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Diagnostik pathogener Pilze

des Menschen
und seiner Umwelt
Lehrbuch und Atlas

Von Heinz P. R . Seeliger


und Theresia Heymer
298 Abbildungen in 742 Einzeldarstellungen,
davon 97 farbig, 28 Tabellen

1981
Georg Thieme Verlag Stuttgart • New York
Prof. Dr . HEINZ P . R . SEELIGER
Vorstand des Instituts für Hygiene und Mikrobiologie
der Universität Würzburg
Josef-Schneider-Strasse 2, Bau 17
8700 Würzburg

Dr . THERESIA HEYMER, Biologin


vormals Universitäts-Hautklinik
Sigmund-Freud-Str . 25
3500 Bonn-Venusberg

CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Wichtiger Hinweis: Medizin als Wissenschaft ist ständig in
Fluß. Forschung und klinische Erfahrung erweitern unsere
Seeliger, Heinz P . R. : Kenntnisse, insbesondere was Behandlung und Einsatz von
Diagnostik pathogener Pilze Medikamenten anbelangt. Autoren, Herausgeber und Ver-
lag haben größte Mühe darauf verwandt, daß die angege-
des Menschen und seiner Umwelt :
bene Dosierung und Applikation genau dem Wissensstand
Lehrbuch u . Atlas / von Heinz P . R . Seeliger u .
bei Fertigstellung des Werkes entspricht . Dennoch ist jeder
Theresia Heymer . - Stuttgart, New York : Thieme, Leser aufgefordert, die Beipackzettel der verwendeten Prä-
1981 . parate zu prüfen, um in eigener Verantwortung festzustel-
NE : Heymer, Theresia : len, ob die dort gegebene Empfehlung für Dosierungen
oder Beachtung von Kontraindikationen gegenüber der
Angabe in diesem Buch abweicht . Dies ist besonders wich-
tig bei neu auf den Markt gebrachten oder bei selten ver-
wendeten Präparaten .

Geschützte Warennamen (Warenzeichen) werden nicht beson- © 1981 Georg Thieme Verlag, Herdweg 63, Postfach 732,
ders kenntlich gemacht . Aus dem Fehlen eines solchen Hinwei- D-7000 stuttgart 1 - Printed in Germany
ses kann also nicht geschlossen werden, daß es sich um einen satz und Druck : C . Maurer Druck und Verlag Geislingen/stei-
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Vorwort

Die medizinische Mykologie ist der älteste Zweig Ungeachtet des enormen Aufschwungs der medi-
der medizinischen Mikrobiologie . Jahrzehnte vor zinischen Mikrobiologie blieb in Mitteleuropa bis
den großen Entdeckungen der Bakteriologie wa- in die jüngste Vergangenheit die Mykologie ein
ren bereits Pilze als Krankheitserreger erkannt nur von wenigen Wissenschaftlern vertretenes
worden, und REMAK hat lange, bevor ROBERT Sondergebiet . Sie war in fast allen größeren mi-
KOCH, Schüler des Göttinger Pathologen HENLE, krobiologischen Laboratorien der human- und ve-
die nach ihm benannten Postulate zur Anerken- terinärmedizinischen Einrichtungen entweder
nung eines Mikroorganismus als Krankheitserre- nicht vertreten oder ein Stiefkind .
ger formulierte, durch Züchtung des Favuspilzes Diese, auch im Ausland ziemlich ähnlich abgelau-
auf Kartoffelscheiben, durch den Selbstversuch fene Entwicklung führte - nach einer ersten offi-
mittels Kulturinoculum und Reisolierung des glei- ziellen Fühlungnahme namhafter medizinischer
chen Pilzes aus den bei ihm aufgetretenen Läsio- Mykologen während des Vl . Internationalen Mi-
nen die einschlägigen Kriterien erfüllt . krobiologenkongresses in Rom 1953 - zur Grün-
Obwohl die Hautpilze in der folgenden Zeit große dung der „International Society of Human and
Bedeutung erlangten, blieb die Mykologie im me- Animal Mycology" (I . S . H . A . M .) anläßlich des
dizinisch-mikrobiologischen Bereich ein Randge- Internationalen Botanikerkongresses in Paris
biet, das vorzugsweise von mykologisch versierten 1954 . Dieser Gesellschaft und ihren nationalen
Dermatologen und Naturwissenschaftlern ge- Tochtergesellschaften mit eigenen Fachzeitschrif-
pflegt wurde . In Deutschland war es vor allem ten gebührt das Verdienst, die medizinische My-
O . GRÜTZ, der das Werk von PLAUT übernahm kologie in einem vorher nicht gekannten Ausmaß
und zu einem gewissen Abschluß führte . gefördert und zu einem festen Bestandteil medizi-
Ähnlich war die Situation bei den französischen nisch-mikrobiologischen Denkens entwickelt zu
Nachbarn, wo SABOURAUD sein grundlegendes haben . In Deutschland ist diese Entwicklung u . a .
Standardwerk „Les Teignes" vorlegte . mit dem Namen GÖTZ, Essen, verbunden, der das
Die Entdeckung der Systemmykosen auf dem Lebenswerk von GRÜTZ und PLAUT erfolgreich
amerikanischen Kontinent - mit Hunderttausen- weiterführte, während RIETH, Hamburg, und an-
den von Neuinfektionen jedes Jahr - brachte ei- dere die medizinisch-mykologischen Fragestel-
nen bedeutsamen Wandel, als nunmehr be- lungen in den Bereichen der ärztlichen Praxis und
stimmte Mykosen in den internistischen Interes- der Fachkliniken zum Allgemeingut machten .
senbereich gerieten, nachdem schon vorher die Zu den Versuchen, der medizinischen Mykologie
zunehmende Kenntnis von verletzungsbedingten in Deutschland eine breitere wissenschaftliche
mykotischen Infektionen den Pathologen und im Basis zu verschaffen, gehörten zwei mykologische
therapeutischen Bereich auch den Chirurgen be- Kurse, die 1956 und 1958 von SEELIGER durch die
schäftigte . Dazu kam die Entdeckung bakterieller verständnisvolle Förderung von EYER am Bonner
Infektionen, der Actinomykose und der Nocar- Hygiene-Institut durchgeführt wurden . An ihnen
diose, die, wie schon ihr Name besagt, zunächst nahm ein großer Teil der medizinischen Fach-
ganz unter dem Blickwinkel mykotischer Infek- kräfte teil, die seither in beiden Teilen Deutsch-
tionen betrachtet wurden und - wenn man in lands durch ihre Publikationen den heutigen
Deutschland von den Arbeiten von LIESKE in Stand dieses Wissenszweigs herbeiführten . Auf
Hamburg und LENTZE in Köln absieht - im Be- fast allen nationalen Kongressen der führenden
reich der medizinisch-mykologischen Diagnostik medizinischen Fachgesellschaften wurden seit-
verblieben . Das hatte u . a . zur Folge, daß auch dem auch die großen Anliegen der klinischen My-
heute noch fast alle größeren medizinisch-myko- kologie behandelt . - Die Lehrpläne der Ausbil-
logischen Handbuchartikel und Lehrbücher die- dung im ärztlichen, tierärztlichen und paramedi-
ses bakteriologische Teilgebiet in vollem Umfang zinisch-technischen Bereich beinhalten das Stu-
berücksichtigen . dium der Mykosen und der Erkennung ihrer Erre-
VI Vorwort

ger sowie deren Abgrenzung gegenüber für logischen Labor tätigen Ärzte, Tierärzte, Natur-
Mensch und Tier meist harmlosen Pilzen . wissenschaftler und ihr technisches Hilfspersonal
Eine große Zahl von Publikationen, Monogra- finden nur in Schriften mit begrenzter Thematik
phien und eine Anzahl von diagnostischen Leitfä- die für ein erfolgreiches Arbeiten nötigen Verfah-
den vermittelt das erforderliche Grundwissen, um ren der Isolierung, Diagnostik und Beurteilung
mykologische Fragen im medizinisch-mikrobiolo- von Befunden . Vermutlich werden hierzulande
gischen Laboratorium anzugehen, wobei die Ent- mangels ausreichender Kenntnisse noch viele Er-
wicklung durch die kommerziellen Hersteller von krankungen mykotischer Genese übersehen oder
Pilznährböden und ihre zum Teil hervorragend viel zu spät erkannt .
ausgestatteten Informationsschriften bemer- Der Sprachkundige wird sich viele wichtige In-
kenswert gefördert wurde . formationen nur über die inzwischen in fremden
Die gewaltige Zunahme von sekundären Infek- Sprachen erschienenen und oft hochqualifizierten
tionen durch Sproßpilze als Folge moderner the- Standardwerke der medizinischen Mykologie be-
rapeutischer Maßnahmen, aber auch als Folge der schaffen können .
medikamentösen Empfängnisverhütung, die Er- Alle diese Gegebenheiten veranlaßten die Auto-
kennung von Pilzen als eine der Ursachen allergi- ren ausgehend von ihrer Arbeit in den mykologi-
scher Krankheitsprozesse in den Atemwegen und schen Laboratorien der Bonner Medizinischen
die Erkennung von Pilzgiften als gefährliche Fakultät (Universitäts-Hautklinik und Hygiene-
Schadstoffe für Mensch und Tier brachten es mit Institut) und fortgesetzt, als der eine Verfasser
sich, daß Pilze und ihre Stoffwechselprodukte (Al- nach Würzburg gerufen wurde -, einen seit
lergene, Toxine, Endotoxine) zu einem festen Be- 20 Jahren verfolgten Plan zu verwirklichen, ihre
standteil des ärztlichen und tierärztlichen Den- Erfahrungen in einem Lehrbuch der medizi-
kens geworden sind, genauso wie sie im Gesund- nisch-mykologischen Laboratoriumsdiagnostik
heitsschutz durch die dafür eingesetzten Organe niederzulegen . Die unterschiedlichen Arbeits-
beachtet werden . schwerpunkte führten zu dem Versuch einer aus-
Auch auf internationaler Ebene hat die medizini- gewogenen Synthese, und zwar nicht nur im Hin-
sche Mykologie heute die ihr zukommende Aner- blick auf die verschiedenen Mykosen, die in einer
kennung und Repräsentation gefunden, steht Hautklinik und in einem Institut für medizinische
doch in der International Union of Microbiologi- Mikrobiologie zur Diagnostik anstehen, sondern
cal Societies (mit mehr als 60 nationalen Mit- auch hinsichtlich der vorwiegend saprophytären
gliedsgesellschaften) die Mykologie als eine der Pilze, mit denen sich beide Arbeitsrichtungen als
drei Divisionen gleichberechtigt auf derselben Störenfriede der Diagnostik befassen müssen .
Ebene wie die Bakteriologie und Virologie . Dabei wird deren Rolle als bloße Kontaminanten
Der zunehmende Reiseverkehr und die Verflech- immer schwerer beurteilbar, weil auf dem thera-
tung, die sich aus dem ständigen Austausch von peutisch veränderten „Substrat" Mensch auch
Menschen und ganzen Menschengruppen mit den früher als völlig belanglos erachtete Saprophyten
Regionen unserer Welt ergibt, in denen be- Bedeutung verschiedenen Ausmaßes erlangt ha-
stimmte Mykosen häufig sind, führt seit einigen ben .
Jahren dazu, daß sich der medizinische Mykologe Die Darstellung selbst wurde in einen allgemeinen
und Pathologe ebenso wie der für die jeweiligen Teil, in einen methodischen Teil und in die Be-
Mykosen zuständige Kliniker auch über tropische, handlung verschiedener Erregergruppen aufge-
subtropische und in der Neuen Welt auftretende gliedert, wobei die ätiologische Pluripotenz man-
Pilzinfektionen gründlich informieren muß . Dabei cher Pilzarten Kompromisse erzwingt, so daß
ist auch zu berücksichtigen, daß neben dem klassi- selbst im Abschnitt über die vorherrschenden
schen Erregernachweis seit dem 2 . Weltkrieg, „Verunreiniger" von Untersuchungsmaterial und
etwa seit 1955, serodiagnostische Nachweisme- Nährböden Hinweise auf gelegentlich pathogenes
thoden und Intracutanteste zunehmende Bedeu- Verhalten unvermeidlich wurden .
tung erlangten . Besonderer Wert wurde auf eine möglichst knap-
Der Versuch, sich im deutschsprachigen Schrift- pe, aber doch genaue Beschreibung der Erreger
tum einen tiefen Einblick in medizinisch-mykolo- nach etwa dem gleichen Gliederungsschema ge-
gische Fragen zu schaffen, wird zwar durch das legt . Unter Berücksichtigung der Erkenntnisse
Studium einschlägiger klinisch-orientierter Dar- der zurückliegenden Jahre wurden auch die inzwi-
stellungen in Handbuchbeiträgen und Lehrbü- schen erkannten ascogenen Stadien - wenngleich
chern erleichtert, aber die im medizinisch-myko- meistens ohne detailliertes Bildmaterial - behan-
Vorwort VII

delt, da ihre Kenntnis für den Mykologen wichtig derung maßgeblichen Anteil am Werden dieses
ist, auch wenn sie nur selten im Untersuchungsma- Werkes haben und wertvolles Archivmaterial aus
terial oder den angelegten Kulturen auftreten . der Universitäts-Hautklinik und dem Hygiene-In-
Das Schwergewicht liegt auf dem Versuch der op- stitut Bonn zur Verfügung stellten :
tischen Darstellung der Kulturformen, der form- Prof. Dr . Dr. H . EYER, Bonn/München, Prof. Dr .
gebenden Pilzelemente und der diagnostisch rich- A . LEINBROCK, Würzburg/Bonn, Prof . Dr .
tungsweisenden Pilzstrukturen im Untersu- H . HABS, Bonn, Prof . Dr. H . SCHUERMANN,
chungsmaterial selbst . Da die Summe der mikro- Würzburg/Bonn .
skopischen Formelemente im Kulturpräparat Neben diesen aktiven Förderern gilt der Dank der
nicht immer fotografisch so darstellbar ist, wie es Vielzahl namentlich hier nicht aufgeführter Fach-
die Synthese der einzelnen Merkmalsträger erfor- kolleginnen und -kollegen des In- und Auslandes,
dert, wurde dieser Teil durch Zeichnungen er- die durch Meinungsaustausch, Hinweise, Bereit-
gänzt, die ganz überwiegend nach eigenen Präpa- stellung von Kulturen oder Präparaten maßgebli-
raten mittels des ZEISS-Zeichenapparates ange- chen Anteil daran hatten, daß das gesetzte Ar-
fertigt wurden . Hinweise auf die mehr und mehr beitsziel erreicht werden konnte .
routinemäßig angewandte Prüfung biochemischer In der Stille wirkend, waren es vor allem Herr
Leistungen, wichtig seit ihrer Einführung durch W . SPIEGEL, Fotograf am Würzburger Institut für
CASTELLANI in die Diagnostik pathogener Spross Hygiene und Mikrobiologie, und Frau E . VOIGT-
pilze, erweitern die Beschreibungen, wo immer LÄNDER, Fotografin an der Bonner Hautklinik, die
zweckmäßig . einen maßgeblichen Anteil an der bildlichen Ge-
Das Ganze wird eingerahmt durch die zum Ver- staltung des Stoffes hatten und die Dankbarkeit
ständnis des Krankheitsgeschehens erforderlichen der Verfasser verdienen .
Daten des klinischen Bildes, der Pathogenese und Zum besseren Verständnis des Inhalts seien noch
der Epidemiologie sowie durch Hinweise auf die einige Bemerkungen angefügt .
Möglichkeiten der Diagnostik mittels Immunre- Die medizinische Mykologie erfordert in ihrer
aktionen . Bewußt wurde dabei - der Zielsetzung Darstellung Beschränkung und eine Auswahl, die
des Werkes entsprechend - auf die Reproduktion die praktischen Bedürfnisse des mykologischen
klinischer Bilder, röntgenologischer Befunde und Laboratoriums berücksichtigt .
auf eine Schilderung genauer patho-anatomischer In neuerer Zeit wurde deutlich, daß - abgesehen
Veränderungen verzichtet, ausgenommen die von speziell adaptierten Dermatophyten und dem
Darstellung der Pilzelemente im histologischen Soorpilz - fast alle anderen, auch die für den Men-
Schnitt . schen pathogenen Pilze, aus seiner Umwelt stam-
Der spezielle Literaturnachweis beschränkt sich men, insbesondere von Tieren seiner Umgebung
auf verhältnismäßig wenige Quellen, meistens (Wohnung, Stall, Laboratorium usw .), aber auch
umfassende monographische Darstellungen oder aus dem Erdboden, von verrottenden Pflanzen,
spezielle Publikationen neueren Datums . Dies Stachelpflanzen u . a. Diese Zusammenhänge ver-
bedeutet weder Vernachlässigung noch Mißach- dienen eine entsprechende epidemiologische
tung älterer oder fremdsprachiger Literatur, ohne Würdigung .
die die Abfassung des Werkes gar nicht möglich Ungeachtet der ständig steigenden Bedeutung in-
gewesen wäre . Die Autoren bezeugen, auch wenn direkter immunologischer Methoden in der My-
eine Unzahl von Autoren und Prioritäten nicht ge- kosediagnostik werden die hierzu angewandten
sondert genannt wurden, den Schrittmachern der Verfahren nur insofern erwähnt, als ihnen eine zu-
medizinischen Mykologie ihre Dankbarkeit und sätzliche Bedeutung zukommt . Bewußt wird dabei
ihren Respekt . Ergänzt wird dieser Quellennach- auf die Schilderung methodischer Einzelheiten
weis durch ein Verzeichnis meist neuerer Lehrbü- verzichtet . Auf antigenanalytische Befunde, die in
cher und Monographien mykologischen Inhalts der Mykologie als Hilfsmittel der Diagnostik, Dif-
oder mit Bezug zur Mykologie aus vielen Ländern, ferenzierung und Systematik bei weitem noch
eine Übersicht von Berichten und Verhandlungen nicht ausgeschöpft sind, wird ebenfalls nur von
bei mykologischen Kongressen, Symposien und Fall zu Fall Bezug genommen, um das Bild abzu-
Fachtagungen sowie eine Liste mykologischer runden .
Fachzeitschriften und Stammsammlungen . Die zunehmend wichtige Rolle von Pilzen als
Besonderer Dank gebührt den Direktoren der Bildner von Toxinen und Allergenen wird nur am
Kliniken und Institute in Bonn und Würzburg, die Rand erörtert und anhand einiger Beispiele skiz-
durch ihr Verständnis und ihre großherzige För- ziert .
VIII Vorwort

Im Vordergrund stehen die Pilze selbst, ihre ma- Neben dem Versuch einer möglichst knappen Be-
kro- und mikroskopisch darstellbaren Erschei- schreibung wesentlicher Merkmale der für dieses
nungsformen, ihre Erkennung im Untersu- Werk ausgewählten Pilzarten, ihrer Wirkung auf
chungsmaterial und ihre Zuordnung zu obligat den menschlichen und tierischen Organismus im
oder fakultativ pathogenen Arten für Mensch und Sinne von Infektionen und ihrer Epidemiologie,
Tier sowie die Abgrenzung der wichtigsten Pilzar- galt der bildlichen Darstellung - sowohl schema-
ten als Störmomente der Diagnostik unter den tisch wie in der Realität - das besondere Anliegen
obwaltenden Gegebenheiten . Von den letztge- der Verfasser, die sich auch hier Beschränkungen
nannten „Verunreinigern" haben viele Arten er- auferlegen mußten, die nicht zuletzt im Kostenbe-
hebliche wirtschaftliche, lebensmittelhygienische, reich zu suchen sind .
ökologische und phytopathologische Bedeutung, Die Fülle der bereits vorliegenden Information
deren Ausmaß in diesem Werk unberücksichtigt verpflichtet die Autoren zur besonderen Dank-
bleiben mußte . Allenfalls wurde die Beschreibung barkeit gegenüber dem Verleger, der geduldig das
einiger der hierher gehörenden Gruppen soweit langsame Reifen der Pläne bis zu ihrer Gestaltung
gefaßt, daß dem Untersucher eine gewisse Orien- ertrug und das Wagnis der Herausgabe übernahm .
tierungshilfe angeboten wird, wenn er sich auf-
grund der Sachlage und Notwendigkeit mit Frage-
stellungen beschäftigen muß, die außerhalb dieses Würzburg und Bonn, HEINZ P . R . SEELIGER
Beitrags liegen. im Herbst 1980 THERESIA HEYMER
Inhaltsverzeichnis

Aspekte der Mykologie 1

Einführung 2 Die Nomenklatur der Mykosen und ihrer


Zellstruktur 2 Erreger 6
Wachstumsrhythmen 4 Mykotoxine ............................................................8
Genetik 5

Diagnostische Methoden 13

Mikroskopische Kontrolle von Entnahme von Untersuchungsmaterial


Untersuchungsmaterial 14 zur Kultur 21
Allgemeines 14 Hilfen zur Identifizierung 21
Entnahme des Materials 14 Objektglaskultur 22
Untersuchung von Haut-, Nagel- und Schädlinge in Pilzkulturen 22
Haarproben 14 Gewinnung von Einsporkulturen 23
Schnelluntersuchung von Nativmaterial Stammhaltung 23
aus Hautläsionen 15 Schutzmaßnahmen gegen Laboratoriums-
Schnelluntersuchung bei tiefen Mykosen ...........................15 infektionen durch Pilze ......................................................23
Färbeverfahren .17 In-vitro-Testung von Pilzhemmstoffen
Einfache Färbeverfahren .17 (Antimycetica und Antimykotica) 28
Tuscheverfahren .17 Desinfektionsmittel 28
Spezielle Färbeverfahren nach vorheriger Therapeutische Substanzen 28
Fixierung .17 Untersuchungsmethodik 28
Die Kultivierung von Pilzen .17 Pilzhemmstoffe 30
Dermatophyten .18 Mykostatin (Nystatin), Amphotericin B
Sproßpilze .18 und Natamycin 30
Dimorphe Pilze .19 Imidazolverbindungen 30
Züchtungsbedingungen .19 Griseofulvin 30
Kulturgefäße 20 5-Fluorocytosin .........................................................30
Hinweise für Spezialkulturen 21

Vorschriften für Nährböden und Farblösungen 33

Nährböden in der Pilzdiagnostik 34 Farblösungen und Färbungen ........................................42


Herstellung von Pilznährböden 35

Spezielle Diagnostik 47

Hefepilze 48 Torulopsis .54


Charakteristische Kennzeichen der Candida albicans 5.4
Hefepilze 48 Candida brumptii .61
Serologische Bestimmung der Sproßpilze . . . ..........................50 Candida guilliermondii .62
Saccharomyces cerevisiae 50 Candida krusei .63
Cryptococcaceae 54 Candida parapsilosis .64
X Inhaltsverzeichnis

Candida pseudotropicalis 64 Trichophytonarten ohne pathogene


Candida tropicalis 65 Bedeutung 154
Candida viswanathii 66 Trichophyton phaseoliforme 154
Candida zeylanoides 66 Trichophyton terrestre 155
Cryptococcus neoformans 67
Cryptococcus bacillisporus 67 Hyphomyceten als Erreger von
Geotrichum candidum 75 Verletzungsmykosen 159
Malassezia furfur 78 Cladosporium carrionii 159
Rhodotorula 81 EXophiala werneckii 160
Sporobolomyces 82 Wangiella mansonii 162
Sporobolomyces salmonicolor 82 Phialophora (Exophiala)-Gruppe 162
Trichosporon 83 Phialophora verrucosa 165
Trichosporon cutaneum 83 Phialophora pedrosoi 166
Phialophora compacta 166
Dermatophyten 86
Phialophora jeanselmei 166
Systematische Stellung der Dermatophyten Phialophora gougerotii 167
und anderer in Laboratorien häufiger Phialophora dermatitidis 168
Hyphomyceten 86 Phialophora richardsiae 169
Ascomyceten 86 Leptosphaeria senegalensis 169
Epidermophyton floccosum 92 Madurella grisea 171
Microsporum audouinii 94 Madurella mycetomi 172
Microsporum canis 97 Neotestudina rosatii 175
Microsporum cOOkei 100 Petriellidium boydii 176
Microsporum distortum 101 Pyrenochaeta romeroi 181
Microsporum equinum 103 Sporothrix schenckii 183
Microsporum langeronii 104
Microsporum ferrugineum 104 Hyphomyceten als Erreger von System-
Microsporum gypseum 106 mykosen 189
Microsporum nanum 109 Blastomyces dermatitidis 189
Microsporum persicolor 110 Cladosporium trichoides 194
Microsporum rivalieri 112 Coccidioides immitis 195
Microsporum vanbreuseghemii 114 Emmonsia parva 202
Piedraia hortai 115 Histoplasma capsulatum 203
Trichophyton ajelloi 117 Histoplasma capsulatum var. duboisii . . . . 209
Trichophyton concentricum 118 Histoplasma farciminosum 211
Trichophyton equinum 120 Loboaloboi 212
Trichophyton gallinae 122 Paracoccidioides brasiliensis 213
Trichophyton gourvilii 123 Rhinosporidium seeberi 218
Trichophyton megninii 124
Trichophyton mentagrophytes 125 Hyphomyceten als gelegentliche Erreger
Trichophyton mentagrophytes var . von Mykosen 220
asteroides 129 Aspergillus fumigatus 220
Trichophyton mentagrophytes var . Aspergillus niger 224
erinacei 131 Basidiobolus 225
Trichophyton mentagrophytes var . Basidiobolus meristosporus 226
quinckeanum 132 Cephalosporium acremonium 227
Trichophyton rubrum 134 Cephalosporium falciforme 228
Trichophyton schoenleinii 138 Cephalosporium recifei 228
Trichophyton simii 140 Entomophthora coronata 229
Trichophyton soudanense 142 Scopulariopsis brevicaulis 230
Trichophyton tonsurans 144 Zygomycetes 232
Trichophyton verrucosum 147 Allgemeine Eigenschaften 233
Trichophyton violaceum 150 Mucor mucedo 234
Trichophyton yaoundei 153 Mucor circinelloides 235
Inhaltsverzeichnis XI

Rhizomucorpusillus 237 Curvularia 257


Absidia corymbifera 238 Epicoccum 257
Rhizopus stolonifer 239 Epicoccum nigrum 258
Histopathologische Merkmale der Fusarium 258
menschlichen Mucormykose 240 Fusarium oxysporum 260
Seroreaktionen bei Mucormykose 240 Helminthosporium 261
Hemispora stellata 262
Hyphomyceten als Verunreiniger und nur
Monilia sitophila 262
selten als Erreger von Mykosen 243
Neurospora 263
Alternaria-, Stemphylium- und
Nigrospora 263
Ulocladium-Gruppe 243
Paecilomyces variotii 263
Alternaria 243
Penicillium 264
Alternaria tenuis 243
Penicillium chrysogenum 266
Stemphylium 245
Phoma 268
Stemphylium botryosum 245
Thielavia 269
Ulocladium 246
Sepedonium chrysospermum 269
Ulocladium botrytis 246
Syncephalastrum racemosum 269
Aspergillus 246
Trichoderma koningii 269
Aspergillus nidulans 247
Trichothecium roseum 271
Aspergillus flavus 247
Verticillium 271
Aspergillus glaucus 249
Aspergillus parasiticus 249 Literatur 274
Aureobasidium pullulans 250
252 Liste einiger bekannten Sammlungen
Botrytis cinerea
von Pilzkulturen 281
Chaetomium 253
Chrysosporium 253 Farbtafeln 283
Chrysosporium pannorum 255
Cladosporium herbarum 256 Sachverzeichnis 307
Aspekte der Mykologie
2 Einführung

Chitin oder Zellulose oder beide Substanzen ge-


Einführung
meinsam sind in der äußeren Membran der Pilz-
Das wesentliche Merkmal, das Pilze von den auto- zelle vorhanden, verleihen ihr Schutz gegenüber
trophen grünen Pflanzen unterscheidet, ist ihre Einflüssen von außen und machen sie - vor allem
heterotrophe Lebensweise . bei den Dermatophyten - schwer angreifbar durch
Existenz und Bauweise der vegetativen Hyphen therapeutische Substanzen .
trennen schon morphologisch diese Organismen Der feste „Mantel" der Hyphen läßt nur ein api-
von Bakterien, Actinomyceten und Protozoen ab kales Spitzenwachstum zu . Dieses repräsentiert
und weisen sie als eigenen Zweig der Entwicklung den primären Wachstumsvorgang aller Faden-
aus . pilze .
Durch das Fehlen von Chromatophoren sind sie Ein sekundärer kann folgen : Die Seitenverzwei-
als Parasiten auf die C-Synthese des Wirtsorga- gung 1 . und 2 . bis x-ten Grades, die ihrerseits wie-
nismus oder als Saprophyten auf das betreffende der mit mathematischer Genauigkeit nach gene-
Substrat angewiesen, dem sie ihre Nährstoffe ver- tisch fixierten Gesetzen erfolgt und deren Ver-
danken bzw . entziehen . flechtungen eine Kolonie bilden .
Licht ist also zu ihrem Leben nicht erforderlich . Diese Wachstumsvorgänge sind artspezifisch und
Wie bei höheren Lebewesen gehört die Pilzzelle nur bis zu einem gewissen Grad durch das Nähr-
(solitär oder in Verbänden) zum Grundbauplan substrat und die Temperatur beeinflußbar .
dieser Mikroorganismen (Eukarioten) . Aus diesem Verzweigungsmodus ergibt sich stets
eine runde Kolonieform, falls sie nicht durch che-
Zellstruktur mische oder andere Barrieren an ihrer gesetzmä-
In das Cytoplasma ist ein Kern mit fester Kern- ßigen Ausdehnung gehindert wird . Wiederum
membran, einem Nucleolus und Chromatin ein- sind es die Hyphenspitzen, die sich peripherwärts
gebettet, das sich während der Teilungsstadien zu in den Bereich vorschieben, der noch unver-
Chromosomen kontrahiert . Während die mitoti- brauchte Nährstoffe enthält, während das ältere
schen Teilungsschritte nicht ganz konform der Mycel im Koloniezentrum in Ruhestadien über-
Mitose bei höheren Pflanzen verlaufen, ist der geht und zerfällt .
Ablauf der Meiose wie bei höher organisierten Bei Dermatophyten wird diese Wuchsform auch
Lebensformen und macht daher einige Pilzarten in vivo beibehalten ; sie hat als typischer „Rund-
zu klassischen genetischen Studienobjekten (Neu- herd" diagnostischen Wert
rospora crassa, Sordaria u . a .) . Auch in der Epidermis breitet sich das junge My-
Die haploide Chromosomenzahl einiger bisher cel kreisförmig aus . Das ältere - in der Mitte des
untersuchter Arten reicht von 8 bis 90 . Herdes - wird inaktiv, so daß sich hier zuerst eine
Die Hyphen können schlauchförmig unseptiert Abheilung der befallenen Haut manifestiert .
oder durch Membranen septiert sein. Die Septen Die Peripherie der Einzelkolonie bzw . des Herdes
sind keine hermetischen Trennwände ; sie erlau- ist also primär rund, kann aber - den Gegebenhei-
ben entweder durch ihre Transparenz den Aus- ten des Terrains folgend - elliptisch oder durch
tausch von Nährstoffen, oder ein zentral ausge- Verschmelzung von Satellitenherden girlanden-
sparter Porus gestattet den Durchtritt von Proto- förmig sein (Abb . l a, b) .
plasma und Kernen von einer Zelle zur anderen . Genetische Veränderungen einer Zelle im Hy-
Gestalt und Größe des Porus können diagnosti- phenverband können ein segmental beschleunig-
sehen Wert haben, z. B . der „Doliporus" der Ba- tes oder retardiertes Wachstum innerhalb der Ko-
sidiomyceten . lonie bewirken, das scharf begrenzt und makro-
Dieser biologische Vorgang resultiert aus dem skopisch deutlich erkennbar ist (Abb . 1 c, d) .
eindimensionalen Wachstum der Hyphen mit ei- Während das vegetative Substratmycel nahezu
ner Zone lebhaftester Streckung unmittelbar hin- keine Differenzierung erfährt, bildet das Luftmy-
ter der Hyphenspitze . Ein Breitenwachstum ist cel mannigfache Formen aus :
dagegen kaum zu registrieren . Parallel verlaufende Hyphenbündel werden als
Die Septumbildung fehlt entweder ganz oder teil- Koremien bezeichnet .
weise bei den als Phycomyceten zusammengefass Ist ihre Anzahl besonders groß, so daß sie das Bild
ten Pilzarten, die im Verband ein coenocytisches eines Pseudoparenchyms bieten, in welchem die
Mycel bilden . Diesem Umstand kommt bei der sy- Hyphen besonders dicht gelagert sind, werden sie
stematischen Aufgliederung eine große Bedeu- Stroma genannt . In ihnen können sich Fruktifika-
tung zu . tionsorgane bilden . In beiden Fällen liegen die
Zellstruktur 3

Abb . 1 a-d Zonierung bei Pilzwachstum . a Hautläsion durch Trichophyton verrucosum (in Kultur zeigte
der Erregerstamm keine Zonierung) . b Kokardenförmiger Hautherd durch Trichophyton mentagrophytes,
var. asteroides . c Zonierung in Abhängigkeit vom Wachstumsrhythmus bei Primärkultur von Microsporum
distortum . d Zonenbildung mit Sklerotien auf einem Saprophytenthallus .

Hyphen nebeneinander, ohne miteinander zu Typisch für alle Sklerotien ist die dunkle Pigmen-
fusionieren . tierung zum Schutz gegenüber den Strahlen des
Ähnlich verhält es sich mit den Sklerotien, runden sichtbaren und des ultravioletten Lichtes, ihre
oder länglichen, festen Gebilden aus Hyphen, de- trockene, harte Konsistenz, die Anreicherung mit
ren Wachstum begrenzt ist . Sie lösen sich schliess Reservestoffen (Lipoiden) und anderen Stoff-
lich aus dem Mycelverband und können als „Dau- wechselprodukten (z . B . mit Alkaloiden, wie bei
erformen" schlechten Lebensbedingungen über Claviceps purpurea) . Sie sind oft schon makrosko-
längere Zeiträume (kalte Jahreszeiten) widerste- pisch erkennbar und können eine Länge bis zu
hen . 2 cm erreichen (Abb . 3, s . Farbtafel 1 u . Abb . 4) .
Unter günstigen Bedingungen beginnen sie wie- Einzelhyphen können Appressorien oder Hausto-
der neues Mycel zu entwickeln . rien (Saugorgane) ausbilden, dünnwandige Aus-
4 Einführung

stülpungen, die sie in das Wirtsgewebe vorschie- durch die Abwesenheit von Mangan ausgelöst werden ;
ben, um ihm die gelösten Nährstoffe zu entziehen . sie verschwindet durch die Zugabe von Mangan (jeweils
Die Mehrzahl der phytopathogenen Pilzarten lebt bei einem pH-Wert von 6,0) .
auf diese Weise . Sie dringen bis in die Leitungs-
Endogene Rhythmen ernährungsbedinger Natur
bahnen der Blätter oder des Holzes ein, um den
- unter sonst gleichen physikalischen Bedingun-
Saftstrom direkt aufzunehmen.
gen - bleiben über längere Zeit erhalten, z . B . drei
Einzelne Zellen verschiedener Hyphen können Wochenlang bei Sclerotinia fructicola, einen Mo-
miteinander fusionieren . Der Vorgang der Fusion
nat bei Aspergillus ochraceus wie Aspergillus niger
vollzieht sich sehr schnell : In 3-5 Minuten lösen
und 70 Tage bei Alternaria tenuis .
sich die Zellwände auf, und der Zellinhalt ergießt Exogene Rhythmen können durch physikalische
sich durch die Öffnungen . Dabei wird die Strö-
Faktoren ausgelöst werden : Licht und Tempera-
mungsrichtung des Plasmas durch die Differenz
tur, aber auch durch das Kulturmedium, insbe-
des osmotischen Druckes der beiden Cytoplasma-
sondere durch dessen Gehalt an Phosphat .
körper bestimmt . Das eigentliche Phänomen des
Zustandekommens der Hyphenfusion ist bisher Penicillium reagiert empfindlich mit einer Zonierung auf
nicht ganz geklärt . Streng artspezifisch ist es nicht, den Einfluss von Licht und Dunkelheit . Pleospora herba-
denn auch Hyphen verschiedener Arten können - rum bildet schon Wachstumsringe bei einem einstündi-
wenn auch seltener - miteinander fusionieren . gen Temperaturwechsel von 3° C oberhalb oder unter-
halb des vorherigen Temperaturoptimums .
Dass bei der Cytoplasmafusion vegetativer Zellen ohne Ein solcher Zonierungseffekt durch Temperatur ist bis-
spezifische Differenzierung (Somatogamie) ein Aus- weilen bei Dermatophytenkulturen zu beobachten,
tausch genetischen Materials stattfinden kann, ist für die wenn sie dem Brutschrank (30° C) entnommen und bei
Pilze - insbesondere auch für die Dermatophyten - von Zimmertemperatur (20° C) weiter kultiviert werden .
grosser Bedeutung . Das entspricht einem Temperaturgefälle von 10° C und
hat eine Wachstumsverzögerung mit Verdichtung des
Mycelgeflechtes zur Folge.
Der Vorgang ist im ursprünglichen wärmeren Milieu re-
Wachstumsrhythmen versibel, so dass ein regelmäßiger Thermozyklus erkenn-
Bei Pilzen zeichnen sich - im Gegensatz zu den bar wird .
Bakterien - bestimmte Wachstumsrhythmen ab : Auch in vivo ist nicht selten ein periodisches
biologische Vorgänge im Leben vieler Organis- Wachstum der Solitärherde in der Haut deutlich
men, der niederen wie der höher organisierten . erkennbar . Schmale Zonen mit einer entzündli-
Selten manifestieren sie sich so klar wie im Thallus chen Komponente und breitere, entzündungs-
einiger Fadenpilze, die Zonen verschiedenen arme Intervalle lösen einander regelmäßig ab (vgl .
Wachstums in Form von konzentrischen Ringen Abb . 1) . Dieser Rhythmus kann kaum ernäh-
erkennen lassen (fast analog denen, die man gele- rungs- oder temperaturinduziert sein, da beide
gentlich bei schwärmenden Proteusbakterien in Faktoren konstant sind . Auch der Einfluß von
Agarkulturplatten beobachten kann) . Dieses pe- Licht und Dunkelheit entfällt als Stimulans, denn
riodische Wachstum in einer Pilzkolonie kann die Häufigkeit der Zonierung deckt sich nicht mit
nach neuerer Auffassung endogen oder exogen dem Tag-Nacht-Rhythmus
bedingt sein . . Möglicherweise wird in vivo der Wachstumszyklus
Endogene Rhythmen haben danach als Ursache des Erregers auch durch Abwehrmechanismen
ein auslösendes Stimulans, das den Ablauf mehre- des befallenen Individuums beeinflußt . Für diese
rer aufeinanderfolgender Wachstumsrhythmen Annahme spricht z . B ., daß Trichophyton verru-
zur Folge hat . Dieses kann z . B . eine einzige inten- cosum, das in vitro extrem langsam und kontinu-
sive Belichtung sein, die einen 24-Stunden- ierlich ohne einen bestimmten Rhythmus wächst,
Rhythmus über drei Tage auslöst . Bei einer Mu- in vivo bisweilen eine ausgeprägte Zonierung er-
tante von Neurospora crassa wird ein endogener kennen läßt (vgl . Abb . la) . Allerdings bleibt die
Rhythmus durch den Wechsel von Dauerlicht zu Frage offen, warum der gleiche Erreger bei ande-
Dunkelheit in Gang gesetzt . ren Patienten Solitärherde ohne Intervallwachs-
Sclerotinia fructicola entwickelt in der Dunkelheit auf tum bildet .
einem synthetischen Medium einen lockeren, uniformen Die derzeitigen Kenntnisse über die komplizier-
Thallus ten Relationen zwischen Wachstumsrhythmen
. Unter gleichen Kulturbedingungen und Zusatz von Hefeextrakt ist in der Kolonie eine deutliche Zonie- von Dermatophyten und dem befallenen Indivi-
rung erkennbar . - Bei Podospora anserina kann sie duum sind allerdings noch recht unvollständig .
Genetik 5

die ohne Meiose im sogenannten parasexuellen


Genetik
Zyklus ablaufen . Anklänge an Sexualitätsmecha-
Das Studium der Morphologie der Pilze zeigt, wie nismen sind erhalten geblieben . Der parasexuelle
sehr der Habitus eines Thallus von äußeren Fakto- Zyklus, der nach Protoplasmafusion zweier soma-
ren abhängig und wie leicht er durch geringe Ver- tischer Zellen (Somatogamie ohne Kernver-
änderungen des Nährstoffangebotes oder der schmelzung) verschiedene komplizierte geneti-
Temperatur beeinflußbar ist . Wesentlich prägen sche Schritte durchläuft, bietet letztlich - wie die
aber auch genetische Faktoren' die Morphoge- sexuelle Kombination in der Meiose - Möglich-
nese des Pilzthallus . Diese sind durch ihre weitge- keiten zum Austausch genetischen Materials .
hende Konstanz gekennzeichnet, da sie fest ver- Dieses kann sich, z . B . bei den Dermatophyten,
ankerten Gesetzen unterliegen . positiv für die Eignung als Parasit auswirken . Eine
In der Natur umfaßt der vollständige Entwick- Adaptation an den jeweiligen Wirt ist durch
lungsablauf der Pilze, wie bei den Blütenpflanzen, (schrittweise) Überwindung verschiedener Bar-
eine generative und eine vegetative Phase (vgl . rieren (thermische, toxische, immunologische)
S . 18) . Dieser Generationswechsel ist in der Regel oder durch die Änderung biochemischer Leistun-
mit einem Kernphasenwechsel verbunden . Die gen möglich .
diploide Phase beginnt mit der Kernverschmel- Somatischer Austausch von genetischem Material
zung (Karyogamie) und endet mit der Reduk- ist in der Natur relativ selten, weil außer der Zell-
tionsteilung (Meiosis) . Sie ist bei den meisten Pil- membran der Faktor der Inkompatibilität ein
zen nur kurz im Vergleich zur haploiden Phase, in Hindernis für die Protoplastenfusion darstellt .
der sich die Zellen mitotisch teilen . Aber Zellfusionen zwischen Hyphen einer Art
Sowohl in der generativen wie in der vegetativen oder verschiedener Species können (nach Auflö-
Phase werden Vermehrungsorgane (Sporen) ge- sung der Zellmembran) experimentell induziert
bildet, die der Erhaltung der Art dienen . Da sie ih- werden .
rer Herkunft nach verschieden sind, wird für mito- Daraus ergibt sich eine praktische Bedeutung,
tisch entstandene Sporen die Bezeichnung Mito- nämlich die Möglichkeit, an imperfekten Pilzen
sporen, für solche meiotischer Herkunft der Ter- (zu denen viele der humanpathogenen Pilze zäh-
minus Meiosporen gewählt . len) genetische Untersuchungen vorzunehmen .
Im Bereich der humanpathogenen Fungi zählen LENHART u . HEJTMANKOVA wiesen 1972 den para-
zu den Mitosporen die Conidiosporen (Makro-, sexuellen Zyklus bei Dermatophyten nach . Seit-
Mikroconidien), die Arthrosporen (Oidiosporen, her wurde die Technik der Protoplastenfusion
Gliedersporen), die Chlamydosporen (Mantel- verbessert und so der experimentellen somati-
sporen, Gemmen), die Sporangiosporen (im In- schen Hybridisierung der Weg geebnet . Damit
nern von spezifischen Behältern gebildet), die wurde ein neues Forschungsfeld auf dem Sektor
Phialosporen (aus spezifischen Behältern ausge- der humanpathogenen Fungi eröffnet .
stossen), die Porosporen (an Öffnungen eines Co- Die experimentelle somatische Hybridisierung
nidienständers gebildet) . Alle diese Sporenfor- wird möglicherweise der Schlüssel zum Verständ-
men, die aus mitotischen Kernteilungen resultie- nis mancher, bisher nicht deutbarer Phänomene
ren, sind (mit ihren Eltern) erbgleich . bei Dermatophyten - Mannigfaltigkeit der Farb-
Meiosporen, die im Verlauf der sexuellen Phase und Formvarianten bei Trichophyton violaceum
entstehen, sind bei den Ascomyceten die Asco- (Abb . 151, Farbtafel 12, u . Abb . 152, S . 151),
sporen . Die Bildung dieser Sporen setzt eine Ka- Makroconidiendeformierung bei Microsporum
ryogamie mit anschließender Reduktionsteilung distortum (Abb . 73, s . S . 102) - sein . Sie könnte
voraus, Vorgänge, die im Ascus stattfinden . zur Klärung physiologischer, enzymatischer, bio-
Während der Meiose ist eine Neukombination ge- chemischer und anderer Probleme, aus denen das
netischen Materials möglich . Diese ist ein wichti- Wirt-Parasit-Verhältnis resultiert, beitragen .
ges Geschehen für die Evolution . Während bei den höheren Pflanzen zur Fortpflan-
Außer dieser Möglichkeit der sexuellen Neukom- zung die Kerne von männlichen und weiblichen
bination gibt es noch Rekombinationsprozesse, Geschlechtsorganen auf einem Individuum oder
auf zwei verschiedenen Individuen vorhanden
sind, ist bei den Pilzen eine erkennbare sexuelle
1 Zum eingehenden Studium sei auf die Monographien
Differenzierung in morphologisch verschiedene
von K . ESSER u . R . KUENEN : Genetik der Pilze . Sprin-
ger, Berlin 1965, und K . ESSER : Kryptogamen . Sprin- Strukturen (wie Gameten, Gametangien) nicht
ger, Berlin 1976, hingewiesen . immer vorgegeben. Trotzdem kann - bei morpho-
6 Genetik

Nicht immer sind die beiden Kreuzungstypen in


dem Verhältnis 1 : 1 vorhanden : Es kann der eine
oder andere Kreuzungstyp vorherrschend sein ;
doch ergeben sich daraus keine Relationen z . B .
zu mehr oder weniger stark ausgeprägter Viru-
lenz .
Alle hier abgehandelten Trichophyton- und Microspo-
rum-Arten sind - sofern deren perfekte Stadien bekannt
und beschrieben wurden - heterothallisch und zwar in
Abb . 2 Schematische Darstellung des Verhaltens dem eingeschränkten Sinn (der Terminus „heterothal-
von einem „+"- und einem „-"- Kreuzungstyp . lisch" wird nicht einheitlich interpretiert), dass zwei ver-
schieden determinierte Thalli zur Ascosporenbildung
erforderlich sind. Eine Ausnahme bildet Trichophyton
logisch identischen Thalli - eine physiologisch georgiae mit dem perfekten Stadium Arthroderma cifer-
faßbare Differenzierung, die genetisch fixiert ist, rii. Diese Art vermag auf ein und demselben Thallus
vorhanden sein . Diese physiologisch determinier- Fruchtkörper zu bilden .
ten Individuen(gruppen) einer Art werden als
„+"- und „-"-Kreuzungstyp (im angelsächsi- Die genetischen Verhältnisse der humanpathoge-
schen Schrifttum „mating type" mit den Gensym- nen Pilze sind zunächst nur scheinbar von theore-
tischem Interesse . In Wirklichkeit sind sie wichtig
bolen A/a bzw . bei den Hefen meist a/a bezeich-
net (Abb . 2) . Die Polarisierung der einzelnen My- für die Kenntnis des Ablaufs des Entwicklungs-
celien läßt sich nur durch Kreuzungsanalysen zyklus außerhalb des Menschen und damit für die
nachweisen . Aufdeckung der natürlichen Standorte des Pilzes .
ESSER schlägt vor, die von den höheren Pflanzen
bekannten Einteilungsprinzipien unter den Be-
griffen monözisch und diözisch beizubehalten, Die Nomenklatur der Mykosen
wobei das monözische Individuum' als Kerndona- und ihrer Erreger
tor (Kernspender) wie als Kernakzeptor (Kern-
empfänger) fungieren kann, während Diözie bei Keine andere Gruppe von Infektionskrankheiten
einem Individuum nur die eine oder andere Fä- ist durch eine ähnliche Vielfalt von Bezeichnun-
higkeit voraussetzt. gen so belastet wie die Mykosen . Das beruht nicht
Bei den Monözisten gibt es zudem noch den kom- nur auf historisch bedingten Prioritätsansprüchen,
plizierten Faktor der Inkompatibilität (Unver- sondern auch auf der komplexen Natur der Erre-
träglichkeit), der eine Zygotenbildung innerhalb ger, deren systematische Einordnung noch keines-
eines Individuums verhindern kann . Mit andern falls abgeschlossen ist . Dies führt zu Namensände-
Worten : Die Inkompatibilität ist eine genotypisch rungen der jeweils in Frage kommenden Pilzarten,
bedingte Hemmung der Karyogamie bei einem die es dem Kliniker oft schwer, wenn nicht fast
monözischen Individuum . Sie verhindert die In- unmöglich machen, sich in der umfangreichen Li-
zucht und ist daher für die Evolution von Bedeu- teratur zurechtzufinden und sich einer neuen, oft
tung . nur vorübergehenden Namensregelung aus dem
Wenn der Kreuzungstyp eines Pilzes nicht be- Kreis der taxonomisch orientierten Mykologen
kannt ist, so kann er durch die Kombination mit anzupassen . So kommt es, daß verschiedene Ar-
einem anderen Kreuzungstyp von bekannter Kon- beitskreise unterschiedliche Bezeichnungen ver-
stitution ermittelt werden . Als Teststamm für wenden, was sich dann wiederum in der Benen-
Kreuzungsanalysen eignet sich bei den Dermato- nung der jeweiligen Mykosen niederschlägt . Da-
phyten besonders Arthroderma simii . Man geht bei ist auch zu berücksichtigen, daß in der myko-
dabei so vor, daß der zu ermittelnde Stamm in ei- logischen Systematik die imperfekte, d . h . nicht
ner Kulturschale mit Arthroderma simii „+", in zur Bildung von sexuell differenzierten Sporen be-
einer anderen mit Arthroderma simii „ - " kombi- fähigte Form eines Pilzes einen anderen Species-
niert wird . Die positive bzw . negative Reaktion an namen trägt als das perfekte, also ascogene Sta-
der Kombinationslinie läßt dann Rückschlüsse auf dium . Das sei an einigen ausgewählten Beispielen
den gesuchten Kreuzungstyp zu . erörtert :
So trägt das perfekte Stadium von Microsporum-Arten
1 Ein Individuum ist ein aus einer einzigen Ascospore die prioritätsmäßig begründete Speciesbezeichnung
abstammender Thallus . Nannizzia, so dass es nicht wundernimmt, wenn z . B . an-
Die Nomenklatur der Mykosen und ihrer Erreger 7

stelle der herkömmlichen, ätiologisch beeinflußten Die erste allgemein üblich gewordene Benennung für
Krankheitsbezeichnung Mikrosporie auch schon der Infektionen durch Soorpilze war Moniliasis, weil der Er-
Name Nannizziosis (= Nannizziamykose) zu finden ist . reger seinerzeit Monilia albicans hieß . Diese Bezeich-
Anfänglich hatte man geglaubt, daß jede Gruppe von nung Moniliasis wird auch heute noch von namhaften
Hautpilzen eine auch klinisch definierbare Krankheit klinischen Mykologen benutzt, obwohl der Erreger seit
bedinge . So verursacht beispielsweise Epidermophyton längerem den Namen Candida albicans trägt . In der
floccosum die Epidermophytie, aber keine Infektion der Folge hat man dann Bezeichnungen wie Candidiasis,
Haare . Doch schon Microsporum kann neben dem typi- Candidose usw . benutzt, oder man spricht von Monilia-
schen Befall der Haare (Mikrosporie) im Jugendalter sis durch Candida albicans, ein kaum noch befriedigen-
auch Hautflechten erzeugen, die der klinischen Epider- des Unterfangen . Dabei ist auch noch zu berücksichti-
mophytie zuzuordnen wären . gen, daß gerade Candida albicans auf Schleimhäuten
Noch verwirrender wird es bei den Trichophyton-Arten, und im Darmtrakt vielfach keinen Soor bedingt, sondern
die neben dem Befall der Epidermis, gelegentlich auch dort symptomlos vegetiert, so daß Candidiasis (sprach-
der Cutis, häufig auch nachfolgend Nagelinfektionen (= lich unglücklich) beides beinhaltet, nämlich asymptoma-
Onychomykose) verursachen und - wie schon der Name tischen Befall und klinisches Geschehen .
besagt - Haare infizieren (= Trichophytie sensu stric- Es wäre hier besser, dem Vorschlag von VIRCHOw zu fol-
tu)' . Wenn hier nun etwa noch die perfekte Form Ar- gen und die Mykose nach dem befallenen Organ zu be-
throderma für die Namensgebung der klinischen Er- nennen, also Lungenmykose, Nagelmykose, Gehirnmy-
scheinungen herangezogen würde, wäre die resultie- kose usw . und sie durch die Erregerart zu charakterisie-
rende Verwirrung vollkommen . ren, z . B . Lungenmykose durch Aspergillus fumigatus,
Wenn man davon ausgeht, daß die meisten Dermato- Hirnmykose durch Cladosporium trichoides usw .
phyten verschiedene Krankheitsbilder der Haut und ih- Man kann auch alle Infektionen durch Candida-Arten
rer Anhangsgebilde verursachen und das gleiche oder als Candidamykose bezeichnen und dann das Befallsor-
ähnliche klinische Bild auf verschiedene, auch bei ver- gan nennen oder Erregername und Krankheitsbegriff
schiedenen Gattungen einzuordnende Pilze zurückge- verschmelzen, etwa Candidaendocarditis (was wie-
hen kann, ergibt sich eine oft nur schwer übersehbare derum mehrere Candidaarten als Erreger einschließen
Vielfalt von Begriffen, die für den mit der Materie nicht kann - meist wäre Candida albicans-Endocarditis die
Vertrauten geradezu abschreckend wirken muß . richtige Bezeichnung) .
Die klinische Dermatologie hat sich dem insofern ange- Das Ganze würde zu neuen Schwierigkeiten führen,
paßt, als die mykotischen Erkrankungen der Epidermis wenn sich etwa die nicht ganz unberechtigte Ansicht
und Cutis im deutschsprachigen Raum früher, und heute durchsetzen sollte, daß der prioritätsmäßig gerechtfer-
noch im Volksmund wie von vielen Ärzten, als „Haut- tigte Name für diesen Pilz eigentlich Syringospora lautet .
flechte" bezeichnet wurden, für die im englischen Die Einführung dieses Namens würde zu einer verän-
Sprachgebrauch der Begriff „Tinea" steht. Je nach der derten Krankheitsnomenklatur führen, und spätere For-
Lokalisation spricht man dann von einer Tinea pedis, scher müßten sich zur Deutung älterer Literatur eines
Tinea capitis usw . und nennt dann den erkannten Erre- eigenen Benennungsschlüssels bedienen . Daß dies nicht
ger, also Tinea inguinalis durch Epidermophyton flocco- so werden muß, ist allerdings durch den für die Pilze gel-
sum oder Tinea capitis durch Trichophyton schoenleinii . tenden botanischen Nomenklaturkodex insofern prinzi-
In ähnlicher Weise regelt sich z . T . die Benennung der piell geregelt, als ein weltweit eingeführter und generell
Sproßpilzmykose durch Candida . Für diese Krankheits- akzeptierter Name auch gegenüber berechtigten älteren
bezeichnungen gibt es aber auch Trivialnamen, z . B . im Prioritätsansprüchen, die zu einem neuen Namen füh-
deutschen Sprachraum den Begriff „Soor" für eine ren, bewahrt (konserviert) werden kann, wenn die
Schleimhauterkrankung in den oberen Luftwegen und neuere Bezeichnung unpraktikabel ist .
der Mundhöhle, die im Englischen mit „Thrush" und im Leider halten sich die medizinischen Mykologen und die
Französischen mit „Muguet" charakterisiert wird . Beim mit ihnen zusammenarbeitenden Kliniker nicht an diese,
Befall innerer Organe werden aber solche, für Schleim- den meisten leider unbekannte Regeln . Als Beispiel sei
hautinfektionen zutreffende Bezeichnungen fragwürdig . hier der Pilz Monosporium apiospermum genannt, für
Auch wenn man in der deutschen Literatur die Krank- den es eine ganze Liste von Synonyma gibt (s . S . 176) .
heit als „Soorendocarditis" oder „Soorsepsis" bezeich- Die anfänglich zu findende Bezeichnung Monosporiose
net findet, so ist das bestenfalls Folge des Analogie- für Krankheitsbilder durch diesen Erreger schließt so
schlusses, daß der gleiche Pilz neben oberflächlichen In- verschiedenartige Geschehen wie den Madurafuß (für
fektionen auch granulomatöse und septische Erschei- den es wiederum eine Plethora verschiedener Pilze und
nungen verursachen kann, die mit dem ursprünglichen Bakterien als Erreger gibt), ein Lungenmycetom (für
Begriff „Soor" nur bedingt etwas zu tun haben . das ähnliches gilt) und eine meningitische Verlaufsform
ein. Dazu kam die Entdeckung, daß Monosporium apio-
1 Die Namensbildungen Trichoderma (s . S . 269), Tri- spermum die imperfekte Form von Allescheria boydii ist.
chothecium (s . S . 270) usw . weisen allerdings darauf Demnach werden die durch diese perfekte Phase des Pil-
hin, daß hier die griechische Bezeichnung wohl eher zes verursachten Prozesse seit gut zwei Jahrzehnten als
für das Wort „Faden" und weniger für das Wort Allescheriasis beschrieben (evtl . auch als „Allescheriasis
„Haar" steht . durch Monosporium apiospermum") . Das mag vom
8 Die Nomenklatur der Mykosen und ihrer Erreger

Arzt noch hingenommen werden, wenn sich damit ein Namhafte Mykologen haben in den letzten Jahren
Abschluß der Entwicklung zu einem „richtigen" Namen viel Mühe darauf verwandt, eine international
ergibt . Aber schon wird durch die Entdeckung, daß die verbindliche, zumindest aber verständliche No-
perfekte Form richtiger bei der durch Priorität gesicher- menklatur der mykotischen Infektionen zu schaf-
ten Gattung Petriellidium eingeordnet werden muß, das
fen . Der im Frühjahr 1980 publizierte Vorschlag
bisher Erreichte in Frage gestellt, und die Ratlosigkeit
ist leider unbefriedigend, da er keine generell ein-
führt schließlich zur Abneigung, sich mit diesem schein-
baren Durcheinander weiter zu befassen . heitliche Linie erkennen läßt, nach der Mykosen
zu benennen wären . Vielmehr haben sich das Be-
Als letztes Beispiel, das noch durch weitere ergänzt wer-
harrungsvermögen einflußreicher Forscher auf
den könnte (z . B . durch die Mykosen durch schwärzlich
den von ihnen vorgezogenen Bezeichnungen
wachsende Pilze [s . S . 115]), sei der Erreger der einst-
mals als Europäische Blastomykose beschriebenen darin ebenso erhalten wie manche Wort-
Krankheit, entdeckt durch BUSSE u . BUSCHKE, erwähnt . ungetüme, so daß das letzte Wort noch nicht ge-
Über Torula und Torulopsis gelangte der Pilz zu seiner sprochen sein dürfte .
heute global benutzten Benennung Cryptococcus neo-
Die eigene Vorstellung geht dahin, die jeweiligen
formans, und der Name der Krankheit wandelte sich
über Torulose zur Cryptococcose, für die wir die Be- Mykosen im klinischen Sprachgebrauch so zu be-
zeichnung Cryptococcusmykose vorziehen . Nachdem zeichnen, wie es dem Empfinden in den einzelnen
nun der Pilz aber als imperfektes Stadium von Filobasi- Sprachgebieten entspricht-also z . B . die Begriffe
diella erkannt wurde, zeichnet sich eventuell eine neue Tinea, SOOr usw . zu verwenden-, im wissenschaft-
Namensänderung ab, obwohl bisher wohl kein einziger lichen Schrifttum aber die Mykose nach dem zu-
medizinischer Mykologe das perfekte Stadium des Pilzes gehörigen Organ oder der befallenen Körperre-
aus pathologischem Untersuchungsmaterial gezüchtet gion zu benennen und sie durch den allgemein üb-
bzw . dargestellt hat . lichen wissenschaftlichen Namen des jeweiligen
Begrüßenswert ist hier lediglich der Umstand, daß we- Erregers zu charakterisieren .
nigstens für diese nosologische Einheit der pathoanato-
Da in einem Lehrbuch ein Einteilungsprinzip un-
misch-mykologisch geprägte Begriff „Blastomykose"
erläßlich ist, erscheint es gerechtfertigt, die Erre-
kaum mehr angewandt wird . Dafür ist bei granulomatö-
ser Candidainfektion viel häufiger noch von Blastomy- ger und ihre Erkrankungen nach der Praktikabili-
kose die Rede, ohne daß sich die Autoren einschlägiger tät in Gruppen zusammenzufassen und innerhalb
Publikationen - vor allem aus dem pathoanatomischen dieser alphabetisch nach den Erregernamen zu
Bereich - wohl immer darüber klar sind, daß diese ordnen . Ein solches Vorgehen ist bestenfalls der
Krankheitsbezeichnung (zu der dann noch die Chromo- Versuch eines Kompromisses, der niemals den un-
blastomykose kommt) durch den Erregernamen Bla- terschiedlichen Ansprüchen des Klinikers, des Sy-'
stomyces dermatitidis (s . S . 189) eigentlich für eine um- stematikers oder der medizinischen Mykologen
schriebene, ätiologisch einheitliche Gruppe von mykoti- voll genügen kann, da die verschiedenen Aspekte
schen Infektionen zu verwenden wäre . Ganz abgesehen
und Ebenen der Einteilungsmöglichkeiten und
davon gibt es neben der nordamerikanischen Form der
Blastomykose noch eine südamerikanische Blastomy- Betrachtungsweisen nicht zur Deckung gebracht
kose durch einen anderen Erreger, wobei die letztge- werden können .
nannte Bezeichnung in unterschiedlicher Präferenz be-
nutzt wird, obwohl man den Erreger in wenig glücklicher
Weise als Paracoccidioides benannt hat (s . S . 213) .

Das aus dem Vorstehenden ersichtliche Dilemma


Mykotoxine
ist zur Zeit aus der Sicht der Verfasser nur lösbar, Mykotoxine sind Stoffwechselprodukte von Pil-
wenn man auf vieldeutige Begriffe wie „Blasto- zen, die auf Menschen und einige tierische Warm-
mykose" oder „Maduramykose" nach Möglich- blüter bereits in kleinsten Mengen toxisch wirken .
keit verzichtet und schlicht von „Mykose" spricht . Sie können im täglichen Leben in bestimmten
Diese wäre dann durch den Erreger zu charakteri- Nahrungsmitteln vorhanden sein .
sieren (also „Candidamykose", ggf . „Candida al- Die wohl am längsten bekannten toxischen Sub-
bicans-Mykose") oder durch das befallene Organ stanzen eines Pilzes sind die Mutterkornalkaloide
oder Organsystem (z. B . „Lungenmykose durch des Ascomyceten Claviceps purpurea . Bereits im
Aspergillus fumigatus" usw .) . Bei Namensände- Altertum und Mittelalter waren diese Metabolite
rungen des Erregers könnte man bis zu seiner ge- Ursache von Massenvergiftungen durch pilzbefal-
nerellen Annahme etwa so verfahren, daß man lenes Getreide, das in Hungerzeiten zu Mehl ver-
schreibt „Petriellidium(Allescheria-)mykose des arbeitet wurde (z . B . Ursache des sog . Antonius-
Fußes" usw . feuers im Mittelalter) .
Mykotoxine 9

Weitere Anwendungsmöglichkeiten ergaben sich auf


dem Gebiet der Neurologie und der inneren Medizin
wegen der beruhigenden und tonisierenden Wirkung des
zu dieser Gruppe yon Alkaloiden gehörenden Ergota-
mins .
Alle spezifischen natürlichen Wirkstoffe von Secale cor-
nutum sind heute bekannt und dank der Zusammenar-
beit von Chemikern, Biologen und Medizinern rein dar-
gestellt und charakterisiert .

Eine weitere Gruppe toxinproduzierender Pilze


wurde erst in jüngerer Zeit bekannt : die Aflato-
xinbildner, die sich auf manchen Lebensmitteln
ausbreiten können . Diese stellen allerdings nur
dann ein geeignetes Substrat für solche toxinbil-
dende Schimmelpilze dar, wenn sie im feucht-
warmen Milieu bei Temperaturen um 25-45° C
gelagert werden .
Erst 1960 wurde die Gefährlichkeit dieser Wirk-
stoffgruppe erkannt, und zwar durch das große
Truthahnsterben (turkey „X" disease) auf einer
Geflügelfarm in Großbritannien . Wie sich in der
Folge herausstellte, war Ursache die Verfütterung
von verschimmeltem Erdnußmehl . Ursache der
Schimmel- und Toxinbildung war Aspergillus fla-
vus (Abb . 254, S . Farbtafel 20), dessen gefähr-
liche Metabolite nach diesem Pilz Aflatoxine
genannt wurden . Auch Aspergillus parasiticus
(Abb . 258, s . S . 25 I) bildet solche Stoffe . Die
Abb . 4 a Reife Ähren, in denen sich neben Ger
stenkörnern gleichzeitig Sklerotien von Claviceps Aflatoxinbildung (man kennt mindestens 4 ver-
purpurea entwickelt haben . b Mutterkorn . schiedene Aflatoxine, wovon Aflatoxin B das
wichtigste zu sein scheint) ist keine artspezifische
Eigenschaft . denn man kennt z . B . bei Aspergillus
Die Ascosporen von Claviceps purpurea befallen die flavus sowohl toxinbildende wie atoxische Stäm-
Ähren-insbesondere von Gerste und Weizen-zur Blü- me .
tezeit . Unter Bildung des sog . süßen „Honigtaues", einer Die Aflatoxine sind Derivate des Cumarins, dessen
zuckerreichen Flüssigkeit, entwickelt sich das Mycel im Hauptangriffspunkte die Desoxyribonucleinsäure (DNS)
jungen Fruchtknoten zu einem hornähnlichen, braun- und Ribonucleinsäure (RNS) sind . Diese Toxine
schwarzen Sclerotium (Abb . 3, s . Farbtafel 1 u . Abb . 4) . sind in minimalen Dosen im höchsten Grad cancerogen
Dieses Dauermycel, genannt Secale cornutum, ist ange- für das Lebergewebe von verschiedenen Warmblütern,
reichert mit verschiedenen toxischen Substanzen (z . B . auch des Menschen . - Sie wirken außerdem teratogen
Ergotamin) . Gelangen diese mit dem Mehl in das Brot, und mutagen .
so führen sie nach dessen Genuß zu akuten Vergiftungs-
erscheinungen mit Übelkeit, Krämpfen, Parästhesien Internationale Studien in Gebieten Afrikas (Uganda
(Kriebelkrankheit) usw . und Swasiland) mit einer hohen Sterblichkeitsziffer an
Wie alle Ascomyceten ist Claviceps purpurea feuchtig- primären Lebertumoren haben den ursächlichen Zu-
keitsliebend, und die Gefahr chronischer Vergiftungen sammenhang mit dem Verzehr von Aflatoxinen in der
war in regenreichen Sommern besonders groß . Heute ist Nahrung aufgedeckt. Untersuchungen in Südostasien
sie weniger aktuell, weil das Mutterkorn schon aus dem brachten ähnliche konkrete Ergebnisse . In Westthailand
Saatgetreide mechanisch eliminiert wird . ergab eine Untersuchung von Nahrungsmitteln (Erd-
Andererseits haben sich mit den Mutterkornwirkstoffen nüsse, Getreide, Reis, getrockneter Fisch) einen Aflato-
werIvolle pharmazeutische Perspektiven eröffnet, ins- Xinanteil bei 9% . Dort wurden jährlich 6 Todesfälle
besondere seitdem feststeht, daß es sich bei den spezi- durch primäre Lebertumoren auf 100 000 Einwohner
fisch wirksamen Stoffen um Alkaloide handelt . Die ute- registriert . Im Kontrollgebiet Südthailand (mit deutlich
ruswirksamen Substanzen haben (rein dargestellt) in die geringerem Aflatoxingehalt der Lebensmittel) wurden
Therapie der Gynäkologie zur Stillung von Blutungen nur 2 Todesfälle auf 1 000 000 (1 Mio .) Einwohner be-
Eingang gefunden . kannt .
10 Mykotoxine

Tabelle 1 Die wichtigsten heute bekannten toxinproduzierenden Pilzarten (aus C . W . Hesseltine in J . V . Ro-
dricks: Mycotoxins and other Fungal Related Food Problems . Advances in Chemistry, Series 149 . Washing-
ton 1976) .
Toxinproduzierende Pilzarten :
1 . auf lebenden Pflanzen 2 . auf abgestorbenem 3 . auf pflanzlichen
pflanzlichem Substrat Nahrungsmittelvorräten

Aspergillus flavus Alternaria longipes Aspergillus chevalieri


Claviceps purpurea Chaetomium globosum Aspergillus clavatus
Aspergillus flavus
Fusarium graminearum Cladosporium sp .
Aspergillus fumigatus
Helminthosporium biseptatum Dendrodochium toxicum Aspergillus ochraceus
Rhizoctonia leguminicola Fusarium graminearum Aspergillus parasiticus
Sclerotinia sclerotiorum Fusarium sporotrichoides Aspergillus ruber
Myrothecium verrucaria Aspergillus versicolor
Periconia minutissima Chaetomium globosum
Phitomyces chartarum Fusarium graminearum
Stachybotrys atra Fusarium moniliforme
Fusarium nivale
Trichoderma viride Fusarium tricinctum
Trichothecium roseum
Penicillium citreoviride
Penicillium citrinum
Penicillium cyclopium
Penicillium expansum
Penicillium islandicum
Penicillium palitans
Penicillium puberulum
Penicillium roquefortii
Penicillium rubrum
Penicillium rugulosum
Penicillium urticae
Penicillium verruculosum
Penicillium viridicatum

Die Entgiftung der betreffenden Nahrungsmittel stößt Stoffen produzieren, die nachweislich Ursache für
auf Schwierigkeiten, weil Aflatoxine sehr hitzestabil sind den Tod von Schafen, Kälbern und für Vergiftun-
und eine chemische Reinigung durch Laugen die Quali- gen bei Schweinen und Pferden waren :
tät herabsetzen würde . Lediglich Pflanzenöle (mit Aus- Penicillium cyclopium, das auf faulenden Früchten lebt,
nahme des Baumwollsamenöls) können durch einen al- produziert (schon bei geringen Temperaturen um
kalischen Reinigungsprozeß von Aflatoxinen befreit 1-15°C) Penicillinsäure, eine Substanz, die carcino-
werden . gene Eigenschaften besitzt . Ebenso wird von der glei-
Tab . 1 vermittelt einen Überblick über das Vor- chen Art das Ochratoxin A gebildet .
Penicillium viridicatum vegetiert auf Lebensmitteln,
kommen der heute bekannten wichtigsten toxin-
insbesondere auf gespeichertem Getreide, und abge-
produzierenden Pilzarten . storbenen Pflanzenresten im Erdboden . Seine Stoff-
Nachfolgend soll kurz über die wichtigsten derar- wechselprodukte sind ähnlich denen von Penicillium cy-
tigen Toxine berichtet werden, unter Bezug auf clopium, einschließlich der Bildung von Ochratoxin A .
Veröffentlichungen von HESSELTINE, STOLOFF, Dieses ist auch ein Metabolit von Aspergillus ochraceus,
der Gerste, Weizen, Hafer(flocken), Roggen, Kaffee
WILSON, POHLAND, MISLIVEC u . NESHEIM in der
und getrocknete weiße Bohnen befällt . Ochratoxin A ist
Monographie von RODIZICKS (1976) .
relativ hitzestabil . Die Substanz widersteht dem mehr-
In einer Gruppe von 13 verschiedenen toxinpro- stündigen Autoklavieren von Haferflocken und Getrei-
duzierenden Penicilliumarten kommt den Species de ; aber sie wird bei Kaffeebohnen durch den Röstvor-
Penicillium cyclopium und Penicillium viridicatum gang (200° C) zerstört .
wohl die größte Bedeutung zu, weil sie relativ weit Das Pilztoxin Patulin wird von mindestens 10 verschie-
verbreitet sind und eine Vielzahl von toxischen denen Penicilliumarten gebildet . Zu dieser Gruppe ge-
Mykotoxine 11

hört auch Penicillium urticae, bekannt als Griseofulvin- ischen Ländern wird bei Importwaren routinemä-
bildner . Patulin gilt als ein Breitspektrumantibioticum, ßig nach AflatoXinen gefahndet .
das toxisch gegenüber Bakterien, Protozoen, Pilzen und International wird intensiv auf dem Gebiet der
Säugetieren wirkt. Nachweislich war es Ursache für ein Mykotoxine geforscht, wie aus zahlreichen Publi-
Massensterben von 100 Kühen nach dem Verzehr von
kationen zu ersehen ist, die monatlich in den „Ab-
Futtermitteln, die durch Penicillium urticae verunreinigt
stracts of Mycology" aus allen Teilen der Welt re-
waren . - Patulin inaktiviert einige Viren und induziert
Mutanten bei Saccharomyces cerevisiae . feriert werden . Zur Zeit sind noch viele Probleme
ungelöst, weil die Anzahl der erkannt toxinprodu-
Sterigmatocystin, chemisch verwandt den Aflatoxinen, zierenden Stämme ständig wächst und die produ-
wird von Aspergillus versicolor gebildet . Es verursacht,
zierten Stoffe fast unüberschaubar geworden sind .
ähnlich den Aflatoxinen, im Tierversuch sowohl nach
oralen Gaben als auch parenteral Sarkome und Leber- Vorerst stehen Lebens- und Futtermittel im Vor-
tumoren . Die akute Toxizität wurde bei Albinoratten dergrund des Interesses der Mykotoxinforschung .
getestet. Eigene Untersuchungen deuten aber darauf hin,
Versicolorin C wird von den drei Aspergillusarten daß auch Rohsubstanzen für Arzneimittel und
Aspergillus flavus, Aspergillus versicolor und Aspergillus Teeaufbereitungen - vor allem, wenn sie aus tro-
nidulans produziert. Es steht ebenfalls den Aflatoxinen pischen Importländern stammen - ebenfalls My-
nahe ; jedoch ist seine Rolle in der Pathogenese noch kotoxin enthalten können . Wie bedeutsam jedoch
nicht geklärt . Trotzdem muß es in der Humanpathologie
das einschlägige Risiko für den Verbraucher ist,
in Betracht gezogen werden.
läßt sich noch nicht übersehen.
Die Frage nach dem Toxingehalt von Lebensmit- Diese kurzen Ausführungen können nur Anre-
teln wird immer dringlicher, weil ein großer Teil gungen geben. Im Zusammenhang sei noch ein-
an menschlichen, aber auch an tierischen Nah- mal auf den Symposiumbericht von RODRICKS mit
rungsmitteln (als Rohprodukt) von anderen Erd- 18 Beiträgen hingewiesen, desgleichen auf die zu-
teilen eingeführt wird . In verschiedenen europä- sammenfassende Darstellung von FRANK (1979) .
Diagnostische Methoden
14 Mikroskopische Kontrolle von Untersuchungsmaterial

Bei der Untersuchung von Ulzerationen ist die


Mikroskopische Kontrolle
Oberfläche vor der Materialabnahme sorgfältig zu
von Untersuchungsmaterial spülen oder vorsichtig mit sterilen Tupfern (die
ein Breitbandantibioticum enthalten können) zu
reinigen, bevor Material mit Wattetupferabstri-
Allgemeines chen oder Absauger gewonnen wird .
J eder Kultur geht ein mikroskopisches Nativprä- Der Sputumgewinnung muß stets eine sorgfältige
parat voraus, das orientierend zur Fragestellung Reinigung der Mundhöhle (evtl . unter Zuhilfe-
„Dermatomykose, Onychomykose, Befall des nahme antibakterieller Hemmstoffe) vorausge-
Haares, subcutane oder tiefe Mykose" gehört . Es hen . Am besten eignet sich abgehustetes Morgen-
läßt die Pilzelemente im Untersuchungsmaterial sputum, das in einer sterilen Schale aufgenommen
erkennen und erlaubt bisweilen schon - zusam- und auf Eiterflocken, Gewebebröckel oder an-
men mit dem klinischen Bild - eine vorläufige dere verdächtige Beimengungen durchmustert
Zuordnung zu dieser oder jener Erregergruppe . wird . Diese Partien werden mit einer sterilen Pin-
Die Bestätigung durch die Kultur ist (mit wenigen zette herausgefischt und der Untersuchung zuge-
Ausnahmen wie Malassezia furfur oder Piedraia führt . Die Sputumkontrolle ist mindestens 3mal,
hortai) stets erforderlich ; ihr kommt der eigentli- besser 6mal an aufeinanderfolgenden Tagen zu
che diagnostische Wert zu . wiederholen . In gleicher Weise wird auch Material
verarbeitet, das mittels Bronchoskopie oder bei
einer Tracheotomie entnommen wird .
Entnahme des Materials Problematisch ist die Gewinnung und Beurteilung
Erfolg und Mißerfolg in der Beurteilung des Na- von Urinproben, solange es sich nicht um Kathe-
tivpräparats sind weitgehend abhängig von der terurin handelt . In der Regel wird man nach
richtigen Entnahme des Untersuchungsmaterials . gründlicher Reinigung der Genitalien nur den
Diese setzt die Kenntnis über das Verhalten des Mittelstrahlurin untersuchen, der in einem steri-
Pilzes in vivo voraus . len Gefäß aufzufangen ist . Zunehmend setzt sich
Bei solitären Rundherden auf der Haut, die ty- die bei sachgemäßer Ausführung gefahrlose Bla-
pisch für eine Pilzerkrankung sind, entnimmt man senpunktion durch .
Epidermisstückchen oder Hautschuppen aus der
Peripherie des Herdes .
Untersuchung von Haut-, Nagel-
In dieser Zone lebhaften Pilzwachstums findet
man junges Mycel, das sich im Präparat besonders und Haarproben
gut darstellen läßt . Das Zentrum des Herdes ist Nagelsubstanz und Epidermisstücke, die keratin-
entweder pilzfrei, weil die befallene Epidermis reich sind, bedürfen einer Laugeneinwirkung von
schon abgestoßen wurde, oder das bereits ver- mehreren Stunden. Erst dann erhalten diese
sporte Mycel ist nicht mehr eindeutig erkennbar . Stücke eine weiche Konsistenz und fallen zu einer
Dasselbe gilt für girlandenförmig begrenzte Lä- dünnen, transparenten Schicht zusammen, die das
sionen . Besonders geeignet sind manchmal „Bläs- Mycel in Einzelheiten erkennen läßt (Abb . 5) .
chendecken" (s. weiter unten) . Kopfhaare bedürfen einer besonders vorsichtigen
Bei der Entnahme von Untersuchungsmaterial Behandlung im Nativpräparat . Die Laugenme-
aus tiefen Gewebeschichten, aus vereiterten Drü- thode ist der Baumwollblaufärbung vorzuziehen .
sen, aus kurz vor dem Durchbruch stehenden Fi- Eine mehrfache Kontrolle von Präparaten in zeit-
stelgängen, aus Cysten, Abszessen usw . ist durch lich kurzen Abständen ist zu empfehlen .
vorherige gründliche Desinfektion der zu punktie- In Hautschüppchen (vor allem von den Palmae
renden Haut dafür zu sorgen, daß keine Verunrei- und Plantae) findet man nach der Zugabe von
niger (Hautbakterien, Luftkeime usw .) in das Lauge bisweilen als chemisches Reaktionsprodukt
Punktat gelangen, da solche Kontaminanten in- mycelähnliche Strukturen, die sogenannten Mo-
folge ihres schnellen Wachstums die spätere An- saikfungi (Abb . 6) . Sie haben nichts gemein mit
lage von Kulturen fragwürdig machen. echten Pilzelementen, können ihnen aber täu-
Bei der Entnahme von Schleimhautabstrichen aus schend ähnlich sehen . Bestehen Zweifel, so läßt
der Mundhöhle, dem Nasopharynx und aus den man das Präparat eine Nacht liegen und erwärmt
Genitalien sollte auf membranöse oder eitrige Be- es am nächsten Tag kurz über der Flamme . Wäh-
läge geachtet werden, in denen sich eventuelle Er- rend sich Mosaikfungi auflösen, tritt das Mycel
reger am leichtesten nachweisen lassen . dann besonders klar in Erscheinung .
Diagnostische Methoden 15

Abb . 5 Laugenpräparate von Nativmaterial . a, b Pilzinfizierter Nagel (Trichophyton rubrum) . Das Keratin
ist richtungslos von Pilzfäden durchwachsen, die sich z .T . in Arthrosporen differenzieren . c Hautschuppe
mit Pilzfäden .

Eine Anzahl anderer Kunstprodukte oder Arte- chose), Biopsiematerial, Punktate, ferner Mor-
fakte (Abb . 6) kann die Beurteilung der Laugen- gensputum - nach gründlichem Reinigen der
präparate erschweren ; doch genügt ein wenig Mundhöhle - z . B . bei Verdacht auf Coccidioi-
Übung, um das Mycel zu erkennen . Bei Rundkör- desmykose und nordamerikanische Blastomyko-
pern im Sputum oder Bronchialsekret, die gele- se, durch Punktion gewonnener Eiter (bei Ab-
gentlich als Sphärulen angesprochen werden, sind szessen, eingeschmolzenen Lymphdrüsen, aus Fi-
die Größenverhältnisse entscheidend wichtig, da stelgängen, kurz vor deren spontaner Eröffnung
Sphärulen stets einen Durchmesser von 30-50 bzw . Entleerung) und Liquor cerebrospinalis . Bei
gm haben . Bei anderen, fast sproßpilzähnlichen einer Reihe von tiefen Mykosen enthält solcher-
Strukturen handelt es sich um Russell-Körper, die maßen mit Sorgfalt gewonnenes Material charak-
aus Lipofuscin bestehen und sich deshalb in der teristische Formelemente, die - aufgeschwemmt
Gram-Färbung blauviolett anfärben (vgl . S . 43) . in Aqua dest . oder 0,85 %iger NaCl-Lösung -
ohne Farbstoffzusätze darstellbar sind und oft
Schnelluntersuchung von Nativ- eine sichere Diagnose erlauben . Als Beispiele
seien erwähnt die Sphärulen (Ø 30-50 µm) im
material aus Hautläsionen Sputum und Eiter bei Coccidioidesmykose
Besonders geeignet zur „Schnelldiagnose" von (Abb . 197, s . S . 198), die Asteroidkörper (Ø
Mykosen der Haut sind Bläschendecken, wenn sie 10-15 µm) bei Sporothrixmykose (Abb . 185,
im Infektionsbereich liegen (nicht solche aus dem s . S . 184) und die Drusen beim subcutanen Eumy-
Bereich der sogenannten id-Reaktion!) . Die Dek- cetom (Abb . 175 u . 176, s . S . 173) .
ken solcher Vesiculae werden mit einem Scher- Als kleinere Zellkomplexe von hohem diagnosti-
chen abgetrennt und „umgekehrt" auf den Ob- sehen Wert sind ferner zu nennen die braunge-
jektträger gelegt . Das Mycel ist sogleich, ohne färbten, in Zweier- oder Viererpaketen liegenden
längere Mazeration, erkennbar . Sklerotiumzellen bei Phialophoramykose - bzw .
Chromomykose - (Abb. 163, s . S . 163), ferner
die meist in Doppelform mit stark lichtbrechen-
Schnelluntersuchung
der Zellwand imponierenden Sproßzellen von
bei tiefen Mykosen Ajellomyces (Blastomyces) dermatitidis, dem Er-
Zur Schnelldiagnose eignen sich bei Verdacht auf reger der nordamerikanischen Blastomykose
Systemmykosen, subcutane Pilzinfektionen vom (Abb . 192, s . S . 191) und die multilateral aus
Mycetomtyp sowie Sporothrixmykose (Sporotri- sprossenden Hefezellen (Margaritenformen) von
Diagnostische Methoden 17

Paracoccidioides brasiliensis bestehenden Ver- Tropfen Tusche 1 zugesetzt, die nicht in die
bände bei der zugehörigen südamerikanischen Schleimkapsel eindringt . - Man kann auch das
„Blastomykose" (Abb . 209, s . S . 215) . Material direkt in einen Tropfen Tusche einrüh-
Demgegenüber ist die Erkennung der Zellen von ren und das mit einem Deckglas bedeckte Präpa-
Cryptococcus neoformans, dem Erreger der Cryp- rat unverzüglich untersuchen . Dabei muß man
tococcusmykose (Cryptococcose), im Nativpräpa- daran denken, daß solche Präparate ohne Hitzefi-
rat erschwert, obwohl dieser als einziger der für xieren eventuell vermehrungsfähige Pilzelemente
den Menschen pathogenen Pilze eine mächtige enthalten, so daß die Ablage in desinfizierende
Schleimkapsel besitzt . Diese ist aber im üblichen Flüssigkeiten unerläßlich ist . Sproßpilz und Kap-
Lichtmikroskop kontrastlos, so daß die eigentli- sel erscheinen bei der Durchmusterung schon im
chen Sproßzellen auch wegen ihrer Größe leicht starken Trockensystem strahlend hell auf dem
als belanglose Zellen, gelegentlich aber auch als dunklen Untergrund (Abb . 16 d, s . Farbtafel 3 u .
„Tumorzellen" verkannt werden (vgl . weiter un- Abb . 33) .
ter Tuscheverfahren) .
Spezielle Färbeverfahren
nach vorheriger Fixierung
Färbeverfahren
Flüssiges oder breiiges Untersuchungsmaterial
Einfache Färbeverfahren aus tiefen Gewebsschichten, Organen, Fisteln,
Lymphknoten, Abszessen, Sputum, Cysteninhalt,
In dünnem Epithel, Eiter oder Auswurf können
Liquor usw . muß in manchen Fällen - ggf . nach
die Pilzelemente ohne Fixierung angefärbt wer- leichtem Emulgieren in Aqua dest . - auf Objekt-
den . „AMANS Medium" ist eine ausgezeichnete
träger ausgestrichen, vorsichtig fixiert und an-
Lösung, die als färbendes Agens Baumwollblau schließend nach einem der folgenden Verfahren
enthält (Vorschrift A, s . S . 42) . Die Pilzhyphen
gefärbt werden :
und andere wichtige Formelemente (s . oben) wer-
- Zum Nachweis von Candida albicans (s . S . 54)
den intensiv blau gefärbt, und die Präparate sind - und verwandten Arten, auch für Sporothrix
hitzefixiert mit Lack versiegelt - längere Zeit als
schenckii (s . S . 184) :
Dauerpräparate haltbar.
Färbung nach GRAM (Vorschrift C, s . S . 43 u.
Um ein Überfärben zu vermeiden, können Haut-
Abb . 15 a, s . Farbtafel 2) .
schüppchen aus dieser Lösung in doppelt destil-
- Für Histoplasma capsulatum (s. S. 206), Sporo-
liertes Glycerin überführt werden . In diesem Me-
thrix schenckii (s . S . 183), auch für Cryptococ-
dium eignen sie sich vorzüglich zur fotografischen
cus neoformans (s . S . 69) u . a . m . :
Reproduktion .
Färbung nach GIEMSA (Vorschrift B, s . S . 42 u .
Das Baumwollblauschnellverfahren eignet sich
Abb . 15b, s . Farbtafel 2) .
auch bei der laufenden Überprüfung des Kolo-
niewachstums und der Conidienbildung mit Hilfe
eines transparenten Plastikstreifens (Tesafilm) .
Leider sind diese Präparate nur kurze Zeit halt- Die Kultivierung von Pilzen
bar .
Alle human- und tierpathogenen Fadenpilze sind
Zwar gibt es noch eine Anzahl weiterer Farbstoffe und chlorophyllos und leben - von einigen Ausnah-
Färbemethoden ; doch ist aus der Sicht der Verfasser men, gemäß dem heutigen Wissensstand, abgese-
keine dem Lactophenol-Baumwollblau-Verfahren hen - in der freien Natur, meist auf Pflanzen und
überlegen ; allenfalls käme die Verwendung von Polyvi- im Erdboden . Nur bei einigen pathogenen wie fa-
nyl-Wasserblau nach KOCH (1963, 1977) in Betracht, kultativ-pathogenen Sproßpilzen, z . B . dem
wodurch die Präparate jahrelang haltbar werden . Soorpilz, hat man einen Wirt außerhalb der
Schleimhäute des Menschen und einiger Tierarten
Tuscheverfahren nach BURR! (noch ?) nicht gefunden . - Ähnliches gilt für be-
stimmte Hautpilzarten, z. B . Trichophyton schoen-
Cryptococcus neoformans, ein Sproßpilz, der von
leinii, Trichophyton violaceum und Trichophy-
einer wechselnd ausgeprägten Schleimkapsel um- ton concentricum .
geben ist, wird im Nativpräparat am sichersten im Diese Parasiten aus dem Körper des menschlichen
Tuschepräparat dargestellt . Das Untersuchungs- und tierischen Wirts zu eliminieren, ohne ihm
material wird auf einem Objektträger verteilt .
Nachdem es lufttrocken geworden ist, wird ein ' Pelikan-Tusche 17 schwarz, lichtpausfähig
18 Die Kultivierung von Pilzen

Schaden zuzufügen, ist Ziel der medizinischen sitären Phase am natürlichen „Standort" mög-
Mikrobiologie und der dazugehörigen Diagnostik . lichst nahekommen : z . B . hinsichtlich Tempera-
Die Bewältigung dieser Aufgabe setzt die genaue tur, Feuchtigkeit und Nährstoffen .
Kenntnis des Lebensablaufs der Erreger in allen Es ist nicht allzu schwer, eine kulturelle Lebens-
Einzelheiten voraus . Einige Besonderheiten zur und Wachstumsbasis in vitro für Erreger zu schaf-
Züchtung medizinisch wichtiger Pilzgruppen seien fen, die in der menschlichen Haut (einschließlich
vorab erörtert . Die makro- und mikroskopisch ihrer Anhangsgebilde) vegetiert haben . Ihre An-
wichtigen Merkmale zur Identifizierung werden in sprüche sind weitgehend bekannt . Das optimale
dem Kapitel „Spezielle Diagnostik" (S . 47-64) Temperaturintervall für Dermatophyten beträgt
behandelt . 25-30° C . Dieser Temperaturbereich gilt aber
auch für viele saprophytische Pilze, die als Verun-
reiniger oder sekundär-pathogene Erreger fun-
Dermatophyten
gieren und eine wichtige Rolle in der Diagnostik
In ihrer parasitären Phase ist diese Pilzgruppe spielen .
recht uniform . Sie bildet vegetatives Mycel, das
keine Differenzierung der verschiedenen Arten
erlaubt, allenfalls zur Bildung von Arthrosporen Sproßpilze
führt, die gewisse Hinweise auf die jeweilige Nur wenige Sproßpilzarten sind als Mykoseerre-
Gruppenzugehörigkeit liefern . ger des Menschen bedeutsam . In erster Linie han-
Alle Dermatophyten lassen sich auf künstlichen delt es sich um Soorpilze, die im Gewebe bereits
Nährböden kultivieren . Erst Kulturen, in denen einen erheblichen Formenreichtum erkennen las-
alle artspezifischen Strukturen gebildet werden, sen und in der Kultur neben kulturellen und mor-
lassen sich identifizieren . Sie geben auch die Mög- phologischen Merkmalen auch diagnostisch wert-
lichkeit, die Einwirkung schädlicher (fungista- volle biochemische Unterscheidungsmöglichkei-
tischer) oder abtötender (fungizider) Substanzen ten bieten, z . B . im Assimilations- und Fermenta-
zu prüfen (Abb . 7) . tionsversuch mit einer Vielzahl von chemisch de-
Voraussetzung für das Gelingen der Kultur ist die finierten Reagenzien . Dazu kommen die Mög-
Schaffung von Lebensbedingungen, die der para- lichkeiten der Diagnostik mit Hilfe von künstlich

Abb . 7 In-vitro-Prüfung eines


Hemmstoffes im Agardiffusions-
test . Gemessen wird der Ø des
Hemmhofs . a Keine Wachstums-
hemmung . b Geringe Wachs-
tumshemmung : kleiner Hemm-
hof . c Gute Diffusion und Wachs-
tumshemmung : ausgeprägter
Hemmhof . d Hemmtest unter
Verwendung von Papierträgern (1,
2, 3) und Reinsubstanz (f) bei ei-
nem Mucorisolat .
C d
Diagnostische Methoden 19

durch Immunisierung von Tieren gewonnenen erforderlich, jedenfalls nicht zur Kultur des vege-
Antiseren und speziell hergestellten Faktorense- tativen Stadiums der Dermatophyten und anderer
ren . pathogener Pilze . Es übt allerdings einen stimulie-
Der jeweilige Einsatz dieser Methoden richtet sich renden Effekt bei der Bildung von Ascosporen
nach dem Erreger bzw. nach der Fragestellung . aus . Perfekte Stadien werden daher möglichst bei
Ihre Anzüchtung erfolgt zum Teil auf den gleichen diffusem Licht und relativ niedrigen Temperatu-
Substraten wie zur Dermatophytendiagnostik, ren kultiviert .
zum Teil aber auf Spezialnährböden, die bei der Die Feuchtigkeit spielt dagegen eine wichtige Rol-
jeweiligen Pilzart angegeben werden und die im le . Sie ist unentbehrlich für die Entwicklung des
Verzeichnis der Rezeptur- und Herstellungsvor- Mycels und seiner Reproduktionsorgane . Das zur
schriften aufgeführt sind . Nährbodenherstellung benutzte Wasser muß frei
von Fremdstoffen, z . B . Chlor, sein .
Grundnährstoffe zur Synthese der Zellsubstanz
Dimorphe Pilze sind Kohlenstoff, Wasserstoff, Stickstoff, Schwe-
fel, Phosphor, Kalium, Calcium, Magnesium und
Obwohl eigentlich alle menschen- und tierpatho-
Eisen . Ein aus definierten chemischen Verbin-
genen Pilze einen mehr oder weniger ausgespro- dungen in genau bekannter Menge zusammenge-
chenen Dimorphismus aufweisen - das gilt auch
setztes Nährmedium wird als synthetisch bezeich-
im weiteren Sinne für den Soorpilz und für net . Es ist wichtig für die Versuche, die exakte Re-
die Erreger subcutaner Mykosen durch Dema- produzierbarkeit erfordern . Für die praktische
tiumarten -, ist der Dimorphismus das besonders
Anwendung sind komplexe Nährböden eher ge-
charakteristische Merkmal der Erreger wichtiger
eignet, weil sie dem natürlichen Milieu am näch-
Systemmykosen, die ihre Pathogenität und Viru- sten kommen.
lenz vorzugsweise in den tiefen Regionen des
Als komplexe organische Stickstoffquelle hat sich
Körpers entfalten .
Pepton (aus Fleisch) bewährt. Als einzige N-
In einer Reihe von Fällen entspricht die parasitäre
Quelle kann Asparagin oder eine andere Amino-
Phase morphologisch und kulturell einem Sproß-
säure Verwendung finden ; doch hat letzteres eher
pilzwachstum (z. B . bei der Histoplasmamykose,
Gültigkeit für Pilze außerhalb des Dermatophy-
bei der Sporothrixmykose usw .) . In anderen wer-
tenbereiches, z . B . Claviceps purpurea.
den charakteristische Strukturen gebildet, wie
Glucose ist eine stets brauchbare Kohlenstoff-
z . B . die Sklerotien bei Dematiumarten oder die
quelle, vor allem für Dermatophyten . 2-3 g sind
Sphärulen bei Coccidioides immitis, die in der ve-
erforderlich zur Produktion von 1 g Mycel (Trok-
getativen Phase der Kultur auf künstlichen Nähr-
kengewicht) .
böden nicht zur Ausbildung gelangen oder hierfür
Bei allen Ingredienzien ist auf eine weitgehende
recht spezielle Methoden und Substrate erfor-
Konstanz zu achten, da schon geringe Schwan-
dern. In der Regel wird bei solchen Pilzen die pa-
kungen in der Qualität oder Zusammensetzung
rasitäre Phase nur bei 37° C (und manchmal bei
der Substanzen ein verändertes morphologisches
erhöhter CO 2 -Spannung) gebildet, während unter
Bild des Pilzthallus zur Folge haben .
den üblichen Kultivierungsbedingungen der
Für einige Arten ist eine Zugabe von Vitaminen
Dermatophyten die völlig anders aussehenden ve-
erforderlich oder empfehlenswert : Dieses wird bei
getativen Kulturformen der saprophytären Hy-
der Besprechung der betreffenden Art später je-
phomycetenphase entstehen . Auf die jeweiligen
weils erwähnt .
Besonderheiten wird in den einschlägigen Ab-
Als Festigungsmittel für Nährböden ist der aus
schnitten gesondert Bezug genommen .
Meeresalgen gewonnene Agar ideal . Bei einer
Konzentration von 1,8-2,0% verleiht er dem
Substrat die für Dermatophyten adäquate Konsi-
Züchtungsbedingungen stenz. Auch hier ist bei der Nährbodenherstellung
Ein Brutschrank ist zur Kultur unerläßlich, weil er auf eine standardisierte, pulverisierte Substanz zu
innerhalb der optimalen Züchtungstemperaturen achten, um vor unliebsamen Überraschungen ge-
eine weitgehende Temperaturkonstanz gewährt schützt zu sein.
und sekundäre Verunreinigungen durch Raum- Kulturen in flüssigem Medium sind vor allem für die In-
keime vermindert . dustrie zur Gewinnung von Stoffwechselprodukten (An-
Licht ist - zu photosynthetischen Prozessen wie tibiotica) geeignet und werden zur Gewinnung von Pilz-
bei autotrophen Pflanzen - zum Wachstum nicht antigenen benutzt .
20 Die Kultivierung von Pilzen

Auch zur Ermittlung der Wachstumsintensität unter be- aufschlußreich oder erforderlich ist, leicht mög-
stimmten Ernährungsbedingungen ist die Flüssigkultur lich .
dem festen Nährboden vorzuziehen . Besonders zweckmäßig sind Glas- oder Kunst-
Wichtig ist die Wasserstoffionenkonzentration stoffschalen zur stereoskopischen Betrachtung
des Nährsubstrats . des Thallus . Kleine und kleinste Kolonien können
Generell bevorzugen Pilze ein schwach saures Mi- mit Hilfe der Stereolupe isoliert oder „verpflanzt"
lieu . Für Dermatophyten ist der pH-Wert von 5,6 werden . Dieses Experiment ist erforderlich, wenn
optimal . Eine Verschiebung zum neutralen Be- sich ein Saprophyt mit großer Wachstumsge-
reich würde das Wachstum vieler Bakterien pro- schwindigkeit in der Kultur ausbreitet und andere
pagieren . Zudem hat der pH-Wert einen ent- Impfstellen zu überwuchern droht . Zahlreiche
scheidenden Einfluß auf die Pigmentbildung, z . B . Saprophyten gehören zum Stoffwechseltyp der
der Dermatophyten, und diese ist ein wichtiges Dermatophyten und keimen gleichzeitig aus,
Kriterium zur Charakterisierung der Arten . Na- wenn sie im Impfmaterial vorhanden waren,
türlich findet während der Wachstumsphase eine wachsen aber schneller .
Verschiebung des pH-Wertes durch den Stoff- Die Anzüchtung von hochinfektiösen Pilzarten
wechsel des Pilzes statt ; doch auch diese ist artver- erfolgt oft in Spezialgefäßen, z . B . Kolle-Flaschen
schieden . mit engem Hals, oder in Röhrchen unter besonde-
Bei den meisten Sproßpilzen entfällt die Bedeu- ren Vorsichtsmaßnahmen .
tung des pH-Wertes für die Wachstumsintensität Zur Methode der Beimpfung sei kurz erwähnt,
sowie für die Färbung der Kolonien . Sie wachsen daß bei einer (genormten) Kulturschale von
ohnehin in einem ziemlich weitreichenden pH- 90 mm Ø 5 Impfstellen einen ausreichend weiten
Bereich . Kolonieabstand ohne Konkurrenz um Nährstoff
Sauerstoff-in gelöster Form - ist für die Entwick- gewährleisten . Steht mehr Untersuchungsmate-
lung des Pilzthallus erforderlich, wenn auch in re- rial zur Verfügung, so wird es zweckmäßig auf
lativ geringer Quantität . weitere Schalen (ggf . mit anderen Nährböden)
Bei der Kulturmethode auf festen Nährböden (in verteilt .
Petri-Schalen oder in Röhrchen) ist das O 2 -Ange- Bei einer klinisch vermuteten Doppelbesiedlung
bot in der oberflächennahen Schicht meistens aus- durch Faden- und Sproßpilze - das ist häufig der
reichend . Fall bei mazeriertem Epithel der Interdigitalfalten
Bei Verwendung von flüssigem Medium sorgt - ist es ratsam, die Nährbodenoberfläche mit einer
man für eine breite Oberfläche mit niedrigem candidahemmenden Substanz zu überschichten .
Flüssigkeitsstand . Diese inhibiert das Wachstum des Sproßpilzes, so
Wenn aus praktischen oder nützlichen Gründen daß sich der Fadenpilz frei entwickeln kann
(im industriellen Bereich) tiefere Flüssigkulturen (Abb . 8, s . Farbtafel 1) .
gewählt werden, so bedürfen diese einer zusätzli-
chen künstlichen Belüftung durch Schütteln oder Die Kulturplatten in Abb . 8 (s . Farbtafel 1) lassen er-
direktes Einblasen von sterilem O2 . kennen, daß bei einer Doppelbesiedlung in vivo der
Sproßpilz in vitro zuerst so massiv wächst, daß ein Fa-
denpilz nicht mehr verifiziert werden kann . Eine Thera-
pie - auf diesem unvollständigen Kulturergebnis fußend
Kulturgefäße - muß zwangsläufig unbefriedigend bleiben. Zwei weite-
re, gleichzeitig angelegte Kulturen, in denen der Sproß-
Zur Erstisolierung von Dermatophyten aus
pilz partiell bzw . total im Wachstum (z . B . durch Myko-
menschlichem Untersuchungsmaterial haben sich statin) inhibiert wird, lassen Trichophyton rubrum in
Petri-Schalen mit festen Nährböden bewährt . Sie Misch- bzw . Reinkultur erkennen .
erlauben eine direkte Beobachtung und Kontrolle
während der Wachstumsphase . Es bereitet keine In gleicher Weise wirken sich bakterielle Bei-
Schwierigkeiten, sie - z . B . zur Herstellung eines mengungen oft nachteilig aus . Auch wenn der
Tupfpräparates mit einem glasklaren Tesafilm- saure pH-Wert der benutzten Substrate hemmend
streifen - zu öffnen . An dem Tesafilmstreifen wirkt, reicht dieser Effekt allein nicht aus, so daß
bleiben Mycel und Conidien in ihrer typischen in die Nährböden antibiotische Hemmstoffe in-
Anordnung haften und färben sich auf dem Ob- korporiert werden .
jektträger in Lactophenol-Baumwollblau leicht Für die Wahl des Nährbodens sind die klinische
an. Auch ist die Entnahme und Färbung von sub- Fragestellung bzw . das Untersuchungsmaterial
mers wachsendem Mycel, was in manchen Fällen ausschlaggebend .
Diagnostische Methoden 21

I m Labor einer Klinik oder einer anderen Unter- rere Selektivkulturen erforderlich, um das Un-
suchungsstelle stehen ohnehin diverse Nährböden tersuchungsmaterial von den wachstumshem-
zur Verfügung . In der mykologisch orientierten menden serösen Substanzen zu reinigen . Die
ärztlichen Praxis sollten zwei vorhanden sein : ein Nagelstückchen werden so oft auf neuen Nähr-
Standardnährboden auf der Basis des Sabou- boden übertragen, bis dieser keine Trübungs-
raud-Glucose-Nährbodens, der Penicillin und ringe mehr erkennen läßt .
Streptomycin oder ein Breitbandantibioticum wie 2 . Haare : Barthärchen, die in ihrem Wurzelbe-
Chloramphenicol zur Unterdrückung von Bakte- reich oft bakteriell superinfiziert sind, bedürfen
rien und Cycloheximid (Actidion) zur Reduktion nicht selten diverser Kulturpassagen, um das
von Schimmelpilzen enthält ; parallel dazu ist ein Wachstum des Dermatophyten in Reinkultur
actidionfreies Substrat erforderlich . zu erhalten .
Im Handel werden solche Nährböden (z . T . abge- 3 . Untersuchungsmaterial nach antimykotischer
wandelt) fertig abgefüllt in Petri-Schalen angebo- Vorbehandlung : Ähnlich wie unter 1 . ist mit
ten . therapeutisch vorbehandeltem Untersu-
Einige wichtige Rezepturen und Herstellungsvor- chungsmaterial zu verfahren . Doch ist diese
schriften für Nährböden sind im Kapitel „Rezep- Methode nur dann erfolgversprechend, wenn
turen für Nährböden und Lösungen" aufgeführt die antimykotische Substanz wasserlöslich war .
(s . S . 34 ff .) . Dann kann allerdings manche vorbehandelte
Zur Züchtung solcher Pilzarten, die sich in der Mykose noch kulturell abgesichert werden .
Subcutis, in Lymphknoten oder in inneren Orga- 4 . Untersuchungsmaterial nach Corticosteroid-
nen vermehren, gelten andere Methoden . Hier ist behandlung : Wenn eine Corticosteroidtherapie
in der Regel der Kulturversuch bei zwei Tempera- vorausging, ist bei jedem Untersuchungsmate-
turen, z . B . 26-30° C und 37° C, unerläßlich . Ne- rial (Haut, Härchen, Pus) mit Fragestellung, ob
ben den klassischen Pilznährböden der Dermato- Fadenpilzmykose oder nicht, die Überschich-
phytendiagnostik werden zusätzlich Substrate mit tungsmethode mit einer candidahemmenden
einem Blutgehalt von 5 % oder angereicherte Substanz zu empfehlen, um diesen Sproßpilz,
blutfreie Medien mit hochwertigen Stickstoffträ- der in solchem Material mit großer Wahr-
gern in einer Base aus Hirn-Herz-Brühe bei neu- scheinlichkeit vorhanden ist, zu unterdrücken .
tralem bzw . schwach alkalischem pH mit und ohne Flüssige Anreicherungsverfahren, wie sie bei bak-
Antibioticazusätze erforderlich . Durch entspre- teriellem Untersuchungsmaterial angewandt wer-
chende Maßnahmen muß das zu rasche Austrock- den, sind bei Fadenpilzen nicht üblich und bei
nen im Brutschrank bei 37° C (bei den oft verlän- Sproßpilzen nicht zu empfehlen .
gerten Bebrütungszeiten) verhindert werden .
Ggf. werden spezielle Impfkabinen und andere
Schutzvorrichtungen erforderlich, wenn es um die Entnahme von Untersuchungs-
Züchtung hochinfektiöser Pilzarten geht (vgl . S . material zur Kultur
23). Stets gilt die Regel : je mehr Untersuchungs- Bei der Entnahme ist es wichtig, insbesondere
material zur Verfügung steht, um so größer die Epidermisstückchen vom Patienten unmittelbar
Chance, ein klares Kulturergebnis zu erhalten . auf den Nährboden und diesen anschließend in
den Brutschrank zu bringen . So geht das parasi-
Hinweise für Spezialkulturen täre Wachstum des Pilzes am leichtesten kontinu-
ierlich in das saprophytäre Kulturwachsum über .
1 . Nägel : Für Nagelsubstanz ist es vorteilhaft, Auf diese Weise erreicht man bei Epidermophy-
Kulturplatten mit reichlichem Nährbodenvor- ton floccosum die diagnostisch entscheidende
rat zu wählen . Die zerkleinerten Nagelstück- Makroconidienbildung schon am 3 . Kulturtag und
chen werden tief in das Substrat eingedrückt, so bei Microsporum canis am 4 . oder 5 . Tag nach der
daß sie - bis auf eine Schnittfläche - ganz von Beimpfung des Nährbodens .
Nährboden umgeben sind . Aus diesen Schnitt-
stellen beginnt rasch und meistens ohne sapro-
phytäre Begleitkeime das Wachstum des Der- Hilfen zur Identifizierung
matophyten . Die frühzeitige Identifizierung der Art ist von
Werden bereits extrahierte Nägel an Kliniken großer Bedeutung, wenn es um die Notwendigkeit
eingesandt, an denen Blut haftet (mit der Fra- der Erkennung hochinfektiöser Erkrankungen
gestellung der Onychomykose), so sind meh- geht (Mikrosporie) .
22 Die Kultivierung von Pilzen

Zwar ist eine zwischenzeitliche Austrocknung des Verbesserung und Erleichterung gebracht (ist
Untersuchungsmaterials für den Pilz nicht schäd- aber mit dem Nachteil verbunden, daß die so un-
lich (sie ist fast unvermeidlich beim Versand) ; aber tersuchte Partie oder Kolonieoberfläche abgeris-
sie verzögert zunächst den Wachstumsprozeß in sen und ggf. auch kontaminiert wird) .
vitro . Die mikroskopische Direktkontrolle der Randzo-
Bei allen Pilzarten gibt es Stämme, die in der Kul- nen des Pilzwachstums in Schrägagarkulturen
tur nur indifferentes Mycel bilden (Mycelia steri- durch das Glas hindurch ist ebenfalls nur ein Be-
la), so daß eine Differenzierung auf Schwierigkei- helfsmittel, das in vielen Fällen versagt .
ten stößt . Ein Temperaturwechsel der Kultur (von Das von RIDDELL beschriebene Verfahren
Brutschrank- in Zimmertemperatur) oder die (Abb . 9) der Objektglaskultur erlaubt es, die Kul-
Übertragung auf einen »mageren« Nährboden tivierung auf geeigneten Medien mit der mikro-
kann die Conidienbildung propagieren . skopischen Kontrolle zu verbinden, ohne daß der
Bei Trichophyton rubrum, das ohnehin nicht zu Thallus beschädigt wird .
reicher Conidienproduktion neigt, ist dieser Dazu werden auf sterile Objektträger quadratisch ange-
Wechsel oft erforderlich ; bisweilen hilft auch eine ordnete Stücke von Pilznährboden mit etwa I cm Sei-
Selektivkultur auf pigmentförderndem, glycerin- tenlänge und einer Schichthöhe von 2 mm aufgelegt, an
haltigen Nährsubstrat . den Seiten mit Pilzmaterial beimpfI und mit sterilen
Deckgläschen bedeckt . Diese ObjekIträgerkultur wird
Objektglaskultur in einer feuchten Kammer bei der gewählten Tempera-
tur genauso lange bebrütet wie die Petri-Schalen-Kul-
Die mikroskopische Kontrolle von Strukturein- tur .
zelheiten der Pilzzellen und ihrer Vermehrungs- Die Kontrolle kann zwischenzeitlich auch durch Mikro-
organe wird dadurch beeinträchtigt, daß auch bei skopieren der ganzen, herausgenommenen Objektträ-
vorsichtigem Manipulieren die oft nur lose haf- gerkultur erfolgen . Ggf . kann man das Deckglas vorsich-
tig und unter sterilen Kautelen abheben und mit der
tenden Conidien abbrechen und sich unregelmä-
Schichtseite nach unten auf einen sauberen Objektträ-
ßig in der Einbettungsflüssigkeit verteilen . Oft ger mit einem Tropfen Lactophenol-Baumwollblau-Lö-
muß man dann sehr lange suchen, um unter dem sung legen. - Der Agarblock wird bei Fortsetzung der
Mikroskop einigermaßen typisch angeordnete Züchtung dann mit einem frischen sterilen Deckglas be-
Strukturen zu finden . deckt .
Die Verwendung von Klebestreifen zur Gewin-
nung von Präparaten hat hier eine erhebliche
Schädlinge in Pilzkulturen
Zu den besonders unerfreulichen Erlebnissen im
mykologischen Labor gehört der Befall von Pilz-
kulturen durch Milben .
Diese werden entweder durch bereits andernorts
kontaminierte Kulturen eingeschleppt oder ge-
langen durch Untersuchungsmaterial, Gerät-
schaften usw . in das Labor. Da sie für das bloße
Auge kaum sichtbar sind, werden sie oft erst ent-
deckt, wenn schon zahlreiche Kulturröhrchen be-
fallen sind .
Diese Milben (mehrere Arten aus verschiedenen
Gattungen) kriechen durch die Wattestopfen von
einem Kulturröhrchen auf das andere, verschlep-
pen dabei auch Conidien und sind dann Anlaß von
Verunreinigungen mannigfaltiger Art .
Ihre Vernichtung erfolgt durch Dämpfe von
Para-dichlor-benzol in einem dicht verschließba-
ren Behälter, worin die Kulturröhrchen mit einer
entsprechenden Menge der kristallinen Chemika-
Abb . 9 Objektglaskultur nach Riddell . a Schema- lie eingelegt und dieser 4 Stunden ausgesetzt wer-
zeichnung der Aufsicht, b Schemazeichnung der den . Der Vorgang ist nach je I Woche zweimal zu
Seitenansicht, c Aufsicht fotografiert . wiederholen, da die giftigen Dämpfe die Larven in
Diagnostische Methoden 23

den Eiern nicht erreichen, so daß diese erst sonders wichtig, weil der „Keimschlauch" sehr
schlüpfen müssen . empfindlich ist und sein Kontakt mit der Nährbo-
Infolge der unausbleiblichen Verunreinigung der- denoberfläche nicht unterbrochen werden darf .
art befallener Kulturen mit Bakterien und ande- Der Verfasser (HEYMER) brachte es bei Kulturen
ren Pilzen ist nach der Ausräucherung die Anle- von Claviceps purpurea mit dieser Methode zu ei-
gung von Subkulturen und deren sorgfältige Kon- ner Anwuchsquote von 90% .
trolle vor Anlegen neuer Kulturen erforderlich . Die Isolierung der sehr kleinen Ascosporen - sie
Alternativ kann zur Prävention des Milbenbefalls sind vom genetischen Standpunkt das beste Aus-
0,1 g LindanR-Pulver' zu 1 1 Nährboden zugesetzt gangsmaterial - gelingt nur mit Hilfe eines Mi-
werden . Diese Substanz tötet Milben in einigen kromanipulators . Er erlaubt das Absaugen einer
Minuten ab, ohne die Pilzkulturen zu schädigen . einzelnen Spore direkt aus dem Suspensionstrop-
Leider wird dadurch die Kontamination durch fen mit einer Kapillarpipette, die auf Schlitten ge-
einmal eingedrungene Milben nicht beseitigt . führt und gleichzeitig unter dem Mikroskop beob-
achtet werden kann.

Gewinnung von Einsporkulturen Stammhaltung


Einsporkulturen sind die Grundlage für biologi- Auf die Stammhaltung von Pilzen wird jeweils in
sche Studien an Pilzen . Die einzellige Spore liefert den einschlägigen Abschnitten eingegangen .
als kleinste Einheit durch vegetative Vermehrung Die Deutsche Sammlung für MikrOOrganismen
genetisch (weitgehend) konstantes Material, (DSM) in Göttingen hat ein besonderes Verfah-
wenn sie einkernig ist . Enthält sie einen haploiden ren zur Konservierung von Pilzen entwickelt . Die
Kern, sind alle Zellen des daraus resultierenden Schutzsubstanz für Pilze, das Glycerin, wird be-
Mycels haploid. Daß mehrkernige Zellen und reits dem Nährboden zugegeben . Vom Konservie-
mehrzellige Sporen für genetische Studien weni- rungsgut wird die Kolonie mit dem Nährboden
ger geeignet sind, liegt auf der Hand . mittels einer Glaskapillare ausgestochen . Nach
Mehrzellige Sporen sind in der Regel größer . Die Abschmelzen und Desinfizieren der äußeren Ka-
Gewinnung von Einsporkulturen aus derartigen pillarwand kann diese sofort in Stickstoff einge-
Elementen ist relativ einfach, weil sie mit Hilfe ei- froren werden .
ner Stereolupe ohne Schwierigkeiten isoliert wer- Das Verfahren, Pilze in Stickstoff zu konservie-
den können. ren, wird von der American Type Culture Collec-
Das ist der Fall bei den Makroconidien von Der- tion (ATCC) vor allem bei nichtsporenbildenden
matophyten. In vielen Fällen - je nach Fragestel- Formen eingesetzt . Von ca . 7500 gesammelten
lung - genügt die Nachzucht aus einem solchen Stämmen lagern 4500 in Stickstoff . Dabei bevor-
Isolat . zugt die ATCC wie auch die DSM Glycerin als
Dazu stellt man eine sehr dünne Sporenaufschwemmung Schutzmedium bei der Lagerung . Man benutzt
in Aqua dest. her . Mit einer Mikropipette wird die trok- 10% Glycerin in destilliertem Wasser zum Ab-
kene Oberfläche eines Nährbodens strichweise weitläu- schwemmen und als Aufbewahrungsmedium, wo-
fig beimpft . Während die Flüssigkeit vom Nährboden bei die Konzentration für spezielle Zwecke bis zu
aufgenommen wird, bleiben die Sporen auf der Oberflä- 5 % reduziert wird .
che liegen . Mit einem kleinen, lanzettartig zugespitzten Betr. Stamm-Sammlungen s. S . 281 .
Platinspatel wird eine solitär liegende Spore mit etwas
Nährboden aus der Schale gehoben und in ein Kultur-
röhrchen übertragen.
Schutzmaßnahmen gegen
Diese Manipulation ist nur unter der Stereolupe
Laboratoriumsinfektionen
durchführbar . Das verschlossene Glasröhrchen durch Pilze
kann anschließend unter dem Mikroskop über-
Das Arbeiten in medizinisch-mykologischen La-
prüft werden, ob es auch tatsächlich nur eine
boratorien erfordert die gleichen, in einigen Be-
Spore enthält . Bisweilen ist es ratsam, die auf der
reichen noch strengere Schutzmaßnahmen als in
Nährbodenoberfläche ausgesäten Sporen einige
anderen mikrobiologischen Laboratorien, in de-
Stunden „keimen" zu lassen, da sie mit dem
nen mit Erregern infektiöser Krankheiten gear-
„Keimschlauch" besser erkennbar sind. In diesem
beitet wird .
Fall ist die Übertragung mit etwas Nährboden be-
In der Regel vermittelt die Beachtung jener
' Lindan® = Jacutin ® (y-Hexachlorcyclohexan) Schutzvorschriften, die für alle medizinisch-mi-
24 Schutzmaßnahmen gegen Laboratoriumsinfektionen durch Pilze

krobiologischen Laborbereiche gelten, das erfor- die Glaswand an der Verbreitung im umgebenden
derliche Maß an Infektionsschutz für die dort ein- Luftraum gehindert werden .
gesetzten Arbeitskräfte . Leider zeigt aber die Er- Der Verfasser (SEELIGER) benützt seit vielen Jah-
fahrung, daß sich immer wieder Laboratoriumsin- ren zur Entkeimung von Drahtösen usw ., die mit
fektionen durch pathogene Pilze ereignen . Pilzkulturmaterial (oder auch mit Mykobakterien
Dies geht vor allem auf sorglosen oder gar nach- u . ä .) behaftet sind, ein Gefäß mit kochendem
lässigen Umgang mit Kulturgefäßen zurück . So ist Wasser, das neben der Gasflamme aufgestellt wird
es eine alte Unsitte, daß mit Pilzen bewachsene (z . B . auf einer kleinen Heizplatte) . Durch Ein-
Kulturplatten, die eigentlich nicht mehr benützt tauchen der Ösen, Nadeln oder Haken in das ko-
werden, oft noch lange herumstehen, zwischen- chende Wasser werden die infektiösen Partikel
zeitlich auch geöffnet werden (wodurch Conidien unverzüglich abgetötet . Danach erfolgt dann das
entweichen und den umgebenden Luftraum kon- Ausglühen über der offenen Flamme in der übli-
taminieren) und manchmal zur Nahrungsquelle chen Weise .
für Ungeziefer (Pharaoameisen, Fliegen, Milben Die Arbeiten sollen möglichst auf Arbeitstischen
usw .) werden . mit säurefesten, glasierten Kacheln erfolgen, da
ein solcher Arbeitsplatz mit dem Bunsen-Brenner
Im Prinzip gehören alle beimpften bzw . bewach- abgeflammt werden kann .
senen Kulturgefäße (Petri-Schalen mit Nährbö- Die Übertragung von Kulturbestandteilen auf
den noch mehr als Kulturröhrchen mit Watte-,
Objektträger, zwecks anschließender Untersu-
Kunststoff- oder Aluminiumverschlüssen) in ent- chung unter dem Mikroskop, führt leicht zur
sprechend dimensionierte Behälter (ggf . mit Glas- Übertragung von vermehrungsfähigem Material
fenstern) mit Einsätzen, Schubladen usw . auf die unmittelbare Umgebung, auch auf das Mi-
Bei der Übertragung von infektiösem Kulturma- kroskop, so daß hier Vorsicht geboten ist und der
terial ist - infolge seiner oft zähen Konsistenz Arbeitsplatz, ggf . auch der Mikroskopiertisch,
ebenso wie infolge seiner nicht weniger oft watte- täglich mit einem pilzwirksamen Desinfektions-
ähnlichen Beschaffenheit - im Laufe der Manipu- mittel gereinigt werden sollte .
lationen eine Fülle von Möglichkeiten gegeben, Eine besondere Gefahr besteht beim Verwenden
daß sich infektiöse Partikel ablösen und damit zur von Kulturaufschwemmungen im Rahmen von
potentiellen Gefährdung im Labor führen . experimentellen Tierversuchen, da hier sowohl
Da nicht selten Pilzmaterial, das sich an den zur durch die Manipulationen und bei Verwendung
Übertragung benützten Drahtösen, Nadeln oder undichter Glasspritzen (Kunststoffeinmalspritzen
Haken befindet, beim nachfolgenden Ausglühen sind hierzu wesentlich besser!) als auch durch
derselben verspritzt, empfiehlt es sich, die Gas- Rückspritzen bei mangelndem Sitz der Injek-
flamme mit einer ca . 12 cm hohen Schutzvorrich- tionskanüle auf der Spritze erhebliche Ver-
tung aus feuerfestem Glas (Abb . 10) zu sichern, so streuungen von infektiösen Partikeln erfolgen
daß sich ablösende, noch infektiöse Partikel durch können .

