Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
Atlas
Klinische Neuroradiologie
des Gehirns
123
Priv.-Doz. Dr. med. Jennifer Linn
Abteilung für Neuroradiologie
Klinikum der Universität München
Marchioninistraße 15
81377 München
Jennifer.Linn@med.uni-muenchen.de
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des
Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder
der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur aus-
zugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Ein-
zelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland
vom 9. September 1965 in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwider-
handlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechtsgesetzes.
Springer Medizin
Springer-Verlag GmbH
ein Unternehmen von Springer Science+Business Media
springer.de
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere
Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutzgesetzgebung
als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften.
Produkthaftung: Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann vom Verlag keine Gewähr
übernommen werden. Derartige Angaben müssen vom jeweiligen Anwender im Einzelfall anhand anderer Literatur-
stellen auf ihre Richtigkeit überprüft werden.
SPIN: 12100958
Danksagung
Wir möchten uns ganz herzlich bei Herrn Prof. Adrian Danek, Frau Dr. Stefanie Müller-Schunk, Herrn
Prof. Hans-Walter Pfister, Herrn Dr. Peter Reilich und Herrn Dr. Klaus Seelos für die kritische Korrektur
der einzelnen Kapitel bedanken.
Herrn Dr. Tobias Högen danken wir sehr für die Hilfe mit den Präparatefotos für den Anatomieteil,
Frau Prof. Jean Büttner-Ennever für Abb. 1.78, Herrn Prof. Armin Giese für die Abbildungen 1.57
und 6.23c, Frau PD Dr. Ertl-Wagner für den in Abb. 6.9 gezeigten Fall, Frau PD Dr. Esther Maier für den
in Abb. 6.6. dargestellten Fall, Herrn Prof. Hans-Walter Pfister für die Fotos (Abb. 4.6c und 4.9c) und die
Abbildungen 4.37, 4.40, 4.46 und 4.56 und Herrn Prof. Jaap Valk für Abbildung 4.39.
Unser ganz besonderer Dank gilt Frau cand. med. Katja Bochmann und unserem leitendem MTRA
Herrn Tim Wesemann für die unschätzbare Hilfe bei der Erstellung und Nachverarbeitung der Abbildun-
gen. Beide haben durch ihren Einsatz ganz wesentlich zum Gelingen dieses Buches beigetragen.
Vielen Dank!
Jennifer Linn
VII
Vorwort
Bei der Vielzahl der heute auf dem Markt verfügbaren sehr guten Radiologie- und Neuroradiologiebüchern
darf man sich fragen, ob überhaupt Bedarf für ein weiteres Buch besteht. Wir haben die Frage für uns mit
Ja beantwortet und versucht mit unserem Atlas »aus der Routine für die Routine« ein Konzept zu verwirk-
lichen, dass die verfügbare Literatur sinnvoll ergänzt.
Ein wesentlicher Aspekt unseres Ansatzes war es, der großen Bedeutung der Schnittbildanatomie für
die neuroradiologische Diagnostik durch einen umfangreichen Anatomieteil Rechnung zu tragen.
Die Nähe zum diagnostischen Alltag war uns wichtig und spiegelt sich im Umfang der einzelnen Kapitel
zu den Krankheitsbildern wider, der sich an der Häufigkeit der verschiedenen Erkrankungsgruppen
orientiert. Den vaskulären und den infektiös-entzündlichen Hirnerkrankungen sowie den Hirntumoren
haben wir einen besonders großen Stellenwert eingeräumt. Bei den neurodegenerativen Erkrankungen,
den Fehlbildungen und den metabolischen Erkrankungen haben wir uns auf häufige Entitäten fokussiert.
Um den Atlascharakter zu gewährleisten, wurde der Text knapp gehalten und auf einen Technikteil
verzichtet. Die klinischen Symptome und die typischen bildgebenden Veränderungen in den verschiedenen
Modalitäten bzw. Sequenzen werden stichpunktartig vorgestellt und mit typischen Bildbeispielen illus-
triert. Die für die Diagnose entscheidenden Befunde und mögliche Pitfalls sind hervorgehoben. Auch die
diagnostische Wertigkeit der funktionellen und metabolischen Verfahren wie Perfusions-CT und MRT,
Diffusionsbildgebung einschließlich Diffusionstensorimaging und MR-Spektroskopie für die verschiede-
nen Krankheitsbilder wird kurz erläutert. Aktuelle Literaturverweise geben hier Anregungen zur weiteren
Wissensvertiefung.
Wir haben bewusst darauf verzichtet, eine Vielzahl von Autoren mit einzubeziehen und haben das Buch
quasi »aus einer Hand« konzipiert und verfasst.
Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie das Konzept unseres Atlas überzeugt und hoffen, dass unser Buch
Ihnen bei Ihrer täglichen Arbeit hilfreich sein wird.
Jennifer Linn
Martin Wiesmann
Hartmut Brückmann
IX
Inhaltsverzeichnis
Anatomie
1 Anatomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
1.1 Gliederung des Gehirns . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
1.2 Hirnhäute . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
1.2.1 Dura mater . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
1.2.2 Leptomeningen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
1.3 Liquorräume und Liquor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
1.3.1 Ventrikelsystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
1.3.2 Zisternen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
1.4 Weiße Substanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
1.4.1 Fornix . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
1.5 Telenzephalon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
1.6 Oberflächenanatomie des Großhirns . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
1.6.1 Frontallappen (Lobus frontalis) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
1.6.2 Parietallappen (Lobus parietalis) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
1.6.3 Zentralregion und Sulcus centralis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
1.6.4 Temporallappen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
1.6.5 Okzipitallappen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
1.7 Limbisches System . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
1.7.1 Hippocampusformation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
1.7.2 Septalregion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
1.8 Amygdala . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
1.9 Stammganglien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
1.10 Dienzephalon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
1.11 Transversale Schichten durch die Großhirnhemisphären . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
1.12 Koronare Schichten durch die Großhirnhemisphären . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
1.13 Sagittale Schichten durch die Großhirnhemisphären . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
1.14 Kleinhirn (Cerebellum) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
1.15 Hirnstamm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
1.15.1 Mesencephalon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
1.15.2 Pons . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
1.15.3 Medulla oblongata . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
1.16 Hirnnerven . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
1.16.1 N. olfactorius (HN I) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
1.16.2 N. opticus (HN II) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
1.16.3 N. oculomotorius (III. Hirnnerv, HN III) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
1.16.4 N. trochlearis (HN IV) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
1.16.5 N. trigeminus (HN V) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
1.16.6 N. abducens (HN VI) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
1.16.7 N. facialis (HN VII) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
1.16.8 N. vestibulocochlearis (HN VIII) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48
1.16.9 N. glossopharyngeus (HN IX) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48
1.16.10 N. vagus (HN X) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49
1.16.11 N. accessorius (HN XI) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50
1.16.12 N. hypoglossus (HN XII) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
1.17 Gefäße . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
1.17.1 Arterien (vorderes Strombahngebiet) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
1.17.2 Arterien (hinteres Strombahngebiet) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58
1.17.3 Sinus und Hirnvenen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62
1.18 Felsenbein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67
X Inhaltsverzeichnis
1.19 Sellaregion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69
1.20 Orbita . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70
1.21 Foramina der Schädelbasis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71
Pathologien
2 Vaskuläre Erkrankungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77
2.1 Schlaganfall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78
2.1.1 Definitionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78
2.1.2 Schlaganfall allgemein: Epidemiologie, Klinik, Verlauf und Prognose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79
2.1.3 Übersicht zur Bildgebung bei Schlaganfall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80
2.1.4 Ischämischer Schlaganfall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80
2.1.5 Territorialinfarkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98
2.1.6 Hämodynamische Infarkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105
2.1.7 Lakunäre Infarkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108
2.2 Makroangiopathien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109
2.2.1 Arteriosklerose der extra- und intrakraniellen Gefäße . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109
2.2.2 Gefäßwanddissektion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113
2.2.3 Moya-Moya-Erkrankung und Moya-Moya-Syndrom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114
2.2.4 Reversibles zerebrales Vasokonstriktionssyndrom (RCVS) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118
2.2.5 Fibromuskuläre Dysplasie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119
2.2.6 Vaskulitiden der großen Gefäße . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120
2.3 Mikroangiopathien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120
2.3.1 Chronische hypertensive Enzephalopathie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120
2.3.2 CADASIL-Syndrom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123
2.3.3 Zerebrale Amyloidangiopathie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124
2.3.4 Vaskulitiden der kleinen Gefäße . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124
2.4 Vaskulitiden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124
2.4.1 Primäre ZNS-Vaskulitis (PACNS) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126
2.4.2 Systemische Vaskulitiden mit ZNS-Beteiligung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128
2.4.3 Vaskulitiden im Rahmen systemischer Grunderkrankungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132
2.5 Intrakranielle Blutungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134
2.5.1 Einteilung nach Lokalisation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134
2.5.2 Epidurale Blutung (EDH) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134
2.5.3 Subdurale Blutung (SDH) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135
2.5.4 Subarachnoidalblutung (SAB) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139
2.5.5 Schädel-Hirn-Trauma-Manifestationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144
2.5.6 Superfizielle Siderose des ZNS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146
2.5.7 Intraventrikuläre Blutungen (IVB) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148
2.5.8 Intrazerebrale Blutungen (ICB) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150
2.5.9 Primäre intrazerebrale Blutungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156
2.6 Gefäßmalformationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164
2.6.1 Aneurysmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164
2.6.2 Arteriovenöse Malformationen (AVMs) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167
2.6.3 Durale arteriovenöse Fisteln (dAVFs) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168
2.6.4 Developmental venous anomaly (DVA) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173
2.6.5 Kavernöse Malformationen (CM) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176
2.6.6 Kapilläre Teleangiektasien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179
2.7 Andere Ursachen sekundärer ICBs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181
2.7.1 Angeborene und erworbene Gerinnungsstörungen (Koagulopathien und Thrombozytopenien) . . . . . 181
2.7.2 Tumorblutungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182
2.7.3 Infarkteinblutungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185
2.7.4 Sinus- und Hirnvenenthrombosen (SVT) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185
XI
Inhaltsverzeichnis
Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 501
XV
Abkürzungsverzeichnis
Anatomie
J. Linn
Kapitel 1 Anatomie – 3
1
Anatomie
1.2 Hirnhäute –4
1.5 Telenzephalon – 12
1.8 Amygdala – 25
1.9 Stammganglien – 26
1.10 Dienzephalon – 26
1.15 Hirnstamm – 29
1.16 Hirnnerven – 38
1.17 Gefäße – 52
1.18 Felsenbein – 67
1.19 Sellaregion – 69
1.20 Orbita – 70
Literatur
Fatterpekar GM, Delman BN, Boonn WW, Gultekin SH, Fayad ZA, Hoff PR,
Naidich TP. MR microscopy of normal human brain. Magn Reson Imaging
Clin N Am. 2003;11:641-53.
1.2 Hirnhäute
Beim Kind ist das Stratum fibrosum sehr fest mit der Innenseite
der Schädelkalotte verbunden. An Suturen, am Rand des Fora-
men magnum und am Felsenbein bleibt es lebenslang fest mit
dem Schädel verwachsen. Deshalb überqueren epidurale Häma-
tome normalerweise nicht die Suturen, wohl aber die Sinus durae
matris, während die Ausdehnung subduraler Hämatome von
den Sinus begrenzt wird (7 Kap. 2.5, . Abb. 2.82).
Das Stratum neurotheliale ist innen über Zonulae occlu-
dentes sehr fest mit der Arachnoidea verbunden. Diese Verbin-
dung trägt zur Blut-Hirn-Schranke bei.
An manchen Stellen spaltet sich die Dura in 2 Blätter auf, in
die Lamina interna und Lamina externa. . Abb. 1.2 Gliederung des Hirnstamms + Kleinhirns
Durch die Lamina interna werden folgende Strukturen ge-
bildet: Die Blutversorgung der Dura erfolgt über 3 durale Arterien:
4 Hirnwärtige Abdeckung der Sinus durae matris 4 A. meningea media (aus A. maxillaris) 7 Kap. 1.17
4 Cavum Meckeli 4 A. meningea anterior (aus A. ethmoidales anterior)
4 Diaphragma sellae (Anmerkung: die Hypophyse liegt somit 4 A. meningea posterior (aus A. pharyngea ascendens)
extradural) 7 Kap. 1.16.10
4 Falx cerebri (. Abb. 1.4)
Die Innervation der Dura erfolgt vor allem vom N. trigeminus
4 Tentorium cerebelli (. Abb. 1.4)
(7 Kap. 1.15.5) sowie vom N. vagus (7 Kap. 1.15.10).
4 Falx cerebelli
Dort wo es 2 Durablätter gibt, also an der äußeren Seite über den 1.2.2 Leptomeningen
Sinus durae matris, haftet die Lamina externa an der Schädel-
kalotte. Arachnoidea mater
Am Foramen magnum geht die Lamina interna in den Synonyme. Arachnoidea, Spinnenhaut, Spinnengewebehaut
Duralsack über, der das Rückenmark umgibt, während sich die Bei der Arachnoidea handelt sich um eine sehr zarte, gefäßlose
Lamina externa als Periost der Wirbel fortsetzt. Haut ohne sensible Innervation (. Abb. 1.6). Sie liegt dem me-
1.3 · Liquorräume und Liquor
5 1
. Abb. 1.3 Schematische Darstellung der Hirnhäute . Abb. 1.4 Schemazeichnung von Falx und Tentorium cerebelli
. Abb. 1.5 Dura mater mit eröffnetem Sinus sagittalis superior . Abb. 1.6 Arachnoidea mater
(Präparatefoto). Sie blicken von unten auf die Dura. Das Foto zeigt, dass
die Sinus eine Duraduplikatur darstellen
ningealen Blatt der Dura mater unmittelbar innen an. Mit der Pia gewebe penetrieren oder dieses verlassen. Als Robin-Virchow-
mater steht sie über dünne Bindegewebefasern (Trabeculae Raum (Synonyme: Virchow-Robin-Raum, perivaskulärer Raum,
arachnoideae) in Verbindung. Spatium perivaskulare) wird der hierbei entstehende Raum zwi-
Der Raum zwischen Arachnoidea mater und Pia mater, durch schen dem jeweiligen Gefäß und der Pia mater bezeichnet
den die Trabeculae arachnoideae ziehen, heißt Subarachnoidal- (. Abb. 1.7 und . Abb. 1.8).
raum (Spatium subarachnoideum) und entspricht dem äußeren Li-
quorraum, d.h. er ist mit Liquor cerebrospinalis gefüllt (7 Kap. 1.3).
Im Bereich der venösen Sinus wölben sich von der Arachno- 1.3 Liquorräume und Liquor
idea ausgehend die sog. Arachnoidalzotten (Pacchioni-Granula-
tionen, Granulationes arachnoidales) in die Sinus durae matris Der Subarachnoidalraum ist mit Liquor cerebrospinalis (CSF) ge-
vor (. Abb. 1.3 und 7 Kap. 1.17.3). füllt und schützt damit das Gehirn ähnlich einer Luftpolsterfolie
vor Erschütterungen. Pro Tag werden ca. 500–700 ml Liquor
Pia mater vom Plexus choroideus der Ventrikel gebildet.
Die Pia mater, die innerste Hirnhaut, besteht aus mesenchymalen Man unterscheidet die inneren Liquorräume (Ventrikel und
Zellen und liegt dem Kortex direkt auf, d.h. sie folgt auch dem Zentralkanal des Rückenmarks) von den äußeren Liquorräu-
Windungsrelief in die Sulci hinein. Es gibt somit keinen »Sub- men (Zisternen, kortikale Sulci, spinaler Subarachnoidalraum),
pialraum«. die als Subarachnoidalraum bezeichnet werden.
Die Pia mater umgibt trichterartig die Blutgefäße, die im Sub- Die inneren Liquorräume kommunizieren über die Forami-
arachnoidalraum verlaufen und von diesem aus in das Hirn- na des IV. Ventrikels mit den äußeren Liquorräumen. Hier wird
6 Kapitel 1 · Gehirn und Schädelbasis – Anatomie
1.3.1 Ventrikelsystem
Seitenventrikel
Die Seitenventrikel bestehen jeweils aus einem Vorderhorn (Cornu
frontale bzw. anterius), einer Pars centralis, einem Hinterhorn
(Cornu occipitale bzw. posterius) und einem Temporalhorn (Cornu
temporale bzw. inferius, Unterhorn). Die Hauptachse der Seiten-
ventrikel verläuft vom Frontallappen ausgehend (Vorderhorn)
bogenförmig nach dorsolateral Richtung Temporalpol (Temporal-
horn). Das Hinterhorn stellt eine Ausziehung des Seitenventrikels
Richtung Okzipitallappen dar.
Die Form der Seitenventrikel wird im Bereich der Vorder-
hörner und der Pars centralis wesentlich vom Nucleus caudatus
bestimmt, im Bereich des Temporalhorns vom Hippocampus
. Abb. 1.7 Schematische Darstellung der Robin-Virchow-Räume und der (. Abb. 1.11).
perforierenden Arterien
a b c
III. Ventrikel
Der III. Ventrikel ist unpaar angelegt und in der Mittellinie lo-
kalisiert (. Abb. 1.13, . Abb. 1.14, . Abb. 1.15). Seine lateralen
Wände werden im oberen Anteil von den Thalami, im kaudalen
Anteil von den Hypothalami gebildet. Das Dach des III. Ventri-
kels wird von der Tela choroidea ventriculi tertii, eine gefäß-
führende Bindegewebeschicht, und den Crura fornicis gebildet. . Abb. 1.13 Präparatefoto vom III. Ventrikel, Ansicht von medial
Am Dach des III. Ventrikels befindet sich auch ein kleiner Teil 1 = Plexus choroideus am Dach des III. Ventriklens;
des Plexus choroideus. Durch den Ventrikel verläuft die Massa 2 = Massa intermedia/Adhaesio interthalamica
3 = Wand des III. Ventrikels (Thalamus)
intermedia (Adhaesio interthalamica), die die beiden Thalami 4 = Commissura anterior
verbindet (. Abb. 1.16 und 7 Kap.1.10). 5 = III. Ventrikel, Recessus opticus
Der III. Ventrikel besitzt einige Recessus (Taschen), dazu ge- 6 = III. Ventrikel, Recessus infundibularis (Hypophysenstiel ist abgerissen)
hören vorne der Recessus infundibularis über dem Hypophysen- 7 = Chiasma opticum
stiel, der Recessus supraopticus über dem Chiasma opticum und 8 = Corpora mamillaria
9 = Fornix
hinten die Recessus pinealis und suprapinealis (. Abb. 1.10). Der 10 = Corpus callosum mit Rostrum, Genu (I), Corpus (II), Splenium (III)
Aquaeductus cerebri sylvii (Aquaeductus mesencephali), der durch 11 = Glandula pinealis
das Mesenzephalon verläuft, verbindet den III. Ventrikel mit 12 = III. Ventrikel, Recessus pinealis
dem IV. Ventrikel (. Abb. 1.10). 13 = Foramen Monroi
14 = Aquaeductus cerebri
IV. Ventrikel
Der IV. Ventrikel ist zwischen Hirnstamm (Pons und Medulla
oblongata) und Kleinhirn lokalisiert. Die von Pons und Medulla
oblongata gebildete Fossa rhomboidea (Rautengrube) stellt den Liquorraums im Bereich der Schädelbasis, z.B.:
»Boden« des IV. Ventrikels dar. Die Pedunculi cerebellares supe- 4 Cisterna chiasmatis oder chiasmatica = supraselläre Zisterne:
riores, medius und inferiores bilden die Wände des IV. Ventrikels. befindet sich oberhalb der Sella. Sie enthält das Chiasma opti-
Sein zeltförmiges »Dach« wird superior vom Velum medullare cum (. Abb. 1.18 und . Abb. 1.20).
superius und inferior vom Velum medullare inferius gebildet 4 Cisterna interpeduncularis: Liegt zwischen den Hirnstie-
(s. . Abb. 1.72). Die »Spitze« dieses Zeltes wird als Fastigium be- len. Durch diese Zisterne verläuft der N. oculomotorius
zeichnet (. Abb. 1.9). (. Abb. 1.18)
Der IV. Ventrikel kommuniziert über die mediokaudal gele- 4 Cisterna ambiens: Sie ist die laterale Fortsetzung der Fossa
gene, unpaare Apertura mediana magendi (Foramen mediana interpeduncularis, Ausdehnung um das Mesenzephalon.
Magendii) und den beiden paarig angelegten Aperturae laterales Durch diese Zisterne verläuft der N. trochlearis.
Luschkae (Foramina laterales Luschkae) mit dem Subarach- 4 Cisterna cerebellomedularis posterior = Cisterna magna: Liegt
noidalraum (. Abb. 1.17). Nach kaudal setzt sich der Ventrikel in inferior des Cerebellums, dorsal der Medulla oblongata, un-
den Canalis centralis des Rückenmarks fort. mittelbar oberhalb des Foramen magnum.
Der Plexus choroideus dieses Ventrikels findet sich im inferi- 4 Präpontine Zisterne
oren Anteil seines Dachs und in den lateralen Recessus. Er reicht 4 Cisterna pontomedullaris
durch die Foramina Luschkae bis in den Subarachnoidalraum, wo 4 Cisterna fossae lateralis cerebri = Sylvische-Zisterne: im Be-
er in der Cisterna perimedullaris das sog. Bochdalek-Blumen- reich der Sylvischen Fissur, enthält Äste der A. cerebri media.
körbchen bildet. Dieses findet sich anterior des Flocculus des
Zerebellums und kann als Landmarke für den N. glossopharynge- Hinsichtlich der Zisternen muss beachtet werden, dass die No-
us herangezogen werden (. Abb. 1.17 und . Abb. 1.101). menklatur hier nicht ganz einheitlich verwendet wird. Neben
den lateinischen Begriffen, sind z.B. auch folgende deutsche Be-
griffe im Gebrauch:
1.3.2 Zisternen 4 Pentagonzisterne: Begriff, der vor allem in der Bildgebung
gebräuchlich ist; bezeichnet eine pentagonförmige Zisterne
Synonyme. Cisternae subarachnoideales an der Schädelbasis, die die supraselläre Zisterne, die präpon-
Bei den Zisternen (. Abb. 1.18) handelt es sich um umschriebe- tine Zisterne und die medialen Anteile der Sylvischen Zister-
ne Erweiterungen des Subarachnoidalraums, d.h. des äußeren nen umfasst (. Abb. 1.19)
4 Kleinhirnbrückenwinkelzisterne.
1.3 · Liquorräume und Liquor
9 1
. Abb. 1.17a, b CE-MRA mit Darstellung des Plexus choroi- . Abb. 1.18 Schemazeichnung der Zisternen
deus im Foramen Luschkae des IV. Ventrikels (Pfeil in Abb. a) 1 Cisterna interpeduncularis 5 Cisterna cerebellaris superior
und Bochdalek-Blumenkörbchen (Kreis) 2 Supraselläre Zisterne 6 Zisterne des Velum interpositum
3 Präpontine Zisterne 7 Prämedulläre Zisterne
4 Cisterna quadrigemina 8 Cisterna magna
10 Kapitel 1 · Gehirn und Schädelbasis – Anatomie
1.4.1 Fornix
Literatur
Mark LP, Daniels DL, Naidich TP. The fornix. AJNR Am J Neuroradiol.
. Abb. 1.20 Cisterna chiasmatis, bzw. supraselläre Zisterne (Präparatefoto) 1993;14:1355-8.
1.4 · Weiße Substanz
11 1
. Abb. 1.23 Commissura anterior (Pfeil) (MRT . Abb. 1.24 Commissura anterior (Pfeil) (MRT T1
T1w nativ tra) FLAIR cor)
a b
. Abb. 1.26 Anteriore und posteriore Kommissur
(MRT T1 FLAIR sag) . Abb. 1.27a, b Diffusion-Tensor-Imaging der Pyramidenbahnen. a Colour-coded-Map (koro-
1 = Commissura anterior narer Schnitt), die Pyramidenbahnen sind blau, der Balken ist rot kodiert. b Fibertracking der
2 = Commissura posterior Pyramidenbahnen (koronar)
12 Kapitel 1 · Gehirn und Schädelbasis – Anatomie
1.5 Telenzephalon
1
Das Telenzephalon (Endhirn) besteht aus zwei Großhirnhemis-
phären, die durch Kommissurenbahnen (7 Kap. 1.4) verbunden
sind. Zwischen den beiden Hemisphären liegt der Interhemis-
phärenspalt (Fissura longitudinalis cerebri). Die Medianfläche
einer Hemisphäre wird Facies medialis genannt. Der Übergang
von der Facies medialis zur Konvexität (Facies lateralis) wird als
Mantelkante bezeichnet (. Abb. 1.30).
. Abb. 1.29 Signalreiche Darstellung des periventrikulären, parietalen . Abb. 1.30a, b Großhirnhemisphären. a Präparatefoto, Ansicht von ros-
Marklagers in der FLAIR als Normvariante (markierter Bereich) tral. b 3-D-Rekonstruktion eines T1w-MR-Datensatzes
1.6 · Oberflächenanatomie des Großhirns
13 1
Manche Autoren unterscheiden noch folgende Lappen: 1.6.2 Parietallappen (Lobus parietalis)
4 Insel (Lobus insularis)
4 Limbisches System (Lobus limbicus) Der Sulcus centralis stellt die Grenze zwischen Frontal- und
Parietallappen dar. Er verläuft zwischen Gyrus präcentralis und
Die Oberflächenanatomie des Gehirns ist in den . Abb. 1.31a–d Gyrus postcentralis (. Abb. 1.38 bis . Abb. 1.40).
und . Abb. 1.32 dargestellt. Der Parietallappen kann gegenüber dem Frontallappen durch
den Sulcus centralis vollständig und gegenüber dem Temporal-
lappen durch die Sylvische Fissur zumindest in seinem anteri-
1.6.1 Frontallappen (Lobus frontalis) oren Bereich gut abgegrenzt werden. Im Bereich der Facies
medialis erlaubt der Sulcus parietooccipitalis auch eine exakte
Der Frontallappen wird durch den Sulcus centralis vom Parietal- Abgrenzung des Lobus parietalis gegen den Okzipitallappen
lappen und durch den Sulcus lateralis (Sylvische Fissur) vom (. Abb. 1.32, . Abb. 1.46, . Abb. 1.53 und . Abb. 1.54). An der
Temporallappen getrennt (. Abb. 1.31b und c). Er besteht aus der Konvexität besteht die Grenze zwischen Parietal- und Okzipital-
Frontobasis, dem Gyrus präcentralis und drei weiteren parallel lappen dagegen lediglich aus einer gedachten Linie, die vom kra-
angeordneten Hauptwindungen (Gyri), die durch zwei Haupt- nialen Ende des Sulcus parietooccipitalis zur Incisura präoccipi-
furchen (Sulci) voneinander getrennt sind: talis verläuft (. Abb. 1.31c).
4 Gyrus frontalis superior: Trennung durch den Sulcus frontalis Folgende Hauptgyri zählen zum Parietallappen (. Abb. 1.36):
superior vom 4 Gyrus postcentralis → begrenzt durch Sulcus postcentralis
4 Gyrus frontalis medius: Trennung durch den Sulcus frontalis (verläuft parallel zum Sulcus centralis, kann kontinuierlich
inferior vom oder diskontinuierlich sein).
4 Gyrus frontalis inferior 4 Lobulus parietalis superior → begrenzt durch Sulcus intra-
parietalis (Synonym: Sulcus interparietalis, »M«-förmig)
Der Gyrus frontalis inferior hat von lateral aus betrachtet die 4 Lobulus parietalis inferior (LPI, »M«-förmig):
Form des Buchstabens »M«. Drei Anteile des Gyrus werden un- 5 Gyrus supramarginalis (GSM, anteriorer Anteil des LPI).
terschieden (. Abb. 1.33): Der GSM umgreift hufeisenförmig den Ramus ascendens
4 Pars orbitalis posterior der Sylvischen Fissur.
4 Pars triangularis 5 Gyrus angularis (GA, posteriorer Anteil des LPI). Der GA
4 Pars opercularis umgreift hufeisenförmig den Sulcus temporalis superior.
Die schematischen Zeichnungen in . Abb. 1.34 liefern eine Hil- Die Anteile des Parietallappens, die die Facies medialis bilden,
festellung zur Auffindung der Sulci und Gyri der Konvexität. werden als Precuneus bezeichnet (. Abb. 1.32).
Die Frontobasis einer Hemisphäre besteht aus 5 Gyri
(. Abb. 1.35): Literatur
4 Gyrus rectus Naidich TP, Valavanis AG, Kubik S. Anatomic relationships along the low-middle
convexity: Part I--Normal specimens and magnetic resonance imaging.
4 Gyrus frontoorbitalis medialis
Neurosurgery. 1995;36:517-32.
4 Gyrus frontoorbitalis lateralis Salamon G, Salamon-Murayama N, Mongkolwat P, Russell EJ. Magnetic reso-
4 Gyrus frontoorbitalis anterior nance imaging study of the parietal lobe: anatomic and radiologic cor-
4 Gyrus frontoorbitalis posterior relations. Adv Neurol. 2003;93:23-42.
Salamon N, Sicotte N, Mongkolwat P, Shattuck D, Salamon G. The human cer-
ebral cortex on MRI: value of the coronal plane. Surg Radiol Anat. 2005
Der Gyrus rectus wird medial vom Interhemisphärenspalt und
Dec;27(5):431-43.
lateral vom Sulcus olfactorius begrenzt. Die Gyri frontoorbitales
werden durch einen »H«-förmigen Sulcus orbitalis zueinander
abgegrenzt. Der Sulcus orbitofrontalis lateralis stellt die laterale
Begrenzung des Gyrus frontoorbitalis lateralis dar. 1.6.3 Zentralregion und Sulcus centralis
Literatur Als Zentralregion wird die Einheit von Gyrus präcentralis (pri-
Albrecht J, Wiesmann M. The human olfactory system. Anatomy and physiol- märer motorischer Kortex, zum Frontallappen gehörend) und
ogy. Nervenarzt. 2006;77:931-9.
Gyrus postcentralis (primärer sensorischer Kortex, zum Parietal-
Naidich TP, Valavanis AG, Kubik S. Anatomic relationships along the low-middle
convexity: Part I – Normal specimens and magnetic resonance imaging.
lappen zählend) bezeichnet. Mantelkantennah gehen die beiden
Neurosurgery. 1995;36:517-32. Gyri ineinander über. Dieser Kortexbereich wird als Lobulus
Naidich TP, Valavanis AG, Kubic S, Taber KH, Yasargil G. Anatomic relationships paracentralis bezeichnet. Auch im inferioren Anteil des Sulcus
along the low-middle convexity: Part II – Lesion Localization. Int J Neuro- centralis, d.h. nahe der Sylvische Fissur, sind Gyrus präcentralis
radiol. 1997;3:393 – 409.
und Gyrus postcentralis durch eine Gewebebrücke, den Gyrus
subcentralis, verbunden. Aufgespannt hat die Zentralregion die
Form eines langezogenen »O«.
14 Kapitel 1 · Gehirn und Schädelbasis – Anatomie
a b
c d
. Abb. 1.31a–d Oberflächenanatomie des Großhirns, Präparatefotos. Ansicht von rostral und kranial (a), dorsal und kranial (b), lateral (c) und kaudal (d)
1 = Interhemisphärenspalt 14 = Gyrus temporalis superior 31 = Gyrus parahippocampalis
2 = Gyrus frontalis superior 15 = Sulcus temporalis superior 31I = Uncus/Amygdala
3 = Sulcus frontalis superior 16 = Gyrus temporalis medius 32 = Gyrus occipitotemporalis lateralis
4 = Gyrus frontalis medius 17 = Sulcus temporalis inferior (Gyrus fusiformis)
5 = Gyrus präcentralis 18 = Gyrus temporalis inferior 33 = Gyrus temporalis inferior
5I/L5 = motorisches Handareal 19 = Gyrus supramarginalis 34 = Gyrus occipitotemporalis medialis
6 = Sulcus centralis 20 = Gyrus angularis (Gyrus lingualis)
7 = Gyrus postcentralis 21 = Incisura parietooccipitalis 35 = Occipitalpol
8 = Variante mit unterbrochenem Gyrus 22 = Gyus rechts 36 = Mesencephalon
präcentralis 23 = Sulcus olfactorius 37 = Nucleus ruber
9 = Sulcus interparietalis 24 = Bulbus olfactorius 38 = Substantia nigra
10 = Lobulus parietalis superior 24I = Tractus olfactorius 39 = Corpora mamillaria
11 = Lobulus parietalis inferior 25 = Gyrus frontoorbitalis medialis 40 = Chiasma opticum
12 = Gyrus frontalis inferior 26 = Sulcus orbitalis 41 = Glandula pinealis
12I = Pars orbitalis 27 = Gyrus frontoorbitalis anterior
12II = Pars triangularis 28 = Gyrus frontoorbitalis posterior
12III = Pars opercularis 29 = Gyrus frontoorbitalis lateralis
13 = Sylvische Fissur 30 = Temporalpol
1.6 · Oberflächenanatomie des Großhirns
15 1
a b c d
e f g h
. Abb. 1.34a–h Schemazeichnungen der Konvexität. Sie liefern eine Hilfe- grenzt. Der weitgehend horizontal verlaufende Sulcus frontalis inferior geht
stellung zur Auffindung der Sulci und Gyri. Die Strukturen, die jeweils in den dabei dorsal in einem annähernd rechten Winkel in den nach kaudal ver-
Teilabbildungen aufgesucht werden, sind farbig markiert. a Überblick über laufenden, inferioren Anteil des Sulcus präcentralis über. f Im nächsten
die wichtigsten Sulci und Gyri der Konvexität. b Zunächst wird die Sylvische Schritt wird der Sulcus präcentralis in seiner Gesamtheit, d.h. einschließlich
Fissur aufgesucht. Ihre Ramus anterior horizontalis (AH) und anterior ascen- seines oberen Anteils identifiziert. g Die Zweiteilung des Sulcus präcentralis
dens (AA), die gemeinsam ein V oder ein Y bilden, werden identifiziert. in einen oberen und einen unteren Anteil entsteht dadurch, dass der Gyrus
c Über diesem V- bzw. Y-förmigen Sulcus liegt der M-förmige Gyrus frontalis frontalis medius dorsal in den annähernd senkrecht dazu verlaufenden
inferior. d Der Gyrus frontalis medius (GFM) liegt kranial des Gyrus frontalis Gyrus präcentralis (GPC) übergeht. Zu beachten ist dabei der schräge Ver-
inferior und reicht weiter nach posterior als dieser. Er besitzt eine zickzack- lauf des Sulcus präcentralis von kranial dorsal nach kaudal ventral. h Iden-
artige Form. e Zwischen dem Gyrus frontalis inferior und Gyrus frontalis tifizierung des Sulcus centralis, unmittelbar dorsal des Gyrus präcentralis
medius liegt der Sulcus frontalis inferior. Nach dorsal wird der Gyrus fron- (Modifiziert nach Naidich et al. Anatomic Relationships along the low-
talis inferior durch den inferioren Anteil des Sulcus präcentralis (SPC) be- middle convexity. Int J Neuroradiol. 1997; 3(5):393-409)
16 Kapitel 1 · Gehirn und Schädelbasis – Anatomie
a b
c
d
. Abb. 1.35a–d Frontobasis. a Präparatefoto, Ansicht von kaudal. b 3-D-Rekonstruktion eines T1w-MRT-Datensatzes, Ansicht von schräg kaudal. c Schema-
tische Darstellung, Ansicht von kaudal. d MR T1 FLAIR cor
1 = Gyrus rectus 4 = Gyrus frontoorbitalis posterior 7 = Sulcus orbitalis (»H«)
2 = Sulcus olfactorius 5 = Gyrus frontoorbitalis lateralis 8 = Interhemisphärenspalt
3 = Gyrus frontoorbitalis medialis 6 = Gyrus frontoorbitalis anterior 9 = Tractus olfactorius
1.6 · Oberflächenanatomie des Großhirns
17 1
. Abb. 1.37 Flussdiagramm zum Auffinden des Sulcus centralis im trans- . Abb. 1.39 Sulcus centralis mit motorischem Handareal (MR FLAIR tra)
versalen Bild
9 . Abb. 1.36a–g Schemazeichnungen der Sulci und Gyri der Konvexität des sur verläuft und den Gyrus temporalis superior (GTS) vom Gyrus temporalis
Parietallappens. Sie geben eine Hilfestellung zur Auffindung der Sulci und medius (GTM) trennt. e Der Gyrus angularis umgreift den dorsalen Anteil
Gyri des Parietalllappens an der Konvexität. a Zunächst wird der Gyrus post- des Sulcus temporalis superior U-förmig bzw. hufeisenförmig. f Gyrus supra-
centralis identifiziert. b Nach dorsal wird der Gyrus postcentralis durch den marginalis (ventral und kranial) und Gyrus angularis (dorsal und kaudal)
Sulcus postcentralis begrenzt. Der Anteil dieses Sulcus, der im Bereich der bilden gemeinsam ein »M« und werden nach kranial bzw. dorsal von dem
mittleren und unteren Konvexität liegt (also sein inferiorer Anteil: infSPC), ebenfalls M-förmigen Sulcus intraparietalis begrenzt. Dieser ist oft diskonti-
wird von manchen Autoren auch auch als aszendierender Ast des Sulcus in- nuierlich. Gyrus supramarginalis und Gyrus angularis werden zusammen
traparietalis (siehe G) bezeichnet. c Zur Identifizierung des Gyrus supramar- auch als Lobulus parietalis inferior bezeichnet. g Kranial dieses Sulcus und
ginalis verfolgt man die Sylvische Fissur nach posterior, bis sie als Ramus as- posterior des oberen Anteils des Gyrus postcentralis (GPC) findet sich
cendens posterior (AP) scharf nach oben verläuft. Der Gyrus supramarginalis der Lobulus parietalis superior (Modifiziert nach Naidich et al. Anatomic
umgreift diesen Ramus U-förmig bzw. hufeisenförmig. d Im nächsten Schritt Relationships along the low-middle convexity. Int J Neuroradiol. 1997;
wird der Sulcus temporalis superior identifiziert, der parallel zur Sylvische Fis- 3(5):393-409)
18 Kapitel 1 · Gehirn und Schädelbasis – Anatomie
Sylvische Fissur
Synonyme. Sulcus lateralis, Fissura sylvii, Fissura lateralis
Die Sylvische Fissur bildet sich bereits in der 14. SSW aus. Sie
trennt den Frontallappen und anteriore Teile des Parietallappens
b
vom Temporallappen (. Abb. 1.50).
Es werden 5 Hauptäste der Sylvischen Fissur unterschieden:
4 Ramus horizontalis anterior und Ramus ascendens anterior:
Sie umfassen die Pars triangularis des G. frontalis inferior
4 Ramus horizontalis posterior: Hiervon gehen der Sulcus sub-
centralis anterior und der Sulcus subcentralis posterior ab, die
den Gyrus subcentralis umfassen.
4 Ramus ascendens posterior: Dieser wird vom Gyrus supra-
marginalis hufeisenförmig umfasst.
4 Ramus descendens posterior
Insel
Die Insel (Lobus insularis) liegt in der Tiefe der Sylvischen Fissur
und wird von Anteilen des Frontallappens, des Parietallappens
sowie des Temporallappens bedeckt. Diese jeweiligen Abschnitte
der genannten Lappen werden als frontales, temporales bzw. parie-
tales Operkulum (»Deckelchen«) bezeichnet (. Abb. 1.48, . 1.52).
c
Die Insel entsteht dadurch, dass die entsprechenden Rinden-
. Abb. 1.49a–c Heschl-Querwindungen. a: MRT T1 FLAIR cor; b: MRT T1 anteile während der Embryonalentwicklung in ihrem Wachstum
FLAIR sag; c: MRT T1w tra hinter den anderen Lappen zurückbleiben (. Abb. 1.51).
Literatur
Naidich TP, Kang E, Fatterpekar GM, Delman BN, Gultekin SH, Wolfe D, Ortiz O,
Yousry I, Weismann M, Yousry TA. The insula: anatomic study and MR
Im transversalen Schnittbild finden sich diese typischerweise
imaging display at 1.5 T. AJNR Am J Neuroradiol. 2004;25:222-32.
in der Ebene der Adhäsio interthalamica (. Abb. 1.49c), im koro-
naren Bild in der Ebene des inneren Gehörgangs (. Abb. 1.49a).
. Abb. 1.51 Schemazeichnung zur Entstehung der Insel. Im Laufe der Ent- woche. Die Anteile die über der Insel liegen, werden jeweils als Operkulum
wicklung wachsen die anderen Anteile der Großhirnhemisphäre schneller, als bezeichnet
die Inselgyri und überdecken diese schließlich in der 40. Schwangerschafts-
a a
b b
1.7.2 Septalregion
1.10 Dienzephalon
1
Synonyme. Zwischenhirn
Das Zwischenhirn verbindet das Telenzephalon mit dem Mesen-
zephalon, dem es sich rostral anschließt. Das Dienzephalon
(. Abb. 1.65) liegt jedoch nicht in der gleichen Achse wie das
Mesenzephalon, sondern ist gegen dieses nach rostral verkippt.
Bestandteile (. Abb. 1.65, . Abb. 1.66 und . Abb. 1.67):
4 Thalamus
4 Epithalamus
5 Commisura posterior
5 Commisura habenularum
5 Nuclei habenulares
5 Epiphyse (= Glandula pinealis)
4 Hypothalamus, inklusive (. Abb. 1.66)
5 Tuber cinereum
5 Corpora mamillaria
. Abb. 1.61 Phylogenetisch ältere Kortexabschnitte (Hippocampus, Gyrus
4 Subthalamus
cinguli und Insel) zeigen in der FLAIR physiologischerweise eine im Vergleich 5 Nucleus subthalamicus
zum 6-schichtigen Neokortex höhere Signalintensität (MRT FLAIR cor) 4 Hypophysenhinterlappen
Nucleus caudatus und Putamen sind durch Züge grauer Substanz Innerhalb der Laminae medullares internae sind mehrere kleine
(Pontes grisei lenticulostriatales) zu einer funktionellen Einheit Kerngruppen (Nuclei intralaminares) und ein größerer Kern-
verbunden (Striatum). Anterokaudal gehen beide ineinander über. komplex (Nucleus centromedianus) nachweisbar.
Dieser Bereich wird als Nucleus accumbens bezeichnet (. Abb. 1.60). Kaudal schließt sich an die genannten Kerngruppen ein wei-
Putamen und Globus pallidus werden gemeinsam auch als terer großer zum Thalamus gehörender Kernkomplex an, das
Linsenkern (Nucleus lentiformis) bezeichnet. Pulvinar thalami. Kaudal bzw. lateral des Pulvinar thalami finden
Hinweis: In der Literatur werden die zu den Stammganglien zäh- sich die Corpora geniculata mediale und laterale (. Abb. 1.62).
lenden Strukturen sehr uneinheitlich benannt.
> Der Thalamus nimmt eine zentrale Stellung in der Reiz-
Den Stammganglien funktionell assoziierte Kerngebiete sind:
verarbeitung ein, da hier außer den olfaktorischen alle
4 Ncl. subthalamicus
afferenten Bahnen auf das letzte Neuron umgeschaltet
4 Substantia nigra (Pars compacta)
werden.
4 Ncl. tegmenti pedunculopontinus
a b c
d e
a b
. Abb. 1.63 Darstellung der Stammganglien in . Abb. 1.64a, b Stammganglien im koronaren Schnitt (MRT T1 FLAIR cor)
einer 3-D-Rekonstruktion von einem MRT-Daten- 1 = Nucleus caudatus 3I = lateraler Thalamus
satz eines Hirnpräparates 1I = Caput des Nucleus caudatus 4 = Globus pallidus externus
1 = Nucleus caudatus 1II = Cauda des Nucleus caudatus 5 = Ncl. subthalamicus
2 = Putamen 2 = Putamen 6 = Zona incerta
3 = Pontes grisei (Pfeile) 3 = Thalamus
4 = Thalamus
28 Kapitel 1 · Gehirn und Schädelbasis – Anatomie
. Abb. 1.65 Schemazeichnung der Strukturen des Dienzephalons (Strukturen des Dienzephalons sind blau dargestellt)
. Abb. 1.66 Hypothalamus und Corpora mamil- . Abb. 1.67 MRT eines Hirnpräparates der Glan-
laria (MRT T1 FLAIR cor) dula pinealis (Schnittführung parallel zur Längs-
1 = Corpora mamillaria achse der Pinealis)
2 = Hypothalamus 1 = Glandula pinealis
3 = Tractus mamillothalamicus 2 = III. Ventrikel
4 = Thalamus 3 = Tractus mamillothalamicus . Abb. 1.68 Thalamus (MRT T1 FLAIR tra)
4 = Commissura anterior 1 = Thalamus, anteriore Kerngruppe
2 = Thalamus, laterale Kerngruppe
3 = Thalamus, mediale Kerngruppe
4 = Pulvinar thalami
5 = Fornix
6 = V. cerebri interna
7 = Caput nucleus caudati
8 = Putamen
9 = Globus pallidus
10 = Claustrum
Pfeile: = Lamina medullaris interna
1.15 · Hirnstamm
29 1
1.11 Transversale Schichten durch die 4 Paleocerebellum (Altkleinhirn = Spinocerebellum)
Großhirnhemisphären 5 Vorderlappenanteile des Kleinhirnwurms
– Culmen
Die . Abb. 1.69 zeigt T1-gewichtete transversale Schichten durch – Lobus centralis
die Großhirnhemisphären von kranial nach kaudal. 5 Anteile des Unterwurms (Vermis inferior), erhält vor allem
Bei systematischer Bildanalyse trifft man im axialen Schnitt spinale Afferenzen:
von lateral, d.h. von der Inselrinde ausgehend, nach medial, d.h. – Uvula
bis zum III. Ventrikel, auf folgende anatomischen Strukturen: – Pyramis
4 Inselkortex 5 Paraflocculus
4 Capsula extrema 4 Neocerebellum (Neukleinhirn = Pontocerebellum)
4 Claustrum 5 Kleinhirnhemisphären
4 Capsula externa 5 enge Faserbahnverbindungen zum Telenzephalon
4 Putamen
4 Globus pallidus, Pars externa In jeder Kleinhirnhemisphäre sind 4 Kerngebiete nachweisbar:
4 Globus pallidus, Pars interna 4 Nucleus dentatus: im Marklager der Kleinhirnhemisphären
4 Capsula interna (. Abb. 1.73)
4 Thalamus 4 Nucleus fastigii: medial im Dach des IV. Ventrikels
4 Nucleus globosus
4 Nucleus emboliformis: beide lateral des Nucleus fastigii
1.12 Koronare Schichten durch die
Großhirnhemisphären Das Kleinhirn ist durch 3 paarig angelegte Kleinhirnstiele mit
dem Hirnstamm verbunden (. Abb. 1.76):
Die koronaren Schichten durch die Großhirnhemisphären sind 4 Pedunculi cerebellares superiores (Synonym: Corpus restifor-
in . Abb. 1.70a–n dargestellt. mis)
4 Pedunculi cerebellares medii (Synonym: Brachium pontis)
4 Pedunculi cerebellares inferiores (Synonym: Brachium con-
1.13 Sagittale Schichten durch die junctivum)
Großhirnhemisphären
a b c
d e f
g h i
. Abb. 1.69a–i Transversale Schnitte durch die Großhirnhemisphären (MRT T1w tra)
1.15 · Hirnstamm
31 1
j k l
m n
. Abb. 1.69j–n Transversale Schnitte durch die Großhirnhemisphären (MRT T1w tra)
1 = Gyrus frontalis superior 19 = Nucleus caudatus 40 = Gyrus parahippocampalis
2 = Sulcus frontalis superior 20 = Septum pellucidum 41 = Mesencephalon
3 = Gyrus frontalis medius 21 = Insel 42 = Corpora mamillaria
4 = Gyrus präcentralis 22 = Plexus choroideus 43 = Tractus opticus
4* = motorisches Handareal 23 = Putamen 44 = Area calcarina
5 = Sulcus centralis 24 = Thalamus 45 = Uncus temporalis
6 = Gyrus postcentralis 25 = Gyrus frontalis inferior 46 = Temporalpol
7 = Sulcus präcentralis 26 = Gyrus temporalis superior 47 = Pons
8 = Ramus marginalis Sulcus cinguli 27 = Heschl-Querwindung 48 = N. trigeminus
9 = Gyrus cinguli 28 = Globus pallidus 49 = Pedunculus cerebellaris superior
10 = Precuneus 29 = Claustrum 50 = IV. Ventrikel
11 = Sinus sagittalis superior 30 = Gyrus temporalis medius 51 = Vermis superior
12 = Falx cerebri 31 = Fornix 52 = Kleinhirnhemisphäre
13 = Gyrus supramarginalis 32 = Gyrus rectus 53 = Pedunculus cerebellaris medius
14 = Sulcus parietooccipitalis 33 = Gyrus orbitofrontalis anterior 54 = 7. und 8. Hirnnerv
15 = Gyrus angularis 34 = Gyrus orbitofrontalis posterior 55 = Sinus transversus
16 = Cuneus 35 = Gyrus orbitofrontalis lateralis 56 = Flocculus
17 = Corpus callosum 36 = Gyrus orbitofrontalis medialis 57 = Kleinhirntonsille
17I = Corpus callosum: Genu 37 = Sylvische Fissur 58 = Vermis inferior
17II = Corpus callosum: Splenium 38 = Commissura anterior 59 = Medulla oblongata
18 = Seitenventrikel 39 = Commissura posterior
32 Kapitel 1 · Gehirn und Schädelbasis – Anatomie
a b c
d e f
g h i
a b c
d e
a b
. Abb. 1.72a, b Kleinhirnwurm. a Mediosagittalschnitt (MRT T1 FLAIR sag); b Präparatefoto . Abb. 1.73 Nucleus dentatus (MRT SWI tra)
1 = Velum medullare superius 8 = Tuber
2 = Lingula 9 = Fissura horizontalis
3 = Lobus centralis 10 = Pyramis
4 = Culmen 11 = Uvula
5 = Fissura prima 12 = Nodulus
6 = Declive 13 = Tonsille
7 = Folium
a b c
d e
. Abb. 1.74a–e Koronare Schnitte durch das Cerebellum (MRT T1 FLAIR cor)
1 = Fissura horizontalis 6 = Vermis superior 11 = Pons
2 = Fissura posterior superior 6I = Vermis inferior 12 = Tonsille
3 = Fissura prima 7 = Vermis, Culmen (Lobus anterior) 13 = Pedunculus cerebellaris medius (Brachium pontis)
4 = Lobus anterior: Lobulus quadrangularis 8 = Vermis, Declive (Lobus posterior) 14 = Flocculus
5 = Lobus posterior: Lobulus semilunaris superior 9 = Vermis, Folium 15 = Medulla oblongata
5I = Lobus posterior: Lobulus semilunaris inferior 10 = Vermis, Tuber 16 = A. vertebralis
1.15 · Hirnstamm
35 1
a b
. Abb. 1.75a, b Transversale Schnitte durch das Cerebellum (MRT CISS tra)
1 = Flocculus 4I = Vermis inferior: Uvula
2 = Pedunculus cerebellaris medius 5 = Medulla ablongata
3 = Tonsille 6 = Lobus posterior: Lobulus semilunaris inferior
4 = Vermis inferior: Nodulus 7 = Lobus posterior: Lobulus biventer
. Abb. 1.76 Fibertracking (DTI) des Hirnstamms und der Kleinhirnstiele auf . Abb. 1.77 Gliederung des Hirnstamms (auf einem MRT eingezeichnet)
eine schräg sagittal rekonstruierte CISS-MRT projiziert 1 = Velum medullare superius
1 = Pons 2 = Velum medullare inferius
2 = Pedunculus cerebellaris medius 3 = Glandula pinealis
3 = Medulla oblongata 4 = Corpora mamillaria
4 = Mesencephalon 5 = Sulcus pontomedullaris
6 = Aquädukt
36 Kapitel 1 · Gehirn und Schädelbasis – Anatomie
a b
a b
. Abb. 1.81a, b Transversalschnitt durch das Mesencephalon: MRT eines Präparates (a) und T2w in vivo (b)
1 = Nucleus ruber 6 = Substantia nigra
2 = Colliculus superius 7 = Lemniscus medialis
3 = periaquäduktales Grau 8 = Corpora mamillaria
4 = Pedunculus cerebri 9 = Fornix
5 = Faszikel des N. oculomotorius 10 = Tractus opticus
a b
. Abb. 1.82a, b Transversalschnitt durch das Mesencephalon: MRT eines Präparates (a) und T2w, in vivo (b)
1 = Nucleus ruber 5 = Fasciculus longitudinalis medialis
2 = Colliculus inferius 6 = Pedunculus cerebri
3 = Aquaeductus cerebri 7 = Fossa interpeduncularis
4 = periaquäduktales Grau
a b
. Abb. 1.83a, b Transversalschnitt durch das Mesencephalon: MRT eines Präparates (a) und T2w, in vivo (b)
1 = Pedunculus cerebri 4 = periaquäduktales Grau
2 = Decussatio pedunculorum cerebellarium 5 = Velum medullare superius
superiorum 6 = Colliculus inferius
3 = Fasciculus longitudinalis medialis 7 = Pedunculus cerebellaris superior
38 Kapitel 1 · Gehirn und Schädelbasis – Anatomie
1.15.2 Pons
1
Synonyme. Brücke
Der Pons (. Abb. 1.84, . Abb. 1.85, . Abb. 1.86, . Abb. 1.87 und
. Abb. 1.88) besteht aus 2 Hauptanteilen:
4 Basis pontis (= Pars ventralis pontis, Pars basilaris pontis):
ventraler Anteil
4 Tegmentum pontis (Brückenhaube): dorsaler Anteil.
a b c
. Abb. 1.85a–c Transversalschnitt durch den Pons auf Höhe des Aquäductus cerebri, MRT eines Präparates (a) sowie T2w (b) und PDw (c) in vivo
1= Pyramidenbahn 5 = Lemniscus medialis 9 = Nucleus reticularis
2 = Fibrae transversae pontis 6 = Tractus spinothalamicus 10 = Pedunculus cerebellaris superior
3 = Fasciculus longitudinalis medialis 7 = Velum medullare superius (Brachium conjunctivum)
4 = periaquäduktales Grau 8 = Aquäductus cerebri
a b c
. Abb. 1.86a–c Transversalschnitt durch den Pons auf Höhe des Pedunculus cerebellaris superior: MRT eines Präparates (a) sowie T2w (b) und PDw (c) in vivo
1 = Pyramidenbahn 5 = Lemniscus medialis
2 = Fibrae transversae pontis 6 = IV. Ventrikel
3 = Fasciculus longitudinalis medialis 7 = A. basilaris
4 = Pedunculus cerebellaris superior
a b c
. Abb. 1.87a–c Transversalschnitt durch den Pons auf Höhe des Abgangs des N. trigeminus: MRT eines Präparates (a) sowie T2w (b) und PDw (c) in vivo
1 = Pyramidenbahn 4 = A. basilaris 7 = Fasciculus longitudinalis medialis
2 = Pedunculus cerebellaris superior 5 = Lemniscus medialis * Artefakt durch Luftblase
3 = N. trigeminus 6 = IV. Ventrikel 8 = Pedunculus cerebellaris medius
40 Kapitel 1 · Gehirn und Schädelbasis – Anatomie
a b c
. Abb. 1.88a–c Transversalschnitt durch den Pons auf Höhe des Colliculus facialis: MRT eines Präparates (a) sowie T2w (b) und PDw (c) in vivo
1 = Pyramidenbahn 6 = Fasern des Nervus facialis
2 = Pedunculus cerebellaris medius 7 = Nucleus nervi abducentis
3 = Fasciculus longitudinalis medialis 7I= Nervus abducens
4 = Colliculus facialis 8 = IV. Ventrikel
5 = Lemniscus medialis 9 = A. basilaris
a b c
. Abb. 1.90a–c Transversalschnitt durch die Medulla oblongata, MRT eines Präparates (a) sowie T2w (b) und PDw (c) in vivo
1 = Pyramidenbahn 5 = Pedunculus cerebellaris inferior (Restiform Body)
2 = Lemniscus medialis 6 = Flocculus
3 = Fasciculus longitudinalis medialis 7 = Aquäductus cerebri
4 = Nucleus praepositus hypoglossi
1.16 · Hirnnerven
41 1
a b c
. Abb. 1.91a–c Transversalschnitt durch die Medulla oblongata, MRT eines Präparates (a) sowie T2w (b) und PDw (c) in vivo
1 = Pyramidenbahn 4 = Nucleus hypoglossi
2 = Nucleus olivaris inferior (Olive) 5 = A. vertebralis
3 = Fasciculus longitudinalis medialis 6 = Tonsille
a b
1.16.2 N. opticus (HN II) Faszikel: Sie verlaufen auf Höhe des Nucleus ruber durch das
1 Mittelhirn nach ventral (. Abb. 1.79).
Der N. opticus wird von den Axonen der retinalen Ganglien- Austrittspunkt aus dem Hirnstamm: Fossa interpeduncularis,
zellen gebildet. Er bildet sich am hinteren Pol des Bulbus oculi Innenseite der Pedunculi cerebri (Sulcus n. oculomotorii).
und zieht entlang der Orbitalängsachse nach dorsal. Durch den Zisternaler Verlauf: Durch die Cisterna interpeduncularis und
Canalis opticus verlässt er die Orbita um in die vordere Schädel- die perimesenzephale Zisterne zwischen P1-Segment der A. cere-
grube einzutreten (. Abb. 1.93). bri posterior (superior) und A. cerebellaris superior (inferior,
Intrakraniell bilden die beiden Nn. opticii in der supra- . Abb. 1.95).
sellären Zisterne das Chiasma n. optici, wo die nasalen Fasern der Eintritt in die Dura: Dach des Sinus cavernosus.
beiden Nerven zur Gegenseite kreuzen (. Abb. 1.94). Verlauf in der Dura: Kavernöses Segment des HN III in der late-
Die ipsilateralen temporalen Nervenfaserbündel und die ralen Wand des Sinus cavernosus als am weitesten kranial gele-
kontralateralen nasalen Nervenfaserbündel bilden die Tractus gener Nerv.
optici. 90% der Fasern des Tractus opticus ziehen nach dorso- Austritt aus der Dura: Durch die Fissura orbitalis superior.
lateral zu den Corpora geniculata laterale (dorsoinferolateral des Durchtritt durch die Schädelbasis: Durch Fissura orbitalis su-
Thalamus gelegen), wo sie auf das zweite Neuron umgeschaltet perior Eintritt in die Orbitaspitze.
werden.
Von den Corpora geniculata laterale verlaufen die Axone Literatur
dieser zweiten Neurone als Radiatio optica (Sehstrahlung, Gra- Adams ME, Linn J, Yousry I. Pathology of the ocular motor nerves III, IV, and VI.
Neuroimaging Clin N Am. 2008;18:261-82.
tiolet-Sehstrahlung) zur primären Sehrinde (Area 17, angren-
zend an den Sulcus calcarinus).
d c
. Abb. 1.93a–d N. opticus. a: MRT CISS tra; b-d: MRT cor . Abb. 1.95a–c N. oculomotorius. a: MRT CISS tra; b: MRT CISS sag; c: MRT
1 = N. opticus CISS cor
2 = Chiasma opticum 1 = N. oculomotorius, sagittal
3 = Tractus opticus 1I = kavernöses Segment, N III
4 = ACI 2 = N. oculomotorius, coronar
3 = PCA, P1-Segment
4 = SCA
5 = A. basilaris
44 Kapitel 1 · Gehirn und Schädelbasis – Anatomie
a c
Austritt aus der Dura und Durchtritt durch die Schädelbasis: 1.16.6 N. abducens (HN VI)
4 N. ophthalmicus (HN V1): über Fissura orbitalis superior Ein-
tritt in die Orbitaspitze Versorgungsgebiet: Motorische Versorgung des M. rectus late-
4 N. maxillaris (HN V2): über das Foramen rotundum in die ralis (Abduktion).
Fossa pterygopalatina → Verlauf nach lateral → Eintritt in die Kernkomplex: Nucleus nervi abducentis; Lokalisation: dorsal im
Orbita via Fissura orbitalis inferior → Verlauf am Orbitaboden Pons, am Boden des IV. Ventrikels, dem Fasciculus longitudinalis
als N. infraorbitalis → gelangt zum Gesicht über Foramen medialis benachbart (. Abb. 1.88).
infraorbitale Die Faszikel des N. facialis ziehen dorsalseitig um den Nucleus
4 N. mandibularis (HN V3) = inferiorer sensorischer Ast und nervi abducentis und verursachen eine Vorwölbung des Bodens
motorischer Ast: verlassen die Schädelbasis über das Fora- des IV. Ventrikels (Colliculus facialis, . Abb. 1.88).
men ovale → Verlauf durch die Fossa infratemporalis Austrittspunkt aus dem Hirnstamm: kaudaler Pons, Sulcus pon-
tomedullaris.
Literatur Zisternaler Verlauf: Der NH VI verläuft durch die präpontine
Yousry I, Moriggl B, Holtmannspoetter M, Schmid UD, Naidich TP, Yousry TA. Zisterne parallel zur Clivushinterkante nach anterior und ros-
Detailed anatomy of the motor and sensory roots of the trigeminal nerve
tral.
and their neurovascular relationships: a magnetic resonance imaging
study. J Neurosurg. 2004;101:427-34.
Eintritt in die Dura: im Dorello-Kanal (. Abb. 1.98a, c, d).
Yousry I, Moriggl B, Schmid UD, Naidich TP, Yousry TA. Trigeminal ganglion and Verlauf in der Dura (= kavernöses Segment des HN VI): Der
its divisions: detailed anatomic MR imaging with contrast-enhanced 3D NH VI verläuft als einziger Nerv frei durch den Sinus caverno-
constructive interference in the steady state sequences. AJNR Am J Neu- sus, d.h. nicht in dessen Wand, lateral der ACI.
roradiol. 2005;26:1128-35.
Austritt aus der Dura: Fissura orbitalis superior.
46 Kapitel 1 · Gehirn und Schädelbasis – Anatomie
Durchtritt durch die Schädelbasis: Der NH VI tritt durch den Fasciculi: Sie verlaufen zwischen dem Boden des IV. Ventrikels
1 medialen Anteil der Fissura orbitalis superior in die Orbitaspitze und dem Nucleus nervi abducentis und verursachen eine Vorwöl-
ein. bung am Boden des IV. Ventrikels, die Colliculi facialis (= inneres
Fazialisknie, . Abb. 1.88).
Literatur Austritt aus bzw. Eintritt in dem Hirnstamm: Kleinhirn-
Ozveren MF, Erol FS, Alkan A, Kocak A, Onal C, Türe U. Microanatomical archi- brückenwinkel, medial des HN VIII.
tecture of Dorello’s canal and its clinical implications. Neurosurgery. 2007
Zisternaler Verlauf: Der HN VII verläuft durch die Kleinhirn-
Feb;60:2 (Suppl 1).
Yousry I, Camelio S, Wiesmann M, Schmid UD, Moriggl B, Brückmann H,
brückenzisterne zum Porus acusticus internus.
Yousry TA. Detailed magnetic resonance imaging anatomy of the cister- Durchtritt durch die Dura: Meatus acusticus internus
nal segment of the abducent nerve: Dorello’s canal and neurovascular Intrakanalikulärer Verlauf: Im Verlauf des HN VII durch den
relationships and landmarks. J Neurosurg. 1999;91:276-83. Canalis nervi facialis können 3 Abschnitte des HN VII unter-
schieden werden:
4 Labyrinthäres Segment: Beginn am Fundus meatus acustici
1.16.7 N. facialis (HN VII) interni → weiterer Verlauf senkrecht zur Längsachse des Fel-
senbeins nach anterior und lateral, am distalen Ende dieses
Der N. facialis (. Abb. 1.99) besteht aus 2 Anteilen, dem Segments liegt das Ganglion geniculi (= äußeres Fazialis-
4 »eigentlichen« N. facialis, einem rein motorischen Nerv und knie), hier gehen der N. petrosus major superficialis und der
dem N. petrosus minor superficialis ab.
4 N. intermedius, der sensorische und parasympathische Fa- 4 Tympanales Segment: Beginn am Ganglion geniculi, weiterer
sern führt. Verlauf nach dorsal und leicht kaudal, zwischen lateralem
Bogengang (superior) und dem ovalen Fenster (inferior).
Versorgungsgebiete: 4 Mastoidales Segment: Dieses verläuft senkrecht nach kau-
4 Motorisch: dal zum Foramen stylomastoideumin. Von diesem Segment
5 Gesichtsmuskulatur gehen der N. stapedius (zum M. stapedius) und die Chorda
5 Mm. auriculares tympani ab.
5 M. digastricus (Venter posterior)
5 M. stylohyoideus Die Chorda tympani verbindet den HN VII mit dem N. lingualis
5 M. stapedius (aus dem N. trigeminus), sie verläuft zwischen Malleus und
4 Sensorisch: Stapes.
5 vordere 2/3 der Zunge (über Chorda tympani, s. u.) N. petrosus major superficialis: Er verläuft zusammen mit
4 Parasympathisch: dem N. petrosus major profundus (aus HN IX). Im Ganglion
5 Glandula lacrimalis pterygopalatinum in der Fossa pterygopalatina werden die Fasern
5 Glandulae nasales auf postganglionäre Fasern umgeschaltet. Parasympathische Fa-
5 Glandulae palatinae (über Ganglion pterygopalatinum) sern gehen zur Glandula lacrimalis, zu den Glandulae nasales,
5 Glandula submandibularis und Glandula sublingualis Glandulae palatinae und den Drüsen des Epipharynx.
(über Ganglion submandibulare) N. petrosus minor superficialis: Er verläuft zusammen mit
dem N. petrosus minor profundus (aus HN IX).
Kerngebiete bzw. Ganglien: Austritt der Nerven aus der Schädelbasis:
4 Motorische Anteil: Nucleus nervi facialis; Lokalisation: infe- 4 Hauptstamm: Foramen stylomastoideum → zur Glandula
riorer Pons, anterolateral des Nucleus nervi abducentis parotis, hier Aufteilung in 5 Hauptäste
4 N. intermedius: 4 Chorda tympani: Fissura petrotympanica → zur Fossa infra-
5 Afferente Fasern: Ganglion geniculi, pseudounipolare temporalis → weiter mit den N. lingualis zum Ganglion sub-
Ganglienzellen; Lokalisation: im Felsenbein, im Canalis mandibulare
nervi facialis, zwischen erstem und zweiten kanalikulärem 4 N. petrosus major superficialis: Foramen lacerum
Segment (= äußeres Fazialisknie, s.u.) 4 N. petrosus minor superficialis: Fissura sphenopetrosa
– Distale Fortsätze dieser Ganglienzellen ziehen zu den
Rezeptoren der ersten 2/3 der Zunge und verlaufen über Literatur
die Chorda tympani bzw. distal mit dem N. lingualis Casselman JW, Kuhweide R, Deimling M, Ampe W, Dehaene I, Meeus L. Con-
structive interference in steady state-3DFT MR imaging of the inner ear
– Zentrale Fortsätze der Zellen ziehen im Nervus inter-
and cerebellopontine angle. AJNR Am J Neuroradiol. 1993;14:47-57.
medius zum Nucleus tractus solitarii Naraghi R, Tanrikulu L, Troescher-Weber R, Bischoff B, Hecht M, Buchfelder M,
5 Efferente parasympatische Fasern: Nucleus salivatorius Hastreiter P. Classification of neurovascular compression in typical hemi-
superior; Lokalisation: kaudal und medial vom motori- facial spasm: three-dimensional visualization of the facial and the vesti-
schen Fazialiskern. bulocochlear nerves. J Neurosurg. 2007;107:1154-63.
Yurtseven T, Savaş R, Koçak A, Turhan T, Aktaş EO, Işlekel S. Relationship be-
tween anterior inferior cerebellar artery and facial-vestibulocochlear
nerve complex: an anatomical and magnetic resonance images correla-
tion study. Minim Invasive Neurosurg. 2004;47:306-11.
1.16 · Hirnnerven
47 1
. Abb. 1.99a–c N. facialis. a: MRT T2w tra; b: CISS tra; c: CISS cor
1 = N. facialis
2 = N. vestibulocochlearis
3 = N. abducens
4 = Cochlea
d 5 = horizontaler Bogengang
. Abb. 1.98a–d N. abducens. a: MRT CISS tra; b: CISS cor; c: CISS sag;
d: CE MRA, sag
1 = N. abducens
1I = N. abducens im Dorello-Kanal
2 = A. basilaris
48 Kapitel 1 · Gehirn und Schädelbasis – Anatomie
a b
. Abb. 1.100a, b N. vestibulocochlearis. a: MRT CISS schräg cor parallel zum Verlauf des HN VIII; b: MRT CISS durch den Meatus acusticus internus, senk-
recht zu dessen Verlauf
1 = N. vestibulocochlearis
2 = Nervus vestibularis superior
3 = Nervus cochlearis
4 = Nervus vestibularis inferior
5 = Nervus facialis
. Abb. 1.105 Kaudale Hirnnerven im Foramen jugulare . Abb. 1.106 Durale Meati (MRT CISS cor)
1 = Sinus petrosus inferior 1 = Apertura externa des Aquaeductus cochleae
2 = A. carotis interna 2 = Meatus duralis nervi glossopharyngei
3 = N. glossopharyngeus im Foramen jugulare 3 = Meatus duralis nervi vagi
4 = HNX/XI-Komplex im Foramen jugulare 4 = Meatus acusticus internus
5 = Sinus sigmoideus
52 Kapitel 1 · Gehirn und Schädelbasis – Anatomie
1.16.12 N. hypoglossus (HN XII) Äste (. Abb. 1.109 und . Abb. 1.110):
1 4 A. thyroidea superior: erster anterior abgehender Ast der
Versorgungsgebiete: ACE; Versorgungsgebiete: Larynx, obere Anteile der Schild-
4 Motorisch: drüse
5 innere Zungenmuskeln 4 A. pharyngea ascendens: sie geht dorsal aus der ACE (oder
5 M. styloglossus aus der Karotisbifurkation) ab; Versorgungsgebiete: Naso-
5 M. hyoglossus pharynx, Oropharynx, Eustachische Röhre, Mittelohr, prä-
5 M. genioglossus vertebrale Muskulatur, Dura, Hirnnerven IX–XI; bildet
wichtige Anastomosen mit:
Kernkomplex: Nucleus nervi hypoglossi; Lokalisation: posteriore 5 A. meningea media
Medulla oblongata, er verursacht eine umschriebene Vorwöl- 5 A. meningea accessoria
bung am Boden des IV. Ventrikels (Trigonum nervi hypoglossi). 5 A. caroticotympanica
Austrittspunkt aus dem Hirnstamm: 10–15 Nervenwurzeln ver- 5 A. canalis pterygoidei Vidii
lassen die Medulla oblongata im Sulcus anterolateralis (Sulcus 4 A. lingualis: zweiter anterior abgehender Ast der ACE; Va-
praeolivaris), zwischen Olive und Pyramide und bilden zisternal riante: gemeinsamer Abgang mit A. facialis; Versorgungs-
ein oder zwei Nervenfaserbündel (. Abb. 1.107). gebiete: Zunge, Mundhöhle, Glandula submandibularis
Zisternaler Verlauf: Durch die prämedulläre Zisterne in enger 4 A. facialis: Abgang unmittelbar oberhalb der A. lingualis;
Lagebeziehung zur A. vertebralis und PICA. Versorgungsgebiete: Gesicht, Gaumen, Lippe, Kinn; bildet
Durchtritt durch die Dura: Canalis nervi hypoglossi wichtige Anastomosen mit der A. ophthalmica und anderen
Durchtritt durch die Schädelbasis: Canalis nervi hypoglossi ACE-Ästen
(kanalikuläres Segment), inferior des Foramen jugulare trifft 4 A. occipitalis: geht dorsalseitig aus der ACE ab; Versorgungs-
der HN XII auf die HN IX–XI und zieht mit ihnen gemeinsam gebiete: Kopfhaut, obere Halsmuskulatur, Hirnhaut der hin-
zwischen ACI und V. jugularis interna nach kaudal. teren Schädelgrube
4 A. auricularis posterior: geht oberhalb der A. occipitalis eben-
Literatur falls dorsalseitig aus der ACE ab; Versorgungsgebiete: Kopf-
Linn J, Moriggl B, Schwarz F, Naidich TP, Schmid UD, Wiesmann M, Bruck- haut, äußerer Gehörgang, Ohrmuschel, Chorda tympani
mann H, Yousry I. Cisternal segments of the glossopharyngeal, vagus,
4 A. temporalis superficialis: einer der beiden Endäste der
and accessory nerves: detailed magnetic resonance imaging-demon-
strated anatomy and neurovascular relationships. J Neurosurg. 2009 Jan
ACE; Versorgungsgebiete: Kopfhaut; Hauptast: A. trans-
30. [Epub ahead of print] versa faciei
Linn J, Peters F, Moriggl B, Naidich TP, Brückmann H, Yousry I. The jugular 4 A. maxillaris: größerer der beiden Endäste der ACE; Versor-
foramen: imaging strategy and detailed anatomy at 3T. AJNR Am J Neuro- gungsgebiete: Meningen, Nase, Gesicht; Hauptast: A. me-
radiol. 2009;30:34-41.
ningea media; wichtige Anastomosen mit dem Truncus infe-
Yousry I, Moriggl B, Schmid UD, Wiesman M, Fesl G, Brückmann H, Naidich TP,
Yousry TA. Detailed anatomy of the intracranial segment of the hypo-
rolateralis der ACI
glossal nerve: neurovascular relationships and landmarks on magnetic
resonance imaging sequences. J Neurosurg. 2002;96:1113-22. A. carotis interna (ACI)
Die ACI versorgt die beiden Großhirnhemisphären und wird in
7 Segmente unterteilt (. Abb. 1.111 und . Abb. 1.112):
1.17 Gefäße 4 C1-Segment: zervikales Segment
4 C2-Segment: petröses Segment, Abschnitt im Carotiskanal
1.17.1 Arterien (vorderes Strombahngebiet) im Felsenbein; kurzer vertikal verlaufender Abschnitt, länge-
rer horizontal verlaufender Abschnitt
A. carotis communis (CCA) 4 C3-Segment: Lacerum-Segment, kurz, reicht von der Felsen-
Ursprung (. Abb. 1.108): beinspitze bis zum Eintritt in den Sinus cavernosus
4 Rechte CCA: aus dem Truncus brachiocephalicus 4 C4-Segment: kavernöses Segment, Anteil der ACI, der durch
4 Linke CCA: direkt aus dem Aortenbogen den Sinus cavernosus verläuft; bildet in diesem kurzen Ab-
schnitt zwei »Knie«
Verlauf: in der Karotisloge, anteromedial der V. jugularis interna 4 C5-Segment: klinoidales Segment, sehr kurz, Abschnitt zwi-
Teilung ca. auf Höhe des 3./4. Halswirbels in die: schen Austritt aus Sinus cavernosus (proximaler Duraring)
4 A. carotis externa (ACE) und und Eintritt in den Subarachnoidalraum (distaler Duraring)
4 A. carotis interna (ACI) (. Abb. 1.110). Ab hier verläuft die ACI intradural.
4 C6-Segment: ophthalmisches Segment, erstreckt sich vom
A. carotis externa (ACE) Eintritt in den Subarachnoidalraum im Bereich des supe-
Versorgungsgebiete: rioren Clinoids bis unmittelbar unterhalb des Abgangs des
4 Überwiegende Anteile der Kopf- und Halsweichteile R. communicans posterior (RcomP)
4 Anteile des knöchernen Schädels 4 C7-Segment: terminales Segment, erstreckt sich von unmit-
4 Dura mater telbar proximal des RcomP bis zur Teilung der ACI
1.17 · Gefäße
53 1
a b c
. Abb. 1.107a–c N. hypoglossus. a: MRT CISS tra; b: MRT CISS cor; c: N. hypoglossus im Hypoglossuskanal (Pfeil), kontrastverstärkte MRA tra
1 = Nervenfaserbündel des N. hypoglossus 2 = Canalis n. hypoglossi 3 = A. vertebralis, V4-Segment
. Abb. 1.108 Schematische Darstellung der Abgänge der Halsgefäße . Abb. 1.109 Schematische Darstellung der A. carotis externa, Ansicht von
aus dem Aortenbogen lateral
a b
54 Kapitel 1 · Gehirn und Schädelbasis – Anatomie
Die ACI teilt sich in die A. cerebri anterior und die A. cerebri
1 media. Die Teilungsstelle wird auch als Carotis-T bezeichnet
(. Abb. 1.112).
Äste der Segmente:
4 C1-Segment: keine Äste
4 C2-Segment:
5 A. canalis pterygoidei (»Vidian Artery«, A. Vidii, stellt eine
Anastomose zur ACE dar)
5 R. caroticotympanicus (zum Mittelohr)
4 C3-Segment: keine Äste
4 C4-Segment:
5 Truncus meningohypophysialis: Hypophyse, Tentorium,
Dura des Clivus
5 Truncus inferolateralis (= A. hypophysialis inferior): Dura
des Sinus cavernosus, kavernöse Segmente der Hirnnerven
4 C5-Segment: i.d.R. keine Äste, die A. ophthalmica kann hier
entspringen
4 C6-Segment:
5 A. ophthalmica: entspringt ventral aus der ACI; tritt durch
den Opticuskanal in die Orbita ein, anastomosiert mit . Abb. 1.111 Schematische Darstellung der A. carotis interna (Ansicht von
lateral)
ACE
5 A. hypophysialis superior (entspring dorsal aus der ACI):
Hypophyse, Infundibulum, N. opticus, Chiasma opticum)
4 C7-Segment: 5 Proatlantische Intersegmentalarterie: Entspringt aus dem
5 R. communicans posterior (RcomP): zieht zur A. cerebri zervikalen Teil der ACI (ca. Höhe HWK2/3) und verläuft
posterior, hier entspringen wichtige Perforatoren zum zur Vertebralarterie.
Thalamus
5 A. choroidea anterior: letzter Ast der ACI, entspringt Literatur
dorsalseitig; typischer Verlauf zunächst nach posteromedial, Gottschalk S, Gehrking E, Petersen D. Malformations of the Temporal Bone.
Diagnosis and Classification. Clin Neurorad. 2006;16:17-32.
dann zur suprasellären Zisterne, gelangt über die Fissura
Wiesmann M, Yousry I, Seelos KC, Yousry TA. Identification and anatomic
choroidea zum Plexus choroideus des Temporalhorns; Ver- description of the anterior choroidal artery by use of 3D-TOF source and
sorgungsgebiet: Plexus choroideus, mesialer Temporal- 3D-CISS MR imaging. AJNR Am J Neuroradiol. 2001;22:305-10.
lappen, Anteile des hinteren Schenkels der Capsula interna
(einschließlich Pyramidenbahn), mediale Anteile des Glo-
bus pallidus und Anteile der Cauda nuclei caudati. Circulus arteriosus Willisi
Synonyme. Circulus arteriosus cerebri
Varianten und Anomalien (Auswahl): Bei dem Circulus arteriosus Willisi handelt es sich um einen
4 Agenesie der ACI (sehr selten) Anastomosenring zwischen den Schädelbasisarterien, durch den
4 Petröses Segment: die beiden ACI und die A. basilaris miteinander verbunden sind.
5 Aberranter Verlauf der ACI: Der vertikale Anteil des pe- Der Circulus stellt also einerseits eine Anastomose zwischen dem
trösen Segments verläuft weiter posterolateral als normal, vorderen und hinteren Kreislauf dar, andererseits aber auch eine
präsentiert sich als pulsatile, posttympanal gelegene Läsion. Anastomose zwischen der Blutverorgung der rechten und der
5 Persistierende A. stapedia: Verläuft durch den vorderen linken Hemisphäre (. Abb. 1.114 und . Abb. 1.115).
unteren Abschnitt der Paukenhöhle, tritt in den hinteren Die Gefäße, die die eigentlichen Anastomosen darstellen,
Teil des tympanalen Fazialiskanals ein, ist dann auch Ur- sind
sprung der A. meningea media; das Foramen spinosum ist 4 die unpaare A. communicans anterior (AcomA) und
bei dieser Anomalie nicht angelegt. 4 die paarigen R. communicantes posteriores (RcomP).
4 Persistierende primitive Arterien:
5 Persistierende A. trigemina (A. trigemina primitiva): Häu- Variationen im Bereich des Circulus arteriosus sind keine Sel-
figste karotidobasiläre Anastomose, verläuft parallel zum tenheit, sondern stellen vielmehr die Regel dar:
zisternalen Verlauf des N. trigeminus (. Abb. 1.113). 4 In ca. 60% der Fälle ist mindestens ein beteiligtes Gefäßseg-
5 Persistierende A. hypoglossi: Von der ACI auf Höhe ment hypoplastisch oder fehlt vollständig.
HWK1/2 zur A. basilaris, verläuft durch den Canalis 4 Am häufigsten (in bis zu ca. 30% der Fälle) ist der RcomP
nervi hypoglossi. hypoplastisch oder fehlend (. Abb. 1.116a).
5 Persistierende A. otica: Geht vom petrösen Segment der 4 In bis zu 1/4 der Fälle liegt eine sog. embryonale Abgangs-
ACI aus und verläuft durch den Meatus acusticus internus variante der A. cerebri posterior (PCA) aus der ACI vor, da-
zur A. basilaris. bei besteht ein sehr kräftiger RcomP bei hypo- oder aplas-
1.17 · Gefäße
55 1
. Abb. 1.112a, b DSA der A. carotis interna, Ansicht von a.p. (a) und lateral (b)
1 = A. carotis interna
2 = »Carotis-T« = Teilung der A. carotis interna
3 = A. cerebri media
a 4 = A1-Segment der A. cerebri anterior
5 = A2-Segment der A. cerebri anterior
tischem P1-Segment der PCA (. Abb. 1.116b). Diese Varian- 4 A. recurrens Heuber (ein kaliberkräftiger Perforator mit cha-
1 te ist z.B. bei der Genese arterio-arteriell embolischer Infarkte rakteristischem Verlauf): Abgang vom distalen A1- oder pro-
von Bedeutung und erklärt das Auftreten eines embolischen ximalen A2-Segment; verläuft nach lateral und dorsal um
Infarkts im ipsilateralen PCA-Stromgebiet bei arterioskle- ebenfalls durch die Substantia perforata anterior zu stoßen.
rotischer ACI-Stenose.
4 In ca. 1/5 der Fälle ist ein A1-Segment hypo- oder aplastisch Territorium der ACA (. Abb. 1.124):
(. Abb. 1.116c). 4 Kortikale Äste: vordere zwei Drittel der mesialen Hirnober-
fläche; Konvexität: vordere zwei Drittel der medial gelegenen
Literatur Anteile der Konvexität
Hillen B. The variability of the circulus arteriosus (Willisi): order or anarchy? 4 Perforatoren:
Acta Anat (Basel). 1987;129:74-80.
5 Mediale Anteile der Stammganglien
5 Genu des Corpus callosum
A. cerebri anterior (ACA) 5 A. recurrens Heubneri:
Die ACA hat drei Segmente (. Abb. 1.117): – Caput nucleus caudatus
4 A1-Segment (= horizontales Segment, präkommunikales – Ventrale Anteile des Globus pallidus und des Putamens
Segment): verläuft über dem N. opticus – Vorderer Kapselschenkel
4 A2-Segment (= vertikales Segment, postkommunikales
Segment) : verläuft im Interhemisphärenspalt, anterior des Normvarianten und Anomalien:
Balkenknies nach superior; Hauptäste sind: 4 Hypo- oder aplastisches A1-Segment (häufig)
5 A. orbitofrontalis 4 »Bihemisphärische ACA«: kortikale Äste versorgen Anteile
5 A. frontopolaris der kontralateralen Hemisphäre mit (häufig)
4 A3-Segment (= distale Segmente und kortikale Äste): ver- 4 »Azygos-ACA«: Vorliegen eines einzelnen unpaaren A2-Seg-
läuft um das Genu corpus callosum und teilt sich in 2 Haupt- ments, das aus der Vereinigungsstelle der beiden A1-Seg-
äste: mente bei fehlender AcomA hervorgeht (selten)
5 A. pericallosa (verläuft unmittelbar kranial des Corpus 4 »Infraoptische« ACA: kreuzt inferior des N. opticus → ge-
callosum) häuftes Auftreten von Aneurysmen
5 A. callosomarginalis (verläuft im Sulcus cinguli)
A. cerebri media (MCA)
Perforatoren der ACA: Die meisten Autoren unterscheiden 4 Segmente der MCA:
4 Aa. lenticulostriatales mediales (Rami striatales mediales): Sie 4 M1-Segment (Mediahauptstamm, horizontales Segment):
gehen von den A1-Segmenten oder der AcomA ab und ver- reicht vom Carotis-T (lateral des Chiasma opticum) bis zur
laufen nach superior durch die Substantia perforata anterior Sylvischen Fissur; verläuft unterhalb der Substantia perforata
(. Abb. 1.118). anterior nach lateral; teilt sich in einer Bifurkation oder einer
Trifurkation unmittelbar vor Erreichen der Sylvischen Fissur
. Abb. 1.117a, b Schematische Darstellung der A. cerebri anterior, Ansicht von anterior-posterior (a) und von lateral (b)
4 M2-Segmente (insuläre Segmente): hierbei handelt es sich 1.17.2 Arterien (hinteres Strombahngebiet)
um die Äste nach der Bi- bzw. der Trifurkation; diese teilen
sich weiter in insgesamt 6–8 M2-Äste; verlaufen innerhalb Aa. vertebrales (VA)
der Sylvischen Fissur nach superior und teilen sich an der Die Aa. vertebrales haben jeweils 5 Segmente:
Oberfläche der Insel; geben lange Zirkumferenzarterien zum 4 V0-Segment: Abgang der VA aus der A. subclavia
Frontal-, Parietal- und Temporallappen ab 4 V1-Segment (extraossäres Segment): vom V0-Segment bis
4 M3-Segmente (operkuläre Segmente): Äste die entlang der zum Eintreten in das Foramen transversum des HWK6; ver-
Opercula verlaufen läuft vom Abgang aus nach superoposterior
4 M4-Segmente (kortikale Segmente): Endäste an der Kon- 4 V2-Segment (intraforaminales Segment): verläuft zunächst
vexität nach superior durch die Foramina transversalia der HWK6
bis HWK3; auf Höhe des HWK2 verläuft sie zunächst nach
Äste des M1-Segments: superolateral, um durch das L-förmige Foramen transversum
4 Aa. lenticulostriatales mediales und laterales (Media-Perfo- des Axis zu treten; danach verläuft sie nach superior zum
ratoren); verlaufen nach superior durch die Substantia perfo- Foramen transversum des Atlas
rata anterior 4 V3-Segment (extraspinales Segment, Atlasschlinge): reicht
4 A. temporopolaris vom Oberrand des Foramen transversum des Atlas bis zum
4 A. temporalis anterior Durchtritt der VA durch die Dura nach intradural; ver-
1.17 · Gefäße
59 1
läuft auf dem Bogen des Atlas nach posteromedial um das
Atlantookzipitalgelenk am Hinterrand des Atlantookzipital-
gelenks
4 V4-Segment (intradurales Segment): tritt durch das Fora-
men magnum in den Schädel ein; verläuft hinter dem Clivus
nach superomedial; ca. auf Höhe des pontomedullären Über-
gangs vereinigen sich die beiden VAs zur unpaaren A. basi-
laris
Wichtige Äste:
4 V1-Segment:
5 Segmentale Halsmuskeläste
5 Spinale Äste
4 V2-Segment:
5 A. meningea anterior
5 Segmentale Muskeläste
5 Spinale Äste
4 V4-Segment:
5 A. spinalis anterior
5 Aa. spinales posteriores
5 Perforierende Äste zur Medulla oblongata . Abb. 1.119 Schematische Darstellung der A. basilaris
5 A. cerebelli posterior inferior (PICA)
a b
. Abb. 1.121a, b DSA der A. basilaris, Ansicht in anterior-posteriorer (a) und lateraler (b) Pro-
jektion
1 = Basilariskopf 7 = A. cerebelli posterior inferior (PICA)
2 = A. basilaris 7I = PICA-Variante mit Abgang aus der BA
3 = A. cerebri posterior, P1-Segment 8 = A. vertebralis, V4-Segment
4 = A. cerebri posterior, P2-Segment 8I = A. vertebralis, Atlasschlinge
5 = A. cerebelli superior 8II = A. vertebralis
6 = A. cerebelli anterior inferior (AICA) 9 = R. communicans posterior
. Abb. 1.122 Dreifach angelegte SCA als Normvariante . Abb. 1.123 DSA der Aa. choroideae posteriores,
(MRT T2w cor) Ansicht von lateral
1 = SCA 1 = Basilariskopf
2 = PCA 2 = A. basilaris
3 = BA 3 = A. cerebri posterior, P1-Segment
4 = AICA 4 = Aa. choroideae posteriores
5 = VA 5 = A. vertebralis
62 Kapitel 1 · Gehirn und Schädelbasis – Anatomie
Normvarianten: Häufig kommt ein »embryonaler Abgang« der 5 In ca. 30% der Fälle drainiert der SSS direkt in einen, meist
1 PCA aus der ACI mit hypo- oder aplastischem P1-Segment vor den rechten ST, während der SR zum ST der Gegenseite
(. Abb. 1.116). drainiert.
In den Schnittbildern der . Abb. 1.124 sind die Territorien 5 Selten drainieren SSS und SR nur in einen ST, der kontra-
der hirnversorgenden Gefäße schematisch dargestellt. laterale Sinus ist aplastisch oder hypoplastisch.
5 Vorliegen eines Sinus occipitalis: Er verläuft vom Con-
Literatur fluens sinuum ausgehend in der Wurzel der Falx cerebelli
Naidich TP, Firestone MI, Blum JT, Abrams KJ. Zonal frequency analysis of the nach kaudal; teilt sich in zwei Sinus marginales, die jeweils
gyral and sulcal extent of cerebral infarcts. Part III: Middle cerebral artery
in den ipsilateralen Bulbus v. jugularis drainieren.
and watershed infarcts. Neuroradiology. 2003;45:785-92.
Naidich TP, Firestone MI, Blum JT, Abrams KJ, Zimmerman RD. Zonal frequen-
4 Inferiore Gruppe: Die Sinus der inferioren Gruppe drai-
cy analysis of infarct extent. Part II: anterior and posterior cerebral artery nieren primär die Hirnbasisstrukturen. Zu ihnen gehören
infarctions. Neuroradiology. 2003;45:601-10. folgende Sinus:
5 Sinus cavernosus: wichtige Sammelstelle der inferioren
Gruppe; bieten über den basalen Venenplexus einen alter-
1.17.3 Sinus und Hirnvenen nativen Abflussweg bei Verschluss der Vv. jugulares, inter-
nae
Sinus durae matris 5 Sinus sphenoparietalis
Die Wände der venösen Sinus wird meist vom periostalen und 5 Sinus petrosus superior
meningealen Blatt der Dura mater gebildet (. Abb. 1.5), nur beim 5 Sinus petrosus inferior
Sinus sagittalis inferior und beim Sinus rectus handelt es sich um
Duplikaturen des meningealen Durablattes. Die Innenwand der Hirnvenen
Sinus ist von Endothel ausgekleidet. Sie weitet sich an manchen Die Hirnvenen sind klappenlos und relativ dünnwandig. Man
Stellen zu den Lacunae laterales aus, wo die Liquorresorption unterscheidet 2 Gruppen:
über die sog. Arachnoidalzotten (Pacchioni-Granulationen, 4 Vv. superficiales cerebri (oberflächliche Hirnvenen)
. Abb. 1.3 und . Abb. 1.127, 7 Kap. 1.2.2) erfolgt. 4 Vv. profundae cerebri (tiefe Hirnvenen, innere Hirnvenen).
Die Sinus besitzen keine Venenklappen, so dass der venöse
Blutfluss prinzipiell je nach Druckverhältnissen in beide Rich- Innere Hirnvenen
tungen erfolgen kann. Sie besitzen jedoch Bindegewebebalken Hauptvenen:
(Chordae Willisi) und Lamellen, die die Öffnungen von entgegen 4 Vv. cerebri internae (paarig)
der Stromrichtung einmündenden Venen verdecken. 4 Vv. basales Rosenthal (paarig)
Die Sinus durae matris können in eine obere und eine unte-
re Gruppe eingeteilt werden (. Abb. 1.125 und . Abb. 1.126): Die Vv. cerebri internae und Vv. basales Rosenthal vereinigen
4 Obere Gruppe: sich dorsal des Mesencephalons zur V. cerebri magna (V. Galeni);
5 Sinus sagittalis superior: kaliberkräftigster Sinus; verläuft diese mündet in den Sinus rectus (. Abb. 1.128, . Abb. 1.129 und
im Oberrand der Falx cerebri . Abb. 1.130).
5 Sinus sagittalis inferior: verläuft im Unterrand der Falx Drainagegebiete:
cerebri 4 Hirnbasis
5 Sinus rectus: verläuft zwischen Unterrand der Falx cerebri 4 Limbisches System
und Tentorium; erhält Zuflüsse vom Sinus sagittalis in- 4 Thalami
ferior und von der V. cerebri magna (V. Galeni) 4 Mesencephalon
5 Sinus transversus (paarig angelegt): verlaufen in Hufeisen- 4 Stammganglien
form entlang der hinteren Schädelgrube nach anterolate- 4 tiefes Markalger
ral: gehen direkt in die S-förmigen Sinus sigmoideus über,
der rechtsseitige ist meist dominant In Analogie zu dem arteriellen Circulus Willisi existiert auch im
5 Sinus sigmoideus (paarig angelegt): konfluieren auf Höhe venösen System ein Ringschluss im Bereich der Schädelbasis der
des Foramen jugulare mit dem jeweiligen Sinus petrosus hauptsächlich von den Vv. basales Rosenthal und einer kleinen
inferior zu den Vv. jugulares internae V. communicans anterior gebildet wird.
Sinus rectus und Sinus sagittalis superior vereinigen sich im
Confluens sinuum (Torcular Herophili). Vom Confluens aus,
wird das venöse Blut über die paarigen Sinus transversus und
sigmoideus zu den Vv. jugulares internae geleitet.
Varianten des Confluens sinuum:
5 In ca. 50% der Fälle teilen sich sowohl Sinus sagittalis
superior (SSS) als auch Sinus rectus (SR) in die beiden
Sinus transversus (ST), wobei es in vielen Fällen zu einer
ungleichen Blutverteilung zugunsten der rechten Seite
kommt.
1.17 · Gefäße
63 1
a b c
d e
f g
. Abb. 1.124a–g Schematische Darstellung der Territorien der hirnversorgenden Gefäße. Im Einzel-
fall besteht jedoch eine deutliche Variabilität, insbesondere was die Versorgungsgebiete der Kleinhirn-
arterien betrifft
64 Kapitel 1 · Gehirn und Schädelbasis – Anatomie
a b
. Abb. 1.125a, b DSA der venösen Sinus, Ansicht von lateral (a) und anterior-posterior (b)
1 = Sinus sagittalis superior 5 = V. jugularis interna 9 = V. Galeni
2 = kortikale oberflächliche Venen 6 = Sinus rectus 10 = V. cerebri interna
3 = Sinus transversus 7 = Sinus sagittalis inferior
4 = Sinus sigmoideus 8 = V. Labbé
a b
. Abb. 1.127a, b Prominente Pacchioni-Granulationen CE-MRA (a) und MRT T2w tra (b)
1 = Sinus transversus 2 = große Pacchioni-Granulation
1.17 · Gefäße
65 1
b
b
Oberflächliche Hirnvenen
Die oberflächlichen Hirnvenen draineren die äußeren 1–2 cm
des Großhirns. Sie weisen eine große inter- und auch intraindi-
viduelle Variabilität hinsichtlich ihrer Anzahl und ihrem Verlauf
auf. Die oberflächlichen Hirnvenen drainieren über die kurzen
Vv. corticales die Hirnrinde und das subkortikale Marklager, so-
wie über die längeren Vv. medullares periphere Anteile des tiefer
gelegenenen Marklagers.
4 Vv. cerebri superiores (kortikale Venen): meist 8–12 pro He-
misphäre; drainieren in Sinus sagittalis superior; hinsichtlich
Anzahl und Verlauf sehr variabel, jedoch weitgehend kon-
stantes Muster der Einmündung in den SSS (. Abb. 1.132):
5 Frontale Venen münden in Flussrichtung in den SSS.
5 Parietale und okzipitale Venen münden entgegen der
Flussrichtung.
Bevor die kortikalen Venen in den SSS einmünden können,
müssen sie das meningeale Blatt der Dura durchstoßen und
unterschiedlich lange Strecken »überbrücken«. Sie werden
b
in diesem Abschnitt daher als Brückenvenen bezeichnet
(. Abb. 1.131). . Abb. 1.131a, b Einmündung der Brückenvenen in den Sinus sagittalis
4 Vv. cerebri inferiores: Hierzu gehören Vv. temporales inferio- superior (Präparatefotos). a Ansicht von oben (kalottenseitig); b Ansicht von
unten (hirnseitig)
res, Vv. orbitae und V. uncalis. Sie drainieren in die Sinus
1 = Mündung einer Brückenvene
transversus, petrosus superior und sphenoparietalis. 2 = Wände des Sinus sagittalis
3 = Pinzette
Anastomosen 4 = Brückenvene
Zwischen dem Sinus sagittalis superior und den basalen Sinus 5 = Sinus sagittalis superior
bestehen zahlreiche Anastomosen deren Verlauf und Kaliber
allerdings sehr variabel sind. 4 V. anastomotica inferior (Labbé-Vene): Anastomose zwischen
Die beiden wichtigsten sind: den Venen der Sylvischen Fissur und dem Sinus transversus;
4 V. anastomotica superior (Trolard-Vene): verläuft vom SSS aus verläuft auf der lateralen Fläche des Temporallappens
über die Facies lateralis zur Sylvischen Fissur; dort anastomo-
siert sie meist mit der V. cerebri media superficialis (V. Sylvii) In der Regel dominiert eine dieser beiden Venen deutlich.
1.18 · Felsenbein
67 1
1.18 Felsenbein
a b c
d e f
. Abb. 1.133a–f Transversale Schichten durch das Felsenbein (CT im Knochenkernel, von kranial nach kaudal)
1 = vorderer Bogengang 8 = Canaliculus nervi saccularis 13 = Canaliculus nervi ampullaris posterioris
2 = Mastoidzellen 9 = Meatus acusticus internus 14 = Articulatio incudomallearis
2I = Antrum des Mastoids 10 = Cochlea 15 = hinterer Bogengang
3 = Felsenbeinspitze 10I = Cochlea, apikale Windung (Canalis semicircularis posterior)
4 = Aquaeductus vestibuli mit Ductus endolymphaticus 10I = Cochlea, basale Windung 16 = Canalis caroticus
5 = horizontaler Bogengang 11 = Caput mallei (Hammer) 17 = Aquaeductus cochleae
6 = Canalis facialis 11I = Manubrium mallei
7 = Vestibulum 12 = Incus (Amboss)
68 Kapitel 1 · Gehirn und Schädelbasis – Anatomie
a b
c d
. Abb. 1.135 Innenohrstrukturen (MRT T2 tra) . Abb. 1.136 Knöcherne Sella (Foto eines Präparates)
1 = Meatus acusticus internus 1 = Os sphenoidale
2 = N. facialis 2 = Processus clinoideus anterior
3 = N. vestibularis superior 3 = Canalis opticus
4 = Vestibulum 4 = Tuberculum sellae
5 = lateraler (horitontaler) Bogengang 5 = Dorsum sellae
6 = hinterer Bogengang 6 = Processus clinoideus posterior
7 = Cochlea 7 = Os occipitale
8 = basale Windung der Cochlea 8 = Os temporale
9 = AICA-Schlinge
1.19 · Sellaregion
69 1
5 Häutiges Labyrinth: Seite der Rathke-Tasche. Die Neurohypophyse bleibt über
– Utriculus den Hypophysenstiel mit dem Diencephalon verbunden. Sie
– Sacculus vestibularis kann überall auf dem Weg zwischen Diencephalon und Sella
– Ductus endolymphaticus »liegen bleiben« → »ektope« Neurohypophyse.
– Ductus semicircularis anterior 4 Pars intermedia: Liegt zwischen Hypophysenvorderlappen
– Ductus semicircularis lateralis und Pars tuberalis. Sie ist jedoch beim Menschen nur vo-
– Ductus semicircularis posterior rübergehend während der Embryonalentwicklung nach-
– Ductus cochlearis weisbar.
4 Innerer Gehörgang (Meatus acusticus internus) mit:
5 N. facialis Sinus cavernosus (SC)
5 N. vestibulocochlearis Beim Sinus cavernosus handelt es sich um einen paarig an-
gelegten venösen Sinus der parasellär, d.h. rechts und links der
Zugänge zum Felsenbein: Hypophyse lokalisiert ist (. Abb. 1.138). Er erstreckt sich von der
4 Meatus acusticus internus (Eintritt von N. facialis und N. ve- Felsenbeinspitze bis zur Fissura orbitalis superior. Lateral wird er
stibulocochlearis) vom Os temporale und medial vom Keilbein begrenzt. Dorso-
4 Foramen stylomastoideum (Austritt des N. facialis) lateral grenzt er an das Cavum Meckeli. Die Wand des SC stellt
4 Canaliculus tympanicus (N. tympanicus) eine Ausstülpung der Dura mater dar, die den Sinus in einem
4 Fissura petrotympanica (Austritt der Corda tympani) mehrschichtigen Wandaufbau taschenartig umschließt.
4 Canalis musculotubarius: Kanal der Tuba auditiva zum Mit- Jeder Sinus cavernosus wird durch Septen in mehrere Kom-
telohr partimente unterteilt, wodurch er seine namensgebende retiku-
läre Struktur erhält. Die beiden Sinus cavernosus stehen über die
Sinus intercavernosus anterior und posterior miteinander in Ver-
1.19 Sellaregion bindung.
Hauptzuflüsse sind:
Sella (turcica) 4 V. ophthalmica
Die Sella selbst wird vom Os sphenoidale gebildet (. Abb. 1.136). 4 Sinus sphenoparietalis
Begrenzungen der Sella bilden:
4 Anteromedial: Tuberculum sellae Abstrom/Drainage erfolgt über:
4 Dorsal: Dorsum sellae mit Processus clinoideus posterior 4 Sinus petrosus superior → Kommunikation mit Sinus trans-
4 Lateral: Sinus cavernosus versus
4 Sinus petrosus inferior → Drainage zur V. jugularis interna
In der Sella liegt die Hypophyse. 4 Pterygoidale Venenplexus
Literatur
Yagi A, Sato N, Taketomi A, Nakajima T, Morita H, Koyama Y, Aoki J, Endo K.
