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Ursachen
Gallensteinformen: Grundsätzlich können drei Formen von Gallensteinen unterschieden werden.
- Cholesterinsteine: erhöhte biliäre Cholesterinkonzentration oder verminderte biliäre
Gallensäurekonzentration sowie Hypomotilität der Gallenblase
- Pigmentsteine: erhöhte Bilirubinkonzentration in der Gallenblase durch eingeschränkte Leberfunktion oder
bakterielle Freisetzung von Bilirubin
- Gemischtensteine
Risikofaktoren
Adipositas
weibliches Geschlecht
heller Hauttyp
höheres Lebensalter, insbesondere im Alter zwischen vierzig und fünfzig Jahren
Schwangerschaft und Fruchtbarkeit
fettreiche Kost, strenges Fasten
alkoholische Leberzirrhose
zystische Fibrose
familiäre Disposition
Klinik
Die Mehrzahl der Gallensteine / meist verbleibt asymptomatisch.
Gallensteine verursachen in ca. 75% der Fälle keine pathologische Symptomatik.
Ein Teil der Patienten mit Gallensteinen klagt über unspezifische gastrointestinale Beschwerden:
- postprandiales Druckgefühl und Völlegefühl im Epigastrium
- Übelkeit und Erbrechen
- Blähungen/Blähsucht/Meteorismus
schmerzhafte Verlauf
- rechtsseitige kolikartige Oberbauchschmerzen insbesondere bei Zystikusverschluss oder
Choledochussteinpassage (Gallenkolik)
- ausstrahlende Schmerzen, in das Epigastrium, in den Rücken und in die rechte Schulter
- unspezifische dyspeptische Beschwerden durch fette Speisen, Alkohol, Kaffee, Eier, ...
- nächtliches Auftreten
Komplikation
Cholezystitis und Gallenblasenempyem
cholestatischer Ikterus, bei im Ductus choledochus liegendem Konkrement und Behinderung des Galle-Abflusses
Cholangitis durch bakterielle Infektion
Charcot-Trias 2: Schmerzen im Epigastrium, Fieber, Ikterus
Gallenblasenhydrops und Porzellangallenblase infolge einer Abflussbehinderung der Gallenblase und
fortschreitender Kalzifikation
Pankreatitis durch steinbedingten Verschluss der Ampulla hepatopancreatica
Perforation der Gallenblase mit resultierender Peritonitis
Penetration in den Darm mit Gefahr der Ausbildung eines Ileus
Diagnostik
Anamnese: die Schmerzcharakteristik
Körperliche Untersuchung
- Courvoisier-Zeichen: Eine gefüllte, tastbare und schmerzlose Gallenblase
Labor: zur Bestätigung, Verlaufsbeobachtung, und zum Ausschluss anderer DDs.
- Eine Leukozytose und ein erhöhtes CRP und BSG sprechen für eine Cholezystitis.
- Ansteige der Leberenzyme, des Bilirubins, der alkalischen Phosphatase (ALP), und der Gamma-
Glutamyltransferase (γ-GT) weist auf die Lage/Wanderung der Gallensteine in die Gallenwege mit Cholestase
hin.
- erhöhte Lipase und Amylase bei biliärer Pankreatitis
- BB, Entzündungsparameter, Cholestaseparameter, Pankreas- und Leberenzyme, Kreatinin, Harnstoff,
Urinuntersuchung, Glukose
Bildgebende Verfahren
- Abdomensonografie: Steine in Gallenblase + Wandverdickung
- Röntgen-Abdomen: um die Perforation auszuschließen
- EKG: um die Myokardialinfarkt auszuschließen
- MRCP oder ggf. Endoskopisch retrograde Cholangiopankreatikographie (ERCP) bei Verdacht auf
Choledocholithiasis / Steine im Hauptgallengang
- Perkutane transhepatische Cholangiographie (PTC): bei nicht durchführbarer ERCP
- CT: vor allem vor oraler Lysetherapie oder extrakorporaler Stoßwellenlithotripsie (ESWL)
Therapeutische Maßnahmen
• Stationäre Aufnahme
• Nahrungskarenz
• Infusion Therapie / Flüssigkeitszufuhr
• Analgetikum z. B. Metamizol sowie Spasmolytikum z. B. Butylscopolamin (bis auf Opioide)
• Asymptomatisch/Zufallsbefund:
- abwartendes Verhalten
- Ausnahmen: chronische Cholezystitisformen wie Porzellangallenblase, Gallenblasenpolypen ≥ 1 cm,
Gallensteine ≥ 3 cm, und im Rahmen onkologischer Resektionen
• Symptomatische Cholezystolithiasis:
- operativ: frühzeitige elektive Cholezystektomie
- konservative Therapie: orale Litholyse/Steinauflösung, nicht generell indiziert.
Ursodeoxycholsäure und Chenodeoxycholsäure 3 bis max. 18 Monate oder ESWL (extrakorporale
Stoßwellenlithotripsie).
• Choledocholithiasis
- Therapie wie bei akuter Cholezystitis oder
- ERCP mit Papillotomie und endoskopischer Steinextraktion
Differentialdiagnostik
• Ulcus ventriculi
• Cholezystitis und Cholangitis
• Choledocholithiasis
• chronische Pankreatitis
• Myokard-/Hinterwandinfarkt
• Hepatitis
• Lungenembolie
• Nephrolithiasis
2. Cholezystitis / Gallenblasenentzündung
Definition
Akute Entzündung der Gallenblase
Ursachen
Fast immer eine Komplikation der Cholelithiasis mit sekundärer bakterieller Beteiligung
Etwa 10 % aller Cholezystitiden tritt ohne Assoziation mit Gallensteinen auf. Dabei sind vor allem morbide
Patienten betroffen, beispielsweise:
- bei Sepsis
- nach größeren chirurgischen Eingriffen
- bei Polytrauma und Schwerverletzten
- schwere Verbrennungen
Klinik
kolikartige Schmerzen im rechten Oberbauch, die in die rechte Schultergegend ausstrahlen
Druckschmerz und Empfindlichkeit ggf. mit Abwehrspannung im rechten Oberbauch
Positives Murphy-Zeichen und Schmerzen beim Einatmen
Fieber und Schüttelfrost
Übelkeit und Erbrechen
Diagnostik
Anamnese: die Schmerzcharakteristik
Körperliche Untersuchung
- Murphy-Zeichen: einen plötzlichen umschriebenen Druckschmerz und Sistieren der Atmung bei der
Einatmung, während man am sitzenden Patienten mit mehreren Fingern medial der Mamille unterhalb des
rechten Rippenbogens eindrückt.
Labor:
- typische Entzündungszeichen: Leukozytose, erhöhte BSG, erhöhtes CRP
- GOT, GPT
- erhöhte Cholestaseparameter bei einer Obstruktion durch Gallensteine: Bilirubin, ALP, und γ-GT
- Die Amylase und Lipase sind unter Umständen ebenfalls leicht erhöht.
- BB, Entzündungsparameter, Cholestaseparameter, Pankreas- und Leberenzyme, Kreatinin, Harnstoff,
Urinuntersuchung
Bildgebende Verfahren
- Sonografie: Goldstandard
Untersuchung des Abdomens zum Nachweis von Gallensteinen und Veränderungen der Gallenblasenwand
(verdickt und ödematös in 3 sichtbaren Schichten)
- CT Abdomen
- EKG: um die Myokardialinfarkt auszuschließen
- ggf. Ösophagogastroduodenoskopie
- ggf. ERCP
Therapeutische Maßnahmen
stationäre Aufnahme
Nahrungskarenz
Analgesie und Schmerzmittel: außer spasmogene Opiate
intravenöse Antibiotika, z. B. Ceftriaxon und Metronidazol
operativ:
- sofortige Cholezystektomie innerhalb von 24 Stunden nach Diagnosestellung oder alternativ nach Abklingen
der Entzündung im entzündungsfreien Intervall
- fast immer laparoskopisch
Differentialdiagnostik
Cholelithiasis
Ulkus ventriculi bzw. duodeni
akute Pankreatitis
Hepatitis
Myokardinfarkt / Koronare Herzkrankheit
kardiopulmonale Erkrankungen
Nephrolithiasis/Nierenkolik
Porphyrie
3. Gastroenteritis / Magen-Darm-Grippe
Definition
Entzündung der Schleimhaut von Magen und Darm, die meistens infektiös bedingt ist.
Schleimhautentzündung von Magen (Gastritis) und Dünndarm (Enteritis).
Der Dickdarm kann auch betroffen sein.
Ursachen
Infektiös
- Viren: Rotaviren, Noroviren, Astroviren, Adenoviren, u. a.
- Bakterien: Salmonellen, Campylobacter jejuni, Shigellen, Yersinien, Escherichia coli, Clostridium difficile
- Parasiten: Giardia lamblia, Cryptosporidium, Entamoeba histolytica,
Allergisch: Nahrungsmittelallergene
Toxisch: Lebensmittelvergiftung
- Bakterientoxine und Giftstoffe in verdorbenen Lebensmitteln
- Medikamente und chemische Giftstoffe
Pathogenese
Sekretionstyp: wässrige Diarrhö
- Vibrio cholerae, Giardia lamblia, Escherichia coli, Staphylococcus aureus und Bacillus cereus
Penetrationstyp: wässrige und leicht blutige Diarrhö
- Salmonellen, Yersinien
Invasionstyp: blutig-schleimige Durchfälle
- Shigellen, Campylobacter jejuni, Entamoeba histolytica, Clostridium difficile
Klinik
Die Beschwerden treten meistens plötzlich auf und enden in der Regel mit einer Spontanremission innerhalb von
24 Stunden
Typischerweise gibt es eine Inkubationszeit von mehr als 6 Stunden.
ausgeprägtes Krankheitsgefühl
Anorexie/Inappetenz
Übelkeit und starkes Erbrechen
Diarrhö, mit und ohne Blut/Schleim mit häufigen dünnen Stuhlgängen
Bauchkrämpfe/-schmerzen
evtl. Fieber und Muskelschmerzen
auffällige Darmgeräusche (Borborygmen) => DD: paralytischen Ileus
Hypotonie, Tachykardie und Flüssigkeitsmangel durch dauerhaftes Erbrechen
Kreislaufkollaps mit Schock und oligurisches Nierenversagen in schweren Fällen
Diagnostik
Anamnese
Körperliche Untersuchung: Messung der Vitalzeichen und abdominale Untersuchung
Labor:
- Blutbild, Elektrolyte, Stuhluntersuchung
Therapeutische Maßnahmen
orale oder intravenöse Rehydration: Viel trinken (Tee) und Orale Rehydratationslösungen (ORL)
Nahrungskarenz oder leicht verdauliche Kost
Antidiarrhoische Medikamente z. B. Loperamid
- nicht bei E. coli oder Clostridium difficile
- nicht bei Kindern > 2 Jahre
bei starkem Erbrechen z. B. Promethazin, Ondansetron, Prochlorperazin
Antibiotika nur in Ausnahmefällen wie z. B.
- bei Frühgeborenen
- im ersten Drittel der Schwangerschaft
- bei bekannter Immunschwäche
- bei schweren Krankheitsverläufen
- bei blutigen Durchfällen
- Nachweis von Vibrio Cholerae und Salmonella: Ciprofloxacin, Doxycyclin
Differentialdiagnostik
Appendizitis
Cholezystitis
CED akuter Schub
Reizdarmsyndrom
Reisedurchfall
Kolonkarzinom
Ursachen
Ungeklärt: möglicherweise eine Autoimmunerkrankung
Schübe werden eventuell ausgelöst durch:
- eine bakterielle Infektion
- veränderte Immunabwehr
- Alterationen in der Permeabilität
genetische Faktoren
Klinik
oft schleichender Beginn
Schubweiser Verlauf
abdominale krampfartige Schmerzen: bei Befall des terminalen Ileums äußert sich der Schmerz im rechten
Unterbauch (Pseudoappendizitis)
Diarrhö, selten blutig
Übelkeit, Erbrechen
Müdigkeit, Appetitlosigkeit, und Gewichtsverlust
Fieber oder subfebrile Temperaturen im akuten Schub
Extraintestinale Manifestationen:
- Haut/Schleimhaut: Erythema nodosum, Aphthen
- Augen: Uveitis/Regenbogenhautentzündung, Keratitis/Hornhautentzündung, Episkleritis
- Herz: Perimyokarditis
- Lungen: fibrosierende Alveolitis
- Gefäße: Vaskulitis, Thromboseneigung, Thromboembolien, autoimmunhämolytische Anämie
- Leber und Gallenwege: Fettleber, Leberabszess, primär-sklerosierende Cholangitis (PSC) (bei ca. 5% der
Colitis-ulcerosa-Patienten)
- Niere: Glomerulonephritis, Nephrolithiasis/Nierensteinleiden
- Gelenke: Arthritis/Gelenkentzündung, ankylosierende Spondylitis
- Amyloidose
Komplikation
Mechanischer Ileus: durch Einengung des betroffenen Darmsegmentes und in späteren Stadien durch fibröse
Strukturen
Stenosen: eine Spätfolge
Fisteln: im chronischen Verlauf recht häufig
- Verbindung verschiedener Räume: kutan, enteroenteritisch, enterovesikal, enterovaginal, perianal, und
rektal.
Fissuren
Abszesse: intra- und retroperitoneal
Darmperforation
Kolorektales Karzinom und Dünndarmkarzinom
Primär sklerosierende Cholangitis
Osteoporose wegen Kortikoide Behandlung
Toxisches Megakolon: gelegentlich
Diagnostik
Anamnese
- familiäre Häufung
- Schmerzcharakteristik: um die DDs wie Appendizitis auszuschließen.
Körperliche Untersuchung
- Inspektion von Mundschleimhaut und Rachen
- Digital-rektale Untersuchung: um die Hämorriden auszuschließen.
Labor:
- HB: Anämie aufgrund des intestinal Malabsorption (Verminderung des Eisen und Vit.B12)
- Leukozytose und erhöhte Entzündungsparameter (BSG und CRP)
- verminderte Albumin
- Autoantikörper ASCA
- Stuhluntersuchung: um die infektiöse Darmerkrankungen (Gastroenteritis) auszuschließen
Bildgebende Verfahren
- Abdomensonografie: segmentale Wandverdickung von Abschnitten der Darmmukosa, Abszesse oder
Konglomerattumoren
- Koloskopie und Ösophagogastroduodenoskopie mit Biopsieentnahme vor allem von Mukosa aus dem Ileum-
oder Colonbereich
- aphthöse Läsionen: skip lesions und Pflastersteinrelief
- Ulzerationen, Fissuren, und Fisteln während eines aktiven Schubs
- Röntgenaufnahme nach Sellink mit Kontrastmittel: Pflastersteinrelief, Fisteln, und segmentale Stenosen
- Magnetresonanz-Enteroklysma: zum Nachweis pathologischer Veränderungen im Dünndarm
- Kapselendoskopie oder Ballonenteroskopie
Pathologie
- Gartenschlauchphänomen: Segmentstenosen durch Fibrosierung
- Pflastersteinphänomen: Die Schleimhaut wechselt sich mit tiefen Ulzerationen ab
- Vergrößerung der Lymphknoten
- Massive Invasion der Darmwand durch Lymphozyten, Eosinophilen, und Histiozyten
- Bildung von Granulomen
Therapeutische Maßnahmen
Ziel: die Linderung der Symptome (Remission) und die Verringerung der Anzahl akuter Schübe
Akuter Schub/Anfall
- Abhängig von Stuhlfrequenz, Schweregrad der Bauchschmerzen, Allgemeinbefinden, und Hämatokrit:
- Diät kombiniert mit parenteraler Ernährung
- 5-Aminosalicylsäure. Synonym (5-ASA) / Mesalazin bei milden Schüben
- Glukokortikoide bei schweren Schüben (lokale Budesonid oder systemische Prednison)
- Zytostatika (Azathioprin, Methotrexat, o.a.) wenn der Schub dennoch nicht zu durchbrechen ist.
Langzeittherapie
- eine bereits erreichte Remission oder Besserung zu erhalten
- Immunsuppressiva: Glukokortikoide & Azathioprin,6-Mercaptopurin, Methotrexat, und TNF-α Blocker wie z.
B. Infliximab
chirurgische Maßnahmen bei schweren Komplikationen
Differentialdiagnostik
Colitis ulzeröse
Reizdarmsyndrom
Divertikulitis
Gastroenteritis
Appendizitis
Morbus Whipple
Zöliakie
Kolonkarzinom
Darm-Tuberkulose
Ursachen
Ungeklärt: Schübe werden eventuell ausgelöst durch:
- eine bakterielle Infektion
- veränderte Immunabwehr
- Alterationen in der Permeabilität
genetische Faktoren
Klinik
oft akuter Beginn
Schubweiser Verlauf
manchmal abdominale kolikartige Schmerzen und Tenesmus im mittleren Unterbauch, Kreuzbeinbereich oder
Kolonverlauf
Diarrhö, häufig blutig und schleimig, die ernährungsunabhängig und häufig sehr quälend ist und auch nachts
auftritt.
Übelkeit, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust-/sabnahme
Fieber oder subfebrile Temperaturen im akuten Schub
Extraintestinale Manifestationen sind sehr selten:
- Haut: Aphthen, Erythema nodosum
- Augen: Uveitis, Iritis, Episkleritis
- Mundschleimhaut: Stomatitis aphthosa
- Herz: Perikarditis
- Leber: primär sklerosierende Cholangitis (PSC)
- Gelenke: Arthritis, Morbus Bechterew (HLA-B27 positiv)
Komplikation
Wachstumsstörungen im Kindesalter
Toxisches Megakolon: Entzündung aller Darmwandschichten mit Dilatation des Kolons auf einen Durchmesser von
> 10 cm mit Gefahr der Perforation
Schwere Blutungen
Cholelithiasis
Kolonkarzinom Cholezystitis und Gallenblasenempyem (> 10% bei ausgedehnter Colitis und einer
Erkrankungsdauer ab 20 Jahren)
Diagnostik
Anamnese
- familiäre Häufung
- Schmerzcharakteristik: um die DDs wie Appendizitis auszuschließen.
Körperliche Untersuchung
- Digital-rektale Untersuchung: um die Hämorriden auszuschließen.
Labor:
- BB, erhöhte BSG und CRP
- γ-GT: Hinweis auf eine PSC
- Autoantikörper pANCA
- Stuhluntersuchung: um die infektiöse Darmerkrankungen auszuschließen
Bildgebende Verfahren
- Abdomensonografie: Toxisches Megakolon und kontinuierliche Darmwandverdickung
- Röntgen Abdomen: Fahrradschlauch und Pseudopolypen
- Koloskopie mit Stufenbiopsien in ≥ 5 verschiedenen Kolonabschnitten einschließlich Rektum von diffuser
Rötung, Vulnerabilität, Kontaktblutung, unscharf begrenzten Ulzerationen, und Pseudopolypen
Pathologie
- Mukosa, Submukosa: Kryptenabszesse, Becherzellverlust
- Spätstadium: Schleimhautatrophie, Epitheldysplasien
Therapeutische Maßnahmen
Abhängig vom Schweregrad des Schubs (Anzahl der Diarrhöen, Schleim- und Blutbeimengungen, Temperatur, Hb-
Konzentration und BSG):
Leichter Schub: nur bis zu 5 blutig-schleimige Stuhlentleerungen/Tag
- 5-ASA / Mesalazin
Mittelschwerer Schub: bis zu 8 blutig-schleimige Stuhlentleerungen/Tag + Tenesmus + leichtes Fieber
- Erhöhte Dosis von 5-ASA / Mesalazin + Glukokortikoide (Prednisolon 50)
Schwerer Schub: über 8 blutig-schleimige Stuhlentleerungen/Tag + hohes Fieber (>38°C) + Schlechter AZ
- Erhöhte Dosis von Glukokortikoide i. V. + Azathioprin + komplette parenterale Ernährung
- Antibiotika bei septischen Komplikationen
chirurgische Maßnahmen bei:
- Perforation
- toxischem Megakolon
- nicht stillbarer Kolonblutung
- Dysplasien
- Versagen der konservativen Therapie
- nicht zu tolerierenden medikamentösen Nebenwirkungen oder Kontraindikationen gegen medikamentöse
Langzeittherapie
Differentialdiagnostik
Divertikulitis
Morbus Whipple
Zöliakie
Darm-Tuberkulose
Kolonkarzinom
Appendizitis
Ursachen
Helicobacter-pylori-Infektion: in 90% der Patienten mit einem Ulcus duodeni und 70% der Patienten mit einem
Ulcus ventriculi
Allgemein: akuter Stress, Rauchen, Kaffee, Alkohol
Medikamente: NSAR und ASS, Kortikoide
Stressulkus bei Polytrauma, Verbrennungen, und großen Operationen
genetische Disposition
Erkrankungen: chronische Gastritis, Hiatushernie, Zollinger-Ellison-Syndrom (Hypersekretion von Gastrin wegen
des Gastrinoms in Pankreas)
Klinik
häufig asymptomatisch, v. a. bei Diabetikern, Alkoholikern und bei der Einnahme von NSAR
brennende oder bohrende epigastrische Schmerzen
- Ulcus duodeni: Nüchternschmerz, die mit dem Essen sistiert
- Ulcus ventriculi: nächtliche Schmerzen
Übelkeit und Erbrechen
Völlegefühl und Appetitlosigkeit
Übelkeit und Erbrechen
ggf. ausstrahlende Schmerzen in den rechten Oberbauch, nach retrosternal, in den Unterbauch oder den Rücken
Komplikationen der unbehandelt Geschwüre:
- Blutung: Hämatemesis oder Meläna
- Anämie
- Perforation: Durchbruch in die Bauchhöhle
- Magenausgangsstenose bei Ulcus ventriculi
- Das Risiko des Magenkrebs bei Ulcus ventriculi
Diagnostik
Anamnese
Körperliche Untersuchung
EKG: um Myokardinfarkt auszuschließen
Labor:
- BB, Hb, CRP, und BSG
- Lipase, Amylase: Um die Pankreatitis auszuschließen
- Urease-Schnelltest: Um die Helicobacter pylori zu bestätigen
- Serum-Ca2+ und Parathormon
- Gastrin-Bestimmung, Sekretin-Test: um Zollinger-Ellison-Syndrom auszuschließen
Bildgebende Verfahren
- Ösophagogastroduodenoskopie (ÖGD) mit Biopsie:
Bestätigung von Ulkus
Blutstillung/Hämostase, wenn es Blutung gibt
Biopsienentnahme, um Helicobacter pylori und Magenkarzinom auszuschließen
Ausschluss Malignom und Helicobacter pylori
- Ggf. Abdomensonografie: um die Cholezystitis auszuschließen
- Ggf. Röntgenaufnahme: um Magenperforation (freie Luft unterhalb des Zwerchfells) auszuschließen
Therapeutische Maßnahmen
Stationäre Aufnahme
Nahrungskarenz
allgemeine Maßnahmen:
- Schonung
- Nikotinabstinenz
- ulzerogene Medikamente (z. B. NSAR) vermeiden
- kleinere und häufigere Mahlzeiten
Säurehemmer:
- Antazida
- H2-Rezeptorantagonisten
- Protonenpumpenhemmer: PPI-Infusiontherapie (Omeperazol 40mg)
Prostaglandinanaloge: zum Schleimhautschutz
Ggf. Eine Helicobacter-pylori-Eradikation mittels Triple-Therapie sollte beim Nachweis von Helicobacter pylori
erfolgen.
