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Diese Reihe bietet neuen Kollegen und Wiedereinsteigern Unterstützung bei der schnellen
Einarbeitung in einen neuen Bereich oder auf einer neuen Station. Motto: „Keine Angst vor
einem Stationswechsel“ Ziel ist es, die Pflegekraft auf Station optimal für ihren Stationsalltag
auszustatten und die Qualität der Versorgung zu sichern. Die Spezialisierung der Krankenhäuser
in Deutschland nimmt zu. Die Stationen in Kliniken konzentrieren sich auf spezielle Krank-
heits- und Fachbereiche. Das Pflegepersonal braucht umfangreiches Wissen und praktische
Anleitung zu speziellen Pflegemaßnahmen für ihren Stationsalltag. Außerdem kommt es immer
wieder zu Personalwechsel und neue Kollegen müssen meist sehr schnell eingearbeitet werden.
Pflegewissen
Pneumologie
Mit 73 Abbildungen
Herausgeber
Gabriele Iberl Mavi Schellenberg
Universitätsklinikum Heidelberg Universitätsklinikum Heidelberg
Thoraxklinik Universitätsklinikum Heidelberg Thoraxklinik Universitätsklinikum Heidelberg
Heidelberg Heidelberg
Deutschland Deutschland
Fachwissen Pflege
Vorwort
Luft zum Atmen – das erscheint selbstverständlich, und wir merken erst, wie tragend diese
Körperfunktion ist, wenn sie eingeschränkt wird. Die Pneumologie lehrt die Bausteine des
Atmens, und auch die vielen Defekte, die in diesem komplexen System auftreten können. Wer
Luftnot hat, leidet. Eine der Grundfunktionen des Lebens fehlt, unsere Patienten brauchen
rasche, kompetente und umfassende Hilfe.
Die Pflegenden stehen dabei im Alltag vor der Herausforderung, diese Not sowie den zuneh-
menden assistenz- und grundpflegerischen Bedarf der Patienten, den sicheren Umgang mit
medizintechnischen Neuerungen, die praktische Umsetzung von komplexen Pflegestandards
und die ausgiebige schriftliche Dokumentation gleichzeitig zu meistern.
Umso wichtiger sind ein profundes Verständnis der Pneumologie sowie eine enge Zusammen-
arbeit der verschiedenen Berufsgruppen, die Patienten versorgen und betreuen. Das erfahren
wir jeden Tag in unserer Arbeit.
Unsere Beiträge sind an Kollegen mit abgeschlossener Ausbildung zum Gesundheits- und
Krankenpfleger gerichtet. Ziel ist die Sensibilisierung für die Belange chronisch lungenkran-
ker Menschen und die Ergänzung vorhandenen Basiswissens um ein pneumologisches Fach-
wissen. Anatomie, Physiologie und Krankheitslehre bilden eine medizinische Basis. Die wis-
senschaftliche Evidenz zur Wirksamkeit atemtherapeutischer Maßnahmen ist jedoch gering,
somit basieren viele dieser Behandlungen auf Erfahrungswerten, die sich je nach Einrichtung
unterschiedlich darstellen. Der Austausch dieser Erfahrungen ist von hohem klinischen Wert,
sodass die Herausgeberinnen hierauf ein besonderes Augenmerk lenken möchten. Einige der
hier getroffenen Aussagen sind durch persönliche Erfahrung geprägt und dürfen durchaus
kritisch betrachtet werden.
Wir danken an dieser Stelle allen, die dieses Buch ermöglicht haben. Durch die Initiative von
Frau Sarah Busch (Springer-Verlag) wurde dieses neue Projekt angeregt, Frau Annette Allée
unterstützte uns hervorragend als Lektorin. Ganz besonderer Dank gilt den Autorinnen und
Autoren der einzelnen Kapitel, die mit Fachwissen kompetent und ohne Zögern zum Gelingen
beigetragen haben.
Weiterbildung macht handlungsfähig. Mehr Wissen verursacht nicht mehr Arbeit, sondern
weniger, indem es im Alltag zielstrebig zu Lösungen führt. Interdisziplinäre Zusammenarbeit
und das Teilen von Wissen bereichert und erleichtert die tägliche Arbeit.
In diesem Sinne wünschen wir Erfolg (und auch Spaß!) beim Lernen und freuen uns auf Ihre
Erfahrungswerte aus dem pneumologischen Alltag.
Dr. med. Mavi Schellenberg – Fachärztin für Innere Medizin mit Schwerpunkt Pneumologie
Im Juli 2016
VII
Inhaltsverzeichnis
2 Krankheitsbilder. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
M. Schellenberg
2.1 COPD und Lungenemphysem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
2.2 Pneumonie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
2.3 Asthma bronchiale. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47
2.4 Interstitielle Lungenerkrankungen (ILD). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50
2.5 Tumoren des Thorax. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
2.6 Pleuraerguss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57
2.7 Pleuraempyem. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58
2.8 Pneumothorax . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59
2.9 Lungenödem. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61
2.10 Bronchiektasen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62
2.11 Mukoviszidose (zystische Fibrose, CF) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64
2.12 Allergische bronchopulmonale Aspergillose (ABPA) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65
2.13 Lungenarterienembolie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66
2.14 Pulmonale Hypertonie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67
2.15 Tuberkulose und nichttuberkulöse Mykobakterien. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69
2.16 Sarkoidose. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71
2.17 Exogen allergische Alveolitis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72
2.18 Neuromuskuläre und thorakal-restriktive Erkrankungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74
2.19 Schlafbezogene Atmungsstörungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75
Literatur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77
Serviceteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181
Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182
IX
Autorenverzeichnis
Literatur – 38
1.1 · Anatomie und Physiologie
3 1
1.1 Anatomie und Physiologie Nach unten führt der Pharynx ventral in den Larynx,
nach dorsal in den Ösophagus.
1.1.1 Obere Atemwege Der Nasen- und Mundrachen enthält vielfältiges
lymphatisches Gewebe als unmittelbares Abwehr-
M. Schellenberg system. Der Bereich des Kehlkopfes ist dagegen mit
dichter sensibler nervaler Versorgung ausgestattet
Die oberen Atemwege sind luftleitende Struktu- und sorgt so für sofortiges Würgen und Husten bei
ren und stellen reines Totraumvolumen dar, d. h., Eindringen von Fremdkörpern.
es findet kein Gasaustausch statt. Dennoch haben Im unteren Pharynx überkreuzen sich die
sie wichtige Funktionen: Säubern, Erwärmen und Luft- und Speisewege. In der Regel ist der Luftweg
Anfeuchten der Atemluft. offen, der Speiseweg verschlossen. Im Rahmen des
Anatomisch gehören hierzu: Schluckaktes kehren sich die Verhältnisse um durch
55 Nasenhöhlen inkl. Nasenhaare, Nasen- Verschließen der Epiglottis (Kehldeckel, Teil des
schleimhaut sowie Flimmerhärchen Larynx) und somit des Eingangs zur Luftröhre.
55 Nasennebenhöhlen Der Larynx hat zwei wesentliche Funktionen:
55 Mundhöhle Stimmbildung und Verschluss der unteren Atem-
55 Pharynx (Rachen) wege. Über eine komplexe Struktur an Knorpel,
55 Larynx (Kehlkopf) Ligamenten, Muskeln und Membranen werden die
Stimmbänder bewegt (Atmen, Sprechen, Husten),
Die Schleimhaut der Nares (Naseneingänge) ist das Schlucken und das Husten koordiniert.
zunächst verdickt und mit zahlreichen Haaren sowie
Talg- und apokrinen Drüsen gespickt. Hier erfolgt
eine grobe mechanische Filterung der Einatemluft – 1.1.2 Untere Atemwege und
Pollen, Staub, Insekten werden abgehalten. Lungenparenchym
Bereits in der unteren Nasenmuschel findet
jedoch ein Übergang statt in die Regio respiratoria, M. Schellenberg
eine mit Flimmerepithel bedeckte und mit Becherzel-
len (Schleimdrüsen) ausgestattete Zone. Diese grenzt Die unteren Atemwege schließen mit Beginn der
direkt an die Lamina propria, die hauptsächlich aus Trachea (Luftröhre) an die oberen Atemwege an.
lockerem Bindegewebe besteht und ausgedehnte Des Weiteren gehören hierzu:
Venennetze sowie Schleimdrüsen enthält. Aus diesem 55 Bronchien
Bereich fließen Nasenbluten und Schnupfensekrete. 55 Bronchioli (Bronchioli terminales und
Das Riechen findet in 4 kleinen Feldern an den respiratorii)
oberen Nasenmuscheln statt. 55 Alveolargänge
Auch die Nasennebenhöhlen sind mit respirato- 55 Alveolen
rischem Epithel ausgekleidet: Sinus maxillaris (Kie-
ferhöhle), Sinus ethmoidales (Siebbeinzellen), Sinus Bis zum Beginn der Bronchioli respiratorii erfüllen
frontalis (Stirnbeinhöhle) und Sinus sphenoidalis die Bronchien und Bronchioli ausschließlich eine
(Keilbeinhöhle). luftleitende Funktion und sind weiterhin „anato-
Der Pharynx (. Abb. 1.1) ist eine schlauchför- mischer Totraum“, sie sorgen für eine Reinigung,
mige Struktur mit drei Zonen: Anfeuchtung und Anwärmung der Luft.
55 Pars nasalis pharyngis (Nasenrachen): beginnt Die Trachea beginnt am Kehlkopf und zieht sich
an der Einmündung der Nasengänge in den ca. 10–12 cm bis zur Bifurcatio tracheae (Auftei-
Rachen lung). Die Hinterwand ist eine bindegewebige Mus-
55 Pars oralis pharyngis (Mundrachen): beginnt kelplatte, an der 16–20 hufeisenförmige Knorpel-
am Gaumenbogen spangen befestigt sind. Dadurch ist die Trachea sehr
55 Pars laryngea pharyngis (Schlundrachen): flexibel und biegsam, um den Zugbewegungen des
beginnt in Höhe des Kehlkopfes Zwerchfells zu folgen.
4 Kapitel 1 · Grundlagen der Pneumologie
1 Torus levatorius
Tonsilla tubaria
Fornix pharyngis
Recessus pharyngeus
= Rosenmüller’ sche Grube
Torus tubarius
Ostium pharyngeum tubae auditivae
Bursa pharyngealis
Tonsilla pharyngea
Palatum molle
= Velum palatinum Fascia pharyngobasilaris
Plica salpingopharyngea
Arcus palatoglossus
Uvula palatina
Plica triangularis Arcus palatopharyngeus
Fossa supratonsillaris Tonsilla palatina
Ligamentum M. constrictor pharyngis
hyoepiglotticum
Os hyoideum Cartilago epiglottica
. Abb. 1.1 Nasen- und Mundhöhle, Rachen und Kehlkopf. Mediansagittalschnitt durch Kopf und Hals, Ansicht der rechten
Hälfte von medial. (Aus Tillmann 2010)
An der Bifurkation teilt sich die Trachea auf in die am distalen Ende ist der Übergang zu den Alveolen
Hauptbronchien (links und rechts), die die Struktur (Lungenbläschen). Ab den Lappenbronchien verlie-
der Trachea fortsetzen. An den Lungenhili (Lungen- ren sich die festen Knorpelspangen, bis nur noch elas-
pforte) treten sie zusammen mit Pulmonalarterien, tischer Knorpel übrigbleibt (. Abb. 1.2).
-venen, Nerven und Lymphgefäßen in das Lungen- Die Hauptbronchien teilen sich in Lappenbron-
gewebe ein. chien auf:
55 Rechts 3 Lappen (Ober,- Mittel- und Unter-
> Der rechte Hauptbronchus ist weiter lappen). Der Bronchus intermedius verbindet
und verläuft vertikal, somit gelangen dabei den Oberlappen mit den darunter
Fremdkörper bei Aspiration häufiger in die liegenden Mittel- und Unterlappen.
rechte Seite. 55 Links 2 Lappen (Ober- und Unterlappen).
Os hyoideum
Cartilago thyreoidea
Ligamentum cricothyreoideum
medianum = conicum
Cartilago cricoidea
Ein Lungensegment ist die kleinste Ligamentum cricotracheale
anatomische resezierbare Einheit.
Aufgrund des steiler verlaufenden Cartilagines tracheales
Bronchus principalis dexter ist die
rechte Lunge häufiger von Aspira-
tionen betroffen als die linke.
Ligamenta anularia
. Abb. 1.2 Kehlkopf, Trachea und Bronchialbaum, Ansicht von vorn. Knorpel mit Toluidinblau angefärbt. (Aus Tillman 2010)
Das Gleiten der Gelschicht auf der Solschicht (Trennwände), die mit Poren durchsetzt sind. Spe-
1 wird durch Surfactant (Phospholipide/Proteine) zielle Alveolarepithelzellen und das Vorhandensein
möglich. von Surfactant (flüssiger Proteinphospholipidfilm)
Die Flimmerhaare schlagen etwa 5- bis 25-mal ermöglichen eine Diffusion (Durchwanderung) der
pro Sekunde oralwärts und sorgen somit für eine Gase durch die Alveolarwände, um dort von dem netz-
stetige Reinigung der Bronchien von Schleim, Staub artig umspannenden arteriellen und venösen Blutge-
oder anderen Fremdpartikeln. Diesen Mechanismus fäßsystem aufgenommen bzw. abgegeben zu werden.
nennt man mukoziliäre Clearance. Die Masse der Alveolen (ca. 300 Millionen) bildet
Ist die schützende umgebende Schleimschicht das Lungenparenchym (Lungengewebe).
gestört (z. B. durch Zigarettenrauch, Medikamente
oder Mikroorganismen), funktioniert der Flimmer- > Eine Pneumonie ist eine Entzündung
schlag nicht mehr, Sekret und Fremdkörper verblei- im Lungenparenchym, eine Bronchitis
ben in den Bronchien. Es entstehen lokale Entzündun- dagegen eine Entzündung in den Bronchien/
gen, in der Folge gehen Flimmerhaare zugrunde. Die Bronchiolen.
Selbstreinigungsfunktion der Lunge lässt weiter nach.
Trigonum thymicum
Lobus 1
sup. 2
3
Lobus 4
med. 5
6
7
Lobus 8
inf. 9
10
11
12
Recessus
costodiaphragmaticus
Recessus
costomediastinalis
c b a d e
. Abb. 1.3 Lungengrenzen und Pleuragrenzen (blau) in der Ansicht von vorne (links) und von hinten (rechts). Außerdem
sind eingetragen: Sternal- (a), Medioklavikular- (b), Axillar (c), Skapular- (d), Paravertebral- (e) und Interspinallinie (f). Pfeil:
Verschiebung der Lungengrenze bei forcierter Atmung. Parallel zur 4. Rippe die Fissura horizontalis. Zwischen Lungen- und
Pleuragrenzen die Komplementärräume. (Aus Schiebler 2005)
1.1 · Anatomie und Physiologie
7 1
Der knöcherne Thorax besteht aus: mit den Rippen darüber und bilden somit den
55 Sternum (Brustbein) Arcus costalis (C8–10) oder enden frei in der
55 Costae (Rippen, 12 Paare) Bauchmuskulatur (C11–12)
55 Vertebrae thoracicae (Brustwirbelkörper)
Es gibt zahlreiche anatomische Varianten der Rippen,
so fehlt z. B. oft die 12. Rippe, oder es gibt überzählige
Sternum (Brustbein) Rippen, meist im Bereich der Halswirbel (Halsrippe).
Das Sternum ist ein platter Knochen, der aus 3 Teilen Die einzelnen Rippen bestehen aus:
besteht: Manubrium sterni, Corpus sterni und Pro- 55 Caput (Kopf), der per Gelenk am Brustwirbel-
cessus xiphodeus. körper ansetzt
Am oberen Teil, dem Manubrium, setzen seitlich 55 Collum (Hals), der direkt in den Corpus
symmetrisch die Claviculae (Schlüsselbeine) und die (Körper) der Rippe übergeht. Im Bereich des
beiden ersten Rippen an die Incisurae (Einkerbun- Halses ist ein kleines Höckerchen, Tuberculum,
gen) an. Der obere Rand des Manubriums ist einge- das eine Gelenkfläche mit dem Brustwirbel-
buchtet zur Incisura jugularis und bildet den unteren querfortsatz bildet
Rand der sog. Drosselgrube.
Nach unten ist das Manubrium mit dem Corpus Auf der Innenseite am unteren Rand der Rippe ist
sterni verbunden durch Faserknorpel (Symphysis eine kleine Rinne, in der versorgende Vene, Arterie
manubriosternalis). Dieser Übergang ist leicht nach und der Nerv verlaufen.
vorne abgewinkelt und als tastbare Querleiste, dem
Angulus sterni, zu spüren. In diesem Bereich liegt > Drainagenanlagen werden immer auf
auch die Incisura costalis der 2. Rippe. der Rippenoberkante angelegt, um
Am Corpus sterni setzen seitlich die Rippenpaare Verletzungen der Gefäße und Nerven zu
der 3.–7. Rippe an. vermeiden.
Der Processus xiphodeus (Schwertfortsatz) ist
über die Synchrondosis xiphosternalis mit dem
Brustbeinkörper verbunden. Vertebrae thoracicae
Die Brustwirbelsäule (BWS) befindet sich im Thorax
Praxistipp und besteht aus 12 Brustwirbeln (TH1–12). Seitlich
setzen die Rippen 1–12 an.
Der Angulus sterni dient als anatomischer Jeder einzelne Wirbel besteht aus einem Corpus
Orientierungspunkt: hier setzt die 2. Rippe an, (Körper), Arcus (Bogen) und Processus (Fortsatz).
nach unten können die weiteren Rippen bzw. Die Körper liegen übereinander und bilden die tra-
ihre Zwischenräume tastbar abgezählt werden. gende Säule unserer Wirbelsäule. Zwischen den
knöchernen Flächen sind die Disci intervertebra-
les (Bandscheiben), die als weiche bindegewebige
Polster die Energie unserer Bewegungen abdämp-
Costae (Rippen) fen und die Wirbelsäule elastisch und beweglich
Die Costae sind ebenfalls platte Knochen und machen. Die unterschiedliche Dicke der Bandschei-
bestehen aus einem knöchernen Teil, Os costale, ben trägt zu der natürlichen Krümmung der Wirbel-
und einem deutlich kürzeren, knorpeligen Teil, Os säule bei, die eine doppelte S-Form bildet:
cartilago. Es gibt 12 Rippenpaare, man unterschei- 55 Lordose (ventral konvex) der Halswirbelsäule
det zwischen: (HWS) und Lendenwirbelsäule (LWS)
55 Costae verae, „echte“ Rippen, C1–7, setzen mit 55 Kyphose (ventral konkav) der BWS und
der Os cartilago direkt in den Incisurae costales an Sakralbereich
55 Costae spuriae, C8–12, haben keine direkte
Verbindung mit dem Brustbein, sondern Die Wirbelbögen grenzen sich nach dorsal ab und
bilden gemeinsame knorpelige Verbindungen gehen über in die Querfortsätze, an denen Rippen
8 Kapitel 1 · Grundlagen der Pneumologie
Ramus apicalis
A. pulmonalis Trachea
dextra
Ramus posterior A. pulmonalis
sinistra
Ramus
apicoposterior
Ramus anterior Ramus anterior
V. pulmonalis V. pulmonalis
dextra superior sinistra superior
Ramus lingularis
Ramus lobi
medii Bronchus lobaris
Bronchus inferior sinister
segmentalis V. pulmonalis
basalis medialis sinistra inferior
= cardiacus
V. pulmonalis
dextra inferior
. Abb. 1.4 Darstellung der Lungenarterien (blau), der Lungenvenen (rot) und des Tracheobronchialbaums (weiß) in der
Ansicht von vorn. Die Lungenarterien wurden nach der Kunststoffinjektion im Bereich der Bifurcatio trunci pulmonalis und die
Lungenvenen im Bereich des linken Vorhofes miteinander verbunden.
1.1 · Anatomie und Physiologie
9 1
! Cave Die Pleura viszeralis (Lungenfell) dagegen über-
Im Lungenkreislauf ist das Blut der Arterien zieht beide Lungenflügel und ist hiermit verwachsen.
sauerstoffarm, das der Venen sauerstoffreich! Sie ist etwas zarter als das Brustfell und nicht sensibel
innerviert, somit schmerzunempfindlich.
Dies ist der „kleine Kreislauf “, hier herrscht ein nied- Der Raum zwischen Brust- und Lungenfell
riger Blutdruck (ca. 20 mmHg). ist die Cavitas pleuralis, also der Pleuraspalt. In
diesem Spalt befinden sich ca. 5 ml seröse Flüssig-
> Einen Anstieg des Blutdrucks im kleinen keit, gebildet von der Pleura parietalis, vor allem
Kreislauf nennt man pulmonale Hypertonie an der Lungenspitze. Gleichzeitig wird kontinuier-
(7 Abschn. 2.14); ein Blutpfropf der Aa. lich Flüssigkeit durch die Pleura viszeralis resor-
pulmonales verursacht eine Lungenembolie biert, vor allem an der Lungenbasis. So entsteht ein
(7 Abschn. 2.13). Kreislauf, in dem etwa 300 ml Flüssigkeit pro Tag
zirkulieren.
Aus dem Herzen wird dann das sauerstoffangerei-
cherte Blut über den „großen Kreislauf “ durch den > Ein Patient mit Pleuraerguss sollte möglichst
Körper verteilt. oft im Sitzen gelagert werden, damit die
Flüssigkeit über der Lungenbasis drainieren
kann.
Vasa privata
Auch das Lungengewebe und die Bronchien selbst Durch die ständige Resorption und den Verbleib
benötigen eine Blutversorgung, hierfür dienen die geringster Flüssigkeitsmengen im Pleuraspalt
Vasa privata. Aus der thorakalen Aorta und zum Teil (Kapillareffekt) entsteht ein Unterdruck von etwa
aus alarterien entspringen die Rami bronchiales, die –3 cmH2O in Atemruhelage. Hierdurch haften die
eine Durchblutung sicherstellen. Lungen an die Thoraxwand und am Diaphragma.
Der Rücktransport zum Herzen läuft über die Bei der Inspiration dehnt sich der Brustkorb, die
Vv. bronchiales sowie V. azygos und V. hemiazygos. Lungen gleiten mit, der Unterdruck steigt weiter bis
Zwischen den Arterien und Venen des Lungen- –8 cmH2O. Dieser Effekt unterstützt auch die Rück-
kreislaufs bestehen Anastomosen, also Querver- stellkräfte des Thorax bei der Exspiration.
bindungen. Diese können bei Bedarf geöffnet oder
geschlossen werden, um den Blutfluss zu regulieren. ! Cave
Dringt Luft in den Pleuraspalt, wird der
Unterdruck aufgehoben und die Lunge fällt
1.1.5 Pleura zusammen (Pneumothorax, 7 Abschn. 2.8).
M. Schellenberg
1.1.6 Ventilation – Diffusion –
Die Pleura (Brustfell) ist eine dünne, gut innervierte Perfusion
und durchblutete seröse Haut, die aus dem Lungen-
hilum entspringt und sich in zwei Blätter aufteilt: M. Schellenberg
Pleura parietalis und Pleura viszeralis.
Die Pleura parietalis (Rippenfell) kleidet den Eine erfolgreiche Atmung beruht auf drei Säulen:
Innenraum des Brustkorbs aus. Sie ist etwas dicker als Ventilation, Diffusion und Perfusion. Wie die
die Pleura viszeralis und wird zusätzlich nach ihrer Glieder einer Kette greifen sie ineinander über, ent-
anatomischen Lage bezeichnet: Pars apicalis (Pleu- sprechend haben Störungen der einzelnen Kompo-
rakuppel), diaphragmatica (Zwerchfell), costalis nenten Auswirkungen auf das ganze System. Ein
(Rippen) und mediastinalis (Mediastinum, zwischen Grundverständnis der Atemphysiologie hilft uns,
beiden Lungen). Durch die dichte nervale Versor- im Alltag Probleme der Atmung schneller einzu-
gung ist das Rippenfell sehr schmerzempfindlich. grenzen (. Abb. 1.5).
10 Kapitel 1 · Grundlagen der Pneumologie
1 pO2 pCO2
150 mm Hg ~ 0 mm Hg
O2 CO2
Alveolen 100 mm Hg 40 mm Hg
Diffusion
90-100 mm Hg 40 mm Hg
Blutkreislauf
Konvektion
40 mm Hg 45 mm Hg
Diffusion
40 mm Hg 45 mm Hg
O2 CO2
Gewebe
Zellen
Diffusion
Mitochondrien < 5 mm Hg > 45 mm Hg
. Abb. 1.5 Gasaustausch. Sauerstoff gelangt durch die Ventilation über die Atemwege schließlich an die alveolokapilläre
Gasaustauschstrecke. Hier diffundiert er in das Blut und wird mit diesem zu den Organen und Geweben des Körpers
transportiert. Der Sauerstoff diffundiert dann aus dem Blut in die Gewebe und gelangt schließlich als Elektronenakzeptor in die
Mitochondrien. (Aus Matthys und Seeger 2008)
55 Diffusionsfläche: Zur Verfügung stehende Mitochondrien der Körperzellen. Der Weg dazwi-
1 Fläche der Alveolen. schen umfasst neben der Ventilation, Diffusion und
Perfusion (7 Abschn. 1.1.6) auch die kardiale Vertei-
Störungen der Diffusion entstehen durch: lung, hämatologische Transportsysteme und Isoen-
55 Verlängerung der Diffusionsstrecke zyme der Atmungskette auf Zellebene. Es gibt ver-
(Lungenödem, -entzündung, -blutung, schiedene Möglichkeiten, den Sauerstofftransport im
Lungenfibrose) Köper zu quantifizieren.
55 Verminderung der Diffusionsfläche
(Lungenemphysem, Tumor, Lungenfibrose,
Lungenresektion) Sauerstoffsättigung (SpO2)
55 Verminderung der Kontaktzeit (gesteigertes Die Messung der Sauerstoffsättigung ist die häufigste
Herzzeitvolumen, Anämie) und alltagstauglichste Methode, sie wird am Puls-
oxymeter gemessen. Die O2-Sättigungsmessung gibt
> Diffusionsstörungen sind Oxygenierungs- an, wie viel Prozent der Hämoglobinkörper (Hb) des
störungen. Aufgrund der deutlich höheren kapillären Blutsystems mit Sauerstoff beladen sind.
Diffusionskapazität des CO2 entstehen praktisch Die Bindungsaffinität (Bindungsfreudigkeit) des Hb
keine messbaren CO2-Diffusionsdefizite. zu O2 hängt von äußeren Faktoren wie Temperatur,
pH oder CO2 ab. Somit kann die Sauerstoffsättigung
schwanken, ohne dass sich die Gesamtmenge an
Perfusion O2-Molekülen im Blut wirklich verändert hat – sie
Die Pulmonalarterien und -venen bestreiten zusam- verteilen sich nur anders.
men mit den Lungenkapillaren die Perfusion, sie
sind wesentlich für die Verteilung der Atemgase. > Fieber, pH-Abfall oder Hyperkapnie können
Dabei wird die Lunge unterschiedlich durchblutet. einen Abfall der gemessenen Sauerstoff-
Im Sitzen oder Stehen erhalten die unteren Partien sättigung bewirken durch eine verminderte
deutlich mehr Blut als die Lungenspitzen – beim lie- Bindung der O2-Moleküle am Hämoglobin.
genden Menschen folgt die Durchblutung ebenfalls
der Schwerkraft und verteilt sich dorsal flächig.
Zudem wird die regionale Blutverteilung über Sauerstoffpartialdruck (PaO2, arteriell)
den Euler-Liljestrand-Mechanismus mitbestimmt: Die treibende Kraft des Sauerstoffs zum Übertritt aus
eine Abnahme des alveolaren Sauerstoffpartialdrucks der Alveole in das Kapillarsystem bzw. dann in die
führt physiologischerweise zu einer Abnahme der einzelnen Körperzellen ist der Sauerstoffpartialdruck
Durchblutung in diesem Bereich. So versucht der (pO2, arteriell PaO2, beide Abkürzungen werden häufig
Körper, den Gasaustausch zu optimieren. synonym verwendet). Diesen Partialdruck können wir
Störungen der Perfusion entstehen durch: in einer Blutgasanalyse (BGA) messen. Der Ausgangs-
55 Arterielle Hypotonie (Schock) partialdruck der Inspirationsluft hängt vom Luftdruck
55 Lungenarterienembolie der Umgebung ab und ist in den Bergen niedriger als
55 Pulmonale Hypertonie auf Meereshöhe. Der Gesamtdruck der Umgebungs-
55 Sepsis mit Mikrothromben luft setzt sich aus den Teildrücken der Umgebungsgase
zusammen (Stickstoff, Sauerstoff, Kohlendioxid und
Edelgase). Die Fraktion (Anteil, FiO2) des O2 in der
1.1.7 Sauerstofftransport Luft bleibt dabei immer gleich: 21%.
Der PO2 beträgt auf Meereshöhe etwa 150 mmHg
M. Schellenberg in den großen Atemwegen, durch die zunehmende
Erwärmung und Befeuchtung sinkt er bis in die
Der Sauerstofftransport des Körpers beginnt mit der Alveolen auf 100 mmHg. Der weitere Verlust des
Ventilation in den oberen Atemwegen und endet Partialdrucks während des Transports im Kreislauf-
mit der Übergabe einzelner O2-Moleküle an den system ist erheblich, an einer Körperzelle herrschen
1.1 · Anatomie und Physiologie
13 1
nur noch ca. 5 mmHg. Somit ist ein Mindestpartial- > Im klinischen Alltag ist die Beobachtung der
druck als Ausgangsdruck dringend notwendig, um Herz- und Atemfrequenz sehr wichtig, um
die Atmung auf Zellebene noch zu ermöglichen. Hypoxämien frühzeitig zu erkennen.
1 ZNS
Atemantrieb
Verletzungen
Atemzentrum
Gehirn/Rückenmark
1. Motoneuron
Neuromuskuläre
Erkrankungen (z.B. ALS)
Medikamentös/toxisch
Peripheres
Nervensystem
PNS ALS
2. Motoneuron Entzündlich (z.B. viral)
PNP (Diabetes mellitus)
Übertragung der
Neurotransmitter
Myasthenia gravis
Neuromuskuläre Lambert -Eaton-Syndrom
Endplatte Toxisch (Tetanus,
Botulismus)
Muskelmechanik
Muskulodegenerativ (z.B.
Morbus Duchenne)
Inspirationsmuskulatur Muskelatrophie
Thoraxstabilität
Schmerzhafte
Rippenbrüche
(Schonatmung)
Knöcherner Thorax (Kypho -) Skoliose
Post-Tbc-Syndrom
Intrathorakal
Chronische Überlastung
Pleura der Atemmuskulatur (z.B.
Alveolen COPD, Pleuraasbestose)
. Abb. 1.7 Die Atempumpe und mögliche Störungen. ALS amyotrophe Lateralsklerose, COPD chronisch obstruktive
Lungenerkrankung, PNP Polyneuropathie, Tbc Tuberkulose
1.1 · Anatomie und Physiologie
15 1
(Muskelabbau durch neurale Erkrankungen, z. B. Hypoxämisches Versagen (früher:
amyotrophe Lateralsklerose, ALS). Die muskuläre respiratorische Partialinsuffizienz)
Kraft reicht dann nicht mehr zur Ventilation. Typischerweise liegt eine Störung des Lungenpar-
Auch können die Muskeln primär zugrunde enchyms vor, alternativ auch ein kardiopulmonales
gehen, z. B. durch angeborene Muskeldystrophien Problem. Als Folge entsteht eine Hypoxämie (Mangel
(z. B. Morbus Duchenne). an Sauerstoff im Blut). Der Gehalt an CO2 im Blut ist
Die Lungen und der knöcherne Thorax gehören dabei noch normal oder sogar erniedrigt durch eine
nicht primär zur Atempumpe. Dennoch können kompensatorische Hyperventilation (Mehratmung).
Erkrankungen der Lunge (z. B. COPD, Fibrose), Die Beschwerden einer Hypoxämie können sehr
der Pleura (z. B. Asbestose) oder des Skeletts (z. B. unterschiedlich sein und hängen vorwiegend von der
schwere Skoliose) zu einer dauerhaften Überanstren- Grunderkrankung ab. Oft – aber nicht immer! – geht
gung der Atemmuskulatur führen. Die Atemarbeit die Hypoxämie mit Dyspnoe einher.
ist dabei erhöht durch bronchiale Obstruktion oder
auch verminderte Dehnbarkeit des Lungengewebes. > Dyspnoe muss nicht mit einer Hypoxämie
Um eine ausreichende alveoläre Ventilation einhergehen – und umgekehrt.
zu sichern und somit O2 und CO2 im Blut stabil
zu halten, muss die Atemmuskulatur mehr Arbeit Die Therapie eines hypoxämischen Versagens fußt
leisten. Im Verlauf kann diese Mehrleistung nicht immer auf einer Behandlung der Grunderkrankung
mehr erbracht werden, die Muskulatur erschöpft (Infektbehandlung, Diurese etc.) – die Sauerstoffgabe
sich, es entsteht ein Atempumpenversagen. ist essenziell zur Anhebung des O2-Werts und Ent-
lastung der Atmung.
der Atempumpe (7 Abschn. 1.1.8). Durch eine alveo- in Rachen, Luftröhre, Bifurkation, Pleura, Peri-
1 läre Hypoventilation (Minderbelüftung) entwickelt kard, Zwerchfell und Ohrkanal stimuliert werden.
sich neben einer Hypoxämie auch eine Hyperkapnie. Es gibt verschiedene Arten von Hustenrezeptoren,
Im Gegensatz zum hypoxämischen Versagen ist die mechanische Reize (z. B. Fremdkörper, Staub,
„nur“ eine Sauerstoffgabe meist nicht ausreichend, Pollen), thermische Reize (z. B. kalte Luft) oder che-
auch wenn sie hilfreich sein kann: durch den Anstieg mische Reize (z. B. Botenstoffe bei Entzündung,
der alveolären O2-Fraktion kann pro Atemzug mehr Rauch) als Impulse an das Hustenzentrum (Medulla
Sauerstoff aufgenommen werden. Das Atemzentrum oblongata, Pons) weiterleiten.
reagiert hierauf mit einer Abnahme der Ventilation Die Weiterleitung findet über die sensiblen
(erkennbar an einem weiteren CO2-Anstieg), um die (afferenten) Fasern von Hirnnerven, vor allem des
erschöpfte Atemmuskulatur zu entlasten. N. vagus unter Mitbeteiligung von N. trigeminus,
Gleichzeitig wird eine Gefahr hierbei deutlich: N. glossopharyngeus, statt. Das Hustenzentrum ver-
Die Hypoventilation steigt, das CO2 daher ebenso. arbeitet den jeweiligen Reiz und trifft die Entschei-
Reicht diese Erholungsphase nicht aus zur Rekom- dung: Husten – oder auch nicht.
pensation, kann eine O2-Gabe Patienten mit venti- Zum Husten werden dann die entsprechenden
latorischem Versagen in eine schwere Hyperkapnie Impulse über motorische (efferente) Nervenfasern
hineintreiben – und sogar bis hin zum Koma führen. an die ausführenden Organe (Zwerchfell, Kehlkopf,
Interkostal-, Bauchwand- und Rückenmuskulatur)
! Cave übergeleitet.
O2-Gabe bei ventilatorischem Versagen Anmerkung: Zentral wirksame Medikamente
sorgfältig mit Blutgasanalysen überwachen! wie Codein hemmen den Hustenreflex auf der Ebene
der Verschaltung im Hirnstamm.
Eine dauerhafte Entlastung der Atemmuskulatur lässt
sich nur durch eine Beatmung herbeiführen. Dabei
hat der Stellenwert der nichtinvasiven Beatmung Willkürlicher Husten
(NIV) in den letzten Jahren erheblich zugenommen Im Hustenzentrum bestehen Verbindungen zum
und gehört zum Therapiestandard bei akutem und Atemzentrum (Atemrhythmus-Generator) und zur
chronischem hyperkapnischen Versagen. Großhirnrinde (Cortex cerebri). Dort wird der will-
kürliche Husten, das Gefühl der Notwendigkeit zu
Husten („urge to cough“), die willkürliche Husten-
1.1.10 Husten unterdrückung und die Beeinflussung durch psycho-
logische Faktoren veranlasst.
G. Iberl
1.2.1 Blutgasanalyse
aus Ohrläppchen oder Fingerbeere, das Mittel der Wahl der Probe ist wichtig, um Verfälschungen der Werte
1 und in Hinblick auf Genauigkeit und klinische Aus- zu verhindern.
sagekraft gut geeignet (Zavorsky et al. 2007). Vor der Fehlerquellen: Nicht ausreichende Durchblu-
Punktion sollte eine höhere Arterialisierung mit einer tung zeigt falsch erniedrigte pO2-Werte, Luftbläs-
durchblutungssteigernden Salbe erfolgen. Eine kapil- chen erzeugen zu hohe O2-Werte.
läre Blutgasanalyse kann nach entsprechender Einwei-
sung auch durch Pflegepersonal durchgeführt werden.
Interpretation
z Praktisches Vorgehen Prinzipiell werden in Abhängigkeit vom pH-Wert
Azidosen und Alkalosen unterschieden. Diese
Vorbereitung der Haut Ca. 10–15 min vor geplan- können eine respiratorische und/oder metabolische
ter Punktion Einreiben der zu punktierenden Stelle Ursache haben (. Tab. 1.3).
mit erwärmender Salbe. Präferenz Ohrläppchen, da
weniger schmerzhaft als Fingerbeere. z Praktisches Vorgehen
55 pH-Wert anschauen! Azidose (pH <7,35) oder
! Cave Alkalose (pH >7,45)?
Kontakt mit der Salbe vermeiden, zu viel oder 55 Respiratorische oder metabolische Störung? → Bei
versehentlich aufgetragene Salbe lässt sich primär respiratorischen Erkrankungen ändern
im Gesicht mit Hautcreme oder Speiseöl und sich pH und pCO2 gegenläufig, bei metabolischen
am Auge mit Vaseline wieder entfernen. Erkrankungen ändern sie sich gleichsinnig.
55 Ist lediglich der pO2 erniedrigt, so liegt eine
Material Währenddessen benötigte Materialien respiratorische Partialinsuffizienz vor, ist
zusammenstellen: zudem der pCO2 erhöht, handelt es sich um ein
55 Einmal-Lanzetten hyperkapnisches Versagen.
55 Abwurfbehälter
55 Einmal-Handschuhe Beispiele für respiratorische Azidosen (ATS –
55 Desinfektionsmittel merican Thoracic Society, Kaufman 2016):
A
55 BGA-Kapillaren 55 Obstruktive Atemwegserkrankungen,
55 Verschlussnoppen (luftdichter Verschluss nach z. B. Asthma, COPD
Punktion wichtig) 55 Restriktive Erkrankungen
55 Metallstift (verhindert durch Bewegung bis zur 55 ZNS-Erkrankungen
Analyse die Gerinnung) 55 Schlafbezogene Atmungsstörungen (Obesitas-
Hypoventilationssyndrom – OHS, obstruktive
Punktion und Verarbeitung der Probe Abwischen Schlafapnoe – OSA)
der Salbe, danach Punktion des Ohrläppchens (am 55 Neuromuskuläre Erkrankungen
besten seitliches Ohrläppchen zur besseren Hand-
habung) und Auffangen des Blutes mittels BGA-
Kapillare. Es sollten keine Lufteinschlüsse im Kapil- . Tab. 1.3 Interpretation Blutgasanalyse
lar-Röhrchen auftreten, da sonst das Ergebnis
fehlerhaft sein kann oder technische Probleme bei Störung Ursache pH-Wert pCO2
der Auswertung auftreten können.
