Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
des Menschen
und seiner Umwelt
Lehrbuch und Atlas
1981
Georg Thieme Verlag Stuttgart • New York
Prof. Dr . HEINZ P . R . SEELIGER
Vorstand des Instituts für Hygiene und Mikrobiologie
der Universität Würzburg
Josef-Schneider-Strasse 2, Bau 17
8700 Würzburg
CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Wichtiger Hinweis: Medizin als Wissenschaft ist ständig in
Fluß. Forschung und klinische Erfahrung erweitern unsere
Seeliger, Heinz P . R. : Kenntnisse, insbesondere was Behandlung und Einsatz von
Diagnostik pathogener Pilze Medikamenten anbelangt. Autoren, Herausgeber und Ver-
lag haben größte Mühe darauf verwandt, daß die angege-
des Menschen und seiner Umwelt :
bene Dosierung und Applikation genau dem Wissensstand
Lehrbuch u . Atlas / von Heinz P . R . Seeliger u .
bei Fertigstellung des Werkes entspricht . Dennoch ist jeder
Theresia Heymer . - Stuttgart, New York : Thieme, Leser aufgefordert, die Beipackzettel der verwendeten Prä-
1981 . parate zu prüfen, um in eigener Verantwortung festzustel-
NE : Heymer, Theresia : len, ob die dort gegebene Empfehlung für Dosierungen
oder Beachtung von Kontraindikationen gegenüber der
Angabe in diesem Buch abweicht . Dies ist besonders wich-
tig bei neu auf den Markt gebrachten oder bei selten ver-
wendeten Präparaten .
Geschützte Warennamen (Warenzeichen) werden nicht beson- © 1981 Georg Thieme Verlag, Herdweg 63, Postfach 732,
ders kenntlich gemacht . Aus dem Fehlen eines solchen Hinwei- D-7000 stuttgart 1 - Printed in Germany
ses kann also nicht geschlossen werden, daß es sich um einen satz und Druck : C . Maurer Druck und Verlag Geislingen/stei-
freien Warennamen handele . ge, gesetzt auf der VIP-Comet
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und
Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten . Kein Teil des
Werkes darf in irgendeiner Form (durch Photokopie, Mikrofilm
oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des
Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer
systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. IsBN 3-13-595301-7
Vorwort
Die medizinische Mykologie ist der älteste Zweig Ungeachtet des enormen Aufschwungs der medi-
der medizinischen Mikrobiologie . Jahrzehnte vor zinischen Mikrobiologie blieb in Mitteleuropa bis
den großen Entdeckungen der Bakteriologie wa- in die jüngste Vergangenheit die Mykologie ein
ren bereits Pilze als Krankheitserreger erkannt nur von wenigen Wissenschaftlern vertretenes
worden, und REMAK hat lange, bevor ROBERT Sondergebiet . Sie war in fast allen größeren mi-
KOCH, Schüler des Göttinger Pathologen HENLE, krobiologischen Laboratorien der human- und ve-
die nach ihm benannten Postulate zur Anerken- terinärmedizinischen Einrichtungen entweder
nung eines Mikroorganismus als Krankheitserre- nicht vertreten oder ein Stiefkind .
ger formulierte, durch Züchtung des Favuspilzes Diese, auch im Ausland ziemlich ähnlich abgelau-
auf Kartoffelscheiben, durch den Selbstversuch fene Entwicklung führte - nach einer ersten offi-
mittels Kulturinoculum und Reisolierung des glei- ziellen Fühlungnahme namhafter medizinischer
chen Pilzes aus den bei ihm aufgetretenen Läsio- Mykologen während des Vl . Internationalen Mi-
nen die einschlägigen Kriterien erfüllt . krobiologenkongresses in Rom 1953 - zur Grün-
Obwohl die Hautpilze in der folgenden Zeit große dung der „International Society of Human and
Bedeutung erlangten, blieb die Mykologie im me- Animal Mycology" (I . S . H . A . M .) anläßlich des
dizinisch-mikrobiologischen Bereich ein Randge- Internationalen Botanikerkongresses in Paris
biet, das vorzugsweise von mykologisch versierten 1954 . Dieser Gesellschaft und ihren nationalen
Dermatologen und Naturwissenschaftlern ge- Tochtergesellschaften mit eigenen Fachzeitschrif-
pflegt wurde . In Deutschland war es vor allem ten gebührt das Verdienst, die medizinische My-
O . GRÜTZ, der das Werk von PLAUT übernahm kologie in einem vorher nicht gekannten Ausmaß
und zu einem gewissen Abschluß führte . gefördert und zu einem festen Bestandteil medizi-
Ähnlich war die Situation bei den französischen nisch-mikrobiologischen Denkens entwickelt zu
Nachbarn, wo SABOURAUD sein grundlegendes haben . In Deutschland ist diese Entwicklung u . a .
Standardwerk „Les Teignes" vorlegte . mit dem Namen GÖTZ, Essen, verbunden, der das
Die Entdeckung der Systemmykosen auf dem Lebenswerk von GRÜTZ und PLAUT erfolgreich
amerikanischen Kontinent - mit Hunderttausen- weiterführte, während RIETH, Hamburg, und an-
den von Neuinfektionen jedes Jahr - brachte ei- dere die medizinisch-mykologischen Fragestel-
nen bedeutsamen Wandel, als nunmehr be- lungen in den Bereichen der ärztlichen Praxis und
stimmte Mykosen in den internistischen Interes- der Fachkliniken zum Allgemeingut machten .
senbereich gerieten, nachdem schon vorher die Zu den Versuchen, der medizinischen Mykologie
zunehmende Kenntnis von verletzungsbedingten in Deutschland eine breitere wissenschaftliche
mykotischen Infektionen den Pathologen und im Basis zu verschaffen, gehörten zwei mykologische
therapeutischen Bereich auch den Chirurgen be- Kurse, die 1956 und 1958 von SEELIGER durch die
schäftigte . Dazu kam die Entdeckung bakterieller verständnisvolle Förderung von EYER am Bonner
Infektionen, der Actinomykose und der Nocar- Hygiene-Institut durchgeführt wurden . An ihnen
diose, die, wie schon ihr Name besagt, zunächst nahm ein großer Teil der medizinischen Fach-
ganz unter dem Blickwinkel mykotischer Infek- kräfte teil, die seither in beiden Teilen Deutsch-
tionen betrachtet wurden und - wenn man in lands durch ihre Publikationen den heutigen
Deutschland von den Arbeiten von LIESKE in Stand dieses Wissenszweigs herbeiführten . Auf
Hamburg und LENTZE in Köln absieht - im Be- fast allen nationalen Kongressen der führenden
reich der medizinisch-mykologischen Diagnostik medizinischen Fachgesellschaften wurden seit-
verblieben . Das hatte u . a . zur Folge, daß auch dem auch die großen Anliegen der klinischen My-
heute noch fast alle größeren medizinisch-myko- kologie behandelt . - Die Lehrpläne der Ausbil-
logischen Handbuchartikel und Lehrbücher die- dung im ärztlichen, tierärztlichen und paramedi-
ses bakteriologische Teilgebiet in vollem Umfang zinisch-technischen Bereich beinhalten das Stu-
berücksichtigen . dium der Mykosen und der Erkennung ihrer Erre-
VI Vorwort
ger sowie deren Abgrenzung gegenüber für logischen Labor tätigen Ärzte, Tierärzte, Natur-
Mensch und Tier meist harmlosen Pilzen . wissenschaftler und ihr technisches Hilfspersonal
Eine große Zahl von Publikationen, Monogra- finden nur in Schriften mit begrenzter Thematik
phien und eine Anzahl von diagnostischen Leitfä- die für ein erfolgreiches Arbeiten nötigen Verfah-
den vermittelt das erforderliche Grundwissen, um ren der Isolierung, Diagnostik und Beurteilung
mykologische Fragen im medizinisch-mikrobiolo- von Befunden . Vermutlich werden hierzulande
gischen Laboratorium anzugehen, wobei die Ent- mangels ausreichender Kenntnisse noch viele Er-
wicklung durch die kommerziellen Hersteller von krankungen mykotischer Genese übersehen oder
Pilznährböden und ihre zum Teil hervorragend viel zu spät erkannt .
ausgestatteten Informationsschriften bemer- Der Sprachkundige wird sich viele wichtige In-
kenswert gefördert wurde . formationen nur über die inzwischen in fremden
Die gewaltige Zunahme von sekundären Infek- Sprachen erschienenen und oft hochqualifizierten
tionen durch Sproßpilze als Folge moderner the- Standardwerke der medizinischen Mykologie be-
rapeutischer Maßnahmen, aber auch als Folge der schaffen können .
medikamentösen Empfängnisverhütung, die Er- Alle diese Gegebenheiten veranlaßten die Auto-
kennung von Pilzen als eine der Ursachen allergi- ren ausgehend von ihrer Arbeit in den mykologi-
scher Krankheitsprozesse in den Atemwegen und schen Laboratorien der Bonner Medizinischen
die Erkennung von Pilzgiften als gefährliche Fakultät (Universitäts-Hautklinik und Hygiene-
Schadstoffe für Mensch und Tier brachten es mit Institut) und fortgesetzt, als der eine Verfasser
sich, daß Pilze und ihre Stoffwechselprodukte (Al- nach Würzburg gerufen wurde -, einen seit
lergene, Toxine, Endotoxine) zu einem festen Be- 20 Jahren verfolgten Plan zu verwirklichen, ihre
standteil des ärztlichen und tierärztlichen Den- Erfahrungen in einem Lehrbuch der medizi-
kens geworden sind, genauso wie sie im Gesund- nisch-mykologischen Laboratoriumsdiagnostik
heitsschutz durch die dafür eingesetzten Organe niederzulegen . Die unterschiedlichen Arbeits-
beachtet werden . schwerpunkte führten zu dem Versuch einer aus-
Auch auf internationaler Ebene hat die medizini- gewogenen Synthese, und zwar nicht nur im Hin-
sche Mykologie heute die ihr zukommende Aner- blick auf die verschiedenen Mykosen, die in einer
kennung und Repräsentation gefunden, steht Hautklinik und in einem Institut für medizinische
doch in der International Union of Microbiologi- Mikrobiologie zur Diagnostik anstehen, sondern
cal Societies (mit mehr als 60 nationalen Mit- auch hinsichtlich der vorwiegend saprophytären
gliedsgesellschaften) die Mykologie als eine der Pilze, mit denen sich beide Arbeitsrichtungen als
drei Divisionen gleichberechtigt auf derselben Störenfriede der Diagnostik befassen müssen .
Ebene wie die Bakteriologie und Virologie . Dabei wird deren Rolle als bloße Kontaminanten
Der zunehmende Reiseverkehr und die Verflech- immer schwerer beurteilbar, weil auf dem thera-
tung, die sich aus dem ständigen Austausch von peutisch veränderten „Substrat" Mensch auch
Menschen und ganzen Menschengruppen mit den früher als völlig belanglos erachtete Saprophyten
Regionen unserer Welt ergibt, in denen be- Bedeutung verschiedenen Ausmaßes erlangt ha-
stimmte Mykosen häufig sind, führt seit einigen ben .
Jahren dazu, daß sich der medizinische Mykologe Die Darstellung selbst wurde in einen allgemeinen
und Pathologe ebenso wie der für die jeweiligen Teil, in einen methodischen Teil und in die Be-
Mykosen zuständige Kliniker auch über tropische, handlung verschiedener Erregergruppen aufge-
subtropische und in der Neuen Welt auftretende gliedert, wobei die ätiologische Pluripotenz man-
Pilzinfektionen gründlich informieren muß . Dabei cher Pilzarten Kompromisse erzwingt, so daß
ist auch zu berücksichtigen, daß neben dem klassi- selbst im Abschnitt über die vorherrschenden
schen Erregernachweis seit dem 2 . Weltkrieg, „Verunreiniger" von Untersuchungsmaterial und
etwa seit 1955, serodiagnostische Nachweisme- Nährböden Hinweise auf gelegentlich pathogenes
thoden und Intracutanteste zunehmende Bedeu- Verhalten unvermeidlich wurden .
tung erlangten . Besonderer Wert wurde auf eine möglichst knap-
Der Versuch, sich im deutschsprachigen Schrift- pe, aber doch genaue Beschreibung der Erreger
tum einen tiefen Einblick in medizinisch-mykolo- nach etwa dem gleichen Gliederungsschema ge-
gische Fragen zu schaffen, wird zwar durch das legt . Unter Berücksichtigung der Erkenntnisse
Studium einschlägiger klinisch-orientierter Dar- der zurückliegenden Jahre wurden auch die inzwi-
stellungen in Handbuchbeiträgen und Lehrbü- schen erkannten ascogenen Stadien - wenngleich
chern erleichtert, aber die im medizinisch-myko- meistens ohne detailliertes Bildmaterial - behan-
Vorwort VII
delt, da ihre Kenntnis für den Mykologen wichtig derung maßgeblichen Anteil am Werden dieses
ist, auch wenn sie nur selten im Untersuchungsma- Werkes haben und wertvolles Archivmaterial aus
terial oder den angelegten Kulturen auftreten . der Universitäts-Hautklinik und dem Hygiene-In-
Das Schwergewicht liegt auf dem Versuch der op- stitut Bonn zur Verfügung stellten :
tischen Darstellung der Kulturformen, der form- Prof. Dr . Dr. H . EYER, Bonn/München, Prof. Dr .
gebenden Pilzelemente und der diagnostisch rich- A . LEINBROCK, Würzburg/Bonn, Prof . Dr .
tungsweisenden Pilzstrukturen im Untersu- H . HABS, Bonn, Prof . Dr. H . SCHUERMANN,
chungsmaterial selbst . Da die Summe der mikro- Würzburg/Bonn .
skopischen Formelemente im Kulturpräparat Neben diesen aktiven Förderern gilt der Dank der
nicht immer fotografisch so darstellbar ist, wie es Vielzahl namentlich hier nicht aufgeführter Fach-
die Synthese der einzelnen Merkmalsträger erfor- kolleginnen und -kollegen des In- und Auslandes,
dert, wurde dieser Teil durch Zeichnungen er- die durch Meinungsaustausch, Hinweise, Bereit-
gänzt, die ganz überwiegend nach eigenen Präpa- stellung von Kulturen oder Präparaten maßgebli-
raten mittels des ZEISS-Zeichenapparates ange- chen Anteil daran hatten, daß das gesetzte Ar-
fertigt wurden . Hinweise auf die mehr und mehr beitsziel erreicht werden konnte .
routinemäßig angewandte Prüfung biochemischer In der Stille wirkend, waren es vor allem Herr
Leistungen, wichtig seit ihrer Einführung durch W . SPIEGEL, Fotograf am Würzburger Institut für
CASTELLANI in die Diagnostik pathogener Spross Hygiene und Mikrobiologie, und Frau E . VOIGT-
pilze, erweitern die Beschreibungen, wo immer LÄNDER, Fotografin an der Bonner Hautklinik, die
zweckmäßig . einen maßgeblichen Anteil an der bildlichen Ge-
Das Ganze wird eingerahmt durch die zum Ver- staltung des Stoffes hatten und die Dankbarkeit
ständnis des Krankheitsgeschehens erforderlichen der Verfasser verdienen .
Daten des klinischen Bildes, der Pathogenese und Zum besseren Verständnis des Inhalts seien noch
der Epidemiologie sowie durch Hinweise auf die einige Bemerkungen angefügt .
Möglichkeiten der Diagnostik mittels Immunre- Die medizinische Mykologie erfordert in ihrer
aktionen . Bewußt wurde dabei - der Zielsetzung Darstellung Beschränkung und eine Auswahl, die
des Werkes entsprechend - auf die Reproduktion die praktischen Bedürfnisse des mykologischen
klinischer Bilder, röntgenologischer Befunde und Laboratoriums berücksichtigt .
auf eine Schilderung genauer patho-anatomischer In neuerer Zeit wurde deutlich, daß - abgesehen
Veränderungen verzichtet, ausgenommen die von speziell adaptierten Dermatophyten und dem
Darstellung der Pilzelemente im histologischen Soorpilz - fast alle anderen, auch die für den Men-
Schnitt . schen pathogenen Pilze, aus seiner Umwelt stam-
Der spezielle Literaturnachweis beschränkt sich men, insbesondere von Tieren seiner Umgebung
auf verhältnismäßig wenige Quellen, meistens (Wohnung, Stall, Laboratorium usw .), aber auch
umfassende monographische Darstellungen oder aus dem Erdboden, von verrottenden Pflanzen,
spezielle Publikationen neueren Datums . Dies Stachelpflanzen u . a. Diese Zusammenhänge ver-
bedeutet weder Vernachlässigung noch Mißach- dienen eine entsprechende epidemiologische
tung älterer oder fremdsprachiger Literatur, ohne Würdigung .
die die Abfassung des Werkes gar nicht möglich Ungeachtet der ständig steigenden Bedeutung in-
gewesen wäre . Die Autoren bezeugen, auch wenn direkter immunologischer Methoden in der My-
eine Unzahl von Autoren und Prioritäten nicht ge- kosediagnostik werden die hierzu angewandten
sondert genannt wurden, den Schrittmachern der Verfahren nur insofern erwähnt, als ihnen eine zu-
medizinischen Mykologie ihre Dankbarkeit und sätzliche Bedeutung zukommt . Bewußt wird dabei
ihren Respekt . Ergänzt wird dieser Quellennach- auf die Schilderung methodischer Einzelheiten
weis durch ein Verzeichnis meist neuerer Lehrbü- verzichtet . Auf antigenanalytische Befunde, die in
cher und Monographien mykologischen Inhalts der Mykologie als Hilfsmittel der Diagnostik, Dif-
oder mit Bezug zur Mykologie aus vielen Ländern, ferenzierung und Systematik bei weitem noch
eine Übersicht von Berichten und Verhandlungen nicht ausgeschöpft sind, wird ebenfalls nur von
bei mykologischen Kongressen, Symposien und Fall zu Fall Bezug genommen, um das Bild abzu-
Fachtagungen sowie eine Liste mykologischer runden .
Fachzeitschriften und Stammsammlungen . Die zunehmend wichtige Rolle von Pilzen als
Besonderer Dank gebührt den Direktoren der Bildner von Toxinen und Allergenen wird nur am
Kliniken und Institute in Bonn und Würzburg, die Rand erörtert und anhand einiger Beispiele skiz-
durch ihr Verständnis und ihre großherzige För- ziert .
VIII Vorwort
Im Vordergrund stehen die Pilze selbst, ihre ma- Neben dem Versuch einer möglichst knappen Be-
kro- und mikroskopisch darstellbaren Erschei- schreibung wesentlicher Merkmale der für dieses
nungsformen, ihre Erkennung im Untersu- Werk ausgewählten Pilzarten, ihrer Wirkung auf
chungsmaterial und ihre Zuordnung zu obligat den menschlichen und tierischen Organismus im
oder fakultativ pathogenen Arten für Mensch und Sinne von Infektionen und ihrer Epidemiologie,
Tier sowie die Abgrenzung der wichtigsten Pilzar- galt der bildlichen Darstellung - sowohl schema-
ten als Störmomente der Diagnostik unter den tisch wie in der Realität - das besondere Anliegen
obwaltenden Gegebenheiten . Von den letztge- der Verfasser, die sich auch hier Beschränkungen
nannten „Verunreinigern" haben viele Arten er- auferlegen mußten, die nicht zuletzt im Kostenbe-
hebliche wirtschaftliche, lebensmittelhygienische, reich zu suchen sind .
ökologische und phytopathologische Bedeutung, Die Fülle der bereits vorliegenden Information
deren Ausmaß in diesem Werk unberücksichtigt verpflichtet die Autoren zur besonderen Dank-
bleiben mußte . Allenfalls wurde die Beschreibung barkeit gegenüber dem Verleger, der geduldig das
einiger der hierher gehörenden Gruppen soweit langsame Reifen der Pläne bis zu ihrer Gestaltung
gefaßt, daß dem Untersucher eine gewisse Orien- ertrug und das Wagnis der Herausgabe übernahm .
tierungshilfe angeboten wird, wenn er sich auf-
grund der Sachlage und Notwendigkeit mit Frage-
stellungen beschäftigen muß, die außerhalb dieses Würzburg und Bonn, HEINZ P . R . SEELIGER
Beitrags liegen. im Herbst 1980 THERESIA HEYMER
Inhaltsverzeichnis
Diagnostische Methoden 13
Spezielle Diagnostik 47
Abb . 1 a-d Zonierung bei Pilzwachstum . a Hautläsion durch Trichophyton verrucosum (in Kultur zeigte
der Erregerstamm keine Zonierung) . b Kokardenförmiger Hautherd durch Trichophyton mentagrophytes,
var. asteroides . c Zonierung in Abhängigkeit vom Wachstumsrhythmus bei Primärkultur von Microsporum
distortum . d Zonenbildung mit Sklerotien auf einem Saprophytenthallus .
Hyphen nebeneinander, ohne miteinander zu Typisch für alle Sklerotien ist die dunkle Pigmen-
fusionieren . tierung zum Schutz gegenüber den Strahlen des
Ähnlich verhält es sich mit den Sklerotien, runden sichtbaren und des ultravioletten Lichtes, ihre
oder länglichen, festen Gebilden aus Hyphen, de- trockene, harte Konsistenz, die Anreicherung mit
ren Wachstum begrenzt ist . Sie lösen sich schliess Reservestoffen (Lipoiden) und anderen Stoff-
lich aus dem Mycelverband und können als „Dau- wechselprodukten (z . B . mit Alkaloiden, wie bei
erformen" schlechten Lebensbedingungen über Claviceps purpurea) . Sie sind oft schon makrosko-
längere Zeiträume (kalte Jahreszeiten) widerste- pisch erkennbar und können eine Länge bis zu
hen . 2 cm erreichen (Abb . 3, s . Farbtafel 1 u . Abb . 4) .
Unter günstigen Bedingungen beginnen sie wie- Einzelhyphen können Appressorien oder Hausto-
der neues Mycel zu entwickeln . rien (Saugorgane) ausbilden, dünnwandige Aus-
4 Einführung
stülpungen, die sie in das Wirtsgewebe vorschie- durch die Abwesenheit von Mangan ausgelöst werden ;
ben, um ihm die gelösten Nährstoffe zu entziehen . sie verschwindet durch die Zugabe von Mangan (jeweils
Die Mehrzahl der phytopathogenen Pilzarten lebt bei einem pH-Wert von 6,0) .
auf diese Weise . Sie dringen bis in die Leitungs-
Endogene Rhythmen ernährungsbedinger Natur
bahnen der Blätter oder des Holzes ein, um den
- unter sonst gleichen physikalischen Bedingun-
Saftstrom direkt aufzunehmen.
gen - bleiben über längere Zeit erhalten, z . B . drei
Einzelne Zellen verschiedener Hyphen können Wochenlang bei Sclerotinia fructicola, einen Mo-
miteinander fusionieren . Der Vorgang der Fusion
nat bei Aspergillus ochraceus wie Aspergillus niger
vollzieht sich sehr schnell : In 3-5 Minuten lösen
und 70 Tage bei Alternaria tenuis .
sich die Zellwände auf, und der Zellinhalt ergießt Exogene Rhythmen können durch physikalische
sich durch die Öffnungen . Dabei wird die Strö-
Faktoren ausgelöst werden : Licht und Tempera-
mungsrichtung des Plasmas durch die Differenz
tur, aber auch durch das Kulturmedium, insbe-
des osmotischen Druckes der beiden Cytoplasma-
sondere durch dessen Gehalt an Phosphat .
körper bestimmt . Das eigentliche Phänomen des
Zustandekommens der Hyphenfusion ist bisher Penicillium reagiert empfindlich mit einer Zonierung auf
nicht ganz geklärt . Streng artspezifisch ist es nicht, den Einfluss von Licht und Dunkelheit . Pleospora herba-
denn auch Hyphen verschiedener Arten können - rum bildet schon Wachstumsringe bei einem einstündi-
wenn auch seltener - miteinander fusionieren . gen Temperaturwechsel von 3° C oberhalb oder unter-
halb des vorherigen Temperaturoptimums .
Dass bei der Cytoplasmafusion vegetativer Zellen ohne Ein solcher Zonierungseffekt durch Temperatur ist bis-
spezifische Differenzierung (Somatogamie) ein Aus- weilen bei Dermatophytenkulturen zu beobachten,
tausch genetischen Materials stattfinden kann, ist für die wenn sie dem Brutschrank (30° C) entnommen und bei
Pilze - insbesondere auch für die Dermatophyten - von Zimmertemperatur (20° C) weiter kultiviert werden .
grosser Bedeutung . Das entspricht einem Temperaturgefälle von 10° C und
hat eine Wachstumsverzögerung mit Verdichtung des
Mycelgeflechtes zur Folge.
Der Vorgang ist im ursprünglichen wärmeren Milieu re-
Wachstumsrhythmen versibel, so dass ein regelmäßiger Thermozyklus erkenn-
Bei Pilzen zeichnen sich - im Gegensatz zu den bar wird .
Bakterien - bestimmte Wachstumsrhythmen ab : Auch in vivo ist nicht selten ein periodisches
biologische Vorgänge im Leben vieler Organis- Wachstum der Solitärherde in der Haut deutlich
men, der niederen wie der höher organisierten . erkennbar . Schmale Zonen mit einer entzündli-
Selten manifestieren sie sich so klar wie im Thallus chen Komponente und breitere, entzündungs-
einiger Fadenpilze, die Zonen verschiedenen arme Intervalle lösen einander regelmäßig ab (vgl .
Wachstums in Form von konzentrischen Ringen Abb . 1) . Dieser Rhythmus kann kaum ernäh-
erkennen lassen (fast analog denen, die man gele- rungs- oder temperaturinduziert sein, da beide
gentlich bei schwärmenden Proteusbakterien in Faktoren konstant sind . Auch der Einfluß von
Agarkulturplatten beobachten kann) . Dieses pe- Licht und Dunkelheit entfällt als Stimulans, denn
riodische Wachstum in einer Pilzkolonie kann die Häufigkeit der Zonierung deckt sich nicht mit
nach neuerer Auffassung endogen oder exogen dem Tag-Nacht-Rhythmus
bedingt sein . . Möglicherweise wird in vivo der Wachstumszyklus
Endogene Rhythmen haben danach als Ursache des Erregers auch durch Abwehrmechanismen
ein auslösendes Stimulans, das den Ablauf mehre- des befallenen Individuums beeinflußt . Für diese
rer aufeinanderfolgender Wachstumsrhythmen Annahme spricht z . B ., daß Trichophyton verru-
zur Folge hat . Dieses kann z . B . eine einzige inten- cosum, das in vitro extrem langsam und kontinu-
sive Belichtung sein, die einen 24-Stunden- ierlich ohne einen bestimmten Rhythmus wächst,
Rhythmus über drei Tage auslöst . Bei einer Mu- in vivo bisweilen eine ausgeprägte Zonierung er-
tante von Neurospora crassa wird ein endogener kennen läßt (vgl . Abb . la) . Allerdings bleibt die
Rhythmus durch den Wechsel von Dauerlicht zu Frage offen, warum der gleiche Erreger bei ande-
Dunkelheit in Gang gesetzt . ren Patienten Solitärherde ohne Intervallwachs-
Sclerotinia fructicola entwickelt in der Dunkelheit auf tum bildet .
einem synthetischen Medium einen lockeren, uniformen Die derzeitigen Kenntnisse über die komplizier-
Thallus ten Relationen zwischen Wachstumsrhythmen
. Unter gleichen Kulturbedingungen und Zusatz von Hefeextrakt ist in der Kolonie eine deutliche Zonie- von Dermatophyten und dem befallenen Indivi-
rung erkennbar . - Bei Podospora anserina kann sie duum sind allerdings noch recht unvollständig .
Genetik 5
stelle der herkömmlichen, ätiologisch beeinflußten Die erste allgemein üblich gewordene Benennung für
Krankheitsbezeichnung Mikrosporie auch schon der Infektionen durch Soorpilze war Moniliasis, weil der Er-
Name Nannizziosis (= Nannizziamykose) zu finden ist . reger seinerzeit Monilia albicans hieß . Diese Bezeich-
Anfänglich hatte man geglaubt, daß jede Gruppe von nung Moniliasis wird auch heute noch von namhaften
Hautpilzen eine auch klinisch definierbare Krankheit klinischen Mykologen benutzt, obwohl der Erreger seit
bedinge . So verursacht beispielsweise Epidermophyton längerem den Namen Candida albicans trägt . In der
floccosum die Epidermophytie, aber keine Infektion der Folge hat man dann Bezeichnungen wie Candidiasis,
Haare . Doch schon Microsporum kann neben dem typi- Candidose usw . benutzt, oder man spricht von Monilia-
schen Befall der Haare (Mikrosporie) im Jugendalter sis durch Candida albicans, ein kaum noch befriedigen-
auch Hautflechten erzeugen, die der klinischen Epider- des Unterfangen . Dabei ist auch noch zu berücksichti-
mophytie zuzuordnen wären . gen, daß gerade Candida albicans auf Schleimhäuten
Noch verwirrender wird es bei den Trichophyton-Arten, und im Darmtrakt vielfach keinen Soor bedingt, sondern
die neben dem Befall der Epidermis, gelegentlich auch dort symptomlos vegetiert, so daß Candidiasis (sprach-
der Cutis, häufig auch nachfolgend Nagelinfektionen (= lich unglücklich) beides beinhaltet, nämlich asymptoma-
Onychomykose) verursachen und - wie schon der Name tischen Befall und klinisches Geschehen .
besagt - Haare infizieren (= Trichophytie sensu stric- Es wäre hier besser, dem Vorschlag von VIRCHOw zu fol-
tu)' . Wenn hier nun etwa noch die perfekte Form Ar- gen und die Mykose nach dem befallenen Organ zu be-
throderma für die Namensgebung der klinischen Er- nennen, also Lungenmykose, Nagelmykose, Gehirnmy-
scheinungen herangezogen würde, wäre die resultie- kose usw . und sie durch die Erregerart zu charakterisie-
rende Verwirrung vollkommen . ren, z . B . Lungenmykose durch Aspergillus fumigatus,
Wenn man davon ausgeht, daß die meisten Dermato- Hirnmykose durch Cladosporium trichoides usw .
phyten verschiedene Krankheitsbilder der Haut und ih- Man kann auch alle Infektionen durch Candida-Arten
rer Anhangsgebilde verursachen und das gleiche oder als Candidamykose bezeichnen und dann das Befallsor-
ähnliche klinische Bild auf verschiedene, auch bei ver- gan nennen oder Erregername und Krankheitsbegriff
schiedenen Gattungen einzuordnende Pilze zurückge- verschmelzen, etwa Candidaendocarditis (was wie-
hen kann, ergibt sich eine oft nur schwer übersehbare derum mehrere Candidaarten als Erreger einschließen
Vielfalt von Begriffen, die für den mit der Materie nicht kann - meist wäre Candida albicans-Endocarditis die
Vertrauten geradezu abschreckend wirken muß . richtige Bezeichnung) .
Die klinische Dermatologie hat sich dem insofern ange- Das Ganze würde zu neuen Schwierigkeiten führen,
paßt, als die mykotischen Erkrankungen der Epidermis wenn sich etwa die nicht ganz unberechtigte Ansicht
und Cutis im deutschsprachigen Raum früher, und heute durchsetzen sollte, daß der prioritätsmäßig gerechtfer-
noch im Volksmund wie von vielen Ärzten, als „Haut- tigte Name für diesen Pilz eigentlich Syringospora lautet .
flechte" bezeichnet wurden, für die im englischen Die Einführung dieses Namens würde zu einer verän-
Sprachgebrauch der Begriff „Tinea" steht. Je nach der derten Krankheitsnomenklatur führen, und spätere For-
Lokalisation spricht man dann von einer Tinea pedis, scher müßten sich zur Deutung älterer Literatur eines
Tinea capitis usw . und nennt dann den erkannten Erre- eigenen Benennungsschlüssels bedienen . Daß dies nicht
ger, also Tinea inguinalis durch Epidermophyton flocco- so werden muß, ist allerdings durch den für die Pilze gel-
sum oder Tinea capitis durch Trichophyton schoenleinii . tenden botanischen Nomenklaturkodex insofern prinzi-
In ähnlicher Weise regelt sich z . T . die Benennung der piell geregelt, als ein weltweit eingeführter und generell
Sproßpilzmykose durch Candida . Für diese Krankheits- akzeptierter Name auch gegenüber berechtigten älteren
bezeichnungen gibt es aber auch Trivialnamen, z . B . im Prioritätsansprüchen, die zu einem neuen Namen füh-
deutschen Sprachraum den Begriff „Soor" für eine ren, bewahrt (konserviert) werden kann, wenn die
Schleimhauterkrankung in den oberen Luftwegen und neuere Bezeichnung unpraktikabel ist .
der Mundhöhle, die im Englischen mit „Thrush" und im Leider halten sich die medizinischen Mykologen und die
Französischen mit „Muguet" charakterisiert wird . Beim mit ihnen zusammenarbeitenden Kliniker nicht an diese,
Befall innerer Organe werden aber solche, für Schleim- den meisten leider unbekannte Regeln . Als Beispiel sei
hautinfektionen zutreffende Bezeichnungen fragwürdig . hier der Pilz Monosporium apiospermum genannt, für
Auch wenn man in der deutschen Literatur die Krank- den es eine ganze Liste von Synonyma gibt (s . S . 176) .
heit als „Soorendocarditis" oder „Soorsepsis" bezeich- Die anfänglich zu findende Bezeichnung Monosporiose
net findet, so ist das bestenfalls Folge des Analogie- für Krankheitsbilder durch diesen Erreger schließt so
schlusses, daß der gleiche Pilz neben oberflächlichen In- verschiedenartige Geschehen wie den Madurafuß (für
fektionen auch granulomatöse und septische Erschei- den es wiederum eine Plethora verschiedener Pilze und
nungen verursachen kann, die mit dem ursprünglichen Bakterien als Erreger gibt), ein Lungenmycetom (für
Begriff „Soor" nur bedingt etwas zu tun haben . das ähnliches gilt) und eine meningitische Verlaufsform
ein. Dazu kam die Entdeckung, daß Monosporium apio-
1 Die Namensbildungen Trichoderma (s . S . 269), Tri- spermum die imperfekte Form von Allescheria boydii ist.
chothecium (s . S . 270) usw . weisen allerdings darauf Demnach werden die durch diese perfekte Phase des Pil-
hin, daß hier die griechische Bezeichnung wohl eher zes verursachten Prozesse seit gut zwei Jahrzehnten als
für das Wort „Faden" und weniger für das Wort Allescheriasis beschrieben (evtl . auch als „Allescheriasis
„Haar" steht . durch Monosporium apiospermum") . Das mag vom
8 Die Nomenklatur der Mykosen und ihrer Erreger
Arzt noch hingenommen werden, wenn sich damit ein Namhafte Mykologen haben in den letzten Jahren
Abschluß der Entwicklung zu einem „richtigen" Namen viel Mühe darauf verwandt, eine international
ergibt . Aber schon wird durch die Entdeckung, daß die verbindliche, zumindest aber verständliche No-
perfekte Form richtiger bei der durch Priorität gesicher- menklatur der mykotischen Infektionen zu schaf-
ten Gattung Petriellidium eingeordnet werden muß, das
fen . Der im Frühjahr 1980 publizierte Vorschlag
bisher Erreichte in Frage gestellt, und die Ratlosigkeit
ist leider unbefriedigend, da er keine generell ein-
führt schließlich zur Abneigung, sich mit diesem schein-
baren Durcheinander weiter zu befassen . heitliche Linie erkennen läßt, nach der Mykosen
zu benennen wären . Vielmehr haben sich das Be-
Als letztes Beispiel, das noch durch weitere ergänzt wer-
harrungsvermögen einflußreicher Forscher auf
den könnte (z . B . durch die Mykosen durch schwärzlich
den von ihnen vorgezogenen Bezeichnungen
wachsende Pilze [s . S . 115]), sei der Erreger der einst-
mals als Europäische Blastomykose beschriebenen darin ebenso erhalten wie manche Wort-
Krankheit, entdeckt durch BUSSE u . BUSCHKE, erwähnt . ungetüme, so daß das letzte Wort noch nicht ge-
Über Torula und Torulopsis gelangte der Pilz zu seiner sprochen sein dürfte .
heute global benutzten Benennung Cryptococcus neo-
Die eigene Vorstellung geht dahin, die jeweiligen
formans, und der Name der Krankheit wandelte sich
über Torulose zur Cryptococcose, für die wir die Be- Mykosen im klinischen Sprachgebrauch so zu be-
zeichnung Cryptococcusmykose vorziehen . Nachdem zeichnen, wie es dem Empfinden in den einzelnen
nun der Pilz aber als imperfektes Stadium von Filobasi- Sprachgebieten entspricht-also z . B . die Begriffe
diella erkannt wurde, zeichnet sich eventuell eine neue Tinea, SOOr usw . zu verwenden-, im wissenschaft-
Namensänderung ab, obwohl bisher wohl kein einziger lichen Schrifttum aber die Mykose nach dem zu-
medizinischer Mykologe das perfekte Stadium des Pilzes gehörigen Organ oder der befallenen Körperre-
aus pathologischem Untersuchungsmaterial gezüchtet gion zu benennen und sie durch den allgemein üb-
bzw . dargestellt hat . lichen wissenschaftlichen Namen des jeweiligen
Begrüßenswert ist hier lediglich der Umstand, daß we- Erregers zu charakterisieren .
nigstens für diese nosologische Einheit der pathoanato-
Da in einem Lehrbuch ein Einteilungsprinzip un-
misch-mykologisch geprägte Begriff „Blastomykose"
erläßlich ist, erscheint es gerechtfertigt, die Erre-
kaum mehr angewandt wird . Dafür ist bei granulomatö-
ser Candidainfektion viel häufiger noch von Blastomy- ger und ihre Erkrankungen nach der Praktikabili-
kose die Rede, ohne daß sich die Autoren einschlägiger tät in Gruppen zusammenzufassen und innerhalb
Publikationen - vor allem aus dem pathoanatomischen dieser alphabetisch nach den Erregernamen zu
Bereich - wohl immer darüber klar sind, daß diese ordnen . Ein solches Vorgehen ist bestenfalls der
Krankheitsbezeichnung (zu der dann noch die Chromo- Versuch eines Kompromisses, der niemals den un-
blastomykose kommt) durch den Erregernamen Bla- terschiedlichen Ansprüchen des Klinikers, des Sy-'
stomyces dermatitidis (s . S . 189) eigentlich für eine um- stematikers oder der medizinischen Mykologen
schriebene, ätiologisch einheitliche Gruppe von mykoti- voll genügen kann, da die verschiedenen Aspekte
schen Infektionen zu verwenden wäre . Ganz abgesehen
und Ebenen der Einteilungsmöglichkeiten und
davon gibt es neben der nordamerikanischen Form der
Blastomykose noch eine südamerikanische Blastomy- Betrachtungsweisen nicht zur Deckung gebracht
kose durch einen anderen Erreger, wobei die letztge- werden können .
nannte Bezeichnung in unterschiedlicher Präferenz be-
nutzt wird, obwohl man den Erreger in wenig glücklicher
Weise als Paracoccidioides benannt hat (s . S . 213) .
Tabelle 1 Die wichtigsten heute bekannten toxinproduzierenden Pilzarten (aus C . W . Hesseltine in J . V . Ro-
dricks: Mycotoxins and other Fungal Related Food Problems . Advances in Chemistry, Series 149 . Washing-
ton 1976) .
Toxinproduzierende Pilzarten :
1 . auf lebenden Pflanzen 2 . auf abgestorbenem 3 . auf pflanzlichen
pflanzlichem Substrat Nahrungsmittelvorräten
Die Entgiftung der betreffenden Nahrungsmittel stößt Stoffen produzieren, die nachweislich Ursache für
auf Schwierigkeiten, weil Aflatoxine sehr hitzestabil sind den Tod von Schafen, Kälbern und für Vergiftun-
und eine chemische Reinigung durch Laugen die Quali- gen bei Schweinen und Pferden waren :
tät herabsetzen würde . Lediglich Pflanzenöle (mit Aus- Penicillium cyclopium, das auf faulenden Früchten lebt,
nahme des Baumwollsamenöls) können durch einen al- produziert (schon bei geringen Temperaturen um
kalischen Reinigungsprozeß von Aflatoxinen befreit 1-15°C) Penicillinsäure, eine Substanz, die carcino-
werden . gene Eigenschaften besitzt . Ebenso wird von der glei-
Tab . 1 vermittelt einen Überblick über das Vor- chen Art das Ochratoxin A gebildet .
Penicillium viridicatum vegetiert auf Lebensmitteln,
kommen der heute bekannten wichtigsten toxin-
insbesondere auf gespeichertem Getreide, und abge-
produzierenden Pilzarten . storbenen Pflanzenresten im Erdboden . Seine Stoff-
Nachfolgend soll kurz über die wichtigsten derar- wechselprodukte sind ähnlich denen von Penicillium cy-
tigen Toxine berichtet werden, unter Bezug auf clopium, einschließlich der Bildung von Ochratoxin A .
Veröffentlichungen von HESSELTINE, STOLOFF, Dieses ist auch ein Metabolit von Aspergillus ochraceus,
der Gerste, Weizen, Hafer(flocken), Roggen, Kaffee
WILSON, POHLAND, MISLIVEC u . NESHEIM in der
und getrocknete weiße Bohnen befällt . Ochratoxin A ist
Monographie von RODIZICKS (1976) .
relativ hitzestabil . Die Substanz widersteht dem mehr-
In einer Gruppe von 13 verschiedenen toxinpro- stündigen Autoklavieren von Haferflocken und Getrei-
duzierenden Penicilliumarten kommt den Species de ; aber sie wird bei Kaffeebohnen durch den Röstvor-
Penicillium cyclopium und Penicillium viridicatum gang (200° C) zerstört .
wohl die größte Bedeutung zu, weil sie relativ weit Das Pilztoxin Patulin wird von mindestens 10 verschie-
verbreitet sind und eine Vielzahl von toxischen denen Penicilliumarten gebildet . Zu dieser Gruppe ge-
Mykotoxine 11
hört auch Penicillium urticae, bekannt als Griseofulvin- ischen Ländern wird bei Importwaren routinemä-
bildner . Patulin gilt als ein Breitspektrumantibioticum, ßig nach AflatoXinen gefahndet .
das toxisch gegenüber Bakterien, Protozoen, Pilzen und International wird intensiv auf dem Gebiet der
Säugetieren wirkt. Nachweislich war es Ursache für ein Mykotoxine geforscht, wie aus zahlreichen Publi-
Massensterben von 100 Kühen nach dem Verzehr von
kationen zu ersehen ist, die monatlich in den „Ab-
Futtermitteln, die durch Penicillium urticae verunreinigt
stracts of Mycology" aus allen Teilen der Welt re-
waren . - Patulin inaktiviert einige Viren und induziert
Mutanten bei Saccharomyces cerevisiae . feriert werden . Zur Zeit sind noch viele Probleme
ungelöst, weil die Anzahl der erkannt toxinprodu-
Sterigmatocystin, chemisch verwandt den Aflatoxinen, zierenden Stämme ständig wächst und die produ-
wird von Aspergillus versicolor gebildet . Es verursacht,
zierten Stoffe fast unüberschaubar geworden sind .
ähnlich den Aflatoxinen, im Tierversuch sowohl nach
oralen Gaben als auch parenteral Sarkome und Leber- Vorerst stehen Lebens- und Futtermittel im Vor-
tumoren . Die akute Toxizität wurde bei Albinoratten dergrund des Interesses der Mykotoxinforschung .
getestet. Eigene Untersuchungen deuten aber darauf hin,
Versicolorin C wird von den drei Aspergillusarten daß auch Rohsubstanzen für Arzneimittel und
Aspergillus flavus, Aspergillus versicolor und Aspergillus Teeaufbereitungen - vor allem, wenn sie aus tro-
nidulans produziert. Es steht ebenfalls den Aflatoxinen pischen Importländern stammen - ebenfalls My-
nahe ; jedoch ist seine Rolle in der Pathogenese noch kotoxin enthalten können . Wie bedeutsam jedoch
nicht geklärt . Trotzdem muß es in der Humanpathologie
das einschlägige Risiko für den Verbraucher ist,
in Betracht gezogen werden.
läßt sich noch nicht übersehen.
Die Frage nach dem Toxingehalt von Lebensmit- Diese kurzen Ausführungen können nur Anre-
teln wird immer dringlicher, weil ein großer Teil gungen geben. Im Zusammenhang sei noch ein-
an menschlichen, aber auch an tierischen Nah- mal auf den Symposiumbericht von RODRICKS mit
rungsmitteln (als Rohprodukt) von anderen Erd- 18 Beiträgen hingewiesen, desgleichen auf die zu-
teilen eingeführt wird . In verschiedenen europä- sammenfassende Darstellung von FRANK (1979) .
Diagnostische Methoden
14 Mikroskopische Kontrolle von Untersuchungsmaterial
Abb . 5 Laugenpräparate von Nativmaterial . a, b Pilzinfizierter Nagel (Trichophyton rubrum) . Das Keratin
ist richtungslos von Pilzfäden durchwachsen, die sich z .T . in Arthrosporen differenzieren . c Hautschuppe
mit Pilzfäden .
Eine Anzahl anderer Kunstprodukte oder Arte- chose), Biopsiematerial, Punktate, ferner Mor-
fakte (Abb . 6) kann die Beurteilung der Laugen- gensputum - nach gründlichem Reinigen der
präparate erschweren ; doch genügt ein wenig Mundhöhle - z . B . bei Verdacht auf Coccidioi-
Übung, um das Mycel zu erkennen . Bei Rundkör- desmykose und nordamerikanische Blastomyko-
pern im Sputum oder Bronchialsekret, die gele- se, durch Punktion gewonnener Eiter (bei Ab-
gentlich als Sphärulen angesprochen werden, sind szessen, eingeschmolzenen Lymphdrüsen, aus Fi-
die Größenverhältnisse entscheidend wichtig, da stelgängen, kurz vor deren spontaner Eröffnung
Sphärulen stets einen Durchmesser von 30-50 bzw . Entleerung) und Liquor cerebrospinalis . Bei
gm haben . Bei anderen, fast sproßpilzähnlichen einer Reihe von tiefen Mykosen enthält solcher-
Strukturen handelt es sich um Russell-Körper, die maßen mit Sorgfalt gewonnenes Material charak-
aus Lipofuscin bestehen und sich deshalb in der teristische Formelemente, die - aufgeschwemmt
Gram-Färbung blauviolett anfärben (vgl . S . 43) . in Aqua dest . oder 0,85 %iger NaCl-Lösung -
ohne Farbstoffzusätze darstellbar sind und oft
Schnelluntersuchung von Nativ- eine sichere Diagnose erlauben . Als Beispiele
seien erwähnt die Sphärulen (Ø 30-50 µm) im
material aus Hautläsionen Sputum und Eiter bei Coccidioidesmykose
Besonders geeignet zur „Schnelldiagnose" von (Abb . 197, s . S . 198), die Asteroidkörper (Ø
Mykosen der Haut sind Bläschendecken, wenn sie 10-15 µm) bei Sporothrixmykose (Abb . 185,
im Infektionsbereich liegen (nicht solche aus dem s . S . 184) und die Drusen beim subcutanen Eumy-
Bereich der sogenannten id-Reaktion!) . Die Dek- cetom (Abb . 175 u . 176, s . S . 173) .
ken solcher Vesiculae werden mit einem Scher- Als kleinere Zellkomplexe von hohem diagnosti-
chen abgetrennt und „umgekehrt" auf den Ob- sehen Wert sind ferner zu nennen die braunge-
jektträger gelegt . Das Mycel ist sogleich, ohne färbten, in Zweier- oder Viererpaketen liegenden
längere Mazeration, erkennbar . Sklerotiumzellen bei Phialophoramykose - bzw .
Chromomykose - (Abb. 163, s . S . 163), ferner
die meist in Doppelform mit stark lichtbrechen-
Schnelluntersuchung
der Zellwand imponierenden Sproßzellen von
bei tiefen Mykosen Ajellomyces (Blastomyces) dermatitidis, dem Er-
Zur Schnelldiagnose eignen sich bei Verdacht auf reger der nordamerikanischen Blastomykose
Systemmykosen, subcutane Pilzinfektionen vom (Abb . 192, s . S . 191) und die multilateral aus
Mycetomtyp sowie Sporothrixmykose (Sporotri- sprossenden Hefezellen (Margaritenformen) von
Diagnostische Methoden 17
Paracoccidioides brasiliensis bestehenden Ver- Tropfen Tusche 1 zugesetzt, die nicht in die
bände bei der zugehörigen südamerikanischen Schleimkapsel eindringt . - Man kann auch das
„Blastomykose" (Abb . 209, s . S . 215) . Material direkt in einen Tropfen Tusche einrüh-
Demgegenüber ist die Erkennung der Zellen von ren und das mit einem Deckglas bedeckte Präpa-
Cryptococcus neoformans, dem Erreger der Cryp- rat unverzüglich untersuchen . Dabei muß man
tococcusmykose (Cryptococcose), im Nativpräpa- daran denken, daß solche Präparate ohne Hitzefi-
rat erschwert, obwohl dieser als einziger der für xieren eventuell vermehrungsfähige Pilzelemente
den Menschen pathogenen Pilze eine mächtige enthalten, so daß die Ablage in desinfizierende
Schleimkapsel besitzt . Diese ist aber im üblichen Flüssigkeiten unerläßlich ist . Sproßpilz und Kap-
Lichtmikroskop kontrastlos, so daß die eigentli- sel erscheinen bei der Durchmusterung schon im
chen Sproßzellen auch wegen ihrer Größe leicht starken Trockensystem strahlend hell auf dem
als belanglose Zellen, gelegentlich aber auch als dunklen Untergrund (Abb . 16 d, s . Farbtafel 3 u .
„Tumorzellen" verkannt werden (vgl . weiter un- Abb . 33) .
ter Tuscheverfahren) .
Spezielle Färbeverfahren
nach vorheriger Fixierung
Färbeverfahren
Flüssiges oder breiiges Untersuchungsmaterial
Einfache Färbeverfahren aus tiefen Gewebsschichten, Organen, Fisteln,
Lymphknoten, Abszessen, Sputum, Cysteninhalt,
In dünnem Epithel, Eiter oder Auswurf können
Liquor usw . muß in manchen Fällen - ggf . nach
die Pilzelemente ohne Fixierung angefärbt wer- leichtem Emulgieren in Aqua dest . - auf Objekt-
den . „AMANS Medium" ist eine ausgezeichnete
träger ausgestrichen, vorsichtig fixiert und an-
Lösung, die als färbendes Agens Baumwollblau schließend nach einem der folgenden Verfahren
enthält (Vorschrift A, s . S . 42) . Die Pilzhyphen
gefärbt werden :
und andere wichtige Formelemente (s . oben) wer-
- Zum Nachweis von Candida albicans (s . S . 54)
den intensiv blau gefärbt, und die Präparate sind - und verwandten Arten, auch für Sporothrix
hitzefixiert mit Lack versiegelt - längere Zeit als
schenckii (s . S . 184) :
Dauerpräparate haltbar.
Färbung nach GRAM (Vorschrift C, s . S . 43 u.
Um ein Überfärben zu vermeiden, können Haut-
Abb . 15 a, s . Farbtafel 2) .
schüppchen aus dieser Lösung in doppelt destil-
- Für Histoplasma capsulatum (s. S. 206), Sporo-
liertes Glycerin überführt werden . In diesem Me-
thrix schenckii (s . S . 183), auch für Cryptococ-
dium eignen sie sich vorzüglich zur fotografischen
cus neoformans (s . S . 69) u . a . m . :
Reproduktion .
Färbung nach GIEMSA (Vorschrift B, s . S . 42 u .
Das Baumwollblauschnellverfahren eignet sich
Abb . 15b, s . Farbtafel 2) .
auch bei der laufenden Überprüfung des Kolo-
niewachstums und der Conidienbildung mit Hilfe
eines transparenten Plastikstreifens (Tesafilm) .
Leider sind diese Präparate nur kurze Zeit halt- Die Kultivierung von Pilzen
bar .
Alle human- und tierpathogenen Fadenpilze sind
Zwar gibt es noch eine Anzahl weiterer Farbstoffe und chlorophyllos und leben - von einigen Ausnah-
Färbemethoden ; doch ist aus der Sicht der Verfasser men, gemäß dem heutigen Wissensstand, abgese-
keine dem Lactophenol-Baumwollblau-Verfahren hen - in der freien Natur, meist auf Pflanzen und
überlegen ; allenfalls käme die Verwendung von Polyvi- im Erdboden . Nur bei einigen pathogenen wie fa-
nyl-Wasserblau nach KOCH (1963, 1977) in Betracht, kultativ-pathogenen Sproßpilzen, z . B . dem
wodurch die Präparate jahrelang haltbar werden . Soorpilz, hat man einen Wirt außerhalb der
Schleimhäute des Menschen und einiger Tierarten
Tuscheverfahren nach BURR! (noch ?) nicht gefunden . - Ähnliches gilt für be-
stimmte Hautpilzarten, z. B . Trichophyton schoen-
Cryptococcus neoformans, ein Sproßpilz, der von
leinii, Trichophyton violaceum und Trichophy-
einer wechselnd ausgeprägten Schleimkapsel um- ton concentricum .
geben ist, wird im Nativpräparat am sichersten im Diese Parasiten aus dem Körper des menschlichen
Tuschepräparat dargestellt . Das Untersuchungs- und tierischen Wirts zu eliminieren, ohne ihm
material wird auf einem Objektträger verteilt .
Nachdem es lufttrocken geworden ist, wird ein ' Pelikan-Tusche 17 schwarz, lichtpausfähig
18 Die Kultivierung von Pilzen
Schaden zuzufügen, ist Ziel der medizinischen sitären Phase am natürlichen „Standort" mög-
Mikrobiologie und der dazugehörigen Diagnostik . lichst nahekommen : z . B . hinsichtlich Tempera-
Die Bewältigung dieser Aufgabe setzt die genaue tur, Feuchtigkeit und Nährstoffen .
Kenntnis des Lebensablaufs der Erreger in allen Es ist nicht allzu schwer, eine kulturelle Lebens-
Einzelheiten voraus . Einige Besonderheiten zur und Wachstumsbasis in vitro für Erreger zu schaf-
Züchtung medizinisch wichtiger Pilzgruppen seien fen, die in der menschlichen Haut (einschließlich
vorab erörtert . Die makro- und mikroskopisch ihrer Anhangsgebilde) vegetiert haben . Ihre An-
wichtigen Merkmale zur Identifizierung werden in sprüche sind weitgehend bekannt . Das optimale
dem Kapitel „Spezielle Diagnostik" (S . 47-64) Temperaturintervall für Dermatophyten beträgt
behandelt . 25-30° C . Dieser Temperaturbereich gilt aber
auch für viele saprophytische Pilze, die als Verun-
reiniger oder sekundär-pathogene Erreger fun-
Dermatophyten
gieren und eine wichtige Rolle in der Diagnostik
In ihrer parasitären Phase ist diese Pilzgruppe spielen .
recht uniform . Sie bildet vegetatives Mycel, das
keine Differenzierung der verschiedenen Arten
erlaubt, allenfalls zur Bildung von Arthrosporen Sproßpilze
führt, die gewisse Hinweise auf die jeweilige Nur wenige Sproßpilzarten sind als Mykoseerre-
Gruppenzugehörigkeit liefern . ger des Menschen bedeutsam . In erster Linie han-
Alle Dermatophyten lassen sich auf künstlichen delt es sich um Soorpilze, die im Gewebe bereits
Nährböden kultivieren . Erst Kulturen, in denen einen erheblichen Formenreichtum erkennen las-
alle artspezifischen Strukturen gebildet werden, sen und in der Kultur neben kulturellen und mor-
lassen sich identifizieren . Sie geben auch die Mög- phologischen Merkmalen auch diagnostisch wert-
lichkeit, die Einwirkung schädlicher (fungista- volle biochemische Unterscheidungsmöglichkei-
tischer) oder abtötender (fungizider) Substanzen ten bieten, z . B . im Assimilations- und Fermenta-
zu prüfen (Abb . 7) . tionsversuch mit einer Vielzahl von chemisch de-
Voraussetzung für das Gelingen der Kultur ist die finierten Reagenzien . Dazu kommen die Mög-
Schaffung von Lebensbedingungen, die der para- lichkeiten der Diagnostik mit Hilfe von künstlich
durch Immunisierung von Tieren gewonnenen erforderlich, jedenfalls nicht zur Kultur des vege-
Antiseren und speziell hergestellten Faktorense- tativen Stadiums der Dermatophyten und anderer
ren . pathogener Pilze . Es übt allerdings einen stimulie-
Der jeweilige Einsatz dieser Methoden richtet sich renden Effekt bei der Bildung von Ascosporen
nach dem Erreger bzw. nach der Fragestellung . aus . Perfekte Stadien werden daher möglichst bei
Ihre Anzüchtung erfolgt zum Teil auf den gleichen diffusem Licht und relativ niedrigen Temperatu-
Substraten wie zur Dermatophytendiagnostik, ren kultiviert .
zum Teil aber auf Spezialnährböden, die bei der Die Feuchtigkeit spielt dagegen eine wichtige Rol-
jeweiligen Pilzart angegeben werden und die im le . Sie ist unentbehrlich für die Entwicklung des
Verzeichnis der Rezeptur- und Herstellungsvor- Mycels und seiner Reproduktionsorgane . Das zur
schriften aufgeführt sind . Nährbodenherstellung benutzte Wasser muß frei
von Fremdstoffen, z . B . Chlor, sein .
Grundnährstoffe zur Synthese der Zellsubstanz
Dimorphe Pilze sind Kohlenstoff, Wasserstoff, Stickstoff, Schwe-
fel, Phosphor, Kalium, Calcium, Magnesium und
Obwohl eigentlich alle menschen- und tierpatho-
Eisen . Ein aus definierten chemischen Verbin-
genen Pilze einen mehr oder weniger ausgespro- dungen in genau bekannter Menge zusammenge-
chenen Dimorphismus aufweisen - das gilt auch
setztes Nährmedium wird als synthetisch bezeich-
im weiteren Sinne für den Soorpilz und für net . Es ist wichtig für die Versuche, die exakte Re-
die Erreger subcutaner Mykosen durch Dema- produzierbarkeit erfordern . Für die praktische
tiumarten -, ist der Dimorphismus das besonders
Anwendung sind komplexe Nährböden eher ge-
charakteristische Merkmal der Erreger wichtiger
eignet, weil sie dem natürlichen Milieu am näch-
Systemmykosen, die ihre Pathogenität und Viru- sten kommen.
lenz vorzugsweise in den tiefen Regionen des
Als komplexe organische Stickstoffquelle hat sich
Körpers entfalten .
Pepton (aus Fleisch) bewährt. Als einzige N-
In einer Reihe von Fällen entspricht die parasitäre
Quelle kann Asparagin oder eine andere Amino-
Phase morphologisch und kulturell einem Sproß-
säure Verwendung finden ; doch hat letzteres eher
pilzwachstum (z. B . bei der Histoplasmamykose,
Gültigkeit für Pilze außerhalb des Dermatophy-
bei der Sporothrixmykose usw .) . In anderen wer-
tenbereiches, z . B . Claviceps purpurea.
den charakteristische Strukturen gebildet, wie
Glucose ist eine stets brauchbare Kohlenstoff-
z . B . die Sklerotien bei Dematiumarten oder die
quelle, vor allem für Dermatophyten . 2-3 g sind
Sphärulen bei Coccidioides immitis, die in der ve-
erforderlich zur Produktion von 1 g Mycel (Trok-
getativen Phase der Kultur auf künstlichen Nähr-
kengewicht) .
böden nicht zur Ausbildung gelangen oder hierfür
Bei allen Ingredienzien ist auf eine weitgehende
recht spezielle Methoden und Substrate erfor-
Konstanz zu achten, da schon geringe Schwan-
dern. In der Regel wird bei solchen Pilzen die pa-
kungen in der Qualität oder Zusammensetzung
rasitäre Phase nur bei 37° C (und manchmal bei
der Substanzen ein verändertes morphologisches
erhöhter CO 2 -Spannung) gebildet, während unter
Bild des Pilzthallus zur Folge haben .
den üblichen Kultivierungsbedingungen der
Für einige Arten ist eine Zugabe von Vitaminen
Dermatophyten die völlig anders aussehenden ve-
erforderlich oder empfehlenswert : Dieses wird bei
getativen Kulturformen der saprophytären Hy-
der Besprechung der betreffenden Art später je-
phomycetenphase entstehen . Auf die jeweiligen
weils erwähnt .
Besonderheiten wird in den einschlägigen Ab-
Als Festigungsmittel für Nährböden ist der aus
schnitten gesondert Bezug genommen .
Meeresalgen gewonnene Agar ideal . Bei einer
Konzentration von 1,8-2,0% verleiht er dem
Substrat die für Dermatophyten adäquate Konsi-
Züchtungsbedingungen stenz. Auch hier ist bei der Nährbodenherstellung
Ein Brutschrank ist zur Kultur unerläßlich, weil er auf eine standardisierte, pulverisierte Substanz zu
innerhalb der optimalen Züchtungstemperaturen achten, um vor unliebsamen Überraschungen ge-
eine weitgehende Temperaturkonstanz gewährt schützt zu sein.
und sekundäre Verunreinigungen durch Raum- Kulturen in flüssigem Medium sind vor allem für die In-
keime vermindert . dustrie zur Gewinnung von Stoffwechselprodukten (An-
Licht ist - zu photosynthetischen Prozessen wie tibiotica) geeignet und werden zur Gewinnung von Pilz-
bei autotrophen Pflanzen - zum Wachstum nicht antigenen benutzt .
20 Die Kultivierung von Pilzen
Auch zur Ermittlung der Wachstumsintensität unter be- aufschlußreich oder erforderlich ist, leicht mög-
stimmten Ernährungsbedingungen ist die Flüssigkultur lich .
dem festen Nährboden vorzuziehen . Besonders zweckmäßig sind Glas- oder Kunst-
Wichtig ist die Wasserstoffionenkonzentration stoffschalen zur stereoskopischen Betrachtung
des Nährsubstrats . des Thallus . Kleine und kleinste Kolonien können
Generell bevorzugen Pilze ein schwach saures Mi- mit Hilfe der Stereolupe isoliert oder „verpflanzt"
lieu . Für Dermatophyten ist der pH-Wert von 5,6 werden . Dieses Experiment ist erforderlich, wenn
optimal . Eine Verschiebung zum neutralen Be- sich ein Saprophyt mit großer Wachstumsge-
reich würde das Wachstum vieler Bakterien pro- schwindigkeit in der Kultur ausbreitet und andere
pagieren . Zudem hat der pH-Wert einen ent- Impfstellen zu überwuchern droht . Zahlreiche
scheidenden Einfluß auf die Pigmentbildung, z . B . Saprophyten gehören zum Stoffwechseltyp der
der Dermatophyten, und diese ist ein wichtiges Dermatophyten und keimen gleichzeitig aus,
Kriterium zur Charakterisierung der Arten . Na- wenn sie im Impfmaterial vorhanden waren,
türlich findet während der Wachstumsphase eine wachsen aber schneller .
Verschiebung des pH-Wertes durch den Stoff- Die Anzüchtung von hochinfektiösen Pilzarten
wechsel des Pilzes statt ; doch auch diese ist artver- erfolgt oft in Spezialgefäßen, z . B . Kolle-Flaschen
schieden . mit engem Hals, oder in Röhrchen unter besonde-
Bei den meisten Sproßpilzen entfällt die Bedeu- ren Vorsichtsmaßnahmen .
tung des pH-Wertes für die Wachstumsintensität Zur Methode der Beimpfung sei kurz erwähnt,
sowie für die Färbung der Kolonien . Sie wachsen daß bei einer (genormten) Kulturschale von
ohnehin in einem ziemlich weitreichenden pH- 90 mm Ø 5 Impfstellen einen ausreichend weiten
Bereich . Kolonieabstand ohne Konkurrenz um Nährstoff
Sauerstoff-in gelöster Form - ist für die Entwick- gewährleisten . Steht mehr Untersuchungsmate-
lung des Pilzthallus erforderlich, wenn auch in re- rial zur Verfügung, so wird es zweckmäßig auf
lativ geringer Quantität . weitere Schalen (ggf . mit anderen Nährböden)
Bei der Kulturmethode auf festen Nährböden (in verteilt .
Petri-Schalen oder in Röhrchen) ist das O 2 -Ange- Bei einer klinisch vermuteten Doppelbesiedlung
bot in der oberflächennahen Schicht meistens aus- durch Faden- und Sproßpilze - das ist häufig der
reichend . Fall bei mazeriertem Epithel der Interdigitalfalten
Bei Verwendung von flüssigem Medium sorgt - ist es ratsam, die Nährbodenoberfläche mit einer
man für eine breite Oberfläche mit niedrigem candidahemmenden Substanz zu überschichten .
Flüssigkeitsstand . Diese inhibiert das Wachstum des Sproßpilzes, so
Wenn aus praktischen oder nützlichen Gründen daß sich der Fadenpilz frei entwickeln kann
(im industriellen Bereich) tiefere Flüssigkulturen (Abb . 8, s . Farbtafel 1) .
gewählt werden, so bedürfen diese einer zusätzli-
chen künstlichen Belüftung durch Schütteln oder Die Kulturplatten in Abb . 8 (s . Farbtafel 1) lassen er-
direktes Einblasen von sterilem O2 . kennen, daß bei einer Doppelbesiedlung in vivo der
Sproßpilz in vitro zuerst so massiv wächst, daß ein Fa-
denpilz nicht mehr verifiziert werden kann . Eine Thera-
pie - auf diesem unvollständigen Kulturergebnis fußend
Kulturgefäße - muß zwangsläufig unbefriedigend bleiben. Zwei weite-
re, gleichzeitig angelegte Kulturen, in denen der Sproß-
Zur Erstisolierung von Dermatophyten aus
pilz partiell bzw . total im Wachstum (z . B . durch Myko-
menschlichem Untersuchungsmaterial haben sich statin) inhibiert wird, lassen Trichophyton rubrum in
Petri-Schalen mit festen Nährböden bewährt . Sie Misch- bzw . Reinkultur erkennen .
erlauben eine direkte Beobachtung und Kontrolle
während der Wachstumsphase . Es bereitet keine In gleicher Weise wirken sich bakterielle Bei-
Schwierigkeiten, sie - z . B . zur Herstellung eines mengungen oft nachteilig aus . Auch wenn der
Tupfpräparates mit einem glasklaren Tesafilm- saure pH-Wert der benutzten Substrate hemmend
streifen - zu öffnen . An dem Tesafilmstreifen wirkt, reicht dieser Effekt allein nicht aus, so daß
bleiben Mycel und Conidien in ihrer typischen in die Nährböden antibiotische Hemmstoffe in-
Anordnung haften und färben sich auf dem Ob- korporiert werden .
jektträger in Lactophenol-Baumwollblau leicht Für die Wahl des Nährbodens sind die klinische
an. Auch ist die Entnahme und Färbung von sub- Fragestellung bzw . das Untersuchungsmaterial
mers wachsendem Mycel, was in manchen Fällen ausschlaggebend .
Diagnostische Methoden 21
I m Labor einer Klinik oder einer anderen Unter- rere Selektivkulturen erforderlich, um das Un-
suchungsstelle stehen ohnehin diverse Nährböden tersuchungsmaterial von den wachstumshem-
zur Verfügung . In der mykologisch orientierten menden serösen Substanzen zu reinigen . Die
ärztlichen Praxis sollten zwei vorhanden sein : ein Nagelstückchen werden so oft auf neuen Nähr-
Standardnährboden auf der Basis des Sabou- boden übertragen, bis dieser keine Trübungs-
raud-Glucose-Nährbodens, der Penicillin und ringe mehr erkennen läßt .
Streptomycin oder ein Breitbandantibioticum wie 2 . Haare : Barthärchen, die in ihrem Wurzelbe-
Chloramphenicol zur Unterdrückung von Bakte- reich oft bakteriell superinfiziert sind, bedürfen
rien und Cycloheximid (Actidion) zur Reduktion nicht selten diverser Kulturpassagen, um das
von Schimmelpilzen enthält ; parallel dazu ist ein Wachstum des Dermatophyten in Reinkultur
actidionfreies Substrat erforderlich . zu erhalten .
Im Handel werden solche Nährböden (z . T . abge- 3 . Untersuchungsmaterial nach antimykotischer
wandelt) fertig abgefüllt in Petri-Schalen angebo- Vorbehandlung : Ähnlich wie unter 1 . ist mit
ten . therapeutisch vorbehandeltem Untersu-
Einige wichtige Rezepturen und Herstellungsvor- chungsmaterial zu verfahren . Doch ist diese
schriften für Nährböden sind im Kapitel „Rezep- Methode nur dann erfolgversprechend, wenn
turen für Nährböden und Lösungen" aufgeführt die antimykotische Substanz wasserlöslich war .
(s . S . 34 ff .) . Dann kann allerdings manche vorbehandelte
Zur Züchtung solcher Pilzarten, die sich in der Mykose noch kulturell abgesichert werden .
Subcutis, in Lymphknoten oder in inneren Orga- 4 . Untersuchungsmaterial nach Corticosteroid-
nen vermehren, gelten andere Methoden . Hier ist behandlung : Wenn eine Corticosteroidtherapie
in der Regel der Kulturversuch bei zwei Tempera- vorausging, ist bei jedem Untersuchungsmate-
turen, z . B . 26-30° C und 37° C, unerläßlich . Ne- rial (Haut, Härchen, Pus) mit Fragestellung, ob
ben den klassischen Pilznährböden der Dermato- Fadenpilzmykose oder nicht, die Überschich-
phytendiagnostik werden zusätzlich Substrate mit tungsmethode mit einer candidahemmenden
einem Blutgehalt von 5 % oder angereicherte Substanz zu empfehlen, um diesen Sproßpilz,
blutfreie Medien mit hochwertigen Stickstoffträ- der in solchem Material mit großer Wahr-
gern in einer Base aus Hirn-Herz-Brühe bei neu- scheinlichkeit vorhanden ist, zu unterdrücken .
tralem bzw . schwach alkalischem pH mit und ohne Flüssige Anreicherungsverfahren, wie sie bei bak-
Antibioticazusätze erforderlich . Durch entspre- teriellem Untersuchungsmaterial angewandt wer-
chende Maßnahmen muß das zu rasche Austrock- den, sind bei Fadenpilzen nicht üblich und bei
nen im Brutschrank bei 37° C (bei den oft verlän- Sproßpilzen nicht zu empfehlen .
gerten Bebrütungszeiten) verhindert werden .
Ggf. werden spezielle Impfkabinen und andere
Schutzvorrichtungen erforderlich, wenn es um die Entnahme von Untersuchungs-
Züchtung hochinfektiöser Pilzarten geht (vgl . S . material zur Kultur
23). Stets gilt die Regel : je mehr Untersuchungs- Bei der Entnahme ist es wichtig, insbesondere
material zur Verfügung steht, um so größer die Epidermisstückchen vom Patienten unmittelbar
Chance, ein klares Kulturergebnis zu erhalten . auf den Nährboden und diesen anschließend in
den Brutschrank zu bringen . So geht das parasi-
Hinweise für Spezialkulturen täre Wachstum des Pilzes am leichtesten kontinu-
ierlich in das saprophytäre Kulturwachsum über .
