Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
Fall 5 - Loesung 02
Fall 5 - Loesung 02
SS 2011
Fall 5
Haftungsrecht
Mario (M) betreibt eine Pizzeria in Köln. Da sein Geschäft gut läuft, beschließt er zusätzlich
innerhalb des Stadtgebiets ein „Pizza-Taxi“ anzubieten, das die Pizzen auf Bestellung der
Kunden zu ihnen nach Hause liefert. Um seinen Lieferservice einzurichten, stellt er Luigi (L)
ein, der gegen ein monatliches Bruttoentgelt in Höhe von € 1.400 an fünf Werktagen in der
Woche die Auslieferung der Pizzen übernehmen soll.
A.
M möchte mit der Anschaffung eines Fahrzeugs für sein „Pizza-Taxi“ warten bis der
Lieferservice Gewinn abwirft. An seinem ersten Arbeitstag soll L die Pizzen daher mit dem
„Ferrari 599 GTB“ des M im Wert von € 175.000 ausliefern. Der motorsportbegeisterte L, der
schon immer davon geträumt hat, einen italienischen „12-Zylinder“ zu fahren, erklärt sich
hiermit sofort einverstanden.
Da schon am ersten Tag des Lieferservices zahlreiche Kunden bei M Bestellungen aufgeben
und L der einzige Fahrer des M ist, stapeln sich bereits nach kurzer Zeit die ersten Pizzen im
Lokal des M. Damit sich die Wartezeit der Kunden nicht weiter verlängert, beschließt L
daraufhin seine regelmäßige Fahrtgeschwindigkeit auf 70 km/h zu erhöhen. Aufgrund dieser
hohen Geschwindigkeit und den regnerischen Witterungsverhältnissen kommt L, der den
615 PS des Ferraris nicht gewachsen ist, von der Fahrbahn ab und fährt gegen einen am
Straßenrand stehenden Baum. An dem Fahrzeug entsteht ein Schaden in Höhe von
€ 40.000.
B.
M möchte seinen Pizzaservice nicht schon am zweiten Tag wieder einstellen. Da sein Ferrari
zur Reparatur in der Werkstatt ist, leiht er sich bei der Hartz Autovermietung GmbH (H) einen
Maserati GranTurismo im Wert von € 115.000. Da ihm kein anderer Fahrer zur Verfügung
steht, weist er L an, die Pizzen mit diesem Fahrzeug auszuliefern.
Obwohl L die zulässige Höchstgeschwindigkeit einhält, fällt ihm während der Fahrt aus
Unachtsamkeit seine brennende Zigarette in den Fußraum. Während er daraufhin die
Fußmatte abtastet, um die Zigarette aufzuheben, kommt er erneut von der Fahrbahn ab und
fährt gegen ein Straßenschild, wodurch an dem Maserati ein Schaden in Höhe von € 30.000
entsteht.
C.
Auch am dritten Tag möchte M seinen Lieferservice aufrecht erhalten. Da sein Ferrari aber
immer noch nicht aus der Werkstatt zurück ist, bittet M den L die Pizzen mit seinem eigenen
Fahrzeug ausliefern. L erklärt sich hierzu bereit und übernimmt die Lieferservice mit seinem
Fiat Punto.
∗
Ansprüche nach dem StVG sind nicht zu prüfen.
Institut für Deutsches und Europäisches Arbeits- und Sozialrecht, Universität zu Köln
Arbeitsgemeinschaft Arbeitsrecht
SS 2011
Als L mit mehreren Pizzen beladen in Köln durch die Römergasse fährt, läuft unvermittelt ein
achtjähriges Kind auf die Fahrbahn. L wirft daraufhin reflexartig das Steuer herum und kann
hierdurch einen Zusammenstoß mit dem Kind in letzter Sekunde vermeiden. L prallt jedoch
in voller Fahrt gegen ein am Straßenrand geparktes Fahrzeug, wodurch an seinem Fiat ein
Schaden in Höhe von € 100 entsteht.
D.
Nachdem am vierten Arbeitstag des L die Reparatur des Ferrari abgeschlossen ist und das
Fahrzeug wieder zur Verfügung steht, beschließt M, mit L die Rollen zu tauschen. L soll im
Lokal bleiben und die Pizzen zubereiten, während nunmehr M deren Auslieferung
übernimmt.
Weil M die Pizzen aber nicht nach jeder Fahrt im Lokal abholen möchte, soll L sie ihm zum
Wagen bringen. Nachdem L ihm die erste Bestellung übergeben und die Beifahrertür des
Ferraris zugeschlagen hat, tritt M, ohne weiter auf L zu achten, auf das Gaspedal. L kann
nicht mehr rechtzeitig vom Fahrzeug zurücktreten, sodass M ihm über den rechten Fuß fährt.
L erleidet dadurch einen äußerst schmerzhaften Bruch eines Mittelfußknochens.
∗
Ansprüche nach dem StVG sind nicht zu prüfen.