Azidose Respiratorisch pH↓ pCO2↑
Anschließend erfolgt das Einlegen eines Metall-
stiftes und der luftdichte Verschluss der Probe mittels Azidose Metabolisch pH↓ pCO2↓
Verschlussnoppen. Der Metallstift sorgt für eine Alkalose Respiratorisch pH↑ pCO2↓
gute Durchmischung der Probe und verhindert die Alkalose Metabolisch pH↑ pCO2↑
Gerinnung. Eine möglichst schnelle Verarbeitung
1.2 · Diagnostik: Basics
19 1
Beispiele für respiratorische Alkalosen: Die Durchführung ist einfach und risikolos,
55 ZNS-Erkrankungen mit Hyperventilation aus den abgeleiteten Kurven lassen sich wichtige
(traumatisch, infektiös, Hirnödem) Informationen ersehen: Lagetyp des Herzens,
55 Hypoxämie Rhythmusgeber (Sinusknoten oder anderer), Herz-
55 Drogen frequenz, Regelmäßigkeit, Extrasystolen (Extra-
55 Schmerz, Angst schläge), normale Erregungsausbreitung u.v.m.
55 Schwangerschaft, Leberkrankungen, Sepsis, Auffälligkeiten im EKG lassen Rückschlüsse auf
Hyperthyreose Erkrankungen wie Ischämie (Durchblutungsstö-
rungen) oder Hypertrophie der Herzmuskelwand
Beispiele für metabolische Alkalosen: zu. Unregelmäßigkeiten oder häufige Extrasystolen
55 Gastrointestinaler Verlust von Säure können hinweisend auf Störungen des Elektrolyt-
55 Renaler Verlust von Säure haushaltes sein. Eine Beurteilung der Auswurfleis-
tung ist jedoch nicht möglich.
Beispiele für metabolische Azidosen: Wesentlich zur Beurteilung des EKGs ist eine
55 Laktatazidose gute Qualität der Ableitungen. Meist wird ein sog.
55 Diabetische Ketoazidose 12-Kanal-EKG abgeleitet, hierfür werden 12 Elek-
55 Urämie troden platziert und eine unipolare (Elektrode →
Impuls nach außen) Ableitung durchgeführt. Alter-
nativ werden beispielsweise zur Überwachung nur
3 Elektroden (Ampel-Schema) geklebt und somit
1.2.2 Elektrokardiogramm bipolar (Potenzial zwischen 2 Elektroden) abgeleitet.
M. Schellenberg
> Ampel-Schema: rechter Arm rot, linker Arm
Die Kontraktionen des Herzmuskels werden durch gelb, linkes Bein grün.
elektrische Impulse ausgelöst.
Das Elektrokardiogramm (EKG) dient der Auf-
zeichnung der elektrischen Potenziale aller Herzmus- Falsch oder schlecht geklebte Elektroden verfälschen
kelzellen. Der Taktgeber des Herzens ist der Sinus- das Ergebnis.
knoten (an der Herzbasis). Von hier aus breiten sich Bei der Durchführung sollte beachtet werden:
Erregungen über Leitungsbahnen bis in die Herz- 55 Behaarung an Positionen entfernen
spitze. Dann kehrt sich die Erregung um und bildet 55 Möglichst flache Lagerung
sich zur Basis wieder zurück. 55 Gewünschte Ableitungen platzieren, ggf.
Dabei entstehen charakteristische Zacken, die Schaubild zur Hand nehmen
positiv (nach oben ausschlagen) oder negativ (nach 55 Den Patienten ruhig und entspannt atmen
unten) sind (. Abb. 1.8). lassen, nicht wackeln, nicht sprechen
Lungenfunktionsprüfungen spiegeln die venti- Tiffeneau-Index, relative FEV1 Verhältnis der FEV1
latorische Funktion der Lunge wider und geben zu VC, normal >70%. Die Erniedrigung zeigt eine
Informationen über pulmonale Erkrankungen. Obstruktion an.
Die Lungenfunktion ist wesentlich zur Diagnose
einer pulmonalen Erkrankung, aber auch für deren Maximaler exspiratorischer Spitzenfluss (PEF) Zu
Verlauf. Sie dient der Unterscheidung einer obstruk- Beginn der forcierten Exspiration herrschen die
tiven vs. restriktiven Lungenerkrankung und hilft zur schnellsten Atemflüsse, da die Luft zunächst aus den
präoperativen Risikoabschätzung. großen Atemwegen mobilisiert wird. Der Spitzen-
Die Untersuchung erfordert eine aktive Mitarbeit fluss (Peak Flow) entspricht PEF. Mittels Heimmess-
des Patienten, man unterscheidet zwischen der Spi- geräten kann der PEF regelmäßig durch die Patienten
rometrie und einer Bodyplethysmografie (BP). selbst überprüft werden, z. B. zur Asthmakontrolle.
Normal: >450 ml/min (alters- und
größenabhängig).
Spirometrie
In der Spirometrie werden dynamische Volumina Maximaler exspiratorischer Fluss, prozentual zur gesam-
gemessen, also aktiv bewegte Luftkompartimente. ten Exspiration (MEF 75/50/25) Unter fortschreitender
Über einen Flusssensor werden dabei Atemflüsse Exspiration wird Luft aus immer kleiner werdenden
gemessen, sowohl in Ruheatmung als auch unter maxi- Atemwegen mobilisiert, die Messung der Atemflüsse
maler In- und Exspiration. Diese werden dann als abso- zu unterschiedlichen Zeitpunkten (z. B. MEF25 = noch
lute Zahlenwerte, Prozente vom Sollwert und grafisch 25% der VC exspiratorisch vorhanden) gibt Auskunft
in Form einer Fluss-Volumen-Kurve festgehalten. über die Obstruktion verschiedener Etagen. Beispiel:
Die Untersuchung wird meist sitzend durch- Eine Bronchiolitis, also Entzündung der kleinen Atem-
geführt, kann jedoch auch im Liegen erfolgen, z. B. wege, führt zu Einschränkung der MEF25.
um Abfälle der Vitalkapazität im Liegen im Rahmen
einer Zwerchfellschwäche zu dokumentieren.
Die Spirometrie erlaubt eine vorläufige Unter- Bodyplethysmografie
scheidung und Quantifizierung von obstruktiven Eine geschlossene (gläserne) Kabine ist notwendig
und restriktiven Ventilationsstörungen, zur Verifizie- zur Durchführung der Bodyplethysmografie (Body).
rung sollte jedoch eine BP ergänzt werden. Die Spiro- Bei geschlossener Tür ist das Luftvolumen der Kabine
metrie ist unkompliziert durchzuführen, auch z. B. bekannt, der Patient atmet mit fest verschlossenen
mithilfe von Handheld Devices im Patientenzimmer. Lippen über einen Spirometer, jede Bewegung des
Brustkorbs (Atmung) erzeugt dabei Volumenver-
Vitalkapazität (VC) Das maximale Volumen (Liter), schiebungen innerhalb der Kabine. Diese extra- und
das nach maximaler Ausatmung eingeatmet werden intrathorakalen Verschiebungen werden genutzt zur
kann, auch IVC genannt. Es ist auch möglich, die VC Bestimmung von statischen Volumina (mitarbeits-
in der Ausatmung zu messen, jedoch unter Gefahr unabhängig) und Atemwegswiderständen, als Basis
schlechterer Werte im Falle von bronchialem Kollaps. erfolgt immer die spirometrische Untersuchung. Die
Normal: ca. 4,5–5 l. Messungen werden wie in der Spirometrie numerisch
(. Abb. 1.9a) und bildlich aufgezeichnet (. Abb. 1.9b).
Forciertes Einsekundenvolumen (FEV1) Volumen,
das nach vollständiger Einatmung in einer Sekunde Spezifischer Atemwegswiderstand (sRaw) Notwen-
bei forcierter Exspiration ausgeatmet werden kann. dige Druckänderung, um ein Verschiebevolumen zu
Die FEV1 ist einer der wichtigsten Parameter in der erzeugen. Diese wird anhand der Atemschleife auf-
Beurteilung obstruktiver Funktionsstörungen und gezeichnet. Je flacher die Schleife, desto mehr Druck
1.2 · Diagnostik: Basics
21 1
. Abb. 1.9a,b Bodyplethysmografie eines 75-jährigen Mannes, altersentsprechend normwertiger Befund, a numerisch,
b grafisch
ist nötig = Obstruktion. Entspricht der Arbeit, die Intrathorakales Gasvolumen (ITGV) Volumen, das
der Patient leisten muss, ist mitarbeitsunabhängig. nach einer normalen Exspiration (Atemruhelage)
intrathorakal vorhanden ist. Hierzu erfolgt ein Ver-
Atemwegswiderstand (Raw) Die Messung des sRaw schlussmanöver während der Atmung, die Messung
wird ins Verhältnis gesetzt zum Lungenvolumen ist stark von der Mitarbeit des Patienten abhängig.
(intrathorakales Gasvolumen, ITGV), Raw = sRaw/ ITGV ist prinzipiell der funktionellen Residualka-
ITGV. Raw entspricht der Kraft, die der Patient in der pazität (FRC) gleichzusetzen.
Ausatmung aufbringen muss, und ist mitarbeitsab- Normal: 2,5–3 l, ca. 40–50% der totalen Lungen-
hängig, da die ITGV-Messung (Verschlussmanöver) kapazität (TLC).
störanfällig ist.
22 Kapitel 1 · Grundlagen der Pneumologie
1
PEF
IRV
MEF75
FEV1 FVC
MEF50
VT IVC
TLC MEF25
ERV
FRC
RV
. Abb. 1.10 Statische und dynamische Volumina. IRV inspiratorisches Reservevolumen (l), ERV exspiratorisches
Reservevolumen (l), VT Atemzugvolumen (l), FRC funktionelle Residualkapazität (l), TLC totale Lungenkapazität (l), IVC
inspiratorische Vitalkapazität (l), RV Residualvolumen (l), FEV1 forciertes exspiratorisches Volumen in 1 s (l), FVC forcierte
Vitalkapazität (l), PEF exspiratorischer Spitzenfluss (l/s), MEF 75, 50, 25 maximale exspiratorische Flüsse bei Prozent
ausgeatmeter FVC (l/s). (Aus Matthys und Seeger 2008)
ohne dass ein Diffusionsproblem vorliegt. Es werden bevorzugt. Hierzu ist eine Erweiterung der Lungen-
daher der Transferfaktor (Tlco) und der Transferko- funktionsdiagnostik nötig.
effizient (Tlco/VA) angegeben (. Tab. 1.6).
Die Untersuchung ist stark mitarbeitsabhän- P0.1 Messung des Mundverschlussdrucks 0,1 s
gig und muss in der Durchführung streng über- nach Beginn der Inspiration unter Ruheatmung.
wacht werden (Vitalkapazität eingeatmet? Leckage- Dabei ist wichtig, dass die Nase verschlossen ist
frei? 10 s angehalten? Nikotin im Vorfeld verfälscht (Nasenklemme) und der Patient entspannt atmet. Es
Werte). werden mehrere Messungen hintereinander durch-
Auch mitarbeitsunabhängige Faktoren, z. B. geführt, die Werte dann gemittelt.
der Hämoglobin-Gehalt spielen eine Rolle (Hb zu
niedrig → weniger Bindungsmöglichkeiten, Messung > Wie viel Druck (und damit wie viel Arbeit)
falsch niedrig). wird für die Ruheatmung benötigt? =
Atemlast
>> Atemlast = Atemarbeit bei Ruheatmung P0.1/PI max Das rechnerische Verhältnis P0.1 zu
44 Atemkapazität = Atemarbeit bei maximaler PImax umgeht die Problematik des Lungenvolumens.
Atmung Ein Anteil >4,5% zeigt eine beginnende Problema-
tik an, bei Werten >20% droht das ventilatorische
Es gibt nichtinvasive und invasive Verfahren, um Versagen.
die inspiratorische Muskelfunktion zu überprüfen.
Meist werden im Alltag die nichtinvasiven Verfah- > P0.1/PImax = Referenzwert der
ren a ufgrund der Einfachheit ihrer Durchführung Beanspruchung der Atemmuskulatur
1.2 · Diagnostik: Basics
25 1
Effektive inspiratorische Impedanz Unter zuneh- 1.2.6 Belastungsuntersuchungen
mender Atemfrequenz steigt die Atemarbeit bereits
in Ruhe (P0.1). Rechnerisch kann man diese Fehler- M. Schellenberg
quelle umgehen: P0.1 × Inspirationszeit/Tidalvolu-
men. P0.1 entspricht damit dem Druck, der b enötigt Spiroergometrie
wird, um einen definierten inspiratorischen Fluss In der Spiroergometrie werden Ergometrie (Messung
aufzubauen (siehe auch Atemwegswiderstand!). der Leistungsfähigkeit), Spirometrie (Lungenfunk-
tionsprüfung) und Atemgasanalysen kombiniert,
> Effektive inspiratorische Impedanz = um eine Funktionskontrolle der Einheit „Herz-
momentanes Abbild der Atemlast Kreislauf-Atmung-Stoffwechsel“ unter stufenför-
mig ansteigender, dann maximaler Auslastung zu
Sniff-Drücke Sniff-Drücke werden nasal (nichtinva- gewinnen. In der Pneumologie liegt die führende
siv) oder transdiaphragmal (invasiv, transnasal-öso- Indikation in der präoperativen Diagnostik vor
phageal-gastraler Katheter) abgeleitet. Kurze, scharfe Lungen(teil-)resektionen oder Transplantationen,
Inspirationsmanöver (engl. „to sniff “) spiegeln vor um eine Abschätzung der postoperativ zu erwarten-
allem die Zwerchfellaktivität wider. den Funktionseinschränkungen und Einschätzung
des operativen Risikos zu gewinnen.
Hustenspitzenstoß („peak cough flow”, PCF) Anhand Im Rahmen von Erkrankungen wie COPD,
eines einfachen Handspirometers (wie auch zum Mukoviszidose oder Herzinsuffizienz bietet sich
Asthmamonitoring eingesetzt) kann ein einfaches diese Untersuchung zudem an zur Erfassung des
Hustenmanöver Aufschluss zur muskulären Kapazi- funktionellen Status, Differenzierung von Dyspnoe
tät geben. Vor allem neuromuskuläre Erkrankungen (kardial vs. pulmonal) oder Quantifizierung der Aus-
führen zu Einschränkungen der Hustenkraft – und dauerleistungsfähigkeit unter Messung des Energie-
damit auch zu mangelhafter Sekretclearance. Ein ein- stoffwechsels. Außerhalb der Pneumologie ist die
geschränkter PCF (<200 l/min) sollte Anlass zu wei- Spiroergometrie in der Sport- und Leistungsdiag-
terem Sekretmanagement geben, inkl. manueller und nostik sowie Kardiologie ebenfalls weit verbreitet.
mechanischer Hustenassistenz. Die Patienten müssen für die Untersuchung
stabil, leistungsfähig und beweglich sein, auch
Twitch-Drücke Oral abgeleitete Drücke werden orthopädische Beschwerden (z. B. Knieschmerzen)
nach elektromagnetischer Stimulation des N. phre- können eine adäquate Durchführung verhindern.
nicus (und damit Stimulation des Zwerchfells) auf- Die Belastung erfolgt auf einem Fahrradergometer
gezeichnet. Diese Untersuchung gibt es in vielerlei oder auf einem Laufband.
Ausführungen, invasiv und nichtinvasiv. Gemessen werden: Atemvolumen, Atemfluss,
O2 und CO2 in der Ausatemluft, BGA, Herzfrequenz
Elektromyografie (EMG) Invasiv oder nichtinvasiv und Rhythmus sowie Blutdruck. Die Werte werden,
werden muskuläre Aktivitäten der Atemhilfsmus- zum Teil als Quotient errechnet, gegeneinander auf-
kulatur oder des Zwerchfells nach nervaler Impuls- getragen – klassischerweise auf der 9-Felder-Tafel
gebung abgeleitet. Die Auswertung dieser Daten ist nach Wassermann. Einer der wichtigsten Parame-
jedoch schwierig und von vielen Faktoren abhängig, ter ist die maximale Sauerstoffaufnahme (maximale
somit selten eingesetzt. O2-Aufnahme in ml/min unter Belastung) als Krite-
rium der Ausdauerleistungsfähigkeit.
Bildgebende Verfahren Vor allem die Sonografie Die Interpretation der gemessenen und gerech-
eignet sich zur Darstellung des Zwerchfells, dessen neten Werte ist aufwendig und bedarf vieler Erfah-
Dicke und Beweglichkeit kann leicht abgeleitet rung, eine Auseinandersetzung damit ist in diesem
werden. Es lassen sich Einschränkungen dokumen- Buch nicht möglich. Bei Interesse wird auf wei-
tieren, ein Rückschluss auf Ursache oder Muskelkraft terführende Literatur (z. B. Kroidl et al. 2014)
lässt sich nicht erschließen. verwiesen.
26 Kapitel 1 · Grundlagen der Pneumologie
6-Minuten-Gehtest Belastungs-Blutgasanalyse
1 Der 6-Minuten-Gehtest („Six Minutes Walking Eine Belastungs-BGA gibt Auskunft zur respiratori-
Test“, 6MWT) ermittelt die funktionelle Kapazität. schen Situation unter Belastung. Unter Einsatz eines
Der Test ist einfach und in fast jedem Erkrankungs- Fahrradergometers oder Laufbandes werden benö-
stadium durchzuführen, er spiegelt sowohl die all- tigte Zeit und Stärke (Watt) einer Belastung doku-
gemeine Leistungsfähigkeit als auch Einschränkun- mentiert, die Blutgase werden meist vor, während
gen der respiratorischen und kardialen Funktion und nach der Belastung erfasst. Hieraus können z. B.
wider. der Bedarf oder die Höhe einer Sauerstoffgabe unter
Hierzu werden Patienten aufgefordert, über Belastung ermittelt werden.
einen Zeitraum von 6 Minuten „so viele Meter
zu laufen wie möglich“. Es können bei Notwen-
digkeit auch Pausen gemacht werden. Hilfsmittel 1.2.7 Nächtliche Pulsoxymetrie und
wie Stock oder Rollator sowie Sauerstoff sind nach Kapnometrie
Bedarf erlaubt. Dabei wird die Gehstrecke gemes-
sen und dokumentiert, ebenso Herzfrequenz und M. Schellenberg
SpO2.
Der 6MWT erlaubt eine objektivierte Einschät- Die Pulsoxymetrie (SpO 2 und Puls) und trans-
zung der Mobilität und der Ausdauer, unterstützt kutane Kapnometrie (tCO 2) sind nichtinvasive
die Ermittlung des Sauerstoffbedarfs und hilft in der Methoden zur Überwachung und Aufzeichnung
Quantifizierung eines Krankheitsverlaufs bzw. Ver- der respiratorischen Funktion. Sie werden sehr oft
besserung nach einer Therapiemaßnahme. Dieser eingesetzt und liefern wesentliche Informationen in
Test ist jedoch auch anfällig für Schwankungen, z. B. der Diagnostik und Überwachung pneumologischer
durch „Tagesform“ des Patienten oder Einschrän- Krankheitsbilder.
kungen durch Schmerzen, was in der Auswertung Beide Messmethoden werden häufig miteinander
berücksichtigt werden muss. kombiniert. Ihr Einsatz erfolgt auch am Tage, z. B. bei
respiratorisch instabilen Patienten zur Überwachung,
doch gerade die nächtliche Ableitung liefert Auskunft
Shuttle Walking Test zu schlafbezogenen Atmungsstörungen oder Effi-
Der Shuttle Walking Test (SWT) ist eine Alterna- zienz einer nichtinvasiven Beatmung. Entsättigungen
tive zum 6MWT. Eine Gehstrecke („Shuttle“) von im Schlaf können wegweisend sein für eine Schlafap-
10 m zwischen zwei Pfosten wird mehrfach gelaufen noe, die Entwicklung einer Hyperkapnie in der Nacht
unter vorgegebener, stetig steigender Geschwindig- spricht für ein Versagen der Atempumpe.
keit (1,8–8,5 km/h). Ein Signalton gibt die Geschwin-
digkeit vor. Der Test erfasst somit die maximale Leis-
tungsfähigkeit, Zielgröße ist die Gehstrecke bzw. die Pulsoxymetrie
Anzahl der absolvierten Shuttles. Er eignet sich vor Pulsoxymetrische Messungen werden alltäglich
allem für Patienten mit leichter bis mäßiger Ein- durchgeführt, sie liefern eine schnelle Information
schränkung im Alltag. über die Sauerstoffsättigung im Blut. Es wird die
Der Test wird beendet, wenn: Lichtabsorption des fließenden Blutes am Finger,
55 die höchste Stufe 1 min lang gelaufen wurde, Ohr oder am Zeh abgeleitet, hieraus wird der Anteil
55 die Herzfrequenz >85% der alterskorrigierten des mit Sauerstoff beladenen Hämoglobins berechnet.
maximalen HF übersteigt oder
55 der Patient die Geschwindigkeit nicht mehr > Eine SpO2 von 98% bedeutet: 98% des
einhalten kann. vorbeifließenden Hämoglobins ist mit
O2-Molekülen beladen.
Limitierungen entstehen durch orthopädische Pro-
bleme oder Schwerhörigkeit (Signalton), auch stark Die SpO 2 eines gesunden Menschen beträgt
eingeschränkte Patienten eignen sich nicht. 96–100%. Nicht immer ist dieser Normbereich
1.2 · Diagnostik: Basics
27 1
auch Zielbereich von chronisch kranken Patien- kleinere Polygrafie (PG, 4–6 Kanäle) auch ambulant
ten der Pneumologie. Hier ist die Besprechung mit oder auf anderen Stationseinheiten möglich.
den behandelnden Ärzten stets empfohlen, um z. B. Sowohl Aufzeichnung als auch Auswertung
falsch hohe Sauerstoffgaben und somit eine mögliche der PSG erfolgen standardisiert (aktuell: American
Hyperkapnie zu vermeiden. Academy of Sleep Medicine, AASM 2007, Update
Die photometrische Ableitung der SpO 2 ist 2016). Neben respiratorischen Störungen können
abhängig von der Durchblutungsrate der Extremi- auch neurologische oder kardiologische Erkran-
täten. Auch „Hindernisse“ wie Nagelpilz oder Nagel- kungsbilder identifiziert werden.
lack können die Messung am Finger behindern. Zur Aufzeichnung gehören:
55 EEG (Elektroenzephalogramm): Erkennung
! Cave von Schlafstadien (Wach, REM [„rapid eye
Bei schlechter Durchblutung (Kälte, movement“], N1, N2, N3), Arousals (Mini-
Zentralisierung des Kreislaufs) oder Weckreaktionen), nächtliche Epilepsie
Nagellack können falsch niedrige Sauerstoff- 55 EOG (Elektrookulogramm, Augenbewegungen):
sättigungen angezeigt werden. Erkennung von Schlafstadien, charakteristische
Augenbewegungen in REM-Schlaf
55 EMG (Elektromyogramm, Muskelaktivität am
Transkutane Kapnometrie Kinn und Beinen): Kieferbewegungen, Zähne-
Die Messung des CO2 in der Ausatemluft bei invasiv knirschen, PLM („periodic leg movements“,
beatmeten Patienten ist ein Standardverfahren in der zyklische Beinbewegungen)
Intensivmedizin. Auf einer peripheren pneumologi- 55 Atemfluss: Messung an Mund und Nase per
schen Station behilft man sich mit der nichtinvasiven Thermistor oder Staudruckmesser
transkutanen Ableitung von CO2-Werten. Hiermit 55 Atemfrequenz
kann eine Abschätzung der ventilatorischen Funk- 55 Bauch- und Thoraxgurte: Exkursion von
tion erzielt werden, was im Rahmen von Weaning- Abdomen und Thorax (Atemanstrengung)
prozessen, Beatmungsmedizin oder in der Schlafme- 55 O2-Sättigung
dizin notwendig ist. Die Geräte hierfür registrieren 55 EKG
meist noch parallel Puls und SpO2. 55 Körperlage
Eine Elektrode am Ohrläppchen oder an der 55 Schnarchaktivität: Mikrofon
supraklavikulären Haut wird fixiert, lokal entsteht 55 Videoaufzeichnung
eine Erwärmung des Gewebes, um die Durchblutung 55 Ergänzend: ösophageale Druckmessungen,
zu fördern. Die Elektrode registriert lokale pH-Wert- transkutane Kapnometrie
Veränderungen durch Kohlendioxid und ermittelt
hieraus einen CO2-Wert. Durch die Bewegungen des Thorax und des Abdo-
Leider sind diese Geräte oft störanfällig in ihrer mens verbunden mit der SpO2 und Atemflüssen
Funktion. Im Zweifel ist zum Abgleich immer eine können Apnoe (Atempausen) und Hypopnoe (ver-
Blutgasanalyse sinnvoll. minderte Atemflüsse) erkannt werden und in obst-
ruktive, zentrale oder gemischte Ereignisse unterteilt
werden (7 Abschn. 2.19).
1.2.8 Polysomnografie 55 Apnoe(Atempause): Reduktion des
Atemflusses um ≥90% über mindestens 10 s
M. Schellenberg 55 Hypopnoe: Reduktion des Atemflusses um
≥30% über ≥10 s, jedoch mit Abfall des SpO2
Das Grundinstrument zur Diagnostik schlafbezogener ≥3% oder einem Arousal (Mini-Weckreaktion)
Atmungsstörungen (SBAS) und Ursachen des „nicht- 55 AHI (Apnoe-Hypopnoe-Index): Summe der
erholsamen Schlafes“ ist die Polysomnografie (PSG). Apnoe und Hypopnoe pro Stunde
Eine PSG ist aufgrund der technischen Erfordernisse 55 ODI (Oxygen Desaturation Index): Entsät-
nur in einem Schlaflabor durchführbar, dagegen ist die tigungen pro Stunde
28 Kapitel 1 · Grundlagen der Pneumologie
Ein AHI >5/h ist auffällig und bedarf näherer zur Beurteilung dynamischer Prozesse zählen die
1 Abklärung. Herzfunktion (Ejektionsfraktion [EF] in Prozent)
Eine Behandlungsindikation entsteht erst aus kli- sowie die Beurteilung der Herzklappen (Insuffi-
nischen Symptomen, Dauer und Schwere der nächtli- zienz, Stenose, Flussgeschwindigkeit). Prinzipiell
chen Entsättigungen sowie weiterer Komorbiditäten. können alle Klappen (Aortenklappe, Mitralklappe,
Nicht nur respiratorische Ereignisse werden Trikuspidalklappe, Pulmonalklappe) transthora-
erkannt, auch andere Pathologien werden bewertet: kal dargestellt werden, zur genauen Beurteilung
fehlerhafte Verteilung der Schlafstadien (gestörte ist aber für spezielle Fragestellungen (z. B. Endo-
Schlafarchitektur), schlafstadiumbezogene Apnoe karditis) eine transösophageale Echokardiografie
(z. B. REM-bezogen), körperlagebezogene Apnoe (oft notwendig.
Rückenlage), Quantifizierung von Arousals (Mini-
Weckreaktionen, z. B. durch respiratorische Ereig- z Indikationen
nisse), hohe Muskelaktivität und Bewegungen der Indikationen zur Durchführung einer Echokardio-
Beine (PLM), nächtliche Herzrhythmusstörungen. grafie sind:
55 Angeborene oder erworbene Herzfehler
55 Auffälliger Auskultationsbefund
Polygrafie 55 Verdacht auf eine Endokarditis bei persistie-
Die kleinere Polygrafie umfasst: SpO2, Atemfluss, rendem Fieber
Bauch/Thoraxbewegungen, Herz- oder Pulsfre- 55 Abklärung peripherer Ödeme
quenz. Auch Schnarchaktivität kann indirekt über 55 Unklare Dyspnoe
Vibrationen des Atemflusses aufgezeichnet werden. 55 Thorakale Schmerzen
Hiermit kann ein Screening bei Verdacht auf eine 55 Koronare Herzerkrankung (KHK)
SBAS oder eine Verlaufskontrolle bei bekannter 55 Bestimmung der Pumpfunktion (EF)
SBAS durchgeführt werden. Eine Erstdiagnostik 55 Beurteilung der Wandbewegung (Hypokinesie,
ist nur in Ausnahmefällen (bei fehlendem Anhalt Akinesie, Dyskinesie)
anderer Schlafstörungen oder Komorbiditäten) 55 Pulmonale Hypertonie
mittels PG möglich, eine umfassende PSG im Schlaf- 55 Insbesondere nach stattgehabter Lungenem-
labor ist empfohlen (Randerath et al. 2014). bolie zur Risikostratifizierung
55 Überprüfung der Funktion künstlicher
Herzklappen
1.2.9 Echokardiografie 55 u.v.m.
Strukturen <10 mm können jedoch zwischen zwei Diese Substanzen sind in der Regel sehr gut verträg-
1 Schichten „verloren gehen“. lich, Nebenwirkungen treten selten auf. Nach Inkor-
Die CT ist mit einer höheren Strahlenbelastung poration des Tracers ist der Patient potenziell „strah-
verbunden als ein Rö-Th, die genaue Höhe hängt von lend“, sodass Kontakt zu Schwangeren oder Kindern
dem zu untersuchenden Organ, der Schichtdicke der in den ersten 24–48 h (je nach Tracer) nicht empfoh-
Bilder und dem eigentlichen CT-Gerät ab. len wird. Ein Risiko für Personal oder Mitpatienten
Durch die Gabe von Kontrastmittel (KM) wird als extrem gering eingestuft, sodass besondere
während der Untersuchung können Lungengefäße, Maßnahmen bei den unten genannten Verfahren
aber auch durchblutete Strukturen wie Tumoren nicht vorgegeben sind.
kontrastreicher dargestellt werden. KM wird somit 55 Perfusions-/Ventilationsszintigrafie: Dient der
z. B. bei Verdacht auf Lungenarterienembolie oder Beurteilung von lungenarterieller Perfusion
Lungentumoren verabreicht. Da KM iodhaltig und und dazu gehöriger Ventilation. Ausfälle der
somit potenziell nebenwirkungsbehaftet ist (Haupt- Perfusion (z. B. durch eine Lungenarterien-
risiken: akute Niereninsuffizienz, allergische Reak- embolie) führen zu einer Drosselung der
tionen, Hyperthyreose), ist eine ärztliche Aufklärung Ventilation in diesem Gebiet und umgekehrt.
vorab notwendig. Zudem kann durch eine Quantifizierung der
Ventilation die postoperativ zu erwartende
Lungenfunktion ermittelt werden.
Magnetresonanztomografie (MRT) 55 Knochenszintigrafie: Hiermit können
Die MRT ist ebenfalls ein Schnittbildverfahren und Knochenanteile mit erhöhtem Stoffwechsel
beruht auf dem physikalischen Prinzip der Kern- nachgewiesen werden. Dies kann im Rahmen
spinresonanz, basierend auf sehr starken magneti- von Entzündungen oder Brüchen der Fall
schen Wechselfeldern. Im Gegensatz zur CT oder sein, primär wird sie in der Pneumologie zum
zum Röntgen entsteht hierbei keine Strahlenbelas- Nachweis/Ausschluss von Knochentumoren
tung für den Patienten. In der Pneumologie kann verwendet.
die MRT fast alle Fragestellungen beantworten, diese 55 Positronenemissionstomografie (PET): Gerade
Technik ist jedoch noch nicht überall verbreitet, da Tumoren sind metabolisch besonders aktiv
ihre Anschaffung sehr teuer ist und die Auswertung und nehmen somit viel Glukose auf. Dieses
der Bilder besondere Fachkenntnis erfordert. Auch Phänomen macht sich die PET zunutze – radio-
bei der MRT kann KM gegeben werden, dieses ist aktiv markierte Glukose wird appliziert und
nicht (oder wenig) jodhaltig und hat ein geringeres verstärkt im Tumorgewebe aufgenommen.
Nebenwirkungsrisiko. Die PET unterstützt das Tumor-Staging und
Nachteile der Untersuchung sind: kann mit einer CT kombiniert werden, um die
55 Lange Untersuchungsdauer Lokalisation genauer einzugrenzen.
55 Untersuchungsbedingungen: eng und laut
(Cave: Platzangst)
55 Metallhaltige Implantate (z. B. Schrittmacher) Transthorakale Sonografie
oder Fremdmaterial (z. B. metallhaltiger Die Sonografie ist flexibel in der Anwendung, schnell
Trachealtubus) im Körper sowie externe Geräte verfügbar und ohne Strahlenbelastung. Sie ist weit
(z. B. Beatmungsgerät) stellen durch den verbreitet in der Diagnostik vieler abdomineller
Magnetismus eine Kontraindikation dar. Erkrankungen, ebenso kann sie für zahlreiche tho-
rakale Erkrankungen eingesetzt werden.
Ihre Stärke liegt vor allem in der Darstellung
Nuklearmedizinische Verfahren peripher gelegener Prozesse: Pleuraergüsse, pleurale/
Nach Applikation (oral, i.v., inhalativ) von radioak- diaphragmale Prozesse, Pneumothorax, Lungenpa-
tivmarkierten Stoffen, sog. Tracer, wird mithilfe eines renchymveränderungen. Ein Nachteil ist, dass die
Scanners oder einer Gammakamera die angerei- Ergebnisse stark untersucherabhängig sind, sodass
cherte Strahlung detektiert und bildlich dargestellt. die ärztliche Erfahrung eine wesentliche Rolle spielt.
1.3 · Diagnostik: invasiv
31 1
1.3 Diagnostik: invasiv
1.3.1 Diagnostische Bronchoskopie
D. Gompelmann
charakterisiert ist und mit einer schlechten Prog- durch das rechte Herz und die Pulmonalarterie
1 nose einhergeht (Galie et al. 2016). erleichtert, andererseits zur Messung des pulmo-
Durch die Entwicklung neuer Therapieoptio- nalarteriellen Verschlussdrucks (PAWP) dient.
nen konnten die Symptome und die Prognose von Das Herzzeitvolumen wird nach der Thermodilu-
Patienten mit PH während der letzten Jahre deutlich tions-Methode gemessen, kann jedoch auch nach
gebessert werden. Für die Therapieentscheidung ist der Fick’schen Methode berechnet werden. Für die
eine genaue Diagnosestellung und die Ätiologie der Untersuchung wird zunächst ein Zugangsweg über
Erkrankung essenziell. Wichtig ist dabei die Unter- das venöse System gewählt, um mit der Katheter-
scheidung zwischen der pulmonalarteriellen Hyper- spitze in die Lungenstrombahn gelangen zu können.
tonie (PAH) und anderen Formen der pulmonalen Hierzu wird eine großlumige Vene punktiert und in
Hypertonie (PH) wie der pulmonalen Hypertonie Seldinger-Technik eine venöse Schleuse angelegt.
aufgrund von Linksherz- und Lungenerkrankun- Die Wahl des Zugangsweges richtet sich nach ana-
gen oder chronischen Thrombembolien. tomischen Gegebenheiten sowie nach Präferenz des
Für die Diagnosestellung der PH ist die Rechts- Untersuchers und des Patienten (mögliche Zugangs-
herzkatheteruntersuchung der Goldstandard. Eine wege sind die V. jugularis, V. subclavia, V. brachialis,
pulmonale Hypertonie wird diagnostiziert, wenn V. femoralis). . Abb. 1.16 zeigt den Zugang durch
der mittlere pulmonalarterielle Druck ≥25 mmHg die V. jugularis.
ist (Galie et al. 2016). Neben der Diagnosesicherung Über die venöse Schleuse (7F) wird der Katheter
durch die direkte Druckmessung in den Pulmonalar- bis in die obere oder untere Hohlvene vorgeschoben.
terien kann der Rechtsherzkatheter Aufschluss geben Bei Verwendung eines Swan-Ganz-Katheters kann
über das Ausmaß der pulmonalen Widerstandser- der Ballon mit Luft gefüllt werden, damit er durch
höhung, den pulmonalarteriellen Verschlussdruck den Blutfluss durch das Herz in die Pulmonalarte-
sowie die Herzkraft (Herzzeitvolumen). rie geleitet wird. Der Katheter wird hierfür bis zum
Die invasive Messung der hämodynamischen rechten Vorhof vorgeschoben und mit aufgeblase-
Parameter im kleinen Kreislauf ist vor Einleitung nem Ballon über den rechten Ventrikel in die Pulmo-
einer PAH-Therapie entscheidend, sodass der nalarterie „eingeschwemmt“ (. Abb. 1.17).
Rechtsherzkatheter ein grundlegender Bestandteil Die Position des Katheters kann anhand der
der PH-Diagnostik ist. Zudem dient die Untersu- typischen Druckkurven kontrolliert werden. In der
chung der Therapiekontrolle im Verlauf. jeweiligen Katheterposition werden die einzelnen
Werte erhoben, welche neben den Druckmessungen
z Vorbereitung auch die Ermittlung des Herzzeitvolumens und die
Voraussetzung für die Untersuchung ist insbeson-
dere eine geeignete Blutgerinnungslage. Die Unter-
suchung bedarf zudem der Aufklärung des Patien-
ten über die Notwendigkeit, Ablauf, Ziele, mögliche
Komplikationen und Risiken und dessen schriftliche
Einverständniserklärung. Wichtig ist, dass jede elek-
tive Untersuchung nicht bei akut kardial oder pulmo-
nal dekompensierten Patienten, sondern erst nach
Rekompensation erfolgt, da die Messungen sonst
nicht korrekt interpretiert werden können.
z Durchführung
Zur Durchführung der Untersuchung wird am häu-
figsten der „Einschwemmkatheter“ (Swan-Ganz-
. Abb. 1.16 Rechtsherzkatheteruntersuchung mit Zugang
Katheter) verwendet. Der Katheter enthält einen
über die V. jugularis. Auf dem sterilen Tisch liegen das Ende
Latex-Ballon an der Spitze, der einerseits die Bewe- des Einschwemmkatheters sowie die Spritze zur Messung des
gung und richtige Positionierung des Katheters Herzzeitvolumens.