Abb . 10 Mykologischer Arbeitsplatz .


Diagnostische Methoden 25

Abb . 11 Schutz gegen Pilzinfek-


tionen durch Impfkabinen .

a) Beispiel für Sicherheitskabinen


der Klasse 1 und 2 der Deut-
schen Forschungsgemein-
schaft - Laminar flow .

b) Impfkabine der Sicherts-


klasse 3 der Deutschen For-
schungsgemeinschaft für we-
niger gefährliche Arbeiten mit
einfachem Luftabzug - Bei-
spiel : Pilzlabor in Würzburg .

c) Allseits geschlossene Impfka-


binen zur Verarbeitung hochin-
fektiösen Materials (offizielle
Fotografie von J . SCHUTZ, Naval
Biological Laboratory, US
Navy)
26 Schutzmaßnahmen gegen Laboratoriumsinfektionen durch Pilze

Besonders gefährdet sind die Unterarme und Glasgefäßen . Durch entstehende Aerosole kön-
Hände der Personen, die direkt mit den Pilzkultu- nen dabei über Luftströmungen infektiöse Parti-
ren umgehen, einmal bei Tierversuchen mit unbe- kel in relativ weit entfernte Laborbereiche ver-
absichtigter (oder unerkannter) Kontamination schleppt werden . Deshalb muß es erste Pflicht
der Hand (die sich übrigens leicht mit Einmal- sein, nach einem solchen Unfall zunächst mit
handschuhen schützen läßt), zum andern, wenn feuchten Tüchern oder Zellstoff die Unfallstelle
infektiöse Partikel unter Armbänder oder Finger- abzudecken, bevor dann in Ruhe die erforderliche
ringe gelangen, wo sie infolge der dort wirkenden Desinfektion und Beseitigung erfolgt . Dazu ist es
Reibung besonders leicht haften und zu Infektio- natürlich unerläßliche Voraussetzung, daß auch
nen führen . (Z . B . wurden Epidermophytie, Spo- der kleinste Unfall, insbesondere Glasbruch von
rothrixmykose und selbst primäre Coccidioides- Kulturgefäßen, dem verantwortlichen Laborleiter
mykose auf diese Weise verursacht .) Es ist deshalb
kein Zeichen übertriebener Furcht, wenn man im
Pilzlabor Handschmuck, Armreifen usw . nicht
trägt .
Die größte Gefährdung geht jedoch von einigen
Erregern primärer Lungemykosen aus, die durch
Einatmung infektiöser Kulturbestandteile in La-
boratorien ebenso leicht zur Ansteckung führen
können wie in der von diesen Pilzen befallenen
Umwelt .
In den Abschnitten über Coccidioidesmykose und
Histoplasmamykose wird auf die nicht unbe-
trächtliche Gefährdung im Labor und ihre Verhü-
tung speziell Bezug genommen (s . S . 197 u .
S . 205) . Grundsätzlich sind die Mycelphasen der
in Frage kommenden Erreger mit ihren sich nach
5-7 Tagen bildenden und leicht ablösbaren Coni-
dien oder Arthrosporen als besonders gefährlich
anzusehen, so daß es unbedingt ratsam erscheint,
alle Manipulationen stets unter dem Schutz ent-
sprechender Impfkabinen (Abb . 11) vorzuneh-
men . Diese sind ihrerseits nach der Benützung zu
desinfizieren . Die abgeleitete Luft wird mittels
Filtern oder durch das Passieren von Flammen-,
Heißluft- oder UV-Sperren entkeimt, bevor sie
der Außenluft zugeführt wird .
Eine erhebliche Gefährdung ergibt sich bei Tier-
versuchen durch rückfließendes infektiöses Mate-
rial aus der Impfstelle, durch Injektionsunfälle,
Verletzungen mit kontaminierten Nadeln usw .
Für Inhalationsinfektionen wurden spezielle Vor-
richtungen entwickelt, die den Menschen gegen
akzidentelle Infektionen schützen sollen
(Abb . 12) .
Unter besonderen Umständen müssen die im
Hochgefährdungsbereich eingesetzten Kräfte
durch Schutzanzüge und ein eigenes Belüftungs-
system gegen die eventuell mit infektiösen Luft-
sporen belastete Umwelt abgeschirmt werden
Abb . 12 Impfkammer für Mäuse . a Schemazeich-
(vgl . SEELIGER U . WERNER 1967) (Abb . 13, 14) . nung, b leere Infektionskammer, c Infektions-
Relativ häufig sind Verstreuungen von infektiö- kammer in Betrieb (Impfkammer nach Piggott u .
sem Kulturmaterial durch Glasbruch beim Herun- Emmons, 1960) (mit freundlicher Genehmigung von
terfallen oder Herumtragen von Pilzkulturen in Dr. Emmons) .
Diagnostische Methoden 27

mitgeteilt und nicht - aus welchen Gründen auch


immer-verschwiegen wird . Im übrigen wird diese
Form des Laborunfalls am besten verhütet, wenn
Kulturbehälter mit besonders infektiösem Inhalt
stets in einem 2 . Behälter aufbewahrt und bei Be-
darf in einem solchen Behälter - eventuell
Leichtmetallkasten, auch Holzkasten - bruchge-
schützt transportiert werden . Am besten eignen
sich handliche, bruchsichere Plastikbehälter mit
transparentem Deckel, die in verschiedenen Grö-
ßen lieferbar sind .
Alle hochpathogenen Pilzkulturen sind ebenso
wie ihre Aufbewahrungsorte im Labor, im Brut-
schrank, im Kühlschrank, in der Mykothek deut-
lich zu kennzeichnen . Bei Ablage in Behälter
zwecks Entkeimung sind diese ebenfalls zu kenn-
zeichnen, und die Verantwortlichen haben dafür
zu sorgen, daß solche Behälter nach dem Trans-
port aus dem Pilzlabor erst dann wieder geöffnet
werden können, wenn der Inhalt nicht mehr infek-
tiös ist . Bei der Überimpfung hochinfektiösen Ma-
terials empfiehlt es sich, entsprechende Hinweise
anzubringen und dafür Sorge zu tragen, daß im
Falle unvorhergesehener Ereignisse Hilfe herbei-
gerufen werden kann, ohne daß der Betroffene
selbst die Unfallstelle verlassen muß .
Schließlich sei - ebenso wie auf S . 26-darauf hin-
Abb . 13 Laboratoriumshelfer im Überdruck-Pla- gewiesen, daß der Untersucher jeder Pilzkultur
stik-Schutzanzug vor einer Kabine, die zur Inhala- unbekannter Herkunft oder mit unbekanntem In-
tionsinfektion größerer Versuchstiere (Affen) ge- halt stets mit allergrößter Vorsicht begegnen soll-
baut wurde (offizielle Fotografie von J . Schutz, Naval
Biological Laboratory der US-Navy) . te, sind doch auch in hiesigen Laboratorien Infek-
tionen durch Coccidioides immitis allein schon
durch Öffnen von Kulturröhrchen oder bei der
Entnahme von Material aus alten vertrockneten
Kulturen oder beim Betrachten der geöffneten
Platten erfolgt . Hierbei ist vielleicht zu bemerken,

Abb . 14 Intraperitoneale Inocula-


tion einer Maus in einer vorne of-
fenen Impfkabine . Beachte, daß
die technische Assistentin gegen
die glasgedeckte Schrägseite der
Impfkabine atmet (offizielle Foto-
grafie von J . Schutz, Naval Biolo-
gical Laboratory der US-Navy) .
28 In-vitro-Testung von Pilzhemmstoffen

daß die gelegentlich benützten Mund- und Nasen- gegenstände) in Listen der D .G .H .M . publiziert ;
schutzmasken aus Papier bestenfalls nur eine ge- diese werden von Zeit zu Zeit revidiert .
ringe Verminderung einer eventuellen Gefähr- Es ist zu erwarten, daß im Rahmen der Richtli-
dung bewirken und keinesfalls zu einem falschen nienkompetenz und der Harmonisierungsbemü-
Gefühl der Sicherheit und zu sorglosem, wenn hungen durch die Gremien der Europäischen
nicht gar fahrlässigem Umgang mit Pilzkulturen Gemeinschaft in absehbarer Zeit Maßstäbe ge-
führen dürfen . setzt werden, die supranationale Verbindlichkei-
Beachte Empfehlungen der deutschen For- ten schaffen .
schungsgemeinschaft zum Einsatz von mikrobio-
logischen Sicherheitskabinen (1979) .
Therapeutische Substanzen
Dies gilt allerdings vorerst wohl noch lange nicht
für jene therapeutischen Substanzen, die auf den
In-vitro-Testung von Pilz- Haut- und Schleimhäuten sowie im Körper des
hemmstoffen (Antimycetica Menschen zum Zwecke einer lokalen wie internen
Mykosebekämpfung eingesetzt werden .
und Antimykotica) Als Grundlage für eine gezielte Therapie dient in
Zahlreiche Substanzgruppen üben eine wachs- der Mikrobiologie im allgemeinen der in-vitro-
tumshemmende (fungistatische) oder keimtö- Test der Hemmwirkung der antimikrobiellen Sub-
tende (fungizide) Wirkung auf Sproß- und stanz auf die Keimvermehrung . Seit einigen Jah-
Schimmelpilze aus . Sie werden teilweise zur Ver- ren wird auch immer häufiger eine Resistenz- bzw .
hütung des Pilzwachstums in Lebensmittel inkor- Sensibilitätsbestimmung von Pilzisolaten gefor-
poriert oder in Gegenstände des täglichen Bedarfs dert, die mutmaßliche Erreger einer Mykose sind .
eingearbeitet, um deren Verschimmelung zu un- Im Gegensatz zu der heute weit entwickelten
terbinden . Sie werden zur Desinfektion der Haut- Standardisierung der Untersuchungstechnik und
und Fußbekleidung (in feucht-warmen tropischen der Bewertung der Testergebnisse im Rahmen der
Gebieten auch der Oberkleidung) eingesetzt, um medizinischen und veterinärmedizinischen Bakte-
das Anwachsen von Schimmelpilzen oder Derma- riologie steht die in-vitro-Resistenzprüfung von
tophyten zu verhindern . Zahlreiche Desinfek- Pilzstämmen noch am Anfang ihrer Entwicklung,
tionsmittel finden im Labor, in der Lebensmittel- und den Ergebnissen kommt - von wenigen Aus-
verarbeitung, auch in der industriellen Fertigung nahmen abgesehen - derzeit überwiegend nur
(Schleifwässer) regelmäßig Verwendung, und eine orientierende Bedeutung zu .
Pilzhemmstoffe oder abtötende Substanzen stel-
len das Gros der zur Therapie der Haut- und Untersuchungsmethodik
Schleimhautmykosen eingesetzten Therapeutica .
Deren pilzhemmende Wirkung - fungistatisch wie Grundsätzlich können drei verschiedene Untersu
fungizid -wird im Laboratorium in vitro und unter chungs-methoden angewandt werden :
praxisnahen Bedingungen geprüft . 1 . Prüfung des Pilzwachstums in flüssigen Sub-
straten (z . B . Sabouraud-Bouillon, Hirn-
Herz-Infusionsbrühe, mit und ohne Zusatz von
Desinfektionsmittel 5-10% Rinderserum, ferner Vorschrift 38
Soweit es sich um Wirkungen als Desinfektions- ohne Agarzusatz, s . S . 42), denen das Antimy-
mittel in den verschiedenen Anwendungsberei- ceticum in Mengen zugesetzt wird, die im the-
chen handelt, sei auf die Richtlinien der Deut- rapeutischen Anwendungsbereich liegen, d . h .
schen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie den lokal oder visceral erreichbaren Konzen-
(D .G .H .M .) sowie auf ähnliche Vorschriften der trationen entsprechen - dies unter Berücksich-
Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft tigung der Menge der Zelleinsaat, der Nährbo-
verwiesen, in denen die Untersuchungsmethodik denzusammensetzung (einschließlich evtl . An-
verbindlich festgelegt ist, wenn die Testsubstanz tagonisten der Prüfsubstanz, aber auch Prota-
einen entsprechenden Prüfvermerk erhalten soll . gonisten des Zellwachstums), der Bebrütungs-
Derart geprüfte Substanzen werden mit Angaben temperatur und der Beobachtungsdauer sowie
der ermittelten Gebrauchskonzentration, der der Ablesekriterien . Die Wasserunlöslichkeit
Einwirkungsdauer und der jeweiligen Anwen- der meisten als wirksam gefundenen Substan-
dungsbereiche (Hände, Oberflächen, Gebrauchs- zen erfordert Lösungsvermittler (Dimethyl -
Diagnostische Methoden 29

formamid, Äthylalkohol, Propylenglykol usw .), aufgetragen . Dann erfolgt die Bebrütung und
wodurch bei der praktischen Durchführung der Ablesung der Hemmwirkung, die durch
Resistenzbestimmung im Flüssigsubstrat ge- Wachstumshemmung in der Umgebung der
wisse Schwierigkeiten entstehen . aufgetragenen Testsubstanzen erkannt wird .
Im Prinzip kann man aber mit dieser Methode Wiederum bedingt die wechselnde und bei
die minimale Hemmkonzentration (MHK) und manchen Antimycetica fehlende bzw . ungenü-
eventuell auch die minimale abtötende Kon- gende Wasserlöslichkeit mannigfaltige Fehler-
zentration bestimmen, analog zu der üblichen quellen . Diese werden ferner beeinflußt durch
Bakterienresistenzbestimmung . das unterschiedliche Diffusionsvermögen der
2 . Prüfung des Pilzwachstums auf Agarnährböden Testsubstanzen in Abhängigkeit von ihrer
in Schrägagarkulturen, denen die Testsubstanz Wanderungsgeschwindigkeit im Agargel, und
- wie vorstehend - bei Temperaturen zwischen auch von ihrem Abbau im Laufe der Bebrü-
45 und 50 ° C zugesetzt wird . Nach gleichmäßi- tung . Schlecht wasserlösliche Substanzen er-
ger Verteilung läßt man diese Nährböden in zeugen bei diesem Hemmhofverfahren meist
Schräglage erstarren . Die Nährböden haben im geringe Hemmhöfe, wenn das Inoculum emp-
Prinzip die gleiche Zusammensetzung wie die findlich ist, ohne nachträgliches Wachstum in
Flüssigsubstrate und unterscheiden sich ledig- diesen . Gut wasserlösliche Stoffe, z . B . aus der
lich durch den Agarzusatz . Die häufige Wasser- Klasse der Imidazol-Pilzhemmstoffe, bedingen
unlöslichkeit der Testsubstanzen erfordert bei einem empfindlichen Inoculum dagegen
wiederum ggf . den Einsatz von Lösungsver- meist sehr große Hemmhöfe . Da die Wirkstoff-
mittlern, um eine homogene Verteilung im er- konzentration nach der Peripherie hin aber lau-
starrenden Nährboden zu erreichen . fend abnimmt, besteht außerdem die Möglich-
Die Schrägagarkulturen werden mit einem keit, daß nach verlängerter Bebrütung nach-
standardisierten Inoculum aus Pilzzellen bzw . träglich große Teile eines anfänglichen Hemm-
zerkleinerten Pilzkulturbestandteilen beimpft hofes doch noch Pilzwachstum zeigen .
und nach der jeweils erforderlichen Bebrü- In der Tat besteht bei allen üblichen Antimyce-
tungszeit und -temperatur auf Wachstum bzw . tica - außer 5-FC - keine lineare Korrelation
Wachstumshemmung der Einsaat unter Beach- zwischen Hemmhofdurchmesser und MHK
tung der Wachtumskontrollen auf testsubstanz- (minimale Hemmkonzentration) .
freien, parallel laufenden Kulturen beurteilt . Angesichts dieser Gegebenheiten ist eine Beur-
Hinsichtlich der unter 1 . genannten Antagoni- teilung der eventuell zu erwartenden Wirksam-
sten und Protagonisten gelten die gleichen Kri- keit einer geprüften Substanz aufgrund der
terien . Hemmhofgröße nur bedingt möglich . Allenfalls
3 . Prüfung des Pilzwachstums auf Agarplatten im ist die Aussage statthaft, ob überhaupt eine
Hemmhofversuch : Auch hier liegen- analog zu Hemmung des Pilzwachstums bei der gegebe-
den unter 1 . und 2 . dargestellten Verfahrens- nen Konzentration der Testsubstanz erfolgt .
weisen - noch keine allgemeingültigen oder an- Mit anderen Worten : In der Regel läßt sich die
erkannten Richtlinien vor, die für alle Testsub- Resistenz, aber kaum der Grad der Empfind-
stanzen gelten (ausgenommen 5-Fluorocytosin lichkeit ermitteln (ausgenommen 5-FC, s . wei-
= 5-FC) . Im Prinzip geht man dabei so vor, daß ter unten) .
das - wiederum auf eine bestimmte Zahl von Weiter ist zu berücksichtigen, daß - analog zu
Pilzzellen oder homogenisierten Kulturbe- den Gegebenheiten bei Bakterienstämmen -
standteilen eingestellte - Inoculum entweder in während der therapeutischen Verabfolgung
dem noch flüssigen Nährboden verteilt wird, von antimycetischen Substanzen als Antimyko-
der dann in Petri-Schalen übertragen wird, wo tica eine Resistenzentwicklung auftreten kann,
er mit dem Inoculum erstarrt, oder daß das Ino- die sich im Agardiffusionstest durch Wachstum
culum auf der Oberfläche des erstarrten Nähr- von Pilzkolonien des Teststammes im Hemm-
bodens mit einem Glasspatel verteilt wird . - hof und bei zunehmendem Anteil resistenter
Anschließend wird die Testsubstanz in be- Zellen im Inoculum durch fehlende Hemmhöfe
stimmten Mengen (Tab . 2, s . S . 31) - die wie- zu erkennen gibt .
derum in einem sinnvollen Verhältnis zu der In der täglichen Praxis des Pilzlaboratoriums
therapeutisch wirksamen Konzentration stehen kommt beim heutigen Kenntnis- und Erfahrungs-
müssen - auf der Oberfläche des mit dem zu stand den sog . Resistenzbestimmungen von Pilz-
prüfenden Pilzstamm beimpften Nährbodens isolaten aus pathologischem Untersuchungsmate-
30 Pilzhemmstoffe

rial nur eine mäßige Bedeutung zu. In den meisten kaum Resistenzbestimmungen erfordern . Da für
Fällen könnte darauf verzichtet werden, wenn be- die Therapie visceraler Mykosen die meisten der
kannt ist, ob die jeweilige Pilzart generell durch heute im Handel befindlichen Imidazole aber we-
das zu prüfende Antimyceticum (Antimykoticum) gen ihrer Metabolisierung nicht in Frage kommen
gehemmt wird oder nicht . Vor allem bei lokaler (ausgenommen das unter dem Handelsnamen
Anwendung auf Haut und Schleimhäuten können Daktar® i .v . eingeführte Produkt und neuerdings
am Ort der Infektion leicht Konzentrationen er- das Ketoconazol), entfällt auch hier die Notwen-
reicht werden, die auf alle Fälle über der MHK digkeit einer Resistenzbestimmung . Hinsichtlich
liegen . der in-vitro-Testungen von Pilzisolaten gegen die
letztgenannten Mittel liegen für die Routinean-
wendung keine ausreichenden Erfahrungen vor .
Pilzhemmstoffe Zur Zeit bemüht sich eine Arbeitsgruppe der
Paul-Ehrlich-Gesellschaft, Richtlinien für eine
Empfindlichkeitsbestimmung von Pilzstämmen
Mykostatin (Nystatin), gegen Imidazolverbindungen zu erstellen .
Amphotericin B und Natamycin
Mykostatin, Amphotericin B sowie Natamycin Griseofulvin
sind wasserunlösliche Polyene mit guter in-vi-
Eine in-vitro-Wirkstoffbestimmung von Derma-
tro-Hemmwirkung gegen Candida- und Crypto- tophyten gegen das unter verschiedenen Handels-
coccusarten sowie teilweise auch gegen Erreger
namen erhältliche Fungistaticum Griseofulvin
einiger Systemmykosen . In der Regel werden (vgl . hierzu die Abschnitte über Mikrosporieerre-
diese Stoffe zur Therapie von Sproßpilzmykosen
ger, S.94 ff.) ist ebenfalls unnötig, da die für die
auf Haut und Schleimhäuten herangezogen . Auf
wichtigsten Species gültigen Hemmwerte bekannt
eine Empfindlichkeitsbestimmung kann in der sind .
Routine verzichtet werden, wenngleich gesichert
ist, daß unter Laborbedingungen Candidastämme
eine zunehmende Resistenz gegen Amphotericin 5-Fluorocytosin (5-FC)
B erwerben können (aber in Subkulturen ohne So verbleibt eigentlich nur das 5-Fluorocytosin
Einwirkung von Amphotericin B auch wieder ver- (5-FC), dessen Anwendung zur Therapie der
lieren) . Von den genannten Stoffgruppen wird le- Cryptococcus- und Candidamykose eine in-vi-
diglich das Amphotericin B in fein disperser Form tro-Resistenzbestimmung erfordert, erstens, da
auch intravenös über Tropfinfusionen verab- ein Teil der Sproßpilze von vornherein resistent ist
reicht, so daß es - bei isoliertem Erreger zweck- (besonders Candida albicans der Serogruppe B)
mäßig sein kann, dessen Empfindlichkeit vorher und zweitens, da die primäre Empfindlichkeit der
oder im Therapieverlauf zu testen, da Amphoteri- in Rede stehenden Arten nach Verabfolgung des
cin B nephrotoxische Wirkungen hat und bei in- wasserlöslichen, gut resorbierbaren und gut ver-
travenöser Gabe eine strenge Indikation erfor- träglichen Stoffes fast stets vom Auftreten 5-FC-
dert . resistenter Zellen des Erregerstammes gefolgt ist .
Eine Resistenztestung von Histoplasma- und Deshalb muß vor und während der 5-FC-Thera-
Coccidioidesisolaten gegen Amphotericin B wird pie die Resistenzbestimmung durchgeführt wer-
in der Regel nicht durchgeführt, da die (prinzipiel- den . Diese hat zur Voraussetzung, daß der Nähr-
le) Hemmwirkung bekannt ist, aber aus dem Er- boden frei von 5-FC-Antagonisten ist . Hierzu ist
gebnis entsprechender Versuche keine therapeu- im Handel der Bacto-Yeast-Morphology-Agar ®
tischen Folgerungen gezogen werden können, (Bezugs-Nr . B 393) geeignet . Allerdings muß
zumal z . B . bei Histoplasmamykose die intracellu- jede Charge vorher geprüft werden . Alternativ
lär vorhandenen Pilzelemente nicht oder nur un- kann man sich auch ein 5-FC-antagonistenfreies
zureichend erfaßt werden können . Substrat selbst herstellen (Vorschrift 38, s . S . 42) .
Ausführung der in-vitro-
Imidazolverbindungen Resistenzprüfung gegen 5-FC
Hinsichtlich der Imidazolderivate ist zu sagen, daß 1 ml einer auf eine Menge von 10 6 Zellen/ml ein-
diese alle Candida- und Torulopsisarten sowie gestellten Aufschwemmung der Reinkultur des zu
zahlreiche Dermatophyten in vitro gut hemmen prüfenden Isolats in 0,85 %iger NaCl-Lösung wird
und deshalb bei lokaler Anwendung eigentlich mit 9 ml des verflüssigten und auf etwa 45° C ab-
Diagnostische Methoden 31

Tabelle 2 Herstellung von Papierträgern mit verschiedenen Pilzhemmstoffen .

Pilzhemmstoffe Einwaage Lösungsmittel Endkonzentration

Clotrimazol u .a . 1 mg 10 ml Äthylalkohol 1 µg/0,01 ml


Natamycin 5 mg 10 ml Methylalkohol 5 µg/0,01 ml
Amphotericin B 9,1 mg 10 ml H2 0 (pH 4,2) 5 µg/0,01 ml
Mykostatin Inhalt einer in 1 ml Dimethylformamid lösen, 100 IE
Injektionsflasche mit 44 ml Äthylalkohol
auffüllen

gekühlten Testnährbodens (s . oben) in einer Petri- Infolge der sehr unterschiedlichen Wanderungs-
Schale gemischt . Nach Erstarren werden Papier- geschwindigkeit der Testsubstanzen im Agargel
träger mit einem Durchmesser von 7 mm (enthal- empfiehlt es sich, stets die 5-FC-Testung getrennt
tend 1 µg 5-FC) aufgelegt . von den übrigen Präparaten durchzuführen . Auch
(Die Papierträger werden mit einer Lösung von Sollten Imidazolverbindungen nicht auf der glei-
1 mg 5-FC in 10 ml Äthylalkohol getränkt und chen Agarschale getestet werden wie die Polyene .
enthalten nach dem Trocknen etwa 1 µg - bei
Trockenlagerung jahrelang haltbar .) Anmerkung zum Inoculum
Bei Candida und Torulopsis wird der Hemmhof-
Hinsichtlich der Menge der Zelleinsaat bei der Imida-
durchmesser nach 24 Std . bei 36° C, bei Crypto- zolprüfung in vitro vertreten einige Untersucher die An-
coccus neoformans-Isolaten nach 48-72 Std . bei sicht, daß relevante Aussagen nur bei einem Inoculum
36° C bestimmt . Eine klare, kreisrunde Hemm- von 103 -10 4ZelnjmTstubraehlnwd
zone mit einem Durchmesser über 30 mm zeigt können (Hemmbereiche durch 2-4 µ g) . Da die lokale
eine in der Norm liegende Empfindlichkeit an. Ist Anwendung dieser Stoffe jedoch um ein Vielfaches hö-
die Hemmzone kleiner, unscharf oder fehlend here Konzentrationen mit sich bringt, erscheint die Be-
oder bilden sich im Hemmhof Kolonien, bedeutet nützung größerer Inocula (also 10 5 in der endgültigen
dies eine Resistenz entsprechenden Grades . Verdünnung im Testsubstrat) ebenfalls statthaft .
Konstruktive Vorschläge zur Verbesserung und
Anwendung des gleichen Verfahrens Standardisierung der Testung pilzhemmender
bei anderen Präparaten Substanzen wurden in neuerer Zeit von ANSORG u.
Im Prinzip läßt sich das Verfahren auch orientie- BAGGER (1977) sowieGEMINHARDT, CZYK
rend mit anderen Präparaten benutzen. Die Her- u . BOCHARDT (1978) sowie DROUHET u . DUPONT
stellung der Papierträger ist aus Tab . 2 ersichtlich . (1978) gemacht .
Vorschriften f•r Nührbäden und
Farbläsungen
34 Nührbäden in der Pilzdiagnostik

Nührbäden in der Pilzdiagnostik diese mäglichst frisch sein sollen, ist die Anschaf-
fung eines kleineren Autoklaven (10 oder 20 Li-
Die in der Diagnostik menschlicher und tierischer ter) f•r mykologische Nührbäden empfehlens-
Mykosen benutzten Nührbäden sind in ßberein- wert. Solche Autoklaven sind besser regulierbar
stimmung mit den relativ bescheidenen Ernüh- und erfordern - auch f•r Versuchsmengen - keine
rungsanspr•chen der in Frage kommenden Pilze lange Anheizzeit und einen geringen Arbeitsauf-
ziemlich einfach und kännen auf der Basis weniger wand .
Grundsubstanzen ohne groÜen Aufwand selbst Das vorherige Entfernen der Luft aus dem Kessel
hergestellt werden (vgl . hierzu die einleitenden durch kurzes ©ffnen des Sicherheitsventils ist
Ausf•hrungen auf S . 17ff .) . wichtig, da ein vorhandener Luftrest die Innen-
Als N- Quelle dient Pepton, als C-Quelle Glucose ; temperatur vermindern kann .
dazu kommt NaCl zur Erzielung einer gewissen Das Temperaturniveau muÜ f•r die Dauer der
Isotonie. Sterilisationszeit konstant bleiben und darf kei-
Einige Besonderheiten grenzen die Nührboden- nesfalls •berschritten werden . Fast alle mykologi-
technik des mykologischen Laboratoriums gegen- sehen Nührbäden enthalten Zucker, die bei zu ho-
•ber dem bakteriologischen Arbeitsplatz ab . So hen Temperaturen karamelisieren und in diesem
wird die Ausbildung typischer Kolonieformen, Zustand das Nührsubstrat unbrauchbar machen .
charakteristischer Pigmente und bedeutsamer, f•r Bei zu hoher Temperatur sterilisierte Nührbäden
die Artbestimmung wesentlicher Merkmale von sind an der dunklen Verfürbung erkennbar (so-
Eigent•mlichkeiten der Nührbodenbestandteile, fern diese nicht auf Bierw•rze oder Maltose zu-
insbesondere der Peptonsorte, maÜgeblich beein- r•ckzuf•hren ist) .
fluÜt. Diese auf SABOURAUD zur•ckgehende Er- Bei den einzelnen Nührbodenrezepten sind nach-
kenntnis lüÜt es geboten erscheinen, mäglichst folgend jeweils die erforderliche Temperaturhähe
hochwertige Peptonsorten zu benutzen und im (ohne Anheizzeit) und die Sterilisationsdauer an-
gleichen Labor stets Pepton desselben Herstellers gegeben . Da die Logarithmen der Werte f•r
zu verwenden, damit die sich auf dieser Basis ent- Druck und Temperatur linear verlaufen (Tab . 3),
wickelnden Kulturen und mikromorphologischen ist die Angabe des Wertes f•r den Druck (der oh-
Merkmale wenigstens im eigenen Laborbereich nehin nicht so genau abgelesen werden kann wie
einer gewissen Einheitlichkeit unterliegen, an die die Temperatur) •berfl•ssig .
sich der Untersucher bei der Erkennung und Ein- Durch Zusütze von Puffern werden viele Nühr-
ordnung seiner Isolate halten kann . substanzen gegen pH-Änderungen stabilisiert.
Zur Erzielung bestimmter charakteristischer Weitere Zusütze in Form von Hemmstoffen, seien
Merkmale sind bei einzelnen Arten, insbesondere es Antibiotica, andere Chemikalien oder Farb-
bei den Dermatophyten, weitere Substratzusütze stoffe, dienen der selektiven Anz•chtung be-
erforderlich, z . B . Thiamin . stimmter Pilzarten durch Unterdr•ckung von
In der Regel liegt der pH-Bereich der Nührbäden Bakterien und saprophytischen Pilzen, die das Er-
zur Isolierung von Hautpilzen im schwach sauren gebnis von Primürkulturen nachteilig beeinflussen
Milieu ; f•r die Erreger tiefer Mykosen werden kännen . In solchen Füllen muÜ daf•r gesorgt wer-
parallel Substrate mit schwach alkalischem pH den, daÜ derartige Zusütze - nach vorheriger Ste-
benutzt . Bei lüngerem Autoklavieren kann die rilisierung durch Seitz-Filtration oder durch Her-
Nührbodensüure auch den zur Festigung zugesetz- stellung unter sterilen Bedingungen - erst dann
ten Agar hydrolysieren, so daÜ er nicht mehr er- dem vorher sterilisierten Grundsubstrat zugesetzt
starrt .
Eine besondere Bedeutung kommt der Sterilisa- Tabelle 3 Dampfdruck des Wassers im Sütti-
tion zu, die neben ihrer eigentlichen Aufgabe gungszustand (nach Schlegel, 1974).
schonend f•r die Ingredienzien durchgef•hrt wer-
den muÜ . Die Entkeimung im gespannten Dampf Temperatur Dampfdruck p
öC at
im Autoklaven hat sich als zuverlüssig erwiesen .
Sie ist einfacher als die fr•her ge•bte fraktionierte 0 0,00623
Sterilisation im strämenden Dampf bei 100ö C 80 0,4829
und erreicht den gleichen Effekt schneller und zu- 100 1,0332
verlüssiger . 110 1,4609
Da mykologische Laboratorien meist einen •ber- 120 2,0245
130 2,754
schaubaren Verbrauch an Nührbäden haben und
Vorschriften zur Herstellung von Pilznührbäden 35

werden, wenn dieses auf Temperaturen abgek•hlt zahl der Hersteller solcher Produkte - von nicht
ist, die mit der Hitzeempfindlichkeit vieler solcher immer einheitlicher Qualitüt - verbietet es, in die-
Zusütze vereinbar sind . (In der Regel ist das bei sem Rahmen nüher darauf einzugehen . Jeder Un-
Temperaturen um 50ö C der Fall, in denen der tersucher muÜ seine Erfahrungen selbst sammeln .
Agar noch fl•ssig ist .) Ähnliches gilt f•r die im Handel befindlichen
Besondere Anforderungen stellen Nührbäden, Peptonsorten .
die zum Nachweis bestimmter enzymatischer Lei- In j•ngster Zeit erhültliche diagnostische Syste-
stungen benutzt werden, z . B . bei Assimilations- me, bestehend aus einer gräÜeren Anzahl von
versuchen von Hefepilzen . Diese werden auf der biochemisch definierten Substraten zur Feststel-
Basis synthetischer Nührbäden durchgef•hrt und lung des Assimilations- und Fermentationsver-
erfordern ebenso wie Substrate zum Nachweis der mägens, aber auch anderer enzymatischer Eigen-
Süure- und Gasbildung sowie der Harnstoffhydro- schaften von SproÜpilzen, befreien den Untersu-
lyse und Nitratreduktion absolut einwandfreie cher von der M•hewaltung der eigenen Herstel-
Reagenzien, bei Zuckern charakterisiert durch die lung . Solche Systeme sind aber in ihrer Verwen-
Bezeichnung „reinst DAB" . dung nicht unproblematisch und geeignet, die
Die Umz•chtung von Mycelphasen dimorpher Feindiagnostik leichter erscheinen zu lassen als sie
Pilze, die auf einfachen mykologischen Substraten tatsüchlich ist, vor allem, da sie dazu verf•hren,
wachsen, in die f•r ihre parasitüre Form charakte- wichtigen morphologischen Merkmalen, die nur
ristische Hefephase erfolgt auf komplexen, durch durch eingehende mikroskopische Untersuchung
gräÜeres Nührstoffangebot ausgezeichneten Sub- erkannt werden kännen, nicht die erforderliche
straten, die durch besonders hochwertige Pepton- Beachtung zu schenken . Zur Zeit stellen die kom-
sorten sowie durch Zusütze von Cystin und von petenten Referenzlaboratorien ihre einschlügigen
Blut bzw . Serum gewonnen werden . Hier wird in Substrate meist selbst her .
der Regel der pH-Wert auf neutrale bzw . schwach Besondere Beachtung verdient die Verunreini-
alkalische Werte eingestellt, wie sie auch unter gung von pathogenen Pilzkulturen-sowohl in der
den Verhültnissen der von diesen Pilzen befalle- Diagnostik als auch bei der Stammhaltung-durch
nen Organe gegeben sind . Dementsprechend wird bakterielle Beimengungen, durch saprophytüre
die in der mykologischen Diagnostik •bliche Pilzarten und nicht zuletzt durch Milben, die
Z•chtungstemperatur von 26ö C (bzw . 32ö C) schon wertvolle Sammlungen zerstärt bzw . un-
dann auf Werte von 37ö C Ö 0,5ö C angehoben . brauchbar gemacht haben (vgl . S . 22) .
Bei der Z•chtung der Gewebsphase von Cocci- Geeignete Verschl•sse, vor allem aber die Auf-
dioides immitis sind weitere Kunstgriffe erforder- bewahrung bei Zimmertemperatur sind ein gutes
lich, so u . a . die Reduzierung der 02 -Spannung Mittel, derartige, oft erhebliche Stärungen im er-
durch Einleiten von CO2 . folgreichen Betrieb eines mykologischen Labora-
Demgegen•ber erfordert die Stammhaltung rela- toriums zu vermeiden . Hefekulturen vertragen
tiv einfache Methoden ; so erweist sich z . B . ein re- K•hlschranklagerung bei + 4ö C sehr gut ; Der-
duziertes Nührstoffangebot als g•nstig, das der matophyten sind unterschiedlich külteempfind-
Entwicklung hüufig •ppig, aber uncharakteri- lich .
stisch wachsender Kolonien ohne charakteristi- Nachfolgend findet sich eine Liste von Rezepten
sche Merkmale entgegenwirkt . Viele Pilze lassen zur Selbstherstellung mykologischer Nührbäden,
sich auf nat•rlichen Substraten, so Reiskärnern, so wie sie in den Laboratorien der Verfasser und
lange Zeit in ihrer typischen Form und Merkmals- anderer Stellen mit Erfolg benutzt werden .
ausbildung erhalten, vor allem in niederen Tem-
peraturen . In anderen Füllen wird die Entwick-
lung artcharakteristischer Formelemente durch Vorschriften zur Herstellung
Grundstoffe auf der Basis von Kartoffel oder Ka-
rotte gefärdert, ebenso wie durch komplexe Ge-
von Pilznührbäden
m•sesüfte usw . die Bildung von Ascosporen bei Vorschrift 1
Hefen erreicht werden kann. SABOURAUD-Glucose-Agar
In neuerer Zeit werden viele in der mykologischen Pepton 10 g
Diagnostik nätigen Nührbäden kommerziell her- Glucose 40 g
gestellt und in pulverisierter Form in den Handel Agar 20 g
gebracht . Sie haben die mykologische Laborato- Aqua dest . 1000 ml
riumsdiagnostik erheblich erleichtert . Die Viel- pH 5,6
36 Vorschriften zur Herstellung von Pilznührbäden

Autoklavieren 15 Min . bei 120öC ; Antibiotica wie in NH4CI 1,00 g


Vorschrift 31 A . Pepton 0,78 g
Universalmedium zur Z•chtung und Differenzierung Aqua dest. 1000 ml
pathogener Pilze (ausgenommen Pityrosporumarten, pH 6,8-7,0
vgl . Vorschrift 24-26) und der meisten Verunreiniger . Autoklavieren 15 Min . bei 120öC ; Antibiotica nach Be-
darf wie Vorschrift 31 A oder 31 B .

Vorschrift 2 Der Nührboden verhindert das Pleomorphwerden der


Sammlungskulturen und stimuliert die Makrocondien-
Glucose-Pepton-Agar nach EMMONS bildung bei Trichophyton tonsurans.
Glucose 20 g
Pepton 10 g
Agar 20 g Vorschrift 6
Aqua dest . 1000 ml Honig(Lactrimel)agar nach BORELLI,
pH 6,8-7,0 modifiziert nach RUSH-MUNRO
Autoklavieren 15 Min . bei 120öC ; Antibiotica wie Vor- Weizenmehl 14 g
schrift 31 A . Magermilchpulver 14 g
Universalmedium zur Anz•chtung pathogener Pilze aus reiner Honig 7 g
bakteriell verunreinigtem Material . Agar 14 g
Aqua dest. 1000 ml

Vorschrift 3 Bestandteile mit Aqua dest. mischen und Agar durch


Aufkochen läsen ; 10 Min . bei 110ö C sterilisieren . Ggf.
Kartoffel-Glucose-Agar kännen Antibiotica zugesetzt werden, wenn das Substrat
Kartoffelst•ckchen 200 g zur Primürkultur benutzt wird ; z . B . Gentamycin und
Glucose 10 g Aureomycin - je 100 mg/l -, ferner als Pilzhemmstoff
Agar 15 g f•r Kontaminanten Acti-dione 0,5 g - vgl . Vorschrift
Aqua dest. 1000 ml 31 A oder 31 B .
pH 5,6
Der Nührboden ist besonders zur Bildung eines gelben
Kartoffelst•ckchen in Aqua dest . weich kochen, filtrie- bis roten Pigments bei Trichophyton rubrum geeignet .
ren, Filtrat auf 1000 ml auff•llen, Glucose und Agar zu-
geben .
Autoklavieren 15 Min . bei 120öC ; Antibiotica wie Vor- Vorschrift 7
schrift 31 A . Phenolrotagar nach REBELL u. TAPLIN 1969
Universalmedium zur Pilzz•chtung .
Sojapepton 10 g
Glucose 10 g
Vorschrift 4 Agar 15 g
Aqua dest . 1000 ml
Glycerin1-Glucose-Agar
Nach Läsen der Bestandteile 40 ml Phenolrotläsung
Glucose 10 g
(Stammläsung : 1 g Phenolrot in 30 ml 0,1 N-NaOH lä-
Glycerin 30 g
sen und mit Aqua dest . auf 200 ml auff•llen) zusetzen .
Pepton 5 g
10 Min . bei 120öC sterilisieren . Zu je 5 ml in Rährchen
Agar 18 g
abf•llen und in Schrüglage erstarren lassen .
Aqua dest . 1000 ml
pH 5,6 Zur Differenzierung von Trichophyton rubrum und Tri-
chophyton mentagrophytes : bei Trichophyton rubrum
Autoklavieren 15 Min . bei 120öC ; Antibiotica wie in
langsamer, bei Trichophyton mentagrophytes rascher
Vorschrift 31 A oder 31 B .
Farbumschlag nach rot .

Vorschrift 5
Vorschrift 8
Malzextraktagar
„Freezing"-Agar nach KßHN, ORR
Maltose 12,75 g
u. GHOSH
Malzextrakt 15,00 g
Glucose 2,75 g Kartoffelst•ckchen 200,0 g
Glycerin 2,35 g Agar 20,0 g
K2HPO4 1,00 g Glucose 8,0 g
Hefeextrakt 1,0 g
1Glycerinbwkt ensivPgmtbldunei Aktivkohle 0,5 g
Trichophyton rubrum, Trichophyton gallinae, Tricho- Kartoffelst•ckchen (ohne Schale) in 500 ml Wasser au-
phyton violaceum. toklavieren und durch Mull filtrieren . Das Filtrat mit den
Vorschriften zur Herstellung von Pilznührbäden 37

•brigen Bestandteilen mischen und auff•llen auf 1000 Besonders geeignet zur Differenzierung von Aspergil-
ml Wasser ; autoklavieren 15 Min . bei 120öC . lus- und Penicillium-Arten .
Zur Makroconidienbildung bei Microsporum ferrugi-
neum . Vorschrift 12
Das Medium ist besonders geeignet zur Konservierung Maismehlagar
von Kulturen geophiler Stümme in tiefgefrorenem Zu- Maismehl 40 g
stand . Subkulturen kännen unmittelbar von diesen Kul- Agar 20 g
turen angelegt werden .
Aqua dest . 1000 ml
Vorschrift 9 Maismehl in Aqua dest . 1 Std . kochen, filtrieren und
wieder auff•llen auf 1000 ml .
Haferflocken-Tomatenpaste-Agar Autoklavieren 15 Min. bei 120öC ; Antibiotica nach Be-
nach WEITZMAN u . SILVA-HUTNER darf wie Vorschrift 31 A .
Buchecker-Hafermehl 10 g Dieser Nührboden stimuliert die Sporenbildung bei-
Tomatenpaste 10 g Dermatophyten . Er ist auch vorz•glich zur Chlamydo-
MgSO 4 °7 H2 O 1 g sporenbildung von Candida albicans geeignet - dann vor
KH 2P0 4 1 g dem Autoklavieren 10 g Tween 80 zugeben .
NaN03 1 g
Agar 18 g Vorschrift 13
Aqua dest . 1000 ml Reis-Tween-Agar zum Chlamydosporen-
pH 5,6
und Pseudomycelnachweis von Soorpilzen
Autoklavieren 20 Min . bei 120öC ; Antibiotica wahl- nach TASCHDJIAN
weise wie Vorschrift 31 .
10 ml Filtrat einer 50%igen Reismehlaufschwemmung
Spezialmedium zur Ascosporenbildung bei Dermato-
mit 4 g Agar in 1000 ml Aqua dest . im Dampftopf ko-
phyten . chen. Danach 10 ml Tween 80 zugeben und den
Vorschrift 10 pH-Wert auf 7,0 einstellen . AnschlieÜend 15 Min . bei
120öC autoklavieren und in kleine Kulturschalen gie-
Glucose-Pepton-Agar mit Cycloheximid- Üen .
Chloramphenicol-Zusatz (Mycosel Ø )
Glucose 10 g Vorschrift 14
Pepton 10 g Tween-80-Medium zum Nachweis von
Agar 15,5-20 g Pseudomycel bei Soorpilzen nach SEELIGER
Aqua dest . 1000 ml 10 g
6,9 Pepton
pH Glucose 1 g
Autoklavieren 15 Min . bei 118ö C ; Antibiotica wie Vor- NaCl 5 g
schrift 31 C. Agar 4 g
Mycosel µ -Nührboden ist besonders geeignet zur An- Aqua dest. 1000 ml
z•chtung von Dermatophyten aus Nagelmaterial . Bestandteile durch Kochen läsen, durch Papierfilter fil-
Cave : Einige pathogene Pilzarten werden durch Cyclo- trieren. 10 ml Tween 80 zugeben, pH auf 7,2 einstellen
heximid gehemmt : Aspergillus fumigatus, Candida kru- und in Rährchen zu 5-ml-Mengen abf•llen. 15 Min . bei
sei, Candida parapsilosis, Candida tropicalis, Cryptococ- 120öC sterilisieren . Mit Kork- oder paraffinierten Wat-
cus neoformans, Petriellidium boydii, Trichosporon testopfen gegen Austrocknen sch•tzen .
cutaneum . Durch einen 1 cm langen Stich beimpfen ; Pseudomycel-
bildung zeigt sich durch Ausw•chse entlang des Stichka-
Vorschrift 11 nals (Abb . 24, s . S . 58) .
CZAPEK-Dox-Agar Vorschrift 15 A
Saccharose 30,00 g NICKERSON-Nührbäden zur Selektivz•ch-
NaN0 3 3,00 g
K 2 HP04 1,00 g tung von Candida albicans
MgS04 . 7 H 2 O 0,50 g Synthetisches Basalmedium :
KCl 0,50 g (NH4)2 S0 4 1,0 g
FeSO4 ° 7 H 2 0 0,01 g KH2P0 4 1,0 g
Agar 15,00 g Trypanblau 0,1 g
Aqua dest . 1000 ml Agar 15,0 g
pH 7,3 Biotin 5,0»g
Autoklavieren 15 Min. bei 120öC ; Antibiotica wie Vor- Aqua dest . 1000 ml
schrift 31 A. (pH nicht angegeben)
38 Vorschriften zur Herstellung von Pilznührbäden

Auf 100 ml dieses Basalmediums : Calciumpantothenat 500,00 »g


Glykogen (reinst) oder Aqua dest . 1000 ml
gereinigtes Polysaccharid (Stürke) 1 2,0 g pH 4,5
Das fertige Substrat ist nicht wahrnehmbar blau gefürbt .
Das Kulturergebnis zeigt geringe Hefezellbildung, aber Vorschrift 15 D
reichlich Mycel- und Chlamydosporenbildung . Die Neutrales Wismutmedium
Chlamydosporen speichern den sauren Trypanblaufarb- Glucose 10,0 g
stoff selektiv und fürben sich intensiv blau an . Glycerin 10,0 g
Durch Zusatz von Wismut wird die Selektivitüt f•r Can- Hefeextrakt 1,0 g
dida albicans gesteigert . Wismut-Ammoniumcitrat 5,0 g
Na 2SO 3 3,0 g
Vorschriften 15 B-D Agar 20,0 g
Aqua dest. 1000 ml
Die 3 folgenden Substrate werden nicht autoklaviert, pH 6,8
sondern vorsichtig auf 80 ö C erhitzt - bis zur Reaktion
von Wismut-Ammoniumcitrat mit Natriumsulfit. Da das
so gebildete Wismutsulfit leicht ausfüllt, muÜ das ver- Vorschrift 16
fl•ssigte Substrat wührend des PlattengieÜens stündig Fl•ssige Zuckernührbäden zum Nachweis
gesch•ttelt werden . Rährchen sind ungeeignet, da in ih- der Süure- und Gasbildung bei SproÜpilzen
nen keine gute Sulfitreduktion erfolgt. Die Platten sollen Grundsubstrat :
nicht im K•hlschrank aufbewahrt werden . Pepton 10 g
Die Brauchbarkeit dieser Substrate beruht auf der Fü- Fleischextrakt 3 g
higkeit, aus der Komplexverbindung Sulfit zu reduzie- NaCl 5 g
ren, und zwar unter Bildung von Wismutsulfit und Aqua dest . 1000 ml
schwarzen Kolonien . Diese Eigenschaft kommt nur 2 ml 1,6 %ige Bromthymolblauläsung zusetzen, pH auf
Candidaarten zu (vgl . S . 57ff.), (NICKERSON, 1953) . 7,1 einstellen.
Die Beurteilung der gewachsenen Kolonien betreffend 1 % Zucker (D .A .B . reinst) zusetzen und in 3-ml-Men-
s . S . 58, 62 . gen in Rährchen mit 0,6 cm 0 abf•llen . In die Rährchen
werden vorher kleine Gürrährchen mit dem Boden nach
Vorschrift 15 B oben eingesetzt, die sich beim anschlieÜenden Autokla-
Basisches Wismutmedium vieren (15 Min . bei 110ö C) mit dem Substrat f•llen (vgl .
Abb . 20 a, c) .
Glucose 20,00 g Disaccharide (Lactose, Saccharose, Maltose) sowie Pen-
Wismut-Ammoniumcitrat 5,00 g tosen als 10%ige Läsung steril filtrieren und erst dem
Na2SO 3 3,00 g autoklavierten abgef•llten Grundsubstrat zusetzen (zu
K2HPO4 2,00 g 2,7 ml Grundsubstrat 0,3 ml steril filtrierte Zuckerlä-
CaCl 2 0,25 g sung) .
Agar 20,00 g
Biotin 10,00 g Ablesung : Süurebildung wird durch Umschlag des
Aqua dest . 1000 ml Bromthymolblauindikators von blaugr•n nach gelb an-
pH 7,5 gezeigt, Gasbildung durch Gasblüschen in der Kuppe
des Gasrährchens (s. Abb . 20 a, c) .

Vorschrift 15 C Vorschrift 17
Saures Wismutmedium Vereinfachter Fermentationstest bei Hefen
Glucose 20,00 g mit Hilfe von Zuckertabletten
Wismut-Ammoniumcitrat 5,00 g Die zu pr•fenden Zucker (p . a .) werden im Handel als
Na2SO3 3,00 g
kleine Tabletten angeboten .
(NH4 ) 2 SO 4 3,00 g In schmale 8-ml-Glasrährchen werden 1-2 ml der wüÜ-
MgSO4 . 7 H2O 0,25 g rigen Hefesuspension abgef•llt und die Zuckertabletten
CaCl2 0,25 g hinzugegeben ; nach 8 Stunden ist bereits die erste Gas-
Agar 20,00 g bildung (gekennzeichnet durch Blüschen) ablesbar (s .
Biotin 10,00 »g Abb . 20 b) .
Niacin 10,00 »g
Vorschrift 18
D1 ie Stürke enthült oft Reste von reduzierbarem Zuk-
ker, von denen sie durch umstündliche Reinigungsver- Basalmedium zur C-Assimilation von Hefen
fahren erst befreit werden muÜ (getestet an etwa 50 (NH4) 2 SO 4 5,0 g
Hefearten) . KH2PO 4 1,0 g
Vorschriften zur Herstellung von Pilznührbäden 39

MgSO 4 - 7 H 2 0 0,5 g Dieser Nührboden eignet sich besonders gut zur Erken-
Agar 20,0 g nung von Cryptococcus- sowie zur Abgrenzung einiger
Aqua dest . 1000 ml Candida- und Trichosporonspecies . Er wurde auch in
Autoklavieren 15 Min. bei 120öC ; der Diagnostik von Histoplasma benutzt (s . S . 207) .
Vitaminmischung 1 (einige Tropfen) vor dem Erkalten
zusetzen und in Rährchen abf•llen (keine Schrüglage) .
Zum Gebrauch Nührboden im Wasserbad vorsichtig Vorschrift 21
wieder verfl•ssigen und bei 40öC 2 ml einer wüÜrigen Gem•sesaftagar zum Nachweis von Asco-
Aufschwemmung des zu pr•fenden Hefestammes in den sporen bei SproÜpilzen
fl•ssigen Nührboden geben, gut mischen, in sterile Kul-
In 400 ml Gem•sesaft (z.B . „V8-Saft") 160 g Bücker-
turschalen ausgieÜen. Nach dem Erstarren werden Test-
hefe aufschwemmen . Zu gleichen Teilen mit verfl•ssig-
plüttchen mit den zu pr•fenden Zuckern auf die trok-
tem 4 %igem Wasseragar mischen, pH auf 6,8 einstellen,
kene Nührbodenoberflüche gelegt, oder die Zucker
abf•llen . 15 Min . bei 120'C sterilisieren und in Schrüg-
werden mit Hilfe eines Platinspatels in den Nührboden
lage erstarren lassen .
gegeben (eingestochen) .
Ablesen der Auxanogramme nach 24-48-72 Std . Be-
br•tung (Abb . 20 e) . Vorschrift 22
Guizotia-Kreatinin-Nührboden f•r Crypto-
Vorschrift 19 coccusnachweis nach STAIB und SENSKA,
Vitaminmischung als Zusatz zum C-Basal- 1973
medium nach VAN DER WALT U . VAN KER- Guizotia abyssinica („Negersaat"), im Samengeschüft
KEN, 1961, und nach LODDER, 1970 erhültlich, im maschinellen Homogenisator mäglichst
Biotin fein zerkleinern, davon 50 g in 1000 ml Aqua dest . ge-
0,2 »g
ben, 30 Min. auf 110öC erhitzen, durch ein einfaches
Pantothensüure 40,0
»g
Folsüure »g Papierfilter filtrieren .
0,2
Inosit 200,0
»g Zum Filtrat folgende Substanzen zusetzen :
Nicotinsüureamid 40,0 »g Glucose 10 g
p-Aminobenzoesüure 20,0 »g KH2P0 4 1 g
Pyridoxin- Hydrochlorid 40,0 »g Kreatinin 1 g
Riboflavin 20,0 »g Agar 15 g
Thiamin-Hydrochlorid 100,0 »g pH 5,5-5,9
Aqua dest. 1000 ml 25 Min . auf 110ö C erhitzen und in Petri-Schalen gieÜen .
pH 5,6 Ggf. kännen bakterien- und schimmelpilzhemmende
Sterilisation der in Aqua dest . gelästen Bestandteile mit- Substanzen in der angegebenen Menge (vgl . Vorschrift
tels Seitz-Filtration . 23) zugesetzt werden.
Cryptococcus neoformans und verwandte Arten wach-
sen in braunen, Cryptococcus bacillisporus in gr•nlichen
Vorschrift 20 Kolonien .
Harnstoff-Agar nach CHRISTENSEN
Pepton 1 g
Glucose 1 g Vorschrift 23
KH 2PO4 2 g Selektivagar zur Cryptococcusz•chtung
NaCl 5g nach STAIB u . SEELIGER 1965
Agar 20g
Grundsubstrat :
Aq .dest . 1000ml Glucose 10 g
pH 6,8 KH 2P0 4 1 g
Nach Läsen und pH-Kontrolle Zusatz von 1 ml 1 %iger Kreatinin 1 g
Phenolrotläsung . In Rährchen 4,5 ml abf•llen und 15 Guizotia abyssinica
Min . bei 120öC autoklavieren . Je Rährchen nach Ab- („Negersaat") 1 50 g
k•hlen auf ca . 50öC 0,5 ml einer Seitz-filtrierten Agar 15 g
20%igen Harnstoffläsung zusetzen . Mit 1/3 Schrügteil Aqua dest . 1000 ml
und 2/3 Stichteil erstarren lassen . Nur Oberflüche beimp- Keine pH-Einstellung. Nach Verfl•ssigung und 30 Min .
fen. Harnstoffhydrolyse wird durch Rotfürbung des bei Kochen durch mehrere Lagen Gaze mäglichst klar fil-
pH 6,8 farblosen Mediums angezeigt . trieren, 30 Mid. bei 110ö C sterilisieren . Nach Abk•hlen
auf etwa 50 öC folgende Zusütze dazugeben :
' Herstellung der Vitaminmischung siehe Vorschrift 19
oder fertige Mischung, z . B . Protovit Roche Ø . 1 Herstellung wie in Vorschrift 22 .
40 Vorschriften zur Herstellung von Pilznührbäden

1 . Antibioticazusatz : In Wasser geläste Bestandteile mittels Seitz-Filtration


a) Streptomycinsulfat 1 g (= l Mill
. IE) in 25 ml ste- sterilisieren und in kleinen Portionen in Rährchen oder
rilem Aqua dest . läsen, davon 1 ml auf 100 ml Kälbchen zur Bebr•tung (37öC) abf•llen .
Nührsubstrat = 40 IE/ml.
b) Penicillin-G (200000 IE) wird in 10 ml sterilem Vorschrift 26
Aqua dest. geläst, davon gibt man 1 ml auf 1000
ml Nührsubstrat = 20 IE/ml .
Agarnührboden zur Anz•chtung von Pityro-
c) Chloramphenicol 1 g . Je 1 ml der Streptomycin- sporum ovale (Malassezia furfur)
und Penicillinläsung sowie 1 g Chloramphenicol- Sabouraud-4%-Glucose-Agar hauchd•nn mit Olivenäl
substanz werden steril zunüchst in 100 ml des ver- •berschichten .
fl•ssigten Grundsubstrats geläst und dann mit der pH 5,6,
•brigen Nührbodenmenge vermischt ; anschlie- Bebr•tung bei 30 ö C .
Üend sofort den Diphenylzusatz zugeben .
2 . Diphenylzusatz : Vorschrift 27
1 g Diphenyl in 20 ml Äthylalkohol unter leichtem Bierw•rzeagar zur Stammhaltung
Anwürmen im Wasserbad bei etwa 40-50öC läsen,
von SproÜpilzen
dann zugeben ; in Platten gieÜen .
Aus der Brauerei bezogene Bierw•rze 1 Std. im Dampf-
Auf diesem Nührboden werden Bakterien und apatho-
gene Schimmelpilze gehemmt . SproÜpilze der Gattun- topf kochen, lüngere Zeit stehen lassen, abgieÜen, fil-
trieren . Zu 1000 ml 20 g Agar zugeben, 1 Std . im
gen Candida, Torulopsis u. a . wachsen in weiÜ- bis cre-
mefarbenen, Crtyptococcus neoformans und verwandte Dampftopf kochen, abf•llen, 15 Min . bei 110öC sterili-
sieren (End-pH etwa 4,8).
Arten in brüunlichen bis braunen Kolonien .

Vorschrift 28
Vorschrift 24 Alternatives Medium zu Bierw•rzeagar
Fl•ssiger Nührboden zur Anz•chtung von Pepton 0,78 g
Pityrosporum ovale (Pityrosporum furfur, Maltose 12,75 g
Malassezia furfur) mit Filamentbildung nach Malzextrakt 15,00 g
DORN u . ROEHNERT Ammoniumchlorid 1,00 g
Dextrin 2,75 g
FeSO4 ° 7H2O 0,60 mg
Glycerin 2,35 g
MgSO 4 7H 2 O 0,13 g K 2 HPO 4 1,70 g
KNO3 l,00 g
Agar 20,00 g
NaC1 1,30 g
Aqua dest . 1000ml
Glycin 3,75 g
Bestandteile im Dampftopf läsen, pH entweder auf 4,8
Glucose 13,00 g
oder 6,5-7,0 einstellen, 15 Min . bei 110öC oder 120öC
Tween 80 50,00 ml
autoklavieren .
Cycloheximid 0,40 g
Chloramphenicol 0,05 g
Aqua dest . 1000 ml Vorschrift 29
pH 5,6 Hirn-Herz-Infusions-Agar
Der pH-Wert wird mit 0,06-molarem Ammoniumphos- Hirn-Herz-Infusion (pulverisiert) 1 37 ml
phatpuffer eingestellt . Agar 15 ml
In Aqua dest . geläste Bestandteile mittels Seitz-Filtra- Aqua dest . 1000 ml
tion sterilisieren und in kleinen Portionen in Rährchen pH 7,2
oder Kälbchen zur Bebr•tung (29öC!) abf•llen . 15 Min . bei 120ö C sterilisieren .
Dieser Nührboden eignet sich zur Umz•chtung dimor-
pher Pilze in die Hefephase (bei 37'C) und zur Stamm-
Vorschrift 25 haltung der Hefephase solcher Pilze .
Fl•ssiger Nührboden zur Anz•chtung von
Pityrosporum ovale (Malassezia furfur) nach Vorschrift 30
MOORE, 1937 Glucose-Cystin-Blutagar nach FRANCIS
Pepton 10 g Pepton 10 g
Maltose 40 g NaCl 5 g
Cycloheximid 400 mg Cystin oder Cysteinhydrochlorid 1 g
Chloramphenicol 50 mg
Aqua dest . 1000 ml ' Kommerziell erhültlich durch die Firmen Difco, BBL,
pH 5,6 Merck, Oxoid, Fresenius u . a .
Vorschriften zur Herstellung von Pilznührbäden 41

Fleischwasser aus Rind- Dermatophyten durchwachsen dieses Medium (bei


oder Kalbfleisch 1000 ml 15-20öC), ohne pleomorph zu werden .
Agar 20 g (Nicht geeignet f•r Microsporum audouinii!)
pH 7,2
Zu 1000 ml des 15 Min . bei 120öC sterilisierten Grund- Vorschrift 34
substrats werden nach Abk•hlung auf 50'C 50 ml einer
Glucose-Pepton-Agar nach TAKASHIO
sterilen 20%igen Glucoseläsung und 80 ml Blut vom
Kaninchen, Schaf oder Pferd zugesetzt und in Rährchen Glucose 2 g
abgef•llt, deren Inhalt man in Schrüglage erstarren lüÜt . Pepton 1 g
Ggf . kännen dem Substrat noch Antibiotica zugesetzt MgSO4 ° 7 H2O 1 g
werden ; z .B . je ml 20 IE Penicillin und 40 IE Strepto- KH2PO4 1 g
mycin. Agar 20 g
Zur Z•chtung und Stammhaltung der Hefephase di- Aqua dest . 1000 ml
morpher Pilze . pH 5,6
Autoklavieren 15 Min . bei 120öC ; Antibiotica wie Vor-
schrift 31 A.
Vorschrift 31 (A-C) Dieses besonders nührstoffarme Substrat ist geeignet f•r
Antibioticazusütze auf 1000 ml Nührboden Sammlungskulturen von Dermatophyten .
bzw. Nührläsung
Zusatz A 1 : Vorschrift 35
Penicillin (Läsungsmittel Aqua dest .) Stürkeagar
20 000 bis 40 000 IE
A Basismedium :
Streptomycin (Läsungsmittel Aqua dest.) 40000 IE
Pepton 5 g
Zusatz B : Fleischextrakt 3 g
Chloramphenicol Agar 15 g
(Läsungsmittel 95 %iger Alkohol) 50 mg Aqua dest. 1000 ml
mit Zusatz A mischen
B Stürkeaufschwemmung :
Zusatz C : Kartoffelstürke 10 g
Cycloheximid = Acti-dione in 40 ml kaltem Wasser aufschwemmen
(Läsungsmittel Aceton) 400 mg
Herstellung : Bestandteile des Basalmediums unter Er-
mit Zusatz B mischen
hitzen mischen, dann Stürkeaufschwemmung zugeben
Antibiotica läsen und dem Nührboden nach dessen Ste- und 15 Min. bei 120öC sterilisieren . Nach dem Autokla-
rilisation, kurz vor dem Erkalten (bei etwa 45öC) zuset- vieren nochmals sorgfültig sch•tteln, da sich die Stürke-
zen, vorsichtig mischen, danach in KulturgefüÜe gieÜen . partikel absetzen, und in 10-ml-Mengen in Petri-Scha-
len gieÜen .

Vorschrift 32 Nachweis der Stürkehydrolyse : Je 2 Platten werden


durch einen breiten Impfstrich mit dem Teststamm
SABOURAUDS „milieu de conservation" beimpft und bei der erforderlichen Temperatur (22öC,
(zur Verhinderung des Pleomorphismus bei Samm- 30öC usw.) bebr•tet . Nach Beginn des Pilzwachstums
lungskulturen) die Oberflüche einer Platte mit 8-10 ml 95 %igem Äthyl-
Pepton 30 g alkohol •bergieÜen . Eine klare Zone in der Umgebung
Agar 20 g der Pilzmasse zeigt Hydrolyse der Stürke an . Bei negati-
Aqua dest . 1000 ml vem Ausfall Wiederholung mit der 2 . Platte eine Woche
pH 5,6 spüter .
Der Nührboden dient zur Differenzierung der stürkehy-
Autoklavieren 15 Min . bei 120öC .
drolysierenden Arten Petriellidium boydii, Madurella
mycetomi und Madurella grisea von anderen, ebenfalls
Vorschrift 33 Eumycetom verursachenden Pilzen .

Nührboden aus Reiskärnern (f•r Samm- Vorschrift 36


lungskulturen)
Gelatinemedium
8 g ungeschülter Reis wird in 25 ml Aqua dest . in Rähr-
chen eine Nacht lang vorgequollen . Pepton 1 g
Danach 20 Min . bei 120öC autoklavieren . Die Kärner Gelatine 120 g
sollen mäglichst nicht zerfallen und locker geschichtet Aqua dest. 1000 ml
sein . pH 7,2-7,4
Nach Läsen im heiÜen Aqua dest . wird das Substrat in
1 wahlweise 0,1 g Gentamycin (Sulfat) Mengen von 5 ml in Rährchen abgef•llt und 15 Min . bei
42 Vorschriften zur Herstellung von Pilznührbäden

120öC sterilisiert . Es ist das Medium der Wahl zum schen, in adüquaten Mengen (am besten 9 ml) in Rähr-
Nachweis proteolytischer Eigenschaften (z . B . bei Can- chen abf•llen und erstarren lassen .
dida lipolytica, Petriellidium boydii und anderen Arten) . Zum Gebrauch verfl•ssigen, auf 45 ö C abk•hlen, Auf-
Beimpfung durch Stich, anschlieÜend Bebr•tung bei schwemmung des Teststammes (1 ml mit ca . 10 6 Zellen
22-26öC, da bei häheren Temperaturen spontane Ver- in 0,85% NaCl-Läsung) zugeben, mischen und in Pe-
fl•ssigung eintritt . trischalen gieÜen . Nach Erstarren Testblüttchen mit
5-FC (vgl . S . 30, 31) auflegen, ggf. auch andere Pilz-
Vorschrift 37 hemmstoffe, und 24-48 Std . bei 36öC bebr•ten .
ASCHNERS Medium zum Nachweis Nota bene : Der Nührboden eignet sich in erster Linie zur
der Stürkebildung bei Cryptococcusarten Pr•fung von Candida- und Torulopsis-Stümmen . Zur
Testung von Cryptococcus neoformans wird das gleiche
Glucose 10,0 g Substrat ohne Ammoniumsulfat, NaCl und CaCl 2 be-
(NH 4 ) 2SO 4 1,0 g nutzt .
KH 2 PO4 1,0 g
MgSO4 ° 7 H 2 O 0,5 g Anmerkung :
Agar 25,0 g Das im Fachhandel erhültliche, ühnliche Testme-
Aqua dest. 1000 ml dium beruht auf der Rezeptur von DROUHET U .
pH 4,5
DUPONT (1978) .
15 Min . bei 110öC sterilisieren . In Petrischalen gieÜen
und erstarren lassen .
Nach Beimpfung 1-2 Wochen bei 20öC bebr•ten . Vorschriften f•r Farbläsungen
Blaufürbung nach Auftropfen von Lugolscher Jodjod-
kaliläsung zeigt Stürkebildung an . Zum Nachweis der
und Fürbungen
Stürkebildung bei Cryptococcus-Species, bei Candida Vorschrift A
humicola, Candida curvata, Trichosporon cutaneum und
Lactophenol-Baumwollblau-Fürbung
Rhodotorula glutinis .
(AMANS Medium)

Vorschrift 38 Phenolkristalle 20 g
Milchsüure 20 g
Testagar zur Pr•fung der 5-Fluorocytosin- Glycerin 40 g
Empfindlichkeit von SproÜpilzarten, abge- Aqua dest . 20 ml
wandelt nach Angaben von DROUHET u. Die 4 Bestandteile werden unter leichtem Erwürmen ge-
MARIAT 1950 läst ; anschlieÜend wird 0,05-0,1 g Baumwollblau hin-
FeCI 2 500 »g zugef•gt .
MnSO4 . 7 50»g Fürbevorgang : Das Untersuchungsmaterial wird in ei-
ZnSO4 7 H2 H2 O 500 »g nem Tropfen der Farbläsung auf einem Objekttrüger
H 3 BO 3 500 »g verteilt und anschlieÜend sofort mikroskopiert . Alterna-
Glucose 30,00 g tiv mit einem Tropfen der Farbläsung einen Objekttrü-
(NH4 )H2 SO 4 3,0 g ger beschicken und Tesafilm mit anhaftendem Kultur-
Asparagin 2,0 g material so dar•ber legen, daÜ die freien Enden des Kle-
KH 2 PO4 1,5 g bestreifens am Objekttrüger ankleben .
MgSO4 - 7 H 2 O 0,5 g Vgl . hierzu alternative Rezeptur von KOCH (1977) .
NaCl 0,1 g
CaCl 2 0,1 g Vorschrift B
Agar (Purified Difco) 15,0 g Giemsa-Fürbung
Aqua bidest . 1000 ml
Da selbstbereitete Läsungen oft schwankende Farbtäne
pH 5,0
ergeben, empfiehlt sich Bezug fertiger, vom Fachhandel
Vitaminläsung : gelieferter Läsungen . Diese werden meist in Verd•n-
Thiamin-HCl 3000 »g nungen von 1 : 20 bis 1 : 30 ben•tzt . Verd•nnung erfolgt
Biotin 20 »g unmittelbar vor Gebrauch : In einen kurzen MeÜzylinder
Pyridoxin 500 »g (der keine Farbreste enthalten darf) zu 20 ml gekochtem
Nikotinsüure 500 »g Aqua dest . (Temperatur 30-40'C) 20 Tropfen Farblä-
Calciumpanthothenat 2000»g sung zugeben und schnell ohne starkes Umsch•tteln mi-
Vitaminläsung in 50 ml Aqua bidest . getrennt herstellen schen . Fertige Läsungen sofort verwenden .
und durch Filtration sterilisieren . Zum Verd•nnen benutztes Aqua dest . vorher auf pH 7,2
ßbrige Bestandteile des Mediums in 950 ml Aqua bi- einstellen .
dest . unter Erhitzen läsen, pH einstellen und 10 Min . bei Fürbevorgang :
120öC autoklavieren . Dem noch heiÜen Substrat die 1 . Prüparate nach välligem Trocknen durch Einstellen in
vorher Seitz-filtrierte Vitaminläsung zugeben, gut mi- K•vette mit 96 %igem Äthylalkohol f•r 30 Min . oder
Vorschriften f•r Farbläsungen und Fürbungen 43

in K•vette mit wasserfreiem Methylalkohol f•r 3 Min . Cave : Lipofuscinkärper (sog . Russell-Kärper) wie
fixieren . SproÜzellen blauviolett (Abb . 191, s . Farbtafel 15) .
2 . Mit FlieÜpapier abtupfen und mit frisch bereiteter
Giemsa-Farbläsung beschichten, 20-30 Min . ein- Vorschrift D
wirken lassen .
3. Mit Wasser absp•len und anschlieÜend in Aqua dest .
Perjodsüure-Schiff (PAS)-Fürbung nach
von Farbresten befreien . Prüparate lufttrocknen. GRIDLEY : Am . J . Clin . Path. 23 [1957] 303
Cave: Da die Farbtäne, z .B . der Leukocytengranula Fixierung : Formalin 10%
usw ., weitgehend vom pH des zur Verd•nnung der Farb- Schnitte : Paraffin 6 » dick
läsung benutzten Wassers abhüngen, ist vorheriges Puf- Läsungen :
fern auf pH 7,2 zu empfehlen . (5,7 g Na 2HPO 4 + 2,45 g - COLEMANS Feulgen-Reagenz
KH2PO4 in 5 1 Aqua dest. läsen und aufkochen, mehrere 1 g basisches Fuchsin läsen in
Wochen haltbar . 200 ml heiÜem Wasser, aufkochen, abk•hlen auf
Ergebnis : Intracellulüre Pilzelemente, insbesondere 50öC, filtrieren,
SproÜformen, blauviolett neben blauvioletten Zellker- 10 ml N-HCl zugeben, weiter abk•hlen und
nen und rosarotem Cytoplasma kärpereigener Zellen, 2g Kaliummetabisulfit zugeben, Läsung 48
Kapseln ungefürbt (Abb . 15 b, s . Farbtafel 2) . Std. im Dunkeln halten, bis sie strohgelb ist,
dann 0,5 g Aktivkohle zusetzen, sch•tteln
und filtrieren . Das farblose Reagenz k•hl
Vorschrift C
aufbewahren .
Gram-Fürbung oder
- Karbol-Gentianaviolett-Läsung : - SCHIFFS Leukofuchsinläsung
Läsung 1 : 2 g Kristallviolett in 50 ml 96 %igem Äthylal-
1 g basisches Fuchsin in
kohol läsen und filtrieren . 200 ml heiÜem Wasser läsen und zum Sieden brin-
Läsung 2 :2 g Acidum carbolicum liquefactum in 50 ml
gen, abk•hlen auf 50öC, filtrieren und mit
96%igem Äthylalkohol läsen .
20 ml N-HCl versetzen, weiter abk•hlen und
Stammläsung : Gleiche Teile der Läsungen 1 und 2 mi-
1g wasserfreies Natriumsulfit oder Natrium-
schen und filtrieren. metabisulfit zugeben . Im K•hlschrank auf-
1 Teil dieser Stammläsung ergibt mit 8 Teilen Aqua dest . bewahren .
die etwa 2 Wochen haltbare Gebrauchsläsung .
Läsung vor Verwendung testen : Zu 10 ml 37-40%igem
- Lugolsche Jod-Jodkali-Läsung :
Formaldehyd werden einige Tropfen SCHIFFS Reagenz
1 g Jod und 2 g Kaliumjodid im Märser unter Reiben
zugesetzt . Die Läsung ist geeignet, wenn die Probe so-
in etwa 5 ml Aqua dest . läsen und dann mit Aqua dest .
fort in rotes Purpur umschlügt.
auf 300 ml auff•llen .
Sie ist unbrauchbar, wenn die Reaktion verzägert ein-
- Safraninläsung :
tritt oder die entstehende Purpurfarbe eine blaue Kom-
3 g Safranin werden in 100 ml heiÜem Aqua dest . ge-
ponente hat .
läst und nach dem Erkalten filtriert (Gebrauchslä-
sung) . - 0,5 %ige Perjodsüure
0,5 g kristalline Perjodsüure in 100 ml Aqua dest . lä-
Fürbevorgang : sen .
1 . Objektglasausstrich durch Erhitzen fixieren.
2 . Prüparat mit Karbol-Gentianaviolett-Läsung be- - N-HCI-Läsung
83,5 ml konzentrierte HCI (D =1,19) in 916,5 ml
schichten .
Aqua dest. läsen.
3 . Ohne AbgieÜen etwa die gleiche Mengen Jod-Jodka-
li-Läsung zusetzen und 1 Min . einwirken lassen . (Es - 0,2%ige Lichtgr•n-Kontrast-Fürbung
bildet sich auf den gemischten Läsungen ein metalli- 0,2 g kristallines Lichtgr•n zu 100 ml Aqua dest . und
scher Glanz .) 0,2 ml Eisessig geben .
4 . AbgieÜen und mit Wasser nachsp•len . Fürbevorgang :
5 . Mit 96 %igem Alkohol in K•vetten oder durch Begie- 1 . In Xylol entwüssern .
Üen so lange behandeln, bis sich keine Farbwolken 2 . Absoluten Alkohol dazugeben .
mehr läsen ; dann mit Wasser absp•len, lufttrocken 3 . 95%igen Alkohol dazugeben .
werden lassen . 4 . Sp•len in Aqua dest .
6 . AnschlieÜend mit Safraninläsung bedecken und 1 5 . Wird Perjodsüurereaktion mit Verdauung ge-
Min . einwirken lassen, dann mit Wasser absp•len und w•nscht, werden Schnitte f•r 20 Min . in 0,5 %ige Diasta-
lufttrocknen lassen . seläsung gelegt . 10 Min. unter flieÜendem Wasser, an-
Ergebnis : SproÜzellen und andere Pilzelemente meist schlieÜend mit Aqua dest . absp•len .
blauviolett ; Kärperzellen rosaorange . Besonders n•tz- 6 . Perjodsüureläsung 5 Min . (Oxidationsmittel) ein-
lich zur Erkennung von pilzühnlichen Bakterienarten, wirken lassen.
insbesondere Nocardien und Actinomyceten (Abb . 7 . Sp•len in Aqua dest.
15 a, s . Farbtafel 2) . 8 . COLEMANS Feulgen-Läsung oder
44 Vorschriften f•r Farbläsungen und Fürbungen

SCHIFFS Leukofuchsinläsung 15 Min . einwirken las- 5 . In Aqua dest . sp•len (3-4mal wechseln) .
sen . 6 .30-60 Min . in die Methenamin-Silbernitrat-Ge-
9 . 10 Min . unter flieÜendem Wasser sp•len, bis sich brauchsläsung (Herstellung : 25 ml Methenamin-
rätliche Fürbung entwickelt . stammläsung und 25 ml Aqua dest ., dem 1-2 ml
10 . Wenige Sek. Lichtgr•n-Kontrast-Fürbung (Gefahr 5%ige Boraxläsung zugesetzt sind) bei 58-60öC
der ßberfürbung), waschen in Leitungswasser, bringen, bis der Schnitt gelbbraun wird . Beim Her-
differenzieren in Süurealkohol : 3-10mal kurz ein- ausnehmen der Schnitte paraffinumh•llte Pinzetten
tauchen. benutzen . Objekttrüger kurz in Aqua dest . tauchen
11 . Waschen in Leitungswasser . und anschlieÜend mikroskopisch die Silberimprü-
12 . Tauchen in Ammoniakwasser zum Blüuen . gnation kontrollieren . (Pilze sollen in diesem Sta-
13 . 10 Min . unter flieÜendem Wasser waschen, dium der Fürbung dunkelbraun sein .')
in •blicher Weise entwüssern und eindecken . 7 . In Aqua dest . sp•len (6mal wechseln) .
Ergebnis : Pilzelemente rot, Untergrund zart gr•n (Abb . 8 . In 0,1 %iger Goldchloridläsung 2-5 Min . tänen .
16 a, b, s . Farbtafel 3) . 9 . In Aqua dest . sp•len .
10 . Nichtreduziertes Silber mit 2 %iger Natriumthiosul-
Cave : Glykogen, Mucin, Fibrin von Thromben und hya- fatläsung 2-5 Min . entfernen .
line Ablagerungen bei Arteriosklerose sind rosa bis pur-
11 . Gr•ndlich in Leitungswasser sp•len .
purrot gefürbt . 12 . Gegenfürbung mit Lichtgr•nläsung 30-45 Sek .
13 . In •blicher Weise entwüssern, aufhellen und eindek-
Vorschrift E
ken .
Methenamin-Silbernitrat-Fürbung Ergebnis : Pilze schwarz umrandet, Mucin rosarot . In-
nach GROCOTT-GOMORI nere Teile von Mycelien und Hyphen mattrosa, Hinter-
- Chromtrioxidläsung grund blaÜgr•n (Abb . 16 c, s. Farbtafel 3) .
CrO 3 5 g
Aqua dest . 100 ml
- Methenamin-Silbernitrat-Stammläsung Vorschrift F
5 %ige AgNO 3 -Läsung ml MAYERS Mucicarminfürbung nach BAKER,
3 %ige (CH 2 ) 6 N 4-Läsung 1971
(= Hexamethylentetramin) 100 ml
Der weiÜe Niederschlag läst sich beim Sch•tteln . Im Läsungen :
- Pikrinsüureläsung
K•hlschrank bleibt die klare Läsung monatelang
haltbar . Pikrinsüure, gesüttigte Läsung 100 ml
Eisessig 5 ml
- Natriumbisulfitläsung
1 g - WEIGERTS Eisenhümatoxylin
Na2S 2 O 5
Aqua dest . 100 ml Läsung I :
1 % Hümatoxylin in 95 % Äthylalkohol
- Boraxläsung
Läsung II :
Na2B 4O 7 . 10 H 2 O 5 g
Eisenchlorid, 29% wüÜrig 4 ml
Aqua dest . 100 ml
Aqua dest . 95 ml
- Goldchloridläsung konzentrierte HCI 1 ml
AuCl3 ° HCL - 3 H2O 0,1 g Gebrauchsläsung : Frisch hergestellte Mischung glei-
Aqua dest . 100 ml cher Teile I und II
Kann wiederholt verwendet werden .
- Metanilgelbläsung
- Thiosulfatläsung Metanilgelb 0,25 g
Na 2S 2O 3 - 5 H 2 O 2 g Aqua dest . 100 ml
Aqua dest . 100 ml Eisessig 0,25 ml
- Lichtgr•nstammläsung - Mucicarminläsung
Lichtgr•n 0,2 g Carmin l .,0 g
Aqua dest. 100 ml wasserfreies Aluminiumchlorid 0,5 g
Eisessig 0,2 ml Aqua dest . 20 ml
Gebrauchsläsung : 1 Teil Stammläsung mit 5 Teilen
Herstellung : Farbstoff in einem kleinen Kolben mit
Aqua dest . mischen .
Wasser und AICl 3 mischen und •ber kleiner Flamme bis
Fürbevorgang : zur Tiefrotfürbung erhitzen (beansprucht etwa 2 Min .).
1 . Deparaffinierte Schnitte 1 Std . in 5%iger Chrom- Dann 80 ml 50%igen Äthylalkohol zusetzen . Vor Ge-
süureläsung oxidieren . brauch filtrieren . Farbstoff ist unmittelbar nach Herstel-
2 ..10uMniterL gswa bp•len lung gebrauchsfertig, mit besten Ergebnissen im Alter
3 . 1 Min . in 1 %iger Natriumbisulfitläsung zur Entfer-
nung von Chromsüureresten sp•len . 1 Nota bene: Protrahierte Einwirkungszeiten von 120
4 . 5-10 Min . in Leitungswasser sp•len . bzw. 180 Min . bewirken oft bessere Ergebnisse .
Vorschriften f•r Farbläsungen und Fürbungen 45

von 24-48 Std . ; mehrere Tage haltbar. Ggf. setzt man 5. Mit Leitungswasser absp•len .
ihn mit 2 ml Aqua dest . als Stammläsung an, die zum 6. 1 Min . mit Methanilgelbläsung fürben .
Gebrauch 1 : 10 mit Aqua dest . verd•nnt wird . 7. Mit Aqua dest. sp•len .
Fürbevorgang : 8. In Mucicarminfarbläsung 30-60 Min . einlegen . In
1 . Fixierte Schnittprüparate von 6 » Dicke entparaffi- Abstünden Kontrollprüparat mikroskopisch pr•fen,
nieren und wie •blich auf Wasser bringen (parallel um die optimale Fürbezeit zu ermitteln .
dazu stets ein Kontrollschnittprüparat) . 9 . Rasch mit 95 %igem Äthylalkohol sp•len .
2. 30 Min . in gesüttigte wüÜrige Pikrinsüure legen . 10 . In absolutem Alkohol entwüssern, in Xylol klaren
3 . Im flieÜenden Wasser gr•ndlich sp•len . und einbetten .
4 . Auf Fürbegestell 4 Min. mit WEIGERTS Hümatoxylin- Ergebnis : Mucin tiefrosa bis rot . Kerne schwarz, andere
läsung fürben. Gewebeteile gelb (Abb . 15 c, s . Farbtafel 2) .
Spezielle Diagnostik
Hefepilze

Die SproÜpilze sind weltweit verbreitet . Sie treten Charakteristische Kennzeichen


vermehrt an Standorten mit reichem Zuckerange-
bot auf, so an reifen Fr•chten, an vegetativen Tei-
der Hefepilze
len und in Bl•ten häherer Pflanzen, aber auch in Beiden Familien von Hefen 2 gemeinsam ist die
Milch . Vermehrung durch Sprossung (Abb . 17) .
Sie fehlen im atmosphürischen Bereich .
Manche dieser Pilze haben in den letzten zwei
Jahrzehnten auch im medizinischen Bereich an
Bedeutung gewonnen . Sie waren zwar immer in
der menschlichen Umgebung vorhanden, aber
ihre Beziehungen zum Menschen haben sich
grundlegend geündert . Durch zahlreiche hetero-
gene Faktoren, wie die Massenanwendung der an- Abb . 17 Saccharomyces cerevisiae . Vorgang der
tibakteriellen Antibiotica, der Steroide und Im- Zeltsprossung (Camera lucida) .
munsuppressiva in der oft „aggressiven" Thera-
pie, durch intravenäse Ernührung und als Folge
Der Vorgang der Sprossung wird eingeleitet durch
allgemeiner Abwehrschwüche nach Gabe von Cy-
das Vorst•lpen einer „Knospe" durch die Zell-
tostatica und nach Räntgenbestrahlung finden
wand der Mutterzelle (was bei den Saccharomyce-
SproÜpilze eine immer breitere Lebens- oder An-
taceae eine Narbe hinterlüÜt) . Gleichzeitig lüuft
griffsbasis, und dies lüÜt sie mehr und mehr zu
eine Mitose ab, so daÜ ein Kern in die Tochterzelle
Problemkeimen werden.
wandern kann . Wenn diese die GräÜe der Aus-
Ihre genaue Identifikation ist daher oft geboten' .
gangszelle erreicht hat, trennt sie sich, um ihrer-
seits einen neuen Sprossungsvorgang einzuleiten .
Gliederung Die Sprossung kann sich so rasch vollziehen, daÜ
1 . Saccharomycetaceae (Hefepilze), wie Saccha- zwischen den Zellen noch eine Br•cke bestehen
romyces cerevisiae, werden als echte oder asco- bleibt . Daraus ergibt sich ein lockerer Verband
gene Hefen bezeichnet, weil sie die Fühigkeit von einzelnen Zellen, der leicht auseinanderbricht
haben, Asci mit Ascosporen zu bilden, im Ge-
gensatz zu den anascosporogenen Hefen . 2Hefistabzulnvodemitlhcusen
Wort „heffe" = heben .
2 . Die anascosporogenen (oder unechten) Hefen
sehen zwar morphologisch den Hefepilzen ühn-
lich, bilden jedoch keine Asci mit Ascosporen
und werden hilfsweise bei den Fungi imperfecti
(Deuteromycetes) eingeordnet . Zu diesen züh-
len u . a . :
- die Sporobolomycetaceae (wie die Gattung
Sporobolomyces (s . S . 82) ;
- die Cryptococcacaceae (z . B . die Gattungen
Cryptococcus, Torulopsis, Candida, Rhodo-
torula, Trichosporon) .

1ZumeinghdStumiesrGpvonPilze
sei auf das Standardwerk von LODDER, „The Yeasts",
Amsterdam 1975, hingewiesen . Diesem sind auch alle
folgenden Angaben •ber ZellgräÜe und das jeweilige 18 Saccharomyces cerevisiae, a Lockerer Zell-
Auxanogramm entnommen . verband, b Ascosporenbildung (Camera lucida) .
Charakterische Kennzeichen der Hefepilze 49

(Abb . 18) . Bei manchen Arten erfolgt die Spros- Fühigkeit, bestimmte Zucker- und Stickstoffver-
sung an beiden Enden (bipolar), bei wieder ande- bindungen als Kohlenstoff- und Stickstoffquelle
ren an vielen Stellen der „Mutterzelle" (multilo- zu assimilieren oder zu fermentieren, ist artver-
kulür gleichzeitig) (Abb . 2 12) . schieden und gibt verlüÜlich Auskunft •ber ihre
Da die vegetativen Formen der SproÜpilze im Er- Identitüt .
scheinungsbild nicht so mannigfaltig und charak- Andere Merkmale, wie die Fühigkeit zur Mycel-
teristisch ausgebildet sind wie die fadenbildenden oder Pseudomycelbildung, die Entstehung von
Ascomyceten - es fehlen vor allem Luftmycel, Ascosporen (Abb . 18, 19), die Kolonieform und
Sporangien, Conidiophoren und Conidien -, wer- -gräÜe, die Farbstoffbildung auf festem Nührbo-
den sie zu einer relativ schwer differenzierbaren den, das Verhalten in fl•ssigem Milieu und das
Gruppe von Pilzen . Wachstum bei bestimmten Temperaturen ergün-
So kann man bei den Hefen nur bedingt von einem zen die Differenzierung .
morphologischen Einteilungsprinzip ausgehen - Aus diesen knappen Ausf•hrungen erhellt, daÜ
die Unterschiede sind oft zu gering, wenn •ber- Anzahl und Aufwand der Differenzierungsvor-
haupt erkennbar . günge meist gräÜer als bei den Fadenpilzen sind .
In ihren physiologischen Leistungen unterschei- Die Bedeutung der Saccharomycetaceae liegt
den sie sich allerdings deutlich, so daÜ diese als vorwiegend im wirtschaftlichen Bereich, wo ihre
wertvolle Differenzierungsgrundlage dienen . Die Gürfühigkeit, insbesondere aber das Gürungspro-

Abb . 19 Ascosporen von SproÜ-


pilzen . a Lipomyces starkeyi,
b Saccharomyces cerevisiae,
c Nematospora elongata, d Schi-
zosaccharomyces octosporus .
50 Hefepilze

dukt Alkohol genutzt wird (Saccharomyces cerevi- Bestimmung der Pilze aufgrund von Antigenta-
siae mit den verschiedenen Subspecies bzw . Bio- bellen, z . B . mit Hilfe von Agglutinationsverfah-
varietüten der Bücker-, Bier- und Weinhefen) . ren, nur ausnahmsweise zur Identifizierung her-
Da aber in neuerer Zeit unter den Pilzen zahlrei- angezogen werden kann .
che Allergentrüger aufgedeckt wurden und der Der derzeitige Kenntnisstand ist in Tab . 4 zu-
Mensch fast tüglich (indirekt, unauffüllig in der sammengestellt . Die taxonomische Bedeutung
Nahrung) mit Saccharomyces cerevisiae Kontakt dieser Gegebenheiten bedarf weiterer Forschun-
hat, folgt eine nühere Beschreibung auch einiger gen .
Hefen, die nicht als Infektionserreger zu gelten
haben .
(Beachte Anmerkung S . 53 oben .) Saccharomyces cerevisiae HANSEN
Kulturverhalten
Auf Sabouraud-Glucose-Agar entwickeln sich
Serologische Bestimmung grauweiÜe bis cremefarbene Kolonien von wei-
der SproÜpilze cher Konsistenz mit glattem Rand und „punktier-
ter" Oberflüche (je nach Alter 2-3 mm 0) . Sie
Durch analytische Studien, vor allem japanischer
ühneln oberflüchlich den Kolonien mancher Bak-
Autoren (vgl . TSUCHIYA, 1978) ist es gelungen, die
Polysaccharidantigene der meisten Arten zu er- terienarten . Ihnen entsträmt oft ein typischer
aromatischer Geruch .
mitteln und die wichtigsten Antigenfaktoren in
Antigenformeln auszudr•cken .
Dabei wurde offensichtlich, daÜ die bisherige Art Mikroskopisches Bild
der Klassifizierung nach der Form und dem bio- Die groÜen SproÜzellen sind oval bis rundlich mit
chemischen Verhalten sowie dem Nucleinsüure- einem Lüngen-Breiten-Verhültnis von 2 : 1 . Da-
quotienten nur in Teilbereichen Beziehungen zu neben gibt es Stümme mit lünglichen Zellen, deren
den Antigenkomponenten der Zellwünde erken- schlauchfärmige SproÜzellen bis zu 30 »m lang
nen lüÜt . Dadurch kommt es, daÜ - im Gegensatz werden, so daÜ sie den Eindruck eines Pseudomy-
zu wichtigen Bereichen der Bakteriologie - die cels vermitteln .
Fortsetzung S . 53

Tabelle 4 Guanin-Cytosin-Quotient (G-C-Quotient) und Antigenstruktur von Hefearten . Die ziemlich hüu-
figen Antigenfaktoren 2 und 3 sind weggelassen, desgl . 14 (ausgenommen in Gruppe V) . a, (a), b usw . sind
thermolabile Faktoren (Tsuchiya u. Taguchi, 1978, 1980) .

Gruppe Species G-C-Quotient Antigenstruktur

I Torulopsis glabrata 38,5-39,5 1, 6, 10, 34, k


Saccharomyces unisporus 32,4-32,7 1, 4, 5, 6, (10), 23
Saccharomyces bisporus 43,7-44,1 1, 4, 10,26
Saccharomyces exiguus 33,2-33,7 1, 4, (5), 6, 10, 26, 32
Saccharomyces dairensis 37 1, 4, (5), 6, 10, 26, 32
Torulopsis holmii 34,1 1, (4), (5), 6, 10, 26, 32
Candida stellatoidea 34,6 1, 4, 5, 10,32
Candida sake 38,8 1, 4, 5, 6
Candida tropicalis 33,9-34,9 1, 4, 5, 6
Candida claussenii 35,4 1, 4, 5, 6, 7
Candida albicans A 34,9 1, 4, 5, 6, (13 b)
Candida albicans B 34,9 1, 4, 5, (6), (7), 13b
Candida intermedia 43,7-44,4 1, 4, 5, 6, 24, 38
Kloeckera africana 37,6-38,0 1, 5, 6, (7), 40
Kloeckera corticis 37,3-37,8 1, 5, 6, (7), 40
Hanseniaspora osmophila 37,3-37,8 1, 5, 6, (7),40
Hanseniaspora vineae 37,3-37,8 1, 5, 6, (7),40
Kloeckera javanica 34,1-34,6 1, 5, 6, (7), 8, 10, 28, 40
Kloeckera lafarii 33,9 1, 5, 6, (7), 8, 10, 28, 40
Serologische Bestimmung der SproÜpilze 51

Tabelle 4 Fortsetzung .

Gruppe Species G-C-Quotient Antigenstruktur

II Kloeckera apiculata 27,1-31,7 1, 8, 10, 28, I


Kloeckera japonica 27,1 1, 8, 10, 28
Hanseniaspora valbyensis 26,8-31,7 1, 8, 10, 28, I
Hanseniaspora uvarum 31,2-31,5 1, 8, 10, 28, I
Saccharomyces marxianus 41,0 1, 8, 10, 28, 31, a
Candida macedoniensis 39,8 1, 8, 10, 28, 31, (a)
Saccharomyces fragilis 40,0-40,7 1, 8, 10, 28, 31, a
Candida pseudotropicalis 39,0-40,5 1, 8, (10), 28, 31, a
Saccharomyces fructuum 39,3-39,5 1, 8, 10, 28, 31, 14
Saccharomyces microellipsodes 39,3-39,5 1, 8, 10, 28, 31, 14
Saccharomyces bailii 40,5 1, 8, (10), 28, 32
Saccharomyces rouxii 40,0 1, (8), (10), 28, 32
Saccharomyces carlsbergensis 38,5-39,5 1, (8), (10), 28, 32
Saccharomyces pastorianus 39,5 1, 8, (10), 28, 32
Saccharomyces veronae 44,4-45,9 1, 8, 10, 28, (32), 2, 14
Saccharomyces italicus 38,3-39,3 1, 8, 10, (18), 28, 31
Saccharomyces chevalieri 38,8-39,0 1, (8), (10), 18,31
Saccharomyces heterogenicus 39,0 1, 10, 18,31
Saccharomyces diastaticus 38,8-39,8 1, 10, 18,31
Saccharomyces oviformis 39,3-40,0 1, 10, 18,31
Saccharomyces bayanus 38,8-40,2 1, 10, 18,31
Saccharomyces logos 39,0-39,3 1, 10, 18,31
Saccharomyces uvarum 39,8 1, 10, 18,31
Saccharomyces florentinus 40,5 1, 10, 18,31
Saccharomyces cerevisiae 38,8-40,2 1, 10, 18, 31, a, e
Saccharomyces ellipsoideus 40,2 1, 10, 18, 31, a, e
Candida robusta 39,0 1, 10, 18, 31, a, e
Saccharomyces willianus 39,0 1, 10, 18, 31, (a), (e)
Saccharomyces steineri 39,5 1, 10, 18, 31, e
Saccharomyces lactis 39,3-40,0 1, 10, 18, 31, 42

III Candida krusei 38,8-39,3 1, 5, (11), b


Pichia krusei 38,5 1, 5, 11, b
Pichia fermentans 42,2 1, 5, 11
Pichia fluxuum 32,2 1, 5, 11, m
Torulopsis pinus 37,3 1, 5, 11, (17), 25
Candida melinii 39,5 1, 5, 10, 17, 25
Pichia toletana 39,3 1, 5, 11, 17,49
Candida trigonopsoides 35,6-36,6 1, 5, 11, 12
Pichia kudriavzevii 38,5 1, 5, 11, 12, b
Pichia membranaefaciens 41,5-42,4 1, 5, 11, 12
Candida reukafi 44,2 1, (5), (11), (12), b, f
Pichia pijperi 40,7 1, 5, 11, 12, 20, 21, 37 c
Candida solani 40,0 1, 5, 11, 12, 20, 21, 37 c
Pichia terricola 36,6-36,8 1, 5, 11, 12, 18,31
Hansenula angusta 48,0 1, (5), 11, (17)
Candida catenulata 53,2-53,4 1, 5, 11, b
Candida brumptii 54,4 1, 19
Candida rugosa 50,2-50,7 1, 4, 11, 19, g
Pichia farinosa 38,8-39,5 1, 4, 29
Pichia pastori 40,2-41,0 1, 4, 17, 24, 25
Hansenula capsulata 46,8-47,1 1, 4, 5, 11, 12, 47
Torulopsis inconspicua 35,6 1, 5, (11), (12)
52 Hefepilze

Tabelle 4 Fortsetzung .

Gruppe Species G-C-Quotient Antigenstruktur

IV Candida zeylanoides 54,7-55,9 1, 4, 13, 17, (a), c, h


Candida pulcherrima 45,4-47,1 1, 5, 13, (15), d
Candida parapsilosis 39,3-40,0 1, 5, 13, 13b, (15), c
Pichia pseudopolymorpha 35,7 1, 4, 5, 13, 15, c
Hansenula holstii 36,8 1, (13), (15)
Torulopsis ernobii 36,1 1, 5, 13, (15), c
Debaryomyces castellii 34,4 1, (5), 13, (15), a
Debaryomyces cantarellii 33,9 1, (5), 13, 15

V Debaryomyces subglobosus 36,6-37,1 1, 4, 9, 14, 33


Debaryomyces coudertii 37,4 1, 4, 9, 14
Debaryomyces vini 36,8 1, 4, 9, 14
Debaryomyces etchellsii 38,5 1, 4, 9, (14)
Torulopsis famata 36,8-37,3 1, 4, (9), (14)
Debaryomyces kloeckeri 36,8 1, 4, (9), (14)
Debaryomyces marama 36,6 1, 4, 9, (14)
Debaryomyces hansenii 36,6-37,3 1, 4, (9), 14
Schwanniomyces occidentalis 34,6 1, 4, 9, 14, j
Citeromyces matritensis 44,4 1, 4, 9, (14)
Pichia haplophila 39,0 1, 4, 9
Candida guilliermondii 44,1-44,4 1, 4, 9

VI Hansenula californica 43,9-44,1 1, (15), 16, (17), 20, 21, 22


Hansenula beijerinckii 42,7 1, 15, 16, (17), 20, 21, 22
Hansenula fabianii 44,4-45,6 1, (15), (16), 17, 20, (21)
Hansenula petersonii 43,9-44,1 1, 15, (16), 17, 20, 21, p
Hansenula mrakii 42,0 1, 15, 16, (17), 20, 21
Hansenula saturnus 42,4-43,7 1, (15), 16, (17), 20, 21
Hansenula bimundalis 40,0-40,2 1, (15), (16), 17, 20, 21
Pichia bovis 39,8 1, 15, 16, 20, 21
Hansenula silvicola 34,1-35,1 1, (15), (16), 20
Hansenula subpelliculosa 33,9 1, 15, (16),20
Hansenula schneggii 35,6-36,3 1, (15), 16, (17), 20
Hansenula anomala 35,9-36,6 1, 15, 16, (17), 20
Candida pelliculosa 36,1 1, 15, 16,20
Hansenula jadinii 43,2 1, (16), 17, (c)
Candida utilis 44,4-45,4 1, (16), 17, c
Hansenula minuta 46,8-47,3 1, 5, 45
Hansenula canadensis 39,3-40,0 1, 5, 17, 18, 25, 31, 48
Hansenula wingei 39,0 1, 5, 17, 18, 25, 31, 48
Hansenula beckii 36,3-36,8 1, 5, 17, 18, 25, 31, 48

VII Saccharomyces rosei 42,9-43,2 1, 4, 24


Saccharomyces delbrueckii 42,9-43,2 1, 4, 24
Torulopsis cambresieri 43,7 1, 4, 24
Saccharomyces saitoanusi 42,9-43,2 1, 4, 24
Saccharomyces inconspicuus 43,7 1, 4, 24
Saccharomyces fermentati 42,9-43,4 1, 4, 24
Torulopsis colliculosa 42,7 1, 4, 24
Debaryomyces franciscae 45,6 1, 24, 27, i
Debaryomyces globosus 42,7-42,9 1, 10, 24, 27, i

Rhodotorula aurantiaca 55,4 1, 2, 5, 8


Rhodotorula minuta 51,0 4,7
Cryptococcus neoformans 49,0-49,8 1, 2, 4, 6, 8
Zuckerfermentation und -assimilation 53

Biochemisches Verhalten Anmerkung zu S . 50


Tabelle 5 Biochemisches Verhalten von Saccha- Der Konjugation zweier Zellen folgt relativ rasch
romyces cerevisiae . die Ascosporenbildung . Die Asci enthalten 1 -4
Ascosporen von rundlicher bis ovaler Gestalt und
Fermentation 1 Assimilation 2
5-6 »m GräÜe (Abb . 19) .
Glucose+ Glucose+ Da Saccharomyces cerevisiae die Fühigkeit besitzt, sich
Galactose + (oft schwach) Galactose + bis (+) sowohl asexuell durch Sprossung und Mitose als auch
Saccharose + Saccharose + durch Ascosporen zu vermehren, wurde dieser Euka-
Maltose + Maltose + riont Gegenstand intensiver genetischer Studien . Die
Lactose - Lactose - Mitose lüÜt sich in der Haplo- und in der Diplophase be-
sonders gut beobachten .
Fermentation : Zuckerspaltung mit Bildung von Gas in Klassifizierung
Spezialmedien (Vorschrift 16 u . 17, s . S . 38)
Klasse : Ascomycetes
(Abb . 20) .
Assimilation : Verwertung von Zuckern oder Nitrat, Ordnung : Endomycetales
angezeigt durch Wachstum in Nührbäden (Vor- Familie : Saccharomycetaceae
schrift 18, s . S . 38), die jeweils nur die Testsubstanz Gattung : Saccharomyces
als Energiequelle enthalten (Abb . 20) . Species : Saccharomyces cerevisiae HANSEN

(Vorschrift 16) am Beispiel von Candida albicans


(Schemazeichnung) . b Nachweis von Fermenta-
tionsleistungen bei Verwendung von Zuckertablet-
ten (Vorschrift 17) am Beispiel von Candica albicans
(Schemazeichnung) . c Nachweis der Zuckerfer-
mentation bei Verwendung fl•ssiger Zuckermedien
(Vorschrift 16) am Beispiel von Candida tropica-
lis . d Zuckerassimilation im fl•ssigen Substrat in
der klassischen Methode nach Wickerham (vgl .
Lodder, 1970) am Beispiel von Candida tropicalis
e Nachweis von Assimilationsleistungen im Agar-
plattenauxanogramm (Nührboden s . Vorschrift 18) .
Abb . 20 Zuckerfermentation (a-c) und Zuckeras- Die gepunkteten Bereiche in der Schemazeichnung
similation (d, e) . a Nachweis von Fermentationslei- entsprechen dem Wachstum von Mikrokolonien des
stungen bei Verwendung fl•ssiger Zuckermedien Teststammes .
- ---- - --
- 54 Hefepilze

FAMILIE Cryptococcaceae Serologisch ist diese Gruppe ebenfalls gut durch-


untersucht. Einige Arten, z . B . Torulopsis glabrata,
In der Familie der Cryptococcaceae kommt den
weisen Antigengemeinschaften mit anderen He-
Gattungen Cryptococcus, Torulopsis, Candida
fearten, auch Candida albicans, auf. In der Routi-
und Trichosporon eine wechselnde klinische Be-
nediagnostik an Menschenseren werden Torulop-
deutung zu .
sisantigene nicht verwandt, da diese Pilzgruppe als
Erreger tiefer bzw . visceraler Mykosen bedeu-
GATTUNG Torulopsis Berlese tungslos ist .
Untersuchungsmaterial
Anmerkung
Zur Untersuchung gelangen Urin, Sputum, Vagi-
Torulopsisarten leben im Erdboden, im FluÜwas-
nalschleim, Stuhl, Rachenabstrich, Magensaft und
ser, mehr noch in stehenden Gewüssern (Tei-
Hautabstriche, gelegentlich auch Blutproben . Die
chen) ; sie finden sich auch in Milch und einigen
gegenwürtige Auffassung schreibt Torulopsis gla-
anderen Nahrungsmitteln (Margarine) .
brata eine sichere, den anderen Arten eine mägli-
Nach J . u . M . F . BARTHE (1973) wurden bei Un-
che krankmachende Bedeutung zu . Dabei handelt
tersuchungen am Menschen im Raume von Lyon
es sich nicht um primür pathogenes Verhalten . Die
Torulopsis glabrata, Torulopsis inconspicua, To-
Torulopsispilze profitieren vielmehr als echte Op-
rulopsis etchellsii, Torulopsis candida und Toru-
portunisten von abnormalen Terraingegebenhei-
lopsis versatilis gefunden, was etwa auch der Hüu-
ten, wodurch sie sekundür zu Besiedlern von
figkeit im eigenen Beobachtungsgut entspricht .
Schleimhüuten und damit eventuell zu Schüdlin-
gen werden . Ihre Aggressivitüt und ihre Tendenz
zur Ausbreitung ist recht gering . Candida albicans (ROBIN 1853)
Kulturverhalten BERKHOUT 1923
In dieser Gattung sind 36 Arten bekannt . Der Syn. : Syringospora robinii QUINQUAUD 1868
Vermehrungsmodus der Torulopsisarten ist au- - Syringospora albicans (ROBIN) DODGE
Üerordentlich einfach . Es gibt nur eine vegetative 1935 und nahezu 100 weitere Synonyma
Sprossung, die an verschiedenen Stellen der Zell-
Perfektes Stadium : unbekannt
wand (gleichzeitig) erfolgen kann . Die SproÜzel-
Von allen Candidaarten kommt ohne Zweifel dem
len sind wesentlich kleiner als z . B . Zellen von
Soorpilz Candida albicans weltweit die gräÜte Be-
Candida albicans (s . S. 59) . Pseudomycel und My-
cel fehlen günzlich ; Pigment wird nicht gebildet, so deutung zu. Der verbreitete SproÜpilz ist vor-
zugsweise in der unmittelbaren Umgebung des
daÜ die glatten, runden, butterweichen Kolonien
Menschen vorhanden ; meist ist der Mensch selbst
ein cremefarbenes Aussehen haben .
Trüger und Reservoir dieses Pilzes, und es bedarf
Biochemisches Verhalten beg•nstigender Umstünde, um ihn zu einem zu-
Das biochemische Verhalten von Torulopsishefen nüchst lüstigen, spüter bedenklichen und zuletzt
ist in Tab . 6 zusammengestellt. lebensbedrohenden Problemkeim werden zu las-

Tabelle 6 Biochemische und morphologische Merkmale von Torulopsisarten .

Fermentation Assimilation ZellgräÜe


Glu- Galac- Saccha- Mal- Lac- Glu- Galac- Saccha- Mal- Lac-
Torulopsisarten tose tose rose tose tose cose tose tose tose tose NO3 (»m)

Torulopsis candida ((+)) - ((+)) - - + + + + (+) - 2,5-4 x 3-5 bis


4,0-7 x 5-8,5
Torulopsis dattila + + + + + + 3-4 x 5-8
Torulopsis glabrata + + - - - 2,5-4,5 x 4-6
Torulopsis etchellsii + + - + + + - + 2-4 x 2,5-5
Torulopsis
gropengiesseri + + + + + - - - 1,5-2,5 x 3,5-6,0
Torulopsis inconspicua - + - - - 1,5-3,5 x 3-6
Torulopsis versatilis + + +/- + (+) + + +/- + (+) + 2,5-3,5 x 3,0-4,5
((+)) = sehr geringe Gasbildung (+) = geringe Gasbildung +/- = Gasbildung uneinheitlich
Candida albicans 55

sen . Wichtig ist die fr•hzeitige Erkennung und Untersuchungsmaterial


Eliminierung dieses opportunistischen Erregers, Zur Untersuchung gelangen in erster Linie
bevor er gräÜeren Schaden anzurichten vermag . Schleimhautabstriche bei Verdacht auf Vaginal-
Klinische Erscheinungen und Pathophysiologie -oderAnals,ferStuhlpobn, m
Als Parasit und Commensale auf den Schleimhüu- nach besonders gr•ndlicher Reinigung der Mund-
ten des Menschen, und zwar im Nasen-Rachen- hähle -, bei Mundsoorverdacht aber N•chternab-
Raum, in den Verdauungswegen und auf den üu- strich ohne vorherige Reinigung (!), Bronchial-
Üeren Genitalien, erführt Candida albicans bei sp•lwasser, Punktate, Urin, Biopsie- und Autop-
meist sekundür bedingten Einfl•ssen, z . B . siematerial sowie Blut, ausnahmsweise auch Li-
Schwangerschaft, Diabetes, zellulürer Immuni- quor zur Kultur .
tütsschwüche und Keimverschiebungen durch an- Bei Befall des üuÜeren Integuments werden Haut-
tibakterielle Antibiotica, oft gewaltige Vermeh- st•ckchen, Schuppen, Nügel oder Nagelgeschab-
rungen der Zellzahl mit Bildung von Candidapla- sel, Paronychieeiter, Haarbülge und Hautabstri-
ques auf den Schleimhüuten (Soormykose), von .upcsehwnivodrPalgend,rGas
wo ein weiteres Eindringen in den Organismus er- untersucht .
folgen kann . Fungümie und Septikümie mit der Wührend das Nativprüparat von der Haut und den
Bildung von metastatischen Abszessen und Streu- Nügeln nicht immer eine sichere Differenzierung
herden sind die Folge ; die Ausscheidung erfolgt zwischen SproÜpilz und Fadenpilz erlaubt, bringt
•ber die Niere mit resultierender Infektion oder die Kultur dar•ber relativ schnell Klarheit .
vor•bergehender Besiedlung der Harnwege . Be- Ebenso wichtig ist die zumindest semiquantitative
sonders geführlich ist der Befall des Auges . Haut Aussage •ber die Menge der im Material vorhan-
und Nügel werden ebenfalls primür oder sekundür denen Pilze, die sich an der Koloniezahl auf dem
im Sinne einer Epidermophytie oder Onychomy- beimpften Substrat widerspiegelt .
kose ergriffen, vor allem im Bereich der Interdigi-
talrüume bei sogenannten Feuchtberufen .
Bei chronischen Candidainfektionen kommt es
gelegentlich im Gewebe zur Bildung von Astero-
idkärpern (vgl . S . 184), die auf eine Reaktion hu-
moral gebildeter Antikärper gegen die vermehrt
gebildeten Mannane der Pilzzellen zur•ckgehen .
Da durch diese Komplexe die Komplementein-
wirkung auf die Pilzzellen gehemmt wird, ergibt
sich aus der Bildung dieser Kärper - trotz gesi-
cherter Phagocytose als Folge der Opsonisierung
- ein relativer Schutz der Pilzzelle selbst, da diese
letztlich einer Einwirkung zellulürer Antikärper
mittels entsprechend stimulierter Makrophagen
entzogen wird (vgl . MßLLER U. Mitarb ., 1977,
MELCHINGER, 1978) .
Der von Candida albicans gesetzte Reiz wird vom
Befallenen bzw . Infizierten durch Bildung humo-
raler und zellulürer Antikärper beantwortet .
Wührend der Intracutantest mit Candidin (fr•her
„Oidiomycin") keine diagnostische Bedeutung
hat, da er bei vielen Menschen positiv ausfüllt und
lange positiv bleibt, kommt dem Nachweis von Se-
rumantikärpern mittels standardisierter Antigene
und Anwendung von Agglutination, Immundiffu-
sion, Immunelektrophorese und KBR (Komple-
ment-Bindungs-Reaktion) eine gewisse Bedeu- Abb . 21 Candida albicans . a SproÜzellgruppen in
tung bei der Diagnostik jener tiefen Candidamy- dichter Anordnung in der Epidermis . b SproÜzellen
kosen zu, bei denen der direkte Erregernachweis und Pseudomycel im Follikel eines Barthürchens
erheblich erschwert ist (Vgl . SEELIGER U . Mitarb . nach lüngerer externer Corticoidtherapie (ßber-
1973) . sicht) .
56 Hefepilze

Direkter mikroskopischer Nachweis die SproÜzellen meist ballfärmig oder nestühn-


1 . Ausstrich- oder Abklatschprüparat : In Objekt- lich dicht gelagert, im Gegensatz zum Barthür-
trügerausstrichen von Sputum, Pus, Mittel- chen, wo sie wie eine amorphe Masse den Folli-
strahlurin (ggf . Harnblasenpunktat) - ohne kelraum ausf•llen (Abb . 21) .
Zentrifugieren! - oder in Direktabstrichen von 2 . Histologisches Schnittprüparat : Zur Darstel-
Belügen der Schleimhüute, des Gehärganges lung von Candida albicans in Gewebeschnit-
oder von mazeriertem Epithel sind die charak- ten ist - ungeachtet der Nachweismäglichkeit
teristischen SproÜzellen und das Pseudomycel der Pilze mittels Hümatoxylin-Eosin-Fürbung-
des Hefepilzes mit Hilfe der Baumwollblaufür- die Perjodsüure-Schiff (PAS)-Fürbung (Vor-
bung leicht nachweisbar (Vorschrift A, s . S . schrift D, s . S . 43) als Methode der Wahl anzu-
42) . Der Farbstoff dringt in die Zellen ein und sehen . Die GRAM-Fürbung ist ebenfalls an-
hebt die Pilzelemente - blau gefürbt - aus der wendbar . - Im Schnitt findet sich neben oft ver-
Umgebung hervor . Leichtes Erwürmen des Ob- hültnismüÜig wenigen SproÜzellen vor allem
jekttrügers beschleunigt und intensiviert den Pseudomycel (Abb . 22 ) . Diese sind gramposi-
Vorgang . tiv, wobei sich die Mycelzellen etwas weniger
Mit Barthürchen, in toto ausgezupft, wird intensiv anfürben als die Blastosporen . Das Er-
ebenso verfahren . In der Epidermis (aus dem scheinungsbild der Pilzelemente im Gewebe ist
interdigitalen und intertriginäsen Bereich) sind insgesamt unterschiedlich : Neben Mikroab-

Abb. 22 Viscerale Candidamy-


kose (histologische Schnittprüpa-
rate) . a Oesophagusepithel mit
eindringendem Candidapseudo-
mycel und Mycel . b Lungenbefall
durch Candida albicans, ausge-
hend vom Alveolarbereich mit Ein-
dringen von Pseudomycel und
Mycel in das Interstitium . c Can-
didaendocarditis : ßbersichtsprü-
parat einer mit Candida albicans
und Bindegewebe durchsetzten
thrombosierenden Auflagerung .
d Candidaendocarditis der rechten
Herzklappe mit SproÜformen und
Pseudomycel .
Candida albicans 57

szessen mit einigen SproÜzellverbünden stechen und auf eine freie Stelle in der Primürkultur
(Abb . 23 a) kännen Pseudomycelien, z . B . im legen . Diese kleine Flüche wird mit dem zu identifi-
Oesophagus, oft in breiter Front ohne erkenn- zierenden Pilzstamm beimpft und mit einem Deck-
glüschen (21 x 26 mm) abgedeckt .
bare Gegenwehr in die tieferen Schichten der Die Kulturschale mit dieser zusützlichen „Miniatur-
Epitheldecke eindringen (Abb . 22 a, d) . An kultur" wird weiter bebr•tet, und nach 24-28 Std .
den Herzklappen findet sich in organisierten kann die Chlamydosporenbildung abgelesen werden .
Thromben vorwiegend Pseudomycel Durch Zugabe von Wismutsulfit lassen sich verschie-
(Abb . 22 c, d), im Auge (hier am besten dar- dene Rezepturen ergünzen (NICKERSON, 1953) sodaÜ
stellbar mittels der Silber-Methenamin-Für-
bung nach GROCOTT-GOMORI, Vorschrift E, s . S .
44) SproÜzell- und Mycelverbünde .
3 . Mikroskopische Schnellkulturverfahren : Un-
tersuchungen von Nativmaterial erlauben keine
sichere Differenzierung der Candidaarten ;
dazu ist die Reinkultur unerlüÜlich .
Als Schnellverfahren bieten sich folgende Me-
thoden an :
- die Serumschnelldiagnose nach TASCHDJIAN,
- der Chlamydosporenschnellnachweis auf
Reisagar .
Zur Serumschnelldiagnose werden SproÜzellen des
zu pr•fenden Stammes in 1-2 ml Humanserum (in
Rährchen) verimpft und bei 37ö C bebr•tet . In die-
sem Milieu bilden die Zellen in kurzer Zeit Pseudo-
mycel, das „Keimschlüuchen" ühnlich sieht . Da an-
dere Candidaarten Pseudomycel erst viel spüter
bilden, wird diese Fühigkeit diagnostisch ausgewer-
tet . - Sie wird durch Zusütze von Galle, neuerdings
Tween 80, zu halbstarren Medien (Agar 0,4/0), er-
heblich gesteigert (Abb . 24) .
Die Chlamydosporenbildung (Abb . 23 b u .
25 b, c) unterscheidet Candida albicans von al-
len anderen Arten dieser Gattung (mit Aus-
nahme der Varietüt Candida stellatoidea) .
Wührend die runden, dickwandigen Sporen bei
Candida albicans terminal inseriert sind, wer-
den sie hei der var . stellatoidea vorwiegend in-
tercalar gebildet (Abb . 24e) .
Die Produktion von Chlamydosporen kann
durch die Wahl des Nührbodens stimuliert
werden . Reisnührboden (Vorschrift 13, s . S .
37) ist dazu besonders geeignet . Im Handel
werden ebenfalls spezielle Nührbäden angebo-
ten, welche Pseudomycel- und Chlamydospo-
renbildung färdern . Sie werden auf Stürkebasis
hergestellt und manchmal mit einem Zusatz
von Trypanblau versehen . Dieser Vitalfarb-
stoff wird in den Chlamydosporen gespeichert
und erleichtert deren Erkennung im mikrosko- Abb . 23 Candida albicans . a Blastosporen-
pischen Prüparat (Abb . 25 a) . (SproÜzell-)Verbünde im AbszeÜeiter eines Diabeti-
Zur arbeitstechnischen Erleichterung in der Routi- kers . b Blastosporen, Pseudomycel und Chlamydo-
nediagnostik kann man einen Vorrat an Reisagar sporen auf Reis-Tween-Agar (MaÜst. 800 :1) (Pha-
oder Chlamydosporenagar in Kulturschalen bereit- senkontrast) . c Kreisrunde, dickwandige Chlamy-
halten und jeweils einen cm2dieses Nührbodens aus- dosporen in alter nührstoffarmer Kultur .
58 Hefepilze

Abb . 24 Candida albicans -


Pseudomycel- und Mycelbildung
in halbfl•ssigem Tween-80-
Agar. a Makroskopisches Bild
nach 48 Std . bei 37öC . b Mikro-
skopisches Verhalten der Aus-
w•chse .