Institut für Deutsches und Europäisches Arbeits- und Sozialrecht, Universität zu Köln
Arbeitsgemeinschaft Arbeitsrecht SS 2011
Lösung Fall 5
Gliederung
A. Ferrari....................................................................................................... 2
I. § 280 Abs. 1 BGB ................................................................................. 2
1.
Schuldverhältnis ................................................................................. 2
2.
Pflichtverletzung ................................................................................. 2
3.
Vertretenmüssen ................................................................................ 2
a) Vorsatz ............................................................................................ 2
b) Fahrlässigkeit .................................................................................. 2
c) Haftungsmilderung nach § 276 BGB............................................... 3
4. Schaden ............................................................................................. 5
5. Innerbetrieblicher Schadensausgleich................................................ 5
a) Begründung und Rechtsgrundlage.................................................. 5
b) Haftungsumfang.............................................................................. 7
II. § 823 Abs. 1 BGB ................................................................................. 9
B. Maserati ................................................................................................. 10
I. Ansprüche der H gegen L (§ 823 Abs. 1 BGB) ................................... 10
II. Ansprüche des L gegen M (Freistellungsanspruch)............................ 10
1. Rechtsgrundlage .............................................................................. 10
2. Hypothetische Haftungsquote .......................................................... 11
a) Verschuldensgrad ......................................................................... 11
b) Haftungsverteilung ........................................................................ 12
3. Rechtsfolge ...................................................................................... 13
C. Fiat Punto (§ 670 BGB analog)............................................................. 14
I. Voraussetzungen des Analogieschlusses........................................... 14
1. Regelungslücke ................................................................................ 14
2. Interessenlage.................................................................................. 14
II. Aufwendung........................................................................................ 14
1. Schaden ........................................................................................... 15
2. Zusammenhang mit Erbringung der Arbeitsleistung......................... 15
D. Schmerzensgeld ................................................................................... 17
I. §§ 280 Abs. 1, 253 Abs. 2 BGB .......................................................... 17
1.
Pflichtverletzung ............................................................................... 17
2.
Vertretenmüssen .............................................................................. 17
3.
Rechtsfolge ...................................................................................... 17
4.
Anspruchsausschluss....................................................................... 17
a) Unternehmer und Versicherter ...................................................... 17
b) Versicherungsfall........................................................................... 17
c) Kein Vorsatz.................................................................................. 18
d) Personenschaden ......................................................................... 18
II. §§ 823 Abs. 1, 253 Abs. 2 BGB .......................................................... 19
Seite 1
Institut für Deutsches und Europäisches Arbeits- und Sozialrecht, Universität zu Köln
Arbeitsgemeinschaft Arbeitsrecht SS 2011
Lösung Fall 5
A. Ferrari
1. Schuldverhältnis
2. Pflichtverletzung
Indem L mit dem Ferrari des M gegen einen Baum fuhr, verletzte er seine
arbeitsvertragliche Nebenpflicht nach §§ 611, 241 Abs. 2 BGB, auf das
Eigentum des M Rücksicht zu nehmen.
3. Vertretenmüssen
Der Schadenersatzanspruch nach § 280 Abs. 1 BGB ist nach § 280 Abs. 1
Satz 2 BGB ausgeschlossen, wenn L die Pflichtverletzung nicht zu vertreten
hat. Abweichend von § 280 Abs. 1 BGB bestimmt § 619a BGB jedoch, dass
ein Arbeitnehmer seinem Arbeitgeber Schadenersatz für die Verletzung einer
arbeitsvertraglichen Pflicht nur dann zu leisten hat, wenn er die
Pflichtverletzung zu vertreten hat. Das Vertretenmüssen des L wird daher
nicht nach § 280 Abs. 1 Satz 2 BGB vermutet.
a) Vorsatz
Nach § 276 Abs. 1 Satz 1 BGB hat der Schuldner Vorsatz und Fahrlässigkeit
zu vertreten.
b) Fahrlässigkeit
Gemäß § 276 Abs. 2 BGB hat L fahrlässig gehandelt, wenn er die im Verkehr
erforderliche Sorgfalt außer Acht gelassen hat. Die im Verkehr erforderliche
Sorgfalt bestimmt sich dabei insbesondere nach staatlichen
Sorgfaltsnormen. Die für die Teilnahme am Straßenverkehr im Sinne des
§ 276 Abs. 2 BGB erforderliche Sorgfalt ergibt sich daher insbesondere aus
der Straßenverkehrsordnung.
Der Lieferservice des M erstreckte sich nur auf das Stadtgebiet von Köln, so
dass der Weg des L zu den Kunden innerhalb einer geschlossenen Ortschaft
lag. Nach § 3 Abs. 3 Nr. 1 StVO beträgt die zulässige Höchst-
Seite 2
Institut für Deutsches und Europäisches Arbeits- und Sozialrecht, Universität zu Köln
Arbeitsgemeinschaft Arbeitsrecht SS 2011
Lösung Fall 5
Darüber hinaus schreibt § 3 Abs. 1 Sätze 1 und 2 StVO vor, dass der
Fahrzeugführer nur so schnell fahren darf, dass er sein Fahrzeug ständig
beherrscht und seine Geschwindigkeit den Wetterverhältnissen sowie
seinen persönlichen Fähigkeiten anzupassen hat. L hatte keine Erfahrung
im Umgang mit hochmotorisierten Fahrzeugen und hatte noch nie ein
Fahrzeug mit einer Leistung von über 600 Pferdestärken gefahren. Aufgrund
dieses Umstandes hätte er daher seine Fahrgeschwindigkeit seinen
persönlichen Fähigkeiten sowie darüber hinaus auch dem regnerischen
Wetter anpassen müssen. Er hat daher auch seine Sorgfaltspflichten nach § 3
Abs. 1 StVO verletzt.