1.3 · Diagnostik: invasiv
35 1
Rechtsherzkatheteruntersuchung die pulmonale
Gefäßreagibilität getestet. Durch diese Messung
können sich therapeutische Konsequenzen für die
Erkrankung ergeben. Im Rahmen der Initialdiagnos-
tik wird daher bei PAH-Patienten ein Vasoreagibili-
tätstest empfohlen, um Patienten zu identifizieren, die
von einer Therapie mit Calcium-Antagonisten profi-
tieren können. Die Untersuchung wird mit inhalati-
vem NO (10–20 ppm) oder mit inhalativem Iloprost
(5 μ g) durchgeführt. Sinkt der mittlere pulmonalar-
terielle Druck ≥10 mmHg auf Werte ≤40 mmHg, so
ist das sog. Responder-Kriterium erfüllt. Patienten
mit einer positiven Vasoresponse haben eine deut-
lich bessere Prognose, stellen jedoch nur ca. 10%
der Patienten mit idiopathischer pulmonalarteriel-
ler Hypertonie dar.
z Komplikationen
Obwohl eine Rechtsherzkatheteruntersuchung bei
Durchführung durch einen erfahrenen Untersucher
. Abb. 1.17 Schematische Darstellung Rechtsherzkatheter eine Routinediagnostik mit nur geringer Komplika-
tionsrate darstellt, kann es während und nach der
Berechnung des pulmonal vaskulären Widerstandes Untersuchung zu Nebenwirkungen wie Arrhythmien
einschließen (. Tab. 1.7). oder Blutungen kommen. Eine sorgfältige Durchfüh-
Liegt eine pulmonalarterielle Hypertonie vor, rung und Überwachung ist daher obligatorisch, ins-
so wird bei bestimmten Formen während der besondere bei schwer erkrankten Patienten.
linke PA
4L
linker Rekurrensnerv
aszen
die
r
en
de
PA
Ao
rta
Trachea
A. brachiocephalica
Hauptcarina
Videothorakoskopie (VATS)
Die VATS zählt ebenfalls den minimalinvasiven Ver- . Abb. 1.19 Videothorakoskopie. PA Pumonalarterie. (Aus
fahren. In überstreckter Seitenlagerung des Patien- Dienemann et al. 2015)
ten werden 2–3 Schnitte angelegt, über die sich eine
Videooptik und chirurgische Instrumente eingebrin-
gen lassen („Schlüssellochprinzip“) (. Abb. 1.19). Atelektase (Zusammenfallen) des Lungenflügels zu
Nach der Eröffnung der parietalen Pleura kol- erzielen. Da das Mediastinum eine sichere Barriere
labiert der Lungenflügel teilweise, zudem wird die zum kontralateralen Hemithorax bildet, kollabiert
Ventilation der entsprechenden Lungenseite durch der gegenseitige Lungenflügel nicht. Es wird eine sog.
den Anästhesisten gezielt unterbunden, um eine Einlungenventilation durchgeführt.
38 Kapitel 1 · Grundlagen der Pneumologie
Der Kollaps der Lunge erlaubt es, eine vollstän- Kreider ME, Lipson DA (2003) Bronchoscopy for atelectasis in
1 dige Inspektion der Brusthöhle durchführen und die
the ICU: a case report and review of the literature. Chest
124: 344–350
Lunge nach suspekten Strukturen untersuchen zu Kroidl R, Schwarz S, Lehnigk B, Fritsch J (2014) Kursbuch
können. Aus Brustfell, Mediastinum, Lunge, Zwerch- Spiroergometrie: Technik und Befundung verständlich
fell und Lymphknotengewebe lassen sich gemacht, 3. Aufl. Thieme, Stuttgart
55 Biopsien zu diagnostischen Zwecken Matthys H, Seeger W (Hrsg) (2008) Klinische Pneumologie, 4.
Aufl. Springer, Berlin Heidelberg, New York
entnehmen,
Morgan RK, Ernst A (2010) Cryosurgery. In: Strausz J, Bolliger
55 Tumoren in kurativer Absicht vollständig CT (Hrsg) Interventional Pulmonology (European Respi-
resezieren, ratory Monograph Vol 48). European Respiratory Society,
55 Pleura- und Perikardergüsse sowie Empyeme Sheffield, S 161–172
entlasten, Nakhosteen JA (2009) Gustav Killian und Shigeto Ikeda: die
Väter der Bronchoskopie. In: Nakhosteen A, Khanavkar B,
55 Verklebungen der beiden Pleurablätter zur
Darwiche K, Scherff A, Hecker E, Ewig S (Hrsg) Atlas und
Ergussprophylaxe induzieren und Lehrbuch der thorakalen Endoskopie, Bronchoskopie,
55 Brustkorbdeformitäten korrigieren. Thorakoskopie. Springer, Heidelberg, S 2–9
Plekker D, Koegelenberg CFN, Bolliger CT (2010) Different
Somit wird dieses OP-Verfahren sowohl in diagnos- techniques of bronchoscopy. In: Strausz J, Bolliger CT
(Hrsg) Interventional Pulmonology (European Respiratory
tischer als auch in therapeutischer Absicht ange-
Monograph Vol 48). European Respiratory Society, Shef-
wandt. Je nach erfolgter Operation werden am Ende field 48:1–17
der Operation 1–2 Thoraxdrainagen eingebracht, Randerath WJ et al. (2014) Konsensuspapier zur Diagnostik
welche Wundflüssigkeit und Luft ableiten und den und Therapie schlafbezogener Atmungsstörungen bei
intraoperativ angelegten Pneumothorax aufheben. Erwachsenen. Pneumologie 68: 106–123
Ray JG et al. (2002) Use of a rapid arterial blood gas analyzer to
estimate blood hemoglobin concentration among criti-
cally ill adults. Crit Care 6(1): 72–75
Literatur Rivera MP, Metha AC, Wahidi MM (2013) Establishing the
diagnosis of lung cancer: Diagnosis and management
AASM – American Academy of Sleep Medicine (2007) Update of lung cancer. American College of Chest Physicians
2016. http://www.aasmnet.org evidence-based clinical practice guidelines. Chest 143:
Dienemann HC, Hoffmann H, Detterbeck HC (Hrsg) (2015) e142S–165S
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Galie N, Humbert M, Vachiery JL et al. (2016) 2015 ESC/ERS berg New York
Guidelines for the diagnosis and treatment of pulmonary Schmidt RF, Lang F, Heckmann M (Hrsg) (2011) Physiologie des
hypertension: The Joint Task Force for the Diagnosis and Menschen, 31. Aufl. Springer, Berlin Heidelberg, New Yo
Treatment of Pulmonary Hypertension of the European Silvestri GA, Gonzalez AV, Jantz MA, Margolis ML, Gould MK,
Society of Cardiology (ESC) and the European Respiratory Tanoue LT, Harris LJ, Detterbeck FC (2013) Methods for
Society (ERS). Endorsed by: Association for European Pae- staging non-small cell lung cancer. American College of
diatric and Congenital Cardiology (AEPC), International Chest Physicians evidence-based clinical practice guideli-
Society for Heart and Lung Transplantation (ISHLT). Eur nes. Chest 143: e221–250
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education/abgs.php. Zugegriffen: 28. Februar 2016 268–279
Klinke R, Silbernagl S (2010) Physiologie. Thieme, Stuttgart, S
316–326
Kollofrath O (1897) Entfernung eines Knochenstücks aus
dem rechten Bronchus auf natürlichem Wege und unter
Anwendung der directen Laryngoscopie. MMW 38:
1038–1039.
39 2
Krankheitsbilder
M. Schellenberg
2.2 Pneumonie – 45
2.6 Pleuraerguss – 57
2.7 Pleuraempyem – 58
2.8 Pneumothorax – 59
2.9 Lungenödem – 61
2.9.1 Hochdrucködem – 61
2.9.2 Permeabilitätsödem – 62
2.10 Bronchiektasen – 62
2.13 Lungenarterienembolie – 66
Literatur – 77
2.1 · COPD und Lungenemphysem
41 2
2.1 COPD und Lungenemphysem Entzündung aus. Eine Entzündung der Bronchial-
schleimhaut nennt man Bronchitis. Durch den fort-
Die COPD (chronisch obstruktive Lungenerkran- gesetzten Kontakt mit Reizstoffen verselbständigt
kung, engl. „chronic obstructive pulmonary sich diese Entzündung und es geschehen zunächst
disease“) ist eine chronische fortschreitende Erkran- drei wesentliche Veränderungen in den Bronchien:
kung der Atemwege, die in ihrem Verlauf die Lunge 55 Zunahme der Sekretproduktion =
zerstört. Sie tritt sehr häufig auf – allein in Deutsch- Verschleimung
land leiden geschätzte 10% der Bevölkerung an chro- 55 Hypertrophie (Vergrößerung) der glatten
nischer Bronchitis (Konietzko et al. 2000), Tendenz Muskelzellen der Bronchien = Obstruktion
steigend, und die COPD rückt auf zur dritthäu- 55 Schädigung und Untergang des Flimmer-
figsten Todesursache weltweit (Lopez et al. 1998). epithels = Verlust des Reinigungssystems und
Auslöser Nummer 1 ist der Konsum von Zigaret- reduzierter Schleimtransport
ten, auch Passivrauchen spielt hierbei eine wichtige
Rolle. Lungenemphysem Darüber hinaus kann die
andauernde Entzündung bei einem Teil der Patien-
> Rauchen beschleunigt den natürlichen ten (ca. 10%) auf das Parenchym (Lungengewebe)
Verlust der respiratorischen Einsekunden- übergreifen. Die Alveolen (Lungenbläschen) werden
kapazität (FEV1): gesunde Nichtraucher zerstört und die Lunge verliert an Elastizität. Die
verlieren etwa 20–40 ml FEV1/Jahr, Raucher eingeatmete Luft wird nicht mehr vollständig aus-
verlieren mit etwa 50–100 ml/Jahr das geatmet („air trapping“) – ein Lungenemphysem
Doppelte. Bei 10–20% der Raucher ist dieser entsteht. Durch die dauerhafte Erweiterung der
Verlust noch erheblicher – bis zu 200 ml/Jahr! kleinen Lufträume werden die Alveolarwände und
Diese Betroffenen leiden an einer COPD mit das umgebende Bindegewebe irreversibel zerstört.
Emphysem. Das Lungenemphysem zeigt hierbei verschiedene
Verteilungsmuster:
Weiterhin können auch organische Stäube (Holz, 55 zentrilobulär: heterogen(ungleichmäßig), oft
Getreide etc.), die Verbrennung von Biomassen oberlappenbetont
(Herd, Biokraftstoffe) oder Infektionen als mögliche 55 panlobulär: homogen (gleichmäßig), oft
exogene Faktoren genannt werden. Auch endogene unterlappenbetont
Ursachen sind bekannt (z. B. α-1-Antitrypsinmangel,
eine angeborene Stoffwechselerkrankung), diese sind Auch können sich durch die Zerstörung der Septen
jedoch seltener. (Zwischenwände) große Bullae (Blasen) in der Lunge
Die COPD verläuft fortschreitend und bei jedem entwickeln.
Patienten unterschiedlich. Der Verlauf ist nicht vor- Durch die Ausdehnung der Überblähung verän-
hersehbar und hängt von bekannten Faktoren (inha- dert sich die Thoraxform der Patienten. Die Rippen
lative Reizstoffe, Infekte), aber auch unbekannten stehen weiter auseinander, die Zwerchfelle werden
(genetische Veranlagung) Faktoren ab. nach unten gedrückt. Es entsteht ein Fassthorax.
Die fortschreitende Obstruktion der Bronchien
z Pathophysiologie und Zerstörung der Lungenbläschen führt im Verlauf
zu einer verminderten Sauerstoffaufnahme (Hyp-
COPD Die Lunge steht als einziges Organ unseres oxämie) und später, durch Erschöpfung der Atem-
Körpers in ständigem Kontakt mit der Außenwelt – pumpe, zu einer verschlechterten Kohlendioxidab-
und ist damit auch inhalativen Giften ausgesetzt. gabe (Hyperkapnie).
Umso mehr beim Inhalieren von Zigaretten, die über Wichtig ist die Abgrenzung der COPD zu anderen
200 bekannt giftige Substanzen enthalten. chronisch obstruktiven Erkrankungen (Mukoviszi-
Diese Gifte reizen lokal die empfindliche dose, Bronchiektasien, Bronchiolitis), was gerade in
Schleimhaut der Atemwege und lösen damit einem Frühstadium der Erkrankung schwierig sein
über Mediatoren (Vermittlersubstanzen) eine kann. Vor allem die Ähnlichkeit der Symptome einer
42 Kapitel 2 · Krankheitsbilder
4
C D ≥2
GOLD 3
Exazerbationen
Klassifikation
pro Jahr
nach FEV1
2 1
A B
1 0
. Abb. 2.1 COPD-Einteilung nach GOLD. (CAT COPD Assessment Test, mMRC Modified British Medical Research Council)
Punkte 0 1 2 3
Die Punktewerte 0–2, 3–4, 5–6 und 7–10 korrelieren jeweils mit der Gesamtmortalität und der COPD-bedingten
Mortalität. Die errechnete 4-Jahres-Überlebensrate beträgt bei 0–2 Punkten 80%, bei 7–10 Punkten 18%.
6MWT 6-Minuten-Gehtest, FEV1 Einsekundenkapazität, MRC Medical Research Council.
. Abb. 2.2 Emphysemthorax. Die Thoraxaufnahme zeigt die für ein Emphysem typischen morphologischen Charakteristika:
Transparenzerhöhung der Lungen, tiefstehendes und abgeflachtes Zwerchfell (blaue Pfeile), sichtbare Insertionszacken (rote
Pfeile) und erweiterte Interkostalräume (gelbe Doppelpfeile). (Aus Hamer et al. 2013)
Confusion Bewusstseinseintrübung
2 Respiratory rate Atemfrequenz >30/min
Blood pressure Blutdruck systolisch
<90 mmHg, diastolisch
<60 mmHg
65 Alter >65 Jahre
> Ein Asthmapatient zeigt im anfallsfreien Schwierig – und oft sogar nicht möglich – ist die
Intervall oft keine Symptome! Abgrenzung eines Asthmas zur COPD. Eine Unter-
scheidung ist jedoch sehr wichtig, da dies unter-
2 z Diagnostik schiedliche Erkrankungen sind mit unterschied-
Neben der Anamnese ist vor allem die Lungenfunk- lichen Therapieansätzen. Es gibt hierfür wichtige
tionsprüfung wesentlich. Parameter (. Tab. 2.6). Auch andere Erkrankungen
55 Bodyplethysmografie/Spirometrie: zeigt die können asthmaähnliche Symptome aufweisen (siehe
Ausprägung der bronchialen Obstruktion. folgende 7 Übersicht).
Diese ist variabel.
55 Bronchospasmolyse: Gabe eines kurzwirksamen
Broncholytikums zur Prüfung einer Reversibilität Differenzialdiagnose des Asthma
der Obstruktion. Das bedeutet: Nach Inhalation bronchiale
eines dilatativen Medikaments (meist SABA, 55COPD
z. B. Sultanol) wird erneut eine Spirometrie 55Sarkoidose
durchgeführt. Eine vollständige Reversibilität 55Chronische pulmonale Stauung bei
bedeutet definitionsgemäß einen Anstieg der Herzinsuffizienz („Asthma cardiale“)
FEV1 ≥15% des Ausgangswerts und um 200 ml 55„Upper airway cough syndrome“ (UACS,
absolut. Dieser Effekt schwindet jedoch unter Sinusitis)
zunehmender Fixierung der Erkrankung. 55Chronischer gastroösophagealer Reflux
55„Vocal chord dysfunction syndrome“ (VCDS)
> Die bronchiale Obstruktion ist bei Asthma 55„Reactive airway distress syndrome“ (RADS)
bronchiale reversibel. Ausnahme: fixiertes 55Mukoviszidose
Asthma. 55α-1-Antitrypsin Mangel
55Tumor
55 Peak expiratory flow (PEF): Geräte zur 55Fremdkörper/Aspirationen
PEF-Messung sind einfach handzuhaben 55Tracheobronchomalazie
und dienen vor allem den regelmäßigen
häuslichen Messungen. Es wird der Spitzen-
fluss beim forcierten Ausatmen gemessen.
Das Führen eines Asthmatagebuchs und . Tab. 2.6 Differenzialdiagnose COPD und Asthma
Dokumentation der Werte dienen Patient bronchiale
und Arzt bei der Erkennung der Asthma-
kontrolle. Schwankungen der PEF >10% sind Parameter Asthma COPD und
bronchiale Emphysem
pathologisch.
55 Blutgase: Bei leicht- bis mittelschwerem Manifesta- Kind/Jugendli- >40 Jahre
Asthma zeigt sich meist nur eine leichte Hyper- tionsalter cher, <40 Jahre
ventilation. Erst bei schweren Attacken treten Zigaretten- manchmal fast immer
Hypoxämie oder eine Hyperkapnie auf. konsum
55 Labor: Zeigt Werte der allergischen Sensibi- Start rasch langsam
lisierung, z. B. Immunglobulin E (IgE) oder
Allergien oft selten
Eosinophilie (erhöhte Eosinophile, Unter-
Verlauf periodisch, symp- dauerhaft
gruppe der weißen Blutkörperchen). Weiterhin
tomfreie Intervalle zunehmend
ist das Erkennen von einer akuten Entzündung
Symptome Dyspnoeanfälle, Husten mit
wichtig (CRP, PCT, Leukozyten).
Engegefühl Auswurf, chro-
55 Prick-Test: Hauttest mit möglichen Allergenen. nische Dyspnoe,
55 NO-Messung: Konzentration von NO (Stick- Ateminsuffizienz
stoffmonoxid) in der Ausatemluft steigt als Broncho- meist vollständig kaum Effekt
Ausdruck erhöhter Aktivität von Enzymen der spasmolyse
Epithelzellen im Atemtrakt.
2.3 · Asthma bronchiale
49 2
. Tab. 2.7 Einteilung nach GINA (Global Initiative . Tab. 2.8 Therapie Asthma bronchiale
for Asthma 2016) anhand der Asthmakontrolle
Antientzündlich Bronchodilatation Bronchodilatation
Grad der Asthmakontrolle langwirksam kurzwirksam
Lungenfibrosen
(ILD)
. Abb. 2.4 Unterteilung der Lungenfibrosen („interstitial lung disease“, ILD). IPF idiopathische pulmonale Fibrose, NSIP
nichtspezifische interstitielle Pneumonie, RB-ILD respiratorische Bronchiolitis mit interstitieller Lungenerkrankung, DIP
desquamative interstitielle Pneumonie, AIP akute interstitielle Pneumonie, COP kryptogen organisierende Pneumonie
Neben einer seltenen familiären Form tritt die 55 Zeichen der chronischen Hypoxämie: Zyanose,
Erkrankung meist spontan auf. Auch wenn genaue Uhrglasnägel
Auslöser bisher nicht bekannt sind, so können wich- 55 Rechtsherzbelastung, pulmonale Hypertonie
tige Risikofaktoren identifiziert werden: Zigaretten- 55 Auskultatorisch: Sklerosiphonie (Knister-
konsum, genetische Faktoren, Alter, Geschlecht. rasseln), meist beidseits in den Unterfeldern
Der spontane Verlauf der IPF ist sehr unter-
schiedlich und kann in 4 Gruppen eingeteilt werden: Die Computertomografie des Thorax ist in der Diag-
I. Rasche, stetige Verschlechterung (Überleben nostik unverzichtbar, über das radiologische Muster
ca. 6 Monate) kann oft eine diagnostische Zuordnung erfolgen (z. B.
II. Rasche, schubartige Verschlechterung UIP-Muster, „usual interstitial pneumonia“, kenn-
III. Mittlerer Progress zeichnend für IPF). Eine Bronchoskopie mit Unter-
IV. Langsamer Progress suchung des Bronchialsekrets und einer Lungenbiop-
sie sowie chirurgische Gewebsentnahmen kann das
Zu welcher Gruppe ein Patient gehört, ist nicht vor- diagnostische Verfahren ergänzen (Behr et al. 2013).
hersehbar oder messbar. Weitere notwendige Bausteine sind lungenfunk-
Eine Unterscheidung zwischen den verschiede- tionelle Untersuchungen, z. B. Bodyplethysmografie,
nen Formen der Lungenfibrosen ist schwierig und Blutgasanalyse (BGA) und Diffusionskapazität, die
manchmal auch nicht sicher zu treffen. Eine aus- das Bild einer restriktiven Ventilationsstörung, oft mit
führliche Anamnese (Medikamente, Beruf, Freizeit, Hypoxämie und eingeschränkter Diffusion ergeben.
Familie, Symptome – auch nicht pulmonale!) ist die Über eine Echokardiografie wird die Funktion des
Grundlage der Spurensuche. Herzens, insbesondere des rechten Herzens, geprüft.
Die Symptome/Zeichen aller Lungenfibrosen
sind ähnlich: > Lungenfibrosen sind restriktive
55 Luftnot (Belastungsdyspnoe, später Erkrankungen und betreffen primär
Ruhedyspnoe) das Lungengewebe – im Gegensatz zu
55 Quälender, unproduktiver Reizhusten obstruktiven Erkrankungen, die vor allem die
55 Häufige pulmonale Infekte Bronchien betreffen (z. B. COPD).
52 Kapitel 2 · Krankheitsbilder
Störung Symptome
2.5 Tumoren des Thorax
Inadäquate ADH-Pro- Hyponatriämie, Müdigkeit,
duktion Antriebslosigkeit
Zu den Tumoren des Thorax gehören sowohl bron-
Cushing-Syndrom Hypokaliämie, Alkalose,
chopulmonale Tumoren als auch Erkrankungen
Hypertonie, Hyperglyk-
der Pleura. Es gibt dabei benigne (gutartige) und ämie
maligne (bösartige) Tumoren. Aufgrund der klini-
Hyperkalzämie Verwirrtheit, EKG-
schen Relevanz befasst sich dieses Kapitel ausschließ- Veränderungen
lich mit den malignen Tumoren des Thorax.
Anämie Müdigkeit, Blässe,
Diese Entitäten sind teilweise schwer behandel- Dyspnoe
bar und münden oft in ein palliatives Therapiekon-
Thrombophilie Thrombosen, Embolien
zept. Die Betreuung krebskranker Menschen in der
Karzinoid-Syndrom Gelenkschmerzen, Bron-
Pneumologie ist somit oft eine schwierige, emotio-
chospasmus, Hautrötung
nal anspruchsvolle Tätigkeit, bei der gerade der Pfle- und -hitze
gende sehr gefordert wird.
Lambert-Eaton-My- Muskelschmerzen,
asthenie Sensibilitätsstörungen,
Muskelschwäche
2.5.1 Bronchopulmonale Tumoren
B-Symptome Abgeschlagenheit, un-
gewollter Gewichtsverlust,
Das Bronchialkarzinom (Lungenkrebs) entsteht Nachtschweiß, Fieber
in der Bronchialschleimhaut oder im Lungenpa-
renchym. Es gehört zu den prognostisch schlech- ADH antidiuretisches Hormon.
testen Krebsarten. Die Heilungschancen hängen
2.5 · Tumoren des Thorax
53 2
z Diagnostik untersucht. Eine Zytologie wird durch direktes Ausstrei-
Die diagnostischen Schritte bei Verdacht auf ein chen eines Punktats (z. B. Pleuraerguss, Lymphknoten)
Bronchialkarzinom sind: durchgeführt, für histopathologische Ergebnisse wird
55 Basisdiagnostik das bioptisch gesicherte Gewebe bearbeitet und gefärbt.
55 Histologische/zytologische Sicherung Je nach Fragestellung können zur Tumordiffe-
55 Stadieneinteilung (Staging) renzierung auch gezielte immunologische Färbun-
gen folgen.
Erst danach können Prognose und Therapieoptionen Wie die Probe gewonnen wird, hängt von der
festgelegt werden. Lage des Tumors (oder Metastase) und des Gesund-
heitszustands des Patienten ab.
Basisdiagnostik 55 Bronchoskopie: Probeentnahme aus
55 Anamnese: Symptome, Beruf, Nikotinbe- Bronchialschleimhaut, transbronchiale Biopsie,
lastung, familiäre Krebserkrankungen Nadelaspiration aus Lymphknoten
55 Körperliche Untersuchung: insbesondere 55 Transthorakale Biopsie: sonografisch oder
Lymphknoten erfassen, Allgemein- CT-gesteuert
zustand (Karnofsky-Index, . Tab. 2.10), 55 Pleurapunktion: Pleuraerguss
Herz-Lungen-Befund 55 Thorakoskopie (VATS)
55 Labor: Erfassung Leber-, Nierenfunktion, 55 Thorakotomie
Schilddrüse, Infekt, Blutbild, Tumormarker 55 Punktion von Metastasen: bei schwer
55 Radiologie: Röntgen-Thorax, CT des Thorax erreichbaren Primärtumoren und/oder
55 Funktionsuntersuchungen: EKG, BGA, eingeschränktem Allgemeinzustand,z. B.
Lungenfunktion Halslymphknoten, Knochen, Haut
55 Sputumzytologie: sehr unzuverlässig
Histologische/zytologische Sicherung Hierfür
wird eine Zellprobe gewonnen und mikroskopisch Die histopathologische Einteilung des Bronchialkar-
zinoms erfolgt in zwei Hauptgruppen:
. Tab. 2.10 Einschätzung des Allgemeinzustandes
55 NSCLC(„non-small cell lung cancer“; nicht
nach Karnofsky kleinzelliges Bronchialkarzinom, ca. 80%)
55 SCLC(„small cell lung cancer“; kleinzelliges
Karnofsky-Index Symptomatik Bronchialkarzinom, ca. 20%)
100% Normale körperliche Aktivität
Zu den SCLC gehören auch alle gemischten Tumoren
90% Gering verminderte Belast-
mit kleinzelligen oder neuroendokrinen Anteilen –
barkeit
das NSCLC umfasst dagegen alle anderen Zellarten
80% Normale Aktivität nur mit (z. B. Plattenepithel-, Adenokarzinom). Über die
Anstrengung
genannten Gruppen hinaus gibt es noch untergeord-
70% Unfähig zu normaler Aktivität, nete histopathologische Subgruppen, die an dieser
versorgt sich aber selbst
Stelle nicht genannt werden.
60% Gelegentliche Hilfe im Alltag
50% Ständige Unterstützung und Stadieneinteilung (Staging) Das Staging ermöglicht
Pflege, häufige Arztkontakte eine Aussage zur körperlichen Ausbreitung eines
40% Überwiegend bettlägerig, spe- Tumors. Es wird nach TNM in Subgruppen eingeteilt:
zielle Hilfe 55 T: lokale Größe des Primärtumors, T0–4
30% Dauernd bettlägerig, geschulte 55 N: betroffene regionale Lymphknoten, N0–3
Pflege 55 M: Vorliegen von Fernmetastasen, M0–1
20% Schwer krank, Krankenhaus
10% Moribund Die Zahl 0 bedeutet „kein Nachweis eines Primär-
tumors, Lymphknotens oder einer Fernmetastase“.
54 Kapitel 2 · Krankheitsbilder
Je nach Ausdehnung oder Ausbreitung steigt die 55 Pleurapunktion: bei Vorliegen eines Pleura-
Zahlenzuordnung. ergusses zur Klärung einer Malignität (Pleura-
Aus den jeweiligen Subgruppen entstehen die karzinose) → M
2 Tumorstadien I–IV, wobei Stadium IV immer eine 55 Mediastinoskopie: operative Ermittlung
Metastasierung bedeutet. Die Überlebenswahr- des Lymphknotenbefalls zur Klärung eines
scheinlichkeit sinkt mit fortschreitendem Stadium. operablen Stadiums → N
Etwa 40% der Patienten mit NSCLC und 70% der 55 Knochenmarkbiopsie: bei Verdacht auf eine
Patienten mit SCLC befinden sich bei der Erstdiag- Knochenmarkkarzinose, sehr selten → M
nose bereits im Stadium IV.
Beim SCLC unterscheidet man analog auch z Therapie
zwischen: Wie ein Bronchialkarzinom behandelt wird, hängt
55 Very limited disease (VLD): sehr lokal begrenzt, von seiner Histologie, dem Tumorstadium und dem
T1–2, N0–1 Zustand des Patienten ab. Grundsätzlich behandelt
55 Limited disease (LD): lokal begrenzt, T3-4 und man in kurativer (Tumorkontrolle) oder palliativer
/oder N2–3 (Symptomkontrolle) Absicht. Eine Heilung gelingt
55 Extensive disease (ED): ausgedehnt, M1 bei nur ca. 10% der Patienten.
Die drei Behandlungssäulen sind: Operation,
Die Untersuchungen des Stagings richten sich nach Strahlentherapie und Chemotherapie (DGP und
den häufigen Wegen der Tumorstreuung. Eine DKG 2010).
Tumorstreuung erfolgt beim Bronchialkarzinom
hämatogen (Blut), lymphogen (Lymphbahnen) oder Operation Die Operation eines Bronchialkar-
lokal invasiv (lokale Tumorausdehnung). Häufige zinoms erfolgt in kurativer Absicht, sie wird also
Metastasierungsorte sind Lunge (ipsi-/kontralateral, grundsätzlich im frühen Erkrankungsstadium
Pleura), Knochen, Gehirn, Leber und Nebenniere. durchgeführt.
Zu den Standarduntersuchungen des Stagings Zwei Ausnahmen sind jedoch zu nennen, die
gehören: nach sorgfältiger ärztlicher Diskussion entschieden
55 CT des Thorax: bereits Basisdiagnostik, je nach werden können: palliative Operationen (z. B. stark
Technik oder Alter der Aufnahmen eventuell blutende Tumoren, die die Lebensqualität einschrän-
zu wiederholen. Hieraus können T, N und M ken) und ein lokal begrenztes Stadium mit einer
(pulmonal) erfasst werden. solitären (einzelnen) Fernmetastase, die ebenfalls
55 Bronchoskopie: zeigt endobronchiale kurativ behoben werden kann.
Ausdehnung und Lymphknotenbefall (sonogra- Wird eine kurative operative Entfernung eines
fisch, endobronchialer Ultraschall – EBUS), Bronchialkarzinoms angestrebt, muss zuvor die
auch parenchymale Tumoren → T, N und M funktionelle Operabilität des Patienten überprüft
55 Sonografie des Oberbauchs: Ausschluss von werden: Ist er fit genug für die geplante Operation?
abdominellen Metastasen → M Neben Alter und dem Karnofsky-Index fließen auch
55 Schädel-MRT oder -CT: Ausschluss von Begleiterkrankungen und die lungenfunktionelle
zerebralen Metastasen → M (Belastungs-)Diagnostik in diese Bewertung ein.
55 Knochenszintigrafie: Ausschluss von ossären Eine operative Entfernung des Tumors ist radikal –
Metastasen → M man muss vermeiden, Tumorgewebe zurückzulas-
sen, da dies rasch weiterwächst. Die Ausdehnung der
Bei besonderen Fragestellungen wird ergänzt: Operation hängt von der Tumorgröße und Lokali-
55 Positronenemissionstomografie (PET-CT): sation ab. Es wird mindestens der Lungenlappen
oft lassen sich durch höhere Genauigkeit (Lobektomie) entfernt, manchmal eine ganze Lunge
„versteckte“ Tumorläsionen darstellen, vor (Pneumonektomie). Betroffene benachbarte Struk-
allem betroffene Lympknoten. Diese Methode turen (z. B. Brustwand, Perikard) können ebenfalls
wird zur Klärung eines prinzipiell operablen mit entfernt werden. Selten werden nur Segmente
Stadiums eingesetzt → T, N und M aus der Lunge entnommen, da das Rezidivrisiko
2.5 · Tumoren des Thorax
55 2
hiermit erhöht ist. Immer werden auch ausgedehnt werden sie intravenös, mitunter auch oral verabreicht.
Lymphknoten mitentfernt, um das Risiko versteck- Aufgrund der hohen Toxizität werden zusätzlich sup-
ter Tumorstreuung zu mindern. portive Therapien (i.v. Flüssigkeit vorher/nachher,
Die Operationsletalität, also Sterblichkeit, liegt Steroide, Antiallergika, Antiemetika etc.) standardi-
bei einer Lobektomie bei etwa 2–4%, bei einer Pneu- siert angewandt. Eine regelmäßige Überwachung der
monektomie sogar bei 5–10%. Postoperativ können Patienten ist sehr wichtig, um Nebenwirkungen oder
Komplikationen wie Infektionen, Blutungen, Bron- Unverträglichkeiten schnell zu erkennen.
chusinsuffizienz oder chronische neuropathische Häufige Nebenwirkungen sind: Übelkeit/Erbre-
Schmerzen auftreten. chen, Durchfall, Fieber, Stomatitis, Haarausfall, Müdig-
keit. Fast immer kommt es zu Veränderungen des
Strahlentherapie Der Einsatz ionisierender Strah- Blutbildes mit Anämie/Thrombozytopenie/Leukozy-
len auf lebendes Gewebe (gesund oder tumorös) topenie. Je nach Ausprägung treten hierbei Müdigkeit/
führt zum Zelltod und damit zur Vernichtung von Blässe/Luftnot, hohe Blutungsneigung oder Infekte auf.
Gewebe. Die Bestrahlung eines Tumors ist eine Auch können sich die Leber- oder Nierenwerte unter
lokale Therapie und kann in kurativer oder palliativer einer Chemotherapie verschlechtern, sodass regelmä-
Absicht erfolgen. Die Dosis der Strahlung richtet sich ßige Laborkontrollen dringend notwendig sind.
nach der Behandlungsabsicht, zur kurativen Thera-
pie wird die Bestrahlung mit einer Chemotherapie Targettherapie Seit einigen Jahren neu und in ste-
kombiniert. tiger Entwicklung sind Targettherapien. Diese sind
Nicht nur der Primärtumor kann mit Bestrah- systemische Tumortherapien, die jedoch nicht wie
lung behandelt werden – auch Metastasen des die bisherigen Chemotherapien überall wirken (und
Gehirns, der Knochen und der Brustwand sind der zerstören), sondern nur an bestimmten Rezeptoren
Therapie sehr gut zugänglich. bzw. bei ausgewählten Mutationen der Tumoren,
Das Nebenwirkungsprofil ist komplikations- bisher nur des NSCLC. Vor Einleitung einer solchen
arm, meist besteht eine gute Verträglichkeit, sodass Therapie müssen Patienten getestet werden, ob eine
eine Bestrahlung auch bei Patienten mit reduziertem bestimmte Mutation (z. B. der Biomarker EGFR,
Allgemeinzustand eingesetzt werden kann. Häufig ALK, K-ras) vorliegt. Gibt es passende Mutationen,
können Hautreizungen oder (Soor-)Ösophagitis zeigen diese Substanzen sehr gute Wirksamkeit (im
auftreten, weshalb eine regelmäßige prophylakti- Vergleich zu einer herkömmlichen Chemotherapie)
sche Haut- und Schleimhautbehandlung unabding- bei niedrigem Nebenwirkungsprofil. Sie werden nur
bar ist. Eine gefürchtete Komplikation der thorakalen bei inoperablen Stadien eingesetzt.
Bestrahlung ist die Strahlenpneumonitis, eine durch
die Strahlung verursachte Lungenentzündung. Sie Best Supportive Care, Palliation Was tun, wenn
kann bis zu 6 Monaten nach Beenden der Therapie keine tumorspezifische Therapie mehr möglich oder
auftreten und sehr schwere Verläufe einnehmen, eine sinnvoll ist? Gerade diese Patienten brauchen beson-
konsequente Behandlung mit Steroiden und Antibio- ders viel Zuwendung – und Therapie.
tika ist unabdingbar. Das Angebotsspektrum richtet sich nach der Pro-
blematik: Schmerzen, Übelkeit oder Schluckstörun-
Chemotherapie Die Chemotherapie ist eine Sys- gen, Instabilität von Knochen, Luftnot, Depressionen
temtherapie und hat bei fast allen Stadien und His- und vieles mehr prägen das Bild dieser schwerkran-
tologien des Bronchialkarzinoms einen hohen Stel- ken Menschen. Auch hier können gezielte Chemo-
lenwert. Ihre toxische Wirkung entfaltet sich an sich therapien oder Strahlentherapien Linderung von
rasch teilende Zellen – leider nicht nur Tumorzellen, Beschwerden bringen, aber auch lokale Maßnahmen
sondern auch gesunde Gewebszellen. Daher ist das wie die bronchoskopische Tumorabtragung oder
Nebenwirkungsspektrum sehr groß und die Verträg- Einlage von Stents können erheblich zur Verbesse-
lichkeit meist herabgesetzt. rung der Lebensqualität beitragen. Eine adäquate
Es gibt zahlreiche Substanzen, die nach bestimm- Schmerztherapie ist unerlässlich. Ein palliativer
ten Protokollen (Schemata) eingesetzt werden. Meist Schwerpunkt kann auf jeder Station Raum finden,
56 Kapitel 2 · Krankheitsbilder
darüber hinaus gibt es aber auch spezialisierte Pallia- Eine histologische Sicherung des Tumors erfolgt meist
tivstationen zur Versorgung dieser Patienten. durch eine Thorakoskopie. Prinzipiell sind auch trans-
thorakale Punktionen möglich, doch führt dies leider
2 2.5.2 Pleuratumoren
häufig zu „Impfmetastasen“, also Verschleppung von
Krebszellen, sodass Punktionen vermieden werden
sollen. Eine Bronchoskopie wird oft ergänzt, um ein
Maligne Tumoren der Pleura können primär an der Bronchialkarzinom auszuschließen. Zudem können
Pleura, jedoch viel häufiger sekundär durch andere Asbestfasern im Bronchialsekret gesichert werden.
Primärtumoren entstehen. Etwa 2/3 dieser einge- Die Stadieneinteilung folgt ebenfalls der TNM-
streuten Pleuraerkrankungen werden allein durch Klassifikation (7 Abschn. 2.5.1). Auch das Staging ist
Metastasen eines Bronchial- oder Mammakarzi- hierzu analog.
noms verursacht. Auch liegt oft primär ein Malig-
nom des Peritoneums (Bauchfells) vor, welches auf z Therapie
die Pleura übergreift. Sehr viel seltener können Non- Die Therapieoptionen des MPM erstrecken sich auf
Hodgkin-Lymphome, Magenkarzinome, Melanome Operation, Chemotherapie (CHT) und Strahlenthe-
oder andere Tumoren vorliegen. rapie (RT). Leider ist die Wirksamkeit dieser The-
Das primäre Karzinom der Pleura ist das maligne rapie nur klein. Selbst unter trimodaler Therapie
Pleuramesotheliom (MPM). Es wird durch die (7 Übersicht) beträgt die mittlere Überlebenszeit nur
Exposition gegenüber Asbestfasern verursacht und etwa 19 Monate, bei frühem Stadium und günstiger
zeigt eine große zeitliche Latenz (Manifestation der Histologie (epitheloid) bis zu 51 Monate – leider trifft
Erkrankung 30–40 Jahre nach Exposition). dies nur auf wenige Patienten zu (Neumann et al. 2013).
