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Kerstin Protz
© Alle Rechte bei Kerstin Protz
Inhaltsübersicht
1. Kompressionstherapie ........................................................................................................... 2
2. Interessante Kontaktadressen und informative Homepages ........................................... 11
Literaturempfehlungen ............................................................................................................ 11
1. Kompressionstherapie
„Kompression ist nicht alles, aber ohne Kompression ist alles andere nichts!“
Indikationen
Chronische Venenkrankheiten
• Varikose, initiale Phase nach Varikosetherapie
• Verbesserung venöser Symptome, Verbesserung der Lebensqualität bei chron.
Venenkrankheiten
• Prävention und Therapie venöser Ödeme
• Prävention und Therapie venöser Hautveränderungen
• Therapie des UCV, Prävention des UCV Rezidivs, Schmerzreduktion beim UCV
• Funktionelle venöse Insuffizienz (bei Adipositas, Sitz-, Stehberufen)
• Venöse Malformationen
Thromboembolische Venenkrankheiten
• Oberflächliche Venenthrombose, Tiefe Beinvenenthrombose, Armvenenthrombose
• Zustand nach Thrombose, postthrombotisches Syndrom
• Thromboseprophylaxe bei mobilen Patienten
Sonstige Ödeme
• Lymphödeme, Lipödeme ab Stadium II, Ödeme in der Schwangerschaft
• Posttraumatische Ödeme, postoperative Ödeme
• Stauungszustände infolge Immobilitäten (arthrogenes Stauungssyndrom, Paresen und
Teilparesen der Extremität)
• Zyklisch idiopathische Ödeme, berufsbedingte Ödeme (Steh-, Sitzberufe)
• Medikamentös bedingte Ödeme, wenn keine Umstellung möglich ist
Andere Indikationen
• Adipositas mit funktioneller venöser Insuffizienz
• Entzündliche Dermatosen der Beine
• Übelkeit, Schwindel, Stauungsbeschwerden in der Schwangerschaft
• Zustand nach Verbrennungen, Narbenbehandlung
Kontraindikationen
• Fortgeschrittene pAVK, wenn einer dieser Parameter zutrifft: KADI < 0,5,
Knöchelarteriendruck < 60 mmHg, Zehendruck < 30 mmHg oder TcPO2 < 20 mmHg
(Fußrücken)
• Dekompensierte Herzinsuffizienz (NYHA III + IV)
• Septische Phlebitis, Phlegmasia coerulea dolens
Risiken
• Schwere Sensibilitätsstörungen der Extremität
• Fortgeschrittene periphere Neuropathie (z. B. bei Diabetes mellitus)
• Ausgeprägte, nässende Dermatosen
• Unverträglichkeit auf Kompressionsmaterial
• Primär chronische Polyarthritis
Unsachgemäßes Bandagieren (zu hohe Anpress-Drücke, Strangulation) verursacht Schmerzen und
kann zu Hautläsionen, Blasenbildung, Schnürfurchen, Gewebsschäden und sogar Nekrosen sowie
Druckschäden an peripheren Nerven, vor allem an Knochenvorsprüngen (Cave: z. B.
Fibulaköpfchen, Tibiavorderkante) führen
Quelle: in Anlehnung an: Deutsche Gesellschaft für Phlebologie (2018). AWMF S2k - Leitlinie: Medizinische
Kompressionstherapie der Extremitäten mit Medizinischem Kompressionsstrumpf (MKS), Phlebologischem
Kompressionsverband (PKV) und Medizinischen adaptiven Kompressionssystemen (MAK). AWMF-Leitlinien-
Register Nr. 037/005
Wirkweise:
• Wiederherstellung der Schließfunktion der Venenklappen
• Druck des Verbandes verkleinert das Lumen des Venensystems ➔ Steigerung der
Fließgeschwindigkeit des venösen Blutes
• Festes Widerlager für die Beinmuskulatur, dadurch Förderung des venösen Rückflusses
• Entstauung des umliegenden Gewebes ➔ Verbesserung des Abtransports von
Stoffwechselschlackenstoffen und Gewebsflüssigkeit
• Thrombophylaktische Wirkung
Arbeitsdruck:
• Ergibt sich durch den Widerstand, den der Verband der Ausdehnung der Muskulatur bei
der Muskelkontraktion entgegensetzt. Er wird immer an der bewegten Extremität
gemessen und ist umso höher, je weniger sich das Bindenmaterial dehnen lässt.
Ruhedruck:
• Der Ruhedruck wird an der unbewegten Extremität gemessen. Entspricht im Prinzip dem
Anlagedruck, d.h. der Kraft, die zum Dehnen der Binde beim Anlegen aufzuwenden ist,
wird aber zusätzlich durch das individuelle Rückstellvermögen einer Binde beeinflusst.
◼
Der Kompressionsverband erlangt seine volle Wirkung erst in Verbindung mit aktiver
Bewegung!
Kompressionsdruckmessung
Der exakte Druck der Kompression ist bei einem manuell angewickelten Verband nur
abzuschätzen. Kompressionsdruck-Messgeräte, wie Kikuhime® oder PicoPress® ermöglichen die
Bestimmung des exakten Kompressionsdrucks. Eine schmale Messsonde wird hierbei unter die
Binden geführt. An einem angeschlossenen elektronischen Skalengerät kann man anschließend
den Druck ablesen, den der Kompressionsverband verursacht.