1 . Nägel : Für Nagelsubstanz ist es vorteilhaft, Auf diese Weise erreicht man bei Epidermophy-
Kulturplatten mit reichlichem Nährbodenvor- ton floccosum die diagnostisch entscheidende
rat zu wählen . Die zerkleinerten Nagelstück- Makroconidienbildung schon am 3 . Kulturtag und
chen werden tief in das Substrat eingedrückt, so bei Microsporum canis am 4 . oder 5 . Tag nach der
daß sie - bis auf eine Schnittfläche - ganz von Beimpfung des Nährbodens .
Nährboden umgeben sind . Aus diesen Schnitt-
stellen beginnt rasch und meistens ohne sapro-
phytäre Begleitkeime das Wachstum des Der- Hilfen zur Identifizierung
matophyten . Die frühzeitige Identifizierung der Art ist von
Werden bereits extrahierte Nägel an Kliniken großer Bedeutung, wenn es um die Notwendigkeit
eingesandt, an denen Blut haftet (mit der Fra- der Erkennung hochinfektiöser Erkrankungen
gestellung der Onychomykose), so sind meh- geht (Mikrosporie) .
22 Die Kultivierung von Pilzen
Zwar ist eine zwischenzeitliche Austrocknung des Verbesserung und Erleichterung gebracht (ist
Untersuchungsmaterials für den Pilz nicht schäd- aber mit dem Nachteil verbunden, daß die so un-
lich (sie ist fast unvermeidlich beim Versand) ; aber tersuchte Partie oder Kolonieoberfläche abgeris-
sie verzögert zunächst den Wachstumsprozeß in sen und ggf. auch kontaminiert wird) .
vitro . Die mikroskopische Direktkontrolle der Randzo-
Bei allen Pilzarten gibt es Stämme, die in der Kul- nen des Pilzwachstums in Schrägagarkulturen
tur nur indifferentes Mycel bilden (Mycelia steri- durch das Glas hindurch ist ebenfalls nur ein Be-
la), so daß eine Differenzierung auf Schwierigkei- helfsmittel, das in vielen Fällen versagt .
ten stößt . Ein Temperaturwechsel der Kultur (von Das von RIDDELL beschriebene Verfahren
Brutschrank- in Zimmertemperatur) oder die (Abb . 9) der Objektglaskultur erlaubt es, die Kul-
Übertragung auf einen »mageren« Nährboden tivierung auf geeigneten Medien mit der mikro-
kann die Conidienbildung propagieren . skopischen Kontrolle zu verbinden, ohne daß der
Bei Trichophyton rubrum, das ohnehin nicht zu Thallus beschädigt wird .
reicher Conidienproduktion neigt, ist dieser Dazu werden auf sterile Objektträger quadratisch ange-
Wechsel oft erforderlich ; bisweilen hilft auch eine ordnete Stücke von Pilznährboden mit etwa I cm Sei-
Selektivkultur auf pigmentförderndem, glycerin- tenlänge und einer Schichthöhe von 2 mm aufgelegt, an
haltigen Nährsubstrat . den Seiten mit Pilzmaterial beimpfI und mit sterilen
Deckgläschen bedeckt . Diese ObjekIträgerkultur wird
Objektglaskultur in einer feuchten Kammer bei der gewählten Tempera-
tur genauso lange bebrütet wie die Petri-Schalen-Kul-
Die mikroskopische Kontrolle von Strukturein- tur .
zelheiten der Pilzzellen und ihrer Vermehrungs- Die Kontrolle kann zwischenzeitlich auch durch Mikro-
organe wird dadurch beeinträchtigt, daß auch bei skopieren der ganzen, herausgenommenen Objektträ-
vorsichtigem Manipulieren die oft nur lose haf- gerkultur erfolgen . Ggf . kann man das Deckglas vorsich-
tig und unter sterilen Kautelen abheben und mit der
tenden Conidien abbrechen und sich unregelmä-
Schichtseite nach unten auf einen sauberen Objektträ-
ßig in der Einbettungsflüssigkeit verteilen . Oft ger mit einem Tropfen Lactophenol-Baumwollblau-Lö-
muß man dann sehr lange suchen, um unter dem sung legen. - Der Agarblock wird bei Fortsetzung der
Mikroskop einigermaßen typisch angeordnete Züchtung dann mit einem frischen sterilen Deckglas be-
Strukturen zu finden . deckt .
Die Verwendung von Klebestreifen zur Gewin-
nung von Präparaten hat hier eine erhebliche
Schädlinge in Pilzkulturen
Zu den besonders unerfreulichen Erlebnissen im
mykologischen Labor gehört der Befall von Pilz-
kulturen durch Milben .
Diese werden entweder durch bereits andernorts
kontaminierte Kulturen eingeschleppt oder ge-
langen durch Untersuchungsmaterial, Gerät-
schaften usw . in das Labor. Da sie für das bloße
Auge kaum sichtbar sind, werden sie oft erst ent-
deckt, wenn schon zahlreiche Kulturröhrchen be-
fallen sind .
Diese Milben (mehrere Arten aus verschiedenen
Gattungen) kriechen durch die Wattestopfen von
einem Kulturröhrchen auf das andere, verschlep-
pen dabei auch Conidien und sind dann Anlaß von
Verunreinigungen mannigfaltiger Art .
Ihre Vernichtung erfolgt durch Dämpfe von
Para-dichlor-benzol in einem dicht verschließba-
ren Behälter, worin die Kulturröhrchen mit einer
entsprechenden Menge der kristallinen Chemika-
Abb . 9 Objektglaskultur nach Riddell . a Schema- lie eingelegt und dieser 4 Stunden ausgesetzt wer-
zeichnung der Aufsicht, b Schemazeichnung der den . Der Vorgang ist nach je I Woche zweimal zu
Seitenansicht, c Aufsicht fotografiert . wiederholen, da die giftigen Dämpfe die Larven in
Diagnostische Methoden 23
den Eiern nicht erreichen, so daß diese erst sonders wichtig, weil der „Keimschlauch" sehr
schlüpfen müssen . empfindlich ist und sein Kontakt mit der Nährbo-
Infolge der unausbleiblichen Verunreinigung der- denoberfläche nicht unterbrochen werden darf .
art befallener Kulturen mit Bakterien und ande- Der Verfasser (HEYMER) brachte es bei Kulturen
ren Pilzen ist nach der Ausräucherung die Anle- von Claviceps purpurea mit dieser Methode zu ei-
gung von Subkulturen und deren sorgfältige Kon- ner Anwuchsquote von 90% .
trolle vor Anlegen neuer Kulturen erforderlich . Die Isolierung der sehr kleinen Ascosporen - sie
Alternativ kann zur Prävention des Milbenbefalls sind vom genetischen Standpunkt das beste Aus-
0,1 g LindanR-Pulver' zu 1 1 Nährboden zugesetzt gangsmaterial - gelingt nur mit Hilfe eines Mi-
werden . Diese Substanz tötet Milben in einigen kromanipulators . Er erlaubt das Absaugen einer
Minuten ab, ohne die Pilzkulturen zu schädigen . einzelnen Spore direkt aus dem Suspensionstrop-
Leider wird dadurch die Kontamination durch fen mit einer Kapillarpipette, die auf Schlitten ge-
einmal eingedrungene Milben nicht beseitigt . führt und gleichzeitig unter dem Mikroskop beob-
achtet werden kann.
krobiologischen Laborbereiche gelten, das erfor- die Glaswand an der Verbreitung im umgebenden
derliche Maß an Infektionsschutz für die dort ein- Luftraum gehindert werden .
gesetzten Arbeitskräfte . Leider zeigt aber die Er- Der Verfasser (SEELIGER) benützt seit vielen Jah-
fahrung, daß sich immer wieder Laboratoriumsin- ren zur Entkeimung von Drahtösen usw ., die mit
fektionen durch pathogene Pilze ereignen . Pilzkulturmaterial (oder auch mit Mykobakterien
Dies geht vor allem auf sorglosen oder gar nach- u . ä .) behaftet sind, ein Gefäß mit kochendem
lässigen Umgang mit Kulturgefäßen zurück . So ist Wasser, das neben der Gasflamme aufgestellt wird
es eine alte Unsitte, daß mit Pilzen bewachsene (z . B . auf einer kleinen Heizplatte) . Durch Ein-
Kulturplatten, die eigentlich nicht mehr benützt tauchen der Ösen, Nadeln oder Haken in das ko-
werden, oft noch lange herumstehen, zwischen- chende Wasser werden die infektiösen Partikel
zeitlich auch geöffnet werden (wodurch Conidien unverzüglich abgetötet . Danach erfolgt dann das
entweichen und den umgebenden Luftraum kon- Ausglühen über der offenen Flamme in der übli-
taminieren) und manchmal zur Nahrungsquelle chen Weise .
für Ungeziefer (Pharaoameisen, Fliegen, Milben Die Arbeiten sollen möglichst auf Arbeitstischen
usw .) werden . mit säurefesten, glasierten Kacheln erfolgen, da
ein solcher Arbeitsplatz mit dem Bunsen-Brenner
Im Prinzip gehören alle beimpften bzw . bewach- abgeflammt werden kann .
senen Kulturgefäße (Petri-Schalen mit Nährbö- Die Übertragung von Kulturbestandteilen auf
den noch mehr als Kulturröhrchen mit Watte-,
Objektträger, zwecks anschließender Untersu-
Kunststoff- oder Aluminiumverschlüssen) in ent- chung unter dem Mikroskop, führt leicht zur
sprechend dimensionierte Behälter (ggf . mit Glas- Übertragung von vermehrungsfähigem Material
fenstern) mit Einsätzen, Schubladen usw . auf die unmittelbare Umgebung, auch auf das Mi-
Bei der Übertragung von infektiösem Kulturma- kroskop, so daß hier Vorsicht geboten ist und der
terial ist - infolge seiner oft zähen Konsistenz Arbeitsplatz, ggf . auch der Mikroskopiertisch,
ebenso wie infolge seiner nicht weniger oft watte- täglich mit einem pilzwirksamen Desinfektions-
ähnlichen Beschaffenheit - im Laufe der Manipu- mittel gereinigt werden sollte .
lationen eine Fülle von Möglichkeiten gegeben, Eine besondere Gefahr besteht beim Verwenden
daß sich infektiöse Partikel ablösen und damit zur von Kulturaufschwemmungen im Rahmen von
potentiellen Gefährdung im Labor führen . experimentellen Tierversuchen, da hier sowohl
Da nicht selten Pilzmaterial, das sich an den zur durch die Manipulationen und bei Verwendung
Übertragung benützten Drahtösen, Nadeln oder undichter Glasspritzen (Kunststoffeinmalspritzen
Haken befindet, beim nachfolgenden Ausglühen sind hierzu wesentlich besser!) als auch durch
derselben verspritzt, empfiehlt es sich, die Gas- Rückspritzen bei mangelndem Sitz der Injek-
flamme mit einer ca . 12 cm hohen Schutzvorrich- tionskanüle auf der Spritze erhebliche Ver-
tung aus feuerfestem Glas (Abb . 10) zu sichern, so streuungen von infektiösen Partikeln erfolgen
daß sich ablösende, noch infektiöse Partikel durch können .
Besonders gefährdet sind die Unterarme und Glasgefäßen . Durch entstehende Aerosole kön-
Hände der Personen, die direkt mit den Pilzkultu- nen dabei über Luftströmungen infektiöse Parti-
ren umgehen, einmal bei Tierversuchen mit unbe- kel in relativ weit entfernte Laborbereiche ver-
absichtigter (oder unerkannter) Kontamination schleppt werden . Deshalb muß es erste Pflicht
der Hand (die sich übrigens leicht mit Einmal- sein, nach einem solchen Unfall zunächst mit
handschuhen schützen läßt), zum andern, wenn feuchten Tüchern oder Zellstoff die Unfallstelle
infektiöse Partikel unter Armbänder oder Finger- abzudecken, bevor dann in Ruhe die erforderliche
ringe gelangen, wo sie infolge der dort wirkenden Desinfektion und Beseitigung erfolgt . Dazu ist es
Reibung besonders leicht haften und zu Infektio- natürlich unerläßliche Voraussetzung, daß auch
nen führen . (Z . B . wurden Epidermophytie, Spo- der kleinste Unfall, insbesondere Glasbruch von
rothrixmykose und selbst primäre Coccidioides- Kulturgefäßen, dem verantwortlichen Laborleiter
mykose auf diese Weise verursacht .) Es ist deshalb
kein Zeichen übertriebener Furcht, wenn man im
Pilzlabor Handschmuck, Armreifen usw . nicht
trägt .
Die größte Gefährdung geht jedoch von einigen
Erregern primärer Lungemykosen aus, die durch
Einatmung infektiöser Kulturbestandteile in La-
boratorien ebenso leicht zur Ansteckung führen
können wie in der von diesen Pilzen befallenen
Umwelt .
In den Abschnitten über Coccidioidesmykose und
Histoplasmamykose wird auf die nicht unbe-
trächtliche Gefährdung im Labor und ihre Verhü-
tung speziell Bezug genommen (s . S . 197 u .
S . 205) . Grundsätzlich sind die Mycelphasen der
in Frage kommenden Erreger mit ihren sich nach
5-7 Tagen bildenden und leicht ablösbaren Coni-
dien oder Arthrosporen als besonders gefährlich
anzusehen, so daß es unbedingt ratsam erscheint,
alle Manipulationen stets unter dem Schutz ent-
sprechender Impfkabinen (Abb . 11) vorzuneh-
men . Diese sind ihrerseits nach der Benützung zu
desinfizieren . Die abgeleitete Luft wird mittels
Filtern oder durch das Passieren von Flammen-,
Heißluft- oder UV-Sperren entkeimt, bevor sie
der Außenluft zugeführt wird .
Eine erhebliche Gefährdung ergibt sich bei Tier-
versuchen durch rückfließendes infektiöses Mate-
rial aus der Impfstelle, durch Injektionsunfälle,
Verletzungen mit kontaminierten Nadeln usw .
Für Inhalationsinfektionen wurden spezielle Vor-
richtungen entwickelt, die den Menschen gegen
akzidentelle Infektionen schützen sollen
(Abb . 12) .
Unter besonderen Umständen müssen die im
Hochgefährdungsbereich eingesetzten Kräfte
durch Schutzanzüge und ein eigenes Belüftungs-
system gegen die eventuell mit infektiösen Luft-
sporen belastete Umwelt abgeschirmt werden
Abb . 12 Impfkammer für Mäuse . a Schemazeich-
(vgl . SEELIGER U . WERNER 1967) (Abb . 13, 14) . nung, b leere Infektionskammer, c Infektions-
Relativ häufig sind Verstreuungen von infektiö- kammer in Betrieb (Impfkammer nach Piggott u .
sem Kulturmaterial durch Glasbruch beim Herun- Emmons, 1960) (mit freundlicher Genehmigung von
terfallen oder Herumtragen von Pilzkulturen in Dr. Emmons) .
Diagnostische Methoden 27
daß die gelegentlich benützten Mund- und Nasen- gegenstände) in Listen der D .G .H .M . publiziert ;
schutzmasken aus Papier bestenfalls nur eine ge- diese werden von Zeit zu Zeit revidiert .
ringe Verminderung einer eventuellen Gefähr- Es ist zu erwarten, daß im Rahmen der Richtli-
dung bewirken und keinesfalls zu einem falschen nienkompetenz und der Harmonisierungsbemü-
Gefühl der Sicherheit und zu sorglosem, wenn hungen durch die Gremien der Europäischen
nicht gar fahrlässigem Umgang mit Pilzkulturen Gemeinschaft in absehbarer Zeit Maßstäbe ge-
führen dürfen . setzt werden, die supranationale Verbindlichkei-
Beachte Empfehlungen der deutschen For- ten schaffen .
schungsgemeinschaft zum Einsatz von mikrobio-
logischen Sicherheitskabinen (1979) .
Therapeutische Substanzen
Dies gilt allerdings vorerst wohl noch lange nicht
für jene therapeutischen Substanzen, die auf den
In-vitro-Testung von Pilz- Haut- und Schleimhäuten sowie im Körper des
hemmstoffen (Antimycetica Menschen zum Zwecke einer lokalen wie internen
Mykosebekämpfung eingesetzt werden .
und Antimykotica) Als Grundlage für eine gezielte Therapie dient in
Zahlreiche Substanzgruppen üben eine wachs- der Mikrobiologie im allgemeinen der in-vitro-
tumshemmende (fungistatische) oder keimtö- Test der Hemmwirkung der antimikrobiellen Sub-
tende (fungizide) Wirkung auf Sproß- und stanz auf die Keimvermehrung . Seit einigen Jah-
Schimmelpilze aus . Sie werden teilweise zur Ver- ren wird auch immer häufiger eine Resistenz- bzw .
hütung des Pilzwachstums in Lebensmittel inkor- Sensibilitätsbestimmung von Pilzisolaten gefor-
poriert oder in Gegenstände des täglichen Bedarfs dert, die mutmaßliche Erreger einer Mykose sind .
eingearbeitet, um deren Verschimmelung zu un- Im Gegensatz zu der heute weit entwickelten
terbinden . Sie werden zur Desinfektion der Haut- Standardisierung der Untersuchungstechnik und
und Fußbekleidung (in feucht-warmen tropischen der Bewertung der Testergebnisse im Rahmen der
Gebieten auch der Oberkleidung) eingesetzt, um medizinischen und veterinärmedizinischen Bakte-
das Anwachsen von Schimmelpilzen oder Derma- riologie steht die in-vitro-Resistenzprüfung von
tophyten zu verhindern . Zahlreiche Desinfek- Pilzstämmen noch am Anfang ihrer Entwicklung,
tionsmittel finden im Labor, in der Lebensmittel- und den Ergebnissen kommt - von wenigen Aus-
verarbeitung, auch in der industriellen Fertigung nahmen abgesehen - derzeit überwiegend nur
(Schleifwässer) regelmäßig Verwendung, und eine orientierende Bedeutung zu .
Pilzhemmstoffe oder abtötende Substanzen stel-
len das Gros der zur Therapie der Haut- und Untersuchungsmethodik
Schleimhautmykosen eingesetzten Therapeutica .
Deren pilzhemmende Wirkung - fungistatisch wie Grundsätzlich können drei verschiedene Untersu
fungizid -wird im Laboratorium in vitro und unter chungs-methoden angewandt werden :
praxisnahen Bedingungen geprüft . 1 . Prüfung des Pilzwachstums in flüssigen Sub-
straten (z . B . Sabouraud-Bouillon, Hirn-
Herz-Infusionsbrühe, mit und ohne Zusatz von
Desinfektionsmittel 5-10% Rinderserum, ferner Vorschrift 38
Soweit es sich um Wirkungen als Desinfektions- ohne Agarzusatz, s . S . 42), denen das Antimy-
mittel in den verschiedenen Anwendungsberei- ceticum in Mengen zugesetzt wird, die im the-
chen handelt, sei auf die Richtlinien der Deut- rapeutischen Anwendungsbereich liegen, d . h .
schen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie den lokal oder visceral erreichbaren Konzen-
(D .G .H .M .) sowie auf ähnliche Vorschriften der trationen entsprechen - dies unter Berücksich-
Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft tigung der Menge der Zelleinsaat, der Nährbo-
verwiesen, in denen die Untersuchungsmethodik denzusammensetzung (einschließlich evtl . An-
verbindlich festgelegt ist, wenn die Testsubstanz tagonisten der Prüfsubstanz, aber auch Prota-
einen entsprechenden Prüfvermerk erhalten soll . gonisten des Zellwachstums), der Bebrütungs-
Derart geprüfte Substanzen werden mit Angaben temperatur und der Beobachtungsdauer sowie
der ermittelten Gebrauchskonzentration, der der Ablesekriterien . Die Wasserunlöslichkeit
Einwirkungsdauer und der jeweiligen Anwen- der meisten als wirksam gefundenen Substan-
dungsbereiche (Hände, Oberflächen, Gebrauchs- zen erfordert Lösungsvermittler (Dimethyl -
Diagnostische Methoden 29
formamid, Äthylalkohol, Propylenglykol usw .), aufgetragen . Dann erfolgt die Bebrütung und
wodurch bei der praktischen Durchführung der Ablesung der Hemmwirkung, die durch
Resistenzbestimmung im Flüssigsubstrat ge- Wachstumshemmung in der Umgebung der
wisse Schwierigkeiten entstehen . aufgetragenen Testsubstanzen erkannt wird .
Im Prinzip kann man aber mit dieser Methode Wiederum bedingt die wechselnde und bei
die minimale Hemmkonzentration (MHK) und manchen Antimycetica fehlende bzw . ungenü-
eventuell auch die minimale abtötende Kon- gende Wasserlöslichkeit mannigfaltige Fehler-
zentration bestimmen, analog zu der üblichen quellen . Diese werden ferner beeinflußt durch
Bakterienresistenzbestimmung . das unterschiedliche Diffusionsvermögen der
2 . Prüfung des Pilzwachstums auf Agarnährböden Testsubstanzen in Abhängigkeit von ihrer
in Schrägagarkulturen, denen die Testsubstanz Wanderungsgeschwindigkeit im Agargel, und
- wie vorstehend - bei Temperaturen zwischen auch von ihrem Abbau im Laufe der Bebrü-
45 und 50 ° C zugesetzt wird . Nach gleichmäßi- tung . Schlecht wasserlösliche Substanzen er-
ger Verteilung läßt man diese Nährböden in zeugen bei diesem Hemmhofverfahren meist
Schräglage erstarren . Die Nährböden haben im geringe Hemmhöfe, wenn das Inoculum emp-
Prinzip die gleiche Zusammensetzung wie die findlich ist, ohne nachträgliches Wachstum in
Flüssigsubstrate und unterscheiden sich ledig- diesen . Gut wasserlösliche Stoffe, z . B . aus der
lich durch den Agarzusatz . Die häufige Wasser- Klasse der Imidazol-Pilzhemmstoffe, bedingen
unlöslichkeit der Testsubstanzen erfordert bei einem empfindlichen Inoculum dagegen
wiederum ggf . den Einsatz von Lösungsver- meist sehr große Hemmhöfe . Da die Wirkstoff-
mittlern, um eine homogene Verteilung im er- konzentration nach der Peripherie hin aber lau-
starrenden Nährboden zu erreichen . fend abnimmt, besteht außerdem die Möglich-
Die Schrägagarkulturen werden mit einem keit, daß nach verlängerter Bebrütung nach-
standardisierten Inoculum aus Pilzzellen bzw . träglich große Teile eines anfänglichen Hemm-
zerkleinerten Pilzkulturbestandteilen beimpft hofes doch noch Pilzwachstum zeigen .
und nach der jeweils erforderlichen Bebrü- In der Tat besteht bei allen üblichen Antimyce-
tungszeit und -temperatur auf Wachstum bzw . tica - außer 5-FC - keine lineare Korrelation
Wachstumshemmung der Einsaat unter Beach- zwischen Hemmhofdurchmesser und MHK
tung der Wachtumskontrollen auf testsubstanz- (minimale Hemmkonzentration) .
freien, parallel laufenden Kulturen beurteilt . Angesichts dieser Gegebenheiten ist eine Beur-
Hinsichtlich der unter 1 . genannten Antagoni- teilung der eventuell zu erwartenden Wirksam-
sten und Protagonisten gelten die gleichen Kri- keit einer geprüften Substanz aufgrund der
terien . Hemmhofgröße nur bedingt möglich . Allenfalls
3 . Prüfung des Pilzwachstums auf Agarplatten im ist die Aussage statthaft, ob überhaupt eine
Hemmhofversuch : Auch hier liegen- analog zu Hemmung des Pilzwachstums bei der gegebe-
den unter 1 . und 2 . dargestellten Verfahrens- nen Konzentration der Testsubstanz erfolgt .
weisen - noch keine allgemeingültigen oder an- Mit anderen Worten : In der Regel läßt sich die
erkannten Richtlinien vor, die für alle Testsub- Resistenz, aber kaum der Grad der Empfind-
stanzen gelten (ausgenommen 5-Fluorocytosin lichkeit ermitteln (ausgenommen 5-FC, s . wei-
= 5-FC) . Im Prinzip geht man dabei so vor, daß ter unten) .
das - wiederum auf eine bestimmte Zahl von Weiter ist zu berücksichtigen, daß - analog zu
Pilzzellen oder homogenisierten Kulturbe- den Gegebenheiten bei Bakterienstämmen -
standteilen eingestellte - Inoculum entweder in während der therapeutischen Verabfolgung
dem noch flüssigen Nährboden verteilt wird, von antimycetischen Substanzen als Antimyko-
der dann in Petri-Schalen übertragen wird, wo tica eine Resistenzentwicklung auftreten kann,
er mit dem Inoculum erstarrt, oder daß das Ino- die sich im Agardiffusionstest durch Wachstum
culum auf der Oberfläche des erstarrten Nähr- von Pilzkolonien des Teststammes im Hemm-
bodens mit einem Glasspatel verteilt wird . - hof und bei zunehmendem Anteil resistenter
Anschließend wird die Testsubstanz in be- Zellen im Inoculum durch fehlende Hemmhöfe
stimmten Mengen (Tab . 2, s . S . 31) - die wie- zu erkennen gibt .
derum in einem sinnvollen Verhältnis zu der In der täglichen Praxis des Pilzlaboratoriums
therapeutisch wirksamen Konzentration stehen kommt beim heutigen Kenntnis- und Erfahrungs-
müssen - auf der Oberfläche des mit dem zu stand den sog . Resistenzbestimmungen von Pilz-
prüfenden Pilzstamm beimpften Nährbodens isolaten aus pathologischem Untersuchungsmate-
30 Pilzhemmstoffe
rial nur eine mäßige Bedeutung zu. In den meisten kaum Resistenzbestimmungen erfordern . Da für
Fällen könnte darauf verzichtet werden, wenn be- die Therapie visceraler Mykosen die meisten der
kannt ist, ob die jeweilige Pilzart generell durch heute im Handel befindlichen Imidazole aber we-
das zu prüfende Antimyceticum (Antimykoticum) gen ihrer Metabolisierung nicht in Frage kommen
gehemmt wird oder nicht . Vor allem bei lokaler (ausgenommen das unter dem Handelsnamen
Anwendung auf Haut und Schleimhäuten können Daktar® i .v . eingeführte Produkt und neuerdings
am Ort der Infektion leicht Konzentrationen er- das Ketoconazol), entfällt auch hier die Notwen-
reicht werden, die auf alle Fälle über der MHK digkeit einer Resistenzbestimmung . Hinsichtlich
liegen . der in-vitro-Testungen von Pilzisolaten gegen die
letztgenannten Mittel liegen für die Routinean-
wendung keine ausreichenden Erfahrungen vor .
Pilzhemmstoffe Zur Zeit bemüht sich eine Arbeitsgruppe der
Paul-Ehrlich-Gesellschaft, Richtlinien für eine
Empfindlichkeitsbestimmung von Pilzstämmen
Mykostatin (Nystatin), gegen Imidazolverbindungen zu erstellen .
Amphotericin B und Natamycin
Mykostatin, Amphotericin B sowie Natamycin Griseofulvin
sind wasserunlösliche Polyene mit guter in-vi-
Eine in-vitro-Wirkstoffbestimmung von Derma-
tro-Hemmwirkung gegen Candida- und Crypto- tophyten gegen das unter verschiedenen Handels-
coccusarten sowie teilweise auch gegen Erreger
namen erhältliche Fungistaticum Griseofulvin
einiger Systemmykosen . In der Regel werden (vgl . hierzu die Abschnitte über Mikrosporieerre-
diese Stoffe zur Therapie von Sproßpilzmykosen
ger, S.94 ff.) ist ebenfalls unnötig, da die für die
auf Haut und Schleimhäuten herangezogen . Auf
wichtigsten Species gültigen Hemmwerte bekannt
eine Empfindlichkeitsbestimmung kann in der sind .
Routine verzichtet werden, wenngleich gesichert
ist, daß unter Laborbedingungen Candidastämme
eine zunehmende Resistenz gegen Amphotericin 5-Fluorocytosin (5-FC)
B erwerben können (aber in Subkulturen ohne So verbleibt eigentlich nur das 5-Fluorocytosin
Einwirkung von Amphotericin B auch wieder ver- (5-FC), dessen Anwendung zur Therapie der
lieren) . Von den genannten Stoffgruppen wird le- Cryptococcus- und Candidamykose eine in-vi-
diglich das Amphotericin B in fein disperser Form tro-Resistenzbestimmung erfordert, erstens, da
auch intravenös über Tropfinfusionen verab- ein Teil der Sproßpilze von vornherein resistent ist
reicht, so daß es - bei isoliertem Erreger zweck- (besonders Candida albicans der Serogruppe B)
mäßig sein kann, dessen Empfindlichkeit vorher und zweitens, da die primäre Empfindlichkeit der
oder im Therapieverlauf zu testen, da Amphoteri- in Rede stehenden Arten nach Verabfolgung des
cin B nephrotoxische Wirkungen hat und bei in- wasserlöslichen, gut resorbierbaren und gut ver-
travenöser Gabe eine strenge Indikation erfor- träglichen Stoffes fast stets vom Auftreten 5-FC-
dert . resistenter Zellen des Erregerstammes gefolgt ist .
Eine Resistenztestung von Histoplasma- und Deshalb muß vor und während der 5-FC-Thera-
Coccidioidesisolaten gegen Amphotericin B wird pie die Resistenzbestimmung durchgeführt wer-
in der Regel nicht durchgeführt, da die (prinzipiel- den . Diese hat zur Voraussetzung, daß der Nähr-
le) Hemmwirkung bekannt ist, aber aus dem Er- boden frei von 5-FC-Antagonisten ist . Hierzu ist
gebnis entsprechender Versuche keine therapeu- im Handel der Bacto-Yeast-Morphology-Agar ®
tischen Folgerungen gezogen werden können, (Bezugs-Nr . B 393) geeignet . Allerdings muß
zumal z . B . bei Histoplasmamykose die intracellu- jede Charge vorher geprüft werden . Alternativ
lär vorhandenen Pilzelemente nicht oder nur un- kann man sich auch ein 5-FC-antagonistenfreies
zureichend erfaßt werden können . Substrat selbst herstellen (Vorschrift 38, s . S . 42) .
Ausführung der in-vitro-
Imidazolverbindungen Resistenzprüfung gegen 5-FC
Hinsichtlich der Imidazolderivate ist zu sagen, daß 1 ml einer auf eine Menge von 10 6 Zellen/ml ein-
diese alle Candida- und Torulopsisarten sowie gestellten Aufschwemmung der Reinkultur des zu
zahlreiche Dermatophyten in vitro gut hemmen prüfenden Isolats in 0,85 %iger NaCl-Lösung wird
und deshalb bei lokaler Anwendung eigentlich mit 9 ml des verflüssigten und auf etwa 45° C ab-
Diagnostische Methoden 31
gekühlten Testnährbodens (s . oben) in einer Petri- Infolge der sehr unterschiedlichen Wanderungs-
Schale gemischt . Nach Erstarren werden Papier- geschwindigkeit der Testsubstanzen im Agargel
träger mit einem Durchmesser von 7 mm (enthal- empfiehlt es sich, stets die 5-FC-Testung getrennt
tend 1 µg 5-FC) aufgelegt . von den übrigen Präparaten durchzuführen . Auch
(Die Papierträger werden mit einer Lösung von Sollten Imidazolverbindungen nicht auf der glei-
1 mg 5-FC in 10 ml Äthylalkohol getränkt und chen Agarschale getestet werden wie die Polyene .
enthalten nach dem Trocknen etwa 1 µg - bei
Trockenlagerung jahrelang haltbar .) Anmerkung zum Inoculum
Bei Candida und Torulopsis wird der Hemmhof-
Hinsichtlich der Menge der Zelleinsaat bei der Imida-
durchmesser nach 24 Std . bei 36° C, bei Crypto- zolprüfung in vitro vertreten einige Untersucher die An-
coccus neoformans-Isolaten nach 48-72 Std . bei sicht, daß relevante Aussagen nur bei einem Inoculum
36° C bestimmt . Eine klare, kreisrunde Hemm- von 103 -10 4ZelnjmTstubraehlnwd
zone mit einem Durchmesser über 30 mm zeigt können (Hemmbereiche durch 2-4 µ g) . Da die lokale
eine in der Norm liegende Empfindlichkeit an. Ist Anwendung dieser Stoffe jedoch um ein Vielfaches hö-
die Hemmzone kleiner, unscharf oder fehlend here Konzentrationen mit sich bringt, erscheint die Be-
oder bilden sich im Hemmhof Kolonien, bedeutet nützung größerer Inocula (also 10 5 in der endgültigen
dies eine Resistenz entsprechenden Grades . Verdünnung im Testsubstrat) ebenfalls statthaft .
Konstruktive Vorschläge zur Verbesserung und
Anwendung des gleichen Verfahrens Standardisierung der Testung pilzhemmender
bei anderen Präparaten Substanzen wurden in neuerer Zeit von ANSORG u.
Im Prinzip läßt sich das Verfahren auch orientie- BAGGER (1977) sowieGEMINHARDT, CZYK
rend mit anderen Präparaten benutzen. Die Her- u . BOCHARDT (1978) sowie DROUHET u . DUPONT
stellung der Papierträger ist aus Tab . 2 ersichtlich . (1978) gemacht .
Vorschriften f•r Nührbäden und
Farbläsungen
34 Nührbäden in der Pilzdiagnostik
Nührbäden in der Pilzdiagnostik diese mäglichst frisch sein sollen, ist die Anschaf-
fung eines kleineren Autoklaven (10 oder 20 Li-
Die in der Diagnostik menschlicher und tierischer ter) f•r mykologische Nührbäden empfehlens-
Mykosen benutzten Nührbäden sind in ßberein- wert. Solche Autoklaven sind besser regulierbar
stimmung mit den relativ bescheidenen Ernüh- und erfordern - auch f•r Versuchsmengen - keine
rungsanspr•chen der in Frage kommenden Pilze lange Anheizzeit und einen geringen Arbeitsauf-
ziemlich einfach und kännen auf der Basis weniger wand .
Grundsubstanzen ohne groÜen Aufwand selbst Das vorherige Entfernen der Luft aus dem Kessel
hergestellt werden (vgl . hierzu die einleitenden durch kurzes ©ffnen des Sicherheitsventils ist
Ausf•hrungen auf S . 17ff .) . wichtig, da ein vorhandener Luftrest die Innen-
Als N- Quelle dient Pepton, als C-Quelle Glucose ; temperatur vermindern kann .
dazu kommt NaCl zur Erzielung einer gewissen Das Temperaturniveau muÜ f•r die Dauer der
Isotonie. Sterilisationszeit konstant bleiben und darf kei-
Einige Besonderheiten grenzen die Nührboden- nesfalls •berschritten werden . Fast alle mykologi-
technik des mykologischen Laboratoriums gegen- sehen Nührbäden enthalten Zucker, die bei zu ho-
•ber dem bakteriologischen Arbeitsplatz ab . So hen Temperaturen karamelisieren und in diesem
wird die Ausbildung typischer Kolonieformen, Zustand das Nührsubstrat unbrauchbar machen .
charakteristischer Pigmente und bedeutsamer, f•r Bei zu hoher Temperatur sterilisierte Nührbäden
die Artbestimmung wesentlicher Merkmale von sind an der dunklen Verfürbung erkennbar (so-
Eigent•mlichkeiten der Nührbodenbestandteile, fern diese nicht auf Bierw•rze oder Maltose zu-
insbesondere der Peptonsorte, maÜgeblich beein- r•ckzuf•hren ist) .
fluÜt. Diese auf SABOURAUD zur•ckgehende Er- Bei den einzelnen Nührbodenrezepten sind nach-
kenntnis lüÜt es geboten erscheinen, mäglichst folgend jeweils die erforderliche Temperaturhähe
hochwertige Peptonsorten zu benutzen und im (ohne Anheizzeit) und die Sterilisationsdauer an-
gleichen Labor stets Pepton desselben Herstellers gegeben . Da die Logarithmen der Werte f•r
zu verwenden, damit die sich auf dieser Basis ent- Druck und Temperatur linear verlaufen (Tab . 3),
wickelnden Kulturen und mikromorphologischen ist die Angabe des Wertes f•r den Druck (der oh-
Merkmale wenigstens im eigenen Laborbereich nehin nicht so genau abgelesen werden kann wie
einer gewissen Einheitlichkeit unterliegen, an die die Temperatur) •berfl•ssig .
sich der Untersucher bei der Erkennung und Ein- Durch Zusütze von Puffern werden viele Nühr-
ordnung seiner Isolate halten kann . substanzen gegen pH-Änderungen stabilisiert.
Zur Erzielung bestimmter charakteristischer Weitere Zusütze in Form von Hemmstoffen, seien
Merkmale sind bei einzelnen Arten, insbesondere es Antibiotica, andere Chemikalien oder Farb-
bei den Dermatophyten, weitere Substratzusütze stoffe, dienen der selektiven Anz•chtung be-
erforderlich, z . B . Thiamin . stimmter Pilzarten durch Unterdr•ckung von
In der Regel liegt der pH-Bereich der Nührbäden Bakterien und saprophytischen Pilzen, die das Er-
zur Isolierung von Hautpilzen im schwach sauren gebnis von Primürkulturen nachteilig beeinflussen
Milieu ; f•r die Erreger tiefer Mykosen werden kännen . In solchen Füllen muÜ daf•r gesorgt wer-
parallel Substrate mit schwach alkalischem pH den, daÜ derartige Zusütze - nach vorheriger Ste-
benutzt . Bei lüngerem Autoklavieren kann die rilisierung durch Seitz-Filtration oder durch Her-
Nührbodensüure auch den zur Festigung zugesetz- stellung unter sterilen Bedingungen - erst dann
ten Agar hydrolysieren, so daÜ er nicht mehr er- dem vorher sterilisierten Grundsubstrat zugesetzt
starrt .
Eine besondere Bedeutung kommt der Sterilisa- Tabelle 3 Dampfdruck des Wassers im Sütti-
tion zu, die neben ihrer eigentlichen Aufgabe gungszustand (nach Schlegel, 1974).
schonend f•r die Ingredienzien durchgef•hrt wer-
den muÜ . Die Entkeimung im gespannten Dampf Temperatur Dampfdruck p
öC at
im Autoklaven hat sich als zuverlüssig erwiesen .
Sie ist einfacher als die fr•her ge•bte fraktionierte 0 0,00623
Sterilisation im strämenden Dampf bei 100ö C 80 0,4829
und erreicht den gleichen Effekt schneller und zu- 100 1,0332
verlüssiger . 110 1,4609
Da mykologische Laboratorien meist einen •ber- 120 2,0245
130 2,754
schaubaren Verbrauch an Nührbäden haben und
Vorschriften zur Herstellung von Pilznührbäden 35
werden, wenn dieses auf Temperaturen abgek•hlt zahl der Hersteller solcher Produkte - von nicht
ist, die mit der Hitzeempfindlichkeit vieler solcher immer einheitlicher Qualitüt - verbietet es, in die-
Zusütze vereinbar sind . (In der Regel ist das bei sem Rahmen nüher darauf einzugehen . Jeder Un-
Temperaturen um 50ö C der Fall, in denen der tersucher muÜ seine Erfahrungen selbst sammeln .
Agar noch fl•ssig ist .) Ähnliches gilt f•r die im Handel befindlichen
Besondere Anforderungen stellen Nührbäden, Peptonsorten .
die zum Nachweis bestimmter enzymatischer Lei- In j•ngster Zeit erhültliche diagnostische Syste-
stungen benutzt werden, z . B . bei Assimilations- me, bestehend aus einer gräÜeren Anzahl von
versuchen von Hefepilzen . Diese werden auf der biochemisch definierten Substraten zur Feststel-
Basis synthetischer Nührbäden durchgef•hrt und lung des Assimilations- und Fermentationsver-
erfordern ebenso wie Substrate zum Nachweis der mägens, aber auch anderer enzymatischer Eigen-
Süure- und Gasbildung sowie der Harnstoffhydro- schaften von SproÜpilzen, befreien den Untersu-
lyse und Nitratreduktion absolut einwandfreie cher von der M•hewaltung der eigenen Herstel-
Reagenzien, bei Zuckern charakterisiert durch die lung . Solche Systeme sind aber in ihrer Verwen-
Bezeichnung „reinst DAB" . dung nicht unproblematisch und geeignet, die
Die Umz•chtung von Mycelphasen dimorpher Feindiagnostik leichter erscheinen zu lassen als sie
Pilze, die auf einfachen mykologischen Substraten tatsüchlich ist, vor allem, da sie dazu verf•hren,
wachsen, in die f•r ihre parasitüre Form charakte- wichtigen morphologischen Merkmalen, die nur
ristische Hefephase erfolgt auf komplexen, durch durch eingehende mikroskopische Untersuchung
gräÜeres Nührstoffangebot ausgezeichneten Sub- erkannt werden kännen, nicht die erforderliche
straten, die durch besonders hochwertige Pepton- Beachtung zu schenken . Zur Zeit stellen die kom-
sorten sowie durch Zusütze von Cystin und von petenten Referenzlaboratorien ihre einschlügigen
Blut bzw . Serum gewonnen werden . Hier wird in Substrate meist selbst her .
der Regel der pH-Wert auf neutrale bzw . schwach Besondere Beachtung verdient die Verunreini-
alkalische Werte eingestellt, wie sie auch unter gung von pathogenen Pilzkulturen-sowohl in der
den Verhültnissen der von diesen Pilzen befalle- Diagnostik als auch bei der Stammhaltung-durch
nen Organe gegeben sind . Dementsprechend wird bakterielle Beimengungen, durch saprophytüre
die in der mykologischen Diagnostik •bliche Pilzarten und nicht zuletzt durch Milben, die
Z•chtungstemperatur von 26ö C (bzw . 32ö C) schon wertvolle Sammlungen zerstärt bzw . un-
dann auf Werte von 37ö C Ö 0,5ö C angehoben . brauchbar gemacht haben (vgl . S . 22) .
Bei der Z•chtung der Gewebsphase von Cocci- Geeignete Verschl•sse, vor allem aber die Auf-
dioides immitis sind weitere Kunstgriffe erforder- bewahrung bei Zimmertemperatur sind ein gutes
lich, so u . a . die Reduzierung der 02 -Spannung Mittel, derartige, oft erhebliche Stärungen im er-
durch Einleiten von CO2 . folgreichen Betrieb eines mykologischen Labora-
Demgegen•ber erfordert die Stammhaltung rela- toriums zu vermeiden . Hefekulturen vertragen
tiv einfache Methoden ; so erweist sich z . B . ein re- K•hlschranklagerung bei + 4ö C sehr gut ; Der-
duziertes Nührstoffangebot als g•nstig, das der matophyten sind unterschiedlich külteempfind-
Entwicklung hüufig •ppig, aber uncharakteri- lich .
stisch wachsender Kolonien ohne charakteristi- Nachfolgend findet sich eine Liste von Rezepten
sche Merkmale entgegenwirkt . Viele Pilze lassen zur Selbstherstellung mykologischer Nührbäden,
sich auf nat•rlichen Substraten, so Reiskärnern, so wie sie in den Laboratorien der Verfasser und
lange Zeit in ihrer typischen Form und Merkmals- anderer Stellen mit Erfolg benutzt werden .
ausbildung erhalten, vor allem in niederen Tem-
peraturen . In anderen Füllen wird die Entwick-
lung artcharakteristischer Formelemente durch Vorschriften zur Herstellung
Grundstoffe auf der Basis von Kartoffel oder Ka-
rotte gefärdert, ebenso wie durch komplexe Ge-
von Pilznührbäden
m•sesüfte usw . die Bildung von Ascosporen bei Vorschrift 1
Hefen erreicht werden kann. SABOURAUD-Glucose-Agar
In neuerer Zeit werden viele in der mykologischen Pepton 10 g
Diagnostik nätigen Nührbäden kommerziell her- Glucose 40 g
gestellt und in pulverisierter Form in den Handel Agar 20 g
gebracht . Sie haben die mykologische Laborato- Aqua dest . 1000 ml
riumsdiagnostik erheblich erleichtert . Die Viel- pH 5,6
36 Vorschriften zur Herstellung von Pilznührbäden
Vorschrift 5
Vorschrift 8
Malzextraktagar
„Freezing"-Agar nach KßHN, ORR
Maltose 12,75 g
u. GHOSH
Malzextrakt 15,00 g
Glucose 2,75 g Kartoffelst•ckchen 200,0 g
Glycerin 2,35 g Agar 20,0 g
K2HPO4 1,00 g Glucose 8,0 g
Hefeextrakt 1,0 g
1Glycerinbwkt ensivPgmtbldunei Aktivkohle 0,5 g
Trichophyton rubrum, Trichophyton gallinae, Tricho- Kartoffelst•ckchen (ohne Schale) in 500 ml Wasser au-
phyton violaceum. toklavieren und durch Mull filtrieren . Das Filtrat mit den
Vorschriften zur Herstellung von Pilznührbäden 37
•brigen Bestandteilen mischen und auff•llen auf 1000 Besonders geeignet zur Differenzierung von Aspergil-
ml Wasser ; autoklavieren 15 Min . bei 120öC . lus- und Penicillium-Arten .
Zur Makroconidienbildung bei Microsporum ferrugi-
neum . Vorschrift 12
Das Medium ist besonders geeignet zur Konservierung Maismehlagar
von Kulturen geophiler Stümme in tiefgefrorenem Zu- Maismehl 40 g
stand . Subkulturen kännen unmittelbar von diesen Kul- Agar 20 g
turen angelegt werden .
Aqua dest . 1000 ml
Vorschrift 9 Maismehl in Aqua dest . 1 Std . kochen, filtrieren und
wieder auff•llen auf 1000 ml .
Haferflocken-Tomatenpaste-Agar Autoklavieren 15 Min. bei 120öC ; Antibiotica nach Be-
nach WEITZMAN u . SILVA-HUTNER darf wie Vorschrift 31 A .
Buchecker-Hafermehl 10 g Dieser Nührboden stimuliert die Sporenbildung bei-
Tomatenpaste 10 g Dermatophyten . Er ist auch vorz•glich zur Chlamydo-
MgSO 4 °7 H2 O 1 g sporenbildung von Candida albicans geeignet - dann vor
KH 2P0 4 1 g dem Autoklavieren 10 g Tween 80 zugeben .
NaN03 1 g
Agar 18 g Vorschrift 13
Aqua dest . 1000 ml Reis-Tween-Agar zum Chlamydosporen-
pH 5,6
und Pseudomycelnachweis von Soorpilzen
Autoklavieren 20 Min . bei 120öC ; Antibiotica wahl- nach TASCHDJIAN
weise wie Vorschrift 31 .
10 ml Filtrat einer 50%igen Reismehlaufschwemmung
Spezialmedium zur Ascosporenbildung bei Dermato-
mit 4 g Agar in 1000 ml Aqua dest . im Dampftopf ko-
phyten . chen. Danach 10 ml Tween 80 zugeben und den
Vorschrift 10 pH-Wert auf 7,0 einstellen . AnschlieÜend 15 Min . bei
120öC autoklavieren und in kleine Kulturschalen gie-
Glucose-Pepton-Agar mit Cycloheximid- Üen .
Chloramphenicol-Zusatz (Mycosel Ø )
Glucose 10 g Vorschrift 14
Pepton 10 g Tween-80-Medium zum Nachweis von
Agar 15,5-20 g Pseudomycel bei Soorpilzen nach SEELIGER
Aqua dest . 1000 ml 10 g
6,9 Pepton
pH Glucose 1 g
Autoklavieren 15 Min . bei 118ö C ; Antibiotica wie Vor- NaCl 5 g
schrift 31 C. Agar 4 g
Mycosel µ -Nührboden ist besonders geeignet zur An- Aqua dest. 1000 ml
z•chtung von Dermatophyten aus Nagelmaterial . Bestandteile durch Kochen läsen, durch Papierfilter fil-
Cave : Einige pathogene Pilzarten werden durch Cyclo- trieren. 10 ml Tween 80 zugeben, pH auf 7,2 einstellen
heximid gehemmt : Aspergillus fumigatus, Candida kru- und in Rährchen zu 5-ml-Mengen abf•llen. 15 Min . bei
sei, Candida parapsilosis, Candida tropicalis, Cryptococ- 120öC sterilisieren . Mit Kork- oder paraffinierten Wat-
cus neoformans, Petriellidium boydii, Trichosporon testopfen gegen Austrocknen sch•tzen .
cutaneum . Durch einen 1 cm langen Stich beimpfen ; Pseudomycel-
bildung zeigt sich durch Ausw•chse entlang des Stichka-
Vorschrift 11 nals (Abb . 24, s . S . 58) .
CZAPEK-Dox-Agar Vorschrift 15 A
Saccharose 30,00 g NICKERSON-Nührbäden zur Selektivz•ch-
NaN0 3 3,00 g
K 2 HP04 1,00 g tung von Candida albicans
MgS04 . 7 H 2 O 0,50 g Synthetisches Basalmedium :
KCl 0,50 g (NH4)2 S0 4 1,0 g
FeSO4 ° 7 H 2 0 0,01 g KH2P0 4 1,0 g
Agar 15,00 g Trypanblau 0,1 g
Aqua dest . 1000 ml Agar 15,0 g
pH 7,3 Biotin 5,0»g
Autoklavieren 15 Min. bei 120öC ; Antibiotica wie Vor- Aqua dest . 1000 ml
schrift 31 A. (pH nicht angegeben)
38 Vorschriften zur Herstellung von Pilznührbäden
Vorschrift 15 C Vorschrift 17
Saures Wismutmedium Vereinfachter Fermentationstest bei Hefen
Glucose 20,00 g mit Hilfe von Zuckertabletten
Wismut-Ammoniumcitrat 5,00 g Die zu pr•fenden Zucker (p . a .) werden im Handel als
Na2SO3 3,00 g
kleine Tabletten angeboten .
(NH4 ) 2 SO 4 3,00 g In schmale 8-ml-Glasrährchen werden 1-2 ml der wüÜ-
MgSO4 . 7 H2O 0,25 g rigen Hefesuspension abgef•llt und die Zuckertabletten
CaCl2 0,25 g hinzugegeben ; nach 8 Stunden ist bereits die erste Gas-
Agar 20,00 g bildung (gekennzeichnet durch Blüschen) ablesbar (s .
Biotin 10,00 »g Abb . 20 b) .
Niacin 10,00 »g
Vorschrift 18
D1 ie Stürke enthült oft Reste von reduzierbarem Zuk-
ker, von denen sie durch umstündliche Reinigungsver- Basalmedium zur C-Assimilation von Hefen
fahren erst befreit werden muÜ (getestet an etwa 50 (NH4) 2 SO 4 5,0 g
Hefearten) . KH2PO 4 1,0 g
Vorschriften zur Herstellung von Pilznührbäden 39
MgSO 4 - 7 H 2 0 0,5 g Dieser Nührboden eignet sich besonders gut zur Erken-
Agar 20,0 g nung von Cryptococcus- sowie zur Abgrenzung einiger
Aqua dest . 1000 ml Candida- und Trichosporonspecies . Er wurde auch in
Autoklavieren 15 Min. bei 120öC ; der Diagnostik von Histoplasma benutzt (s . S . 207) .
Vitaminmischung 1 (einige Tropfen) vor dem Erkalten
zusetzen und in Rährchen abf•llen (keine Schrüglage) .
Zum Gebrauch Nührboden im Wasserbad vorsichtig Vorschrift 21
wieder verfl•ssigen und bei 40öC 2 ml einer wüÜrigen Gem•sesaftagar zum Nachweis von Asco-
Aufschwemmung des zu pr•fenden Hefestammes in den sporen bei SproÜpilzen
fl•ssigen Nührboden geben, gut mischen, in sterile Kul-
In 400 ml Gem•sesaft (z.B . „V8-Saft") 160 g Bücker-
turschalen ausgieÜen. Nach dem Erstarren werden Test-
hefe aufschwemmen . Zu gleichen Teilen mit verfl•ssig-
plüttchen mit den zu pr•fenden Zuckern auf die trok-
tem 4 %igem Wasseragar mischen, pH auf 6,8 einstellen,
kene Nührbodenoberflüche gelegt, oder die Zucker
abf•llen . 15 Min . bei 120'C sterilisieren und in Schrüg-
werden mit Hilfe eines Platinspatels in den Nührboden
lage erstarren lassen .
gegeben (eingestochen) .
Ablesen der Auxanogramme nach 24-48-72 Std . Be-
br•tung (Abb . 20 e) . Vorschrift 22
Guizotia-Kreatinin-Nührboden f•r Crypto-
Vorschrift 19 coccusnachweis nach STAIB und SENSKA,
Vitaminmischung als Zusatz zum C-Basal- 1973
medium nach VAN DER WALT U . VAN KER- Guizotia abyssinica („Negersaat"), im Samengeschüft
KEN, 1961, und nach LODDER, 1970 erhültlich, im maschinellen Homogenisator mäglichst
Biotin fein zerkleinern, davon 50 g in 1000 ml Aqua dest . ge-
0,2 »g
ben, 30 Min. auf 110öC erhitzen, durch ein einfaches
Pantothensüure 40,0
»g
Folsüure »g Papierfilter filtrieren .
0,2
Inosit 200,0
»g Zum Filtrat folgende Substanzen zusetzen :
Nicotinsüureamid 40,0 »g Glucose 10 g
p-Aminobenzoesüure 20,0 »g KH2P0 4 1 g
Pyridoxin- Hydrochlorid 40,0 »g Kreatinin 1 g
Riboflavin 20,0 »g Agar 15 g
Thiamin-Hydrochlorid 100,0 »g pH 5,5-5,9
Aqua dest. 1000 ml 25 Min . auf 110ö C erhitzen und in Petri-Schalen gieÜen .
pH 5,6 Ggf. kännen bakterien- und schimmelpilzhemmende
Sterilisation der in Aqua dest . gelästen Bestandteile mit- Substanzen in der angegebenen Menge (vgl . Vorschrift
tels Seitz-Filtration . 23) zugesetzt werden.
Cryptococcus neoformans und verwandte Arten wach-
sen in braunen, Cryptococcus bacillisporus in gr•nlichen
Vorschrift 20 Kolonien .
Harnstoff-Agar nach CHRISTENSEN
Pepton 1 g
Glucose 1 g Vorschrift 23
KH 2PO4 2 g Selektivagar zur Cryptococcusz•chtung
NaCl 5g nach STAIB u . SEELIGER 1965
Agar 20g
Grundsubstrat :
Aq .dest . 1000ml Glucose 10 g
pH 6,8 KH 2P0 4 1 g
Nach Läsen und pH-Kontrolle Zusatz von 1 ml 1 %iger Kreatinin 1 g
Phenolrotläsung . In Rährchen 4,5 ml abf•llen und 15 Guizotia abyssinica
Min . bei 120öC autoklavieren . Je Rährchen nach Ab- („Negersaat") 1 50 g
k•hlen auf ca . 50öC 0,5 ml einer Seitz-filtrierten Agar 15 g
20%igen Harnstoffläsung zusetzen . Mit 1/3 Schrügteil Aqua dest . 1000 ml
und 2/3 Stichteil erstarren lassen . Nur Oberflüche beimp- Keine pH-Einstellung. Nach Verfl•ssigung und 30 Min .
fen. Harnstoffhydrolyse wird durch Rotfürbung des bei Kochen durch mehrere Lagen Gaze mäglichst klar fil-
pH 6,8 farblosen Mediums angezeigt . trieren, 30 Mid. bei 110ö C sterilisieren . Nach Abk•hlen
auf etwa 50 öC folgende Zusütze dazugeben :
' Herstellung der Vitaminmischung siehe Vorschrift 19
oder fertige Mischung, z . B . Protovit Roche Ø . 1 Herstellung wie in Vorschrift 22 .
40 Vorschriften zur Herstellung von Pilznührbäden
Vorschrift 28
Vorschrift 24 Alternatives Medium zu Bierw•rzeagar
Fl•ssiger Nührboden zur Anz•chtung von Pepton 0,78 g
Pityrosporum ovale (Pityrosporum furfur, Maltose 12,75 g
Malassezia furfur) mit Filamentbildung nach Malzextrakt 15,00 g
DORN u . ROEHNERT Ammoniumchlorid 1,00 g
Dextrin 2,75 g
FeSO4 ° 7H2O 0,60 mg
Glycerin 2,35 g
MgSO 4 7H 2 O 0,13 g K 2 HPO 4 1,70 g
KNO3 l,00 g
Agar 20,00 g
NaC1 1,30 g
Aqua dest . 1000ml
Glycin 3,75 g
Bestandteile im Dampftopf läsen, pH entweder auf 4,8
Glucose 13,00 g
oder 6,5-7,0 einstellen, 15 Min . bei 110öC oder 120öC
Tween 80 50,00 ml
autoklavieren .
Cycloheximid 0,40 g
Chloramphenicol 0,05 g
Aqua dest . 1000 ml Vorschrift 29
pH 5,6 Hirn-Herz-Infusions-Agar
Der pH-Wert wird mit 0,06-molarem Ammoniumphos- Hirn-Herz-Infusion (pulverisiert) 1 37 ml
phatpuffer eingestellt . Agar 15 ml
In Aqua dest . geläste Bestandteile mittels Seitz-Filtra- Aqua dest . 1000 ml
tion sterilisieren und in kleinen Portionen in Rährchen pH 7,2
oder Kälbchen zur Bebr•tung (29öC!) abf•llen . 15 Min . bei 120ö C sterilisieren .
Dieser Nührboden eignet sich zur Umz•chtung dimor-
pher Pilze in die Hefephase (bei 37'C) und zur Stamm-
Vorschrift 25 haltung der Hefephase solcher Pilze .
Fl•ssiger Nührboden zur Anz•chtung von
Pityrosporum ovale (Malassezia furfur) nach Vorschrift 30
MOORE, 1937 Glucose-Cystin-Blutagar nach FRANCIS
Pepton 10 g Pepton 10 g
Maltose 40 g NaCl 5 g
Cycloheximid 400 mg Cystin oder Cysteinhydrochlorid 1 g
Chloramphenicol 50 mg
Aqua dest . 1000 ml ' Kommerziell erhültlich durch die Firmen Difco, BBL,
pH 5,6 Merck, Oxoid, Fresenius u . a .
Vorschriften zur Herstellung von Pilznührbäden 41
120öC sterilisiert . Es ist das Medium der Wahl zum schen, in adüquaten Mengen (am besten 9 ml) in Rähr-
Nachweis proteolytischer Eigenschaften (z . B . bei Can- chen abf•llen und erstarren lassen .
dida lipolytica, Petriellidium boydii und anderen Arten) . Zum Gebrauch verfl•ssigen, auf 45 ö C abk•hlen, Auf-
Beimpfung durch Stich, anschlieÜend Bebr•tung bei schwemmung des Teststammes (1 ml mit ca . 10 6 Zellen
22-26öC, da bei häheren Temperaturen spontane Ver- in 0,85% NaCl-Läsung) zugeben, mischen und in Pe-
fl•ssigung eintritt . trischalen gieÜen . Nach Erstarren Testblüttchen mit
5-FC (vgl . S . 30, 31) auflegen, ggf. auch andere Pilz-
Vorschrift 37 hemmstoffe, und 24-48 Std . bei 36öC bebr•ten .
ASCHNERS Medium zum Nachweis Nota bene : Der Nührboden eignet sich in erster Linie zur
der Stürkebildung bei Cryptococcusarten Pr•fung von Candida- und Torulopsis-Stümmen . Zur
Testung von Cryptococcus neoformans wird das gleiche
Glucose 10,0 g Substrat ohne Ammoniumsulfat, NaCl und CaCl 2 be-
(NH 4 ) 2SO 4 1,0 g nutzt .
KH 2 PO4 1,0 g
MgSO4 ° 7 H 2 O 0,5 g Anmerkung :
Agar 25,0 g Das im Fachhandel erhültliche, ühnliche Testme-
Aqua dest. 1000 ml dium beruht auf der Rezeptur von DROUHET U .
pH 4,5
DUPONT (1978) .
15 Min . bei 110öC sterilisieren . In Petrischalen gieÜen
und erstarren lassen .
Nach Beimpfung 1-2 Wochen bei 20öC bebr•ten . Vorschriften f•r Farbläsungen
Blaufürbung nach Auftropfen von Lugolscher Jodjod-
kaliläsung zeigt Stürkebildung an . Zum Nachweis der
und Fürbungen
Stürkebildung bei Cryptococcus-Species, bei Candida Vorschrift A
humicola, Candida curvata, Trichosporon cutaneum und
Lactophenol-Baumwollblau-Fürbung
Rhodotorula glutinis .
(AMANS Medium)
Vorschrift 38 Phenolkristalle 20 g
Milchsüure 20 g
Testagar zur Pr•fung der 5-Fluorocytosin- Glycerin 40 g
Empfindlichkeit von SproÜpilzarten, abge- Aqua dest . 20 ml
wandelt nach Angaben von DROUHET u. Die 4 Bestandteile werden unter leichtem Erwürmen ge-
MARIAT 1950 läst ; anschlieÜend wird 0,05-0,1 g Baumwollblau hin-
FeCI 2 500 »g zugef•gt .
MnSO4 . 7 50»g Fürbevorgang : Das Untersuchungsmaterial wird in ei-
ZnSO4 7 H2 H2 O 500 »g nem Tropfen der Farbläsung auf einem Objekttrüger
H 3 BO 3 500 »g verteilt und anschlieÜend sofort mikroskopiert . Alterna-
Glucose 30,00 g tiv mit einem Tropfen der Farbläsung einen Objekttrü-
(NH4 )H2 SO 4 3,0 g ger beschicken und Tesafilm mit anhaftendem Kultur-
Asparagin 2,0 g material so dar•ber legen, daÜ die freien Enden des Kle-
KH 2 PO4 1,5 g bestreifens am Objekttrüger ankleben .
MgSO4 - 7 H 2 O 0,5 g Vgl . hierzu alternative Rezeptur von KOCH (1977) .
NaCl 0,1 g
CaCl 2 0,1 g Vorschrift B
Agar (Purified Difco) 15,0 g Giemsa-Fürbung
Aqua bidest . 1000 ml
Da selbstbereitete Läsungen oft schwankende Farbtäne
pH 5,0
ergeben, empfiehlt sich Bezug fertiger, vom Fachhandel
Vitaminläsung : gelieferter Läsungen . Diese werden meist in Verd•n-
Thiamin-HCl 3000 »g nungen von 1 : 20 bis 1 : 30 ben•tzt . Verd•nnung erfolgt
Biotin 20 »g unmittelbar vor Gebrauch : In einen kurzen MeÜzylinder
Pyridoxin 500 »g (der keine Farbreste enthalten darf) zu 20 ml gekochtem
Nikotinsüure 500 »g Aqua dest . (Temperatur 30-40'C) 20 Tropfen Farblä-
Calciumpanthothenat 2000»g sung zugeben und schnell ohne starkes Umsch•tteln mi-
Vitaminläsung in 50 ml Aqua bidest . getrennt herstellen schen . Fertige Läsungen sofort verwenden .
und durch Filtration sterilisieren . Zum Verd•nnen benutztes Aqua dest . vorher auf pH 7,2
ßbrige Bestandteile des Mediums in 950 ml Aqua bi- einstellen .
dest . unter Erhitzen läsen, pH einstellen und 10 Min . bei Fürbevorgang :
120öC autoklavieren . Dem noch heiÜen Substrat die 1 . Prüparate nach välligem Trocknen durch Einstellen in
vorher Seitz-filtrierte Vitaminläsung zugeben, gut mi- K•vette mit 96 %igem Äthylalkohol f•r 30 Min . oder
Vorschriften f•r Farbläsungen und Fürbungen 43
in K•vette mit wasserfreiem Methylalkohol f•r 3 Min . Cave : Lipofuscinkärper (sog . Russell-Kärper) wie
fixieren . SproÜzellen blauviolett (Abb . 191, s . Farbtafel 15) .
2 . Mit FlieÜpapier abtupfen und mit frisch bereiteter
Giemsa-Farbläsung beschichten, 20-30 Min . ein- Vorschrift D
wirken lassen .
3. Mit Wasser absp•len und anschlieÜend in Aqua dest .
Perjodsüure-Schiff (PAS)-Fürbung nach
von Farbresten befreien . Prüparate lufttrocknen. GRIDLEY : Am . J . Clin . Path. 23 [1957] 303
Cave: Da die Farbtäne, z .B . der Leukocytengranula Fixierung : Formalin 10%
usw ., weitgehend vom pH des zur Verd•nnung der Farb- Schnitte : Paraffin 6 » dick
läsung benutzten Wassers abhüngen, ist vorheriges Puf- Läsungen :
fern auf pH 7,2 zu empfehlen . (5,7 g Na 2HPO 4 + 2,45 g - COLEMANS Feulgen-Reagenz
KH2PO4 in 5 1 Aqua dest. läsen und aufkochen, mehrere 1 g basisches Fuchsin läsen in
Wochen haltbar . 200 ml heiÜem Wasser, aufkochen, abk•hlen auf
Ergebnis : Intracellulüre Pilzelemente, insbesondere 50öC, filtrieren,
SproÜformen, blauviolett neben blauvioletten Zellker- 10 ml N-HCl zugeben, weiter abk•hlen und
nen und rosarotem Cytoplasma kärpereigener Zellen, 2g Kaliummetabisulfit zugeben, Läsung 48
Kapseln ungefürbt (Abb . 15 b, s . Farbtafel 2) . Std. im Dunkeln halten, bis sie strohgelb ist,
dann 0,5 g Aktivkohle zusetzen, sch•tteln
und filtrieren . Das farblose Reagenz k•hl
Vorschrift C
aufbewahren .
Gram-Fürbung oder
- Karbol-Gentianaviolett-Läsung : - SCHIFFS Leukofuchsinläsung
Läsung 1 : 2 g Kristallviolett in 50 ml 96 %igem Äthylal-
1 g basisches Fuchsin in
kohol läsen und filtrieren . 200 ml heiÜem Wasser läsen und zum Sieden brin-
Läsung 2 :2 g Acidum carbolicum liquefactum in 50 ml
gen, abk•hlen auf 50öC, filtrieren und mit
96%igem Äthylalkohol läsen .
20 ml N-HCl versetzen, weiter abk•hlen und
Stammläsung : Gleiche Teile der Läsungen 1 und 2 mi-
1g wasserfreies Natriumsulfit oder Natrium-
schen und filtrieren. metabisulfit zugeben . Im K•hlschrank auf-
1 Teil dieser Stammläsung ergibt mit 8 Teilen Aqua dest . bewahren .
die etwa 2 Wochen haltbare Gebrauchsläsung .
Läsung vor Verwendung testen : Zu 10 ml 37-40%igem
- Lugolsche Jod-Jodkali-Läsung :
Formaldehyd werden einige Tropfen SCHIFFS Reagenz
1 g Jod und 2 g Kaliumjodid im Märser unter Reiben
zugesetzt . Die Läsung ist geeignet, wenn die Probe so-
in etwa 5 ml Aqua dest . läsen und dann mit Aqua dest .
fort in rotes Purpur umschlügt.
auf 300 ml auff•llen .
Sie ist unbrauchbar, wenn die Reaktion verzägert ein-
- Safraninläsung :
tritt oder die entstehende Purpurfarbe eine blaue Kom-
3 g Safranin werden in 100 ml heiÜem Aqua dest . ge-
ponente hat .
läst und nach dem Erkalten filtriert (Gebrauchslä-
sung) . - 0,5 %ige Perjodsüure
0,5 g kristalline Perjodsüure in 100 ml Aqua dest . lä-
Fürbevorgang : sen .
1 . Objektglasausstrich durch Erhitzen fixieren.
2 . Prüparat mit Karbol-Gentianaviolett-Läsung be- - N-HCI-Läsung
83,5 ml konzentrierte HCI (D =1,19) in 916,5 ml
schichten .
Aqua dest. läsen.
3 . Ohne AbgieÜen etwa die gleiche Mengen Jod-Jodka-
li-Läsung zusetzen und 1 Min . einwirken lassen . (Es - 0,2%ige Lichtgr•n-Kontrast-Fürbung
bildet sich auf den gemischten Läsungen ein metalli- 0,2 g kristallines Lichtgr•n zu 100 ml Aqua dest . und
scher Glanz .) 0,2 ml Eisessig geben .
4 . AbgieÜen und mit Wasser nachsp•len . Fürbevorgang :
5 . Mit 96 %igem Alkohol in K•vetten oder durch Begie- 1 . In Xylol entwüssern .
Üen so lange behandeln, bis sich keine Farbwolken 2 . Absoluten Alkohol dazugeben .
mehr läsen ; dann mit Wasser absp•len, lufttrocken 3 . 95%igen Alkohol dazugeben .
werden lassen . 4 . Sp•len in Aqua dest .
6 . AnschlieÜend mit Safraninläsung bedecken und 1 5 . Wird Perjodsüurereaktion mit Verdauung ge-
Min . einwirken lassen, dann mit Wasser absp•len und w•nscht, werden Schnitte f•r 20 Min . in 0,5 %ige Diasta-
lufttrocknen lassen . seläsung gelegt . 10 Min. unter flieÜendem Wasser, an-
Ergebnis : SproÜzellen und andere Pilzelemente meist schlieÜend mit Aqua dest . absp•len .
blauviolett ; Kärperzellen rosaorange . Besonders n•tz- 6 . Perjodsüureläsung 5 Min . (Oxidationsmittel) ein-
lich zur Erkennung von pilzühnlichen Bakterienarten, wirken lassen.
insbesondere Nocardien und Actinomyceten (Abb . 7 . Sp•len in Aqua dest.
15 a, s . Farbtafel 2) . 8 . COLEMANS Feulgen-Läsung oder
44 Vorschriften f•r Farbläsungen und Fürbungen
SCHIFFS Leukofuchsinläsung 15 Min . einwirken las- 5 . In Aqua dest . sp•len (3-4mal wechseln) .
sen . 6 .30-60 Min . in die Methenamin-Silbernitrat-Ge-
9 . 10 Min . unter flieÜendem Wasser sp•len, bis sich brauchsläsung (Herstellung : 25 ml Methenamin-
rätliche Fürbung entwickelt . stammläsung und 25 ml Aqua dest ., dem 1-2 ml
10 . Wenige Sek. Lichtgr•n-Kontrast-Fürbung (Gefahr 5%ige Boraxläsung zugesetzt sind) bei 58-60öC
der ßberfürbung), waschen in Leitungswasser, bringen, bis der Schnitt gelbbraun wird . Beim Her-
differenzieren in Süurealkohol : 3-10mal kurz ein- ausnehmen der Schnitte paraffinumh•llte Pinzetten
tauchen. benutzen . Objekttrüger kurz in Aqua dest . tauchen
11 . Waschen in Leitungswasser . und anschlieÜend mikroskopisch die Silberimprü-
12 . Tauchen in Ammoniakwasser zum Blüuen . gnation kontrollieren . (Pilze sollen in diesem Sta-
13 . 10 Min . unter flieÜendem Wasser waschen, dium der Fürbung dunkelbraun sein .')
in •blicher Weise entwüssern und eindecken . 7 . In Aqua dest . sp•len (6mal wechseln) .
Ergebnis : Pilzelemente rot, Untergrund zart gr•n (Abb . 8 . In 0,1 %iger Goldchloridläsung 2-5 Min . tänen .
16 a, b, s . Farbtafel 3) . 9 . In Aqua dest . sp•len .
10 . Nichtreduziertes Silber mit 2 %iger Natriumthiosul-
Cave : Glykogen, Mucin, Fibrin von Thromben und hya- fatläsung 2-5 Min . entfernen .
line Ablagerungen bei Arteriosklerose sind rosa bis pur-
11 . Gr•ndlich in Leitungswasser sp•len .
purrot gefürbt . 12 . Gegenfürbung mit Lichtgr•nläsung 30-45 Sek .
13 . In •blicher Weise entwüssern, aufhellen und eindek-
Vorschrift E
ken .