Asbest, das früher in Baumaterialien enthalten
war, wurde bis Mitte der 1970er Jahre aktiv einge-
setzt. Das dann erfolgte Verbot führte zwar zu einem Trimodale Therapie des malignen Pleura-
Stopp der Nutzung, jedoch finden sich diese Materia- mesothelioms
len zum Teil noch bis heute in älteren Gebäuden. Der 55EPP = extrapleurale Pneumonektomie,
konsequente Einsatz entsprechender Atemschutz- Entfernung
maßnahmen setzte sich nur langsam über die fol- –– der betroffenen Lunge
genden Jahre durch. Vor allem Bauarbeiter, Elektri- –– beider Pleurablätter
ker oder Zimmerer, die aktiv an Baustellen gearbeitet –– oft des Perikards und Zwerchfells
haben, tragen ein hohes Risiko, an diesem Karzinom –– von Thoraxwandarealen, die biopsiert
zu erkranken, auch viele Jahre später noch. wurden
Sehr häufig fällt ein MPM primär durch Schmer- –– von intra- und extrapleuralen
zen der betroffenen Seite auf, die Pleura parietalis ist Lymphknoten
sensibel stark innerviert. Dabei bildet sich ein Pleu- 55Chemotherapie
raerguss, was oft Ursache eines Hustens ist. Über 55Bestrahlung
zunehmende Tumorausdehnung entwickelt sich
Dyspnoe, allgemeine Symptome wie Müdigkeit,
Nachtschweiß oder Fieber kommen hinzu. Mit fort- Der Fokus der Therapie liegt in der Erhaltung der
schreitendem Wachstum können benachbarte Struk- Lebensqualität. Hierzu können Bestrahlungen und
turen ebenfalls infiltriert werden, was zu einer schwe- Chemotherapien eingesetzt werden, um die Tumor-
ren Herzinsuffizienz (Perikardinfiltration) oder auch masse zu reduzieren. Aber auch Schmerztherapien,
Aszites (transdiaphragmal) führen kann. Sauerstoffgaben und regelmäßige Entlastungen
Histologisch werden drei verschiedene Zelltypen des Pleuraergusses sind wesentlich. Bei sehr rasch
des MPM unterschieden: nachlaufendem Pleuraerguss kann z. B. eine sub-
55 Epithelial (50%) kutan getunnelte Drainage (z. B. PleurX) angelegt
55 Sarkomatös oder mesenchymal (15%) werden. Diese kann dauerhaft liegen bleiben und
55 Mischtyp (35%) wird bei Bedarf (z. B. alle 2 Tage) an ein Ablaufsystem
2.6 · Pleuraerguss
57 2
angeschlossen. Somit können Patienten im häusli- Unterscheidung lässt sich durch Punktion und Unter-
chen Umfeld versorgt werden. suchung des Ergusses herbeiführen (. Tab. 2.11).
Eine engmaschige interdisziplinäre Zusammen- Bei der Art der Flüssigkeit kann es sich zudem
arbeit (Ärzte, Pfleger, Psychologen, Sozialdienst etc.) um Blut (Hämatothorax) oder Lymphe (Chylotho-
ist wesentlich zu einer guten Versorgung der Patien- rax) handeln. Eine Ansammlung von Eiter nennt
ten. Die Anbindung eines Palliativteams ermöglicht man Pleuraempyem.
solche Strukturen. Die vermehrte Flüssigkeit im Pleuraspalt verhin-
dert die Ausdehnung des Lungengewebes, die Pleu-
rablätter werden gereizt. Dadurch entstehen Luftnot
2.6 Pleuraerguss und Husten, auch Schmerzen können auftreten.
Es gibt auch Sonderformen der thorakalen
Flüssigkeitsansammlungen im Pleuraspalt nennt Flüssigkeitsansammlung:
man Pleuraerguss. Je nach Ursache und damit Art 55 subpulmonaler Pleuraerguss (Flüssigkeit
des Ergusses wird dieser transsudativ (eiweißarm) zwischen Zwerchfell und Lungenbasis) und
oder exsudativ (eiweißreich) klassifiziert. Für beide 55 interlobärer Pleuraerguss (Flüssigkeit im
Entitäten gibt es zahlreiche mögliche Ursachen, eine Interlobärspalt).
Exsudat Transsudat
Diagnostik (Light-Kriterien)
Pleura-LDH/Serum-LDH ≥0,6 <0,6
Pleura-Eiweiß/Serum-Eiweiß ≥0,5 <0,5
Pleura- LDH ≥2/3 des Serumnormalwerts <2/3 des Serumnormalwerts
Ursachen (Beispiele) Entzündlich: – Kardiale Dekompensation
– Pneumonie – Nephrotisches Syndrom
– Leberabszess – Eiweißmangel
– Pankreatitis - Leberzirrhose
– Tuberkulose - Lungenembolie
Maligne: - Hypothyreodismus
– Bronchialkarzinom - Urinothorax
– Metastasen
– Mesotheliom
Autoimmun:
– Kollagenosen
– Rheumatoide Erkrankungen
Gastrointestinal:
– Ösophagusperforation
– Nach Bauchoperationen
– Pankreaserkrankungen
Lungenembolie
Trauma (blutig)
Medikamente
Radiatio
LDH Laktatdehydrogenase.
58 Kapitel 2 · Krankheitsbilder
. Abb. 2.5 Pleuraerguss. Die Thoraxaufnahme zeigt eine beidseitige Verschattung der kostophrenischen Winkel. Die
meniskusartige Konfiguration (weiße Linien) ist typisch für frei auslaufende Pleuraergüsse. (Aus Hamer et al. 2013)
Oft kann man einen Pleuraerguss bereits in der kör- > Aus einem unkomplizierten parapneu-
perlichen Untersuchung erahnen: Das Atemge- monischen Erguss kann sich ein gefährliches
räusch wird leise oder schwindet, der Klopfschall Pleuraempyem entwickeln.
ist gedämpft. Nachweisbar ist der Pleuraerguss im
Röntgen-Thorax (. Abb. 2.5) oder in der Compu- Pleuraerguss – was wird untersucht?
tertomografie, am einfachsten aber per Sonogra- 55 Farbe: hell/dunkel, klar/trüb/eitrig/milchig,
fie. Hier sind bereits kleine Mengen von 50–100 ml blutig
sichtbar. Unter sonografischer Darstellung wird der 55 Menge: bei liegender Drainage
Erguss diagnostisch punktiert, die Flüssigkeit kann 55 Chemie: Laktatdehydrogenase (LDH), Eiweiß,
dann laborchemisch (Exsudat vs. Transsudat?), mik- pH, Glucose, Hämoglobin, Leukozyten,
robiell (Bakterien, Pilze?) und zytologisch (maligne Triglyzeride
Zellen?) untersucht werden. 55 Zytologie: mikroskopisch maligne Zellen
Über eine Drainageneinlage wird der Erguss 55 Mikrobiologie: Bakterien, Pilze, Viren
therapeutisch entleert. Im Falle rasch nachlaufen-
der oder häufig rezidivierender Pleuraergüsse kann
eine Pleurodese (Verklebung der Pleurablätter) 2.7 Pleuraempyem
durch Instillation z. B. von Talkum erfolgen. Auch
kann eine subkutan getunnelte, dauerhaft liegende Ein Pleuraempyem ist eine bakteriell verursachte
Drainage chirurgisch angelegt werden, z. B. bei per- Infektion des Pleuraraums. Meist entsteht ein Pleu-
sistierenden malignen Ergüssen. raempyem sekundär aus einer pulmonalen Infektion
Ein Pleuraerguss tritt einseitig oder beidseitig (Pneumonie, Abszess, Tuberkulose), seltener können
auf. Häufige Ursachen eines einseitigen Ergusses Thoraxtraumen (operativ, Unfall, Pneumothorax)
sind Pneumonien (parapneumonisch) oder maligne oder subdiaphragmale Infektionen eine Rolle spielen.
Erkrankungen, beidseitig oft kardiale Dekompen-
sation. Eine fortschreitende Entzündung des Pleu- ! Cave
raergusses kann sich zu einem lebensbedrohlichen Viren verursachen oft Pleuraergüsse, jedoch
Pleuraempyem ausbilden. kein Empyem!
2.8 · Pneumothorax
59 2
Häufige Erreger sind vor allem gramnegative Bak- 55 Stadium II: im Frühstadium ebenfalls Anlage
terien (Pseudomonas aeroginosa, E. coli), aber auch einer großlumigen Drainage mit Spülungen,
grampositive Bakterien (Staphylokokken, Strepto- ggf. Lysetherapie (Urokinase/Streptokinase) bei
kokken) finden sich. ausgedehnten Septierungen im Pleuraraum.
Der Übergang eines parapneumonischen Ergus- Reichen diese Maßnahmen nicht aus, ist die
ses zum Empyem ist fließend (. Tab. 2.12). frühzeitige Durchführung einer videoassistierten
Das Pleuraempyem wird in drei Stadien unterteilt: Thorakoskopie (VATS) indiziert zur Lösung und
55 Stadium I: exsudativ, klarer Erguss, meist steril, Entfernung von Septen und infektiösen Belägen.
Pleura verdickt 55 Stadium III: frühzeitige chirurgische Inter-
55 Stadium II: fibrinopurulent, dicke Fibrinbeläge, vention (VATS)! Bei septischen (instabilen)
trüb eitriger Erguss Patienten muss jedoch ein konservatives
55 Stadium III: zunehmend organisiert, Pleura Vorgehen abgewogen werden.
verschwartet 55 Chronisches Empyem: Scheitern die Versuche
einer Sanierung mittels Antibiotika, (Spül-)
Neben klinischen Symptomen wie Fieber, Nacht- Drainagen und Dekortikation, kann die Anlage
schweiß, Abgeschlagenheit, Thoraxschmerzen eines Thoraxfensters (offene Drainierung)
führt vor allem die Radiologie (Röntgen-Thorax, erfolgen.
CT, Sonografie) zu dem Verdacht eines Empyems.
Bei Verdacht muss sofort eine laborchemische Dia-
gnostik des Blutes und besonders der Pleuraflüssig- 2.8 Pneumothorax
keit (Pleurapunktion) erfolgen, um das Ausmaß der
Entzündung zu erfassen. Ein Pneumothorax ist ein Einriss des Lungengewe-
bes, der zu einem Lufteinstrom in den Pleuraspalt
z Therapie zwischen den Pleurablättern Pleura viszeralis und
Die Therapie richtet sich nach dem Stadium (I–III). parietalis führt. Hier befindet sich sonst keine Luft,
Allen gemeinsam ist eine antibiotische Therapie, die sondern es herrscht ein Unterdruck, der das Lun-
stationär durchzuführen ist. Die Auswahl des Anti- gengewebe zusammen mit ein wenig Flüssigkeit
biotikums richtet sich nach dem wahrscheinlichen an die Thoraxwand heransaugt. Strömt nun Luft in
Erregerspektrum (ambulant vs. nosokomial erwor- den Pleuraspalt, wird der Unterdruck aufgehoben –
bene Infektion, Vorerkrankungen etc.). der Druck wird positiv, und die Lunge kann immer
55 Stadium I: Anlage einer großlumigen Drainage schlechter an der Thoraxwand haften. Die Lunge
unter Anschluss eines Sogs, ggf. Spülungen kollabiert.
LDH Laktatdehydrogenase.
60 Kapitel 2 · Krankheitsbilder
. Abb. 2.6 Großer Pneumothorax. p.-a.-Aufnahme. Bei diesem großen Pneumothorax (rote Doppelpfeile) zeigt sich eine
ausgeprägte passive Atelektase der ipsilateralen Lunge. (Aus Hamer et al. 2013)
Im Extremfall steigt der Druck im Pleuraspalt . Tab. 2.13 Ursachen des Pneumothorax
mit jedem Atemzug weiter, das Mittelfell und die
noch gesunde Lunge werden verdrängt, große Gefäße Primärer Sekundärer Pneumothorax
(obere Hohlvene) werden abgeklemmt – ein Span- Pneumothorax
nungspneumothorax entsteht, der lebensbedrohlich
Spontan, keine Ursa- – COPD
ist und sofort mit einer Drainage entlastet werden che erkennbar – Mukoviszidose
muss. – Emphysemerkrankung
Entdeckt wird der Pneumothorax durch radio- (α-1-Antitrypsinmangel)
logische Verfahren: Röntgen (. Abb. 2.6), CT, MRT – Tumorerkrankung der
aber auch Sonografie. Lunge/Pleura
– Tuberkulosis
Es gibt viele Möglichkeiten, einen Pneumotho- – Nekrotisierende Pneumonie
rax einzuteilen:
Risikofaktoren: Traumatisch:
55 offen (offener Brustkorb) oder geschlossen
– Rauchen – Rippenbrüche, Stichver-
55 partiell(teilweise), total oder – Hohe Körpergröße letzung
bilateral(beidseits) – Barotrauma (Taucherunfall,
55 ohne oder mit Flüssigkeit(Blut = Hämato- Beatmung)
thorax, Eiter = Pyothorax, seröser Erguss = – Iatrogen (Punktion eines
Pleuraergusses, V. subclavia,
Serothorax)
endoskopische Lungen-
55 spontan oder traumatisch volumenreduktion, z. B.
Ventile)
Meist unterscheidet man beim Pneumothorax
jedoch zwischen primär (keine Vorerkrankung der
Lunge) oder sekundär (als Komplikation einer Lun- Symptome eines Pneumothorax können stark
generkrankung, einer Verletzung oder eines medizi- variieren – manchmal merkt der Patient gar nichts,
nischen Eingriffs, . Tab. 2.13). manchmal treten plötzlich heftigste Beschwerden auf.
2.9 · Lungenödem
61 2
Klassische Zeichen sind: In diesem Fall muss die Therapie erweitert werden, z.
55 Plötzlich einsetzende, oft zunehmende Luftnot B. mit einer Talkumpleurodese, um die Lunge an der
55 Schmerzen im Brustkorb Thoraxwand wieder anhaften zu lassen.
55 Reduzierte Atembewegungen, meist einseitig
55 Herabgesetztes Atemgeräusch (Achtung:
z. B. bei Emphysem bereits vorher sehr leises 2.9 Lungenödem
Atemgeräusch)
55 Änderungen der Vitalparameter (Beschleu- Ein Lungenödem bezeichnet den Eintritt von
nigung der Atem- und Herzfrequenz, Flüssigkeit in die Alveolen und in das Intersti-
Blutdruckabfall, Entsättigungen) deuten auf tium. Hierdurch wird die Ventilation und Diffu-
einen lebensbedrohlichen Spannungspneu- sion erheblich gestört, der Blutgasaustausch wird
mothorax hin! behindert, die Compliance (Dehnbarkeit) der
Lunge nimmt ab.
! Cave Klinisch bemerkt der Patient führend Dyspnoe,
Plötzlich einsetzende Luftnot und/oder aber auch Husten und schaumigen Auswurf. Im
Brustschmerzen mit Verschlechterung der Röntgen-Thorax sind die Lungen flächig verschat-
Vitalparameter sind hochverdächtig auf tet (. Abb. 2.7), meist zeigt sich eine respiratorische
einen Pneumothorax mit Spannungseffekt Insuffizienz in der Blutgasanalyse.
und sind als Notfall wahrzunehmen und zu Die Ursache eines Lungenödems kann vielfältig
behandeln! sein und lässt sich primär in zwei Gruppen einteilen:
55 Hochdrucködem
Die Therapie des Pneumothorax richtet sich nach 55 Permeabilitätsödem
deren Ausdehnung. Sind nur kleine Ablösungen
ohne klinische Relevanz vorliegend, kann unter
Beobachtung zugewartet werden – oftmals resor- 2.9.1 Hochdrucködem
biert der Körper die Luft von selbst.
Dagegen ist bei ausgedehnten oder symptomati- Durch den Anstieg des hydrostatischen Drucks im
schen Pneumothoraxen die Anlage einer Thoraxdrai- Gefäßsystem wird Flüssigkeit aus den Gefäßen „hin-
nage (7 Abschn. 3.3.3) notwendig. Nach Anschluss ausgepresst“. Als Ursache hierfür liegen oft primär
an ein Wasserschloss oder aktives Sogsystem kann kardiale Störungen vor (z. B. Herzklappendefekte,
sich die Lunge langsam wieder ausdehnen, dies muss strukturelle Veränderungen), aber auch chronische
radiologisch kontrolliert werden. Atemwegserkrankungen können sekundär zu kar-
Nicht immer gelingt die Ausdehnung problem- dialen Einschränkungen führen (z. B. chronische
los. Durch parenchymale Einrisse können bron- Rechtsherzbelastung). Dieser Mechanismus lässt sich
chopleurale Fisteln entstehen, also „Kurzschlüsse“ sehr häufig in der Pneumologie beobachten. Oft ent-
der kleinen Atemwege direkt in den Pleuraraum. stehen zusätzlich Pleuraergüsse durch die kardiale
Dadurch strömt Luft mit jedem Atemzug in den Insuffizienz.
Pleuraraum weiter ein und verhindert eine Adhä-
sion der Lunge an die Wand. Die Drainage „fistelt“. z Therapie
Vorwiegend kardiale Entlastung durch Diuretika,
> Zur pflegerischen Überwachung einer Normalisierung des Blutdrucks, Sauerstoffgabe, ggf.
Thoraxdrainge gehört die Überprüfung des Punktion eines Pleuraergusses. Oberkörperhochla-
„Fistelns“: Unter tiefer In- und Exspiration gerung und Kompressionsstrümpfe unterstützen den
sowie Husten wird Flüssigkeit in der Drainage kardialen Rücktransport und erleichtern die Symp-
und in der Flasche beobachtet. Pendelt tome, tägliches Wiegen oder Bilanzieren des Patien-
die Flüssigkeit stark? Blubbert es in der ten gibt Anhalt über den Verlauf. Je nach Schwere der
Flasche? Blasenbildung? → Hinweis für respiratorischen Insuffizienz kann eine nichtinvasive
bronchopleurale Fistelung. Beatmung unterstützend sein.
62 Kapitel 2 · Krankheitsbilder
. Abb. 2.7 Interstitielles Lungenödem. Die p.-a.-Aufnahme zeigt die typischen Zeichen eines überwiegend interstitiellen
Lungenödems: 1. unscharfe Kontur und Verbreiterung der pulmonalen Gefäße und Hili (roter Pfeil), 2. Verdickung der
Bronchialwände (blauer Pfeil). Zudem finden sich beidseits Pleuraergüsse. (Aus Hamer et al. 2013)
a b
. Abb. 2.8a,b Eine 25-jährige Patientin mit postinfektiösen Bronchiektasen und Z. n. Mittellappenresektion. a
Thoraxröntgenaufnahme mit typischen Veränderungen im linken Unterfeld (Maximum parakardial, Pfeil). b Korrespondierender
CT-Befund. (Aus Kurzidim et al. 2014)
64 Kapitel 2 · Krankheitsbilder
2.13 Lungenarterienembolie
. Tab. 2.15 Klinische Wahrscheinlichkeit einer LAE
nach Wells
Die Lungenarterienembolie (LAE) ist eine Störung
2 der Lungenperfusion. Dabei kommt es zu einem Klinische Zeichen Score
Verschluss eines oder mehrerer pulmonalarterieller
Klinische Zeichen der TVT 3,0
Gefäße durch Blutgerinnsel, dem poststenotischen
Gebiet fehlt die Perfusion zum Austausch der Blut- Andere Diagnosen unwahrscheinlich 3,0
gase. Je zentraler der Verschluss, desto schwerer sind Herzfrequenz >100/min 1,5
die Ausfälle der Durchblutung. Immobilisation >3 Tage oder OP in den 1,5
Die klinischen Beschwerden variieren erheblich letzten 4 Wochen
– kleinere periphere Segmentembolien können völlig Z. n. TVT oder LAE 1,5
unbemerkt verlaufen, größere Embolien können Bluthusten 1,0
einen akuten Schockzustand bis hin zum Tode bewir-
Tumorerkrankung aktiv oder letzte 6 Mo- 1,0
ken. Meist äußern Betroffene sehr unspezifische nate Therapie
Beschwerden: Dyspnoe, thorakale Schmerzen oder
<2 Punkte: geringe Wahrscheinlichkeit
Druckgefühl. Diese Beschwerden passen zu einer
2–6 Punkte: mittlere Wahrscheinlichkeit
Vielzahl anderer Erkrankungen, die diagnostische >6 Punkte: hohe Wahrscheinlichkeit
Unterscheidung erfordert spezielle Untersuchungen.
Daher verlaufen LAE leider häufig unerkannt, der LAE Lungenarterienembolie, TVT tiefe
Arzt muss schlicht „daran denken“. Beinvenenthrombose.
Zur Risikostratifizierung eignen sich Punktesys-
teme wie z. B. der Wells-Score (. Tab. 2.15).
Ist die Lungenarterienembolie erkannt, muss
eine Schweregradeinteilung (hohes-mittleres- Risikofaktoren venöser Thromboembolien/
niedriges Risiko) erfolgen, um das geeignete Moni- LAE
toring (und Therapieregime) festzulegen. 55Postoperative/Intensivmedizinische
55 Blutdruck stabil? Immobilisation
55 Schock/Reanimation? 55Immobilisation anderer Ursache
55 Druck der Pulmonalarterie erhöht/ –– Beinfraktur
Pumpfunktion eingeschränkt? –– Paresen
(Echokardiografie) –– Schwindel, schlechter Allgemeinzustand
u. a.
Trifft einer dieser Faktoren zu, ist eine intensivmedi- 55Maligne Erkrankungen
zinische Überwachung notwendig. –– Paraneoplastisch
–– Mechanische Gefäßkompression
z Ursachen/Risikofaktoren 55Angeborene Thrombophilien
Eine LAE kann akut oder chronisch rezidivierend –– Protein-C/S-Mangel
auftreten. Meist schwemmen periphere venöse –– Faktor-V-Leiden, APC-Resistenz
Thromboembolien (z. B. aus den tiefen Unterschen- –– Hyperhomocysteinämie, Antithrom-
kelvenen, tiefe Beinvenenthrombose – TVT) über bin(AT)-III-Defizienz u. a.
das Herz in die Lunge ein, es können jedoch auch 55Gynäkologie
Thromben primär in den Lungengefäßen entste- –– Schwangerschaft, postpartal
hen. Tritt die LAE erstmalig auf, muss Ursachen- 55Kardiorespiratorisch
forschung betrieben werden, um den Auslöser –– COPD, Emphysem
zu behandeln und auch das Risiko eines Rezidivs –– Schwere pulmonale Infekte
abzuschätzen. Es gibt zahlreiche Risikofaktoren, –– Herzrhythmusstörungen
welche die Entstehung einer LAE begünstigen –– Akuter Myokardinfarkt u. a.
(7 Übersicht).
2.14 · Pulmonale Hypertonie
67 2
Hinweise auf eine LAE liefern, ebenso eine Sonogra-
55Andere fie der Pleura und Lunge.
–– Dehydratation Wegweisend in der Diagnostik ist die Durchfüh-
–– Z. n. Thrombose oder LAE rung einer Computertomografie (CT) des Thorax
–– Nephrotisches Syndrom u. a. mit Angiografie, also Kontrastmittelgabe. Hiermit
können Embolien mit hoher Sensitivität sichtbar
gemacht werden. Alternativ können Lungenperfusi-
z Diagnostik ons-/ventilationsszintigrafie oder Magnetresonanz-
Körperliche Untersuchung Eindeutige körperli- tomografie (MRT) zum Einsatz kommen.
che Symptome gibt es nicht, was die rechtzeitige Ergänzt wird eine Venenduplexsonografie der
Erkennung oft behindert. Es können jedoch in Beine zum Ausschluss/Nachweis tiefer Beinvenen-
der körperlichen Untersuchung auffallen: Tachy- thrombosen durchgeführt.
pnoe, sehr flaches Atmen, Unruhe, Schwitzen,
Tachykardie. Auskultatorisch ist der Befund meist z Therapie
unauffällig, im Bereich der Perfusionsstörungen Neben allgemeinen Maßnahmen gibt es zwei Thera-
können feuchte Rasselgeräusche entstehen. Sehr pieansätze: alleinige Antikoagulation oder Rekanali-
wichtig ist das Abtasten der Unterschenkel – in sation und anschließende Antikoagulation. Rekana-
etwa 10% der Fälle lassen sich Zeichen einer TVT lisationsverfahren (medikamentös durch Urokinase/
nachweisen (einseitige Schwellung des Beines, Alteplase oder mechanisch) sind aufgrund des hohen
druckschmerzhaft). Nebenwirkungsprofils den hämodynamisch instabi-
len Patienten (z. B. reanimationspflichtig) vorbehal-
Labordiagnostik Oft zeigen sich unspezifische Ver- ten. Dagegen erhalten stabile Betroffene eine Antiko-
änderungen wie ein Anstieg der Entzündungswerte agulation durch unfraktioniertes/niedermolekulares
(CRP, Leukozyten, Fibrinogen) der kardialen Bio- Heparin oder mit einer oralen Therapie.
marker („pro B-Type natriuretic peptide“ – pBNP, Die Dauer der antikoagulatorischen Therapie richtet
Troponin I/T) oder der Leberwerte (Laktatdehyd- sich nach den Risikofaktoren (3 Monate bis lebenslang).
rogenase – LDH, Glutamat-Pyruvat-Transaminase –
GPT, Glutamat-Oxalacetat-Transaminase – GOT,
γ-Glutamyltransferase – GGT). Besonderes Augen- 2.14 Pulmonale Hypertonie
merk ist auf das D-Dimer zu richten. Als Spaltprodukt
des Fibrins, welches im Rahmen gesteigerter Fibri- Der Lungenkreislauf ist im Gegensatz zum Körper-
nolyse (z. B. thromboembolische Ereignisse) auftritt, kreislauf ein Niedrigdrucksystem, jedoch mit hoher
ist das D-Dimer ein sehr sensitives diagnostisches Compliance, also Anpassungsfähigkeit der Gefäße.
Verfahren. Problematisch: Erhöhte Werte treten Dadurch kann sich der Körper flexibel an wechselnde
auch sehr häufig im Rahmen anderer Erkrankungen Blutflüsse anpassen, die bei Anstrengung regelmä-
(akute Entzündungen, Tumorerkrankungen, autoim- ßig entstehen.
mune Erkrankungen etc.) auf. Somit ist ein erhöhtes Im Rahmen der pulmonalen Hypertonie (PH) ist
D-Dimer niemals beweisend für eine Thromboem- ein dauerhafter Anstieg des Drucks im Lungenkreislauf
bolie! Ein negatives D-Dimer spricht jedoch gegen entstanden. Dadurch kommt es zu Schädigungen der
ein akutes Ereignis. Die Bewertung eines D-Dimers Lungengefäße und schließlich zu einem irreversiblen
ist immer im Gesamtkontext zu sehen. Gefäßumbau, der die Durchblutung der Lunge – und
somit die Sauerstoffaufnahme – erheblich einschränkt
Apparative Verfahren Ein EKG kann Anzeichen und bis zu einem Lungenversagen führen kann.
einer rechtskardialen Belastung zeigen, zur Verifi- Eine PH wird diagnostiziert am erhöhten mittle-
zierung sollte immer eine Echokardiografie ergänzt ren Druck (mPAP >25 mmHg) der Pulmonalarterie,
werden. Die BGA gibt Auskunft zur respiratori- gemessen im Rechtsherzkatheter. Eine transthora-
schen Situation. Im Röntgen-Thorax können Infilt- kale Echokardiografie (Herzschall) kann abschät-
rate, neue Atelektasen oder ein Zwerchfellhochstand zend den Pulmonaldruck zeigen und liefert zudem
68 Kapitel 2 · Krankheitsbilder
Informationen über die übrigen Parameter des Faktoren, auch Umweltfaktoren, Vorerkrankungen
Herzens: allgemeine Pumpfunktion, Herzklappen etc. und toxischen oder medikamentösen Einflüssen.
Die Entstehung der PH ist vielschichtig und Der genaue pathophysiologische Mechanismus ist
2 geprägt von genetischen und molekularbiologischen bis heute nicht geklärt.
. Tab. 2.16 Klassifikation der pulmonalen Hypertonie. (Aus Kwapiszewska et al. 2015)
Immunreaktion, bevorzugt in den Oberlappen. Meist nach Impfung oder bei Infektion mit nichttuberkulö-
wird dieses Stadium nicht einmal bemerkt, denn es sen Mykobakterien (NTM) oder auch falsch negativ
verläuft milde und unspezifisch. In der Regel ist die bei Immunsupprimierten.
2 Erkrankung an dieser Stelle selbstlimitierend, es
kommt zur Ausheilung oder zu klinischer Latenz Bildgebung Immer sollte ein Röntgen des Thorax
(Infektion ohne Symptome). Eine latente Tbc kann erfolgen, hier können vor allem Infiltrate, Kaver-
jederzeit in eine manifeste Erkrankung übergehen, nen oder Verkalkungen nachgewiesen werden.
was im Rahmen immunsupprimierender Erkran- Ergänzt werden Computertomografie oder
kungen oder Therapien sehr wichtig zu berücksich- Kernspintomografie.
tigen ist.
Erregernachweis Der Beweis einer Tuberkulose
Frühgeneralisation Manifestiert sich die Erkran- gelingt nur durch Erregernachweis. Hierfür kann
kung, breiten sich Mykobakterien nun bronchogen, Sputum (mindestens 3 Proben an 3 verschiedenen
lymphogen oder hämatogen aus und infiltrieren Tagen einsammeln), bronchoskopisch gewonne-
andere Gewebe. nes Sekret oder auch Punktionsmaterial verwendet
werden. Wichtig: Probenmaterial muss sofort wei-
Postprimäre Tuberkulose Etwa 5% der Infizier- tergeleitet werden!
ten entwickeln eine chronische Erkrankung, der Bei Kindern oder erschwerter Sputumabgabe
Rest heilt vollständig aus oder verbleibt als latente kann auch Magensaft akquiriert werden, nach dem
Tuberkulose. Schlucken von Sputum finden sich die Erreger auch
Es können sich mehrere pulmonale Herde ent- im Magen. Diese Methode ist jedoch unzuverlässiger.
wickeln oder auch eine Streuung in weitere Organe Es werden immer alle Proben mikroskopisch
(inkl. Haut, Knochen, Gehirn) erfolgen. Eine Ver- (sofortige Darstellung von säurefesten Stäbchen,
breitung in alle Organe ist eine Miliartuberkulose. SFS) und kulturell (nach 6–8 Wochen Bebrütung)
beurteilt. Der mikroskopisch positive Nachweis von
z Diagnostik SFS ist nicht beweisend für eine Tbc, da auch eine
In der Anamnese sind besonders Fragen zu Her- Besiedlung mit NTM vorliegen kann. Eine Unter-
kunft, Reiseverhalten und Familie sinnvoll. Auch scheidung erfolgt kulturell. Da dies lange dauert,
äußere Umstände und Erkrankungen wie Alkoholis- kann zusätzlich ein schnellerer Nukleinsäureampli-
mus, Obdachlosigkeit und besonders HIV („human fikations-Test (NAT) oder Polymerase-Kettenreak-
immunodeficiency virus“) sind als Risikofakto- tion (PCR) ergänzt werden.
ren einer Tbc zu erfassen. Körperliche Symptome
sind meist unspezifisch: neben Husten oder Tho- z Therapie
raxschmerzen sind vor allem B-Symptome (Fieber, Je nach Risikoprofil für resistente Mykobakterien
Nachtschweiß, ungewollter Gewichtsverlust) häufig. wird die Therapie festgelegt. Eine ausführliche Auf-
Die körperliche Untersuchung ist meist unauffäl- klärung des Patienten und der Angehörigen ist not-
lig, jedoch sind mitunter vergrößerte Lymphknoten wendig zum Verständnis der Erkrankung, der not-
(zervikal, axillär, supraklavikulär) vorhanden. wendigen Therapieadhärenz und Einhaltung der
L a b orc h e m i s c h f i n d e t m an m o d e r at e Hygienemaßnahmen. Im Falle einer offenen Tuber-
Entzündungszeichen. kulose sind gesundheitlich gefährdete Personen aus
dem Umfeld (Kinder, Immunsupprimierte, chro-
IGRA und THT Ein Interferon-Gamma-Release- nisch Kranke) prophylaktisch bzw. präventiv mit
Assay IGRA (Bluttest: QUANTIFERON, TSPOT) Isoniazid zu behandeln.
ist ein zuverlässiger Test zum Nachweis eines Kon- Die Standardtherapie dauert 6 Monate. Sie
takts mit Tbc, er wird per Bluttest bestimmt. beginnt mit einer 4-fach-Therapie (Isoniazid, Rifam-
Die Durchführung eines Tuberkulin-Hauttests picin, Pyrazinamid, Ethambutol) über 2 Monate und
(THT, Mendel-Mantoux) ist ebenfalls möglich, wird weitere 4 Monate mit Isoniazid und Rifampicin
jedoch kann dieser Test falsch positiv ausfallen, z. B. alleine fortgeführt. Eine sorgfältige Überwachung
2.16 · Sarkoidose
71 2
des Therapieerfolgs (Sputumabgabe, Röntgen-Tho- logistischen Aufwand bedeutet und für die Patien-
rax) sowie der Nebenwirkungen (Laborkontrollen ten enorm einschränkend ist. Aus diesen Gründen
des Blutbildes, Leber, Niere, regemäßige Untersu- ist nicht jede Besiedlung mit einem NTM auch zu
chungen durch einen Augenarzt) sind zwingend. therapieren, sondern sorgfältig unter Berücksichti-
Im Falle resistenter Erreger verlängert und erwei- gung von Erkrankung, Risiken und zu erwartendem
tert sich das Therapiespektrum. Therapieziel abzuwägen.
z Hygienemaßnahmen
Personen, die infektiös sind (offene Tbc), werden 2.16 Sarkoidose
meist stationär behandelt. Sie müssen isoliert
werden, bis unter erfolgreicher Therapie aufeinan- Die Sarkoidose ist eine sehr facettenreiche granu-
derfolgend dreimal keine Erreger im Sputum nach- lomatöse (knötchenbildende) Erkrankung des
weisbar sind. Bei Verlassen des Zimmers muss eine indegewebes, die praktisch jedes Organ im Körper
B
chirurgische Nasen-Mund-Maske getragen werden; befallen kann. In >90% liegt eine Lungenbeteili-
Personen, die das Zimmer betreten, tragen eine FFP- gung vor, sodass die Sarkoidose meist pneumo-
2-Maske. Bei potenziellem Kontakt mit infektiösem logisch behandelt wird. Die genaue Ursache und
Material (Wunden, Urin) müssen natürlich Schutz- Entstehungsweise der Erkrankung sind noch unklar.
kittel, Handschuhe etc. ergänzt werden. Eine Stadieneinteilung der Erkrankung erfolgt
Personen, die nicht infektiös sind, werden nicht nach radiologischer Organverteilung des Befalls
isoliert. (. Tab. 2.18), analog hierzu treten Spontanremissionen
(Ausheilung ohne Therapie) auf.
wie Müdigkeit und Abgeschlagenheit. Fast immer oder lungenfunktionellen Einschränkung ist eine
sind die thorakalen Lymphknoten betroffen, meist Therapie dringend indiziert.
sind diese bihilär vergrößert, bei der hochakuten Die Standardtherapie ist eine orale Corticoidgabe
2 Form, dem Löfgren-Syndrom, treten neben Fieber (Prednisolon) für insgesamt 6–12 Monate. Im Falle
und geschwollenen Lymphknoten auch Gelenk- eines Rückfalls oder einer Corticoidunverträglichkeit
schmerzen und Hautveränderungen (Erythema können andere immunsuppressiv wirksame Medi-
nodosum) auf – die spontane Ausheilungsrate dieser kamente wie Azathioprin, Methotrexat oder Hydro-
Form ist besonders hoch. chloroquin kombiniert oder ersetzt werden.
Weitere mögliche Manifestationen sind Augen- Nach Abschluss der Therapie sollen Patienten über
beschwerden (Uveitis), Schwellung der Speicheldrü- mindestens 3 Jahre regelmäßig untersucht werden, um
sen, Knochenschmerzen, zentralnervöse Beschwer- ein Rezidiv (Rückfall) frühzeitig zu erkennen.
den (Neurosarkoidose), Hautbefall (Lupus pernio),
Anstieg der Leberwerte und kardiale Beteiligungen
(Herzrhythmusstörungen, EKG-Veränderungen). 2.17 Exogen allergische Alveolitis
Eine chronische pulmonale Sarkoidose führt zu
einer Lungenfibrose. Die exogen allergische Alveolitis (EAA) umfasst eine
Gruppe an seltenen Lungenerkrankungen, denen
z Diagnostik eine Entzündung der terminalen Bronchiolen und
Eine konventionelle Röntgenaufnahme des Thorax Alveolaren zugrunde liegt. Sie werden verursacht
liefert die diagnostische Grundlage und ermöglicht durch eine allergisch getriggerte, verzögert ablau-
eine Stadieneinteilung. Ein CT des Thorax wird zur fende Immunreaktion nach Exposition gegenüber
genaueren Differenzierung ergänzt, hier werden oft unterschiedlichen Allergenen (Auslöser). Symptome
Parenchymveränderungen sichtbar, die im Rönt- entstehen erst einige Stunden nach der Exposition
gen-Thorax verborgen blieben. In der anschließen- (im Gegensatz zu allergischen Sofortreaktionen, z. B.
den Bronchoskopie kann über die Auswertung von bei Asthma bronchiale), sodass eine kausale Zuord-
Bronchialflüssigkeit (bronchoalveoläre Lavage, BAL) nung oft erschwert wird.
die Diagnose eingegrenzt bzw. andere Erkrankun- In der folgenden Entzündungsreaktion wandern
gen ausgegrenzt werden. Bei unklarem Befund kann Lymphozyten ins Gewebe, es bilden sich kleine Gra-
eine Biopsie aus Lymphknoten oder Lungengewebe nulome (Knötchen) im Lungenparenchym. Bei wie-
ergänzt werden. derholter Exposition gegenüber dem Allergen chro-
Laborchemisch wird eine Basisdiagnostik zur nifiziert die Entzündungsreaktion, bei manchen
Orientierung möglicher Manifestationen durchge- Patienten mit der Entwicklung von Lungenfibrose
führt. Zudem gibt es Marker (Angiotensin-Conver- und Emphysem.
ting-Enzym – ACE, löslicher Interleukin-2-Rezeptor Es sind >300 mögliche Allergene (Schimmelpilze,
– sIL-2R), die jedoch zur Diagnose nur beitragend, Bakterien, Tierproteine, Chemikalien) bekannt.
jedoch nicht beweisend sind. Häufige Quellen sind: Vogelstaub, Bettfedern,
Je nach Organbefall werden weitere Untersu- Heu-, Strohstaub, Befeuchterwasser, Schimmel.
chungen veranlasst: augenärztliche Vorstellung, Die Partikelgröße ist dabei entscheidend (<5 um),
Sonografie der Leber, MRT des Kopfes. Immer um Zugang in die kleinen Atemwege zu finden.
ergänzt werden sollten eine Echokardiografie und Je nach Auslöser kann eine EAA als Berufskrank-
ein EKG, um eine kardiale Beteiligung auszuschlie- heit anerkannt werden (z. B. „Farmerlunge“ bei
ßen. Bei Verdacht eines Herzbefalls wird ein Kardio- Landwirten).
MRT durchgeführt (Costabel et al. 2014).
z Symptome
z Therapie Akutes/subakutes Stadium 3–12 h nach Exposition
Asymptomatische Verläufe oder auch das akute Löf- treten Dyspnoe, trockener Husten, Tachypnoe, grip-
gren-Syndrom benötigen in der Regel keine Therapie. pale Symptome (Fieber, Muskelschmerzen, Kopf-
Bei jeglicher extrathorakalen Manifestationsform schmerzen) auf. Diese bilden sich innerhalb weniger
2.17 · Exogen allergische Alveolitis
73 2
Stunden bis Tagen unter Allergenkarenz wieder voll- akuten EAA unauffällig sein. Im chronischen Verlauf
ständig zurück. entwickeln sich retikuläre Zeichnungsvermehrungen
Auskultatorisch: inspiratorisch feinblasige Ras- und Emphysem. Eine hochauflösende Computerto-
selgeräusche, Knistern. mografie (HRCT) ist sensitiver in der Erfassung von
alveolitischen Veränderungen und wird zur Diag-
Chronisches Stadium Nach wiederholter Exposi- nostik ergänzt, vor allem um gegen andere mögli-
tion entstehen schleichend progredient vor allem che Differenzialdiagnosen wie einer idiopathischen
trockener Husten, Auswurf, Dyspnoe, Zyanose, Lungenfibrose abzugrenzen.