Abb . 25 Candida albicans . a Hefephase, b Pseudomycel mit endstündigen Chlamydosporen, c Pseudo-


mycel mit reichlich intercalaren Chlamydosporen (var . stellatoidea) .

Nührbäden entstehen, die weitgehend selektiv f•r Auch bei geringeren Temperaturen ist das Wachs-
Candida albicans sind . Ihre Kolonien sind dann tief- tum gut ; nur sind zu dem gleichen Zeitpunkt die
schwarz gefürbt, aber ohne ein metallisches Glünzen Kolonien etwas kleiner .
der Oberflüche und ohne ßbergreifen der Farbe auf
Mit zunehmendem Alter der Kultur durchwüchst
das umgebende Substrat - im Gegensatz zu Candida
tropicalis, deren Kolonien einen Metallglanz aufwei- Pseudomycel (s . unten) den Nührboden und dehnt
sen und deren Umgebung sich brüunlich verfürbt . sich peripher submers im Substrat - schon makro-
skopisch gut erkennbar - aus (Abb . 26 b) .
Kulturverhalten Gelegentlich bildet sich eine Wuchsform mit star-
ker Faltung und Runzelung der Oberflüche aus
Auf der Substratoberflüche sind bei 37ö C bereits
(sog. ,,Rauhform") . Besondere Bedeutung
nach 24 Std . leicht gewälbte Kolonien mit glattem
kommt dieser kulturmorphologischen Variante
Rand und glatter Oberflüche erkennbar (auf Sa-
nicht zu (Abb . 26 c) .
bouraud-Glucose-Agar weiÜ, auf Sabouraud-
Maltose-Agar cremefarben) . Ihr « variiert von Im fl•ssigen Substrat bewirkt Candida albicans
1-5 mm (Abb . 26) . eine homogene Tr•bung (Abb . 27 a) .
Candida albicans 59

Abb . 26 Candida albicans . a WeiÜe Kolonien nach 48 Std . auf Sabouraud-Glucose-Agar bei 37öC . b Kolo-
nie nach 2 Wochen auf Sabouraud-Glucose-Agar mit peripherem Submerswachstum von Pseudomycel im
Nührboden . c Glatt- und Rauhform von Candida albicans auf Sabouraud-Glucose-Agar-Kultur (nach ca .
14 Tagen bei 37öC) .

Mikroskopisches Bild der Kultur Candidaarten) besteht aus verlüngerten SproÜ-


An vegetativen Reproduktionsformen sind im zellen, so daÜ durch Wiederholung des Spros-
mikroskopischen Kulturprüparat SproÜzellen, sungsvorganges der Eindruck eines Mycelfa-
Pseudomycel, Chlamydosporen und Mycel er- dens entsteht (Abb . 24) . Pseudomycel bildet
kennbar . sich im Submersteil der Kolonie in Abhüngig-
keit vom Nührstoffangebot, der Sauerstoff-
I . SproÜzellen (auch„Blastosporen")(Abb .25a) :
spannung und unter dem EinfluÜ grenzflüchen-
Bei reichlichem Nührstoffangebot erfolgt die
aktiver Stoffe, z . B . Galle, Tween 80 usw . Es ist
Reproduktion stets durch Sprossung, bei Can-
maÜgeblich f•r die ßberwindung der Epithel-
dida albicans meist unilokulür . Diese Vermeh-
schranken im Gewebe . Die Grenze zur Mycel-
rung gewührleistet in kurzer Zeit die Entste-
bildung ist flieÜend .
hung einer groÜen Zahl einzelliger Pilzelemen-
te, die d•nnwandig und immer an ein feuchtes 3 . Chlamydosporen : Durch ihre kompakten
Milieu gebunden sind . Lüngere Trockenperio- Zellwünde kännen die oft endstündigen,
den •berstehen sie nicht . Sie sind rundlich bis manchmal auch intercalar entstehenden Zellen
oval . Im Nührboden entwickeln sie sich trau- der Austrocknung besser widerstehen . Sie sind
benfärmig um das Pseudomycel, stets im Be- mit Reservestoffen, insbesondere Lipoiden,
reich der Zellgrenzen . Ihre GräÜe betrügt : angereichert, die beim Vorgang der neuen
3,5-6 x 6-10 »m . Sprossung (die sich nicht von der Knospung der
Blastosporen unterscheidet) zur Verf•gung
2 . Pseudomycel : Diese Strukturform (typisch f•r
stehen . Ihre Bildung wird durch Reisstürke be-
g•nstigt, durch Glucose gehemmt . Sie sind stets
rund ; ihre GräÜe kann zwischen 6,9 und 17,2
» m « variieren (Abb . 23, s . S . 57) .
4 . Mycel : Mycel wird vorwiegend im Gewebe, un-
ter Laborbedingungen auch in Nührsubstrat,
z. B. Tween-80-Medium nach SEELIGER,
(1955) gebildet . Dabei kommt es in den füdigen
Strukturen zur Entwicklung von Septen
(Abb . 24 b) .

Biochemisches Verhalten

Abb. 27 Candidawachstum im fl•ssigen Sub- Die morphologischen Merkmale von Candidaar-


strat . a Candida albicans, b Candida krusei mit ten sind, von bestimmten Ausnahmen wie Chla-
Hüutchenbildung . mydosporenbildung bei Candida albicans (und
60 Hefepilze

der eng verwandten Varietüt Candida stellatoidea) geschrünkter 5-Fluorocytosin-Empfindlichkeit


abgesehen, f•r eine exakte Artdiagnose meist un- äfter zur Serovarietüt B (DROUHET u . BORDERED,
zureichend. Daher wird vor allem bei den Isolaten 1976, 1980) .
aus menschlichem Untersuchungsgut stets die Alte Menschen, Diabetiker und Patienten unter
Kontrolle der Fermentations- und Assimilations- immunsuppressiver Therapie sowie Erkrankte an
leistungen (vgl . Abb . 20) anzuschlieÜen sein Morbus Hodgkin und Leukümie sind die nüchste
(Tab . 7), wenn eine Speciesdiagnose erforderlich „Zielgruppe" des massiven Candidabefalls der
ist . Schleimhüute und des Darmlumens mit hüufig
folgenden, gelegentlich deletüren klinischen Er-
Tabelle 7 Biochemisches Verhalten von Candida scheinungen durch Ausbreitung auf innere Orga-
albicans.
ne . Dieses Geschehen wird durch drastische Can-
Fermentation Assimilation didavermehrungen als Ergebnis von Keimver-
schiebungen unter dem EinfluÜ antibakteriell
Glucose + Glucose + wirkender Mittel gefärdert, oft erst dadurch be-
Galactose + (oft schwach) Galactose +
dingt . Candida albicans ist besonders geführlich
Saccharose - Saccharose +
bei Risikopatienten mit endotrachealen und en-
Maltose + Maltose +
dovesikulüren Kathetern . In der Regel ist die
Lactose - Lactose -
Candidamykose ein endogenes Geschehen, da die
Nitrat -
Pilze als opportunistisch-pathogene Erreger nor-
malerweise in kleinen äkologischen Schleimhaut-
Harnstoff wird nicht angegriffen . - Von den Can-
nischen prüsent sind, wenn auch meist nur in ge-
didaarten sind nur Candida curvata und Candida
ringer Zahl.
humicola (Abb . 28 e, f) zur schnellen Harnstoff-
Die Soorpilze werden •ber die Finger (vor allem
spaltung befühigt (Vorschrift 20), was bei der
nach Ber•hrung der Kärperäffnungen) leicht wei-
auch serologisch nachweisbaren Verwandtschaft
ter verbreitet und auf Gegenstünde des tüglichen
dieser Candidaarten zur Cryptococcusgruppe
Bedarfs sowie Lebensmittel •bertragen . So sind
(s. S . 72 u . 73) nicht verwundert .
auch mannigfache exogene Verbreitungsmäglich-
Epidemiologie keiten gegeben, wie die gelegentliche Hüufung
Candida albicans hat ihr nat•rliches Reservoir von Erkrankungsfüllen auf Fr•hgeborenenstatio-
vorwiegend auf der menschlichen Schleimhaut nen (s. oben), im hümatologischen Bereich, in
und kann sich vor•bergehend in der Umgebung Nervenkliniken und Hümodialyseeinheiten - um
des Menschen an feuchten Stellen halten . Sie ist in nur einige Beispiele von vielen zu nennen - be-
allen Altersgruppen ziemlich regelmüÜig anzu- weist. Dort kännen •berdies 5-Fluorocytosin-re-
treffen, gehüuft allerdings bei Neugeborenen, wo sistente Stümme Bestandteile einer unerw•nsch-
oft schon wenige Tage nach der Geburt ein Mund- ten „Hausflora" werden .
soor, gelegentlich gefolgt von „Windeldermatitis" Die menschliche Hand und Schleimhautkontakte
(oft soorbedingt), auftritt . Dieser ist wohl oft jeglicher Art bewirken, daÜ •ber 90% der ßber-
Folge der ßbertragung des Pilzes intra partum, da tragungen von Mensch zu Mensch erfolgen .
etwa 30% aller Schwangeren im letzten Drittel Tiere sind in der Regel nicht in die Infektionswege
der Graviditüt einen massiven Soorbefall der eingeschlossen, obgleich sie Trüger von Candi-
Scheide aufweisen, der medikamentäs fast vällig daarten sein kännen und Soorerkrankungen bei
ausgeschaltet werden kann . Die hüufige, aber Haustieren, insbesondere beim Gefl•gel, keine
nicht immer symptomarme Soorpilzbesiedlung Seltenheit sind (Rosse, 1979) . Hauptursache f•r
der Scheide f•hrt gelegentlich zu einer Soorbala- Epizootien sind prophylaktische Gaben von Anti-
nitis oder Balanoposthitis des Partners . - Durch biotica, die grampositive oder fast alle Bakterien -
orale Contrazeptiva ist die Soorvaginitis und -kol- je nach Wahl des Antibioticums - eliminieren und
pitis gewaltig angestiegen (bis auf ca . 25-30% so Freirüume f•r die Entwicklung von SproÜpilzen
aller Frauen, die diese Mittel einnehmen) . entstehen lassen . Dabei spielt anscheinend auch
Auf Fr•hgeburtenstationen wird der Candidabe- die Virulenz' des betreffenden Stammes eine ent-
fall (mit oft anschlieÜenden, gelegentlich bäsarti- scheidende Rolle f•r den Verlauf einer Epizootie .
gen Folgen) offenbar hüufig exogen, d . h . durch
Pflegepersonen und Gerüte, bewirkt . Im Gegen- 1Die Endo- und vermutlich auch vorhandenen Exoto-
satz zur Serovarietüt A (Stümme m•tterlichen Ur- xine werden von IWATA u . Mitarb . (1975) zu den My-
sprungs), gehären diese „Hausstümme" mit ein- kotoxinen gerechnet .
Candida brumptii 61

Candida albicans ist biochemisch einheitlich, l•üt sion 15 Antigenfraktionen unterschieden (davon 12
sich aber serologisch in mindestens zwei Variet•- identisch mit denen von öCandida stellatoidea" und 7 mit
Candida tropicalis, die ihrerseits 1 bzw . 6 weitere zus•tz-
ten (Serovare = Serotypen) trennen . Damit ist,
liche Antigenfraktionen besitzen) . Die Leitantigene sind
wenn auch bedingt, eine begrenzte Aufkl•rung
Glucone und Mannane . Inzwischen wurden mit der
von Infektketten prinzipiell mäglich, vor allem zweidimensionalen Immunelektrophorese von AXELSEN
dann, wenn die Zugehärigkeit zur Serovar B mit (1972) nicht weniger als 78 verschiedene antigenetisch
5-Fluorocytosin-Resistenz gekoppelt ist (wobei es wirksame Bestandteile allein bei Candida albicans er-
mehrere ph•notypische Resistenzmuster gibt mittelt (©bersicht s . SEELIGER, TÄRÄK u . TOMSIKOVA,
[DROUHET u. BORDERON, 1978]) . In der epidemio- 1973) . Candida albicans selbst wird in zwei Serovariet•-
logischen Praxis wird von dieser Mäglichkeit der ten untergliedert (HASENCLEVER U . MITCHEL, 1961) .
relativ aufwendigen Feindifferenzierung bisher al- Weitere, im Untersuchungsmaterial anzutref-
lerdings nur ausnahmsweise Gebrauch gemacht . fende Candidaspecies werden nachfolgend in al-
phabetischer Reihenfolge erärtert .
Stammhaltung
Candida albicans-Kulturen werden auf den ßbli-
chen mykologischen N•hrbäden mit Abimpfung Candida brumptii
in Abst•nden von einigen Wochen problemlos bei LANGERON et GUERRA 1935
Zimmertemperatur gehalten und bleiben auch im
Kßhlraum l•ngere Zeit lebensf•hig . Sie vertragen Perfektes Stadium : unbekannt
die Gefriertrocknung (ebenso wie die meisten an- Candida brumptii wird gelegentlich in Kulturen
deren Sproüpilze) und kännen auch unter flßssi- von menschlichem Untersuchungsmaterial gefun-
gem Stickstoff bei -196Ü C konserviert werden . den (Mundschleimhaut- und Mundwinkelabstri-
che, selten auch Stuhlausstriche) .
Systematik
Kulturverhalten
Ungeachtet der Existenz von Variet•ten (Formae
Die Kolonien imponieren durch eine stumpfe,
speciales), auf der Basis serologisch erkennbarer
kleinfaltige (nach l•ngerer Zeit kärnige) Oberfl•-
Unterschiede und verschiedener Resistenzmuster
che . Sie sind auf Sabouraud-Glucose-Agar und
gegen 5-Fluorocytosin, ist Candida albicans als
auf Bierwßrzeagar grau-gelb, weich und von ei-
einheitliche Species anzusehen . Die frßher als Art
nem Pseudomycelsaum umgeben .
angesehene Candida stellatoidea ist wahrschein-
lich nur eine Formvariante ohne taxonomische Mikroskopisches Bild
Eigenstellung . Die Sproüzellen sind stets oval bis l•nglich, runde
Das perfekte Stadium ist bis heute unbekannt . Formen fehlen .
Eine groüe Zahl von Synonyma dieses imperfek- Das Pseudomycel ist gut, aber nicht immer
ten Pilzes, der u . a. zu den Gattungen Oidium, gleichm•üig entwickelt und kann stellenweise
Monilia, Mycotorula usw . gerechnet wurde, ist bei verdickt oder eingeschnßrt sein . Oft sind l•ngliche
LODDER (1970) aufgefßhrt . Priorit•t hat wahr- Sproüzellen und Pseudomycelabschnitte nicht
scheinlich der Name Syringospora albicans; doch voneinander zu unterscheiden .
erlauben die botanischen Nomenklaturregeln die Die Gräüe der Sproüzellen betr•gt 2,5-5 x
Beibehaltung des eingefßhrten, weltweit akzep- 5-15 „m .
tierten Namens Candida albicans (Robin) BERK-
HOUT, 1923 . Biochemisches Verhalten (Tab . 8)

Anmerkung Tabelle 8 Biochemisches Verhalten von Candida


brumptii.
Durch Polysaccharid- und Eiweiüantigene in Zellwand
und Cytoplasma ist Candida albicans mit zahlreichen Fermentation Assimilation
anderen Candidaarten (insbesondere Candida tropica-
lis, Candida claussenii und der Variet•t Candida stellato- fehlt stets Glucose +
idea), aber auch mit Torulopsis- und Saccharomycesar- Galactose +
ten mehr oder weniger eng verwandt . Mittels der Anti- Saccharose -
genanalyse werden nach TSUCHIYA u . Mitarb . im Agglu-
tinationsversuch bei Candida albicans 7 thermostabile Maltose +
Kärperantigenkomponenten unterschieden (wovon 6 Lactose -
auch bei Candida tropicalis vorkommen) Tab . 4, s . S . Nitrat -
50 ff.), w•hrend BIGUET u . Mitarb . in der Immundiffu-
62 Hefepilze

Candida guilliermondi i Kulturverhalten


(CASTELLANI 1912) Die jungen Kolonien dieser Art sind kaum zu un-
terscheiden von Candida albicans : auf Sabou-
LANGERON et GUERRA 1938
raud-Glucose-Agar weiü bis cremefarben, etwas
Perfektes Stadium : Pichia guilliermondii gl•nzend, glattrandig, in der Mitte ein wenig er-
WICKERHAM et BURTON 1954 häht und ohne Oberfl•chenstruktur (Abb . 28 d) .
Candida guilliermondii, die als Saprophyt auf der Die Wachstumsgeschwindigkeit ist etwas geringer
menschlichen Haut und Schleimhaut zu finden ist, als bei Candida albicans . Allerdings bleibt in der
kann sich unter gßnstigen Umst•nden (unliebsam) Regel bei zunehmender Alterung die schon ma-
vermehren und (bisweilen vergesellschaftet mit kroskopisch erkennbare Bildung von Pseudomy-
anderen Candidaarten) auch zu klinischen Er- cel in den submersen Randzonen der Kolonien
scheinungen fßhren . meist aus .

Abb . 28 Kolonien verschiedener Candidaarten auf Sabouraud-Glucose-Agar nach unterschiedlicher Be-


brßtungsdauer bei 26ÜC . a Candida tropicalis, b Candida parapsilosis, c Candida krusei, d Candida guil-
liermondii, e Candida humicola, f Candida curvata .
Candida krusei 63

Mikroskopisches Bild Aus Lebensmitteln konnte dieser Pilz wiederholt


Die Gräüe der l•nglichen bis zylinderfärmigen isoliert werden, vor allem aus Milch und den dar-
Sproüzellen betr•gt 2,0-4,5 x 2,5-7,0 „m . aus hergestellten Produkten . SCHOLER fand ihn bei
Pseudomycel wird aus einer Kette von langen, oft 2 von 100 euterkranken Kßhen ; ebenso wird er im
gewundenen Zellen gebildet, um deren Trenn- Verdauungstrakt von Tieren und Menschen ge-
w•nde sich kleine, l•ngliche Blastosporen wirtel- funden . Als prim•rer Krankheitserreger meist
färmig gruppieren . In •lteren Kulturen liegen sie ohne Bedeutung, wurde er vereinzelt als Urheber
so zahlreich und dicht beieinander, daü sie den von Endocarditis und von Keratitis angeschuldigt .
Eindruck eines ballfärmigen Gebildes vermitteln . Kulturverhalten
Die ziemlich schnell wachsenden Kolonien (sie er-
Biochemisches Verhalten (Tab . 9)
reichen auf Sabouraud-Glucose-Agar bei 37Ü C in
Tabelle 9 Biochemisches Verhalten von Candida 10 Tagen einen 0 von 1-3 cm) sind weich, trok-
guilliermondii. ken, gelblich, mattgl•nzend mit Oberfl•chenfal-
Fermentation Assimilation tung (Abb . 28 c) . Die langen, terminalen Pseu-
domycelspitzen lassen den Kolonierand strahlen-
Glucose + Glucose + färmig erscheinen ; doch gibt es auch glattrandige
Galactose + (oft schwach) Galactose + Kolonien, bei denen ein Oberfl•chenprofil fehlt .
Saccharose + (oft schwach) Saccharose + Auf flßssigem Medium bildet sich - wie bei Pi-
Maltose - Maltose + chiaarten - eine Kahmhaut (Abb . 27) .
Lactose - Lactose +
Mikroskopisches Bild
Nitrat - Die Gräüe der Sproüzellen betr•gt 3-5 x 6-20
„m . Alle Zellformen erscheinen oval bis langge-
Anmerkung streckt . Die Sproüzellen sind oft zylinderfärmig,
Klinische Erscheinungen, die auf diese Art allein die Pseudomycelabschnitte erreichen eine L•nge
zurßckgehen, sind ziemlich selten ; gleichwohl von 18-30 „m . Gruppen von Blastosporen sind
kommt ihr eine gewisse, ßberwiegend sekund•re oft wirtelfärmig um das Pseudomycel angeordnet .
Bedeutung, zumindest als stärender Begleitkeim, Sind sie l•nglich, so bilden sie eine b•umchen•hn-
zu . liche Struktur (Abb . 29) .
Tabelle 10 Biochemisches Verhalten von Candida
krusei.
Candida krusei (CAST.) BERKHOUT
1923 Fermentation Assimilation

Perfektes Stadium : Pichia fermentans LOD- Glucose + Glucose +


DER 1932 Galactose - Galactose -
Syn : Pichia krusei TSUCHIYA et al . 1967 (sub Saccharose - Saccharose -
judice) - Pichia kudriavzevii Maltose - Maltose -
Lactose - Lactose -
Candida krusei wird in der Natur in Sßüwasser-
Nitrat -
seen und in Fluüwasser gefunden .

Abb . 29 Candida krusei - Pseu-


domycel im Tween-80-Medium
nach SEELIGER .
64 Hefepilze

Candida parapsilosis Biochemisches Verhalten (Tab . 11)


(ASHFORD 1928) Tabelle 11 Biochemisches Verhalten von Candida
parapsilosis .
LANGERON et TALICE 1932
Perfektes Stadium : unbekannt Fermentation Assimilation
Candida parapsilosis ist - nach WINDISCH - in Le- Glucose + Glucose +
bensmitteln wie Fleisch, Wurst, Gemßse, Konser- Galactose + (oder -) Galactose +
ven und Getr•nken vorhanden . SCHOLER fand die-
Saccharose - Saccharose +
sen Sproüpilz h•ufig in der Milch von Tieren mit
Maltose - Maltose +
Mastitis nach Antibioticabehandlung ; SEELIGER u .
Lactose - Lactose -
DIETZ beobachteten ihn in der Umgebung von
Schwimmb•dern . Nitrat -
Somit fehlt es in der Umgebung des Menschen
nicht an einschl•gigen Infektionsmäglichkeiten . Anmerkung
Im dermatologischen Bereich ist er nicht selten bei Diese Art ist - im Gegensatz zu Candida albicans
Onychomykosen mit Paronychie, vor allem der - selten auf Schleimh•uten, h•ufiger dagegen auf
H•nde, beteiligt . Candida parapsilosis wurde aber Haut und N•geln, aber auch in der Umwelt des
auch aus dem Bronchialsekret isoliert, bei Sepsis Menschen und bei Tieren anzutreffen . Ihr wurden
aus dem Blut ; und SCHOLER konnte sie mehrfach sogar öcarcinogene" Eigenschaften zugeschrie-
als Erreger von Candidaendocarditis identifizie- ben, ohne daü hierfßr schlßssige Beweise erbracht
ren . RIETH verifizierte Candida parapsilosis als werden konnten . Das relativ breit gef•cherte
Ursache einer tiefen Mykose am Unterarm . Vorkommen und die erwiesene gelegentliche Pa-
thogenit•t machen Candida parapsilosis zu einem
Kulturverhalten interessanten Objekt weiterer Beobachtungen .
Die Kolonien sind auf Sabouraud-Glucose-Agar
rein weiü . Sie gl•nzen, wenn die Oberfl•che glatt Candida pseudotropicalis
ist, erscheinen aber sonst matt bei kraterfärmigem (CASTELLANI 1911) BASGAL 1931
Profil . Der Kolonierand kann bogig oder stern-
färmig sein (Abb . 28 b) . Perfektes Stadium : Kluyveromyces fragilis
VAN DER WALT 1965
Mikroskopisches Bild Syn. : Saccharomyces fragilis JÄRGENSEN
Die Gräüe der Sproüzellen betr•gt 1909
2,4-4 x 2,5-9 „m . Neben den ovalen oder l•ng- Candida pseudotropicalis ist nicht selten im
lichen Sproüzellen ist das (meist schmale) Pseu- menschlichen Untersuchungsmaterial, vor allem
domycel gut entwickelt . Vereinzelt treten Zellen in Schleimhautabstrichen und Sputum, vorhan-
von doppelter Gräüe und Pseudomycel von dop- den . SKOBEL beschreibt eine Lungenmykose durch
pelter Breite auf (sog . Riesenmycel) ; dieses gilt als diesen Pilz ; nach BADER kann er eine Candidakol-
typisches Merkmal fßr die Art (Abb . 30) . pitis verursachen .

Abb . 30 Candida parapsilosis -


öRiesenmycel" auf Sabouraud-
Glucose-Agar nach 72 Std . bei
37ÜC .
Candida tropicalis 65

Kulturverhalten sacht werden kännen . Auch bei Paronychien und


Die Kolonien erscheinen auf Sabouraud-Gluco- Interdigitalmykosen der H•nde (Erosio interdigi-
se-Agar weiü bis grauweiü, mattgl•nzend, ziem- talis) ist dieser Hefepilz beteiligt . Selten ist er da-
lich flach, in der Mitte etwas erhäht, mit glattem, gegen Ursache schwerer Erkrankungen wie En-
bisweilen gelapptem Kolonierand . Einige St•mme docarditis oder Lungenmykose . SCHOLER isolierte
bilden ein gewundenes Oberfl•chenprofil aus . Candida tropicalis aus der Milch von Tieren, die
Auffallend ist der aromatische Obstgeruch ; sonst an Mastitis erkrankt waren . Diesen Befunden
gibt die Makromorphologie keinen Hinweis auf kommt insofern eine zus•tzliche Bedeutung zu, als
diese Art . Candida tropicalis kommerziell zur Produktion
von ösingle cell proteins", d . h . zur Proteinsyn-
Mikroskopisches Bild these aus einer Reihe von Grundstoffen genutzt
Die Gräüe der ovalen bis l•nglichen Sproüzellen wird und die gelegentliche Pathogenit•t zu Ein-
betr•gt 2,5-5,0 x 5,0-10 und mehr „m . w•nden gegen die Massennutzung dieses Pilzes fßr
Dßnne Sproüzellwirtel, aus zwei bis drei Blasto- als Nahrung geeignete Proteine Anlaü gegeben
sporen bestehend, gruppieren sich locker um das hat .
gut entwickelte Pseudomycel, das sich b•umchen-
Kulturverhalten
färmig im N•hrboden ausbreitet . Die Tendenz
zum Submerswachstum ist charakteristisch . Auf Sabouraud-Glucose-Agar entwickeln sich
bisweilen zwei Kolonieformen : halbkugelig ge-
Tabelle 12 Biochemisches Verhalten von Candida wälbte, glattrandige, weiüe Kolonien mit glatter
pseudotropicalis . Oberfl•che und etwas flachere Kolonien, die matt
Fermentation Assimilation und z•h sind mit ausgepr•gter Oberfl•chenfaltung
(Abb . 28 a), die in der Randzone besonders dicht
Glucose + Glucose + ist . Ein Saum von strahlenfärmigem Pseudomycel
Galactose + Galactose + umgibt die Kolonien . Die Oberfl•che einer •lte-
Saccharose + Saccharose + ren Kultur erscheint oft haarig, zottig und verliert
Maltose - Maltose - dadurch ihren Glanz . Das Wachstum bleibt auf fe-
stem N•hrboden oberfl•chlich . Tendenz zum
Lactose + Lactose +
Submerswachstum besteht nicht .
Nitrat -
Mikroskopisches Bild
Systematik Die Gräüe der Blastosporen betr•gt 4-8 x 5-11
Wie bereits oben erw•hnt, ist das ascogene (per- sm (Abb . 31) . Das Pseudomycel (oft gewellt) ist
fekte) Stadium dieser Sproüpilzart seit l•ngerem gut entwickelt; Mycel wird ebenfalls gebildet .
bekannt . ©ber die taxonomische Zuordnung ge- Sproüzellen sind (reichlich) am Ende eines Pseu-
hen die Meinungen auseinander . W•hrend VAN- domycelabschnittes wirtelfärmig und dicht ange-
BREUSEGHEM (1979) die •ltere Zuordnung zur ordnet .
Gattung Saccharomyces vorzieht, erfolgt die Klas-
sifizierung nach LODDER (1970) bei der Gattung Biochemisches Verhalten
Kluyveromyces als : Kluyveromyces fragilis VAN Die stßrmische Verg•rung der Zucker (insbeson-
DER WALT 1965 . dere der Saccharose) macht diese Art relativ leicht
differenzierbar (Tab . 13) .
Candida tropicalis (CASTELLANI Tabelle 13 Biochemisches Verhalten von Candida
1910) BERKHOUT 1923 tropicalis .
Perfektes Stadium : unbekannt
Fermentation Assimilation
Candida tropicalis wird - nach Candida albicans -
im klinischen Untersuchungsmaterial am h•ufig- Glucose + Glucose +
sten gefunden . Die Anwesenheit dieses Sproüpil- Galactose + (schwach) Galactose +
zes ist allerdings nicht immer mit einem Krank- Saccharose + Saccharose +
heitszustand verbunden . Nach FRAGNER sind 60 % Maltose + Maltose +
der Isolate apathogen. Bevorzugte Lokalisationen Lactose - Lactose -
sind die Schleimh•ute, insbesondere die der
Nitrat -
Mundhähle, wo echte mykotische Prozesse verur-
66 Hefepilze

Mikroskopisches Bild
Das Pseudomycel ist besonders gut entwickelt mit
langen, leicht gewellten Pseudohyphen, die unre-
gelm•üig verzweigt sind . Die runden, ovalen oder
zylinderfärmigen Sproüzellen h•ngen oft in klei-
nen Ketten von 3 Zellen zusammen .

Anmerkung
Die Öhnlichkeit mit Candida albicans ist unver-
kennbar. Unterschiede manifestieren sich nur im
Fehlen von Chlamydosporen, in der L•nge der
Pseudohyphen und in der F•higkeit, Trehalose re-
gelm•üig zu fermentieren .
Die Gräüe der Sproüzellen betr•gt 2,5-7 x
4-12 cm .

Tabelle 14 Biochemisches Verhalten von Candida


viswanathii.
Fermentation Assimilation
Glucose + Glucose +
Galactose + (schwach) Galactose +
Saccharose - Saccharose +
Maltose + Maltose +
Lactose - Lactose -
Abb . 31 Candida tropicalis. a Hefephase unge-
f•rbt, b Hefephase gef•rbt mit Methylenblauläsung . Trehalose + Nitrat -
(Candida albicans :
+, oder schwach + oder -)

Candida viswanathii SANDHU et


RANDHAWA 1962 Candida zeylanoides (CASTELLANI)
Perfektes Stadium : unbekannt
LANGERON et GUERRA 1920
©ber Candida viswanathii wurde bisher nur aus Perfektes Stadium : unbekannt
Indien und Afrika berichtet . CASTELLANI isolierte diesen Sproüpilz erstmals aus
W•hrend es sich in Afrika um ein saprophyt•res Sputum als Monilia zeylanica. Sp•ter fand man ihn
terrestrisches Vorkommen handelt, wurde aus In- h•ufiger in Mundschleimhaut- und Rachenabstri-
dien einmal ßber Lungenbefall und zweimal ßber chen . ©ber sein Vorkommen bei Tieren wurde
Isolierungen aus Liquor bei Meningitis mit leta- wiederholt berichtet .
lem Ausgang berichtet. Ebenfalls in Indien konnte
diese Art in Sputum nachgewiesen werden ; dort Kulturverhalten
isolierte man sie auch aus Kiemen von Fischen des Die Kolonien sind auf Sabouraud-Glucose-Agar
Indischen Ozeans . weiü und weich, auf Bierwßrzeagar grauweiü und
Die experimentell untersuchte Tierpathogenit•t glatt .
war gering ; nur bei cortisonbehandelten M•usen
kam es zu Nieren-, Lungen- und Herzbefall . Mikroskopisches Bild
Meist ist Pseudomycel nur kßmmerlich entwik-
Kulturverhalten kelt . Wenn vorhanden, tragen die ziemlich kr•fti-
Die Kolonien sind auf Sabouraud-Glucose-Agar gen gekrßmmten Pseudomycelzellen an den
weiü bis cremefarben und etwas faltig, bisweilen Trennstellen der neuen Pseudomycelsegmente
trocken und öhaarig" . ovale bis l•ngliche Blastosporen in wirtelfärmiger
Cryptococcus neoformans 67

Anordnung (frßher als öMycocandida" bezeich- Standorte einen direkten Bezug zu seiner Rolle als
net) . Krankheitserreger nicht erkennen lieüen .
Ihre Gräüe betr•gt 1,5-5,0 X 4,0-10,0 „m . Mit der Auffindung des perfekten Stadiums durch
KWON-CHUNG wurde der Pilz in der Klasse der
Tabelle 15 Biochemisches Verhalten von Candida Basidiomycetes bei den Ustilaginales (Brandpil-
zeylanoides . zen) eingeordnet . Bevorzugte Wirtspflanzen die-
ser Brandpilze sind Gr•ser und Getreidearten .
Fermentation Assimilation
Sie lassen es nun verst•ndlich erscheinen, daü
Glucose-(oder schwach+) Glucose + Tauben als Kärnerverzehrer ein oft zitiertes Re-
Galactose - Galactose + oder - servoir dieses Pilzes sind, ohne daü bei den Tieren
Saccharose - Saccharose - selbst eine Cryptococcusmykose manifest wird .
Maltose - Maltose - Aufgrund der Ergebnisse von KWON-CHUNG,
Lactose - BENNETT U. THEODORE (1978) sind die Serovare B
Lactose -
und C von Cryptococcus neoformans als eigene
Nitrat - Species mit dem Namen Cryptococcus bacillispo-
rus (imperfektes Stadium von Filobasidiella bacil-
Anmerkung lispora) anzusehen . Demnach wßrde die Crypto-
Bezßglich weiterer Candidaarten siehe das Werk coccusmykose durch die Arten Cryptococcus neo-
von LODDER öThe Yeasts" 1970 . In dieser um- formans und Cryptococcus bacillisporus verur-
fangreichen Monographie werden - auüer den sacht . Im folgenden wird jedoch nur die Bezeich-
hier beschriebenen - noch 72 Arten biochemisch nung Cryptococcus neoformans gebraucht, da die
differenziert und morphologisch charakterisiert. - neue Differenzierung (seit 1976) bisher keinen
VON ARX u. Mitarb . geben in öStudies in Mycolo- Niederschlag im klinischen und epidemiologi-
gy" Nr . 14 (1977) eine zus•tzliche Aufstellung schen Schrifttum gefunden hat .
der seit 1970 neu identifizierten Arten .
Klinisches Bild und Pathophysiologie
Die Cryptococcusmykose des Menschen wurde
erstmalig von BUSSE (1894, 1895) und BUSCHKE
(1895) anhand des gleichen Falles beschrieben . In
Cryptococcus neoformans Abh•ngigkeit von den wiederholt ge•nderten Er-
(SANFELICE) 1 VUILLEMIN 1894 regernamen und seiner Sproüpilznatur finden sich
u . a . auch die Bezeichnungen öTorulose" und
Cryptococcus bacillisporus öEurop•ische Blastomykose", neuerdings öCryp-
KWON-CHUNG, BENNETT et tococcosis" bzw . öKryptokokkose" (vgl . SEELI-
THEODORE 1978 GER, 1959) . Die zusammenfassenden Darstellun-
gen von Cox u . TOLHURST (1946), Australien, und
Syn . : Saccharomyces neoformans SANFELICE
von LITTMAN U . ZIMMERMAN (1956), USA, sowie
1895 - Cryptococcus hominis VUILLEMIN
von SALFELDER (1971) vermitteln, unter Bezug
1901 - Torula neoformans WEIS 1912 - To-
auf Hunderte von einschl•gigen Berichten aus der
rula histolytica STODDARD et CUTLER 1916
ganzen Welt, ein umfassendes Bild von den klini-
und viele andere
schen Verlaufsformen und der Pathoanatomie
Perfekte Stadien : dieser wohl gef•hrlichsten Hefemykose des Men-
Filobasidiella neoformans KWON-CHUNG 1975 schen . Sie tritt sporadisch und epizootisch auch
(fßr die Serovariet•ten A und D) beim Milchvieh, vereinzelt beim Affen, Schwein,
Filobasidiella bacillispora 2 KWON-CHUNG 1976 Pferd, Hund, Katze, Meerschweinchen sowie bei
anderen Tierarten auf .
(fßr die Serovariet•ten B 'und C)
Die klinischen Erscheinungen manifestieren sich
Cryptococcus neoformans ist ein weltweit verbrei- beim Menschen vorzugsweise in den Lungen und
teter Sproüpilz, dessen bisher bekanntgewordene im Zentralnervensystem . Durch Metastasierung
auf h•matogenem und lymphogenem Wege wird
1 Schreibweise gelegentlich auch SAN FELICE . eine Fßlle anderer Organe befallen, so das Kno-
2 Filobasidiella bacillispora unterscheidet sich von Filo- chenmark, die Nebennieren, die Nieren und die
basidiella neoformans durch schmale, dßnne bazillen- Haut, um nur einige zu nennen . - Bei Kßhen steht
•hnliche Sporen . eine Mastitis im Vordergrund .
68 Hefepilze

Der insgesamt schleichende Verlauf mit oft zu- Die Fixierung des klinischen Denkens auf die Tu-
n•chst nur wenig ausgepr•gter oder vieldeutiger berkulose mit weitgehend gleichen Erscheinun-
Symptomatik bedingt, daü fast stets erst sp•tere gen und •hnlichem Verlauf verhindert oft lange
Stadien erkannt und auch diese oft noch l•ngere die Erkennung der wahren Krankheitsursache .
Zeit falsch interpretiert werden, z. B . als Tuber- Gelegentlich wird diese erst nach monatelanger,
kulose . Dadurch ist es fast immer unmäglich, den erfolgloser Therapie mit tuberkulostatischen Mit-
Zeitpunkt der prim•ren Infektion einigermaüen teln erwogen .
sicher festzulegen, und man ist bis heute ßber die Es ist nicht Aufgabe dieses Werks, auf die Fßlle
Anfangsstadien der Krankheit vällig unzurei- von weiteren klinischen Erscheinungen einzuge-
chend informiert . hen, die sich aus dem Befall zahlreicher anderer
Das von EMMONS und sp•ter von vielen anderen Organe - mit oder ohne Erscheinungen seitens
Autoren gesicherte Vorkommen des Pilzes in der der Lunge oder des ZNS - ergeben . Hier sei ledig-
Umwelt des Menschen, insbesondere im Erdbo- lich vermerkt, daü ßberaus h•ufig die Nieren be-
den und in der Taube (im Kropf sowie im Tau- troffen sind und die Erreger mit dem Urin ausge-
benkot), und den zugehärigen Nistpl•tzen macht schieden werden, so daü diagnostische Mäglich-
es ßberaus wahrscheinlich, daü es sich um eine keiten gegeben w•ren, die jedoch fast nie genutzt
exogen erworbene Infektion handelt, die durch werden .
Einatmung der gegen Austrocknung sehr wider- Die Schwere des klinischen Bildes wird maügeb-
standsf•higen Cryptococcuspilze zustande kommt . lich durch die Eigenschaft von Cryptococcus neo-
Die zun•chst von EMMONS postulierte, weitgehend formans gepr•gt, keine akuten Entzßndungser-
asymptomatische prim•re Ansiedlung von Cryp- scheinungen zu provozieren . Das liegt mäglicher-
tococcus neoformans im Bronchialbaum wird weise im Erreger selbst begrßndet . Seine oft au-
durch LARSH (1975) gestßtzt, der anl•ülich von üerordentlich starke Bekapselung scheint eine der
Routineuntersuchungen bei Patienten in Okla- Hauptursachen dafßr zu sein, daü der Organismus
homa von h•ufigen Cryptococcus neoformans-Be- den Erreger zun•chst wohl nicht als Eindringling
funden in Sputumproben - ohne entsprechende erkennt, sondern erst nach seiner Vermehrung mit
Krankheitserscheinungen - berichtet . Doch ste- Granulombildung reagiert . Mäglicherweise geht
hen weitere Untersuchungen bzw . Verlaufskon- dieses Verhalten auf St•rkebildung, eine der Be-
trollen bei solchen Ausscheidern oder Tr•gern sonderheiten von Cryptococcus neoformans und
noch aus . seinen Verwandten, zurßck . Man weiü aus den
Vorerst geht man davon aus, daü sich Cryptococ- Versuchen von VOLKHEIMER (1977), daü St•rke-
cus neoformans zuerst in den Atemwegen ansie- kärnchen nach ihrer parenteralen Aufnahme
delt, wo er zu Lungeninfiltraten unterschiedlicher (auch die enterale öPersorption" wurde experi-
Ausbildung fßhrt . Diese sind oft relativ scharf be- mentell mit St•rkekärnchen bewiesen) reaktions-
grenzt und operabel . In der Tat wurden solche los vom Gewebe geduldet werden . Erst mit Wirk-
Cryptococcome unter dem Verdacht einer bäsar- samwerden von Zellwandbestandteilen von Cryp-
tigen Geschwulst erfolgreich resiziert, wobei sich tococcus neoformans entwickeln sich beim Infi-
erst bei der histologischen Untersuchung die zierten zellul•re und humorale Abwehrreaktio-
wahre Genese herausstellte . Solange es nicht zu nen .
Zerfallsherden mit Kommunikation zum Bron- Dies erkl•rt wohl, zumindest zum Teil, warum In-
chialbaum und nachfolgender Ausscheidung der fektionen mit stark bekapselten St•mmen in der
Pilze im Sputum kommt, kännen Sputumkontrol- Regel nur geringe, solche mit wenig bekapselten
len den Erregernachweis nicht erbringen . St•mmen viel deutlichere granulomatäse Gewe-
Das - auch klinisch - wichtigste Befallsorgan ist bereaktionen zur Folge haben (Abb . 32) . Beide
das Zentralnervensystem, wo die Pilze eine Ence- Cryptococcus neoformans-Varianten kännen ßb-
phalitis verschiedener Hirnbereiche mit entspre- rigens im gleichen Befallsorgan (vgl . Abb. 32 a)
chend wechselnder, oft auch klinisch variabler unterschiedliche zellul•re Reaktionen bewirken
Symptomatik bedingen, die an eine Vielzahl von und auch zu nekrobiotischen Zerfallsherden fßh-
•tiologischen Mäglichkeiten denken l•üt . ren . Leider ist es aber so, daü die Masse der Infek-
Klinisch mehr auff•llig ist die sich anschlieüende tionen durch stark bekapselte St•mme erfolgt und
oder mit dem Hirnbefall einhergehende eitrige diese oft vällig reaktionslos im Hirn Mikrokolo-
Meningitis, die wiederum unterschiedliche Ver- nien unterschiedlicher Gräüe erzeugen, ohne daü
l•ufe erkennen l•üt, im allgemeinen aber schlei- eine zellul•re Abwehr einsetzt (Abb . 32 b) . Die
chend einsetzt und subakut fortschreitet . groüen Mengen von Kapselsubstanz haben ßbri-
Cryptococcus neoformans 69

scher Cryptococcusmykose-F•lle des Menschen


gegenßber (zur Zeit mehrere tausend F•lle in der
Weltliteratur), und fast immer ist bei diesen ein
Grundleiden des h•matopoetischen Systems pri-
m•r vorhanden, auf dessen Boden bzw . als dessen
Folge sich dann eine Cryptococcus neoformans-
Infektion entwickelt . Das gilt besonders fßr den
Morbus Hodgkin - als dessen Ursache der Erreger
sogar angeschuldigt wurde -, aber auch fßr andere
Lymphopathien und Formen der Leuk•mie . Sol-
che Erkrankungen stellen somit das wohl wichtig-
ste pr•disponierende Element dar . Es wurde al-
lerdings in einer ganzen Anzahl von F•llen ver-
miüt, z . B . nach Berichten im australischen
Schrifttum, so daü man auch an andere Schrittma-
cher denken muü .
Unbehandelt fßhrt die Cryptococcusmykose nach
unterschiedlicher Dauer zum Tode ; doch hat hier
die Anwendung von Amphotericin B und von 5-
Fluorocytosin - allein oder in Kombination -
erstmalig gute Behandlungsmäglichkeiten, ja
Heilungsaussichten eräffnet . Gerade diese Mäg-
lichkeiten machen eine frßhe und gezielte Diagno-
stik zur Pflicht.

Untersuchungsmaterial
An erster Stelle steht die Untersuchung von Li-
quor cerebrospinalis, ferner von Sputum- und
Urinproben (ggf . 24-Stunden-Urinsediment) so-
Abb . 32 Cryptococcusmykose . a Hirnschnitt mit wie von Biopsiematerial, Eiter, Sternalpunktat
stark und schwach bekapselten Zellen von Crypto-
coccus neoformans. Fehlende Gewebsreaktion in und Gewebe .
der Umgebung der stark bekapselten Zellen . Ent-
zßndliche Reaktion im ßbrigen Bereich (Pr•parat Direkter Nachweis aus Untersuchungsmaterial
zur Verfßgung gestellt von Dr . Drouhet, Pasteur-In- 1 . Nativpr•parat : Im Nativpr•parat ist Cryptococ-
stitut, Paris) . b Reaktionslose Randzone eines Her- cus neoformans schwer zu erkennen, da seine
des im Gehirn mit stark bekapselten Cryptococcus-
Zellen leicht mit kärpereigenen Zellen oder
zellen .
Tumorzellen verwechselt werden und die Kap-
gens frßher zur Annahme gefßhrt, daü der Pilz das seln unsichtbar bleiben .
In Sputumproben ist die Erkennung mäglich,
Gewebe aufläsen wßrde (Torula öhistolytica"),
weil die Kapselhäfe um die Pilzzellen (Abb . 33 b) wenn diese vorher mit 10%iger KOH verflßs-
sigt werden, so daü sich die Pilzzellen gegen die
als Anzeichen einer Histolyse gedeutet wurden .
Hinsichtlich der humoralen Abwehr ist die Situa- optisch öleere" Umgebung der Kapseln diffe-
tion, auch in diagnostischer Hinsicht, nicht gßnsti- renzieren lassen . (Um die Kapseln liegen ver-
ger . Die vorzugsweise gegen die Zellwand und flßssigte Zellbestandteile usw .) Auch in
Kapseln gerichteten Antikärper gelangen oft Quetschpr•paraten aus Hirnmaterial ist der
Nachweis des Erregers und seiner Kapseln ver-
nicht zum Nachweis, da die Menge der von Pilzen
gebildeten Kapselsubstanz die Antikärper bindet h•ltnism•üig leicht mäglich .
und damit dem Nachweis entzieht (s . unten) . 2 . Tuschepr•parat : Das Tuschepr•parat nach
Dieses Verhalten des Erregers wird noch gefär- BURRI (Vorschrift A, s . S . 17) ist bei flßssigem
dert durch zellul•re Abwehrschw•che des betrof- Untersuchungsmaterial die Methode der Wahl .
fenen Wirts . Den verh•ltnism•üig groüen aeroge- Cryptococcus neoformans-Zellen lassen sich
nen Infektionsmäglichkeiten steht - im Ganzen besonders leicht erkennen, da ihre Kapseln
gesehen - doch nur eine relativ kleine Zahl typi- deutliche Häfe bilden, die den Sproüpilz umge-
70 Hefepilze

ben und von den Tintenpartikeln abgrenzen (Urin, Liquor) oder nach Homogenisieren auf Sa-
(Abb . 16, s . Farbtafel 3 u . Abb . 33 c, d) . bouraud-Glucose-Agar und Guizotia-Kreati-
3 . Zur Darstellung im histologischen Pr•parat so- nin-Agar (Vorschrift 22, s . S . 39) verimpft und
wie in Biopsiematerial eignen sich die Pilzspe- mindestens 1 Woche bei 30Ü C und 37Ü C bebrß-
zialf•rbungen am besten, insbesondere die tet . Bei Liquorproben ist ein verh•ltnism•üig gro-
PAS-F•rbung (Vorschrift D, s . S . 43), bei der ües Inoculum (0,5-3 ml) erforderlich, das in
sich Cryptococcus neoformans-Zellen rot f•r- Mengen von 2-5 ml in Sabouraud-Schr•gagar-
ben, die zum Kapselnachweis besonders Rährchen bzw . -Flaschen eingefßllt wird, da
brauchbare Mucicarminf•rbung (Abb . 15 c, s . manchmal nur wenige vermehrungsf•hige Pilzzel-
Farbtafel 2) (Vorschrift F, s . S . 44) und die len vorhanden sind .
Grocott-Gomori-F•rbung (Vorschrift E, s . S . Bei dem Versuch einer Anzßchtung aus mikro-
44), bei der allerdings nur die Pilzzelle, nicht biell kontaminierten Proben (z . B . Sputum), ins-
aber die Kapseln gef•rbt werden . Letztere bil- besondere aber aus mikrobiell stark belastetem
den öHäfe" (Abb . 15 c, s . Farbtafel 2) . Material aus der Umwelt (wie Bodenproben,
Taubenkot usw .) ist die Verwendung von Antibio-
Kulturversuch ticazus•tzen zum N•hrboden unerl•ülich (Vor-
Das Untersuchungsmaterial wird entweder direkt schrift 3 1, s . S . 41) . Als N•hrboden der Wahl ist
oder nach Sedimentieren mittels Zentrifugieren fßr diesen Zweck das Spezialmedium zum Crypto-

Abb . 33 Cryptococcus neofor-


mans . a Nativpr•parat vom Peri-
tonealexsudat der experimentell
infizierten Maus am 5 . postinfek-
tiäsen Tag . Starke Kapselreaktion
(7) durch Zusatz von Cryptococ-
cus neoformans-Antiserum ; ein
Teil der Pilzzellen ist phagozy-
tiert . b Cryptococcus neoformans
mit starker Kapselbildung im histo-
logischen Schnittpr•parat nach
Lungenresektion . c Cryptococ-
cus neoformans mit schwacher
Kapselbildung nach Wachstum auf
Sabouraud-Glucose-Agar (Tu-
schepr•parat) . d Gleicher Stamm
mit erheblich gräüeren Kapseln im
Peritonealexsudat einer Maus
5 Tage nach intraperitonealer In-
fektion (Tuschepr•parat) .
Cryptococcus neoformans 71

coccusnachweis von STAIB U . SEELIGER (Vor- nealexsudat leicht nachgewiesen werden


schrift 23, s . S . 39) anzusehen, das die meisten (Abb . 33 a) .
Bakterienarten und Schimmelpilze hemmt, w•h-
rend Cryptococcus neoformans in br•unlichen
Kolonien w•chst (Abb . 34 b), Candidapilze aber Kulturverhalten
weiüe bis cremefarbene Kolonien bilden . Die Prim•rkultur aus einer Kärperflßssigkeit, die
Besondere Beachtung verdient, daü Cryptococcus sich bei 30-37Ü C unschwer auf Sabouraud-Glu-
neoformans-St•mme aus Patientenmaterial gut cose-Agar oder Malzagar zßchten l•üt, ist h•ufig
bei 37Ü C anwachsen, die gelegentlich aber auch gekennzeichnet durch ein rasches Konfluieren der
im Untersuchungsgut vorhandenen apathogenen sehr kleinen Kolonien im Bereich der Strichfßh-
Cryptococcusarten dagegen meist nicht . Aller- rung der Impfäse . Auch diese streifenfärmigen
dings ist dieses Kriterium in der Prim•rkultur Gebilde verschmelzen wieder miteinander durch
nicht vällig sicher : Im eigenen Labor wurden Auseinanderflieüen der Kolonieverb•nde . Das
gelegentlich Cryptococcus albidus-St•mme aus ganze Bild l•üt manchmal eher an Bakterien als an
Liquorproben bei 37Ü C angezßchtet (sie ver- Sproüpilze denken (Abb . 34 a) .
loren hei Passage diese F•higkeit wieder), w•h- Nach etwa 3 Wochen wird aus der schleimigen
rend manchmal Cryptococcus neoformans bei eine pastäse Konsistenz .
22-30Ü C besser anwuchs als bei 37Ü C . (Die apa- Dieses Verhalten gilt fßr stark bekapselte Isolate,
thogenen Cryptococcusisolate waren wahrschein- die die Mehrzahl der Befunde in der Prim•rkultur
lich sekund•re, passagere Keime, da sie in der stellen . - In anderen F•llen sind die runden Kolo-
Wiederholung der Untersuchung mit neuen Pro- nien von Anfang an weiü bis cremefarben und von
ben nicht mehr anwuchsen .) weicher Konsistenz mit glatter Oberfl•che (0
nach 3 Tagen 2-3 mm) . Sie sind dann von der Va-
Anmerkung riante öCryptococcus innocuus", aber auch von
Tierversuche an M•usen sind in der Regel zum Cryptococcus albidus kaum unterscheidbar .
Zwecke der Diagnostik von Cryptococcus neo- Auf Sabouraud-Glucose-Agar ist das Kulturbild
formans aus pathologischem Untersuchungsmate- in den ersten Tagen weiü bis cremefarben und er-
rial nicht erforderlich, kännen aber bei Schwierig- h•lt erst sp•ter einen goldgelben bis kaffeebrau-
keiten der Identifizierung von Isolaten angebracht nen Farbton . Dieser stellt sich auf Malzagar frßher
sein . Nach intraperitonealer Impfung von ca . 10 4 und intensiver ein . Einen guten Braunfarbeffekt
bis 10 5 Zellen entsteht eine progressive Peritoni- ergibt - neben dem bekannten Guizotian•hrbo-
tis, und die Erregerzellen kännen dann im Perito- den (Vorschrift 22, s . S . 39) - ein Substrat aus

Abb . 34 Cryptococcus neoformans. a Schleimig gl•nzende Kolonien auf Sabouraud-Glucose-Agar nach


3 Tagen bei 37ÜC. b Differenzierung von Cryptococcus neoformans und apathogenen Cryptococcusarten,
Candidaarten usw . auf Guizotia-abyssinica-Agar nach Staib (1962) . Braun gef•rbte Kolonien : Cryptococcus
neoformans .
-
72 Hefepilze

gemahlenen Samen von Linum usitatissimum chend von der kreisrunden Gestalt . Nach 3-5 Ta-
(Leinsamen) (Abb . 35, s . Farbtafel 4) . gen betr•gt ihr 0 2,5-7,5 „m . Pseudomycel und
Die relativ kr•ftige Braunf•rbung ist fßr Crypto- Mycel werden nicht gebildet ; daher gibt es auf fe-
coccus neoformans ziemlich spezifisch stem N•hrboden nur ein Oberfl•chenwachstum .
(Abb . 34 b) ; sie kann auch auf einem Substrat mit Die Sproüzellen umgeben sich mit einer Schleim-
Coffeins•ure und Eisen(2)-Citrat erzielt werden hßlle von unterschiedlicher Dicke, in deren Schutz
(HOPFER u . GRÄSCHEL) . - Einige andere Crypto- die jungen Tochterzellen uni- oder plurilokul•r
coccusarten, z . B . Cryptococcus laurentii, wachsen abgeschnßrt werden (Abb . 33 d) . Die Gräüe der
auf Guizotiaagar in grßnlichen Kolonien . Schleimkapsel kann den Durchmesser der Sproü-
zellen weit ßbertreffen (Abb . 16 d, s . Farbtafel 3) .
Nach den Befunden von BENNETT, KWON-CHUNG u .
THEODORE (1978) ist der Braunfarbeffekt vor allem bei Die biologische Funktion dieser Schleimkapsel ist noch
den Serovaren (Serotypen) B und C - entsprechend ungekl•rt . Einer Interpretation als bloüer Austrock-
Cryptococcus bacillisporus - ausgepr•gt, nicht dagegen nungsschutz widerspricht die Tatsache, daü die Kapseln
bei A und D, entsprechend Cryptococcus neoformans in vivo im Liquor und in vitro in flßssigem N•hrsubstrat
sensu KWON-CHUNG u . Mitarb . (1978) . gebildet werden (wo ein Schutz gegen Austrocknung
nicht erforderlich ist) . Zudem bietet das perfekte Sta-
Ein besonders wichtiges Merkmal, das zur frßhen dium mit der groüen Zahl von Sporidien bessere ©ber-
Erkennung beitr•gt, ist die F•higkeit des Wachs- lebenschancen als diese Sproüzellform .
tums bei 37Ü C .
Biochemisches Verhalten
Mikroskopisches Bild der Kultur Das biochemische Verhalten ist aus Tab . 16 zu
Die Sproüzellen sind rund oder nur wenig abwei- entnehmen .

Tabelle 16 Biochemische Leitmerkmale' und Zellgräüen von Cryptococcusarten .

C-Assimilation
I. St•r- Wach-
stum Zellgräüe Wachstum
kebil-
dung 37ÜC
bei
Nitratpositive Sacch- ([m) nach
Arten Glu- Gala-
ctose arose 3 Tagen
cose Mal- Lactose
tose auf
Malzagar

Cryptococcus terreus + +/- +/- + + 3,5-6,5 x farblos


4,0-6,5
Cryptococcus kuetzingii + + + 3,2-5,6 x farblos
3,7-7,2
Cryptococcus macerans + (+) + + +/- - 3,0-4,5 x rot
5,0-11,0
Cryptococcus infirmo- + +/(+) + + /(+) + + 2,5-4,5 x rot
miniatus 5,2-13,0
Cryptococcus albidus + +/- + + +/(+) +/- 3,0-6,1 x farblos
var. albidus 3,5-6,2
und
3,5-8,8 x
5,5-10,2

Cryptococcus albidus + ((+)) + + + +/- 3,5-5,5 x farblos bis


var. diffluens 4,8-6,0 dunkelrot
Cryptococcus albidus + + + + 4,0-5,1 x weiü
var. aerius 4,8-6,0
Cryptococcusarten 73

Fortsetzung Tabelle 16

Wa-
C- Assimilation chs-
tum
bei
37ÜC
St•rke-
II . Bildung Zellgräüe Wachstum
Sach-
Nitratnegative Galc- rose (gm) nach
Arten tose Ltaocs-e 3 Tagen
Glu- Mal-
cose tose auf
Malzagar

Cryptococcus dimennae + + + + + - 3,0-5,8 x farblos


4,4-7,3

Cryptococcus melibiosus + + - - (+) (+) - 2,0-5,3 x farblos


2,5-5,3

Cryptococcus skinneri + +/- +/(+) 2,6-5,2 x farblos


4,5-7,2

Cryptococcus lactativorus + - - - + 2,0-4,4 x farblos


4,0-7,5

Cryptococcus gastricus + + -/(+) + -/(+) + - 3,0-7,0 x farblos


3,5-9,5

Cryptococcus ater + +/(+) + + + + - 4,4-10,2 x farblose


5,0-11,0

Cryptococcus laurentii + + + + + + -/+ 2,0-5,5 x farblos


var . laurentii 3,0-7,0

Cryptococcus laurentii + +/- + + + + - 3,0-7,0 x zun•chst


var . flavescens 5,5-11,0 farblos,
sp•ter gelb
bis braun

Cryptococcus laurentii + +/- + + + + - 3,5-9,5 x farblos


var. magnus 3,5-10,0

Cryptococcus flavus + + + + + - - 3,2-5,2 x leicht


5,0-8,8 gelb
Cryptococcus uniguttulatus
+ -/+ + + +/(+) - 3,0-5,2 x farblos
3,5-7,0

Cryptococcus neoformans + + + + - +/(+) +++ 3,5-7,0 x farblos


und Cryptococcus 3,7-7,9 u .
bacillisporus 3,0-5,2 x
3,3-5,5

Cryptococcus luteolus + + + -/(+) + - 3,1-6,0 x farblos


5,5-9,0

Cryptococcus hungaricus + + + + -/(+) + - 4,0-6,3 x rätlich


5,0-8,7

1 (+) = schwach positiv, ((+)) = sehr schwach positiv, +/- = bisweilen positiv, bisweilen negativ .
2 Nach l•ngerer Bebrßtung und auf zuckerarmen Substraten mit reichlich organischem Stickstoff entsteht
eine dunkelbraune bis schwarze Pigmentierung .
3 Unterscheidung durch Assimilation von I-Malons•ure, Succinyls•ure und Fumars•ure (Cryptococcus
neoformans negativ, Cryptococcus bacillisporus positiv) (vgl . BENNETT U . Mitarb ., 1978) .
74 Hefepilze

Stammhaltung Die epidemiologischen Analysen von BENNETT,


Die Stammhaltung bereitet keinerlei Schwierig- KWON-CHUNG u . HOWARD (1977) anhand von 272
keiten . Sabouraud-Glucose-Agar und Bierwßr- Isolaten amerikanischer Provenienz haben einige
zeagar sind vorzßgliche Medien zur Erhaltung der bisher ungekl•rte Fragen aufgeworfen : Die mei-
St•mme bei 20Ü C . Die Kapselbildung bleibt er- sten St•mme von Serovar A (Cryptococcus neo-
halten . formans sensu strictu) wurden sowohl vom Men-
schen wie aus der Umgebung (Bodenproben,
Epidemiologie Taubenkot) isoliert . Demgegenßber fanden sich
Cryptococcus neoformans ist als einzige Art des unter den Isolaten von Umgebungsuntersuchun-
Genus Cryptococcus bef•higt, bei Menschen und gen in Sßdcalifornien niemals Serovare B und C
Tieren eine Erkrankung auszuläsen . Das sporadi- (Cryptococcus bacillisporus), die immerhin fast
sche Auftreten der Cryptococcusmykose lieü ei- 10 % der Isolate menschlicher Herkunft ausmach-
nen direkten Infektionsweg bisher nicht erken- ten . Daraus schlieüen die Autoren auf ein weite-
nen . Die Auffindung des perfekten Stadiums res, bisher unbekanntes Reservoir dieser Pilzart .
durch KWON-CHUNG richtet den Blick auf neue
mägliche Zusammenh•nge zwischen natßrlichem Serodiagnostik
Infektionsreservoir und Erkrankungen . Aus den bereits dargelegten Gegebenheiten der Neutra-
Die h•ufig bewiesene Bindung an Taubenexkre- lisierung spezifischer Cryptococcusantikärper des infi-
mente und auch das Vorhandensein im Tauben- zierten Menschen resultieren spezielle diagnostische
kropf gehen einmal auf die Kärnernahrung dieser Methoden . Zus•tzlich zum Nachweis agglutinierender
Tiere zurßck, mit der vermutlich die saprophyti- oder komplementbindender Antikärper muüten Ver-
schen Pilzsporidien des Filobasidiellastadiums fahren zum Nachweis von Cryptococcus neoformans-
aufgenommen werden, zum anderen auf die Le- Antigenen eingesetzt werden, denn es hat sich gezeigt,
bensmäglichkeiten, die dieser Pilz in Taubenex- daü diese Antigene im Serum, Liquor und bisweilen
auch im Urin mittels Immunglobulinen gegen Crypto-
krementen findet . Seine F•higkeit zur Harnstoff-
coccus neoformans erfaüt werden kännen . Diese Cryp-
hydrolyse als rasch verwertbarer Energiequelle tococcus neoformans-Antikärper werden an inerte Par-
und zur Verwertung von Harns•ure - beides tikel adsorbiert und bei der Reaktion mit läslichem
Stoffwechselprodukte, die in Taubenexkremen- Cryptococcus neoformans-Antigen agglutiniert . Die
ten reichlich vorhanden sind - sichert ihm meta- Agglutinationstiter geben einen Hinweis auf die Quanti-
bolisch nutzbare Nahrungsstoffe nach seiner Pas- t•t solcher Antigene in der untersuchten Kärperflßssig-
sage durch den Vogelkärper . keit und damit auf das Ausmaü sowie die Aktivit•t der
W•hrend es bisher schwerfiel, sich eine aerogene Infektion . Sie gehen bei erfolgreicher antimykotischer
Infektion durch die relativ groüen, dazu noch be- Therapie zurßck und werden dann vom Wiederauftreten
spezifischer Antikärper abgeläst, die mittels Antigenen
kapselten Cryptococcus neoformans-Zellen vor-
aus Cryptococcus neoformans-Zellen nachgewiesen
zustellen (die an feuchtes Milieu gebunden sind), werden . Einige derartige Reagenzien sind im Handel er-
fßgen sich jetzt die kleinen, trockenen Basidiospo- h•ltlich ; doch sind deren Haltbarkeit und Spezifit•t so
ren von 1,8-2,5 „m 0 leicht in die Annahme eines begrenzt, daü sich nur wenige Laboratorien mit diesem
infektiäsen Inhalationsgeschehens ein . Daü sich speziellen Sektor der mykologischen Serodiagnostik be-
diese Basidiosporen im feuchtwarmen Milieu des fassen .
menschlichen Kärpers in ihrer Sproüzellform wei- Von besonderer Bedeutung ist, daü nach erfolgter The-
tervermehren kännen, entspricht ihrem natßrli- rapie das Wiederauftreten von Cryptococcus neofor-
chen Verhalten . mans-Antigenen im Serum oder Liquor einen Rßckfall
anzeigt, bevor die Erreger mikroskopisch oder kulturell
Offenbar werden die mit der Atemluft aufge-
wieder nachweisbar werden .
nommenen Filobasidiellasporidien durch Ab-
wehrkr•fte des gesunden Menschen unsch•dlich Systematik
gemacht, oder der widerstandsf•hige Organismus Bei der Konjugation von ö+"- und ö-"-Kreu-
verhindert die Bildung des gef•hrlichen hefe•hn- zungstypen der Sporidien entsteht das sexuelle
lichen Stadiums des Erregers . Dies gelingt aber Stadium Filobasidiella neoformans .
den Menschen nicht, die einen Defekt der cellul•-
Nach der Konjugation bildet sich im Malzagar submers
ren Abwehr aufweisen, denn die weiter oben be-
reits erw•hnten Relationen zwischen Erkrankun- Mycel, das in 2-3 Wochen auf der N•hrbodenoberfl•-che Luftmycel mit gruppenweise angeordneten Basidien
gen des leukopoetischen Systems und der Crypto- (= keulenfärmige Sporangien) bildet . Diese unseptier-
coccusmykose des Menschen haben sich in Tau- ten Holobasidien produzieren terminal an 4 verschiede-
senden von F•llen manifestiert . nen Stellen 4 Basidiosporen, die ihrerseits basipetal
Cryptococcus neoformans - Geotrichum candidum 75

Abb . 36 Filobasidiella neofor-


mans. a Mycel mit unseptierten
Basidien und terminal abge-
schnßrten Basidiosporen (aus
KWON-CHUNG : Mycologia 67 [1975]
1198). b Mikroskopisches Bild
vom Kulturpr•parat (zur Verfß-
gung gestellt von Frau Dr
.KWON-CHUG, M
.BIethsda, ary-
land, USA) . a

nacheinander bis zu 15 Sporen (sogenannte Sporidien) Interessanterweise bilden St•mme von Trichosporon
abschnßren, so daü ganze Sporenketten entstehen . cutaneum und Cryptococcus laurentii (KUFF .) SKINNER
Die L•nge der flaschenfärmigen, farblosen Basidien be- var. laurentii reichlich eine extracellul•re Dextranase
tr•gt 15-70 „m . An der Basis sind sie 2,5-3,5, im obe- (GIANI, JAEGER u . EMEIS, 1980) .
ren Teil 4-10 „m breit . Die ovalen, elliptischen oder
runden Basidiosporen sind dßnnwandig, etwas rauh ; Klassifizierung
ihre Gräüe betr•gt 1,8-2,5 „m (Abb . 36) .
Klasse : Basidiomycetes
Die haploiden Sporidien kännen sich auf geeigne- Ordnung : Ustilaginales (Brandpilze)
tem Agarn•hrboden hefe•hnlich vermehren . Sie Familie : Filobasidiaceae
bilden die runde, bekapselte Sproüzellform Gattung : Filobasidiella
(Cryptococcus neoformans mit einem 0 von Species : 1 . Filobasidiella neoformans KWON-
2,5- 10 [meist 3-5] „m) . CHUNG 1975 (Serovar A und D), 2 . Filobasidiella
Cryptococcus neoformans ist der einzige patho- bacillispora KWON-CHUNG 1976 (Serovar B und
gene Vertreter einer gräüeren Gruppe von C)
Sproüpilzen, die zur Formgattung Cryptococcus Imperfekte (asexuelle) Stadien :
zusammengefaüt werden . Ihre Gemeinsamkeiten 1 . Cryptococcus neoformans (SANFELICE) VUIL-
sind biochemisch das Fehlen einer Zuckerfermen- LEMIN 1904
tation, die kr•ftige Harnstoffhydrolyse und die 2 . Cryptococcus bacillisporus KWON-CHUNG,
Bildung von St•rke in der Zellwand . Einzelne BENNETT et THEODORE 1978
Species bilden gelbliche oder schwarzbraune Pig-
mente (vgl . Tab . 16) . Auffallend ist vor allem bei Anmerkung
Cryptococcus neoformans die Braunf•rbung der
Die Meiose findet in den Basidien statt, so daü die 4 Ba-
Kolonien auf N•hrbäden, die den Extrakt der Sa- sidiosporen haploid sind, desgleichen die daraus nach
men von Guizotia abyssinica (Vorschrift 22, s . S . mitotischer Teilung entstehenden Sproüzellen (a- und
39) enthalten (Braunfarbeffekt nach STAIB) . Eine alpha-Zellen) . Durch Konjugation der a- und al-
•hnliche Verf•rbung wird durch Coffeins•ure und pha-Zellen entsteht die diploide Filobasidiellaphase .
Eisen(2)-Citrat erzielt (HOPFER u . GRÄSCHEL, Deren spezieller pflanzlicher Standort wurde bisher
1975) . nicht gefunden .
Serologisch zeigt Cryptococcus neoformans, der in
4 Serovariet•ten untergliedert wurde, enge Anti-
genbeziehungen zu Cryptococcus albidus und ei-
Geotrichum candidum LINK 1809
nigen anderen Arten sowie zu den ebenfalls harn-
stoffhydrolysierenden Species Candida humicola, ex PERS .
Candida curvata und Trichosporon cutaneum (vgl . Syn . : Oospora lactis (FRES .) SACC . - Oidium
S . 62 u . S . 85) . pulmoneum BENNETT 1842
76 Geotrichum candidum

Perfektes Stadium : Endomyces geotrichum dßnnen Objekttr•gerfilm (F•rbung nach GRAM


BUTLER et PETERSEN 1972 oder mit Lactophenol-Baumwollblau) Hyphen
Geotrichum candidum ist ein hefe•hnlicher Pilz, von 3-5 „m ° und rechteckige bis rundliche Zel-
der im menschlichen Lebensbereich h•ufig als Sa- len von 3-5 x 5-10 „m erkennen lassen
prophyt vorhanden ist . Natßrlicher Standort ist (Abb . 37 d) .
vor allem die ßberreife Tomatenfrucht,, die Geo- Kulturverhalten
trichum candidum als grauen, pastäsen Belag ent-
Die Kolonien gedeihen auf Sabouraud-Gluco-
lang der aufgebrochenen Schale erkennen l•üt .
se-Agar (Antibioticazusatz ist zur Anzßchtung
Aber auch auf anderen Frßchten, Gemßsearten
aus bakterienhaltigem Material unbedingt erfor-
und sonstigen Lebensmitteln sowie im Erdboden
ist diese Art zu finden . Ihre h•ufige Anwesenheit derlich) am besten bei 24-30Ü C . Hähere Tempe-
raturen (37Ü C) hemmen das Oberfl•chenwachs-
in Milch und Milchprodukten bringt sie in st•ndi-
tum und haben langsames Submerswachstum zur
gen Kontakt mit dem Menschen . Es handelt sich
Folge .
nicht um einen prim•ren Krankheitserreger, der
Die Kolonien sind feucht, glanzlos und bleiben
epidemiologisch von Bedeutung ist (vgl . Anmer-
flach . Sie bilden ein relativ geringes, weiües Luft-
kung) .
hyphenwachstum ; ihre Konsistenz ist weich-pa-
stäs, der Kolonierand nicht immer regelm•üig
Mikroskopisches Nativpr•parat (Abb . 38) . Bei •lteren Kulturen wird der Mycel-
Zur Untersuchung gelangen Ausstriche des jewei- rasen filzig und gelblich ; der zun•chst obst•hnliche Geruch
ligen Materials (Sputum, Eiter, Stuhl), die im wird sp•ter k•sig .

Abb . 37 Geotrichum candidum . Verzweigtes Mycel, das in Arthrosporen zerf•llt, als einzige vegetative
Vermehrungsform . a Schemazeichnung . b Gef•rbtes Kulturpr•parat mit Arthrosporen . c Gef•rbte Auf-
schwemmung von Arthrosporen in st•rkerer Vergräüerung . d Geotrichum candidum-Zellen in Stuhlauf-
schwemmung (Nativpr•parat) .
Geotrichum candidum 77

Systemik
Seit 1972 (BUTLER U . PETERSEN) ist das perfekte
Stadium bekannt . Die Ascosporen sind einzellig,
rund bis oval und 6-7 x 7- 10 „m groü .
Als Besonderheit sei erw•hnt, daü sie im Le-
benszyklus der diploiden Phase zuzuordnen sind
(im Gegensatz zu den bisher bekannten ascogenen
Stadien der Dermatophyten) .
Conidien-(imperfektes)Stadium : Geotrichum
candidum LINK 1809 ex FERS .
Ascogenes (perfektes) Stadium : Endomyces geo-
trichum BUTLER et PETERSEN 1972

Anmerkung zur Pathogenit•tsfrage


Im menschlichen Untersuchungsmaterial wird
Geotrichum candidum am h•ufigsten aus dem
Verdauungstrakt isoliert, hei Gesunden in
25-30%, bei Erkrankungen im Bereich des Co-
lons in 50-60% . Gelegentlich kommt es zur Ko-
lonisierung und zur Bildung von z•hen Pilzrasen,
die bei Abläsung und Ausscheidung mit dem Stuhl
dem Darmrelief entsprechen, auf dem das Wachs-
tum erfolgte (Abb . 39) .
Bei 97,61 aller Psoriatiker wird dieser Pilz nach
ETTIG im Darmtrakt gefunden, bei den schweren
Abb . 38 Geotrichum candidum . Kulturwachstum Psoriasisformen wie Psoriasis arthropathica und
auf Sabouraud-Glucose-Agar nach 6 Tagen bei Psoriasis pustulosa sogar in 1001 . Daraus wurde
26-30ÜC . a ©bersicht, b Einzelkolonie in st•rkerer
abgeleitet, daü Relationen zwischen Dysfunktio-
Vergräüerung .
nen der Darmschleimhaut von Psoriasiskranken
und der starken Besiedlung durch Geotrichum
candidum bestehen .
Mikroskopisches Bild
Relativ oft ist Geotrichum candidum in der Mund-
Der Thallus besteht ausschlieülich aus septierten hähle ohne urs•chlichen Zusammenhang mit ei-
Hyphen, die sich nur durch Zerfall in rechteckige ner Ver•nderung der Mundschleimhaut zu finden .
Arthrosporen vermehren (Abb . 37) . Die Gräüe Sind jedoch ßber l•ngere Zeit Bel•ge durch diesen
dieser Mycelfragmente variiert st•rker als die der Pilz vorhanden, so kann das Erscheinungsbild
Sporen im Nativmaterial . Ausgangspunkt fßr das dem der Candidamykose •hneln .
neue Mycel ist also stets eine Arthrospore, und ©ber den Befall der Lungen wird berichtet ; doch
zwar der Winkel, der von der •uüeren Zellwand blieb fast immer die Frage offen, ob Geotrichum
und der Querwand gebildet wird . Diese Form der candidum Ursache der Erkrankung oder Sekun-
Keimung ist typisch fßr Geotrichum candidum, d•rbesiedler war . Auf jeden Fall gelingt der
und das Bild ist hilfreich bei seiner Identifizierung . Nachweis der Arthrosporen in Sputum und Bron-
Conidientr•ger und Conidien fehlen, auch Spros- chialsekret nicht selten . Asthmoide Erkrankun-
sung bzw . Knospenbildung sind nicht vorhanden . gen kännen durch diesen Pilz mäglicherweise
Komplikationen erfahren . Mehrfache positive
Differenzierung gegenßber •hnlichen Arten Kulturbefunde nacheinander gebieten seine Eli-
Die Abgrenzung gegenßber Trichosporonarten minierung .
(diese sind in Bierwßrze zur Sproüzellbildung be- Tierversuche zum Pathogenit•tsnachweis sind
f•higt) erfolgt biochemisch . Geotrichum candi- ebenso ergebnislos wie der Nachweis von Anti-
dum bildet auf flßssigem N•hrmedium eine kärpern in Patientenserum, da sich keine Korrela-
Kahmhaut, ist ureasenegativ und assimiliert Glu- tion zwischen Kulturbefund, Serumtitern und
cose, Galactose und Lactose . Die F•higkeit zur Krankheitserscheinungen ergibt (vgl . MORENZ,
Fermentation von Zuckern fehlt . 1963 ; SEELIGER, 1958) .
78 Hefepilze

Perfektes Stadium : unbekannt


Der Erreger der Pityriasis versicolor (Kleienflech-
te) ist ein weltweit verbreiteter Pilz, der nicht nur
in seiner parasit•ren (Malassezia), sondern auch in
der saprophyt•ren (Pityrosporum) Phase beim
Menschen auftritt . Da Erkennung und Identifizie-
rung beider Stadien fßr die Therapie von Bedeu-
tung sind, werden beide Lebensphasen dieser
Pilzart beschrieben .

Mikroskopische Merkmale im Untersuchungs-


material
Malassezia furfur ist im gef•rbten Nativpr•parat
(Lactophenol-Baumwollblau) in Hautschßpp-
chen unschwer zu erkennen . Da der Farbstoff
rasch in die Zellen des Pilzes eindringt und dessen
Konturen deutlich aus der Umgebung hervorhebt,
kann die klinische Diagnose Pityriasis versicolor

Abb . 39 Geotrichum candidum . Fragmente eines


Pilzrasens aus dem Darminhalt einer Diabetikerin
(Pilzrasen in Form des Darmreliefs) . a, b Makrosko-
pisches Bild in Originalgräüe . c Mikroskopisches
Bild vom zerquetschten Teil des Pilzrasens .

Die heute zur Gattung Geotrichum gerechnete


Art Trichosporon capitatum wurde als Ursache
einer embolisch-metastatisch bedingten Pilzence-
phalitis nach Infusiontherapie beschrieben
(DEICKE u . GEMEINHARDT, 1980) . Betr . Tierpa-
thogenit•t s . SEELIGER U . WERNER ( 1967), s . auch
Abb . 59 .

Malassezia furfur (ROBIN 1853)


BAILLON 1889 Abb . 40 Pityriasis versicolor - Hautschuppen mit
Malassezia furfur . a Camera lucida, b Nativpr•pa-
Syn . : Pityrosporum ovale (BIZZERO) CASTEL- rat nach Anf•rbung mit Lactophenol-Baumwoll-
LANI et CHALMERS 1913 blau-Läsung .
Malassezia furfur 79

mikroskopisch leicht erh•rtet werden (Abb . 40, 41 c) . Die relativ kurzen, wenig septierten Mycel-
41) . stßcke von unterschiedlicher Breite, oft typisch
Im Stratum corneum liegen in dichter Anordnung halbmondfärmig gekrßmmt, sind diffus um die
abgerundete Pilzelemente, die im Lichtmikroskop öNester" gelagert . In seltenen F•llen kännen
doppelt konturiert erscheinen . Ihr ° betr•gt 3-8 diese F•den die L•nge von Trichophytonmycel er-
„ m . (Der Mittelwert von 5 „m ist am h•ufigsten .) reichen . Diese Wuchsform ist im Patientenmate-
Die nestfärmige Lagerung der Zellen kann so rial und in vitro in flßssigem Medium von beson-
dicht sein, daü sie wie Oktaeder erscheinen (Abb . derer Zusammensetzung (Vorschrift 25, s . S . 40)
zu finden .
Das mikroskopische Bild kann bedingt auch Auf-
schluü ßber die Dauer der Erkrankung geben .
W•hrend bei einer öfrischen" Infektion vorwie-
gend Mycelelemente und zerstreut liegende Phia-
losporen zu finden sind-in diesem Zustand ist die
Haut gerätet-, l•üt die l•nger bestehende Pityria-
sis versicolor vorwiegend runde, dicht gelagerte
Zellen von gleicher Gräüe in ruhendem Stadium
erkennen . In diesem Zustand beginnt die Haut
sich als kleinlamelläse, braune Schuppe abzulä-
sen .
Die gelbbraune Wood-Licht-Fluoreszenz ist ohne
diagnostischen Wert, da sich unter den befallenen
Arealen auch nichtfluoreszierende befinden .
Neuere elektronenoptische Untersuchungen er-
h•rteten die dimorphe Natur dieses Erregers, des-
sen Mycel-Sproüzell-Zyklus in der Hornschicht,
insbesondere in deren Hohlr•umen, beobachtet
wurde .

Kulturverhalten
Werden Hautschuppen mit Malassezia furfur auf
Sabouraud-Glucose-Agar mit einem oberfl•chli-
chen Film von Olivenäl bei 25Ü C bebrßtet, ent-
wickeln sich in einigen Tagen kleine, teils glatte,
teils rauhe Kolonien (° ca . 1 mm) mit unregelm•-
üiger Peripherie . Sie liegen verschiebbar auf dem
N•hrboden ohne Submerswachstum und entwik-
keln in der Kulturschale (Abb . 42, s . Farbtafel 4 u .
Abb . 43 c) einen angenehmen fruchtigen Geruch .

Mikroskopisches Bild
Die Kolonien bestehen aus kleinen, ellipsoiden
oder flaschen•hnlichen Zellen mit einem typi-
schen Kragen (öCollarette"), der w•hrend der
Bildung der Tochterzellen entsteht . Die Zellgräüe
reicht von 1,5-3 x 2-5 bis 3-5 x 3,7-5,5 „m
(Abb . 43 b) .
Die zun•chst cremefarbigen Kolonien bekommen
mit zunehmendem Alter eine br•unliche Tänung,
die sich nach 3 Monaten in ein dunkles Braun um-
Abb. 41 Pityriasis versicolor . Erreger in Haut- wandelt (Abb . 42, s . Farbtafel 4) . Diese Pigment-
schuppen mit zunehmender Krankheitsdauer . a bildung korrespondiert mit der Verf•rbung der
Frische Infektion, b, c l•nger bestehende Infektio- Haut durch Malassezia furfur, daher die deskrip-
nen . tive Bezeichnung öCafe au lait" .
80 Hefepilze

tronenoptische Untersuchungen die gleiche mor-


phologische Struktur der inneren ögezahnten"
Zellw•nde aufdecken .
Der experimentelle Nachweis einer Identit•t bei-
der Formen stäüt in vivo auf Schwierigkeiten, weil
sich auf der Haut von gesunden Individuen eine
Pityriasis versicolor weder durch Malassezia furfur
(zerkleinerte Hautgeschabsel) noch durch Pityro-
sporum ovale (Kulturmaterial) provozieren l•üt .
Die Entwicklung der parasit•ren Phase, Malasse-
zia furfur, bedarf bestimmter Faktoren, die offen-
bar nur auf dem speziellen Hautterrain der Patien-
ten vorhanden sind . Gepr•gt wird dieses Milieu
nach HAUSER durch den Zustand des ihm segmen-
tal zugeordneten inneren Organs . Wahrscheinlich
ist eine Vielzahl von Faktoren nätig, um gßnstige
Voraussetzungen fßr eine Infektion zu schaffen
(z . B . hoher Feuchtigkeitsgehalt und Vorhanden-
sein bestimmter Hautfette) .

Infektiosit•t
Die Gefahr einer ©bertragung von Mensch zu
Mensch ist gering . Die Rezidivquote ist dagegen
hoch .
Da Pityrosporum - das saprophyt•re Stadium -
auf dem Capillitium und im Gehärgang vieler
Menschen vorhanden ist, liegt hier ein st•ndiges
endogenes Reservoir fßr eine ©bertragung auf
andere Hautbereiche vor, die einen gßnstigen Bo-
den fßr die Entwicklung der parsit•ren Phase Ma-
lassezia furfur bieten, dies mäglicherweise in Ab-
h•ngigkeit von weiteren pr•disponierenden Fak-
toren, die noch einer Kl•rung bedßrfen .
Kaum ein anderer Pilz folgt so konsequent den ge-
gebenen Terrainverh•ltnissen auf der Haut in
Abh•ngigkeit von den Viscerocutanreflexen des
jeweils entsprechenden inneren Organs wie die-
ser . Ihm wird geradezu die Funktion eines Indika-
tors fßr eine innere Erkrankung zugesprochen .

Abb. 43 Pityrosporum ovale . a Bildung glatter Epidemiologie


und rauher Kolonien, ausgehend von Hautschup- Malassezia furfur ist ein anthropophiler Pilz, der
pen, nach 7-14 Tagen bei 25ÜC auf der Oberfl•che Menschen aller Erdteile bef•llt . Im tropischen
von älbeschichtetem Sabouraud-Glucose-Agar . Afrika ist seine Verbreitung besonders groü .
b Mikroskopisches Bild der Kulturform (ca . 800fa-
Kinder und •ltere Erwachsene werden im gem•-
che Vergräüerung) . c Einzelkolonie der Kulturform
nach ca . 21 Tagen bei 25ÜC . üigten Klima relativ selten befallen . Hier erkran-
ken am h•ufigsten Menschen zwischen dem 18 .
und 30 . Lebensjahr .
Pathophysiologie Jahreszeitliche Schwankungen und ein unter-
Malassezia furfur --> <-- Pityrosporum ovale : L•üt schiedlicher Befall von m•nnlichen und weibli-
schon die gemeinsame Farbkomponente an ver- chen Patienten sind nicht zu erkennen . Gelegent-
wandtschaftliche Beziehungen zwischen Malasse- lich wird eine verwandte Art bei Hunden als Erre-
zia furfur (in vivo) und Pityrosporum ovale (in vi- ger von Hautver•nderungen gefunden (Pityrospo-
tro) denken, so konnten auch entsprechende elek- rum canis) .
Rhodotorula 81

Stammhaltung gehärt auch Pityrosporum canis . Die Identit•t der


Die Haltung von Pityrosporum ovale in Kulturen saprophyt•ren und parasit•ren Wuchsform wurde
gelingt bei +4Ü C und Sauerstoffentzug ohne mittels fluoreszierender Antikärper durch Ver-
©berschichtung bis zu einem Jahr . Das morpholo- gleich von Pityrosporum ovale aus Kulturen von
gische Kulturbild bleibt dabei weitgehend unver- Hautschuppen und den darin enthaltenen Formen
•ndert und charakteristisch . Die Weiterfßhrung von Malassezia furfur bereits 1963 wahrscheinlich
eines so konservierten Stammes ist allerdings gemacht . Ein perfektes Stadium ist bisher nicht
meist nicht mehr mäglich . bekannt .
Nur beim Versuch der Erstisolierung ist zu beach-
ten, daü die Hautschuppen unmittelbar vom Pa-
tienten auf den älbeschichteten N•hrboden ge- GATTUNG Rhodotorula HARRISON
bracht werden .
Die Gattung Rhodotorula umfaüt neun Arten, die
Systematik sich alle durch ein carotinoides Pigment auszeich-
Nach Untersuchungen mit Einsporkulturen han- nen . Dieses wird besonders intensiv auf Malzagar
delt es sich um eine Species : Pityrosporum ovale . ausgebildet (Abb . 44c, s . Farbtafel 4) .
Sie bietet morphologisch mit runden, ovalen und In der Vielfalt der natßrlichen Standorte sind
l•nglichen Zellen kein einheitliches Bild . Sie ist keine Gesetzm•üigkeiten in bezug auf bestimmte
identisch mit Pityrosporum orbiculare (RAND- Ern•hrungsansprßche oder Temperaturen er-
JANDICHE, 1976) . Zu dem gleichen Formenkreis kennbar .

Tabelle 17 Biochemische und kulturelle Merkmale von Rhodotorulaarten .


Assimilation Temperatur- Farbe der
bereich Zellgräüe Kolonien
Pilzarten Glu- Galac- Saccha- Man- Lac- Nitrat (ÜC) (gm) auf Malzagar
cose ose ose nit tose - Nitrit
Rhodotorula aurantiaca + + + + - + 28-36 3-5 x 6-13 rotorange od .
(-) (+) dunkelgelb

Rhodotorula glutinis + + + + + 29-39 2,3-5,0 x korallenrot


(-) 4,0-10,0 bis lachsrot
Rhodotorula graminis + + + + 28-33 2,5-4,0 x korallenrot
((+)) 4,0-8,0
Rhodotorula lactosa + + + + + bei 30 (+) 2,5-4,0 x , rosa
(sehr selten) bei 37 - 4,5-8,0
Rhodotorula marina + + + v+ v+ bei 30 - 2,5-5,0 x dunkelrosa
bei 37 + 3,0-12,0
Rhodotorula minuta + ++/-
/- + /+ 28-38 2,3-4,5 x rosa
3,5-6,5

Rhodotorula pallida + 28-34 3,0-5,5 x blaürosa


4,0-7,0
Rhodotorula pilimanae + + 32-38 2,3-5,2 x dunkelrosa
(-) 3,5-7,0

Rhodotorula rubra + + + + 28-38 2,0-5,5 x tief korallen-


2,5-6,5 rot bis rosa
und gräüer oder lachsrot

v+ = variabel, nicht immer positiv


(+) = gelegentlich positiv, (-) gelegentlich negativ
((+)) = selten positiv
+/- = positiv oder negativ
82 Hefepilze

Rhodotorulaarten sind sehr weit verbreitet : im tiert, kännten hähere Pflanzen ihr eigentliches
Erdboden, im Fluü- und Seewasser, vor allem in Terrain sein .
kßstennahen Gebieten, an B•umen und deren Auüer Sporobolomyces salmonicolor sind diese
Gummifluü, an Blßten, in Nahrungsmitteln, aber Arten als echte Krankheitserreger wohl ohne Be-
auch im atmosph•rischen Bereich . Sie wurden deutung . Sporobolomyces salmonicolor wurde aus
auch aus Gallensaft und Mageninhalt des Men- der Milch euterkranker Tiere isoliert ; dieser Spe-
schen isoliert . cies wird Pathogenit•t zugeschrieben .
Die Sproüzellen sind rund, oval oder l•nglich und
kännen multilocul•r Tochterzellen bilden (Abb .
44 b, s . Farbtafel 4) . Pseudomycel und Mycel wird Sporobolomyces salmonicolor
zwar gebildet, ist aber meist wenig entwickelt . (FISCHER et BREBECK)
Keine der Arten ist zur Fermentation bef•higt ; KLUYVER et VAN NIEL 1894
alle hydrolysieren Harnstoff. Ascosporen und
Perfektes Stadium : Aessosporon salmonico-
Ballistosporen1fehlen .
lor VAN DER WALT 1970
Drei der bekannten Arten findet man nicht selten
als Begleitkeime in Kulturplatten, die mit Mate- Auf Sabouraud-Glucose-Agar fallen die Kolo-
rial der Epidermis beimpft werden : Rhodotorula nien durch ihre rätliche bis lachsrote Farbe auf .
aurantiaca, Rhodotorula glutinis und Rhodotorula Sie sind von ziemlich fester Konsistenz und haben
rubra . Das h•ufige saprophyt•re Vorkommen die- ein unregelm•üiges Oberfl•chenprofil . Der Kolo-
ser Arten mag seine Ursache in der allgemein wei- nierand ist strahlenfärmig von submers wachsen-
ten Verbreitung des anascosporogenen, pigmen- dem Pseudomycel umgeben (Abb . 45, s . Farbtafel
tierten Sproüpilzes haben . 4) .

Mikroskopisches Bild
Biochemisches Verhalten (Tab . 17)
Die Sproüzellen sind langgestreckt, an zwei Polen
Anmerkung verjßngt, bisweilen in der Mitte eingeschnßrt .
Pseudomycel und Mycel werden gebildet . Von der
Bisher liegen keine experimentellen Befunde vor,
Mycelspitze werden nieren- oder sichelfärmige
die die gelegentlich ge•uüerte Frage nach einer
Ballistosporen abgeschleudert (Abb . 46) .
Pathogenit•t von Rhodotorulapilzen stßtzen .
Die Gräüe der Sproüzellen betr•gt 2,5-6,0 x
Zweifellos kännen sich diese Hefen gelegentlich
9-17 „m, die Gräüe der Ballistosporen 2,5-4,5
im Inhalt von Magen und Gallenblase halten bzw .
x 5,5-10 „m .
wohl auch vermehren . Aber es ist fraglich, ob sie
die Schleimh•ute kolonisieren, und noch mehr, ob Biochemisches Verhalten (Tab . 18)
sie die Epithelschranke invasiv durchdringen
Systematik
kännen . Hierzu sei auf die Darstellung von GE-
MEINHARDT (1976) verwiesen . Sporobolomyces wurde wiederholt, auch auf-
grund partieller Antigengemeinschaften, als na-
her Verwandter von Arten der imperfekten Gat-
tung Rhodotorula angesehen, die ebenfalls rätlich
GATTUNG Sporobolomyces KLUYVER gef•rbte Kolonien bildet . Eine endgßltige Kl•rung
et VAN NIEL 1894 ist noch nicht erfolgt .
Die Pilze des Genus Sporobolomyces gehären zu
Anmerkung
einer Formgattung, deren Angehärige sich durch
Sprossung und durch Ballistosporen' vermehren . Der gelegentliche Nachweis von Sporobolomyces
Man unterscheidet derzeit 9 Arten . salmonicolor auf erkrankter Haut, einmal auch im
Sporobolomycespilze finden sich gelegentlich in
Kulturen, die von menschlichem Untersuchungs- Tabelle 18 Biochemisches Verhalten von Sporo-
material (Haut) angelegt werden . bolomyces salmonicolor.
©ber ihren natßrlichen Standort ist wenig be-
Fermentation Assimilation
kannt. Da GÖUMANN sie als ömäglicherweise in
Wirklichkeit sprossende Brandpilze" interpre- fehlt stets Glucos + Maltose -
Galactose - Lactose -
1Ballistosporen Ballistosporen sind Sporen, die mit Saccharose + Nitrat +
.HilfensFßgkitropfensabgüwrden
Sporobolomyces - Trichosporon cutaneum 83

auf dem medizinischen Sektor noch keine Beobachtun-


gen gibt . Es sind dieses : Trichosporon aquatile, Tricho-
sporon arenicola, Trichosporon brassicae, Trichosporon
cutaneum var. antarcticun, Trichosporon eriense, Tri-
chosporon fennicum, Trichosporon jirovecii, Trichospo-
ron melibiosaceum, Trichosporon oryzae, Trichosporon
terrestre .
Nur Trichosporon cutaneum und Trichosporon
pullulans, die sich durch die Assimilation von Ni-
trat und die Endosporenbildung unterscheiden,
sind in dieser Gattung verblieben .
Im dermatologischen Bereich findet man vor al-
lem Trichosporon cutaneum' auf vorgesch•digter
Abb . 46 Sporobolomyces salmonicolor. Gegen- oder mazerierter Haut .
ßberstellung der in S-Form beimpften Kultur (rechts)
mit dem Wachstum auf einer darßber gelegten
Sabouraud-Glucose-Agar-Platte, gegen die die Spo- Trichosporon cutaneum OTA 1926
ren geschleudert wurden .
Trichosporon cutaneum ist weltweit verbreitet, oft
in der N•he des Menschen oder bei tierischen
Hautblaseninhalt nach Puderbehandlung, hat Warmblßtern zu finden . Experimentelle Infektio-
immer wieder zur Vermutung gefßhrt, daü diese nen verlaufen bei Tieren positiv .
Pilze fakultativ menschenpathogen seien, und
man hat deshalb von einer Sporobolomykose ge- Verhalten im Nativpr•parat
sprochen . Mit gräüter Wahrscheinlichkeit handelt In Form von grauen weichen Knätchen, die den
es sich hierbei um keine Infektionserreger, allen- Haarschaft umlagern, verursacht Trichosporon
falls um Sekund•ransiedlungen dieser Pilze auf cutaneum am Barthaar die sogenannte Piedra alba
einem anderweitig vorgesch•digten Terrain . (Abb . 47) .
Der Pilz ist mikroskopisch in diesem Material
GATTUNG Trichosporon BEHREND schwer zu differenzieren, aber durch die fehlende
Schw•rzung und die Konsistenz der Knätchen
Trichosporonarten sind anascosporogene Sproü- vom Erreger der schwarzen Piedra leicht zu tren-
pilze, die auüer Pseudomycel auch Mycel bilden, nen . Aus den Konglomeraten ist er auf Sabou-
das leicht in Arthrosporen zerf•llt . Blastosporen raud-Glucose-Agar leicht anzßchtbar .
werden ebenfalls gebildet . Die F•higkeit zur Zuk-
kerfermentation fehlt ; die Harnstoffhydrolyse ist kulturverhalten
positiv .
Auf Sabouraud-Glucose-Agar entwickeln sich
In der 1970 erschienenen 2 . Auflage des Stan- weiü-gelbliche, faltige, weiche, feuchte Kolonien
dardwerkes öThe Yeasts" wurden noch sieben mit strahlenfärmigem Saum, die mit zunehmen-
Arten biochemisch differenziert, von denen inzwi-
dem Alter stark gefaltet sind (Abb . 48) . Die Ober-
schen fßnf in andere Gattungen eingeordnet wur- fl•che kann gl•nzend oder trocken sein und zarte
den, nur zwei verblieben in diesem Genus .
Zur Orientierung werden in Tab . 19 die frßheren Be- 1Die Bezeichnung öcutaneum" bezieht sich auf die
zeichnungen der neuen Einordnung gegenßbergestellt . öHaut", die dieser Pilz auf der Oberfl•che eines flßssi-
Seit 1970 wurden 10 neue Species beschrieben, fßr die es gen Kulturmediums bildet .

Tabelle 19 Die neue Einordnung ehemaliger Trichosporonarten .


frßhere Bezeichnung neue Einordnung

Trichosporon aculeatum Aciculoconidium aculeatum (PHAFF et al .) KING et JONG


Trichosporon incin Sarcinosporon incin (OHO) KING et JONG
Trichosporon capitatum Geotrichum capitatum (DIDDENS et LODDER) VON ARX
Trichosporon fermentans Geotrichum fermentans (DIDDENS et LODDER) VON ARX
Trichosporon penicillatum Geotrichum penicillatum (Do CARMO-SOUSA) VON ARX
84 Hefepilze

Laborst•mmen ganz fehlen . Diese St•mme sind


mikromorphologisch kaum von Geotrichum can-
didutn (S . 75) zu unterscheiden .
KREGER VAN RIJ (1971) fand in elektronenoptischen
Studien, daü die Querw•nde des Mycels mit einem
ötännchenfärmigen Porus vom Basidiomycetentyp"
versehen sind (Abb . 50a) .
Nach Do CARMO-SOUSA (1970) hat sich diese Art in einer
beachtlichen Reihe von äkologischen Nischen etabliert .
Die Gräüe der Sproüzellen betr•gt 3,5-7,0 x
3,5-14,0 „m .

Tabelle 20 Biochemisches Verhalten von Tricho-


sporon cutaneum .
Fermentation Assimilation
fehlt stets Glucose +
Galactose +(-)
Saccharose +(-)
Abb . 47 Weiüe Piedra - Trichomycosis axillaris Maltose +(-)
(meist hervorgerufen durch Trichosporon cutane-
um) . a Das Haar umlagernde Knoten eines Falles Lactose +
von weiüer Piedra (©bersicht) . b St•rkere Vergräüe- Nitrat -
rung . Harnstoffhydrolyse +

Farbkomponenten von rosa, orange oder grßnlich Systematik 1


erkennen lassen . Trichosporon cutaneum (DE BEURMANN, GOUGE-
Mikroskopisches Bild ROT et VAUCHER 1909) OTA 1926
Vorherrschend sind Mycelf•den, die in Arthro-
1 W•hrend LODDER U . KREGER VAN RIJ ebenso wie VON
sporen zerfallen (Abb . 49) . Blastosporen sind oft ARX Trichosporon cutaneum und Trichosporon beige-
in kurzen Ketten am Ende des Mycelfadens oder lii fßr synonym halten, wird diese Identit•t von EM-
an einer Arthrospore inseriert (Abb . 49c) . Die MONS angezweifelt . Er sieht den Unterschied im Vor-
Tendenz zur Blastosporenbildung verringert sich handensein einer dicken gelatine•hnlichen Kapsel um
mit zunehmendem Alter der Kultur und kann bei ede Zelle bei Trichosporon beigelii .

Abb . 48 Trichosporon cutaneum .


a Kolonie nach 4 Wochen auf Sa-
bouraud-Glucose-Agar . b Kolonie
nach 6 Tagen auf Sabouraud-Glu-
cose-Agar (6fache Vergräüerung) .
Trichosooron cutaneum 85

Abb . 50 Trichosporon cutaneum - Geotrichum


(Trichosporon) capitatum . a T. cutaneum : Tänn-
chenfärmiger Porus (P) im Septum (S) (schematisch
nach Foto von KREGER VAN RIJ) . b, c G . (T.) capitatum : b
Kolonien auf Sabouraud-Glucose-Agar nach 3 Tagen
bei 37 C . c Endst•ndige Gruppen von Arthrosporen
Abb . 49 Trichosporon cutaneum . a Blastosporen im mikroskopischen Pr•parat.
und Arthrosporen (Camera lucida) . b, c Mikrosko-
pische Pr•parate von Objektglaskultur auf Sabou-
raud-Glucose-Agar . b Nach 1-2 Tagen Arthrospo-
ren, c nach 3-4 Tagen Arthrosporen und Blastospo-
ren .

Anmerkung
Biochemische Untersuchungen (SEELIGER 1959)
und Antigenanalysen (SEELIGER U. SCHRÄTER
Syn. : Trichosporon beigelii (K©CHENMEISTER
1963) haben aufgrund des Verhaltens gegenßber
et RABENHORST 1867) VUILLEMIN -viele wei-
Harnstoff und von somatischen Antigengemein-
tere Synonyma
schaften Beziehungen aufgedeckt, die Trichospo-
Fragliches Syn. : Trichosporon pullulans ron cutaneum mit Cryptococcus neoformans sowie
(LINDNER) DIDDENS et LODDER 1895 mit Candida curvata und Candida humicola ver-
Ein perfektes Stadium ist nicht bekannt . binden (vgl . auch S . 75) .
Dermatophyten

Systematische Stellung der Mycophyta) finden sich die Ordnungen der Muco-
rales und Entomophthorales . Diese prim•r terre-
Dermatophyten und anderer strischen Schimmelpilze kännen (gelegentlich) fßr
in Laboratorien h•ufiger Menschen und Tiere zu Problemkeimen werden .

Hyphomyceten
Die Pilze (Mycophyta) stellen morphologisch und Ascomyceten
ontogenetisch eine besonders mannigfaltige Die V . Klasse, die der Ascomycetes, ist fßr den
Gruppe dar, deren Systematik in vielen Bereichen medizinischen Bereich von besonderer Bedeu-
noch diskutiert wird . Daraus resultiert fßr die Ta- tung, weil sich in ihr Pilze aus dem engeren Le-
xonomie eine recht uneinheitliche Situation mit bensraum von Mensch und Tier befinden, auch
verschiedenen Einteilungsprinzipien . jene, die als Parasiten Warmblßter direkt befallen .
Nach dem Lehrbuch der Botanik von STRASBUR-
GER (1978)1 wird die Abteilung Mycophyta in 6 So findet sich in der Unterklasse Protoascomycetidae die
Klassen aufgegliedert : wichtige Ordnung Saccharomycetales (Endomycetales),
in der Unterklasse Plectomycetidae die Ordnung Plec-
tascales (Eurotiales) mit den weit verbreiteten Schim-
I . Myxomycetes (Schleimpilze)
melpilzen Aspergillus und Penicillium .
II . Chytridiomycetes
Ihren Namen verdanken die Ascomyceten einem
III . Oomycetes
schlauch•hnlichen Gebilde, dem Ascus, der als
IV . Zygomycetes Meiosporangium fßr die (meist 8) Ascosporen
V . Ascomycetes (Schlauchpilze) (Meiosporen) dient . In ihm l•uft auch die Karyo-
A Protoascomycetidae gamie mit anschlieüender Meiose ab . Er ist das
B Plectomycetidae wichtigste Merkmal fßr die Einordnung eines Pil-
C Loculomycetidae zes in die Klasse der Ascomyceten . Andere
D Pyrenomycetidae Merkmale kännen fehlen, dieses nicht .
VI . Basidiomycetes (St•nderpilze)
A Phragmobasidiomycetidae Fortpflanzung
Ordnung : Uredinales (Rostpilze) Der Lebenszyklus der Ascomyceten l•uft in zwei
Ordnung : Ustilaginales (Brandpilze) deutlich verschiedenen Phasen mit einem Genera-
B Holobasidiomycetidae tionswechsel ab, der in der Regel einen Kernpha-
senwechsel einschlieüt .
Die Klasse der Myxomycetes (I . Klasse der Myco- Die zwei Fortpflanzungsphasen haben verschie-
phyta) erfordert in diesem Zusammenhang keine dene Aufgaben . W•hrend die perfekte (ascogene,
n•here Erärterung . vollkommene) Phase mit sexueller Fortpflanzung
W•hrend die II ., III . und IV. Klasse frßher in der auch der Evolution dient, sorgt die imperfekte
Klasse der Phycomycetes (Algenpilze) zusam- (vegetative, unvollkommene, conidiale) Phase fßr
mengefaüt wurden, h•lt MÖGDEFRAU die Merk- die Erhaltung und Vermehrung der Art .
male dieser Gruppen fßr so unterschiedlich, daü es Das perfekte Stadium (Hauptfruchtform) ist mit
ihm gerechtfertigt erscheint, sie als selbst•ndige seinen spezifischen (detaillierten) Merkmalen
Klassen zu definieren . ausschlaggebend fßr die Einordnung in das Ord-
In der Klasse der Zygomycetes (IV . Klasse der nungssystem. Ist die Hauptfruchtform eines Pilzes
(noch) nicht bekannt, so wird er vorerst bei den
1 STRASBURGER, E . :Lehrbuch der Botanik, 31 . Aufl. Fi- Deuteromyceten (Fungi imperfecti) eingeordnet,
scher, Stuttgart 1978 bis man seine perfekte Form findet .
Ascomyceten 87

In dieser heterogenen Klasse findet man viele p hytenstammes beimpft. Bei 15-20'C (seltener bei
25Ü C) werden Cleistothecien in 3 Wochen bis 3 Mona-
Dermatomyceten, die wohl fast alle auf terrestri-sche Ursprungsformen zurßckgehen, von denen ten (bisweilen noch sp•ter) gebildet (Abb . 5 I -56) .
aber einige nur im wirtsadaptierten Stadium be- Mit der analogen öHaarkäder"-Methode lassen sich ke-
ratinophile Pilze aus keimhaltigen Staub- und Erdpro-
kannt sind . ben zßchten (Abb. 52 d, e) .
Zun•chst wird die sexuelle Lebensphase der As-
comyceten erärtert, die (bei den Dermatophyten) Conidienstadium
auüerhalb des Wirtes (z . B . auüerhalb des Men- Die vegetative Phase des Pilzes sorgt durch eine
schen) abl•uft . massive Conidienproduktion fßr die Vermehrung
Ascogenes Stadium und Ausbreitung der Art . Ein Kernphasenwechsel
Es enth•lt die sexuelle Fortpflanzung, n•mlich die fehlt in diesem Stadium ; alle Fortpflanzungsele-
Kernverschmelzung und Reduktionsteilung . Bei- mente entstehen nach mitotischen Kernteilungen .
Bei den frei in der Natur lebenden Ascomyceten
des findet im Ascus statt, in welchem die Ascospo-
ren geschßtzt heranreifen kännen . Die Asci sind in
ein dichtes Geflecht steriler Hyphen eingebettet
(Plektenchym) . Bei den Dermatophyten ist dieser
vällig geschlossene Fruchtkärper, das Cleistothe-
cium (Gymnothecium) (Abb . 51) , oft makrosko-
pisch erkennbar (Abb . 52) .
Die Form der Cleistothecien, ihre Peridialhyphen,
deren Zellen und Anh•ngsel, die Asci und Asco-
sporen sind in Gräüe, Gestalt und Farbe charakte-
ristisch fßr die jeweilige Art . Diese spezifischen
Bestandteile eines Fruchtkärpers haben somit
richtungweisende Bedeutung fßr die Klassifizie-
rung der Ascomyceten und damit fßr deren Sy-
stematik . Ihre genaue Differenzierung ist Voraus-
setzung fßr die ©berfßhrung einer Art aus der
Klasse der Fungi imperfecti in Art und Klasse der
Ascomyceten bzw . Gymnoascaceae .
Bei den Gymnoascaceae ist der Fruchtkärper von
einer aus lockeren Hyphen bestehenden Peridie
umgeben oder nackt .
Viele der humanpathogenen Pilze sind bisher nur
in ihrem imperfekten, im Conidienstadium be-
kannt, oder sie bilden nur Pseudocleistothecien,
die keine Asci und Ascosporen enthalten . Man
spricht von perfekten Formen, wenn voll ausge-
bildete Fruchtkärper gefunden wurden (vgl . S . 88)
(Abb . 52-55) . Es unterscheiden sich die Cleisto-
thecien der Microsporumarten (Nannizzia) von
denen der Trichophytonarten (Arthroderma) . Die
Morphologie der Fruchtkärper wird, soweit das
perfekte Stadium bekannt ist, bei den einzelnen
Arten detailliert beschrieben .
Fruchtkärper werden auf natßrlichem Substrat
eher gebildet als auf kßnstlichem N•hrboden .
Zßchtung von Cleistothecien auf Kulturerde mit Abb . 51 Cleistothecium . a Geschlossener Frucht-
Haarkeratin kärper (Schemazeichnung) : 1 = schßtzende Asco-
Besonders geeignet ist Kulturerde, das ursprßngliche carpwand, dargestellt ohne Anh•ngsel, 2 = Inneres
Milieu dieser Pilzgruppe . Sie wird sterilisiert, mit nicht des Fruchtkärpers, 3 = reifer Ascus mit 8 Ascospo-
sterilisierten Tierhaaren (z . B . Pferdehaaren) belegt und ren . b Reifes Cleistothecium, der geschlossene
mit einer Aufschwemmung des betreffenden Dermato- Fruchtkärper der Dermatophyten (©bersicht) .
88 Dermatophyten

Abb . 52 Verschiedene Stadien der Bildung von


Cleistothecien . a Kontaktzone zwischen einem
ö+"- und einem ö-"- Kreuzungstyp . Cleistothecien
sind noch nicht ausgebildet . b Reife Cleistothecien
am Kolonierand . c Pseudocleistothecien - enthal-
ten weder Asci noch Ascosporen (Trichophyton [sp .]
auf Mycosel Ø -N•hrboden nach 3 Monaten bei
20ÜC) . d, e Bildung auf Pferdehaarkulturerde in ver-
schiedener Vergräüerung .

ist der Wechsel von ascogenem und Conidiensta- mehrungsformen aus, die fßr die Systematik Be-
dium ein öSommerstadium", das oft auf die deutung haben .
Vegetationsperiode einer grßnen Wirtspflanze Aus der Conidiospore entwickelt sich ein Keim-
angewiesen ist . schlauch, der sich verzweigt und dessen Seiten•ste
Dieser Rhythmus ist bei den Dermatophyten nicht nach einem bestimmten Verzweigungsmodus je-
(oder nicht mehr) erkennbar . Unabh•ngig vom weils in die Richtung vorstoüen, die den gräüt-
Wechsel der Jahreszeiten l•üt sich der Genera- mäglichen Raum zur Nahrungsaufnahme und
tionswechsel auch auf anderer Ebene provozie- Entfaltung bietet . Dabei ist das Wachstum in flßs-
ren, wenn einige Gesetzm•üigkeiten beachtet sigem Milieu problemlos : Es erlaubt eine gleich-
werden . m•üige Ausdehnung des Mycels nach jeder Rich-
Die Lebensbedingungen des Conidienstadiums tung, d . h . die Entwicklung zu einem fast kugel-
von Dermatophyten sind ziemlich genau bekannt . färmigen Thallus .
Auch diese Phase bildet charakteristische Ver- Auf halbstarren N•hrbäden findet dagegen be-
Fruchtkärper der Ascomyceten 89

Abb . 53 Cleistothecium . Peri-


dialhyphen mit Anh•ngseln, die
den ganzen Fruchtkärper umge-
ben ; darunter die schßtzende As-
cocarpwand (im Innern - hier nicht
erkennbar-Asci mit den Ascospo-
ren) .

Abb . 54 Cleistothecium . Peri-


dialhyphen mit Anh•ngseln (st•r-
kere Vergräüerung als in Abb . 53) .

reits eine Differenzierung zwischen submers


wachsenden Hyphen und Oberfl•chenmycel statt,
das sich zu einer ann•hernd runden Kolonie ent-
faltet .
Die Lufthyphen dieses Thallus bringen eine Viel-
falt von Conidien hervor : einfache (einzellige)
oder kompliziert gebaute sowie Conidientr•ger
mit ganzen Sporenbeh•ltern . Diese verschiedenen
Conidienformen, die von mathematischer Regel-
m•üigkeit bis zu bizarrer Asymmetrie reichen,
machen in ihrer Mannigfaltigkeit das Studium der
Arten interessant .
Die einfachste Form der vegetativen Vermehrung Abb . 55 Bogenfärmig gekrßmmte Peridialhyphen
ist der Zerfall des Mycels in einzelne Glieder, die mit hantelfärmigen Peridialhyphenzellen .
9 0 Dermatophyten

Arthrosporen (Arthroconidien) . Sie lassen - ihrer


Entstehung entsprechend - meist noch die recht-
eckige Gestalt einer Hyphenzelle erkennen und
liegen wie diese kettenfärmig hintereinander
(Abb . 57 a u . 58 a) .
Umgeben sich einzelne Mycelzellen mit einer
zweiten, schßtzenden Zellwand, fungieren diese
Chlamydosporen oder Mantelsporen als Organe
gräüerer Widerstandsf•higkeit, die l•ngere Perio-
den ungßnstiger Lebensbedingungen besser ßber-
stehen kännen . Sie liegen solit•r oder in kurzen
Ketten in der Hyphenrichtung, manchmal auch
terminal . Typische Merkmale der Chlamydospo-
Abb . 56 Randzone eines Cleistotheciums mit Peri- ren sind immer die verdickte Auüenwand (zum
dialhyphen und symmetrischen Peridialhyphenzel- Schutz gegen Austrocknung), die rundliche Form
len . und die Anreicherung des Zellinnern mit Reser-
vestoffen (Abb . 57 b) .

Abb . 57 Formelemente bei Pilzen : ungeschlechtliche Vermehrungsformen . a Arthrosporen (auch als Ar-
throconidien bezeichnet) . b Intercalare und terminale Chlamydosporen (Mantelsporen) . c Conidien im Ce-
phalosporiumtyp (Käpfchenform) . d Conidien im öHormodendrumtyp" (B•umchenform) - Cladosporium-
form (s . S . 159, 165 u . 256) . e Aleuriosporen, 1 = Anordnung in Botrytis-(Trauben)form, 2 = Anordnung in
Akladium-(Öhren)form . f 1 = Phialosporen, 2 = Phialiden (Sporenmutterzellen) .
Formelemente 91

Mikroconidien sind einzellige (selten zwei- und Den Phialosporentyp findet man z . B . bei den Gat-
mehrzellige), dünnwandige Conidien, die einzeln tungen Aspergillus, Fusarium, Graphium, Penicil-
lateral von den Hyphen abgeschnürt werden oder lium, Phialophora, Trichoderma und Verticillium .
in gräßeren Gruppen auf bestimmten St•ndern Phialiden kännen auf Conidiophoren inseriert
angeordnet sind . Ihre Gestalt ist ziemlich uniform ; sein ; diese Anordnung ist z. B . für Aspergillus cha-
aber in ihrer Anordnung folgen sie bestimmten rakteristisch .
Gesetzen, diese sind daher wichtig für die Klassifi- Ühnlich wie bei den Phialosporen verh•lt es sich
zierung . mit den Annellosporen .
Beim Cephalosporiumtyp (Abb . 57 c) gruppieren Hier ist die erste Spore eine terminate Aleuriospore auf
sie sich kugelfärmig um das Ende eines Conidio- dem Conidienst•nder. Diese hinterl•ßt an ihrer Ansatz-
phors . stelle eine Narbe, die von der folgenden Spore durchsto-
Der Hormodendrumtyp (Abb . 57 d) l•ßt sie wie ßen wird, und zwar unter Bildung eines ringfärmigen
Verzweigungen eines B•umchens erscheinen, und Kragens . Mehrere hintereinanderliegende Ringe ver-
schließlich kännen sie einfach lateral an den Hy- l•ngern den Conidiophor . Darin besteht der Unter-
phen inseriert sein (Aleuriosporen) in Akla- schied zur Phialide, deren Gräße konstant bleibt .
dium(Ühren)form oder in Trauben an Verzwei- Sporangien enthalten eine Fülle von kleinzelligen
gungen I . und II . Grades als Botrytis(Trau- Sporen .
ben)form (Abb . 57 e) . Im Gegensatz zu den recht unscheinbaren Mikro-
Als Phialosporen (Abb . 57 f) werden sie basipetal conidien bieten die Makroconidien in Gräße und
innerhalb der Phialiden (Sporenmutterzellen) ge- Gestalt ein buntes Bild, das bei den einzelnen Ar-
bildet und nacheinander durch eine kleine öff- ten jeweils beschrieben wird . Zwar kennt man
nung entlassen . verschiedene gräßere Gruppen von ziemlich ein-

Abb . 58 Formelemente bei Pil-


zen . a Aufgliederung eines Mycel-
fadens in Arthrosporen . b Bam-
bus•hnliche Hyphen bei Micro-
sporum ferrugineum (s . S . 104)
(Schemazeichnung) . c Rakettmy-
cel . d Rakettmycel bei Microspo-
rum audouinii ( s . S . 97) .
92 Dermatophyten

stellung ein, auch epidemiologisch weicht ihr Ver-


halten von dem der anderen Dermatophyten ab .

