den Rückgang
der Verdaulichkeit im Gemenge mit Gräsern. Man spricht von einer hohen Nutzungselastizität der
Weißklee-/Grasbestände.
Grünlandmanagement
Die Etablierung und das Aufrechterhalten eines wirksamen Weißkleeanteils im Bestand gestaltet
sich oft schwierig. Standorteigenschaften, Konkurrenzverhältnisse im Bestand und nicht zuletzt
das Grünlandmanagement selbst haben nämlich großen Einfluß auf die Entwicklung. Wird
Grünland zum Beispiel im Zuge von Extensivierungsmaßnahmen oder in biologisch wirtschaf-
tenden Betrieben nur noch verhalten mit Stickstoff gedüngt, nimmt der Weißklee schnell
Ertragsanteile von über 40 % ein und seine Vorteile verkehren sich ins Gegenteil. Es kommt also
auf die geeignete Steuerung des Bestandes an. Es ist vergleichsweise wesentlich einfacher einen
reinen Gräserbestand mit mineralischer Stickstoffdüngung zu führen, als einen Weißklee /
Grasbestand mit nur geringer oder gar keiner Düngung im Gleichgewicht zu halten.
An den Boden stellt Weißklee keine allzu großen Ansprüche. Er ist die in Deutschland am
häufigsten vorkommende Pflanze und kommt auf sandigen Böden ebenso vor, wie auf
Lehmböden. Der Boden sollte allerdings gut durchlüftet sein und nicht unter Vernässung leiden,
da die Knöllchenbakterien zur N2-Fixierung auf ausreichende Luftzufuhr angewiesen sind.
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Optimal sind pH - Werte über 5,5; Weißklee kommt jedoch auch auf saureren Böden vor,
allerdings mit eingeschränkter Stickstoffbindung.
Die Anforderungen des Weißklees an die Versorgung der Böden mit Grundnährstoffen sind
allerdings relativ hoch. Der Bedarf an Phosphor für biochemische Reaktionen bei der
symbiontischen N2-Bindung und an Kalium, wichtig bei der Knöllchenbildung, ist hoch. Deshalb
sollte für ausreichende Zufuhr dieser Mineralstoffe gesorgt werden, da mit einem jährlichen Ertrag
von 100 dt/ha Trockenmasse ca. 50 kg/ha Phosphor und über 350 kg/ha Kalium entzogen
werden. Bei den Spurenelementen sind Molybdän und Eisen von Bedeutung, die beide
Bestandteile der Proteine des Enzymsystems sind. Ein Mangel dieser Elemente dürfte auf
Grünland jedoch selten vorkommen.
Klimafaktoren können in vielfältiger Weise auf die Entwicklung des Weißklees Einfluß nehmen.
Von besonderer Bedeutung sind die Temperatur und die Strahlungsintensität, weil Weißklee hohe
Ansprüche an die Temperatur und vor allem an die Lichtverhältnisse im Gemenge mit Gräsern
hat. Der Wiederaustrieb der Gräser im Frühjahr setzt demnach bereits bei niedrigeren
Temperaturen ein als bei Weißklee. Dieser Entwicklungsvorsprung führt oft nur zu geringen
Kleeanteilen im ersten Aufwuchs. Beschattung kann ebenfalls zur Verdrängung des Weißklees im
Bestand beitragen, insbesondere dann, wenn hochwachsende Gräser den Weißklee überwachsen
und damit seine Lichtausbeute behindern.
Saatmenge: Sie wurde bei Weißklee in der Vergangenheit oft zu hoch bemessen. Ein Weißklee-
anteil von max. 4 kg in der Saatmischung ist völlig ausreichend. Höhere Saatmengen sind,
abgesehen von den hohen Preisen für Saatgut, nur von kurzfristiger Wirkung, weil sich
Weißklee durch seine Fähigkeit zur Verzweigung sehr schnell im Bestand ausbreiten kann. Das
zeigen auch Ergebnisse eines Versuches aus Aulendorf (Tab. 1), bei dem mehrere Sorten im
Gemenge mit einer Grasmischung ausgesät wurden. Variiert wurde neben der Saatmenge (3
oder 6 kg Weißklee je ha auch die N-Düngung in 2 Stufen (kein N oder 100 kg N/ha)). Es
zeigte sich, daß die höhere Saatstärke keinen Mehrertrag brachte. Höhere N-Düngung
steigerte dagegen die Ertragsleistung beträchtlich. Allerdings zulasten des Weißkleeanteiles,
der deutlich rückläufig war.
Nachbehandlung: Wichtig ist eine häufige Nutzung bei verhaltener Düngung, die im übrigen am
besten sommerbetont gegeben wird.
Saatmethode: Häufig wird behauptet, Nachsaat von Weißklee wäre kein größeres Problem. Aus
älteren Versuchen, insbesondere aus denin der angelsächsischen Literatur beschriebenen, geht
aber eindeutig hervor, daß die herkömmlichen Nachsaattechniken auf Grund der geringen
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Konkurrenzkraft des Weißklees nur wenig Aussicht auf Erfolg haben. Insofern sollten alle
Pflanzenschutzmaßnahmen im Grünland nur mit solchen Herbiziden erfolgen, die den Weißklee
schonen. Wuchsstoffe und wenig selektiv wirkende Herbizide gehören nicht hierzu.
