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Wrn üeT, HAT's Nörrc

und fcillt den Kollegen in den Rücken ... (Teil 1)
Dummer Spruch, hqbe ich irgendwonn in einem Foyer ols den Superlocher oufgeschnoppt. Alles bog sich vor
V Lochen und ich fond dos eigentlich wenig erheiternd. Aber ols Hingucker tougt der Spruch ollemal ... Spoß beisei-
te, in der letzten Zeit höre ich oft die Frage: ,,Wie kann ich effizienter üben?" Hier gibt es qlso Bedarf. Die zeitlichen
Anforderungen werden in diesem Beruf immer extremer. Ich muss iedenfolls zeitgleich mehrere zeitintensive
,,Boustellen" (Konzert, Unterricht, Produktion, Komposition, Publikotion und dömliches Togesgeschöft) bedienen
IJJ

und kqnn mir den Luxus des ochtstündigen Übens nur im Urloub leisten. Also ist qlle Übezeit kostbqr und heilig
und muss schnell greifbore und plonbore Ergebnisse bringen. In PIANONews 5 und 6/1,999 hqben wir bereits über
§( dos Üben geredet. Mittlerweile hqt die Forschung neue Ergebnisse prösentiert und domit konn mon seine Arbeit
weiter optimieren.

: Gute Zeiten: Frühoufsteher oder
Nochtschwörmer, wir olle hqben
o unsere,,Lieblingsübezeiten", wo wir
zu Höchstleistungen quflqufen.
Meine Übezeit beginnt um 7:00 Uhr
morgens. Noch klingelt kein Telefon
(Zeitdieb Nr. 1, der Anrufbeqntwor-
ter ist mein Freund l!) und mein
Mitorbeiter toucht erst gegen L0:00
Uhr ouf, wenn die Kernzeit beginnt.
Ab dq klingeln sowieso drei Tele-
fone, dos Fox sprudelt und die glü-
hende DSl-Leitung muss dem Netz-
werk stondholten. Sollte ich mehr
Übezeit brouchen, fonge ich eben
früher ctn, so einfach ist dos ... An-
dere Kollegen orbeiten lieber nöch-
tens, das kriege ich leider nicht hin.
Wos longe wöhrt, wird gut? Noch
moximol vier Stunden Nettospielzeit
Iässt die Konzentrotion noch, es or-
beiten nur noch die Finger. Hqlt! -
Dqs ist vergeudete Zeit. Dqs Gehirn
muss dqs Togespensum verqrbeiten
und ordnen. Dos wird sozusogen im
Schlqf erledigt. Am nächsten Tog
Iiegt das Erlernte bereit und dqs
Gehirn konn weitere Informotionen
qufnehmen. Wenn Sie jetzt durch
Repertoire-, Konzert- oder Prüfungs-
zwang mehr lernen müssen, hilft
nur eins: den Togesrhythmus um-
stellen. 4 Stunden üben, 4 Stunden
schlafen, 4 Stunden üben usw. Dos
ist zwor stressig, geht ober für ein
poor Toge, wenn schon der Busch
brennt. Im Normolfoll müssen Sie
mit höchstens 4 Stunden quskom-
men.
Sinnvolle Pausen: Noch 45-60 Mi-
nuten Übezeit spötestens ist die erste
Pouse föllig. Ich trinke einen Koffe
und lese ein paor E-Moils. Am An-
fang und om Ende einer solchen
Übeeinheit entsteht ein,,Lernpeok"
(hübsche Wortschöpfung), soll hei-
ßen: Sie hoben die höchste Aufnah-
mebereitschoft und Lernföhigkeit on
den Enden einer solchen Strecke.
Den Vorteil der Lernpeoks können
Sie sich zunutze mochen, indem Sie
die 6O-Minuten-Strecke in drei Stre-
cken d 20 Minuten unterteilen und
mit f eweils 5-Minuten-Pousen
dozwischen versehen. So sind zwor
ous 60 donn 70 Minuten geworden,
ober ouf fost die gleiche Zeit hotten
Sie sechs Lernpeoks onstelle von
zwel. Ein lohnender Hondel olso. Es
ist onfongs ungewohnt, wenn mon
sich im Übefluss befindet, konse-
quent obzubrechen und sich kurz on
dos offene Fenster zu stellen, um
einmol durchzuqtmen.