Kulturverhalten
Auf Grund raschen Wachstums und einiger typi-
scher Merkmale kann der Pilz frühzeitig differen-
ziert werden :
Bereits nach wenigen Tagen nimmt der Oberfl•-
chenthallus eine ganz charakteristische, grün-
lich-gelbe F•rbung an, zu der sich im weiteren
Verlauf noch eine br•unliche Komponente gesel-
len kann (Abb . 60, s. Farbtafel 5) . Dieses Farb-
verhalten ist auf Sabouraud-Glucose-N•hrboden
Abb . 59 Koremien (gebündelte Lufthyphen) in wie auf Mycosel ©-N•hrboden nahezu gleich ;
Aufsicht bei Lupenvergräßerung . w•hrend die Oberfl•che auf dem ersteren unre-
gelm•ßig faltig erscheint, bleibt sie auf Mycosel"'
glatt . Das kurze Mycel verleiht der Kulturober-
heitlichen Formen (sog . Spindelsporen, Keulen- seite ein samt•hnliches Aussehen . Sehr früh bil-
sporen) ; doch ist die Auspr•gung innerhalb dieser den sich weiße, watte•hnliche, pleomorphe Sekto-
Gruppen so unterschiedlich, daß sie in ihrer gan- ren (Abb . 61) . Der Ä typischer Kolonien betr•gt
zen Vielfalt und Variationsbreite am einzelnen in 15 Tagen bei 30„ C etwa 10-20 mm .
Objekt (Stamm) studiert werden müssen . Mikroskopisches Bild
Auch das Mycel kann typische Formen ausbilden, Im mikromorphologischen Bild imponieren keu-
die für die Identifizierung Bedeutung haben : die
lenfärmige Makroconidien, die oft schon am 3 .
sog. Bambushyphen (Abb . 58 b) und das sog . Ra- Kulturtag gebildet werden (Abb . 62 u . 63 c, d) .
kettmycel (Tennisschl•gerhyphen), bei dem nach
Sie stehen einzeln, lateral an den septierten Hy-
oben aufgetriebene, nach unten verjüngte Mycel-
phen oder terminal in kleineren und gräßeren
abschnitte aufeinanderfolgen (Abb . 58c,d) . Gruppen . Die Anzahl der Kammern reicht von 2
Mehrere Lufthyphen, die bündelfärmig parallel
bis 9 ; ihre L•nge schwankt zwischen 10 und
verlaufen, ohne miteinander zu fusionieren, wer-
40 sm .
den als Koremien bezeichnet (Abb . 59) .
Die Außenwand der Makroconidien erscheint im
Lichtmikroskop glatt und relativ dünn . Neuere
Epidermophyton floccosum (HARZ) elektronenoptische Untersuchungen ließen er-
LANGERON et MILOCHEVITCH kennen, daß sie aus 4 Schichten besteht und außen
1930 von ÖPolypen" bedeckt ist, die als ausgetretene
Zellinhaltsstoffe gedeutet werden .
Perfektes Stadium : unbekannt Die inneren Querw•nde, welche die Zellen von-
In der Gattung Epidermophyton kennt man bisher einander trennen, sind mit einer trichterfärmigen
nur eine Art : Epidermophyton floccosum. öffnung versehen, die durch einen besonderen
Diese nimmt nicht nur systematisch eine Sonder- Pfropf verschlossen werden kann .

Abb . 61 Epidermophyton flocco-


sum - Bebrütung auf Sabouraud-
Glucose-Agar . Auf beiden Kolo-
nien kleine Tupfen von watte•hnli-
chem Mycelwachstum (Pleomor-
phismus) . a Kulturform nach
2 Wochen, b Kulturform nach
3 Wochen .
Epidermophyton floccosum 93

Abb . 62 Epidermophyton floccosum (Camera lucida) . a Junge Kultur mit keulenfärmigen Makroconidien,
die einzeln lateral an den Hyphen oder in Gruppen terminal angeordnet sind . Mikroconidien fehlen . Chlamy-
dosporen sind noch nicht ausgebildet . b Ültere Kultur mit Chlamydosporen .

Mit zunehmendem Alter der Kultur werden inter- daß sie einen geeigneten Ausgangspunkt für den
calar und terminal Chlamydosporen in großer neuen Thallus darstellen . Mikroconidien fehlen
Zahl gebildet (Abb . 63 a, b) . Sie sind die bevor- stets .
zugte Dauerform, da sie auf Grund ihrer dicken Spiralhyphen konnten bei eigenen Untersuchun-
(vorwiegend aus Fibrillen bestehenden) Außen- gen nicht beobachtet werden - andere Autoren
wand vor Austrocknung geschützt sind . Mit 20 °m bezeichnen ihr Vorkommen als selten .
Ä ist ihre Gräße betr•chtlich, und die reichlich
vorhandenen Reservestoffe lassen sie zu einem Stammhaltung
günstigen Zeitpunkt multilokul•r auskeimen, so Die Aufbewahrung eines Stammes in der Myko -

Abb . 63 Epidermophyton flocco-


sum - morphologische Merkmale
im mikroskopischen Kulturpr•pa-
rat. a, b Intercalare Chlamydospo-
ren bei verschiedener Vergräße-
rung . c, d 2- bis 4kammerige Ma-
kroconidien .
94 Dermatophyten

thek bereitet wegen des rasch eintretenden Pleo- vorhanden sind, die das Wachstum des Pilzes in vivo
morphismus Schwierigkeiten . Dazu kommen K•l- hemmen ; denn der Follikel ist bei anderen Dermatophy-
teempfindlichkeit und fehlende Bereitschaft, auf ten die Eintrittspforte zum Haarbefall . Mit dieser An-
Reis zu wachsen . nahme steht auch das Fehlen des rein anthropophilen
Pilzes im dichten Haarkleid der Tiere im Einklang .
Auch l•ngerer Sauerstoffmangel unter Paraffi-
num liquidum wird nicht vertragen . Eine Weiter- Ungehindert wird dagegen das Nagelkeratin zer-
führung der St•mme auf ÖHungern•hrbäden" ge- setzt . Hier geht der Hautbefall kontinuierlich in
lingt nicht immer . den lateralen Nagelbereich über, und die weitere
Zerstärung der Nagelplatte erfolgt wie bei den
Verbreitung Trichophytonarten .
Die geographische Verbreitung erstreckt sich auf Doppelbesiedlung mit den ebenfalls anthropophilen
Bewohner aller Erdteile . Außerhalb des Men- Arten Trichophyton rubrum und Trichophyton
schen - bei Tieren und im Erdboden - ist er nicht mentagrophytes var . interdigitale gibt es im Ze-
zu finden . henbereich. Zwar haben sie keine besonderen
Pathophysiologie therapeutischen Konsequenzen ; doch manife-
Nur die glatte Haut und die N•gel werden befal- stiert sich in solchen F•llen, daß ein besonders ge-
len, niemals das Haar . eignetes Terrain für Dermatophyten mit gleichen
physiologischen Ansprüchen vorliegt .
Pr•dilektionsstellen sind der Inguinalbereich (da-
her die alte Bezeichnung Epidermophyton ingui-
Systematik
nale) und der Zehenbereich mit und ohne Nagel-
beteiligung . Andere Kärperstellen werden •u- Varianten :
ßerst selten ergriffen . Frauen werden weit weniger 1 . braun gef•rbte Form,
befallen als M•nner . 2 . Form mit ausschließlich zweizelligen Makroco-
Von 328 Isolaten innerhalb von 14 Jahren (Tab . nidien .
21) entfielen 89 % auf m•nnliche, 11 % auf weibli- Conidien-(imperfektes)Stadium : Epidermophy-
che Patienten . Für diese Unterschiede scheinen ton floccosum LANGERON et MILOCHEVITCH 1930 .
hormonelle Einflüsse eine Rolle zu spielen . Das perfekte Stadium ist bisher unbekannt .

Tabelle 21 Verteilung der Epidermophyton floc- Microsporum audouinii GRUBY


cosum-Infektionen nach Befunden an der Universi-
t•ts-Hautklinik Bonn im Zeitraum von 14 Jahren .
1843
Syn . : Microsporum velveticum SABOURAUD
Anzahl der isolierten St•mme 328 1907 - Microsporum tardum SABOURAUD
M•nner 292 1909 -Microsporum depauperatumGUEGN
Frauen 36 1911 -Sabouraudites audouinii OTA et LAN-
GERON 1923
Perigenitalbereich M•nner 163
Perigenitalbereich Frauen 7 Perfektes Stadium : Beschreibung von BENE-
DEK 1961 (sub judice - bisher unbest•tigt)
Doppelbesiedlung mit Trichophyton 18 Microsporum audouinii, ein besonders für Kinder
mentagrophytes var . interdigitale
hochinfektiäser, anthropophiler Dermatophyt,
Doppelbesiedlung mit Trichophyton rubrum 5 hat gegenüber anderen Microsporumarten an Ak-
tualit•t verloren . Zu Anfang dieses Jahrhunderts
war er hierzulande in Schulen weit verbreitet . Die
Obwohl das Haar in vivo nicht befallen wird, vermag der damalige therapeutische Situation war bei dieser
Pilz jedes Menschenhaar in vitro zu perforieren, wenn es Pilzinfektion besonders schwierig, und nicht sel-
als alleinige Nahrungsquelle zur Verfügung gestellt wird . ten blieb die Krankheit bis zur Spontanheilung in
Perforationsorgane durchdringen keilfärmig Rinde und der Pubert•t unbehandelt . Heute z•hlt Microspo-
Mark des Haares bis zu seiner vollst•ndigen Zersetzung. rum audouinii zu den selteneren Mikrosporieer-
Dabei spielt die Qualit•t des Haares (Erwachsenen- regern ; doch niemand kann sagen, ob unter be-
oder Kinderhaar) keine Rolle . Epidermophyton flocco-
sum besitzt demnach bemerkenswerte keratinolytische stimmten Voraussetzungen eine Epidemie nicht
F•higkeiten . hier oder dort doch wieder aufflammt . Frühzeitige
Aus dem physiologischen Verhalten am Menschen Erkennung und Differenzierung dieser hochin-
kännte man schließen, daß im Haarfollikel Substanzen fektiäsen Microsporumart sind daher wichtig .
Microsporum audouinii 95

Mikroskopisches Nativpr•parat Die Kulturunterseite ist in ihrem mittleren Teil


Die kleinen, trockenen Hautschüppchen werden braun, sonst farblos . Ültere Kulturen werden auch
richtungslos von Mycel durchwachsen . Das befal- oberseits br•unlich bis braun ; doch ist die Pigmen-
lene Haar bricht 2-4 mm oberhalb des Capilli- tierung stets weniger intensiv als bei Microsporum
tiums ab . Diese Haarstümpfe sind von dicht gela- canis (vgl . S . 98) .
gerten, kleinzelligen Sporen (2-3 °m) umgeben .
Mycel ist nur selten noch erkennbar (Abb . 64) . Mikroskopisches Bild
Reproduktionsorgane werden sp•rlich gebildet .
Kulturverhalten Mikroconidien stehen lateral an den Hyphen ;
Makroconidien erscheinen sp•t und nicht zahl-
Befallene H•rchen - meist erkennbar durch ihre reich ; sie kännen fehlen . Ihre deformierte Gestalt
Fluoreszenz unter WOOD-Licht - eignen sich be- mit Einschnürungen und sichelfärmigen Krüm-
sonders gut zur Kultur, da die Sporen rasch zu ei- mungen ist für diese Art typisch und wertvoll zur
nem watte•hnlichen, lockeren Mycelgeflecht aus- Differenzierung . Durch Zusatz von Hefeextrakt
keimen, das zu einem, festen, flachen, kurzmyce- kann ihre Bildung stimuliert werden .
lialen, grau-weißen Thallus wird (Abb . 65) . Die L•ngenunterschiede dieser Spindeln reichen
Auf Sabouraud-Glucose-Agar erreichen die Ko- von 30-90 °m ; die Breite betr•gt 8-20 °m . Da-
lonien in 10 Tagen einen Ä von 2-3 cm ; das bei kann die Anzahl der Kammern zwischen 2 und
Wachstum ist etwas langsamer als bei Microspo- 8 schwanken . Die Außenwand ist stellenweise
rum canis (vgl . S . 98) . Ein radi•rfaltiges Oberfl•- glatt, an den Polen rauh . Bei ausgereiften Spin-
chenprofil wird nicht von allen St•mmen ausge- deln ist sie dick . Im Bereich der Einschnürungen
bildet . kann sie erheblich dünner sein (Abb . 66, 67) .

Abb . 64 Microsporum audouinii .


a, b Nativpr•parat eines infizierten
Kinderhaares in verschiedenen
Bildebenen . Das Haar ist von einer
Manschette aus kleinzelligen Spo-
ren (Mikrosporie) eingehüllt . c, d
Sporenmanschetten bei Mikro-
sporie unter Griseofulvinthera-
pie . c Øbersichtspr•parat des infi-
zierten und behandelten Haares -
unten : Haarwurzel, oben : Spo-
renmanschette . d Starke Vergrä-
ßerung - mit zunehmender Dauer
der Griseofulvingabe w•chst von
unten her ein pilzfreies Haar, in
dessen Keratin die Wirksubstanz
eingelagert ist, heran, w•hrend der
•ltere Abschnitt die Kennzeichen
der Mikrosporie aufweist .
96 Dermatophyten

Chlamydosporen werden h•ufiger terminal als in- Stammhaltung


tercalar gebildet . Tennisschl•gerhyphen und Da Microsporum audouinii-St•mme nicht zum
ÖKammzinken" unterscheiden sich nicht von de- Pleomorphismus neigen, kännen sie jahrelang auf
nen anderer Microsporumarten (Abb . 58 d) . Sabouraud-Glucose-Agar weiterkultiviert wer-
den .
Auf Reiskärnern stellen sie (im Gegensatz zu Mi-
crosporum canis) ihr Wachstum ein .

Epidemiologie
Microsporum audouinii, früher in Europa ende-
misch, ist weltweit verbreitet, vor allem in Schulen
gräßerer St•dte . Im eigenen Beobachtungsgut ließ
er sich w•hrend 23 Jahren bei verschiedenen klei-
neren Epidemien von Kindern isolieren, viel sel-
tener von Erwachsenen .
In der Literatur wird auch über den Befall von
Tieren berichtet ; doch dürfte dieser Erreger, bei
dieser auf den Menschen spezialisierten Art, im
Tierreich •ußerst selten sein .

Pathophysiologie
Pr•dilektionsbereich dieses Dermatophyten ist
das Capillitium von Kindern mit Befall des Haa-
res, der retroauricul•r, im Nacken oder am Hin-
terkopf beginnt . Der Verlauf der Infektion ist in
der Regel entzündungsarm mit deutlicher Ten-
denz zur Chronizit•t . Ohne Behandlung kann die
Erkrankung in der Pubert•t spontan abheilen .
Der Infektionsmodus ist identisch mit dem von
Microsporum canis (s . s . 98) : Befall des Haares an
der Follikelmündung, Abw•rtswachsen des My-
cels im Haar bis zur keratinogenen Zone (Adam-
sonsche Quaste) und Bildung eines mosaik-
•hnlichen Sporenmantels um das Haar, das seine
Elastizit•t verliert und abbricht .
Microsporum audouinii ist vom Endo-Ekto-
thrix-Typ .
Die Herde fluoreszieren grün unter dem WOOD-
Licht . Doch gilt auch hier, wie bei Microsporum
canis, daß nicht alle St•mme Fluoreszenz hervor-
rufen . Deshalb müssen WOOD-Licht-Kontrolle
und kulturelle Untersuchung stets parallel durch-
geführt werden . Aus Nordamerika wird über
nichtfluoreszierende St•mme berichtet .
Ein befallenes H•rchen beginnt erst nach der
2 . Woche zu fluoreszieren . Da die entzündliche
Komponente noch fehlt, wird die Erkrankung
Abb . 65 Microsporum audouinii - Koloniewachs- meist relativ sp•t bemerkt .
tum auf Sabouraud-Glucose-Agar . a Kultur von in-
fiziertem Kinderhaar nach 12 Tagen . b Kultur eines
Systematik
Sammlungsstammes (B 16 - Prof . Dr. BISPING, Han-
nover) nach 28 Tagen . c Kultur eines Stammes aus Conidien-(imperfektes) Stadium : Microsporum
Nigeria (Dr. WALKER, London) nach 9 Tagen . audouinii GRUBY 1843 .
Microsporum audouinii - Microsporum canis 97

Abb . 66 Microsporum audouinii . Deformierte, bizarre Makroconidien, ,Raketthyphen", Chlamydosporen,


ÖKammzinken" (Camera lucida) .

Abb . 67 Microsporum audouinii. a, b Deformierte Makroconidien . c Makroconidien des Stammes ÖNige-


ria" .

Ascogenes (perfektes) Stadium : ein bisher unbe- Perfektes Stadium : Nannizzia otaeHASE-
st•tigter Bericht hat dieses als Veronaia audouinii GEWA et USUI 1974
BENEDEK 1961 bezeichnet . W•hrend zu Beginn dieses Jahrhunderts das an-
St•mme, die mit Arthroderma simii getestet wur- thropophile Microsporum audouinii die am mei-
den, waren vom Ö+"-Kreuzungstyp . sten gefürchtete Microsporumart war, ist heute
das zoophile Microsporum canis an seine Stelle
getreten .
Microsporum canis BODIN 1902 Wo Haustiere mit diesem hochinfektiäsen Der-
Syn. : Microsporum felineum MEWBORN matophyten behaftet sind, entstehen in der Um-
1902 - Microsporum lanosum SABOURAUD gebung leicht kleinere oder gräßere Epidemien .
1907 - Microsporum obesum CONANT 1973 Kinder sind besonders gef•hrdet .
98 Dermatophyten

Sporadische Microsporum canis -Infektionen sind Thallus transferierte den gräßten Teil des Mycels
nach dem Bundesseuchengesetz seit 1980 nicht in Chlamydosporen, die sp•ter ohne Ausnahme
mehr meldepflichtig . wieder zu normalem Mycel auskeimten .
Mikroskopisches Nativpr•parat
Epidemiologie
Das Mycel l•ßt in der Epidermis keine Besonder-
Microsporum canis, prim•r ein zoophiler Derma-
heiten erkennen ; aber ein befallenes Lanugoh•r-
tophyt pelztragender Wild- und Haustiere, ist auf
chen oder ein abgebrochenes Kopfhaar machen
allen Kontinenten verbreitet . Durch die Wirts-
durch den typischen Sporenmantel, der das Haar tiere Hund und Katze wurde er zu einem proble-
umgibt, auf eine Mikrosporie aufmerksam . Der
matischen humanpathogenen Dermatophyten mit
Mantel besteht aus mehreren Schichten von klein-
hoher Kontagiosit•t, vor allem für Kinder im Al-
zelligen, rundlichen Arthrosporen von 2-3 °m Ä ter von 5-10 Jahren .
(also kleiner als die Sporen der Trichophytonar-
Obgleich eine Infektion von Mensch zu Mensch
ten) .
mäglich ist, findet man als eigentliche Infektions-
Kulturverhalten quelle in der Regel ein Tier, das durch Kontakt
Auf Sabouraud-Glucose-Agar entwickelt sich eine Epidemie verursachen kann .
Vorbeugende Maßnahmen sind kaum zu treffen,
weiß-wolliges Luftmycel . Die einzelnen Kolonien
sind stets von strahlenfärmig auslaufenden Hy- weil bei Tieren oft keine oder nur schwer erkenn-
phenbündeln umgeben . Auf diesem N•hrboden bare Symptome einer Infektion vorhanden sind .
wird oberseits nur wenig gelbes Pigment sichtbar ;
die Unterseite ist kr•ftig gelb gef•rbt. Pathophysiologie
Auf Mycosel©-N•hrboden ist die Lufthyphenbil- W•hrend die Infektion auf der glatten Haut zu-
dung reduziert, und die ocker- bis orangegelbe meist mit einer juckenden Papel beginnt, um die
Pigmentierung erscheint auf beiden Seiten mit sich ein pustuläser Herd in ringfärmiger Zonie-
gleicher Intensit•t . Eine Radi•rfaltung ist nur an- rung bildet, dringt der Erreger auf dem Capilli-
gedeutet oder fehlt . Der Thallus bleibt im ganzen tium rasch in die Haarfollikel ein .
flach (Abb. 68, s . Farbtafel 5) . Microsporum canis Für das Verst•ndnis der Wirkungsweise der oralen The-
ist - im Gegensatz zu Microsporum audouinii - rapie der Mikrosporieereger (sie ist heute das Mittel der
auf Reisn•hrboden kultivierbar . Wahl) ist die Kenntnis von Infektionsmodus und -weg
der Microsporumarten von Bedeutung . Auf KLIGMANS
Mikroskopisches Bild eingehenden Studien beruht die nachfolgende Schilde-
rung der Microsporum canis-Infektion .
Microsporum canis bildet reichlich Makroconi-
dien vom Spindeltyp, die unterhalb beider Pole Nach einer 2- bis 4t•gigen Invasionsphase, in wel-
eingeschnürt sind . Die •ußere, mehrschichtige cher sich der Follikelraum bereits mit Mycel an-
und besonders kr•ftige Zellwand ist (an den Polen füllt, dringt das Mycel in einer 0,2 mm breiten
geh•uft) mit Protuberanzen versehen . Quer- Zone in das Haar ein und w•chst abw•rts . Etwa
w•nde trennen zwar die einzelnen Kammern von- am 10 . Tag hat es die obere Grenze des Haarbul-
einander ; doch erlauben kleine, zentrale öffnun- bus erreicht, von dem schon SABOURAUD und
gen in diesen Zellw•nden den Durchtritt von ADAMSON sagten, daß er nicht befallen wird .
Plasma und Kernen von einer Zelle in die andere . An dieser biologischen Barriere entsteht die
Die Makroconidien erreichen eine Gräße von ÖAdamsonsche Quaste", und der aufw•rts wach-
15-10 x 60-125 °m . Die Anzahl der Kammern sende Haarschaft schiebt nun den Pilz passiv mit
variiert von 5-12 . Mikroconidien sind weniger nach oben . Wenn er das Hautniveau erreicht hat
zahlreich (Gräße : 2,5-3,5 x 4-7 °m) (Abb . 69) . (an der Mündung des Haarfollikels), zeigt sich
Terminale und intercalare Chlamydosporen mit deutlich Fluoreszenz .
ihrem Reichtum an Reservestoffen erlauben dem Gräße der rechteckigen, sp•ter abgerundeten ek-
Pilz, l•ngere Ruheperioden zu überstehen . totrichen Sporen : 1,5-2 x 2-3 °m . Ihre lineare
Anordnung ist oft nicht mehr erkennbar . Da sie
Stammhaltung sich nach der Trennung abrunden, erscheinen sie
Microsporum canis überlebt lange Zeitr•ume der eher mosaik•hnlich .
Stoffwechselruhe ohne Schaden . Eine Kultur ließ Die Umlagerung des Haares mit Pilzelementen
sich auf MycoselR-Agar 9 (!) Jahre unter Paraffi- verleiht ihm eine spräde Konsistenz, so daß es we-
num liquidum bei Zimmertemperatur halten . Der nige mm oberhalb des Hautniveaus abbricht . Eine
Microsporum canis 99

manuelle Epilierung ist in diesem Zustand nahezu Peridialhyphenzellen : hantelfärmig, symmetrisch einge-
unmäglich . Daraus wird verst•ndlich, daß die Mi- schnürt .
Peridiale Hyphen : dichotom verzweigt, selten wirtel-
krosporie vor der Üra der oralen Griseofulvinthe-
färmig angeordnet, z . T . über dem Cleistothecium gebo-
rapie fast unbeeinflußbar war .
gen, z.T. . zur Hauptachse geneigt, stumpf endend .
Systematik Anh•ngsel: glattwandige Hyphen von 150 °m L•nge
oder Spiralen oder Makroconidien vom Microsporum
Conidien-(imperfektes) Stadium : Microsporum canis-Typ (dickwandig) .
canis BODIN 1902 . Ascogenes (perfektes) Sta- Asci : 5-7 °m, nicht ganz rund, dünnwandig mit 8 Asco-
dium : Nannizzia otae HASEGAWA et UsUi 1974 sporen .
Cleistothecien : 280-700 °m 0, ohne Anh•ngsel, rund, Ascosporen : 2,5-3,8 x 2-2,5 °m, linsenfärmig, hyalin,
zuerst weiß, sp•ter hellbraun . glatt .

Abb . 69 Microsporum ca-


nis .a Spindelfärmige, dick-
wandige Makroconidien,
Mikroconidien in Akla-
diumform, intercalare Chla-
mydosporen (ÖKnotenor-
gan") (Camera lucida) . b
Eine noch unausgereifte,
dünnwandige Makroconi-
die . c Dickwandige, ausge-
reifte Makroconidie vom
Spindeltyp . Protuberanzen
an den Polen geh•uft .
1 00 Dermatophyten

Microsporum cookei AJELLO 1959 W•rme hemmt die Entwicklung der Kolonien und
die Conidienbildung . In 10 Tagen wird auf Sabou-
Perfektes Stadium : Nannizzia cajetana raud-Glucose-Agar ein Kolonie-Ä von 30 mm er-
AJELLO 1961
reicht .
Microsporum cookei ist ein geophiler, keratino-
philer Pilz, der Microsporum gypseum (s . S . 106) Mikroskopisches Bild
nahesteht . Die Mikroconidien (2 x3-5 °m) stehen lateral an
Allerdings hat er anscheinend noch nicht wie die- den Hyphen, die auch Rakettformen ausbilden .
ser die Schwelle zum Parasitismus überschritten, Eine Fülle von Makroconidien verursacht das
so daß er nur ausnahmsweise als Infektionserreger trocken-pudrige Erscheinungsbild der Prim•rkul-
in Erscheinung tritt . tur . Diese Spindeln sind im Aussehen überein-
stimmend mit denen von Microsporum gypseum -
Mikroskopisches Nativpr•parat
abgesehen von ihrer Breite . Die rauhe •ußere
Wegen des vorstehend geschilderten Umstandes Zellwand ist auffallend dick (bis zu 5 °m) . Die
entf•llt die Beschreibung eines Nativpr•parates . Anzahl der Kammern betr•gt 5-7, die Conidien-
Kulturverhalten gräße 10-15 x 30-50 °m (Abb . 71) .
Eine sorgf•ltige Differenzierung gegenüber Mi-
Die Kolonien zeigen eine pudrige Oberfl•che mit
crosporum vanbreuseghemii und Trichophyton
gelbbrauner Mitte, weiß-wolliger peripherer
ajelloi ist erforderlich . (Die beiden letzteren sind
Zone und purpurroter Rückseite, deren intensive glattwandig!)
F•rbung besonders im Randbereich auch auf der
Oberseite erkennbar ist . (Abb . 70) . Die Wachs- Stammhaltung
tumsgeschwindigkeit ist bei +26„ C groß . Mehr
Vgl . Microsporum gypseum (s . S . 106ff .) .

Epidemiologie
Microsporum cookei ist in allen Teilen der Welt im
Erdboden verbreitet . Sein Nachweis im Fell zahl-
reicher Kleintiere und auch gräßerer Tiere ist
nicht immer mit einer Erkrankung dieser Warm-
blüter verbunden .
In vitro bildet er - entsprechend seiner keratino-
philen Lebensweise im Erdboden - keilfärmige
Haarperforationen (ohne Fluoreszenz) .
Aus Bulgarien und aus österreich wird über das
Vorkommen von Microsporum cookei beim Men-
schen berichtet ; doch sind seine humanpathoge-
nen Eigenschaften außerordentlich gering .
Systematik
Conidien-(imperfektes) Stadium : Microsporum
cookei AJELLO 1959
Ascogenes (perfektes) Stadium : Nannizzia caje-
tana AJELLO 1961
Cleistotbecien : rund, hellgelb, Ä 368-686 °m
Peridialhyphenzellen : stachelig, dünnwandig, leicht ein-
geschnürt .
Peridiale Hyphen : wirtelfärmig verzweigt, septiert . An
den freien Enden befinden sich 2 Arten von Anh•ng-
seln :
I . lange, dünne, spitz zulaufende F•den (1-4 °m breit
und bis zu 480 °m lang) ;
Abb . 70 Microsporum cookei . a Kolonie auf Sa- 2 . glat wandige, dün e F•den, die spiralig aufgerol t
bouraud-Glucose-Agar nach 20 Tagen : zentrale, sind .
ringfärmige, rätliche Verf•rbung . b Unterseite der Asci: (Ä 6-9 °m) kugelrund, enthalten 8 Sporen .
gleichen Kolonie mit braunroter Verf•rbung . Ascosporen : (3-3,6 x 1,8 °m) l•nglich, glattwandig .
Microsporum distortum 101

Vieles spricht fär die Annahme, daü er zum For-


menkreis des Microsporum canis gehßrt (Mutan-
te?), dessen spontane Ver•nderung vor allem die
Gestalt der Makroconidien betrifft . Sowohl im
Bauplan der Kolonien wie auch im physiologi-
schen Verhalten in vivo und in vitro ist die Ühn-
lichkeit mit der Microsporum canis-Stammform
unverkennbar .
In England und Deutschland wurde das gleichzei-
tige Vorkommen von Microsporum canis und Mi-
crosporum distortum in der gleichen L•sion beob-
achtet . Die spontane Deformierung der Makro-
conidien vollzieht sich offenbar stets neu unter
dem Einfluü eines bisher nicht bekannten auslß-
senden Faktors .

Mikroskopisches Nativpr•parat
Hautschuppen aus der Randzone der Herde las-

Abb . 71 Microsporum cookei. a Dickwandige Ma-


kroconidien mit Protuberanzen, Mikroconidien in
Akladiumform (Camera lucida) . b Makroconidien in
verschiedenem Reifezustand mit Spirale . c Reife
Makro- und Mikroconidien (wie a) .

Microsporum distortum DI MENNA


et MARPLES 1954
Syn . : Microsporum umbonatum SABOURAUD
1907 Abb . 72 Microsporum distortum . a Kulturbild
nach 14 Tagen auf Sabouraud-Glucose-Agar . b Ko-
Perfektes Stadium : unbekannt lonie nach 14 Tagen auf Sabouraud-Glucose-Agar
Microsporum distortum, ein seltener Dermato- mit Sektorenbildung, deren Abimpfung die Eigen-
phyt, bef•llt Menschen und Tiere gleichermaüen . schaften von Microsporum canis aufweist .
1 02 Dermatophyten

sen das äbliche Bild des verzweigten Mycels er- Kulturverhalten


kennen . Das Haar wird sofort attackiert, kleinzel- Der Habitus der Prim•rkulturen l•üt zun•chst an
lige (2-3 öm) Sporen umgeben den Haarschaft . Microsporum canis denken : rasch wachsender
Im Wood-Licht findet man eine gelb-gräne Fluo- Thallus mit weiüem, lockeren Luftmycel . Eine
reszenz der befallenen Areale, vorwiegend Rund- breite Zone submers wachsender Randhyphen ist
herde . besonders ausgepr•gt .

Abb . 73 Microsporum distortum . a Mikromorphologische Merkmale : deformierte Makroconidien von bi-zarrer Gestalt mit unregelm•üiger Kammerung (die gelegentlich fehlt), ferner Mikroconidien und Chlamydo-

sporen (Camera lucida) . b Typische deformierte Makroconidien . c Einzelne, stark deformierte Makroconi-
dien . d ©bergang zur Microsporum canis-•hnlichen Makroconidienform .
Microsporum equinum 1 03

Die Kulturoberseite ist anfangs weiü, sp•ter hell- perfektes Stadium nicht gebildet, denn auch bei
braun, die Unterseite im Zentrum braun, an der hßheren Pflanzen entf•llt die generative Phase,
Peripherie ockergelb . Das Wachstum erreicht bis wenn Reproduktionsorgane deformieren .
zu 40 mm in 12 Tagen (Abb . 72) . Conidien-(imperfektes)Stadium : Microsporum dis-
tortum DI MENNA et MARPLEs 1954 .
Mikroskopisches Bild Das perfekte Stadium ist nicht bekannt .
Auffallend ist die bizarre Form der zwei- bis viel-
zelligen Makroconidien, die erhebliche Unter- Microsporum equinum BODIN 1896
schiede in Grßüe und Gestalt aufweisen (5-20 x
Syn . : Microsporum canis (sub Judine - um-
30-80 öm) . Sie sind unregelm•üig gekrämmt,
stritten)
scheinbar verzweigt, stellenweise eingeschnärt
oder mit hßckerfßrmigen Ausstälpungen verse- Perfektes Stadium : unbekannt
hen . Daraus resultiert eine heterogene Form der VANBREUSEGHEM wie AUSTWICK sehen in Micro-
einzelnen Kammern . Die zahlreichen Mikroconi- sporum equinum eine eigenst•ndige Art, die vor-
dien sind komma- bis birnfßrmig und in Akla- zugsweise bei Pferden vorkommt . Eine Ühnlich-
diumform angeordnet (1,5-4 x 3-9 sm) (Abb . keit mit Microsporum canis ist unverkennbar .
73) . Auf Sabouraud-Glucose-Agar ist die Kolonie
oberseits grau-weiü, glatt oder radi•rfaltig, unter-
Stammhaltung seits hellgelb (Abb . 74) . Im mikroskopischen Pr•-
Es ist schwierig, eine Microsporum distor- parat finden sich birnenfßrmige Mikroconidien in
tum-Kultur typisch zu erhalten . Subkulturen zei- Traubenform und zahlreiche Makroconidien, die
gen zun•chst partiell, dann vollst•ndig normales einen Unterschied zu Microsporum canis nur be-
Wachstum wie bei Microsporum canis-St•mmen . dingt erkennen lassen (Abb . 75), obwohl die Ma-
Dementsprechend werden auf Reisn•hrboden nur kroconidien meist als etwas kleiner beschrieben
kurze Zeit deformierte Conidien gebildet . werden .
Auch unter Paraffinum liquidum bleibt der Thal-
lus zun•chst charakteristisch : Abimpfungen ent- Systematik
halten aber keine deformierten Spindeln mehr . Nach PADHYE, WEITZMAN u . AJELLO (1979) hy-
drolysieren Microsporum equinum und Nannizzia
Epidemiologie
otae (Microsporum canis) innerhalb von 8-14 Ta-
©ber Microsporum distortum- Infektionen wurde gen Harnstoff . Nannizzia otae-Isolate reagieren in
1954 erstmalig aus Neuseeland berichtet, sp•ter vitro im Haarperforationsversuch positiv, Micro-
bei Kapuzineraffen und Menschen aus den USA, sporum equinum-St•mme negativ . Negative
1974 aus Deutschland und 1977 wieder vom Kreuzungsversuche mit Nannizzia otae stätzen die
nordamerikanischen Subkontinent . Bei letztge- Ansicht, daü Microsporum equinum eine eigene
nanntem Bericht handelt es sich um einen Stamm,
der kombiniert aus Microsporum canis und Micro-
sporum distortum bestand - analog einer eigenen
Beobachtung, HEYMER U . VELTMAN (1974) (Abb .
72 d) .
Pathophysiologie
Das pathophysiologische Verhalten entspricht
dem der Form Microsporum canis : hohe Infektio-
sit•t, Tendenz zum Haarbefall - insbesondere bei
Kindern -, gute Beeinfluübarkeit durch orale
Therapie mit Griseofulvin .

Systematik
Zwei der zuletzt in den USA gefundenen St•mme
wurden einer Kreuzung mit Nannizzia otae Ä+"
und Ä-" unterzogen . Das Kreuzungsergebnis mit
dem Ä+"-Stamm waren nur leere Cleistothecien Abb . 74 Microsporum equinum-Kolonie nach 14
ohne Asci und Ascosporen . Vermutlich wird ein Tagen auf Sabouraud-Glucose-Agar .
1 04 Dermatophyten

Dieser in Zentralafrika (im Kongogebiet) ende-


mische Dermatophyt steht Microsporum audoui-
nii recht nahe . VANBREUSEGHEM trennt ihn jedoch
aufgrund einiger morphologischer Kriterien und
aufgrund von Tierversuchen als eigene Einheit ab .

Mikroskopisches Nativpr•parat
Die abgebrochenen Kopfh•rchen, die im Wood-
Licht grän fluoreszieren, sind von kleinzelligen
Sporen (2-3 öm) umgeben .

Kulturverhalten
Das Verhalten der Kultur ist - abgesehen von ei-
ner rotbraunen Farbkomponente - mit Microspo-
rum audouinii identisch . Das Relief kann glatt sein
oder eine angedeutete Radi•rfaltung aufweisen
(Abb . 76) .

Mikroskopisches Bild
Hier manifestiert sich deutlich ein Unterschied zu
Microsporum audouinii in der auüergewßhnlichen
Grßüe der stets terminalen Chlamydosporen (bis
zu 40 (!) öm „) . Die Makroconidien sind mehr
oder weniger deformiert (Abb . 77) .

Schmmhaltung
Die Weiterzächtung ist problemlos ; ein Pleomor-
phismus tritt nicht ein .
Epidemiologie
Eine Verbreitung ist bisher nur auf dem afrikani-
schen Kontinent bekannt .
Besonderheiten gegenäber Microsporum audoui-
nii sind sonst nicht erkennbar .
Pathophysiologie
Im humanpathogenen Bereich sieht VANBREU-
SEGHEM eine st•rkere Tendenz zum Befall der
glatten Haut . Von ihm durchgefährte Infektions-
versuche beim Meerschweinchen verliefen positiv
(mit Fluoreszenz), im Gegensatz zu den stets ne-
gativen Tierversuchen mit Microsporum audoui-
A bb . 75 Microsporum equinum . a Makro-und Mi- nii.
kroconidien (Camera lucida), b Makroconidien,
c junge Makroconidie in starker Vergrßüerung . Systematik
Conidien-(imperfektes) Stadium : Microsporum
Species darstellt, deren perfektes Stadium noch langerontt VANBREUSEGHEM 1950
nicht gefunden wurde . Das perfekte Stadium ist unbekannt .

Microsporum langeronii VANBREU-


Microsporum ferrugineum OTA 1922
SEGHEM 1950
Syn . : Microsporum aureum TAKEYA 1925 -
Syn . : Microsporum audouinii var . langeronii Microsporum orientale CAROL 1928-Tricho-
- Sabouraudites langeronii
phyton ferrugineum (OTA) LANGERON et
Perfektes Stadium : unbekannt MILOCHEVITCH 1930
Microsporum langeronii 105

Abb . 76 Microsporum langeronii . Oberseite (a) und rotbraun gef•rbte Unterseite mit weiüem Randsaum (b)
nach 21 Tagen auf Sabouraud-Glucose-Agar . c Kultur nach 30 Tagen auf Sabouraud-Glucose-Agar . d Kul-
tur mit Sektorenbildung im mittleren Teil der Kolonie nach 30 Tagen (isoliert vom Kopfhaar eines afrikani-
schen Kindes aus Zaire) .

Abb . 77 Microsporum langeronii


- deformierte Makroconidien .
1 06 Dermatophyten

Wahrscheinliches Syn . : Microsporum japonicum und Trichophyton schoenleinii-•hnlich . Alle sind


Dom et KAMBAYASHI 1921 umgeben von submers wachsenden Hyphenbän-
Perfektes Stadium : unbekannt deln . Thiamin ist zur Kultur nicht erforderlich .
Das Verbreitungsgebiet dieses Dermatophyten ist Mikroskopisches Bild
der afroasiatische Raum mit Endemiegebieten in Das Kulturmycel, von einer bambus•hnlichen
Japan und im westlichen Afrika . Auf den ameri- Haupthyphe ausgehend (Abb . 58b, s . S . 91), er-
kanischen Subkontinenten, in Australien und in h•lt durch spitzwinklige Verzweigungen ein be-
Westeuropa fehlt er, w•hrend er in Osteuropa - sonderes Aussehen . Bisweilen verlaufen die Hy-
vorallem auf dem Balkan -sporadisch vorkommt . phen strangfßrmig parallel nebeneinander . Steril
sind sie fast alle .
Mikroskopisches Nativpr•parat VANBREUSEGHEM fand heraus, daü Makroconidien
Wie bei Microsporum audouinii (vgl . Abb . 64) ist vom Microsporum canis-Spindeltyp (in geringer
der Haarschaft von einer Manschette aus kleinzel- Zahl) auf verdänntem Sabouraud-Glucose-N•hr-
ligen Sporen umgeben : die befallenen Haare fluo- boden oder auf ÄFreezing"-Agar (Kartoffel-Glu-
reszieren im Wood-Licht. cose-Holzkohle-Agar) gebildet werden (Vor-
schrift 8, s . S . 36) .
Kultrvehan
Das Kulturbild der langsam wachsenden Thalli ist Stammhaltung
polymorph . Sie kßnnen glabrßs, verrukßs und K•ltepassagen (im Kählschrank) werden nicht
rostfarben pigmentiert oder flach und unpigmen- vertragen ; die St•mme mässen im Rhythmus von
tiert sein (Abb . 78) . VANBREUSEGHEM unterschei- einigen Monaten auf neuen N•hrboden äbertra-
det 4 Kolonieformen : flaumig, faltig, sternfßrmig gen und bei Zimmertemperatur gehalten werden .
W•hrend einige Isolate die F•higkeit zur Pig-
mentbildung ganz verlieren, wachsen andere nur
auf bestimmten N•hrbßden (wie Malzagar) pig-
mentfrei .

Epidemiologie
Endemiegebiete gibt es - wie eingangs erw•hnt -
in Westafrika, Ostasien und seit dem 2 . Weltkrieg
auch auf dem Balkan .

Pathophysiologie
Wie bei Microsporum canis wird der behaarte
Kinderkopf bevorzugt befallen ; Entzändungser-
scheinungen fehlen dabei .
©ber ein Vorkommen bei Tieren wurde bisher
nicht berichtet ; ein saprophyt•res Stadium im
Erdboden ist nicht bekannt .
Systematik
Conidien-(imperfektes) Stadium : Microsporum
ferrugineum OTA 1922
Das perfekte Stadium ist nicht bekannt .

Microsporum gypseum (BODIN)


GUIART et GRIGORAKIS 1928
Syn . : Achorion gypseum BODIN 1907 - Mi-
crosporum xanthodes FISCHER 1918
Abb . 78 Microsporum ferrugineum . a Kultur nach
3 Wochen bei 26Ö C auf Sabouraud-Glucose-Agar . b Perfektes Stadium : Nannizzia gypsea (NAN-
Kultur nach 8 Wochen bei 26ÖC auf Sabouraud-Glu- NIzzI) STOCKDALE 1963 - Nannizzia incur-
cose-Agar . vata STOCKDALE 1961
Microsporum gypseum 1 07

Microsporum gypseum, ein geophiler Dermato- Bei mangelnder Luftfeuchtigkeit in der Kultur-
phyt, verursacht unter allen Microsporum-Arten, schale kßnnen die Zellen einer Makroconidie kol-
die den Menschen befallen, wohl die geringsten labieren, so daü sie im mikroskopischen Bild ein
Probleme . bizarres Aussehen annimmt .
Die Erkrankung tritt sporadisch auf und ist ohne Grßüe der Makroconidien : 7,5-16 x 25-60 öm
die Gefahr einer hohen Kontagiosit•t ; auch fehlt (Abb . 80), Grßüe der Mikroconidien : 2,5-3 x
dem Erreger die Tendenz zur Chronizit•t . Seine 4-6 öm ; sie sind relativ selten (Abb . 80 b) .
Adaptation an den Menschen ist gering.
Stammhaltung
Kulturen von Microsporum gypseum neigen dazu ,
Mikroskopisches Nativpr•parat
Im Direktpr•parat ist Microsporum gypseum
nicht von Trichophyton-Pilzen zu unterscheiden,
da ihm die besondere Affinit•t zum Befall des
Haares - wie sie bei Microsporum canis und Mi-
crosporum audouinii ausgepr•gt ist - fehlt . Ande-
rerseits wird von einem Befall der Lanugohaare
berichtet . Die Sporen vom Endothrixtyp haben
einen „ von 4-5 bzw . 6-8 öm .

Kulturverhalten
Der lebhaft wachsende Thallus bleibt vollst•ndig
flach, abgesehen von einem kleinen erhabenen
Impfkegel, der Initialstelle des Wachstums, die
aber bald pleomorph wird . In der ersten Kultur-
Woche begin t-ausgehndvorPipheds
Kegels - eine äppige Produktion von Makroconi-
dien, die der Oberfl•che ein gipsiges oder kßrniges
Aussehen verleihen .
Manche St•mme bilden keine geschlossene Thal-
lusdecke und wachsen nur in lockeren Mycelgrup-
pen .
Der Farbton ist auf Mycosel°-N•hrbodenlg
bis ockergelb . Auf Sabouraud-Glucose-Agar ent-
steht immer die typische Sandfarbe, bisweilen mit
einer zartrosa Komponente . Die Kulturunterseite
ist farblos oder dunkelgelb bis braun . Pigment
wird an den N•hrboden nicht abgegeben (Abb .
79, s . Farbtafel 6) .

Mikroskopisches Bild
Das mikroskopische Bild wird durch die groüe
Zahl von spindelfßrmigen, dännwandigen Makro-
conidien beherrscht, die oft bändelweise zusam-
menstehen .
Die •uüere Zellwand ist mit Protuberanzen verse-
hen ; doch gibt es vereinzelt auch glattwandige
St•mme . In der Regel enthalten die Makroconi-
dien 5-6 Kammern, die einzeln zum neuen Aus-
keimen bereit sind, wenn ein ad•quat feuchtes Mi- Abb . 80 Microsporum gypseum . a Makro- und
lieu zur Verfägung steht . Beginnt der N•hrboden Mikroconidien (Camera lucida) . b Kulturpr•parat
auszutrocknen, so räckt das Plasma an die innere mit Makro- und Mikroconidien . c Spindelfßrmige
Zellwand, und die Conidie fungiert als ÄDaueror- Makroconidien und Raketthyphen (Zeiss-Phasen-
gan" zum ©berleben ungänstiger Bedingungen . kontrast) .
1 08 Dermatophyten

pleomorph zu werden . Eine Rßhrchenkultur auf Systematik


Reiskßrnern verhindert die äberm•üige Mycel- Conidien-(imperfektes) Stadium: Microsporum
produktion und erh•lt das an Conidien reiche Sta- gypseum
dium fär ein Jahr .
Dem Microsporum gypseum-Komplex sind 2 per-
fekte Stadien zuzuordnen :
Epidemiologie
Microsporum gypseum ist prim•r geophil und 1 . Nannizzia incurvata STOCKDALE 1961
weltweit verbreitet . Ungeachtet des pH-Wertes
Cleistothecien : 350-650 öm „ (gemessen ohne An-
kommt er in allen Bßden, am h•ufigsten in
h•ngsel), rund, hellbraun .
Kulturerde vor . Peridialhyphenzellen : 1-3 Einschnärungen, mehr
Als Bestandteil der keratinabbauenden Mikro- oder weniger symmetrisch .
flora des Erdbodens spielt er eine Rolle im Haus- Peridiale Hyphen: wirtelfßrmig angeordnet, fein ver-
halt der Natur. zweigt ; die Verzweigungen sind zur Hauptachse ge-
Offenbar steht dieser Pilz erst am Anfang einer bogen - bis zu 5 Stäck .
(phylogenetischen) Entwicklung, die ihn auch zu Anh•ngsel: schwertfßrmig zugespitzte Hyphen oder
einer parasit•ren Lebensweise bef•higt . Spiralhyphen oder Makroconidien mit 5 Septen .
Asci : 5-7 öm, 8 Ascosporen .
Bei wild lebenden Tieren und bei Haustieren wird
Ascosporen : 1,5-2 x 2,5-3,6 öm, linsenfßrmig.
er ohne klinische Symptome gefunden .
Infektionen des Menschen Stehen oft im Zusam- 2 . Nannizzia gypsea (NANNIZZI) STOCKDALE 1963
menhang mit beruflicher Exposition, insbeson-
Cleistothecien : „ 300-750 öm (selten 900 öm), rund,
dere bei G•rtnern und Landarbeitern .
hellbraun.
Peridialhyphenzellen : 1-3 Einschnärungen, mehr
Pathophysiologie oder weniger symmetrisch .
Microsporum gypseum spielt mengenm•üig in der Peridiale Hyphen : fein verzweigt und äber dem Clei-
Dermatophytenflora des Menschen keine groüe stothecium gebogen, septiert .
Rolle . Anh•ngsel: septierte, glattwandige, zugespitzte Hy-
Obgleich die F•higkeit zum Abbau des Keratins phen bis 250 öm lang oder Spiralhyphen oder Makro-
conidien mit 5 Septen .
w•hrend seiner saprophyt•ren Phase im Erdbo-
Asci : 5-7 öm, 8 Ascosporen .
den besonders ausgepr•gt ist, werden beim Men-
Ascosporen : 1,5-2 x 2,5-4 öm .
schen Haarschaft und N•gel selten befallen . Neu-
erdings wird von einem Befall der Lanugohaare
Anmerkung
berichtet .
Fast immer handelt es sich um Solit•rherde an Microsporum fulvum wird neuerdings als eigene
nicht bedeckten Kßrperstellen, die auf unmittel- Species vom Microsporum gypseum-Komplex ab-
baren Kontakt mit Erdboden zuräckzufähren getrennt (Abb . 79 b, s. Farbtafel 6) . Die Makro-
sind . G•rtner sind durch den beruflichen Kontakt conidien sind mehr zylinderfßrmig ; die Cleisto-
mit Kulturerde am meisten betroffen . Fast jede thecien erreichen eine besondere Grßüe .
Infektion ist von Entzändungen begleitet, so daü
die Patienten frähzeitig den Arzt aufsuchen . Nannizzia fulva
Infektionen von Mensch zu Mensch sind selten . Cleistothecien : 500-1250 sm „ (gemessen ohne An-
Geh•uftes Auftreten von Microsporum gyp- h•ngsel), rund, hellbraun .
seum- Infektionen hat praktisch immer seinen Ur- Peridialhyphenzellen : 1-3 Einschnärungen, mehr oder
sprung in einer gemeinsamen terrestrischen Infek- weniger symmetrisch .
tionsquelle . Peridiale Hyphen : bis zu 4 Hyphen entspringen einer
Zelle ; sie sind äber dem Cleistothecium gebogen, stach-
Mikrosporieepidemien wie bei Microsporum ca-
lig .
nis oder Microsporum audouinii werden durch Anh•ngsel : glattwandige, septierte Hyphen bis 250 öm
Microsporum gypseum nicht verursacht . lang oder Spiralhyphen oder Makroconidien .
Eine Meldepflicht besteht nicht, wohl aber - je Asci: nicht ganz rund, 4-7 öm, 8 Ascosporen .
nach Lage der Dinge - die Pflicht zur Anzeige als Ascosporen : 1,5-2 x 2,5-4 m .
mutmaüliche Berufserkrankung (Berufsunfall) 1 .
Conidien-(imperfektes) Stadium : Microsporum
fulvum URIBURU 1909
1 7 . Berufskrankheitenverordnung vom 20 . 6 . 1968, Ascogenes (perfektes) Stadium : Nannizzia fulva
BGB1 . I, S . 721 STOCKDALE 1963
Microsporum nanum 1 09

Microsporum nanum FUENTES 1956 schaften wurden in Mittelamerika (Cuba) be-


kannt .
Syn . : Microsporum gypseum (BODIN) GUIART Infektionen beim Menschen konnten stets auf
et GRIGoRAKIS var . nana FUENTES, ABOULA- einen Kontakt mit Tieren zuräckgefährt werden .
FIA et VIDAL 1954
Systematik
Perfektes Stadium : Nannizzia obtusa DAW- Conidien-(imperfektes) Stadium : Microsporum
SON et GENTLES 1961 nanum FUENTES 1956
Microsporum nanum, urspränglich als Zwergform Ascogenes Stadium : Nannizzia obtusa DAWSON et
des Microsporum gypseum dieser Species ange- GENTLEs 1961
gliedert, ist als selbst•ndige Art anzusehen, nach- Cleistothecien: rund und hellbraun ; „ 250-450 öm .
dem 1961 das perfekte Stadium (Nannizzia obtu- Peridialhyphenzellen : 4-7 x 8-20 öm ; 1- 2 leichte
sa) gefunden wurde . Einschnärungen ; dickwandig, stachlig und zylindrisch .
Die auüergewßhnlich kleine Gestalt der Makro- Peridialhyphen : hellgelb ; meist dichotom verzweigt, sel-
conidien und ihre Anordnung kßnnen Anlaü zur ten wirtelfßrmig ; Verzweigungen im stumpfen Winkel
Verwechslung mit Chrysosporium keratinophilum zum Hauptast .
sein (vgl . S . 256) . Anh•ngsel: Spiralen und septierte Hyphen (bis 450 öm
lang) .
Der Pilz wurde als Erreger von Infektionen bei Asci: 5,6-6,5 x 5-6 öm ; schlauchfßrmig, dännwandig,
Tieren und Menschen gefunden . 8 Sporen .
Ascosporen: 1,2-2 x 2,7-3,2 öm ; glatt, linsenfßrmig,
Mikroskopisches Nativpr•parat gelblich gef•rbt .
Das reich verzweigte Mycel (mit 2,5 öm „ )
durchw•chst die Epidermis . Groüzellige Sporen
(5-8 öm) und kurze Mycelf•den sind am und im
Haar zu finden, das nicht fluoresziert .

Kulturverhalten
Der Thallus w•chst auf Sabouraud-Glucose-Agar
flach, dänn, pudrig bis kßrnig und ohne Oberfl•-
chenprofil . Das Erscheinungsbild ist •hnlich dem
von Microsporum gypseum . Die Randstrahlen
sind zart und ein wenig gebändelt . Das unterseits
gebildete rßtlichbraune Pigment diffundiert nicht
in den N•hrboden (Abb . 81) .

Mikroskopisches Bild
Die ellipsoiden, kleinen, 1- bis 3zelligen, rauh-
wandigen Makroconidien imponieren in groüer
Zahl . Sie stehen auf kurzen Stielchen an den Hy-
phen oder sind in lockerer, trauben•hnlicher Form
angeordnet.
Ihre Grßüe betr•gt 5-7 x 10-15 öm . Mikroconi-
dien, sowohl keulen- wie birnenfßrmige, sind rela-
tiv selten (Abb . 82) .

Stammhaltung
Vgl . Microsporum gypseum (s. S . 107) .

Epidemiologie
Abb . 81 Microsporum nanum . a Oberfl•chenan-
Das saprophyt•re, geophile Stadium ist weltweit sicht der Kolonie nach 14 Tagen auf Sabouraud-
verbreitet . ©ber den Befall von Tieren (insbeson- Glucose-Agar . b Unterseite nach 14 Tagen auf glei-
dere Schweinen) wird aus Afrika, den USA und chem Substrat . Peripherie weiü, im Zentrum br•un-
Australien berichtet . Humanpathogene Eigen- lich verf•rbt mit rotbrauner Randzone .
1 10 Dermatophyten

Dieser zoophile Dermatophyt, von SABOURAUD als


vermeintliche Trichophytonart beschrieben,
wurde 1967 von STOCKDALE auf Grund der geneti-
schen Analyse in der Gattung Microsporum ein-
geordnet . Er gilt in der mykologischen Literatur
zwar als selten, doch därfte er wegen seiner •uüer-
lichen Ühnlichkeit mit Trichophyton mentagro-
phytes h•ufig nicht identifiziert worden sein .
Mikroskopisches Nativpr•parat
Die Hautschuppen (Blasendecken) sind sehr stark
von Mycel durchwachsen, das kurzf•dig und reich
verzweigt ist . Ein besonderer Hinweis auf den Er-
reger ist daraus nicht zu entnehmen .
Kulturverhalten
Das Aussehen unterscheidet sich nicht wesentlich
von Trichophyton menchgrophytes (vgl . S . 127) .
Lebhaftes Wachstum kennzeichnet die Kolonien,
die auf Sabouraud-Glucose-Agar in 10 Tagen ei-
nen „ von 25-30 mm erreichen und die - bis auf
einen kleinen cerebriformen, mittleren Teil -
flach und ziemlich glattrandig bleiben . Nach etwa
einer Woche f•rbt sich die watte•hnliche Oberfl•-
che gelblich, kurz darauf erh•lt sie den typischen
pfirsich•hnlichen Farbton, die Unterseite er-
scheint dunkler . Wachstums- und Farbintensit•t
sind auf Mycosel ° -N•hrboden etwas schw•cher
(Abb . 83, s . Farbtafel 6, u . Abb . 84) .
Mikroskopisches Bild
Erst im mikroskopischen Bild manifestiert sich
der klare Unterschied zu Trichophyton mentagro-
phytes. In groüer Menge werden Mikroconidien
gebildet, die kugelrund, spitz und sogar lang ge-
stielt sein kßnnen (2-3 x 3-5 öm, ohne das Stiel-
ehen) . Sie sind lateral an den Hyphen und in Trau-

Abb . 82 Microsporum nanum . a Kleine, vorwie-


gend zweikammerige Makroconidien, keulen- und
birnenfßrmige Mikroconidien, Arthrosporen, Chla-
mydosporen (Camera lucida) . b Zweikammerige
Makroconidien in st•rkerer Vergrßüerung . c Wie b,
jedoch bei noch st•rkerer Vergrßüerung .

Microsporum persicolor (SABOU-


RAUD) GUIART et GRIGORAKIS
1928
Syn . : Trichophyton persicolor SABOURAUD
1910 Abb . 84 Microsporum persicolor . 20 Tage alte Kul-turafMycosel"-N•hrbdnmitascwhend,

Perfektes Stadium : Nannizzia persicolor flachen Kolonien, die im Zentrum cerebriform ge-
STOCKDALE 1967 wunden sind .
Microsporum persicolor 111

ben angeordnet . Die spindelfürmigen Makroco- Nagetieren (Feldm©usen, Waldw•hlm©usen,


nidien sind 5- bis 7-zellig (die Mehrzahl besitzt 6 Hamstern) ohne oder mit geringen Hautver©nde-
Kammern), d•nnwandig und außen im Bereich rungen zu finden ist . Auch das Haarkleid war nicht
der Pole mit sehr kleinen Protuberanzen verse- befallen . Eine indirekte Äbertragung von diesen
hen, die erst mit Ülimmersion gut erkennbar wer- Tieren •ber Hunde und Katzen auf den Menschen
den . Grüße der Spindeln : 6-9 x 30-65 öm (Abb . scheint wahrscheinlich .
85) . In Frankreich wird dieser Pilz als Ursache von
Nach etwa 3 Kulturwochen werden massenhaft äHerpes circinata" vorwiegend an den nicht be-
Spiralhyphen gebildet . deckten Kürperstellen des Menschen beschrie-
ben . Dort f•hrten Nagetieruntersuchungen in vie-
Stammhaltung len Gegenden ebenfalls zu positiven Ergebnissen .
Die Fortz•chtung gelingt gut auf Reiskürnern mit BADILLET h©lt Nagetiere in aller Welt f•r ein uner-
ein- bis zweimaliger Erneuerung des N©hrsub- schüpfliches Reservoir als direkte und indirekte
strats im Jahr . Infektionsquelle des Menschen . Äber ein sapro-
phyt©res Stadium im Erdboden wurde bisher nicht
Epidemiologie berichtet . - Außer in Europa wurde das Vor-
ENGLISH (1966) stellte fest, daß dieser zoophile kommen dieses Pilzes in Brasilien, in Canada, in
Pilz in England h©ufig bei freilebenden, kleinen Japan und in den USA best©tigt .

Abb . 85 Microsporum persico-


lor . a D•nnwandige, lanzettfür-
mige Spindelsporen . b D•nnwan-
dige Makroconidien und ägestiel-
te" Mikroconidien in Botrytis-
form . c, d D•nnwandige Makro-
conidien vom Spindeltyp, rundli-
che und ägestielte" Mikroconidien
in lockerer Traubenform .
112 Dermatophyten

Pathophysiologie Cleistothecien : „ 350-900 öm ; hellbraun bis dunkel-


Bemerkenswert ist bei Microsporum persicolor braun, rund .
Peridialhyphenzellen : 3,5-7,5 x 5,5-27,5 öm ; d•nn-
das Fehlen der Haarbeteiligung bei Mensch und
wandig, stachlig, in der Mitte leicht eingeschn•rt .
Tier . Dennoch ist der Verlauf der Erkrankung Peridialhyphen : hyalin, stark verzweigt und •ber dem
beim Menschen vorwiegend entz•ndlich . Solit©r- Cleistothecium gekr•mmt .
herde mit und ohne id-Reaktion werden in der Li- Anh©ngsel : verzweigte, spiralenfürmig gewundene Hy-
teratur angegeben . phen .
Der Pilz wurde im eigenen Untersuchungsgut ge- Asci: 4,5-6,0 x 5,0-7,0 öm ; schlauchfürmig, d•nn-
z•chtet aus einem äblasig eitrigen Ekzem des wandig und mit 8 Sporen .
rechten Kleinfingers einer 47j©hrigen Patientin"- Ascosporen : 2,5-3,3 x 1,6-2,1 öm ; linsenfürmig,
so lauteten die Angaben des Arztes, der Blasen- glattwandig und gelb .
decken als Untersuchungsmaterial eingeschickt
hatte . Ein weiterer Stamm wurde vom Rundherd
an der Wange eines 11 j©hrigen M©dchens isoliert. Microsporum rivalieri
Beide Patientinnen kamen aus einer l©ndlichen VANBREUSEGHEM 1963
Eifelgegend . Microsporum persicolor - urspr•ng- Syn . : Microsporum audouinii var . rivalieri -
lich bei wilden Nagetieren zu finden - spielt an- Sabouraudites rivalieri
scheinend f•r die Landbevülkerung eine ©hnliche
Rolle wie Trichophyton mentagrophytes var . aste- Perfektes Stadium : unbekannt
roides als Parasit der Spieltiere (Meerschwein- Das anthropophile Microsporum rivalieri ist dem
chen) bei der Stadtbevülkerung (s . S . 129) . Formenkreis von Microsporum audouinii (als Va-
riante) zuzuordnen .
Systematik Seine Affinit©t zum behaarten Kopf des Kindes
Nach STOCKDALES genetischen Untersuchungen ist entspricht dem Verhalten von Microsporum au-
dieser Ascomycet nach Auffinden des perfekten douinii.
Stadiums in die Gattung Nannizzia einzuordnen .
Conidien-(imperfektes) Stadium : Microsporum Mikroskopisches Nativpr©parat
persicolor Haarst•mpfe von Kopfherden zeigen das typische
Ascogenes (perfektes) Stadium : Nannizzia persi- Bild eines Mikrosporiehaares : kleinzellige Sporen
color STOCKDALE 1967 (2-3 öm) in Manschettenform um das Haar . In

Abb . 86 Microsporum rivalieri. a Koloniebild nach 28 Tagen (1 . Abimpfung von Prim©rkultur) auf Sabou-
raud-Glucose-Agar ohne Hefeextrakt : faltenlos, flach, schneeweiß . b Kolonie des gleichen Stammes wie in
a nach 28 Tagen auf Glycerinagar : Oberfl©che flockig mit hellgelber Tünung . c Kolonie eines Sammlungs-
stammes (4218) nach 28 Tagen auf Sabouraud-Glucose-Agar mit sternfürmiger Furchung .
Microsporum rivalieri 113

trockenen Hautsch•ppchen zerf©llt das Mycel in Pathophysiologie


rechteckige Arthrosporen . Das klinische Erscheinungsbild bleibt ohne ent-
z•ndliche Komponente ; die Kopfherde fluores-
Kulturverhalten zieren im WOOD-Licht hellgr•n .
Die Erscheinungsform der Kultur ist weitgehend Infektionsversuche mit Meerschweinchen verlau-
abh©ngig vom N©hrsubstrat und kann vor allem in fen zwar positiv mit geringgradiger Ulceration,
der Auspr©gung des Profils stark variieren (Abb . aber ohne Herdfluoreszenz und mit rascher Spon-
86) . tanheilung .
W©hrend der Thallus auf Sabouraud-Glucose- Bemerkenswert ist die hohe Griseofulvinemp-
Agar ohne Hefeextrakt samt©hnlich und glatt findlichkeit dieses Pilzes .
bleibt, entsteht auf MycoselÖ-N©hrboden eine un-
regelm©ßige Oberfl©chenfaltung . Glycerinn©hr-
boden stimuliert das Mycelwachstum, so daß ein
dicker, wollig-flockiger, faltenfreier Thallus mit
einer hellgelben Farbkomponente entsteht . Die-
ser N©hrboden beg•nstigt die Makroconidienbil-
dung, die reichlich bei 20° C um den 25 . Kulturtag
einsetzt .

Mikroskopisches Bild
Kammzinkenfürmige Hyphen, die im Gegensatz
zu Microsporum audouinii bogenfürmig ge-
kr•mmt sind, werden nach VANBREUSEGHEM als
äarc de cercle" bezeichnet (Abb . 87) . Auf Myco-
se1Ö-Agar ist ihre Ausbildung besonders ausge-
pr©gt . Makroconidien mit Einschn•rungen und
Ausst•lpungen zeigen keine wesentlichen Unter-
schiede zu denen von Microsporum audouinii.
Ihre bizarren Formen haben eine unregelm©ßige
Kammerung zur Folge . L©nge und Breite dieser
äSpindeln" variieren ebenso wie die Dicke der
©ußeren Zellwand .
Die Grüße der Makroconidien betr©gt 12-17 x
50-70 öm .

Stammhaltung
Eine Neigung zum Pleomorphismus ist nicht vor-
handen . Geringe Temperaturen bringen die
St©mme leicht zum Absterben . Dagegen wird die
Sauerstoffreduktion unter Paraffinum liquidum
2 - 3 Jahre vertragen, wenn Temperaturen um
15° C nicht unterschritten werden .

Epidemiologie
Berichte •ber das Vorkommen von Microsporum
rivalieri liegen aus Zentralafrika, Florida und
England vor . Der hier beschriebene Stamm wurde
von einem Negerkind aus Zaire, das vor•berge-
hend in Deutschland weilte, isoliert . A bb . 87Microsporum rivalieri - mikroskopische
Microsporum rivalieri wurde bisher nur von dun- Besonderheiten . a Kreisbogenform (äarc de cercle"
kelh©utigen Kindern isoliert . Dies l©ßt vermuten, nach Vanbreuseghem) . b Gestauchtes Mycel, di-
daß ein endemischer Herd in Zentralafrika Aus- chotome Verzweigung . c Deformierte Makroconi-
gangspunkt der bisher beschriebenen F©lle ist . dien mit unregelm©ßiger Kammerung .
1 14 Dermatophyten

Systematik oder wolliger Oberfl©che, die zart- bis dunkelrosa


Conidien-(imperfektes) Stadium : Microsporum gef©rbt ist (Abb . 88) . Die Kulturunterseite ist
rivalieriVANBREUSGHM1963 gelblich bis intensiv gelb (nicht purpurrot wie bei
Das perfekte Stadium ist bisher nicht bekannt . Trichophyton ajelloi) .

Mikroskopisches Bild
Microsporum vanbreuseghemii Die zahlreichen dickwandigen, zylinderfürmigen
GEORG, AJELLO, FRIEDMAN Makroconidien werden bis zu 87,5 öm lang und 13
et BRINKMAN 1962 öm breit . Die durchschnittliche Grüße liegt bei
61,7 x 10,6 öm .
Perfektes Stadium : Nannizzia grubyia GE- Auf mehr oder weniger langen Stielchen stehen
ORG, AJELLO, FRIEDMAN et BRINKMAN 1962 sie meist in B•scheln zusammen . Ihre Gestalt er-
Dieser noch nicht lange bekannte, geophile Pilz innert an die von Trichophyton ajelloi; doch sind
sie grüßer und außen dicht mit kleinen äWarzen"
bef©llt Tiere und Menschen .
Die urspr•nglich angenommene Identit©t mit Tri- •bers©t .
chophyton ajelloi konnte nach der Auffindung des Einzellige birnfürmige bis ovale Mikroconidien
(2-4 x 4-9 öm) stehen lateral an den Lufthy-
perfekten Stadiums nicht mehr aufrechterhalten
werden . phen .
Die morphologische Øhnlichkeit der Conidien-
stadien dieser beiden Pilze kann Anlaß zu Ver- Stammhaltung
wechslungen geben .
Wegen der Tendenz zum Pleomorphismus ist
fr•he Äberschichtung mit Paraffinum liquidum zu
Mikroskopisches Nativpr©parat empfehlen .
Das KOH-Pr©parat l©ßt in der Epidermis plumpe,
eng septierte F©den erkennen . Das befallene Haar
wird durch- und umwachsen von Mycel, das in Epidemiologie und Pathophysiologie
große Sporen (5-8 öm) zerf©llt . Bisher liegen nur wenige Beobachtungen aus
W©hrend Wood-Licht-Fluoreszenz bei Tieren Nordamerika und Deutschland •ber Infektionen
fehlt, ist sie bei Menschen schwach erkennbar . bei Eichhürnchen, Hunden und Menschen vor .
Infektionen des Capillitiums sind mit Endo-Ekto-
Kulturverhalten thrix-Befall des Haares verbunden .
Auf Sabouraud-Glucose-Agar entwickeln sich Das saprophyt©re Stadium im Erdboden konnte in
rasch wachsende, flache Kolonien mit kürniger Deutschland erst einmal gesichert nachgewiesen
werden .

Systematik
Conidien-(imperfektes) Stadium : Microsporum
vanbreuseghemii GEORG et al . 1962
Ascogenes (perfektes) Stadium : Nannizzia gru-
byia GEORG et al . 1962
Cleistothecien : „150-600 öm ; rund, weiß bis hellbraun .
Peridialhyphenzellen : 4-5 öm ; dickwandig, stachlig,
finger©hnlich, in der Mitte eingeschn•rt .
Peridialhyphen : dichotom verzweigt, septiert und meist
nur zu einer Seite hin gebogen .
Anh©ngsel: lockere, 2 - 3fach gewundene Spiralen oder
d•nne, bis zu 300 öm lange, septierte Hyphen mit
30-50 Windungen ; auf diesen Peridialhyphen werden
zus©tzlich noch Makroconidien gebildet .
Abb. 88 Microsporum vanbreuseghemii . Kolonie Asci: 4,8-6 öm ; d•nnwandig, rund, enthalten 8 Sporen .
eines Sammlungsstammes nach 12 Tagen auf Sa- Ascosporen : 2,4 x 3,0 öm ; linsenfürmig, glattwandig
bouraud-Glucose-Agar . und hellgelb .
Piedraia hortai 115

Piedraia hortai (BRUMPT)1 Mikroskopische Merkmale


FONSECA et AREA LEAO 1928 im Untersuchungsmaterial
Die Oberfl©che eines schwarz-braun verf©rbten
Syn . : Trichosporon hortai BRUMPT 1913 Knotens erscheint im KOH-Pr©parat wie ein
Piedraia hortai ist der Erreger der schwarzen Pie- pflanzliches Gewebe aus mosaik©hnlich zusam-
dra, einer außereurop©ischen Erkrankung des mengef•gten Zellen . Mykologisch handelt es sich
Haarschaftes (insbesondere des Kopfhaares), um ein Sklerotium (dichtes Hyphengeflecht, das
ohne Beteiligung der Haarwurzel oder der Haut . an der Peripherie ein geschlossenes Plektenchym
Steinharte Knütchen von unterschiedlicher Grüße bildet) . In das Hyphenkonglomerat eingebettet
(bis 1 mm „) lassen den Befall bereits makrosko- sind die Ascusschl©uche mit je 8 spindelfürmigen,
pisch erkennen (Abb . 89, 90) . einzelligen Ascosporen . Deren Grüße betr©gt
7-9 x 23-40 öm . Kleinere, unvollst©ndig ent-
u.E.
1NMaciOhtSrb (1977) w•rde die Speciesbe- wickelte Asci mit weniger Ascosporen (4 oder 2)
zeichnung richtiger Piedraia hortae lauten . sind seltener zu finden (Abb . 91) .

Abb . 90 Schwarze Piedra durch Piedraia hortai .


Steinharte Knoten eines ©lteren Falles mit dunkler
Verf©rbung (Herkunft Djakarta) (Feinaufbau siehe
Camera-lucida-Zeichnung Abb . 89) .

Abb . 89 Piedraia hortai. a Knoten am Haarschaft


eines Kopfhaares . b Oberfl©chenstruktur eines
steinharten Knotens (Plektenchym) . c Ascus mit
8 Ascosporen (Querschnitt) . d 8 bananenfürmige
Ascosporen (st©rkere Vergrüßerung) . (Die spirali- Abb . 91 Piedraia hortai. Asci mit Ascosporen aus
gen F©den an den beiden Polen sind hier nicht er- Haarquetschpr©parat bei verschiedener Vergrüße-
kennbar.) rung .
116 Dermatophyten

Kulturverhalten bis schwarze Pigment dringt tief in den N©hrboden


Die Entwicklung eines Thallus auf N©hrboden aus ein und verf©rbt schließlich das ganze Substrat der
einem Knoten vollzieht sich langsam . Nur zügernd Kulturschale oder des Rührchens (Abb . 92, s .
bilden sich kleine, grau-schwarze oder gr•nliche Farbtafel 7) .
Kolonien mit einer geringen t©glichen Zuwachs-
rate von 0,5 - 1 mm . Die feste Konsistenz des Mikroskopisches Bild
Thallus l©ßt bisweilen den N©hrboden unterseits Mikroskopisch l©ßt der Thallus nur Mycel von un-
aufbrechen . Alte Kulturen werden tiefschwarz terschiedlicher Breite erkennen, das in Arthro-
und schließlich auch hart wie die Knütchen am und Chlamydosporen zerf©llt . Alle Zellen sind
Haar . Asci und Ascosporen fanden sich in vitro dickwandig und erscheinen doppelt konturiert .
bei eigenen Untersuchungen nicht . Die Kultur- Andere vegetative Reproduktionsorgane werden
oberseite ist unregelm©ßig und zun©chst feucht ; nicht gebildet . Seitenverzweigungen stehen vor-
erst nach 3-4 Wochen bekommt sie einen grauen, wiegend im rechten Winkel zur Prim©rhyphe
trockenen Lufthyphenmantel . Das dunkelbraune (Abb . 93, 94) .

Abb . 93 Piedraia hortai. a Mikroskopischer Aufbau eines ©lteren Thallus . Reich septiertes Mycel ist in Ar-
throsporen aufgegliedert, die neu auskeimen (Camera lucida) . b, c Zupfpr©parate aus junger Kultur .

Abb . 94 Piedraia hortai . Wenig differenziertes Kulturbild eines Thallus . Mycel mit rechtwinkligen Seiten-
verzweigungen 1 . Grades - Makro- und Mikroconidien werden nicht gebildet .
Trichophyton ajelloi 117

Stammhaltung Trichophyton ajelloi (VANBREU-


Piedraia horchi- Kulturen werden nicht pleo- SEGHEM) AJELLO 1967
morph ; daher ist die Fortf•hrung eines Stammes
in der Mykothek einfach . Im eigenen Labor hielt Syn. : Keratinomyces ajelloi VANBREUSEGHEM
sich ein Stamm 18 Jahre bei Zimmertemperatur 1952
und b•ßte dabei nichts von seinem charakteristi- Perfektes Stadium : Arthroderma uncinatum
schen Wachstum ein . DAWSON et GENTLES 1961
K©ltepassagen vertr©gt Piedraia hortai nicht . Trichophyton ajelloi, ein prim©r im Erdboden ve-
getierender Fadenpilz, keimt gelegentlich in Kul-
Epidemiologie turen aus, die von den unteren Extremit©ten - ins-
besondere von den Fußn©geln - angelegt werden .
Die schwarze Piedra ist in den feucht-warmen
Im Nativpr©parat von menschlichem Untersu-
Klimazonen der Erde verbreitet : Columbien, Pa-
chungsmaterial wurde er bisher nicht nachgewie-
raguay, Uruguay, Guayana, Venezuela, Argenti- sen .
nien, Brasilien, Sri Lanka, Indien und Java .
Kulturverhalten
Der kulturelle Habitus erinnert auf Sabouraud-
Pathophysiologie
Glucose-Agar an Microsporum gypseum . Die
Die eigentlichen Ursachen f•r die Entstehung der schnell wachsenden Kolonien sind flach, staubig-
schwarzen Piedra sind noch nicht sicher ermittelt . gipsig, oberseits orangebraun bis braun ; die R•ck-
Zweifelsfrei gibt es Relationen zwischen dem ho- seite variiert von orange •ber braun bis purpurvio-
hen Feuchtigkeitsgehalt der Luft und dem Vor- lett . Das jeweilige Pigment diffundiert in die Um-
kommen des Pilzes sowie seinem Angehen am gebung und verf©rbt schließlich das ganze N©hr-
Haarschaft . Auch scheint die Qualit©t des Haares substrat (Abb . 95, s . Farbtafel 7) .
eine Rolle zu spielen, denn nach SIMONS wird glat-
tes Haar eher befallen als krauses - er sah die Mikroskopisches Bild
Krankheit niemals bei Negern - und nur selten Große Mengen von zylinderfürmigen Makroconi-
kommt es zum Befall des Barthaares . Die Infek- dien werden produziert . Ihre Zellw©nde sind dick
tion von Haar zu Haar oder von einem Menschen und glatt, die Anzahl der Kammern betr©gt 5 - 10,
zum anderen sowie die Ausbreitung entlang des die Grüße der Makroconidien 2-10 x 20-60 öm .
Haarschafts geschieht vermutlich durch freige- Mikroconidien sind sehr selten bzw. fehlen
setzte Ascosporen •ber kleinste Trüpfchen . (Abb. 96) . Gelegentlich werden halbmondfürmige
Makroconidien gebildet . Außerdem wird aus der
Das Mycel schiebt sich in die Rindenschicht des
CSSR •ber eine zweizellige Zwergform berichtet .
Haares und verklebt fest mit dem Keratin, so daß
Die Ursache dieser Deformierung ist nicht be-
die Knütchen nicht verschiebbar sind . (Um eine
kannt .
Verwechslung mit Eiern von Pediculus capitis aus-
Das Temperaturoptimum betr©gt 25° C.
zuschließen, ist die Pr•fung eines KOH-Pr©para-
Im mikromorphologischen Bild besteht die Müg-
tes immer ratsam .)
lichkeit einer Verwechslung mit dem pathogenen
In einigen Gegenden wird auch das Haarkleid von Microsporum vanbreuseghemii ; doch sind dessen
Primaten befallen . Conidien rauhwandig, und sein Mycel produziert
kein Pigment .
Systematik Epidemiologie
Maßgebliche Mykologen (BENEKE, CONANT, EMMoNS, Die Verbreitung dieses Bodenbewohners ist
SIMoNS u . a .) sind sich nicht •ber die Benennung dieser weltweit ; auch in k©lteren Klimazonen ist er zu
Art einig . Zweifellos ist die Zuordnung zur Gattung Tri- finden .
chosporum bzw . Trichosporon heute •berholt . Nach den
Regeln der botanischen Nomenklatur w©re die Species- Pathophysiologie
bezeichnung hortae richtiger als hortai, auch wenn sie Wie zahlreiche andere terrestrische Pilze baut Tri-
sich von einem Masculinum ableitet ; aus Gr•nden der chophyton ajelloi Keratin verschiedener Prove-
Priorit©t ist jedoch hortai legitim . nienz (Federn, Wolle usw .) ab . Diese Eigenschaft
Daher wird hier die Species aufgef•hrt als Piedraia hor- allein bef©higt ihn noch nicht generell zum parasi-
tai (BRUMPT) FONSECA et AREA LEØO 1928, Familie : En- t©ren Leben auf Warmbl•tern .
domyceIaceae, Klasse : Ascomycetes . Zwar wird •ber den Befall von Eichhürnchen und
1 18 Dermatophyten

Abb . 96 Trichophyton ajelloi.


a Makroconidien dickwandig, viel-
zellig, gestielt, in großer Zahl, oft in
B•scheln . b Mikroconidien in ge-
ringer Zahl oder fehlend (Camera
lucida) . c Kulturpr©parat von Ma-
kroconidien nach Anf©rbung .

Pferden berichtet ; doch ist er auch saprophyt©r im und verursacht eine •bertragbare, oft große
Fell dieser Tiere ohne Anzeichen einer Erkran- Areale des Kürpers befallende schuppende
kung zu finden . Flechte mit kokarden©hnlichem Aussehen .
Experimentelle Infektionen mit positivem Ergeb-
nis wurden bei M©usen und Meerschweinchen er- Mikroskopische Merkmale
zielt . im Untersuchungsmaterial
Im eigenen Labor wurde Trichophyton ajelloi In den Hautschuppen - nie im Haar - finden sich
wiederholt von menschlichem Untersuchungsma- reichlich septierte Mycelien .
terial isoliert, jedoch nie in kausalem Zusammen-
hang mit einer krankhaften Haut- oder Nagelver- Kulturverhalten
©nderung . Obgleich die Epidermis eines an Tinea imbricata
erkrankten Patienten sehr stark von Mycel
Systematik
durchwachsen iSt, zeichnet sich dieser Dermato-
Conidien-(imperfektes) Stadium : Trichophyton
phyt keineswegs durch ein besonders lebhaftes
ajelloi (VANBREUsEGHEM) AJELLO 1967 Wachstum aus . Dem sp©ten Wachstumsbeginn
Ascogenes (perfektes) Stadium : Arthroderma un- (am 10 . Kulturtag) folgt eine langsame Entwick-
cinatum DAWSON et GENTLEs 1961 lung des Thallus. Wie bei allen glabrüsen Arten
Cleistothecien : „ 300-900 (im Durchschnitt 500 öm w©chst das Mycel auf der N©hrbodenoberfl©che
rund, hellbraun .
und submers, zun©chst als unscheinbares, grau-
Peridialhyphenzellen : 4-7 x 7-11 öm ; symmetrisch-
hantelfürmig, dickwandig, stachlig . braunes Gebilde mit unregelm©ßiger Oberfl©che,
Peridialhyphen : hellgelb, septiert, einseitig verzweigt, aus der sich allm©hlich ein kleiner Kegel heraus-
und zwar zur Außenseite hin . hebt . Mit zunehmendem Alter entwickelt sich
Anh©ngsel: septierte Spiralen, glattwandige, spindel- ober- und unterseits ein gelblicher Farbstoff, der
fürmige Makroconidien . nicht in den N©hrboden diffundiert, und schließ-
Asci: 4,9-6,3 x 5,4-7,2 öm ; 8sporig, d•nnwandig, lich entsteht ein kurzer, weißer Flaum von Luft-
nicht ganz rund . hyphen auf der immer noch unregelm©ßig faltigen
Ascosporen : 1,4-1,8 x 2,3-2,7 öm ; linsenfürmig, glatt Oberfl©che ( Abb . 97) . Das extrem langsame
oder wenig rauh .
Wachstum (1 mm t©glich) wird auch durch hühere
Trichophyton concentricum Temperaturen (bis 37° C) nicht beschleunigt .

BLANCHARD 1896 Mikroskopisches Bild


Perfektes Stadium : unbekannt Typisch f•r den Thallus ist die unterschiedliche
Der anthropophile Erreger der Tinea imbricata Breite seines Mycels . Junge Hyphen, die sich in
kommt nur in den feuchtwarmen Klimazonen vor den N©hrboden schieben, sind schmal und spitz,
Trichophyton concentricum 119

Reisn©hrboden werden Mikroconidien vom


Akladiumtyp gebildet ; keulenfürmige Makroco-
nidien sind selten und lateral an den Hyphen inse-
riert .

Stammhaltung
Die Stammhaltung erfolgt auf die gleiche Weise
wie bei Trichophyton schoenleinii (s . S . 140) . Die
Tendenz zum Pleomorphismus ist gering . Sollte er
sich dennoch ank•ndigen, so kann eine rechtzei-
tige Passage •ber einen halbfesten Bierw•rzeagar
(Agarkonzentration I %) den Verlust des Stam-
mes verhindern .
Abb . 97 Trichophyton concentricum . Kolonie
nach 28 Tagen auf Sabouraud-Glucose-Agar . Epidemiologie
Dieser anthropophile Dermatophyt ist auffallend
an die warmen Klimazonen der Erde gebunden .
im Gegensatz zu den breiten, ©lteren, bereits reich Endemiegebiete gibt es im s•dpazifischen Inselar-
septierten Hyphen . Chlamydosporen liegen oft chipel - worauf auch die Bezeichnung der Krank-
kettenfürmig hintereinander . Hat sich eine aus heit äTokelau" (nach diesen Inseln) hinweist -,
dem Verband gelüst, keimt sie rasch neu aus, oft aber auch auf Sri Lanka, in S•dchina, S•dindien,
mit 2 Keimschl©uchen gleichzeitig (Abb . 98) . S•damerika (Matto-Grosso-Central-Plateau) und
Mehr oder weniger gut ausgebildete dichotome in Mittelamerika .
Verzweigungen lassen an eine lose Verwandt- Klimatische Faktoren - hohe Luftfeuchtigkeit bei
schaft mit Trichophyton schoenleinii denken . Auf hohen Temperaturen - beg•nstigen die Verbrei-
tung von Mensch zu Mensch (oder durch dessen
Gegenst©nde) .

Pathophysiologie
Trichophyton concentricum bef©llt die glatte
Haut, vorzugsweise den Stamm, die Extremit©ten
und das Gesicht . Verschont bleiben die Fußsohlen
und der behaarte Kopf . In einem bestimmten

Abb . 98 Trichophyton concentricum . Mikroskopi-


sches Bild einer 3 Wochen alten Kultur (Camera lu-
cida). a Mycel von unterschiedlicher Breite, Arthro-
sporen, eine Chlamydosporenkette, eine Chlamy-
dospore neu auskeimend . b Mikroconidien vom
Akladiumtyp auf Reis . c Verzweigungsmodus in vi-
tro . (In der Epidermis w©chst und verzweigt sich das
Mycel richtungslos .)
120 Dermatophyten

Wachstumsrhythmus entwickeln sich Rundherde ren betr©gt 3-6,5 öm (also grüßer als die kleinzel-
mit randst©ndigen, großlamellüsen (5-20 mm) ligen Mikrosporiesporen mit 2-3 öm ; - das Na-
Hautschuppen, die, nur einseitig abgelüst, nicht tivpr©parat l©ßt tats©chlich zun©chst an eine Mi-
abgestoßen werden . So entsteht das Bild von hin- krosporie denken!) . Die kleinlamellüsen Sch•pp-
tereinander liegenden Schuppenringen - daher chen aus dem Bereich der Herde sind außerge-
wohl auch die Bezeichnung äconcentricum" . wühnlich stark mit Pilzelementen angereichert .
Diesen äKokarden" fehlt die zentrale Abhei-
Kultrvehan
lungstendenz, wie man sie sonst von Trichophy-
tieherden kennt . Da eine lokale Immunit©t nicht Die flachen, zun©chst scheibenfürmigen Kolonien
entwickelt wird, gibt es auch keine Spontanhei- entwickeln sich rasch . Schon nach 2 Wochen ha-
lungen . Ohne Therapie bleibt die Erkrankung ben sie auf Sabouraud-Glucose-Agar einen „ von
jahrelang bestehen . Das menschliche Haar wird 40 mm erreicht . Sie sind oberseits flaumig,
nicht befallen . schneeweiß mit leuchtend gelbem Rand und be-
ginnen mit einer lockeren Radi©rfaltung
Systematik (Abb . 99, 100a) .
Verwandtschaftliche Beziehungen zu Trichophy- Die R•ckseite ist ebenfalls leuchtend gelb, wird
ton schoenleinii liegen nahe : in vitro Bildung von aber mit zunehmendem Alter der Kultur nachein-
dichotomen Verzweigungen, glabrüses Wachs- ander ockergelb, kupferbraun und dunkelbraun
tum ; in vivo Tendenz zur Chronizit©t und nur an- (Abb . 100b) . Ein besonderer N©hrbodenan-
thropophiles Vorkommen . spruch ist durch das Nikotins©urebed•rfnis gege-
Conidien-(imperfektes)Stadium : Trichophyton ben . Zwar gelingt die Anzucht aus Untersu-
concentricum BLANCHARD 1896 chungsmaterial auch ohne diesen Zusatz ; doch
Das perfekte Stadium ist bisher nicht bekannt, werden die Kulturen dann rasch pleomorph . Der
deshalb vorerst Einordnung bei den Fungi imper-
fecti .

Trichophyton equinum
(MATRUCHOT et DASSONVILLE)
GEDOELST 1902
Perfektes Stadium : unbekannt
Trichophyton equinum, ein zOOphiler Dermato-
phyt, spielt in der Veterin©rmedizin eine grüßere
Rolle als in der Humanmedizin . Die Infektions-
kette Tier -> Mensch wird nicht so oft verifiziert,
wie man eigentlich annehmen müchte . Infektio-
nen bei Reitern, Pferdehaltern usw . sind selten .
Da ein klinischer Fall beim Menschen von den
Verfassern nicht beobachtet wurde, beziehen sich
die folgenden Angaben auf Untersuchungsmate-
rial von einem erkrankten Reitpferd mit rundli-
chen bis ovalen, entz•ndungsarmen Herden am
Kopf und Hals des Tieres .

Mikroskopisches Nativpr©parat
Im KOH-Pr©parat f©llt ein dichtes Konglomerat
von Sporen auf, das sich rührenfürmig um den un-
teren Teil des kurzen Haarschaftes legt und sich
zur Haarspitze hin in Sporenketten und einzelne
Hyphen auflüst (die •brigens teilweise auch im Abb . 99 Trichophyton equinum . a 3 Wochen alte
Haarinnern zu finden sind) . Die Sporenschicht ist Kultur auf Sabouraud-Glucose-Agar . b Ausschnitt
außergewühnlich breit ; die Grüße der Arthrospo- aus a (->) in st©rkerer Vergrüßerung .
Trichophyton equinum 121

Abb . 100 Trichophyton equinum .


Kolonie nach 21 Tagen bei 30• C
auf Sabouraud-Glucose-Agar.
a Oberseite, b Unterseite .

Niacinzusatz (20 üg/ml) hemmt ein zu äppiges Der spezifische NicotinsÜurebedarf mag die Ursa-
Mycelwachstum, fßrdert die Conidienproduktion che fär den relativ seltenen Befall der menschli-
und intensiviert die Pigmentbildung . chen Haut durch diesen Dermatophyten sein .

Mikroskopisches Bild
Das mikroskopische Bild ist recht einfßrmig : An
schmalen Hyphen sind lateral die rundlichen Mi-
kroconidien inseriert (1-3 x 2-4 üm) (Abb .
101) . In Ülteren Kulturen werden Chlamydospo-
ren gebildet . GEORG beobachtete vereinzelte Ma-
kroconidien auf Kartoffel-Glucose-Agar : keulen-
fßrmig mit dänner, glatter Zellwand und 3-4
Kammern .

Stammhaltung
Die Tendenz zum Pleomorphismus ist sehr groö ;
eine Konservierung kann auf Reiskßrnern ver-
sucht werden .

Epidemiologie
Entsprechend der Verbreitung des Pferdes als
Wirt wird von allen Kontinenten das Vorkommen
von Trichophyton equinum gemeldet, wenngleich
die ©bertragung auf den Menschen immer relativ
selten war. Zuletzt berichtete DE VRIES in Holland
äber eine Epidemie bei Pferden und Ponys ohne
eine Infektion bei einer groöen Zahl von Kon-
taktpersonen einschlieölich Kindern .

Pathophysiologie Abb . 101 Trichophyton equinum . a Schmales My-


cel mit lateral angeordneten Mikroconidien und
MATRUCHOT und DASSONVILLE beobachteten Kon- Chlamydosporen (Camera lucida) . b Mit Lactophe-
taktinfektionen bei Pferdepflegern mit Rundher- nol-Baumwollblau gefÜrbtes NativprÜparat von Ob-
den ausschlieölich im Nackenbereich . jektglaskultur .
1 22 Dermatophyten

Systematik
Aufgrund physiologischer Besonderheiten wird
der Pilz nach L . GEORG als eine eigene Species an-
gesehen : Trichophyton equinum (MATRUCHOT et
DASSONVILLE) GEDOELST 1902 . Er gehßrt in den
Formenkreis von Trichophyton mentagrophytes
und stellt anscheinend eine StandortvarietÜt die-
ser Art dar.
Das perfekte Stadium ist nicht bekannt, daher
Einordnung vorerst bei den Fungi imperfecti .

Trichophyton gallinae MEGNIN 1881


Syn . : Achorion gallinae SABOURAUD 1910
Perfektes Stadium : unbekannt
Trichophyton gallinae ist ein auf Hähner speziali-
sierter zoophiler Dermatophyt . Pelztragende
Tiere werden ebenso selten befallen wie der
Abb . 103 Trichophyton gallinae . Makroconidien
Mensch . und Chlamydosporen (Mikroconidien sehr selten)
(Camera lucida) .
Kulturverhalten
Die mÜöig wachsende Kultur bildet auf Sabou-
raud-Glucose-Agar reichlich Luftmycel, das sich Subkulturen, die auf Sabouraud-Glucose-Agar
die FÜhigkeit zur Pigmentbildung verloren haben,
polsterÜhnlich wßlbt und angedeutet radiÜrfaltig
sein kann . Es bleibt lange Zeit weiö und bekommt kßnnen durch eine Passage äber GlycerinnÜhrbo-
nach Wochen einen rosa Anflug . Der grßöere, den regeneriert werden .
submers wachsende Teil des Thallus verfÜrbt sich Epidemiologie und Pathophysiologie
intensiv rosa bis erdbeerrot . Dieses Pigment dif-
Berichte äber das Vorkommen von Trichophyton
fundiert tief in den NÜhrboden und verfÜrbt ihn bis gallinae beim Menschen sind sehr selten (DVORAK
zum Rand des KulturgefÜöes, eine Eigenschaft,
u . OTCENASEK, 1964) .
die Trichophyton gallinae unverwechselbar
©ber die Erkrankung von Tieren (Hähnern,
macht . Truthähnern, seltener auch von Katzen, Hunden,
Die Kultur erreicht in 3 Wochen einen Ä von
MÜusen) wird aus aller Welt berichtet . FavusÜhn-
3-4 cm (Abb . 102, s . Farbtafel 7) .
liche LÜsionen zeigen sich am Kamm, in Augen-
nÜhe und am Schnabelansatz der Hähnervßgel
Mikroskopisches Bild
Die Conidienbildung lÜöt ziemlich lange auf sich
warten . Ovale bis zugespitzte Mikroconidien ste-
hen in geringer Zahl lateral an den Hyphen . Kurz
gestielte, dännwandige Makroconidien mit 3-7
Zellen erreichen eine LÜnge von 20-40 üm ; die
Breite betrÜgt 4-8 üm . Nach SILVA u . BENHAM
kann die Conidienbildung durch Casein und He-
feextrakt stimuliert werden ; nach GORDON ist sie
auf Bierwärze besser als auf Sabouraud-Gluco-
se-Agar. Mantelsporen werden reichlich gebildet
(Abb . 103, 104) .

Stammhaltung
Trichophyton-gallinae-Kulturen werden nicht Abb . 104 Trichophyton gallinae . Mehrkammrige,
leicht pleomorph . Die Konservierung unter Paraf- an Microsporum erinnernde Makroconidien eines
finum liquidum erhÜlt Thallus und Pigment jahre- Stammes aus Neuseeland (erhalten von Herrn
lang in charakteristischem Zustand . RUSH-MUNRO) .
Trichophyton gourvilii 1 23

Trichophyton gourvilii ist ein anthropophiler


Dermatophyt des afrikanischen Kontinents .
Bei Infektion kommt es zu Befall der glatten Haut
mit kleinlamellßser Schuppung, vorzugsweis am
Kopf, an den Armen und dem Handräcken . Die
Haare zeigen endotrichen Befall.

Mikroskopische Merkmale
im Untersuchungsmaterial
Keine Unterschiede zu Trichophyton soudanense
(s . S . 143) ; endotricher Befall des Kopfhaares .

Kulturverhalten
Trichophyton gourvilii fÜllt in der Kultur durch
sein ausgeprÜgtes OberflÜchenprofil auf . Die Fur-
chenbildung ist tief und unregelmÜöig, so daö die
dadurch aufgeworfenen Falten den Eindruck von
schlangenÜhnlichen Gebilden vermitteln .
Der 5 mm breite Rand einer voll entwickelten Ko-
lonie verlÜuft flach und klingt in einer feinstrahli-
gen Peripherie aus . Dieser Rand lÜöt auch am be-
sten die typische, irreversible Lavendelfarbe des
Pilzes erkennen, denn der zentrale Teil der Kolo-
nie wird sehr fräh weiö und pleomorph . Jeder ein-
Abb . 105 Trichophyton gallinae. Hahnenkammtest zelne Thallus ist umgeben von einem breiten Ring
nach POLEMANN (mit Genehmigung der Autoren, vgl . rostrot bis scharlachrot verfÜrbten NÜhrbodens .
„Klinik und Therapie der Pilzkrankheiten", Thieme, Der Kolonie-Ä betrÜgt in 10 Tagen 15-30 mm
Stuttgart 1961) . auf Sabouraud-Glucose-Agar (Abb . 106, s . Farb-
tafel 8, u . Abb . 107) .

(Abb . 105) . Die Federn werden nicht befallen, Mikroskopisches Bild


obgleich in vitro das Keratin der Federn ein ausge- Das mikromorphologische Bild zeigt groöe Öhn-
zeichnetes NÜhrsubstrat fär den Pilz darstellt . lichkeit mit Trichophyton soudanense, so daö be-
GORDON u . LITTLE berichten äber die Erkrankung
zweifelt wurde, ob Trichophyton gourvilii als ei-
eines Affen auf den Philippinen . genstÜndige Art anzusehen ist . GegenlÜufige Ver-
Dieser Trichophyton gallinae-Stamm bildete dickwan- zweigungen sind zwar seltener vorhanden, aber
dige Makroconidien mit Protuberanzen und bewirkte Mikroconidien und „Knotenorgane" werden -
endotrichen Haarbefall . Kreuzungsversuche mit Ar-
throderma und Nannizzia von bekannter genetischer
Struktur schlugen fehl .

Systematik
Conidien-(imperfektes)Stadium : Trichophyton
gallinae MEGNIN 1881
Da ein perfektes Stadium bisher nicht ermittelt
wurde, erfolgt die Einordnung vorerst bei den
Fungi imperfecti .

Trichophyton gourvilii CATANEI


1933
(Trichophyton soudanense var . gourvilii?) Abb . 107 Trichophyton gourvilii-28 Tage alte Ein-
Perfektes Stadium: unbekannt zelkolonie .
1 24 Dermatophyten

wie bei Trichophyton soudanense - ausgebildet des Kopfhaares (z . B . in der Bundesrepublik bei
(Abb . 108) . Makroconidien entwickeln sich auf Kindern von Afrikanern aus dem Tschadgebiet,
ReisnÜhrboden ; sie sind an den Polen abgerundet ohne weitere Umgebungsinfektionen) . Das
und glattwandig . Die Anzahl der Kammern ist Kraushaar wird endotrich befallen, das Capilli-
sehr unterschiedlich ; wir sahen zahlreiche zwei- tium ist im Bereich der aphlegmasischen Herde
zellige, aber auch 3- bis 8-zellige Conidien . kleinlamellßs schuppend . Ein weiterer Stamm
wurde von entzändlichen Rundherden am Ober-
Stammhaltung arm und Handräcken eines deutschen Patienten
Hierfär gelten die gleichen Gegebenheiten wie bei isoliert, der sich ein halbes Jahr in Zaire aufgehal-
Trichophyton soudanense; aber die VerfÜrbung ten hatte .
des NÜhrbodens bleibt unter Paraffinum liquidum
nicht typisch erhalten . Systematik
Nach CATANEI, der diesen Pilz erstmalig beschrie-
Epidemiologie ben hat, ist Trichophyton gourvilii als eigene Spe-
Die geographische Verbreitung ist auf den afrika- cies anzusehen : dieser Auffassung schlieöt sich
nischen Kontinent begrenzt (Algerien, Elfen- AJELLO an . Andere Autoren (VANBREUSEGHEM,
beinkäste, Obervolta, Togo, Tschad, Zaire) . PINETTI) sehen eher eine IdentitÜt mit Trichophy-
ton violaceum, BIGUET mit Trichophyton souda-
Pathophysiologie nense .
Es kommt u . a . zum Befall der glatten Haut und Nach Ansicht der Verfasser, die leider nur wenige,
vom Patienten frisch isolierte StÜmme untersuch-
ten, ist Trichophyton gourvilii wohl eine Farbva-
riante von Trichophyton soudanense, die sich mi-
kromorphologisch kaum von der Stammform un-
terscheidet.
Conidien-(imperfektes)Stadium : Trichophyton
gourvilii CATANEI 1933 - sub judice (Trichophy-
ton soudanense var. gouvilii?)
Da das perfekte Stadium unbekannt ist, erfolgt die
Einordnung vorerst bei den Fungi imperfecti .

Trichophyton megninii BLANCHARD


1896
Syn. : Trichophyton roseum SABOURAUD apud
BODIN 1902 - Trichophyton rosaceum SA-
BOURAUD 1909
Perfektes Stadium : unbekannt
Trichophyton megninii ist ein humanpathogener
Dermatophyt, dessen rotes Pigment auf den er-
sten Blick an Trichophyton rubrum denken lÜöt .
Doch gibt es morphologische und pathophysiolo-
gische Besonderheiten, die diese zwei pathogenen
Arten deutlich voneinander trennen . Wichtig ist
auch die Abgrenzung von Trichothecium roseum,
einem saprophytÜren Fadenpilz, den man nicht
selten in Hautkulturen findet (vgl . S . 270) .

Mikroskopisches NativprÜparat
Abb . 108 Trichophyton gourvilii. a Mikroconidien Der Epidermis- und Haarbefall gibt mikrosko-
und ein „Knotenorgan" auf ReisnÜhrboden (Camera pisch auöer dem Auftreten von Hyphenfragmen-
lucida) . b Objektglaskultur mit Chlamydosporen . ten keinen besonderen Hinweis .
Trichophyton mentagrophytes 1 25

Kulturverhalten
Die Kolonien, die zunÜchst wie ein kleiner Discus
erscheinen, erreichen nach 20 Tagen einen Ä von
10-15 mm . Die Oberseite ist anfangs rein weiö
mit watteÜhnlichen Lufthyphen und angedeuteter
flacher RadiÜrfaltung. In der 3 . Kulturwoche ver-
fÜrbt sich der Thallus blaörosa bis rot mit einer
violetten Farbkomponente . Wesentlich intensiver
ist die VerfÜrbung der Räckseite, die bordeauxrot
erscheint. Pigment wird an den NÜhrboden nicht
abgegeben (im Gegensatz zu Trichophyton galli-
nae (Abb . 109, s . Farbtafel 8, u . Abb . 110) . Ei-
nige StÜmme beginnen mit glabrßsem Wachstum
und bilden erst nach mehreren Wochen Luftmy-
cel .
Trichophyton megninii-Kulturen bedärfen also
bis zur Identifizierung einer ausreichenden, lang-
samen Entwicklung .
Mikroskopisches Bild
Im mikroskopischen Bild ist die LÜnge aller Re-
produktionsorgane auffallend, sowohl der Mikro-
als auch der Makroconidien . Neuere elektronen-
optische Untersuchungen (ITO u . Mitarb .) lassen
erkennen, daö die im Lichtmikroskop sehr spitz
wirkenden Mikroconidien doch an einer relativ
breiten Basis lateral an den Hyphen inseriert sind . Abb . 110 Trichophyton megninii . a Junge Kultur
Sie sind vorwiegend einzellig und messen 2-3 x (12 Tage) auf Sabouraud-Glucose-Agar . Das Luft-
3-7 l üm (Abb..126),S mycel ist noch weiö, die RadiÜrfaltung schon ange-
Die vielzelligen, schmalen, dänn- und glattwandi- deutet
.b30Tagelt,uraud-Glucose-Agar
srifeKltauSbo- mit durchscheinender weinro-
gen Makroconidien (4-6 x 30-45 üm) werden in
ter Räckseite .
geringer Zahl gebildet .
ZusÜtze von Histidin und AminosÜuren sollen
Wachstum und Conidienbildung stimulieren ; Frankreich, besonders hÜufig in Portugal und auf
doch ist Sabouraud-Glucose-Agar zur AusprÜ- der Insel Sardinien .
gung der typischen Arteigenschaften in der Regel
ausreichend . Pathophysiologie
Die Abgrenzung gegen das rßtlich wachsende Tri- Trichophyton megninii provoziert besonders
chophyton gallinae (s . S . 122) und gegen Tricho- Rundherde im Bartbereich . Der Erreger lieö sich
thecium roseum, einen Saprophyten mit Ühnlicher im eigenen Untersuchungsmaterial aber auch aus
Thallusfarbe, kann ebenfalls erforderlich sein . dem Inguinalbereich isolieren.
Dieser wÜchst jedoch wesentlich schneller
(Abb . 95, s . Farbtafel 18) . Klarheit bringt hier im Systematik
äbrigen das mikroskopische Bild (s . S . 126) . Conidien-(imperfektes)Stadium : Trichophyton
Stammhaltung megninii BLANCHARD 1896
Weil das Mycel zur raschen Pleomorphie neigt, ist Ein perfektes Stadium ist nicht bekannt, daher
es nicht einfach, StÜmme in typischer Wuchsform vorerst Einordnung bei den Fungi imperfecti .
zu halten . Will man die Kultur unter Paraffin kon-
servieren, so ist hierfär der Zeitpunkt kurz vor Trichophyton mentagrophytes
dem Aufbrechen des Thallus besonders geeignet . (ROBIN) BLANCHARD 1896
Epidemiologie Perfekte Stadien : Arthroderma benhamiae
Trichophyton megninii ist auf dem europÜischen AJELLO et CHENG 1967 -Arthroderma van-
Kontinent verbreitet, so in Deutschland, England, breuseghemii TAKASHIO 1973
1 26 Dermatophyten

Abb . 111 Trichophyton megninii . a Spitze Mikroconidien werden reichlich, schmale und lange Makroco-
nidien in geringer Zahl gebildet (Camera lucida) . b KulturpÜrparat mit Mikroconidien (©bersicht) . c Zerfall
des Mycels in Arthrosporen . d PrÜparat mit Oxalatkristallen in Phenolrot-Agar-Kultur (Vorschrift 7) nach 6
Wochen bei 26•C .

Trichophyton mentagrophytes ist - neben Tricho- Mitte einsinkt. Diese Kolonien bestehen fast nur
phyton rubrum - der aus menschlichem Untersu- aus Mycel ohne Reproduktionsorgane . Gute Co-
chungsmaterial (Haut und Nagelsubstanz) am nidienbildner sind dagegen die flach wachsenden
hÜufigsten isolierte Dermatophyt. Kolonien . Beide Anteile kßnnen in einer Kultur
vereinigt sein (Abb . 112) .
Mikroskopisches NativprÜparat Im allgemeinen isoliert man die gut conidienbil-
Ein verzweigtes, septiertes Mycel, das richtungs- denden StÜmme aus Nagelmaterial (nachdem der
los die Epidermis durchwÜchst, bestimmt das Bild Dermatophyt eine parasitÜre Phase in trockenem
im KOH-PrÜparat . Im mazerierten Epithel sind es Milieu durchlaufen hat) .
lange, relativ wenig septierte FÜden . In trockenen Die Farbe des Thallus ist weiö, spÜter gelblich ; die
Krusten zerfallen die FÜden in Arthrosporen, und Kulturunterseite ist auf Sabouraud-Glucose-Agar
die Nagelsubstanz ist reich an solchen Sporenket- gelblichrot bis dunkelrot . Sie kann auch lebhaft
ten . Das Haar wird von diesen StÜmmen selten be- braun oder terrakottafarben sein (Abb . 113, s .
fallen . Farbtafel 8) .
Das Spektrum der mßglichen Farben der Thallusunter-
Kulturverhalten seite ist groö und nicht zuletzt wohl auch abhÜngig von
Der rasch wachsende Thallus entwickelt sich zu vorangegangenen therapeutischen Maönahmen . Pilz-
einem watteÜhnlichen, weiöen Polster, das in der hemmende und andere Substanzen, die sich im Untersu-
Trichophyton mentagrophytes 1 27

Stammhaltung
Alle StÜmme der Trichophyton mentagrophytes-
Gruppe neigen zum Pleomorphismus, und es ge-
lingt nicht immer, sie in der Mykothek äber lÜn-
gere Zeit in der urspränglichen Kulturform zu er-
halten . Wichtig ist ein mßglichst geringes Angebot
an Pepton bei relativ niedrigen Temperaturen .
Von gut sporulierenden StÜmmen kann man mit
der °se die trockene KulturoberflÜche „ernten"
und in schmale, kleine Glasrßhrchen fällen . Unter
Sauerstoffabschluö bleiben solche Conidien bei
Zimmertemperatur bis zu einem Jahr keimfÜhig .
Dieses Verfahren hat auch den Vorzug der Raum-
Abb . 112 Trichophyton mentagrophytes . 21 Tage ersparnis . Doch ist es wegen der leichten Ver-
alte Kultur auf Sabouraud-Glucose-Agar .
streuung infektißser Partikel nicht ganz unpro-
chungsmaterial nicht immer restlos entfernen lassen, blematisch . Im äbrigen ist die HÜufigkeit dieses
kßnnen z. B . den pH-Wert des NÜhrbodens verÜndern, Dermatophyten im Untersuchungsgut so groö,
so daö die Pigmentierung gehemmt oder auch uncharak- daö sich meist eine Konservierung derartiger
teristisch intensiviert werden kann . StÜmme eräbrigt .
Wenn die morphologischen Kriterien der Coni-
Epidemiologie
dienbildung zur Abgrenzung gegenäber anderen
Dermatophyten (insbesondere Trichophyton ru- Trichophyton mentagrophytes ist weltweit ver-
brum) nicht ausreichen, kßnnen physiologische breitet mit Schwerpunkten in Nordamerika und in
Untersuchungsmethoden herangezogen werden fast allen europÜischen LÜndern . Der Dermato-
(Tab . 22) . Sie verzßgern den Differenzierungs- phyt ist Ausdruck einer Zivilisationskrankheit
vorgang allerdings erheblich . und wird durch Feuchtigkeit im Fuöbereich gefßr-
dert . Sein Vorkommen im Erdboden ist nicht er-
Mikroskopisches Bild wiesen, wÜre aber auch bei den so ausgeprÜgt an-
WÜhrend die watteÜhnliche, flockige Kulturform thropophilen Eigenschaften dieses Pilzes unge-
kaum oder keine Mikroconidien bildet, entstehen wßhnlich .
diese in den flach wachsenden Kulturen reichlich .
Sie sind Ührenfßrmig (Akladiumform), zweiseitig Pathophysiologie
am Mycel unmittelbar inseriert oder sie befinden Trichophyton mentagrophytes (insbesondere die
sich traubenÜhnlich (Botrytisform) an Mycelver- VarietÜt interdigichle) befÜllt bevorzugt und meist
zweigungen 1 . und 2 . Grades . Ihre Gestalt ist rund mit schleichendem Beginn die InterdigitalrÜume
(2,5-4 üm) oder birnenfßrmig (2-3 x 3-4 üm) . der Fäöe . AusgeprÜgt ist die Tendenz zum chroni-
Die Makroconidien sind dänn- und glattwandig, schen Befall, der auch zum ©bergreifen auf die
3- bis 8zellig ; ihre Grßöe betrÜgt 5-10 x 10-50 Nagelsubstanz fähren kann . Die FingernÜgel blei-
üm . Spiralhyphen werden in Ülteren Kulturen ge- ben nicht ausgenommen . Andere Kßrperbereiche
bildet (Abb . 114) . werden dagegen seltener befallen . So bleiben die
Tabelle 22 Biochemische und biologische Verfahren zur Trennung von Trichophyton rubrum und Tricho-
phyton mentagrophytes' .

Verfahren Trichophyton Trichophyton


rubrum mentagrophytes

Harnstoff- in 7 Tagen positiv in


spaltung meist weniger als
(NÜhrboden : negativ 7 Tagen
Vorschrift 20, s . S . 39)

pH-Önderung GelbfÜrbung GelbfÜrbung


auf Phenolrotagar (SÜurebildung) (SÜurebildung)
(Vorschrift 7, s . S . 36) sehr langsam rasch
1 vgl . hierzu KOCH (1972)
1 28 Dermatophyten

Abb . 114 Trichophyton mentagrophytes . a Mikroconidien in Botrytisform, Spiralen, plumpe mehrkamme-


rige Makroconidien, Rakettmycel (Camera lucida) . b-e KulturprÜparate von Mikro- und Makroconidien in
verschiedener Vergßöerung nach 14-21 Tagen bei 26• C auf Sabouraud-Glucose-Aar .

Lanugo-, Bart- und Kopfbehaarung weitgehend O b die Variante interdigitale äberhaupt noch zur
verschont, obgleich bei diesem Pilz deutlich kera- Ascosporenbildung befÜhigt ist, bleibt fraglich .
tinolytische FÜhigkeiten vorhanden sind . Conidien-(imperfektes)Stadium : Trichophyton
Die Mßglichkeiten der Infektion in menschlicher mentagrophytes (ROBIN) BLANCHARD 1896
Umgebung sind mannigfaltig ; ihre Manifestierung Ascogenes (perfektes) Stadium : Arthroderma
ist jedoch nicht allein vom Erregerkontakt abhÜn- benhamiae AJELLO et CHENG 1967 -Arthroderma
gig . Es bedarf verschiedener individueller Fakto- vanbreuseghemii TAKASHIO 1973
ren zum Zustandekommen der Erkrankung, die Arthroderma benhamiae AJELLO et CHENG 1967
beim Menschen zu suchen sind .
Cleistothecien : 400-500 üm Ä, weiö, rund .
Peridialhyphenzellen : 5,2 x 12,0 üm, hantelfßrmig,
Systematik stachlig .
Perfektes Stadium : Im Trichophyton mentagro- Peridiale Hyphen : hyalin, septiert, dichotom verzweigt,
dännwandig, distale Verzweigungen äber dem Cleisto-
phytes-Bereich sind bisher zwei perfekte Arten
thecium gebogen . Zweierlei AnhÜngsel : 1 . spitz zulau-
erkannt worden, die sich zwar nur wenig vonein- fende, glattwandige FÜden von 200-600 üm LÜnge ;
ander unterscheiden, miteinander aber nicht 2 . eng gewundene Spiralhyphen .
kreuzbar sind : Es handelt sich um die Species Ar- Asci: 4,2-7,6 x 3,6-6,0 (4,7 x 5,8) üm, rund bis oval,
throderma benhamiae AJELLO et CHENG 1967 und dännwandig, 8sporig .
um die Species Arthroderma vanbreuseghemii TA- Ascosporen: 1,2- 1,8 x 1,2-2,8 m, hyalin, linsen-
KASHIO 1973 der Familie Gymnoascaceae . fßrmig, glattwandig, in Gruppen zusammen gelblich .
Trichophyton mentagrophytes, var . asteroides 1 29

Peridiale Hyphen : farblos bis gelblich ; septiert mit dän-


ner, rauher Zellwand . Der Verzweigungsmodus ist un-
regelmÜöig . Die terminalen Hyphen, die aus 1-3 Zellen
bestehen, krämmen sich äber dem Cleistothecium so
stark, daö ihre Spitzen wieder auf die Ausgangshyphe
stoöen .
AnhÜngsel : Einzelne peridiale Hyphen tragen am Ende
locker gewundene Spiralhyphen . Diese sind an der Basis
2,5-3 ü n, an der Spitze 1,5 .ümbreit
Asci : fast rund bis oval, 5-7ümÄ,mit dänner, transpa-
renter Zellwand, enthalten 8 Ascosporen .
Ascosporen: 2-3,5 üm, linsenfßrmig bis oval mit glat-
ter, dänner Zellwand, in Gruppen goldgelb gefÜrbt .
TAKASHIO (1973) ordnet diesem perfekten Sta-
dium folgende vier Conidienstadien aus dem
Trichophyton mentagrophytes- Komplex zu : die
Formen granulosum-asteroides, radians, couleur
de peche und sauvage .

Trichophyton mentagrophytes
(ROBIN) BLANCHARD 1896
var . asteroides
Die VarietÜt asteroides ist ein dem Trichophy-
Abb . 115 Trichophyton mentagrophytes var. aste- ton mentagrophytes-Komplex zugeordneter Der-
roides . Typische Fell-LÜsionen bei Meerschwein- matophyt mit deutlich abgrenzbaren morphologi-
chen (Stallepizootie) . schen Besonderheiten des Conidienstadiums .
Der Pilz lebt hÜufig - anscheinend saprophytÜr
Arthroderma vanbreuseghemii TAKASHIO 1973 und mit minimalen Befallszeichen - auf kleinen
Cleistothecien: (200-)300-630 m Ä, rund, strohgelb Nagetieren (Abb . 115) . Weil diese in den letzten
bis chamois . Jahren zunehmend in die menschlichen Wohnbe-
Peridialhyphenzellen: 1 . an der Auöenseite des Peri- reiche - besonders in der Stadt - als Spieltiere auf-
diums 4-6,5 x 8-14 üm,Einschärugfatinde genommen wurden, stellen sie eine Infektions-
Mitte der Zellen ; 2 . im Innern des Peridiums 3-5 x quelle besonderer Art dar : Hamster, Meer-
13 -18 üm,ohnedutlicEshnärug,abemitnr schweinchen, Kaninchen . Sie sind auch ©bertrÜ-
distalen VerlÜngerung von 5-7,5üm. ger der Infektion im Laborbereich .

Abb . 116 Trichophyton menta-


grophytes var. asteroides - Meer-
schweinchenhaar. a ©bersichts-
prÜparat mit Ektothrixsporulation .
b StÜrkere Vergrßöerung mit endo-
trichen PilzfÜden und typischen,
rechteckigen, ektotrichen Sporen .
1 30 Dermatophyten

Mikroskopisches NativprÜparat Epidemiologie


Im KOH-PrÜparat imponieren reichlich Arthro- Das Spektrum der Wirtstiere dieses zoophilen,
sporenketten, die man sowohl in den (meist vor- weltweit verbreiteten Dermatophyten ist groö :
handenen) BlÜschendecken als auch in den Pferde, Hunde, Katzen usw ., aber spezialisiert ist
Schuppenkrusten mähelos finden kann . Im befal- er auf kleine Nagetiere .
lenen Haarinnern finden sich septierte Hyphen . Mit der Aufnahme von Kleintieren als Spieltiere
Ektotrich gelten groöe, rechteckige Sporen als ty- in die menschliche Umgebung ist mit ihnen auch
pisch (Abb . 116) . dieser Pilz hÜufiger als menschlicher Krankheits-

Kulturverhalten
Das junge Mycel schiebt sich aus dem Untersu-
chungsmaterial rasch in den NÜhrboden und auf
dessen OberflÜche entlang, auf der es die wach-
sende Kolonie sternfßrmig umgibt (Abb . 117, s .
Farbtafel 8) . Die sternfßrmige Peripherie ist fär
diese Variante typisch und lÜöt schon in der ersten
Kulturwoche an die tierische Infektionsquelle
denken, ein zur Vermeidung von Neu- und Rein-
fektionen wichtiger Umstand .
Die KulturoberflÜche zeigt ein zentrales Knßpf-
chen und ist sonst eben, weiö und leicht gekßrnt .
Die tÜgliche Zuwachsrate einer Kolonie betrÜgt
1-2 mm .
Die zunÜchst gelbliche Räckseite der Kultur wird
spÜter kupferrot bis rßtlichbraun .