- ein PPI und zwei Antibiotika (v. a. Clarithromycin + Amoxicillin/Metronidazol)
Operation Behandlung: wenn es Komplikationen gibt.
Differentialdiagnostik
GERD
Kaskadenmagen
Magen-, Duodenal-, Pankreaskarzinom
Pankreatitis
Cholelithiasis
Erkrankungen des Kolons
Ursachen
Prämiere Anfälle: idiopathisch, genetisch
Sekundäre Anfälle: intra- und extra-kranialen Ursachen wie z. B. Hirntumor, Trauma, intrazerebrale Blutung,
Enzephalitis, Urämie, Hypoglykämie, Hyponatriämie, Alkoholabusus
Klassifikation
Fokaler Anfall
- Meist ohne Bewusstseinsstörung
- die elektrische Entladungen bleiben beschränkt
Grand-Mal oder klassischer tonisch-klonischer Anfall
- Tonische Phase: Initialschrei, Rhythmische Muskelzuckungen, Zyanose und Inkontinenz
- Klonische Phase: Anspannen der Muskulatur, schäumenden Speichel, flittern die Augenlieder
- Postkonvulsive Phase: Erschlaffung der Extremitäten und des Rumpfes, Terminalschlaf, Verwirrtheit, fehlende
Ansprechbarkeit des Gehirns
Petit-Mal Anfälle
o Absence Anfall
- Kurz Bewusstsein Pausen
- Nicht länger als 30 Sekunden
o Myoklonischer Anfall
Status Epilepticus
- Wenn die Anfälle kurz hintereinander als Serie erfolgen
- Der Betroffene könnte sich nicht dazwischen wieder vollständig erholen.
- Das kann irreversible Schädigungen des Gehirns verursachen.
Klinik
Aura: Sehstörungen, Sprachstörungen, motorische Erscheinungen, Deja-vu- und Jamais-vu-Erlebnisse
Dauer: meist nicht länger als 2 Minuten
Augen offen, starr, leer, und verdreht
Sturz ohne Abwehrreaktion
Zungenbiss
Urinabgang
Postiktale Phase: Amnesie und initiale Desorientierung, erhöhtes Schlafbedürfnis, Muskelschmerzen
Komplikation
Wachstumsstörungen im Kindesalter
Toxisches Megakolon: Entzündung aller Darmwandschichten mit Dilatation des Kolons auf einen Durchmesser von
> 10 cm mit Gefahr der Perforation
Schwere Blutungen
Cholelithiasis
Kolonkarzinom Cholezystitis und Gallenblasenempyem (> 10% bei ausgedehnter Colitis und einer
Erkrankungsdauer ab 20 Jahren)
Diagnostik
Anamnese
- der Verlauf
- Auslösende Faktoren
Körperliche Untersuchung: insbesondere neurologisch
Neurologisches Konsil
Labor:
- Blutzucker
- Elektrolyte
- Nierenfunktionsparameter
- Liquoruntersuchung bei Verdacht auf Enzephalitis
Elektroenzephalographie (EEG)
- Nachweis typischer Potentiale (Spikes und Waves): Steigerung der Amplitude und Veränderung der Frequenz
im Verlauf
Bildgebende Verfahren
- MRT oder CT: um strukturelle Veränderungen auszuschließen
Therapeutische Maßnahmen
Beseitigung der Ursache bei sekundären Anfällen
Trigger meiden
Akut-Versorgung
- Vitalparameter (Atmung & Kreislaufsystem) überwachen insbesondere Oxygenierung
- Schützen vor Verletzungen
- Entfernung von Zahnersatz und Schmuck
Medikamentöse
- Indikation: 2 Anfälle pro 6 Monate, oder wenn MRT oder EEG zur Klinik passende, spezifische Befunde zeigen
o Fokal und sekundär:
- 1. Wahl: Lamotrigin und Levetiracetam
- 2. Wahl: Carbamazepin, Gabapentin, Valproat, Pregabalin, Topiramat, und Phenytoin
o Primär generalisiert:
- 1. Wahl: Valproat
- 2. Wahl: Lamotrigin und Topiramat
o Absence:
- Valproat
Operative Behandlung (z. B. Resektion von pathologischen Veränderungen/Herd)
Differentialdiagnostik
Synkope wegen z. B. der Herzrhythmusstörungen
Transitorisch-ischämische-Attacke
metabolische Ursachen: Hypoglykämie, Natriumspiegelstörungen
Hirntumoren
Migräne
Psychogene/dissoziative Anfälle
Narkolepsie
Ursachen
Idiopathisch: Bell-Lähmung
Angeboren: Möbius-Syndrom
Traumata: Felsenbeinfraktur, laterale Schädelbasisfraktur
Inflammatorisch: Mittelohrentzündung, chronische Meningitiden, Lyme-Borreliose
Infektiös: Mumps, Masern, Röteln, oder Zoster oticus
Entzündlich: MS
Schlaganfall: Hirninfarkt, Hirnblutung
Tumoren des Kleinhirnbrückenwinkels
Immunologisch: Guillain-Barré-Syndrom, Sarkoidose / Morbus Böck
Diagnostik
Blickdiagnose per Anamnese und Körperliche Untersuchung:
- vor allem bei der einseitigen Fazialisparese
- neurologische Untersuchung
Neurologisches Konsil
Labor:
- Liquoruntersuchung/Lumbalpunktion: bei Befall anderer Hirnnerven (meningealer Karzinomatose) oder
Verdacht auf infektiöse Erkrankungen (Lyme-Borreliose)
Elektromyographie und Elektroneuronographie (EMG und ENG) Elektroenzephalographie (EEG)
- die Untersuchungsmethode der Neurophysiologie, welche die natürlicherweise auftretende elektrische
Spannung in einem Muskel und die Nervenleitgeschwindigkeit eines durch Elektroden künstlich stimulierten
Nerven misst.
Stapediusreflexmessung: zur Lokalisation der Nervenschädigung
- Liegt der Nervendefekt nach dem Abgang des Nervus stapedius, ist der Reflex noch nachweisbar. Bei einem
Defekt davor fehlt der Reflex.
Bildgebende Verfahren
- MRT: bei unklarer Ätiologie, Zeichen einer Läsion weiterer Hirnnerven und des Hirnstammes
Therapeutische Maßnahmen
Allgemeine Maßnahmen
- Schutz der Augen vor Austrocknung: Tränenersatzmittel
- Physiotherapie der mimischen Muskulatur
- Behandlung der Grunderkrankung
Prednisolon oral für 5-10 Tage
Ggf. Antibiotika oder Virustatika
Differentialdiagnostik
Synkope wegen z. B. der Herzrhythmusstörungen
Transitorisch-ischämische-Attacke
metabolische Ursachen: Hypoglykämie, Natriumspiegelstörungen
Hirntumoren
Migräne
Psychogene/dissoziative Anfälle
Narkolepsie
Klinik
Kardinal-/Leitsymptom
- Verminderung (Hypokinese) bzw. Verlangsamung (Bradykinese) der Willkürmotorik und in der schwersten
Ausprägung Bewegungsstarre (Akinese):
verminderter mimischer Ausdruck (Hypomimie) oder Maskengesicht (Amimie)
verkleinertes Schriftbild (Mikrographie)
leises Sprechen (Mikrophonie)
kleinschrittiges Gangbild
Und mindestens eines der folgenden Kriterien:
- Tonuserhöhung der Muskulatur (Rigor): Muskelsteifheit, Zahnradphänomen bei die passiver Bewegung einer
Extremität
- Ruhetremor/-zittern: Amplitudenabnahme beim Beginn von Willkürbewegungen und Amplitudenzunahme
bei geistiger Beschäftigung oder Emotionen
- Posturale Instabilität: Standunsicherheit, die nicht primär durch visuelle, vestibuläre, zerebelläre oder
propriozeptive Störungen erklärbar ist.
Weitere mögliche Symptome:
- Störung der Körperhaltung
- Sensorisch: wie Missempfindung (Dysästhesie), Schmerzen, Reichstörungen (Hyposmie)
- Vegetativ: Störungen von Blutdruck- und/oder Temperaturregulation, Schlafstörungen, Störung der
Darmfunktion, Blasenfunktionsstörungen, sexuelle Dysfunktion, und vermehrte Talgsekretion (Salbengesicht)
- Psychisch: Depressionen
- Kognitiv: Konzentrationsstörungen, frontale Störungen, in fortgeschrittenen Stadien Demenz
- Schluckstörungen und deswegen Pseudohypersalivation
typisches klinisches Bild:
- gefesselt bewegender, nach vorne gebeugter Patient, der sich weniger locker nur in kleinen Tippelschritten
fortbewegen kann.
- erhöhte Fallneigung
- maskenhaftes und unbeteiligtes Gesicht
- Pillendreher-Tremor an den Händen
- weniger locker
Diagnostik
Klinische Diagnose
Anamnese
- Beginn und Dauer der Beschwerden, Medikamente, Trauma, Familienanamnese
Körperliche Untersuchung
- Zahnradphänomen bei die passiver Bewegung einer Extremität
- Froment-Manöver: Der Untersucher bewegt bei dieser Untersuchung den Arm einer Person im Hand- oder
Ellenbogengelenk. Diese bewegt dann auf Aufforderung willkürlich auch den gegenüberliegenden
(kontralateralen) Arm. Falls positiv, nimmt der Dehnungswiderstand im passiv durchbewegten Arm aufgrund
eines Rigors zu.
- Kopffalltest: Der Untersucher hebt den Kopf des liegenden Patienten bei entspannter Halsmuskulatur passiv
an und lässt ihn plötzlich los. Falls positiv, wird der Kopf durch den Rigor in der ursprünglichen Position
gehalten.
- Armpendeltest
Neurologisches Konsil
Labor:
- Neurologische Funktionstests: L-Dopa-Test
Bildgebende Verfahren
- CT oder MRT: um andere Ursache auszuschließen.
Therapeutische Maßnahmen
Die Behandlung ist symptomatisch.
Medikamentöse Therapie
- Anticholinergika
- L-Dopa
- Dopaminagonisten
nicht Medikamentöse Therapie
- Selbsthilfegruppen
- Ergotherapie
- Physiotherapie
- Logopädie (mit Sprechen)
Tiefenhirnstimulation: mit Implantation eines Hirnschrittmachers
Differentialdiagnostik
Enzephalitis
HIV-Enzephalopathie
Morbus Wilson
Essentieller Tremor
Depression
MS
Hyperthyreose
Borreliose
9. Migräne / Hemikrania
Definition
eine auftretende Form der Kopfschmerzen.
Rezidivierend in Episoden, anfallsartige auftretender, einseitig lokalisierter chronischer Kopfschmerz, der oftmals
mit Übelkeit, Erbrechen, Phono- und Photophobie einhergeht.
In etwa 10-30% der Fälle kommt es dabei zu Aura-Phänomenen. Dabei handelt es sich um reversible fokale
neurologische Ausfälle wie z. B. Gesichtsfeldausfälle (z. B. Flimmerskotome) oder Paresen, die nicht länger als eine
Stunde anhalten.
Risikofaktoren
weibliches fruchtbares Geschlecht: dreifach häufiger betroffen
Familiäre Disposition
Lebenstilfaktoren
Auslöser
Klimaeinflüsse: Wetterwechsel, Kälte
Genussmittel: Alkohol, Nikotin, Zitrusfrüchte, Milchprodukte, tyraminhaltige Lebensmittel (Schokolade, Rotwein)
Veränderungen des Schlaf-Wach-Rhythmus, Zeitverschiebungen
Feiertagsmigräne: Nach einer anstrengenden stressigen Zeit
Menstruation
Hormoneinnahme: Kontrazeptiva
Klinik
Attacken zwischen 4 Stunden und drei Tagen
Prodromalstadium (fakultativ): Vorbotensymptome Stunden bis 2 Tage vor jeder Migräneattacke als Warnzeichen
- Stimmungsveränderung: eine depressive Verstimmung oder Übererregbarkeit
- Heißhunger oder Appetitlosigkeit
- Schwierigkeiten beim Schreiben und Lesen
- Vermehrtes Gähnen
Aura: anfallsweise auftretende, reversible fokale neurologische Ausfälle, die nicht länger als eine Stunde anhalten
- Beteiligung des Sehnervs
- Flimmerskotom von parazentral nach peripher wandernd
- Gezackte Grenzlinien bzw. Fortifikationsspektren, die das Flimmerskotom umgeben oder ausfüllen
- Photopsien (Lichtblitze)
- grelle Farbwahrnehmungen
- Paresen
- Sensibilitätsstörungen, Parästhesien
- Schwindel
- Aphasie
Kopfschmerzen
- Lokalisation: Ca. 60% einseitig, insbesondere frontal, frontotemporal, retroorbital
- Dauer: 4-72 Stunden
- Verlauf: Langsam zunehmender Schmerz
- Charakter: Pulsierend, bohrend, pochend, hämmernd
Begleitphänomene
- Phono-/Photophobie (Lärm-/Lichtempfindlichkeit)
- Übelkeit/Erbrechen
- Kein Fieber
- Verstärkung durch körperliche Tätigkeiten
Diagnostik
Anamnese und neurologischer Status
- einseitige Lokalisation, pulsierender Charakter, und Dauer
- Neurologischer Status und detaillierter Hirnnervenstatus
Körperliche Untersuchung
- Körpertemperatur, Brudzinski- und Kernig-Zeichen: um die Meningitis auszuschließen.
- trigeminale Nervenaustrittspunkte
- Bulbusdruck- und Bewegungsschmerz
- Beweglichkeit der Halswirbelsäule, Druckschmerzhaftigkeit der perikraniellen Muskulatur
- Klopf- und Druckschmerz der Kalotte
- Schmerzen bei Kieferöffnung
- Beurteilung der Schleimhäute, Zahnstatus
- Ertasten der A. temporalis superficialis
- Messung des Blutdrucks
Neurologisches Konsil
Labor:
- BB, CRP, BSG
- Ggf. Lumbalpunktion: um nach die Entzündungszeichen im Gehirnwasser zu suchen und auch die
Subarachnoidalblutung auszuschließen.
Bildgebende Verfahren
- MRT oder CT des Schädels: um die Gehirntumor und Schlaganfall auszuschließen.
Therapeutische Maßnahmen
Allgemein:
- Bettruhe im dunklen leisen Zimmer
- Patienten von äußeren Reizen (Licht, lauten Geräuschen usw.) abschirmen
Medikamentös: eine möglichst frühe und hochdosierte Medikamenteneinnahme
- Leichte bis mittelstarke Migräneattacke: NSAR (Paracetamol, Ibuprofen, oder ASS)
- Mittelschwere bis schwere Migräneattacke bei Erwachsenen: Triptane
Nebenwirkungen: Passagerer Blutdruckanstieg, koronare Ischämien, Flush, Parästhesien und Kältegefühl der
Extremitäten
Kontraindikationen: Koronare Herzkrankheit, Myokardinfarkt, TIA, Schlaganfall, pAVK, und arterielle
Hypertonie
- bei sehr langen Anfällen oder mehrfachen Rezidiven: Ergotamintartrat
- ggf. ein Antiemetikum: Metoclopramid 20mg
Prophylaxe:
- Lebensstiländerung und Entspannungsverfahren
- Ausdauersport (Schwimmen, Fahrradfahren, Joggen)
- Falls > 3 Attacken/ Monat, Migräneattacke > 12 h, oder langanhaltende Aura-Phänomene: ß-Blocker (z. B.
Metoprolol, Propranolol)
Calciumantagonist (z. B. Flunarizin)
Valproat und Topiramat
Differentialdiagnostik
Spannungskopfschmerzen: Nur in seltenen Fällen mit Phono-/Photophobie und Übelkeit einhergehend. Verstärkt
sich nicht bei körperlicher Aktivität.
Cluster-Kopfschmerz
Sinusitis/Nasennebenhöhlenentzündung
Meningitis
Apoplex/Schlaganfall
Gehirntumor
Subarachnoidalblutung
Riesenzellarteriitis
Glaukom
Ursachen
Unbekannt
Genetische Prädisposition
Umweltfaktoren: Vitamin-D-Mangel, EBV
Klinik
Sehstörungen bei Optikus-/Retrobulbärneuritis/ Neuritis nervi optici: Erstmanifestation bei ca. 30% der Patienten
allgemeine Schwäche & schnelle Ermüdbarkeit/Fatigue
Sensibilitätsstörungen und Kribbeln
Spastiken
Lähmungen
Ataxie
Charcot-Trias 1: Nystagmus, skandierende Sprache und Intentionstremor
psychische Symptome wie Depressivität
Diagnostik
Anamnese und neurologischer Status
- Hinweise auf zurückliegende Schübe
Körperliche Untersuchung
- Erloschene Bauchhautreflexe: Frühzeichen in 70% der Fälle
- Lhermitt´sches Zeichen / positives Nackenbeugezeichen: elektrisierende Missempfindung entlang der
Wirbelsäule
- Sensibilitätsausfälle
- Positives Babinski-Zeichen
- Gesteigerte Muskeleigenreflexe
- Dysmetrische Zeigeversuche
Neurologisches Konsil
Labor:
- BB, CRP, BSG, Elektrolyte, Leberparameter, Nierenretentionsparameter, Blutzucker
- Vitamin-B12
- Rheumafaktor, ANA, Anti-dsDNA-Antikörper
- Liquoruntersuchung:
Zellzahl: bei 50% normal, bei den Übrigen diskret erhöht
Albumin: bei 10% leicht erhöht
Oligoklonale IgG-Banden
Visuell/somatosensorisch/akustisch evozierte Potenziale (EP): eine Verzögerung der Latenzzeiten wegen gestörter
Erregungsleitung
Bildgebende Verfahren
- Kranielle und spinale MRT: für Diagnosestellung und Verlaufskontrolle
Multilokuläre Läsionen: rund oder oval, scharf begrenzt
Die räumliche und zeitliche Dissemination ist entscheidend.
Therapeutische Maßnahmen
Obwohl eine vollkommene Heilung von MS bis jetzt nicht möglich ist, können wir die folgende benutzen:
- Interferon
- Methotrexat
- Methylprednisolon
- Rituximab
- Plasmapherese
Differentialdiagnostik
Infektionskrankheiten: Neurosyphilis, Neuroborreliose, HIV-Infektion
Entzündliche Erkrankungen: Neuritis nervi optici, M. Behcet, Systemischer Lupus Erythematodes (SLE), M. Sjögren
Granulomatöse Erkrankungen: Sarkoidose, M. Wegener
Vitamin-B12-Mangel
Arnold Chiari-Missbildung: Schlaganfall + diabetische Retinopathie
Ursachen
Bakteriell
o Eitrig: Meningokokken, Pneumokoken, Haemophilus influenzae, und Listerien
- Übertragung: Tröpfchen (Husten oder Niesen) vor allem bei Kindern
o Nicht-eitrig: Borreliose, Tuberkulose, Syphilis, Leptospirose, und Brucellose
Abakteriell
o Viral: Enteroviren, Mumpsviren, Herpesviren
o Pilze: Kryptokokkose
o Nicht-infektiös: Sarkoidose, Metastasierungen, Strahlenschäden
Klinik
Leitsymptome:
- Ein starkes Krankgefühl
- Fieber
- Kopfschmerzen
- Übelkeit, Erbrechen
- Nackensteifigkeit, Opisthotonus, und Rückenschmerzen
- Bewusstseinsstörungen
- Lichtscheu
- Krämpfe
- Stauungspapille
- Hautveränderungen: makulopapulöse oder petechiale Exantheme
Bei kleinen Kindern: schrilles Schreien oder Wimmern mit allgemeiner Schwäche und Inappetenz
Diagnostik
Anamnese und neurologischer Status
- Kontakt zu infizierten Personen
- Impfstatus
- Prädisponierende Faktoren: Rhinosinusitis, Otitis media, Endokarditis, Pneumonie, und Immundefekte
Körperliche Untersuchung
- Überprüfung der Vitalfunktionen und periphere Durchblutung
- Pupillenkontrolle
- Suche nach Hautveränderungen (Meningokokken-Meningitis)
- Nackensteifigkeit
- positives Kernig-Zeichen: Beim auf dem Rücken flach liegende Patienten wird das Bein beim gestreckten Knie
im Hüftgelenk gebeugt. Der Patient beugt das Knie.
- positives Lasègue Zeichen: Beim auf dem Rücken flach liegende Patienten wird das Bein beim gestreckten Knie
im Hüftgelenk gebeugt. Der Beugeschmerz tritt bei 45° auf.
- Positives Brudzinski-Zeichen: Beim auf dem Rücken flach liegende Patienten beugt der Untersucher den Kopf
kräftig im Nacken. Der Patient zieht das Knie an.
Labor:
- BB, Leukozytenzahl, CRP, BSG, Procalcitonin, Elektrolyte, Glukose
- Blutkulturen
- Lumbalpunktion oder Liquoruntersuchung:
Bakterien: Gram- oder Methylenblau-Färbung, Kultur
Vermehrte Granulozyten
Deutlich erhöhtes Laktat und Eiweiß
Verminderte Glukose
Bildgebende Verfahren
- CT: zum Ausschluss eines Gehirndrucks vor der Lumbalpunktion
Therapeutische Maßnahmen
Stationäre Patientenaufnahme
Isolierung des Patienten
Meldepflichtig
Sicherung/Überwachung der Vitalfunktionen
Antipyretika und Analgetika
Zuerst Blutkultur und Lumbalpunktion
- Falls mit Bewusstseinsstörungen oder fokal-neurologischem Defizit: CT vor der LP
Dann sofortige hochdosierte kalkulierte Antibiotikatherapie i.v.