Methenamin-Silbernitrat-Fürbung Ergebnis : Pilze schwarz umrandet, Mucin rosarot . In-
nach GROCOTT-GOMORI nere Teile von Mycelien und Hyphen mattrosa, Hinter-
- Chromtrioxidläsung grund blaÜgr•n (Abb . 16 c, s. Farbtafel 3) .
CrO 3 5 g
Aqua dest . 100 ml
- Methenamin-Silbernitrat-Stammläsung Vorschrift F
5 %ige AgNO 3 -Läsung ml MAYERS Mucicarminfürbung nach BAKER,
3 %ige (CH 2 ) 6 N 4-Läsung 1971
(= Hexamethylentetramin) 100 ml
Der weiÜe Niederschlag läst sich beim Sch•tteln . Im Läsungen :
- Pikrinsüureläsung
K•hlschrank bleibt die klare Läsung monatelang
haltbar . Pikrinsüure, gesüttigte Läsung 100 ml
Eisessig 5 ml
- Natriumbisulfitläsung
1 g - WEIGERTS Eisenhümatoxylin
Na2S 2 O 5
Aqua dest . 100 ml Läsung I :
1 % Hümatoxylin in 95 % Äthylalkohol
- Boraxläsung
Läsung II :
Na2B 4O 7 . 10 H 2 O 5 g
Eisenchlorid, 29% wüÜrig 4 ml
Aqua dest . 100 ml
Aqua dest . 95 ml
- Goldchloridläsung konzentrierte HCI 1 ml
AuCl3 ° HCL - 3 H2O 0,1 g Gebrauchsläsung : Frisch hergestellte Mischung glei-
Aqua dest . 100 ml cher Teile I und II
Kann wiederholt verwendet werden .
- Metanilgelbläsung
- Thiosulfatläsung Metanilgelb 0,25 g
Na 2S 2O 3 - 5 H 2 O 2 g Aqua dest . 100 ml
Aqua dest . 100 ml Eisessig 0,25 ml
- Lichtgr•nstammläsung - Mucicarminläsung
Lichtgr•n 0,2 g Carmin l .,0 g
Aqua dest. 100 ml wasserfreies Aluminiumchlorid 0,5 g
Eisessig 0,2 ml Aqua dest . 20 ml
Gebrauchsläsung : 1 Teil Stammläsung mit 5 Teilen
Herstellung : Farbstoff in einem kleinen Kolben mit
Aqua dest . mischen .
Wasser und AICl 3 mischen und •ber kleiner Flamme bis
Fürbevorgang : zur Tiefrotfürbung erhitzen (beansprucht etwa 2 Min .).
1 . Deparaffinierte Schnitte 1 Std . in 5%iger Chrom- Dann 80 ml 50%igen Äthylalkohol zusetzen . Vor Ge-
süureläsung oxidieren . brauch filtrieren . Farbstoff ist unmittelbar nach Herstel-
2 ..10uMniterL gswa bp•len lung gebrauchsfertig, mit besten Ergebnissen im Alter
3 . 1 Min . in 1 %iger Natriumbisulfitläsung zur Entfer-
nung von Chromsüureresten sp•len . 1 Nota bene: Protrahierte Einwirkungszeiten von 120
4 . 5-10 Min . in Leitungswasser sp•len . bzw. 180 Min . bewirken oft bessere Ergebnisse .
Vorschriften f•r Farbläsungen und Fürbungen 45
von 24-48 Std . ; mehrere Tage haltbar. Ggf. setzt man 5. Mit Leitungswasser absp•len .
ihn mit 2 ml Aqua dest . als Stammläsung an, die zum 6. 1 Min . mit Methanilgelbläsung fürben .
Gebrauch 1 : 10 mit Aqua dest . verd•nnt wird . 7. Mit Aqua dest. sp•len .
Fürbevorgang : 8. In Mucicarminfarbläsung 30-60 Min . einlegen . In
1 . Fixierte Schnittprüparate von 6 » Dicke entparaffi- Abstünden Kontrollprüparat mikroskopisch pr•fen,
nieren und wie •blich auf Wasser bringen (parallel um die optimale Fürbezeit zu ermitteln .
dazu stets ein Kontrollschnittprüparat) . 9 . Rasch mit 95 %igem Äthylalkohol sp•len .
2. 30 Min . in gesüttigte wüÜrige Pikrinsüure legen . 10 . In absolutem Alkohol entwüssern, in Xylol klaren
3 . Im flieÜenden Wasser gr•ndlich sp•len . und einbetten .
4 . Auf Fürbegestell 4 Min. mit WEIGERTS Hümatoxylin- Ergebnis : Mucin tiefrosa bis rot . Kerne schwarz, andere
läsung fürben. Gewebeteile gelb (Abb . 15 c, s . Farbtafel 2) .
Spezielle Diagnostik
Hefepilze
1ZumeinghdStumiesrGpvonPilze
sei auf das Standardwerk von LODDER, „The Yeasts",
Amsterdam 1975, hingewiesen . Diesem sind auch alle
folgenden Angaben •ber ZellgräÜe und das jeweilige 18 Saccharomyces cerevisiae, a Lockerer Zell-
Auxanogramm entnommen . verband, b Ascosporenbildung (Camera lucida) .
Charakterische Kennzeichen der Hefepilze 49
(Abb . 18) . Bei manchen Arten erfolgt die Spros- Fühigkeit, bestimmte Zucker- und Stickstoffver-
sung an beiden Enden (bipolar), bei wieder ande- bindungen als Kohlenstoff- und Stickstoffquelle
ren an vielen Stellen der „Mutterzelle" (multilo- zu assimilieren oder zu fermentieren, ist artver-
kulür gleichzeitig) (Abb . 2 12) . schieden und gibt verlüÜlich Auskunft •ber ihre
Da die vegetativen Formen der SproÜpilze im Er- Identitüt .
scheinungsbild nicht so mannigfaltig und charak- Andere Merkmale, wie die Fühigkeit zur Mycel-
teristisch ausgebildet sind wie die fadenbildenden oder Pseudomycelbildung, die Entstehung von
Ascomyceten - es fehlen vor allem Luftmycel, Ascosporen (Abb . 18, 19), die Kolonieform und
Sporangien, Conidiophoren und Conidien -, wer- -gräÜe, die Farbstoffbildung auf festem Nührbo-
den sie zu einer relativ schwer differenzierbaren den, das Verhalten in fl•ssigem Milieu und das
Gruppe von Pilzen . Wachstum bei bestimmten Temperaturen ergün-
So kann man bei den Hefen nur bedingt von einem zen die Differenzierung .
morphologischen Einteilungsprinzip ausgehen - Aus diesen knappen Ausf•hrungen erhellt, daÜ
die Unterschiede sind oft zu gering, wenn •ber- Anzahl und Aufwand der Differenzierungsvor-
haupt erkennbar . günge meist gräÜer als bei den Fadenpilzen sind .
In ihren physiologischen Leistungen unterschei- Die Bedeutung der Saccharomycetaceae liegt
den sie sich allerdings deutlich, so daÜ diese als vorwiegend im wirtschaftlichen Bereich, wo ihre
wertvolle Differenzierungsgrundlage dienen . Die Gürfühigkeit, insbesondere aber das Gürungspro-
dukt Alkohol genutzt wird (Saccharomyces cerevi- Bestimmung der Pilze aufgrund von Antigenta-
siae mit den verschiedenen Subspecies bzw . Bio- bellen, z . B . mit Hilfe von Agglutinationsverfah-
varietüten der Bücker-, Bier- und Weinhefen) . ren, nur ausnahmsweise zur Identifizierung her-
Da aber in neuerer Zeit unter den Pilzen zahlrei- angezogen werden kann .
che Allergentrüger aufgedeckt wurden und der Der derzeitige Kenntnisstand ist in Tab . 4 zu-
Mensch fast tüglich (indirekt, unauffüllig in der sammengestellt . Die taxonomische Bedeutung
Nahrung) mit Saccharomyces cerevisiae Kontakt dieser Gegebenheiten bedarf weiterer Forschun-
hat, folgt eine nühere Beschreibung auch einiger gen .
Hefen, die nicht als Infektionserreger zu gelten
haben .
(Beachte Anmerkung S . 53 oben .) Saccharomyces cerevisiae HANSEN
Kulturverhalten
Auf Sabouraud-Glucose-Agar entwickeln sich
Serologische Bestimmung grauweiÜe bis cremefarbene Kolonien von wei-
der SproÜpilze cher Konsistenz mit glattem Rand und „punktier-
ter" Oberflüche (je nach Alter 2-3 mm 0) . Sie
Durch analytische Studien, vor allem japanischer
ühneln oberflüchlich den Kolonien mancher Bak-
Autoren (vgl . TSUCHIYA, 1978) ist es gelungen, die
Polysaccharidantigene der meisten Arten zu er- terienarten . Ihnen entsträmt oft ein typischer
aromatischer Geruch .
mitteln und die wichtigsten Antigenfaktoren in
Antigenformeln auszudr•cken .
Dabei wurde offensichtlich, daÜ die bisherige Art Mikroskopisches Bild
der Klassifizierung nach der Form und dem bio- Die groÜen SproÜzellen sind oval bis rundlich mit
chemischen Verhalten sowie dem Nucleinsüure- einem Lüngen-Breiten-Verhültnis von 2 : 1 . Da-
quotienten nur in Teilbereichen Beziehungen zu neben gibt es Stümme mit lünglichen Zellen, deren
den Antigenkomponenten der Zellwünde erken- schlauchfärmige SproÜzellen bis zu 30 »m lang
nen lüÜt . Dadurch kommt es, daÜ - im Gegensatz werden, so daÜ sie den Eindruck eines Pseudomy-
zu wichtigen Bereichen der Bakteriologie - die cels vermitteln .
Fortsetzung S . 53
Tabelle 4 Guanin-Cytosin-Quotient (G-C-Quotient) und Antigenstruktur von Hefearten . Die ziemlich hüu-
figen Antigenfaktoren 2 und 3 sind weggelassen, desgl . 14 (ausgenommen in Gruppe V) . a, (a), b usw . sind
thermolabile Faktoren (Tsuchiya u. Taguchi, 1978, 1980) .
Tabelle 4 Fortsetzung .
Tabelle 4 Fortsetzung .
szessen mit einigen SproÜzellverbünden stechen und auf eine freie Stelle in der Primürkultur
(Abb . 23 a) kännen Pseudomycelien, z . B . im legen . Diese kleine Flüche wird mit dem zu identifi-
Oesophagus, oft in breiter Front ohne erkenn- zierenden Pilzstamm beimpft und mit einem Deck-
glüschen (21 x 26 mm) abgedeckt .
bare Gegenwehr in die tieferen Schichten der Die Kulturschale mit dieser zusützlichen „Miniatur-
Epitheldecke eindringen (Abb . 22 a, d) . An kultur" wird weiter bebr•tet, und nach 24-28 Std .
den Herzklappen findet sich in organisierten kann die Chlamydosporenbildung abgelesen werden .
Thromben vorwiegend Pseudomycel Durch Zugabe von Wismutsulfit lassen sich verschie-
(Abb . 22 c, d), im Auge (hier am besten dar- dene Rezepturen ergünzen (NICKERSON, 1953) sodaÜ
stellbar mittels der Silber-Methenamin-Für-
bung nach GROCOTT-GOMORI, Vorschrift E, s . S .
44) SproÜzell- und Mycelverbünde .
3 . Mikroskopische Schnellkulturverfahren : Un-
tersuchungen von Nativmaterial erlauben keine
sichere Differenzierung der Candidaarten ;
dazu ist die Reinkultur unerlüÜlich .
Als Schnellverfahren bieten sich folgende Me-
thoden an :
- die Serumschnelldiagnose nach TASCHDJIAN,
- der Chlamydosporenschnellnachweis auf
Reisagar .
Zur Serumschnelldiagnose werden SproÜzellen des
zu pr•fenden Stammes in 1-2 ml Humanserum (in
Rährchen) verimpft und bei 37ö C bebr•tet . In die-
sem Milieu bilden die Zellen in kurzer Zeit Pseudo-
mycel, das „Keimschlüuchen" ühnlich sieht . Da an-
dere Candidaarten Pseudomycel erst viel spüter
bilden, wird diese Fühigkeit diagnostisch ausgewer-
tet . - Sie wird durch Zusütze von Galle, neuerdings
Tween 80, zu halbstarren Medien (Agar 0,4/0), er-
heblich gesteigert (Abb . 24) .
Die Chlamydosporenbildung (Abb . 23 b u .
25 b, c) unterscheidet Candida albicans von al-
len anderen Arten dieser Gattung (mit Aus-
nahme der Varietüt Candida stellatoidea) .
Wührend die runden, dickwandigen Sporen bei
Candida albicans terminal inseriert sind, wer-
den sie hei der var . stellatoidea vorwiegend in-
tercalar gebildet (Abb . 24e) .
Die Produktion von Chlamydosporen kann
durch die Wahl des Nührbodens stimuliert
werden . Reisnührboden (Vorschrift 13, s . S .
37) ist dazu besonders geeignet . Im Handel
werden ebenfalls spezielle Nührbäden angebo-
ten, welche Pseudomycel- und Chlamydospo-
renbildung färdern . Sie werden auf Stürkebasis
hergestellt und manchmal mit einem Zusatz
von Trypanblau versehen . Dieser Vitalfarb-
stoff wird in den Chlamydosporen gespeichert
und erleichtert deren Erkennung im mikrosko- Abb . 23 Candida albicans . a Blastosporen-
pischen Prüparat (Abb . 25 a) . (SproÜzell-)Verbünde im AbszeÜeiter eines Diabeti-
Zur arbeitstechnischen Erleichterung in der Routi- kers . b Blastosporen, Pseudomycel und Chlamydo-
nediagnostik kann man einen Vorrat an Reisagar sporen auf Reis-Tween-Agar (MaÜst. 800 :1) (Pha-
oder Chlamydosporenagar in Kulturschalen bereit- senkontrast) . c Kreisrunde, dickwandige Chlamy-
halten und jeweils einen cm2dieses Nührbodens aus- dosporen in alter nührstoffarmer Kultur .
58 Hefepilze
Nührbäden entstehen, die weitgehend selektiv f•r Auch bei geringeren Temperaturen ist das Wachs-
Candida albicans sind . Ihre Kolonien sind dann tief- tum gut ; nur sind zu dem gleichen Zeitpunkt die
schwarz gefürbt, aber ohne ein metallisches Glünzen Kolonien etwas kleiner .
der Oberflüche und ohne ßbergreifen der Farbe auf
Mit zunehmendem Alter der Kultur durchwüchst
das umgebende Substrat - im Gegensatz zu Candida
tropicalis, deren Kolonien einen Metallglanz aufwei- Pseudomycel (s . unten) den Nührboden und dehnt
sen und deren Umgebung sich brüunlich verfürbt . sich peripher submers im Substrat - schon makro-
skopisch gut erkennbar - aus (Abb . 26 b) .
Kulturverhalten Gelegentlich bildet sich eine Wuchsform mit star-
ker Faltung und Runzelung der Oberflüche aus
Auf der Substratoberflüche sind bei 37ö C bereits
(sog. ,,Rauhform") . Besondere Bedeutung
nach 24 Std . leicht gewälbte Kolonien mit glattem
kommt dieser kulturmorphologischen Variante
Rand und glatter Oberflüche erkennbar (auf Sa-
nicht zu (Abb . 26 c) .
bouraud-Glucose-Agar weiÜ, auf Sabouraud-
Maltose-Agar cremefarben) . Ihr « variiert von Im fl•ssigen Substrat bewirkt Candida albicans
1-5 mm (Abb . 26) . eine homogene Tr•bung (Abb . 27 a) .
Candida albicans 59
Abb . 26 Candida albicans . a WeiÜe Kolonien nach 48 Std . auf Sabouraud-Glucose-Agar bei 37öC . b Kolo-
nie nach 2 Wochen auf Sabouraud-Glucose-Agar mit peripherem Submerswachstum von Pseudomycel im
Nührboden . c Glatt- und Rauhform von Candida albicans auf Sabouraud-Glucose-Agar-Kultur (nach ca .
14 Tagen bei 37öC) .
Biochemisches Verhalten
Candida albicans ist biochemisch einheitlich, l•üt sion 15 Antigenfraktionen unterschieden (davon 12
sich aber serologisch in mindestens zwei Variet•- identisch mit denen von öCandida stellatoidea" und 7 mit
Candida tropicalis, die ihrerseits 1 bzw . 6 weitere zus•tz-
ten (Serovare = Serotypen) trennen . Damit ist,
liche Antigenfraktionen besitzen) . Die Leitantigene sind
wenn auch bedingt, eine begrenzte Aufkl•rung
Glucone und Mannane . Inzwischen wurden mit der
von Infektketten prinzipiell mäglich, vor allem zweidimensionalen Immunelektrophorese von AXELSEN
dann, wenn die Zugehärigkeit zur Serovar B mit (1972) nicht weniger als 78 verschiedene antigenetisch
5-Fluorocytosin-Resistenz gekoppelt ist (wobei es wirksame Bestandteile allein bei Candida albicans er-
mehrere ph•notypische Resistenzmuster gibt mittelt (©bersicht s . SEELIGER, TÄRÄK u . TOMSIKOVA,
[DROUHET u. BORDERON, 1978]) . In der epidemio- 1973) . Candida albicans selbst wird in zwei Serovariet•-
logischen Praxis wird von dieser Mäglichkeit der ten untergliedert (HASENCLEVER U . MITCHEL, 1961) .
relativ aufwendigen Feindifferenzierung bisher al- Weitere, im Untersuchungsmaterial anzutref-
lerdings nur ausnahmsweise Gebrauch gemacht . fende Candidaspecies werden nachfolgend in al-
phabetischer Reihenfolge erärtert .
Stammhaltung
Candida albicans-Kulturen werden auf den ßbli-
chen mykologischen N•hrbäden mit Abimpfung Candida brumptii
in Abst•nden von einigen Wochen problemlos bei LANGERON et GUERRA 1935
Zimmertemperatur gehalten und bleiben auch im
Kßhlraum l•ngere Zeit lebensf•hig . Sie vertragen Perfektes Stadium : unbekannt
die Gefriertrocknung (ebenso wie die meisten an- Candida brumptii wird gelegentlich in Kulturen
deren Sproüpilze) und kännen auch unter flßssi- von menschlichem Untersuchungsmaterial gefun-
gem Stickstoff bei -196Ü C konserviert werden . den (Mundschleimhaut- und Mundwinkelabstri-
che, selten auch Stuhlausstriche) .
Systematik
Kulturverhalten
Ungeachtet der Existenz von Variet•ten (Formae
Die Kolonien imponieren durch eine stumpfe,
speciales), auf der Basis serologisch erkennbarer
kleinfaltige (nach l•ngerer Zeit kärnige) Oberfl•-
Unterschiede und verschiedener Resistenzmuster
che . Sie sind auf Sabouraud-Glucose-Agar und
gegen 5-Fluorocytosin, ist Candida albicans als
auf Bierwßrzeagar grau-gelb, weich und von ei-
einheitliche Species anzusehen . Die frßher als Art
nem Pseudomycelsaum umgeben .
angesehene Candida stellatoidea ist wahrschein-
lich nur eine Formvariante ohne taxonomische Mikroskopisches Bild
Eigenstellung . Die Sproüzellen sind stets oval bis l•nglich, runde
Das perfekte Stadium ist bis heute unbekannt . Formen fehlen .
Eine groüe Zahl von Synonyma dieses imperfek- Das Pseudomycel ist gut, aber nicht immer
ten Pilzes, der u . a. zu den Gattungen Oidium, gleichm•üig entwickelt und kann stellenweise
Monilia, Mycotorula usw . gerechnet wurde, ist bei verdickt oder eingeschnßrt sein . Oft sind l•ngliche
LODDER (1970) aufgefßhrt . Priorit•t hat wahr- Sproüzellen und Pseudomycelabschnitte nicht
scheinlich der Name Syringospora albicans; doch voneinander zu unterscheiden .
erlauben die botanischen Nomenklaturregeln die Die Gräüe der Sproüzellen betr•gt 2,5-5 x
Beibehaltung des eingefßhrten, weltweit akzep- 5-15 „m .
tierten Namens Candida albicans (Robin) BERK-
HOUT, 1923 . Biochemisches Verhalten (Tab . 8)
Mikroskopisches Bild
Das Pseudomycel ist besonders gut entwickelt mit
langen, leicht gewellten Pseudohyphen, die unre-
gelm•üig verzweigt sind . Die runden, ovalen oder
zylinderfärmigen Sproüzellen h•ngen oft in klei-
nen Ketten von 3 Zellen zusammen .
Anmerkung
Die Öhnlichkeit mit Candida albicans ist unver-
kennbar. Unterschiede manifestieren sich nur im
Fehlen von Chlamydosporen, in der L•nge der
Pseudohyphen und in der F•higkeit, Trehalose re-
gelm•üig zu fermentieren .
Die Gräüe der Sproüzellen betr•gt 2,5-7 x
4-12 cm .
Anordnung (frßher als öMycocandida" bezeich- Standorte einen direkten Bezug zu seiner Rolle als
net) . Krankheitserreger nicht erkennen lieüen .
Ihre Gräüe betr•gt 1,5-5,0 X 4,0-10,0 „m . Mit der Auffindung des perfekten Stadiums durch
KWON-CHUNG wurde der Pilz in der Klasse der
Tabelle 15 Biochemisches Verhalten von Candida Basidiomycetes bei den Ustilaginales (Brandpil-
zeylanoides . zen) eingeordnet . Bevorzugte Wirtspflanzen die-
ser Brandpilze sind Gr•ser und Getreidearten .
Fermentation Assimilation
Sie lassen es nun verst•ndlich erscheinen, daü
Glucose-(oder schwach+) Glucose + Tauben als Kärnerverzehrer ein oft zitiertes Re-
Galactose - Galactose + oder - servoir dieses Pilzes sind, ohne daü bei den Tieren
Saccharose - Saccharose - selbst eine Cryptococcusmykose manifest wird .
Maltose - Maltose - Aufgrund der Ergebnisse von KWON-CHUNG,
Lactose - BENNETT U. THEODORE (1978) sind die Serovare B
Lactose -
und C von Cryptococcus neoformans als eigene
Nitrat - Species mit dem Namen Cryptococcus bacillispo-
rus (imperfektes Stadium von Filobasidiella bacil-
Anmerkung lispora) anzusehen . Demnach wßrde die Crypto-
Bezßglich weiterer Candidaarten siehe das Werk coccusmykose durch die Arten Cryptococcus neo-
von LODDER öThe Yeasts" 1970 . In dieser um- formans und Cryptococcus bacillisporus verur-
fangreichen Monographie werden - auüer den sacht . Im folgenden wird jedoch nur die Bezeich-
hier beschriebenen - noch 72 Arten biochemisch nung Cryptococcus neoformans gebraucht, da die
differenziert und morphologisch charakterisiert. - neue Differenzierung (seit 1976) bisher keinen
VON ARX u. Mitarb . geben in öStudies in Mycolo- Niederschlag im klinischen und epidemiologi-
gy" Nr . 14 (1977) eine zus•tzliche Aufstellung schen Schrifttum gefunden hat .
der seit 1970 neu identifizierten Arten .
Klinisches Bild und Pathophysiologie
Die Cryptococcusmykose des Menschen wurde
erstmalig von BUSSE (1894, 1895) und BUSCHKE
(1895) anhand des gleichen Falles beschrieben . In
Cryptococcus neoformans Abh•ngigkeit von den wiederholt ge•nderten Er-
(SANFELICE) 1 VUILLEMIN 1894 regernamen und seiner Sproüpilznatur finden sich
u . a . auch die Bezeichnungen öTorulose" und
Cryptococcus bacillisporus öEurop•ische Blastomykose", neuerdings öCryp-
KWON-CHUNG, BENNETT et tococcosis" bzw . öKryptokokkose" (vgl . SEELI-
THEODORE 1978 GER, 1959) . Die zusammenfassenden Darstellun-
gen von Cox u . TOLHURST (1946), Australien, und
Syn . : Saccharomyces neoformans SANFELICE
von LITTMAN U . ZIMMERMAN (1956), USA, sowie
1895 - Cryptococcus hominis VUILLEMIN
von SALFELDER (1971) vermitteln, unter Bezug
1901 - Torula neoformans WEIS 1912 - To-
auf Hunderte von einschl•gigen Berichten aus der
rula histolytica STODDARD et CUTLER 1916
ganzen Welt, ein umfassendes Bild von den klini-
und viele andere
schen Verlaufsformen und der Pathoanatomie
Perfekte Stadien : dieser wohl gef•hrlichsten Hefemykose des Men-
Filobasidiella neoformans KWON-CHUNG 1975 schen . Sie tritt sporadisch und epizootisch auch
(fßr die Serovariet•ten A und D) beim Milchvieh, vereinzelt beim Affen, Schwein,
Filobasidiella bacillispora 2 KWON-CHUNG 1976 Pferd, Hund, Katze, Meerschweinchen sowie bei
anderen Tierarten auf .
(fßr die Serovariet•ten B 'und C)
Die klinischen Erscheinungen manifestieren sich
Cryptococcus neoformans ist ein weltweit verbrei- beim Menschen vorzugsweise in den Lungen und
teter Sproüpilz, dessen bisher bekanntgewordene im Zentralnervensystem . Durch Metastasierung
auf h•matogenem und lymphogenem Wege wird
1 Schreibweise gelegentlich auch SAN FELICE . eine Fßlle anderer Organe befallen, so das Kno-
2 Filobasidiella bacillispora unterscheidet sich von Filo- chenmark, die Nebennieren, die Nieren und die
basidiella neoformans durch schmale, dßnne bazillen- Haut, um nur einige zu nennen . - Bei Kßhen steht
•hnliche Sporen . eine Mastitis im Vordergrund .
68 Hefepilze
Der insgesamt schleichende Verlauf mit oft zu- Die Fixierung des klinischen Denkens auf die Tu-
n•chst nur wenig ausgepr•gter oder vieldeutiger berkulose mit weitgehend gleichen Erscheinun-
Symptomatik bedingt, daü fast stets erst sp•tere gen und •hnlichem Verlauf verhindert oft lange
Stadien erkannt und auch diese oft noch l•ngere die Erkennung der wahren Krankheitsursache .
Zeit falsch interpretiert werden, z. B . als Tuber- Gelegentlich wird diese erst nach monatelanger,
kulose . Dadurch ist es fast immer unmäglich, den erfolgloser Therapie mit tuberkulostatischen Mit-
Zeitpunkt der prim•ren Infektion einigermaüen teln erwogen .
sicher festzulegen, und man ist bis heute ßber die Es ist nicht Aufgabe dieses Werks, auf die Fßlle
Anfangsstadien der Krankheit vällig unzurei- von weiteren klinischen Erscheinungen einzuge-
chend informiert . hen, die sich aus dem Befall zahlreicher anderer
Das von EMMONS und sp•ter von vielen anderen Organe - mit oder ohne Erscheinungen seitens
Autoren gesicherte Vorkommen des Pilzes in der der Lunge oder des ZNS - ergeben . Hier sei ledig-
Umwelt des Menschen, insbesondere im Erdbo- lich vermerkt, daü ßberaus h•ufig die Nieren be-
den und in der Taube (im Kropf sowie im Tau- troffen sind und die Erreger mit dem Urin ausge-
benkot), und den zugehärigen Nistpl•tzen macht schieden werden, so daü diagnostische Mäglich-
es ßberaus wahrscheinlich, daü es sich um eine keiten gegeben w•ren, die jedoch fast nie genutzt
exogen erworbene Infektion handelt, die durch werden .
Einatmung der gegen Austrocknung sehr wider- Die Schwere des klinischen Bildes wird maügeb-
standsf•higen Cryptococcuspilze zustande kommt . lich durch die Eigenschaft von Cryptococcus neo-
Die zun•chst von EMMONS postulierte, weitgehend formans gepr•gt, keine akuten Entzßndungser-
asymptomatische prim•re Ansiedlung von Cryp- scheinungen zu provozieren . Das liegt mäglicher-
tococcus neoformans im Bronchialbaum wird weise im Erreger selbst begrßndet . Seine oft au-
durch LARSH (1975) gestßtzt, der anl•ülich von üerordentlich starke Bekapselung scheint eine der
Routineuntersuchungen bei Patienten in Okla- Hauptursachen dafßr zu sein, daü der Organismus
homa von h•ufigen Cryptococcus neoformans-Be- den Erreger zun•chst wohl nicht als Eindringling
funden in Sputumproben - ohne entsprechende erkennt, sondern erst nach seiner Vermehrung mit
Krankheitserscheinungen - berichtet . Doch ste- Granulombildung reagiert . Mäglicherweise geht
hen weitere Untersuchungen bzw . Verlaufskon- dieses Verhalten auf St•rkebildung, eine der Be-
trollen bei solchen Ausscheidern oder Tr•gern sonderheiten von Cryptococcus neoformans und
noch aus . seinen Verwandten, zurßck . Man weiü aus den
Vorerst geht man davon aus, daü sich Cryptococ- Versuchen von VOLKHEIMER (1977), daü St•rke-
cus neoformans zuerst in den Atemwegen ansie- kärnchen nach ihrer parenteralen Aufnahme
delt, wo er zu Lungeninfiltraten unterschiedlicher (auch die enterale öPersorption" wurde experi-
Ausbildung fßhrt . Diese sind oft relativ scharf be- mentell mit St•rkekärnchen bewiesen) reaktions-
grenzt und operabel . In der Tat wurden solche los vom Gewebe geduldet werden . Erst mit Wirk-
Cryptococcome unter dem Verdacht einer bäsar- samwerden von Zellwandbestandteilen von Cryp-
tigen Geschwulst erfolgreich resiziert, wobei sich tococcus neoformans entwickeln sich beim Infi-
erst bei der histologischen Untersuchung die zierten zellul•re und humorale Abwehrreaktio-
wahre Genese herausstellte . Solange es nicht zu nen .
Zerfallsherden mit Kommunikation zum Bron- Dies erkl•rt wohl, zumindest zum Teil, warum In-
chialbaum und nachfolgender Ausscheidung der fektionen mit stark bekapselten St•mmen in der
Pilze im Sputum kommt, kännen Sputumkontrol- Regel nur geringe, solche mit wenig bekapselten
len den Erregernachweis nicht erbringen . St•mmen viel deutlichere granulomatäse Gewe-
Das - auch klinisch - wichtigste Befallsorgan ist bereaktionen zur Folge haben (Abb . 32) . Beide
das Zentralnervensystem, wo die Pilze eine Ence- Cryptococcus neoformans-Varianten kännen ßb-
phalitis verschiedener Hirnbereiche mit entspre- rigens im gleichen Befallsorgan (vgl . Abb. 32 a)
chend wechselnder, oft auch klinisch variabler unterschiedliche zellul•re Reaktionen bewirken
Symptomatik bedingen, die an eine Vielzahl von und auch zu nekrobiotischen Zerfallsherden fßh-
•tiologischen Mäglichkeiten denken l•üt . ren . Leider ist es aber so, daü die Masse der Infek-
Klinisch mehr auff•llig ist die sich anschlieüende tionen durch stark bekapselte St•mme erfolgt und
oder mit dem Hirnbefall einhergehende eitrige diese oft vällig reaktionslos im Hirn Mikrokolo-
Meningitis, die wiederum unterschiedliche Ver- nien unterschiedlicher Gräüe erzeugen, ohne daü
l•ufe erkennen l•üt, im allgemeinen aber schlei- eine zellul•re Abwehr einsetzt (Abb . 32 b) . Die
chend einsetzt und subakut fortschreitet . groüen Mengen von Kapselsubstanz haben ßbri-
Cryptococcus neoformans 69
Untersuchungsmaterial
An erster Stelle steht die Untersuchung von Li-
quor cerebrospinalis, ferner von Sputum- und
Urinproben (ggf . 24-Stunden-Urinsediment) so-
Abb . 32 Cryptococcusmykose . a Hirnschnitt mit wie von Biopsiematerial, Eiter, Sternalpunktat
stark und schwach bekapselten Zellen von Crypto-
coccus neoformans. Fehlende Gewebsreaktion in und Gewebe .
der Umgebung der stark bekapselten Zellen . Ent-
zßndliche Reaktion im ßbrigen Bereich (Pr•parat Direkter Nachweis aus Untersuchungsmaterial
zur Verfßgung gestellt von Dr . Drouhet, Pasteur-In- 1 . Nativpr•parat : Im Nativpr•parat ist Cryptococ-
stitut, Paris) . b Reaktionslose Randzone eines Her- cus neoformans schwer zu erkennen, da seine
des im Gehirn mit stark bekapselten Cryptococcus-
Zellen leicht mit kärpereigenen Zellen oder
zellen .
Tumorzellen verwechselt werden und die Kap-
gens frßher zur Annahme gefßhrt, daü der Pilz das seln unsichtbar bleiben .
In Sputumproben ist die Erkennung mäglich,
Gewebe aufläsen wßrde (Torula öhistolytica"),
weil die Kapselhäfe um die Pilzzellen (Abb . 33 b) wenn diese vorher mit 10%iger KOH verflßs-
sigt werden, so daü sich die Pilzzellen gegen die
als Anzeichen einer Histolyse gedeutet wurden .
Hinsichtlich der humoralen Abwehr ist die Situa- optisch öleere" Umgebung der Kapseln diffe-
tion, auch in diagnostischer Hinsicht, nicht gßnsti- renzieren lassen . (Um die Kapseln liegen ver-
ger . Die vorzugsweise gegen die Zellwand und flßssigte Zellbestandteile usw .) Auch in
Kapseln gerichteten Antikärper gelangen oft Quetschpr•paraten aus Hirnmaterial ist der
Nachweis des Erregers und seiner Kapseln ver-
nicht zum Nachweis, da die Menge der von Pilzen
gebildeten Kapselsubstanz die Antikärper bindet h•ltnism•üig leicht mäglich .
und damit dem Nachweis entzieht (s . unten) . 2 . Tuschepr•parat : Das Tuschepr•parat nach
Dieses Verhalten des Erregers wird noch gefär- BURRI (Vorschrift A, s . S . 17) ist bei flßssigem
dert durch zellul•re Abwehrschw•che des betrof- Untersuchungsmaterial die Methode der Wahl .
fenen Wirts . Den verh•ltnism•üig groüen aeroge- Cryptococcus neoformans-Zellen lassen sich
nen Infektionsmäglichkeiten steht - im Ganzen besonders leicht erkennen, da ihre Kapseln
gesehen - doch nur eine relativ kleine Zahl typi- deutliche Häfe bilden, die den Sproüpilz umge-
70 Hefepilze
ben und von den Tintenpartikeln abgrenzen (Urin, Liquor) oder nach Homogenisieren auf Sa-
(Abb . 16, s . Farbtafel 3 u . Abb . 33 c, d) . bouraud-Glucose-Agar und Guizotia-Kreati-
3 . Zur Darstellung im histologischen Pr•parat so- nin-Agar (Vorschrift 22, s . S . 39) verimpft und
wie in Biopsiematerial eignen sich die Pilzspe- mindestens 1 Woche bei 30Ü C und 37Ü C bebrß-
zialf•rbungen am besten, insbesondere die tet . Bei Liquorproben ist ein verh•ltnism•üig gro-
PAS-F•rbung (Vorschrift D, s . S . 43), bei der ües Inoculum (0,5-3 ml) erforderlich, das in
sich Cryptococcus neoformans-Zellen rot f•r- Mengen von 2-5 ml in Sabouraud-Schr•gagar-
ben, die zum Kapselnachweis besonders Rährchen bzw . -Flaschen eingefßllt wird, da
brauchbare Mucicarminf•rbung (Abb . 15 c, s . manchmal nur wenige vermehrungsf•hige Pilzzel-
Farbtafel 2) (Vorschrift F, s . S . 44) und die len vorhanden sind .
Grocott-Gomori-F•rbung (Vorschrift E, s . S . Bei dem Versuch einer Anzßchtung aus mikro-
44), bei der allerdings nur die Pilzzelle, nicht biell kontaminierten Proben (z . B . Sputum), ins-
aber die Kapseln gef•rbt werden . Letztere bil- besondere aber aus mikrobiell stark belastetem
den öHäfe" (Abb . 15 c, s . Farbtafel 2) . Material aus der Umwelt (wie Bodenproben,
Taubenkot usw .) ist die Verwendung von Antibio-
Kulturversuch ticazus•tzen zum N•hrboden unerl•ülich (Vor-
Das Untersuchungsmaterial wird entweder direkt schrift 3 1, s . S . 41) . Als N•hrboden der Wahl ist
oder nach Sedimentieren mittels Zentrifugieren fßr diesen Zweck das Spezialmedium zum Crypto-
gemahlenen Samen von Linum usitatissimum chend von der kreisrunden Gestalt . Nach 3-5 Ta-
(Leinsamen) (Abb . 35, s . Farbtafel 4) . gen betr•gt ihr 0 2,5-7,5 „m . Pseudomycel und
Die relativ kr•ftige Braunf•rbung ist fßr Crypto- Mycel werden nicht gebildet ; daher gibt es auf fe-
coccus neoformans ziemlich spezifisch stem N•hrboden nur ein Oberfl•chenwachstum .
(Abb . 34 b) ; sie kann auch auf einem Substrat mit Die Sproüzellen umgeben sich mit einer Schleim-
Coffeins•ure und Eisen(2)-Citrat erzielt werden hßlle von unterschiedlicher Dicke, in deren Schutz
(HOPFER u . GRÄSCHEL) . - Einige andere Crypto- die jungen Tochterzellen uni- oder plurilokul•r
coccusarten, z . B . Cryptococcus laurentii, wachsen abgeschnßrt werden (Abb . 33 d) . Die Gräüe der
auf Guizotiaagar in grßnlichen Kolonien . Schleimkapsel kann den Durchmesser der Sproü-
zellen weit ßbertreffen (Abb . 16 d, s . Farbtafel 3) .
Nach den Befunden von BENNETT, KWON-CHUNG u .
THEODORE (1978) ist der Braunfarbeffekt vor allem bei Die biologische Funktion dieser Schleimkapsel ist noch
den Serovaren (Serotypen) B und C - entsprechend ungekl•rt . Einer Interpretation als bloüer Austrock-
Cryptococcus bacillisporus - ausgepr•gt, nicht dagegen nungsschutz widerspricht die Tatsache, daü die Kapseln
bei A und D, entsprechend Cryptococcus neoformans in vivo im Liquor und in vitro in flßssigem N•hrsubstrat
sensu KWON-CHUNG u . Mitarb . (1978) . gebildet werden (wo ein Schutz gegen Austrocknung
nicht erforderlich ist) . Zudem bietet das perfekte Sta-
Ein besonders wichtiges Merkmal, das zur frßhen dium mit der groüen Zahl von Sporidien bessere ©ber-
Erkennung beitr•gt, ist die F•higkeit des Wachs- lebenschancen als diese Sproüzellform .
tums bei 37Ü C .
Biochemisches Verhalten
Mikroskopisches Bild der Kultur Das biochemische Verhalten ist aus Tab . 16 zu
Die Sproüzellen sind rund oder nur wenig abwei- entnehmen .
C-Assimilation
I. St•r- Wach-
stum Zellgräüe Wachstum
kebil-
dung 37ÜC
bei
Nitratpositive Sacch- ([m) nach
Arten Glu- Gala-
ctose arose 3 Tagen
cose Mal- Lactose
tose auf
Malzagar
Fortsetzung Tabelle 16
Wa-
C- Assimilation chs-
tum
bei
37ÜC
St•rke-
II . Bildung Zellgräüe Wachstum
Sach-
Nitratnegative Galc- rose (gm) nach
Arten tose Ltaocs-e 3 Tagen
Glu- Mal-
cose tose auf
Malzagar
1 (+) = schwach positiv, ((+)) = sehr schwach positiv, +/- = bisweilen positiv, bisweilen negativ .
2 Nach l•ngerer Bebrßtung und auf zuckerarmen Substraten mit reichlich organischem Stickstoff entsteht
eine dunkelbraune bis schwarze Pigmentierung .
3 Unterscheidung durch Assimilation von I-Malons•ure, Succinyls•ure und Fumars•ure (Cryptococcus
neoformans negativ, Cryptococcus bacillisporus positiv) (vgl . BENNETT U . Mitarb ., 1978) .
74 Hefepilze
nacheinander bis zu 15 Sporen (sogenannte Sporidien) Interessanterweise bilden St•mme von Trichosporon
abschnßren, so daü ganze Sporenketten entstehen . cutaneum und Cryptococcus laurentii (KUFF .) SKINNER
Die L•nge der flaschenfärmigen, farblosen Basidien be- var. laurentii reichlich eine extracellul•re Dextranase
tr•gt 15-70 „m . An der Basis sind sie 2,5-3,5, im obe- (GIANI, JAEGER u . EMEIS, 1980) .
ren Teil 4-10 „m breit . Die ovalen, elliptischen oder
runden Basidiosporen sind dßnnwandig, etwas rauh ; Klassifizierung
ihre Gräüe betr•gt 1,8-2,5 „m (Abb . 36) .
Klasse : Basidiomycetes
Die haploiden Sporidien kännen sich auf geeigne- Ordnung : Ustilaginales (Brandpilze)
tem Agarn•hrboden hefe•hnlich vermehren . Sie Familie : Filobasidiaceae
bilden die runde, bekapselte Sproüzellform Gattung : Filobasidiella
(Cryptococcus neoformans mit einem 0 von Species : 1 . Filobasidiella neoformans KWON-
2,5- 10 [meist 3-5] „m) . CHUNG 1975 (Serovar A und D), 2 . Filobasidiella
Cryptococcus neoformans ist der einzige patho- bacillispora KWON-CHUNG 1976 (Serovar B und
gene Vertreter einer gräüeren Gruppe von C)
Sproüpilzen, die zur Formgattung Cryptococcus Imperfekte (asexuelle) Stadien :
zusammengefaüt werden . Ihre Gemeinsamkeiten 1 . Cryptococcus neoformans (SANFELICE) VUIL-
sind biochemisch das Fehlen einer Zuckerfermen- LEMIN 1904
tation, die kr•ftige Harnstoffhydrolyse und die 2 . Cryptococcus bacillisporus KWON-CHUNG,
Bildung von St•rke in der Zellwand . Einzelne BENNETT et THEODORE 1978
Species bilden gelbliche oder schwarzbraune Pig-
mente (vgl . Tab . 16) . Auffallend ist vor allem bei Anmerkung
Cryptococcus neoformans die Braunf•rbung der
Die Meiose findet in den Basidien statt, so daü die 4 Ba-
Kolonien auf N•hrbäden, die den Extrakt der Sa- sidiosporen haploid sind, desgleichen die daraus nach
men von Guizotia abyssinica (Vorschrift 22, s . S . mitotischer Teilung entstehenden Sproüzellen (a- und
39) enthalten (Braunfarbeffekt nach STAIB) . Eine alpha-Zellen) . Durch Konjugation der a- und al-
•hnliche Verf•rbung wird durch Coffeins•ure und pha-Zellen entsteht die diploide Filobasidiellaphase .
Eisen(2)-Citrat erzielt (HOPFER u . GRÄSCHEL, Deren spezieller pflanzlicher Standort wurde bisher
1975) . nicht gefunden .
Serologisch zeigt Cryptococcus neoformans, der in
4 Serovariet•ten untergliedert wurde, enge Anti-
genbeziehungen zu Cryptococcus albidus und ei-
Geotrichum candidum LINK 1809
nigen anderen Arten sowie zu den ebenfalls harn-
stoffhydrolysierenden Species Candida humicola, ex PERS .
Candida curvata und Trichosporon cutaneum (vgl . Syn . : Oospora lactis (FRES .) SACC . - Oidium
S . 62 u . S . 85) . pulmoneum BENNETT 1842
76 Geotrichum candidum
Abb . 37 Geotrichum candidum . Verzweigtes Mycel, das in Arthrosporen zerf•llt, als einzige vegetative
Vermehrungsform . a Schemazeichnung . b Gef•rbtes Kulturpr•parat mit Arthrosporen . c Gef•rbte Auf-
schwemmung von Arthrosporen in st•rkerer Vergräüerung . d Geotrichum candidum-Zellen in Stuhlauf-
schwemmung (Nativpr•parat) .
Geotrichum candidum 77
Systemik
Seit 1972 (BUTLER U . PETERSEN) ist das perfekte
Stadium bekannt . Die Ascosporen sind einzellig,
rund bis oval und 6-7 x 7- 10 „m groü .
Als Besonderheit sei erw•hnt, daü sie im Le-
benszyklus der diploiden Phase zuzuordnen sind
(im Gegensatz zu den bisher bekannten ascogenen
Stadien der Dermatophyten) .
Conidien-(imperfektes)Stadium : Geotrichum
candidum LINK 1809 ex FERS .
Ascogenes (perfektes) Stadium : Endomyces geo-
trichum BUTLER et PETERSEN 1972
mikroskopisch leicht erh•rtet werden (Abb . 40, 41 c) . Die relativ kurzen, wenig septierten Mycel-
41) . stßcke von unterschiedlicher Breite, oft typisch
Im Stratum corneum liegen in dichter Anordnung halbmondfärmig gekrßmmt, sind diffus um die
abgerundete Pilzelemente, die im Lichtmikroskop öNester" gelagert . In seltenen F•llen kännen
doppelt konturiert erscheinen . Ihr ° betr•gt 3-8 diese F•den die L•nge von Trichophytonmycel er-
„ m . (Der Mittelwert von 5 „m ist am h•ufigsten .) reichen . Diese Wuchsform ist im Patientenmate-
Die nestfärmige Lagerung der Zellen kann so rial und in vitro in flßssigem Medium von beson-
dicht sein, daü sie wie Oktaeder erscheinen (Abb . derer Zusammensetzung (Vorschrift 25, s . S . 40)
zu finden .
Das mikroskopische Bild kann bedingt auch Auf-
schluü ßber die Dauer der Erkrankung geben .
W•hrend bei einer öfrischen" Infektion vorwie-
gend Mycelelemente und zerstreut liegende Phia-
losporen zu finden sind-in diesem Zustand ist die
Haut gerätet-, l•üt die l•nger bestehende Pityria-
sis versicolor vorwiegend runde, dicht gelagerte
Zellen von gleicher Gräüe in ruhendem Stadium
erkennen . In diesem Zustand beginnt die Haut
sich als kleinlamelläse, braune Schuppe abzulä-
sen .
Die gelbbraune Wood-Licht-Fluoreszenz ist ohne
diagnostischen Wert, da sich unter den befallenen
Arealen auch nichtfluoreszierende befinden .
Neuere elektronenoptische Untersuchungen er-
h•rteten die dimorphe Natur dieses Erregers, des-
sen Mycel-Sproüzell-Zyklus in der Hornschicht,
insbesondere in deren Hohlr•umen, beobachtet
wurde .
Kulturverhalten
Werden Hautschuppen mit Malassezia furfur auf
Sabouraud-Glucose-Agar mit einem oberfl•chli-
chen Film von Olivenäl bei 25Ü C bebrßtet, ent-
wickeln sich in einigen Tagen kleine, teils glatte,
teils rauhe Kolonien (° ca . 1 mm) mit unregelm•-
üiger Peripherie . Sie liegen verschiebbar auf dem
N•hrboden ohne Submerswachstum und entwik-
keln in der Kulturschale (Abb . 42, s . Farbtafel 4 u .
Abb . 43 c) einen angenehmen fruchtigen Geruch .
Mikroskopisches Bild
Die Kolonien bestehen aus kleinen, ellipsoiden
oder flaschen•hnlichen Zellen mit einem typi-
schen Kragen (öCollarette"), der w•hrend der
Bildung der Tochterzellen entsteht . Die Zellgräüe
reicht von 1,5-3 x 2-5 bis 3-5 x 3,7-5,5 „m
(Abb . 43 b) .
Die zun•chst cremefarbigen Kolonien bekommen
mit zunehmendem Alter eine br•unliche Tänung,
die sich nach 3 Monaten in ein dunkles Braun um-
Abb. 41 Pityriasis versicolor . Erreger in Haut- wandelt (Abb . 42, s . Farbtafel 4) . Diese Pigment-
schuppen mit zunehmender Krankheitsdauer . a bildung korrespondiert mit der Verf•rbung der
Frische Infektion, b, c l•nger bestehende Infektio- Haut durch Malassezia furfur, daher die deskrip-
nen . tive Bezeichnung öCafe au lait" .
80 Hefepilze
Infektiosit•t
Die Gefahr einer ©bertragung von Mensch zu
Mensch ist gering . Die Rezidivquote ist dagegen
hoch .
Da Pityrosporum - das saprophyt•re Stadium -
auf dem Capillitium und im Gehärgang vieler
Menschen vorhanden ist, liegt hier ein st•ndiges
endogenes Reservoir fßr eine ©bertragung auf
andere Hautbereiche vor, die einen gßnstigen Bo-
den fßr die Entwicklung der parsit•ren Phase Ma-
lassezia furfur bieten, dies mäglicherweise in Ab-
h•ngigkeit von weiteren pr•disponierenden Fak-
toren, die noch einer Kl•rung bedßrfen .
Kaum ein anderer Pilz folgt so konsequent den ge-
gebenen Terrainverh•ltnissen auf der Haut in
Abh•ngigkeit von den Viscerocutanreflexen des
jeweils entsprechenden inneren Organs wie die-
ser . Ihm wird geradezu die Funktion eines Indika-
tors fßr eine innere Erkrankung zugesprochen .
Rhodotorulaarten sind sehr weit verbreitet : im tiert, kännten hähere Pflanzen ihr eigentliches
Erdboden, im Fluü- und Seewasser, vor allem in Terrain sein .
kßstennahen Gebieten, an B•umen und deren Auüer Sporobolomyces salmonicolor sind diese
Gummifluü, an Blßten, in Nahrungsmitteln, aber Arten als echte Krankheitserreger wohl ohne Be-
auch im atmosph•rischen Bereich . Sie wurden deutung . Sporobolomyces salmonicolor wurde aus
auch aus Gallensaft und Mageninhalt des Men- der Milch euterkranker Tiere isoliert ; dieser Spe-
schen isoliert . cies wird Pathogenit•t zugeschrieben .
Die Sproüzellen sind rund, oval oder l•nglich und
kännen multilocul•r Tochterzellen bilden (Abb .
44 b, s . Farbtafel 4) . Pseudomycel und Mycel wird Sporobolomyces salmonicolor
zwar gebildet, ist aber meist wenig entwickelt . (FISCHER et BREBECK)
Keine der Arten ist zur Fermentation bef•higt ; KLUYVER et VAN NIEL 1894
alle hydrolysieren Harnstoff. Ascosporen und
Perfektes Stadium : Aessosporon salmonico-
Ballistosporen1fehlen .
lor VAN DER WALT 1970
Drei der bekannten Arten findet man nicht selten
als Begleitkeime in Kulturplatten, die mit Mate- Auf Sabouraud-Glucose-Agar fallen die Kolo-
rial der Epidermis beimpft werden : Rhodotorula nien durch ihre rätliche bis lachsrote Farbe auf .
aurantiaca, Rhodotorula glutinis und Rhodotorula Sie sind von ziemlich fester Konsistenz und haben
rubra . Das h•ufige saprophyt•re Vorkommen die- ein unregelm•üiges Oberfl•chenprofil . Der Kolo-
ser Arten mag seine Ursache in der allgemein wei- nierand ist strahlenfärmig von submers wachsen-
ten Verbreitung des anascosporogenen, pigmen- dem Pseudomycel umgeben (Abb . 45, s . Farbtafel
tierten Sproüpilzes haben . 4) .
Mikroskopisches Bild
Biochemisches Verhalten (Tab . 17)
Die Sproüzellen sind langgestreckt, an zwei Polen
Anmerkung verjßngt, bisweilen in der Mitte eingeschnßrt .
Pseudomycel und Mycel werden gebildet . Von der
Bisher liegen keine experimentellen Befunde vor,
Mycelspitze werden nieren- oder sichelfärmige
die die gelegentlich ge•uüerte Frage nach einer
Ballistosporen abgeschleudert (Abb . 46) .
Pathogenit•t von Rhodotorulapilzen stßtzen .
Die Gräüe der Sproüzellen betr•gt 2,5-6,0 x
Zweifellos kännen sich diese Hefen gelegentlich
9-17 „m, die Gräüe der Ballistosporen 2,5-4,5
im Inhalt von Magen und Gallenblase halten bzw .
x 5,5-10 „m .
wohl auch vermehren . Aber es ist fraglich, ob sie
die Schleimh•ute kolonisieren, und noch mehr, ob Biochemisches Verhalten (Tab . 18)
sie die Epithelschranke invasiv durchdringen
Systematik
kännen . Hierzu sei auf die Darstellung von GE-
MEINHARDT (1976) verwiesen . Sporobolomyces wurde wiederholt, auch auf-
grund partieller Antigengemeinschaften, als na-
her Verwandter von Arten der imperfekten Gat-
tung Rhodotorula angesehen, die ebenfalls rätlich
GATTUNG Sporobolomyces KLUYVER gef•rbte Kolonien bildet . Eine endgßltige Kl•rung
et VAN NIEL 1894 ist noch nicht erfolgt .
Die Pilze des Genus Sporobolomyces gehären zu
Anmerkung
einer Formgattung, deren Angehärige sich durch
Sprossung und durch Ballistosporen' vermehren . Der gelegentliche Nachweis von Sporobolomyces
Man unterscheidet derzeit 9 Arten . salmonicolor auf erkrankter Haut, einmal auch im
Sporobolomycespilze finden sich gelegentlich in
Kulturen, die von menschlichem Untersuchungs- Tabelle 18 Biochemisches Verhalten von Sporo-
material (Haut) angelegt werden . bolomyces salmonicolor.
©ber ihren natßrlichen Standort ist wenig be-
Fermentation Assimilation
kannt. Da GÖUMANN sie als ömäglicherweise in
Wirklichkeit sprossende Brandpilze" interpre- fehlt stets Glucos + Maltose -
Galactose - Lactose -
1Ballistosporen Ballistosporen sind Sporen, die mit Saccharose + Nitrat +
.HilfensFßgkitropfensabgüwrden
Sporobolomyces - Trichosporon cutaneum 83
Anmerkung
Biochemische Untersuchungen (SEELIGER 1959)
und Antigenanalysen (SEELIGER U. SCHRÄTER
Syn. : Trichosporon beigelii (K©CHENMEISTER
1963) haben aufgrund des Verhaltens gegenßber
et RABENHORST 1867) VUILLEMIN -viele wei-
Harnstoff und von somatischen Antigengemein-
tere Synonyma
schaften Beziehungen aufgedeckt, die Trichospo-
Fragliches Syn. : Trichosporon pullulans ron cutaneum mit Cryptococcus neoformans sowie
(LINDNER) DIDDENS et LODDER 1895 mit Candida curvata und Candida humicola ver-
Ein perfektes Stadium ist nicht bekannt . binden (vgl . auch S . 75) .
Dermatophyten
Systematische Stellung der Mycophyta) finden sich die Ordnungen der Muco-
rales und Entomophthorales . Diese prim•r terre-
Dermatophyten und anderer strischen Schimmelpilze kännen (gelegentlich) fßr
in Laboratorien h•ufiger Menschen und Tiere zu Problemkeimen werden .
Hyphomyceten
Die Pilze (Mycophyta) stellen morphologisch und Ascomyceten
ontogenetisch eine besonders mannigfaltige Die V . Klasse, die der Ascomycetes, ist fßr den
Gruppe dar, deren Systematik in vielen Bereichen medizinischen Bereich von besonderer Bedeu-
noch diskutiert wird . Daraus resultiert fßr die Ta- tung, weil sich in ihr Pilze aus dem engeren Le-
xonomie eine recht uneinheitliche Situation mit bensraum von Mensch und Tier befinden, auch
verschiedenen Einteilungsprinzipien . jene, die als Parasiten Warmblßter direkt befallen .
Nach dem Lehrbuch der Botanik von STRASBUR-
GER (1978)1 wird die Abteilung Mycophyta in 6 So findet sich in der Unterklasse Protoascomycetidae die
Klassen aufgegliedert : wichtige Ordnung Saccharomycetales (Endomycetales),
in der Unterklasse Plectomycetidae die Ordnung Plec-
tascales (Eurotiales) mit den weit verbreiteten Schim-
I . Myxomycetes (Schleimpilze)
melpilzen Aspergillus und Penicillium .
II . Chytridiomycetes
Ihren Namen verdanken die Ascomyceten einem
III . Oomycetes
schlauch•hnlichen Gebilde, dem Ascus, der als
IV . Zygomycetes Meiosporangium fßr die (meist 8) Ascosporen
V . Ascomycetes (Schlauchpilze) (Meiosporen) dient . In ihm l•uft auch die Karyo-
A Protoascomycetidae gamie mit anschlieüender Meiose ab . Er ist das
B Plectomycetidae wichtigste Merkmal fßr die Einordnung eines Pil-
C Loculomycetidae zes in die Klasse der Ascomyceten . Andere
D Pyrenomycetidae Merkmale kännen fehlen, dieses nicht .
VI . Basidiomycetes (St•nderpilze)
A Phragmobasidiomycetidae Fortpflanzung
Ordnung : Uredinales (Rostpilze) Der Lebenszyklus der Ascomyceten l•uft in zwei
Ordnung : Ustilaginales (Brandpilze) deutlich verschiedenen Phasen mit einem Genera-
B Holobasidiomycetidae tionswechsel ab, der in der Regel einen Kernpha-
senwechsel einschlieüt .
Die Klasse der Myxomycetes (I . Klasse der Myco- Die zwei Fortpflanzungsphasen haben verschie-
phyta) erfordert in diesem Zusammenhang keine dene Aufgaben . W•hrend die perfekte (ascogene,
n•here Erärterung . vollkommene) Phase mit sexueller Fortpflanzung
W•hrend die II ., III . und IV. Klasse frßher in der auch der Evolution dient, sorgt die imperfekte
Klasse der Phycomycetes (Algenpilze) zusam- (vegetative, unvollkommene, conidiale) Phase fßr
mengefaüt wurden, h•lt MÖGDEFRAU die Merk- die Erhaltung und Vermehrung der Art .
male dieser Gruppen fßr so unterschiedlich, daü es Das perfekte Stadium (Hauptfruchtform) ist mit
ihm gerechtfertigt erscheint, sie als selbst•ndige seinen spezifischen (detaillierten) Merkmalen
Klassen zu definieren . ausschlaggebend fßr die Einordnung in das Ord-
In der Klasse der Zygomycetes (IV . Klasse der nungssystem. Ist die Hauptfruchtform eines Pilzes
(noch) nicht bekannt, so wird er vorerst bei den
1 STRASBURGER, E . :Lehrbuch der Botanik, 31 . Aufl. Fi- Deuteromyceten (Fungi imperfecti) eingeordnet,
scher, Stuttgart 1978 bis man seine perfekte Form findet .
Ascomyceten 87
In dieser heterogenen Klasse findet man viele p hytenstammes beimpft. Bei 15-20'C (seltener bei
25Ü C) werden Cleistothecien in 3 Wochen bis 3 Mona-
Dermatomyceten, die wohl fast alle auf terrestri-sche Ursprungsformen zurßckgehen, von denen ten (bisweilen noch sp•ter) gebildet (Abb . 5 I -56) .
aber einige nur im wirtsadaptierten Stadium be- Mit der analogen öHaarkäder"-Methode lassen sich ke-
ratinophile Pilze aus keimhaltigen Staub- und Erdpro-
kannt sind . ben zßchten (Abb. 52 d, e) .
Zun•chst wird die sexuelle Lebensphase der As-
comyceten erärtert, die (bei den Dermatophyten) Conidienstadium
auüerhalb des Wirtes (z . B . auüerhalb des Men- Die vegetative Phase des Pilzes sorgt durch eine
schen) abl•uft . massive Conidienproduktion fßr die Vermehrung
Ascogenes Stadium und Ausbreitung der Art . Ein Kernphasenwechsel
Es enth•lt die sexuelle Fortpflanzung, n•mlich die fehlt in diesem Stadium ; alle Fortpflanzungsele-
Kernverschmelzung und Reduktionsteilung . Bei- mente entstehen nach mitotischen Kernteilungen .
Bei den frei in der Natur lebenden Ascomyceten
des findet im Ascus statt, in welchem die Ascospo-
ren geschßtzt heranreifen kännen . Die Asci sind in
ein dichtes Geflecht steriler Hyphen eingebettet
(Plektenchym) . Bei den Dermatophyten ist dieser
vällig geschlossene Fruchtkärper, das Cleistothe-
cium (Gymnothecium) (Abb . 51) , oft makrosko-
pisch erkennbar (Abb . 52) .
Die Form der Cleistothecien, ihre Peridialhyphen,
deren Zellen und Anh•ngsel, die Asci und Asco-
sporen sind in Gräüe, Gestalt und Farbe charakte-
ristisch fßr die jeweilige Art . Diese spezifischen
Bestandteile eines Fruchtkärpers haben somit
richtungweisende Bedeutung fßr die Klassifizie-
rung der Ascomyceten und damit fßr deren Sy-
stematik . Ihre genaue Differenzierung ist Voraus-
setzung fßr die ©berfßhrung einer Art aus der
Klasse der Fungi imperfecti in Art und Klasse der
Ascomyceten bzw . Gymnoascaceae .
Bei den Gymnoascaceae ist der Fruchtkärper von
einer aus lockeren Hyphen bestehenden Peridie
umgeben oder nackt .
Viele der humanpathogenen Pilze sind bisher nur
in ihrem imperfekten, im Conidienstadium be-
kannt, oder sie bilden nur Pseudocleistothecien,
die keine Asci und Ascosporen enthalten . Man
spricht von perfekten Formen, wenn voll ausge-
bildete Fruchtkärper gefunden wurden (vgl . S . 88)
(Abb . 52-55) . Es unterscheiden sich die Cleisto-
thecien der Microsporumarten (Nannizzia) von
denen der Trichophytonarten (Arthroderma) . Die
Morphologie der Fruchtkärper wird, soweit das
perfekte Stadium bekannt ist, bei den einzelnen
Arten detailliert beschrieben .
Fruchtkärper werden auf natßrlichem Substrat
eher gebildet als auf kßnstlichem N•hrboden .
Zßchtung von Cleistothecien auf Kulturerde mit Abb . 51 Cleistothecium . a Geschlossener Frucht-
Haarkeratin kärper (Schemazeichnung) : 1 = schßtzende Asco-
Besonders geeignet ist Kulturerde, das ursprßngliche carpwand, dargestellt ohne Anh•ngsel, 2 = Inneres
Milieu dieser Pilzgruppe . Sie wird sterilisiert, mit nicht des Fruchtkärpers, 3 = reifer Ascus mit 8 Ascospo-
sterilisierten Tierhaaren (z . B . Pferdehaaren) belegt und ren . b Reifes Cleistothecium, der geschlossene
mit einer Aufschwemmung des betreffenden Dermato- Fruchtkärper der Dermatophyten (©bersicht) .
88 Dermatophyten
ist der Wechsel von ascogenem und Conidiensta- mehrungsformen aus, die fßr die Systematik Be-
dium ein öSommerstadium", das oft auf die deutung haben .
Vegetationsperiode einer grßnen Wirtspflanze Aus der Conidiospore entwickelt sich ein Keim-
angewiesen ist . schlauch, der sich verzweigt und dessen Seiten•ste
Dieser Rhythmus ist bei den Dermatophyten nicht nach einem bestimmten Verzweigungsmodus je-
(oder nicht mehr) erkennbar . Unabh•ngig vom weils in die Richtung vorstoüen, die den gräüt-
Wechsel der Jahreszeiten l•üt sich der Genera- mäglichen Raum zur Nahrungsaufnahme und
tionswechsel auch auf anderer Ebene provozie- Entfaltung bietet . Dabei ist das Wachstum in flßs-
ren, wenn einige Gesetzm•üigkeiten beachtet sigem Milieu problemlos : Es erlaubt eine gleich-
werden . m•üige Ausdehnung des Mycels nach jeder Rich-
Die Lebensbedingungen des Conidienstadiums tung, d . h . die Entwicklung zu einem fast kugel-
von Dermatophyten sind ziemlich genau bekannt . färmigen Thallus .
Auch diese Phase bildet charakteristische Ver- Auf halbstarren N•hrbäden findet dagegen be-
Fruchtkärper der Ascomyceten 89
Abb . 57 Formelemente bei Pilzen : ungeschlechtliche Vermehrungsformen . a Arthrosporen (auch als Ar-
throconidien bezeichnet) . b Intercalare und terminale Chlamydosporen (Mantelsporen) . c Conidien im Ce-
phalosporiumtyp (Käpfchenform) . d Conidien im öHormodendrumtyp" (B•umchenform) - Cladosporium-
form (s . S . 159, 165 u . 256) . e Aleuriosporen, 1 = Anordnung in Botrytis-(Trauben)form, 2 = Anordnung in
Akladium-(Öhren)form . f 1 = Phialosporen, 2 = Phialiden (Sporenmutterzellen) .
Formelemente 91
Mikroconidien sind einzellige (selten zwei- und Den Phialosporentyp findet man z . B . bei den Gat-
mehrzellige), dünnwandige Conidien, die einzeln tungen Aspergillus, Fusarium, Graphium, Penicil-
lateral von den Hyphen abgeschnürt werden oder lium, Phialophora, Trichoderma und Verticillium .
in gräßeren Gruppen auf bestimmten St•ndern Phialiden kännen auf Conidiophoren inseriert
angeordnet sind . Ihre Gestalt ist ziemlich uniform ; sein ; diese Anordnung ist z. B . für Aspergillus cha-
aber in ihrer Anordnung folgen sie bestimmten rakteristisch .
Gesetzen, diese sind daher wichtig für die Klassifi- Ühnlich wie bei den Phialosporen verh•lt es sich
zierung . mit den Annellosporen .
Beim Cephalosporiumtyp (Abb . 57 c) gruppieren Hier ist die erste Spore eine terminate Aleuriospore auf
sie sich kugelfärmig um das Ende eines Conidio- dem Conidienst•nder. Diese hinterl•ßt an ihrer Ansatz-
phors . stelle eine Narbe, die von der folgenden Spore durchsto-
Der Hormodendrumtyp (Abb . 57 d) l•ßt sie wie ßen wird, und zwar unter Bildung eines ringfärmigen
Verzweigungen eines B•umchens erscheinen, und Kragens . Mehrere hintereinanderliegende Ringe ver-
schließlich kännen sie einfach lateral an den Hy- l•ngern den Conidiophor . Darin besteht der Unter-
phen inseriert sein (Aleuriosporen) in Akla- schied zur Phialide, deren Gräße konstant bleibt .
dium(Ühren)form oder in Trauben an Verzwei- Sporangien enthalten eine Fülle von kleinzelligen
gungen I . und II . Grades als Botrytis(Trau- Sporen .
ben)form (Abb . 57 e) . Im Gegensatz zu den recht unscheinbaren Mikro-
Als Phialosporen (Abb . 57 f) werden sie basipetal conidien bieten die Makroconidien in Gräße und
innerhalb der Phialiden (Sporenmutterzellen) ge- Gestalt ein buntes Bild, das bei den einzelnen Ar-
bildet und nacheinander durch eine kleine öff- ten jeweils beschrieben wird . Zwar kennt man
nung entlassen . verschiedene gräßere Gruppen von ziemlich ein-
Kulturverhalten
Auf Grund raschen Wachstums und einiger typi-
scher Merkmale kann der Pilz frühzeitig differen-
ziert werden :
Bereits nach wenigen Tagen nimmt der Oberfl•-
chenthallus eine ganz charakteristische, grün-
lich-gelbe F•rbung an, zu der sich im weiteren
Verlauf noch eine br•unliche Komponente gesel-
len kann (Abb . 60, s. Farbtafel 5) . Dieses Farb-
verhalten ist auf Sabouraud-Glucose-N•hrboden
Abb . 59 Koremien (gebündelte Lufthyphen) in wie auf Mycosel ©-N•hrboden nahezu gleich ;
Aufsicht bei Lupenvergräßerung . w•hrend die Oberfl•che auf dem ersteren unre-
gelm•ßig faltig erscheint, bleibt sie auf Mycosel"'
glatt . Das kurze Mycel verleiht der Kulturober-
heitlichen Formen (sog . Spindelsporen, Keulen- seite ein samt•hnliches Aussehen . Sehr früh bil-
sporen) ; doch ist die Auspr•gung innerhalb dieser den sich weiße, watte•hnliche, pleomorphe Sekto-
Gruppen so unterschiedlich, daß sie in ihrer gan- ren (Abb . 61) . Der Ä typischer Kolonien betr•gt
zen Vielfalt und Variationsbreite am einzelnen in 15 Tagen bei 30„ C etwa 10-20 mm .
Objekt (Stamm) studiert werden müssen . Mikroskopisches Bild
Auch das Mycel kann typische Formen ausbilden, Im mikromorphologischen Bild imponieren keu-
die für die Identifizierung Bedeutung haben : die
lenfärmige Makroconidien, die oft schon am 3 .
sog. Bambushyphen (Abb . 58 b) und das sog . Ra- Kulturtag gebildet werden (Abb . 62 u . 63 c, d) .
kettmycel (Tennisschl•gerhyphen), bei dem nach
Sie stehen einzeln, lateral an den septierten Hy-
oben aufgetriebene, nach unten verjüngte Mycel-
phen oder terminal in kleineren und gräßeren
abschnitte aufeinanderfolgen (Abb . 58c,d) . Gruppen . Die Anzahl der Kammern reicht von 2
Mehrere Lufthyphen, die bündelfärmig parallel
bis 9 ; ihre L•nge schwankt zwischen 10 und
verlaufen, ohne miteinander zu fusionieren, wer-
40 sm .
den als Koremien bezeichnet (Abb . 59) .
Die Außenwand der Makroconidien erscheint im
Lichtmikroskop glatt und relativ dünn . Neuere
Epidermophyton floccosum (HARZ) elektronenoptische Untersuchungen ließen er-
LANGERON et MILOCHEVITCH kennen, daß sie aus 4 Schichten besteht und außen
1930 von ÖPolypen" bedeckt ist, die als ausgetretene
Zellinhaltsstoffe gedeutet werden .
Perfektes Stadium : unbekannt Die inneren Querw•nde, welche die Zellen von-
In der Gattung Epidermophyton kennt man bisher einander trennen, sind mit einer trichterfärmigen
nur eine Art : Epidermophyton floccosum. öffnung versehen, die durch einen besonderen
Diese nimmt nicht nur systematisch eine Sonder- Pfropf verschlossen werden kann .
Abb . 62 Epidermophyton floccosum (Camera lucida) . a Junge Kultur mit keulenfärmigen Makroconidien,
die einzeln lateral an den Hyphen oder in Gruppen terminal angeordnet sind . Mikroconidien fehlen . Chlamy-
dosporen sind noch nicht ausgebildet . b Ültere Kultur mit Chlamydosporen .
Mit zunehmendem Alter der Kultur werden inter- daß sie einen geeigneten Ausgangspunkt für den
calar und terminal Chlamydosporen in großer neuen Thallus darstellen . Mikroconidien fehlen
Zahl gebildet (Abb . 63 a, b) . Sie sind die bevor- stets .
zugte Dauerform, da sie auf Grund ihrer dicken Spiralhyphen konnten bei eigenen Untersuchun-
(vorwiegend aus Fibrillen bestehenden) Außen- gen nicht beobachtet werden - andere Autoren
wand vor Austrocknung geschützt sind . Mit 20 °m bezeichnen ihr Vorkommen als selten .