Mikroskopisches Bild
Alle StÜmme sind gute Conidienbildner . Mikro-
conidien werden reichlich in Botrytisform und la-
teral an den Hyphen gebildet ; sie sind nahezu ku-
gelrund . Die weniger zahlreichen Makroconidien
sind vielkammerig und oft terminal inseriert . Ra-
ketthyphen sind erkennbar, Spiralhyphen werden
reichlich gebildet (Abb . 118) .
Stellt man ein mikroskopisches PrÜparat von dem
submers wachsenden Thallus her, so bemerkt man
eine äberraschende Öhnlichkeit mit dem Nativ-
prÜparat des Untersuchungsmaterials : Mycel, das
in kurze, rechteckige Arthrosporen zerfallen ist
(Abb . 116) .
Die Grßöe der Arthrosporen betrÜgt 2,0-3,3 x
2,9-3,8 üm . Die doppelten ZellwÜnde dieser Ar-
throsporen sind nach neuen elektronenoptischen
Befunden (BIBEL u . Mitarb .) noch von einer Üuöe-
ren Fibrillenschicht äberzogen . Dadurch sind die
tßnnchenfßrmigen Sporen besonders wider-
standsfÜhig gegenäber physikalischen Einflässen . Abb . 118 Trichophyton mentagrophytes var . aste-
roides . a Mikroconidien in Botrytisform, Makroco-
nidien hÜufig gestielt, Spiralhyphen (Camera luci-
Stammhaltung
da) . b Bildung typischer rechteckiger Arthrosporen
Es bestehen keine Besonderheiten gegenäber den im Submersteil der Kultur auf Sabouraud-Gluco-
anderen VarietÜten oder Subspecies der Tricho- se-Agar . c Reichliche Spiralbildung am Luftmycel
phyton mentagrophytes-Gruppe (s. S . 127) . auf Sabouraud-Glucose-Agar .
Trichophyton mentagrophytes 131

Abb . 119 Trichophyton menta-


grophytes var . erinacei. 10 Tage
alte Kultur auf Bierw•rzeagar mit
peripheren Hyphenb•ndeln, z . T .
submers wachsend .

erreger aufgetreten . Selbstverstündlich befüllt er Mycelfüden . Die Lanugohürchen lassen spürli-


auch Laboratoriumskleintiere, davon ausgehend chen ektotrichen Befall erkennen .
Tierpfleger usw ., wie sich an einschlügigen Labor-
infektionen erwies . (Meldepflicht beachten, wenn Kulturverhalten
die Infektion im Arbeitsbereich erworben wird!) Trichophyton mentagrophytes var . erinacei zeigt
Naturgemüä sind Kinder am hüufigsten betroffen . auf Sabouraud-Glucose- und auf Bierw•rzeagar
Da die Tiere oft scheinbar gesund sind, wird nicht krüftiges Wachstum . In 10 Tagen erreichen die
sofort an die Infektionsquelle gedacht . Um so Kolonien einen Ü von 20-30 mm . Der Thallus
wichtiger ist eine fr•hzeitige Erkennung des Pilzes bleibt flach mit strahlenfßrmigem Rand und wirkt
durch seine charakteristische Kulturform . gipsig, trocken, auf Bierw•rze weiä, auf Sabou-
Pathophysiologie raud-Glucose-Agar zartrosa . Die R•ckseite der
Kultur ist brillantgelb ; ein Teil des Pigmentes wird
Entz•ndliche Rundherde manifestieren sich an
an den Nührboden abgegeben (Abb . 119, 120) .
Hals und Wangen der Kinder . Von den Erwach-
senen reagieren Münner mit heftiger Kerionbil-
Mikroskopisches Bild
dung im Bart-Kinn-Bereich, auch an den Unter-
armen . Das Haar wird ekto-endotrich befallen Groäe Mengen von spitzen, einzelligen Mikroco-
(Lanugo-, Bart- und Kopfhaar) . Wührend die nidien (1,3-5 öm) stehen lateral an den Hyphen
Herde bei den Tieren trocken, kleinlamellßs und in lockeren Trauben . Sie vermitteln makro-
schuppend, haarlos und aphlegmasisch sind, wird skopisch den Eindruck der gipsigen Oberflüche.
die menschliche Infektion fast immer von einer Makroconidien werden in geringer Zahl gebildet .
entz•ndlichen Reaktion begleitet . Sie sind schmal, vielkammerig, lang, glattwandig
und an den Polen verj•ngt (Abb . 121) .
Systematik Spiralhyphen werden (wenn •berhaupt) sehr spüt
Conidien-(imperfektes)Stadium : Trichophyton und nur in wenigen, lockeren Windungen gebil-
mentagrophytes (ROBIN) BLANCHARD 1896 var . det . In vitro befüllt der Pilz das Igelhaar mit typi-
asteroides. Ascogenes (perfektes) Stadium : Ar- scher Perforation (Abb . 122) .
throderma vanbreuseghemii TAKASHIO 1973 .

Trichophyton mentagrophytes
(ROBIN) BLANCHARD var.
erinacei SMITH et MARPLES 1963
Perfektes Stadium : im Komplex Arthro-
derma benhamiae AJELLO et CHENG 1967
Trichophyton mentagrophytes var . erinacei ist ein
auf den Igel spezialisierter, zoophiler Dermato-
phyt, der durch direkten Kontakt mit erkrankten
Tieren eine entz•ndliche Trichophytie des Men-
schen verursachen kann .

Mikroskopisches Nativprüparat Abb . 120 Trichophyton mentagrophytes var . eri-


Im KOH-Prüparat sieht man eine groäe Menge nacei. 10 Tage alte Kultur auf Sabouraud-Gluco-
von Arthrosporen neben einzelnen, noch intakten se-Agar .
1 32 Dermatophyten

Vorkommen aus verschiedenen europüischen


Lündern (England, Frankreich, Deutschland) be-
richtet . Auch in Neuseeland, wohin der Igel im-
portiert wurde, sind Erkrankungen bei Kindern
bekannt geworden .

Pathophysiologie
Die ©bertragung der Infektion von einem Tier auf
das andere erfolgt durch Milben . Menschen infi-
zieren sich vornehmlich an den Extremitüten
durch direkten Kontakt mit erkrankten Tieren .
Der hier beschriebene Erregerstamm wurde von
den Armen einer Igeltierpflegerin isoliert . (Die
Tiere wurden zu Versuchen mit Mycobacterium
leprae an der Klinik gehalten .) Wie bei allen Der-
matomykosen tierischer Provenienz war der
Krankheitsverlauf akut entz•ndlich (KLINGM©L-
LER, HEYMER U . SOBICH, 1979) .

Systematik
SMITH U . MARPELS, die 1963 erstmalig eine detail-
lierte Beschreibung dieses Dermatophyten gaben,
ordneten ihn als Variante des Trichophyton men-
tagrophytes (ROBIN) BLANCHARD ein, vor allem
wegen der groäen Ähnlichkeit mit dieser Stamm-
form. PADHYE u . AJELLO (1977) rechnen diesen
Abb . 121 Trichophyton mentagrophytes var. eri- Pilz ebenfalls zum Trichophyton mentagrophy-
nacei. a Reiche Mikroconidienproduktion . b Viel- tes-Komplex und st•tzen die morphologische Dif-
kammerige, schmale Makroconidien werden in ge- ferenzierung mit genetischen Daten .
ringer Zahl gebildet .
Conidien-(imperfektes)Stadium : Trichophyton
mentagrophytes var . erinacei SMITH et MARPLES
Stammhaltung 1963
Die Erfordernisse sind die gleichen wie bei Tri- Ascogenes (perfektes) Stadium : Arthroderma
chophyton mentagrophytes (s . S . 127) . benhamiae AJELLO et CHENG 1967
Epidemiologie
Entsprechend der Verbreitung des Wirtstieres, Trichophyton mentagrophytes
des Igels (Erinaceus europaeus), wird •ber das (ROBIN) BLANCHARD
var. quinckeanum (ZOPF)
MACLEOD et MUENDE 1940
Syn . : Achorion quinckeanum QUINCKE 1 .886
Die var . quinckeanum ist eine bei kleinen Nagetie-
ren, insbesondere bei der Maus (Mus musculus)
verbreitete Variante der Art Trichophyton menta-
grophytes . Wenn dieser Pilz den Menschen befüllt,
verursacht er scutulumühnliche Schuppung auf
der glatten Haut ; der behaarte Kopf wird selten
befallen .

Mikroskopisches Nativprüparat
Das Scutulum lüät ein Flechtwerk von Pilzhyphen
Abb. 122 Trichophyton mentagrophytes var . eri- mit zahlreichen Sporen von runder bis ovaler
nacei - Perforation eines Igelhaares in vitro . Form erkennen . Ähnlich den Befunden beim Fa-
Trichophyton mentagrophytes 1 33

borstamm allerdings meist nicht mehr geeignet, da


er in vitro einen Teil seiner Virulenz verliert .

Epidemiologie
Trichophyton mentagrophytes var . quinckeanum
ist primür ein Parasit der Maus, die wiederum In-
fektionsquelle f•r andere Tiere (Katzen, Hunde,

Abb . 123 Trichophyton mentagrophytes var .


quinckeanum . 4 Wochen alte Kultur auf Sabou-
raud-Glucose-Agar mit faltiger, rein weiäer Ober-
flüche .

vus (s . S . 138) sieht man, allerdings selten, im infi-


zierten Haar wechselnd groäe Arthrosporen in
ekto- wie endotricher Anordnung .

Kulturverhalten
Die Primürkultur zeigt auf Sabouraud-Glucose-
Agar mit groäer Wachstumsgeschwindigkeit ein
ausgeprügtes Oberflüchenprofil . Tiefe, unregel-
müäige Falten gehen in einen flachen Rand
mit strahlenfßrmigen Hyphenb•ndeln •ber
(Abb . 123) . Wührend die Oberseite reinweiä
bleibt, erhült die brüunliche Unterseite im weite-
ren Kulturverlauf eine weinrote Farbkomponente .
Subkulturen wachsen flach und bleiben nicht im-
mer weiä ; bei ihnen kann sich ein Farbwechsel zu
violett vollziehen .

Mikroskopisches Bild
Das mikroskopische Bild prüsentiert groäe Men-
gen von lünglichen, ein- bis zweizelligen, zuge-
spitzten Mikroconidien (2-4 x 2-7 öm), die
vorwiegend lateral an den Hyphen mehr oder we-
niger dicht angeordnet sind . Die Makroconidien
sind in der Gestalt unterschiedlich : lang und an
den Polen zugespitzt oder stumpf-zylindrisch .
Beide Formen sind d•nn- und glattwandig und
tendieren zum raschen Neuauskeimen . Faden-
fßrmige Mycelfortsütze sind typisch f•r diese Va-
riante (Abb . 124) .

Stammhaltung Abb . 124 Trichophyton mentagrophytes var .


quinckeanum. a Zahlreiche Mikroconidien in Akla-
Auf locker geschichteten Reiskßrnern in einem
diumform und verschiedene Typen von Makroconi-
Kulturrßhrchen gelingt die Haltung bis zu einem dien (Camera lucida) . b Zugespitzte, schmale Ma-
Jahr . Dann ist eine Erneuerung des Nührsubstrats kroconidien, massenhaft Mikroconidien . c Stump-
erforderlich . Zu Tierversuchen ist ein solcher La- fes Makroconidium mit fadenfßrmigem Fortsatz .
1 34 Dermatophyten

Ratten, H•hner, Pferde, Schafe) sein kann . Bei Die Tendenz dieses anthropophilen Pilzes zur
den Tieren werden favusühnliche Krusten gebil- Chronizitüt und seine Affinitüt zum Nagelkeratin
det, die, wenn sie zu Boden fallen, auch ein Infek- verursachen erhebliche klinische Probleme .
tionsreservoir f•r den Menschen darstellen . So ist Trichophyton rubrum umfaät eine heterogene
es erklürlich, daä dieser Dermatophyt in lündli- Gruppe von verschiedenen Wuchsformen . Der
chen Gegenden hüufiger zu finden ist als in den nachfolgenden Beschreibung ist jene Form zu-
Stüdten . grunde gelegt, die man bei der Routinediagnostik
©ber das Vorkommen wird aus England, Frank- von Patienten am hüufigsten isolieren kann .
reich, Deutschland, Polen, Rumünien und der
Tschechoslowakei berichtet. Er wurde auch in Mikroskopisches Nativprüparat
Australien und Canada gefunden . Wührend die Epidermis von weitlüufig verzweig-
Ein saprophytüres Dasein im Erdboden ist nicht tem Mycel durchzogen ist, findet man in der Na-
mit Sicherheit nachgewiesen . gelsubstanz dicht gelagerte Sporenketten . Das
Nativprüparat lüät jedoch keinen Schluä auf die
Pathophysiologie Pilzart zu .
Bei menschlichen Infektionen, die in der Regel
entz•ndlich verlaufen, handelt es sich um Solitür- Kulturverhalten
herde an den Extremitüten oder im Gesicht, die Die Entwicklung des weiäflaumigen Thallus be-
„wie ein M•ckenstich" (so die Patienten) begin- ginnt am 2 . oder 3 . Kulturtag bei einem Tempera-
nen, rasch an Grßäe zunehmen und Satelliten- turoptimum von 30Ö C . Von einem zentralen
herde in der Umgebung entstehen lassen . Scutu- Knßpfchen ausgehend bilden sich mehr oder we-
lumühnliche Schuppen weisen auf diesen Derma- niger tiefe, regelmüäige Radiürfalten, die in einen
tophyten hin (RODERMUND, HEYMER, DE VRIES, flachen, breiten Kolonierand einm•nden . Diese
1975) . Randzone ist auf Sabouraud-Glucose-Agar gr•n-
Lüät die Kultur Zweifel an dieser zoophilen Va- lich und deutet schon relativ fr•h auf diesen Der-
riante offen, bringt ein Tierversuch (Maus) Klar- matophyten hin (Abb . 129, s . Farbtafel 9) .
heit durch Provozieren eines leuchtend gr•n fluo- Der mittlere Thallusanteil bleibt bei vielen Stüm-
reszierenden Scutulums, das ein Konglomerat aus men bis zum Ende der Kultur weiä ; andere ver-
kugelrunden Arthrosporen und Mycelresten dar- fürben sich rosa bis rot, zuweilen mit einer violet-
stellt (Abb . 125, s . Farbtafel 1) . ten Farbkomponente (Abb . 126, s . Farbtafel 9) .
Auf Mycosel ° -Medium sind die Lufthyphen we-
Systematik niger gut entwickelt . Ihre transparente Schicht
Nach den Studien von LA TOUCHE (1960) ist Tri- lüät in der Regel die Farbe des Submersthallus er-
chophyton quinckeanum als Variante von Tricho- kennen . Ein gelber, spüter dunkelroter Rand um-
phyton mentagrophytes anzusehen . Auch AJELLO gibt die Kolonien . Die Kulturunterseite ist auf
spricht sich f•r eine Einordnung in den Trichophy- beiden Nührbodenarten weinrot . Pigment wird an
ton mentagrophytes- Komplex aus . Diese Klassifi- den Nührboden nicht oder nur wenig abgegeben .
zierung ist genetisch unterbaut . Die wßchentliche Zuwachsrate der Kolonie be-
Conidien-(imperfektes)Stadium : Trichophyton trügt 10-15 mm . Die Pigmentbildung wird weit-
mentagrophytes var . quinckeanum gehend vom pH und der Substratzusammenset-
Das perfekte Stadium ist bis heute unbekannt . zung bestimmt (Abb . 127, s . Farbtafel 9) . Insge-
samt unterscheidet man nach dem Kulturbild 5
verschiedene Formen (s . S . 137) .
Trichophyton rubrum
(CASTELLANI) SABOURAUD 1911
Mikroskopisches Bild
Syn. : Trichophyton purpureum BANG 1910 -
Epidermophyton rubrum CASTELLANI 1910 Die einzelligen, lünglichen Mikroconidien sind in
Akladiumform angeordnet (Grßäe : 2-3 x 3-5
Perfektes Stadium: unbekannt öm) (Abb . 128 c) . Die auffallend langen und
Trichophyton rubrum ist unter den humanpatho- schmalen Makroconidien (4-6 x 15-40 öm) sind
genen Pilzen neben Trichophyton mentagrophytes reich septiert ; die einzelnen Septen sind nicht sel-
von vorrangiger Bedeutung, nicht zuletzt wegen ten Ausgangsstelle einer Sporenbildung .
seiner kontinuierlichen Zunahme in den westli- Die Makroconidien sitzen auf den Hyphen (diese
chen Lündern seit Beginn dieses Jahrhunderts . sind meist k•rzer) und sind terminal zu mehreren
Trichophyton rubrum 1 35

Abb . 128 Trichophyton rubrum . a Mikroskopi-


sches Bild einer ausgereiften Kultur : mehrkammeri-
ge, schmale Makroconidien - einzellige, spitze Mi-
kroconidien in Akladiumform (Camera lucida) .
b Blauprüparat von ausgereifter Kultur nach 1 4 Ta-
gen auf Difco-Blutagar-Base . c Mikroconidien in
Akladiumform , d Mehrkammerige Makroconidien .
e Afrikanisches Isolat (Togo 1979) mit massenhaft
Makroconidien bei fast vßlligem Fehlen von Mikro-
conidien (Uuomiom) . f Zerfall von Makroconidien in
Arthrosporen .
1 36 Dermatophyten

geb•ndelt. Abgetrennt vom Mycel, sind sie an den Krankheiten ein g•nstiges Terrain f•r ihn geschaf-
Polen abgerundet, d•nn- und glattwandig . Sie fen haben . Er kann somit schon der Indikator f•r
werden von einigen Stümmen nur in geringer Zahl Grundleiden sein, die noch nicht manifest sind
gebildet oder fehlen ganz (Abb . 128 a, b, d) . In oder als solche erkannt wurden .
anderen Füllen, z . B . in afrikanischen Isolaten, Als Erreger von Onychomykosen steht er an er-
sind sie ungeheuer zahlreich (Abb . 128 e) . Gele- ster Stelle . Eine pilzbedingte Leukonychie (par-
gentlich untergliedern sie sich in Arthrosporen tiell oder total) wird fast nur durch Trichophyton
(Abb . 128 f) . rubrum verursacht.
Tab . 23 befaät sich mit den Lokalisationen von
Stammhaltung 10753 Trichophyton rubrum- Stümmen, die in 15
Es ist nicht leicht, Trichophyton rubrum in der Jahren an der Universitüts-Hautklinik Bonn (Di-
Mykothek typisch zu erhalten, denn Subkulturen rektor : Prof. Dr . A . LEINBROCK) von Patienten
isoliert wurden .
verlieren zunehmend an Pigment . Gut sporulie-
rende Stümme kann man auf Bierw•rzeagar vor
Pleomorphismus bewahren, nicht aber vor dem Tabelle 23 Trichophyton rubrum-Befunde, die in
Verlust der Fürbung ; und nicht immer gelingt es, 15 Jahren (1962-1977) an der Universitüts-Hautkli-
danach die Farbstoffbildung durch eine Passage nik in Bonn erhoben wurden (Direktor : Prof. Dr. A .
•ber Glycerinnührboden wieder zu stimulieren . LEINBROCK) .
Die Probleme sind aber ohne Bedeutung, da man
Zahl der Herkunft des Untersuchungsmaterials
leicht frische Stümme von Patienten erhült .
Isolate und Lokalisation

Epidemiologie 387 Handmykosen


Trichophyton rubrum, urspr•nglich in Ostasien 3700 Fuämykosen
und in Teilen der USA endemisch, ist auf allen 697 Hand- und Fuämykosen zugleich
Kontinenten anzutreffen, im westlichen Europa 517 Onychomykosen der Finger
mit steigender Hüufigkeit . 3018 Onychomykosen der F•äe
Er dominiert mit seiner besonderen Affinitüt zum 503 Onychomykosen der Finger und F•äe
Nagelkeratin als Erreger der Onychomykosen . In zugleich
ßstlichen Lündern ist er gef•rchtet wegen seiner 191 Unterschenkel
Fühigkeit zur Invasion des lymphatischen Sy- 90 Arme
stems . Von dort stammt der Terminus „Rubro-
1511 Inguinalbereich
phytie" .
70 Gesicht, Hals
Infektionen erfolgen im menschlichen Lebensbe-
69 Stamm
reich . Patienten mit oft jahrelang persistierenden
Onychomykosen sind ein stündiges Reservoir . - Capillitium (!)
©ber Infektionen bei Tieren wird vereinzelt be-
richtet ; aber eine Infektionskette Tier s Mensch
wurde im eigenen Bereich bisher nie beobachtet . Dabei stehen unter den mehr als zehntausend
Stümmen Isolate von Erkrankungen der Extre-
Pathophysiologie mitüten (insbesondere der F•äe) mit und ohne
Aus der fast vollstündigen Adaptation an den Nagelbeteiligung an der Spitze .
Menschen resultiert das grßäte klinische Problem, Der Inguinalbereich ist eine weitere Prüdilek-
das dieser Dermatophyt verursacht : die Chronizi- tionsstelle . Das münnliche Geschlecht wird hüufi-
tüt der durch ihn gesetzten Lüsionen . Neuere elek- ger befallen . Trichophyton rubrum wurde aus dem
tronenoptische Untersuchungen (SHETSILRULI U . Inguinalbereich mit 1511 Stümmen ßfter isoliert
APRIDONIDCE) ergaben, daä Trichophyton rubrum als Epidermophyton floccosum und Trichophyton
mit Hilfe dornühnlicher Perforationsorgane in die mentagrophytes .
Wirtszelle eindringt, und daä diese intracellulüre Wührend sich die Lüsionen an den Unterschen-
Existenz des Parasiten wohl eine Hauptursache keln gewßhnlich flüchenhaft ausdehnen, sieht man
f•r die stündigen Rezidive ist . an den Armen eher Rundherde . Im Herdbereich
Mit Ausnahme des Capillitiums besiedelt er das wird hier die Lanugobehaarung nicht attackiert .
ganze Hautorgan - oft ohne heftige Abwehrreak- Z•chteten wir - umgekehrt - rot pigmentierte Kulturen
tionen - besonders dann, wenn andere (innere) aus ühnlichen Herden mit (!) Befall der Lanugohaare, so
Trichophyton rubrum 1 37

ergab die Differenzierung des Erregers eine andere Art, Kulturen gelegentlich Pseudocleistothecien
nümlich Trichophyton megninii (s . S . 125) . Trichophy- (Abb . 130 a, s . Farbtafel 10) .
ton rubrum ist aber prinzipiell in der Lage, das Lanugo- 3.F g1Deilbpmntr orm mit gelben Luft-
haar zu befallen.
hyphen und orangefarbenem Kolonierand hat
Trichophyton rubrum wurde in den eigenen Un- extrem wenig Conidien und wurde nur aus Na-
tersuchungen nie vom Capillitium isoliert . gelsubstanz isoliert (Abb . 130 b, s . Farbta-
F•r diesen Dermatophyten, der seine keratinoly- fel 10) .
tischen Fühigkeiten im Nagelkeratin hinreichend 4 . dm1DaeislnForPtg,
manifestiert, gibt es anscheinend im Haarfollikel ganzen Nührboden braun verfürbt (Abb .
eine Wachstumsbarriere . In vitro wird das Haar- 130 c, s . Farbtafel 10) . Melaninproduzierende
keratin zwar angegriffen, wenn auch spüter und Stümme kommen auch bei Trichophyton men-
weniger massiv als durch Trichophyton menta- tagrophytes und Epidermophyton floccosum
grophytes . vor .
Auffallend ist aus immunologischer Sicht, daä 5 .Fa1Dkofiergmlnßtsch
id-Reaktionen (weder lokal noch in der Periphe- Thallusmitte ist ein besonders guter Makroco-
rie) - ganz im Gegensatz zu Trichophyton menta- nidien- und Chlamydosporenbildner und
grophytes-Infektionen - ungewßhnlich selten wurde von dunkelhüutigen Patienten (Zaire)
sind. isoliert, die vor•bergehend in Europa weilten
(Abb . 130 d, s . Farbtafel 10) . Eigene Isolate
Systematik stammten ferner von Privatdozent Dr . HOF,
Trichophyton rubrum besteht phünotypisch aus W•rzburg, auf Grund von Untersuchungen in
verschiedenen Wuchsformen, deren vegetative Togo (1979) (Abb . 131) .
Reproduktionsorgane aber ziemlich einheitlich YOUNG, die 1025 Einsporkulturen von Trichophyton ru-
sind (vgl . SCHØNBORN, 1972) . brum mit„ + "- und„ -"-Teststümmen von Arthroderma
©ber diese Formen wird aus Belgien, England, simii testete, fand positive Wachstumsreaktionen mit
Frankreich, Indien und Nordamerika berichtet . Arthroderma simii „+" . Alle Trichophyton rubrum-
DE VRIES stellte f•r Holland 5 derartige Wuchs- Stümme würen somit dem „-"-Kreuzungstyp zuzuord-
formen fest - ein Spektrum, das bis auf eine weiäe nen. Es w•rde das perfekte Stadium mit fertilen Cleisto-
Kulturform auch f•r Westdeutschland G•ltigkeit thecien gebildet, wenn sich ein „+"-Kreuzungstyp von
hat . Trichophyton rubrum finden lieäe .
1 . Die flaumige Form wird weitaus am hüufigsten Conidien- (imperfektes)Stadium : Trichophyton
isoliert, insbesondere aus der Epidermis und rubrum (CASTELLANI) SABOURAUD 1911
Nagelsubstanz der Extremitüten (Abb . 129, s . Ein perfektes Stadium ist bisher nicht bekannt .
Farbtafel 9) . Die Einordnung erfolgt deshalb vorerst bei den
2 . Die pudrig-gipsige Form mit cerebriformer, Fungi imperfecti .
rot-violetter Mitte und flachem Rand ist ein
guter Conidienbildner . Man findet in diesen 1 3, 4, 5 zühlen in Europa zu den Seltenheiten .

Abb . 131 Trichophyton rubrum . Kulturbilder der afrikanischen Form anhand von Isolaten aus Togo . a Kar-
toffelagar, b, c Sabouraud-Glucose-Agar .
1 38 Dermatophyten

Trichophyton schoenleinii (LEBERT) tende Art . Im befallenen Haarschaft imponiert


das Mycel stellenweise dunkel (Hohlraumeffekt) .
LANGERON et MILOCHEVITCH 1930
Diese „schwarzen Bünder" sind ein untr•gliches
Syn . : Achorion schoenleinii (LEBERT) REMAK Zeichen f•r Trichophyton schoenleinii . Das Haar
1845 bricht nicht ab, es bleibt in seiner ganzen Lünge
Perfektes Stadium : unbekannt erhalten (Abb . 132) . Im Scutulum, das zunüchst
aus einem honiggelben Konglomerat besteht und
Dieser Pilz ist der durch REMAK auf Anregung von
erst spüter verkrustet, erkennt man groäe Mengen
SCHØNLEIN identifizierte anthropophile Erreger
des Favus mit Bildung von schildfßrmigen, grindi- von abgerundeten Arthrosporen neben kurzen,
plumpen Mycelfragmenten . Dieses Untersu-
gen Herden vorwiegend auf der Kopfhaut mit
Haarbefall und nachfolgendem bleibenden Haar- chungsmaterial bleibt - bei Zimmertemperatur
verlust : ein hüufig familiüres, chronisches Leiden, aufbewahrt - bis zu sieben Jahren keimfühig .
das schon in fr•hester Kindheit beginnt - fr•her Kulturverhalten
als Erbgrind bezeichnet.
Langsames Wachstum mit feuchter, tief gefurch-
Mikroskopische Merkmale ter Oberflüche und eine wachsühnliche Konsi-
im Untersuchungsmaterial stenz des Thallus kennzeichnen diesen Pilz in der
Die Beurteilung des Nativprüparates gibt bereits Kultur (Abb . 133) . Der unregelmüäig gewunde-
wertvolle Hinweise auf die kulturell zu erwar- ne, zentrale Teil der Kolonie kann sich peripher-

Abb . 132 Infektion durch Tricho-


phyton schoenleinii ( Favushaar) .
a, b Kulturwachstum auf Sabou-
raud-Glucose-Agar, 10 Tage bei
26ÖC . c Haarprüparat mit Pilz-
füden und Endothrixsporulation .
d Letztes Stadium des Befalls-Ke-
ratin ist fast aufgebraucht, restlo-
ser Zerfall des Mycels in Arthro-
Sporen .
Trichophyton schoenleinii 1 39

Abb . 133 Trichophyton schoenleinii . Entwicklung


von Kolonien auf Sabouraud-Glucose-Agar bei
24Ö C . a 2 Wochen, b 6 Wochen, c 4 Wochen .

würts in tiefe Radiürfaltung ordnen, die fest mit


dem Nührboden verbunden ist und diesen biswei-
len spaltfßrmig aufbrechen lüät (Abb . 133 b) .
Ober- und Unterseite sind gelblich-grau ; ültere
Kulturen bekommen oberseits einen Anflug von
kurzen, weiäen Lufthyphen .
Die tügliche Zuwachsrate einer Kolonie betrügt
bei 30Ö C auf Sabouraud-Glucose-Agar ca . 1-2
mm ; Vitaminzusatz ist nicht erforderlich .
Ob ein Stamm glabrßs oder flach trocken wüchst,
hüngt weitgehend vom Nührsubstrat ab . Je trok-
kener das Milieu, desto grßäer die Bereitschaft
zur Lufthyphenbildung . Es gelingt bei adüqua-
tem Feuchtigkeitsgehalt, einen weiä wachsenden
Stamm in die glabrßse Form zu •berf•hren und
umgekehrt .

Mikroskopisches Bild Abb . 134 Trichophyton schoenleinii. a Mikroco-


nidien, Chlamydosporen, dichotome Verzweigun-
Zur Beurteilung der Feinstruktur des Thallus ent- gen und „Kronleuchter"-Hyphen (Camera lucida) .
nimmt man mit dem Platinspatel ein St•ckchen, b Kulturprüparat mit knorrigen Hyphen und „Kron-
das auf dem Objekttrüger in eine Ebene gepreät leuchter"-Formen . c „Kronleuchter"-Formen in
wird . Hier bietet sich mikroskopisch das typische stürkerer Vergrßäerung .
1 40 Dermatophyten

Bild der „Kronleuchter", deren Gestalt aus einem papille durch den Umklammerungsdruck der
f•r diesen Dermatophyten charakteristischen Pilzkolonie (Scutulum) zu zerstßren, mit der Kon-
Verzweigungsmodus der Hyphen resultiert . Die sequenz der Atrophie und des bleibenden Haar-
einfachste Form, die dichotome Verzweigung verlustes . Kinder werden bevorzugt befallen ; ein
(Aufteilung der Hyphenspitze in 2 gleichwertige bei Erwachsenen aufgedeckter Favus hat oft- un-
Äste), ist ebenfalls hüufig zu finden (Abb . 134) . erkannt - seit der Kindheit persistiert .
Terminale und intercalare Chlamydosporen wer- Spontanheilungen wührend der Pupertüt sind
den im ülteren Thallus reichlich gebildet . Mikro- nicht zu erwarten .
conidien erhült man auf feuchten Reiskßrnern ; sie
sind 1-, 2- und 3zellig . Systematik
Makroconidien lassen sich - auch bei auäereuro- Conidien-(imperfektes)Stadium : Trichophyton
püischen Stümmen - nur sehr selten finden ; sie schoenleinii (LEBERT) LANGERON et MILOCHEVITCH
werden als „mittelgroä" beschrieben . 1930 .
Ein perfektes Stadium ist bisher unbekannt . Die
Anmerkung
Eingliederung erfolgt somit bei den Fungi im-
Die Sporenansammlung in Form eines Scutulums ist perfecti .
analog dem „Honigtau" bei Claviceps purpurea, einem
Ascomyceten, der auf Getreide parasitiert (Abb . 3, s .
Farbtafel 1) . Sein perfektes Stadium wird (in der Natur Trichophyton Simii PINOY 1912
und im Laboratorium) nach einer Kültepassage des Scle-
rotiums gebildet . Vielleicht würe auch bei Trichophyton Perfektes Stadium : Arthroderma simii
schoenleinii die Hauptfruchtform zu ermitteln, wenn die STOCKDALE, MACKENZIE et AUSTWICK 1965
Scutula eine Periode niedriger Temperaturen durchlau- Der Hautpilz Trichophyton simii wurde bisher in
fen w•rden . Europa nicht beobachtet . Dennoch ist er von er-
Stammhaltung heblicher Bedeutung, da seine genetische Konsti-
Die Haltung dieser Art in der Mykothek ist un- tution bekannt ist und er als Teststamm zur Kreu-
zung mit anderen Arten dienen kann, um deren
problematisch . Auf Sabouraud-Glucose- und auf
genetische Identitüt aufzudecken .
Bierw•rzeagar tritt kein Pleomorphismus ein . Äl-
Die Beschreibung begr•ndet sich auf einen La-
tere Stümme werden weich, m•rbe, brßckelig ;
borstamm, der nicht unmittelbar von einem Pa-
aber selbst dann eignen sie sich noch zu Subkultu-
tienten isoliert wurde (erhalten von Dr. DE VRIES,
ren, die wieder das typische Aussehen annehmen .
Baarn, Holland) .
Epidemiologie
Wührend Trichophyton schoenleinii in Mitteleu- Mikroskopisches Nativprüparat
ropa selten geworden ist - fr•her gab es Endemie- Nach PINOYS Erstbeschreibung (1912) eines Iso-
gebiete z . B . in der Eifel - hat es in den Mittel- lats von einem Affen sind die Arthrosporen im
meerrandlündern, im Iran und im nßrdlichen KOH-Prüparat „rechteckig" ; Grßäe : 4 x 5-8
Afrika nichts von seiner Bedeutung eingeb•ät, öm .
obwohl in den Stüdten dieser Lünder seit der Ein-
f•hrung des Griseofulvins ein R•ckgang an Fa- Kulturverhalten
vusepidemien zu verzeichnen ist . Fr•her beobach- Die Kultur ühnelt in ihrem Habitus Trichophyton
tete man nicht selten eine familiüre Hüufung mentagrophytes . Die Kolonien entwickeln sich
(„Erbgrind") . rasch auf Sabouraud-Glucose-Agar ; in einer Wo-
Obgleich •ber den Befall von Haustieren berich- che erreichen sie einen Ü von 40 mm
tet wird - auch experimentelle Tierinfektionen (Abb . 135 a) . Um das etwas erhßhte Zentrum legt
verlaufen positiv -, muä Trichophyton schoenlei- sich ein Ring retardierten Wachstums, das in einen
nii als anthropophiler Dermatophyt bezeichnet flaumigen Thallus •bergeht . Die R•ckseite der
werden . Seine stürkste Verbreitung ist in Eurasien Kultur ist zunüchst hellgelb, spüter rostbraun oder
und Nordafrika ; nur sporadisch kommt er noch in rßtlich mit strahlenfßrmigem Rand . Auf Myco-
der westlichen Hemisphüre vor . sel°-Agar ist die Oberflüche zartrosa gefürbt und
zeigt eine regelmüäige Faltung (wie die Speichen
Pathophysiologie eines Wagenrades) . Auf Malzextraktagar ist die
Besonders gef•rchtet ist der Pilz wegen der Chro- Lufthyphenbildung weitgehend reduziert ; ein
nizitüt der Lüsionen und der Fühigkeit, die Haar- weinrotes Pigment wird nach 4 Wochen ober- und
Trichophyton simii 141

unterseits sichtbar ; es diffundiert bisweilen strei- Peridialhyphenzellen: im inneren Teil des Cleistothe-
fenf•rmig in den Nührboden . ciums nicht eingeschnÜrt, aber am Ende verdickt, im üu-
äeren Teil hantelf•rmig eingeschnÜrt, 6,5-12,5
Mikroskopisches Bild x 4,2-6,7 ßm.
Peridiale Hyphen : hyalin, blaäbraun, verzweigt mit dÜn-
Groäe Mengen von schmalen, spitzen, einzelligen nen, rauhen Auäenwünden, distale Verzweigungen sel-
Mikroconidien (1,5-2 x 3-6,5 ßm) sind in ten mehr als 2- oder 3zellig .
Akladiumform angeordnet. Die Makroconidien Anhüngsel : glattwandige, septierte Spiralen mit 20-30
gleichen denen von Trichophyton mentagrophy- Windungen, bisweilen auch Makroconidien .
tes; doch ist die Zahl der Kammern bisweilen gr•-
äer . Charakteristisch ist das Vorhandensein von
plasmafreien Zellen und die Bildung von Chlamy-
dosporen in einigen Kammern von Makro-
conidien, die dann leicht auseinanderbrechen
(Abb . 135 b, c) .
Gr•äe der Makroconidien : 6-11 x 35-50 ßm .

Stammhaltung
Die Tendenz zum Pleomorphismus ist auf Malz-
Agar (2%) geringer als auf Glucose-Agar .

Epidemiologie
Bisher sind nur eng begrenzte Endemiegebiete
des Vorkommens dieser Art bekannt (Brasilien,
Guinea und Indien) . Tierische Infektionen stehen
bei Trichophyton simii im Vordergrund : insbe-
sondere Affen und HÜhner, vereinzelt auch Hun-
de ; von seiner Humanpathogenitüt wird ebenfalls
berichtet . UrsprÜnglicher Standort dieses Pilzes
ist wohl der Erdboden .
Pathophysiologie
Die bisher bekannt gewordenen Infektionen des
Menschen waren stets auf direkten Kontakt mit
erkrankten Tieren zurÜckzufÜhren . Die Lüsionen
werden als hochentzÜndlich geschildert. - Infek-
tionen beim Affen sind charakterisiert durch klein-
lamell•se, silberschuppige, entzÜndliche Ekzeme
im Augen-Nasen-Bereich mit Beteiligung der
Haarfollikel, aber ohne wesentlichen Haarbefall .
Interessant ist das Ergebnis der experimentellen
Meerschweincheninfektion : Dabei wird das Haar
endo-ektotrich befallen, und es fluoresziert grÜn
analog der Trichophyton mentagrophytes-var .
quinckeanum-Infektion bei der Maus . Damit
weist dieser Dermatophyt auäer makromorpho-
logischen auch physiologische öhnlichkeiten mit
dem Trichophyton mentagrophytes- Komplex auf .
Systematik
STOCKDALE, MACKENZIE u . AUSTWICK gaben 1965
erstmalig eine Beschreibung des perfekten Sta-
Abb . 135 Trichophyton simii, a 8 Tage alte Kultur
diums :
auf Sabouraud-Glucose-Agar . b Spitze, schmale
Cleistothecien: © 200-750 ßm; rund, blaägelb bis Leder- Mikroconidien in Akladiumform . c Zwiebelf•rmige
farben. Chlamydosporen .
1 42 Dermatophyten

Asci : 5-6,7 ßm ©, nicht ganz rund, dÜnnwandig mit 8


Ascosporen .
Ascosporen : 1,7-2,1 x 2,9-3,3 ßm, gelblich, linsen-
f•rmig .
Conidien-(imperfektes)Stadium : Trichophyton
simii PINOY 1912
Ascogenes (perfektes) Stadium : Arthroderma si-
mii STOCKDALE, MACKENZIE et AUSTWICK 1965

Trichophyton soudanense
JOYEUX 1912
Perfektes Stadium : unbekannt
Trichophyton soudanense, dessen Heimat Afrika
ist, wurde nur selten andernorts festgestellt. Den-
noch ist seine Kenntnis auch in europüischen
Lündern erforderlich, wo er auf Grund des zuneh-
menden Reiseverkehrs gelegentlich auftaucht .
Epidemien entwickelten sich aus solchen Einzel-
infektionen nicht .

Mikroskopische Merkmale
im Untersuchungsmaterial
Man findet in den leicht abbrechenden Haaren aus
den diskret schuppenden Herden endotrich wach-
sende Pilzfüden mit rascher groäzelliger Arthro-
sporenbildung .

Kulturverhalten
Trichophyton soudanense unterscheidet sich von
allen hierzulande vorkommenden Dermatophy-
ten durch die intensive Gelbfürbung des Thallus
bei pH 5,6 (ober- und unterseits aprikosengelb)
(Abb . 136, s . Farbtafel 11) . Auf Sabouraud-Glu-
cose-Agar erscheinen am 4 . Kulturtag kleine,
sternf•rmige, teilweise submers liegende Koloni-
en . Nach 7 Tagen beginnt das Oberflüchenwachs-
tum der feucht glünzenden Kolonien, umgeben
von HyphenbÜndeln, die strahlenf•rmig in den
Nührboden wachsen . Am 12 . Tag zeigt sich auf
der unregelmüäig und tief gefurchten Oberflüche
ein samtühnlicher Lufthyphenschleier . Der strah-
lenf•rmige Randsaum bleibt erhalten, solange die
Kultur wüchst (Abb . 137) .

Mikroskopisches Bild
Als charakteristisches mikromorphologisches
Kriterium gilt der besondere Verzweigungsmo-
dus . Die kurzen, dornühnlichen Primürverzwei- Abb . 137 Trichophyton soudanense . a 6 Wochen
gungen stehen im spitzen, rechten oder stumpfen alte Kultur auf Sabouraud-Glucose-Agar mit stark
Winkel zur Ausgangshyphe, so daä - im letzteren gerunzelter Oberflüche, Strahlenkranz und brüunli-
Fall -die Seitenverzweigungen in entgegengesetz- cher Verfürbung des Mediums . b Kolonie nach 28
ter Richtung zur Ausgangshyphe wachsen : ein bei Tagen auf Sabouraud-Glucose-Agar .
Trichophyton soudanense 1 43

den Fungi relativ seltenes Bild (Abb . 138, 139) . Aus dieser Kultur lassen sich mindestens ein Jahr
Die kreuzweise angeordneten Verzweigungen lang jeweils einige vom Pilz bewachsene K•rner
verflechten sich zu HyphenbÜndeln (Abb . 139) auf Sabouraud-Glucose-Nührboden Übertragen,
und vermitteln der Kolonie das schon erwühnte und man erhült wieder charakteristische, intensiv
Aussehen eines Strahlenkranzes . Ein- und zwei- gelb gefürbte Kulturen .
zellige Mikroconidien vom Akladiumtyp werden Um typische Stümme zur Demonstration stets zur
reichlich auf Reis gebildet (Abb . 138 c), ebenso VerfÜgung zu haben, ist die Öberschichtung mit
Chlamydosporen und ÄKnotenorgane" . Ein ra- Paraffinum liquidum die Methode der Wahl . Das
scher Zerfall des Mycels in Arthrosporen ist ty- Pigment diffundiert nicht in die Konservierungs-
pisch (Abb . 138 d) . flÜssigkeit ; das Koloniebild bleibt jahrelang un-
veründert erhalten .
Stammhaltung
Um das Isolat durch den frÜh einsetzenden Pleo- Epidemiologie
morphismus nicht zu verlieren, bringt man den Der afrikanische Kontinent ist der Standort dieses
Stamm bei 20-24„ C auf Reisk•rner in R•hrchen . anthropophilen Dermatophyten mit bisher gesi-

Abb . 138 Trichophyton soudanense . a Arthrosporen, Chlamydosporen, Mikroconidien, gegenlüufige Hy-


phen und ein ÄKnotenorgan" (Camera lucida) . b Mikroconidien und Chlamydosporen auf Reis (Camera lu-
cida) . c Mikroconidienbildung in der Objektglaskultur auf Reis . d Chlamydosporen, Arthrosporen mit gelb-
lichem Pigment und gegenlüufigen Hyphen in Objektglaskultur bei starker Vergr•äerung .
1 44 Dermatophyten

Abb . 139 Trichophyton souda-


nense . HyphenbÜndel und gegen-
lüufiges Wachstum der Hyphen .

cherten Vorkommen in Ghana, Kamerun, Maure- von gelb nach zartviolett erfolgt bei der (durch den
tanien, Sudan, Tschad und Zaire . Sein Vorkom- Pilz selbst verursachten) Alkalisierung des Nühr-
men auf anderen Erdteilen ist nur sporadisch und bodens bei pH 8 . Da der Farbwechsel jedoch re-
fast immer auf Einwanderer zurÜckzufÜhren . In versibel ist, würe eine systematische Abtrennung
Deutschland und England sowie in den USA und von der Stammform nicht gerechtfertigt .
Brasilien wird Über einige Fülle berichtet . Conidien-(imperfektes)Stadium : Trichophyton
Pathophysiologie soudanense JOYEUX 1912
Das perfekte Stadium ist bis heute unbekannt,
Der behaarte Kinderkopf wird bei Dunkelhüuti-
deshalb erfolgt vorerst seine Einordnung bei den
gen bevorzugt befallen . Die kleinen, zunüchst
Fungi imperfecti .
nicht konfluierenden, diskret schuppenden Herde
bleiben im dichten Negerhaar unauffüllig, so daä
die Krankheit erst im fortgeschrittenen Stadium Trichophyton tonsurans
bemerkt wird . Das endotrich wachsende Mycel MALMSTEN 1845
zerfüllt rasch in groäzellige Arthrosporen, und
nicht selten sieht man - wie bei der Mikrosporie - Perfektes Stadium : unbekannt
abgebrochene HaarstÜmpfe . Trichophyton tonsurans ist ein weltweit verbreite-
Wir beobachteten eine kleine Epidemie in einer ter humanpathogener Dermatophyt mit besonde-
Auslünderschule von 5- bis 12jührigen Negerkin- rer Affinitüt zum Haar (sowohl des Capillitiums
dern mit einer Umgebungsinfektion von 3 europü- als auch der Lanugobehaarung) .
ischen Kindern . Wührend die Herde auf der dunk- In der Literatur verbergen sich hinter diesem,
len Haut (Capillitium und Extremitüten) aphleg- schon seit 1845 bekannten Pilz zahlreiche syn-
masisch blieben, zeigten die groäen Rundherde onyme Bezeichnungen, die auf sein wechselvolles
bei den europüischen Kindern (glatte Haut) einen Aussehen in der Kultur zurÜckzufÜhren sind . Die-
mehr entzÜndlichen Charakter (vgl . HAUSER U . ses hatte hüufig die Beschreibung vermeintlich
HEYMER, 1964) . neuer Arten zur Folge .
Systematik Mikroskopisches Nativprüparat
Der Pilz neigt zur Bildung von ÄFarbvarianten" in Auch bei Kopfhaarbefall sind Hautschuppen das
Abhüngigkeit vom pH-Wert . Ein Farbumschlag geeignetste Untersuchungsmaterial, weil sie die
Trichophyton tonsurans 1 45

neue Art gehalten und als solche beschrieben


wurde .

Mikroskopisches Bild
Zum Studium der Mikromorphologie untersucht
man am besten 3 Zonen des Thallus : die cerebri-
forme Mitte, den flachen, breiten Rand und die
Peripherie . Im mittleren Teil ist der Thallus in
zahlreiche doppelwandige Chlamydosporen ver-
schiedener Gr•äe zerfallen, die nicht kettenf•r-

Abb . 140 Trichophyton tonsurans . Typische


S-Form eines befallenen Haares (Lactophenol-
Baumwoll-blau-Fürbung) .

typische S-Form der sehr stark mit Sporen ange-


reicherten Haare und Haarfollikel enthalten, wie
sie auch bei Trichophyton violaceum zu sehen ist .
Ein Öbersichtsbild lüät diese S- oder Kommaform
besser erkennen als die starke Vergr•äerung
(Abb . 140) .

Kulturverhalten
Die 2 Wochen alte Kultur auf Sabouraud-Gluco-
se-Agar zeigt Kolonien von 1,5-2,5 cm ©, deren
mittlerer Teil unregelmüäig faltig erscheint . Ein
flacher, breiter Rand ist umgeben von feinen, pe-
ripheren HyphenbÜndeln, die sich in den Nührbo-
den schieben (Abb . 141) . Die ganze Oberflüche
wirkt durch einen kurzen LufthyphenÜberzug
wildlederühnlich . Sie ist rot, purpurfarben oder
rosa, die Unterseite mahagonifarben . Die rot ge-
fürbten Stümme geben oft Anlaä zu Verwechslun-
gen mit Trichophyton rubrum ; hier kann nur das
mikroskopische Bild Klarheit bringen . Mit zu-
nehmendem Alter der Kultur kann die Oberseite
aufbrechen, aber das tiefe Relief bleibt erhalten
(Abb . 141 c) . Die in der Literatur beschriebene
gelbe Variante sulphureum war im eigenen
Untersuchungsgut nicht selten . Diese Stümme
blieben in ihrer Pigmentbildung Über mehrere
Jahre konstant ; mikromorphologisch unterschei-
den sie sich nicht von der klassischen Form
(Abb . 142 u . 143, s . Farbtafel 11) .
Im Übrigen ist die Pigmentbildung in vitro leicht
durch den Nührboden beeinfluäbar . So wuchs ein
Stamm auf Glycerinnührboden intensiv rot ; auf
Sabouraud-Agar mit Zusatz von NaCl und Abb . 141 Trichophyton tonsurans . a 3 Wochen
MgSO 4 wurde dieser Stamm zimtbraun . Es wird alte Kultur auf Sabouraud-Glucose-Agar mit ausge-
verstündlich, daä dieser Pilz bei Anwendung ver- prügtem Oberflüchenrelief . b 5 Wochen alte Kultur .
schiedener Nührb•den immer wieder fÜr eine c 8 Wochen alte Kultur.
1 46 Dermatophyten

mig hintereinander, sondern dicht gehüuft neben-


einander liegen . Chlamydosporen sind offenbar
die bevorzugte vegetative Vermehrungsform die-
ses Pilzes . In der flachen Randzone sieht man
zahlreiche Mikroconidien von unterschiedlicher
Form und Gr•äe (3-10 ßm lang, 1,5-5 ßm breit) .
Sie stehen lateral an den Hyphen oder sind in ein-
facher Traubenform angeordnet . Makroconidien
werden selten gebildet . Sie sind 2- bis 4-, selten
6zellig, farblos, glattwandig und in der Regel stark
deformiert oder rudimentür . Die jungen periphe-
ren Hyphen k•nnen dichotom verzweigt oder ein-
fach verdickt sein (Abb . 144) .
Spiralhyphen sind offenbar sehr selten ; GEORG
beobachtete sie allerdings in ülteren Kulturen
einiger weniger Stümme .

Stammhaltung
Die FortzÜchtung erfolgt am besten auf Reis mit
ein- bis zweimaliger Erneuerung des Nührsub-
strats im Jahr. Die Konservierung unter Paraffi-
num liquidum ist problematisch wegen der stark
sporulierenden, samtühnlichen Oberflüche, die
ihr typisches Aussehen unter der FlÜssigkeit ver-
liert. Gut erhalten bleibt dagegen die etwas gla-
br•s wachsende gelbe Variante .

Epidemiologie
Trichophyton tonsurans ist weltweit verbreitet ;
doch gibt es Schwerpunkte in den USA, im westli-
chen Europa und im sÜdpazifischen Inselarchipel .
Obgleich Tierversuche kurzfristig positiv verlau-
fen, muä Trichophyton tonsurans als anthropophi-
ler, vorwiegend humanpathogener Dermatophyt
bezeichnet werden, dessen natÜrliches Reservoir
der Mensch selbst und seine engere Umgebung ist
(abgestoäenes, infekti•ses Hautmaterial) .

Pathophysiologie
Trichophyton tonsurans befüllt Erwachsene und
Kinder gleichermaäen, insbesondere den behaar-
ten Kopf mit Endothrixbefall des Haarschaftes .
Dieser wird durch die Anreicherung mit Pilzele-
menten spr•de und bricht kurz oberhalb des
Hautniveaus (4 mm) ab . In nicht entzÜndlichen
Herden erscheinen diese HaarstÜmpfe im Stratum
corneum als dunkle Punkte ; sie sind schon makro-
Abb . 144 Trichophyton tonsurans . a Ein- bis zwei-
skopisch ein Hinweis auf diese Erkrankung .
zellige Mikroconidien lateral an den Hyphen ste-
Die brÜchigen, mit zahlreichen Sporen angerei- hend und deformierte Makroconidien (Camera luci-
cherten HaarstÜmpfe sind sowohl eine unmittel- da) . b Mikroskopisches Kulturpüparat mit Mikroco-
bare Infektionsgefahr fÜr die Umgebung als auch nidien . c Mikroskopisches Kulturprüparat mit Mi-
ein bleibendes Reservoir . kro- und Makroconidien .
Trichophyton verrucosum 1 47

Der Infektionsmodus besteht - wie bei den ande- Die Anzucht gelingt gut auf Sabouraud-Gluco-
ren Trichophyton-Arten - aus 3 Phasen : Zuerst se-Agar bei 30„ C (Abb . 147 b) ; h•here Tempe-
wüchst das Mycel im Haarfollikel abwürts, dann raturen k•nnen das Wachstum nur wenig be-
umwüchst es das Haar und dringt in der keratino- schleunigen . Der feste, knorpelige Thallus er-
genen Zone (also etwa in der Mitte des im Follikel scheint zunüchst glasig, feucht, unregelmüäig ge-
befindlichen Haares) in den Haarschaft ein, wo es furcht mit schmutzig weiäer, grauer oder gelber
endotrich in groäzellige Arthrosporen (4-7 ßm) Kulturoberseite . Die Unterseite ist farblich unauf-
zerfüllt . füllig. Nur wenige Stümme lassen einen hellen,
Die Herde k•nnen stark entzÜndet sein (mit Ke- trockenen, kurzen Mycelflaum erkennen ; diese
rionbildung, besonders im Bartbereich ülterer Pa- sind in der Regel bessere Conidienbildner als die
tienten), sind aber gelegentlich auch entzÜn- Mehrzahl der feucht wachsenden Stümme . Aus
dungsarm oder aphlegmasisch . Vorwiegend sind der farblichen Differenzierung werden die Va-
es Solitürherde, denen Satellitenherde fehlen . rianten album, ochraceum (ockergelb) und discoi-
des (scheibenf•rmig) abgeleitet . Man sieht dieses
Systematik Farben- und Formenspiel auch in Kulturen aus ei-
Conidien-(imperfektes)Stadium : ner Lüsion ; im mikroskopischen Bild lassen sich
1 . Trichophyton tonsurans MALMSTEN 1845 jedoch Unterschiede nicht feststellen . Besondere
2 . Trichophyton tonsurans var . sulphureum (Va-
riante?)
Ein perfektes Stadium ist nicht bekannt, daher
vorerst Einordnung bei den Fungi imperfecti .

Trichophyton verrucosum
BODIN 1902
Perfektes Stadium : unbekannt
Dieser Pilz ist Erreger einer follikulüren, entzÜnd-
lichen Trichophytie, meist im Bereich des Kopfes
und der Unterarme, vorzugsweise bei der münnli-
chen Landbev•lkerung als Folge des Kontaktes
mit infizierten Tieren . Der Befall gilt als melde-
pflichtige Berufserkrankung . Trichophyton verru-
cosum ist primür zoophil, sekundür anthropophil .

Mikroskopische Merkmale
im Untersuchungsmaterial
Wührend das Mycel im Follikelraum in groäzel-
lige Arthrosporen (3-6 ßm und mehr) zerfüllt,
bleibt es im Haar zunüchst noch intakt (Abb . 145,
146) . Erst wenn dieses Über das Niveau der Haut
hinauswüchst, bilden sich auch hier Arthrospo-
renketten (Abb . 146) .

Kulturverhalten
Trichophyton verrucosum wüchst extrem langsam
und zeigt eine besondere Tendenz zum Submers-
wachstum . Werden ein befallenes Haar oder ein
StÜckchen erkrankter Haut auf den Nührboden
gelegt, so sind diese Materialien durch einwach-
sendes Mycel bereits am 2 ., spütestens am 3 . Tag
mit dem Substrat fest verbunden und nicht mehr Abb . 145 Trichophyton verrucosum . Befall eines
verschiebbar (Abb . 147 a) . Haarfollikels und Hürchens der Naseninnenwand .
1 48 Dermatophyten

Abb . 146 Trichophyton verrucosum . Pilzfaden im Haarinnern und ektotriche Bildung groäzelliger Arthro-
sporen im Follikel eines Kopfhaares . a Öbersicht . b, c Hyphen und Arthrosporen im Follikel eines Kopfhaa-
res . d Starke Vergr•äerung aus b .

AnsprÜche werden an den Nührboden nicht ge- Mikroskopisches Bild


stellt ; die Zuwachsrate der einzelnen Kolonien ist Auskeimende Arthrosporen breiten gleichzeitig
mit und ohne Thiamin üuäerst gering (etwa I mm ihr junges Mycel auf der Nührbodenoberflüche
tüglich), so daä eine Primürkultur von 2 Wochen und submers aus ; Seitenverzweigungen werden
nur kleine, knorpelige Thalli von 5- 15 mm © fast rechtwinklig angelegt . Die Primürhyphen
enthült . k•nnen terminal blasig anschwellen zu groäen (bis
Trichophyton verrucosum 1 49

Stammhaltung
Die WeiterfÜhrung gelingt auf halbfestem Mal-
tose-Agar bei Zimmertemperatur, auch auf Reis-
k•rnern . Niedrige Temperaturen werden nicht
vertragen . Die Tendenz zum Pleomorphismus ist
nicht groä . öltere Laborstümme sind makromor-
phologisch oft nicht von Trichophyton schoenlei-
nii -Kulturen zu unterscheiden .

Epidemiologie
Dieser weltweit verbreitete Zooparasit kommt
gehüuft in lündlichen Gebieten mit intensiver
Viehzucht vor . Rinder und deren Milieu (Stülle,
Einstreu) sind sein Reservoir . Obgleich er gele-
gentlich im Erdboden gefunden wird, ist dieser
nicht sein ursprÜnglicher Standort .
Als Urheber von Berufsdermatosen bei allen Per-
sonen, die Kontakt mit Tieren haben, kommt die-
sem Pilz eine besondere Bedeutung zu . In Klini-
ken und Praxen mit nur stüdtischem Einzugsbe-

Abb . 147 Trichophyton verrucosum, a Kolonie-


wachstum, ausgehend von einem infizierten Bart-
haar . b Kolonie auf Sabouraud-Glucose-Agar nach
14 Tagen bei 25„ C .

10 ßm), dickwandigen, endstündigen Chlamydo-


sporen . Das reich septierte, oft dichotome Mycel
zerfüllt in Arthrosporen, die stets kettenf•rmig
hintereinander aufgereiht sind ; aber auch interca-
lare Chlamydosporen werden eingeschaltet
(Abb . 148) . Die Bereitschaft zur Bildung von
Makro- und Mikroconidien ist gering . Sie kann
stimuliert werden durch Thiaminzusatz zum
Nührboden oder durch ZÜchtung auf feuchten
Reisk•rnern ; sie wird durch h•here Temperatu-
ren gehemmt . Die Mikroconidien (2-3 x 3-5
ßm) sind spitz und lateral an den Hyphen ange-
ordnet . Die seltenen glatt- und dÜnnwandigen
Makroconidien bleiben relativ klein . Sie sind 3-
bis 7-zellig und endstündig, ihre Gr•äe betrügt
4-7 x 14-25 ßm . Spiralhyphen fehlen .
Eine gewisse öhnlichkeit mit Trichophyton schoenleinii Abb . 148 Trichophyton verrucosum . a Schema-
ist unverkennbar . Glabr•ses Wachstum, dichotome zeichnung (Camera lucida) . 1 = unausgereifte Ma-
Verzweigungen, die Tendenz zur Bildung von massen- kroconidien, 2 = intercalare Chlamydosporen, 3 =
haften Arthrosporen sind gemeinsame Komponenten Arthrosporen in Ketten . b Nativprüparat von Sub-
dieser beiden Arten . mersthallus nach 10 Tagen bei 30„ C .
1 50 Dermatophyten

reich spielt er praktisch keine Rolle, gelegentlich Arthrosporenbildung (Gr•äe 4-5 ßm) (Abb .
allenfalls bei Fleischern . An der Universitüts- 149 a) . Pilzhyphen k•nnen gelegentlich auch
Hautklinik Bonn, mit dem Agrarland der Eifel als im Aspirat aus Lymphknoten dargestellt wer-
Einzugsgebiet, wurden in 17 Jahren 746 Stümme den (Abb . 149 b) .
isoliert .
Kulturverhalten
Pathophysiologie Trichophyton violaceum ist auf Grund seiner typi-
Der primür zoophile Erreger, dessen ursprÜngli- schen Pigmentbildung auf Sabouraud-Glucose-
ches Milieu das dichte Haarkleid des Tieres ist, Agar relativ leicht zu identifizieren . In den ersten
findet als Eintrittspforte beim Menschen bevor- Kulturtagen unterscheidet ihn nichts von Tricho-
zugt die Haarfollikel des Capillitiums und des phyton schoenleinii und Trichophyton verruco-
Bartbereiches . Münnliche Patienten werden in- sum, bis sich der dunkelviolette Farbumschlag auf
folge ihrer Exposition hüufiger befallen, dabei in der Ober- und Unterseite der langsam wachsen-
erster Linie der behaarte Kopf und die Wangen den Kolonien zeigt. Dieses Pigment, das dem Pilz
sowie die Unterarme . ein unverwechselbares Aussehen verleiht, diffun-
Das Mycel wüchst im Haarfollikel abwürts und diert nur wenig in das Nühsubstrat (Abb . 150, s .
greift die Rindenschicht des Haares an Farbtafel 12) . Aber nicht alle Stümme sind ein-
(Abb . 145) . Das Haar bricht nicht ab und die heitlich violett . Die Kultur kann - selbst aus einer
Haarpapille bleibt verschont ; deshalb ist eine Lüsion - üuäerst polymorph sein, so bei Stümmen
Atrophie des Capillitiums nicht zu befÜrchten . nordafrikanischer Provenienz . Kolonien von un-
Die Beurteilung der immunologischen Situation
nach experimentell erzeugter Rindertrichophytie
durch diesen Erreger ist unterschiedlich . Wührend
einerseits sofort Reinfektionen erzeugt werden
konnten, sahen andere Autoren bei Tieren eine
mehrere Monate bis zu einem Jahr dauernde Resi-
stenz nach der Primürinfektion .

Systematik
Conidien-(imperfektes)Stadium mit 3 Varianten :
Trichophyton verrucosum BODIN var . album
(SAB .) GEORG
Trichophyton verrucosum BODIN var . ochraceum
(SAB .) GEORG
Trichophyton verrucosum BODIN var . disco ides
(SAB .) GEORG
Das perfekte Stadium ist nicht bekannt . Die Ein-
ordnung erfolgt vorerst bei den Fungi imperfecti .

Trichophyton violaceum
SABOURAUD apud BODIN 1902
Perfektes Stadium : unbekannt
Trichophyton violaceum ist ein anthropophiler
Erreger einer chronischen Trichophytie der Haut
und ihrer Anhangsgebilde mit gelegentlichem
chronischen Befall zugeh•rigen lymphatischen
Gewebes .
A bb . 149 Trichophyton violaceum . a Nativprüpa-
rat eines Kopfhaares, groäzellige Arthrosporen, en-
Mikroskopische Merkmale
dotrich in kettenf•rmiger Anordnung . b Pilzfüden in
im Untersuchungsmaterial den LymphdrÜsen bei generalisiertem Befall der
Zur Untersuchung gelangen in erster Linie Haare . Haut und Nügel (in Zusammenarbeit mit Prof . Dr .
Der Haarschaft zeigt endotrichen Befall mit HAUSER, Bonn) .
Trichophyton violaceum 151

terschiedlicher Wachstumsintensit•t und Wuchs Bemerkenswert ist das Vorkommen einer pig-
form mit Farbnuancierungen von dunkelviolet mentfreien Variante, die SABOURAUD erstmals be-
über purpur, rot, rosa, Lavendel bis grau pr•gen eii obachtete und wegen der lederartigen, feucht
heterogenes Kulturbild1 (Abb . 151 b, s . Farb gl•nzenden Oberfl•che glabrum nannte . Nach
tafel 12) . dieser Beschreibung beginnt das Wachstum des
ßsatellite de violaceum" stets mit einem zentralen
1MäglicheUrsand Polymrphiewdn Knäpfchen, das von 4-5 radialen Falten umgeben
Abschnitt Genetik erärtert (s . S . 5) . ist (Abb . 151 a, s . Farbtafel 12) . Die Wachstums-

Abb . 152 a Trichophyton viola-


ceum (Camera lucida) . Mikrosko-
pisches Verhalten einer intensiv
violett gef•rbten Kolonie : ge-
stauchtes Mycel mit dichotomer
Verzweigung der Seiten•ste,
Chlamydosporen, Makroconidien
von heterogener Gestalt . b Tri-
chophyton violaceum var. gla-
brum (Camera lucida) nach 13 Ta-
gen auf Sabouraud-Glucose-Agar :
reichlich Makroconidien, verein-
zelte Mikroconidien (schnelleres
Wachstum als bei der Violaceum-
form) .
1 52 Dermatophyten

geschwindigkeit ist fast doppelt so groÜ wie die der an den Hyphen inseriert ; einzellige Mikroconi-
Stammform violaceum. Der Thallus füllt in 6 Wo- dien sind in geringer Zahl vorhanden .
chen den ö einer Kulturschale aus und überzieht Japanische Autoren fanden elektronenoptisch anatomi-
sich mit einem weiÜen Flaum kurzer Lufthyphen sche Abweichungen im Feinbau der pigmentfreien Zel-
(Abb . 151 a, s . Farbtafel 12) . Farbstoff wird - len . Sie sahen Mitochondrien mit nur einer Membran
auch in Subkulturen - nicht gebildet . und beobachteten, daÜ die •uÜere Zellwand dünner und
poräser ist als bei den Zellen des violaceum-Mycels .
Mikroskopisches Bild
Stamhlung
Wie bei allen langsam wachsenden Pilzarten ist
das Mycel reich septiert und von unterschiedlicher Die Aufbewahrung bzw . Fortzüchtung bereitet in
Breite, so daÜ die Hyphen ein gestauchtes Ausse- der Mykothek (bei Zimmertemperatur) keine
hen haben . Dichotome Verzweigungen lassen an Schwierigkeiten .
eine systematische Verwandtschaft mit Tricho- Typisch gewachsene und gef•rbte Kulturen lassen
phyton schoenleinii denken . Mikroconidien beob- sich auf Sabouraud-Glucose-N•hrboden und auf
achtet man nach Thiaminzusatz zum N•hrboden . MycoselÄ -Agar - mit Paraffinum liquidum über-
Dünnwandige Makroconidien von unterschiedli- schichtet - jahrelang unver•ndert erhalten, ohne
cher GräÜe und Gestalt (3-7 Kammern, 10-25 daÜ violetter Farbstoff in das Paraffin übertritt .
©m lang) erscheinen sp•t und sp•rlich ; dickwan- K•lte wird nicht vertragen .
dige Chlamydosporen werden reichlich gebildet Epidemiologie
(Abb . 152a, 153) .
Der Pilz ist endemisch in den Mittelmeerrandl•n-
Das mikroskopische Bild der glabrum-Variante
dern, in Nord- und Zentralafrika . Er ist auch im
ist formenreicher als das von Trichophyton viola-
ästlichen Europa sowie in Südasien verbreitet und
ceum . Zahlreiche Makroconidien werden lateral
hat Endemiegebiete in Brasilien . In Nordamerika
und Westeuropa ist er selten (kommt gelegentlich
bei Einwanderern aus Endemiegebieten vor) .
Epidemien entwickeln sich aus solchen sporadi-
schen F•llen nie (an der Universit•ts-Hautklinik
Bonn in 15 Jahren 33 St•mme) .

Pathophysiologie
Trichophyton violaceum vermag nicht nur die
Haut und deren Anhangsgebilde, sondern auch
die Lymphbahnen zu befallen . Aus der Tendenz
zur Chronizit•t und zum generalisierten Befall der
Haut kann - insbesondere bei geschw•chter Ab-
wehrlage - eine Invasion des Lymphsystems resul-
tieren (Abb . 149 b) . Diese ist besonders schwer-
wiegend, weil der Erreger - selbst durch jahre-
lange Griseofulvintherapie - hier nicht mehr eli-
miniert werden kann .
Spontanheilungen w•hrend der Pubert•t gibt es
nicht . Der Befall des Capillitiums verl•uft •hnlich
wie bei Trichophyton schoenleinii . Die Haarpa-
pille kann zerstärt werden ; die Atrophie ist par-
tiell, d . h . das Kopfhaar wird zun•chst ßschütter",
und selbst bei fortgeschrittener Alopecie bleiben
einige Haarbüschel stehen .

Systematik
Conidien-(imperfektes)Stadium : Trichophyton
Abb . 153 Trichophyton violaceum . Kulturpr•pa- violaceum und var . glabrum
rate mit reichlich Mikroconidien (a) und Makroconi- Ein perfektes Stadium ist bisher unbekannt, daher
dien (b) . vorerst Einordnung bei den Fungi imperfecti .
Trichophyton yaoundei 1 53

Trichophyton yaoundei COCHET


et DOBY-DUBOIS 1957
Perfektes Stadium : unbekannt
Trichophyton yaoundei ist ein anthropophiler
Dermatophyt, dessen Lebensraum auf „quato-
rialafrika begrenzt ist .

Mikroskopische Merkmale
im Untersuchungsmaterial
In den Haaren findet man neben Pilzf•den endo-
triche Arthrosporen (GräÜe : 3,1-7,3 ©m) .

Kulturverhalten
Auf Sabouraud-Glucose-Agar entwickelt sich
nach 8-10 Tagen ein kleiner, feucht gl•nzender
Thallus mit unregelm•Üig gewundener Oberfl•-
che, zun•chst farblos gelblich (Abb . 154 a, b) .
Nach 2-3 Wochen wird ein schokoladenfarbenes
Pigment gebildet, das in den N•hrboden diffun-
diert. In Subkulturen verliert es sich allm•hlich .
„ltere Kulturen neigen zur Bildung von pleomor-
phen Sektoren und ausgepr•gter Oberfl•chenfal-
tung (Abb . 154 c) .

Mikroskopisches Bild
Der Thallus besteht aus einem groben Mycelge-
flecht, dessen Hyphen dicht septiert und unter-
schiedlich breit sind . Sie bilden zahlreiche interca-
lare Chlamydosporen . Mikro- und Makroconi-
dien findet man auf Sabouraud-Glucose-Agar
nicht (Abb . 155) . GEORG u . Mitarb . beschreiben
Mikroconidienbildung auf Caseinagar (L•nge :
1,5-2,5 ©m, Breite : 0,75-1,0 ©m) .

Epidemiologie
Das Vorkommen von Trichophyton yaoundei ist
begrenzt auf •quatornahe Gebiete . Bisher wurde
der Pilz nur in Kamerun (Erstisolierung in der
Abb . 154 Trichophyton yaoundei . a Kolonie eines
Provinz Yaounde) und Zaire gefunden .
Sammlungsstammes nach 14 Tagen auf Sabou-
raud-Glucose-Agar . b Kolonie nach 4 Wochen auf
Pathophysiologie
gleichem Substrat . c 8 Wochen alte Kolonie eines
Der Pilz bef•llt besonders den behaarten Kopf der anderen Stammes auf demselben Medium .
Bewohner dieser Endemiegebiete (vor allem Kin-
der) . VANBREUSEGHEM sah aphlegmasischen Be-
fall des Capillitiums mit Haarabbruch 3 mm über Trichophyton violaceum als zu Trichophyton sou-
der Kopfhaut (ebenfalls nur bei Kindern) . Er er- danense. Nach GEORG u . Mitarb . handelt es sich
w•hnt Doppelinfektionen mit Trichophyton vio- eher um eine eigene Species, die vor allem physio-
laceum und Microsporum ferrugineum (s . S . 104) . logisch von Trichophyton violaceum und Tricho-
phyton verrucosum abgrenzbar ist .
Systematik Conidien-(imperfektes)Stadium : Trichophyton
Nach BIGUET u . Mitarb . ist die systematische Stel- yaoundei COCHET et DUBOIS 1957
lung dieses Dermatophyten ungekl•rt - jedenfalls Ein perfektes Stadium ist bisher unbekannt, daher
sieht diese Arbeitsgruppe engere Beziehungen zu vorerst Einordnung bei den Fungi imperfecti .
1 54 Dermatophyten

Vorkommen : im Erdboden von Californien, New


Mexico, Arizona und Canada .
Trichophyton georgii VARSAVSKY et AJELLO 1964
Perfektes Stadium : Arthroderma ciferrii VAR-
SAVSKY et AJELLO 1964
Vorkommen : weltweite Verbreitung im Erdbo-
den und im Haar- und Federkleid wildlebender
Tiere .

Trichophyton phaseoliforme
BORELLI et FEO 1966
Perfektes Stadium : unbekannt
Trichophyton phaseoliforme z•hlt als Saprophyt
zum Bestand der keratinspaltenden Flora des
Erdbodens und wurde in Venezuela, der Schweiz,
Rum•nien und Deutschland gefunden . Als Sa-
prophyt wurde er aus Kulturen von Nagelsubstanz
isoliert . Seine makromorphologische „hnlichkeit
mit einigen Dermatophyten macht ihn differen-
tialdiagnostisch interessant.

Kulturverhalten
Die Kolonien entwickeln von einem erhabenen
Zentrum aus zun•chst einen weiÜen, watte•hnli-
chen Oberfl•chenthallus, der in 10 Tagen einen ö
von 30 mm erreicht (Abb . 156) . Bereits nach 6
Tagen beginnt er im mittleren Teil einzusinken
und sich gelblich zu verf•rben . Der Rand bleibt
strahlenfärmig . Optimale Temperatur ist 25Ø C .
Abb . 155 Trichophyton yaoundei. a Knorriges
Mycel mit intercalaren Chlamydosporen (Camera
lucida) . b Öbersichtsaufnahme von Objektglaskul- Mikroskopisches Bild
tur. Auffallend ist die Form der Mikroconidien, die
bohnen•hnlich gekrümmt und lateral an den Hy-
phen inseriert sind (ßphaseoliforme") . Die end-
Trichophytonarten ohne st•ndigen Makroconidien weisen „hnlichkeit mit
denen von Trichophyton mentagrophytes auf ; sie
pathogene Bedeutung sind nicht zahlreich (Abb . 156c) .
Die drei folgenden Arten werden beschrieben, Einige St•mme bilden bei 25Ø C Pseudoperithe-
ohne daÜ sie bisher als Erreger menschlicher oder cien . Diese kleinen, kugelfärmigen Gebilde sind
tierischer Infektionen in Erscheinung getreten makroskopisch erkennbar . Sie beherbergen im
w•ren. Deshalb wird von einer gesonderten Erär- Innern anstelle von Ascosporen halbmondfär-
terung von Details Abstand genommen . mige Mikroconidien in groÜer Menge .
Trichophyton vanbreuseghemii RIOUX, JARRY et Obgleich Trichophyton phaseoliforme auch auf
JUMINER 1967 dem Fell von Tieren gefunden wird, wurde ein Pa-
Perfektes Stadium : Arthroderma gertleri B°HME thogenit•tsnachweis bisher nicht geführt .
1967
Vorkommen : im Erdboden Tunesiens, Canadas Systematik
und Europas . Conidien-(imperfektes)Stadium : Trichophyton
Trichophyton gloriae AJELLO et CHENG 1967 phaseoliforme BORELLI et FEO 1966
Perfektes Stadium : Arthroderma gloriae AJELLO Das perfekte Stadium ist bisher unbekannt, daher
et CHENG 1967 Einordnung bei den Fungi imperfecti .
Trichophyton terrestre 1 55

Abb . 156 Trichophyton phaseoli-


forme, a, b Kultur nach 6 Tagen (a)
bzw . 10 Tagen (b) auf Sabou-
raud-Glucose-Agar bei 25Ø C .
c Bohnenfärmige, locker inserierte
Mikroconidien, selten endst•ndige
Makroconidien (Schemazeich-
nung) . d Kulturpr•parat von Sa-
bouraud-Glucose-Agar nach 10
Tagen bei 25ØC . e Mikroconidien
bei starker VergräÜerung .

Trichophyton terrestre DURIE Die genaue Kenntnis seiner Merkmale ist deshalb
wichtig .
et FREY 1957
Perfekte Stadien : Mikroskopisches Nativpr•parat
l . Arthroderma quadrifidum DAWSON et
GENTLES 1961 Im KOH-Pr•parat gibt es keine Anzeichen für das
2 . Arthroderma lenticularum PORE, TSAO et Vorhandensein dieses Saprophyten . Vermutlich
PLUNKETT 1965 verbirgt er sich in einer nicht erkennbaren Coni-
3 . Arthroderma insigulare PADHYE et CARMI- dienform in Konglomeraten von abgestoÜener
CHAEL 1972 Haut und Staub- und gelangt mit Hautschuppen,
vor allem aber mit Nagelsubstanz, gelegentlich auf
Trichophyton terrestre ist ein Saprophyt, sein na-
die N•hrbäden . Saprophytenhemmende Zus•tze
türlicher Lebensbereich der Erdboden . Nicht sel-
im N•hrboden beeinflussen sein Wachstum nicht .
ten haften seine Conidien am Untersuchungsma-
terial und keimen auf den für Dermatophyten ge-
eigneten N•hrbäden aus . Der Pilz kann wegen Kulturverhalten
einer „hnlichkeit mit Trichophyton mentagro- Trichophyton terrestre entwickelt rasch einen wei-
hytes zu Fehlbeurteilungen führen . Üen, watte•hnlichen Oberfl•chenthallus, der von
1 56 Dermatophyten

Trichophyton mentagrophytes kaum zu unter- Pigment wird an den N•hrboden nicht abgegeben .
scheiden ist (Abb . 157, s . Farbtafel 12) . Optimales Wachstum ist an die Zimmertempera-
In 2 Wochen erreicht seine Kolonie einen ö von tur gebunden, eine noch gute Entwicklung ergibt
15-30 mm . Bereits nach wenigen Tagen setzt die sich bei 27Ø C .
Conidienbildung ein und verleiht der Oberseite
ein gipsig-kärniges Aussehen . Der Kolonierand Mikroskopisches Bild
ist unregelm•Üig, seltener glatt . Die Kulturunter- Eine reiche Conidienproduktion kennzeichnet
seite zeigt eine zartrosa F•rbung . In der Literatur das vegetative Stadium dieser Art (Abb . 158) .
werden auch gelb und rot pigmentierte St•mme Einzellige Mikroconidien mit breiter Basis (als ty-
beschrieben . pisches Merkmal) gehen kontinuierlich über 2-
In Neuseeland wurden bei Igeln intensiv rot gef•rbte und 3-zellige Intermedi•rformen in mehrzellige
St•mme gefunden, die sich in Erde nicht vermehrten . Makroconidien über . Diese sind schmal, dünn-
Vermutlich sind solche St•mme harmlose Commensalen wandig und an den Polen abgerundet . Ihre hyaline
des Igels . Beschaffenheit wird in der Baumwollblauf•rbung

Abb . 158 Trichophyton terrestre,


a Einzellige Mikroconidien (1) ge-
hen kontinuierlich über 2-3zeilige
Intermedi•rform (2) in Makroconi-
dien über (Camera lucida). b An-
ordnung der Mikroconidien im
Kulturpr•parat (schwache Vergrä-
Üerung) . c Gestalt der Mikroconi-
dien im Kulturpr•parat (starke
VergräÜerung) .
Trichophyton terrestre 1 57

deutlich, die recht einheitlich ausf•llt. GräÜe der


Mikroconidien : 2,5-5 x 3-6 ©m ; GräÜe der
Makroconidien : 3-5 x 8-40 ©m .
Das Vorhandensein von 2- und 3-zelligen Coni-
dien ist ein wichtiger diagnostischer Hinweis
(Abb . 158 a) .
Auffallend ist der intensive spezifische Geruch,
mit dem alle ärtlich isolierten St•mme behaftet
waren . Er entwickelt sich nach etwa einer Woche
und entsträmt der Kulturschale, wenn sie nur we-
nig geäffnet wird . Er kann in Subkulturen rasch
nachlassen oder ganz fehlen .

Stamhlung
Kulturen auf Reiskärnern kännen bei geringen
Temperaturen etwa ein Jahr lang gehalten wer-
den .

Epidemiologie
Trichophyton terrestre ist weltweit verbreitet im
Erdboden . Pelztragende Kleintiere und Vägel mit
Haarkleid und Federn verbreiten es über weite
geographische R•ume . Eine Vermehrung findet
auf dem Integument von Warmblütern wohl kaum
statt, wenngleich tierisches Keratin in Erde eine
geeignete Nahrungsquelle darstellt .
Trichophyton terrestre gilt als Saprophyt . Es findet Abb . 159 Arthroderma quadrifidum (+) . a, b Ver-
sich oft w•hrend der Sommermonate in Kulturen schiedene St•mme nach 2 Wochen auf Sabou-
raud-Glucose-Agar .
von FuÜn•geln. Doch wurde nie ein urs•chlicher
Zusammenhang zwischen diesem Pilz und einem
erkrankten Nagel oder erkrankter Haut nachge- Peridiale Hyphen : hellgelb, septiert, einseitig verzweigt,
nach auÜen gekrümmt .
wiesen . Wahrscheinlich stellt Trichophyton terre- Anh•ngsel: terminal inseriert, verschieden lange Spira-
stre eine ßWildform" dar, die einige Barrieren len .
(vor allem die thermische!) zur Wirkung als Para- Asci: 3-6 x 3,5-5 ©m mit 8 Ascosporen .
sit des Menschen nicht überwinden kann . In Tier- Ascosporen : 1,8-2,7 x 0,9-1,8 sm, linsenfärmig.
versuchen haftet es vorübergehend mit nachfol-
gender Spontanelimination . Beim Meerschwein- 2 . Arthroderma lenticularum PORE, TSAO et PLUN
chen vermag Trichophyton terrestre allerdings Pu- KETT 1965
steln zu verursachen, obwohl Mycel in der Haut Cleistothecien : ö 300-600 ©m ; rund, hellgelb gef•rbt,
der Versuchstiere nicht nachweisbar ist . Auch hier Bildung bei 24 Ø C.
Peridialhyphenzellen : symmetrisch, hantelfärmig mit
kommt es in wenigen Tagen zur Spontanheilung .
tiefen Einschnürungen, stachlig, 6,8-9,6 ©m .
Im Schrifttum wird allerdings vereinzelt auch über Peridiale Hyphen : gelb, hyalin, einseitig verzweigt, leicht
St•mme mit pathogenen Eigenschaften berichtet . gekrümmt, 3- und mehrzellig .
Anh•ngsel: terminal inseriert, Spiralen von verschiede-
Systematik ner L•nge .
Dem Conidienstadium sind 3 perfekte Stadien zu- Asci: 4,0-4,8 x 5,0-5,6 ©m, nicht ganz rund .
zuordnen : Ascosporen : 1,8-2,4-2,6 ©m , linsenfärmig .
1 . Arthroderma quadrifidum DAWSON et GENTLES 2 . Arthroderma insigulare PADHYE et CARMICHAEL
1961 (Abb . 159) 1972
Cleistothecien: ö 400-700 ©m, rund, hellbraun gef•rbt, Cleistothecien: ö 250-500 ©m, rund, weiÜ bis hell-gelb
Bildung bei 24Ø C . gef•rbt, Bildung bei 24Ø C .
Peridialhyphenzellen : unsymmetrisch, hantelfärmig mit Peridialhyphenzellen: unsymmetrisch, hantelfärmig mit
2 häckerfärmigen Protuberanzen an der AuÜenseite der tiefen Einschnürungen, 8-12 ©m lang, 5-6 ©m breit an
Krümmung. der Stelle mit den vorgezogenen Häckern .
1 58 Dermatophyten

Peridiale Hyphen: hellgelb, hyalin, verschieden lange Ascogene (perfekte) Stadien :


Spiralen . Arthroderma quadrifidum DAWSON et GENTLES
Asci : 4-6 x 3,4-5 ©m mit 8 Ascosporen. 1961
Ascosporen : 2,5-3 x 2,2-2,5 ©m, oblatenfärmig . Arthroderma lenticularum PORE, TSAO et PLUN-
Die Bezeichnungen lauten somit : KETT 1965
Conidien-(imperfektes)Stadium : Trichophyton Arthroderma insingulare PADHYE et CARMICHAEL
terrestre DURIE et FREY 1957 1972
Hyphomyceten als Erreger
von Verletzungsmykosen

Cladosporium carrionii TREJOS 1954 Der Pilz w•chst aus dem Untersuchungsmaterial
Syn . : Fonsecaea cladosporium POWELL 1952 sofort in das Substrat, so daÜ schon junge Kolo-
nien fest haften . Das Fl•chenwachstum ist extrem
- Fonsecaea pedrosoi var . cladosporium SIM-
langsam . Auf Sabouraud-Glucose-Agar erreicht
SON 1964
eine Kolonie bei 20-25Ø C nach einem Monat ei-
Cladosporium i1carion st einer der verschiede- nen ö von 3-4 cm .
nen Erreger der Chromomykose der Haut, die Die Kulturoberseite ist flaumig, schw•rzlich mit
eine meist an den unteren Extremit•ten lokalisier- violetter Farbkomponente, die Unterseite
te, fast immer chronisch verlaufende Erkrankung schwarz . Pigment wird an den N•hrboden nicht
verursacht . abgegeben ; doch ist jede Kolonie von einem
schwarzen Hof umgeben, der aus submers wach-
Mikroskopisches Nativpr•parat senden peripheren Hyphen resultiert . Das Ober-
Im Nativpr•parat von Eiter (Ausstrich) oder gra- fl•chenprofil kann mehr oder weniger regelm•Üig
nulomatäsem Gewebe (Biopsiematerial) finden faltig sein (Abb . 160 a) .
sich rundliche, ein- bis zweizellige, br•unliche Im Gegensatz zu Cladosporium trichoides (s . S .
Pilzelemente von 4-12 ©m ö . Sie liegen solit•r 194) ist das Wachstum bei 37Ø C gehemmt . Casein
oder in dichten Gruppen und fallen durch das wird hydrolysiert .
braune Pigment und eine besonders kr•ftige Zell-
wand auf .
Mikroskopisches Bild
Kulturverhalten Die Lufthyphen sind kurz, dunkel pigmentiert und
Zur Kultur eignen sich besonders die leicht abläs- ziemlich dicht septiert . Aufrecht stehende Coni-
baren Krusten, die mit Mycel angereichert sind . diophore frischer Isolate bilden terminal lange
Conidienketten, die aus einzelligen, ovalen, glatt-
C(1AltnaediorspSum-hy,teils wandigen Sporen von 2-3 x 4,5-5 ©m GräÜe be-
Erreger einer Systemmykose) s. S . 256 u . S . 194 . stehen (Abb . 160 b) .

Abb . 160 Cladosporium carrio-


nii . a Kultur nach 14 Tagen bei
26ØC auf Sabouraud-Glucose-
Agar . b Sporulation auf Sabou-
raud-Glucose-Agar nach 10 Tagen
bei 22Ø C .
1 60 Hyphomyceten als Erreger von Verletzungsmykosen

Stammhaltung Mikroskopisches Nativpr•parat


Die Stammhaltung erfolgt auf Sabouraud-Gluco- Im Nativpr•parat von Epidermisstückchen er-
se-Agar bei 15-20Ø C . kennt man dunkel pigmentierte Hyphenfragmen-
te, die auffallend dicht septiert sind . W•hrend die
Epidemiologie jungen Hyphen einen ö von 1-1,5 ©m aufweisen,
Die geographische Verbreitung dieses Hyphomy- sind die •lteren mehr als doppelt so breit .
ceten erstreckt sich über Südamerika, Südafrika Kulturverhalten
und Madagaskar . In Australien ist er der bisher
Die kleinen Kolonien entwickeln sich nur zägernd
einzige Erreger von Chromomykose . Im Erdbo-
den und am Holz kommt er unter natürlichen aus dem entnommenen Probenmaterial . Sie sind
zuerst weiÜ bis grau und feucht mit glatter Ober-
Verh•ltnissen vor .
fl•che, um sich nach etwa einer Woche olivgrün
bis schwarz zu verf•rben . Die voll entwickelte Ko-
Pathophysiologie
lonie ist kompakt, etwas erhaben mit Radi•rfal-
Im Gegensatz zu Cladosporium trichoides (s . S . tung, glattrandig, ober- und unterseits fast
194) fehlt bei Cladosporium carrionii die Tendenz schwarz . Sie kann einen ö von 2 cm erreichen
zum Befall des Nervensystems und der Cerebral- (Abb . 161) . Bei Raumtemperatur ist das Wachs-
region . Die Unterschenkel und FüÜe werden be- tum extrem langsam (auch auf anderen N•hrbä-
vorzugt (nach Verletzung) befallen . den wie Czapek-Agar) . Exophiala werneckii
Eine Zeitlang bleiben die L•sionen flach und auf w•chst auch bei 36-37Ø C .
kleinere Erytheme begrenzt . Nach oft jahrelanger Teile des Thallus kännen in •lteren Kulturen noch
Persistenz bilden sich dann doch noch verrukäse feucht gl•nzend sein .
und granulomatäse Hyperkeratosen, die von Ul-
cerationen begleitet werden . Mikroskopisches Bild
In Kulturen imponieren - neben schmalen jungen
Systematik Hyphen - •ltere, bis zu 7 ©m breite, besonders
Conidien-(imperfektes)Stadium : Cladosporium dickwandige Hyphen mit dunklen Pigmenteinla-
carrionii TREJOS 1954 . Das perfekte Stadium ist gerungen in den Zellw•nden . Alle weisen eine
bisher nicht bekannt . dichte Septierung auf (Abb . 162) . Die Conidio-
phoren (Annellophoren) sind einfach oder ver-
zweigt, glatt, hellbraun bis schwarz . Die GräÜe der
E xophiala werneckii (HORTA) VON conidienbildenden Zellen betr•gt 2,9 x 6,8 bis
2,9 x 8,1 ©m .
ARX 1970
Die meist zweizelligen, dickwandigen Sporen lie-
Syn . : Cladosporium werneckii HORTA 1921 - gen trauben- oder ballfärmig in einer Schleim-
Dematium werneckii (HORTA) DODGE 1935 -
Pullularia werneckii (HORTA) DE VRIES 1952
- Pullularia fermentans WYNNE et GOTT var .
leaoi WYNNE et GOTT 1956 - Cryptococcus
metaniger (CASTELLANI) FERRARI 1932 -Pul-
lularia fermentans WYNNE et GOTT var . castel-
lanii WYNNE et GOTT 1956 -Montoyella nigra
CASTELLANI et CHALMERS 1913 -Aureobasi-
dium mansonii (CASTELLANI) COOKE, sensu
COOKE 1962
(Non-Syn . : Microsporum mansonii CASTEL-
LANI 1905)
Exophiala werneckii, dem Erreger der Tinea nigra
(früher ßHautcladosporiose"), kommt in den
•quatornahen Gebieten Südamerikas und Afrikas
besondere Bedeutung zu . Auch auf Sri Lanka und
in Südasien ist diese Erkrankung zu finden ; in den
gem•Üigten Klimazonen wird sie nur selten regi- Abb . 161 Exophiala werneckii. Kultur nach 14 Ta-
striert . gen bei 26Ø C auf Sabouraud-Glucose-Agar .
Exophiala werneckii 161

h•lle um die Annellophoren (Abb . 162 b) . Selten len . Diese wird auf Haferflockenagar gefürdert .
sind die Sporen einzellig, aber stets sind sie glatt- Daher ist es ratsam, Exophiala werneckii gleich-
wandig und braun pigmentiert . Ihre Grüäe betrßgt zeitig auf verschiedenen Nßhrbüden bei Raum-
2,9 x 5,0 Üm . temperatur zu halten .

Stammhaltung
Epidemiologie
Das vegetative Wachstum bleibt bei 15-20ö C auf
Exophiala werneckii befßllt im Bereich der war-
Sabouraud-Glucose-Agar typisch erhalten ; dabei
men Klimazonen bevorzugt Jugendliche der wei-
kann aber die Sporenbildung irreversibel ausfal-
äen Rasse unter 20 Jahren ; dabei ist das weibliche
Geschlecht hßufiger betroffen als das mßnnliche .
Bisher ist unbekannt, wo und wie die Infektion aus
der Umwelt erworben wird .

Klinisches Bild und Pathophysiologie


Ähnlich Malassezia furfur bleibt der Epidermisbe-
fall auf die oberen Schichten begrenzt . Man findet
Hyphen im Stratum corneum ; das Stratum luci-
dum bleibt frei .
Prßdilektionsstellen sind die Palmae, seltener die
Plantae ; andere Kürperbereiche werden kaum be-
fallen . Die dunkel umrandeten, fleckfürmigen Ef-
floreszenzen, die sich sehr . langsam vergrüäern,
sind entz•ndungsarm und meist beschwerdefrei .
Selten ist geringer Juckreiz vorhanden .
Wenn sich Schuppenbildung zeigt, ist sie kleinla-
mellüs ; sie kann ganz fehlen .
McGINNIS gibt als nat•rlichen Standort verschie-
dene Pflanzen, den Strandsand, die Luft und den
Erdboden an . Da andere Exophiala-Arten Fisch-
krankheiten verursachen, wßre ein aquatisches
Reservoir denkbar . Untersuchungen liegen dar-
•ber bisher nicht vor .

Systematik
Exophiala werneckii wurde fr•her der Gattung
Cladosporium zugeordnet. Nach VON ARX (1970)
und McGINNIS (1979) ist diese Klassifizierung
aber nicht haltbar, da die Sporenbildung durch
Annellophoren erfolgt . Dieser Meinung schlieät
sich auch DE VRIES (briefliche Mitteilung 1978)
an . So r•ckt Exophiala werneckii nicht nur patho-
physiologisch, sondern auch systematisch in die
Nßhe von Malassezia furfur (Pityrosporum ovale) .
Eine gewisse Polymorphie erschwerte von jeher
die systematische Einordnung des Pilzes und ist
Ursache f•r die zahlreichen, in der Literatur ver-
ankerten Synonyma (s . oben) .
Abb. 162 Exophiala werneckii. a Hyphenstruktur Conidien-(imperfektes) Stadium : Exophiala wer-
im mikroskopischen Prßparat ohne Sporulation . neckii (HORTA) VON ARX 1970
b Conidienbildung auf phialidenßhnlichen Zellen Das perfekte Stadium ist bisher unbekannt .
(©bersicht) . c Zweizellige Conidien in stßrkerer Betreffs weiterer, neuerdings als Exophiala be-
Vergrüäerung . zeichneter Arten sei auf S. 162 verwiesen .
1 62 Hyphomyceten als Erreger von Verletzungsmykosen

Wangiella mansonii (CASTELLANI) lomatüse Hautverßnderungen auch durch Candida albi-


cans und Cryptococcus neoformans bedingt sein künnen,
MCGINNIS 1977 f•r die fr•her ebenfalls der Sammelbegriff Blastomy-
Syn. : Microsporon mansoni CASTELLANI kose verwandt wurde (s . auch S . 8) .
1905 - Cladosporium mansonii N(IC)ASTEL EMMONS, BINFORD, UTZ u . KWON CHUNG (1977)
PINOY 1912 vertreten deshalb die Krankheitsbezeichnung
Erreger der Tinea nigra in S•dostasien, zu unter- Chromomykose mit Entschiedenheit als nosologi-
scheiden von der unter gleichem Namen laufen- sehe Einheit, die durch verschiedene Pilze hervor-
den Krankheit auf dem amerikanischen Konti- gerufen wird . Der Name bezieht sich dabei wohl
nent, verursacht durch Exophiala werneckii (s . S . hauptsßchlich auf die dunkle Farbe der Erreger
160), welche genauso wie Malassezia furfur (s . S . sowohl in der Kultur als auch im Gewebe . - Geht
78) die Haut ebenfalls nur oberflßchlich befßllt . man dabei nur von der schwßrzlichen Verfßrbung
Der Pilz stellt sich in Hautschuppen (meist der der befallenen Hautpartien aus, wßre dieser Be-
Fuäsohlen) nach Behandlung mit KOH in Form griff eigentlich nur f•r Exophiala werneckii (s . S .
dunkelwandiger, septierter Hyphenfragmente 160) statthaft .
dar, ferner als lßngliche Sproäzelle („ 1,5-5 Üm) Die Erreger einschlßgiger cutaner und subcutaner My-
und wßchst bei 22-30ö C auf Sabouraud-Gluco- kosen sind Angehürige einer bei mehreren Gattungen
se-Agar in Kolonien mit den ßuäeren Kennzei- und Arten eingeordneten Formgruppe, deren einzelne
chen von Cladosporium (Differentialdiagnose s . diagnostisch richtungweisenden Formelemente sich bei
BIEVRE u . MARIAT, 1979) . mehreren dieser Arten wiederfinden, wenngleich meist
ein Element vorherrscht . Der nat•rliche Standort be-
steht aus verrottendem Material, Pflanzen, Baumst•mp-
Phialophora(Exophiala)-Gruppe fen u . ß ., von denen die Erreger durch Verletzungen,
Holzsplitter usw . in die menschliche Haut gelangen .
Die hier erürterten Hyphomyceten, deren per-
fekte Stadien bisher unbekannt sind, gehüren zur Klinisches Bild und Pathophysiologie
groäen Gruppe von sog . Dematium-Arten, die Die Lßsionen sind in der Regel auf die Haut und
sich alle durch die Bildung dunkelbrauner, gr•n- die Subcutis begrenzt und finden sich an allen Tei-
bis schwarzolivfarbener und schwarzer Pigmente len der Kürperoberflßche, vorzugsweise jedoch im
auszeichnen, welche den Kolonien ein charakteri- Bereich der unteren Extremitßten aufgrund von
stisches Aussehen verleihen . Auch die Gattung Verletzungen bei unzureichendem oder fehlen-
Aureobasidium (s . S . 250) fßllt unter diesen dem Schuhwerk . Ausgehend von geringf•gigen
Oberbegriff. Wunden mit papulüser oder pustulüser Oberflß-
Von medizinisch-mykologischem Interesse ist, che entwickeln sich im Verlauf von Monaten und
neben den auf S . 159,194 und S . 160 abgehandel- Jahren schlieälich ulcerative, verkrustete, warzige
ten Pilzen der Genera Cladosporium und Exo- und-blumenkohlartige, meist ziemlich flache Wu-
phiala, eine Gruppe von Hyphomyceten, die - cherungen, die gelegentlich riesige Ausmaäe an-
vorzugsweise in tropischen und subtropischen Re- nehmen . Durch Juckreiz und Kratzen kommt es
gionen - Erkrankungen der Haut und Subcutis des auch zur Autoinoculation an manchen Stellen .
Menschen verursachen, f•r die der klinische Eine Ausbreitung •ber den Lymphweg ist müg-
Oberbegriff Chromoblastomykose geprßgt wur- lich, •ber den Blutweg wahrscheinlich, da es selbst
de . zum Gehirnbefall kommen kann .
Diese Bezeichnung ist insofern ungl•cklich, wenn nicht Die Lßsionen selbst sind Folge von Epithelhyper-
gar inkorrekt, als die Erreger keine Blastomyceten plasien mit granulomatüsen und ulcerativen Se-
(Sproäpilze) sind und - wenn man vielleicht von Hor- kundßrerscheinungen . Oberflßchliche Krusten
miscium dermatitidis (s . S . 168) absieht - weder im sa- sind oft mit brßunlichen Pilzfßden durchsetzt und
prophytßren noch im parasitßren Stadium eine Hefe- stets sekundßr infiziert . Der eigentliche Reiz zur
phase mit der Bildung von mycellosen Sproäzellen aus- Gewebsproliferation mit ihren Folgen geht von
bilden .
Müglicherweise geht der Name Chromoblastomykose der Gewebsphase der Erreger, den Sklerotialzel-
aber auf pathoanatomische Analogieschl•sse zur•ck, da len, aus .
die durch Blastomyces dermatitidis (s . S . 189) und Para- Der Verlauf ist stets chronisch bis subakut,
coccidioides (Blastomyces) brasiliensis (s . S . 213) verur- oft •ber Jahrzehnte . Die Differentialdiagnose
sachten cutanen Krankheitserscheinungen oberflßchlich schlieät eine F•lle von Krankheitsprozessen der
erhebliche Ähnlichkeiten aufweisen künnen und granu- Haut ein .
Phialophora-(Exophiala)-Gruppe 1 63

Abb . 163 Phialophora pedrosoi und Phialophora verrucosa (Sklerotialzellen) . a Gewebeformen der Erre-
ger im Eiter . b Sklerotialzellen in stßrkerer Vergrüäerung . c Sklerotialzellen in vielkerniger Riesenzelle im
Gewebeschnitt .

Untersuchungsmaterial
Hautschuppen, Krusten, Fisteleiter und Biopsie-
proben sind das Untersuchungsmaterial der Wahl
(in Sonderfßllen Punktat, Excisat und Autopsie-
material [Hirn]) .

Direkter mikroskopischer Nachweis


1 . Nativprßparat : Material von der Oberflßche
und Fisteleiter werden in 10 %iger KOH einge-
legt und analog zur Untersuchung auf Derma-
tophyten mikroskopiert . Die Diagnose ist bin-
nen kurzem müglich . Die Befunde sind - unge-
achtet der unterschiedlichen Erreger - nahezu
gleichartig : Die Gewebeform der jeweiligen
Pilzart imponiert als dunkelbraune, dickwandi-
ge, rundliche Zelle, die sich durch Äquatorial-
teilung vermehrt, so daä die aneinanderliegen-
den Zellen breitseitig eine nahezu gerade
Trennlinie aufweisen . Ihre Grüäe betrßgt 5-12
Üm (Abb . 163) . In anderen Fßllen sind braun-
wandige Sproäzellen oder knorrige, septierte
Mycelien erkennbar (Abb . 164) .
2 . Histologisches Schnittprßparat : Die Grüäe und
Eigenfßrbung der Sklerotialzellen macht spe-
zielle Pilzfßrbungen unnütig, so daä mit der •b- Abb. 164 Phialophora- und Cladosporiummykose .
lichen Hßmatoxylin-Eosin-Fßrbung der Erre- Gewebeschnitte mit braunwandigen, hefeßhnlichen
gernachweis keine M•he macht . J•ngere Pilz- Zellen (a) und knorrigen, pleomorphen, septierten
zellen fßrben sich mit Hßmatoxylin schwach an Mycelien (b) .
1 64 Hyphomyceten als Erreger von Verletzungsmykosen

und enthalten hßufig Vakuolen . Ihr Plasma ist langen Lufthyphen) mit mausgrauer bis graugr•-
oft von der dicken Zellwand retrahiert . ner Fßrbung, teils wachsartig mit unregelmßäiger
Mehrere solcher Erregerzellen sind im eitrigen, feiner Struktur und dunkeloliv bis schwarz gefßrbt
entz•ndeten Gewebe oder in Riesenzellen ge- ist . Sektorenbildung mit grauem oder graugr•nem
legentlich klumpig vereint erkennbar ; die Um- Mycel gehürt dazu .
gebung solcher Mikroabszesse zeigt hßufig bin- Insgesamt weisen diese bei 30 ö C gut ausgeprßg-
degewebige Wucherungen (Abb . 163 c) . - Be - ten Merkmale erhebliche Ähnlichkeiten mit dem
sonders gut treten bei Infektionen durch Phia- apathogenen Aureobasidium pullulans (s . S . 250),
lophora- und Cladosporiumarten auch hefe- aber auch mit den pathogenen Arten Cladospo-
ßhnliche Zellen oder knorrige septierte Mycel- rium trichoides (s . S . 194) und Exophiala wer-
verbßnde mit dunkler Zellwand in Erscheinung neckii (s . S . 160) auf.
(Abb . 164) . Meist kann aus dem histologischen
Pilzbefund nicht mehr als die Zugehürigkeit zur Mikroskopisches Bild
Dematium-Gruppe abgeleitet werden . Die mit zunehmender Alterung dunkeloliv bis
schwßrzlich gefßrbten Hyphen sind deutlich sep-
Kulturverhalten tiert, ihre Segmente sind oft relativ kurz, gelegent-
Die Kolonieformen auf Sabouraud-Glucose-Agar lich kompakt, in anderen Fßllen fßdig-lang .
erlauben infolge •bergreifender Merkmale keine Die Artdiagnose richtet sich nach dem Vorherr-
hinreichend sichere Gattungs- oder Artzuord- schen bestimmter Conidiophorenformen, von de-
nung . Bei langsamem Wachstum (3 cm in 2-3 nen insgesamt 3 unterschieden werden .
Wochen) entsteht ein runder, manchmal leicht er- 1 . Cladosporiumform (Abb . 57 d, 165 a, c u .
habener, oft gefurchter Thallus, dessen Unterseite 166 a) : Die Conidien bestehen aus sich ver-
schwarz ist, wßhrend die Oberflßche teils samtar- zweigenden Ketten ovaler, d•nnwandiger,
tig (mit einem Oberflßchenmycel aus 2-3 mm dunkelfarbiger Zellen mit 1,5-3 x 3-6 Üm „ ,

Abb . 165 Sporulation bei Phialophora pedrosoi und Phialophora compacta . Phialophora pedrosoi : a Cla-
dosporiumform, b Acrothecaform . Phialophora compacta : c Cladosporiumform, d Acrothecaform .
Phialophora verrucosa 1 65

die aus Conidiophoren unterschiedlicher Lßnge Fr•her wurde diese Art der Sporulation als Hormo-
hervorgehen . Der Conidiophor ist eine schild- dendrumtyp bezeichnet . Der Begriff Hormodendrum
artige, elliptische, brßunliche Zelle, an deren als Gattungsbezeichnung wurde aufgrund taxonomi-
oberer Breitseite aus zwei Öffnungen Conidien scher Erwßgungen aufgegeben .
heraustreten. Diese künnen ihrerseits wie-
2 . Phialophoraform (Abb . 167) : Die Conidien
derum Ausgangspunkt von zwei bis mehreren werden im Inneren eines flaschenfürmigen Co-
Knospen werden, aus denen weitere Conidien nidiophors (Phialide) gebildet, der sich in wech-
entstehen, so daä dann die Ketten verzweigt selnder Zahl am Ende oder lßngs der Pilzhy-
sind . Die an der Oberflßche von Conidien nach phen entwickelt . Die Basis des runden oder
ihrer Lüsung aus dem Verband erkennbaren ovalen Conidiophors sitzt breitseitig auf und
konischen Fortsßtze (Disjunktoren genannt) - endet in einem sich verengenden Mundst•ck
entweder je einer an jedem Ende oder zwei am mit einer tassenfürmigen Öffnung . Aus ihr tre-
urspr•nglich distalen Ende - stellen die Ver- ten die im Inneren gebildeten glattwandigen,
bindungsstelle (Mundst•ck) zu den abgelüsten hyalinen Conidien heraus (1,5 x 2,5-4 Üm „ )
Conidien dar. und bilden aufgrund einer klebrigen Oberflß-
chenh•lle eine traubenartige Masse, die leicht
in ihre Einzelelemente zerfßllt .

3 . Acrothecaform (Abb . 165 b, d u . 166 b) : Am


Ende einer Pilzhyphe entsteht ein lßngliches,
keulenartiges Gebilde, aus dem seitlich nach al-
len Richtungen ovale dunkelfarbige Einzelco-
nidien entspringen . In der Regel sprossen diese
Zellen nicht weiter aus, künnen aber gelegent-
lich doch zur Kettenbildung f•hren . Nach Ab-
lüsung der Conidien bleiben die leeren Coni-
diophoren mit rauher Oberflßche zur•ck .
Dieser Sporulationsmodus ist hßufig vergesell-
schaftet mit der Cladosporiumform und nßhr-
bodenabhßngig .
Nachfolgend werden wichtige zu den pathogenen
Dematium-Pilzen gehürende Arten aufgef•hrt .
Dabei ist hervorzuheben, daä hinsichtlich ihrer
Zuordnung zu bestimmten Gattungen keine Ein-
m•tigkeit besteht und bisher in keinem Falle die
perfekten Formen bekannt sind .

Phialophora verrucosa THAXTER in


MEDLAR 1915
Syn . : Cadophora americana NANNFELDT
1927 - Phialophora macrospora MOORE et
ALMEIDA 1936 - Fonsecaea pedrosoi var .
phialophorica CARRION 1940
In der Kultur findet sich vorherrschend die Phia-
Abb . 166 Sporulationsformen bei Phialophora und
Exophiala . a Cladosporium (Hormodendrum)form lophoraform der Sporulation, die sowohl im
der Sporulation, Beispiel : Phialophora compacta, Luftmycel wie im Submersteil des Thallus erfolgt .
typische Sporulation in Bßumchen . b Acrotheca- Manche Stßmme bilden ein lüsliches braunes Pig-
form der Sporulation, Beispiel : Phialophora ( Exo- ment, das den Nßhrboden brßunlich verfßrbt
phiala) jeanselmei . (Abb. 167, 168 b) .
166 Hyphomyceten als Erreger von Verletzungsmykosen

Phialophora pedrosoi
(BRUMPT 1922)
EMMONS in BINFORD et al. 1944
Syn . : Hormodendrum pedrosoi BRUMPT 1922
- Fonsecaea pedrosoi NEGRONI 1936 und
viele andere
In der Kultur finden sich die Cladosporium-, die
Acrotheca- und die Phialophoraform der Sporula-
tion - als wichtigstes Unterscheidungsmerkmal
gegen•ber Phialophora verrucosa sind die beiden
erstgenannten Sporulationsweisen vorherrschend
(Abb . 165 a, b u . 168 a) .

Phialophora compacta
(CARRION 1935)
EMMONS in BINFORD et al. 1944
Syn. : Hormodendrum compactum CARRION
1935 -Fonsecaea compactum (sic!) CARRION
1940 und andere
In der Kultur •berwiegt die Cladosporiumform
gegen•ber den anderen beiden Sporulationswei-
sen, die bei diesem Pilz ziemlich selten sind. Die
Sporen sind nicht lßnglich, sondern etwas runder
und bilden kurze kompakte Ketten (Abb . 165 c, d
u . 166 a) . Der Pilz ist selten und eng verwandt mit
Phialophora pedrosoi (s . oben) .

Phialophora jeanselmei
(LANGERON) EMMONS 1945
Syn . : Torula jeanselmei LANGERON 1928 -
Exophiala (Phialophora) jeanselmei (LAN-
GERoN) MCGINNIS et PADHYE 1977
Diese seltene Pilzart verursacht keine Chromo-
mykose oder Chromoblastomykose, sondern das
Krankheitsbild des Eumycetoms (vgl . S . 176) .
Die dabei im Gewebe gebildeten Mikrokolonien
(= Drusen) sind brßunlich und unregelmßäig ge-
formt ; im Schnittprßparat sind sie im Inneren oft
hohl und erscheinen dadurch wurmßhnlich . Die
Auäenflßchen dieser Drusen sind durch brßunlich
gefßrbte, dickwandige Hyphenenden und Rund-
zellen gekennzeichnet .
In der bei 30ö C (nicht bei 37ö C!) in 2 Wochen auf
einen „ von 2-3 cm heranwachsenden dunkel-
Abb . 167 Sporulationsformen bei Phialophora olivfarbenen Kolonie (Abb . 168 d) finden sich
(Exophiala). a Phialophoraform bei Phialophora flaschenfürmige Phialiden (Sporophoren), einzeln
verrucosa, Phialiden und Phialosporen (Camera lu- oder verzweigt (1,5-3,5 x 5-15 Üm), aus deren
cida) . b Stßrkere Vergrüäerung (Camera lucida) . Öffnungen (ßhnlich denen von Phialophora gou-
c Typische Sporulation mit Conidientrauben (Pha- gerotii) ovale Phialosporen heraustreten (0,75-1
senkontrastmikroskopie) . d Conidientrauben . x 1-2 Üm) (Abb . 166 b, 169 b), die sich an-
Phialophora gougerotii 1 67

Abb . 168a-c Kulturbilder von Phialophora-Arten nach 2-3 Wochen bei 20öC auf Sabouraud-Glucose-
Agar. a Phialophora pedrosoi. b Phialophora verrucosa . c Phialophora dermatitidis . d-e Phialophora
(Exophiala) jeanselmei. d Kolonie nach 20 Tagen bei 22ö C auf Sabouraud-Glucose-Agar . e Kolonie eines
urspr•nglich als °Sporotrichum gougerotii" bezeichneten Stammes nach 20 Tagen bei 22ö C auf Sabou-
raud-Glucose-Agar .

schlieäend noch vergrüäern künnen und gelegent- Lßsionen enthalten reichlich gelb-braune, septier-
lich Blastosporen bilden . Nach McGINNIS (1978) te, gedrungene Hyphen und Sproäzellen, die im
lautet die korrekte Bezeichnung Exophiala jean- Nativprßparat mit KOH-Aufhellung leicht er-
selmei (LANGERON) McGINNIS et PADHYE 1977 . kennbar sind .
Die schwarzgefßrbten Kolonien wachsen rasch bei
20-30ö C, langsamer bei 35ö C, aber nicht oder
Phialophora gougerotii kaum bei 37ö C . Sie ßhneln denen von Phialo-
(MATRUCHOT) phora dermatitidis (s. unten) sehr . Die Sporulation
BORELLI 1955 sensu BORELLI von Phialophora gougerotii ist durch Bildung von
einfachen oder verzweigten Phialiden gekenn-
Syn. : Cladosporium gougerotii CARRION et zeichnet, deren proximale Enden verj•ngt sind
SILVA 1955 - Exophiala gougerotii (MATRU- (Abb . 169 a, c) . Aus ihrem stark lßnglichen, oft
CHOT) MCGINNIS et PADHYE 1977 abgebogenen Mundst•ck entspringen die
(Non-Syn . : Sporotrichum gougerotii MATRUCHOT rund-ovalen Phialosporen, die als Klumpen bei-
1910) einander liegen (Phialophoraform) oder seitlich,
Diese Pilzart ist menschenpathogen und erzeugt so daä eine Acrothecaform der Sporulation ent-
ein der Sporothrixmykose (Sporotrichose) ßhnli- stehen kann (Abb . 166 b) .
ches Krankheitsbild, das von MARIAT u . Mitarb . Biochemisch unterscheidet sich Phialophora gou-
(1967) als Phaeosporotrichose bezeichnet wurde gerotii von Phialophora jeanselmei durch seine
(vgl . S . 183 im Abschnitt •ber Sporothrixmykose) Fßhigkeit, langsam Hypoxanthin zu hydrolysieren
und durch Abszeäbildung gekennzeichnet ist . Die (negativ bei Phialophora jeanselmei) .
1 68 Hyphomyceten als Erreger von Verletzungsmykosen

Die enge Verwandtstschaft der beiden vorstehend


besprochenen, kulturell recht ßhnlichen, aber pa-
thogenetisch verschiedenen Arten wird durch an-
tigenanalytische Untersuchungen von SEELIGER,
DA SILVA LACAZ u . ULSON (1958) bestßtigt : Beide
Arten weisen einen weitgehend gleichen Anti-
genbestand auf. Dagegen ergab sich eine vüllige
Verschiedenheit zu Phialophora dermatitidis .

Phialophora dermatitidis
(KANO 1937) EMMONS 1963 1
Syn. : Hormiscium dermatitidis KANO 1937 -
Fonsecaea dermatitidis CARRION 1950 - To-
rula bergeri BERGER et LANGERON 1944 und
andere
Diese Pilzart ist Erreger einer in Japan mehrfach
beobachteten verruküsen Erkrankung des Men-
schen, die primßr die Haut und Subcutis befßllt,
aber durch Metastasierung eine tüdliche Gehirn-
mykose verursachen kann . Ein vergleichbares
Krankheitsbild durch einen zumindest sehr ßhnli-
chen, wenn nicht denselben Erreger wurde einmal
auch in Canada festgestellt.
Im Gewebe finden sich d•nnwandige, dunkelfar-
bige °Hefe"-Zellen einzeln oder in Haufen, aber
nie in Form von Drusen wie bei Phialophora
(Exophiala) jeanselmei. Die Vermehrung erfolgt
durch Septierung . Hyphen entwickeln sich nur an
den verkrusteten Oberflßchen der Hautlßsionen
und im Gehirn .
Der Pilz wßchst gut bei 37ö C unter Bildung feuch-
ter, schleimiger, schwarzer Kolonien, deren Sub-
kulturen mit zunehmendem Alter von anderen
Phialophora-Cladosporium-Arten kaum unter-
scheidbar sind (Abb . 168 c) . In der Primßrform
besteht der Thallus aus hefeßhnlichen Zellen
(Abb . 170) mit Knospung ßhnlich der bei Aureo-
basidium pullulans (s . S . 250) . In der vegetativen
Abb . 169 a Phialophora (Sporotrichum) gougero- Mycelphase entwickelt sich dann eine Sporulation
tii in verschiedener Vergrüäerung (Camera lucida) . ßhnlich der bei Phialophora verrucosa oder (selte-
b Sporulation bei Phialophora (Exophiala) jeansel- ner) der bei Phialophora pedrosoi .
mei. c Sporulation bei dem als Sporotrichum gou- Biochemisch ist die Unfßhigkeit, Hypoxanthin zu
gerotii bezeichneten Stamm . [Nota bene : Beide Iso- spalten, zur Abgrenzung gegen•ber Phialophora
late erwiesen sich serologisch als engstens ver-
wandt (SEELIGER et al . 1958) .] gougerotii benutzt worden .

