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Johann Gottlob Nathusius, der Tabakfabrikant mit einer Tabaksdose in der Hand, Stich vermutlich
nach einem Bild des Malers Schöner
Luise Nathusius, geb. Engelhard, Ehefrau von Johann Gottlob Nathusius
Magdeburg, Wohn- und Handelshäuser im Breiten Weg 175/177, Aufnahme von ca. 1900, im
Zweiten Weltkrieg zerstört. In den mittleren drei Häusern befanden sich die Wohnräume und die
erste Zigarrenfabrik des Johann Gottlob Nathusius in seiner Magdeburger Zeit
Inhaltsverzeichnis
1Leben
o 1.1Ausbildung
o 1.2Unternehmen
o 1.3Politisches Wirken
o 1.4Gartenbau
o 1.5Familie
2Nathusius in der Literatur
3Auszeichnungen und Ehrungen
4Einzelnachweise
5Werke
6Literatur
7Weblinks
Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Ausbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Nathusius wurde als Sohn eines Steuereinnehmers im Kurfürstentum
Sachsen geboren, seine Vorfahren lebten in der Ober- und Niederlausitz. Ab
1774 absolvierte er eine kaufmännische Lehre in Berlin. Ein Studium war ihm
aus finanziellen Gründen nicht möglich. Er las jedoch volkswirtschaftliche
Fachliteratur. Nach dem Abschluss der Lehre 1780 wurde er zunächst
als Handlungsdiener tätig, bevor er vier Jahre später eine Anstellung als
Buchhalter im Magdeburger Handelshaus Sengewald fand.
Unternehmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Nach dem Tode Sengewalds 1785 übernahm er zusammen mit Johann
Wilhelm Richter das Unternehmen, welches nun unter der Bezeichnung Richter
& Nathusius firmierte.
Das mit dem Regierungsantritt Friedrich Wilhelms II. fallende
staatliche Tabakmonopol nutzte Nathusius so, dass er mit seiner
Tabakproduktion schließlich den preußischen Staat beherrschte. Bereits 1787
beschäftigte die von ihm begründete Tabakfabrik 60 Arbeiter. Als
das Monopol zeitweise wieder eingeführt wurde, war er der erste
Generalfabrikdirektor.
Im Jahre 1801 arbeiteten bei Nathusius, der zum vermögendsten Bürger
Magdeburgs geworden war, 300 Arbeitnehmer. Nathusius führte in dieser Zeit
auch den Anbau der Zichorie, die als Kaffeeersatz diente, ein. Hieraus
entwickelte sich ein für die Region zeitweise sehr bedeutender Industriezweig.
Nach seiner Heirat 1809 erwarb er 1810 zunächst das säkularisierte Klostergut
Althaldensleben und ein Jahr später das Barockschloss Hundisburg. Deutlich
später erwarb er weitere Güter in Königsborn und Meyendorf. Die erworbenen
Güter nutzte Nathusius zum Anbau landwirtschaftlicher Produkte, die er dann
mit eigenen Unternehmen weiter verarbeitete.
Nathusius gründete den ersten Industriekonzern Deutschlands, der aus mehr
als dreißig Gewerbebetrieben bestand – darunter die Handelsgärtnerei zu
Althaldensleben, Getreide- und Ölmühlen, eine Nudelfabrik, eine Brennerei,
eine Stärkefabrik, Obstwein- und Essigfabriken, eine Rübenzuckerfabrik sowie
eine Brauerei, Ziegeleien und Steinbrüche, eine Steingutmanufaktur,
die Porzellanfabrik Nathusius sowie eine Maschinenfabrik in Hundisburg. Die
von ihm initiierten Strukturveränderungen in und um Haldensleben entwickelten
den Großraum von einer Agrar- zu einer Industrieregion.
Politisches Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Während des Bestehens des Königreichs Westphalen vertrat er das neu
gebildete Departement der Elbe in den Reichsständen in Kassel.
Nach der Niederlage Napoleons trat Nathusius für politische und wirtschaftliche
Reformen ein und gehörte zur bürgerlichen Opposition. Er war Mitglied
des Provinziallandtags der Provinz Sachsen.
Gartenbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Neben seiner wirtschaftlichen Tätigkeit widmete er sich auch
dem Gartenbau und ließ große Gärten nach internationalem Vorbild anlegen.
Ein Garten entstand in Magdeburg-Werder. Einen großen Landschaftspark im
englischen Stil ließ er zwischen Hundisburg und Althaldensleben anlegen. In
Althaldensleben entstand auf seine Veranlassung hin eine Doppelkirche.
Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Johann Gottlob Nathusius heiratete im Februar 1809 Luise Wilhelmine
Engelhard (1787–1875), eine Tochter des kurhessischen Direktors des
Kasseler Kriegskollegiums, Johann Philipp Engelhard und der bedeutenden
Dichterin Philippine Engelhard, geborene Gatterer (1756–1831). [1] Das Ehepaar
hatte acht Kinder: Hermann (1809–1879), Luise (1811–1891), Gottlob
Engelhard (1813–1829), Philipp (1815–1872), August (1818–
1884), Wilhelm (1821–1899), Heinrich (1824–1890) und Johanne (1828–1885).