Ä ist ihre Gräße betr•chtlich, und die reichlich
vorhandenen Reservestoffe lassen sie zu einem Stammhaltung
günstigen Zeitpunkt multilokul•r auskeimen, so Die Aufbewahrung eines Stammes in der Myko -
thek bereitet wegen des rasch eintretenden Pleo- vorhanden sind, die das Wachstum des Pilzes in vivo
morphismus Schwierigkeiten . Dazu kommen K•l- hemmen ; denn der Follikel ist bei anderen Dermatophy-
teempfindlichkeit und fehlende Bereitschaft, auf ten die Eintrittspforte zum Haarbefall . Mit dieser An-
Reis zu wachsen . nahme steht auch das Fehlen des rein anthropophilen
Pilzes im dichten Haarkleid der Tiere im Einklang .
Auch l•ngerer Sauerstoffmangel unter Paraffi-
num liquidum wird nicht vertragen . Eine Weiter- Ungehindert wird dagegen das Nagelkeratin zer-
führung der St•mme auf ÖHungern•hrbäden" ge- setzt . Hier geht der Hautbefall kontinuierlich in
lingt nicht immer . den lateralen Nagelbereich über, und die weitere
Zerstärung der Nagelplatte erfolgt wie bei den
Verbreitung Trichophytonarten .
Die geographische Verbreitung erstreckt sich auf Doppelbesiedlung mit den ebenfalls anthropophilen
Bewohner aller Erdteile . Außerhalb des Men- Arten Trichophyton rubrum und Trichophyton
schen - bei Tieren und im Erdboden - ist er nicht mentagrophytes var . interdigitale gibt es im Ze-
zu finden . henbereich. Zwar haben sie keine besonderen
Pathophysiologie therapeutischen Konsequenzen ; doch manife-
Nur die glatte Haut und die N•gel werden befal- stiert sich in solchen F•llen, daß ein besonders ge-
len, niemals das Haar . eignetes Terrain für Dermatophyten mit gleichen
physiologischen Ansprüchen vorliegt .
Pr•dilektionsstellen sind der Inguinalbereich (da-
her die alte Bezeichnung Epidermophyton ingui-
Systematik
nale) und der Zehenbereich mit und ohne Nagel-
beteiligung . Andere Kärperstellen werden •u- Varianten :
ßerst selten ergriffen . Frauen werden weit weniger 1 . braun gef•rbte Form,
befallen als M•nner . 2 . Form mit ausschließlich zweizelligen Makroco-
Von 328 Isolaten innerhalb von 14 Jahren (Tab . nidien .
21) entfielen 89 % auf m•nnliche, 11 % auf weibli- Conidien-(imperfektes)Stadium : Epidermophy-
che Patienten . Für diese Unterschiede scheinen ton floccosum LANGERON et MILOCHEVITCH 1930 .
hormonelle Einflüsse eine Rolle zu spielen . Das perfekte Stadium ist bisher unbekannt .
Epidemiologie
Microsporum audouinii, früher in Europa ende-
misch, ist weltweit verbreitet, vor allem in Schulen
gräßerer St•dte . Im eigenen Beobachtungsgut ließ
er sich w•hrend 23 Jahren bei verschiedenen klei-
neren Epidemien von Kindern isolieren, viel sel-
tener von Erwachsenen .
In der Literatur wird auch über den Befall von
Tieren berichtet ; doch dürfte dieser Erreger, bei
dieser auf den Menschen spezialisierten Art, im
Tierreich •ußerst selten sein .
Pathophysiologie
Pr•dilektionsbereich dieses Dermatophyten ist
das Capillitium von Kindern mit Befall des Haa-
res, der retroauricul•r, im Nacken oder am Hin-
terkopf beginnt . Der Verlauf der Infektion ist in
der Regel entzündungsarm mit deutlicher Ten-
denz zur Chronizit•t . Ohne Behandlung kann die
Erkrankung in der Pubert•t spontan abheilen .
Der Infektionsmodus ist identisch mit dem von
Microsporum canis (s . s . 98) : Befall des Haares an
der Follikelmündung, Abw•rtswachsen des My-
cels im Haar bis zur keratinogenen Zone (Adam-
sonsche Quaste) und Bildung eines mosaik-
•hnlichen Sporenmantels um das Haar, das seine
Elastizit•t verliert und abbricht .
Microsporum audouinii ist vom Endo-Ekto-
thrix-Typ .
Die Herde fluoreszieren grün unter dem WOOD-
Licht . Doch gilt auch hier, wie bei Microsporum
canis, daß nicht alle St•mme Fluoreszenz hervor-
rufen . Deshalb müssen WOOD-Licht-Kontrolle
und kulturelle Untersuchung stets parallel durch-
geführt werden . Aus Nordamerika wird über
nichtfluoreszierende St•mme berichtet .
Ein befallenes H•rchen beginnt erst nach der
2 . Woche zu fluoreszieren . Da die entzündliche
Komponente noch fehlt, wird die Erkrankung
Abb . 65 Microsporum audouinii - Koloniewachs- meist relativ sp•t bemerkt .
tum auf Sabouraud-Glucose-Agar . a Kultur von in-
fiziertem Kinderhaar nach 12 Tagen . b Kultur eines
Systematik
Sammlungsstammes (B 16 - Prof . Dr. BISPING, Han-
nover) nach 28 Tagen . c Kultur eines Stammes aus Conidien-(imperfektes) Stadium : Microsporum
Nigeria (Dr. WALKER, London) nach 9 Tagen . audouinii GRUBY 1843 .
Microsporum audouinii - Microsporum canis 97
Ascogenes (perfektes) Stadium : ein bisher unbe- Perfektes Stadium : Nannizzia otaeHASE-
st•tigter Bericht hat dieses als Veronaia audouinii GEWA et USUI 1974
BENEDEK 1961 bezeichnet . W•hrend zu Beginn dieses Jahrhunderts das an-
St•mme, die mit Arthroderma simii getestet wur- thropophile Microsporum audouinii die am mei-
den, waren vom Ö+"-Kreuzungstyp . sten gefürchtete Microsporumart war, ist heute
das zoophile Microsporum canis an seine Stelle
getreten .
Microsporum canis BODIN 1902 Wo Haustiere mit diesem hochinfektiäsen Der-
Syn. : Microsporum felineum MEWBORN matophyten behaftet sind, entstehen in der Um-
1902 - Microsporum lanosum SABOURAUD gebung leicht kleinere oder gräßere Epidemien .
1907 - Microsporum obesum CONANT 1973 Kinder sind besonders gef•hrdet .
98 Dermatophyten
Sporadische Microsporum canis -Infektionen sind Thallus transferierte den gräßten Teil des Mycels
nach dem Bundesseuchengesetz seit 1980 nicht in Chlamydosporen, die sp•ter ohne Ausnahme
mehr meldepflichtig . wieder zu normalem Mycel auskeimten .
Mikroskopisches Nativpr•parat
Epidemiologie
Das Mycel l•ßt in der Epidermis keine Besonder-
Microsporum canis, prim•r ein zoophiler Derma-
heiten erkennen ; aber ein befallenes Lanugoh•r-
tophyt pelztragender Wild- und Haustiere, ist auf
chen oder ein abgebrochenes Kopfhaar machen
allen Kontinenten verbreitet . Durch die Wirts-
durch den typischen Sporenmantel, der das Haar tiere Hund und Katze wurde er zu einem proble-
umgibt, auf eine Mikrosporie aufmerksam . Der
matischen humanpathogenen Dermatophyten mit
Mantel besteht aus mehreren Schichten von klein-
hoher Kontagiosit•t, vor allem für Kinder im Al-
zelligen, rundlichen Arthrosporen von 2-3 °m Ä ter von 5-10 Jahren .
(also kleiner als die Sporen der Trichophytonar-
Obgleich eine Infektion von Mensch zu Mensch
ten) .
mäglich ist, findet man als eigentliche Infektions-
Kulturverhalten quelle in der Regel ein Tier, das durch Kontakt
Auf Sabouraud-Glucose-Agar entwickelt sich eine Epidemie verursachen kann .
Vorbeugende Maßnahmen sind kaum zu treffen,
weiß-wolliges Luftmycel . Die einzelnen Kolonien
sind stets von strahlenfärmig auslaufenden Hy- weil bei Tieren oft keine oder nur schwer erkenn-
phenbündeln umgeben . Auf diesem N•hrboden bare Symptome einer Infektion vorhanden sind .
wird oberseits nur wenig gelbes Pigment sichtbar ;
die Unterseite ist kr•ftig gelb gef•rbt. Pathophysiologie
Auf Mycosel©-N•hrboden ist die Lufthyphenbil- W•hrend die Infektion auf der glatten Haut zu-
dung reduziert, und die ocker- bis orangegelbe meist mit einer juckenden Papel beginnt, um die
Pigmentierung erscheint auf beiden Seiten mit sich ein pustuläser Herd in ringfärmiger Zonie-
gleicher Intensit•t . Eine Radi•rfaltung ist nur an- rung bildet, dringt der Erreger auf dem Capilli-
gedeutet oder fehlt . Der Thallus bleibt im ganzen tium rasch in die Haarfollikel ein .
flach (Abb. 68, s . Farbtafel 5) . Microsporum canis Für das Verst•ndnis der Wirkungsweise der oralen The-
ist - im Gegensatz zu Microsporum audouinii - rapie der Mikrosporieereger (sie ist heute das Mittel der
auf Reisn•hrboden kultivierbar . Wahl) ist die Kenntnis von Infektionsmodus und -weg
der Microsporumarten von Bedeutung . Auf KLIGMANS
Mikroskopisches Bild eingehenden Studien beruht die nachfolgende Schilde-
rung der Microsporum canis-Infektion .
Microsporum canis bildet reichlich Makroconi-
dien vom Spindeltyp, die unterhalb beider Pole Nach einer 2- bis 4t•gigen Invasionsphase, in wel-
eingeschnürt sind . Die •ußere, mehrschichtige cher sich der Follikelraum bereits mit Mycel an-
und besonders kr•ftige Zellwand ist (an den Polen füllt, dringt das Mycel in einer 0,2 mm breiten
geh•uft) mit Protuberanzen versehen . Quer- Zone in das Haar ein und w•chst abw•rts . Etwa
w•nde trennen zwar die einzelnen Kammern von- am 10 . Tag hat es die obere Grenze des Haarbul-
einander ; doch erlauben kleine, zentrale öffnun- bus erreicht, von dem schon SABOURAUD und
gen in diesen Zellw•nden den Durchtritt von ADAMSON sagten, daß er nicht befallen wird .
Plasma und Kernen von einer Zelle in die andere . An dieser biologischen Barriere entsteht die
Die Makroconidien erreichen eine Gräße von ÖAdamsonsche Quaste", und der aufw•rts wach-
15-10 x 60-125 °m . Die Anzahl der Kammern sende Haarschaft schiebt nun den Pilz passiv mit
variiert von 5-12 . Mikroconidien sind weniger nach oben . Wenn er das Hautniveau erreicht hat
zahlreich (Gräße : 2,5-3,5 x 4-7 °m) (Abb . 69) . (an der Mündung des Haarfollikels), zeigt sich
Terminale und intercalare Chlamydosporen mit deutlich Fluoreszenz .
ihrem Reichtum an Reservestoffen erlauben dem Gräße der rechteckigen, sp•ter abgerundeten ek-
Pilz, l•ngere Ruheperioden zu überstehen . totrichen Sporen : 1,5-2 x 2-3 °m . Ihre lineare
Anordnung ist oft nicht mehr erkennbar . Da sie
Stammhaltung sich nach der Trennung abrunden, erscheinen sie
Microsporum canis überlebt lange Zeitr•ume der eher mosaik•hnlich .
Stoffwechselruhe ohne Schaden . Eine Kultur ließ Die Umlagerung des Haares mit Pilzelementen
sich auf MycoselR-Agar 9 (!) Jahre unter Paraffi- verleiht ihm eine spräde Konsistenz, so daß es we-
num liquidum bei Zimmertemperatur halten . Der nige mm oberhalb des Hautniveaus abbricht . Eine
Microsporum canis 99
manuelle Epilierung ist in diesem Zustand nahezu Peridialhyphenzellen : hantelfärmig, symmetrisch einge-
unmäglich . Daraus wird verst•ndlich, daß die Mi- schnürt .
Peridiale Hyphen : dichotom verzweigt, selten wirtel-
krosporie vor der Üra der oralen Griseofulvinthe-
färmig angeordnet, z . T . über dem Cleistothecium gebo-
rapie fast unbeeinflußbar war .
gen, z.T. . zur Hauptachse geneigt, stumpf endend .
Systematik Anh•ngsel: glattwandige Hyphen von 150 °m L•nge
oder Spiralen oder Makroconidien vom Microsporum
Conidien-(imperfektes) Stadium : Microsporum canis-Typ (dickwandig) .
canis BODIN 1902 . Ascogenes (perfektes) Sta- Asci : 5-7 °m, nicht ganz rund, dünnwandig mit 8 Asco-
dium : Nannizzia otae HASEGAWA et UsUi 1974 sporen .
Cleistothecien : 280-700 °m 0, ohne Anh•ngsel, rund, Ascosporen : 2,5-3,8 x 2-2,5 °m, linsenfärmig, hyalin,
zuerst weiß, sp•ter hellbraun . glatt .
Microsporum cookei AJELLO 1959 W•rme hemmt die Entwicklung der Kolonien und
die Conidienbildung . In 10 Tagen wird auf Sabou-
Perfektes Stadium : Nannizzia cajetana raud-Glucose-Agar ein Kolonie-Ä von 30 mm er-
AJELLO 1961
reicht .
Microsporum cookei ist ein geophiler, keratino-
philer Pilz, der Microsporum gypseum (s . S . 106) Mikroskopisches Bild
nahesteht . Die Mikroconidien (2 x3-5 °m) stehen lateral an
Allerdings hat er anscheinend noch nicht wie die- den Hyphen, die auch Rakettformen ausbilden .
ser die Schwelle zum Parasitismus überschritten, Eine Fülle von Makroconidien verursacht das
so daß er nur ausnahmsweise als Infektionserreger trocken-pudrige Erscheinungsbild der Prim•rkul-
in Erscheinung tritt . tur . Diese Spindeln sind im Aussehen überein-
stimmend mit denen von Microsporum gypseum -
Mikroskopisches Nativpr•parat
abgesehen von ihrer Breite . Die rauhe •ußere
Wegen des vorstehend geschilderten Umstandes Zellwand ist auffallend dick (bis zu 5 °m) . Die
entf•llt die Beschreibung eines Nativpr•parates . Anzahl der Kammern betr•gt 5-7, die Conidien-
Kulturverhalten gräße 10-15 x 30-50 °m (Abb . 71) .
Eine sorgf•ltige Differenzierung gegenüber Mi-
Die Kolonien zeigen eine pudrige Oberfl•che mit
crosporum vanbreuseghemii und Trichophyton
gelbbrauner Mitte, weiß-wolliger peripherer
ajelloi ist erforderlich . (Die beiden letzteren sind
Zone und purpurroter Rückseite, deren intensive glattwandig!)
F•rbung besonders im Randbereich auch auf der
Oberseite erkennbar ist . (Abb . 70) . Die Wachs- Stammhaltung
tumsgeschwindigkeit ist bei +26„ C groß . Mehr
Vgl . Microsporum gypseum (s . S . 106ff .) .
Epidemiologie
Microsporum cookei ist in allen Teilen der Welt im
Erdboden verbreitet . Sein Nachweis im Fell zahl-
reicher Kleintiere und auch gräßerer Tiere ist
nicht immer mit einer Erkrankung dieser Warm-
blüter verbunden .
In vitro bildet er - entsprechend seiner keratino-
philen Lebensweise im Erdboden - keilfärmige
Haarperforationen (ohne Fluoreszenz) .
Aus Bulgarien und aus österreich wird über das
Vorkommen von Microsporum cookei beim Men-
schen berichtet ; doch sind seine humanpathoge-
nen Eigenschaften außerordentlich gering .
Systematik
Conidien-(imperfektes) Stadium : Microsporum
cookei AJELLO 1959
Ascogenes (perfektes) Stadium : Nannizzia caje-
tana AJELLO 1961
Cleistotbecien : rund, hellgelb, Ä 368-686 °m
Peridialhyphenzellen : stachelig, dünnwandig, leicht ein-
geschnürt .
Peridiale Hyphen : wirtelfärmig verzweigt, septiert . An
den freien Enden befinden sich 2 Arten von Anh•ng-
seln :
I . lange, dünne, spitz zulaufende F•den (1-4 °m breit
und bis zu 480 °m lang) ;
Abb . 70 Microsporum cookei . a Kolonie auf Sa- 2 . glat wandige, dün e F•den, die spiralig aufgerol t
bouraud-Glucose-Agar nach 20 Tagen : zentrale, sind .
ringfärmige, rätliche Verf•rbung . b Unterseite der Asci: (Ä 6-9 °m) kugelrund, enthalten 8 Sporen .
gleichen Kolonie mit braunroter Verf•rbung . Ascosporen : (3-3,6 x 1,8 °m) l•nglich, glattwandig .
Microsporum distortum 101
Mikroskopisches Nativpr•parat
Hautschuppen aus der Randzone der Herde las-
Abb . 73 Microsporum distortum . a Mikromorphologische Merkmale : deformierte Makroconidien von bi-zarrer Gestalt mit unregelm•üiger Kammerung (die gelegentlich fehlt), ferner Mikroconidien und Chlamydo-
sporen (Camera lucida) . b Typische deformierte Makroconidien . c Einzelne, stark deformierte Makroconi-
dien . d ©bergang zur Microsporum canis-•hnlichen Makroconidienform .
Microsporum equinum 1 03
Die Kulturoberseite ist anfangs weiü, sp•ter hell- perfektes Stadium nicht gebildet, denn auch bei
braun, die Unterseite im Zentrum braun, an der hßheren Pflanzen entf•llt die generative Phase,
Peripherie ockergelb . Das Wachstum erreicht bis wenn Reproduktionsorgane deformieren .
zu 40 mm in 12 Tagen (Abb . 72) . Conidien-(imperfektes)Stadium : Microsporum dis-
tortum DI MENNA et MARPLEs 1954 .
Mikroskopisches Bild Das perfekte Stadium ist nicht bekannt .
Auffallend ist die bizarre Form der zwei- bis viel-
zelligen Makroconidien, die erhebliche Unter- Microsporum equinum BODIN 1896
schiede in Grßüe und Gestalt aufweisen (5-20 x
Syn . : Microsporum canis (sub Judine - um-
30-80 öm) . Sie sind unregelm•üig gekrämmt,
stritten)
scheinbar verzweigt, stellenweise eingeschnärt
oder mit hßckerfßrmigen Ausstälpungen verse- Perfektes Stadium : unbekannt
hen . Daraus resultiert eine heterogene Form der VANBREUSEGHEM wie AUSTWICK sehen in Micro-
einzelnen Kammern . Die zahlreichen Mikroconi- sporum equinum eine eigenst•ndige Art, die vor-
dien sind komma- bis birnfßrmig und in Akla- zugsweise bei Pferden vorkommt . Eine Ühnlich-
diumform angeordnet (1,5-4 x 3-9 sm) (Abb . keit mit Microsporum canis ist unverkennbar .
73) . Auf Sabouraud-Glucose-Agar ist die Kolonie
oberseits grau-weiü, glatt oder radi•rfaltig, unter-
Stammhaltung seits hellgelb (Abb . 74) . Im mikroskopischen Pr•-
Es ist schwierig, eine Microsporum distor- parat finden sich birnenfßrmige Mikroconidien in
tum-Kultur typisch zu erhalten . Subkulturen zei- Traubenform und zahlreiche Makroconidien, die
gen zun•chst partiell, dann vollst•ndig normales einen Unterschied zu Microsporum canis nur be-
Wachstum wie bei Microsporum canis-St•mmen . dingt erkennen lassen (Abb . 75), obwohl die Ma-
Dementsprechend werden auf Reisn•hrboden nur kroconidien meist als etwas kleiner beschrieben
kurze Zeit deformierte Conidien gebildet . werden .
Auch unter Paraffinum liquidum bleibt der Thal-
lus zun•chst charakteristisch : Abimpfungen ent- Systematik
halten aber keine deformierten Spindeln mehr . Nach PADHYE, WEITZMAN u . AJELLO (1979) hy-
drolysieren Microsporum equinum und Nannizzia
Epidemiologie
otae (Microsporum canis) innerhalb von 8-14 Ta-
©ber Microsporum distortum- Infektionen wurde gen Harnstoff . Nannizzia otae-Isolate reagieren in
1954 erstmalig aus Neuseeland berichtet, sp•ter vitro im Haarperforationsversuch positiv, Micro-
bei Kapuzineraffen und Menschen aus den USA, sporum equinum-St•mme negativ . Negative
1974 aus Deutschland und 1977 wieder vom Kreuzungsversuche mit Nannizzia otae stätzen die
nordamerikanischen Subkontinent . Bei letztge- Ansicht, daü Microsporum equinum eine eigene
nanntem Bericht handelt es sich um einen Stamm,
der kombiniert aus Microsporum canis und Micro-
sporum distortum bestand - analog einer eigenen
Beobachtung, HEYMER U . VELTMAN (1974) (Abb .
72 d) .
Pathophysiologie
Das pathophysiologische Verhalten entspricht
dem der Form Microsporum canis : hohe Infektio-
sit•t, Tendenz zum Haarbefall - insbesondere bei
Kindern -, gute Beeinfluübarkeit durch orale
Therapie mit Griseofulvin .
Systematik
Zwei der zuletzt in den USA gefundenen St•mme
wurden einer Kreuzung mit Nannizzia otae Ä+"
und Ä-" unterzogen . Das Kreuzungsergebnis mit
dem Ä+"-Stamm waren nur leere Cleistothecien Abb . 74 Microsporum equinum-Kolonie nach 14
ohne Asci und Ascosporen . Vermutlich wird ein Tagen auf Sabouraud-Glucose-Agar .
1 04 Dermatophyten
Mikroskopisches Nativpr•parat
Die abgebrochenen Kopfh•rchen, die im Wood-
Licht grän fluoreszieren, sind von kleinzelligen
Sporen (2-3 öm) umgeben .
Kulturverhalten
Das Verhalten der Kultur ist - abgesehen von ei-
ner rotbraunen Farbkomponente - mit Microspo-
rum audouinii identisch . Das Relief kann glatt sein
oder eine angedeutete Radi•rfaltung aufweisen
(Abb . 76) .
Mikroskopisches Bild
Hier manifestiert sich deutlich ein Unterschied zu
Microsporum audouinii in der auüergewßhnlichen
Grßüe der stets terminalen Chlamydosporen (bis
zu 40 (!) öm „) . Die Makroconidien sind mehr
oder weniger deformiert (Abb . 77) .
Schmmhaltung
Die Weiterzächtung ist problemlos ; ein Pleomor-
phismus tritt nicht ein .
Epidemiologie
Eine Verbreitung ist bisher nur auf dem afrikani-
schen Kontinent bekannt .
Besonderheiten gegenäber Microsporum audoui-
nii sind sonst nicht erkennbar .
Pathophysiologie
Im humanpathogenen Bereich sieht VANBREU-
SEGHEM eine st•rkere Tendenz zum Befall der
glatten Haut . Von ihm durchgefährte Infektions-
versuche beim Meerschweinchen verliefen positiv
(mit Fluoreszenz), im Gegensatz zu den stets ne-
gativen Tierversuchen mit Microsporum audoui-
A bb . 75 Microsporum equinum . a Makro-und Mi- nii.
kroconidien (Camera lucida), b Makroconidien,
c junge Makroconidie in starker Vergrßüerung . Systematik
Conidien-(imperfektes) Stadium : Microsporum
Species darstellt, deren perfektes Stadium noch langerontt VANBREUSEGHEM 1950
nicht gefunden wurde . Das perfekte Stadium ist unbekannt .
Abb . 76 Microsporum langeronii . Oberseite (a) und rotbraun gef•rbte Unterseite mit weiüem Randsaum (b)
nach 21 Tagen auf Sabouraud-Glucose-Agar . c Kultur nach 30 Tagen auf Sabouraud-Glucose-Agar . d Kul-
tur mit Sektorenbildung im mittleren Teil der Kolonie nach 30 Tagen (isoliert vom Kopfhaar eines afrikani-
schen Kindes aus Zaire) .
Epidemiologie
Endemiegebiete gibt es - wie eingangs erw•hnt -
in Westafrika, Ostasien und seit dem 2 . Weltkrieg
auch auf dem Balkan .
Pathophysiologie
Wie bei Microsporum canis wird der behaarte
Kinderkopf bevorzugt befallen ; Entzändungser-
scheinungen fehlen dabei .
©ber ein Vorkommen bei Tieren wurde bisher
nicht berichtet ; ein saprophyt•res Stadium im
Erdboden ist nicht bekannt .
Systematik
Conidien-(imperfektes) Stadium : Microsporum
ferrugineum OTA 1922
Das perfekte Stadium ist nicht bekannt .
Microsporum gypseum, ein geophiler Dermato- Bei mangelnder Luftfeuchtigkeit in der Kultur-
phyt, verursacht unter allen Microsporum-Arten, schale kßnnen die Zellen einer Makroconidie kol-
die den Menschen befallen, wohl die geringsten labieren, so daü sie im mikroskopischen Bild ein
Probleme . bizarres Aussehen annimmt .
Die Erkrankung tritt sporadisch auf und ist ohne Grßüe der Makroconidien : 7,5-16 x 25-60 öm
die Gefahr einer hohen Kontagiosit•t ; auch fehlt (Abb . 80), Grßüe der Mikroconidien : 2,5-3 x
dem Erreger die Tendenz zur Chronizit•t . Seine 4-6 öm ; sie sind relativ selten (Abb . 80 b) .
Adaptation an den Menschen ist gering.
Stammhaltung
Kulturen von Microsporum gypseum neigen dazu ,
Mikroskopisches Nativpr•parat
Im Direktpr•parat ist Microsporum gypseum
nicht von Trichophyton-Pilzen zu unterscheiden,
da ihm die besondere Affinit•t zum Befall des
Haares - wie sie bei Microsporum canis und Mi-
crosporum audouinii ausgepr•gt ist - fehlt . Ande-
rerseits wird von einem Befall der Lanugohaare
berichtet . Die Sporen vom Endothrixtyp haben
einen „ von 4-5 bzw . 6-8 öm .
Kulturverhalten
Der lebhaft wachsende Thallus bleibt vollst•ndig
flach, abgesehen von einem kleinen erhabenen
Impfkegel, der Initialstelle des Wachstums, die
aber bald pleomorph wird . In der ersten Kultur-
Woche begin t-ausgehndvorPipheds
Kegels - eine äppige Produktion von Makroconi-
dien, die der Oberfl•che ein gipsiges oder kßrniges
Aussehen verleihen .
Manche St•mme bilden keine geschlossene Thal-
lusdecke und wachsen nur in lockeren Mycelgrup-
pen .
Der Farbton ist auf Mycosel°-N•hrbodenlg
bis ockergelb . Auf Sabouraud-Glucose-Agar ent-
steht immer die typische Sandfarbe, bisweilen mit
einer zartrosa Komponente . Die Kulturunterseite
ist farblos oder dunkelgelb bis braun . Pigment
wird an den N•hrboden nicht abgegeben (Abb .
79, s . Farbtafel 6) .
Mikroskopisches Bild
Das mikroskopische Bild wird durch die groüe
Zahl von spindelfßrmigen, dännwandigen Makro-
conidien beherrscht, die oft bändelweise zusam-
menstehen .
Die •uüere Zellwand ist mit Protuberanzen verse-
hen ; doch gibt es vereinzelt auch glattwandige
St•mme . In der Regel enthalten die Makroconi-
dien 5-6 Kammern, die einzeln zum neuen Aus-
keimen bereit sind, wenn ein ad•quat feuchtes Mi- Abb . 80 Microsporum gypseum . a Makro- und
lieu zur Verfägung steht . Beginnt der N•hrboden Mikroconidien (Camera lucida) . b Kulturpr•parat
auszutrocknen, so räckt das Plasma an die innere mit Makro- und Mikroconidien . c Spindelfßrmige
Zellwand, und die Conidie fungiert als ÄDaueror- Makroconidien und Raketthyphen (Zeiss-Phasen-
gan" zum ©berleben ungänstiger Bedingungen . kontrast) .
1 08 Dermatophyten
Kulturverhalten
Der Thallus w•chst auf Sabouraud-Glucose-Agar
flach, dänn, pudrig bis kßrnig und ohne Oberfl•-
chenprofil . Das Erscheinungsbild ist •hnlich dem
von Microsporum gypseum . Die Randstrahlen
sind zart und ein wenig gebändelt . Das unterseits
gebildete rßtlichbraune Pigment diffundiert nicht
in den N•hrboden (Abb . 81) .
Mikroskopisches Bild
Die ellipsoiden, kleinen, 1- bis 3zelligen, rauh-
wandigen Makroconidien imponieren in groüer
Zahl . Sie stehen auf kurzen Stielchen an den Hy-
phen oder sind in lockerer, trauben•hnlicher Form
angeordnet.
Ihre Grßüe betr•gt 5-7 x 10-15 öm . Mikroconi-
dien, sowohl keulen- wie birnenfßrmige, sind rela-
tiv selten (Abb . 82) .
Stammhaltung
Vgl . Microsporum gypseum (s. S . 107) .
Epidemiologie
Abb . 81 Microsporum nanum . a Oberfl•chenan-
Das saprophyt•re, geophile Stadium ist weltweit sicht der Kolonie nach 14 Tagen auf Sabouraud-
verbreitet . ©ber den Befall von Tieren (insbeson- Glucose-Agar . b Unterseite nach 14 Tagen auf glei-
dere Schweinen) wird aus Afrika, den USA und chem Substrat . Peripherie weiü, im Zentrum br•un-
Australien berichtet . Humanpathogene Eigen- lich verf•rbt mit rotbrauner Randzone .
1 10 Dermatophyten
Perfektes Stadium : Nannizzia persicolor flachen Kolonien, die im Zentrum cerebriform ge-
STOCKDALE 1967 wunden sind .
Microsporum persicolor 111
Abb . 86 Microsporum rivalieri. a Koloniebild nach 28 Tagen (1 . Abimpfung von Prim©rkultur) auf Sabou-
raud-Glucose-Agar ohne Hefeextrakt : faltenlos, flach, schneeweiß . b Kolonie des gleichen Stammes wie in
a nach 28 Tagen auf Glycerinagar : Oberfl©che flockig mit hellgelber Tünung . c Kolonie eines Sammlungs-
stammes (4218) nach 28 Tagen auf Sabouraud-Glucose-Agar mit sternfürmiger Furchung .
Microsporum rivalieri 113
Mikroskopisches Bild
Kammzinkenfürmige Hyphen, die im Gegensatz
zu Microsporum audouinii bogenfürmig ge-
kr•mmt sind, werden nach VANBREUSEGHEM als
äarc de cercle" bezeichnet (Abb . 87) . Auf Myco-
se1Ö-Agar ist ihre Ausbildung besonders ausge-
pr©gt . Makroconidien mit Einschn•rungen und
Ausst•lpungen zeigen keine wesentlichen Unter-
schiede zu denen von Microsporum audouinii.
Ihre bizarren Formen haben eine unregelm©ßige
Kammerung zur Folge . L©nge und Breite dieser
äSpindeln" variieren ebenso wie die Dicke der
©ußeren Zellwand .
Die Grüße der Makroconidien betr©gt 12-17 x
50-70 öm .
Stammhaltung
Eine Neigung zum Pleomorphismus ist nicht vor-
handen . Geringe Temperaturen bringen die
St©mme leicht zum Absterben . Dagegen wird die
Sauerstoffreduktion unter Paraffinum liquidum
2 - 3 Jahre vertragen, wenn Temperaturen um
15° C nicht unterschritten werden .
Epidemiologie
Berichte •ber das Vorkommen von Microsporum
rivalieri liegen aus Zentralafrika, Florida und
England vor . Der hier beschriebene Stamm wurde
von einem Negerkind aus Zaire, das vor•berge-
hend in Deutschland weilte, isoliert . A bb . 87Microsporum rivalieri - mikroskopische
Microsporum rivalieri wurde bisher nur von dun- Besonderheiten . a Kreisbogenform (äarc de cercle"
kelh©utigen Kindern isoliert . Dies l©ßt vermuten, nach Vanbreuseghem) . b Gestauchtes Mycel, di-
daß ein endemischer Herd in Zentralafrika Aus- chotome Verzweigung . c Deformierte Makroconi-
gangspunkt der bisher beschriebenen F©lle ist . dien mit unregelm©ßiger Kammerung .
1 14 Dermatophyten
Mikroskopisches Bild
Microsporum vanbreuseghemii Die zahlreichen dickwandigen, zylinderfürmigen
GEORG, AJELLO, FRIEDMAN Makroconidien werden bis zu 87,5 öm lang und 13
et BRINKMAN 1962 öm breit . Die durchschnittliche Grüße liegt bei
61,7 x 10,6 öm .
Perfektes Stadium : Nannizzia grubyia GE- Auf mehr oder weniger langen Stielchen stehen
ORG, AJELLO, FRIEDMAN et BRINKMAN 1962 sie meist in B•scheln zusammen . Ihre Gestalt er-
Dieser noch nicht lange bekannte, geophile Pilz innert an die von Trichophyton ajelloi; doch sind
sie grüßer und außen dicht mit kleinen äWarzen"
bef©llt Tiere und Menschen .
Die urspr•nglich angenommene Identit©t mit Tri- •bers©t .
chophyton ajelloi konnte nach der Auffindung des Einzellige birnfürmige bis ovale Mikroconidien
(2-4 x 4-9 öm) stehen lateral an den Lufthy-
perfekten Stadiums nicht mehr aufrechterhalten
werden . phen .
Die morphologische Øhnlichkeit der Conidien-
stadien dieser beiden Pilze kann Anlaß zu Ver- Stammhaltung
wechslungen geben .
Wegen der Tendenz zum Pleomorphismus ist
fr•he Äberschichtung mit Paraffinum liquidum zu
Mikroskopisches Nativpr©parat empfehlen .
Das KOH-Pr©parat l©ßt in der Epidermis plumpe,
eng septierte F©den erkennen . Das befallene Haar
wird durch- und umwachsen von Mycel, das in Epidemiologie und Pathophysiologie
große Sporen (5-8 öm) zerf©llt . Bisher liegen nur wenige Beobachtungen aus
W©hrend Wood-Licht-Fluoreszenz bei Tieren Nordamerika und Deutschland •ber Infektionen
fehlt, ist sie bei Menschen schwach erkennbar . bei Eichhürnchen, Hunden und Menschen vor .
Infektionen des Capillitiums sind mit Endo-Ekto-
Kulturverhalten thrix-Befall des Haares verbunden .
Auf Sabouraud-Glucose-Agar entwickeln sich Das saprophyt©re Stadium im Erdboden konnte in
rasch wachsende, flache Kolonien mit kürniger Deutschland erst einmal gesichert nachgewiesen
werden .
Systematik
Conidien-(imperfektes) Stadium : Microsporum
vanbreuseghemii GEORG et al . 1962
Ascogenes (perfektes) Stadium : Nannizzia gru-
byia GEORG et al . 1962
Cleistothecien : „150-600 öm ; rund, weiß bis hellbraun .
Peridialhyphenzellen : 4-5 öm ; dickwandig, stachlig,
finger©hnlich, in der Mitte eingeschn•rt .
Peridialhyphen : dichotom verzweigt, septiert und meist
nur zu einer Seite hin gebogen .
Anh©ngsel: lockere, 2 - 3fach gewundene Spiralen oder
d•nne, bis zu 300 öm lange, septierte Hyphen mit
30-50 Windungen ; auf diesen Peridialhyphen werden
zus©tzlich noch Makroconidien gebildet .
Abb. 88 Microsporum vanbreuseghemii . Kolonie Asci: 4,8-6 öm ; d•nnwandig, rund, enthalten 8 Sporen .
eines Sammlungsstammes nach 12 Tagen auf Sa- Ascosporen : 2,4 x 3,0 öm ; linsenfürmig, glattwandig
bouraud-Glucose-Agar . und hellgelb .
Piedraia hortai 115
Abb . 93 Piedraia hortai. a Mikroskopischer Aufbau eines ©lteren Thallus . Reich septiertes Mycel ist in Ar-
throsporen aufgegliedert, die neu auskeimen (Camera lucida) . b, c Zupfpr©parate aus junger Kultur .
Abb . 94 Piedraia hortai . Wenig differenziertes Kulturbild eines Thallus . Mycel mit rechtwinkligen Seiten-
verzweigungen 1 . Grades - Makro- und Mikroconidien werden nicht gebildet .
Trichophyton ajelloi 117
Pferden berichtet ; doch ist er auch saprophyt©r im und verursacht eine •bertragbare, oft große
Fell dieser Tiere ohne Anzeichen einer Erkran- Areale des Kürpers befallende schuppende
kung zu finden . Flechte mit kokarden©hnlichem Aussehen .
Experimentelle Infektionen mit positivem Ergeb-
nis wurden bei M©usen und Meerschweinchen er- Mikroskopische Merkmale
zielt . im Untersuchungsmaterial
Im eigenen Labor wurde Trichophyton ajelloi In den Hautschuppen - nie im Haar - finden sich
wiederholt von menschlichem Untersuchungsma- reichlich septierte Mycelien .
terial isoliert, jedoch nie in kausalem Zusammen-
hang mit einer krankhaften Haut- oder Nagelver- Kulturverhalten
©nderung . Obgleich die Epidermis eines an Tinea imbricata
erkrankten Patienten sehr stark von Mycel
Systematik
durchwachsen iSt, zeichnet sich dieser Dermato-
Conidien-(imperfektes) Stadium : Trichophyton
phyt keineswegs durch ein besonders lebhaftes
ajelloi (VANBREUsEGHEM) AJELLO 1967 Wachstum aus . Dem sp©ten Wachstumsbeginn
Ascogenes (perfektes) Stadium : Arthroderma un- (am 10 . Kulturtag) folgt eine langsame Entwick-
cinatum DAWSON et GENTLEs 1961 lung des Thallus. Wie bei allen glabrüsen Arten
Cleistothecien : „ 300-900 (im Durchschnitt 500 öm w©chst das Mycel auf der N©hrbodenoberfl©che
rund, hellbraun .
und submers, zun©chst als unscheinbares, grau-
Peridialhyphenzellen : 4-7 x 7-11 öm ; symmetrisch-
hantelfürmig, dickwandig, stachlig . braunes Gebilde mit unregelm©ßiger Oberfl©che,
Peridialhyphen : hellgelb, septiert, einseitig verzweigt, aus der sich allm©hlich ein kleiner Kegel heraus-
und zwar zur Außenseite hin . hebt . Mit zunehmendem Alter entwickelt sich
Anh©ngsel: septierte Spiralen, glattwandige, spindel- ober- und unterseits ein gelblicher Farbstoff, der
fürmige Makroconidien . nicht in den N©hrboden diffundiert, und schließ-
Asci: 4,9-6,3 x 5,4-7,2 öm ; 8sporig, d•nnwandig, lich entsteht ein kurzer, weißer Flaum von Luft-
nicht ganz rund . hyphen auf der immer noch unregelm©ßig faltigen
Ascosporen : 1,4-1,8 x 2,3-2,7 öm ; linsenfürmig, glatt Oberfl©che ( Abb . 97) . Das extrem langsame
oder wenig rauh .
Wachstum (1 mm t©glich) wird auch durch hühere
Trichophyton concentricum Temperaturen (bis 37° C) nicht beschleunigt .
Stammhaltung
Die Stammhaltung erfolgt auf die gleiche Weise
wie bei Trichophyton schoenleinii (s . S . 140) . Die
Tendenz zum Pleomorphismus ist gering . Sollte er
sich dennoch ank•ndigen, so kann eine rechtzei-
tige Passage •ber einen halbfesten Bierw•rzeagar
(Agarkonzentration I %) den Verlust des Stam-
mes verhindern .
Abb . 97 Trichophyton concentricum . Kolonie
nach 28 Tagen auf Sabouraud-Glucose-Agar . Epidemiologie
Dieser anthropophile Dermatophyt ist auffallend
an die warmen Klimazonen der Erde gebunden .
im Gegensatz zu den breiten, ©lteren, bereits reich Endemiegebiete gibt es im s•dpazifischen Inselar-
septierten Hyphen . Chlamydosporen liegen oft chipel - worauf auch die Bezeichnung der Krank-
kettenfürmig hintereinander . Hat sich eine aus heit äTokelau" (nach diesen Inseln) hinweist -,
dem Verband gelüst, keimt sie rasch neu aus, oft aber auch auf Sri Lanka, in S•dchina, S•dindien,
mit 2 Keimschl©uchen gleichzeitig (Abb . 98) . S•damerika (Matto-Grosso-Central-Plateau) und
Mehr oder weniger gut ausgebildete dichotome in Mittelamerika .
Verzweigungen lassen an eine lose Verwandt- Klimatische Faktoren - hohe Luftfeuchtigkeit bei
schaft mit Trichophyton schoenleinii denken . Auf hohen Temperaturen - beg•nstigen die Verbrei-
tung von Mensch zu Mensch (oder durch dessen
Gegenst©nde) .
Pathophysiologie
Trichophyton concentricum bef©llt die glatte
Haut, vorzugsweise den Stamm, die Extremit©ten
und das Gesicht . Verschont bleiben die Fußsohlen
und der behaarte Kopf . In einem bestimmten
Wachstumsrhythmus entwickeln sich Rundherde ren betr©gt 3-6,5 öm (also grüßer als die kleinzel-
mit randst©ndigen, großlamellüsen (5-20 mm) ligen Mikrosporiesporen mit 2-3 öm ; - das Na-
Hautschuppen, die, nur einseitig abgelüst, nicht tivpr©parat l©ßt tats©chlich zun©chst an eine Mi-
abgestoßen werden . So entsteht das Bild von hin- krosporie denken!) . Die kleinlamellüsen Sch•pp-
tereinander liegenden Schuppenringen - daher chen aus dem Bereich der Herde sind außerge-
wohl auch die Bezeichnung äconcentricum" . wühnlich stark mit Pilzelementen angereichert .
Diesen äKokarden" fehlt die zentrale Abhei-
Kultrvehan
lungstendenz, wie man sie sonst von Trichophy-
tieherden kennt . Da eine lokale Immunit©t nicht Die flachen, zun©chst scheibenfürmigen Kolonien
entwickelt wird, gibt es auch keine Spontanhei- entwickeln sich rasch . Schon nach 2 Wochen ha-
lungen . Ohne Therapie bleibt die Erkrankung ben sie auf Sabouraud-Glucose-Agar einen „ von
jahrelang bestehen . Das menschliche Haar wird 40 mm erreicht . Sie sind oberseits flaumig,
nicht befallen . schneeweiß mit leuchtend gelbem Rand und be-
ginnen mit einer lockeren Radi©rfaltung
Systematik (Abb . 99, 100a) .
Verwandtschaftliche Beziehungen zu Trichophy- Die R•ckseite ist ebenfalls leuchtend gelb, wird
ton schoenleinii liegen nahe : in vitro Bildung von aber mit zunehmendem Alter der Kultur nachein-
dichotomen Verzweigungen, glabrüses Wachs- ander ockergelb, kupferbraun und dunkelbraun
tum ; in vivo Tendenz zur Chronizit©t und nur an- (Abb . 100b) . Ein besonderer N©hrbodenan-
thropophiles Vorkommen . spruch ist durch das Nikotins©urebed•rfnis gege-
Conidien-(imperfektes)Stadium : Trichophyton ben . Zwar gelingt die Anzucht aus Untersu-
concentricum BLANCHARD 1896 chungsmaterial auch ohne diesen Zusatz ; doch
Das perfekte Stadium ist bisher nicht bekannt, werden die Kulturen dann rasch pleomorph . Der
deshalb vorerst Einordnung bei den Fungi imper-
fecti .
Trichophyton equinum
(MATRUCHOT et DASSONVILLE)
GEDOELST 1902
Perfektes Stadium : unbekannt
Trichophyton equinum, ein zOOphiler Dermato-
phyt, spielt in der Veterin©rmedizin eine grüßere
Rolle als in der Humanmedizin . Die Infektions-
kette Tier -> Mensch wird nicht so oft verifiziert,
wie man eigentlich annehmen müchte . Infektio-
nen bei Reitern, Pferdehaltern usw . sind selten .
Da ein klinischer Fall beim Menschen von den
Verfassern nicht beobachtet wurde, beziehen sich
die folgenden Angaben auf Untersuchungsmate-
rial von einem erkrankten Reitpferd mit rundli-
chen bis ovalen, entz•ndungsarmen Herden am
Kopf und Hals des Tieres .
Mikroskopisches Nativpr©parat
Im KOH-Pr©parat f©llt ein dichtes Konglomerat
von Sporen auf, das sich rührenfürmig um den un-
teren Teil des kurzen Haarschaftes legt und sich
zur Haarspitze hin in Sporenketten und einzelne
Hyphen auflüst (die •brigens teilweise auch im Abb . 99 Trichophyton equinum . a 3 Wochen alte
Haarinnern zu finden sind) . Die Sporenschicht ist Kultur auf Sabouraud-Glucose-Agar . b Ausschnitt
außergewühnlich breit ; die Grüße der Arthrospo- aus a (->) in st©rkerer Vergrüßerung .
Trichophyton equinum 121
Niacinzusatz (20 üg/ml) hemmt ein zu äppiges Der spezifische NicotinsÜurebedarf mag die Ursa-
Mycelwachstum, fßrdert die Conidienproduktion che fär den relativ seltenen Befall der menschli-
und intensiviert die Pigmentbildung . chen Haut durch diesen Dermatophyten sein .
Mikroskopisches Bild
Das mikroskopische Bild ist recht einfßrmig : An
schmalen Hyphen sind lateral die rundlichen Mi-
kroconidien inseriert (1-3 x 2-4 üm) (Abb .
101) . In Ülteren Kulturen werden Chlamydospo-
ren gebildet . GEORG beobachtete vereinzelte Ma-
kroconidien auf Kartoffel-Glucose-Agar : keulen-
fßrmig mit dänner, glatter Zellwand und 3-4
Kammern .
Stammhaltung
Die Tendenz zum Pleomorphismus ist sehr groö ;
eine Konservierung kann auf Reiskßrnern ver-
sucht werden .
Epidemiologie
Entsprechend der Verbreitung des Pferdes als
Wirt wird von allen Kontinenten das Vorkommen
von Trichophyton equinum gemeldet, wenngleich
die ©bertragung auf den Menschen immer relativ
selten war. Zuletzt berichtete DE VRIES in Holland
äber eine Epidemie bei Pferden und Ponys ohne
eine Infektion bei einer groöen Zahl von Kon-
taktpersonen einschlieölich Kindern .
Systematik
Aufgrund physiologischer Besonderheiten wird
der Pilz nach L . GEORG als eine eigene Species an-
gesehen : Trichophyton equinum (MATRUCHOT et
DASSONVILLE) GEDOELST 1902 . Er gehßrt in den
Formenkreis von Trichophyton mentagrophytes
und stellt anscheinend eine StandortvarietÜt die-
ser Art dar.
Das perfekte Stadium ist nicht bekannt, daher
Einordnung vorerst bei den Fungi imperfecti .
Stammhaltung
Trichophyton-gallinae-Kulturen werden nicht Abb . 104 Trichophyton gallinae . Mehrkammrige,
leicht pleomorph . Die Konservierung unter Paraf- an Microsporum erinnernde Makroconidien eines
finum liquidum erhÜlt Thallus und Pigment jahre- Stammes aus Neuseeland (erhalten von Herrn
lang in charakteristischem Zustand . RUSH-MUNRO) .
Trichophyton gourvilii 1 23
Mikroskopische Merkmale
im Untersuchungsmaterial
Keine Unterschiede zu Trichophyton soudanense
(s . S . 143) ; endotricher Befall des Kopfhaares .
Kulturverhalten
Trichophyton gourvilii fÜllt in der Kultur durch
sein ausgeprÜgtes OberflÜchenprofil auf . Die Fur-
chenbildung ist tief und unregelmÜöig, so daö die
dadurch aufgeworfenen Falten den Eindruck von
schlangenÜhnlichen Gebilden vermitteln .
Der 5 mm breite Rand einer voll entwickelten Ko-
lonie verlÜuft flach und klingt in einer feinstrahli-
gen Peripherie aus . Dieser Rand lÜöt auch am be-
sten die typische, irreversible Lavendelfarbe des
Pilzes erkennen, denn der zentrale Teil der Kolo-
nie wird sehr fräh weiö und pleomorph . Jeder ein-
Abb . 105 Trichophyton gallinae. Hahnenkammtest zelne Thallus ist umgeben von einem breiten Ring
nach POLEMANN (mit Genehmigung der Autoren, vgl . rostrot bis scharlachrot verfÜrbten NÜhrbodens .
„Klinik und Therapie der Pilzkrankheiten", Thieme, Der Kolonie-Ä betrÜgt in 10 Tagen 15-30 mm
Stuttgart 1961) . auf Sabouraud-Glucose-Agar (Abb . 106, s . Farb-
tafel 8, u . Abb . 107) .
Systematik
Conidien-(imperfektes)Stadium : Trichophyton
gallinae MEGNIN 1881
Da ein perfektes Stadium bisher nicht ermittelt
wurde, erfolgt die Einordnung vorerst bei den
Fungi imperfecti .
wie bei Trichophyton soudanense - ausgebildet des Kopfhaares (z . B . in der Bundesrepublik bei
(Abb . 108) . Makroconidien entwickeln sich auf Kindern von Afrikanern aus dem Tschadgebiet,
ReisnÜhrboden ; sie sind an den Polen abgerundet ohne weitere Umgebungsinfektionen) . Das
und glattwandig . Die Anzahl der Kammern ist Kraushaar wird endotrich befallen, das Capilli-
sehr unterschiedlich ; wir sahen zahlreiche zwei- tium ist im Bereich der aphlegmasischen Herde
zellige, aber auch 3- bis 8-zellige Conidien . kleinlamellßs schuppend . Ein weiterer Stamm
wurde von entzändlichen Rundherden am Ober-
Stammhaltung arm und Handräcken eines deutschen Patienten
Hierfär gelten die gleichen Gegebenheiten wie bei isoliert, der sich ein halbes Jahr in Zaire aufgehal-
Trichophyton soudanense; aber die VerfÜrbung ten hatte .
des NÜhrbodens bleibt unter Paraffinum liquidum
nicht typisch erhalten . Systematik
Nach CATANEI, der diesen Pilz erstmalig beschrie-
Epidemiologie ben hat, ist Trichophyton gourvilii als eigene Spe-
Die geographische Verbreitung ist auf den afrika- cies anzusehen : dieser Auffassung schlieöt sich
nischen Kontinent begrenzt (Algerien, Elfen- AJELLO an . Andere Autoren (VANBREUSEGHEM,
beinkäste, Obervolta, Togo, Tschad, Zaire) . PINETTI) sehen eher eine IdentitÜt mit Trichophy-
ton violaceum, BIGUET mit Trichophyton souda-
Pathophysiologie nense .
Es kommt u . a . zum Befall der glatten Haut und Nach Ansicht der Verfasser, die leider nur wenige,
vom Patienten frisch isolierte StÜmme untersuch-
ten, ist Trichophyton gourvilii wohl eine Farbva-
riante von Trichophyton soudanense, die sich mi-
kromorphologisch kaum von der Stammform un-
terscheidet.
Conidien-(imperfektes)Stadium : Trichophyton
gourvilii CATANEI 1933 - sub judice (Trichophy-
ton soudanense var. gouvilii?)
Da das perfekte Stadium unbekannt ist, erfolgt die
Einordnung vorerst bei den Fungi imperfecti .
Mikroskopisches NativprÜparat
Abb . 108 Trichophyton gourvilii. a Mikroconidien Der Epidermis- und Haarbefall gibt mikrosko-
und ein „Knotenorgan" auf ReisnÜhrboden (Camera pisch auöer dem Auftreten von Hyphenfragmen-
lucida) . b Objektglaskultur mit Chlamydosporen . ten keinen besonderen Hinweis .
Trichophyton mentagrophytes 1 25
Kulturverhalten
Die Kolonien, die zunÜchst wie ein kleiner Discus
erscheinen, erreichen nach 20 Tagen einen Ä von
10-15 mm . Die Oberseite ist anfangs rein weiö
mit watteÜhnlichen Lufthyphen und angedeuteter
flacher RadiÜrfaltung. In der 3 . Kulturwoche ver-
fÜrbt sich der Thallus blaörosa bis rot mit einer
violetten Farbkomponente . Wesentlich intensiver
ist die VerfÜrbung der Räckseite, die bordeauxrot
erscheint. Pigment wird an den NÜhrboden nicht
abgegeben (im Gegensatz zu Trichophyton galli-
nae (Abb . 109, s . Farbtafel 8, u . Abb . 110) . Ei-
nige StÜmme beginnen mit glabrßsem Wachstum
und bilden erst nach mehreren Wochen Luftmy-
cel .
Trichophyton megninii-Kulturen bedärfen also
bis zur Identifizierung einer ausreichenden, lang-
samen Entwicklung .
Mikroskopisches Bild
Im mikroskopischen Bild ist die LÜnge aller Re-
produktionsorgane auffallend, sowohl der Mikro-
als auch der Makroconidien . Neuere elektronen-
optische Untersuchungen (ITO u . Mitarb .) lassen
erkennen, daö die im Lichtmikroskop sehr spitz
wirkenden Mikroconidien doch an einer relativ
breiten Basis lateral an den Hyphen inseriert sind . Abb . 110 Trichophyton megninii . a Junge Kultur
Sie sind vorwiegend einzellig und messen 2-3 x (12 Tage) auf Sabouraud-Glucose-Agar . Das Luft-
3-7 l üm (Abb..126),S mycel ist noch weiö, die RadiÜrfaltung schon ange-
Die vielzelligen, schmalen, dänn- und glattwandi- deutet
.b30Tagelt,uraud-Glucose-Agar
srifeKltauSbo- mit durchscheinender weinro-
gen Makroconidien (4-6 x 30-45 üm) werden in
ter Räckseite .
geringer Zahl gebildet .
ZusÜtze von Histidin und AminosÜuren sollen
Wachstum und Conidienbildung stimulieren ; Frankreich, besonders hÜufig in Portugal und auf
doch ist Sabouraud-Glucose-Agar zur AusprÜ- der Insel Sardinien .
gung der typischen Arteigenschaften in der Regel
ausreichend . Pathophysiologie
Die Abgrenzung gegen das rßtlich wachsende Tri- Trichophyton megninii provoziert besonders
chophyton gallinae (s . S . 122) und gegen Tricho- Rundherde im Bartbereich . Der Erreger lieö sich
thecium roseum, einen Saprophyten mit Ühnlicher im eigenen Untersuchungsmaterial aber auch aus
Thallusfarbe, kann ebenfalls erforderlich sein . dem Inguinalbereich isolieren.
Dieser wÜchst jedoch wesentlich schneller
(Abb . 95, s . Farbtafel 18) . Klarheit bringt hier im Systematik
äbrigen das mikroskopische Bild (s . S . 126) . Conidien-(imperfektes)Stadium : Trichophyton
Stammhaltung megninii BLANCHARD 1896
Weil das Mycel zur raschen Pleomorphie neigt, ist Ein perfektes Stadium ist nicht bekannt, daher
es nicht einfach, StÜmme in typischer Wuchsform vorerst Einordnung bei den Fungi imperfecti .
zu halten . Will man die Kultur unter Paraffin kon-
servieren, so ist hierfär der Zeitpunkt kurz vor Trichophyton mentagrophytes
dem Aufbrechen des Thallus besonders geeignet . (ROBIN) BLANCHARD 1896
Epidemiologie Perfekte Stadien : Arthroderma benhamiae
Trichophyton megninii ist auf dem europÜischen AJELLO et CHENG 1967 -Arthroderma van-
Kontinent verbreitet, so in Deutschland, England, breuseghemii TAKASHIO 1973
1 26 Dermatophyten
Abb . 111 Trichophyton megninii . a Spitze Mikroconidien werden reichlich, schmale und lange Makroco-
nidien in geringer Zahl gebildet (Camera lucida) . b KulturpÜrparat mit Mikroconidien (©bersicht) . c Zerfall
des Mycels in Arthrosporen . d PrÜparat mit Oxalatkristallen in Phenolrot-Agar-Kultur (Vorschrift 7) nach 6
Wochen bei 26•C .
Trichophyton mentagrophytes ist - neben Tricho- Mitte einsinkt. Diese Kolonien bestehen fast nur
phyton rubrum - der aus menschlichem Untersu- aus Mycel ohne Reproduktionsorgane . Gute Co-
chungsmaterial (Haut und Nagelsubstanz) am nidienbildner sind dagegen die flach wachsenden
hÜufigsten isolierte Dermatophyt. Kolonien . Beide Anteile kßnnen in einer Kultur
vereinigt sein (Abb . 112) .
Mikroskopisches NativprÜparat Im allgemeinen isoliert man die gut conidienbil-
Ein verzweigtes, septiertes Mycel, das richtungs- denden StÜmme aus Nagelmaterial (nachdem der
los die Epidermis durchwÜchst, bestimmt das Bild Dermatophyt eine parasitÜre Phase in trockenem
im KOH-PrÜparat . Im mazerierten Epithel sind es Milieu durchlaufen hat) .
lange, relativ wenig septierte FÜden . In trockenen Die Farbe des Thallus ist weiö, spÜter gelblich ; die
Krusten zerfallen die FÜden in Arthrosporen, und Kulturunterseite ist auf Sabouraud-Glucose-Agar
die Nagelsubstanz ist reich an solchen Sporenket- gelblichrot bis dunkelrot . Sie kann auch lebhaft
ten . Das Haar wird von diesen StÜmmen selten be- braun oder terrakottafarben sein (Abb . 113, s .
fallen . Farbtafel 8) .
Das Spektrum der mßglichen Farben der Thallusunter-
Kulturverhalten seite ist groö und nicht zuletzt wohl auch abhÜngig von
Der rasch wachsende Thallus entwickelt sich zu vorangegangenen therapeutischen Maönahmen . Pilz-
einem watteÜhnlichen, weiöen Polster, das in der hemmende und andere Substanzen, die sich im Untersu-
Trichophyton mentagrophytes 1 27
Stammhaltung
Alle StÜmme der Trichophyton mentagrophytes-
Gruppe neigen zum Pleomorphismus, und es ge-
lingt nicht immer, sie in der Mykothek äber lÜn-
gere Zeit in der urspränglichen Kulturform zu er-
halten . Wichtig ist ein mßglichst geringes Angebot
an Pepton bei relativ niedrigen Temperaturen .
Von gut sporulierenden StÜmmen kann man mit
der °se die trockene KulturoberflÜche „ernten"
und in schmale, kleine Glasrßhrchen fällen . Unter
Sauerstoffabschluö bleiben solche Conidien bei
Zimmertemperatur bis zu einem Jahr keimfÜhig .
Dieses Verfahren hat auch den Vorzug der Raum-
Abb . 112 Trichophyton mentagrophytes . 21 Tage ersparnis . Doch ist es wegen der leichten Ver-
alte Kultur auf Sabouraud-Glucose-Agar .
streuung infektißser Partikel nicht ganz unpro-
chungsmaterial nicht immer restlos entfernen lassen, blematisch . Im äbrigen ist die HÜufigkeit dieses
kßnnen z. B . den pH-Wert des NÜhrbodens verÜndern, Dermatophyten im Untersuchungsgut so groö,
so daö die Pigmentierung gehemmt oder auch uncharak- daö sich meist eine Konservierung derartiger
teristisch intensiviert werden kann . StÜmme eräbrigt .
Wenn die morphologischen Kriterien der Coni-
Epidemiologie
dienbildung zur Abgrenzung gegenäber anderen
Dermatophyten (insbesondere Trichophyton ru- Trichophyton mentagrophytes ist weltweit ver-
brum) nicht ausreichen, kßnnen physiologische breitet mit Schwerpunkten in Nordamerika und in
Untersuchungsmethoden herangezogen werden fast allen europÜischen LÜndern . Der Dermato-
(Tab . 22) . Sie verzßgern den Differenzierungs- phyt ist Ausdruck einer Zivilisationskrankheit
vorgang allerdings erheblich . und wird durch Feuchtigkeit im Fuöbereich gefßr-
dert . Sein Vorkommen im Erdboden ist nicht er-
Mikroskopisches Bild wiesen, wÜre aber auch bei den so ausgeprÜgt an-
WÜhrend die watteÜhnliche, flockige Kulturform thropophilen Eigenschaften dieses Pilzes unge-
kaum oder keine Mikroconidien bildet, entstehen wßhnlich .
diese in den flach wachsenden Kulturen reichlich .
Sie sind Ührenfßrmig (Akladiumform), zweiseitig Pathophysiologie
am Mycel unmittelbar inseriert oder sie befinden Trichophyton mentagrophytes (insbesondere die
sich traubenÜhnlich (Botrytisform) an Mycelver- VarietÜt interdigichle) befÜllt bevorzugt und meist
zweigungen 1 . und 2 . Grades . Ihre Gestalt ist rund mit schleichendem Beginn die InterdigitalrÜume
(2,5-4 üm) oder birnenfßrmig (2-3 x 3-4 üm) . der Fäöe . AusgeprÜgt ist die Tendenz zum chroni-
Die Makroconidien sind dänn- und glattwandig, schen Befall, der auch zum ©bergreifen auf die
3- bis 8zellig ; ihre Grßöe betrÜgt 5-10 x 10-50 Nagelsubstanz fähren kann . Die FingernÜgel blei-
üm . Spiralhyphen werden in Ülteren Kulturen ge- ben nicht ausgenommen . Andere Kßrperbereiche
bildet (Abb . 114) . werden dagegen seltener befallen . So bleiben die
Tabelle 22 Biochemische und biologische Verfahren zur Trennung von Trichophyton rubrum und Tricho-
phyton mentagrophytes' .
Lanugo-, Bart- und Kopfbehaarung weitgehend O b die Variante interdigitale äberhaupt noch zur
verschont, obgleich bei diesem Pilz deutlich kera- Ascosporenbildung befÜhigt ist, bleibt fraglich .
tinolytische FÜhigkeiten vorhanden sind . Conidien-(imperfektes)Stadium : Trichophyton
Die Mßglichkeiten der Infektion in menschlicher mentagrophytes (ROBIN) BLANCHARD 1896
Umgebung sind mannigfaltig ; ihre Manifestierung Ascogenes (perfektes) Stadium : Arthroderma
ist jedoch nicht allein vom Erregerkontakt abhÜn- benhamiae AJELLO et CHENG 1967 -Arthroderma
gig . Es bedarf verschiedener individueller Fakto- vanbreuseghemii TAKASHIO 1973
ren zum Zustandekommen der Erkrankung, die Arthroderma benhamiae AJELLO et CHENG 1967
beim Menschen zu suchen sind .
Cleistothecien : 400-500 üm Ä, weiö, rund .
Peridialhyphenzellen : 5,2 x 12,0 üm, hantelfßrmig,
Systematik stachlig .
Perfektes Stadium : Im Trichophyton mentagro- Peridiale Hyphen : hyalin, septiert, dichotom verzweigt,
dännwandig, distale Verzweigungen äber dem Cleisto-
phytes-Bereich sind bisher zwei perfekte Arten
thecium gebogen . Zweierlei AnhÜngsel : 1 . spitz zulau-
erkannt worden, die sich zwar nur wenig vonein- fende, glattwandige FÜden von 200-600 üm LÜnge ;
ander unterscheiden, miteinander aber nicht 2 . eng gewundene Spiralhyphen .
kreuzbar sind : Es handelt sich um die Species Ar- Asci: 4,2-7,6 x 3,6-6,0 (4,7 x 5,8) üm, rund bis oval,
throderma benhamiae AJELLO et CHENG 1967 und dännwandig, 8sporig .
um die Species Arthroderma vanbreuseghemii TA- Ascosporen: 1,2- 1,8 x 1,2-2,8 m, hyalin, linsen-
KASHIO 1973 der Familie Gymnoascaceae . fßrmig, glattwandig, in Gruppen zusammen gelblich .
Trichophyton mentagrophytes, var . asteroides 1 29
Trichophyton mentagrophytes
(ROBIN) BLANCHARD 1896
var . asteroides
Die VarietÜt asteroides ist ein dem Trichophy-
Abb . 115 Trichophyton mentagrophytes var. aste- ton mentagrophytes-Komplex zugeordneter Der-
roides . Typische Fell-LÜsionen bei Meerschwein- matophyt mit deutlich abgrenzbaren morphologi-
chen (Stallepizootie) . schen Besonderheiten des Conidienstadiums .
Der Pilz lebt hÜufig - anscheinend saprophytÜr
Arthroderma vanbreuseghemii TAKASHIO 1973 und mit minimalen Befallszeichen - auf kleinen
Cleistothecien: (200-)300-630 m Ä, rund, strohgelb Nagetieren (Abb . 115) . Weil diese in den letzten
bis chamois . Jahren zunehmend in die menschlichen Wohnbe-
Peridialhyphenzellen: 1 . an der Auöenseite des Peri- reiche - besonders in der Stadt - als Spieltiere auf-
diums 4-6,5 x 8-14 üm,Einschärugfatinde genommen wurden, stellen sie eine Infektions-
Mitte der Zellen ; 2 . im Innern des Peridiums 3-5 x quelle besonderer Art dar : Hamster, Meer-
13 -18 üm,ohnedutlicEshnärug,abemitnr schweinchen, Kaninchen . Sie sind auch ©bertrÜ-
distalen VerlÜngerung von 5-7,5üm. ger der Infektion im Laborbereich .
Kulturverhalten
Das junge Mycel schiebt sich aus dem Untersu-
chungsmaterial rasch in den NÜhrboden und auf
dessen OberflÜche entlang, auf der es die wach-
sende Kolonie sternfßrmig umgibt (Abb . 117, s .
Farbtafel 8) . Die sternfßrmige Peripherie ist fär
diese Variante typisch und lÜöt schon in der ersten
Kulturwoche an die tierische Infektionsquelle
denken, ein zur Vermeidung von Neu- und Rein-
fektionen wichtiger Umstand .
Die KulturoberflÜche zeigt ein zentrales Knßpf-
chen und ist sonst eben, weiö und leicht gekßrnt .
Die tÜgliche Zuwachsrate einer Kolonie betrÜgt
1-2 mm .
Die zunÜchst gelbliche Räckseite der Kultur wird
spÜter kupferrot bis rßtlichbraun .
Mikroskopisches Bild
Alle StÜmme sind gute Conidienbildner . Mikro-
conidien werden reichlich in Botrytisform und la-
teral an den Hyphen gebildet ; sie sind nahezu ku-
gelrund . Die weniger zahlreichen Makroconidien
sind vielkammerig und oft terminal inseriert . Ra-
ketthyphen sind erkennbar, Spiralhyphen werden
reichlich gebildet (Abb . 118) .
Stellt man ein mikroskopisches PrÜparat von dem
submers wachsenden Thallus her, so bemerkt man
eine äberraschende Öhnlichkeit mit dem Nativ-
prÜparat des Untersuchungsmaterials : Mycel, das
in kurze, rechteckige Arthrosporen zerfallen ist
(Abb . 116) .
Die Grßöe der Arthrosporen betrÜgt 2,0-3,3 x
2,9-3,8 üm . Die doppelten ZellwÜnde dieser Ar-
throsporen sind nach neuen elektronenoptischen
Befunden (BIBEL u . Mitarb .) noch von einer Üuöe-
ren Fibrillenschicht äberzogen . Dadurch sind die
tßnnchenfßrmigen Sporen besonders wider-
standsfÜhig gegenäber physikalischen Einflässen . Abb . 118 Trichophyton mentagrophytes var . aste-
roides . a Mikroconidien in Botrytisform, Makroco-
nidien hÜufig gestielt, Spiralhyphen (Camera luci-
Stammhaltung
da) . b Bildung typischer rechteckiger Arthrosporen
Es bestehen keine Besonderheiten gegenäber den im Submersteil der Kultur auf Sabouraud-Gluco-
anderen VarietÜten oder Subspecies der Tricho- se-Agar . c Reichliche Spiralbildung am Luftmycel
phyton mentagrophytes-Gruppe (s. S . 127) . auf Sabouraud-Glucose-Agar .
Trichophyton mentagrophytes 131
Trichophyton mentagrophytes
(ROBIN) BLANCHARD var.
erinacei SMITH et MARPLES 1963
Perfektes Stadium : im Komplex Arthro-
derma benhamiae AJELLO et CHENG 1967
Trichophyton mentagrophytes var . erinacei ist ein
auf den Igel spezialisierter, zoophiler Dermato-
phyt, der durch direkten Kontakt mit erkrankten
Tieren eine entz•ndliche Trichophytie des Men-
schen verursachen kann .
Pathophysiologie
Die ©bertragung der Infektion von einem Tier auf
das andere erfolgt durch Milben . Menschen infi-
zieren sich vornehmlich an den Extremitüten
durch direkten Kontakt mit erkrankten Tieren .
Der hier beschriebene Erregerstamm wurde von
den Armen einer Igeltierpflegerin isoliert . (Die
Tiere wurden zu Versuchen mit Mycobacterium
leprae an der Klinik gehalten .) Wie bei allen Der-
matomykosen tierischer Provenienz war der
Krankheitsverlauf akut entz•ndlich (KLINGM©L-
LER, HEYMER U . SOBICH, 1979) .
Systematik
SMITH U . MARPELS, die 1963 erstmalig eine detail-
lierte Beschreibung dieses Dermatophyten gaben,
ordneten ihn als Variante des Trichophyton men-
tagrophytes (ROBIN) BLANCHARD ein, vor allem
wegen der groäen Ähnlichkeit mit dieser Stamm-
form. PADHYE u . AJELLO (1977) rechnen diesen
Abb . 121 Trichophyton mentagrophytes var. eri- Pilz ebenfalls zum Trichophyton mentagrophy-
nacei. a Reiche Mikroconidienproduktion . b Viel- tes-Komplex und st•tzen die morphologische Dif-
kammerige, schmale Makroconidien werden in ge- ferenzierung mit genetischen Daten .
ringer Zahl gebildet .
Conidien-(imperfektes)Stadium : Trichophyton
mentagrophytes var . erinacei SMITH et MARPLES
Stammhaltung 1963
Die Erfordernisse sind die gleichen wie bei Tri- Ascogenes (perfektes) Stadium : Arthroderma
chophyton mentagrophytes (s . S . 127) . benhamiae AJELLO et CHENG 1967
Epidemiologie
Entsprechend der Verbreitung des Wirtstieres, Trichophyton mentagrophytes
des Igels (Erinaceus europaeus), wird •ber das (ROBIN) BLANCHARD
var. quinckeanum (ZOPF)
MACLEOD et MUENDE 1940
Syn . : Achorion quinckeanum QUINCKE 1 .886
Die var . quinckeanum ist eine bei kleinen Nagetie-
ren, insbesondere bei der Maus (Mus musculus)
verbreitete Variante der Art Trichophyton menta-
grophytes . Wenn dieser Pilz den Menschen befüllt,
verursacht er scutulumühnliche Schuppung auf
der glatten Haut ; der behaarte Kopf wird selten
befallen .