In neueren, von ERNST (LWK Rheinland) durchgeführten Versuchen wurde eine Saattechnik mit
5 und 10 cm breiten Fräsrillen eingesetzt bei gleichzeitiger Aussaat von Weißklee mit 5 kg/ha.
Hierbei wurde deutlich, daß besonders in der Anfangsentwicklung eine breite Fräsrille sowie eine
intensive Nutzung für die Etablierung des Weißklees von besonderer Bedeutung sind. Im
praktischen Einsatz war dabei die österreichische VAKUUMAT-Slotter Maschine besonders
vielversprechend. Die Nachsaat erfolgte mit 5 kg/ha eines Gemisches der Sorten N.F.G. - Gigant,
Milkanova und Lirepa. Im Versuch wurde dabei eine jährliche N-Düngung von 30 kg/ha NH4-N
aus Gülle verabreicht. Die Flächen wurden als Mähweide genutzt. Verglichen wurden eine seit
1984 extensiv gedüngten Fläche und eine Neuansaat (Mischung G II mit 3 kg/ha Weißklee) aus
dem Jahre 1992 mit der Nachsaat. Die Entwicklung des Kleeanteils ist in Abbildung 2 dargestellt,
wobei die hohen Anteile im ersten Hauptnutzungsjahr den Erfolg der Maßnahme ausdrücken. Der
Rückgang der Kleeanteile in den Folgejahren und das Einstellen auf rund 30 % Weißkleeanteil ist
Folge des Konkurrenzdruckes bzw. Folge von Bewirtschaftungsmaßnahmen.
Alle anderen bekannten Techniken zur Nach- oder Übersaat von Weißklee sind nur wenig
erfolgversprechend, weil die Keimpflanzen von Weißklee nur wenig konkurrenzkräftig sind und
sich im Altbestand nur schlecht durchsetzen können.
Saattermin: am besten gelingt Nachsaat unmittelbar nach der ersten Nutzung, wobei für den
Erfolg der Nachsaat insbesondere das verfügbare Wasser verantwortlich ist.
höchsten Ertragsanteile des ganzen Jahres. Zu hohe Kleeanteile (über 30 %) werden mittels einer
Steigerung der N-Düngung und/oder durch höheren Schnitt vermieden.
Eine Gefahr für Weißklee stellen Mäuse dar. Sie bevorzugen Weißkleepflanzen und besonders
ihre Wurzeln und somit kommt es zu einem nesterweisen Absterben der Pflanzen.
Zusammenfassung
Weißkleehaltige Weidenarben eignen sich hervorragend für eine umweltgerechte Grünlandbe-
wirtschaftung. Die Knöllchenbakterien fixieren Stickstoff aus der Luft und sichern damit nicht nur
den Stickstoffbedarf des Weißklees, sondern auch den Ertrag des gesamten Grünlandbestandes.
Die Etabilierung des Bestandes ist mit geeigneter Technik heute möglich; die Erhaltung eines
ausreichenden Weißkleeanteils (20 - 30%) kann durch pflanzenbauliche Maßnahmen gelenkt
werden. Der Futterwert von Grünlandbeständen wird durch Weißklee nachhaltig verbessert.
Besonders die Verdaulichkeit des Futters, die Nutzungselastizität, die Mineralstoffgehalte und die
Futteraufnahme werden durch Weißklee positiv beeinflußt.
- Häufiges Mähen oder Beweiden fördern das Weißkleewachstum durch Verbesserung der Licht-
verhältnisse im Bestand. Seltene Nutzung und Narben mit hochwachsenden Obergräsern
(Glatthafer, Goldhafer, Wiesenschwingel, Wiesenfuchsschwanz etc.) dagegen verdrängen
Weißklee. Extensivierung mit dem Ziel hoher Weißkleeanteile sollte also nur durch Reduktion
der Düngeintensität, nicht aber durch Senken der Nutzungshäufigkeit vorgenommen werden.
- Hohe Stickstoffdüngung reduziert den Weißkleeanteil im Bestand und fördert einseitig die
Gräser. Weißklee reagiert darauf um so empfindlicher, je ungünstiger die Wachstumsbedin-
gungen zu diesem Zeitpunkt für ihn sind. N-Düngung z. B. im Frühjahr bei noch geringen
Temperaturen wirkt sich schädlicher aus, als N-Düngung zu den Folgeaufwüchsen.
- Regelmäßiger Wechsel von Schnitt- und Weidenutzung fördert das Weißkleewachstum. Durch
den Tritt der Weidetiere werden die oberirdischen Sproßausläufer des Weißklees (Stolonen) in
den Boden gedrückt und können erneut anwachsen.
- Tiefer Schnitt oder sehr intensive Beweidung mit Stoppelhöhen unter 3 cm hemmen den
Wiederaustrieb der Gräser wesentlich stärker als den des Weißklees, weil die Reservestoffe für
den Wiederaustrieb des Weißklees in den Kriechtrieben dabei erhalten bleiben. Ein großer Teil
der Reservestoffe der Futtergräser wird dagegen mit den Stoppeln in der Erntemasse entfernt.