Nicht ouf dem Trockenen sitzen:
Koffee oder Tee und viel Minerol-
wosser gehören on den Flügel. Un-
bemerkter Flüssigkeitsmongel ist ein
Konzentrotionskiller und erzeugt
eine niedertrcichtig schleichende
Müdigkeit.
Vorsichtig dehnen und donn wär-
men: Vermeintliche Ochsennoturen
können diesen Absotz überspringen,
wir sehen uns irgendwonn beim
Orthopciden wieder. Pionisten mit
ständigen Zerrungen, Sehnenschei-
denentzündungen und Gipsormen
hoben ober kurze Kqrrieren. Der
medizinlsche Wortschotz umfosst ei-
ne Fülie von Hössiichkeiten, die ei-
nem so om Klqvier begegnen kön-
nen. Also: Dos A+O jeglicher Verlet-
zungsprrivention om Klovier ist vor-
sichtiges Dehnen der Muskulotur
(wie im Sport Icingst üblich) und
donn dos folgende Aufwrirmen,
sprich Einspielen. Wieso? Wenn die
Muskulotur kqlt oder übersäuert ist
(noch einem kröftigen Übepensum),
ist sie nicht in der Loge, ihrer natür-
lichen Stoßdömpferfunktion noch-
zukommen. Do durch dos Auftreffen
des Fingers quf den Tostenboden
sog. Microtroumoto (obrupt und
unnqtürlich endende Bewegungs-
vorgringe) entstehen, werden dlese
donn nicht innerholb der Muskulo-
tur obsorbiert und in Wcirme umge-
setzt, sondern erzeugen bestenfolls
eine Zerrung, schlechtestenfolls wer-
den die Sehnen- und Sehnenschei-
den in Mitleidenschoft gezogen.
Gonz tückisch sind Konzerte zur Ad-
ventszeit in schlecht geheizten Kir-
chen und unbeheizten Umkleide-
Sokristeien. Dehnen - wie geht dos:
Strecken Sie einen Arm vor sich ous,
Hondgelenk und Finger sind locker,
die Hqndflöche weist noch unten.
Mit der onderen Hond fossen Sie
Ihre lockere Hond (zwischen Dou-
men und Mittelhond) und ziehen
sie noch oben, bis Sie leichte Spon-
nung verspüren und zcihlen dobei
bis 15. Keine Gewoit onwenden;
kein Schmerz darf spürbor sein!
Donn lqssen Sie die Hond wieder
hcingen, fossen mit der freien Hand
ouf den Hondrücken und drücken
diesen leicht bei weiterhin qusge-
strecktem Arm noch unten, bis eine
feine Sponnung spürbor wird, und
zcihlen wieder bis 15. Diese Zeit
brquchen Sie unbedingt, denn sonst
ist das dumme Gewebe der Ansicht,
es wird gezerrt und nicht etwq liebe-
voll gedehnt. Nun drehen Sie Ihre
Hondflöchen noch oben und wie-
derholen den gonzen Vorgong.
Donn der ondere Arm. Der gesomte
Aufwond kostet Sie moximol drei
Minuten, verhindert ober bereits im
Vorfeld schmerzhofte Probleme. Die
Muskulotur wird so vor dem Üben
besser mit BIut versorgt und er-
wörmt sich dodurch schneller.
Wörmen durch Einspielen: Bitte
nicht mit rosenden und louten Ton-
leitern beginnen. Dofür müssen Sie
bereits eingespielt sein. Tonleitern
erwörmen die Muskulotur nur long-
som, do es qufeinonder folgende
Einzeltöne sind. Besser sind do Dop-
pelgriffe: Terzen (rechte Hond) mit
113 ClE, 2l4DlF, Ll3, 214, 3lsElC,
214, 315, 214, \nks im Spiegel, donn
die beiden ciußeren Terzen zur
Quorte erweitern und dqnn mit se-
quenzierten Sexten mit ll4ClA,
21sElC 1l4DlH, 21sElC fortfqhren.