L hat die im Verkehr erforderlich Sorgfalt außer Acht gelassen und mithin im
Sinne des § 276 Abs. 2 BGB fahrlässig gehandelt.
Fraglich ist allerdings, ob sich für die Haftung des L gegenüber M gemäß
§ 276 Abs. 1 Satz 1 BGB aus dem Inhalt des zwischen ihnen bestehenden
Arbeitsverhältnisses ein milderer Haftungsmaßstab ergibt.
Institut für Deutsches und Europäisches Arbeits- und Sozialrecht, Universität zu Köln
Arbeitsgemeinschaft Arbeitsrecht SS 2011
Lösung Fall 5
deckbares Risiko, die Stellung des Arbeitnehmers im Betrieb und die Höhe des
Arbeitsentgelts, in dem möglicherweise eine Risikogruppe enthalten ist, gegebenenfalls
auch die persönlichen Verhältnisse des Arbeitnehmers (BAG – GS –, NJW 1995, 210,
213; BGH, NJW 1996, 1532). Diese Rechtsprechung wird bisher auf § 254 BGB
gestützt. Daran ändern die Vorschläge des Entwurfs nichts. Sie bieten der
Rechtsprechung vielmehr eine bessere Absicherung dieser Judikatur. Nach § 276
Abs. 1 BGB-RE kann sich nämlich eine mildere Haftung (auch des Arbeitnehmers) aus
dem Inhalt des Schuldverhältnisses ergeben. Auch wenn die Rechtsprechung dieses
Ergebnis bisher aus § 254 BGB ableitet, begründen die von der Rechtsprechung
berücksichtigten Umstände weniger ein Mitverschulden des Arbeitgebers, als vielmehr
eine vertragliche Haftungsbeschränkung zugunsten des Arbeitnehmers. Diese wird
– anders als früher – jetzt in § 276 Abs. 1 BGB-RE ausdrücklich angesprochen, so
dass die Rechtsprechung nicht mehr auf den an sich nicht recht passenden § 254 BGB
ausweichen muss. Es bleibt ihr aber unbenommen, bei der bisherigen dogmatischen
Begründung der Beschränkung der Arbeitnehmerhaftung zu bleiben.“ (BT-Drucks.
14/6857, 31. 8. 2001, S. 48)
„Im Übrigen lässt sich nicht feststellen, dass die Rechtsprechung zum
innerbetrieblichen Schadensausgleich auf eine neue Grundlage gestellt wird. Die
Stellungnahme der Bundesregierung zu den Änderungsvorschlägen des Bundesrates
wirbt zwar geradezu damit, dass der neu gefasste § 276 Abs. 1 BGB eine bessere
Absicherung der bisherigen Judikatur biete. Nach § 276 Abs. 1 BGB könne sich
nämlich eine mildere Haftung (auch des Arbeitnehmers) aus dem Inhalt des
Schuldverhältnisses ergeben. Die vom BAG der Sache nach bejahte vertragliche
Haftungsbeschränkung zugunsten des Arbeitnehmers werde – anders als früher – jetzt
in § 276 Abs. 1 BGB ausdrücklich angesprochen, so dass die Rechtsprechung nicht
mehr auf den an sich nicht recht passenden § 254 BGB ausweichen müsse.
Es erscheint indes kaum vorstellbar, dass die Rechtsprechung dieser Umwerbung
nachgeben wird. Schon wegen der Schadensteilung, zu der es im Bereich der
mittleren Fahrlässigkeit kommt, ist der Ansatz über den in § 254 BGB verankerten
Gedanken der Mitverantwortung auch künftig vorzugswürdig. § 276 Abs. 1 BGB mag
zwar eine Rechtfertigung für die umfassende Freistellung im Bereich der leichten
Fahrlässigkeit bieten. Die Regelung, die das Arbeitnehmerhaftungsprivileg zur
Disposition der Vertragspartner stellen würde, ist aber im Übrigen nicht flexibel genug,
um die erforderliche umfassende Interessenabwägung umzusetzen, bei der vielfältige
Kriterien zu berücksichtigen sind, angefangen vom Grad des dem Arbeitnehmer zur
Last fallenden Verschuldens, über die Gefahrengeneigtheit der Arbeit, die Höhe des
Schadens, ein vom Arbeitgeber einkalkuliertes oder durch Versicherung abdeckbares
Risiko, die Stellung des Arbeitnehmers im Betrieb bis zur Höhe des Arbeitsentgelts, in
dem möglicherweise ein Risikoausgleich enthalten ist, sowie den persönlichen
Verhältnissen des Arbeitnehmers. Der in § 254 BGB verankerte Gedanke der
Mitverantwortung des Arbeitgebers passt hier weit besser.“ (Henssler, RdA 2002,
129, 133).