- Blind: Cephalosporine der 3. Generation wie z. B. Ceftriaxon
Bei Erwachsenen und Neugeborenen: zusätzlich Ampicillin i.v. (Listerien)
- Gezielt: Nach Erregernachweis und Resistenzbestimmung
Dexamethason, um Entzündungsprozesse zu unterdrücken
Aciclovir: bei Verdacht auf Viren
Differentialdiagnostik
Abakterielle Meningitis
Meningealkarzinomatose
ZNS-Vaskulitis
Enzephalitis
Leptospirose
Migräne
Sinusitis
Sinusvenenthrombose
Ursachen
Ischämischer Insult: ca. 80-85% der Fälle, Mangeldurchblutung aufgrund von Gefäßverschlüssen
- Arteriosklerose
- Ischämie durch thromboembolischen Verschluss
- intrakranielle Blutung
- Herzerkrankungen
- Vorhofflimmern
- Koagulopathien
- Zerebrale Mikroangiopathie z. B. bei Morbus Binswanger
- Vaskulitis
- Dissektion der A. Karotis interna z. B. bei Schädel-Hirn-Trauma
Hämorrhagischer Insult:
- zerebrale Mikroangiopathie bei arterieller Hypertonie
- zerebrale Amyloidangiopathie
- Gefäßfehlbildungen z. B. Aneurysma, arteriovenöse Malformation
- Gerinnungsveränderung z. B. durch orale Antikoagulation
- seltener: Vaskulitis, Hirntumor, Endokarditis, Sinusvenenthrombose, Traumatisch, Drogenmissbrauch
(Kokain-/Amphetaminmissbrauch)
Klinik
Charakteristische Symptomatiken stark abhängig von der Lokalisation und Ausprägung des Gefäßverschlusses von
den bestimmten arteriellen Versorgungsgebieten
Symptome setzen plötzlich ein.
Hemiparesen: halbseitige Schwäche oder Lähmung, insbesondere eines Armes, eines Beines oder einer
Gesichtshälfte (Fazialisparese)
Parästhesien, Hyper- und Hypästhesien
Sprachstörungen: Dysarthrie, motorische Aphasie
eingeschränktes Sprachverständnis: sensorische Aphasie
Sehstörungen: Diplopie/Doppelbilder, Skotom, vorübergehender Visusverlust, verschwommenes Sehen
Blasen- und Darmfunktionsstörungen
Schwindel, Gleichgewichtsverlust, und Gangunsicherheit
Kopfschmerzen
Übelkeit mit oder ohne Erbrechen
Schluckstörung/Dysphagie
psychopathologische Auffälligkeiten
Wahrnehmungsstörungen (z. B. Neglect)
Verwirrtheit und Orientierungsstörungen/Desorientiertheit
Amnesie
Bewusstseinseintrübung und Bewusstseinsstörungen
Diagnostik
Anamnese und neurologischer Status
Körperliche Untersuchung
- NIHSS (National Institute of Health Stroke Scale): Einschätzung des Schweregrads bzw. der Größe eines
ischämischen Infarkts
Neurologisches Konsil
EKG: unregelmäßige RR-Abstände und fehlende P-Wellen
Labor
- BB, Elektrolyte
- Nieren- und Leberfunktion
- Quick Zeit oder International Normalized Ratio (INR), partielle Thromboplastinzeit (PTT)
Bildgebende Verfahren
- CT des Schädels: zur Differenzierung zwischen hämorrhagischer oder ischämischer Insult in der Akutphase und
zur Feststellung des Ausmaßes der Schädigung
- MRT: schon frühe Darstellung des Infarktareals und des perifokalen Ödems möglich
zuverlässiger als CT: viele nützliche Informationen über Ursachen und zum Verlauf der Gewebeschädigung
und bessere Darstellung kleine Infarkte & ältere Infarkte
- Echokardiographie: Suche nach Gegebenheit, die kardioembolisches Ereignis wahrscheinlich macht
(akinetische Wandbewegungsstörungen, Vorhofflimmern, etc.)
- Dopplersonographie der hirnversorgenden Gefäße / Hirnarterien: Suche nach Verschlüsse, Stenosen,
Dissektionen, und Plaques
Therapeutische Maßnahmen
Stationäre Patientenaufnahme
Oberkörperhochlagerung
Akuttherapie:
- O2-Gabe und sofortiger Transport in eine Stroke-Unit
- keine körperliche Belastung
- Perfusionsdruck gewährleisten
- Herz-Kreislauf-Funktion, Blutzucker, und Elektrolyte stabilisieren
- keine antihypertensive Therapie
- Fibrinolysetherapie
neuroprotektive Maßnahmen
- Normoglykämie anstreben
- Fiebersenkung mit dem Ziel der Normothermie (<37,5 °C)
- milde therapeutische Hypothermie (MTH) mit Kühlung auf ca. 33 °C Körpertemperatur
Hirnblutung
- Hemikraniektomie
Gefäßverschluss: nach Ausschluss einer Blutung
- Therapie der Wahl: die Gabe von Acetylsalicylsäure und Statin
- Thrombolysetherapie: Streptokinase
- Wirkstoff: Alteplase (rt-PA, rekombinanter gewebespezifischer Plasminogenaktivator)
Beginn der Lysetherapie innerhalb von 4-5 Stunden nach Symptombeginn (Lysefenster)
eindeutiges fokales neurologisches Defizit
Kontraindikation: Operationen vor wenigen Tagen, Gerinnungsstörung, Liquorpunktion, Leber- oder
Niereninsuffizienz, diabetische Retinopathie, Tumors
- Mechanische Thrombektomie: Rekanalisation mittels Stent-Retriever zur Entfernung eines
Blutgerinnsels/Thrombus
- Heparin dann Marcumar für 6 Monaten
Rehabilitation, Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, Veränderung des Lebensstils
Prävention
Die beste Möglichkeit, einem Schlaganfall vorzubeugen, ist eine gesunde Lebensweise:
- gute Ernährung: hoher Anteil an Obst, Gemüse; wenig fett- und zuckerhaltige Lebensmittel
- ausreichende Flüssigkeitsaufnahme (besonders auch bei älteren Menschen)
- regelmäßige Bewegung und Sport
- Stress-Vermeidung
- Gewichtsabnahme
- Rauchen Entwöhnung
Differentialdiagnostik
TIA
Migräne
Hypoglykämie
epileptischer Anfall
psychogene/ dissoziative Zustände
Multiple Sklerose
Enzephalitis
Meningitis
Hirntumor
Subarachnoidalblutung, Epiduralblutung
Ursachen
regionaler Mangel an Sauerstoff und Nährstoffen:
- Mikrozirkulationsstörungen durch Mikroembolien
- Gefäßspasmen
Klinik
Alle Ausfälle bilden sich innerhalb von 24 Stunden vollständig zurück.
plötzlich
Lähmungen (Hemiplegie oder Hemiparese) von Arm und/oder Bein
Schwäche von halber Extremität
Taubheitsgefühl oder Gefühlsstörung
Sprachstörungen: Aphasie
Sehstörungen
Hörstörungen
Gleichgewichtsstörungen: Vertigo, Drop-Anfälle
Koordinationsstörung: Gehstörung/Ataxie
Übelkeit oder Erbrechen
Kopfschmerzen
Verwirrung/Konfusion
Bewusstseinsstörungen
Diagnostik
Aufgrund der kurzen Symptomperiode ist es schwer, eine akute TIA zu diagnostizieren. Der Schwerpunkt liegt auf
der Anamnese und der körperliche Untersuchung.
Neurologisches Konsil
EKG: unregelmäßige RR-Abstände und fehlende P-Wellen
Labor
- Lumbalpunktion: um die Subarachnoidalblutung oder Meningitis auszuschließen.
Bildgebende Verfahren
- MRT mit Diffusionsgewichtung: die beste Methode, um TIA zu bestätigen und Schlaganfall auszuschließen.
- CT des Schädels: zum Ausschluss einer intrazerebralen Blutung oder eines Hirntumors
- Echokardiographie: Suche nach Thromben im Linken Vorhof oder Gegebenheit, die kardioembolisches
Ereignis wahrscheinlich macht (akinetische Wandbewegungsstörungen, Vorhofflimmern, etc.)
- Dopplersonographie der Hirnarterien: zum Ausschluss und Nachweis von Stenosen, Thromben, Verschlüsse,
Dissektionen, und Plaques
Therapeutische Maßnahmen
Stationäre Patientenaufnahme
Akuttherapie:
- O2-Gabe und sofortiger Transport in eine Stroke-Unit
- keine körperliche Belastung
- Herz-Kreislauf-Funktion, Blutzucker, und Elektrolyte stabilisieren
- keine antihypertensive Therapie
- Fibrinolysetherapie
Gefäßverschluss: nach Ausschluss einer Blutung
- Therapie der Wahl: die Gabe von Acetylsalicylsäure und Statin
- Thrombolysetherapie: Streptokinase
- Mechanische Thrombektomie: Rekanalisation mittels Stent-Retriever zur Entfernung eines
Blutgerinnsels/Thrombus
- Heparin dann Marcumar für 6 Monaten
- Veränderung des Lebensstils
Differentialdiagnostik
Apoplex
Migräne
Hypoglykämie
Gehirntumor
Meningitis
Subarachnoidalblutung
psychogene/ dissoziative Zustände
14. Tiefe Venenthrombose (TVT) / Phlebothrombose
Definition
Akutes Gerinnsel/Thrombus in einer tiefliegenden Vene, der zum vollständigen oder unvollständigen Verschluss
des Gefäßes führt.
Komplikationen: Lungenembolie (10-30%), Entwicklung einer chronischen venösen Insuffizienz
im Becken-/ Beinbereich (90%) oder im Armbereich
Ursachen
Virchow-Trias:
- Blutstauung/Blutstase: Verlangsamung des Blutstroms/Blutflusses (Varizen, Immobilisation,
Rechtsherzinsuffizienz, Exsikkose)
- Blutgerinnungsstörung: Veränderung der Blutzusammensetzung (neoplastische und hämatologische
Erkrankungen)
- Beschädigung der Gefäßinnenwand / des Endotheliums (Entzündungen, Traumen, Allergien, Degeneration)
Risikofaktoren
höheres Lebensalter
Adipositas (BMI ≥ 30)
Weibliches Geschlecht
Nikotinabusus
chronisch venöse Insuffizienz, Varizen
vorherige Thrombose
Kontrazeptiveinnahme, Hormonersatztherapie, Schwangerschaft
Hyperviskosität durch Exsikkose
essentielle Thrombozytämie
Gerinnungsstörungen: erworbener Protein C-/ oder S-Mangel, Leberzirrhose, Cumarintherapie, Vitamin K Mangel
Herzinsuffizienz ab NYHA III, Herzinfarkt
respiratorische Insuffizienz und COPD
lange Immobilisation/Unbeweglichkeit (Krankenhausaufenthalt, Bettlägerigkeit, Lähmung)
langandauernde umfangreiche chirurgische Eingriffe, besonders im Becken-Bereich (Hüft-TEP)
Polytrauma und Frakturen größerer Knochen (Hüfte, Femur)
maligne paraneoplastische Genese
Klinik
Schwere- und Spannungsgefühl, Gefühl von Muskelkater
dumpfe, ziehende Schmerzen, die sich bei Hochlagerung lindern
Schwellung/Ödem einer Extremität mit ggf. zyanotischer Glanzhaut
Überwärmung
Verfärbung
Druckdolenz im Verlauf der Venenentzündung:
- Meyer-Zeichen, Payr-Zeichen, und Homans-Zeichen
Diagnostik
Die Ursachen müssen unbedingt geklärt werden.
Anamnese
- Risikofaktoren
Körperliche Untersuchung
- Blutdruck: um die Lungenembolie auszuschließen
- Wells-Score: Bestimmung der Thrombose-Wahrscheinlichkeit, wenn Score ≥ 2
Vorgeschichte: Aktives Malignom, Paralyse, Parese oder kürzliche Immobilisation, Kürzliche Bettlägerigkeit
(>3 Tage) und/oder chirurgischer Eingriff vor <4 Wochen, frühere dokumentierte TVT
Klinik: Schmerzen/Verhärtung entlang der tiefen Venen, Geschwollene Extremität, Einseitig geschwollener
Unterschenkel (>3 cm Differenz im Vergleich zur Gegenseite), Ödem mit Dellenbildung an symptomatischer
Extremität, Sichtbare oberflächliche Kollateralvenen
- Tastbarer Peripherer Puls
- Meyer-Zeichen: Ein Druckschmerz beim Eindruck mit den Fingern auf die mediale Seite des Unterschenkels
entlang der Vena tibialis anterior und posterior.
- Payr-Zeichen: Ein Druckschmerz beim Eindruck mit den Fingern auf die Fußsohle, insbesondere medial.
- Homans-Zeichen: Beim auf dem Rücken flach liegende Patienten löst die Dorsalextension des Fußes in
Sprunggelenk beim gestreckten Bein einen Schmerz in der Wade aus.
Labor
- CRP, BSG: zum Ausschluss von Erysipel
- D-Dimer: Fibrinspaltprodukt, unwahrscheinlich, wenn negativ (<500)
Bildgebende Verfahren
- Farbduplexsonografie/Kompressionssonografie: um die genaue Lokalisation von Durchblutungsstörungen zu
bestimmen, fehlende oder eingeschränkte Komprimierbarkeit des im Querschnitt dargestellten Venenlumens
- CT-/MRT-Angiografie:
- Phlebografie: Gold Standard
Therapeutische Maßnahmen
Akute Phase:
- Vollhepariniserung
- Lysetherapie: Fibrinolyse
- Operative Thrombektomie:
die Thrombose in Oberschenkel oder Becken
keine Besserung bei konservativer Therapie
Nachbehandlung:
- Kompressionstherapie: Kompressionsstrümpfe
- Mobilisation
- Hochlagerung des Betroffenen Beins und Eiskompresse
- Medikamente:
orale Antikoagulantia: Marcumar, Heparin
orale Thrombinhemmer: Rivaroxaban
medikamentös: Antikoagulation
Differentialdiagnostik
periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK)
akuter arterieller Verschluss
Thrombophlebitis
Erysipel
Phlegmone: diffuse eitrige Entzündung zwischen Bindegewebe
Variköses
chronisch-venöse Insuffizienz
Lymphödem
rupturierte Baker-Zyste in der Kniekehle
Muskelfaserriss und Muskelzerrung
Ursachen
über 90% auf dem Boden einer Arteriosklerose
Vaskulitis
Raynaud Syndrom
Risikofaktoren:
- Nikotinabusus
- arterielle Hypertonie
- Diabetes mellitus
- Hyperlipidämie
Klinik
Beschwerdefreiheit möglich bei ausreichender Ausbildung von Kollateralkreisläufen
Claudicatio intermittens: Leitsymptom
- belastungsabhängiger ischämischer Schmerz, distal der Stenose, der in Ruhe verschwindet.
- Der Betroffene zwingt zum Anhalten nach einer bestimmten Gehstrecke.
- Verschlechtert sich bei der Hochlagerung
trophische Störungen:
- Hautschuppung
- Haarausfall am Schienbein
- Nageldystrophie
Puls nicht mehr tastbar, bei Stenosen zu 90% des Lumens
Blässe und Kälte der Extremität (bei akutem Verschluss)
ischämischer Ruheschmerz, verbessert sich bei der Tieflagerung
Stadieneinteilung nach Fontaine:
- I: keine Beschwerden, nur tropische Störungen
- II: Belastungsschmerz, Claudicatio intermittens
A: Gehstrecke > 200m
B: Gehstrecke <200m
- III: ischämischer nächtliche Ruheschmerz, bei der Tieflagerung gelindert
- IV: Ulkus, Nekrose, Gangrän z. B. auf den Zehen
Diagnostik
Anamnese
Körperliche Untersuchung:
- Inspektion: Hautfarbe und -temperatur, Nekrosen, Gangrän
- Pulslosigkeit, Sensibilität, und Hauttemperatur
- Pulsoximetrie: an der Großzehe
- Lagerungsprobe nach Ratschow: Der Patient liegt flach auf dem Rücken, hebt die Beine in Vertikale, und
bewegt das Sprunggelenk für 2 Minuten. Der Schmerz tritt beim Aufsitzen auf.
- Faustschlüssprobe: Der Patient erhebt die Arme, schließt die Hände 2 Minuten lang zu Faust, und öffnet
wieder. Bei der pAVK der Unterarme oder Subclavian-Steal-Syndrom treten reaktive Hautblässe, Schwindel,
und Sehstörung auf.
- Allentest: Der Patient schließt die Hand fest. Die Arteria radialis und ulnaris am Handgelenk des Patienten
werden gleichzeitig abgedruckt. Beim wieder-Öffnung der Hand wird die Durchblutung überprüft.