Anmerkung Anmerkung
Die Vielzahl der Benennungen f•r diese untereinander In den serologischen Studien von SEELIGER u . Mit-
eng verwandten Pilzspecies oder -subspecies zeigt das arb . (1958) lieä sich zeigen, daä der Original-
Dilemma der Pilztaxonomie, das erst mit dem Auffinden
der perfekten Stadien und bei strittigen Prioritßten 1 Nach neueren taxonomischen ©berlegungen von DE
durch Schiedsspruch nach den Regeln des Internationa- BIEVRE u . MARIAT (1979), die auf DE HOOGS Einord-
len Botanischen Codex beseitigt werden wird (vgl . nung in die Gattung Exophiala fuäen : Wangiella der-
hierzu die Ausf•hrungen auf S . 6) . matitidis (KANO) McGINNIS 1977 .
Leptosphaeria senegalensis 1 69

Abb . 170 Phialophora (Hormis


cium) dermatitidis. a Hefezellen
aufschwemmung einer 6 Tage al-
ten Kultur von Sabouraud-Gluco-
se-Agar. b Stßrkere Vergrüäe-
rung .

stamm von Torula bergeri (Synonym zu Phialo- Anmerkung


phora dermatitidis) eine Teilantigengemeinschaft Es unterliegt keinem Zweifel, daä in der Zukunft
mit Aureobasidium pullulans aufweist, sich aber noch weitere Pilze dieses Formenkreises gefunden
vüllig verschieden gegen•ber Phialophora jean- werden, die gelegentlich cutane und subcutane
selmei und Phialophora gougerotii verhielt (s . Lßsionen verursachen, wie beispielsweise das
oben) . Das Antigen eines japanischen Isolats von 1962 in der CSSR beobachtete Isolat, das unter
Phialophora dermatitidis reagierte dagegen mit dem Namen Chmelia slovaca SVOBODOVA Eingang
keinem Antiserum der drei genannten Arten, was in die Fachliteratur gefunden hat .
eher f•r eine Verschiedenheit von Phialophora Nach KOCHOVA (SVOBODOVA, 1967) ist diese De-
dermatitidis von Torula bergeri spricht . matiumart - gez•chtet aus der Subcutis der linken
Ohrmuschel mit dem klinischen Bild der Chro-
momykose - durch septiertes, anfangs d•nnwan-
Phialophora richardsiae (MELIN et diges Mycel gekennzeichnet, dessen Hyphen spß-
NANNFELDT) CONANT 1937 ter ausgesprochen dicke Zellwßnde aufweisen .
Auf k•nstlichen Medien werden verschiedene
Syn . : Cadophora richardsiae MELIN et Formen von Chlamydosporen gebildet, z . T . in
NANNFELDT 1934 Ketten mit Spiralhyphen, z . T . einzeln intracalar,
Diese in der freien Natur auf Holz und Pflanzen- z . T. endstßndig. Die Abbildungen der Autorin
teilen anzutreffende Art verursacht die Blaufßr- zeigen innerhalb der Chlamydosporen Quer- und
bung von breiiger Holzmasse . Sie wurde als Ursa- Lßngssepten, so daä sie sklerotiumßhnlich wirken .
che einer subcutanen Hautcyste identifiziert, die Der Pilz wßchst am besten bei 25-28ö C ; der zu-
mehrere Monate an einem Finger eines Menschen nßchst weiäe Thallus wird spßter braun-schwarz
bestanden hatte und nach operativer Versorgung und zeigt ein spßrliches Luftmycel (Beschreibung
komplikationslos ausheilte . Es handelte sich um s . SVOBODOVA, 1966) .
eine typische Verletzungsmykose .
Die Kolonie zeigte die f•r Phialophora typischen
Merkmale mit Zonierung . Leptosphaeria senegalensis
Mikromorphologisch fanden sich in der Cyste
SEGRETAIN, BAYLET, DARASSE et
kurze Hyphenfragmente mit Sproäzellen . Im Kul-
turwachstum bilden sich 2 Sorten von Phialiden CAMAIN 1959
unterschiedlicher Grüäe, aus denen runde bis el- Dieser Ascomycet wurde als Erreger des Eumyce-
liptische Conidien hervorgehen . Betreffs Einzel- toms in Westafrika gefunden, wo er etwa in glei-
heiten sei auf die Beschreibung von EMMONS et al . cher Hßufigkeit wie Madurella mycetomi f•r Er-
1977) verwiesen . krankungen des Menschen verantwortlich ist .
1 70 Hyphomyceten als Erreger von Verletzungsmykosen

Nürdlich des 13 . Breitengrades wurde er bisher Kulturverhalten


nicht festgestellt . Bei 30ö C und 37ö C bedeckt sich die Druse auf
Die klinischen Erscheinungen und die Pathophy- den •blichen Nßhrbüden in 3-4 Tagen mit einem
siologie bieten gegen•ber anderen Eumycetomen filzigen Mycel . Nach 10 Tagen erreicht der Thallus
keine Besonderheiten (s . S . 176) . einen „ von 1,5 cm, um sich mit verlßngerter Be-
br•tung weiter auszudehnen (Abb . 171 a) .
Wßhrend das Zentrum domartig erhaben ist und
Direkter mikroskopischer Nachweis
von grauer in braune Fßrbung •bergeht, entwik-
Im parasitßren Stadium ist der Pilz durch die Bil- kelt sich peripher aus beigefarbenem Mycel, das
dung tiefschwarzer Drusen gekennzeichnet, die sich submers •ber den Rand des Luftmycels hin-
mit einem „ von 2 mm Drusen anderer Erreger aus erstreckt, eine glatte, kompakte, zunßchst
•bertreffen und gelegentlich, vor allem im Kno- grauweiäe, spßter beige-braune Kolonie
chengewebe, noch grüäere Konglomerate bilden . (Abb. 171 b) . Ihre Unterseite ist schwarz, und das
Frisch gewonnene Drusen lassen sich leicht zer- umgebende Substrat erscheint schwach rosafar-
quetschen und im KOH- oder Lactophenol-Was- ben, spßter braun (in zuckerfreiem Peptonagar) .
serblau-Prßparat mikroskopisch gut beurteilen . Dabei entwickeln sich schwarze Fruchtkürper
Nach Lufttrocknen gestaltet sich ihre Untersu- (100-300 Üm), wenn die Z•chtung auf nßhrstoff-
chung aufgrund der dann harten Konsistenz er- armem Medium oder auf Kartoffel- oder Karot-
heblich schwieriger . Ihre Oberflßche ist rauh und tenagar erfolgt.
eingedellt . Folgende Merkmale sind zu beachten :

1 . Anwesenheit groäer, schwarzer, blasiger Ge- Mikroskopisches Bild


bilde (20-30 Üm) mit unregelmßäigen Kontu- Der Thallus besteht aus netzartig verzweigten,
ren und dicker Wand, eingebettet im schwarzen septierten, feinen oder dickeren, braunwandigen
Zement der Peripherie . Hyphen ohne Conidien, allenfalls mit wenigen
Chlamydosporen.
2 . Im Zentrum nur wenige Blasen, kein Zement, Charakteristisch sind die fast immer im Submers-
daf•r zwei Arten von Hyphen : die eine kaum teil, kaum an der Oberflßche, nach mehreren Wo-
segmentiert („ 2-4 Üm) in loser, netzfürmiger chen entstehenden braun-schwarzen Perithecien
Anordnung und mit d•nner Wand, die andere (100-300 Üm) . Deren Wand besteht aus dunkel-
hyalin oder mit schwachbrßunlicher, deutlicher braunen Fßden (2-5 km) .
Zellwand, septiert, moniliform (bambusßhn- Die Perithecien lassen bei vorsichtigem Zerquet-
lich) ; im Zentrum ßlterer Drusen finden sich schen die langen keulenfürmigen Asci erkennen
reichlich polymorphkernige Leukozyten, so (17-22 Üm breit, 80-110 Üm lang ; ihre Wand
daä manchmal nur noch braune Randfrag- kann 5 Üm Dicke erreichen) . In diesen liegen in
mente sichtbar sind, wenn die Prßparate histo- der Regel 4, gelegentlich auch mehr ovale, meist
logisch gefßrbt werden . hyaline, manchmal braune Ascosporen (8-10 Üm

Abb . 171 Leptosphaeria senega-


lensis - Kultur auf Sabouraud-
Glucose-Agar bei 22ö C . a Kolonie
nach 17 Tagen, b Kolonie nach 36
Tagen mit Zone von schwarzen,
oberflßchlichen Perithecien im
Mittelteil .
Madurella grisea 171

Abb . 172 Fruchtk•rper (Perithe-


cium) von Leptosphaeria senega-
lensis (Schemazeichnung in An-
lehnung an MARIAT, SEGRETAIN U .
DESTOMBES, 1977) . a Perithecium
(-200 üm), b Ascus (~90 üm),
c Ascospore (~25 üm ) .

breit, 23-30 ü m lang) . Diese untergliedern sich Form von Verletzungsmykose keine Besonder-
durch Septen in 5 Zellen, manchmal in mehr heiten .
(Abb . 172) . Auch die Diagnostik folgt den gleichen Regeln,
wie vorstehend beschrieben .
Biochemisches Verhalten
Direkter mikroskopischer Nachweis
Keine Besonderheiten ; Assimilation der äbli-
Der Drusennachweis - entsprechend den geschil-
cherweise gepräften Zucker .
derten Verfahren - sichert die Diagnose .
Die Drusen selbst sind meist, aber nicht immer,
Stammhaltung
kleiner als 1 mm (ö 350-600 üm) . Ihre Fein-
Die Weiterzächtung des Pilzes auf känstlichen
Nßhrb•den ist unproblematisch .

Epidemiologie
Die Erkrankungen des Menschen gehen auf Ver-
letzungen zuräck, meist auf Dornenstiche . Der
Pilz wurde massenhaft in der Regenzeit auf ver-
schmutzten Dornen von Akazien in Westafrika
festgestellt (ebenso wie die verwandte, hier nicht
nßher er•rterte Art Leptosphaeria tompkinsii),
nie dagegen auf noch gränen Dornen .

Systematik
Der Ascomycet trßgt den allgemein anerkannten
Namen Leptosphaeria senegalensis SEGRETAIN et
al . 1959 . Er ist verwandt mit der gleichfalls als Ur-
sache von Eumycetom erkannten Art Lepto-
sphaeria tompkinsii EL-ANI, die sich durch die
Morphologie (zugespitzte Enden) und die Zahl
der Ascosporen (bis 8) abgrenzen lßÜt .

Madurella grisea (MACKINNON)


FERREDA URZUA et
MONTEMAYOR 1949
Auch dieser Hyphomycet ist auf tropische Gegen-
Abb . 173 a Madurella grisea - Druse mit pigmen-
den beschrßnkt, wo er als Erreger von Eumyceto- tierter Randzone (Prßparat : Dr. P . COCKSHOTT, Uni-
men eine Rolle spielt, vor allem in Lateinamerika . versitßt Ibadan, Nigeria) . b Madurella mycetomi -
Die Krankheitsmerkmale und Pathophysiologie Sklerotium (Fotografie : Dr . P . COCKSHOTT, Universitßt
zeigen gegenäber anderen Pilzerregern dieser Ibadan, Nigeria) .
1 72 Hyphomyceten als Erreger von Verletzungsmykosen

struktur ist ziemlich charakteristisch : Im Zentrum Madurella grisea (MACKINNON) FERREDA URZUA et
finden sich hyaline oder braunwandige Hyphen MONTEMAYOR 1949 .
mit wenig Pigment ; die Peripherie besteht aus
dunkelbraunem ©Zement" mit groÜen, runden
oder vieleckigen Zellen (Abb . 173 a) . Der Ze- Madurella mycetomi (LAVERAN)
mentwand fehlt die k•rnige Beschaffenheit, wie
sie bei Madurella mycetomi gefunden wird
BRUMPT 1905
(Abb . 173 b) . Syn. : Streptothrix mycetomi LAVERAN 1902 -
Glenospora khartoumensis CHALMERS et AR-
Kulturverhalten CHIBALD 1916 - Oospora tozeuri NICOLLE et
Als optimale Zächtungstemperatur auf Sabou- PINOY 1908 -Madurella tozeuri PINOY 1912 -
raud-Glucose-Agar ist der Bereich um 30Ä C er- Madurella tabarcae BLANC et BRUN 1919 -
forderlich, da bei 37Ä C das Wachstum gehemmt Madurella americana GAMMEL et al . 1926 -
ist und der Pilz bei 38Ä C und daräber abstirbt . Madurella ikedae GAMMEL 1927 und viele
Der Thallus (Abb . 174, s . Farbtafel 13) entwickelt andere (vgl . RAY, 1961)
sich mßÜig schnell und erreicht in 10 Tagen eine
Gr•Üe von etwa 10 cm sowie eine H•he von Perfektes Stadium : unbekannt
8-12 mm. Von Anfang an grau bis graugrän, wird Dieser recht polymorphe Hyphomycet ist in tropi-
er spßter dunkler bis rotbraun . In der Peripherie schen Gegenden heimisch. Er wurde als Ursache
entsteht - nicht immer - braunes Pigment, das in von Eumycetomen des Menschen in Afrika, Asien,
den Nßhrboden diffundiert . Die pudrige oder Sädamerika, gelegentlich auch in den USA ge-
samtartige Oberflßche besteht aus einem kurzen funden und stellt in einigen Regionen, z . B . im Su-
Luftmycel und zeigt radißre Furchung . In der Pe-
dan und Nordafrika, die hßufigste Ursache dieser
ripherie k•nnen sich dunkle Sklerotien bilden .
Mykose dar . Seine systematische Einordnung be-
Die Räckseite ist schwarz . schßftigte viele namhafte Mykologen. Seine heute
äbliche Benennung geht auf die Forschungen von
Mikroskopisches Bild MACKINNON und seiner Mitarbeiter zuräck . Erst
Der Thallus besteht aus verzweigten, septierten verhßltnismßÜig spßt wurden die charakteristi-
Hyphen (l-3 üm ö) und groÜen moniliformen schen Fruktifikationsformen gefunden (BORELLI,
Strukturen (3 -5 üm ö) mit brauner bis schwßrzli- 1957), insbesondere Phialiden und Phialosporen
cher Zellwand . Conidien wurden bisher nicht be- (SEGRETAIN, 1958) .
obachtet, allenfalls rudimentßre Pyknidien .
Klinisches Bild und Pathophysiologie
Stammhaltung
Das klinische Bild ordnet sich zwanglos in die wei-
Die Weiterzächtung auf Sabouraud-Glucose-
ter unten beschriebene Erscheinungsform des
Agar bietet keine Probleme.
Bumycetoms ein (s .S . 176) und bietet aus dieser
Epidemiologie Sicht keine zusßtzlichen Merkmale oder Beson-
Das Habitat des Erregers ist in der Umwelt zu derheiten .
vermuten ; doch liegen bisher keine Einzelheiten
Untersuchungsmaterial
daräber vor . Offenbar wird die Erkrankung durch
penetrierende Verletzungen erworben . Untersuchungsmaterial und Untersuchungsgang
s . S . 176 .
Systematik
In antigenanalytischen Studien hat SEELIGER (1956) ge- Direkter mikroskopischer Nachweis
zeigt, daÜ Madurella grisea-Isolate artspezifische Anti- Im Gegensatz zu Petriellidium boydii und Cepha-
k•rper hervorrufen, die nicht mit dem Antigen anderer losporium spp . - aber in „bereinstimmung mit
Eumycetomerreger, insbesondere Madurella mycetomi, Madurella grisea und anderen Eumycetomerre-
reagieren . Damit wird die taxonomische Eigenstellung
gern - sind die diagnostisch wichtigen Drusen rot-
gestätzt .
braun bis schwßrzlich und ziemlich hart (Gr•Üe
Die bisherige Unkenntnis äber den Fruktifika- um 1 mm) . Ihre Beurteilung unterliegt den nach-
tionsmodus erlaubt keine definitive Einordnung ; stehend geschilderten Kriterien (vgl . Tab . 24, s . S .
doch besteht vorerst Consensus äber die Benen- 178 u . Abb . 175) . Manchmal finden sich ganze
nung des Conidien-(imperfekten) Stadiums : Ansammlungen von Drusen oder ihren Fragmen-
Madurella mycetomi 1 73

ten, so daÜ ein Konglomerat von wenigen cm üm breit, gelegentlich noch breiter. Obwohl viele
Durchmesser entsteht. Hyphen wenig pigmentiert sind, enthalten die ge-
Die Drusen bestehen aus einem kompakten Ge- schwollenen Endzellen reichlich Pigment und sind
flecht von Hyphen mit einem ö von 1 -5 üm ; ihre in eine dunkelbraune Matrix (Zement) eingela-
Enden in der Peripherie der Druse werden bis 15 gert (Abb . 175, 176) .

Abb . 175 Eumycetom durch Madurella mycetomi Abb . 176 Eumycetom . Drusenprßparate eines von
(Ostafrika) . a „bersichtsprßparat einer Druse mit CARTER (1859) in Indien beobachteten Falles von
starker Randpigmentierung . b Stßrkere Vergr•Üe- Maduromykose (vermutlich Madurella mycetomi).
rung mit blasiger Degeneration . c Starke Vergr•Üe- a Kleine, braungefßrbte, drusenßhnliche Konkre-
rung der Randzone einer alten Druse mit Mycelien . mente. b Typische dunkelbraune pigmentierte
(Der Block wurde zur Anfertigung von Schnitten Druse. c Randzone mit Mycelien (\) im Zement, um-
1957 von Herrn Dr . Peter COCKSHOTT, Universitßt Ibadan, geben von Leukozyten . (Der Block wurde zur
Nigeria, dankenswerterweise zur Verfägung ge- Anfertigung von Schnitten 1957 von Herrn Dr . Peter
stellt .) COCKSHOTT, Universitßt Ibadan, Nigeria, dankenswer-
terweise zur Verfägung gestellt .)
1 74 Hyphomyceten als Erreger von Verletzungsmykosen

MARIAT, DESTOMBES und SEGRETAIN (1977) unter nalen Chlamydosporen (intercalar oder endstßn-
scheiden zwei Arten von Drusen : dig) mit einer Gr•Üe von 5-15 üm .
1 . kompakte gelappte Gebilde unterschiedlicher Auf nßhrstoffarmen Substraten (Hungermedien)
Form und Gr•Üe mit radißren Hyphen in einer entwickeln sich pyriforme Aleuriosporen (3,5 x 5
homogenen braunen Matrix ; ü m), einzeln oder in Klämpchen, auf feinen Stie-
len .
2 . mehr gleichf•rmige, glattwandige Gebilde mit Auf Maismehlagar sowie Kartoffel-Karotten-
aufgetriebenen Hyphen und groÜblasigen Er- Agar mit Zusatz von Caseinhydrolysat und Aspa-
weiterungen (Vesicula) in der Randzone aus ragin konnte SEGRETAIN flaschenf•rmige Phiali-
dichtem braunk•rnigen Zement . Das Innere den und Conidien (Phialosporen) nachweisen .
der Druse ist nicht pigmentiert .
Die Frage, ob diese beiden Formen lediglich unter- Biochemisches Verhalten
schiedliche Altersstadien oder zwei verschiedene Ent-
wicklungslinien reprßsentieren, ist noch nicht endgältig Bei schwach ausgeprßgten proteolytischen Eigen-
geklßrt, wenngleich CAMAIN (1957) die kompakte Form schaften (vgl. Vorschrift 36, s . S . 41) zeigt die Pilz-
(1 .) als jugendliches Stadium interpretiert . art deutliche Stßrkehydrolyse (Vorschrift 35,
s . S . 41) und assimiliert Glucose, Galactose, Lac-
Beide Drusenformen fähren kulturell zu keinen tose und Maltose, aber nicht Saccharose .
unterschiedlichen Kolonieformen .

Kulturverhalten Schmmhaltung
Auf Sabouraud-Glucose-Agar wßchst der Pilz, In Subkulturen lßÜt sich der Pilz problemlos, wenn
besonders gut bei 36-37Ä C, unter Entstehung ei- auch unter gelegentlichem Verlust der Sklero-
nes anfßnglich weiÜen bis weiÜgrauen flauschigen tium- und Pigmentbildung, äber lange Zeit wei-
Mycels, das sich in 14 Tagen zu einem flachen terzächten .
Thallus von 2-3 cm ö entwickelt . Die Oberflßche
wird dann pulvrig, samtartig oder gek•rnt und Epidemiologie
verfßrbt sich gelblich, ockerfarben, olivgrän oder Gegenäber anderen Erregern des Eumycetoms
braun . Die Unterseite ist dunkelbraun. Charakte- (s . S . 176) sind keine Besonderheiten erkennbar .
ristisch ist ein braunes Pigment, das in die Umge- Die Studien von SEGRETAIN und MARIAT (1971) im
bung diffundiert (Abb . 177, s . Farbtafel 13), Senegal deuten die M•glichkeit an, daÜ das Habi-
manchmal in Subkulturen verlorengeht, aber bei tat dieses Bodenbewohners vielleicht mit den Ko-
anderen Stßmmen noch nach jahrzehntelanger lonien weiÜer Ameisen bzw . Termiten in Bezie-
Fortzächtung nachweisbar bleibt (Abb . 180 a, s . hung steht .
Farbtafel 14) . Wßhrend sich das Zentrum beim ßl-
teren Thallus leicht anhebt, bilden sich in der Pe- Madurella mycetomi findet sich gehßuft auf der Oberflß-
che von Termitenhägeln, vermutlich wegen dort herr-
ripherie Radißrfurchen . schender, fär diesen Pilz langfristig gänstiger „berle-
Vor allem bei Zächtung in R•hrchen entwickeln bensbedingungen (SEGRETAIN U . SEGRETAIN, 1979) ;
sich nach einigen Wochen schwarze Sklerotien auf dochistaufgrnpoiveBfundmUtersch-
der Oberflßche des Thallusrandes (Abb . 177 b, s . ungsmateril,dus4mH•hevonislche
Farbtafel 13) . Sie haben eine Gr•Üe bis 750 üm TermitnhäglÖopiengw urd,ie
und bestehen aus runden bis polygonalen Zellen noch
FragenchditlenRsrvoideAt offen .
(ö etwa 10 üm) .
Manchmal zeigt die Sklerotiumbildung eine Zo- Systematik
nierung, vermutlich in Abhßngigkeit von den Er- Die Vielzahl der Benennungsvorschlßge deutet auf die
nßhrungsverhßltnissen im Substrat, vielleicht auch Schwierigkeiten der taxonomischen Einordnung hin .
abhßngig von der Temperatur . Nach den Untersuchungen von SEEIIGER (1955,
Isolate aus verschiedenen Regionen den 1956)haben
Mikroskopisches Bild SpeciesgleichnAtbsad,wfärieEnhtd -
spricht . ungeachtirkulenPoymrphi-
Auf den äblichen Nßhrb•den zur Pilzzächtung ist
das mikromorphologische Bild wenig aufschluÜ- Vorerst besteht Consensus äber die Benennung
reich, ja eint•nig . Der Thallus besteht aus seg- des Conidien-(imperfekten) Stadiums : Madurella
mentierten, relativ breiten (1 - 2 üm), unregelmß- mycetomi (LAVERAN) BRUMPT 1905 .
Üig geformten Hyphen und runden oder polygo- Das ascogene Stadium ist noch unbekannt .
Neotestudina rosatii 1 75

Neotestudina rosatii SEGRETAIN Asci mit einer farblosen Wand (ö 13 üm) mit 8
et DESTOMBES 1961 Ascosporen . Diese sind nierenf•rmig, zweizellig
und haben eine glatte braune Zellwand (Gr•Üe
Syn . : Zopfia rosatii 1 ,1 x 4,5 üm) (Abb . 179 b, c) .
Dieser bisher nur selten bei Eumycetomen, und
zwar ausschlieÜlich in Afrika (Somalia, Senegal, Biochemisches Verhalten
Zaire) gefundene Ascomycet wird der Vollstßn- Bisher unbekannt .
digkeit halber aufgefährt .
Die wenigen Berichte lassen im klinischen Er- Stammhaltung
scheinungsbild und der Pathophysiologie beim Keine Besonderheiten .
derzeitigen Kenntnisstand keine Besonderheiten
erkennen, wenn man davon absieht, daÜ die histo-
pathologischen Befunde der Lßsionen an ßhnliche
Beobachtungen bei tiefen Dermatophytien erin-
nern .

Direkter mikroskopischer Nachweis


Die Diagnose begrändet sich im wesentlichen auf
der Erscheinungsform der Drusen, die sich im hi-
stologischen Schnitt weder mit Hßmatoxylin-Eo-
sin noch mittels der PAS-Fßrbung anfßrben, aber
gut mittels der Gramfßrbung hervortreten .
Die weiÜen bis braunweiÜen Drusen (Gr•Üe
0,3-0,6 mm) sind vieleckig und zeigen in ihrer Pe-
ripherie septierte, verzweigte Hyphen, wßhrend
das Innere vorwiegend aus blasenf•rmigen, dege-
nerierenden Zellen besteht . Die Randzone be-
steht aus farblosem Zement .

Kulturverhalten
Bei 30Ä C und 37Ä C, weniger gut bei 22Ä C, ent-
steht auf Sabouraud-Glucose-Agar relativ lang-
sam ein kompakter, ziemlich flacher Thallus, ge-
legentlich gefurcht, mit einem Filz aus Pilzfßden
an der Oberflßche und deutlich brauner Fßrbung,
dazwischen aber auch farblose bzw . weiÜe Anteile
(Abb . 178, s . Farbtafel 14) . Die Räckseite ver-
fßrbt sich von rosa nach braun und wird schlieÜlich
dunkelbraun . - In der Peripherie entstehen bei
30Ä C nach 3-4 Wochen schwarze, rundliche Pe-
rithecien, meist im Substrat (Maismehlagar), sel-
ten an der Oberflßche (ö 350 üm) .

Mikroskopisches Bild
Das Fehlen von Conidien macht das Studium von
mikromorphologischen Merkmalen unergiebig .
Die Hyphen sind septiert und farblos
(Abb . 179 a) .
Die manchmal zusammengelagerten Perithecien Abb . 179 Neotestudina rosatii. a Knorriges sep-
ohne Ostiolen (Cleistothecien) sind glattwandig tiertes Mycel nach 5 Monaten auf Sabouraud-Glu-
und von einem Kranz brßunlicher oder farbloser cose-Agar . bZerqutschPieumtasr-
Hyphen oder kugelf•rmiger Zellen umgeben . Im tenden Ascosporen (<- ).cAsoprenitßk
Inneren finden sich ziemlich regellos kugelige Vergr•Üerung (Quetschprßparat) .
1 76 Hyphomyceten als Erreger von Verletzungsmykosen

Epidemiologie Garnisonsarzt in Bellary, Madras (1846), als ©Madura-


Die geringe Zahl der Fallberichte und die gewisse fuÜ" spßter ©Maduromykose" in die medizinische Ter-
minologie eingegangen . Mit CARTERS Monographie
Öhnlichkeit mit subcutanen Prozessen durch
(1871) wurde der von ihm wßhrend seiner Tßtigkeit als
den Dermatophyten Microsporum ferrugineum Pathologe (1859/60) in Bombay schon benutzte Begriff
erfordern weitere Studien . ©mycetoma" in die Weltliteratur eingefährt (©On Myce-
toma or the Fungus Disease of India") .
Systematik Die Krankheitsbezeichnung ©Mycetom" wird allerdings
Der in seiner perfekten Form vorliegende Pilz auch fär eine vorwiegend durch Aspergillen und andere
trßgt den Namen Neotestudina rosatii SEGRETAIN et Pilze - einschlieÜlich Petriellidium boydii - verursachte
DESTOMBES 1961 . Lungenmykose benätzt, bei der sich in einem prßfor-
mierten Hohlraum (Caverne, Zyste usw.) eine kugelige
Pilzmasse (Pilzball) entwickelt, die nur geringe oder
keine Tendenz zur Invasion des umgebenden Lungen-
gewebes erkennen lßÜt, aber auch keine Tochterkolo-
Petriellidium boydii (SHEAR) nien (s . unten) entwickelt (vgl. hierzu S . 223) .
MALLOCH comb. nov . 1970 Sie steht äberdies, analog zum Begriff ©Maduromyko-
se", fär gleiche Krankheitserscheinungen durch andere
Basionym : Allescheria boydii SHEAR 1922 mikrobielle Erreger.
Imperfektes Stadium : Monosporium apio-
Ohne hier nßher auf die mit dem Versuch zur
spermum SACCARDO (nomen illegitimum,
Schaffung einer prßzisen, eindeutigen Krank-
HUGHES 1958) heitsbezeichnung verbundene Semantik (s . S . 6)
Syn . : Pseudoallescheria sheari NEGRONI et FI-SCHER 194 eL-AtEcrOmonilauz einzugehen, wird fär die durch Hyphomyceten
verursachten, granulomat•s-fistelnden tumorar-
LOBO 1940 - Indiella americana und andere . tigen Wucherungen und Gewebezerst•rungen der
Dieser Ascomycet' ist in tropischen Zonen wie im von EMMONs et al (1977) gewßhlte Begriff ©Eu-
gemßÜigten Klima zu finden und ein hßufiger Sa- mycetoma" (Eumycetom) allen anderen Bezeich-
prophyt im Erdboden, Abwasser, auf Pflanzen nungen vorgezogen . (Fär Mycetome durch andere
und Buschwerk, wie Berberitzen und Liguster- Erregergruppen wurden Namen wie Pseudomyce-
strßuchern . Durch deren Dornen gelangt er äber tom, Schizomycetom, actinomykotisches Myce-
Verletzungen - meist der Hßnde und FäÜe, aber tom usw . vorgeschlagen .)
auch anderer K•rperstellen, z . B . nach Sturz in
Bäsche mit Eindringen von Dornen, Zweigstäk- Klinisches Bild und Pathophysiologie
ken usw ., an denen Pilzsporen haften - in die Tiefe Die klinischen Erscheinungen sind, ungeachtet
von Weichteilen . Seine Fßhigkeit zur langsamen der Art-, Gattungs- oder Familienzugeh•rigkeit
Vermehrung bei 37Ä C in einem organischen Mi- des verursachenden Pilzes, annßhernd gleich . Sie
lieu fährt zu einer chronischen, stets progressiven, bestehen in einer harten Schwellung von der
lokalisierten, granulomat•s-fistelnden, subcuta- Oberflßche bis in die Tiefe des subcutanen Gewe-
nen Mykose, die zudem auch von anderen Pilzen bes, die stßndig an Ausdehnung zunimmt und ent
(und bestimmten in diesem Werk nicht weiter er- diesen
langderFszinKocheritund
•rterten Bakterienarten mit annßhernd gleichem eventuell zerst•rt . Vorzugsweise werden die FäÜe
Habitat sowie vergleichbaren Ernßhrungsbedärf- der barfuÜ gehenden Landbewohner betrof- fen, so
nissen und Wachstumseigenschaften) verursacht daÜ diese mit fortschreitendem Infektionsgesche
wird . oben gew•lbt henklumpfÜßichna werden .
Die Krankheit ist schon seit 1842 durch GILL in einem Au ch an den Hßnden sowie an Schulter und Räk
Krankenhausbericht aus Majora bekannt und seither, ken (Wassertrßger) sowie im GesßÜbereich und
bzw . seit den ersten Fallbeschreibungen durch GODFREY, selbst unter der Kopfhaut kann sich diese
. Mykosetablirn
Aus dem Gewebe werden die Erreger in Form ih-
1Da es sich um den wohl am meisten studierten Eumy- rer Mikrokolonien (Drusen, ©Grains" in der eng-
cetomerreger handelt, wird seiner Beschreibung mehr
Raum eingerßumt als den äbrigen einschlßgigen Ar- lischen und franz•sischen Sprache) durch multiple
ten. - Im Zusammenhang werden auch historisch Fisteln ausgeschieden . Die Tiefe der Sekret ent-
wichtige Daten er•rtert, die fär Madurella mycetomi leerenden Fistelgßnge enthßlt den Erreger in
und andere Pilze dieser Gruppe klinisch und diagno- Reinkultur, wßhrend Oberflßche und distale An-
stisch wichtig sind . teile meist bakteriell sekundßrinfiziert sind . Das
Petriellidium boydii 177

Sekret ist eitrig, blutig-ser•s oder ser•s und ent- halt in der Regel keine sekundßren Mikroorga-
hßlt die Drusen (s . unten) . In den oft stark defor- nismen enthßlt .
mierten Extremitßten (FuÜ, Hand) entsteht Ferner kommt Biopsie- und Operationsmaterial,
manchmal ein ausgedehnter Fuchsbau von H•h- in Sonderfßllen Pleuraexsudat, Morgensputum,
len mit innenliegenden Drusen, die durch Kanßle Liquor und Abstrichmaterial von der Hornhaut in
und Fistelgßnge mit der Oberflßche in Verbindung Betracht .
stehen .
Gelegentlich findet sich - wie bei einem von REIF- Direkter mikroskopischer Nachweis
FERSCHEID und SEELIGER (1955) beschriebenen Durch Ausbreiten des Fistelexsudats oder des In-
Fall einer deutschen Patientin - bei einem opera- halts ausgekratzter Hohlrßume auf Objekttrßgern
tiven Eingriff sogar noch der Holzsplitter, durch oder den Boden einer sterilen Petri-Schale und
den Jahrzehnte vorher der Pilz in das Gewebe ge- Zusatz von etwas steriler 0,85 %iger Kochsalzl•-
langte . sung oder (besser) 10 %iger KOH wird das Auf-
Analog zur Actinomykose und den durch Nocardia- so- finden von Drusen erm•glicht . Diese sind je nach
wie Actinomadura- und Streptomycesarten verursach- Erregerart weiÜlich, gelblich oder braun bis
ten analogen Prozessen mit chronisch progredientem schwarz gefßrbt (bei Nocardia-, Actinomadura-und
Verlauf gibt es keine Spontanheilung . Der Versuch des Streptomycesinfektionen nie braun oder
K•rpers, die Erreger, die fortlaufend neue Kolonien schwarz, dafär weiÜ, gelblich, rosa oder rot) . Ihre
(Drusen) bilden, durch Fistelgßnge zu entleeren, schei- Gr•Üe liegt zwischen 0,3 und 1 mm ; ihre Konsi-
tert an den pathoanatomischen und mikrobiellen Gege- stenz ist abhßngig vom Erreger - weich (leicht
benheiten.
zerquetschbar), fest oder hart (vgl . Tab . 24) .
In der Regel kommt es nicht zur Fernmetastasierung,
wohl aber zur Ausbreitung entlang der regionalen Die Drusen selbst sind nach MARIAT u . Mitarb .
Lymphbahnen und BlutgefßÜe. Nur beim Befall der (1977) rundliche, sßulenartige oder verflochtene
Kopfhaut ist wegen der rasch eintretenden Osteolyse Gebilde . Dadurch nehmen sie im histologischen
und der ven•sen Abflässe gelegentlich ein schneller b•s- Schnitt ein rundes, lßnglich-gebogenes, nieren-
artiger Verlauf zu befärchten . f•rmiges oder wurmartiges Aussehen an ; manch-
mal erscheint das Innere hohl oder ist mit Granu-
Histopathologisch zeigen sich eitrig-entzändliche
locyten angefällt . Manche Arten bilden an der
Verßnderungen, oft mit Bildung von Epitheloid-
Oberflßche der Druse (Mikrokolonie im Gewebe)
zellen und Granulationsgewebe mit oder ohne
einen zunßchst mucoiden, dann harten Kitt (Ze-
Riesenzellen . Die Erregerkolonien sind manch-
ment), der bei ßlteren Drusen in Quetsch- oder
mal massenhaft, gelegentlich aber erst nach lan-
Wetzprßparaten aufplatzt .
gem Suchen im Schnittprßparat zu finden (äber
ihre Struktur s. weiter unten) .
Nativprßparat
Die granulomat•sen Verßnderungen fähren zur
progressiven Zerst•rung der angrenzenden Ge- Im Direktprßparat, eventuell verdännt mit
webe einschlieÜlich der Knochen, an der Oberflß- 0,85 %iger NaCl-L•sung, lassen sich unter
che zu Geschwären . Was die Einzelheiten der Er- 10 %iger KOH-L•sung die Drusen oft nachweisen
krankung anbelangt, wird auf LATAPI (1963) und und entsprechend ihrer Eigenfarbe (Tab . 24) be-
WINSLOW (in BAKER 1971) verwiesen . stimmten Erregergruppen zuordnen . Durch Zu-
gabe von Lactophenol-Baumwollblau-L•sung
wird die Innenstruktur besser sichtbar ; vor allem
Anmerkung lassen sich die Hyphengeflechte mit einem ö von
Petriellidium boydii wurde wiederholt auch als 2-4 üm erkennen, die den Erreger als Pilz auswei-
Ursache lokaler granulomat•ser bzw . eitriger sen. - Dicke Schnitte (10-15 üm) k•nnen im Auf-
Pilzinfektionen in den Lungen, der Pleura, den licht untersucht werden, wobei die Eigenfßrbung
Meningen und der menschlichen Cornea nachge- das Auffinden der Drusen erleichtert .
wiesen.

Histologisches Schnittprßparat
Untersuchungsmaterial 1. Hßmatoxylin-Eosin-Fßrbung : Dieses Verfah-
Zur Untersuchung dient in erster Linie Fistelse- ren bringt die Drusen gut zur Darstellung und
kret. Dieses sollte nach M•glichkeit durch Er•ff- erlaubt bei Betrachtung unter starker Vergr•-
nung eines kurz vor der spontanen Ruptur stehen- Üerung eine Beurteilung, ob es sich um Hy-
den Fistelganges gewonnen werden, da dessen In- phomyceten handelt . Durch Eosin werden die
1 78 Hyphomyceten als Erreger von Verletzungsmykosen

Randzonen bei einigen Erregerarten gut ange- 3 . Spezielle Pilzfßrbungen (Vorschrift D u . E, s . S .


fßrbt . 43, 44) : Die Fßrbungen mittels der PAS-Fßr-
2 . Gram- oder Giemsa-Fßrbung (Vorschrift B u . bung sowie des Verfahrens von GROCOTT und
C, s . S . 42, 43) : Diese Fßrbungen eignen sich in GOMORI sind den vorstehend aufgefährten M3-
erster Linie zur Erkennung bzw . Abgrenzung thoden deutlich äberlegen .
der durch Bakterienarten gebildeten Drusen, Nota bene : Die peripheren Hyphen der Drusen
deren feinfßdiger Aufbau unter °limmersion von Petriellidium boydii zeigen manchmal Auf-
unverkennbar ist . treibungen bis zur Gr•Üe von 15-20 üm, eine

Tabelle 24 Merkmale von Drusen bei Eumycetomerregern .


Pilzart Eigenfarbe Gr•Üe Form Konsi- Zement Inhalt und AuÜenwand
in mm stenz

Arten der gelblich 0,5- lßnglich, weich - hyaline Hyphen in netz-


Gattungen weiÜ 1,0 gelappt, artiger Anordnung mit
Cephalosporium nieren- blasigen Auftreibungen,
(s . S . 227) f•rmig leichte Anfßrbung mit
und Fusarium Eosin
(s . S . 258)

Leptosphaeria tiefschwarz 0,5 - rund, fest + zentral lockeres Netzwerk


senegalensis 2,0 stark hart von Hyphen, gezackter Rand,
(S .S . 169) gelappt groÜblasige Gebilde im
dicken peripheren Zement

Madurella schwarz 0,3- oval, weich (+)1 wenig pigmentiertes Hyphen-


grisea 0,6 gelappt, bis gefleckt im Zentrum, braun
(s.S . 171) nieren- fest bis schwßrzlich mit blasen-
f•rmig, f•rmigen Auftreibungen
auch wurm- (peripher)
f•rmig

Madurella r•tlich- kompakt, fest + 2 Drusensorten (Beschrei-


mycetomi braun bis 0,5 gelappt, hart bung s . S . 173)
(s .S . 172) schwßrz-
lich

Neotestudina brßunlich- 0,5- vieleckig weich + im Zentrum blasige Gebilde,


rosatii weiÜ 1,0 im peripheren Zement Fila-
(s . S . 175) mente

Petriellidium weiÜ- 0,3- rund, weich - hyaline Hyphen mit blasigen


boydii gelblich 1,0 gelappt Gebilden, keulige Auftrei-
(s . S . 176) bungen in der Randzone,
leichte Anfßrbung mit Eosin

Phialophora braun- 0,2- rund, weich - braune, dickwandige


(Exophiala) schwarz 0,3 oval, Hyphen und blasenf•rmige
jeanselmei siehe]- Auftreibungen in der
(s . S . 166, 188) f•rmig, Randzone
innen hohl

Pyrenochaeta schwarz 0,3- oval, weich - wie bei Madurella grisea


romeroi 0,6 gelappt, bis (mit Aus- (s. S . 171), aber keine bla-
(s . S . 181) nieren- fest nahmen) senf•rmigen Auftreibun-
f•rmig, gen in der Peripherie
auch lßng-
lich wurm-
artig

1 (+) nicht regelmßÜig


Petriellidium boydii 1 79

Folge von Einflässen aus dem umliegenden Ge- Kolonien bildet der Pilz rasch einen Thallus, der in
webe . 6-8 Tagen die Petri-Schale mit einem flauschigen
Kulturverhalten Mycel ausfällt (Abb . 180 b, s . Farbtafel 14 u .
Es empfiehlt sich, die Drusen vor ihrer Verimp- Abb . 181) und manchmal von Koremien äberragt
fung auf Nßhrb•den zu waschen, um andere mi- wird (Abb . 183 a) . Die Kolonie nimmt dann eine
krobielle Beimengungen zu reduzieren . Petrielli- dunkle, brßunliche bis rauchgraue T•nung an, vor
dium boydii wßchst - ebenso wie sein imperfektes allem im zentralen Teil (Abb . 180 b, s . Farbta-
Stadium - auf Sabouraud-Glucose-Agar mit An- fel 14) . Die Unterseite des Thallus ist grau oder
tibioticazusatz rasch bei Temperaturen bis 37Ä C . schwarz .
Ausgehend von kleinen, weiÜen, watteßhnlichen Am Rande der Kolonie entwickeln sich im Agar
oder im Luftmycel am Rand der Glasr•hrchen
dunkelbraune Cleistothecien mit einem ö von
100-200 üm . Bei vielen Isolaten aus pathologi-
schem Material bleibt jedoch die Bildung dieser
Fruchtk•rper aus .
Mikroskopisches Bild
Der Thallus besteht aus hyalinen, septierten Hy-
phen mit einem ö von 1-3 üm . Die einzelligen

Primßrkulturen von Monosporium apio-


Abb . 182
spermum (imperfektes Stadium von Petriellidium
boydii) . a Conidienbildung auf aufrechten Conidio-
Abb . 181 Petriellidium boydii ( Monosporiumpha- phoren unterschiedlicher Lßnge (Camera lucida) .
se) . a Auskeimende Drusen auf Blutagar-Fistelex- b, c Rundovale bis birnenf•rmige, bei manchen Stßm-
sudat eines GesßÜmycetoms . b Subkultur auf Blut- men brßunlich pigmentierte Conidien auf kurzen Stie-
agar nach 7 Tagen bei 37Ä C . c Kolonie nach 21 Ta- len oder endstßndig auf langen aufrechten Conidio-
gen auf Sabouraud-Glucose-Agar. phoren .
1 80 Hyphomyceten als Erreger von Verletzungsmykosen

Conidien inserieren einzeln oder in kleinen Grup- aber regional unterschiedlich, wie die Nachweise
pen (sympodial), seitlich oder am Ende von einfa- des Pilzes bei Erkrankungsfßllen in Zentralafrika
chen oder verzweigten Conidiophoren . In der Re- durch VANBREUSEGHEM und ihr Fehlen im Sene-
gel Birnen- oder keulenf•rmig, hellbraun (gele- gal (trotz grändlicher Studien franz•sischer For-
gentlich auch dunkel) gefßrbt (Abb . 1.82), betrßgt scher) belegen .
ihre Gr•Üe 3,5-7 x 5-12 üm . Bei einzelnen Ebenso wie bei den anderen Eumycetomerregern
Stßmmen bilden sie sich reichlich am Ende von handelt es sich primßr fast immer um Folgen von
Koremien (Abb . 1.83 a) aus gebändelten Fßden penetrierenden Verletzungen, besonders bei feh-
(Synnema) ; diese werden als Dendrostilbella (sog . lender FuÜ- und K•rperbekeidung .
©Graphiumstadium") bezeichnet . Als Habitat kommen Liguster und andere Dor-
nenstrßucher in Betracht .
Biochemisches Verhalten
Petriellidium boydii ist stark protolytisch (zu prä- Systematik
fen im Gelatinestich bei 22Ä C, Vorschrift 36, s . S . Die verschiedenen Synonyma der imperfekten
41) und hydrolysiert - im Gegensatz zu Cephalo- Wuchsform des Pilzes und die nachtrßgliche Na-
sporium sp . und Phialophora (Exophiala) jean- mensßnderung nach Entdeckung des perfekten
selmei - Stßrke (Nßhrboden Vorschrift 35, s . S . Stadiums zeigen das Dilemma der medizinischen
41) . Sein betrßchtliches Zuckerassimilationsver- Mykologie (vgl . hierzu S . 8), da jede Namensßn-
m•gen wird äblicherweise nicht routinemßÜig ge- derung auch die Önderung einer Krankheitsbe-
präft . zeichnung auf ßtiologischer Basis zur Folge hat (s .
Stammhaltung S .7) .
Serologische Methoden der Antigenanalyse erbrachten
Petriellidium boydii bzw . seine imperfekte Form
zunßchst auch auf dieser Ebene den Beweis, daÜ Mono-
stellen keine besonderen Anspräche an das Nßhr-
sporium apiospermum und anders bezeichnete gleichar-
substrat und lassen sich äber lange Zeit bei regel- tige Pilze der imperfekten Phase identisch
mßÜiger Subkultur in der Mykothek halten . - Die (.PsbrmSeizEtnwadLAIolGyR,chu-i
perfekte Form lßÜt sich am besten auf Czapek- 1956).
Dox-Medium bewahren .
Inzwischen ist die von EMMONs u . Mitarb . (1970,
1977) vorgezogene Bezeichnung Monosporium
Epidemiologie
apiospermum, weil Isolate aus klinischem Mate-
Bei der Petriellidiummykose (Eumycetom, Lun- rial hßufig keinen Ascocarp bilden, aus taxonomi-
genbefall usw .) ist die Infektionsquelle stets in der sehen Gränden verworfen worden, so daÜ es we-
Umwelt zu suchen . Wenn ein Trauma vorausge- nig sinnvoll erscheint, den Erreger- je nach seiner
gangen ist, das zum Eindringen von Dornen, Kulturphase - mit zwei verschiedenen Namen zu
Holzsplittern usw . gefährt hat, ist der Zeitpunkt belegen .
der Infektion meist bekannt . Infolge der langsa- Nach dem heutigen Erkenntnisstand ist deshalb
men Entwicklung mit oft langer Latenzzeit k•n- die Gattungsbezeichnung Petriellidium innerhalb
nen bis zum Auftreten klinischer Erscheinungen der Familie Microascaceae sensu MALLOCH
Wochen bis Monate vergehen . (In einem von (1970) durchaus gerechtfertigt . Die perfekte
REIFFERSCHEID U . SEELIGER [1956] beobachteten Form weist folgende Merkmale auf (Abb . 183) :
Fall wurde ein progressiver, zunßchst fßlschlich als
Actinomykose gedeuteter ProzeÜ im GesßÜbe- Cleistothecium : Der Ascocarp entwickelt sich aus einem
Ascogonium aus verschlungenen Hyphen . Seine Wand
reich erst 9 oder 10 Jahre nach einer tiefen Sturz- besteht aus einer Lage braungefßrbter, polygonaler,
verletzung aktiv, als die Patientin erneut auf die modifizierter Hyphenzellen mit unregelmßÜig gestalte-
betreffende GesßÜstelle stärzte und sich dort ein ter Oberflßche und einem ö von 100-200 üm . Er wird
tiefes Hßmatom gebildet hatte .) als Cleistothecium bezeichnet, weil er keine °ffnungen
Wie die vorliegenden Berichte beweisen, fährt hat, sondern die Asci sich nach Platzen der Wand entlee-
auch eine aerogene Aufnahme der Conidien von ren (Abb . 183 d) .
Petriellidium boydii zum Befall der Lunge . Die Die intakten dännwandigen, runden Asci sind schwer
äbrigens bisher bekannt gewordenen Lokalisatio- darstellbar und enthalten 8 elliptische Ascosporen (4-5
nen (Hirnhaut, Cornea) lassen keine sicheren Fol- x 7-8 üm) mit r•tlicher, kupferfarbiger Zellwand .
Anhßngsel sind nicht vorhanden .
gerungen hinsichtlich der Infektionsgenese zu .
Die Erkrankung tritt stets sporadisch auf und ist Die Bezeichnung lautet Petriellidium boydii
nicht ansteckend . Ihr Vorkommen ist weltweit, (SHEAR) MALLOCH comb . nov . 1970 .
Pyrenochaeta romeroi 1 81

Abb . 183 Petriellidium boydii.


a-c Geb•ndelte Lufthyphen mit
Conidiophoren (Dendrostilbella)
in zunehmender Vergrüäerung .
d Schwarzbraune Cleistothecien
verschiedener Grüäe . e Cleisto-
thecien mit Asci . f Nach Zerquet-
schen eines Cleistotheciums frei-
werdende Ascosporen .

Serodiagnostik Versuch mit Seren einschlßgiger Patienten eine sichere


Es unterliegt keinem Zweifel, daä der direkte Er- Abgrenzung bei •ber 90% der untersuchten 24 Proben
erbrachten : So reagierten alle diese Proben mit Antigen
regernachweis mit einem oder mehreren der vor-
von eumycetomerregenden Pilzen negativ, aber fast alle
genannten Verfahren die diagnostische Methode mit einem oder mehreren Antigenen der als Streptomy-
der Wahl ist . - Nachdem jedoch SEELIGER (1955) ces usw. klassifizierten Erregerarten positiv .
anhand immunologischer Studien bei einem Pe-
triellidium(Monosporium)-Eumycetom von an- Obwohl im Prinzip durchf•hrbar, scheinen die se-
nßhernd 20 Jahren Dauer spezifische Antikürper rologischen Verfahren vorerst nur bei Üklassi-
nur gegen den Erreger und Antigene mit diesem schen", d . h . alten Fßllen anwendbar, wenngleich
identischer anderer Stßmme gefunden hatte und ihr grüäter Wert in einer Fr•hdiagnostik liegen
auäerdem bei einigen Serumproben von Patienten w•rde (vgl . BIGUET U . SEELIGER, 1972) . Leider
mit der gleichen Mykose (festgestellt von VAN- stehen hierzu noch Erfahrungen aus . - Im •brigen
BREUSEGHEM) ebenfalls homologe Antikürper künnten antigenetische Studien einige der offenen
nachwies, war die Diagnostik mittels serologischer Fragen, z . B . hinsichtlich der Identitßt von Madu-
Verfahren prinzipiell müglich geworden . Ande- rella grisea und Pyrenochaeta romeroi, beantwor-
rerseits konnte REY (1961) mit ßhnlichen Verfah- ten (s . unten) .
ren bei Eumycetomen durch Madurella mycetomi
und Leptosphaeria senegalensis keine positiven
Reaktionsausfßlle beobachten . Demgegen•ber
konnten MURRAY U . MAHGOUB (1968) die Befunde
Pyrenochaeta romeroi
SEELIGERs anhand zweier weiterer Patientenseren BORELLI 1959
mit Petriellidium (Allescheria)boydii-Mykose er- Dieser ebenfalls erst in neuerer Zeit entdeckte
hßrten und anhand von neun Patienten mit Madu- bzw . abgegrenzte Hyphomycet wurde in Vene-
rella mycetomi-Eumycetom dahingehend erwei- zuela als Eumycetomerreger identifiziert . Seine
tern, daä die Serodiagnostik im Prinzip auch f•r bisherige ÜSeltenheit" geht müglicherweise dar-
diese Krankheitsgruppe tauglich ist . auf zur•ck, daä er nicht erkannt, sondern mit Ma-
Als serodiagnostisch nutzbar erwies sich die Antigenver- durella grisea verwechselt wurde .
schiedenheit zwischen den Erregern von Eumycetomen Das klinische Bild und die Pathophysiologie ord-
und den Actinomadura-, Nocardia- und Streptomyces- nen sich zwanglos in die vorstehend geschilderten
Arten (den Erregern von Actino-ÜMycetomen"), die im Erscheinungen ein .
182 Hyphomyceten als Erreger von Verletzungsmykosen

Direkter mikroskopischer Nachweis Mikroskopisches Bild


Ebenso wie bei der Madurella grisea-Infektion Gegen•ber Madurella grisea (s . S . 172) sind keine
steht die braune Pilzdruse von weicher Konsistenz auffallenden Unterschiede vorhanden . Nach den
im Vordergrund des diagnostischen Handelns . zugßnglichen Berichten entstehen nach 2-3 Wo-
Gegen•ber Madurella grisea (s . S . 171) sind keine chen Bebr•tung auf Kartoffel-Karotten-Agar
gravierenden Unterschiede festzustellen, ausge- schwarze Pyknidien unterschiedlicher Form und
nommen ein Merkmal, auf das RAY (1961) hin- Grüäe (50-150 x 100-300 ©m), die hyaline, el-
weist : liptische, bazillenßhnliche, schlauchartig ange-
Neben dem Fehlen jeglichen Zements in der ordnete Pyknidiosporen enthalten (1-1,3 x 2-5
Druse fßllt im histologischen Schnitt vor allem die ©m) .
polynuclear-granulocytßre Reaktion auf, die sich
in das Innere der Druse fortsetzt und die Hyphen Biochemisches Verhalten
zerstürt . Auäer der Proteolyse, angezeigt durch rasche
Verfl•ssigung der Gelatine (Vorschrift 36, s . S .
Kulturverhalten 41), liegen keine Angaben vor .
Auf Sabouraud-Glucose-Agar wuchert der Pilz
bei 30ö C, wesentlich schlechter bei 37ö C (vgl . Stammhaltung
Madurella grisea S . 172), zu einem dunkelgrau Wie bei Madurella grisea (s. S . 172) .
gefßrbten losen Thallus mit schwarzer Unterseite
aus. Spßter wird der Thallus flach und bekommt Epidemiologie
einen weiäen Rand (Abb . 184) . Pyrenochaetaarten sind weitverbreitet auf Pflan-
zen und im Erdboden, so daä man folgern darf,
daä die bisher wenigen Fßlle menschlicher Er-
krankungen (inklusive vielleicht auch solcher, die
Madurella grisea zugeschrieben wurden) auf pe-
netrierende Verletzungen zur•ckgehen .

Systematik
Der Pilz wird als Adelomycet der Ordnung Sphae-
ropsidales klassifiziert . Sein Name ist Pyrenochae-
ta romeroi BORELLI 1959 .

Anmerkung
Mit den vorstehenden Pilzbeschreibungen ist die
Zahl der Erreger des Eumycetoms nicht er-
schüpft .
Insbesondere sei verwiesen auf die Abschnitte, die
sich mit Cephalosporiumarten (s . S . 227), der Ce-
phalosporiumphase von Fusariumarten (s . S . 259)
sowie mit Phialophora (Exophiala) jeanselmei
(Sporothrix gougerotii pro parte [s . S . 167, 188]
befassen . Bei diesen Pilzen handelt es sich auch
um Erreger von Eumycetomen oder ßhnlichen
Prozessen, f•r die auch Pilze wie Aspergillus nidu-
lans (s .S . 247), Curvularia (s .S . 257) usw . ßtiolo-
gisch bedeutsam sein künnen .
Mit zunehmender Verbesserung der Pilzdiagno-
stik in den tropischen, ßrztlich vielfach ungen•-
Abb . 184 Pyrenochaeta romeroi . a Kolonie nach gend versorgten Regionen werden sicher noch
14 Tagen bei 26öC auf Sabouraud-Glucose-Agar weitere Pilze erkannt werden, die als sporadische
b Mikroskopisches Verhalten von Objektglaskultur mit Erreger bei Verletzungen ßtiologisch Beachtung
Chlamydosporen . verdienen .
Sporothrix schenckii 1 83

Sporothrix schenckii HEKTOEN lenken, Hoden, Brustdr•sen und selbst der Hirn-
et PERKINS 1900 hßute . Unabhßngig davon oder parallel dazu ent-
wickeln sich zusßtzliche Herde im Bereich ver-
Syn. : Sporotrichum schenckii (HEKTOEN et schiedener Hautpartien, •berwiegend wohl als
PERKINS) MATRUCHOT 1910 - Sporotrichum Folge einer hßmatogenen Ausbreitung, gelegent-
beurmannii MATRUCHOT et RAMOND 1905 - lich aber auch als Folge einer Autoinculation, aus-
Sporotrichum asteroides SPLENDORE 1909 gehend von erregerhaltigem Eiter anderer Lßsio-
und andere nen .
Perfektes Stadium : Ceratocystis (stenoce- Die etwas gehemmte Vermehrung des Erregers
ras?) (ROBAK) MOREAU (sub judice) bei Temperaturen •ber 38,5öC (und die gelegent-
Diese weltweit verbreitete dimorphe Pilzart war lichen Erfolge einer lokalen Äberwßrmungsbe-
fr•her in Europa, vor allem in S•deuropa und handlung) sind müglicherweise Ursache daf•r,
Frankreich, nicht selten . Gemessen an den auftre- daä viscerale Sporothrixmykosen, die zu Fieber
tenden Erkrankungen des Menschen an Sporo- f•hren, relativ selten sind .
thrixmykose wird der Pilz jetzt hauptsßchlich in Der von Sporothrix schenckii gesetzte Reiz wird
Lateinamerika und S•dafrika als Krankheitserre- nicht nur durch die genannten Entz•ndungser-
ger gefunden, wßhrend einschlßgige Fßlle auf dem scheinungen, sondern auch durch die Stimulation
europßischen Festland bereits zu den Seltenheiten humoraler und zellulßrer Antikürper beantwor-
gehüren . Durch die Forschungen von MARIAT, LA- tet . Da der Pilz entsprechend den bisherigen
VALLE u . Mitarb . in Mexiko wurde auf verrotten- Kenntnissen •ber seinen Antigenbestand einheit-
den Pflanzen eine Pilzart entdeckt, die mit •ber- lich ist und keine ins Gewicht fallenden Antigen-
aus groäer Wahrscheinlichkeit das ascogene Sta- eigenschaften mit anderen, differentialdiagno-
dium von Sporothrix schenckii darstellt und als stisch in Frage kommenden Pilzen und den im Be-
Ceratocystis (stenoceras?) identifiziert wurde . reich des Menschen vegetierenden Saprophyten
aufweist, besitzen die immunologischen Reaktio-
Klinisches Bild und Pathophysiologie nen einen beachtlichen diagnostischen Wert : so
Das vorherrschende klinische Bild wird durch eine der Intracutantest mit von verschiedenen Herstel-
cutane bis subcutane Infektion geprßgt, die als lern produziertem ÜSporotrichin", desgleichen
Folge von Verletzungen der Extremitßten durch mit serologischen Nachweisverfahren im Aggluti-
Holzsplitter, Dornen usw . entsteht, bei denen in- nationstest und in der Komplementbindungsreak-
fektiüse Pilzelemente unter die Haut gelangen . Sie tion, wobei Zellaufschwemmungen der Hefe-
verursachen zunßchst kleine Lßsionen mit ge- phase als Testantigen Verwendung finden (im
schw•riger Oberflßche, oft erst im Verlauf von ei- Fachhandel leider nicht erhßltlich) .
nigen Wochen, in denen sich an der Penetrations- Insgesamt sind diese Reaktionen aber den direk-
stelle ein subcutaner, anfßnglich im Gewebe ver- ten Erregernachweisverfahren unterlegen und
schiebbarer Knoten entwickelt, der schlieälich mit werden heute nur noch ausnahmsweise gen•tzt .
der Oberhaut verbßckt, die sich dann geschw•rig Das Schwergewicht der Diagnostik liegt auf dem
verßndert und auf die •blichen lokaltherapeuti- Nachweis von Sporothrix schenckii.
schen Maänahmen nicht anspricht . Untersuchungsmaterial
Dem schlieät sich eine Lymphangitis mit regionß- Eiter und Exsudat aus den Lßsionen sind meist
rer Lymphadenitis an, bei der sich das primßre von geringem Wert, da sie Pilzzellen in nur gerin-
Geschehen wiederholt, so daä sich schlieälich - gen Mengen enthalten, die sich leicht dem Nach-
ausgehend von der Stelle der Infektion - eine weis entziehen ; es sei denn, daä es gelingt, durch
ganze Kette geschw•riger Herde bildet, die ne- Aspiration von fluktuierenden Entz•ndungsher-
krotisch zerfallen und jahrelang fortschreiten den Proben zu gewinnen . Von dem Versuch,
künnen, wobei das Fortschreiten durch Abwehr- Biopsiematerial durch chirurgische Maänahmen
vorgßnge im Gewebe des Befallenen aufgehalten zu erhalten, wird von namhaften Kennern wegen
wird, ohne daä es zu einer Spontanheilung der ungewühnlich schlechten Heilungstendenz
kommt. der Herde und der Müglichkeit, eine Ausbreitung
Durch Einbruch in die Lymphbahnen, z . B . von zu provozieren, abgeraten .
vereiterten Lymphdr•sen aus, erfolgt gelegentlich
eine lymphogene und/oder hßmatogene Ausbrei- Direkter mikroskopischer Nachweis
tung in verschiedene innere Organe einschlieälich Die Unauffßlligkeit der kleinen, oft zigarrenßhnli-
des Befalls von Knochenhaut, Knochenmark, Ge- chen Gewebsformen des Erregers in seiner Hefe-
1 84 Hyphomyceten als Erreger von Verletzungsmykosen

phase sowie ihre relativ kleine Zahl verhindert in


der Regel einen Direktnachweis im Nativprßpa-
rat .
Eine Ausnahme macht allerdings das Auftreten
bestimmter Strukturen, die als cryptococcoide
Rundkürper oder als sog . Asteroidkürper impo-
nieren . Diese bestehen aus Agglomerationen der
Erregerzellen und noch nicht nßher definierten
kürpereigenen Substanzen, die sich strahlen- oder
sternfürmig um die Erreger anlagern und zu un-
verkennbaren Strukturen Anlaä geben . Der
Nachweis solcher Asteroidkürper (Abb . 185) hat
diagnostisch einen hohen Wert .
Mittels Gram-Fßrbung lassen sich die lßnglichen,
oft zigarrenfürmig aussehenden Hefezellen als
grampositive Strukturen darstellen, vor allem im
Peritonealexsudat der experimentell mit verdßch-
tigen Kulturen oder aspiriertem Eiter infizierten
Maus (Abb . 186) . Spezifische Pilzfßrbungen lei-
sten sicher noch bessere Dienste ; doch liegen
hierzu keine eigenen Erfahrungen vor. Sie werden
von den Mykologen des Center for Disease-Con-
trol in Atlanta jedoch empfohlen, die mit Erfolg
auch den Nachweis im Gewebeschnitt mit Hilfe
fluoreszierender Antikürper f•hren konnten .
Tierversuch
Ggf. kommt die intraperitoneale Verimpfung in
Mßuse als diagnostisches Hilfsmittel in Betracht .

Anz•chtung aus pathologischem Material


Abb . 186 Sporothrix schenckii - Hefephase . a Mi-
Der Kulturversuch ist die Domßne des Nachwei- kromorphologisches Zellbild mit lßnglichen Sproä-
ses einer Sporothrixmykose . Der Pilz gedeiht gut formen und zigarrenßhnlichen Einzelzellen (Camera
auf Sabouraud-Glucose-Agar bei Temperaturen lucida) . b Mikroskopisches Bild von Aufschwem-
zwischen 25ö C und 35ö C und bildet in 3-7 Tagen mung einer Hefephasekultur auf Francis-Agar .
Kolonien . Seine Unempfindlichkeit gegen anti- c Nach Gram gefßrbter Peritonealeiter bei experimen-
bakterielle Antibiotica und gegen Cycloheximid teller Mßuseinfektion .
(Acti-dione) erlaubt auch den Kulturversuch auf
entsprechenden hemmstoffhaltigen Kulturmedi-
en .
Kulturverhalten
Die Mycelphase von Sporothrix schenckii f•hrt
unter den genannten Bedingungen zur Entwick-
lung zunßchst weiälicher Kolonien mit feuchter
Oberflßche, die sich bald zu einem unregelmßäig
gefalteten oder gefurchten Thallus vergrüäern .
Dabei kann die Oberflßche weiter feucht-glßn-
zend bleiben (Abb . 187 a) mit zßher lederartiger
Konsistenz ; die Auäenzonen künnen aber auch
ein grauweiä gefßrbtes, samtartiges Aussehen an-
nehmen (Abb . 187 b) . In 1 -2 Wochen nimmt der
Thallus eine braunschwarze, schlieälich tief-
Abb . 185 Sporothrixmykose - Asteroidkürper im schwarze Fßrbung an, wßhrend das umgebende
Eiterprßparat . Nßhrsubstrat durch gelbliche Farbtüne imponiert .
Sporothrix schenckii 1 85

Abb . 187 Sporothrix schenckii -Kulturbilder der Mycelphase nach 14 Tagen (a, c) und 28 Tagen ( b ) auf Sa-
bouraud-Glucose-Agar . a Schwßrzlich pigmentierte Form der Primßrkultur . b Pigmentierte Kolonieform
mit farblosem Kolonieanteil im oberen Bereich . c Unpigmentierte Kulturform (var . beurmannii) .

Die Pigmentierung des Thallus geht auf die Ver- Die Conidienbildung lßät drei Sporulationsweisen
fßrbung lediglich der Conidien zur•ck und ist erkennen :
recht unterschiedlich . Dabei sollen die Sauerstoff-
1 . Anfßnglich weniger hßufig, in ßlteren Kulturen
zufuhr und der Thiamingehalt des Nßhrbodens
aber oft reichlich vorhanden sind Einzelconidi-
entscheidend daran beteiligt sein, ob und in wel-
en, die sich direkt (auf kaum erkennbaren Stiel-
cher Menge das als Melanin gedeutete Pigment
gebildet wird . chen) lßngs der Hyphen entwickeln und diese
„ltere Kulturen bilden eine fest geschlossene, gelegentlich Üßrmelartig (= sleeve-like)" um-
geben .
zßhe Thallusdecke auf der ganzen Nßhrboden-
oberflßche . 2 . Lßngs der Hyphen, seitlich und/oder an den
In Primßrkulturen, noch hßufiger aber in Subkul- Enden entstehen aufrechte oder r•ckwßrts ge-
turen, bleibt der Thallus pigmentlos, oder es ent- neigte, feine Conidiophoren, die sich von 1-2
stehen cremefarbene Sektoren bzw . weiäe Kolo- ©m an der Basis bis auf 0,5-1,0 ©m an der
nien mit pigmentierten Anteilen (Abb . 187 b) . Spitze verj•ngen . Zunßchst an der Spitze und
Pigmentlose Isolate wurden zunßchst als eigene spßter auch seitlich treten dann die Conidien
Species angesehen und unter dem Namen Sporo- in einer bl•tenßhnlichen Form aus (Abb .
thrix beurmannii beschrieben . Hierbei handelt es 188 a-c) . Sie sitzen einzeln auf feinen Stiel-
sich jedoch um eine Cultovar (Kulturvariante) ehen ; aus ihnen künnen wiederum •ber ein fß-
von Sporothrix schenckii (Abb . 187 c) . diges Stielchen Sekundßrconidien entspringen,
wodurch - bei entsprechenden Kulturbedin-
Mikroskopisches Bild der Mycelphase gungen - ein hefeartiges Vermehrungsbild ent-
Der Thallus besteht aus septierten, sich verzwei- steht (vor allem auf Maismehl bei 37ö C) .
genden Hyphen mit einem Ö von nur 2 ©m . Die 3 . Eine weitere, in der Routine nur selten beob-
Hyphen treten in Objekttrßgerkulturen gelegent- achtete ÜMakroconidien"-Form besteht aus
lich als Parallelb•ndel auf, in die Conidien einge- lßnglichen (in seitlicher Sicht), in Aufsicht an-
lagert sind (Abb . 188 e) . Die Conidien sind rund, nßhernd dreieckigen Gebilden (Seitenlßnge
rundoval oder birnenfürmig (Grüäe 2-3 x 3-6 3-5 ©m, Dicke 0,5-2 ©m) mit dicker, braunge-
©m) . fßrbter Zellwand (Abb . 189) . (Diese Form
1 86 Hyphomyceten als Erreger von Verletzungsmykosen

Abb . 188 Sporothrix schenckii -


Mycelphase . a Mikromorphologie
verschiedener Conidiophoren und
der Conidienbildung (Camera lu-
cida) . b, c Conidiophoren mit Co-
nidien . d, e Einzelconidien auf
kleinen Stielchen an Einzelhyphen
bzw . an verklebtem Conidiophor
(Synnema) .

wurde auch bei Ceratocystis stenoceras gefun-


den .)

Umz•chtung in die Hefephase


Die Gewinnung von Sporothrix schenckii in der
Hefephase, die der Gewebeform des Erregers ent-
spricht, ist in der Regel nicht nütig ; doch kann sie
interessant werden, wenn differentialdiagnostisch
sporothrixßhnliche Isolate zu pr•fen sind, z . B .
bestimmte Gliomastixarten, die neuerdings zu
Acremonium gerechnet werden und nicht bei
37ö C wachsen (vgl . RUSH-MUNRO u . Mitarb .,
1974) .
Die Hefephase ist ferner besonders geeignet f•r
experimentelle Tierversuche, z . B . bei der Pr•-
Abb . 189 Sporothrix schenckii - Makrosporen fung antimykotischer Substanzen und zur Berei-
(Schemazeichnung nach MARIAT u . Mitarb ., C . R . Acad . tung serodiagnostisch verwendbarer Antigene . -
Sc . Paris, t. 286 (22 . Mai 1978)-Serie D-1429, Fig . 1) . Am leichtesten gelingt die Darstellung der Hefe-
Sporothrix schenckii 1 87

Epidemiologie
Ohne Zweifel handelt es sich bei der Sporothrixin-
fektion des Menschen - sie kommt auch bei Hun-
den und Pferden vor - um eine typische Verlet-
zungsmykose, die entsprechend dem Infektions-
modus bei der Landbevülkerung und bei Gßrtnern
berufsgebunden ist und in Abhßngigkeit von der
Exposition sowie dem regionalen Vorkommen
des Pilzes entsteht, der - ebenso wie andere, nicht
menschenpathogene Sporothrixarten - auch auf
Blßttern und Stacheln beliebter, im Haus gehalte-
ner Ziergewßchse vegetiert . - Besonderes Aufse-
hen erregte sein epidemisches Auftreten unter
Grubenarbeitern in Witwatersrand/S•dafrika, wo
der starke Befall von Grubenholz ursßchlich ver-
antwortlich war . Die feucht-warme Luft in den
Grubenschßchten hatte hier offenbar eine massive
Vermehrung des Pilzes ermüglicht, der durch den
unausbleiblichen Kontakt und zahlreiche Verlet-
zungen Tausende von Grubenarbeitern befiel . -
EMMONS erwßhnt das nat•rliche Vorkommen auf
Buchenstßmmen und Schachtelhalm (Equise-
tum) .
Wßhrend bei lßnger dauernden Erkrankungen
Autoinoculationen erfolgen, ist eine Äbertragung
von Mensch zu Mensch wohl nur ausnahmsweise
Abb . 190 Sporothrix schenckii - Hefephase . Kolo- denkbar .
nieform auf Francis-Cystin-Blutagar nach 3 Wochen
bei 37öC .
Systematik
Durch den Nachweis einer von Sporothrix schen-
phase (Abb . 190) durch Inoculation von Pilzma- ckii morphologisch nicht unterscheidbaren Kul-
terial in der Bauchhühle von Mßusen . turform bei dem Ascomyceten Ceratocystis steno-
Auf hochwertigen Nßhrbüden, z . B . Francis-Cy- ceras ist die taxonomische Stellung zunßchst teil-
stin-Blutagar (Vorschrift 30, s . S . 40) oder weise geklßrt . Unterschiedliches pathogenetisches
Hirn-Herz-Infusions-Agar, entwickeln sich bei Verhalten und bisher noch ausstehende, •berzeu-
36ö C und hoher Luftfeuchtigkeit cremefarbene, gende antigenanalytische Befunde haben bei
leicht homogenisierbare, glßnzende Kolonien namhaften Mykologen noch keine einhellige Mei-
(Abb . 190), die mikroskopisch aus ovalen bis nung bewirkt, ob es sich tatsßchlich um die per-
stark lßnglichen Sproäzellen bestehen (Abb . 186) . fekte Form handelt ; wenngleich an der Zuord-
Eine 5 %ige CO 2 -Atmosphßre beg•nstigt den nung zur Gattung Ceratocystis kaum noch Zweifel
Vorgang nachweisbar . bestehen, deren Asci in einem rundovalen bis
runden Perithecium vom Ophiostomatyp gebildet
Stammhaltung werden .
Die Hefephase lßät sich bei regelmßäiger Subkul- Perithecium und Anhßngsel : schwarz, kugelrund, Ö
tur in Abstßnden von 2-4 Wochen auf den ge- 121-202 ©. Das Perithecium endet in einem Halsteil
nannten Substraten f•r lßngere Perioden erhalten . (manchmal auch in 2 oder 3 Halsteilen) . Der Halsteil ist
Pleomorphismus tritt nicht auf. 270-715 ©m lang, Ö 12-30 © m an der Basis, Ö 10-17
©m an der Spitze. - Das distale Ende lßuft aus in 10-25
Die Mycelphase tendiert - vor allem bei luftdich-
hyaline, gekammerte, spitz zulaufende, fßdige Ostiolen
ten Verschl•ssen - zur Entwicklung eines pig- (an der Basis 2 ©mm2.
0l-Öa4,n5g)© Aus diesen Aus-
mentlosen Thallus ; doch ist dieses Verhalten nicht f•hrungskanßlen treten die Asci bzw . Ascosporen aus .
allgemein, sondern eher wohl stammspezifisch Am Perithecium finden sich zahlreiche braunschwarze,
und abhßngig vom Nßhrstoffangebot sowie der ge- gekammerte (2-3) Peridialhyphen : 2-4 ©m breit, 100
legentlichen Bel•ftung . bis maximal 110 ©m lang .
1 88 Hyphomyceten als Erreger von Verletzungsmykosen

Ascus : Der Ascus ist rund, d•nnwandig, leicht zerbrech- Anmerkung


lich und schwer darstellbar . Die 8 Ascosporen sind
schlecht anfßrbbar und haben die Gestalt von Apfelsi- Der fr•her als Sporothrix (Sporotrichum) gouge-
nensegmenten (Grüäe 1,37 x 2,75 ©m) . rotii klassifizierte Pilz (Erreger Üsporotrichoti-
scher" Erkrankungen, vorzugsweise in Form tie-
Conidien-(imperfektes)Stadium : Sporothrix fer, subcutaner oder intramuskulßrer, cystischer
schenckii HEKTOEN et PERKINS 1900 oder abscedierender Lßsionen ohne Tendenz zur
Ascogenes (perfektes) Stadium : vermutlich Cera- lymphogenen Ausbreitung, meist als Singulßr-
tocystitis stenoceras (ROBAK) MOREAU (sub judice) herd) ist •beraus eng verwandt, wenn nicht iden-
Antigenanalytisch zeigen Sporotrhix schenckii und Ce- tisch mit Exophiala (Phialophora) jeanselmei . Das
ratocystis enge Beziehung . Die Species Sporothrix cur- Krankheitsbild wird als ÜPhaeosporotrichose"
vionica und Sporothrix inflata sind ebenfalls als enge se- von der klassischen Sporothrixmykose (Sporotri-
rologische Verwandte anzusehen, wßhrend die Varietßt chose) abgegrenzt (vgl. S . 183) .
luriei als serologisch identische Biovarietßt imponiert . Die von BIEVRE u . MARIAT (1979) als Exophiala
Allen diesen Arten und Varietßten ist gemeinsam, daä (Phialophora) jeanselmei (LANGERON) MCGINNIS
sie in der gaschromatographischen Analyse Rhamnose, et PADHYE 1977 bezeichnete Species (oder Sub-
einen bei Pilzen seltenen Zucker, besitzen (ISHIZAKI u .
Mitarb ., 1979) . species) verursacht das Krankheitsbild des Eumy-
cetoms (mit brßunlich-schwarzen Drusen) (vgl . S .
165 u . S . 178) .
Hyphomyceten als Erreger von Systemmykosen

Blastomyces dermatitidis diagnostisch Tuberkulose und Lungenabszeä,


GILCHRIST et STOKES 1898 auch Neoplasmen, im Vordergrund des klinischen
Erwßgungen stehen - in Endemiegebieten aber
Syn . : Oidium dermatitidis RICKETTS 1901 - auch Lungenmykosen durch Histoplasma capsula-
Cryptococcus gilchristi VUILLEMIN 1902 - tum (s .S . 203) und Coccidioides immitis (s .S .
Zymonema gilchristi BEURMANN et GOUGE-PR-GOolLTeAnC19sI0prtagmi 195) . Die rüntgenologischen Erscheinungen sind
uncharakteristisch f•r eine mykotische Infektion .
NANNIZZI 1927 - Blastomycoides tulanensis Durch Metastasierung kommt es in der Folge zum
CASTELLANI 1928 - Monosporium tulanense
Befall des Knochenmarks, von Leber, Milz,
AGOSTINI 1932 und andere Lymphdr•sen und besonders hßufig der Subcutis .
Perfektes Stadium : Ajellomyces dermatitidis Letztere f•hrt zu chronisch-fortschreitenden, an-
MCDONOUGH et LEWIS 1968 fangs warzenßhnlichen, papillomatüsen und gra-
Blastomyces dermatitidis wurde bisher fast aus- nulomatüsen, sich ausbreitenden Lßsionen, oft
schlieälich aus pathologisch verßnderten Gewe- mit Fistelbildung, gelegentlich an verschiedenen
ben des Menschen und einiger Haustiere isoliert Stellen .
und nur ganz selten aus Erdproben (allerdings in Ganz ßhnliche Erscheinungen künnen aber auch
der Umgebung erkrankter Tiere, die die Erreger auf eine primßre Inoculation der Erreger - meist
müglicherweise an den Boden abgegeben hatten) . an den Extremitßten, auf dem bloäen Oberkürper
Trotzdem unterliegt es keinem Zweifel, daä es und im Gesicht - zur•ckgehen . Meist ist aber hier
sich um einen primßren Pflanzen- oder Erdboden- zunßchst nur ein anfßnglich schmerzloser Entz•n-
saprophyten handelt, der vorzugsweise in den dungsherd vorhanden, der zur regionalen Lymph-
landwirtschaftlich genutzten Gebieten des Ostens angitis und -adenitis f•hrt, so daä ein der Sporo-
und Mittleren Westens der USA bis hinauf nach thrixmykose ßhnliches Bild entsteht . In solchen
Canada Erkrankungen verursacht . Fßllen sind die Lungen von blastomykotischen Er-
Einzelfßlle der als Nordamerikanische Blastomy- scheinungen frei (was nat•rlich andere Prozesse,
kose bezeichneten Krankheit sind auch in S•d- insbesondere Tbc und Tumoren sowie andere
amerika und in allen Teilen Afrikas beobachtet Mykosen, vor allem in deren Endemiegebieten,
worden, ohne daä es bisher jemals gelang, eine nicht ausschlieät) .
Kausalkette hinsichtlich des Zustandekommens Bei Generalisation und Entwicklung zu einer Sy-
der Infektion zu ermitteln . stemmykose kommt es zu progredienter Kachexie
Blastomyces dermatitidis gehürt zu den dimorphen und nicht selten zu tüdlichem Ausgang .
Pilzen (vgl . S . 19) . Die bei Temperaturen unter „hnlich wie bei der Histoplasmamykose f•hrt
30ö C gedeihende Mycelform lßät sich bei 37ö C auch hier die Auseinandersetzung des Kürpers mit
auf hochwertigen Nßhrbüden, z . B . Hirn-Herz-In- dem Erreger zu einer Umstimmung, die durch den
fusionsagar (brain heart infusion [BHI] agar) oder Intracutantest mit ÜBlastomycin" und in wach-
Blutagar nach FRANCIS, in die Hefephase •berf•h- sender Hßufigkeit auch durch den Nachweis spezi-
ren . fischer Serumantikürper mittels Blastomyces
dermatitidis-Antigen der Hefe- und Mycelphase
Klinisches Bild und Pathophysiologie nachgewiesen und diagnostisch wie prognostisch
Meistens wird die Infektion wohl durch Einat- genutzt wird . Teilantigengemeinschaften mit Hi-
mung der Erreger erworben, so daä sie sich zu- stoplasma capsulatum und Paracoccidioides brasi-
nßchst in den Lungen manifestiert . Der Beginn ist liensis erfordern dabei besonders kritische Bewer-
schleichend mit leichtem Fieber und ßtiologisch tung positiver Ergebnisse . Deshalb steht der di-
vieldeutigen Zeichen eines Befalls der Atemwege, rekte Erregernachweis im Vordergrund der Dia-
wobei im fortgeschrittenen Stadium differential- gnostik!
1 90 Hyphomyceten als Erreger von Systemmykosen

Nativprßparat r•cksichtigen, die in Form der sog .RUSEL-Kür


Im Gegensatz zur Untersuchung von Sputum, Ei- perchen bei diversen Fßrbungen Anlaä von dia-
ter und fl•ssigem Punktatmaterial sowie Liquor gnostischen Irrt•mern sein künnen (Abb . 191, s .
und Ulcusabklatschprßparaten bei Verdacht auf Farbtafel 15) . Diese frei im Gewebe liegenden
Histoplasmamykose werden die oben genannten Kürper finden sich vor allem bei chronischen Ent-
Proben im Nativprßparat - ohne Fixierung und z•ndungen . Sie ßhneln zumindest oberflßchlich
weitere Anfßrbung - untersucht (analog zum den Doppelformen von Blastomyces dermatitidis
Vorgehen bei Coccidioidesmykose [S . 195 ff .]) . sehr .
Im starken Trockensystem (300-400fache Ver-
grüäerung) und reduziertem Licht (Blende!) sind
die Erreger als Einzelzellen oder runde Sproäzel-
len mit einer dicken Zellwand gegen•ber Eiter-
und Entz•ndungszellen abgrenzbar . (Die GRAM-
Fßrbung ist hierbei ziemlich nutzlos, da die Erre-
ger etwa die Grüäe von Lymphocyten haben und
als solche meist verkannt werden .) Ggf . ist der Ei-
ter durch Zusatz von Wasser etwas zu verd•nnen .
Da Artefakte verschiedener Art zu Tßuschungen
Anlaä geben (Abb . 191, s . Farbtafel 15), emp-
fiehlt es sich, bei Verdacht das Prßparat mit Vase-
line oder Nagellack luftdicht zu verschlieäen und
bei Temperaturen zwischen 24ö C und 32ö C in ei-
ner feuchten Kammer l-2 Tage zu bebr•ten .
Die anschlieäende mikroskopische Kontrolle er-
laubt manchmal bereits schon am nßchsten Tag
die Erkennung eines auskeimenden Mycelschlau-
ches .

Histologisches Schnittprßparat
Die Hefephase des Erregers entspricht den im Na-
tivprßparat (Beschreibung s . oben) erkennbaren
Strukturen und ist bereits mit der klassischen Hß-
matoxylin-Eosin-Fßrbung erkennbar, besser al-
lerdings mit der PAS-Fßrbung und der Silberme-
thenaminfßrbung nach GROCOTTI-GOMORI (Vor-
schrift E, s. S . 44) .
Die Pilzzellen sind rund bis oval, oft in Doppel-
formen (Mutter- und Tochterzellen auf breiter
Basis) und zeigen wechselnde Grüäen von 5-20
©m . Es gibt - ebenso wie bei der Histoplasmamy-
kose - auch hier groä- und kleinzellige Gewebe-
formen, die zu diagnostischen Schwierigkeiten
Anlaä geben künnen .
Die Zellwßnde erscheinen dick und sind gegen-
•ber der Umgebung deutlich abgegrenzt (Abb .
192), wßhrend das granulßre Cytoplasma hßufig
verdichtet und von der Zellwand retrahiert ist .
Abb . 192 Nordamerikanische Blastomykose .
Die Differentialdiagnose muä aufgrund ßhnlicher
a Charakteristische Sproäzelle in Sputumprobe .
Grüäenverhßltnisse und aufgrund von Artefakten (Beachte die breite Basis der auskeimenden Toch-
Cryptococcus neoformans (s .S . 67), Paracoccidi- terzelle!) . b Dickwandige, stark lichtbrechende
oides brasiliensis (s . S . 213) - auch wegen gele- Sproäzellen im Gewebeabklatschprßparat (Aufhel-
gentlicher multipler Sprossung bei Blastomyces lung in KOH), c Histologisches Bild der Erreger im
dermatitidis - und sogar unbelebte Strukturen be- Leberschnittprßparat .
Blastomyces dermatitidis 1 91

Wenn auüer bereits fixierten Gewebeschnitten Hefephase (die im ßbrigen relativ ungefährlich zu
und Ausstrichpräparaten kein weiteres Untersu- handhaben ist), da es zu akzidentellen Verimp-
chungsmaterial verfßgbar ist (z . B . bei retrospek- fungen auf die Haut (z .B . ßber einen Fingerring)
tiver Diagnostik), kann die Anwendung fluores- mit Entstehung eines Infektionsherdes kommen
zierender AntikÜrper differentialdiagnostisch ge- kann (vgl . Sporothrixmykose S . 183) .
nutzt werden . Die Konjugate von Cryptococcus
neoformans und Coccidioides immitis reagieren Untersuchungsmaterial
recht spezifisch, während gemeinsame AntikÜr- Der Nachweis von Blastomyces dermatitidis er-
perfraktionen bei Blastomyces dermatitidis, Hi- folgt bei Lungenbefall im Sputum oder im Magen-
stoplasma capsulatum und Paracoccidioides brasi- und Bronchialspßlwasser (vor allem bei Kleinkin-
liensis zur Gruppenfluoreszenz fßhren . Diese wird dern), im Pleuraexsudat, Urin, Liquor und Punk-
durch anschlieüende Verwendung speziell absor- tat sowie im Fisteleiter . Die Erreger sind relativ
bierter, fluorochromierter AntikÜrper ßberwun- widerstandsfähig und vertragen auch einen mehr-
den . tägigen Transport. Je nach dem Stadium der In-
fektion ßberwiegen die Zeichen einer eitrigen
Vorsichtsmaünahmen in Laboratorien Entzßndung mit dafßr charakteristischen Zellen
Im Gegensatz zu den Erregern der Histoplasma- oder granulomatÜse, feingewebliche Verände-
und Coccidioidesmykose ist die Gefährdung im rungen . Oft kommen beide Formen nebeneinan-
Laboratorium gering, offenbar weil die Kulturen der vor .
der Mycelphase oft nur wenige oder keine Mikro-
conidien bilden . Trotzdem sind entsprechende Kulturverhalten
Vorsichtsmaünahmen unerläülich, insbesondere Die Anzßchtung von Blastomyces dermatitidis
bei der Bereitung von Aufschwemmungen aus der bietet auf den gleichen Medien, wie sie zur Kultur

Abb . 192 Blastomyces dermati-


tidis . a Koloniebild der Mycel-
phase auf Sabouraud-Glucose-
Agar nach 7 (links) und 14 Tagen
(rechts) bei 22• C . b Erschei-
nungsbild der Mycelphasekolonie
nach 7 Wochen bei 22• C . c Hefe-
phasekolonie (Maüstab 2 :1) auf
Hirn-Herz-Infusions-Agar nach 28
Tagen bei 37• C .
1 92 Hyphomyceten als Erreger von Systemmykosen

von Histoplasma capsulatum benutzt werden (s . S . Mikroskopisches Bild der Kulturform


203), in der Regel keine Schwierigkeit, vor allem Im mikroskopischen Präparat besteht die bei
wenn Hirn-Herz-Infusionsagar (Vorschrift 29, 22• C gezßchtete Kultur aus einem gleichmäüig
s . S . 40) benutzt wird . Die Anzucht auf hemm- septierten Mycel, an dem sich lateral häufig, aber
stoffhaltigem Substrat, z . B . auf Cycloheximid- nicht immer einzellige, ovale bis birnfÜrmige Co-
Chloramphenicol-Agar (Vorschrift 31, s .S . 41), nidien auf kurzen Stielen bilden . Ihre Zellwand ist
erfordert eine Bebrßtung bei 22-24• C und eine dßnn, ihr Cytoplasma homogen . Ihr ö beträgt
Bebrßtungsdauer von nicht weniger als 28 Tagen . 3-5 ©m . Mit zunehmender Reifung werden die
Die Primärkulturen entwickeln sich langsam in Zellwände dicker . Diese Conidien sind deutlich
10-14 Tagen . kleiner als die Hefeformen der parasitären Phase,
Dabei entstehen bei 22• C sich langsam vergrÜ- wie sie im Nativpräparat oder in Gewebeschnitten
üernde Kolonien mit weiüem, watteartigem Ober- zu finden sind ( ö meist 8-10, gelegentlich bis
flächenmycel (Abb . 193) oder lederig-glabrÜser, 20 ©m) ; in manchen Fällen herrschen aber klein-
feuchter Oberfläche, deren Färbung ins beige- zellige Formen mit einem ö von 2-4 ©m vor
bräunliche ßbergeht . Radiärfurchung und Zonie- (Abb . 194) .
rung entstehen in älteren Kulturen .
Insgesamt sind die Kolonien der Mycelphase we- Umzßchtung in die Hefephase
nig charakteristisch . In vitro bietet die Umzßchtung in die Hefephase

Abb . 194 Blastomyces dermati-


tidis. a Mikromorphologie der My-
celphase (M) und Hefephase (H)
(Camera lucida) . b Mikroskopi-
sches Bild der Mycelphase mit
endständigen, einzelnen Mikroco-
nidien auf aufrecht stehenden Co-
nidiophoren (Fotografie: Dr. AJELLO
u . Dr. GEORG, Atlanta) . c Mikrosko-
pisches Bild der Hefephase nach
Zßchtung auf Hirn-Herz-Infu-
sions(BHI)-Agar bei 37• C . d Stär
kere VergrÜüerung von c .
Blastomyces dermatitidis 1 93

keine Schwierigkeiten, wenn dazu Hirn-Herz-In- werden . Trotzdem manifestiert sich die Erkran-
fusionsagar (Vorschrift 29, s . S . 40) oder Fran- kung häufiger in der ärmeren BevÜlkerung, viel-
cis-Agar (Vorschrift 30, s . S . 40) benutzt, eine leicht aus Grßnden mangelnder KÜrperhygiene
Temperatur von 37• C eingehalten wird und die (soweit es sich um primär cutane Infektionen han-
Substratoberfläche feucht bleibt . Die Umzßch- delt), vielleicht aber auch wegen der von diesen
tung wird durch Zwischenschaltung einer Tierpas- Menschen häufig verrichteten Schmutzarbeit
sage nach intraperitonealer Beimpfung weiüer beim Straüenbau und auf dem Lande . Vielleicht
Mäuse und anschlieüende Kultur des Peritoneal- kommen die Erscheinungen aber auch erst da-
exsudats erleichtert . durch zum Tragen, weil ärztliche Hilfe angesichts
Die parasitäre Kulturform ist durch langsames einer gewissen Indolenz oder Abgestumpftheit
Wachstum gekennzeichnet . Die Oberfläche der erst relativ spät in Anspruch genommen wird . Die
kleinen Kolonien ist feucht-glänzend, ihr Ausse- Vieldeutigkeit der pulmonalen Prozesse verzÜgert
hen zunächst rauh, dann gerunzelt oder verrukÜs, oft wohl auch die Erkennung, so daü der Versuch
selten glatt . Die eigenen Laborstämme bildeten einer anamnestischen Klärung des Infektionsmo-
unter entsprechenden Kulturbedingungen reich dus scheitert .
gefaltete Kolonien mit einer gekrÜseartig ver- Infektionen von Mensch zu Mensch oder vom
schlungenen Oberfläche (Abb . 193c) . Haustier auf den Menschen erfolgen nicht, da die
Im mikroskopischen Präparat finden sich ßber- Voraussetzungen fßr eine leichte Äbertragbarkeit
wiegend groüe pleomorphe Sproüzellen (Abb . der im Gewebe liegenden und mit Eiter ausge-
194 c, d) mit einem oft kondensierten Cytoplasma schiedenen Erreger wohl nur ganz ausnahmsweise
und einer relativ dicken Zellwand analog zu den gegeben sind .
Zellen im Gewebe . Multiple Sprossung wird fßr
einzelne Isolate angegeben, ist aber der Ausnah- Systematik
mefall ; der Zell-ö beträgt etwa 15 ©m . Blastomyces dermatitidis ist aufgrund seiner Zell-
Eine ähnliche Kolonieform mit entsprechenden wandantigene mit Paracoccidioides brasiliensis
mikromorphologischen Merkmalen entsteht bei und Histoplasma capsulatum verwandt, was in se-
direkter Anzßchtung von Primärkulturen aus pa- rologischen Versuchen zu mehr oder weniger
thologischem Material bei 37• C . stark ausgeprägten Kreuzreaktionen fßhrt . Er be-
Durch Verminderung der Bebrßtungstemperatur sitzt jedoch speciesspezifische Antigenbestandtei-
und ein geringes Nährstoffangebot ist die Rßck- le, die ihm auch auf dieser Basis eine Eigenstän-
zßchtung in die Mycelphase leicht mÜglich . An- digkeit sichern . Neuere elektronenoptische Stu-
fänglich entwickeln sich dann stachlige Hyphen- dien von KWON-CHUNG haben erwiesen, daü auch
bßndel, gefolgt von Oberflächenmycel mit schwa- mikromorphologisch starke Beziehungen zur per-
cher Conidienbildung . fekten Form von Histoplasma capsulatum - Em-
monsiella capsulata - bestehen .
Stammhaltung Obwohl das imperfekte Stadium als Blastomyces be-
Die Konservierung von Stämmen, sei es in der zeichnet wird, gehÜrt diese Species nicht zur Gattung
Mycelphase, sei es in der Hefephase, ist unter den Blastomyces COSTANTIN et ROLLAND 1888, sensu strictu,
jeweils erforderlichen Bedingungen relativ leicht sondern nach EMMONS eher zur Gattung Zymonema
und ßber längere Zeiträume bei regelmäüiger BEURMANN et GOUGEROT 1909, die jedoch ihrerseits aus
recht heterogenen Arten besteht, so daü sich diese Be-
Subkultur gewährleistet . zeichnung nicht durchgesetzt hat .
Das perfekte Stadium wurde von McDONOUGH u .
Epidemiologie
LEWIS 1968 gefunden . Der mehrkernige Pilz ge-
Die Epidemiologie der Nordamerikanischen Bla- hÜrt zur Familie der Gymnoascaceae 1 .
stomykose (GILCHRISTSCHE Erkrankung) ist ange-
sichts des zwar vermuteten, aber letztlich noch Erste Anzeichen der Sexualität wurden an Kombina-
nicht endgßltig gelÜsten Äbertragungsmodus un- tionslinien verschiedener Stämme auf Sabouraud-Glu-
klar, da man das eigentliche Reservoir von Bla- cose-Agar bei 25• C bemerkt . Zwar zeigten sich hier
stomyces dermatitidis nicht kennt .
Eine Bevorzugung bestimmter Lebensalter oder 1NachKWO-CHUG(197)undMCDONUGH(1973)
eines Geschlechts sind nicht erkennbar . Auch sind der „+"- und „-"-Kreuzungstyp in klinischem
kann nicht von einem augenscheinlich stärkeren Untersuchungsmaterial in gleicher Häufigkeit vor-
Befall bestimmter Berufsgruppen gesprochen handen .
1 94 Hyphomyceten als Erreger von Systemmykosen

noch keine FruchtkÜrper, aber auf einigen Kulturplatten Kulturverhalten


war eine Kontaktzone verstärkten Wachstums erkenn- Die Anzßchtung aus Untersuchungsmaterial be-
bar . Diese Stämme wurden auf Haferflockenagar ßber- reitet keine Schwierigkeiten . Bei Temperaturen
tragen, ein Medium, mit dem EMMONS bei Petriellidium von 22-37•C entwickeln sich langsam graue bis
boydii Erfolg gehabt hatte . Jetzt zeigten sich sterile Clei-
dunkelolivgrßne, glattrandige Kolonien mit samt-
stothecien .
Schlieülich wurden fertile FruchtkÜrper auf Hefeex- ähnlicher Oberfläche und schwarzer Rßckseite .
traktagar mit oder ohne Antibiotica und Knochenmehl Sie erreichen auf Sabouraud-Glucose-Agar in
gefunden . (Hefeextrakt stimuliert die Sporenbildung ; zwei Wochen einen ö von 2 cm und stellen ge-
Knochenmehl wirkt bei Blastomyces dermatitidis wachs- wÜhnlich ihr Wachstum ein, wenn sie eine GrÜüe
tumsfÜrdernd.) von 4 cm erreicht haben (Abb . 195a) .
Cleistothecien : Die GrÜüe eines ausgereiften Cleistothe- Als physiologisches Kriterium zur Abgrenzung
ciums beträgt 200-350 ©m im ö . Es ist braun gefärbt. gegenßber anderen Arten, insbesondere Clado-
(Der Farbstoff ist in den Zellen der Anhängsel lokali- sporium carrionii, ist die fehlende Fähigkeit zur
siert .) Junge FruchtkÜrper enthalten Gruppen von asco-
Stärke- und Caseinhydrolisierung bemerkens-
genen Hyphen, die an der Basis der Spiralhyphen inse-
riert sind . wert .
Peridium: Die Peridialhyphen, die am Ende der eng ge-
wundenen Spiralhyphen entstehen, verzweigen sich im Mikroskopisches Bild 1
rechten Winkel zueinander, so daü ein „unregelmäüiges Aus dem hellbraunen Mycelgeflecht erheben sich
Flechtwerk" entsteht . Die Zellen der Anhängsel sind in ebenso pigmentierte, aufrecht stehende, septierte
der Mitte verdickt und an den Querwänden stark einge- Conidiophore mit einer Basalzelle, die Träger ei-
schnßrt . Das ganze Bild gleicht dem Schwammparen-
ner oder mehrerer Conidienketten ist . Diese fa-
chym hÜherer Pflanzen .
Ascus : Die runden oder rundlichen Asci haben eine denfÜrmigen Gebilde, die sehr lang sein kÜnnen -
GrÜüe von 3,5-6 x 3,8-7,5 ©m und enthalten 8 Asco- bis zu 40 Conidien in einer Kette - haben der Art
sporen . die Bezeichnung Cladosporium trichoides verlie-
Ascosporen : KugelfÜrmig mit einem ö von 1,5-2 ©m . hen . Die GrÜüe der einzelnen Conidien beträgt
Sie erscheinen unter dem Lichtmikroskop glattwandig, 2-2,5 x 4-7 ©m .
aber deutlich stachelig im Elektronenmikroskop .
Conidien -(imperfektes) Stadium : Blastomyces Stammhaltung
dermatitidis GILCHRIST et STOKES 1898 Da eine Tendenz zum Pleomorphismus fehlt,
Ascogenes (perfektes) Stadium : Ajellomyces bleiben die Kulturen auf Sabouraud-Glucose-
dermatitidis Mc DONOUGH et LEWIS 1968 Agar oder auf Bierwßrzeagar bei 15-20• C
6 Monate erhalten . Auch geringere Temperatu-
ren werden vertragen. Ihre Fähigkeit zur Coni-
Cladosporium trichoides dienbildung geht allerdings deutlich zurßck .
(EMMONS) BINFORD et al. 1952
(Nach EMMONS Non-Syn. : Cladosporium Epidemiologie
bantianum - Torula bantiana [Saccardo] Die bisher registrierten Fälle - die Zahl ist nicht
B ORELLI 1960) groü - verteilen sich auf alle Kontinente . Neuer-
Unter den Cladosporium-Arten verursacht nur dings wurde auch das Vorkommen des Pilzes im
Cladosporium trichoides als Erreger der Cerebral- Erdboden erkannt . EMMONS gelang es, mit einem
chromomykose gefährliche klinische Erscheinun- dieser terrestrischen Stämme Mäuse zu infizieren .
gen . Sein Vorkommen wurde weltweit registriert .
Er befällt gelegentlich auch andere KÜrperregio- Pathophysiologie
nen (Sammelbegriff „Phaeohyphomycosis") . Obgleich der Hirnbefall im Vordergrund steht,
kann sich der Pilz in der Lunge absiedeln . Da er
Mikroskopisches Nativpräparat aber keine spezifischen Symptome verursacht, ist
Nativpräparate von Gehirnabszessen oder Haut-
ulcera lassen hellbraune Hyphen von 1,5-3 ©m ö
1Betreffs weiterer kultureller und mikromorphologi-
und ebenso pigmentierte einzellige, kettenfÜrmig
scher Merkmale wird auf die Besprechung anderer
angeordnete Sporen oder hefeähnliche Zellen von Cladosporium-Arten (s . S . 159) verwiesen, die entwe-
8-10 ©m ö erkennen . Daneben kÜnnen sehr der keine Erkrankungen des Menschen oder lokali-
groüe Pilzelemente von 10-15 ©m ö vorhanden sierte, nicht disseminierende Erscheinungen verursa-
sein (Abb . 195b) . chen .
Coccidioides immitis 1 95

Abb . 195 Cladosporium trichoi-


des . a Kultur nach 14 Tagen bei
26•C auf Sabouraud-Glucose-
Agar . b Histologisches Verhalten
des Pilzes im infizierten
Menschenhirn . c Mycel mit lan-
gen, verzweigten Conidienketten
(schematisch) . d Conidien in Kul-
turpräparaten eines Laborstam-
mes nach 28 Tagen auf Sabou-
raud-Glucose-Agar .

die Infektion nur durch die Erregerdiagnose ab- Perfektes Stadium : unbekannt
zuklären . Ob der Hirnbefall ßber die NebenhÜh- Coccidioides immitis - die einzige Bezeichnung,
len oder die tiefen Atemwege zustande kommt, ist die sich unter den zahlreichen Benennungsvor-
unbekannt . schlägen durchgesetzt hat - ist ein Hyphomycet,
dessen Gewebsform zur bisher allerdings nicht
Systematik weiter substantiierten Vermutung Anlaü gab, ihn
Conidien-(imperfektes) Stadium : Cladosporium bei den Zygomyceten (Phycomyceten) unterzu-
trichoides BINFORD et al . 1952 bringen . Dieser in den WßstenbÜden der Neuen
Welt (vgl . Abb . 196) als Saprophyt heimische Pilz
befällt Nagetiere, Haustiere und den Menschen
Coccidioides immitis RIXFORD et unter natßrlichen Bedingungen, wenn die mas-
senhaft entstehenden Arthrosporen eingeatmet
GILCHRIST 1896 werden, und verursacht dadurch eine Systemmy-
Syn . : Posadasia esferiformis CANTON 1898 - kose, die als Coccidioidomykose bezeichnet wird .
Blastomycoides immitis CASTELLANI 1928 - (Eine Wortbildung, die gelegentlich zur Ver-
Pseudococcidioides mazzai DA FONSECA wechslung mit der Coccidiose fßhrt, einer Erkran-
1928 - Geotrichum immite AGOSTINI 1932 - kung bei Kleintieren, die auf Coccidien bzw. Ei-
Coccidioides esferiformis MOORE 1932 - meria-Arten zurßckgeht .)
Glenospora metaeuropea CASTELLANI 1933 - Der Name Coccidioides beruht im ßbrigen darauf, daü
Glenospora louisianoideum CASTELLANI der in den Läsionen von Patienten und von erfolgreich
1933 -Trichosporon proteolyticum NEGRONI beimpften Versuchstieren festgestellte Erreger anfäng-
et DE VILLAFANE LASTAA 1938 lich tatsächlich fßr ein Protozoon gehalten wurde . In An-
1 96 Hyphomyceten als Erreger von Systemmykosen

l ehnung an die Benennung von Mykosen nach dem Vor- test und die Seroreaktion groüe Bedeutung er-
schlag VIRCHOWS und aus Grßnden der Einheitlichkeit langt haben .
bei der Benennung von Pilzinfektionen wird die Erkran-
kung im folgenden als Coccidioidesmykose bezeichnet . Klinisches Bild und Pathophysiologie
Diese Mykose gehÜrt zu den zahlenmäüig in den Durch Einatmung von pilzsporenhaltigem Staub
USA am häufigsten entstehenden Pilzinfektionen in Endemiegebieten (oder durch die in groüen
der Lungen mit jährlich Hunderttausenden von Mengen gebildeten und leicht in die Umgebung
Neuinfektionen unter den Bewohnern und Neu- entweichenden Arthrosporen aus Kulturen von
ankÜmmlingen in den Endemiegebieten, die sich Coccidioides immitis) entsteht nach einer Inkuba-
vorzugsweise in Californien, Arizona und den an- tion von 7-28 Tagen eine Infektion der oberen
grenzenden Regionen finden - auch dort, je nach Luftwege von recht unterschiedlichem Schwere-
dem Ausmaü des Vorkommens des Pilzes in ein- grad, oft mit geringer Symptomatik in Form eines
zelnen Landstrichen, in unterschiedlicher regio- grippeähnlichen Infektes, einer Erkältung oder
naler Häufung. Weitere ausgedehnte Herde fin- eines fieberhaften Zustandes, in dessen Verlauf
den sich in Mittel- und Sßdamerika (Abb . 196) . ein Erythema nodosum, ein Erythema multiforme
Berichte ßber vermutete Vorkommen in Sßdruü- oder eine Pneumonie mit z . T . heftigen pleuriti-
land und in Ungarn beruhen wahrscheinlich auf schen Erscheinungen auftritt . In anderen Fällen
diagnostischen Fehlbeurteilungen . tritt hohes, gelegentlich rezidivierendes Fieber
Die nosologischen Bezeichnungen „Wßsten- auf . Auch Nachtschweiüe gehÜren zum Krank-
rheumatismus" und „valley fever" deuten auf geo- heitsbild .
logische Formationen mit hoher Befallsquote der Mehr als 60 % der Infizierten machen dieses pri-
Einwohner bzw. Besucher hin . märe Geschehen fast symptomlos durch, obwohl
Coccidioides immitis gehÜrt zu den dimorphen eine Anzahl im weiteren Verlauf an Erythema no-
Pilzen, deren saprophytäre und parasitäre Er- dosum oder multiforme erkrankt, was als allergi-
scheinungsformen sehr verschieden sind, wobei in sche Manifestation zu deuten ist und bei rund 20 %
vitro die Umzßchtung von der Mycelphase in die aller Infektionsfälle beobachtet wird . Ungeachtet
parasitäre Phase spezielle NährbÜden und Ver- der Symptomatologie sind bei rund 80 % der Be-
fahren erfordert, die routinemäüig fßr das diagno- fallenen rÜntgenologische Veränderungen ver-
stische Laboratorium unnÜtig sind, aber bei der schiedener Art in den Lungen nachweisbar, die
Herstellung von Reagenzien fßr den Intracutan- vom flßchtigen oder massiven Infiltrat ßber granu-
lomatÜse Veränderungen bis zur Cavernenbil-
dung reichen und eine Vielzahl differentialdia-
gnostischer Fragen aufwerfen.
Die ßberwiegende Mehrzahl aller Infektionen
heilt spontan aus, und selbst Coccidiome unter-
schiedlichen Ausmaües werden als Residuen der
granulomatÜsen Lungenveränderungen später oft
nur durch Zufall entdeckt .
Neben diesen vorherrschenden, im Prinzip „gut-
artigen" Infektionen kommt es jedoch bei einer
nicht geringen Zahl von Infizierten - auffallend
häufig unter AngehÜrigen der schwarzen Rasse
und bei Filippinos - zur Ausbreitung sowohl im
Bereich der Lungen und des Mediastinums als
auch auf dem Blutweg in zahlreiche Organe, die
Subcutis, das Knochenmark und die Meningen,
woraus eine schwere, progrediente Systemmykose
mit oft tÜdlichem Ausgang resultiert, der nur
durch die nicht unproblematische lokale und par-
enterale Behandlung mit Amphotericin B (viel-
leicht auch mit Miconazol) eventuell verhindert
oder verzÜgert werden kann .
Abb . 196 Grenzen der Coccidioidesmykose-En- Durch direkte Inoculation der Pilzsporen kann es
demiegebiete (/// unsichere Begrenzung). auch zu einer primär-cutanen oder subcutanen In-
Coccidioides immitis 1 97

fektion mit granulomatÜsen Veränderungen nach 5-7 Tagen Bebrßtung die Arthrosporenbil-
kommen, die subakut bis chronisch verläuft und dung einsetzt . Es gibt eigentlich keine andere Pilz-
gute Heilungschancen hat . art, durch die Laboratoriumsinfektionen in sol-
chem Umfang und solcher Häufigkeit verursacht
Serodiagnostik wurden - fast kein grÜüeres Pilzlabor, in dem die-
ser Erreger gezßchtet wurde, blieb davon ver-
Durch die Auseinandersetzung mit dem Pilz ent- schont!
steht bei praktisch allen Infizierten eine Allergie, Dies hat in erster Linie schon der Einsender zu be-
meist vom verzÜgerten Tuberkulintyp, die mittels rßcksichtigen . Er muü dem Untersuchungslabora-
Intracutantestung durch die erregerspezifischen torium den eventuellen Verdacht auf das Vorlie-
Stoffwechselprodukte „Coccidioidin" - aus der gen einer Coccidioidesmykose mitteilen . Eine er-
Mycelphase - und „Sphärulin" - aus der Gewebe- hebliche Gefährdung trat im Labor des Verfassers
phase (Sphärulen) - nachgewiesen wird . Sie ist (S .) ein, als aus einem zum „Ausschluü" einer
auüerordentlich spezifisch und dadurch ein wert- Mykose eingesandten Material Coccidioides im-
volles Hilfsmittel der Diagnostik und Feststellung mitis gezßchtet wurde . - (Ein weiterer Patient war
der Durchseuchung . Gleichzeitig werden humo- das zweite Opfer dieses Laboratoriumsausbruchs
rale AntikÜrper gebildet, die mittels einschlägiger von Coccidioidesmykose!)
Verfahren (insbesondere der Komplementbin- Besonders gefährlich sind alte, oft schon teilweise
dungsreaktion und der Immundiffusion) in Spe- eingetrocknete Kulturen . Hier genßgt bereits das
ziallaboratorien nachgewiesen werden . Eine An- Öffnen des KulturrÜhrchens und die Entnahme
ergie hat bei schweren Verlaufsformen eine un- von etwas Material mittels Nadel oder Öse, um
gßnstige Prognose . In Europa sind hochwertige genßgend Sporen zur Erzeugung menschlicher In-
Antigene fßr Intracutanteste und Seroreaktion fektionen freizusetzen .
nur ßber amerikanische Bezugsquellen erhältlich . Das Arbeiten mit Coccidioides immitis sollte des-
Ungeachtet des hohen Wertes der Intracutanre- halb grundsätzlich an eine Sondererlaubnis ge-
aktionen und der Serodiagnostik gerade bei dieser knßpft werden .
Krankheit steht der Versuch des direkten Pilz- Abgesehen von der primären Verarbeitung pa-
nachweises aber stets im Vordergrund der diagno- thologischen Materials, das unter normalen La-
stischen Bemßhungen. borkautelen erfolgt, sollten alle weiteren Arbeits-
gänge, wie Abimpfung von verdächtigen Pilzko-
Untersuchungsmaterial lonien zur Anlage von Präparaten und Anlegung
Sputum, Pleuraflßssigkeit, Magenspßlwasser, Ei- von Subkulturen, grundsätzlich nur unter dem
ter, Liquor sowie Punktat-, Biopsie-, Operations- Schutz von desinfizierbaren Impfkabinen erfolgen
und Autopsiematerial ermÜglichen den direkten (Abb . 11, s .S . 25) . Deren Luft muü so abgesaugt
Nachweis . Es sollte mÜglichst frisch, aber am be- werden, daü sie nicht in das Laboratorium dringen
sten gekßhlt den Untersucher erreichen, obwohl und daü sie als Abluft desinfiziert werden kann .
die Gewebsform des Erregers auch nach langem Das Öffnen von Kulturschalen mit Coccidioides
Transport nachweisbar und kultivierbar ist . - Wie immitis darf nur unter solchen Bedingungen erfol-
schon an anderer Stelle (s . S . 205) sei auch hier gen, und selbst das Herumtragen von Kulturen in
RÜhrchen erfordert grÜüte Vorsicht, da deren
darauf hingewiesen, daü Biopsie-, Resektions-
und Autopsiematerial fßr diesen Zweck ohne Zu- Bruch bereits zur unkontrollierten Verbreitung
satz irgendwelcher Desinfektionsmittel, wie For- der hochinfektiÜsen Sporen mit resultierenden
Laborinfektionen gefßhrt hat .
malin, zum mykologischen Labor gesandt werden
muü! Zur Reduktion einer Sporenverbreitung aus Kul-
Der Umgang mit Proben von Patienten, bei denen turrÜhrchen empfiehlt es sich, die NährbÜden bis
der Verdacht besteht, daü sie an Coccidioidesmy- zum oberen Rand mit einer 1 %igen Tween-80-
kose erkrankt sind, ist unproblematisch und be- LÜsung, die durch eine am Watteverschluü oder
dingt keine besondere Gefährdung der Untersu- durch die Gummikappe eingefßhrte Kanßle ein-
cher. geleitet wird, zu ßberschichten ; dadurch wird eine
Verbreitung der Arthrosporen erheblich vermin-
dert . Ein Problem bereitet die gefahrlose Beseiti-
Vorsichtsmaünahmen im Laboratorium gung des Wattestopfens nach Öffnen der bewach-
Eine echte Gefährdung ergibt sich im Pilzlabora- senen KulturrÜhrchen . Die Wattestopfen sollten
torium erst, wenn die Pilzkulturen anwachsen und vorsichtig abgeflammt und dann in verschlieübare
1 98 Hyphomyceten als Erreger von Systemmykosen

Behälter abgelegt und beim erneuten Verschluü jektträgerpräparate in der feuchten Kammer bei
der RÜhrchen durch vorher bereitgestellte sterile 22-26• C bebrßtet und nach 12-24 Std . erneut
Stopfen ersetzt werden . mikroskopiert werden . Zu diesem Zeitpunkt fin-
Personen, die im Laboratorium mit Coccidioides den sich meist mehrere auswachsende Keim-
immitis arbeiten, sollten im Abstand von 6 Mona- schläuche (Abb . 197d), die charakteristisch fßr
ten und bei Erkrankungen der Atemwege im Coccidioides immitis sind und zur sicheren Ab-
Hauttest mit Coccidioidin bzw . Sphärulin auf eine grenzung gegenßber anderen RundkÜrpern fßh-
eventuelle Infektion kontrolliert werden! ren, die vor allem in Sputumproben nicht selten
anzutreffen sind.
Nativpräparat Erwiesenermaüen haben solche Artefakte zu
KÜrperflßssigkeiten, Eiter, Sputumproben usw . Fehldiagnosen und erheblichen unnÜtigen thera-
sind hierzu besonders geeignet . Im Nativpräparat, peutischen Konsequenzen gefßhrt .
ggf . nach Aufhellung durch Zusatz von 10%iger
KOH, lassen sich die Sphärulen als klassische Ge- Histologisches Schnittpräparat
websform unter schwacher bis mittlerer VergrÜ- Im histologischen Schnittpräparat aus frischen Lä-
üerung unschwer erkennen . Sie sind stets rund sionen sind die Sphärulen mittels der klassischen
und haben einen ö von 50-200 ©m (Abb . 197a, Hämatoxylin-Eosin-Färbung, noch besser mit
b) . Reife Sphärulen besitzen eine kompakte Zell- pilzspezifischen Färbemethoden nachweisbar .
wand (bis zu 2 ©m) und enthalten bis zu mehrere Die groüzelligen runden Gebilde mit wechselnd
hundert runde Endosporen von 2-5 ©m ö vielen, manchmal aber noch nicht differenzierten
(Abb . 197 c), aus denen nach Freiwerden im Ge- Endosporen (Abb . 197 c) lassen kaum Verwechs-
webe wiederum Sphärulen gebildet werden, deren lungen zu .
jßngere Stadien zusammen mit verschiedenen Erheblich schwieriger gestaltet sich jedoch die
Reifungsstadien im Material enthalten sein kÜn- Beurteilung von Schnitten aus alten, nicht mehr
nen . aktiven Herden, in denen die Sphärulen manch-
Ungenßgende Kenntnis der GrÜüenverhältnisse mal schwer gegen die Gewebsformen anderer Er-
und der Sphärulenmorphologie, aber auch °hn- reger von Systemmykosen abzugrenzen sind .
lichkeiten mit dem Erreger der Nord- und Sßd- Wiederum hat sich hier die Silbermethenaminfär-
amerikanischen Blastomykose, sind Ursache dia- bung nach GROCOTT-GOMORI (Vorschrift E, s .S.
gnostischer Schwierigkeiten . Diese sind vermeid- 44) allen anderen Verfahren gegenßber als ßber-
bar, wenn - analog zum Vorgehen bei der Unter- legen gezeigt, da hierbei auch die Endosporen in
suchung anderer Systemmykosen (s . S . 190) - Ob- Erscheinung treten .

Abb . 197 Coccidioidesmykose . a, b Nativpräparat mit Coccidioides immitis-Sphärulen im Sputum . c Lun-


genschnittpräparat mit verschiedenen Reifegraden von Coccidioides immitis-Sphärulen . d Auskeimende
Sphärule von Coccidioides immitis im Objektträger- Nativpräparat nach 24 Stunden in feuchter Kammer bei
32• C .
Coccidioides immitis 1 99

Prinzipiell wäre in besonders gelagerten Fällen bei die sich bei zunehmendem Alter bräunlich ver-
lange zurßckliegenden Infektionen (z . B . bei Klä- färbt, vor allem auf der Rßckseite . Die Oberfläche
rung der °tiologie aus versicherungsrechtlicher gliedert sich dann unregelmäüig in abgeflachte,
Sicht) die Verwendung fluorochromierter Anti- wachsartige und watteähnliche Anteile
kÜrper denkbar . (Abb . 198) .
Etwa ab dem 5 . Tag der Bebrßtung beginnt die
Kulturverhalten Bildung von Arthrosporen, die in älteren Kultu-
Zur Kultur von Coccidioides immitis dienen die ren oft den grÜüten Teil der krßmeligen Oberflä-
ßblichen PilznährbÜden, z . B . Sabouraud-Gluco- che stellen und am Glasrande ebenso sitzen wie
se-Agar, wenn die Zßchtung aus normalerweise am inneren Wattestopfen .
keimfreien oder keimarmen Substraten erfolgt .
Bei stärkeren mikrobiellen Beimengungen ist die Mikroskopisches Bild der Kulturform
Verwendung antibioticahaltiger Substrate mit Zu- Das flauschige, watteähnliche Mycel besteht aus
satz von Cycloheximid zweckmäüig . Hyphen mit Septen, die ab dem 5 . Bebrßtungstag
Coccidioides immitis wächst in 3-6 Tagen von ei- eine Differenzierung in zunächst rechteckige, spä-
ner anfänglich flach-grauen, feucht erscheinenden ter tÜnnchenfÜrmige Arthrosporen erfahren, de-
Kolonie zu einer watteähnlichen Kolonie heran, ren ö 2-10 ©m beträgt. Zwischen den kettenfÜr-

Abb . 198 Coccidioides immitis.


a-c Verschiedene Ausbildung von
Kolonien nach 10-21 Tagen
Wachstum auf Sabouraud-Gluco-
se-Agar bei 26• C .
2 00 Hyphomyceten als Erreger von Systemmykosen

mig angeordneten Sporen sind oft kleine Hyphen- und vorsichtig abschwemmt . Dazu muü das RÜhr-
reste nachweisbar (Abb . 199) . Der rasche Zerfall chen geschlossen bleiben . Beim Beschichtungs-
des Mycels in diese Nebenfruchtform bedingt eine vorgang wird die lange, dicke Nadel einer mit dem
massenhafte Entstehung von Arthrosporen Aufschwemmungsmittel gefßllten Spritze vorsich-
(Abb . 200), die sich leicht im Luftstrom bewegen tig am Verschluüstopfen entlang in das Kultur-
und infolge ihrer hohen Infektiosität grÜüte Vor- rÜhrchen eingefßhrt und der Inhalt der Spritze
sicht bei der Untersuchung und bei Manipulatio- entleert . In der Regel treten die Arthrosporen von
nen erfordern . Coccidioides immitis in groüen Mengen in die
Flßssigkeit ßber, mit der sie dann abgesaugt wer-
Diagnostischer Tierversuch den .
Aus Sputumproben lassen sich gelegentlich Coc- Sie wachsen im Versuchstier in 5-10 Tagen zu ty-
cidioides immitis-ähnliche Pilzkolonien zßchten, pischen Sphärulen heran, in denen sich Endospo-
die den Untersucher vor die Entscheidung stellen, ren bilden . Ihr Nachweis erfolgt im Nativpräparat
ob es sich um diesen Pilz handelt, vor allem dann, aus dem Peritonealexsudat der Maus, das zusätz-
wenn Arthrosporen gebildet werden . Die taxo- lich Histiocyten und Riesenzellen enthalten kann
nomische Zuordnung solcher Pilze bereitet oft er- (letztere mit phagocytierten Arthrosporen oder
hebliche Schwierigkeiten, die die Einschaltung Sphärulen) - bzw . aus dem Exsudat der entzßnde-
versierter Untersucher erfordern . ten Testes .
Zur Klärung ist der diagnostische Tierversuch
durch intraperitoneale Impfung von Mäusen oder Umzßchtung in die Gewebephase
intratesticuläre Impfung von Meerschweinchen Unter Verwendung von Blut, Serum oder Ascites-
angezeigt . Das Inoculum wird gewonnen, indem flßssigkeit und anderen nährstoffreichen Substan-
man die Oberfläche der AgarschrägkulturrÜhr- zen sowie von Tween-80 gelingt unter 10% CO 2
chen mit sterilem 0,85 %igem NaCl beschichtet im Dunkeln bei 37• C die teilweise Umzßchtung
von Arthrosporen in Sphärulen . Als Routineme-
thode kommt das Verfahren nicht in Betracht .

Stammhaltung
Die Stammhaltung von Coccidioides immitis er-
folgt auf Sabouraud-Glucose-Agar bei 22• C . Sie
ist problemlos, wenn dabei die unerläülichen Vor-
sichtsmaünahmen bei der Äberimpfung beachtet
werden (s . S . 25, 197) . Alte Kulturen sind unver-
zßglich in geschlossenem Zustand abzulegen und
zu sterilisieren.
Die Kulturen sollen tunlichst in bruchsicheren
Behältern aufbewahrt werden und mßssen deut-
lich als „gefährliche Krankheitserreger" gekenn-
zeichnet sein . Ihr Transport sowie jegliche Mani-
pulationen dßrfen nur durch Personen erfolgen,
die entsprechende Kenntnisse und Erfahrungen
haben!
Der Postversand von Stämmen ist nach MÜglich-
keit zu unterlassen, ggf. ist er nur unter Einschal-
tung erhÜhter Sicherungsmaünahmen bei der
Verpackung und Instruktion der Poststelle sowie
nach telegrafischer Benachrichtigung des Emp-
fängers statthaft .