Hämoptysen.
Bei >50% finden sich Trommelschlegelfinger und Bronchoskopie Hier steht die Gewinnung einer
Uhrglasnägel. Es entsteht das klinische und radiolo- bronchoalveolären Lavage (BAL) im Vordergrund.
gische Bild einer Lungenfibrose oder eines fortge- Eine erhöhte Gesamtzellzahl mit Lymphozytose,
schrittenen Lungenemphysems. Die diagnostische Mastzellen, Plasmazellen und schaumigen Makro-
Abgrenzung zu anderen chronisch-fibrosierenden phagen sind charakteristische Veränderungen. Da
Erkrankungen ist deutlich erschwert. die Immunreaktion zeitverzögert ist, empfiehlt sich
Auskultatorisch: Knisterrasseln, „silent lung“ bei die BAL ≥48 h nach Allergenexposition.
schwerem Emphysem. Weiterhin können Gewebsbiopsien entnom-
men werden zur histologischen Aufarbeitung und
z Diagnostik Abgrenzung gegenüber wichtiger Differenzialdia-
Anamnese Die Erhebung ist umfangreich und gnosen (idiopathische Lungenfibrose, Sarkoidose).
gezielt notwendig, vor allem die genauen Angaben Gelingt die transbronchiale Sicherung nicht, ist eine
zu Beruf und Hobbys sind wesentlich, da die Aus- offene Lungenbiopsie (VATS) möglich.
löser oft dort zu finden sind. Auch Wohnsituation,
Medikamente und Tierkontakte sind zu erfragen. Karenz-/Provokationstestung Ist ein Allergen im
Visier, kann dessen gezielte Meidung als diagnos-
Labor Entzündungsparameter (Leukozyten, CRP, tisches Werkzeug verwendet werden. Klingen die
Blutsenkungsgeschwindigkeit) sind oft, aber nicht Beschwerden nach einem Urlaub oder Meidung des
immer erhöht. Gesamt-IgG und spezifische Anti- Arbeitsplatzes wieder ab, unterstützt dies die Diag-
körper vom IgG-Typ (gezielt nach Auslöser suchen) nose wesentlich. Umgekehrt: treten die Beschwerden
können nachgewiesen werden. Das Fehlen dieser nach einer gezielten Provokation wieder auf, ist eine
Werte schließt eine Erkrankung jedoch nicht aus. EAA wahrscheinlich.
Die Erfüllung verschiedener Diagnosekriterien
Lungenfunktion Es können alle Parameter betrof- erlaubt die Diagnose einer akuten EAA (7 Übersicht,
fen sein (Ventilation, Diffusion, Perfusion), je nach Sennekamp et al. 2007). Die Abgrenzung einer chro-
Stadium der Erkrankung. Meist zeigt sich zu Beginn nischen EAA ist oft schwierig und bedarf weiterer
der Erkrankung eine restriktive Ventilationsstörung Abwägungen, sodass eine interdisziplinäre Bespre-
mit Verminderung der Diffusionskapazität. Bei etwa chung (ILD-Board) empfohlen ist (Kreuter et al.
25% der Erkrankten zeigt sich zusätzlich eine bron- 2016).
chiale Obstruktion. Im Verlauf sehen wir Zeichen
der Überblähung. In der BGA ist eine Hypoxämie
bei Belastung oder bereits in Ruhe nachzuweisen, bei Diagnostische Kriterien einer akut/subakut
Chronifizierung der EAA kann ein ventilatorisches exogen allergischen Alveolitis
Versagen mit Hyperkapnie auftreten. 55Diagnosekriterien der akuten/subakuten EAA
1. Antigenexposition
Radiologie Ein Röntgen des Thorax stellt die Paren- 2. Expositions- und/oder zeitabhängige
chymveränderungen (meist beidseits) dar: Infiltrate, Symptome
sog. Milchglastrübungen, verdickte Septallinien. In 3. Spezifische IgG-Antikörper im Serum
bis zu 30% der akuten Fälle kann das Röntgenbild der
74 Kapitel 2 · Krankheitsbilder
z Therapie
Der Grundstein der Behandlung ist die Allergen- 2.18.1 Alveoläre Hypoventilation
vermeidung, sonst ist eine Symptomkontrolle
kaum möglich. Je nach Auslöser müssen Arbeits- Schwere thorakale Restriktionen (z. B. durch Kypho-
platz oder Wohnung gewechselt, Haustiere (meist skoliose, Adipositas) oder auch fortschreitende
Vögel) abgegeben werden. Darüber hinaus können Insuffizienz der Atemmuskulatur (z. B. bei amyo-
Glucocorticoide systemisch gegeben werden, Anti- tropher Lateralsklerose) führen durch Überlastung
biotika im akuten Schub verhindern eine Super- der Atempumpe zu einem Atempumpenversagen.
infektion. Bei chronischen Verläufen können Hieraus resultiert eine respiratorische Insuffizienz
höherpotente Immunsuppressiva (Azathioprin, mit alveolärer Hypoventilation.
Cyclophosphamid) eingesetzt sowie O2 appliziert Die Patienten leiden neben Symptomen ihrer
werden. Grunderkrankung unter Dyspnoe, Kopfschmerzen,
. Abb. 2.10 Polysomnografischer Befund einer schweren obstruktiven Schlafapnoe. Zu beachten: parallel zur Nulllinie des
Atemflusses nimmt auch die Amplitude der Bauch- und Thoraxexkursion ab, es sind frustrane Atemanstrengungen erkennbar.
Die obstruktionsbedingte Apnoe (und Hypo- Erkennbar werden OSA durch ein Sistieren des
pnoe) bewirken einen Abfall der Sauerstoffsättigung, Atemflusses unter Erhaltung der Atemanstrengung,
es folgt dann ein Arousal, um durch kurzes Erwa- sichtbar an Ausschlägen der Brust- und Bauchgurte
chen eine aktive Aufhebung der pharyngealen Enge in der Poly(somno)grafie.
zu erzielen (. Abb. 2.10). Allgemeine Maßnahmen der Schlafhygiene sind
Neben Übergewicht als Hauptrisikofaktor als Basis einer Behandlung sehr wichtig: Alkoholver-
können auch Schwellungen im Nasen-Rachen-Be- meidung am Abend, Optimierung der Zimmertem-
reich (Tonsillenhyperplasie), Vergrößerung der peratur (Wärme/Kälte fördern Halsschwellungen),
Zunge, Kieferfehlstellungen oder Schilddrüsenunter- Einschlafrituale.
funktion ursächlich sein. Auch ein abendlicher Alko- Die Therapieoptionen richten sich nach der
holkonsum verstärkt das Auftreten nächtlicher OSA Ursache und Ausprägung der Erkrankung. Bei
durch muskuläre Erschlaffung. Übergewicht sollte immer eine Gewichtsreduktion
Die Ausprägung der Erkrankung kann sehr angestrebt werden – milde OSA können hierdurch
unterschiedlich sein – oft findet man jedoch vollständig behandelt werden. Anatomische Beson-
schwere Fälle (Apnoe-Hypopnoe-Index, AHI derheiten können operiert oder mit nächtlichen
>30/h) mit völliger Zerstörung der nächtlichen Unterkiefer-Protrusions-Zahnschienen versorgt
Schlafarchitektur und schweren nächtlichen Ent- werden. Körperlagebezogene Atmungsstörungen,
sättigungen. Daraus resultiert neben einer exzes- z. B. OSA in Rückenlage, können durch Vermeidung
siven Tagesmüdigkeit auch ein kardiovaskulärer der schädlichen Lage (Rückenlage-Vermeidungs-
Stress mit der Entstehung von arterieller und pul- weste) deutlich reduziert werden.
monaler Hypertonie, koronarer Herzkrankheit, Effektiv und Standard in der Therapie des OSA
Herzinsuffizienz oder einem erhöhten Risiko von ist eine Überdrucktherapie mittels CPAP („conti-
Schlaganfall. Auch Herzrhythmusstörungen treten nuous positive airway pressure“). Durch das Tragen
gehäuft auf. einer nächtlichen Maskentherapie (Nase oder Nase-
Schlechter, nicht erholsamer Schlaf, Nyktu- Mund) mit Überdruck werden die Atemwege pneu-
rie, nächtliche Atemnot oder morgendliche Kopf- matisch geschient, d. h., sie werden mechanisch
schmerzen sind typische subjektive Symptome. durch den Luftdruck offengehalten. Neben der
Literatur
77 2
Applikation eines kontinuierlichen Drucks (CPAP, 2.19.3 Schlafbezogenes
z. B. 10 mbar), können die Therapiegeräte den Hypoventilationssyndrom
Druck auch nach Bedarf wechseln (Auto-CPAP, z. B.
5–15 mbar). Dieses Verfahren eignet sich häufig, da Hierbei treten primär weder Apnoe noch Hypopnoe
je nach Schlafstadium oder Körperlage die Obstruk- auf, jedoch nächtliche Entsättigungen und meist auch
tion zu- oder abnehmen kann. Hyperkapnien als Ausdruck einer alveolären Hypo-
Reicht die pneumatische Schienung nicht aus ventilation. Häufige Ursachen für eine Erschöpfung
oder entsteht eine Hyperkapnie, muss auf eine Bile- der Atemmuskulatur sind z. B. Obesitas, COPD oder
vel-Beatmung (IPAP und EPAP – „inspiratory/expi- eine Kyphoskoliose.
ratory positive airway pressure“) eskaliert werden.
Die Implantation eines Zungengrundschritt- > Patienten können sowohl eine OSA, als auch
machers (UAS = „upper airway stimulation“) ist eine nächtliche Hypoventilation haben.
eine Alternative bei Therapieversagen mit CPAP,
jedoch nur bei milder Form der OSA. Hierbei wird Sehr selten, aber dramatisch, ist das Undine-Fluch-
ein Generator im Mundboden implantiert. Über Syndrom. Durch eine angeborene Störung der zen-
Afferenzen wird der Atemmuster registriert, bei Ver- tralen Chemorezeptoren fehlt die Atemantwort auf
minderung des Atemflusses werden Impulse am N. CO2 – die Patienten hören im Schlaf auf zu atmen.
hypoglossus ausgelöst, es folgt eine Protrusion der Sie sind lebenslang auf eine Beatmungstherapie
Zunge. Der Rachenraum wird frei, die Obstruktion angewiesen.
vermindert (Randerath 2004). Bei den genannten Erkrankungen sind die Blut-
gase am Tage oft noch kompensiert, doch in der
Nacht reicht der muskuläre Tonus nicht mehr aus,
2.19.2 Zentrale Schlafapnoe (ZSA) um die Ventilation aufrecht zu erhalten. Vor allem in
der Rapid-eye-movement(REM)-Phase sind Hypo-
Der Mechanismus der zentralen Schlafapnoe (ZSA) ventilationen oft als Erstes erkennbar, da hier die
liegt nicht in einer mechanischen Obstruktion, muskuläre Erschlaffung sehr deutlich ist.
sondern in der fehlenden Befehlsgebung des Gehirns
an die Atemmuskulatur. Dies wird durch fehlende > Nächtliche Hypoventilation:
Atemanstrengungen der Brust oder des Bauchs 44 pCO2 >55 mmHg für ≥10 min oder
während der Apnoe sichtbar. 44 Anstieg des pCO2 um ≥10 mmHg zum
Eine Sonderform der ZSA ist die Cheyne-Sto- Tageswert (aber mindestens 50 mmHg)
kes-Atmung (CSR). Sie ist gekennzeichnet durch ein ≥ 10 min
periodisches Atemmuster mit Crescendo-Decre-
scendo-Charakter. Bei schweren zentralen Antriebs- Eine Beatmungstherapie mit Bilevel-Beatmung ist
störungen kann die CSR bereits im wachen Zustand notwendig zur Überwindung der Minderbelüftung,
auftreten. Die CSR ist bei 30–50% der Patienten mit eine reine „Schienung“ der Atemwege mit CPAP ist
einer Linksherzinsuffizienz zu finden und stellt einen meist nicht ausreichend.
prognostisch ungünstigen Faktor dar.
Die ZSA tritt seltener auf als OSA, ihre Ursache
ist oft nur schwer ermittelbar. Schäden des ZNS, z. B. Literatur
nach Schlaganfällen oder durch Toxizität (Drogen,
Enzephalitis, Medikamente) können zugrunde liegen. AWMF (2013) Nationale Versorgungsleitlinie Asthma. Lang-
Auch die ZSA wird mit einer nächtlichen Über- fassung, 2. Auflage, Version 5. Dezember 2009 Zuletzt
geändert: August 2013. AWMF-Reg.-Nr.: nvl/002
druck- oder Beatmungstherapie behandelt. Zudem
. http://www.awmf.org. Zugegriffen: 20. Juni 2016
ist stets eine Optimierung der kardialen Therapie Behr J et al. (2013) S2K-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie
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3.1 · Medikamentöse Therapie
81 3
3.1 Medikamentöse Therapie
55Bedarfstherapie: Kurzwirksame Wirkstoffe
3.1.1 Inhalationstherapie (z. B. Salbutamol-Dosieraerosol) erhalten die
Patienten z. B. bei vermehrter Atemnot oder
G. Iberl vor geplanten körperlichen Belastungen.
Inhalation mit Iloprost Bei Patienten mit pulmona- . Abb. 3.1 Düsenvernebler, z. B. PARIBOY SX (Firma Pari
ler Hypertonie und reagiblen Gefäßen kann die Inha- GmbH, mit freundlicher Genehmigung)
lation mit Ventavis (Iloprost) die pulmonalen Blut-
gefäße erweitern.
z Handheld Devices
Inhalation mit Furosemid Stimulation von Deh- Für die inhalative antiobstruktive/antiinflammato-
nungsrezeptoren (SAR, „slowly adapting receptors“) rische Therapie gibt es eine Vielzahl kleiner Hand-
zur Linderung von schwerer chronischer Atemnot. Inhalationsgeräte. Die Entwicklung von zahlreichen
neuen Modellen mit neuen Wirkstoffen und neuen
Wirkstoffkombinationen dauert an.
Lungendeposition von Medikamenten
Die Inhalationstherapie ist bei Krankheiten der Dosieraerosole – pMDI („pressurized metered dose
kleinen Atemwege vor allem dann wirksam, wenn inhaler“): Die Wirkstoffe liegen mit Treibgas zusam-
die Aerosolteilchen, die auch als Partikel bezeichnet men als Lösungsaerosol (homogenes Gemisch) oder
werden, die kleinen Bronchien auch erreichen. Für Suspension (Feststoffteilchen im flüssigen Treibgas)
diese Deposition müssen die Partikel klein genug im (Überdruck-)Gerät vor.
sein. Idealerweise besitzen sie mit ca. 2–5 μm die Wenn ein Sprühstoß ausgelöst wird, wird eine
Größe von Bakterien. Ein langsamer Einatemfluss präzise Dosis abgegeben, die Teilchengröße ist unab-
vermindert den Aufprall (Impaktion) der Partikel hängig vom Einatemfluss. Es gibt Geräte mit Zähl-
im Mund-Rachen-Raum (Oropharynx) und an den werk. Nachteilig ist die sehr schnelle Abgabe, die zu
bronchialen Verzweigungen. Ein tiefer Atemzug einer hohen Deposition im Mund-Rachen-Raum
belüftet die Lunge gleichmäßig, und in den erfor- führt. Bei der Inhalation von Glucocorticoiden ohne
derlichen endinspiratorischen Atempausen (min- Spacer kommt es vermehrt zu lokalen Nebenwirkun-
destens 5 s) können die Partikel auf die bron- gen wie Mundsoor und Heiserkeit.
chiale Schleimhaut absinken (Sedimentation) und
diffundieren. Spacer (Abstandshalter) Der Sprühstoß von
Dosieraerosolen erreicht eine Geschwindigkeit
bis zu 100 km/h. Eine gute Koordination zwi-
Inhalationsgeräte schen Auslösung des Sprühstoßes und gleich-
Für die Inhalationstherapie stehen verschiedene zeitiger langsamer Einatmung ist nicht möglich.
Geräte zur Verfügung. Spacer, z. B. Vortex oder RC-Compact Space
55 Hand-Inhalationsgeräte (Handheld Devices): Chamber plus ( . Abb. 3.2 ), als Abstandshalter
Dosieraerosole, Pulverinhalatoren, Respimat bremsen die Geschwindigkeit des Sprühstoßes ab,
55 Vernebler zur Feuchtinhalation: Düsenver- verringern durch die Treibgasverdunstung noch-
nebler (. Abb. 3.1), Ultraschallvernebler, mals die Partikelgröße und ermöglichen eine lang-
Schwingmembranvernebler same und tiefe Einatmung. Dosieraerosole können
3.1 · Medikamentöse Therapie
83 3
Respiratorisch insuffiziente Patienten können dieses > Die Inhalationstherapie nimmt in der
Atemmanöver häufig nicht über die gesamte Inhala- Behandlung pneumologischer Erkrankungen
tionszeit durchhalten und benötigen Pausen. Wenn einen hohen Stellenwert ein und kann die
im klinischen Bereich der Düsenvernebler mit systemische Therapie (Tabletten, Infusionen)
Druckluft betrieben wird, muss die Sauerstoffsätti- zum Großteil ersetzen bei geringerem
gung pulsoxymetrisch überwacht werden. Bei Ent- Nebenwirkungsprofil. Umso wichtiger ist die
sättigung kann auch mit Sauerstoff inhaliert werden. zuverlässige Durchführung.
86 Kapitel 3 · Kausale und symptomatische Therapie
3.1.2 Antibiotika
55Oxazolidinone
M. Schellenberg 55Lipopeptide
55Streptogramine
Ganz allgemein: Antibiotika sind Substanzen, die in 55Weitere: Chloramphenicol, Rifampicin,
den Stoffwechselprozess lebender Organismen ein- Tigecyclin, Mupirocin, Fosfomycin
3 greifen und somit diese in ihrem Wachstum bzw. ihrer
Vermehrung verlangsamen oder sogar verhindern.
Die Bezeichnung „Antibiotikum“ bezieht sich Antibiotika können systemisch (oral, i.v.) oder
heutzutage klassischerweise auf Stoffe, die gegen topisch (inhalativ → z. B. bei chronischer Infektion
Bakterien wirken. im Rahmen der Mukoviszidose, lokale Salben → z. B.
Darüber hinaus gibt es auch: bei Hautinfektionen) verabreicht werden.
55 Virustatika (gegen Viren) In der Pneumologie ist man sehr häufig mit
55 Antimykotika (gegen Pilze) Atemwegsinfekten oder Entzündungen des Lun-
55 Antiprotozoika (gegen Einzeller, z. B. gengewebes konfrontiert. Dabei werden Antibio-
Plasmodien, „Malaria“) tika oft benötigt – aber nicht immer. Eine Bronchitis
55 Antihelmintika (gegen Würmer) (Entzündung der Atemwege) z. B. ist oft durch Viren
verursacht. Hier sind Antibiotika wirkungslos. Eine
Infektionen dieser Gruppen treten seltener auf, Pneumonie (Lungenentzündung) hingegen beruht
können jedoch sehr schwierig zu therapieren sein. sehr oft auf einer bakteriellen Infektion und benötigt
Antibiotika wirken grundsätzlich auf zwei Arten: definitiv ein Antibiotikum.
bakterizid (Bakterien tötend) oder bakteriostatisch Optimal ist die Sicherung und testungsgerechte
(wachstumshemmend). Es gibt eine Vielzahl an Einleitung einer antibiotischen Therapie, z. B. durch
Wirkstoffen (7 Übersicht), die sich in ihrem Wirk- mikrobiologische Untersuchung des Sputums. Da
spektrum zum Teil deutlich unterscheiden – d. h., dies jedoch mindestens 2–3 Tage benötigt, wird
nicht jedes Bakterium wird durch jedes Antibioti- meist kalkuliert, also in Abwägung des wahrschein-
kum angegriffen. Und umgekehrt: nichtwirksame lichen Erregers und des Nebenwirkungsspektrums
Antibiotika können eine Resistenzentwicklung der eine Therapie eingeleitet.
Bakterien fördern (Stichwort: multiresistente Keime Häufige Nebenwirkungen von Antibiotika sind:
wie MRSA). Daher ist es wesentlich, den Einsatz von 55 gastrointestinal: Übelkeit, Erbrechen, Magen-
Antibiotika gut zu durchdenken. schmerzen, Durchfall (wichtig!)
55 kutan: Hautausschlag, Juckreiz
z Atemerleichternde Körperstellungen
Das Ziel von atemerleichternden Körperstellungen
ist es, die Atemarbeit zu verringern und den optima-
len Einsatz des Zwerchfells und der Atemhilfsmus-
kulatur zu ermöglichen.
Kutschersitz, Torwartstellung und das Abstüt-
zen der Arme im Stehen entlasten vom Gewicht des
Schultergürtels. Der Brustkorb wird weit gestellt,
die Atemhilfsmuskeln können vorteilhaft eingesetzt
werden und es kommt zur besseren endexspiratori-
schen Positionierung des Zwerchfells. Die Einnahme
atemerleichternder Körperstellungen sollte mit Lip-
penbremse/PEP-Atmung kombiniert werden.
Kutschersitz Die Ellbogen sind im Sitzen auf die . Abb. 3.9 Torwartstellung. (Aus Göhl 2015, mit
Oberschenkel abgestützt, die Schultern sind dabei freundlicher Genehmigung)
94 Kapitel 3 · Kausale und symptomatische Therapie
G. Iberl
z Bronchiale Reinigung
Damit das Sekret abgehustet werden kann, muss es
vorab gelöst, mobilisiert und bei Bedarf aus den peri-
pheren Bronchien in die zentralen Atemwege trans-
portiert werden.
Dies ist relevant, weil auch ein ausreichend kräfti-
ger Hustenstoß das Sekret erst ab der 7/8. Generation
(von insgesamt 23 Generationen) aus den Bronchien
entfernen kann.
Für das Verständnis ist wichtig, dass die Lunge –
analog einem nassen Schwamm – an den Auflage-
flächen gut durchblutet, aber dafür vergleichsweise
geringer belüftet ist. Deshalb sind bei immobilen
Patienten atemstimulierende Einreibungen und
. Abb. 3.15 Atelektasenwiedereröffnung links nach Lagerungen zu Verbesserung der Ventilation, z. B.
umfassendem Sekretmanagement (Inhalation, Mobilisation, Seiten- und Dehnlagerungen, Unterlagerung mit
Flow-PEP-Gerät). (Mit freundlicher Genehmigung von Prof. Dr. Kissen (VATI) erforderlich.
C.P.Heußel)
z Mobilisation
Sekret gebildet wird und die mukoziliäre Clearance Die frühe und regelmäßige Mobilisation sowie all-
gestört ist, z. B. bei Bronchitis, Pneumonie, Asthma, gemeine körperliche Aktivitäten sind und bleiben
COPD, Bronchiektasie oder bei rezidivierenden die wichtigsten Maßnahmen zur Atelektasen- und
Aspirationen. Pneumonieprophylaxe, weil es durch Anstrengung
Allgemeine Schwäche aufgrund von Immo- zur vertieften Einatmung und zu beschleunigten
bilität, aber auch neuromuskuläre Erkrankungen Ausatemflüssen kommt, die das Sekret mobilisieren.
3.2 · Nichtmedikamentöse Therapie
97 3
z Allgemein Durch die zusätzliche pulmonale Entblähung bei
Zudem muss auf eine ausreichende Flüssigkeitszu- obstruktiven Erkrankungen wird die Einatmung ver-
fuhr und bei Beatmungspatienten auf eine adäquate tieft und der Hustenstoß verbessert. Einige PEP-Geräte
Atemgasklimatisierung geachtet werden. können gleichzeitig mit Inhalationstherapie kombi-
Zur Befeuchtung der Bronchialschleimhaut dient niert werden, z. B. Pari-PEP S-System (. Abb. 3.12).
die Feuchtinhalation von Kochsalzlösung 0,9%. Die
medikamentöse Sekretolyse von viskösen (zähen) z PEP-Geräte mit Oszillation (endobronchiale
Sekreten wird vorwiegend mit hypertoner Koch- Oszillationen)
salzlösung (3–7%) durchgeführt Durch den Ausatemfluss mechanisch erzeugte Fluss-
und Druckschwankungen können zusätzlich zum
PEP-Effekt die Viskosität des Sekrets vermindern.
Apparative Hilfsmittel: Sekretolyse, Diese Oszillationen werden bei den handlichen
Sekrektmobilisation, -transport und Geräten auf unterschiedliche Weise erzeugt, u. a.
-elimination durch Schwingung einer Kugel, z. B. Flutter VRP1,
PARI O-PEP (. Abb. 3.16). Die generierten Wider-
z SMI-Trainer stände und Oszillationen sind variabel. Die Einstel-
SMI-Trainer (SMI = „sustained maximal inspira- lung erfolgt nach Atemkraft und gewünschten Atem-
tion“) dienen der aktiven maximalen Einatmung manövern. Flutter VRP1 und PARI O-PEP können
flussorientiert (z. B. Triflow) oder volumenorien- nur im Sitzen angewandt werden, Acapella oder RC-
tiert (z. B. Voldyne) zur Pneumonieprophylaxe, vor Cornet auch im Liegen. Acapella ist auch als Einweg-
allem postoperativ. gerät in zwei Ausführungen verfügbar (. Abb. 3.17).
Diese kostengünstigen Einweggeräte sind z. B. Einige oszillierende PEP-Geräte können gleichzei-
für Patienten mit Atemnot aufgrund von pulmona- tig mit Inhalationstherapie kombiniert werden, z. B.
ler Überblähung oder für Patienten mit chronischer Acapella oder RC-Cornet (. Abb. 3.18 und . Abb. 3.19).
Einatemschwäche zum Sekretmanagement nicht
geeignet. z Flow-PEP oder Kompakt-CPAP-Gerät
Ez-PAP ist ein Einweggerät. Der Ausatemwiderstand
z PEP-Geräte wird über einen Gasfluss (Sauerstoff oder Druckluft)
PEP („positive expiratory pressure“) öffnet die kol- geregelt. Zusätzliche Einatemunterstützung kommt
lateralen Luftwege ab einem Druck von ca. 10 mbar durch den angebrachten Fluss zustande, der durch
und kann dann die Belüftung hinter den durch Sekret den physikalischen Coanda-Effekt (Gas-Strömungs-
obstruierten Bereichen verbessern und das Sekret Effekt) vervierfacht wird. Es besteht ein positiver
aus der Peripherie mobilisieren. endexspiratorischer Druck (. Abb. 3.13).
. Abb. 3.16 Beispiel für ein oszillierendes PEP-Gerät: PARI O-PEP, Pari. Der Ausatemstrom bringt die in einem Trichter
befindliche Metallkugel zum Auf- und Abrollen. Die entstehenden Druckschwankungen führen zur Oszillation. (Mit freundlicher
Genehmigung der Firma Pari GmbH)
98 Kapitel 3 · Kausale und symptomatische Therapie
Anwendung
mit RC-Cornet®
RC-Cornet® Adapter
mit Mundstück
3 Vernebler
RC-Cornet®
z Mechanische Insufflatoren/Exsufflatoren
. Abb. 3.21 Mechanischer Insufflator/Exsufflator:
Mechanische Insufflatoren/Exsufflatoren sind Turbi- Nichtinvasive Anwendung mit Maske. (Mit freundlicher
nengeräte, die sowohl positiven Druck zur Vergröße- Genehmigung der Firma Philips Respironics)
rung des Inspirationsvolumens generieren als auch
negativen Druck zur Unterstützung des Hustensto- z Auswahl der apparativen Hilfsmittel
ßes. Bei vielen der aktuellen Geräte, z. B. Mini Pegaso Viele Patienten können, mithilfe früher Mobilisa-
A Cough Perc Dima Italia (. Abb. 3.20), Cough Assist tion, adäquater Inhalationstherapie und kosten-
E70 Philips Respironics (. Abb. 3.21), können Modi günstigen PEP-Geräten ausreichend therapiert
mit Oszillationen oder Perkussionen in die Therapie werden. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist die
integriert werden. Der Einsatz dieser Geräte ist vor Schmerzfreiheit.
allem für Patienten mit neuromuskulären Erkran- Eine manuelle exspiratorische Unterstützung
kungen und Sekretverhalt bei Hustenschwäche zur Beschleunigung des Atemflusses und der Erzeu-
geeignet. Die bulbäre Funktion spielt nichtinvasiv gung von Druck- und Flussschwankungen durch
eine große Rolle. Physio- und Atmungstherapeuten sowie geschultes
Pflegepersonal sind der Therapie förderlich. Dabei
kommen z. B. auch Thoraxkompressionen/Vibratio-
nen zum Einsatz.
Bei schwerwiegenden komplexen Störungen
müssen die im Kapitel genannten Therapieoptio-
nen evaluiert und zum Teil kombiniert werden.
Gelingt zwar der Sekrettransport in die zentralen
Atemwege, aber kein effektives Abhusten, muss der
Patient blind nasotracheal oder unter Sicht bron-
choskopisch abgesaugt werden. Bei liegender Tra-
chealkanüle gehört die endotracheale Absaugung
zum Standardmanagement für die bronchiale Rei-
nigung im Anschluss an atemphysiotherapeutische
Maßnahmen.
! Cave
Die Therapie und die Auswahl der
apparativen Hilfsmittel müssen individuell
im Hinblick auf die jeweiligen funktionellen
Probleme des Patienten und unter der
. Abb. 3.20 Mechanischer Insufflator/Exsufflator:
Beachtung der jeweiligen Kontraindi-
Mini Pegaso A Cough Perc, Dima Italia. (Mit freundlicher kationen durch ärztliche Anordnung
Genehmigung der Firma Vivisol) erfolgen.
100 Kapitel 3 · Kausale und symptomatische Therapie
Hustenschwäche und Hustenassistenz erschwert das Abhusten von Sekret. Einerseits kann die
Bei neuromuskulären Erkrankungen führt die eingeatmete Luft nicht gegen die geschlossene Stimm-
Schwäche der Inspirationsmuskulatur zu einer Min- ritze (Glottis) zum nötigen Druckaufbau gepresst
deratmung (alveolärer Hypoventilation) und zu werden, sodass der Hustenstoß schwach bleibt, ande-
einer reduzierten Dehnungsfähigkeit (Compliance) rerseits führt eine unzureichende Öffnungsfähigkeit
der Lunge und des Brustkorbs. Durch die Schwäche der Glottis zur Behinderung der Sekretelimination.
3 der Exspirationsmuskulatur kommt es zum abge- Über Hauchen und Husten gegen Widerstand und
schwächten Hustenstoß mit der Folge von Sekret- mithilfe manueller Assistenz wird der Druckaufbau
retention, Atelektasenbildung und Infektion. Der verbessert und der Ausatemfluss beschleunigt.
Hustenstoß wird dann unzureichend kräftig, wenn Auf pneumologischen Fachstationen werden
weniger als 1,5 l Luft eingeatmet werden kann und häufig Patienten mit primär neuromuskulären
der Hustenspitzenfluss (Peak Cough Flow) weniger Erkrankungen behandelt, die aufgrund einer Hus-
als 270 l/min beträgt (Normwert ≥360 l/min). tenschwäche unter rezidivierenden Pneumonien
Nicht nur bei neuromuskulären Erkrankun- leiden oder wegen beginnender ventilatorischer
gen kann es zu einem unzureichenden Hustenstoß Insuffizienz einer elektiven Beatmungstherapie zuge-
kommen. führt werden müssen.
Wenn ein Patient aufgrund von Schmerzen,
z. B. nach Rippenfraktur, Pleuritis oder der Anlage z Manuelle Hustenassistenz
einer Thoraxdrainage, den Husten zur Sekretentfer- Bei der Hustenassistenz versucht der Therapeut/Pfle-
nung aktiv unterdrückt, ist die Gabe eines adäquaten gende/Arzt/Angehörige über die manuelle Druck-
Schmerzmittels das Mittel der Wahl, um die Schon- erhöhung am Thorax und/oder Abdomen, den Aus-
atmung zu überwinden. Das ist die Voraussetzung, atemfluss zu steigern und den pleuralen Druck in der
damit die Aufforderung zum tiefen Einatmen und Auswurfphase zu erhöhen, damit das Sekret besser
der Ausführung eines kräftigen Hustenstoßes – even- eliminiert werden kann. Wichtig ist die Koordination
tuell mit therapeutischer manueller Unterstützung des externen Drucks mit der kurzen weiten Öffnung
und Stabilisation am Ort des Schmerzes – befolgt der Stimmritze (Glottis) in der Auswurfphase
werden kann. Vorab muss allerdings das Sekret aus (7 Abschn. 1.1.10).
den kleineren Bronchien in die zentralen Atemwege Wenn möglich, sollte der Patient beim Husten
mobilisiert und transportiert werden. möglichst aufrecht sitzen. Die Füße sollten auf einer
Bei tracheobronchialer Instabilität, z. B. bei festen Unterlage abgestützt werden.
schwerer COPD, kann es trotz regelrechter Muskel- Beispiele manueller Hustenassistenz:
funktion zum ineffektiven Hustenstoß und damit 55 Kompression im basalen Thoraxbereich
Sekretverhalt kommen, wenn der hohe positive 55 Kompression in den epigastrischen Winkel
äußere Druck des Hustenstoßes zum Kollaps der 55 Kaudaler Zug am Sternum (dorsal-kaudal)
instabilen Bronchien führt. Das Sekret bleibt unter- vorzugsweise im Sitzen
halb der Engstellen gefangen und kann nicht ausge-
worfen werden. Besser als ein Husten mit hohen int- ! Cave
rathorakalen Drücken ist es, zu hauchen („huffing“) Eine unsachgemäße Ausführung kann zu
oder sich zu räuspern, weil der entstehende Druck schwerwiegenden Folgen wie z. B. einer
um ein Vielfaches geringer ist als beim Husten, was Rippenfraktur führen.
die Kollapsneigung reduziert.
Alternativ kann gegen Widerstände gehustet z Apparative Hustenassistenz
oder gehaucht werden – PEP-Husten –, z. B. in die Zum Ausgleich einer Einatemschwäche können Bläh-
zum Tunnel geformte Faust, gegen die geschlossenen manöver mit einem Beatmungsbeutel, das sog. „air-
Lippen oder in eine PEP-Maske (Pari) mit dem Ziel, stacking“, durchgeführt werden. Bei Beatmungspatien-
die Atemwege offenzuhalten. ten ist das auch mittels Beatmungsgeräten möglich (z.
Auch ein fehlender oder unvollständiger Stimm- B. Ventilogic LS, Weinmann). Wenn der Hustenstoß
bandschluss bei Patienten mit Stimmbandläh- schwach bleibt, kann das Abhusten manuell unterstützt
mung (Recurrensparese) unterschiedlicher Genese werden, um den Atemfluss zu beschleunigen.
3.2 · Nichtmedikamentöse Therapie
101 3
Mechanische Insufflatoren/Exsufflatoren (z. B.
Cough Assist E70) unterstützen maschinell sowohl 55Die manuelle Hustenassistenz ist individuell
die Einatmung als auch den Hustenstoß. Der Einsatz und abhängig von der Pathophysiologie
dieser Geräte sollte zusätzlich manuell durch die Pfle- der Patienten wie z. B. bei Kyphoskoliose,
gekraft unterstützt werden. Bei chronischer Husten- Osteoporose, Metastasen, PEG-Anlage,
schwäche kann ab einem Peak Cough Flow von unter starrem Brustkorb bei Muskeldystrophie.
160 l/min ein Gerät für den dauerhaften außerklini- 55Die Anwendung sollte 5-mal Inhalation/
schen Einsatz ärztlich verordnet werden. Exhalation am Stück nicht überschreiten –
Die salopp als „Hustenmaschinen“ bezeichneten Wiederholung bei Bedarf nach kurzer Pause.
Geräte beinhalten Turbinen, die bei der Sekretentfer- 55Die Therapie muss zusammen mit dem
nung helfen. Einerseits erzeugen sie Druckluft, die Patienten erarbeitet und dann regelmäßig
in die Lunge geblasen wird zur Unterstützung der zur Sekretentfernung, Pneumonie-
Inspirationsmuskulatur – andererseits generieren sie prophylaxe und Erhaltung der Compliance
einen negativen Druck (= Sog), der die Schwäche der durchgeführt werden.
Exspirationsmuskulatur zum Teil ausgleichen kann.
Es gibt eine Anzahl von Geräten, die sich in der
Turbinenleistung wie auch den verschiedenen Ein-
stellmöglichkeiten unterscheiden. Kontraindikationen für Insufflatoren/
Exsufflatoren
55Obstruktive Erkrankungen, vor allem
Anwendung von mechanischen Insufflato- Lungenemphysem
ren/Exsufflatoren 55Pneumothorax, undrainiert
55Mechanische Insufflatoren/Exsufflatoren 55Akutes Lungenödem
können nichtinvasiv über Masken und invasiv 55Akute Lungenverletzung
über Trachealkanülen eingesetzt werden. 55Tracheoösophageale Fistel
55Die Anwendung kann im automatischen 55Kardiovaskuläre Instabilität
oder manuellen Modus erfolgen.
55Die eingesetzten positiven und negativen
Drücke sind abhängig von Erkrankung, Größe,
Gewicht und Compliance des Patienten
55Der Druck von ±40 cmH2O sollte in der 3.2.4 Mobilisation und körperliches
Regel nicht überschritten werden (mit Training
geringeren Drücken in der Eingewöh-
nungsphase bei elektiver Einstellung). O. Göhl
55Die Einstellung muss sorgfältig und mit
ärztlicher Rücksprache erfolgen. z Definitionen
55Die Exhalationszeit sollte bei invasiver Zum besseren Verständnis sind in . Tab. 3.3 wesent-
Anwendung immer länger sein als die liche Definitionen zusammengefasst.
Inhalationszeit.
55Invasive Anwendung nur unter Bereitschaft z Mobilisierung vs. Immobilität und „Bettruhe“
zum endotrachealen Absaugen. Längere körperliche Inaktivität wirkt sich auf alle
55Die Inhalations-/Exhalationszeit wird Organe des Körpers nachteilig aus („deconditio-
abhängig von der Pathophysiologie und ning“), führt zu längeren Genesungszeiten, Verän-
dem Atemmuster eingestellt. derungen der Lebensqualität, möglicherweise aber
55Die manuelle Hustenassistenz während auch zu dauerhaften Behinderungen und bei einigen
der Therapie muss gut mit der Öffnung der Indikationen zu einer ungünstigen Prognose (vgl.
Stimmritze (Zeitfenster 0,3 s) koordiniert folgende 7 Übersicht). Allgemeine Ziele der Mobi-
werden. lisation sind die Prävention und/oder Reduktion der
Effekte der Immobilisierung.
102 Kapitel 3 · Kausale und symptomatische Therapie
Begriff Definition
Intensivstation Normalstation
a Hinweis für ausreichend stabile Patienten auf Normalstation: Bei chronischer respiratorischer Insuffizienz sind
Entsättigungen teilweise nicht vermeidbar und können nach ärztlicher Rücksprache unter engmaschiger Kontrolle
toleriert werden. Anpassung der Sauerstoffgabe und Mobilisation unter NIV können unterstützen.