So werden gegenüberliegende
Muskelgruppen beonsprucht und

66 § §&.§q.ep 1.04
 W g3.W:,§:g t[/ §,§§,(§§-

die Hondöffnung wird schrittweise und den domit verbundenen Auf- rung: Als reproduzierende Künstler
erweitert. Sie erfohren in kürzester führungsregeln gehört zu jeder seri- ist es unsere Aufgobe, zwischen den
Zeit einen hohen Blutdurchsotz, do- ösen Interpretotion. Lesen Sie bitte Zellen zu lesen. Dos geht nur, wenn
mit eine erhöhte Souerstoffzufuhr bereits om Anfong supergenou. die Zeilen ouch genou gelesen wur-
und somit eine höhere Verbren- ,,Dos moch' ich später", fiihrt spöter den...
nungr olso eine Erwcirmung der zu Unsicherheiten. ]eder Punkt und Viel Erfolg
Muskulotur. Nun dürfen es gerne ei- Bogen, iede dynomische Spielonwei-
nige Tonleitern und Arpeggien sein. sung sind vom Komponisten gewollt wünscht Ihnen
LiteroLurtipp: Brohms Übungen op. und dqmit verbindlich, ouch wenn
51 - reichholtiges und ouch noch einige Interpreten der Meinung
schön klingendes Moteriol zum Ein- sind, schlouer qls Beethoven zu sein
spielen. und mit Chopin Koffee getrunken zu
Nun geht's los: Am Anfong meiner hqben. Voroussetzung ist, dqss Sie
Sitzung beschriftige ich mich ent- professionelle, autogrophenkonfor-
sponnt eine Viertelstunde mit einer me Urtext-Ausgoben benutzen. Fin-
Liste von 10-15 Problem- oder nen- ger weg von Ausgoben, wo der Her-
nen wir sie Lieblingsstellen ous mei- ousgeber, in diesem Folle ein In der kommenden Ausgobe geht
nem Repertoire, um sie töglich in Schmierfink, meint, doss Mozort es um weitere Strotegien ftir's
den Fingern zu hoben. Beispiele: einiges vergessen hqt. Zur Erinne- sinnvolle und richtige Üben.
Chopin: g-Moll-Bollode Schlussstret-
to, Schumonn: Popillons 2. Stück,
Liszt: Lo Legierezza chromotische
Terzenstelle etc. Der Vorteil liegt
dorin, doss ich die Stellen, dle mich
durch ihren Schwierigkeitsgrod und
den domit verbundenen zeitlichen
Aufwond bei der Wiedercrufnohme
eines Repertoirestücks bremsen
könnten, durch die tcigliche Ausein-
ondersetzung mit ihnen jo bereits
,,im Sock" hobe. So konn mich sofort
um die wesentlichen musikolischen
Belonge und ein bisschen Gedcicht-
nispolitur kümmern. Sie können sich
vorstellen, wie schnell dodurch Stü-
cke, die ,,ouf Holde" liegen, einscrtz-
bereit sind. Im Übrigen öndere ich
die Liste etwo olle sechs Wochen.
Blind dote: Beim Einstudieren eines
neuen Stückes lese ich es erst quer,
um es donn vorsichtig und mög-
lichst genou,,durchzufingern". Frü-
her hobe ich dos quf Teufel komm
rous oi fresco durchgespielt und mir
domit keinen Gefollen getcrn: Dos
Gehirn speichert tückischerweise
ouch olle Fehlversuche, dozu gleich
mehr ... AIle Ihnen unbekonnten
itolienischen, französischen oder
sonstigen Spielonweisungen des
Komponisten müssen im Lexikon
nochgelesen werden, fqlsche Be-
quemlichkeit führt zu Irrtümern. Ein
Blick in die Historie des Komponis-
ten zur Zeit der Werkentstehung
Rotko Delorko ist Pionist, Komponist
und Pcidogoge.
Er leitet ein ,,Privotinstitut für pionisti- Rlein-Sieg: Klovierhous Klsvins, Auguslstr. Ie| . . 02281 4621 61
sche Studien" in Essen und kqnn ouf Nord-Württemberg: Piono Cenhum 1 43, 701 76 Sluttgorl, Tel.: 071 I /61 553760

Süd-Bayern: Plonohous Hrsch, L ndwulmsir, l, 8C337 München, lel i 089/2609525

zohlreiche Schollplotteneinspielung en,
Rundfunkoufnohmen und
Kompositionsveröffentlichung en
blicken.