Seite 4
Institut für Deutsches und Europäisches Arbeits- und Sozialrecht, Universität zu Köln
Arbeitsgemeinschaft Arbeitsrecht SS 2011
Lösung Fall 5
Das BAG hat seine bisherige Rechtsprechung auf der Grundlage des § 254
BGB beibehalten, ohne die Überlegungen der Gesetzesverfasser zu § 276
BGB auch nur zu erwähnen (BAG, NZA 2003, 37). Eine Einschränkung der
Arbeitnehmerhaftung nach dem Inhalt des Arbeitsverhältnisses gemäß § 276
Abs. 1 Satz 1 BGB ist daher abzulehnen.
Anm.: Die Gegenansicht, die die Haftungsprivilegierung des Arbeitnehmers unter den
vom BAG formulierten Bedingungen auf § 276 Abs. 1 Satz 1 BGB stützt, ist gut
vertretbar und dürfte in der Regel nicht zu anderen Ergebnissen als die Lösung über
§ 254 BGB führen.
4. Schaden
Der am Ferrari des M entstandene Sachschaden ist ein in voller Höhe nach
§ 249 Abs. 1 BGB erstattungsfähiger Vermögensschaden.
5. Innerbetrieblicher Schadensausgleich
Nach der ständigen Rechtsprechung des BAG und der allgemeinen Ansicht
im Schrifttum gilt für die Haftung eines Arbeitnehmers gegenüber seinem
Arbeitgeber eine Haftungsmilderung nach den Grundsätzen des
innerbetrieblichen Schadensausgleichs.
Seite 5
Institut für Deutsches und Europäisches Arbeits- und Sozialrecht, Universität zu Köln
Arbeitsgemeinschaft Arbeitsrecht SS 2011
Lösung Fall 5
Die Beschränkung der Arbeitnehmerhaftung bei allen Arbeiten, die durch den Betrieb
veranlasst sind, folgt aus einer entsprechenden Anwendung von § 254 BGB. (…)
Der Arbeitgeber organisiert den Betrieb und steuert den Arbeitsprozess. In diese
organisatorische Einheit wird der Arbeitnehmer eingegliedert, um allein oder
zusammen mit den im Betrieb beschäftigten Arbeitnehmern den arbeitstechnischen
Zweck des Betriebs durch weisungsgebundene Tätigkeit zu verwirklichen. Der
Arbeitgeber kann den arbeitstechnischen Zweck des Betriebs eigenverantwortlich
bestimmen, die Betriebsorganisation nach seinen Plänen und Bedürfnissen
gestalten und auf die Tätigkeit des Arbeitnehmers einwirken. Mit der Eingliederung in
die Betriebsorganisation und den faktischen Gegebenheiten des Arbeitsprozesses
(z.B. der Art der vorhandenen, oft besonders wertvollen technischen Anlagen, der
Ausgestaltung der Arbeitsorganisation und des Produktionsverfahrens mit
qualitativen und quantitativen Anforderungen an die Arbeitsprodukte) wird die
Berufsausübung des Arbeitnehmers gesteuert. Der Arbeitnehmer kann den
vorgegebenen Arbeitsbedingungen in der Regel weder tatsächlich noch rechtlich
ausweichen. Aufgrund des Weisungsrechts bestimmt der Arbeitgeber die
arbeitsvertraglich geschuldete Arbeitsleistung. Er kann die Modalitäten der
Arbeitsleistung (z.B. durch organisatorische oder technische Maßnahmen) gestalten.
Auch den Umfang und die Lage der Arbeitszeit kann er im Rahmen der rechtlichen
Grenzen vorgeben. Schließlich kann er auch den Ort der Arbeitsleistung nach
Maßgabe der arbeitsvertraglichen Regelung festlegen. Damit prägt die vom
Arbeitgeber gesetzte Organisation des Betriebs das Haftungsrisiko für den
Arbeitnehmer. Kraft seiner Organisationsbefugnis kann der Arbeitgeber Bedingungen
für Schadensrisiken schaffen, beibehalten oder verändern, z.B. Gefahrenmomenten
entgegenwirken durch Veränderung der Arbeitsabläufe, durch bessere Überwachung
oder durch Sicherheitsvorkehrungen. Durch den Abschluss einer Versicherung kann
er sein Risiko häufig absichern.
Die Verantwortung für die Organisation des Betriebs und die Gestaltung der
Arbeitsbedingungen (…) ist dem Arbeitgeber deshalb bei allen Arbeiten zuzurechnen,
die durch den Betrieb veranlasst sind. Dies führt im Rahmen des § 254 BGB dazu,
dass der Arbeitnehmer einen von ihm bei einer betrieblich veranlassten Tätigkeit
verursachten Schaden nicht nach §§ 276, 249 BGB stets in vollem Umfang ersetzen
muss, wenn ihn ein Verschulden an der Schadensverursachung trifft.