Mikroskopisches Nativprüparat
Das Scutulum lüät ein Flechtwerk von Pilzhyphen
Abb. 122 Trichophyton mentagrophytes var . eri- mit zahlreichen Sporen von runder bis ovaler
nacei - Perforation eines Igelhaares in vitro . Form erkennen . Ähnlich den Befunden beim Fa-
Trichophyton mentagrophytes 1 33
Epidemiologie
Trichophyton mentagrophytes var . quinckeanum
ist primür ein Parasit der Maus, die wiederum In-
fektionsquelle f•r andere Tiere (Katzen, Hunde,
Kulturverhalten
Die Primürkultur zeigt auf Sabouraud-Glucose-
Agar mit groäer Wachstumsgeschwindigkeit ein
ausgeprügtes Oberflüchenprofil . Tiefe, unregel-
müäige Falten gehen in einen flachen Rand
mit strahlenfßrmigen Hyphenb•ndeln •ber
(Abb . 123) . Wührend die Oberseite reinweiä
bleibt, erhült die brüunliche Unterseite im weite-
ren Kulturverlauf eine weinrote Farbkomponente .
Subkulturen wachsen flach und bleiben nicht im-
mer weiä ; bei ihnen kann sich ein Farbwechsel zu
violett vollziehen .
Mikroskopisches Bild
Das mikroskopische Bild prüsentiert groäe Men-
gen von lünglichen, ein- bis zweizelligen, zuge-
spitzten Mikroconidien (2-4 x 2-7 öm), die
vorwiegend lateral an den Hyphen mehr oder we-
niger dicht angeordnet sind . Die Makroconidien
sind in der Gestalt unterschiedlich : lang und an
den Polen zugespitzt oder stumpf-zylindrisch .
Beide Formen sind d•nn- und glattwandig und
tendieren zum raschen Neuauskeimen . Faden-
fßrmige Mycelfortsütze sind typisch f•r diese Va-
riante (Abb . 124) .
Ratten, H•hner, Pferde, Schafe) sein kann . Bei Die Tendenz dieses anthropophilen Pilzes zur
den Tieren werden favusühnliche Krusten gebil- Chronizitüt und seine Affinitüt zum Nagelkeratin
det, die, wenn sie zu Boden fallen, auch ein Infek- verursachen erhebliche klinische Probleme .
tionsreservoir f•r den Menschen darstellen . So ist Trichophyton rubrum umfaät eine heterogene
es erklürlich, daä dieser Dermatophyt in lündli- Gruppe von verschiedenen Wuchsformen . Der
chen Gegenden hüufiger zu finden ist als in den nachfolgenden Beschreibung ist jene Form zu-
Stüdten . grunde gelegt, die man bei der Routinediagnostik
©ber das Vorkommen wird aus England, Frank- von Patienten am hüufigsten isolieren kann .
reich, Deutschland, Polen, Rumünien und der
Tschechoslowakei berichtet. Er wurde auch in Mikroskopisches Nativprüparat
Australien und Canada gefunden . Wührend die Epidermis von weitlüufig verzweig-
Ein saprophytüres Dasein im Erdboden ist nicht tem Mycel durchzogen ist, findet man in der Na-
mit Sicherheit nachgewiesen . gelsubstanz dicht gelagerte Sporenketten . Das
Nativprüparat lüät jedoch keinen Schluä auf die
Pathophysiologie Pilzart zu .
Bei menschlichen Infektionen, die in der Regel
entz•ndlich verlaufen, handelt es sich um Solitür- Kulturverhalten
herde an den Extremitüten oder im Gesicht, die Die Entwicklung des weiäflaumigen Thallus be-
„wie ein M•ckenstich" (so die Patienten) begin- ginnt am 2 . oder 3 . Kulturtag bei einem Tempera-
nen, rasch an Grßäe zunehmen und Satelliten- turoptimum von 30Ö C . Von einem zentralen
herde in der Umgebung entstehen lassen . Scutu- Knßpfchen ausgehend bilden sich mehr oder we-
lumühnliche Schuppen weisen auf diesen Derma- niger tiefe, regelmüäige Radiürfalten, die in einen
tophyten hin (RODERMUND, HEYMER, DE VRIES, flachen, breiten Kolonierand einm•nden . Diese
1975) . Randzone ist auf Sabouraud-Glucose-Agar gr•n-
Lüät die Kultur Zweifel an dieser zoophilen Va- lich und deutet schon relativ fr•h auf diesen Der-
riante offen, bringt ein Tierversuch (Maus) Klar- matophyten hin (Abb . 129, s . Farbtafel 9) .
heit durch Provozieren eines leuchtend gr•n fluo- Der mittlere Thallusanteil bleibt bei vielen Stüm-
reszierenden Scutulums, das ein Konglomerat aus men bis zum Ende der Kultur weiä ; andere ver-
kugelrunden Arthrosporen und Mycelresten dar- fürben sich rosa bis rot, zuweilen mit einer violet-
stellt (Abb . 125, s . Farbtafel 1) . ten Farbkomponente (Abb . 126, s . Farbtafel 9) .
Auf Mycosel ° -Medium sind die Lufthyphen we-
Systematik niger gut entwickelt . Ihre transparente Schicht
Nach den Studien von LA TOUCHE (1960) ist Tri- lüät in der Regel die Farbe des Submersthallus er-
chophyton quinckeanum als Variante von Tricho- kennen . Ein gelber, spüter dunkelroter Rand um-
phyton mentagrophytes anzusehen . Auch AJELLO gibt die Kolonien . Die Kulturunterseite ist auf
spricht sich f•r eine Einordnung in den Trichophy- beiden Nührbodenarten weinrot . Pigment wird an
ton mentagrophytes- Komplex aus . Diese Klassifi- den Nührboden nicht oder nur wenig abgegeben .
zierung ist genetisch unterbaut . Die wßchentliche Zuwachsrate der Kolonie be-
Conidien-(imperfektes)Stadium : Trichophyton trügt 10-15 mm . Die Pigmentbildung wird weit-
mentagrophytes var . quinckeanum gehend vom pH und der Substratzusammenset-
Das perfekte Stadium ist bis heute unbekannt . zung bestimmt (Abb . 127, s . Farbtafel 9) . Insge-
samt unterscheidet man nach dem Kulturbild 5
verschiedene Formen (s . S . 137) .
Trichophyton rubrum
(CASTELLANI) SABOURAUD 1911
Mikroskopisches Bild
Syn. : Trichophyton purpureum BANG 1910 -
Epidermophyton rubrum CASTELLANI 1910 Die einzelligen, lünglichen Mikroconidien sind in
Akladiumform angeordnet (Grßäe : 2-3 x 3-5
Perfektes Stadium: unbekannt öm) (Abb . 128 c) . Die auffallend langen und
Trichophyton rubrum ist unter den humanpatho- schmalen Makroconidien (4-6 x 15-40 öm) sind
genen Pilzen neben Trichophyton mentagrophytes reich septiert ; die einzelnen Septen sind nicht sel-
von vorrangiger Bedeutung, nicht zuletzt wegen ten Ausgangsstelle einer Sporenbildung .
seiner kontinuierlichen Zunahme in den westli- Die Makroconidien sitzen auf den Hyphen (diese
chen Lündern seit Beginn dieses Jahrhunderts . sind meist k•rzer) und sind terminal zu mehreren
Trichophyton rubrum 1 35
geb•ndelt. Abgetrennt vom Mycel, sind sie an den Krankheiten ein g•nstiges Terrain f•r ihn geschaf-
Polen abgerundet, d•nn- und glattwandig . Sie fen haben . Er kann somit schon der Indikator f•r
werden von einigen Stümmen nur in geringer Zahl Grundleiden sein, die noch nicht manifest sind
gebildet oder fehlen ganz (Abb . 128 a, b, d) . In oder als solche erkannt wurden .
anderen Füllen, z . B . in afrikanischen Isolaten, Als Erreger von Onychomykosen steht er an er-
sind sie ungeheuer zahlreich (Abb . 128 e) . Gele- ster Stelle . Eine pilzbedingte Leukonychie (par-
gentlich untergliedern sie sich in Arthrosporen tiell oder total) wird fast nur durch Trichophyton
(Abb . 128 f) . rubrum verursacht.
Tab . 23 befaät sich mit den Lokalisationen von
Stammhaltung 10753 Trichophyton rubrum- Stümmen, die in 15
Es ist nicht leicht, Trichophyton rubrum in der Jahren an der Universitüts-Hautklinik Bonn (Di-
Mykothek typisch zu erhalten, denn Subkulturen rektor : Prof. Dr . A . LEINBROCK) von Patienten
isoliert wurden .
verlieren zunehmend an Pigment . Gut sporulie-
rende Stümme kann man auf Bierw•rzeagar vor
Pleomorphismus bewahren, nicht aber vor dem Tabelle 23 Trichophyton rubrum-Befunde, die in
Verlust der Fürbung ; und nicht immer gelingt es, 15 Jahren (1962-1977) an der Universitüts-Hautkli-
danach die Farbstoffbildung durch eine Passage nik in Bonn erhoben wurden (Direktor : Prof. Dr. A .
•ber Glycerinnührboden wieder zu stimulieren . LEINBROCK) .
Die Probleme sind aber ohne Bedeutung, da man
Zahl der Herkunft des Untersuchungsmaterials
leicht frische Stümme von Patienten erhült .
Isolate und Lokalisation
ergab die Differenzierung des Erregers eine andere Art, Kulturen gelegentlich Pseudocleistothecien
nümlich Trichophyton megninii (s . S . 125) . Trichophy- (Abb . 130 a, s . Farbtafel 10) .
ton rubrum ist aber prinzipiell in der Lage, das Lanugo- 3.F g1Deilbpmntr orm mit gelben Luft-
haar zu befallen.
hyphen und orangefarbenem Kolonierand hat
Trichophyton rubrum wurde in den eigenen Un- extrem wenig Conidien und wurde nur aus Na-
tersuchungen nie vom Capillitium isoliert . gelsubstanz isoliert (Abb . 130 b, s . Farbta-
F•r diesen Dermatophyten, der seine keratinoly- fel 10) .
tischen Fühigkeiten im Nagelkeratin hinreichend 4 . dm1DaeislnForPtg,
manifestiert, gibt es anscheinend im Haarfollikel ganzen Nührboden braun verfürbt (Abb .
eine Wachstumsbarriere . In vitro wird das Haar- 130 c, s . Farbtafel 10) . Melaninproduzierende
keratin zwar angegriffen, wenn auch spüter und Stümme kommen auch bei Trichophyton men-
weniger massiv als durch Trichophyton menta- tagrophytes und Epidermophyton floccosum
grophytes . vor .
Auffallend ist aus immunologischer Sicht, daä 5 .Fa1Dkofiergmlnßtsch
id-Reaktionen (weder lokal noch in der Periphe- Thallusmitte ist ein besonders guter Makroco-
rie) - ganz im Gegensatz zu Trichophyton menta- nidien- und Chlamydosporenbildner und
grophytes-Infektionen - ungewßhnlich selten wurde von dunkelhüutigen Patienten (Zaire)
sind. isoliert, die vor•bergehend in Europa weilten
(Abb . 130 d, s . Farbtafel 10) . Eigene Isolate
Systematik stammten ferner von Privatdozent Dr . HOF,
Trichophyton rubrum besteht phünotypisch aus W•rzburg, auf Grund von Untersuchungen in
verschiedenen Wuchsformen, deren vegetative Togo (1979) (Abb . 131) .
Reproduktionsorgane aber ziemlich einheitlich YOUNG, die 1025 Einsporkulturen von Trichophyton ru-
sind (vgl . SCHØNBORN, 1972) . brum mit„ + "- und„ -"-Teststümmen von Arthroderma
©ber diese Formen wird aus Belgien, England, simii testete, fand positive Wachstumsreaktionen mit
Frankreich, Indien und Nordamerika berichtet . Arthroderma simii „+" . Alle Trichophyton rubrum-
DE VRIES stellte f•r Holland 5 derartige Wuchs- Stümme würen somit dem „-"-Kreuzungstyp zuzuord-
formen fest - ein Spektrum, das bis auf eine weiäe nen. Es w•rde das perfekte Stadium mit fertilen Cleisto-
Kulturform auch f•r Westdeutschland G•ltigkeit thecien gebildet, wenn sich ein „+"-Kreuzungstyp von
hat . Trichophyton rubrum finden lieäe .
1 . Die flaumige Form wird weitaus am hüufigsten Conidien- (imperfektes)Stadium : Trichophyton
isoliert, insbesondere aus der Epidermis und rubrum (CASTELLANI) SABOURAUD 1911
Nagelsubstanz der Extremitüten (Abb . 129, s . Ein perfektes Stadium ist bisher nicht bekannt .
Farbtafel 9) . Die Einordnung erfolgt deshalb vorerst bei den
2 . Die pudrig-gipsige Form mit cerebriformer, Fungi imperfecti .
rot-violetter Mitte und flachem Rand ist ein
guter Conidienbildner . Man findet in diesen 1 3, 4, 5 zühlen in Europa zu den Seltenheiten .
Abb . 131 Trichophyton rubrum . Kulturbilder der afrikanischen Form anhand von Isolaten aus Togo . a Kar-
toffelagar, b, c Sabouraud-Glucose-Agar .
1 38 Dermatophyten
Bild der „Kronleuchter", deren Gestalt aus einem papille durch den Umklammerungsdruck der
f•r diesen Dermatophyten charakteristischen Pilzkolonie (Scutulum) zu zerstßren, mit der Kon-
Verzweigungsmodus der Hyphen resultiert . Die sequenz der Atrophie und des bleibenden Haar-
einfachste Form, die dichotome Verzweigung verlustes . Kinder werden bevorzugt befallen ; ein
(Aufteilung der Hyphenspitze in 2 gleichwertige bei Erwachsenen aufgedeckter Favus hat oft- un-
Äste), ist ebenfalls hüufig zu finden (Abb . 134) . erkannt - seit der Kindheit persistiert .
Terminale und intercalare Chlamydosporen wer- Spontanheilungen wührend der Pupertüt sind
den im ülteren Thallus reichlich gebildet . Mikro- nicht zu erwarten .
conidien erhült man auf feuchten Reiskßrnern ; sie
sind 1-, 2- und 3zellig . Systematik
Makroconidien lassen sich - auch bei auäereuro- Conidien-(imperfektes)Stadium : Trichophyton
püischen Stümmen - nur sehr selten finden ; sie schoenleinii (LEBERT) LANGERON et MILOCHEVITCH
werden als „mittelgroä" beschrieben . 1930 .
Ein perfektes Stadium ist bisher unbekannt . Die
Anmerkung
Eingliederung erfolgt somit bei den Fungi im-
Die Sporenansammlung in Form eines Scutulums ist perfecti .
analog dem „Honigtau" bei Claviceps purpurea, einem
Ascomyceten, der auf Getreide parasitiert (Abb . 3, s .
Farbtafel 1) . Sein perfektes Stadium wird (in der Natur Trichophyton Simii PINOY 1912
und im Laboratorium) nach einer Kültepassage des Scle-
rotiums gebildet . Vielleicht würe auch bei Trichophyton Perfektes Stadium : Arthroderma simii
schoenleinii die Hauptfruchtform zu ermitteln, wenn die STOCKDALE, MACKENZIE et AUSTWICK 1965
Scutula eine Periode niedriger Temperaturen durchlau- Der Hautpilz Trichophyton simii wurde bisher in
fen w•rden . Europa nicht beobachtet . Dennoch ist er von er-
Stammhaltung heblicher Bedeutung, da seine genetische Konsti-
Die Haltung dieser Art in der Mykothek ist un- tution bekannt ist und er als Teststamm zur Kreu-
zung mit anderen Arten dienen kann, um deren
problematisch . Auf Sabouraud-Glucose- und auf
genetische Identitüt aufzudecken .
Bierw•rzeagar tritt kein Pleomorphismus ein . Äl-
Die Beschreibung begr•ndet sich auf einen La-
tere Stümme werden weich, m•rbe, brßckelig ;
borstamm, der nicht unmittelbar von einem Pa-
aber selbst dann eignen sie sich noch zu Subkultu-
tienten isoliert wurde (erhalten von Dr. DE VRIES,
ren, die wieder das typische Aussehen annehmen .
Baarn, Holland) .
Epidemiologie
Wührend Trichophyton schoenleinii in Mitteleu- Mikroskopisches Nativprüparat
ropa selten geworden ist - fr•her gab es Endemie- Nach PINOYS Erstbeschreibung (1912) eines Iso-
gebiete z . B . in der Eifel - hat es in den Mittel- lats von einem Affen sind die Arthrosporen im
meerrandlündern, im Iran und im nßrdlichen KOH-Prüparat „rechteckig" ; Grßäe : 4 x 5-8
Afrika nichts von seiner Bedeutung eingeb•ät, öm .
obwohl in den Stüdten dieser Lünder seit der Ein-
f•hrung des Griseofulvins ein R•ckgang an Fa- Kulturverhalten
vusepidemien zu verzeichnen ist . Fr•her beobach- Die Kultur ühnelt in ihrem Habitus Trichophyton
tete man nicht selten eine familiüre Hüufung mentagrophytes . Die Kolonien entwickeln sich
(„Erbgrind") . rasch auf Sabouraud-Glucose-Agar ; in einer Wo-
Obgleich •ber den Befall von Haustieren berich- che erreichen sie einen Ü von 40 mm
tet wird - auch experimentelle Tierinfektionen (Abb . 135 a) . Um das etwas erhßhte Zentrum legt
verlaufen positiv -, muä Trichophyton schoenlei- sich ein Ring retardierten Wachstums, das in einen
nii als anthropophiler Dermatophyt bezeichnet flaumigen Thallus •bergeht . Die R•ckseite der
werden . Seine stürkste Verbreitung ist in Eurasien Kultur ist zunüchst hellgelb, spüter rostbraun oder
und Nordafrika ; nur sporadisch kommt er noch in rßtlich mit strahlenfßrmigem Rand . Auf Myco-
der westlichen Hemisphüre vor . sel°-Agar ist die Oberflüche zartrosa gefürbt und
zeigt eine regelmüäige Faltung (wie die Speichen
Pathophysiologie eines Wagenrades) . Auf Malzextraktagar ist die
Besonders gef•rchtet ist der Pilz wegen der Chro- Lufthyphenbildung weitgehend reduziert ; ein
nizitüt der Lüsionen und der Fühigkeit, die Haar- weinrotes Pigment wird nach 4 Wochen ober- und
Trichophyton simii 141
unterseits sichtbar ; es diffundiert bisweilen strei- Peridialhyphenzellen: im inneren Teil des Cleistothe-
fenf•rmig in den Nührboden . ciums nicht eingeschnÜrt, aber am Ende verdickt, im üu-
äeren Teil hantelf•rmig eingeschnÜrt, 6,5-12,5
Mikroskopisches Bild x 4,2-6,7 ßm.
Peridiale Hyphen : hyalin, blaäbraun, verzweigt mit dÜn-
Groäe Mengen von schmalen, spitzen, einzelligen nen, rauhen Auäenwünden, distale Verzweigungen sel-
Mikroconidien (1,5-2 x 3-6,5 ßm) sind in ten mehr als 2- oder 3zellig .
Akladiumform angeordnet. Die Makroconidien Anhüngsel : glattwandige, septierte Spiralen mit 20-30
gleichen denen von Trichophyton mentagrophy- Windungen, bisweilen auch Makroconidien .
tes; doch ist die Zahl der Kammern bisweilen gr•-
äer . Charakteristisch ist das Vorhandensein von
plasmafreien Zellen und die Bildung von Chlamy-
dosporen in einigen Kammern von Makro-
conidien, die dann leicht auseinanderbrechen
(Abb . 135 b, c) .
Gr•äe der Makroconidien : 6-11 x 35-50 ßm .
Stammhaltung
Die Tendenz zum Pleomorphismus ist auf Malz-
Agar (2%) geringer als auf Glucose-Agar .
Epidemiologie
Bisher sind nur eng begrenzte Endemiegebiete
des Vorkommens dieser Art bekannt (Brasilien,
Guinea und Indien) . Tierische Infektionen stehen
bei Trichophyton simii im Vordergrund : insbe-
sondere Affen und HÜhner, vereinzelt auch Hun-
de ; von seiner Humanpathogenitüt wird ebenfalls
berichtet . UrsprÜnglicher Standort dieses Pilzes
ist wohl der Erdboden .
Pathophysiologie
Die bisher bekannt gewordenen Infektionen des
Menschen waren stets auf direkten Kontakt mit
erkrankten Tieren zurÜckzufÜhren . Die Lüsionen
werden als hochentzÜndlich geschildert. - Infek-
tionen beim Affen sind charakterisiert durch klein-
lamell•se, silberschuppige, entzÜndliche Ekzeme
im Augen-Nasen-Bereich mit Beteiligung der
Haarfollikel, aber ohne wesentlichen Haarbefall .
Interessant ist das Ergebnis der experimentellen
Meerschweincheninfektion : Dabei wird das Haar
endo-ektotrich befallen, und es fluoresziert grÜn
analog der Trichophyton mentagrophytes-var .
quinckeanum-Infektion bei der Maus . Damit
weist dieser Dermatophyt auäer makromorpho-
logischen auch physiologische öhnlichkeiten mit
dem Trichophyton mentagrophytes- Komplex auf .
Systematik
STOCKDALE, MACKENZIE u . AUSTWICK gaben 1965
erstmalig eine Beschreibung des perfekten Sta-
Abb . 135 Trichophyton simii, a 8 Tage alte Kultur
diums :
auf Sabouraud-Glucose-Agar . b Spitze, schmale
Cleistothecien: © 200-750 ßm; rund, blaägelb bis Leder- Mikroconidien in Akladiumform . c Zwiebelf•rmige
farben. Chlamydosporen .
1 42 Dermatophyten
Trichophyton soudanense
JOYEUX 1912
Perfektes Stadium : unbekannt
Trichophyton soudanense, dessen Heimat Afrika
ist, wurde nur selten andernorts festgestellt. Den-
noch ist seine Kenntnis auch in europüischen
Lündern erforderlich, wo er auf Grund des zuneh-
menden Reiseverkehrs gelegentlich auftaucht .
Epidemien entwickelten sich aus solchen Einzel-
infektionen nicht .
Mikroskopische Merkmale
im Untersuchungsmaterial
Man findet in den leicht abbrechenden Haaren aus
den diskret schuppenden Herden endotrich wach-
sende Pilzfüden mit rascher groäzelliger Arthro-
sporenbildung .
Kulturverhalten
Trichophyton soudanense unterscheidet sich von
allen hierzulande vorkommenden Dermatophy-
ten durch die intensive Gelbfürbung des Thallus
bei pH 5,6 (ober- und unterseits aprikosengelb)
(Abb . 136, s . Farbtafel 11) . Auf Sabouraud-Glu-
cose-Agar erscheinen am 4 . Kulturtag kleine,
sternf•rmige, teilweise submers liegende Koloni-
en . Nach 7 Tagen beginnt das Oberflüchenwachs-
tum der feucht glünzenden Kolonien, umgeben
von HyphenbÜndeln, die strahlenf•rmig in den
Nührboden wachsen . Am 12 . Tag zeigt sich auf
der unregelmüäig und tief gefurchten Oberflüche
ein samtühnlicher Lufthyphenschleier . Der strah-
lenf•rmige Randsaum bleibt erhalten, solange die
Kultur wüchst (Abb . 137) .
Mikroskopisches Bild
Als charakteristisches mikromorphologisches
Kriterium gilt der besondere Verzweigungsmo-
dus . Die kurzen, dornühnlichen Primürverzwei- Abb . 137 Trichophyton soudanense . a 6 Wochen
gungen stehen im spitzen, rechten oder stumpfen alte Kultur auf Sabouraud-Glucose-Agar mit stark
Winkel zur Ausgangshyphe, so daä - im letzteren gerunzelter Oberflüche, Strahlenkranz und brüunli-
Fall -die Seitenverzweigungen in entgegengesetz- cher Verfürbung des Mediums . b Kolonie nach 28
ter Richtung zur Ausgangshyphe wachsen : ein bei Tagen auf Sabouraud-Glucose-Agar .
Trichophyton soudanense 1 43
den Fungi relativ seltenes Bild (Abb . 138, 139) . Aus dieser Kultur lassen sich mindestens ein Jahr
Die kreuzweise angeordneten Verzweigungen lang jeweils einige vom Pilz bewachsene K•rner
verflechten sich zu HyphenbÜndeln (Abb . 139) auf Sabouraud-Glucose-Nührboden Übertragen,
und vermitteln der Kolonie das schon erwühnte und man erhült wieder charakteristische, intensiv
Aussehen eines Strahlenkranzes . Ein- und zwei- gelb gefürbte Kulturen .
zellige Mikroconidien vom Akladiumtyp werden Um typische Stümme zur Demonstration stets zur
reichlich auf Reis gebildet (Abb . 138 c), ebenso VerfÜgung zu haben, ist die Öberschichtung mit
Chlamydosporen und ÄKnotenorgane" . Ein ra- Paraffinum liquidum die Methode der Wahl . Das
scher Zerfall des Mycels in Arthrosporen ist ty- Pigment diffundiert nicht in die Konservierungs-
pisch (Abb . 138 d) . flÜssigkeit ; das Koloniebild bleibt jahrelang un-
veründert erhalten .
Stammhaltung
Um das Isolat durch den frÜh einsetzenden Pleo- Epidemiologie
morphismus nicht zu verlieren, bringt man den Der afrikanische Kontinent ist der Standort dieses
Stamm bei 20-24„ C auf Reisk•rner in R•hrchen . anthropophilen Dermatophyten mit bisher gesi-
cherten Vorkommen in Ghana, Kamerun, Maure- von gelb nach zartviolett erfolgt bei der (durch den
tanien, Sudan, Tschad und Zaire . Sein Vorkom- Pilz selbst verursachten) Alkalisierung des Nühr-
men auf anderen Erdteilen ist nur sporadisch und bodens bei pH 8 . Da der Farbwechsel jedoch re-
fast immer auf Einwanderer zurÜckzufÜhren . In versibel ist, würe eine systematische Abtrennung
Deutschland und England sowie in den USA und von der Stammform nicht gerechtfertigt .
Brasilien wird Über einige Fülle berichtet . Conidien-(imperfektes)Stadium : Trichophyton
Pathophysiologie soudanense JOYEUX 1912
Das perfekte Stadium ist bis heute unbekannt,
Der behaarte Kinderkopf wird bei Dunkelhüuti-
deshalb erfolgt vorerst seine Einordnung bei den
gen bevorzugt befallen . Die kleinen, zunüchst
Fungi imperfecti .
nicht konfluierenden, diskret schuppenden Herde
bleiben im dichten Negerhaar unauffüllig, so daä
die Krankheit erst im fortgeschrittenen Stadium Trichophyton tonsurans
bemerkt wird . Das endotrich wachsende Mycel MALMSTEN 1845
zerfüllt rasch in groäzellige Arthrosporen, und
nicht selten sieht man - wie bei der Mikrosporie - Perfektes Stadium : unbekannt
abgebrochene HaarstÜmpfe . Trichophyton tonsurans ist ein weltweit verbreite-
Wir beobachteten eine kleine Epidemie in einer ter humanpathogener Dermatophyt mit besonde-
Auslünderschule von 5- bis 12jührigen Negerkin- rer Affinitüt zum Haar (sowohl des Capillitiums
dern mit einer Umgebungsinfektion von 3 europü- als auch der Lanugobehaarung) .
ischen Kindern . Wührend die Herde auf der dunk- In der Literatur verbergen sich hinter diesem,
len Haut (Capillitium und Extremitüten) aphleg- schon seit 1845 bekannten Pilz zahlreiche syn-
masisch blieben, zeigten die groäen Rundherde onyme Bezeichnungen, die auf sein wechselvolles
bei den europüischen Kindern (glatte Haut) einen Aussehen in der Kultur zurÜckzufÜhren sind . Die-
mehr entzÜndlichen Charakter (vgl . HAUSER U . ses hatte hüufig die Beschreibung vermeintlich
HEYMER, 1964) . neuer Arten zur Folge .
Systematik Mikroskopisches Nativprüparat
Der Pilz neigt zur Bildung von ÄFarbvarianten" in Auch bei Kopfhaarbefall sind Hautschuppen das
Abhüngigkeit vom pH-Wert . Ein Farbumschlag geeignetste Untersuchungsmaterial, weil sie die
Trichophyton tonsurans 1 45
Mikroskopisches Bild
Zum Studium der Mikromorphologie untersucht
man am besten 3 Zonen des Thallus : die cerebri-
forme Mitte, den flachen, breiten Rand und die
Peripherie . Im mittleren Teil ist der Thallus in
zahlreiche doppelwandige Chlamydosporen ver-
schiedener Gr•äe zerfallen, die nicht kettenf•r-
Kulturverhalten
Die 2 Wochen alte Kultur auf Sabouraud-Gluco-
se-Agar zeigt Kolonien von 1,5-2,5 cm ©, deren
mittlerer Teil unregelmüäig faltig erscheint . Ein
flacher, breiter Rand ist umgeben von feinen, pe-
ripheren HyphenbÜndeln, die sich in den Nührbo-
den schieben (Abb . 141) . Die ganze Oberflüche
wirkt durch einen kurzen LufthyphenÜberzug
wildlederühnlich . Sie ist rot, purpurfarben oder
rosa, die Unterseite mahagonifarben . Die rot ge-
fürbten Stümme geben oft Anlaä zu Verwechslun-
gen mit Trichophyton rubrum ; hier kann nur das
mikroskopische Bild Klarheit bringen . Mit zu-
nehmendem Alter der Kultur kann die Oberseite
aufbrechen, aber das tiefe Relief bleibt erhalten
(Abb . 141 c) . Die in der Literatur beschriebene
gelbe Variante sulphureum war im eigenen
Untersuchungsgut nicht selten . Diese Stümme
blieben in ihrer Pigmentbildung Über mehrere
Jahre konstant ; mikromorphologisch unterschei-
den sie sich nicht von der klassischen Form
(Abb . 142 u . 143, s . Farbtafel 11) .
Im Übrigen ist die Pigmentbildung in vitro leicht
durch den Nührboden beeinfluäbar . So wuchs ein
Stamm auf Glycerinnührboden intensiv rot ; auf
Sabouraud-Agar mit Zusatz von NaCl und Abb . 141 Trichophyton tonsurans . a 3 Wochen
MgSO 4 wurde dieser Stamm zimtbraun . Es wird alte Kultur auf Sabouraud-Glucose-Agar mit ausge-
verstündlich, daä dieser Pilz bei Anwendung ver- prügtem Oberflüchenrelief . b 5 Wochen alte Kultur .
schiedener Nührb•den immer wieder fÜr eine c 8 Wochen alte Kultur.
1 46 Dermatophyten
Stammhaltung
Die FortzÜchtung erfolgt am besten auf Reis mit
ein- bis zweimaliger Erneuerung des Nührsub-
strats im Jahr. Die Konservierung unter Paraffi-
num liquidum ist problematisch wegen der stark
sporulierenden, samtühnlichen Oberflüche, die
ihr typisches Aussehen unter der FlÜssigkeit ver-
liert. Gut erhalten bleibt dagegen die etwas gla-
br•s wachsende gelbe Variante .
Epidemiologie
Trichophyton tonsurans ist weltweit verbreitet ;
doch gibt es Schwerpunkte in den USA, im westli-
chen Europa und im sÜdpazifischen Inselarchipel .
Obgleich Tierversuche kurzfristig positiv verlau-
fen, muä Trichophyton tonsurans als anthropophi-
ler, vorwiegend humanpathogener Dermatophyt
bezeichnet werden, dessen natÜrliches Reservoir
der Mensch selbst und seine engere Umgebung ist
(abgestoäenes, infekti•ses Hautmaterial) .
Pathophysiologie
Trichophyton tonsurans befüllt Erwachsene und
Kinder gleichermaäen, insbesondere den behaar-
ten Kopf mit Endothrixbefall des Haarschaftes .
Dieser wird durch die Anreicherung mit Pilzele-
menten spr•de und bricht kurz oberhalb des
Hautniveaus (4 mm) ab . In nicht entzÜndlichen
Herden erscheinen diese HaarstÜmpfe im Stratum
corneum als dunkle Punkte ; sie sind schon makro-
Abb . 144 Trichophyton tonsurans . a Ein- bis zwei-
skopisch ein Hinweis auf diese Erkrankung .
zellige Mikroconidien lateral an den Hyphen ste-
Die brÜchigen, mit zahlreichen Sporen angerei- hend und deformierte Makroconidien (Camera luci-
cherten HaarstÜmpfe sind sowohl eine unmittel- da) . b Mikroskopisches Kulturpüparat mit Mikroco-
bare Infektionsgefahr fÜr die Umgebung als auch nidien . c Mikroskopisches Kulturprüparat mit Mi-
ein bleibendes Reservoir . kro- und Makroconidien .
Trichophyton verrucosum 1 47
Der Infektionsmodus besteht - wie bei den ande- Die Anzucht gelingt gut auf Sabouraud-Gluco-
ren Trichophyton-Arten - aus 3 Phasen : Zuerst se-Agar bei 30„ C (Abb . 147 b) ; h•here Tempe-
wüchst das Mycel im Haarfollikel abwürts, dann raturen k•nnen das Wachstum nur wenig be-
umwüchst es das Haar und dringt in der keratino- schleunigen . Der feste, knorpelige Thallus er-
genen Zone (also etwa in der Mitte des im Follikel scheint zunüchst glasig, feucht, unregelmüäig ge-
befindlichen Haares) in den Haarschaft ein, wo es furcht mit schmutzig weiäer, grauer oder gelber
endotrich in groäzellige Arthrosporen (4-7 ßm) Kulturoberseite . Die Unterseite ist farblich unauf-
zerfüllt . füllig. Nur wenige Stümme lassen einen hellen,
Die Herde k•nnen stark entzÜndet sein (mit Ke- trockenen, kurzen Mycelflaum erkennen ; diese
rionbildung, besonders im Bartbereich ülterer Pa- sind in der Regel bessere Conidienbildner als die
tienten), sind aber gelegentlich auch entzÜn- Mehrzahl der feucht wachsenden Stümme . Aus
dungsarm oder aphlegmasisch . Vorwiegend sind der farblichen Differenzierung werden die Va-
es Solitürherde, denen Satellitenherde fehlen . rianten album, ochraceum (ockergelb) und discoi-
des (scheibenf•rmig) abgeleitet . Man sieht dieses
Systematik Farben- und Formenspiel auch in Kulturen aus ei-
Conidien-(imperfektes)Stadium : ner Lüsion ; im mikroskopischen Bild lassen sich
1 . Trichophyton tonsurans MALMSTEN 1845 jedoch Unterschiede nicht feststellen . Besondere
2 . Trichophyton tonsurans var . sulphureum (Va-
riante?)
Ein perfektes Stadium ist nicht bekannt, daher
vorerst Einordnung bei den Fungi imperfecti .
Trichophyton verrucosum
BODIN 1902
Perfektes Stadium : unbekannt
Dieser Pilz ist Erreger einer follikulüren, entzÜnd-
lichen Trichophytie, meist im Bereich des Kopfes
und der Unterarme, vorzugsweise bei der münnli-
chen Landbev•lkerung als Folge des Kontaktes
mit infizierten Tieren . Der Befall gilt als melde-
pflichtige Berufserkrankung . Trichophyton verru-
cosum ist primür zoophil, sekundür anthropophil .
Mikroskopische Merkmale
im Untersuchungsmaterial
Wührend das Mycel im Follikelraum in groäzel-
lige Arthrosporen (3-6 ßm und mehr) zerfüllt,
bleibt es im Haar zunüchst noch intakt (Abb . 145,
146) . Erst wenn dieses Über das Niveau der Haut
hinauswüchst, bilden sich auch hier Arthrospo-
renketten (Abb . 146) .
Kulturverhalten
Trichophyton verrucosum wüchst extrem langsam
und zeigt eine besondere Tendenz zum Submers-
wachstum . Werden ein befallenes Haar oder ein
StÜckchen erkrankter Haut auf den Nührboden
gelegt, so sind diese Materialien durch einwach-
sendes Mycel bereits am 2 ., spütestens am 3 . Tag
mit dem Substrat fest verbunden und nicht mehr Abb . 145 Trichophyton verrucosum . Befall eines
verschiebbar (Abb . 147 a) . Haarfollikels und Hürchens der Naseninnenwand .
1 48 Dermatophyten
Abb . 146 Trichophyton verrucosum . Pilzfaden im Haarinnern und ektotriche Bildung groäzelliger Arthro-
sporen im Follikel eines Kopfhaares . a Öbersicht . b, c Hyphen und Arthrosporen im Follikel eines Kopfhaa-
res . d Starke Vergr•äerung aus b .
Stammhaltung
Die WeiterfÜhrung gelingt auf halbfestem Mal-
tose-Agar bei Zimmertemperatur, auch auf Reis-
k•rnern . Niedrige Temperaturen werden nicht
vertragen . Die Tendenz zum Pleomorphismus ist
nicht groä . öltere Laborstümme sind makromor-
phologisch oft nicht von Trichophyton schoenlei-
nii -Kulturen zu unterscheiden .
Epidemiologie
Dieser weltweit verbreitete Zooparasit kommt
gehüuft in lündlichen Gebieten mit intensiver
Viehzucht vor . Rinder und deren Milieu (Stülle,
Einstreu) sind sein Reservoir . Obgleich er gele-
gentlich im Erdboden gefunden wird, ist dieser
nicht sein ursprÜnglicher Standort .
Als Urheber von Berufsdermatosen bei allen Per-
sonen, die Kontakt mit Tieren haben, kommt die-
sem Pilz eine besondere Bedeutung zu . In Klini-
ken und Praxen mit nur stüdtischem Einzugsbe-
reich spielt er praktisch keine Rolle, gelegentlich Arthrosporenbildung (Gr•äe 4-5 ßm) (Abb .
allenfalls bei Fleischern . An der Universitüts- 149 a) . Pilzhyphen k•nnen gelegentlich auch
Hautklinik Bonn, mit dem Agrarland der Eifel als im Aspirat aus Lymphknoten dargestellt wer-
Einzugsgebiet, wurden in 17 Jahren 746 Stümme den (Abb . 149 b) .
isoliert .
Kulturverhalten
Pathophysiologie Trichophyton violaceum ist auf Grund seiner typi-
Der primür zoophile Erreger, dessen ursprÜngli- schen Pigmentbildung auf Sabouraud-Glucose-
ches Milieu das dichte Haarkleid des Tieres ist, Agar relativ leicht zu identifizieren . In den ersten
findet als Eintrittspforte beim Menschen bevor- Kulturtagen unterscheidet ihn nichts von Tricho-
zugt die Haarfollikel des Capillitiums und des phyton schoenleinii und Trichophyton verruco-
Bartbereiches . Münnliche Patienten werden in- sum, bis sich der dunkelviolette Farbumschlag auf
folge ihrer Exposition hüufiger befallen, dabei in der Ober- und Unterseite der langsam wachsen-
erster Linie der behaarte Kopf und die Wangen den Kolonien zeigt. Dieses Pigment, das dem Pilz
sowie die Unterarme . ein unverwechselbares Aussehen verleiht, diffun-
Das Mycel wüchst im Haarfollikel abwürts und diert nur wenig in das Nühsubstrat (Abb . 150, s .
greift die Rindenschicht des Haares an Farbtafel 12) . Aber nicht alle Stümme sind ein-
(Abb . 145) . Das Haar bricht nicht ab und die heitlich violett . Die Kultur kann - selbst aus einer
Haarpapille bleibt verschont ; deshalb ist eine Lüsion - üuäerst polymorph sein, so bei Stümmen
Atrophie des Capillitiums nicht zu befÜrchten . nordafrikanischer Provenienz . Kolonien von un-
Die Beurteilung der immunologischen Situation
nach experimentell erzeugter Rindertrichophytie
durch diesen Erreger ist unterschiedlich . Wührend
einerseits sofort Reinfektionen erzeugt werden
konnten, sahen andere Autoren bei Tieren eine
mehrere Monate bis zu einem Jahr dauernde Resi-
stenz nach der Primürinfektion .
Systematik
Conidien-(imperfektes)Stadium mit 3 Varianten :
Trichophyton verrucosum BODIN var . album
(SAB .) GEORG
Trichophyton verrucosum BODIN var . ochraceum
(SAB .) GEORG
Trichophyton verrucosum BODIN var . disco ides
(SAB .) GEORG
Das perfekte Stadium ist nicht bekannt . Die Ein-
ordnung erfolgt vorerst bei den Fungi imperfecti .
Trichophyton violaceum
SABOURAUD apud BODIN 1902
Perfektes Stadium : unbekannt
Trichophyton violaceum ist ein anthropophiler
Erreger einer chronischen Trichophytie der Haut
und ihrer Anhangsgebilde mit gelegentlichem
chronischen Befall zugeh•rigen lymphatischen
Gewebes .
A bb . 149 Trichophyton violaceum . a Nativprüpa-
rat eines Kopfhaares, groäzellige Arthrosporen, en-
Mikroskopische Merkmale
dotrich in kettenf•rmiger Anordnung . b Pilzfüden in
im Untersuchungsmaterial den LymphdrÜsen bei generalisiertem Befall der
Zur Untersuchung gelangen in erster Linie Haare . Haut und Nügel (in Zusammenarbeit mit Prof . Dr .
Der Haarschaft zeigt endotrichen Befall mit HAUSER, Bonn) .
Trichophyton violaceum 151
terschiedlicher Wachstumsintensit•t und Wuchs Bemerkenswert ist das Vorkommen einer pig-
form mit Farbnuancierungen von dunkelviolet mentfreien Variante, die SABOURAUD erstmals be-
über purpur, rot, rosa, Lavendel bis grau pr•gen eii obachtete und wegen der lederartigen, feucht
heterogenes Kulturbild1 (Abb . 151 b, s . Farb gl•nzenden Oberfl•che glabrum nannte . Nach
tafel 12) . dieser Beschreibung beginnt das Wachstum des
ßsatellite de violaceum" stets mit einem zentralen
1MäglicheUrsand Polymrphiewdn Knäpfchen, das von 4-5 radialen Falten umgeben
Abschnitt Genetik erärtert (s . S . 5) . ist (Abb . 151 a, s . Farbtafel 12) . Die Wachstums-
geschwindigkeit ist fast doppelt so groÜ wie die der an den Hyphen inseriert ; einzellige Mikroconi-
Stammform violaceum. Der Thallus füllt in 6 Wo- dien sind in geringer Zahl vorhanden .
chen den ö einer Kulturschale aus und überzieht Japanische Autoren fanden elektronenoptisch anatomi-
sich mit einem weiÜen Flaum kurzer Lufthyphen sche Abweichungen im Feinbau der pigmentfreien Zel-
(Abb . 151 a, s . Farbtafel 12) . Farbstoff wird - len . Sie sahen Mitochondrien mit nur einer Membran
auch in Subkulturen - nicht gebildet . und beobachteten, daÜ die •uÜere Zellwand dünner und
poräser ist als bei den Zellen des violaceum-Mycels .
Mikroskopisches Bild
Stamhlung
Wie bei allen langsam wachsenden Pilzarten ist
das Mycel reich septiert und von unterschiedlicher Die Aufbewahrung bzw . Fortzüchtung bereitet in
Breite, so daÜ die Hyphen ein gestauchtes Ausse- der Mykothek (bei Zimmertemperatur) keine
hen haben . Dichotome Verzweigungen lassen an Schwierigkeiten .
eine systematische Verwandtschaft mit Tricho- Typisch gewachsene und gef•rbte Kulturen lassen
phyton schoenleinii denken . Mikroconidien beob- sich auf Sabouraud-Glucose-N•hrboden und auf
achtet man nach Thiaminzusatz zum N•hrboden . MycoselÄ -Agar - mit Paraffinum liquidum über-
Dünnwandige Makroconidien von unterschiedli- schichtet - jahrelang unver•ndert erhalten, ohne
cher GräÜe und Gestalt (3-7 Kammern, 10-25 daÜ violetter Farbstoff in das Paraffin übertritt .
©m lang) erscheinen sp•t und sp•rlich ; dickwan- K•lte wird nicht vertragen .
dige Chlamydosporen werden reichlich gebildet Epidemiologie
(Abb . 152a, 153) .
Der Pilz ist endemisch in den Mittelmeerrandl•n-
Das mikroskopische Bild der glabrum-Variante
dern, in Nord- und Zentralafrika . Er ist auch im
ist formenreicher als das von Trichophyton viola-
ästlichen Europa sowie in Südasien verbreitet und
ceum . Zahlreiche Makroconidien werden lateral
hat Endemiegebiete in Brasilien . In Nordamerika
und Westeuropa ist er selten (kommt gelegentlich
bei Einwanderern aus Endemiegebieten vor) .
Epidemien entwickeln sich aus solchen sporadi-
schen F•llen nie (an der Universit•ts-Hautklinik
Bonn in 15 Jahren 33 St•mme) .
Pathophysiologie
Trichophyton violaceum vermag nicht nur die
Haut und deren Anhangsgebilde, sondern auch
die Lymphbahnen zu befallen . Aus der Tendenz
zur Chronizit•t und zum generalisierten Befall der
Haut kann - insbesondere bei geschw•chter Ab-
wehrlage - eine Invasion des Lymphsystems resul-
tieren (Abb . 149 b) . Diese ist besonders schwer-
wiegend, weil der Erreger - selbst durch jahre-
lange Griseofulvintherapie - hier nicht mehr eli-
miniert werden kann .
Spontanheilungen w•hrend der Pubert•t gibt es
nicht . Der Befall des Capillitiums verl•uft •hnlich
wie bei Trichophyton schoenleinii . Die Haarpa-
pille kann zerstärt werden ; die Atrophie ist par-
tiell, d . h . das Kopfhaar wird zun•chst ßschütter",
und selbst bei fortgeschrittener Alopecie bleiben
einige Haarbüschel stehen .
Systematik
Conidien-(imperfektes)Stadium : Trichophyton
Abb . 153 Trichophyton violaceum . Kulturpr•pa- violaceum und var . glabrum
rate mit reichlich Mikroconidien (a) und Makroconi- Ein perfektes Stadium ist bisher unbekannt, daher
dien (b) . vorerst Einordnung bei den Fungi imperfecti .
Trichophyton yaoundei 1 53
Mikroskopische Merkmale
im Untersuchungsmaterial
In den Haaren findet man neben Pilzf•den endo-
triche Arthrosporen (GräÜe : 3,1-7,3 ©m) .
Kulturverhalten
Auf Sabouraud-Glucose-Agar entwickelt sich
nach 8-10 Tagen ein kleiner, feucht gl•nzender
Thallus mit unregelm•Üig gewundener Oberfl•-
che, zun•chst farblos gelblich (Abb . 154 a, b) .
Nach 2-3 Wochen wird ein schokoladenfarbenes
Pigment gebildet, das in den N•hrboden diffun-
diert. In Subkulturen verliert es sich allm•hlich .
„ltere Kulturen neigen zur Bildung von pleomor-
phen Sektoren und ausgepr•gter Oberfl•chenfal-
tung (Abb . 154 c) .
Mikroskopisches Bild
Der Thallus besteht aus einem groben Mycelge-
flecht, dessen Hyphen dicht septiert und unter-
schiedlich breit sind . Sie bilden zahlreiche interca-
lare Chlamydosporen . Mikro- und Makroconi-
dien findet man auf Sabouraud-Glucose-Agar
nicht (Abb . 155) . GEORG u . Mitarb . beschreiben
Mikroconidienbildung auf Caseinagar (L•nge :
1,5-2,5 ©m, Breite : 0,75-1,0 ©m) .
Epidemiologie
Das Vorkommen von Trichophyton yaoundei ist
begrenzt auf •quatornahe Gebiete . Bisher wurde
der Pilz nur in Kamerun (Erstisolierung in der
Abb . 154 Trichophyton yaoundei . a Kolonie eines
Provinz Yaounde) und Zaire gefunden .
Sammlungsstammes nach 14 Tagen auf Sabou-
raud-Glucose-Agar . b Kolonie nach 4 Wochen auf
Pathophysiologie
gleichem Substrat . c 8 Wochen alte Kolonie eines
Der Pilz bef•llt besonders den behaarten Kopf der anderen Stammes auf demselben Medium .
Bewohner dieser Endemiegebiete (vor allem Kin-
der) . VANBREUSEGHEM sah aphlegmasischen Be-
fall des Capillitiums mit Haarabbruch 3 mm über Trichophyton violaceum als zu Trichophyton sou-
der Kopfhaut (ebenfalls nur bei Kindern) . Er er- danense. Nach GEORG u . Mitarb . handelt es sich
w•hnt Doppelinfektionen mit Trichophyton vio- eher um eine eigene Species, die vor allem physio-
laceum und Microsporum ferrugineum (s . S . 104) . logisch von Trichophyton violaceum und Tricho-
phyton verrucosum abgrenzbar ist .
Systematik Conidien-(imperfektes)Stadium : Trichophyton
Nach BIGUET u . Mitarb . ist die systematische Stel- yaoundei COCHET et DUBOIS 1957
lung dieses Dermatophyten ungekl•rt - jedenfalls Ein perfektes Stadium ist bisher unbekannt, daher
sieht diese Arbeitsgruppe engere Beziehungen zu vorerst Einordnung bei den Fungi imperfecti .
1 54 Dermatophyten
Trichophyton phaseoliforme
BORELLI et FEO 1966
Perfektes Stadium : unbekannt
Trichophyton phaseoliforme z•hlt als Saprophyt
zum Bestand der keratinspaltenden Flora des
Erdbodens und wurde in Venezuela, der Schweiz,
Rum•nien und Deutschland gefunden . Als Sa-
prophyt wurde er aus Kulturen von Nagelsubstanz
isoliert . Seine makromorphologische „hnlichkeit
mit einigen Dermatophyten macht ihn differen-
tialdiagnostisch interessant.
Kulturverhalten
Die Kolonien entwickeln von einem erhabenen
Zentrum aus zun•chst einen weiÜen, watte•hnli-
chen Oberfl•chenthallus, der in 10 Tagen einen ö
von 30 mm erreicht (Abb . 156) . Bereits nach 6
Tagen beginnt er im mittleren Teil einzusinken
und sich gelblich zu verf•rben . Der Rand bleibt
strahlenfärmig . Optimale Temperatur ist 25Ø C .
Abb . 155 Trichophyton yaoundei. a Knorriges
Mycel mit intercalaren Chlamydosporen (Camera
lucida) . b Öbersichtsaufnahme von Objektglaskul- Mikroskopisches Bild
tur. Auffallend ist die Form der Mikroconidien, die
bohnen•hnlich gekrümmt und lateral an den Hy-
phen inseriert sind (ßphaseoliforme") . Die end-
Trichophytonarten ohne st•ndigen Makroconidien weisen „hnlichkeit mit
denen von Trichophyton mentagrophytes auf ; sie
pathogene Bedeutung sind nicht zahlreich (Abb . 156c) .
Die drei folgenden Arten werden beschrieben, Einige St•mme bilden bei 25Ø C Pseudoperithe-
ohne daÜ sie bisher als Erreger menschlicher oder cien . Diese kleinen, kugelfärmigen Gebilde sind
tierischer Infektionen in Erscheinung getreten makroskopisch erkennbar . Sie beherbergen im
w•ren. Deshalb wird von einer gesonderten Erär- Innern anstelle von Ascosporen halbmondfär-
terung von Details Abstand genommen . mige Mikroconidien in groÜer Menge .
Trichophyton vanbreuseghemii RIOUX, JARRY et Obgleich Trichophyton phaseoliforme auch auf
JUMINER 1967 dem Fell von Tieren gefunden wird, wurde ein Pa-
Perfektes Stadium : Arthroderma gertleri B°HME thogenit•tsnachweis bisher nicht geführt .
1967
Vorkommen : im Erdboden Tunesiens, Canadas Systematik
und Europas . Conidien-(imperfektes)Stadium : Trichophyton
Trichophyton gloriae AJELLO et CHENG 1967 phaseoliforme BORELLI et FEO 1966
Perfektes Stadium : Arthroderma gloriae AJELLO Das perfekte Stadium ist bisher unbekannt, daher
et CHENG 1967 Einordnung bei den Fungi imperfecti .
Trichophyton terrestre 1 55
Trichophyton terrestre DURIE Die genaue Kenntnis seiner Merkmale ist deshalb
wichtig .
et FREY 1957
Perfekte Stadien : Mikroskopisches Nativpr•parat
l . Arthroderma quadrifidum DAWSON et
GENTLES 1961 Im KOH-Pr•parat gibt es keine Anzeichen für das
2 . Arthroderma lenticularum PORE, TSAO et Vorhandensein dieses Saprophyten . Vermutlich
PLUNKETT 1965 verbirgt er sich in einer nicht erkennbaren Coni-
3 . Arthroderma insigulare PADHYE et CARMI- dienform in Konglomeraten von abgestoÜener
CHAEL 1972 Haut und Staub- und gelangt mit Hautschuppen,
vor allem aber mit Nagelsubstanz, gelegentlich auf
Trichophyton terrestre ist ein Saprophyt, sein na-
die N•hrbäden . Saprophytenhemmende Zus•tze
türlicher Lebensbereich der Erdboden . Nicht sel-
im N•hrboden beeinflussen sein Wachstum nicht .
ten haften seine Conidien am Untersuchungsma-
terial und keimen auf den für Dermatophyten ge-
eigneten N•hrbäden aus . Der Pilz kann wegen Kulturverhalten
einer „hnlichkeit mit Trichophyton mentagro- Trichophyton terrestre entwickelt rasch einen wei-
hytes zu Fehlbeurteilungen führen . Üen, watte•hnlichen Oberfl•chenthallus, der von
1 56 Dermatophyten
Trichophyton mentagrophytes kaum zu unter- Pigment wird an den N•hrboden nicht abgegeben .
scheiden ist (Abb . 157, s . Farbtafel 12) . Optimales Wachstum ist an die Zimmertempera-
In 2 Wochen erreicht seine Kolonie einen ö von tur gebunden, eine noch gute Entwicklung ergibt
15-30 mm . Bereits nach wenigen Tagen setzt die sich bei 27Ø C .
Conidienbildung ein und verleiht der Oberseite
ein gipsig-kärniges Aussehen . Der Kolonierand Mikroskopisches Bild
ist unregelm•Üig, seltener glatt . Die Kulturunter- Eine reiche Conidienproduktion kennzeichnet
seite zeigt eine zartrosa F•rbung . In der Literatur das vegetative Stadium dieser Art (Abb . 158) .
werden auch gelb und rot pigmentierte St•mme Einzellige Mikroconidien mit breiter Basis (als ty-
beschrieben . pisches Merkmal) gehen kontinuierlich über 2-
In Neuseeland wurden bei Igeln intensiv rot gef•rbte und 3-zellige Intermedi•rformen in mehrzellige
St•mme gefunden, die sich in Erde nicht vermehrten . Makroconidien über . Diese sind schmal, dünn-
Vermutlich sind solche St•mme harmlose Commensalen wandig und an den Polen abgerundet . Ihre hyaline
des Igels . Beschaffenheit wird in der Baumwollblauf•rbung
Stamhlung
Kulturen auf Reiskärnern kännen bei geringen
Temperaturen etwa ein Jahr lang gehalten wer-
den .
Epidemiologie
Trichophyton terrestre ist weltweit verbreitet im
Erdboden . Pelztragende Kleintiere und Vägel mit
Haarkleid und Federn verbreiten es über weite
geographische R•ume . Eine Vermehrung findet
auf dem Integument von Warmblütern wohl kaum
statt, wenngleich tierisches Keratin in Erde eine
geeignete Nahrungsquelle darstellt .
Trichophyton terrestre gilt als Saprophyt . Es findet Abb . 159 Arthroderma quadrifidum (+) . a, b Ver-
sich oft w•hrend der Sommermonate in Kulturen schiedene St•mme nach 2 Wochen auf Sabou-
raud-Glucose-Agar .
von FuÜn•geln. Doch wurde nie ein urs•chlicher
Zusammenhang zwischen diesem Pilz und einem
erkrankten Nagel oder erkrankter Haut nachge- Peridiale Hyphen : hellgelb, septiert, einseitig verzweigt,
nach auÜen gekrümmt .
wiesen . Wahrscheinlich stellt Trichophyton terre- Anh•ngsel: terminal inseriert, verschieden lange Spira-
stre eine ßWildform" dar, die einige Barrieren len .
(vor allem die thermische!) zur Wirkung als Para- Asci: 3-6 x 3,5-5 ©m mit 8 Ascosporen .
sit des Menschen nicht überwinden kann . In Tier- Ascosporen : 1,8-2,7 x 0,9-1,8 sm, linsenfärmig.
versuchen haftet es vorübergehend mit nachfol-
gender Spontanelimination . Beim Meerschwein- 2 . Arthroderma lenticularum PORE, TSAO et PLUN
chen vermag Trichophyton terrestre allerdings Pu- KETT 1965
steln zu verursachen, obwohl Mycel in der Haut Cleistothecien : ö 300-600 ©m ; rund, hellgelb gef•rbt,
der Versuchstiere nicht nachweisbar ist . Auch hier Bildung bei 24 Ø C.
Peridialhyphenzellen : symmetrisch, hantelfärmig mit
kommt es in wenigen Tagen zur Spontanheilung .
tiefen Einschnürungen, stachlig, 6,8-9,6 ©m .
Im Schrifttum wird allerdings vereinzelt auch über Peridiale Hyphen : gelb, hyalin, einseitig verzweigt, leicht
St•mme mit pathogenen Eigenschaften berichtet . gekrümmt, 3- und mehrzellig .
Anh•ngsel: terminal inseriert, Spiralen von verschiede-
Systematik ner L•nge .
Dem Conidienstadium sind 3 perfekte Stadien zu- Asci: 4,0-4,8 x 5,0-5,6 ©m, nicht ganz rund .
zuordnen : Ascosporen : 1,8-2,4-2,6 ©m , linsenfärmig .
1 . Arthroderma quadrifidum DAWSON et GENTLES 2 . Arthroderma insigulare PADHYE et CARMICHAEL
1961 (Abb . 159) 1972
Cleistothecien: ö 400-700 ©m, rund, hellbraun gef•rbt, Cleistothecien: ö 250-500 ©m, rund, weiÜ bis hell-gelb
Bildung bei 24Ø C . gef•rbt, Bildung bei 24Ø C .
Peridialhyphenzellen : unsymmetrisch, hantelfärmig mit Peridialhyphenzellen: unsymmetrisch, hantelfärmig mit
2 häckerfärmigen Protuberanzen an der AuÜenseite der tiefen Einschnürungen, 8-12 ©m lang, 5-6 ©m breit an
Krümmung. der Stelle mit den vorgezogenen Häckern .
1 58 Dermatophyten
Cladosporium carrionii TREJOS 1954 Der Pilz w•chst aus dem Untersuchungsmaterial
Syn . : Fonsecaea cladosporium POWELL 1952 sofort in das Substrat, so daÜ schon junge Kolo-
nien fest haften . Das Fl•chenwachstum ist extrem
- Fonsecaea pedrosoi var . cladosporium SIM-
langsam . Auf Sabouraud-Glucose-Agar erreicht
SON 1964
eine Kolonie bei 20-25Ø C nach einem Monat ei-
Cladosporium i1carion st einer der verschiede- nen ö von 3-4 cm .
nen Erreger der Chromomykose der Haut, die Die Kulturoberseite ist flaumig, schw•rzlich mit
eine meist an den unteren Extremit•ten lokalisier- violetter Farbkomponente, die Unterseite
te, fast immer chronisch verlaufende Erkrankung schwarz . Pigment wird an den N•hrboden nicht
verursacht . abgegeben ; doch ist jede Kolonie von einem
schwarzen Hof umgeben, der aus submers wach-
Mikroskopisches Nativpr•parat senden peripheren Hyphen resultiert . Das Ober-
Im Nativpr•parat von Eiter (Ausstrich) oder gra- fl•chenprofil kann mehr oder weniger regelm•Üig
nulomatäsem Gewebe (Biopsiematerial) finden faltig sein (Abb . 160 a) .
sich rundliche, ein- bis zweizellige, br•unliche Im Gegensatz zu Cladosporium trichoides (s . S .
Pilzelemente von 4-12 ©m ö . Sie liegen solit•r 194) ist das Wachstum bei 37Ø C gehemmt . Casein
oder in dichten Gruppen und fallen durch das wird hydrolysiert .
braune Pigment und eine besonders kr•ftige Zell-
wand auf .
Mikroskopisches Bild
Kulturverhalten Die Lufthyphen sind kurz, dunkel pigmentiert und
Zur Kultur eignen sich besonders die leicht abläs- ziemlich dicht septiert . Aufrecht stehende Coni-
baren Krusten, die mit Mycel angereichert sind . diophore frischer Isolate bilden terminal lange
Conidienketten, die aus einzelligen, ovalen, glatt-
C(1AltnaediorspSum-hy,teils wandigen Sporen von 2-3 x 4,5-5 ©m GräÜe be-
Erreger einer Systemmykose) s. S . 256 u . S . 194 . stehen (Abb . 160 b) .
h•lle um die Annellophoren (Abb . 162 b) . Selten len . Diese wird auf Haferflockenagar gefürdert .
sind die Sporen einzellig, aber stets sind sie glatt- Daher ist es ratsam, Exophiala werneckii gleich-
wandig und braun pigmentiert . Ihre Grüäe betrßgt zeitig auf verschiedenen Nßhrbüden bei Raum-
2,9 x 5,0 Üm . temperatur zu halten .
Stammhaltung
Epidemiologie
Das vegetative Wachstum bleibt bei 15-20ö C auf
Exophiala werneckii befßllt im Bereich der war-
Sabouraud-Glucose-Agar typisch erhalten ; dabei
men Klimazonen bevorzugt Jugendliche der wei-
kann aber die Sporenbildung irreversibel ausfal-
äen Rasse unter 20 Jahren ; dabei ist das weibliche
Geschlecht hßufiger betroffen als das mßnnliche .
Bisher ist unbekannt, wo und wie die Infektion aus
der Umwelt erworben wird .
Systematik
Exophiala werneckii wurde fr•her der Gattung
Cladosporium zugeordnet. Nach VON ARX (1970)
und McGINNIS (1979) ist diese Klassifizierung
aber nicht haltbar, da die Sporenbildung durch
Annellophoren erfolgt . Dieser Meinung schlieät
sich auch DE VRIES (briefliche Mitteilung 1978)
an . So r•ckt Exophiala werneckii nicht nur patho-
physiologisch, sondern auch systematisch in die
Nßhe von Malassezia furfur (Pityrosporum ovale) .
Eine gewisse Polymorphie erschwerte von jeher
die systematische Einordnung des Pilzes und ist
Ursache f•r die zahlreichen, in der Literatur ver-
ankerten Synonyma (s . oben) .
Abb. 162 Exophiala werneckii. a Hyphenstruktur Conidien-(imperfektes) Stadium : Exophiala wer-
im mikroskopischen Prßparat ohne Sporulation . neckii (HORTA) VON ARX 1970
b Conidienbildung auf phialidenßhnlichen Zellen Das perfekte Stadium ist bisher unbekannt .
(©bersicht) . c Zweizellige Conidien in stßrkerer Betreffs weiterer, neuerdings als Exophiala be-
Vergrüäerung . zeichneter Arten sei auf S. 162 verwiesen .
1 62 Hyphomyceten als Erreger von Verletzungsmykosen
Abb . 163 Phialophora pedrosoi und Phialophora verrucosa (Sklerotialzellen) . a Gewebeformen der Erre-
ger im Eiter . b Sklerotialzellen in stßrkerer Vergrüäerung . c Sklerotialzellen in vielkerniger Riesenzelle im
Gewebeschnitt .
Untersuchungsmaterial
Hautschuppen, Krusten, Fisteleiter und Biopsie-
proben sind das Untersuchungsmaterial der Wahl
(in Sonderfßllen Punktat, Excisat und Autopsie-
material [Hirn]) .
und enthalten hßufig Vakuolen . Ihr Plasma ist langen Lufthyphen) mit mausgrauer bis graugr•-
oft von der dicken Zellwand retrahiert . ner Fßrbung, teils wachsartig mit unregelmßäiger
Mehrere solcher Erregerzellen sind im eitrigen, feiner Struktur und dunkeloliv bis schwarz gefßrbt
entz•ndeten Gewebe oder in Riesenzellen ge- ist . Sektorenbildung mit grauem oder graugr•nem
legentlich klumpig vereint erkennbar ; die Um- Mycel gehürt dazu .
gebung solcher Mikroabszesse zeigt hßufig bin- Insgesamt weisen diese bei 30 ö C gut ausgeprßg-
degewebige Wucherungen (Abb . 163 c) . - Be - ten Merkmale erhebliche Ähnlichkeiten mit dem
sonders gut treten bei Infektionen durch Phia- apathogenen Aureobasidium pullulans (s . S . 250),
lophora- und Cladosporiumarten auch hefe- aber auch mit den pathogenen Arten Cladospo-
ßhnliche Zellen oder knorrige septierte Mycel- rium trichoides (s . S . 194) und Exophiala wer-
verbßnde mit dunkler Zellwand in Erscheinung neckii (s . S . 160) auf.
(Abb . 164) . Meist kann aus dem histologischen
Pilzbefund nicht mehr als die Zugehürigkeit zur Mikroskopisches Bild
Dematium-Gruppe abgeleitet werden . Die mit zunehmender Alterung dunkeloliv bis
schwßrzlich gefßrbten Hyphen sind deutlich sep-
Kulturverhalten tiert, ihre Segmente sind oft relativ kurz, gelegent-
Die Kolonieformen auf Sabouraud-Glucose-Agar lich kompakt, in anderen Fßllen fßdig-lang .
erlauben infolge •bergreifender Merkmale keine Die Artdiagnose richtet sich nach dem Vorherr-
hinreichend sichere Gattungs- oder Artzuord- schen bestimmter Conidiophorenformen, von de-
nung . Bei langsamem Wachstum (3 cm in 2-3 nen insgesamt 3 unterschieden werden .
Wochen) entsteht ein runder, manchmal leicht er- 1 . Cladosporiumform (Abb . 57 d, 165 a, c u .
habener, oft gefurchter Thallus, dessen Unterseite 166 a) : Die Conidien bestehen aus sich ver-
schwarz ist, wßhrend die Oberflßche teils samtar- zweigenden Ketten ovaler, d•nnwandiger,
tig (mit einem Oberflßchenmycel aus 2-3 mm dunkelfarbiger Zellen mit 1,5-3 x 3-6 Üm „ ,
Abb . 165 Sporulation bei Phialophora pedrosoi und Phialophora compacta . Phialophora pedrosoi : a Cla-
dosporiumform, b Acrothecaform . Phialophora compacta : c Cladosporiumform, d Acrothecaform .
Phialophora verrucosa 1 65
die aus Conidiophoren unterschiedlicher Lßnge Fr•her wurde diese Art der Sporulation als Hormo-
hervorgehen . Der Conidiophor ist eine schild- dendrumtyp bezeichnet . Der Begriff Hormodendrum
artige, elliptische, brßunliche Zelle, an deren als Gattungsbezeichnung wurde aufgrund taxonomi-
oberer Breitseite aus zwei Öffnungen Conidien scher Erwßgungen aufgegeben .
heraustreten. Diese künnen ihrerseits wie-
2 . Phialophoraform (Abb . 167) : Die Conidien
derum Ausgangspunkt von zwei bis mehreren werden im Inneren eines flaschenfürmigen Co-
Knospen werden, aus denen weitere Conidien nidiophors (Phialide) gebildet, der sich in wech-
entstehen, so daä dann die Ketten verzweigt selnder Zahl am Ende oder lßngs der Pilzhy-
sind . Die an der Oberflßche von Conidien nach phen entwickelt . Die Basis des runden oder
ihrer Lüsung aus dem Verband erkennbaren ovalen Conidiophors sitzt breitseitig auf und
konischen Fortsßtze (Disjunktoren genannt) - endet in einem sich verengenden Mundst•ck
entweder je einer an jedem Ende oder zwei am mit einer tassenfürmigen Öffnung . Aus ihr tre-
urspr•nglich distalen Ende - stellen die Ver- ten die im Inneren gebildeten glattwandigen,
bindungsstelle (Mundst•ck) zu den abgelüsten hyalinen Conidien heraus (1,5 x 2,5-4 Üm „ )
Conidien dar. und bilden aufgrund einer klebrigen Oberflß-
chenh•lle eine traubenartige Masse, die leicht
in ihre Einzelelemente zerfßllt .
Phialophora pedrosoi
(BRUMPT 1922)
EMMONS in BINFORD et al. 1944
Syn . : Hormodendrum pedrosoi BRUMPT 1922
- Fonsecaea pedrosoi NEGRONI 1936 und
viele andere
In der Kultur finden sich die Cladosporium-, die
Acrotheca- und die Phialophoraform der Sporula-
tion - als wichtigstes Unterscheidungsmerkmal
gegen•ber Phialophora verrucosa sind die beiden
erstgenannten Sporulationsweisen vorherrschend
(Abb . 165 a, b u . 168 a) .
Phialophora compacta
(CARRION 1935)
EMMONS in BINFORD et al. 1944
Syn. : Hormodendrum compactum CARRION
1935 -Fonsecaea compactum (sic!) CARRION
1940 und andere
In der Kultur •berwiegt die Cladosporiumform
gegen•ber den anderen beiden Sporulationswei-
sen, die bei diesem Pilz ziemlich selten sind. Die
Sporen sind nicht lßnglich, sondern etwas runder
und bilden kurze kompakte Ketten (Abb . 165 c, d
u . 166 a) . Der Pilz ist selten und eng verwandt mit
Phialophora pedrosoi (s . oben) .
Phialophora jeanselmei
(LANGERON) EMMONS 1945
Syn . : Torula jeanselmei LANGERON 1928 -
Exophiala (Phialophora) jeanselmei (LAN-
GERoN) MCGINNIS et PADHYE 1977
Diese seltene Pilzart verursacht keine Chromo-
mykose oder Chromoblastomykose, sondern das
Krankheitsbild des Eumycetoms (vgl . S . 176) .
Die dabei im Gewebe gebildeten Mikrokolonien
(= Drusen) sind brßunlich und unregelmßäig ge-
formt ; im Schnittprßparat sind sie im Inneren oft
hohl und erscheinen dadurch wurmßhnlich . Die
Auäenflßchen dieser Drusen sind durch brßunlich
gefßrbte, dickwandige Hyphenenden und Rund-
zellen gekennzeichnet .
In der bei 30ö C (nicht bei 37ö C!) in 2 Wochen auf
einen „ von 2-3 cm heranwachsenden dunkel-
Abb . 167 Sporulationsformen bei Phialophora olivfarbenen Kolonie (Abb . 168 d) finden sich
(Exophiala). a Phialophoraform bei Phialophora flaschenfürmige Phialiden (Sporophoren), einzeln
verrucosa, Phialiden und Phialosporen (Camera lu- oder verzweigt (1,5-3,5 x 5-15 Üm), aus deren
cida) . b Stßrkere Vergrüäerung (Camera lucida) . Öffnungen (ßhnlich denen von Phialophora gou-
c Typische Sporulation mit Conidientrauben (Pha- gerotii) ovale Phialosporen heraustreten (0,75-1
senkontrastmikroskopie) . d Conidientrauben . x 1-2 Üm) (Abb . 166 b, 169 b), die sich an-
Phialophora gougerotii 1 67
Abb . 168a-c Kulturbilder von Phialophora-Arten nach 2-3 Wochen bei 20öC auf Sabouraud-Glucose-
Agar. a Phialophora pedrosoi. b Phialophora verrucosa . c Phialophora dermatitidis . d-e Phialophora
(Exophiala) jeanselmei. d Kolonie nach 20 Tagen bei 22ö C auf Sabouraud-Glucose-Agar . e Kolonie eines
urspr•nglich als °Sporotrichum gougerotii" bezeichneten Stammes nach 20 Tagen bei 22ö C auf Sabou-
raud-Glucose-Agar .
schlieäend noch vergrüäern künnen und gelegent- Lßsionen enthalten reichlich gelb-braune, septier-
lich Blastosporen bilden . Nach McGINNIS (1978) te, gedrungene Hyphen und Sproäzellen, die im
lautet die korrekte Bezeichnung Exophiala jean- Nativprßparat mit KOH-Aufhellung leicht er-
selmei (LANGERON) McGINNIS et PADHYE 1977 . kennbar sind .