Er ist Dozent für Klovier qn der
Musikhochschule Fronkfurt om Moin.
www.delorko.de
Taunus: Plonohous lm Tounus, S'iockireimer Weg 20, 6125A Usingen, Te.r 06081191 6090
Oberschrvaben-Bodensee: Pionohous Boget N/eersburger§r I 0, B82l 3 Rovensbulg, Tel.: 0751/25840
r-ord-Sch$arzwald: Pionohous Hölzel, Leopoldsll ] l'1, 75344 Eggenslein, Tel,t 47247122103
Süd-Schwarzrrald: Pionohcus Lepihlen, Hildoslr, 5, 791 02 Freiburg, Iel. a761l79A7AA
Berlin-Brandenburg: l'4othios Vondron, Herzbergslr 55. I 0365 Beilin, Tel,r 030/55489626
Ost{estfalen-Lippe: MusikhousSchollenberg, Nordstloge 15,331C2 Poderborn, iel. 05251/899042
lYien: Picnohaus G l.5l ng, Wledener Houplslt I 8, A-l 040 Wien, Tel.: 0l/5878624
Deu1.+Franz.-§chweiz: lleulschi Pionos, Sprünglisir 2, CH-3000 Bem 15, Te : 031/3521081
Süd-Schweiz: Lc llotego del P onoforle, Viole Corlo Cofioneo I 9, CH-6900 Lugono, Te.r 091/92291 4l I

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4ifigrtr-''IrPlt5
Wen üeT, HAT's NöTrG
und fcillt den Kollegen in den Rücken ... (Teil 2)
Dummer Spruch, hobe ich irgendwonn in einem Foyer ols den Superlocher oufgeschnoppt. Alles bog sich vor
Y Lqchen und ich fqnd dqs eigentlich wenig erheiternd. Aber ols Hingucker tougt der Spruch ollemol ... Spoß beisei-
te, in der letzten Zeit höre ich oft die Froge: ,,Wie kann ich effizienter üben?" Hier gibt es qlso Bedorf. Die zeitlichen
Anforderungen werden in diesem Beruf immer extremer. Ich muss jedenfolls zeitgleich mehrere zeitintensive
!J
,,Boustellen" (Konzert, Unterricht, Produktion, Komposition, Publikotion und dömliches Togesgeschäft) bedienen
und konn mir den Luxus des ochtstündigen Übens nur im Urloub leisten. Also ist olle Übezeit kostbqr und heilig
und muss schnell greifbore und plonbare Ergebnisse bringen. In PIANONews 5 und 6/1,999 hoben wir bereits über
das Üben geredet. Mittlerweile hqt die Forschung neue Ergebnisse prösentiert und dqmit konn mon seine Arbeit
weiter optimieren.

Konzeption: Noch einem ersten Ein-
druck entwerfen Sie Ihre Fingersötze
in einem zweiten Durchlouf, der
sich je noch Stückumfong ouch über
mehrere Toge hinziehen konn. |e
genouer die Fingersätze konzipiert
sind, umso weniger Übezeit ist hin-
terher nötig. Misstrouen Sie grund-
scitzlich Fingerscitzen, die nicht origi-
nol vom Komponisten sind.
Denken Sie dqrqn, dqss schnelle Fin-
gerscitze ouch schnell ousprobiert
sein wollen. Wos longsom funktio-
nlert, geht im Tempo noch longe
nicht und umgekehrt leider ouch
nicht. Am besten experimentieren
hin, doss es
Sie, ouch ouf die Gefohr
mal ungenou wird, im Originoltem-
po in kleinen Einheiten, um den
possenden Fingersotz zu gestolten.