Normal cranial nerves in the cavernous sinuses: contrast-enhanced
three-dimensional constructive interference in the steady state MR
imaging. AJNR Am J Neuroradiol. 2005;26:946-50.
Cavum Meckeli
Hierbei handelt es sich um eine posterolateral des Sinus caver-
. Abb. 1.140 Cavum Meckeli (MRT CISS cor)
nosus in der mittleren Schädelgrube gelegene Duraduplikatur
1 = Cavum Meckeli
(. Abb. 1.140). 2 = Nervenfaserbündel des N. trigeminus
Inhalt: 3 = Arachnoidalzyste als Normvariante
4 Liquor
4 Ganglion trigeminale (an der inferolateralen Wand)
4 Nervenfaserbündel des N. trigeminus (. Abb. 1.140) 1.20 Orbita
Literatur Die Orbita wird von folgenden Knochen gebildet (. Abb. 1.141):
Yousry I, Moriggl B, Schmid UD, Naidich TP, Yousry TA.Trigeminal ganglion and 4 Os lacrimale
its divisions: detailed anatomic MR imaging with contrast-enhanced 3D
4 Maxilla
constructive interference in the steady state sequences. AJNR Am J
Neuroradiol. 2005;26:1128-35.
4 Os frontale
Den äußeren Rand bilden:
4 Os zygomaticum
4 Os ethmoidale
4 Os temporale
4 Os palatinum
4 Os sphenoidale
1.19 · Schädelbasis
71 1
Inhalte der Orbita (. Abb. 1.142):
4 Augapfel (Bulbus oculi)
4 Äußere Augenmuskeln:
5 M. rectus superior
5 M. rectus inferior
5 M. rectus lateralis
5 M. rectus medialis
5 M. obliquus superior
5 M. obliquus inferior
5 M. retractor bulbi
5 M. levator palpebrae superioris
4 Nerven:
5 N. opticus
5 N. oculomotorius
5 N. trochlearis
5 N. ophthalmicus
. Abb. 1.141 Präparatefoto der knöchernen Orbita 5 N. abducens
N = nasal 8 = Os ethmoidale, Lamina orbitalis
5 N. zygomaticus
T = temporal 9 = Crista lacrimalis posterior
1 = Canalis opticus 10 = Foramina ethmoidalia anterior 5 N. infraorbitalis
2 = Fissura orbitalis superior et posterior 4 Gefäße:
3 = Os spenoidale 11 = Incisura supraorbitale 5 A. ophthalmica
4 = Sutur 12 = Os frontale 5 Vv. ophthalmicae
5 und 5I = Os zygomaticum 13 = Os palatinum
6 = Fissura orbitalis inferior 14 = Crista lacrimalis anterior/Maxilla
7 = Sulcus infraorbitalis
1.21 Foramina der Schädelbasis
Das Orbitadach wird gebildet: Die Schädelbasis (. Abb. 1.145) wird unterteilt in:
4 Vor allem vom Os frontale 4 Vordere Schädelgrube (Fossa cranii anterior): Sie wird gebil-
4 Os sphenoidale (Ala minor) det vom:
5 Os ethmoidale: im Bereich der Mittellinie
Den Orbitaboden bilden: 5 Os frontale: bildet den Hauptanteil
4 Maxilla 5 Os sphenoidale (ventraler Anteil des Corpus): bildet dor-
4 Os zygomaticum sale Begrenzung
4 Os palatinum (Processus orbitalis) 4 Mittlere Schädelgrube (Fossa cranii media):
5 vordere Begrenzung: Os sphenoidale, Ala major und
An der medialen Orbitawand sind beteiligt: Ala minor
4 Maxilla 5 Boden: Os temporale (Pars squamosa) und Os sphenoidale
4 Os lacrimale (Ala major und Sella turcica)
4 Os ethmoidale 5 dorsale Begrenzung:
– lateral: Os temporale (Pars petrosa)
Die laterale Orbitawand bilden: – im Bereich der Mittellinie: Dorsum sellae
4 Os zygomaticum 4 Hintere Schädelgrube (Fossa cranii posterior):
4 Os sphenoidale (Ala major) 5 wird vor allem vom Os occipitale gebildet
5 vordere Grenze: Dorsum sellae und Os temporale (Pars
Knöcherne Ein- oder Austrittspforten der Orbita sind: petrosa) (gehören jeweils schon zur mitteleren Schädel-
4 Foramen ethmoidale grube)
4 Canalis opticus
4 Fissura orbitalis superior Die Foramina der Schädelbasis und deren Inhalte sind in . Tab. 1.1
4 Fissura orbitalis inferior beschrieben.
4 Fossa sacci lacrimalis
4 Foramen lacrimale Literatur
4 Foramen maxillare → zum Canalis infraorbitalis → Foramen Linn J, Peters F, Moriggl B, Naidich TP, Brückmann H, Yousry I. The jugular
infraorbitale foramen: imaging strategy and detailed anatomy at 3T. AJNR Am J Neuro-
radiol. 2009;30:34-41.
72 Kapitel 1 · Gehirn und Schädelbasis – Anatomie
Foramina, die nur an der Foramen incisivum N. nasopalatinus (aus N. maxillaris, HN V2)
äußeren Schädelbasis zu
Foramen palatinum majus 4 N. palatinus major (aus N. maxillaris, HN V2)
finden sind
4 A. palatina major (aus A. palatina descendens)
Pathologien
Kapitel 2 Vaskuläre Erkrankungen – 77
Vaskuläre Erkrankungen
2.1 Schlaganfall – 78
2.1 Schlaganfall das zuvor gesunde Hirnparenchym (Im Gegensatz dazu: Hämor-
rhagischer Hirninfarkt = sekundäre Einblutung in ein primär
Synonyme. Insult, Hirninsult, apoplektischer Insult, Stroke ischämisches Areal).
2 (engl.), die Bezeichnungen »Apoplex« oder »Hirnschlag« sind Subarachnoidalblutung (SAB): Blutung im Subarachnoidalraum.
veraltet.
Ätiopathogenetische Definitionen.
Embolischer Infarkt: Schlaganfall durch einen embolischen Ver-
2.1.1 Definitionen schluss einer hirnversorgenden Arterie.
Kardioembolischer Infarkt: Schlaganfall durch den embolischen
Definition nach WHO. Ein Schlaganfall ist ein sich rasch ent- Verschluss einer hirnversorgenden Arterie mit kardialem Ur-
wickelndes Zeichen einer fokalen oder globalen Störung der ze- sprung der Embolie.
rebralen Funktion. Die anschließenden Symptome, die 24 Stun- Arterio-arteriell-embolischer Infarkt: Schlaganfall durch den
den oder länger dauern oder gar zum Tode führen, haben außer embolischen Verschluss einer (distalen) hirnversorgenden Arte-
einer vaskulären keine weitere erkennbare Ursache. rie mit Ursprung der Embolie aus einer größeren, proximalen,
hirnversorgenden Arterie
Klinische Definition. Akutes fokal neurologisches Defizit auf- Thrombotischer Infarkt: Schlaganfall durch einen autochtho-
grund einer umschriebenen Durchblutungsstörung (Durchblu- nen, d.h. lokal entstandenen thrombotischen Verschluss einer
tungsmangel oder Blutung) des Gehirns. hirnversorgenden Arterie.
Makroangiopathischer Schlaganfall: Schlaganfall aufgrund
Ursachenbezogene Definitionen. einer Erkrankung einer oder mehrerer großer hirnversorgender
Ischämischer Schlaganfall (Synonym: Infarkt): Akut einset- Arterien, extra- oder intrakraniell (z.B. Arteriosklerose, Dissek-
zende, umschriebene Mangeldurchblutung (Ischämie) des Ge- tion, Vaskulitis der großen und mittelgroßen Gefäße).
hirns, die zu mehr oder weniger lang anhaltenden, fokal neuro- Mikroangiopathischer Schlaganfall: Schlaganfall aufgrund
logischen Defiziten führt. einer Erkrankung der kleinen, nach intrazerebral penetrierenden
Hämorrhagischer Schlaganfall: Akut einsetzendes neurolo- Arterien, z.B. hypertensive Schädigung mit Lipohyalinose, zere-
gisches Defizit aufgrund einer ebenfalls akut eingetretenen intra- brale Amyloidangiopatie, CADASIL, Vaskulitiden der kleinen
kraniellen Blutung. Gefäße.
Sinus- und Hirnvenenthrombose: Zerebrale venöse Abfluss-
Pathophysiologische und pathoanatomische Definitionen. störung infolge eines thrombotischen Verschlusses zerebraler
Territorialinfarkt: Ischämischer Hirninfarkt im Versorgungsge- Venen und/oder venöser Sinus.
biet einer großen pialen Arterie (7 Kap. 2.1.5)
Lakunärer Hirninfarkt: Kleiner, max. 1,5 cm durchmessender Definitionen in Abhängigkeit vom Zeitverlauf der Symptomatik.
ischämischer Infarkt im subkortikalen Marklager oder Hirn- Transitorisch ischämische Attacke (TIA): Flüchtiger, ischä-
stamm infolge eines Verschlusses kleiner penetrierender Arte- mischer, zerebraler Insult, dessen fokale neurologische Symp-
rien (Perforatoren) (7 Kap. 2.1.7) tome in der Regel weniger als 1 Stunde, per definitionem nicht
Endstrominfarkt: Umschriebene, ischämisch bedingte Nekrose länger als 24 Stunden, anhalten und sich vollständig zurück-
im distalen Versorgungsgebiet nicht kollateralisierter Endarte- bilden. Nach einer TIA kann bildgebend in bis zu 70% der Pa-
rien (7 Kap. 2.1.6) tienten ein strukturelles Korrelat (ischämische Läsion) nachge-
Grenzzoneninfarkt: Ischämisch bedingte Nekrose im Grenzge- wiesen werden!
biet der Versorgungsgebiete zweier oder dreier großer hirnver- Reversibles ischämisches neurologisches Defizit (RIND): Zere-
sorgender pialer Arterien (. Abb. 2.1; 7 Kap.2.1.6). braler Insult mit vollständiger Rückbildung der neurologischen
Hämorrhagischer Hirninfarkt: Diapedeseblutung innerhalb Symptomatik nach mehr als 24 Stunden.
eines primär ischämischen Hirninfarkts infolge erhöhter, ischä- Partiell reversibles ischämisches neurologisches Defizit
misch bedingter Kapillarpermeabilität. (PRIND): Zerebraler Insult mit guter Rückbildung der neurolo-
gischen Symptomatik mit nur noch minimaler, nicht behin-
> Der hämorrhagische Hirninfarkt ist nicht zu verwech-
dernder Residualsymptomatik ohne Zeitlimit.
seln mit einem primär hämorrhagischen Schlaganfall.
Progredienter Schlaganfall: Zerebraler Insult bei dem die Symp-
Venöser Infarkt: Infarkt aufgrund eines Verschlusses des ve- tomatik in der Akutphase progredient ist.
nösen Abstroms mit stauungsbedingtem Ödem. Häufig hämor- Vollendeter Schlaganfall (»Completed Stroke«): Zerebraler In-
rhagisch imbibiert. sult, der ein permanentes neurologisches Defizit unterschied-
Ischämische Penumbra: Kritisch erniedrigter Blutfluss in der lichen Schweregrades hinterlässt.
Umgebung eines ischämischen Infarkts mit konsekutivem, po-
tenziell reversiblen Ausfall der Funktion, jedoch ohne bleibende > Zu beachten ist, dass diese klassische Unterscheidung
strukturelle Schädigung. zwischen TIAs und vollendeten ischämischen Schlag-
Intrazerebrale Blutung (ICB): Synonyme sind Parenchymblu- anfällen als überholt gilt, da auch bei vielen Patienten
tung und intrazerebrales Hämatom. Unter einer ICB versteht mit flüchtiger Symptomatik morphologische Hirnschä-
man einen hämorrhagischen Schlaganfall, d.h. eine Blutung in 6
2.1 · Schlaganfall
79 2
den nachweisbar sind und sich die Rezidivrate von 4 Plötzliche Gleichgewichtsprobleme
Patienten mit persistierender Symptomatik nicht un- 4 Bewusstseinsstörung
terscheidet (siehe unten). 4 Kopfschmerzen
Altersverteilung:
4 Zunahme der Inzidenz mit steigendem Lebensalter
4 Etwa 50% der Schlaganfallpatienten sind >70 Jahre
Infarktmorphologie
In . Abb. 2.2 sind die verschiedenen morphologischen Typen
des ischämischen Schlaganfalls dargestellt.
a b
82 Kapitel 2 · Vaskuläre Erkrankungen
a b c
. Abb. 2.4a–c CT 2,5 Stunden nach Symptombeginn. Als initiales Infarktfrühzeichen ist die Mark-Rinden-Differenzierung links frontal beginnend vermin-
dert (Pfeile in b), im DWI Bild ist die Infarktausdehnung bereits besser erkennbar. a, b: CT nativ; c DWI, B1000
a b
. Abb. 2.5a, b Infarktfrühzeichen im CT (a CT nativ; b DAS, Injektion in die proximale linke ACI, ap Ansicht):
Dens-Media-Zeichen links (Pfeil in a), die DSA (b) zeigt einen frischen Verschluss des Carotis-T links
a b
a b
a b c
. Abb. 2.9a–c Deutlich demarkierte MCA-Teilinfarkte bei 2 Patienten (CT nativ). a und b links frontal 15 Stunden nach Symptombeginn. c Rechts parietal
24 Stunden nach Symptombeginn
84 Kapitel 2 · Vaskuläre Erkrankungen
a b
c d
. Abb. 2.10a–d PCA-Infarkt links mit Schrankenstörung 6 Tage nach Symptombeginn: CT nativ (a, b)
und girlandenförmige KM-Aufnahme im kontrastverstärkten CT (c und d)
. Abb. 2.11 Infarkt rechts mit hämorrhagischer . Abb. 2.12 Bilaterale PCA-Infarkte, links mit
Imbibierung: flau hyperdense Areale im Infarkt Einblutung (CT nativ)
(CT nativ)
2.1 · Schlaganfall
85 2
a b
. Abb. 2.13a, b »Fogging-Effekt«: vorübergehend isodense Darstellung des infarzierten Areals rechts.
a 2,5 Wochen nach Symptombeginn. b Eine Woche später ist der Infarkt wieder gut demarkiert erkenn-
bar (CT nativ)
a b
c d
. Abb. 2.17a–d 3 Stunden alter MCA-Infarkt rechts frontal, insulär und in den Stammganglien
(a, c: CT nativ »normale« Fensterung). Erleichterte Darstellung der Infarktfrühzeichen, d.h. der Aufhe-
bung der Mark-Rinden-Grenze und des Dichteausgleichs zwischen Putamen/Ncl. caudatus und Capsu-
la interna durch Verwendung eines sog. »Stroke«-Fensters«, d.h. eines »harten« Grau-Weiß-Kontrasts
(b, d: CT nativ, gleiche Schichten wie in a und c im »Stroke-Fenster«)
a b
. Abb. 2.18a, b Pitfall hoher Hämatokrit: hyperdense Darstellung aller intrakranieller Gefäße (normale
Pfeile: MCA; gebogene Pfeile: A. basilaris) bei hohem Hämatrokrit ohne Vorliegen eines Gefäßverschlusses;
arteriosklerotische Gefäßverkalkungen (Pfeilspitzen) könnten evtl. mit einem hyperdensen Gefäßzeichen
verwechselt werden (CT nativ)
2.1 · Schlaganfall
87 2
> Nach wie vor gilt: 4 Die CT-Untersuchung sollte innerhalb von 25 Minu-
4 Die native CCT ist die wichtigste apparative Unter- ten nach Eintreffen beginnen, das Ergebnis sollte
suchung bei Schlaganfallpatienten und muss 20 Minuten später vorliegen.
unverzüglich durchgeführt werden. 4 Das Dichteverhalten einer ischämischen Läsion
4 Die MRT kann die CCT nur ersetzen, wenn sie rasch hängt vom Alter der Ischämie ab (. Tab. 2.1).
zur Verfügung steht und eine geeignete Sequenz
zum Blutungsausschluss durchgeführt wird (T2*-Se-
quenz).
. Tab. 2.1 CT-Bildgebung des ischämischen Hirninfarkts in Abhängigkeit von der Zeit
Zeitintervall Befund
<1 h Unauffällig
12–24 h Weitere Dichteabnahme der grauen Substanz (Basalganglien und Cortex) (. Abb. 2.9)
Fokales Verstreichen der Sulci
Pathologisches Korrelat: zytotoxisches Ödem, Leukozyteninfiltration, beginnende Nekrose der Nerven- und Gliazellen und der
Markscheiden
1–3 Tage Homogen hypodense Darstellung des Infarktareals, sowohl der Rinde als auch des betroffenen Marklagers (nach ca. 24 h werden
Dichtewerte des Marklagers unterschritten)
Zunehmend raumfordernde Wirkung des Infarkts mit Schwellung (Ödem) (. Abb. 2.14, . Abb. 2.15)
Evtl. hämorrhagische Transformation (. Abb. 2.11, . Abb. 2.12)
Pathologisches Korrelat: zytotoxisches Ödem, Leukozyteninfiltration, Nekrose der Nerven- und Gliazellen und der Markscheiden,
ggf. Diapedeseblutung
4–7 Tage Fortbestehen von Raumforderung und Ödem mit hypodenser Darstellung des Infarktareals → Maximum: 3.–5. Tag
Nach KM-Gabe zeigt sich eine Schrankenstörung mit typischerweise girlandenförmiger (gyraler) KM-Aufnahme (. Abb. 2.10)
Pathologisches Korrelat: Resorptionsphase mit Phagozytose des nekrotischen Gewebes, Störung der Blut-Hirn-Schranke
Ab 6. Woche Zunehmend hypodense bis hin zur liquorisodensen Darstellung des scharf begrenzten Infarktareals → Entstehung eines Sub-
stanzdefekts (. Abb. 2.16)
Evtl. E-vacuo-Erweiterung der angrenzenden Anteile des Ventrikelsystems zum Defekt hin
Pathologisches Korrelat: Organisationsstadium: Nekrosen und Resorption weitgehend abgeschlossen
Alberta Stroke Program Early CT Score (ASPECTS): 5 Bei einem CBF <10–15 ml/100 g/min kann auch der
4 Es handelt sich hierbei um einen 10-Punkte Score zur stan- Strukturstoffwechsel der Neuronen nicht mehr aufrecht-
dardisierten Beurteilung eines Nativ-CTs hinsichtlich des erhalten werden (= »Ischämieschwelle«).
2 Vorliegens und des Ausmaßes eines akuten MCA-Infarkts 5 Bleibt der CBF für 2–10 min unterhalb diese Schwelle →
(Infarktfrühzeichen). irreversible Zellschädigung = Infarktkern, »core«.
4 Die standardisierte Methode zeigt eine sehr gute Interobser- 4 Zerebrales Blutvolumen (CBV): Bestimmt den prozentualen
ver-Reliabilität, für den täglichen Routine- bzw. Notfallbe- Anteil der Blutgefäße in einem bestimmten Gewebevolumen,
trieb ist sie jedoch zu zeitaufwändig. d.h. stark vaskularisierte Hirnareale (Stammganglien, Cor-
tex) haben höheres CBV als Marklager.
Praxistipp 5 Penumbra: CBV steigt bei einem ischämischen Infarkt im
Zur Frühdiagnose eines ischämischen Infarkts im CT Bereich der Penumbra meist an (reaktive Weitstellung der
Die Infarktfrühzeichen sind subtil, zur Erkennung sind fol- Gefäße zum Ausgleich des sinkenden CBFs).
gende Maßnahmen hilfreich: 5 Infarktkern: CBV vermindert (keine funktionierende
4 »Stroke«-Fenster: Die Fenstereinstellung variieren, ei- Autoregulation im irreversibel geschädigten Gewebe).
nen »harten« Grau-Weiß-Kontrast wählen, z.B. Center: 32 > Areale, die eine CBV-Minderung zeigen, sind in der
HU, Width 8 HU (. Abb. 2.17) Regel irreversibel geschädigt.
4 Vergleich mit der nicht betroffenen Gegenseite: Ver-
lust an anatomischer Information im Seitenvergleich? 4 Parameter die eine zerebrale Perfusionsverzögerung an-
4 Auf den Verlauf der MCA achten: Dense Media Sign? zeigen:
4 Pitfalls mit falsch positivem Dense Media Sign: 5 Mittlere Transitzeit (MTT: »Mean Transit Time«)
5 Hoher Hämatokrit, Dehydrierung (. Abb. 2.18) 5 Time-to-Peak (TTP)
5 Gefäßwandverkalkungen Schon geringe Beeinträchtigungen der zerebralen Blutver-
5 Dilatiertes Gefäß bei langjährigen Hypertonikern sorgung führen zu einer Verlängerung von MTT und TTP,
d.h. es handelt sich um sehr sensitive Indikatoren für das
Cave: Betreffen die Infarktfrühzeichen mehr als 1/3 des Vorliegen einer fokalen Störung der Hirnperfusion, sie sind
MCA-Territoriums → Kontraindikation für eine Lysetherapie. jedoch nicht spezifisch für das Vorliegen einer Ischämie,
d.h. eine MTT, bzw. TTP-Verlängerung findet sich z. B.:
5 Im Infarktkern
5 In der Penumbra
CT-Angiographie 5 Bei einer vorgeschalteten (evtl. auch klinisch asymptoma-
Darstellung von Aortenbogen, Halsgefäßen und intrakraniellen tischen) Gefäßstenose/Gefäßverschluss
Gefäßen. Ziele sind: 5 Bei einem Vasospasmus
4 Nachweis des akuten Gefäßverschlusses (. Abb. 2.19)
4 Zusätzlich ggf. Nachweis arterio-arteriell embolischer Embo- Zwischen den Parametern besteht folgender Zusammenhang:
liequellen CBF = CBV/MTT.
4 Darstellung weiterer Stenosen und Verschlüsse, potentieller
Kollateralen Wertigkeit der CT-Perfusion:
4 CBF-Map korreliert am besten mit der endgültigen Infarkt-
Die Basisbilder der CTA sollten auch zur Infarktbeurteilung größe (sofern keine schnelle Rekanalisation erfolgt)
herangezogen werden: Die Sensitivität für Infarktdemarkie- 4 CT-Perfusion erlaubt Identifikation von Infarktkern und
rung ist innerhalb der ersten 12 Stunden höher als im Nativ-CT Penumbra mit einem signifikanten prädiktiven Wert für das
(70% versus 48%), bei 100% Spezifität beider Verfahren (. Abb. resultierende spätere Infarktausmaß und das klinische Out-
2.20). come
4 Perfusions-CT und DWI/PWI-MRT sind gleichwertig in der
CT-Perfusion Identifikation der Penumbra
Die CT-Perfusion (. Abb. 2.21) erlaubt die quantitative Bestim-
mung folgender Parameter: Bis vor kurzer Zeit bestand ein Nachteil der CT-Perfusion darin,
4 Zerebraler Blutfluss (CBF): Ist wichtigster Parameter der dass nur wenige Schichten erfasst werden konnten und damit
Hirndurchblutung; zeigt die Blutmenge an, die in einer be- nicht das gesamte Gehirn abgedeckt wurde. Mit der Einführung
stimmten Zeit durch das Hirngewebe fließt. Einheit: ml Blut/ von 128- und 265-Zeilen-Scannern wird jedoch auch mit der CT
100 g Hirngewebe/min; Normalwerte: 50–80 ml Blut/100 g die Ganzhirnperfusion möglich. Der Vorteil im Gegensatz zur
Hirngewebe/min. MRT ist die Möglichkeit einer quantitativen Aussage zur
5 Bei einem CBF <20 ml/100 g/min sistiert der Funktions- Hirnperfusion.
stoffwechsel der Neuronen (aufgrund des Energieman-
gels) → potenziell reversible neurologische Ausfälle =
Penumbra (»salvageable tissue«, »tissue-at-risk«).
2.1 · Schlaganfall
89 2
a b
. Abb. 2.19 MIP-Rekonstruktion einer CTA (Auf- . Abb. 2.20a, b 3 Stunden alter MCA-Teilinfarkt rechts. In dem Basisbild der CTA (a) sind die Infarkt-
sicht), die einen akuten thrombembolischen Ver- frühzeichen (Aufhebung der Mark-Rinden-Grenze, »Loss of the insular ribbon« und Dichteausgleich
schluss des M1-Segments der rechten MCA zeigt zwischen Putamen/Ncl. caudatus und Capsula interna leichter erkennbar als in der nativen CT-Un-
(Pfeil) tersuchung (b)
a b c
d e f
. Abb. 2.21a–f Perfusions-CT des in den Abb. 2.19 und 2.20 gezeigten frischen MCA-Verschlusses rechts. Es zeigt sich eine Verlangsamung der Time to
Peak (TTP: a, d) und eine Verminderung des zerebralen Blutflusses (CBF: b, e) im gesamten rechten MCA-Stromgebiet. Das zerebrale Blutvolumen (CBV; c, f)
ist im Vergleich dazu lediglich in den mit Pfeilen markierten Arealen erniedrigt. Diese Areale entsprechen bereits infiziertem Gewebe (»Infarktcore«), wäh-
rend die lediglich flussgeminderten Areale die sog. »Penumbra« darstellen. Es besteht ein sog. »Mismatch«, da die Ausdehnung der flussgeminderten
Areale über die der volumengeminderten Areale hinaus geht (a, d: farbkodierte Maps der Time to Peak; b, e: farbkodierte Maps des CBFs; c, f: farbkodierte
Maps des CBVs)
90 Kapitel 2 · Vaskuläre Erkrankungen
a b c
d e f
. Abb. 2.22a–f Vollständiges Stroke-Protokoll bei frischem Thrombus im M1-Segment der rechten MCA. a, b Nativ-CT mit Dichteausgleich zwischen Ncl.
caudatus/Putamen und Capsula interna rechts; c-e Perfusions-CT: Verlängerung der Time to Peak (c) im rechten MCA-Stromgebiet; Minderung des zere-
bralen Blutfluss (d) und des zerebralen Blutvolumens (e) in den Stammganglien rechts. Das flussgeminderte Areal deckt sich mit dem volumengeminder-
ten. Es gibt keine signifikante »Penumbra«. Die kortikalen Areale, die eine darüber hinausgehende Verlängerung der TTP zeigen, sind gut kollateralisiert.
f CTA: sie stellt den thrombembolischen Verschluss des rechten M1-Segments direkt dar (Pfeil)
92 Kapitel 2 · Vaskuläre Erkrankungen
Anwendung der MRT bei akuter Ischämie. 4 Hirnparenchym, das zwar perfusiongestört, aber noch nicht
DWI (B1000-Bild und ADC-Map): diffusionsgestört ist, wird als noch nicht irreversibel geschä-
4 Darstellung des zytotoxischen Ödems (entsteht bereits Mi- digt angesehen = Penumbra
2 nuten nach Auftreten der Ischämie) als Diffusionsrestriktion → Identifikation von Patienten, die jenseits des i.v. Lyse-Fens-
(hyperintens im B1000-Bild bei deutlich erniedrigtem ADC- ters potenziell noch von einer rekanalisierenden Therapie
Wert) (. Abb. 2.23, . Abb. 2.24, . Abb. 2.25 und . Abb. 2.28) profitieren könnten
4 Im Tierexperiment bereits Minuten nach Gefäßokklusion
4 Sensitivität für hyperakute Ischämie: 95% Probleme beim Einsatz des DWI/PWI-Mismatch-Konzeptes:
4 Diffusionsrestriktion entspricht in den meisten Fällen dem 4 Eine eindeutige Unterscheidung zwischen Infarktkern und
Infarktkern, d.h. also irreversibel infarziertem Gewebe, es Penumbra ist nicht möglich.
gibt jedoch auch Fallberichte mit reversiblen DWI-positiven 4 Keine echte Quantifizierung der Perfusionseinschränkung
ischämischen Läsionen möglich.
4 Selten: Kann sehr früh auch falsch negativ sein, vor allem bei 4 Eine DWI-Störung ist in Einzelfällen doch potenziell rever-
lakunären Infarkten und Hirnstamminfarkten (besonders sibel.
Medulla oblongata → evtl. Wiederholung einer initial unauf- 4 Auch bei Patienten ohne initiales DWI/PWI-Mismatch kann
fälligen Untersuchung (evtl. auch mit dünneren Schichten die spätere Infarktausdehnung über die initiale DWI-Läsion
(z.B. 3 mm Schichtdicke) hinaus gehen, d.h. auch ein Teil dieser Patienten könnte von
einer Rekanalisation evtl. profitieren (Appositionsthrombus?).
PWI: 4 Bei Patienten mit hochgradiger proximaler ACI-Stenose
4 Darstellung der Perfusion mit o.g. Parametern (CBF, CBV, überschätzt das DWI/PWI-Mismatch das »Tissue at Risk«.
MTT; TTP) (. Abb. 2.25)
4 Im Vergleich zur CT-Perfusion erlaubt die MRT jedoch nur MR-Angiographie der extra- und intrakraniellen Gefäße (TOF-
eine semiquantitative Bestimmung dieser Parameter, und MRA und/oder CE-MRA; . Abb. 2.26):
liefert keine absoluten Werte 4 Nachweis von akuten oder vorbestehenden Gefäßverschlüs-
4 CBF-Minderung korreliert am besten mit späterem Infarkt- sen.
volumen (sofern keine schnelle Rekanalisation erfolgt) 4 Proximale Stenosen als Emboliequelle?
4 MTT überschätzt späteren Infarkt
T2*w:
DWI/PWI-Mismatch-Konzept: 4 Ausschluss einer Blutung
4 Weitgehend analog zum Konzept bei der CT-Perfusion 4 Identifikation klinisch okkulter Mikroblutungen: Deren Be-
4 DWI-Restriktion = Infarktkern (irreversibel geschädigtes deutung für das Blutungsrisiko nach Thrombolyse und für
ischämisches Gewebe) eine hämorrhagische Transformation des Infarkts ist jedoch
umstritten; zurzeit wird nicht empfohlen, eine Therapieent-
scheidung hiervon abhängig zu machen
. Tab. 2.2 MRT-Signalverhalten eines ischämischen Infarkts in Abhängigkeit von der Zeit und verwendeter Sequenz
<1 h DWI B1000: Ischämieareal zeigt Diffusionsrestriktion hyperintens (zytotoxisches Ödem) (. Abb. 2.24)
Kann so früh selten auch mal negativ sein, v.a. bei lakunären Infarkten und Hirnstamminfarkten
PWI Ggf. Hypoperfusion im Bereich der Penumbra
T2w/PDw Unauffällig hinsichtlich Infarktdemarkierung
Evtl. fehlendes Flow void im verschlossenen Gefäß
FLAIR Unauffällig hinsichtlich Infarktdemarkierung
Evtl. hyperintenses »FLAIR sign« im thrombosierten Gefäß (. Abb. 2.27)
T2*w/SWI Evtl. »gradient-echo susceptibility vessel sign« im thrombosierten Gefäß
Mikroblutungen?
MRA Darstellung des Gefäßverschlusses
<12 h alle Sequenzen Beginnende Schwellung der Gyri und Verstreichen der Sulci
DWI Ischämieareal zeigt Diffusionsrestriktion (zytotoxisches Ödem)
T2w Oft noch unauffällig bis leicht hyperintens im Infarktareal
FLAIRw Etwas früher hyperintense Darstellung des Infarktareals als T2w (. Abb. 2.25)
Hyperintenses »FLAIR sign« (. Abb. 2.27)
T1w Beginnende Schwellung der Gyri und Verstreichen der Sulci
6 T1+KM Meningeale KM-Aufnahme in Umgebung des Infarkts
2.1 · Schlaganfall
93 2
T2*w Einblutungen?
4–7 Tage Beginnende Regredienz der raumfordernden Wirkung des Ödems (. Abb. 2.29, . Abb. 2.30)
DWI Mit zunehmendem Alter der Läsion nimmt Diffusionsrestriktion langsam ab, d.h. ADC-Wert im Bereich der
Läsion steigt langsam an
1–8 Wochen DWI Ab ca. dem 10. Tag dominiert T2-Shine-Through-Effekt, langsamer Anstieg des ADC-Wertes (Infarktareal wird
auf ADC-MAP zunächst iso-später hyperintens) (. Abb. 2.31)
Hyperintenses Signal in B1000-Bild kann bis zu 50 Tage persistieren, entspricht dann aber ab ca. 10. Tag
zunehmend nicht mehr einer Diffusionsrestriktion sondern dem T2-Shine-Through-Effekt
T1 + KM Keine KM-Aufnahme
94 Kapitel 2 · Vaskuläre Erkrankungen
4 Sehr sensitiv für hämorrhagische Imbibierung des Infarkts Heidenreich JO, Hsu D, Wang G, Jesberger JA, Tarr RW, Zaidat OO, Sunshine JL.
4 Stark hypointense direkte Darstellung des Thrombusmate- Magnetic resonance imaging results can affect therapy decisions in hy-
peracute stroke care. Acta Radiol. 2008;49:550-7.
rials im Gefäß (»gradient-echo susceptibility vessel sign«,
Higashida RT, Furlan AJ, Roberts H, Tomsick T, Connors B, Barr J, Dillon W,
2 Sensitivität innerhalb der ersten 3 h: ca. 34%) Warach S, Broderick J, Tilley B, Sacks D; Technology Assessment Committee
of the American Society of Interventional and Therapeutic Neuroradiology;
SWI: Technology Assessment Committee of the Society of Interventional Radio-
4 Sensitiver als konventionelle T2*w im Nachweis von Mikro- logy. Trial design and reporting standards for intra-arterial cerebral throm-
bolysis for acute ischemic stroke. Stroke. 2003;34:e109-37.
blutungen und hämorrhagischer Imbibierung
Kim HS, Lee DH, Ryu CW, Lee JH, Choi CG, Kim SJ, Suh DC. Multiple cerebral
4 Stark hypointense direkte Darstellung des Thrombusmate- microbleeds in hyperacute ischemic stroke: impact on prevalence and
rials (»gradient-echo susceptibility vessel sign«) severity of early hemorrhagic transformation after thrombolytic treat-
4 Venen im hypoperfundierten Areal stellen sich dilatiert und ment. AJR Am J Roentgenol. 2006;186:1443-9.
stark hypointens dar (mehr Deoxyhämoglobin); betroffenes Koennecke HC. Cerebral microbleeds on MRI: prevalence, associations, and
potential clinical implications. Neurology. 2006;66:165-71.
Areal korreliert mit MTT-Minderung
Köhrmann M, Jüttler E, Fiebach JB, Huttner HB, Siebert S, Schwark C, Ringleb
PA, Schellinger PD, Hacke W. MRI versus CT-based thrombolysis treat-
T2w/PDw: ment within and beyond the 3 h time window after stroke onset: a cohort
4 In den ersten 6 Stunden meist unauffällig hinsichtlich Infark- study. Lancet Neurol. 2006;5:661-7.
demarkierung Mittal S, Wu Z, Neelavalli J, Haacke EM. Susceptibility-Weighted Imaging:
Technical Aspects and Clinical Applications, Part 2. AJNR Am J Neuro-
4 Fehlendes Flow-void in verschlossenem Gefäß
radiol. 2009;30:232-52.
Nandigam RN, Viswanathan A, Delgado P, Skehan ME, Smith EE, Rosand J,
FLAIR: Greenberg SM, Dickerson BC. MR Imaging Detection of Cerebral Micro-
4 In der Regel etwas früher auffällig als T2w bleeds: Effect of Susceptibility-Weighted Imaging, Section Thickness,
4 Hyperintense Darstellung des Thrombus (»hyperintense and Field Strength. AJNR Am J Neuroradiol. 2008;30:338-43.
Neumann-Haefelin T, Steinmetz H. Time is brain: is MRI the clock? Curr Opin
FLAIR sign«, Sensitivität innerhalb der ersten 3 h: ca. 66%)
Neurol. 2007;20:410-6.
(. Abb. 2.27) Neumann-Haefelin T, Wittsack HJ, Fink GR, Wenserski F, Li TQ, Seitz RJ, Siebler M,
4 Sensitivität für HSG limitiert Mödder U, Freund HJ. Diffusion- and perfusion-weighted MRI: influence of
severe carotid artery stenosis on the DWI/PWI mismatch in acute stroke.
In . Tab. 2.2 ist das Signalverhalten eines ischämischen Infarkts Stroke 2000;31:1311-7.
Neumann-Haefelin T, Wittsack HJ, Wenserski F, Siebler M, Seitz RJ, Mödder U,
in Abhängigkeit von der Zeit und verwendeter Sequenz darge-
Freund HJ. Diffusion- and perfusion-weighted MRI. The DWI/PWI mis-
stellt. match region in acute stroke. Stroke. 1999;30:1591-7.
Nighoghossian N, Hermier M, Adeleine P, Blanc-Lasserre K, Derex L, Honnorat J,
Literatur Philippeau F, Dugor JF, Froment JC, Trouillas P. Old microbleeds are a
Assouline E, Benziane K, Reizine D, Guichard JP, Pico F, Merland JJ, Bousser MG, potential risk factor for cerebral bleeding after ischemic stroke: a gradient-
Chabriat H. Intra-arterial thrombus visualized on T2* gradient echo imag- echo T2*-weighted brain MRI study. Stroke. 2002;33:735-42.
ing in acute ischemic stroke. Cerebrovasc Dis. 2005;20:6-11. Rivers CS, Wardlaw JM, Armitage PA, Bastin ME, Carpenter TK, Cvoro V, Hand
Donnan GA, Davis SM. Neuroimaging, the ischaemic penumbra, and selec- PJ, Dennis MS. Do acute diffusion- and perfusion-weighted MRI lesions
tion of patients for acute stroke therapy. Lancet Neurol. 2002;1: identify final infarct volume in ischemic stroke? Stroke. 2006;37:98-104.
417-25. Santhosh K, Kesavadas C, Thomas B, Gupta AK, Thamburaj K, Kapilamoorthy
Fiebach JB, Schellinger PD, Gass A, Kucinski T, Siebler M, Villringer A, Olkers P, TR. Susceptibility weighted imaging: a new tool in magnetic resonance
Hirsch JG, Heiland S, Wilde P, Jansen O, Röther J, Hacke W, Sartor K; Kom- imaging of stroke. Clin Radiol. 2009;64:754-83.
petenznetzwerk Schlaganfall B5. Stroke magnetic resonance imaging is Sylaja PN, Coutts SB, Krol A, Hill MD, Demchuk AM; VISION Study Group. When
accurate in hyperacute intracerebral hemorrhage: a multicenter study on to expect negative diffusion-weighted images in stroke and transient
the validity of stroke imaging. Stroke. 2004;35:502-6. ischemic attack. Stroke. 2008;39:1898-900.
a b
. Abb. 2.23 Hyperakuter (45 min alter) MCA- . Abb. 2.24a, b Diffusionsrestriktion bei 3,5 Stunden altem MCA-Teilinfarkt rechts: a DWI, B1000;
Teilinfarkt rechts, die Diffusionsrestriktion ist erst b ADC-Map
gering ausgeprägt (DWI, B1000)
2.1 · Schlaganfall
95 2
a b c
d e f
. Abb. 2.25a–f 3 Stunden alter lentikulostriärer Infarkt rechts im Nucleus caudatus. In der FLAIRw (c) ist der Infarkt noch nicht sicher demarkiert, in der
Perfusions-MRT (d–f) zeigt sich eine Verlängerung der »Time to Peak« im gesamten MCA-Territorium rechts (d). In der rCBF-Map zeigt sich eine Minderung
des relativen zerebralen Blutflusses im Nucleus caudatus und im angrenzenden Marklager, sowie umschrieben auch kortikal (e, Pfeile). Im rCBV-Bild (f) zeigt
sich lediglich im Nucleus caudatus eine sichere Minderung des relativen zerebralen Blutvolumens als Zeichen einer vollständigen Infarzierung analog zum
DWI-Bild (a). a: DWI, B1000; b: ADC-Map; c: FLAIRw; d–f: Parameterbilder der Perfusions-MRT: d: Time to Peak-Map, e: rCBF-Map, f: rCBV-Map
a b
. Abb. 2.26a, b ACI-Verschluss rechts. Die Time-of-Flight-MRA der intrakraniellen Gefäße zeigt kein
Flusssignal in dem proximal verschlossenen Gefäß (Stern), regelrechtes Flusssignal in der linken ACI
(Pfeil), Kollateralisation der rechten MCA über den RcomA von der Gegenseite. a: MIP-Rekonstruktion;
b: Basisbild
96 Kapitel 2 · Vaskuläre Erkrankungen
a b
. Abb. 2.27a, b MCA-Teilinfarkt rechts mit »Hyperintense FLAIR sign«, d.h. hyperintense Dar-
stellung der verschlossenen M3-Äste (Pfeile). a: FLAIRw; b: TOF-MRA, MIP
a b c
. Abb. 2.28a–c Akuter (1 Tag alter) MCA-Infarkt rechts mit geringer hämorrhagischer Imbibierung im Putamen (Pfeile) bei ACI-Verschluss rechts (c).
a: FLAIRw; b: DWI, B1000; c: TOF-MRA, MIP-Rekonstruktion
a b c
d e f
. Abb. 2.29a–f Subakuter, 6 Tage alter PCA-Teilinfarkt links okzipital mit hämorrhagischer Imbibierung [hyperintens in T1 nativ (d)] und deutlicher Schran-
kenstörung in T1w + KM (e, f) mit Beteiligung der Sehrinde. a: DWI, B1000; b: FLAIR; c: T2w; d: T1w nativ; e, f: T1w + KM
2.1 · Schlaganfall
97 2
a b
a b
. Abb. 2.31a, b Bilaterale SCA-Infarkte (10 Tage alt); links mit hämorrhagischer Imbibierung (Pfeile).
Das Infarktareal ist auf dem B1000 Bild der DWI (a) schon wieder weitgehend isointens. a: DWI, B1000;
b: FLAIRw
a b c
. Abb. 2.32a–c Zustand nach PCA-Infarkt links. Es hat sich ein Substanzdefekt als Residualzustand ausgebildet, das Hinterhorn des linken Seitenventrikels
ist zu dem Defekt hin ausgezogen. Im FLAIR-Bild (a) angrenzende hyperintense Gliosezonen. a: FLAIRw; b: T1w nativ; c: T2w cor
98 Kapitel 2 · Vaskuläre Erkrankungen
a b
. Abb. 2.33a, b Arterio-arteriell embolischer MCA-Infarkt rechts bei ACI-Verschluss rechts, der in der CTA
erkennbar ist (Stern in b). a: CT nativ; b: CTA
a b c
. Abb. 2.34a–c Kleine arterio-arteriell embolische Ischämie im Gyrus frontalis inferior links bei ACI-Stenose links. a: DWI, B1000; b: ADC-Map; c: T2w
a b
. Abb. 2.35a, b Kleine kardioembolische Ischämien rechts im Gyrus precentralis, unmittelbar an-
grenzend an das motorische Handareal. Punktförmige Embolien auch im Gyrus frontalis medius und
superior (Pfeile). Ursache: Vorhofflimmern. a: FLAIRw; b: DWI, B1000
100 Kapitel 2 · Vaskuläre Erkrankungen
. Abb. 2.36a, b Multiple Embolien beidseits (kardioembolisch) bei Vorhofthrombus. a, b: DWI, B1000
a b
. Abb. 2.38 MCA-Teilinfarkt vor allem im Be- . Abb. 2.39a, b Infarkt im hinteren Anteil des MCA-Stromgebietes (lateraler Temporallappen und
reich der lentikulostriären Perforatoren (d.h. hintere Insel). a: DWI, B1000; b: FLAIRw
Corpus des Ncl. caudatus und Putamen), geringe
Mitbeteiligung des Kortex (FLAIRw)
a b
. Abb. 2.40 Kompletter ACA-Infarkt links. (DWI, . Abb. 2.41a, b Subtotaler PCA-Infarkt links; die Sehrinde ist in diesem Fall ausgespart; a: ADC-Map;
B1000) b: DWI, B1000
a b
a b
. Abb. 2.43a–c Paramedianer Ponsinfarkt rechts bei proximaler Basilarisstenose (Pfeil in c). a: T2w;
b: DWI, B1000; c: TOF-MRA, MIP-Rekonstruktion
a b
a b
a b c
. Abb. 2.46a–c Komplette Kleinhirninfarkte beidseits sowie ausgedehnter Ponsinfarkt, der den gesamten Querschnitt des Pons betrifft, bei Basilaris-
thrombose. a: ADC-Map; b, c: DWI, B1000
a b
. Abb. 2.48 Kompletter PICA-Infarkt rechts mit . Abb. 2.49 Subtotaler PICA-Infarkt links,
Beteiligung der dorsolateralen Medulla oblonga- kleinere Embolien auch im rechten PICA-Strom-
ta (T2w). Nebenbefundlich superfizielle Siderose, gebiet (T2w)
erkennbar als kräftig hypointenser Saum an der
Parenchymoberfläche (z.B. Pfeile)
a b
Differenzialdiagnosen. Thrombembolischer ischämischer In- Chng SM, Petersen ET, Zimine I, Sitoh YY, Lim CC, Golay X. Territorial arterial
farkt (kardioembolisch, arterio-arteriell embolisch), posteriores spin labeling in the assessment of collateral circulation: comparison with
digital subtraction angiography. Stroke. 2008;39:3248-54.
reversibles Leukenzephalopathie-Syndrom (PRES), Vaskulitis,
Leitlinie »Ischämischer Schlaganfall: Akuttherapie«. In: Leitlinien für Diagnos-
2 Mikroangiopathie tik und Therapie in der Neurologie. 3. Aufl. Thieme, Stuttgart 2005.
Momjian-Mayor I, Baron JC. The pathophysiology of watershed infarction in
Literatur internal carotid artery disease: review of cerebral perfusion studies.
Bang OY, Lee PH, Heo KG, Joo US, Yoon SR, Kim SY. Specific DWI lesion patterns Stroke. 2005;36:567-77.
predict prognosis after acute ischaemic stroke within the MCA territory. Mull M, Schwarz M, Thron A.Cerebral hemispheric low-flow infarcts in arterial
J Neurol Neurosurg Psychiatry. 2005;76:1222-8. occlusive disease. Lesion patterns and angiomorphological conditions.
Bisschops RH, Klijn CJ, Kappelle LJ, van Huffelen AC, van der Grond J. Collat- Stroke. 1997;28:118-23.
eral flow and ischemic brain lesions in patients with unilateral carotid Schomer DF, Marks MP, Steinberg GK, Johnstone IM, Boothroyd DB, Ross MR,
artery occlusion. Neurology. 2003;13;60(9):1435-41. Pelc NJ, Enzmann DR .The anatomy of the posterior communicating ar-
Caplan LR, Wong KS, Gao S, Hennerici MG.Is hypoperfusion an important tery as a risk factor for ischemic cerebral infarction. N Engl J Med.
cause of strokes? If so, how? Cerebrovasc Dis 2006;21:145-53 1994;330:1565-70.
Chaves CJ, Silver B, Schlaug G, Dashe J, Caplan LR, Warach S. Diffusion- and Yoon SR, Bang OY, Hong JM, Li WY, Lee PH, Ovbiagele B. Non-conventional
perfusion-weighted MRI patterns in borderzone infarcts. Stroke. 2000; risk factors were associated with infarct patterns in ischemic stroke. Clin
31:1090-6. Neurol Neurosurg. 2009;111:134-9.
a b
. Abb. 2.52a, b Grenzzoneninfarkt rechts (MCA-ACA-Grenzzone) bei ACI-Stenose rechts. a: DWI, B1000; b: FLAIRw cor
a b
. Abb. 2.53a, b Grenzzoneninfarkte beidseits bei Z.n. systemischem Blutdruckabfall. a: FLAIR cor; b: DWI, B1000
2.1 · Schlaganfall
107 2
a b
. Abb. 2.54a, b Hämodynamische Endstrominfarkte rechts im Marklager (Pfeile). a: T2w; b: FLAIRw cor
a b
. Abb. 2.55a, b Hämodynamische Endstrominfarkte rechts im Marklager bei ACI-Verschluss rechts (Stern in b).
a: DWI, B1000; b: TOF-MRA, Basisbild
2.1.7 Lakunäre Infarkte Verlauf und Prognose. Abhängig von Lokalisation, meist benig-
ne, ca. 1/3 verläuft klinisch wie TIA
Definition. Kleiner, max. 1,5 cm durchmessender ischämischer Ausnahme: Strategische Infarkte, z.B. bilaterale Thalamus-
2 Infarkt im subkortikalen Marklager oder im Hirnstamm infolge läsionen
eines Verschlusses kleiner penetrierender Arterien (Perfora-
toren). Bildgebung. Signal- bzw. Dichteverhalten der Läsionen (. Abb.
2.57, . Abb. 2.58), siehe 7 Kap. 2.1.4
Epidemiologie und Demographie. Lokalisation: Subkortikal im Marklager, Stammganglien, Thala-
Altersverteilung: meist >55 Jahre mus (. Abb. 2.58), Hirnstamm, v.a. Pons.
Geschlechtsverteilung: M = F Morphologie: Rundlich bis oval (»lakunär), bis zu ca. 1,5 cm
Risikofaktoren: Hypertonus (!), Diabetes mellitus, Nikotin- Größe (max. Durchmesser variiert in Literatur)
abusus, Hypercholesterinämie, Übergewicht CT: Relativ wenig sensitiv aufgrund der geringen Größe der Lä-
sionen
Ätiologie.
4 Vor allem Arteriosklerose und Lipohyalinose der kleinen Differenzialdiagnosen. Kleine Territorialinfarkte, erweiterte
perforierenden Äste der Hirnbasisarterien (siehe auch Virchow-Robin-Räume (»Etat criblé«), MS-Plaques, CADASIL
7 Kap. 2.3.1 »Chronische hypertensive Enzephalopathie«)
4 Seltener Mikroembolien (kardialer oder arterio-arteriell em- Literatur
bolischer Genese) Gass A, Ay H, Szabo K, Koroshetz WJ. Diffusion-weighted MRI for the »small
stuff«: the details of acute cerebral ischaemia. Lancet Neurol. 2004;
3:39-45.
Klinik. »Lakunäre Syndrome«, abhängig von Lokalisation, z.B. Lee SH, Bae HJ, Ko SB, Kim H, Yoon BW, Roh JK. Comparative analysis of the
4 Capsula interna: »pure motor stroke«, rein motorische Hemi- spatial distribution and severity of cerebral microbleeds and old lacunes.
parese J Neurol Neurosurg Psychiatry. 2004;75:423-7.
4 Thalamus: »pure sensory stroke«, rein sensorische Hemi- Mast H, Thompson JL, Lee SH, Mohr JP, Sacco RL. Hypertension and diabetes
mellitus as determinants of multiple lacunar infarcts. Stroke. 1995; 26:
symptomatik
30-3.
4 Demenz
a b
. Abb. 2.57a, b Frischer lakunärer Infarkt links periventrikulär (Pfeil in b); zusätzlich Nachweis . Abb. 2.58 Frischer lakunärer Infarkt im linken
einzelner, älterer mikroangiopathischer Marklagerläsionen beidseits und kleine alte kortikale embo- Thalamus (DWI, B1000)
lische Ischämie rechts parietal. a: DWI, B1000; b: FLAIRw
2.2 · Makroangiopathien
109 2
2.2 Makroangiopathien dichtes und lockeres fibröses Bindegewebe, inklusive der sog.
fibrösen Kappe, die den Fettkern und dessen Inhalt von durch-
2.2.1 Arteriosklerose der extra- strömten Gefäßlumen trennt.
und intrakraniellen Gefäße
Klinik. TIA-Symptomatik, »stotternde« Symptomatik
Definition. Die Arteriosklerose ist eine systemische, multifak-
> Es besteht die Gefahr eines thrombembolischen oder
torielle Erkrankung der arteriellen Gefäße, die zu einer um-
hämodynamischen Schlaganfalls.
schriebenen Lumeneinengung der betroffenen Arterien bis hin
zur Okklusion führt.
Verlauf und Prognose. Progredient; suffiziente medikamentöse
Epidemiologie und Demographie. Die Arteriosklerose ist die Behandlung verzögert Progredienz.
führende Ursache für Morbidität und Mortalität in den westli-
chen Industrieländern und die wichtigste Ursache intrakranieller Sonstiges.
Gefäßstenosen beim Erwachsenen. Beurteilung des Stenosegrades:
Altersverteilung: Mittleres bis höheres Lebensalter. 4 NASCET-Kriterien (»North American Symptomatic Carotid
Geschlechtsverteilung: M > F Endarterectomy Trial«): Verhältnis des Gefäßdurchmessers
Risikofaktoren (Auswahl): im Bereich der Stenose zum Durchmesser der A. carotis
4 Arterielle Hypertonie interna oberhalb der Stenose im gesunden Segment.
4 Diabetes 4 ECST-Kriterien (»European Carotid Surgery Trial«): Verhältnis
4 Fettstoffwechselstörungen (Hypercholesterinämie, Hyperli- des Gefäßdurchmessers im Bereich der Stenose zu geschätztem
pidämie) ursprünglichen Durchmesser des Bulbus caroticus.
4 Nikotin
> Bei der Messung nach den NASCET-Kriterien wird der
4 Metabolisches Syndrom
Stenosegrad oft unterschätzt.
4 Afroamerikaner haben das höchste Risiko.
Plaquemorphologie: Neben dem Stenosegrad bestimmen auch
Die Arteriosklerose (AS) der hirnversorgenden Gefäße ist oft die Zusammensetzung und die Oberflächenbeschaffenheit arte-
vergesellschaftet mit Koronarsklerose, AS der Aorta, AS der Nie- riosklerotischer Plaques die Wahrscheinlichkeit für ein arterio-
renarterien und der Beinarterien. arteriell embolisches Ereignis. Die Plaquebildgebung mittels
MRT spielt bei der Beurteilung sog. »vulnerabler Plaques« eine
Ätiologie. Man geht heute davon aus, dass es sich um eine mul- zunehmende Rolle. Durch Verwendung eines Multisequenzpro-
tifaktorielle Erkrankung handelt. Die 3 wichtigsten Hypothesen tokolls können die Zusammensetzung und die Oberflächen-
zur Ätiologie sind: beschaffenheit der arteriosklerotischen Plaques in größeren Ge-
4 Lipid-Hypothese: Ein hoher Plasma-LDL-Spiegel führt zu fäßen, wie der A. cerebri interna, gut dargestellt werden. Das
LDL-Ablagerungen in der Gefäßintima. Untersuchungsprotokoll umfasst dabei T1w, PDw, T2w und
4 »Response to injury«-Hypothese: Eine umschriebene Verlet- TOF-Sequenzen und ermöglicht die Beurteilung hinsichtlich des
zung der Intima oder fokale Endothelschädigung führt zu Vorliegens eines Fettkerns mit oder ohne Einblutungen, den
einer Plättchenaggregation und damit zur Thrombusbildung. Nachweis von Verkalkungen, sowie die Beurteilung der fibrösen
4 »Unifiying hypothesis«: Die Endothelschädigung resultiert Kappe.
in einer erhöhten Permeabilität des Endothels für LDL.
Bildgebung.
Darüber hinaus spielen die bereits genannten Risikofaktoren Lokalisation:
eine wichtige Rolle. 4 Intrakraniell: v.a. distale ACI und distale BA (. Abb. 2.59),
Stenosen: >70% sind hämodynamisch wirksam: MCA seltener (2%, . Abb. 2.60)
4 bei langsam progredienter Stenose bilden sich Kollateralen 4 Extrakraniell: v.a. Bifurkation der A. carotis communis
aus, die lange einen ausreichenden zerebralen Blutfluss/Blut- (. Abb. 2.62)
volumen sicherstellen.
4 Bei akutem Verschluss (z.B. durch adhärentes Thrombus- Morphologie der Stenose:
material) → keine suffizienten Kollateralen → akute Sympto- 4 meist umschrieben, unterschiedlicher Stenosegrad bis hin
matik zum Verschluss
4 Gefahr der arterio-arteriellen Embolie mit konsekutiv aku- 4 Evtl. Ulzeration im Bereich der Gefäßwand
tem Verschluss einer distalen Arterie → akute Schlaganfall-
symptomatik CT nativ:
4 Nachweis von verkalkten Anteilen der Plaques
Plaquemorphologie, Plaqueaufbau: In bestimmten Phasen der 4 Evtl. auch hypointense Anteile im Inneren eines Plaques
Erkrankung zeigen die Plaques verschiedene Komponenten: 4 Ausmaß der intrazerebralen Leukoaraiosis korreliert mit
einen Fettkern (mit oder ohne Einblutung), Verkalkungen, sowie Schweregrad einer vorliegenden Carotisstenose
110 Kapitel 2 · Vaskuläre Erkrankungen
b c
. Abb. 2.59a–c Hochgradige midbasiläre Stenose (Pfeile). a: TOF-MRA; b, c: DSA, selektive Injektion
in die linke VA, Schrägprojektionen
a b c
. Abb. 2.60a–c Hochgradige Stenose des linken M1-Segments (Pfeil in a). Es wurde ein Stent implantiert (b, c). DSA während der Intervention vor (b)
und nach (c) Freisetzen des Stents. Im Nativbild (c) sind die Stentenden gut erkennbar; a: TOF-MRA; b, c: DSA, selektive Injektion in die linke ACI
112 Kapitel 2 · Vaskuläre Erkrankungen
a b
. Abb. 2.61a, b Hochgradige extrakranielle ACI-Stenose rechts mit ulzerierendem Plaque (Pfeile).
a: MIP-Rekonstruktion (CTA); b: Volumen-Rendering-Rekonstruktion (CTA)
a b c
. Abb. 2.62a–c Filiforme extrakranielle ACI-Stenose (Pfeil in a), Einbringen eines Stents (b) und Endergebnis (c). a-c: DSA
a b
. Abb. 2.63a, b Hochgradige VA-Abgangsstenose rechts, vor (Pfeil in a) und nach (b) Stentimplantation (DSA)
2.2 · Makroangiopathien
113 2
2.2.2 Gefäßwanddissektion Verlauf und Prognose. Rezidivrate im 1. Monat 2%, danach im
Verlauf 1%/Jahr. Bei Verschlüssen Rekanalisationsrate von 85%
Definition. Bei einer Gefäßwanddissektion handelt es sich um in ersten 3 Monaten nach Ereignis.
einen Einriss der Gefäßwand mit konsekutiver Entstehung eines
falschen Lumens und einer Einblutung in die Gefäßwand. Bildgebung.
Lokalisation:
Epidemiologie und Demographie. 4 ACI: Beginn oft ca. 2 cm distal der Bifurkation bis Eintritt in
Inzidenz: Schädelbasis; bei traumatischen Dissektionen mit Schädel-
4 Spontane ACI-Dissektion: 2–3/100.000 basisfraktur auch petröses oder kavernöses Segment (. Abb.
4 Spontane VA-Dissektion: 1–2/100.000 2.64)
4 VA: Atlasschlinge, Eintritt in das Foramen transversum des
Gefäßwanddissektionen sind bei jungen Erwachsenen für ca. 30% HWK6, Duradurchtritt; ca. 10% erstrecken sich bis nach in-
der ischämischen Schlaganfälle verantwortlich. In 14% der Fälle tradural (. Abb. 2.66)
bilateral (VA-Dissektionen in 22%, ACI-Dissektionen in 4%).
Altersverteilung: Gipfel: 5. Dekade Morphologie:
Geschlechtsverteilung: Etwa M = F 4 »Intimal flap« = Intimasegel = abgehobene Intima = Dissek-
Risikofaktoren: tionsmembran (»Lefze«)
4 Trauma 4 Wandhämatom: halbmondförmige Struktur um eingeengtes
4 Chiropraktische Manipulation im Bereich der HWS Gefäßlumen auf axialen Schichten, in der Regel exzentrisch
4 Marfan-Syndrom (. Abb. 2.64, . Abb. 2.66)
4 Fibromuskuläre Dysplasie 4 Bilaterale ACI-Dissektion: »Puppy sign« (das axiale Bild auf
4 Ehlers-Danlos-Syndrom Typ IV Höhe der Dissektion sieht aus wie das Gesicht eines Hunde-
4 Vorangehende Infektion welpen, wobei die bilateralen Wandhämatome den Augen
entsprechen; . Abb. 2.65)
Ätiologie.
4 »Spontan« (2/3 der Fälle) CT:
4 Vorbestehende Bindegewebeschwäche 4 CT nativ: Meist normal, ggf. Infarkt, SAB?
4 Traumatisch (Sportunfälle, Dezelerationstrauma) 4 CT + KM: Dünner KM-aufnehmender Saum um Wandhä-
4 Einriss der Intima → falsches Lumen und Einblutung in die matom (mutmaßlich durch Anreicherung der Vasa vaso-
Gefäßwand rum)
4 Subintimale Dissektion → Stenosierung des echten Lumens
4 Subadventitiale Dissektion → Ausbildung eines Aneurysma MDCTA:
dissecans (dissezierendes Aneurysma, Pseudoaneurysma) → 4 Konisch sich verjüngendes echtes kontrastiertes Lumen
häufiger bei traumatischen Dissektionen (»string sign«)
4 Bei doppeltem Einriss der Intima → Perfusion des falschen 4 Pseudoaneurysma?
Lumens mit Reentry 4 Nachweis des Dissekatsegels
4 Im Vergleich zur MRA unabhängig von Flussphänomenen
Mögliche Komplikationen:
4 Ischämischer Infarkt durch Thromboembolie oder Gefäß- MRT:
verschluss bei »Abklemmen« des wahren Lumens 4 T1w/T2w:
4 Selten Subarachnoidalblutung bei bis nach intradural reichen- 5 Akut: Wandhämatom weitgehend isointens
den Dissektionen (VA >> ACI), disseziierende Aneurysmen 5 Subakut: Wandhämatom zuerst hyperintens in T1w, dann
in T2w
Klinik. 5 Chronisch: Bleibt über mehrere Monate hyperintens
ACI: 5 Dissekatsegel: Hypointens
4 Unilaterale Kopfschmerzen und Schmerzen im Bereich des 5 Evtl. reduziertes Flow void im »echten« Lumen
Halses (im Gefäßverlauf) 4 T1w + FS cor und tra (Schädelbasis, Hals): Besonders gut
4 Kaudale Hirnnervenausfälle zum Nachweis des Wandhämatoms geeignet, hyperintens ab
4 Ischämie (zerebral und retinal) ca. Tag 2–3 (Methämoglobin) (. Abb. 2.64, . Abb. 2.66)
4 Pulsatiler Tinnitus 4 T2w/PDw/FLAIR: Infarkte? SAB?
4 Horner-Syndrom (Ptosis, Miosis, Enophthalmus durch Lä- 4 DWI: Frischer Infarkt?
sion sympathischer Efferenzen, in <50%) 4 MRA der Hals- und intrakraniellen Gefäße (. Abb. 2.64):
5 Konisch sich verjüngendes echtes Lumen (»string sign«)
VA: 5 Basisbilder zur Beurteilung des Bezuges des Wandhäma-
4 Einseitige Nackenschmerzen toms zum echten Lumen
4 Ischämie (in 90% der Fälle: dorsolaterale Medulla oblongata 5 Nachweis der Dissekatmembran
→ Wallenbergsyndrom) 5 Pseudoaneurysma?
114 Kapitel 2 · Vaskuläre Erkrankungen
a b c
. Abb. 2.64a–c ACI-Dissektion links mit Wandhämatom (Pfeile in a und b) und filiformer Einengung des wahren Lumens (Pfeil in c). a, b: T1 w FS nativ tra
und cor; c: kontrastverstärkte MRA der Halsgefäße, MIP-Rekonstruktion
a b
. Abb. 2.65a, b »Puppy sign« bei bilateraler ACI-Dissektion (a), hervorgerufen durch das Wandhämatom
beidseits um die ACI im axialen Schnitt (Pfeile in a). Die Medullla oblongata stellt die Nase des Welpen dar,
die Kleinhirnhemisphären die Lefzen (T1w FS + KM nativ). b Foto zur Illustration
a b
. Abb. 2.66a, b Umschriebene VA-Dissektion rechts mit Wandhämatom (Pfeile). a, b: T1w FS + KM tra und cor
116 Kapitel 2 · Vaskuläre Erkrankungen
a b c
d e f
. Abb. 2.67a–f Moya-Moya-Erkrankung mit hochgradiger distaler ACI-Stenose rechts und ACI-Verschluss links (Pfeile in f, rechte ACI). Darstellung des
Kollateralnetzwerks im Bereich der Schädelbasiszisternen (Pfeilspitzen in a und e) und in den Stammganglien (Pfeile in d). »Ivy-Sign« (hyperintense
Darstellung der Sulci) in der nativen FLAIRw (b, c). In der TOF-MRA nur noch residuales Flusssignal im MCA-Hauptstamm beidseits (Pfeile in e). a: PDw;
d, f: TOF-MRA, Basisbilder; b, c: FLAIRw nativ; f: CE-MRA der Halsgefäße
2.2 · Makroangiopathien
117 2
a b
c d
. Abb. 2.68a–d Moya-Moya-Syndrom, sekundär bei Z.n. Ganzhirnbestrahlung mit Verschluss der distalen
rechten ACI. Ein »Rete mirabile« hat sich als Kollateralnetzwerk ausgebildet (Pfeilspitzen). Der MCA-Hauptstamm
rechts ist nicht abgrenzbar. Normale Pfeile: ACAs; gebogene Pfeile: A. ophthalmica
4 DSA:
5 Sensitivste Methode zur Darstellung der Gefäßverände- Differenzialdiagnose des »Ivy-Signs«:
rungen (distale ACI-Stenosen und Rete mirabile) (. Abb. 4 Leptomeningeale Metastasierung
4 Subarachnoidalblutung
2.68)
4 Meningitis
5 Kollateralnetzwerk sieht aus wie »Nebelwolke« (Moya- 4 Z.n. Beatmung mit 100% Sauerstoff
moya) 4 Moya-Moya-Erkrankung
5 Evtl. Nachweis von Mikro- und Makroaneurysmen
5 Spät im Verlauf Nachweis von transduralen und transos-
sären Kollateralen Literatur
5 Signifikant häufiger Nachweis von Primitivgefäßen Cerrato P, Grasso M, Lentini A, Destefanis E, Bosco G, Caprioli M, Bradac GB,
Bergui M. Atherosclerotic adult Moya-Moya disease in a patient with
4 NUK:
hyperhomocysteinaemia. Neurol Sci. 2007 Mar;28(1):45-7.
5 PET: Verminderung der hämodynamischen Reservekapa- Fujiwara H, Momoshima S, Kuribayashi S. Leptomeningeal high signal inten-
zität sity (ivy sign) on fluid-attenuated inversion-recovery (FLAIR) MR images
5 SPECT: Ausmaß der zerebralen Hypoperfusion wesentlich in moyamoya disease. Eur J Radiol. 2005;55:224-30.
für die Therapieplanung (evtl. Indikationsstellung für Fukui M, Kono S, Sueishi K, Ikezaki K. Moyamoya disease. Neuropathology.
2000;20(Suppl):S61-4.
neurochirugischen Eingriff)
Mehdorn HM. Cerebral revascularization by EC-IC bypass – present status.
Acta Neurochir. 2008;103:73-7.
Differenzialdiagnosen. Im Prinzip jede Erkrankung, die zu Rovira M, Torrent O, Ruscalleda J. Etiology of moya moya disease acquired or
einer langsam progredienten Stenosierung der intrakraniellen congenital. Acta Radiol. 1976;347:229-40.
Gefäße führt, wie Arteriosklerose, Vaskulitiden. Außerdem Z.n. Scott RM, Smith ER. Moyamoya disease and moyamoya syndrome. N Engl
J Med. 2009;360:1226-37.
Radiatio im Halsbereich; Gefäßmalformationen
Søgaard I, Jørgensen J. Familial occurrence of bilateral intracranial occlusion
of the internal carotid arteries (Moya Moya). Acta Neurochir (Wien). 1975;
31(3-4):245-52.
Yoon HK, Shin HJ, Chang YW. »Ivy sign« in childhood moyamoya disease:
depiction on FLAIR and contrast-enhanced T1-weighted MR images.
Radiology. 2002;223:384-9.
118 Kapitel 2 · Vaskuläre Erkrankungen
2.2.4 Reversibles zerebrales 4 Liquor nahezu normal (Proteingehalt <80 mg%, Leukozyten
Vasokonstriktionssyndrom (RCVS) <10 mm3, normale Glucose)
4 Akute, schwerste Kopfschmerzen +/- neurologische Ausfälle
2 Definition. Beim reversiblen zerebralen Vasokonstriktions- 4 Reversibilität der angiographischen Veränderungen inner-
syndrom (RCVS) handelt es sich um eine Erkrankung, die durch halb von 12 Wochen nach Symptombeginn
langanhaltende, aber reversible Vasokonstriktionen der hirnver-
sorgenden Gefäße gekennzeichnet ist und sich typischerweise mit Verlauf und Prognose.
akuten, schweren, rezidivierenden Kopfschmerzen mit oder ohne Komplikation: Ischämien mit fokal-neurologischen Ausfällen
zusätzlichen neurologischen Ausfällen manifestiert. mit der Gefahr permanenter Defizite.
Begriffe, die darunter subsummiert werden bzw. Syndrome Bildgebung. (. Abb. 2.69)
bei denen ein RCVS beschrieben ist oder früher gebräuchliche
Begriffe sind: > Das RCVS ist bei SAB eine Ausschlussdiagnose. Immer
4 Call-Syndrom (oder Call-Fleming-Syndrom) aneurysmatische Ursache der SAB ausschließen!
4 Benigne Angiopathie des ZNS Lokalisation: Intrakranielle Gefäße
4 Postpartale Angiopathie Morphologie: Segmentale, multifokale Vasokonstriktionen
4 Thunderclap-Kopfschmerz mit reversiblen Vasospasmen CT nativ: SAB? ICB? Ischämie?
4 Migränöser Vasospasmus MDCTA: Evtl. segmentale, multifokale Vasokonstriktionen er-
4 Migränöse Angiitis kennbar
4 Medikamenteninduzierte zerebrale Arteriitis oder Angio- MRT: Kann unauffällig sein
pathie 4 T2w: Ischämien (vor allem im Bereich der Grenzzonen)?,
ICB?
Heute sollte einheitlich der Begriff »RCVS« verwendet werden.
4 FLAIRw/PDw: Umschriebene SAB im Bereich der kortikalen
Epidemiologie und Demographie. Furchen?
Altersverteilung: Maximum zw. 12. und 50. Lebensjahr 4 DWI: Frische Ischämie?
Geschlechtsverteilung: M < F 4 Intrakranielle TOF-MRA: Darstellung der segmentalen, mul-
tifokalen Vasokonstriktionen
Ätiologie. Die Pathophysiologie ist im Einzelnen unklar, eine 4 Serielle MRA oder CTA: Zum Nachweis der Reversibilität
Rolle spielt eine Störung der Regulation des Gefäßtonus der in- 4 DSA: Darstellung der segmentalen, multifokalen Vasokons-
trakraniellen Gefäße. Diese kann spontan auftreten oder durch triktionen; ggf. intraarterielle Nimotopgabe → Reversibilität
eine Reihe endo- und exogener Faktoren hervorgerufen werden, der Stenosen
z.B. durch:
4 Sympathomimetische und serotonerge Medikamente Transkranieller Doppler: Zum Monitoring des Ausmaßes der
4 Tumoren Vasokonstriktionen und zum Follow-up
4 Endokrine Faktoren
Differenzialdiagnosen.
4 Direktes oder indirektes Trauma
Angiographisches Bild: Vaskulitiden, Vasospasmen nach SAB,
4 Unkontrollierter Hypertonus
Dissektion
4 Spätschwangerschaft
Klinisches Bild: SAB, Migräneattacke
4 Präeklampsie und Eklampsie
4 Frühe Wechseljahre Literatur
4 Assoziation mit Kopfschmerzerkrankungen Calabrese LH, Dodick DW, Schwedt TJ, Singhal AB. Narrative review: reversible
cerebral vasoconstriction syndromes. Ann Intern Med. 2007;146:34-44.
Klinik. Rezidivierende Attacken eines »Thunderclap«-Kopf- Ducros A, Boukobza M, Porcher R, Sarov M, Valade D, Bousser MG. The clinical
schmerzes (= hyperakut auftretender, schwerer Kopfschmerz, and radiological spectrum of reversible cerebral vasoconstriction syn-
der seine maximale Intensität innerhalb von wenigen Sekunden drome. A prospective series of 67 patients. Brain. 2007;130:3091-101.
Elstner M, Linn J, Müller-Schunk S, Straube A. Reversible cerebral vasocon-
nach Beginn erreicht, »clap of thunder«). Dieser ist: striction syndrome: a foudroyant clinical course treated with intra-arte-
4 Okzipital oder diffus lokalisiert rial application of nimodipine. Cephalalgia. 2009;29:677-82.
4 Assoziiert mit Vasokonstriktion der zerebralen Gefäße Koopman K, Teune LK, Ter Laan M, Uyttenboogaart M, Vroomen PC, De Keyser
Weitere Symptome: Übelkeit, Erbrechen, Photophobie, generali- J, Luijckx GJ. An often unrecognized cause of thunderclap headache:
reversible cerebral vasoconstriction syndrome. J Headache Pain. 2008;
sierte Krampfanfälle 9:389-91.
Koopman K, Uyttenboogaart M, Luijckx GJ, De Keyser J, Vroomen PC. Pitfalls in
Komplikationen: Ischämien mit fokal-neurologischen Ausfällen, the diagnosis of reversible cerebral vasoconstriction syndrome and pri-
Subarachnoidalblutung (SAB). mary angiitis of the central nervous system. Eur J Neurol. 2007;14:1085-7.
Linn J, Fesl G, Ottomeyer C, Straube A, Dichgans M, Bruckmann H, Pfefferkorn
Diagnosekriterien. T. Intra-arterial application of nimodipine in reversible vasoconstriction
4 Angiographischer Nachweis (DSA; MDCTA; MRA) multi- syndrome: A diagnostic tool in selected cases? Cephalalgia 2011 Jan 10
[Epub ahead of print].
fokaler, segmentaler Engstellungen der intrakraniellen Arte- Santos E, Zhang Y, Wilkins A, Renowden S, Scolding N. Reversible cerebral
rien vasoconstriction syndrome presenting with haemorrhage. J Neurol Sci.
4 Kein Anhalt für aneurysmatische SAB 2009;276:189-92.
2.2 · Makroangiopathien
119 2
a b c
d e f
. Abb. 2.69a–f Postpartales reversibles zerebrales Vasokonstriktionssyndrom mit frischen Ischämien. Die DSA (c, d) zeigt segmentale Engstellungen
der intrakraniellen Arterien. Nach intraarterieller Nimotopgabe (e, f) haben sich die Gefäßkaliber normalisiert. a, b: DWI, B1000; c-e: DSA der rechten ACI
vor (c, d) und nach (e, f) Therapie
2.2.5 Fibromuskuläre Dysplasie Ätiologie. Die FMD betrifft meist die Tunica media, seltener die
Intima oder Adventitia mit Umwandlung der glatten Muskel-
Definition. Bei der fibromuskulären Dysplasie (FMD) handelt es zellen in fibroblastenartige Zellen.
sich um eine nicht arteriosklerotische, nicht entzündliche Dys- Komplikation: Gefäßwanddissektion
plasie der Gefäßwände mittelgroßer Gefäße, die meist die Tunica
media betrifft. Klinik. Neurologische Symptomatik meist aufgrund einer Dis-
sektion: Kopfschmerzen, Migräne, Ischämie, Horner-Syndrom,
Epidemiologie und Demographie. Mehrzahl der Fälle tritt spo- Hörminderung
radisch auf; familiäre Fälle aber möglich.
Altersverteilung: Altersgipfel 3.–5. Lebensdekade Verlauf und Prognose. Dissektion als Komplikation.
Geschlechtsverteilung: M:F = 1:3–4
Betroffene Gefäße: Bildgebung. (. Abb. 2.70)
4 Nierenarterien (70%) Lokalisation: ACI, distale VA (v.a. Höhe HWK1/2), Hirnbasis-
4 Hirnversorgende Gefäße (25%) arterien selten
4 Viszerale Gefäße (10%) Morphologie: Klassisch: »perlschnurartiger« Aspekt des betrof-
4 Extremitäten (5%) fenen Gefäßes
CT nativ: Ischämie?
Bei ca. 25% der Fälle ist mehr als 1 Territorium betroffen. MDCTA:
Die fibromuskulären Dysplasie ist assoziiert mit: 4 T2w/FLAIR: Ischämien?
4 Arteriellem Hypertonus 4 DWI: Frische Ischämie?
4 Migräne 4 zervikale T1w FS + KM tra und cor: Ggf. Nachweis eines
4 Aneurysmen der intrakraniellen Gefäße Wandhämatoms bei stattgehabter Dissektion (7 Kap. 2.2.8)
4 2-D-Phasenkontrast-MRT: Zerebraler Blutfluss hochnormal
120 Kapitel 2 · Vaskuläre Erkrankungen
a b
. Abb. 2.70a, b Fibromuskuläre Dysplasie der rechten ACI mit angedeutetem »perlschnurartigem«
Aspekt des Gefäßes (Pfeile). Die DSA wurde wegen eines ACI-Aneurysmas (Pfeilspitzen) durchgeführt.
a, b: DSA der rechten ACI
MRA der Halsgefäße und der intrakraniellen Gefäße: Kaliber- 2.3 Mikroangiopathien
schwankungen, kurzstreckige Stenosen, »perlschnurartiger« As-
pekt 2.3.1 Chronische hypertensive Enzephalopathie
DSA: Ggf. bei nicht eindeutigem Befund in der nicht-invasiven
Bildgebung Synonyme. Subkortikale arteriosklerotische Enzephalopathie
Ultraschall: (SAE), veralteter Begriff: Morbus Binswanger
4 Wandunregelmäßigkeiten und kurzstreckige Stenosen ohne
Zeichen der Arteriosklerose Ein langjähriger chronischer, arterieller Hypertonus führt zu ei-
4 Nierenarterienduplex zum Ausschluss einer Nierenarterien- ner Mikroangiopathie der zerebralen Gefäße, die sich morpho-
stenose obligat logisch mit folgenden Manifestationen präsentieren kann:
4 Leukenzephalopathie (»Leukoaraiose«)
Differenzialdiagnosen. Vaskulitiden der großen und mittelgro- 4 Mikroblutungen
ßen Gefäße (Takayasu-Arteriitis); sekundäre Vaskulitiden, 4 Lakunäre Infarkte
Moya-Moya-Erkrankung 4 Intrazerebrale Makroblutungen (hypertensive intrazerebrale
Blutung); dieses akute Krankheitsbild auf dem Boden einer
Literatur chronischen Schädigung der kleinen Gefäße durch einen
Dinter D, Buesing K, Diehl S, Neff KW. Blood volume flow quantification of the langjährigen Hypertonus wird im Kapitel »Intrazerebrale
brain-supplying circulation in fibromuscular dysplasia using 2D cine
Blutungen« besprochen (7 Kap. 2.5.8).
phase-contrast MRI. Br J Radiol. 2008;82:459-67.
Herregods N, Beckers R, Van Rattinghe R, Verstraete K. Fibromuscular dyspla-
sia of the carotid artery. JBR-BTR. 2008;91:195-7. Dieses Kapitel beschäftigt sich mit den beiden zuerst genannten
Ozdil M, Barýþ S, Ozyýlmaz I, Doðru O, Celkan T, Albayram S. A rare cause of Manifestationen des chronischen Hypertonus: der Leukenzepha-
ischemic stroke: fibromuscular dysplasia. Neurol Sci. 2009 30:77-9. lopathie und den Mikroblutungen, der sog. »chronischen hyper-
tensiven Enzephalopathie«. Zusätzlich wird auch im Kapitel
»Intrazerebrale Blutungen« auf hypertensive Mikroblutungen
2.2.6 Vaskulitiden der großen Gefäße eingegangen.
Außer zu mikroangiopathischen Schädigungen führt der
Siehe 7 Kap. 2.4 langjährige Hypertonus auch zu einer Elongation und Dilata-
tion der großen extra- und intrakraniellen Gefäße.
2.3 · Mikroangiopathien
121 2
Epidemiologie und Demographie. Inzidenz im Alter zuneh- Bildgebung. (. Abb. 2.71 bis . Abb. 2.75)
mend. Lokalisation:
Altersverteilung: Mittleres und höheres Lebensalter, in Abhän- 4 Hypertensive Leukenzephalopathie: Periventrikulär betont
gigkeit von Dauer einer bestehenden Hypertonie und im tiefen Marklager (»Centrum semiovale«, »Grenzzo-
Geschlechtsverteilung: M = F ne« zw. oberflächlichen und tiefen penetrierenden Marklager-
arterien), subkortikale U-fasern sind typischerweise ausges-
Ätiologie. part.
4 Arterieller Hypertonus (HT) + unbekannter konstitutioneller 4 Lakunäre Infarkte: Stammganglien, Thalamus, Pons
Faktor. 4 Mikroblutungen: Vor allem Stammganglien, Thalamus,
4 Chronischer arterieller Hypertonus → mikroangiopathische Hirnstamm, Kleinhirn (. Abb. 2.74)
Veränderungen (»Arteriolosklerose«) der langen, perfo-
rierenden Marklagerarterien (= Perforatoren aus M1-Seg- Morphologie:
menten der MCA, A1-Segmenten der ACA, RcoA, P1- und 4 Leukenzephalopathie: Je nach Ausprägung (multiple) dis-
P2-Segmenten der PCA, RcoP, BA) → Schädigung der Tunica tinkte, rundliche Läsionen, konfluierende, flächige Läsionen
media → histologisch: schwere arteriosklerotische Verände- oder diffuse, flächige Leukenzephalopathie (»Leukoaraiose«)
rungen der kleinen Arteriolen mit Verdickung der Gefäß- 4 Lakunäre Infarkte: Kleine, max. 1,5 cm durchmessende
wände, fibrinoider Nekrose (Lipohyalinose) und Pseudo- ischämische Infarkte (7 Kap. 2.1.7).
aneurysmen → Störung der Blut-Hirn-Schranke, v.a. bei hy- 4 Mikroblutungen: Petechiale »schwarze Punkte« in T2*w
pertensiver Entgleisung → perivaskuläres Ödem → histolo-
gisch: Demyelinisierung. CT nativ:
Ausmaß der Schädigung ist im Bereich der »Grenzzone« 4 Hypodense Darstellung der leukenzephalopathischen Läsio-
zwischen oberflächlichen und tiefen Marklagerarterien nen und der lakunären Infarkte (. Abb. 2.72)
am größten, dies spricht für zusätzliche hämodynamische 4 Mikroblutungen in der CT meist nicht zu sehen; frische,
Komponente. größere Mikroblutungen selten als hyperdense Pünktchen
4 In ausgeprägten Fällen werden regelhaft petechiale Mikroblu- erkennbar
tungen beobachtet.
MRT:
Klinik. Demenzielle Entwicklung vom Typ der subkortikalen De- 4 T2w/PDw/FLAIR: Hyperintense Darstellung der leukenze-
menz. Vaskuläre Demenz (7 Kap. 7.3) mit Verlangsamung und phalopathischen Läsionen (als einzelne oder konfluierende
Aufmerksamkeitsstörung. Affektlabilität, Gangstörung, Harn- Herde oder als diffuse Leukenzephalopathie) und der laku-
inkontinenz, TIAs, fokal-neurologische Defizite, z.T. auch nären Infarkte
Krampfanfälle. 4 T1+KM: Schrankenstörung bei subakuten ischämischen Lä-
sionen
Verlauf und Prognose. Meist stufenweise Verschlechterung, 4 T2*w:
jedoch auch Phasen scheinbarer Regredienz; z.T. wechselnde 5 Sensitiver Nachweis (multifokaler) Mikroblutungen
Symptomatik. Bei strenger RR-Einstellung und früher Diagnose- 5 V.a. in Stammganglien und Mittelhirn (. Abb. 2.74)
stellung kann Progredienz evtl. beeinflusst werden. 4 SWI: Mutmaßlich der T2*w beim Nachweis von (multifoka-
len) Mikroblutungen noch überlegen
Sonstiges. Es existieren verschiedene Ansätze, das Ausmaß von 4 DWI:
Marklager- und Stammganglienläsionen anhand visueller Skalen 5 Bei frischen Marklagerläsionen: akut Diffusionsrestrik-
zu bewerten, z.B.: tion in frischer Läsion mit ADC-Minderung
4 Marklagerläsionen: 5 Ältere Läsionen: ADC-Wert-Erhöhung
5 0: keine Läsionen 4 T1w: Hypodense Darstellung der leukenzephalopathischen
5 1: fokale Läsionen (. Abb. 2.71) Läsionen und der lakunären Infarkte
5 2: beginnend konfluierende Läsionen
5 3: diffuse Leukenzephalopathie mit oder ohne Beteiligung MRA/CTA/DSA:
der U-fasern 4 Typischerweise unauffälliger angiographischer Befund
4 Stammganglienläsionen: 4 Evtl. Elongation und Dilatation der großen extra- und intra-
5 0: keine Läsionen kraniellen Gefäße
5 1: 1 fokale Läsion 4 Evtl. zusätzlich arteriosklerotische Veränderungen der großen
5 2: mehr als 1 fokale Läsion extra- und intrakraniellen Gefäße
5 3: konfluierende Läsionen Anmerkung: Es besteht allerdings allenfalls eine lose Korre-
lation mit arteriosklerotischen Stenosen der Halsgefäße!
. Abb. 2.71 Einzelne mikroangiopathische . Abb. 2.72 Chronische hypertensive Enze- . Abb. 2.73 Konfluierende mikroangiopathische
Marklagerläsionen als Ausdruck einer chroni- phalopathie mit periventrikulären, flächigen, Läsionen im Pons als Ausdruck einer chronischen
schen hypertensiven Enzephalopathie (FLAIRw) hypodensen leukenzephalopathischen Läsionen hypertensiven Enzephalopathie (FLAIRw)
(CT nativ)
a b
. Abb. 2.74 Mikroblutungen v.a. in den Stamm- . Abb. 2.75a, b Ausgeprägte Elongation und Dilatation der intrakraniellen Gefäße, insbesondere
ganglien und Thalami als Ausdruck einer chro- der A. basilaris (Sterne) bei chronischer hypertensiver Enzephalopathie. a: TOF-MRA, Basisbild; b: T2w
nischen hypertensiven Enzephalopathie (T2*w)
2.3 · Mikroangiopathien
123 2
Differenzialdiagnosen. »Normal aging brain« (7 Kap. 7.1); zere- Spontanmutationen sind möglich. Es handelt sich um eine Angio-
brale Amyloidangiopathie; CADASIL; multiple Sklerose, Vasku- pathie, die vor allem die langen penetrierenden Marklagerarterien
litiden, Morbus Alzheimer; Mixed dementia: gemischte vasku- betrifft; dabei bestehen weder arteriosklerotische, noch kongophi-
läre Demenz und Alzheimer Pathologie (7 Kap. 7.4); andere le Veränderungen. Ultrastrukturell sind sog. osmophile Granula
primär neurodegenerative Demenzursachen; NPH; multiple ubiquitär in den Gefäßwänden nachweisbar (auch in den Gefäßen
»schwarze Dots« in T2*w (7 Kap. 2.6.5) im Muskel, Haut, Aorta, Niere).
> Nachweis einzelner Marklagerläsionen bei 96% der
Klinik. Rezidivierende subkortikale ischämische Ereignisse
Normalbevölkerung >65 Jahre. Konfluierende Mark-
(TIAs, Schlaganfälle) beginnen meist im mittleren Erwachsenen-
lagerläsionen sind bei 2–6% der klinisch gesunden,
alter. Kognitiver Abbau. Migräne, meist mit Aura (20–40%) kann
älteren Bevölkerung nachweisbar.
ein Frühsymptom sein, das Schlaganfällen und kognitiven Ein-
bußen vorangeht. Psychiatrische Erkrankungen (z.B. Depressi-
Literatur on) treten bei 20–30% der Fälle auf, epileptische Anfälle bei 6–
Black S, Gao F, Bilbao J.Understanding White Matter Disease. Imaging-Patho- 10%.
logical Correlations in Vascular Cognitive Impairment. Stroke. 2008;
Selten Präsentation als reversible und/oder rezidivierende
40(3 Suppl):S48-52
Esiri MM. Which vascular lesions are of importance in vascular dementia?
akute Enzephalopathie mit Fieber, akuter Verwirrtheit, Koma
Ann N Y Acad Sci. 2000;903:239-43. und Anfällen. Diese Episoden dauern typischerweise 1–2 Wo-
Hachinski VC, Potter P, Merskey H. Leuko-araiosis. Arch Neurol. 1987; 44:21–23. chen und sind vollständig reversibel.
Kapeller P, Barber R, Vermeulen RJ, Adèr H, Scheltens P, Freidl W, Almkvist O,
Moretti M, del Ser T, Vaghfeldt P, Enzinger C, Barkhof F, Inzitari D, Erkinjunti
Verlauf und Prognose. Symptome beginnen meist im 3. bis
T, Schmidt R, Fazekas F; European Task Force of Age Related White Matter
Changes.Visual rating of age-related white matter changes on magnetic
4. Lebensjahrzehnt, oft zunächst mit Migräne. In der 4. bis 5. De-
resonance imaging: scale comparison, interrater agreement, and correla- kade beginnen meist die ischämischen Ereignisse, gefolgt von
tions with quantitative measurements. Stroke. 2003; 34:441-5. demenzieller Entwicklung im 6. bis 7. Lebensjahrzehnt. Tod
Longstreth WTJ, Manolio TA, Arnold AM, Burke GL, Bryan N, Jungreis CA, meist in der 70. Dekade.
Enright PL, O’Leary DH, Fried L. Clinical Correlates of White Matter Find-
ings on Cranial Magnetic Resonance Imaging of 3301 Elderly People: The
Cardiovascular Health Study. Stroke. 1996;27:1274-82.
Sonstiges.
Vermeer SE, den Heijer T, Koudstaal PJ, Oudkerk M, Hofman A, Breteler MM. Diagnostische Kriterien:
Incidence and risk factors of silent brain infarcts in the population-based 4 »Wahrscheinliches« CADASIL:
Rotterdam Scan Study. Stroke. 2003;34:392-96. 5 Alter zu Beginn <50 Jahre
Vermeer SE, Prins ND, den Heijer T, Hofman A, Koudstaal PJ, Breteler MM.
5 Mindestens 2 der folgenden Symptome: Schlaganfälle mit
Silent brain infarcts and the risk of dementia and cognitive decline.
N Engl J Med. 2003;348:1215–22.
permanenten Defiziten, Migräne, schwere affektive Stö-
rung, subkortikale Demenz
5 Keine anderen ursächlichen vaskulären Risikofaktoren
5 Positive Familienanamnese
2.3.2 CADASIL-Syndrom 5 Entsprechender MRT-Befund
4 »Sicheres« CADASIL:
Definition. CADASIL (Cerebral Autosomal Dominant Arterio- 5 Zusätzlich Mutationsnachweis +/- positive Hautbiopsie
pathy With Subcortical Infarkts and Leucencephalopathy) ist
eine autosomal dominant vererbte mikroangiopathische Erkran- Bildgebung. (. Abb. 2.76)
kung, die bereits im jungen Erwachsenenalter zu Schlaganfällen Lokalisation: Subkortikal (nicht Cortex)
führt. 4 Marklager, v.a. frontal, temporal und insulär
4 Typisch: Mitbeteiligung des temporopolaren Marklagers,
Epidemiologie und Demographie. Prävalenz der Genträger ca. Aussparung von frontoorbitalem und okzipitalem subkorti-
1/160.000 kalem Marklager
Altersverteilung: Angeborene Erkrankung, die sich in der Regel 4 Periventrikuläres ML, Centrum semiovale, Capsula interna
ab dem 30. Lebensjahr klinisch manifestiert. Komplette Pe- und externa
netranz der klinischen Symptome bei Männern bis zum ca. 4 Hirnstamm, Stammganglien
60. Lebensjahr, bei Frauen etwas später. 4 Läsionen im temporopolaren Marklager und in der Capsula
Geschlechtsverteilung: M = F externa: relativ hohe Sensitivität und Spezifität für CADASIL
Assoziierte Veränderungen: Erhöhtes frühes Herzinfarktrisiko 4 Marklagerläsionen gehen klinischer Manifestation voraus
(Gefäßveränderungen betreffen auch die Koronarien; CADASIL
ist eigentlich eine systemische Vaskulopathie, wobei sich die Morphologie: Leukenzephalopathie (progredient, einzelne
Symptomatik meist auf das ZNS beschränkt). Herde bis konfluierende flächige LE) und lakunäre Infarkte
CT:
Ätiologie. Autosomal dominanter Erbgang; Punktmutation im 4 CT nativ: Hypodense Darstellung der Marklagerläsionen und
Notch3-Gen auf Chromosom 19q13.1. Es besteht eine genetische der lakunären Infarkte
Heterogenität mit multiplen Mutationsstellen im Notch3-Gen; 4 CT + KM: Keine pathologische KM-Aufnahme
124 Kapitel 2 · Vaskuläre Erkrankungen
MRT: Stromillo ML, Dotti MT, Battaglini M, Mortilla M, Bianchi S, Plewnia K, Pantoni
4 T1w: L, Inzitari D, Federico A, De Stefano N. Structural and metabolic brain
abnormalities in preclinical cerebral autosomal dominant arteriopathy
5 Flächig-konfluierende Marklagerläsionen: isointens
with subcortical infarcts and leucoencephalopathy. J Neurol Neurosurg
2 5 Umschriebene, scharf begrenzte, hypointense Läsionen Psychiatry. 2009;80:41-7.
(v.a. in SG, Thalami, Pons, Centrum semiovale) Viswanathan A, Gschwendtner A, Guichard JP, Buffon F, Cumurciuc R,
5 T1-Läsionsvolumen korreliert mit Grad der Behinderung O’Sullivan M, Holtmannspötter M, Pachai C, Bousser MG, Dichgans M,
und der neuropsychologischen Defizite Chabriat H. Lacunar lesions are independently associated with disability
and cognitive impairment in CADASIL. Neurology. 2007;69:172-9.
4 T2w/PDw/FLAIR: Flächig-konfluierende Marklagerläsionen
und umschriebene, scharf begrenzte Läsionen: hyperintens
4 T1w + KM: Keine pathologische KM-Aufnahme
4 DWI: Frische Läsionen zeigen Diffusionsstörung 2.3.3 Zerebrale Amyloidangiopathie
4 DTI:
5 Erhöhung der »Mean diffusivity« und Verlust der Aniso- Siehe 7 Kap. 2.5.9
tropie auch schon in normal erscheinender weißer Sub-
stanz
5 DTI zum Monitoring (Progression, Therapiemonitoring) 2.3.4 Vaskulitiden der kleinen Gefäße
geeignet
4 MRS: Siehe 7 Kap. 2.4
5 NAA, Cho, Cr und »total metabolite content« signifikant
erniedrigt
5 NAA/Cr-Ratio schon vor klinischer Manifestation er- 2.4 Vaskulitiden
niedrigt
4 MRA/DSA/CTA: Unauffällig Definition. Bei den Vaskulitiden handelt es sich um eine hetero-
4 NUK: FDG-PET: Glucosemetabolismus kortikal und subkor- gene Gruppe von Erkrankungen, die sich mit entzündlichen Ver-
tikal deutlich herabgesetzt. änderungen der Gefäßwände manifestiert.
Man unterscheidet die primäre ZNS-Vaskulitis (PACNS:
Differenzialdiagnosen. Hypertensive Mikroangiopathie (SAE), primary angitis of the central nervous system) als eigenständiges
MELAS-Erkrankung (MELAS = mitochondriale Enzephalomy- Krankheitsbild unbekannter Ätiologie von den systemischen
opathie, Laktat-Azidose und schlaganfallähnliche Symptome), Vaskulitiden mit ZNS-Beteiligung (. Tab. 2.3).
PACNS (primäre Angiitis des ZNS), systemische und sekundäre In Einzelfällen kann eine systemische Vaskulitis auch iso-
Vaskulitiden (systemischer Lupus erythematodes, Morbus liert nur das ZNS befallen (»single-organ vasculitis with a known
Behςet), Multiple Sklerose etiology«).
Von der primären ZNS-Vaskulitis und den systemischen Vas-
Literatur kulitiden mit ZNS-Beteiligung müssen die sekundären Vaskuli-
Auer DP, Schirmer T, Heidenreich JO, Herzog J, Pütz B, Dichgans M. Altered tiden abgegrenzt werden, die im Rahmen einer Vielzahl ver-
white and gray matter metabolism in CADASIL: a proton MR spectros-
schiedener systemischer Grunderkrankungen auftreten können.
copy and 1H-MRSI study. Neurology. 2001 Mar 13;56(5):635-42.
Chabriat H, Pappata S, Poupon C, Clark CA, Vahedi K, Poupon F, Mangin JF,
Darüber hinaus können auch verschiedene externe Auslöser ent-
Pachot-Clouard M, Jobert A, Le Bihan D, Bousser MG. Clinical severity in zündliche Veränderungen der Gefäßwände verursachen, z.B.
CADASIL related to ultrastructural damage in white matter: in vivo study Medikamente oder Drogen, oder eine vorangegangene Bestrah-
with diffusion tensor MRI. Stroke. 1999 Dec;30(12):2637-43. lung.
Holtmannspötter M, Peters N, Opherk C, Martin D, Herzog J, Brückmann H,
Sämann P, Gschwendtner A, Dichgans M. Diffusion magnetic resonance
histograms as a surrogate marker and predictor of disease progression
Epidemiologie und Demographie. In der Altersgruppe <50 Jah-
in CADASIL: a two-year follow-up study. Stroke. 2005;36:2559-65. re sind Vaskulitiden für ca. 3–5% der zerebralen Ischämien ver-
Kusaba T, Hatta T, Kimura T, Sonomura K, Tanda S, Kishimoto N, Kameyama H, antwortlich.
Okigaki M, Mori Y, Ishigami N, Mizuno T, Nakagawa M, Matsubara H.Renal
involvement in cerebral autosomal dominant arteriopathy with subcorti-
Ätiologie. Histologisch findet sich eine Entzündung der Gefäß-
cal infarcts and leukoencephalopathy (CADASIL). Clin Nephrol. 2007;
67:182-7.
wand +/- fibrinoide Nekrose, Leukozyteninfiltration, Gefäßste-
Liem MK, Lesnik Oberstein SA, Haan J, van der Neut IL, van den Boom R, nosen, Mikroaneurysmen, Thrombosen.
Ferrari MD, van Buchem MA, van der Grond J. Cerebral autosomal domi-
nant arteriopathy with subcortical infarcts and leukoencephalopathy: Differenzialdiagnosen. Gefäßbefund: Arteriosklerose. Intra-
progression of MR abnormalities in prospective 7-year follow-up study.
zerebraler Befund: (hypertensive) Mikroangiopathie, (thromb-)
Radiology. 2008;249:964-71.
Peters N, Holtmannspötter M, Opherk C, Gschwendtner A, Herzog J, Sämann P,
embolische Infarkte, MS, ADEM
Dichgans M. Brain volume changes in CADASIL: a serial MRI study in pure
subcortical ischemic vascular disease. Neurology. 2006;66:1517-22.
Singhal S, Rich P, Markus HS.The spatial distribution of MR imaging abnor-
malities in cerebral autosomal dominant arteriopathy with subcortical
infarcts and leukoencephalopathy and their relationship to age and
clinical features. AJNR Am J Neuroradiol. 2005;26:2481-7.
2.4 · Vaskulitiden
125 2
a b c
d e
. Abb. 2.76a–f CADASIL-Syndrom; Leukenzephalopathie (a–c) mit typischer Mitbeteiligung des temporopolaren Marklagers (c) und frischem lakunärem
Infarkt rechts periventrikulär (d, e). Die TOF-MRA (f) zeigt typischerweise einen Normalbefund, da es sich um eine mikroangiopathische Erkrankung handelt.
a-c: FLAIRw; d: DWI, B1000; e: ADC-Wert; f: TOF-MRA, MIP-Rekonstruktion
126 Kapitel 2 · Vaskuläre Erkrankungen
. Tab. 2.3 Klassifikation der primären Vaskulitiden (nach der Chapel Hill Consensus Conference1992)
2.4.1 Primäre ZNS-Vaskulitis (PACNS) Liquor: Gesamtprotein erhöht, lymphozytäre Pleozytose, selten
positive oligoklonale Banden
Synonyme. Isolierte ZNS Angiitis, idiopathische granulomatöse Anmerkung: Die PACNS stellt aufgrund ihrer unspezifischen
Angiitis des ZNS, primäre Angiitis des ZNS (PACNS) Symptomatik und der unspezifischen MRT- und DSA-Befunde
eine differenzialdiagnostische Herausforderung sowohl für den
Definition. Bei der primären ZNS-Vaskulitis handelt es sich um Neurologen als auch für den Radiologen dar.
eine Vaskulitis unklarer Ätiologie, die isoliert die intrakraniellen Diagnostischer Goldstandard: Offene oder stereotaktische
Gefäße des ZNS betrifft. Biopsie
Histologie: Granulomatöse Vaskulitis der parenchymalen und
Epidemiologie und Demographie. Seltene Erkrankung, die ge- leptomeningealen Hirnarterien; selten auch nichtgranulomatöse,
naue Inzidenz ist unbekannt. lymphozytäre Vaskulitis
Altersverteilung: Unspezifisch, sowohl Kinder als auch Erwach-
sene sind betroffen, das mittlere Alter liegt bei ca. 40 Jahren. Bildgebung. (. Abb. 2.77, . Abb. 2.78)
Geschlechtsverteilung: Männer etwas mehr als Frauen Lokalisation:
4 Uni- oder bilateral, multifokal
Ätiologie. Unklar, ein Zusammenhang mit z.B. Varizella-Zoster 4 Meist supratentoriell; infratentoriell nur, wenn auch supra-
Virus oder allogener Knochenmarktransplantation wird in man- tentorielle Läsionen
chen Fällen vermutet. 4 Graue und weiße Substanz
4 Verteilung der Läsionen in der MRT korreliert mäßig mit
Klinik. Unspezifisch, Kopfschmerz oft initiales Symptom, selte- dem angiographischem Befund
ner akuter, »schlaganfallsartiger« Beginn; allgemeines Krankheits- 4 Selten auch spinaler Mitbefall möglich
gefühl; (multiple) fokal neurologische Defizite je nach Lokalisa-
tion der Läsionen; Krampfanfälle; Verwirrtheit, demenzielle Morphologie:
Entwicklung, psychiatrische Symptomatik. 4 Kaliberschwankungen der intrakraniellen Gefäße
4 Ischämische Marklagerläsionen und/oder kortikale Läsio-
Verlauf und Prognose. Deutlich variabel: benigne, intermediär nen, diffuse Marklagerläsionen
bzw. chronisch progrediente Verläufe möglich; selten rasch pro- 4 Petechiale Blutungen
gredient, innerhalb von Wochen letale Verläufe. 4 ICBs, SABs
Rezidivrate nach 12 Monaten Immunsuppression <10%.