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
1. ↑ Johann Christoph Gatterer, der Begründer der
wissenschaftlichen Genealogie. In: Archiv für Sippenforschung
und alle verwandten Gebiete mit Praktischer Forschungshilfe. 47.
Jahrgang, Heft 81/82, Februar 1981, ISSN 0003-9403, C. A.
Starke Verlag, Limburg/Lahn 1981, S. 26 f.
2. ↑ Nathusius (1840, 1861), I. Linie, Hermann Engelhard v.
Nathusius (preußischer Adelsstand Berlin, 15. Oktober 1840).
In: Genealogisches Handbuch des Adels. Band 57 der
Gesamtreihe, Adelige Häuser B, Band XI, C. A. Starke Verlag,
Limburg a. d. Lahn 1974, S. 308
3. ↑ Nathusius (1840, 1861), II.-V. Linie, Philipp Engelhard, August
Engelhard, Wilhelm Engelhard und Heinrich Engelhard v,
Nathusius (preußischer Adelsstand Königsberg i. Pr., 18. Oktober
1861). In: Genealogisches Handbuch des Adels. Band 57 der
Gesamtreihe, Adelige Häuser B, Band XI, C. A. Starke Verlag,
Limburg a.d. Lahn 1974, S. 311, 314, 317, 320
4. ↑ Johann Gottlob Nathusius, Stich, Lith. Mittag Druck, nach A.
Schöner, A. Küper
Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Selbstaufgesetzte Jugendgeschichte, liegt vor als: Johann Gottlob
Nathusius. Selbstaufgesetzte Jugendgeschichte. Mit seinen
mündlichen Erzählungen und documentierten Taten durchzogen. Als
Manuskript gedruckt. Druck von G. Gasse, Quedlinburg, o. J.
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Ludwig Bechstein (Hrsg.): 200 deutsche Männer, in Bildnissen und
Lebensbeschreibungen. Leipzig 1853
Hans Jaeger: Nathusius, Gottlob. In: Neue Deutsche
Biographie (NDB). Band 18, Duncker & Humblot, Berlin 1997, ISBN
3-428-00199-0, S. 748 f. (Digitalisat).
Carl Leisewitz: Nathusius, Gottlob. In: Allgemeine Deutsche
Biographie (ADB). Band 23, Duncker & Humblot, Leipzig 1886,
S. 271–276.
Jochen Lengemann: MdL Hessen. 1808–1996. Biographischer
Index (= Politische und parlamentarische Geschichte des Landes
Hessen. Bd. 14 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission
für Hessen. Bd. 48, 7). Elwert, Marburg 1996, ISBN 3-7708-1071-6,
S. 277.
Elsbeth von Nathusius: Johann Gottlob Nathusius, ein Pionier der
Deutschen Industrie. DVA, Stuttgart 1915 (diverse Auflagen)
Max Pahncke: Johann Gottlob Nathusius. In: Mitteldeutsche
Lebensbilder. 2. Band: Lebensbilder des 19. Jahrhunderts.
Magdeburg 1927, S. 60–81.
Ruth Stummann-Bowert: Johann Gottlob Nathusius in
Althaldensleben und die Familie Engelhard in Kassel: kulturelle
Beziehungen und verwandtschaftliche Verbindungen.
In: Jahresschrift des Ohrekreises. Band 1, Haldensleben 1994, S.
20–35
Ruth Stummann-Bowert, Philippine Engelhard, geborene
Gatterer: Ein bürgerliches Frauenleben zwischen Aufklärung und
Empfindsamkeit. In: Traudel Weber-Reich (Hrsg.): „Des
Kennenlernens werth“. Bedeutende Frauen Göttingens. Wallstein
Verlag, Göttingen 1997, S. 27–52 (diverse Auflagen, 1. Auflage 1993)
Herrmann Wagener (Hrsg.): Staats- und Gesellschafts-Lexikon. Band
14, Berlin 1863
Roswitha Willenius: Nathusius, Johann Gottlob. In: Guido Heinrich,
Gunter Schandera (Hrsg.): Magdeburger Biographisches Lexikon 19.
und 20. Jahrhundert. Biographisches Lexikon für die
Landeshauptstadt Magdeburg und die Landkreise Bördekreis,
Jerichower Land, Ohrekreis und Schönebeck. Scriptum, Magdeburg
2002, ISBN 3-933046-49-1.
Gottlob Nathusius. In: Neuer Nekrolog der Deutschen. 13. Jahrgang
(1835), 2. Band, Nr. 182, S. 609–626, Bernhard Friedrich Voigt,
Weimar 1837.
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Commons: Johann Gottlob Nathusius – Sammlung von Bildern, Videos und
Audiodateien