Epidemiologie
Abb . 199 Coccidioides immitis . Arthrosporen im Die Coccidioidesmykose befällt alle Altersgrup-
Mycel auf Sabouraud-Glucose-Agar nach 14 Tagen pen ohne Bevorzugung eines Geschlechts . Auffal-
bei 26• C . lend ist jedoch, daü sich die allergische Verlaufs-
Coccidioides immitis 201

Abb . 200 Coccidioides immitis .


a-c Arthrosporenbildung nach
6-10 Tagen Wachstum auf Sa-
bouraud-Glucose-Agar bei 26ÜC .
d Reife tßnnchenfßrmige Arthrospo-
ren nach 20 Tagen auf Sabouraud-
Glucose-Agar bei 26ÜC .

form, das Erythema nodosum, nur bei 5 % der be- führt. In gleicher Weise erfolgen die - leider h•u-
fallenen m•nnlichen Erkrankten gegenüber 25 % figen - Laborinfektionen durch sorglosen, un-
beim weiblichen Geschlecht manifestiert . Weiäe sachgem•äen Umgang mit Kulturen .
sind im allgemeinen widerstandsf•higer gegen Durch Schutzimpfung mit neuen Impfstoffen ist
schwere Krankheitsverl•ufe als Farbige ein- ein teilweiser Schutz Exponierter mßglich gewor-
schlieälich der Asiaten . den .
W•hrend Ansteckungen von Mensch zu Mensch Nach Aufenthalt in Endemiegebieten und bei La-
oder von Tier auf Mensch praktisch nicht erfolgen borunf•llen ist die Intracutantestung mit Cocci-
- auch nicht innerhalb der Wohngemeinschaft dioidin oder Sph•rulin nßtig, um festzustellen, ob
oder auf Krankenstationen-, ist der Mensch in der eine - klinisch oft inapparente - Infektion erfolgt
freien Natur durch Einatmung arthrosporenhalti- ist . Nach überstandener Infektion besteht weitge-
gen Staubes aufs hßchste gef•hrdet . Dies gilt vor hende Immunit•t .
allem in den Trockenzeiten und bei Sandstürmen,
wobei eine einmalige kurze Exposition - z . B . Systematik
beim Durchfahren im Auto mit geßffnetem Fen- Eine sichere taxonomische Einordnung des Erre-
ster - zur Infektion genügt hat . Selbst das Ausbür- gers ist bisher nicht erfolgt. Antigenanalytisch
sten eingestaubter Kleidung hat zur Infektion ge- nimmt Coccidioides immitis bisher eine Eigenstel-
202 Hyphomyceten als Erreger von Systemmykosen

lung durch fehlende Verwandtschaft mit anderen gengewebe berichtet . Meist handelt es sich hierbei
Pilzen ein. um Zufallsbefunde, da klinische Erscheinungen
Sein perfektes Stadium ist unbekannt . fehlen . Emmonsia crescens wurde auch in Zonen
Das Conidien-(imperfekte)Stadium ist Coccidio- gem•äigten Klimas h•ufig gefunden .
ides immitis RIXFORD et GILCHRIST 1896 .
Mikroskopisches Pr•parat
Emmonsia parva CIFERRI et MON- Im Lungengewebe manifestiert sich der Pilz in
Form groäer runder Gebilde mit einem ö von
TEMARTINI 1959
100 ©m und mehr . Diese Adiasporen kßnnen in
Syn. : Haplosporangium parvum EMMONS et Einzelf•llen, z. B . bei Emmonsia crescens, einen ö
ASHBURN 1942 (pro parte) und einige andere bis 400 ©m erreichen (Abb . 201 c) .
Ebenso wie die verwandte Art Emmonsia crescens Auffallend ist ihre runde, dicke Zellwand (bis zu
EMMONS et JELLISON 1960 ist dieser in der Neuen 70 ©m) bei geringer Differenzierung des Cyto-
Welt weit verbreitete Bodenbewohner Ursache plasmas . Diese, meist abgestorbenen Sph•rulen
einer asymptomatischen Lungeninfektion von kßnnen bei oberfl•chlicher Betrachtung an •hnli-
Nagetieren, die als Adiaspiromykose (früher Ha- che, aber Endosporen enthaltende Sph•rulen von
plomykose) bezeichnet wird . Gelegentlich wird Coccidioides immitis (s . S. 198) erinnern und wur-
auch über einen Nachweis im menschlichen Lun- den bei Nagetieren auch mit letzteren gemeinsam

Abb. 201 Emmonsia parva .


a Kultur auf Sabouraud-Glucose-
Agar nach 8 Tagen bei 26ÜC .
b Aleuriosporen von Objektglaskul-
tur nach 10 Tagen bei 26ÜC.
c Gewebsform bei Adiaspiromykose
(Haplomykose) des Steinmarders
(Abb . dankenswerterweise zur Ver-
fügung gestellt von Prof . v . SANDERS-
LEBEN u . Dr. O. GEISEL, Institut für
Tierpathologie, Universit•t Mün-
chen).
d Äbersichtspr•parat mit zwei Sph•-
rulen, dargestellt mittels Silberme-
thenaminf•rbung (Vorschrift E,
s . S . 44) .
Histoplasma capsulatum 2 03

gefunden . Auffallend ist die geringe, auch feh- phologischen Besonderheiten der Adiasporen
lende zellul•re Reaktion des Wirts . - Intracutan- (s. oben) ergeben .
teste mit „Adiasporin" sind mßglich .
Systematik
Kulturverhalten Die beiden hier erßrterten Hyphomyceten wur-
Der bei 22-25Ü C relativ rasch wachsende Thallus den erst verh•ltnism•äig sp•t (1942) entdeckt und
erreicht nach 14 Tagen einen ö von etwa 5 cm voneinander differenziert. Mßglicherweise wur-
(Abb . 201) . Er ist weiä bis farblos, von filzig fester den die zun•chst als „Cysten" gedeuteten Adia-
Konsistenz, mit kleinen Hyphenbüscheln verse- sporen schon früher beobachtet .
hen, gelegentlich in Sektoren aufgeteilt und kann Die derzeit gültige Benennung der imperfekten
auch eine Zonierung und Bildung von Koremien Stadien lautet :
aufweisen . Die Rückseite ist weiä-grau. 1 . Emmonsia parva (EMMONS et ASHBURN) CI-
FERRI et MONTEMARTINI 1959
Mikroskopisches Bild 2 . Emmonsia crescens EMMONS et JELLISON 1960
Der Thallus besteht bei 22-25Ü C aus septierten Die perfekten Stadien sind noch unbekannt .
Hyphen (0,5-2 ©m, gelegentlich breiter) . An ih-
nen entwickeln sich auf kurzen, schlanken, senk-
Histoplasma capsulatum DARLING
recht aufsitzenden Conidiophoren (2-10 ©m)
rundliche, gelegentlich in der L•ngsachse abge- 1906
flachte Einzelaleuriosporen (ö 3-3,5 ©m) Syn. : Cryptococcus capsulatus CASTELLANI et
(Abb . 201b) . Die Oberfl•che ist mit feinen Sta- CHALMERS 1919 - Posadasia capsulata
cheln besetzt . MOORE 1934 - Histoplasma pyriforme
Auf bluthaltigen Zuckermedien entstehen bei DODGE 1935
35'C Adiasporen, deren Entwicklung auch bei Perfektes Stadium : Emmonsiella capsulata
40Ü C erfolgt . Ihr ö betr•gt 10-25 ©m und mehr,
KWON-CHUNG 1972
mit einer Zellwanddicke von 2-4 ©m .
Bei Emmonsia parva sind diese Adiasporen ein- Histoplasma capsulatum ist ein saprophytischer
Erdbewohner aus der Gruppe der Adelomyceten,
kernig und reich an Vakuolen, w•hrend bei Em-
monsia crescens mehrere Kerne vorhanden sind, der weit verbreitet in den roten Podsolbßden
Nordamerikas sowie in bestimmten Gebieten von
die nach Äberführung in eine niedere Temperatur
(25-30Ü C) zum Auskeimen von multiplen Keim- Mittel- und Südamerika vegetiert, und zwar vor-
schl•uchen Anlaä geben, die sich wiederum bei zugsweise in einem groäfl•chigen Gebiet, das sich
37Ü C in Adiasporen umwandeln . In diesem Sta- von den Südstaaten über den Mittleren Westen
dium besteht eine frappierende Öhnlichkeit mit der USA bis zur canadischen Grenze erstreckt und
Paracoccidioides brasiliensis . sein Zentrum im Mississippibecken hat . Weitere
Herde befinden sich in Zentralafrika und mßgli-
Stammhaltung cherweise auch in Südostasien, ohne daä deren
Auf den üblichen Medien ist die Stammhaltung Ausdehnung bisher n•her bekannt ist .
unproblematisch und auch ungef•hrlich . Der Pilz findet sich vor allem an Orten, die mit
Ausscheidungen von Geflügel, Staren und Fle-
Epidemiologie und Epizootologie derm•usen angereichert sind . Durch Staub gelan-
Der fast ausschlieäliche Befall der Lungen erdbe- gen seine Conidien und Makroconidien in die
wohnender Nagetiere (und sehr selten auch der Luft, wo sie vom Menschen, aber auch von Hun-
des Menschen) beruht offensichtlich auf der Ein- den, Katzen, Nagetieren usw . eingeatmet werden
atmung von Sporen, die im Gewebe allenfalls zu und Infektionen der tiefen Luftwege mit unter-
einer Femdkßrperreaktion führen, nachdem sie schiedlichen klinischen Erscheinungen (s . weiter
sich zu groäen Adiasporen entwickelt haben und unten) bedingen .
dann wohl meist absterben . Eine Äbertragung von Die Auseinandersetzung mit diesem prim•r-pa-
einem befallenen Wirt auf andere Lebewesen in thogenen Erreger führt regelm•äig zu einer Um-
der Umgebung scheint somit weitgehend ausge- stimmung, die sich in einer Hautallergie vom ver-
schlossen . -Diese Hyphomyceten stellen kein kli- zßgerten Typ gegen Antigenbestandteile des Pil-
nisches Problem von Bedeutung dar, allenfalls zes manifestiert, denen unter dem Begriff „Histo-
aber beim Menschen eine mßgliche Ursache dia- plasmin" eine entscheidende Bedeutung für die
gnostischer Fehlschlüsse, die sich aus den mor- Festlegung der Verseuchungsquote unter der be-
204 Hyphomyceten als Erreger von Systemmykosen

troffenen Bevßlkerung in den Endemiegebieten tion infektißser Pilzelemente mittels Staub kommt
zukommt . Die Ausdehnung des wohl grßäten, es zur Ansiedlung der Erreger in den Luftwegen
mehr oder weniger zusammenh•ngenden Ende- bzw . in der Lunge . In Abh•ngigkeit von der
miegebiets in den USA wurde durch die Histo- Menge der aufgenommenen infektißsen Partikel
plasminhautreaktion der Bewohner ermittelt und anderer, meist wirtsbedingter Gegebenheiten
(Abb . 202) . resultieren recht wechselnde, auch in ihrem Ver-
Histoplasma capsulatum gehßrt zu den dimorphen lauf und in ihrer Prognose sehr unterschiedliche
Pilzen, deren saprophyt•re Wuchsform durch klinische Verl•ufe.
Schimmelkolonien mit vegetativem Mycel und Die prim•re Form der Histoplasmamykose (Hi-
charakteristische, der Massenreproduktion die- stoplasmose) ist in der überwiegenden Mehrzahl
nende Gebilde gekennzeichnet ist, w•hrend die der Infektionen (man rechnet in den USA mit ca .
parasit•re Gewebephase im Kßrper befallener 40 Millionen infizierten Menschen) relativ harm-
Menschen und Tiere aus hefe•hnlichen, kleinzel- los, oft asymptomatisch oder ohne charakteristi-
ligen Elementen besteht, die sich innerhalb von sche klinische Zeichen, die auf diese Krankheit
Histiocyten, Phagocyten und Zellen des Reticulo- hindeuten . Analog zur Tuberkulose kommt es
endothels vermehren . Da sie morphologisch von vielfach zur Ausbildung eines Prim•rkomplexes,
den Erscheinungsformen der saprophyt•ren der durch rßntgenologisch wenig aussagekr•ftige
Phase vßllig verschieden sind, hat es viele Jahre L•sionen und durch Befall der region•ren
gedauert, bis die Identit•t dieser beiden Phasen Lymphdrüsen gekennzeichnet ist . Im Regelfalle
erkannt und die Zusammenh•nge richtig gedeutet heilen die Herde unter Fibrose und nachfolgender
werden konnten . Verkalkung aus ; gelegentlich entstehen aber auch
Unter Verwendung von N•hrbßden, die Blut und Cavernen, wodurch das Bild tuberkulßser Lun-
Cystin enthalten, gelingt es bei 37Ü C verh•ltnis- genver•nderungen t•uschend nachgeahmt wer-
m•äig leicht, die Mycelform des Pilzes in die He- den kann .
fephase zu überführen . Auch die Rückzüchtung In einem, glücklicherweise verh•ltnism•äig klei-
bereitet auf blutfreien Substraten bei Zimmer- nen Hundertsatz entwickeln sich schon prim•r
temperatur keine Schwierigkeiten (s . unten) . ausgedehnte Erkrankungsherde, die - wie bei
ehemaligen deutschen Kriegsgefangenen in US-
Klinisches Bild und Pathophysiologie Lagern - oft erst Jahrzehnte sp•ter wegen der Fol-
Aufgrund der Äbertragungsweise durch Inhala- geerscheinungen erkannt und •tiologisch richti g

Abb . 202 Mykose-Endemiegebiete in den USA-Coccidioides-(schwarz) und Histoplasma-Mykose (schraffiert).


Histoplasma capsulatum 205

eingeordnet werden . In anderen F•llen entsteht deutung hier vergleichsweise in den Hintergrund,
durch Ausbreitung und/oder Metastasierung das wenngleich er letztlich das einzige, absolut zuver-
Bild einer generalisierenden visceralen System- l•ssige Mittel der •tiologischen Diagnostik dar-
mykose mit lebensbedrohlichen Krankheitser- stellt .
scheinungen und dann nicht selten tßdlichem
Ausgang . Vorsichtsmaänahmen in Laboratorien
Befallen sind neben den Lungen und Mesenterial- Die hohe Infektiosit•t eingeatmeter Mikro- und
drüsen vorzugsweise Leber, Milz und Lymphdrü- Makroconidien, die sich nur in der saprophyt•ren
sen sowie das Knochenmark, in sp•teren Stadien Wuchsform des Pilzes entwickeln und oft massen-
auch die Hirnh•ute . Auäerdem kommt es im haft in den Kulturen enthalten sind, macht beson-
Mund-Pharynx-Bereich zu subcutanen, ulcerie- dere Vorsichtsmaänahmen unerl•älich (vgl . S .
renden Geschwüren, gelegentlich auch zu Herden 197), da es sonst im Laboratorium leicht zu akzi-
in der Aderhaut des Auges, deren •tiologische dentellen Infektionen kommt!
Einordnung grßäte Schwierigkeiten bereitet . Demgegenüber ist bei Einhaltung der üblichen
Die Kenntnis dieser Lokalisationen ist wichtig für Vorsichtsmaänahmen der Umgang mit der bei
die Materialgewinnung . 37Ü C gehaltenen Kultur der Hefephase ebenso
wenig gef•hrlich wie die Verarbeitung von Unter-
Immunologische Reaktionen suchungsproben aus verd•chtigen Ausscheidun-
und Serodiagnostik gen und Organmaterial von Mensch und Tier, so-
Die Reaktion des Wirts auf die Erreger führt fast fern es sich nicht um Staubproben und sehr trok-
regelm•äig zur zellul•ren Antikßrperbildung, die kenes Material handelt . Eine direkte Äbertragung
durch Intracutanproben mit standardisiertem Hi- der Mykose von Infizierten auf andere Menschen
stoplasma-Hauttest-Antigen s nachgewiesen wird oder Tiere ist unter natürlichen Bedingungen
und einen hohen diagnostischen Wert - vor allem g•nzlich unwahrscheinlich, allenfalls im Experi-
als Ausschluäreaktion - hat . Diese Probe wird er- ment mßglich .
g•nzt durch den Nachweis von Serumantikßrpern, In Laboratorien, in denen mit Histoplasmapilzen
die sich bei ausgedehntem Befall und progredien- gearbeitet wird, empfiehlt sich bei histoplasmin-
tem Verlauf qualitativ und quantitativ mit ver- negativen Mitarbeitern die Durchführung des Hi-
schiedenen Verfahren in dafür spezialisierten La- stoplasminhauttestes bei Erkrankungen der
boratorien nachweisen lassen . Die Serodiagnostik Atemwege ; sonst sollte der Test alle 6 Monate
erfolgt mittels Histoplasmin und Hefephaseanti- zwecks Feststellung einer eventuellen Infektion
gen . Durch die Komplementbindungsreaktion durchgeführt werden .
und Gegenstromimmunelektrophorese wird der
Antikßrpernachweis quantitativ und qualitativ Untersuchungsmaterial
ermßglicht . Der Nachweis von Histoplasma capsulatum wird
Das Erscheinen der Antikßrper deutet im Verein aus Sputum, Biopsiematerial, Ulcusabstrichen,
mit dem positiven Intracutantest mit hoher Wahr- Punktaten, Sternalmark, Liquor und aus Gewe-
scheinlichkeit auf eine bestehende oder durchge- beproben von Operations- bzw . Sektionsmaterial
machte Infektion hin, vor allem wenn andere Zei- erbracht . - Das Material muä, wenn es zur kultu-
chen seitens der Lunge sowie Aufenthalt im En- rellen Untersuchung dienen soll, mßglichst frisch,
demiegebiet richtungweisende Anhaltspunkte lie- ggf. gekühlt, in das mykologische Laboratorium -
fern . ohne Zusatz irgendwelcher Desinfektionsmittel
Der direkte Erregernachweis tritt in seiner Be- wie Formalin usw . - gelangen, unter Hinweis auf
die Natur der vermuteten Krankheit, damit sich
1Hauttestantigen („Histoplasmin") und Antigenberei- der Untersucher durch entsprechende Vorsichts-
tungen für serodiagnostische Zwecke werden zur Zeit maänahmen gegen eine Infektion durch die even-
in Europa kaum hergestellt . Der Untersucher ist auf tuell anwachsenden Kulturen schützen kann .
Reagenzien US-amerikanischer Hersteller und ihrer Tupferabstriche aus Ulcera eignen sich nur be-
europ•ischen Niederlassungen angewiesen . - Die dingt zur direkten mikroskopischen Diagnostik,
vorübergehend im Fachhandel erh•ltlichen Testanti-
da sie leicht eintrocknen . Für diesen Zweck sollten
gene auf der Basis von histoplasminsensibilisierten
Partikeln für Agglutinationsversuche sind mangels unmittelbar nach Materialabnahme mehrere Ob-
ausreichender Spezifit•t nicht mehr verfügbar . - Neu- jekttr•gerausstriche angefertigt und nach Luft-
erdings gibt das Robert-Koch-Institut Berlin Antigen trocknen mit anschlieäender vorsichtiger Hitzefi-
zur Serodiagnostik ab . xierung untersucht werden .
206 Hyphomyceten als Erreger von Systemmykosen

Anzüchtung aus pathologischem Material ö von 1-4 ©m . Meist finden sie sich intrazellul•r
Zur Anzüchtung von Histoplasma capsulatum ist in einkernigen mononucle•ren Zellen, Makro-
es erforderlich, daä die Äbertragung auf die oben phagen, und gelegentlich in polymorphkernigen
genannten Medien mßglichst schnell erfolgt, da Leukocyten ; daneben sind auch einzeln liegende,
die im Sputum, Eiter und Liquor enthaltenen He- freie Zellen in der Gewebsflüssigkeit anzutreffen .
fezellen von Histoplasma capsulatum leicht ihre Im GIEMSA-Pr•parat zeigt sich die Pilzzelle als
Vermehrungsf•higkeit einbüäen, wenn sie l•nger dunkelblau oder violett gef•rbtes Gebilde (Cyto-
als 3-4 Tage bei Zimmertemperatur aufbewahrt plasma), das von einer hellblauen Zellwand einge-
werden. Die Kühlung solcher Proben auf + 4 bis schlossen ist (Abb . 15b, s . Farbtafel 2) . Dazwi-
+ 10Ü C vermag die Keimf•higkeit enthaltener Hi- schen befindet sich eine ungef•rbte Zone, die wie
stoplasmazellen zu verl•ngern . ein Hof wirkt und deshalb als Kapsel gedeutet
wurde (Name!) . Das chromatinreiche Plasma er-
Ausstrich- oder Abklatschpr•parat scheint oval, halbmondfßrmig oder rundlich
Zum Nachweis eignet sich eventuell die F•rbung (Abb . 203b) .
nach GIEMSA (Vorschrift B, s . S . 42) . Das hitzefi- Cave : Verwechslungen mit Leishmanien .
xierte Pr•parat wird entsprechend der Anweisung
gef•rbt . Die Hefezellen von Histoplasma capsula- Histologisches Schnittpr•parat
tum erscheinen rundlich bis oval und haben einen
1 . H•matoxylin-Eosin-F•rbung : Bei Anwendung
dieses Verfahrens ist der Nachweis von Histo-
plasma capsulatum erschwert, da sich die Pilz-
zelle nur schwach anf•rbt oder - besonders in
alten L•sionen nach lange zurückliegender In-
fektion - so blaä ist, daä sie dem Nachweis ent-
geht . W•hrend die Zellwand meist unsichtbar
bleibt, ist das Cytoplasma blaä-bl•ulich er-
kennbar und von einem ungef•rbten Hof um-
geben (Abb . 203) .
2 . PAS-F•rbung (Vorschrift D, s . S . 43) : Demge-
genüber erscheinen die Konturen und der Zell-
inhalt bei Anwendung der PAS-F•rbung (vgl .
S . 44 u . Abb . 16, s . Farbtafel 3) rßtlich mit
dunkelrosa bis roter Zellwand bei meist homo-
genem Inhalt . Hier fehlt der als Kunstprodukt
zu deutende Hof - wohl Folge einer Schrump-
fung des Plasmas - fast immer .
3 . Silbermethenaminf•rbung (Vorschrift E, s . S .
44) : Den vorgenannten Methoden oft überle-
gen ist die Silbermethenaminf•rbung nach
GROCOTT-GOMORI, bei der die Zellw•nde inten-
siv schwarz gef•rbt sind und sich gegen den
hellgrünen Hintergrund der Kontrastf•rbung
besonders deutlich abheben (Abb . 16g, s .
Farbtafel 3) .

Anmerkung
Abb . 203 Kleinzellige Histoplasmamykose („ame- Neben den charakteristischen Pilzzellen finden
rikanische" Form) . a Histologisches Bild von einem sich Leukocyten, Makrophagen und Histiocyten,
Leberschnittpr•parat : kleinzellige Sproäformen mit
einem ungef•rbten, kapselartigen Hof („capsula- ferner Bindegewebszellen in unterschiedlicher
tum") - ö 2-3 ©m . b Ausstrichpr•parat von einem Menge .
Geschwür des Zungengrundes : Histiocyt mit reich- Da die •tiologische Einordnung von Pilzzellen in
lich phagocytierten oder intracellul•r wachsenden Gewebeschnitten erhebliche Schwierigkeiten be-
Sproäformen mit typischer Hofbildung -ö 2,9 x 3,6 reiten kann, wird in einigen Speziallaboratorien
©m (°limmersion) . der Nachweis von Pilzzellen mittels fluorochro-
Histoplasma capsulatum 20 7

Abb . 204 Histoplasma capsula-


tum -Mycelphase. a Kolonie nach
10 Tagen bei 26ÜC auf Sabou-
raud-Glucose-Agar . b Kolonien
nach 14 Tagen bei 26Ü C auf Sa-
bouraud-Glucose-Agar . c Kolonie
mit br•unlichem Zentrum nach 21
Tagen bei 26ÜC auf Sabouraud-
Glucose-Agar .

mierter Antikßrper durchgeführt (z . B . im Center


for Disease Control, Atlanta, Georgia, USA) .
Hierzu dienen Antikßrperglobuline aus Immun-
seren gegen Histoplasma capsulatum, Blastomyces
dermatitidis und Cryptococcus neoformans, ggf.
auch gegen andere Systemmykoseerreger . Infolge
übergreifender Seroreaktionen zwischen Histo-
plasma capsulatum, Blastomyces dermatitidis und
Paracoccidioides brasiliensis sind gelegentlich bei
positiven Reaktionsausf•llen zus•tzliche Versu-
che mit monovalenten, abges•ttigten Seren nßtig,
um den Erreger genau zuzuordnen .

Kulturverhalten
Innerhalb von 5-14 Tagen entwickeln sich bei
Temperaturen zwischen 20Ü C und 32Ü C auf Sa-
bouraud-Glucose-Agar und anderen Substraten Das Mycel ist uncharakteristisch und besteht aus
runde, watte•hnliche, weiäe Kolonien - mit einem septierten Hyphen . An ihnen entstehen zwei
feinen, leicht gl•nzenden Oberfl•chenmycel - von Vermehrungsformen : zuerst die einzelligen, run-
1 cm ö und mehr . Die Kolonien nehmen mit l•n- den oder birnenfßrmigen Mikroconidien, entwe-
gerer Bebrütung an Ausdehnung zu und verf•rben der auf einem feinen Stiel oder direkt aufsitzend,
sich langsam, wobei sich zentral eine beigefarbene mit einem ö von 2-6 ©m. Sie sind in der Regel
bis braune Tßnung einstellt (Abb . 204) . Zu die- glattwandig, gelegentlich aber auch stachlig .
sem Zeitpunkt entwickeln sich die Conidien und Manchmal finden sich auch Tochterzellen als Aus-
Makroconidien, die beim °ffnen der Kulturplat- sprossung .
ten eine Gef•hrdung des Untersuchers bewirken Dazu treten charakteristische Makroconidien
(s .S . 25, 197) . (auch als „Chlamydosporen" bezeichnet) mit ei-
Deshalb ist es ratsam, die Versuche nicht in Plat- ner dicken, buckligen Zellwand . Diese Vorwßl-
tenkulturen, sondern in Agarschr•gkulturen bungen entwickeln sich zu stachligen oder finger-
durchzuführen und die Materialentnahme zur mi- fßrmigen Forts•tzen mit einer L•nge von 1-8 ©m
kroskopischen Kontrolle stets unter dem Schutz und geben der Makroconidie das Aussehen eines
einer Impfkabine vorzunehmen . Morgensterns (Abb . 205 a) . Dieses recht charak-
teristische Bild wird auch von der apathogenen
Pilzgattung Sepedonium erzeugt (Abb . 290, S .
Mikroskopisches Bild der Kulturform 268) .
Die zur Entnahme dienenden Nadeln und °sen Die Ausbildung von Conidien und Makroconidien
werden nach der Materialübertragung in kochen- kann nur schwach sein oder fehlen . Sie nimmt in
des Wasser eingetaucht und anschlieäend ausge- der Regel mit hßherem N•hrstoffgehalt des Me-
glüht, um die Ausbreitung von Infektionsmaterial diums, z . B . durch Blutzusatz, und bei hßherer Be-
durch das Manipulieren zu verhüten . brütungstemperatur ab .
208 Hyphomyceten als Erreger von Systemmykosen

Umzüchtung in die Hefephase Hierzu geeignet ist u . a . Agar auf der Basis von
Die zum Zwecke der Antigengewinnung - aber Hirn-Herz-Infusion (Vorschrift 29, s .S . 40) oder
auch zur ungef•hrlichen Handhabung der Pilzkul- der Blut-Cystin-Agar (Vorschrift 30, s . S . 40) . Die
turen - nßtige Umzüchtung in die Hefephase wird Erhaltung einer feuchten Atmosph•re ist unerl•ä-
auf hochwertigen N•hrbßden bei 37Ü C mßglich . lich, was durch entsprechende Verschlüsse der
frisch bereiteten Medien in Agarschr•gkultur-
rßhrchen leicht ermßglicht wird . Allerdings muä
von Zeit zu Zeit der Verschluä vorsichtig geßffnet
werden, da Histoplasma capsulatum sauerstoffbe-
dürftig ist . Innerhalb von 3-7 Tagen entwickeln
sich, meist an der Randzone des Inoculums, cre-
mefarbene, gl•nzende, rundlich erhabene Wuchs-
zonen, die aus ovalen hefe•hnlichen Organismen
bestehen ( ö der Hefezellen 1,5 - 3,5 ©m)
(Abb . 205c) . Durch Subkultur auf gleichen Me-
dien l•ät sich diese Hefephase in ihrer reinen
Auspr•gung über viele Passagen erhalten
(Abb . 206) .
Äbertragung solcher Zellen, die sich besonders
auch für Tierversuche eignen, auf Sabouraud-
Glucose-Agar und Weiterzüchtung bei 20-32Ü C
resultiert in der Bildung von Hyphen und der
Rückgewinnung der Mycelphase .
Stamhlung
Die Aufbewahrung von Histoplasma capsulatum
ist unter entsprechenden Kultur- und Tempera-
turbedingungen sowohl in der Mycel- wie in der
Hefephase unproblematisch, wenngleich bei den
Mycelphasekulturen die Bildung der typischen
Conidien oft nachl•ät oder ganz aufhßrt .
Epidemiologie
Entsprechend dem eingangs Gesagten erfolgt die
Aufnahme der im Erdstaub enthaltenen Erreger
über die Luftwege . Menschen infizieren sich des-
halb besonders leicht bei Erd- und Landarbeit,
aber auch beim Reinigen von Hühnerst•llen sowie
in Hßhlen mit Fledermausexkrementen, gelegent-
lich auch bei der Beseitigung von Starkot (wenn
sich Vogelschw•rme in der N•he menschlicher
Behausungen niedergelassen haben) . Letztge-
nannten Pl•tzen ist die massive Anreicherung der
Pilze in Vogelexkrementen gemeinsam, in deren
Harnstoff sich Histoplasma capsulatum ebenso gut
vermehrt wie Cryptococcus neoformans (s . S . 67,
Abb . 205 Histoplasma capsulatum . a Makroconi-
72) . Besondere Vorsicht ist deshalb im Laborato-
dien mit typischen Protuberanzen (Morgenstern-
form) in der saprophyt•ren Mycelphase auf Sabou- rium beim Umgang mit Pilzkulturen und be-
raud-Glucose-Agar nach 10 Tagen bei 26Ü C . b Co- stimmten Untersuchungsmaterialien geboten! -
nidien verschiedener Reifestadien in der saprophy- Eine Äbertragung von Mensch zu Mensch erfolgt
t•ren Mycelphase auf Sabouraud-Glucose-Agar unter natürlichen Verh•ltnissen nicht .
nach 6 Tagen bei 26Ü C . c Zeltbild der parasit•ren
Hefephase nach Umzüchtung durch mehrfache Systematik
Passage auf Blut-Cystin-Agar bei 37Ü C (ö der Zellen Histoplasma capsulatum ist aufgrund seines Ge-
1,5-3,5 ©m) . halts an Antigenkomponenten in Zellwand und
Histoplasma capsulatum var . duboisii 209

Abb . 206 Histoplasma-Hefephase


auf Blut-Cystin-Agar . a Hefekolo-
nie von Histoplasma capsulatum
nach 8 Tagen bei 37Ü C . b Hefeko-
lonie von Histoplasma capsulatum
nach 36 Tagen (ö 2,2 cm) . c Hefe-
kolonie von Histoplasma capsula-
tum var . duboisii nach 42 Tagen (ö
2 .5 cm) .

Cytoplasma nicht ganz einheitlich und kann in Histoplasma capsulatum var. duboisii
verschiedene Serovariet•ten untergliedert wer- VANBREUSEGHEM 1952
den . Ob es sich hierbei um stammspezifische oder weitergehende Unterschiede handelt, ist unbe-
Perfektes Stadium : Emmonsiella capsulata
kannt . Für Verwendung im Rahmen epidemiolo- KWON-CHUNG 1972
gischer Untersuchungen sind die bisher vorhan-
Durch die Untersuchungen von VANBREUSEGHEM
denen Erkenntnisse noch unzureichend .
u . Mitarb . wurde zun•chst in Zentralafrika, sp•ter
1972 wurde das perfekte Stadium ermittelt : auch in anderen Regionen dieses Kontinents eine
Cleistothecien : rund bis rundoval, auch unregelm•äig, bisher unbekannte Form der Histoplasmamykose
weiä, sp•ter beigefarben, mit zahlreichen Haufen von entdeckt, die sowohl aufgrund der klinischen Er-
Asci im Zentrum des Ascocarps . ö 80-250 ©m . scheinungen als auch hinsichtlich der Gewebsfor-
Anh•ngsel : Das Peridium besteht aus 2-10 septierten men des Erregers deutlich Unterschiede gegen-
Spiralhyphen, die strahlig aus dem Ascocarp hervorge- über der klassischen, in der Neuen Welt vorherr-
hen . Sie sind 1,7-3 ©m breit und mit 30-100 ©m auäer- schenden Histoplasmainfektion erkennen l•ät .
gewßhnlich lang . Auäerdem besteht das Peridium aus Sie veranlaäten VANBREUSEGHEM (1952), dem Er-
eingedellten, septierten, netzartig verflochtenen Hy-
phen, die von den Spiralhyphen ausgehen . reger eine Eigenstellung zuzuerkennen, die sich in
Ascus: Der keulen- bis birnenfßrmige Ascus hat einen ö dem zun•chst dafür gepr•gten Namen Histo-
von 3-5 x 10-16 ©m und eine gerade oder gekrümmte plasma duboisii und der neuen Krankheitsbe-
Basis . Er enth•lt 8 Ascosporen . zeichnung „Afrikanische Histoplasmose" wider-
Ascosporen: ö 1,5-2 ©m ; hyalin, glatt und rund . spiegelt .
Conidien-(imperfektes)Stadium : Anschlieäende Untersuchungen kompetenter
Histoplasma
capsulatum DARLING 1906 Arbeitsgruppen haben inzwischen die Sonderstel-
lung dieses Pilzes insoweit best•tigt, als er im bio-
Ascogenes (perfektes) Stadium : 1Emonsiela
capsulata KWON-CHUNG 1972 chemischen Verhalten und in der parasit•ren
Form Unterschiede gegenüber dem Erreger der
„klassischen" Histoplasmamykose erkennen l•ät.
Anmerkung
Diese berechtigen nach dem heutigen Erkenntnis-
KWON-CHUNG U . Mitarb . fanden in einer Studie von 184 stand aber wohl kaum eine Anerkennung als sepa-
klinischen und 939 Erdbodenisolaten heraus, daä bei er-
steren der „-"-Typ siebenmal h•ufiger vorhanden war rate Species, lassen es aber zu, ihm eine auch taxo-
als in der Natur, wo „+"- und „-"-Typ im Verh•ltnis nomisch begründete Sonderstellung einzur•u-
1 : 1 vorkommen . Das führte zur Frage, ob dem„-"-Typ men .
eine grßäere Virulenz zuzuschreiben ist .
Direkter mikroskopischer Nachweis
.1NaKcAhTZj,üngsteBfud(MCGINS 1979) Der wesentliche Unterschied zu Histoplasma cap-
ist Emmonsiella ein Synonym der vorher sulatum besteht darin, daä im Kßrper des infizier-
Ajellomyces . beschrinGatug ten Menschen und Affen (Pavian) die intrazellul•-
21 0 Hyphomyceten als Erreger von Systemmykosen

ren Gewebsformen vorherrschend sind, die sich gen Histoplasmamykose gesprochen (Abb . 207) .
durch ihre extreme Grßäe manifestieren . Diese Die Erregerzellen haben eine dickere Zellwan
Pilzzellen sind oval und mit einem ö von .dunethalzriceFtnshlü
10-13,5 ©m wesentlich grßäer als die sog . klein- Der histologische Nachweis der groäen Sproäzel-
zelligen Sproäformen von Histoplasma capsula- len (Abb . 16, s . Farbtafel 3) erfolgt unter den
tum . Dementsprechend wird von einer groäzelli- gleichen Gesichtspunkten wie auf S . 206 darge-
stellt . Öhnlichkeiten der Morphologie und Zell-
grßäe erschweren gelegentlich die Abgrenzung
gegenüber Blastomyces dermatitidis, Paracocci-
dioides brasiliensis und Cryptococcus neoformans .
Die Probleme kßnnen durch die Anwendung von
F•rbungen mit fluoreszierenden Antikßrpern
(vgl. S . 191 u . S . 206) gelßst werden . So f•rben
sich Schnitte mit den groäen Zellen von Histo-
plasma capsulatum var . duboisii an, wenn sie mit
Konjugaten aus Blastomyces dermatitidis über-
schichtet werden, wodurch bei •hnlicher Zell-
grßäe Irrtümer auftreten kßnnen . Diese werden
durch anschlieäende Behandlung mit einem ab-
sorbierten Antikßrperkonjugat von Blastomyces
dermatitidis behoben, das sich nur mit dem homo-
logen Erreger, aber nicht mehr mit Histoplasma-
zellen verbindet .

Kulturverhalten und mikroskopisches Bild


der Kulturform
In der Kultur wie in der Mikromorphologie sind
keine gravierenden Unterschiede gegenüber Hi-
stoplasma capsulatum erkennbar, so daä sich eine
gesonderte Erßrterung erübrigt, um so mehr, als
auch die Umzüchtung von der saprophyt•ren Kul-
turform in die parasit•re Gewebeform den glei-
chen Regeln unterliegt und sich - zumindest im
Initialstadium nach der Umzüchtung wie im expe-
rimentellen Tierversuch - zun•chst die typischen
kleinen Sproäformen entwickeln, die erst in sp•te-
ren Stadien von der Entstehung groäzelliger Ele-
mente gefolgt werden .

Biochemisches Verhalten
Unter Anwendung der von SEELIGER (1956) in die
biochemische Untersuchung von Pilzen einge-
führten Harnstoffhydrolyse als diagnostisches
Merkmal (vgl . S . 75) entdeckte VANBREUSEGHEM,
daä sich die afrikanischen Histoplasmapilze ge-
Abb. 207 Groäzellige Histoplasmamykose („afri- genüber den in den USA gezüchteten St•mmen
kanische" Form) . a Äbersichtspr•parat eines Lun- durch fehlende bzw . schwache oder stark verzß-
genschnitts nach Teilresektion (PAS-F•rbung) . gerte Harnstoffspaltung auszeichnen .
b St•rkere Vergrßäerung und groäzellige Gewebs-
formen von Histoplasma capsulatum var . duboisii, Stamhlung
umgeben von einem ungef•rbten Hof . c Groäzellige
Gewebsformen im histologischen Pr•parat (PAS- Keine Besonderheiten gegenüber Histoplasma
F•rbung) . capsulatum (s .S . 208) .
Histoplasma farciminosum 211

Epidemiologie scheu" Histoplasmamykose mag auch Ursache


Die Epidemiologie der sog . •afrikanischen" Hi- dafßr sein, daä in eigenen Untersuchungen an ein-
stoplasmamykose ist nach wie vor ungeklürt . Al- schlügigen Füllen zwar der empfindliche Histo-
lem Anschein nach ist sie anders als die der klassi- plasminhauttest (mit Reagenzien aus amerikani-
schen Form (s .S . 208) . Die von den Verfassern schen Stümmen) positiv anzeigt, wührend im Se-
vertretene Ansicht geht dahin, daä die afrikani- rum (bestütigt durch Nachuntersuchungen an
schen Erreger zwar auch aus der Umwelt aufge- amerikanischen und franzÜsischen Laboratorien)
nommen werden, in der Regel aber nicht ßber die nur recht unregelmüäig oder gar nicht humorale
Atemwege, worauf die weitgehende Aussparung AntikÜrper gegen Histoplasmaantigen gefunden
der Lungen bei den bisher untersuchten Erkran- wurden, obwohl die klassischen und die afrikani-
kungsfüllen so eindeutig hinweist, daä ein Lun- schen Stümme den grÜäten Teil des diagnostisch
genbefall als eine der VerÜffentlichung wßrdige bedeutsamen Zellwandantigens gemeinsam ha-
Besonderheit angesehen wird, die gleichwohl vor- ben .
kommt (vgl . SEELIGER et al ., 1980) . Zur Zeit kann
man nur vermuten, daä die Erreger, deren Stand- Systematik
ort in der afrikanischen Umwelt des Menschen Die zunüchst mit gutem Grund postulierte Ab-
und Affen noch nicht ermittelt wurde, vermutlich grenzung als eigene Species hat keine allgemeine
ßber den Verdauungstrakt oder durch Verletzun- Unterstßtzung gefunden .
gen in den KÜrper gelangen, wo sie sich dann eta- Die biochemischen und in der parasitüren Phase
blieren und eventuell metastatisch ausbreiten . offensichtlichen Besonderheiten sind jedoch
Ausdruck eines anderen metabolischen Verhal-
tens und rechtfertigen eine Sonderstellung, ent-
Klinisches Bild und Pathophysiologie weder als Subspecies oder als Variatio . Das Auf-
Die bisher beobachteten Erkrankungen beim finden eines perfekten Stadiums (1975) hat zur
Menschen und Pavian zeigen granulomatÜse Ver- Klürung der Taxonomie beigetragen . (Es sei hier-
ünderungen im Bereich der MundhÜhle und Spei- bei an die komplizierten Verhültnisse bei Micro-
sewege, subcutane Herde, Lüsionen in den Schü- sporum gypseum [s . S . 108] erinnert .)
del- und den groäen RÜhrenknochen, aber nur Zur Zeit neigt die Mehrzahl der Untersucher zu
ganz ausnahmsweise in den Lungen . In den befal- folgender Auffassung : Conidien-(imperfektes)
lenen Regionen ist - abgesehen von den groäzelli- Stadium : Histoplasma capsulatum var . duboisii
gen Formen - keine Besonderheit erkennbar, so VANBREUSEGHEM 1952 . Ascogenes (perfektes)
daä sich letztlich die Verlaufsform und Progre- Stadium (nach KWON-CHUNG 1975) : Emmon-
dienz nicht von der klassischen Histoplasmamy- siella capsulata KWON-CHUNG 1972 .
kose unterscheidet .
Unter Berßcksichtigung des biochemischen Ver-
haltens des Erregers sowie der primüren Lokalisa-
tion der Infektionsherde wird deshalb gefolgert,
Histoplasma farciminosum
daä es sich hierbei` um eine Variante von Histo- (RIVOLTA) REDAELLI et CIFERRI
plasma capsulatum handelt, die in der Natur einen 1934
Syn. : Cryptococcus farciminosus
anderen Standort hat als die mit Vogel-, Geflßgel- und Fledermausexkrementen angereicherten Na-
turherde der klassischen Form der Krankheit, um Perfektes Stadium : unbekannt
so mehr, als diese Naturherde in der Regel mit Dieser in der medizinischen Mykologie bisher
Harnstoff und Harnsüure aus den Exkrementen verhültnismüäig wenig beachtete Pilz ist ein Hy-
angereichert sind . Man kann vielleicht unterstel- phomycet aus der Gruppe der Adelomyceten . Er
len, daä sich hierdurch eine Auslese harnstoffak- verursacht bei Pferden und Mauleseln in Sßd- und
tiver und harnstoffinaktiver Stümme vollzogen Zentraleuropa, Nordafrika sowie in Sßdasien und
hat, deren prinzipiell gleiche Infektiositüt fßr Japan eine epizootische Lymphangitis (•glan-
Mensch und Affe durch ein prinzipiell verschiede- ders") mit subcutanen Herden und Geschwßren
nes Infektionsgeschehen zu unterschiedlichem der Haut, mit vorzugsweisem Befall des Halses,
Organbefall fßhrt . der vorderen Gliedmaäen und im Bereich von
Der weniger ausgeprügte Befall der groäen Or- Reibestellen der Haut . Ausgehend von lokalen
gane wie Lunge, Leber, Milz und des lymphati- Herden kommt es ßber eine Lymphangitis zum
sehen Systems durch den Erreger der •afrikani- Befall tiefer Organe . Zweifellos stammt auch die-
212 Hyphomyceten als Erreger von Systemmykosen

Abb . 208 Histoplasma farcimino-


sum . a Kolonie nach 14 Tagen bei
26ö C auf Sabouraud-Glucose-
Agar. b Mycel und Chlamydospo-
ren aus gleicher Kultur (Zupfprü-
parat) .

ser Erreger, der wohl nur ausnahmsweise den (imperfekten) Stadiums : Histoplasma farcimino-
Menschen befüllt, aus der Umwelt ; doch stehen sum (RIVOLTA), REDAELLI et CIFERRI 1934 .
eingehende Studien hinsichtlich des natßrlichen Das ascogene (perfekte) Stadium ist unbekannt .
Habitats unseres Wissens noch aus .

Kulturverhalten Loboa loboi (FONSECA FILHO et


Auf Sabouraud-Glucose-Agar wüchst der Pilz bei AREA LEAO) CIFERRI, AZEVEDO,
22ö C langsam in Form weiägelblicher bis grauer, CAMPOS et SIQUEIRA CARNEIRO
kegelfÜrmiger, gefurchter Kolonien mit einer 1956
brüunlichen Unterseite (Abb . 208a) . Ihre Konsi-
Syn . : Glenosporella loboi FONSECA FILHO et
stenz ist züh bis hart, festhaftend am Nührsubstrat .
AREA LEAO 1940 - Glenosporopsis amazo-
nica FONSECA FILHO 1943 -Paracoccidioides
Mikroskopisches Bild
loboi ALMEIDA et LACAZ 1949 - Blastomyces
Das septierte Mycel mit einem © von 2-5 Äm lüät loboi VANBREUSEGHEM 1952
rundliche bis vieleckige Conidien und Makroco-
Dieser Pilz ist verhültnismüäig gut nur in seinem
nidien erkennen, die aufgrund des kompakten
parasitüren Stadium bekannt . Die gelegentlich zu
Wachstums schwer darstellbar sind (Abb . 208b) .
findende Beschreibung einer Kulturphase (sapro-
Im Gewebe bzw . in den eitrigen Absonderungen
phytüres Mycelwachstum bei 25ö C und parasitü-
finden sich freiliegend oder intrazellulür runde bis
res Hefewachstum bei 37ö C auf bluthaltigen Sub-
ovale Zellen mit 3-5 Äm © , ühnlich denen bei der
straten) geht auf Angaben von LEAO u . Mitarb .
Histoplasmamykose (s .S . 206) .
(1948) zurßck . Da die Befunde bisher jedoch
Stammhaltung nicht reproduziert wurden, wird von der Be-
Keine Besonderheiten gegenßber Histoplasma schreibung abgesehen .
capsulatum (s .S . 208) . Der mit vielen Namen (s . oben) versehene Pilz ge-
hÜrt vermutlich zu den Adelomyceten und verur-
Epidemiologie sacht eine nur in Sßdamerika unter der Bezeich-
Die „bertragungsweise ist hypothetisch . VAN- nung Lobosche Krankheit oder Lobomykose be-
BREUsEGHEM hült eine „bertragung durch Insek- kannte Krankheit, die durch keloidartige Wuche-
ten fßr denkbar . Andererseits ist die primüre Lo- rungen in verschiedenen Regionen der Haut ge-
kalisation an Schßrfstellen mit der MÜglichkeit kennzeichnet ist .
vereinbar, daä die in der Natur (wo?) vegetieren- Mit langsam schleichendem, unauffülligem Be-
den Pilze durch Einreiben in den Wirt gelangen ginn breitet sich die Infektion kontinuierlich aus,
und sich subcutan etablieren mit einem Folgege- wobei die anfünglich flachen, an Keloid erinnern-
schehen, das bei anderen Verletzungsmykosen den cutanen und subcutanen Herde mit der Zeit
(z . B . Sporothrixmykose, s .S . 183) gesichert ist . granulomatÜs knollig und blumenkohlartig wer-
den, wührend der Allgemeinzustand der Patienten
Systematik durch die Mykose selbst nicht wesentlich beein-
Die insgesamt unzureichenden Kenntnisse hin- fluät wird, wenn man von den Verunstaltungen
sichtlich des Standorts und des Erregers sowie sei- und ihren Folgen absieht .
ner vermutlich existierenden perfekten Form er- Der Nachweis beschrünkt sich auf die Diagnose
lauben derzeit nur die Auflistung des Conidien- des Erregers im histologischen Schnittprüparat .
Paracoccidioides brasiliensis 213

Mikroskopisches Bild im Gewebeschnitt schriften wiederfindenden Sprachregelung zu ent-


Die Darstellung gelingt mit den ßblichen Fürbun- sprechen - denn weder hat der Erreger etwas mit
Coccidioides zu tun, noch mit der Coccidioides-
gen, am besten aber mittels des GROCOTT-GOMO-RI-Verfahrens (Vorschrift E, s .
.4S) Dabei fin- mykose (s.S . 195) .
den sich scharf begrenzte, runde bis ellipsoide Der zu den Adelomyceten gehÜrende Pilz ist weit
Einzelzellen mit einem © von 8-16 Äm, gelegent- verbreitet in Sßdamerika (bisher nicht in Chile)
lich auch Ketten aus 3-4 Zellen . Die Zellwand ist und wurde in anderen Teilen der Welt nur bei
etwa 1 Äm dick, das Cytoplasma mehrkernig . Die Kranken nachgewiesen, die vorher auf dem sßd-
Sprossung erfolgt meist unilokulür, gelegentlich amerikanischen Subkontinent gelebt hatten .
aber auch an mehreren Stellen . Die Verbindung Wie sein enger Verwandter Blastomyces dermati-
zwischen Mutter- und Tochterzelle kann ßber ei- tidis ist er dimorph und gehorcht hinsichtlich der
nen kurzen Schlauch bestehen bleiben . Modalitüten der Umzßchtung in die Hefephase
und ihrer Rßckzßchtung in die Mycelphase den
Systematik gleichen Gesetzmüäigkeiten, was die Ansprßche
Serologische Untersuchungen haben erwiesen, an die Nührbodenzusammensetzung und Tempe-
daä der Pilz deutlich ausgeprügte Antigengemein- ratur anbelangt, so daä in diesem Abschnitt keine
schaften mit Paracoccidioides brasiliensis besitzt . ausfßhrlichen Angaben zu diesem Punkt gegeben
Hefestadium : Loboa loboi CIFERRI et al . 1956 werden (vgl. S . 192) .

Anmerkung Klinisches Bild und Pathophysiologie


Die durch Paracoccidioides brasiliensis verur-
Der Nachweis des offenbar gleichen Erregers im
sachte Sßdamerikanische Blastomykose ist durch
pathologisch veründerten Schnabelbereich von
eine Vielzahl klinischer Erscheinungen gekenn-
Delphinen hat zur Vermutung gefßhrt, daä es sich
zeichnet . Sie befüllt vor allem die mittlere Alters-
vielleicht um einen vorzugsweise im Wasser oder
gruppe ohne Bevorzugung einer bestimmten
auf Wasserpflanzen lebenden Pilz handeln kÜnn-
te . Volksgruppe oder der rassischen ZugehÜrigkeit .
Klinisch stehen hüufig geschwßrige Veründerun-
gen in der MundhÜhle mit Stomatitis und Zahn-
ausfall im Vordergrund, die bei Rßckwanderern
Paracoccidioides brasiliensis aus dem Endemiegebiet Sßdamerikas leicht ver-
(SPLENDORE) ALMEIDA 1930 kannt werden und erhebliche differentialdiagno-
stische Schwierigkeiten bedingen, wenn ihre my-
Syn. : Zymonema brasiliense SPLENDORE kotische Ötiologie nicht in Betracht gezogen wird .
1912 - Zymonema histosporocellularis AL- Der Befall der Lymphwege und der Haut, letztere
MEIDA 1914 - Coccidioides brasiliensis AL- wird hüufig im Gesichtsbereich befallen, wird
MEIDA 1929 - Coccidioides histosporocellula- heute als Zeichen einer sekundüren Ausbreitung
ris FONSECA 1932 -Paracoccidioides cerebri- gedeutet . Geschwßrige Veründerungen finden
formis MOORE 1935 -Paracoccidioides tenuis sich nicht selten an der Haut-Schleimhaut-Grenze
MOORE 1935 - Lutziomyces histosporocellu- und sind durch tiefe Infiltrate und Geschwßrbil-
laris FONSECA FILHO 1939 -Blastomyces bra- dung auf dem Boden granulomatÜser Erscheinun-
siliensis CONANT et HOWELL 1941 - Aleu- gen gekennzeichnet . Allem Anschein nach sind
risma brasiliensis AROEIRA et BOGLIOLI 1951 zumindest in vielen Füllen die Atemwege bzw .
Perfektes Stadium : unbekannt Lungen Eintrittspforte des Erregers, ein Tatbe-
stand, der die klinischen und rÜntgenologischen
Die lange Liste der Synonyma dieser Pilzart lüät Zeichen einer tuberkulÜsen Erkrankung bedingt .
die Schwierigkeiten ihrer taxonomischen Einord- Ausgehend von diesem mutmaälichen Primür-
nung deutlich erkennen, um so mehr, als die no- herd werden in der Folge auch zahlreiche andere
menklatorische Prioritüt bisher nur auf dem Stu- innere Organe, vor allem Milz und Leber, das
dium der imperfekten Form beruht . Knochenmark und die Nebennieren sowie Darm
Wenn hier die durchaus nicht glßckliche Bezeich- und Nebenhoden befallen, seltener dagegen das
nung Paracoccidioides benutzt wird, wührend Zentralnervensystem . Die Erscheinungen der von
VANBREUSEGHEM den ülteren Gattungsnamen subcutanen Herden ausgehenden Lymphangitis
Blastomyces vorzieht, so nur, um der allgemeinen, und Lymphadenitis sind oft schmerzhaft, aber
sich in den internationalen mykologischen Zeit- keineswegs erregerspezifisch .
21 4 Hyphomyceten als Erreger von Systemmykosen

In „bereinstimmung mit der Ansicht von Ken- Biopsie- und Gewebeproben aus Lüsionen,
nern der Krankheit deuten auch eigene Beobach- Lymphknoten und inneren Organen .
tungen an Rßckwanderern darauf hin, daä dem
Auftreten klinischer Erscheinungen ein ziemlich
Anzßchtung aus pathologischem Material
langes symptomloses oder zumindest symptom-
armes Intervall vorausgehen kann (bei einem Nicht zuletzt wegen der VerwechslungsmÜglich-
hierzulande beobachteten Patienten ßber 10 Jah- keiten mit anderen Erregern von Systemmykosen
re!), so daä in solchen Füllen, vor allem wenn in ist der Kulturversuch stets erforderlich. Er erfor-
der MundhÜhle karzinomverdüchtige Lüsionen dert die Beimpfung von Sabouraud-Glucose-
beobachtet und mit aggressiver Chemotherapie Agar (mÜglichst mehrere SchrügrÜhrchen mit an-
behandelt werden, durch die damit verbundene schlieäender Bebrßtung bei 22ö C, ggf . unter vor-
Ausschaltung der zellulüren Abwehr latente herigem Zusatz von antibakteriellen Hemmstof-
Herde geradezu •explodieren" und eine nachfol- fen) . Parallel dazu empfiehlt sich dringend die
gende ütiologische Therapie erfolglos machen Beimpfung von Hirn-Herz-Infusionsagar oder
kÜnnen . Unbehandelt fßhrt die Krankheit in eini- Blutagar mit Bebrßtung bei 37ö C, allerdings ohne
gen Jahren zum Tode . Hemmstoffzusatz . Die Bebrßtung muä minde-
stens 3 Wochen erfolgen, da sich Paracoccidioides
brasiliensis nur langsam entwickelt .
Immunologische Reaktionen
Analog zur Nordamerikanischen Blastomykose Sein Nachweis miälingt, wenn gleichzeitig eine ausge-
beantwortet der KÜrper die Pilzinfektion mit einer dehnte lokale und/oder eine viscerale Candidamykose
besteht, da Candidapilze viel rascher wachsen und - wie
gegen Paracoccidioides brasiliensis-Antigene ge-
eigene Beobachtungen lehrten - die mikroskopisch vor-
richteten „berempfindlichkeit, die intracutan mit her im Sputum nachgewiesenen, fßr Paracoccidioides
•Paracoccidioidin" ebenso nachgewiesen werden brasiliensis charakteristischen Elemente ßberwuchern .
kann wie das Auftreten humoraler AntikÜrper Zur Zeit gibt es keinen Nührboden, der die selektive
mittels einschlügiger serologischer Reaktionen Ausschaltung von Candida albicans gegenßber Paracoc-
unter Verwendung von verschiedenen Antigen- cidioides brasiliensis und anderen Systemmykoseerre-
prüparationen aus Paracoccidioides brasiliensis. gern erlaubt.
Antigengemeinschaften nicht nur mit Blastomyces
dermatitidis, sondern auch mit Histoplasma capsu- Ausstrich- oder Abklatschprüparat
latum kÜnnen die ütiologische Zuordnung der
Am schnellsten gelingt der Nachweis im ungefürb-
Krankheit bei positiven Reaktionsausfüllen er-
ten Nativprüparat aus Eiter, Sputum oder anderen
schweren und machen den direkten Nachweis des Exsudaten, auch aus Lymphknotenhomogenisat .
Erregers unerlüälich .
Im starken Trockensystem, besser mittels °lim-
mersion, finden sich nach Aufhellung mit 10 %iger
Vorsichtsmaänahmen in Laboratorien NaOH-LÜsung Sproäzellen unterschiedlicher
Wührend das Untersuchungsmaterial, das in der GrÜäe mit einem © von 2-30 Äm (Abb . 209) .
Regel die Hefephase des Erregers enthült (ebenso Extrem groäe Pilzzellen mit letztgenanntem ©
wie bei Infektionen durch Blastomyces dermatiti- waren Ursache differentialdiagnostischer Schwie-
dis und Histoplasma capsulatum), fßr den Unter- rigkeiten gegenßber den Sphürulen von Cocci-
sucher bei Beachtung der ßblichen Cautelen unge- dioides immitis (und haben anscheinend zur Na-
führlich ist, erfordert der Umgang mit der Mycel- mensgebung •Paracoccidioides" beigetragen) .
phase des Erregers besondere Aufmerksamkeit, Die Gewebeform von Paracoccidioides brasilien-
obwohl bisher keine Laborinfektionen (nach sis ist rund bis rundoval ; die Zellen liegen in Hau-
Kenntnis der Verfasser) bekannt wurden - im Ge- fen oder kurzen Ketten . Die Zellwand nimmt mit
gensatz zu Histoplasma capsulatum und Cocci- zunehmender Reifung der Pilzzelle von 0,3 Äm bis
dioides immitis (s . S . 197 u . S . 203) . Der Umgang auf 1 Äm zu, so daä bei zweizelligen Sproäformen
mit der Hefephase ist bei korrektem Arbeiten auch an Blastomyces dermatitidis zu denken ist.
problemlos . Das Auffinden mehrerer Sproäformen, die von
einer Mutterzelle entspringen, deutet mit hoher
Untersuchungsmaterial Wahrscheinlichkeit auf Paracoccidioides brasi-
Zur Untersuchung gelangen in erster Linie - ne- liensis hin, ist aber nicht unbedingt beweisend, da
ben Eiter aus cutanen und subcutanen Herden - Öhnliches ausnahmsweise auch bei Blastomyces
Sputumproben, Abstriche vom Geschwßrsgrund, dermatitidis vorkommt .
Paracoccidioides brasiliensis 21 5

Histologisches Schnittprüparat Richtungen in allen Ebenen erfolgt (also auch


Analog zur Nordamerikanischen Blastomykose nach oben und unten) und muä diesbezßglich
(s . S . 190) zeigen Gewebeschnitte in Abhüngigkeit sorgfültig mikroskopieren . Am leichtesten gelingt
von den jeweiligen Lüsionen die Zeichen der eitri- der Nachweis dieser Margaritenform, wenn sich
gen Entzßndung und/oder Mikroabszeäformatio- gerade kleine multiple Sproäzellen entwickelt ha-
nen und granulomatÜse Reaktion vom Tuberku- ben (Abb . 210) .
losetyp mit Riesenzellen, in denen sich oft die
Pilzzellen finden . Kulturverhalten und mikroskopisches Bild
Die Gewebsformen von Paracoccidioides brasi- 1 . Mycelphase : Die Mycelphase der Kulturform
liensis lassen sich mittels der Hümatoxylin-Eo- entwickelt sich bei 20-30ö C langsam und be-
sin-Fürbung erkennen, werden aber am besten mit nÜtigt meist 10-20 Tage zur Entstehung von
den pilzspezifischen Verfahren dargestellt Kolonien von 1-2 cm © (Abb . 211 a) . Diese
(Abb . 209) . sind wechselnd im Aussehen und in ihrer Kon-
Der Nachweis einer multiplen Sprossung ist in ho- sistenz ; sie zeigen auch mikromorphologisch
hem Maäe richtungweisend fßr die Diagnose einer keine diagnostisch richtungweisenden Merk-
Sßdamerikanischen Blastomykose (Margariten- male auäer (selten) runden Conidien auf kur-
form) . Der Untersucher muä dabei allerdings be- zen Conidiophoren und zahlreichen Chlamydo-
achten, daä die Sprossung nach verschiedenen sporen bis 40 Äm © . Deshalb ist die Umzßch-

Abb . 209 Paracoccidioides brasiliensis . a Sputumprüparat (GROCOTT-GOMORI) mit Hefeform und multipler
Sprossung . b Schnittprüparat von Granulom mit Riesenzelle und phagocytierten Hefezellen . c-e Hefezel-
len in Schnittprüparaten mit unterschiedlichen Formen multipler Sprossung (J').
216 Hyphomyceten als Erreger von Systemmykosen

Anmerkung
Angesichts mancher Schwierigkeiten bei der An-
zßchtung, vor allem bei Begleit- oder Superinfek-
tionen durch Bakterien oder Candida albicans,
wird der diagnostische Tierversuch manchmal nÜ-
tig . Hierzu wird die Verimpfung von Untersu-
chungsmaterial, aufgeschwemmt in physiologi-
scher KochsalzlÜsung, intratesticulür in Meer-
schweinchen oder intraperitoneal in Müuse emp-
fohlen (Versuchsdauer beim Meerschweinchen
ca . 14 Tage, bei Müusen 5-6 Wochen) . Die wei-
tere Diagnostik erfolgt nach Organentnahme bzw .
Exsudatgewinnung nach den oben gegebenen
Anweisungen .

Stammhaltung
Die Aufbewahrung von Paracoccidioides brasi-
liensis-Kulturen erfolgt in gleicher Weise wie bei
Blastomyces dermatitidis (s .S . 193) und Histo-
plasma capsulatum (s .S . 208) .

Abb . 210 Paracoccidioidesmykose (•Sßdameri-


kanische" Blastomykose) . a Gewebsschnitt eines
infizierten Lymphknotens mit typischer •Margari-
tenform", verursacht durch multilokulüre Spros-
sung der Gewebsform von Paracoccidioides brasi-
liensis . b Starke VergrÜäerung (Fotografie : Dr .
SCHoN, Saarbrßcken) .

tung in die Hefephase erforderlich (vgl . S . 192),


die mit der gleichen Methodik wie bei Blasto-
myces dermatitidis erfolgt .
2 . Hefephase : Bei 37ö C entwickelt sich die Hefe-
phase ebenfalls langsam . Die Kolonien auf
Hirn-Herz-Infusionsagar oder auf Francis-
Agar sind cremefarben, spüter beigefarben und
glünzend . Von weicher, hefeartiger Konsistenz
ist ihre Oberflüche glatt, in anderen Füllen
warzig oder wachsartig ; bei lüngerer Bebrß-
tung bekommen die Kolonien bzw . Kolonie-
verbünde ein cerebriformes Aussehen
(Abb . 211 b) .
Im mikroskopischen Prüparat finden sich runde,
ovale, oft pleomorphe Sproäzellen unterschiedli-
Abb . 211 Paracoccidioides brasiliensis . a Mycel-
cher GrÜäe mit charakteristischen multiplen phasekultur nach 28 Tagen bei 22ö C auf Sabou-
Tochterzellen, die je nach dem Stadium des raud-Glucose-Agar . b Hefephasekultur (Maästab
Sproävorgangs alle Phasen von kleinen Rundzel- 4 :1) nach 28 Tagen bei 37öC auf Hirn-Herz-Infu-
len (l -10 Äm © und mehr) (Abb . 212) aufweisen . sionsagar .
Paracoccidioides brasiliensis 21 7

Abb. 212 Paracoccidioides bra-


siliensis - Hefephase . a Mikro-
morphologie der Mycelphase (M)
und Hefephase (H) (Camera luci-
da) . b-d Multiple Sprossung zu
verschiedenen Zeitpunkten der
Kultivierung der Hefephase auf
Hirn-Herz-Infusionsagar bei 37ö C .

Epidemiologie renden klinischen Erscheinungen mahnt aller-


Da bisher ein natßrliches Reservoir von Paracoc- dings zur Zurßckhaltung bei der Beurteilung .
cidioides brasiliensis nicht gefunden wurde, sind
Infektionsmodus und „bertragungsweise hypo-
thetisch . Vorherrschend ist die Ansicht einer Systematik
aerogenen Infektion, wenngleich die hüufigen Lü- Da ein perfektes Stadium bisher nicht gefunden
sionen im Bereich der MundhÜhle aber auch an wurde, wird Paracoccidioides brasiliensis bei den
orale InfektionsmÜglichkeiten denken lassen . Fungi imperfecti eingeordnet und wahlweise be-
Das frßher beobachtete Vorherrschen von Infek- nannt : Paracoccidioides brasiliensis (SPLENDORE)
tionen unter der LandbevÜlkerung ist seit einiger ALMEIDA 1930 oder Blastomyces brasiliensis Co-
Zeit nicht mehr so charakteristisch, da auch Fülle NANT et HOWELL 1941 . Antigenanalytische Stu-
bei Stüdtern gefunden wurden . Die gelegentlich dien und viele kulturelle wie biologische Öhnlich-
lange Latenz zwischen dem Zeitpunkt der Infek- keiten deuten auf eine enge Verwandtschaft zu
tion und dem Auftreten der ersten zum Arzt fßh- Blastomyces dermatitidis hin .
21 8 Hyphomyceten als Erreger von Systemmykosen

Rhinosporidium seeberi Untersuchungsmaterial


(WERNICKE) SEEBER 1912 Die Diagnose wird aus dem morphologischen Er-
scheinungsbild der Erregerstrukturen gestellt, die
Perfektes Stadium : unbekannt in der Cystenflßssigkeit und in dem polypÜs ver-
Dieser mÜglicherweise zu den Zygomyceten ünderten Gewebe nachweisbar sind .
(Phycomyceten) zühlende Pilz ist vorwiegend in
Sßdindien und Sri Lanka endemisch (er wurde Direkter mikroskopischer Nachweis
auch in anderen tropischen Regionen Asiens und Im Nativprüparat wie im histologischen Schnitt-
Sßdamerikas festgestellt), wo er beim Menschen, prüparat, das mittels der klassischen Fürbemetho-
bei Pferden und Rindern sowie bei WasservÜgeln den ebenso wie mit den fßr Pilze geeigneten Spe-
cystisch-polypÜse Wucherungen in den oberen zialverfahren den Erregernachweis erlaubt, im-
Atemwegen und den Augenlidern sowie auf ande- ponieren RundkÜrper (Abb . 213) mit einem 0
ren Schleimhüuten hervorruft, die Rhinospori- von 200-300 Äm . Diese besitzen eine dicke
dium-•Mykose" (Rhinosporidiosis) . Bisher ist es Wand ; ihr Inhalt ist anfünglich homogen und dif-
nicht gelungen, Reinkulturen zu gewinnen, so daä ferenziert sich mit zunehmendem Alter zu kleinen
sichere Aussagen ßber seine ZugehÜrigkeit nicht rundlichen, sporenühnlichen Gebilden von
mÜglich sind . Dabei ist es nicht einmal sicher, ob 7,7 Äm ©, in denen sich noch kleinere InnenkÜr-
es sich wirklich um einen Pilz handelt . per von 2-3 Äm © erkennen lassen .

Abb . 213 Rhinosporidium see-


beri (PAS-Fürbung) . a„ber-
sichtsprüparat eines Schleimhaut-
schnitts . b, c Cystisches •Sporan-
gium" mit Sporen . d Sporen mit
InnenkÜrpern in starker VergrÜäe-
rung .
Rhinosporidium seeberi 21 9

Die Strukturen werden als •Sporangien" und voir im aquatischen Milieu zu suchen ist . Obwohl
•Sporen" (bzw . Sphürulen) gedeutet (Abb . 213) . alle Altersgruppen befallen werden, ist die
Durch eine °ffnung (Porus) im •Sporangium" Krankheit anscheinend bei Kindern und jungen
entleeren sich die Sporen . Erwachsenen hüufiger, insbesondere unter münn-
lichen Arbeitern mit Tütigkeiten in und unter
Epidemiologie Wasser sowohl in Flßssen als auch in anderen
Angesichts des unzureichenden Kenntnisstandes Sßäwassergewüssern .
wird von spekulativen ErÜrterungen hinsichtlich
der Epidemiologie und Epizootologie Abstand Systematik
genommen . Vielleicht bestütigt sich die Vermu- Ungeachtet einiger weiterer Synonyma gilt die
tung von EMMONS u . Mitarb ., daä es sich primür allgemein gebrüuchliche Bezeichnung Rhinospo-
um einen aquatischen Pilz handelt, dessen Reser- ridium seeberi (WERNICKE) SEEBER 1912 .
Hyphomyceten als gelegentliche Erreger
von Mykosen

Aspergillus fumigatus FRESENIUS gen sie hier gelegentlich mit einem dichten My-
celgeflecht die Invasion einzuleiten oder lokale,
1863 spüter grÜäere Bereiche der Atemwege zu allergi-
Perfektes Stadium : Neosartoria fumigata sieren . Infolge der geringen GrÜäe kÜnnen inha-
MALLOCH et CAIN 1972 lierte Sporen bis in die Tiefe gelangen . Ihr Haften
Syn. : Sartorya fumigata sensu BENJAMIN und Eindringen wird bei Aspergillus fumigatus
1955, sensu SUBRAMANIAN 1972 durch seine Fühigkeit mitbedingt, bei Temperatu-
ren bis 50ö C zu wachsen .
Aspergillusarten stellen eine ubiquitüre, ziemlich Zur Aspergillus fumigatus-Serie (wie eine •Grup-
anspruchslose Gruppe von Fadenpilzen dar, um pe" in der Pilzsystematik korrekt bezeichnet wird)
deren Differenzierung sich RAPER u . FENNEL be- gehÜren mehrere der klassischen Form ziemlich
sondere Verdienste erwarben . ühnliche Varietüten, aber zumindest eine weitere
Subspecies (oder gar Species), die Aspergillus fi-
Zu ihr gehÜren zahlreiche Saprophyten, die auf abge- scheri-Serie . In diesen Bereich gehÜrt auch Asper-
storbener organischer Substanz leben . Durch den Ab-
gillus phialiseptus KWON-CHUNG 1975, der sich
bau dieser Stoffe sind sie unmittelbar in den Kreislauf
der Natur eingeschaltet . Gleichwohl spielen sie als un- durch lange septierte Phialiden (4-6 x 8-8 Äm)
erwßnschte Kontaminanten (vgl . S . 246) auch im Labo- abgrenzen lüät und ebenfalls müusepathogen ist .
ratorium eine Rolle . - Nur wenige Arten haben phyto-
pathogene Bedeutung ; einige kÜnnen als Krankheitser- Nativprüparat
reger in das Leben von Warmblßtern eingreifen, sei es In allen Untersuchungsproben kommt dem Na-
als Infektionsursache, sei es als Giftbildner (s . S . 9) oder tivprüparat - sofern Material hierfßr gewonnen
sei es als Allergen (meist im Bereich der Atemwege)
werden kann - eine untergeordnete Rolle zu ;
(s .S . 225) .
denn der gelegentliche Nachweis von Hyphen-
Die grÜäte ütiologische Bedeutung dßrfte der fragmenten oder Conidien (Abb . 214) sagt kaum
Aspergillus fumigatus-Serie zukommen . Ihre etwas ßber die Bedeutung oder Quantitüt des Er-
Glieder sind in der Umgebung des Menschen regers aus . Gerade dies kann aber fßr die Beurtei-
reichlich vorhanden und praktisch nicht zu elimi- lung - ob der Pilz als Saprophyt, Sekundürbesied-
nieren . ler oder Erreger zu bewerten ist - wichtig sein . Bei
Unter bestimmten Voraussetzungen vermag GehÜrgangbesiedlung wird ein Wattetrügerab-
Aspergillus fumigatus sekundür ein bereits vor- strich auf einen Objekttrüger gebracht . Nach (lün-
handenes Krankheitsgeschehen nachteilig zu be- gerer) Einwirkung von Lactophenol-Baumwoll-
einflussen . Nicht ganz selten ist er selbst Krank- blau fürben sich die Pilzhyphen blau und lassen die
heitsursache . Vermutung auf Aspergillus zu, auch wenn sie
Wührend die glatte und die behaarte Haut nicht querwandlos bzw . nicht septiert sind (Differenti-
angegriffen werden kann (dazu fehlen dem Pilz aldiagnose : Mucoraceen) . Meist finden sich reich-
die erforderlichen keratinolytischen Fühigkeiten), lich Conidien, die allerdings oft nicht als solche er-
werden GehÜrgang und NebenhÜhlen schon eher kannt und richtig bewertet werden . - Mit Bron-
von Aspergillus fumigatus befallen, besonders chialsekret bzw. Sputum wird ühnlich verfahren ;
wenn Entzßndungen vorausgegangen sind (vgl . allerdings wird hier routinemüäig auch die
auch Otomykose durch Aspergillus niger, s . S . GRAM-Fürbung angewandt . Sie bringt bei Pilzin-
224) . fektionen der Atemwege manchmal Hinweise
Von den inneren Organen ist die Lunge am mei- (Abb . 214a-c) .
sten betroffen . Geführdet ist prinzipiell der ganze Wertvoller, weil zuverlüssiger, ist die Beurteilung
Respirationstrakt, weil die Sporen inhaliert wer- der Kultur, die an aufeinanderfolgenden Tagen
den. Trotz der hohen KÜrpertemperatur vermÜ- angelegt werden sollte . Daä nur morgendliches
Aspergillus fumigatus 221

Abb . 214 Aspergillusmykose des Menschen . a Aspergillusmycel im eitrigen Bronchialsekret (GRAM-F•r-


bung, übersicht) . b, c Mycelfragmente in Sputumproben (GRAM-F•rbung, älimmersion) . d Conidiophoren
mit Phialiden im Ausstrichpr•parat von Gehßrgangsmykose (GRAM-F•rbung) . e Aspergillusconidien im
Ausstrichpr•parat bei verschimmeltem Gehßrgangsekzem . f Aspergillusmycel im infizierten Auge (Silber-
f•rbung, übersicht) .

NÜchternsputum auswertbar ist, sollte keiner be- Mycel (Abb . 215 a, b, e, f) oder Mycelfragmente
sonderen Erw•hnung bedÜrfen . (Abb . 215 c) sind ebenfalls charakteristisch . Aste-
roidkßrper (vgl . S . 55, 184) werden ebenfalls ge-
Histologisches Schnittpr•parat legentlich gefunden (DREXLER u . Mitarb ., 1979) .
Die Untersuchung von Gewebeschnitten liefert
mit den klassischen Verfahren ebenso wie mit Kulturverhalten
Spezialf•rbungen fÜr Pilze wertvolle Hinweise, Aspergillus fumigatus verfÜgt fÜr seine Entwick-
die die Diagnose einer Aspergillusmykose si- lung Über eine groöe thermische Breite mit Ver-
chern, wenn in belÜfteten Partien des Gewebes mehrung und Bildung charakteristischer Kolonien
typische Conidiophoren nachweisbar sind bei 50© C . Sein Temperaturoptimum liegt bei
(Abb . 215d ) . Septiertes dichotom verzweigtes 37© C . Dieser thermischen Toleranz verdankt
222 Hyphomyceten als gelegentliche Erreger von Mykosen

A bb . 215 Aspergillusmykose bei Mensch und Tier . a Conidiophoren mit einreihigen Sterigmen im Lun-
gencavum . b Aspergillusmycel im Lungenschnitt . c Aspergillusfragment in Riesenzelle bei Aspergillus-
pneumonie . d Struktur der Pilzkugel (Fungusball) bei Aspergillusmycetom . e Pleomorphe Mycelschl•uche
bei invasivem Wachstum im vorgesch•digten Gewebe . f Dichotome Verzweigung der septierten Mycelien in
der Niere bei experimenteller Aspergillusmykose der Maus (OSSWALD u . SEELIGER, unverßffentlicht) .

Aspergillus fumigatus Überhaupt die F•higkeit zum Nachweis von pathogenen Pilzen enthalten
zum Befall der inneren Organe von WarmblÜtern . ist ; denn diese Substanz hemmt das Wachstum
Die Kulturen sollten bei Zimmer- (22© C) und von Schimmelpilzen .
Kßrpertemperatur (37© C) sowie bei 45© C bebrÜ- Sputumkulturen bedÜrfen manchmal einer gewis-
tet werden . Als Substrat sind Czapek-Agar und sen ÄAnlaufzeit" von einigen Tagen, bis sich die
Sabouraud-Glucose-Agar geeignet . Zu beachten ersten Kolonien zeigen ; dann ist das Wachstum al-
ist, daö die N•hrbßden frei von Cycloheximid sein lerdings intensiv . In 8 Tagen erreichen sie einen „
mÜssen, das in einer Reihe von Spezialn•hrbßden von 15-40 mm (Abb . 216, s . Farbtafel 16) . Ko-
Aspergillus fumigatus 2 23

A bb . 218 Aspergillus fumigatus .


a Conidiophor (schematisch) -
F = Fuözelle, V = Vesicula (Frucht-
bl•schen), S = Sterigmen-einrei-
hig - im oberen Abschnitt der Ve-
sicula (Phialiden), C = parallel an-
geordnete Conidien (in BÜndel-
form) . b Pr•parat von reifen Co-
nidiophoren .

loniegrßöe, F•rbung und Ausbreitung sind ziem- tur atypisch und rudiment•r . Sie erhalten ihre cha-
lich unterschiedlich . Manchmal, besonders bei rakteristischen Merkmale erst in Subkulturen
Kulturversuchen aus Brßckeln alter Aspergillome (Abb . 219) .
(nach Operation oder Autopsie), ist das Anwach-
sen erheblich verzßgert, und die Kulturen erlan-
gen erst nach einigen Passagen ihr charakteristi-
sches Aussehen (Abb . 217d, s . Farbtafel 17 u .
Abb . 219) .
Die Kulturoberfl•che ist samt•hnlich, stellen-
weise flockig, in manchen F•llen anfangs schnee-
weiö und watte•hnlich . Das Farbenspiel der rei-
fenden Kolonien reicht von weiö Über hellgrÜn bis
rauchgrau, fast schwarz . Die RÜckseite der Kultur
ist farblos oder gelblich bis gelbrot . Die Farbtß-
nung ist auch abh•ngig von der ZÜchtungstempe-
ratur (Abb . 217b, s . Farbtafel 17) .

Mikroskopisches Bild
Aus einer dickwandigen Fuözelle (vgl . Abb . 218 a
u . Abb . 252b) erhebt sich der Conidiophor mit
einer L•nge von 300-500 Öm und einem „ von
2-8 Öm . Die Vesicula (Bl•schen) tr•gt kappen-
•hnlich den sporogenen Apparat . Auf diesem bir-
nenfßrmigen Bl•schen ( „ 20-30 Öm) steht eine
einzige Reihe von Phialiden (2-3 x 6-8 Öm),
die meist parallel zur Achse des Conidientr•gers
in der oberen H•lfte des Bl•schens angeordnet
sind . Die ziemlich fest aneinanderhaftenden Co-
nidien (2 x 3,5 Öm) stehen s•ulen•hnlich auf Ste-
rigmen bzw . Phialiden (Abb . 218) . Gelegentlich Abb . 219 Aspergillus fumigatus . Atypische Coni-
sind die Conidientr•ger - vor allem nach AnzÜch- diophorenbildung bei Erstkultur aus Pilzmasse ei-
tung aus operativ oder bei Autopsie gewonnenem nes resezierten Lungenaspergilloms, verzßgert an-
Material aus dem Fungusball bei Aspergillusmy- gewachsen nach 10 Tagen BebrÜtung bei 37© C (vgl .
kose (Aspergillom der Lunge) - in der Prim•rkul- Abb . 217d, s . Farbtafel 17) .
224 Hyphomyceten als gelegentliche Erreger von Mykose n

Stammhaltung e rgibt . Die Komplementbindungsreaktion zeigt


Aspergillus fumigatus bleibt in Rßhrchenkulturen sich hierbei den Verfahren der Immundiffusion
auf Reiskßrnern lange Zeit gut erhalten . Eine und der Immunelektrophorese und ihren Modifi-
einmalige j•hrliche Passage genÜgt . kationen (z . B . der zweidimensionalen Immun-
elektrophorese) unterlegen . In der Immundiffu-
Pathophysiologie sion gilt der Nachweis von 4-6 Immunpr•zipitat-
Aspergillus fumigatus bildet ein Antibioticum streifen als beweisend .
(Fumigatin) . Obgleich diese Substanz ein breites Prinzipiell gleiche Reaktionen sind bei Organmykosen
Wirkungsspektrum gegenÜber gram-positiven oder bei pilzbedingten sog . Typ-3-Allergien zu erwar-
und gram-negativen Bakterien besitzt, ist sie un- ten, ggf . im Zusammenwirken mit den Antigenen aus
geachtet ihrer Toxizit•t (sie zerstßrt Leukocyten organischem Material anderer organischer Koniosen
im Tierversuch) pathogenetisch anscheinend ohne (z . B . aus Heu, Vogelfedern, Vogelkot usw .) . Hierbei
praktische Bedeutung . Unbekannt ist, ob dieses kßnnen auch die Antigene anderer Aspergillusarten
Stoffwechselprodukt beim Befall innerer Organe (z . B . Aspergillus niger) urs•chlich mitbeteiligt sein, so
daö in einigen Speziallaboratorien eine ganze . Batterie
am Krankheitsgeschehen beteiligt ist . solcher Antigene aus verschiedenen Aspergillusarten
Seroreaktionen bei Aspergillusmykose parallel zu anderen Antigenen organischer Herkunft zur
Testung benutzt wird .
Seit vielen Jahren und mit zunehmendem Erfolg
werden Seroreaktionen gegen die Antigene fakul-
tativ-pathogener Aspergillen benutzt (vgl . über-
Aspergillus niger VAN TIEGHEM 1867
sicht von SEELIGER u . SüHLER, 1976) . Im Vorder- Aspergillus niger l•öt sich in eine ganze Serie von
grund steht die Serodiagnostik der durch Aspergil- Formen untergliedern . Die Pilze sind weit verbrei-
lus fumigatus verursachten Aspergillusmykose der tet im Erdboden, Staub, auf Getreide und FrÜch-
Lunge, wobei das progressive chronische Asper- ten . Industriell sind sie bedeutsam als Produzen-
gillusmycetom (Aspergillom) durch Aspergillus ten von organischen S•uren, insbesondere Zitro-
fumigatus die zuverl•ssigsten Resultate mit Anti- nens•ure, Fumars•ure, Glucons•ure und Oxal-
genen aus dem Cytoplasma und aus Zellw•nden s•ure .

Abb . 221 Aspergillus niger.


a Kultur von Aspergillus niger mit
Candida pseudotropicalis auf Sa-
bouraud-Glucose-Agar aus Ab-
strich vom Gehßrgang eines Pa-
tienten mit Gehßrgangsekzem und
Otomykose .
b Kßpfchen mit ausgereiften Coni-
dien .
c Detail eines Kßpfchens .
d Metulae mit Phialiden und Coni-
dien .
e Conidien mit rauher Zellwand .
Basidiobolus 225

Kulturverhalten (Älaufendes Ohr" mit perforiertem Trommelfell),


Der Pilz bildet bei Temperaturen um 26© C in we- und verursacht hier ebenso wie andere saprophy-
nigen Tagen ausgedehnte Kolonien mit meist glat- t•re Pilze (s .S . 248) die Erscheinungen der sog .
ter Oberfl•che und einem farblosen vegetativen Otomykose . Deren Pilzrasen sind oft schon bei In-
Mycel im Substrat . Anfangs weiölich, nehmen spektion des Gehßrgangs mit dem bloöen Auge
viele St•mme rasch einen mehr oder weniger stark erkennbar . Abstrichpr•parate (Abb . 214 e) und
ausgepr•gten Gelbton an, der von der (namens- Kultur sichern rasch die Diagnose . Ober die H•u-
gebenden) Schwarzf•rbung der sich in groöer figkeit und Artzugehßrigkeit von Pilzen in Ne-
Zahl bildenden Conidien abgelßst wird (Abb . benhßhlen sei auf GENTLES (1978) verwiesen .
220, s . Farbtafel 16 u . Abb . 221 ) . Auch in der Cavernenwand nach abgelaufener Lungen-
tuberkulose kann es sekund•r zur Ansiedlung von
Mikroskopisches Bild Aspergillus niger und folgender Aspergillombildung
Die schwarz-braun bis kohlschwarz gef•rbten Co- kommen . Die Seroreaktionen sind nach STAIB u . Mitarb .
nidienkßpfe entwickeln sich auf farblosen bis (1979) nur homolog positiv (Immundiffusion), gegen
schwach gelblichen, meist unseptierten Conidio- Aspergillus fumigatus-Extrakte negativ. Beachtung ver-
dient bei solchen Aspergillus niger-Infektionen das Auf-
phoren (7-10 x 200-400 Öm, gelegentlich noch treten von reichlich Oxalatkristallen im Gewebe (Oxalo-
l•nger) aus der runden, dickwandigen Vesicula se) als Folge der Oxals•urebildung durch diese Pilzart .
(20-50 Öm „) . Die anf•nglich einreihigen Ste-
rigmen, die die Vesicula umgeben, werden in der
Regel zweireihig und sind meist braun bis
schw•rzlich verf•rbt . Aus ihnen entspringen die
GATTUNG Basidiobolus EIDAM 1886
runden Conidien, die anfangs glattwandig, sp•ter Die im Darminhalt von Frßschen (Rana esculenta
rauh und stachelig sind (2,5-4 Öm) (Abb . 221 e) . u . a .), Amphibien und Reptilien sowie in GemÜse-
abf•llen anzutreffenden Pilze werden im medizi-
Anmerkung nisch-mykologischen Laboratorium kaum jemals
Obwohl kein klassischer Infektionserreger, sind angetroffen, da sie vorzugsweise bei niederen
die Pilze der Aspergillus niger-Gruppe fÜr den Temperaturen gedeihen . Sie sind Saprophyten
Menschen nicht immer harmlos . Sie kßnnen bei und weltweite Commensalen .
Einatmung zur Sensibilisierung der tiefen Atem- Die zu den Zygomyceten (s .S . 232) gehßrende
wege und zu Krankheitserscheinungen fÜhren, so Gattung wird hier nicht nur um der Vollst•ndig-
daö bei Besch•ftigten in Produktionsst•tten, bei keit willen aufgefÜhrt und weil sie u . a . bei Men-
denen riesige Mengen von Aspergillus niger-My- schen mykotische Prozesse, meist traumatischer
cel anfallen, entsprechende Schutzvorkehrungen Genese, verursacht (erste Diagnose gestellt von
getroffen werden . EMMONS, 1956), sondern auch, weil diese Pilze
Nicht selten siedelt sich der Pilz im Gehßrgang an, aufgrund ihres Vermehrungsmechanismus Inter-
vor allem bei chronischem Gehßrgangsekzem esse beanspruchen .

Abb . 222 Basidiobolus meristo-


sporus . Kolonie nach 14 Tagen bei
26©C auf Sabouraud-Glucose-
Agar .
226 Hyphomyceten als gelegentliche Erreger von Mykosen

Basidiobolus meristosporus fliegt dabei 1-2 cm weit . Danach keimt sie auf
DRECHSLER 1955 passendem Substrat aus .
Wegen ihrer Zugehßrigkeit zu den Zygomyceten
Kulturverhalten werden die Nebenfruchtkßrper von Basidiobolus
Die vegetative Vermehrung des Mycels schlieöt auch als Porosporangien oder Sporangien be-
sich unmittelbar an jede Kernteilung an und fÜhrt zeichnet . Von groöem Interesse ist die Kerntei-
zu recht unterschiedlichen Kolonieformen, z . B . lung, die zu einer Segmentierung in einkernige
mit angedeutet radi•rer Furchung (Abb . 222), Zellen fÜhrt (wie es typisch fÜr Entomophthora-
z .T. mit Bildung konzentrischer Ringe . pilze ist (vgl . S . 229) .
Der glabrßse Thallus ist cremefarben bis br•unlich
und w•chst bei 37©C .

Mikroskopisches Bild
Die durch Segmente (!) unterteilte Hyphe entwik-
kelt sich zun•chst in der Tiefe des N•hrsubstrats .
Im Gegensatz zu anderen Basidiobolusarten ent-
steht ein rudiment•res Luftmycel mit reichlich
Conidien . Ferner finden sich gemmenartige Spo-
ren im submers wachsenden Teil (Abb . 223 u .
Abb . 224) .
Die mit einer klebrigen Oberfl•che versehene
Conidie lßst sich mit einer brÜsken Bewegung des
hochschnellenden Conidiophors und nimmt dabei
oft einen Teil der adh•siven Membran mit . Sie

Abb . 224 Basidiobolus meristosporus . a Begin-


nende Zygosporenbildung durch Fusion zweier
Abb . 223 Basidiobolus meristosporus (Camera lu- Gametangien (1), eine Gruppe abgerundeter, glatt-
cida) . a Reife, abgeschleuderte Conidie . b Einlei- wandiger Zygosporen (2) . b, c Mikroskopische Pr•-
tung der Zygosporenbildung durch 2 Konjugations- parate mit Conidien, Zygosporen, Fusion von Game-
hßcker . c Reife, glatt- und dickwandige Zygospore . tangien und coenocytischem Mycel .
Cephalosporium acremonium 227

Ferner bilden sich glattwandige Zygosporen mit gefaöt wird, ist er infolge seiner F•higkeit, bei
kleinen der Konjugation dienenden AusstÜlpun- 37© C und in KßrperflÜssigkeiten zu wachsen,
gen (Abb . 223c) . nicht ohne pathologische Bedeutung . Im subcuta-
nen Gewebe kann er die Erscheinungen des Eu-
Anmerkung mycetoms (s . S . 176, 178) mit Granulom- und Fi-
In der Monographie von COREMANS-PELSENEER stelbildungen verursachen, in denen sich typische
(1974) werden Über 110 Beobachtungen von
menschlichen Infektionen aus tropischen L•ndern
mitgeteilt, bei denen Basidiobolus als Ursache von
Infektionen angesehen wird, die vorzugsweise die
Subcutis betreffen und dort eitrige Granulome
bewirken . Meist handelt es sich um Einzelherde
von harter Konsistenz ohne Tendenz zum Fort-
schreiten oder zur Dissemination . Entsprechend
dem Vorkommen des Pilzes und der Exposition
sind meist die proximalen Gliedmaöen betroffen,
wo sich die Pilze als Fremdkßrper nach mechani-
schen Traumen einnisten und l•ngere Zeit Überle-
ben .
Nach Aufnahme mit der Nahrung kann sich eine
Infektion auch im Verdauungstrakt etablieren . -
Inwieweit bei einigen wenigen Todesf•llen die
ebenfalls gefundenen Basidiobolus meristospo-
rus-Pilze •tiologisch urs•chlich beteiligt waren, ist
ungekl•rt .
Diese Art von L•sionen ist im Versuch nach sub-
cutaner Inoculation von Pilzfragmenten bzw . Co-
nidien reproduzierbar und histologisch belegt .

Cephalosporium acremonium
CORDA 1839
Der in der Natur weit verbreitete Pilz w•chst -
auch bei 32© C - etwas schneller als die klassischen
Dermatophyten .

Kulturverhalten
Die Kolonien sind zun•chst fest, glattrandig und
orange-rosa, werden aber sp•ter von lockerem
Luftmycel Überwuchert, so daö sie dann weiö er-
scheinen (Abb . 225, s . Farbtafel 18) .

Mikroskopisches Bild
Die ein-, seltener zweizelligen, sehr kleinen Coni-
dien (1,2-1,7 x 3,5-4,0 Öm) sind, kßpfchenfßr-
mig zusammengeballt, an einem sehr dÜnnen,
senkrecht zur Hyphe stehenden Conidiophor in-
seriert (Abb . 226) . Die Hyphen liegen oft parallel Abb . 226 Cephalosporium acremonium . a Ein- bis
nebeneinander und bilden Koremien . zweikammerige kleine Conidien, kßpfchenfßrmig
auf unseptierten Conidiophoren (Camera lucida) .
b Morphologie der Einzelconidie und der Conidien-
Pathogenetische Eigenschaften kßpfchen (Camera lucida) . c Nativpr•parat von Co-
Obwohl dieser Pilz in der dermatologischen Pilz- nidienkßpfchen (übersicht) . d Nativpr•parat diver-
diagnostik stets als sekund•rer Verunreiniger auf- ser Kßpfchen in st•rkerer Vergrßöerung .
228 Hyphomyceten als gelegentliche Erreger von Mykosen

Pilzdrusen von weiöer bis weiögelber Farbe mit bei 30-37© C rasch wachsende Kultur watte•hn-
wenig oder ohne Randzement (Tab . 24, s . S . 178) lich und weiö ; manchmal bilden sich stellenweise
finden (Abb . 227) . - JANKE hat nach intraperito- glabrßse Anteile. Mit zunehmendem Alter flacht
nealer Infektion von Ratten Cephalosporium die filzartige Oberfl•che ab und wird samtartig bis
acremonium im resultierenden Hodengumma pudrig . RÜckseitig entstehen rßtliche, rosalila,
nachgewiesen . Gelegentlich wurde der Pilz auch braune und schwarze Verf•rbungen mit übergang
als Ursache eines roten Zahnbelags gefunden des Pigments in das N•hrsubstrat . - Was die Dru-
(GRüTZ) . sen anbelangt, s . Tab . 24, S . 178 .
Man darf deshalb beim Nachweis von Cephalo-
Mikroskopisches Bild
sporium acremonium aus Gewebe nicht ohne wei-
teres auf Apathogenit•t und Belanglosigkeit des Auf feinen, hyalinen Pilzf•den (1-2 x 3-6 Öm)
Befundes schlieöen . entstehen nach einigen Tagen perpendikul•r an-
geordnete Conidiophore (oft erst in Subkulturen) .
An deren Spitze treten aus Phialiden die oft ge-
Cephalosporium falciforme krÜmmten, sichelfßrmigen (!) Conidien von wech-
CARRION 1940-1951 selnder Grßöe (2-4 x 6-10 Öm) einzeln und in
Cephalosporium falciforme wird - ebenso wie Haufen aus, manchmal sind sie quergeteilt, so daö
Cephalosporium acremonium und Cephalosporium sie an die Cephalosporiumphase von Fusarium-
recifei - als gelegentlicher Eumycetomerreger be- Arten erinnern (s . S . 260) .
schrieben .
Cephalosporium recifei
Kulturverhalten
LEAO et LOBO 1934
Anf•nglich ist die auf Sabouraud-Glucose-Agar
Cephalosporium recifei wird wie die beiden oben
erw•hnten Cephalosporium-Arten als gelegentli-
cher Eumycetomerreger beschrieben .

Kulturverhalten
Rasches Wachstum eines weiöen, sp•ter rosa bis
lachsfarbenen Mycels mit ungef•rbter RÜckseite .
Die Kolonien sind eben und weich, bei verl•nger-
ter BebrÜtung feucht-glabrßs . - Was die Drusen
anbelangt, s . Tab . 24, S . 178 .

Mikroskopisches Bild
Auf 10-15 Öm langen (gelegentlich noch l•nge-
ren) Phialiden entwickeln sich haufenfßrmig an-
geordnete, l•nglich-gerade oder sichelartig ge-
krÜmmte Conidien .
Drusen
Die relativ weichen Gebilde im Gewebe und Fi-
steleiter der wenigen, bisher beobachteten Cepha-
losporium-Eumycetome sind vielgestaltig, manch-
mal l•nglich oder nierenfßrmig (0,5-1,0 mm „)
und weiö bis gelblich . Im Inneren erkennt man ein
Netzwerk von Pilzf•den ; die Auöenwand zeigt
eine schwach ausgepr•gte zementartige HÜlle
(Abb . 227) ; im Aussehen •hneln sie den Drusen
bei Infektionen durch Petriellidium boydii (s . S .
Abb . 227 Cephalosporiummykose . Von Eiter um- 178, 179) .
gebene Cephalosporiumdruse bei Eumycetom
Differentialdiagnose
(nach einem Pr•parat von Dr . COCKSHOTT, Ibadan) .
Keine oder unbedeutende zementartige Randzone . Nicht jeder rßtlich wachsende Pilz, dessen mikro-
a übersicht, b st•rkere Vergrßöerung . skopisches Pr•parat kßpfchenfßrmig angeordnete
Entomophthora coronata 229

Conidien zeigt, gehßrt zur Gattung Cephalospo-


rium. In den meisten F•llen handelt es sichu-mFu
sarium-Arten, bei denen sich neben der Bildung
mehrkammriger Makroconidien h•ufig auch eine
sog . Cephalosporiumphase entwickelt, die an-
f•nglich allein das Bild beherrscht und zu Ver-
wechslungen fÜhren kann . Die Conidien sind in
der Regel aber grßöer und zeigen auf Hafermehl-
agar eine gekrÜmmte Form (vgl . Fusarium S .
260) . Weitere systematische Studien sind bei
derartigen, zun•chst als Cephalosporium impo-
nierenden Pilzen stets angezeigt . Hierzu gehßrt
die im Labor nicht seltene, harmlose Art Phialo- Abb . 229 Entomophthora coronata (Camera luci-
phora hoffmannii VAN BEYMA (frÜher : Phialo- da) . Verschiedene Stadien von Conidiosporen, die
phora aurantiaca), deren Conidienstadium Conio- ohne Ruhepause sofort wieder auskeimen .
chaeta ligniaria (GREV.) COOKE ist .
lierten Hyphen von 6-15 Öm „ (Abb . 230a), in
Entomophthora coronata denen sich mit zunehmendem Alter auch Septen
(COSTANTIN) KERVORKIAN 1935 entwickeln (Abb . 230b) . Die reichlich gebildeten
Syn. : Boudierella coronata - Conidiobolus Conidien sind rund (10-20 Öm „) (Abb . 229 u .
villosus - Delacroixia coronata Abb . 230b) und entspringen am Ende langer
Der nur in tropischen Gegenden heimische Pilz ÄConidiophoren" (10 x 60-90 Öm „) . Sie wer-
gehßrt zu den Zygomyceten (s . S . 232) . Prim•r den in die n•here Umgebung geschleudert . Bei
ein Saprophyt, wurde er als Infektionserreger gÜnstigen Kulturbedingungen entwickelt sich aus
beim Pferd gefunden, einmal bisher beim Schim- ihnen rasch ein kurzer ÄConidiophor", der wie-
pansen und gelegentlich auch beim Menschen (s . derum ein endst•ndiges Conidium etwa gleicher
unten) . Grßöe bildet (Abb . 230 c) . Gelegentlich entsprin-
Kulturverhalten gen aus einer Conidie gleichzeitig mehrere Hy-
phen oder ÄConidiophoren" (Abb . 230d) . Au-
Innerhalb von wenigen Tagen entwickeln sich fla- öerdem entstehen an der Peripherie der Conidie
che Kolonien (mehrere cm „) von z•her Konsi-
manchmal kleine, unregelm•öig geformte Fort-
stenz mit schwach ausgepr•gter radi•rer Fur- s•tze oder Anh•ngsel, deren Natur noch nicht
chung . Die Oberfl•che ist farblos bis gelblich, die endgÜltig gekl•rt scheint . Dabei entwickelt sich
Unterseite farblos . In •lteren Kulturen nimmt die
ein kronenfßrmiges Gebilde, das fÜr die Namens-
gefurchte Oberfl•che ein mehliges Aussehen an
gebung maögebend wurde (dieses war in der hier
(Abb . 228) . beschriebenen Kultur aus der Mykothek des Pa-
Mikroskopisches Bild steur-Instituts, Paris, leider nicht mehr darstell-
Das coenocytische Mycel besteht aus stark granu- bar) .

Systematik
Die Beschreibungen der Art von EMMONS sowie
von VANBREUSEGHEM sind nicht ganz konform .-
Infolge des Schleudermechanismus zur Conidi en-
verbreitung wird die Art u . a . auch bei Conidiobo-
lus - •hnlich Basidiobolus (s . S . 226) - eingeord-
net . Eine perfekte Form wurde bisher nicht ge-
funden . Conidien-(imperfektes)Stadium : Ento-
mophthora coronata (COSTANTIN) KERVORKIAN
1935
Anmerkung
Der Pilz ist Erreger einer, bisher allerdings selten
Abb . 228 Entomophthora coronata . Kultur auf Sa- gefundenen Mykose des Menschen in Zentral-
bouraud-Glucose-Agar nach 14 Tagen bei 26© C . und Westafrika . Er bef•llt die Naseng•nge, Ne-
230 Hyphomyceten als gelegentliche Erreger von Mykose n

Abb . 230 Entomophthora coronata - Strukturelemente einer Kultur nach 14 Tagen bei 26© C auf Sabou-
raud-Glucose-Agar . a Coenocytisches Mycel mit reichlich Granula . b Verschiedene Entwicklungsstadien
von ÄKronen" (Foto : Dr. COREMANS-PELSENEER, BrÜssel) . c Bildung einer neuen, sekund•ren Conidie auf kur-
zem, von einer reifen Conidie gebildeten Conidiophor . d Eine ruhende, eine keimende Conidie mit Keim-
schl•uchen .

benhßhlen und angrenzende Gewebe, wodurch des Menschen keine Gefahr dar . Er verursacht
sich eosinophile Fremdkßrpergranulome entwik- aber gelegentlich Probleme im Bereich der Fuö-
keln, die zu erheblichen, oft schnuten- oder n•gel (vor allem der Groözehenn•gel), die er zwar
schnauzenartigen Ver•nderungen mit Schwellun- nicht prim•r befallen, aber posttraumatisch und
gen im Nasen-, Oberkiefer- und Mundbereich bei trophischen Stßrungen besiedeln kann . Ein
fÜhren . - Bei Verdacht empfiehlt es sich - am be- mykotisch ver•nderter, gelbstreifiger Fuönagel
sten nach vorheriger Kontaktaufnahme-, Sekret, ohne vorangegangene Interdigitalmykose l•öt an
Biopsie- und Operationsmaterial an eines der we- einen Scopulariopsisbefall denken (Abb . 231, s .
nigen Speziallaboratorien einzusenden, die mit Farbtafel 19) .
der Diagnostik dieser nur wenig bekannten Pilzart Mikroskopisches Nativpr•parat
vertraut sind (in Antwerpen, London, Paris usw .) . Im KOH-Pr•parat von subungualem Detritus fin-
- Da ein •hnliches Krankheitsbild mit gleicher det man Mycelnester aus groben F•den
Lokalisation auch bei Pferden und bisher einmal (2-3,5 Öm breit) und groöe Mengen von einzelli-
bei einem Affen erkannt wurde, darf man viel- gen, dickwandigen Conidien von runder, ovaler
leicht folgern, daö die Aufnahme der Conidien auf oder unregelm•öiger Gestalt mit einem Basis-
dem Luftwege zustande kommt .
streifen . Ihre Oberfl•che ist rauh . Im Zellinnern
sind lichtbrechende Reservestoffe erkennbar .
Scopulariopsis brevicaulis In der medizinischen Mykologie ist es Übrigens selten,
(SACCARDO) BAINIER 1907 daö bereits im Nativpr•parat des menschlichen Untersu-
chungsmaterials die Conidienform des Pilzes sichtbar ist .
Scopulariopsis brevicaulis, ein ubiquit•r verbrei- Dieses Kriterium spricht eher fÜr seine saprophyt•re
teter Schimmelpilz, stellt fÜr Haar oder Epidermis Natur.
Scopulariopsis brevicaulis 231

Kulturverhalten Mikroskopisches Bild


Das Kulturbild von Scopulariopsis brevicaulis ist Durch die reiche Conidienproduktion erscheint -
unterschiedlich in Abh•ngigkeit vom N•hrboden . wie bei allen der Gattung Penicillium nahestehen-
W•hrend der Thallus auf Mycoselü N•hrboden den Pilzen - die Kulturoberfl•che staubig .
und auf Czapek-Dox-Agar flach bleibt Es wird nur eine, bereits im Nativpr•parat sicht-
(Abb . 232, s . Farbtafel 19), entwickeln sich auf bare Conidienform gebildet . Ein Annellophor
Sabouraud-Glucose-Agar tiefe Furchen, ausge- schnÜrt die einzelnen Conidien kettenf©rmig hin-
hend von einer cerebriformen Mitte . Die Kolo- tereinander ab ; ihre Außenw•nde sind rauh . Die
nien entwickeln sich rasch (in 10 Tagen 25 mmä) Conidiengr©ße betr•gt 5-10 Äm (Abb . 234) .
mit viel Luftmycel . Sie sind zun•chst weiß, werden
aber nach wenigenTagen braun, auf Sabouraud- Stammhaltung
Glucose-Agar typisch zimtbraun . Die RÜckseite Auf locker geschichteten Reisk©rnern ist die Kul-
ist gelblich-grau ; der N•hrboden bleibt unpig- tur ein Jahr lang haltbar . Austrocknung schadet
mentiert (Abb . 233) . nicht .
Die Kulturen gedeihen gut bei Zimmertempera-
tur . Wird eine Doppelbesiedlung durch Scopula- Epidemiologie und „Pathogenese"
riopsis und ein Trichophyton vermutet, ist es Da Scopulariopsis brevicaulis keine keratinolyti-
ratsam, die jungen Scopulariopsiskolonien selek- sehen F•higkeiten besitzt, also prim•r als Parasit
tiv bei 20ö C zu kultivieren und das restliche Un- im Nagel nicht existieren kann, ist er auf andere
tersuchungsmaterial im Brutschrank bei Haut- organische Substanzen angewiesen . Diese sind auf
temperatur (32ö C) weiterzubeobachten . Nicht einem traumatisch ver•nderten Nagelbett (bei
selten verbirgt sich hinter Scopulariopsis brevicau- jungen Menschen) oder in einem durch andere
lis prim•r eine Trichophytoninfektion (ein Be- Krankheiten ver•nderten Nagel (bei •lteren Pa-
fund, der andere therapeutische Konsequenzen tienten) offenbar verfÜgbar .
h•tte : Scopulariopsis brevicaulis ist durch Griseo- Bevorzugt befallen werden - bei chronischem
fulvin nicht hemmbar) . Verlauf - die Großzehenn•gel, sehr selten dage-

Abb . 233 Scopulariopsis brevi-


caulis . 3 Wochen alte Kultur, iso-
liert aus Fußnagel, auf Sabou-
raud-Glucose-Agar (beachte die
faltige Oberfl•che) .
232 Hyphomyceten als gelegentliche Erreger von Mykosen

Das Conidien-(imperfekte)Stadium tr•gt den Namen


Scopulariopsis brevicaulis (SACCARDO) BAI-
NIER 1907 . (Außerdem gibt es noch weitere Spe-
cies dieser Gattung .) Man kennt nur ein Coni-
dienstadium ; fertile Perithecien werden nicht ge-
bildet. Die Einordnung erfolgt somit bei den
Fungi imperfecti.

KLASSE Zygomycetes1
Die Zygomyceten mit ihrem Überwiegend coeno-
cytischen (septumlosen) Mycel stellen einen eige-
nen Bereich der Hyphomyceten mit speziellen
Vermehrungsformen dar . Einige Arten, die - wie
ihre Verwandten - Überwiegend als Saprophyten
weltweit verbreitet sind, haben in der Humanme-
dizin pathogene Bedeutung als Erreger der „Zy-
gomykose", die frÜher auch einem Vorschlag von
EMMONS zufolge als „Phycomykose" bezeichnet
wurde .
Der Name Zygomycetes bzw . die darauf grÜndende
•tiologische Krankheitsgruppenbezeichnung Zygomy-
kose geht auf die besondere Art der sexuellen Vermeh-
rung zurÜck, bei der diese Pilze Zygosporen (Jochspo-
ren) bilden, die aus der Verschmelzung von zwei mor-
phologisch identischen, aber genetisch verschieden („+"
und „-") determinierten Gametangien resultieren . Zu-
sammen mit ihren Tr•gerhyphen (Suspensoren) bildet
die reife Zygospore typischerweise die Form eines Jo-
ches .
Die Zygomyceten untergliedern sich in zwei Ord-
nungen : Entomophthorales (Erreger von Basi-
diobolusmykose [s .S . 225] und Entomophthora-
mykose [s .S . 229]) und Mucorales (Erreger von
Abb . 234 Scopulariopsis brevicaulis . a Mycel mit Mucormykose) . Die Erreger von Über 90 % der
mehreren Annellophoren und Conidien (Camera lu- F•lle von Mucormykose geh©ren zu einer einzigen
cida) . b Kurzstieliger Annellophor mit dickwandi- Familie innerhalb der Mucorales : zu der Familie
gen, stachlig-rauhen Conidien, etwas st•rkere Ver- der Mucoraceae . Die folgenden AusfÜhrungen
gr©ßerung (Camera lucida). c Hyalines Mycel mit handeln ausschließlich von dieser Familie .
Annellophoren und Conidien . d Annellophoren mit
Ketten von rauhwandigen Conidien (st•rkere Ver- Nach SCHOLER u . Mitarb . (1981) lassen sich die
gr©ßerung) . insgesamt 12 bisher bekannten (fakultativ) patho-
genen Arten der Mucorales bei BebrÜtungstem-
peraturen von 37ö C auf einfachen N•hrb©den,
gen die Fingern•gel . Dringt das Mycel in die Hohl- z . B . Sabouraud-Glucose-Agar, hinreichend si-
r•ume der Nagelplatte ein, kann es sich farnblatt- cher abgrenzen, meist unter alleiniger BerÜcksich-
•hnlich verbreitern (so daß ein Bild entsteht, wie tigung ihrer „gew©hnlichen", asexuellen Vermeh-rungsform (Sporangiosporenbildung in Sporangi-
man es von dem in-vitro-Befall des Haares durch
Trichophytonarten kennt) . en) . Von klinisch-•tiologischer Bedeutung sind

Systematik
.S1HBCeaDrsOLnlE,RPwoifdÜekrtsch
Scopulariopsis - der Gattung Penicillium nahe- Durchsicht des Abschnitts aufrichtig gedankt ; zwecks
stehend - wird heute als selbst•ndige Gattung an- Einzelheiten sei auf SCHOLER, MÖLLER u . SCHIPPER
erkannt. (1981) verwiesen .
Allgemeine Eigenschaften der Mucoraceen 2 33

haupts•chlich 5 Arten, die alle zur Familie der Alle Formen von Mucormykose zeigen zwar eine
Mucoraceae geh©ren und innerhalb dieser zu den Neigung zur Generalisierung bzw . Dissemination ;
Gattungen Rhizopus, Absidia, Rhizomucor und doch gibt es recht viele Erkrankungen, bei denen
Mucor . Zugeh©rige Mykosen treten meist als keine Metastasierung nachweisbar ist .
Zweiterkrankung auf dem Boden prim•rer Nach der prim•ren Lokalisation der Erkrankung
Grundleiden sowie als Begleiterscheinung der unterscheidet man craniale, pulmonale, cutan-
Immundepression und der aggressiven Chemo- subcutane und gastro-intestinale Formen . Die
therapie auf, in den oberen Luftwegen aber auch pulmonale Form manifestiert sich nicht selten als
ohne erkennbare Schrittmacher . Dabei besteht infarktoide Pneumonie mit Cavernenbildung . Of-
eine Tendenz zur Metastasierung . Die Pilze brei- fensichtlich ist die starke Tendenz der Mycelien,
ten sich besonders gern im Inneren von Gef•ßen durch die Cavernenwand in das umgebende Ge-
aus, wo sie „Pseudothromben" bilden . Die 5 Ar- webe einzudringen .
ten mit klinisch-•tiologischer Bedeutung sind
(etwa der H•ufigkeit nach) : Rhizopus oryzae, Ab-
sidia corymbifera, Rhizopus rhizopodiformis, Rhi-
Allgemeine Eigenschaften
zomucor pusillus und Mucor circinelloides (als Mittels Auflichtuntersuchung mit Hilfe des Plat-
Gruppe) . tenmikroskops (am besten unter Verwendung ei-
Auch bei S•ugetieren findet man Mucormykosen, nes Meßokulars) beurteilt man die „Architektur"
so z .B . als Abortursache infolge Befalls der Pla- des Luftmycels, ferner das eventuelle Vorliegen
zenta . Gelegentlich werden auch V©gel von Mu- von Rhizoiden, die Verzweigung der Sporangio-
cormykosen befallen . phoren sowie das Aussehen der Sporangien . Die

Tabelle 25 SchlÜssel zur Bestimmung pathogener Mucoraceen (nach SCHoLER, MÖLLER U . SCHIPPER) .

Sporangien birnenf©rmig Sporangien kugelig, Apophyse kurz oder fehlend


(inkl . Apophyse),
Columella mit langer,
kegelf©rmiger Apophyse
Sporangiophoren nicht Sporangiophoren immer verzweigt (in nicht mehr
verzweigt (oder nur aus- ganz jungen Kulturen) ;
nahmsweise), den Rhizo- keineApohyse(Balkrgnode Rstder
iden einzeln oder in Sporangienmembran im Winkel zwischen Sporan-
BÜscheln entspringend giosporen und Columella) ;
(mit der Lupe sichtbar) ; Sporangiosporen nie gefurcht („gestreift`) oder
kurze Apophyse stets nach- gewinkelt
weisbar ; Sporangiosporen
oft gefurcht („gestreift')
und gewinkelt
Rhizoide vorhanden Rhizoide nicht vorhanden .
(mit Lupe nicht immer Sporangiophoren und
sichtbar) ; Columella nicht oder
Sporangiophoren und wenig pigmentiert ;
kein Wachstum bei 50öC
pigmentiert ; (und auch nicht bei 45öC) ;
Wachstum bei 50öC die maximale Wachstums-
temperatur liegt meist
unterhalb 40öC

Gattung Absidia Gattung Rhizopus Gattung Rhizomucor Gattung Mucor- alle


wichtigste Art : wichtigste Arten : wichtigste Art : als (fakultativ) patho-
Absidia corymbifera Rhizopus oryzae Rhizomucor pusillus gen gesicherten Arten
(fast als einzige) Rhizopus rhizopodiformis (vgl . Schema S . 236) geh©ren zur Gruppe
Mucor circinelloid es
234 Hyphomyceten als gelegentliche Erreger von Mykosen

Messung der L•nge der Sporangiophoren und des zur Familie der Mucoraceen geh©rigen Pilzes, und
Sporangiendurchmessers sollte dazu geh©ren . damit eines potentiellen Erregers von Mucormy-
Die eigentliche mikroskopische Untersuchung kose beweist .
beurteilt - auch mittels Messung - das Vorhan- Wertvolle Dienste bei der Eingruppierung leistet
densein und die Gestaltung einer Apophyse, die ein von SCHOLER, MÖLLER u . SCHIPPER (1981) ge-
Morphologie der Columella und der Sporangio- gebener GattungsschlÜssel, der in Tab . 25 in et-
sporen . was ver•nderter Form wiedergegeben wird .
Dabei sollte die Untersuchung der Sporangiospo- Im folgenden werden die 5 wichtigsten fakultativ-patho-
ren zweifach erfolgen : trocken ohne Deckglas und genen Mucoraceenarten, aber auch einige Verunreini-
in einer EinbettungsflÜssigkeit unter dem Deck- ger von Pilzkulturen aus dieser Gruppe erl•utert (die
glas . eigentlich in den n•chsten Abschnitt - Hyphomyceten
Die zus•tzliche BebrÜtung der Kulturen bei 45ö C als Verunreiniger und nur selten als Erreger von Myko-
und 50ö C ist anzuraten - ebenso wiebA-sepirgl sen - geh©ren wÜrden) .
lus fumigatus (s . S . 220) -, da sich damit die maxi-
male Wachstumstemperatur und (in gewisser Hin-
sicht) auch eine m©gliche Menschenpathogenit•t
Mucor mucedo MICH. ex FR. 1823
besser beurteilen l•ßt . Der gemeine K©pfchenschimmel ist wegen seiner
Zur Methodik der Untersuchung gilt ganz allge- raschen Entwicklung ein im Labor gefÜrchteter
mein, daß der mikroskopische Nachweis von Spo- Saprophyt, aber niemals ein Krankheitserreger .
rangien mit einer Columella das Vorliegen eines Er vermag „Über Nacht" den Raum einer ganzen

Abb . 235 Mucoracae. a Mucor mucedo : unseptiertes Mycel (4) mit noch geschlossenem Sporangium (1)
und aufgeplatztem K©pfchen (2) auf der Columella (3) (Camera lucida) . b Rhizomucor pusillus (Sporangio-
phoren und Sporangien) . c, d Rhizomucor pusillus (starke Vergr©ßerung)-Sporangium mit sich entleeren-
den Conidien (vereinzelt Septumbildung bei Sporangiophoren!) .
Mucor circinelloides 235

Kulturschale auszufÜllen, so daß das Impfmaterial sind . Sie werden durch Platzen der Sporangien-
dann nicht mehr auswertbar ist (Abb . 235) . wand frei . Die Gr©ße der nie „gestreiften" oder
Seine Lebensweise auf abgestorbener organischer gewinkelten Sporen betr•gt 3-6 x 6-12 Äm .
Substanz macht ihn unabh•ngig vom jahreszeitli- Eine Apophyse fehlt stets (Abb . 236a) .
chen Rhythmus. So ist er eine st•ndige Gefahr fÜr Ein typisches Sporangiophoren-Wuchsschema ist
die Kulturen, die er als unerwÜnschter Verunrei- in Abb . 237a wiedergegeben .
niger befallen kann .

Kulturverhalten Mucor circinelloides VAN TIEGHEM


Als Erkennungsmerkmal gilt ein hohes (mehrere
cm!), grau-weißes, sehr lockeres, watte•hnliches
1875
Mycelgeflecht. In der Auflichtuntersuchung f•llt Diese Art ist ein charakteristischer Vertreter einer
das Fehlen von Rhizoiden auf . Die K©pfchen sind ganzen Gruppe . Pilze, die zu dieser Gruppe geh©-
kugelrund, die Sporangien meist verzweigt . ren, wachsen nicht bei 45ö C (h•ufig auch nicht bei
40ö C) und sind weit verbreitet . Sie fanden sich
Mikroskopisches Bild u . a . als Rasen auf der verschimmelten Oberfl•che
Die nicht septierten Hyphen tragen terminal ku- einer ausgedehnten Verbrennung beim Menschen
gelrunde Sporangien, die mit Sporen angefÜllt (eigene Beobachtung, 1979) .

Abb . 236 Mucor circinelloides.


a Sporangiophoren aufrecht auf
rhizoidlosen Hyphen . Die lateralen
Seiten•ste sind gebogen und en-
den in schw•rzlich grauen oder
br•unlichen Sporangien (schema-
tisch) . b Sporangiophor und
Sporangien bei Mucor circinelloi-
des. c, d Sporangiophoren des
gleichen Stammes in starker Ver-
gr©ßerung .
236 Hyphomyceten als gelegentliche Erreger von Mykosen

Abb . 238 Mucor circinelloides - Kultur nach 2 Ta-


gen bei 22ö C auf Sabouraud-Glucose-Agar .

Die Gruppe umfaßt die folgenden, fakultativ


menschenpathogenen Arten : Mucor circinelloi-
des, Mucor indicus LENDNER 1929 [Syn . : Mucor
rouxii (CALMETTE) WEHMER 1900 (nomen du-
bium)] und Mucor ramosissimus SAMUTSERITSCH
1927 .