Die schwarzgefßrbten Kolonien wachsen rasch bei
20-30ö C, langsamer bei 35ö C, aber nicht oder
Phialophora gougerotii kaum bei 37ö C . Sie ßhneln denen von Phialo-
(MATRUCHOT) phora dermatitidis (s. unten) sehr . Die Sporulation
BORELLI 1955 sensu BORELLI von Phialophora gougerotii ist durch Bildung von
einfachen oder verzweigten Phialiden gekenn-
Syn. : Cladosporium gougerotii CARRION et zeichnet, deren proximale Enden verj•ngt sind
SILVA 1955 - Exophiala gougerotii (MATRU- (Abb . 169 a, c) . Aus ihrem stark lßnglichen, oft
CHOT) MCGINNIS et PADHYE 1977 abgebogenen Mundst•ck entspringen die
(Non-Syn . : Sporotrichum gougerotii MATRUCHOT rund-ovalen Phialosporen, die als Klumpen bei-
1910) einander liegen (Phialophoraform) oder seitlich,
Diese Pilzart ist menschenpathogen und erzeugt so daä eine Acrothecaform der Sporulation ent-
ein der Sporothrixmykose (Sporotrichose) ßhnli- stehen kann (Abb . 166 b) .
ches Krankheitsbild, das von MARIAT u . Mitarb . Biochemisch unterscheidet sich Phialophora gou-
(1967) als Phaeosporotrichose bezeichnet wurde gerotii von Phialophora jeanselmei durch seine
(vgl . S . 183 im Abschnitt •ber Sporothrixmykose) Fßhigkeit, langsam Hypoxanthin zu hydrolysieren
und durch Abszeäbildung gekennzeichnet ist . Die (negativ bei Phialophora jeanselmei) .
1 68 Hyphomyceten als Erreger von Verletzungsmykosen
Phialophora dermatitidis
(KANO 1937) EMMONS 1963 1
Syn. : Hormiscium dermatitidis KANO 1937 -
Fonsecaea dermatitidis CARRION 1950 - To-
rula bergeri BERGER et LANGERON 1944 und
andere
Diese Pilzart ist Erreger einer in Japan mehrfach
beobachteten verruküsen Erkrankung des Men-
schen, die primßr die Haut und Subcutis befßllt,
aber durch Metastasierung eine tüdliche Gehirn-
mykose verursachen kann . Ein vergleichbares
Krankheitsbild durch einen zumindest sehr ßhnli-
chen, wenn nicht denselben Erreger wurde einmal
auch in Canada festgestellt.
Im Gewebe finden sich d•nnwandige, dunkelfar-
bige °Hefe"-Zellen einzeln oder in Haufen, aber
nie in Form von Drusen wie bei Phialophora
(Exophiala) jeanselmei. Die Vermehrung erfolgt
durch Septierung . Hyphen entwickeln sich nur an
den verkrusteten Oberflßchen der Hautlßsionen
und im Gehirn .
Der Pilz wßchst gut bei 37ö C unter Bildung feuch-
ter, schleimiger, schwarzer Kolonien, deren Sub-
kulturen mit zunehmendem Alter von anderen
Phialophora-Cladosporium-Arten kaum unter-
scheidbar sind (Abb . 168 c) . In der Primßrform
besteht der Thallus aus hefeßhnlichen Zellen
(Abb . 170) mit Knospung ßhnlich der bei Aureo-
basidium pullulans (s . S . 250) . In der vegetativen
Abb . 169 a Phialophora (Sporotrichum) gougero- Mycelphase entwickelt sich dann eine Sporulation
tii in verschiedener Vergrüäerung (Camera lucida) . ßhnlich der bei Phialophora verrucosa oder (selte-
b Sporulation bei Phialophora (Exophiala) jeansel- ner) der bei Phialophora pedrosoi .
mei. c Sporulation bei dem als Sporotrichum gou- Biochemisch ist die Unfßhigkeit, Hypoxanthin zu
gerotii bezeichneten Stamm . [Nota bene : Beide Iso- spalten, zur Abgrenzung gegen•ber Phialophora
late erwiesen sich serologisch als engstens ver-
wandt (SEELIGER et al . 1958) .] gougerotii benutzt worden .
Anmerkung Anmerkung
Die Vielzahl der Benennungen f•r diese untereinander In den serologischen Studien von SEELIGER u . Mit-
eng verwandten Pilzspecies oder -subspecies zeigt das arb . (1958) lieä sich zeigen, daä der Original-
Dilemma der Pilztaxonomie, das erst mit dem Auffinden
der perfekten Stadien und bei strittigen Prioritßten 1 Nach neueren taxonomischen ©berlegungen von DE
durch Schiedsspruch nach den Regeln des Internationa- BIEVRE u . MARIAT (1979), die auf DE HOOGS Einord-
len Botanischen Codex beseitigt werden wird (vgl . nung in die Gattung Exophiala fuäen : Wangiella der-
hierzu die Ausf•hrungen auf S . 6) . matitidis (KANO) McGINNIS 1977 .
Leptosphaeria senegalensis 1 69
breit, 23-30 ü m lang) . Diese untergliedern sich Form von Verletzungsmykose keine Besonder-
durch Septen in 5 Zellen, manchmal in mehr heiten .
(Abb . 172) . Auch die Diagnostik folgt den gleichen Regeln,
wie vorstehend beschrieben .
Biochemisches Verhalten
Direkter mikroskopischer Nachweis
Keine Besonderheiten ; Assimilation der äbli-
Der Drusennachweis - entsprechend den geschil-
cherweise gepräften Zucker .
derten Verfahren - sichert die Diagnose .
Die Drusen selbst sind meist, aber nicht immer,
Stammhaltung
kleiner als 1 mm (ö 350-600 üm) . Ihre Fein-
Die Weiterzächtung des Pilzes auf känstlichen
Nßhrb•den ist unproblematisch .
Epidemiologie
Die Erkrankungen des Menschen gehen auf Ver-
letzungen zuräck, meist auf Dornenstiche . Der
Pilz wurde massenhaft in der Regenzeit auf ver-
schmutzten Dornen von Akazien in Westafrika
festgestellt (ebenso wie die verwandte, hier nicht
nßher er•rterte Art Leptosphaeria tompkinsii),
nie dagegen auf noch gränen Dornen .
Systematik
Der Ascomycet trßgt den allgemein anerkannten
Namen Leptosphaeria senegalensis SEGRETAIN et
al . 1959 . Er ist verwandt mit der gleichfalls als Ur-
sache von Eumycetom erkannten Art Lepto-
sphaeria tompkinsii EL-ANI, die sich durch die
Morphologie (zugespitzte Enden) und die Zahl
der Ascosporen (bis 8) abgrenzen lßÜt .
struktur ist ziemlich charakteristisch : Im Zentrum Madurella grisea (MACKINNON) FERREDA URZUA et
finden sich hyaline oder braunwandige Hyphen MONTEMAYOR 1949 .
mit wenig Pigment ; die Peripherie besteht aus
dunkelbraunem ©Zement" mit groÜen, runden
oder vieleckigen Zellen (Abb . 173 a) . Der Ze- Madurella mycetomi (LAVERAN)
mentwand fehlt die k•rnige Beschaffenheit, wie
sie bei Madurella mycetomi gefunden wird
BRUMPT 1905
(Abb . 173 b) . Syn. : Streptothrix mycetomi LAVERAN 1902 -
Glenospora khartoumensis CHALMERS et AR-
Kulturverhalten CHIBALD 1916 - Oospora tozeuri NICOLLE et
Als optimale Zächtungstemperatur auf Sabou- PINOY 1908 -Madurella tozeuri PINOY 1912 -
raud-Glucose-Agar ist der Bereich um 30Ä C er- Madurella tabarcae BLANC et BRUN 1919 -
forderlich, da bei 37Ä C das Wachstum gehemmt Madurella americana GAMMEL et al . 1926 -
ist und der Pilz bei 38Ä C und daräber abstirbt . Madurella ikedae GAMMEL 1927 und viele
Der Thallus (Abb . 174, s . Farbtafel 13) entwickelt andere (vgl . RAY, 1961)
sich mßÜig schnell und erreicht in 10 Tagen eine
Gr•Üe von etwa 10 cm sowie eine H•he von Perfektes Stadium : unbekannt
8-12 mm. Von Anfang an grau bis graugrän, wird Dieser recht polymorphe Hyphomycet ist in tropi-
er spßter dunkler bis rotbraun . In der Peripherie schen Gegenden heimisch. Er wurde als Ursache
entsteht - nicht immer - braunes Pigment, das in von Eumycetomen des Menschen in Afrika, Asien,
den Nßhrboden diffundiert . Die pudrige oder Sädamerika, gelegentlich auch in den USA ge-
samtartige Oberflßche besteht aus einem kurzen funden und stellt in einigen Regionen, z . B . im Su-
Luftmycel und zeigt radißre Furchung . In der Pe-
dan und Nordafrika, die hßufigste Ursache dieser
ripherie k•nnen sich dunkle Sklerotien bilden .
Mykose dar . Seine systematische Einordnung be-
Die Räckseite ist schwarz . schßftigte viele namhafte Mykologen. Seine heute
äbliche Benennung geht auf die Forschungen von
Mikroskopisches Bild MACKINNON und seiner Mitarbeiter zuräck . Erst
Der Thallus besteht aus verzweigten, septierten verhßltnismßÜig spßt wurden die charakteristi-
Hyphen (l-3 üm ö) und groÜen moniliformen schen Fruktifikationsformen gefunden (BORELLI,
Strukturen (3 -5 üm ö) mit brauner bis schwßrzli- 1957), insbesondere Phialiden und Phialosporen
cher Zellwand . Conidien wurden bisher nicht be- (SEGRETAIN, 1958) .
obachtet, allenfalls rudimentßre Pyknidien .
Klinisches Bild und Pathophysiologie
Stammhaltung
Das klinische Bild ordnet sich zwanglos in die wei-
Die Weiterzächtung auf Sabouraud-Glucose-
ter unten beschriebene Erscheinungsform des
Agar bietet keine Probleme.
Bumycetoms ein (s .S . 176) und bietet aus dieser
Epidemiologie Sicht keine zusßtzlichen Merkmale oder Beson-
Das Habitat des Erregers ist in der Umwelt zu derheiten .
vermuten ; doch liegen bisher keine Einzelheiten
Untersuchungsmaterial
daräber vor . Offenbar wird die Erkrankung durch
penetrierende Verletzungen erworben . Untersuchungsmaterial und Untersuchungsgang
s . S . 176 .
Systematik
In antigenanalytischen Studien hat SEELIGER (1956) ge- Direkter mikroskopischer Nachweis
zeigt, daÜ Madurella grisea-Isolate artspezifische Anti- Im Gegensatz zu Petriellidium boydii und Cepha-
k•rper hervorrufen, die nicht mit dem Antigen anderer losporium spp . - aber in „bereinstimmung mit
Eumycetomerreger, insbesondere Madurella mycetomi, Madurella grisea und anderen Eumycetomerre-
reagieren . Damit wird die taxonomische Eigenstellung
gern - sind die diagnostisch wichtigen Drusen rot-
gestätzt .
braun bis schwßrzlich und ziemlich hart (Gr•Üe
Die bisherige Unkenntnis äber den Fruktifika- um 1 mm) . Ihre Beurteilung unterliegt den nach-
tionsmodus erlaubt keine definitive Einordnung ; stehend geschilderten Kriterien (vgl . Tab . 24, s . S .
doch besteht vorerst Consensus äber die Benen- 178 u . Abb . 175) . Manchmal finden sich ganze
nung des Conidien-(imperfekten) Stadiums : Ansammlungen von Drusen oder ihren Fragmen-
Madurella mycetomi 1 73
ten, so daÜ ein Konglomerat von wenigen cm üm breit, gelegentlich noch breiter. Obwohl viele
Durchmesser entsteht. Hyphen wenig pigmentiert sind, enthalten die ge-
Die Drusen bestehen aus einem kompakten Ge- schwollenen Endzellen reichlich Pigment und sind
flecht von Hyphen mit einem ö von 1 -5 üm ; ihre in eine dunkelbraune Matrix (Zement) eingela-
Enden in der Peripherie der Druse werden bis 15 gert (Abb . 175, 176) .
Abb . 175 Eumycetom durch Madurella mycetomi Abb . 176 Eumycetom . Drusenprßparate eines von
(Ostafrika) . a „bersichtsprßparat einer Druse mit CARTER (1859) in Indien beobachteten Falles von
starker Randpigmentierung . b Stßrkere Vergr•Üe- Maduromykose (vermutlich Madurella mycetomi).
rung mit blasiger Degeneration . c Starke Vergr•Üe- a Kleine, braungefßrbte, drusenßhnliche Konkre-
rung der Randzone einer alten Druse mit Mycelien . mente. b Typische dunkelbraune pigmentierte
(Der Block wurde zur Anfertigung von Schnitten Druse. c Randzone mit Mycelien (\) im Zement, um-
1957 von Herrn Dr . Peter COCKSHOTT, Universitßt Ibadan, geben von Leukozyten . (Der Block wurde zur
Nigeria, dankenswerterweise zur Verfägung ge- Anfertigung von Schnitten 1957 von Herrn Dr . Peter
stellt .) COCKSHOTT, Universitßt Ibadan, Nigeria, dankenswer-
terweise zur Verfägung gestellt .)
1 74 Hyphomyceten als Erreger von Verletzungsmykosen
MARIAT, DESTOMBES und SEGRETAIN (1977) unter nalen Chlamydosporen (intercalar oder endstßn-
scheiden zwei Arten von Drusen : dig) mit einer Gr•Üe von 5-15 üm .
1 . kompakte gelappte Gebilde unterschiedlicher Auf nßhrstoffarmen Substraten (Hungermedien)
Form und Gr•Üe mit radißren Hyphen in einer entwickeln sich pyriforme Aleuriosporen (3,5 x 5
homogenen braunen Matrix ; ü m), einzeln oder in Klämpchen, auf feinen Stie-
len .
2 . mehr gleichf•rmige, glattwandige Gebilde mit Auf Maismehlagar sowie Kartoffel-Karotten-
aufgetriebenen Hyphen und groÜblasigen Er- Agar mit Zusatz von Caseinhydrolysat und Aspa-
weiterungen (Vesicula) in der Randzone aus ragin konnte SEGRETAIN flaschenf•rmige Phiali-
dichtem braunk•rnigen Zement . Das Innere den und Conidien (Phialosporen) nachweisen .
der Druse ist nicht pigmentiert .
Die Frage, ob diese beiden Formen lediglich unter- Biochemisches Verhalten
schiedliche Altersstadien oder zwei verschiedene Ent-
wicklungslinien reprßsentieren, ist noch nicht endgältig Bei schwach ausgeprßgten proteolytischen Eigen-
geklßrt, wenngleich CAMAIN (1957) die kompakte Form schaften (vgl. Vorschrift 36, s . S . 41) zeigt die Pilz-
(1 .) als jugendliches Stadium interpretiert . art deutliche Stßrkehydrolyse (Vorschrift 35,
s . S . 41) und assimiliert Glucose, Galactose, Lac-
Beide Drusenformen fähren kulturell zu keinen tose und Maltose, aber nicht Saccharose .
unterschiedlichen Kolonieformen .
Kulturverhalten Schmmhaltung
Auf Sabouraud-Glucose-Agar wßchst der Pilz, In Subkulturen lßÜt sich der Pilz problemlos, wenn
besonders gut bei 36-37Ä C, unter Entstehung ei- auch unter gelegentlichem Verlust der Sklero-
nes anfßnglich weiÜen bis weiÜgrauen flauschigen tium- und Pigmentbildung, äber lange Zeit wei-
Mycels, das sich in 14 Tagen zu einem flachen terzächten .
Thallus von 2-3 cm ö entwickelt . Die Oberflßche
wird dann pulvrig, samtartig oder gek•rnt und Epidemiologie
verfßrbt sich gelblich, ockerfarben, olivgrän oder Gegenäber anderen Erregern des Eumycetoms
braun . Die Unterseite ist dunkelbraun. Charakte- (s . S . 176) sind keine Besonderheiten erkennbar .
ristisch ist ein braunes Pigment, das in die Umge- Die Studien von SEGRETAIN und MARIAT (1971) im
bung diffundiert (Abb . 177, s . Farbtafel 13), Senegal deuten die M•glichkeit an, daÜ das Habi-
manchmal in Subkulturen verlorengeht, aber bei tat dieses Bodenbewohners vielleicht mit den Ko-
anderen Stßmmen noch nach jahrzehntelanger lonien weiÜer Ameisen bzw . Termiten in Bezie-
Fortzächtung nachweisbar bleibt (Abb . 180 a, s . hung steht .
Farbtafel 14) . Wßhrend sich das Zentrum beim ßl-
teren Thallus leicht anhebt, bilden sich in der Pe- Madurella mycetomi findet sich gehßuft auf der Oberflß-
che von Termitenhägeln, vermutlich wegen dort herr-
ripherie Radißrfurchen . schender, fär diesen Pilz langfristig gänstiger „berle-
Vor allem bei Zächtung in R•hrchen entwickeln bensbedingungen (SEGRETAIN U . SEGRETAIN, 1979) ;
sich nach einigen Wochen schwarze Sklerotien auf dochistaufgrnpoiveBfundmUtersch-
der Oberflßche des Thallusrandes (Abb . 177 b, s . ungsmateril,dus4mH•hevonislche
Farbtafel 13) . Sie haben eine Gr•Üe bis 750 üm TermitnhäglÖopiengw urd,ie
und bestehen aus runden bis polygonalen Zellen noch
FragenchditlenRsrvoideAt offen .
(ö etwa 10 üm) .
Manchmal zeigt die Sklerotiumbildung eine Zo- Systematik
nierung, vermutlich in Abhßngigkeit von den Er- Die Vielzahl der Benennungsvorschlßge deutet auf die
nßhrungsverhßltnissen im Substrat, vielleicht auch Schwierigkeiten der taxonomischen Einordnung hin .
abhßngig von der Temperatur . Nach den Untersuchungen von SEEIIGER (1955,
Isolate aus verschiedenen Regionen den 1956)haben
Mikroskopisches Bild SpeciesgleichnAtbsad,wfärieEnhtd -
spricht . ungeachtirkulenPoymrphi-
Auf den äblichen Nßhrb•den zur Pilzzächtung ist
das mikromorphologische Bild wenig aufschluÜ- Vorerst besteht Consensus äber die Benennung
reich, ja eint•nig . Der Thallus besteht aus seg- des Conidien-(imperfekten) Stadiums : Madurella
mentierten, relativ breiten (1 - 2 üm), unregelmß- mycetomi (LAVERAN) BRUMPT 1905 .
Üig geformten Hyphen und runden oder polygo- Das ascogene Stadium ist noch unbekannt .
Neotestudina rosatii 1 75
Neotestudina rosatii SEGRETAIN Asci mit einer farblosen Wand (ö 13 üm) mit 8
et DESTOMBES 1961 Ascosporen . Diese sind nierenf•rmig, zweizellig
und haben eine glatte braune Zellwand (Gr•Üe
Syn . : Zopfia rosatii 1 ,1 x 4,5 üm) (Abb . 179 b, c) .
Dieser bisher nur selten bei Eumycetomen, und
zwar ausschlieÜlich in Afrika (Somalia, Senegal, Biochemisches Verhalten
Zaire) gefundene Ascomycet wird der Vollstßn- Bisher unbekannt .
digkeit halber aufgefährt .
Die wenigen Berichte lassen im klinischen Er- Stammhaltung
scheinungsbild und der Pathophysiologie beim Keine Besonderheiten .
derzeitigen Kenntnisstand keine Besonderheiten
erkennen, wenn man davon absieht, daÜ die histo-
pathologischen Befunde der Lßsionen an ßhnliche
Beobachtungen bei tiefen Dermatophytien erin-
nern .
Kulturverhalten
Bei 30Ä C und 37Ä C, weniger gut bei 22Ä C, ent-
steht auf Sabouraud-Glucose-Agar relativ lang-
sam ein kompakter, ziemlich flacher Thallus, ge-
legentlich gefurcht, mit einem Filz aus Pilzfßden
an der Oberflßche und deutlich brauner Fßrbung,
dazwischen aber auch farblose bzw . weiÜe Anteile
(Abb . 178, s . Farbtafel 14) . Die Räckseite ver-
fßrbt sich von rosa nach braun und wird schlieÜlich
dunkelbraun . - In der Peripherie entstehen bei
30Ä C nach 3-4 Wochen schwarze, rundliche Pe-
rithecien, meist im Substrat (Maismehlagar), sel-
ten an der Oberflßche (ö 350 üm) .
Mikroskopisches Bild
Das Fehlen von Conidien macht das Studium von
mikromorphologischen Merkmalen unergiebig .
Die Hyphen sind septiert und farblos
(Abb . 179 a) .
Die manchmal zusammengelagerten Perithecien Abb . 179 Neotestudina rosatii. a Knorriges sep-
ohne Ostiolen (Cleistothecien) sind glattwandig tiertes Mycel nach 5 Monaten auf Sabouraud-Glu-
und von einem Kranz brßunlicher oder farbloser cose-Agar . bZerqutschPieumtasr-
Hyphen oder kugelf•rmiger Zellen umgeben . Im tenden Ascosporen (<- ).cAsoprenitßk
Inneren finden sich ziemlich regellos kugelige Vergr•Üerung (Quetschprßparat) .
1 76 Hyphomyceten als Erreger von Verletzungsmykosen
Sekret ist eitrig, blutig-ser•s oder ser•s und ent- halt in der Regel keine sekundßren Mikroorga-
hßlt die Drusen (s . unten) . In den oft stark defor- nismen enthßlt .
mierten Extremitßten (FuÜ, Hand) entsteht Ferner kommt Biopsie- und Operationsmaterial,
manchmal ein ausgedehnter Fuchsbau von H•h- in Sonderfßllen Pleuraexsudat, Morgensputum,
len mit innenliegenden Drusen, die durch Kanßle Liquor und Abstrichmaterial von der Hornhaut in
und Fistelgßnge mit der Oberflßche in Verbindung Betracht .
stehen .
Gelegentlich findet sich - wie bei einem von REIF- Direkter mikroskopischer Nachweis
FERSCHEID und SEELIGER (1955) beschriebenen Durch Ausbreiten des Fistelexsudats oder des In-
Fall einer deutschen Patientin - bei einem opera- halts ausgekratzter Hohlrßume auf Objekttrßgern
tiven Eingriff sogar noch der Holzsplitter, durch oder den Boden einer sterilen Petri-Schale und
den Jahrzehnte vorher der Pilz in das Gewebe ge- Zusatz von etwas steriler 0,85 %iger Kochsalzl•-
langte . sung oder (besser) 10 %iger KOH wird das Auf-
Analog zur Actinomykose und den durch Nocardia- so- finden von Drusen erm•glicht . Diese sind je nach
wie Actinomadura- und Streptomycesarten verursach- Erregerart weiÜlich, gelblich oder braun bis
ten analogen Prozessen mit chronisch progredientem schwarz gefßrbt (bei Nocardia-, Actinomadura-und
Verlauf gibt es keine Spontanheilung . Der Versuch des Streptomycesinfektionen nie braun oder
K•rpers, die Erreger, die fortlaufend neue Kolonien schwarz, dafär weiÜ, gelblich, rosa oder rot) . Ihre
(Drusen) bilden, durch Fistelgßnge zu entleeren, schei- Gr•Üe liegt zwischen 0,3 und 1 mm ; ihre Konsi-
tert an den pathoanatomischen und mikrobiellen Gege- stenz ist abhßngig vom Erreger - weich (leicht
benheiten.
zerquetschbar), fest oder hart (vgl . Tab . 24) .
In der Regel kommt es nicht zur Fernmetastasierung,
wohl aber zur Ausbreitung entlang der regionalen Die Drusen selbst sind nach MARIAT u . Mitarb .
Lymphbahnen und BlutgefßÜe. Nur beim Befall der (1977) rundliche, sßulenartige oder verflochtene
Kopfhaut ist wegen der rasch eintretenden Osteolyse Gebilde . Dadurch nehmen sie im histologischen
und der ven•sen Abflässe gelegentlich ein schneller b•s- Schnitt ein rundes, lßnglich-gebogenes, nieren-
artiger Verlauf zu befärchten . f•rmiges oder wurmartiges Aussehen an ; manch-
mal erscheint das Innere hohl oder ist mit Granu-
Histopathologisch zeigen sich eitrig-entzändliche
locyten angefällt . Manche Arten bilden an der
Verßnderungen, oft mit Bildung von Epitheloid-
Oberflßche der Druse (Mikrokolonie im Gewebe)
zellen und Granulationsgewebe mit oder ohne
einen zunßchst mucoiden, dann harten Kitt (Ze-
Riesenzellen . Die Erregerkolonien sind manch-
ment), der bei ßlteren Drusen in Quetsch- oder
mal massenhaft, gelegentlich aber erst nach lan-
Wetzprßparaten aufplatzt .
gem Suchen im Schnittprßparat zu finden (äber
ihre Struktur s. weiter unten) .
Nativprßparat
Die granulomat•sen Verßnderungen fähren zur
progressiven Zerst•rung der angrenzenden Ge- Im Direktprßparat, eventuell verdännt mit
webe einschlieÜlich der Knochen, an der Oberflß- 0,85 %iger NaCl-L•sung, lassen sich unter
che zu Geschwären . Was die Einzelheiten der Er- 10 %iger KOH-L•sung die Drusen oft nachweisen
krankung anbelangt, wird auf LATAPI (1963) und und entsprechend ihrer Eigenfarbe (Tab . 24) be-
WINSLOW (in BAKER 1971) verwiesen . stimmten Erregergruppen zuordnen . Durch Zu-
gabe von Lactophenol-Baumwollblau-L•sung
wird die Innenstruktur besser sichtbar ; vor allem
Anmerkung lassen sich die Hyphengeflechte mit einem ö von
Petriellidium boydii wurde wiederholt auch als 2-4 üm erkennen, die den Erreger als Pilz auswei-
Ursache lokaler granulomat•ser bzw . eitriger sen. - Dicke Schnitte (10-15 üm) k•nnen im Auf-
Pilzinfektionen in den Lungen, der Pleura, den licht untersucht werden, wobei die Eigenfßrbung
Meningen und der menschlichen Cornea nachge- das Auffinden der Drusen erleichtert .
wiesen.
Histologisches Schnittprßparat
Untersuchungsmaterial 1. Hßmatoxylin-Eosin-Fßrbung : Dieses Verfah-
Zur Untersuchung dient in erster Linie Fistelse- ren bringt die Drusen gut zur Darstellung und
kret. Dieses sollte nach M•glichkeit durch Er•ff- erlaubt bei Betrachtung unter starker Vergr•-
nung eines kurz vor der spontanen Ruptur stehen- Üerung eine Beurteilung, ob es sich um Hy-
den Fistelganges gewonnen werden, da dessen In- phomyceten handelt . Durch Eosin werden die
1 78 Hyphomyceten als Erreger von Verletzungsmykosen
Folge von Einflässen aus dem umliegenden Ge- Kolonien bildet der Pilz rasch einen Thallus, der in
webe . 6-8 Tagen die Petri-Schale mit einem flauschigen
Kulturverhalten Mycel ausfällt (Abb . 180 b, s . Farbtafel 14 u .
Es empfiehlt sich, die Drusen vor ihrer Verimp- Abb . 181) und manchmal von Koremien äberragt
fung auf Nßhrb•den zu waschen, um andere mi- wird (Abb . 183 a) . Die Kolonie nimmt dann eine
krobielle Beimengungen zu reduzieren . Petrielli- dunkle, brßunliche bis rauchgraue T•nung an, vor
dium boydii wßchst - ebenso wie sein imperfektes allem im zentralen Teil (Abb . 180 b, s . Farbta-
Stadium - auf Sabouraud-Glucose-Agar mit An- fel 14) . Die Unterseite des Thallus ist grau oder
tibioticazusatz rasch bei Temperaturen bis 37Ä C . schwarz .
Ausgehend von kleinen, weiÜen, watteßhnlichen Am Rande der Kolonie entwickeln sich im Agar
oder im Luftmycel am Rand der Glasr•hrchen
dunkelbraune Cleistothecien mit einem ö von
100-200 üm . Bei vielen Isolaten aus pathologi-
schem Material bleibt jedoch die Bildung dieser
Fruchtk•rper aus .
Mikroskopisches Bild
Der Thallus besteht aus hyalinen, septierten Hy-
phen mit einem ö von 1-3 üm . Die einzelligen
Conidien inserieren einzeln oder in kleinen Grup- aber regional unterschiedlich, wie die Nachweise
pen (sympodial), seitlich oder am Ende von einfa- des Pilzes bei Erkrankungsfßllen in Zentralafrika
chen oder verzweigten Conidiophoren . In der Re- durch VANBREUSEGHEM und ihr Fehlen im Sene-
gel Birnen- oder keulenf•rmig, hellbraun (gele- gal (trotz grändlicher Studien franz•sischer For-
gentlich auch dunkel) gefßrbt (Abb . 1.82), betrßgt scher) belegen .
ihre Gr•Üe 3,5-7 x 5-12 üm . Bei einzelnen Ebenso wie bei den anderen Eumycetomerregern
Stßmmen bilden sie sich reichlich am Ende von handelt es sich primßr fast immer um Folgen von
Koremien (Abb . 1.83 a) aus gebändelten Fßden penetrierenden Verletzungen, besonders bei feh-
(Synnema) ; diese werden als Dendrostilbella (sog . lender FuÜ- und K•rperbekeidung .
©Graphiumstadium") bezeichnet . Als Habitat kommen Liguster und andere Dor-
nenstrßucher in Betracht .
Biochemisches Verhalten
Petriellidium boydii ist stark protolytisch (zu prä- Systematik
fen im Gelatinestich bei 22Ä C, Vorschrift 36, s . S . Die verschiedenen Synonyma der imperfekten
41) und hydrolysiert - im Gegensatz zu Cephalo- Wuchsform des Pilzes und die nachtrßgliche Na-
sporium sp . und Phialophora (Exophiala) jean- mensßnderung nach Entdeckung des perfekten
selmei - Stßrke (Nßhrboden Vorschrift 35, s . S . Stadiums zeigen das Dilemma der medizinischen
41) . Sein betrßchtliches Zuckerassimilationsver- Mykologie (vgl . hierzu S . 8), da jede Namensßn-
m•gen wird äblicherweise nicht routinemßÜig ge- derung auch die Önderung einer Krankheitsbe-
präft . zeichnung auf ßtiologischer Basis zur Folge hat (s .
Stammhaltung S .7) .
Serologische Methoden der Antigenanalyse erbrachten
Petriellidium boydii bzw . seine imperfekte Form
zunßchst auch auf dieser Ebene den Beweis, daÜ Mono-
stellen keine besonderen Anspräche an das Nßhr-
sporium apiospermum und anders bezeichnete gleichar-
substrat und lassen sich äber lange Zeit bei regel- tige Pilze der imperfekten Phase identisch
mßÜiger Subkultur in der Mykothek halten . - Die (.PsbrmSeizEtnwadLAIolGyR,chu-i
perfekte Form lßÜt sich am besten auf Czapek- 1956).
Dox-Medium bewahren .
Inzwischen ist die von EMMONs u . Mitarb . (1970,
1977) vorgezogene Bezeichnung Monosporium
Epidemiologie
apiospermum, weil Isolate aus klinischem Mate-
Bei der Petriellidiummykose (Eumycetom, Lun- rial hßufig keinen Ascocarp bilden, aus taxonomi-
genbefall usw .) ist die Infektionsquelle stets in der sehen Gränden verworfen worden, so daÜ es we-
Umwelt zu suchen . Wenn ein Trauma vorausge- nig sinnvoll erscheint, den Erreger- je nach seiner
gangen ist, das zum Eindringen von Dornen, Kulturphase - mit zwei verschiedenen Namen zu
Holzsplittern usw . gefährt hat, ist der Zeitpunkt belegen .
der Infektion meist bekannt . Infolge der langsa- Nach dem heutigen Erkenntnisstand ist deshalb
men Entwicklung mit oft langer Latenzzeit k•n- die Gattungsbezeichnung Petriellidium innerhalb
nen bis zum Auftreten klinischer Erscheinungen der Familie Microascaceae sensu MALLOCH
Wochen bis Monate vergehen . (In einem von (1970) durchaus gerechtfertigt . Die perfekte
REIFFERSCHEID U . SEELIGER [1956] beobachteten Form weist folgende Merkmale auf (Abb . 183) :
Fall wurde ein progressiver, zunßchst fßlschlich als
Actinomykose gedeuteter ProzeÜ im GesßÜbe- Cleistothecium : Der Ascocarp entwickelt sich aus einem
Ascogonium aus verschlungenen Hyphen . Seine Wand
reich erst 9 oder 10 Jahre nach einer tiefen Sturz- besteht aus einer Lage braungefßrbter, polygonaler,
verletzung aktiv, als die Patientin erneut auf die modifizierter Hyphenzellen mit unregelmßÜig gestalte-
betreffende GesßÜstelle stärzte und sich dort ein ter Oberflßche und einem ö von 100-200 üm . Er wird
tiefes Hßmatom gebildet hatte .) als Cleistothecium bezeichnet, weil er keine °ffnungen
Wie die vorliegenden Berichte beweisen, fährt hat, sondern die Asci sich nach Platzen der Wand entlee-
auch eine aerogene Aufnahme der Conidien von ren (Abb . 183 d) .
Petriellidium boydii zum Befall der Lunge . Die Die intakten dännwandigen, runden Asci sind schwer
äbrigens bisher bekannt gewordenen Lokalisatio- darstellbar und enthalten 8 elliptische Ascosporen (4-5
nen (Hirnhaut, Cornea) lassen keine sicheren Fol- x 7-8 üm) mit r•tlicher, kupferfarbiger Zellwand .
Anhßngsel sind nicht vorhanden .
gerungen hinsichtlich der Infektionsgenese zu .
Die Erkrankung tritt stets sporadisch auf und ist Die Bezeichnung lautet Petriellidium boydii
nicht ansteckend . Ihr Vorkommen ist weltweit, (SHEAR) MALLOCH comb . nov . 1970 .
Pyrenochaeta romeroi 1 81
Systematik
Der Pilz wird als Adelomycet der Ordnung Sphae-
ropsidales klassifiziert . Sein Name ist Pyrenochae-
ta romeroi BORELLI 1959 .
Anmerkung
Mit den vorstehenden Pilzbeschreibungen ist die
Zahl der Erreger des Eumycetoms nicht er-
schüpft .
Insbesondere sei verwiesen auf die Abschnitte, die
sich mit Cephalosporiumarten (s . S . 227), der Ce-
phalosporiumphase von Fusariumarten (s . S . 259)
sowie mit Phialophora (Exophiala) jeanselmei
(Sporothrix gougerotii pro parte [s . S . 167, 188]
befassen . Bei diesen Pilzen handelt es sich auch
um Erreger von Eumycetomen oder ßhnlichen
Prozessen, f•r die auch Pilze wie Aspergillus nidu-
lans (s .S . 247), Curvularia (s .S . 257) usw . ßtiolo-
gisch bedeutsam sein künnen .
Mit zunehmender Verbesserung der Pilzdiagno-
stik in den tropischen, ßrztlich vielfach ungen•-
Abb . 184 Pyrenochaeta romeroi . a Kolonie nach gend versorgten Regionen werden sicher noch
14 Tagen bei 26öC auf Sabouraud-Glucose-Agar weitere Pilze erkannt werden, die als sporadische
b Mikroskopisches Verhalten von Objektglaskultur mit Erreger bei Verletzungen ßtiologisch Beachtung
Chlamydosporen . verdienen .
Sporothrix schenckii 1 83
Sporothrix schenckii HEKTOEN lenken, Hoden, Brustdr•sen und selbst der Hirn-
et PERKINS 1900 hßute . Unabhßngig davon oder parallel dazu ent-
wickeln sich zusßtzliche Herde im Bereich ver-
Syn. : Sporotrichum schenckii (HEKTOEN et schiedener Hautpartien, •berwiegend wohl als
PERKINS) MATRUCHOT 1910 - Sporotrichum Folge einer hßmatogenen Ausbreitung, gelegent-
beurmannii MATRUCHOT et RAMOND 1905 - lich aber auch als Folge einer Autoinculation, aus-
Sporotrichum asteroides SPLENDORE 1909 gehend von erregerhaltigem Eiter anderer Lßsio-
und andere nen .
Perfektes Stadium : Ceratocystis (stenoce- Die etwas gehemmte Vermehrung des Erregers
ras?) (ROBAK) MOREAU (sub judice) bei Temperaturen •ber 38,5öC (und die gelegent-
Diese weltweit verbreitete dimorphe Pilzart war lichen Erfolge einer lokalen Äberwßrmungsbe-
fr•her in Europa, vor allem in S•deuropa und handlung) sind müglicherweise Ursache daf•r,
Frankreich, nicht selten . Gemessen an den auftre- daä viscerale Sporothrixmykosen, die zu Fieber
tenden Erkrankungen des Menschen an Sporo- f•hren, relativ selten sind .
thrixmykose wird der Pilz jetzt hauptsßchlich in Der von Sporothrix schenckii gesetzte Reiz wird
Lateinamerika und S•dafrika als Krankheitserre- nicht nur durch die genannten Entz•ndungser-
ger gefunden, wßhrend einschlßgige Fßlle auf dem scheinungen, sondern auch durch die Stimulation
europßischen Festland bereits zu den Seltenheiten humoraler und zellulßrer Antikürper beantwor-
gehüren . Durch die Forschungen von MARIAT, LA- tet . Da der Pilz entsprechend den bisherigen
VALLE u . Mitarb . in Mexiko wurde auf verrotten- Kenntnissen •ber seinen Antigenbestand einheit-
den Pflanzen eine Pilzart entdeckt, die mit •ber- lich ist und keine ins Gewicht fallenden Antigen-
aus groäer Wahrscheinlichkeit das ascogene Sta- eigenschaften mit anderen, differentialdiagno-
dium von Sporothrix schenckii darstellt und als stisch in Frage kommenden Pilzen und den im Be-
Ceratocystis (stenoceras?) identifiziert wurde . reich des Menschen vegetierenden Saprophyten
aufweist, besitzen die immunologischen Reaktio-
Klinisches Bild und Pathophysiologie nen einen beachtlichen diagnostischen Wert : so
Das vorherrschende klinische Bild wird durch eine der Intracutantest mit von verschiedenen Herstel-
cutane bis subcutane Infektion geprßgt, die als lern produziertem ÜSporotrichin", desgleichen
Folge von Verletzungen der Extremitßten durch mit serologischen Nachweisverfahren im Aggluti-
Holzsplitter, Dornen usw . entsteht, bei denen in- nationstest und in der Komplementbindungsreak-
fektiüse Pilzelemente unter die Haut gelangen . Sie tion, wobei Zellaufschwemmungen der Hefe-
verursachen zunßchst kleine Lßsionen mit ge- phase als Testantigen Verwendung finden (im
schw•riger Oberflßche, oft erst im Verlauf von ei- Fachhandel leider nicht erhßltlich) .
nigen Wochen, in denen sich an der Penetrations- Insgesamt sind diese Reaktionen aber den direk-
stelle ein subcutaner, anfßnglich im Gewebe ver- ten Erregernachweisverfahren unterlegen und
schiebbarer Knoten entwickelt, der schlieälich mit werden heute nur noch ausnahmsweise gen•tzt .
der Oberhaut verbßckt, die sich dann geschw•rig Das Schwergewicht der Diagnostik liegt auf dem
verßndert und auf die •blichen lokaltherapeuti- Nachweis von Sporothrix schenckii.
schen Maänahmen nicht anspricht . Untersuchungsmaterial
Dem schlieät sich eine Lymphangitis mit regionß- Eiter und Exsudat aus den Lßsionen sind meist
rer Lymphadenitis an, bei der sich das primßre von geringem Wert, da sie Pilzzellen in nur gerin-
Geschehen wiederholt, so daä sich schlieälich - gen Mengen enthalten, die sich leicht dem Nach-
ausgehend von der Stelle der Infektion - eine weis entziehen ; es sei denn, daä es gelingt, durch
ganze Kette geschw•riger Herde bildet, die ne- Aspiration von fluktuierenden Entz•ndungsher-
krotisch zerfallen und jahrelang fortschreiten den Proben zu gewinnen . Von dem Versuch,
künnen, wobei das Fortschreiten durch Abwehr- Biopsiematerial durch chirurgische Maänahmen
vorgßnge im Gewebe des Befallenen aufgehalten zu erhalten, wird von namhaften Kennern wegen
wird, ohne daä es zu einer Spontanheilung der ungewühnlich schlechten Heilungstendenz
kommt. der Herde und der Müglichkeit, eine Ausbreitung
Durch Einbruch in die Lymphbahnen, z . B . von zu provozieren, abgeraten .
vereiterten Lymphdr•sen aus, erfolgt gelegentlich
eine lymphogene und/oder hßmatogene Ausbrei- Direkter mikroskopischer Nachweis
tung in verschiedene innere Organe einschlieälich Die Unauffßlligkeit der kleinen, oft zigarrenßhnli-
des Befalls von Knochenhaut, Knochenmark, Ge- chen Gewebsformen des Erregers in seiner Hefe-
1 84 Hyphomyceten als Erreger von Verletzungsmykosen
Abb . 187 Sporothrix schenckii -Kulturbilder der Mycelphase nach 14 Tagen (a, c) und 28 Tagen ( b ) auf Sa-
bouraud-Glucose-Agar . a Schwßrzlich pigmentierte Form der Primßrkultur . b Pigmentierte Kolonieform
mit farblosem Kolonieanteil im oberen Bereich . c Unpigmentierte Kulturform (var . beurmannii) .
Die Pigmentierung des Thallus geht auf die Ver- Die Conidienbildung lßät drei Sporulationsweisen
fßrbung lediglich der Conidien zur•ck und ist erkennen :
recht unterschiedlich . Dabei sollen die Sauerstoff-
1 . Anfßnglich weniger hßufig, in ßlteren Kulturen
zufuhr und der Thiamingehalt des Nßhrbodens
aber oft reichlich vorhanden sind Einzelconidi-
entscheidend daran beteiligt sein, ob und in wel-
en, die sich direkt (auf kaum erkennbaren Stiel-
cher Menge das als Melanin gedeutete Pigment
gebildet wird . chen) lßngs der Hyphen entwickeln und diese
„ltere Kulturen bilden eine fest geschlossene, gelegentlich Üßrmelartig (= sleeve-like)" um-
geben .
zßhe Thallusdecke auf der ganzen Nßhrboden-
oberflßche . 2 . Lßngs der Hyphen, seitlich und/oder an den
In Primßrkulturen, noch hßufiger aber in Subkul- Enden entstehen aufrechte oder r•ckwßrts ge-
turen, bleibt der Thallus pigmentlos, oder es ent- neigte, feine Conidiophoren, die sich von 1-2
stehen cremefarbene Sektoren bzw . weiäe Kolo- ©m an der Basis bis auf 0,5-1,0 ©m an der
nien mit pigmentierten Anteilen (Abb . 187 b) . Spitze verj•ngen . Zunßchst an der Spitze und
Pigmentlose Isolate wurden zunßchst als eigene spßter auch seitlich treten dann die Conidien
Species angesehen und unter dem Namen Sporo- in einer bl•tenßhnlichen Form aus (Abb .
thrix beurmannii beschrieben . Hierbei handelt es 188 a-c) . Sie sitzen einzeln auf feinen Stiel-
sich jedoch um eine Cultovar (Kulturvariante) ehen ; aus ihnen künnen wiederum •ber ein fß-
von Sporothrix schenckii (Abb . 187 c) . diges Stielchen Sekundßrconidien entspringen,
wodurch - bei entsprechenden Kulturbedin-
Mikroskopisches Bild der Mycelphase gungen - ein hefeartiges Vermehrungsbild ent-
Der Thallus besteht aus septierten, sich verzwei- steht (vor allem auf Maismehl bei 37ö C) .
genden Hyphen mit einem Ö von nur 2 ©m . Die 3 . Eine weitere, in der Routine nur selten beob-
Hyphen treten in Objekttrßgerkulturen gelegent- achtete ÜMakroconidien"-Form besteht aus
lich als Parallelb•ndel auf, in die Conidien einge- lßnglichen (in seitlicher Sicht), in Aufsicht an-
lagert sind (Abb . 188 e) . Die Conidien sind rund, nßhernd dreieckigen Gebilden (Seitenlßnge
rundoval oder birnenfürmig (Grüäe 2-3 x 3-6 3-5 ©m, Dicke 0,5-2 ©m) mit dicker, braunge-
©m) . fßrbter Zellwand (Abb . 189) . (Diese Form
1 86 Hyphomyceten als Erreger von Verletzungsmykosen
Epidemiologie
Ohne Zweifel handelt es sich bei der Sporothrixin-
fektion des Menschen - sie kommt auch bei Hun-
den und Pferden vor - um eine typische Verlet-
zungsmykose, die entsprechend dem Infektions-
modus bei der Landbevülkerung und bei Gßrtnern
berufsgebunden ist und in Abhßngigkeit von der
Exposition sowie dem regionalen Vorkommen
des Pilzes entsteht, der - ebenso wie andere, nicht
menschenpathogene Sporothrixarten - auch auf
Blßttern und Stacheln beliebter, im Haus gehalte-
ner Ziergewßchse vegetiert . - Besonderes Aufse-
hen erregte sein epidemisches Auftreten unter
Grubenarbeitern in Witwatersrand/S•dafrika, wo
der starke Befall von Grubenholz ursßchlich ver-
antwortlich war . Die feucht-warme Luft in den
Grubenschßchten hatte hier offenbar eine massive
Vermehrung des Pilzes ermüglicht, der durch den
unausbleiblichen Kontakt und zahlreiche Verlet-
zungen Tausende von Grubenarbeitern befiel . -
EMMONS erwßhnt das nat•rliche Vorkommen auf
Buchenstßmmen und Schachtelhalm (Equise-
tum) .
Wßhrend bei lßnger dauernden Erkrankungen
Autoinoculationen erfolgen, ist eine Äbertragung
von Mensch zu Mensch wohl nur ausnahmsweise
Abb . 190 Sporothrix schenckii - Hefephase . Kolo- denkbar .
nieform auf Francis-Cystin-Blutagar nach 3 Wochen
bei 37öC .
Systematik
Durch den Nachweis einer von Sporothrix schen-
phase (Abb . 190) durch Inoculation von Pilzma- ckii morphologisch nicht unterscheidbaren Kul-
terial in der Bauchhühle von Mßusen . turform bei dem Ascomyceten Ceratocystis steno-
Auf hochwertigen Nßhrbüden, z . B . Francis-Cy- ceras ist die taxonomische Stellung zunßchst teil-
stin-Blutagar (Vorschrift 30, s . S . 40) oder weise geklßrt . Unterschiedliches pathogenetisches
Hirn-Herz-Infusions-Agar, entwickeln sich bei Verhalten und bisher noch ausstehende, •berzeu-
36ö C und hoher Luftfeuchtigkeit cremefarbene, gende antigenanalytische Befunde haben bei
leicht homogenisierbare, glßnzende Kolonien namhaften Mykologen noch keine einhellige Mei-
(Abb . 190), die mikroskopisch aus ovalen bis nung bewirkt, ob es sich tatsßchlich um die per-
stark lßnglichen Sproäzellen bestehen (Abb . 186) . fekte Form handelt ; wenngleich an der Zuord-
Eine 5 %ige CO 2 -Atmosphßre beg•nstigt den nung zur Gattung Ceratocystis kaum noch Zweifel
Vorgang nachweisbar . bestehen, deren Asci in einem rundovalen bis
runden Perithecium vom Ophiostomatyp gebildet
Stammhaltung werden .
Die Hefephase lßät sich bei regelmßäiger Subkul- Perithecium und Anhßngsel : schwarz, kugelrund, Ö
tur in Abstßnden von 2-4 Wochen auf den ge- 121-202 ©. Das Perithecium endet in einem Halsteil
nannten Substraten f•r lßngere Perioden erhalten . (manchmal auch in 2 oder 3 Halsteilen) . Der Halsteil ist
Pleomorphismus tritt nicht auf. 270-715 ©m lang, Ö 12-30 © m an der Basis, Ö 10-17
©m an der Spitze. - Das distale Ende lßuft aus in 10-25
Die Mycelphase tendiert - vor allem bei luftdich-
hyaline, gekammerte, spitz zulaufende, fßdige Ostiolen
ten Verschl•ssen - zur Entwicklung eines pig- (an der Basis 2 ©mm2.
0l-Öa4,n5g)© Aus diesen Aus-
mentlosen Thallus ; doch ist dieses Verhalten nicht f•hrungskanßlen treten die Asci bzw . Ascosporen aus .
allgemein, sondern eher wohl stammspezifisch Am Perithecium finden sich zahlreiche braunschwarze,
und abhßngig vom Nßhrstoffangebot sowie der ge- gekammerte (2-3) Peridialhyphen : 2-4 ©m breit, 100
legentlichen Bel•ftung . bis maximal 110 ©m lang .
1 88 Hyphomyceten als Erreger von Verletzungsmykosen
Histologisches Schnittprßparat
Die Hefephase des Erregers entspricht den im Na-
tivprßparat (Beschreibung s . oben) erkennbaren
Strukturen und ist bereits mit der klassischen Hß-
matoxylin-Eosin-Fßrbung erkennbar, besser al-
lerdings mit der PAS-Fßrbung und der Silberme-
thenaminfßrbung nach GROCOTTI-GOMORI (Vor-
schrift E, s. S . 44) .
Die Pilzzellen sind rund bis oval, oft in Doppel-
formen (Mutter- und Tochterzellen auf breiter
Basis) und zeigen wechselnde Grüäen von 5-20
©m . Es gibt - ebenso wie bei der Histoplasmamy-
kose - auch hier groä- und kleinzellige Gewebe-
formen, die zu diagnostischen Schwierigkeiten
Anlaä geben künnen .
Die Zellwßnde erscheinen dick und sind gegen-
•ber der Umgebung deutlich abgegrenzt (Abb .
192), wßhrend das granulßre Cytoplasma hßufig
verdichtet und von der Zellwand retrahiert ist .
Abb . 192 Nordamerikanische Blastomykose .
Die Differentialdiagnose muä aufgrund ßhnlicher
a Charakteristische Sproäzelle in Sputumprobe .
Grüäenverhßltnisse und aufgrund von Artefakten (Beachte die breite Basis der auskeimenden Toch-
Cryptococcus neoformans (s .S . 67), Paracoccidi- terzelle!) . b Dickwandige, stark lichtbrechende
oides brasiliensis (s . S . 213) - auch wegen gele- Sproäzellen im Gewebeabklatschprßparat (Aufhel-
gentlicher multipler Sprossung bei Blastomyces lung in KOH), c Histologisches Bild der Erreger im
dermatitidis - und sogar unbelebte Strukturen be- Leberschnittprßparat .
Blastomyces dermatitidis 1 91
Wenn auüer bereits fixierten Gewebeschnitten Hefephase (die im ßbrigen relativ ungefährlich zu
und Ausstrichpräparaten kein weiteres Untersu- handhaben ist), da es zu akzidentellen Verimp-
chungsmaterial verfßgbar ist (z . B . bei retrospek- fungen auf die Haut (z .B . ßber einen Fingerring)
tiver Diagnostik), kann die Anwendung fluores- mit Entstehung eines Infektionsherdes kommen
zierender AntikÜrper differentialdiagnostisch ge- kann (vgl . Sporothrixmykose S . 183) .
nutzt werden . Die Konjugate von Cryptococcus
neoformans und Coccidioides immitis reagieren Untersuchungsmaterial
recht spezifisch, während gemeinsame AntikÜr- Der Nachweis von Blastomyces dermatitidis er-
perfraktionen bei Blastomyces dermatitidis, Hi- folgt bei Lungenbefall im Sputum oder im Magen-
stoplasma capsulatum und Paracoccidioides brasi- und Bronchialspßlwasser (vor allem bei Kleinkin-
liensis zur Gruppenfluoreszenz fßhren . Diese wird dern), im Pleuraexsudat, Urin, Liquor und Punk-
durch anschlieüende Verwendung speziell absor- tat sowie im Fisteleiter . Die Erreger sind relativ
bierter, fluorochromierter AntikÜrper ßberwun- widerstandsfähig und vertragen auch einen mehr-
den . tägigen Transport. Je nach dem Stadium der In-
fektion ßberwiegen die Zeichen einer eitrigen
Vorsichtsmaünahmen in Laboratorien Entzßndung mit dafßr charakteristischen Zellen
Im Gegensatz zu den Erregern der Histoplasma- oder granulomatÜse, feingewebliche Verände-
und Coccidioidesmykose ist die Gefährdung im rungen . Oft kommen beide Formen nebeneinan-
Laboratorium gering, offenbar weil die Kulturen der vor .
der Mycelphase oft nur wenige oder keine Mikro-
conidien bilden . Trotzdem sind entsprechende Kulturverhalten
Vorsichtsmaünahmen unerläülich, insbesondere Die Anzßchtung von Blastomyces dermatitidis
bei der Bereitung von Aufschwemmungen aus der bietet auf den gleichen Medien, wie sie zur Kultur
keine Schwierigkeiten, wenn dazu Hirn-Herz-In- werden . Trotzdem manifestiert sich die Erkran-
fusionsagar (Vorschrift 29, s . S . 40) oder Fran- kung häufiger in der ärmeren BevÜlkerung, viel-
cis-Agar (Vorschrift 30, s . S . 40) benutzt, eine leicht aus Grßnden mangelnder KÜrperhygiene
Temperatur von 37• C eingehalten wird und die (soweit es sich um primär cutane Infektionen han-
Substratoberfläche feucht bleibt . Die Umzßch- delt), vielleicht aber auch wegen der von diesen
tung wird durch Zwischenschaltung einer Tierpas- Menschen häufig verrichteten Schmutzarbeit
sage nach intraperitonealer Beimpfung weiüer beim Straüenbau und auf dem Lande . Vielleicht
Mäuse und anschlieüende Kultur des Peritoneal- kommen die Erscheinungen aber auch erst da-
exsudats erleichtert . durch zum Tragen, weil ärztliche Hilfe angesichts
Die parasitäre Kulturform ist durch langsames einer gewissen Indolenz oder Abgestumpftheit
Wachstum gekennzeichnet . Die Oberfläche der erst relativ spät in Anspruch genommen wird . Die
kleinen Kolonien ist feucht-glänzend, ihr Ausse- Vieldeutigkeit der pulmonalen Prozesse verzÜgert
hen zunächst rauh, dann gerunzelt oder verrukÜs, oft wohl auch die Erkennung, so daü der Versuch
selten glatt . Die eigenen Laborstämme bildeten einer anamnestischen Klärung des Infektionsmo-
unter entsprechenden Kulturbedingungen reich dus scheitert .
gefaltete Kolonien mit einer gekrÜseartig ver- Infektionen von Mensch zu Mensch oder vom
schlungenen Oberfläche (Abb . 193c) . Haustier auf den Menschen erfolgen nicht, da die
Im mikroskopischen Präparat finden sich ßber- Voraussetzungen fßr eine leichte Äbertragbarkeit
wiegend groüe pleomorphe Sproüzellen (Abb . der im Gewebe liegenden und mit Eiter ausge-
194 c, d) mit einem oft kondensierten Cytoplasma schiedenen Erreger wohl nur ganz ausnahmsweise
und einer relativ dicken Zellwand analog zu den gegeben sind .
Zellen im Gewebe . Multiple Sprossung wird fßr
einzelne Isolate angegeben, ist aber der Ausnah- Systematik
mefall ; der Zell-ö beträgt etwa 15 ©m . Blastomyces dermatitidis ist aufgrund seiner Zell-
Eine ähnliche Kolonieform mit entsprechenden wandantigene mit Paracoccidioides brasiliensis
mikromorphologischen Merkmalen entsteht bei und Histoplasma capsulatum verwandt, was in se-
direkter Anzßchtung von Primärkulturen aus pa- rologischen Versuchen zu mehr oder weniger
thologischem Material bei 37• C . stark ausgeprägten Kreuzreaktionen fßhrt . Er be-
Durch Verminderung der Bebrßtungstemperatur sitzt jedoch speciesspezifische Antigenbestandtei-
und ein geringes Nährstoffangebot ist die Rßck- le, die ihm auch auf dieser Basis eine Eigenstän-
zßchtung in die Mycelphase leicht mÜglich . An- digkeit sichern . Neuere elektronenoptische Stu-
fänglich entwickeln sich dann stachlige Hyphen- dien von KWON-CHUNG haben erwiesen, daü auch
bßndel, gefolgt von Oberflächenmycel mit schwa- mikromorphologisch starke Beziehungen zur per-
cher Conidienbildung . fekten Form von Histoplasma capsulatum - Em-
monsiella capsulata - bestehen .
Stammhaltung Obwohl das imperfekte Stadium als Blastomyces be-
Die Konservierung von Stämmen, sei es in der zeichnet wird, gehÜrt diese Species nicht zur Gattung
Mycelphase, sei es in der Hefephase, ist unter den Blastomyces COSTANTIN et ROLLAND 1888, sensu strictu,
jeweils erforderlichen Bedingungen relativ leicht sondern nach EMMONS eher zur Gattung Zymonema
und ßber längere Zeiträume bei regelmäüiger BEURMANN et GOUGEROT 1909, die jedoch ihrerseits aus
recht heterogenen Arten besteht, so daü sich diese Be-
Subkultur gewährleistet . zeichnung nicht durchgesetzt hat .
Das perfekte Stadium wurde von McDONOUGH u .
Epidemiologie
LEWIS 1968 gefunden . Der mehrkernige Pilz ge-
Die Epidemiologie der Nordamerikanischen Bla- hÜrt zur Familie der Gymnoascaceae 1 .
stomykose (GILCHRISTSCHE Erkrankung) ist ange-
sichts des zwar vermuteten, aber letztlich noch Erste Anzeichen der Sexualität wurden an Kombina-
nicht endgßltig gelÜsten Äbertragungsmodus un- tionslinien verschiedener Stämme auf Sabouraud-Glu-
klar, da man das eigentliche Reservoir von Bla- cose-Agar bei 25• C bemerkt . Zwar zeigten sich hier
stomyces dermatitidis nicht kennt .
Eine Bevorzugung bestimmter Lebensalter oder 1NachKWO-CHUG(197)undMCDONUGH(1973)
eines Geschlechts sind nicht erkennbar . Auch sind der „+"- und „-"-Kreuzungstyp in klinischem
kann nicht von einem augenscheinlich stärkeren Untersuchungsmaterial in gleicher Häufigkeit vor-
Befall bestimmter Berufsgruppen gesprochen handen .
1 94 Hyphomyceten als Erreger von Systemmykosen
die Infektion nur durch die Erregerdiagnose ab- Perfektes Stadium : unbekannt
zuklären . Ob der Hirnbefall ßber die NebenhÜh- Coccidioides immitis - die einzige Bezeichnung,
len oder die tiefen Atemwege zustande kommt, ist die sich unter den zahlreichen Benennungsvor-
unbekannt . schlägen durchgesetzt hat - ist ein Hyphomycet,
dessen Gewebsform zur bisher allerdings nicht
Systematik weiter substantiierten Vermutung Anlaü gab, ihn
Conidien-(imperfektes) Stadium : Cladosporium bei den Zygomyceten (Phycomyceten) unterzu-
trichoides BINFORD et al . 1952 bringen . Dieser in den WßstenbÜden der Neuen
Welt (vgl . Abb . 196) als Saprophyt heimische Pilz
befällt Nagetiere, Haustiere und den Menschen
Coccidioides immitis RIXFORD et unter natßrlichen Bedingungen, wenn die mas-
senhaft entstehenden Arthrosporen eingeatmet
GILCHRIST 1896 werden, und verursacht dadurch eine Systemmy-
Syn . : Posadasia esferiformis CANTON 1898 - kose, die als Coccidioidomykose bezeichnet wird .
Blastomycoides immitis CASTELLANI 1928 - (Eine Wortbildung, die gelegentlich zur Ver-
Pseudococcidioides mazzai DA FONSECA wechslung mit der Coccidiose fßhrt, einer Erkran-
1928 - Geotrichum immite AGOSTINI 1932 - kung bei Kleintieren, die auf Coccidien bzw. Ei-
Coccidioides esferiformis MOORE 1932 - meria-Arten zurßckgeht .)
Glenospora metaeuropea CASTELLANI 1933 - Der Name Coccidioides beruht im ßbrigen darauf, daü
Glenospora louisianoideum CASTELLANI der in den Läsionen von Patienten und von erfolgreich
1933 -Trichosporon proteolyticum NEGRONI beimpften Versuchstieren festgestellte Erreger anfäng-
et DE VILLAFANE LASTAA 1938 lich tatsächlich fßr ein Protozoon gehalten wurde . In An-
1 96 Hyphomyceten als Erreger von Systemmykosen
l ehnung an die Benennung von Mykosen nach dem Vor- test und die Seroreaktion groüe Bedeutung er-
schlag VIRCHOWS und aus Grßnden der Einheitlichkeit langt haben .
bei der Benennung von Pilzinfektionen wird die Erkran-
kung im folgenden als Coccidioidesmykose bezeichnet . Klinisches Bild und Pathophysiologie
Diese Mykose gehÜrt zu den zahlenmäüig in den Durch Einatmung von pilzsporenhaltigem Staub
USA am häufigsten entstehenden Pilzinfektionen in Endemiegebieten (oder durch die in groüen
der Lungen mit jährlich Hunderttausenden von Mengen gebildeten und leicht in die Umgebung
Neuinfektionen unter den Bewohnern und Neu- entweichenden Arthrosporen aus Kulturen von
ankÜmmlingen in den Endemiegebieten, die sich Coccidioides immitis) entsteht nach einer Inkuba-
vorzugsweise in Californien, Arizona und den an- tion von 7-28 Tagen eine Infektion der oberen
grenzenden Regionen finden - auch dort, je nach Luftwege von recht unterschiedlichem Schwere-
dem Ausmaü des Vorkommens des Pilzes in ein- grad, oft mit geringer Symptomatik in Form eines
zelnen Landstrichen, in unterschiedlicher regio- grippeähnlichen Infektes, einer Erkältung oder
naler Häufung. Weitere ausgedehnte Herde fin- eines fieberhaften Zustandes, in dessen Verlauf
den sich in Mittel- und Sßdamerika (Abb . 196) . ein Erythema nodosum, ein Erythema multiforme
Berichte ßber vermutete Vorkommen in Sßdruü- oder eine Pneumonie mit z . T . heftigen pleuriti-
land und in Ungarn beruhen wahrscheinlich auf schen Erscheinungen auftritt . In anderen Fällen
diagnostischen Fehlbeurteilungen . tritt hohes, gelegentlich rezidivierendes Fieber
Die nosologischen Bezeichnungen „Wßsten- auf . Auch Nachtschweiüe gehÜren zum Krank-
rheumatismus" und „valley fever" deuten auf geo- heitsbild .
logische Formationen mit hoher Befallsquote der Mehr als 60 % der Infizierten machen dieses pri-
Einwohner bzw. Besucher hin . märe Geschehen fast symptomlos durch, obwohl
Coccidioides immitis gehÜrt zu den dimorphen eine Anzahl im weiteren Verlauf an Erythema no-
Pilzen, deren saprophytäre und parasitäre Er- dosum oder multiforme erkrankt, was als allergi-
scheinungsformen sehr verschieden sind, wobei in sche Manifestation zu deuten ist und bei rund 20 %
vitro die Umzßchtung von der Mycelphase in die aller Infektionsfälle beobachtet wird . Ungeachtet
parasitäre Phase spezielle NährbÜden und Ver- der Symptomatologie sind bei rund 80 % der Be-
fahren erfordert, die routinemäüig fßr das diagno- fallenen rÜntgenologische Veränderungen ver-
stische Laboratorium unnÜtig sind, aber bei der schiedener Art in den Lungen nachweisbar, die
Herstellung von Reagenzien fßr den Intracutan- vom flßchtigen oder massiven Infiltrat ßber granu-
lomatÜse Veränderungen bis zur Cavernenbil-
dung reichen und eine Vielzahl differentialdia-
gnostischer Fragen aufwerfen.
Die ßberwiegende Mehrzahl aller Infektionen
heilt spontan aus, und selbst Coccidiome unter-
schiedlichen Ausmaües werden als Residuen der
granulomatÜsen Lungenveränderungen später oft
nur durch Zufall entdeckt .
Neben diesen vorherrschenden, im Prinzip „gut-
artigen" Infektionen kommt es jedoch bei einer
nicht geringen Zahl von Infizierten - auffallend
häufig unter AngehÜrigen der schwarzen Rasse
und bei Filippinos - zur Ausbreitung sowohl im
Bereich der Lungen und des Mediastinums als
auch auf dem Blutweg in zahlreiche Organe, die
Subcutis, das Knochenmark und die Meningen,
woraus eine schwere, progrediente Systemmykose
mit oft tÜdlichem Ausgang resultiert, der nur
durch die nicht unproblematische lokale und par-
enterale Behandlung mit Amphotericin B (viel-
leicht auch mit Miconazol) eventuell verhindert
oder verzÜgert werden kann .
Abb . 196 Grenzen der Coccidioidesmykose-En- Durch direkte Inoculation der Pilzsporen kann es
demiegebiete (/// unsichere Begrenzung). auch zu einer primär-cutanen oder subcutanen In-
Coccidioides immitis 1 97
fektion mit granulomatÜsen Veränderungen nach 5-7 Tagen Bebrßtung die Arthrosporenbil-
kommen, die subakut bis chronisch verläuft und dung einsetzt . Es gibt eigentlich keine andere Pilz-
gute Heilungschancen hat . art, durch die Laboratoriumsinfektionen in sol-
chem Umfang und solcher Häufigkeit verursacht
Serodiagnostik wurden - fast kein grÜüeres Pilzlabor, in dem die-
ser Erreger gezßchtet wurde, blieb davon ver-
Durch die Auseinandersetzung mit dem Pilz ent- schont!
steht bei praktisch allen Infizierten eine Allergie, Dies hat in erster Linie schon der Einsender zu be-
meist vom verzÜgerten Tuberkulintyp, die mittels rßcksichtigen . Er muü dem Untersuchungslabora-
Intracutantestung durch die erregerspezifischen torium den eventuellen Verdacht auf das Vorlie-
Stoffwechselprodukte „Coccidioidin" - aus der gen einer Coccidioidesmykose mitteilen . Eine er-
Mycelphase - und „Sphärulin" - aus der Gewebe- hebliche Gefährdung trat im Labor des Verfassers
phase (Sphärulen) - nachgewiesen wird . Sie ist (S .) ein, als aus einem zum „Ausschluü" einer
auüerordentlich spezifisch und dadurch ein wert- Mykose eingesandten Material Coccidioides im-
volles Hilfsmittel der Diagnostik und Feststellung mitis gezßchtet wurde . - (Ein weiterer Patient war
der Durchseuchung . Gleichzeitig werden humo- das zweite Opfer dieses Laboratoriumsausbruchs
rale AntikÜrper gebildet, die mittels einschlägiger von Coccidioidesmykose!)
Verfahren (insbesondere der Komplementbin- Besonders gefährlich sind alte, oft schon teilweise
dungsreaktion und der Immundiffusion) in Spe- eingetrocknete Kulturen . Hier genßgt bereits das
ziallaboratorien nachgewiesen werden . Eine An- Öffnen des KulturrÜhrchens und die Entnahme
ergie hat bei schweren Verlaufsformen eine un- von etwas Material mittels Nadel oder Öse, um
gßnstige Prognose . In Europa sind hochwertige genßgend Sporen zur Erzeugung menschlicher In-
Antigene fßr Intracutanteste und Seroreaktion fektionen freizusetzen .
nur ßber amerikanische Bezugsquellen erhältlich . Das Arbeiten mit Coccidioides immitis sollte des-
Ungeachtet des hohen Wertes der Intracutanre- halb grundsätzlich an eine Sondererlaubnis ge-
aktionen und der Serodiagnostik gerade bei dieser knßpft werden .
Krankheit steht der Versuch des direkten Pilz- Abgesehen von der primären Verarbeitung pa-
nachweises aber stets im Vordergrund der diagno- thologischen Materials, das unter normalen La-
stischen Bemßhungen. borkautelen erfolgt, sollten alle weiteren Arbeits-
gänge, wie Abimpfung von verdächtigen Pilzko-
Untersuchungsmaterial lonien zur Anlage von Präparaten und Anlegung
Sputum, Pleuraflßssigkeit, Magenspßlwasser, Ei- von Subkulturen, grundsätzlich nur unter dem
ter, Liquor sowie Punktat-, Biopsie-, Operations- Schutz von desinfizierbaren Impfkabinen erfolgen
und Autopsiematerial ermÜglichen den direkten (Abb . 11, s .S . 25) . Deren Luft muü so abgesaugt
Nachweis . Es sollte mÜglichst frisch, aber am be- werden, daü sie nicht in das Laboratorium dringen
sten gekßhlt den Untersucher erreichen, obwohl und daü sie als Abluft desinfiziert werden kann .
die Gewebsform des Erregers auch nach langem Das Öffnen von Kulturschalen mit Coccidioides
Transport nachweisbar und kultivierbar ist . - Wie immitis darf nur unter solchen Bedingungen erfol-
schon an anderer Stelle (s . S . 205) sei auch hier gen, und selbst das Herumtragen von Kulturen in
RÜhrchen erfordert grÜüte Vorsicht, da deren
darauf hingewiesen, daü Biopsie-, Resektions-
und Autopsiematerial fßr diesen Zweck ohne Zu- Bruch bereits zur unkontrollierten Verbreitung
satz irgendwelcher Desinfektionsmittel, wie For- der hochinfektiÜsen Sporen mit resultierenden
Laborinfektionen gefßhrt hat .
malin, zum mykologischen Labor gesandt werden
muü! Zur Reduktion einer Sporenverbreitung aus Kul-
Der Umgang mit Proben von Patienten, bei denen turrÜhrchen empfiehlt es sich, die NährbÜden bis
der Verdacht besteht, daü sie an Coccidioidesmy- zum oberen Rand mit einer 1 %igen Tween-80-
kose erkrankt sind, ist unproblematisch und be- LÜsung, die durch eine am Watteverschluü oder
dingt keine besondere Gefährdung der Untersu- durch die Gummikappe eingefßhrte Kanßle ein-
cher. geleitet wird, zu ßberschichten ; dadurch wird eine
Verbreitung der Arthrosporen erheblich vermin-
dert . Ein Problem bereitet die gefahrlose Beseiti-
Vorsichtsmaünahmen im Laboratorium gung des Wattestopfens nach Öffnen der bewach-
Eine echte Gefährdung ergibt sich im Pilzlabora- senen KulturrÜhrchen . Die Wattestopfen sollten
torium erst, wenn die Pilzkulturen anwachsen und vorsichtig abgeflammt und dann in verschlieübare
1 98 Hyphomyceten als Erreger von Systemmykosen
Behälter abgelegt und beim erneuten Verschluü jektträgerpräparate in der feuchten Kammer bei
der RÜhrchen durch vorher bereitgestellte sterile 22-26• C bebrßtet und nach 12-24 Std . erneut
Stopfen ersetzt werden . mikroskopiert werden . Zu diesem Zeitpunkt fin-
Personen, die im Laboratorium mit Coccidioides den sich meist mehrere auswachsende Keim-
immitis arbeiten, sollten im Abstand von 6 Mona- schläuche (Abb . 197d), die charakteristisch fßr
ten und bei Erkrankungen der Atemwege im Coccidioides immitis sind und zur sicheren Ab-
Hauttest mit Coccidioidin bzw . Sphärulin auf eine grenzung gegenßber anderen RundkÜrpern fßh-
eventuelle Infektion kontrolliert werden! ren, die vor allem in Sputumproben nicht selten
anzutreffen sind.