Der Nutzen ist in diesem Foll größer
ols der Schqden. Versuchen Sie
nicht, das Stück ieden Tog ,,durchzu-
kriegen", sondern beschrcinken Sie
sich ouf ein intensives Studium von
einer bis zwei Seiten pro Tog. Es ge-
lingt ouch meist, dieses kleine Pen-
sum in einem Tog ouswendig zu ler-
nen. So broucht om ncichsten Toge
nur dos Pensum wlederholt zu wer-
den, notüriich mit den entsprechen-
den Korrekturen. Donoch wenden
Sie sich dem ncichsten Teilobschnitt
zu. Diese Arbeitsweise ist schneller
und gleichzeitig sicherer ols dos
oberflcichliche Durchorbeiten des
ganzen Stückes. Achten Sie beim
Studieren dqrquf, doss die Teilberei-
che sich überloppen müssen, domit
spciter keine,,Schnittstellen" hörbor
werden.
Einzelstellenstrotegie: Definieren
Sie klore, sich um einen hqlben Tqkt
(je noch musikolischem Sinn) über-
lcrppende Arbeitsobschnitte. Die Re-
gel loutet: Der Abschnitt dorf nicht
kinger ols 20 Sekunden douern, bit-
te nur in einem für Sie perfekt spiel-
boren Tempo mit oller Dynomik,
Artikulotion und - wichtig - dem
Zieltempo entsprechenden Bewe-
gungsobkiufen. Mehr qls 20 Sekun-
den sind im Kurzzeitgedöchtnis
nicht zu speichern und doher unsin-
nig.
Viel hilft viel? Lelder nein. Eine Stel-
le wird sieben bis neun Mol, sogen
wir olso ocht Mol wiederholt. Dos
sind gedcichtnisgerechte Pöckchen,
welche dos Gehirn für die Übermitt-
lung on dos Longzeitgedöchtnis für
würdig befindet. Donn folgen etwo
30 Sekunden Pouse, in denen mon
versuchen sollte, tunlichst nicht zu
denken (Sie werden feststellen, dos
ist nicht so leicht). In dieser Zeit tun
Sie nicht etwo Nichts, sondern Ihr
Gehirn leistet Schwerstorbeit und
schoufelt dos Erlernte vom Kurzzeit-
gedöchtnis in dos Longzeitgedöcht-
nis. Donn folgen wieder ocht Wie-
derholungen der Stelle, bis mon ouf
fünf Wiederholungsphasen kommt.
Dobei sollten Sie so longsom spie-
Ien, doss o) keine Fehler oder Sto-
ckungen entstehen, b) die musikoli-
schen Vorgönge sofort von Anfong
on mitgelernt und kontrolliert wer-
den können. Wöhrenddessen wird
sich dos Spieltempo von selbst ein
wenig steigern. In der letzten Wie-
derholungsphose wird der Lern-
vorgong unterstützt, indem mqn
schnellere und longsome Tempi ob-
wechselt. Bei Stellen mit einer ein-
seitigen Belostung des Spielopporo-
tes mqche ich nur drei Wiederho-
lungsscitze, um nicht in einen für
meine Hond kritischen Bereich zu
gelongen (reine Oktovstellen etc.).
Nun wird im nächtlichen Schlof dos
Gonze sortiert und für die ,,Ewig-
keit" verfügbor gemocht. Neue In-
formotionen können,,nochgelegt"
werden. Rhyl.hmisiertes Üben mocht.
erst donn Sinn, wenn noch einigen
Wochen (!) ein neuer Trainingsreiz
gesetzt werden muss, um noch eine
Steigerung zu erfohren. Die Possoge
kcrnn donn punktiert, umgekehrt
punktiert, in Vierer- oder Achter-
gruppen dorgestellt werden, von de-
nen die erste Note lcrng geholten
wird, die onderen dqnn schnell fo]-
gen oder ober z.B. mit Triolenbe-
tonung versehen werden. Experi-
mentieren Sie mit ähnlichen For-
men.
Apropos viel: Wenn Sie über dos so-
eben beschriebene Wiederholungs-
kontingent hinousgehen, tritt ein
überroschendes Phönomen ein: Sie
verlernen dos Gelernte systemotisch
wieder! Würden Sie olso qnstelle
von oktuell 50 Wiederholungen 150
spielen, so würden Sie om Abend
weit unter dem Niveou des Morgens
londen; dorüber gibt es mittlerweile
Studien, meine Domen und Herren
Musikstudenten!