Kulturverhalten
Die grauen bis gelblich-braunen Kolonien ent-
wickeln sich rasch, werden aber - im Gegensatz zu
Mucor mucedo und den meisten Rhizopus-Arten
- nicht h©her als ca . 1 cm (Abb . 238) .

Mikroskopisches Bild
Meist sind in großer Zahl Chlamydosporen vor-
handen, und in den Hyphen finden sich tropfenar-
tige gelbliche EinschlÜsse . Die Sporangienmem-
bran ist - je nach Isolat - unterschiedlich, z . T . zer-
fließlich, z . T. aber auch sehr widerstandsf•hig und
Abb . 237 Morphologische Leitmerkmale bei Zy- hinterl•ßt beim Aufbrechen grobe Fetzen
gomycetes (schematisch) a Mucorwachstum : (Abb . 239) . - Vgl . zur Morphologie das Schema
1 = Hyphe, 2 = aufrecht stehender Sporangiophor,
der Sporangiophorenanordnung in Abb . 237a . -
3 = reifes Sporangium . b Rhizopuswachstum :
1 = Stolon, 2 = Rhizoide, 3 = Sporangiophore in BÜ- Der ä der Sporangiosporen betr•gt - im Unter-
scheln mit je einem dunklen Sporangium . c Absi- schied zum sonst •hnlichen, weit verbreiteten Mu-
diawachstum : 1 = Stolon, 2 = Rhizoide, 3 = Spor- cor racemosus FRESENIUS 1850 - weniger als
angiophor (internodal) mit Sporangien . 10 Äm (meist 6-7 Äm) .

Tabelle 26 Unterscheidung von Rhizomucor pusillus und Rhizomucor miehei (nach SCHOLER, MÖLLER U .
SCHIPPER) .
Rhizomucor pusillus Rhizomucor miehei
Zygosporen nur bei Kreuzung gegengeschlechtlicher Zygosporen reichlich, Verzweigung der
St•mme, Verzweigung der Sporangiophoren subter- Sporangiophoren vorwiegend locker-sympodial,
minaldoldig, Kolonief•rbung : dunkelgraubraun bis Kolonief•rbung : schmutzig graubraun
dunkelbraun bis beigebraun
Rhizomucor pusillus 2 37

Rhizomucor pusillus Mikroskopisches Bild


(LINDT) SCHIPPER 1978 Die Verzweigung der Sporangiophoren ist Über-
wiegend subterminal und in Form von Dolden
(Syn. Mucor pusillus LINDT 1886) (Abb . 236b u . Abb . 240) .
Zygosporen werden nur bei Kombination ver-
Diese Art besitzt pathogene Eigenschaften, die schiedener Kreuzungstypen gebildet.
auch experimentell im M•useversuch darstellbar
Anmerkung
sind (OSSWALD U . SEELIGER, 1958) .
Die Abgrenzung von der gleichfalls fakultativ-pa-
thogenen Art Rhizomucor miehei (COONEY et
Kulturverhalten EMERsON) SCHIPPER 1978 grÜndet sich u . a . auf
Rhizomucor pusillus unterscheidet sich von den den Verzweigungstyp der Sporangiophoren und
meisten anderen Mucoraceae-Arten durch die ge- die Koloniefarbe (bei Rhizomucor miehei locker-
ringe H©he (wenige mm) und die intensive, grau- sympodial und schmutzig-graubraun bis beigefar-
braune bis braune Farbe seines Kolonierasens . ben ; vgl . BestimmungsschlÜssel Tab . 26 ) .

Abb . 239 Absidia corymbi


fera, a, b Internodale Spor-
angiophoren mit Sporangi-
en, Rhizoid . c, d Sporangien
Rhizoide .
238 Hyphomyceten als gelegentliche Erreger von Mykosen

Abb . 240 Absidia . a Absidia glauca : Kultur nach 10 Tagen auf Sabouraud-Glucose-Agar bei 22öC .
b Absidia corymbifera : Kultur nach 5 Tagen auf BierwÜrzeagar bei 37ö C .

Absidia corymbifera (COHN) den hat . Diese Art ist der reativ h•ufigste Erreger
der pulmonalen Form der menschlichen Mucor-
SACCARDO et TROTTER 1912 mykose .
Syn. : Mucor corymbifer COHN 1884 -Absi-
dia lichtheimii (LUCET et COSTANTIN) LEND- Kulturverhalten
NER 1908 -Lichtheimia corymbifera (COHN) Die Bildung des vegetativen und der Luftmycels
VUILLEMIN 1903 -Absidia ramosa (LINDT) verl•uft in •hnlicher Weise wie bei der Gattung
LENDNER 1908 Rhizopus (s . S . 239), so daß ein wollig-weicher Filz
Die in B©den weltweit verbreitete Pilzgattung (1/2 bis mehrere cm hoch) entsteht (Abb. 241). Die
Absidia umfaßt eine ganze Anzahl von Arten, unter verzweigten, wechselnd stark gekrÜmmten Aus-
denen Absidia corymbifera schon frÜhzeitig Be- l•ufer (Stolon) entsenden an ihren BerÜhrungs-
achtung als menschenpathogener Erreger gefun- stellen mit dem Substrat unterschiedlich ver•stel

Abb . 241 Rhizopus nigricans .


a, b Kultur nach 3 Tagen bei 22öC
auf Sabouraud-Glucose-Agar .
c, d K©pfchen und Rhizoide auf
Sabouraud-Glucose-Agar in Lu-
penvergr©ßerung .
Rhizopus stolonifer 239

Rhizoide . Die Sporangiophoren entspringen ein-


zeln oder in BÜscheln, nicht gegenÜber diesen
Rhizoiden (wie bei der Gattung Rhizopus), son-
dern entlang des Stolons („internodal")
(Abb . 237c) .

Mikroskopisches Bild
Die Sporangiophoren bilden stark verzweigte
Dolden von birnenf©rmigen Sporangien auf un-
terschiedlich langen Tr•gern . Diese aufrecht ste-
henden Nebenfruchtk©rper enden in einer kegel-
f©rmigen Apophyse . Die Wand des reifen Spor-
angiums ist glatt, durchsichtig und farblos mit ei-
nem Basaltr•ger . Die Columella (10-20 Äm) ist
rauchgrau bis br•unlich . Die sog . Endosporen
(2 Äm breit, 3 Äm lang, gelegentlich l•nger) sind
farblos ; Zygosporen fehlen .

Anmerkung
Die ebenfalls fakultativ pathogene Art Absidia hyalo-
spora (SAITO) LENDNER 1908 weist im reifen Zustand
schwarze Sporangien auf ; wenig verzweigte Sporangio-
phoren enthalten relativ große Endosporen mit einem
durchschnittlichen ä von 5 Äm .

Rhizopus stolonifer (EHRENBERG


ex FRIES) VUILLEMIN 1902
Syn . : Rhizopus nigricans EHRENBERG 1818
Diese als sog . Brotschimmel bekannte Art ent-
wickelt ihren Vegetationsk©rper sehr schnell . Im
Gegensatz zu einigen, weiter unten aufgefÜhrten
Arten ist Rhizopus stolonifer bisher nicht als
Krankheitserreger in Erscheinung getreten . Er
wird im folgenden als typischer Vertreter dieser
Gruppe von Saprophyten erl•utert (vgl . mit dem
Schema in Abb . 237b) ; ein Bauschema der Fein-
struktur ist in Abb . 242 wiedergegeben .

Kulturverhalten
Das hohe, lockere, zun•chst weiße Luftmycel wird
grau bis dunkelgrau . Die schwarzen Sporangien
(ä 100-350 Äm) (Abb . 242d) entwickeln sich
auf den meist in BÜscheln von 5 und mehr stehen-
den Sporangiophoren (0,5-4 mm) ; sie sind fast
stets unverzweigt . Die typischen K©pfchen sind
oft schon mit bloßem Auge sichtbar (Abb . 235 d) .

Abb . 242 Rhizopus nigricans ( Camera lucida) .


a, b 1 = Sporangium, 2 = Endosporen, 3 = Sporan-
giophor, 4 = Rhizoide, 5 = Apophyse, 6 = junge Zy-
gospore . c, d Rhizoide und Sporangiophor mit
Sporangium .
24 0 Hyphomyceten als gelegentliche Erreger von Mykosen

Mikroskopisches Bild
Das vielkernige, querwandlose Mycel bildet an
Kontaktstellen mit der Kulturschale Rhizoide, aus
denen Sporangiophore einzeln oder in Gruppen
mit kugelrunden, schwarzen Sporangien hervor-
gehen. Die Anordnung der Rhizoide und Sporan-
giophoren wird in Abb . 242 a-d dargestellt .
Die in das K©pfchen reichende Columella wird
deutlich sichtbar, wenn das Sporangium aufge-
platzt ist . Die stets vorhandenen Apophysen sind
breit und hammerf©rmig ; die Sporangiosporen
(Endosporen) sind regelm•ßig rund oder oval, ge-
furcht bzw . gestreift (9-12 Äm lang, 7,5-8 Äm
breit) und gewinkelt (Abb . 242) . Die Zygosporen
sind rund oder oval (ä 160-220 Äm) ; Chlamydo-
sporen fehlen stets .

Anmerkung
Sehr •hnlich ist der Rhizopus oryzae ; doch zeigt
dieser durchweg kleinere Abmessungen : Sporan-
giophorenl•nge bis h©chstens 2 mm, ä der Spor-
angien 150-200 Äm (mit bloßem Auge knapp er-
kennbar), L•nge 1 cm, Sporangiosporen 6-8 Äm
- Rhizopus rhizopodiformis ist durchweg kleiner
(s . auch Tab . 27) .
Als fakultativ-pathogene Arten wurden beschrie-
Abb . 243 Mucormykose . a Histologisches Pr•pa-
ben : Rhizopus oryzae WENT et PRINSEN-GEELIGS
rat bei Hirnbefall : unseptierte Hyphen im nekroti-
1895 (Syn . : Rhizopus arrhizus FISCHER 1892), schen Gewebe (etwa 700fach) (nach einem Schnitt
Rhizopus rhizopodiformis (COHN) ZOPF 1890, von Dr . MARIAT, Pasteur-Institut, Paris) . b Histologi-
Rhizopus microsporus VAN TIEGHEM 1875 . Rhizo- sches Pr•parat von Nierengewebe nach experimen-
pus oligosporus SAHO 1905 und Rhizopus homo- teller Infektion der weißen Maus durch Rhizomucor
thallicus HESSELTINE et ELLIS 1961 . pusillus (SEELIGER U . OSSWALD, unver©ffentlichte Be-
Dabei ist Rhizopus oryzae der h•ufigste Erreger funde) .
menschlicher Mucormykose, besonders der cra-
nialen Form . Rhizopus rhizopodiformis wurde vor
allem bei der cutan-subcutanen Form gefunden . von Pseudothromben fÜhrt, und das weitgehende
Rhizopus microsporus, oligosporus und homo- Fehlen von Querw•nden (Septen) in den Pilzf•-
thallicus sind sehr seltene bzw . nicht v©llig gesi- den (Abb . 243) .
cherte Erreger. Anders ist es, wenn eine Besiedelung von belÜfte-
Die Untersuchung dieser fakultativ-pathogenen ten Schleimhautoberfl•chen vorliegt, z . B . bei Be-
Arten kann mit Hilfe des folgenden Bestim- fall des •ußeren Geh©rganges und der Nebenh©h-
mungsschlÜssels (Tab . 27) durchgefÜhrt werden . len . Dann lassen sich eventuell auch Formele-
mente finden, die bei der Beschreibung des Ver-
haltens in der kÜnstlichen Kultur er©rtert wurden .
Histopathologische Merkmale
der menschlichen Mucormykose Seroreaktionen bei Mucormykose
Aus dem histopathologischen Bild von Gewebe- Wie auch bei anderen Mykosen durch fakultative
schnitten sind beim derzeitigen Kenntnisstand in Opportunisten entwickelt der Makroorganismus
der Regel RÜckschlÜsse auf die jeweilige Erreger- im Rahmen von Immunit•tsvorg•ngen humorale
art kaum m©glich . Antik©rper . Angesichts der relativen Seltenheit
Auffallend ist in den Gewebeschnittpr•paraten, in bisher einschl•gig erkannter F•lle sind diesbezÜg-
denen man praktisch nur Pilzhyphen findet, das liche Nachweisverfahren bis heute nicht generell
h•ufige intraversale Wachstum, das zur Bildung eingefÜhrt, so daß man sich ggf . an Speziallabora-
Bestimmungsschl•ssel bei Rhizopus 241

Tabelle 27 Vereinfachter Bestimmungsschl•ssel von fakultativ-pathogenen Rhizopus-Arten (nach SCHOLER,


MüLLER U . SCHIPPER 1981) .

Zygosporen keine Zygosporen in Monokulturen


stets reichlich,
homothallisch kein Wachstum bei Wachstum bei 45 äC, Sporangienlßnge meist < 1 mm, Sporangien-
45äC, Sporangien- Ü 100-200 öm, selten gr©Äer
lßnge >1 mm,
Sporangien-Ü Wachstum bei 50äC, kein Wachstum bei 50äC, Columella meist
meist •ber 200öm Columella meist kugelig mit breiter, nicht gewinkelter
mindestens 140 öm birnenf©rmig, lßnglich Apophyse
mit abgewinkelter Sporangiosporen Sporangiosporen
Apophyse trocken rautenf©rmig, polymorph, gr©Äen-
in Fl•ssigkeit
zitronenf©rmig meist kugelig-poly-
„gestreift", etwa edrisch, kaum oder
gleich groÄ, Rhizoide nicht „gestreift",
gut ausgebildet Rhizoide plump,
rosettenf©rmig

Rhizopus Rhizopus Rhizopus- RHizopus - Rhizopus


homothallicus oryzae rhizopodiformis microsporus oligosporus

Abb . 244 Mucor plumbens


BO-
NORDEN 1864 LENDNER (Syn :
VAN TIEGHEM 1876) . Mucorspin a
Mikroskopisches Aus trichprßpar t
von Stirnh©hlenoperationsmate-
rial mit sekundßrem Schimmelbe-
fall bei Mykobakteriose . Differen-
zierung des Mycels in Chlamydo-
sporen (gemeinsame Untersu-
chungen von SEELIGER U . KRAMPITZ,
M•nchen) . b Gelblich-braune
Sporangien auf ziemlich kurzen
Sporangiophoren . c, d Mikrosko-
pisches Prßparat von Kulturmate-
rial mit Septumbildung am Abgang
von Sporangiophoren und mit ver-
schiedenen Stadien von ketten-
f©rmigen Chlamydosporen .
24 2 Hyphomyceten als gelegentliche Erreger von Mykosen

torien wenden muÄ . In Frage kommen zum verunreiniger nicht selten sind, k©nnen sie gelegentlich
Nachweis von Antik©rpern die Immunelektro- auch als Kontaminanten von Untersuchungsmaterial
phorese und die Komplementbindungsreaktion, Fehlbeurteilungen bewirken, z . B . wenn sie sich auf
entweder mit dem Antigen aus dem als Erreger Operationsmaterial ansiedeln und auskeimen
Abb . 244 a-d stellt eine solche „Pseudomucormykose"
angeschuldigten Pilzstamm oder als Suchreaktion
durch einen Pilzstamm dar, der von Prof . Dr. SCHOLEF
mit einer Batterie von Antigenen aus mehreren als apathogener Mucor plumbens identifiziert wurde
Erregerarten der 3 besprochenen Gattungen (vgl . Auffallend sind die fast arthrosporenßhnlichen Ab-
SCHOLER u . PALMER, 1980) . Ein in der Routinedia- schn•rungen der sonst septumlosen Hyphen im Unter-
gnostik brauchbares Verfahren zum Nachweis von suchungsmaterial wie in der Kultur . In spßteren Unter-
Serumantik©rpern steht noch aus . suchungen wurden im Biopsie- und Operationsmaterial
des aus Afrika stammenden Patienten pathogene
Anmerkung Mykobakterien nachgewiesen (briefliche Mitteilung von
Da Zygomycetensporen als Staubbestandteile und Luft- Prof . Dr . KRAMPITZ, M•nchen) .
Hyphomyceten als Verunreiniger und nur selten
als Erreger von Mykosen

Alternaria-, Stemphylium- und


Ulocladium-Gruppe
Die Abgrenzung der drei Gattungen Alternaria,
Stemphylium und Ulocladium kann wegen ihrer
morphologischen Öhnlichkeit erschwert sein .
Allen drei Gruppen gemeinsam ist der Besitz von
Porosporen (Poroconidien), die einzeln durch
eine °ffnung in der apikalen Zelle des Conidio-
phors entlassen werden, ferner der dunkle Habi-
tus von Thallus, Conidiophoren und Conidien und
die Aufteilung der ziemlich groÄen Conidien in
kleinere Zellen .
In der Conidienform manifestieren sich die rich-
tungweisenden Unterschiede .
In neuerer Zeit wurden auch elektronenoptisch
erkennbare Unterschiede in der Zellwandbildung
der jungen Porosporen herausgefunden (SIM-
MONS) .
Diese Methode d•rfte praktisch kaum Anwendung fin-
den ; aber sie unterbaut deutlich die systematisch erfor-
derliche Trennung der in vielen morphologischen Krite-
rien einander ßhnlichen Gattungen .
Einige wichtige Merkmale zur Differenzierung
der drei Gattungen werden in nachfolgender Be-
schreibung gegeben .

GATTUNG Alternaria NEES ex FRIES


(1821)
Alternaria tenuis NEES (1817)
S yn . : Alternaria alternata (FRIES) KEISSLER
Alternaria-Arten zßhlen zu den am meisten ver-
breiteten Fadenpilzen auf allen Kontinenten .
Wßhrend einige Arten anspruchslos als Saprophy-
ten auf abgestorbenen Bestandteilen h©herer
Pflanzen leben, f•hren andere ein parasitßres Da-
sein auf Blßttern oder Fr•chten von Nutzpflanzen .
Abb . 245 Kulturen von Alternaria tenuis und Stem-
Der letztgenannten Gruppe ist die hier beschrie- phylium (sp .) . a Alternaria tenuis : Oberseite nach
bene Art Alternaria tenuis zuzuordnen . Sie tritt - ca. 14 Tagen auf Sabouraud-Glucose-Agar . b Un-
in Abhßngigkeit von der Vegetationsperiode terseite mit typischer Schwarzfßrbung nach 10 Ta-
sommergr•ner Wirtspflanzen - vorwiegend in der gen auf Sabouraud-Glucose-Agar . c Stemphylium
wßrmeren Jahreszeit auf und ist dann nicht selten (sp .) nach 12 Tagen auf Sabouraud-Glucose-Agar .
244 Hyphomyceten als Verunreiniger

im Labor als Verunreiniger von Material und Kul- Im Gegensatz zu Ulocladium ist hier der breitere
turen zu finden. Teil der Conidie dem Conidiophor zugewandt ;
der schmale Teil verj•ngt sich zu einer Spitze, aus
Kulturverhalten deren apikaler Pore eine neue Conidie hervortritt .
Ein dunkelgr•ner bis schwarzer Rasen mit helle- Charakteristisch ist die mauerf©rmige Aufteilung
rem Rand und schwarzer R•ckseite entwickelt der Conidien in kleinere Zellen, deren Anzahl
sich ziemlich rasch (Abb . 245 a, b) . stark variieren kann .
Die Gr©Äe der olivgr•nen oder gelbbraunen Co-
Mikroskopisches Bild nidien betrßgt 10-14 x 20-50 öm (Abb . 246 u .
Auf dicht septiertem Mycel stehen auf kurzen Co- Abb . 247) .
nidiophoren keulenßhnliche Conidien kettenf©r-
mig in einer Reihe, die leicht zerbricht .

Abb . 246 Conidien von Alternaria, Ulocladium und


Stemphylium. a Alternaria tenuis - Conidien, ket-
tenf©rmig aneinandergereiht. b Mehrkammerige,
keulenf©rmige Conidie (Camera lucida). c Ulocla-
dium botrytis-sympodialer Conidiophor mit jungen Abb . 247 Alternaria (sp .) - Conidien . a Kulturprß-
und ausgereiften Conidien (Porosporen) . d Stem- parat von hintereinanderstehenden, keulenf©rmi-
phylium botryosum - Conidiophor und Conidien gen Conidien mit typischer mauerßhnlicher Auftei-
(Porosporen) mit Einschn•rungen im Bereich der lung . b Conidien von junger Kultur . c Kulturprßpa-
Septen (c, d nach SIMMONS) . rat mit langgestreckten Conidien in Ketten .
Stemphylium botryosum 2 45

A bb . 248 Alternaria-Ulocladium-Doppelinfektion . Biopsiebefunde bei subcutanem Granulom der Unter-


arme einer corticoidbehandelten Patientin mit BRILL-SYMMERS-Krankheit . Isoliert wurden zwei Pilzstßmme
(Ulocladium [Alternaria] chartarum und Alternaria [sp .]) (nach Befunden von ALTMEYER, SEELIGER, SCHON U .
SCHWEISFURTH, 1977/78 - unver©ffentlicht) .

Anmerkung spore (Abb . 249) . Proliferierend k©nnen bis zu 4


Die medizinische Bedeutung der Alternaria-Arten ist sporenbildende Zellen folgen, die den Conidio-
gering . Gelegentlich k©nnen sich einschlßgige Stßmme phor gegliedert erscheinen lassen (Abb . 246d) .
z . B . in der Subcutis von krankheits- und steroidgeschß- Die Conidien sind - wie der Conidiophor - oliv-
braun und undurchsichtig. Ihre Form ist plump,
digten Patienten ansiedeln und ßtiologisch-diagnosti-sche Probleme verursachen (Abb .248) etwas lßnger als breit . Die Aufteilung in 1-4
Eine nicht unbedeutende Rolle spielen Alternaria-Ar-
ten (insbesondere Alternaria tenuis) als ausl©sender
Faktor des Asthma bronchiale .

GATTUNG Stemphylium WALLROTH


1833
Stemphylium botryosum
Stemphylium-Arten sind zum Celluloseabbau
befßhigt und daher hßufig in der Natur zu finden -
vorwiegend im Herbst .

Kulturverhalten
Die vegetativen Hyphen (Ü 5 öm) kriechen auf
der Nßhrbodenoberflßche entlang und bilden
dichte, filzige, schwarze Lager, die mit Flocken
•bersßt sind . Stellenweise schlieÄt sich das Mycel
zu pseudoparenchymat©sen Stromata zusammen,
die Perithecien ßhneln . Sie enthalten jedoch keine
Ascosporen (Abb . 245c) .

Mikroskopisches Bild
Der Conidiophor ist unverzweigt und 1-7fach
septiert . Seine Gr©Äe betrßgt 4-6 x 20-72 öm .
Die apikale, sporenbildende Zelle ist zylinder-
f©rmig, aber nach oben verbreitert . Hier entlßÄt Abb . 249 Stemphylium (sp .)-Conidien in Objekt-
sie aus einer °ffnung von 5-8 öm Ü eine Poro- glaskultur nach 5 Tagen bei 26äC .
2 46 Hyphomyceten als Verunreiniger

Quer- und 1-3 Lßngssepten lßÄt Einschn•rungen Die Conidien sind oval bis eif©rmig, dabei ist der
im Bereich der Septen erkennen . verj•ngte Teil dem Conidiophor zugewandt . Die
Die Conidien stehen immer solitßr, Kettenbildung ßuÄere Zellwand ist rauh (selten glatt) und ge-
wie bei Alternaria gibt es nicht . w©hnlich in 3 horizontale Septen eingeteilt, die
Die mittlere Conidiengr©Äe betrßgt 19,5 x 28,3 vertikale Kammerung ist in Anordnung und An-
öm . zahl unregelmßÄiger (Abb . 250) .
Die durchschnittliche Gr©Äe der Conidien betrßgt
GATTUNG Ulocladium 11,5-18,5 öm .

Ulocladium botrytis PREUSS 1851 GATTUNG Aspergillus MICHELI


Syn . : Macrosporium consortiale THüM. 1729 ex FRIES
Ulocladium-Arten - bisher sind 9 bekannt - sind Aspergillus-Arten zßhlen zu den weit verbreiteten
weltweit verbreitet . Ihr nat•rlicher Standort ist
Pilzarten, die ganzjßhrig - unabhßngig von einem
der Erdboden ; doch leben sie auch als Epiphyten
spezifischen Wirt-saprophytßr leben . Nur wenige
auf verschiedenen Holzarten . Die hier als Beispiel
von ihnen sind Pflanzen- oder Fruchtschßdlinge,
beschriebene Species bevorzugt Eichenholz .
einige aber opportunistische Krankheitserreger
des Menschen (s . S . 220 u . 224) .
Kulturverhalten
Die Gruppierung und Differenzierung von
Das Koloniebild der schnell wachsenden Kultur Aspergillen erfordert sorgfßltige Beobachtung al-
ist dunkel und ßhnlich dem von Alternaria und ler kulturellen und mikromorphologischen
Stemphylium . Merkmale eines jeden Isolats . Die hierzu rich-
tungsweisenden Angaben stammen von K . RAPER
Mikroskopische Merkmale und seiner Schule (vgl . RAPER u . FENNELL, 1965)
Aus dem dichten Geflecht des vegetativen Mycels (s . Tab . 28) .
(Ü 3-4 öm) erhebt sich aufrecht ein kurzer, ge- Von besonderem medizinischen Interesse ist darin
drungener, selten verzweigter Conidiophor von das Kapitel •ber Pathogenitßt von AUSTWICK . -
8-10 öm Lßnge . Er ist gelbbraun bis goldbraun, Die fakultativ-pathogenen, relativ hßufig beim
glattwandig und dicht septiert . Die besondere Art Menschen vorkommenden Arten finden sich auf
der Conidienbildung verleiht ihm ein zickzack- S . 220 und S . 224 abgehandelt.
f©rmiges Aussehen (Abb . 246c) . Terminal wird Das in Tab . 28 wiedergegebene vereinfachte
an einer perforierten Stelle der Zellwand jeweils Schema hat sich bei der orientierenden Untersu-
eine Conidie (Porospore) gebildet . Der Conidio- chung im medizinisch-mykologischen Laborato-
phor wßchst nun zur Bildung der folgenden Coni- rium als brauchbare Hilfe erwiesen .
die seitlich (sympodial) weiter . Die Insertionsstel- Die verschiedenen Gruppen oder Serien werden
len der abgetrennten Conidien bleiben als Vertie- in der Regel zunßchst aufgrund der Fßrbung un-
fungen oder „Narben" erkennbar. terteilt, die die Kulturen nach einigen Tagen an-
nehmen, manchmal erst nach einer Nßhrboden-
passage, wenn es sich um Isolate aus menschli-
chem Gewebe handelt. Die Fßrbung wird u . a .
auch durch die Z•chtungstemperatur beeinfluÄt .
Die Unterteilung richtet sich nach den mikromor-
phologischen Merkmalen, insbesondere nach den
Strukturen der Fruchtstßnde (einreihige oder
zweireihige Phialiden), der Fßrbung der Conidio-
phoren, dem Aussehen der Conidiophorenwand,
der Pigmentierung und der Oberflßchenbeschaf-
fenheit der Conidien, nicht weniger aber auch
nach der Farbe der Perithecien, der Ascosporen
und dem Vorhandensein sog . H•llhyphen . So las-
sen sich Bestimmungsschl•ssel unter verschiede-
nen Gesichtspunkten aufstellen .
Abb. 250 Ulocladium (sp .) - Conidiophoren mit Obwohl recht umfassende Kenntnisse •ber die
gekammerten singulßren Makroconidien . Antigenstruktur von Aspergillusarten vorliegen,
Aspergillus nidulans - Aspergillus flavus 2 47

Tabelle 28 Vereinfachtes Schema von mikroskopischen Orientierungsmerkmalen bei der Gruppierung


von Aspergillus-Arten .

Sterigmen einreihig Sterigmen zweireihig

Conidiophoren glatt Conidiophoren rauh


Wand brßunlich Wand farblos Wand gelblich Wand farblos

Aspergillus glaucus Aspergillus nidulans1 Aspergillus candidus Aspergillus ochra- Aspergillus tamarii
(gelbe Perithecien) (rote Ascosporen) Aspergillus niger ceus (K©pfe ocker- Aspergillus flavus-
(s. S .249) (s . S . 247) (K©pfe rund, Farben bis gelb, oryzae (K©pfe gelb
schwßrzlich) Bildung von bis gr•n, Bildung
Aspergillus fumiga- Aspergillus ustus 1
Sklerotien)
(s . S . 224 )
tus (s . S . 220) Aspergillus flavipes 1 von Sklerotien)
(s.S. 247)
Aspergillus versico-
lor
Aspergillus terreus

1H•llzellen vorhanden (s . S. 249)

die in erster Linie auf BIGUET U. Mitarb . in Lille Meist entwickeln sich geschlossene Hauptfrucht-
(1970) zur•ckgehen (vgl . übersichtsreferat von k©rper (Abb . 253) mit einem Ü von 100-175 öm,
SEELIGER U . SüHLER, 1974), haben serodiagnosti- deren Ascosporen purpurrot gefßrbt und durch
sche Methoden in der Gruppierung bzw . Identifi- Öquatorialstreifen (ßhnlich doppelten Saturnrin-
zierung erst neuerdings Eingang in die Routine- gen) gekennzeichnet sind (Abb . 253b) . Charak-
diagnostik einiger Speziallaboratorien gefunden . teristisch sind dickwandige Rundzellen, sog .
„H•llzellen", die um die Perithecien in unre-
gelmßÄig geformter Lage angeordnet sind
Aspergillus nidulans (EIDAM) (Abb . 253a) . Die Bildung von Fruchtk©rpern
WINT. in Rab. Krypt . Fl . 1884 wird durch zuckerreiche Substrate beg•nstigt .

Aspergillus nidulans umschlieÄt eine ganze Systematik


Gruppe einschlßgiger Schimmelarten, die sich In Anbetracht des Umstandes, daÄ manche
durch eine Vielfalt von Erscheinungsformen kul- Aspergillus-Arten perfekte Stadien entwickeln (so
turell unterscheiden lassen . z . B . Aspergillus nidulans), wßren diese mit den
Gattungen Eurotium, Aspergillopsis usw . zu iden-
Kulturverhalten tifizieren . Aus praktischen Gr•nden wird hiervon
Die Kolonien zeichnen sich durch eine gr•ne oder bei der Benennung einzelner Isolate Abstand ge-
weiÄe Oberflßche (je nach der Fßrbung der Coni- nommen.
dien aus, wßhrend die Unterseite oft purpurrote
Anmerkung
Fßrbungen annimmt (Abb . 251, s . Farbtafel 20) .
Meist, aber nicht immer, ist die Oberflßche ohne Aspergillus nidulans und die verwandten Arten
Faltung. Die genaue Einordnung wird durch die sind keine klassischen Krankheitserreger ; doch
mikromorphologischen Merkmale erm©glicht . k©nnen zumindest einzelne Stßmme das menschli-
che Gewebe, u . U . sogar in verschiedene Bereiche
Mikroskopisches Bild des K©rpers metastasierend, befallen und dann als
sekundßre Infektionserreger gelten, so daÄ der
An einem Conidienstßnder, der sich auf Øeiner
Nachweis solcher Pilze - vor allem bei wiederhol-
FuÄzelle (Abb . 252 b) entwickelt und der terminal
ten Kontrollen - nicht ohne Belang ist, insbeson-
zu einer Blase (Columella) anschwillt, werden
dere auch bei Verdacht auf Eumycetom (s . S . 179
Phialiden gebildet (bei Aspergillus nidulans sind u . 182) .
es stets 2 Reihen) . Diese Phialiden schn•ren perl-
schnurartig runde, stachlige Conidien von 3-4 öm
Ü ab (Abb . 252c) . Von ihrer Fßrbung hßngt die Aspergillus flavus LINK 1809
Fßrbung des Pilzrasens ab (bei Aspergillus nidu-
lans brßunlich, gelbgr•n bis gr•n) (Abb . 251, s . Diese Pilzart, die zusammen mit Aspergillus para-
Farbtafel 20) . siticus (s . S . 249) und Aspergillus oryzae zu den
24 8 Hyphomyceten als Verunreiniger

Abb . 252 Aspergillus nidulans-Gruppe . a 1 = Mycel mit mehreren unverzweigten Conidientrßgern,


2 = Conidientrßger mit zwei Reihen von Phialiden und perlschnurartig angeordneten Conidien, 3 = Anasto-
mose zwischen zwei Hyphen (Camera lucida) . b FuÄzelle als Basis des Conidiophors . c, d Conidiophoren
mit zwei Reihen Phialiden, an der oberen Hßlfte der Vesicula mit Conidienketten .

wohl am weitesten verbreiteten und zahlreichsten Mikroskopisches Bild


GieÄkannenschimmeln geh©rt, ist ein klassischer Die groÄen 5-15 öm breiten und 400-1000 öm
Erdbodenbewohner und Saprophyt auf pflanzli- langen Conidiophore bilden kreisrunde Vesikel
chem Material, Wurzeln usw . (10-40 öm) mit radißr ein- und zweireihig ange-
Sie hat durch die Fßhigkeit einzelner, aber bei wei- ordneten Phialiden . Die Conidien (3,0-4,0 öm
tem nicht aller Stßmme und Isolate zur Bildung oder etwas gr©Äer) sind rund und farblos bis gelb-
von Aflatoxinen (s . S . 9) seit 1960 groÄes wissen- lich-gr•n . Ihre Oberflßche zeigt Gr•bchen, Sta-
schaftliches und praktisches Interesse gefunden . cheln oder unregelmßÄige Pigmentierung, so daÄ
sie insgesamt einen rauhen Eindruck machen .
Kulturverhalten
Auf Sabouraud-Glucose-Agar wßchst der Pilz
rasch zu runden, anfßnglich flachen Kolonien Anmerkung
ohne besondere Oberflßchenkonturen aus . Ent- Aspergillus flavus kann beim Menschen prinzipiell
sprechend dem AusmaÄ der Conidienbildung die gleichen Erscheinungen ausl©sen, wie sie bei
entwickelt sich in den betreffenden Arealen eine Aspergillus niger nßher beschrieben sind (vgl . S .
Gelbfßrbung der Oberflßche mit unterschiedli- 224), so daÄ sein Nachweis im einschlßgigen Un-
chem Farbton (gelb, gelbgr•n, gelbbraun bis tersuchungsmaterial Beachtung verdient (vgl .
braun) . R•ckseitig ist die Kultur anfßnglich gelb- GENTLES, 1978) .
lich, spßter brßunlich verfßrbt (Abb . 254, s . Farb- Sein gelegentlicher Nachweis in Rohstoffen, die
tafel 20) . zur Arzneimittelzubereitung verwendet werden ,
Aspergillus parasiticus 249

Kulturverhalten
Auf Sabouraud-Glucose-Agar entstehen bei
22ä C schnellwachsende Kolonien mit gr•n-
blauer Fßrbung (Abb . 255, s. Farbtafel 20) ; bei
anderen Arten sind die Farbt©ne r©tlich, brßun-
lich, gelblich oder gelbgr•n ; sie werden durch die
Pigmente der Conidien und der Cleistothecien
verursacht .

Mikroskopisches Bild
Auf langen bis sehr langen Conidiophoren (glatt-
wandig, farblos oder brßunlich) mit einer kuppel-
f©rmigen Vesicula entwickeln sich aus stets ein-
reihigen Phialiden (rund um die Vesikel) runde,
rauhwandige Conidien .
Runde Cleistothecien (Ü ca . 100- 150 öm), gelb
oder r©tlich gefßrbt, entstehen innerhalb von 2-4
Wochen (Abb . 256) . Sie enthalten Asci mit meist
8 Ascosporen . (Auf Abb . 256b sind nur 4 er-
kennbar .) Die Asci sind linsenf©rmig und zeigen
im Mittelteil eine zirkulßre Einbuchtung .

Aspergillus parasiticus
SPEARE 1912
Aspergillus parasiticus geh©rt nach RAPER u . FEN-
Abb . 253 Aspergillus nidulans . a Fruchtk©rper mit NELL (1965) zur Aspergillus-flavus-oryzae-
sich entleerenden Ascosporen, umgeben von H•ll- Gruppe im weiteren, und zur Aspergillus flavus-
zellen . b Reifer Fruchtk©rper mit jeweils 4 r©tli- Serie im engeren Sinne . Die Hauptunterschei-
chen Ascosporen im Ascus ; einzeln liegende Asco- dungsmerkmale gegen Aspergillus flavus sind
sporen lassen die abgegrenzten peripheren Ringe mikromorphologischer Natur : Den Conidiopho-
erkennen . ren entspringen aus stets einreihigen Phialiden
die Conidien in strahlenf©rmiger Anordnung
hat zu Besorgnissen AnlaÄ gegeben : doch erwie- (Abb . 257, S . 251) .
sen sich die Isolate nicht als AflatoXinbildner . Auf Kulturverhalten
jeden Fall ist die Konsultation von einschlßgigen
Die Kolonien wachsen bei 26ä C rasch und errei-
Instituten und die Folgeuntersuchung auf Aflato-
chen in 8-10 Tagen einen Ü von 2,5-4,0 cm . Die
xinproduktion in besonders gelagerten Fßllen un-
Fßrbung ist unterschiedlich von gelb und wachs-
erlßÄlich . gelb bis gelbgr•n, selbst bis dunkelgelbgr•n
(Abb . 258, S . 251) . Die Peripherie ist weiÄ . Die
R•ckseite ist pigmentlos, da die Fßrbung der
Aspergillus glaucus LINK 1809 Oberflßche allein von den Conidien ausgeht .
Die Pilze der Aspergillus glaucus-Gruppe, darun- Mikroskopisches Bild
ter die Arten Aspergillus repens, Aspergillus am- Die wechselnd langen Conidiophoren (bis 1 mm)
stelodami und Aspergillus chevalieri, sind in der mit farbloser Zellwand gehen in eine flaschen-
Natur weltweit verbreitet . Sie leiten die Zerset- f©rmige Vesicula mit dicht angeordneten einrei-
zung vieler organischer Stoffe ein, vor allem sol- higen Phialiden •ber, aus denen runde Coni-
cher mit hohem osmotischem Druck . Dement- dien mit grob-stacheliger Oberflßche entstehen
sprechend variieren die Kulturmerkmale stark in (Abb . 257) .
Abhßngigkeit vom Substrat. 20% Zuckergehalt
f©rdert z . B . bei niedrigem Stickstoffangebot die Anmerkung
Bildung von Hauptfruchtk©rpern . Der Name Eu- Diese Art geh©rt zu den wichtigen Aflatoxinbild-
rotium wurde f•r die perfekte Form eingef•hrt . nern und wßchst nat•rlich auf tropischen Pflan-
25 0 Hyphomyceten als Verunreiniger

Abb . 256 Aspergillus glaucus-Gruppe . a Cleistothecium im Stadium der Entstehung . b, c Reife Cleisto-
thecien . d Asci mit Ascosporen, die ßquatoriale Einkerbungen zeigen .

zen, z . B . auf Zuckerrohr und Erdn•ssen . Der Auf Sabouraud-Glucose-Agar werden sie nach
Name deutet nicht auf eine besondere pathogene- einigen Tagen fester und nehmen langsam eine
tische Beziehung zum Menschen hin . dunkle bis schwarze Verfßrbung an (Abb . 259a
u. b, s . Farbtafel 21) . Die Kulturr•ckseite ist
schwarz . Allmßhlich erhßlt der Thallus eine zßhe,
Aureobasidium pullulans lederßhnliche Konsistenz mit glßnzender, faltiger
(DE BARY) ARNAUD 1918 Oberflßche . Die submers wachsenden peripheren
Hyphen bleiben hell und verleihen durch ihr b•n-
Syn . : Pullularia pullulans (DE BARY) BERK-
delf©rmiges Wachstum dem Kolonierand ein un-
HOUT - Dematium pullulans
regelmßÄiges Aussehen (Abb . 259 c u . Abb . 266,
Perfektes Stadium : Guignardia pullulans s . Farbtafel 21) . Auf 5%igem Schafblutagar
Dieser Pilz lebt saprophytßr im Erdboden und auf wßchst der Pilz in kleinen runden, glßnzenden,
h©heren Pflanzen, vor allem auf deren Fr•chten, weiÄgrauen Kolonien von hefeartiger Konsistenz
wo er den bekannten „RuÄtau" bildet . Man z•ch- ohne Hefegeruch (Abb . 260a) .
tet ihn gelegentlich in Sputumproben und aus an-
derem, schon normalerweise keimhaltigen Unter- Mikroskopisches Bild
suchungsmaterial . Zwei Mycelformen sind erkennbar . Wßhrend die
jungen, geschmeidiger. Fßden direkt an der Zell-
Kulturverhalten wand birnenf©rmige Conidien (3-5 x 9-13 öm)
Die mßÄig schnell wachsenden Kolonien sind zu- bilden, formt das ßltere Mycel, das aus zahlreichen
nßchst schleimig-past©s, cremefarben bis rosa . dickwandigen, dunkel pigmentierten, fast recht-
Aureobasidium pullulans 251

eckigen Zellen besteht, kurze •Keimschlüuche", hefeartige Wachstum auf 5 %igem Schafblutagar .
die mehrere Conidien gleichzeitig entlassen Die Kolonien bestehen aus lünglich-ovalen
(Abb . 261) . Sproäzellen, die sich in der Regel durch bipolare
Da diese Vermehrungsform den Eindruck einer Sprossung vermehren (Abb . 260), so daä man mit
Sprossung vermittelt, ist es nicht erstaunlich, daä einiger ©bung schon aus dem mikroskopischen
die Einordnung ursprßnglich bei den Sproäpilzen Bild (eine dickbauchige Zigarre mit je einer End-
erfolgte . Dieser Eindruck wird verstürkt durch das knospe) diagnostische Hinweise erhült .

Abb . 257 Aspergillus parasiticus . Unseptierte Co-


nidiophore mit flaschenfÜrmiger Columella, einrei-
higen Phialiden in allen Richtungen und runden Co-
nidien . b Stürkere VergrÜäerung .

Abb . 260 Aureobasidium pullulans (Hefephase auf


5%igem Schafblutagar) . a Koloniewachstum nach
48 Stunden bei 37ö C . (Kolonien sind grau, glünzend,
rund, butterweich, 1-2 mm im Ä) b ©bersichtsprü-
parat (ObjektivvergrÜäerung 40fach) eines eitrigen
Sputums mit reichlich Aureobasidium pullulans
(GRAM-Fürbung) . c „limmersionsprüparat typi-
Abb . 258 Aspergillus parasiticus . Kultur auf Sa- scher Sproäzellen von Aureobasidium pullulans mit
bouraud-Glucose-Agar nach 7 Tagen bei 26ö C . bipolarer Sprossung (GRAM-Fürbung) .
252 Hyphomyceten als Verunreiniger

Botrytis cinerea PERSOON ex FR.


1832
Perfektes Stadium : Sclerotinia fuckeliana (DE
BARY) FUCK .
Botrytis cinerea ist ein unspezifischer Parasit auf
Blüttern, jungen Trieben und Frßchten der ver-
schiedensten Kulturpflanzen - also mit einem
weitreichenden Wirtskreis . Mit groäer Regelmü-
äigkeit ist er in Weingürten zu finden, wo er auf
den reifen Beeren der Reben die erwßnschte
•Edelfüule" verursacht (Abb . 262a) .

Kulturverhalten
Bei 20 ö C entwickelt sich langsam ein samtühnli-
cher, dichter Thallus, dessen mittlerer Teil auf
ebenem Substrat hutühnlich hochgeschoben wird .
Auf faltigem Terrain (Frßchten) legt sich der Pilz
wie ein grßnes Samttuch fest ßber jede Uneben-
heit . Die anfangs hellgraue Fürbung wird bald
graugrßn bis olivgrßn mit schmalem, hellem
Saum . Die Kolonierßckseite ist dunkelgrßn bis
schwarzgrßn .
Auf dem Pilzrasen entstehen mit zunehmendem
Alter dunkel gefürbte, feste Hyphenverbünde
(Abb . 262b) als rundliche Sklerotien, die makro-
skopisch leicht erkennbar sind (Abb . 262c) und
als Dauerformen fungieren .

Mikroskopisches Bild
Die aufrechten, krüftig gebauten, septierten Co-
nidienstünder von 11-20 Öm Ä sind im unteren
Teil dunkel gefürbt, im oberen Drittel werden sie
farblos. Die lockeren •KÜpfchen" bestehen aus
kurzen baumühnlichen Verüstelungen, an denen
die Conidien einzeln auf winzigen Stielchen inse-
riert sind (Abb . 263, S . 254) . Ihre GrÜäe betrügt
6-9 x 8-12 Öm . Da sie in groäer Menge gebildet
werden, stellen sie die wichtigste Vermehrungs-
Abb . 261 Aureobasidium pullulans . a Conidien- form dar .
bildung bei jungem, dßnnwandigen und ülterem,
dickwandigen Mycel (Camera lucida) . b-e Mikro- Systematik
skopische Bilder der Mycelphase . Conidien-(imperfektes) Stadium : Botrytis cinerea
PERSOON ex FR .
Anmerkung Ascogenes (perfektes) Stadium : Sclerotinia fucke-
liana (DE BARY) FUCK
Aureobasidium pullulans ist fßr den Menschen in-
sofern vÜllig apathogen, als ihm jegliches Inva-
sionsvermÜgen fehlt . Gleichwohl vermag die Ein- Anmerkung
atmung der Pilzelemente (eventuell auch Koloni- Wührend die Bedeutung von Botrytis cinerea-
sierung im Bronchialschleimhautbereich) die Er- Sporen als Inhalationsallergen seit lüngerem be-
scheinung einer exogenen, allergischen Alveolitis kannt ist, wurden jßngst die Stoffwechselprodukte
aufgrund einer erworbenen ©berempfindlichkeit dieses Pilzes im Weinessig als auslÜsende Fakto-
gegen organische Pilzbestandteile zu bewirken . ren einer Allergie aufgedeckt .
Chaetomium - Chrysosporium 253

Abb . 262 Botrytis (sp .) . a Reife Beeren einer Rieslingtraube mit Botrytisbefall . b, c Kulturen von Botrytis
nach 8 Tagen (b) und 14 Tagen (c) auf Sabouraud-Glucose-Agar . Beachte die dunkel gefürbten, rundlichen
Sklerotien auf den ülteren Thalli (c) .

GATTUNG Chaetomium KUNZE GATTUNG Chrysosporium CORDA


ex FRIES (1829) 1833
Die Gattung Chaetomium ist weltweit verbreitet . Syn. : Aleurisma AUCT. non LINK
Ihre Arten sind alle medizinisch ohne Bedeutung .
Als Saprophyt und Verunreiniger findet man ge- In der Gattung Chrysosporium sind bisher 10 Ar-
legentlich Chaetomium globosum auf den zucker- ten zusammengefaät, die als vegetative Vermeh-
haltigen NührbÜden im medizinisch-mykologi- rungsform auäer Mycel vorwiegend Aleuriospo-
schen Arbeitsbereich . ren mit einer typisch breiten Basis bilden .
Alle Arten sind weltweit verbreitet . Ihr Lebens-
Kulturverhalten raum ist der Erdboden, wo sie - aufgrund ihrer ke-
Diagnostisch richtungweisend sind auf Sabou- ratinolytischen Fühigkeiten - Reste von Federn,
raud-Glucose-Agar bei Temperaturen um 20ö C Wolle und Tierhaaren als Nahrungsquelle aufzu-
die oberflüchlich rasch entstehenden, dßnnwandi- schlieäen vermÜgen .
gen Perithecien, die von einem Stroma aus weiäli- Dennoch ist ihnen der Weg zum Parasitismus bei
chem, anfangs oft gelblichem Luftmycel getragen Tier und Mensch - er fßhrt stets ßber den Haarfol-
werden (Abb . 264, S . 255) . likel - bisher nicht gelungen, wenngleich ihre
Rolle als Krankheitserreger zunehmend erÜrtert
Mikroskopisches Bild wird (vgl. KREMPL-LAMPRECHT, 1965 ; QADRIPUR,
Die eifÜrmigen Perithecien (Ä um 300 Öm) 1979) . Relativ breit ist ihr thermischer Spielraum,
(Abb . 265) sind ringsum von langen, haarühnli- der bis zu einer Temperatur von 37ö C reicht . So
chen Hyphen umgeben . Sie enthalten kolbenfÜr- findet man Chrysosporiumarten z. B . in den Lun-
mige Asci mit (meist) 8 Ascosporen . gen kleiner Nagetiere ; auch aus dem Fell kÜnnen
2 54 Hyphomyceten als Verunreiniger

Abb . 263 Botrytis cinerea . a Ein-


zellige Conidien auf den Verzwei-
gungen eines krüftigen Conidio-
phors (\ = stürkere VergrÜäerung)
- schematisch - . b ©bersichtsprü-
parat von Conidiophoren in 10 Tage
alter Kultur auf Sabouraud-Gluco-
se-Agar (Ocular 10fach) . c Coni-
diophor im Deckglasprüparat einer
10 Tage alten Kultur . d Dichotome
Verzweigungen .

sie isoliert werden ; Krankheitsursache sind sie


aber nicht .
Sie gedeihen gut auf DermatophytennührbÜden
als Saprophyten (!), werden aber wegen des rei-
chen Nührstoffangebots sehr schnell pleomorph .
Die Aleuriosporen sind entweder apikal und late-
ral einzeln an der Haupthyphe oder terminal auf
kurzen Seitenverzweigungen inseriert.
Diese Anordnungen weisen °hnlichkeit mit mi-
kromorphologischen Eigenschaften von Tricho-
phytonarten auf. Die üuäeren Wünde der stets
einzelligen Sporen sind meist glatt ; doch findet
Abb . 264 Chaetomium globosum . Kultur auf Sa- man auch rauhwandige Aleuriosporen (Abb .
bouraud-Glucose-Agar nach 10 Tagen bei 26ö C . 267c, S . 255) .
Chrysosporium pannorum 255

A bb . 265 Chaetomium globo-


sum . a Schematischer Lüngs-
schnitt durch ein Perithecium mit
Anhüngseln . Das Perithecium ent-
hült reife Asci und Ascosporen, die
durch ein Ostiolum entlassen wer-
den . b Perithecien in 14 Tage alter
Kultur auf Sabouraud-Glucose-
Agar . c, d Ascosporen nach 4 Mo-
naten bei 22ö C (Quetschprüparat) .

Chrysosporium pannorum (LINK) Der Thallus kann glatt oder ausgeprügt faltig, fast
HUGHES 1958 cerebriform sein . Die Oberflüche ist von teils
pudrigem, teils flockigem Luftmycel ßberzogen
Syn . : Aleurisma carnis (ROOKS et HANSF.) (Abb . 266, s . Farbtafel 21) . Die Mehrzahl der
BISBY 1944 - Aleurisma guilliermondii GRI- Stümme erscheint weiä-grau, wird dann creme-
GORAKIS 1927 farben mit gelber Rßckseite und zeigt gelegentlich
Als Typspecies wird Chrysosporium pannorum Pigmentdiffusion in den Nührboden .
dargestellt, eine Art, die als Saprophyt in Labora- Gelegentlich werden aber auch rosa, violette und
toriumskulturen gelegentlich zu finden ist . braune Farbnuancierungen beobachtet .

Kulturverhalten Mikroskopisches Bild


Diese Art zeichnet sich durch makromorphologi- Im Gegensatz zum wechselnden makroskopischen
sehe Polymorphie aus, sowohl hinsichtlich ihres Erscheinungsbild sind die mikroskopisch kleinen
Thallusprofils wie auch des Farbenspiels . Die un- Pilzelemente konstant . Die Aleuriosporen, die
terschiedliche Wachstumsintensitüt reicht von ei- vorwiegend an den Hyphenspitzen inseriert sind,
nem Kolonie-Ä von 10 mm bis zu einem von haben eine birnenfÜrmige bis rundliche Gestalt
40 mm in 2 Wochen bei 25ö C . mit glatter oder rauher Sporenwand (Abb . 267) .
256 Hyphomyceten als Verunreiniger

Abb . 267 Chrysosporium (sp .) . a Einzellige Aleuriosporen mit breiter Basis an den Hyphenspitzen oder la-
teral inseriert (schematisch) . b Typische Conidiophore im mikroskopischen Kulturprüparat auf Sabou-
raud-Glucose-Agar (Chrysosporium carnis) . c Aleuriosporen mit rauher Zellwand bei einem als Glenospora
lanuginosa bezeichneten Stamm .

Ihre GrÜäe betrügt 2-4 x 2-5, meistens 2 x 3 schwarze Kulturunterseite (Abb . 268, s . Farbtafel
Öm. 22) . Pigment wird in das Medium nicht abgege-
ben .
Anmerkung
Chrysosporium keratinophilum, ebenfalls sapro- Mikroskopisches Bild
phytür in Dermatophytenkulturen, vermag in vi- Mit zunehmendem Alter werden die anfangs hya-
tro mit keilfÜrmigen Penetrationsorganen in das linen Hyphen aufgrund von Pigmenteinlagerung
Haar einzudringen . Diese Art zeichnet sich durch in der Zellwand zunehmend dunkler (olivgrßn bis
groäe Aleuriosporen aus (7-8 x 10-12 Öm) . dunkelbraun) .
Innerhalb der Gattung Cladosporium entwickeln
sich zwei verschiedene Formen von Conidiopho-
Cladosporum herbarum (PERSOON) ren : Die sog . Cladosporiumform - vgl . S . 90 -
LINK ex FRIES 1816 (Abb . 269) zeichnet sich durch Vorhandensein,
die sog . Hormodendrumform durch Fehlen einer
Dieser Pilz ist primür ein Parasit des Getreides, Verlüngerung des Conidiophors nach Entwick-
der wührend der Sommermonate ausgestreut
lung der ersten Serie von Conidienketten aus .
wird . Man findet ihn auch reichlich in Waldhumus,
Die Conidien der Hormodendrumform werden
also auf abgestorbenem organischen Material . folgendermaäen gebildet : Der junge Conidiophor
Wegen seiner Anspruchslosigkeit ist er weit ver- schnßrt terminal eine kleine, zunüchst rundliche,
breitet . Seine Conidien sind zahlreich und wurden spüter ovale Papille ab, die bereits die erste Coni-
in HÜhen bis 9000 m nachgewiesen . Auch in bo-
die darstellt . Auf dieselbe Weise wird daneben
dennahen Schichten ist er hüufiger als andere Sa-
eine zweite Conidie gebildet . Ausgehend von die-
prophyten wie Fusarium oder Botrytis . Er wird im sen zwei Basalconidien (sog . •Sterigmata") wer-
folgenden als Typspecies der Gattung kurz be-
den durch Knospung Conidienketten gebildet .
sprochen . Die Ketten bestehen aus 2-4 bzw . 5-7 Gliedern,
Kulturverhalten wobei ConidienkÜpfe (18-85 Öm Ä) mit bis zu
Müäig schnell entwickeln sich dichte, samtartige 100 Conidien entstehen .
Kolonien, die oft zu einem Rasen konfluieren, an- wC1WelraidtonspAum Gatng
fangs gelbgrßn, spüter olivgrßn bis schwarzgrßn . wegen ihrer Bedeutung als Krankheitserreger des
Ein sehr gutes Erkennungsmerkmal ist die Menschen auf S . 159 u. 194 beschrieben .
Epicoccum 2 57

Der büumchenartige Conidiophor trügt bei Cla- Die hier besprochene Art ist nicht pathogen ; doch
dosporium herbarum 2-3 verzweigte Ketten von gibt es menschenpathogene Cladosporiumarten,
runden bis ovalen Sporen, deren Zellwand mehr die auf S . 159 und S . 194 besprochen werden . Ob
oder weniger warzig und deren GrÜäe variabel ist Cladosporiumarten auch als Inhalationsallergene
(Abb . 269) . Bedeutung haben, bedarf weiterer Untersuchun-
gen .
Anmerkung
Nach VON ARX ist das perfekte (ascogene) Stadium
Die Differentialdiagnose der zahlreichen Clado- von Cladosporium herbarum die Art Mycosphae-
sporiumarten, die auch auf Mauerputz von Kel- rella tassiana .
lern und GewÜlben vegetieren und selbst Benzin-
vorrüte befallen kÜnnen, ist in einer Monographie
von DE VRIES (1952) abgehandelt . GATTUNG Curvularia BOEDJIN 1933
Pilze dieser Gattung, die vielfach auch als Helmin-
thosporiumarten (s . S . 261) angesehen wurden,
sind in der Regel Erdbewohner und Saprophyten .
Gelegentlich vermÜgen sie sich aber nach Verlet-
zungen in der Subcutis des Menschen zu etablie-
ren und wurden- in seltenen Füllen - als Ursache
von Eumycetom (s . S . 176 u . 182) angesehen .

Kulturverhalten
Die Kulturen (20-30ö C) zeigen einen sich
rasch ausbreitenden anfünglich farblosen, dann
schwarz-braun pigmentierten Thallus. Seine Ober-
flüche ist - je nach der Art - flauschig oder samtar-
tig, die Rßckseite olivgrßn bis dunkelbraun .

Mikroskopisches Bild
Auf aufrecht stehenden, septierten, nicht ver-
zweigten Conidiophoren entstehen terminal oder
seitlich zylindrische, ellipsoide oder kommafÜr-
mige, septierte Conidien mit 3-4 Kammern und
olivgrßner oder brauner Fürbung (Abb . 270,
S .258) .

Anmerkung
Mit Hinblick auf die vorliegenden VerÜffentli-
chungen und die MÜglichkeit einer Pathogenitüt
sollte man diese Pilze bei eventuellem Nachweis
im Untersuchungsmaterial nicht ohne weiters als
Saprophyten ansehen, sondern ihre Rolle als gele-
gentliche Krankheitserreger im Auge behalten .

GATTUNG Epicoccum LINK ex


FRIES 1832
Abb . 269 Cladosporium (sp .) . a Cladosporium Die kosmopolitische Gattung Epicoccum ist auf
herbarum - Conidiophor mit Conidien (Camera lu- allen Kontinenten zu finden . Sie ist weder auf ein
cida) . b, c Mikroskopisches Bild der Sporulation .
besonderes Milieu noch auf bestimmte Wirts-
DerjungeConidophrschnßrt erminalein rundli- .chICeno,gisldpüt)rvaPleb(1 gruppen spezialisiert . Epicoccumpilze vermÜgen
Weise bildet sich eine 2 . Conidie . Von diesen 2 Ba- im Erdboden zu vegetieren . Ihre Sporen findet
salconidien (•Sterigmen") werden dann durch man wührend des ganzen Jahres (in den Sommer-
Knospung Conidienketten gebildet . monaten etwas hüufiger) im atmosphürischen Be-
2 58 Hyphomyceten als Verunreiniger

Abb .270 Curvularia geniculata .


a Kultur auf Sabouraud-Glucose-
Agar . b Kultur auf Kartoffelagar
nach 21 Tagen bei 22ö C . c Coni-
diophor mit Conidien (Camera lu-
cida) . d, e Mikroskopische Prüpa-
rate von Conidiophoren mit Coni-
dien nach Wachstum auf Kartof-
felagar .

iert. Dabei kÜnnen verschiedene


FarbtÜne in einer Kolonie zu-
gleich vorhanden sein (Abb . 271,
S .259) .

Mikroskopisches Bild
Schwerpunkt der vegetativen
Vermehrung sind Sporodochien,
bestehend aus polsterfÜrmigen,
halbrunden bis runden Stromata,
die am Mycel gebildet werden
und die eine GrÜäe bis zu 200 Öm
erreichen .
Aus ihnen erheben sich unsep-
tierte oder ein- bis zweifach sep-
tierte Conidientrüger, die termi-
nal je eine Conidie bilden . Reife
Sporen sind braun, olivfarben
oder schwarz, unregelmüäig sep-
tiert (bis zu 15 Zellen), rund,
rundlich oder birnenfÜrmig mit
rauher Auäenwand (Abb . 272
S . 260) . Ihre GrÜäe betrügt 6-54
reich ; aber auch im menschlichen Wohnbereich x 7-65 Öm . Die Sporen keimen mit mehreren
sind sie vorhanden . Auf abgestorbenen Pflanzen- Keimschlüuchen zugleich aus .
teilen bilden sie typische kleine, dunkle •Pusteln" .
GATTUNG Fusarium LINK 1809 ex
Epicoccum nigrum LINK 1815 FRIES (1832)
Die Formgattung Fusarium ist heterogen und
Syn . : Epicoccum purpurascens EHRENB . ex
schlieät - ungeachtet ihrer zum Teil noch unbe-
SCHLECHT
kannten verwandtschaftlichen Beziehungen -
Diese Art wurde als Saprophyt aus Sputum und eine Gruppe von Pilzen mit sichelfÜrmigen Coni-
von der Haut ebenso wie von feucht gelagertem dien ein . Ein modernes System der Klassifizierung
Papier oder Textilien isoliert . wurde 1974 von JOFFE prüsentiert . Man findet in
dieser groäen Gattung neben zahlreichen imper-
Kulturverhalten fekten Species auch perfekte Formen wie :
Wie fast alle Saprophyten wüchst Epicoccum ni- Fusarium moniliforme SHELD .
grum besonders gut auf Czapek-Dox-Agar (Vor- Perfektes Stadium : Gibberella fujikuroi (SAW .)
schrift 11, s . S . 37), aber auch auf Sabouraud-Glu- WR .
cose-Nührboden entwickelt sich rasch ein locke- Fusarium javanicum KDS .
res, flaumiges Mycel, dessen Fürbung von rosa Perfektes Stadium : Hypomyces ipomoeae
ßber rot, purpur, gelb oder olivgrßn bis braun vari- (HALST .) WR .
Fusarium 259

Die Taxonomie der Fusarien ist - wegen ihrer groäen Fusarium sporotrichoides, Fusarium poae und Fusarium
Variabilitüt - nicht einheitlich . Da diese Pilze weltweit lateritium, Parasiten von Hirse und Gerste, zeichnen sich
verbreitet und von erheblicher wirtschaftlicher Bedeu- durch eine besondere Kültetoleranz aus (Sibirien, Finn-
tung sind, wurden unterschiedliche Einteilungsmodelle land) . Das Wintergetreide wird wührend der kalten Jah-
entwickelt . Eine Klassifizierung, die sich vielleicht inter- reszeit befallen ; die Toxinproduktion beginnt im Frßh-
national durchsetzen kann, wird in den USA erprobt . jahr bei hÜheren Temperaturen .
Interessenten fßr diese Pilzgruppe (insbesondere fßr Der Genuä von 1,5 kg verschimmeltem Getreide - das
ihre toxinbildenden Stümme) sollten sich unbedingt Toxin wird durch hohe Temperaturen beim Backvor-
Vergleichsstümme von namhaften Pilzsammlungen be- gang nicht zerstÜrt - wührend 6 Wochen bewirkt schwer-
schaffen .
Zahlreiche Fusarien haben sich auf Kulturpflan-
zen (Baumwolle, Feigen, Flachs, Melonen, Erb-
sen, vor allem aber auf Getreidearten) speziali-
siert und sind aus diesem Grund gefßrchtete phy-
topathogene Erreger . So zapfen einige das Gefüä-
system der Wirtspflanzen an und verursachen so
die •Welkekrankheit" und groäe wirtschaftliche
Schüden .
Fusarium oxysporum, Fusarium sambucinum, Fusarium
avenaceum, Fusarium moniliforme und Fusarium
javanicum sind Antibioticabildner mit Wirkstoffen, die
gegen Mycobacterium tuberculosis, Staphylococcus au-
reus, Escherichia coli, Bacillus subtilis und andere Arten
aktiv sind . Ihre Bedeutung ist aber nicht groä .

Pathogene Bedeutung der Fusariumarten


Hinsichtlich eventueller pathogener Wirkungen
auf den Menschen sei erwühnt, daä Fusariumspo-
ren eine nicht unbedeutende Rolle als Allergen-
trüger bei Asthma bronchiale spielen .
Fusarium oxysporum wurde als Anflugpilz wie-
derholt aus menschlichem Untersuchungsmaterial
isoliert : von verbrannter Haut, aus Ulcerationen
der Unterschenkel und von Fuänügeln .
Fusarium moniliforme fand man in pustulÜsen
Herden der Hand . - Fusarium solani konnte be-
sonders hüufig aus Ulcera der Cornea isoliert wer-
den (dabei spielen offenbar Verletzungen oder
Erkrankungen der Cornea - z . B . bei Glaukom -
eine prüdisponierende Rolle) .
Auch als Erreger des Eumycetoms (vgl . S . 182)
wird Fusarium angeschuldigt .
EMMONS isolierte aus Gesichtsmasken von Tau-
chern, die an Pharyngitis litten, oft Fusarium oxy-
sporum und Fusarium solani. In der Weltliteratur
wird insgesamt ßber 112 Fülle von Keratitis durch
Fusarien (insbesondere durch Fusarium solani)
berichtet .
Weiter gibt es unter den Fusarien Toxinproduzen-
ten, deren geführliche Metabolite erstmals 1932 Abb . 271 Epicoccum nigrum (vgl . S . 258) . a, b Kul-
und spüter zwischen 1941 und 1947 durch Unter- turverhalten bei 26öC nach 12 Tagen auf Kartoffel-
suchungen russischer Forscher nach Massenver- agar . a Oberflüche graubrüunlich, b Unterseite
giftungen durch verschimmeltes Getreide bekannt dunkelbraun-orange . c Kulturverhalten bei 26öC
wurden. Bis heute wurde ein Drittel aller Fusarien nach 16 Tagen auf Sabouraud-Glucose-Agar . Die
als Toxinbildner identifiziert . Peripherie ist grau, das Zentrum beige .
260 Hyphomyceten als Verunreiniger

ste Erkrankungen des Darmtraktes, der Leber und der Mikroskopisches Bild
Nieren neben Leukopenie und Agranulocytose . Das lockere Flechtwerk von septiertem Mycel
Weitere Toxine (u . a . das wegen „strogen-ühnlicher verdichtet sich stellenweise zu sogenannten Spo-
Wirkung gefßrchtete Zearalenon) entstehen aus : Fusa- rodochien, welche die sporenbildenden Zellen
rium tricinctum, Fusarium culmorum, Fusarium monili-
hervorbringen . Aus ihnen entstehen lange, zwei-
forme und Fusarium roseum (insbesondere auf Mais) .
bis sechszellige, sichel- oder kanuühnliche, relativ
Aus Fusarium nivale wird ein cytotoxischer Metabolit
isoliert . Fusarien sind bisweilen in Trinkwasserleitungen dßnnwandige Conidien mit typischer Krßmmung
zu finden . und einer •Fuäzelle" (Abb . 274) .
Ihre GrÜäe variiert betrüchtlich : in der Breite zwi-
Fusarium oxysporum SCHLECHT schen 2,2 und 4,6 Öm, in der Lünge zwischen 5,0
1824 und 43 Öm .
Einzellige Mikroconidien werden ebenfalls gebil-
Dieser Pilz ist im Herbst gelegentlich als Sapro- det ; je nach Nührstoffangebot ßberwiegt die eine
phyt auch in Dermatophytenkulturen zu finden . oder andere Conidienform .
Beide Conidienformen kÜnnen auch einzeln frei
Kulturverhalten am Mycel entstehen .
Die ziemlich schnell wachsenden Kolonien Die ovalen Mikroconidien - in einer gallertigen
(45 mm Ä nach 5 Tagen bei 24ö C) sind zunüchst Masse zu kÜpfchenühnlichen Gebilden miteinan-
weiä und von lockerem, spinnwebühnlichem der verklebt - fßhren leicht zu Verwechslungen
Luftmycel ßberzogen . Bald entwickelt sich, vom mit Cephalosporium (s . S . 227) . Das ist insbeson-
Zentrum ausgehend, ein zartrosa bis karminvio- dere bei Fusarium solani der Fall . - Die Erken-
lettes Pigment . (Die violette Farbkomponente ist nung, daä es sich um eine Fusarium- und nicht um
typisch!) Radiürfaltung ist angedeutet . Der Kolo- eine Cephalosporiumart handelt, wird durch
nierand bleibt heller ; die Rßckseite ist hellrot bis Zßchtung auf Hafermehlagar erleichtert, da sich
krüftig rot (vgl . Abb . 273, s . Farbtafel 22, von ei- dann eher gekrßmmte bis sichelfÜrmige, ein- bis
ner nicht identifizierten Fusariumart) . mehrzellige Makroconidien bilden .

Abb . 272 Epicoccum nigrum (vgl . S . 258) . a Spo-


rodochien mit Stromazellen, kurzen Conidientrü-
gern, jungen (einzelligen) und ausgereiften (mehr-
zelligen) Conidien (Schemazeichnung nach VON
ARX) . b, c Conidientrüger mit jungen Conidien, d
mit ausgereiften Conidien .
Helminthosporium 261

GATTUNG Helminthosporium LINK lockerer, heller Rand bleibt erhalten (Abb . 275 , s .
Farbtafel 23) .
ex FRIES (1832)
Die Gattung Helminthosporium ist weit verbrei- Mikroskopisches Bild
tet ; Helminthosporium ist ein Sommersaprophyt, Lüngliche, mehrkammerige Conidien werden auf
dessen nat•rlicher Lebensraum verschiedene einem nicht verzweigten Conidienstünder dicht
Grüser umfaät . hintereinander abgeschn•rt, so daä sie wie Ba-
nanenstünder erscheinen kßnnen . Mycel, Coni-
Kulturverhalten
Zunüchst entwickelt sich wolliges, graues Mycel,
das mit zunehmendem Alter im Zentrum zu einem
flachen, kurzen, schwarzen Rasen einsinkt . Ein

Abb . 274 Fusarium (sp .) (vgl . S . 260) . a Conidien Abb . 276 Helminthosporium (sp .) . a Dickwandige,
(gekammerte Sichelzellen) (schematisch) . b, c Mi- mehrkammerige Conidien auf einfachen, nicht ver-
kroskopische Prüparate von Conidien bzw . Coni- zweigten Conidiophoren (Camera lucida) . b Nativ-
diophor nach Wachstum auf Sabouraud-Glucose- prüparat von junger Kultur . c Nativprüparat einer
Agar. reifen Kultur .
262 Hyphomyceten als Verunreiniger

dienstünder und Conidien sind dunkelbraun ge- Mikroskopisches Bild


fürbt (Abb . 276) . Das Mycel ist einfach im Aufbau. Conidien wer-
den an einer Hyphe terminal abgeschn•rt . An-
Hemispora stellata VUILLEMIN 1906 fangs bilden sie kurze Ketten, die sich spüter in
einzelne dickwandige, rauhe Sporen (2-3,5 öm)
Kulturverhalten
auflßsen (Abb . 277) .
Das extrem langsame Wachstum und die dunkel-
braune Fürbung der kleinen Kolonien weisen die- Anmerkung
sen Pilz schon makroskopisch als mutmaälichen Nach JANKE (1950) lassen sich durch diese Pilzart
Saprophyten aus (Abb. 277a) . experimentell beim Meerschweinchen tubero-ul-
cerßse Herde, durch intraperitoneale Gabe bei
der Maus Lebergummen und im Kaninchenauge
Hypopyon auslßsen . Das deutet auf eine be-
grenzte Pathogenitüt hin, die jedoch wohl nur un-
ter extremen Bedingungen zum Ausdruck kommt .

Monilia sitophila (MONT .)


SACCARDO 1882
Perfektes Stadium : Neurospora sitophila
SHEAR et DODGE 1927
Der unter der Trivialbezeichnung ©roter Brot-
schimmel" bekannte Fadenpilz ist oft in Wohnun-
gen vorhanden . Seine Sporen kßnnen sich leicht
auf ekzematßser Haut ansiedeln und auskeimen,
wenn Epidermisst•ckchen auf Nührbßden ge-
bracht werden .

Kulturverhalten
Der Thallus entwickelt sich rasch, so daä in weni-
gen Tagen der Raum einer Kulturschale ausgef•llt
ist . Zunüchst grau-weiä, verfürbt er sich bald
lachs- bis rosarot (Abb . 278 , s . Farbtafel 18) ana-
log zu Neurospora crassa (Abb . 279) .

Mikroskopisches Bild
Von den reich septierten, kriechenden Lufthy-
phen erheben sich kurze Conidientrüger, auf de-
nen kettenfßrmig (mitunter verzweigt) die einzel-
nen Conidien angeordnet sind, die durch einen
kleinen ©Tunnel" miteinander in Verbindung
bleiben .
Sie verleihen dem Thallus vorwiegend die Für-
bung . Ihre Lünge betrügt 5-14 öm (Abb . 280,
S .263) .
Anmerkung
Dieser Pilz dient wegen seiner klaren genetischen Kon-
stitution vielfach zu cytologischen Studien . Neurospora
Abb . 277 Hemispora stellata . a Kultur auf Sabou- sitophila (die perfekte Form) ist nicht nur besonders ge-
raud-Glucose-Agar in nat•rlicher Grßäe nach 14 eignet f•r genetische Untersuchungen (sog . ©Haploid-
Tagen bei 26Ü C . b Mycel und Conidienketten (Ca- genetik"), sondern auch f•r biochemische Studien, wel-
mera lucida) . c Nativprüparat nach 14 Tagen bei che die Rolle der Gene f•r die Enzymregulierung auf-
26Ü C . d Conidienketten in starker Vergrßäerung . decken .
Paecilomyces variotii 2 63

Abb . 281 Nigrospora (sp .). Mikroskopisches Prü-


parat mit typischen Conidien .

Systematik
Conidien-(imperfektes) Stadium : Monilia sito-
Abb . 279 Neurospora crassa . Kultur nach 4 Tagen
phila (MONT .) SACCARDO 1882
bei 22Ü C auf Sabouraud-Glucose-Agar . Ascogenes (perfektes) Stadium : Neurospora sito-
phila SHEAR et DODGE 1927 .

GATTUNG Nigrospora ZIMMERMANI\


1902
Kulturverhalten
Dieser im Erdreich anzutreffende Saprophyt bil-
det bei 20Ü C in 5-7 Tagen einen kompakten
Thallus mit einem anfünglich weiäen, flauschigen
Luftmycel, das spüter eine graue Tßnung an-
nimmt . Die Unterseite ist schwarz .
Mikroskopisches Bild
Die verzweigten Hyphen haben einen Ä von etwa
4 öm . Die Fürbung wird durch brüunliche, sep-
tierte Hyphen und vor allem durch die schwarzen,
rundlichen, einzelligen Conidien bewirkt, die ein-
zeln aus bauchigen Conidiophoren entspringen
(Abb . 281), entweder terminal oder lateral . Ihre
Grßäe betrügt 11-14 öm .
Anmerkung
Als Krankheitserreger ist dieser Pilz ohne Bedeu-
tung .

Paecilomyces variotii BAINIER 1907


Syn . : Spicaria divariatica (THOM) GILMAN et
ABBOTT 1945
Diese Pilzart findet sich von Zeit zu Zeit als lüstige
Abb . 280 Monilia sitophila . a Einfacher Conidio-
phor mit ovalen, kettenfßrmig angeordneten Coni- Verunreinigung auf Pilzkulturen, die zum Nach-
dien (Schemazeichnung) . b Kulturprüparat in mitt- weis von Dermatophyten angelegt werden .
lerer Vergrßäerung nach Anfürbung mit Baumwoll- Die Ausbreitung der Kolonien erfolgt so rasch,
blau . daä benachbarte Impfstellen mit wertvollem Un-
264 Hyphomyceten als Verunreiniger

sehen auäerordentlich weit verbreitet . Bisher sind


weit •ber 100 Arten bekannt geworden .
Ihr Lebensbereich ist der Erdboden, der Kormus
hßherer Pflanzen, auch deren abgestorbene Be-
standteile, da viele von ihnen zum Zelluloseabbau
befühigt sind.
Kulturverhalten
Penicilliumarten findet man wührend des ganzen
Jahres als unerw•nschte Begleitkeime in Kulturen
mit zuckerhaltigen Nührbßden, vor allem wenn
bei relativ niedrigen Temperaturen (20-25 Ü C)
bebr•tet wird .
Abb . 283 Paecilomyces variotii. Flach wachsende, Da sehr fr•h zahlreiche Conidien gebildet werden,
olivgr•ne Kolonien mit trocken-pudriger Oberflüche breiten sich von einer Kolonie schnell Tochterko-
nach 6 Tagen auf Sabouraud-Glucose-Agar (Ä ca . 5 lonien aus . Das Farbenspiel wechselt von einer
cm) .
Zum eingehenden Studium dieser Pilzgruppe und zur
nüheren Differenzierung der zahlreichen Arten, sei
tersuchungsmaterial leicht •berwuchert werden auf das Werk von J . I . Pitt, ©The Genus Penicillium
kßnnen . and its teleomorphic states Eupenicillium and Tala-
romyces", Academic Press, London 1979, hingewie-
sen.
Kulturverhalten
Die Kolonien sind ohne Profil, zunüchst weiä,
nach wenigen Tagen braun-olivgr•n mit hellem
Rand . Die Oberflüche ist filzartig und wirkt stau-
big (Abb . 282, s . Farbtafel 23 u . Abb . 283,
S .264) .

Mikroskopisches Bild
Material sollte von der Randzone der Kulturen
entnommen werden, um intakte Conidiophore zu
erhalten . Diese sind zahlreich und unregelmüäig
verzweigt, oft bis 325 öm lang . Ovale, glattwandi-
ge, einzellige Conidien (2,5-4 x 4,5-6 öm) ste-
hen kettenfßrmig auf langen, flaschenühnlichen
Phialiden (Abb . 284) .

Anmerkung
Diese Art und ihre Verwandten sind typische
Erdbewohner und wachsen in der Regel nur bei
Temperaturen unter 30Ü C . Auch als sekundüre
Infektionserreger, z . B . bei Risikopatienten, so-
wie als Inhalationsallergen spielen sie kaum eine
besondere Rolle, obwohl sie gelegentlich als sol-
che diskutiert wurden .

GATTUNG Penicillium LINK 1809 Abb . 284 Paecilomyces variotii . a Mycel mit Coni-
ex FRIES (1832) dienstündern . b Conidiophor mit langen, flaschen-
ühnlichen Phialiden und ovalen Conidien (Camera
Die Penicillien (©Pinselschimmel" wegen ihres lucida) . c Kulturpürparat (gefürbt mit Lactophe-
pinselfßrmigen Conidiophors) sind in der Natur nol-Baumwollblau) von Conidiophor mit Ketten aus
und in der unmittelbaren Umgebung des Men- ovalen Conidien .
Penicillium 265

Art zur anderen : doch sind blaue, gr•ne und gelbe nach Pitt (1979) zum Schutz des Zellkerns gegen•ber
Farben vorherrschend . Dabei bleibt oft ein weiäer ultraviolettem Licht . Im Zustand der Reife lßsen sich die
Rand um die farbige Kolonie erhalten . Hüufig, Sporen aus dem kettenfßrmigen Verband, um an ande-
rer Stelle neu auszukeimen .
aber nicht regelmüäig, ist das Vorhandensein von Aus dem Bauplan des Conidiophors ergibt sich eine
heller gefürbten Mycelflocken auf dem samtühnli- Vielzahl von sporenbildenden Elementen, so daä die
chen oder rasenfßrmigen Thallus . Zahl der Conidien entsprechend groä ist .
Die Bildung von Guttationstropfen, in denen Bei den verschiedenen Arten variieren die Bestandteile
meist Farbstoffe gelßst sind, ist nicht selten des Conidiophors in der Anzahl und Anordnung, einige
(Abb . 285, s . Farbtafel 23) . kßnnen fehlen .

Mikroskopisches Bild Differenzierung der einzelnen Untergattungen und


Von den fruktifizierenden Hyphen ausgehend Arten
wüchst der Conidiophor senkrecht nach oben . Wie bereits erwühnt, ist der ©Pinseltyp" wichtig ;
Sein Bau ist richtungweisend f•r die Klassifizie- nach ihm und anderen Merkmalen werden fol-
rung (Abb . 286) . gende Untergattungen differenziert : Aspergilloi-
des DIERCKX, Furcatum PITT, Penicillium und Bi-
In seinem basalen Teil (Traghyphe) ist der Conidiophor
meist unverzweigt, wührend die aufsitzenden Rami di- verticillium DIERCKX .
chotom oder kronenühnlich aufgegliedert sein kßnnen . 1 . Aspergilloides : Der Pinsel ist vorwiegend monoverti-
Eine Gruppe von Ramuli kann folgen . Auf ihnen stehen cillat (= einwirtelig), d . h . die amphorenfßrmigen
die Metulae (Sekundürüste), die bisweilen so zahlreich Phialiden sind unmittelbar auf der Traghyphe inse-
und dicht gestellt sind, daä ihre Anordnung b•schelfßr- riert .
mig erscheint . 2 . Furcatum : Die Pinsel (vorwiegend biverticillat) be-
Diese Sekundürüste tragen die sporenbildenden Phiali- stehen aus Wirteln von 2-5 Metulae . Die Phialiden
den von zylinderfßrmiger oder amphorenühnlicher Ge- sind amphorenfßrmig und meist k•rzer als die Metu-
stalt . lae. - Es gibt in dieser Untergattung zahlreiche unre-
Die stets einzelligen, kleinen, runden oder lünglichen gelmüäige Formen .
Sporen besitzen eine feste, bisweilen rauhe Zellwand . 3 . Penicillium: Die Pinsel sind vorwiegend dreiwirtelig,
Deren gr•ne oder blaue Pigmenteinlagerungen dienen d . h . die Phialiden sind auf den Metulae und diese auf
krüftigen Rami inseriert . (Zwei- und vierwirtelige
Formen sind die Ausnahme .) Die Phialiden sind ty-
pisch amphorenfßrmig, seltener zylindrisch oder spitz
zulaufend .
4 . Biverticillium : Die Pinsel sind typisch biverticillat, sel-
ten dreiwirtelig. Die Lünge der zahlreichen Metulae
ist •bereinstimmend mit der Lünge der Phialiden .
Diese sind schlank, nach oben verj•ngt mit engem Po-
rus an der Spitze, der elliptische Conidien entlüät . Nur
von wenigen Arten mit amphorenfßrmigen Phialiden
werden rundliche Conidien gebildet .
Zur weiteren Differenzierung der Arten werden
die Oberflüchenstruktur des Thallus und die Ko-
remienbildung herangezogen . Die Pigmentierung
der Conidien, die Diffusion von Farbstoffen in die
Kolonieumgebung und in die Guttationstropfen
sind konstante und mit bloäem Auge erkennbare
Merkmale . Nur wenige Arten lassen eine Verfür-
bung der Kulturunterseite erkennen .
PITT (1979) f•hrt als besonderes Hilfsmittel zur
Identifizierung Tabellen •ber die Wachstumsge-
schwindigkeit der Kolonien auf drei Standard-
nührbßden bei drei verschiedenen Temperaturen
(5Ü.C,3275Ü)wührendsibTagn
Abb . 286 Gattung Penicillium - Bauplan eines Co- Korrelationen zwischen dem Kolonie-Ä und der
nidiophors (schematisch) : T = Traghyphe, R = Bebr•tungstemperatur bzw . -dauer auf bestimm-
Rami, M = Metulae, P = Phialiden, C = Conidien . ten Nührbßden haben diagnostischen Wert .
266 Hyphomyceten als Verunreiniger

Diese Daten werden am besten den Originaltabel- teils flockige Auflagerungen aus Mycelkonglome-
len des Werkes entnommen . raten . Ein weiäer Rand von 1-2 mm Breite um-
gibt die Kolonien .
Bedeutung von Penicilliumarten in verschiedenen Wührend die Schicht steriler Hyphen gelblich
Lebensbereichen des Menschen bleibt, wechselt das Farbenspiel der fruktifizie-
In der Phytopathologie spielen einige Species eine renden Hyphen von gelbgr•n nach blaugr•n in
bedeutende Rolle ; in der Humanpathologie findet verschiedenen Schattierungen . Die R•ckseite
man Penicilliumarten bestenfalls als Sekundürbe- bleibt farblos bis gelb . Zitronengelbe Guttations-
siedler auf vorgeschüdigtem Terrain . Primür grei- tropfen bilden sich allmühlich und liegen zerstreut
fen sie weder die Haut noch innere Organe an, da auf dem Thallus (Abb . 285 , s . Farbtafel 23) .
ihnen invasive Eigenschaften fehlen .
Ihre Rolle als auslßsender Faktor von bestimmten Mikroskopisches Bild
Formen des Bronchialasthmas wird in der Mono- Der Conidiophor (150-350 öm) verzweigt sich in
graphie von P . J . VAN DER WERFF (1958) gew•r- 2 Rami, die je 2-5 Metulae (2-3 x 10-20 öm)
digt. tragen . Auf ihnen sitzen in b•schelfßrmiger An-
Wirtschaftliche Bedeutung haben einige Penicil- ordnung die Sterigmen (2-2,5 x 4-6 öm) . Diese
liumarten (Penicillium roquefortii und Penicillium tragen die elliptischen, glattwandigen, gelbgr•nen
camembertii) bei der Küsezubereitung . Sie sind Conidien (2,8-3,5 x 3-4 öm) in parallel verlau-
mit der Fühigkeit zu reger Enzymtütigkeit beim fenden Ketten (Abb . 287f) .
Eiweiäabbau der Milch ausgestattet .
Phytopathologisch bedeutsam sind zahlreiche Anmerkung
Species, die auf Bl•ten, Blüttern und Fr•chten von Die Bedeutung dieser Art liegt - wie bereits er-
Obstgewüchsen leben . Sie beeintrüchtigen das wühnt - in der Fühigkeit zur Bildung von Penicil-
Wachstum der Pflanzen und verursachen durch lin . Die biogene Leistung einzelner Stümme
Zuckerentzug Qualitütsminderung der Fr•chte wurde durch Selektion von Mutanten erheblich
bis zum Ausfall ganzer Ernten. gesteigert .
Die Vorliebe dieser Gruppe f•r zuckerreiches Nicht weniger wichtig ist ein vor zwei Jahrzehnten
Substrat ist im tüglichen Leben zu beobachten . bekannt gewordenes Antibioticum, dessen Wirk-
Nicht verschlossene Obstsüfte, Marmelade usw . samkeit gegen humanpathogene Pilze die Thera-
werden oft sofort besiedelt und mit einer dichten pie in der Dermatologie grundlegend beeinfluät
blauen, gr•nen oder gelben Myceldecke •berzo- hat : das Griseofulvin.
gen .
Ein relativ junger Zweig der Mykologie, die My- Griseofulvinbildung
kotoxinforschung, war in den letzten 20 Jahren Da diese Substanz fast alle Dermatophyten im
bem•ht, sich eingehender mit der Gattung Peni- Wachstum hemmt, fand sie Eingang in die Thera-
cillium zu befassen, weil einige Arten als Toxin- pie der Dermatomykosen, aus der sie heute nicht
bildner auf Lebensmitteln und Fr•chten erkannt mehr wegzudenken ist . Wegen ihrer groäen Be-
wurden . Diese Arten erfordern eine sehr genaue deutung f•r die Dermatologie folgen einige ein-
Differenzierung (vgl . Tab . 1, S . 10) . schlügige Daten .
Eine besondere Bedeutung erlangte in den letzten
Jahrzehnten jene Penicilliumgruppe, die sich OXFORD, RAISTRICK u.193SIMONARTisolertnmJah
die antibiotische Substanz Griseofulvin aus Penicillium
durch ihre Fühigkeit zur Bildung von Antibiotica
griseofulvum DIERCKX (Syn . : Penicillium urticae BAI-
auszeichnet, allen voran Penicillium notatum mit
NIER) (Abb . 287 a, b, S . 267) .
dem Metabolit Penicillin . Auch Penicillium chry- BRIAN, CURTIs u. HEMMING fanden 1946 in Stümmen von
sogenum ist als guter Penicillinbildner bekannt . Penicillium janczewski ZALESKI (Syn. : Penicillium nigri-
cans BAINIER) (Abb . 287c) eine identische Substanz .
Penicillium chrysogenum THOM BRIAN u . Mitarb . untersuchten 1951 die biogenen Eigen-
schaften, vor allem den Einfluä auf phytopathogene
1910 Pilze.
Kulturverhalten AYTON stellte 1956 den wachstumshemmenden Einfluä
des Griseofulvins auf junge Hyphen anderer (auch hu-
Der rasch wachsende Thallus (in 10 Tagen 50 mm manpathogener) Pilze fest .
Kolonie-Ä) lüät immer Radiürfaltung erkennen . Es ist das Verdienst von GENTLES, das Griseofulvin
Auf der samtühnlichen Oberflüche bilden sich mit erstmalig im Tierversuch (Meerschweinchen) eingesetzt
zunehmendem Alter mehr oder weniger feste, und seine Wirksamkeit in vivo gepr•ft zu haben .
Penicillium chrysogenum 267

Abb. 287 Mikroskopisches Bild von verschiedenen Penicilliumarten . a, b Penicillium qriseofulvum


DIERCKX (Syn . : Penicillium urticae BAINIER) mit glattwandigen Conidien . c, d Penicillium janczewskii ZALESKI
(Syn . : Penicillium nigricans BAUVIER) mit rauhwandigen Conidien (a-d Griseofulvinbildner - Camera lucida) .
e Penicillium sp ., Nativprüparat . f Penicillium chrysogenum THOM, Nativprüparat eines Conidiophors mit ova-
len, glattwandigen Conidien .

RIEHL U. Mitarb. f•hrten 1958 die erste klinische Pr•- „ber die klinische Bedeutung, Methoden der
fung bei Patienten durch. Applikation und toxikologische Daten des Gri-
Griseofulvin ist - rein dargestellt - ein weiäes, geruch- seofulvins wird auf GÖTZ (1962) verwiesen .
freies Pulver aus rhomboiden Kristallen . Der Schmelz-
punkt liegt bei 220 Ü C . In Wasser ist es nahezu unlßslich, Menschenpathogenitüt von Penicilliumarten
dagegen lßslich in Dimethylformamid, das sich zu Ver-
suchszwecken in vitro besonders gut eignet, weil Derma- F•r den Menschen sind Penicilliumarten als
tophyten durch dieses Lßsungsmittel unbeeinfluät blei- Krankheitserreger praktisch ohne Belang, wenn-
ben . gleich gelegentlich der Nachweis im Sputum, auch
Wegen der Hitzebestündigkeit kann es als Testsubstanz im Lungengewebe unter Umstünden gef•hrt wur-
(oder Pr•fsubstanz) vor dem Autoklavieren dem Nühr- de, die zumindest mit der Annahme einer sekun-
substrat zugesetzt werden . düren Erregernatur vereinbar sind . Gesichert ist
Unter der Einwirkung des Griseofulvins wüchst lediglich die Rolle von Pinselschimmelsporen als
das Mycel mehr oder weniger gewunden (locken- Inhalationsallergen und Ursache einer allergi-
ühnlich) ; aber es stirbt in der f•r die Therapie er- schen Alveolitis, die bei Personen im Schweizer
forderlichen Dosis nicht ab . Küsereigewerbe unter dem Namen ©cheese wash-
„bertrügt man dieses geschüdigte Mycel auf gri- er's disease" (Küsewüscherkrankheit) bekannt
seofulvinfreien Nührboden, so wachsen die Hy- wurde und zu den entschüdigungspflichtigen
phen normal weiter . Erst hßhere Konzentratio- Berufskrankheiten zu zühlen ist, auch wenn sie in
nen, die aber auäerhalb des zulüssigen Anwen- der 7 . Berufskrankheitenverordnung vom 20 . 6 .
dungsbereiches in vivo liegen, wirken toxisch auf 1968, BGB I, S . 721, noch nicht aufgef•hrt ist, da
die Pilzzellen . sie in der Bundesrepublik Deutschland - im Ge-
268 Hyphomyceten als Verunreiniger

gensatz zur Schweiz - unseres Wissens bisher nicht Kulturverhalten


festgestellt wurde . Phoma ist ein ziemlich schnell wachsender Faden-
Penicilliumarten gehßren somit nicht zu den Pil- pilz mit teils flockiger, teils kßrniger Oberflüche .
zen, nach denen man - in ihrer Funktion als My- Kleinere rosa oder schwarze Areale, die von grau-
koseerreger - im Untersuchungsmaterial fahndet . em, lockeren Mycel •berwuchert sind, vermitteln
Doch gibt es einige Fallberichte, die nicht daran ein uneinheitliches Farbbild (Abb . 288) .
zweifeln lassen, daä gelegentlich auch Penicillien
invasiv menschliches Gewebe befallen, allem An-
schein nach auch ohne bekannt prüdisponierende
Ursachen. So wurden Penicillium crustaceum und
andere Arten (nach EMMONS, BINFORD, UTZ u .
KWON-CHUNG 1977) als mutmaäliche Erreger
mykotischer Infektionen angeschuldigt .
Als Sonderfall hat eine Beobachtung von SEGRE-
TAIN u . Mitarb . (1959) Interesse gefunden, wo-
nach Penicillium marneffei bei einer Rattenart
(Rhizomys sinensis) eine Mykose verursachte, die
durch ein intracellulüres Wachstum in einem Gra-
nulationsgewebe gekennzeichnet war, so daä der
Eindruck einer Histoplasmamykose vorgetüuscht
wurde . Analoge Beobachtungen beim Menschen
stehen aus . Derartige Befunde weisen aber darauf
hin, daä in pathologischem Untersuchungsmate-
rial festgestellte Pilze stets einer genauen Charak-
terisierung bed•rfen .

GATTUNG Phoma FRIES 1819,


ein . DESMAZIERES 1849
(Zit . nach NANNIZZI, 1934) 1
alternativ : Phoma SACC . nom . eons . (1880)
Aufgrund der groäen Zahl von Phoma-Arten, die
beschrieben wurden, und angesichts der fehlen-
den Bedeutung f•r die Humanmykologie werden
hier nur einige allgemeine Artmerkmale erßrtert .

Abb . 289 Phoma (sp .) . a Junge, noch geschlos-


sene Pyknidien (Camera lucida) . b Reife Pyknidien
mit Conidien, die durch ein Ostiolum entlassen wer-
Abb . 288 Phoma (sp .) - Kolonie auf Sabouraud- den (und Anastomosenbildung zwischen 2 Hyphen)
Glucose-Agar nach 21 Tagen . (Camera lucida) . c Innere Pyknidienwand mit coni-
dienbildenden Zellen (schematisch) . d Kulturprüpa-
1 NANNIZZI, A. : Repertorio Sistematico dei Miceti rat von Pyknidien („bersicht) . e Kulturprüparat von
Dell'Uomo e Degli Animali. N. Siena, S . A . Poligrafia Phomakultur, reifen Pyknidien und austretenden
Meini 1934 . Conidien .
Syncephalastrum racemosum 269

Mikroskopisches Bild Mikroskopisches Bild


Der Thallus ist •bersüt mit makroskopisch er- Die verzweigten, septierten Hyphen tragen seit-
kennbaren, flaschenfßrmigen, schwarzen ©Frucht- lich oder terminal einfache oder büumchenartig,
kßrpern" . Diese Pyknidien sind angef•llt mit ein- angeordnete Conidiophoren, die in runden, gold
zelligen Sporen (3,5-4 x 5-7 öm), die durch gelben, dickwandigen Chlamydosporen enden (Ä
leichten Druck aus der Ostiole entlassen werden 15-17 öm) . Ihre Oberflüche ist warzig und mit
(Abb . 289) . kleinen Fortsützen bedeckt, so daä eine oberflüch-
liche °hnlichkeit mit jungen Chlamydosporen
GATTUNG Thielavia ZOPF 1876 von Histoplasma capsulatum (s . S . 203) entsteht
(Abb . 290) . Die beiden Arten haben jedoch
Sepedonium chrysospermum nichts miteinander zu tun und besitzen auch einen
(BULLIARD) LINK ex FRIES 1832 verschiedenen Antigenbestand .
Dieser imperfekte Pilz, dessen ascogenes Stadium
der Gattung Thielavia ZOPF zugeschrieben wird, Syncephalastrum racemosum
ist ein Erdbewohner, der in England und den USA
(COHN) SCHROETER 1886
identifiziert wurde, aber weltweit verbreitet ist .
Diese Art lebt in der Natur als Saprophyt auf
Kulturverhalten Pflanzenresten und sonstiger zerfallener organi-
Der Thallus besteht aus einem dicken, weiäen, scher Substanz . Ihre Anspr•che an Nührstoffe und
spüter goldgelb gefürbten Mycelfilz, der sich •ber Temperatur sind gering . Als unerw•nschter Sa-
und in das Substrat schiebt . Kein Wachstum bei prophyt erscheint der Pilz bisweilen in Dermato-
37Ü C! phytenkulturen, in welchen er binnen kurzem das
Untersuchungsmaterial •berwuchern kann .

Kulturverhalten
Die Kolonien von Syncephalastrum racemosum
sind zunüchst weiä, werden aber bald grau ; die
R•ckseite bleibt hell . Der watteühnliche, lockere
Thallus wird bis zu 15 mm hoch . In 6 Tagen ist
eine Kulturschale mit Sabouraud-Glucose-Nühr-
boden bei Zimmertemperatur vollstündig be-
wachsen (Abb . 291, S . 270) .

Mikroskopisches Bild
Die vegetativen Hyphen ( Ä 4-8 öm), zunüchst
ohne, spüter mit unregelmüäiger Septierung,
bringen die krüftigen Conidiophore (10-20 öm)
hervor . Diese schwellen terminal zu einer Colu-
mella an, die ringsum mit langen, zylindrischen
Schlüuchen besetzt ist, deren mehrkerniger Inhalt
in einzelne Sporangiosporen aufgeteilt wird
(Sporangiolen) .
Im Gegensatz zu den Aspergillen werden hier die
Sporen nicht von Phialiden gebildet.
Mit dem Zerfall der Schlüuche werden die runden
Sporen (2,5-5 öm) frei . Die Grßäe der dunkel-
grauen bis braunen Sporenkßpfchen betrügt
40-150 öm im Ä (Abb . 292, S . 271 ) .

Anmerkung
Abb . 290 Sepedonium (Thielavia) (sp) . a Sche-
mazeichnung des Bauplans . b Chlamydosporen mit F•r Mensch und Tier ist diese Art als Erreger ohne
Protuberanzen im Kulturprüparat . Bedeutung .
270 Hyphomyceten als Verunreiniger

Abb . 291 Syncephalastrum (sp .) . a Wiedergabe


der raschen Thallusentwicklung innerhalb der er-
sten 4 Tage bei 22Ü C auf Sabouraud-Glucose-Agar .
b Aufsicht auf Kultur nach 6 Tagen auf Sabouraud-
Glucose-Agar . c Durchsicht auf Kultur nach 6 Ta-
gen auf Bierw•rzeagar . (Beachte die deutliche Zo-
nierung!)

Trichoderma koningii OUDEMANS oberflüche •berziehen . Die R•ckseite ist farblos


1903 (Abb . 293 , s . Farbtafel 24 - auf dieser Farbtafel
sind auch noch andere Trichoderma -Arten darge-
Dieser Saprophyt, der im Erdboden und auf zellu- stellt) .
losereichen Pflanzenresten vegetiert, gehßrt
ebenfalls zu einer aus mehreren Arten bestehen-
Mikroskopisches Bild
den Gattung : Trichoderma (PERSOON) HARZ . Er
befüllt Brutschrankkulturen (32-37Ü C) weniger Einzellige, glatte, elliptische Conidien (2,5-3,8 x
oft als Kulturen, die bei Zimmertemperatur gehal- 4-8 öm) stehen zusammengepreät wie eine Kugel
ten werden . auf einem oft kurzen flaschenühnlichen, nicht sep-
tierten, di- oder trichotom verzweigten Conidio-
Kulturverhalten phor, der bis 25 öm lang werden kann (Abb . 294,
Die auäergewßhnliche Farbe - zunüchst weiä, S .272) .
bald hellgr•n (im Gegensatz zum dunkelgr•nen
Farbton bei Trichoderma lignorum [TODE] HARZ) Anmerkung
- lüät sofort an einen Saprophyten denken . Bei Einige Trichoderma-Arten sind Antibioticabild-
Zimmertemperatur ist das Wachstum sehr schnell ner (Gliotoxin) . Sonst ist diese Gattung ohne Be-
und kann in 3-5 Tagen die ganze Nührboden- lang f•r die menschliche Pathologie .
Verticillium 27 1

bb . 292 Synecephalastrum ra-


emosum . a Conidiophoren mit
unausgereiften Sporangiolen
(Camera lucida) . b 1 = Conidio-
phor mit unausgereiften Sporan-
giolen, 2 = Conidiophormitausge-
reiften, einzelligen Sporen in
chlauchfßrmigen Sporangiolen,
die unmittelbar auf der Columella
(ohne Phialiden) inseriert sind
(Camera lucida) . c, d, e Mikrosko-
pisches Kulturprüparat von Spor-
angiolen in verschiedener Vergrß-
äerun .

Trichothecium roseum LINK 1824 zugespitzte Conidien (8-10 x 12-19 öm)


(Abb . 296, S . 272) .
Kulturverhalten
Dieser rasch wachsende Pilz, der in 6 Tagen einen
Kolonie-Ä von 30 mm erreicht, ist ziemlich hüufig
als sekundürer Verunreiniger in Dermatophyten-
GATTUNG Verticillium NEES
kulturen zu finden . ex LINK 1824
Der Thallus ist watteühnlich locker und zunüchst Perfektes Stadium : Nectria HUGHES 1951
weiä . Nach einigen Tagen fürbt er sich zartrosa . Die Gattung der Wirtelpilze1hat ein auäerordent-
Seine Oberflüche erscheint dann wie gepudert lich breites pflanzliches Wirtsspektrum, das von
(Abb . 295, s . Farbtafel 18) . Wald- und Obstbüumen •ber einjührige Nutz-
pflanzen bis zu Unkrüutern reicht, in deren Blüt-
Mikroskopisches Bild tern die Pilze parasitieren .
Lange, querwandlose Stünderhyphen tragen am
Ende mehrere zweizellige, glattwandige, einseitig 1 Verticillium = Wirtel
272 Hyphomyceten als Verunreiniger

Abb . 294 Trichoderma koningii. a Einzellige ovale Abb. 298 Verticillium (sp .) - Conidiophor mit Co-
Conidien in kugel- oder kßpfchenfßrmiger Anord- nidien (schematisch) .
nung auf kurzen Conidiophoren (Camera lucida) .
b Nativprüparat eines Trichodermaisolats aus Labor-
verunreinigung .

Abb . 296 Trichothecium roseum .


a Zweizellige, glattwandige Coni-
dien auf unseptierten langen Coni-
diophoren (Camera lucida) . b Mar-
garitenfßrmige Anordnung der Co-
nidien in starker Vergrßäerung
(Camera lucida) . c, d Conidiopho-
ren mit zweizelligen Conidien auf
Sabouraud-Glucose-Agar nach
3 Tagen bei 26ÜC .
Verticillium 27 3

Verticillium alboatrum REINKE et BERTHOLD Conidienstünder mit Seitenverzweigungen, die in


(1879) Etagen •bereinander stehen . Sie tragen terminal,
Man findet es gelegentlich wührend der Sommer- wie der Hauptast, wirtelfßrmig angeordnet die
monate in den Laborkulturen . Von den etwa 30 schmalen, flaschenfßrmigen Phialiden, aus denen
Arten ist die Species Verticillium alboatrum am einzellige, rundliche bis ovale Conidien hervorge-
meisten verbreitet . Sie wird hier kurz beschrieben . bracht werden (3,5-4,5 x 4,5-5 öm) (Abb . 298,
S .272) .
Kulturverhalten
Die Kolonien erreichen in 10 Tagen einen Ä von
etwa 30-40 mm . Der Thallus ist zunüchst weiä In schleimigen Trßpfchen •ber den Phialidenßff-
und eben . Spüter wird eine feine Faltenbildung nungen sammeln sich die (einzeln gebildeten) Co-
ausgeprügt, und der Farbumschlag •ber rosa zu nidien zu scheinbaren Kßpfchen . Da sie sich sehr
rßtlich-braun - ausgehend vom Zentrum - geht leicht von ihren Insertionsstellen lßsen, liegen sie
mit einer Zonierung Hand in Hand . Manche im Prüparat meistens abseits des Conidiophors .
Stümme bilden kein Oberflüchenprofil . Der Ko-
lonierand ist locker (Abb . 297, s. Farbtafel 24) . Anmerkung
Mikroskopisches Bild F•r Mensch und Tier ist dieser typische Anflugpilz
Aus dem Mycelgeflecht erheben sich aufrecht die als Krankheitserreger ohne Bedeutung .
Farbtafel 1 283

Abb . 8 Selektive Züchtung von Pilzen aus maze-


riertem Epithel auf Sabouraud-Glucose-Agar .
Abb . 3 •Honigtau" an einer blühenden Gerstenäh- a Candidahemmende Paste auf der Nährboden-
re, deren junge Fruchtknoten von Claviceps purpu- oberfläche hemmt das Wachstum des Sproßpilzes,
rea befallen sind . so daß sich eine Fadenpilzkolonie entwickeln kann
(/) . b Infolge massiven Candiawachstums ist der
im Material enthaltene Hautpilz in der Entwicklung
vÜllig gehemmt . c Nach vollständiger Unterdrük-
kung von Candida erbringen alle Impfstellen eine
Reinkultur von Trichophyton mentagrophytes .

Abb . 125 Trichophyton mentagrophytes var .


quinckeanum . 7 Tage altes, unter WOOD-Licht fluo-
reszierendes Scutulum auf dem Rücken der weißen
Maus nach Infektion mit einem Patientenstamm .
284 Farbtafel 2

Abb . 15 Pilzfärbungen im Ausstrich und in Gewebeschnittpräparaten . a GRAM-Färbung : Candida albicans


im Eiter . b GIEMSA-Färbung : kleinzellige Form der Histoplasmamykose mit Histoplasma capsulatum im UI-
cusausstrich . c Mucicarminfärbung : Cryptococcus neoformans . d MAY-GRöNWALD-Färbung : Cryptococ-
cus neoformans (\) im Liquorausstrich .
Farbtafel 3 285

Abb . 16 Pilzfärbungen im Ausstrich und in Gewebeschnittpräparaten . a PAS-Färbung : Aspergillus fumi-


gatus im Lungengewebeschnitt (Wände von Pilzzellen und -hyphen rot) . b PAS-Färbung mit Lichtgrünkon-
trastfärbung : großzellige (afrikanische) Form der Histoplasmamykose . c Silberimprägnation nach GROCOTT
u . GOMORI : großzellige Form der Histoplasmamykose im Lungenschnittpräparat . d Tuscheverfahren nach
BURRi : Darstellung der Schleimkapsel von Cryptococcus neoformans .
286 Farbtafel 4

Abb . 35 Cryptococcus neoformans . 2 Wochen alte Abb . 42 Pityrosporum ovale . Intensive Braunfär-
Kultur auf Leinsamenagar . (Semen lini von Linum bung der Kolonien nach 8 Wochen auf Ülbeschichte-
usitatissimum ergibt eine besonders gute Pigment- tem Sabouraud-Glucose-Agar.
bildung .)

Abb . 45 Sporobolomyces salmonicolor. Erschei-


nungsbild bei Erstisolierung auf Sabouraud-Gluco-
se-Agar nach 10 Tagen bei 26©C .

Abb . 44 Rhodotorula glutinis. a Kulturbild nach


14 Tagen auf Sabouraud-Glucose-Agar . b Mikro-
skopisches Präparat (Lactophenol-Baumwollblau-
Färbung) .
Farbtafel 5 287

Abb . 60 Epidermophyton flocco-


sum . 3 Wochen alte Kultur auf Sa-
bouraud-Glucose-Agar mittypisch
gelblich-grünem Farbton, olivgrü-
ner Peripherie und ausgeprägtem
Oberflächenprofil . Zwei weiße,
watteähnliche Myceltupfer kündi-
gen bereits den früh einsetzenden
Pleomorphismus an .

Abb . 68 Microsporum canis .


a 3 Wochen alte Kultur auf Sabou-
raud-Glucose-Agar (Isolat vom
Tier) (Prof . Dr. BISPING, Han over) .
b 3 Wochen alte Kultur auf Sabou-
raud-Glucose-Agar (Isolat von ei-
ner Mikrosporie des Menschen) .
c 3 Wochen alte Kultur auf Myco-
selÄ-Agar (auf diesem Substrat be-
sonders starke Pigmentbildung) .
288 Farbtafel 6

Abb . 79 Microsporum gypseum-Microsporum fulvum-Komplex . a Microsporum gypseum, 5 Wochen alte


Kultur auf Mycosel -Agar . b Microsporum fulvum, 2 Wochen alte Primärkultur auf Sabouraud-Glucose-
Agar, isoliert von den Armen einer Gärtnerin .

Abb . 83 Microsporum persicolor. a Oberseite der Kultur auf Sabouraud-Glucose-Agar mit typischer Ver-
färbung nach 21 Tagen . b Rückseite der Kultur zum gleichen Zeitpunkt . Die Ockerfarbe ist charakteristisch
für den Sabouraud-Agar mit Glucosezusatz .
Farbtafel 7 289

Abb . 92 Piedraia hortai auf Sabouraud-Glucose- Abb . 95 Trichophyton ajelloi. Kolonie nach 7 Ta-
Agar nach 3 Wochen Bebrütung . gen bei 26©C auf Sabouraud-Glucose-Agar .

Abb . 102 Trichophyton gallinae . a Kultur nach 9 Tagen auf Sabouraud-Glucose-Agar mit typischer Fal-
tenbildung und Diffusion von rosafarbenem Pigment in den Nährboden . b Kultur nach 16 Tagen auf Sabou-
raud-Glucose-Agar. Pigment- und Faltenbildung jetzt besonders charakteristisch .
290 Farbtafel 8

Abb . 106 Trichophyton gourvilii .


28 Tage alte Kultur auf Sabou-
raud-Glucose-Agar.

Abb . 109 Trichophyton megninii . Kolonie nach Abb . 113 Trichophyton mentagrophytes . Rück-
25 Tagen auf Sabouraud-Glucose-Agar. seite der Kultur auf Sabouraud-Glucose-Agar nach
21 Tagen .

Abb . 117 Trichophyton menta-


grophytes var . asteroides . a Typi-
sches Kulturwachstum eines vom
Chinchilla isolierten Stammes
nach 14 Tagen auf Malzagar.
b Kultur eines anderen Stammes
nach 10 Tagen auf Sabouraud-
Glucose-Agar .
Abb . 126 Trichophyton rubrum . Stark pigmentierte Kolonie nach 21 Tagen bei 26©C auf Sabouraud-Gluco-
se-Agar . a Oberseite, b Unterseite .

Abb . 127 Trichophyton rubrum - Abhängigkeit der Pigmentbildung und des Wachstums von Substrat und
pH . a Serumagar nach STAIB, pH 5 : Gelbfärbung . b Serumagar nach STAIB, pH 7,2 : Rotfärbung . c Kar-
toffelagar, pH 7,2 : starke Rotfärbung .

Abb . 129 Trichophyton rubrum (Kulturform 1) . a Oberseite und b Unterseite einer Kultur nach 28 Tagen
auf Sabouraud-Glucose-Agar . Beachte die deutliche Radiärfaltung mit dunkelrotem Saum und die braun-
bis weinrote Rückseite .
292 Farbtafel 1 0

Abb . 130 Trichophyton rubrum, a Kulturform 2 : Variante mit cerebriformer, rot gefärbter Mitte, umgeben
von einem weißen , pudrigen, flach wachsenden Thallus, nach 28 Tagen bei 26©C auf Sabouraud-Glucose-
Agar . b Kulturform 3 : gelb wachsende Variante mit ockerfarbigem Kolonierand, nach 28 Tagen bei 26©n
auf Sabouraud-Glucose-Agar . c Kulturform 4 : Variante mit melanoidem Pigment, Ndäahsrboenu-
kelbraun verfärbt, nach 21 Tagen bei 26©C auf Sabouraud-Glucose-Agar . d Kulturform 5 : zuckerhutähnlich
scbtear,ighnmukwKÜolSRdPvinOebmarchf
längerem Aufenthalt in Zentralafrika . Kolonie nach 28 Tagen bei 26©C auf Sabouraud-Glucose-Agar .
Farbtafel 1 1 293

Abb . 136 Trichophyton souda-


nense . 20 Tage alte Kultur auf Sa-
bouraud-Glucose-Agar . Strahlen-
f•rmige Peripherie verursacht
durch Hyphenbündel . Koloniemit-
te : aprikosengelb, Kolonierand :
schwefelgelb .

Abb . 142 Trichophyton tonsu-


rans . a Kultur nach 21 Tagen bei
26äC auf Sabouraud-Glucose-
Agar . b Kultur nach 40 Tagen bei
22äC auf ßMiami"-Agar .

Abb . 143 Trichophyton tonsu-


rans var . sulphureum . 3 Wochen
alte Kultur auf Mycosel Ü -Agar (aus
dem Bartbereich eines 63jöhrigen
Patienten) .
294 Farbtafel 1 2

Abb . 150 Trichophyton violaceum . a 28 Tage alte


Kultur auf Sabouraud-Glucose-Agar. Kolonien mit
ausgeprögtem Oberflöchenprofil und intensiver
Pigmentbildung . b Einzelkolonie .

Abb . 151 Trichophyton violaceum - Trichophyton


glabrum . a Trichophyton glabrum mit Sektor von
Trichophyton violaceum. b Morphologische Viel-
falt von Kolonien als Ausdruck des genetischen Ver-
haltens .

Abb . 157 Trichophyton terrestre. 2 Wochen alte


Kultur auf MycoselÜ-Agar (bei 20äC) .
Farbtafel 1 3 295

Abb . 174 Madurella grisea . a Kultur nach 17 Tagen auf Sabouraud-Glucose-Agar .


b Kultur nach 28 Tagen auf Sabouraud-Glucose-Agar .

Abb. 177 Madurella mycetomi (Originalbezeichnung des Stammes : Madurella ikedae)


-Kultur auf Sabouraud-Glucose-Agar bei 22äC . a Kolonie nach 21 Tagen, b Kolonie
nach 45 Tagen .
296 Farbtafel 1 4

Abb . 178 Neotestudina rosatii - Kolonie auf Sa-


bouraud-Glucose-Agar nach 14 Tagen bei 26äC .

Abb . 180 Kolonien von Madurella mycetomi (a) und Petriellidium boydii (b) nach 14 Tagen bei 26äC auf
Sabouraud-Glucose-Agar .
Farbtafel 1 5 297

Abb . 191 Artefakte : Nicht (!) - Blastomyces dermatitidis . a Arte-


fakte (sog . RUSSELL-K•rper), die im Gewebeschnitt bei Blastomyko-
severdacht vorkommen, und zwar in Form grampositiver Kolonien
(Ma©stab 400 :1), sehen Blastomyces dermatitidis sehr öhnlich .
b, c Spro©pilzöhnliche Strukturen aus 2-3 doppelbrechenden
Elementen mit einer zellwandöhnlichen Hülle erinnern im Nativprö-
parat ebenfalls an Blastomyces dermatitidis.
298 Farbtafel 1 6

Abb . 216 Aspergillus fumigatus - Primörkulturen


nach 4-8 Tagen auf Sabouraud-Glucose-Agar bei
32äC . a Bronchialsekret bei Aspergillusmycetom
der Lunge . b Bronchialsekret nach intensiver Anti-
bioticagabe . c Kulturbild (4 Tage) eines unver-
dünnt ausgestrichenen Sputums .

Abb . 220 Aspergillus niger . Kolonie auf Sabou-


raud-Glucose-Agar nach 10 Tagen .
Farbtafel 1 7 299

Abb . 217 Aspergillus fumigatus . a Kolonie nach 10 Tagen auf Sabouraud-Glucose-Agar bei 26äC . b Un-
terschiedliche Kolonieförbung in Abhöngigkeit von der Temperatur : braungrau bei 37äC, dunkelgrün bei
26äC . c Kolonie eines anderen Stammes nach 14 Tagen auf Sabouraud-Glucose-Agar . d Wei©es Küm-
merwachstum bei Primörkultur aus operativ gewonnenem Material nach 12 Tagen bei 26äC auf Sabou-
raud-Glucose-Agar .
300 Farbtafel 1 8

Abb . 225 Cephalosporium acre-


monium . a Koloniewachstum ei-
nes Sammlungsstammes nach
14 Tagen auf Sabouraud-Maltose-
Agar . b Kolonie auf Sabouraud-
Glucose-Agar nach 5 und 17 Ta-
gen .

Abb . 278 Neurospora sitophila .


Kultur auf Sabouraud-Glucose-
Agar nach 28 Tagen bei 22äC .

Abb . 295 Trichothecium roseum .


a Kultur nach 14 Tagen auf Sa-
bouraud-Glucose-Agar . b R•hr-
chenkultur nach 28 Tagen mit Gut-
tationstropfen auf Sabouraud-
Glucose-Agar.
Farbtafel 1 9 301

Abb . 231 Scopulariopsis brevi-


caulis - Subunguale Besiedlung
der Fu©nögel nach Trauma . (Tri-
chophyton-Arten wurden kulturell
ausgeschlossen .)

Abb . 232 Scopulariopsis brevi-


caulis auf MycoselÜ-Nöhrboden
(a) und auf CZAPEK-Dox-Agar (b) .
Wachstum auf diesen Nöhrb•den
mit glatter Oberflöche und typi-
scher Zimtfarbe .
302 Farbtafel 2 0

. b Kolonie eines
Abb . 251 Aspergillus nidulans . a Kolonie auf Sabouraud-Glucose-Agar nach 21 Tagen
anderen Stammes nach 21 Tagen auf Sabouraud-Glucose-Agar .

Abb . 254 Aspergillus flavus . Kolonie nach 10 Ta- Abb . 255 Aspergillus glaucus-Gruppe . Kolonie-
gen auf Sabouraud-Glucose-Agar . Zentraler Teil wachstum eines Sammlungsstammes nach 14 Ta-
gelb bis braungelb, nach der Peripherie zu wei© . gen auf Sabouraud-Glucose-Agar .
Farbtafel 2 1 303

Abb. 259 Aureobasidium pullulans . Koloniewachs-


tum mit zunehmender Pigmentierung auf Sabou-
raud-Glucose-Agar : a nach 5 Tagen bei 26äC,
b nach 12 Tagen bei 26äC, c Einzelkolonie nach
28 Tagen bei 26äC .

Abb . 266 Chrysosporium pannorum . Kultur auf


Sabouraud-Glucose-Agar nach 12 Tagen bei 22äC .
304 Farbtafel 2 2

Abb . 268a Cladosporium herba-


rum . Koloniewachstum (Primör-
kultur) nach 21 Tagen auf Sabou-
raud-Glucose-Agar. b Cladospo-
rium cladosporioides. Kolonie auf
Sabouraud-Glucose-Agar nach
21 Tagen bei 22äC .

Abb . 273 Fusarium (sp .) . Ober-


seite (a) und Unterseite (b) einer
Kultur auf Sabouraud-Glucose-
Agar nach 21 Tagen bei 22äC.
Farbtafel 23 305

Abb . 275 Helminthosporium (sp .) .


Kolonie auf Sabouraud-Glucose-
Agar nach ca . 21 Tagen .

Abb . 282 Paecilomyces variotii.


Braunoliv get•nte, mit feinen My-
celien bedeckte Kolonien nach
5 Tagen auf Sabouraud-Gluco-
se-Agar.

Abb . 285 Penicillium . a Penicillium notatum . b Penicillium chrysogenum - Kolonien nach 21 Tagen bei
22äC auf Sabouraud-Glucose-Agar .
306 Farbtafel 24

Abb . 297 Verticillium (sp .) - Kultur auf Sabou-


raud-Glucose-Agar : a nach 12 Tagen bei 22äC,
b nach 21 Tagen bei 22äC .

Abb . 293 Trichoderma (sp .) . a Trichoderma ko-


ningii nach 8 Tagen auf Sabouraud-Glucose- Agar .
b, c Andere Trichoderma-Arten nach 6 bzw . 10 Ta
gen auf Sabouraud-Glucose-Agar, isoliert als Ver-
unreiniger auf Kulturen für pathogene Pilze .

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