CT nativ:
Sonstiges. 4 Wenig sensitiv, oft unauffällig
Diagnosekriterien der PACNS (nach Calabrese et al.): 4 Ggf. hypodense Darstellung (multifokaler) ischämischer Lä-
4 Erworbenes neurologisches Defizit, dessen Ätiologie durch sionen
Basisuntersuchungen nicht geklärt werden kann. 4 Selten Nachweis von Einblutungen (als umschriebene hyper-
4 Typische angiographische oder histopathologische Befunde dense Areale)
für eine PACNS.
4 Kein Hinweis für eine systemische Vaskulitis oder eine ande- CT + KM: Subakute ischämische Läsionen können eine inhomo-
re Ätiologie der angiographischen oder histopathologischen gene KM-Aufnahme zeigen
Veränderungen vorhanden.
2.4 · Vaskulitiden
127 2
MRT:
4 Sensitivität der MRT ca. 80-100% für intrazerebrale Läsionen
(. Abb. 2.77), MR-negative PACNS-Fälle beschrieben, nicht
spezifisch!
4 Unauffällige MRT zusammen mit normalem Liquorbefund:
hoher negativ prädiktiver Wert für das Vorliegen einer
PACNS
4 Klinische Besserung korreliert mit Rückgang oder Ver-
schwinden der MR-Läsionen
4 T1w: Multifokale Hypointensitäten v.a. in der tiefen grauen
Substanz und im (subkortikalen) Marklager
4 T2w/PDw/FLAIR: Multifokale Hyperintensitäten v.a. in der
tiefen grauen Substanz und im (subkortikalen) Marklager
a
4 T2*w:
5 Evtl. subkortikale, petechiale Blutungen
5 Evtl. hämorrhagische Imbibierung der Läsionen
4 T1w + KM: Läsionen können eine inhomogene KM-Aufnah-
me zeigen
4 3-mm-T1-SE + Flusskompensation + FS (»Black Blood Ima-
ging«): Wandverdickung der betroffenen Gefäße mit z.T.
kräftiger KM-Aufnahme, Einengung des Gefäßdurchmessers
4 DWI: Akute ischämische Läsionen zeigen eine Diffusions-
restriktion
4 PWI: Nachweis von poststenotischen Perfusionsdefiziten
MRA:
4 Kaliberschwankungen der intrakraniellen Gefäße b
4 Typisch: stenosierte und/oder ektatische Gefäßabschnitte
(in mehr als einem Gefäßterritorium, v.a. distale ACI, M1,
A1, M2) (»String of beads«)
4 Keine systematischen Daten zur Sensitivität
4 Wenn >2 Stenosen und 2 Territorien nachweisbar → vermut-
lich ähnlich hoher prädiktiver Wert wie DSA
Differenzialdiagnosen.
DD des angiographischen Befundes: Arteriosklerose; Vaso-
spasmen (z. B. nach SAB), reversibles zerebrales Vasokonstrik-
tionssyndrom (RCVS)
DD der Parenchymveränderungen: zerebrale Amyloidangio-
pathie, sekundäre Vaskulitiden, Multiple Sklerose, Tumoren (z.B.
Lymphom)
128 Kapitel 2 · Vaskuläre Erkrankungen
a b c
d e
. Abb. 2.78a–f PACNS mit frischen (a, b) und älteren (c) Ischämien. Die DSA zeigt Kaliberirregularitäten der kleinen Gefäße (exemplarisch Pfeile in d, e).
a, b: DWI, B1000; c: FLAIRw; d, e: DSA, selektive Injektion in die linke DSA, laterale Projektionen
MRT: Literatur
4 T2w/PDw/FLAIR: Seror R, Mahr A, Ramanoelina J, Pagnoux C, Cohen P, Guillevin L.Central ner-
vous system involvement in Wegener granulomatosis. Medicine (Balti-
5 Ggf. Nachweis alter Infarkte
more). 2006;85:54-65.
5 Unspezifische hyperintense Marklagerläsionen Spísek R, Kolouchová E, Jensovský J, Rusina R, Fendrych P, Plas J, Bartůnková
5 Hirnatrophie J. Combined CNS and pituitary involvement as a primary manifestation
5 Evtl. SAB of Wegener granulomatosis. Clin Rheumatol. 2006;25:739-42.
4 T1w + KM: Tumiati B, Zuccoli G, Pavone L, Buzio C.ENT Wegener’s granulomatosis can
hide severe central nervous system involvement. Clin Rheumatol.
5 KM-aufnehmende Duraverdickungen v.a. angrenzend an
2005;24:290-3.
orbitalen, nasalen oder paranasalem Befall, fokal oder dis-
seminiert
5 Evtl. vergrößerte Hypophyse mit verdicktem Infundibu- Polyarteritis nodosa (PAN)
lum Definition. Bei der PAN handelt es sich um eine seltene, syste-
5 Selten Nachweis intrazerebraler Granulome mische, nekrotisierende Vaskulitis der kleinen und mittelgroßen
4 DWI: Gefäße, die wahrscheinlich immunkomplexvermittelt ist.
5 Nachweis frischer Ischämien
Epidemiologie und Demographie.
> In allen Sequenzen auch auf Zeichen der Sinusthrom-
Inzidenz: 5 bis 220 Fälle/1.000.000 Einwohner/Jahr
bose achten!
Altersverteilung: Vor allem mittleres Alter
Geschlechtsverteilung: M:F = 2:1
Differenzialdiagnosen. Andere Vaskulitiden mit Befall des ZNS:
Churg-Strauss-Vaskulitis (p-ANCA), PACNS, Sarkoidose, ande- Ätiologie. Unklar, vermutlich immunkomplexvermittelt.
re septische Prozesse mit primärem Lungenbefall und sekundär- Unterschieden werden:
er Vaskulitis (z.B. Pilze, Tbc) 4 Primäre PAN und
4 PAN in Assoziation mit Viren (meist Hepatitis-B-Virus) →
Befall der Vasa nervorum → vaskulitische Infarzierung.
130 Kapitel 2 · Vaskuläre Erkrankungen
a b c
d e f
. Abb. 2.79a–f Vaskulitis der intrakraniellen Gefäße bei Wegener-Granulomatose. Die NNH sind durch granulomatöses Gewebe verlegt und zeigen z.T.
Spiegelbildungen (Sterne in a–d). Nachweis teils frischer (a), teils subakuter Ischämien (mit Schrankenstörung, Pfeile in f). a: DWI, B1000; b: FLAIRw; c:T2w,
d–f: T1w + KM tra und sag
a b c
d e f
. Abb. 2.80a–f Takayasu-Arteriitis, frischer ACA- und MCA-Teilinfarkt links (a) bei asymmetrischem Befall der linken ACI und VA mit deutlich verdickten,
entzündlich veränderten Gefäßwänden, die eine kräftige KM-Aufnahme zeigen (Pfeile in d bzw. e). In der MIP der TOF-MRA zeigt sich in der linken ACI ein
minimales Flusssignal (Pfeile in c). In der CTA ist das Restlumen etwas besser erkennbar (f). a: DWI, B1000; b, c: TOF-MRA, b: Basisbild, c: MIP-Rekonstruktion;
d: T2w FS; e: T1w FS + KM; f: CTA
Vaskulitische Veränderungen der zerebralen Gefäße können im Infektionen 4 Viren: VZV, CMV, HSV, HIV, Hepatitis C,
Rahmen einer Vielzahl systemischer Erkrankungen auftreten West-Nile-Virus
(. Tab. 2.4). 4 Bakterien: Borreliose (Lyme Disease)
4 Tuberkulose
Systemischer Lupus erythematodes (SLE) 4 Parasiten
4 Pilze
Als Beispiel für eine systemische Kollagenose mit möglicher se-
kundärer Vaskulitis der intrakraniellen Gefäße wird der Lupus Kollagenosen 4 Systemischer Lupus erythematodes (SLE)
4 Morbus Behçet
erythematodes exemplarisch besprochen.
4 Dermatomyositis
4 Sjögren-Syndrom
Definition. Beim systemischen Lupus erythematodes (SLE) han-
Medikamente/ 4 Amphetamine, Kokain, Heroin
delt es sich um eine Autoimmunerkrankung aus der Gruppe der Drogen 4 Kontrazeptiva
Kollagenosen, die vorwiegend junge Frauen betrifft.
Andere 4 entzündliche Erkrankungen des Gastro-
intestinaltrakts
Epidemiologie und Demographie. Befall des Nervensystems 4 Sarkoidose
(»neuropsychiatrischer Lupus«) in ca. 50–70% der Fälle. 4 Tumoren/paraneoplastisch
Inzidenz des SLE in den USA: ca. 14–50/100.000 Einwohner 4 Graft-versus-host-Erkrankung
Altersverteilung: Alle Altersgruppen, Gipfel: 20.–45. Lebensjahr
2.4 · Vaskulitiden
133 2
Geschlechtsverteilung: Frauen >> Männer (im gebärfähigen CTA: In der Regel unauffällig.
Alter bis zu 5:1) MRT:
4 T1w: Atrophie
Ätiologie. Systemische Autoimmunerkrankung; im Bereich des 4 T2w/PDw/FLAIR: (siehe auch »Morphologie«)
ZNS sieht man selten (<10%) echte vaskulitische Veränderungen, 5 Hyperintense Darstellung der genannten Läsionen
aber oft eine nicht entzündliche Vaskulopathie der kleinen Ge- 5 Multiple, kleine, punktförmige Hyperintensitäten in o.g.
fäße. Die Veränderungen sind wahrscheinlich durch direkte An- Lokalisation
tikörperwirkung bedingt: sekundäres Antiphospholipid-Anti- 5 Ödem, Territorialinfarkte, kortikale Läsionen
körper-Syndrom → Hyperkoagulabilität; Antikörper evtl. auch 5 Abszess?
direkt neurotoxisch. 4 T1w + KM: KM-Aufnahme der Läsionen wird als Aktivitäts-
hinweis gewertet
Klinik. 5 Abszess?
Organmanifestationen: Peripheres Nervensystem (10–15%), 4 DWI: Diffusionsrestriktion bei frischen Ischämien;
Muskelsystem, Auge (Retinopathie), ZNS, eventuell Myelitis 5 Abszess?
transversa
ZNS-Symptomatik: Kopfschmerzen, Migräne, aseptische Me- MRA:
ningitis, fokal-neurologische Ausfälle, Chorea, Krampfanfälle 4 Evtl. Nachweis thrombotischer Verschlüsse
Psychiatrische Symptome: Hirnorganisches Psychosyndrom 4 Selten vaskulitische Veränderungen
4 Mykotische Aneurysmen?
Verlauf und Prognose. Es existieren keine größeren, prognosti-
schen Studien zum ZNS-Befall. Im Verlauf Besserung der Symp- MRT der HWS: bei Verdacht auf eine Myelitis transversa.
tome, stabiler Verlauf oder Verschlechterung möglich. Die Mye- DSA: Vaskulitische Veränderungen sind nur sehr selten angio-
litis transversa hat oft eine schlechte Prognose. graphisch nachweisbar.
NUK:
Sonstiges. Bis zu 2/3 der neurologischen Symptome bei SLE sind 4 PET: Parietookzipitaler Glucosehypometabolismus
sekundär bedingt durch Medikamentennebenwirkungen, Infek-
tionen, metabolischen Veränderungen oder psychosomatisch. Differenzialdiagnosen. PACNS, systemische Vaskulitiden, an-
dere sekundäre Vaskulitiden, Vaskulitis-ähnliche Bilder: Anti-
Bildgebung. Oft unauffällig bei isolierter Lupus-Psychose oder phospholipid-Antikörper-Syndrom; MS
Kopfschmerz (. Abb. 2.81)
Lokalisation: Morbus Behςet
4 Zerebral: V.a. frontoparietal, besonders subkortikal und pe- Siehe 7 Kap. 4.6.5
riventrikulär, aber auch kortikal
4 Spinal: Myelitis transversa möglich Drogeninduzierte Vaskulitis
Siehe 7 Kap. 6
Morphologie: 4 verschiedene Läsionsmuster:
4 Multiple, kleine, punktförmige Läsionen (wahrscheinlich
Mikroinfarkte)
4 Territorialinfarkte (durch Hyperkoagulopathie, bei sekun-
därem Antiphospholipid-Antikörper-Syndrom)
4 Fokale Läsionen im Cortex, subkortikale Läsionen, die auf
Steroide reagieren (Ödem)
4 Atrophie
4 Eventuell sekundäre Infektion → Abszesse, mykotische Aneu-
rysmen
CT nativ:
4 Oft unauffällig
4 Zeigt nur in 30–60% Auffälligkeiten: Atrophie, größere In-
farkte, evtl. Blutungen
4 Evtl. Verkalkungen
134 Kapitel 2 · Vaskuläre Erkrankungen
a b
c d
. Abb. 2.81a–d Sekundäre Vaskulitis der intrakraniellen Gefäße bei systemischem Lupus erythematodes. Frische
Ischämie im PCA-Stromgebiet links (a), ältere Ischämie auch rechts im Marklager (Pfeil in b), die DSA zeigt deutliche
Kaliberschwankungen im vorderen (z.B. Pfeile in c) und im hinteren (z.B. Pfeile in d) Kreislauf. a: DWI, B100; b: FLAIRw;
c, d: DSA, c: Injektion in die linke ACI, d: Injektion in die linke VA, laterale Projektionen
a b
c d
. Abb. 2.83a–d Akutes epidurales Hämatom links bei Kalottenfraktur (Pfeile in a), typisch konvexbogig
gegen das Hirnparenchym vorgewölbt (b, c). Nach operativer Entlastung (d) sind noch Blutungsresiduen
und Lufteinschlüsse nachweisbar, die Mittellinienverlagerung ist jedoch deutlich rückläufig. a-d: CT nativ,
a: Knochenkernel, b–d: Weichteilkernel, d: postoperative Verlaufskontrolle
a b
. Abb. 2.84a, b Kleines subakutes epidurales Hämatom in der hinteren Schädelgrube linksseitig.
a: MRT T1w nativ tra; b: PDw tra
2.5 · Intrakranielle Blutungen
137 2
Mögliche Begleitverletzungen bei traumatischer Ursache siehe 5 Lange bestehende chronische SDHs können Verkalkungen
7 Kap. 2.5.5 zeigen
4 Mehrzeitige Blutungen: Gemischte Dichte
Klinik.
Akut (Notfall!): CT + KM:
4 Progrediente Bewusstseinsminderung 4 Mehrzeitige Blutungen zeigen evtl. Membranbildung mit
4 Störungen der Pupillenmotorik kräftiger KM-Aufnahme → erschwerte DD zum EDH
4 Anfälle 4 Kann bei hirnisodensem SDH die Darstellung aufgrund der
4 Halbseitensymptomatik Kontrastierung der kortikalen Venen, die in Richtung Mittel-
linie verlagert sind, erleichtern und ermöglicht dadurch eine
Chronisch: bessere Abgrenzung des SDHs
4 Kopfschmerzen
4 Psychische Auffälligkeiten MRT (. Abb. 2.90):
4 Fokal-neurologische Ausfälle 4 Zeigt 1–2 mm schmale SDHs sensitiver als CT
4 Seltener Anfälle 4 Signalverhalten variabel, weitgehend ähnlich dem von ICBs
4 Evtl. »Kernohan‘s Notch«-Phänomen: Ipsilaterale Hemipa- 4 Gemischtes Signalverhalten, wenn mehrzeitige Blutung
rese, aufgrund der Kompression des kontralateralen Pedun- 4 Hyperakut (< 6 h):
culus cerebri im Tentoriumschlitz bei supratentorieller 5 T1w: Isointens
Raumforderung 5 T2w: Iso- bis hyperintens
4 Akut (6 h bis 3 Tage):
Verlauf und Prognose. 5 T1w: Iso- bis leicht hypointens
Akut: Die Prognose ist bei einem Schädel-Hirn-Trauma von den 5 T2w: Hypointens
Begleitverletzungen und bei stark raumfordernder Wirkung von 4 Chronisch:
einer raschen Entlastung abhängig. 5 T1w: Iso- oder hyperintens
Chronisch: Gute Erholung in ca. 90%, Rezidive in ca. 15% der 5 T2w: Variabel, iso-bis hyperintens, hypointense Anteile →
Fälle indikativ für mehrzeitige Blutungen
5 PDw: Iso- bis hyperintens, abhängig vom Proteingehalt
Bildgebung. 4 FLAIRw:
Lokalisation: In 95% der Fälle supratentoriell, meist fronto- 5 Akut, subakut, chronisch: Hyperintens, verglichen mit
parietal, seltener auch infratentoriell oder parafalzin. Liquor
Morphologie: 5 Am sensitivsten für akute SDHs
4 Typischerweise konkav (sichelförmig), selten plankonvex 4 T2*w: Meist hypointens
4 Erstreckt sich über die Suturen hinweg 4 DWI:
4 Ausdehnung wird jedoch begrenzt von Duraduplikaturen 5 Heterogenes, unspezifisches Signal
(z.B. Falx und Tentorium) 5 Ggf. Anwendung zur DD Empyem (Empyem hat starke
Diffusionsrestriktion (7 Kap. 4.3), Blut kann jedoch auch
CT nativ: Methode der ersten Wahl für akutes SDH sehr hyperintens sein)
4 Hyperakutes SDH (<6 h): Weitgehend hypodens, da noch 4 T1 + KM:
nicht koaguliert 5 Anreicherung der nach medial verlagerten kortikalen
4 Akutes SDH (. Abb. 2.85 bis . Abb. 2.87): Venen
5 Homogen hyperdens (ca. 60%) oder hyperdens mit hy- 5 Chronisch: Anreicherung der Dura
podensen Anteilen (ca. 40%); die hypodensen Anteilen 5 In Spätaufnahmen Diffusion von KM in SDH
sind dabei entweder noch nicht koaguliertes Blut bei
aktiver Blutung, Serumexsudat oder Liquoransammlun- Differenzialdiagnosen.
gen innerhalb von geronnenem Blut bei Einriss der Arach- Subdurales Hygrom (in allen Sequenzen liquorisointens), epidu-
noidea rale Blutung, Empyem, Liquorunterdrucksyndrom, Pachyme-
5 Selten isodens bei Hb-Wert <8 mg/dl oder schwerer Koa- ningitis; Im MRT: Chemical-Shift-Artefakt (T1w) durch subku-
gulopathie tanes Fett.
5 Bei sehr schmalen SDHs kann die Identifikation aufgrund
der Nähe zur ebenfalls sehr hyperdensen Schädelkalotte Literatur
problematisch sein → Empfehlung: »Traumafenster« mit Cakirer S, Karaarslan E, Arslan A. Spontaneously T1-hyperintense lesions of the
Fensterweite von 100–150 HU zur besseren DD SDH/ brain on MRI: a pictorial review. Curr Probl Diagn Radiol. 2003;32:194-217.
Provenzale J. CT and MR imaging of acute cranial trauma. Emerg Radiol.
EDH versus Kalotte (. Abb. 2.85, . Abb. 2.86) 2007;14:1-12.
5 Dichteabnahme pro Tag um ca. 1,5 HU Wiesmann M, Brückmann H. Diagnostic imaging of acute head and brain in-
4 Chronisches SDH (. Abb. 2.88, . Abb. 2.89): juries. Radiologe. 1998;38:645-58.
Yoo WK, Kim DS, Kwon YH, Jang SH. Kernohan’s notch phenomenon demons-
5 CAVE: Je nach Alter zunächst homogen isodens (2.–3. trated by diffusion tensor imaging and transcranial magnetic stimula-
Woche), später homogen hypodens tion. J Neurol Neurosurg Psychiatry. 2008;79:1295-7.
138 Kapitel 2 · Vaskuläre Erkrankungen
a b
a b
. Abb. 2.86a, b Schmales frisches SDH rechts. Im »normalen« Weichteilfenster (a) ist es kaum von der
Kalotte abgrenzbar und sehr leicht zu übersehen, erst im sog. »Traumafenster« (b) ist es deutlich erkenn-
bar (Pfeile in b). a, b: CT nativ, gleiche Schicht, unterschiedliche Fensterung
a b
. Abb. 2.87 Frisches Subduralhämatom auf . Abb. 2.88a, b Chronisches SDH rechts (CT nativ)
dem Tentorium rechts (CT nativ)
2.5 · Intrakranielle Blutungen
139 2
a b
a b c
. Abb. 2.90a–c Chronisches SDH rechts (normale Pfeile). Zusätzlich epidurales Blut (Sterne). Zustand nach osteoklastischer Entlastungstrepanation
beidseits (gebogene Pfeile). a: PDw; b, c: T1w nativ tra und cor
. Abb. 2.91 Traumatische SAB in der Sylvischen Fissur . Abb. 2.92 Aneurysmatische SAB Fisher Grad 3 in der
links bei Kalottenfraktur, erkennbar an den Stufenbildun- Pentagonzisterne und der Sylvischen Fissur beidseits
gen (Pfeile). Subgaleale Lufteinschlüsse als Hinweis auf bei RcomA-Aneurysma (CT nativ)
Fraktur (CT nativ)
a b
. Abb. 2.93a, b Schwere, aneurysmatische SAB Fisher Grad 4 mit intraventrikulären Blutclots in beiden Seiten-
ventrikeln. Beidseits sind externe Ventrikeldrainagen angelegt (Sterne) (CT nativ)
a b
c d
. Abb. 2.95a–d SAB Fisher Grad 4 im MRT in den basalen Zisternen. Blut auch im IV. Ventrikel und in
den Hinterhörnern beider Seitenventrikeln. a, b: PDw; c, d: FLAIR
a b
2.5.5 Schädel-Hirn-Trauma-Manifestationen Bildgebung. Traumatische ICBs zeigen ein Dichte- und Signal-
verhalten analog zu anderen ICBs (. Abb. 2.99, . Abb. 2.100)
Traumafolgen im Bereich des Schädels:
2 4 Fraktur des Gesichtsschädels Scherverletzungen, diffuser axonaler Schaden
4 Schädelbasisfraktur Definition. Verletzung der weißen Substanz, d.h. der Axone.
4 Kalottenfraktur . Abb. 2.91, . Abb. 2.99)
Epidemiologie. Häufigste primär intraaxiale Traumafolge.
Traumafolgen im Bereich des Gehirns:
4 Epidurale Hämatome (7 Kap. 2.5.2) Ätiologie. Akzelerations- oder Dezelerationstrauma mit gleich-
4 Subdurale Hämatome (7 Kap. 2.5.3) zeitiger rotatorischer Komponente, → Überdehnung oder Reißen
4 Traumatische Subarachnoidalblutungen (7 Kap. 2.5.4) der Axone.
4 Kontusionsläsionen
4 Hirnnervenverletzungen Sonstiges. Schädigung oft diffus, viele Scherverletzungen sind so
4 Traumatische Gefäßschädigung klein, dass sie auch mittels MRT nicht dargestellt werden können
4 Generalisiertes Hirnödem und nur histologisch nachgewiesen werden können. Bei strate-
gischer Lage können auch sehr kleine Läsionen eine schwere kli-
Kontusionsläsionen (Rindenprellungsherde) nische Symptomatik verursachen.
Definition. Traumatische Schädigung des Hirnparenchyms
mit fokalen Nekrosen, petechialen Blutungen und perifokalem Bildgebung. (. Abb. 2.101, . Abb. 2.102)
Ödem. Lokalisation: Vor allem an der Mark-Rinden-Grenze, im Corpus
callosum (v.a. Splenium), im oberen Hirnstammbereich, in den
Epidemiologie. Zweithäufigste primär intraaxiale Traumafolge. Stammganglien und der Capsula interna.
Morphologie:
Ätiologie. Direkte Druckschädigung (z.B. durch Knochenfrag- 4 Oft multipel, einige Millimeter groß, länglich bis oval, im
mente) oder indirekte Druckschädigung (z.B. bei Akzelerations- Faserverlauf
oder Dezelerationstrauma). 4 Hämorrhagisch oder nicht hämorrhagisch
Bildgebung. (. Abb. 2.97, . Abb. 2.98) CT: Oft unauffällig, evtl. petechiale Blutungen.
Lokalisation: MRT: Deutlich sensitiver als CT:
4 »Coup«- und »Contre coup«-Herde, d.h. Läsionen unmittel- 4 T2w/FLAIR: Hyperintens
bar angrenzend an den Ort der Gewalteinwirkung (»Coup«), 4 T2*w: Sehr sensitiv für hämorrhagische Scherblutungen.
bzw. im Bereich des der Gewalteinwirkung gegenüberlie- 4 SWI: Ist der herkömmlichen T2*w im Nachweis hämorrha-
genden Hirnparenchyms (»Contre Coup«), bedingt durch gischer Scherblutungen überlegen.
die Massenträgheit des Hirngewebes 4 DWI: Hyperintense Darstellung der Scherverletzungen.
4 Angrenzend an Unebenheiten der Schädelinnenfläche (v.a. 4 DTI: Diffuse Schädigung ist in DTI auch dann nachweisbar,
Frontobasis, Temporalpol, dorsolaterales Mittelhirn) wenn andere Sequenzen unauffällig sind.
CT nativ: Hirnnervenverletzungen
4 Hypodens, ggf. gemischt hyper- und hypodens bei Vorliegen Verletzungen von Hirnnerven treten vor allem bei Schädelbasis-
petechialer Einblutungen frakturen auf, am häufigsten ist HN VI betroffen. Ein direkter
4 Demarkierung oft verzögert im Rahmen der ersten 24 h → bildgebender Nachweis der Schädigung ist meist nicht möglich.
initiales CT häufig unauffällig
Traumatische Gefäßschädigungen
! Kleine Kontusionen können durch Partialvolumenarte-
Folgende Gefäßschädigungen können aufgrund eines Traumas
fakte im Bereich der Schädelbasis übersehen werden.
entstehen:
MRT: Der CT im Nachweis von Kontusionen überlegen, Nach- 4 Traumatische Gefäßwanddissektion
weis in sehr frühem Stadium jedoch auch mittels MRT gelegent- 4 Traumatische Aneurysmen
lich schwierig (→ Verlauf!): 4 Traumatische arteriovenöse Fistel zwischen A. carotis interna
4 FLAIR: Hyperintens und Sinus cavernosus durch Schädigung der A. carotis interna
4 T2*w: Ggf. hypointense petechiale Einblutungen im kavernösen Segment (7 Kap. 2.6.3)
Ätiologie. Direkte Lazeration des Hirngewebes oder sekundäre Ätiologie. Als direkte Unfallfolge oder als indirekte Unfallfolge
Einblutung in ein nekrotisches Kontusionsareal. durch Hypoxie.
2.5 · Intrakranielle Blutungen
145 2
a b c
. Abb. 2.97a–c Bifrontale Kontusionsläsionen mit Gliosen (hyperintens in FLAIRw) und Blutungsresiduen (hypointens in T2*). a, b: FLAIR cor und tra; c: T2*w
a b
a b c
. Abb. 2.99a–c Schwere Kontusionsblutungen links frontal bei Kalottenfraktur (Pfeil in c). a, b: CT nativ, c: CT nativ im Knochenkernel
146 Kapitel 2 · Vaskuläre Erkrankungen
Bildgebung. (. Abb. 2.103) fläche oder in den oberflächlichen Cortexschichten. Es ist somit
Lokalisation: Generalisiert kein ätiologisch einheitliches Krankheitsbild, sondern es handelt
Morphologie: sich vielmehr um die gemeinsame Endstrecke einer Vielzahl zu-
2 4 Früh: Volumenzunahme, Verschmälerung der Liquorräume, grunde liegender Ätiologien.
verstrichene Sulci, unscharfe Mark-Rinden-Grenze → Sig-
nalsteigerung in T2w, Signalminderung in T1w Epidemiologie und Demographie. Eine superfizielle Siderose
4 Spät: Im CT diffuse, homogene Dichteminderung des Hirn- des ZNS ist bei ca. 0,15% aller Patienten, bei denen ein MRT
gewebes mit Dichteausgleich zwischen grauer und weißer durchgeführt wird, nachweisbar.
Substanz, keine Sulci mehr abgrenzbar Altersverteilung: Jugendalter bis hohes Alter
Geschlechtsverteilung: M:F = 3:1
Literatur
Ashwal S, Babikian T, Gardner-Nichols J, Freier MC, Tong KA, Holshouser BA. Ätiologie. Rezidivierende Einblutungen in den Subarachnoidal-
Susceptibility-weighted imaging and proton magnetic resonance spec-
raum aus sehr unterschiedlichen Ursachen:
troscopy in assessment of outcome after pediatric traumatic brain injury.
Arch Phys Med Rehabil. 2006;87(12 Suppl 2):S50-8.
4 Durale Läsion (47%): Z.n. Operation, Duraleck, Trauma
Sigmund GA, Tong KA, Nickerson JP, Wall CJ, Oyoyo U, Ashwal S. Multimodal- 4 Vaskuläre Malformation (18%): Aneurysmen, AVM, Kaver-
ity comparison of neuroimaging in pediatric traumatic brain injury. nome
Pediatr Neurol. 2007;36:217-26. 4 Blutender Tumor (35%)
4 Zerebrale Amyloidangiopathie (CAA) (7 Kap. 2.5.9)
4 In ca. 45% wird keine Blutungsquelle gefunden (»idiopa-
2.5.6 Superfizielle Siderose des ZNS thisch«).
Definition. Bei der superfiziellen Siderose des ZNS kommt es Pathomechanismus. Hämosiderin ist zytotoxisch für die Neu-
aufgrund rezidivierender Einblutungen in den Subarachnoidal- ronen.
raum zu linearen Hämosiderinablagerungen auf der Hirnober-
a b c
. Abb. 2.100a–c Kontusionsblutung links frontal, zusätzlich schmales SDH (Pfeile). a: FLAIRw cor; b: T2w; c: T1w
a b c
. Abb. 2.101a–c Scherverletzungen beidseits frontal mit Hämorrhagien (Pfeile). a, b: FLAIRw; c: T2*w
2.5 · Intrakranielle Blutungen
147 2
a b
c d
a b c
. Abb. 2.103a–c Generalisiertes Hirnödem bei Z.n. schwerem Schädelhirntrauma. Von rechts frontal ist eine externe Ventrikeldrainage eingebracht; das
Tentorium stellt sich relativ hyperdens dar (CT nativ)
148 Kapitel 2 · Vaskuläre Erkrankungen
a b c
a b c
. Abb. 2.105a–c Weiteres Beispiel einer superfiziellen Siderose des ZNS. a–c: T2*w
a b c
a b
a b
c d
. Abb. 2.108a–d Intraventrikuläre Blutung mit Blutspiegeln in den Hinterhörnern beider Seitenventrikel
(Sterne in a, bzw. Pfeile in b, c). a: PDw; b: T2w; c: T1w; d: T2*w
152 Kapitel 2 · Vaskuläre Erkrankungen
Lobäre Blutungen haben eine bessere Prognose als tief ge- Greenberg SM, Briggs ME, Hyman BT, Kokoris GJ, Takis C, Kanter DS, et al.
legene Blutungen gleicher Größe: Apolipoprotein E epsilon 4 is associated with the presence and earlier
onset of hemorrhage in cerebral amyloid angiopathy. Stroke. 1996;
4 Tief gelegene Blutung >60 ml: Mortalität 93%
27:1333-37.
2 4 Lobärblutung >60 ml: 71%. Hemphill JC, 3 rd, Bonovich DC, Besmertis L, Manley GT, Johnston SC. The ICH
score: a simple, reliable grading scale for intracerebral hemorrhage.
35 bis 52% der Patienten mit ICB versterben innerhalb eines Mo- Stroke. 2001;32:891-7.
nats, nur 20% sind nach 6 Monaten funktionell unabhängig. Leitlinie Intrazerebrale Blutung. In: Leitlinien für Diagnostik und Therapie in
der Neurologie. 4. Aufl. Thieme, Stuttgart 2008.
Weitere schlechte Prognosefaktoren: niedrige GCS bei Auf-
Qureshi AI, Tuhrim S, Broderick JP, Batjer HH, Hondo H, Hanley DF. Spontane-
nahme, Alter >80 Jahre, infratentorielle Blutung, Einbruch ins ous intracerebral hemorrhage. N Engl J Med. 2001;344:1450-60.
Ventrikelsystem. Smith EE, Rosand J, Greenberg SM. Hemorrhagic stroke. Neuroimaging Clin N
Am. 2005;15:259-72.
Bildgebung intrazerebraler Blutungen van Straaten EC, Scheltens P, Barkhof F. MRI and CT in the diagnosis of vascu-
lar dementia. J Neurol Sci. 2004;226:912.
Ziele der Bildgebung bei intrazerebralen Blutungen sind:
Uysal E, Yanbuloglu B, Erturk M, Kilinc BM, Basak M. Spiral CT angiography in
4 DD hämorrhagischer versus ischämischer Schlaganfall (CT) diagnosis of cerebral aneurysms of cases with acute subarachnoid hem-
4 DD primäre versus sekundäre Blutungsursache orrhage. Diagn Interv Radiol. 2005;11:77-82.
Weimar C, Weber C, Wagner M, Busse O, Haberl RL, Lauterbach KW, et al. Man-
> CT und multimodale MRT werden heute als gleichwer- agement patterns and health care use after intracerebral hemorrhage. a
tig für den Nachweis einer akuten ICB angesehen. cost-of-illness study from a societal perspective in Germany. Cerebrova-
sc Dis. 2003;15:29-3.
Vorliegen einer ICB in typischer Lokalisation für hypertensive
Blutung (Putamen, Globus pallidum, Capsula interna, perivent-
rikuläre weiße Substanz, Pons oder Kleinhirn): Kraniale Computertomographie (CCT)
4 Älterer Patient mit bekannter Hypertonie: Bildgebendes In den meisten Kliniken ist die CCT immer noch die Methode
Verfahren zur Evaluation einer zugrunde liegenden Gefäß- der Wahl zur Notfalldiagnostik, d.h. auch zum Ausschluss oder
pathologie (CTA, MRA, DSA) ist nicht notwendig. zum Nachweis einer intrakraniellen Blutung. Die Sensitivität
4 Junger und/oder normotoner Patient: Gefäßdarstellung der CT zur Diagnose einer akuten intrazerebralen Blutung liegt
(CTA, MRA oder DSA) zum Ausschluss einer zugrunde lie- bei 100% (. Abb. 2.109).
genden Gefäßpathologie ist notwendig. Die CT-Dichtewerte von Vollblut sind von der Proteinkon-
zentration (d.h. dem Hämoglobingehalt) und dem Hämatokrit
Vorliegen einer Lappenblutung: Generell sollte eine Gefäßdar- abhängig (. Tab. 2.5). Es besteht eine lineare Beziehung zwischen
stellung (CTA, MRA oder DSA) zum Ausschluss einer zugrunde Dichtewerten und Hämatokrit. Bei einem Hämatokrit von 45%
liegenden Gefäßpathologie erfolgen. Eine Lappenblutung beim beträgt die Dichte von Vollblut ca. 56 HU. Die Dichte von gesun-
alten Patienten mit Nachweis multipler älterer kortikaler und der grauer Substanz liegt zwischen 37 und 41 HU, die von nor-
subkortikaler Mikro- oder Makroblutungen macht das Vorliegen maler weißer Substanz liegt zwischen 30 und 34 HU, d.h. frisches
einer zerebralen Amyloidangiopathie (CAA) wahrscheinlich Blutextravasat ist – bei normalem Hb-Wert des Patienten – un-
(7 Kap. 2.5.9). abhängig vom intrakraniellen Kompartiment in dem es sich be-
Die (MD)CTA ist eine schnelle und effektive Methode zum findet, in der CT hyperdens im Vergleich zu grauer und weißer
Nachweis von zugrundeliegenden Gefäßpatholologien v.a. unter Substanz.
Notfallbedingungen, z.B. bei Patienten bei denen eine notfall-
! Zu beachten ist dabei, dass ein anämischer Patient
mäßige neurochirurgische Entlastung erforderlich ist (Alterna-
(Hb-Wert <8–10 g/dl) oder eine Gerinnungsstörung
tive: MRA, unter Notfallbedingungen ist eine DSA oft nicht not-
unter Umständen eine isodense Darstellung einer
wendig).
akuten Blutung bewirken können (selten).
Literatur
Broderick JP, Brott TG, Duldner JE, Tomsick T, Huster G. Volume of intracerebral Literatur
hemorrhage. A powerful and easy-to-use predictor of 30-day mortality. Kim J, Smith A, Hemphill JC 3rd, Smith WS, Lu Y, Dillon WP, Wintermark M.
Stroke. 1993;24:987-93. Contrast extravasation on CT predicts mortality in primary intracerebral
Fiebach JB, Schellinger PD, Gass A, Kucinski T, Siebler M, Villringer A, et al. hemorrhage. AJNR Am J Neuroradiol. 2008;29:520-5.
Stroke magnetic resonance imaging is accurate in hyperacute intracere- Parizel PM, Makkat S, van Miert E, van Goethem JW, van den Hauwe L,
bral hemorrhage: a multicenter study on the validity of stroke imaging. de Schepper AM. Intracranial hemorrhage: principles of CT and MRI
Stroke. 2004;35:502-06. interpretation. Eur Radiol. 2001;11:1770–83.
Gomori JM, Grossman RI. Mechanisms responsible for the MR appearance and Wada R, Aviv RI, Fox AJ. CT angiography »spot sign« predicts hematoma ex-
evolution of intracranial hemorrhage. Radiographics. 1988;8:427-40. pansion in acute intracerebral hemorrhage. Stroke. 2007;38:1257–62.
2.5 · Intrakranielle Blutungen
153 2
a b
. Abb. 2.109a, b Zwei Fallbeispiele für akute ICBs in den Stammganglien bei Hypertonus. . Abb. 2.110 Akute, subkortikal gelegene ICB
a, b: CT nativ bei einem Patienten mit einer Koagulopathie
(CT nativ)
. Abb. 2.111 »Spot Sign« als Zeichen der ak- . Abb. 2.112 10 Tage alte, subakute ICB mit be- . Abb. 2.113 Subakute, in Resorption befind-
tiven Blutung (Nachweis einer aktiven KM-Extra- ginnender Verkleinerung des hyperdensen Areals liche ICB mit schon deutlichem hypodensen
vasation) in der CTA (Pfeil) und Entstehung eines hypodensen Resorptions- Randsaum (Pfeile) (CT nativ)
saums (Pfeile) (CT nativ)
. Tab. 2.5 Characteristika einer ICB in Nativ-CT, KM-CT und CTA in Abhängigkeit vom Stadium der Blutung
Stadium Dichteverhalten
Akutes Stadium Hämatom hyperdens (50-70 HU) (. Abb. 2.109 bis . Abb. 2.111)
(1–6 Tage) CT + KM oder CTA: ggf. Nachweis einer aktiven KM-Extravasation (»Spot Sign«) als Zeichen der aktiven Blutung (Ein »Spot
»Sign« ist unabhängiger Prädiktor für eine Zunahme der Hämatomausdehung und für Mortalität) (. Abb. 2.111)
Entwicklung eines perifokalen, vasogenen Ödems um die Blutung (hypodens)
Subakutes Stadium Gegen Ende der ersten Woche: beginnende Verkleinerung des hyperdensen Areals, Entstehung eines hypodensen
(1–6 Wochen) Resorptionssaums (. Abb. 2.112, . Abb. 2.113)
Dichteabnahme um typischerweise 1,5–2 HU pro Tag (durch Abbau des Hämoglobins) → Hämatom wird zunächst iso-
dens, dann hypodens (innerhalb von 3–6 Wochen, in Abhängigkeit von der ursprünglichen Größe)
CT + KM: Ringförmige KM-Aufnahme im Randbereich während Resorptionsphase → Cave: DD Abszess, Tumor
Hyperakute <6 h Intrazelluläres Oxy-Hb in intakten Erys T1w Iso- bis leicht hypointens
ICB . Abb. 2.114
Oxy-Hb ist diamagnetisch → mit SE-Sequen- T2w Hyperintens, evtl. mit geringem hypo-
zen nicht sicher nachweisbar intensem Randsaum
Akute 6 h–3 d Intrazelluläres Deoxy-Hb in intakten Erys T1w Iso- bis hypointens
ICB . Abb. 2.115,
Progrediente Umwandlung des diamagne- T2w Hypointens
. Abb. 2.116
tischen Oxy-Hbs in das paramagnetische Umgebungsödem ist hyperintens
Deoxy-Hb (Dauer ca. 1–3 Tage, in Abhängig-
T2*w/SWI Deutlich hypointens
keit von Hämatomgröße) → verkürzte T2-Zeit
DWI ADC-MAP: Erhöhung des ADC-Wertes im
perifokalen Ödem korreliert mit ICB-Größe
Früh subakute 3–7 d Intrazelluläres Met-Hb T1w Hyperintens, evtl. mit hypointensem
ICB . Abb. 2.117, Zentrum
. Abb. 2.118
T2w Hypointens
T2*w/SWI Hypointens
Früh Monate Extrazelluläres Met-Hb + Randsaum aus T1w Hyper- bis isointens
chronische * . Abb. 2.120 Hämosiderin/Ferritin
T2w Hyperintens, mit dtl. hypointenserem
ICB
Randsaum
*: Einige Autoren unterscheiden nicht zwischen frühem und spätem chronischem Stadium, sondern sprechen nur von »chronischem Stadium«
2.5 · Intrakranielle Blutungen
155 2
a b c
d e f
. Abb. 2.114a–f Hyperakute Lappenblutung rechts frontal bei zerebraler Amyloidangiopathie; in T2*w (c) zusätzlich superfizielle Siderose beidseits.
a: T2w; b: T1w; c: T2*w; d: PDw; e: T1w + KM ; f: DWI, B1000
a b c
d e f
. Abb. 2.115a–f Akute ICB links temporal. a: T2w; b: PDw; c: T1w nativ; d: T1w + KM; e: T2*w; f: DWI, B1000
156 Kapitel 2 · Vaskuläre Erkrankungen
Literatur Literatur
Allkemper T, Tombach B, Schwindt W, Kugel H, Schilling M, Debus O, Möll- Leitlinie Intrazerebrale Blutung. In: Leitlinien für Diagnostik und Therapie in
mann F, Heindel W. Acute and subacute intracerebral hemorrhages: der Neurologie. 4. Aufl.Thieme, Stuttgart 2008.
comparison of MR imaging at 1.5 and 3.0 T-initial experience. Radiology. Weimar C, Weber C, Wagner M, Busse O, Haberl RL, Lauterbach KW, et al.
2 2004;232:874–81. Management patterns and health care use after intracerebral hemor-
Bradley WG Jr. MR appearance of hemorrhage in the brain. Radiology. rhage. a cost-of-illness study from a societal perspective in Germany.
1993;189:15–26. Cerebrovasc Dis. 2003;15:29-36.
Gomori JM, Grossman RI, Goldberg HI, Zimmerman RA, Bilaniuk LT. Intra-
cranial hematomas: imaging by high-field MR. Radiology. 1985; 157:87–
93.
Gomori JM, Grossman RI, Hackney DB, Goldberg HI, Zimmerman RA, Bilaniuk
2.5.9 Primäre intrazerebrale Blutungen
LT. Variable appearances of subacute intracranial hematomas on high-
field spin-echo MR. AJR Am J Roentgenol. 1988;150:171–8. Hypertensive intrazerebrale Blutung
Hayman LA, Taber KH, Ford JJ, Bryan RN. Mechanisms of MR signal alteration (hypertensive ICB)
by acute intracerebral blood: old concepts and new theories. AJNR Am J
Definition. Unter einer hypertensiven ICB versteht man eine
Neuroradiol. 1991;12:899–907.
Hermier M, Nighoghossian N. Contribution of susceptibility-weighted imag-
nichttraumatische Parenchymblutung auf dem Boden eines chro-
ing to acute stroke assessment. Stroke. 2004;35:1989–94. nischen arteriellen Hypertonus als primärer Blutungsursache.
Kang BK, Na DG, Ryoo JW, Byun HS, Roh HG, Pyeun YS. Diffusion-weighted MR
imaging of intracerebral hemorrhage. Korean J Radiol.2001;2:183-91. Formen.
Parizel PM, Makkat S, van Miert E, van Goethem JW, van den Hauwe L, de
Mikroblutungen: Durchmesser <10 mm; in 1–5% der Fälle multi-
Schepper AM. Intracranial hemorrhage: principles of CT and MRI inter-
pretation. Eur Radiol. 2001;11:1770–83.
fokal
Seidenwurm D, Meng TK, Kowalski H, Weinreb JC, Kricheff II. Intracranial hem- Makroblutungen: Durchmesser >10 mm
orrhagic lesions: evaluation with spinecho and gradient-refocused MR
imaging at 0.5 and 1.5 T. Radiology. 1989;172:189–94. Epidemiologie und Demographie.
Silvera S, Oppenheim C, Touzé E, Ducreux D, Page P, Domigo V, Mas JL, Roux
Altersverteilung: In der Altersgruppe der 40–70-Jährigen ist der
FX, Frédy D, Meder JF. Spontaneous intracerebral hematoma on diffu-
sion-weighted images: influence of T2-shine-through and T2-blackout
arterielle Hypertonus die häufigste Ursache (ca. 50%) nichttrau-
effects. AJNR Am J Neuroradiol. 2005;26:236-41. matischer ICBs.
Sohn CH, Baik SK, Lee HJ, Lee SM, Kim IM, Yim MB, Hwang JS, Lauzon ML, Geschlechtsverteilung: Ältere Männer sind am häufigsten be-
Sevick RJ. MR imaging of hyperacute subarachnoid and intraventricular troffen.
hemorrhage at 3T: a preliminary report of gradient echo T2*- weighted
sequences. AJNR Am J Neuroradiol. 2005;26:662–5.
Thulborn KR, Brady TJ. Iron in magnetic resonance imaging of cerebral hemor-
Ätiologie. Die chronische arterielle Hypertonie führt zu mikro-
rhage. Magn Reson Q. 1989;5:23–38. angiopathischen Veränderungen der kleinen penetrierenden
Vernooij MW, Ikram MA, Wielopolski PA, Krestin GP, Breteler MM, van der Lugt Arterien (50–200 μm) (Perforatoren aus M1-Segmenten der
A. Cerebral microbleeds: accelerated 3D T2*-weighted GRE MR imaging MCA, A1-Segmenten der ACA, RcoA, P1- und P2-Segmenten
versus conventional 2D T2*-weighted GRE MR imaging for detection.
der PCA, RcoP, BA (7 Kap. 1.17) mit Schädigung der Media,
Radiology. 2008;248:272–7.
Viswanathan A, Chabriat H. Cerebral microhemorrhage. Stroke. 2006; 37:
→ histologisch schwere arteriosklerotische Veränderungen der
550–5. kleinen Arteriolen mit Verdickung der Gefäßwände, fibrinoider
Wiesmann M, Mayer TE, Yousry I, Hamann GF, Brückmann H. Detection Nekrose (Lipohyalinose) und Pseudoaneurysmen. Diese Verän-
of hyperacute parenchymal hemorrhage of the brain using echo- derungen resultieren in einer herabgesetzten Compliance der
planar T2*-weighted and diffusion-weighted MRI. Eur Radiol. 2001;
Gefäßwände → Vasoreaktivität bei Blutdruckschwankungen ist
11:849-53.
beeinträchtigt → Ruptur der Gefäßwand bei Blutdrucksteigerung
→ hypertensive Makro- und Mikroblutungen.
Digitale Subtraktionsangiographie (DSA)
Die Bedeutung der DSA der Halsgefäße und der intrakraniellen Histopathologisch werden verschiedene Schweregrade der mikro-
Gefäße insgesamt hat in den letzten Jahrzehnten deutlich abge- angiopathischen Veränderungen unterschieden, die mit der Dauer
nommen. Für viele Fragestellungen wurde die DSA mittlerweile und dem Schweregrad des Hypertonus korrelieren. In ausgeprägten
durch CTA und MRA weitgehend ersetzt. Auch bei der Bildge- Fällen werden regelhaft petechiale Mikroblutungen beobachtet.
bung intrakranieller Blutungen hat sie an Wichtigkeit verloren.
Dennoch bestehen weiterhin Fragestellungen und Indikationen, Klinik. Akut beginnende fokal-neurologische Ausfälle in Ab-
bei denen diese Methode auch heute noch als Goldstandard gilt, hängigkeit von Lokalisation (»Stroke«); akute Hirndrucksymp-
nämlich v.a. bei der Diagnostik und Behandlungsplanung intra- tomatik mit Erbrechen; Krampfanfälle.
kranieller Aneurysmen, arteriovenöser Malformationen und
duraler arteriovenöser Fisteln (7 Kap. 2.6). Verlauf und Prognose. Von initialem GCS abhängig: GCS <5 →
Die Durchführung einer DSA beim Vorliegen einer ICB wird 70% Letalität.
empfohlen, wenn mit nicht invasiven Methoden keine Blutungs-
ursache gefunden werden konnte, vor allem wenn es sich um
einen jungen und/oder normotensiven Patienten handelt und/
oder wenn die Blutung »atypisch«, d.h. nicht in den Stammgang-
lien/Thalamus lokalisiert ist.
2.5 · Intrakranielle Blutungen
157 2
a b
a b
a b c
d e f
. Abb. 2.118a–f Stammganglienblutung links im frühen subakuten Stadium. a: T2w; b: PDw; c: FLAIRw; d: T1w nativ; e: T2*w; f: DWI, B1000
a b c
. Abb. 2.119a–c ICB links okzipital im späten subakuten Stadium. a: T2w; b: PDw; c: T1w nativ
2.5 · Intrakranielle Blutungen
159 2
a b
Sonstiges. Die arterielle Hypertonie stellt den wichtigsten beein- ! Erscheint jedoch irgendein Aspekt untypisch (z.B. Lo-
flussbaren Risikofaktor für eine ICB dar, richtige Blutdruckein- kalisation, Alter, normotoner Patient, maligne Erkran-
stellung senkt signifikant die Inzidenz einer ICB. kung in der Anamnese), sollte zum Ausschluss einer
2 Vor allem Thalamusblutungen tendieren dazu, sekundär in sekundären Blutungsursache (z.B. eines eingebluteten
das Ventrikelsystem einzubrechen, mit der Folge einer intra- Tumors) KM verabreicht werden.
ventrikulären Blutung → Risiko des Hydrozephalus durch Stö-
rung der Liquorzirkulation → Risikofaktor für ein schlechtes 4 DWI: . Tab. 2.6
Outcome.
Ponsblutungen können zu einer sekundären olivären Hyper- MRA, CTA, DSA:
trophie führen (7 Kap. 7.10). 4 Typischerweise negativ, d.h. kein Nachweis einer Blutungs-
quelle
Bildgebung der hypertensiven Makroblutungen. 4 Evtl. Gefäßelongation als Hinweis auf Makroangiopathie
Lokalisation: durch langjährigen Hypertonus
4 Vor allem in den Versorgungsgebieten der kleinen perforie- 4 Bei typischen hypertensiven Blutungen, d.h. Lokalisation in
renden Arterien, d.h. in Stammganglien (60–65%, Perfora- Stammganglien- oder Thalamus beim älteren Patienten mit
toren aus den M1-Segmenten der A. cerebri media) und Tha- langjährigem Hypertonus kann ggf. auf die Gefäßdarstellung
lamus (15–25%, Perforatoren aus RcomP, P1- und P2-Segmen- mittels einer angiographischen Technik (CTA, DSA) verzich-
ten aus der A. cerebri posterior) (. Abb. 2.122 bis 2.124) tet werden.
4 Pons: 10% (. Abb. 2.125) 4 Verlaufs-CT oder MRT können notwendig sein, v.a. bei Ein-
4 Lappenblutungen: 5–15% der hypertensiven ICBs sind lobär bruch ins Ventrikelsystem oder klinischer Verschlechte-
lokalisiert. rung.
4 Bei Einbruch in das Ventrikelsystem → Intraventrikuläre Blu- 4 Falls ein MRT durchgeführt wird sollte das Protokoll jedoch
tung der Vollständigkeit halber eine TOF-MRA umfassen → Ge-
4 Eine sekundäre Ausdehnung in den Subarachnoidalraum ist fäßelongation? Co-Morbidität mit arteriosklerotischen Ste-
nicht typisch für die hypertensive ICB nosen?
! Erscheint irgendein Aspekt untypisch (z.B. Lappen-
Morphologie:
blutung, junger, normotoner Patient), muss eine se-
4 Blutung rund bis ovalär, akut raumfordernd
kundäre Blutungsursache durch eine Gefäßdarstellung
4 Ggf. Raumforderungszeichen: Mittellinienshift, Herniation
(z.B. eine Gefäßmalformation, 7 Kap. 2.6) ausgeschlos-
4 Ggf. Hydrozephalus bei sekundärer Ventrikelblutung
sen werden. Hierfür ist die DSA immer noch der Gold-
standard.
CT:
4 CT nativ (. Abb. 2.122): Siehe auch . Tab. 2.5
5 Akut: Hyperdense Raumforderung von 60–80 HU meist Bildgebung der hypertensiven Mikroblutungen.
in Stammganglien/Thalamus, +/- Umgebungsödem Lokalisation: Vor allem Stammganglien, Thalami, Hirnstamm,
5 Selten gemischte Dichtewerte, wenn aktive Blutung zum Cerebellum (. Abb. 2.124).
Untersuchungszeitpunkt oder wenn zusätzlich gestörte Morphologie: In 1–5% der Fälle multifokale, kleine rundliche
Gerinnung Spots <10 mm.
5 Ggf. hyperdense Spiegel intraventrikulär bei Ventrikelein- CT: Oft unauffällig.
bruch MRT:
5 Ggf. Raumforderungszeichen, Hydrozephalus 4 T2*w: Oft nur in dieser Sequenz als kleine hypointense Spots
4 CT + KM: nachweisbar.
5 Akut: Keine pathologische KM-Aufnahme 4 SWI: Der T2*w beim Nachweis von Mikroblutungen hin-
sichtlich Zahl nachweisbarer Läsionen überlegen.
MRT (. Abb. 2.123): Signalverhalten in Standardsequenzen ab-
hängig vom Alter der Blutung (. Tab. 2.6) Differenzialdiagnosen.
4 T2*w: Blutung hypointens, evtl. zusätzlich Nachweis »ok- Makroblutungen: Zerebrale Amyloidangiopathie, Gefäßmal-
kulter« hypertensiver Mikroblutungen als kleine hypointense formation, Tumoreinblutung, Koaguloapathie, sekundär einge-
Spots (s.u.) (. Abb. 2.124) bluteter ischämischer Infarkt, eingebluteter venöser Stauungs-
4 T1w + KM: infarkt
5 Akut: typischerweise keine KM-Aufnahme Mikroblutungen: Siehe Exkurs »Multiple Black Dots« unter
5 Bei aktiven Blutungen evtl. Nachweis der Kontrastextra- 7 Kap. 2.6.5)
vasation
5 Bei »typischen« hypertensiven Blutungen, d.h. Lokalisa-
tion in Stammganglien- oder Thalamus bei älteren Pa-
tienten mit langjährigem Hypertonus kann ggf. auf KM-
Gabe verzichtet werden.
2.5 · Intrakranielle Blutungen
161 2
a b
c d
a b
Literatur Formen.
Brott T, Thalinger K, Hertzberg V. Hypertension as a risk factor for spontaneous Sporadische Formen: Assoziiert mit dem Apolipoprotein Epsi-
intracerebral hemorrhage. Stroke. 1986;17:1078-83.
lon-4-Genotyp; Polymorphismus im Präsenilin-1-Gen.
Cole FM, Yates PO. Pseudo-aneurysms in relationship to massive cerebral
2 hemorrhage. J Neurol Neurosurg Psychiatry. 1967;30:61-6.
Verschiedene hereditäre Formen, z.B. »Dutch type«
Fisher CM. Hypertensive cerebral hemorrhage. Demonstration of the source
of bleeding. J Neuropathol Exp Neurol. 2003;62:104-47. Epidemiologie und Demographie. Eine CAA liegt ca. 1% aller
Hermier M, Nighoghossian N. Contribution of susceptibility-weighted imag- Schlaganfälle zugrunde. Ursächlich für ca. 15–20% aller intra-
ing to acute stroke assessment. Stroke. 2004;35:1989-94. zerebralen Blutungen bei Patienten über 60 Jahre.
Hypertension Detection and Follow-up Program Cooperative Group. Inzidenz: <75. Lebensjahr: 2%, nach dem 85. Lebensjahr >12%
Five-year findings of the Hypertension Detection and Follow-up Pro-
Altersverteilung: Die sporadische Form betrifft ältere Patienten
gram. III. Reduction in stroke incidence among persons with high blood
pressure. JAMA. 1982;247:633-8. (>60 Jahre); Patienten mit hereditärer Form sind jünger.
Kim J, Smith A, Hemphill JC 3rd, Smith WS, Lu Y, Dillon WP, Wintermark M. Geschlechtsverteilung: M = F
Contrast extravasation on CT predicts mortality in primary intracerebral Assoziiert mit: Morbus Alzheimer(ca. 85%) und Down-Syndrom.
hemorrhage. AJNR Am J Neuroradiol. 2008;29:520-5.
Lee SH, Bae HJ, Ko SB, Kim H, Yoon BW, Roh JK. Comparative analysis of the Ätiologie. Extrazelluläre Proteinablagerungen (β-Amyloid) in
spatial distribution and severity of cerebral microbleeds and old lacunes.
den Gefäßwänden der kleinen zerebralen und v.a. leptomeninge-
J Neurol Neurosurg Psychiatry. 2004;75:423-7.
Naff NJ. Intraventricular Hemorrhage in Adults. Curr Treat Options Neurol. alen Gefäße, → Verdrängung der glatten Muskelzellen, Zerstö-
1999;1:173-8. rung der Elastica interna und externa → Einengung des Gefäß-
SHEP Cooperative Research Group. Prevention of stroke by antihypertensive volumens → Hypoperfusion → Leukenzephalopathie → Nekrose
drug treatment in older persons with isolated systolic hypertension: final der Gefäßwände, Aneurysmabildung → Blutungen.
results of the Systolic Hypertension in the Elderly Program (SHEP). JAMA.
1991;265:3255-64.
Klinik. Die CAA kann sich akut oder chronisch manifestieren:
Vernooij MW, Ikram MA, Wielopolski PA, Krestin GP, Breteler MM, van der Lugt
A. Cerebral microbleeds: accelerated 3D T2*-weighted GRE MR imaging
4 Akut (»stroke-like«): mit Auftreten einer intrazerebralen
versus conventional 2D T2*-weighted GRE MR imaging for detection. (Lappen-)blutung mit Symptomatik eines Schlaganfalls (Kli-
Radiology. 2008;248:272-7. nik abhängig von Lokalisation) = wichtigste klinische Prä-
Viswanathan A, Chabriat H. Cerebral microhemorrhage. Stroke. 2006; 37: sentation. Die CAA kann sich jedoch akut auch mit einer
550-5.
TIA-ähnlichen Symptomatik präsentieren, wenn sie sich mit
Wada R, Aviv RI, Fox AJ; CT angiography »spot sign« predicts hematoma
expansion in acute intracerebral hemorrhage. Stroke. 2007;38:1257-
einer akuten Konvexitäts-SAB manifestiert.
62. 4 Chronisch: in Form einer Demenz (30%); Kopfschmerzen
sind typisch; epileptische Anfälle häufig.
Zerebrale Amyloidangiopathie (CAA) Verlauf und Prognose. Führt typischerweise zu rezidivierenden
Synonyme. Kongophile Angiopathie intrazerebralen Mikro- und Makroblutungen. Im Verlauf tritt
eine zunehmende Einschränkung der Kognition auf.
Definition. Bei der CAA handelt es sich um eine mikroangio-
apathische Gefäßwandschädigung durch die Ablagerung von Sonstiges. Boston-Diagnosekriterien einer CAA-assoziierten
β-Amyloid in den Gefäßwänden vor allem der kortikalen und ICB: In Diagnosekriterien gehen klinische Angaben, die Bildgebung
leptomeningealen Gefäße. und – falls vorhanden – der histologische Befund ein (. Tab. 2.7).
Wahrscheinliche CAA-Blutung Klinische Befunde und pathologisches Gewebe (entlastetes Hämatom oder Biopsie) mit folgenden Befunden:
mit supportiver Pathologie 4 »lobäre, kortikal oder kortikal-subkortikal gelegene ICB
4 Nachweis von vaskulären Amyloidablagerungen im Präparat
4 Fehlen anderer Blutungsursachen
Wahrscheinliche CAA-Blutung Klinische Befunde und MRT oder CT mit folgenden Befunden:
4 Multiple ICBs, die lobär, kortikal, kortikosubkortikal oder zerebellär lokalisiert sein dürfen
4 Alter über 55 Jahre
4 Fehlen anderer Blutungsursachen
Mögliche CAA-Blutung Klinische Befunde und MRT oder CT mit folgenden Befunden:
4 Einzelne lobär, kortikal, kortikosubkortikal lokalisierte ICB
4 Alter über 55 Jahre
4 Fehlen anderer Blutungsursachen
2.5 · Intrakranielle Blutungen
163 2
Die vollständige postmortale autoptische Aufarbeitung ist 4 FLAIR:
immer noch der Goldstandard für die Diagnose einer CAA. Stu- 5 (Flächenhafte) hyperintense Leukenzephalopathie
dien zeigen gute Korrelation zwischen Diagnose »wahrschein- 4 T1w + KM:
liche« CAA anhand der Diagnosekriterien und histopatholo- 5 Keine pathologische KM-Aufnahme
gischem Ergebnis, aber Spezifität der Diagnose »mögliche« CAA 5 Selten: »Amyloidom«: wenig raumfordernd, moderat
ist relativ gering (62%). KM-aufnehmend
4 T2*w:
Bildgebung. (. Abb. 2.126 bis . Abb. 2.128) 5 Den anderen Sequenzen beim Nachweis alter Blutungen
Lokalisation der Blutungen: überlegen, v.a. beim Nachweis von Mikroblutungen (mul-
4 Lappen der Großhirnhemisphären (»lobär«, Makroblutun- tiple »schwarze Punkte«), v.a. in unmittelbar subkortika-
gen) (. Abb. 2.126) ler Lokalisation
4 Kortikal-subkortikal, Mark-Rinden-Grenze (Mikroblutun- 5 Nachweis der superfiziellen kortikalen Siderose als line-
gen) (. Abb. 2.127) are Hämosiderinablagerungen in den oberflächlichen
4 Kortikale Siderose: supratentoriell an der Konvexität Schichten der Großhirnrinde
. Abb. 2.126 Multiple intrazerebrale Makroblu- . Abb. 2.127 Überwiegend subkortikal lokali- . Abb. 2.128 Superfizielle Siderose bei histolo-
tungen bei histologisch gesicherter zerebraler sierte Mikroblutungen bei CAA (T2*w) gisch gesicherter CAA (T2*w)
Amyloidangiopathie (CAA) (T2*w)
164 Kapitel 2 · Vaskuläre Erkrankungen
a b
a b
. Abb. 2.130a, b Großes Aneurysma an der Mediabifurkation links in in a.-p. Projektion (a) und lateraler
Projektion (b). a, b: DSA, selektive Injektion in die linke ACI
a b c
. Abb. 2.131a–c ACI-Aneurysma in kavernösem Segment rechts (Sterne), auch die linke ACI ist pathologisch dilatiert (Pfeile). a: T2w; b: TOF-MRA,
Basisbild; c: T2*w
a b
. Abb. 2.132a, b DSA eines Basilariskopfaneurysmas in a.-p. (a) und seitlicher Projektion (b) . Abb. 2.133 Infundibulärer Abgang des RcomP
als Normvariante (Pfeil), der nicht mit einem
Aneurysma verwechselt werden sollte (DSA)
2.6 · Gefäßmalformationen
167 2
Romijn M, Gratama van Andel HA, van Walderveen MA, Sprengers ME, Verlauf und Prognose.
van Rijn JC, van Rooij WJ, Venema HW, Grimbergen CA, den Heeten GJ, 4 Blutungsrisiko: Bei nicht gebluteten AVMs ca. 1% pro Jahr
Majoie CB. Diagnostic accuracy of CT angiography with matched mask
4 Risikofaktoren für AVM-Blutung: Männliches Geschlecht,
bone elimination for detection of intracranial aneurysms: comparison
with digital subtraction angiography and 3D rotational angiography. Schwangerschaft, tiefe venöse Drainage, venöse Abflussbe-
AJNR Am J Neuroradiol. 2008;29:134-9. hinderung, hoher Druck in angiomversorgenden Gefäßen
Schwab KE, Gailloud P, Wyse G, Tamargo RJ. Limitations of magnetic reso- 4 Erhöhtes Rezidivblutungsrisiko nach stattgehabter Blutung
nance imaging and magnetic resonance angiography in the diagnosis of (Angaben variieren von ca. 6–30% im 1. Jahr)
intracranial aneurysms. Neurosurgery. 2008;63:29-34.
Tomandl BF, Köstner NC, Schempershofe M, Huk WJ, Strauss C, Anker L,
Hastreiter P. CT angiography of intracranial aneurysms: a focus on post- Sonstiges. Intranidale und flussassoziierte Aneurysmen gehen
processing. Radiographics. 2004;24:637-55. mit höherem Blutungsrisiko einher.
Yoon DY, Lim KJ, Choi CS, Cho BM, Oh SM, Chang SK. Detection and character- Behandlungsoptionen sind:
ization of intracranial aneurysms with 16-channel multidetector row CT 4 Endovaskuläre Embolisation
angiography: a prospective comparison of volume-rendered images and
4 Neurochirurgische Operation (Spetzler-Martin-Klassifika-
digital subtraction angiography. AJNR Am J Neuroradiol. 2007;28:60-7.
tion zur Abschätzung des chirurgischen Komplikationsrisi-
kos siehe . Tab. 2.8)
Internet 4 Stereotaktische Radiochirurgie
www.hirn-aneurysma.de 4 Oft kombiniertes Vorgehen
! Blutungsrisiko einer AVM wird nur durch vollständige
Ausschaltung beseitigt. Diese muss deshalb immer das
2.6.2 Arteriovenöse Malformationen (AVMs)
Therapieziel sein. Bei Teilbehandlung wird der Patient
dem Behandlungsrisiko ausgesetzt bei bleibendem
Definition. Bei einer AVM handelt es sich um eine vaskuläre
Blutungsrisiko, das durch eine Teilbehandlung nicht
Malformation mit multiplen kleinen arteriovenösen (AV-)Shunts,
nur nicht vermindert sondern sogar verstärkt werden
ohne dazwischen liegendes Kapillarbett. Bei den zuführenden
kann. (Siehe hierzu ARUBA-Studie: Randomisierte Stu-
Arterien, d.h. den »Feedern«, handelt es sich typischerweise um
die zum Vergleich Spontanverlauf versus Behandlung
erweiterte, ausgereifte Gefäße. Die drainierenden Venen sind
bei nicht rupturierten AVMs)
ebenso deutlich erweitert und können zusätzlich umschriebene
variköse Erweiterungen oder Stenosen zeigen. Die Gesamtheit
der kleinen AV-Shunts selbst – ein Konglomerat aus dünn- Bildgebung. (. Abb. 2.134 bis . Abb. 2.137)
wandigen, dysplastischen Gefäßen – wird als »AVM-Nidus« be- Lokalisation:
zeichnet. 4 85% supratentoriell, 15% infratentoriell
4 Lokalisation AVM-assoziierter ICBs: 2/3 parenchymal; <1/3
Formen. subarachnoidal, <10% intraventrikulär
Sporadische AVMs: Sie stellen die große Mehrzahl der AVMs
dar. Morphologie:
Syndromale AVMs: Beim Vorliegen eines kraniofazialen arterio- 4 Kein oder wenig raumfordernder Effekt
venösen metamerischen Syndroms (CAMS) kommen sie in 2% 4 Größe sehr variabel
aller Fälle vor. 4 »Gefäßknäuel«
CT nativ: Literatur
4 Iso- bis hyperdense Darstellung dilatierter Gefäße Hadizadeh DR, von Falkenhausen M, Gieske J, Meyer B, Urbach H, Hoogeveen
R, Schild HH, Willinek WA. Cerebral arteriovenous malformation:
4 Evtl. Verkalkungen (in bis zu 30%)
Spetzler-Martin classification at subsecond-temporal-resolution four-di-
2 4 Vor allem bei großen, akuten ICBs ist die zugrunde liegende mensional MR angiography compared with that at DSA. Radiology.
AVM in der Nativ-CT oft nicht zu erkennen 2008;246:205-213.
Han PP, Ponce FA, Spetzler RF. Intention-to-treat analysis of Spetzler-Martin
MDCTA: Grades IV and V arteriovenous malformations: natural history and treat-
ment paradigm. J Neurosurg. 2003;98:3-7.
4 Darstellung der AVM-Gefäße, v.a. der drainierenden Venen
Hartmann A, Mast H, Choi JH, Stapf C, Mohr JP. Treatment of arteriovenous
4 CAVE: Kleine AVM bei großer Blutung (siehe auch unter malformations of the brain. Curr Neurol Neurosci Rep. 2007;7:28-34.
»DSA«) Krings T, Geiprasert S, Luo CB, Bhattacharya JJ, Alvarez H, Lasjaunias P. Seg-
mental neurovascular syndromes in children. Neuroimaging Clin N Am.
MRT 2007;17:245-58.
Mattle HP, Schroth G, Seler RW. Dilemmas in the management of patients with
4 T2w: Kräftig hypointense Darstellung des Flow voids in den
arteriovenous malformations. J Neurol. 2000; 247: 917-28.
dilatierten Arterien und Venen, (»Knäuel von schwarzen Miyamota S, Hashimoto N, Nagata I, Nozaki K, Morimoto M, Taki W, Kikuchi H.
Würmern«) Posttreatment sequelae of palliatively treated cerebral arteriovenous
4 FLAIR: malformations. Neurosurgery. 2000; 46:589-595.
5 Evtl. Nachweis von hyperintensen Gliosezonen im be- Spetzler RF, Martin NA: A proposed grading system for arteriovenous malfor-
mations. J Neurosurg. 1986;65:476–483.
nachbarten Hirnparenchym
Stapf C.The Rationale Behind »A Randomized Trial of Unruptured Brain AVMs«
5 Evtl. Nachweis von ischämischen Arealen (ARUBA). Acta Neurochir Suppl. 2010;107:83-5.
4 T1w + KM: Kräftige KM-Anreicherung des Nidus und der Taschner CA, Gieseke J, Le Thuc V, Rachdi H, Reyns N, Gauvrit JY, Leclerc X.
drainierenden Venen Intracranial arteriovenous malformations: time-resolved contrast-en-
4 T2*w: Evtl. Nachweis von Blutungsresiduen nach stattgehab- hanced MR angiography with combination of parallel imaging, keyhole
acquisition, and k-space sampling techniques at 1.5 T. Radiology.
ten Blutungen
2008;246:871-9.
4 TOF-MRA: Kann Nidus und dilatierte Venen nachweisen, lie- Unlu E, Temizoz O, Albayram S, Genchellac H, Hamamcioglu MK, Kurt I, Demir
fert jedoch keine ausreichenden Informationen zur Angio- MK. Contrast-enhanced MR 3D angiography in the assessment of brain
architektur der AVM AVMs. Eur J Radiol. 2006;60:367-78.
Zeitaufgelöste MRA:
4 Momentan zeitliche Auflösung von ca. 0,8–1 s möglich → 2.6.3 Durale arteriovenöse Fisteln (dAVFs)
Darstellung des AV-Shunts möglich
4 Gute Übereinstimmung mit DSA hinsichtlich Zahl der arte- Definition. Eine durale arteriovenöse Fistel ist definiert als ein
riellen Feeder, der Nidusgröße und der Darstellung der venö- im Bereich der Dura lokalisierter arteriovenöser Shunt, oft mit
sen Drainage thrombotischem Verschluss des betroffenen duralen venösen
4 Erlaubt Spetzler-Martin-Klassifikation mit 100% Überein- Sinus.
stimmung zur DSA
4 Zeitliche und räumliche Auflösung jedoch für Therapiepla- Formen.
nung bislang zu gering 4 Okzipitale Durafistel
4 Carotis-Sinus-cavernosus-Fistel (CCF, 15%):
DSA: Ist noch Goldstandard! (sowohl für den Nachweis einer 5 Direkte, meist traumatisch bedingte »High-flow«-CCF
AVM als Blutungsursache als auch für die Therapieplanung) 5 Indirekte »Low-flow«-CCF
4 DSA bei V.a. AVM sollte immer selektive Darstellung beider
ICA, beider ECA (zum Ausschluss eines duralen Zuflusses) Epidemiologie und Demographie. Durale arteriovenöse Fisteln
und der hinteren Strombahn umfassen stellen ca. 10–15% aller zerebrovaskulären Malformationen mit
4 Zur Therapieplanung ggf. mit selektiver Sondierung der ein- AV-Shunt dar.
zelnen Feeder → Darstellung der AVM-Architektur, d.h. der Altersverteilung: Mittleres bis höheres Lebensalter, selten je-
Feeder, des Nidus und der drainierenden Venen doch auch frühe Manifestation.
Geschlechtsverteilung: M:F= 1:2
! Selbst die DSA kann – v.a. bei kleinen AVMs und großen,
Assoziierte Erkrankungen: Sich frühe manifestierende Fisteln
raumfordernden Blutungen – initial aufgrund der raum-
sind meist mit komplexen Fehlbildungen, Phakomatosen oder
fordernden Wirkung der Blutung negativ sein, d.h. Wie-
mit Malformation der V. Galeni assoziiert.
derholung der MRT und ggf. DSA nach Resorption der
Blutung bei Verdacht auf AVM (ca. 6–12 Wochen nach Er-
Ätiologie. Noch nicht vollständig geklärt, in der Regel erworben.
eignis).
Eine Ausnahme ist die frühe Manifestationsform (angeborene
Fisteln). Durale arteriovenöse Fisteln treten nach SHT, Sinus-
Differenzialdiagnosen. Andere primäre und sekundäre Blu- oder Hirnvenenthrombose und Operationen auf, sowie bei ve-
tungsursachen, insbesondere durale arteriovenöse Fisteln, Kaver- nöser Hypertension; sie kommen auch idiopathisch vor.
nome und stark vaskularisierte Tumoren
2.6 · Gefäßmalformationen
169 2
a b c
. Abb. 2.134a–c Linkshemisphärische, nidale AVM mit Feedern (Pfeile) aus der ACA (A. pericallosa) und der MCA und oberflächlicher venöser Drainage
über eine ektatische Vene (Pfeilspitzen) zum Sinus sagittalis superior. a–c: DSA, selektive Injektion in die linke ACI
a b c
d e f
. Abb. 2.135a–f Linkshemisphärische AVM (MRT des in . Abb. 2.134 dargestellten Falls). Die Sterne markieren die ektatische Drainagevene zum Sinus
sagittalis superior. a, b: T2w; c–f: CE-MRA
170 Kapitel 2 · Vaskuläre Erkrankungen
a b c
. Abb. 2.136a–c AVM mit ca. 1 cm großem assoziierten Aneurysma (Stern). Die AVM wird über die linke A. callosomarginalis (Pfeile) gespeist und drainiert
oberflächlich zum Sinus sagittalis superior (Spetzler°1). a–c: DSA; a: selektive Injektion in die rechte ACI (ap Projektion); b,c: Injektion in die linke ACI (b: ap Pro-
jektion, c: seitliche Projektion)
a b
c d
. Abb. 2.137a–d Geblutete AVM mit kräftigem ACA-Feeder und tiefer venöser Drainage zum Sinus
rectus (Pfeilspitzen). a: CT nativ; b: FLAIR tra; c, d: DSA; selektive Injektion in die linke ACI, seitliche Pro-
jektionen
2.6 · Gefäßmalformationen
171 2
Pathophysiologie. Vergrößerung physiologisch vorhandener 4 Typ V: Drainage in spinale perimedulläre Venen (. Abb.
Mikroshunts in der Dura durch Erhöhung des arteriellen oder 2.140)
venösen Drucks durch Thrombose des drainierenden Sinus.
Therapieindikationen:
Klinik. Häufige Symptome sind: 4 Typ IIb und höher, d.h. kortikale venöse Drainage
4 Okzipitale Fistel (ST oder SS) (. Abb. 2.138): 4 Großes Shuntvolumen
5Pulsatiler Tinnitus 4 Starker Leidensdruck des Patienten
5Okzipitaler, einseitig betonter Kopfschmerz 4 Progredienz der Symptome, Komplikationen
5Visusminderung
5Hirnnervenausfälle hier selten Klassifikation der CCFs nach Barrow (Barrow et al. 1985):
5Hydrocephalus malresorptivus 4 Typ A: Direkte Drainage der ACI zum Sinus cavernosus
4 Carotis-Sinus-cavernosus-Fistel (. Abb. 2.141): 4 Typ B: Drainage über meningeale Äste aus der ACI zum Sinus
5 Pulsatiler Exophthalmus cavernosus
5 Hirnnervenausfälle (III–VI) 4 Typ C: Drainage über meningeale Äste aus der ACE zum Sinus
5 Progrediente Visusminderung cavernosus
5 Stauungspapille 4 Typ D: Drainage über meningeale Äste aus ACI und ACE
5 Konjunktivale Injektion zum Sinus cavernosus
5 Hydrocephalus malresorptivus
4 Selten: Enzephalopathische Symptomatik mit progressiver Bildgebung. (. Abb. 2.138 bis . Abb. 2.141)
Demenz und Parkinsonsymptomatik durch venöse Konges- Lokalisation: Am häufigsten Sinus transversus/Sinus sigmoideus
tion und Sinus cavernosus
Morphologie: Vielzahl kleinster AV-Shunts im Bereich der Wand
Komplikationen: eines Sinus
4 ICB: In der Regel in »atypischer« Lokalisation, d.h. meist kor- CT:
tikal/subkortikal gelegene Lappenblutung; Risikofaktor: Re- 4 CT nativ: Meist unauffällig hinsichtlich Fisteldarstellung, ggf.
trograde leptomeningeale venöse Drainage Nachweis der Blutung
4 SAB 4 CT + KM:
4 CCF: Thrombose der V. centralis retinae mit konsekutiver Er- 5 KM-Aussparung in thrombosiertem Sinus
blindung; bei klinischer Untersuchung Strömungsgeräusch 5 Oft hinsichtlich eigentlicher Fistel weitgehend unauffällig
4 MDCTA: Evtl. Darstellung kräftiger, geschlängelter duraler
Verlauf und Prognose. Variabler Verlauf: Feeder und erweiterter Drainagevenen
4 Stabil klinisch und angiographisch
4 Spontan regredient oder progredient MRT: Zweitmalformationen?
4 T1w: Ggf. hyperintenses Thrombusmaterial in thrombosier-
Blutungsrisiko: Abhängig vom Typ (siehe Cognard-Klassifika- tem Sinus
tion), d.h. von der venösen Drainage 4 T2w:
4 Insgesamt: ca. 1,8%/Jahr 5 Evtl. Nachweis von Flow voids, oft normal
4 Typ I, IIa: niedrig 5 Bei aggressiven Fisteln evtl. venöse Kongestion: konflu-
4 Typ IIb: 10% ierende hyperintense Marklagerläsionen (Ödem)
4 Typ IV: 65% 4 FLAIRw:
4 Typ V: in 50% der Fälle progrediente Myelopathie 5 Ggf. hyperintenses Thrombusmaterial in thrombosiertem
Sinus
Eine Flussumkehr in Sinus oder kortikalen Venen ist mit hö- 5 Bei aggressiven Fisteln evtl. venöse Kongestion: konfluie-
herem Blutungsrisiko assoziiert. rende hyperintense Marklagerläsionen (Ödem)
4 T1w + KM: Selten diffuse KM-Aufnahme der Dura
Sonstiges. 4 T2*w: Meist unauffällig, evtl. Nachweis stattgehabter, klinisch
Klassifikation duraler AVFs nach Cognard: stummer Blutungen
4 Typ I: Normale, antegrade Drainage in duralen Sinus 4 DWI: In der Regel normal, außer bei Vorliegen einer venösen
4 Typ IIa: Drainage in duralen Sinus mit Reflux in weiteren Ischämie
duralen Sinus 4 PWI: rCBV erhöht, bei erniedrigtem rCBF: Zeichen der ve-
4 Typ IIb: Retrograde Füllung kortikaler Venen (. Abb. 2.138) nösen Kongestion
4 Typ IIc: Retrograde Drainage in durale Sinus und kortikale 4 Arterielle TOF-MRA: Oft negativ hinsichtlich Darstellung des
Venen Shunts, v. a. bei kleinen oder langsamen Shunts
4 Typ III: Direkte Drainage in kortikale Venen ohne Ektasien 4 Venöse TOF-MRA: Fehlendes Flusssignal im thrombosierten
4 Typ IV: Direkte Drainage in kortikale Venen mit venöser Sinus, evtl. Nachweis von Kollateralen
Ektasie >5 mm (. Abb. 2.139)
172 Kapitel 2 · Vaskuläre Erkrankungen
a b c
d e
. Abb. 2.138a–e Laterale, durale AV-Fistel Typ Cognard IIb mit vorwiegender Versorgung über die linke A. occipitalis externa (Pfeil); Pfeilspitzen: Sinus
transversus bzw. sigmoideus links. Zur erleichterten Orientierung ist die linke A. carotis interna mit einem Stern gekennzeichnet. In der nicht zeitaufgelös-
ten CE-MRA (c, d) sind die multiplen winzigen Shuntgefäße im Bereich der Fistelfläche mit Pfeilen gekennzeichnet. In der T2w ist der arterielle Zufluss
als ein hypointenses Flow void erkennbar (Pfeile in e). a: DSA, laterale Projektion, Injektion in die linke A. carotis communis; b: MIP-Projektion einer frühen
(arteriellen) Phase einer zeitaufgelösten CE-MRA; c, d: nicht zeitaufgelöste, jedoch räumlich hochaufgelöste CE-MRA, tra und cor; e: T2w
a b c
. Abb. 2.139a–c Geblutete kraniale arteriovenöse Durafistel (Cognard Typ IV), die über Äste der rechten A. carotis externa, v.a. über die A. meningea media
(Pfeile), gespeist wird und über okzipitale Venenkonvolute im Interhemispärenspalt zu den inneren Hirnvenen drainiert (Pfeilspitzen). a: CT nativ; b, c: DSA,
selektive Injektion in die rechte A. carotis externa; seitliche (a) und a.-p. (b) Projektion
2.6 · Gefäßmalformationen
173 2
b c
. Abb. 2.140a–c Kraniale arteriovenöse Durafistel (Cognard Typ V) mit arteriellem Zufluss über die
rechte A. pharyngea ascendens (Pfeile in a), Fistelpunkt in der hinteren Schädelbasis rechts, ektati-
schem venösem Netzwerk im Kleinhirnbrückenwinkel rechts (gebogene Pfeile in a) und venöser Drai-
ane über spinale, perimedulläre Venen (Pfeile in b und Pfeil in c). a,b: DSA, selektive Injektion in die
rechte A. carotis externa über Envoy-Katheder, zusätzlich liegt ein Mikrokatheder (Pfeilspitze in a) in der
a
A. pharyngea ascendens; c: zeitaufgelöste CE-MRA
Zeitaufgelöste CE-MRA (TRICKS): van Rooij, Sluzewski M, Beute GN. Dural arteriovenous fistulas with cortical
4 Erste Studien zeigen großes Potenzial venous drainage: incidence, clinical presentation, and treatment. AJNR
Am J Neuroradiol. 2007;28:651-55.
4 Erlaubt verlässlich den Fistelnachweis und teilweise auch die
Waragai M, Takeuchi H, Fukushima T, Haisa T, Yonemitsu T. MRI and SPECT
Klassifikation nach Cognard studies of dural arteriovenous fistulas presenting as pure progressive
dementia with leukoencephalopathy: a cause of treatable dementia. Eur
DSA (selektive Darstellung beider ACI, ACE und VA, ggf. selektiv J Neurol. 2006;13:754-9.
A. pharyngea ascendens und A. cervicalis ascendens, inklusive
später venöser Phasen):
4 Immer noch Goldstandard, d.h. aufgrund hoher räumlicher 2.6.4 Developmental venous anomaly (DVA)
und v.a. zeitlicher Auflösung unerlässlich zum sicheren Aus-
schluss und unerlässlich zur Therapieplanung Definition. Bei einer DVA handelt es sich um eine persistierende
4 Nachweis multipler Feeder (aus duralen Ästen der ACI und embryologische Variante der normalen venösen Drainage des
tentoriellen und duralen Ästen aus der ACI oder den VA) Hirnparenchyms.
4 Drainagetyp? Anmerkung: Der Begriff »venöses Angiom« sollte nicht
mehr verwendet werden, da es sich bei der DVA um eine embryo-
Ultraschall: nale Variante der venösen Drainage und nicht um eine echte
4 CCF: arterialisierte periorbitale Venen, NW des AV-Shunts Gefäßfehlbildung handelt (DVA = Normvariante!).
4 Okzipitale dAVF: NW des AV-Shunts
Epidemiologie und Demographie.
Differenzialdiagnosen. AVM, Sinusthrombose, Lappenblutung Prävalenz: In Autopsiestudien ca. 25%, d.h. 3–4-mal häufiger als
bei CAA AVMs; in KM-verstärkten MR-Untersuchungen 2,5–9%; ca. 50%
aller intrakranieller Gefäßmalformationen.
Literatur Altersverteilung: Nachweis in jedem Alter
Barrow DL, Spector RH, Braun IF et al. Classification and treatment of sponta- Geschlechtsverteilung: M = F
neous carotid cavernous sinus fistulas. J Neurosurg. 1985;62:248–56.
Assoziiert mit:
Cognard C, Gobin YP, Pierot L, et al. Cerebral dural arteriovenous fistulas:
clinical and angiographic correlation with a revised classification of
4 Kavernomen (in ca. 15–20%)
venous drainage. Radiology. 1995;194:671–80. 4 Kapillären Teleangiektasien
Matsumura A, Oda M, Hozuki T, Imai T, Shimohama S. Dural arteriovenous 4 AVMs
fistula in a case of dementia with bithalamic MR lesions. Neurology. 4 dAVFs
2008;71:1553.
4 Sinus pericranii
Meckel S, Maier M, Ruiz DS, Yilmaz H, Scheffler K, Radue EW, Wetzel SG.
MR angiography of dural arteriovenous fistulas: diagnosis and follow-up
4 Blue-Rubber-Bleb-Nävus-Syndrom (BRBNS)
after treatment using a time-resolved 3D contrast-enhanced technique. 4 Migrationsstörungen
AJNR Am J Neuroradiol. 2007;28:877-84. 4 CAMS-3
174 Kapitel 2 · Vaskuläre Erkrankungen
a b c
d e
. Abb. 2.141a–f Bilaterale Carotis-Sinus-cavernosus-Fistel: zu frühe venöse Kontrastierung des Sinus cavernosus (normale Pfeile) bei Injektion in die rech-
te ACI (Pfeilspitzen), dilatierte Vv. opthalmicae beidseits (durchgestrichene Pfeile). a–c: DSA, Injektion in die rechte ACI, laterale Projektion; d: MIP-Projektion
einer frühen venösen Phase einer zeitaufgelösten CE-MRA; e: FLAIRw; f: nichtzeitaufgelöste CE-MRA, koronare Rekonstruktion
2.6 · Gefäßmalformationen
175 2
Ätiologie. Angeboren; embryonale Variante der venösen Draina- Bildgebung. (. Abb. 2.142)
ge, d.h. DVA drainiert normales Hirngewebe: Lokalisation: ubiquitär, frontal >> parietal > zerebellär
4 Persistenz embryonal angelegter Venen bei entweder primä- Morphologie:
rer Dysplasie der Kapillaren und der transmedullären Venen 4 Typische Präsentation als »Medusa Head« = multiple Mark-
oder intrauteriner Thrombose dieser Venen. lagervenen, die auf das 10–100-fache ihres normalen Durch-
4 Histologisch zeigen die Venen einen weitgehend normalen messers erweitert sind und sternförmig in eine große Sam-
Wandaufbau und sind von unauffälligem Hirnparenchym melvene drainieren
umgeben, es werden jedoch auch verdickte und hyalinisierte 4 Sammelvene drainiert in kortikale Venen/Sinus (in 70%, = jux-
Venen gefunden. takortikale DVA), in ependymale/tiefe Venen (in 20%, = peri-
ventrikuläre DVA) oder in beide (10% = subkortikale DVA)
Klinik. Meist asymptomatischer Zufallsbefund; selten Krampf-
anfälle, fokal neurologische Defizite, Kopfschmerzen (Ursache CT:
wahrscheinlich gestörte venöse Drainage). 4 CT nativ: Unauffällig
4 CT + KM: Darstellung des »Caput medusae« und der Sammel-
Verlauf und Prognose. Das Blutungsrisiko wird in einzelnen vene
Studien mit 0,22–0,34%/Jahr angegeben. Diese Zahlen müssen 4 MDCTA: Sehr gute Darstellung des »Caput medusae« und der
kritisch gesehen werden, da z.T. in den Studien nicht immer si- Sammelvene
cher ausgeschlossen werden konnte, dass nicht die DVA selbst,
sondern ein assoziiertes Kavernom geblutet hat; d. h. es ist frag- MRT:
lich ob DVAs überhaupt bluten. 4 T1w:
Einzelfallberichte hinsichtlich venöser Infarkte durch 5 Meist unauffällig
Thrombose der Sammelvene. 5 Bei großen DVAs evtl hyperintenses Signal durch lang-
Kavernome, die mit einer DVA assoziiert sind, bluten häu- samen Fluss
figer; mutmaßlich bedingt durch latente venöse Hypertension. 5 (Einzelfälle: Thrombose der Sammelvene → hyperintenses
Signal)
Sonstiges. 5 Ggf. Met-Hb-Signal als Hinweis auf assoziiertes, geblu-
tetes Kavernom
! Die chirurgische Unterbindung der Sammelvene ist
4 T2w/PDw/FLAIRw:
bei Vorliegen einer asymptomatischen, isolierten DVA
5 Unauffällig oder hypointenses Flow void in kräftiger
kontraindiziert.
Sammelvene
Die gängige neurochirurgische Meinung ist, dass die DVA bei 5 Angrenzende umschriebene Signalanhebungen entspre-
operativer Entfernung des Kavernoms erhalten bleiben soll, da chen i.d.R. dem Liquorsignal in umgebenden Virchow-
sie gesundes Hirngewebe drainiert. Raum und nicht einer Gliose
Selten wird eine de-novo-Entstehung von Gefäßmalformati- 5 Ggf. Blutungsresiduen als Hinweis auf assoziiertes Kaver-
onen in Nachbarschaft zu einer DVA beobachtet; Mutmaßliche nom
Erklärungen: 4 T1w + KM: Sehr gute Darstellung des »Caput medusae« und
4 Venöse Hypertension in DVA → Drucksteigerung im Kapil- der Sammelvene
larbett → Mikroblutungen und Diapedese von Erythrozyten 4 T1-IR: Assoziierte Heterotopie?
ins Parenchym → lokaler Anstieg von Angiogenesefaktoren → 4 CE-MRA: Detailierte Darstellung des »Caput medusae« und
Entwicklung fragiler Gefäße der Sammelvene
4 Venöse Abflussstörung → Öffnung präexistenter arteriove- 4 Arterielle TOF-MRA: Unauffällig
nöser Shunts, die sich im Laufe der Zeit verstärken 4 Venöse TOF-MRA: Darstellung des »Caput medusae« und der
Sammelvene
Sinus pericranii (= extradurale Form einer DVA): 4 T2*: Bei isolierter DVA unauffällig, Hämosiderin bei assozi-
4 Konvolut aus dilatierten Venen, das über mehrere Venolen iertem Kavernom
mit intrakraniellen Venensystem in Verbindung steht 4 SWI: Erlaubt DVA-Nachweis ohne iv KM! (. Abb. 2.142)
4 Venöses Blut kann dabei in beide Richtungen drainieren 4 DWI: Normal
4 Am häufigsten frontal und in der Mittellinie lokalisiert
4 Klinik: Weiche Schwellung im subkutanen Gewebe, die sich DSA: Venöse Phase zeigt DVA; keine frühe venöse Drainage, kein
auf Druck entleert. Shunt!
> KM verbleibt wegen langsamem Fluss oft lange in DVA.
a b c
. Abb. 2.142a–c DVA im rechts frontalen Marklager mit Drainage zu den Ventrikelvenen, in der FLAIRw (a) ist die DVA kaum erkennbar. a: FLAIRw; b: SWI;
c: CE-MRA, Basisbild
Sonstiges.
Gemischte Gefäßmalformationen (Mixed Malformations):
Simultanes Vorliegen von zwei oder seltener drei der folgenden
Gefäßmalformationen: kavernöse Malformation, DVA oder ka-
pilläre Teleangiektasie.
. Abb. 2.143 Frisch eingeblutetes Kavernom im Caput nuclei caudati
> Das MR-Sequenzprotokoll sollte bei CM immer auch
rechts (CT nativ)
T1w + KM (oder eine SWI-Sequenz) beinhalten, um
eine Zweitmalformation, insbesondere eine DVA, aus-
zuschließen.
FLAIR: Bei akut eingebluteten Kavernomen evtl. Nachweis von
perifokalem Ödem
Bildgebung. (. Abb. 2.143, . Abb. 2.145) 4 T1w + KM:
Lokalisation: 5 Wenig bis keine KM-Anreicherung
4 Ca. 75–90% supratentoriell: Marklager, oft subkortikal oder 5 Evtl. Nachweis einer assoziierten DVA
ventrikelnah 4 T2*w:
4 Bis zu ca. 35% infratentoriell 5 Kavernome verursachen deutliche Suszeptibilitätsarte-
fakte
Morphologie: 5 Methode der Wahl zur Darstellung von Kavernomen, da
4 »Beerenartig«, »maulbeerartig« oder »popkornartig« sehr sensitiv für Hämosiderinablagerungen → Nachweis
4 Durchmesser meist <3 cm von in T2w »okkulten« Kavernomen (. Abb. 2.145)
4 SWI:
CT nativ: 5 Potenziell noch sensitiver als konventionelle T2*w im
4 In bis zu 50% der Fälle negativ Nachweis von Kavernomen
4 Alternativ: rundliche, glatt begrenzte hyperdense Läsion 5 Ermöglicht den Nachweis assoziierten DVAs auch ohne
4 In 40–60% Nachweis von Verkalkungen KM-Gabe (. Abb. 2.142)
4 MRA/DSA: Typischerweise unauffällig, außer bei assoziierter
CT + KM: DVA
4 Wenig oder keine KM-Aufnahme vom Kavernom
4 Ggf. bei Assoziation mit DVA (7 Kap. 2.6.4) Nachweis der Differenzialdiagnosen.
DVA nach KM-Gabe (. Abb. 2.144) 4 (Partiell) thrombosiertes Aneurysma
4 Hämosiderinreste bei Z.n. alter ICB anderer Ätiologie
MRT: Signalverhalten des Kavernoms von folgenden Faktoren 4 Bei »popkornartiger« Läsion:
abhängig: 5 AVM (7 Kap. 2.6.2):
4 Anteile verschieden alter Blutabbauprodukte – Auftreten einer Kavernomblutung meist in jüngerem
4 Flussphänomene in den Kavernen Lebensalter als AVM- oder dAVF-Blutung
4 Verkalkungen – Klinische Beeinträchtigung bei Kavernomblutung
4 Teilthrombosierte Anteile i.d.R. geringer, da meist kleinere Blutung
4 T1w: 5 Verkalkte Tumoren, wie z.B. Oligodendrogliome
5 Typischerweise Zentrum hyperintens (Met-Hb) oder ge- 5 Eingeblutete Tumoren
mischtes Signal 4 Bei Vorhandensein multipler »Black Dots« im T2* Bild: zur
4 T2w: Differenzialdiagnose siehe Exkurs unten)
5 Typischerweise Zentrum gemischte Signalintensität 4 Kapilläre Teleangiektasie
(»beerenartig« oder »popkornartig«), seltener komplett
hypointens
5 Hypointenser Randsaum (Hämosiderinablagerungen)
178 Kapitel 2 · Vaskuläre Erkrankungen
a b c
. Abb. 2.144a–c Kavernom mit kleiner assoziierter DVA (Pfeil in c) rechts temporal. a: T2w; b: T2*w; c: T1w + KM
a b c
d e f
. Abb. 2.145a–f Multiple Kavernome, z.T. mit Zeichen unterschiedlich alter Einblutungen. Die T2*w-Aufnahmen (d–f) zeigen die Kavernome am besten.
a: T2w; b: FLAIRw; c: T1w nativ, d–f: T2*w
2.6 · Gefäßmalformationen
179 2
4 AVM (7 Kap. 2.6.2)
Differenzialdiagnose multipler »Black Dots« im T2*-Bild 4 Morbus Osler-Weber-Rendu, wobei die kapillären Teleangi-
4 Multiple kleine Kavernome (. Abb. 2.145): ektasien hierbei selten sind (häufiger liegen AVMs vor,
– Ein oder mehrere größere Kavernome nachweisbar?
7 Kap. 2.6.2)
4 Diffuser axonaler Schaden, »Sheer Injuries« (. Abb. 2.101):
– Anamnese?
– Alte Kontusionsherde nachweisbar? Sehr selten sind alle drei Malformationen vorhanden (Teleangi-
4 Hypertensive Mikroblutungen (. Abb. 2.74): ektasie + DVA + CM → »Neurovascular Triad«).
– Langjähriger Hypertonus in der Anamnese?
– Zusätzliche Leukenzephalopathie?
Klinik. Meist asymtomatischer Zufallsbefund.
– Lokalisation der Mikroblutungen v.a. in den Stammganglien?
4 Zerebrale Amyloidangiopathie (. Abb. 2.127):
Einzelfallberichte: Kopfschmerzen, Tinitus, transiente Fokal-
– ICB in der Anamnese? neurologie.
– Älterer, dementer Patient?
– Zusätzliche Leukenzephalopathie? Verlauf und Prognose. In der Regel gutartiger, symptomloser
– Lokalisation der Mikroblutungen v.a. subkortikal?
Verlauf.
– Zusätzlich subarachnoidale oder lineare subkortikale Hämo-
siderinablagerungen?
Blutungsrisiko: Zahlen nicht bekannt, nur vereinzelte Fallbe-
4 Multiple eingeblutete Mikrometastasen (selten): richte
– Zusätzliche, nicht eingeblutete Herde nach KM-Gabe nach-
weisbar? Sonstiges. Histologie: Dilatierte Kapillaren, die von normalem
– Tumorerkrankung in der Anamnese?
Hirnparenchym umgeben sind.
a b
c d
. Abb. 2.146a–d Kapilläre Teleangiektasie im Pons, auf T2w (a) und T1 nativ (b) kaum erkennbar. a: T2w;
b: T1w nativ; c: T1w + KM; d: T2*w
a b c
. Abb. 2.147a–c Kleine kapilläre Teleangiektasie in der Medulla oblongata (Pfeile in b und c), in T2w (a) nicht erkennbar. a: T2w; b: T1w + KM, c: T2*w
2.7 · Andere Ursachen sekundärer ICBs
181 2
Literatur 4 Von-Willebrandt-Faktor-Mangel
Abla A, Wait SD, Uschold T, Lekovic GP, Spetzler RF. Developmental venous 4 Angeborene Afibrinogenämie
anomaly, cavernous malformation, and capillary telangiectasia: spec-
trum of a single disease. Acta Neurochir (Wien). 2008;150:487-9.
4 Mangel der Faktoren V, VII, XIII, oder X
Howard RS. Brainstem haematoma due to presumed cryptic telangiectasia. J
Neurol Neurosurg Psychiatry. 1986;49:1241-5. Angeborene Koagulopathien mit vermehrter Koagulationsnei-
Pozzati E, Marliani AF, Zucchelli M, Foschini MP, Dall’Olio M, Lanzino G. The gung, z.B.:
neurovascular triad: mixed cavernous, capillary, and venous malforma- 4 Antiphospholipid-Antikörper-Syndrom
tions of the brainstem. J Neurosurg. 2007;107:1113-9.
Scaglione C, Salvi F, Riguzzi P, Vergelli M, Tassinari CA, Mascalchi M. Symptom-
4 Prothrombin-Mutation
atic unruptured capillary telangiectasia of the brain stem: report of three
cases and review of the literature. J Neurol Neurosurg Psychiatry. Erworbene Koagulopathien mit vermehrter Blutungsneigung,
2001;71:390-3. z.B.:
Wijdicks EFM, Schievinick WI. Perimesencephalic nonaneurysmal subarach- 4 Leberfunktionsstörung (. Abb. 2.149)
noid hemorrhage: first hint of a cause? Neurology. 1997;49:634-6.