Nativpräparat Erwiesenermaüen haben solche Artefakte zu
KÜrperflßssigkeiten, Eiter, Sputumproben usw . Fehldiagnosen und erheblichen unnÜtigen thera-
sind hierzu besonders geeignet . Im Nativpräparat, peutischen Konsequenzen gefßhrt .
ggf . nach Aufhellung durch Zusatz von 10%iger
KOH, lassen sich die Sphärulen als klassische Ge- Histologisches Schnittpräparat
websform unter schwacher bis mittlerer VergrÜ- Im histologischen Schnittpräparat aus frischen Lä-
üerung unschwer erkennen . Sie sind stets rund sionen sind die Sphärulen mittels der klassischen
und haben einen ö von 50-200 ©m (Abb . 197a, Hämatoxylin-Eosin-Färbung, noch besser mit
b) . Reife Sphärulen besitzen eine kompakte Zell- pilzspezifischen Färbemethoden nachweisbar .
wand (bis zu 2 ©m) und enthalten bis zu mehrere Die groüzelligen runden Gebilde mit wechselnd
hundert runde Endosporen von 2-5 ©m ö vielen, manchmal aber noch nicht differenzierten
(Abb . 197 c), aus denen nach Freiwerden im Ge- Endosporen (Abb . 197 c) lassen kaum Verwechs-
webe wiederum Sphärulen gebildet werden, deren lungen zu .
jßngere Stadien zusammen mit verschiedenen Erheblich schwieriger gestaltet sich jedoch die
Reifungsstadien im Material enthalten sein kÜn- Beurteilung von Schnitten aus alten, nicht mehr
nen . aktiven Herden, in denen die Sphärulen manch-
Ungenßgende Kenntnis der GrÜüenverhältnisse mal schwer gegen die Gewebsformen anderer Er-
und der Sphärulenmorphologie, aber auch °hn- reger von Systemmykosen abzugrenzen sind .
lichkeiten mit dem Erreger der Nord- und Sßd- Wiederum hat sich hier die Silbermethenaminfär-
amerikanischen Blastomykose, sind Ursache dia- bung nach GROCOTT-GOMORI (Vorschrift E, s .S.
gnostischer Schwierigkeiten . Diese sind vermeid- 44) allen anderen Verfahren gegenßber als ßber-
bar, wenn - analog zum Vorgehen bei der Unter- legen gezeigt, da hierbei auch die Endosporen in
suchung anderer Systemmykosen (s . S . 190) - Ob- Erscheinung treten .
Prinzipiell wäre in besonders gelagerten Fällen bei die sich bei zunehmendem Alter bräunlich ver-
lange zurßckliegenden Infektionen (z . B . bei Klä- färbt, vor allem auf der Rßckseite . Die Oberfläche
rung der °tiologie aus versicherungsrechtlicher gliedert sich dann unregelmäüig in abgeflachte,
Sicht) die Verwendung fluorochromierter Anti- wachsartige und watteähnliche Anteile
kÜrper denkbar . (Abb . 198) .
Etwa ab dem 5 . Tag der Bebrßtung beginnt die
Kulturverhalten Bildung von Arthrosporen, die in älteren Kultu-
Zur Kultur von Coccidioides immitis dienen die ren oft den grÜüten Teil der krßmeligen Oberflä-
ßblichen PilznährbÜden, z . B . Sabouraud-Gluco- che stellen und am Glasrande ebenso sitzen wie
se-Agar, wenn die Zßchtung aus normalerweise am inneren Wattestopfen .
keimfreien oder keimarmen Substraten erfolgt .
Bei stärkeren mikrobiellen Beimengungen ist die Mikroskopisches Bild der Kulturform
Verwendung antibioticahaltiger Substrate mit Zu- Das flauschige, watteähnliche Mycel besteht aus
satz von Cycloheximid zweckmäüig . Hyphen mit Septen, die ab dem 5 . Bebrßtungstag
Coccidioides immitis wächst in 3-6 Tagen von ei- eine Differenzierung in zunächst rechteckige, spä-
ner anfänglich flach-grauen, feucht erscheinenden ter tÜnnchenfÜrmige Arthrosporen erfahren, de-
Kolonie zu einer watteähnlichen Kolonie heran, ren ö 2-10 ©m beträgt. Zwischen den kettenfÜr-
mig angeordneten Sporen sind oft kleine Hyphen- und vorsichtig abschwemmt . Dazu muü das RÜhr-
reste nachweisbar (Abb . 199) . Der rasche Zerfall chen geschlossen bleiben . Beim Beschichtungs-
des Mycels in diese Nebenfruchtform bedingt eine vorgang wird die lange, dicke Nadel einer mit dem
massenhafte Entstehung von Arthrosporen Aufschwemmungsmittel gefßllten Spritze vorsich-
(Abb . 200), die sich leicht im Luftstrom bewegen tig am Verschluüstopfen entlang in das Kultur-
und infolge ihrer hohen Infektiosität grÜüte Vor- rÜhrchen eingefßhrt und der Inhalt der Spritze
sicht bei der Untersuchung und bei Manipulatio- entleert . In der Regel treten die Arthrosporen von
nen erfordern . Coccidioides immitis in groüen Mengen in die
Flßssigkeit ßber, mit der sie dann abgesaugt wer-
Diagnostischer Tierversuch den .
Aus Sputumproben lassen sich gelegentlich Coc- Sie wachsen im Versuchstier in 5-10 Tagen zu ty-
cidioides immitis-ähnliche Pilzkolonien zßchten, pischen Sphärulen heran, in denen sich Endospo-
die den Untersucher vor die Entscheidung stellen, ren bilden . Ihr Nachweis erfolgt im Nativpräparat
ob es sich um diesen Pilz handelt, vor allem dann, aus dem Peritonealexsudat der Maus, das zusätz-
wenn Arthrosporen gebildet werden . Die taxo- lich Histiocyten und Riesenzellen enthalten kann
nomische Zuordnung solcher Pilze bereitet oft er- (letztere mit phagocytierten Arthrosporen oder
hebliche Schwierigkeiten, die die Einschaltung Sphärulen) - bzw . aus dem Exsudat der entzßnde-
versierter Untersucher erfordern . ten Testes .
Zur Klärung ist der diagnostische Tierversuch
durch intraperitoneale Impfung von Mäusen oder Umzßchtung in die Gewebephase
intratesticuläre Impfung von Meerschweinchen Unter Verwendung von Blut, Serum oder Ascites-
angezeigt . Das Inoculum wird gewonnen, indem flßssigkeit und anderen nährstoffreichen Substan-
man die Oberfläche der AgarschrägkulturrÜhr- zen sowie von Tween-80 gelingt unter 10% CO 2
chen mit sterilem 0,85 %igem NaCl beschichtet im Dunkeln bei 37• C die teilweise Umzßchtung
von Arthrosporen in Sphärulen . Als Routineme-
thode kommt das Verfahren nicht in Betracht .
Stammhaltung
Die Stammhaltung von Coccidioides immitis er-
folgt auf Sabouraud-Glucose-Agar bei 22• C . Sie
ist problemlos, wenn dabei die unerläülichen Vor-
sichtsmaünahmen bei der Äberimpfung beachtet
werden (s . S . 25, 197) . Alte Kulturen sind unver-
zßglich in geschlossenem Zustand abzulegen und
zu sterilisieren.
Die Kulturen sollen tunlichst in bruchsicheren
Behältern aufbewahrt werden und mßssen deut-
lich als „gefährliche Krankheitserreger" gekenn-
zeichnet sein . Ihr Transport sowie jegliche Mani-
pulationen dßrfen nur durch Personen erfolgen,
die entsprechende Kenntnisse und Erfahrungen
haben!
Der Postversand von Stämmen ist nach MÜglich-
keit zu unterlassen, ggf. ist er nur unter Einschal-
tung erhÜhter Sicherungsmaünahmen bei der
Verpackung und Instruktion der Poststelle sowie
nach telegrafischer Benachrichtigung des Emp-
fängers statthaft .
Epidemiologie
Abb . 199 Coccidioides immitis . Arthrosporen im Die Coccidioidesmykose befällt alle Altersgrup-
Mycel auf Sabouraud-Glucose-Agar nach 14 Tagen pen ohne Bevorzugung eines Geschlechts . Auffal-
bei 26• C . lend ist jedoch, daü sich die allergische Verlaufs-
Coccidioides immitis 201
form, das Erythema nodosum, nur bei 5 % der be- führt. In gleicher Weise erfolgen die - leider h•u-
fallenen m•nnlichen Erkrankten gegenüber 25 % figen - Laborinfektionen durch sorglosen, un-
beim weiblichen Geschlecht manifestiert . Weiäe sachgem•äen Umgang mit Kulturen .
sind im allgemeinen widerstandsf•higer gegen Durch Schutzimpfung mit neuen Impfstoffen ist
schwere Krankheitsverl•ufe als Farbige ein- ein teilweiser Schutz Exponierter mßglich gewor-
schlieälich der Asiaten . den .
W•hrend Ansteckungen von Mensch zu Mensch Nach Aufenthalt in Endemiegebieten und bei La-
oder von Tier auf Mensch praktisch nicht erfolgen borunf•llen ist die Intracutantestung mit Cocci-
- auch nicht innerhalb der Wohngemeinschaft dioidin oder Sph•rulin nßtig, um festzustellen, ob
oder auf Krankenstationen-, ist der Mensch in der eine - klinisch oft inapparente - Infektion erfolgt
freien Natur durch Einatmung arthrosporenhalti- ist . Nach überstandener Infektion besteht weitge-
gen Staubes aufs hßchste gef•hrdet . Dies gilt vor hende Immunit•t .
allem in den Trockenzeiten und bei Sandstürmen,
wobei eine einmalige kurze Exposition - z . B . Systematik
beim Durchfahren im Auto mit geßffnetem Fen- Eine sichere taxonomische Einordnung des Erre-
ster - zur Infektion genügt hat . Selbst das Ausbür- gers ist bisher nicht erfolgt. Antigenanalytisch
sten eingestaubter Kleidung hat zur Infektion ge- nimmt Coccidioides immitis bisher eine Eigenstel-
202 Hyphomyceten als Erreger von Systemmykosen
lung durch fehlende Verwandtschaft mit anderen gengewebe berichtet . Meist handelt es sich hierbei
Pilzen ein. um Zufallsbefunde, da klinische Erscheinungen
Sein perfektes Stadium ist unbekannt . fehlen . Emmonsia crescens wurde auch in Zonen
Das Conidien-(imperfekte)Stadium ist Coccidio- gem•äigten Klimas h•ufig gefunden .
ides immitis RIXFORD et GILCHRIST 1896 .
Mikroskopisches Pr•parat
Emmonsia parva CIFERRI et MON- Im Lungengewebe manifestiert sich der Pilz in
Form groäer runder Gebilde mit einem ö von
TEMARTINI 1959
100 ©m und mehr . Diese Adiasporen kßnnen in
Syn. : Haplosporangium parvum EMMONS et Einzelf•llen, z. B . bei Emmonsia crescens, einen ö
ASHBURN 1942 (pro parte) und einige andere bis 400 ©m erreichen (Abb . 201 c) .
Ebenso wie die verwandte Art Emmonsia crescens Auffallend ist ihre runde, dicke Zellwand (bis zu
EMMONS et JELLISON 1960 ist dieser in der Neuen 70 ©m) bei geringer Differenzierung des Cyto-
Welt weit verbreitete Bodenbewohner Ursache plasmas . Diese, meist abgestorbenen Sph•rulen
einer asymptomatischen Lungeninfektion von kßnnen bei oberfl•chlicher Betrachtung an •hnli-
Nagetieren, die als Adiaspiromykose (früher Ha- che, aber Endosporen enthaltende Sph•rulen von
plomykose) bezeichnet wird . Gelegentlich wird Coccidioides immitis (s . S. 198) erinnern und wur-
auch über einen Nachweis im menschlichen Lun- den bei Nagetieren auch mit letzteren gemeinsam
gefunden . Auffallend ist die geringe, auch feh- phologischen Besonderheiten der Adiasporen
lende zellul•re Reaktion des Wirts . - Intracutan- (s. oben) ergeben .
teste mit „Adiasporin" sind mßglich .
Systematik
Kulturverhalten Die beiden hier erßrterten Hyphomyceten wur-
Der bei 22-25Ü C relativ rasch wachsende Thallus den erst verh•ltnism•äig sp•t (1942) entdeckt und
erreicht nach 14 Tagen einen ö von etwa 5 cm voneinander differenziert. Mßglicherweise wur-
(Abb . 201) . Er ist weiä bis farblos, von filzig fester den die zun•chst als „Cysten" gedeuteten Adia-
Konsistenz, mit kleinen Hyphenbüscheln verse- sporen schon früher beobachtet .
hen, gelegentlich in Sektoren aufgeteilt und kann Die derzeit gültige Benennung der imperfekten
auch eine Zonierung und Bildung von Koremien Stadien lautet :
aufweisen . Die Rückseite ist weiä-grau. 1 . Emmonsia parva (EMMONS et ASHBURN) CI-
FERRI et MONTEMARTINI 1959
Mikroskopisches Bild 2 . Emmonsia crescens EMMONS et JELLISON 1960
Der Thallus besteht bei 22-25Ü C aus septierten Die perfekten Stadien sind noch unbekannt .
Hyphen (0,5-2 ©m, gelegentlich breiter) . An ih-
nen entwickeln sich auf kurzen, schlanken, senk-
Histoplasma capsulatum DARLING
recht aufsitzenden Conidiophoren (2-10 ©m)
rundliche, gelegentlich in der L•ngsachse abge- 1906
flachte Einzelaleuriosporen (ö 3-3,5 ©m) Syn. : Cryptococcus capsulatus CASTELLANI et
(Abb . 201b) . Die Oberfl•che ist mit feinen Sta- CHALMERS 1919 - Posadasia capsulata
cheln besetzt . MOORE 1934 - Histoplasma pyriforme
Auf bluthaltigen Zuckermedien entstehen bei DODGE 1935
35'C Adiasporen, deren Entwicklung auch bei Perfektes Stadium : Emmonsiella capsulata
40Ü C erfolgt . Ihr ö betr•gt 10-25 ©m und mehr,
KWON-CHUNG 1972
mit einer Zellwanddicke von 2-4 ©m .
Bei Emmonsia parva sind diese Adiasporen ein- Histoplasma capsulatum ist ein saprophytischer
Erdbewohner aus der Gruppe der Adelomyceten,
kernig und reich an Vakuolen, w•hrend bei Em-
monsia crescens mehrere Kerne vorhanden sind, der weit verbreitet in den roten Podsolbßden
Nordamerikas sowie in bestimmten Gebieten von
die nach Äberführung in eine niedere Temperatur
(25-30Ü C) zum Auskeimen von multiplen Keim- Mittel- und Südamerika vegetiert, und zwar vor-
schl•uchen Anlaä geben, die sich wiederum bei zugsweise in einem groäfl•chigen Gebiet, das sich
37Ü C in Adiasporen umwandeln . In diesem Sta- von den Südstaaten über den Mittleren Westen
dium besteht eine frappierende Öhnlichkeit mit der USA bis zur canadischen Grenze erstreckt und
Paracoccidioides brasiliensis . sein Zentrum im Mississippibecken hat . Weitere
Herde befinden sich in Zentralafrika und mßgli-
Stammhaltung cherweise auch in Südostasien, ohne daä deren
Auf den üblichen Medien ist die Stammhaltung Ausdehnung bisher n•her bekannt ist .
unproblematisch und auch ungef•hrlich . Der Pilz findet sich vor allem an Orten, die mit
Ausscheidungen von Geflügel, Staren und Fle-
Epidemiologie und Epizootologie derm•usen angereichert sind . Durch Staub gelan-
Der fast ausschlieäliche Befall der Lungen erdbe- gen seine Conidien und Makroconidien in die
wohnender Nagetiere (und sehr selten auch der Luft, wo sie vom Menschen, aber auch von Hun-
des Menschen) beruht offensichtlich auf der Ein- den, Katzen, Nagetieren usw . eingeatmet werden
atmung von Sporen, die im Gewebe allenfalls zu und Infektionen der tiefen Luftwege mit unter-
einer Femdkßrperreaktion führen, nachdem sie schiedlichen klinischen Erscheinungen (s . weiter
sich zu groäen Adiasporen entwickelt haben und unten) bedingen .
dann wohl meist absterben . Eine Äbertragung von Die Auseinandersetzung mit diesem prim•r-pa-
einem befallenen Wirt auf andere Lebewesen in thogenen Erreger führt regelm•äig zu einer Um-
der Umgebung scheint somit weitgehend ausge- stimmung, die sich in einer Hautallergie vom ver-
schlossen . -Diese Hyphomyceten stellen kein kli- zßgerten Typ gegen Antigenbestandteile des Pil-
nisches Problem von Bedeutung dar, allenfalls zes manifestiert, denen unter dem Begriff „Histo-
aber beim Menschen eine mßgliche Ursache dia- plasmin" eine entscheidende Bedeutung für die
gnostischer Fehlschlüsse, die sich aus den mor- Festlegung der Verseuchungsquote unter der be-
204 Hyphomyceten als Erreger von Systemmykosen
troffenen Bevßlkerung in den Endemiegebieten tion infektißser Pilzelemente mittels Staub kommt
zukommt . Die Ausdehnung des wohl grßäten, es zur Ansiedlung der Erreger in den Luftwegen
mehr oder weniger zusammenh•ngenden Ende- bzw . in der Lunge . In Abh•ngigkeit von der
miegebiets in den USA wurde durch die Histo- Menge der aufgenommenen infektißsen Partikel
plasminhautreaktion der Bewohner ermittelt und anderer, meist wirtsbedingter Gegebenheiten
(Abb . 202) . resultieren recht wechselnde, auch in ihrem Ver-
Histoplasma capsulatum gehßrt zu den dimorphen lauf und in ihrer Prognose sehr unterschiedliche
Pilzen, deren saprophyt•re Wuchsform durch klinische Verl•ufe.
Schimmelkolonien mit vegetativem Mycel und Die prim•re Form der Histoplasmamykose (Hi-
charakteristische, der Massenreproduktion die- stoplasmose) ist in der überwiegenden Mehrzahl
nende Gebilde gekennzeichnet ist, w•hrend die der Infektionen (man rechnet in den USA mit ca .
parasit•re Gewebephase im Kßrper befallener 40 Millionen infizierten Menschen) relativ harm-
Menschen und Tiere aus hefe•hnlichen, kleinzel- los, oft asymptomatisch oder ohne charakteristi-
ligen Elementen besteht, die sich innerhalb von sche klinische Zeichen, die auf diese Krankheit
Histiocyten, Phagocyten und Zellen des Reticulo- hindeuten . Analog zur Tuberkulose kommt es
endothels vermehren . Da sie morphologisch von vielfach zur Ausbildung eines Prim•rkomplexes,
den Erscheinungsformen der saprophyt•ren der durch rßntgenologisch wenig aussagekr•ftige
Phase vßllig verschieden sind, hat es viele Jahre L•sionen und durch Befall der region•ren
gedauert, bis die Identit•t dieser beiden Phasen Lymphdrüsen gekennzeichnet ist . Im Regelfalle
erkannt und die Zusammenh•nge richtig gedeutet heilen die Herde unter Fibrose und nachfolgender
werden konnten . Verkalkung aus ; gelegentlich entstehen aber auch
Unter Verwendung von N•hrbßden, die Blut und Cavernen, wodurch das Bild tuberkulßser Lun-
Cystin enthalten, gelingt es bei 37Ü C verh•ltnis- genver•nderungen t•uschend nachgeahmt wer-
m•äig leicht, die Mycelform des Pilzes in die He- den kann .
fephase zu überführen . Auch die Rückzüchtung In einem, glücklicherweise verh•ltnism•äig klei-
bereitet auf blutfreien Substraten bei Zimmer- nen Hundertsatz entwickeln sich schon prim•r
temperatur keine Schwierigkeiten (s . unten) . ausgedehnte Erkrankungsherde, die - wie bei
ehemaligen deutschen Kriegsgefangenen in US-
Klinisches Bild und Pathophysiologie Lagern - oft erst Jahrzehnte sp•ter wegen der Fol-
Aufgrund der Äbertragungsweise durch Inhala- geerscheinungen erkannt und •tiologisch richti g
eingeordnet werden . In anderen F•llen entsteht deutung hier vergleichsweise in den Hintergrund,
durch Ausbreitung und/oder Metastasierung das wenngleich er letztlich das einzige, absolut zuver-
Bild einer generalisierenden visceralen System- l•ssige Mittel der •tiologischen Diagnostik dar-
mykose mit lebensbedrohlichen Krankheitser- stellt .
scheinungen und dann nicht selten tßdlichem
Ausgang . Vorsichtsmaänahmen in Laboratorien
Befallen sind neben den Lungen und Mesenterial- Die hohe Infektiosit•t eingeatmeter Mikro- und
drüsen vorzugsweise Leber, Milz und Lymphdrü- Makroconidien, die sich nur in der saprophyt•ren
sen sowie das Knochenmark, in sp•teren Stadien Wuchsform des Pilzes entwickeln und oft massen-
auch die Hirnh•ute . Auäerdem kommt es im haft in den Kulturen enthalten sind, macht beson-
Mund-Pharynx-Bereich zu subcutanen, ulcerie- dere Vorsichtsmaänahmen unerl•älich (vgl . S .
renden Geschwüren, gelegentlich auch zu Herden 197), da es sonst im Laboratorium leicht zu akzi-
in der Aderhaut des Auges, deren •tiologische dentellen Infektionen kommt!
Einordnung grßäte Schwierigkeiten bereitet . Demgegenüber ist bei Einhaltung der üblichen
Die Kenntnis dieser Lokalisationen ist wichtig für Vorsichtsmaänahmen der Umgang mit der bei
die Materialgewinnung . 37Ü C gehaltenen Kultur der Hefephase ebenso
wenig gef•hrlich wie die Verarbeitung von Unter-
Immunologische Reaktionen suchungsproben aus verd•chtigen Ausscheidun-
und Serodiagnostik gen und Organmaterial von Mensch und Tier, so-
Die Reaktion des Wirts auf die Erreger führt fast fern es sich nicht um Staubproben und sehr trok-
regelm•äig zur zellul•ren Antikßrperbildung, die kenes Material handelt . Eine direkte Äbertragung
durch Intracutanproben mit standardisiertem Hi- der Mykose von Infizierten auf andere Menschen
stoplasma-Hauttest-Antigen s nachgewiesen wird oder Tiere ist unter natürlichen Bedingungen
und einen hohen diagnostischen Wert - vor allem g•nzlich unwahrscheinlich, allenfalls im Experi-
als Ausschluäreaktion - hat . Diese Probe wird er- ment mßglich .
g•nzt durch den Nachweis von Serumantikßrpern, In Laboratorien, in denen mit Histoplasmapilzen
die sich bei ausgedehntem Befall und progredien- gearbeitet wird, empfiehlt sich bei histoplasmin-
tem Verlauf qualitativ und quantitativ mit ver- negativen Mitarbeitern die Durchführung des Hi-
schiedenen Verfahren in dafür spezialisierten La- stoplasminhauttestes bei Erkrankungen der
boratorien nachweisen lassen . Die Serodiagnostik Atemwege ; sonst sollte der Test alle 6 Monate
erfolgt mittels Histoplasmin und Hefephaseanti- zwecks Feststellung einer eventuellen Infektion
gen . Durch die Komplementbindungsreaktion durchgeführt werden .
und Gegenstromimmunelektrophorese wird der
Antikßrpernachweis quantitativ und qualitativ Untersuchungsmaterial
ermßglicht . Der Nachweis von Histoplasma capsulatum wird
Das Erscheinen der Antikßrper deutet im Verein aus Sputum, Biopsiematerial, Ulcusabstrichen,
mit dem positiven Intracutantest mit hoher Wahr- Punktaten, Sternalmark, Liquor und aus Gewe-
scheinlichkeit auf eine bestehende oder durchge- beproben von Operations- bzw . Sektionsmaterial
machte Infektion hin, vor allem wenn andere Zei- erbracht . - Das Material muä, wenn es zur kultu-
chen seitens der Lunge sowie Aufenthalt im En- rellen Untersuchung dienen soll, mßglichst frisch,
demiegebiet richtungweisende Anhaltspunkte lie- ggf. gekühlt, in das mykologische Laboratorium -
fern . ohne Zusatz irgendwelcher Desinfektionsmittel
Der direkte Erregernachweis tritt in seiner Be- wie Formalin usw . - gelangen, unter Hinweis auf
die Natur der vermuteten Krankheit, damit sich
1Hauttestantigen („Histoplasmin") und Antigenberei- der Untersucher durch entsprechende Vorsichts-
tungen für serodiagnostische Zwecke werden zur Zeit maänahmen gegen eine Infektion durch die even-
in Europa kaum hergestellt . Der Untersucher ist auf tuell anwachsenden Kulturen schützen kann .
Reagenzien US-amerikanischer Hersteller und ihrer Tupferabstriche aus Ulcera eignen sich nur be-
europ•ischen Niederlassungen angewiesen . - Die dingt zur direkten mikroskopischen Diagnostik,
vorübergehend im Fachhandel erh•ltlichen Testanti-
da sie leicht eintrocknen . Für diesen Zweck sollten
gene auf der Basis von histoplasminsensibilisierten
Partikeln für Agglutinationsversuche sind mangels unmittelbar nach Materialabnahme mehrere Ob-
ausreichender Spezifit•t nicht mehr verfügbar . - Neu- jekttr•gerausstriche angefertigt und nach Luft-
erdings gibt das Robert-Koch-Institut Berlin Antigen trocknen mit anschlieäender vorsichtiger Hitzefi-
zur Serodiagnostik ab . xierung untersucht werden .
206 Hyphomyceten als Erreger von Systemmykosen
Anzüchtung aus pathologischem Material ö von 1-4 ©m . Meist finden sie sich intrazellul•r
Zur Anzüchtung von Histoplasma capsulatum ist in einkernigen mononucle•ren Zellen, Makro-
es erforderlich, daä die Äbertragung auf die oben phagen, und gelegentlich in polymorphkernigen
genannten Medien mßglichst schnell erfolgt, da Leukocyten ; daneben sind auch einzeln liegende,
die im Sputum, Eiter und Liquor enthaltenen He- freie Zellen in der Gewebsflüssigkeit anzutreffen .
fezellen von Histoplasma capsulatum leicht ihre Im GIEMSA-Pr•parat zeigt sich die Pilzzelle als
Vermehrungsf•higkeit einbüäen, wenn sie l•nger dunkelblau oder violett gef•rbtes Gebilde (Cyto-
als 3-4 Tage bei Zimmertemperatur aufbewahrt plasma), das von einer hellblauen Zellwand einge-
werden. Die Kühlung solcher Proben auf + 4 bis schlossen ist (Abb . 15b, s . Farbtafel 2) . Dazwi-
+ 10Ü C vermag die Keimf•higkeit enthaltener Hi- schen befindet sich eine ungef•rbte Zone, die wie
stoplasmazellen zu verl•ngern . ein Hof wirkt und deshalb als Kapsel gedeutet
wurde (Name!) . Das chromatinreiche Plasma er-
Ausstrich- oder Abklatschpr•parat scheint oval, halbmondfßrmig oder rundlich
Zum Nachweis eignet sich eventuell die F•rbung (Abb . 203b) .
nach GIEMSA (Vorschrift B, s . S . 42) . Das hitzefi- Cave : Verwechslungen mit Leishmanien .
xierte Pr•parat wird entsprechend der Anweisung
gef•rbt . Die Hefezellen von Histoplasma capsula- Histologisches Schnittpr•parat
tum erscheinen rundlich bis oval und haben einen
1 . H•matoxylin-Eosin-F•rbung : Bei Anwendung
dieses Verfahrens ist der Nachweis von Histo-
plasma capsulatum erschwert, da sich die Pilz-
zelle nur schwach anf•rbt oder - besonders in
alten L•sionen nach lange zurückliegender In-
fektion - so blaä ist, daä sie dem Nachweis ent-
geht . W•hrend die Zellwand meist unsichtbar
bleibt, ist das Cytoplasma blaä-bl•ulich er-
kennbar und von einem ungef•rbten Hof um-
geben (Abb . 203) .
2 . PAS-F•rbung (Vorschrift D, s . S . 43) : Demge-
genüber erscheinen die Konturen und der Zell-
inhalt bei Anwendung der PAS-F•rbung (vgl .
S . 44 u . Abb . 16, s . Farbtafel 3) rßtlich mit
dunkelrosa bis roter Zellwand bei meist homo-
genem Inhalt . Hier fehlt der als Kunstprodukt
zu deutende Hof - wohl Folge einer Schrump-
fung des Plasmas - fast immer .
3 . Silbermethenaminf•rbung (Vorschrift E, s . S .
44) : Den vorgenannten Methoden oft überle-
gen ist die Silbermethenaminf•rbung nach
GROCOTT-GOMORI, bei der die Zellw•nde inten-
siv schwarz gef•rbt sind und sich gegen den
hellgrünen Hintergrund der Kontrastf•rbung
besonders deutlich abheben (Abb . 16g, s .
Farbtafel 3) .
Anmerkung
Abb . 203 Kleinzellige Histoplasmamykose („ame- Neben den charakteristischen Pilzzellen finden
rikanische" Form) . a Histologisches Bild von einem sich Leukocyten, Makrophagen und Histiocyten,
Leberschnittpr•parat : kleinzellige Sproäformen mit
einem ungef•rbten, kapselartigen Hof („capsula- ferner Bindegewebszellen in unterschiedlicher
tum") - ö 2-3 ©m . b Ausstrichpr•parat von einem Menge .
Geschwür des Zungengrundes : Histiocyt mit reich- Da die •tiologische Einordnung von Pilzzellen in
lich phagocytierten oder intracellul•r wachsenden Gewebeschnitten erhebliche Schwierigkeiten be-
Sproäformen mit typischer Hofbildung -ö 2,9 x 3,6 reiten kann, wird in einigen Speziallaboratorien
©m (°limmersion) . der Nachweis von Pilzzellen mittels fluorochro-
Histoplasma capsulatum 20 7
Kulturverhalten
Innerhalb von 5-14 Tagen entwickeln sich bei
Temperaturen zwischen 20Ü C und 32Ü C auf Sa-
bouraud-Glucose-Agar und anderen Substraten Das Mycel ist uncharakteristisch und besteht aus
runde, watte•hnliche, weiäe Kolonien - mit einem septierten Hyphen . An ihnen entstehen zwei
feinen, leicht gl•nzenden Oberfl•chenmycel - von Vermehrungsformen : zuerst die einzelligen, run-
1 cm ö und mehr . Die Kolonien nehmen mit l•n- den oder birnenfßrmigen Mikroconidien, entwe-
gerer Bebrütung an Ausdehnung zu und verf•rben der auf einem feinen Stiel oder direkt aufsitzend,
sich langsam, wobei sich zentral eine beigefarbene mit einem ö von 2-6 ©m. Sie sind in der Regel
bis braune Tßnung einstellt (Abb . 204) . Zu die- glattwandig, gelegentlich aber auch stachlig .
sem Zeitpunkt entwickeln sich die Conidien und Manchmal finden sich auch Tochterzellen als Aus-
Makroconidien, die beim °ffnen der Kulturplat- sprossung .
ten eine Gef•hrdung des Untersuchers bewirken Dazu treten charakteristische Makroconidien
(s .S . 25, 197) . (auch als „Chlamydosporen" bezeichnet) mit ei-
Deshalb ist es ratsam, die Versuche nicht in Plat- ner dicken, buckligen Zellwand . Diese Vorwßl-
tenkulturen, sondern in Agarschr•gkulturen bungen entwickeln sich zu stachligen oder finger-
durchzuführen und die Materialentnahme zur mi- fßrmigen Forts•tzen mit einer L•nge von 1-8 ©m
kroskopischen Kontrolle stets unter dem Schutz und geben der Makroconidie das Aussehen eines
einer Impfkabine vorzunehmen . Morgensterns (Abb . 205 a) . Dieses recht charak-
teristische Bild wird auch von der apathogenen
Pilzgattung Sepedonium erzeugt (Abb . 290, S .
Mikroskopisches Bild der Kulturform 268) .
Die zur Entnahme dienenden Nadeln und °sen Die Ausbildung von Conidien und Makroconidien
werden nach der Materialübertragung in kochen- kann nur schwach sein oder fehlen . Sie nimmt in
des Wasser eingetaucht und anschlieäend ausge- der Regel mit hßherem N•hrstoffgehalt des Me-
glüht, um die Ausbreitung von Infektionsmaterial diums, z . B . durch Blutzusatz, und bei hßherer Be-
durch das Manipulieren zu verhüten . brütungstemperatur ab .
208 Hyphomyceten als Erreger von Systemmykosen
Umzüchtung in die Hefephase Hierzu geeignet ist u . a . Agar auf der Basis von
Die zum Zwecke der Antigengewinnung - aber Hirn-Herz-Infusion (Vorschrift 29, s .S . 40) oder
auch zur ungef•hrlichen Handhabung der Pilzkul- der Blut-Cystin-Agar (Vorschrift 30, s . S . 40) . Die
turen - nßtige Umzüchtung in die Hefephase wird Erhaltung einer feuchten Atmosph•re ist unerl•ä-
auf hochwertigen N•hrbßden bei 37Ü C mßglich . lich, was durch entsprechende Verschlüsse der
frisch bereiteten Medien in Agarschr•gkultur-
rßhrchen leicht ermßglicht wird . Allerdings muä
von Zeit zu Zeit der Verschluä vorsichtig geßffnet
werden, da Histoplasma capsulatum sauerstoffbe-
dürftig ist . Innerhalb von 3-7 Tagen entwickeln
sich, meist an der Randzone des Inoculums, cre-
mefarbene, gl•nzende, rundlich erhabene Wuchs-
zonen, die aus ovalen hefe•hnlichen Organismen
bestehen ( ö der Hefezellen 1,5 - 3,5 ©m)
(Abb . 205c) . Durch Subkultur auf gleichen Me-
dien l•ät sich diese Hefephase in ihrer reinen
Auspr•gung über viele Passagen erhalten
(Abb . 206) .
Äbertragung solcher Zellen, die sich besonders
auch für Tierversuche eignen, auf Sabouraud-
Glucose-Agar und Weiterzüchtung bei 20-32Ü C
resultiert in der Bildung von Hyphen und der
Rückgewinnung der Mycelphase .
Stamhlung
Die Aufbewahrung von Histoplasma capsulatum
ist unter entsprechenden Kultur- und Tempera-
turbedingungen sowohl in der Mycel- wie in der
Hefephase unproblematisch, wenngleich bei den
Mycelphasekulturen die Bildung der typischen
Conidien oft nachl•ät oder ganz aufhßrt .
Epidemiologie
Entsprechend dem eingangs Gesagten erfolgt die
Aufnahme der im Erdstaub enthaltenen Erreger
über die Luftwege . Menschen infizieren sich des-
halb besonders leicht bei Erd- und Landarbeit,
aber auch beim Reinigen von Hühnerst•llen sowie
in Hßhlen mit Fledermausexkrementen, gelegent-
lich auch bei der Beseitigung von Starkot (wenn
sich Vogelschw•rme in der N•he menschlicher
Behausungen niedergelassen haben) . Letztge-
nannten Pl•tzen ist die massive Anreicherung der
Pilze in Vogelexkrementen gemeinsam, in deren
Harnstoff sich Histoplasma capsulatum ebenso gut
vermehrt wie Cryptococcus neoformans (s . S . 67,
Abb . 205 Histoplasma capsulatum . a Makroconi-
72) . Besondere Vorsicht ist deshalb im Laborato-
dien mit typischen Protuberanzen (Morgenstern-
form) in der saprophyt•ren Mycelphase auf Sabou- rium beim Umgang mit Pilzkulturen und be-
raud-Glucose-Agar nach 10 Tagen bei 26Ü C . b Co- stimmten Untersuchungsmaterialien geboten! -
nidien verschiedener Reifestadien in der saprophy- Eine Äbertragung von Mensch zu Mensch erfolgt
t•ren Mycelphase auf Sabouraud-Glucose-Agar unter natürlichen Verh•ltnissen nicht .
nach 6 Tagen bei 26Ü C . c Zeltbild der parasit•ren
Hefephase nach Umzüchtung durch mehrfache Systematik
Passage auf Blut-Cystin-Agar bei 37Ü C (ö der Zellen Histoplasma capsulatum ist aufgrund seines Ge-
1,5-3,5 ©m) . halts an Antigenkomponenten in Zellwand und
Histoplasma capsulatum var . duboisii 209
Cytoplasma nicht ganz einheitlich und kann in Histoplasma capsulatum var. duboisii
verschiedene Serovariet•ten untergliedert wer- VANBREUSEGHEM 1952
den . Ob es sich hierbei um stammspezifische oder weitergehende Unterschiede handelt, ist unbe-
Perfektes Stadium : Emmonsiella capsulata
kannt . Für Verwendung im Rahmen epidemiolo- KWON-CHUNG 1972
gischer Untersuchungen sind die bisher vorhan-
Durch die Untersuchungen von VANBREUSEGHEM
denen Erkenntnisse noch unzureichend .
u . Mitarb . wurde zun•chst in Zentralafrika, sp•ter
1972 wurde das perfekte Stadium ermittelt : auch in anderen Regionen dieses Kontinents eine
Cleistothecien : rund bis rundoval, auch unregelm•äig, bisher unbekannte Form der Histoplasmamykose
weiä, sp•ter beigefarben, mit zahlreichen Haufen von entdeckt, die sowohl aufgrund der klinischen Er-
Asci im Zentrum des Ascocarps . ö 80-250 ©m . scheinungen als auch hinsichtlich der Gewebsfor-
Anh•ngsel : Das Peridium besteht aus 2-10 septierten men des Erregers deutlich Unterschiede gegen-
Spiralhyphen, die strahlig aus dem Ascocarp hervorge- über der klassischen, in der Neuen Welt vorherr-
hen . Sie sind 1,7-3 ©m breit und mit 30-100 ©m auäer- schenden Histoplasmainfektion erkennen l•ät .
gewßhnlich lang . Auäerdem besteht das Peridium aus Sie veranlaäten VANBREUSEGHEM (1952), dem Er-
eingedellten, septierten, netzartig verflochtenen Hy-
phen, die von den Spiralhyphen ausgehen . reger eine Eigenstellung zuzuerkennen, die sich in
Ascus: Der keulen- bis birnenfßrmige Ascus hat einen ö dem zun•chst dafür gepr•gten Namen Histo-
von 3-5 x 10-16 ©m und eine gerade oder gekrümmte plasma duboisii und der neuen Krankheitsbe-
Basis . Er enth•lt 8 Ascosporen . zeichnung „Afrikanische Histoplasmose" wider-
Ascosporen: ö 1,5-2 ©m ; hyalin, glatt und rund . spiegelt .
Conidien-(imperfektes)Stadium : Anschlieäende Untersuchungen kompetenter
Histoplasma
capsulatum DARLING 1906 Arbeitsgruppen haben inzwischen die Sonderstel-
lung dieses Pilzes insoweit best•tigt, als er im bio-
Ascogenes (perfektes) Stadium : 1Emonsiela
capsulata KWON-CHUNG 1972 chemischen Verhalten und in der parasit•ren
Form Unterschiede gegenüber dem Erreger der
„klassischen" Histoplasmamykose erkennen l•ät.
Anmerkung
Diese berechtigen nach dem heutigen Erkenntnis-
KWON-CHUNG U . Mitarb . fanden in einer Studie von 184 stand aber wohl kaum eine Anerkennung als sepa-
klinischen und 939 Erdbodenisolaten heraus, daä bei er-
steren der „-"-Typ siebenmal h•ufiger vorhanden war rate Species, lassen es aber zu, ihm eine auch taxo-
als in der Natur, wo „+"- und „-"-Typ im Verh•ltnis nomisch begründete Sonderstellung einzur•u-
1 : 1 vorkommen . Das führte zur Frage, ob dem„-"-Typ men .
eine grßäere Virulenz zuzuschreiben ist .
Direkter mikroskopischer Nachweis
.1NaKcAhTZj,üngsteBfud(MCGINS 1979) Der wesentliche Unterschied zu Histoplasma cap-
ist Emmonsiella ein Synonym der vorher sulatum besteht darin, daä im Kßrper des infizier-
Ajellomyces . beschrinGatug ten Menschen und Affen (Pavian) die intrazellul•-
21 0 Hyphomyceten als Erreger von Systemmykosen
ren Gewebsformen vorherrschend sind, die sich gen Histoplasmamykose gesprochen (Abb . 207) .
durch ihre extreme Grßäe manifestieren . Diese Die Erregerzellen haben eine dickere Zellwan
Pilzzellen sind oval und mit einem ö von .dunethalzriceFtnshlü
10-13,5 ©m wesentlich grßäer als die sog . klein- Der histologische Nachweis der groäen Sproäzel-
zelligen Sproäformen von Histoplasma capsula- len (Abb . 16, s . Farbtafel 3) erfolgt unter den
tum . Dementsprechend wird von einer groäzelli- gleichen Gesichtspunkten wie auf S . 206 darge-
stellt . Öhnlichkeiten der Morphologie und Zell-
grßäe erschweren gelegentlich die Abgrenzung
gegenüber Blastomyces dermatitidis, Paracocci-
dioides brasiliensis und Cryptococcus neoformans .
Die Probleme kßnnen durch die Anwendung von
F•rbungen mit fluoreszierenden Antikßrpern
(vgl. S . 191 u . S . 206) gelßst werden . So f•rben
sich Schnitte mit den groäen Zellen von Histo-
plasma capsulatum var . duboisii an, wenn sie mit
Konjugaten aus Blastomyces dermatitidis über-
schichtet werden, wodurch bei •hnlicher Zell-
grßäe Irrtümer auftreten kßnnen . Diese werden
durch anschlieäende Behandlung mit einem ab-
sorbierten Antikßrperkonjugat von Blastomyces
dermatitidis behoben, das sich nur mit dem homo-
logen Erreger, aber nicht mehr mit Histoplasma-
zellen verbindet .
Biochemisches Verhalten
Unter Anwendung der von SEELIGER (1956) in die
biochemische Untersuchung von Pilzen einge-
führten Harnstoffhydrolyse als diagnostisches
Merkmal (vgl . S . 75) entdeckte VANBREUSEGHEM,
daä sich die afrikanischen Histoplasmapilze ge-
Abb. 207 Groäzellige Histoplasmamykose („afri- genüber den in den USA gezüchteten St•mmen
kanische" Form) . a Äbersichtspr•parat eines Lun- durch fehlende bzw . schwache oder stark verzß-
genschnitts nach Teilresektion (PAS-F•rbung) . gerte Harnstoffspaltung auszeichnen .
b St•rkere Vergrßäerung und groäzellige Gewebs-
formen von Histoplasma capsulatum var . duboisii, Stamhlung
umgeben von einem ungef•rbten Hof . c Groäzellige
Gewebsformen im histologischen Pr•parat (PAS- Keine Besonderheiten gegenüber Histoplasma
F•rbung) . capsulatum (s .S . 208) .
Histoplasma farciminosum 211
ser Erreger, der wohl nur ausnahmsweise den (imperfekten) Stadiums : Histoplasma farcimino-
Menschen befüllt, aus der Umwelt ; doch stehen sum (RIVOLTA), REDAELLI et CIFERRI 1934 .
eingehende Studien hinsichtlich des natßrlichen Das ascogene (perfekte) Stadium ist unbekannt .
Habitats unseres Wissens noch aus .
In „bereinstimmung mit der Ansicht von Ken- Biopsie- und Gewebeproben aus Lüsionen,
nern der Krankheit deuten auch eigene Beobach- Lymphknoten und inneren Organen .
tungen an Rßckwanderern darauf hin, daä dem
Auftreten klinischer Erscheinungen ein ziemlich
Anzßchtung aus pathologischem Material
langes symptomloses oder zumindest symptom-
armes Intervall vorausgehen kann (bei einem Nicht zuletzt wegen der VerwechslungsmÜglich-
hierzulande beobachteten Patienten ßber 10 Jah- keiten mit anderen Erregern von Systemmykosen
re!), so daä in solchen Füllen, vor allem wenn in ist der Kulturversuch stets erforderlich. Er erfor-
der MundhÜhle karzinomverdüchtige Lüsionen dert die Beimpfung von Sabouraud-Glucose-
beobachtet und mit aggressiver Chemotherapie Agar (mÜglichst mehrere SchrügrÜhrchen mit an-
behandelt werden, durch die damit verbundene schlieäender Bebrßtung bei 22ö C, ggf . unter vor-
Ausschaltung der zellulüren Abwehr latente herigem Zusatz von antibakteriellen Hemmstof-
Herde geradezu •explodieren" und eine nachfol- fen) . Parallel dazu empfiehlt sich dringend die
gende ütiologische Therapie erfolglos machen Beimpfung von Hirn-Herz-Infusionsagar oder
kÜnnen . Unbehandelt fßhrt die Krankheit in eini- Blutagar mit Bebrßtung bei 37ö C, allerdings ohne
gen Jahren zum Tode . Hemmstoffzusatz . Die Bebrßtung muä minde-
stens 3 Wochen erfolgen, da sich Paracoccidioides
brasiliensis nur langsam entwickelt .
Immunologische Reaktionen
Analog zur Nordamerikanischen Blastomykose Sein Nachweis miälingt, wenn gleichzeitig eine ausge-
beantwortet der KÜrper die Pilzinfektion mit einer dehnte lokale und/oder eine viscerale Candidamykose
besteht, da Candidapilze viel rascher wachsen und - wie
gegen Paracoccidioides brasiliensis-Antigene ge-
eigene Beobachtungen lehrten - die mikroskopisch vor-
richteten „berempfindlichkeit, die intracutan mit her im Sputum nachgewiesenen, fßr Paracoccidioides
•Paracoccidioidin" ebenso nachgewiesen werden brasiliensis charakteristischen Elemente ßberwuchern .
kann wie das Auftreten humoraler AntikÜrper Zur Zeit gibt es keinen Nührboden, der die selektive
mittels einschlügiger serologischer Reaktionen Ausschaltung von Candida albicans gegenßber Paracoc-
unter Verwendung von verschiedenen Antigen- cidioides brasiliensis und anderen Systemmykoseerre-
prüparationen aus Paracoccidioides brasiliensis. gern erlaubt.
Antigengemeinschaften nicht nur mit Blastomyces
dermatitidis, sondern auch mit Histoplasma capsu- Ausstrich- oder Abklatschprüparat
latum kÜnnen die ütiologische Zuordnung der
Am schnellsten gelingt der Nachweis im ungefürb-
Krankheit bei positiven Reaktionsausfüllen er-
ten Nativprüparat aus Eiter, Sputum oder anderen
schweren und machen den direkten Nachweis des Exsudaten, auch aus Lymphknotenhomogenisat .
Erregers unerlüälich .
Im starken Trockensystem, besser mittels °lim-
mersion, finden sich nach Aufhellung mit 10 %iger
Vorsichtsmaänahmen in Laboratorien NaOH-LÜsung Sproäzellen unterschiedlicher
Wührend das Untersuchungsmaterial, das in der GrÜäe mit einem © von 2-30 Äm (Abb . 209) .
Regel die Hefephase des Erregers enthült (ebenso Extrem groäe Pilzzellen mit letztgenanntem ©
wie bei Infektionen durch Blastomyces dermatiti- waren Ursache differentialdiagnostischer Schwie-
dis und Histoplasma capsulatum), fßr den Unter- rigkeiten gegenßber den Sphürulen von Cocci-
sucher bei Beachtung der ßblichen Cautelen unge- dioides immitis (und haben anscheinend zur Na-
führlich ist, erfordert der Umgang mit der Mycel- mensgebung •Paracoccidioides" beigetragen) .
phase des Erregers besondere Aufmerksamkeit, Die Gewebeform von Paracoccidioides brasilien-
obwohl bisher keine Laborinfektionen (nach sis ist rund bis rundoval ; die Zellen liegen in Hau-
Kenntnis der Verfasser) bekannt wurden - im Ge- fen oder kurzen Ketten . Die Zellwand nimmt mit
gensatz zu Histoplasma capsulatum und Cocci- zunehmender Reifung der Pilzzelle von 0,3 Äm bis
dioides immitis (s . S . 197 u . S . 203) . Der Umgang auf 1 Äm zu, so daä bei zweizelligen Sproäformen
mit der Hefephase ist bei korrektem Arbeiten auch an Blastomyces dermatitidis zu denken ist.
problemlos . Das Auffinden mehrerer Sproäformen, die von
einer Mutterzelle entspringen, deutet mit hoher
Untersuchungsmaterial Wahrscheinlichkeit auf Paracoccidioides brasi-
Zur Untersuchung gelangen in erster Linie - ne- liensis hin, ist aber nicht unbedingt beweisend, da
ben Eiter aus cutanen und subcutanen Herden - Öhnliches ausnahmsweise auch bei Blastomyces
Sputumproben, Abstriche vom Geschwßrsgrund, dermatitidis vorkommt .
Paracoccidioides brasiliensis 21 5
Abb . 209 Paracoccidioides brasiliensis . a Sputumprüparat (GROCOTT-GOMORI) mit Hefeform und multipler
Sprossung . b Schnittprüparat von Granulom mit Riesenzelle und phagocytierten Hefezellen . c-e Hefezel-
len in Schnittprüparaten mit unterschiedlichen Formen multipler Sprossung (J').
216 Hyphomyceten als Erreger von Systemmykosen
Anmerkung
Angesichts mancher Schwierigkeiten bei der An-
zßchtung, vor allem bei Begleit- oder Superinfek-
tionen durch Bakterien oder Candida albicans,
wird der diagnostische Tierversuch manchmal nÜ-
tig . Hierzu wird die Verimpfung von Untersu-
chungsmaterial, aufgeschwemmt in physiologi-
scher KochsalzlÜsung, intratesticulür in Meer-
schweinchen oder intraperitoneal in Müuse emp-
fohlen (Versuchsdauer beim Meerschweinchen
ca . 14 Tage, bei Müusen 5-6 Wochen) . Die wei-
tere Diagnostik erfolgt nach Organentnahme bzw .
Exsudatgewinnung nach den oben gegebenen
Anweisungen .
Stammhaltung
Die Aufbewahrung von Paracoccidioides brasi-
liensis-Kulturen erfolgt in gleicher Weise wie bei
Blastomyces dermatitidis (s .S . 193) und Histo-
plasma capsulatum (s .S . 208) .
Die Strukturen werden als •Sporangien" und voir im aquatischen Milieu zu suchen ist . Obwohl
•Sporen" (bzw . Sphürulen) gedeutet (Abb . 213) . alle Altersgruppen befallen werden, ist die
Durch eine °ffnung (Porus) im •Sporangium" Krankheit anscheinend bei Kindern und jungen
entleeren sich die Sporen . Erwachsenen hüufiger, insbesondere unter münn-
lichen Arbeitern mit Tütigkeiten in und unter
Epidemiologie Wasser sowohl in Flßssen als auch in anderen
Angesichts des unzureichenden Kenntnisstandes Sßäwassergewüssern .
wird von spekulativen ErÜrterungen hinsichtlich
der Epidemiologie und Epizootologie Abstand Systematik
genommen . Vielleicht bestütigt sich die Vermu- Ungeachtet einiger weiterer Synonyma gilt die
tung von EMMONS u . Mitarb ., daä es sich primür allgemein gebrüuchliche Bezeichnung Rhinospo-
um einen aquatischen Pilz handelt, dessen Reser- ridium seeberi (WERNICKE) SEEBER 1912 .
Hyphomyceten als gelegentliche Erreger
von Mykosen
Aspergillus fumigatus FRESENIUS gen sie hier gelegentlich mit einem dichten My-
celgeflecht die Invasion einzuleiten oder lokale,
1863 spüter grÜäere Bereiche der Atemwege zu allergi-
Perfektes Stadium : Neosartoria fumigata sieren . Infolge der geringen GrÜäe kÜnnen inha-
MALLOCH et CAIN 1972 lierte Sporen bis in die Tiefe gelangen . Ihr Haften
Syn. : Sartorya fumigata sensu BENJAMIN und Eindringen wird bei Aspergillus fumigatus
1955, sensu SUBRAMANIAN 1972 durch seine Fühigkeit mitbedingt, bei Temperatu-
ren bis 50ö C zu wachsen .
Aspergillusarten stellen eine ubiquitüre, ziemlich Zur Aspergillus fumigatus-Serie (wie eine •Grup-
anspruchslose Gruppe von Fadenpilzen dar, um pe" in der Pilzsystematik korrekt bezeichnet wird)
deren Differenzierung sich RAPER u . FENNEL be- gehÜren mehrere der klassischen Form ziemlich
sondere Verdienste erwarben . ühnliche Varietüten, aber zumindest eine weitere
Subspecies (oder gar Species), die Aspergillus fi-
Zu ihr gehÜren zahlreiche Saprophyten, die auf abge- scheri-Serie . In diesen Bereich gehÜrt auch Asper-
storbener organischer Substanz leben . Durch den Ab-
gillus phialiseptus KWON-CHUNG 1975, der sich
bau dieser Stoffe sind sie unmittelbar in den Kreislauf
der Natur eingeschaltet . Gleichwohl spielen sie als un- durch lange septierte Phialiden (4-6 x 8-8 Äm)
erwßnschte Kontaminanten (vgl . S . 246) auch im Labo- abgrenzen lüät und ebenfalls müusepathogen ist .
ratorium eine Rolle . - Nur wenige Arten haben phyto-
pathogene Bedeutung ; einige kÜnnen als Krankheitser- Nativprüparat
reger in das Leben von Warmblßtern eingreifen, sei es In allen Untersuchungsproben kommt dem Na-
als Infektionsursache, sei es als Giftbildner (s . S . 9) oder tivprüparat - sofern Material hierfßr gewonnen
sei es als Allergen (meist im Bereich der Atemwege)
werden kann - eine untergeordnete Rolle zu ;
(s .S . 225) .
denn der gelegentliche Nachweis von Hyphen-
Die grÜäte ütiologische Bedeutung dßrfte der fragmenten oder Conidien (Abb . 214) sagt kaum
Aspergillus fumigatus-Serie zukommen . Ihre etwas ßber die Bedeutung oder Quantitüt des Er-
Glieder sind in der Umgebung des Menschen regers aus . Gerade dies kann aber fßr die Beurtei-
reichlich vorhanden und praktisch nicht zu elimi- lung - ob der Pilz als Saprophyt, Sekundürbesied-
nieren . ler oder Erreger zu bewerten ist - wichtig sein . Bei
Unter bestimmten Voraussetzungen vermag GehÜrgangbesiedlung wird ein Wattetrügerab-
Aspergillus fumigatus sekundür ein bereits vor- strich auf einen Objekttrüger gebracht . Nach (lün-
handenes Krankheitsgeschehen nachteilig zu be- gerer) Einwirkung von Lactophenol-Baumwoll-
einflussen . Nicht ganz selten ist er selbst Krank- blau fürben sich die Pilzhyphen blau und lassen die
heitsursache . Vermutung auf Aspergillus zu, auch wenn sie
Wührend die glatte und die behaarte Haut nicht querwandlos bzw . nicht septiert sind (Differenti-
angegriffen werden kann (dazu fehlen dem Pilz aldiagnose : Mucoraceen) . Meist finden sich reich-
die erforderlichen keratinolytischen Fühigkeiten), lich Conidien, die allerdings oft nicht als solche er-
werden GehÜrgang und NebenhÜhlen schon eher kannt und richtig bewertet werden . - Mit Bron-
von Aspergillus fumigatus befallen, besonders chialsekret bzw. Sputum wird ühnlich verfahren ;
wenn Entzßndungen vorausgegangen sind (vgl . allerdings wird hier routinemüäig auch die
auch Otomykose durch Aspergillus niger, s . S . GRAM-Fürbung angewandt . Sie bringt bei Pilzin-
224) . fektionen der Atemwege manchmal Hinweise
Von den inneren Organen ist die Lunge am mei- (Abb . 214a-c) .
sten betroffen . Geführdet ist prinzipiell der ganze Wertvoller, weil zuverlüssiger, ist die Beurteilung
Respirationstrakt, weil die Sporen inhaliert wer- der Kultur, die an aufeinanderfolgenden Tagen
den. Trotz der hohen KÜrpertemperatur vermÜ- angelegt werden sollte . Daä nur morgendliches
Aspergillus fumigatus 221
NÜchternsputum auswertbar ist, sollte keiner be- Mycel (Abb . 215 a, b, e, f) oder Mycelfragmente
sonderen Erw•hnung bedÜrfen . (Abb . 215 c) sind ebenfalls charakteristisch . Aste-
roidkßrper (vgl . S . 55, 184) werden ebenfalls ge-
Histologisches Schnittpr•parat legentlich gefunden (DREXLER u . Mitarb ., 1979) .
Die Untersuchung von Gewebeschnitten liefert
mit den klassischen Verfahren ebenso wie mit Kulturverhalten
Spezialf•rbungen fÜr Pilze wertvolle Hinweise, Aspergillus fumigatus verfÜgt fÜr seine Entwick-
die die Diagnose einer Aspergillusmykose si- lung Über eine groöe thermische Breite mit Ver-
chern, wenn in belÜfteten Partien des Gewebes mehrung und Bildung charakteristischer Kolonien
typische Conidiophoren nachweisbar sind bei 50© C . Sein Temperaturoptimum liegt bei
(Abb . 215d ) . Septiertes dichotom verzweigtes 37© C . Dieser thermischen Toleranz verdankt
222 Hyphomyceten als gelegentliche Erreger von Mykosen
A bb . 215 Aspergillusmykose bei Mensch und Tier . a Conidiophoren mit einreihigen Sterigmen im Lun-
gencavum . b Aspergillusmycel im Lungenschnitt . c Aspergillusfragment in Riesenzelle bei Aspergillus-
pneumonie . d Struktur der Pilzkugel (Fungusball) bei Aspergillusmycetom . e Pleomorphe Mycelschl•uche
bei invasivem Wachstum im vorgesch•digten Gewebe . f Dichotome Verzweigung der septierten Mycelien in
der Niere bei experimenteller Aspergillusmykose der Maus (OSSWALD u . SEELIGER, unverßffentlicht) .
Aspergillus fumigatus Überhaupt die F•higkeit zum Nachweis von pathogenen Pilzen enthalten
zum Befall der inneren Organe von WarmblÜtern . ist ; denn diese Substanz hemmt das Wachstum
Die Kulturen sollten bei Zimmer- (22© C) und von Schimmelpilzen .
Kßrpertemperatur (37© C) sowie bei 45© C bebrÜ- Sputumkulturen bedÜrfen manchmal einer gewis-
tet werden . Als Substrat sind Czapek-Agar und sen ÄAnlaufzeit" von einigen Tagen, bis sich die
Sabouraud-Glucose-Agar geeignet . Zu beachten ersten Kolonien zeigen ; dann ist das Wachstum al-
ist, daö die N•hrbßden frei von Cycloheximid sein lerdings intensiv . In 8 Tagen erreichen sie einen „
mÜssen, das in einer Reihe von Spezialn•hrbßden von 15-40 mm (Abb . 216, s . Farbtafel 16) . Ko-
Aspergillus fumigatus 2 23
loniegrßöe, F•rbung und Ausbreitung sind ziem- tur atypisch und rudiment•r . Sie erhalten ihre cha-
lich unterschiedlich . Manchmal, besonders bei rakteristischen Merkmale erst in Subkulturen
Kulturversuchen aus Brßckeln alter Aspergillome (Abb . 219) .
(nach Operation oder Autopsie), ist das Anwach-
sen erheblich verzßgert, und die Kulturen erlan-
gen erst nach einigen Passagen ihr charakteristi-
sches Aussehen (Abb . 217d, s . Farbtafel 17 u .
Abb . 219) .
Die Kulturoberfl•che ist samt•hnlich, stellen-
weise flockig, in manchen F•llen anfangs schnee-
weiö und watte•hnlich . Das Farbenspiel der rei-
fenden Kolonien reicht von weiö Über hellgrÜn bis
rauchgrau, fast schwarz . Die RÜckseite der Kultur
ist farblos oder gelblich bis gelbrot . Die Farbtß-
nung ist auch abh•ngig von der ZÜchtungstempe-
ratur (Abb . 217b, s . Farbtafel 17) .
Mikroskopisches Bild
Aus einer dickwandigen Fuözelle (vgl . Abb . 218 a
u . Abb . 252b) erhebt sich der Conidiophor mit
einer L•nge von 300-500 Öm und einem „ von
2-8 Öm . Die Vesicula (Bl•schen) tr•gt kappen-
•hnlich den sporogenen Apparat . Auf diesem bir-
nenfßrmigen Bl•schen ( „ 20-30 Öm) steht eine
einzige Reihe von Phialiden (2-3 x 6-8 Öm),
die meist parallel zur Achse des Conidientr•gers
in der oberen H•lfte des Bl•schens angeordnet
sind . Die ziemlich fest aneinanderhaftenden Co-
nidien (2 x 3,5 Öm) stehen s•ulen•hnlich auf Ste-
rigmen bzw . Phialiden (Abb . 218) . Gelegentlich Abb . 219 Aspergillus fumigatus . Atypische Coni-
sind die Conidientr•ger - vor allem nach AnzÜch- diophorenbildung bei Erstkultur aus Pilzmasse ei-
tung aus operativ oder bei Autopsie gewonnenem nes resezierten Lungenaspergilloms, verzßgert an-
Material aus dem Fungusball bei Aspergillusmy- gewachsen nach 10 Tagen BebrÜtung bei 37© C (vgl .
kose (Aspergillom der Lunge) - in der Prim•rkul- Abb . 217d, s . Farbtafel 17) .
224 Hyphomyceten als gelegentliche Erreger von Mykose n
Basidiobolus meristosporus fliegt dabei 1-2 cm weit . Danach keimt sie auf
DRECHSLER 1955 passendem Substrat aus .
Wegen ihrer Zugehßrigkeit zu den Zygomyceten
Kulturverhalten werden die Nebenfruchtkßrper von Basidiobolus
Die vegetative Vermehrung des Mycels schlieöt auch als Porosporangien oder Sporangien be-
sich unmittelbar an jede Kernteilung an und fÜhrt zeichnet . Von groöem Interesse ist die Kerntei-
zu recht unterschiedlichen Kolonieformen, z . B . lung, die zu einer Segmentierung in einkernige
mit angedeutet radi•rer Furchung (Abb . 222), Zellen fÜhrt (wie es typisch fÜr Entomophthora-
z .T. mit Bildung konzentrischer Ringe . pilze ist (vgl . S . 229) .
Der glabrßse Thallus ist cremefarben bis br•unlich
und w•chst bei 37©C .
Mikroskopisches Bild
Die durch Segmente (!) unterteilte Hyphe entwik-
kelt sich zun•chst in der Tiefe des N•hrsubstrats .
Im Gegensatz zu anderen Basidiobolusarten ent-
steht ein rudiment•res Luftmycel mit reichlich
Conidien . Ferner finden sich gemmenartige Spo-
ren im submers wachsenden Teil (Abb . 223 u .
Abb . 224) .
Die mit einer klebrigen Oberfl•che versehene
Conidie lßst sich mit einer brÜsken Bewegung des
hochschnellenden Conidiophors und nimmt dabei
oft einen Teil der adh•siven Membran mit . Sie
Ferner bilden sich glattwandige Zygosporen mit gefaöt wird, ist er infolge seiner F•higkeit, bei
kleinen der Konjugation dienenden AusstÜlpun- 37© C und in KßrperflÜssigkeiten zu wachsen,
gen (Abb . 223c) . nicht ohne pathologische Bedeutung . Im subcuta-
nen Gewebe kann er die Erscheinungen des Eu-
Anmerkung mycetoms (s . S . 176, 178) mit Granulom- und Fi-
In der Monographie von COREMANS-PELSENEER stelbildungen verursachen, in denen sich typische
(1974) werden Über 110 Beobachtungen von
menschlichen Infektionen aus tropischen L•ndern
mitgeteilt, bei denen Basidiobolus als Ursache von
Infektionen angesehen wird, die vorzugsweise die
Subcutis betreffen und dort eitrige Granulome
bewirken . Meist handelt es sich um Einzelherde
von harter Konsistenz ohne Tendenz zum Fort-
schreiten oder zur Dissemination . Entsprechend
dem Vorkommen des Pilzes und der Exposition
sind meist die proximalen Gliedmaöen betroffen,
wo sich die Pilze als Fremdkßrper nach mechani-
schen Traumen einnisten und l•ngere Zeit Überle-
ben .
Nach Aufnahme mit der Nahrung kann sich eine
Infektion auch im Verdauungstrakt etablieren . -
Inwieweit bei einigen wenigen Todesf•llen die
ebenfalls gefundenen Basidiobolus meristospo-
rus-Pilze •tiologisch urs•chlich beteiligt waren, ist
ungekl•rt .
Diese Art von L•sionen ist im Versuch nach sub-
cutaner Inoculation von Pilzfragmenten bzw . Co-
nidien reproduzierbar und histologisch belegt .
Cephalosporium acremonium
CORDA 1839
Der in der Natur weit verbreitete Pilz w•chst -
auch bei 32© C - etwas schneller als die klassischen
Dermatophyten .
Kulturverhalten
Die Kolonien sind zun•chst fest, glattrandig und
orange-rosa, werden aber sp•ter von lockerem
Luftmycel Überwuchert, so daö sie dann weiö er-
scheinen (Abb . 225, s . Farbtafel 18) .
Mikroskopisches Bild
Die ein-, seltener zweizelligen, sehr kleinen Coni-
dien (1,2-1,7 x 3,5-4,0 Öm) sind, kßpfchenfßr-
mig zusammengeballt, an einem sehr dÜnnen,
senkrecht zur Hyphe stehenden Conidiophor in-
seriert (Abb . 226) . Die Hyphen liegen oft parallel Abb . 226 Cephalosporium acremonium . a Ein- bis
nebeneinander und bilden Koremien . zweikammerige kleine Conidien, kßpfchenfßrmig
auf unseptierten Conidiophoren (Camera lucida) .
b Morphologie der Einzelconidie und der Conidien-
Pathogenetische Eigenschaften kßpfchen (Camera lucida) . c Nativpr•parat von Co-
Obwohl dieser Pilz in der dermatologischen Pilz- nidienkßpfchen (übersicht) . d Nativpr•parat diver-
diagnostik stets als sekund•rer Verunreiniger auf- ser Kßpfchen in st•rkerer Vergrßöerung .
228 Hyphomyceten als gelegentliche Erreger von Mykosen
Pilzdrusen von weiöer bis weiögelber Farbe mit bei 30-37© C rasch wachsende Kultur watte•hn-
wenig oder ohne Randzement (Tab . 24, s . S . 178) lich und weiö ; manchmal bilden sich stellenweise
finden (Abb . 227) . - JANKE hat nach intraperito- glabrßse Anteile. Mit zunehmendem Alter flacht
nealer Infektion von Ratten Cephalosporium die filzartige Oberfl•che ab und wird samtartig bis
acremonium im resultierenden Hodengumma pudrig . RÜckseitig entstehen rßtliche, rosalila,
nachgewiesen . Gelegentlich wurde der Pilz auch braune und schwarze Verf•rbungen mit übergang
als Ursache eines roten Zahnbelags gefunden des Pigments in das N•hrsubstrat . - Was die Dru-
(GRüTZ) . sen anbelangt, s . Tab . 24, S . 178 .
Man darf deshalb beim Nachweis von Cephalo-
Mikroskopisches Bild
sporium acremonium aus Gewebe nicht ohne wei-
teres auf Apathogenit•t und Belanglosigkeit des Auf feinen, hyalinen Pilzf•den (1-2 x 3-6 Öm)
Befundes schlieöen . entstehen nach einigen Tagen perpendikul•r an-
geordnete Conidiophore (oft erst in Subkulturen) .
An deren Spitze treten aus Phialiden die oft ge-
Cephalosporium falciforme krÜmmten, sichelfßrmigen (!) Conidien von wech-
CARRION 1940-1951 selnder Grßöe (2-4 x 6-10 Öm) einzeln und in
Cephalosporium falciforme wird - ebenso wie Haufen aus, manchmal sind sie quergeteilt, so daö
Cephalosporium acremonium und Cephalosporium sie an die Cephalosporiumphase von Fusarium-
recifei - als gelegentlicher Eumycetomerreger be- Arten erinnern (s . S . 260) .
schrieben .
Cephalosporium recifei
Kulturverhalten
LEAO et LOBO 1934
Anf•nglich ist die auf Sabouraud-Glucose-Agar
Cephalosporium recifei wird wie die beiden oben
erw•hnten Cephalosporium-Arten als gelegentli-
cher Eumycetomerreger beschrieben .
Kulturverhalten
Rasches Wachstum eines weiöen, sp•ter rosa bis
lachsfarbenen Mycels mit ungef•rbter RÜckseite .
Die Kolonien sind eben und weich, bei verl•nger-
ter BebrÜtung feucht-glabrßs . - Was die Drusen
anbelangt, s . Tab . 24, S . 178 .
Mikroskopisches Bild
Auf 10-15 Öm langen (gelegentlich noch l•nge-
ren) Phialiden entwickeln sich haufenfßrmig an-
geordnete, l•nglich-gerade oder sichelartig ge-
krÜmmte Conidien .
Drusen
Die relativ weichen Gebilde im Gewebe und Fi-
steleiter der wenigen, bisher beobachteten Cepha-
losporium-Eumycetome sind vielgestaltig, manch-
mal l•nglich oder nierenfßrmig (0,5-1,0 mm „)
und weiö bis gelblich . Im Inneren erkennt man ein
Netzwerk von Pilzf•den ; die Auöenwand zeigt
eine schwach ausgepr•gte zementartige HÜlle
(Abb . 227) ; im Aussehen •hneln sie den Drusen
bei Infektionen durch Petriellidium boydii (s . S .
Abb . 227 Cephalosporiummykose . Von Eiter um- 178, 179) .
gebene Cephalosporiumdruse bei Eumycetom
Differentialdiagnose
(nach einem Pr•parat von Dr . COCKSHOTT, Ibadan) .