Dorf's etwos mehr sein? Nun soll
noch zwei, drei Übetogen unsere
Einzelstelle so richtig schnell wer-
den. Kein Problem, dofür brouchen
Sie ober ein Metronom. Finden Sie
die Schlogzohl herous, mit der Sie
die Wunschstelle entsponnt und
obsolut perfekt spielen können. Egol
wie longsom. Wirklich I o n g s o m.
Wieder dorf die Strecke nicht länger
ols 20 Sekunden sein. Nun schoffen
Sie bitte drei wirkliche einwondfreie
Wiederholungen 0m Stück. Ohne zu
mogein. Pqssiert auch beim 3.
Durchgong ein Molheur, fongen Sie
bei Nr. 1 wieder on, so longe, bis
drei perfekte Wiederholungen om
Stück gekloppt hoben. Erst donn
erhöhen Sie dos Tempo um 4 Zöhler,
dos ist eine Roste om Wöhlknopf
und Sie sind bereit für drei weitere
perfekte Wiederhoiungen. So kön-
nen Sie bereits on einem Tog rund
25 o/o
des Spieltempos steigern. Am
ncichsten Tog wird dos Tempo des
vorherigen Übetoges nicht mehr ouf
derselben Schlogzohl einwondfrei
obrufbor sein. Setzen Sie doher dos
Storttempo bereits um 2-3 Rosten
niedriger on, freuen sich om perfek-
ten Einstieg und verfohren noch
dem bekonnten System.

84 § §*§-&*xp 2.04
 Übehygiene (klasse Wortschöpfung
-Ieider nicht von mir): Die Wieder-
holungen müssen einwqndfrei sein.
Pqssen Sie immer dos Tempo dqhin-
gehend 0n. Wieso? Kleine und unbe-
deutend erscheinende Ungenouig-
keiten werden dummerweise ols
neues File (wie ouf einem Compu-
ter) ongelegt. Für ieden Stolperer,
Verspieler, Artikulotionsfehler etc.,
olso für ieden Fehlversuch wird ein
neues File erzeugt. Dos liegt donn
ols stille Tretmine, neben vielen qn-
deren stillen Tretminen, um Ihr gro-
ßes, wertvolles und nutzbringendes
File herum. Sie können sich dos bild-
hoft ols schönen, schlonken Turm
vorstellen, um den herum viele
hcissliche, kleine, wilde Müllkippen
liegen. Im Normolfoll greifen Sie ouf
Ihr wertvolles Turmfile zu. Sobqld
Sie in Stresssituationen geroten und
Ihnen dos Hormon Adrenolin und
Norqdrenolin in kleinen Wölkchen
zu den Ohren herouskommt, greifen
iohrtousendeolte Flucht- und
Kompfmechonismen, die qlles Den-
ken blockieren (sollen) und dofür
olle fluchtrelevqnten Komponenten
wie Muskulotur, Herzfrequenz und
Atmung in überlebensnotwendige
Kompf-, Flucht- und Alormbereit-
schoft versetzen. Der FIügel wird
zum Mommut, Ihre Finger werden
Speere und der Frock verkommt
zum Lendenschurz. fe mehr Müll-
holden, ich nenne sie |unkfiles, nun
herumliegen, desto größer ist die
Wohrscheinlichkeit, dqss dqs Gehirn
in dieser Situotion ouf den-näher lie-
genden Dqtenmüll zurückgreift ols
quf den schönen, ober hohen Turm.
Die Pqnne ist olso vorprogrommiert.
Donn geschieht nun dos Unglück
und Sie frogen sich, wieso - vermut-
lich ouch noch qn einer völlig alber-
nen Stelle - Sie ousgerechnet den
dicken Hund gebout hoben. Dqs
kqnn ich lhnen beqntworten: Weil
Sie dos so gelernt hoben, sich aber
doron überhoupt nicht mehr erin-
nern können. Dos wor einer der vie-
len Fehlversuche im Frühstodium
des Werkstudiums, der sich sozuso-
gen ,,in Erinnerung" gebrocht hot.
Rotko Delorko ist Pionist, Komponist
und Pödogoge.
Er leitet ein ,,Privotinstitut für pionisti-
sche Studien" in Essen und kqnn ouf
zahlreiche Schollplotteneinspielungen,
Rundfunkoufnohmen und
Kompositionsveröffentlichung en
blicken.