Die Beschränkung der Arbeitnehmerhaftung durch entsprechende Anwendung des
§ 254 BGB ist im Hinblick auf die verfassungsrechtliche Gewährleistung der
Berufsfreiheit (Art. 12 Abs. 1 GG) und der allgemeinen Handlungsfreiheit (Art. 2
Abs. 1 GG) geboten.“ (BAG-GS, NZA 1994, 1083, 1084f.).
Seite 6
Institut für Deutsches und Europäisches Arbeits- und Sozialrecht, Universität zu Köln
Arbeitsgemeinschaft Arbeitsrecht SS 2011
Lösung Fall 5
Der Unfall des L mit dem Ferrari ereignete sich während er auf Weisung
sowie im Interesse des M und mithin in Erfüllung seiner arbeitsvertraglichen
Pflichten Pizzen auslieferte. Obwohl M die überhöhte Geschwindigkeit, die
zum Unfall führte, nicht angeordnet hatte, handelte es sich um eine betrieblich
veranlasste Tätigkeit. Für die Schadenersatzhaftung des L gilt daher dem
Grunde nach die Haftungsprivilegierung nach den Grundsätzen des
innerbetrieblichen Schadensausgleichs.
b) Haftungsumfang
Bei Vorsatz hat der Arbeitnehmer den Schaden stets, bei grober
Fahrlässigkeit und gröbster Fahrlässigkeit in der Regel allein zu tragen.
Bei leichter Fahrlässigkeit trägt der Arbeitgeber den Schaden in voller Höhe.
Bei mittlerer Fahrlässigkeit ist der Schaden unter Berücksichtigung aller
Umstände des Einzelfalls quotal zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer
aufzuteilen.
Grobe Fahrlässigkeit fällt dem Arbeitnehmer zur Last, wenn er die im Verkehr
erforderliche Sorgfalt nach den gesamten Umständen in einem ungewöhnlich
hohen Grad verletzt hat und unbeachtet gelassen hat, was im gegebenen Fall
jedem hätte einleuchten müssen. Leichte Fahrlässigkeit liegt dagegen in den
Seite 7
Institut für Deutsches und Europäisches Arbeits- und Sozialrecht, Universität zu Köln
Arbeitsgemeinschaft Arbeitsrecht SS 2011
Lösung Fall 5
Fällen des „typischen Abirrens“ der Arbeitsleitung vor, also wenn der
Arbeitnehmer sich vergreift, verspricht oder vertut (Münchener Kommentar –
Henssler, 5. Aufl., 2009, § 619a BGB, Rn. 35f.; ErfK – Preis, § 619a BGB,
Rn. 15 und 17).
„Die Beteiligung des Arbeitnehmers an den Schadensfolgen ist durch eine Abwägung
der Gesamtumstände zu bestimmen, wobei insbesondere Schadensanlass,
Schadensfolgen, Billigkeits- und Zumutbarkeitsgesichtspunkte eine Rolle spielen.
Eine möglicherweise vorliegende Gefahrgeneigtheit der Arbeit ist ebenso zu
berücksichtigen wie die Schadenshöhe, ein vom Arbeitgeber einkalkuliertes Risiko,
eine Risikodeckung durch eine Versicherung, die Stellung des Arbeitnehmers im
Betrieb und die Höhe der Vergütung, die möglicherweise eine Risikoprämie enthalten
kann. Auch die persönlichen Verhältnisse des Arbeitnehmers und die Umstände des
Arbeitsverhältnisses, wie die Dauer der Betriebszugehörigkeit, das Lebensalter, die
Familienverhältnisse und sein bisheriges Verhalten können zu berücksichtigen sein.“
(BAG NZA 2011, 345, 347).
Institut für Deutsches und Europäisches Arbeits- und Sozialrecht, Universität zu Köln
Arbeitsgemeinschaft Arbeitsrecht SS 2011
Lösung Fall 5
Auslieferung der Pizzen zu einem Rückstau und für die Kunden zu einer
erheblichen Verlängerung der Wartezeit gekommen ist. Der Grund hierfür
liegt in der Entscheidung des M, seinen Pizzaservice nur mit einem Fahrer zu
betreiben. Beim Unfall des L hat sich mittelbar das mit dieser
Organisationsentscheidung des M begründete Betriebsrisiko verwirklicht.
In der Gesamtschau dieser Umstände ist eine Haftung des L in Höhe eines
Bruttomonatslohns von € 1.400 angemessen.
Anm.: In einer Klausur kommt es in erster Linie auf die Abwägung der
haftungsschärfenden und haftungsmildernden Umstände an. Die Bemessung der
Haftungssumme ist hingegen zweitrangig. Im Fall des L erscheinen Beträge zwischen
1 1
€ 700 ( /2 Bruttomonatslohn) und € 10.000 ( /4 des verursachten Schadens) noch
vertretbar.
Nach § 280 Abs. 1 BGB kann M von L Schadenersatz in Höhe von € 1.400
verlangen.