Fertige Bindensysteme/Mehrkomponentensysteme
• Zwei-, drei- oder vier Komponenten
• Meist aus Polster-, Kompressions- und Fixierbinden bestehend
Tipp: Man sollte bei Anlage einer Kompressionsbandagierung nicht von Lagen sprechen, da es
grundsätzlich zu Überlappungen der einzelnen Wickelungen kommt, d. h. es liegen mindestens
zwei Schichten des Bindenmaterials an einem Punkt des bandagierten Beins übereinander. Dies
bedeutet es gibt keinen Einlagenverband. Deshalb empfiehlt sich die Verwendung des Begriffs
„Komponenten“. Hierzu zählen die benötigten bzw. angewandten Produkte wie Polsterung, un-/
elastische Binden, die zur Bandagierung genutzt wurden: z. B. Schlauchverband, Pelotten,
Watte-/Schaumstoffbinden, Kurzzugbinden.
Zusammenfassung Entstauung
• Kurzzugbindenbandagierungen verlieren bereits nach 30 Minuten signifikant an Druck
Quelle: Jünger M et al. Comparison of interface pressures of three compression bandaging
systems used on heathy volunteers. J Wound C 2009; 18(11):476-480.
• Mit Mehrkomponetensystemen und adaptiven Kompressionsbandagen ist es einfacher
einen therapierelevanten Druck zu erzeugen, der Zeitaufwand ist deutlicher geringer und
das Tragegefühl ist besser.
Zusammenfassung Erhaltungsphase
• Strümpfe haben den Vorteil, dass sie den Anlagedruck konstant halten und nicht
verrutschen
Quelle: Kahle B, Herrmanns H-J, Gallenkemper G. evidenzbasierte Therapie chronischer
Beinulzera. Dtsch Ärztebl Int 2011; 108(14): 231-237.
• Sie tragen nicht so auf wie Bindenbandagierungen
• Sie gewährleisten mehr Beweglichkeit im Sprunggelenk
Kompressionsklassen (KKL)
Kompressionsstrümpfe unterscheiden sich nicht nur durch die Kompressionsklasse sondern auch
durch ihr Material und dessen Elastizität. Welches Material und welche KKL verordnet werden,
hängt zum einen von der Diagnose aber auch der Akzeptanz durch den Patienten ab. Deshalb
werden aktuell keine verbindlichen Empfehlungen zur Verordnung bestimmter KKL gegeben.
Die nachfolgenden Angaben können aber bei der Orientierung helfen.
Intensität des Andrucks in Ruhe auf die Extremität. Im Fesselbereich werden folg. Andrücke
gefordert:
KKL I: leichte Kompression, ca. 20mmHg (18-21 mmHg)
• Schwere müde Beine mit Schwellneigung
• Geringgradige Varikose ohne Beinödeme
• Geringgradige Varikose während der Schwangerschaft
• Thromboseprophylaxe
• Ödeme bei kompensierter Herzinsuffizienz
Kompressionstherapie:
Risiken:
• Unsachgemäßes Bandagieren kann Hautnekrosen und nervale Druckschäden zur Folge
haben!
Cave, Indikationen für das sofortige Entfernen jeder Kompressionsversorgung:
• Starke Schmerzen oder zunehmende Schmerzsymptomatik
• Blau- oder Weißfärbung der Zehen
• Akute Bewegungseinschränkungen
• Missempfindungen wie Kribbel- oder Taubheitsgefühle
• Kurzatmigkeit, Schweißausbrüche
Zusätzliche Therapie:
• Bewegung und Sport = kontrolliertes Gehtraining unter Kompressionstherapie zur
Vermeidung von Sprunggelenkversteifung und zur Aktivierung der Wadenmuskelpumpe)
• Ausgewogene Ernährung und ausreichend Flüssigkeit
• Reduktion von Übergewicht
• Manuelle Lymphdrainage
• Wechselbäder der Beine bzw. Beine 2 x tgl. Für ca. 5-10 Min. kalt abduschen (16-18°C)
Fazit
• Fast alle Menschen mit Ulcus cruris und Ödemen profitieren von einer
Kompressionsversorgung
• Eine absolute Kontraindikation ist die kritische Ischämie
• Es gibt sehr viele Therapieoptionen, die eine individualisierte Kompressionsversorgung
ermöglichen – je nach Möglichkeiten und Wünschen des Patienten
Private Homepages:
Homepage Werner Sellmer: www.werner-sellmer.de
Literaturempfehlungen
Deutsche Gesellschaft für Phlebologie (2019). AWMF S2k - Leitlinie: Medizinische
Kompressionstherapie der Extremitäten mit Medizinischem Kompressionsstrumpf (MKS),
Phlebologischem Kompressionsverband (PKV) und Medizinischen adaptiven
Kompressionssystemen (MAK). AWMF-Leitlinien-Register Nr. 037/005
Dissemond J (2012). Ulcus cruris - Genese, Diagnostik und Therapie, 4. Auflage, UNI-MED
Verlag AG, 2012, Bremen
Protz K, Dissemond D, Kröger K (2016). Kompressionstherapie – Ein Überblick für die Praxis.
Springer Verlag, Heidelberg