Labor:
- BB, CRP, BSG
- D-Dimer
- pO2
bildgebende Verfahren:
- Sonografie: Doppler-Sonografie, Farbduplexsonografie
- Ggf. CT-/MRT-Angiografie, oder Angiografie
6-Minuten-Gehtest (standardisiert)
Therapeutische Maßnahmen
Kausaltherapie: Therapie der Grunderkrankungen und Minimierung der Risikofaktoren
Allgemeine Maßnahmen:
- keine Kompressionsstrümpfe tragen
- Behandlung von Ulcera, Nekrosen und Gangrän
- regelmäßige Fußpflege und Wundenversorgung
- Regelmäßige Bewegung
- Nikotinverbot
- Durchblutungshemmende Medikamente (ß-Blocker) weglassen
- Einstellung von Diabetes und Blutdruck, Behandlung von Hyperlipidämie
- Antibiose bei Infektion
medikamentöse Therapie:
- Thrombozytenaggregationshemmer
- Antikoagulantien
Operative Maßnahmen:
- Revaskularisation: perkutane transluminale Angioplastie (PTA) und Stent
- Thrombendarteriektomie
- Bypass
- Amputation (Ultima Ratio), beim Gangrän
Nach Stadien:
- Beschwerdefrei: 100 mg ASS
- Claudicatio intermittens: ASS + Statins
- Ruheschmerzen und Nekrotische Veränderung: Revaskularisation
Physiotherapie: Förderung der Kollateralbildung
Differentialdiagnostik
Chronische venöse Insuffizienz / venöse Abflussstörungen
Varikosis
peripherer arterieller Verschluss
orthopädische und neurologische Erkrankungen: Spinalkanalstenose, periphere Nervenläsionen, Arthrosen
diabetische Neuropathie
Ursachen
direkt
indirekt
Kompressionsfraktur
Luxationsfraktur: Torsion- und Biegekräfte
Klassifikationen
nach Weber
- A: Unterhalb der Syndesmose, Stabil
- B: auf Höhe der Syndesmose, fakultativ Stabil
- C: Oberhalb der Syndesmose, instabil
Maisonneuve-Fraktur: Fraktur der Fibula unterhalb des Fibulaköpfchens mit einer Zerreißung von
(Innenknöchel) Syndesmosis tibiofibularis und Membrana interossea cruris sowie Absprengung des
Volkmann-Dreiecks. Ursache: Pronationstrauma
Pilon-tibiale-Fraktur: Fraktur der distalen Gelenkfläche der Tibia. Ursache: hochenergetische traumatische
Einwirkungen
Klinik
schmerzhafte Bewegungseinschränkung/Bewegungsunfähigkeit
Schwellung
Hämatome
Druckschmerz
Auftreten nicht möglich
Komplikationen
Akut:
- Weichteilschäden
- Hämorrhagien
- Verletzung innerer Organe
- Embolie (Fettembolie)
- Kompartmentsyndrom (Logensyndrom) nach Anpralltrauma im Fußball, sehr enge Verbände: schmerzhafte,
pralle Schwellung mit DMS-Störungen
Therapie: Fasziotomie und Entfernung der Verbände
Komplikation: Muskelnekrose, ischämische Muskelkontraktur
Spät:
- Heilungsstörungen
- Refrakturen
- Pseudarthrose
- Osteomyelitis
- posttraumatische Arthrose
- komplexes regionales Schmerzsyndrom (CRPS), Morbus Sudeck
Diagnostik
Körperliche Untersuchung
- Gefäßstatus
- Beweglichkeitseinschränkung nach der Neutral-0-Methode
- direkte & indirekte Fraktur Zeichen
- Durchblutung, Motilität/Motorik, Sensibilität (DMS)
- ggf. neurologische und angiologische Untersuchung
Labor:
- BB, Hb, Gerinnungswerte
Bildgebende Verfahren:
- Röntgen des oberen Sprunggelenks (OSG) in 2 Ebenen
- Röntgenuntersuchung des gesamten Unterschenkels bei Pronationstrauma
- Ggf. CT
- Ggf. MRT: zum Ausschluss der Weichteilverletzungen (Bänder und Knorpel)
- Ggf. Duplexsonografie: zum Ausschluss der Gefäßverletzungen
Therapeutische Maßnahmen
stationäre Aufnahme
Schmerzmedikation
Heparin
Reposition der (Sub-) Luxation: Wiederherstellung der anatomischen Lage nach dem Prinzip Zug und Gegenzug
Retention: Ruhigstillung, Schienung und Fixierung
Rehabilitation: schnelle Mobilisierung und Physiotherapie
Nach Weber-Klassifikation:
o A: konservativ: Gips- und Streckverband, Unterschenkelgips
- Kriterien: Keine Begleitverletzungen (isoliert), stabile Reposition möglich, nicht dislozierte Fraktur,
Kontraindikationen gegen eine Operation
- Nachteile: Muskelatrophie und Kontrakturen wegen Ruhigstillung
o B und C: operativ: Arthrodese, eine frakturtypadaptierte stabile Osteosynthese mit einer Bandnaht
Schrauben oder Zugschrauben, Platte oder Drittelrohrplatte, biologische Osteosynthese (intramedulläre
Schienung), externe und interne Fixation
- Kriterien: Begleitverletzungen (Gefäße, Nerven, Muskeln, Bänder, Sehnen), irreponible
Epiphysenverletzungen, pathologische Frakturen (Metastasen und Osteoporose), Polytrauma, instabile
Reposition, dislozierte Gelenkverletzungen,
- Vorteile: Stabilität zur Mobilisation, achsengerechte Stellung, anatomiegerechte Wiederherstellung der
Gelenkflächen, gleichzeitige Versorgung der Weichteilverletzungen
- Nachteile: Gefahr der Wundinfektion, Wundheilungsstörungen, allgemeine Risiken für Operationen und
Narkose, Spätarthrose bei anatomischer Fehlstellung
Differentialdiagnose
Sprunggelenksubluxation
Kontusionen
Bandrupturen, Sehnenruptur, Ruptur der Ligamenta
Muskelriss/Muskelfaserriss
Distorsionen
Luxation von Sehnen
Talusfraktur
Ursachen
Degeneration des Hüftgelenks: Abbau der Knorpel und subchondralen Knochen: Zerstörung des Gelenks
Risikofaktoren
weibliches Geschlecht
zunehmendes Alter
Übergewicht und Adipositas
Bewegungsmangel und längere Immobilisation
Gelenksüberbelastung
Gelenkfehlstellung
Gelenktrauma
Infektionen
Autoimmunerkrankungen und Glukokortikoide
rheumatische Erkrankungen
angeborene Hüftdysplasie
Diabetes Mellitus
Gicht
Klinik
Anlaufschmerzen, Bewegungsschmerzen, Belastungsschmerzen, Ruheschmerzen
morgendlicher Einlaufschmerz
Kapseldruckschmerz
Trochanterklopfschmerzen
Gelenkerguss und Krepitation
Bewegungs- und Funktionseinschränkung
Diagnostik
Anamnese und körperliche Untersuchung
Labor:
- BB, Entzündungsparameter (CRP, BSG)
- Rheumafaktor (RF), Anti-CCP-Antikörper
- Ca, Vitamin D: um Osteoporose zu beurteilen
- Gelenkpunktion: Bakteriologie, Serologie
bildgebende Verfahren:
- Röntgen Beckenübersichtsaufnahme antero-posterior, Hüftgelenk axial, Kniegelenk, Lendenwirbelsäule:
Gelenkdeformierung, Osteophyten: Spangen, Höcker, Verschmälerung des Gelenkspaltes, subchondrale
Sklerosierung, Geröllzysten: zystische Osteolysen im subchondralen Knochenbereich
- Ggf. CT oder MRT: zum Ausschluss einer Hüftkopfnekrose
- Ggf. Szintigraphie: um Metastase auszuschließen
- Arthroskopie
Therapeutische Maßnahmen
Konservative Behandlung
- Gewichtsreduktion
- Gehstock
- Massagen, Ergotherapie und Physiotherapie
- leichte Sportarten: Schwimmen, Radfahren, Krankengymnastik
Medikamentöse Therapie
- Analgetikum: NSAR, Paracetamol
- Lokale Glukokortikoide (intraartikulär)
- Glucosamin
operative Therapie: bei resistenten Schmerzen
- Umstellungsosteotomie
- Hüftendoprothese oder Totalendoprothese
- ausnahmsweise Arthrodese/Gelenkversteifung (bei schweren Knochendefekten, Infektionen)
Differenzialdiagnosen
rheumatologische Erkrankungen / Rheuma
Diskusprolaps
Hüftkopfnekrose
Koxitis
Osteoporose
Osteosarkom
Schmerzen im Rahmen einer nicht diagnostizierten Knochenmetastase
Ursachen
• Colles-Fraktur: Sturz auf die dorsalextendierte Hand durch typische Abstützbewegung (loco typico, in typischer
Position)
• Smith-Fraktur: Sturz auf die palmarflektierte Hand
• Galeazzi Fraktur: Sturz auf den gestreckten, pronierten Arm
Klinik
• Schwellung der Weichteile mit Druckschmerz
• Schmerzhafte Bewegungseinschränkung im Handgelenk
• Fehlstellung nach Art der Fraktur
- Colles-Fraktur: Bajonett-Stellung / radiale Abknickung oder Fourchette-Stellung / dorsale Abknickung
- Smith-Fraktur: Abknickung nach palmar
Diagnostik
Körperliche Untersuchung
- Gefäßstatus
- Beweglichkeitseinschränkung nach der Neutral-0-Methode
- direkte & indirekte Fraktur Zeichen
- Durchblutung, Motilität/Motorik, Sensibilität (DMS)
- ggf. neurologische und angiologische Untersuchung
Labor:
- BB, Hb, Gerinnungswerte
Bildgebende Verfahren:
- Röntgen in 2 Ebenen
- Ggf. CT: zur OP-Planung
- Ggf. MRT: zum Ausschluss der Weichteilverletzungen (Bänder und Knorpel)
- Ggf. Duplexsonografie: zum Ausschluss der Gefäßverletzungen
Therapeutische Maßnahmen
stationäre Aufnahme
Schmerzmedikation / Schmerzbekämpfung
Heparin
Reposition der (Sub-) Luxation: Wiederherstellung der anatomischen Lage nach dem Prinzip Zug und Gegenzug
Retention: Ruhigstillung, Schienung und Fixierung ca. 5 Wochen
Rehabilitation: schnelle Mobilisierung und Physiotherapie
Konservative Behandlung mittels Gipsschiene / Orthese
- Kriterien: keine Begleitverletzungen, keine stark dislozierte Fragmente oder nicht-offene Frakturen
Operation mit Schrauben oder Platten
- Kriterien: Begleitverletzungen (Gefäße, Nerven, Muskeln, Bänder, Sehnen), instabilem oder disloziertem
Bruch, Trümmerfraktur, offene Frakturen
- Plattenosteosynthese: zumeist bei Unterarmschaftfraktur oder Ulnafraktur
- Fixateur externe: bei Trümmerfraktur
Differentialdiagnostik
• Schaftfrakturen von Radius und Ulna
• Olekranonfrakturen
• Luxation des Radiusköpfchens
• Handgelenksprellung
• Handgelenksdistorsion
• Sehnenluxation
• Skaphoidfraktur
• Bänderdehnung
• Bänderruptur
Risikofaktoren
• Falsches Heben
• Falsches Tragen
• Schlechte Sitzhaltung
• Untrainierte Rückenmuskulatur
• Übergewicht
• Wirbelsäulenveränderung
• Familiäre Vorbelastung
Klinik
• meisten symptomlos
• Schmerzen:
- HWS (Halswirbelsäule): Nackensteifigkeit und Schmerzen zwischen Schulterblättern
- LWS (Lendenwirbelsäule): Rückenschmerzen/Lumbalgie, Hexenschuss/Lumbago
- oft stechend, einschießend, scharf und elektrisierend
- Dauer: akut (1- 6 Wochen), subakut (6–12 Wochen), chronisch (> 12 Wochen)
• Lokalisation und radikuläre Reizungen
- zervikal (C1-C7): Schmerzen im zervikalen Bereich mit Ausstrahlung in die Arme (Brachialgie)
- thorakal (TH1-TH12): Schmerzen im oberen Rücken und ggf. der Rippenbögen (Interkostalneuralgie)
- lumbal (L1-L5): Schmerzen des unteren Rückens (Lumbalgie) mit Ausstrahlung in die Beine, häufig im Verlauf
des N. ischiadicus (Ischialgie) und im Verlauf des N. femoralis (Femoralgie)
• Sensibilitätsstörungen: Parästhesien, Hypästhesien, Hyperästhesien, Taubheitsgefühl, Kribbeln
• Paresen/Schwäche: inkompletter Funktionsausfall eines Muskels (inkomplette Lähmung)
• Plegien: kompletter Funktionsausfall eines Muskels (komplette Lähmung)
• eingeschränkte Bewegung
• Reflexminderung oder -ausfall
• Myelopathie: neurologische Funktionsausfälle durch Kompression des Rückenmarks
Komplikationen:
das Konus- und das Kauda-Syndrom
- Blasen- und Darminkontinenz, Paraparese, Paraplegie, Reithosenanästhesie
- Notfallindikation für Operation
Diagnostik
• Anamnese
• Körperliche Untersuchung
- Haltungsstatus/Schonhaltung: häufig Entlastung des Rückens und Kompressionsminderung durch
Flexionshaltung und durch Lateralflexion der Wirbelsäule
- Form und Verlauf der Wirbelsäule
- paravertebraler Hartspann
- Klopf- oder Druckschmerz der Wirbelsäule
- neurologische Untersuchung:
Prüfung der Sensibilität
Kraft der Kennmuskeln
Muskeleigenreflexe
- Test auf Nervenwurzelreizung
Lasègue Zeichen: Beim auf dem Rücken flach liegende Patienten wird das Bein beim gestreckten Knie im
Hüftgelenk gebeugt. Der Beugeschmerz tritt bei 45° auf.
Kernig-Zeichen: Beim auf dem Rücken flach liegende Patienten wird das Bein beim gestreckten Knie im
Hüftgelenk gebeugt. Der Patient beugt das Knie.
Bragard Zeichen: Beim auf dem Rücken flach liegende Patienten wird das Bein beim gestreckten Knie im
Hüftgelenk gebeugt und dann wird der Fuß passiv dorsalflektiert. Der Schmerz tritt im untersuchten Bein oder
Gesäß auf.
Neri Zeichen: Beim stehende oder liegende Patienten wird der Kopf aktive oder passive gebeugt. Es besteht
bei Flexion lumbale radikuläre Schmerzen.
• Labor:
- BB, BSG, CRP, PCT: entzündliche intra- und extravertebragene Ursachen des Kreuzschmerzes
- HLA-B27: Morbus Bechterew / Spondylitis ankylosans
• Bildgebende Verfahren:
- Röntgen des HWL oder LWS: um die Fraktur auszuschließen, Fehlhaltungen oder Fehlbildungen, Degenerative
oder entzündliche Veränderungen
- MRT: zur Beurteilung der Größe, Ausdehnung und Form eines Bandscheibenvorfalles, der Spinalkanalstenose
sowie der betroffenen Nerven.
- Ggf. Skelettszintigraphie: um die Metastasen auszuschließen.
Therapeutische Maßnahmen
• Wenn symptomlos, bedürfen keiner speziellen Behandlung
• Bettruhe
• Massagen, Krankengymnastik, Bewegungstherapie
• Patientenedukation: mit den Beinen heben, nicht mit dem Rücken
• orthopädisches Konsil
• Medikamente:
- Antiphlogistika: NSAR: Ibuprofen, Diclofenac, Naproxen
- Opioide: Tramadol, Oxycodon
- Myotonolytika/Muskelrelaxantien: Tetrazepam
- Glukokortikoide: Einspritzung des Cortisols
• Epidurale und paravertebrale Injektionen: Lokalanästhetikum zur Analgesie der Nervenwurzel
• Operativ:
- Kriterien: therapierefraktäre Schmerzen, deutliche Progrediente neurologische Ausfälle, Kauda-Syndrom /
Reithosenanästhesie, Schmerzverstärkung in der Nacht, Parese, Miktionsstörungen (Harnverhalt,
Überlaufblase, ggf. Inkontinenz), nach einem Unfall (Verdacht auf Wirbelfraktur), Bekannte Osteoporose,
Tumoranamnese
- Diskektomie: Entfernung des Sequestermaterials
- Bandscheibenprothese
- Ggf. Arthrodese
Differentialdiagnostik
• Muskelverspannung
• Wirbelkörperfraktur
• Spondylarthrose
• Spinalkanalstenose
• spinaler Abszess
• Osteochondrose
• Morbus Baastrup
• Morbus Bechterew
• Myofasziales Schmerzsyndrom
• Metastasen in der LWS
• diabetische Neuropathie
Ursachen
Degenerative Veränderungen der HWS: Spondylose, Osteophyten
Schleudertrauma: HWS-Distorsion
Funktionelle Verspannung der Nackenmuskulatur
Zervikaler Bandscheibenvorfall: selten
Tumoren
Wirbelsäulenoperationen
Facettensyndrom
Segmentale Dysfunktionen/Blockierung
Osteochondrose
Klassifikationen
nach Verlauf
- akut
- chronisch
nach Schmerzausstrahlung
- lokal
- radikulär
nach Lokalisation
- ober im Bereich der Halswirbelkörper 1-2: Zervikozephalgie, Ausstrahlung in den Kopf
- mittler im Bereich der Halswirbelkörper 3-5: Zervikobrachialgie, Ausstrahlung in den Arm
- unter im Bereich der Halswirbelkörper 6-7
nach Ursache
- funktionell: Fehlhaltung
- degenerativ: Verschleiß
- posttraumatisch: Unfall
Klinik
Hals-/Nackenschmerzen, häufig mit Ausstrahlung in den Arm
Myogelosen/Steifigkeit: Verhärtungen in den Muskeln
Schwindel
Kopfschmerzen
Parästhesien, Hypästhesien (Kribbeln, Taubheitsgefühl)
Paresen: in schweren Fällen
Sehstörungen
Ohrgeräusche
Therapeutische Maßnahmen
Prophylaxe
- regelmäßige Bewegung
- Vermeiden einer falschen Körperhaltung beim Erlernen von rückengerechtem Verhalten
konservative Therapie
- Physiotherapie/Krankengymnastik: Kräftigung abgeschwächter Muskulatur
Schmerzlinderung, Muskelentspannung, Muskelaufbau
- Thermotherapie/Wärmetherapie: Rotlicht und erwärmte Kissen oder Kompressen
medikamentöse Therapie
- Analgetika: Paracetamol, Tramadol
- NSAR: Ibuprofen, Diclofenac, Naproxen
- Muskelrelaxanzien: Methocarbamol, Tolperison
Lokalanästhesie: in die paravertebrale Halsmuskulatur (Infiltration) oder in die Nähe der Nervenaustrittstellen
(temporäre Nervenblockade)
Ursachen
intraspinale Tumoren (insbesondere Ependymome und Lipome): häufigste
posteromedialer Bandscheibenvorfall
Traumata
Klinik
Charakteristisch:
- bilaterale, schlaffe, atrophische Paresen der unteren Extremität
- radikuläre Sensibilitätsstörungen in den Beinen
- Areflexie
- Störung der Defäkation, Miktion und Sexualfunktion
Hohes Kauda-Syndrom: alle Wurzeln von L4 bis S3 betroffen sind
- schlaffe Lähmungen der Beinmuskeln (Ober- und Unterschenkelmuskulatur, Fußmuskeln)
- komplett plegische Kniebeugung und alle Fuß- und Zehenfunktionen (Hüftfunktion und Kniestreckung Nl)
- Radikuläre sensible Ausfälle an den Beinen ab Segment L4 und im Reithosenareal
Tiefes Kauda-Syndrom je nach Läsionshöhe
- Sensibilitätsstörungen im Reithosenareal, Blasen- und Mastdarmlähmung Nl
Diagnostik
Anamnese und Neurologische Untersuchung
Bildgebende Verfahren
- MRT und CT
Therapeutische Maßnahmen
ein neurologischer Notfall dar, bei dem so schnell wie möglich eine operative Dekompression erfolgen muss.
Differenzialdiagnosen
Konus-Syndrom: ein Querschnittsyndrom mit isolierter Läsion des Conus medullaris, die zur Schädigung der
Rückenmarkssegmente S3-S5 und deswegen Reithosenanästhesie in Kombination mit Störungen der Miktion,
Defäkation und Sexualfunktion führt.
22. Schulterluxation
Definition
• eine Luxation/Verrenkung im Bereich des Schultergelenks
• die häufigste Luxation des Körpers
• ca. 95 % aller Fälle Luxatio anterior: vordere Schultergelenkluxation Folge einer indirekten Krafteinwirkung beim
Sturz auf den dorsal ausgestreckten Arm
• vor allem durch eine forcierte Abduktion und Außenrotation (z. B. bei Handballern)
Ursachen
• überdimensionierter Humeruskopf im Vergleich zur Gelenkpfanne und deswegen ausgeprägte Beweglichkeit im
Humeruskopf
• Rotatorenmanschette stabilisiert es: Musculus infra- und supraspinatus, Musculus subscapularis, Musculus teres
minor, und Ligamentum coracohumerale
Klinik
• Schmerzen
• schmerzhafte Bewegungseinschränkung
• Haltung des Arms in leichter Abduktion
• Epauletten-Phänomen: deformierte/entrundete Schulterkontur und als Delle tastbare leere Gelenkpfanne
Komplikationen
rezidivierende Schulterluxationen nach traumatischer Erstluxation: wegen einer Läsion der Gelenkkapsel vom
vorderen Pfannenrand
eine Fraktur des Humeruskopfes
Verletzungen von Gefäßen oder Nerven (z. B. N. axillaris)
Diagnostik
• Anamnese
- Sturz auf den dorsal ausgestreckte Arm durch eine forcierte Abduktion und Außenrotation
• Körperliche Untersuchung
- DMS überprüfen
- Epauletten-Phänomen: sichtbare Eindellung in der Schulterkontur
- Ertastbarer Schulterkopf außerhalb der Gelenkpfanne
- Hill-Sachs-Delle: Impression am Humeruskopf durch den Druck der Schultergelenkspfanne
- Bankart-Läsion = Abreißen des Labrum glenoidale im unteren Bereich des vorderen Pfannenrandes
• Bildgebende Verfahren:
- Röntgenaufnahme der Schulter in 2 Ebenen und Y-Aufnahme / Schulter seitlich: Der Oberarmkopf befindet
sich nicht in der Schultergelenkspfanne, zum Ausschluss einer knöchernen Begleitfraktur
- Ggf. MRI
Therapeutische Maßnahmen
• Reposition unter leichter Analgesie, Sedierung, und Relaxation
- nach Arlt-Methode: Der Patient sitzt auf einem Stuhl und lässt den betroffenen Arm über die Stuhllehne
hängen. Durch Zug am Arm erfolgt die Reposition.
- nach Hippokrates-Methode: Der Patient liegt auf einer Liege. Der Arzt stemmt seinen Fuß in die Axilla des
Patienten und zieht am Arm.
- nach FARES-Methode: Hierbei wird unter leichten, vertikal oszillierende Bewegungen (rhythmisches
Händeschütteln) der Arm allmähliche unter Zug abduziert und ab 90° leicht nach außen rotiert.
• erneute DMS überprüfen und nochmals Röntgenaufnahmen in zwei Ebenen
• Ruhigstellung der Arm im Gilchrist-Verband eher in Außenrotation
• Operativ: arthroskopisch assistierte Refixation
- Kriterien: bei dislozierten Frakturen, Verletzungen von Gefäßen und Nerven, rezidivierenden Luxationen bei
jungen Menschen, Bankart-Läsion, Hill-Sachs-Läsion
Differentialdiagnosen
Schulterdistorsion
Verletzungen der Sehnen
Ruptur der Rotatorenmanschette
Ursachen
Arteriosklerose
Koronarspasmus
genetische Disposition
erhöhte Entzündungsparameter
Risikofaktoren
arterielle Hypertonie
Diabetes mellitus
Hypercholesterinämie/Hyperlipidämie
Nikotinabusus
Adipositas
obstruktive Schlafapnoe
männliches Geschlecht
höheres Lebensalter (m ≥ 45 Jahre; w ≥ 50 Jahre)
körperliche Inaktivität / Bewegungsmangel
KHK oder Herzinfarkte bei Familienangehörigen ersten Grades
Klinik
Angina Pectoris / Brustschmerzen: Leitsymptom
o stabil
- drückende retrosternale Schmerzen durch körperliche oder psychische Belastung
- retrosternales Druck- oder Engegefühl / Stenokardie
- Brennen im Brustkorb
- Ausstrahlung zum Hals, Unterkiefer/Zähne, in die Schultergegend, in den linken oder rechten Arm bis in die
ulnaren Fingerspitzen, ins Epigastrium
- Auslösen der Schmerzen durch Kälte und Nahrungsaufnahme
- abklingend nach 5-15 Minuten Ruhe
- gutes Ansprechen auf Nitrate (nach 1-2 Minuten)
o Instabil: akutes Koronarsyndrom
- erstmaliges Auftreten
- in Ruhe
- Zunehmende Häufigkeit der Anfälle
- > 20 Minuten dauert
- schlechtes Ansprechen auf Nitrate
- zunehmender Bedarf an antianginösen Medikamenten
Begleitsymptome
- Übelkeit, Erbrechen
- Schwindel
- Atemnot
- Kälteschweiß
- Unruhegefühl
Diagnostik
Anamnese
- Angina-pectoris-Anfällen
- NYHA-Klassifikation
EKG: Grundrhythmus, Reizleitungsstörungen, Ischämie- oder Hypertrophiezeichen
o stabil: unauffällig
- ggf. Belastungs-EKG: zur Ischämie-Diagnostik: progrediente Angina pectoris, Körperliche Erschöpfung und
starker Dyspnoe, Herzrhythmusstörung, Blutdruckanstieg
- STEMI: ST- Hebung, T- Wechsel
Labor:
- Herzenzyme: Gesamt-CK, CK-MB, Troponin T und I, Myoglobin, LDH, um Herzinfarkt auszuschließen
Bildgebende Verfahren
- Echokardiografie, Stressechokardiografie: Ejektionsfraktion, Herzwandbewegungsstörung,
Schlussunfähigkeiten der Klappen
- Koronarangiografie/Herzkatheter: Goldstandard
- Stress-MRT: Nachweis von Perfusionsstörungen und Wandbewegungsstörungen des Myokards in Ruhe und
unter Stress (Adenosin, Dobutamin)
- Positronen-Emissionstomografie (PET): Beurteilung myokardialer Perfusion und Vitalität
Therapeutische Maßnahmen
Kausaltherapie: Minimierung der Risikofaktoren
- körperlich aktiv sein
- Ein gesundes Gewicht halten
- Gesunder Appetit
- Gesunden Cholesterinspiegel halten
- Blutdruck niedrig halten
- Normalen Blutzucker halten
- Rauchen aufhören
Akuttherapie:
- Beruhigung
- Sauerstoffgabe (2-3L/M)
- schnellwirksame Nitrate als Spray/Kapsel zur Verbesserung der myokardialen Durchblutung
- Morphin: 5-10 mg IV zur schmerzen Bekämpfung
- ASS: 300 mg zur Hemmung des Thrombozytenaggregation
- Heparin: 5000 I.E zur Antikoagulation/Gerinnungshemmung
- schnellste mögliche Reperfusion:
systemische Thrombolyse: Fibrinolytika mit Streptokinase (SK)
Katheterintervention: perkutane transluminale Koronar-Angioplastie (PTCA) und Stenteinlage
stabile Angina pectoris:
- Thrombozytenaggregationshemmer: Clopidogrel/Plavix, ASS 100 mg/Tag
- Statin: Simvastatin
- Antianginöse/Vasodilatatoren: Nitropräparate (Glyceroltrinitrat oder Isosorbiddinitrat)
- β-Blocker: Metoprolol zur Senkung des myokardinalen Sauerstoffbedarf
- ACE-Hemmer: Ramipril
- Calciumkanalblocker: Amlodipin
Differentialdiagnostik
Herzinfarkt
Lungenembolie
Pleuritis, Perikarditis: atemabhängige Brustschmerzen
Aortendissektion
Spannungspneumothorax, Spontan Pneumothorax
Ulkuskrankheit und Gastritis
Ursachen
Aktivierung und Degranulierung von Mastzellen und deswegen Freisetzung der vasoaktiven Mediatoren, wie z. B.