Anm.: Ein Anspruch aus § 823 Abs. 2 BGB i.V.m. § 303 Abs. 1 StGB scheitert an der
fehlenden Strafbarkeit fahrlässiger Sachbeschädigungen (vgl. § 15 StGB). Auch ein
Anspruch aus § 823 Abs. 2 BGB i.V.m. § 3 StVO scheidet aus. Der Schutzzweck des
§ 3 StVO erstreckt sich nämlich nicht auf den Schutz des Eigentums im Verhältnis
zwischen dem Fahrer und dem Eigentümer eines Fahrzeugs.
Seite 9
Institut für Deutsches und Europäisches Arbeits- und Sozialrecht, Universität zu Köln
Arbeitsgemeinschaft Arbeitsrecht SS 2011
Lösung Fall 5
B. Maserati
L hat rechtswidrig und fahrlässig den Maserati und mithin das Eigentum der H
beschädigt. Dabei hat er einen ersatzfähigen Vermögensschaden in Höhe
von € 30.000 verursacht.
Darüber hinaus weist der BGH darauf hin, dass die Grundsätze zur
privilegierten Haftung des Arbeitnehmers maßgeblich auf dem Gesichtspunkt
beruhen, dass der Arbeitgeber das Verhalten des Arbeitnehmers durch seine
Organisationsgewalt beeinflusst. Eine solche Möglichkeit fehlt aber einem
außenstehenden Dritten. Dementsprechend sind die Fälle nicht vergleichbar
und eine Übertragung der Grundsätze ausgeschlossen (BGH 21.12.1993, AP
Nr. 104 zu § 611 BGB Haftung des Arbeitnehmers).
H hat gegen L aus § 823 Abs. 1 BGB einen Anspruch auf Schadenersatz in
Höhe von € 30.000.
Fraglich ist aber, ob L gegen M einen Anspruch auf Freistellung von seiner
Haftung gegenüber H hat.
1. Rechtsgrundlage
Seite 10
Institut für Deutsches und Europäisches Arbeits- und Sozialrecht, Universität zu Köln
Arbeitsgemeinschaft Arbeitsrecht SS 2011
Lösung Fall 5
2. Hypothetische Haftungsquote
Damit stellt sich die Frage, in welchem Umfang L gegenüber M gehaftet hätte,
wenn der Maserati nicht H, sondern M gehört hätte.
a) Verschuldensgrad
Die Fahrt des L mit dem Maserati erfolgte auf Weisung des M und war folglich
betrieblich veranlasst. Die hypothetische Haftungsquote hängt nach den
Grundsätzen des innerbetrieblichen Schadensausgleichs daher vom
Verschuldensgrad des L ab.
Grob fahrlässig handelt, wer die im Verkehr erforderliche Sorgfalt nach den
gesamten Umständen in ungewöhnlich hohem Maße verletzt und unbeachtet
lässt, was im gegebenen Fall jedem hätte einleuchten müssen. Im Gegensatz
zum rein objektiven Maßstab bei einfacher Fahrlässigkeit sind bei grober
Fahrlässigkeit auch subjektive Umstände zu berücksichtigen. Es kommt also
nicht nur darauf an, was von einem durchschnittlichen Anforderungen
entsprechenden Angehörigen des jeweiligen Verkehrskreises in der jeweiligen
Situation erwartet werden konnte, ob also die Gefahr erkennbar und der
Erfolg vorhersehbar und vermeidbar war, sondern auch darauf, ob der
Schädigende nach seinen individuellen Fähigkeiten die objektiv gebotene
Sorgfalt erkennen und erbringen konnte.
Ein Autofahrer, der während der Fahrt nach einer herunter gefallenen
brennenden Zigarette sucht und dazu die Fahrt nicht unterbricht, handelt grob
Seite 11
Institut für Deutsches und Europäisches Arbeits- und Sozialrecht, Universität zu Köln
Arbeitsgemeinschaft Arbeitsrecht SS 2011
Lösung Fall 5
fahrlässig (OLG Hamm, ZfSch 2000, 347; OLG Karlsruhe, VersR 1993,
1096; VersR 1986, 770; VersR 1979, 758; OLG Düsseldorf ZfSch 1980, 248;
LG Lüneburg, ZfSch 2002, 439).
b) Haftungsverteilung
Indem L sich nach der brennenden Zigarette bückte, hat er lediglich eine
Sorgfaltspflichtverletzung begangen. Zudem beabsichtigte er mit dieser
Handlung, eine Beschädigung des Maserati zu verhindern und handelte
daher nicht in unentschuldbarer Weise. Schließlich verletzte er eine
allgemeine Sorgfaltsnorm, die im Bereich des gesamten Straßenverkehrs gilt,
und nicht nur der Vermeidung tödlicher Gefahren dient. Ein Fall gröbster
Fahrlässigkeit liegt daher nicht vor.