4 Paraneoplastisch, v.a. bei Leukämie (AML)
5 Mechanismus: disseminierte intravasale Gerinnung
5 Vor allem bei Leukämie oft fulminanter Verlauf einer ICB
2.7 Andere Ursachen sekundärer ICBs
Thrombozytopenien:
2.7.1 Angeborene und erworbene 4 Thombozytenmangel aufgrund verminderter Produktion,
Gerinnungsstörungen (Koagulopathien z.B. bei radiogener Knochenmarkschädigung
und Thrombozytopenien) 4 Thombozytenmangel aufgrund erhöhtem Thrombozytenun-
tergang:
Angeborene oder erworbene Gerinnungsstörungen gehen ent- 5 Idiopathische thrombozytopene Purpura
weder mit einer vermehrten Blutungsneigung oder einer er-
höhten Thromboseneigung einher. Eine erhöhte Blutungs- Schwere Thrombozytopenien führen oft zu multiplen kleineren
neigung kann direkt zu einer ICB führen. Erkrankungen mit er- Blutungen.
höhter Thromboseneigung prädisponieren für Sinus- und Hirn- Medikamenten- und drogeninduzierte Gerinnungsstörun-
venenthrombosen, die ebenfalls zu einer ICB führen können gen: Siehe . Tab. 2.9
(7 Kap. 2.7.4). Alkoholgenuss ist ebenfalls ein Risikofaktor für ICB (Koagu-
Angeborene Koagulopathien mit vermehrter Blutungsnei- lationsstörung und direkt toxische Wirkung auf Hirngefäße).
gung, z.B.:
4 Hämophilie (angeborene Gerinnungsstörung mit der höchs- Bildgebung. Die durch Gerinnungsstörungen verursachten ICBs
ten Prävalenz); die ICB spielt bei diesen Patienten eine signi- sind oft groß, lobär lokalisiert und zeigen häufig Spiegel und un-
fante Rolle in Bezug auf Morbidität und Mortalität terschiedlich alte Blutungsanteile (. Abb. 2.148, . Abb. 2.149).
. Abb. 2.148 Große lobär/subkortikal lokalisierte ICB rechts unter . Abb. 2.149 Große Lappenblutug links frontal mit Spiegel bei Koagulopa-
Marcumar mit Arealen unterschiedlicher Dichte aufgrund verschieden alter thie aufgrund schwerer Leberfunktionsstörung (T2*w)
Blutungsanteile (CT nativ)
a b
c d
. Abb. 2.150a–d Tumoreinblutung (Pfeile in c) bei Glioblastom rechts. Pfeilspitzen in c zeigen nicht
eingeblutete kontrastmittelaufnehmende Tumoranteile. a: T1w nativ; b: T2w; c: T1w + KM; d: T2*w
Nierenzellkarzinom
Differenzialdiagnosen. Primäre und sekundäre ICBs anderer Schilddrüsenkarzinom
Ätiologie
Chorionkarzinom
Literatur Primäre Hirntumoren Glioblastome
Atlas SW, Grossman RI, Gomori JM, Hackney DB, Goldberg HI, Zimmerman RA,
Oligodendrogliome
Bilaniuk LT. Hemorrhagic intracranial malignant neoplasms: spin-echo
MR imaging. Radiology. 1987;164:71–7. Meningeome
Destian S, Sze G, Krol G, Zimmerman RD, Deck MD. MR imaging of hemor-
rhagic intracranial neoplasms. AJR Am J Roentgnol. 1989;152: 137–44. Schwannome
Kim DG, Park CK, Paek SH, Choe GY, Gwak HS, Yoo H, Choe GY, Gwak HS,
Subependymome
Yoo H, Jung HW. Meningioma manifesting intracerebral hemorrhage:
a possible mechanism of hemorrhage. Acta Neurochir. 2000;142:165–8. Primitive neuroektodermale Tumoren
Kondziolka D, Bernstein M, Resch L, Tator CH, Ross Fleming JF, Venderlinden
RG, Schutz H. Significance of hemorrhage into brain tumors: clinicopath-
ologic study. J Neurosurg. 1987;67:852–7.
Leeds NE, Sawaya R, van Tassel P, Hayman LA. Intracranial hemorrhage in the
oncologic patient. Neuroimaging Clin N Am. 1992;2:119–36.
Lieu AS, Hwang SL, Howng SL, Chai CY. Brain tumors with hemorrhage.
J Formos Med Assoc. 1999;98:365–7.
Rogers LR. Cerebrovascular complications in cancer patients. Neurol Clin.
2003;21:167–92.
Soffietti R, Ruda R, Mutani R. Management of brain metastases. J Neurol.
2002;249:1357–69.
184 Kapitel 2 · Vaskuläre Erkrankungen
a b
c d
. Abb. 2.151a–d Eingeblutete Metastase eines Hodenseminoms rechts frontal, zusätzlich multiple
Lungenmetastasen (d). a, c: T2w tra und sag; b: T1w nativ; c: Thorax p.-a.
a b
Linn J, Ertl-Wagner B, Seelos KC, Strupp M, Reiser M, Bruckmann H, Bruning R. Linn J, Seelos KC, Brückmann H. Multidetector-row CT angiography (MDCTA)
Diagnostic value of multidetector-row CT angiography in the evaluation in the evaluation of the deep cerebral veins. Clin Neuroradiol. 2006,
of thrombosis of the cerebral venous sinuses. AJNR Am J Neuroradiol. 16:29.
2007;28:946-52. Meckel S, Glücker TM, Kretzschmar M, Scheffler K, Radü EW, Wetzel SG. Display
2 Linn J, Pfefferkorn T, Ivanicova K, Müller-Schunk S, Hartz S, Wiesmann M, of dural sinuses with time-resolved, contrast-enhanced three-dimensio-
Dichgans M, Brückmann H. Noncontrast CT in deep cerebral venous nal MR venography. Cerebrovasc Dis. 2008;25:217-24.
thrombosis and sinus thrombosis: Comparison of its diagnostic value for Selim M, Fink J, Linfante I, Kumar S, Schlaug G, Caplan LR. Diagnosis of cerebral
both entities. Neuroradiol. 2010 [in press] venous thrombosis with echo-planar T2*-weighted magnetic resonance
Linn J, Pfefferkorn T, Michl S, Wiesmann M, Hartz S, Dichgans M, Brückmann imaging. Arch Neurol. 2002;59:1021-6.
H. Multimodal diagnosis of cortical vein thrombosis. Akt Neurologie.
2007;34:54.
a b
. Abb. 2.153a, b Thrombose des rechten Sinus transversus. Hyperdense Darstellung des Thrombus
im Sinne eines direkten Zeichens, »cord sign« (Pfeile). a, b: CT nativ
a b
c d
. Abb. 2.154a–d In der CTA stellt sich die Thrombose des Sinus sagittalis superior (Pfeile) und des linken
Sinus transversus (Pfeilspitze) als KM-Aussparung dar. a–d: CTA, multiplanare Rekonstruktionen
2.7 · Andere Ursachen sekundärer ICBs
189 2
a b c
d e f
. Abb. 2.155a–f Ausgedehnte 1 Woche alte Sinusthrombose (Sinus sagittalis superior [Stern], Sinus transversus beidseits [normale Pfeile]) und der Vena
Labbé links (gebogene Pfeile). In der TOF-MRA stellt sich das Thrombusmaterial hyperintens dar, was ein normales Flusssignal vortäuschen kann. In der
T2*w zeigen sich zusätzlich Thrombosen der tentoriellen Venen (Pfeilspitzen). a, b: FLAIRw tra und cor; c: T1w ; d: T2*w; e: TOF-MRA; Basisbild; f: DWI, B1000
a b
. Abb. 2.156a–c Stauungsödem rechts parietal bei Thrombose des Sinus sagittalis superior, das
Thrombusmaterial ist in der FLAIRw (a) als hyperintenses Areal, in der T1w KM als KM-Aussparung
c
(Pfeile) erkennbar. a: FLAIRw cor; b: DWI, B1000; c: T1w + KM cor
190 Kapitel 2 · Vaskuläre Erkrankungen
a b c
. Abb. 2.157a–c Thrombose des Sinus transversus rechts. a: T1 nativ; b: DWI, B1000; c: venöse TOF-MRA, MIP-Rekonstruktion. Der Thrombus ist in T1 nativ
schon sehr hyperintens
a b c
. Abb. 2.158a–c Ausgedehnte Thrombose der inneren Hirnvenen einschließlich des Sinus rectus, erkennbar an der nativ hyperdensen direkten Darstel-
lung des Thrombusmaterials (»dense vein sign«). Betroffen sind linke V. thalamostriata (Pfeilspitze), Vv. cerebri internae beidseits (normale Pfeile), V. basalis
Rosenthal links (durchgestrichene Pfeile), V. galeni (Stern) und Sinus rectus (gebogene Pfeile) a–c: CT nativ
2.7 · Andere Ursachen sekundärer ICBs
191 2
a b
c d
. Abb. 2.159a–d Thrombose der inneren Hirnvenen (Vv. cerebri internae [normaler Pfeil], linke V. thalamostriata
[Pfeilspitze], V. thalamica lateralis rechts [gebogene Pfeile]) mit bilateralen Stauungsödemen in den Thalami,
links mehr als rechts, und in den Stammganglien links. a: FLAIRw; b: T2*w; c: DWI, B1000; d: ADC-Map
a b
c d
. Abb. 2.160a–d Thrombose der Vv. cerebri internae (Pfeile), des Sinus rectus (Pfeilspitzen) und des Sinus sagittalis
superior (Sterne). a: T2*w; b: FLAIRw; c: T1w nativ; d: DWI, B1000
192 Kapitel 2 · Vaskuläre Erkrankungen
a b c
d e
. Abb. 2.161a–f Ausgedehnte Sinus- und Hirnvenenthrombose mit Beteiligung der kortikalen Venen (Pfeile), am besten erkennbar in T2*w (c). Darüber
hinaus sind der Sinus sagittalis superior (Sterne), Sinus rectus (Pfeilspitzen), die Vv. basales Rosenthal beidseits (gebogene Pfeile) und der Sinus transversus
links (durchgestrichene Pfeile) betroffen. Fehlendes Flussignal in TOF-MRA (d, f). a, e: FLAIRw tra und cor; b: T1w nativ; c: T2*w; d, f: venöse TOF-MRA,
d: Basisbild, f: MIP-Rekonstruktion
a b c
. Abb. 2.162a–c Thrombose des Sinus sagittalis superior und der kortikalen Venen. a–c: T2*w
3
3.1 Erhöhter intrakranieller Druck Formen. Siehe . Abb. 3.2; Subfalxiale Herniation (. Abb. 3.3);
Sonderform: Rein vordere subfalxiale Herniation; Vollständige
Definition. Intrakranieller Druck = der im Schädelinneren ein- subfalxiale Herniation: Herniation (von Teilen) des Gyrus cingu-
schließlich den Liquorräumen herrschende Druck. li hernieren unter die Falx, oberhalb des Corpus callosum.
Normalwert beim Erwachsenen im Liegen: 8–10 mmHg. Der Bildgebung: Im axialen Bild Hernierung des Corpus callosum
Begriff »Hirndruck« sollte vermieden werden. und des ipsilateralen Seitenventrikels unter die Falx.
3 1. Transtentorielle Herniation:
Formen. a) Laterale transtentorielle Herniation: Herniation von ante-
4 Generalisierte Erhöhung des intrakraniellen Drucks romedialen Anteilen des Temporallappens durch den Tento-
4 Lokalisierte Erhöhung des intrakraniellen Drucks riumsschlitz (Uncusherniation = einseitige transtentorielle
Herniation) (. Abb. 3.4). Sie kann uni- oder bilateral vor-
kommen und tritt typischerweise bei lateralisierter RF auf.
3.1.1 Generalisierte Erhöhung Makropathologisch: Uncusschnürfurche.
des intrakraniellen Drucks Sekundäre Veränderungen/Komplikationen:
5 Kompression der ipsilateralen A. cerebri posterior
Ursache einer generalisierten Erhöhung des intrakraniellen 5 Kompression des ipsilateralen N. oculomotorius → Ptose,
Drucks ist ein Hirnödem, das weite lichtstarre Pupillen, kontralateral erhaltene konsen-
4 intrazellulär (zytotoxisch) oder suelle Lichtreaktion
4 extrazellulär, z.B. durch Trauma, Hypoxie, physikalische 5 Kompression der kontralateralen A. cerebri posterior
Noxen (Strom/Hitze/Bestrahlung) 5 Kompression des Pedunculus cerebri: »Kernohan’s pheno-
auftreten kann. menon«:
– wenn ipsilaterale Kompression → kontralaterale Hemi-
Folgen bzw. Manifestationen eines generalisierten Anstiegs parese
des intrakraniellen Drucks, d.h. eines generalisierten Hirnödems – wenn kontralaterale Kompression → ipsilaterale Hemi-
(. Abb. 3.1) sind: parese
4 Volumenzunahme 5 Kompression des Aquädukts → Konsekutiver Hydroze-
4 Verschmälerung der Liquorräume phalus
4 Verstrichene Sulci b) Zentrale transtentorielle Herniation: Die zentrale transten-
4 Unscharfe Hirnrindenmarkgrenze torielle Herniation wird wie folgt unterteilt:
5 Zentrale aszendierende transtentorielle Herniation
(. Abb. 3.5): Verlagerung von Anteilen des Cerebellums
3.1.2 Lokalisierte Erhöhung durch den Tentoriumschlitz nach kranial; typische Ursa-
des intrakraniellen Drucks che: Raumforderung in der HSG
5 Zentrale deszendierende transtentorielle Herniation:
Ursachen einer fokalen Erhöhung des intrakraniellen Drucks
Meist aufgrund eines massiven Hirnödems oder einer
sind:
großen intra- oder extraaxialen Blutung. Im axialen Bild:
4 extrakranielle Raumforderungen
– deutliche Komprimierung der perimesenzephalen Zis-
4 intrakranielle Raumforderungen, z.B. durch Tumor, Blutung
ternen und des Aquädukts
(extrazerebral/intrazerebral/subarachnoidal), Ischämie, Li-
– Pelottierung der suprasellären und der interpedunku-
quorzirkulationsstörung.
lären Zisterne, sowie der Cisterna quadrigemina
– Kompression des ventralen Pons gegen die Clivus-
Folge bzw. Manifestation eines fokalen Anstiegs des intrakra-
hinterkante
niellen Drucks ist die Herniation (. Abb. 3.2).
– Verlagerung des Basilariskopfes nach kaudal → Verschie-
Herniation beblutung im Pons bei transtentorieller Herniation
2. Tonsilläre Herniation: Herniation der Kleinhirntonsillen
Pathogenese. Monro-Kellie-Doktrin (The total volume of intra-
cranial contents must remain constant.): Erhöhung des intrakra- durch das Foramen magnum (. Abb. 3.5). Typische Ursache
niellen Volumens durch eine fokale oder generalisierte Raumfor- ist eine Raumforderung in der hinteren Schädelgrube mit der
derung. Da der Schädel und die Dura rigide sind, Hirngewebe Folge einer Kompression der Medulla oblongata.
dagegen weniger rigide ist → weicht das Hirngewebe durch Du- Klinik. Schnelles respiratorisches Versagen, akute Parese der
ralücken (Falx oder Tentorium) oder Knochenlücken (Foramen Extremitäten, Sensibilitätsstörungen; wenn langsam progre-
magnum) aus, (»der Schwächere gibt nach«). dient entwickelt der Patient abnorme Kopfhaltung/Kopfnei-
gung.
Klinik. Oft zunächst unauffällig. 3. Äußere, »externe« Herniation: Herniation von Hirngewebe
Sekundäre Veränderungen/Komplikationen: Einblutungen in durch Knochenlücken (. Abb. 3.6).
betroffenes Gewebe und Nekrose → Gliose; Kompression der
A. cerebri anterior (A. pericallosa) → Infarkt → Sensibilitäts- und
Kraftverlust der unteren Extremität
3.1 · Erhöhter intrakranieller Druck
195 3
a b
c d
. Abb. 3.1a–d Generalisiertes Hirnödem. Die kortikalen Furchen sind nicht mehr abgrenzbar (a, b), die Mark-Rinden-
differenzierung ist nicht mehr erkennbar (a–d) und die basalen Zisternen sind nicht mehr abgrenzbar (d); a–d: CT nativ
a b
. Abb. 3.2a, b Schematische Darstellung der Formen der Herniation. a Subfalxiale Herniation, laterale transtentorielle Herniation (Uncusherniation),
tonsilläre Herniation. b Zentrale aszendierende Herniation, tonsilläre Herniation; T = Tumor/Raumforderung
196 Kapitel 3 · Tumoren und nicht neoplastische intrakranielle Raumforderungen
. Abb. 3.3 Subfalxiale Herniation bei subduralem Hämatom links (mit eingebrachten Drainagen,
Sterne); Pfeil: anteriore Falx, Pfeilspitzen: Gyrus cinguli (CT nativ)
a b c
d e f
. Abb. 3.4a–f Laterale transtentorielle Herniation = Uncusherniation (Sterne) bei Sinus- und Hirnvenenthrombose mit großer Stauungsblutung links tem-
poral. a–f: FLAIR tra und cor
3.1 · Erhöhter intrakranieller Druck
197 3
a b
c d
. Abb. 3.5a–d Tonsilläre Herniation (a–c, Pfeile), zentrale aszendierende transtentorielle Herniation (a, d, Sterne) und tonsilläre
Herniation (b, Pfeil; c, Stern) bei malignem Kleinhirninfarkt und Ponsinfarkt bei Basilaristhrombose. a–d: T2w cor, sag und tra
a b
a b
. Abb. 3.10 Enge basale Zisternen bei raumforderndem Kleinhirninfarkt links. Kon-
sekutiver Liquoraufstau supratentoriell mit Erweiterung der Seitenventrikel und dem
III. Ventrikel (CT)
200 Kapitel 3 · Tumoren und nicht neoplastische intrakranielle Raumforderungen
Gruppe Tumorentität
Pinealistumoren Pineoblastome
Pineozytome
Keimzelltumoren Germinome
Teratome
Embryonale Karzinome
Andere (z.B. Chorionkarzinome, gemischte Keimzelltumoren)
a b c
. Abb. 3.11a–c Liquoraussaat bei Glioblastom mit meningealer und ependymaler KM-Aufnahme (Auslöschungsartefakte links bei Z.n. OP). a–c: T1w + KM
tra, sag und cor
b c
. Abb. 3.12a–c Spinale Liquoraussaat bei Glioblastom (Stern in c) mit meningealer KM-Aufnahme
a
(a, b: Pfeile). a, b: T1w+KM; c: T2 w
202 Kapitel 3 · Tumoren und nicht neoplastische intrakranielle Raumforderungen
3.2.2 Neuroepitheliale Tumoren Jacobs AH, Kracht LW, Gossmann A, et al. Imaging in neurooncology. Neuro-
radiology. 2005;2:333-47.
Astrozytäre Tumoren Law M, Yang S, Wang H, Babb JS, Johnson G, Cha S, Knopp EA, Zagzag D.
Glioma grading: sensitivity, specificity, and predictive values of perfusion
Die astrozytären Tumoren werden nach der WHO histologisch MR imaging and proton MR spectroscopic imaging compared with con-
in 4 Malignitätsgrade eingeteilt (. Tab. 3.3). Histologische Be- ventional MR imaging. AJNR Am J Neuroradiol. 2003;24:1989-98.
funde, die dazu herangezogen werden, sind: Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. 4. Aufl., Thieme,
3 4 Kernatypien Stuttgart 2008.
Lemort M, Canizares-Perez AC, Van der Stappen A, Kampouridis S. Progress in
4 Mitosen
magnetic resonance imaging of brain tumours. Curr Opin Oncol.
4 Gefäßepithelproliferation 2007;19:616-22.
4 Nekrosen Sadeghi N, Salmon I, Decaestecker C, et al. Stereotactic comparison among
cerebral blood volume, methionene uptake, and histopathology in brain
glioma. Am J Neuroradiol. 2007;28: 455-61.
Allgemeines zur Wertigkeit bildgebender Methoden
für die Differenzialdiagnose hirneigener Tumoren
Pilozytische Astrozytome
Die (1)H-MR-Spektroskopie ist sowohl bei der initialen Diagnose-
stellung als auch zur Verlaufsbeurteilung hilfreich, da sie bei der
Definition. Beim pilozytischen Astrozytom handelt es sich um
Differenzierung zwischen therapiebedingten Veränderungen und einen langsam wachsenden, oft zystischen Tumor der Astroglia,
einem Tumorrezidiv hilft. der bevorzugt im Kindes- und Jugendalter auftritt, und häufig
mittelliniennah lokalisiert ist.
Diffusions- und Perfusions-MRT erleichtern die Differenzial-
diagnose gegenüber anderen hirneigenen Tumoren und weiteren
Krankheitsentitäten, z.B. Infektionen. Vor allem die Diffusions-MRT WHO-Klassifikation. WHO-Grad I
und das regionale zerebrale Blutvolumen (rCBV) eignen sich zur
Unterscheidung zwischen zystischem Tumor und Abszess. Der rCBV Epidemiologie und Demographie. Stellen ca. 5–10% aller
erlaubt auch eine verbesserte Differenzierung zwischen niedrig- und
Gliome dar.
höhergradigen Gliomen.
Darüber hinaus sind Diffusions- und Perfusions-MRT hilfreich Altersverteilung: Vor allem bei Kindern und Jugendlichen, sel-
bei der Unterscheidung zwischen Tumorgewebe und vasogenem ten sind Erwachsene betroffen. Häufigster primärer Hirntumor
Ödem: Im Tumor sind ADC-Wert vermindert und rCBV erhöht, im im Kindesalter; >80% der Patienten sind <20 Jahre.
perifokalen Ödem dagegen findet sich ein erhöhter ADC-Wert und Geschlechtsverteilung: M = F
ein erniedrigter rCBV.
Assoziiert mit: Neurofibromatose Typ 1 (von Recklinghausen;
Bei niedriggradigen Gliomen korreliert ein hoher rCBV positiv
mit schlechter Prognose (Progredienz oder Tod) und negativ mit der 7 Kap. 3.5.2.1). Pilozytische Astrozytome treten bei ca. 15% die-
Zeitdauer bis zu Progredienz (time to progression): ser Patienten im Krankheitsverlauf auf, häufig auch bilateral im
4 Medianes Zeitintervall bis zur Tumorprogredienz bei Verlauf des N. opticus, ca. 1/3 aller Patienten mit pilozytischen
rCBV >1,75 = 365 d Astrozytomen des N. opticus leiden an einer NF 1.
4 Medianes Zeitintervall bis zur Tumorprogredienz bei
rCBV <1,75 → mindestens 889 d
Klinik. Abhängig von Lokalisation, häufige Symptome:
Die funktionelle MRT (fMRT) ermöglicht die präoperative, nicht- 4 Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen (durch Begleithydroze-
invasive Identifikation eloquenter Hirnareale in unmittelbarer Nach- phalus und erhöhten intrakraniellen Druck)
barschaft zum Tumor.
4 Sehverlust bei Tumoren in der Sehbahn
4 Ataxie, Kleinhirnzeichen wenn Tumoren zerebellär lokali-
Literatur siert sind
Caseiras GB, Chheang S, Babb J, Rees JH, Pecerrelli N, Tozer DJ, Benton C, 4 Hirnnervenausfälle, Doppelbilder
Zagzag D, Johnson G, Waldman AD, Jäger R, Law M. Relative cerebral
blood volume measurements of low-grade gliomas predict patient out- Verlauf und Prognose. Langsam, häufig über Jahrzehnte wach-
come in a multi-institution setting. Eur J Radiol. 2009 Feb 5. [Epub ahead sende Tumoren; maligne Transformation extrem selten. Selten
of print]
breiten sie sich über Subarachnoidalraum aus (dennoch WHO-
Cha S, Knopp EA, Johnson G, et al. Intracranial mass lesions: dynamic contrast-
enhanced susceptibility-weighted echo-planar perfusion MR imaging. Grad I). Selten sind spontane Remissionen beschrieben.
Radiology. 1999;211:791-8.
Di Costanzo A, Pollice S, Trojsi F, Giannatempo GM, Popolizio T, Canalis L, Sonstiges. Extrem selten werden eine deutlich erhöhte Mitose-
Armillotta M, Maggialetti A, Carriero A, Tedeschi G, Scarabino T. Role of rate in Assoziation mit einer Zellpolymorphie und Tumorge-
perfusion-weighted imaging at 3 Tesla in the assessment of malignancy
websnekrosen gefunden; diese Tumoren werden als anaplas-
of cerebral gliomas. Radiol Med. 2008;113:134-43.
Essig M, Giesel F, Stieltjes B, Weber MA. Functional imaging for brain tumors tische pilozytische Astrozytome dem WHO-Grad III zuge-
(perfusion, DTI and MR spectroscopy). Radiologe. 2007;47:513-9. ordnet.
Hall WA, Kim P, Truwit CL. Functional magnetic resonance imaging-guided Sonderform: Pilomyxoides Astrozytom: Ist aggressiver als das
brain tumor resection. Top Magn Reson Imaging. 2009;19:205-12. pilozytische Astrozytom, wird in der WHO-Klassifikation als
Hall WA, Liu H, Truwit CL. Functional magnetic resonance imaging-guided
Variante geführt.
resection of low-grade gliomas. Surg Neurol. 2005;64:20-7.
Hollingworth H, Medina LS, Lenkinski RE, et al. A systematic literature review
of magnetic resonance spectroscopy for the characterization of brain
tumors. AJNR Am J Neuroradiol. 2006;27:1404-11.
3.2 · Tumoren
203 3
II Subependymale Riesenzell-
astrozytome
III Anaplastische Astrozytome Diffuses Astrozytom mit fokaler oder generalisierter Anaplasie und deutlich erhöhter Proliferationstendenz
Gliomatosis cerebri Diffuse Infiltration neoplastischer, astro- oder oligodendroglial differenzierter Zellen in das umliegende
Hirngewebe
Bildgebung. . Abb. 3.13, . Abb. 3.14, . Abb. 3.15 Pilomyxoide Astrozytome sind solide, allenfalls minimale
Lokalisation: Meist infratentoriell: Kleinhirn > N. opticus/Chias- zystische Komponente.
ma opticum > um den 3. Ventrikel > Hirnstamm (. Abb. 3.13, CT:
. Abb. 3.14); pilomyxoide Astrozytome v.a. hypothalamisch/chi- 4 CT nativ: Solider Tumoranteil hypo- bis isodens, zystische
asmatisch (. Abb. 3.15). Anteile hypodens.
4 CT + KM: KM-Anreicherung des soliden Anteils; wenn ne-
Morphologie: Solide und zystische Komponenten. Morpholo- krotische Anteile → heterogene KM-Aufnahme.
gie durch zystischen Tumoranteil dominiert; oft zystischer Tu- 5 Zystische Areale können in Spätaufnahmen KM-Anrei-
moranteil mit wandständigem knotigem, solidem Anteil. Der cherung zeigen.
solide Anteil kann zentral nekrotisch sein. Verkalkungen in ca. 5 Pilomyxoide Astrozytome: Homogene KM-Aufnahme.
20% der Fälle; selten Einblutungen; oft Hydrozephalus. Kein bis
geringes Umgebungsödem.
204 Kapitel 3 · Tumoren und nicht neoplastische intrakranielle Raumforderungen
MRT: Differenzialdiagnosen.
4 T1w: 4 Infratentoriell: Hämangioblastom, Medulloblastom, Epen-
5 Solide Anteile: iso- bis hypointens zur grauen Substanz dymom, atypischer teratoider-rhabdoider Tumor
5 Zysteninhalt: iso- bis leicht hyperintens zum Liquor 4 Supratentoriell: Gangliogliom, pleomorphes Xanthoastro-
4 T2w: zytom,
5 Solide Anteile: hyperintens zur grauen Substanz 4 Opticusgliome: Optikusneuritis bei MS, ADEM oder Sar-
3 5 Zysteninhalt: hyperintens zum Liquor koidose
4 FLAIR:
5 Solide Anteile: hyperintens zur grauen Substanz Literatur
5 Zysteninhalt: Signal wird nicht unterdrückt → hyperintens Hwang JH, Egnaczyk GF, Ballard E, Dunn RS, Holland SK, Ball WS Jr. Proton MR
spectroscopic characteristics of pediatric pilocytic astrocytomas. AJNR
zum Liquor
Am J Neuroradiol. 1998;19:535-40.
4 T1w + KM: Komotar RJ, Zacharia BE, Sughrue ME, Mocco J, Carson BS, Tihan T, Otten ML,
5 Solide Anteile: kräftige, aber inhomogene KM-Anreiche- Burger PC, Garvin JH, Khandji AG, Anderson RC. Magnetic resonance
rung imaging characteristics of pilomyxoid astrocytoma. Neurol Res. 2008;
5 Zystenwand kann Anreicherung zeigen 30:945-51.
Li HM, Hsu SS, Wang JS, Weng MJ, Fu JH, Chen CK, Lai PH.Cerebral pilocytic
5 Sehr selten leptomeningeale Metastasen (pilomyxoide
astrocytoma with spontaneous intracranial hemorrhage in adults.J Chin
häufiger!) Med Assoc. 2008;71:587-93.
5 Pilomyxoide Astrozytome: homogene KM-Aufnahme Linscott LL, Osborn AG, Blaser S, Castillo M, Hewlett RH, Wieselthaler N, Chin SS,
4 DWI: keine Diffusionsrestriktion Krakenes J, Hedlund GL, Sutton CL. Pilomyxoid astrocytoma: expanding
4 PWI: rCBV im Bereich des Tumorknötchens erhöht the imaging spectrum. AJNR Am J Neuroradiol. 2008;29:1861-6.
Pascual-Castroviejo I, Pascual-Pascual SI, Velázquez-Fragua R, Viaño J, García-
4 MRS: Laktatpeaks (trotz rel. Gutartigkeit), kein Lipidpeak
Segura JM, Botella MP. Neurofibromatosis type 1 and optic pathway glio-
mas. A series of 80 patients. Rev Neurol. 2008;46:530-6.
NUK:
4 FDG-PET: In der Regel niedrigere FDG-Speicherung als der
Cortex
4 Aminosäure-PET: Höhere Speicherung des Tracers als der
Cortex
a c e
b d f
. Abb. 3.13a–f Pilozytisches Astrozytom im Hirnstamm mit zystischen (Sterne) und soliden (Pfeilspitzen) Anteilen. a, b: CISS; c, d: PDw; e, f: T1w + KM
3.2 · Tumoren
205 3
a b
c d
Subependymale Riesenzellastrozytome Verlauf und Prognose. Gut, wenn vollständig reseziert; langsam
Definition. Bei den subependymalen Riesenzellastrozytomen wachsender, gutartiger Tumor. In seltenen Fällen sind massive
handelt es sich um intraventrikulär gelegene, gemischt glialneu- spontane Einblutungen beschrieben.
ronale Tumoren, die typischerweise um das Foramen Monroi
lokalisiert sind. Sonstiges. Assoziation mit tuberöser Sklerose (7 Kap. 3.5.1),
können sekundär aus den subependymalen Knötchen bei tube-
WHO-Klassifikation. WHO-Grad I röser Sklerose entstehen.
Ultraschall wird intraoperativ angewendet.
Epidemiologie und Demographie. Subependymale Riesenzell-
astrozytome kommen nahezu ausschließlich bei der tuberösen Bildgebung. . Abb. 3.16
Sklerose (7 Kap. 3.5.1) vor, und dort bei ca. 5–15% aller Patienten. Lokalisation: Typischerweise im Bereich des Foramen Monroi.
Sie treten typischerweise in den ersten beiden Lebensdekaden Morphologie: Gut abgegrenzt, oft lobuliert; Verkalkungen sind
auf, der Altersgipfel liegt <20. Lebensjahr. typisch, Einblutungen möglich; oft Hydrozephalus im Verlauf
Geschlechtsverteilung: M:F = 1:1 durch Aufstau der Seitenventrikel.
CT:
Klinik. Typisch sind Zeichen des erhöhten intrakraniellen 4 CT nativ: Heterogen, manchmal stark verkalkt; nicht ver-
Drucks durch Verschlusshydrozephalus bei Foramen-Monroi- kalkte Anteile meist hypo- bis isodens
Blockade. 4 CT + KM: Heterogen, kräftige KM-Aufnahme
206 Kapitel 3 · Tumoren und nicht neoplastische intrakranielle Raumforderungen
a b c
d e f
. Abb. 3.15a–f Pilozytisches Astrozytom. Ausbreitung hypothalamisch, in der Fossa interpeduncularis und in der Cisterna chiasmatica. a: PDw; b: T2w;
c: T1w; d, e: T1w + KM; f: CISS
MRT: Literatur
4 T1w: Iso- bis hypointens zur grauen Substanz O’Callaghan FJ, Martyn CN, Renowden S, Noakes M, Presdee D, Osborne JP.
Subependymal nodules, giant cell astrocytomas and the tuberous scle-
4 T2w: Iso- bis hyperintens zur grauen Substanz
rosis complex: a population-based study. Arch Dis Child. 2008;93:751-4.
4 FLAIR: Heterogen hyperintens; kann bei einer Liquorabfluss- Osztie E, Hanzély Z, Afra D. Lateral ventricle gliomas and central neurocyto-
störung ein periventrikuläres Ödem zeigen mas in adults diagnosis and perspectives. Eur J Radiol. 2009;69:67-73.
4 T1w + KM: Kräftige KM-Anreicherung; neu auftretende Sener RN. Diffusion MR imaging of giant cell tumors in tuberous sclerosis.
KM-Aufnahme eines subependymalen Knötchens ist Indika- J Comput Assist Tomogr. 2003;27:431-3.
Stavrinou P, Spiliotopoulos A, Patsalas I, Balogiannis I, Karkavelas G, Polyzoidis
tor für den Übergang in ein subependymales Riesenzellastro-
K, Selviaridis P. Subependymal giant cell astrocytoma with intratumoral
zytom (bei tuberöser Sklerose). hemorrhage in the absence of tuberous sclerosis. J Clin Neurosci.
4 T2*w: Verkalkungen stellen sich hypointens dar. 2008;15:704-6.
4 DWI: Keine Diffusionsrestriktion, ADC-Werte ähnlich wie
normales Hirnparenchym, niedriger als bei Harmatomen
Pleomorphe Xanthoastrozytome
MRS: Aufgrund der neuronalen Komponente im Tumor ist das Definition. Beim pleomorphen Xantroastrozytom handelt es
NAA relativ gering vermindert. sich um einen oberflächlich lokalisierten astroglialen Tumor der
Großhirnhemisphären mit Infiltration der Meningen.
Differenzialdiagnosen. Subependymale Heterotopie, Tumoren
des Plexus choroideus, Subependymome, zentrale Neurozytome, WHO-Klassifikation. WHO-Grad II.
Astrozytome, Germinome, supratentorielles PNET
Epidemiologie und Demographie. Selten (<1% aller Astrozy-
tome).
Altersverteilung: Vor allem Kinder, Jugendliche und Erwach-
sene (ca. 2/3 der Patienten <18 Jahre).
Geschlechtsverteilung: M:F = 1:1
3.2 · Tumoren
207 3
a b
c d
. Abb. 3.16a–d Subependymales Riesenzellastrozytom (Pfeil). a: T1w; b: FLAIRw cor; c, d: T1w + KM tra und cor
Klinik. Anfälle, die meisten Patienten haben eine lange Epilep- CT:
sieanamnese. Weitere Symptome: Kopfschmerzen, fokal neuro- 4 CT nativ:
logische Ausfälle. 5 Zyste: Gemischte Dichtewerte
5 Solider Anteil: hypodens
Verlauf und Prognose. In der Regel langsam wachsender Tu- 5 Wenn nur solide: hypo- oder hyperdens, oder gemischte
mor, maligne Transformation selten (10–25%). Trotz deutlicher Dichtewerte
Zell- und Gewebepolymorphie relativ günstige Prognose, post- 4 CT Knochenkernel: Arrosion der Schädelkalotte?
operative 10 Jahres-Überlebenszeit: 70 %. Rezidive nach opera- 4 CT + KM: Solider Anteil zeigt kräftige, manchmal heterogene
tiver Entfernung selten. KM-Anreicherung
4 T1w + KM:
5 Mäßige bis kräftige, oft knotige KM-Aufnahme, das kon-
trastmittelaufnehmende Knötchen weist dabei oft in Rich-
tung Pia mater.
5 »Dural tail« (KM-Aufnahme der angrenzenden Menin-
gen) typisch (70%).
3 5 Sehr selten werden Metastasen beobachtet.
Literatur
Etzl MM Jr, Kaplan AM, Moss SD, Spataro J, Bonstelle CT, Lawson MA, Bandy DJ.
Positron emission tomography in three children with pleomorphic xan-
thoastrocytoma. J Child Neurol. 2002;17:522-7.
Marton E, Feletti A, Orvieto E, Longatti P. Malignant progression in pleomor- a
phic xanthoastrocytoma: personal experience and review of the litera-
ture. J Neurol Sci. 2007;252:144-53.
Passone E, Pizzolitto S, D’Agostini S, Skrap M, Gardiman MP, Nocerino A,
Scarzello G, Perilongo G. Non-anaplastic pleomorphic xanthoastrocy-
toma with neuroradiological evidences of leptomeningeal dissemina-
tion. Childs Nerv Syst. 2006;22:614-8.
Pierallini A, Bonamini M, Di Stefano D, Siciliano P, Bozzao L. Pleomorphic
xanthoastrocytoma with CT and MRI appearance of meningioma. Neu-
roradiology. 1999;41:30-4.
Razzaq AA, Akula M, Mathew B. Unusual recurrence of pleomorphic xantho-
astrocytoma. Br J Neurosurg. 2006;20:433-4.
Tsuyuguchi N, Matsuoka Y, Sunada I, Matsusaka Y, Haque M. Evaluation of
pleomorphic xanthoastrocytoma by use of positron emission tomogra-
phy with. AJNR Am J Neuroradiol. 2001;22:311-3.
Diffuse Astrozytome
Definition. Beim diffusen Astrozytom handelt es sich um einen
astroglialen Tumor, mit einem hohen Maß an zellulärer Differen-
zierung, einem langsamen Wachstum und diffuser Infiltration
b
der angrenzenden Hirnstrukturen.
tom; Rezidive und Enddifferenzierung in >50% der Fälle . Abb. 3.17a–c Pleomorphes Xanthoastrozytom (T1w + KM tra, sag
2-JÜR ca. 67%; 5-JÜR ca. 49%. und cor)
3.2 · Tumoren
209 3
Bildgebung. . Abb. 3.18, . Abb. 3.19, . Abb. 3.20 4 MRS: Hoher Cholinpeak und niedriges NAA typisch, aber
Lokalisation: nicht spezifisch; Myo-Inositol/Cr-Ratio erhöht; zeigt tatsäch-
4 2/3 supratentoriell (1/3 Frontallappen; 1/3 Temporallappen, liche Tumorausdehnung besser, als konventionelle MR-Se-
kaum okzipital) quenzen
4 1/3 infratentoriell (Hirnstamm), diffuse Astrozytome stellen 4 DWI: ADC-Wert höher als bei höhergradigen Astrozytomen,
ca. 50% aller Hirnstammgliome dar sichere DD versus Grad-III-Astrozytomen mit DWI allein
jedoch nicht möglich; beste Sensitivität (87,5%) bei gleichzei-
Sind primär Tumoren der weißen Substanz, können sich jedoch tig hoher Spezifität (79%) wird bei einem Cut-off-ADC-Wert
in den Cortex erstrecken; in 20% der Fälle ist tiefe graue Substanz von 1.055 erreicht
(Thalamus, BG) mit betroffen. 4 DTI:
Morphologie: Homogener Tumor, der zur Auftreibung der be- 5 Die sichere Bestimmung der Tumorgrenze ist wegen der
troffenen Hirnstrukturen führt. erheblichen Überlappung der Verteilung von ADC- und
FA-Werten von interstitiellem Ödem und Tumorinfiltra-
! Obwohl der Tumor oft glatt begrenzt erscheint, handelt
tion nicht möglich.
es sich um einen diffus wachsenden Prozess, d.h. Tumor-
5 Differenzialdiagnose der Verlagerung oder Durchdrin-
zellen haben sich schon jenseits der Region, die ein
gung von Faserbündeln durch den Tumor hilfreich bei
pathologisches Signalverhalten zeigt, ausgebreitet.
der präoperativen Planung
Verkalkungen sind eher untypisch (in ca. 20%), selten kommen 4 PWI: rCBV niedriger als bei Astrozytom°III oder bei Glio-
Zysten oder Einblutungen vor, meist ist kein Umgebungsödem blastom; niedrigere Permeabilitätswerte als höhergradige
vorhanden. Bei kortikaler Lage des Tumors kann es in seltenen Tumoren
Fällen zur Arrosion der Schädelkalotte kommen.
CT: NUK:
4 CT nativ: Homogen, hypo- bis isodense Raumforderung 4 FDG-PET: Ähnliche FDG-Anreicherung wie normale weiße
4 CT + KM: Keine bis minimale KM-Anreicherung Substanz
4 FDG-Uptake: Korreliert im Tumor gut mit histologischem
MRT: Tumorgrad
4 T1w: Homogen hypointens 4 FDG-PET, 18F-Cholin-PET und 11C-Cholin-PET: Sie erlau-
4 T2w/PDw/FLAIR: Homogen hyperintens, angrenzender ben, den am stärksten hypermetabolen Tumoranteil zu iden-
Cortex erscheint oft aufgetrieben tifizieren → hilfreich bei der Zielbestimmung vor stereotak-
4 DWI: In der Regel keine Diffusionsrestriktion tischer Biopsie.
4 T1w + KM: Typischerweise keine KM-Anreicherung
Differenzialdiagnosen. Anaplastisches Astrozytom WHO-
! 20% der histologisch als WHO-Grad II klassifizierten
Grad III (schwierige DD, oft nur bioptisch möglich, sie reichern
Tumoren zeigen allerdings doch eine KM-Aufnahme!
meist KM an, tun dies jedoch nicht regelhaft); Oligodendro-
Typisch ist die KM-Aufnahme jedoch für höhergradige Astro- gliom, Zerebritis, Herpes Enzephalitis, ischämischer Infarkt,
zytome; liegt eine KM-Anreicherung vor, sollte dies daher radio- Status epilepticus
logisch als verdächtig auf eine Malignisierung gewertet werden.
a b c
. Abb. 3.18a–c Diffuses Astrozytom rechts frontal ohne KM-Aufnahme. a: T2w; b, c: T1w + KM tra und sag
210 Kapitel 3 · Tumoren und nicht neoplastische intrakranielle Raumforderungen
a b c
. Abb. 3.19a–c Diffuses Astrozytom im linken Gyrus cinguli, keine KM-Aufnahme des Tumors. a: T2w; b, c: T1w + KM cor und sag
a b c
d e f
. Abb. 3.20a–f Diffuses Astrozytom in der Medulla oblongata. a, c: T2w sag; b, d: PDw sag; e: T1w; f: T1w + KM
Literatur
Barker FG 2nd, Chang SM, Huhn SL, Davis RL, Gutin PH, McDermott MW, Lee EJ, Lee SK, Agid R, Bae JM, Keller A, Terbrugge K. Preoperative grading of
Wilson CB, Prados MD. Age and the risk of anaplasia in magnetic resonance- presumptive low-grade astrocytomas on MR imaging: diagnostic value
nonenhancing supratentorial cerebral tumors. Cancer. 1997; 80:936-41. of minimum apparent diffusion coefficient. AJNR Am J Neuroradiol.
Cao Y, Sundgren PC,Tsien CI, Chenevert TT, Junck L. Physiologic and meta- 2008;29:1872-7.
bolic magnetic resonance imaging in gliomas. J Clin Oncol. 2006;24: Scott JN, Brasher PM, Sevick RJ, Rewcastle NB, Forsyth PA. How often are
1228-35. nonenhancing supratentorial gliomas malignant? A population study.
Catalaa I, Henry R, Dillon WP, Graves EE, McKnight TR, Lu Y, Vigneron DB, Neurology. 2002;59: 947-9.
Nelson SJ. Perfusion, diffusion and spectroscopy values in newly diag-
nosed cerebral gliomas. NMR Biomed. 2006;19: 463-75.
3.2 · Tumoren
211 3
Anaplastische Astrozytome (WHO-Grad III) 4 DWI:
Definition. Die anaplastischen Astrozytome stellen diffus infil- 5 In der Regel keine Diffusionsrestriktion, d.h. keine ADC-
trierend wachsende Gliome dar, die histologisch (fokal oder dif- Wert-Erniedrigung, der Tumor kann sich jedoch aufgrund
fus) anaplastische Anteile zeigen. des T2-Durchscheineffekts hyperintens im B1000-Bild
darstellen.
Epidemiologie und Demographie. 5 ADC-Wert jedoch niedriger als bei höhergradigen Astro-
Altersverteilung: Kommen in jeder Altersgruppe vor, jedoch am zytomen, sichere DD versus Grad-II-Astrozytomen mit
häufigsten in der 4. Lebensdekade. DWI allein jedoch nicht möglich
Geschlechtsverteilung: M:F = 1,8:1 5 Beste Sensitivität (87,5%) bei gleichzeitig hoher Spezifität
(79%) wird bei einem Cut-off-ADC-Wert von 1.055 er-
Klinik. Die Klinik ist abhängig von der Lokalisation; oft Anfälle; reicht
fokal neurologische Defizite (abhängig von Lokalisation), Kopf- 4 DTI:
schmerzen, Übelkeit (Zeichen des erhöhten intrakraniellen 5 Sichere Bestimmung der Tumorgrenze ist nicht möglich,
Drucks) und Persönlichkeitsveränderungen. da die ADC- und FA-Werte des interstitiellen Ödems und
des Tumors erheblich überlappen.
Verlauf und Prognose. Mittlere Überlebenszeit: 2–3 Jahre; oft 5 Zur Unterscheidung zwischen Verlagerung oder Durch-
Progredienz zu GBM (typischerweise nach ca. 2 Jahren). dringung von Faserbündeln durch den Tumor zur prä-
Gute prognostische Faktoren sind: jüngeres Alter, guter Kar- operativen Planung hilfreich.
nofsky-Index, vollständige Resektion, oligodendrogliale Kompo- 4 PWI: rCBV höher als bei diffusen Astrozytomen (WHO-
nente, Proliferationsindex </=5%, keine ringförmige KM-Auf- Grad II), eine höhere Korrelation mit dem Tumorgrad wird
nahme. durch Verwendung einer Leak-Correction erzielt
4 MRS: NAA erniedrigt; Cho/Cr-Ratio erhöht
Sonstiges. Anaplastische Astrozytome treten oft als Rezidive 5 Myo-inositol/Cr-Ratio niedriger als bei diffusen Astro-
nach Resektion eines diffusen Astrozytoms (WHO-Grad II) auf. zytomen (WHO-Grad II)
5 Cho/NAA-Ratio erhöht wie bei Glioblastom, Lipid/
Bildgebung. . Abb. 3.21 bis . Abb. 3.26 Cr-Ratio jedoch niedriger
Lokalisation: Supratentoriell in den Hemisphären, typischerweise
frontal oder temporal; primär in der weißen Substanz, jedoch ist Differenzialdiagnosen. Diffuses Astrozytom (WHO-Grad II),
der Cortex meist mit involviert und aufgetrieben. Hirnstamm und Glioblastom, Oligodendrogliom, Enzephalitis/Zerebritis, sub-
Myelon sind bei Erwachsenen selten betroffen. Bei Kindern ist akute Ischämie, Status epilepticus
eine Beteiligung von Pons (. Abb. 3.26) oder Thalamus häufiger.
Morphologie: Oft irregulär begrenzt, können jedoch auch gut Literatur
abgegrenzt imponieren. Verkalkungen, Einblutungen und Zys- Barker FG 2nd, Chang SM, Huhn SL, Davis RL, Gutin PH, McDermott MW,
Wilson CB, Prados MD. Age and the risk of anaplasia in magnetic reso-
ten sind selten. nance-nonenhancing supratentorial cerebral tumors. Cancer. 1997;
80:936-41.
! Tumorzellen haben sich schon jenseits der Region, die
Ginsberg LE, Fuller GN, Hashmi M, Leeds NE, Schomer DF. The significance of
ein pathologisches Signalverhalten zeigt, ausgebreitet. lack of MR contrast enhancement of supratentorial brain tumors in
adults: histopathological evaluation of a series. Surg Neurol. 1998;49:436-
CT: 40.
4 CT nativ: Hypodens Haris M, Husain N, Singh A, Husain M, Srivastava S, Srivastava C, Behari S,
4 CT + KM: Die Mehrheit zeigt eine oft fokal, heterogene KM- Rathore RK, Saksena S, Gupta RK. Dynamic contrast-enhanced derived
cerebral blood volume correlates better with leak correction than with
Anreicherung, ca. 1/3 zeigt jedoch keine KM-Aufnahme.
no correction for vascular endothelial growth factor, microvascular
! Eine ringförmige Anreicherung ist verdächtig auf eine density, and grading of astrocytoma. J Comput Assist Tomogr. 2008;
32:955-65.
maligne Progression → Glioblastom. Law M,Yang S,Wang H, Babb JS, Johnson G, Cha S, Knopp EA, Zagzag D.
Glioma Grading: Sensitivity, Specificity, and Predictive Values of Per-
MRT:
fusion MR Imaging and Proton MR Spectroscopic Imaging Compared
4 T1w: Iso- bis hypointens with Conventional MR Imaging. Am J Neuroradiol. 2003;24:1989-98.
4 T2w/PDw/FLAIR: Heterogen hyperintens; evtl. kräftige, hypo- Lee EJ, Lee SK, Agid R, Bae JM, Keller A, Terbrugge K. Preoperative grading of
intense Flow voids nachweisbar → verdächtig auf maligne presumptive low-grade astrocytomas on MR imaging: diagnostic value
of minimum apparent diffusion coefficient. AJNR Am J Neuroradiol.
Progression hin zum Glioblastom 2008;29:1872-7.
4 T1w + KM: Die Mehrzahl zeigt eine fokal, noduläre, oder ho- Ng WH, Lim T. Targeting regions with highest lipid content on MR spectros-
mogene KM-Anreicherung (. Abb. 3.21, . Abb. 3.22, . Abb. copy may improve diagnostic yield in stereotactic biopsy. J Clin Neurosci.
3.23). Etwa 1/3 der histologisch als maligne (Grad III) ein- 2008;15:502-6.
Scott JN, Brasher PM, Sevick RJ, Rewcastle NB, Forsyth PA. How often are
gestuften Tumoren, zeigt jedoch keine KM-Aufnahme nonenhancing supratentorial gliomas malignant? A population study.
(. Abb. 3.24). Neurology. 2002;59: 947-9.
a b c
d e f
g h
. Abb. 3.21a–h Anaplastisches Astrozytom mit KM-aufnehmenden Anteilen (Pfeile in d und f ). Gering hyperintense Darstellung v.a. des kontrastmittellauf-
nehmenden Tumoranteils im B1000 Bild. In der ADC-MAP zeigt sich jedoch keine signifikante ADC-Erniedrigung im Vergleich zum kontralateralen Marklager,
so dass es sich bei dem erhöhten Signal im B1000-Bild hauptsächlich um einen T2w-Durchscheineffekt handelt. Im Randbereich des kontrastmittellaufneh-
menden Anteils zeigt sich sogar eine deutliche Erhöhung des ADC-Wertes (h, Pfeile). a, b, c: FLAIRw; d, e, f: T1w + KM; g: DWI, B1000; h: ADC-MAP
3.2 · Tumoren
213 3
a b c
. Abb. 3.22a–c Anaplastisches Astrozytom mit kontrastmittelaufnehmenden Anteilen. a: T2w; b, c: T1w + KM tra und sag
a b c
. Abb. 3.23a–c Anaplastisches Astrozytom mit kontrastmittelaufnehmendem Anteil im Lobus paracentralis. a: T2w; b, c: T1w + KM tra und sag
a b c
d e f
. Abb. 3.24a–f Anaplastisches Astrozytom, das keine pathologische KM-Aufnahme zeigt. Die kontrastierten Strukturen in b, c und f (Pfeile) entsprechen
Gefäßen. a, b, c: T2w; d, e, f: T1w + KM
a b
c d
. Abb. 3.25a–d Überwiegend zystisches anaplastisches Astrozytom. a: T2w; b: PDw; c: T1w; d: T1w + KM
3.2 · Tumoren
215 3
a b c
. Abb. 3.26a–c Anaplastisches Astrozytom im Pons mit fokaler KM-Aufnahme. a: PDw; b: T2w sag; c: T1w + KM
Bildgebung. . Abb. 3.27 bis . Abb. 3.33 4 PWI: Hilfreich für DD:
Lokalisation: Supratentorielle weiße Substanz, v.a. Hemisphären 5 Glioblastome versus niedriggradige Gliome: höherer
(frontal, temporal, parietal, nur selten okzipital); oft Balkenbe- rCBV bei höhergradigen Gliomen → Korrelation des
teiligung mit Ausbreitung oft über anteriore oder posteriore rCBV-Wertes mit histologischer Vaskularität und Malig-
Kommisur zur Gegenseite (»Schmetterlingsgliom«; . Abb. 3.31), nität
seltener Hirnstamm, sehr selten Kleinhirn. In ca. 20% der Fälle 5 DD Glioblastome versus Lymphome: rCBV-Wert ist bei
multifokal. höhergradigen Gliomen deutlich höher
Morphologie: Glioblastome wachsen diffus infiltrierend und 5 DD Glioblastome versus Abszesse: rCBV-Wert bei hö-
sind schlecht gegenüber umliegendem Hirngewebe abgegrenzt; hergradigen Gliomen deutlich höher
sie sind meist deutlich raumfordernd und zeigen ein ausgeprägtes 5 DD Glioblastome versus Metastasen: rCBV- und rCBF-
Umgebungsödem (»fingerförmiges« Ödem typisch); eine Unter- Werte von höhergradigen Gliomen und Metastasen un-
scheidung zwischen vasogenem Ödem und Tumorinfiltration ist terscheiden sich zwar nicht signifikant, die differential-
dabei mit konventioneller Bildgebung nicht sicher möglich. diagnostische Einordnung kann jedoch oft anhand des
Sie haben zentral oft Nekrosen, relativ häufig Zysten, Einblu- perifokalen »Ödems« vorgenommen werden: bei Glio-
tungen (. Abb. 3.30), manchmal Spiegelbildungen. Verkalkungen men handelt es sich nicht um ein reines Ödem, sondern
sind selten und sprechen für eine sekundäre Malignisierung. um eine Tumorinfiltration → rCBV-Wert ist erhöht, beim
CT: perifokalen Ödem um Metastasen ist der rCBV-Wert er-
4 CT nativ: Iso- bis hypodens mit zentraler Hypodensität niedrigt
(= Nekrose) 4 ASL: Zur Beurteilung der Tumordurchblutung geeignet
4 CT + KM: Kräftige KM-Aufnahme, meist irregulär, randstän- 4 MRS: NAA erniedrigt, Myo-Inositol erniedrigt, Cholin er-
dig betont, ringförmig höht, Laktat- und Lipid-Peaks
5 Laktatpeak korreliert nicht gut mit dem Tumorgrad
MRT: 5 Lipid/Cr-Ratio und Cho/NAA-Ratio erhöht
4 T1w: Iso- bis hypointens 5 Die Biopsie von Arealen mit hohem Lipidpeak kann die
4 T2w/PDw/FLAIR: Heterogen hyperintens; kann Flow voids diagnostische Sicherheit versus Grad-III-Astrozytomen
zeigen (Zeichen der Tumorangiogenese) erhöhen.
4 T1w + KM: Typischerweise kräftige, randständige KM-Auf-
nahme um zentrale Nekrose. KM-Anreicherung äußerst va- NUK:
riabel! 4 FDG-PET: Glucosemetabolismus deutlich erhöht; maligni-
4 T2*-GRE: Hypointense Anteile entsprechen Einblutungen tätsverdächtig ist ein Uptake-Verhältnis von Tumor zur wei-
4 DWI: In der Regel keine »echte« Diffusionsstörung, aber nied- ßen Substanz von >1,5 bzw. Tumor zum Cortex von >0,6
rigere ADC-Werte als niedriggradige Gliome (. Abb. 3.27,
. Abb. 3.28) Differenzialdiagnosen. Gliosarkom, anaplastisches Astrozytom,
4 High B-Value-DWI: Bei B-Wert von 3000 sind höhergradige Metastase, Abszess, primäres ZNS-Lymphom, »tumefactive«
Gliome hyperintens, mutmaßlich besser als B1000-Bild zur multiple Sklerose, Strahlennekrose
DD versus niedriggradige Gliome geeignet
4 DTI: Ggf. sinnvoll zur präoperativen Planung; Nachweis zer-
störter Faserbahnen
216 Kapitel 3 · Tumoren und nicht neoplastische intrakranielle Raumforderungen
a b c
d e f
. Abb. 3.27a–f Links frontales Glioblastom. Irreguläre KM-Aufnahme, gemischte ADC-Werte. a: T2w; b: T1w; c, d: T1w + KM tra und cor; e: DWI, B1000;
f: ADC-Map
Literatur
Di Costanzo A, Scarabino T, Trojsi F, Giannatempo GM, Popolizio T, Catapano D, Ng WH, Lim T. Targeting regions with highest lipid content on MR spectros-
Bonavita S, Maggialetti N, Tosetti M, Salvolini U, d’Angelo VA, Tedeschi G. copy may improve diagnostic yield in stereotactic biopsy. J Clin Neurosci.
Multiparametric 3T MR approach to the assessment of cerebral gliomas: 2008;15:502-6.
tumor extent and malignancy. Neuroradiology. 2006;48:622-31. Pöpperl G, Kreth FW et al. Analysis of 18FFET-PET for grading of recurrent
Haris M, Husain N, Singh A, Husain M, Srivastava S, Srivastava C, Behari S, gliomas: is evaluation of uptake kinetics superior to standard methods?
Rathore RK, Saksena S, Gupta RK. Dynamic contrast-enhanced derived J Nucl Med. 2006;47: 393-403.
cerebral blood volume correlates better with leak correction than with Seo HS, Chang KH, Na DG, Kwon BJ, Lee DH. High b-value diffusion (b = 3000
no correction for vascular endothelial growth factor, microvascular s/mm2) MR imaging in cerebral gliomas at 3T: visual and quantitative
density, and grading of astrocytoma. J Comput Assist Tomogr. 2008; comparisons with b = 1000 s/mm2. AJNR Am J Neuroradiol. 2008;29:458-
32:955-65. 63.
Law M, Yang S, Wang H, Babb JS, Johnson G, Cha S, Knopp EA, Zagzag D. Wei CW, Guo G, Mikulis DJ. Tumor effects on cerebral white matter as charac-
Glioma grading: sensitivity, specificity, and predictive values of perfusion terized by diffusion tensor tractography. Can J Neurol Sci. 2007;34:62-8.
MR imaging and proton MR spectroscopic imaging compared with con-
ventional MR imaging. AJNR Am J Neuroradiol. 2003;24:1989-98.
3.2 · Tumoren
217 3
a b c
d e f
. Abb. 3.28a–f Glioblastom links in den Stammganglien und im Marklager. Zentral zeigt sich in diesem Fall ein Areal mit eingeschränkter Diffusion (Sterne
in e und f ). a: T2w; b: PDw; c, d: T1w + KM tra und sag; e: DWI, B1000; f: ADC-Map
a b
c d
. Abb. 3.29a–d Glioblastom rechts temporal. a: T2w; b–d: T1w + KM tra, cor und sag
a b c
. Abb. 3.30a–c Großes Glioblastom, das kleinere eingeblutete Areale aufweist (Pfeile in b). a: T2w; b: T1w; c: T1w + KM
3.2 · Tumoren
219 3
a b
c d
a b c
d e f
. Abb. 3.32a–f Bilaterales, multifokales Glioblastom mit einem größeren kontrastmittelaufnehmenden Anteil im Balken und Gyrus cinguli sowie einem
kleineren kontrastmittelaufnehmenden Focus im links frontalen Marklager. a, b, c: T2w; d, e, f: T1w + KM
220 Kapitel 3 · Tumoren und nicht neoplastische intrakranielle Raumforderungen
a b
. Abb. 3.33a, b Links temporales Glioblastom mit mehreren kontrastmittelaufnehmenden Foci. a: T2w; b: T1w + KM
a b c
d e f
. Abb. 3.34a–f Gliosarkom rechts temporal mit Infiltration der angrenzenden Dura und angrenzendem »Dural tail« (c). In dem kontrastmittelaufnehmen-
dem Anteil zeigt sich eine Diffusionsrestriktion (d) mit Minderung des ADC-Wertes (e). a: T2w; b: T1w; c, f: T1w + KM tra und cor; d: DWI, B1000; e: ADC-Map
3.2 · Tumoren
221 3
DSA: Zeigt piale und parenchymale Gefäßversorgung des Tu- Sonstiges. Da die Definition der Gliomatosis cerebri eine Infil-
mors tration von mindestens zwei Hirnlappen erfordert, kommt der
Bildgebung bei der Diagnosestellung der Gliomatosis cerebri
Differenzialdiagnosen. Glioblastom, Hämangioperizytom, eine wichtige Bedeutung zu.
maligne Melanome, Metastasen, Abszess
Bildgebung. . Abb. 3.35
Literatur Lokalisation:
Han L, Zhang X, Qiu S, Li X, Xiong W, Zhang Y, Qu H, Chang R, Chen B, Wang W, 4 Asymmetrisch hemisphäral in mindestens zwei Großhirn-
Li S. Magnetic resonance imaging of primary cerebral gliosarcoma:
lappen lokalisiert. Betrifft typischerweise die weißen Subs-
a report of 15 cases. Acta Radiol. 2008;49:1058-67.
Sanal HT, Bulakbasi N, Kocaoglu M, Onguru O, Chen L. Giant infantile gliosar-
tanz, der Cortex ist in bis zu ca. 20% der Fälle mitbeteiligt
coma: magnetic resonance imaging findings. J Child Neurol. 2008; 4 Kann über den Balken oder die Adhäsio interthalamica zur
23:926-9. Gegenseite wachsen.
4 Zusätzlich können Stammganglien und/oder Thalami (75%),
Gliomatosis cerebri Balken (50%), Hirnstamm oder Myelon (10–15%) oder das
Definition. Bei der Gliomatosis cerebri handelt es sich um eine Kleinhirn (10%) betroffen sein.
Sonderform eines malignen Glioms, die ein besonders diffuses
Infiltrationsverhalten zeigt, d.h., um einen in großen Teilen des Morphologie: Wächst infiltrierend, betroffene Strukturen/Gyri
Gehirns diffus infiltrierend wachsenden glialen Tumor aus neo- können aufgetrieben erscheinen. Die Läsion imponiert leicht
plastischen, astro- oder oligodendroglial differenzierten Zellen. raumfordernd → leichte Kompression der angrenzenden Sulci
Die Tumorzellen sind oft von niedriger Malignität, als Herdbe- bzw. der Ventrikel (selten bis hin zu Hydrozephalus).
fund können jedoch alle Kriterien hochmaligner Gliome erfüllt
sein (siehe Formen). Definitionsgemäß müssen mehr als zwei CT:
Hirnlappen vom Tumor betroffen sein. 4 CT nativ: gering hypodens; CT kann in manchen Fällen un-
Typisch für die Gliomatosis cerebri ist es, dass histologisch auffällig sein!
zwischen den Tumorzellen immer noch ortständige weiße Subs- 4 CT + KM: Typischerweise keine KM-Anreicherung; fokale
tanz mit bemarkten Axonen erhalten ist. KM-Aufnahme ist ein Hinweis auf fokale Entdifferenzierung
(Malignisierung)
Formen.
Typ 1: Klassische Gliomatosis cerebri mit diffuser Schwellung MRT:
der infiltrierten Hirnareale. 4 T1w: Homogen iso- bis hypointens
Typ 2: Zusätzliches Auftreten fokaler Raumforderungen, meist 4 T2w/PDw/FLAIR: Homogen hyperintens, FLAIR besonders
im Sinne eines anaplastischen Astrozytoms oder Glioblastoms, geeignet zum Nachweis der tatsächlichen Ausdehnung!
d.h. einer fokalen Entdifferenzierung. 4 T1w + KM: Typischerweise keine KM-Anreicherung, selten
fokale KM-Aufnahme, die fokale KM-Aufnahme ist ein Hin-
WHO-Klassifikation. Meist WHO-Grad III weis auf fokale Entdifferenzierung/Malignisierung
4 DWI: In der Regel keine Diffusionsrestriktion
Epidemiologie und Demographie. Sehr selten, bislang nur ca. 4 DTI: Es gibt Hinweise darauf, dass bei der Gliomatosis cerebri
300 Fälle beschrieben. im Gegensatz zu den anderen Gliomen die Bahnen erhalten
Altersverteilung: Altersgipfel in der 4. Dekade, kann jedoch in sind.
allen Altersgruppen vorkommen. 4 PWI: rCBV niedrig (da keine Epithelproliferation bzw. Neo-
Geschlechtsverteilung: M:F = 1:1 vaskularisation)
4 MRS: NAA erniedrigt, Cholin normal oder leicht erhöht,
Klinik. Myo-Inositol deutlich erhöht; Cho/Cr ratio umgekehrt pro-
Häufige Symptome: Pyramidenbahnzeichen, demenzielle Ent- portional zur Überlebenszeit.
wicklung, Kopfschmerzen, Anfälle.
Weitere Symptome: Zeichen eines erhöhten intrakraniellen NUK:
Drucks (selten Hydrozephalus), Persönlichkeitsveränderungen. 4 FDG-PET: Deutlicher Hypometabolismus
Verlauf und Prognose. Progredient, schlechte Prognose: Differenzialdiagnosen. Anaplastische Astrozytome, Lympho-
4 50% der Patienten sterben innerhalb des ersten Jahres me, Mikroangiopathie (Morbus Binswanger), Vaskulitiden, virale
4 75% innerhalb von 3 Jahren Enzephalitiden, PML, Multiple Sklerose/ADEM, andere Leuken-
zephalopathien, Leukodystrophien, Rasmussen-Enzephalitis
Die mittlere Überlebenszeit beträgt ca. 38 Monate.
222 Kapitel 3 · Tumoren und nicht neoplastische intrakranielle Raumforderungen
a b c
d e f
. Abb. 3.35a–f Gliomatosis cerebri. a, d: FLAIRw; b, e: T1w + KM; c: DWI, B1000; f: ADC-Wert
Morphologie:
3.2.4 Anaplastische Oligodendrogliome
! Oligodendrogliome erscheinen gut abgegrenzt, der
Tumor wächst dennoch infiltrativ.
Definition. Unter anaplastischen Oligodendrogliomen versteht
Der beteiligte Cortex ist oft aufgetrieben; 70–90% der Oligo- man Tumoren der Oligodendroglia mit deutlichen Zeichen der
dendrogliome zeigen Verkalkungen (oft »schollig«) → das Oligo- malignen Transformation: erhöhte Kernpolymorphie, höhere
dendrogliom ist der hirneigene Tumor, der am häufigsten Ver- Zelldichte und gelegentlich Kapillarproliferate und Einzelzell-
kalkungen zeigt. Nicht selten kommen zystische Areale vor, in nekrosen. Die histologisch typische »Honigwaben«-Architektur
der Regel ist kaum ein Umgebungsödem vorhanden, in der Regel der Oligodendrogliome kann verloren gehen.
keine Einblutungen.
WHO-Klassifikation. WHO-Grad III
CT:
4 CT nativ: Hypo- bis isodens, zum Nachweis der Verkalkun- Epidemiologie und Demographie. 20–50% aller Oligodendro-
gen! gliome sind anaplastisch; 0,6% aller hirneigenen Tumoren
4 CT Knochenkernel: Ausdünnung der angrenzenden Schä- Inzidenz: 0,07/100.000/Jahr
delkalotte möglich Altersverteilung: Altersgipfel zwischen 4.–6. Lebensdekade; das
4 CT + KM: KM-Anreicherung in ca. 50% der Fälle (kann kräf- mittlere Erkrankungsalter beträgt 49 Jahre, die anaplastischen
tig sein) Oligodendrogliome können jedoch in jedem Lebensalter auftre-
ten (Patienten sind durchschnittlich etwas älter als die Patienten
MRT: mit Oligodendrogliom WHO-Grad II).
4 T1w: Hypo- bis isointens im Vergleich zum Cortex Geschlechtsverteilung: M etwas > F
4 T2w/PDw/FLAIR: Aufgrund von Verkalkungen und zysti-
Klinik. Häufige Symptome: Anfälle, Kopfschmerzen; fokal neu-
schen Anteilen heterogen hyperintenses Signal
rologische Ausfälle je nach Lokalisation.
4 T1w + KM: KM-Anreicherung in ca. 50% der Fälle, typischer-
Die Anamnese ist typischerweise kürzer als bei Grad-II-Tumo-
weise heterogen; selten leptomeningeale KM-Aufnahme
ren.
4 T2*-GRE: Verkalkungen sind kräftig hypointens
4 SWI: Sehr sensitiv im Nachweis von Verkalkungen Verlauf und Prognose. Schlechte Prognose; die mittlere Über-
4 DWI: In der Regel keine Diffusionsrestriktion lebenszeit beträgt ca. 4 Jahre, die 5-JÜR 38%. Nach Operation
4 PWI: Erhöhter rCBV korreliert mit schlechter Prognose; His- treten häufig Lokalrezidive auf.
togrammanalyse des rCBVs ermöglicht die Identifikation
von Oligodendrogliomen ohne LOH (»loss of heterozygosi- Bildgebung. . Abb. 3.37
ty« auf 1p/19q) Lokalisation: In der überwiegenden Zahl der Fälle supratentori-
4 MRS: Cholin erhöht, NAA erniedrigt ell; typischerweise subkortikal/kortikal lokalisiert; frontal > tem-
poral > parietal, okzipital
Differenzialdiagnosen. Anaplastisches Oligodendrogliom, Oli-
goastrozytom, diffuses Astrozytom, anaplastisches Astrozytom, Morphologie:
Gangliogliom, DNET, pleomorphes Xanthoastrozytom, Zere-
! Anaplastische Oligodendrogliome erscheinen gut ab-
britis/Enzephalitis, Ischämie
gegrenzt, wachsen dennoch infiltrativ (Tumorzellen
Literatur finden sich auch in nicht signalalterierten Hirnarealen.
Caseiras GB, Chheang S, Babb J, Rees JH, Pecerrelli N, Tozer DJ, Benton C, Der beteiligte Cortex wirkt oft aufgetrieben, meist treten Verkal-
Zagzag D, Johnson G, Waldman AD, Jäger R, Law M. Relative cerebral
blood volume measurements of low-grade gliomas predict patient out-
kungen (schollig, oder gyriform) auf und oft Zysten; Einblutun-
come in a multi-institution setting. Eur J Radiol. 2009 Feb 5. [Epub ahead gen oder Nekrosen sind möglich. Anaplastische Oligodendro-
of print] gliome können angrenzende Schädelkalotte arrodieren.
224 Kapitel 3 · Tumoren und nicht neoplastische intrakranielle Raumforderungen
a e
b f
c g i
d h j
3.2 · Tumoren
225 3
a b c
d e f
. Abb. 3.37a–f Anaplastisches Oligodendrogliom, WHO-Grad III. a: T2w; b: FLAIRw cor; c, d: T1w tra und sag; e: DWI, B1000; f: ADC-Map, ADC-Wert sehr
inhomogen, z.T erhöht, im Randbereich z.T. erniedrigt
a b
c d
. Abb. 3.38a–d Oligoastrozytom Grad II. a: T2; b: PDw; c, d: T1w + KM tra und cor
a b c
a b
c d
. Abb. 3.40a–d Infratentorielles Ependymom vom Boden des IV. Ventrikels ausgehend mit typischer Ausdehnung in die Foramina Luschkae (Pfeile in b).
a–c: PDw; d: CISS sag
a b
c d
a b
c d
e f
. Abb. 3.42a–f Infratentorielles Ependymom mit überwiegend zisternaler Ausdehnung, Pelottierung des Hirnstamms und Verlagerung der Medulla
oblongata nach links (Pfeil in a und b). a, b, e: T2w tra und sag; c, d, f: T1 + KM tra und sag
230 Kapitel 3 · Tumoren und nicht neoplastische intrakranielle Raumforderungen
a b
c d
. Abb. 3.43a–d Supratentorielles Ependymom links okzipital (Pfeile in a). a: T2w; b–d: T1w + KM tra, sag und cor
a b c
. Abb. 3.44a–c Bifrontales supratentorielles Ependymom. a: T2w; b, c: T1w + KM tra und sag
3.2 · Tumoren
231 3
Literatur MRT:
Chen CJ, Tseng YC, Hsu HL, Jung SM. Imaging predictors of intracranial ependy- 4 T1w: Iso- bis hypointens, homogen
momas. J Comput Assist Tomogr. 2004;28:407-13.
4 T2w:
Choi JY, Chang KH, Yu IK, Kim KH, Kwon BJ, Han MH, Kim IO. Intracranial
and spinal ependymomas: review of MR images in 61 patients. Korean J
5 Hyperintens
Radiol. 2002;3:219-28. 5 Meist homogen
Dimopoulos VG, Fountas KN, Robinson JS. Familial intracranial ependymomas. 5 Heterogen bei Verkalkungen und Einblutungen: hypo-
Report of three cases in a family and review of the literature. Neurosurg intens
Focus. 2006;20:E8.
5 Typischerweise kein Ödem im angrenzenden Hirnpa-
Kan P, Liu JK, Hedlund G, Brockmeyer DL, Walker ML, Kestle JR. The role of dif-
fusion-weighted magnetic resonance imaging in pediatric brain tumors.
renchym
Childs Nerv Syst. 2006 Nov;22(11):1435-9. 4 FLAIR: Hyperintens
Rumboldt Z, Camacho DL, Lake D, Welsh CT, Castillo M. Apparent diffusion 4 T1w + KM: KM-Anreicherung variabel: meist fehlend bis
coefficients for differentiation of cerebellar tumors in children. AJNR Am gering, seltener kräftige KM-Aufnahme, v.a. bei Subependy-
J Neuroradiol. 2006;27:1362-9.
momen des IV. Ventrikels
Schneider JF, Confort-Gouny S, Viola A, Le Fur Y, Viout P, Bennathan M, Chapon F,
Figarella-Branger D, Cozzone P, Girard N. Multiparametric differentiation
4 T2*-GRE: Falls Verkalkungen: hypointens
of posterior fossa tumors in children using diffusion-weighted imaging 4 DWI: Iso- bis hyperintens → T2-Effekt, ADC-Werte erhöht
and short echo-time 1H-MR spectroscopy. J Magn Reson Imaging. 2007; 4 MRS: Einzelfallberichte, dass erhöhte Cho/Cr-Ratio mit Re-
26:1390-8. zidivrate korreliert
Vinchon M, Leblond P, Noudel R, Dhellemmes P. Intracranial ependymomas in
childhood: recurrence, reoperation, and outcome. Childs Nerv Syst. 2005;
21:221-6.
NUK:
4 FDG-PET: Hypometabolismus
a b
c d
e f
. Abb. 3.45a–f Infratentorielles Subependymom im IV. Ventrikel im Foramen Magendi. a: PDw; b, f, e: CISS tra, sag und cor; c: T1w; d: T1w + KM
a b c
. Abb. 3.46a–c Supratentorielles Subependymom im Vorderhorn des linken Seitenventrikels. a: T2w; b, c: T1w + KM
3.2 · Tumoren
233 3
Verlauf und Prognose. Langsames Wachstum, gutartige Prog- MRT:
nose (5-JÜR: 100%). Absiedelungen sind auf dem Liquorweg 4 T1w: Iso- bis hypointens, manchmal gesprenkelte Binnen-
möglich. struktur; Einblutungen?
4 T2w/PDw: Iso- bis hyperintens, evtl. mit hypointensen Flow
Bildgebung. . Abb. 3.47, . Abb. 3.48 voids; hypointense Areale entsprechen Verkalkungen
Lokalisation: Kleinkinder und Kinder: Seitenventrikel; Erwach- 4 FLAIR: Periventrikuläre flächige Hyperintensitäten = Liquor-
sene: IV. Ventrikel diapedese bei Verschlusshydrozephalus
Morphologie: 4 T2*w: Hypointense Areale: Verkalkungen +/- Einblutungen
4 Tumor scharf begrenzt, blumenkohlartig 4 T1w + KM: kräftige, homogene Anreicherung; liquorgene,
4 Selten minimale Parenchyminvasion leptomeningeale Absiedelungen?
4 Manchmal gesprenkelte Binnenstruktur (durch »gefangenen« 4 MRS: NAA erniedrigt, Cholin und Laktat erhöht, falls nekro-
Liquor) tische Anteile
4 Kann Einblutungen aufweisen
4 Hydrozephalus Differenzialdiagnosen. Plexuskarzinom, Ependymom, Plexus-
zyste, Subependymom, Metastase, Meningeom
CT:
4 CT nativ: Meist iso- bis hyperdens, in ca. ¼ der Fälle Verkal-
kungen
4 CT + KM: Kräftige, homogene KM-Aufnahme
4 CTA: Evtl. prominente A. choroidea bei Tumoren in Seiten-
ventrikeln
a b c
d e f
. Abb. 3.47a–f Plexuspapillom im IV. Ventrikel mit Ausdehnung in das linke Foramen Luschkae. a: T2w; b: CISS; c: T1w; d–f: T1w + KM tra, sag und cor
234 Kapitel 3 · Tumoren und nicht neoplastische intrakranielle Raumforderungen
a b
. Abb. 3.48a–d Plexuspapillom im IV. Ventrikel, mit hämorrhagischer Imbibierung (hyperintens in nativer T1w in b).
a: PDw; b: T1w; c, d: T1w + KM
a b c
. Abb. 3.49a–c Plexuskarzinom im Trigonum des linken Seitenventrikels; das Hinterhorn ist konsekutiv erweitert. a: T2w; b, c: T1w + KM tra und sag
a b c
d e f
. Abb. 3.50a–f Gangliogliom im rechten Gyrus frontalis medius mit Verkalkungen (Pfeile in c und f). a: T2w; b: PDw; c: T2*w; d: T1w; e: T1w + KM; f: CT nativ
MRT: Literatur
4 T1w: Meist hypo- bis isointens im Vergleich zum Cortex, Javahery RJ, Davidson L, Fangusaro J, Finlay JL, Gonzalez-Gomez I, McComb JG.
Aggressive variant of a papillary glioneuronal tumor. Report of 2 cases.
selten hyperintens; assoziierte kortikale Dysplasie?
J Neurosurg Pediatrics. 2009;3:46-52.
4 T2w/PDw/FLAIR: Hyperintens, seltener heterogen Kikuchi T, Kumabe T, Higano S, Watanabe M, Tominaga T. Minimum apparent
4 T2*w: Verkalkungen hypointens diffusion coefficient for the differential diagnosis of ganglioglioma.
4 T1w + KM: Variabel, ca. 50% zeigen eine homogene, noduläre Neurol Res. 2009;31:1102-7.
oder randständige KM-Aufnahme; selten ist ein meningeales Majores M, von Lehe M, Fassunke J, Schramm J, Becker AJ, Simon M. Tumor
recurrence and malignant progression of gangliogliomas. Cancer. 2008;
Enhancement beschrieben
113:3355-63.
4 DWI: ADC-Wert signifikant höher als bei niedriggradigen Meroni A, Galli C, Bramerio M, Tassi L, Colombo N, Cossu M, Lo Russo G,
Astrozytomen Garbelli R, Spreafico R. Nodular heterotopia: a neuropathological study
4 MRS: Cholinerhöhung of 24 patients undergoing surgery for drug-resistant epilepsy. Epilepsia.
2009;50:116-24.
Tokunaga H, Sunami K, Wagai N, Murai H, Nagai Y, Tanizawa T, Nakatani Y,
NUK:
Iwadate Y. Ganglioglioma originating in the cerebellum with a large
4 FDG-PET: Typischerweise Hypometabolismus cyst – a case report and review of the literature. Clin Neuropathol.
2008;27:369-72.
Differenzialdiagnosen: DNET, pilozytisches Astrozytom, pleo-
morphes Xanthoastrozytom, Oligodendrogliom, niedriggradi-
ges Astrozytom
3.2 · Tumoren
237 3
a b c
d e f
. Abb. 3.51a–f Großes Gangliogliom. a: T2w; b: T1w; c, d: T1w + KM tra und sag; e: DWI, B1000; f: ADC-Map, der ADC-Wert im Tumor ist deutlich erhöht
Dysplastisches zerebelläres Gangliozytom Verlauf und Prognose. Langsames Wachstum; meist ist auf-
Synonyme. Lhermitte-Duclos-Erkrankung, Lhermitte-Duclos- grund des Hydrozephalus eine chirurgische Resektion notwen-
Syndrom (nach den Erstbeschreibern Lhermitte und Duclos dig. Rezidive sind nach chirurgischer Resektion möglich.
1920)
Sonstiges. Die tatsächliche Natur der Läsion wird immer noch
Definition. Zerebelläre Raumforderung unklaren Ursprungs kontrovers diskutiert (Fehlbildung, Neoplasie, Harmatom?). Es
mit gemischten Charakteristika einer Fehlbildung, eines Harma- wird diskutiert, ob alle Patienten mit Lhermitte Duclos ein
toms und einer Neoplasie. Cowden-Syndrom haben.
a b c
d e f
. Abb. 3.52a–f Dysplastisches zerebelläres Gangliozytom (Lhermitte-Duclos-Erkrankung) mit typischer zebraartiger Streifung des Kleinhirns. a–c: T2w;
d–f: T1w + KM tra, cor und sag
MRT: Literatur
4 T1w: Hypointens → gestreiftes Muster: abwechselnd iso- und Meltzer CC, Smirniotopoulos JG, Jones RV. The striated cerebellum: an MR
imaging sign in Lhermitte-Duclos disease (dysplastic gangliocytoma).
hypointenses Signal; selten hyperintenses Signal durch Ver-
Radiology. 1995;194:699-703.
kalkungen Moonis G, Ibrahim M, Melhem ER. Diffusion-weighted MRI in Lhermitte-
4 T2w/PDw: Hyperintens → gestreiftes Muster: abwechselnd Duclos disease: report of two cases. Neuroradiology. 2004;46:351-4.
iso- und hyperintenses Signal Nagaraja S, Powell T, Griffiths PD, Wilkinson ID. MR imaging and spectroscopy
4 DWI: Diffusionsrestriktion beschrieben in Lhermitte-Duclos disease. Neuroradiology. 2004;46:355-8.
Nowak DA, Trost HA. Lhermitte-Duclos disease (dysplastic cerebellar ganglio-
4 T2*w: Selten Verkalkungen
cytoma): a malformation, hamartoma or neoplasm? Acta Neurol Scand.
4 T1w + KM: Typischerweise keine KM-Aufnahme, selten 2002;105:137-45. Review.
KM-Aufnahme beschrieben
4 PWI: rCBV und rCBF erhöht
4 MRS: NAA, Cholin und Myo-Inositol erniedrigt, NAA/
Cho- und NAA/Cr-Ratio erniedrig; Laktat: unterschiedliche 3.2.9 Dysembryoblastische neuroepitheliale
Berichte, einige Autoren fanden Laktaterhöhung Tumoren (DNET)
a b c
a b c
d e f
. Abb. 3.54a–f DNET im Uncus des linken Temporallappens. a: T2w; b: FLAIRw; c: T1w; d, e: T1+KM tra und sag; f: DWI, B1000
a b c
d e f
. Abb. 3.55a–f DNET im rechten G. frontalis inferior. a: FLAIRw; b: T2w; c: T1w; d: T1 + KM; e: T2*w; f: DWI, B1000
a b c
. Abb. 3.56a–c DNET im Uncus des linken Temporallappens mit nodulären kontrastmittelaufnehmenden Arealen (Pfeile in b und c). a: T2w;
b, c: T1 + KM tra und cor
3.2 · Tumoren
241 3
CT: Verlauf und Prognose. In der Regel gute Prognose, selten Lo-
4 CT nativ: Hypodens, Verkalkungen möglich (ca. 1/5 bis 1/3 kalrezidive, 5-JÜR zw. 80–100%; extraventrikuläre Tumoren ha-
der Fälle) ben etwas schlechtere Prognose. Einzelfallberichte hinsichtlich
4 CT + KM: Meist keine KM-Aufnahme, in ca. 1/5 der Fälle einer Liquoraussaat liegen vor.
noduläre bis fleckige, eher flaue KM-Aufnahme
Sonstiges. Das zentrale Neurozytom ähnelt histologisch den
MRT: Oligodendrogliomen. seltene Komplikation: intraventrikuläre
4 T1w: Hypointens Blutung; seltene Form: »extraventrikuläres zentrales Neurozy-
4 T2w: Kräftig hyperintens, multizystischer Aspekt tom« = parenchymaler Tumor.
4 PDw: Hyperintenser Randsaum
4 FLAIR: Gemischt hypo- bis isointenses Signal mit hyper- Bildgebung. . Abb. 3.57, . Abb. 3.58
intensem Randsaum (Sensitivität 82%, Spezifität 90%) Lokalisation:
4 T2*w: Sehr selten Einblutungen, Verkalkungen möglich 4 Intraventrikulär, typischerweise breiter Kontakt zum Septum
4 T1w + KM: Meist keine KM-Aufnahme, in ca. 1/5 der Fälle pellucidum
noduläre bis fleckige, eher flaue KM-Aufnahme 4 Am häufigsten in den Vorderhörnern der Seitenventrikel,
4 DWI: Keine Diffusionsrestriktion, ADC-Wert gegenüber IV. Ventrikel sehr selten
normalem Hirnparenchym erhöht 4 Extraventrikuläre, parenchymale Lokalisation äußerst selten
4 PWI: rCBV gegenüber normalem Hirnparenchym ernied-
Morphologie:
rigt
4 Glatt begrenzt, lobuliert, multizystische, blasige Binnen-
4 MRS: Myo-Inositol/Cr-Ratio leicht erhöht
struktur (»Bubbles«)
4 Verschlusshydrozephalus durch Kompression der Foramina
Differenzialdiagnosen. Fokale Dysplasie mit Ballonzellen, fo-
Monroi
kale Dysplasie ohne Ballonzellen, Gangliogliom, pleomorphes
4 Seltene Komplikation: Intraventrikuläre Blutung
Xanthoastrozytom, diffuses Astrozytom Grad II
CT:
Literatur
4 CT nativ: Gemischt iso- und hyperdens, häufig Verkal-
Bulakbasi N, Kocaoglu M, Sanal TH, Tayfun C. Dysembryoplastic neuroepithe-
lial tumors: proton MR spectroscopy, diffusion and perfusion character- kungen
istics. Neuroradiology. 2007;49:805-12. 4 CT + KM: Heterogene KM-Aufnahme
Jensen RL, Caamano E, Jensen EM, Couldwell WT.Development of contrast
enhancement after long-term observation of a dysembryoplastic neuro- MRT:
epithelial tumor. J Neurooncol. 2006;78:59-62.
4 T1w: Heterogen iso- bis hypointens, selten Einblutungen
Maton B, Jayakar P, Resnick T, Morrison G, Ragheb J, Duchowny M. Surgery for
medically intractable temporal lobe epilepsy during early life. Epilepsia. 4 T2w/PDw/FLAIR: Heterogen hyperintens, prominente Flow-
2008;49:80-7. voids möglich
O’Brien DF, Farrell M, Delanty N, Traunecker H, Perrin R, Smyth MD, Park TS; 4 T2*w: Hypointense Darstellung der Verkalkungen
Children’s Cancer and Leukaemia Group. The Children’s Cancer and 4 T1w + KM: Mäßige bis kräftige, heterogene KM-Aufnahme
Leukaemia Group guidelines for the diagnosis and management of dys-
embryoplastic neuroepithelial tumours. Br J Neurosurg. 2007;21:539-49.
4 DWI: Heterogen hyperintens im B1000-Bild, ADC-Wert er-
Parmar HA, Hawkins C, Ozelame R, Chuang S, Rutka J, Blaser S. Fluid-attenuat- niedrigt
ed inversion recovery ring sign as a marker of dysembryoplastic neuro- 4 MRS: Cho/Cr-Ratio erhöht, NAA/Cho-Ratio erniedrigt;
epithelial tumors. J Comput Assist Tomogr. 2007;31:348-53. Glycinpeak bei 3,55 ppm
a b c
d e f
. Abb. 3.57a–f Zentrales Neurozytom. a, c: T2w tra und sag; b: PDw; d: T1w; e, f: T1w + KM tra und sag
a b
Klinik. Pineozytome
4 Beim Vorliegen eines Hydrozephalus klinische Zeichen eines Definition. Langsam wachsender Tumor aus kleinen, reifen
erhöhten intrakraniellen Drucks: Kopfschmerzen, Übelkeit, Pinealisparenchymzellen (Pineozyten) oder ihren Vorläufern.
Erbrechen
4 Parinaud-Syndrom (vertikale Blickparese und Konvergenz- WHO-Klassifikation. WHO-Grad I
lähmung)
4 Ataxie Epidemiologie und Demographie. Selten (<1% aller primärer
Hirntumoren)
Verlauf und Prognose. Liquoraussaat, selten ist auch eine häma- Altersverteilung: Kinder und junge Erwachsene am häufigsten,
togene Metastasierung beschrieben (Knochen). Die mittlere Vorkommen jedoch in jedem Alter
Überlebenszeit ab Diagnosestellung beträgt 16–25 Monate. Geschlechtsverteilung: M = F
a b
c d
. Abb. 3.59a–d Pineoblastom mit Liquoraussaat (Tumormanifestationen in den Seitenventrikeln, Sterne). a, b: FLAIRw; c, d: T1w + KM
Literatur
Chiechi MV, Smirniotopoulos JG, Mena H. Pineal parenchymal tumors: CT and
MR features. J Comput Assist Tomogr. 1995;19:509-17.
Fakhran S, Escott EJ. Pineocytoma mimicking a pineal cyst on imaging: true
diagnostic dilemma or a case of incomplete imaging? AJNR Am J Neuro-
radiol. 2008;29:159-63.
Reis F, Faria AV, Zanardi VA, Menezes JR, Cendes F, Queiroz LS. Neuroimaging
in pineal tumors. J Neuroimaging. 2006;16:52-8.
3.2 · Tumoren
245 3
a b
c d
3.2.12 Embryonale Tumoren Verlauf und Prognose. Schnell wachsender Tumor mit unter-
schiedlichen Risikoprofilen; 5-JÜR: von 20–100% (im Mittel
Medulloblastome (PNET-MB) 80–85%); frühe Liquoraussaat (in bis zu 40% der Fälle nachweis-
Definition. Maligner, invasiv wachsender, embryonaler Tumor bar). Bei Erwachsenen ist die Prognose etwas besser.
der hinteren Schädelgrube.
Sonstiges. Unterteilung in:
WHO-Klassifikation. WHO-Grad IV 4 Klassisches Medulloblastom
4 Desmoplastisches Medulloblastom
Epidemiologie und Demographie. Bei Erwachsenen sehr sel- 4 Nodulärer Typ mit deutlich neuronaler Differenzierung
ten; 15–20% alle pädiatrischer Tumoren, bis zu 40% aller kind- 4 Großzell- Medulloblastom
lichen HSG Tumoren Medulloblastome außerhalb des IV. Ventrikels sind meistens des-
Altersverteilung: Kindlicher Tumor (3/4 der Patienten sind moplastisch.
<10 Jahre), mittleres Erkrankungsalter: 4 Jahre; 20% der Medul- Wichtig ist immer auch ein spinales MRT mit KM → Liquor-
loblastome treten nach dem 15. Lebensjahr auf. aussaat?
Geschlechtsverteilung: M: F = 2–4:1
Assoziiert mit: Verschiedenen familiären Tumorsyndromen, z.B. Bildgebung. . Abb. 3.61, . Abb. 3.62, . Abb. 3.63
Li-Fraumeni-Syndrom, Gorlin-Syndrom. Lokalisation: Hintere Schädelgrube
4 Typischerweise ausgehend vom Dach des IV. Ventrikels (Ve-
Klinik. Zeichen des erhöhten intrakraniellen Drucks, Ataxie; bei lum medullare superius)
noch offenen Suturen Makrozephalie. Typischerweise kurze 4 Bei älteren Kindern und Erwachsenen häufiger von Klein-
Anamnese. hirnhemisphären ausgehend
246 Kapitel 3 · Tumoren und nicht neoplastische intrakranielle Raumforderungen
a b
c d
e f
. Abb. 3.61a–f Medulloblastom (PNET-MB) mit konsekutivem Hydrozephalus. a, b: T2w; c: T1w; d–f: T1w + KM
3.2 · Tumoren
247 3
Morphologie: 5 Liquoraussaat? → Oft »zuckergussartige« KM-Aufnahme
4 Solider, rundlicher, sehr zellreicher Tumor, raumfordernd an der Hirnoberfläche (. Abb. 3.62), seltener knotige KM-
4 Einblutungen möglich aber selten Aufnahme
4 Hydrozephalus 4 MRS: NAA deutlich erniedrigt, Cholin deutlich erhöht, meist
Laktatpeak nachweisbar
CT: 4 Spinales MRT + KM: Liquoraussaat?
4 CT nativ: Meist hyperdens (zellreich), Verkalkungen in ca.
20% Differenzialdiagnosen. Ependymom, pilozytisches Astrozy-
4 CT + KM: In der Regel relativ homogene KM-Aufnahme, sel- tom, exophytisches Hirnstammgliom, atypisch teratoid/rhab-
tener fleckige KM-Aufnahme doider Tumor, Plexuspapillom
MRT: Literatur
4 T1w: Hypointens im Vergleich zum Cortex Bourgouin PM, Tampieri D, Grahovac SZ, Léger C, Del Carpio R, Melançon D.
CT and MR imaging findings in adults with cerebellar medulloblastoma:
4 T2w: Relativ signalarm, annähernd kortexisointens (auf-
comparison with findings in children. AJR Am J Roentgenol. 1992;159:
grund der hohen Zelldichte) 609-12.
4 PDw/FLAIR: Hyperintens, FLAIR gut geeignet zur Unter- Koeller KK, Rushing EJ. From the archives of the AFIP: medulloblastoma:
scheidung Tumor versus Liquor a comprehensive review with radiologic-pathologic correlation. Radio-
graphics. 2003;23:1613-37.
4 DWI: Diffusionsrestriktion (hohe Zelldichte!); ADC-Werte
Meyers SP, Wildenhain SL, Chang JK, Bourekas EC, Beattie PF, Korones DN,
signifikant niedriger als bei Ependymomen, aber nicht sig- Davis D, Pollack IF, Zimmerman RA. Postoperative evaluation for dis-
nifikant verschieden von atypisch teratoid/rhabdoiden Tu- seminated medulloblastoma involving the spine: contrast-enhanced MR
moren findings, CSF cytologic analysis, timing of disease occurrence, and pa-
tient outcomes. AJNR Am J Neuroradiol. 2000;21:1757-65.
4 T1w + KM: In der Regel heterogene KM-Aufnahme
Rumboldt Z, Camacho DL, Lake D, Welsh CT, Castillo M. Apparent diffusion
5 sagittale Bilder zum Nachweis des Ursprungs (Dach coefficients for differentiation of cerebellar tumors in children. AJNR Am
IV. Ventrikel?) J Neuroradiol. 2006;27:1362-9.
a b c
d e f
. Abb. 3.62a–f Großes Medulloblastom mit deutlichem Hydrozephalus. »Zuckergussartige« KM-Aufnahme an der Hirnoberfläche (f). a–c: T2w;
d–f: T1w + KM tra und sag
248 Kapitel 3 · Tumoren und nicht neoplastische intrakranielle Raumforderungen
a b c
d e f
. Abb. 3.63a–f Medulloblastom mit Einblutungen (Pfeile in a–c). a: T2w; b: PDw; c: T1w; d–f: T1w + KM tra, cor und sag
Supratentorielle primitive neuroektodermale Sonstiges. Liquoraussaat häufig → zum Ausschluss von Metas-
Tumoren (PNET) tasen vor OP immer spinale MRT + KM!
Definition. Maligner, supratentorieller Tumor aus undifferen-
zierten neuroepithelialen Zellen. Bildgebung. . Abb. 3.64
Lokalisation: Supratentoriell, weiße Substanz der Hemisphären,
WHO-Klassifikation. WHO-Grad IV meist an Mark-Rinden-Grenze; Thalamus, Pinealisloge, supra-
sellär
Epidemiologie und Demographie. 1% aller kindlichen Hirn- Morphologie:
tumoren 4 Variabel: scharf begrenzt bis diffus infiltrierend, oft hetero-
Altersverteilung: Vor allem Säuglinge und Kleinkinder gen mit soliden und zystischen Anteilen
Geschlechtsverteilung: M:F = 2:1 4 Hemisphäral lokalisierte PNETs sind typischerweise groß
Assoziiert mit: Familiären Tumorsyndromen, z.B. Gorlin-Syn- 4 Oft Hydrozephalus
drom und Turcot-Syndrom
CT:
Klinik. Abhängig von Lokalisation und Größe; klinische Zeichen 4 CT nativ:
eines erhöhten intrakraniellen Drucks. 5 Variabel, homogen oder heterogen, iso- bis hyperdens
4 Hemisphäral: Anfälle, fokal-neurologische Ausfälle, Vigilanz- 5 oft Verkalkungen, häufig Einblutungen und Nekrosen
minderung 4 CT + KM: Heterogene KM-Anreicherung, Liquoraussaat?
4 Suprasellär: Sehstörungen, endokrine Funktionsstörungen
4 Pinealisloge: Hydrozephalus, Parinaud-Syndrom MRT:
4 Hirnnervenausfälle bei leptomeningealer Metastasierung 4 T1w: Kortexiso- bis hypointens, homo- bis heterogen
4 T2w: Oft heterogen
Verlauf und Prognose. Schlechtere Prognose als Medulloblas- 5 solide Tumoranteile sind kortexiso- bis leicht hyperintens
tom, 5-JÜR ca. 30–35%. 5 Verkalkungen, Einblutungen = hypointense Areale
5 perifokales Ödem verhältnismäßig gering
3.2 · Tumoren
249 3
a b c
d e f
4 PDw: Leicht hyperintens Yamada T, Takeuchi K, Masuda Y, Moriyama T, Kitazawa S, Maruo T. Prenatal
4 FLAIR: Solide Tumoranteile sind hyperintens imaging of congenital cerebral primitive neuroectodermal tumor. Fetal
Diagn Ther. 2003;18:137-9.
4 FLAIR + KM: Leptomeningeale Metastasen?
4 T2*w: Verkalkungen und Einblutungen hypointens
4 T1w + KM: Heterogene KM-Anreicherung; leptomeningeale Atypischer teratoid/rhabdoider Tumor
Metastasen? Definition. Seltener, hochmaligner, kindlicher Hirntumor mit
4 DWI: Oft Diffusionsrestriktion (Zellreichtum) histologisch teilweise rhabdoidem und teilweise teratoid-epithe-
4 PWI: rCBV erhöht (signifikant höher als bei niedriggradigen lialem Erscheinungsbild.
Gliomen, aber nicht signifikant verschieden von höhergra-
digen Gliomen) WHO-Klassifikation. WHO-Grad IV
4 MRS: NAA deutlich erniedrigt, Kreatinin erniedrigt, Cholin
deutlich erhöht, Lipid- und Laktatpeak Epidemiologie und Demographie. Selten, bei Kinder unter 3
4 Spinale MRT + KM: Spinale Liquoraussaat? Jahren ca. 20% aller primitiver Hirntumoren.
Altersverteilung: Kleinkinder <3 Jahre, danach sehr selten
Differenzialdiagnosen. Astrozytom, Glioblastom; Ependy- Geschlechtsverteilung: M = F
mom, atypischer teratoid/rhabdoider Tumor, Plexuskarzinom,
Oligodendrogliom Klinik. Zeichen eines erhöhten intrakraniellen Drucks, Makro-
zephalie, Anfälle
Literatur
Law M, Kazmi K, Wetzel S, Wang E, Iacob C, Zagzag D, Golfinos JG, Johnson G. Verlauf und Prognose. Schlechte Prognose, mittlere Überle-
Dynamic susceptibility contrast-enhanced perfusion and conventional
benszeit: ca. 8 Monate; 1-JÜR: ca. 70%; 5-JÜR <30%; Neigung zur
MR imaging findings for adult patients with cerebral primitive neuro-
ectodermal tumors. AJNR Am J Neuroradiol. 2004;25:997-1005.
Liquoraussaat → MRT + KM der gesamten Neuroachse!
Shi H, Kong X, Xu H, Xu L, Liu D. MRI features of intracranial primitive neuro-
ectodermal tumors in adults: comparing with histopathological findings.
J Huazhong Univ Sci Technolog Med Sci. 2004;24:99-102.
250 Kapitel 3 · Tumoren und nicht neoplastische intrakranielle Raumforderungen
a b c
d e f
. Abb. 3.65a–f Atypischer teratoid/rhabdoider Tumor. a: T2w; b: T1w; c, d: T1w + KM tra und cor; e: DWI, B1000; f: ADC-Map
Bildgebung. . Abb. 3.65, relativ unspezifisch 4 DWI: Diffusionsrestriktion (zellreich), ADC-Werte nicht sig-
Lokalisation: >50% infratentoriell (Kleinhirn, Hirnstamm, nifikant verschieden von PNET-MB
Kleinhirnbrückenwinkel), supratentoriell (hemisphäral oder su- 4 MRS: NAA und Cr deutlich erniedrigt, Cholin erhöht, Lipid-
prasellär) und Laktatpeaks
Morphologie: Irregulär konfiguriert: 4 Spinales MRT +KM: Liquoraussaat?