Histamin und Kallikrein
- IgE-abhängige Reaktionen bei allergischer Immunreaktion vom Typ I
- IgG- Autoantikörper bei der chronischen Urtikaria
- Komplementspaltprodukte im Rahmen eines Immunkomplexgeschehens
- physikalische-chemische Reize
Klassifikationen
nach Ätiologie
- allergisch: Nahrungsmittel, Medikamente, Aeroallergene, Kontaktallergene
- pseudoallergisch: Acetylsalicylsäure (ASS) und andere NSAR, Röntgenkontrastmittel, Lokalanästhetika
- toxisch: Insektengifte, Pflanzen, oberflächenaktive Stoffe und Detergenzien
- physikalisch: Vibration, Druck, Kälte, Wärme, Anstrengung, Licht, Röntgenstrahlen
- infektiös: Helicobacter pylori, Streptokokken, Viren
- autoimmun: Hashimoto-Thyreoiditis, Morbus Basedow / Graves
- paraneoplastisch: lymphoproliferative Erkrankungen, akute myeloische Leukämie
- psychisch: Stress, Depression
- idiopathisch
nach Typ
- spontane Urtikaria: häufig infektiös, autoimmun, oder (pseudo-) allergisch bedingt
- physikalische Urtikaria:
Urticaria factitia: mechanische Scherkräfte
Wärme-/Kälteurtikaria: z. B. Luft, Wasser, Wind
verzögerte Druckurtikaria: vertikaler Druck
Lichturtikaria: UV- und/oder sichtbares Licht
vibratorische Urtikaria
- Sonderformen:
aquagene Urtikaria: Wasserkontakt
cholinergische Urtikaria: Erhöhung der Körperkerntemperatur z. B. durch Anstrengung oder scharfe Speisen
Kontakturtikaria
anstrengungsinduzierte Urtikaria: körperliche Anstrengung
Klinik
Quaddel/Urtika
- sich innerhalb von Sekunden bis Minuten entwickelt und nach etwa 3-8 Stunden verschwindet (kurzer als 24
Stunden)
- mit einer tageszeitlichen Dynamik: Maximum am Abend
- ein oberflächliches, tastbar erhabenes, scharf begrenztes Erythem der Haut, das durch Druck abblasst.
- inter- und intraindividuell variabel in Farbe, Größe und Form
Farbe: Urtica rubra, hellrot aufgrund der Vasodilatation
Größe: wenige Millimeter bis zu vielen Zentimetern
Form: Urtica geographica, Urtica anularis, Urtica bullosa
- ein intensiver Juckreiz mit Kratzeffekte, insbesondere bei der Entstehungsphase
Angioödem / Urticaria profunda
- bis zu 72 Stunden dauern kann
- Ödeme in der tiefen Dermis oder in der Subkutis
- häufiger im Bereich der Lider, Lippen und Genitale, aber auch Zunge, Glottis oder Larynx
- hautfarbene Schwellung
- Schmerzen
Begleitsymptome
- Müdigkeit, Abgeschlagenheit, oder Fieber
anaphylaktische bzw. anaphylaktoide Reaktion
- Palmoplantare Parästhesien
- Übelkeit, Brechreiz
- Schwindel
- Heiserkeit: lebensbedrohliches Glottis- oder Larynxödem
Diagnostik
Anamnese: wertvollstes diagnostisches Instrument bei chronisch-rezidivierenden Verlaufsformen
- Begleitumstände: vorliegende Erkrankungen (z. B. Infektionen, Autoimmunerkrankungen) und bekannte
Allergien
Körperliche Untersuchung
Labor:
- Allergietests (Epikutantest, Prick-Test, Intrakutantest, FEIA)
- physikalische Provokationstest
- Provokationstestung z. B. mit ASS bzw. Nahrungsmittelzusatzstoffen (Konservierungsmittel, Farbstoffe)
- Stuhlprobe: zur Detektion von Parasiten
- Ggf. Probebiopsie: zum Ausschluss einer Urtikariavaskulitis
Suche nach einer Infektionsquelle (allergische Reaktion auf beispielsweise einer Tonsillitis)
Therapeutische Maßnahmen
akut:
- sorgfältige Überwachung beim Angioödem oder Anaphylaxie
- H1-Rezeptorantagonisten: Cetirizin, Loratadin für zwei Wochen
Falls therapierefraktär: eine bis zu vierfache Dosissteigerung
- orale Glukokortikoiden für 3 bis 4 Tage (kurzfristig)
kausale Therapie z. B. durch Expositionsprophylaxe gegenüber Allergenen bei bekannter Ursache
Differenzialdiagnosen
Urtikariavaskulitis: über 24 Stunden, hämorrhagisch, Hyperpigmentierung
Frühstadium eines bullösen Pemphigoids
Mastozytose
Ursachen
Belastungssituationen
bestimmte Nahrungsmittel
Medikamente (z. B. ACE-Hemmer)
physikalische Reize: Wärme, Kälte oder Druck
Klassifikationen
nach Manifestationszeitpunkt
- Erworben: meist Allergie bedingt oder mit einer Urtikaria vergesellschaftet
Andere Formen: Ablagerung von Immunkomplexen, Autoantikörper, idiopathisch
- Hereditär: verminderten Synthese oder Dysfunktion des C1-Esterase-Inhibitors
nach Pathomechanismus
- Histamin-vermittelt: Mastzellreaktion und Histaminfreisetzung z. B. bei Urtikaria oder Allergien. Dabei können
auch juckende Quaddeln auftreten.
- Bradykinin-vermittelt: gesteigerte Produktion oder verminderter Abbau, z. B. beim hereditären Angioödem
oder bei Einnahme von ACE-Hemmern.
Klinik
Plötzlich aufgetretene prall-elastische Schwellungen/Ödem
- 1 bis 7 Tage andauernd
- vor allem im Gesichtsbereich (Lippe, Wangen, Stirn)
Spannungsgefühl oder Schmerzen in den betroffenen Hautpartien
Juckreiz, nur beim Histamin-vermitteltes Angioödem
Bauchschmerzen, Diarrhö, wenn der Gastrointestinaltrakt betroffen ist.
Einschränkung der Atmung / Dyspnoe, beim Larynxödem
Diagnostik
Anamnese
- Zeitpunkt des Auftretens, Dauer, Veränderung und Lokalisation
- Einnahme bestimmter Medikamente oder Lebensmittel
- Ausübung bestimmter Tätigkeiten
Körperliche Untersuchung
Labor:
- Transaminasen
- Kreatinin
- TSH
- Allergietest
- verminderter Komplementfaktor C4: bei C1-Esterase-Inhibitormangel
- Mikrobiologische Diagnostik (Stuhl-, Urinprobe, Blutbild)
Therapeutische Maßnahmen
Vermeiden der Auslöser
Absetzung der auslösenden Medikament (ACE-Hemmer)
Notfallsituationen: Glottisödem oder Laryngospasmus
- Adrenalin
- Pharynx- oder Larynxödemen: Intubation und Koniotomie
Histamin-vermittelten Angioödemen: Kombination von
- H1-Rezeptorantagonisten/Antihistaminika (z. B. Clemastin)
- Glukokortikoid (z. B. Methylprednisolon, Prednisolon)
Hereditäre und Bradykinin-vermittelte Angioödeme:
- C1-Esterase-Inhibitor-Konzentrat
- Bradykininrezeptorantagonisten (Icatibant)
Differenzialdiagnosen
akute Kontaktdermatitis
Erysipel
Zoster
Lymphabflussstörungen
obere Einflussstauung
Ursachen
• meist durch Streptococcus pyogenes (β-hämolysierenden Streptokokken): über kleine Hautdefekte
(Hautverletzungen) in tiefere Hautschichten eindringt und durch lysierende bakteriell produzierte Enzyme die
umliegende Gewebe zerstört.
• gramnegativen Erregern (E.Coli), Staphylococcus aureus, und auch Pseudomonas aeruginosa bei bestehenden
Komorbiditäten/Grundkrankheit (z. B. Diabetes mellitus, Verbrennung oder Leberzirrhose) und Neutropenie
• Risikofaktoren:
- chronische Wunden: Rhagaden, Fußpilzläsionen, Ulzera oder Einstichstellen
- Immunsuppression
- chronische Lymphödeme
- chronisch venöse Insuffizienzen (CVI)
- ausgeprägte Adipositas
- periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK)
Klinik
• Hautrötung
- Rasch/schnell ausbreitend
- hochrot
- oberflächlich
- umschrieben, mit scharfem, manchmal zackigem Rand, scharf begrenzt
- schmerzhaft (brennend), hochgradige Berührungsempfindlichkeit
• Erwärmung
• Schwellung
• großflächiger Befall:
- Fieber mit Schüttelfrost
- Schwäche und Beeinträchtigung
- Leukozytose, CRP-Erhöhung, und beschleunigte ESR
- Blasen, die einbluten können (bullöses Erysipel/hämorrhagisches Erysipel)
Komplikationen
• Übergriff der Infektion und Gewebszerstörung auf die Faszie und Muskeln:
- nekrotisierende Fasziitis
- Myositis
- massive Gewebszerfall
• Glomerulonephritis
• Toxic-Shock-Like Syndrome (TSLS): Einschwemmung von bakteriellen Toxinen in den Blutkreislauf
• Multiorganversagen
Diagnose
• Blickdiagnose ohne Erregernachweis
• Labor:
- BB, CRP, ESR, Procalcitonin
- D-Dimer: um TVT auszuschließen
Bildgebendes Verfahren
- Dopplersonografie: um Gefäße zu beurteilen und TVT auszuschließen
Therapeutische Maßnahmen
hochdosierte Gabe von Penicillin V oder Cephalosporinen, oral oder intravenös, für 5 Tage
- Bei Penicillinallergie: Makrolid oder Clindamycin
Strikte Bettruhe/Ruhigstellung mit Thromboseprophylaxe
lokale Kühlung
• Komplizierte Verläufe bei mehreren Komorbiditäten und zusätzlicher febriler Neutropenie:
- eine antibiotische Abdeckung mit einem Breitspektrumantibiotikum
- Entfernung des geschädigten Gewebes schnellstmöglich chirurgisch durch ein Debridement bei
nekrotisierenden Mischinfektionen
Differentialdiagnosen
• Beinvenenthrombose, TVT
• Phlegmone
• Thrombophlebitis
• allergische Kontaktdermatitis
• Lymphödem
• Angioödem
• Anfangsstadiums einer nekrotisierenden Fasziitis
• Erysipeloid/Schweinerotlauf
• Erythema chronicum migrans (Borreliose)
Ursachen
Übertragung aerogen von Mensch zu Mensch
nur 5-10 Prozent der Infizierten erkranken, insbesondere:
- Diabetiker
- Alkoholiker
- Patienten mit schweren Allgemeinerkrankungen und/oder schlechtem AZ
Klassifikationen
nach Infektionsstadium
- Primär
- Latent
- Postprimär
nach Nachweisbarkeit der Keime im Sputum
- Offen: nachweisbar
- Geschlossen: nicht nachweisbar
nach Organbefall: Lungentuberkulose über 85 % aller Fälle
Klinik
Fieber (subfebrile Temperaturen) und Schüttelfrost
Nachtschweiß
Gewichtsverlust
Abgeschlagenheit
Chronische Husten und Auswurf
Hämoptysis bei schweren Verlaufen
Appetitlosigkeit
Brustschmerzen
Atemnot
Lokale Lymphknotenschwellungen
Diagnostik
Anamnese
- obdachlos oder im Gefängnis
- naher Kontakt zu ähnlich-erkrankten Patienten
- Reise nach endemischen Regionen
Körperliche Untersuchung
- Überprüfung der Vitalzeichen
- Auskultation: Rasselgeräusche, Entzündungsinfiltrationen oder Bronchienverengung
Labor
- Differential-BB, CRP, BSG
- Mendel-Mantoux-Test / Tuberkulin-Hauttest / Tuberkulintest: negativ in den ersten 6-8 Wochen sowie bei
Abwehrschwäche, Ergebnis nach 3 Tagen
- Interferon-γ-Test
- Sputumabstrich: Ziehl-Neelsen-Färbung und Kultur in Löwenstein-Jensen-Medium, Ergebnis nach 4 Wochen
Ziehl-Neelsen-Färbung: zur Erkennung der säurefeste Bakterien
- Erregernachweis: hohe Aussagekraft bei positiven oder negativen Befunden
Antigennachweis mittels Kultur oder Antigennachweis im Sputum, Bronchialsekret, Magensaft oder in Harn,
Liquor oder Gelenk bei Organbefall
Bildgebende Verfahren
- Röntgen Thorax in 2 Ebenen: zur Erkennung einer Infiltration mit Verschattungen im Oberfeld
- CT Thorax: bei unklare Befunde, um die Karzinom auszuschließen
- Bronchoskopie: Gewinnung von Biopsien oder Durchführung einer bronchoalveoläre Lavage
Therapeutische Maßnahmen
Tuberkulostatika in 2 Phasen:
- Vierfach Therapie für 2 Monate: Isoniazid, Ethambutol, Pyrazinamid, und Rifampicin
- Zweifach Therapie für 4 Monate: Isoniazid und Ethambutol
Verlauf Kontrolle:
- Isoniazid: Lebertoxizität
- Ethambutol: retrobulbäre Neuritis
symptomatische Therapie:
- Antitussiva
- Entlastung eines möglichen Pleuraergusses
- Behandlung einer möglichen obstruktiven Ventilationsstörung
Differentialdiagnostik
Pneumonie
Bronchitis
Bronchialkarzinom oder Metastasien
Lungenfibrose
Lungenembolie
Ursachen
Multikausal: Exogene und genetische Faktoren
bronchiale Hyperreagibilität
endbronchiale Obstruktion oder Atemwegsverengung:
- Bronchospasmus: Verkrampfung der Bronchialmuskulatur
- Schleimhautödem: Bildung von Ödemen der Bronchialschleimhaut
- Dyskrinie: vermehrte Sekretion von glasigem, abnorm zähem Schleim
Auslöser
Umweltallergene: Hausstaub, Pollen, Schimmelpilze, Tierhaare
Arbeitsstoffe: Mehlstaub, Holzstaub, Platin Nickel, Chrom, Latex Desinfektionsmittel, Futtermittelstaub
Nahrungsmittel: Kuhmilch, Eiern, Weizen, Getreide, Fisch, Soja, Kirche, Erdnüssen, Haselnüssen, Tomaten
Klimaveränderungen und psychische Faktoren
Noxen und Luftverschmutzung: Zigaretten, Feinstaub
bronchiale Infekte / Entzündungen
körperliche Anstrengung
Toxine bzw. chemische Irritanzien
Pseudoallergische Reaktionen (PAR) auf Analgetika
Allergischer Hintergrund
Klassifikationen
nach Ätiologie
- Allergisches oder extrinsisches Asthma
- Nichtallergisches oder intrinsisches Asthma
- Mischformen
nach Schweregrad
- Intermittierend: Kurze Exazerbationen
- Geringgradig persistierend: Beeinträchtigung von körperlicher Aktivität und Schlaf bei Exazerbation
- Mittelgradig persistierend: Beeinträchtigung von körperlicher Aktivität und Schlaf bei Exazerbation, täglicher
Bedarf an inhalativen rasch wirksamen Beta-2- Sympathomimetika
- Schwergradig persistierend: Anhaltende Symptomatik hoher Intensität und Variabilität, häufige Exazerbation,
Einschränkung der körperlichen Aktivität
nach therapeutischer Kontrollierbarkeit
- kontrolliertes Asthma
- partiell kontrolliertes Asthma
- unkontrolliertes Asthma
Klinik
sporadisch, saisonal oder ganzjährig
Leitsymptome:
- anfallsweise auftretende Atemnot mit exspiratorischem Stridor (Ausatemgeräusch wie Zischen oder Pfeifen)
- deutlich verlängerte Ausatmungsphase (Exspiration)
- Ausgeprägter Hustenreiz
- Tachykardie
- ggf. zähes, glasiges Sputum
- Kutschersitz: die Körperhaltung beim Asthmaanfall, sodass der Patient schwer atmend (dyspnoisch) auf einem
Stuhl sitzt und die Arme dabei aufstützt, um die Atemhilfsmuskulatur in Anspruch zu nehmen.
Status asthmaticus: ein anhaltender schwerer lebensbedrohlicher Anfall über einen Zeitraum von 24 Stunden
- Atemnot beim Sprechen
- Zyanose z. B. bläulich verfärbte Lippen
- Rastlosigkeit und Unruhe
- Erschöpfung
- Verwirrtheit
- verminderte Ansprechbarkeit
- Bewusstseinsstörungen und Apnoe
- Atemfrequenz>25/min
- Puls > 110/min
- Abfall von Atemfrequenz und/oder Puls
- Hypoxie und Hyperkapnie: Kohlendioxidintoxikation
Komplikationen
Status asthmaticus: Asthmaanfall, der länger als 6 Stunden andauert und auf die üblichen Medikamente nicht
anspricht
respiratorische Insuffizienz
Lungenemphysem
pulmonale Hypertonie und Cor pulmonale
Diagnostik
Anamnese
- vorherige Anfälle
- bekannte allergische Auslöser
Körperliche Untersuchung
- Pulsoximetrie
- Inspektion: Zyanose, Einsatz Atemhilfsmuskulatur, Fassthorax
- Auskultation: trockene Rasselgeräusche (Giemen, Brummen, Pfeifen), verlängerte Exspiration, leises
Atemgeräusch
- Perkussion: hypersonorer Klopfschall, Überblähung, Lungengrenzen nach unten verschoben
EKG
Labor
- Differential-BB, CRP, BSG
- Immunglobuline
- Blutgasanalyse (BGA): pO2 und pCO2
- Allergietests: Prick-Hauttest, Bestimmung des spezifischen IgE
Bildgebende Verfahren
- Röntgen Thorax: Lungenblähung, tiefstehendes Zwerchfell
Lungenfunktionsdiagnostik (Lufu):
- Spirometrie: Vitalkapazität, Einsekundenkapazität (FEV1), Peak-Flow, Bodyplethysmographie
Therapeutische Maßnahmen
akuter Anfall:
- Flüssigkeitszufuhr
- Bronchodilatatoren: β2-Sympathikomimetika, inhalativ oder subkutan
- Glukokortikoide, inhalativ oder i.v.
- Methylxanthine/Theophyllin
- Leukotrienantagonisten
- O2 über Nasensonde oder nicht invasive Ventilation/Beatmung NIV
Kausale Therapie:
- Hyposensibilisierung bei allergischer Ursache
- Bronchodilatatoren als Aerosol: z. B. Salbutamol
Behandlung nach dem Therapieschema
- Stufe 1: Schnellwirksames inhalatives β2-Sympathikomimetika als Bedarfsmedikation (Reliever), nur wenn es
benötigt wird.
- Stufe 2: zusätzliche und regelmäßige Anwendung eines Glucocorticoids (Controller) als Spray oder Pulver in
niedriger Dosierung.
- Stufe 3: Steigerung der Dosis des inhalativen Glucocorticoids oder zusätzliche Gabe eines langwirksamen β2-
Sympathikomimetika.
- Stufe 4: Erhöhung der Dosis des Cortisonsprays oder -pulvers bei Beibehaltung der Einnahme des
langwirkenden β2-Sympathikomimetika wie zuvor.
- Stufe 5: Zusätzliche Einnahme eines Glucocorticoids in Tablettenform, wobei die Dosierung so gering wie
möglich bleiben sollte.
Differentialdiagnostik
COPD
Akute Bronchitis
Asthma cardiale
Lungenembolie
Gastroösophageale Refluxkrankheit
Obstruktion durch Fremdkörper (vor allem bei Kindern)
Bronchiektasie
Hyperventilationssyndrom
Alpha-1-Antitrypsin-Mangel
Sarkoidose
Mukoviszidose / zystische Fibrose
Weitere Erkrankungen, die mit Dyspnoe einhergehen
Ursachen
Infektion durch:
- Bakterien: Pneumokokken, Staphylokokkus aureus, Haemophilus influenzae, Mykoplasmen, Chlamydien,
Legionellen
- Parasiten, Pilze, Viren (v. a. bei immungeschwächten Patienten)
- nosokomial: MRSA
Aspiration von Fremdkörpern oder von Magensaft
Noxen (Gifte)
Häufige Erreger:
- ambulant alveoläre Pneumonie: Streptococcus Pneumonie, Haemophilus Influenza, und Streptococcus
Pyogenes
- ambulant interstitielle Pneumonie: Mykoplasma Pneumonie, Influenzavirus, Parainfluenzavirus, und RSV
(Respiratory Syncytial Virus)
- nosokomial alveoläre Pneumonie: E-Coli, Staphylokokkus aureus
- nosokomial interstitielle Pneumonie sind: CMV und andere Viren
Klassifikationen
Nach klinischem Verlauf
- typische Pneumonie: segmentale alveoläre Pneumonie
meist bakteriell
Akuter Beginn, vorher gesund und schweres Krankheitsgefühl
produktiver Husten
Fieber > 38,5°C und Schüttelfrost
Tachypnoe, Tachykardie
Pleuritis häufig
Rasselgeräusche, bei lobärem Befall, zusätzlich Klopfschalldämpfung
Leukozytose mit Linksverschiebung, CRP und ESR erhöht
lobuläre und/oder lobäre Infiltrate im Röntgen-Thorax bevorzugt basal
- atypische Pneumonie: interstitielle Pneumonie
Subakuter Beginn, grippaler Infekt als Vorerkrankung, und weniger starkes Krankheitsgefühl trockener Husten
Fieber < 38,5°C, langsam steigend
Pleuritis selten
Rasselgeräusche sehr diskret bzw. auskultatorisch unauffällig
Lymphozytose, CRP und ESR im Referenzbereich
interstitielle und/oder lobuläre Infiltrate, flächige milchglasartige Verschattung
Nach pathologischen Gesichtspunkten
- alveoläre Pneumonie: in Lungenbläschen/Alveolen
- interstitielle Pneumonie: in Interstitium
Nach Ätiologie
- Ambulant erworbene Pneumonie
- Nosokomial erworbene Pneumonie
Nach Begleitumständen
- Primäre Pneumonie
- Sekundäre Pneumonie: in Patienten mit schwachem Immunsystem, darunter z. B. Diabetes Mellitus, HIV-
Infektion, Herzinsuffizienz, COPD, Krebs, und Alkoholismus
Klinik
plötzlicher Beginn
(hohes) Fieber und Schüttelfrost
Husten: produktiv bei alveolärer Pneumonie und trocken bei interstitieller Pneumonie
ggf. Atemnot und Tachypnoe
atemabhängige Thorakalschmerzen
gelber oder grüner Auswurf
Diagnostik
Anamnese
- Fieber, Husten, Auswurf
Körperliche Untersuchung
- Pulsoximetrie: Sauerstoffsättigung
- Inspektion: Kurzatmigkeit und Zyanose
- Auskultation: feuchte Rasselgeräusche, Krepitationsarten
- Palpation: verstärkte Bronchophonie und Stimmfremitus
- Perkussion: Kopfschalldämpfung, während die Patienten 44 sagen.