Seite 12
Institut für Deutsches und Europäisches Arbeits- und Sozialrecht, Universität zu Köln
Arbeitsgemeinschaft Arbeitsrecht SS 2011
Lösung Fall 5
3. Rechtsfolge
Seite 13
Institut für Deutsches und Europäisches Arbeits- und Sozialrecht, Universität zu Köln
Arbeitsgemeinschaft Arbeitsrecht SS 2011
Lösung Fall 5
Es ist zu prüfen, ob L gegen M einen Anspruch auf Ersatz des an seinem Fiat
Punto entstandenen Schadens in Höhe € 100 aus § 670 BGB analog hat.
Die unmittelbare Anwendung des § 670 BGB setzt nach der systematischen
Stellung der Norm im BGB ein unentgeltliches Auftragsverhältnis voraus.
Eine Anwendung über die Verweisung in § 675 Abs. 1 BGB setzt einen
Dienstvertrag voraus, der eine Geschäftsbesorgung zum Gegenstand hat.
Geschäftsbesorgung ist jede selbstständige Tätigkeit wirtschaftlicher Art zur
Wahrnehmung fremder Vermögensinteressen (Palandt/Sprau, § 675 Rn. 2).
§ 675 BGB setzt also Selbstständigkeit des Geschäftsführers voraus (h.M.,
vgl. statt aller MüKo – Heermann, BGB, § 675, Rn. 6). Das zwischen M und L
bestehende Arbeitsverhältnis, wird aber von der persönlichen Abhängigkeit
des Arbeitnehmers geprägt. Daher findet § 670 BGB keine unmittelbare
Anwendung.
§ 670 BGB könnte aber analog anwendbar sein. Eine analoge Anwendung
des § 670 BGB setzt zum einen eine planwidrige Regelungslücke und zum
anderen eine mit der Vorschrift vergleichbare Interessenlage voraus.
1. Regelungslücke
2. Interessenlage
Der Zweck des § 670 BGB ist es, dass der im fremden Interesse Handelnde
keine Vermögensverluste erleiden soll, die über den Einsatz seiner
Arbeitskraft hinausgehen. Auch bei einem Arbeitsverhältnis soll der
Arbeitnehmer lediglich für den Einsatz seiner Arbeitskraft vergütet werden,
nicht aber darüber hinausgehende Aufwendungen auf sich nehmen. Die
Interessenlage ist daher vergleichbar und die Voraussetzungen der analogen
Anwendung des § 670 BGB damit erfüllt.
II. Aufwendung
§ 670 BGB gilt nach seinem Wortlaut nur für Aufwendung. Aufwendungen
sind freiwillige Vermögensopfer. Davon werden Schäden, die dem
Arbeitnehmers unfreiwillig entstehen, nicht erfasst.
Nach allgemeiner Ansicht wird § 670 BGB aber auch analog auf Schäden
angewendet, die typischerweise mit der Arbeitsleistung verbunden sind
Seite 14
Institut für Deutsches und Europäisches Arbeits- und Sozialrecht, Universität zu Köln
Arbeitsgemeinschaft Arbeitsrecht SS 2011
Lösung Fall 5
1. Schaden
An dem Fiat des L ist ein Sachschaden in Höhe von € 100 entstanden. Einen
Vermögensverlust hat L hierdurch aber nur dann erlitten, wenn für diesen
Schaden – mit Ausnahme des M – niemand einzustehen hat.
Dieser Schaden entstand L als er auf Weisung und im Interesse des M sein
Kraftfahrzeug verwendete, um damit in Erfüllung seiner Arbeitspflicht Pizzen
für M auszuliefern.
Der Schadenseintritt ist dabei eine Folge der Verwendung des Fiats für den
Pizzaservice des M und nicht der privaten Risikosphäre des L zuzurechnen.
Dieser Schaden ist nicht regelmäßige Folge, die sich aus der Arbeitspflicht
des L ergibt, und schließlich hat L dieses Risiko nicht im Arbeitsvertrag mit M
übernommen.
Seite 15
Institut für Deutsches und Europäisches Arbeits- und Sozialrecht, Universität zu Köln
Arbeitsgemeinschaft Arbeitsrecht SS 2011
Lösung Fall 5
Daher liegt ein Schaden vor, der einer Aufwendung gleichsteht und auf den
§ 670 BGB analog anzuwenden ist.
Seite 16
Institut für Deutsches und Europäisches Arbeits- und Sozialrecht, Universität zu Köln
Arbeitsgemeinschaft Arbeitsrecht SS 2011
Lösung Fall 5
D. Schmerzensgeld
1. Pflichtverletzung
Indem M dem L über den Fuß gefahren ist, hat er seine arbeitsvertragliche
Nebenpflicht zur Rücksichtnahme auf die körperliche Unversehrtheit aus des
L nach §§ 611, 241 Abs. 2 BGB verletzt.
2. Vertretenmüssen
Das Vertretenmüssen des M wird nach § 280 Abs. 1 Satz 2 BGB vermutet.
Anhaltspunkte für eine Widerlegung dieser Vermutung sind nicht ersichtlich.
3. Rechtsfolge
Nach § 253 Abs. 2 BGB kann L für die Verletzung seines Körpers, die kein
Vermögensschaden ist, eine billige Entschädigung in Geld fordern.