Endoskopische Coil-Implantation
Die endoskopische Implantation von Lungenvolu-
menreduktions-Coils (Metallspiralen, LVRC, „lung
volume reduction coil“; PneumRx, Mountain View,
CA) ist eine nichtblockierende Technik der endosko-
pischen Lungenvolumenreduktion. Bei diesem teil-
irreversiblen Verfahren werden ca. 10 Coils in den
. Abb. 3.22 Endobronchiale Ventile im linken Oberlappen. am meisten emphysematös zerstörten Lungenlap-
(Mit freundlicher Genehmigung von D. Gompelmann) pen implantiert. Durch die spiralenförmige Gestalt
der Coils wird das Lungengewebe komprimiert und
Ventiltherapie erfolglos bleiben, da der Ziellun- somit eine Verbesserung der elastischen Rückstell-
genlappen durch die über diese Parenchymbrücke kräfte der Lunge erreicht. Es wird dabei eine beid-
bestehende Kollateralventilation wiederbelüftet wird seitige Behandlung zweier Lungenlappen in einem
und die erwünschte Volumenabnahme ausbleibt. zweizeitigen Verfahren angestrebt.
Nur Patienten mit einer kompletten Fissur, d. h. einer Die Auswahl des Ziellungenlappens erfolgt dabei
geringen bzw. fehlenden Kollateralventilation zwi- nach dem gleichen Prinzip wie bei der Ventiltherapie.
schen den Lungenlappen, werden von einer Ventil- Allerdings muss bei der Coil-Implantation berück-
therapie profitieren (Klooster et al. 2015). sichtigt werden, dass im Thorax-CT noch ausrei-
Die Ventile werden bronchoskopisch mithilfe chend Lungengewebe und keine bullösen Verände-
eines speziellen Katheters in die Atemwege dieses rungen im Ziellungenlappen nachgewiesen sind, da
Lungenlappens implantiert. Je nach Durchmesser ansonsten eine Coil-Implantation kaum erfolgver-
der Atemwege stehen unterschiedliche Größen der sprechend ist.
Ventile zur Verfügung. Essenziell für ein Gelingen Die Coils, die in drei unterschiedlichen Längen
der Ventiltherapie ist dabei ein kompletter Verschluss verfügbar sind, werden mittels eines speziellen
des Ziellungenlappens. Kathetersystems bronchoskopisch unter Durch-
Mittlerweile konnte in mehreren kontrolliert leuchtung in die Atemwege implantiert. Dabei wird
randomisierten Studien gezeigt werden, dass die zunächst die Länge des Atemwegs mittels eines
Ventiltherapie zu einer statistisch signifikanten und weichen Führungsdrahts, der mit röntgenologisch
klinisch relevanten Verbesserung der Lungenfunk- sichtbaren Markern versehen ist, ausgemessen und
tion, der Belastbarkeit, der Dyspnoe-Scores und des eine entsprechende Coil-Länge gewählt. Dann wird
Lebensqualitätsfragebogens führt, sofern der Patient das Coil in einem geraden Zustand über den Katheter
keine Kollateralventilation aufweist und die Ventil- mittels einer Zange in den Atemweg vorgeschoben.
implantation zur kompletten Okklusion des Ziellun- Durch Rückzug des Katheters wird das Coil freige-
genlappens führt. Insbesondere Patienten, die eine setzt, welches beim Freisetzen seine spiralenförmige
komplette Atelektase des Ziellungenlappens entwi- Gestalt annimmt. Es ist möglich, einzelne Coils im
ckeln, profitieren von diesem Verfahren (Sciurba Intervall wieder zu explantieren, welches sich jedoch
et al. 2010). Auch wenn die endoskopische Ventilim- meist schwierig gestaltet (Hetzel et al. 2013). Eine
plantation ein minimalinvasives Verfahren darstellt, Explantation aller 10 Coils ist jedoch kaum möglich,
108 Kapitel 3 · Kausale und symptomatische Therapie
sodass dieses Verfahren als teil-irreversibel anzuse- Komplikationen sind vor allem COPD-Exazerbatio-
hen ist. nen und entzündliche Komplikationen zu nennen.
Bislang gibt es einarmige sowie zwei randomi- Letztere sind dadurch zu erklären, dass bei diesem
sierte kontrollierte Studien – RESET (Shah et al. Verfahren durch die Applikation des heißen Wasser-
2013) und REVOLENS (Deslee et al. 2016). Hier dampfs eine Entzündungsreaktion induziert wird.
konnte gezeigt werden, dass die Coil-Therapie zu Je nach Ausprägung dieser Inflammation, kann es
3 einer Verbesserung der Lungenfunktion, der Belast- innerhalb der ersten 2–4 Wochen zu einer Symp-
barkeit, der Dyspnoe-Scores und des Lebensquali- tomatik mit Dyspnoe, Fieber, Husten und Thorax-
tätsfragebogens führt. Als Komplikationen der Coil- schmerzen kommen. Da eine Entzündungsreaktion
Implantation sind vor allem COPD-Exazerbationen, für eine erfolgreiche Behandlung eine Voraussetzung
Pneumonien und Hämoptysen zu nennen. ist, konnte beobachtet werden, dass die Patienten, die
eine solche symptomatische Entzündungsreaktion
aufweisen, deutlicher von dem Verfahren profitie-
Bronchoskopische Thermoablation ren (Gompelmann et al. 2013). Dennoch handelt es
Die bronchoskopische Thermoablation (BTVA; sich um eine Komplikation, die eine engmaschige
Uptake Medical Corporation, Seattle, WA) zählt Kontrolle dieser Patienten und eine präzise Benefit-
zu den nichtblockierenden ELVR-Techniken. Bei Risiko-Abschätzung unter Beachtung der Ein- und
diesem Verfahren wird 75°C heißer Wasserdampf in Ausschlusskriterien vor jeder Behandlung bedarf.
die am meisten emphysematös veränderten Lungen-
segmente appliziert, wodurch eine Entzündungsre-
aktion verursacht wird. Dadurch kommt es schließ- 3.3.2 Therapeutische Bronchoskopie
lich zu einer Fibrosierung und Narbenbildung,
welches zur gewünschten Volumenreduktion führt. D. Gompelmann
Dieses irreversible Verfahren, welches bislang nur bei
Patienten mit einem oberlappenbetonten Emphysem Die Bronchoskopie hat nicht nur einen hohen Stel-
durchgeführt wurde, ist derzeit die einzige ELVR- lenwert in der Diagnostik vieler pneumologischer
Technik, die eine segmentale Behandlung ermög- Krankheitsbildern, sondern stellt auch ein wichti-
licht und bei der kein Fremdmaterial in der Lunge ges therapeutisches Instrumentarium dar.
verbleibt. So bietet die Bronchoskopie beispielsweise bei
Zur Planung der BTVA werden die zu behan- Fremdkörperaspirationen, zentralen Atemwegsste-
delnden Segmente auf der Basis der Thorax-CT nosen, tracheoösophagealen Fisteln oder lebensbe-
mithilfe eines Softwareprogramms eruiert und drohlichen Hämoptysen therapeutische Optionen.
die Dampfdosis in Anbetracht der Dichte und des Auch bei der COPD oder dem unkontrollierten
Volumens des zu behandelnden Lungenreals festge- Asthma bronchiale stehen mittlerweile endoskopi-
legt. Die Durchführung der BTVA erfolgt schließ- sche Therapieoptionen zur Verfügung.
lich mittels eines speziellen Katheters, der über den
Arbeitskanal eines Standardbronchoskops in das ent-
sprechende Segment oder Subsegment eingeführt Hämoptysen
wird. Ein an der Spitze des Katheters sich befinden- Eine häufige Indikation zur therapeutischen Bron-
der Ballon wird anschließend mit Luft gefüllt und choskopie sind Hämoptysen, die oft durch maligne
somit das zu behandelnde Areal isoliert. Schließlich Tumoren oder entzündliche Erkrankungen bedingt
wird der heiße Wasserdampf über 3–10 s appliziert. sind. Neben dem Finden der Blutungsursache und
Nach Beendigung kann ein weiteres Segment in glei- -quelle gibt es unterschiedliche Methoden zur endo-
cher Weise behandelt werden. skopischen Blutungsstillung (Sakr et al. 2010). Die
In einer randomisiert klinischen Studie (Herth Applikation von gekühlter isotonischer Kochsalzlö-
et al. 2016) konnte gezeigt werden, dass eine bila- sung, vasokonstriktiven Medikamenten, Fibrin oder
terale BTVA zur Verbesserung der Lungenfunk- unterschiedliche Formen der Tamponade stellen
tion und der Lebensqualitätsfragebögen führt. Als Optionen bei peripheren Blutungen dar, bei denen
3.3 · Interventionelle Therapie
109 3
Gewebevermehrung kann eine schnelle Rekanali-
sation mittels Zangen oder Kryosonden erfolgen.
Auch der Einsatz der Elektrokoagulation, APC oder
Lasertherapie ermöglichen eine rasche Wieder-
eröffnung der Atemwege. Durch die Implantation
von Atemwegsstents kann zudem nach erfolgter
Rekanalisation eine dauerhafte Schienung der ein-
geengten Atemwege erfolgen (Freitag et al. 2010).
Die Stentimplantation ist außerdem eine Thera-
pieoption bei Stenosen, die durch eine extralumi-
nale Kompression bedingt sind. Allerdings sind die
Atemwegsstents häufig mit Komplikationen, wie
beispielsweise einem Sekretverhalt, Granulations-
bildung oder Stentdislokationen, assoziiert, sodass
die Indikation zur Stentimplantation streng gestellt
werden sollte. Bei malignen zentralen Atemwegsste-
nosen kann darüber hinaus die Option einer endo-
. Abb. 3.23 Exophytischer Tumor im linken luminalen Brachytherapie oder der photodynami-
Hauptbronchus als Ursache für Hämoptysen. (Mit freundlicher schen Therapie evaluiert werden, durch die ein lang
Genehmigung von D. Gompelmann) andauernder Effekt erreicht werden kann (Michai-
lidou et al. 2010). Allerdings ist ihr Effekt erst nach
die Blutungsquelle nicht im endoskopisch einseh- einer Latenz zu erwarten, sodass weder die Brachy-
baren Bereich liegt. Ist hingegen die Blutungsquelle therapie noch die photodynamische Therapie bei
endoskopisch sichtbar, kann, insbesondere bei tumo- lebensbedrohlichen malignen Atemwegsstenosen
rösen Schleimhautveränderungen (. Abb. 3.23), eine in Betracht kommt.
Blutstillung mittels Argon-Plasma-Koagulation
(APC) oder Lasertherapie erfolgen.
Tracheoösophageale Fistel
Eine weitere Indikation für eine Bronchoskopie
Zentrale Atemwegsstenosen stellen tracheoösophageale Fisteln dar, die häufig
Eine weitere Indikation für eine therapeutische Bron- durch Ösophaguskarzinome und Bronchialkarzi-
choskopie stellen zentrale Atemwegsstenosen dar. Bei nome bedingt sind. Durch eine Stentimplantation
diesen kommt es zur Einengung der Trachea und/ in die Trachea und/oder Ösophagus kann die Fistel
oder der beiden Hauptbronchien, was zu Dyspnoe gedeckt und somit eine orale Nahrungsaufnahme
und Husten führt. Die Symptome entstehen meist wieder ermöglicht werden (Freitag et al 2010).
rasch und stellen mit zunehmender Verlegung der
Atemwege häufig eine akute lebensbedrohliche Situ-
ation dar, die eine schnelle Intervention erfordern. Lungenemphysem
Zentrale Atemwegsstenosen sind überwiegend Mittlerweile gibt es unterschiedliche bronchoskopi-
durch Lungenkarzinome, aber auch andere maligne sche Techniken zur Behandlung der Lungenüber-
Tumoren bedingt. Als Ursachen für benigne Atem- blähung bei Patienten mit einem fortgeschrittenen
wegsstenosen sind unter anderem narbige Verände- Lungenemphysem. Dabei stellt die endoskopische
rungen, beispielsweise nach Tracheotomie, die Amy- Lungenvolumenreduktion (ELVR) eine minimal-
loidose oder die Papillomatose zu nennen. invasive Methode dar, mit der eine Reduktion der
Im Allgemeinen können Atemwegsstenosen Lungenüberblähung und somit eine Optimierung
durch eine endoluminale Gewebevermehrung oder der Atemmechanik erzielt wird (Gompelmann
durch Kompression von außen verursacht sein et al. 2014). Zu ELVR-Verfahren verweisen wir auf
(Seijo und Sterman 2001). Bei einer endoluminalen 7 Abschn. 3.3.1.
110 Kapitel 3 · Kausale und symptomatische Therapie
exemplarisch COPD), der Einschätzung des betreu- Score (LAS) verwendet, um eine Risikoabschätzung
enden Behandlerteams sowie weiteren Komorbiditä- zu erstellen. Dabei wird rechnerisch die Wahrschein-
ten und möglichen Kontraindikationen (7 Übersicht lichkeit ermittelt, mit der ein Patient ein Jahr mit
„Kontraindikationen zu Lungentransplantation“). dem natürlichen Verlauf seiner Grunderkrankung
versus mit Transplantation überlebt. Dies wird mit
0–100 Punkten festgehalten. Je höher die Punktezahl,
3 Indikationskriterien zur LuTx bei COPD desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, mit neuem
(Hartert et al. 2014) Organ länger zu leben als ohne. Der LAS wird nach
55Nikotinkarenz >6 Monate aktiver Listung regelmäßig durch ambulante Kont-
55BODE-Index >5 rolluntersuchungen neu ermittelt, um Änderungen
55FEV1 <20% des Solls der Erkrankung zu aktualisieren.
55Diffusionskapazität <20% des Solls Es existieren prinzipiell vier chirurgische Optio-
55Ventilatorisches Versagen → nen der Lungentransplantation:
O2-Dauertherapie und nichtinvasive 55 Unilaterale (einseitige) Transplantation
Beatmung 55 Bilaterale (beidseitige) Transplantation
55Pulmonale Hypertonie oder Cor pulmonale (häufigste Operation)
55Progress der Leistungsverminderung 55 Kombinierte Herz-Lunge-Transplantation (bei
schweren kardialen Komorbiditäten)
55 Verpflanzung einzelner Lungenlappen durch
Lebendspender (sehr selten, nur wenige Fälle
Kontraindikationen zur weltweit)
Lungentransplantation
55Absolute Kontraindikationen Um eine Abstoßungsreaktion des Körpers gegen
–– Floride Infektionen das neue Organ zu verhindern, müssen lebens-
–– Aktive maligne Erkrankungen lang immunsuppressive (das Immunsystem unter-
–– Suchtverhalten (auch Nikotin!) drückende) Medikamente eingenommen werden.
55Relative Kontraindikationen Neben der erwünschten Organerhaltung macht eine
–– Schlechter Allgemeinzustand (Kachexie, Immunsuppression den Körper leider auch anfällig
Adipositas, invasive maschinelle für Infekte, sodass Transplantationspatienten stets auf
Beatmung) Infektvermeidung achten müssen, auch in der Ernäh-
–– Nicht optimierbare, einschränkende rung (Vorsicht bei rohem Fleisch, Eier). Zudem haben
Begleiterkrankungen (z. B. Nierenin- Immunsuppressiva umfassende Nebenwirkungen
suffizienz, Leberzirrhose, HIV-Infektion, und können zum Teil schwere Komplikationen aus-
Osteoporose mit Frakturen) lösen, beispielhaft: Niereninsuffizienz bis Dialysepf-
–– Chronische Besiedlung mancher lichtigkeit, neurologische Ausfälle, Zittern, Diabetes
„Problemkeime“ (z. B. Burkholderia mellitus, Störungen des Blutbildes, arterielle Hyper-
cepacia Typ III) tonie, erhöhtes Risiko für Malignome.
–– Neurologische, psychiatrische Die 5-Jahres-Gesamtüberlebenswahrscheinlich-
Erkrankungen keit nach LuTx beträgt 50% (Yusen et al 2013).
–– Psychosoziale Defizite, eingeschränkte
Mitarbeit oder Motivation
3.3.5 Tracheotomie
– Verminderte Atemarbeit bei geringerem Widerstand – Wegfall des nasalen/pharyngealen Totraums (An-
→ wesentlich im Weaning wärmung, Anfeuchtung, Filterung)
– Weniger Totraum – Wegfall des physiologischen Hustens
– Vermeidung laryngealer Schäden – Operative Schäden (Infektion, Blutung)
– Vereinfachtes Sekretmanagement – Tracheale Schäden durch Kanüle (Ulzera, tracheoösopha-
– Vereinfachung der Mobilisation geale Fistel, Blutungen, Entwicklung von Strikturen und
– Weniger Sedierung, mehr aktive Mitarbeit Stenosen)
– Orale Nahrungsaufnahme möglich – Evtl. Stimmverlust
– Vereinfachte Mundpflege – Schluckstörungen
– Sprechen möglich
Trachealknorpels. Sie wird alternativ zur orotrachea- Dilatationspinzette (nach Griggs), eines schrauben-
len Intubation durchgeführt bei Langzeitbeatme- artigen Dilatators (nach Frova) oder eines Ballons
ten, die erwartungsgemäß >21 Tage invasiv beatmet (nach Zgoda) erfolgen.
werden müssen oder bei schweren Anomalien/Ver- Selten kann auch eine retrograde Tracheotomie
letzungen im Kopfbereich. Das entstandene Loch (nach Fantoni) durchgeführt werden. Anschließend
bezeichnet man als Tracheostoma. wird eine Trachealkanüle eingeführt.
Auch wenn die Initialisierung eines Tracheosto- 55 Vorteile: bettseitig, kein Transport oder
mas auf Intensivstationen stattfindet, ist die weitere Umlagerung, geringere Infektionsrate (Delaney
Betreuung oft auf pneumologischen Fachstationen et al. 2006). Schneller Verschluss nach Dekan-
oder auch ambulant möglich. ülierung, kosmetisch unauffälliger.
Es gibt zahlreiche Vorteile einer Tracheotomie, 55 Nachteile: genaues Aufsuchen der Anatomie,
natürlich auch Nachteile (. Tab. 3.5). schwierige Replatzierung bei akzidenteller
Der Zeitpunkt, wann eine Tracheotomie bei Dekanülierung
Langzeitbeatmeten erfolgt, ist nicht eindeutig fest- 55 Kontraindikationen: schwierige Intubation,
gelegt (Gomes Silva et al. 2015). Es konnte einerseits Alter <16 Jahre, keine Bronchoskopie, dauer-
gezeigt werden, dass eine frühe Tracheotomie (5.–7. hafte Anlage notwendig, oropharyngeale
Tag nach Intubation) signifikant die Liegedauer auf Tumoren, Zustand nach Neck-Dissection
der Intensivstation und Beatmungsdauer senkt (Grif-
fith et al. 2005). Weitere Untersuchungen (Terragni
et al. 2010) konnten dieses Ergebnis nicht bestäti- Chirurgische Tracheotomie (plastische,
gen. Im Gegenteil – die Komplikationsrate durch eine epthelisiert)
Tracheotomie erscheint sogar höher. Die Entschei- Eine chirurgische Tracheotomie kann zur primären
dung liegt also beim Behandlerteam. Wichtig ist, dass Anlage, jedoch auch zur Umwandlung einer PDT
diese Option frühzeitig diskutiert wird. für die dauerhafte Verwendung genutzt werden. Der
Eingriff findet in einem Operationssaal statt, es gibt
verschiedene Operationstechniken. Prinzipiell wird
Punktionstracheotomie (dilatativ, PDT) nach sorgfältiger Präparation der Halsweichteile die
Dieses einfache Verfahren wird bettseitig auf Inten- Trachea in Höhe des 3./4. Ringknorpels gefenstert,
sivstationen durchgeführt. Nach ausführlicher Des- dabei wird die aufgeschnittene Trachealwand nach
infektion, Inzision und Punktion in Seldingerdraht- außen aufgeklappt. Dieser Lappen wird an die umlie-
Technik zwischen dem 2. und 3. Ringknorpel wird gende Haut festgenäht – Mukosa und Haut wachsen
dann sorgfältig das Tracheostoma dilatiert in zuneh- zusammen und bilden einen epithelisierten Kanal.
mender Dilatatorgröße (nach Ciaglia, Blue-Rhino = 55 Vorteile: dauerhafte Anlage, leichte Rekanü-
häufigste Technik). Alternativ kann dies auch mittels lierung, sogar selbständiger Kanülenwechsel
114 Kapitel 3 · Kausale und symptomatische Therapie
55 Nachteile: höhere Infektionsrate, Operation Anmerkung: Die Feststellung einer nächtlichen Hyp-
mit höheren personellem Aufwand und Kosten oxämie gibt immer Anlass zu einer schlafmedizini-
verbunden, größerer Defekt schen Abklärung, sodass diese Indikation hier aus-
55 Kontraindikationen: keine absoluten genommen wird.
Kontraindikationen Anhand der Blutgasanalyse in Ruhe und ggf.
auch unter Belastung kann die Höhe des O2-Flusses
3 > Jedes Tracheostoma ist nur so gut wie (l/min) festgelegt werden. Die zeitliche Dauer sollte
die Pflege, die es erfährt. Sorgfältige mindestens 16 h pro Tag umfassen.
Kanülenauswahl, Beachten des Cuffdrucks, Eine chronische Hypoxämie kann im Rahmen
Kanülenwechsel und -reinigung sowie Tracheos- zahlreicher Erkrankungen auftreten. Neben COPD,
tomapflege sind unabdingbar, um die Vorteile Lungenfibrosen und Mukoviszidose sind auch neuro-
dieser Methode auch nutzen zu können. muskuläre oder thorakal restriktive Erkrankungen zu
nennen. Die Durchführung der BGA ist obligat, um
stets eine Abgrenzung zu hyperkapnischem Versa-
3.4 Sauerstofftherapie gen (alveoläre Hypoventilation) zu erkennen – denn
hier wäre eine nichtinvasive Beatmung indiziert. Die
M. Schellenberg alleinige O2-Gabe ist bei hyperkapnischem Versagen
meist nicht ausreichend und kann sogar die Hyper-
Die Gabe von Sauerstoff ist im Rahmen zahlreicher kapnie verstärken.
Erkrankungen notwendig zur Behandlung einer hyp- Die Indikation zu einer Langzeitsauerstoff-
oxämischen Insuffizienz. Sauerstoff ist ein Medika- therapie muss immer sorgfältig gestellt sein, denn
ment und muss somit ärztlich verordnet werden Sauerstoffgaben können auch schädlich sein. Neben
– einschließlich der Applikationsform, Dosis und der erwähnten Verstärkung einer Hyperkapnie, ist
Dauer der Behandlung. Selbstverständlich sind Not- Sauerstoff potenziell toxisch durch die Bildung freier
fallsituationen hiervon ausgenommen. Radikale. Auch sinkt die mukoziliäre Clearance
unter Sauerstoffgabe. Und darüber hinaus: Sauer-
stoff ist ein Brandbeschleuniger! Es darf niemals in
3.4.1 Indikation der Nähe des Sauerstoffgerätes oder des applizier-
ten Schlauchsystems offenes Feuer geben, beson-
Grundsätzlich ist zwischen einer akuten und einer ders hervorzuheben ist hier das Rauchen. Darüber
Langzeitsauerstoffgabe zu unterscheiden. müssen Patienten und deren Angehörige stets auf-
Akute O2-Gaben richten sich in Dosis und Dauer geklärt sein.
nach der aktuellen Indikation. Neben vorübergehenden
Erkrankungen wie einer Pneumonie oder einem Pleu- ! Cave
raerguss, kann eine O2-Gabe auch im Rahmen elekti- Eine O2-Gabe bei alveolärer Hypoventilation
ver Eingriffe (z. B. Bronchoskopie) notwendig sein. Die kann zu einem Anstieg der Hyperkapnie
Therapie wird im Verlauf dann wieder beendet. führen und muss daher überwacht
Eine Langzeitsauerstofftherapie (LTOT, „long werden.
term O2 therapy“) wird dagegen bei chronischer
Hypoxämie verordnet. Diese ist definitionsgemäß
(Magnussen et al. 2008, DGP-Leitlinien) während 3.4.2 Sauerstoffsysteme zur LTOT
einer stabilen Krankheitsphase (mindestens drei
Messungen) per Blutgasanalyse zu erfassen: Es gibt zahlreiche Sauerstoffgeräte auf dem Markt mit
55 pO2 ≤55 mmHg oder unterschiedlichen Vor- und Nachteilen, Größen und
55 pO2 55–60 mmHg bei gleichzeitiger Cor auch Kosten. Grundsätzlich fußen alle auf drei ver-
pulmonale und/oder Polyglobulie oder schiedenen Sauerstoffsystemen. Es ist sehr wichtig,
55 pO2 ≤ 55 mmHg unter Belastung oder sich mit den Eigenheiten des jeweiligen Sauerstoff-
55 (Hypoxämie [Messung der O2-Sättigung] in systems vertraut zu machen, um eine optimale The-
der Nacht) rapie zu gewährleisten.
3.4 · Sauerstofftherapie
115 3
Sauerstoffkonzentrator
Ein Sauerstoffkonzentrator erzeugt aus der Raumluft
Sauerstoff. Hierzu wird die Luft über einen kleinen
Kompressor durch mit Granulat gefüllte Molekular-
siebe gepumpt, die größeren Stickstoff- und Kohlen-
dioxidmoleküle bleiben darin hängen, die kleineren
Sauerstoffmoleküle und wenige Edelgase werden
durchgeschleust. Es entsteht dabei kein reiner Sauer-
stoff (100%), meist liegt die Reinheit der stationären
(häuslichen) Geräte um 96%, je nach Gerätetyp kann
diese aber sogar <90% betragen.
3.5 Nichtinvasive
Beatmungstherapie Akute NIV-Einleitung
Die NIV – Einleitung im Rahmen einer akuten res-
G. Iberl und M. Schellenberg piratorischen Insuffizienz vermeidet oft eine Intu-
bation und bringt damit einige bedeutende Vorteile
Erkrankungen des Lungenparenchyms führen zu mit sich (7 Übersicht). Die akute Einleitung erfor-
Hypoxämie und können symptomatisch mit Sauer- dert in der Regel eine intensivmedizinische Betreu-
stofftherapie behandelt werden. Da Kohlendioxid ung, zumindest jedoch eine Monitorüberwachung
etwa 20-mal leichter als Sauerstoff durch die Alveo- und engmaschige pflegerische und ärztliche Kont-
larmembran diffundiert, entsteht meist kein Problem rolle des Patienten. Der Einsatz der akuten nichtin-
mit der Abatmung des Kohlendioxids – solange die vasiven Beatmung ist auch ohne das Vorliegen von
Atemmuskulatur sich nicht erschöpft mit der Folge Hyperkapnie zur Verbesserung des Gasaustauschs
einer Minderbelüftung. indiziert: z. B. führt beim kardialen Lungenödem
Erkrankungen der Atempumpe ( 7 Abschn. mit Lungenstauung der positive Beatmungsdruck
1.1.8) führen zur alveolären Hypoventilation (Min- zu einer verbesserten Hämodynamik und Entlas-
derbelüftung) und dadurch zur Anreicherung des tung des Herzens.
3.5 · Nichtinvasive Beatmungstherapie
119 3
Dazu gehören z. B. die Bewertung der Symp-
Vorteile der nichtinvasiven vs. invasiven tomlast (klinische Zeichen der respiratorischen
Beatmung (Intubation) Insuffizienz), die Höhe der chronischen Hyperka-
55Geringerer/kein Bedarf an Sedativa und pnie am Tag, der Anstieg des transkutan gemes-
Analgetika → geringere hämodynamische senen CO 2 in der Nacht; hinzu kommen z. B.
Instabilität nächtliche Sauerstoffentsättigungen bei OHS (Obe-
55Geringere Rate an Infekten/Pneumonie sitas-Hypoventilationssyndrom) und die rasche
(ventilatorassoziierte Pneumonie – VAP!) relevante Abnahme der Vitalkapazität in der Lun-
55Essen, Sprechen, Husten, selbständige genfunktion bei neuromuskulären Erkrankungen.
Atemtherapie möglich Die elektive NIV-Einleitung kann auf pneumologi-
55Intermittierende Beatmung besser möglich, schen Fachstationen erfolgen. Die NIV wird dann
kein Tubuswiderstand außerklinisch weitergeführt und (meist) intermit-
55Keine trachealen Schäden tierend angewendet.
55Mobilisation möglich → geringere Soforteffekte der maschinellen Beatmung:
Pneumonieentstehung 55 Verbesserung/Normalisierung des
Gasaustauschs
55 Erleichterung die Atemarbeit
z Indikationen für akute NIV-Einleitung 55 Erholung der erschöpften Atemmuskulatur
(Beispiele) 55 Senkung des Sauerstoffbedarfs
55 Akut exazerbierte COPD mit Azidose 55 Wiedereröffnung von kollabierten Alveolen
55 Akutes Asthma mit Hyperkapnie (selten) 55 Günstiger Einfluss auf die Hämodynamik bei
55 Kardiales Lungenödem Herzinsuffizienz
55 Akut auf chronisch (Beispiel: Pneumonie bei
neuromuskulärer Erkrankung) Langzeiteffekte der außerklinischen Beatmungs-
55 Akut exazerbierte Mukoviszidose, Lungenfibrose therapie:
55 Postoperativ nach Extubation 55 Besserung der Symptome der Hypoventilation
55 Atemtherapie bei Atelektasenbildung 55 Besserung Lebensqualität
55 Palliativ zur Linderung von Dyspnoe 55 Reduktion von Verschlechterungen und
KH-Einweisungen
55 Verbesserung des Überlebens (z. B. COPD
Elektive NIV-Einleitung Köhnlein et al. 2014)
Im Rahmen verschiedener Erkrankungen der Atem-
pumpe gibt es fest definierte Kriterien bei der Ent- Es gibt jedoch auch relative und absolute Kontrain-
scheidung, ob und wann eine dauerhafte außerklini- dikationen zu einer Einleitung mit NIV (. Tab. 3.6).
sche NIV eingeleitet wird. Diese müssen vorab berücksichtigt werden.
NIV im prolongierten Weaning > Nach der Dekanülierung hat die optimale
Wenn im Fall einer schweren akuten respirato- Abdichtung des Tracheostomas höchste
rischen Insuffizienz eine NIV nicht möglich ist, Priorität, um Leckage aus dem Stoma unter
muss der Patient intubiert und sediert werden. In NIV und somit insuffiziente Beatmungs-
Abhängigkeit von der Schwere der Grundkrank- therapie zu vermeiden. Dies gilt auch
heit führen ein hohes Lebensalter und Komorbi- für einen effektiven Hustenstoß mit
3 ditäten wie z. B. Herz- und Niereninsuffizienz zur ausreichendem Druckaufbau.
schwierigen Extubation. Hier kann die NIV über-
brückend helfen, die schwache Atemmuskulatur Manchmal kann eine Trachealkanüle z. B. aufgrund
und den Gasaustausch zu unterstützen. Im Fall von Engstellen (z. B. subglottische Stenose), Sekretre-
einer chronischen Atempumpschwäche muss die tention oder Dysphagie nicht entfernt werden, auch
intermittierende NIV dauerhaft außerklinisch wei- wenn kein Atempumpversagen mehr besteht. Oft ist
tergeführt werden der Weaningprozess eine Frage der Zeit. Vielen Patien-
Ist eine Beatmungsentwöhnung (Weaning) ten gelingt es nach langen Erholungsphasen (Monaten
nicht in absehbarer Zeit ( ca. 1–2 Wochen) machbar, bis zu Jahren) doch noch, von einer dauerhaften invasi-
wird ein Tracheostoma (dilatativ oder chirurgisch) ven Versorgung loszukommen. Auf pneumologischen
angelegt, um schwere Folgen der Langzeitbeat- Fachstationen wird daher in regelmäßigen Abständen
mung (z. B. VAP – ventilatorassoziierte Pneumo- evaluiert, ob eine Dekanülierung möglich ist.
nie, Delir) zu vermindern. Dies bringt auch weitere Zur Übersicht siehe Schönhofer et al. 2008 und
Vorteile für die Therapie in einem verlängerten Ent- Windisch et al. 2010.
wöhnungsprozess, dem sog. prolongierten Weaning
(7 Abschn. 3.3.5).
Fragen im prolongierten Weaning: 3.5.2 Beatmungseinstellungen
55 Ist die Grundkrankheit optimal behandelt?
55 Besteht eine chronische Atempumpschwäche? Beatmungsgeräte für die außerklinische Beat-
55 Kann eine notwendige intermittierende mung generieren mithilfe einer Turbine Druckluft
Beatmung auch nichtinvasiv durchgeführt aus angesaugter Raumluft. Zur Beatmung zusätz-
werden? lich benötigter Sauerstoff muss extern in das Gerät/
55 Kann die Trachealkanüle entfernt werden? Schlauch eingespeist werden. Die kleinen, tragbaren
Geräte unterscheiden sich nicht nur in der Größe,
Wenn weiterhin eine alveoläre Hypoventilation Gewicht, Turbinen- und Akkuleistung sowie Bedie-
mit Hyperkapnie besteht, wird versucht, die not- nungsfreundlichkeit, sondern auch in Bezug auf
wendige (invasive) Beatmungstherapie auf eine Zulassung, Zubehör und Einstellmöglichkeiten.
Maskenbeatmung umzustellen. Dafür werden oft Zu beachten bei der Wahl der Beatmungsgeräte
überbrückend sog. Platzhalter eingesetzt, die das und Zubehör:
Tracheostoma offenhalten, ohne die Luftröhre zu 55 Zulassung nur für nichtinvasive Beatmung
verengen – bei gleichzeitiger NIV. Als Vorausset- 55 Zulassung für nichtinvasive und invasive
zung dazu sollte der Patient wieder einige Stunden Beatmung
spontan über die Kanüle atmen können und über 55 Zulassung für invasive Beatmung mit und ohne
einen ausreichenden Hustenstoß verfügen. Nach Beatmungsabhängigkeit ≥16 h Nutzung
der endgültigen Dekanülierung ist es wichtig, das 55 Doppelschlauchsystem → „non-vented“ (=
Tracheostoma gut abzudichten, damit eine suffi- ohne Luftauslassungen) Maske/Trachealkanüle
ziente NIV erreicht wird. Dieser Prozess ist extrem 55 Ventilgesteuertes Einschlauchsystem →
belastend für den Patienten und erfordert opti- non-vented Maske/Trachealkanüle
male Zusammenarbeit des multiprofessionellen 55 Leckagesystem → „vented“ (= mit Luftaus-
Teams, engmaschige Überwachung und sorgfäl- lassungen) an Maske oder Trachealkanüle +
tigste Krankenbeobachtung. Ausatemventil
3.5 · Nichtinvasive Beatmungstherapie
121 3
55 Atemgasklimatisierung: Befeuchtungsfilter
oder Aktivbefeuchtung
55 Maskenauswahl (vented/non-vented)
55 Lebensstil der Patienten (z. B. Gerätegewicht
bei 24 h beatmeten Rollstuhlfahrern)
a b
. Abb. 3.27a–c Beispiel Turbinenrespirator a Ventilogic LS, Weinmann mit Einschlauchventilsystem. Dieses Gerät kann
durch geringen Umbau mit Doppelschlauch-, Einschlauchventilsystem und Leckagesystem betrieben werden. b Beispiel für
Leckagesystem c Beispiel für Einschlauchventilsystem. (Mit freundlicher Genehmigung der Firma Weinmann)
122 Kapitel 3 · Kausale und symptomatische Therapie
> Die Weiterentwicklung von Ausatmung in der Lunge verbleibt. Der PEEP hat
Beatmungsgeräten, Masken und Zubehör verschiedene Funktionen und wird fast bei jeder
war in den letzten Jahren enorm. Beatmungseinstellung verwendet. Ausnahmen gibt
Kontinuierliche Einweisungen und es bei neuromuskulären und thorakalrestriktiven
Schulungen des Pflegepersonals sind Krankheiten.
verpflichtend. Vorteile eines PEEP:
3 55 Rekrutierung von Alveolen → besserer
z Prinzip der Beatmung Gasaustausch
Volumen, Druck, Zeit, und Flow (Gasfluss) sind 55 Vordehnung von Aleveolen → geringerer
die wesentlichen Elemente einer maschinellen Inspirationsdruck ist nötig
Beatmung. Zusätzlich gibt es Auslöser für assis- 55 Triggern bei spontanen Atemzügen ist leichter
tierte Atemzüge und die endexspiratorische 55 Einfluss auf die Hämodynamik
Druckeinstellung. 55 Schienung der oberen Atemwege bei obstruk-
Für die ausreichende mechanische Belüftung der tiver Schlafapnoe (OSA)
Lunge bei alveolärer Hypoventilation sind analog
der spontanen Atmung zwei Druckniveaus (BiPAP, Atemzugvolumen = Volumen je Atemzug (AZV oder
„bilevel positive airway pressure“) nötig. Die Diffe- Vti) Das angestrebte Atemzugvolumen kann hier
renz zwischen beiden Niveaus ist der „driving pres- nicht präzise angegeben werden. Je nach Erkran-
sure“, der die Belüftung der Lunge sichert. kung (obstruktiv/restriktiv) variiert es. Es ist zudem
abhängig von der aktuellen Krankheitssituation.
> Nur durch zwei Druckniveaus kann Orientierungswerte:
eine gesicherte Ventilation erfolgen – 55 10 ml/kg/KG bei NIV (aufgrund von größerem
im Gegensatz zu einer CPAP-Therapie Totraum, Leckage)
(kontinuierlicher Druck)! 55 6–8 ml/kg/KG bei invasiver Beatmung
55 4–6 ml/kg/KG bei lungenprotektiver invasiver
Die benötigten Beatmungsdrücke sind von der Beatmung, z. B. ARDS
Dehnbarkeit und vom Widerstand der Lunge (Com-
pliance) und des Thorax wie auch vom Strömungswi- Achtung: Die Angaben beziehen sich auf das
derstand der Atemwege (Resistance) abhängig. normale Körpergewicht (KG). Da die Lunge bei
Gewichtszunahme (Übergewicht) nicht an Größe
> Das Ziel der Beatmungseinstellung zunimmt, kann die Orientierung an das gemessene
ist die Sicherung des notwendigen Körpergewicht zu Überbeatmung und möglicher
Atemzugvolumens und Atemminuten- Lungenschädigung führen. Zur Orientierung: Nor-
volumens für einen effizienten Gasaustausch. malgewicht in kg = Körpergröße in Zentimetern
Die Atemmuskulatur sollte durch eine minus 100.
adäquate Beatmungseinstellung weitgehend In vielen Beatmungsgeräten lässt sich ein „Ziel-
entlastet werden. AZV“ einstellen.
z Die wichtigsten Parameter auf einen Blick Atemfrequenz = Atemzüge pro Minute (AF) Die Ein-
Inspirationsdruck (IPAP oder Pinsp) Der Inspirations- stellung ist abhängig von den Atemwegswiderstän-
druck wird so gewählt, dass das gewünschte Atem- den und vom Atemzugvolumen.
zugvolumen erreicht wird. Die Druckhöhe ist abhän- 55 Beispiel Restriktion (Kyphoskoliose): Aufgrund
gig von den Widerständen (Compliance/Resistance), kleiner beweglicher Volumina muss die
z. B. ist der Widerstand höher bei COPD durch die Frequenz höher sein, um ein ausreichendes
obstruierten Bronchien. Atemminutenvolumen zu erzielen.