Labor
- Differential-BB, Leukozytose, CRP, BSG
- Elektrolyte, Glukose, Nieren- und Leberfunktion: zur Kontrolle der Funktion wichtiger Organ
- Sputumabstrich für mikroskopische und kulturelle Sputumanalyse: zum Erregernachweis
- Blutkultur
- Blutgasanalyse (BGA) bei Verdacht auf respiratorische Insuffizienz
- Pleurapunktion bei besonderen Fällen
Bildgebende Verfahren
- Röntgen Thorax in 2 Ebenen: scharf begrenzten Infiltrationen bei lobärer Pneumonie, begleitender
Pleuraerguss, Ausschluss eines Pneumothorax
- Ggf. CT Thorax
- Bronchoskopie: Gewinnung von Bronchialsekret oder Durchführung einer bronchoalveoläre Lavage
Therapeutische Maßnahmen
Stationäre Aufnahme nach dem CURB-65-Index als Entscheidungshilfe, bei einem Score von 2
- C: Verwirrtheit/Konfusion: Desorientierung zu Ort, Zeit oder Person
- U: Ureaspiegel im Blut > 7 mmol/l
- R: Atemfrequenz/RR > 30/min
- B: Blutdruck diastolisch < 60 mmHg oder systolisch < 90 mmHg
- 65: Alter > 65 J. a.
allgemeine Maßnahmen:
- körperliche Schonung
- Bettruhe und Atemübungen
- ausreichend Flüssigkeitszufuhr/-gabe
- Sauerstoff per Nasensonde bei Hypoxie
- Atemtherapie und Inhalation
medikamentöse Therapie:
- Antipyretika bei Fieber über 38.5 C
- Antitussiva/Hustenstillend: Codein Tropfen
- Mukolytika/Schleimlöser
- Antibiotika: sofort
Penicillin
Falls Allergie: Makroliden wie Clarithromycin
Differentialdiagnostik
Akute Bronchitis
Akute Exazerbation einer COPD
Lungentuberkulose
Lungenembolie: Infarktpneumonie
Bronchialkarzinom
Spontan Pneumothorax
Pleuraerguss
Sarkoidose
Allergische bronchopulmonale Aspergillose
Lungenmykose
Lungenödem
Ursachen
autonomes Schilddrüsengewebe:
- unifokalen oder multifokalen Adenomen (Knoten)
- disseminierter/multifokaler Autonomie
Morbus Basedow / Graves: autoimmun bedingt durch Antikörper gegen den TSH-Rezeptor
Klassifikationen
nach Ort der Störung
- primär oder thyreogen: meist, TSH erniedrigt, FT4 & FT3 erhöht
Morbus Basedow / Graves: Antikörper positiv
Autonomes Adenom
- sekundär oder hypophysär: sehr selten, TSH, FT4 & FT3 erhöht
nach Symptomatik
- subklinisch (asymptomatisch)
- klinisch (mit Symptomen)
nach Ätiologie
- Medikamenten-induzierte Hyperthyreose: Amiodaron
- Paraneoplastische Hyperthyreose
Klinik
Sinustachykardien, Palpitationen, arterieller Hypertonus, oder Herzrhythmusstörungen (Vorhofflimmern)
Wärmeintoleranz
verstärktes Schwitzen / erhöhter Schweißneigung
Haarausfall bis zu Alopezie
Gewichtsabnahme mit großem Appetit
Unruhe, Nervosität, Erregung, und Hyperaktivität
Schlafstörungen
erhöhte Stuhlfrequenz oder Diarrhoe
feinschlägiger Tremor, Muskelschwäche, oder beschleunigte Muskeleigenreflexe
Menstruations-/Zyklusstörungen
Struma und Exophthalmus bei Morbus Basedow
Diagnostik
Anamnese
körperliche Untersuchung
- Messung der Vitalzeichen
- Palpation der Schilddrüse
EKG
Labor:
- BB, CRP, BSG
- Erniedrigtes TSH, erhöhte fT3 und fT4
- Nachweis von Schilddrüsen-Antikörper: Thyreotropin-Rezeptor-Autoantikörper (TRAK), Thyreoglobulin-
Autoantikörper (Tg-AK), und Thyreoperoxidase-Autoantikörper (TPO-AK)
Bildgebende Verfahren:
- Sonografie und Dopplersonographie: um nach Vergrößerung der Schilddrüse, vermehrter Vaskularisierung,
oder Inhomogenitäten / Knoten zu suchen.
- Röntgen-Thorax: retrosternale Struma
- Szintigrafie: um die kalte Knoten (wohl Karzinom) auszuschließen.
Feinnadelpunktion (FNP)
Therapie
Thyreostatika: Hemmen die Synthese der Schilddrüsenhormone oder die Jodaufnahme
- Thiamazol/Methimazol
- Propylthiouracil (PTU)
- Perchlorate
- ß-Blocker
Subtotale Thyreoidektomie: bei Rezidiv oder Komplikationen wie Kommpressionstörung
Radiojodtherapie: Alternativ zur Operation
Differentialdiagnostik
Psychose
Status febrilis
Kokain- und Amphetaminmissbrauch
Herzrhythmusstörungen / Arrhythmie
subakute Thyreoiditis
Gabe von Amiodaron
Schilddrüsenkarzinom
Ösophaguskarzinom oder Ösophagitis
Tonsillitis
Morbus Parkinson
Herzinsuffizienz
30b. Hypothyreose / Schilddrüsenunterfunktion
Definition
Unterfunktion der Schilddrüse
Mangel an Schilddrüsenhormonen
Ursachen
Meist autoimmune Zerstörung des Schilddrüsengewebes durch Hashimoto-Thyreoiditis
Tumore, Abszesse, nach Operationen oder Radiojodtherapien (selten)
Klassifikationen
nach Ort der Störung
- primär oder thyreogen: TSH erhöht, FT4 erniedrigt
Autoimmun-Hashimoto-Thyreoiditis: Antikörper positiv
Angeborene und Erworbene
- sekundär: bei fehlendem TSH, TSH, FT4, FT3 erniedrigt
nach Symptomatik
- subklinisch (asymptomatisch)
- klinisch (mit Symptomen)
nach Zeitpunkt des Auftretens
angeboren/kongenital
erworben: nach Radiotherapie, Schilddrüsen-Operationen, Thyreostatika, oder Lithium
Klinik
Bradykardie
Kälteintoleranz
Myxödem, teigige Haut, trockene raue Haut, struppige Haare, Haarausfall
Gewichtszunahme mit Appetitlosigkeit
Antriebsarmut
Obstipation
Müdigkeit
Muskelschmerzen und -schwäche oder verlangsamte Muskeleigenreflexe
raue Stimme
Fettstoffwechselstörungen, v. a. Hypertriglyceridämie
Diagnostik
Anamnese
Labor:
- TSH ↑, fT3 und fT4 (↓ oder normal)
- Nachweis von Antikörpern bei Hashimoto Thyreoiditis: Thyreoperoxidase-Autoantikörper (TPO-AK) und
Thyreoglobulin-Autoantikörper (Tg-AK)
Bildgebende Verfahren:
- Szintigrafie
Therapie
meist lebenslange Substitution von L-Thyroxin
- Levothyroxin 25-200 mg/Tag
Differentialdiagnostik
Low T3-, T4- Syndrom (bei schwerkranken Patienten)
Ursachen
• Keime der bereits vorhandenen Darmflora, z. B. bei Verlegung des Darmlumens (Kotsteine, unverdauliche
Nahrungsmittelbestandteile, Verwachsungen)
• Erreger, die auf dem Blutweg einwandern
Klinik
Übelkeit, Erbrechen
Zuerst diffusen Oberbauchbeschwerden oder epigastrische Schmerzen, dann periumbilikale Schmerzen, die in den
rechten Unterbauch ausstrahlen
Appetitlosigkeit
leichtes Fieber
später akuter Abdomen:
- Druckschmerzen
- Loslassschmerzen beim Wegziehen der Hand
- Abwehrspannung / eine unwillkürliche Anspannung der Bauchmuskulatur
Diagnostik
Anamnese: Schmerzcharakteristik
Körperliche Untersuchung:
- Messung der Vitalzeichen: Differenz der Körpertemperatur zwischen axillärer und rektaler Messung ≥ 1°C
- Auskultation: wenige Darmgeräusche wegen Ileus
- McBurney-Zeichen: Loslassschmerzen im Bereich zwischen dem äußeren und mittleren Drittel der
Verbindungslinie zwischen dem Bauchnabel und rechten Darmbeinstachel (Spina iliaca anterior superior)
- Lanz-Punkt: Druckschmerz im rechten Drittel der Lenzmann-Linie zwischen beiden Spinae iliacae anteriores
superiores
- Rovsing-Zeichen: die auslösbaren Schmerzen im Bereich des Zäkums, die durch das retrograde Ausstreichen
des Colon ascendens zum Zäkum hin entstehen.
- Blumberg: eine Loslassschmerzen im Bereich des rechten Unterbauchs, wenn kontralateral auf dem linken
Unterbauch mit der Hand eingedrückt und anschließend schnell wieder losgelassen wird.
Labor:
- BB, Leukozytose, CRP, BSG
- Urinanalyse: Um die Nierenentzündung auszuschließen
Bildgebende Verfahren:
- Abdomensonografie: verdickte Appendix
- ggf. CT Abdomen
Therapeutische Maßnahmen
Stationäre Aufnahme
Nahrungskarenz
Flüssigkeitszufuhr
Analgetikum, nur wenn die Diagnose gesichert ist
laparoskopische Appendektomie
- Bei Perforation oder Peritonitis: offene Operation
Differentialdiagnostik
Perforation von Magen/Duodenum, Darm oder Gallenblase
Gallenkolik oder Cholezystitis
Divertikulitis
Gastroenteritis
Harnleiter-/ Nierenkolik, Nephro-/Urolithiasis, oder Harnwegeinfektion
Extrauteringravidität oder Ovarialtorsion
Adnexitis/Salpingitis
Eingeklemmte Bauchwandhernie
32. Divertikulitis
Definition
Entzündung eines oder mehrerer Divertikel (Ausstülpung der Schleimhaut des Darm) und ihrer Umgebung
Divertikulose: Ausstülpung der Darmwand nach außen wegen eines erhöhten intraabdominellen Drucks
meist des Colon sigmoideum (95%)
Ursachen
Druckerhöhung aufgrund von chronischer Obstipation und/oder altersbedingte herabgesetzte Dehnbarkeit des
Darms
Risikofaktoren
ballaststoffarme Ernährung
schwaches Bindegewebe
Rauchen
Bewegungsmangel
Höheres Alter
Klinik
ziehende, teils kolikartige, je nach Lokalisation Bauchschmerzen (meist linksseitig im Unterbauch), evtl. mit
Ausstrahlung in den Rücken
subfebrile Temperaturen
Leukozytose
Appetitlosigkeit
Übelkeit, Erbrechen
Druckschmerz und Abwehrspannung
verminderte Darmgeräusche
Diarrhoe (manchmal mit Blut- oder Schleimbeimengungen) oder Obstipation
Komplikationen
• Perforation des Darms
• Abszessbildung
• Fisteln
• entzündliche Stenosen
• Blutung
Diagnostik
• Anamnese
• Körperliche Untersuchung: Druckschmerz im linken Unterbauch
Labor:
- BSG und CRP erhöht
- Leukozytose und Linksverschiebung
- Blutkulturen abnehmen zur Erregerdiagnostik
bildgebende Verfahren:
- Abdomensonografie: verdickte Darmwand, Abszess, freie Flüssigkeit bei Perforation
- Röntgen-Abdomen: freie Luft bei Perforation
- Abdomen-CT oder MRT: bei diagnostischer Unsicherheit
- Endoskopie: kontraindiziert in der akuten Phase, nur nach Abklingen der akuten Entzündung
Therapeutische Maßnahmen
• Unkompliziert: konservativ
- strenge ballaststoffarme Diät
- Sicherung der Flüssigkeitszufuhr
- Breitspektrumantibiotika: um die Anaerobier und gramnegative Keime abzudecken
• Kompliziert:
- Stationäre Behandlung
- eventuell Nahrungskarenz bei drohendem Ileus
- parenterale Flüssigkeitssubstitution
- parenterale Antibiotikatherapie
- Analgesie (Metamizol, Opioide), Spasmolytika
- operativ: selten Resektion des betroffenen Darmabschnitts
Differentialdiagnostik
• CED
• Reizdarmsyndrom (Colon irritable)
• Ischämische Kolitis
• Kolonkarzinom
• Adnexitis
• Appendizitis
Symptomatik
Charakteristisch
- Kloßgefühl/Globusgefühl: ein Steckenbleiben der Nahrung in Hals oder Brust
- zervikale oder retrosternale Schmerzen oder Druckgefühl während oder nach dem Schluckakt
Begleitsymptome:
- Würgreflex/Gag-Reflex
- Hochwürgen/Regurgitation
- Husten
- Hypersalivation / anhaltender Speichelfluss / Drooling
- Heiserkeit/Dysphonie
- Näselnde Sprache
- unklarer Gewichtsverlust
- wiederkehrende Atemwegsinfekte, unklare Fieberschübe
- vermindertes Durstempfinden (Adipsie)
Diagnostik
Anamnese:
- Charakter der Schmerzen oder Schluckstörung
Körperliche Untersuchung
- Mundinspektion, Untersuchung der Schilddrüse
Labor:
- BB, CRP, BSG, Elektrolyte
- TSH: um Hyperthyreose und Struma auszuschließen.
- Tumormarkers: CEA, CA19-9
Bildgebende Verfahren:
- Röntgen-Kontrastmittel-Untersuchung (Ösophagus-Breischluck
- Endoskopie (ÖGD)
- CT, MRT: vergrößerte Lymphknoten
- Skelettszintigraphie und PET-CT: zum Ausschluss von Metastasen.
Therapeutische Maßnahmen
nach der zugrunde liegenden Erkrankung
- von der Injektion von Botulinumtoxin oder der Bougierung bis hin zur Resektion pathologisch veränderter
Anteile
Differentialdiagnosen
Anatomische Fehlbildungen: Ösophagusatresien
Erkrankungen des Ösophagus
- Achalasie
- Ösophagitis
- Ösophagusspasmen: Motilitätsstörung des Ösophagus mit Hyperkontraktilität und diffuse
Kontraktionswellenausbreitung
- Ösphagusstenosen
- Ösophaguskarzinome
Erkrankungen des Nervensystems: Morbus Hirschsprung, Schlaganfall, Morbus Parkinson, Amyotrophische
Lateralsklerose (ALS), Guillain-Barré-Syndrom
Traumatische Ursachen: Verschlucken von Fremdkörpern, Fraktur des Kehlkopfes/Larynx
Erkrankungen von Mund- und Rachenraum, sowie Hypopharynx und Larynx: Entzündungen und Karzinome,
Hyperthyreose
Symptomatik
• Stadium I (Lokalinfektion)
- Beginnt 3–16 Tage (Median 8 Tage) nach dem Zeckenstich
- Erythema migrans an der Einstichstelle: scharf abgegrenztes schmerzloses Erythem, meist mit hellrotem Rand
und zentraler Aufhellung
meist an den Oberschenkeln, in den Leisten und in den Achselhöhlen
• Stadium II (hämatogene Streuung des Erregers)
- Innerhalb von Tagen bis Wochen nach Auftreten des Erythema migrans
- Sekundäre ringförmige Hautveränderungen
- unspezifische Allgemeinerscheinungen wie Kopfschmerzen, leichte Nackensteifigkeit, Fieber, Myalgien,
Unwohlsein und Müdigkeit
- Seltener generalisierten Lymphadenopathie, Splenomegalie, Hepatitis, Pharyngitis, unproduktivem Husten,
Konjunktivitis, Iritis und Hodenschwellung.
- Meningoradikuloneuritis: eine frühe Neuroborreliose bei etwa 15 % der unbehandelten Patienten:
Radikulitis: nachts, segmentale, brennende Schmerzen wechselnder Lokalisation, die nur gering auf Analgetika
ansprechen.
Neurologische Ausfälle: Paresen, seltener Sensibilitätsstörungen als bilaterale Fazialisparese, insbesondere
die Nerven der äußeren Augenmuskeln
- Lyme-Karditis: meist mit diffuser Symptomatik wie bei einer akuten Myoperikarditis
- frühe/flüchtige Lyme-Arthritis: Myalgien und Arthralgien ohne Schwellung,
• Stadium III (Spätstadium)
- Monate oder Jahre nach Erkrankungsbeginn
- eine (chronische) Lyme-Arthritis: bei ungefähr 60 % der unbehandelten Patienten: eine Mon- oder
Oligoarthritis der großen Gelenke, insbesondere des Kniegelenks
- Seltener späte Neuroborreliose in Form einer schleichenden Enzephalopathie oder eine Myelitis: Paresen,
Sensibilitätsstörungen, Sprach- und Sprechstörungen, Koordinationsstörungen, gelegentliche epileptische
Anfälle
Diagnostik
• Anamnese und körperliche Untersuchung
• EKG: bei Lyme-Karditis
• Elektromyografie: bei Polyneuropathie
• Labor:
- BB, BSG, CRP
- serologischer Nachweis von Antikörpern (IgM) ab der 3. Woche: ELISA
- Liquoruntersuchung: erhöhte Plasmazellen und Lymphozyten, Erhöhung des Gesamteiweiß, Nachweis von
IgM- oder IgG-Banden
- Gelenkpunktion: bei Lyme-Arthritis, erhöhte Granulozyten
• Bildgebende Verfahren:
- MRT: differenzialdiagnostisch bedeutsam, und bei Verdacht auf eine Vaskulitis oder Enzephalomyelitis
Therapeutische Maßnahmen
frühzeitige Entfernung der Zecken: innerhalb von 24 Stunden
Antibiotika für über 14 Tage
- Stadium I: Doxycyclin oder Amoxicillin
- Stadium II und III: hochdosiert Penicillin G oder Ceftriaxon
Ursachen
Ischämie des Gewebes und deswegen massive Ausschüttung von Zytokinen die eine überschießende
Immunantwort auslösen und ein SIRS verursachen können.
Klassifikationen
nach Schweiberer
- I: mäßige Verletzungen, pO2 normal
- II: schwere Verletzungen, leicht verminderter pO2, leichter hämorrhagischer Schock, Blutverlust ≤ 25 %,
Letalität ≤ 10 %
- III: lebensbedrohliche Verletzungen, pO2 < 60 mmHg, meistens Ohnmacht, hämorrhagischer Schock,
Blutverlust ≥ 50 %, höhe Letalität
Klinik
Beckenfrakturen
Wirbelsäulenverletzungen
starke arterielle Blutungen
Schädel-Hirn-Traumata
Thoraxtrauma: Rippenserienfrakturen mit und ohne Hämatothorax/Pneumothorax
schwere Bauchtraumata
Komplikationen
ein SIRS und Multiorganversagen
hämorrhagischer Schock
spinaler Schock wegen der Verletzung des Rückenmarks: periphere Vasodilatation durch Sympathikusblockade
Bronchus- oder Tracheaabriss, (Hämo-)Pneumothorax
Verletzung größerer thorakaler Gefäße
Herzverletzung oder Herzkontusion → Arrhythmie, Asystolie, Perikardtamponade
Leber-Ruptur: subkapsuläres Hämatom
Milz-Ruptur
Hypothermie/Unterkühlung
- Bradykardie, arterielle Hypotonie, Rhythmusstörungen
- Verminderte Atemfrequenz und das Atemzugvolumen, Apnoe
- Bewusstseinsstörungen, Ohnmacht
Zweitkrankheit
- Acute Respiratory Distress Syndrome (ARDS)
- dialysepflichtiges Nierenversagen
- DIK
- Stoffwechselstörungen
- Hirnödem nach Schädel-Hirn-Trauma
Diagnostik
Körperliche Untersuchung
Labor:
- Blutgruppe und Kreuzblut
- BB, Entzündungsparameter, Elektrolyte, Blutzucker, Gerinnungsparameter (INR, PTT)
- Myoglobin: Crush-Syndrom, Rhabdomyolyse
- Transaminasen, Nierenwerte
Bildgebende Verfahren:
- CT Schädel
- Abdomensonografie
- Röntgen Thorax-Abdomen-Becken
- Ggf. Röntgen der Extrimitäten
Therapeutische Maßnahmen
Präklinische Therapie durch das Rettungsdienstpersonal und den Notarzt: Sicherung der Vitalfunktionen,
ausreichende Analgesie des Patienten
Nach xABCDEF-Regel:
- Exsanguination/Ausbluten: Notbandage, Tourniquet
- Atemweg: hochdosierte Sauerstoffgabe bei Spontanatmung, endotracheale Intubation,
Halswirbelsäulenstabilisierung
- Belüftung: Pneumothorax
- Kreislauf: Hypovolämie mit zugehöriger Schocksymptomatik, Kontrolle von Blutungsquellen, zwei venöse
Zugänge, Verabreichen von Infusionen (Flüssigkeitszufuhr)
- neurologisches Defizit: Quantifizierung des Bewusstseins mittels GCS, Pupillenkontrolle, Blutzucker
- Exposure, Umfeld: Entkleiden, Extremitätenfraktur, Wärmeerhalt und Analgesie
- FAST-Sonographie: Flüssigkeit im Abdomen (Morison- und Douglas-Pouch), Pleura- oder Perikardergüsse
Notfalleingriffe: Reanimationsphase ≤ 3 Stunden im Schockraum der Klinik
- Intubation oder Koniotomie
- Thoraxdrainage
- Blutkonservenbestellung
- Mehrschicht-Spiral-Computertomografie innerhalb 15 Minuten
- native Schädel-CT innerhalb einer Stunde
- ggf. CT mit Kontrastmittel: Thorax, Abdomen, Becken und Extremitäten
Primärphase 4-72 Stunden
- Organverletzungen: Überwachung der Organfunktionen
- blutende, offene Wunden oder Frakturen
- Frakturen des Oberschenkels
- Kompartmentsyndromen
Sekundärphase 3-10 Tage
- Frakturenversorgung
Ursachen
Arteriosklerose: Thrombose durch Plaque-Ruptur
plötzlicher Verschluss einer Koronararterie durch einen Thrombus
instabile Angina Pectoris
Koronarspasmus
Auslösende Faktoren
Blutdruckschwankungen bei Stress und körperlicher Anstrengung
zirkadiane Zunahme der Aktivität von Gerinnungsfaktoren und Katecholaminen
40% der Infarkte ereignen sich in den Morgenstunden.