4. Anspruchsausschluss
M ist als Arbeitgeber ein Unternehmer im Sinne des § 104 Abs. 1 Satz 1
SGB VII.
Als Arbeitnehmer ist L ein Beschäftigter und mithin gemäß § 2 Nr. 1 SGB VII
ein in der gesetzlichen Unfallversicherung Versicherter. Zudem ist er für das
Unternehmen des M tätig.
b) Versicherungsfall
Seite 17
Institut für Deutsches und Europäisches Arbeits- und Sozialrecht, Universität zu Köln
Arbeitsgemeinschaft Arbeitsrecht SS 2011
Lösung Fall 5
c) Kein Vorsatz
Als er mit dem Ferrari losfuhr hat M nicht auf L geachtet. Er hat den Unfall
somit wie von § 104 Abs. 1 Satz 1 SGB VII vorausgesetzt nicht vorsätzlich
herbeigeführt.
Im Übrigen liegt auch kein Wegeunfall im Sinne des § 8 Abs. 2 Nr. 1 bis 4
SGB VII vor.
d) Personenschaden
§ 104 Abs. 1 Satz 1 SGB VII schließt nach seinem Wortlaut nur die Haftung
für Personenschäden aus. Es ist unklar, ob dies auch die Haftung des
Arbeitgebers auf Schmerzensgeld ausschließt.
Gegen die Anwendbarkeit von § 104 Abs. 1 Satz 1 SGB VII auf
Schmerzensgeldansprüche spricht, dass die gesetzliche Unfallversicherung
nach den §§ 26ff. SGB VII auf den Ersatz materieller Schäden zugeschnitten
ist. Wenn sie aber die vom Versicherten erlittenen Schmerzen nicht
ausgleicht, dann spricht dies dafür, dass ihm seine entsprechenden
Ansprüche gegen den Arbeitgeber erhalten bleiben und nicht von § 104
Abs. 1 Satz 1 SGB VII ausgeschlossen werden.
Nach seinem Sinn und Zweck dient § 104 SGB VII dem sozialen Schutz des
Arbeitnehmers bei Arbeitsunfällen. Der Arbeitnehmer wird bei Arbeitsunfällen
nach dem SGB VII durch ein verschuldensunabhängiges Haftungssystem
und die gesetzlichen Berufsgenossenschaften als leistungsfähige
Schuldner abgesichert. Im Gegenzug soll der Arbeitgeber, der die
wirtschaftliche Last der Versicherungsbeiträge allein zu tragen hat, nach
§ 104 SGB VII von Ansprüchen des Arbeitnehmers freigestellt werden. Dieser
Haftungsausschluss soll zugleich der Wahrung des betrieblichen Friedens
dienen und verhindern, dass es aufgrund gerichtlicher Klagen eines
Arbeitnehmers gegen den Arbeitgeber zu betrieblichen Konfliktsituationen
kommt. Zu solchen Situationen kommt es aber auch dann, wenn ein
Arbeitnehmer von seinem Arbeitgeber Schmerzensgeld einklagt. Auch solche
Klagen sollten vom geschlossenen Haftungssystem des SGB VII
ausgeschlossen sein.
Seite 18
Institut für Deutsches und Europäisches Arbeits- und Sozialrecht, Universität zu Köln
Arbeitsgemeinschaft Arbeitsrecht SS 2011
Lösung Fall 5
Der Anspruch des L gegen M auf eine billige Entschädigung nach §§ 280
Abs. 1, 253 Abs. 2 BGB ist nach 104 Abs. 1 Satz 1 SGB VII ausgeschlossen.
Seite 19
Institut für Deutsches und Europäisches Arbeits- und Sozialrecht, Universität zu Köln
Arbeitsgemeinschaft Arbeitsrecht SS 2011
Lösung Fall 5
Annex
Personenschaden Sachschaden
• Anspruch AN gegen Unfall- • Kein Anspruch des AN gegen
versicherung aus § 2 ff. SBG VII Unfallversicherung
• Ansprüche des AN gegen AG aus • Ansprüche des AN gegen AG aus
§§ 280, 823 BGB sind gem. § 104 §§ 280, 823 BGB, wenn AG
SGB VII ausgeschlossen schuldhaft gehandelt hat
§ 104 SGB VII gilt nach h.M. auch • Anspruch gegen AG analog § 670
das Schmerzensgeld! BGB, wenn dieser schuldlos
Ausnahmen: Vorsatz und Wegeunfall gehandelt hat
Personenschaden Sachschaden
• AN schädigt AG an der Gesundheit: • Ansprüche des AG gegen den AN
§ 105 II SGB VII (Unfallversicherung aus §§ 280, 823 BGB
übernimmt Schaden, um Achtung: Grundsätze über die
Betriebsfrieden zu sichern) Haftungsbeschränkung im
Arbeitsverhältnis finden Anwendung
(sog. innerbetrieblicher
Schadensausgleich)
Seite 20
Institut für Deutsches und Europäisches Arbeits- und Sozialrecht, Universität zu Köln