55 Beispiel Obstruktion (Lungenemphysem):
Positiver endexspiratorischer Druck (PEEP oder Aufgrund der Obstruktion und des Mecha-
EPAP) PEEP ist der positive Druck, der nach der nismus der dynamischen Überblähung
3.5 · Nichtinvasive Beatmungstherapie
123 3
bei schneller Atmung durch vermehrten > Das physiologische Verhältnis von Einatmung
bronchialen Kollaps sollte die Frequenz zur Ausatmung liegt zwischen 1:1,5 und 1:2.
tendenziell niedriger sein.
55 Beispiel Restriktion (Kyphoskoliose): Aufgrund
Atemminutenvolumen (AMV) Das AMV ist kein der geringen Dehnbarkeit (Compliance),
einstellbarer, sondern ein gemessener Parameter dauert die Inspiration länger. Daher wird das
(Ausnahme: VCV). Es ergibt sich durch die Multi- I:E größer angestrebt, z. B. 1:1.
plikation des aktuellen Atemzugvolumens mit der 55 Beispiel Obstruktion (Lungenemphysem):
aktuellen Atemfrequenz: Aufgrund der Obstruktion und des Mecha-
AZV×AF = AMV nismus der dynamischen Überblähung bei
zu kurzer Ausatemzeit wird das I:E kleiner
> Während in Ruhe knapp 300 ml CO2 pro angestrebt z. B. 1:3.
Minute gebildet werden, können nur ca.
50 ml CO2 pro Liter Ausatemluft abgeatmet Flow (Druckanstiegszeit, Kurve oder Rampe)
werden. 55 Beispiel Obstruktion (Lungenemphysem):
Hoher Flow heißt schneller Druckanstieg und
Vereinfacht gesagt ist zu einer effizienten Ventilation schnelle Eröffnung der obstruierten Bronchien.
in Ruhe ein Atemminutenvolumen von ca. 7 l not- 55 Beispiel Restriktion (Muskeldystrophie):
wendig. Darunter droht die Gefahr einer alveolären Hoher Flow ist den Patienten meist
Hypoventilation mit Hyperkapnie. unangenehm, führt zu Aerophagie und ist
Zur Beatmungsdokumentation gehören deshalb aufgrund guter Dehnbarkeit unnötig.
Modus und Parameter, aber auch die aktuell gemes-
sene Atemfrequenz, das Atemzugvolumen und das Inspirationstrigger (Auslöser) Der Trigger misst den
daraus berechnete Atemminutenvolumen. negativen Druck/Fluss einer Inspirationsanstren-
gung. Das Gerät gibt, wenn der Trigger ausgelöst
z Inspirationszeit und Atemzeitverhältnis wird, der Einstellung entsprechend einen Atemzug
(Ti und I:E) ab. Die Einstellung sollte so leicht gewählt werden,
Das Atemzeitverhältnis wird durch die Inspirations- dass der Patient ohne Mühe spontan dazu atmen
zeit und die Atemfrequenz bestimmt. kann, und so schwer, dass keine unerwünschten
Rechnung: Atemzüge appliziert werden (z. B. beim Schlucken).
55 1 min = 60 s : AF = Zeit, die pro Atemzug zur
Verfügung steht z Die wichtigsten Beatmungsmodi:
55 Zeit pro Atemzug – Inspirationszeit = kontrolliert – assistiert – spontan
Exspirationszeit In der Anästhesie und im Rettungsdienst ist die
55 Inspirationszeit : Exspirationszeit = volumenkontrollierte Beatmung üblich, ansonsten
Atemzeitverhältnis werden in Deutschland am häufigsten druckgesteu-
erte Modi eingesetzt.
Beispiel: Inspirationszeit 1 s, AF 20
55 60 s : AF 20= Zeit pro Atemzug (3 s) Volumenkontrollierte Beatmung („volume-controlled
55 Zeit pro Atemzug (3 s) – Inspirationszeit (1 s) = ventilation“ – VCV) Das AZV wird eingestellt. Der
Exspirationszeit (2 s) benötigte Druck ist flexibel und abhängig von Com-
55 Inspirationszeit (1 s) : Exspirationszeit (2 s) = pliance und Resistance. Auch Ti, AF und Kurve sind
Atemzeitverhältnis (1:2) vorgegeben.
Nachteil: Bei Maskenundichtigkeit kann ein
Festgelegt werden kann das I:E nur bei einer kon- Großteil des Volumens verloren gehen.
trollierten Beatmung. Sobald die Inspirationszeit
gleich bleibt und sich die Atemfrequenz erhöht, Assistierte volumenkontrollierte Beatmung Wie
ändert sich auch das Atemzeitverhältnis. VCV, zusätzlich können mit dem Inspirationstrigger
124 Kapitel 3 · Kausale und symptomatische Therapie
3.5.3 Maskenauswahl
Maskentypen:
55 Nasenmaske
55 Nasenoliven
55 Nase-Mund-Maske
55 Ganzgesichtsmaske
z Nasenmaske
Nasenmasken haben gegenüber Full-Face-Masken
zwar viele Vorteile, aber auch gravierende Nach-
teile. Zweckmäßiger sind Nasenmasken für Brillen-
träger. Husten und Kommunikation sind möglich,
auch kann schluckweise getrunken werden ohne viel . Abb. 3.29 Beispiel für Nasenmaske, non-vented
Aufwand. Aufgrund der kleineren Kontaktfläche ist (UltraMirage, ResMed). Non-vented Masken müssen mit
der Anpressdruck geringer, und häufig wird weniger einem Einschlauchventilsystem kombiniert werden, weil
Inspirationsdruck benötigt, weil es zu keiner Dorsal- keine Luftauslassöffnungen integriert sind. Die Ausatmung
erfolgt über das Ausatemventil im Schlauchsystem. (Mit
verschiebung des Unterkiefers kommt. Die Patien-
freundlicher Genehmigung der Firma ResMed)
ten klagen seltener über Aerophagie und Engefühle
(. Abb. 3.28 und . Abb. 3.29).
Patienten mit COPD kommen oft sehr gut mit Anpassung von Modus/Parametern ist erforderlich
Nasenmasken zurecht. Atemphysiotherapie zur (. Abb. 3.30).
pulmonalen Entblähung und Sekretmanagement Auch Patienten mit neuromuskulären Erkran-
ist mit Nasenmasken unter Beatmung möglich. Die kungen sollten, wenn möglich (erhaltener
126 Kapitel 3 · Kausale und symptomatische Therapie
Literatur – 151
> Die Atemmuskeln sind quergestreifte Wenn Patienten Atemnot äußern, muss dies immer
Skelettmuskeln und haben den gleichen ernst genommen und präzise evaluiert werden, um
strukturellen Aufbau wie z. B. die lebensbedrohliche Komplikationen frühzeitig zu
4 Beinmuskeln. Bei zunehmender Überlastung erkennen.
ermüden sie, und die Lungenbelüftung Differenzialdiagnostisch kommen kardiale, pul-
nimmt ab mit der drohenden Folge des monale, neuromuskuläre, psychogene, mechanische,
respiratorischen hyperkapnischen metabolische, gastrointestinale und auch hämatolo-
Versagens. gische Ursachen in Frage.
Das Ausmaß der Atemnot kann nur der Patient
z Beobachtung der Atemgeräusche selbst beurteilen, es gibt dazu keine verlässlich
Stridor, Giemen, Brummen, Knistern, Rasseln: messbaren Parameter. Sie ist mit abhängig von der
55 in der Einatmung, Persönlichkeit des Patienten und dessen Anpas-
55 in der Ausatmung, sungsmechanismen.
55 in der Ein- und Ausatmung?
z Erfassung
Hinweis: 55 Akut?
55 Beeinträchtigungen der oberen Luftwege verur- 55 Chronisch refraktär?
sachen bereits in der Einatmung pathologische 55 Zunehmend, z. B. im Rahmen bronchialer
Atemgeräusche. Infekte?
55 Beeinträchtigungen der unteren Luftwege, 55 In Ruhe oder nur unter Belastung?
z. B. COPD, verursachen pathologische 55 Besteht ein thorakales Engegefühl? Lufthunger?
Atemgeräusche in der Ausatmung. Erschwerte Atmung?
55 Gibt es zusätzliche Symptome (z. B. Schwindel,
> Bei einer Hyperventilation, die trotz Schmerzen)?
Sauerstoffgabe in der Blutgasanalyse 55 Wie ist der Verlauf unter therapeutischen
mit erniedrigten Kohlendioxidwerten Maßnahmen?
(Hypokapnie) und erniedrigter Sauerstoff-
sättigung (Hypoxämie) einhergeht, z Dokumentation
droht im Verlauf das respiratorische Während für das Symptom „Schmerz“ seit geraumer
hyperkapnische Versagen. Die Vitalzeichen Zeit Standards für Schmerzerfassung und -therapie,
müssen engmaschig überwacht Beratung und Schulung etabliert sind, gibt es im kli-
werden. nischen Alltag für die Erfassung, Dokumentation
und Überwachung des Symptoms „Dyspnoe“ kein
Beispiel geregeltes Vorgehen.
Gabe von 6 l Sauerstoff über die Nasenbrille. Wie die Intensität des Schmerzes, kann die Intensi-
SaO2: 84%, pO2: 50 mmHg, pCO2: 30 mmHg, tät der Atemnot nur über die Einschätzung des Patien-
pH: 7,49, BE: –3 ten erfasst werden. Dafür gibt es einige Möglichkeiten.
Die Atemfrequenz ist mit 30/min deutlich erhöht,
um die Ventilation aufrechtzuerhalten. Diese Atem- Quantifizierung der Dyspnoe
arbeit wird der Patient nicht dauerhaft leisten 55 Untersuchung der Belastbarkeit: 6-Minuten-
können! Gehtest, (Spiro-)Ergometrie
4.3 · Spezielle Überwachung
135 4
55 Borg-Skala: Numerische Ratingskala (NRS) Der Therapieverlauf, etwaige Besserungen, aber auch
Grad 0–10, auf der der Patient subjektiv das akute Komplikationen können besser dokumentiert
Ausmaß der Atemnot als Zahlenwert angeben werden.
kann (. Tab. 4.1) Es ist z. B. möglich, Beatmungspatienten während
55 Borg-Skala: Visuelle Analogskala (VAS) Grad der Therapie nach dem Grad der Atemnot zu fragen –
0–10, auf der der Patient subjektiv das Ausmaß auch kleine Änderungen an der Einstellung können
der Atemnot z. B. als Farbnuance (Ampel- eine Verbesserung bringen.
farben) oder z. B. als stilisierten Gesichtsaus-
druck angeben kann z Angst verschlimmert Atemnot
55 mMRC-Score (Modified Medical Research Atemnot wird verstärkt durch ineffektive Atemarbeit.
Council): Grad 0–4, bezeichnet numerisch Angst → Aktivierung des Sympathikus → zuneh-
nicht die aktuelle Atemnotsituation, sondern mende Leistung der Muskeln und des Stoffwechsels →
allgemein, bei welcher Belastungsintensität O2-Bedarf steigt → Atemfrequenz steigt → vermehrte
Atemnot auftritt. Atemmuskelarbeit mit O2-Verbrauch, gleichzeitig
vermehrte Totraumventilation mit ineffektivem Gas-
Dokumentation mithilfe der Borg-Skala Die numeri- austausch → weitere Steigerung der Atemarbeit usw.
sche oder visuelle Borg-Skala kann auch bei schwer-
kranken Patienten einfach und mit wenig Aufwand z Pflegerische Maßnahmen zur
eingesetzt werden. Die subjektive Einschätzung Symptomkontrolle, Überwachung und
vieler Patienten ist gut nachvollziehbar und dient Dokumentation
der Symptomkontrolle. 55 Ausmaß der Atemnot erfragen (Borg-Skala)
55 Vitalwertkontrolle, auf Zeichen der respiratori-
> Eine Benennung und Bewertung der schen Insuffizienz achten
Atemnot spiegelt auch dem Pflegepersonal 55 Patient beruhigen und zum langsamen,
den Leidensdruck wider, unter dem die ruhigen Atmen auffordern
Patienten stehen. 55 Atmung manuell unterstützen → z. B. vorsichtig
kaudaler Zug am Sternum
55 Atemerleichternde Lagerung im Bett →
Herzbett/Pilotsitz
. Tab. 4.1 CR-10/Borg-Skala zur Überwachung von
55 Fenster öffnen
Dyspnoe
55 Bedarfsmedikamente verabreichen (Antiobst-
0 überhaupt keine Atemnot ruktiva, Opioide, Benzodiazepine, Analgetika)
0,5 sehr, sehr milde (knapp wahrnehmbar) 55 Feuchtinhalation aufgrund der Atemnot mit
Maske, bei obstruktiven Erkrankungen und/
1 sehr milde
oder Sekretverhalt
2 milde
55 Intensivierung der Sauerstoffgabe bei
3 mäßig Hypoxämie → Rücksprache mit dem Arzt
4 recht schwer (Cave: alveoläre Hypoventilation)
5 schwer 55 Intermittierende nichtinvasive Beatmung →
6
Rücksprache mit dem Arzt (Cave: bei Pneumo-
thorax Gefahr eines Spannungspneumothorax!)
7 sehr schwer
8 ! Cave
9 sehr, sehr schwer (fast maximal) Dyspnoe mit neu aufgetretenen
10 maximale Atemnot Thoraxschmerzen ist ein pneumologischer
Notfall, der Arzt muss sofort verständigt werden!
136 Kapitel 4 · Überwachung und Pflege
Fortsetzung Wie viel davon über die Haut und die Atmung
ausgeschieden wird, ist von der Umgebungstempe-
55Prüfung einer bronchopleuralen Fistel durch ratur und dem Maß an körperlicher Anstrengung
Husten: Wenn sich keine Luft mehr entleert abhängig und kann im Alltag nicht präzise gemes-
und die Flüssigkeit im Steigrohr etwas sen werden.
pendelt, deutet das auf eine ausgedehnte Der Flüssigkeitsverlust muss über das Trinken
Lunge und einen Verschluss der Fistel hin. und die Nahrungsaufnahme wieder ersetzt werden.
55Thoraxdrainagen müssen unter hygienischen Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.
4 streng überwacht werden. Unter empfiehlt eine durchschnittliche Wasserzufuhr
fortschreitender Liegedauer steigt das Risiko durch Getränke von 1440 ml/Tag unter „normalen“
einer Infektion und damit eines Empyems. Bedingungen.
Sondenkost enthält ca. 80% Wasser, das in eine
Bilanz mit einberechnet wird. Aber auch feste Nah-
rungsmittel enthalten Wasser. Bei der Verstoffwech-
z Entfernen der Thoraxdrainage und selung vormals fester Nährstoffe entsteht in der Zelle
Nachsorge als Nebenprodukt Oxidationswasser, das nicht quan-
Vor dem Entfernen einer Thoraxdrainage wird diese titativ erfasst werden kann.
für einen Tag an einen Sekretbeutel angeschlossen
und geprüft, ob sich weiterhin Sekret oder Luft in den z Flüssigkeitsverlust
Beutel entleert. Beim Entfernen ist auf ausreichende Akute pathologische Flüssigkeitsverluste treten bei
Analgesie zu achten. Die Thoraxdrainage wird meist Fieber, Erbrechen, Diarrhö, aber auch z. B. durch Blu-
im Valsalva-Atemmanöver (massiver Exspirations- tungen oder Verbrennungen auf.
versuch gegen die geschlossene Stimmritze) entfernt, Der Körper kann Flüssigkeitsmangel für kurze
wobei die Tabaksbeutelnaht fest angezogen wird und Zeit kompensieren, indem die Produktion des anti-
die Fäden gekappt werden. Anschließend wird ein diuretischen Hormons (ADH) gesteigert wird. Dies
fester Verband angelegt. Die Vitalwertkontrolle im führt zu einer vermehrten Rückgewinnung von Pri-
Anschluss, regelmäßige Kontrolle des Wundver- märharn durch die Niere (→ verminderte Urinaus-
bands und eine zeitnahe Röntgenkontrolle sind scheidung), zu Gefäßverengung und somit zu einem
obligat. Die Fäden können nach etwa 10 Tagen ent- höheren Blutdruck.
fernt werden. Chronische Flüssigkeitsverluste entstehen bei
Erkrankungen wie z. B. Diabetes mellitus durch die
Hyperglykämie, bei Niereninsuffizienz mit Polyurie
4.3.4 Überwachung der Ausscheidung und selten bei Krankheiten der Hirnanhangsdrüse
(Hypophyse) durch einen Mangel an ADH. Auch
G. Iberl entzündliche Darmkrankheiten, wie z. B. Morbus
Crohn können zu Dehydration führen. Eine iatro-
Der Mensch besteht zum größten Teil aus Wasser. gene Ursache ist nicht selten die Behandlung mit
Der Wasseranteil ist kein fester Wert, sondern Diuretika.
bewegt sich abhängig vom Lebensalter und vom Durstgefühl tritt beim Verlust von ca. 0,5% des
Fettgehalt zwischen 50 und 70% der Körpermasse. Körperwasseranteils auf. Das Durstgefühl nimmt bei
Das Wasser befindet sich im Verdauungstrakt, in älteren Menschen ab.
den großen Körperhohlräumen (transzellulär), im
Blutplasma, in den Zellzwischenräumen (inter-
stitiell) und zum größten Teil in den Zellen selbst Dehydrierung: Symptome und Folge-
(intrazellulär). erscheinungen
Der Körper gibt mit der Urinausscheidung, dem 55Trockene Haut und Schleimhäute, stehende
Stuhlgang, der Hautatmung (Perspiratio insensibi- Hautfalten am Handrücken
lis), dem Schweiß (Perspiratio sensibilis) sowie mit 55Hypotonie
der Ausatmung kontinuierlich Flüssigkeit ab.
4.3 · Spezielle Überwachung
139 4
So wird die messbare Ausfuhr (Urin, Drainagen-
55Oligurie bis hin zu Anurie, unangenehmer sekretion) von der messbaren Einfuhr (Trinkmenge/
Geruch des Urins Infusionen/Sondennahrung) subtrahiert unter der
55Desorientiertheit bis hin zu Somnolenz qualitativen Mitbewertung der zusätzlich auftre-
55Erhöhte Blutviskosität → Thrombosegefahr tenden Faktoren wie z. B. starkes Schwitzen, hohes
55Tachykardie, Arrhythmie Fieber oder Erbrechen.
Der Arzt ordnet die 24-Stunden-Bilanz, die Höhe
der Zielbilanz und die maximale Einfuhr entsprechend
Verminderte Urinausscheidung bei Sepsis Das der diagnostischen Untersuchungsergebnisse an.
Symptom der verminderten Urinausscheidung bei Pflegerische Aufgabe ist die zuverlässige Umset-
gleichzeitiger Hypotension, Hypoxämie und Vigi- zung durch die Krankenbeobachtung.
lanzminderung trotz adäquater Volumenzufuhr ist Die tägliche Kontrolle des Körpergewichts ist
neben laborchemischen Parametern ein Anzeichen eine einfache und wirksame Methode, den „Wasser-
für die infektionsbezogene Organdysfunktion bei stand“ des Körpers im Verlauf anzuzeigen und the-
der Entwicklung eines septischen Krankheitsbildes. rapeutische Entscheidungen mit zu steuern.
z Invasive Beatmungszugänge
. Abb. 4.1 Blockbare gesiebte Kanüle mit diversen
Invasive Beatmungszugänge werden in den Körper
Innenkanülen
des Patienten eingebracht, dieses geschieht entweder
durch eine endotracheale Intubation oder eine Tra-
cheotomie. Während die endotracheale Intubation
der Intensivstation vorbehalten ist, werden Patien-
ten mit Trachealkanülen immer häufiger auf Nor-
malstationen oder IMC-Einheiten weiterbehandelt.
Um einen sicheren Umgang mit dem tracheoto-
mierten Patienten zu gewährleisten, muss die verant-
wortliche Pflegekraft über die Anlage des Tracheos-
tomas (chirurgisch oder punktiert) sowie über Art
und Besonderheiten der Trachealkanüle Bescheid
wissen bzw. über das aktuelle Behandlungskonzept
(Wann soll die Kanüle geblockt werden? Darf ent-
blockt werden? Etc.) informiert sein.
Komplikationen treten bei tracheotomierten
Patienten eher selten auf, können jedoch dann in
ihrer Konsequenz dramatisch bis lebensbedrohlich
sein.
Die meisten Trachealkanülen (. Abb. 4.1) besit- . Abb. 4.2 Subtotale Okklusion einer Trachealkanüle
! Cave
4 Orales Absaugen führt zur Reizung der
Schleimhaut und Mehrproduktion von
Speichel. Nicht selten gibt es eine psychische
Fixierung auf die Absaugung. Besser sind . Abb. 4.5 Endotracheale Absaugung über die
dann Medikamente zur Speichelreduktion, Trachealkanüle. (Mit freundlicher Genehmigung der Firma
z. B. Scopolamin Pflaster. Philips Respironics)
a b
c d
e f
g h
. Abb. 4.6a–n Mobilisation an die Bettkante: Koordination von Atmung und Bewegung. Die Ausatmung erfolgt jeweils bei
Belastung mithilfe der Lippenbremse. Bei schwerer Dyspnoe kann das Aufstehen in Teilbewegungen erfolgen. (Aus Göhl 2015,
mit freundlicher Genehmigung)
4.4 · Spezielle pflegerische Maßnahmen
149 4
i j
k l
m n
Mobile Trainingsgeräte bei chronisch refraktärer Bewegung bestimmt der Patient die Geschwin-
Dyspnoe digkeit. Dieses Hilfsmittel eignet sich für stark
55 Ganzkörpervibrationstraining (WBVT), z. B. eingeschränkte Patienten, ein Nutzen zur
Galileo, Novotec Medical (. Abb. 4.8): Frühmobilisation von Patienten auf Intensiv-
Die Frequenz ist flexibel einzustellen. Über stationen wurde in Studien belegt (Ambrosino
die Effektivität des Ganzkörpervibrations- et al. 2011; Burtin et al. 2009).
trainings mit dem Galileo zur Verbesserung
von Belastbarkeit, Balance und Beweglichkeit
bei COPD existieren mittlerweile eine Reihe 4.4.6 Stuhlregulation
wissenschaftlicher Untersuchungen (Glöckl
et al. 2011). Die Therapie ist kardiopulmonal M. Schellenberg
wenig belastend, die Vibrationen werden als
angenehm empfunden. Obstipation und Dyspnoe hängen bei ventilatorisch
55 Motorisierter Bewegungstrainer „Sitzfahrrad“, eingeschränkten Patienten oft eng zusammen. Im
z. B. MOTOmed viva2, Reck:Der Patient kann klinischen Alltag erlebt man dies häufig und es ist
Arm- oder Beintraining durchführen und wesentlich, den Zusammenhang zu erkennen, um
die „Last“ selbst bestimmen. In Bewegungs- eine Therapie einzuleiten.
pausen übernimmt der Motor, für die passive Luftnot kann auch „Abführen“ bedeuten!
Literatur
151 4
Beispiel Eine gestörte Stuhlregulation tritt häufig im
Fallbeispiel: Ein 28-jähriger Patient mit Muskel- Rahmen pulmonaler Einschränkungen auf. Gründe
dystrophie Duchenne kommt notfallmäßig zur hierfür sind: Immobilisation, oft reduzierte Trink-
stationären Aufnahme bei starker Dyspnoe seit menge (anstrengend, Angst vor Toilettengang), Flüs-
dem Morgen. Er ist 24 h nichtinvasiv beatmet sigkeitsverlust (Sekret), das Schlucken von zähem
und bettlägerig, Ernährung oral. Husten, Aus- Sekret (Mukoviszidose) oder auch medikamentös
wurf, Fieber werden verneint, jedoch diffuse (Morphin).
Bauchschmerzen. Auf eine regelmäßige, mit wenig Anstrengung
Klinische Untersuchung: Patient wirkt gestresst, AF (weiche Stühle) verbundene Darmentleerung ist zu
30/min unter Beatmung, niedriges Tidalvolumen, achten.
auskultatorisch keine Rasselgeräusche, Abdomen Hierfür kommen prophylaktisch Maßnahmen
imponiert stark gebläht, tympanitischer Klopfschall, in Frage:
kaum Darmgeräusche zu hören. Haut ist trocken, 55 Vermeidung blähender Lebensmittel (z. B.
stehende Hautfalten. Zwiebeln, Linsen, Paprika)
Auf Nachfrage ist der letzte Stuhlgang 5 Tage her, 55 Vermeidung verstopfender Lebensmittel (z. B.
eher hart. Trinkmenge ca. 600 ml/Tag. Bananen, Käse, Eier, Wurst, Fertiggerichte)
Apparative Untersuchungen: Röntgen-Thorax: kei- 55 Ausreichende Trinkmenge, Bewegung
ne Infiltrate, kein Erguss, Zwerchfellhälften stehen 55 Anregende Bauchmassagen
höher als in Voruntersuchung, im angeschnittenem 55 Frisches Obst, Gemüse, Vollkornprodukte,
Oberbauch große Darmschlingen mit viel Luft. BGA: Trockenfrüchte, Buttermilch
pO2 70 mmHg, pCO2 29 mmHg, pH 7,49. Labor: kei- 55 Ergänzende Stuhlweichmacher: Lactulose,
ne Besonderheiten. RR 90/56 mmHg, HF 100/min, Methylzellulose
SpO2 94%, Temperatur 37,1°.
Therapie: Zunächst orale Abführmaßnahmen mit Zum Abführen kommen verschiedene Ansätze in
Macrogol, Bisacodyl, Luftbindung mittels Simeti- Frage:
con (z. B. Sab simplex). Begleitend i.v. Flüssigkeit. Im 55 Glaubersalz (Natriumsulfat), Bittersalz
Verlauf ergänzend Mikroklisma, erfolgreich große (Magnesiumsulfat), Macrogol
Mengen Stuhlgang. 55 Bisacodyl (z. B. Dulcolax), Natriumpicosulfat
Am Folgetag zeigt sich Beschwerdefreiheit, keine (z. B. Laxoberal) → nicht zur dauerhaften
Dyspnoe. Der Bauch ist weich, Darmgeräusche vor- Anwendung geeignet, da Gewöhnungseffekt
handen. Zur Entlassung Besprechung und Thera- 55 Retrograde Mittel: Glycerinzäpfchen, Mikro-
pieplan für regelmäßigen Stuhlgang: Trinkmenge klismen, Einläufe
1,5-2 l/Tag, täglich Macrogol niedrig dosiert, jeden
2. Tag Stuhlgang anstreben, sonst Eskalation der ab- > Vorsicht: Abführmaßnahmen sind kreislauf-
führenden Maßnahmen. belastend und anstrengend für Patienten,
auch erzeugen sie zusätzlich Dyspnoe. Wenn
Die Pathophysiologie ist einfach: Steigt der intraab- möglich, sollte mit sanfter Unterstützung
dominelle Umfang durch dilatierte, meteoristische begonnen werden (Flüssigkeit, Lactulose,
Darmschlingen oder eine nach oben verlagerte, Macrogol) und dann eskaliert werden. Dabei
luftgefüllte Magenblase, entsteht ein Widerstand, sind regelmäßig die Vitalzeichen zu erheben.
gegen den das Zwerchfell arbeiten muss. Die Atem-
arbeit steigt, die Überlastung der Atemmuskulatur
ebenso. Auch die Mechanik der Atmung wird ver- Literatur
ändert, denn die inspiratorische, kaudale Ausdeh-
Ambrosino N, Janah N, Vagheggini G (2011) Physiotherapy in
nung des Zwerchfells wird eingeschränkt. Bei z. B. critically ill patients. Rev Port Pneumol 17(6): 283–288
pulmonal überblähten Patienten kann hierdurch eine Burtin C, Clerckx B, Robbeets C et al. (2009) Early exercise in
wesentliche Einschränkung der beweglichen Luftan- critically ill patients enhances short-term functional reco-
teile entstehen. very. Crit Care Med 37(9): 2499–2505
152 Kapitel 4 · Überwachung und Pflege
Leitsymptome bei
pneumologischen
Erkrankungen
G. Iberl, M. Schellenberg, M. Tempel
Literatur – 163
G. Iberl, M. Schellenberg
z Diagnostik akuter Husten
Husten ist eines der häufigsten pneumologischen In aller Regel erfolgt bei akutem Husten die Abklä-
Symptome. rung durch die Anamnese (Infekte, Medikamente,
Die Ätiologie des Hustens ist vielfältig: akute und Rauchen etc.) und die körperliche Untersuchung
chronische Erkrankungen der oberen Atemwege, des durch den Arzt.
Lungenparenchyms und der Pleura, infektiös oder Beim Leitsymptom Husten muss stets bedacht
nichtinfektiös führen ebenso zu Husten wie extra- werden, dass eine schwerwiegende Ursache vor-
pulmonale Ursachen. Die Unterscheidung zwischen liegen kann, z. B. Lungenarterienembolie, Pneu-
akutem und chronischem Husten (≥8 Wochen) ist mothorax, Lungenödem, schwerer Asthmaanfall,
dabei sehr wichtig. Aspiration.
Ein akuter Husten, der in Zusammenhang mit Eine weiterführende Diagnostik erfolgt sofort
einem bronchopulmonalen Infekt oder neuen hus- bei:
tenauslösenden Medikamenten aufgetreten ist, kann 55 Hämoptoe
zunächst unter symptomatischer Therapie beobach- 55 Thoraxschmerzen
tet werden. Wenn kein Infekt/Medikation vorliegt 55 Atemnot
oder die Beschwerden über 8 Wochen anhalten, muss 55 respiratorischer Insuffizienz
eine umfangreiche Diagnostik erfolgen. 55 schwerer Aspiration
Klinisch wird Husten in produktiven und 55 hohem Fieber
unproduktiven (frustranen) Husten unterteilt, 55 Immundefizienz, HIV, immunsuppressive
obwohl die Grenzen fließend sind. Wichtig im Therapie
Hinblick auf eine Sekretretention ist die Differen- 55 extrem starkem Rauchen
zierung, ob es sich beim unproduktiven Husten 55 bekanntem Malignom
um einen trockenen Reizhusten handelt oder um 55 Tbc-Kontaktperson, Aufenthalt in Ländern mit
die Unfähigkeit, das Sekret effektiv abzuhusten hoher Tbc-Rate
(7 Abschn. 5.1). 55 Obdachlosigkeit (Risiko für Immundefizienz)
156 Kapitel 5 · Leitsymptome bei pneumologischen Erkrankungen
Lungenfunktionsuntersuchungen, Echokardiogra-
55Pneumonie fie, bronchiale Provokationstests, Spiroergometrie,
55Pneumothorax Bronchoskopie hinzu.
55Lungenembolie, Myokardinfarkt
55Vocal cord dysfunction (Stimmbandfehl- z Therapie bei chronisch refraktärer Dyspnoe
funktion oder Stimmritzenkrampf ) Die adäquate Therapie der jeweils zugrunde liegen-
55Nahrungsmittelaspiration den Krankheit steht im Vordergrund.
55Angst/Panikattacke Häufig ist eine Kombination aus Allgemein-
maßnahmen, nichtmedikamentösen und medi-
kamentösen Interventionen notwendig. Nichtme-
5 Beispiele für kausale Therapie bei akuter Dyspnoe dikamentöse Maßnahmen fördern Eigeninitiative
55 Herzinsuffizienz → Diuretika und Selbstkontrolle des Patienten und können die
55 Infektion, Pneumonie → Antibiotika Lebensqualität steigern. Psychologische Unterstüt-
55 Bronchospasmus → Spasmolytika, Steroide zung sollte angeboten werden zur Erarbeitung von
55 Anämie → Transfusion Bewältigungs(Coping)-Strategien.
55 Pleuraerguss → Pleurapunktion,
Thoraxdrainage Palliative Therapieprinzipien
55 Arrhythmie → Antiarrhythmika/Kardioversion 55 Reduktion der erhöhten Ventilation
55 Pneumothorax → Thoraxdrainage 55 Reduktion des Atemantriebs
55 Atemwegsobstruktion → Bronchoskopie 55 Reduktion der Lungenüberblähung
55 Hämoptyse → Bronchoskopie/Laser 55 Verbesserung der Muskelschwäche
55 Herzinfarkt → Lyse, Stent, Bypass 55 Verbesserung der psychischen Verarbeitung
55 Lungenarterienembolie → Lyse,
Antikoagulation Medikamentöse Interventionen Opioide, Benzodi-
azepine, Steroide, Antidepressiva.
z Chronische Dyspnoe
Chronische Dyspnoe besteht, wenn die Symptome Nichtmedikamentöse Interventionen
länger als 3 Monate bei optimaler Behandlung der 55 Ventilatoren: Der Luftstrom aktiviert vagale
Grundkrankheit anhalten oder täglich bei nur gerin- Rezeptoren in den oberen Atemwegen
ger Belastung auftreten. Dazu kommt es im Rahmen (vermutlich Trigeminusrezeptoren) und
chronischer pulmonaler, kardialer, neuromuskulä- bewirkt Linderung der Atemnot.
rer und Tumorerkrankungen. Auch schwere Adi- 55 Manuelle Vibrationen der Brustwand werden
positas oder chronische Anämie sind häufige Ursa- von COPD-Patienten sehr oft als angenehm
chen. Chronische Dyspnoe geht immer mit dem empfunden.
Verlust von Funktionalität und körperlicher Akti- 55 Der Rollator als Hilfsmittel beim Gehen
vität einher. entlastet vom Gewicht des Schultergürtels,
der Einsatz der Atemhilfsmuskulatur wird
> Im Lauf ihrer Erkrankung leiden 10–70% möglich.
der Patienten mit Tumorerkrankungen, 55 Physiotherapie und körperliches Training
60–95% der Patienten mit kardiorespira- können die Muskelschwäche bessern, zudem
torischen Erkrankungen (z. B. chronische die Thoraxbeweglichkeit und Koordinations-
Herzinsuffizienz, COPD) und nahezu alle fähigkeit. Je mehr Energie direkt im Muskel
Patienten mit amyotropher Lateralsklerose gespeichert ist (oxidative Kapazität), desto
(ALS) unter Dyspnoe (Solano et al. 2006). weniger muss körperliche Anstrengung über
verstärkte Atmung ausgeglichen werden.
z Diagnostik der chronischen Dyspnoe 55 Pulmonale Entblähung bei COPD und
Zu den Basisuntersuchungen der akuten Dyspnoe Sekretmanagement verringern die
kommt die weiterführende Diagnostik wie z. B. Atemarbeit.
5.4 · Thoraxschmerz
159 5
55 Patientenschulung: Training der Aktivitäten des
täglichen Lebens – Koordination von Atmung –– Muskuläre Verspannungen (interkostal!)
und Bewegung, Entspannungskonzepte. –– Muskelkater (Husten, manche Narkotika)
55 Vermittlung von Beratungsangeboten und 55Pulmonal/pleural
speziell ausgebildeten Therapeuten, z. B. für –– Pneumonie
reflektorische Atemtherapie o. Ä. –– Pleuritis
55 Sauerstoffgabe und nichtinvasive Beatmung –– Pneumothorax (ev. mit
verringern bei chronischer respiratorischer Spannungskomponente)
Insuffizienz die Atemarbeit, entlasten das Herz –– Tumoren
und können die Atemnot lindern. 55Kardial/vaskulär
55 Notfallpläne (Reserve- und Notfallmedika- –– Akute kardiale Ischämie (Myokardinfarkt,
mente, Lagerungsmaßnahmen, angepasste Angina pectoris)
Sauerstoffflussrate, aktueller Arztbrief, Notfall- –– Herzinsuffizienz
nummern) geben Sicherheit. –– Peri-/Myokarditis
–– Herzrhythmusstörungen
–– Lungenarterienembolie
5.4 Thoraxschmerz –– Aortendissektion
55Gastrointestinal/abdominell
M. Schellenberg –– Refluxösophagitis
–– Ösophagusruptur, -spasmus
Die Heterogenität der möglichen Ursachen des Sym- –– Gastritis, Ulkus
ptoms „Thoraxschmerz“ (7 Übersicht) ist für Ärzte –– Cholezystitis, Pankreatitis
und Pflegekräfte herausfordernd, da die Ursache 55Funktionell
harmlos bis lebensbedrohlich sein kann. Es gilt, –– Angst, Depression, Panikattacke
gerade bei akutem Symptomauftritt, schnell einzu-
schätzen, ob eine Situation vital gefährdend ist oder
nicht. Dazu gehört eine Blickerfassung des Patienten Besteht keine vitale Bedrohung, sollte im zweiten
(Atemfrequenz? Hautfarbe? Unruhig, schwitzend? Schritt parallel zur Symptomlinderung (Schmerzme-
Apathisch?) sowie die sofortige Erhebung der Vital- dikation) nach der genauen Ursache gesucht werden.
parameter (SpO2, Blutdruck, HF). Hierzu folgende Fragen:
Bei Anzeichen einer instabilen Situation ist sofort 55 Ist der Schmerz neu oder bekannt (akut vs.
der Arzt zu informieren! chronisch)?
55 Wie stark (Schmerzskala verwenden)?
> Ein akuter Thoraxschmerz kann lebensbe- 55 Wo? Ausstrahlend?
drohliche Ursachen haben: Lungenarte- 55 Schmerzcharakter (stechend, dumpf,
rienembolie, Pneumothorax, Herzinfarkt, brennend)?
Aortendissektion, Ösophagusruptur. 55 Schmerzen atemabhängig?
55 Begleitsymptome (Dyspnoe, Kopfschmerz,
Schwindel)?
Ursachen für Thoraxschmerz (Beispiele)
Kursiv: können lebensbedrohlich sein Der hinzugezogene Arzt wird diese Fragen noch aus-
55Muskuloskelettal weiten, den Patienten untersuchen und je nach Fokus
–– Degenerative/traumatische Schäden der weitere Diagnostik (Labor, radiologische Untersu-
Wirbelsäule chungen) veranlassen. Nicht vergessen: Die Ursache
–– Interkostalneuralgie kann auch außerhalb des Thorax zu finden sein
–– Spinalkanalstenose (7 Übersicht oben)!
–– Rippenfraktur (Husten) Pflegerische Maßnahmen sind sehr wichtig, um
die Situation zu deeskalieren. Neben medikamentösen
160 Kapitel 5 · Leitsymptome bei pneumologischen Erkrankungen
Therapien sind Lagerung des Patienten und Zuspruch z Psychische Störungen: Ängste und
essenziell, um Ängste zu lindern und Sekundär- Depressionen
symptomen (arterieller Hypertonie, Tachykar- Die Diagnose einer schweren Lungenerkrankung
die, Dyspnoe) entgegenzuwirken. Sauerstoffgaben bedeutet für die meisten Betroffenen auch eine
können unterstützend sein. Je nach Diagnose und enorme psychische Belastung. Die Häufigkeit (Präva-
Ausprägung der Beschwerden werden pflegerische lenz) von Ängsten und Depressionen liegt beispiels-
Überwachungsmaßnahmen intensiviert. weise bei COPD-Erkrankten zwischen 40 und 70%.