4 Sehr heterogenes Binnensignal mit Zysten (ca. 35%), Einblu-
tungen, Verkalkungen Differenzialdiagnosen. Medulloblastom, pilozytisches Astro-
4 Minimal bis geringes perifokales Ödem zytom, Ependymom, Plexuskarzinom, Teratom, Gliosarkom.
4 Häufig Hydrozephalus
Literatur
CT: Lee IH, Yoo SY, Kim JH, Eo H, Kim OH, Kim IO, Cheon JE, Jung AY, Yoon BJ.
Atypical teratoid/rhabdoid tumors of the central nervous system: imag-
4 CT nativ: Heterogen hyperdens, Verkalkungen möglich, hy-
ing and clinical findings in 16 children. Clin Radiol. 2009;64:256-64.
podense zystische Anteile Meyers SP, Khademian ZP, Biegel JA, Chuang SH, Korones DN, Zimmerman RA.
4 CT + KM: Heterogene KM-Aufnahme Primary intracranial atypical teratoid/rhabdoid tumors of infancy and
childhood: MRI features and patient outcomes. AJNR Am J Neuroradiol.
MRT: 2006;27:962-71.
Parmar H, Hawkins C, Bouffet E, Rutka J, Shroff M. Imaging findings in primary
4 T1w: Heterogen: teils isointens, Einblutungen hyperintens,
intracranial atypical teratoid/rhabdoid tumors. Pediatr Radiol. 2006;
zystische Anteile leicht hyperintens im Vergleich zum Liquor 36:126-32.
4 T2w/PDw: Heterogen: solider Anteil isointens, Einblutungen Radner H, Blümcke I, Reifenberger G, Wiestler OD. The new WHO classification
hypointens, zystische Areale kräftig hyperintens of tumors of the nervous system 2000. Pathology and genetics. Pathologe.
4 FLAIR: Solide Tumoranteile iso- bis leicht hyperintens, zysti- 2002;23:260-83.
Rumboldt Z, Camacho DL, Lake D, Welsh CT, Castillo M. Apparent diffusion
sche Areale hyperintens
coefficients for differentiation of cerebellar tumors in children. AJNR Am
4 T2*w: Hypointense Areale (= Einblutungen, Verkalkungen) J Neuroradiol. 2006;27:1362-9.
4 T1w + KM: Heterogene KM-Aufnahme, Liquoraussaat mit
leptomeningealen Metastasen (nodulär oder diffus linear)?
3.2 · Tumoren
251 3
3.2.13 Tumoren der Hirnnerven 4 5% gehen vom N. trigeminus aus
und der Spinalnerven 4 1–2% liegen intrazerebral, d.h. im Parenchym
4 Histologisch werden 2 Typen unterschieden:
Schwannome 5 Antoni A: Zellreiche, längliche Zellen
Synonyme. Neurinome, Neurilemmome 5 Antoni B: Zellärmer
4 MRT:
5 T1w: Meist isointens, selten Einblutungen in zystischem Vaskuläre Pathologien
4 Aneurysmen (PICA, SCA, BA)
Anteil
4 Gefäß-Nerv-Kontakte (neurovaskuläre Kompressionssyndrome)
5 T2w: Zystischer Anteil kräftig hyperintens, nodulärer, so- Definition: Anfallsartige spastische Hyperfunktion des jewei-
lider Anteil iso- bis hyperintens ligen Nervs und dadurch bedingte Symptomatik. Hirnstammna-
5 T2*w: Oft Mikroblutungen in AKN nachweisbar → hilf- he Kompression des betroffenen Hirnnervs im Bereich der
3 reich bei DD versus Meningeom »Root-Entry- oder -Exit-Zone« (REZ) durch Gefäße, meist Arte-
rien. (Die REZ wird in Literatur verschieden definiert: Die meis-
5 T1w + KM: Kräftige KM-Aufnahme des nodulären, soli-
ten Autoren bezeichnen den gesamten zisternalen Abschnitt
den Anteils eines Hirnnervs von seinem Austrittspunkt aus dem Hirnstamm
5 DWI: Keine Diffusionsrestriktion, ADC-Wert erhöht bis zum Übergang vom zentralen zum peripheren Myelin als
5 PWI: rCBV-Ratio signifikant niedriger als rCBV bei Me- REZ, andere Autoren bezeichnen lediglich diese Übergangszone
ningeomen → hilfreich bei DD als REZ.) Pathophysiologisch kommt es dadurch mutmaßlich zu
einer Entmarkung des zentralen Myelins. Die Auslösung der
Symptome erfolgt durch direkte pulsatile Kompression und/
Differenzialdiagnosen. oder durch ephaptische Fehlschlüsse, d.h. durch eine patholo-
4 Schwannome der Hirnnerven: Ependymom, Meningeom, gische Reizübertragung zwischen benachbarten, teils demye-
Metastase linisierten Axonen.
4 Intrazerebrale Schwannome: Pleomorphes Xanthoastrozy- Empfohlene Bildgebung: 3-D-CISS (Darstellung der Hirnnerven
im zisternalen Segment), TOF-MRA (zur Darstellung der Arte-
tom, Metastase, Gangliogliom, pilozytisches Astrozytom
rien), kontrastverstärkte MRA (zur Darstellung der Arterien und
der Venen)
Differenzialdiagnose: Pathologien Cave: Asymptomatische Gefäß-Nerv-Kontakte kommen auch
im Kleinhirnbrückenwinkel beim Gesunden vor → dürfen nur in klinischem Kontext als pa-
Neoplastische Raumforderungen thologisch gewertet werden!
4 Schwannom (meist Akustikusschwannom, 7 Kap. 3.2.13): z.B.:
AKN = häufigste Raumforderung im KHBW – Trigeminusneuralgie: Anfallsartige Schmerzen im Ver-
4 Meningeom (petroselläres Meningeom oder mediales Keilbein- sorgungsgebiet des HN V; meist Kontakt mit SCA (. Abb. 3.71)
flügelmeningeom, 7 Kap. 3.2.14) (. Abb. 3.70) – Glossopharyngeusneuralgie: Paroxysmale Schmerzen im
4 Metastasen Bereich des weichen Gaumens, des Rachens und des Zungen-
grundes; meist Kontakt mit AICA
Entzündliche Veränderungen – Vestibularisparoxysmie: Kurze und häufige Schwindel-
4 Ramsey-Hunt-Syndrom = Varizellen-Zoster-Virus-Infektion attacken; meist Kontakt mit AICA (. Abb. 3.72)
der sensorischen Anteile von HN VII und HN VIII und des – Hemispasmus fazialis: Unilaterale unwillkürliche Gesichts-
äußeres Ohres: spasmen; meist Kontakt mit AICA
– Klinik: Fazialisparese, brennende Schmerzen im Ohr, erythe-
matöse Schwellung im Bereich des äußeren Ohrs Angeborene Raumforderungern
– Bildgebung: Hirnnerven HNVII und HNVIII verdickt → T1wFS + 4 Epidermoid (7 Kap. 3.3.1)
KM: lineare bis fusiforme KM-Anreicherung des Meatus acus- 4 Arachnoidalzyste (7 Kap. 5.3)
ticus internus, der HN VII und HN VIII und des äußeren Ohres 4 Lipom (7 Kap. 3.4.2; . Abb. 3.73)
a b c
. Abb. 3.66a–c Akustikusneurinom rechts mit intra- und extrameatalem Anteil (»Eistütchen«-Aspekt). a: T2w; b, c: T1w + KM tra und cor (Pfeil in a–c)
3.2 · Tumoren
253 3
a b c
. Abb. 3.67a–c Akustikusneurinom links mit großem extrameatalem Anteil im Kleinhirnbrückenwinkel und kleinerem intrameatalem Anteil (Pfeile in b und c);
a: T2w; b, c; T1w + KM
a a
b b
c c
. Abb. 3.68a–c Rein intrameatales Schwannom links (Pfeile). a: CISS; . Abb. 3.69a–c Schwannom der Cochlea rechts (Pfeile). Auf der CISS-MRT
b, c: T1w + KM ist das kleine Schwannom als Liquoraussparung in der linken Cochlea er-
kennbar. a: CISS; b, c: T1w + KM tra und cor
254 Kapitel 3 · Tumoren und nicht neoplastische intrakranielle Raumforderungen
a b c
. Abb. 3.70a–c Petroselläres Meningeom im rechten Kleinhirnbrückenwinkel mit Einwachsen in das Cavum Meckeli (Stern). Der Tumor wächst entlang des
Lig. petrosellare (Pfeilspitzen). a: T2w; b, c: T1w + KM
3.2 · Tumoren
255 3
a b
a b c
. Abb. 3.72a–c Vestibularisparoxysmie links durch Gefäß-Nerv-Kontakt zwischen der linken AICA (Pfeile) und dem linken N. vestibulocochlearis
(Pfeilspitzen). Deutlich elongierte A. basilaris (Sterne), zusätzlich auch asymptomatischer Gefäß-Nerv-Kontakt rechts zwischen rechter AICA und rechtem
N. vestibulocochlearis. a: T1 + KM; b, c: CISS (Pfeilspitzen: rechter bzw. linker N. vestibulocochlearis; Pfeile: rechte bzw. linke AICA)
256 Kapitel 3 · Tumoren und nicht neoplastische intrakranielle Raumforderungen
a b
c d
. Abb. 3.74a–d Falxmeningeom mit Einwachsen in den distalen Sinus sagittalis superior. a: T2w; b–d: T1w + KM tra, cor und sag
258 Kapitel 3 · Tumoren und nicht neoplastische intrakranielle Raumforderungen
a b c
. Abb. 3.75a–d Konvexitätsmeningeom. In T2w ist partiell um das Meningeom kein Liquorsaum mehr abgrenzbar (Pfeil in a). In der CE-MRA ist die durale
Blutversorgung des Zentrums gut erkennbar (Pfeil in d). a: T2w; b: T1w + KM; c, d: CE-MRA
a b c
d e
. Abb. 3.76a–e Mediales Keilbeinflügelmeningeom rechts mit intraorbitalen Tumoranteilen (Stern in a und b) und ossärer Destruktion (Pfeil in e).
a: T2w; b–d: T1wFS + KM tra, cor und sag; e: CT nativ im Knochenkernel
a b c
. Abb. 3.77a–c Linksseitiges frontobasales Meningeom. a: T2w, b; c: T1w + KM tra und sag
260 Kapitel 3 · Tumoren und nicht neoplastische intrakranielle Raumforderungen
a b c
. Abb. 3.78a–c Meningeom in der Pinealisloge. a: T2w; b, c: T1w + KM tra und sag
Differenzialdiagnosen. Meningeom (bildgebende DD z.T. Verlauf und Prognose. Gutartig, langsames Wachstum, selten
schwierig bis unmöglich), meningeale Metastase, Lymphom, leptomeningeale Tumoraussaat; Von-Hippel-Lindau-Syndrom
Sarkoidose, Gliosarkom siehe 7 Kap. 3.5.4)
3.2 · Tumoren
261 3
a b c
. Abb. 3.79a–c Hämangioperizytom links mit »dural tail« (Pfeilspitzen in c). a: PDw; b, c: T1w + KM tra und cor
a b c
d e f
Sonstiges. Zum Ausschluss weiterer Hämangioblastome zu- Epidemiologie und Demographie. Beim Erwachsenen dritt-
sätzlich MRT + KM der gesamten spinalen Achse. häufigster Hirntumor hinter Gliomen und Metastasen, in den
Zystenwand enthält nur selten Tumorzellen, besteht meist letzten Jahren zunehmende Inzidenz, v.a. bei immunsupprimier-
aus komprimiertem Tumorgewebe ten oder immunkompromittierten Patienten.
Altersverteilung: Abhängig von Immunstatus:
Bildgebung. . Abb. 3.81, . Abb. 3.82 4 Immunkompetente Patienten: Mittleres bis höheres Lebens-
3 Lokalisation: HSG (meist Kleinhirnhemispären, . Abb. 3.81), alter (Mittel: 60. Lebensjahr)
supratentoriell selten (5–10%, . Abb. 3.82) 4 Bei erworbener Immunschwäche: Jüngere Patienten (30.–
Morphologie: Meistens kleines, umschriebenes, solides Tumor- 40. Lebensjahr)
knötchen + größere Zyste, kann Einblutungen zeigen; seltener 4 Bei angeborener Immunschwäche auch Kinder und Jugend-
rein solider Tumor liche
a b c
d e f
. Abb. 3.81a–f Infratentorielles Hämangioblastom mit kontrastmittelaufnehmendem Knötchen (Pfeil in c). a: T2w; b: T1w; c–e: T1w + KM tra, sag und cor;
f: DWI; B1000
a b c
d e f
. Abb. 3.82a–f Supratentorielles Hämangioblastom mit kontrastmittelaufnehmendem Knötchen (Pfeile in c und e). a, b: T2w; c–f: T1w + KM cor, tra und sag
264 Kapitel 3 · Tumoren und nicht neoplastische intrakranielle Raumforderungen
MRT: Literatur
4 T1w: Kortexiso- bis hypointens; bei Immunschwäche hetero- Bhagavathi S, Wilson JD. Primary central nervous system lymphoma. Arch
Pathol Lab Med. 2008;132:1830-4.
gener (Nekrosen, Einblutungen)
Camacho DL, Smith JK, Castillo M. Differentiation of toxoplasmosis and lym-
4 T2w/PDw: Kortexiso- bis hypointens (sehr zellreich); bei Im- phoma in AIDS patients by using apparent diffusion coefficients. AJNR
munschwäche heterogener (Nekrosen, Einblutungen) Am J Neuroradiol. 2003;24:633-7.
4 FLAIR: Siehe T2w, manchmal auch hyperintens Ernst TM, Chang L, Witt MD, Aronow HA, Cornford ME, Walot I, Goldberg MA.
3 4 T2*w: Hypointense Areale bei Einblutungen Cerebral toxoplasmosis and lymphoma in AIDS: perfusion MR imaging
experience in 13 patients. Radiology. 1998;208:663-9.
4 T1w + KM: Meist KM-Aufnahme, selten fehlende KM-Auf-
Feiden W, Milutinovic S. Primary CNS lymphomas. Morphology and diagnosis.
nahme, Morphologie abhängig vom Immunstatus: Pathologe. 2002;23:284-91.
5 Immunsupprimierte Patienten: Meist randständig, ring- Fischer L, Martus P, Weller M, Klasen HA, Rohden B, Röth A, Storek B, Hummel
förmig M, Nägele T, Thiel E, Korfel A. Meningeal dissemination in primary CNS
5 Immunkompetente Patienten: Meist flächig homogen lymphoma: prospective evaluation of 282 patients. Neurology.
2008;71:1102-1108.
4 DWI: Diffusionsrestriktion mit ADC-Minderung häufig
Mohile NA, Deangelis LM, Abrey LE. Utility of Brain FDG-PET in Primary CNS
4 PWI: rCBV erhöht Lymphoma. Clin Adv Hematol Oncol. 2008;6:818-40.
4 MRS: Unspezifisch, NAA-Erniedrigung, Cholinerhöhung Schroeder PC, Post MJ, Oschatz E, Stadler A, Bruce-Gregorios J, Thurnher MM
Analysis of the utility of diffusion-weighted MRI and apparent diffusion
NUK: coefficient values in distinguishing central nervous system toxoplasmo-
sis from lymphoma. Neuroradiology. 2006;48:715-20.
4 FDG-PET: Hypermetabolimus
a b c
d e
f g
a b
a b c
d e
. Abb. 3.85a–e Primäres ZNS-Lymphom links frontal im Marklager mit frischer hämorrhagischer Imbibierung (Pfeil in e). a: T2w; b: FLAIRw; c: T1w;
d: T1w + KM; e: T2*w
3.2 · Tumoren
267 3
a b c
. Abb. 3.86a–c Thalamisch-mesenzephal lokalisiertes ZNS-Lymphom. a: T2w; b: T1w + KM; c: DWI, B1000
Epidemiologie und Demographie. Selten (ca. 1% aller Hirntu- Bildgebung. . Abb. 3.87 bis . Abb. 3.89
moren), deutlich häufiger in Asien (ca. 10% aller Hirntumoren); Lokalisation: Mittelliniennah; häufigste Lokalisation: Pinealis-
häufigster intrakranieller Keimzelltumor loge; weitere Lokalisationen: suprasellär, Stammganglien, Thala-
Altersverteilung: Kinder und Jugendliche mus; andere Lokalisationen sehr selten
Geschlechtsverteilung: M:F = 1,5–2:1 (Germinome der Pinea- Morphologie: Meist scharf begrenzt; größere Tumoren können
lisloge: M:F = 10:1, supraselläre Germinome: M < F) nekrotische und/oder zystische Anteile und/oder Einblutungen
Assoziiert mit: zeigen; evtl. Hydrozephalus
4 Neurofibromatose Typ 1 CT:
4 Down-Syndrom 4 CT nativ: Umschriebene, hyperdense RF
4 Klinefelter Syndrom 4 CT + KM: Kräftige, homogene KM-Aufnahme
5 Liquoraussaat?
Klinik. Abhängig von Lokalisation: 5 Infiltration des angrenzenden Parenchyms (z.B. Ventri-
4 Pinealisregion: Parinaud-Syndrom (vertikale Blickparese kelwand)
und Konvergenzstörung)
5 Hydrozephalus → Zeichen eines erhöhten intrakraniellen MRT:
Drucks 4 T1w: Kortexiso- bis hyperintens
5 Diabetes insipidus 4 T2w: Kortexiso- bis hyperintens (zellreich), nekrotische oder
4 Supraselläre Zisterne: Gesichtsfeldausfälle, Diabetes insi- zystische Anteile kräftig hyperintens, ggf. hypointense Areale
pidus, hypothalamisch-hypophysäre Funktionsstörungen bei Einblutungen
(z.B. Amenorrhö, hypogonadotroper Hypogonadismus, Hy- 4 FLAIR: Leicht hyperintens im Vergleich zum Cortex
perprolaktinämie, Nebennierenrindeninsuffizienz, Wachs- 4 DWI: Diffusionsrestriktion (zellreich)
tumshormonmangel) 4 T2*w: Ggf. hypointense Areale bei Einblutungen
4 Stammganglien/Thalamus: Hemiparese, Diabetes insipidus 4 T1w + KM: Kräftige, homogene KM-Aufnahme
5 Liquoraussaat?
Verlauf und Prognose. Maligner Tumor, der jedoch sehr strah- 5 Infiltration des angrenzenden Parenchyms (z.B. Ventrikel-
len- und chemotherapiesensibel ist → unter Therapie: 5-JÜR wand)
ca. 90% 4 MRS: NAA erniedrigt, Cholin erhöht, Laktatpeak möglich
4 Spinales MRT + KM: Metastasenausschluss!
> Germinome neigen zum invasivem Wachstum und
zur Liquoraussaat, deshalb zum Metastasenausschluss
immer ein spinales MRT + KM anfertigen.
268 Kapitel 3 · Tumoren und nicht neoplastische intrakranielle Raumforderungen
Klassifikation.
4 Reifes Teratom Embryonale Karzinome
4 Unreifes Teratom Definition. Maligner Keimzelltumor aus undifferenzierten Zel-
4 Teratom mit maligner Transformation len mit epithelialem Charakter.
Epidemiologie und Demographie. Ca. 3% aller pädiatrischen Epidemiologie und Demographie. Sehr selten, in Asien häu-
Hirntumoren, in Asien häufiger figer.
Altersverteilung: Neugeborene, Säuglinge (oft Nachweis schon Altersverteilung: Kinder meist kurz vor der Pubertät, selten
in utero) Kleinkinder
Geschlechtsverteilung: M > F Geschlechtsverteilung: M > F
Klinik. Parinaud-Syndrom (vertikale Blickparese und Konver- Klinik. Zeichen eines erhöhten intrakraniellen Drucks, Pa-
genzlähmung), Makrozephalus rinaud-Syndrom bei Lokalisation in der Pinealisloge, Sehstö-
rungen bei suprasellärer Lokalisation, endokrine Funktionsstö-
Verlauf und Prognose. Abhängig von der histologischen Klas- rungen
sifikation und der Größe des Tumors; insgesamt schlechte Prog-
nose bei Feten. Sonstiges. Liquoraussaat → präoperative MRT + KM der gesam-
ten spinalen Achse!
Bildgebung.
Lokalisation: Mittellinie: Chiasma opticum, Pinealisloge, meist Bildgebung. Bildgebende DD versus andere intrakranielle
supratentoriell Keimzelltumoren schwierig.
Morphologie: Kleine Tumoren sind rundlich bis lobuliert, kön- Lokalisation: Mittellinie: Pinealisloge, suprasellär
nen riesig (holozephal) sein. Morphologie: Glatt begrenzt rundlich oder lobuliert, heterogen,
CT: Zysten und Einblutungen; Hydrozephalus
4 CT nativ: »Buntes Bild«: fettige Anteile, Verkalkungen, Zys- CT:
ten und solide, weichteildichte Tumoranteile 4 CT nativ: Iso- bis hyperdens
4 CT + KM: KM-Anreicherung des weichteildichten Tumor- 4 CT + KM: Solide Anteile zeigen KM-Aufnahme; Liquoraus-
anteils saat?
MRT:
4 T1w: Inhomogene Binnenstruktur: fettige Anteile sind hy-
perintens, verkalkte Anteile zeigen variable Signalintensität,
zystische Anteile sind hypointens
4 T1w + FS: DD fettige Anteile versus Einblutungen
3.2 · Tumoren
269 3
a b c
d e f
g h i
. Abb. 3.87a–i Germinom mit Manifestation in der Pinealisloge (Sterne) und am Infundibulum (Pfeilspitzen) und spinaler Aussaat (Pfeil in h). a, b: FLAIRw tra
und cor; c: T2w; d–f: T1w + KM, tra und sag; g: DWI, B1000; h: CT nativ (Pfeil: kleine Verkalkung); i: T1 + KM sag
270 Kapitel 3 · Tumoren und nicht neoplastische intrakranielle Raumforderungen
a b c
. Abb. 3.88a–c Germinom mit Manifestation in der Pinealisloge (Stern in a und c), suprasellär (Pfeilspitzen in c) und in der Fossa interpeduncularis (durch-
gestrichene Pfeile in b und c) sowie subependymal (gebogener Pfeil in a). a–c: T1w + KM, tra und sag
a b
. Abb. 3.89a, b Partiell verkalktes Germinom in der Pinealisloge (Pfeilspitzen in b). a: CT nativ (Pfeil: Verkalkungen); b: T1w nativ sag
a b c
. Abb. 3.90a–c Teratom in der Pinealisloge und der Cisterna quadrigemina mit größeren zystischen Anteilen. a: CT nativ, b, c: T1w + KM tra und sag
3.2 · Tumoren
271 3
a b c
d e f
. Abb. 3.91a–f Vorwiegend hypothalamisch lokalisiertes Teratom. a, b: CT nativ (Pfeil in a: kleine Verkalkungen); c: T2w; d–f: T1w + KM tra, cor und sag
Bildgebung. . Abb. 3.92 bis . Abb. 3.96 Altersverteilung: Inzidenz nimmt im Alter zu. Die Prävalenz ist
Lokalisation: Überall möglich; oft an der Mark-Rinden-Grenze; bei Patienten >65 Jahre am höchsten.
supratentoriell > infratentoriell; seltene extraparenchymale Loka- Geschlechtsverteilung: M etwas > F
lisationen sind: Leptomeningen, Sellaregion (. Abb. 3.96), Pinea-
lisloge, Plexus choroideus, Ventrikelependym Klinik. Abhängig von Lokalisation: Anfälle, fokal neurologische
Morphologie: In der Regel rundlich, glatt begrenzt; in ca. 50% Ausfälle; »schlaganfallartige« klinische Präsentation als ICB
3 der Fälle multipel. Variables perifokales Ödem von leicht bis aus- möglich
geprägt. Einige Metastasen neigen zu Einblutungen → initiale
Präsentation als ICB möglich. Sehr selten: Diffus infiltrierendes Verlauf und Prognose. Auftreten meist im Spätstadium einer
Wachstum mit perivaskulärer Ausbreitung (z.B. perivaskuläres Tumorerkrankung → Prognose schlecht
Lymphom) oder perineuronaler Ausbreitung.
CT: Sonstiges.
4 CT nativ: Iso- bis hypodens, hyperdens wenn eingeblutet 4 Liquorpunktion ist die Methode der Wahl zum Nachweis von
4 CT + KM: Kräftiges, noduläres oder randständiges Enhance- Tumorzellen
ment 4 Solide Tumoren, die zu einer Meningeosis neigen: Mamma-
karzinom, Bronchialkarzinom, malignes Melanom
MRT:
4 T1w: Bildgebung. . Abb. 3.97
5 Meist iso- bis hypointens, hyperintens falls subakut ein- Goldstandard zum Nachweis einer Meningeosis neoplastica ist
geblutet der Nachweis von Tumorzellen im Liquor, nicht die Bildgebung!
5 einige Metastasen sind primär T1w-hyperintens, z.B. Me- Lokalisation: Ventrikelwände, Meningen
tastasen des malignen Melanoms (. Abb. 3.95) Morphologie: kleinknotige oder rasenförmige Ausbreitung; evtl.
4 T2w/PDw/FLAIR: Variabel, meist mäßig hyperintens, mäßig Hydrozephalus
bis deutlich hyperintenses perifokales Ödem CT: Wenig sensitiv; evtl. Hydrozephalus als Hinweis
4 T2*w: Hypointens, wenn eingeblutet MRT:
4 T1w + KM:
> MRT vor einer geplanten Liquorpunktion durchführen,
5 Meist kräftige KM-Aufnahme
da sonst diagnostische Unsicherheit durch postpunk-
5 T1wFS + KM oder T1w + KM + Magnetisierungstransfer
tionelle unspezifische KM-Aufnahme!
können die Sensitivität erhöhen
5 Eine doppelte oder dreifache KM-Dosis erhöht die Sensi- 4 T2w: Hydrozephalus?
tivität für den Nachweis parenchymaler Metastasen 4 T1w + KM (zerebral und spinal): Kleinknotige oder rasenför-
5 Spätaufnahmen (nach 20–30 min): Evtl. Nachweis wei- mige KM-Aufnahme der Meningen
terer Läsionen
4 DWI: ADC-Wert meist erhöht, keine Diffusionsrestriktion Literatur
4 PWI: rCBV bei hypervaskularisierten Metastasen (Malignes Guzel A, Maciaczyk J, Dohmen-Scheufler H, Senturk S, Volk B, Ostertag CB,
Nikkhah G. Multiple intracranial melanoma metastases: case report and
Melanom, Nierenzellkarzinom) erhöht
review of the literature. J Neurooncol. 2009;93:413-20.
4 MRS: Cr-Peak fehlt in bis zu 85% der Fälle, oft Lipid- und Hollingworth W, Medina LS, Lenkinski RE, Shibata DK, Bernal B, Zurakowski D,
Laktatpeaks, deutlich Cho-Peak; geringe diagnostische Wer- Comstock B, Jarvik JG. A systematic literature review of magnetic reso-
tigkeit für DD Metastase versus High-Grade-Gliom nance spectroscopy for the characterization of brain tumors. AJNR Am J
Neuroradiol. 2006;27:1404-11.
Hsieh MJ, Lu CH, Tsai NW, Lui CC, Chuang YC, Huang CR, Chen SF, Chang CC,
Differenzialdiagnosen. Glioblastom, anaplastisches Astrozy-
Chang HW, Chang WN. Prediction, clinical characteristics and prognosis
tom, Oligodendrogliom, Abszess, MS, ADEM of intracerebral hemorrhage in hepatocellular carcinoma patients with
intracerebral metastasis. J Clin Neurosci. 2009;16:394-8.
Meningeosis neoplastica Lukas L, Devos A, Suykens JA, et al. Brain tumor classification based on long
Synonyme. in Abhängigkeit vom Primärtumor auch Menin- echo proton MRS signals. Artif Intell Med. 2004;31:73-89.
Opstad KS, Murphy MM, Wilkins PR, et al. Differentiation of metastases from
geosis carcinomatosa (bei Karzinomen), Meningeosis lympho-
high-grade gliomas using short echo time 1H spectroscopy. J Magn
matosa (bei Lymphomen), Meningeosis sarcomatosa (bei Sarko- Reson Imaging. 2004;20:187-92.
men) Yuh WT, Tali ET, Nguyen HD, Simonson TM, Mayr NA, Fisher DJ. The effect
of contrast dose, imaging time, and lesion size in the MR detection of
Definition. Ausbreitung von Tumorzellen im Liquorraum intracerebral metastasis. AJNR Am J Neuroradiol. 1995;16:373-80.
a b c
. Abb. 3.92a–c Singuläre Metastase eines Bronchialkarzinoms in der rechten Kleinhirnhemisphäre. a: T2w; b: T1w + KM; c: DWI, B 1000
a b
c d
. Abb. 3.93a–d Singuläre Metastase eines Bronchialkarzinoms links temporal. a: T2w; b, c: T1 w + KM; d: DWI, B1000
274 Kapitel 3 · Tumoren und nicht neoplastische intrakranielle Raumforderungen
a b c
. Abb. 3.94a–c Große, überwiegend zystische Metastase rechts. a: T2w; b, c: T1w + KM, tra und sag
a b c
d e f
. Abb. 3.95a–f Multiple Melanommetastasen. a: FLAIR w; b: T1w nativ; c: T2*w; d–f: T1w + KM tra, cor und sag
a b c
. Abb. 3.96a–c Meningeale Metastasierung eines Tränengangkarzinoms. a–c: T1w + KM tra und sag
3.2 · Tumoren
275 3
a b
c d
. Abb. 3.97a–d Meningeosis carcinomatosa bei Mammakarzinom mit leptomeningealer KM-Aufnahme (b–d).
a: PDw; b-d: T1w + KM tra, sag und cor
3.2.19 Tumoren der Sellaregion Klinik. Mikroadenome sind oft asymptomatisch, sofern sie nicht
hormonaktiv sind (s. u.). Bei hormonaktiven Hypophysenadeno-
Hypophysenadenom men treten endokrine Funktionsstörungen auf:
Definitionen. Bei einem Hypophysenadenom handelt es sich 4 Prolaktin-produzierendes Adenom: Amenorrhö, Galaktorrhö
um einen gutartigen intra- und suprasellären Tumor, der von den 4 Wachstumshormon-produzierendes Adenom: Akromegalie,
Pituizyten der Adenohypophyse ausgeht. Gigantismus
Mikroadenom: Hypophysenadenom bis 10 mm Durchmesser
Makroadenom: Hypophysenadenom über 10 mm Durchmesser Bei Makroadenomen Gesichtsfeldausfälle durch Chiasmakom-
pression → bitemporale Hemianopsie.
WHO-Klassifikation. WHO-Grad I, Karzinome sind äußerst
selten. Verlauf und Prognose. Gutartig, in der Regel langsames Wachs-
tum, jedoch variabel; maligne Entartung extrem selten; manche
Epidemiologie und Demographie. Hypophysenadenome zeigen eine hohe Rezidivrate.
4 10–15% aller intrakraniellen Tumoren Komplikation: Hypophysenapoplex bei Einblutung (7 Exkurs
4 10–20% Inzidenz in der Allgemeinbevölkerung und bei Aut- »Nicht neoplastische intra- und paraselläre Erkrankungen)
opsien (viele »Inzidentaloma«), dabei v.a. asymptomatische
Mikroadenome Sonstiges. Hypophysenmikro- und -makroadenome können
4 ca. 60% der symptomatischen Adenome sind Makroade- hormonaktiv sein (75%), am häufigsten produzieren sie Pro-
nome laktin, können aber auch ACTH, Wachstumshormon, TSH oder
gonadotrope Hormone sezernieren.
Altersverteilung: Jüngere Erwachsene bis Erwachsene mittleren
Alters
Geschlechtsverteilung: Prolaktiome: M < F
276 Kapitel 3 · Tumoren und nicht neoplastische intrakranielle Raumforderungen
a b
c d
. Abb. 3.98a–d Mikroadenom der Hypophyse, dynamische Untersuchung; das Mikroadenom stellt sich auf
den frühen dynamischen Aufnahmen relativ hypointens im Vergleich zum normalen Hypophysengewebe dar
(Pfeile in b und c). a–d: Ausgewählte, koronare, T1-gewichtete Schichten einer dynamischen Untersuchung
während der Gabe eines KM-Bolus
a b
. Abb. 3.99a, b Mikroadenom der Hypophyse; das Mikroadenom zeigt eine im Vergleich zum normalen
Gewebe der Adenohyphyse verminderte KM-Aufnahme (Pfeil in b). a: T1w nativ cor; b: T1w + KM cor
278 Kapitel 3 · Tumoren und nicht neoplastische intrakranielle Raumforderungen
a b c
. Abb. 3.100a–c Intra- und suprasellär wachsendes Makroadenom der Hypophyse, das das Chiasma opticum etwas pelottiert (Pfeil in c). a, b: T2w cor
und sag; c: T1w + KM cor
a b
. Abb. 3.101a–c Intra- und suprasellär wachsendes Hypophysenadenom mit beidseitigem Einwachsen in den
Sinus cavernosus und Pelottierung des Chiasmas (Pfeile in c). a: T1w + KM cor; b, c: CISS cor und tra
a b c
. Abb. 3.102a–c Planum sphenoidale Meningeom als Differentialdiagnose des Hyppophysenadenoms. a: T2w cor; b, c: T1w + KM cor und sag. Das Menin-
geom breitet sich mit breitbasigem Durakontakt entlang des Planum sphenoidale nach ventral aus (b).
3.2 · Tumoren
279 3
Bildgebung. . Abb. 3.103 bis . Abb. 3.106 4 T2w (3 mm cor + sag)/PDw/FLAIR:
Lokalisation: Intra- und suprasellär (prä- oder postchiasma- 5 Solider Anteil: Heterogen iso- bis hyperintens
tisch); Ausdehnung bis in die vordere, mittlere oder hintere Schä- 5 Zysten hyperintens, verkalkte Areale hypointens
delgrube möglich; sehr selten ektopes Wachstum (z.B. präponti- 5 Evtl. hyperintenses Signal in angrenzenden Anteilen des
ne Zisterne, Sylvische Fissur) Hirnparenchyms (Gliose, Liquordiapedese, Tumorinfil-
Morphologie: tration)
4 Adamantinöser Typ: »Buntes Bild« mit soliden Anteilen, un- 4 CISS: Anatomische Detailinformation hinsichtlich der Zys-
terschiedlich großen zystischen Anteilen, Verkalkungen ten und der Zystenwände und der anatomischen Beziehung
4 Papillärer Typ: Homogener, selten Verkalkungen zu Hirnnerven und zum Chiasma opticum
4 DWI: Variabel, abhängig vom Zysteninhalt: ADC-Wert in
CT: Zysten signifikant niedriger als ADC-Wert in Rathke-Ta-
4 CT nativ: schenzysten
5 Adamantinöser Typ: Verkalkungen, solide Anteile iso- 4 T2*w: Hypointense Areale entsprechen Verkalkungen
dens, zystische Anteile hypodens 4 T1w + KM (3 mm cor + sag): Heterogene KM-Aufnahme
5 Papillärer Typ: Weitgehend isodens des soliden Anteils und kräftige KM-Aufnahme der Zysten-
4 CT + KM: Homogene KM-Aufnahme des soliden Anteils und wände
KM-Aufnahme der Zystenwände 4 MRS: Lipide
4 MRA: Gefäße (ACI, ACA, BA) können verdrängt oder um-
MRT: wachsen werden
4 T1w (3 mm cor + sag):
5 Solide Anteile: isointens oder heterogen Differenzialdiagnosen. Rathke-Taschenzyste, Hypophysen-
5 Signal der Zysten von Zysteninhalt abhängig → oft leicht adenom, Optikusgliom, Arachnoidalzyste, Dermoidzyste, Epi-
hyperintens (proteinreicher Inhalt) dermoidzyste, thrombosiertes Riesenaneurysma der ACI
a b c
d e f
. Abb. 3.103a–f Kraniopharyngeom mit kleinem intra- und größerem suprasellären Anteil und kleiner Verkalkung (hyperdens in f). a: T2w; b: PDw;
c–e: T1w + KM tra, cor und sag; f: CT nativ
280 Kapitel 3 · Tumoren und nicht neoplastische intrakranielle Raumforderungen
a b
a b c
. Abb. 3.105a–c Überwiegend zystisches Kraniopharyngeom. a: T2w cor; b: T1w nativ cor; c: T1w + KM cor
a b c
. Abb. 3.106a–c Großes intra- und supraselläres Kraniopharyngeom mit Einwachsen in den Sinus cavernosus beidseits. a: T2w cor; b: T1w + KM cor; c: CISS tra
3.2 · Tumoren
281 3
Literatur Selläre Metastasen
Bikmaz K, Guerrero CA, Dammers R, Krisht AF, Husain MM. Ectopic recur- Selläre Metastasen sind eine seltene Ursache intra- und para-
rence of craniopharyngiomas: case report. Neurosurgery. 2009;64:
sellärer Raumforderungen.
E382-3.
Garrè ML, Cama A. Craniopharyngioma: modern concepts in pathogenesis
Häufigste Primärtumoren: Mamma- und Bronchialkarzinom
and treatment. Curr Opin Pediatr. 2007;19:471-9.
Kunii N, Abe T, Kawamo M, Tanioka D, Izumiyama H, Moritani T. Rathke’s cleft Klinik. Unspezifisch; häufigstes klinisches Initialsymptom ist ein
cysts: differentiation from other cystic lesions in the pituitary fossa by use Diabetes insipidus.
of single-shot fast spin-echo diffusion-weighted MR imaging. Acta Neuro-
chir (Wien). 2007;149:759-69. Bildgebung. Unspezifisch, . Abb. 3.107
Ohmori K, Collins J, Fukushima T. Craniopharyngiomas in children. Pediatr
Neurosurg. 2007;43:265-78. Literatur
Sun X, Liang C, Liu C, Liu S, Deng K, He J. Oculomotor paralysis: 3D-CISS MR Komninos J, Vlassopoulou V, Protopapa D, Korfias S, Kontogeorgos G, Sakas DE,
imaging with MPR in the evaluation of neuralgic manifestation and the Thalassinos NC. Tumors metastatic to the pituitary gland: case report and
adjacent structures. Eur J Radiol. 2008; Dec 17. [Epub ahead of print]. literature review.J Clin Endocrinol Metab. 2004;89:574-80.
a b
. Abb. 3.107a–c Intra- und suprasellär wachsende Metastase. a, b: T1w + KM cor und sag; c: CISS cor
a b
. Abb. 3.108a, b Ektope Neurohypophyse (Pfeile), als hyperintense Struktur in T1w nativ gut erkennbar. a: T1w nativ sag;
b: T2w sag
3.2 · Tumoren
283 3
a b
. Abb. 3.109a, b Ektope Neurohypophyse (Pfeile). a: T1w nativ sag; b: T2w sag
a b
. Abb. 3.110a–c Lipom (Pfeil in a und b) in der suprasellären Zisterne (am Tuber cinereum) als
Differenzialdiagnose zur ektopen Neurohypophyse. In der fettgesättigten Aufnahme (c) ist das Lipom
nicht mehr erkennbar, die hyperintens Neurohypophyse ist dagegen weiterhin gut abgrenzbar (Pfeil-
spitze in c). a: T1w nativ cor; b: T1w + KM sag; c: T1w nativ sag mit Fettsättigung (Pfeilspitze: regelhafte
c
Neurohypophyse)
a b c
. Abb. 3.111a–c Hypophysenapoplex. Einblutungen sind hypointens in T2 (a) und hyperintens in T1w (b, c). a: T2w cor; b, c: T1w nativ cor und sag
284 Kapitel 3 · Tumoren und nicht neoplastische intrakranielle Raumforderungen
a b c
d e f
. Abb. 3.112a–f Hypophysitis. Vergrößerte, kräftig KM-anreichernde Hypophyse. a, b: T2w cor und sag; c: FLAIRw tra; d: T1w nativ; e, f: T1w + KM cor
und sag
a b c
. Abb. 3.113a–c Hypophysitis. a: T1w nativ sag; b, c: T1w + KM sag und tra
3.2 · Tumoren
285 3
a b
c d
e f
. Abb. 3.114a–f Hypophysitis mit zentraler Einschmelzung (hypointens in T1w, hyperintens in T2w). a: T2w cor; b: CISS cor; c: T1w nativ;
d–f: T1w + KM tra, cor und sag
286 Kapitel 3 · Tumoren und nicht neoplastische intrakranielle Raumforderungen
a b c
. Abb. 3.115–c Empty Sella. Hypophyse ist ausgewalzt am Sellaboden nachweisbar (Pfeil in c). a: T2w tra; b, c: T1w + KM tra und sag
a b
. Abb. 3.116a, b Physiologische Hypertrophie der Hypophyse mit konvexer oberer Berandung bei junger Frau. a: T1w nativ sag; b: T2w sag
3.3 Nicht neoplastische zystische Verlauf und Prognose. Langsames Wachstum; sehr selten ma-
intrakranielle Raumforderungen ligne Entartung
Komplikation: Meningitis bei Leckage des Inhalts
3.3.1 Angeborene Einschlusszysten
Bildgebung. . Abb. 3.117, . Abb. 3.118
Epidermoidzyste Lokalisation: 90% intradural, am häufigsten zisternal (Klein-
Synonyme. Epidermoid hirnbrückenwinkel, Cisterna quadrigemina)
Weitere Lokalisationen:
Definition. Angeborene Einschlusszysten, die durch den Ein- 4 IV. Ventrikel, supra- oder parasellär, Sylvische Fissur, Inter-
schluss ektodermalen Gewebes in das Neuralrohr entstehen und hemisphärenspalt
typischerweise Cholesterin und Keratin enthalten. 4 Intraventrikulär im Bereich des Temporalhorns oder des
III. Ventrikels
Epidemiologie und Demographie. Häufiger als das Dermoid, 4 Sehr selten im Bereich der Diploe der Schädelkalotte → Kno-
ca. 1% aller primär intrakraniellen Tumoren. chenarrosion
Altersverteilung: Junges bis mittleres Erwachsenenalter (Alters-
gipfel: 40. Lebensjahr) Morphologie: Lobuliert, »blumenkohlartig«, umschließt Hirn-
Geschlechtsverteilung: M = F nerven, Gefäße; selten Einblutungen oder Verkalkungen
CT:
Klinik. Von der Lokalisation abhängig. Häufigstes Symptom: 4 CT nativ: Meist hypodens, weitgehend liquorisodens, selten
Kopfschmerzen; Hirnnervenausfälle (HN V, VII, VIII); selten Verkalkungen; sehr selten hyperdens
Diabetes insipidus. 4 CT-Knochenkernel: Scharf begrenzte Knochenerosion bei
Kann lange klinisch asymptomatisch sein. Epidermoid im Bereich der Diploe der Schädelkalotte
4 CT + KM: In der Regel keine KM-Aufnahme, sehr selten mar-
ginale KM-Aufnahme im Randbereich
3.3 · Nicht neoplastische zystische intrakranielle Raumforderungen
287 3
MRT: 4 Bei suprasellärer Lokalisation evtl. Gesichtsfeldausfälle
4 T1w: 4 Symptome durch Kompression von Hirnnerven und/oder
5 Ca. ¾ sind liquorisointens Gefäßen
5 Bei hohem Triglyceringehalt selten hyperintens im Ver-
gleich zum Hirnparenchym Verlauf und Prognose. Gutartig; langsames Wachstum. Sehr sel-
5 Bei hohem Keratin und Cholesterolgehalt selten hypo- ten maligne Transformation. Rezidive nach Resektion möglich.
intens im Vergleich zum Liquor Komplikation: Zystenruptur → aseptische Meningitis, signifikan-
4 T2w: Liquoriso- bis leicht hyperintens te Morbidität (Anfälle, Vasospasmus, Infarkte, Vigilanzminde-
4 PDw: Meist hyperintens versus Liquor, seltener isointens mit rung bis hin zum Koma) und Mortalität. Die Rupturgefahr steigt
hyperintensem Randsaum mit Größe der Zyste.
4 FLAIR: Meist leicht hyperintens versus Liquor, sensitiver als
T1w und T2w Sonstiges. Kann Haarfollikel enthalten.
4 DWI: Diffusionsrestriktion → hohes Signal im B1000-Bild,
ADC-Wert ähnlich dem der Hirnrinde Bildgebung. . Abb. 3.119
4 T2*w: Evtl. Verkalkungen, Einblutungen Lokalisation:
4 T1w + KM: In der Regel keine KM-Aufnahme, sehr selten 4 Am häufigsten Sella, supra- oder parasellär, frontobasal, sel-
marginale KM-Aufnahme im Randbereich, bei Malignisie- tener HSG: Vermis, IV. Ventrikel, intraventrikulär
rung → KM-Aufnahme 4 Falls rupturiert subarachnoidale oder intraventrikuläre Aus-
4 MRS: Laktatpeak breitung des Zysteninhalts
Differenzialdiagnosen. Arachnoidalzyste, zystischer Tumor Morphologie: Glatt begrenzt, rundlich oder lobuliert, fetthaltig;
(z.B. zystisches Schwannom), Dermoidzyste randständige Verkalkungen möglich
CT:
Literatur 4 CT nativ: Fettisodens, in ca. 20% Verkalkungen im Randbe-
Chen S, Ikawa F, Kurisu K, Arita K, Takaba J, Kanou Y. Quantitative MR evalua- reich
tion of intracranial epidermoid tumors by fast fluid-attenuated inversion
5 Ruptur: Verteilung fettisodenser Tröpfchen im Subarach-
recovery imaging and echo-planar diffusion-weighted imaging. AJNR
Am J Neuroradiol. 2001;22:1089-96.
noidalraum bzw. intraventrikulär (→ evtl. Flüssigkeits-
Hakyemez B, Aksoy U, Yildiz H, Ergin N. Intracranial epidermoid cysts: diffu- Fett-Spiegel in den Ventrikeln)
sion-weighted, FLAIR and conventional MR findings. Eur J Radiol. 2005; 5 Äußerst selten »dichtes Dermoid« mit hoher Dichte im
54:214-20. CT
Hu XY, Hu CH, Fang XM, Cui L, Zhang QH. Intraparenchymal epidermoid cysts
4 CT + KM: Keine KM-Aufnahme
in the brain: diagnostic value of MR diffusion-weighted imaging. Clin
Radiol. 2008;63:813-8.
Lai PH, Hsu SS, Ding SW, Ko CW, Fu JH, Weng MJ, Yeh LR, Wu MT, Liang HL, MRT:
Chen CK, Pan HB. Proton magnetic resonance spectroscopy and diffu- 4 T1w: Meist hyperintens (Lipide)
sion-weighted imaging in intracranial cystic mass lesions. Surg Neurol. 5 Ruptur: Kräftig hyperintense Tröpfchen im Subarachnoi-
2007; 68 Suppl 1:S25-36.
dalraum bzw. intraventrikulär
5 Das sehr seltene »dichte Dermoid« ist sehr hyperintens
Dermoidzyste 4 T1w FS: Supprimierung des hohen Fettsignals
Definition. Ektodermale, kongenitale Einschlusszyste, die außer 4 T2w: Heterogen hypo- bis hyperintens, Chemical Shift-Arte-
ektodermalen Zellelementen auch Talg- und Schweißdrüsen und fakte in Frequenzkodierrichtung
Haarfollikel enthalten kann. 5 Ruptur: Hyperintense Tröpfchen im Subarachnoidalraum
bzw. intraventrikulär
Epidemiologie und Demographie. Deutlich seltener als Epi- 5 Evtl. enthaltene Haarfollikel stellen sich als feinste lineare
dermoidzyste. hypointense Strukturen dar
Altersverteilung: Junges bis mittleres Erwachsenenalter 5 Das sehr seltene »dichte Dermoid« ist sehr hypointens
Geschlechtsverteilung: M etwas > F 4 DWI: Nicht hyperintens: Differenzialdiagnostisch wertvoll zur
Assoziiert mit: Abgrenzung gegenüber dem Epidermoid
4 Okzipitalem oder nasofrontalem Dermalsinus 4 T1w + KM: Keine KM-Aufnahme; nach Ruptur kräftiges me-
4 Goldenhar-Syndrom ningeales Enhancement wegen induzierter Meningitis
4 Lipomen 4 MRS: Kräftige Lipidpeaks
4 DSA: Evtl. deutliche Vasospasmen nach Ruptur
Klinik.
4 Häufig: Kopfschmerzen (jüngere Patienten), Anfälle (ältere Differenzialdiagnosen. Epidermoidzyste, Kraniopharyngeom,
Patienten) Teratom, Lipom
4 Selten: Diabetes insipidus, Hypopituiarismus, Hirnnerven-
ausfälle Arachnoidalzysten
Siehe 7 Kap. 5.3
288 Kapitel 3 · Tumoren und nicht neoplastische intrakranielle Raumforderungen
a b c
d e
. Abb. 3.117a–e Epidermoid in der Pinealisloge. a, b: T1w + KM tra und cor; c: T2w; d: DWI, B1000; e: ADC-MAP mit ADC-Minderung im Epidermoid
a b c
. Abb. 3.118a–c Infratentoriell lokalisiertes Epidermoid. a: T2w; b: T1w nativ; c: DWI, B1000: Diffusionsrestriktion
3.3 · Nicht neoplastische zystische intrakranielle Raumforderungen
289 3
a b c
d e f
. Abb. 3.119a–f Dermoidzyste im Uncus des rechten Temporallappens mit fokaler Verkalkung im CT (Pfeil in e). a: T1w nativ; b: T1w + KM; c: T2*w;
d: FLAIRw cor; e, f: CT nativ
3.3.2 Endo- oder ektodermale Zysten Bildgebung. . Abb. 3.120, . Abb. 3.121
Lokalisation: intraventrikulär, im Bereich der Foramina Monroi
Kolloidzyste (Dach des III. Ventrikels); andere Lokalisationen sind Raritäten
Definition. Vom embryonalen Endoderm ausgehende, meist im (<1%)
III. Ventrikel lokalisierte Zyste. Morphologie: glatt begrenzt, rundlich bis oval, »walzt« typischer-
weise die anterioren Fornixschenkel aus (. Abb. 3.121); sehr sel-
Epidemiologie und Demographie. Relativ selten, Inzidenz ca. ten Einblutungen oder Verkalkungen, evtl. Hydrozephalus
3,2/1 Mio./Jahr; ca. 1% der primären Hirntumoren, ca. 1/5 der CT:
intraventrikulären Tumoren ! Kolloidzysten können manchmal im CT besser erkennbar
Altersverteilung: Mittleres Erwachsenenalter (30.–40. Lebens- sein, wenn sie im MRT in T1w und T2w isointens zum Liquor
dekade) sind.
Geschlechtsverteilung: M = F
4 CT nativ: Meist hyperdens (2/3 der Fälle), selten iso- oder
hypodens
Klinik. Bei Hydrozephalus Zeichen eines erhöhten intrakrani-
4 CT + KM: In der Regel keine KM-Aufnahme
ellen Drucks: am häufigsten Kopfschmerzen, seltener Übelkeit,
Erbrechen. Asymptomatischer Zufallsbefund möglich (bis zu MRT:
50%). 4 T1w: Signalintensität vom Zysteninhalt abhängig; meist hy-
perintens (2/3 der Fälle), selten isointens zum Liquor
Verlauf und Prognose. Variabel: Bei bis zu 90% der Fälle kons- 4 T2w/PDw: Variabel, abhängig vom Wassergehalt; meist liquor-
tante Größe, v.a. bei älteren Patienten mit kleinen Zysten. Bei ca. isointens, selten Flüssigkeitsspiegel
10% der Fälle relativ rasche Größenzunahme mit der Gefahr des 4 FLAIR: Hyperintens zum Liquor, keine Unterdrückung des
akuten Hydrozephalus. Flüssigkeitssignals!
4 T1w + KM: In der Regel keine KM-Aufnahme, selten ringför-
Sonstiges. Zysteninhalt mit variabler Viskosität, proteinreich, mige Anreicherung
enthält Cholesterol. 4 DWI: Keine Diffusionsrestriktion
4 MRS: Bei extraventrikulär lokalisierter Kolloidzyste Peak bei
2,0 ppm beschrieben → Glykoproteine
290 Kapitel 3 · Tumoren und nicht neoplastische intrakranielle Raumforderungen
Literatur
Armao D, Castillo M, Chen H, Kwock L. Colloid cyst of the third ventricle: imag-
ing-pathologic correlation. AJNR Am J Neuroradiol. 2000;21:1470-7.
Mamourian AC, Cromwell LD, Harbaugh RE. Colloid cyst of the third ventricle:
sometimes more conspicuous on CT than MR. AJNR Am J Neuroradiol.
1998;19(5):875-8.
Periakaruppan A, Kesavadas C, Radhakrishnan VV, Thomas B, Rao RM. Unique
MR spectroscopic finding in colloid-like cyst. Neuroradiology.
2008;50:137-44. b
Plexus-choroideus-Zyste
Definition. Neuroepitheliale Zyste des Plexus choroideus, deren
Wand aus komprimiertem Bindegewebe besteht.
a b c
d e f
. Abb. 3.122a–f Plexus-choroideus-Zysten beidseits im Trigonum der Seitenventrikel (Sterne). a: T2w; b: FLAIRw; c, d: T1w + KM tra und cor; e: DWI, B1000;
f: ADC-Map mit ADC-Minderung
Pinealiszyste Rathke-Taschenzyste
Definition. Nicht neoplastische, in der Pinealisloge gelegene Synonyme. Zyste der Rathke-Tasche, Rathke-Zyste
Zyste, deren Zystenwand aus glialen Zellen besteht.
Definitionen.
Epidemiologie und Demographie. Die Prävalenz in der Bildge- Rathke-Tasche: Die Rathke-Tasche ist eine Ausstülpung des Ra-
bung liegt zwischen 1,5–23%. chendaches ektodermalen Ursprungs, aus der sich beim Feten
3 Altersverteilung: Junges Erwachsenenalter der Hypophysenvorderlappen entwickelt. Diese Ausstülpung
Geschlechtsverteilung: M:F = 1:3 wird in der weiteren Entwicklung abgeschnürt und verliert damit
die Verbindung zur Mundhöhle. Der entstehende Hohlraum bil-
Klinik. Meist asymptomatisch (→ inzidenteller Befund); Kopf- det sich normalerweise beim Menschen vollständig zurück.
schmerzen, Parinaud-Syndrom Rathke-Taschenzyste: Bei der Rathke-Taschenzyste handelt es
sich um eine nicht neoplastische, mit Epithel ausgekleidete Zyste
Verlauf und Prognose. Bei Männern typischerweise größen- zwischen Pars distalis und Pars intermedia der Hypophyse, die
konstant, bei Frauen im Jugendalter Größenzunahme und spä- aus Resten dieser Rathke-Tasche entsteht.
tere Regression möglich. Sehr selten »Apoplex der Pinealis« mit
Einbluten der Zyste und plötzlicher Größenzunahme. Epidemiologie und Demographie. Relativ häufiger Befund in
Autopsien
! Sichere DD Pinealiszyste versus zystisches Pineozytom
Altersverteilung: Diagnostik meist im mittleren Erwachsenen-
bildgebend nicht möglich, nur histologisch!
alter
Geschlechtsverteilung: M etwas < F
Bildgebung. . Abb. 3.123, . Abb. 3.124
Lokalisation: Pinealisloge Klinik. Meistens asymptomatisch (→ inzidenteller Befund);
Morphologie: wenn symptomatisch, dann meist:
4 Homogen, rundlich, glatt begrenzt, nicht gelappt 4 Hypophysenfunktionsstörung
4 Dünnwandig (Wanddicke <2 mm) 4 Sehstörungen
4 Sehr selten Einblutungen 4 Kopfschmerzen
4 Diabetes insipidus
CT:
4 CT nativ: Hypodens Zysten mit hohem Signal in T1w sind eher symptomatisch.
4 CT + KM: In ca. 60% ringförmige, randständige KM-Auf-
nahme Verlauf und Prognose. Meist größenkonstant, können größen-
regredient sein.
MRT:
4 T1w: Homogen, meist liquorisointens, selten leicht hyper- Bildgebung. . Abb. 3.125
intens Lokalisation: Intrasellär, zwischen Lobus anterior und Lobus in-
4 T2w: Homogen, meist liquorisointens termedius der Hypophyse, evtl. Ausdehnung nach suprasellär
4 PDw/FLAIR: Homogen, meist hyperintens im Vergleich zum Morphologie: Glatt begrenzt, rundlich bis ovalär, in 50–75% der
Liquor Fälle intrazystisches, wächsernes Knötchen; Signalverhalten bzw.
4 T1w + KM: In ca. 60% ringförmige, randständige KM-Auf- Dichte von Inhalt abhängig
nahme CT nativ: Variable Dichte, hyper- iso- oder hypodens; selten Ver-
4 DWI: Keine Diffusionsrestriktion kalkungen im Bereich der Zystenwand
MRT:
Differenzialdiagnosen. Pineozytom (DD Pinealiszyste versus
4 T1w (3 mm sag + cor): Variabel:
zystisches Pineozytom bildgebend nicht möglich), Arachnoidal-
5 Ca. 50% hyperintens, ca. 50% hypo- oder isointens
zyste, Epidermoid
5 Hyperintenses Signal durch Proteine und Mucopolysac-
charide
Literatur
5 Intrazystisches Knötchen ist hyperintens
Costa F, Fornari M, Valla P, Servello D. Symptomatic pineal cyst: case report
and review of the literature. Minim Invasive Neurosurg. 2008;51:231-3. 4 T2w (3 mm sag + cor): Variabel:
Fakhran S, Escott EJ. Pineocytoma mimicking a pineal cyst on imaging: true 5 Ca. ¾ hyperintens, Rest iso- oder hypointens
diagnostic dilemma or a case of incomplete imaging? AJNR Am J Neuro- 5 Niedrige Dichte im CT korreliert mit hohem T2w-Signal
radiol. 2008;29:159-63.
5 Intrazystisches Knötchen ist hypointens
Patel AJ, Fuller GN, Wildrick DM, Sawaya R. Pineal cyst apoplexy: case report
and review of the literature. Neurosurgery. 2005;57:E1066. 4 FLAIR: Hyperintens
Pu Y, Mahankali S, Hou J, Li J, Lancaster JL, Gao JH, Appelbaum DE, Fox PT. High 4 T2*w: Selten Verkalkungen
prevalence of pineal cysts in healthy adults demonstrated by high-resolution, 4 T1w + KM (3 mm sag + cor): In der Regel keine KM-Auf-
noncontrast brain MR imaging. AJNR Am J Neuroradiol. 2007; 28:1706-9.
Taraszewska A, Matyja E, Koszewski W, Zaczyński A, Bardadin K, Czernicki Z.
nahme der Zystenwand, selten dezente ringförmige KM-Auf-
Asymptomatic and symptomatic glial cysts of the pineal gland. Folia nahme, KM-Gabe hilft, die Adenohypophyse zu identifi-
Neuropathol. 2008;46:186-95. zieren
3.3 · Nicht neoplastische zystische intrakranielle Raumforderungen
293 3
a b
a b c
. Abb. 3.124a–c Pinealiszyste mit Pelottierung der Vierhügelplatte (Pfeile in c). a: T1w nativ; b, c: T1w + KM tra und sag
a b
. Abb. 3.125a, b Kleine Rathke-Taschenzyste zwischen Adeno- und Neurohypophyse (Pfeile). a: T1w nativ sag;
b: T1w + KM sag
294 Kapitel 3 · Tumoren und nicht neoplastische intrakranielle Raumforderungen
Klinik. Epilepsie (gelastische Anfälle, »Lachanfälle«); Pubertas Epidemiologie und Demographie. Selten: 0,1% aller intra-
praecox bei großen Harmatomen durch Freisetzung von LHRH. kraniellen Tumoren.
Altersverteilung: Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene, bis ca.
Verlauf und Prognose. Kein Wachstum, Prognose von assozi- 40. Lebensjahr
ierten Fehlbildungen abhängig. Geschlechtsverteilung: M = F
Assoziiert mit:
Sonstiges. Ätiologie: Störung der neuronalen Migration im 4 Balkenhypogenesie
Rahmen der Embryogenese zwischen 33. und 40. Tag. 4 Schädelbasis- oder Kalottendefekten (nasoethmoidale Enze-
phalozelen)
4 Gyrierungsstörungen
3.4 · Andere nicht neoplastische intrakranielle Raumforderungen
295 3
a b c
d e
. Abb. 3.126a–e Hypothalamisches Harmatom (Tuber cinereum-Harmatom) (Stern in a und b). a: T2w; b: FLAIRw cor; c, d: T1w + KM tra und cor;
e: CT nativ
a b
c d
a b c
d e f
. Abb. 3.128a–f Lipom in der Cisterna quadrigemina (Pfeil in a und b). a: CT nativ; b: T2w; c: T1w nativ; d: T1w + KM; e: T2*w; f: FLAIRw cor
3.5 · Phakomatosen
297 3
3.5 Phakomatosen Manifestationen:
4 Gehirn:
Synonyme. Neurokutane Syndrome 5 Kortikale glioneuronale Harmatome, sog. kortikale Tuber
5 subependymale Knötchen
Definition. Sammelbegriff für Erkrankungen, mit gleichzeitig 5 Subependymale Riesenzellastrozytome (7 Kap. 3.2.2)
bestehenden Pathologien der Haut (griech. phakos = Fleck) und 4 Haut: Pigmentstörungen, weiße blattförmige Flecken am
des Nervengewebes. Körper (sog. »ash-leaf spots«); kutane Angiofibrome (= gut-
Viele Phakomatosen sind erblich, z.T. autosomal-dominant, artige Harmatome); »shagreen patches« = erhabene leder-
einige davon gelten daher als sog. familiäre Tumorsyndrome. Für artige lumbosakrale Hautläsionen; »Koenen-Tumoren« =
viele Phakomatosen konnten die molekulare Ursache und der von der Nagelfalz ausgehende Knötchen
Erbgang in den letzten Jahren geklärt werden. 4 Nieren: Angiomyofibrome; Nierenzysten
4 Herz: Rhabdomyome
4 Lunge: Lymphangioleiomyome
3.5.1 Tuberöse Sklerose (TS)
Darüber hinaus gibt es weitere Organmanifestationen.
Synonyme. Tuberöser Symptomenkomplex (TSC), tuberöse
Hirnsklerose, Bourneville-Pringle-Syndrom (nicht mehr ge- Klinik. Klassische Trias (aufgrund der Variabilität der Erkran-
bräuchlich) kung nur bei 30% aller Patienten nachweisbar):
4 Angiofibrome im Gesicht
Definition. Die tuberöse Sklerose ist eine autosomal-dominant 4 Epileptische Anfälle
vererbliche Multisystemerkrankung, die durch ausgedehnte 4 Geistige Behinderung
Hamartombildung in fast allen Organen charakterisiert ist. Die
Hamartome finden sich dabei hauptsächlich im Gehirn, Haut, Etwa 10% aller im Säuglingsalter auftretenden Blitz-Nick-Salaam-
Nieren, Leber, Augen und Herz. Ausmaß und Lokalisation der (BNS)-Krämpfen liegt ätiologisch eine tuberöse Sklerose zu-
Hamartombildung bestimmen das klinische Bild. grunde. In 95% sind schon zu diesem Zeitpunkt hypomelano-
tische Flecken als wegweisendes Symptom vorhanden.
Epidemiologie und Demographie. Häufigkeit: 1:6000 bis Weitere Symptome:
1:12000; in 70–80% der Fälle Neumutationen. 4 Schmetterlingsförmige Angiofibrome im Nasenwangen-
Altersverteilung: Die Diagnose kann in jedem Alter gestellt wer- bereich (Spätsymptom der Erkrankung)
den (mittleres Alter bei Diagnosestellung: 5 Jahre), Patienten 4 Geistige Behinderung, häufig hochgradig und progredient
können schon in den ersten Lebensmonaten mit epileptischen 4 Epileptische Anfälle, die oft schwer behandelbar sind:
Anfällen symptomatisch werden. 5 BNS-Anfälle im ersten Lebensjahr
Geschlechtsverteilung: M > F 5 Später auch tonisch-klonische, myoklonische und toni-
sche Anfälle und atypische Absencen
Ätiologie. Autosomal-dominant vererbte Multisystemerkran-
kung, ca. 30% der Fälle sind erblich bedingt, ca. 70% durch Neu- Diagnosekriterien.
mutationen entstanden. Genetisch heterogen; verursacht durch Diagnostische Merkmale (nach Tuberous Sclerosis Complex
Mutationen an 2 verschiedenen Genorten auf den Chromosomen Consensus Conference, 1998) sind:
9q34 (TSC1) und 16p13 (TSC2). Die beiden Gene kodieren für 4 Hauptmerkmale (zerebrale Befunde sind kursiv gekenn-
die Proteine Hamartin (TSC1) und Tuberin (TSC2), beide Pro- zeichnet)
teine bilden zusammen das funktionierende Genprodukt. Ein 5 Angiofibrome im Gesicht oder fibröse Plaques der Stirn
intakter Proteinkomplex ist für die zelluläre Differenzierung, Tu- 5 Fingernagel- oder Nagelbettfibrome
morsuppression und intrazelluläre Signalübertragung wichtig. 5 Hypopigmentierte blattförmige Flecken (drei oder mehr)
Bei den kortikalen Tubern handelt es sich um Entwicklungs- 5 Chagrinlederflecken (Pflasterstein-Nävi)
störungen der Hirnrinde, bedingt durch eine Störung der neuro- 5 Multiple maulbeerförmige Retinahamartome
nalen Proliferation während der Embryonalentwicklung (die 5 Subependymale nodöse Tuberome an der Wand der
fokalen kortikalen Dysplasien mit Ballonzellen werden von man- Seitenventrikel (= subependymale Knötchen, in ca. 98%
chen Autoren als eine apportive Form der tuberösen Sklerose der Fälle)
angesehen. 5 Kortextuberome (= kortikale Tubera)
Bei den subependymalen Knötchen handelt sich ebenfalls 5 Subependymale Riesenzellastrozytome (WHO-Grad I)
um eine Entwicklungsstörung der Hirnrinde mit Störung der 5 Einzelne oder multiple Rhabdomyome des Herzens
neuronalen Migration. 5 Pulmonale Lymphangiomyomatosis
5 Renale Angiomyolipome
298 Kapitel 3 · Tumoren und nicht neoplastische intrakranielle Raumforderungen
4 Nebenmerkmale (zerebrale Befunde sind kursiv gekenn- 4 CT + KM: KM-Aufnahme eines subependymalen Knötchens
zeichnet) verdächtig auf Vorliegen eines subependymalen Riesenzell-
5 Grübchenförmige Zahnschmelzdefekte, hamartöse Rek- astrozytoms
tumpolypen; Knochenzysten oder periostale Verdickun-
gen, Pigmentdefekte der Retina, Gingivafibromatose, MRT:
nicht renale Harmatome, multiple Nierenzysten 4 T1w:
3 5 Radiäre lineare hyperintense Bänder in der weißen Subs- 5 Kortikale Tubera: Beim Kind hyperintens, später hypo-
tanz intens
5 Subependymale Knötchen: Abhängig von Myelinisie-
Diagnosestellung: rung, beim Kind hyperintens, später kortexiso- bis leicht
4 Definitives Vorliegen einer tuberösen Sklerose (TSC) bei hyperintens
Vorhandensein von zwei Hauptmerkmalen oder von einem 5 Marklagerläsionen: Bei Kindern hyperintens, abhängig
Hauptmerkmal und zwei Nebenmerkmalen. von Myelinisierung, später hypointens
4 Wahrscheinliche TSC beim Vorliegen eines Hauptmerkmals 4 T2w:
und eines Nebenmerkmals. 5 Kortikale Tubera: Variabel, beim Kind hypointens, später
4 Mögliche TSC bei einem Hauptmerkmal oder bei zwei oder hyperintens
mehr Nebenmerkmalen. 5 Subependymale Knötchen: Abhängig von Myelinisie-
rung, beim Kind hypointens, später kortexisointens
Verlauf und Prognose. Keine kausale Therapie; geistige Behin- 5 Marklagerläsionen: Bei Kindern hypointens, abhängig
derung häufig hochgradig und progredient. In 10–15% der Fälle von Myelinisierung
Entstehung von subependymalen Riesenzellastrozytomen. 4 FLAIR: Sensitiv für radiäre lineare Marklagerläsionen → hy-
perintens beim Erwachsenen
Sonstiges. Auch andere Familienmitglieder untersuchen, gene- 4 T2*w: Verkalkungen hypointens
tische Beratung. 4 T1w + KM:
5 Subependymale Riesenzellastrozytome zeigen in ca. 30–
Bildgebung. . Abb. 3.129 80% der Fälle KM-Aufnahme. Cave: Sich vergrößernde,
CT- oder MRT-Kontrollen werden ein- bis dreijährlich empfoh- anreichernde Läsion im Bereich der Foramina Monroi →
len (ca. 10% Astrozytome). suspekt für Riesenzellastrozytom
Lokalisation: 5 Ca. 10% der kortikalen und subependymalen Tubera
4 Kortikale/subkortikale Tubera: v.a. frontal und parietal reichern an
4 Subependymale Knötchen: subependymal, Wand der Seiten- 4 DWI: ADC-Werte in kortikalen Tubera und im Bereich der
ventrikel Marklagerläsionen erhöht
4 Marklagerläsionen: v.a. frontal und parietal, radiär entspre- 4 ASL-Perfusion: Perfusion der kortikalen Tubera variabel,
chend der neuronalen Migration während Embryonalent- meistens Hypoperfusion, aber auch Hyperperfusion mög-
wicklung lich; Nachweis hyperperfundierter Tubera korreliert mit epi-
4 Subepenymale Riesenzellastrozytome: intraventrikulär leptogener Aktivität
4 MRA: Selten sind Aneurysmen nachweisbar
Morphologie: 4 MRS: NAA/Cr-Ratio erniedrigt (Ausmaß korreliert mit kli-
4 Kortikale/subkortikale Tubera: pyramidenförmig nischem Schweregrad), MI/Cr-Ratio erhöht
4 Radiäre lineare hyperintense Bänder in der weißen Substanz
4 Subependymale Knötchen: nodulär, in ca. 50% der Fälle ver- Differenzialdiagnosen. Subependymale Heterotopie, kortikale
kalkt Dysplasie mit Ballonzellen, intrauterine CMV-Infektion
4 Marklagerläsionen: radiär
4 Subepenymale Riesenzellastrozytome: glatt begrenzt Literatur
4 Häufig Erweiterung des Ventrikelsystems Baron Y, Barkovich AJ. MR imaging of tuberous sclerosis in neonates and
young infants. AJNR Am J Neuroradiol. 1999;20:907-16.
Karadag D, Mentzel HJ, Güllmar D, Rating T, Löbel U, Brandl U, Reichenbach
CT: JR, Kaiser WA. Diffusion tensor imaging in children and adolescents with
4 CT nativ: tuberous sclerosis. Pediatr Radiol. 2005;35:980-3.
5 Kortikale Tubera: zunächst hypodens im Vergleich mit Matsuo N, Imamura A, Ito R, Sugawara K, Takahashi Y, Kondo N. The correlation
Cortex, werden später im Krankheitsverlauf isodens (ca. between 1H-MR spectroscopy and clinical manifestation with tuberous
sclerosis complex. Neuropediatrics. 2007;38:126-9.
50% nach 10 Jahren)
Pollock JM, Whitlow CT, Tan H, Kraft RA, Burdette JH, Maldjian JA. Pulsed Arte-
5 Subependymale Knötchen: kortexisodens, in ca. 50% der rial Spin-Labeled MR Imaging Evaluation of Tuberous Sclerosis. AJNR Am
Fälle Verkalkungen J Neuroradiol. 2009;30:815-20.
3.5 · Phakomatosen
299 3
a b
c d
e f
. Abb. 3.129a–g Tuberöse Sklerose mit kortikalen Tubera (z.B. normale Pfeile in a–c) und subepen-
dymalen Tubera (durchgestrichene Pfeile in b–d), die z.T. KM aufnehmen (gebogene Pfeile in e und f)
sowie radiären linearen Marklagerläsionen (Pfeilspitzen in b) und Verkalkungen (breite Pfeile in g);
g
a–d: FLAIRw tra und cor; e, f: T1w + KM; g: T2*w
300 Kapitel 3 · Tumoren und nicht neoplastische intrakranielle Raumforderungen
a b c
d e f
. Abb. 3.130a–e Neurofibromatose Typ 1 mit multiplen spinalen Schwannomen und subkutanen Neurofibromen. a, b, d, e: T2 FS tra, cor und sag;
c: T1 + KM cor, f: T2 tra
302 Kapitel 3 · Tumoren und nicht neoplastische intrakranielle Raumforderungen
a b c
d e
. Abb. 3.131a–f Opticusgliom mit Ausbreitung entlang der Sehbahn bei Neurofibromatose Typ 1. a, b: T2w; c: DWI, B1000; d: CISS cor; e: T1w + KM sag
a b c
e f
. Abb. 3.132a–f Opticusgliom mit Ausbreitung entlang der Sehbahn bei Neurofibromatose Typ 1.
d
a, b, e, f: T2w tra und cor; c, d: T1w + KM
a b c
. Abb. 3.133a–c Bilaterales thalamisches Gliom bei Neurofibromatose Typ 1. a, b: T2w; c: T1w + KM
304 Kapitel 3 · Tumoren und nicht neoplastische intrakranielle Raumforderungen
Klinik. Internet
Wishart-Phänotyp: Multiple zerebrale und spinale Tumoren http://www.nf2.de
http://www.neurofibromatose.com/
Feiling-Gardner-Phänotyp: Singuläre zentrale Tumoren
4 Schwindel, Hörminderung (durch bilaterale Akustikus-
schwannome)
4 Andere Hirnnervenausfälle 3.5.3 Sturge-Weber-Syndrom
3 4 Skoliose
4 Paraplegie oder Nackenschmerzen durch spinale Tumoren Synonyme. Sturge-Weber-Krabbe-Syndrom, Angiomatosis
encephalofacialis
Verlauf und Prognose.
Wishart-Phänotyp: Rasche Tumorprogression Definition. Beim Sturge-Weber-Syndrom handelt es sich um
Feiling-Gardner-Phänotyp: Langsame Tumorprogression eine neuroektodermale Dysplasie mit Fehlentwicklung der Venen
und dadurch bedingter Hämangiombildung im Bereich des Ge-
Sonstiges. Symptomatik kann in der Schwangerschaft exazer- sichts, der Meningen und der Choroidea.
bieren.
Epidemiologie und Demographie. Prävalenz 2–4/100.000
Diagnosekriterien. Altersverteilung: Gesichtsnävus bei Geburt sichtbar, Manifesta-
4 Bilaterale Akustikusneurinome oder unilaterales AKN und tion der Anfälle meist im ersten Lebensjahr
Verwandter ersten Grades mit NF2 Geschlechtsverteilung: M = F
4 Verwandter ersten Grades mit NF2 und zwei der folgenden Assoziiert mit: Hemiplegischer Migräne
Merkmale:
5 Neurofibrom Ätiologie. Meist Spontanmutationen, nur selten familiär ge-
5 Meningeom häuft; mangelnde Differenzierung der embryonalen Gefäße (v.a.
5 Gliom Venen) → dünnwandige, erweiterte Kapillaren und Venen → pro-
5 Schwannom grediente venöse Verschlüsse, chronische venöse Ischämien →
Atrophie und Verkalkungen
Bildgebung. . Abb. 3.134, . Abb. 3.135 Manifestationen: Kapilläre und venöse Angiome im Bereich
Lokalisation: Hirnnerven (v.a .bilateral am HN VIII), Spinalner- von:
ven, Meningen (Meningeome) 4 ZNS: Leptomeningen (leptomeningeale Angiomatose)
Morphologie: Schwannome primär rundlich, passen sich in ihrer 4 Haut: Gesichtshaut iplilateral → Naevus flammeus (= kutanes
Form Knochenforamina an: Hämangiom), oder Portwein-Nävus (v.a. im Versorgungsge-
4 »Eistütchen« im Bereich des Kleinhirnbrückenwinkels/ biet des HN V1, der Befall des Augenlids weist auf einen
Meatus acusticus internus (zur Bildgebung der Schwannome ZNS-Befall hin
siehe 7 Kap. 3.2.13) 4 Auge: Aderhaut, ipsilateral
4 Spinal: Sanduhrförmig (Foramina intervertebralia)
Klinik. Naevus flammeus; epileptische Anfälle, die schwer medi-
Meningeome: Zur Bildgebung der Meningeome siehe 7 Kap. kamentös einstellbar sind; Einschränkung der intellektuellen
3.2.14 Entwicklung; oft Hemiparese.
Röntgen der Wirbelsäule: Erweiterte Foramina intervertebralia
CT Knochenkernel: Erweiterte Schädelbasisforamina Verlauf und Prognose. Die mittlere Lebenserwartung beträgt
MRT + KM: Gesamte Neuroachse: Schwannome? ca. 50 Jahre. Entwicklungsverzögerung, mentale Retardierung;
in ca. ⅓ progrediente Hemiparese.
Differenzialdiagnosen. Multiple Schwannome ohne andere Komplikationen: Selten SAB, kongenitales Glaukom
Stigmata (Schwannomatosis), andere RF im Kleinhirnbrücken-
winkel (siehe Exkurs »Raumforderungen im Kleinhirnbrücken- Sonstiges. Leptomeningeale Angiomatose ist progredient von
winkel«), multiple Meningeome nach Radiatio, durale Metasta- posterior nach anterior.
sen, granulomatöse Erkrankungen (Sarkoidose, Tuberkulose)
Literatur
Farrell CJ, Plotkin SR. Genetic causes of brain tumors: neurofibromatosis,
tuberous sclerosis, von Hippel-Lindau, and other syndromes. Neurol Clin.
2007;25:925-46.
Fisher LM, Doherty JK, Lev MH, Slattery WH 3rd. Distribution of nonvestibular
cranial nerve schwannomas in neurofibromatosis 2. Otol Neurotol. 2007;
28:1083-90.
Harris GJ, Plotkin SR, Maccollin M, Bhat S, Urban T, Lev MH, Slattery WH. Three-
dimensional volumetrics for tracking vestibular schwannoma growth in
neurofibromatosis type II. Neurosurgery. 2008;62:1314-9.
3.5 · Phakomatosen
305 3
a b c
d e f
g h
. Abb. 3.134a–h Neurofibromatose Typ 2 mit multiplen Meningeomen an der Konvexität und an der Falx, Akustikusneurinom rechts (Stern in d–g) und
spinalem Schwannom (Pfeil in h). Z.n. operativer Entfernung eines Akustikusneurinoms links. a–f: T1w + KM tra, cor und sag; g: T2w; f: T1w + KM sag
306 Kapitel 3 · Tumoren und nicht neoplastische intrakranielle Raumforderungen
a b c
d e
. Abb. 3.135a–f Neurofibromatose Typ 2 mit beidseitigen Akustikus- (Pfeil in b, c und e) und Trigeminusneurinomen (gebogene Pfeile in a und d), sowie
en plaque wachsendem Falxmeningeom (Pfeilspitzen in e). a–c: T2w; d–f: T1w + KM FS cor
3.5 · Phakomatosen
307 3
Bildgebung. . Abb. 3.136 4 Venöse MRA: Prominente subependymale und transmedul-
Lokalisation: läre Kollateralen; fehlende/verschlossene kortikale Venen
4 Meist unilateral, selten bilateral 4 DTI: Niedrigere FA-Werte und höhere ADC-Werte im Be-
4 Meist okzipital > parietal > frontal/temporal reich der Pyramidenbahn der betroffenen Seite (bevor kli-
nisch Hemiparese auftritt)
Morphologie: 4 MRS: NAA erniedrigt, Cholin erhöht
4 Girlandenförmige, gyrale und subkortikale Verkalkungen; 4 DSA:
spät: Atrophie der Hemisphäre 5 girlandenförmige, gyrale Verkalkungen
4 Prominente transmedulläre und subependymale Venen = 5 prominente transmedulläre Venen = Kollateralen
Kollateralen
4 Vergrößerung des ipsilateralen Plexus choroideus NUK:
4 Verdickung der Diploe 4 PET: Progrediente Hypoperfusion, progredienter Hypometa-
bolismus
Röntgen-Schädel: Geschlängelte Verschattungen kalottennah
(»Tram-Track-Muster«), Verdickung der Diploe Differenzialdiagnosen.
CT: DD leptomeningeales Enhancement: Meningitis, Meningeosis
4 CT nativ: Girlandenförmige, gyrale Verkalkungen, Hemia- carcinomatosa, Leukämie
trophie DD gyrale Verkalkungen: Selten bei tuberöser Sklerose beschrie-
4 CT + KM: Girlandenförmige, leptomeningeale KM-Aufnah- ben; postentzündlich
me (= Darstellung der Angiome); starke KM-Aufnahme des
ipsilateralen Plexus choroideus Literatur
Akpinar E. The tram-track sign: cortical calcifications. Radiology. 2004;231:
515-6.
MRT:
Cakirer S, Yagmurlu B, Savas MR Sturge-Weber syndrome: diffusion magnetic
4 T1w: Progrediente Atrophie von weißer und grauer Substanz resonance imaging and proton magnetic resonance spectroscopy find-
4 T2w: ings. Acta Radiol. 2005;46:407-10.
5 Früh: »Beschleunigte« Myelinisierung durch Hyperper- Hu J, Yu Y, Juhasz C, Kou Z, Xuan Y, Latif Z, Kudo K, Chugani HT, Haacke EM.
fusion MR susceptibility weighted imaging (SWI) complements conventional
contrast enhanced T1 weighted MRI in characterizing brain abnormali-
5 Im Verlauf: Gliose im Marklager → hyperintens; verkalkter
ties of Sturge-Weber Syndrome. J Magn Reson Imaging. 2008;28:300-7.
Cortex → hypointens Juhász C, Haacke EM, Hu J, Xuan Y, Makki M, Behen ME, Maqbool M, Muzik O,
4 FLAIR: Im Verlauf: Gliose im Marklager Chugani DC, Chugani HT. Multimodality imaging of cortical and white
4 FLAIR + KM: Sehr gut zur Darstellung des leptomeningealen matter abnormalities in Sturge-Weber syndrome. AJNR Am J Neuroradiol.
Enhancements 2007 May;28(5):900-6.
Ketonen L, Koskiniemi ML. Gyriform calcification after herpes simplex virus
4 T2*w: Hypointense Darstellung der Verkalkungen mit
encephalitis. J Comput Assist Tomogr. 1983;7:1070-2.
»Tram-Track-Muster« Sivaswamy L, Rajamani K, Juhasz C, Maqbool M, Makki M, Chugani HT. The
4 T1w + KM: corticospinal tract in Sturge-Weber syndrome: a diffusion tensor tractog-
5 Girlandenförmige, leptomeningeale KM-Aufnahme (= raphy study. Brain Dev. 2008;30:447-53.
Darstellung der Angiome) Wilms G, Van Wijck E, Demaerel P, Smet MH, Plets C, Brucher JM. Gyriform
calcifications in tuberous sclerosis simulating the appearance of Sturge-
5 Starke KM-Aufnahme des ipsilateralen Plexus choroideus
Weber disease. AJNR Am J Neuroradiol. 1992;13:295-7.
5 Spät im Verlauf »ausgebranntes« Stadium mit Rückgang
der KM-Aufnahme
4 DWI: Diffusionsrestriktion möglich, wenn akute Ischämie Internet
auftritt http//:www.sturge-weber.de
4 SWI: Exzellente Darstellung der prominenten subependy-
malen und transmedullären venösen Kollateralen
308 Kapitel 3 · Tumoren und nicht neoplastische intrakranielle Raumforderungen
a b c
d e f
. Abb. 3.136a–f Sturge-Weber-Syndrom: Leptomeningeale Angiomatose links mit leichter Atrophie (Pfeile in a und c), girlandenförmigen, gyralen
Verkalkungen (Pfeile in d, e), einer Verdickung des ipsilateralen Plexus choroideus (Pfeil in b) und prominenten transmedullären (Pfeilspitzen in f) und sub-
ependymalen Venen (Kollateralen) im Sinne einer DVA (normaler Pfeil in f). a, b: FLAIRw; c: T1w; d: CT nativ, e: T2*w; f: T1w + KM
a b c
. Abb. 3.137a–c Von-Hippel-Lindau-Syndrom; mehrere Hämangioblastome in der hinteren Schädelgrube (Pfeile). a–c: T1w + KM sag und cor
Klinik. Bildgebung.
Angiomatosis retinae: Sehstörung → Netzhautablösung → akuter Lokalisation: Hämangioblastome → 80% in der HSG, 20% spinal,
Visusverlust/Erblindung <1% supratentoriell
ZNS: Zeichen eines erhöhten intrakraniellen Drucks (Kopf- Morphologie: Multipel, meist zystisch, können groß werden;
schmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Gangstörung, Schluckstörung), Verschlusshydrozephalus
ggf. spinale Symptomatik Weitere Ausführungen zur Bildgebung der Hämangioblastome
Phäochromozytom: Kopfschmerz, Schwindel, Blutdruckkrisen siehe 7 Kap. 3.2.15.1
Verlauf und Prognose. Verlauf sehr unterschiedlich, abhängig Differenzialdiagnosen. Isolierte Hämangioblastome, gefäß-
vom Auftreten und von der Metastasierung der Nierenzellkar- reiche Metastasen, pilozytisches Astrozytom, multiple AVMs bei
zinome. Bei den Hämangioblastomen wechseln sich Wachstums- anderen neurokutanen Syndromen
phasen mit stabilen Phasen ab; ca. alle 2 Jahre entsteht ein neuer
Tumor. Literatur
Komplikationen: Netzhautablösung, akute Zeichen einer Erhö- Gläsker S, Van Velthoven V. Risk of hemorrhage in hemangioblastomas of the
central nervous system. Neurosurgery. 2005;57:71-6.
hung des intrakraniellen Drucks, Blutung der Hämangioblas-
Gläsker S. Central nervous system manifestations in VHL: genetics, pathology
tome and clinical phenotypic features. Fam Cancer. 2005;4:37-42.
Shuin T, Yamasaki I, Tamura K, Okuda H, Furihata M, Ashida S. Von Hippel-
Sonstiges. Diagnosestellung bei folgenden Konstellationen: Lindau disease: molecular pathological basis, clinical criteria, genetic
4 beide Hauptläsionen vorhanden oder testing, clinical features of tumors and treatment. Jpn J Clin Oncol.
2006;36:337-43.
4 eine Haupt- und eine Nebenläsion oder
4 eine Hauptläsion + positive Familienanamnese
4
Parameter Virale Meningitis und Neuroborre- Tuberkulöse Meningitis ADEM Akute bakterielle
Enzephalitis liose Meningitis
Aussehen Klar Klar Trüb oder klar Klar Trüb und eitrig
Laktat <3,5 mmo/l <3,5 mmol/l >3,5 mmol/l <3,5 mmol/l >3,5 mmol/l
Eiweiß <1000 mg/l >(50-)100 mg/l >1000 mg/l <1000 mg/l >1000 mg/l
Ätiologie. Meist hämatogene Erregerausbreitung; Bei Zeichen eines erhöhten intrakraniellen Drucks, Bewusst-
Ausbreitungswege: seinsstörung oder fokal neurologischem Defizit sollte vor der
4 Per continuitatem (z.B. bei oder nach Sinusitis, Otitis oder Liquorpunktion möglichst rasch eine CCT durchgeführt wer-
Mastoiditis) (. Abb. 4.1, . Abb. 4.2 und . Abb. 4.4) den. Um keine Zeit durch das Warten auf die CT-Untersuchung
4 Offene Liquorfistel (z.B. nach OP oder nach offenem Schädel- zu verlieren, wird in diesen Fällen nach Abnahme der Blutkultur
Hirn-Trauma) bereits mit der i.v. Antibiotikagabe begonnen. Zeigt das CT keine
Zeichen eines erhöhten intrakraniellen Drucks, erfolgt die
Liquorpunktion im Anschluss an die Bildgebung.
Säuglinge >6 Wochen, Neisseria meningitidis (Meningokokken), Streptococcus pneumoniae, Haemophilus influenzae
Kinder, jüngere Erwachsene
Erwachsene > 50 Jahre Streptococcus pneumoniae, Neisseria meningitidis (Meningokokken), Listeria monocytogenes
Posttraumatische, postoperative Staphlococcus aureus, Staphylococcus epidermidis, gramnegative Stäbchen (z.B. Pseudomonas aeruginosa)
oder Shunt-Meningitis
314 Kapitel 4 · Infektiöse und entzündlich-demyelinisierende Erkrankungen
a b c
. Abb. 4.1a–c Bakterielle Meningitis. Relativ enge kortikale Furchen, noch kein Liquoraufstau, im Knochenfenster (c) Verschattung des Sinus sphenoidalis
bei Sinusitis (Stern) mit Ausbreitung per continuitatem. a, b: CT nativ Weichteilfenster; c: CT nativ Knochenfenster
a b c
d e f
. Abb. 4.2a–f Bakterielle Meningitis mit KM-Aufnahme der Meningen und kontrastmittelaufnehmendem Exsudat in den kortikalen Furchen, v.a. in FLAIRw
+ KM erkennbar (c, d). Ursache ist eine Sinusitis mit Spiegeln in den Sinus maxillares (f, Sterne). a, b: T1w + KM; c, d: FLAIRw + KM; e: DWI, B1000: Diffusions-
restriktion des Exsudats in den Furchen; f: CT nativ
316 Kapitel 4 · Infektiöse und entzündlich-demyelinisierende Erkrankungen
a b c
. Abb. 4.3a–c Bakterielle Meningitis mit KM-Aufnahme der Meningen und kontrastmittelaufnehmendem Exsudat in den kortikalen Furchen. Es besteht
bereits eine Mitbeteiligung des Parenchyms (Enzephalitis) rechts frontal. a: T2w; b: DWI, B1000; c: T1w + KM
a b c
. Abb. 4.4a–c Bakterielle Meningitis mit hyperintensem Exsudat (a) und v. a. duraler KM-Aufnahme. Begleitenzephalitis links temporal (b). Infektions-
quelle: Mastoiditis links mit Flüssigkeitsspiegel bei Z.n. OP (c, Stern). a: FLAIRw; b: T2w; c: T1w + KM
a b c
d e f
. Abb. 4.5a–f Septisch embolische Herdenzephalitis bei Endokarditis. Unterschiedlich alte embolische Ischämien, z.T. mit hämorrhagischer Imbibierung
(= hyperintens in T1w nativ, b) und Schrankenstörung (c, d). a: T2w; b: T1w; c, d: T1w + KM tra und sag; e, f: DWI, B1000
a b c
. Abb. 4.6a–c Septisch embolische Herdenzephalitis bei Endokarditis mit Staphylococcus aureus in der Blutkultur. Frische zerebrale Embolien (z.T. hämor-
rhagisch imbibiert, b), und kutane Embolien (Osler-Knötchen, c). a: DWI, B1000; b: T2*w; c: Foto der Osler-Knötchen
318 Kapitel 4 · Infektiöse und entzündlich-demyelinisierende Erkrankungen
Klinik.
Septisch-embolische Herdenzephalitis:
4 Meist apoplektiformer Beginn mit fokal neurologischer
Symptomatik (z.B. Hemiparese, Aphasie, homonyme Hemi-
anopsie)
4 Weitere Symptome: Kopfschmerzen, psychopathologische
Auffälligkeiten, epileptische Anfälle, Nackensteife, Bewusst-
seinsstörung
4 4 Oft Herzgeräusch (Endokarditis)
4 Klinische Zeichen weiterer Embolien in der Haut (Osler-
Knötchen, . Abb. 4.6; petechiale Blutungen) und im Augen-
hintergrund
Septisch-metastatische Herdenzephalitis:
4 Vor allem Allgemeinsymptome: Fieber, Krankheitsgefühl,
psychopathologische Veränderungen und Somnolenz
a
4 Epileptische Anfälle
4 Fokal neurologische Symptome
Sonstiges.
Liquor: Granulozytäre Zellzahlerhöhung, Glucoseverminde-
rung
Fokussuche → Diagnostik zur Fokussuche z.B. transösophageale
Echographie, CT Thorax/Abdomen
Empfohlenes Protokoll:
4 DWI: Frische Embolien zeigen Diffusionsrestriktion, Inhalt
b
von Abszessen zeigt DWI-Restriktion
. Abb. 4.7a, b Subakute Embolien mit Schrankenstörung bei septisch-em- 4 FLAIR/PDw: Enzephalitische Herde, SAB?
bolischer Herdenzephalitis bei Endokarditis. a: T2w; b: T1w + KM sag 4 T2*w: Mikro- oder Makroblutungen?
4 T1w + KM: KM-Aufnahme der enzephalitischen Herde, der
Mikroabszesse und der mykotischen Aneurymen
4 MRA/CTA/DSA: Mykotische Aneurysmen?
Manifestationsformen intrazerebral:
4 Septisch-embolische Herdenzephalitis: Angiographische Charakteristika mykotischer Aneurysmen:
5 Embolische Infarkte (Territorialinfarke) 4 Oft multipel
5 Enzephalitische Herde 4 Distale Lokalisation bezogen auf die intrakraniellen Gefäße
5 Mykotische Aneurysmen (. Abb. 4.8, . Abb. 4.9) 4 Oft fusiforme Morphologie
Komplikationen: 4 Rasche Größenänderung oder Neuentstehung im Verlauf
5 ICB (durch Gefäßnekrosen oder Ruptur mykotischer
Aneurysmen) Differenzialdiagnosen.
5 SAB (durch Ruptur mykotischer Aneurysmen) DD multiple Embolien: Nicht septische kardiale Embolien, Fett-
5 Meningitis oder Luftembolien, Gerinnungsstörung, z.B. disseminierte intra-
5 Zerebrale Abszesse vasale Gerinnung, primäre multifokale Enzephalitiden, z.B.
5 Retinablutungen Herpes-Enzephalitis, Vaskulitiden, Tuberkulose
4 Septisch-metastatische Herdenzephalitis: DD multifokale ICBs: Sinus- oder Hirnvenenthrombose, zere-
5 Multifokale Mikroabszesse brale Amyloidangiopathie, nichtmykotische Aneurysmen
5 Multifokale enzephalitische Herde
5 +/- Eitrige Meningitis
4.2 · Meningitiden und Meningoenzephalitiden
319 4
a b c
. Abb. 4.8a–c Geringe SAB und große ICB aus einem mykotischen Aneurysma (Pfeile) bei septisch-embolischer Herdenzephalitis. a: T2w; b: T1w nativ; c: CTA
a b c
. Abb. 4.9a–c Mykotische Aneurysmen (Pfeile) bei septisch-embolischer Herdenzephalitis aufgrund eines bakteriellen Fokus im Oberkiefer. a, b: DSA; c: Foto
Ätiologie. Bleibt häufig ungeklärt; Erreger erreichen das ZNS > Bei Verdacht auf Virusmeningitis CCT und Lumbal-
über virämisches Stadium: punktion durchführen.
4 Primär lokalisierte Infektionen der Haut und Schleimhäute, Beim enzephalitischen Syndrom ist die MRT-Unter-
der Geschlechtsorgane, des Respirationstraktes oder des Gas- suchung erforderlich.
trointestinaltrakts Bei enzephalitischer Symptomatik und dem Ver-
4 Primär generalisierte Infektionen (Kinderkrankheiten) dacht auf eine Herpes-Virus-Ätiologie ist die i.v. Gabe
4 Zoonosen von Aciclovir ohne Verzug einzuleiten.
4 Durch Arthropoden übertragene Infektionen Die blande Virusmeningitis ist symptomatisch anti-
4 pyretisch und analgetisch zu behandeln. Patienten mit
Klinik. akuten viralen Enzephalitiden sind auf der Intensiv-
»Aseptische« Meningitis (Synonyme: virale oder nicht bakte- station zu betreuen.
rielle Meningitis):
4 Meist gutartig und selbstlimitierend Bildgebung.
4 Kopfschmerzen, Übelkeit +/- Erbrechen, Nackensteife, Licht- Rolle der Bildgebung:
und Lärmscheu 4 Differenzialdiagnose, z.B. Tumor, Abszess, ADEM
4 Neurologische Herdzeichen und Bewusstseinsstörungen ge- 4 Ggf. Erfassung krankheitstypischer Verteilungsmuster: man-
hören nicht zum Krankheitsbild che Viren zeigen eine Topik, d.h. sie zeigen eine Prädilektion
4 Liquorzellzahl erhöht (<1000 Zellen pro μl); Liquorprotein für bestimmte Hirnregionen, z.B. Herpesvirus oder FSME
und -laktat steigen nur leicht an oder sind im Normalbe- (s.u.)
reich 4 Nachweis von Komplikationen (Hydrozephalus, Enzepha-
4 Akute Symptomatik klingt auch ohne Therapie nach Tagen litis)
bis wenigen Wochen ab
Bildgebung bei viraler Meningitis (. Abb. 4.10):
Akute virale (Meningo-)Enzephalitis: 4 Lokalisation: Meningen
4 Psychopathologische Symptomatik mit Verhaltensauffällig- 4 Morphologie: Bildgebung hier oft unauffällig, in der Regel
keiten, Verwirrtheit und v.a. Bewusstseinsstörungen keine Verdickung der Meningen
4 Häufig Fokalneurologie: Fokale oder generalisierte epilep- 4 CT nativ: Oft unauffällig
tische Anfälle, Paresen, aphasische Störungen, oft Meningis- 4 CT + KM: KM-Aufnahme der Meningen fehlt hier oft, d.h.
mus meist keine pathologische KM-Aufnahme
4 Typischerweise gehen eine Infektionserkrankung (Röteln, 4 MRT:
Masern, Mumps, Varizellen, Exanthema subitum, Ringel- 4 T2w/PDw/FLAIR: Hydrozephalus? Zeichen der Enzephalitis?
röteln), ein katarrhalisches Prodromalstadium (HSV-Enze- 4 T1w + KM: Evtl. »meningeale Gefäßinjektion«, d.h. dezent
phalitis, FSME) oder gastrointestinale Symptome (Enterovi- vermehrte KM-Aufnahme der meningealen Gefäße (. Abb.
ruserkrankungen) voraus. 4.10)
a b c
. Abb. 4.10a–c Virale Meningitis mit meningealer Gefäßinjektion, d.h. dezent vermehrter KM-Aufnahme der meningealen Gefäße (z.B. Pfeile). a, b: T1w + KM;
c: FLAIRw
a b c
. Abb. 4.11a–c Virale Meningoenzephalitis mit geringer hämorrhagischer Imbibierung (Pfeil in b) und minimaler KM-Aufnahme (Pfeile in c) Als Erreger
konnte das Epstein-Barr-Virus nachgewiesen werden. a: FLAIRw; b: T1w nativ; c: T1w + KM
a b c
. Abb. 4.12a–c Meningoenzephalitis (ohne Erregernachweis). Betroffen ist vor allem der Hirnstamm, aber auch supratentorielle Bereiche sind einbezogen
(siehe Marklagerläsionen in b). a: T2w; b: FLAIRw; c: DWI, B1000
322 Kapitel 4 · Infektiöse und entzündlich-demyelinisierende Erkrankungen
Morphologie: extraaxial
4.3 Empyeme 4 Subdurales Empyem (. Abb. 4.15): Typischerweise halb-
mondförmig, auf koronaren Bildern manchmal linsenför-
Definition. Unter einem Empyem versteht man eine Eiteran- mig, wird von der Falx begrenzt, d.h. überschreitet die Mit-
sammlung in einer präformierten Höhle oder einem präformier- tellinie nicht
ten Raum, hier dem Sub- oder dem Epiduralraum. 4 Epidurales Empyem: Bikonvex (linsenförmig), wird von Su-
turen begrenzt, kann die Mittellinie überschreiten
Epidemiologie und Demographie. Relativ selten, ca. 30% aller
intrakraniellen Infektionsmanifestationen. CT:
Altersverteilung: Können in jedem Alter auftreten 4 CT nativ: Extraaxiale, liquoriso- bis hyperdense Raumforde-
Geschlechtsverteilung: Keine Geschlechtspräferenz rung, linsen- oder halbmondförmig
4 CT + KM: Kräftige, randständige KM-Aufnahme
Ätiologie.