Keine oder unbedeutende zementartige Randzone . Nicht jeder rßtlich wachsende Pilz, dessen mikro-
a übersicht, b st•rkere Vergrßöerung . skopisches Pr•parat kßpfchenfßrmig angeordnete
Entomophthora coronata 229
Systematik
Die Beschreibungen der Art von EMMONS sowie
von VANBREUSEGHEM sind nicht ganz konform .-
Infolge des Schleudermechanismus zur Conidi en-
verbreitung wird die Art u . a . auch bei Conidiobo-
lus - •hnlich Basidiobolus (s . S . 226) - eingeord-
net . Eine perfekte Form wurde bisher nicht ge-
funden . Conidien-(imperfektes)Stadium : Ento-
mophthora coronata (COSTANTIN) KERVORKIAN
1935
Anmerkung
Der Pilz ist Erreger einer, bisher allerdings selten
Abb . 228 Entomophthora coronata . Kultur auf Sa- gefundenen Mykose des Menschen in Zentral-
bouraud-Glucose-Agar nach 14 Tagen bei 26© C . und Westafrika . Er bef•llt die Naseng•nge, Ne-
230 Hyphomyceten als gelegentliche Erreger von Mykose n
Abb . 230 Entomophthora coronata - Strukturelemente einer Kultur nach 14 Tagen bei 26© C auf Sabou-
raud-Glucose-Agar . a Coenocytisches Mycel mit reichlich Granula . b Verschiedene Entwicklungsstadien
von ÄKronen" (Foto : Dr. COREMANS-PELSENEER, BrÜssel) . c Bildung einer neuen, sekund•ren Conidie auf kur-
zem, von einer reifen Conidie gebildeten Conidiophor . d Eine ruhende, eine keimende Conidie mit Keim-
schl•uchen .
benhßhlen und angrenzende Gewebe, wodurch des Menschen keine Gefahr dar . Er verursacht
sich eosinophile Fremdkßrpergranulome entwik- aber gelegentlich Probleme im Bereich der Fuö-
keln, die zu erheblichen, oft schnuten- oder n•gel (vor allem der Groözehenn•gel), die er zwar
schnauzenartigen Ver•nderungen mit Schwellun- nicht prim•r befallen, aber posttraumatisch und
gen im Nasen-, Oberkiefer- und Mundbereich bei trophischen Stßrungen besiedeln kann . Ein
fÜhren . - Bei Verdacht empfiehlt es sich - am be- mykotisch ver•nderter, gelbstreifiger Fuönagel
sten nach vorheriger Kontaktaufnahme-, Sekret, ohne vorangegangene Interdigitalmykose l•öt an
Biopsie- und Operationsmaterial an eines der we- einen Scopulariopsisbefall denken (Abb . 231, s .
nigen Speziallaboratorien einzusenden, die mit Farbtafel 19) .
der Diagnostik dieser nur wenig bekannten Pilzart Mikroskopisches Nativpr•parat
vertraut sind (in Antwerpen, London, Paris usw .) . Im KOH-Pr•parat von subungualem Detritus fin-
- Da ein •hnliches Krankheitsbild mit gleicher det man Mycelnester aus groben F•den
Lokalisation auch bei Pferden und bisher einmal (2-3,5 Öm breit) und groöe Mengen von einzelli-
bei einem Affen erkannt wurde, darf man viel- gen, dickwandigen Conidien von runder, ovaler
leicht folgern, daö die Aufnahme der Conidien auf oder unregelm•öiger Gestalt mit einem Basis-
dem Luftwege zustande kommt .
streifen . Ihre Oberfl•che ist rauh . Im Zellinnern
sind lichtbrechende Reservestoffe erkennbar .
Scopulariopsis brevicaulis In der medizinischen Mykologie ist es Übrigens selten,
(SACCARDO) BAINIER 1907 daö bereits im Nativpr•parat des menschlichen Untersu-
chungsmaterials die Conidienform des Pilzes sichtbar ist .
Scopulariopsis brevicaulis, ein ubiquit•r verbrei- Dieses Kriterium spricht eher fÜr seine saprophyt•re
teter Schimmelpilz, stellt fÜr Haar oder Epidermis Natur.
Scopulariopsis brevicaulis 231
KLASSE Zygomycetes1
Die Zygomyceten mit ihrem Überwiegend coeno-
cytischen (septumlosen) Mycel stellen einen eige-
nen Bereich der Hyphomyceten mit speziellen
Vermehrungsformen dar . Einige Arten, die - wie
ihre Verwandten - Überwiegend als Saprophyten
weltweit verbreitet sind, haben in der Humanme-
dizin pathogene Bedeutung als Erreger der „Zy-
gomykose", die frÜher auch einem Vorschlag von
EMMONS zufolge als „Phycomykose" bezeichnet
wurde .
Der Name Zygomycetes bzw . die darauf grÜndende
•tiologische Krankheitsgruppenbezeichnung Zygomy-
kose geht auf die besondere Art der sexuellen Vermeh-
rung zurÜck, bei der diese Pilze Zygosporen (Jochspo-
ren) bilden, die aus der Verschmelzung von zwei mor-
phologisch identischen, aber genetisch verschieden („+"
und „-") determinierten Gametangien resultieren . Zu-
sammen mit ihren Tr•gerhyphen (Suspensoren) bildet
die reife Zygospore typischerweise die Form eines Jo-
ches .
Die Zygomyceten untergliedern sich in zwei Ord-
nungen : Entomophthorales (Erreger von Basi-
diobolusmykose [s .S . 225] und Entomophthora-
mykose [s .S . 229]) und Mucorales (Erreger von
Abb . 234 Scopulariopsis brevicaulis . a Mycel mit Mucormykose) . Die Erreger von Über 90 % der
mehreren Annellophoren und Conidien (Camera lu- F•lle von Mucormykose geh©ren zu einer einzigen
cida) . b Kurzstieliger Annellophor mit dickwandi- Familie innerhalb der Mucorales : zu der Familie
gen, stachlig-rauhen Conidien, etwas st•rkere Ver- der Mucoraceae . Die folgenden AusfÜhrungen
gr©ßerung (Camera lucida). c Hyalines Mycel mit handeln ausschließlich von dieser Familie .
Annellophoren und Conidien . d Annellophoren mit
Ketten von rauhwandigen Conidien (st•rkere Ver- Nach SCHOLER u . Mitarb . (1981) lassen sich die
gr©ßerung) . insgesamt 12 bisher bekannten (fakultativ) patho-
genen Arten der Mucorales bei BebrÜtungstem-
peraturen von 37ö C auf einfachen N•hrb©den,
gen die Fingern•gel . Dringt das Mycel in die Hohl- z . B . Sabouraud-Glucose-Agar, hinreichend si-
r•ume der Nagelplatte ein, kann es sich farnblatt- cher abgrenzen, meist unter alleiniger BerÜcksich-
•hnlich verbreitern (so daß ein Bild entsteht, wie tigung ihrer „gew©hnlichen", asexuellen Vermeh-rungsform (Sporangiosporenbildung in Sporangi-
man es von dem in-vitro-Befall des Haares durch
Trichophytonarten kennt) . en) . Von klinisch-•tiologischer Bedeutung sind
Systematik
.S1HBCeaDrsOLnlE,RPwoifdÜekrtsch
Scopulariopsis - der Gattung Penicillium nahe- Durchsicht des Abschnitts aufrichtig gedankt ; zwecks
stehend - wird heute als selbst•ndige Gattung an- Einzelheiten sei auf SCHOLER, MÖLLER u . SCHIPPER
erkannt. (1981) verwiesen .
Allgemeine Eigenschaften der Mucoraceen 2 33
haupts•chlich 5 Arten, die alle zur Familie der Alle Formen von Mucormykose zeigen zwar eine
Mucoraceae geh©ren und innerhalb dieser zu den Neigung zur Generalisierung bzw . Dissemination ;
Gattungen Rhizopus, Absidia, Rhizomucor und doch gibt es recht viele Erkrankungen, bei denen
Mucor . Zugeh©rige Mykosen treten meist als keine Metastasierung nachweisbar ist .
Zweiterkrankung auf dem Boden prim•rer Nach der prim•ren Lokalisation der Erkrankung
Grundleiden sowie als Begleiterscheinung der unterscheidet man craniale, pulmonale, cutan-
Immundepression und der aggressiven Chemo- subcutane und gastro-intestinale Formen . Die
therapie auf, in den oberen Luftwegen aber auch pulmonale Form manifestiert sich nicht selten als
ohne erkennbare Schrittmacher . Dabei besteht infarktoide Pneumonie mit Cavernenbildung . Of-
eine Tendenz zur Metastasierung . Die Pilze brei- fensichtlich ist die starke Tendenz der Mycelien,
ten sich besonders gern im Inneren von Gef•ßen durch die Cavernenwand in das umgebende Ge-
aus, wo sie „Pseudothromben" bilden . Die 5 Ar- webe einzudringen .
ten mit klinisch-•tiologischer Bedeutung sind
(etwa der H•ufigkeit nach) : Rhizopus oryzae, Ab-
sidia corymbifera, Rhizopus rhizopodiformis, Rhi-
Allgemeine Eigenschaften
zomucor pusillus und Mucor circinelloides (als Mittels Auflichtuntersuchung mit Hilfe des Plat-
Gruppe) . tenmikroskops (am besten unter Verwendung ei-
Auch bei S•ugetieren findet man Mucormykosen, nes Meßokulars) beurteilt man die „Architektur"
so z .B . als Abortursache infolge Befalls der Pla- des Luftmycels, ferner das eventuelle Vorliegen
zenta . Gelegentlich werden auch V©gel von Mu- von Rhizoiden, die Verzweigung der Sporangio-
cormykosen befallen . phoren sowie das Aussehen der Sporangien . Die
Tabelle 25 SchlÜssel zur Bestimmung pathogener Mucoraceen (nach SCHoLER, MÖLLER U . SCHIPPER) .
Messung der L•nge der Sporangiophoren und des zur Familie der Mucoraceen geh©rigen Pilzes, und
Sporangiendurchmessers sollte dazu geh©ren . damit eines potentiellen Erregers von Mucormy-
Die eigentliche mikroskopische Untersuchung kose beweist .
beurteilt - auch mittels Messung - das Vorhan- Wertvolle Dienste bei der Eingruppierung leistet
densein und die Gestaltung einer Apophyse, die ein von SCHOLER, MÖLLER u . SCHIPPER (1981) ge-
Morphologie der Columella und der Sporangio- gebener GattungsschlÜssel, der in Tab . 25 in et-
sporen . was ver•nderter Form wiedergegeben wird .
Dabei sollte die Untersuchung der Sporangiospo- Im folgenden werden die 5 wichtigsten fakultativ-patho-
ren zweifach erfolgen : trocken ohne Deckglas und genen Mucoraceenarten, aber auch einige Verunreini-
in einer EinbettungsflÜssigkeit unter dem Deck- ger von Pilzkulturen aus dieser Gruppe erl•utert (die
glas . eigentlich in den n•chsten Abschnitt - Hyphomyceten
Die zus•tzliche BebrÜtung der Kulturen bei 45ö C als Verunreiniger und nur selten als Erreger von Myko-
und 50ö C ist anzuraten - ebenso wiebA-sepirgl sen - geh©ren wÜrden) .
lus fumigatus (s . S . 220) -, da sich damit die maxi-
male Wachstumstemperatur und (in gewisser Hin-
sicht) auch eine m©gliche Menschenpathogenit•t
Mucor mucedo MICH. ex FR. 1823
besser beurteilen l•ßt . Der gemeine K©pfchenschimmel ist wegen seiner
Zur Methodik der Untersuchung gilt ganz allge- raschen Entwicklung ein im Labor gefÜrchteter
mein, daß der mikroskopische Nachweis von Spo- Saprophyt, aber niemals ein Krankheitserreger .
rangien mit einer Columella das Vorliegen eines Er vermag „Über Nacht" den Raum einer ganzen
Abb . 235 Mucoracae. a Mucor mucedo : unseptiertes Mycel (4) mit noch geschlossenem Sporangium (1)
und aufgeplatztem K©pfchen (2) auf der Columella (3) (Camera lucida) . b Rhizomucor pusillus (Sporangio-
phoren und Sporangien) . c, d Rhizomucor pusillus (starke Vergr©ßerung)-Sporangium mit sich entleeren-
den Conidien (vereinzelt Septumbildung bei Sporangiophoren!) .
Mucor circinelloides 235
Kulturschale auszufÜllen, so daß das Impfmaterial sind . Sie werden durch Platzen der Sporangien-
dann nicht mehr auswertbar ist (Abb . 235) . wand frei . Die Gr©ße der nie „gestreiften" oder
Seine Lebensweise auf abgestorbener organischer gewinkelten Sporen betr•gt 3-6 x 6-12 Äm .
Substanz macht ihn unabh•ngig vom jahreszeitli- Eine Apophyse fehlt stets (Abb . 236a) .
chen Rhythmus. So ist er eine st•ndige Gefahr fÜr Ein typisches Sporangiophoren-Wuchsschema ist
die Kulturen, die er als unerwÜnschter Verunrei- in Abb . 237a wiedergegeben .
niger befallen kann .
Kulturverhalten
Die grauen bis gelblich-braunen Kolonien ent-
wickeln sich rasch, werden aber - im Gegensatz zu
Mucor mucedo und den meisten Rhizopus-Arten
- nicht h©her als ca . 1 cm (Abb . 238) .
Mikroskopisches Bild
Meist sind in großer Zahl Chlamydosporen vor-
handen, und in den Hyphen finden sich tropfenar-
tige gelbliche EinschlÜsse . Die Sporangienmem-
bran ist - je nach Isolat - unterschiedlich, z . T . zer-
fließlich, z . T. aber auch sehr widerstandsf•hig und
Abb . 237 Morphologische Leitmerkmale bei Zy- hinterl•ßt beim Aufbrechen grobe Fetzen
gomycetes (schematisch) a Mucorwachstum : (Abb . 239) . - Vgl . zur Morphologie das Schema
1 = Hyphe, 2 = aufrecht stehender Sporangiophor,
der Sporangiophorenanordnung in Abb . 237a . -
3 = reifes Sporangium . b Rhizopuswachstum :
1 = Stolon, 2 = Rhizoide, 3 = Sporangiophore in BÜ- Der ä der Sporangiosporen betr•gt - im Unter-
scheln mit je einem dunklen Sporangium . c Absi- schied zum sonst •hnlichen, weit verbreiteten Mu-
diawachstum : 1 = Stolon, 2 = Rhizoide, 3 = Spor- cor racemosus FRESENIUS 1850 - weniger als
angiophor (internodal) mit Sporangien . 10 Äm (meist 6-7 Äm) .
Tabelle 26 Unterscheidung von Rhizomucor pusillus und Rhizomucor miehei (nach SCHOLER, MÖLLER U .
SCHIPPER) .
Rhizomucor pusillus Rhizomucor miehei
Zygosporen nur bei Kreuzung gegengeschlechtlicher Zygosporen reichlich, Verzweigung der
St•mme, Verzweigung der Sporangiophoren subter- Sporangiophoren vorwiegend locker-sympodial,
minaldoldig, Kolonief•rbung : dunkelgraubraun bis Kolonief•rbung : schmutzig graubraun
dunkelbraun bis beigebraun
Rhizomucor pusillus 2 37
Abb . 240 Absidia . a Absidia glauca : Kultur nach 10 Tagen auf Sabouraud-Glucose-Agar bei 22öC .
b Absidia corymbifera : Kultur nach 5 Tagen auf BierwÜrzeagar bei 37ö C .
Absidia corymbifera (COHN) den hat . Diese Art ist der reativ h•ufigste Erreger
der pulmonalen Form der menschlichen Mucor-
SACCARDO et TROTTER 1912 mykose .
Syn. : Mucor corymbifer COHN 1884 -Absi-
dia lichtheimii (LUCET et COSTANTIN) LEND- Kulturverhalten
NER 1908 -Lichtheimia corymbifera (COHN) Die Bildung des vegetativen und der Luftmycels
VUILLEMIN 1903 -Absidia ramosa (LINDT) verl•uft in •hnlicher Weise wie bei der Gattung
LENDNER 1908 Rhizopus (s . S . 239), so daß ein wollig-weicher Filz
Die in B©den weltweit verbreitete Pilzgattung (1/2 bis mehrere cm hoch) entsteht (Abb. 241). Die
Absidia umfaßt eine ganze Anzahl von Arten, unter verzweigten, wechselnd stark gekrÜmmten Aus-
denen Absidia corymbifera schon frÜhzeitig Be- l•ufer (Stolon) entsenden an ihren BerÜhrungs-
achtung als menschenpathogener Erreger gefun- stellen mit dem Substrat unterschiedlich ver•stel
Mikroskopisches Bild
Die Sporangiophoren bilden stark verzweigte
Dolden von birnenf©rmigen Sporangien auf un-
terschiedlich langen Tr•gern . Diese aufrecht ste-
henden Nebenfruchtk©rper enden in einer kegel-
f©rmigen Apophyse . Die Wand des reifen Spor-
angiums ist glatt, durchsichtig und farblos mit ei-
nem Basaltr•ger . Die Columella (10-20 Äm) ist
rauchgrau bis br•unlich . Die sog . Endosporen
(2 Äm breit, 3 Äm lang, gelegentlich l•nger) sind
farblos ; Zygosporen fehlen .
Anmerkung
Die ebenfalls fakultativ pathogene Art Absidia hyalo-
spora (SAITO) LENDNER 1908 weist im reifen Zustand
schwarze Sporangien auf ; wenig verzweigte Sporangio-
phoren enthalten relativ große Endosporen mit einem
durchschnittlichen ä von 5 Äm .
Kulturverhalten
Das hohe, lockere, zun•chst weiße Luftmycel wird
grau bis dunkelgrau . Die schwarzen Sporangien
(ä 100-350 Äm) (Abb . 242d) entwickeln sich
auf den meist in BÜscheln von 5 und mehr stehen-
den Sporangiophoren (0,5-4 mm) ; sie sind fast
stets unverzweigt . Die typischen K©pfchen sind
oft schon mit bloßem Auge sichtbar (Abb . 235 d) .
Mikroskopisches Bild
Das vielkernige, querwandlose Mycel bildet an
Kontaktstellen mit der Kulturschale Rhizoide, aus
denen Sporangiophore einzeln oder in Gruppen
mit kugelrunden, schwarzen Sporangien hervor-
gehen. Die Anordnung der Rhizoide und Sporan-
giophoren wird in Abb . 242 a-d dargestellt .
Die in das K©pfchen reichende Columella wird
deutlich sichtbar, wenn das Sporangium aufge-
platzt ist . Die stets vorhandenen Apophysen sind
breit und hammerf©rmig ; die Sporangiosporen
(Endosporen) sind regelm•ßig rund oder oval, ge-
furcht bzw . gestreift (9-12 Äm lang, 7,5-8 Äm
breit) und gewinkelt (Abb . 242) . Die Zygosporen
sind rund oder oval (ä 160-220 Äm) ; Chlamydo-
sporen fehlen stets .
Anmerkung
Sehr •hnlich ist der Rhizopus oryzae ; doch zeigt
dieser durchweg kleinere Abmessungen : Sporan-
giophorenl•nge bis h©chstens 2 mm, ä der Spor-
angien 150-200 Äm (mit bloßem Auge knapp er-
kennbar), L•nge 1 cm, Sporangiosporen 6-8 Äm
- Rhizopus rhizopodiformis ist durchweg kleiner
(s . auch Tab . 27) .
Als fakultativ-pathogene Arten wurden beschrie-
Abb . 243 Mucormykose . a Histologisches Pr•pa-
ben : Rhizopus oryzae WENT et PRINSEN-GEELIGS
rat bei Hirnbefall : unseptierte Hyphen im nekroti-
1895 (Syn . : Rhizopus arrhizus FISCHER 1892), schen Gewebe (etwa 700fach) (nach einem Schnitt
Rhizopus rhizopodiformis (COHN) ZOPF 1890, von Dr . MARIAT, Pasteur-Institut, Paris) . b Histologi-
Rhizopus microsporus VAN TIEGHEM 1875 . Rhizo- sches Pr•parat von Nierengewebe nach experimen-
pus oligosporus SAHO 1905 und Rhizopus homo- teller Infektion der weißen Maus durch Rhizomucor
thallicus HESSELTINE et ELLIS 1961 . pusillus (SEELIGER U . OSSWALD, unver©ffentlichte Be-
Dabei ist Rhizopus oryzae der h•ufigste Erreger funde) .
menschlicher Mucormykose, besonders der cra-
nialen Form . Rhizopus rhizopodiformis wurde vor
allem bei der cutan-subcutanen Form gefunden . von Pseudothromben fÜhrt, und das weitgehende
Rhizopus microsporus, oligosporus und homo- Fehlen von Querw•nden (Septen) in den Pilzf•-
thallicus sind sehr seltene bzw . nicht v©llig gesi- den (Abb . 243) .
cherte Erreger. Anders ist es, wenn eine Besiedelung von belÜfte-
Die Untersuchung dieser fakultativ-pathogenen ten Schleimhautoberfl•chen vorliegt, z . B . bei Be-
Arten kann mit Hilfe des folgenden Bestim- fall des •ußeren Geh©rganges und der Nebenh©h-
mungsschlÜssels (Tab . 27) durchgefÜhrt werden . len . Dann lassen sich eventuell auch Formele-
mente finden, die bei der Beschreibung des Ver-
haltens in der kÜnstlichen Kultur er©rtert wurden .
Histopathologische Merkmale
der menschlichen Mucormykose Seroreaktionen bei Mucormykose
Aus dem histopathologischen Bild von Gewebe- Wie auch bei anderen Mykosen durch fakultative
schnitten sind beim derzeitigen Kenntnisstand in Opportunisten entwickelt der Makroorganismus
der Regel RÜckschlÜsse auf die jeweilige Erreger- im Rahmen von Immunit•tsvorg•ngen humorale
art kaum m©glich . Antik©rper . Angesichts der relativen Seltenheit
Auffallend ist in den Gewebeschnittpr•paraten, in bisher einschl•gig erkannter F•lle sind diesbezÜg-
denen man praktisch nur Pilzhyphen findet, das liche Nachweisverfahren bis heute nicht generell
h•ufige intraversale Wachstum, das zur Bildung eingefÜhrt, so daß man sich ggf . an Speziallabora-
Bestimmungsschl•ssel bei Rhizopus 241
torien wenden muÄ . In Frage kommen zum verunreiniger nicht selten sind, k©nnen sie gelegentlich
Nachweis von Antik©rpern die Immunelektro- auch als Kontaminanten von Untersuchungsmaterial
phorese und die Komplementbindungsreaktion, Fehlbeurteilungen bewirken, z . B . wenn sie sich auf
entweder mit dem Antigen aus dem als Erreger Operationsmaterial ansiedeln und auskeimen
Abb . 244 a-d stellt eine solche „Pseudomucormykose"
angeschuldigten Pilzstamm oder als Suchreaktion
durch einen Pilzstamm dar, der von Prof . Dr. SCHOLEF
mit einer Batterie von Antigenen aus mehreren als apathogener Mucor plumbens identifiziert wurde
Erregerarten der 3 besprochenen Gattungen (vgl . Auffallend sind die fast arthrosporenßhnlichen Ab-
SCHOLER u . PALMER, 1980) . Ein in der Routinedia- schn•rungen der sonst septumlosen Hyphen im Unter-
gnostik brauchbares Verfahren zum Nachweis von suchungsmaterial wie in der Kultur . In spßteren Unter-
Serumantik©rpern steht noch aus . suchungen wurden im Biopsie- und Operationsmaterial
des aus Afrika stammenden Patienten pathogene
Anmerkung Mykobakterien nachgewiesen (briefliche Mitteilung von
Da Zygomycetensporen als Staubbestandteile und Luft- Prof . Dr . KRAMPITZ, M•nchen) .
Hyphomyceten als Verunreiniger und nur selten
als Erreger von Mykosen
im Labor als Verunreiniger von Material und Kul- Im Gegensatz zu Ulocladium ist hier der breitere
turen zu finden. Teil der Conidie dem Conidiophor zugewandt ;
der schmale Teil verj•ngt sich zu einer Spitze, aus
Kulturverhalten deren apikaler Pore eine neue Conidie hervortritt .
Ein dunkelgr•ner bis schwarzer Rasen mit helle- Charakteristisch ist die mauerf©rmige Aufteilung
rem Rand und schwarzer R•ckseite entwickelt der Conidien in kleinere Zellen, deren Anzahl
sich ziemlich rasch (Abb . 245 a, b) . stark variieren kann .
Die Gr©Äe der olivgr•nen oder gelbbraunen Co-
Mikroskopisches Bild nidien betrßgt 10-14 x 20-50 öm (Abb . 246 u .
Auf dicht septiertem Mycel stehen auf kurzen Co- Abb . 247) .
nidiophoren keulenßhnliche Conidien kettenf©r-
mig in einer Reihe, die leicht zerbricht .
Kulturverhalten
Die vegetativen Hyphen (Ü 5 öm) kriechen auf
der Nßhrbodenoberflßche entlang und bilden
dichte, filzige, schwarze Lager, die mit Flocken
•bersßt sind . Stellenweise schlieÄt sich das Mycel
zu pseudoparenchymat©sen Stromata zusammen,
die Perithecien ßhneln . Sie enthalten jedoch keine
Ascosporen (Abb . 245c) .
Mikroskopisches Bild
Der Conidiophor ist unverzweigt und 1-7fach
septiert . Seine Gr©Äe betrßgt 4-6 x 20-72 öm .
Die apikale, sporenbildende Zelle ist zylinder-
f©rmig, aber nach oben verbreitert . Hier entlßÄt Abb . 249 Stemphylium (sp .)-Conidien in Objekt-
sie aus einer °ffnung von 5-8 öm Ü eine Poro- glaskultur nach 5 Tagen bei 26äC .
2 46 Hyphomyceten als Verunreiniger
Quer- und 1-3 Lßngssepten lßÄt Einschn•rungen Die Conidien sind oval bis eif©rmig, dabei ist der
im Bereich der Septen erkennen . verj•ngte Teil dem Conidiophor zugewandt . Die
Die Conidien stehen immer solitßr, Kettenbildung ßuÄere Zellwand ist rauh (selten glatt) und ge-
wie bei Alternaria gibt es nicht . w©hnlich in 3 horizontale Septen eingeteilt, die
Die mittlere Conidiengr©Äe betrßgt 19,5 x 28,3 vertikale Kammerung ist in Anordnung und An-
öm . zahl unregelmßÄiger (Abb . 250) .
Die durchschnittliche Gr©Äe der Conidien betrßgt
GATTUNG Ulocladium 11,5-18,5 öm .
Aspergillus glaucus Aspergillus nidulans1 Aspergillus candidus Aspergillus ochra- Aspergillus tamarii
(gelbe Perithecien) (rote Ascosporen) Aspergillus niger ceus (K©pfe ocker- Aspergillus flavus-
(s. S .249) (s . S . 247) (K©pfe rund, Farben bis gelb, oryzae (K©pfe gelb
schwßrzlich) Bildung von bis gr•n, Bildung
Aspergillus fumiga- Aspergillus ustus 1
Sklerotien)
(s . S . 224 )
tus (s . S . 220) Aspergillus flavipes 1 von Sklerotien)
(s.S. 247)
Aspergillus versico-
lor
Aspergillus terreus
die in erster Linie auf BIGUET U. Mitarb . in Lille Meist entwickeln sich geschlossene Hauptfrucht-
(1970) zur•ckgehen (vgl . übersichtsreferat von k©rper (Abb . 253) mit einem Ü von 100-175 öm,
SEELIGER U . SüHLER, 1974), haben serodiagnosti- deren Ascosporen purpurrot gefßrbt und durch
sche Methoden in der Gruppierung bzw . Identifi- Öquatorialstreifen (ßhnlich doppelten Saturnrin-
zierung erst neuerdings Eingang in die Routine- gen) gekennzeichnet sind (Abb . 253b) . Charak-
diagnostik einiger Speziallaboratorien gefunden . teristisch sind dickwandige Rundzellen, sog .
„H•llzellen", die um die Perithecien in unre-
gelmßÄig geformter Lage angeordnet sind
Aspergillus nidulans (EIDAM) (Abb . 253a) . Die Bildung von Fruchtk©rpern
WINT. in Rab. Krypt . Fl . 1884 wird durch zuckerreiche Substrate beg•nstigt .
Kulturverhalten
Auf Sabouraud-Glucose-Agar entstehen bei
22ä C schnellwachsende Kolonien mit gr•n-
blauer Fßrbung (Abb . 255, s. Farbtafel 20) ; bei
anderen Arten sind die Farbt©ne r©tlich, brßun-
lich, gelblich oder gelbgr•n ; sie werden durch die
Pigmente der Conidien und der Cleistothecien
verursacht .
Mikroskopisches Bild
Auf langen bis sehr langen Conidiophoren (glatt-
wandig, farblos oder brßunlich) mit einer kuppel-
f©rmigen Vesicula entwickeln sich aus stets ein-
reihigen Phialiden (rund um die Vesikel) runde,
rauhwandige Conidien .
Runde Cleistothecien (Ü ca . 100- 150 öm), gelb
oder r©tlich gefßrbt, entstehen innerhalb von 2-4
Wochen (Abb . 256) . Sie enthalten Asci mit meist
8 Ascosporen . (Auf Abb . 256b sind nur 4 er-
kennbar .) Die Asci sind linsenf©rmig und zeigen
im Mittelteil eine zirkulßre Einbuchtung .
Aspergillus parasiticus
SPEARE 1912
Aspergillus parasiticus geh©rt nach RAPER u . FEN-
Abb . 253 Aspergillus nidulans . a Fruchtk©rper mit NELL (1965) zur Aspergillus-flavus-oryzae-
sich entleerenden Ascosporen, umgeben von H•ll- Gruppe im weiteren, und zur Aspergillus flavus-
zellen . b Reifer Fruchtk©rper mit jeweils 4 r©tli- Serie im engeren Sinne . Die Hauptunterschei-
chen Ascosporen im Ascus ; einzeln liegende Asco- dungsmerkmale gegen Aspergillus flavus sind
sporen lassen die abgegrenzten peripheren Ringe mikromorphologischer Natur : Den Conidiopho-
erkennen . ren entspringen aus stets einreihigen Phialiden
die Conidien in strahlenf©rmiger Anordnung
hat zu Besorgnissen AnlaÄ gegeben : doch erwie- (Abb . 257, S . 251) .
sen sich die Isolate nicht als AflatoXinbildner . Auf Kulturverhalten
jeden Fall ist die Konsultation von einschlßgigen
Die Kolonien wachsen bei 26ä C rasch und errei-
Instituten und die Folgeuntersuchung auf Aflato-
chen in 8-10 Tagen einen Ü von 2,5-4,0 cm . Die
xinproduktion in besonders gelagerten Fßllen un-
Fßrbung ist unterschiedlich von gelb und wachs-
erlßÄlich . gelb bis gelbgr•n, selbst bis dunkelgelbgr•n
(Abb . 258, S . 251) . Die Peripherie ist weiÄ . Die
R•ckseite ist pigmentlos, da die Fßrbung der
Aspergillus glaucus LINK 1809 Oberflßche allein von den Conidien ausgeht .
Die Pilze der Aspergillus glaucus-Gruppe, darun- Mikroskopisches Bild
ter die Arten Aspergillus repens, Aspergillus am- Die wechselnd langen Conidiophoren (bis 1 mm)
stelodami und Aspergillus chevalieri, sind in der mit farbloser Zellwand gehen in eine flaschen-
Natur weltweit verbreitet . Sie leiten die Zerset- f©rmige Vesicula mit dicht angeordneten einrei-
zung vieler organischer Stoffe ein, vor allem sol- higen Phialiden •ber, aus denen runde Coni-
cher mit hohem osmotischem Druck . Dement- dien mit grob-stacheliger Oberflßche entstehen
sprechend variieren die Kulturmerkmale stark in (Abb . 257) .
Abhßngigkeit vom Substrat. 20% Zuckergehalt
f©rdert z . B . bei niedrigem Stickstoffangebot die Anmerkung
Bildung von Hauptfruchtk©rpern . Der Name Eu- Diese Art geh©rt zu den wichtigen Aflatoxinbild-
rotium wurde f•r die perfekte Form eingef•hrt . nern und wßchst nat•rlich auf tropischen Pflan-
25 0 Hyphomyceten als Verunreiniger
Abb . 256 Aspergillus glaucus-Gruppe . a Cleistothecium im Stadium der Entstehung . b, c Reife Cleisto-
thecien . d Asci mit Ascosporen, die ßquatoriale Einkerbungen zeigen .
zen, z . B . auf Zuckerrohr und Erdn•ssen . Der Auf Sabouraud-Glucose-Agar werden sie nach
Name deutet nicht auf eine besondere pathogene- einigen Tagen fester und nehmen langsam eine
tische Beziehung zum Menschen hin . dunkle bis schwarze Verfßrbung an (Abb . 259a
u. b, s . Farbtafel 21) . Die Kulturr•ckseite ist
schwarz . Allmßhlich erhßlt der Thallus eine zßhe,
Aureobasidium pullulans lederßhnliche Konsistenz mit glßnzender, faltiger
(DE BARY) ARNAUD 1918 Oberflßche . Die submers wachsenden peripheren
Hyphen bleiben hell und verleihen durch ihr b•n-
Syn . : Pullularia pullulans (DE BARY) BERK-
delf©rmiges Wachstum dem Kolonierand ein un-
HOUT - Dematium pullulans
regelmßÄiges Aussehen (Abb . 259 c u . Abb . 266,
Perfektes Stadium : Guignardia pullulans s . Farbtafel 21) . Auf 5%igem Schafblutagar
Dieser Pilz lebt saprophytßr im Erdboden und auf wßchst der Pilz in kleinen runden, glßnzenden,
h©heren Pflanzen, vor allem auf deren Fr•chten, weiÄgrauen Kolonien von hefeartiger Konsistenz
wo er den bekannten „RuÄtau" bildet . Man z•ch- ohne Hefegeruch (Abb . 260a) .
tet ihn gelegentlich in Sputumproben und aus an-
derem, schon normalerweise keimhaltigen Unter- Mikroskopisches Bild
suchungsmaterial . Zwei Mycelformen sind erkennbar . Wßhrend die
jungen, geschmeidiger. Fßden direkt an der Zell-
Kulturverhalten wand birnenf©rmige Conidien (3-5 x 9-13 öm)
Die mßÄig schnell wachsenden Kolonien sind zu- bilden, formt das ßltere Mycel, das aus zahlreichen
nßchst schleimig-past©s, cremefarben bis rosa . dickwandigen, dunkel pigmentierten, fast recht-
Aureobasidium pullulans 251
eckigen Zellen besteht, kurze •Keimschlüuche", hefeartige Wachstum auf 5 %igem Schafblutagar .
die mehrere Conidien gleichzeitig entlassen Die Kolonien bestehen aus lünglich-ovalen
(Abb . 261) . Sproäzellen, die sich in der Regel durch bipolare
Da diese Vermehrungsform den Eindruck einer Sprossung vermehren (Abb . 260), so daä man mit
Sprossung vermittelt, ist es nicht erstaunlich, daä einiger ©bung schon aus dem mikroskopischen
die Einordnung ursprßnglich bei den Sproäpilzen Bild (eine dickbauchige Zigarre mit je einer End-
erfolgte . Dieser Eindruck wird verstürkt durch das knospe) diagnostische Hinweise erhült .
Kulturverhalten
Bei 20 ö C entwickelt sich langsam ein samtühnli-
cher, dichter Thallus, dessen mittlerer Teil auf
ebenem Substrat hutühnlich hochgeschoben wird .
Auf faltigem Terrain (Frßchten) legt sich der Pilz
wie ein grßnes Samttuch fest ßber jede Uneben-
heit . Die anfangs hellgraue Fürbung wird bald
graugrßn bis olivgrßn mit schmalem, hellem
Saum . Die Kolonierßckseite ist dunkelgrßn bis
schwarzgrßn .
Auf dem Pilzrasen entstehen mit zunehmendem
Alter dunkel gefürbte, feste Hyphenverbünde
(Abb . 262b) als rundliche Sklerotien, die makro-
skopisch leicht erkennbar sind (Abb . 262c) und
als Dauerformen fungieren .
Mikroskopisches Bild
Die aufrechten, krüftig gebauten, septierten Co-
nidienstünder von 11-20 Öm Ä sind im unteren
Teil dunkel gefürbt, im oberen Drittel werden sie
farblos. Die lockeren •KÜpfchen" bestehen aus
kurzen baumühnlichen Verüstelungen, an denen
die Conidien einzeln auf winzigen Stielchen inse-
riert sind (Abb . 263, S . 254) . Ihre GrÜäe betrügt
6-9 x 8-12 Öm . Da sie in groäer Menge gebildet
werden, stellen sie die wichtigste Vermehrungs-
Abb . 261 Aureobasidium pullulans . a Conidien- form dar .
bildung bei jungem, dßnnwandigen und ülterem,
dickwandigen Mycel (Camera lucida) . b-e Mikro- Systematik
skopische Bilder der Mycelphase . Conidien-(imperfektes) Stadium : Botrytis cinerea
PERSOON ex FR .
Anmerkung Ascogenes (perfektes) Stadium : Sclerotinia fucke-
liana (DE BARY) FUCK
Aureobasidium pullulans ist fßr den Menschen in-
sofern vÜllig apathogen, als ihm jegliches Inva-
sionsvermÜgen fehlt . Gleichwohl vermag die Ein- Anmerkung
atmung der Pilzelemente (eventuell auch Koloni- Wührend die Bedeutung von Botrytis cinerea-
sierung im Bronchialschleimhautbereich) die Er- Sporen als Inhalationsallergen seit lüngerem be-
scheinung einer exogenen, allergischen Alveolitis kannt ist, wurden jßngst die Stoffwechselprodukte
aufgrund einer erworbenen ©berempfindlichkeit dieses Pilzes im Weinessig als auslÜsende Fakto-
gegen organische Pilzbestandteile zu bewirken . ren einer Allergie aufgedeckt .
Chaetomium - Chrysosporium 253
Abb . 262 Botrytis (sp .) . a Reife Beeren einer Rieslingtraube mit Botrytisbefall . b, c Kulturen von Botrytis
nach 8 Tagen (b) und 14 Tagen (c) auf Sabouraud-Glucose-Agar . Beachte die dunkel gefürbten, rundlichen
Sklerotien auf den ülteren Thalli (c) .
Chrysosporium pannorum (LINK) Der Thallus kann glatt oder ausgeprügt faltig, fast
HUGHES 1958 cerebriform sein . Die Oberflüche ist von teils
pudrigem, teils flockigem Luftmycel ßberzogen
Syn . : Aleurisma carnis (ROOKS et HANSF.) (Abb . 266, s . Farbtafel 21) . Die Mehrzahl der
BISBY 1944 - Aleurisma guilliermondii GRI- Stümme erscheint weiä-grau, wird dann creme-
GORAKIS 1927 farben mit gelber Rßckseite und zeigt gelegentlich
Als Typspecies wird Chrysosporium pannorum Pigmentdiffusion in den Nührboden .
dargestellt, eine Art, die als Saprophyt in Labora- Gelegentlich werden aber auch rosa, violette und
toriumskulturen gelegentlich zu finden ist . braune Farbnuancierungen beobachtet .
Abb . 267 Chrysosporium (sp .) . a Einzellige Aleuriosporen mit breiter Basis an den Hyphenspitzen oder la-
teral inseriert (schematisch) . b Typische Conidiophore im mikroskopischen Kulturprüparat auf Sabou-
raud-Glucose-Agar (Chrysosporium carnis) . c Aleuriosporen mit rauher Zellwand bei einem als Glenospora
lanuginosa bezeichneten Stamm .
Ihre GrÜäe betrügt 2-4 x 2-5, meistens 2 x 3 schwarze Kulturunterseite (Abb . 268, s . Farbtafel
Öm. 22) . Pigment wird in das Medium nicht abgege-
ben .
Anmerkung
Chrysosporium keratinophilum, ebenfalls sapro- Mikroskopisches Bild
phytür in Dermatophytenkulturen, vermag in vi- Mit zunehmendem Alter werden die anfangs hya-
tro mit keilfÜrmigen Penetrationsorganen in das linen Hyphen aufgrund von Pigmenteinlagerung
Haar einzudringen . Diese Art zeichnet sich durch in der Zellwand zunehmend dunkler (olivgrßn bis
groäe Aleuriosporen aus (7-8 x 10-12 Öm) . dunkelbraun) .
Innerhalb der Gattung Cladosporium entwickeln
sich zwei verschiedene Formen von Conidiopho-
Cladosporum herbarum (PERSOON) ren : Die sog . Cladosporiumform - vgl . S . 90 -
LINK ex FRIES 1816 (Abb . 269) zeichnet sich durch Vorhandensein,
die sog . Hormodendrumform durch Fehlen einer
Dieser Pilz ist primür ein Parasit des Getreides, Verlüngerung des Conidiophors nach Entwick-
der wührend der Sommermonate ausgestreut
lung der ersten Serie von Conidienketten aus .
wird . Man findet ihn auch reichlich in Waldhumus,
Die Conidien der Hormodendrumform werden
also auf abgestorbenem organischen Material . folgendermaäen gebildet : Der junge Conidiophor
Wegen seiner Anspruchslosigkeit ist er weit ver- schnßrt terminal eine kleine, zunüchst rundliche,
breitet . Seine Conidien sind zahlreich und wurden spüter ovale Papille ab, die bereits die erste Coni-
in HÜhen bis 9000 m nachgewiesen . Auch in bo-
die darstellt . Auf dieselbe Weise wird daneben
dennahen Schichten ist er hüufiger als andere Sa-
eine zweite Conidie gebildet . Ausgehend von die-
prophyten wie Fusarium oder Botrytis . Er wird im sen zwei Basalconidien (sog . •Sterigmata") wer-
folgenden als Typspecies der Gattung kurz be-
den durch Knospung Conidienketten gebildet .
sprochen . Die Ketten bestehen aus 2-4 bzw . 5-7 Gliedern,
Kulturverhalten wobei ConidienkÜpfe (18-85 Öm Ä) mit bis zu
Müäig schnell entwickeln sich dichte, samtartige 100 Conidien entstehen .
Kolonien, die oft zu einem Rasen konfluieren, an- wC1WelraidtonspAum Gatng
fangs gelbgrßn, spüter olivgrßn bis schwarzgrßn . wegen ihrer Bedeutung als Krankheitserreger des
Ein sehr gutes Erkennungsmerkmal ist die Menschen auf S . 159 u. 194 beschrieben .
Epicoccum 2 57
Der büumchenartige Conidiophor trügt bei Cla- Die hier besprochene Art ist nicht pathogen ; doch
dosporium herbarum 2-3 verzweigte Ketten von gibt es menschenpathogene Cladosporiumarten,
runden bis ovalen Sporen, deren Zellwand mehr die auf S . 159 und S . 194 besprochen werden . Ob
oder weniger warzig und deren GrÜäe variabel ist Cladosporiumarten auch als Inhalationsallergene
(Abb . 269) . Bedeutung haben, bedarf weiterer Untersuchun-
gen .
Anmerkung
Nach VON ARX ist das perfekte (ascogene) Stadium
Die Differentialdiagnose der zahlreichen Clado- von Cladosporium herbarum die Art Mycosphae-
sporiumarten, die auch auf Mauerputz von Kel- rella tassiana .
lern und GewÜlben vegetieren und selbst Benzin-
vorrüte befallen kÜnnen, ist in einer Monographie
von DE VRIES (1952) abgehandelt . GATTUNG Curvularia BOEDJIN 1933
Pilze dieser Gattung, die vielfach auch als Helmin-
thosporiumarten (s . S . 261) angesehen wurden,
sind in der Regel Erdbewohner und Saprophyten .
Gelegentlich vermÜgen sie sich aber nach Verlet-
zungen in der Subcutis des Menschen zu etablie-
ren und wurden- in seltenen Füllen - als Ursache
von Eumycetom (s . S . 176 u . 182) angesehen .
Kulturverhalten
Die Kulturen (20-30ö C) zeigen einen sich
rasch ausbreitenden anfünglich farblosen, dann
schwarz-braun pigmentierten Thallus. Seine Ober-
flüche ist - je nach der Art - flauschig oder samtar-
tig, die Rßckseite olivgrßn bis dunkelbraun .
Mikroskopisches Bild
Auf aufrecht stehenden, septierten, nicht ver-
zweigten Conidiophoren entstehen terminal oder
seitlich zylindrische, ellipsoide oder kommafÜr-
mige, septierte Conidien mit 3-4 Kammern und
olivgrßner oder brauner Fürbung (Abb . 270,
S .258) .
Anmerkung
Mit Hinblick auf die vorliegenden VerÜffentli-
chungen und die MÜglichkeit einer Pathogenitüt
sollte man diese Pilze bei eventuellem Nachweis
im Untersuchungsmaterial nicht ohne weiters als
Saprophyten ansehen, sondern ihre Rolle als gele-
gentliche Krankheitserreger im Auge behalten .
Mikroskopisches Bild
Schwerpunkt der vegetativen
Vermehrung sind Sporodochien,
bestehend aus polsterfÜrmigen,
halbrunden bis runden Stromata,
die am Mycel gebildet werden
und die eine GrÜäe bis zu 200 Öm
erreichen .
Aus ihnen erheben sich unsep-
tierte oder ein- bis zweifach sep-
tierte Conidientrüger, die termi-
nal je eine Conidie bilden . Reife
Sporen sind braun, olivfarben
oder schwarz, unregelmüäig sep-
tiert (bis zu 15 Zellen), rund,
rundlich oder birnenfÜrmig mit
rauher Auäenwand (Abb . 272
S . 260) . Ihre GrÜäe betrügt 6-54
reich ; aber auch im menschlichen Wohnbereich x 7-65 Öm . Die Sporen keimen mit mehreren
sind sie vorhanden . Auf abgestorbenen Pflanzen- Keimschlüuchen zugleich aus .
teilen bilden sie typische kleine, dunkle •Pusteln" .
GATTUNG Fusarium LINK 1809 ex
Epicoccum nigrum LINK 1815 FRIES (1832)
Die Formgattung Fusarium ist heterogen und
Syn . : Epicoccum purpurascens EHRENB . ex
schlieät - ungeachtet ihrer zum Teil noch unbe-
SCHLECHT
kannten verwandtschaftlichen Beziehungen -
Diese Art wurde als Saprophyt aus Sputum und eine Gruppe von Pilzen mit sichelfÜrmigen Coni-
von der Haut ebenso wie von feucht gelagertem dien ein . Ein modernes System der Klassifizierung
Papier oder Textilien isoliert . wurde 1974 von JOFFE prüsentiert . Man findet in
dieser groäen Gattung neben zahlreichen imper-
Kulturverhalten fekten Species auch perfekte Formen wie :
Wie fast alle Saprophyten wüchst Epicoccum ni- Fusarium moniliforme SHELD .
grum besonders gut auf Czapek-Dox-Agar (Vor- Perfektes Stadium : Gibberella fujikuroi (SAW .)
schrift 11, s . S . 37), aber auch auf Sabouraud-Glu- WR .
cose-Nührboden entwickelt sich rasch ein locke- Fusarium javanicum KDS .
res, flaumiges Mycel, dessen Fürbung von rosa Perfektes Stadium : Hypomyces ipomoeae
ßber rot, purpur, gelb oder olivgrßn bis braun vari- (HALST .) WR .
Fusarium 259
Die Taxonomie der Fusarien ist - wegen ihrer groäen Fusarium sporotrichoides, Fusarium poae und Fusarium
Variabilitüt - nicht einheitlich . Da diese Pilze weltweit lateritium, Parasiten von Hirse und Gerste, zeichnen sich
verbreitet und von erheblicher wirtschaftlicher Bedeu- durch eine besondere Kültetoleranz aus (Sibirien, Finn-
tung sind, wurden unterschiedliche Einteilungsmodelle land) . Das Wintergetreide wird wührend der kalten Jah-
entwickelt . Eine Klassifizierung, die sich vielleicht inter- reszeit befallen ; die Toxinproduktion beginnt im Frßh-
national durchsetzen kann, wird in den USA erprobt . jahr bei hÜheren Temperaturen .
Interessenten fßr diese Pilzgruppe (insbesondere fßr Der Genuä von 1,5 kg verschimmeltem Getreide - das
ihre toxinbildenden Stümme) sollten sich unbedingt Toxin wird durch hohe Temperaturen beim Backvor-
Vergleichsstümme von namhaften Pilzsammlungen be- gang nicht zerstÜrt - wührend 6 Wochen bewirkt schwer-
schaffen .
Zahlreiche Fusarien haben sich auf Kulturpflan-
zen (Baumwolle, Feigen, Flachs, Melonen, Erb-
sen, vor allem aber auf Getreidearten) speziali-
siert und sind aus diesem Grund gefßrchtete phy-
topathogene Erreger . So zapfen einige das Gefüä-
system der Wirtspflanzen an und verursachen so
die •Welkekrankheit" und groäe wirtschaftliche
Schüden .
Fusarium oxysporum, Fusarium sambucinum, Fusarium
avenaceum, Fusarium moniliforme und Fusarium
javanicum sind Antibioticabildner mit Wirkstoffen, die
gegen Mycobacterium tuberculosis, Staphylococcus au-
reus, Escherichia coli, Bacillus subtilis und andere Arten
aktiv sind . Ihre Bedeutung ist aber nicht groä .
ste Erkrankungen des Darmtraktes, der Leber und der Mikroskopisches Bild
Nieren neben Leukopenie und Agranulocytose . Das lockere Flechtwerk von septiertem Mycel
Weitere Toxine (u . a . das wegen „strogen-ühnlicher verdichtet sich stellenweise zu sogenannten Spo-
Wirkung gefßrchtete Zearalenon) entstehen aus : Fusa- rodochien, welche die sporenbildenden Zellen
rium tricinctum, Fusarium culmorum, Fusarium monili-
hervorbringen . Aus ihnen entstehen lange, zwei-
forme und Fusarium roseum (insbesondere auf Mais) .
bis sechszellige, sichel- oder kanuühnliche, relativ
Aus Fusarium nivale wird ein cytotoxischer Metabolit
isoliert . Fusarien sind bisweilen in Trinkwasserleitungen dßnnwandige Conidien mit typischer Krßmmung
zu finden . und einer •Fuäzelle" (Abb . 274) .
Ihre GrÜäe variiert betrüchtlich : in der Breite zwi-
Fusarium oxysporum SCHLECHT schen 2,2 und 4,6 Öm, in der Lünge zwischen 5,0
1824 und 43 Öm .
Einzellige Mikroconidien werden ebenfalls gebil-
Dieser Pilz ist im Herbst gelegentlich als Sapro- det ; je nach Nührstoffangebot ßberwiegt die eine
phyt auch in Dermatophytenkulturen zu finden . oder andere Conidienform .
Beide Conidienformen kÜnnen auch einzeln frei
Kulturverhalten am Mycel entstehen .
Die ziemlich schnell wachsenden Kolonien Die ovalen Mikroconidien - in einer gallertigen
(45 mm Ä nach 5 Tagen bei 24ö C) sind zunüchst Masse zu kÜpfchenühnlichen Gebilden miteinan-
weiä und von lockerem, spinnwebühnlichem der verklebt - fßhren leicht zu Verwechslungen
Luftmycel ßberzogen . Bald entwickelt sich, vom mit Cephalosporium (s . S . 227) . Das ist insbeson-
Zentrum ausgehend, ein zartrosa bis karminvio- dere bei Fusarium solani der Fall . - Die Erken-
lettes Pigment . (Die violette Farbkomponente ist nung, daä es sich um eine Fusarium- und nicht um
typisch!) Radiürfaltung ist angedeutet . Der Kolo- eine Cephalosporiumart handelt, wird durch
nierand bleibt heller ; die Rßckseite ist hellrot bis Zßchtung auf Hafermehlagar erleichtert, da sich
krüftig rot (vgl . Abb . 273, s . Farbtafel 22, von ei- dann eher gekrßmmte bis sichelfÜrmige, ein- bis
ner nicht identifizierten Fusariumart) . mehrzellige Makroconidien bilden .
GATTUNG Helminthosporium LINK lockerer, heller Rand bleibt erhalten (Abb . 275 , s .
Farbtafel 23) .
ex FRIES (1832)
Die Gattung Helminthosporium ist weit verbrei- Mikroskopisches Bild
tet ; Helminthosporium ist ein Sommersaprophyt, Lüngliche, mehrkammerige Conidien werden auf
dessen nat•rlicher Lebensraum verschiedene einem nicht verzweigten Conidienstünder dicht
Grüser umfaät . hintereinander abgeschn•rt, so daä sie wie Ba-
nanenstünder erscheinen kßnnen . Mycel, Coni-
Kulturverhalten
Zunüchst entwickelt sich wolliges, graues Mycel,
das mit zunehmendem Alter im Zentrum zu einem
flachen, kurzen, schwarzen Rasen einsinkt . Ein
Abb . 274 Fusarium (sp .) (vgl . S . 260) . a Conidien Abb . 276 Helminthosporium (sp .) . a Dickwandige,
(gekammerte Sichelzellen) (schematisch) . b, c Mi- mehrkammerige Conidien auf einfachen, nicht ver-
kroskopische Prüparate von Conidien bzw . Coni- zweigten Conidiophoren (Camera lucida) . b Nativ-
diophor nach Wachstum auf Sabouraud-Glucose- prüparat von junger Kultur . c Nativprüparat einer
Agar. reifen Kultur .
262 Hyphomyceten als Verunreiniger
Kulturverhalten
Der Thallus entwickelt sich rasch, so daä in weni-
gen Tagen der Raum einer Kulturschale ausgef•llt
ist . Zunüchst grau-weiä, verfürbt er sich bald
lachs- bis rosarot (Abb . 278 , s . Farbtafel 18) ana-
log zu Neurospora crassa (Abb . 279) .
Mikroskopisches Bild
Von den reich septierten, kriechenden Lufthy-
phen erheben sich kurze Conidientrüger, auf de-
nen kettenfßrmig (mitunter verzweigt) die einzel-
nen Conidien angeordnet sind, die durch einen
kleinen ©Tunnel" miteinander in Verbindung
bleiben .
Sie verleihen dem Thallus vorwiegend die Für-
bung . Ihre Lünge betrügt 5-14 öm (Abb . 280,
S .263) .
Anmerkung
Dieser Pilz dient wegen seiner klaren genetischen Kon-
stitution vielfach zu cytologischen Studien . Neurospora
Abb . 277 Hemispora stellata . a Kultur auf Sabou- sitophila (die perfekte Form) ist nicht nur besonders ge-
raud-Glucose-Agar in nat•rlicher Grßäe nach 14 eignet f•r genetische Untersuchungen (sog . ©Haploid-
Tagen bei 26Ü C . b Mycel und Conidienketten (Ca- genetik"), sondern auch f•r biochemische Studien, wel-
mera lucida) . c Nativprüparat nach 14 Tagen bei che die Rolle der Gene f•r die Enzymregulierung auf-
26Ü C . d Conidienketten in starker Vergrßäerung . decken .
Paecilomyces variotii 2 63
Systematik
Conidien-(imperfektes) Stadium : Monilia sito-
Abb . 279 Neurospora crassa . Kultur nach 4 Tagen
phila (MONT .) SACCARDO 1882
bei 22Ü C auf Sabouraud-Glucose-Agar . Ascogenes (perfektes) Stadium : Neurospora sito-
phila SHEAR et DODGE 1927 .
Mikroskopisches Bild
Material sollte von der Randzone der Kulturen
entnommen werden, um intakte Conidiophore zu
erhalten . Diese sind zahlreich und unregelmüäig
verzweigt, oft bis 325 öm lang . Ovale, glattwandi-
ge, einzellige Conidien (2,5-4 x 4,5-6 öm) ste-
hen kettenfßrmig auf langen, flaschenühnlichen
Phialiden (Abb . 284) .
Anmerkung
Diese Art und ihre Verwandten sind typische
Erdbewohner und wachsen in der Regel nur bei
Temperaturen unter 30Ü C . Auch als sekundüre
Infektionserreger, z . B . bei Risikopatienten, so-
wie als Inhalationsallergen spielen sie kaum eine
besondere Rolle, obwohl sie gelegentlich als sol-
che diskutiert wurden .
GATTUNG Penicillium LINK 1809 Abb . 284 Paecilomyces variotii . a Mycel mit Coni-
ex FRIES (1832) dienstündern . b Conidiophor mit langen, flaschen-
ühnlichen Phialiden und ovalen Conidien (Camera
Die Penicillien (©Pinselschimmel" wegen ihres lucida) . c Kulturpürparat (gefürbt mit Lactophe-
pinselfßrmigen Conidiophors) sind in der Natur nol-Baumwollblau) von Conidiophor mit Ketten aus
und in der unmittelbaren Umgebung des Men- ovalen Conidien .
Penicillium 265
Art zur anderen : doch sind blaue, gr•ne und gelbe nach Pitt (1979) zum Schutz des Zellkerns gegen•ber
Farben vorherrschend . Dabei bleibt oft ein weiäer ultraviolettem Licht . Im Zustand der Reife lßsen sich die
Rand um die farbige Kolonie erhalten . Hüufig, Sporen aus dem kettenfßrmigen Verband, um an ande-
rer Stelle neu auszukeimen .
aber nicht regelmüäig, ist das Vorhandensein von Aus dem Bauplan des Conidiophors ergibt sich eine
heller gefürbten Mycelflocken auf dem samtühnli- Vielzahl von sporenbildenden Elementen, so daä die
chen oder rasenfßrmigen Thallus . Zahl der Conidien entsprechend groä ist .
Die Bildung von Guttationstropfen, in denen Bei den verschiedenen Arten variieren die Bestandteile
meist Farbstoffe gelßst sind, ist nicht selten des Conidiophors in der Anzahl und Anordnung, einige
(Abb . 285, s . Farbtafel 23) . kßnnen fehlen .
Diese Daten werden am besten den Originaltabel- teils flockige Auflagerungen aus Mycelkonglome-
len des Werkes entnommen . raten . Ein weiäer Rand von 1-2 mm Breite um-
gibt die Kolonien .
Bedeutung von Penicilliumarten in verschiedenen Wührend die Schicht steriler Hyphen gelblich
Lebensbereichen des Menschen bleibt, wechselt das Farbenspiel der fruktifizie-
In der Phytopathologie spielen einige Species eine renden Hyphen von gelbgr•n nach blaugr•n in
bedeutende Rolle ; in der Humanpathologie findet verschiedenen Schattierungen . Die R•ckseite
man Penicilliumarten bestenfalls als Sekundürbe- bleibt farblos bis gelb . Zitronengelbe Guttations-
siedler auf vorgeschüdigtem Terrain . Primür grei- tropfen bilden sich allmühlich und liegen zerstreut
fen sie weder die Haut noch innere Organe an, da auf dem Thallus (Abb . 285 , s . Farbtafel 23) .
ihnen invasive Eigenschaften fehlen .
Ihre Rolle als auslßsender Faktor von bestimmten Mikroskopisches Bild
Formen des Bronchialasthmas wird in der Mono- Der Conidiophor (150-350 öm) verzweigt sich in
graphie von P . J . VAN DER WERFF (1958) gew•r- 2 Rami, die je 2-5 Metulae (2-3 x 10-20 öm)
digt. tragen . Auf ihnen sitzen in b•schelfßrmiger An-
Wirtschaftliche Bedeutung haben einige Penicil- ordnung die Sterigmen (2-2,5 x 4-6 öm) . Diese
liumarten (Penicillium roquefortii und Penicillium tragen die elliptischen, glattwandigen, gelbgr•nen
camembertii) bei der Küsezubereitung . Sie sind Conidien (2,8-3,5 x 3-4 öm) in parallel verlau-
mit der Fühigkeit zu reger Enzymtütigkeit beim fenden Ketten (Abb . 287f) .
Eiweiäabbau der Milch ausgestattet .
Phytopathologisch bedeutsam sind zahlreiche Anmerkung
Species, die auf Bl•ten, Blüttern und Fr•chten von Die Bedeutung dieser Art liegt - wie bereits er-
Obstgewüchsen leben . Sie beeintrüchtigen das wühnt - in der Fühigkeit zur Bildung von Penicil-
Wachstum der Pflanzen und verursachen durch lin . Die biogene Leistung einzelner Stümme
Zuckerentzug Qualitütsminderung der Fr•chte wurde durch Selektion von Mutanten erheblich
bis zum Ausfall ganzer Ernten. gesteigert .
Die Vorliebe dieser Gruppe f•r zuckerreiches Nicht weniger wichtig ist ein vor zwei Jahrzehnten
Substrat ist im tüglichen Leben zu beobachten . bekannt gewordenes Antibioticum, dessen Wirk-
Nicht verschlossene Obstsüfte, Marmelade usw . samkeit gegen humanpathogene Pilze die Thera-
werden oft sofort besiedelt und mit einer dichten pie in der Dermatologie grundlegend beeinfluät
blauen, gr•nen oder gelben Myceldecke •berzo- hat : das Griseofulvin.
gen .
Ein relativ junger Zweig der Mykologie, die My- Griseofulvinbildung
kotoxinforschung, war in den letzten 20 Jahren Da diese Substanz fast alle Dermatophyten im
bem•ht, sich eingehender mit der Gattung Peni- Wachstum hemmt, fand sie Eingang in die Thera-
cillium zu befassen, weil einige Arten als Toxin- pie der Dermatomykosen, aus der sie heute nicht
bildner auf Lebensmitteln und Fr•chten erkannt mehr wegzudenken ist . Wegen ihrer groäen Be-
wurden . Diese Arten erfordern eine sehr genaue deutung f•r die Dermatologie folgen einige ein-
Differenzierung (vgl . Tab . 1, S . 10) . schlügige Daten .
Eine besondere Bedeutung erlangte in den letzten
Jahrzehnten jene Penicilliumgruppe, die sich OXFORD, RAISTRICK u.193SIMONARTisolertnmJah
die antibiotische Substanz Griseofulvin aus Penicillium
durch ihre Fühigkeit zur Bildung von Antibiotica
griseofulvum DIERCKX (Syn . : Penicillium urticae BAI-
auszeichnet, allen voran Penicillium notatum mit
NIER) (Abb . 287 a, b, S . 267) .
dem Metabolit Penicillin . Auch Penicillium chry- BRIAN, CURTIs u. HEMMING fanden 1946 in Stümmen von
sogenum ist als guter Penicillinbildner bekannt . Penicillium janczewski ZALESKI (Syn. : Penicillium nigri-
cans BAINIER) (Abb . 287c) eine identische Substanz .
Penicillium chrysogenum THOM BRIAN u . Mitarb . untersuchten 1951 die biogenen Eigen-
schaften, vor allem den Einfluä auf phytopathogene
1910 Pilze.
Kulturverhalten AYTON stellte 1956 den wachstumshemmenden Einfluä
des Griseofulvins auf junge Hyphen anderer (auch hu-
Der rasch wachsende Thallus (in 10 Tagen 50 mm manpathogener) Pilze fest .
Kolonie-Ä) lüät immer Radiürfaltung erkennen . Es ist das Verdienst von GENTLES, das Griseofulvin
Auf der samtühnlichen Oberflüche bilden sich mit erstmalig im Tierversuch (Meerschweinchen) eingesetzt
zunehmendem Alter mehr oder weniger feste, und seine Wirksamkeit in vivo gepr•ft zu haben .
Penicillium chrysogenum 267
RIEHL U. Mitarb. f•hrten 1958 die erste klinische Pr•- „ber die klinische Bedeutung, Methoden der
fung bei Patienten durch. Applikation und toxikologische Daten des Gri-
Griseofulvin ist - rein dargestellt - ein weiäes, geruch- seofulvins wird auf GÖTZ (1962) verwiesen .
freies Pulver aus rhomboiden Kristallen . Der Schmelz-
punkt liegt bei 220 Ü C . In Wasser ist es nahezu unlßslich, Menschenpathogenitüt von Penicilliumarten
dagegen lßslich in Dimethylformamid, das sich zu Ver-
suchszwecken in vitro besonders gut eignet, weil Derma- F•r den Menschen sind Penicilliumarten als
tophyten durch dieses Lßsungsmittel unbeeinfluät blei- Krankheitserreger praktisch ohne Belang, wenn-
ben . gleich gelegentlich der Nachweis im Sputum, auch
Wegen der Hitzebestündigkeit kann es als Testsubstanz im Lungengewebe unter Umstünden gef•hrt wur-
(oder Pr•fsubstanz) vor dem Autoklavieren dem Nühr- de, die zumindest mit der Annahme einer sekun-
substrat zugesetzt werden . düren Erregernatur vereinbar sind . Gesichert ist
Unter der Einwirkung des Griseofulvins wüchst lediglich die Rolle von Pinselschimmelsporen als
das Mycel mehr oder weniger gewunden (locken- Inhalationsallergen und Ursache einer allergi-
ühnlich) ; aber es stirbt in der f•r die Therapie er- schen Alveolitis, die bei Personen im Schweizer
forderlichen Dosis nicht ab . Küsereigewerbe unter dem Namen ©cheese wash-
„bertrügt man dieses geschüdigte Mycel auf gri- er's disease" (Küsewüscherkrankheit) bekannt
seofulvinfreien Nührboden, so wachsen die Hy- wurde und zu den entschüdigungspflichtigen
phen normal weiter . Erst hßhere Konzentratio- Berufskrankheiten zu zühlen ist, auch wenn sie in
nen, die aber auäerhalb des zulüssigen Anwen- der 7 . Berufskrankheitenverordnung vom 20 . 6 .
dungsbereiches in vivo liegen, wirken toxisch auf 1968, BGB I, S . 721, noch nicht aufgef•hrt ist, da
die Pilzzellen . sie in der Bundesrepublik Deutschland - im Ge-
268 Hyphomyceten als Verunreiniger
Kulturverhalten
Die Kolonien von Syncephalastrum racemosum
sind zunüchst weiä, werden aber bald grau ; die
R•ckseite bleibt hell . Der watteühnliche, lockere
Thallus wird bis zu 15 mm hoch . In 6 Tagen ist
eine Kulturschale mit Sabouraud-Glucose-Nühr-
boden bei Zimmertemperatur vollstündig be-
wachsen (Abb . 291, S . 270) .
Mikroskopisches Bild
Die vegetativen Hyphen ( Ä 4-8 öm), zunüchst
ohne, spüter mit unregelmüäiger Septierung,
bringen die krüftigen Conidiophore (10-20 öm)
hervor . Diese schwellen terminal zu einer Colu-
mella an, die ringsum mit langen, zylindrischen
Schlüuchen besetzt ist, deren mehrkerniger Inhalt
in einzelne Sporangiosporen aufgeteilt wird
(Sporangiolen) .
Im Gegensatz zu den Aspergillen werden hier die
Sporen nicht von Phialiden gebildet.
Mit dem Zerfall der Schlüuche werden die runden
Sporen (2,5-5 öm) frei . Die Grßäe der dunkel-
grauen bis braunen Sporenkßpfchen betrügt
40-150 öm im Ä (Abb . 292, S . 271 ) .
Anmerkung
Abb . 290 Sepedonium (Thielavia) (sp) . a Sche-
mazeichnung des Bauplans . b Chlamydosporen mit F•r Mensch und Tier ist diese Art als Erreger ohne
Protuberanzen im Kulturprüparat . Bedeutung .
270 Hyphomyceten als Verunreiniger
Abb . 294 Trichoderma koningii. a Einzellige ovale Abb. 298 Verticillium (sp .) - Conidiophor mit Co-
Conidien in kugel- oder kßpfchenfßrmiger Anord- nidien (schematisch) .
nung auf kurzen Conidiophoren (Camera lucida) .
b Nativprüparat eines Trichodermaisolats aus Labor-
verunreinigung .
Abb . 35 Cryptococcus neoformans . 2 Wochen alte Abb . 42 Pityrosporum ovale . Intensive Braunfär-
Kultur auf Leinsamenagar . (Semen lini von Linum bung der Kolonien nach 8 Wochen auf Ülbeschichte-
usitatissimum ergibt eine besonders gute Pigment- tem Sabouraud-Glucose-Agar.
bildung .)
Abb . 83 Microsporum persicolor. a Oberseite der Kultur auf Sabouraud-Glucose-Agar mit typischer Ver-
färbung nach 21 Tagen . b Rückseite der Kultur zum gleichen Zeitpunkt . Die Ockerfarbe ist charakteristisch
für den Sabouraud-Agar mit Glucosezusatz .
Farbtafel 7 289
Abb . 92 Piedraia hortai auf Sabouraud-Glucose- Abb . 95 Trichophyton ajelloi. Kolonie nach 7 Ta-
Agar nach 3 Wochen Bebrütung . gen bei 26©C auf Sabouraud-Glucose-Agar .
Abb . 102 Trichophyton gallinae . a Kultur nach 9 Tagen auf Sabouraud-Glucose-Agar mit typischer Fal-
tenbildung und Diffusion von rosafarbenem Pigment in den Nährboden . b Kultur nach 16 Tagen auf Sabou-
raud-Glucose-Agar. Pigment- und Faltenbildung jetzt besonders charakteristisch .
290 Farbtafel 8
Abb . 109 Trichophyton megninii . Kolonie nach Abb . 113 Trichophyton mentagrophytes . Rück-
25 Tagen auf Sabouraud-Glucose-Agar. seite der Kultur auf Sabouraud-Glucose-Agar nach
21 Tagen .
Abb . 127 Trichophyton rubrum - Abhängigkeit der Pigmentbildung und des Wachstums von Substrat und
pH . a Serumagar nach STAIB, pH 5 : Gelbfärbung . b Serumagar nach STAIB, pH 7,2 : Rotfärbung . c Kar-
toffelagar, pH 7,2 : starke Rotfärbung .
Abb . 129 Trichophyton rubrum (Kulturform 1) . a Oberseite und b Unterseite einer Kultur nach 28 Tagen
auf Sabouraud-Glucose-Agar . Beachte die deutliche Radiärfaltung mit dunkelrotem Saum und die braun-
bis weinrote Rückseite .
292 Farbtafel 1 0
Abb . 130 Trichophyton rubrum, a Kulturform 2 : Variante mit cerebriformer, rot gefärbter Mitte, umgeben
von einem weißen , pudrigen, flach wachsenden Thallus, nach 28 Tagen bei 26©C auf Sabouraud-Glucose-
Agar . b Kulturform 3 : gelb wachsende Variante mit ockerfarbigem Kolonierand, nach 28 Tagen bei 26©n
auf Sabouraud-Glucose-Agar . c Kulturform 4 : Variante mit melanoidem Pigment, Ndäahsrboenu-
kelbraun verfärbt, nach 21 Tagen bei 26©C auf Sabouraud-Glucose-Agar . d Kulturform 5 : zuckerhutähnlich
scbtear,ighnmukwKÜolSRdPvinOebmarchf
längerem Aufenthalt in Zentralafrika . Kolonie nach 28 Tagen bei 26©C auf Sabouraud-Glucose-Agar .
Farbtafel 1 1 293
Abb . 180 Kolonien von Madurella mycetomi (a) und Petriellidium boydii (b) nach 14 Tagen bei 26äC auf
Sabouraud-Glucose-Agar .
Farbtafel 1 5 297
Abb . 217 Aspergillus fumigatus . a Kolonie nach 10 Tagen auf Sabouraud-Glucose-Agar bei 26äC . b Un-
terschiedliche Kolonieförbung in Abhöngigkeit von der Temperatur : braungrau bei 37äC, dunkelgrün bei
26äC . c Kolonie eines anderen Stammes nach 14 Tagen auf Sabouraud-Glucose-Agar . d Wei©es Küm-
merwachstum bei Primörkultur aus operativ gewonnenem Material nach 12 Tagen bei 26äC auf Sabou-
raud-Glucose-Agar .
300 Farbtafel 1 8
. b Kolonie eines
Abb . 251 Aspergillus nidulans . a Kolonie auf Sabouraud-Glucose-Agar nach 21 Tagen
anderen Stammes nach 21 Tagen auf Sabouraud-Glucose-Agar .
Abb . 254 Aspergillus flavus . Kolonie nach 10 Ta- Abb . 255 Aspergillus glaucus-Gruppe . Kolonie-
gen auf Sabouraud-Glucose-Agar . Zentraler Teil wachstum eines Sammlungsstammes nach 14 Ta-
gelb bis braungelb, nach der Peripherie zu wei© . gen auf Sabouraud-Glucose-Agar .
Farbtafel 2 1 303
Abb . 285 Penicillium . a Penicillium notatum . b Penicillium chrysogenum - Kolonien nach 21 Tagen bei
22äC auf Sabouraud-Glucose-Agar .
306 Farbtafel 24