Neben akuten Thoraxschmerzen leiden viele COPD-Patienten mit depressiven Symptomen
Patienten auf pneumologischen Stationen unter haben:
chronischen Thoraxschmerzen. Gerade nach opera- 55 häufiger ungünstige Krankheitsverläufe
5 tiven Eingriffen oder Punktionen am Thorax können 55 höhere Sterblichkeit
Wundschmerzen oder neurale Schmerzen sehr 55 häufigere und längere Krankenhausaufenthalte
belastend sein. Problematisch: Thorakale Schmer- 55 geringere körperliche Leistungsfähigkeit
zen führen zu einer verminderten alveolären Ventila- (6-Minuten-Gehstrecke)
tion mit der Gefahr von Sekretretention, Dystelekta- 55 fortgesetzten Nikotinkonsum
sen (bis zu einer Pneumonie) und Einschränkung der
respiratorischen Funktion. Daher ist ein „schmerz- Neben Depressionen stellen Angst- und Paniksym-
freies Durchatmen“ unabdingbar! ptome für viele Patienten mit Lungenerkrankungen
ein noch größeres Problem dar. So können COPD-
> Thoraxschmerzen können zu Patienten unter einer Vielzahl verschiedener Ängste
Einschränkungen der Atmung führen leiden.
und damit auch zu Sekretretention und Ängste bei COPD:
Pneumonie. 55 Angst vor oder bei Atemnot („dyspnea-related
fear“)
Anhaltende Thoraxschmerzen können auch im 55 Angst vor dem Fortschreiten der Erkrankung
Rahmen von Rippenfrakturen (z. B. durch Husten), (Progredienzangst)
Pleuritis (z. B. bei Pneumonie) oder durch Schäden 55 Angst in der Endphase des Lebens und vor dem
der Brustwirbelsäule (Bandscheibenprolaps, osteo- Sterben (End-of-Life-Ängste)
porosebedingte Frakturen) auftreten. Es können 55 Angst vor sozialer Ausgrenzung
auch Thoraxtumoren als Ursache vorliegen. Bei (Stigma-Angst)
diesen Patienten ist eine regelmäßige Erfassung der 55 Angst hinsichtlich der Partnerschaft
Schmerzen empfohlen, um unzureichende Therapie-
maßnahmen schnell zu erkennen und zu eskalieren. Ängste und Depressionen zeigen sich bereits in
frühen Stadien der Lungenerkrankung und verstär-
ken sich im Endstadium. Die Lebensqualität wird
5.5 Angst und Depressionen durch das gleichzeitige Vorhandensein von Angst
und Depression negativ beeinflusst.
M. Tempel Eine wesentliche Rolle spielen Ängste und
Depressionen auch als Schrittmacher im „Teufels-
Dieser Abschnitt beschreibt die Auswirkungen von kreis der Dekonditionierung“ (. Abb. 5.1).
chronischen Lungenerkrankungen auf Psyche und Ängste und Depressionen sind im Klinikalltag
Lebensqualität der Patienten. Es zeigt, wie Pflege- deutlich unterdiagnostiziert und untertherapiert.
kräfte die psychischen Probleme erkennen können, Bei einer aufmerksamen und einfühlsamen Beob-
wie und wann sie selbst handeln sollten und wann achtung durch Pflegefachkräfte können psychi-
sie fachliche Unterstützung durch Psychologen oder sche Belastungen frühzeitig erkannt und rechtzeitig
Psychosomatiker benötigen. Für den Umgang mit psychosoziale Maßnahmen veranlasst werden. Als
„schwierigen“ Patienten werden konkrete Hilfestel- orientierende Testverfahren (Screening) eignen sich
lungen geboten. beispielsweise folgende Fragen:
5.5 · Angst und Depressionen
161 5
Angst
(vor Atemnot)
Leistungseinbuße
Verringerte
(Dekonditionier-
Aktivität
ung)
Vermehrte Angst
Sozialer
(bei rascher
Rückzug
einsetzender Atemnot)
Stärker
eingeschränkte Depression
Aktivität
2-Fragen-Test bei Verdacht auf Depression (WHO) wesentlichen Reduktion von Ängstlichkeit und
55 Fühlten Sie sich im letzten Monat häufig Depressivität und können von Pflegekräften ange-
niedergeschlagen, bedrückt oder hoffnungslos? wendet werden.
55 Hatten Sie im letzten Monat deutlich weniger
Lust und Freude an Dingen, die Sie sonst gerne Wie Pflegekräfte psychisch belastete Patienten unter-
tun? stützen können
55 Beachten Sie: Psychische Störungen sind keine
Fragen bei Verdacht auf Angststörungen „Willensschwäche“.
55 Leiden Sie unter Angstanfällen „aus heiterem 55 Fordern Sie die Patienten – aber überfordern
Himmel“? Sie nicht.
55 Haben Sie Angst, alleine zu sein oder alleine 55 Geben Sie fachlich kompetente Anregungen und
etwas zu unternehmen? Hinweise zum Umgang mit den Belastungen –
55 Waren Sie in den letzten Monaten besonders aber seien Sie zurückhaltend mit „Ratschlägen“.
nervös oder ängstlich? 55 Zeigen Sie Konsequenz – aber bleiben Sie
geduldig.
Bereits kleine Maßnahmen (psychosoziale Mini- 55 Behalten Sie die Hoffnung und den „Sinn für
malinterventionen) führen laut Studien zu einer Humor“.
162 Kapitel 5 · Leitsymptome bei pneumologischen Erkrankungen
Bei Verdacht auf eine klinisch bedeutsame Ausprä- 55 Zeigt er Angst oder Aggressionen als Reaktion
gung der psychischen Belastung sollten diagnostisch auf seine Panik im Atemnotanfall und die
und psychosomatisch geschulte Experten hinzuge- Hilflosigkeit der Umgebung?
zogen werden (7 Abschn. 7.5). 55 Entwickelt er Depressionen und sozialen
Rückzug wegen der verständnislosen Reaktionen
z Der „schwierige“ Patient der Umgebung auf seine Leistungseinbuße?
Nicht selten wird der Psychologe auch angefordert,
wenn sich ein Teufelskreis in der Kommunikation Welche Schwierigkeiten hat das Stationsteam?
zwischen Stationsteam und einem „schwierigen“ 55 Neigt es aufgrund eines „Helfer-Ethos“ zu
Patienten eingeschliffen hat. Dann hilft ein gestuf- irrationalen therapeutischen Aktionen trotz
5 tes Vorgehen (. Abb. 5.2). fortgeschrittener Krankheit oder zu Ohnmacht
Zunächst sind zwei allgemeine Fragen zu klären: angesichts von Non-Adhärenz?
55 Betreibt es „Motivation“ als überwertige Idee –
Warum ist der Patient „schwierig“? ohne Blick für die Möglichkeiten des Patienten?
55 Leidet er unter der Ungewissheit während 55 Missdeutet es die Realitätsverleugnung des
einer langen Diagnostikphase, belastenden Patienten (zur psychischen Stabilisierung) als
Therapien, Technologieabhängigkeit wie Sauer- „Abwehr“?
stoff-Langzeittherapie (LTOT), nichtinvasiver
oder invasiver Beatmung? Reflexion Im Anschluss an diese Klärungsarbeit
55 Hat er eine problematische Krankheitswahr- führen folgende Fragen aus dem Kommunikations-
nehmung oder Krankheitsverarbeitung? Teufelskreis:
55 Plagen ihn Schuldgefühle wegen seines 1. Was macht der „schwierige“ Patient mit mir?
Nikotinkonsums oder Schamgefühle 44Eigene Gefühle (Ekel, Ablehnung,
aufgrund des sichtbaren Stigmas durch die Ungeduld, Ärger, Hilflosigkeit) dienen als
LTOT? wichtige Instrumente.
2. Schritt: Reflexion
– Was macht der
1. Schritt: Klärung
„schwierige“ Patient
– Warum ist der
Der mit mir? Der
Patient „schwierig“?
„schwierige“ – Was braucht der „adhärente“
– Welche
Patient „schwierige“ Patient
Schwierigkeiten hat
Patient?
das Stationsteam?
– Was braucht das
Stationsteam?
Literatur
55 Bronchoskopie: hellrote Blutstraßen aus dem ein. Patient lebt allein, die Nahrungsversorgung war
rechten Oberlappen sickernd, im Segment 3 in den letzten Tagen problematisch.
Blutkoagel (belassen!), Blut aus dem Mittel- Die Berichte der Voraufenthalte zeigen: COPD
lappen und Unterlappen rechts abgesaugt, Stadium D mit Emphysem, wiederholte Exazer-
anschließend dort kein Blut nachlaufend. bationen (zuletzt vor 4 Wochen), grenzwertiges
Linkes Bronchialsystem unauffällig. ventilatorisches Versagen, Patient lehnte nicht-
invasive Beatmung bisher ab. LTOT häuslich
Diagnose Hämoptoe aus dem rechten Oberlappen vorhanden.
bei einschmelzendem Bronchialkarzinom und Pan-
zytopenie nach Chemotherapie. Krankenbeobachtung
55 Erhöhte Atemfrequenz (24/min), sehr kurze
Therapie akut Sauerstoffgabe, Flüssigkeit i.v., Gabe Atemzyklen
von EK und TK (Thrombozytenkonzentrat), Anti- 55 Ausschließlich Mundatmung
6 biotikum (Prophylaxe von Infektion bei Leukozy- 55 Starker Einsatz der Atemhilfsmuskeln,
topenie und Blutaspiration/parenchymaler Einblu- Patient stützt sich mit beiden Händen an der
tung), Antitussivum. Liege ab
55 Hörbares Pfeifen und Giemen
Und weiter? 55 Patient ist kachektisch, stehende Hautfalten
55 Engmaschige Überwachung bis Norma- an den Händen, zahlreiche flächige
lisierung der SpO2 und Sistieren der Hautblutungen
Hämoptysen
55 Der körpereigene Koagel im rechten Sofortmaßnahmen
Oberlappen wurde belassen (Achtung: 55 Vitalparameter erfassen
Absaugen kann eine schwere erneute Blutung 55 Sauerstoffgabe reduzieren unter
auslösen) und war ausreichend zur Blutstillung, Sättigungsmessung
unterstützend TK-Gabe bei Thrombozytopenie 55 Lagerung an Bettkante sitzend oder Herzbett-
55 Nach Flüssigkeit, EK- und TK-Gabe Stabili- lagerung anbieten
sierung des Blutdrucks, im Verlauf Erholung 55 Antiobstruktive Inhalation
der Knochenmarkfunktion mit Normali- 55 Entblähungsmaßnahmen anbieten (manuelle
sierung der Blutwerte Unterstützung der Ausatmung, PEP-Ventil,
55 Risiko einer erneuten Blutung mit Patientin Lippenbremse)
besprechen, ggf. Dosis der Chemotherapie
anpassen, um erneute Panzytopenie zu Erhobene Parameter AF 25/min, beidseits sehr
vermeiden leises Atemgeräusch, hypersonorer Klopfschall,
Pfeifen und Giemen exspiratorisch. HF 112/min, RR
112/71 mmHg, Temperatur 36,5°C, SpO2 94% mit 4 l O2-
6.4 Klinisches Fallbeispiel 4 Gabe.
Ein 65-jähriger Patient wird mit akuter Dyspnoe vom Apparative Diagnostik
Notarzt eingeliefert. Im Rettungswagen 8 l O2-Gabe 55 BGA: pO2 68 mmHg, pCO2 66 mmHg, pH 7,37,
per Maske, O2-Sättigung 99%. BE 5
55 Labor: unauffällig
Anamnese Der Patient ist im Hause bekannt, zuletzt 55 Rö-Thorax: Emphysemthorax, keine Verän-
vor 4 Wochen mit ähnlicher Symptomatik eingelie- derung zur Voruntersuchung
fert. Seit etwa 3 Tagen besteht vermehrt Dyspnoe, 55 EKG: Sinustachykardie 110/min, sonst keine
jetzt aggraviert. Kaum Husten, kein Auswurf, kein Pathologien
Fieber, keine sonstigen Infektzeichen. Druckgefühl
thorakal. Seit dem letzten Aufenthalt vermehrt Kopf- Diagnose Ventilatorisches Versagen bei Exazerba-
schmerzen, bereits am Vormittag schlafe er immer tion der COPD mit Emphysem.
6.6 · Klinisches Fallbeispiel 6
169 6
Therapie akut Reduktion der Sauerstofftherapie, 55 Feuchtinhalation (NaCl 0,9%)
antiobstruktive und entblähende Atemtherapie, 55 i.v. Flüssigkeitsgabe
kurzfristige Corticoidstoßtherapie, i.v. Flüssigkeit. 55 Nüchtern lassen, Antikoagulation (Marcumar)
nach Rücksprache mit Arzt pausieren bzw. auf
Und weiter? Heparin umsetzen
55 Nach ausführlicher und ruhiger Aufklärung
dann Einleitung einer nichtinvasiven Erhobene Parameter AF 19/min, links vesikuläres
Beatmungstherapie unter Einsatz von niedrig- Atemgeräusch, rechts Rasselgeräusche, vor allem im
dosiertem Morphin. Hierunter bereits nach 1 h Unterfeld. HF 98/min, RR 100/70 mmHg, Tempera-
Senkung des CO2 auf 57 mmHg tur 37,8°C, SpO2 94% mit 2 l O2-Gabe.
55 Im Verlauf sehr gute Akzeptanz der Beatmung,
selbständige Nutzung erreicht Apparative Diagnostik
55 Aufklärung zur Gefahr der zu hohe O2-Gabe → 55 BGA: pO2 66 mmHg, pCO2 35 mmHg, pH 7,39,
Verstärkung der Hyperkapnie BE –1
55 Erstellung eines Behandlungsplans bei akuter 55 Labor: erhöhte Infektwerte (CRP, Leukozyten,
Dyspnoe: optimierte Inhalationstherapie, PCT), Nierenwerte leicht erhöht
Entblähungsmaßnahmen, kurzwirksames 55 Rö-Thorax: Infiltrat rechter Unterlappen
Morphin im Notfall 55 EKG: Vorhofflimmern, 100/min, sonst keine
55 Beratung durch Sozialdienst: Einrichtung Pathologien
einer Pflegestufe, ambulante Versorgung durch 55 Bronchoskopie: links unauffälliges Bronchial-
Sozialstation und „Essen auf Rädern“ system, rechts Unterlappenbronchus mit Schleim
verlegt, darunter grüne Struktur (Erbse?), distal
reichlich eitriges Sekret abgesaugt
6.5 Klinisches Fallbeispiel 5
Diagnose Pneumonie rechter Unterlappen nach
Ein 76-jähriger Patient wird mit seit etwa 2 Wochen Aspiration (am ehesten Erbse)
bestehendem Husten, progredienter Dyspnoe und
seit einigen Tagen vorliegendem eitrigem Auswurf Therapie akut Antibiotische Therapie, Inhalatio-
vom Hausarzt eingewiesen. Trotz antibiotischer The- nen, i.v. Flüssigkeit.
rapie persistieren die Beschwerden.
Und weiter?
Anamnese Der Patient lebt im Pflegeheim, vor 2 Jahren 55 Logopädische Betreuung empfehlen
erlitt er einen Schlaganfall, er antwortet auf Nachfrage, 55 Kost anpassen (weich, püriert)
ist aber nicht zu Zeit und Ort orientiert. Auf Nachfrage 55 Bei wiederholter Aspiration Option einer
beim Pflegepersonal hat sich der Patient beim Mittag- Magensonde oder einer dauerhaften perku-
essen vor etwa 2 Wochen schwer verschluckt, seither tanen enterogastralen Sonde (PEG) mit Patient
Husten und häufiges Räuspern, Essensabneigung. und Betreuer diskutieren
Weitere Vorerkrankungen: Vorhofflimmern,
arterielle Hypertonie, Diabetes mellitus
6.6 Klinisches Fallbeispiel 6
Krankenbeobachtung
55 Erhöhte Atemfrequenz (18/min) Eine 55-jährige Patientin wird vom Pneumolo-
55 Häufiges Husten, Räuspern gen eingewiesen bei progredienter Belastungs-
55 Rasselndes Atemgeräusch rechts dyspnoe, zudem leichte thorakale Schmerzen bei
55 Trockene Haut und Schleimhäute Anstrengung.
hoch. Vor etwa 4 Tagen schmerzhafte Schwellung 55 Beratung und Testung der Schwester auch
des linken Unterschenkels. Keine Vorerkrankungen, empfohlen (genetisch vererbte Erkrankung)
keine Medikamenteneinahmen. Nikotinabusus 10 55 Umstellung der Antikoagulation auf ein orales
Zigaretten/Tag, ca. 20 Packungsjahre. Ihre Schwes- Präparat
ter hatte eine tiefe Beinvenenthrombose (TVT) vor 55 Bei kardiorespiratorischer Stabilität Entlassung
8 Jahren. in ambulante Versorgung, ggf. mit vorüberge-
hender O2-Versorgung, engmaschige pneumo-
Krankenbeobachtung logische Anbindung
55 Leicht erhöhte Atemfrequenz (16/min) in Ruhe 55 Nikotinentwöhnung empfohlen
55 Linker Unterschenkel leicht gerötet und (Risikofaktor!)
geschwollen
Therapie akut Antikoagulation mit niedermoleku- Erhobene Parameter AF 28/min, links vesikuläres
larem Heparin, Kompressionsstrümpfe. Atemgeräusch, rechts kein Atemgeräusch, HF 98/
min, RR 96/68 mmHg, Temperatur 37,4°C, SpO2
Und weiter? 91% mit 3 l O2-Gabe, fallend.
55 Laborchemische Gerinnungsdiagnostik → hier → Notfall-Thoraxdrainage rechts am Kranken-
zeigt sich ein heterozygoter Faktor-V-Mangel bett! Beim Eröffnen der Thoraxwand rechts ent-
(genetische Gerinnungsstörung mit 5- bis weicht zischend viel Luft. Eine Thoraxdrainage
10fach erhöhter Thromboseneigung) wird eingelegt und am Wasserschloss angeschlos-
55 Beratung in spezieller Gerinnungsambulanz sen. Innerhalb weniger Minuten verlangsamt sich
6.7 · Klinisches Fallbeispiel 7
171 6
die Atemfrequenz, die O2-Sättigung steigt (97% mit
2 l O2), der Blutdruck ebenso (134/78 mmHg).
Und weiter?
55 Röntgenkontrolle nach Thoraxdrainage
55 Engmaschiges Monitoring der Vitalzeichen
55 Anpassung der O2-Gabe
55 Optimierung der Schmerzmedikation
55 Nach vollständiger Lungenentfaltung
Entfernung der Thoraxdrainage. Da Erster-
eignis, (wahrscheinlich) keine weiteren
Maßnahmen. Aufklärung über Rezidivrisiko
(16–52%) und operative Versorgungsmög-
lichkeit (VATS, Pleurodese)
55 Meidung von Nikotin (Risikofaktor für
Rezidiv)
173 7
Literatur – 180
auf Zeit oder Dauer benötigt. Wird eine häusliche Patienten mit unterstützenden Gesprächen zur
Versorgung eingeleitet, erkundigt sich der Sozial- Krankheitsbewältigung und bietet Hilfestellung,
dienst zunächst bei dem behandelnden Arzt nach um im Umgang mit der Erkrankung seinen eigenen
dem körperlichen Zustand des Patienten und führt Lösungsweg zu finden.
dann das Gespräch mit der Pflege, um den pflegeri-
schen Aufwand in Erfahrung zu bringen. Mit diesem
Kenntnisstand berät der Sozialdienst den Patienten 7.4 Rehabilitation
und die Angehörigen über die Modalitäten der häus-
lichen Versorgung, der Bedarf an Hilfsmitteln wird O. Göhl
abgeklärt, ebenso die Beantragung der Pflegestufe
bzw. ob ein Pflegedienst eingeschaltet werden muss. Die pneumologische Rehabilitation (PR) wird defi-
Bis zur Entlassung des Patienten sind diese Maßnah- niert als evidenzbasierte multidisziplinäre Inter-
men dann bereits eingeleitet worden. vention für Patienten mit chronischen Erkrankun-
gen der Atmungsorgane, die auf einer sorgfältigen
Pflegeheim Ist eine Versorgung zuhause nicht mehr Erfassung der Symptome und Einschränkungen von
7 möglich, muss die Verlegung in ein Pflegeheim oder Alltagstätigkeiten beruht. Das Assessment der unter-
Hospiz angesprochen und ggf. eingeleitet werden. schiedlichen Krankheitsaspekte und ihren Auswir-
Für den Patienten und die Angehörigen ist dies in der kungen auf wichtige Lebensbereiche erfolgt nach der
Regel eine sehr schwierige Entscheidung. Pflegeheim International Classification of Functioning, Disabi-
oder Hospiz sind ein Thema, das nicht mit einem lity and Health (ICF).
Gespräch geklärt werden kann. Eine gute Zusam-
menarbeit aller Berufsgruppen ist hier notwendig. z Indikationen
Die folgende 7 Übersicht fasst mögliche Indikatio-
Beatmungspflegedienst Invasiv beatmete Patienten nen zur PR zusammen.
stellen in der häuslichen Versorgung eine Besonder-
heit dar. Sie benötigen in der Regel in der nachstatio-
nären Versorgung eine 24-Stunden-Betreuung durch Indikationen zur pneumologischen Reha-
einen spezialisierten Beatmungspflegedienst. Diese bilitation
Art der Versorgung wird vom Sozialdienst ausführlich 55COPD (ab GOLD II)
mit dem Patienten und den Angehörigen besprochen. 55Asthma bronchiale
Nach den Gesprächen wird ein geeigneter Beatmungs- 55Interstitielle Lungenerkrankungen (u. a.
pflegedienst gesucht, der sich dann dem Patienten vor- Lungenfibrosen)
stellt. Ist der Patient mit dem Pflegedienst einverstan- 55Bronchiektasen
den, wird die Versorgung in die Wege geleitet. 55Zystische Fibrose (Mukoviszidose)
55Restriktive Ventilationsstörungen inkl.
Mukoviszidose-Patienten Die Betreuung und Ver- neuromuskulärer Erkrankungen
sorgung der Mukoviszidose-Patienten wirft beson- 55Pulmonale Hypertonie
dere sozialrechtliche Probleme auf. Meist stehen die 55Obesitas-Hypoventilationssyndrom (OHS)
Einleitung einer Reha oder finanzielle Fragestellungen 55Anschluss-Reha nach Primärbehandlung
im Vordergrund. Die Patienten waren aufgrund der bei Lungenkarzinom
Erkrankung oft nur kurzfristig oder nie berufstätig. In 55Patienten vor/nach Lungenvolumenre-
diesen Fällen haben sie keinen Anspruch auf Erwerbs- duktionsverfahren oder vergleichbaren
minderungsrente und können nur Arbeitslosengeld Interventionen
II (ALG II) oder Grundsicherungsrente beantragen. 55Patienten vor/nach Lungentransplantation
Schwere pneumologische Erkrankungen sind
eine große psychische Belastung für den Betroffe-
nen. In solchen Situationen kann der Patient nicht Allgemein ist die Indikation zur PR gegeben, wenn
allein gelassen werden. Der Sozialdienst hilft dem trotz adäquater Krankenversorgung körperliche
7.5 · Psychologischer Dienst
177 7
und/oder psychosoziale Krankheitsfolgen drohen
. Tab. 7.1 Effekte pneumologischer Rehabilitation
oder bereits bestehen, die normale Aktivitäten bzw. bei COPD
die Teilhabe am normalen beruflichen und gesell-
schaftlichen Leben einschränken. Bei vielen der Effekte pneumologischer Evidenzgrad
genannten Indikationen – insbesondere nach einer Rehabilitation
akuten Exazerbation der COPD (AECOPD) – emp-
Besserung der körperlichen Leis- A
fiehlt sich eine PR möglichst unmittelbar nach dem tungsfähigkeit
Krankenhausaufenthalt (Anschlussheilbehandlung),
Verminderung der Atemnot A
um die akuten Folgen des Krankenhausaufenthaltes
Besserung der gesundheitsbezoge- A
(oftmals lange Liegezeiten/Bettruhe, Gewichts- und
nen Lebensqualität
Kraftverlust, Folgen hoher Cortisondosen etc.) mög-
Reduktion der Anzahl und Dauer von A
lichst schnell anzugehen.
Krankenhausaufenthalten
Begleitung. Dem Psychologischen Dienst kommt 55 sichert Betreuungskonstanz für Patienten und
innerhalb des interdisziplinären Teams eine integ- Angehörige
rierende Aufgabe zu.
Für die Diagnostik (vor allem in Form von Screening-
z Psychologen im interdisziplinären Team tests hinsichtlich Angst, Depression, kognitiven Funk-
Bei ca. 30–50% der Patienten auf einer pneumolo- tionen, Krankheitsverarbeitung, dyadisches Coping)
gischen Station werden die somatischen Symptome gilt: „So wenig wie möglich, so viel wie nötig!“
durch psychische Faktoren mitbedingt oder aufrecht- Coping (vom englischen to cope with = bewäl-
erhalten oder es kommt infolge des chronischen bzw. tigen, überwinden): Bezeichnet in Medizin und
lebensbedrohlichen Verlaufs zu psychischen Auffäl- Psychologie die Art des Umgangs mit einem als
ligkeiten. Häufig haben diese Patienten keine oder nur bedeutsam und schwierig empfundenen Lebens-
geringe Einsicht in die psychosomatischen Zusam- ereignis (z. B. einer schweren Krankheit) oder einer
menhänge. Umso wichtiger ist eine gemeinsame kon- Lebensphase.
krete Vorstellung des Stationsteams von der Arbeit des Häufig wird unterschieden:
Psychologen in der Pneumologie. Diese Arbeit erfolgt 55 problemorientiertes Coping (z. B.
7 zumeist im Konsiliarmodus, also nach Bedarf, oder Kompromiss eingehen)
im Liaisonmodus, d. h. fest integriert in die Abläufe. 55 emotionsorientiertes Coping (z. B. eine
Der Psychologische Dienst Zigarette zur Beruhigung rauchen – leider!)
55 ist rasch und flexibel verfügbar 55 bewertungsorientiertes Coping (z. B. eine
55 liefert fundierte und bedarfsgerechte Psycho- Belastung als Herausforderung sehen)
diagnostik (Screening mittels Fragebögen) 55 dyadisches Coping (= gemeinsame Stress-
55 unterbreitet präzise formulierte und bewältigung in Partnerschaften)
begründete Therapievorschläge
55 bietet rasch wirksame (Kurzzeit-)Interven- Typische psychologische Interventionen sind in der
tionen für Patienten und Angehörige Regel gekennzeichnet durch folgende Merkmale: Sie
55 sind methodenübergreifend und integrativ,
Das leise Beten eines Psalms oder eine gelenkte Gerade bei tracheotomierten Patienten und im
Meditation kann für chronisch lungenkranke Patien- Rahmen des Weanings (Beatmungsentwöhnung) ist
ten eingesetzt werden. Mit vertrauten, tröstenden eine logopädische Begleitung notwendig, um nach-
und einladenden Worten im Ohr kann z. B. das haltige Sprech- und Schluckstörungen zu vermeiden.
Warten auf das Einsetzen der Wirkung von Schmerz- Eine logopädische Betreuung ist leider nicht
medikamenten überbrückt und sich auf Einatmen regelmäßig in allen pneumologischen Abteilungen
und Ausatmen konzentriert werden. zu finden. Somit ist es eine wichtige pflegerische
Seelsorge kann also in einer von Vertrauen und Aufgabe, Defizite zu erkennen und den behandeln-
intuitivem Verstehen geprägten Atmosphäre Räume den Ärzten als Problem zu melden.
eröffnen, in denen der Patient ein anderes Zeitemp-
finden hat. Welche Methode für den Erkrankten die
passende ist, muss ausprobiert werden. Literatur
Nicht vergessen werden dürfen die Angehörigen,
Ehlert U (Hrsg) (2015) Verhaltensmedizin. Springer, Berlin
die ebenfalls mit Angst und Schmerz die Sorge um Heidelberg
ihre Lieben überstehen müssen – gleichzeitig auch Esche B, Geiseler J, Karg O (2016) Pneumologie. Lehrbuch für
7 Kraft und Zuversicht aufrechterhalten sollen. Auch Atmungstherapeuten. Deutsche Gesellschaft für Pneu-
hierfür stehen Seelsorger zur Seite. mologie und Beatmungsmedizin e.V., Berlin
Fischer J, Schnabel M, Sitter H (2007) Rehabilitation of patients
with chronic obstructive pulmonary disease (COPD). S2
guideline of the German Society for Pneumology and
7.7 Logopädie Respiratory Medicine and the German Society for Rehabi-
litation Science (RGRW). Pneumologie 61: 233–248
M. Schellenberg GOLD – Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease
(2015) Global strategy for the diagnosis, management
and prevention of COPD. Updated 2015. http://www.
Eine logopädische Betreuung pneumologischer goldcopd.org. Zugegriffen: 04. Juli 2016
Patienten wird besonders im intensivmedizini- Isebaert L (2008) Kurzzeittherapie – ein praktisches Handbuch.
schen Setting, aber auch auf peripheren Stationen Thieme, Stuttgart
nach intensivmedizinischer Versorgung notwendig. Lehrner J et al. (Hrsg) (2011) Klinische Psychologie im Kranken-
haus. Springer, Berlin Heidelberg
Schäden durch eine invasive Beatmung oder auch
Lohmann B, Annies S (2013) Achtsamkeit in der Verhaltensthe-
eine Critical-Illness-Polyneuropathie (CIP) können rapie. Deutscher Ärzte-Verlag, Köln
die Patienten lange Zeit begleiten und einschrän- Nusser-Müller-Busch R (2013) Schluckstörungen auf der Inten-
ken. Auch pneumologisch behandelte Patienten mit sivstation: Atmen und Schlucken – eine vitale Beziehung
neurologischen Erkrankungen (z. B. ALS, multiple DIVI 4: 7–14
Pflegewiki (2016) Chronische Krankheit. http://www.
Sklerose) weisen Defizite in diesem Formenkreis auf.
pflegewiki.de/wiki/Chronische_Krankheit. Zugegriffen:
Die Aufgaben des Logopäden umfassen Stimm-, 04. Juli 2016
Sprech-, Sprach- und Schlucktherapien. Gerade die Rollnick S, Miller WR, Butler CC (2012) Motivierende
Diagnostik und Therapie von Schluckstörungen Gesprächsführung in den Heilberufen: Core Skills für Hel-
hat bei unseren Patienten einen hohen Stellenwert fer. Probst, Lichtenau
Sharoff K (2007) Leben mit chronischen und unheilbaren
(7 Abschn. 4.4.3).
Krankheiten. Huber, Bern
Mit der Unterstützung eines Logopäden können Spruit MA, Singh SJ, Garvey C et al. (2013) An official American
Dysphagien rascher identifiziert und Behandlungs- Thoracic Society/European Respiratory Society state-
konzepte aufgestellt werden. Oft sind bereits All- ment: key concepts and advances in pulmonary rehabili-
gemeinmaßnahmen wie Lagerung des Patienten, tation. Am J Resp Crit Care Med 188: e13–64
Tempel M (2015) Professionelle Gesprächsführung und Bezie-
Mundpflege und Bestimmung der Kostform (weich,
hungsgestaltung in der Pneumologie. http://www.epubli.
püriert) pflegerisch umsetzbar und äußerst hilfreich. de
Sehr wichtig ist jedoch auch die Bestimmung einer Waadt S, Duran G, Berg P, Herschbach P (2011) Progredienz-
Nahrungskarenz, wenn der Schluckakt zu gestört ist angst. Schattauer, Stuttgart
und Aspirationsgefahr (→ Pneumonie!) droht.
181
Serviceteil
Stichwortverzeichnis – 182
Stichwortverzeichnis
24-Stunden-Bilanz;Stun 139 Atemzeitverhältnis 123, 133 Coil-Implantation 106–107
6-Minuten-Gehtest (6MWT);mi 26 Atemzeitvolumen 11 Computertomografie 29
Atemzugvolumen 122 COPD 41, 168
Atmung, Überwachung 133 –– akute Exazerbation 45, 177
A Ausscheidung, Überwachung 138
Auswurf 154
–– Anamnese 42
Coping 178–179
Aa. pulmonales 8 Azidose 18 Cortison 87
ABPA (allergische bronchopulmonale Costae 7
Aspergillose) 65 CPAP 76
Absaugen
–– endotracheales 146
B Critical-Illness-Polyneuropathie/
Myopathie 144
–– orales 145 Beatmungseinstellungen 120 Cuffdruck 140
–– transnasales 146 –– Parameter 122
Abstoßungsreaktion 112 Beatmungsgeräte/Zubehör 120
Aerophagie 141
air-stacking 100
Beatmungsmaske 125
Beatmungsmodi 123
D
Alkalose 18 Beatmungspflegedienst 176 D-Dimer 67
allergische bronchopulmonale Beatmungszugänge Darmentleerung 151
Aspergillose (ABPA) 65 –– invasive 140 Dehydrierung 138
alveoläre Hypoventilation 13, 74, 118 –– Leckage 141 Demandsystem 117
Alveolen 6 –– nichtinvasive 141 Demulzenzien 156
Alveolitis, exogen allergische 72 –– Überwachung 139 Depression 160
Anamnese 42 Befeuchtungssystem 141 Diffusion 11
Angst 160 Belastungsgrenzen 149 Diffusionskapazität 23
Angstreduktion 179 Benzodiazepine 88 Diuretika 89
Anschlussheilbehandlung 175 Best Supportive Care 55 Dosieraerosol 82
Antibiotika 86 Beta-Sympathomimetika 81 dosierte Lippenbremse 92
Anticholinergika 81 Bifurkation 4 Dysphagie 144
Antikoagulation 88 Biopsie, transbronchiale 33 Dyspnoe 134–135, 157
Antiobstruktiva 81 Blutgasanalyse 17 –– akute 157
Antitussiva 89, 156 BODE-Index 43 –– chronische 94, 158
Apnoe 27, 76 Body-Mass-Index 104
Arousal 76 Bodyplethysmografie 20
Aspiration 144, 156
–– stille 144
Borg-Skala 135
Bronchialkarzinom 52, 168
E
Aspirationsgefahr 180 –– NSCLC 53 Echokardiografie 28
Aspirationspneumonie 145, 169 –– SCLC 53 –– transösophageale 36
Asthma bronchiale 5, 47, 110, 166 Bronchialsekret 32 Einsekundenvolumen Siehe FEV1
atemerleichternde Körperstellungen 93 Bronchiektasen 62 Elektrokardiogramm 19
Atemfrequenz 122, 133 Bronchien 4 ELVR (endoskopische
Atemgasklimatisierung 97 bronchoalveoläre Lavage 32 Lungenvolumenreduktion) 106
Atemgeräusche 133 bronchopleurale Fistel 137 Empyem 167
Atemminutenvolumen 11, 122–124 Bronchoskopie 31, 108 endoskopische
Atemmuskelkraft 24 Bronchospasmolyse 22 Lungenvolumenreduktion
Atemnot Siehe Dyspnoe (ELVR) 106
Atempumpe 13 Entblähung, pulmonale 94
Atempumpenversagen 74
Atemtraining, inspiratorisches 174
C Entzündungsparameter 73
Erguss, parapneumonischer 59
Atemwege Chemotherapie 55 Ernährung 104
–– obere 3 Cheyne-Stokes-Atmung 77 –– bei chronischer Dyspnoe 143
–– untere 3 Chylothorax 57 –– parenterale/enterale 105
Atemwegsstenose 109 Clearance, mukoziliäre 5, 154 –– PEG 143
Atemwegsstent 109 Codein 89 Ernährungsberatung 105, 175
Stichwortverzeichnis
183 A– O
P Rollator 149
Röntgen-Thorax 29
Thermoablation 106, 108
Thixotropie 17
paraneoplastische Syndrome 52 thorakal-restriktive Erkrankungen 74
Thorakotomie 111
parapneumonischer Erguss 59
parapneumonisches Empyem 167 S Thoraxdrainage 110, 170
–– Überwachung 136
Patientenschulung 91
Sarkoidose 71 Thoraxschmerz 159
Peak expiratory flow 48
Sauerstoffangebot 13 Thromboembolie 89
PEEP 122
Sauerstoffdruckflasche 117 Torwartstellung 93
PEG 143
Sauerstoffkonzentrator 115 Total-Face-Maske 128
PEP-Atmung 94
–– mobiler 116 Totraumventilation 133
PEP-Geräte 94, 97
Sauerstoffpartialdruck 12 Trachea 3
–– Flow-PEP 97
Sauerstoffsättigung 12 Trachealkanüle 140
–– mit Oszillation 97
Sauerstofftherapie 114 tracheobronchiale Instabilität 147
PEP-Husten 100
Sauerstofftransport 12 tracheoösophageale Fistel 109
Perfusion 12
säurefeste Stäbchen 70 Tracheotomie 112
Perfusions-/Ventilationsszintigrafie 30
Schlafapnoe –– chirurgische 113
Permeabilitätsödem 62
–– obstruktive 75 –– Punktionstracheotomie 113
Perspiratio insensibilis 138
–– zentrale 77 Training, körperliches 91, 101
Perspiratio sensibilis 138
s c h l a f b e zo g e n e transbronchiale Biopsie 33
Pharynx 3
At m u n g s s tö r u n g e n 7 5 transbronchiale Nadelaspiration 33
Physiotherapie 174
Schluckakt 144 Transferfaktor 24
Pleura 9
Schwerbehindertenausweis 175 Transferkoeffizient 24
–– parietalis 9
SCLC (small cell lung cancer) 53 transösophageale Echokardiografie 36
–– viszeralis 9
Seelsorge 179 transsudativer Erguss 57
Pleuraempyem 58
Segmentbronchien 4 Tuberkulin-Hauttest 70
Pleuraerguss 57
Sekretmanagement 95, 154 Tuberkulose 69
Pleuramesotheliom 56
Sekretmobilisation 94
Pleuraspalt 9
Sekretolyse 81
U
Pleuratumoren 56
Sekretretention 95, 154, 160
pneumologische Rehabilitation 176
Sekretverlegung 140
Pneumonie 45, 169
Selbsthilfegruppen 92 Überwässerung 139
Pneumothorax 59, 107, 171
Shuttle Walking Test (SWT) 26 Undine-Fluch-Syndrom 77
Polygrafie 28
Sklerophonie 74 untere Atemwege 3
Polysomnografie 27
SMI-Trainer 97 Unterkiefer-Protrusions-Zahnschiene 76
Positronenemissionstomografie 30
Sogeinstellung 137
psychische Störungen 160
Sonografie, transthorakale 30
psychopneumologische
Interventionen 179
Soorprophylaxe 81
Sozialdienst 175
V
psychosoziale Maßnahmen 160 Valsalva-Manöver 16, 138
Spacer 82
Psychotherapie 177 Vasa privata 9
Spannungspneumothorax 60
pulmonale Entblähung 94 VATS (Videothorakoskopie) 36, 110
Spiroergometrie 25
pulmonale Hypertonie 33, 67 Ventilation 10
Spirometrie 20
pulmonale Kachexie 105 Ventilimplantation 106
Sprechventil 141
Pulsoxymetrie 26 Verbände, Selbsthilfegruppen,
Stäbchen, säurefeste 70
Pulverinhalator 83 Vereine 92
Staging 53
Punktionstracheotomie 113 Videothorakoskopie (VATS) 36, 110
Sternotomie 111
Sternum 7 Vitalkapazität 20
Weichteilemphysem 137
Wells-Score 66
Z
zentrale Schlafapnoe 75
Zungengrundschrittmacher 77
Zwerchfellbeweglichkeit 94
zystische Fibrose Siehe Mukoviszidose
Zytostatika 90