Er ist Dozent für Klovier on der
Musikhochschule Fronkfurt am Moin.
vwryw.delorko.de
z.otVrag
Dos wöre vermeidbor gewesen,
wenn keine Fehlversuche stottgefun-
den hötten. Dozu kommt, doss mon
sich ouch on die Vorspielsituation
gewöhnen muss, um mit den Stress-
:: fqktoren umgehen zu lernen.
Also
keine Vorspielgelegenheit quslossen
... Übrigens lernen wir umweltbezo-
gen: Nicht nur die wertvollen Töne
werden gespeichert, quch Detoils
unserer Umgebung werden mit ein-
bezogen. Wenn Sie olso eine gelbe
Quietscheente beim Üben ouf dem
Flügel in Ihrem Blickfeld stehen
haben und im Konzert geht das nun
mol nicht, weil sonst die Leute
dumm reden, wenn quf dem Noten-
pult eine Gummiente sitzt, donn
fehlt Ihnen bei Ihrer Veronstoltung
etwos, wcrs zum Umfeld Ihres
Lernens dozugehört hat. So olbern
das klingt, Ihnen fehlt die Ente! Dos
wird Ihr Ergebnis eventuell ein-
schrcinken. Es gibt Versuche, wo
Toucher bei einer bestimmten Tiefe
Vokqbeln lernen mussten. Unter
Wqsser konnten sie olle Vokobeln,
on Lond wqr dos unter Wasser
Erlernte futsch! Ihr Schluss dorous
sollte nicht unbedingt louten, nun
unter Wosser mit einer Gummiente
oufzutreten, ober Ihre Übeumge-
bung möglichst neutrql und ohne
:Krimskrams ouf dem Flügel zu ge-
;stolten. Deswegen ouch gelegentlich
in Auftrittskleidung üben, nicht erst
om Tog der Wohrheit.
Lenken Sie qlle Vorgönge: Lqssen
Sie die Finger nicht ,,von olleine"
loufen und sich den Weg über die 88
Tosten suchen. Sie springen jo auch
nicht blind über eine Pfütze und ho-
Ien sich nosse Füße. Alle Aktionen
des Spielopp0rotes werden vom
Kopf gesteuert. Doher
kommen die Befehle,
dohin gehen olle
Informqtionen. Des-
wegen sind bekonnte
Formulierungen wie
,,ich muss das in die
Finger kriegen" im
Ansqtz schon done-
ben. Piqnisten müs-
sen nicht NACHden-
ken, donn ist es nöm-
Iich schon zu spöt. Sie
müssen VORdenken
und qlle technischen
und musikolischen
Spielvorgönge proii-
zieren. Klingt kinder-
Ieicht, erfordert ober
einige Übung. Be-
wcihrt hqt sich, ieden
Notennomen z. B.
eines Loufes beim
langsomen Spiel mitzusprechen,
ebenso wie die Fingerzohlen und
0uch : Spielonweisungen. Ieder
Vorgong wird domit bewusst
gemocht. Wenn es schneller geht,
donn reicht die erste Note von zwei-
en oder die erste von vieren. Mon
hört sich selber zu und belügt sich'
ungern selbst, dem kqnn mon sich
nicht entziehen.
Denselben Zweck sollten früher ge-
woltsame Methoden qus den Zeiten
des Exerzierpionismus verfolgen, bei
dem die Finger, kleinen Soldoten
gleich, hochgerissen und auf die
Tqsten geschwungen, geschlogen,
geblitzt und geschnellt wurden. Ge-
föhrlich! Die Finger müssen kein Bo-
dybuilding betreiben, um ihre Po-
sitionen zu finden. Der Kopf olleine
lenkt die Finger zu und in ihrem zu-
gewiesenen Bereich des Tqstentief-
gcrngs von 10 mm. Interessonte Vo-
rionte: fede zu lösende Note/Finger
sprechen/ dos mqcht die Notenen-
den bewusst.
Na donn, viel Erfolg
wünscht Ihnen
T5. INTERNATIONALER
MEISTERKURS FÜR PIANISTEN
4. bis 10. September 2004
in Dannstadt
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Öffentliches Abschlus skonzert
ANMELDESCHLUSS:
3. Juli 2004
CHOPIN.GESELLSCHAFT
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