Risikofaktoren
arterielle Hypertonie
Diabetes mellitus
Hypercholesterinämie
Nikotinabusus
Adipositas
männliches Geschlecht
höheres Lebensalter (m ≥ 45 Jahre; w ≥ 50 Jahre)
körperliche Inaktivität / Bewegungsmangel
KHK oder Herzinfarkte bei Familienangehörigen ersten Grades
Klinik
Vernichtungsschmerz: plötzlich starke, überwiegend retrosternale oder linksthorakaler Angina-pectoris-
Schmerzen
- Ausstrahlung in den linken (auch rechten) Arm, in den Hals und seltener in den Unterkiefer, in die Schulter
oder das Epigastrium
- körperliche Ruhe und Nitroglyzerin lindern Beschwerden nicht oder kaum
- 20% stumme Infarkte: ohne Schmerzsymptomatik oder mit einem leichten retrosternalen Druckgefühl (v. a.
bei Diabetikern).
Schwächegefühle
Unruhe und (Todes-) Angst
vegetative Symptomatik: Schwitzen, Übelkeit, Erbrechen, u. a.
Dyspnoe
evtl. Blutdruckabfall
Diagnostik
Anamnese
- Vorbestehen einer KHK oder AP
- Grunderkrankung, Risikofaktoren
körperliche Untersuchung:
- Auskultation: Arrhythmien, Perikardreiben, feuchte Rasselgeräusche (bei Lungenödem)
- Ödeme, Halsvenenstauung
EKG innerhalb von 10 Minuten:
- frischer MI: R klein, starke ST-Hebung,
- Folgestadium: Tiefe Q-Zacke, R klein, T negativ
- alter MI: Q pathologisch > ¼ der folgenden R-Zacke, R normal, T positiv
Labor:
- Leukozyten, CRP, Blutzucker
- Troponin I und hochsensitives Troponin, Gesamt-CK, CK-MB, Laktatdehydrogenase (LDH)
bildgebende Verfahren:
- (Farbdoppler-) Echokardiografie: funktionelle Beurteilung von Herzkammern und -klappen
- Linksherzkatheteruntersuchung: Goldstandard
Zusätzlich nach der Revaskularisation:
- Röntgen-Thorax: um Herzinsuffizienz auszuschließen, Herzgröße, Lungenödem, Pleuraerguss
- Echokardiografie: Herzinsuffizienz, Thromben, Herzwandaneurysma
Therapeutische Maßnahmen
Notarzt rufen: 112
den Patienten hinsetzen, beruhigen
Oberkörper hochlagern: 30°
Sauerstoffzufuhr per Nasensonde 4-8 L/ Min
venösen Zugang legen
Nitrate: Glyceroltrinitrat-(Nitrolingual-)Spray 2 Hübe
Sedierung und Analgesie bei Bedarf, um O2-Verbrauch zu senken: Morphin 3–5 mg i. v.
Metoclopramid
duale Plättchenhemmung: Acetylsalicylsäure (ASS) 150–325 mg p. o. + Clopidogrel 300 mg
Heparin 5000 IE i. v. oder Enoxaparin bei typischen EKG-Veränderungen bis Verdoppelung der PTT
ß-Blocker bei Tachykardie (Esmolol)
Atropin bei Bradykardie
ACE-Hemmer: nicht in der Akutbehandlung
Rekanalisation
- Akut-PTCA und Stentimplantation innerhalb von 90 Minuten
- Thrombolyse mit Fibrinolytika (Streptokinase) in Gegenden ohne rechtszeitig erreichbaren Herzkatheter
Danach: Statine, β-Blocker und ACE-Hemmer
Differentialdiagnostik
Instabile Angina Pectoris ohne Troponinanstieg
Lungenembolie
Aortendissektion
Stresskardiomypoathie
Perikarditis: atemabhängig
Pneumothorax
37. Herzinsuffizienz
Definition
Akutes oder chronisches Unvermögen und Unfähigkeit der Herzmuskulatur, das benötigte Herzzeitvolumen zu
fördern, um den Organismus bei normalem Blutdruck ausreichend mit Sauerstoff zu versorgen.
Ursachen
Herzmuskelschädigung mit Kontraktionsschwäche durch z. B. Myokarditis oder Myokardinfarkt
arterielle Hypertonie
Anämie
Herzrhythmusstörungen
mechanische Kontraktionsbehinderungen, z. B. Perikarderguss, Herzklappenfehler
Klinik
Gemeinsame Symptome:
- Leistungsminderung
- Gewichtszunahme
- Nykturie
- Tachykardie
Linksherzinsuffizienz
- Dyspnoe, die im Liegen auftritt und sich im Sitzen verbessert
- Tachypnoe
- Orthopnoe
- Blutstauung
- Husten
- Lungenödem und Rasselgeräusche
- Zyanose
- Schwindel
Rechtsherzinsuffizienz
- Ödeme: dicke Beine
- Gewichtszunahme
- gestaute Halsvenen
- Pleuraerguss, Perikarderguss
- Leber- und Milzvergrößerung
- Aszites
- Nierenfunktionseinschränkung
Diagnostik
Anamnese
- DM, Hypertonie, Nikotinabusus, Familienanamnese
- NYHA-Stadien:
I: Normale unter Therapie, keine Beschwerden bei alltäglicher körperlicher Belastung
II: Beschwerden nur bei stärkerer körperlicher Belastung (Treppensteigen von 2 Etagen)
III: Beschwerden bei leichter körperlicher Belastung
IV: Beschwerden bei geringen körperlichen Aktivitäten (Sprechen) und in Ruhe
körperliche Untersuchung
- Rasselgeräusche, Beinödem
EKG: Zeichen der Herzrhythmusstörung
Labor:
- Blutbild, Elektrolyte, Eisenwerte, Infektionsparameter
- BNP-Werte (Brain Natriuretic Peptid): zur Bestätigung
- Herzenzyme: Ausschluss eines Herzinfarkts
- Nierenwerte, Leberwerte: Ausschluss von Leber-/Nierenversagen
- BGA
Bildgebende Verfahren:
- Röntgen des Thorax in 2 Ebenen: Pleuraerguss, pulmonale Stauung, Herzgröße
- transthorakale Echokardiografie (TTE): Beurteilung systolische und diastolische Funktion,
Ejektionsfraktion/Auswurffraktion, Wandbewegung, Herzwandaneurysma, und die Funktion von Herzklappen
- Koronarangiografie: um die Herzgefäße zu beurteilen
Therapeutische Maßnahmen
Allgemein:
- Regelmäßige körperliche Belastung
- Kochsalzarme Kost
- Flüssigkeitsrestriktion
- Normalgewicht
- Natriumarme und kaliumreiche Ernährung
- Alkohol und Nikotin vermeiden
- Normalen Blutdruck, Blutzucker, und Cholesterinspiegel halten
Akut
- Oberkörper hoch und Beine tief lagern
- Nitroglyzerin (wenn Blutdruck systolisch > 100 mmHg ist)
Medikamentös:
- ACE-Hemmer: Ramipril, ab NYHA-Stadium I
- AT1-Rezeptorblocker: bei KI gegen ACE-Hemmer
- ß-Blocker: Metoprolol, Bisoprolol, Carvedilol, Nebivolol
- Diuretika: Lasix, bei Flüssigkeitsretention
- Herzglykoside: wenn unter ß-Blockern keine ausreichende Frequenzkontrolle erreicht wird.
- Mineralkortikoid-Rezeptorantagonisten: ab NYHA-Stadium II
Herzkatheter ggf. Bypassoperation
Differentialdiagnostik
Blasen-/Prostataerkrankung
Pleuraerguss
Lungenödem
Spontan Pneumothorax
Lungenembolie
interstitielle Lungenerkrankungen
COPD
KHK, akuter Herzinfarkt
Leber – oder Nierenversagen
Ursachen
arterielle Hypertonie
Arteriosklerose
degenerative Erkrankungen der Gefäßmedia: Marfan-Syndrom, Ehler-Danlos-Syndrom
Aortenklappenersatz
Aortitis
Amphetamin-Abusus
Klinik
• starker stechender thorakaler/retrosternaler Schmerz (Typ A), mit Ausstrahlung in die Schulterblätter oder
Abdomen (Typ B):
wie mit einem Dolch durchstoßen
• evtl. Puls- und Blutdruckdifferenz zwischen den Armen (>20mmHg)
Diagnostik
• Anamnese
• Körperliche Untersuchung:
- Puls- und Blutdruckdifferenz zwischen den Armen (>20mmHg)
- diastolisches Herzgeräusch in komplizierten Fällen
• Laboruntersuchung:
- D-Dimer-Test, Serumenzyme
• bildgebende Verfahren:
- transösophageale Echokardiografie (TEE)
- Röntgen: weites Mittelfell/Mediastinum
- kontrastmittelunterstütztes CT und MRT
Therapeutische Maßnahmen
• Blutdrucksenkung auf 100 bis 110mmHg systolisch
• Analgesie
• Operation: Kunststoffprothese bei Typ A immer, bei Typ B nur bei drohenden Komplikationen
Differentialdiagnostik
• Akuter Myokardinfarkt
• Lungenembolie
Ursachen
inhalative Noxen: Zigarettenrauchen/Tabakrauch, Luftverschmutzung, Stäube, Schwefeldioxid, Stickoxide, saure
Aerosole, Feinstaub
chronisch rezidivierende Atemwegsinfekte
Genetische Desposition: Alpha-1-Antitrypsin-Mangel.
Klassifikationen
Pink Puffer / rosa Keucher
- Lungenemphysem im Vordergrund
- untergewichtig
- Sauerstoffwerte normal
- extrem viel Energie verbrauchen
- Die häufigste Todesursache: Versagen der Atmung
Blue Bloater/ blaue Huster/ Bronchitis-Typ
- COPD im Vordergrund
- Meist übergewichtig
- Sauerstoffmangel
- Zyanotisch: bläulich-verfärbte Lippen und Nägel
- erhöhtes Risiko für Rechtsherzschwäche
Klinik
Typische COPD-Symptome: vor allem morgens
- Atemnot, zunächst nur bei Belastung, im weiteren Verlauf auch in Ruhe.
- Husten, der im Laufe der Zeit immer schlimmer wird.
- Auswurf, der immer zäher wird und schwieriger abzuhusten ist.
- Zyanose: blaue Lippen oder Finger, infolge der sich verschlechternden Lungenkapazität und deswegen
verminderter Sauerstoffversorgung.
Exazerbation:
- Zunahme der Atemnot
- vermehrter Husten
- Sputumzunahme, erhöhte Sputumviskosität, und Farbänderung des Auswurfs in gelbgrüner Färbung
- Fieber mit Müdigkeit
- Brustenge
schwere Exazerbation:
- Atemnot in Ruhe
- zentrale Zyanose: Verminderte Sauerstoffsättigung in der Lunge
- Einsatz der Atemhilfsmuskulatur
- Beinödem
- Bewusstseinseintrübung bis Koma
Diagnostik
Anamnese
- 90% (Ex-) Raucher
Körperliche Untersuchung
- Pulsoximetrie: Sauerstoffsättigung
- Inspektion: Fass-Thorax, Kurzatmigkeit, und Zyanose
EKG: zur Beurteilung der Rechtsherzbelastung durch einen erhöhten Lungendruck (pulmonale Hypertonie)
Labor
- Differential-BB, Leukozytose, CRP, BSG
- Elektrolyte, Glukose, Nieren- und Leberfunktion: zur Kontrolle der Funktion wichtiger Organ
- Alpha-1-Antitrypsin: v. a. bei Patienten unter 45 Jahren mit zusätzlichem Lungenemphysem
- Sputumabstrich für mikroskopische und kulturelle Sputumanalyse: zum Erregernachweis
- Blutgasanalyse (BGA): zur Erfassung einer respiratorischen Insuffizienz
Schwere Bronchialobstruktion: arterielle Hypoxämie <72mmHg und Hyperkapnie > 45 mmHg
akute Verschlechterung oder fehlende Kompensationsmöglichkeit: respiratorische Azidose
Bildgebende Verfahren
- Röntgen Thorax: Überblähung der Lungen mit tief stehendem Zwerchfell, Ödeme, Emphysem
Sie lassen sich Lungenentzündung, Lungenstauung, Pneumothorax und Tumoren erkennen.
- CT Thorax: v. a. zur Beurteilung des Lungenemphysems
- Echokardiografie: zur Beurteilung der Rechtsherzbelastung durch einen erhöhten Lungendruck (pulmonale
Hypertonie)
Lungenfunktionsdiagnostik (Lufu):
- Spirometrie: obstruktive Ventilationsstörung
reduzierte 1-Sekunden-Kapazität (FEV1 Tiffeneau-Index), erhöhte Totalkapazität, und erhöhtes
Residualvolumen
Therapeutische Maßnahmen
allgemeine Maßnahmen:
- Meiden von Noxen, mit dem Rauchen aufhören
- Sauerstofftherapie bei schwerer COPD
medikamentöse Therapie:
- inhalative Glukokortikoide
- Bronchodilatatoren
Anticholinergika: Ipratropium, Tiotropium
β2-Sympathikomimetika: Salbutamol
Theophyllin: nur als dritte Wahl
- Mukolytika / Schleimlösende: Expektorantien
operative Therapie:
- Bullektomie
- Lungenvolumenreduktion
- Lungentransplantation
akute Exazerbationen:
- Sauerstoffgabe oder Beatmung
- Bronchodilatatoren
- Systemische Glukokortikoide
- Antibiotika: bei akuter und häufiger Exazerbation, bei beatmeten Patienten und kardialer Komorbidität
Physiotherapie: Atemtherapie und körperliches Training
Schutzimpfungen:
- Influenza / Grippeimpfung
- Streptococcus pneumoniae / Pneumokokken
Differentialdiagnostik
akute Bronchitis
Asthma bronchiale
Bronchiektasien
Lungentuberkulose
Linksherzinsuffizienz
Bronchialkarzinom
Sarkoidose
Zystische Fibrose
40. Lungenembolie
Definition
die Verengung oder der Verschluss einer Lungen- oder Bronchialarterie durch einen venösen
Embolus/Blutgerinnsel
Ursachen
Formen:
- Thromboembolie (Hauptursache): ein abgelösten Thrombus aus dem Einzugsgebiet der Vena cava inferior in
90% der Fälle
- Septische Embolie
- Knochenmarksembolie
- Fettembolie
- Luftembolie
- Tumorembolie
- Embolie mit Fremdmaterial
Virchow-Trias bei Thromboembolien:
- Blutstauung/Blutstase: Verlangsamung des Blutstroms/Blutflusses (Varizen, Immobilisation,
Rechtsherzinsuffizienz, Exsikkose)
- Blutgerinnungsstörung: Veränderung der Blutzusammensetzung (neoplastische und hämatologische
Erkrankungen)
- Beschädigung der Gefäßinnenwand / des Endotheliums (Entzündungen, Traumen, Allergien, Degeneration)
Risikofaktoren
höheres Lebensalter
Adipositas (BMI ≥ 30)
chronisch venöse Insuffizienz
vorherige Thrombose
Kontrazeptiveinnahme, Hormonersatztherapie, Schwangerschaft
Hyperviskosität durch Exsikkose
essentielle Thrombozytämie
Gerinnungsstörungen: erworbener Protein C-Mangel, Leberzirrhose, Cumarintherapie, Vitamin K Mangel
Herzinsuffizienz ab NYHA III, Herzinfarkt
respiratorische Insuffizienz und COPD
Immobilisation (Krankenhausaufenthalt, Bettlägerigkeit, Lähmung)
langandauernde umfangreiche chirurgische Eingriffe, besonders im Becken-Bereich (Hüft-TEP)
Polytrauma und Frakturen größerer Knochen (Hüfte, Femur)
maligne paraneoplastische Genese
Klinik
Schweregrad
- I: Hämodynamisch stabil ohne RV-Dysfunktion, Pa O2 > 75 mmHg
- II: Hämodynamisch stabil mit RV-Dysfunktion
- III: Schock, systolische RR < 100 mmHg, Puls > 100/min
- IV: Reanimationspflicht, Pa O2 < 60 mmHg
Schlagartiger Beginn
Dyspnoe, Tachypnoe/Schnellatmung
Brustschmerz/Thoraxschmerz, ggf. mit Ausstrahlung unterhalb des Zwerchfells (infradiafragmal)
Husten/Tussiv
ggf. Hämoptysen/Bluthusten
Schweißausbrüche/Hyperhydrose
Schwindel/Vertigo
Schock (Tachykardie/Herzrasen, RR (Riva Rocci) / BP↓)
Synkope/Kreislaufkollaps
Diagnostik
Anamnese
- Risikofaktoren
Körperliche Untersuchung
- Pulsoximetrie: Sauerstoffsättigung
- Tachypnoe, Tachykardie, niedriger Blutdruck
- Wells-Score, Geneva-Score: Abschätzung der Vorhersagewahrscheinlicheit
EKG: zum Ausschluss Myokardinfarkt, Sinustachykardie, Zeichen der Rechtsherzbelastung
Labor
- D-Dimer: ausgeschlossen, wenn negativ
Falsch positiv: Wundheilung, Tumor, Schwangerschaft, schwere Infektionen
- Gesamt-CK (Herzenzyme): Ausschluss von Myokardinfarkt
- Troponin und BNP: prognostische Parameter und zur Differentialdiagnostik
- Arterielle Blutgasanalyse (BGA): Hypoxämie + Hypokapnie wegen der Hyperventilation
Bildgebende Verfahren
- Röntgen Thorax: um Lungenerkrankungen (Pneumonie, Lungenstauung, und Pneumothorax) auszuschließen
meist normal, Atelektase möglich
Falls Infarktpneumonie: keilförmiges Infiltrat
- CT-/MRT-Angiographie: beste Wahl zur Darstellung des Embolie/Thrombus
- Echokardiografie: bei persistierender Hypotonie, Embolusnachweis
Therapeutische Maßnahmen
Stationäre Aufnahme
Notfalltherapie:
- halbsitzende Lagerung
- Bewegungsverbot
- Sedierung und Analgetikum
- Sauerstoffgabe: O2-Nasensonde (4-6 L/M), ggf. Intubation und Beatmung
- ggf. Schockbehandlung
- Antikoagulation: Bolusgabe von 10.000 IE Heparin i.v.
- Reperfusion bei schwerer Lungenembolie: Fibrinolyse oder Thrombolyse (Streptokinase)
- Rechtsherzkatheter, chirurgische Embolektomie:
keine Besserung bei Konservativer Therapie
Kontraindikation gegen Thrombolyse
Vorbeugung/Prophylaxe: Marcumar für 6 Monate
Differentialdiagnostik
Asthmaanfall
Spontanpneumothorax
Herzinfarkt/ Angina pectoris (AP)
Aortendissektion
Perikarditis
Pleuritis
Lungenödem
Fremdkörperaspiration
Gallenkolik
Ulkusperforation
41. Hämaturie
41a. Harnwegsinfektion (HWI)
Definition
Aszendierende, durch Bakterien (E.Coli und Klebsiellen), Viren, Pilze (Candida) oder Protozoen hervorgerufene
Entzündung der Harnwege.
- Akute Zystitis (Blasenentzündung)
- Pyelonephritis (Nierenbeckenentzündung)
- Urethritis (Harnröhrenentzündung)
Ursachen
Harnabflussstörungen: Obstruktion, Reflux, anatomische Anomalie, Blasenentleerungsstörungen
Stoffwechselstörungen: Diabetes mellitus, Hyperurikämie, Hyper- und Hypokaliämie
Analgetikaabusus
Nosokomialer Infekt: Blasenkatheter, Zystoskopie und -spülungen
sexuelle Aktivität, geringe Flüssigkeitszufuhr, Unterkühlung
Weibleches Geschlecht, Schwangerschaft, Gravidität
Klinik
Akute Zystitis:
- Dysurie, Algurie
- Häufiges Wasserlassen oder Harndrang ohne Urinentleerung (Pollakisurie)
- evtl. Dranginkontinenz
- asymptomatische Beteiligung der Nieren möglich
Akute Pyelonephritis: zusätzlich zu den Symptomen der akuten Zystitis
- Fieber, Schüttelfrost
- dumpfe Flankenschmerzen, Klopfschmerz über dem Nierenlager
- starkes Krankheitsgefühl
Urethritis:
- Brennen und Schmerzen beim Wasserlassen (Dysurie und Algurie)
- Ausfluss aus der Harnröhre (Urethralfluor)
Diagnostik
Anamnese und körperliche Untersuchung
- Überwachung der Vitalparameter
- Palpation: schmerzhafter Nierenlager, Blasenhochstand (Harnverhalt),
Labor:
- BB, Leukozyten, Procalcitonin, BSG, CRP
- Harnstoff, Kreatinin, Kreatinin-Clearance: um Niereninsuffizienz auszuschließen
- Urinstatus/Urinkultur: Leukozyturie, Erythrozyturie, Bakteriurie (signifikant ab Keimzahl von 105/ml im
Mittelstrahlurin), Nitrit, pH,
- Urinsedimentuntersuchung bei Pyelonephritis
Bildgebende Verfahren:
- Nierenretentionsparameter bei Pyelonephritis
- Abdomensonografie: zum Ausschluss einer Harnstauung oder Harnsteine
- Ggf. Abdomen-CT: bei Komplikationen wie z. B. Abszess
Therapeutische Maßnahmen
stationäre Aufnahme
Ausreichende Flüssigkeit
Antipyretika und Analgetika
Antibiotika: sofort mit Breitband-Antibiotikum, und dann Antibiotikum-Änderung nach der Ergebnisse des
Urinkulturs, für mindestens 7 Tage
- Gyrasehemmer (Fluorchinolone, Chinolone)
- unkomplizierte Fälle: Cotrimoxazol (Trimethoprim / Sulphamethoxazol)
- Ciprofloxacin
- komplizierte Fälle: muss für 2 Wochen fortgeführt werden.