Erreger: Anaerobier oder mikroaerophile Erreger, häufigste Er- MRT:
reger sind Strepokokken, Haemophilus influenzae, Staphylococ- 4 T1w: Hyperintens, bei epiduralen Empyem: Dura als nach
cus aureus, Staphylococcus epidermidis. medial verlagerte, hypointense Linie erkennbar, die sich ge-
Ursachen: gen das Hirngewebe vorwölbt
4 > 2/3 als Komplikation einer Sinusitis, entweder Ausdehnung 4 T2w/PDw: Iso- bis hyperintens
per continuitatem durch die Wand des Sinus frontalis oder 5 Beim epiduralen Empyem ist die Dura als nach medial
retrograd über klappenlose Brückenvenen verlagerte, hypointense Linie erkennbar, die sich gegen
4 In ca. 20% als Komplikation einer Mastoiditis das Hirngewebe vorwölbt.
4 Selten als Komplikation nach SHT oder neurochirurgischem 5 Evtl. hyperintenses Signal im angrenzenden Hirnparen-
Eingriff chym als Zeichen der Enzephalitis
4 Sehr selten als Komplikation einer Meningitis 4 FLAIR: Hyperintens
4.3 · Empyeme
323 4
a b
. Abb. 4.13a, b Epidurales Empyem rechts parietal. a: DWI, B1000; b: T1w + KM cor
a b c
. Abb. 4.14a–c Epidurales Empyem mit Lufteinschluss (b). Der infektiöse Fokus ist eine Sinusitis maxillaris und ethmoidalis beidseits. (Sterne in c).
a, b: CT + KM; c: CT Knochenkernel cor
a b c
. Abb. 4.15a–c Subdurales Empyem parafalxin. a: DWI, B1000; b, c: T1w + KM tra und cor
324 Kapitel 4 · Infektiöse und entzündlich-demyelinisierende Erkrankungen
Definition. Bei einer Zerebritis handelt es sich um eine fokale, Kapsel (= Granulationsgewebe, Dicke 2–7 mm):
eitrige Entzündung des Hirngewebes, die typischerweise bakte- 4 Zum Ventrikel hin meist etwas schmaler, zum Cortex hin
riell, seltener durch Pilze oder Parasiten bedingt ist. Ein Abszess etwas dicker ausgebildet.
entsteht durch zentrale Einschmelzung einer Zerebritis und Aus- 4 Der dünnere, zum Ventrikel zeigende Anteil ist prädisponiert
bildung einer Kapsel. für die Ausbildung von Tochterabszessen und für den Ein-
bruch des Abszesses ins Ventrikelsystem (→ Ventrikulitis)
Erreger. Bakterien, häufig Streptokokken, z.B. Streptococcus vi-
ridans, und Anaerobier; seltener Staphylokokken, Pneumokok- Bildgebung. . Abb. 4.16 bis . Abb. 4.23
ken, Enterobakterien: Immer auch Infektionsfokus ausschließen (Sinusitis? Mastoidi-
4 Bei immunkompetenten Patienten: Sehr selten auch Pilze, tis? Zahnfokus?)
Toxoplasma gondii Lokalisation: Meist supratentoriell, v.a. frontal und parietal, oft
4 Beim Neugeborenen: Citrobacter, Proteus, Pseudomonas, an der Mark-Rinden-Grenze
Serratia, Staphylococcus aureus Morphologie: Abhängig von Stadium (siehe . Tab. 4.3)
4 Bei AIDS-Patienten: Toxoplasma gondii, Mycobakterium tu- MRT:
berculosis 4 PWI: Niedriges rCBV im Randbereich (versus hohem rCBV
4 Bei Transplantierten: Nokardien, Aspergillus, Candida im Randbereich nekrotischer Tumoren)
4 Bei Diabetikern: Klebsiella pneumoniae 4 MRS:
5 Abszesshöhle/Nekroseareal: Laktat, Azetat, Alanin, Py-
Epidemiologie und Demographie. Relativ selten ruvat, andere Aminosäuren
Altersverteilung: Kann in jedem Alter auftreten, am häufigsten 5 Bakterielle Abszesse: Aminosäuren, Azetat, Succinat
zwischen 30. und 50. Lebensjahr 5 Tuberkulöse Abszesse: Lipid, Laktat
Geschlechtsverteilung: M:F = 2:1 5 Fungale Abszesse: Lipid, Laktat, Aminosäuren
Ätiologie.
4 Per continuitatem (50%): Otitis, Sinusitis, Zahninfektionen,
Osteomyelitis der Schädelbasis
4 Hämatogen (30%), z.B. Pneumonie, Endokarditis
4 Nach offenem SHT (10%), hier auch Spätabszesse möglich
4 Selten nach septischer Sinusthrombose oder eitriger Menin-
gitis
4.4 · Hirnabszess
325 4
. Tab. 4.3 Bildgebende Befunde der verschiedenen Stadien einer fokalen eitrigen Hirnentzündung
Nativ-CT Kann unauffällig sein, Zentral in der unscharf begrenzten Hypodense RF mit mäßiggradigem Gering hyperdenser Ring,
Unscharf begrenzte Hypodensität Entwicklung eines Ödem hypodenses Zentrum,
Hypodensität, oft sub- umschriebenen hypodenseren Deutliche Abnahme von
kortikal gelegen Areals, perifokalem Ödem und
Zunahme des perifokalen Ödems raumfordernder Wirkung
(hypodens) und der raumfordern-
den Wirkung
CT + KM Keine oder geringe, Unscharf begrenzte, ringförmige Sowohl zum Zentrum, als auch zum Scharf begrenzte, ring-
irreguläre KM-Auf- KM-Aufnahme, hypodenses peri- umgebenden Parenchym hin scharf förmige KM-Aufnahme
nahme fokales Ödem begrenzte, ringförmige KM-Aufnahme,
seltener sieht äußere Begrenzung der
KM-Aufnahme aus wie eine Corona
radiata
Kapsel ist ventrikelnah am schmalsten!
T1w Unscharf begrenzte, Hypointenses Zentrum, iso- bis Hyperintenses Zentrum (Abszess- Abszesshöhle schrumpft
gemischt hypo- und leicht hyperintenser Randsaum, höhle), iso- bis hyperintenser Rand bzw. kollabiert, Kapsel
isointense Läsion hypointenses perifokales Ödem (Kapsel ventrikelnah am schmalsten!) verdickt sich
T2w Unscharf begrenzte, Hyperintenses Zentrum, hypoin- Hyperintenses Zentrum (Abszess- Abszesshöhle schrumpft/
hyperintense Läsion tenser Randsaum, hyperintenses höhle), Ödem perifokal kollabiert, Kapsel (hypo-
perifokales Ödem kräftig hypointenser Randsaum, intens) verdickt sich
ventrikelnah am schmalsten!
T1 + KM Irreguläre KM-Auf- Kräftige, aber irreguläre rand- Scharf begrenzte, glatte, ringförmige Abszesshöhle schrumpft,
nahme ständige KM-Aufnahme KM-Aufnahme (= Kapsel!), ventrikel- dickwandige, kontrast-
Spätaufnahme: »Fill in« des nah am schmalsten! mittelaufnehmende
Zentrums mit KM, solange sich Kapsel
noch keine kollagenhaltige Kapsel
ausgebildet hat
DWI nicht richtungsweisend nicht richtungsweisend Abszess zeigt DWI-Restriktion mit Rückgang der
ADC-Minderung* DW-Restriktion
* Bakterielle und tuberkulöse Abszesse: Sowohl Kapsel als auch Abszesshöhle zeigen ADC-Erniedrigung
Fungale Abszesse: Nur die Wand zeigt eine ADC-Erniedrigung, innerhalb der Abszesshöhle hoher ADC
a b c
. Abb. 4.16a–c Frühe Zerebritis mit multifokalen, unscharf begrenzten Hypodensitäten (Pfeile). Die Erreger sind Pneumokokken. a–c: CT + KM
326 Kapitel 4 · Infektiöse und entzündlich-demyelinisierende Erkrankungen
a b c
. Abb. 4.17a–c Frühe Zerebritis rechts frontal. a: T2w; b: T1w nativ; c: T1w + KM
a b c
. Abb. 4.18a–c Frühe Zerebritis links frontal. a: T2w; b: T1w nativ; c: T1w + KM
a b c
. Abb. 4.19a–c Späte Zerebritis rechts okzipital mit Ventrikulitis. a: FLAIRw; b: T1w nativ; c: T1w + KM
4.4 · Hirnabszess
327 4
a b
c d
. Abb. 4.20a–d Abszess im frühen Kapselstadium. a: T2w; b: T1w nativ; c: T1w + KM; d: DWI B1000
a b c
d e f
. Abb. 4.21a–f Abszess im frühen Kapselstadium rechts frontal. Verlaufsbildgebung des in Abb. 4.17 gezeigten Falls. a, d: T1w + KM cor, tra, b: T2w; c: T1w nativ;
e: DWI, B1000; f: ADC-Map
328 Kapitel 4 · Infektiöse und entzündlich-demyelinisierende Erkrankungen
a b c
d e f
. Abb. 4.22a–f Multiple Hirnabszesse im frühen Kapselstadium. a: T2w; b: T1w nativ; c–f: T1w + KM tra, cor und sag
a b c
. Abb. 4.23a–c Hirnstammabszess im frühen Kapselstadium. a: T2w; b: T1w + KM; c: DWI, B1000
4.5 · Ventrikulitis
329 4
NUK: Klinik. Abhängig von Ätiologie.
4 FDG-PET: Vermehrter Glucose-Uptake
Verlaufsbildgebung unter Therapie: Verlauf und Prognose. Hohe Mortalitätsrate (40–80%); sel-
4 Hypointenser Randsaum in T2w ist unter erfolgreicher The- ten kommt es begleitend zu einer Entzündung des Plexus cho-
rapie früher rückläufig als die KM-Aufnahme roideus.
4 Kleine punkt- oder ringförmige KM-Aufnahme kann lange
persistieren Bildgebung. . Abb. 4.24 bis . Abb. 4.27
Lokalisation/Morphologie: Intraventrikuläre Spiegel
Differenzialdiagnosen: Hochgradige hirneigene Tumoren (Glio- CT:
blastom), Toxoplasmose, Tbc, Metastasen, in Resorption befind- 4 CT nativ: Hydrozephalus mit Spiegelbildung in den abhän-
liche ICB, demyelinisierender Herd gigen Abschnitten der Ventrikel; periventrikulär schmale
hypodense Säume
Literatur 4 CT + KM: Kontrastmittelaufnahme entlang der Ventrikelwände
Erdogan C, Hakyemez B, Yildirim N, Parlak M. Brain abscess and cystic brain
tumor: discrimination with dynamic susceptibility contrast perfusion-
MRT:
weighted MRI. J Comput Assist Tomogr. 2005;29:663-7.
Falcone S, Post MJ. Encephalitis, cerebritis, and brain abscess: pathophysiol-
4 T1w:
ogy and imaging findings. Neuroimaging Clin N Am. 2000;10:333-53. 5 Debris ist etwas hyperintens
Gupta RK, Vatsal DK, Husain N, Chawla S, Prasad KN, Roy R, Kumar R, Jha D, 5 Periventrikulär schmale hypointense Säume
Husain M. Differentiation of tuberculous from pyogenic brain abscesses 4 T2w/ FLAIR:
with in vivo proton MR spectroscopy and magnetization transfer MR
5 Hydrozephalus mit periventrikulären, hyperintensen
imaging. AJNR Am J Neuroradiol. 2001;22:1503-9.
Kapsalaki EZ, Gotsis ED, Fountas KN. The role of proton magnetic resonance
Säumen
spectroscopy in the diagnosis and categorization of cerebral abscesses. 5 Eventuell hypointense Darstellung der Spiegel
Neurosurg Focus. 2008;24:E7. 4 T1w + KM:
Kastrup O, Wanke I, Maschke M. Neuroimaging of infections of the central 5 Deutliche Kontrastmittelaufnahme des Ventrikelepen-
nervous system. Semin Neurol. 2008;28:511-22
dyms
Luthra G, Parihar A, Nath K, Jaiswal S, Prasad KN, Husain N, Husain M, Singh S,
Behari S, Gupta RK. Comparative evaluation of fungal, tubercular, and
5 Falls eine begleitende Plexitis vorliegt, stellt sich der Plexus
pyogenic brain abscesses with conventional and diffusion MR imaging choroideus ödematös aufgetrieben dar
and proton MR spectroscopy. AJNR Am J Neuroradiol. 2007;28:1332-8. 4 DWI: Der spiegelbildende Debris zeigt eine deutliche Diffu-
Smirniotopoulos JG, Murphy FM, Rushing EJ, Rees JH, Schroeder JW. Patterns sionseinschränkung mit Verminderung des ADC-Wertes;
of contrast enhancement in the brain and meninges. Radiographics.
ADC-Wert korreliert negativ mit der Zellzahl im Liquor
2007;27:525-51.
und Proteingehalt → geeignet zur Verlaufsbeurteilung unter
Therapie
4 Ultraschall:
4.5 Ventrikulitis 5 Bei Säuglingen zum Nachweis des Hydrozephalus
5 Periventrikulär zeigt das Gewebe eine erhöhte Echo-
Synonyme. Ventrikuläres Empyem, Pyozephalus genität
5 Evtl. Nachweis des intraventrikulären Debris als echogene
Definition. Bei der Ventrikulitis handelt es sich um eine Entzün- Schichten
dung des Ventrikelependyms.
Sonstiges. Im ventrikulären Liquor Nachweis einer granulo-
Erreger. zytären Pleozytose und Eiweißerhöhung.
4 Bakterien: Häufige Erreger sind Staphylokokken, Strepto-
kokken, Enterobacter Differenzialdiagnosen. Lymphom, ependymale Tumoraussaat
4 Viren (meist bei Immunkompromittierten) eines hirneigenen Tumors, ependymale Metastasierung (z.B. bei
4 Pilze (meist bei Immunkompromittierten) Mammakarzinom), intraventrikuläre Blutung, prominente epen-
4 Parasiten dymale Venen, Plexuszysten mit Diffusionsrestriktion
Epidemiologie und Demographie. Tritt bei ca. 30% aller Pati- Literatur
Fukui MB, Williams RL, Mudigonda S. CT and MR imaging features of pyo-
enten mit Meningitis auf und bei 80–90% aller Neugeborenen/
genic ventriculitis. AJNR Am J Neuroradiol. 2001;22:1510-6.
Säuglinge mit Meningitis. Han KT, Choi DS, Ryoo JW, Cho JM, Jeon KN, Bae KS, You JJ, Chung SH, Koh EH,
Altersverteilung: Kann in jedem Lebensalter auftreten. Park KJ Diffusion-weighted MR imaging of pyogenic intraventricular
Geschlechtsverteilung: M>F empyema. Neuroradiology. 2007;49:813-8.
Hong JT, Son BC, Sung JH, Kim IS, Yang SH, Lee SW, Park CK. Significance of
diffusion-weighted imaging and apparent diffusion coefficient maps for
Ätiologie. Komplikation einer Meningitis oder eines Hirnabs-
the evaluation of pyogenic ventriculitis. Clin Neurol Neurosurg. 2008;
zesses, der in das Ventrikelsystem einbricht oder Komplikation 110:137-44.
eines neurochirurgischen Eingriffs, meist der Anlage einer Vent- Pezzullo JA, Tung GA, Mudigonda S, Rogg JM. Diffusion-weighted MR imag-
rikeldrainage. ing of pyogenic ventriculitis. AJR Am J Roentgenol. 2003;180:71-5.
330 Kapitel 4 · Infektiöse und entzündlich-demyelinisierende Erkrankungen
a b c
. Abb. 4.24a–c Ventrikulitis mit Eiterspiegeln in den Hinterhörnern der Seitenventrikel (Sterne). a: FLAIRw; b: DWI, B1000; c: CT nativ
a b c
. Abb. 4.25a–c Ventrikulitis mit Eiterspiegeln in den Hinterhörnern der Seitenventrikel (Sterne in c), begleitend Zeichen einer Meningoenzephalitis,
(Stammganglien und Insel links). a: FLAIRw; b: PDw; c: DWI, B1000
a b c
. Abb. 4.26a–c Ventrikulitis v.a. im rechten Seitenventrikel mit Enzephalitis bzw. Zerebritis im angrenzenden Parenchym. a: T2w; b, c: T1w + KM tra und sag
4.6 · Spezifische Erreger und granulomatöse Erkrankungen
331 4
a b
c d
. Abb. 4.27a–d Ventrikulitis mit Liquoraufstau und deutlicher Eiteransammlung im linken Seitenventrikel. a: T2w; b: DWI, B1000;
c, d: T1w + KM tra und cor
4.6 Spezifische Erreger und granulomatöse 4 HSV-2: 2–10% der Fälle; verursacht meist eine beninge Me-
Erkrankungen ningitis, bei Neugeborenen jedoch eine diffuse, hämorrha-
gisch-nekrotisierende Enzephalitis, die nicht auf rhinenze-
4.6.1 Virale Enzephalitiden phale Strukturen begrenzt ist.
Herpes-simplex-Virus-Enzephalitis Geschlechtsverteilung: M = F
Definition. Die typische Herpes-Virus-Enzephalitis wird vom > Die Herpes-Virus-Enzephalitis ist eine Erkrankung des
Herpes-simplex-Virus Typ 1 (HSV-1) verursacht und ist eine immunkompetenten Patienten. Sie tritt bei HIV-Infi-
akute, hämorrhagische, nekrotisierende Enzephalitis, die vor zierten selten auf. Personen mit rezidivierendem Her-
allem das limbische System betrifft. pes labialis sind nicht gehäuft betroffen.
Erreger. Herpes-simplex-Virus Typ 1 (HSV-1) oder Typ 2 Ätiologie. Die Primärinfektion erfolgt durch Tröpfcheninfek-
(HSV-2) = Humanes Herpesvirus Typ 1 und 2, es handelt sich tion im Oronasopharynx → transneurale, retrograde Ausbrei-
um DNA-Viren. tung des Virus via N. trigeminus → Ganglion trigeminale Gas-
seri, hier verbleibt der Virus in ca. 70% der Patienten zunächst
Epidemiologie und Demographie. In der immunkompetenten latent.
Bevölkerung beträgt die Inzidenz 1/250.000/Jahr. Die Herpes- Bei ca. 30% aller Patienten mit HSV-1-Infektion kommt es im
Virus-Enzephalitis ist die häufigste Ursache einer nicht epide- Rahmen der Primärinfektion schon zu einer Enzephalitis.
mischen viralen Meningoenzephalitis. Die Enzephalitis wird beim Erwachsenen jedoch typischer-
Altersverteilung: Jedes Alter, am häufigsten bei Jugendlichen weise durch eine Reaktivierung verursacht → weitere Ausbrei-
und jungen Erwachsenen (ca. 1/3 der Patienten ist <20 Jahre, tung des Virus über Nervenäste in vordere und mittlere Schädel-
50% der Patienten ist <50 Jahre) grube. Die HSV-1-Reaktivierung erfolgt spontan oder durch
4 HSV-1: Ca. 95% aller Fälle, bei Erwachsenen und älteren Kin- verschiedene Trigger (lokales Trauma, Immunsuppression, emo-
dern häufiger (akute nekrotisierende Enzephalitis) tionaler Stress, hormonelle Umstellungen).
332 Kapitel 4 · Infektiöse und entzündlich-demyelinisierende Erkrankungen
Die Virusreaktivierung kann selten mit einem Herpes labialis Wird die Verdachtsdiagnose früh gestellt und die antivirale
einhergehen. Therapie mit Aciclovir (Aciclovir i.v. 3×10 mg/kg für 14 Tage)
unverzüglich eingeleitet, lässt sich die Letalität auf 20% senken.
Klinik. Die HSV-1-Enzephalitis verläuft mehrphasig mit akutem Jedoch können 80% der Überlebenden ihren früheren Beruf
Beginn: nicht mehr ausüben.
4 Grippales Vorstadium: Kopfschmerz, hohes Fieber, da-
nach: Diagnostik.
4 Wernicke-Aphasie bei Befall der dominanten Hemisphäre Liquor: Lymphozytäre Pleozytose, mäßige bis deutliche Eiweiß-
4 plus Hemiparese, kurze psychotische Episoden (Verwirrt- erhöhung, leichter Anstieg des Laktats (max. 4,0 mmol/l).
heit, psychotische Situationsverkennungen, Geruchshallu- Verifizierung der Diagnose durch Liquor-PCR in den ersten
zinationen) Tagen oder durch Nachweis einer intrathekalen Herpes-simplex-
4 Epileptische Anfälle (komplex-fokal beginnend mit sekun- Virus-spezifischen Antikörpersynthese ab Ende der 2. Krank-
därer Generalisation) heitswoche.
4 Quantitative Bewusstseinsstörung bis hin zum Koma
4 Fokal neurologische Ausfälle (<30%) Sonstiges. Typischer histologischer Befund: Nukleäre, eosino-
phile Cowdry-A-Einschlusskörperchen.
Bei Kindern sind die Symptome oft unspezifisch: Verhaltensauf-
fälligkeiten, Fieber, Kopfschmerzen, Anfälle. Bildgebung. . Abb. 4.28, . Abb. 4.29
Die Herpes-Virus-Enzephalitis ist die einzige virale Enzephalitis,
Verlauf und Prognose. Die Herpes-simplex-Virus-Enzephalitis bei der die Bildgebung charakteristische, fast pathognomonische
kann zum Koma und Tod führen. Unbehandelt verlaufen min- Veränderungen zeigt.
destens 70% der Fälle letal, die unbehandelten Überlebenden
behalten schwere Defekte zurück.
a b c
d e f
. Abb. 4.28a–f Rechtsseitige Herpesenzephalitis. Die Frontobasis links ist beginnend mit betroffen. a, b: FLAIRw tra und cor; c: T1w nativ; d: T1w + KM;
e: DWI, B1000; f: ADC-Map
4.6 · Spezifische Erreger und granulomatöse Erkrankungen
333 4
a b
c d
. Abb. 4.29a–d Herpesenzephalitis bilateral, links ausgedehnter als rechts. a: FLAIRw; b: T2w sag; c: DWI, B1000; d: ADC-Map
Akute HIV-(Meningo-)Enzephalitis
Erreger. Humanes Immundefizienz-Virus (HI-Virus) = human-
pathogenes Retrovirus
Bildgebung. Sowohl CT als auch MRT sind bei der akuten HIV-
HIV-Erkrankung Enzephalitis in der Regel normal.
Im Rahmen einer HIV-Infektion können verschiedene neuro-
logische Komplikationen auftreten. Dabei werden Krankheits- Differenzialdiagnosen. Andere Virusenzephalitiden
bilder, die direkt durch das HI-Virus hervorgerufen werden, von
solchen unterschieden, die indirekt durch die induzierte Im- HIV-1-assoziierte Enzephalopathie,
munschwäche ausgelöst werden (. Tab. 4.4). AIDS-Enzephalopathie
Definition. Bei der HIV-1-assoziierten Enzephalopathie han-
delt es sich um eine durch motorische, kognitive und emotionale
. Tab. 4.4 HIV-assoziierte neurologische Erkrankungen Defizite gekennzeichnete, virusassoziierte Gehirnerkrankung,
die zu einer schweren Demenz sowie zu einer spastischen Tetra-
Direkt HIV-assoziierte 4 Akute HIV-(Meningo-)Enzephalitis =
parese mit Blasenstörungen und Mutismus führt. Sie gehört zu
Erkrankungen aseptische HIV-Enzephalitis
4 HIV-Enzephalopathie = AIDS-Demenz- den sog. AIDS-definierenden Erkrankungen. Es handelt sich
Komplex nicht um eine »gewöhnliche« chronische Enzephalitis, sondern
4 Distale, symmetrische, sensorische um eine zwar primär HIV-bedingte, aber multifaktorielle Hirn-
Polyneuropathie funktionsstörung, die auch mit einer Neurotransmitterstörung
4 HIV-assoziierte Krampfanfälle
einhergehen kann.
Indirekt HIV-assoziierte 4 Opportunistische Infektionen
Erkrankungen 4 Autoimmunphänomene Epidemiologie und Demographie. Vor Einführung hochwirk-
4 Malignome (z.B. Lymphome)
samer antiviraler Medikamente war die HIV-Enzephalopathie
4 Medikamentennebenwirkungen
die häufigste neurologische Komplikation bei HIV-Infizierten:
336 Kapitel 4 · Infektiöse und entzündlich-demyelinisierende Erkrankungen
sie trat bei >30% der Infizierten im Spätstadium der Erkrankung Lokalisation: Periventrikuläres Marklager, Centrum semiovale,
auf. Nach Einführung der hochaktiven antiretroviralen Therapie Stammganglien, Hirnstamm, Kleinhirn
(HAART) war diese Erkrankung zunächst deutlich seltener ge- Morphologie:
worden, neuere Berichte sprechen jedoch von einer erneuten 4 Globale kortikale Atrophie
Zunahme in den letzten Jahren. 4 Symmetrische periventrikuläre Leukenzephalopathie
4 Fokale Marklagerläsionen
Ätiologie. HIV-1-Virus-assoziierte Hirnerkrankung, die in der
sog. »immunologische Endphase« der HIV-Erkrankung auftritt. CT:
4 Sie kommt nur bei fortgeschrittenem Immundefekt (CD4-Hel- 4 CT nativ:
ferzellen <100/μl Blut) vor. 5 Progrediente Atrophie mit zunehmender Erweiterung der
inneren und äußeren Liquorräume
Klinik. Überwiegend durch psychopathologische Symptomatik 5 Hypodense Leukenzephalopathie
gekennzeichnet: 4 CT + KM: Keine pathologische KM-Aufnahme
4 Kognitive Defizite:
5 Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen MRT: Progrediente Atrophie mit zunehmender Erweiterung der
5 Verlangsamung von Auffassung und Reagibilität inneren und äußeren Liquorräume
4 Emotionale Defizite: 4 T1w: Nicht sehr sensitiv für Leukenzephalopathie
5 Verlust von Initiative und Antrieb 4 T2w/PDw:
5 sozialer Rückzug mit Verlust sozialer Kompetenz 5 Hyperintense, fokale Marklagerläsionen
5 Depressivität 5 Diffuse, hyperintense, periventrikuläre Leukenzephalo-
4 Verminderte emotionale Schwingungsfähigkeit pathie
4 Motorische Defizite (in ca. 30% der Fälle): 4 FLAIR: Sensitiver als T2w
5 Störung der Feinmotorik 4 T1w + KM: Leukenzephalopathie zeigt keine KM-Aufnahme
4 Spätfolgen: 4 MRS:
5 Schwere Demenz 5 Im Frühstadium: Anstieg glialer Zellmarker als Zeichen
5 Spastische Tetraparese mit Blasenstörungen und Mutis- der Gliaproliferation, späte Abnahme neuronaler Marker
mus 5 Indikation: Hochpathologische elektrophysiologische
Untersuchungsergebnisse, die sich nicht unter antiretro-
Verlauf und Prognose. Schleichend progredient. viraler Therapie bessern sowie unauffälliger Befund in der
konventionellen MRT
Diagnostik. Schwierig, es existieren keine einheitlichen Diag- 4 MTR:
nosekriterien. Richtungsweisend ist die Klinik mit langsamer 5 Erniedrigte MTR im Bereich der Leukenzephalopathie
Krankheitsentwicklung, der serologische Nachweis der HIV-In- 5 Auch leicht erniedrigt in visuell normaler weißer Substanz
fektion und die immunologische Einordnung in Spätstadium der 5 Zur DD HIV-Enzephalopathie versus PML gut geeignet:
Erkrankung. MTR bei PML deutlich stärker erniedrigt
4 DTI: Früh erniedrigte fraktionale Anisotropie
Therapie. Bei gesicherter HIV-1-assoziierter Enzephalopathie
muss die HAART-Therapie möglichst liquorgängige Substanzen NUK:
(Azidothymidin oder Stavudin) enthalten. Bei Versagen der 4 FDG-PET:
HAART bei gesicherter HIV-1-assoziierter Enzephalopathie soll 5 Initial Hyper-, dann Hypometabolismus im Bereich der
ein Breitbandvirostatikum zur Anwendung kommen. Stammganglien
5 Indikation: siehe MRS
Sonstiges. Neuropathologische Befunde:
4 Makroskopisch: Allgemeine Atrophie und Atrophie der tie- Differenzialdiagnosen. JC-Virus-Enzephalitis (PML), CMV-
fer gelegenen Kernstrukturen mit Einblutungen, Demyelini- Enzephalitis, Herpes-Enzephalitis, primäres ZNS-Lymphom
sierungsherden und Vakuolisierung
4 Histopathologisch: Multiple, disseminierte Mikrogliaherde, Literatur
Makrophagen, mehrkernige Riesenzellen, Präsenz von HIV- Descamps M, Hyare H, Stebbing J, Winston A. Magnetic resonance imaging
and spectroscopy of the brain in HIV disease. J HIV Ther. 2008;13:55-8.
Antigen oder spezifischen Nukleinsäuren, neuronaler Zell-
Ragin AB, Storey P, Cohen BA, Epstein LG, Edelman RR. Whole brain diffusion
verlust im frontalen Cortex tensor imaging in HIV-associated cognitive impairment. AJNR Am J Neu-
roradiol. 2004;25:195-200.
Unterformen: HIV-1-assoziierte Leukenzephalopathie, vakuo- von Giesen, H. J., C. Antke, H. Hefter, F. Wenserski, R. J. Seitz, G. Arendt: Poten-
läre Myelinopathie und diffuse Poliodystrophie tial time course of human immunodeficiency virus type 1-associated
minor motor deficits: electrophysiologic and positron emission tomog-
raphy findings. Arch Neurol. 2000;57:1601-1607.
Bildgebung. . Abb. 4.31, . Abb. 4.32 von Giesen, H. J., H. J. Wittsack, F. Wenserski, H. Köller, H. Hefter, G. Arendt:
Unspezifisch; Verteilung und Ausmaß der Marklagerläsionen Basal ganglia metabolite abnormalities in HIV-1 associated minor motor
korreliert nicht sehr gut mit der Klinik. deficits. Arch Neurol. 2001;58:1281-1286.
4.6 · Spezifische Erreger und granulomatöse Erkrankungen
337 4
a b c
a b c
. Abb. 4.32a–c Marklageratrophie mit konsekutiver Erweiterung der inneren und äußeren Liquorräume bei HIV-Enzephalopathie. a–c: T2w
Geringfügige motorische Defizite (minor motor deficits: MMD) Klinik. Langsam progrediente spinale Symptomatik:
bei HIV 4 Beinbetonte Tetraparese, spastisch-ataktisches Gangbild,
Definition: Bei den geringfügigen motorischen Defiziten han- Hyperreflexie, positive Pyramidenbahnzeichen
delt es sich um durch spezifische Feinmotoriktests erfassbare 4 Sphinkterfunktionsstörungen, handschuh- und sockenför-
Funktionseinbußen, die – sobald der Patient sie in Form mani- mige sensible Störungen
fester Funktionsverluste (z.B. weniger Anschläge bei der Daten-
typistin, Geschicklichkeitsminderung des Feinmechanikers) Sonstiges. Tritt überwiegend in den Spätstadien der Infektion
selbst bemerkt – als »kognitiv-motorischer Komplex« bezeichnet auf, bei 60% der Patienten kommen HIV-1-assoziierte Myelo-
werden. Die »geringfügigen motorischen Defizite« sind Vorläu- pathie und Enzephalopathie gleichzeitig vor.
fersymptom der HIV-1-assoziierten Enzephalopathie und prä- Häufigstes morphologisches Korrelat der HIVM ist die sog.
diktiv für den Tod des Patienten. vakuoläre Myelopathie (VM), deren Merkmale eine Vakuolisie-
rung besonders des thorakalen und zervikalen Rückenmarks mit
HIV-1-assoziierte Myelopathie (HIVM) Betonung der Seitenstränge und das Auftreten lipidbeladener
Definition. Die HIV-1-assoziierte Myelopathie ist gekennzeich- Makrophagen sind.
net durch eine langsam progrediente spinale Symptomatik ohne
Nachweis eines abgrenzbaren sensiblen Niveaus, die sich ohne Bildgebung. Spinales MRT notwendig zum Ausschluss einer
die charakteristischen Zeichen der HIV-Enzephalopathie als iso- mechanischen Myelonkompression!
lierte Rückenmarkerkrankung entwickelt und direkt HIV-1-as- Lokalisation: Meist thorakal und/oder zervikal
soziiert ist, obwohl der Nachweis viraler Produkte nur inkonstant Morphologie: Atrophie
gelingt. MRT: T2w: Hyperintensitäten im Myelon, Myelonatrophie, meist
thorakal und/oder zervikal
338 Kapitel 4 · Infektiöse und entzündlich-demyelinisierende Erkrankungen
Opportunistische zerebrale Infektionen bei HIV 4 MRS: NAA-Erniedrigung, Cho/Cr-Ratio erhöht, Nachweis
Definition. Unter opportunistischen zerebralen Infektionen von Aminosäuren
versteht man durch Parasiten, Viren, Pilze oder Bakterien her-
Differenzialdiagnosen. Kongenitale CMV-Infektion, kongeni-
vorgerufene zerebrale Infektionen bei HIV-infizierten oder
sonstig immungeschwächten Patienten. Die opportunistischen tale Toxoplasmose
zerebralen Infektionen stellen alle AIDS-definierende Erkran- Literatur
kungen dar und treten bei CD4+-Zellzahlen <150/μl auf. Funk M, Joseph-Steiner J, Hernaiz-Driever P, Mentzer D, Göhlich-Ratmann G,
Bollinger M, Kreuz W, Kornhuber B, Jacobi G. Nervous system manifesta-
4 Erreger. Häufigste Erreger sind: tions in HIV infected children. Klin Padiatr. 1996;208:299-303.
4 Parasitien: Toxoplasma gondii (7 Kap. 4.6.4) Guillevin L. Vasculitides in the context of HIV infection. AIDS. 2008;22 Suppl
3:S27-33.
4 Viren:
5 JC-Virus (s. u.)
5 Cytomegalie-Virus (CMV) (s. u.) Cytomegalie-Virus-Enzephalitis (CMV-Enzephalitis)
4 Pilze: Kryptokokkus neoformans (7 Kap. 4.6.3) Erreger. Cytomegalie-Virus (CMV); gehört zu den Herpesviren.
4 Bakterien: Mykobakterien (Tuberkulose) (7 Kap. 4.6.2)
Epidemiologie und Demographie.
Bildgebung. Siehe in den entsprechenden Kapiteln. Altersverteilung: Vorkommen in verschiedenen Altersstufen
mit deutlich unterschiedlichen Verläufen:
Angeborene HIV-Enzephalopathie 4 Prä- oder perinatale Infektion:
Definition. Vertikal von der Mutter auf den Feten bzw. Embryo 5 Häufigste kongenitale Infektion (vor Toxoplasmose,
oder Säugling übertragene HIV-Infektion. HSV-2, Röteln)
5 In den USA sind ca. 1% aller Neugeborenen betroffen
Epidemiologie und Demographie. Weltweit waren bis 1997 2,4 5 50–80% aller Frauen im gebärfähigen Alter sind in den
Millionen Kinder mit HIV infiziert. USA seropositiv für CMV
Übertragungsrisiko: Ohne Stillen: 15–25%, mit Stillen: 25– 5 5% aller schwangeren Frauen scheiden CMV im Urin aus
40% 5 Infektionsweg: transplazentar
Altersverteilung: Symptomatik der HIV-Enzephalopathie be- 4 Infektion des Frühgeborenen
ginnt meist in der 12. Lebenswoche, manche Kinder bleiben bis 4 CMV-Infektion bei Jugendlichen oder Erwachsenen: Hierbei
zum 10. Lebensjahr unauffällig. wird unterschieden:
5 CMV-Infektion beim Immunkompetenten
Ätiologie. Übertragung in utero, perinatal oder postnatal über 5 CMV-Infektion beim Immuninkompetenten und als op-
die Muttermilch → HI-Virus in Mikroglia und Makrophagen → portunistische Infektion bei AIDS
Entzündungsreaktion.
Ätiologie. Beim Neugeborenen besteht eine deutliche Affinität
Klinik. Entwicklungsverzögerungen, Gedeihstörung, Verhaltens- des Virus zur subependymalen, germinalen Matrix → ausgedehn-
störungen, motorische Defizite te periventrikuläre Nekrosen. Histologisch sind eosinophile Ein-
schlusskörperchen nachweisbar.
Verlauf und Prognose. Von den Kindern, die im ersten Lebens-
jahr symptomatisch werden, sterben 10% in der Kindheit. The- Klinik. Abhängig vom Zeitpunkt der Infektion und vom Im-
rapie verbessert Prognose. munstatus:
4 Prä- oder perinatale Infektion: Schwere Defektsyndrome,
Bildgebung. deren Schweregrad vom Infektionszeitpunkt abhängig ist:
Lokalisation: Stammganglien 5 Neugeborene mit CMV-Infektion sind bei Geburt zu-
Morphologie: Atrophie, Verkalkungen, Leukenzephalopathie, nächst oft asymptomatisch.
spät dilatative Makroangiopathie 5 Später fallen folgende Symptome auf: Taubheit, Krampf-
CT: anfälle, mentale Retardierung, Mikrozephalie, Opticus-
4 CT nativ: Atrophie, Stammganglienverkalkungen neuritis, Innenohrschwerhörigkeit, Fehlbildungen der
4 CT + KM: Evtl. vor Auftreten der Verkalkungen flaue KM- Augen, Chorioretinitis, Hyperaktivität, gelegentlich Ataxie
Aufnahme im Bereich der Stammganglien und Hypotonie.
4 Spätere CMV-Infektion: Beim Immunkompetenten oft in-
MRT: apparent
4 T1w: Atrophie 4 Immuninkompetente Patienten: Akute oder chronische In-
4 T2w:/FLAIR: Evtl. hyperintense Leukenzephalopathie fektionen des Nervensystems:
4 T1w + KM: Initial leichte KM-Aufnahme der Stammganglien 5 Enzephalitis mit Fieber
4 T2*w: Zum Nachweis von Verkalkungen 5 Wesensänderung
4 MRA: Spät im Verlauf dilatative Makroangiopathie der intra- 5 kognitive Defizite
kraniellen Gefäße, fusiforme Aneurysmen 5 Chorioretinitis
4.6 · Spezifische Erreger und granulomatöse Erkrankungen
339 4
Diagnostik. Manchmal ist bei der Enzephalitis eine granulo- Bildgebung bei Erwachsenenform.
zytäre Pleozytose im Liquor nachweisbar. Zur Diagnosestellung Lokalisation: Periventrikuläre weiße Substanz
wird eine Liquor-PCR gefordert. CT nativ: Periventrikuläre hypodense Läsionen
Therapie. Bei der CMV-Enzephalitis und –Retinitis Gabe von MRT:
Ganciclovir. Die Effektivität von Ganciclovir ist jedoch bei 4 T2w/PDw/FLAIR: Nachweis von Hyperintensitäten v.a. im
CMV-Enzephalitis nicht sehr hoch. periventrikulären und subependymalen Marklager; diese
sind unscharf begrenzt und leicht raumfordernd
Bildgebung bei prä- oder perinataler Infektion. Erscheinungs- 4 T1w + KM:
bild vom Schweregrad und Infektionszeitpunkt abhängig: 5 Subependymale KM-Aufnahme
4 Schwere Form bei früher Infektion: 5 Nachweis von Komplikationen: Ventrikulitis, Ependy-
5 Lissenzephalie mit deutlich ausgedünntem Rindenband mitis?
(7 Kap. 5)
5 Erweiterung der inneren Liquorräume Differenzialdiagnosen.
5 Periventrikuläre Verkalkungen Kongenitale Form: Toxoplasmose, kongenitale lymphozytäre
5 Kleinhirnhypoplasie Choriomeningitis
4 Infektion etwas später im Schwangerschaftsverlauf: Erwachsenenform: HIV-Enzephalitis, PML
5 Polymikrogyrie
5 Glianarben Literatur
5 Zerebrale Verkalkungen Cheeran MC, Lokensgard JR, Schleiss MR. Neuropathogenesis of congenital
cytomegalovirus infection: disease mechanisms and prospects for inter-
4 Perinatale Infektion:
vention. Clin Microbiol Rev. 2009;22:99-126.
5 Gyrierung normal Malm G, Engman ML. Congenital cytomegalovirus infections. Semin Fetal
5 Periventrikuläre Glianarben und Verkalkungen möglich Neonatal Med. 2007 Jun;12(3):154-9.
(. Abb. 4.33) Scatliff JH, Kwock L, Chancellor K, Bouldin TW, Kapoor CC, Castillo M. Postmor-
tem MR imaging of the brains of patients with AIDS. Neuroimaging Clin
N Am. 1997;7:297-320.
Lokalisation: Verkalkungen v.a. in der periventrikulären weißen
van der Knaap MS, Vermeulen G, Barkhof F, Hart AA, Loeber JG, Weel JF.
Substanz Pattern of white matter abnormalities at MR imaging: use of polymerase
Morphologie: chain reaction testing of Guthrie cards to link pattern with congenital
4 Schollige Verkalkungen, Gyrierungstörungen (von Agyrie cytomegalovirus infection. Radiology. 2004;230:529-36.
bis fokale kortikale Dysplasie, . Abb. 4.34)
4 E-vacuo-Hydrozephalus bei Mangel an weißer Substanz
4 Kleinhirnhypoplasie Progressive multifokale Leukenzephalopathie
(PML)
CT nativ: Definition. Bei der PML handelt es sich um eine sekundär demy-
4 Besonders geeignet zum Nachweis von Verkalkungen linisierende Erkrankung auf dem Boden einer JC-Virus-Infek-
4 Schollige Verkalkungen in überwiegend periventrikulärer tion der Oligodendrozyten.
Lage
4 Hypodense Areale im Marklager Epidemiologie und Demographie. Die Häufigkeit der Erkran-
4 E-vacuo-Hydrozephalus bei Mangel an weißer Substanz kung hat im AIDS-Zeitalter deutlich zugenommen (bei ca. 2–7%
aller AIDS-Patienten); relativ häufig auch bei an AIDS erkrank-
MRT: Besonders geeignet zum Nachweis von Gyrierungsstö- ten Kindern.
rungen
4 T1w: Periventrikuläre, subependymale Foci mit T1-Zeit Ver- Ätiologie. Voraussetzung für eine JC-Virus-Infektion ist das
kürzung (=Verkalkungen) Vorliegen einer Immunsuppression, wie z.B. bei AIDS, anderen
4 T2w/PDw: E-vacuo-Hydrozephalus bei Mangel an weißer Autoimmunerkrankungen, Krebserkrankung, immunsuppres-
Substanz siver Therapie, lymphoproliferativer Erkrankung, Morbus
5 Verzögerte Myelinisierung Whipple, nichttropischer Sprue, Tuberkulose, Sarkoidose, oder
5 Periventrikuläre Pseudozysten Z.n. Organtransplantation. Darüber hinaus tritt die Erkrankung
5 Hyperintense Marklagerläsionen, v.a. parietal (= Gliose) als Nebenwirkung einer Natalizumab-Therapie bei Multipler
4 FLAIR: Hyperintense Marklagerläsionen, v.a. parietal (= Gli- Sklerose auf.
ose)
4 T2*w: Hypointense Darstellung der Verkalkungen Klinik. Kopfschmerzen, Sehstörungen, Demenz, Hemiparese,
kognitive Einbußen, Krampfanfälle.
Ultraschall: Nachweis der Verkalkungen (echoreich), periventri-
kuläre Pseudozysten, Kleinhirnhypoplasie
340 Kapitel 4 · Infektiöse und entzündlich-demyelinisierende Erkrankungen
a b c
. Abb. 4.33a–c Frontale und parietale Gliosezonen im Marklager, links mehr als rechts (Pfeile in a und b) und Polymikrogyrie angrenzend an den Sulcus
temporalis superior (Pfeile in c) bei konnataler CMV-Infektion. a, b: FLAIRw; c: T2w sag
a b c
. Abb. 4.34a–c Periventrikuläre Gliosezonen und Pachygyrie bei konnataler CMV-Infektion. a, b: FLAIRw; c: T1 IR cor
Eastern-Equine-Virus-Enzephalitis
Literatur
Cosottini M, Tavarelli C, Del Bono L, Doria G, Giannelli M, De Cori S, Michelassi Erreger. Togavirus
MC, Bartolozzi C, Murri L. Diffusion-weighted imaging in patients with pro-
gressive multifocal leukoencephalopathy. Eur Radiol. 2008;18:1024-30. Vorkommen. Vor allem in Nordamerika
Kappos L, Bates D, Hartung HP, Havrdova E, Miller D, Polman CH, Ravnborg M,
Hauser SL, Rudick RA, Weiner HL, O’Connor PW, King J, Radue EW, Yousry
Bildgebung. Magnetresonanztomographisch typischerweise
T, Major EO, Clifford DB. Natalizumab treatment for multiple sclerosis:
recommendations for patient selection and monitoring. Lancet Neurol. Veränderungen im Thalamus, in den Stammganglien und im
2007;6:431-41. Hirnstamm.
Weber T. Progressive multifocal leukoencephalopathy. Neurol Clin. 2008;
26:833-54, x-xi. Enterovirus-bedingte Enzephalomyelitis
Erreger. Poliovien, Coxsackieviren, ECHO-Viren (enteric cyto-
pathic human orphan), Enteroviren
Andere Virusenzephalitiden
Frühsommermeningoenzephalitis (FSME) Übertragung. Fäkal-oral
Erreger. RNA-Virus aus der Familie der Flaviviren
Epidemiologie und Demographie. Betroffen sind v.a. Kinder
Übertragung. Hauptsächlich durch Zecken (Ixodes ricinus und und Jugendliche; regionale und jahreszeitliche Häufung (Herbst).
Ixodes persulcatus) übertragen, in Osteuropa gelegentlich auch
durch den Genuss unpasteurisierter Schafs- oder Ziegenmilch Japanische Enzephalitis
Erreger. Virus aus der Familie der Flaviviren
Epidemiologie und Demographie. Infektionsrisiko in Ende-
miegebieten 1:100 bis 1:1000 pro Zeckenstich. Vorkommen. Vor allem in Ost- und Südostasien
342 Kapitel 4 · Infektiöse und entzündlich-demyelinisierende Erkrankungen
a b c
d e f
. Abb. 4.35a–f Progressive multifokale Leukenzephalopathie (PML) bei einem Patienten mit AIDS-Erkrankung. a, b: FLAIRw tra und cor; c: T1w nativ;
d: T1w + KM; e: DWI, B1000; f: ADC-Map
Literatur
Petropoulou KA, Gordon SM, Prayson RA, Ruggierri PM. West Nile virus
meningo-encephalitis: MR imaging findings. AJNR Am J Neuroradiol.
2005;26:1986-95.
4.6.2 Bakterien
Listeriose
Erreger. Listeria monocytogenes (grampositives, fakultativ anae-
a robes Stäbchen)
Diagnostik.
b Liquor: Oft granulozytäre Zellzahlerhöhung nachweisbar, diese
fällt jedoch oft geringer aus als bei anderen bakteriellen Menin-
. Abb. 4.36a, b Rabies-Enzephalitis mit bilateral symmetrischen, hyperin- gitiden.
tensen Läsionen in den Stammganglien (Nucleus caudatus, Putamen), im Tha-
Blutkultur: In ca. 60–70% der Fälle positiv
lamus sowie im gesamten Hirnstamm und im Myelon. a: T2w; b: FLAIRw cor
Bildgebung. . Abb. 4.37, . Abb. 4.38 Hinweis: Der MR-Befund sollte sich unter antibiotischer Thera-
Sowohl CT als auch MRT können normal sein. pie innerhalb von 14 Tagen bessern.
Lokalisation:
4 Oft Rhombenzephalitis mit Befall von Medulla oblongata, Differenzialdiagnosen. Andere Virusenzephalitiden, paraneo-
Pons und Kleinhirn plastische Rhombenzephalitis
4 Hirnnervenbeteiligung
Literatur
MRT: Clauss HE, Lorber B. Central Nervous System Infection with Listeria mono-
4 4 T2w/PDw/FLAIR: cytogenes. Curr Infect Dis Rep. 2008;10:300-6.
a b
. Abb. 4.37a–c Listerienenzephalitis mit Schwerpunkt im Rhombenzephalon. Im rechten Thalamus zeigt sich eine
hämorrhagische Imbibierung in T1w nativ (b). a, c: T2w tra und cor; b: T1w nativ
4.6 · Spezifische Erreger und granulomatöse Erkrankungen
345 4
a b c
d e
. Abb. 4.38a–e Listerienenzephalitis v.a. im Pons und in der Medulla oblongata. a: DWI, B1000; b, c: T2w; d, e: T1w + KM tra und sag
Epidemiologie und Demographie. Die Epidemiologie ist weit- Therapie. Optimales Antibiotikum und optimale Therapie-
gehend unklar; es handelt sich um eine sehr seltene Erkrankung. dauer nicht bekannt. Wirksam sind Doxycyclin, Penicillin,
ZNS-Beteiligung in ca. 20–40% der Fälle, tritt eher spät im Krank- Streptomycin und Ampicillin.
heitsverlauf auf.
Altersverteilung: Mittleres Alter bei Auftreten der Erkrankung: Verlauf und Prognose. Deutliche Prognoseverschlechterung
50 Jahre bei verzögerter Diagnosestellung und spätem Therapiebeginn.
Geschlechtsverteilung: Männer sind bevorzugt betroffen (> 80% Bei ca. 13% der Patienten kommt es innerhalb von 2 Jahren zu
aller Patienten sind männlich) Rezidiven.
Ätiologie. Pathogenese weitgehend unklar, molokulargenetisch Diagnostik. Diagnose wird oft erst mit Verzögerung gestellt.
ist in den befallenen Organen mittels PCR Tropheryma whippelii, 4 Dünndarmbiopsie oder Biopsie eines mesenterialen Lymph-
ein Mikroorganismus, nachweisbar. knotens; selten Hirnbiopsie
4 PCR aus Blut und Liquor
Klinik. Häufige neurologische Symptome sind: 4 Liquoruntersuchung auf PAS-positive Zellen (Färbung mit
4 Kognitive Veränderungen, Bewusstseinsstörungen, demen- periodischer Schiffsäure)
zielle Entwicklung
4 Psychiatrische Auffälligkeiten Sonstiges. Neuropathologie:
4 Hypothalamisch-hypophysäre Dysfunktion 4 Nachweis multipler ca. 2 mm großer zirkulärer, granulo-
4 Supranukleäre Blickparese matöser Herde in der grauen Substanz
4 Pathologien der oberen Motoneuronen 4 Die Herde sind histologisch durch Makrophagen gekennzeich-
4 20% der Patienten zeigen kein Malabsorptionssyndrom, son- net, die stark PAS-positiv sind und Tropheryma whippelii ent-
dern nur neurologische Manifestationen halten.
. Abb. 4.39 Typischer Morbus Whipple (Mit freundlicher Genehmigung von Prof. Dr. J. Valk aus »Magnetic Resonance of Myelination and Myelin Disorders«.
Springer, Berlin 2005)
a b
. Abb. 4.40a, b Unspezifische Erweiterung der inneren Liquorräume bei gesichertem Morbus Whipple. a, b: CT nativ
4 Intrakranielle Manifestationen: Hirnnervenausfälle (in etwa 4 Typische Manifestation: Enzephalomyelitis mit spastisch-
60% der Neuroborreliosefälle): ataktischer Gangstörung und Blasenstörung
5 Alle Hirnnerven außer dem N. olfactorius können betei- 4 Selten Schmerzen
ligt sein
5 In >80% ist der HN VII, oft bilateral, betroffen Bildgebung.
5 Zusammen mit der lymphozytären Meningitis ist die Zerebrale Bildgebung der Neuroborreliose: . Abb. 4.41 bis
Fazialisparese die häufigste Manifestation einer Neuro- . Abb. 4.44
borreliose bei Kindern 4 CT und MRT: In >55% der Fälle unauffällig; Nachweis fokaler
4 5 Isolierte Meningitis (ohne radikuläre Symptomatik); in oder konfluierender intrazerebraler Läsionen in ca. 20–30%
Europa überwiegend bei Kindern 4 Lokalisation: Supratentoriell v.a. Marklager, Hirnstamm,
4 ZNS-Manifestationen: Die Beteiligung des zentralen Ner- Hirnnerven (. Abb. 4.43), Meningen
vensystems im Rahmen einer Neuroborreliose ist selten und 4 Morphologie:
verläuft meistens chronisch. 5 Fokale oder konfluierende, »unspezifische« Marklagerlä-
sionen, Atrophie
Häufigste ZNS-Manifestationen der Neuroborreliose: 5 Selten vaskulitisch bedingte Ischämien (. Abb. 4.44), ICB
4 Myelitis: Entwicklung der Symptomatik über Tage oder meh- oder SAB
rere Monate: 4 CT nativ: Evtl. hypodense Marklagerläsionen, Atrophie
5 Spastisch-ataktischer Gang 4 MRT:
5 Blasenstörung 5 T1w: Atrophie
5 Bei einem Teil der Patienten schwere Tetra- oder Para- 5 T2w/PDw/FLAIR: Bei Enzephalitis: fokale hyperintense
parese Marklagerläsionen supratentoriell und im Hirnstamm
5 Bei 40% der Fälle zusätzlich Hirnnervenbeteiligung (. Abb. 4.41 und 4.42)
4 Enzephalitis: 5 DWI: Bei Vaskulitis ggf. frische, vaskulitische Ischämien
5 Bei 60% der Patienten mit Myelitis zusätzlich Zeichen der 5 T1w + KM: Marklagerläsionen können KM-Aufnahme
Enzephalitis zeigen
5 Klinische Symptomatik unspezifisch – Evtl. KM-Aufnahme der Meningen
4 Vaskulitis der zerebralen Gefäße (. Abb. 4.44): – Bei Hirnnervenbeteiligung: KM-Aufnahme der Hirn-
5 Ischämie nerven (. Abb. 4.43)
5 SAB 5 MRA: Wandunregelmäßigkeiten, Stenosen als Hinweis auf
5 ICB Vaskulitis?
5 MRS:
Diagnostik. Aus der Kombination einer typischen klinischen – NAA-Verringerung, Cho-Anstieg, Lipidpeak
Symptomatik, entzündlicher Liquorveränderungen und positi- – Cho/Cr-Anstieg in normal erscheinender weißer Subs-
ver Borrelienserologie im Liquor (erhöhter Liquor-Serum-Anti- tanz
körper-Index):
4 Liquor: Pleozytose (zahlreiche aktivierte Lymphozyten, Plas- Diagnosesicherung. Erhöhter Liquor-Serum-Antikörper-In-
mazellen), Schrankenstörung, intrathekale, borrelienspezi- dex und Liquorpleozytose
fische Immunglobulinsynthese
4 Borrelienserologie; Basislabor mit Entzündungsparametern Differenzialdiagnosen. Bei Marklagerläsionen: Multiple Skle-
rose, ADEM, Vaskulitis, Mikroangiopathie. Außerdem Sarkoi-
! Bei atypischen Krankheitsbildern: Zufällige Koinzidenz
dose, Tumor, Chronic-Fatigue-Syndrom
einer früher durchgemachten Neuroborreliose und
einer aktuell anderen entzündlichen ZNS-Erkrankung Literatur
als Zufallsbefund bedenken. Greer DM, Schaefer PW, Plotkin SR, Hasserjian RP, Steere AC. Case records of
the Massachusetts General Hospital. Case 11-2007. A 59-year-old man
Verlauf und Prognose.
with neck pain, weakness in the arms, and cranial-nerve palsies. N Engl J
Akut: Symptomdauer <6 Monate (90–95% der Fälle): Med. 2007;356:1561-70.
4 Die neurologische Symptomatik tritt wenige Wochen bis ei- Kalina P, Decker A, Kornel E, Halperin JJ. Lyme disease of the brainstem. Neuro-
nige Monate nach dem Zeckenstich auf. radiology. 2005;47:903-7.
Köchling J, Freitag HJ, Bollinger T, Herz A, Sperner J. Lyme disease with lym-
4 Typische Manifestation: schmerzhafte Meningopolyradikuli-
phocytic meningitis, trigeminal palsy and silent thalamic lesion. Eur J
tis spinaler Nerven in Verbindung mit einer einseitigen oder Paediatr Neurol. 2008;12:501-4.
beidseitigen Fazialisparese (Bannwarth-Syndrom) Topakian R, Stieglbauer K, Nussbaumer K, Aichner FT. Cerebral vasculitis and
4 Häufig radikuläre Schmerzen stroke in Lyme neuroborreliosis. Two case reports and review of current
knowledge. Cerebrovasc Dis. 2008;26:455-61.
Triulzi F, Scotti G. Differential diagnosis of multiple sclerosis: contribution of
Chronisch: Symptomdauer >6 Monate (<5% der Fälle): magnetic resonance techniques. J Neurol Neurosurg Psychiatry. 1998;64
4 Die neurologische Symptomatik entwickelt sich schleichend Suppl 1:S6-14.
über Monate bis Jahre.
4.6 · Spezifische Erreger und granulomatöse Erkrankungen
349 4
a b c
a b c
. Abb. 4.42a–c Deutliche, z.T. konfluierende Marklagerläsionen bei gesicherter Neuroborreliose. a–c: FLAIRw tra und sag
a b c
. Abb. 4.43a–c Hirnnervenbeteiligung bei Neuroborreliose mit pathologischem Enhancement v.a. des N. trigeminus (a), N. abducens (b) und N. glosso-
pharyngeus (c) beidseits (jeweils Pfeile). a–c: T1w + KM
350 Kapitel 4 · Infektiöse und entzündlich-demyelinisierende Erkrankungen
a b c
. Abb. 4.44a–c Bilaterale frische (a) und subakute Ischämien, z.T. mit hämorrhagischer Imbibierung (c) bei Vaskulitis der intrazerebralen Gefäße auf dem
Boden einer Neuroborreliose. a: DWI; b: T2w; c: T1w nativ
a b
c d
a b c
. Abb. 4.46a–c Nokardiose mit multiplen Abszessen. a: T2w; b: T1w + KM; c: Erregernachweis in der Gramfärbung (z. B. Pfeile)
Klinik. Unspezifische Symptome zerebraler Raumforderungen: Differenzialdiagnosen. Durch andere Erreger verursachte
4 Kopfschmerz und Übelkeit Hirnabszesse, multiple Hirnmetastasen
4 Fokal neurologische Defizite, abhängig von Lokalisation der
Abszesse Literatur
Buelte D, Noth J, Mull M, Sellhaus B, Koch A, Queider M, Hünger F, Gobbelé R.
Different manifestations of the cerebral nocardiosis. Nervenarzt.
Verlauf und Prognose. Mortalität:
2008;79:1432-5.
4 Bei immunsupprimierten Patienten mit Nokardienabszessen
bis zu 55%
4 Bei nichtimmunsupprimierten Patienten ca. 20% Tuberkulose
Definition. Bei der Tuberkulose des zentralen Nervensystems
Sonstiges. Beim Auftreten einer Nokardiose immer Immun- handelt es sich um eine spezifische Organmanifestation einer
status testen! systemischen Erkrankung, nicht um eine isolierte, eigenständige
Infektionskrankheit.
Bildgebung. . Abb. 4.46 Erreger. Säurefeste Stäbchen: Mykobakterium tuberculosis (am
Unspezifisch häufigsten), Mykobakterium bovis (deutlich seltener), nicht-
Morphologie: Abszesse unterschiedlicher Morphologie von kleins- tuberkulöse Mykobakterien (seit dem Auftreten von AIDS), z.B.
ten multiplen Abszessen bis hin zu solitären großen Abszessen Mykobakterium avium intracellulare
(7 Kap. 4.4)
CT: Manifestationsformen.
4 CT nativ: Herde und Umgebungsödem stellen sich hypodens 4 Tuberkulöse (Lepto-)meningitis (Sonderform: Tuberkulöse
dar hypertrophische Pachymeningitis) (. Abb. 4.47 bis . Abb.
4 CT + KM: Herde zeigen eine randständige, ringförmige KM- 4.49)
Aufnahme 4 Tuberkulome: Konfluierende, avaskuläre, kugelförmige,
granulomatöse Ansammlungen kleiner Tuberkeln; ein Tuber-
MRT: kel besteht histologisch aus einer zentralen, verkäsenden Nek-
4 T1w: Herde und Umgebungsödem hypointens rose, die von Lymphozyten, Epitheloidzellen und Riesenzellen
4 T2w: Einzelne bis multiple abszesstypische Herde; diese sind vom Langerhans-Zell-Typ umgeben ist. Ätiologie: Reaktion
relativ signalarm mit hypointensem Randsaum und deut- im Rahmen einer Immunrekonstitution, genaue immunolo-
lichem Umgebungsödem gischen Vorgänge nicht vollständig bekannt. (. Abb. 4.50,
4 FLAIR: Gute Darstellung des Ödems . Abb. 4.51)
4 T1w + KM: Herde zeigen eine randständige, ringförmige kräf- 4 Tuberkulöse Enzephalitis
tige KM-Aufnahme 4 Tuberkulöse Vaskulitis: Ätiologie: Inflammation der Hirn-
4 DWI: Abszesstypische Diffusionsrestriktion im Zentrum der basisgefäße durch gelatinöses Exsudat → Gefäßverschlüsse
Herde 7 Kap. 4.4 durch fibrinoide Nekrose und Thrombosen → zerebrale Is-
chämien (. Abb. 4.52)
4 Spondylodiszitis (»Pott’s disease«)
354 Kapitel 4 · Infektiöse und entzündlich-demyelinisierende Erkrankungen
a b c
. Abb. 4.47a–c Tuberkulöse Meningitis. Typischer Befund mit kräftiger KM-Aufnahme der basalen Meningen. a–c: T1w + KM tra und sag
a b c
d e f
. Abb. 4.48a–f Tuberkulöse Meningitis v.a. im Bereich der Sylvischen Fissur links mit teils nodulärer KM-Aufnahme der Meningen. a: FLAIRw; b: T2w,
c–f: T1w + KM tra und sag
4.6 · Spezifische Erreger und granulomatöse Erkrankungen
357 4
a b c
d e f
. Abb. 4.49a–f Tuberkulöse Meningitis und Enzephalitis mit subkutaner Eiteransammlung. a: T2w; b: PDw; c: T1w nativ; d–f: T1w + KM tra, sag und cor
a b c
. Abb. 4.50a–c Tuberkulom links temporal. a: T2w; b, c: T1w + KM tra und sag
358 Kapitel 4 · Infektiöse und entzündlich-demyelinisierende Erkrankungen
a b c
a b c
. Abb. 4.52a–c Nachweis mehrerer Marklagerischämien bei tuberkulöser Vaskulitis. a–c: T2w
Ätiologie. Wichtige Ursachen sind offene Schädelverletzungen Ätiologie. Erreger kommt ubiquitär in Erde, Wasser und ver-
und Immunschwäche (AIDS, Langzeitbehandlung mit Antibio- schimmelten Pflanzenresten vor.
tika und Steroiden)
Haupteintrittspforte: Lunge → hämatogene Streuung → ZNS Infektionswege.
Seltenere Genese: Per continuitatem fortgeleitet aus NNH bei 4 Typisch ist die Inhalation von Sporen: Bei Immunkompe-
Sinusistis oder Otitis. tenten suffiziente Abwehrreaktion in der Lunge; bei immun-
inkompetenten Patienten kommt es zur pulmonalen Super-
Klinik. Nicht selten chronische, schleichende Verläufe, z.T. aber infektion und hämatogenen Streuung des Erregers → ZNS-
auch hoch akute Verläufe mit rascher Eintrübung: Befall.
4 Meningitische Zeichen (Kopfschmerzen, Fieber, vegetative 4 Ein anderer Infektionsweg ist die invasive rhinozerebrale
Begleiterscheinungen, Abgeschlagenheit, Müdigkeit) Aspergillose: Intrakraniell können Meningen, Hirnparen-
4 Hirnnervenausfälle chym und intrakranielle Gefäße betroffen sein; Aspergillus
4 Bei zerebraler Beteiligung fokal neurologische Ausfälle und neigt zur Gefäßinvasion (angiotropisch → nekrotisierende
Krampfanfälle Angiitis → Thrombosen, Einblutung → ischämische Infarkte
→ septische Infarkte → Zerebritis → Abszesse); Ausbildung
Komplikationen: mykotischer Aneurysmen mit resultierender SAB möglich
4 Vaskulitis der basalen großen Hirngefäße
4 Sinusthrombose Verlauf und Prognose. Oft verzögerte Diagnosestellung. Un-
behandelt beträgt die Überlebenszeit vom Auftreten der ersten
Diagnostik. Symptome ca. 2–8 Monate. Vor allem die aggressive Form hat
Serologie: Kaum BSG-Erhöhung, wenig Leukozytose, vereinzelt eine extrem schlechte Prognose, besonders bei Immuninkompe-
Eosinophilie, kulturelle Anzüchtung gelingt nicht immer tenten. Bei Immunkompetenten kann die Mortalität durch ein
Liquor: Lymphomonozytäre Pleozytose (30–300 Zellen/μl), aggressives chirurgisches Vorgehen reduziert werden.
mäßige Eiweißerhöhung, Zucker erniedrigt, zeitweise positive
oligoklonale Banden Therapie. Amphotericin B + evtl. Fluorocystoin; neurochirur-
Nur selten gelingt die Darstellung der Pilze in Tuschefärbung gische Abszessentfernung.
im zytologischen Präparat.
Sonstiges. Risikogruppen für invasive Aspergillose sind:
4 HIV-Infizierte
Literatur
4 Patienten nach Organtransplantation
Luthra G, Parihar A, Nath K, Jaiswal S, Prasad KN, Husain N, Husain M, Singh S,
Behari S, Gupta RK. Comparative evaluation of fungal, tubercular, and 4 Neutropenie bei akuter Leukämie
pyogenic brain abscesses with conventional and diffusion MR imaging 4 Glioblastompatienten unter Steroidtherapie
and proton MR spectroscopy. AJNR Am J Neuroradiol. 2007;28:1332-8.
Bildgebung. . Abb. 4.53 bis . Abb. 4.55
1. Hämatogene Infektion des ZNS: Nicht pathognomonisch
Aspergillose Lokalisation: Oft Stammganglien und Thalami beteiligt
Definition. Invasive Aspergillose: Infektion eines Gewebes Morphologie:
durch eine Aspergillus-Art; Aspergillom: Kugeliges Myzelwachs- 4 Unspezifisches Erscheinungsbild zerebraler Abszesse
tum in einer Körperhöhlung z.B. Nasennebenhöhlen. (7 Kap. 4.4)
4 Bei ca. 50% treten vaskulitisch bedingte hämorrhagische In-
Erreger. Aspergillus-Spezies, von denen mehr als 200 Arten be- farkte auf
kannt sind. Nur einige davon verursachen ZNS-Infektionen, z.B. 4 Evtl. mykotische Aneurysmen mit resultierender SAB
Aspergillus fumigatus, Aspergillus flavus, Aspergillus candidus. (7 Kap. 2.5.4)
Manifestationsformen. CT:
Invasive Aspergillose: Meist initial der Lunge, breitet sich häma- 4 CT nativ:
togen ins ZNS aus → Meningitis → Meningoenzephalitis; Gefäß- 5 Nachweis hypodenser Raumforderungen, die den Abszes-
infiltration möglich → thrombotische Verschlüsse → (hämorrha- sen mit Umgebungsödem entsprechen
gische) Infarkte. 5 Ggf. SAB-Nachweis
4 CT + KM: Eher geringes KM-Enhancement, eher flau als ring-
förmig
360 Kapitel 4 · Infektiöse und entzündlich-demyelinisierende Erkrankungen
! Das Fehlen eines Ringenhancements ist hier ein 4 T1w + KM: KM-Enhancement möglich, muss aber nicht vor-
Zeichen der Aggressivität der vorliegenden Meningo- handen sein, muss auch nicht ringförmig sein (siehe CT)
enzephalitis. Aufgrund des rasch destruierenden Ge- 4 MRA: Ggf. Nachweis mykotischer Aneurysmen
schehens ist die Ausbildung einer »richtigen« Abszess- 4 DWI:
kapsel nicht möglich. 5 Diffusionsrestriktion in den Abszessformationen
5 Ischämietypische Diffusionsstörungen mit deutlicher
4 MDCTA: Ggf. Nachweis mykotischer Aneurysmen ADC-Minderung beim Vorliegen vaskulitisch bedingter
Ischämien
4 MRT: 2. Sinonasaler oder orbitaler Befall:
4 T1w: Läsionen können sich hyperintens darstellen, wenn 4 CT nativ: Nachweis von Verkalkungen in betroffenen NNH
subakute Einblutungen vorliegen (Met-Hb) 4 MRT:
4 T2w: 5 T2w: Hypointenses Signal in betroffenen NNH (verur-
5 Nachweis (multipler) abszesstypischer intrazerebraler Lä- sacht durch erhöhte Konzentrationen von Metallen (Cal-
sionen (7 Kap. 4.4), relativ signalarm im Zentrum, mit cium, Magnesium, Mangan, Eisen)
deutlich hypointensem Randsaum und deutlichem Um- 5 T1w + KM:
gebungsödem – Durales KM-Enhancement angrenzend an sinunasalen
5 Ödem gelegentlich eher schwach ausgeprägt (v.a. bei As- oder orbitalen Befall
pergillus fumigatus) – Randständige KM-Aufnahme in den betroffenen NNH
4 PDw/FLAIR:
5 Gute Darstellung des Ödems Differenzialdiagnosen. Durch andere Erreger bedingte zere-
5 Gut geeignet zum SAB-Nachweis beim Vorliegen myko- brale Abszesse
tischer Aneurysmen
a b c
d e f
. Abb. 4.53a–f Zerebrale Abszesse bei Aspergillose, sekundär nach Befall der Ethmoidalzellen (Sterne in b). a, b: T2w tra und cor; c: FLAIRw, d: T1w + KM;
e: DWI, B1000; f: ADC-Map
4.6 · Spezifische Erreger und granulomatöse Erkrankungen
361 4
a b c
. Abb. 4.54a–c Aspergillenabszess im linken Gyrus rectus. a: T2w; b: DWI, B1000; c: T1w + KM
a b
Histoplasmose Verlauf und Prognose. Unbehandelt ist die Letalität auch bei
Erreger. Histoplasma capsulatum jahrelang dauerndem Verlauf hoch. Rezidive trotz hochdosierter
Amphothericin-B-Therapie in >50% der Fälle.
Epidemiologie und Demographie. Seltener Erreger zerebraler
Mykosen, aber häufigste ZNS-Pilzinfektion bei Immunkompe- Diagnostik. Der mikroskopische oder kulturelle Nachweis im
tenten. Bei einer hämatogenen Streuung ist in 10–20% der Fälle Liquor gelingt nur selten.
das ZNS betroffen.
Endemiegebiete sind Nordamerika (Ohio, Mississippi). Bildgebung. Unspezifisch:
Geschlechtsverteilung: Männer sind ca. 5-mal häufiger betrof- 4 Hydrozephalus
fen als Frauen. 4 Meningeale KM-Aufnahme
4 Fokale Parenchymläsionen
4 Ischämien
362 Kapitel 4 · Infektiöse und entzündlich-demyelinisierende Erkrankungen
Differenzialdiagnosen. Andere Pilzinfektionen des ZNS, bak- 5 T1w + KM: Die multiplen Knötchen stellen sich als nodu-
terielle Infektionen, Parasiten läre parenchymale und leptomeningeale kontrastmittel-
aufnehmende Läsionen dar
Literatur 4 Diffuse Atrophie: Erweiterung der basalen Zisternen und
Saccente M. Central nervous system histoplasmosis. Curr Treat Options Neu- des Ventrikelsystems (Hydrozephalus)
rol. 2008;10:161-7.
4 Kryptokokkoma. Solide Raumforderung oder disseminierte
Läsionen
Kryptokokkose 5 Lokalisation: Vor allem im Mittelhirn und Stammgang-
4 Erreger. Cryptococcus neoformans, ein Hefepilz mit Polysaccha- lien
ridkapsel, der charakteristisch mit India-Tinte angefärbt werden 5 Kommt bei ca. 4–11% aller Patienten mit Kryptokokken-
kann. meningitis vor
4 Bei HIV-negativen Patienten kann sich eine Kryptokokken-
Epidemiologie und Demographie. Häufigste ZNS-Pilzin- infektion mit einer Vergrößerung des Plexus choroideus ma-
fektion; bei AIDS-Patienten häufigste Pilzinfektion über- nifestieren.
haupt (ZNS-Kryptokokkose bei bis zu 11% aller AIDS-Patien-
ten beschrieben). Bei AIDS-Patienten nach dem HI-Virus selbst Anmerkung: Im Gegensatz zur tuberkulösen Meningitis ist eine
und der Toxoplasmose dritthäufigste Ursache einer ZNS-In- basale leptomeningeale KM-Aufnahme für die Kryptokokkose
fektion. nicht typisch.
Klinik. Klinischer Befund ist durch Hydrozephalus und menin- 4.6.4 Parasiten
gealen Befall gekennzeichnet.
Neurozystizerkose (Zystizerkose)
Bildgebung. (. Abb. 4.56) Zerebrale Bildgebung kann normal Erreger. Larve des Schweinebandwurms (Taenia solium)
sein (»Krypto-»kokkose).
Infektionsweg. Meist fäkal-oral via Ingestion der Eier des
! Erweiterte Virchow-Robin-Räume bei jungen immun-
Schweinebandwurms über verseuchte Nahrung oder Wasser. Die
supprimierten Patienten können einziger Hinweis auf
Eier werden oral aufgenommen → die primäre Larvenform (On-
eine Kryptokokkenmeningitis sein!
kospheren) breitet sich vom Gastrointestinaltrakt ausgehend in
Verschiedene Präsentationen: das ZNS und die Skelettmuskeln aus → aus den primären Larven-
4 Erweiterte Virchow-Robin-Räume: formen entstehen die sekundären Larven (Zystizerken).
5 Lokalisation: Stammganglien und daran angrenzend, so-
wie an der Mark-Rinden-Grenze Inkubationszeit. Variabel, typischerweise 5 Jahre (6 Monate bis
5 T2w: Nachweis der erweiterten Virchow-Robin-Räume 30 Jahre)
5 T1w + KM: Erweiterte Virchow-Robin-Räume können sel-
ten Kontrastmittel aufnehmen! Epidemiologie und Demographie. Weltweit häufigste Parasito-
4 Multiple Knötchen: se; ZNS-Beteiligung in 60–90% der Fälle.
5 Lokalisation: Parenchymal und leptomeningeal; Mit- Endemiegebiete: Lateinamerika, Teile Asiens, Indien, Osteuro-
beteiligung des Plexus choroideus im Bereich des Tri- pa und Afrika (Cave: zunehmender Ferntourismus)
gonums, Beteiligung des Rückenmarks und der spinalen Altersverteilung: Tritt in jedem Alter auf, häufiger sind Men-
Nervenwurzeln schen im jungen bis mittleren Erwachsenenalter betroffen.
5 T2w/PDw/FLAIR: Zahlreiche, bilaterale, kleine, hyperin- Geschlechtsverteilung: Männer sind etwas häufiger betroffen.
tense Foci
4.6 · Spezifische Erreger und granulomatöse Erkrankungen
363 4
Bildgebung. . Abb. 4.57, . Abb. 4.58
Der bildgebende Befund ist vom jeweiligen Stadium (s.o.) und
von der Immunantwort des Wirtes abhängig. Beim gleichen Pa-
tienten können dabei Läsionen in verschiedenen Stadien neben-
einander vorkommen.
Lokalisation:
4 Am häufigsten in den Subarachnoidalräumen (SAR) an der
Konvexität
4 Die Zuordnung zum SAR ist manchmal schwierig, da die Sul-
ci durch die Immunantwort des Wirts (Ödem) so verstrichen
sein können, dass die Läsion intraaxial erscheint.
4 Weitere Lokalisationen in absteigender Häufigkeit sind:
a
5 Zisternen: Läsionen in den basalen Zisternen oft trauben-
artig konfiguriert
5 Hirnparenchym: Meist in den Hemisphären, an der Mark-
Rinden-Grenze (. Abb. 4.57)
5 Ventrikelsystem: Der IV. Ventrikel ist am häufigsten be-
troffen.
4 Seltene Lokalisationen: Rückenmark, Sella, Orbita
Morphologie:
4 Rundliche bis ovaläre zystische Läsionen mit innenliegendem
randständigem Knötchen (= Skolex)
4 In 20–50% der Fälle liegt eine solitäre Zyste vor
4 Beim Vorkommen von multiplen Zysten sind es meist we-
nige; eine disseminierte (miliare) Form der Zystizerkose mit
multipelsten Läsionen ist selten.
b
4 Zystengröße ist variabel (5–20 mm), typischerweise jedoch
. Abb. 4.56a, b Nachweis mehrerer kontrastmittelaufnehmender nodulärer ca. 1 cm
Läsionen in den Stammganglien beidseits bei Kryptokokkose. a, b: T1w + KM 4 Die parenchymalen Zysten sind meist ≤1 cm groß, die sub-
arachnoidal gelegenen Zysten sind dagegen oft größer (bis zu
9 cm)
Klinik. Abhängig vom Entwicklungsstadium der Larve (s.u.) 4 Größe des Skolex: ca. 1–4 mm
und der Immunantwort des Wirts. Symptome treten auf, wenn
die Larven degenerieren (s.u.). Häufige Symptome sind Anfälle, CT:
Kopfschmerzen, Hydrozephalus. 4 CT nativ:
In Endemiegebieten ist die Neurozystizerkose die häufigste 5 Vesikuläres Stadium:
Epilepsieursache! – Glatte, dickwandige, liquorisodense Zyste
– In der Zyste innen: Hyperdenser, exzentrisch gelegener
Verlauf und Prognose. Die Dauer des Durchlaufens der ver- Punkt (Protoskolex)
schiedenen Stadien (s.u.) ist variabel (zwischen 1–9 Jahren, im – Kein Ödem
Mittel ca. 5 Jahre). Die intraventrikuläre Zystizerkose hat eine 5 Kolloidal-vesikuläres Stadium: Hyperdense Flüssigkeit in
erhöhte Morbidität und Mortalität, da sie zu einem akuten Ver- der Zyste, Umgebungsödem
schlusshydrozephalus führen kann. 5 Granulär-noduläres Stadium: Geringes Ödem
5 Nodulär-verkalktes Stadium: Kleiner, verkalkter Knoten
Sonstiges. Der Mensch ist meist Zwischenwirt des Schweine- 4 CT + KM:
bandwurms und trägt damit die Larve, er kann jedoch auch End- 5 Vesikuläres Stadium: Kein bis sehr geringes Enhancement
wirt des vollständig ausgebildeten Bandwurms sein (wenn statt der Zystenwand
der Eier die Larve über GI-Trakt aufgenommen wird). 5 Kolloidal-vesikuläres Stadium: KM-Aufnahme der dicke-
Stadien: Pathologisch werden 4 Stadien unterschieden: ren Zystenwand
4 Vesikuläres Stadium: Lebende Larve; die Parasitenlarve ist 5 Granulär-noduläres Stadium: KM-Aufnahme
als kleines Knötchen nachweisbar, das von einer mit klarer 5 Nodulär-verkalktes Stadium: Verkalktes Knötchen
Flüssigkeit gefüllten Zyste umgeben ist.
4 Kolloidal-vesikuläres Stadium: Degeneration der Larve
4 Granulär-noduläres Stadium: Beginnende Abheilung
4 Nodulär-verkalktes Stadium: Abgeheilt, Herd ist klein und
vollständig verkalkt, kein Ödem.
364 Kapitel 4 · Infektiöse und entzündlich-demyelinisierende Erkrankungen
a b c
. Abb. 4.57a–c Zystizerkose im vesikulären Stadium mit liquorisointenser Zyste und hyperintensem Skolex in FLAIRw (a). a: FLAIR; b: T1w nativ; c: T1w + KM
a b c
. Abb. 4.58a–c Zisternale Manifestationsform einer Neurozystizerkose mit traubenartig konfigurierten zystischen Läsionen v. a. in den basalen Zisternen
(b) und konsekutivem Hydrozephalus (a). Die Nativ-CT zeigt kleine Verkalkungen medial des linken Temporalhorns (c). a,b: T1w + KM; c: CT nativ
4.6 · Spezifische Erreger und granulomatöse Erkrankungen
365 4
Toxoplasmose > Früher hieß es »toxoplasmosis always enhances«. Es
Erreger. Toxoplasma gondii, obligat intrazelluläres Protozoon gibt jedoch Fallberichte von Toxoplasmoseherden,
die kein Kontrastmittel aufnehmen, d.h. eine fehlende
Epidemiologie und Demographie. Typische und häufigste op- KM-Aufnahme macht die Diagnose zwar unwahr-
portunistische ZNS-Infektion bei HIV (15%). Das Lebenszeit- scheinlicher, schließt sie aber nicht aus (. Abb. 4.62).
risiko eines HIV-Patienten eine zerebrale Toxoplasmose zu ent- Die pathologische KM-Aufnahme scheint mit dem
wickeln liegt bei ca. 28% (3–40% aller AIDS-Patienten haben CD4-Zellcount zu korrelieren, d.h. wenn dieser sehr
eine Toxoplasmose). Für immunkompetente Personen ist der niedrig ist (<50), fehlt sie oder ist nur sehr schwach aus-
Erreger nur schwach pathogen. Es besteht eine hohe Durch- gebildet.
seuchung der Normalbevölkerung.
Altersverteilung: Opportunistische Infektionen sind bei HIV- 4 DWI: Die Daten sind widersprüchlich, mutmaßlich abhängig
infizierten Kindern allgemein selten, die Toxoplasmose gehört von Stadium der Organisation des Herdes:
jedoch zu den wichtigsten konnatalen ZNS-Infektionen. 5 Einige Autoren fanden in Toxoplasmoseherden signifi-
Assoziiert mit: Immunsuppression, HIV kant höhere ADC-Werte als in normaler grauen Substanz
(Mittel: 1,63), während andere eine große Variabilität be-
Ätiologie. Meist handelt es sich um Reaktivierungen einer la- schreiben: 0,8–2,8.
tenten Infektion. 5 Es besteht ein signifikanter Overlap zu den ADC-Werten
Primäre Infektionsquellen: Katzenkot, infizierte Nahrung, aber bei Lymphomen → eine sichere DD basierend auf ADC-
auch Körpersekrete, Rohmilch, Transfusionen, transplazentar Wert ist nicht möglich
4 MRS: Unspezifische entzündliche Veränderungen
Klinik. Bei Immunkompetenten häufig klinisch stumme Infek-
tionen; Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit, evtl. Chorioretinitis. Unter spezifischer Therapie können die Herde einbluten und
verkalken und damit ihr Signalverhalten in allen Sequenzen
Therapie. Sulfmethoxazol und Pyrimethamin ändern.
a b
c d
. Abb. 4.59a–d Toxoplasmoseherd rechts frontal bei einem AIDS-Patienten. a: FLAIRw; b: T1w + KM; c: DWI, B1000; d: ADC-Map
a b c
d e f
. Abb. 4.60a–f Mehrere Toxoplasmoseherde mit z.T. ausgeprägtem Umgebungsödem bei AIDS. Die ADC-Map (c) zeigt hier im Bereich der Herde gemischte
ADC-Werte. a, b: T2w; c: ADC-Map; d–f: T1w + KM
4.6 · Spezifische Erreger und granulomatöse Erkrankungen
367 4
a b c
d e f
. Abb. 4.61a–f Multiple, z.T. winzige Toxoplasmoseherde bei AIDS. a–c: FLAIRw; d–f: T1w + KM
a b c
. Abb. 4.62a–c Fehlende bzw. minimale KM-Aufnahme der Toxoplasmoseherde bei einem AIDS-Patienten mit sehr niedrigem CD4-Zellcount. a, b: T2w;
c: T1w + KM
368 Kapitel 4 · Infektiöse und entzündlich-demyelinisierende Erkrankungen
a b c
d e f
. Abb. 4.63a–f Neurosarkoidose mit nodulärer KM-Aufnahme der basalen und spinalen Meningen und flauen, flächigen Hyperintensitäten im Pons in T2w (e).
a–d und f: T1w + KM tra und sag; e: T2w tra
MRT: Literatur
4 T2w/PDw/FLAIR: Hyperintense Marklagerläsionen im Par- Hoitsma E, Faber CG, Drent M, Sharma OP. Neurosarcoidosis: a clinical dilem-
ma. Lancet Neurol. 2004;3:397-407.
enchym und an der Mark-Rinden-Grenze
Lury KM, Smith JK, Matheus MG, Castillo M. Neurosarcoidosis – review of
4 T1w + KM: imaging findings. Semin Roentgenol. 2004;39:495-504.
5 Parenchymale Form: KM-Aufnahme der Granulome Shah R, Roberson GH, Curé JK. Correlation of MR Imaging Findings and Clinical
möglich Manifestations in Neurosarcoidosis. AJNR. 2009;30:953-61.
5 Meningeale Form: KM-Aufnahme der basalen Meningen Walid MS, Ajjan M, Grigorian AA. Neurosarcoidosis – the great mimicker. J Natl
Med Assoc. 2008;100:859-61.
v.a. hypothalamisch und im Bereich der basalen Zisternen
(diffus, fokal nodulär oder gyriform)
5 KM-Aufnahme erstreckt sich oft bis in die Virchow- Tolosa-Hunt-Syndrom
Robin-Räume Definition. Beim Tolosa-Hunt-Syndrom handelt es sich um eine
idiopathische (granulomatöse?) entzündliche Erkrankung des
Rö-Thorax/HRCT-Thorax: Hiläre Lymphadenopathie? Sinus cavernosus und der Orbitaspitze, die sich mit einem episo-
dischen Schmerz im Bereich der Orbita und einer Lähmung des
Differenzialdiagnosen. Je nach Manifestation: Primärer Hirn- III., IV. und/oder VI. Hirnnervs manifestiert.
tumor, Meningeom, Vaskulitis, MS, Tolosa-Hunt-Syndrom, Me-
ningitis carcinomatosa, infektiöse Meninigits
370 Kapitel 4 · Infektiöse und entzündlich-demyelinisierende Erkrankungen
a b
. Abb. 4.64a, b Noduläre KM-Aufnahme der basalen Meningen und des N. trigeminus (Pfeil) sowie
hyperintense Ponsläsionen in T2w (a) bei Neurosarkoidose. a: T2w; b: T1w + KM
a b c
. Abb. 4.65a–c Neurosarkoidose rechts frontal mit hyperintensen Marklagerläsionen im Parenchym und an der Mark-Rindengrenze (a) sowie duraler
KM-Aufnahme (b, c). a: FLAIRw; b, c: T1w + KM tra und cor
Epidemiologie und Demographie. Selten. 4 Lähmung tritt zeitgleich mit dem Schmerzbeginn oder in-
Altersverteilung: Selten vor dem 20. Lebensjahr, Gipfel: 60. Le- nerhalb von 2 Wochen nach Schmerzbeginn auf.
bensjahr 4 Schmerz und Lähmungen verschwinden innerhalb von 72 Stun-
Geschlechtsverteilung: M = F den nach Beginn einer adäquaten Kortikosteroidtherapie.
4 Andere Ursachen konnten durch geeignete Untersuchungen
Ätiologie. Unklar, fraglich granulomatöse Verädnerungen; DD ausgeschlossen werden.
unspezifisch inflammatorische Veränderungen.
Verlauf und Prognose. In der Regel Spontanremission, jedoch
Sonstiges. Wird von der International Headache Society (IHS) Neigung zum Rezidiv
in der IHS-Klassifikation unter Kapitel 3 »Kraniale Neuralgien,
zentraler und primärer Gesichtsschmerz und andere Kopf- Bildgebung. . Abb. 4.66
schmerzen« geführt. Lokalisation:
4 Sinus cavernosus
Klinik. Diagnostische Kriterien nach IHS: 4 Evtl. Ausdehnung in die Orbitaspitze (Fissura orbitalis su-
4 Einzelne oder mehrere Episoden mit einem einseitigen perior)
Schmerz im Bereich der Orbita, die unbehandelt einige Wo-
chen andauern. Morphologie:
4 Lähmung des III., IV. und/oder VI. Hirnnervs oder mehrerer 4 Evtl. Aufweitung des Sinus cavernosus mit raumforderndem
dieser Hirnnerven und/oder Nachweis von Granulomen mit- Aspekt
tels MRT oder Biopsie. 4 Seitenasymmetrie!
4.6 · Spezifische Erreger und granulomatöse Erkrankungen
371 4
Literatur
Haque TL, Miki Y, Kashii S, Yamamoto A, Kanagaki M, Takahashi T, Fushimi Y,
Asato R, Murase N, Shibasaki H, Konishi J. Dynamic MR imaging in Tolosa-
Hunt syndrome. Eur J Radiol. 2004;51:209-17.
Jain R, Sawhney S, Koul RL, Chand P. Tolosa-Hunt syndrome: MRI appearances.
J Med Imaging Radiat Oncol. 2008;52:447-51.
Silberstein SD, Olesen J, Bousser MG, Diener HC, Dodick D, First M, Goadsby
PJ, Göbel H, Lainez MJ, Lance JW, Lipton RB, Nappi G, Sakai F, Schoenen
J, Steiner TJ; International Headache Society. The International Classifica-
tion of Headache Disorders, 2nd Edition (ICHD-II) – revision of criteria for
8.2 Medication-overuse headache. Cephalalgia. 2005;25:460-5.
Morbus Wegener
Definition. Bei der Wegener-Granulomatose (WG) handelt es
sich um eine granulomatöse Entzündung des Respirationstrakts
mit nekrotisierender Entzündung kleiner und mittelgroßer Gefäße
a
(auch Venen), häufig mit Ausbildung einer Glomerulonephritis.
Manifestationsformen.
Limitierte Form: Nur Befall der oberen Luftwege
Generalisierte Form: Befall von oberen und unteren Luftwegen
sowie Nieren
CT der NNH: Entzündliche Schleimhautveränderungen, ossäre Ätiologie. Unklar; genetische Faktoren (HLA Antigen B-51 bei
Destruktionen ca. 70% aller Patienten nachweisbar), infektiöse Trigger, Umwelt-
MRT: faktoren
4 T2w/PDw/FLAIR:
5 Granulomatöses Gewebe in den NNH ist hypointens Klinik. Prinzipiell können alle Organsysteme des Körpers be-
5 Ggf. Nachweis alter Infarkte troffen sein.
5 Unspezifische hyperintense Marklagerläsionen 4 Hauptmerkmal der Erkrankung: Orale Aphthen (häufig
5 Hirnatrophie wiederkehrende, schmerzhafte offene Stellen im Mund, z.B.
5 Evtl. SAB auf der Innenseite der Lippen und Wangen, aber auch auf der
Zunge und im Rachen)
4 T1w + KM: 4 Genitale Aphten
5 Granulomatöses Gewebe in den NNH zeigt kräftige KM- 4 Verschiedene Hautveränderungen wie z.B. Papulopusteln (ak-
Aufnahme neähnliche Veränderungen, die aber an für Akne untypischen
5 Kontrastmittelaufnehmende Duraverdickungen v.a. in Stellen auftreten), Erythema nodosum, vaskulitische Ulzera-
der Nähe von orbitalen, nasalen oder paranasalem Befall, tionen (Geschwüre = »leukozytoklastische Vaskulitis«)
fokal oder disseminiert 4 Oligoarthritis (in ca. 70%; meist Fuß- oder Kniegelenke)
5 Evtl. vergrößerte Hypophyse mit verdicktem Infundibu- 4 Augenbeteiligung (in bis zu 70% der Fälle)
lum 4 Gefäßbeteiligungen: Thrombophlebitiden, Thrombosen
5 Selten Nachweis intrazerebraler Granulome (auch Lungenembolien) und arterielle Gefäßverschlüsse so-
4 DWI: Zum Nachweis frischer Ischämien wie Aneurysmen, v.a. an Bein- oder Lungengefäßen
4 Selten betroffene Organsysteme (in max. 10% der Fälle und
In allen Sequenzen auf Zeichen der Sinusthrombose achten! im späten Krankheitsverlauf):
5 Gastrointestinale Beteiligung mit aphthösen Ulzerationen
Differenzialdiagnosen. Andere Vaskulitiden mit Befall des ähnlich wie beim Morbus Crohn
ZNS: Churg-Strauss-Vaskulitis (p-ANCA), PACNS, Sarkoidose; 5 Epididymitis
andere septische Prozesse mit primären Lungenbefall und sekun-
därer Vaskulitis (Pilze, Tbc etc.)
4.6 · Spezifische Erreger und granulomatöse Erkrankungen
373 4
In 5–10% der Fälle neurologische Beteiligung: Diagnostik. Erfüllung von verschiedenen Diagnosekriterien;
4 (Sterile) Meningitis 4 Labor: Leukozytose, Linksverschiebung, Akutphasereaktion
4 Arterielle und venöse Gefäßverschlüsse 4 Liquor: Lymphozytäre Pleozytose, Schrankenstörung, in 70%
4 Sinusthrombose erhöhter IgG-Index. Oligoklonale Banden (OKBs) oft nur
4 Arterielle ischämische Infarkte vorübergehend positiv
4 SAB (selten)
Neurologische Symptomatik: Opticusneuritis, Hirnnervenaus- Bildgebung. . Abb. 4.67
fälle, fokal-neurologsiche Ausfälle, epileptische Anfälle, hirnor- Lokalisation:
ganisches Psychosyndrom, selten spinale Symptome 4 Hirnstamm, bis nach dienzephal reichend
4 Stammganglien, Hemisphären
Extrem seltene Organbeteilungen: 4 Myelon
4 Herzbeteiligung (Herzinfarkte) 4 Selten N. opticus
4 Nierenbeteiligung (Nierenentzündung = Glomerulonephritis) 4 Subkortikale weiße Substanz, ohne Cortexbeteiligung
4 Typische Befallsmuster sind:
Manifestationsformen des Neuro-Behςet: 5 Herd im Bereich des mesencephalo-dienzephalen Über-
1. Parenchymaler Neuro-Behςet (80%) gangs mit Ödem, dass sich entlang der langen Bahnen
2. Vaskulärer Neuro-Behςet (20%) nach kranial und kaudal erstreckt
5 Herd im Bereich des pontomedullären Übergangs, asym-
Verlauf und Prognose. Ähnlich remittierende Verläufe wie metrische Verteilung
bei MS.
a b c
d e f
. Abb. 4.67a–f Morbus Behςet mit Befall von Pons und Medulla oblongata, die ödematös aufgetrieben sind und eine sehr flaue Schrankenstörung zeigen
(Pfeile in e, f). a–c: T2w; d–f: T1w + KM tra und cor
374 Kapitel 4 · Infektiöse und entzündlich-demyelinisierende Erkrankungen
Morphologie: Oft multiple, disseminierte Herde, im Verlauf Apotose von Neuronen, Oligodendrozyten, Microglia und Lym-
Hirnstammatrophie phozyten
CT nativ: Selten zeigen die Herde Einblutungen
MRT: Klinik. Verhaltensstörungen, Demenz, Persönlichkeitsverfall,
4 T1w: Selten Zeichen der Einblutung (hyperintens, Met-Hb) myoklonische Entäußerungen
4 T2w/PDw/FLAIR: Läsionen sind hyperintens, unscharf be-
grenzt Diagnostik. Nachweis einer exzessiven intrathekalen Antikör-
4 T1w + KM: Herde zeigen in akuter Phase eine KM-Aufnah- perproduktion gegen Masernviren (bzw. SSPE-Antigen); nahezu
4 me, oft nodulär (oder ringförmig) pathognomonisches EEG-Muster (Radermecker-Komplexe)
4 Venöse MRA: Ggf. fehlendes Flusssignal beim Vorliegen einer
Thrombose Verlauf und Prognose. Protrahierte, chronisch-progrediente
4 DWI: Symptomatik, die in der Regel über Coma vigile zum Tode führt
5 Nachweis evtl. frischer Infarkte (innerhalb von meist 1–6 Monaten bis zu 2–4 Jahren). Therapeu-
5 ADC-Wert in den Marklagerherden typischerweise er- tisch nicht beeinflussbar. Die Anwendung von Interferon-β ver-
höht mag möglicherweise den Verlauf verzögern; die Studienergeb-
nisse sind widersprüchlich. Intermittierend ist eine klinische
In allen Sequenzen auf Vorliegen einer venösen Thrombose ach- Besserung möglich.
ten (7 Kap. 2.7.4); tritt in bis zu 1/3 aller Neuro-Behçet-Fälle auf!
Sonstiges. Eine weitere Slow-Virus-Erkrankung ist die progres-
Differenzialdiagnosen. Sarkoidose, andere Vaskulitiden sive Rubella-Panenzephalitis mit ebenfalls sehr langer Inkuba-
(PACNS), Hirnstammgliom, Multiple Sklerose tionszeit und fataler Prognose.
Eine Maserninfektion kann auch initial eine akute Masern-
Literatur meningoenzephalitis verursachen (vor Einführung der Masern-
Borhani Haghighi A, Pourmand R, Nikseresht AR. Neuro-Behçet disease. schutzimpfung Vorkommen in 10:100.000 Infektionen, nach
A review. Neurologist. 2005;11:80-9.
Impfung in 1,8/100.000 Fällen)
Deprez FC, Wertz M, Cosnard G. MRI features of Neuro-Behçet disease. JBR-BTR.
2008;91:221.
Eine subakute Masernmeningoenzephalitis kann bei Im-
Sener RN. Neuro-Behcet’s disease: diffusion MR imaging and proton MR spec- munsupprimierten ca. 1–10 Monate nach Maserninfektion auf-
troscopy. AJNR Am J Neuroradiol. 2003;24:1612-4. treten.
Siva A, Altintas A, Saip S. Behçet’s syndrome and the nervous system. Curr
Opin Neurol. 2004;17:347-57.
Bildgebung.
Lokalisation:
4 Periventrikuläre und subkortikale weiße Substanz
4.6.6 Slow-Virus-/Prionen-Erkrankungen 4 Parietallappen und Okzipitallappen
4 Selten Beteiligung von Stammganglien und Thalamus
Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung (CJD)
Siehe 7 Kap. 7.7 Morphologie:
4 Läsionen sind unscharf begrenzt und meist symmetrisch
Progressive multifokale Leukenzephalopathie 4 Selten: Zystische Läsionen im Temporallappen
(PML) 4 Spät im Verlauf: Diffuse Atrophie
Siehe 7 Kap. 4.6.1
CT:
Subakut sklerosierende Panenzephalitis 4 CT nativ: Oft normal, evtl. diffuses Hirnödem
(SSPE) 4 CT + KM: Keine pathologische KM-Aufnahme
Synonyme. Dawsons-Enzephalitis
MRT:
Definition. Bei der SSPE handelt es sich um eine seltene, durch 4 T1w: Flächige Hypointensitäten in Marklager und Balken
das Masernvirus induzierte Slow-Virus-Erkrankung, die frühes- 4 T2w/PDw/FLAIR:
tens 6 Jahre nach einer Maserninfektion auftritt. 5 Flächige, diffuse Hyperintensitäten in Marklager und
Balken, nicht raumfordernd
Epidemiologie und Demographie. Häufigkeit nimmt seit Ein- 5 Selten zystische Läsionen im Temporallappen
führung der Masernschutzimpfung rapide ab. 4 T1w + KM: Keine pathologische KM-Aufnahme
Altersverteilung: Kindes- und Jugendalter; betroffen sind v.a. 4 DWI: ADC-Wert in den Läsionen korreliert wohl mit kli-
Kinder, die vor dem 2. Lebensjahr an Masern erkrankt waren; bei nischem Zustand, erniedrigt sich bei klinischer Verschlech-
Erwachsenen sehr selten terung, erhöht sich bei intermittierender Besserung des Zu-
stands
Ätiologie. Nachgewiesene Slow-virus-Pathogenese, besonders 4 MRS: NAA deutlich erniedrigt, Cholin und Myo-inositol
lange Inkubationszeit (Monate bis Jahre). Masernvirusinduzierte normal
4.7 · Nicht sicher einzuordnende entzündliche Erkrankungen
375 4
Differenzialdiagnosen. Subakute Masernenzephalitis (akutes Morphologie: Stadienabhängig, s.u., initial ödematöse Schwel-
Krankheitsbild, kürzeres Intervall nach Infektion), ADEM, PML, lung, später Atrophie
Tumefactive Multiple Sklerose, HIV-Enzephalopathie CT:
4 CT nativ: Progrediente Atrophie
Literatur 4 CT + KM: In der Regel keine KM-Aufnahme, selten girlan-
Kanemura H, Aihara M. Serial diffusion-weighted imaging in subacute denförmige Anreicherung beschrieben
sclerosing panencephalitis. Pediatr Neurol. 2008;38:430-4.
MRT:
4 T1w: Stadium 1: Mark-Rindengrenze verschwommen, später
4.7 Nicht sicher einzuordnende entzündliche Atrophie
Erkrankungen 4 T2w/PDw: Stadieneinteilung auf der Basis des T2w-Be-
fundes:
4.7.1 Rasmussen-Enzephalitis 5 Stadium 1: Ödematöse Schwellung, hyperintenses Signal
der Hirnrinde und der subkortikalen weißen Substanz
Synonyme. Rasmussen-Syndrom, chronisch fokale Enzephalitis 5 Stadium 2: Volumen normal, hyperintenses Signal der
Hirnrinde und der subkortikalen weißen Substanz
Definition. Bei der Rasmussen-Enzephalitis handelt es sich um 5 Stadium 3: Atrophie, hyperintenses Signal der Hirnrinde
eine chronisch-progrediente, nicht beeinflussbare, unilaterale und der subkortikalen weißen Substanz (. Abb. 4.68)
entzündliche ZNS-Erkrankung unklarer Ätiologie. 5 Stadium 4: Progrediente Atrophie, Normalisierung des
Signals; hyperintenses Signal und Atrophie im Caput Ncl.
Epidemiologie und Demographie. Sehr selten (<100 Einzel- caudati
fälle in Literatur). 4 FLAIR: Siehe T2w; spät: Gliotische Residuen
Altersverteilung: Beginn meist in Kindheit (6. bis 8. Lebens- 4 T1w + KM: In der Regel keine KM-Aufnahme
jahr), 85% vor dem 10. Lebensjahr 4 T2*w: Außer Atrophie unauffällig
Geschlechtsverteilung: M = F 4 MRS: NAA und Cholin erniedrigt, Myo-Inositol erhöht, Glu-
tamin/Glutamat-Ratio erhöht
Ätiologie. Unklar; in 50% der Fälle geht eine Infektion, z.B. der
oberen Luftwege voraus. Viraler Trigger bei genetischer Prädis- NUK:
position? 4 PET: Glucosehypometabolismus, erhöhter 11C-Methionin-
Autoimmuntheorie: Aktivierung von Glutamatrezeptoren (er- uptake
regender Transmitter) → Induktion von Krampfanfällen. 4 SPECT: Hypoperfusion
a b c
d e f
. Abb. 4.68a–f Rasmussen-Enzephalitis im Stadium 3. Links parietookzipital zeigt sich eine Atrophie sowie ein hyperintenses Signal der Hirnrinde und des
Ncl. caudatus in der FLAIRw (d–f). a–c: T1w + KM, d–f: FLAIRw
a b
c d
. Abb. 4.69a–d Multiple Sklerose mit multiplen periventrikulär, aber auch subkortikal und kortikal (Pfeile in d)
gelegenen Plaques. a, d: FLAIRw; b: T1w; c: T2w sag
4 »Tumefactive MS«: Seltene Morphologie, raumfordernder, 4 T2w/PDw: Nachweis der hyperintensen MS-Plaques; emp-
tumorähnlicher Aspekt mit umgebendem Ödem und ring- fohlen: 3 mm Schichtdicke über Hirnstamm und Kleinhirn
förmiger KM-Aufnahme 4 FLAIR tra und sag: FLAIR ist T2w beim Nachweis der MS-
4 Spinale Läsionen nach Mc-Donald Kriterien: Plaques überlegen
5 Keine oder nur geringe Schwellung des Myelons 5 Sagittale FLAIR v.a. zum Nachweis der Balkenläsionen
5 T2w hyperintens geeignet
5 Gut abgrenzbar 5 Nachweis kortikaler und/oder juxtakortikaler Plaques
5 Mindestens 3 mm groß, aber in kraniokaudaler Ausdeh- 4 T1w + KM:
nung höchstens 2 Wirbelkörpersegmente lang 5 Transiente KM-Aufnahme akuter Plaques
5 Homogen bzw. nodulär in ca. 68%; ringförmig in ca. 23%;
CT: halbmond- bzw. hufeisenförmig in ca. 9%
4 CT nativ: MS-Plaques iso- bis hypodens 5 Dreifache KM-Dosis ist sensitiver
4 CT + KM: Mäßige, homogene oder ringförmige KM-Aufnah- 4 T1 FS + KM 3 mm cor und tra über Orbita: KM-Aufnahme
me einzelner Plaques des N. opticus bei Neuritis nervi optici?