Antibiogramm bei nosokomialen und kompliziert verlaufenden HWI und Pyelonephritis
Differentialdiagnostik
Tumoren oder Steine in der Blase (Urolithiasis)
Nierenabszess
Harnwegsinfekt und Zystitis
Adnexitis
Prostatitis
Darmerkrankungen, Pankreatitis, Cholelithiasis,
Ursachen
Übersättigung des Urins mit steinbildenden Substanzen
Erkrankungen, die mit einer hohen Kalziumausscheidung im Urin einhergehen (Hyperparathyreoidismus)
begünstigende Faktoren: Harnwegsinfektionen, Harnstau, Bettlägerigkeit, geringe Flüssigkeitszufuhr/Trinkmenge,
starke Gewichtsabnahme, eiweißreiche Ernährung, oxalatreiche Kost.
Vitamin-D- Überdosierung, Sulfonamid-Einnahme
Klinik
oft symptomlos bei kleinen Steinen
Nierenkolik: starke dumpfe oder krampfartige/kolikartige Flankenschmerzen und Schmerzen im Unterbauch und
Rücken, typischerweise an- und abschwellend, die durch Bewegung gelindert wird.
Die Schmerzen strahlen meistens in Genitale oder Rücken aus.
Makro- und/oder Mikrohämaturie
Übelkeit, Erbrechen
Stuhlverhalt
Harndrang/Pollakisurie
Harnstenge/Dysurie
Diagnostik
Anamnese:
- Familien- und Medikamentenanamnese, Risikofaktoren
Labor:
- BB, Entzündungsparameter: erhöht in Harnwegsinfekte
- Harnstoffe, Harnsäure, Kreatinin, Elektrolyten (Natrium, Kalium, Kalzium, Phosphat, Chlorid, Magnesium)
- Urinuntersuchung: Hyperkalzurie, Hyperphosphaturie, Hyperoxalurie, Hyperurikosurie, Hypocitraturie
pH-Wert, spezifisches Gewicht, Nitrit, Leukozyten, Erythrozyten, Quantifizierung der Harnsäureausscheidung,
Oxalat, Zystin, Kalzium und Magnesium im 24-h- Sammelurin
Bildgebende Verfahren:
- Abdomensonographie: um die Harnstauung (Dilatation) und Harnstein zu bestätigen.
- kontrastmittelunterstütztes Spiral-CT: zur Untersuchung des Hohlsystems der Nieren und der ableitenden
Harnwege
- Steinanalyse: Infraspektroskopie oder Röntgendiffraktionsanalyse
- Cystourethroskopie (Harnwegspiegelung) als diagnostische bzw. therapeutische Maßnahme
Therapeutische Maßnahmen
Stationäre Aufnahme
Analgetika und Relaxantien der glatten Muskulatur
Abwarten eines spontanen Steinabgangs bei Steinen ≤ 5-6 mm, dabei Flüssigkeitszufuhr und Bewegung
orale Chemolitholyse: Alkalisierung des Urins und Senkung der Hanrsäurekonzentration im Serum
Steigerung der Diurese durch ausreichende Flüssigkeitszufuhr
Harnverdünnung (Urindilution) durch alkalisierende Medikamente: Dabroson
Allopurinol bei Uratsteinen
chirurgisch:
- Perkutane Nephrolithotomie (PNL): bei relativen großen Steinen
- Ureterorenoskopische Steinentfernung (URS): bei Steinen im Harnleiter
- Extrakorporale Stoßwellenlithotripsie (ESWL): Zertrümmerung der Steine durch Stoßwellen bei
Nierenbeckensteinen von 2-3 cm und hohen Harnleitersteinen, ggf. Einlegung einer Harnleiterschiene bei
großen Konkrementen
- intrakorporale Stoßwellenlithotripsie: Zertrümmerung der Steine von innen und deren Abtransport
- Pyelotomie
Steinprophylaxe: abhängig von der Steinart.
- Grundsätzlich: viel trinken, ballaststoffreiche und vitaminreiche Ernährung, keine übermäßige Eiweißzufuhr
Differentialdiagnostik
Harnweginfektion, Pyelonephritis
Nierentumoren
Nephritis
Niereninfarkt
Nierenvenenthrombose
Appendizitis, Divertikulitis, Pankreatitis
Gallenkolik
Adnexitis, Extrauteringravidität
Hodentorsion, Prostatakarzinom
LWS-Syndrom
42. Liposarkom
Definition
eine maligne/bösartige Neoplasie des Fettgewebes
20 % aller malignen Tumoren der Weichteile
bei Männern ab dem 50. Lebensjahr
Ursachen
Entartung von embryonalen Vorläuferzellen des Fettgewebes
vorausgegangene Verletzungen
ein Nävus
Exposition gegenüber ionisierender Strahlung
Klassifikationen
Nach der Ähnlichkeit zu normalem Fettgewebe
- hoch differenziert: Verwechslung mit normalem Fettgewebe oder Lipomen
- myxoid: geringgradig maligne, hohe Strahlensensibilität
- rundzellig: hoch maligne, schnelle hämatogene Metastasierung
- pleomorph: hoch maligne und schlechte Prognose
Klinik
bevorzugte Lokalisation: am Rücken, am Oberschenkel, am Oberarm, und besonders im Retroperitoneum
tief gelegene, langsam wachsende tumoröse Gewebsmasse
- umschrieben und klar abgrenzbar
- weich
- indolent, teils auch durch Kompression und Verdrängung schmerzhaft
- viel größer als Lipome
Allgemeinerscheinungen: Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Gewichtsverlust, Nausea und Vomitus
Diagnostik
Körperliche Untersuchung
- Größe, Konsistenz, Verschieblichkeit gegenüber dem umliegenden Gewebe, Druckdolenz, Vergrößerung
regionaler Lymphknoten
Labor:
- BB, Entzündungsparameter
- Tumormarker
- Inzisionsbiopsie, ggf. großzügige Resektion: zur definitiven Diagnosesicherung
Bildgebende Verfahren:
- MRT oder CT: Einschätzung der Ausbreitung des Tumorleidens
Therapeutische Maßnahmen
Großzügige Resektion: vollständige chirurgische Entfernung des Tumors unter Einhaltung eines ausreichenden
Sicherheitsabstandes
lokale adjuvante Bestrahlung und Chemotherapie
Differentialdiagnostik
Lipom
Abszess
Erysipel
Osteochondrom
43. Pneumothorax
Definition
krankhafte Luftansammlung im Brustkorb, genauer im Pleuraraum zwischen dem inneren und äußeren Lungenfell
Eintritt der Luft von außen (Verletzungen) oder von innen (Riss des Lungengewebes)
Spannungspneumothorax: eine lebensbedrohliche Komplikation des Pneumothorax
Ursachen
idiopathisch: besonders junge schmale/schlanke (asthenische) Männer und Raucher
traumatisch: Stichverletzung, Schussverletzung, Rippenfrakturen, Barotrauma
iatrogen: nach Pleurapunktion, Subclaviakatheter, Überdruckbeatmung, Thoraxoperationen
Lungenerkrankungen: Lungenemphysem, Asthma bronchiale, Tuberkulose (Ruptur eine Kaverne), Marfan-
Syndrom
Klassifikationen
nach Pathogenese
- Geschlossen (Innere): Keine äußere Verletzung des Brustkorbs.
- Offen (Äußere): Verletzung des Brustkorbs mit Lufteintritt durch die Brustwand.
nach Umfang
- Partiell: Teilweiser Kollaps der Lunge
- Total: Vollständiger Kollaps der Lunge
- Bilateral: Doppelseitiger Pneumothorax
Spontanpneumothorax: ein Pneumothorax ohne erkennbare äußere Ursache
Klinik
Plötzlich auftretende, stechender, einseitige, atemabhängige Thoraxschmerz auf der betroffenen Seite/Hälfte
Dyspnoe/Atemnot
evtl. Tachypnoe
evtl. trockener Husten, Hustenreiz
asymmetrische Thoraxbewegung, Nachhängen der betroffenen Thoraxhälfte bei der Atmung
Halsvenenstauung, Zyanose, und Schockzeichen bei Spannungspneumothorax
Diagnostik
Anamnese:
- Ursachen: vorbestehende pulmonale Erkrankungen, mögliche Thoraxtraumen
Körperliche Untersuchung:
- Inspektion: bestehende Verletzungen, Tachypnoe, asymmetrische Atembewegungen, Hautemphysem /
aufgeblähte Haut
- Perkussion: hypersonorer Klopfschall
- Auskultation: abgeschwächtes bis aufgehobenes Atemgeräusch auf der betroffenen Seite
EKG: Um die Herzfunktion zu beurteilen.
Labor:
- D-Dimer
- Blutgasanalyse (BGA): um die sauerstoffgehalt im Blut zu messen
bildgebende Verfahren:
- Röntgen Thorax (Exspiration): vermehrte Strahlentransparenz, fehlende Lungengefäßzeichen
- CT-Angiographie: Um die Lungenemboli auszuschließen.
Therapeutische Maßnahmen
Stationäre Aufnahme
Bettruhe
Sauerstoffgabe
Analgetikum
Antitussivum
Pleurapunktion (Pleurakatheter): um die Luftansammlung abzusaugen, zwischen 2.-3. Interkostalraum am
Oberrand
Pleuradrainage (Bülow-Drainage) bei Kollaps größerer Lungenanteil
thorakoskopische Versorgung
notfallmäßige sofortige Druckentlastung durch Punktion bei Spannungspneumthorax
Differentialdiagnostik
Pleuritis
Lungenembolie
Herzinfarkt, wenn linkseitig
Aortenaneurysma
Perikarditis
Pleuraerguss
Ursachen
gestörte Verschlussfunktion / verminderte Ruhetonus des unteren Ösophagussphinkters
Cardiainsuffizienz
aggressives Refluat (Mageninhalt) durch Noxen: Kaffee, Alkohol, Nikotin, Medikamente (Anticholinergika,
Calciumantagonisten), scharfe Gewürze, opulente fetthaltige Mahlzeiten (v. a. abends), Nitrate, die niedrigen pH-
Wert des Mageninhaltes verursachen.
Gewohnheiten: Adipositas, einschnürender Kleidung, beengende Hosen mit zu fest angelegtem Gürtel, reichliches
Essen vor dem Schlafengehen
Klinik
Sodbrennen: brennende retrosternale Schmerzen, von unten aufsteigend
- postprandial (nach dem Essen)
- bei Verbeugung kopfüber und Liegen
epigastrische Schmerzen
saures Aufstoßen
Dysphagien
Odynophagie
ggf. Heiserkeit, Husten, und Mundgeruch
ggf. Anämie infolge von Blutungen Im fortgeschrittenen Stadium
Komplikationen
Barrett-Syndrom: eine chronisch entzündliche präkanzeröse Veränderung des distalen Ösophagus
Blutung
Stenose und Striktur
Adenokarzinom
Laryngitis, chronischer Husten
Diagnostik
probatorische Medikamentengabe: Protonenpumpenhemmer (PPI)
Bildgebende Verfahren:
- 24 Stunden pH-Metrie: Gold-Standard, Messung von saurem und/oder galligem Reflux mittels Nasensonde
- Endoskopie: um das vorliegende Stadium der Krankheit festzustellen
0: Refluxbeschwerden, keine Läsionen
I: fleckförmige Läsionen
II: streifige, longitudinal konfluierende Läsionen
III: zirkulär konfluierende Läsionen
IV: Komplikationen wie z. B. Barrett-Ösophagus oder Stenosen
Therapeutische Maßnahmen
Konservativ: bei den Stadien I und II
- Meiden von refluxfördernder Nahrungs- und Genussmittel
- Veränderung der Lebensgewohnheiten
- mögliche Gewichtsreduktion bei Übergewicht
- leichte Oberkörperhochlagerung während der Bettruhe
medikamentös:
- probatorische Medikamentengabe: PPI
- H2-Rezeptor-Antagonisten (z. B. Ranitidin) oder Antazida (z. B. Natriumbikarbonat)
- Prokinetika wie z. B. Metoclopramid oder Domperidon
operativ: z. B. laparoskopische Fundoplicatio
- bei fehlendem Ansprechen auf konservative Therapie und ab Stadium III
Differentialdiagnostik
Ösophagitis
Ösophagusulcera, Magenulkus
funktionelle Ösophagusbeschwerden
KHK
Magenkarzinom
45. Diabetes mellitus / Zuckerkrankheit
Definition
eine Stoffwechselerkrankung, die auf Insulinresistenz (gestörte Insulinwirkung) oder Insulinmangel (gestörten
Insulinsekretion) beruht und durch einen chronisch erhöhten Blutzuckerspiegel/-wert gekennzeichnet ist.
- Prädiabetes: Vorstadium eines Diabetes mellitus
- Typ-I: absoluter Insulinmangel, Versagen/Zerstörung der insulinsezernierenden β-Zellen im Pankreas
- Typ-II: relativer Insulinmangel (Funktionseinschränkung der β-Zellen), Insulinresistenz wegen schlechterer
peripherer Insulinwirkung
- Gestationsdiabetes: Hyperglykämie in der Schwangerschaft, unbekannter Diabetes vorher
deutlich erhöhtes Risiko für schwere Begleit- und Folgeerkrankungen
Ursachen
absoluter oder relativer Insulinmangel
genetische Disposition, familiäre Häufung, erbliche Veranlagung
Übergewicht (Typ-II)
Klinik
Leitsymptome des Typ-I: Polyurie, Polydipsie, Gewichtsverlust
am höchsten bei Kindern zwischen 11-13 Jahren
Leitsymptome des Typ-II: schleichender Beginn, oft lange Zeit symptomlos, meist Zufallsbefund der leicht
erhöhten Blutzuckerwerte bei Herzinfarkt oder Fußulcus
Meist nach dem 40. Lebensjahr
Allgemeinsymptome
- allgemeine Leistungsminderung/Leistungsknock
- Müdigkeit
- Antriebsarmut
- Kraftlosigkeit
- Gewichtsverlust
- Durst, Polydipsie (Trinkzwang)
- Inappetenz, Heißhunger durch passagere Hypoglykämien
- Kopfschmerzen
Niere
- Polyurie (Urinmenge mehr als 1500 ml/Tag)
- Glucosurie/Urinzucker
- Nykturie
Auge
- Sehstörungen
Haut
- Wundheilungsstörungen
- Juckreiz (Pruritus)
- Furunkulose
- Candida-Mykose
- Rubeosis diabetica (Gesichtsrötung): symmetrische Erytheme an Wangen
- Necrobiosis lipoidica: harte erhabene Hautbereiche mit gelblichem Zentrum und dunkel-pinker Umgebung,
insbesondere am Unterschenkel
Immunsystem
- Herabgesetzter Immunstatus, vermehrte Infektanfälligkeit
Nervensystem
- diabetische Neuropathie, insbesondere Polyneuropathie
- nächtliche Wadenkrämpfe durch Störungen im Elektrolythaushalt
- Potenzstörungen und Nachlassen der Libido
Komplikationen
diabetische Retinopathie
diabetische Nephropathie
diabetische Fußsyndrom
Diagnostik
Anamnese:
- genetische Komponente beider Typen
körperliche Untersuchung:
- metabolisches Syndrom
- Neuropathien
- Sehstörungen
- Arterieller Verschlusskrankheit
- Exsikkose, Kussmaul-Atmung, Azetongeruch, Somnolenz
Labor:
- BB, CRP, BSG
- Nüchtern-Plasma-Glukose venös: positiv bei zweimaligem Nachweis von ≥ 126 mg/dl
- postprandialer Plasma-Glukose
- oraler Glukose-Toleranztest (oGTT): positiv bei ≥ 200 mg/dl nach 2 Stunden
- HbA1c: ≥ 6,5%
- C-Peptid: ein Nebenprodukt der Insulinsynthese, zur Bestimmung des Typ-I: erniedrigt
- Urinuntersuchung auf Glukose und Mikroalbuminurie
Therapeutische Maßnahmen
Typ-1-Diabetes:
- Insulintherapie: kurz wirksame Insuline, Verzögerungsinsuline, Mischinsuline, Insulinpumpe
Typ-2-Diabetes
o Basistherapie:
- Gewichtsreduktion
- Ernährungsumstellung
- körperliche Aktivität/Bewegung
o medikamentös:
- eine Monotherapie mit Metformin (Biguanid) bei fehlender begleitender Herzerkrankung, insbesondere für
übergewichtige Patienten
- Metformin und einem SGLT-2-Inhibitor (Empagliflozin) oder einem GLP-1-Agonisten (Liraglutid) bei
kardiovaskulären Erkrankungen
- Sulfonylharnstoffe (Glibenclamid, Gliclazid) bei normalgewichtigen Patienten oder bei Niereninsuffizienz
- Insulintherapie bei Versagen der Therapie mit verschiedenen oralen Antidiabetika, sekundärer Insuffizienz des
Pankreas und schwer ausgeprägten Nebenwirkungen
Therapiekontrolle
- regelmäßig in Intervallen von 3-6 Monaten: HbA1C-Wertes und Blutzuckertagesprofil
Differentialdiagnostik
endokrine Erkrankungen: Morbus Cushing, Hyperthyreose,
Erkrankungen des Pankreas
medikamentös induzierter Diabetes mellitus: Glukokortikoide, Schilddrüsenhormone
genetische Syndrome: Down- oder Turner-Syndrom
Ursachen
Primär: Störung des Harnsäurestoffwechsels
- verminderte Harnsäuresekretion/-ausscheidung der Niere
- verstärkte Produktion von Harnsäure durch z. B. genetische Erkrankungen
sekundär: Grunderkrankung
- Tumor
- Nierenerkrankung
- Hämolytischer Anämie
- Medikamentös: Thiazid-diuretika
Gicht: plötzlicher Anstieg des Harnsäurespiegels
- Alkoholkonsum
- purinreiches Essen
- Fasten
Klinik
Podagra: Entzündung des Großzehengrundgelenkes
- starke Schmerzen/Dolor
- Rötung/Rubor, Schwellung/Tumor, Überwärmung/Calor
- Funktionseinschränkung/Functio laesa
- ausgeprägte Druckdolenz
Gonagra: Entzündung des Kniegelenkes
Tophusbildung bei chronischen Verläufen
- Tophus: entzündliche Knotenbildung durch Gewebeablagerungen von Urat
irreversible Gelenkveränderungen
Urat-Nephropathie
Urat-Nephrolithiasis
Diagnostik
Anamnese:
- Schmerzcharakteristiken
- familiäre Häufung, Fasten, Ernährungsgewohnheiten
Körperliche Untersuchung:
- Podagra
probatorische Medikamentengabe bei unklarer Monoarthritis: Colchizin
Labor:
- BB: um der hämolytischen Anämie auszuschließen.
- Erhöhte Entzündungsparameter
- Nierenfunktion
- Harnsäure im Serum
Bildgebende Verfahren:
- Röntgen des Fußes, des Kniegelenks: Beurteilung der Gelenke, Uratkristalle
Therapeutische Maßnahmen
Akuter Gichtanfall: Linderung der Schmerzen und der Entzündung
- NSAR: ASS
- Colchizin
- Kühlung und Ruhigstellung des betroffenen Gelenkes
Allgemeine langfristige Maßnahmen:
- Gewichtsreduktion
- purinarme Kost
- Flüssigkeitszufuhr
- Alkoholabstinenz/-karenz
- harnsäureerhöhende Medikamente meiden
medikamentös:
- Urikostatika: Allopurinol, um Harnsäurebidung zu hemmen
- Urikosurika: Probenecid, um Harnsäureauscheidung zu steigen
- Urikolytika
Differentialdiagnostik
septische Arthritis
Trauma
Pseudogicht/Chondrokalzinose
rheumatische Arthritis / Rheuma
Grunderkrankungen der sekundären Hyperurikämie
Ursachen
Erreger: Ebstein-Barr-Virus
Übertragung: oral
Klinik
akutes Fieber bis 38/40 °C
Lymphadenitis: generalisierte Lymphknotenschwellung
Abgeschlagenheit
Tonsillitis, Pharyngitis: Halsschmerzen und Dysphagie
Begleithepatitis
Splenomegalie, gelegentlich auch Hepatomegalie
Hautausschläge/Exanthem
Petechien in der Mundhöhle am Übergang vom harten zum weichen Gaumen
fauliger Mundgeruch
nicht juckende Exantheme
periorbitale Ödeme, Schwellung der Oberlider
Behinderung der Nasenatmung
Komplikationen
Hepatitis mit Ikterus
Meningitis, Meningokokkenenzephalitis
Polyneuritis
Guillain-Barré-Syndrom
Myokarditis, Perikarditis
interstitielle Pneumonie
Glomerulonephritis
Thrombozytopenie
Diagnostik
Anamnese und körperliche Untersuchung
- B-Symptome: um Morbus Hodgkin auszuschließen
- Schmerzlose Schwellung von Lymphknoten: Leiste, Achselhöhle, Hals
- Abdomenpalpation: vergrößerte Leber, Milz
Labor:
- BB: Pfeiffer-Zellen, Lymphopenie, erhöhte BSG
- EBV-Schnelltest: Reizformen von T-Lymphozyten
- TSH, fT4
- gering bis mittelgradig erhöhte Aminotransferaseaktivität
- Antikörpernachweis
- HIV-Nachweis
- Feinnadelpunktion von den betroffenen Lymphknoten
- Beckenkammpunktion mit Knochenmarkbiopsie: um die Blasteninfiltration (Leukämie) im Knochen
auszuschließen.
Bildgebende Verfahren:
- Röntgen-Thorax: vergrößerte Lymphknoten
- Abdominalsonographie: Hepatomegalie, Splenomegalie
Therapeutische Maßnahmen
Flüssigkeitsgabe
Analgetikum
Bettruhe
körperliche Schonung bei der Gefahr einer Milzruptur
Alkoholabstinenz
Breitbandantibiotika bei Tonsillitis mit Superinfektion
Differentialdiagnostik
Zytomegalievirus-Infektion
akute Leukämie, Morbus Hodgkin
akute HIV-Erkrankung
Hyperthyreose
Streptokokkenangina