4 Phasen-sensitives T1-IRw: Sehr sensitive Darstellung der
MRT: kortikalen Plaques
4 T1w: 4 SWI: Direkte Darstellung der durch die Plaques verlaufenden
5 Frische Plaques: Iso- bis leicht hypointens Venen (. Abb. 4.72)
5 Alte Plaques: Hypointenses Zentrum, evtl. leicht hyperin- 4 DWI:
tenser Randsaum 5 Frische Plaques:
5 Läsionslast in T1w korreliert mäßiggradig mit klinischer – Zentrum: meist ADC-Wert erhöht, hohes Signal im
Beeinträchtigung B1000 Bild (vasogenes Ödem)
5 T1/T2-Ratio = Anteil der in T1w hypointensen Läsionen – Randsaum: variabler, im Vergleich zum Zentrum er-
an den in T2w hyperintensen Läsionen → Parameter für niedrigter ADC-Wert
persistierendes klinisches Defizit 5 Alte Plaques: ADC-Wert mäßig erhöht, FA mäßig er-
niedrigt
4.8 · Entzündlich-demyelinisierende Erkrankungen
379 4
a b c
. Abb. 4.70a–c Multiple Sklerose mit typischem Balkenbefall (b) und z.T. kontrastmittelaufnehmenden Plaques. a, b: FLAIRw tra und sag; c: T1w + KM
a b c
. Abb. 4.71a–c Multiple Sklerose. Ein Plaque zeigt ein helles Signal im B1000 Bild (c). a, b: FLAIRw tra und cor; c: DWI, B1000
a b
. Abb. 4.72a, b Multiple Sklerose. Die SWI zeigt die perivenöse Verteilung der Plaques (Pfeile in b).
a: FLAIRw; b: SWI
380 Kapitel 4 · Infektiöse und entzündlich-demyelinisierende Erkrankungen
a b
c d
. Abb. 4.73a–d »Ausgebrannte« Multiple Sklerose spät im Krankheitsverlauf mit konfluierenden periventrikulären Marklager-
läsionen und Marklageratrophie mit konsekutiver Erweiterung der inneren und äußeren Liquorräume. a–d: FLAIR tra und sag
a b c
. Abb. 4.74a–c »Target Lesion« bei Multipler Sklerose mit schießscheibenartigem Aspekt. a: T2w; b: T1w nativ; c: DWI, B1000
382 Kapitel 4 · Infektiöse und entzündlich-demyelinisierende Erkrankungen
a b c
d e f
. Abb. 4.75a–f Histologisch gesicherte ADEM. a: DWI, B1000; b: ADC-Map; c: FLAIRw; d: T2w; e, f: T1w + KM tra und sag
. Abb. 4.76 Limbische Enzephalitis (FLAIRw) . Abb. 4.77 Limbische Enzephalitis im Verlauf mit Atrophie
des Hippocampus beidseits (FLAIRw)
a b c
. Abb. 4.78a–c Paraneoplastische Kleinhirndegeneration mit Erweiterung der Kleinhirnfurchen (Pfeile). a: FLAIRw; b, c: T2w sag und cor
Definition. Bei einer Enzephalozele handelt es sich um eine Bildgebung. . Abb. 5.1 bis . Abb. 5.4
Protrusion von intrakraniellen Strukturen durch einen knöcher- Bei okzipitaler Zele: Lagerung in Bauchlage günstig
nen Defekt der Kalotte oder der Schädelbasis. Lokalisation: Am häufigsten okzipital (Europa, USA) und fronto-
Je nach Inhalt des Zelensackes unterscheidet man: ethmoidal (Asien)
4 (Meningo-)Enzephalozele: Der Zystensack enthält Hirnge- Morphologie: Protrusion von Hirngewebe oder liquorgefülltem
webe, Meningen und Liquor. Sack durch knöchernen Defekt
4 Meningozele: Der Zystensack enthält Meningen und Liquor. CT nativ (inkl. Knochenkernel): Darstellung des knöchernen
4 Gliozele: Mit Gliazellen ausgekleidete, liquorgefüllte Zyste. Defekts
4 Atretische Zele: Lediglich Durchtritt von Dura und Binde-
! Zu beachten ist, dass beim Neugeborenen die Fronto-
gewebe
basis noch nicht verknöchert ist und auch beim Zwei-
jährigen die Verknöcherung noch nicht vollständig ab-
Epidemiologie und Demographie. Meningozelen sind seltener
geschlossen ist.
als Enzephalozelen.
Altersverteilung: Okzipitale Zelen werden meist bereits präna- 4 Meningoenzephalozele: Inhalt ist z.T. hirnisodens
tal diagnostiziert und sind bei Geburt klinisch apparent. Fronto- 4 Meningozele: Inhalt ist liquorisodens
ethmoidale Zelen werden oft erst später diagnostiziert.
Capsula interna Hinterer Schenkel Anteriorer Anteil Erster Monat 4.–7. Monat
a b
c d
e f
. Abb. 5.1a–f Frontoethmoidale Meningoenzephalozele rechts (Pfeile). f: Zustand nach operativer Sanierung. a, c, d: T2w sag, cor und tra; b, f: T1w nativ sag;
e: CISS cor
MRT: Methode der Wahl, hochauflösende Sequenzen, idealer- Differenzialdiagnosen. Meningoenzephalozele versus Menin-
weise 3-D-Sequenzen gozele; Zelen im Rahmen von Syndromen; Frontoethmoidal:
4 T1w/T2w: »nasal glioma« (dabei handelt es sich nicht um eine Neoplasie,
5 Meningoenzephalozele: Inhalt ist in allen Sequenzen in sondern um eine angeborene Fehlbildung)
der Regel hirnisointens; seltener findet sich heterotopes
oder dysplastisches Hirngewebe im Bereich der Zele, dann Literatur
evtl. heterogeneres Signal (. Abb. 5.1 und 5.2) Hedlund G. Congenital frontonasal masses: developmental anatomy, malfor-
mations, and MR imaging. Pediatr Radiol. 2006;36:647-62.
5 Meningozele: Inhalt ist liquorisointens (. Abb. 5.3 und 5.4)
Lo BW, Kulkarni AV, Rutka JT, Jea A, Drake JM, Lamberti-Pasculli M, Dirks PB,
4 CISS/FIESTA: Darstellung der genauen anatomischen Bezie- Thabane L. Clinical predictors of developmental outcome in patients
hung zwischen Zeleninhalt, Zelenwand und Knochendefekt with cephaloceles. J Neurosurg Pediatrics. 2008;2:254-7.
4 vMRA: Bei okzipitalen Zelen zur OP-Planung wichtig (Anato-
mische Lagebeziehung zwischen Zele und venösen Sinus?)
388 Kapitel 5 · Fehlbildungen und Entwicklungsstörungen
5
a b
. Abb. 5.2a, b Meningoenzephalozele in atypischer Lokalisation, ausgehend von der mittleren Schädelgrube (Pfeile).
a: T2w; b: CISS
a b c
. Abb. 5.3a–c Frontoethmoidale Meningozele (Pfeile), kein Nachweis von Hirnparenchym innerhalb der Zele. a, c: T2w sag und cor; b: T1 IR sag
a b
a b c
d e f
. Abb. 5.5a–f Große frontotemporale Arachnoidalzyste links. a: T2w; b: FLAIRw tra; c: T1 nativ cor; d, f: T1w + KM sag und tra; e: CISS
390 Kapitel 5 · Fehlbildungen und Entwicklungsstörungen
a b c
. Abb. 5.6a–c Große links frontale Arachnoidalzyste; nebenbefundlich unspezifische Marklagerläsionen beidseits. a, b: FLAIRw tra und cor; c: CISS
Wenn sich die Axone vor der Mittellinie abwenden, bilden sie die
sog. »Probst-Bündel« → die Probst-Bündel verlaufen dann longi-
a
tudinal entlang der medialen Begrenzung der Seitenventrikel von
ventral nach dorsal → Eindellung der Seitenventrikel von medial
→ charakteristische »Halbmondform« der Seitenventrikel.
Probst-Bündel sind nicht bei allen Formen der Balkenage-
nesie nachweisbar.
5
a b c
d e f
. Abb. 5.8a–f Partielle Balkendysgenesie, lediglich das Genu des Balkens (Pfeile in b, Stern in c) ist regelrecht angelegt, die weiter posterior gelegenen
Balkenabschnitte fehlen. a–e: T1 FLAIR; f: T1w nativ sag
a b
c d
. Abb. 5.9a–d Partielle Balkendysgenesie, lediglich das Genu des Balkens (Sterne in d) ist regelrecht angelegt.
Die weiter posterior gelegenen Balkenabschnitte fehlen. Die Gyri der beiden Hemisphären sehen in der Mittellinie
aus wie ineinander verschränkte Finger. a: T2w; b–d: T1 IR
5.5 · Entwicklungsstörungen der Hirnrinde
393 5
a b c
. Abb. 5.10a–c Sekundäre Balkenschädigung. Im Bereich des Corpus ist der Balken ausgedünnt (Pfeile), das Splenium ist wieder regelrecht abgrenzbar.
a, c: T2w sag und cor; b: T1 IR cor
. Tab. 5.2 Einteilung der Entwicklungsstörungen der Hirnrinde (modifiziert nach Barkovich 2001)
Andere, nicht klassifizierbare Störungen z.B. metabolische Störungen, die zu kortikalen Malformationen führen
MRT:
4 T1w: Zellstraße kortexisointens
4 T2w: Zellstraße kortexiso- bis gering hyperintens
4 FLAIR: Besonders sensitiv!
5 Im Vergleich zur weißen Substanz deutlich hyperintenser,
im Vergleich zum Cortex oft hyperintense Läsion, die sich
trichterförmig von der Mark-Rinden-Grenze bis zu Vent-
rikelwand verjüngt (. Abb. 5.12)
5 Oft deutlich hyperintenses Signal unmittelbar subkortikal
und hyperintenses Signal im betroffenen Cortexareal
5 Sensitivität kann durch voxelbasierte Auswertung erhöht b
werden . Abb. 5.12a, b Kortikale Dysplasie mit Ballonzellen, die sich trichterför-
4 MRS: NAA/Cr-Ratio signifikant reduziert mig von der Mark-Rinden-Grenze zu Ventrikelwand verjüngt; Metallartefakt
durch Stereotaxiemarker (Pfeil). a, b: FLAIRw
Differenzialdiagnosen. Andere Entwicklungsstörungen der
Hirnrinde, z.B. fokale kortikale Dysplasie ohne Ballonzellen,
tuberöse Sklerose, Schizenzephalie, Gangliogliom, Ganglio-
zytom, DNET 5.5.2 Störungen der neuronalen Migration
5
a b c
d e f
. Abb. 5.13a–f Kortikale Dysplasie mit Ballonzellen links frontal (Pfeile), die sich trichterförmig von der Mark-Rinden-Grenze zur Ventrikelwand verjüngt
(Pfeilspitzen). a–c, e, f: FLAIRw tra, cor und sag; d: T1w nativ
Formen/Klassifikation.
Einteilung nach assoziierten Fehlbildungen und Ätiologie: . Tab. 5.3 Neuroradiologische Einteilung der Lissenzephalien nach
4 Klassische Lissenzephalie (und Varianten) Schweregraden
Literatur a
Abdel Razek AA, Kandell AY, Elsorogy LG, Elmongy A, Basett AA. Disorders of
cortical formation: MR imaging features. AJNR Am J Neuroradiol. 2009
Jan;30(1):4-11.
Barkovich AJ, Kuzniecky RI, Jackson GD, Guerrini R, Dobyns WB. A develop-
mental and genetic classification for malformations of cortical develop-
ment. Neurology. 2005;65:1873-87.
Barkovich AJ, Kuzniecky RI, Jackson GD, Guerrini R, Dobyns WB. Classification
system for malformations of cortical development: update 2001. Neurol-
ogy. 2001;57:2168-78.
Ertl-Wagner B, Rummeny C, Reiser MF. Congenital malformations of the cer-
ebral brain. 1: Malformations of the cerebral cortex. Radiologe. 2003;
43:915-24
Spalice A, Parisi P, Nicita F, Pizzardi G, Del Balzo F, Iannetti P. Neuronal migra-
tion disorders: clinical, neuroradiologic and genetics aspects. Acta
Paediatr. 2009;98:421-33.
Internet
http://www.lissenzephalie.de/ b
http://www.orpha.net/
. Abb. 5.14a, b Pachygyrie. a: FLAIRw; b: T1w
Ätiologie. Oft X-chromosomal vererbt → Söhne einer Mutter Definition. Bei der Pflastersteinlissenzephalie handelt es sich
mit Bandheterotopie können X-chromosomale klassische Liss- um eine globale Störung der Gehirnentstehung mit unregel-
enzephalie zeigen. mäßiger (»gepflasterte«) Hirnoberfläche und global desorgani-
sierter, ungeschichteter Hirnrinde.
Klinik. Sehr variabel, von geringfügig bis schwerwiegend.
Vorkommen. Die Plastersteinlissenzephalie kommt fast immer
Bildgebung. . Abb. 5.15 und . Abb. 5.16 im Rahmen folgender Syndrome vor:
5 Morphologie: 4 Walker-Warburg-Syndrom (+ Hydrozephalus und Augen-
4 Bandförmiger Streifen grauer Substanz im Marklager, zwi- fehlbildungen +/- Balken- und Kleinhirnfehlbildungen)
schen Cortex und Seitenventrikel, der unterschiedlich breit 4 Fukuyama-Syndrom (= Fukuyama-Muskeldystrophie + fron-
sein kann (»gedoppeltes Cortexband«) tale Polymikrogyrie, subkortikale Zysten, Myelinisierungs-
4 »Richtiger« Cortex oft normal dick verzögerung)
4 Muscle-Eye-Brain-Disease (+ Augenfehlbildungen)
CT: Streifen grauer Substanz in gleicher Dichte wie Hirnrinde
MRT: Die Streifen grauer Substanz zeigen in allen Wichtungen Ätiologie. Fehlen von Proteinen, u.a. der Gruppe der Laminine,
ein cortexisointenses Signalverhalten. Muskeldystrophie und Übermigration der Neuronen.
4 fMRI: Heterotopes Gewebe zumindest partiell funktionell Heute weiß man, dass diese Erkrankung eigentlich nichts mit
4 DTI: Daten sind widersprüchlich. Während einige Autoren den Lissenzephalien im eigentlichen Sinne zu tun hat, die Be-
eine dem Normalkollektiv sehr ähnliche Konnektivität fan- zeichnung ist historisch bedingt.
den, zeigen andere ein teilweises Fehlen kortiko-kortikaler
Fasern. Bildgebung.
4 MRS: Morphologie: Der Cortex hat eine irregulär und nodulär impo-
5 »Äußerer« Cortex: NAA/Cr-Ratio und Cho/Cr-Ratio nierende Oberfläche (»pflastersteinartiger« Aspekt); Myelinisie-
nicht signifikant verschieden vom Normalkollektiv rungsverzögerung
5 Inneres Cortexband: Cho/Cr-Ratio signifikant höher als
bei Normalkollektiv und als im »äußeren Cortex«; hin- Differenzialdiagnosen. Typ-I-Lissenzephalie
sichtlich NAA/Cr-Ratio zeigten sich keine signifikanten
Unterschiede Literatur
4 VBM: Kann evtl. zur Diagnostik subtiler Fälle mit schmaler, Abdel Razek AA, Kandell AY, Elsorogy LG, Elmongy A, Basett AA. Disorders of
cortical formation: MR imaging features. AJNR Am J Neuroradiol. 2009;
partieller Bandheterotopie hilfreich sein.
30:4-11.
a b c
d e f
. Abb. 5.15a–f Bandheterotopie mit bandförmigem Streifen grauer Substanz im Marklager zwischen Cortex und Seitenventrikel (»gedoppeltes Cortex-
band«), am besten in T1 IR (c, e) erkennbar. a: T2w; b: T1w nativ; c, e: T1 IR; d: PDw; f: T1w + KM sag
a b c
. Abb. 5.16a–c Bandheterotopie mit »gedoppeltem Cortexband«. a, b: FLAIRw tra und cor; c: T1w nativ
400 Kapitel 5 · Fehlbildungen und Entwicklungsstörungen
a b c
. Abb. 5.17a–c Fokale subkortikale Heterotopien links frontal (Pfeile in a). a: T1 FLAIR cor; b: T2w cor; c: T1w nativ
a b c
. Abb. 5.18a–c Kleine fokale Heterotopie im links frontalen Marklager (Pfeile). a: T2w; b: FLAIRw; c: T1 IR cor
a b c
. Abb. 5.19a–c Ausgedehnte subkortikale Heterotopien rechts parietal (Pfeile); zusätzlich liegt hier eine Polymikrogyrie (Pfeilspitzen) vor. a: FLAIRw;
b, c: T1 IR cor
402 Kapitel 5 · Fehlbildungen und Entwicklungsstörungen
5
a b c
d e
. Abb. 5.20a–e Subependymale Heterotopien (z.B. Pfeile). a, b, e: T1w nativ; c: FLAIRw; d: T1 FLAIRw
a b c
. Abb. 5.21a–c Subependymale Heterotopien (z.B. Pfeile). a, c: FLAIRw tra und sag; b: T1w nativ
5.5 · Entwicklungsstörungen der Hirnrinde
403 5
5.5.3 Organisationsstörungen des Cortex Bildgebung. . Abb. 5.22 bis . Abb. 5.25
Lokalisation: Variabel, Insel rel. häufig betroffen
Polymikrogyrie Morphologie:
Definition. Bei der Polymikrogyrie (PMG) liegt eine Organisa- 4 Abnormale Gyrierung mit Vielzahl kleiner Gyri mit dazwi-
tionsstörung der Hirnrinde mit übermäßiger Fältelung eines aus- schenliegenden flachen Sulci
gedünnten Cortexbandes mit zu vielen und zu kleinen Gyri vor. 4 In T2w: Zwei typische Erscheinungsbilder in Abhängigkeit
vom Stadium der Myelinisierung (s.u.)
Ätiologie. Organisationsstörung des Cortex; Entstehung in der
17.–25./26. SSW (gegen Ende der neuronalen Migration und zu CT nativ:
Beginn der kortikalen Organisation). 4 Einzelne kleine Gyri oft nicht separat erkennbar, sieht oft aus
wie eine Pachygyrie
Vorkommen. Im Rahmen verschiedener genetischer Syndrome, 4 Evtl. periventrikuläre Verkalkungen, wenn sekundär nach
dann mit typischem Phänotyp (relativ spezifischen klinischen einer CMV-Infektion
Manifestationen und bilateral symmetrischer Polymikrogyrie),
z.B. MRT:
4 Bilaterale perisylvische Polymikrogyrie (BPP) (Xq28) 4 T1w (3-D, 1×1×1 mm): Irreguläre Cortexoberfläche, irregu-
4 Bilaterale parasagittale parietookzipitale PMG läre Darstellung der Rinden-Mark-Grenze
4 Bilateral frontoparietale PMG (16q12.2–21) 4 T2w: Zwei typische Erscheinungsbilder in Abhängigkeit vom
Stadium der Myelinisierung (s.u.):
Eine PMG kann auch nach intrauterinen Infektionen (CMV) 5 Säuglinge <12 Monate: Normal dünner Cortex (3–4 mm),
auftreten. der sanft gewellt erscheint
5 Säuglinge >18 Monate:
Klinik. Abhängig vom Ausmaß und von der Lokalisation des – Verdickter Cortex (5–8 mm)
Polymikrogyrie, ggf. abhängig vom vorliegenden Syndrom: v.a. – »Uneben, holprig« erscheinende Hirnoberfläche
Anfälle, Entwicklungsverzögerung, Hemiparese. – Irreguläre, »holprige« Darstellung der Rinden-Mark-
Grenze
Verlauf und Prognose. Abhängig von Ausmaß und Lokalisation 4 FLAIR: Evtl. fleckige Signalsteigerungen in der angrenzenden
der Polymikrogyrie, ggf. abhängig vom vorliegenden Syndrom. weißen Substanz
4 T1 + KM: Evtl. Darstellung erweiterter, dysplastischer lepto-
Sonstiges. meningealer Venen im Bereich der Polymikrogyrie
Histologiebefund: Cortexband abnorm dünn und abnorm ge- 4 T2*w: Ggf. Nachweis von Verkalkungen
schichtet (vierlagig), übermäßig stark gefältet, z.T. mit Fusion 4 DTI: Nachweis erniedrigter FA-Werte im Bereich der an
nebeneinanderliegender Gyri. den polymikrogyralen Cortex angrenzenden subkortikalen
Obwohl es sich bei der Polymikrogyrie (Organisationsstö- weißen Substanz als Indikator mikrostruktureller Verände-
rung des Cortex) einerseits und der A- bzw. Pachygyrie sowie der rungen (Ektope Neuronen?)
Lissenzephalie (Störungen der neuronalen Migration) anderer- 4 Fetales MRT: Pränatale Diagnostik möglich
seits um Störungen handelt, die verschiedene Stadien der Hirn-
rindenentwicklung betreffen, kommen sie nicht selten parallel Differenzialdiagnosen. Lissenzephalie/Pachygyrie, Hetero-
bei einem Patienten vor (Kontinuum). Die Erklärung hierfür ist, topien
dass die Stadien der Hirnrindenentwicklung nicht von allen Rin-
denneuronen gleichzeitig durchlaufen werden, sondern z.T. zeit- Literatur
versetzt, d.h. manche Zellen haben den Cortex schon erreicht, Brandão-Almeida IL, Hage SR, Oliveira EP, Guimarães CA, Teixeira KC, Abra-
mides DV, Montenegro MA, Santos NF, Cendes F, Lopes-Cendes I,
während andere noch migrieren.
Guerreiro MM. Congenital bilateral perisylvian syndrome: familial occur-
rence, clinical and psycholinguistic aspects correlated with MRI. Neuro-
> Hilfreich bei der bildgebenden Abgrenzung einer fo- pediatrics. 2008;39:139-45.
kalen Pachygyrie versus Polymikrogyrie sind folgende Briggs TA, Wolf NI, D’Arrigo S, Ebinger F, Harting I, Dobyns WB, Livingston JH,
Rice GI, Crooks D, Rowland-Hill CA, Squier W, Stoodley N, Pilz DT, Crow YJ.
Charakteristika:
Band-like intracranial calcification with simplified gyration and poly-
4 Bei einer fokalen Pachygyrie liegt ein glatter Über- microgyria: a distinct «pseudo-TORCH” phenotype. Am J Med Genet A.
gang von grauer zu weißer Substanz vor. 2008;146A:3173-80.
4 Bei einer Polymikrogyrie ist der Übergang von Chang BS, Piao X, Bodell A, Basel-Vanagaite L, Straussberg R, Dobyns WB,
Qasrawi B, Winter RM, Innes AM, Voit T, Grant PE, Barkovich AJ, Walsh CA.
grauer zu weißer Substanz ungleichmäßig konfi-
Bilateral frontoparietal polymicrogyria: clinical and radiological features in
guriert. 10 families with linkage to chromosome 16. Ann Neurol. 2003;53:596-606.
4 Bei der Schizenzephalie (7 Kap. 5.5.3) liegt Takanashi J, Barkovich AJ. The changing MR imaging appearance of poly-
immer auch eine Polymikrogyrie vor. microgyria: a consequence of myelination. AJNR Am J Neuroradiol.
2003;24:788-93.
Trivedi R, Gupta RK, Hasan KM, Hou P, Prasad KN, Narayana PA. Diffusion ten-
sor imaging in polymicrogyria: a report of three cases. Neuroradiology.
2006;48:422-7.
404 Kapitel 5 · Fehlbildungen und Entwicklungsstörungen
a b
c d
. Abb. 5.22a–d Polymikrogyrie links mit zu vielen und zu kleinen Gyri (Pfeile). a: T2w; b: FLAIRw; c: T1w + KM; d: T1 IR cor
a b c
. Abb. 5.24a–c Ausgedehnte Polymikrogyrie beidseits (Pfeile), die z.T. als Pachygyrie imponiert. a, c: T2w tra und sag; b: T1w nativ
a b c
d e
. Abb. 5.25a–e Bilaterale perisylvische Polymikrogyrie (Pfeile). a, b; FLAIRw tra und cor; c, d: T1 IR tra und cor; e: T1w nativ sag
406 Kapitel 5 · Fehlbildungen und Entwicklungsstörungen
Schizenzephalie CT nativ:
Definition. Bei der Schizenzephalie (»gespaltenes Gehirn«) liegt 4 Spalte, die von relativ dichter grauer Substanz begrenzt wird
eine von der Hirnoberfläche zum Ventrikelsystem reichende 4 Evtl. Hydrozephalus
»Spaltbildung« in einer Hemisphäre vor. Die »Wände« der Spalte 4 Ist die Ursache eine intrauterine Infektion evtl. Nachweis von
werden dabei immer auf ihrer gesamten Länge von (dysplasti- Verkalkungen
scher, polymikrogyraler) grauer Substanz ausgekleidet.
MRT:
Formen. 4 T1w (3-D, 1×1×1 mm):
Open-Lip-Schizenzephalie: Es liegt eine offene Spalte vor, d.h. 5 Spalte, die von pachy- bis polymikrogyral erscheinender
es besteht eine offene Verbindung zwischen äußeren und inneren grauer Substanz begrenzt wird
Liquorräumen; die Wände der Spalte berühren sich nicht (. Abb. 5 Weitere Fehlbildungen?
5 4 T1-IR/T1-FLAIR (v.a. koronar): besonders gute Darstellung
5.26 und . Abb. 5.27).
Closed-Lip-Schizenzephalie: Es liegt eine geschlossene Spalte der auskleidenden grauen Substanz
vor, d.h. die Wände der Spalte berühren sich; oft schwieriger zu 4 T2w:
diagnostizieren (. Abb. 5.28 und . Abb. 5.29). 5 Spalte, die von pachy- bis polymikrogyral erscheinender
grauer Substanz begrenzt wird.
Epidemiologie und Demographie. 5 Septum pellucidum? Fornices?
Inzidenz: Genaue Inzidenz unbekannt 5 Weitere Fehlbildungen?
Altersverteilung: Bei oligosymptomatischen Fällen, Diagnose- 5 (Rupturierte) Arachnoideamembran?
stellung in der Regel beim Auftreten von Anfällen 4 FLAIR: Der Nachweis einer Gliose spricht für einen erwor-
Assoziiert mit: Heterotopien, Hypophysenhypoplasie, Hippo- benen Substanzdefekt, nicht für eine Schizenzephalie.
campusmalformationen, Balkenfehlbildungen, usw. 4 CISS/FIESTA: Ggf. zum Nachweis von Membranen und zur
besseren Beurteilung des Septum pellucidums
Ätiologie. Genetisch oder erworben durch fokale, intrauterine 4 T1w + KM: Evtl. Darstellung erweiterter dysplastischer Venen
Schädigung, z.B. Infektion; in ca. 40–50% der Fälle bilateral! angrenzend an die Spalte
4 T2*w: Bei intrauteriner Infektion als Ätiologie evtl. Nachweis
Klinik. Epilepsie, Entwicklungsverzögerung von Verkalkungen
4 Unilaterale Closed-Lip-Schizenzephalie: Häufig relativ oligo- 4 fMRT: Funktionelle Reorganisation der intakten Hemisphäre
symptomatisch beschrieben
4 Unilaterale Open-Lip-Schizenzephalie: Oft Hemiparese 4 Sono/fetales MRT: Pränatale Diagnostik möglich
4 Bilaterale Open-Lip-Schizenzephalie: Meist schwere Symp-
tomatik: Spastik, Hydrozephalus, starke Retardierung NUK:
4 PET: Normaler oder erhöhter Glucosemetabolismus
Verlauf und Prognose. Abhängig von der Form
Differenzialdiagnosen. Späterer, sekundär erworbener Subs-
tanzdefekt, z.B. perinatale Ischämie. DD-Kriterien sind:
Sonstiges. Histologie: Auskleidender Cortex abnormal ge-
4 Schizenzephalie ist immer auf voller Länge von grauer Subs-
schichtet, oft Polymikrogyrie
tanz ausgekleidet!
4 Nachweis von Gliosezonen in FLAIR spricht für später er-
Bildgebung. . Abb. 5.26 bis . Abb. 5.29
worbenen Substanzdefekt.
Lokalisation: Oft in der Insel oder angrenzend an die Zentral-
region. Weitere DDs: Porenzephalie, Hydranenzephalie
Morphologie: Es handelt sich um eine Spalte, die von grauer
Substanz begrenzt wird. Die graue Substanz, die die Wände der Literatur
Spalte auskleidet, erscheint knotig und verdickt (pachy- bzw. Barkovich AJ, Kjos BO. Schizencephaly: correlation of clinical findings with MR
polymikrogyraler Aspekt). Die der Spalte benachbarten Gyri characteristics. AJNR Am J Neuroradiol. 1992;13:85-94.
Hung JH, Shen SH, Guo WY, Chen CY, Chao KC, Yang MJ, Hung CY. Prenatal
wölben sich radiär in die Spalte ein (»diving gyri«). Die Spalte diagnosis of schizencephaly with septo-optic dysplasia by ultrasound and
wird oft von einer Arachnoideamembran überzogen, die aller- magnetic resonance imaging. J Obstet Gynaecol Res. 2008;34:674-9.
dings häufig rupturiert ist. Das Septum pellucidum kann fehlen, Lopes CF, Cendes F, Piovesana AM, Torres F, Lopes-Cendes I, Montenegro MA,
Guerreiro MM. Epileptic features of patients with unilateral and bilateral
dann häufig Fusion der Fornices; evtl. Hydrozephalus. In ca. 50% schizencephaly. J Child Neurol. 2006;21:757-60.
der Fälle treten erweiterte Temporalhörner und Hippocampus- Morioka T, Nishio S, Sasaki M, Yoshida T, Kuwabara Y, Nagamatsu T, Fukui M.
fehlbilungen auf. Functional imaging in schizencephaly using [18F]fluoro-2-deoxy-D-glu-
cose positron emission tomography (FDG-PET) and single photon emis-
4 Open-Lip: Oft fokale Vorwölbung der Kalotte über der Spal- sion computed tomography with technetium-99m-hexamethyl-propyl-
te, vermutlich durch Liquorpulsation verursacht eneamine oxime (HMPAO-SPECT). Neurosurg Rev. 1999;22:99-101.
4 Closed-Lip: Packard AM, Miller VS, Delgado MR. Schizencephaly: correlations of clinical
5 Wände (»Lippen«) berühren sich and radiologic features. Neurology. 1997;48:1427-34.
Vandermeeren Y, De Volder A, Bastings E, Thonnard JL, Duqué J, Grandin C,
5 Ventrikel oft zur Spalte hin ausgezogen Sébire G, Olivier E. Functional relevance of abnormal fMRI activation pat-
tern after unilateral schizencephaly. Neuroreport. 2002;13:1821-4.
5.5 · Entwicklungsstörungen der Hirnrinde
407 5
a b
c d
. Abb. 5.26a–d Open-Lip-Schizenzephalie rechts und Closed-Lip-Schizenzephalie links (Pfeilspitzen in a). a: T2w; b: FLAIRw;
c, d: T1w nativ tra und cor
a b
a b
. Abb. 5.28a, b Closed-Lip-Schizenzephalie links (Pfeile), Open-Lip-Schizenzephalie rechts (gleicher Fall wie in . Abb. 5.26).
a, b: T1 IR tra und cor
a b c
a b c
. Abb. 5.30a–c Kortikale Dysplasie ohne Ballonzellen im Gyrus frontalis superior links (Pfeile). a, b: FLAIR tra und cor; c: T1 IR
410 Kapitel 5 · Fehlbildungen und Entwicklungsstörungen
5
a b c
d e
. Abb. 5.31a–e Kortikale Dysplasie ohne Ballonzellen links frontal (Gyrus frontalis medius; Pfeile in a und c). a, c: FLAIR tra und cor; b: T1w nativ;
d: T1 FLAIR cor; e: T2w cor
a b c
. Abb. 5.32a–c Kleine kortikale Dysplasie ohne Ballonzellen (Pfeile); zusätzlich differentialdiagnostisch nicht näher einzuordnende Marklagerläsion
posterior davon (Pfeilspitze in a). a, b: FLAIRw; c: T1 FLAIR
5.6 · Vorwiegend das Kleinhirn und die hintere Schädelgrube betreffende Fehlbildungen
411 5
5.6 Vorwiegend das Kleinhirn Klinik. Einteilung in 3 Schweregrade:
und die hintere Schädelgrube 4 Schweregrad 1: Asymptomatisch (15–20%)
betreffende Fehlbildungen 4 Schweregrad 2: Hirnstammkompression
4 Schweregrad 3: Syringohydromyelie
5.6.1 Chiari-Malformationen
Häufige Symptome sind:
Die Erstbeschreibung erfolgte 1891 von H. Chiari. 4 Okzipitale Kopfschmerzen, v.a. beim Pressen oder Husten
4 Paresen der kaudalen Hirnnerven
Literatur 4 Dissoziierte Sensibilitätsstörungen der Extremitäten beim
Chiari H. Über Veränderungen des Kleinhirns infolge von Hydrocephalie des Vorliegen einer Syringohydromyelie
Großhirns. Dtsch. Med. Wochenschr. 1891:17:1172-75.
Therapie. Bei asymptomatischen und oligosymptomatischen
Patienten ist ein konservatives Vorgehen gerechtfertigt. Die Ent-
Internet
wicklung einer Syrinx wird meist auch beim asymptomatischen
http://www.deutsche-syringomyelie.de/
Patienten als OP-Indikation angesehen.
Chiari-I-Malformation Bildgebung. . Abb. 5.33 bis . Abb. 5.35
Definition. Bei der Chiari-I-Malformation handelt es sich um Lokalisation: Hintere Schädelgrube, kraniozervikaler Übergang,
einen Tiefstand der Kleinhirntonsillen um mehr als 5 mm kaudal Halsmark
des Foramen magnum. Morphologie:
4 Zu kleine hintere Schädelgrube
> Physiologischerweise reichen die Kleinhirntonsillen bis
4 Tiefstand der Kleinhirntonsillen mehr als 5–6 mm kaudal
max. 5–6 mm kaudal einer Verbindungslinie zwischen
der Verbindungslinie zwischen Basion und Opisthion
Basion und Opisthion. Bei Kindern ist auch ein etwas
4 »Zapfenform« der Tonsillen, d.h. spitz zulaufend statt abge-
tieferer Stand der Tonsillen physiologisch (ca. 6 mm
rundet, wie normalweise
in der 1. Lebensdekade), im 4. Lebensjahr stehen sie
typischerweise am tiefsten. Konventionelles Röntgen HWS/kraniozervikaler Übergang:
4 Darstellung der knöchernen Fehlbildungen des 4. okzipitalen
Epidemiologie und Demographie. Sklerotoms in >50% der Fälle
Inzidenz: 0,01% der Bevölkerung 4 Verkürzter Clivus
Altersverteilung: 3 Altersgipfel: Kleinkindalter (3 Jahre), Kin- 4 Kraniozervikale Übergangsanomalien
des- und Jugendalter (11 Jahre), Erwachsenenalter (35 Jahre) CT:
Geschlechtsverteilung: M:F = 1,1:3 4 CT nativ (Knochenkernel): Darstellung der knöchernen
Assoziiert mit: Skoliose, Klippel-Feil-Syndrom, Platybasie, Neu- Fehlbildungen der Schädelbasis
rofibromatose Typ 1 (stellen 5% der symptomatischen Chiari-I- 4 CCT nativ: »Volles« Foramen magnum
Fälle dar)
MRT: Immer mit sagittaler T2w über kraniozervikalen Über-
Ätiologie. Genetisch bedingte bzw. familiäre Formen sind mög- gang/HWS: Tonsillentiefstand? Syringomyelie?
lich, z.B. Mutation im LHX-4-Gen. Mutmaßlich verschiedene 4 T1w sagittal:
Entstehungsursachen: 5 Zapfenform der spitz zulaufenden, tiefstehenden Ton-
4 Häufig zu kleine hintere Schädelgrube aufgrund einer knö- sillen
chernen Fehlbildung der Schädelbasis 5 Clivus?
4 Fehlbildungen des kraniozervikalen Übergangs → Fehlbil- 4 T2w sagittal:
dungen des 4. okzipitalen Sklerotoms in >50% der Fälle nach- 5 Tonsillen? Ödem oder Syrinx im zervikalen Myelon?
weisbar 5 »Volle« hintere Schädelgrube
4 Häufig basiläre Invagination/Impression (zu kurzer, abge- 4 Cine-Phasenkontrast-MRT mit Beurteilung des Liquor-
flachter Clivus) → abnorme Position des Foramen magnum flusses:
4 In 8% der Fälle Nachweis von Resten des Atlasvorläufers 5 Verminderter Fluss im Bereich des Foramen magnums,
(Proatlas) vermehrte Beweglichkeit des Hirnstamms
4 Häufig Atlasassimilation 5 Hilfreich zur Unterscheidung zwischen symptomatischem
4 Processus odontoideus des Atlas weist nach dorsal → Kom- und asymptomatischem Tonsillentiefstand: Abnormer
pression der inferioren Medulla oblongata Liquorfluss ist Prädiktor für symptomatischen Tonsillen-
tiefstand
Sekundäre Folgen: Liquorzirkulationsstörung → Syringohydro- 5 Präoperative Einschätzung des Nutzens einer neurochi-
myelie rurgischen Dekompression der HSG: Ein normaler Li-
quorfluss in der HSG stellt ein unabhängiges Risiko für
den Patienten dar, dass er von einer Dekompression nicht
profitiert.
412 Kapitel 5 · Fehlbildungen und Entwicklungsstörungen
5
a b c
d e
. Abb. 5.33a–e Chiari-I-Malformation; Tiefstand der Kleinhirntonsillen im Foramen magnum (Sterne); Ödem im Halsmark (Pfeilspitzen). a–c: präoperativer
Befund; d, e: postoperativer Befund; a–e: T2w sag und tra
a b c
. Abb. 5.34a–c Chiari-I-Malformation mit Tiefstand der Kleinhirntonsillen (a, b), Z.n. OP (c). a–c: T2w tra und sag
5.6 · Vorwiegend das Kleinhirn und die hintere Schädelgrube betreffende Fehlbildungen
413 5
a b c
. Abb. 5.35a–c Chiari-I-Malformation mit Tiefstand der Kleinhirntonsillen (Pfeile) und Syrinx im Myelon (Sterne). a, b: T2w sag und tra; c: CISS cor
Differenzialdiagnosen. Erworbener Tonsillentiefstand durch: Assoziiert mit: Supratentoriellen Fehlbildungen (z.B. Balkenage-
4 Herniation bei intrakranieller Raumforderung nesie), Entwicklungsstörungen der Hirnrinde (z.B. subependy-
4 Spontanes Liquorunterdrucksyndrom male Heterotopien, Polymikrogyrie)
4 Idiopathischer Liquorunterdruck z.B. nach Lumbalpunktion
4 Erworbene basiläre Impression Ätiologie. Es bestehen verschiedene Theorien; wahrscheinlich
liegt eine fehlende Expression von Zelladhäsionsmolekülen in
Literatur der frühen embryonalen Entwicklung (Neuralrohr) zugrunde →
Hofkes SK, Iskandar BJ, Turski PA, Gentry LR, McCue JB, Haughton VM. Differ- Störung des Schlusses des posterioren Neuroporus → mangelnde
entiation between symptomatic Chiari I malformation and asympto-
Expansion des IV. Ventrikels → Störung der Entwicklung der hin-
matic tonsilar ectopia by using cerebrospinal fluid flow imaging: initial
estimate of imaging accuracy. Radiology. 2007;245:532-40.
teren Schädelgrube. (Eine regelrechte Ausbildung des Ventrikel-
McGirt MJ, Nimjee SM, Fuchs HE, George TM. Relationship of cine phase-con- systems ist für die korrekte Entwicklung der hinteren Schädel-
trast magnetic resonance imaging with outcome after decompression grube erforderlich.)
for Chiari I malformations. Neurosurgery. 2006;59:140-6. Neuere Studien implizieren, dass auch ein Gendefekt mit
Novegno F, Caldarelli M, Massa A, Chieffo D, Massimi L, Pettorini B, Tamburrini G,
Hochregulation des Proteins Vimentin in den betroffenen Hirn-
Di Rocco C. The natural history of the Chiari Type I anomaly. J Neurosurg
Pediatrics. 2008;2:179-87.
regionen eine Rolle spielt.
Tubbs RS, Wellons JC 3rd, Blount JP, Grabb PA, Oakes W. Inclination of the
odontoid process in the pediatric Chiari I malformation. J Neurosurg. Klinik. Paraparese, Sphinkterdysfunktion, bulbäre Symptomatik.
2003;98:43-9.
Verlauf und Prognose. Nach Operation der Meningomyelozele
Chiari-II-Malformation entwickelt sich oft ein Hydrozephalus. Komplikationen aufgrund
Synonyme. »Klassische« Arnold-Chiari-Malformation Hirnstammkompression und Hydrozephalus.
Sonstiges. Die Meningomyelozele sollte direkt post partum ope-
Definition. Bei der Chiari-II-Malformation handelt es sich um riert werden, um das Infektionsrisiko zu minimieren. Eine Hirn-
eine komplexe Fehlbildung mit Beteiligung des Rhombencepha- stammkompression stellt ein Narkoserisiko dar.
lons und des Mesoderms der Schädelbasis und der Wirbelsäule, Die Folsäuresubstitution während der Schwangerschaft re-
häufig in Assoziation mit supratentoriellen Fehlbildungen. duziert das Risiko der Entwicklung einer Meningomyelozele.
Es liegt nahezu immer eine Meningomyelozele vor, die inner- Die Diagnosestellung erfolgt heute in der Regel in utero, er-
halb der ersten 48 Stunden operiert werden sollte. höhtes α-Fetoprotein dient zum Screening.
a b c
. Abb. 5.36a–c Chiari-II-Malformation: Komplexe Fehlbildung mit ausgeprägter Syrinx, tief ansetzendem Tentorium, zu klein ausgebildeter hintere Schä-
delgrube, Tiefstand der Kleinhirntonsillen bei balloniertem IV. Ventrikel (Sterne) und abgeflachtem Pons. Z. n. operativer Sanierung einer lumbosakralen
Meningomyelozele unmittelbar nach Geburt; assoziierte supratentorielle Fehlbildungen (Balkenagenesie). a: T2w sag; b: T1w sag; c: PDw
a b c
. Abb. 5.37a–c Chiari-II-Malformation mit ausgeprägter Syrinx, die das gesamte Myelon betrifft, tief ansetzendem Tentorium, zu klein ausgebildeter hin-
tere Schädelgrube und Tiefstand der Kleinhirntonsillen. Der Pons ist stark abgeflacht, der IV. Ventrikel ist in diesem Fall schlitzförmig konfiguriert und kaum
abgrenzbar. a–c: T2w sag und tra
Bildgebung. . Abb. 5.38 bis . Abb. 5.40 5 Confluens sinuum liegt weit kranial
Dünne, sagittale Schichten sind essenziell. 5 Assoziierte Malformationen?
Lokalisation: Hintere Schädelgrube 4 Dandy-Walker-Variante (. Abb. 5.39, . Abb. 5.40):
Morphologie: 5 Aspekt des nach dorsal »offenen« IV. Ventrikels
4 Klassische Dandy-Walker-Malformation (. Abb. 5.38): 5 Hintere Schädelgrube (HSG) nicht vergrößert
5 Zystische Raumforderung in vergrößerter hinterer Schä- 5 Partielle Rotation des Vermis
delgrube, normaler IV. Ventrikel nicht abgrenzbar 4 DD Megacisterna magna (. Abb. 5.41):
5 Hypoplastischer Vermis → Vermisreste sind aufwärts ro- 5 Vermis normal ausgebildet, nicht rotiert
tiert 5 IV. Ventrikel geschlossen
5 Steilstellung des Tentoriums
416 Kapitel 5 · Fehlbildungen und Entwicklungsstörungen
a b c
d e
. Abb. 5.38a–f »Klassische« Dandy-Walker-Malformation: zystische Raumforderung in vergrößerter hinterer Schädelgrube mit Steilstellung des Ten-
toriums, der normale IV. Ventrikel ist nicht abgrenzbar, die Reste des hypoplastischen Vermis sind aufwärts rotiert (Stern in d). a–d: T1w tra und cor;
e, f: CISS tra und sag
5.6 · Vorwiegend das Kleinhirn und die hintere Schädelgrube betreffende Fehlbildungen
417 5
a b
. Abb. 5.39a, b Dandy-Walker-Variante mit zystischer Erweiterung des IV. Ventrikels, ohne das jedoch die hintere
Schädelgrube vergrößert ist. a: T2w sag, b: T1w sag
a b c
. Abb. 5.40a–c Dandy-Walker-Variante mit zystischer Erweiterung des IV. Ventrikels und Vermishypoplasie. Die hintere Schädelgrube ist jedoch normal
groß. a: T2w sag; b: T1 IR; c: FLAIRw
a b c
. Abb. 5.41a–c Etwas prominente Cisterna magna als Normvariante mit normal großer HSG, normalem Vermis und normalem IV. Ventrikel, ohne Krank-
heitswert. a: T2w; b, c: FLAIRw tra und cor
418 Kapitel 5 · Fehlbildungen und Entwicklungsstörungen
Konventionelles Röntgen: Vergrößerte HSG 4 DWI: Manchmal leichte Diffusionsrestriktion des Zystenin-
CT nativ: halts
4 Vergrößerte HSG 4 vMRA: Weit kraniale Lage des Confluens sinuum
4 »torcular-lambdoid inversion«: Confluens sinuum (»Torcular
Herophili«) liegt oberhalb der Lamdanaht Differenzialdiagnosen. Megacisterna magna, Arachnoidalzyste,
kongenitale Vermishypoplasie, isolierter IV. Ventrikel
MRT:
4 T1w (3-D, 1×1×1 mm oder sagittal): Literatur
Adamsbaum C, Moutard ML, André C, Merzoug V, Ferey S, Quéré MP, Lewin F,
5 Darstellung o.g. morphologischer Veränderungen
Fallet-Bianco C. MRI of the fetal posterior fossa. Pediatr Radiol. 2005;
5 Boden des IV. Ventrikels ist nachweisbar 35:124-40.
5 5 Assoziierte Malformationen? Barkovich AJ, Kjos BO, Norman D, Edwards MS. Revised classification of pos-
4 T2w: terior fossa cysts and cystlike malformations based on the results of mul-
5 Darstellung o. g. morphologischer Veränderungen tiplanar MR imaging. AJR Am J Roentgenol. 1989;153:1289-300.
Patel S, Barkovich AJ. Analysis and classification of cerebellar malformations.
5 Assoziierte Malformationen?
AJNR Am J Neuroradiol. 2002;23:1074-87.
4 FLAIR: Evtl. Signalunterschiede zwischen Zysteninhalt und Utsunomiya H, Yamashita S, Takano K, Ueda Y, Fujii A. Midline cystic malforma-
Liquor in basalen Zisternen tions of the brain: imaging diagnosis and classification based on em-
4 CISS/FIESTA: Genauere Darstellung der Zystenwand bryologic analysis. Radiat Med. 2006;24:471-81.
6
6.1 Angeborene degenerative Klinik. Klinisches Onset typischerweise zwischen 1. und 3. Le-
und metabolisch-toxische Erkrankungen bensdekade. Charakteristische Befundkonstellation beim Er-
mit ZNS-Beteiligung wachsenen:
4 Wiederholtes Auftreten sog. schlaganfallsähnlicher Episoden
Es existiert eine große Vielzahl verschiedener angeborener dege- vor dem 40. Lebensjahr; Sehstörungen (kortikale Blindheit
nerativer und metabolisch-toxischer Erkrankungen, denen gene- oder Hemianopsie) sind dabei oft erstes fokal neurologisches
tische Mutationen in sehr verschiedenen Stoffwechselsystemen Defizit
zugrunde liegen können und die unterschiedliche funktionelle 4 Muskelbioptischer Nachweis einer mitochondrialen Myopa-
Systeme betreffen können. Überwiegend sind diese Erkran- thie mit Ragged Red Fibers
kungen sehr selten, viele enden schon im Kleinkindesalter letal. 4 Laborchemischer Nachweis einer Laktatazidose
Magnetresonanztomographisch manifestieren sich die Krank-
heitsbilder zerebral oft mit einer Leukodystrophie bzw. einer Weitere Symptome:
Leukenzephalopathie. 4 Migräneartige Kopfschmerzen, Erbrechen
6 Eine detaillierte Darstellung dieser seltenen Erkrankungen 4 Passagere Bewusstseinsstörungen
würde den Rahmen dieses Atlas deutlich sprengen. Es werden 4 Epileptische Anfälle
daher nur einzelne, ausgewählte Krankheitsbilder besprochen. 4 Demenzentwicklung
4 Schwerhörigkeit
4 Kleinwuchs
6.1.1 Mitochondriopathien
Diagnostik. Muskelbiopsie
Definition. Heterogene Gruppe von Erkrankungen, bei der eine
Störung der mitochondrialen Energiegewinnung durch Punkt- Verlauf und Prognose. Progredienter Verlauf
mutationen oder Deletionen in der mitochondrialen DNA vor-
liegt. Diese manifestiert sich durch Symptome in Organen mit Sonstiges. Laktat in Serum und Liquor meist erhöht.
hoher Stoffwechselaktivität (ZNS, Myokard, Skelettmuskel).
Zu den Mitochondriopathien im eigentlichen Sinne zählen Bildgebung. . Abb. 6.1
nur die Erkrankungen, bei denen ein Defekt in der oxidativen Lokalisation:
Phosphorylierung vorliegt. 4 parietookzipital > temporoparietal, Stammganglien
4 kortikal bis subkortikal
Epidemiologie und Demographie. Inzidenz: ca. 6–13/1.000.000/ 4 Läsionen halten sich nicht an Gefäßterritorien.
Jahr.
Altersverteilung: Klinische Manifestation meist in der 1.–2. Le- Morphologie:
bensdekade, jedoch auch im späteren Lebensalter möglich. 4 Ödematöse Schwellung der Hirnrinde, angrenzendes Mark-
Die Mehrzahl der Erkrankungen hat einen maternalen Erb- lager oft ausgespart, enge Sulci
gang (Mitochondrien werden von der Mutter an Kinder weiter- 4 Typisch: »Spreading« (Erscheinen und Verschwinden von
gegeben), aber auch autosomal-dominante und -rezessive Erb- Läsionen, Wiedererscheinen an anderer Stelle)
gänge, sowie ein sporadisches Auftreten sind möglich.
CT nativ: Akut: Ödematöse Schwellung des Cortex
MELAS (Mitochondriale Enzephalomyopathie, MRT:
Laktatazidose und schlaganfallsähnliche Episoden) 4 T1w:
Ätiologie. Verschiedene Mutationen der mitochondrialen DNA. 5 Akut: Ödematös imponierende Gyri
Bei mehr als 80% der Patienten lässt sich eine A > G(mtDNA) 5 Subakut: Girlandenförmig hyperintense Darstellung des
Punktmutation an Position 3243 der mtDNA nachweisen. Cortex (»laminäre Nekrose«)
5 Chronisch: Atrophie des (parietookzipitalen) Cortex und
Pathomechanismus. Nicht vollständig geklärt. der Stammganglien
Den »schlaganfallsähnlichen Episoden« (»Stroke-like epi- 4 T2w/PDw//FLAIR:
sodes«, siehe »Klinik«) liegt mutmaßlich eine neuronale Über- 5 Akut: Hyperintense Darstellung des Cortex und des sub-
erregbarkeit und ein Defekt in der oxidativen Phosphorylierung kortikalen Marklagers, Gyri ödematös »geschwollen«
zugrunde. Die neuronale Übererregbarkeit führt zu einem stei- 5 Chronisch: Multifokale Marklager- und Stammganglien-
genden Energieverbrauch. Als Korrelat der schlaganfallsähn- hyperintensitäten
lichen Episoden findet man ein vasogenes Ödem, eine Hyper- 4 T1w + KM: Akut: Girlandenförmige KM-Aufnahme
perfusion und eine Schädigung der Nervenzellen.
6.1 · Angeborene degenerative und metabolisch-toxische Erkrankungen
421 6
a b
NUK:
4 PET: Glucosehypometabolismus Leigh-Syndrom
Erstbeschreibung von Denis Leigh 1951.
Differenzialdiagnosen. Arterielle Ischämie, Status epilepticus,
Enzephalitis, Creutzfeld-Jakob-Erkrankung, MERFF, Morbus Synonyme. Nekrotisierende Enzephalopathie
Leigh
Zur DD von in T2w hyperintensen Stammganglienverände- Epidemiologie und Demographie. Häufigste Mitochondriopa-
rungen siehe 7 Kap. 7.7. thie bei Kindern <6 Jahre (1:32.000).
Altersverteilung: Klinische Präsentation meist im Alter von
2 Jahren, selten in später Kindheit und im Erwachsenenalter
Geschlechtsverteilung: M = F
a b c
d e f
. Abb. 6.2a–f Leigh-Syndrom. Läsionen in Stammganglien (Pfeile) und Mittelhirn (Pfeilspitzen). a, b: PDw; c: DWI; d: T1w; e, f: T1w + KM
Formen. 5 Im Verlauf:
4 Spät infantile Form: 1.–2. Lebensjahr (am häufigsten) – Zentrifugale Ausbreitung mit später Beteiligung der
4 Juvenile Form: 5.–10. Lebensjahr U-Fasern
4 Adulte Form – Spät zerebrale Atrophie
– Spät Beteiligung von Corpus callosum, Pyramiden-
Klinik. bahn, Capsula interna
Spät infantile Form: 4 T1w + KM: Einzelfallberichte über KM-Anreicherung der
4 Manifestation zwischen dem 1.–2. Lebensjahr, schon erlernte Hirnnerven
Fähigkeiten gehen verloren (Laufen, Sprechen etc.) 4 DWI: Im peripheren Randbereich: Diffusionsrestriktion (ak-
4 Strabismus, Gangstörungen, Ataxie, Schwäche, muskulärer tive Demyelinisierung)
Hypotonus 4 MRS:
4 Tod meist zwischen dem 8. und 10. Lebensjahr 5 Cholin, Myo-Inositol erhöht
5 Laktatpeak, Lipidpeak
6 Juvenile Form: 5 NAA erniedrigt
4 Zu Beginn Verminderung der intellektuellen Fähigkeiten,
Nachlassen der schulischen Leistungen Differenzialdiagnosen. Auswahl: Periventrikuläre Leukomala-
4 Spastisches Gangbild, Ataxie, progrediente Spastik, progre- zie, TORCH, Morbus Pelizaeus-Merzbacher, Morbus Krabbe,
diente demenzielle Entwicklung, Krampfanfälle Sneddon-Syndrom
4 Lebenserwartung selten länger als bis zum 20. Lebensjahr
Literatur
Maia AC Jr, da Rocha AJ, da Silva CJ, Rosemberg S. Multiple cranial nerve
Adulte Form:
enhancement: a new MR imaging finding in metachromatic leukodystro-
4 Kann sich klinisch MS-ähnlich präsentieren phy. AJNR Am J Neuroradiol. 2007;28:999.
4 In der 3.–5. Lebensdekade Entwicklung einer Demenz Patay Z. Diffusion-weighted MR imaging in leukodystrophies. Eur Radiol.
4 In einigen Fällen Schizophrenie 2005;15:2284-303.
4 Im Verlauf kortikobulbäre, kortikospinale und zerebelläre
Symptome Morbus Krabbe
Synonyme. Globoidzellleukodystrophie
Verlauf und Prognose. Variabel, von klinischer Präsentations- Definition. Es handelt sich um eine autosomal-rezessiv vererbte
form abhängig (s.o.) Lipidspeicherkrankheit aus der Gruppe der Sphingolipidosen,
die zu einer progredienten Leukodystrophie führt.
Sonstiges. Exzessive Ausscheidung von Sulfatiden im Urin
(→ Diagnostik) Epidemiologie und Demographie. Prävalenz: 1:100.000 in
USA und Europa
Bildgebung. . Abb. 6.3 und . Abb. 6.4 Altersverteilung: Meist vor dem 2. Lebensjahr (klassische Form),
Lokalisation: Periventrikuläre weiße Substanz; früh sind die jedoch von Form abhängig, (s.u.)
U-fasern ausgespart, spät im Verlauf zeigt sich eine Beteiligung Geschlechtsverteilung: M = F
der U-Fasern
Morphologie: »Schmetterlingsmuster« mit symmetrischer, kon- Ätiologie. Autosomal-rezessiv vererbte Lipidspeicherkrankheit
fluierender Leukenzephalopathie aus der Gruppe der Sphingolipidosen: Defekt im GALC-Gen
CT: (Chr14 q3.1), das für die Galaktocerebrosidase kodiert → Anhäu-
4 CT nativ: fung von Myelinstoffwechselprodukten (v.a. Galaktocerebrosid,
5 Früh: Hypodense Marklagerläsionen Psychosin) → toxische Wirkung auf Myelin → Leukodystrophie
5 Im Verlauf: Atrophie, Zunahme der Marklagerläsionen
4 CT + KM: Keine KM-Aufnahme Formen.
4 Klassische infantile Form: Häufigste, schwerste Form; Be-
MRT: ginn im 1. Lebensjahr, meist 3.–6. Lebensmonat
4 T1w: 4 Spät infantile-juvenile Formen: Beginn >2. Lebensjahr; ver-
5 Früh: Hypointense Marklagerläsionen schiedene Varianten
5 Im Verlauf: Atrophie, Zunahme der Marklagerläsionen 4 Adulte Form: Beginn >10. Lebensjahr; oft lange unerkannt
4 T2w/PDw/FLAIRw:
5 Früh: Klinik.
– »Schmetterlingsmuster«: Infantile Form:
– Hyperintense Darstellung der periventrikulären Leu- 4 Häufigstes Symptom: extreme Übererregbarkeit (Überemp-
kenzephalopathie, die perivaskuläre weiße Substanz ist findlichkeit gegenüber sensorischen Stimuli)
dabei ausgespart (»Tiger- oder Leopardenmuster«) 4 Fieber, Gedeihstörungen
– U-fasern sind ausgespart (. Abb. 6.3) 4 Opticusatrophie, kortikale Blindheit
6.1 · Angeborene degenerative und metabolisch-toxische Erkrankungen
425 6
a b c
. Abb. 6.3a–c Metachromatische Leukodystrophie mit symmetrischer, v.a. periventrikulärer, konfluierender Leukenzephalopathie, die die U-Fasern
zunächst ausspart. a, b: T2w; c: T1 IR
a b
6
a b
c d
. Abb. 6.5a–d Morbus Krabbe: Leukenzephalopathie im tiefen Marklager, die U-Fasern sind ausgespart. a, c, d: T2w tra (a) und cor (c und d); b: T1w nativ
4 DWI: Literatur
5 In der betroffenen weißen Substanz ist der ADC-Wert er- Beslow LA, Schwartz ES, Bönnemann CG. Thickening and enhancement of
multiple cranial nerves in conjunction with cystic white matter lesions in
höht
early infantile Krabbe disease. Pediatr Radiol. 2008;38:694-6.
5 DTI: verminderter Grad an Anisotropie Provenzale JM, Escolar M, Kurtzberg J. Quantitative analysis of diffusion
4 MRS: Cho, MI deutlich erhöht tensor imaging data in serial assessment of Krabbe disease. Ann N Y Acad
Sci. 2005;1064:220-9.
2. Spät infantile-juvenile Form Wang C, Melberg A, Weis J, Månsson JE, Raininko R. The earliest MR imaging
and proton MR spectroscopy abnormalities in adult-onset Krabbe dis-
Lokalisation: Keine Beteiligung der Stammganglien und des
ease. Acta Neurol Scand. 2007;116:268-72.
Cerebellums
4 MRS: NAA leicht erniedrigt, Cho und MI erhöht
3. Adulte Form
Lokalisation: Oft Beteiligung des Corpus callosum
MRS: Cho und MI leicht erhöht
6
a b c
. Abb. 6.6a–c Adrenoleukodystrophie, klassische Form mit Beginn im Splenium des Balkens und Ausbreitung ins parietookzipitale Marklager, betont um
das Trigonum der Seitenventrikel beidseits, mit KM-Aufnahme der Intermediärzone (Pfeile in c). a: FLAIRw; b: T1w nativ; c: T1w + KM
Literatur Formen.
Moser HW, Mahmood A, Raymond GV. X-linked adrenoleukodystrophy. Nat 4 Juvenile Form: Erkrankungsbeginn zwischen 5.–20. Lebens-
Clin Pract Neurol. 2007;3:140-51. jahr
Patay Z. Diffusion-weighted MR imaging in leukodystrophies. Eur Radiol.
4 Adulte Form: Erkrankungsbeginn zwischen 20.–40.Lebens-
2005;15:2284-303.
Sedel F, Tourbah A, Fontaine B, Lubetzki C, Baumann N, Saudubray JM, Lyon- jahr
Caen O. Leukoencephalopathies associated with inborn errors of me-
Klinik.
tabolism in adults. J Inherit Metab Dis. 2008;31:295-307.
4 Juvenile Form: Beginn mit hepatischer und neurologischer
Symptomatik
4 Adulte Form: Zu Beginn neurologisch-psychiatrische Symp-
6.1.4 Andere angeborene degenerative tome
und metabolisch-toxische Erkrankungen
Im Verlauf:
Morbus Wilson 4 Chronische oder akute Hepatopathie
Synonyme. Hepatolentikuläre Degeneration 4 Neurologische Symptome: Dystonie, Ruhe- und Intensions-
tremor, Gangataxie, akinetisch-rigides Syndrom, Pyramiden-
Definition. Bei der hepatolentikulären Degeneration handelt es bahnzeichen, Dysarthrie
sich um eine angeborene, autosomal-rezessiv vererbte Erkran- 4 Neuropsychologische und psychiatrische Symptome: Kogni-
kung des Kupferstoffwechsels. tive Defizite, Depression, Affektlabilität
4 intravasale Hämolyse
Epidemiologie und Demographie. 4 Augensymptomatik: Kayser-Fleischer-Kornealring (nicht
Prävalenz: Heterozygote: 0,5–1/100, Homozygote: 1:30.000, hö- obligat), Katarakt
here Prävalenz in Japan
Verlauf und Prognose.
Altersverteilung: Diagnosestellung meist 2.–3. Lebensdekade,
Juvenile Form: Unbehandelt Verlauf ca. 5–7 Jahre, Tod meist
selten vor dem 6. Lebensjahr und selten nach dem 40. Lebens-
durch akutes Leberversagen oder intravasale Hämolyse
jahr; Beginn der Lebersymptome meist zwischen dem 8. und
Adulte Form: Unbehandelt chronisch progrediente Verläufe über
16. Lebensjahr; Auftreten der neurologischen Symptomatik
10–40 Jahre
meist nach dem >12. Lebensjahr.
Geschlechtsverteilung: M = F, bei Frauen häufiger fulminanter Bildgebung. . Abb. 6.7
Verlauf MRT ist in ca. 50% unauffällig.
Lokalisation:
Ätiologie. Autosomal-rezessiv vererbte Erkrankung des Kupfer- 4 Putamen (v.a. äußerer Anteil), Thalamus (v.a. ventrale Kern-
stoffwechsels. Defekt im Einbau von Kuper in Coeruloplasmin gruppe), Caput nuclei caudati
und verminderte Kupferausscheidung der Leber → Akkumula- 4 Mittelhirn: v.a. Tegmentum, aber auch Substantia nigra, Nuc-
tion von Kupfer in den Hepatozyten und in extrahepatischen leus ruber und inferiores Tectum
Geweben → Leberzirrhose, sog. Kayser-Fleischer-Kornealring, 4 Pons, Kleinhirn
Degeneration der Stammganglien 4 Pontozerebelläre Bahnen, Pyramidenbahn
4 Evtl. auch Cortex
6.1 · Angeborene degenerative und metabolisch-toxische Erkrankungen
429 6
Morphologie: Literatur
4 Symmetrische Läsionen Andersen K, Südmeyer M, Saleh A. Cerebral imaging for Wilson disease. Rofo.
2007;179:225-33.
4 »Face-of-the-giant-panda«-Zeichen« (s.u.)
Kim TJ, Kim IO, Kim WS, Cheon JE, Moon SG, Kwon JW, Seo JK, Yeon KM. MR
4 Konzentrisch-laminäre T2w-Hyperintensität im Putamen imaging of the brain in Wilson disease of childhood: findings before and
4 Globale Hirnatrophie after treatment with clinical correlation. AJNR Am J Neuroradiol. 2006;
27:1373-8.
CT: King AD, Walshe JM, Kendall BE et al. Cranial MR imaging in Wilson’s disease.
AJR Am J Roentgenol. 1996;167:1579–84.
4 CT nativ:
Prayer L, Wimberger D, Kramer J et al. Cranial MRI inWilson’s disease. Neuro-
5 Atrophie radiology. 1990;32:211–14.
5 Evtl. hypodenses Signal in Stammganglien und Thalamus Sener RN. Diffusion MR imaging changes associated with Wilson disease.
4 CT + KM: Keine pathologische KM-Aufnahme AJNR Am J Neuroradiol. 2003;24:965–7.
6
a b
c d
. Abb. 6.7a–d Morbus Wilson. Hypointenses Signal im Globus pallidus beidseits durch Kupfereinlagerung (a, b, Pfeile). »Face-of-the-giant-panda«-Zeichen
im Mesenzephalon (c, d) mit hyperintensem Signal des Tegmentums, mit Ausnahme des Ncl. ruber, und hypointensem Signal der Colliculi superiores (Pfeil-
spitzen in c). a, c, d: T2w; b: T2*w
a b c
d e
. Abb. 6.8a–e Chorea Huntington mit generalisierter Hirnvolumenminderung. Die Atrophie betrifft betont das Caput nuclei caudati (Pfeile c–e), dadurch
e-vacuo-Erweiterung der Vorderhörner der Seitenventrikel, zusätzlich leichte Signalsteigerung im Putamen (c, d). a–c: FLAIRw; d, e: T2w tra und cor
5 Befunde: NUK:
– ID erhöht, relativ zu VH und TI 4 PET:
– VH/ID-Verhältnis erniedrigt 5 Glucosehypometabolimus in Stammganglien geht der
– ID/TI-Verhältnis erhöht → sensitivster und spezifischs- Atrophie voraus
ter Messwert 5 Evtl. Hypometabolimus im Frontallappen
4 T1w:
– Nachweis der Atrophie Differenzialdiagnosen. Auswahl: Morbus Wilson, Morbus
– In Volumetriemessungen ist das Volumen aller Stamm- Hallervorden-Spatz, Morbus Leigh
ganglienstrukturen vermindert, oft auch schon vor
Symptombeginn Literatur
4 T2w/PDw/FLAIR: Aylward EH. Change in MRI striatal volumes as a biomarker in preclinical
Huntington’s disease. Brain Res Bull. 2007;72:152-8.
– Nachweis der Atrophie
Bohanna I, Georgiou-Karistianis N, Hannan AJ, Egan GF. Magnetic resonance
– Juvenile HD: Hyperintenses Signal in Ncl. caudatus und imaging as an approach towards identifying neuropathological bio-
Putamen (Gliose) markers for Huntington’s disease. Brain Res Rev. 2008;58:209-25.
– Evtl. Signalminderung im Striatum bei Eisenablage- Montoya A, Price BH, Menear M, Lepage M. Brain imaging and cognitive dys-
rung functions in Huntington’s disease. J Psychiatry Neurosci. 2006;31:21-9.
Rosas HD, Salat DH, Lee SY, Zaleta AK, Pappu V, Fischl B, Greve D, Hevelone N,
4 T1w + KM: Keine pathologische KM-Aufnahme
Hersch SM. Cerebral cortex and the clinical expression of Huntington’s
4 MRS: disease: complexity and heterogeneity. Brain. 2008;131:1057-68.
5 NAA/Cr-Ratio in Stammganglien vermindert (Neuronen-
verlust)
5 Cho/Cr-Ratio in Stammganglien erhöht
5 Laktaterhöhung im okzipitalen Cortex bei symptoma-
tischen Patienten
432 Kapitel 6 · Degenerative und metabolisch-toxische Erkrankungen
Formen.
4 Infantile Form: Beginn im 1. Lebensjahr
4 Spät infantile Form: Beginn zwischen 2.–6. Lebensjahr
4 Juvenile Form: Beginn zwischen 7.–19. Lebensjahr
4 Adulte Form: Beginn zwischen 20.–65. Lebensjahr
CT: c
4 CT nativ: Normale Dichte oder hyperdense Foci in Globus
. Abb. 6.9a–c Pantothenat-Kinase-assoziierte Neurodegeneration (PKAN,
pallidus früher Hallervorden-Spatz-Erkrankung) mit »Tigeraugen-Zeichen« im Glo-
4 CT + KM: Keine pathologische KM-Aufnahme bus pallidus (Pfeilspitzen). a, c: T2w tra und cor; b: FLAIRw tra
6.2 · Erworbene degenerative und metabolisch-toxische Erkrankungen mit ZNS-Beteiligung
433 6
MRT: Auf die einzelnen Erkrankungen wird in den entsprechenden
4 T1w: Variabel, kann hyperintens sein Unterkapiteln detailliert eingegangen.
4 T2w:
5 »Tigeraugen-Zeichen« (. Abb. 6.9) = bilateral-symmet-
rische, rundliche bis ovaläre, in T2w hyperintense Areale 6.2.1 Thiamin-Mangel-Enzephalopathie
in zentralen bzw. anteromedialen Anteilen des Globus
pallidus, umgeben von hypointensem Signal des restlichen Definition. Nicht entzündliche ZNS-Erkrankung infolge eines
Pallidums Vitamin-B1-(Thiamin-)Mangels, die im Rahmen verschiedener
5 Evtl. hypointense Darstellung der Substantia nigra Grunderkrankungen mit unzureichender Vitamin-B1-Aufnah-
4 FLAIR: »Auge« auch in FLAIR erkennbar me auftreten kann.
4 T1w + KM: Keine pathologische KM-Aufnahme
4 T2*/SWI: Formen.
5 Globus pallidus kräftig hypointens (»blooming«) Akute Formen:
5 Besonders sensitiver Nachweis der Eisenablagerungen → 4 Alkohol bedingte Thiamin-Mangel-Enzephalopathie (Syno-
Verteilungsmuster erlaubt DD zu anderen Stoffwechsel- nym: Wernicke-Enzephalopathie: WE)
störungen mit Eisenablagerungen 4 Nicht alkoholbedingte Thiamin-Mangel-Enzephalopathie
4 MRS: NAA-Minderung in Globus pallidus
Chronische Form: (Wernicke-)Korsakow-Syndrom
Differenzialdiagnosen. DD hypointenses Pallidum in T2: »Pal-
lidusspitzenkalk«, d. h. Verkalkungen im Pallidum; andere Stoff- Akute Form
wechselstörungen mit Eisenablagerungen Epidemiologie und Demographie. Prävalenz in Autopsiestu-
dien 1–2%, ca. 80% davon sind Alkoholiker.
Literatur Altersverteilung: Kann in allen Altersstufen, auch bei Kindern
Lechner C, Meisenzahl EM, Uhlemann H, Helber-Böhlen H, Fähndrich E. auftreten.
Hallervorden-Spatz syndrome. Differential diagnosis of early onset
dementia. Nervenarzt. 1999;70:471-5. ! Auftreten auch bei Nichtalkoholikern.
McNeill A, Birchall D, Hayflick SJ, Gregory A, Schenk JF, Zimmerman EA, Shang
H, Miyajima H, Chinnery PF. T2* and FSE MRI distinguishes four subtypes
of neurodegeneration with brain iron accumulation. Neurology. Ätiologie. Ein Vitamin-B1-(Thiamin-)Mangel durch Alkohol,
2008;70:1614-9. Mangel- oder auch Hyperalimentation führt zu einem Glutamat-
Vinod Desai S, Bindu PS, Ravishankar S, Jayakumar PN, Pal PK. Relaxation and
rezeptor-vermittelten intra- und extrazellulären Ödem. Thiamin
susceptibility MRI characteristics in Hallervorden-Spatz syndrome.
J Magn Reson Imaging. 2007;25:715-20.
stellt in seiner aktiver Form (als Thiaminpyrophosphat) ein Co-
enzym im Glucose- und Lipidstoffwechsel dar (Bedarf: 1,4 mg/
Tag). Vitamin-B1-Mangel kommt vor allem bei Alkoholikern vor;
da die Kalorienzufuhr vornehmlich durch Alkohol erfolgt be-
6.2 Erworbene degenerative stehen eine Malresorption sowie ein erhöhter Thiaminbedarf
und metabolisch-toxische Erkrankungen für den Alkoholmetabolismus.
mit ZNS-Beteiligung Iatrogene Auslösung einer WE durch parenterale Gabe kon-
zentrierter Glucoselösung bei Patienten mit Thiaminmangel
Alkoholinduzierte Hirnschädigungen möglich.
Definition. Direkt oder indirekt durch akuten oder chronischen Weitere Risikofaktoren:
Alkoholmissbrauch verursachte, multifaktoriell bedingte Hirn- 4 Chronisches Nierenversagen (Hämodialyse)
schädigung unterschiedlicher Manifestation. 4 Erhöhte Kohlenhydratzufuhr mit erhöhtem Thiaminbedarf,
z.B. bei Patienten auf Intensivstation (. Abb. 6.10)
Manifestationsformen. 4 Mangelernährung, v.a. bei älteren Menschen
4 (Chronische) Alkoholenzephalopathie durch direkte Etha-
nolneurotoxizität (7 Kap. 6.2.2) Klinik. Klassische klinische Trias der akuten WE:
4 Thiamin-Mangel-Enzephalopathie (7 Kap. 6.2.1) 4 Psychosyndrom mit Bewusstseinstrübung und Verwirrtheit
4 Korsakoff-Syndrom (7 Kap. 6.2.1) (in ca. 80%)
4 Hepatische Enzephalopathie (7 Kap. 6.2.4) 4 Ophthalmoplegie bzw. Augenbewegungsstörungen (in
4 Schädel-Hirn-Trauma (7 Kap. 2.5.5) ca. 30%): Nystagmus, Blickparesen, Störungen besonders der
4 Osmotisches Demyelinationssyndrom (7 Kap. 6.2.7) konjugierten Augenbewegungen oder der Abduktion, Ptose
4 Marchiafava-Bignami-Syndrom (7 Kap. 6.2.8) 4 Stand- und Gangataxie, v.a. des Rumpfes (in ca. 30%)
4 Niacin-Mangel (Vitamin-B3-Mangel, Pellagra)
4 Fetales Alkoholsyndrom ! Vollbild der Trias nur in ca. 10% der Fälle.
434 Kapitel 6 · Degenerative und metabolisch-toxische Erkrankungen
Verlauf und Prognose. Unbehandelt in bis zu 20% der Fälle letal, 6.2.2 (Chronische) Alkoholenzephalopathie
in ca. 85% der Fälle Entwicklung eines Korsakoff-Syndroms. durch direkte Ethanolneurotoxizität
Sonstiges. Diagnosestellung erfolgt primär klinisch! Nachweis Definition. Hirnschädigung mutmaßlich durch direkte toxische
laborchemisch in der Regel nicht möglich, da kein beweisender Wirkung des Alkohols auf Nervenzellen und Myelinscheiden.
Test existiert und nur Patienten mit extrem niedrigen Thiamin-
spiegeln laborchemisch erfasst werden. Epidemiologie und Demographie.
Niedrige Verdachtsschwelle wichtig! Altersverteilung: Auftreten v.a. bei älteren Personen, jedoch in
allen Altersgruppen möglich
Bildgebung. . Abb. 6.10 und . Abb. 6.11 Geschlechtsverteilung: Schädigung nur von der Dosis abhän-
Lokalisation: Mediale Thalami (bilateral), Corpora mamillaria, gig, nicht vom Geschlecht
periaquäduktales Grau Ätiologie. Chronischer Alkoholabusus; Pathomechanismus im
Morphologie: Atrophie der Corpora mamillaria Detail unklar:
6 CT: 4 Mutmaßlich direkte toxische Wirkung des Alkohols und
4 CT nativ: Oft normal, evtl. hypodense Darstellung der o.g. seines Abbauprodukts Acetaldehyd auf Nervenzellen und
Areale Myelinscheiden → veränderte neuronale Signaltransmission
4 CT + KM: Evtl. KM-Aufnahme der o.g. Areale 4 Keine klare Dosis-Wirkungs-Beziehung
a b c
. Abb. 6.10a–c Thiamin-Mangel-Enzephalopathie bei intensivpflichtigem Patienten. Bilaterale Signalsteigerungen im medialen Thalamus (Pfeile in a) und im
perimesenzephalen Grau (Pfeil in b) sowie KM-Aufnahme der Corpora mamillaria (Pfeil in c). Die KM-Aufnahme der Dura ist ein sekundärer Effekt nach Liquor-
punktion. a, b: T2w tra; c: T1w + KM cor
a b c
. Abb. 6.11a–c Thiamin-Mangel-Enzephalopathie bei Alkoholabusus. Signalsteigerung und KM-Aufnahme im perimesenzephalen Grau (Pfeile in a und c),
sowie Signalsteigerungen im medialen Thalamus bilateral (Sterne in b). a: T2w; b: FLAIRw; c: T1w + KM
a b c
. Abb. 6.12a–c Chronische Wernicke-Enzephalopathie. Atrophie und KM-Aufnahme der Corpora mammilaria (Pfeile). a: T2w; b, c: T1w + KM tra und sag
436 Kapitel 6 · Degenerative und metabolisch-toxische Erkrankungen
a b c
6
. Abb. 6.13a–c Chronische Alkoholenzephalopathie. Hirnvolumenminderung, betont im Bereich der Kleinhirnhemisphären und des Vermis superior mit
weiten Furchen (Pfeile in b und c) sowie unspezifische Marklagerläsionen (a). a, b: T2w tra und sag; c: T1w nativ
6.2.3 Vitamin-B12-Mangel Die hepatische Enzephalopathie entsteht dabei durch ein Zusam-
menspiel von:
Synonyme. Funikuläre Myelose, Cobolaminmangel 4 Endogenen Toxinen, die von der geschädigten Leber nicht
Zerebrale, supraspinale Manifestation: Selten; gelegentlich De- mehr adäquat entgiftet werden können (z.B. Ammonium →
myelinisierungsherde (N. opticus, Chiasma opticus und Mark- Ammoniak)
lager); wegen konsekutiver Hyperhomozysteinämie mutmaßlich 4 Veränderungen der physiologischen Neurotransmitterkon-
Risikofaktor für zerebrale Ischämien. zentration (von z.B. GABA und Serotonin)
Hauptmanifestation des Vitamin-B12-Mangels ist die funiku- 4 Veränderungen der Rezeptoren der Transmitter
läre Myelose (= Degeneration v.a. der Hinterstränge).
Klinik. Leitsymptome: Vigilanzstörung, hirnorganisches Psy-
chosyndrom, Asterixis (»Flapping-Tremor«)
6.2.4 Hepatische Enzephalopathie (HE) Die Klinik ist stadienabhängig: Unterschieden werden Sta-
dium 0 (arterieller Ammoniakspiegel <150 μg/dl, psychischer
Synonym. Hepatogene Enzephalopathie Befund normal, kein »Flapping«-Tremor) bis Stadium 4 (arte-
rieller Ammoniakspiegel >300 μg/dl, Patient komatös).
Definition. Akute, reversible globale Hirnfunktionsstörung auf
dem Boden einer Lebererkrankung. Verlauf und Prognose.
Akute HE: Steigerung des intrakraniellen Drucks bei generali-
Epidemiologie und Demographie. Kommt bei mehr als 50% siertem Ödem mit Gefahr des letalen Ausgangs.
aller Patienten mit Leberzirrhose vor. Bei chronischer Lebererkrankung: Besserung der HE unter
Altersverteilung: Vorkommen in allen Altersstufen Therapie der Grunderkrankung.
Geschlechtsverteilung: Keine Geschlechtspräferenz
Assoziiert mit: Parkinsonoider Symptomatik Bildgebung. . Abb. 6.14
6.2 · Erworbene degenerative und metabolisch-toxische Erkrankungen mit ZNS-Beteiligung
437 6
a b c
d e f
. Abb. 6.14a–f Hepatische Enzephalopathie. Bilateral symmetrische Signalsteigerungen im Globus pallidus und im Mesencephalon in T1w (a–c), relativ
hypointenses Signal in T2w in diesen Regionen (d–f). a–c: T1w nativ; d–f: T2w
Lokalisation: Stammganglien, v.a. Globus pallidus 4 Fast FLAIR: Signalsteigerung der weißen Substanz im Verlauf
CT: der Pyramidenbahn
4 CT nativ: 4 T1w + KM: Kein pathologisches Enhancement
5 Akute HE: Ausgeprägtes, diffuses Hirnödem 4 DWI: Akute HE: Diffusionsrestriktion im Cortex
5 Chronische HE: Hirnatrophie; keine Dichteverände- 4 MRS:
rungen der Stammganglien 5 Myo-Inositolpeak erniedrigt, Cholin erniedrigt, Gluta-
4 CT + KM: Kein pathologisches Enhancement min/Glutamat-Verhältnis erhöht
5 Erhöhung der Glutaminkonzentration korreliert bei Pa-
MRT: tienten mit chronischer Lebererkrankung direkt mit dem
4 T1w: Schweregrad der HE
5 Bilateral symmetrisch, hyperintenses Signal in den Stamm- 5 Myo-Inositol/Cr-Verhältnis erniedrigt (sensitivster Indi-
ganglien, v.a. Globus pallidus, wahrscheinlich durch Man- kator für HE)
ganakkumulation hervorgerufen 4 MTR:
5 Signalanhebungen in Hypophyse, Hypothalamus und im 5 In Globus pallidum, aber auch in Regionen, die in T1 nor-
Mesencephalon um den Ncl. ruber males Signal haben (Putamen, Thalamus, Corona radiata)
5 Hirnatrophie, v.a. zerebellär erniedrigt
5 Bei akuter HE: verwaschene Mark-Rinden-Grenze 5 Unter Therapie persistiert Stammgangliensignalerhöhung
4 T2w/PDw: ca. 3–6 Monate länger als klinische Zeichen und als Ver-
– akute HE: hohe Signalintensität in weiten Teilen des änderungen in der MRS!
Kortex, ausgenommen perirolandischer und okzipitaler
Cortex NUK:
– Nucleus dentatus: hyperintens 4 13NH3-PET: Erhöhter zerebraler Ammoniakmetabolismus
– periventrikuläre weiße Substanz hyperintens
438 Kapitel 6 · Degenerative und metabolisch-toxische Erkrankungen
Drogeninduzierte Schlaganfälle
Manifestationsformen.
a 4 Ischämische Schlaganfälle (Kokain, Heroin, Amphetamine)
(. Abb. 6.16); Vaskulitis (Amphetamine, Kokain)
4 Hämorrhagischer Schlaganfall (v.a. Kokain, Amphetamine):
ICB, SAB, IVB
4 Mykotische Aneurysmen (v.a. Amphetamine) (. Abb. 6.17),
7 Kap. 4.2.3
4 Marklagerläsionen bei Kokainsüchtigen ohne zerebrovasku-
läre Symptome häufiger als in der Normalbevölkerung
4 Bilaterale Nekrosen des Globus pallidus (MDMA → lang-
dauernder Vasospasmus)
Literatur
Lo CP, Chen SY, Lee KW, Chen WL, Chen CY, Hsueh CJ, Huang GS. Brain injury
after acute carbon monoxide poisoning: early and late complications.
AJR Am J Roentgenol. 2007;189:205-11.
440 Kapitel 6 · Degenerative und metabolisch-toxische Erkrankungen
4 Heroin:
5 Selten Vaskulitis (wahrscheinlich immunvermittelt, durch
Verunreinigungen)
5 Nephropathie → schwere arterielle Hypertonie → Risiko
hämorrhagischer Infarkte
5 i.v. Drogenabusus: → Endokarditis → zerebrale Embolien
→ ischämische Infarkte, hämorrhagische Infarkte, myko-
tische Aneurysmen, Abszesse
5 Sepsis → Abszesse
4 Kokain-HCL: In 80% der Fälle hämorrhagische Schlaganfälle
versus 20% ischämische Schlaganfälle
4 Kokainalkaloid: 50% hämorrhagische, 50% ischämische
Schlaganfälle
6 4 Amphetamine machen bevorzugt hämorrhagische Schlag-
anfälle
a
Bildgebung.
Drogeninduzierter ischämischer Schlaganfall (7 Kap. 2.1)
Drogeninduzierter hämorrhagischer Schlaganfall (7 Kap. 2.5)
Drogeninduzierte Vaskulitis (7 Kap. 2.4)
Besonderheiten des drogeninduzierten ischämischen Schlag-
anfalls:
4 Lokalisation: Vor allem MCA-Territorium
4 Heroin und MDMA: Lokalisation v.a. im Globus pallidus b
4 Kokain: Lokalisation Hemisphären, Thalamus, Hirnstamm, . Abb. 6.16a, b Drogeninduzierter frischer Schlaganfall im lateralen
Kleinhirn, Retina. Auch bei Kokainsüchtigen ohne zerebro- Thalamus rechts (Pfeil in a). a: T2w; b: DWI, B 1000
vaskuläre Symptome sind häufiger als in der Normalbe-
völkerung Marklagerläsionen nachweisbar.
Klinik. Es sind 3 klinische Stadien beschrieben:
Differenzialdiagnosen. 4 Stadium 1: Überwiegend Kleinhirnsymptomatik
DD Ischämischer Schlaganfall anderer Genese (7 Kap. 2.1) 4 Stadium 2: Zusätzlich extrapyramidale Symptome
DD Hämorrhagischer Schlaganfall anderer Genese (7 Kap. 2.5) 4 Stadium 3: Akinetischer oder hypotoner Mutismus
DD Vaskulitis anderer Genese (7 Kap. 2.4)
Therapie. Coenzym-Q-Applikation
Drogeninduzierte, spongiforme
Leukenzephalopathie Bildgebung. . Abb. 6.18
Epidemiologie und Demographie. Selten; seit Anfang der 1980er Lokalisation: Marklagerveränderungen, oft im parietalen und
Jahre bekannt. Unbehandelt beträgt die Mortalität ca. 23%. okzipitalen Marklager, Kleinhirn, hinterer Schenkel der Capsula
interna
Ätiologie. »Chasing the dragon« = Inhalative Aufnahme von
> Die Kleinhirnbeteiligung ist ein wichtiges differenzial-
Heroin: Heroinpulver wird auf Aluminiumfolie auf 200–300°C
diagnostisches Merkmal.
erhitzt, der heiße Dampf wird inhaliert. Das ist eine sehr effektive
Methode mit raschem Wirkungseintritt. Morphologie: Symmetrische flächige Leukenzephalopathie
Ausbildung zytoplasmatischer Vakuolen in den Myelinschei- CT:
den, Nervenzelluntergang und Gliose → spongiforme Leukenze- 4 CT nativ: Marklagerveränderungen hypodens
phalopathie. 4 CT + KM: Keine pathologische KM-Aufnahme
6.2 · Erworbene degenerative und metabolisch-toxische Erkrankungen mit ZNS-Beteiligung
441 6
a b c
. Abb. 6.17a–c Mykotisches Aneurysma (Pfeil in b und c) und alte lakunäre Ischämien (Pfeilspitzen in a und b) bei Drogenabusus. a, b: T2w; c: CE-MRA,
Basisbild
6 a b c
d e f
. Abb. 6.18a–f Drogeninduzierte Leukenzephalopathie mit symmetrischen, flächigen Marklagerveränderungen mit Diffusionsrestriktion (a–c) und Mit-
beteiligung des zerebellären Marklagers (Stern in c und f). a, c: DWI, B1000; b: ADC-Map; d–f: T2w
> Das osmotische Demyelinisationssydrom wird häufig Verlauf und Prognose. Beim Vorliegen von Co-Morbiditäten
durch einen zu raschen Ausgleich einer Hyponatriämie (s.u.) schlechtere Prognose.
ausgelöst, der chronische Alkoholabusus steht aber an Outcome variabel:
erster Stelle der begünstigenden Faktoren, die Elektro- 4 Komplette Remission
lytentgleisungen erst an zweiter Stelle, d.h. es kann 4 Geringe Residuen (z.B. kognitive Einschränkungen)
durchaus auch bei Patienten mit normalen Serumnatri- 4 Schwere Verläufe bis zu spastischer Tetraparese, »Locked-
umspiegel auftreten. in«-Syndrom, Koma, Tod
Andere Ursachen sind Ketoazidose, Hyperglykämie, Hypokaliä- Sonstiges. Krankheiten bzw. Faktoren, die zu einer Exazerba-
mie, Azotämie. tion prädisponieren, sind:
4 Chronische Erkrankungen, Lebererkrankungen, paraneo-
Klinik. Symptome treten oft Tage (bis manchmal Wochen) nach plastisches Syndrom, Nierenerkrankungen
dem Ausgleich einer Hyponatriämie auf. Klassischerweise bi- 4 Hypophysenfunktionsstörungen
phasischer klinischer Verlauf mit initialer Besserung und sekun- 4 Alkoholmissbrauch
därer Verschlechterung der Symptomatik: 4 Fehlernährung, Erbrechen
4 Krampfanfälle 4 Verbrennungen
4 Desorientiertheit, Bewusstseinsstörungen 4 Transplantationen
4 Pontine Myelinolyse: Pseudobulbärparese, Dysphagie, Dys-
arthrie Bildgebung. . Abb. 6.19
4 Extrapontine Myelinolyse: Bewegungsstörungen Cave: Initiale Bildgebung kann unauffällig sein, ggf. wiederho-
len!
6.2 · Erworbene degenerative und metabolisch-toxische Erkrankungen mit ZNS-Beteiligung
443 6
a b c
d e f
. Abb. 6.19a–f Osmotisches Demyelinisationssyndrom mit typisch konfigurierter Signalsteigerung im Pons. a, c: T2w; b: PDw; d: FLAIRw; e: DWI, B1000;
f: ADC-Map, der ADC-Wert hat sich in diesem Fall schon wieder annähernd normalisiert
Lokalisation: CT:
4 In ca. 50% der Fälle: Pons (= »pontine Myelinolyse«) 4 CT nativ: Betroffene Areale stellen sich hypodens dar
4 In ca. 50% extrapontine Manifestationen (= »extrapontine 4 CT + KM:
Myelinolyse«): Stammganglien, weiße Substanz der Hemis- 5 Typischerweise kein Enhancement
phären, Kleinhirn, selten: Hippocampus, Cortex, Thalamus 5 Bei schwerer, akuter Demyelinisierung KM-Anreicherung
(Corpora geniculata laterale) möglich
4 In ca. 2/5 der Fälle isoliert extrapontine Manifestationen
MRT: Cave: Konventionelle T1/T2w oft lange normal, Verände-
Morphologie: rungen treten häufig erst mit Latenz auf!
4 Typischer Befund bei der pontinen Myelinolyse: Konfluie- 4 T1w:
rende, hyperintense Veränderungen im zentralen Pons, die 5 Akut: Läsionen leicht bis mäßig hypointens, seltener iso-
die Peripherie und die kortikospinalen Bahnen aussparen, intens
diese sind oft rundlich oder triangulär konfiguriert (»trident- 5 Verlauf: Läsionen meist reversibel, selten nach 1–4 Mo-
shaped«, schmetterlingsförmig) naten hyperintenses Signal der Läsionen (bedingt durch
4 Pontine und extrapontine Manifestationen sind meist sym- Koagulationsnekrosen)
metrisch 4 T2/PD/FLAIRw:
4 In der Regel nicht raumfordernd 5 Akut: Läsionen hyperintens; im Pons sind Peripherie und
Pyramidenbahnen ausgespart!
5 Oft auch vollständig reversibel
444 Kapitel 6 · Degenerative und metabolisch-toxische Erkrankungen
6 NUK:
4 PET: Früh: Hypermetabolimus beschrieben
a
Literatur
Cramer SC, Stegbauer KC, Schneider A et al. Decreased diffusion in central
pontine myelinolysis. AJNR Am J Neuroradiol. 2001;22:1476-9.
Koci TM, Chiang F, Chow P et al. Thalamic extrapontine lesions in central
pontine myelinolysis. AJNR Am J Neuroradiol. 1990;11:1229-33.
Lampl C, Yazdi K. Central pontine myelinolysis. Eur Neurol. 2002;47:3-10.
Martin RJ.Central pontine and extrapontine myelinolysis: the osmotic de-
myelination syndromes J Neurol Neurosurg Psychiatry.2004;75,Suppl 3:
iii22-iii28
Nomoto N, Arasaki K, Tamaki M. Central pontine myelinolysis in chronic alco-
holism demonstrated by magnetic resonance imaging and spectroscopy.
Eur Neurol. 2004;51:179-80.
Ruzek KA, Campeau NG, Miller GM. Early diagnosis of central pontine mye- b
linolysis with diffusion-weighted imaging. AJNR Am J Neuroradiol. 2004;
25:210-3. . Abb. 6.20a, b Akutes Machiafava-Bignami-Syndrom mit Diffusionsrestrik-
tion und Signalsteigerung im Splenium des Balkens. a: DWI, B1000; b: T2w
6.2.8 Marchiafava-Bignami-Syndrom
Verlauf und Prognose. Sehr variabel: Akute und chronische
Definition. Als Marchiafava-Bignami-Syndrom bezeichnet Verläufe, letaler Ausgang sowie auch Remissionen möglich.
man eine Demyelinisierung des Balkens, die typischerweise bei
schweren Alkoholikern auftritt. Bildgebung. . Abb. 6.20
Von manchen Autoren wird das Marchiafava-Bignami-Syn- Lokalisation:
drom als Variante der extrapontinen Myelinolyse angesehen. 4 Akute Form: Vor allem Genu und Splenium des Balkens
4 Subakute, chronische Form: Vor allem Corpus des Balkens
Ätiologie. Unbekannt; sehr häufig, jedoch nicht immer mit 4 Extrakallosale symmetrische Läsionen möglich: zentrale An-
chronischem Alkoholismus assoziiert. Nutritiver Faktor? Zu- teile der vorderen und hinteren Kommissuren, Brachium
sammenhang mit Elektrolytstörungen? pontis, seltener Hinterstränge, obere Kleinhirnstiele, Cent-
rum semiovale
Klinik. Sehr variabel: 4 Cerebellum, Corona radiata und Capsula interna sind typi-
4 Frontalhirnsyndrom, progrediente demenzielle Entwicklung scherweise ausgespart
4 Stand- und Gangstörungen, Anfälle, Inkontinenz
4 Symptomatische Psychosen, Dysarthrie, Tetraparese Morphologie:
4 Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma 4 Akute Form: Schwellung des Balkens
4 Subakute, chronische Form: Atrophie
Im Gegensatz zur Wernicke-Enzephalopathie sind Augenbewe-
gungsstörungen hier nicht typisch.
6.2 · Erworbene degenerative und metabolisch-toxische Erkrankungen mit ZNS-Beteiligung
445 6
CT nativ: Läsion hypodens Man sollte daher diesen Begriff bei der Befundung nicht
MRT: überstrapazieren, um den Patienten durch die Verwendung des
4 T1w: Hypointens, gut in sagittalen Aufnahmen zu sehen Begriffs »Morbus« nicht unnötig »krank zu machen« (evtl. besser
4 T2/PD/FLAIRw: Hyperintens von flächigen Verkalkungen reden und deren Lokalisation und
4 T1w + KM: Oft keine KM-Aufnahme, bei der akuten Form Ausprägung benennen). Auf keinen Fall sollte man beim Vorlie-
aber möglich gen kleiner, umschriebener, bilateraler Verkalkungen im ventra-
4 T2*w: Einblutungen und Hämsoiderinablagerungen in man- len Globus pallidus (»Pallidusspitzenkalk«) von einem Morbus
chen Fällen beschrieben Fahr sprechen, da es sich hierbei in der Regel um eine harmlose
4 DWI: Akute Form: Diffusionsrestriktion Normvariante handelt.
Anderseits ist jedoch bei inzidentellem Nachweis darüber-
Differenzialdiagnosen. Wernicke Enzephalopathie, Diffusions- hinausgehender, symmetrischer (Stammganglien-)Verkalkun-
störung im Splenium anderer Ursache (siehe Exkurs) gen bei Patienten <50 Jahre eine weiterführende Diagnostik (z.B.
endokrinologische Diagnostik) zu empfehlen.
Literatur
Heinrich A, Runge U, Khaw AV. Clinicoradiologic subtypes of Marchiafava- Formen.
Bignami disease. J Neurol. 2004;251:1050-9. 4 Idiopathische, sporadische Form
Kohler CG, Ances BM, Coleman AR, Ragland JD, Lazarev M, Gur RC. Marchia-
4 Familiäre Formen (autosomal dominant oder rezessiv ver-
fava-Bignami disease: literature review and case report. Neuropsychiatry
Neuropsychol Behav Neurol. 2000;13:67-76. erbt)
a b c
6
. Abb. 6.21a–c Morbus Fahr mit bilateral symmetrischen Verkalkungen in Stammganglien und Thalami. a–c: CT nativ
a b c
d e
. Abb. 6.22a–e Morbus Fahr. Bei der Patientin sind zwischen Zeitpunkt der CT (a–c) und der MRT (d, e) bilaterale Subduralhämatome aufgetreten (Stern in
d und e), teils hypointenses Signal der verkalkten Areale in T1w nativ (d), stark hypointenses Signal in T2*w (e). a–c: CT nativ; d: T1 w nativ; e: T2*w
6.2 · Erworbene degenerative und metabolisch-toxische Erkrankungen mit ZNS-Beteiligung
447 6
4 T2/PD/FLAIRw: 3. Späte Spätschäden: Monate bis Jahre nach Behandlung:
5 Variable Signalintensitäten 5 Nekrose, Demyelinisierung, Gliose, Vaskulopathie
5 Verkalkungen je nach Ausprägung hyper- oder hypo- 5 Schwerer ausgeprägt, oft irreversibel
intens 5 Stellen die schwerste, dosislimitierende Komplikation
5 Nicht verkalkte weiße Substanz kann ebenfalls hyperin- dar
tenses Signal zeigen (zugrunde liegende Ätiologie unklar;
langsam progrediente metabolische oder entzündliche Bei den Manifestationen unterscheidet man:
Veränderungen?) 4 Fokale Veränderungen:
4 T1w + KM: Keine pathologische KM-Aufnahme 5 Fokales Ödem
5 Fokale Radionekrose
NUK: 4 Diffuse Veränderungen:
4 PET: Glucoseuptake in Stammganglien, frontalem und tem- 5 Periventrikulär betonte Leukenzephaloapthie
poroparietalem Cortex und Hippocampus vermindert 5 Hirnatrophie
5 Mineralisierende Mikroangiopathie
Differenzialdiagnosen. Symmetrische isolierte Stammgang-
lienverkalkungen, v.a. den ventralen Anteil des Globus pallidus Das individuelle Risiko für die Entwicklung einer Strahlennek-
betreffend (»Pallidumspitzenkalk«) als Normvarainte ohne rose wird durch viele Faktoren bestimmt, z.B.:
Krankheitswert im höheren Lebensalter. 4 Allgemeiner Gesundheitszustand
DD Stammganglienverkalkungen im Kindesalter: 4 Begleitende Chemotherapie (CTX)
4 Verkalkungen im Rahmen angeborener Stoffwechselerkran- 4 Bestrahlungsdosis
kungen 4 Fraktionierung
4 Verkalkungen nach (konnatalen) Infektionen (CMV, AIDS) 4 Art des bestrahlten Gewebes
4 Down-Syndrom
4 Phakomatosen (Neurofibromatose, tuberöse Sklerose) Ätiologie der Spätschäden. Schädigung kleiner Gefäße (Hya-
4 Mitochondriale Erkrankungen (Kearns-Sayre, MELAS, linose, fibrinoide Nekrosen, Thrombosen), evtl. auch direkte
MERFF) Schädigung der Glia, allergische Reaktionen.
6.2.10 Strahlungsinduzierte Hirnschädigung Verlauf und Prognose. Oft irreversibel und progredient, poten-
ziell fatal. Je jünger der Patient zum Zeitpunkt der Bestrahlung
Definition. Schädigung von gesundem Hirngewebe infolge vo- war, desto schlechter ist die Prognose.
rangegangener Strahlentherapie (RTX).
Sonstiges. DD Strahlennekrose versus Tumorrezidiv oft schwie-
Formen und Manifestationen. Man unterscheidet 3 Gruppen rig (s.u.), ggf. ist eine Hirnbiopsie erforderlich; wenn sehr raum-
radiogener Hirnschädigung: fordernd ggf. operative Entfernung.
1. Akute Schäden: 1–6 Wochen während oder nach Bestrah- Histologie: Typische Gefäßveränderungen und Veränderungen
lung: der weißen Substanz, die von Demyelinisierung bis hin zu Koa-
5 Mild und meist reversibel gulationsnekrosen reichen.
5 Vasogenes Ödem Eine fokale Strahlennekrose kann auch nach Bestrahlung von
2. Frühe Spätschäden: 3 Wochen bis einige Monate nach Ra- z.B. AVMs auftreten.
diation:
5 Vasogenes Ödem, Demyelinisierung
5 Oft reversibel
448 Kapitel 6 · Degenerative und metabolisch-toxische Erkrankungen
a b
. Abb. 6.23a–c Histologisch gesicherte fokale Strahlennekrose. a: T2w, b: T1w + KM; c: Histologisches Präparat
(Nekrose rechts im Bild)
a b c
. Abb. 6.24a–c Histologisch gesicherte fokale Strahlennekrose (Pfeile) und zusätzlich anterior davon ein nicht- Kontrastmittel-aufnehmender Gliomrest
(Sterne in a und b). a: T2w; b: T1w; c: T1w + KM
450 Kapitel 6 · Degenerative und metabolisch-toxische Erkrankungen
a b c
6
. Abb. 6.25a–c Strahleninduzierte Leukenzephalopathie nach Ganzhirnbestrahlung. a–c: T2w
Synonyme. Akute hypertensive Enzephalopathie, Posteriores Symptome einer hypertensiven Enzephalopathie können dabei
Reversibles Enzephalopathiesyndrom (PRES) bei sonst Normotensiven ab einem Blutdruck über 160/100 mmHg
auftreten. Bei hypertensiven Personen treten sie aufgrund adap-
Definition. Hierbei handelt es sich um eine Störung der zerebro- tiver Vorgänge erst bei Werten um 220/110 mmHg auf.
vaskulären Autoregulation, der multiple Ätiologien zugrunde
liegen können. Klinik. Kopfschmerz, neuropsychologische Auffälligkeiten, Seh-
Anmerkung: Die Bezeichnungen, insbesondere die Formulie- störungen (Verschwommensehen, visuelle Halluzinationen,
rung »reversible posteriore Leukenzephalopathie«, sind irrefüh- visueller Neglect, Hemianopsie, kortikale Blindheit), epileptische
rend, da Anfälle
4 dieses Krankheitsbild nicht auf die weiße Substanz be-
schränkt ist (»Leukenzephalopathie«), sondern auch den Verlauf und Prognose. Akuter bis subakuter Beginn, meist re-
Cortex involvieren kann (weiße Substanz allerdings weniger versibel bei rascher Diagnose und Blutdrucknormalisierung;
dicht gepackt als der Cortex → Veränderungen sind hier frü- kann lebensbedrohlich verlaufen; selten irreversible Infarkte.
her und schwerer ausgeprägt),
452 Kapitel 6 · Degenerative und metabolisch-toxische Erkrankungen
Bildgebung. . Abb. 6.27, . Abb. 6.28 und . Abb. 6.29 5 Selten (als Zeichen der Irreversibilität bei zytotoxischem
Lokalisation: Ödem) Diffusionsrestriktion mit starker Signalerhöhung
4 Vor allem weiße Substanz einschließlich U-fasern, aber auch im B1000-Bild und »pseudonormalisiertem« ADC-Wert
Cortex 5 DWI hat somit prognostischen Wert
4 Typischerweise parietookzipital betont (hintere Strombahn) 4 PWI: Hypoperfusion beschrieben
4 In schweren Fällen ist oft auch die vordere Strombahn mit 4 MRS:
betroffen. 5 NAA normal oder leicht erniedrigt, Cho und Cr erhöht,
4 In ca. 55% der Fälle sind Kleinhirn, Hirnstamm und Thala- Laktat erhöht
mus mit betroffen. 5 Veränderungen meist auch reversibel
4 »Wasserscheiden« oft betroffen
NUK:
Es sind 3 verschiedene hemisphärale Muster beschrieben: 4 SPECT: Variabel, Hyper- und Hypoperfusion in betroffenen
4 Holohemisphärisch Arealen beschrieben
6 4 Primär parietookzipital
4 Betont im Bereich des Gyrus frontalis superior Differenzialdiagnosen. Ischämischer Infarkt, Reperfusions-
syndrom, z.B. postiktal, nach interventioneller Stentbehandlung
Morphologie: einer ACI-Stenose, Osmotisches Demyelinationssyndrom, PML,
4 Bilateral symmetrisches (Marklager-)ödem ADEM, Gliomatosis cerebri
4 Cortex jedoch in > 90% der Fälle mit involviert!
Literatur
CT: Bartynski WS. Posterior reversible encephalopathy syndrome, part 1: funda-
mental imaging and clinical features. AJNR Am J Neuroradiol. 2008;
4 CT nativ: Läsionen hypodens
29:1036-42.
4 CT + KM: Variabel; keine oder irregulär fleckige oder girlan- Bartynski WS. Posterior reversible encephalopathy syndrome, part 2: contro-
denförmige KM-Aufnahme möglich versies surrounding pathophysiology of vasogenic edema. AJNR Am J
Neuroradiol. 2008;29:1043-9.
MRT: Herberger S, Linn J, Pfefferkorn T, Feddersen B, Göhringer T, Winkler F,
Straube A, Danek A. Complexities of »reversible posterior leukoencepha-
4 T1w: Läsionen hypointens
lopathy syndrome«. Nervenarzt. 2006;77:1218-22.
4 T2/PD/FLAIRw: Läsionen hyperintens Kinoshita T, Moritani T, Shrier DA, Hiwatashi A, Wang HZ, Numaguchi Y,
4 T1w + KM: Variabel; keine oder irregulär fleckige oder girlan- Westesson PL. Diffusion-weighted MR imaging of posterior reversible
denförmige KM-Aufnahme möglich leukoencephalopathy syndrome: a pictorial essay. Clin Imaging. 2003;
4 DWI: 27:307-15.
Lamy C, Oppenheim C, Méder JF, Mas JL. Neuroimaging in posterior reversible
5 In der Regel keine Diffusionsrestriktion (da vasogenes
encephalopathy syndrome. J Neuroimaging. 2004;14:89-96.
Ödem), sondern nur T2-Shine-Through
5 ADC-Wert deutlich erhöht
a b c
. Abb. 6.27a–c PRES (a, b) mit vollständiger Rückbildung im Verlauf (c). a, b: FLAIRw; c: T2w
6.2 · Erworbene degenerative und metabolisch-toxische Erkrankungen mit ZNS-Beteiligung
453 6
a b c
d e f
. Abb. 6.28a–f PRES. a–d: FLAIRw; e: DWI, B1000; f: ADC-Map; der ADC-Wert ist erhöht
a b c
d e f
. Abb. 6.29a–f Kortikales und subkortikales PRES (a–c) mit vollständiger Rückbildung im Verlauf (d–f). a–c: FLAIRw im Akutstadium; d–f: FLAIRw im Verlauf
454 Kapitel 6 · Degenerative und metabolisch-toxische Erkrankungen
6.2.12 Chronische hypertensive Enzephalopathie Bildgebung. . Abb. 6.30 und . Abb. 6.31
Lokalisation:
Siehe 7 Kap. 2.3.1 4 In der Regel supratentoriell, abhängig vom epileptogenen
Fokus
4 Oft Hippocampus: v.a. bei Fieberkrämpfen
6.2.13 Veränderungen im Rahmen eines 4 Balkensplenium (s.u.)
Status epilepticus 4 Cortex und subkortikale weiße Substanz
4 Cerebellum selten
Synonyme. Transiente anfallsassoziierte MRT-Veränderungen,
Reversibles postiktales zerebrales Ödem Morphologie: Betroffene Gyri imponieren ödematös geschwol-
len, Läsionen leicht raumfordernd
Definition. Status epilepticus: Kontinuierlicher epileptischer CT:
Anfall mit Mindestdauer von 5 min bei generalisiert tonisch- 4 CT nativ:
6 klonischen Anfällen und von 20–30 min bei fokalen Anfällen 5 Läsionen hypodens
oder eine Sequenz von einzelnen epileptischen Anfällen in 5 Mark-Rindendifferenzierung in betroffenem Areal ver-
kurzen Abständen, zwischen denen klinisch oder im EEG keine waschen
vollständige Restitution erfolgt. Hierbei kann es zu reversiblen 5 Keine Einblutungen
Parenchymveränderungen kommen. 4 CT + KM: KM-Aufnahme variabel, keine bis relativ kräftige
Sonstiges. Wichtig ist die Ursachenforschung (Hirntumor, Ent- Differenzialdiagnosen. Zerebritis/Enzephalitis, v.a. Herpes-
zündung?). enzephalitis, Ischämie, MELAS, Hippocampussklerose anderer
Die Beteiligung des Hippocampus kann zu mesialer Hippo- Ätiologie, diffuses Astrozytom WHO-Grad II, Vaskulitis,
campussklerose (7 Kap. 6.2.17) führen. ADEM
Beim Status epilepticus Veränderungen besonders in vul- Sonderfall: Reversible Spleniumläsion (. Abb. 6.32)
nerablen Hirnregionen: CA1- und CA3-Region des Hippocam- Auftreten typischerweise nach schnellem Absetzen antiepi-
pus, Amygdala, piriformer Cortex, Kleinhirnrinde, Thalamus, leptischer Medikation. Mutmaßlich anderer Mechanismus als bei
Großhirnrinde den o.g. Veränderungen im Rahmen eines Status epilepticus.
Vorkommen: Selten, in einem Patientenkollektiv von >850 Patien-
ten in <1% der Fälle
Siehe auch Exkurs zur DD Spleniumläsionen (7 Kap. 6.2.8).
6.2 · Erworbene degenerative und metabolisch-toxische Erkrankungen mit ZNS-Beteiligung
455 6
a b c
. Abb. 6.30a–c Hyperintenses Signal des Cortex links parietookzipital bei Status epilepticus. a–c: FLAIRw
a b c
. Abb. 6.31a–c Status epilepticus mit Diffusionsstörung im rechten Hippocampus (Sterne in a–c) bei beidseitiger Atrophie des Hippocampus. a, b: DWI,
B1000; c: FLAIRw
a b
. Abb. 6.32a, b Reversible Spleniumläsion, aufgetreten nach akutem Absetzen von Antiepilektika. a: FLAIRw; b: DWI, B1000
456 Kapitel 6 · Degenerative und metabolisch-toxische Erkrankungen
Literatur Lokalisation:
Kavuk I, Hufnagel A, Agelink MW, Limmroth V, Dörfler A, Sayar K, Selekler M, 4 Geringe bis mäßige Hypoxie: Hämodynamische Infarkte
Diener HC, Koeppen S. MRI changes associated with partial status epilep-
(7 Kap. 2.1.6)
ticus. Eur J Med Res. 2005;10:243-6.
Kim JA, Chung JI, Yoon PH, Kim DI, Chung TS, Kim EJ, Jeong EK. Transient MR
4 Schwere Hypoxie: Graue Substanz: Stammganglien, Thalami,
signal changes in patients with generalized tonicoclonic seizure or status Cortex (v.a. Zentralregion und visueller Cortex), Kleinhirn,
epilepticus: periictal diffusion-weighted imaging. AJNR Am J Neuro- Hippocampi
radiol. 2001;22:1149-60.
Milligan TA, Zamani A, Bromfield E. Frequency and patterns of MRI abnor-
Morphologie: Diffuses Hirnödem: Aufheben der Mark-Rinden-
malities due to status epilepticus. Seizure. 2009;18:104-8.
Nelles M, Bien CG, Kurthen M, von Falkenhausen M, Urbach H. Transient
Grenze, verstrichene Sulci
splenium lesions in presurgical epilepsy patients: incidence and patho- CT nativ: In schwersten Fällen diffuses Hirnödem
genesis. Neuroradiology. 2006;48:443-8. 4 »Reversal sign«: Marklager hyperdenser als Cortex
4 »White cerebellum sign«: Durch relative Aussparung des
Cerebellums stellt sich dieses im Vergleich zum supratento-
6 6.2.14 Hypoxische Hinschädigung riellen Hirngewebe hyperdens dar.
a b c
d e f
. Abb. 6.33a–f Hypoxischer Hirnschaden. T2-Signalsteigerung (a) und KM-Aufnahme (e) der Stammganglien sowie kortikale laminäre Nekrosen (b–d).
a: T2w; b–d: T1w nativ; e, f: T1w + KM
a b
. Abb. 6.34a, b Hypoxischer Hirnschaden mit kortikalen laminären Nekrosen (Pfeilspitzen in b) nach Schädel-Hirn-Trauma
mit bifrontalen Kontusionen (Pfeile in b). a, b: FLAIRw
458 Kapitel 6 · Degenerative und metabolisch-toxische Erkrankungen
a b c
6
d e f
. Abb. 6.35a–f Hypoxischer Hirnschaden. a–c: DWI, B1000; d–f: FLAIRw cor
Diagnostik. MRT:
Lumbale Liquordruckmessung in Seitenlage (diese ist trotz er- 4 T1w:
höhtem intrakraniellem Druck hier ohne Gefahr der Einklem- 5 Partial-Empty-Sella
mung möglich): 5 Erweiterte Opticusscheiden, hintere Sklera abgeflacht
4 Sicher pathologische Werte: >25 cmH2O 5 Ggf. Schlitzventrikel
4 Grenzwertige Werte: 20–25 cmH2O 4 T2/PDw:
5 Sehr gut zur Darstellung der erweiterten Opticusscheiden,
Ophthalmoskopie: Stauungspapille durch hyperintenses Flüssigkeitssignal
5 In schweren Fällen Vorwölbung der Papille des N. opticus
in den Bulbus
4 Venöse MRA: Zum Ausschluss einer Sinusthrombose
a b c
d e f
. Abb. 6.36a–f Pseudotumor cerebri mit Partial-Empty-Sella (Sterne), erweiterten Opticusscheiden (Pfeile) und relativ schmalen Seitenventrikeln (e).
a–d: T2w tra, cor und sag; e: T1w FS + KM; f: T1w + KM
460 Kapitel 6 · Degenerative und metabolisch-toxische Erkrankungen
Differenzialdiagnosen. Klinik.
4 DD idiopathischer versus sekundärer PTC: 4 Orthostatische Kopfschmerzen (Zunahme in aufrechter Po-
5 Sinusthrombose? sition, Besserung im Liegen)
5 Medikamente? 4 Leichter Meningismus, Übelkeit, Erbrechen, evtl. Tinnitus,
4 Atrophie des N. opticus: Schwindel
5 Idiopathisch 4 Selten Hirnnervenausfälle
5 Bei MS
4 Empty-Sella als Normvariante Verlauf und Prognose. In der Regel vollständige Remission in-
nerhalb von Wochen bis Monaten.
Literatur Mögliche Komplikationen: Entstehung eines Subduralhäma-
Bastin ME, Sinha S, Farrall AJ, Wardlaw JM, Whittle IR. Diffuse brain oedema in toms durch Einriss von Brückenvenen.
idiopathic intracranial hypertension: a quantitative magnetic resonance
imaging study. J Neurol Neurosurg Psychiatry. 2003;74:1693-6.
Bildgebung. . Abb. 6.37
6 Bicakci K, Bicakci S, Aksungur E. Perfusion and diffusion magnetic resonance
imaging in idiopathic intracranial hypertension. Acta Neurol Scand. Lokalisation: Dura mater supra- und infratentoriell, spinale
2006;114:193-7. Dura kann mitbetroffen sein.
Reid AC, Matheson MS, Teasdale G. Volume of the ventricles in benign intrac- Morphologie:
ranial hypertension. Lancet. 1980;2:7-8.
4 Lineare, glatte (nicht noduläre) Verdickung der Dura
4 Bilaterale subdurale Hygrome
4 Evtl. »absackendes« Mittelhirn: Mittelhirn kaudal des Dorsum
6.2.16 Idiopathisches Liquorunterdrucksyndrom sellae verlagert
4 Evtl. Tonsillentiefstand
Synonyme. Spontane intrakranielle Hypotension
4 Supraselläre Zisterne imponiert eng
Definition. Beim idiopathischen Liquorunterdrucksyndrom 4 »Venous hinge« = Reduktion des Winkels zwischen V. Galeni
handelt es sich um ein Kopfschmerzsyndrom, welches durch und V. cerebri interna
einen verminderten intrakraniellen Liquordruck verursacht wird
(Nummer 7.2.3 der IHS-Klassifikation der Kopfschmerzerkran- CT:
kungen). 4 CT nativ: Kann normal sein, wenig sensitiv; evtl. Nachweis
von subduralen Hygromen (liquorisodens)
Epidemiologie und Demographie. 4 CT+KM: Kräftige KM-Aufnahme der verdickten Dura
Altersverteilung: Altersgipfel 3. und 4. Lebensdekade
Geschlechtsverteilung: M < F MRT:
Ätiologie. Im Einzelfall ist die Pathogenese meist unklar.
4 T1w sagittal:
4 Liquorverlust durch Liquorleck (z.B. nach Liquorpunktion, 5 »Absackendes« Mittelhirn? Tonsillentiefstand?
nach leichtem Trauma, nach kräftigem Husten etc.) 5 Verdickte Dura ist isointens
4 Reduzierte Liquorproduktion wird ebenfalls diskutiert. 5 Hygrome sind liquorisointens
4 T2/PDw/FLAIR:
Sonstiges. Assoziierte Veränderungen: Dilatierter zervikaler 5 Verdickte Dura ist hyperintens
epiduraler Venenplexus, spinale Hygrome; niedriger Liquoröff- 5 Hygrome sind hyperintens
nungsdruck (<6 cm H2O), Liquorpunktion imponiert als »punc- 4 T1+KM: Kräftiges, homogenes, glattes Enhancement der ver-
tio sicca« dickten Dura mater
a b c
. Abb. 6.37a–c Idiopathisches Liquorunterdrucksyndrom mit subduralen Hygromen beidseits in T2w (a) und kräftigem, homogenem Enhancement der
verdickten Dura mater (b, c). a: T2w; b, c: T1w + KM tra und cor
6.2 · Erworbene degenerative und metabolisch-toxische Erkrankungen mit ZNS-Beteiligung
461 6
4 T2*: Hämorrhagische Komponente im Sinne subduraler Klinik. Häufige Ursache komplex fokaler Anfälle; Anfälle kön-
Hämatome als DD? nen sekundär generalisieren.
4 CISS-Zisternographie, MR-Myelographie: Evtl. Nachweis
des Liquorlecks Verlauf und Prognose. Die Erfolgswahrscheinlichkeit eines epi-
lepsiechirurgischen Eingriffs (anteriore Lobektomie) bei MR-to-
Myelographie: Postmyelo-CT kann evtl. das Liquorleck nach- mographischen Nachweis einer Hippocampussklerose beträgt
weisen ca. 70–95%, wobei die Prognose schlechter ist, wenn die Amyg-
Cave: Verschlimmerung durch Punktion möglich. dala mit involviert ist (in ca. 12% der Fälle). Bei fehlendem bild-
NUK: Radionuklid-Zisternographie zur Lokalisationsdiagnostik gebendem Nachweis einer HC-Sklerose liegen die Erfolgschan-
geeignet cen der OP bei ca. 40–55%.
a b c
6
. Abb. 6.38a–c Hippocampussklerose rechts mit Signalsteigerung in FLAIRw cor und Volumenminderung (Pfeile). a: FLAIRw cor; b, c: T1 FLAIR cor, 3 Tesla
MRT
a b
c d
. Abb. 6.39a–d Hippocampussklerose links mit Signalsteigerung in FLAIRw (a, c) und Volumenminderung. a, c: FLAIRw cor;
b, d: T1 FLAIR cor, 3 Tesla MRT
6.2 · Erworbene degenerative und metabolisch-toxische Erkrankungen mit ZNS-Beteiligung
463 6
a b c
. Abb. 6.40a–c Hippocampussklerose links. a: FLAIRw cor; b: T1 IR cor; c: T2w cor; 1,5 Tesla MRT
a b c
. Abb. 6.41a–c Hippocampussklerose rechts. a–c: FLAIR cor, 1,5 Tesla MRT
NUK: Literatur
4 FDG-PET: Bartlett PA, Symms MR, Free SL, Duncan JS. T2 relaxometry of the hippocam-
pus at 3T. AJNR Am J Neuroradiol. 2007;28:1095-8.
5 Hypometabolismus
Boling WW, Lancaster M, Kraszpulski M, Palade A, Marano G, Puce A. Fluoro-
5 Kombination von PET und MRT erhöht die Sensitivität deoxyglucose-positron emission tomographic imaging for the diagnosis
4 SPECT: Hypoperfusion (iktales SPECT dabei sensitiver als of mesial temporal lobe epilepsy. Neurosurgery. 2008;63:1130-8.
interiktales SPECT) Cendes F. Febrile seizures and mesial temporal sclerosis. Curr Opin Neurol.
2004;17:161-4.
Coan AC, Bonilha L, Morgan PS, Cendes F, Li LM. T2-weighted and T2 relaxom-
! Zu beachten:
etry images in patients with medial temporal lobe epilepsy. J Neuroimag-
4 Der hippocampale Cortex ist aufgrund seines phylo- ing. 2006;16:260-5.
genetisch alten Aufbaus im FLAIR-Bild auch beim Huang CC, Chang YC. The long-term effects of febrile seizures on the hippo-
Gesunden hyperintenser im Vergleich zur normalen campal neuronal plasticity - Clinical and experimental evidence.Brain
6-schichtigen Großhirnrinde (7 Kap. 1). Dev. 2009;31:383-7.
Phal PM, Usmanov A, Nesbit GM, Anderson JC, Spencer D, Wang P, Helwig JA,
4 Eine Hippocampussklerose tritt in bis zu 20% der
Roberts C, Hamilton BE. Qualitative comparison of 3-T and 1.5-T MRI in
Fälle bilateral auf, d.h. der Vergleich zur »normalen« the evaluation of epilepsy. AJR Am J Roentgenol. 2008;191:890-5.
Gegenseite kann trügerisch sein. Simister RJ, McLean MA, Barker GJ, Duncan JS. Proton MR spectroscopy of
metabolite concentrations in temporal lobe epilepsy and effect of tem-
Differenzialdiagnosen. Status epilepticus, diffuses Astrozytom poral lobe resection. Epilepsy Res. 2009;83:168-76.
WHO-Grad II, kortikale Dysplasie (ggf. assoziiert mit Hippo-
campussklerose), Fissura-choroidalis-Zyste oder Residuum des
Sulcus hippocampalis, DNET
464 Kapitel 6 · Degenerative und metabolisch-toxische Erkrankungen
7.1 Der normale Alterungsprozess sonen zeigte sich, dass Marklagerläsionen vor allem mit höherem
des Gehirns Alter, arterieller Hypertonie, eingeschränkter Lungenfunktion
und schlechtem Einkommen assoziiert sind (Longstreth et al.
Der normale Alterungsprozess des Gehirns geht mit einer ge- 1996). Patienten mit Marklagerveränderungen haben vermehrt
wissen generalisierten Hirnvolumenminderung einher. Dies kognitive Einschränkungen und Gangstörungen. Daher ist es im
äußert sich in einer zunehmenden Weite der kortikalen Furchen Einzelfall schwierig zu beurteilen, ob Marklagerveränderungen
und des Ventrikelsystems im Alter (. Abb. 7.1). Zu beurteilen, als Zufallsbefund Ausdruck des »normalen Alterns« sind oder
ob eine Hirnatrophie über die Altersnorm hinausgeht, ist im Ein- erste Zeichen einer bislang subklinischen vaskulären Demenz
zelfall schwierig. Bei der Einschätzung muss daher immer berück- (7 Kap. 7.3).
sichtigt werden, ob klinische Zeichen einer Demenz vorliegen.
Literatur
Hinweise auf eine pathologische Atrophie sind z.B. ein
Longstreth WT Jr, Manolio TA, Arnold A, Burke GL, Bryan N, Jungreis CA,
Missverhältnis zwischen der Weite der inneren und äußeren Enright PL, O’Leary D, Fried L. Clinical correlates of white matter findings
Liquorräume (7 Kap. 3.1.3) sowie das Vorliegen einer umschrie- on cranial magnetic resonance imaging of 3301 elderly people. The Car-
benen Atrophie, die überwiegend einzelne Hirnregionen be- diovascular Health Study. Stroke. 1996;27:1274-82.
trifft (. Abb. 7.2).
7 Ebenso wie die Hirnvolumenminderung ist das Auftreten Definitionen.
einzelner bisher klinisch »asymptomatischer« mikroangiopathi- Demenz (nach ICD-10): Erworbene Störung des Gedächtnisses
scher Marklagerläsionen (7 Kap. 2.3.1) im höheren Alter eher die und des Denkvermögens, die so ausgeprägt ist, dass dadurch
Regel (. Abb. 7.3). Sie sollten daher nicht überbewertet werden. (berufliche und private) Alltagsaktivitäten beeinträchtigt sind.
Allerdings muss auch Folgendes berücksichtigt werden: In der Die Störung muss seit mindestens 6 Monaten und nicht nur im
bisher größten MRT-Bevölkerungsstudie an 3.301 älteren Per- Rahmen eines Delirs bestehen.
a b c
. Abb. 7.1a–c Generalisierte Hirnvolumenminderung bei gesundem 70-jährigen Probanden. a, b: T1w; c: FLAIRw cor
a b
. Abb. 7.2 Fokale Atrophie frontal bei einem . Abb. 7.3a, b Einzelne, klinisch asymptomatische Marklagerläsionen als Zufallsbefund bei 66-jähriger
Patienten mit frontotemporaler Lobärdegenerati- Patientin. a, b: FLAIRw
on als Beispiel für eine pathologische Atrophie
(T1w + KM sag)
7.2 · Behandelbare Demenzursachen
467 7
a b c
. Abb. 7.4a–c Behandelbare Demenzursachen: a Normaldruckhydrozephalus (T2w). b Chronisches Subduralhämatom (CT). c Großes Falxmeningeom
(T1w + KM sag)
a b c
. Abb. 7.5a–c Arteriovenöse Durafistel mit venöser Kongestion (Stern in b und c) als behandelbare Demenzursache. Die pathologisch erweiterten Venen
sind als prominente Flow voids erkennbar (Pfeilspitzen in c). a, b: DWI, B1000; c: PDw
Leichte kognitive Störung (MCI): Psychometrisch feststehendes 4 Meningeom (. Abb. 7.4c, 7 Kap. 3.2.14)
kognitives Defizit, das – im Gegensatz zu einer Demenz – nicht 4 Arteriovenöse Durafistel mit venöser Kongestion (. Abb. 7.5,
zu einer Alltagsbeeinträchtigung führt. Häufig Vorstadium einer 7 Kap. 2.6.3)
Demenzerkrankung. Bei einer MCI als Vorstadium einer Alzhei-
mer-Demenz (AD) steht die Gedächtnisstörung im Vorder- Literatur
grund. S3-Leitlinie Demenzen der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psycho-
therapie und Nervenheilkunde (DGPPN) und der Deutschen Gesellschaft
für Neurologie (DGN). 2009. (http://leitlinien.net)
Hydrozephalus
Z.n. Radiatio
Vorschädigung des Gehirns, die im Alter oder Z.n. Ischämie, Z.n. SHT, Multiple Sklerose, Lösungsmittelenzephalopathie,
bei leichter sonstiger Schädigung zur Demenz führt frühkindlicher Hirnschaden
Infektionskrankheiten Lues, AIDS, opportunistische Erreger, PML, ZNS-Beteiligung bei Morbus Whipple
Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung
Zerebrale Vaskulitis
Epilepsie
Vitaminmangelzustände
Alkoholkrankheit Wernicke-Korsakoff-Syndrom
Epidemiologie und Demographie. Verantwortlich für bis zu Klinik. Leitsymptom-Trias: Demenz, Blasenstörung, Gangstö-
5% aller Demenzerkrankungen. rung
Prävalenz: 30:100.000; jährliche Inzidenz: 10/100.000 Fakultativ: Kopfschmerzen, Augenbewegungsstörungen
Altersverteilung: Gipfel in der 6.–7. Dekade
Geschlechtsverteilung: M:F = ca. 2:1 Verlauf und Prognose. Wiederholte Lumbalpunktionen mit
Liquorablass können zu langanhaltender Besserung führen. Ein
Ätiologie. Gehäuft bei arteriellem Hypertonus, bei zerebrovas- Ventrikelshunt führt zur Besserung von Gang-, Gedächtnis- und
kulären Erkrankungen und Diabetes mellitus Feinmotorikstörungen.
a b
c d
. Abb. 7.6a–d Normaldruckhydrozephalus mit periventrikulären »Polkappen« (Pfeile in a), kräftigem Flow void im Aquädukt
(Pfeile in b und c) und verhältnismäßig engen kortikalen Furchen (d). a, d: FLAIRw; b: T2w; c: CISS sag
MRT: NUK:
4 T1w: Polkappen hypointens 4 PET: Generalisierter Glucosehypometabolismus
4 T2w/PDw: Polkappen hyperintens
5 Kräftiges Flow void im Aquädukt (korreliert mit gutem Differenzialdiagnosen.
Outcome nach Shuntimplantation) Bildgebend: Siehe andere Hydrozephalusformen, v.a. Hydro-
5 Im mediosagittalen Schnitt »Cingulate sulcus sign« be- cephalus e vacuo (siehe Exkurs nächste Seite)
schrieben: Ramus marginalis des Sulcus cinguli ist enger Klinische DD der Gangstörung:
als anteriore Anteile des Sulcus cinguli 4 Parkinson-Syndrom
5 In ca. 50–60% der Fälle zusätzliche Marklagerläsionen, 4 »Senile Gangstörung«, z.B. durch kardiovaskuläre Faktoren,
diese sind häufiger und stärker ausgeprägt als bei alters- nachlassendes Sehvermögen
entsprechendem Vergleichskollektiv 4 Degenerative Mikroangiopathie, u. a.
4 CISS sagittal: Kräftiges Flow void im Aquädukt
4 Phasenkontrast-CINE-MRT: Zur Bestimmung der Liquor- Literatur
flussgeschwindigkeit im Aquädukt; Ergebnisse in der Litera- Adachi M, Kawanami T, Ohshima F, Kato T. Upper midbrain profile sign and
tur widersprüchlich, daher Wertigkeit der Methode zur Diag- cingulate sulcus sign: MRI findings on sagittal images in idiopathic normal-
pressure hydrocephalus, Alzheimer’s disease, and progressive supra-
nose des NPH eingeschränkt
nuclear palsy. Radiat Med. 2006;24:568-72.
4 MRS: Intraventrikulär signifikant erhöhte Laktatkonzentra- Tarnaris A, Kitchen ND, Watkins LD. Noninvasive biomarkers in normal pres-
tion bei NPH (Lactat/Cr-Ratio 0,23) im Vergleich zu Patien- sure hydrocephalus: evidence for the role of neuroimaging. J Neurosurg.
ten mit vaskulärer oder Alzheimer Demenz 2009;110:837-51.
470 Kapitel 7 · Demenzen und andere erworbene degenerative Erkrankungen
Andere Hydrozephalusursachen
Hydrocephalus malresorptivus (sekundärer Normaldruck-
hydrozephalus)
Die Ursache des Hydrocephalus malresorptivus liegt in einer ge-
störten Liquorrückresorption. Diese kann verschiedene Ursachen
haben, z.B.:
4 Infektiöse Meningitis
4 Meningeosis carcinomatosa
4 Z.n. Subarachnoidalblutung
4 Z.n. neurochirurgischer OP
4 Z.n. Schädel-Hirn-Trauma
a
Hydrocephalus e vacuo
7 Beim Hydrocephalus e vacuo (. Abb. 7.7) besteht eine sekundäre Er-
weiterung des Ventrikelsystems, die bedingt ist durch den Unter-
gang von umliegendem Gewebe, z.B. nach einem Schlaganfall,
einem Schädel-Hirn-Trauma oder einer Operation mit fokaler Aus-
ziehung eines Ventrikels zum Defekt hin.
Beim Vorliegen einer Marklageratrophie, z.B. bei ausgeprägter
Mikroangiopathie oder im Rahmen einer chronischen multiplen
Sklerose kann auch ein generalisierter Hydrocephalus e vacuo vor-
liegen.
Bei dieser Form des Hydrozephalus liegt kein erhöhter Hirn-
druck vor, um die Ventrikel sind keine »Polkappen« nachweisbar.
Aquäduktstenose
Definition. Bei der Aquäduktstenose handelt es sich um eine ange-
borene oder erworbene umschriebene Einengung des Aquädukts.
Darüber hinaus kann eine ganze Reihe komplexer angeborener Fehl-
bildungen mit einem Hydrozephalus einhergehen (7 Kap. 5), z.B.:
Bildgebung der Aquäduktstenose. . Abb. 7.9
4 Dysraphische Fehlbildungen (Zelen)
4 Arnold-Chiari-Malformation
Morphologie:
4 Dandy-Walker-Formenkreis
4 Unproportionale Erweiterung der Seitenventrikel und des
4 Monosomie 4p (Fehlen des kurzen Arms eines Chromosoms 4)
III. Ventrikels bei normal weitem IV. Ventrikel
4 Je nach Lokalisation der Stenose ist auch der Aquädukt proximal
Beispiele für einen ausgeprägten anlagebedingten Hydrozephalus
der Stenose erweitert
zeigen die . Abb. 7.10 und . Abb. 7.11.
a b c
. Abb. 7.8a–c Akuter Verschlusshydrozephalus bei Abflussstörung der Seitenventrikel durch Tumor im Bereich der Foramina monroi (Pfeilspitzen) und
periventrikuläre Druckzeichen (Pfeile). a–c: CT
. Abb. 7.9 Hydrozephalus mit Erweiterung der Seitenventrikel, des III. Ventrikels
und des proximalen Aquädukts bei Membran im Aquädukt (Pfeil)
a b c
. Abb. 7.10a–c Massiver anlagebedingter Hydrozephalus. a, b: FLAIRw tra und cor; c: CISS sag
472 Kapitel 7 · Demenzen und andere erworbene degenerative Erkrankungen
7
a b c
. Abb. 7.11a–c Massiver anlagebedingter Hydrozephalus. a, c: T2w tra und sag; b: T1w
Diagnosesicherheit Kriterien/Befunde
Mögliche vaskuläre Demenz Klinisch diagnostiziertes demenzielles Syndrom (quantifizierbar und reproduzierbar durch neuro-
psychologische Tests) und mindestens eines der folgenden Kriterien:
4 Anamnestisch Hinweise auf einen einzelnen ischämischen Insult ohne eindeutige zeitliche
Beziehung zum Beginn des demenziellen Syndroms oder:
4 SAE, für die alle der folgenden Punkte erfüllt sein müssen:
– Früh einsetzende Harninkontinenz ohne hinreichende urologische Erkrankung oder Gangstörung
ohne hinreichende periphere Erkrankung
– Vaskuläre Risikofaktoren
– Ausgedehnte Veränderungen der weißen Substanz in der bildgebenden Diagnostik
C) Klinische Hinweise, die möglicherweise mit einer vaskulären Demenz assoziiert sein könnten,
aber nicht gesichert sind:
4 Frühes Auftreten von Gangstörungen und Harninkontinenz
4 Veränderungen periventrikulär und im Marklager in der T2-gewichteten MRT, die über die Alters-
norm hinausgehen
4 Fokale Veränderungen in der Elektrophysiologie (EEG, evozierte Potenziale) oder der funktionellen
Bildgebung
D) Andere klinische Zeichen, die weder gegen noch für die Diagnose einer wahrscheinlichen
vaskulären Demenz sprechen:
4 Langsam progrediente Symptome
4 Psychosen, Halluzinationen, Wahnvorstellungen
4 Epileptische Anfälle
Sichere vaskuläre Demenz Für diese Diagnosestellung ist eine histopathologische Untersuchung des Gehirns erforderlich.
Folgende Kriterien müssen erfüllt sein:
4 Klinisch diagnostiziertes demenzielles Syndrom
4 Histopathologischer Nachweis von multiplen Infarkten, einige außerhalb des Kleinhirns
Falls sich histopathologisch Hinweise auf das Vorliegen einer Alzheimer- oder einer anderen Erkrankung
ergeben, die für das demenzielle Syndrom verantwortlich sein kann, sollte die Diagnose einer ge-
mischten vaskulären und Alzheimer-Demenz gestellt werden.
Gemischte Demenz (Mixed dementia) Die Diagnose einer gemischten Demenz sollte gestellt werden beim Vorliegen einer oder mehrerer
systemischer oder neurologischer Erkrankungen, die vermutlich der Demenz zugrunde liegen.
Literatur
Hebert R, Brayne C. Epidemiology of vascular dementia. Neuroepidemiology. Rockwood K, Parhad I, Hachinski VC, et al. Diagnosis of vascular dementia:
1995;14:240-57. consortium of canadian centers for clinical cognitive research consensus
Jellinger KA. Morphologic diagnosis of »vascular dementia« – a critical up- statement. Can. J. Neurol. Sci. 1994;21:358-64.
date. J Neurol Sci. 2008;270:1-12. S3-Leitlinie Demenzen der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychothe-
Jellinger KA. The pathology of »vascular dementia«: a critical update. J Alzhei- rapie und Nervenheilkunde (DGPPN) und der Deutschen Gesellschaft für
mers Dis. 2008;14(1):107-23. Review. Neurologie (DGN). 2009. (http://leitlinien.net)
Leitlinie »Vaskuläre Demenz«. In: Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der
Neurologie. 3. Aufl. Thieme, Stuttgart 2005.
7.3· Vaskuläre Demenz
475 7
a b c
. Abb. 7.12a–c Multiinfarktdemenz bei Z.n. mehreren Infarkten im MCA-Stromgebiet rechts und im PCA-Stromgebiet beidseits. a–c: CT nativ
a b c
. Abb. 7.13a–c Multiinfarktdemenz bei Z.n. mehreren Infarkten im MCA-Stromgebiet rechts und im PCA-Stromgebiet beidseits. a, b: T1w; c: T2w
CT:
4 CT nativ: Ggf. Nachweis der Atrophie
4 Perfusions-CT: Messung von rCBF und rCBV erleichtert DD a
AD versus vaskuläre Demenz, ermöglicht aber keine sichere
DD zwischen AD und gemischter Demenz (mixed dementia)
bzw. vaskulärer Demenz und gemischter Demenz
McKhann G, Drachman D, Folstein M, Katzman R, Price D, Stadlan EM. Clinical Klinik. Bei der frontotemporalen Demenz stehen klinisch Per-
diagnosis of Alzheimer‘s disease: report of the NINCDS-ADRDA Work sönlichkeitsveränderungen und Veränderungen des sozialen
Group under the auspices of Department of Health and Human Services
Task Force on Alzheimer‘s Disease. Neurology. 1984;34:939-44.
Verhaltens (Enthemmtheit mit Esssucht und gesteigertem Sexual-
Pettegrew JW, Klunk WE, Panchalingam K, McClure RJ, Stanley JA. Magnetic trieb) im Vordergrund.
resonance spectroscopic changes in Alzheimer’s disease. Ann N Y Acad Es gibt drei klinisch definierte Prägnanztypen, die sich vor
Sci. 1997;826:282-306. allem im Frühstadium unterscheiden und im Verlauf ineinander
S3-Leitlinie Demenzen der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psycho-
übergehen:
therapie und Nervenheilkunde (DGPPN) und der Deutschen Gesellschaft
für Neurologie (DGN). 2009. (http://leitlinien.net) 4 Frontale/frontotemporale Verlaufsform (Haupttyp): Stö-
Wengenack TM, Jack CR Jr, Garwood M, Poduslo JF. MR microimaging of amy- rungen im Sozialverhalten, Persönlichkeitsveränderungen
loid plaques in Alzheimer’s disease transgenic mice. Eur J Nucl Med Mol 4 Primär progressive Aphasie: Führende Aphasie und links-
Imaging. 2008;35,Suppl 1:S82-8.
temporale Atrophie
Zimny A, Sasiadek M, Leszek J, Czarnecka A, Trypka E, Kiejna A. Does perfusion
CT enable differentiating Alzheimer’s disease from vascular dementia and 4 Semantische Demenz (führende bitemporale Atrophie;
mixed dementia? A preliminary report. J Neurol Sci. 2007;257:114-20. Defizite im Wissen über Wortbedeutungen, im Allgemein-
wissen sowie einer visuell-gnostische Störung).
7 7.5 Frontotemporale Demenz (FTD) Verlauf und Prognose. Schleichender Beginn der Verhaltensän-
derung sowie der kognitiven Einschränkungen; Gedächtnisstö-
Synonyme. Frontotemporale Lobärdegeneration, Frontalhirn- rungen stehen eher im Hintergrund, Sprach- und Sprechstörungen
demenz, Morbus Pick eher im Vordergrund; progredient. Verlauf stets letal, der Zeit-
raum von Symptombeginn bis zum Tod dauert meist etwas
Definition. Degenerative Erkrankung des frontalen und tempo- 8–10 Jahre.
ralen Cortex mit variablem Befallsschwerpunkt, variabler Klinik Die Sonderform der isolierten temporalen oder einseitigen
und weitgehend unklarer Nosologie und Pathophysiologie. Lappenatrophie ist deutlich langsamer progredient.
Sonderformen.
4 Morbus Pick: Unterform der FTD, bei der histologisch sog. Sonstiges.
»Picksche Körper« nachgewiesen werden können. Histologie:
4 Isolierte temporale oder einseitige Lappenatrophie: Früh- 4 Verlust der Pyramidenzellen, diffuse Gliose in den betrof-
formen der FTD mit fokalem Befallsschwerpunkt, die im fenen Hirnarealen
späteren Verlauf meist in eine typische FTD übergehen. 4 Nachweis von Pick-Zellen (= geschwollene, »ballonierte«
Neuronen) in den mittleren und basalen Cortexschichten
Epidemiologie und Demographie. von Frontal- und Temporallappen
4 Ca. 5% aller Demenzen, knapp 10% der primär degenera- 4 Nachweis von Pick-Körperchen in den oberflächlichen Cor-
tiven Demenzen, dritthäufigste Form der neurodegenera- texschichten von Frontal- und Temporallappen und im Gy-
tiven Demenzen (nach AD und Lewy-Body-Demenz) rus dentatus des Hippocampus
4 In ca. 20–40% familiäre Häufung, dominanter Erbgang 4 Pick-Körperchen werden nur in ca. 20% aller Fälle mit der
4 Bei 10–30% der Patienten mit positiver Familienanamnese klinischen Diagnose einer FTD gefunden (homogene, ovaläre,
werden Mutationen im Tau-Gen (Chromosom 17) gefunden, argentophile Einschlusskörperchen, Tau-positiv und Ubiqui-
z.B. bei Patienten mit FTDP-17 (»frontotemporal dementia tin-positiv)
and parkinsonism linked to chromosome 17«)
Klinisch und pathologisch besteht eine Überlappung zwischen
Altersverteilung: Krankheitsbeginn meist vor dem 65., selten FTD und kortikobasaler Degeneration (7 Kap. 7.8.4).
nach dem 75. Lebensjahr; Patienten sind jünger als Patienten
mit AD. Bildgebung. . Abb. 7.16 bis . Abb. 7.19
Altersgipfel beim Auftreten: 55–65 Jahre, Beginn üblicherweise Lokalisation:
<70. Lebensjahr, jedoch Frühfälle (25.–40. Lebensjahr) und 4 Typischerweise anteriorer Frontallappen und Temporallap-
Spätfälle (>70. Lebensjahr) möglich. pen
Geschlechtsverteilung: M = F 4 Vor allem die Hirnrinde ist betroffen, oft jedoch zusätzlich
Assoziiert mit: frontale Marklageratrophie
Klinisch und pathologisch bestehen Überschneidungen mit an- 4 Evtl. Caput nuclei caudati
deren Tauopathien: 4 Gyrus praecentralis meist unauffällig
4 FTD und kortikobasale Degeneration 4 Gyrus postcentralis, Wernicke-Sprachareal, Okzipitallappen
4 FTD und progressive supranukleäre Blickparese (PSP) in der Regel regelrecht
NUK:
4 PET: Frontaler und/oder anterotemporaler Hypometabolis-
mus, dabei ist ein ventromedialer und frontobasaler Hypo-
metabolimus besonders charakteristisch (bei der AD ist da-
gegen v.a. ein parietotemporaler Hypometabolimus nach-
weisbar)
4 99mTc-HMPAO-SPECT: Zeigt der Atrophie vorausgehende Hy-
poperfusion frontal und anterotemporal
4 SPECT: Mäßige Sensitivität (72%) und Spezifität (76%) in der b
DD AD versus FTD
Literatur
Coulthard E, Firbank M, English P, Welch J, Birchall D, O’Brien J, Griffiths TD.
Proton magnetic resonance spectroscopy in frontotemporal dementia,
J Neurol. 2006;253:861-68.
Dougall NJ, Bruggink S, Ebmeier KP. Systematic review of the diagnostic
accuracy of 99mTc-HMPAO-SPECT in dementia. Am J Geriatr Psychiatry.
2004;12:554-70.
Ibach B, Poljansky S, Marienhagen J, Sommer M, Männer P, Hajak G. Contrast-
ing metabolic impairment in frontotemporal degeneration and early c
onset Alzheimer’s disease. Neuroimage. 2004;23:739-43.
Leitlinie »Diagnostik degenerativer Demenzen (Morbus Alzheimer, Fronto- . Abb. 7.16a–c Frontotemporale Lobärdegeneration mit frontotemporaler,
temporale Demenz, Lewy-Körperchen-Demenz). in: Leitlinien für links betonter Atrophie. a, b: T1w nativ sag und cor; c: T2w
Diagnostik und Therapie in der Neurologie. 3. Aufl. Thieme, Stuttgart
2005.
Neumann M, Sampathu DM, Kwong LK, Truax AC, Micsenyi MC, Chou TT, Bruce
J, Schuck T, Grossman M, Clark CM, McCluskey LF, Miller BL, Masliah E,
Mackenzie IR, Feldman H, Feiden W, Kretzschmar HA, Trojanowski JQ,
Lee VM. Ubiquitinated TDP-43 in frontotemporal lobar degeneration and
amyotrophic lateral sclerosis. Science. 2006;314:130-3.
480 Kapitel 7 · Demenzen und andere erworbene degenerative Erkrankungen
a b c
d e f
. Abb. 7.17a–f Frontotemporale Lobärdegeneration mit frontotemporaler Atrophie, rechts etwas stärker ausgeprägt als links. a, b: T2w; c–f: T1w + KM sag
und cor
a b c
. Abb. 7.18a–c Frontotemporale Lobärdegeneration mit frontotemporaler Atrophie. a, b: T2w; c: T1w + KM cor
7.6 · Lewy-Körper-Demenz (LBD)
481 7
a b c
d e
. Abb. 7.19a–e Frontotemporale Lobärdegeneration mit »Messerrückenaspekt« des Temporallappens im koronaren Bild bei ausgeprägter temporopolarer
Atrophie (Pfeile in a und d). a–c, e: T2w cor und tra; d: FLAIR sag
Literatur
Braak H, Braak E, Yilmazer D, de Vos RA, Jansen EN, Bohl J. Pattern of brain
destruction in Parkinson’s and Alzheimer’s diseases. J Neural Transm.
1996;103:455-90.
Colloby S, O’Brien J. Functional imaging in Parkinson’s disease and dementia
with Lewy bodies. J. Geriatr. Psychiatry Neurol. 2004;17:58-163.
Ishii K, Hosaka K, Mori T, Mori E. Comparison of FDG-PET and IMP-SPECT in
patients with dementia with Lewy bodies. Ann Nucl Med. 2004;18:447-
51.
Leitlinie »Diagnostik degenerativer Demenzen (Morbus Alzheimer, Fronto- b
temporale Demenz, Lewy-Körperchen-Demenz). in: Leitlinien für Diag-
nostik und Therapie in der Neurologie. 3. Aufl. Thieme, Stuttgart 2005.
McKeith I, Mintzer J, Aarsland D, Burn D, Chiu H, Cohen-Mansfield J, et al.
Dementia with Lewy bodies. The Lancet Neurology. 2004;3:19-28.
c
Familiäre Formen (ca. 15%):
4 Fatale familiäre Insomnie . Abb. 7.20a–c Lewy-Körperchen-Demenz mit dem unspezifischen MRT-
4 Gerstmann-Sträussler-Scheinker-Syndrom Befund einer generalisierten Hirnvolumenminderung. a–c: T2w
7.7 · Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung (CJD)
483 7
Epidemiologie und Demographie. Weltweite Häufigkeit: 1:1 Bildgebung. . Abb. 7.21 bis . Abb. 7.23
Million; jährliche Inzidenz der sporadischen CJD in Deutsch- Lokalisation: Cortex, Stammganglien (. Abb. 7.22, . Abb. 7.23),
land: ca. 80 Fälle. Thalamus (Pulvinar), periaquäduktales Grau
Inkubationszeit (Zeit zwischen Ansteckung und Symptombe- Unterscheidung zwischen der sporadischen Form und der
ginn): Einige Monate bis Jahre Variante:
Altersverteilung: Sporadische CJD: Erkrankungsrisiko steigt 4 Sporadische Form: Häufig isolierte Veränderungen im Cor-
mit zunehmendem Alter; Altersgipfel ca. 70. Lebensjahr. Die tex (. Abb. 7.21)
Creutzfeldt-Jakob-Variante betrifft in der Regel jüngere Patien- 4 Variante: Typischerweise Pulvinar des Thalamus betroffen
ten (<50 Jahre). (»Pulvinar-Zeichen« s.u., . Abb. 7.22)
Geschlechtsverteilung: M = F
Morphologie:
Ätiologie. Pathologisches Prionprotein (PrP) 4 Signalveränderungen halten sich an anatomische Grenzen
Familiäre Formen: Genetische Veränderungen 4 Nicht raumfordernd
Sporadische Formen: Selten nachweislich durch direkte Über- 4 Fortschreitende Atrophie
tragung des Prionproteins:
4 Nach medizinischen Eingriffen mit direktem Kontakt mit Charakteristische Befunde der Variante:
infektiösem Material, z.B. unzureichend sterilisierte neurochi- 4 »Pulvinar-Zeichen«: Relative Signalsteigerungen bilateral
rurgische Instrumente, Hirnhauttransplantation, Hypophy- im Pulvinar thalami im Vergleich zum anterioren Putamen
sentransplantate, Augenhornhauttransplantate, aus Leichen- Cave: Keine 100%ige Spezifität des Pulvinar-Zeichens für die
hypophysen gewonnene Wachstumshormone Variante, es ist mittlerweile auch bei einigen sporadischen
4 Unbestätigte Hinweise, dass CJD auch durch Bluttransfusio- Fällen beschrieben.
nen übertragen werden kann 4 »Hockey-stick-Zeichen«: Bilaterale Signalsteigerungen in den
dorsomedialen Thalamuskernen und im Pulvinar thalami
Creutzfeldt-Jakob-Variante: Mutmaßlich Übertragung durch
den Verzehr von Fleisch von Rindern, die an BSE erkrankt sind. CT nativ: In der Regel unauffällig; kann rasch progrediente Atro-
Klinik. Siehe . Tab. 7.3 phie zeigen; serielle Bildgebung zeigt das Fortschreiten der Atro-
phie.
Verlauf und Prognose. In der Regel kurzer klinischer Verlauf MRT:
mit tödlichem Ausgang. 4 T1w: In der Regel normal; in manchen Fällen mit spora-
discher CJD sind Hyperintensitäten im Globus pallidus be-
Sonstiges. Nachweis von Protein 14-3-3 im Liquor schrieben
4 T2w:
5 Hyperintenses Signal in o.g. Arealen, v.a. linear im Cortex,
in den Stammganglien und/oder im Thalamus
. Tab. 7.3 Diagnosekriterien der Creutzfeld-Jakob-Erkrankung 5 Hirnatrophie
Diagnose Befunde
4 PDw: Sensitiver als T2w, hinsichtlich Stammganglien- und
Thalamusveränderungen evtl. auch sensitiver als FLAIR
Definitive CJD Histologische Sicherung 4 FLAIR: Sensitiver als T2w
Nachweis proteaseresistenter PrP mittels 4 T1w + KM: keine KM-Aufnahme
Western-Blot
4 DWI:
Wahrscheinliche CJD Progressive Demenz 5 Sensitivste Sequenz, v.a. für kortikale Läsionen
Typische EEG-Befunde 5 Es wird diskutiert, ob DWI-Läsionen ein sensitiverer diag-
≥ zwei der folgenden klinischen Befunde:
nostischer Marker für CJD sein könnten, als der Protein
4 Myoklonus
4 Sehstörungen 14-3-3-Nachweis.
4 Kleinhirnzeichen
4 Pyramidenbahnzeichen oder extra- NUK:
pyramidale Zeichen 4 PET: Hypometabolismus in betroffenen Regionen
4 Akinetischer Mutismus
a b c
d e f
. Abb. 7.21a–f Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung. Hier ist v.a. der Cortex betroffen und stellt sich in FLAIRw und in der Diffusions-MRT hyperintens dar.
a–c: DWI, B1000; d–f: FLAIRw cor
7.7 · Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung (CJD)
485 7
a b c
d e f
. Abb. 7.22a–f Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung mit überwiegendem Befall der Stammganglien und der Thalami. a–c: DWI, B1000; d–f: FLAIR tra
a b c
. Abb. 7.23a–c Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung. Cortex und Stammganglien sind betroffen. Im Thalamus zeigt sich ein Pulvinarzeichen. a–c: DWI, B1000
486 Kapitel 7 · Demenzen und andere erworbene degenerative Erkrankungen
Differenzialdiagnosen.
4 Symptomatische Parkinsonsyndrome (Intoxikation, uner-
wünschte Medikamentenwirkung, Z.n. Enzephalitiden)
4 Parkinson-Plus-Syndrome (atypische Parkinsonsyndrome):
PSP (7 Kap. 7.8.3), MSA, insbesondere MSA-P (7 Kap. 7.8.2),
Lewy-Körperchen-Demenz
4 Bei jungen Patienten: Morbus Wilson, Hallervorden-Spatz-
Erkrankung
4 Bei vorherrschender Demenz: Morbus Alzheimer, vaskuläre
Demenz, Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung, Multisystematro-
phie (MSA)
Literatur
Brass SD, Chen NK, Mulkern RV, Bakshi R. Magnetic resonance imaging of iron
deposition in neurological disorders.Top Magn Reson Imaging.
2006;17:31-40.
Griffith HR, den Hollander JA, Okonkwo OC, O’Brien T, Watts RL, Marson DC.
Brain metabolism differs in Alzheimer‘s disease and Parkinson‘s disease
c
dementia. Alzheimers Dement. 2008;4:421-7.
Haacke EM, Ayaz M, Khan A, Manova ES, Krishnamurthy B, Gollapalli L,
. Abb. 7.24a–c Idiopathisches Parkinson-Syndrom. Hypointenses Signal in
Ciulla C, Kim I, Petersen F, Kirsch W. Establishing a baseline phase behavior
den T2-gewichteten Sequenzen in Putamen/Globus pallidus (Sterne in a
in magnetic resonance imaging for determining normal versus abnormal
und b) und Substantia nigra (Pfeile in c). Zusätzlich deutliche temporal be-
iron content in the brain. J Magn Reson Imaging. 2007;26:256–64.
tonte Atrophie. a, c: FLAIRw; b: T2w
Manova ES, Habib CA, Boikov AS, Ayaz M, Khan A, Kirsch WM, Kido DK,
Haacke EM. Characterizing the Mesencephalon Using Susceptibility-
Weighted Imaging. AJNR Am J Neuroradiol. 2009;30:569-74. Rizzo G, Martinelli P, Manners D, Scaglione C, Tonon C, Cortelli P, Malucelli E,
Martin AJ, Larson PS, Ostrem JL, Starr PA. Interventional magnetic resonance Capellari S, Testa C, Parchi P, Montagna P, Barbiroli B, Lodi R. Diffusion-
guidance of deep brain stimulator implantation for Parkinson disease. weighted brain imaging study of patients with clinical diagnosis of cor-
Top Magn Reson Imaging. 2009;19:213-21. ticobasal degeneration, progressive supranuclear palsy and Parkinson’s
Oikawa H, Sasaki M, Tamakawa Y, Ehara S, Tohyama K. The substantia nigra in disease. Brain. 2008;131:2690-700.
Parkinson disease: proton density-weighted spin-echo and fast short Wallis LI, Paley MN, Graham JM, Grünewald RA, Wignall EL, Joy HM, Griffiths
inversion time inversion-recovery MR findings. AJNR Am J Neuroradiol. PD. MRI assessment of basal ganglia iron deposition in Parkinson’s dis-
2002;23:1747-56. ease. J Magn Reson Imaging. 2008;28:1061-7.
488 Kapitel 7 · Demenzen und andere erworbene degenerative Erkrankungen
a b c
d e f
. Abb. 7.25 Idiopathisches Parkinson-Syndrom mit unspezifischem MRT Befund mit weitgehend normalem Signal im Putamen und in der Substantia
nigra (a–c); Lagekontrolle bei Z.n. Implantation von Tiefenhirnstimulationselektroden (c–f). Die durch die Spitzen der Elektroden verursachten Artefakte
zeigen die regelrechte Lage in den Nuclei subthalami an (Pfeile). a, b: T2w; c, d: T1w nativ; e, f: PDw tra und cor
7.8.2 Multisystematrophie (MSA) Ätiologie. Die MSA gehört zu der Erkrankungsgruppe der
»Synucleopathien«. Der Pathomechanismus ist ungeklärt; man
Definition. Bei der MSA handelt es sich um eine sporadisch auf- findet α-Synuclein-positive zytoplasmatische Einschlüsse in
tretende neurodegenerative Erkrankung unklarer Ätiologie, die Oligodendrozyten, ihre Rolle ist jedoch unklar.
das pyramidale, extrapyramidale, zerebelläre und autonome
System betrifft und sich im Erwachsenenalter manifestiert. Klinik.
MSA-P:
Formen. 4 Parkinson-Syndrom, d.h. extrapyramidale Symptomatik, do-
4 Striatonigrale Degeneration (MSA-P); Synonyme: MSA miniert; meist symmetrische Akinese und Rigidität, Halte-
vom SND-Typ, Parkinson-Typ (MSA-P) und/oder Ruhetremor
4 Olivopontozerebelläre Atrophie (MSA-C); Synonyme: MSA 4 Zusätzlich einzelne pyramidale, zerebelläre oder autonome
vom OPCA-Typ, zerebellärer MSA-Typ (MSA-C) Symptome
4 Schwache bzw. fehlende DOPA-Wirkung
Epidemiologie und Demographie. Prävalenz: ca. 1,8–5/100.000;
Inzidenz: 0,6/100.000/Jahr MSA-C:
Altersverteilung: Das mittlere Erkrankungsalter beträgt 53 Jahre 4 Zerebelläres Syndrom (Ataxie, Dysarthrie, Okulomotorik-
(Altersspanne von ca. 30–75 Jahre) störungen)
Geschlechtsverteilung: M:F = 1,4:1 4 +/- Parkinson-Syndrom
4 Autonome Störung (orthostatische Dysregulation, Blasen-
und Mastdarmstörungen, Impotenz)
7.8 · Erkrankungen mit akinetisch-rigidem Syndrom
489 7
Verlauf und Prognose. Rasch progredient, nach 5 Jahren sind CT nativ: Atrophie und Erweiterung des IV. Ventrikels
>40% der Patienten deutlich behindert oder rollstuhlpflichtig. MRT:
4 T1w:
Sonstiges. Sichere Diagnosestellung ist nur autoptisch mög- 5 Atrophie in o.g. Regionen
lich. 5 Hyperintenses Signal im Putamen
5 Sagittal: Abflachung des ventralen Pons
Bildgebung. MSA-P: . Abb. 7.26; MSA-C: . Abb. 7.27 bis 4 T2w/PDw:
. Abb. 7.29 5 Vor allem MSA-C: »Hot-cross-bun«-Zeichen (. Abb. 7.27
Spezifität von 1,5 T MRT für die Diagnose relativ hoch, Sen- bis . Abb. 7.29) (so genannt aufgrund der Ähnlichkeit
sitivität 50–80%, abhängig von Stadium der Erkrankung und mit einem in England verbreiteten süßen Brötchen,
technischen Aspekten (Schichtdicke) . Abb. 7.27c): Verursacht durch selektive Degeneration
Lokalisation: der Fibres pontis transversae und der Neuronen in der
4 Vor allem MSA-P: Putamen > Ncl. Caudatus (. Abb. 7.26) Raphe pontis unter Erhalt des Tegmentum ponts und der
4 Vor allem MSA-C: Basis pontis, Pedunculi cerebellares me- kortikospinalen Bahnen → relativ spezifisch für MSA, je-
dius, Marklager des Kleinhirns (. Abb. 7.27 bis . Abb. 7.29) doch auch bei Parkinson-Symptomatik anderer Genese
4 Auch frontoparietale Großhirnrinde beschrieben; Signalhyperintensitäten in den Pedunculi
cerebellares medius
Morphologie: 5 Vor allem MSA-P: Signalveränderungen und Atrophie des
4 Atrophie in o.g. Regionen (posterioren) Putamens mit konsekutiver Erweiterung
4 Konsekutive Erweiterung des IV. Ventrikels des Abstands zwischen Putamen und Capsula externa:
4 Signalsteigerung in T2w in o.g. Regionen 3 Formen der Putamenveränderungen:
4 Vor allem MSA-C: »Hot-cross-bun«-Zeichen (s.u., . Abb. – Geringe Atrophie und isointenses Signal
7.27 bis . Abb. 7.29) – Atrophie und diffus hyperintenses Signal des Puta-
4 Vor allem MSA-P: Putamenatrophie und intrinsische mens mit hyperintensem Randsaum im Bereich des
Signalveränderungen mit »schlitzförmigem« Aspekt (s.u., posterolateralen Putamens (verursacht durch Zell-
. Abb. 7.26) degeneration; »schlitzförmiger« Aspekt, . Abb. 7.26)
a b
c d
. Abb. 7.26a–d MSA-P mit »schlitzförmigem« Aspekt des signalgesteigerten, atrophierten Putamens (Pfeile). a, c: PDw; b, d: T2w
490 Kapitel 7 · Demenzen und andere erworbene degenerative Erkrankungen
a b c
d e f
. Abb. 7.27a–f MSA-C mit »Hot-Cross-Bun«-Zeichen im Pons (Pfeile in a, b). Der Mittelhirndurchmesser ist im Vergleich zur PSP hier weitgehend normal
(d). Deutliche Atrophie der Pedunculi cerebellares medius (Sterne in e) und des Kleinhirns, sowie deutliche Volumenminderung und ventrale Abflachung
des Pons im sagittalen Bild (Pfeil in f) bei weitgehend erhaltenem Mittelhirn. a: PDw; b, d: T2w; c: Foto eines »Hot-Cross-Bun«-Brötchens, das für das »Hot-
Cross-Bun«-Zeichen namensgebend war; e, f: T1w nativ tra und sag
– Atrophie und hypointenses Signal des Putamens 5 MSA-C versus MSA-P: FA-Werte in Pons und Zere-
(durch Eisenablagerungen) mit hyperintensem Rand- bellum in MSA-C tendenziell niedriger, Unterschied
saum; hypointenses Signal prominenter bei 3T im Ver- nicht signifikant, kein Unterschied der FA-Werte im Pu-
gleich zu 1,5 T; Putamenatrophie relativ spezifisch für tamen
MSA, Signalveränderungen (Hypointensität und hy- 5 DTI ermöglicht keine sichere DD MSA-C versus MSA-P
perintenser Rand) auch bei PD 4 MRS (bei 3T):
4 T1w + KM: Keine pathologische KM-Aufnahme 5 Basis pontis: NAA/Cr-Ratio signifikant reduziert bei
4 T2*w: MSA-C und MSA-P
5 Hypointenses Signal im dorsolateralen Putamen (Spezifi- 5 Putamen: NAA/Cr-Ratio nur bei MSA-P signifikant redu-
tät ca. 90%, Sensitivität ca. 60–75%) ziert
5 Häufiger bei MSA als bei PD, im Einzelfall jedoch geringe 5 Hilfreich bei DD MSA-P versus PD
Wertigkeit für DD 4 MTR:
4 DWI: ADC-Werte: 5 MSA versus PD: Signifikante Reduktion der MTR im
5 DD MSA-P versus PD und Normalkollektiv: Erhöhte Putamen bei MSA
ADC-Werte im Putamen bei MSA 4 VBM: Volumenreduktion in Stammganglien und motori-
5 Erlaubt keine DD MSA-P versus PSP (hier auch erhöhte schem und prämotorischem Cortex
ADC-Werte im Putamen)
4 DTI: NUK
5 MSA (MSA-P und MSA-C) versus PD und Normalkollek- 4 [123-I]-Iodbenzamid-(IBZM-)SPECT: MSA-P versus PD: er-
tiv: FA-Werte in Pons, Zerebellum und Putamen bei MSA niedrigte D2R-Bindung bei MSA-P
signifikant erniedrigt → DTI hilfreich bei Abgrenzung 4 PET: MSA-P versus PD: Glucosehypometabolismus im Puta-
zwischen MSA-P und PD men bei MSA-P
7.8 · Erkrankungen mit akinetisch-rigidem Syndrom
491 7
a b c
. Abb. 7.28a–c MSA-C mit »Hot-Cross-Bun«-Zeichen im axialen Schnitt und ventraler Abflachung des Pons im sagittalen Bild. a, b: PDw; c: T2w sag
a b c
. Abb. 7.29a–c MSA-C mit starker Volumenminderung des Pons und »Hot-Cross-Bun«-Zeichen (a, b). Der Mittelhirndurchmesser ist mit ca. 15 mm (versus
im Durchschnitt ca. 18 mm beim Gesunden) weniger stark vermindert als bei der PSP (Durchschnitt ca. 13 mm). a: FLAIRw; b, c: T2w
Klinik. Leitsymptome sind: 5 Im axialen Bild: »Morning Glory Sign« = konkave Dar-
4 Krankheitsbeginn >40. Lebensjahr stellung des lateralen Rands des Tegmentum mesence-
4 Symmetrische Akinese phali (. Abb. 7.30)
4 Proximal betonter Rigor Cave: Seltener auch bei MSA-P-Patienten mit supra-
4 Stand- und Gangunsicherheit mit Fallneigung → häufige nukleärer Blickparese beschrieben.
Stürze bereits im ersten Jahr der Erkrankung 5 Hyperintenses Signal im periaquäduktalen Grau
4 Kognitive Dysfunktion 5 Hypointenses Signal im Putamen (durch Eisenablage-
4 Fehlendes Ansprechen auf L-DOPA rungen) → Putamen hypointenser als Globus pallidus
(vice versa beim Gesunden)
Augenbewegungsstörungen treten erst im Verlauf auf, v.a. ver- 4 T1w + KM: Keine pathologische KM-Aufnahme
tikale Blickparese und vertikale Sakkadenstörung (Ncl. intersti- 4 T2*w: Hypointenses Signal im Putamen (durch Eisenablage-
tialis Cajal); oft Aspekt des »erstaunten Blicks« bei retrahiertem rungen)
Oberlid. 4 DWI: ADC-Werte in Pedunculi cerebellares superiores sig-
nifikant höher als in PD und Normkollektiv
Verlauf und Prognose. Progredient, mittlere Überlebenszeit 4 MTR: Signifikante Reduktion der MTR in Substantia nigra im
7 9 Jahre Vergleich zu Normalkollektiv (jedoch auch bei MSA und PD)
4 VBM: PSP versus PD und Normalkollektiv: Signifikante
Bildgebung. . Abb. 7.30 und . Abb. 7.31 Volumenminderung im Bereich der Pedunculi cerebri und
Lokalisation: Vor allem Mesenzephalon (Tectum, Substantia des Mesenzephalons (Sensitivät 83%, Spezifität 79%)
nigra, periaquäduktales Grau)
Morphologie: NUK:
4 Mittelhirnatrophie mit Abflachung des Tectums (durch Atro- (18)F-Dopa-PET: Verminderter (18)F-Dopa-uptake in Striatum,
phie der Colliculi superiores) → verringerter Mittelhirn- orbitofrontalem Cortex und Amygdala
durchmesser (s.u.)
4 »Morning-Glory-Sign« (s.u., . Abb. 7.30); Anmerkung: bei Differenzialdiagnosen. Kortikobasale Degeneration, Morbus
»Morning glory« handelt es sich um eine Pflanze (Acker- Parkinson, MSA-P, andere neurodegenerative Erkrankungen mit
winde), deren Blüte im Profil so aussieht wie das Mittelhirn supranukleärer Blickparese, z.B. spinozerebelläre Atrophie Typ 3
bei PSP (= Machado-Joseph-Erkrankung)
4 Konsekutive Erweiterung des Aquädukts und der Cisterna
Literatur
interpeduncularis
Adachi M, Kawanami T, Ohshima F, Kato T. Upper midbrain profile sign and
4 Atrophie der Pedunculi cerebellares superior cingulate sulcus sign: MRI findings on sagittal images in idiopathic
4 Erweiterung des III. Ventrikels normal-pressure hydrocephalus, Alzheimer’s disease, and progressive
4 Spät im Verlauf auch frontale und temporale Atrophie supranuclear palsy. Radiat Med. 2006;24:568-72.
Adachi M, Kawanami T, Ohshima H, Sugai Y, Hosoya T. Morning glory sign:
a particular MR finding in progressive supranuclear palsy. Magn Reson
CT nativ: Atrophie in o.g. Regionen Med Sci. 2004;3:125-32.
MRT: Cosottini M, Ceravolo R, Faggioni L, Lazzarotti G, Michelassi MC, Bonuccelli U,
4 T1w: Murri L, Bartolozzi C. Assessment of midbrain atrophy in patients with
progressive supranuclear palsy with routine magnetic resonance imag-
5 Atrophie in o.g. Regionen ing. Acta Neurol Scand. 2007;116:37-42.
5 Im sagittalen Bild: »Upper-midbrain-profile«-Zeichen, Gröschel K, Kastrup A, Litvan I, Schulz JB. Penguins and hummingbirds: mid-
»Hummingbird«-Zeichen (= Kolibri-Zeichen) oder »Pin- brain atrophy in progressive supranuclear palsy. Neurology. 2006;66:
949-50.
guin-Zeichen« (»penguin silhouette sign«) → 3 Begriffe
Kato N, Arai K, Hattori T.Study of the rostral midbrain atrophy in progressive
für prinzipiell den gleichen Befund: supranuclear palsy. J Neurol Sci. 2003;210:57-60.
– Abgeflachte oder sogar konkave Darstellung der obe- Oba H, Yagishita A, Terada H, et al. New and reliable MRI diagnosis for progres-
ren Begrenzung des Mittelhirns im sagittalen Bild → sive supranuclear palsy. Neurology. 2005;64:2050–55.
Price S, Paviour D, Scahill R, Stevens J, Rossor M, Lees A, Fox N. Voxel-based
Aspekt des Kolibrikopfes mit Schnabel (. Abb. 7.31) morphometry detects patterns of atrophy that help differentiate pro-
– Verringertes Mittelhirn-Pons-Verhältnis aufgrund der gressive supranuclear palsy and Parkinson’s disease. Neuroimage.
Mittelhirnatrophie → Tegmentum = kleiner Kopf, Pons 2004;23:663-9.
Righini A, Antonini A, De Notaris R, Bianchini E, Meucci N, Sacilotto G, Canesi
= dicker Bauch des Pinguins (. Abb. 7.30)
M, De Gaspari D, Triulzi F, Pezzoli G. MR imaging of the superior profile of
4 T2w/PDw: the midbrain: differential diagnosis between progressive supranuclear
5 Atrophie in o.g. Regionen palsy and Parkinson disease. AJNR Am J Neuroradiol. 2004;25:927-32.
5 Verringerter Mittelhirndurchmesser, gemessen im axialen Slowinski J, Imamura A, Uitti RJ, Pooley RA, Strongosky AJ, Dickson DW,
Broderick DF, Wszolek ZK. MR imaging of brainstem atrophy in progres-
Bild (Mittelwert bei PSP = 13,4 mm versus 18,5 mm bei PD, sive supranuclear palsy. J Neurol. 2008;255:37-44.
18,2 mm beim Normalkollektiv und 16,7 mm bei MSA) Steele JC, Richardson JC, Olszewski J. Progressive supranuclear palsy. Arch
5 Anmerkung: Eine ganze Reihe von Studien konnte mit Neurol. 1964;10:333–59.
unterschiedlichen 2-D- und 3-D-Messverfahren in ver- Warmuth-Metz M, Naumann M, Csoti I, Solymosi L. Measurement of the mid-
brain diameter on routine magnetic resonance imaging: a simple and
schiedenen Ebenen zeigen, dass die Atrophie des Mesen- accurate method of differentiating between Parkinson disease and pro-
cephalons ein charakteristischer Befund bei der PSP ist. gressive supranuclear palsy. Arch Neurol. 2001;58:1076–9.
7.8 · Erkrankungen mit akinetisch-rigidem Syndrom
493 7
a b c
. Abb. 7.30a–c PSP mit vermindertem Mittelhirndurchmesser und »Morning Glory Sign« (konkave Darstellung des lateralen Rands des Tegmentum
mesencephali im axialen Schnitt, in b) links mit Pfeil gekennzeichnet, die Bezugslinie ist eingezeichnet; beim Gesunden würde sich der laterale Rand des
Tegmentum über diese Linie konvex vorwölben). Im sagittalen Bild zeigt sich deutlich die Volumenminderung des Mesencephalons, v.a. im Vergleich
zum Pons, was auch zu der Beschreibung als »Pinguin-Zeichen« im sagittalen Bild geführt hat. a: FLAIRw; b, c: T2w tra und sag
a b c
. Abb. 7.31a–c PSP mit vermindertem Mittelhirndurchmesser im axialen Bild (13 mm). b Gleiche Schicht wie a mit eingezeichneter Messlinie. c Im sagitta-
len Bild konkave Darstellung der oberen Begrenzung des Mittelhirns (= Aspekt des Kolibrikopfes mit Schnabel: »Hummingbird«-Zeichen oder auch »Upper-
midbrain-profile«-Zeichen; Pfeile in c). a–c: T2w tra und sag
Bildgebung. . Abb. 7.32 und . Abb. 7.33 4 MRS: Zurzeit keine sichere Wertigkeit in der DD der hyper-
Bildgebung oft zunächst unauffällig. kinetisch-rigiden Syndrome
Lokalisation: Zentralregion, paramedian betont
Morphologie: NUK:
4 Asymmetrische Atrophie im Bereich der Zentralregion mit 4 SPECT: Asymmetrische Hypoperfusion frontoparietal, ggf.
Verschmälerung der Gyri prä- und postcentrales und konse- Hypoperfusion in Stammganglien und Mittelhirn
kutiver Erweiterung des Sulcus centralis kontralateral zur
klinisch stärker betroffenen Seite (. Abb. 7.32, . Abb. 7.33) Differenzialdiagnosen. Amyotrophe Lateralsklerose, Morbus
4 Asymmetrische Atrophie der Pedunculi cerebri Parkinson, PSP, MSA-P, frontotemporale Demenz, Wallersche
4 Atrophie des Tegmentums Degeneration
4 Subkortikale Gliosen im Bereich der Zentralregion
Literatur
CT nativ: Evtl. Nachweis der asymmetrischen Atrophie Borroni B, Garibotto V, Agosti C, Brambati SM, Bellelli G, Gasparotti R, Pado-
vani A, Perani D.White matter changes in corticobasal degeneration
MRT:
syndrome and correlation with limb apraxia. Arch Neurol. 2008;65:796-
4 T1w: Nachweis der asymmetrischen Atrophie 801.
4 T2w/PDw/FLAIR:
7 5 Nachweis der asymmetrischen Atrophie
Clarke CE, Lowry M. Systematic review of proton magnetic resonance spec-
troscopy of the striatum in parkinsonian syndromes. Eur J Neurol. 2001;
5 Evtl. subkortikale hyperintense Marklagerläsionen im Be- 8:573-7.
reich der Zentralregion Koyama M, Yagishita A, Nakata Y, Hayashi M, Bandoh M, Mizutani T. Imaging
4 DWI: ADC-Wert im Putamen signifikant erhöht im Vergleich of corticobasal degeneration syndrome. Neuroradiology. 2007;49:905-
12.
zu Normalkollektiv und Patienten mit Morbus Parkinson,
Rizzo G, Martinelli P, Manners D, Scaglione C, Tonon C, Cortelli P, Malucelli E,
jedoch kein signifikanter Unterschied zu PSP Capellari S, Testa C, Parchi P, Montagna P, Barbiroli B, Lodi R. Diffusion-
4 DTI: Abnahme der fraktionalen Anisotropie in langen fronto- weighted brain imaging study of patients with clinical diagnosis of cor-
parietalen Assoziationsbahnen, intraparietalen Assoziations- ticobasal degeneration, progressive supranuclear palsy and Parkinson’s
fasern und Corpus callosum disease. Brain. 2008;131:2690-700.
a b c
. Abb. 7.32a–c Kortikobasale Degeneration mit Atrophie in der Zentralregion rechts und konsekutiver Erweiterung des Sulcus centralis rechts (Pfeile in a),
kontralateral zur klinisch stärker betroffenen Seite. a, b: CT nativ; c: FLAIRw
a b c
. Abb. 7.33a–c Kortikobasale Degeneration mit Atrophie, betont in der Zentralregion. In diesem Fall weitgehend symmetrisch, was eher untypisch ist. a–c: T2w
7.9 · Amyotrophe Lateralsklerose (ALS)
495 7
7.8.5 Bilaterale striatopallidodentale CT nativ: Meist unauffällig, im Verlauf Nachweis progredienter
Verkalkungen (Morbus Fahr) Atrophie
MRT: Meist Nachweis von Signalveränderungen im Bereich der
Siehe 7 Kap. 6.2.9 Gyri präcentrales und der Pyramidenbahnen, im Verlauf zuneh-
mend
4 T1w: Signalveränderungen nur im Bereich der Capsula inter-
7.9 Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) na, die sich iso- (meistens), hypo- oder leicht hyperintens
darstellt
Definition. Es handelt sich um eine Erkrankung aus der Gruppe 4 T2w:
der motorischen Systemdegenerationen mit kombinierter Dege- 5 Lineare kortikale Signalminderungen im Gyrus präcen-
neration der 1. und 2. Motoneurone. tralis (Ursache ist unklar, nicht durch Eisenablagerungen
bedingt), unspezifisch
Epidemiologie und Demographie. Prävalenz ca. 2–8/100.000 5 Hyperintenses Signal im Verlauf der Pyramidenbahn
Einwohner 4 PDw: Hyperintenses Signal im Verlauf der Pyramidenbahn,
Altersverteilung: Symptombeginn meist um das 60. Lebensjahr Signalveränderungen in hinterem Kapselschenkel in PDw
(Spanne: 20.–80. Lebensjahr) sind spezifischer für ALS als in T2w
Geschlechtsverteilung: M:F = 2:1 4 FLAIR:
5 Sensitiver, aber weniger spezifisch als T2w für Hypointen-
Ätiologie. sitäten im Gyrus präcentralis
Sporadische Form (sALS): >90% der Fälle 5 Sensitiver als T2w und PDw für Signalsteigerungen im
Familiäre Formen (fALS): 5–10% der Fälle; autosomal-dominan- Verlauf der Pyramidenbahn
te und autosomal-rezessive Erbgänge sind möglich; verschiedene 4 DTI:
Mutationen sind bekannt. 5 FA-Werte signifikant reduziert, nicht nur in der Pyrami-
Es kommt zur Degeneration des 2. Motoneurons, d.h. der denbahn, ADC-Werte erhöht
spinalen α-Motoneurone, sowie des 1. Motoneurons im Gyrus 5 ADC und FA-Werte sind unabhängige Prädiktoren für
präcentralis; verschiedene Pathomechanismen werden disku- Krankheitsdauer
tiert, z.B. glutamatvermittelte Neurotoxizität oder Entzündungs- 4 MRS: NAA-Reduktion im motorischen Cortex, NAA/Cr und
reaktionen NAA/Cho-Ratios reduziert
Klinik. NUK:
4 Fokal beginnende amyotrophe Paresen und Pyramidenbahn- 4 PET: Reduzierter Glucosemetabolismus auch in anderen Re-
zeichen gionen als dem Motorcortex
4 Im Verlauf generalisieren die Paresen
4 Hypersalivation, Schluckstörungen Differenzialdiagnosen.
4 Dysarthrie
> Normalvariante: Vor allem bei 3 Tesla kann sich die
4 Depression, Angst, Schmerzen
Pyramidenbahn auch beim Gesunden in T2w/FLAIR
4 Affektstörungen bei Pseudobulbärparalyse
hyperintens darstellen, PDw ist spezifischer.
4 Muskelkrämpfe und Faszikulationen
4 Frontale Demenz (ca. 5% der Fälle) Kortikobasale Degeneration, Waller-Degeneration, primäre
Lateralsklerose, Parkinson-Erkrankung, Parkinson-Plus-Syn-
Verlauf und Prognose. Paresen von distal nach proximal pro- drome, Morbus Huntington
gredient; 90% Mortalität innerhalb von 6 Jahren. Nach 3–5 Jah-
ren Tod durch respiratorische Insuffizienz. Manche familiäre, Literatur
Comi G, Rovaris M, Leocani L. Review neuroimaging in amyotrophic lateral
juvenile Formen zeigen ein längeres Überleben.
sclerosis. Eur J Neurol. 1999;6:629-37.
Hecht MJ, Fellner C, Schmid A, Neundörfer B, Fellner FA. Cortical T2 signal
Bildgebung. . Abb. 7.34 und . Abb. 7.35 shortening in amyotrophic lateral sclerosis is not due to iron deposits.
Lokalisation: Gyrus präcentralis, Pyramidenbahnen Neuroradiology. 2005;47:805-8.
Morphologie: Sarchielli P, Pelliccioli GP, Tarducci R, Chiarini P, Presciutti O, Gobbi G, Gallai V.
Magnetic resonance imaging and 1H-magnetic resonance spectroscopy
4 Im fortgeschrittenen Stadium Atrophie des Gyrus präcentra-
in amyotrophic lateral sclerosis. Neuroradiology. 2001;43:189-97.
lis und der Pyramidenbahn Wang S, Poptani H, Woo JH, Desiderio LM, Elman LB, McCluskey LF, Krejza J,
4 Signalveränderungen im Motocortex und der Pyramiden- Melhem ER. Amyotrophic lateral sclerosis: diffusion-tensor and chemical
bahn shift MR imaging at 3.0 T. Radiology. 2006;239:831-8.
496 Kapitel 7 · Demenzen und andere erworbene degenerative Erkrankungen
a b c
. Abb. 7.34a–c Amyotrophe Lateralsklerose mit Signalsteigerung der Pyramidenbahn beidseits (Pfeile). a: FLAIRw cor; b, c: T2w
a b c
d e f
. Abb. 7.35a–f Amyotrophe Lateralsklerose mit Signalsteigerung der Pyramidenbahn (Pfeile). a–f: FLAIRw tra und cor
7.10 · Sekundär degenerative Prozesse
497 7
7.10 Sekundär degenerative Prozesse
Differenzialdiagnosen.
MRT:
7.10.2 Oliväre Hypertrophie 4 T1w:
5 Akut unauffällig, später Volumenvermehrung
Definition. Bei der olivären Hypertrophie (OHT) handelt es 5 Signal in Olive meist iso- bis leicht hypointens im Ver-
sich um eine sekundäre Degeneration des Nucleus olivaris infe- gleich zum Cortex, seltener leicht hyperintens
rior infolge einer Läsion im Bereich des Guillain-Mollaret-Drei- 4 T2w/PDw/FLAIR:
ecks. (Der englische Name »hypertrophic olivary degeneration« 5 Initial (ca. erste 6 Monate): Hyperintenses Signal in Olive
ist hier besser gewählt.) 5 6 Monate bis ca. 3–4 Jahre: Volumenvermehrung und
Guillain-Mollaret-Dreieck = Dento-rubro-olivärer Regel- hyperintenses Signal
kreis: Nucleus ruber → Tractus tegmentalis centralis → Olive → 5 Im Langzeitverlauf: Regredienz der Volumenvermeh-
Tractus olivocerebellaris → Cerebellum (Nucleus cerebellaris) → rung, Übergang in Atrophie, hyperintenses Signal kann
Tractus dentatorubralis → Nucleus ruber (. Abb. 7.38) über lange Zeit fortbestehen
4 T2*w: Ggf. zum Nachweis von Residuen der Primärläsion
Ätiologie. Durch eine primäre Schädigung im Bereich des Guil- (bei Blutung)
lain-Mollaret-Dreiecks (. Abb. 7.38) kommt es zu einer Unter-
brechung dieses Regelkreises, die zu einer transsynaptischen Differenzialdiagnosen. MS-Plaque, Hirnstammgliom, Waller-
Degeneration führt. sche Degeneration, Medullainfarkt, Enzephalitis
7.10 · Sekundär degenerative Prozesse
499 7
Literatur
Gerace C, Fele MR, Luna R, Piazza G. Neurological picture. Bilateral hypertro-
phic olivary degeneration.J Neurol Neurosurg Psychiatry. 2006;77:83.
Hornyak M, Osborn AG, Couldwell WT. Hypertrophic olivary degeneration
after surgical removal of cavernous malformations of the brain stem:
report of four cases and review of the literature. Acta Neurochir (Wien).
2008;150:149-56.
Lim CC, Lim SA. Images in clinical medicine. Pendular nystagmus and palato-
myoclonus from hypertrophic olivary degeneration. N Engl J Med. 2009;
360:e12.
Stichwortverzeichnis
Gyrus
– frontalis
Hirngefäße 52–67
Hirngefäßverletzungen 144
I
– – inferior 13, 15 Hirnhaut 4, 5 Imbibierung, hämorrhagische 185
– – medius 13 Hirnhautentzündung 7 Meningitis Incisura präoccipitalis 13, 22
– – superior 13 Hirninfarkt Infarkt
– frontoorbitalis – Frühzeichen 82, 83, 87 – embolischer 78, 98
– – anterior 13 – hämorrhagischer 78 – – arterio-arterieller 98, 99
– – lateralis 13 – lakunärer 78 – hämodynamischer 105–107, 184, 185
– – medialis 13 – Morphologie 81 – kardioembolischer 78, 98–101
– – posterior 13 Hirninsult 7 Schlaganfall – lakunärer 108, 121
– hippocampus 22 Hirnnerven 38, 42–52 – thrombotischer 78
– lingualis 18, 22 Hirnnervenverletzungen 144 – venöser 78
– occipitotemporalis 18 Hirnödem 194 Infarkteinblutungen 184, 185
– parahippocampalis 18 – generalisiertes 144, 146, 147 Infundibulum 69
– postcentralis 13, 18 Hirnrinde Innenohr 67, 68
– präcentralis 13 – Dysplasie 409 Insel 13, 20, 21
– rectus 13 – Entwicklungsstörungen 393–410 Inselkortex 29
– subcentralis 13 Hirnschädigung Insult, apoplektischer 7 Schlaganfall
– supramarginalis 13 – alkoholinduzierte 433, 434 Interhemisphärenspalt 12
– temporalis – hypoxische 456–458 intimal flap 113
– – inferior 18, 19 – strahlungsinduzierte 447 ivy sign 117
– – medius 19 Hirnsklerose, tuberöse 297–299
– – superior 19 Hirnstamm 29, 35, 36
Hirnstammabszess 328
Hirnstamminfarkt 98
J
H Hirntumoren 200–286
– Blutungen 182–184 Jacobson’s Nerv 50
Hallervorden-Spatz-Erkrankung 432 – ependymale 226–231 Juxtallokortex 22
Hämangioblastom 260, 262, 263 – neuroepitheliale 202
– infratentorielles 263 – WHO-Klassifikation 200
– supratentorielles 263
Hämangioblastomatose, zerebelloretinale 308
Hirnvenen 62–67
Hirnvenenthrombose 78, 185–192
K
Hämangioperizytom 258, 259, 261 Hirnventrikel 6–8
Hamartom 297 Histoplasma capsulatum 361 Kandidose 358
Hämatom 7 Blutung Histoplasmose 358, 361, 352 Karzinom, embryonales 264, 268
Hammer 67 HIV-Enzephalitis 335 Kavernom 175–179
Hämophilie 181 HIV-Enzephalopathie 335 Kavernomsyndrom, familiäres 176
Harmatom – angeborene 338 Kawasaki-Syndrom 131, 132
– hypothalamisches 294, 295 HIV-Infektion Keilbeinflügelmeningeom 259
– kortikales 394 – geringfügig motorische Defizite 337 Keimzelltumoren 264, 267–271
Hemimegalenzephalie 394 – neurologische Erkrankungen 335 Kleinhirn 29, 34, 35, 386
Hemispasmus facialis 252 – opportunistische Infektionen 335, 338 Kleinhirnbrückenwinkelzisterne 8
hepatolentikuläre Degeneration 428–430 HIV-Meningo-Enzephalitis 335 Kleinhirndegeneration 383
Herdenzephalitis Hockey-stick-Zeichen 483 Kleinhirninfarkt 98, 103
– septisch-embolische 316–318 Hodenseminom, Hirnmetastase 184 Koagulopathie
– septisch-metastatische 316, 318 Horner-Syndrom 113 – erworbene 181
Herniation 194 Hot-cross-bun-Zeichen 489 – angeborene 181
– äußere 194 Hummingbird-Zeichen 492 Koenen-Tumor 297
– tonsilläre 194 Hydrocephalus Kohlenmonoxidintoxikation 438, 439
– transtentorielle 194 – Differenzialdiagnose 467 Kokainmissbrauch 439, 440
– – laterale 194 – e vacuo 352, 470 Kolibri-Zeichen 492
– – zentrale 194 – internus 393 Kolloidzyste 289, 290
Heroinmissbrauch 440 – malresorptivus 470 Kolpozephalie 391
Herpes-simplex-Virus-Enzephalitis 313, 320, – occlusus 470 Kongestion 186
331–334 Hypertonie, arterielle 121 Kontusionsblutung, intrazerebrale 144–146
Heschl-Querwindung 19, 20 Hypertrophie, oliväre 498, 499 Kontusionsläsion, intrazerebrale 144, 145
Heterotopie Hypoglykämie, Hirnschädigung 464 Konvexitätsmeningeom 258
– bandförmige 397–399 Hypophyse 69 Korsakow-Syndrom 433, 434
– fokale subkortikale 398, 400, 401 – Hypertrophie 281, 286 Kortex
– subependymale 398, 400, 402 Hypophysenadenom 275–278 – entorhinaler 22
Heubnersche Arteritiis 350 Hypophysenapoplex 275, 281, 283 – piriformer 22
Hippocampus 23, 24 Hypophysenhinterlappen 26, 69 Kortextuberom 297, 298
Hippocampussklerose, mesiale 461–463 Hypophysenstiel 69 Kraniopharyngeom 276, 279, 280
Hirn 7 a. Gehirn – gedoppelter 281 Kryptokokkose 341, 358, 362
Hirnabszess 324–329 – Fehlbildungen 281
– Definition 312 Hypophysenvorderlappen 69
Hirnarterien 52–62 Hypophysitis 281, 284, 285
Hirnatrophie 448, 466 Hypothalamus 26
Stichwortverzeichnis
505 G–N
L – extrazerebrales 264
– primär nodales 264
Mismatch-Konzept 92
Mitochondriopathien 420–423
Labbé-Vene 66 Lysetherapie 185 Mittelhirn 29, 36, 37
Labyrinth, knöchernes 67 Mittelohr 67
Lamina cribrosa 38, 73 MNGIE 423
Lappenblutung 152, 155
Lateralsklerose, amyotrophe 495, 496
M Monro-Kellie-Doktrin 194
Morbus
Leber-Opticus-Neuropathie, hereditäre 422 Makroangiopathie 109–120 – Alzheimer 476, 477
Leigh-Syndrom 421–423 Malformationen – Behçet 347, 372–374
Leptomeningen 4, 5 – arteriovenöse 167–170 – – ZNS-Vaskulitis 132
Leptomeningitis – kavernöse 176–179 – Binswanger 120
– Definition 312 Malleus 67 – Boeck 368, 369
– tuberkulöse 353, 354 Mantelkante 12 – Fahr 445–447
letzte Wiese 105 Marchiafava-Bignami-Syndrom 444, 445 – Huntington 429–431
Leukenzephalitis 312 Marfan-Syndrom 113 – Krabbe 424–426
Leukenzephalopathie 120, 337 Marklagerläsion 121, 123 – Parkinson 486–488
– drogeninduzierte, spongiforme 440 Masern-Meningoenzephalitis 374 – Pick 478
– hypertensive 121 McDonald-Kriterien 377 – Wegener 371, 372
– nekrotisierende 448 Meatus – Whipple 344–346
– posteriore reversible 451–453 – acusticus 46, 67, 69 – Wilson 347, 428–430
– progressive multifokale 339, 340, 342 – duralis nervi vagi 50 Morning-glory-Zeichen 390, 492
– strahleninduzierte 448, 449 Medulla oblongata 38, 40, 41 Moya-Moya-Erkrankung 98, 114, 116, 117, 300
Leukoaraiose 121 Medulla-oblongata-Infarkt 102 Moya-Moya-Syndrom 114, 116, 117
Leukodystrophie, metachromatische 425 Medulloblastom 244–248 Multiinfarktdemenz 472, 473, 475
Lewy-Körperchen 481 Medusa Head 175 Multiple Sklerose 347, 376–381
Lewy-Körper-Demenz 481, 482 Megacisterna magna 414 – ausgebrannte 381
Lhermitte-Zeichen 312 MELAS 420, 421 – progrediente 376
LHON 422, 423 Membrana tympanica 67 – schubförmig remittierende 376
limbisches System 13, 22, 23 Meningen, Tumoren 256–260 Multisystematrophie 488–491
Linsenkern 26 Meningeom 256–260 Muscle-Eye-Brain-Disease 398
Lipidspeicherkrankheiten 423–426 – frontobasales 259 Myelencephalon 38
Lipohyalinose 121 – petroselläres 254 Myelinisierung, normale 386
Lipom 294–296 – Zweittumor 450 Myelinolyse
– intrameatales 256 Meningeosis – extrapontine 441
– supraselläres 283 – carcinomatosa 275 – pontine 441
Liquor cerebrospinalis 5 – neoplastica 272 Myelopathie, HIV-1-assoziierte 337
Liquorbefunde, bei akuten ZNS-Erkrankungen Meningismus 312 Myelose, funikuläre 436
312 Meningitis Mykobacterium
Liquorräume 5, 6 – akute eitrige 312 – avium intracellulare 353
Liquorunterdrucksyndrom, idiopathisches 460, – akute virale 312 – bovis 353
461 – aseptische 319, 320 – tuberculosis 353, 354
Lisch-Knötchen 300 – bakterielle 313–319 Myoklonusepilepsie, mit ragged red fibers 422
Lissenzephalie 390, 395, 396 – carcinomatosa 347
– klassische 396, 397 – chronische 312
Listeria monocytogenes 343
Listerienenzephalitis 343–345
– Definition 312
– meningovaskuläre 350
N
Listerienmeningoenzephalitis 343 – seröse 319 Naevus flammeus 304
Listeriose 343 – syphilitische 350 NASCET-Kriterien 109
Lobärdegeneration, frontotemporale 478 – tuberkulöse 355–357 Neisseria meningitidis 314
Lobulus – virale 319–322 Neocerebellum 29
– paracentralis 13 Meningoenzephalitis Nervenscheidentumoren, maligne 300
– parietalis – akute virale 320 Nervus
– – inferior 13 – chronische virale 320 – abducens 45–47, 70
– – superior 13 – Definition 312 – accessorius 50, 51
Lobus Meningoenzephalozele 386–388 – cochlearis 48
– centralis 29 Meningokokkenmeningitis 314 – facialis 46, 47
– flocculonodularis 29 Meningozele 386–388 – glossopharyngeus 48, 49
– frontalis 12, 13 MERFF 422 – hypoglossus 52, 53
– insularis 20 Mesencephalon 29, 36, 37 – mandibularis 44, 45
– occipitalis 12, 20, 21 Metastasen 281, 282 – maxillaris 44, 45, 70
– parietalis 12, 13, 17 – intraselläre 282 – oculomotorius 42, 43, 70
– temporalis 12, 18–20 – intrazerebrale 271–274 – olfactorius 38
loss of the insular ribbon 87 – supraselläre 282 – ophthalmicus 44, 45, 70
Lupus erythematodes, systemischer Mikroangiopathie 120–124 – opticus 42, 43
132–134 – mineralisierende 450 – petrosus minor superficialis 46
Lyme-Borreliose 132, 347–349 Mikrolissenzephalie 394 – trigeminus 44, 45
Lymphom Miliartuberkulose 354 – trochlearis 42, 44, 70
– angiozentrisches 264 Miller-Fisher-Syndrom 384 – vagus 49, 50
506 Stichwortverzeichnis
Nervus
– vestibularis 48
Paleocerebellum 29
Pallidumspitzenkalk 447
R
– vestibulocochlearis 48, 49 Panenzephalitis Rabies-Enzephalitis 342, 343
Neuroborreliose 347–349 – Definition 312 Radionekrose 447
Neurodegeneration, Pantothenat-Kinase- – subakut sklerosierende 374 Ramsey-Hunt-Syndrom 252
assoziierte 432 Papez-Regelkreis 22 Ramus communicans posterior 54, 56, 63
Neurofibrom 254, 255 Paraflocculus 29 Rasmussen-Enzephalitis 375, 376
– plexiformes 300 paraneoplastisches Syndrom 383, 384 Rathke-Tasche 69
Neurofibromatose 300–304 Parenchymblutung 134 Rathke-Taschenzyste 281, 292, 293
– Typ 1 300–303 Parietallappen 12, 13 Rete mirabile 114, 117
– Typ 2 302–306 Parinaud-Syndrom 267, 268 Retinaharmatom 297
Neurohypophyse 69 Parkinson-Syndrom, idiopathisches 486 reversibles ischämisches neurologisches Defizit
– ektope 282, 283 Partial-Empty-Sella 459 78
Neuromyelitis optica 380 Paukenhöhle 67 Rhombenzephalitis 383
Neurosarkoidose 368–370 Pentagonzisterne 8, 10 Riesenzellastrozytom, subependymales 205,
Neurosyphilis 350–352 Penumbra 88, 92 297, 298
– asymptomatische 350 – ischämische 78 RIND 78
– gummatöse 350, 351 Pes hippocampi 23 Rindenprellungsherd 144
– meningovaskuläre 351 Pflastersteinlissenzephalie 394, 396, 398 Robin-Virchow-Räume 6
– paralytische 351 Phakomatosen 297–309 Rubella-Panenzephalitis 374
– tabische 351 Pia mater 5
neurovascular triad 179
Neurozystizerkose 362–364
PICA-Infarkt 98, 104
Pick-Körperchen 478
S
Neurozytom, zentrales 241, 242 Pinealisparenchymtumor 244 Sarkoidose 368, 369
NINDS-AIREN-Kriterien 473 Pinealistumor 243, 244 – ZNS-Vaskulitis 132
Nisslsche Endarteriitis 350 Pinealiszyste 292, 293 SCA-Infarkt 98, 104
Nodulus 29 Pineoblastom 243 Schädelbasis 71, 73
Nokardiose 352, 353 Pineozytom 243, 245 Schädelgrube 71, 73
Non-Hodgkin-Lymphom, ZNS 262, 264–267 Pinguin-Zeichen 492 Schädel-Hirn-Trauma 144–147
Normaldruckhydrozephalus 467, 470 Planum temporale 19 Schießscheibenzeichen 355, 377
– idiopathischer 467, 468 Planum-sphenoidale-Meningeom 278 Schizenzephalie 390, 394, 406–408
Nucleus Plaque Schlaganfall
– caudatus 26 – Bildgebung 109 – Ätiologie 79
– dentatus 29 – Morphologie 109 – Bildgebung 80
– emboliformis 29 Plexus choroideus 8 – Definition 78
– globosus 29 Plexus-choroideus-Zyste 290, 291 – drogeninduzierter 439, 440
– habenularum 26 Plexuskarzinom 234, 235 – Epidemiologie 79
– lentiformis 26 Plexuspapillom 231, 233, 234 – hämodynamischer 109
– ruber 29 PNET 248, 249 – hämorrhagischer 78
– subthalamicus 26 Pneumokokken-Meningitis 314 – ischämischer 78, 80–97
– tegmenti pedunculopontinus 26 Polioenzephalitis 312 – – Computertomographie 81–88
– accumbens 26 Polyarteritis nodosa 129 – – CT-Angiographie 88
– fastigii 29 Polymikrogyrie 394, 403–405 – – CT-Perfusion 88, 89
– olivaris 38 Pons 38–40 – – CT-Stroke-Protokoll 90, 91
– subthalamicus 26 Ponsblutung, hypertensive 161 – – Magnetresonanztomographie 90, 92–97
Ponsinfarkt 102 – – MR-Angiographie 92
O Pontocerebellum 29
Precuneus 13
– Klinik 79
– makroangiopathischer 78
obscuration of the lentiform nucleus 87 PRIND 78 – mikroangiopathischer 78
Ödem, zytotoxisches 92, 451 Prionen-Erkrankungen 374 – progredienter 78
Okzipitallappen 12, 20, 21 Probst-Bündel 391 – thrombembolischer 109
Oligoastrozytom 226, 227 Prolaktinom 275 – vollendeter 78
Oligodendrogliom 222–224 prolongiertes reversibles ischämisches Schwannom 251–253
– anaplastisches 223, 225 neurologisches Defizit 78 – extraaxiales 251
Open-Lip-Schizenphalie 406, 407 Pseudoaneurysma 165 – intrameatales 253
Operkulum 20 Pseudotumor cerebri 458–460 – intrazerebrales 251, 252
Opticusgliom 300, 303 Psychosyndrom, hirnorganisches 133 – spinales 305
Orbita 70–72 Pubertas praecox 294, 300 Seitenventrikel 6, 7
Pulvinar-Zeichen 483 Sella 68, 69
P puppy sign 115
pure motor stroke 108
Septalregion 25
Shunt, arteriovenöser 167
Pacchioni-Granulationen 62, 64 pure sensory stroke 108 Siderose, ZNS 146, 148, 149
Pachygyrie 395, 397 Putamen 29 Sinus
Pachymeningitis Putamenatrophie 489 – cavernosus 62, 69
– Definition 312 Pyozephalus 329 – durae matris 62
– tuberkulöse hypertrophische 353, 354 Pyramis 29, 38 – pericranii 175
PACNS 124, 126–129 – petrosus 62
Paläokortex 22 – rectus 62
Stichwortverzeichnis
507 N–Z