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Textverarbeitung

Ein Überblick
Inhaltsverzeichnis

INHALTSVERZEICHNIS........................................................................................................................II

1. DEFINITION UND GRUNDLAGEN................................................................................................1

2. DAS TEXTVERARBEITUNGSPROGRAMM MS WORD...................................................................1

2.1 BASISDATEN........................................................................................................................1
2.2 GESCHICHTE........................................................................................................................2
2.3 DATEIFORMATE....................................................................................................................2

3. DAS TEXTVERARBEITUNGSPROGRAMM OPEN OFFICE WRITER.................................................2

4. DETAILLIERTE GESCHICHTE DER TEXTVERARBEITUNG²..................................................................2

4.1 SCHMERZVOLLE ERINNERUNGEN................................................................................................3

4.2 1950: DOPPELTE LOCHSTREIFEN.......................................................................................................3

4.3 1969: SUCHEN UND ERSETZEN.....................................................................................................4

4.4 DIE WANG-ÄRA...........................................................................................................................5

4.5 DIE KLEINCOMPUTER TEXTEN MIT...............................................................................................5

4.6 DIE KONKURRENZ ERWACHT.......................................................................................................6

4.7 DER AUFSTIEG UND FALL VON WORDSTAR.................................................................................6

4.8 HIER KOMMT DIE MAUS..............................................................................................................7

4.9 HEIMCOMPUTER ALS BÜROMASCHINEN.....................................................................................8

4.10 WORDPERFECT VERSCHLÄFT WINDOWS................................................................................9


1. Definition und Grundlagen
Ein Textverarbeitungsprogramm ist ein Computerprogramm zum Verfassen von Texten
und Briefen. Das erstellte Dokument kann abgespeichert und ausgedruckt werden. Der
Übergang zu anderen Programmen ist fließend, da sich in vielen
Textverarbeitungsprogrammen heute auch Grafiken und Tabellen einbinden lassen.
Textverarbeitungsprogramme bieten im Gegensatz zu reinen Texteditoren in der Regel
erweiterte Layout- und Formatierungsfunktionen an. Neben der Textüberarbeitung erhöhen
Rechtschreibprüfung, Indexerstellung (z.B. eines Inhaltsverzeichnisses), Such- und
Ersetzfunktionen den Nutzen für den Anwender. Formatvorlagen vereinfachen zudem eine
einheitliche Gestaltung der zu veröffentlichenden Dateien, Textbausteine die Einbindung von
wiederkehrenden Inhalten.

Textverarbeitungsprogramme gibt es viele, einige der gängigsten sind

 Word von Microsoft,


 Writer aus dem kostenlosen und frei herunterladbaren OpenOffice-Paket von Sun,
 WordPerfect aus dem Hause Corel
 und viele mehr.

2. Das Textverarbeitungsprogramm MS Word1


Microsoft Word (oft auch kurz MS Word oder Word genannt) ist ein
Textverarbeitungsprogramm der Firma Microsoft für die Windows-Betriebssysteme und Mac
OS. Es ist Teil der Officesuite Microsoft Office sowie der auf private Nutzer zugeschnittenen
Programmsammlung Microsoft Works Suite, wird aber auch einzeln verkauft.
1983 wurde die erste Version von Microsoft Word für MS-DOS lanciert, 1984 erschien die
Macintosh-Version. Die DOS-Versionen wurden bis 1995 vertrieben. Es existierten auch
Versionen für OS/2 und SCO Unix.
Heutzutage ist MS Word das mit Abstand meistverwendete Textverarbeitungsprogramm der
Welt - sowohl in Unternehmen, Behörden und sonstigen Organisationen als auch bei
Privatanwendern.

2.1 Basisdaten
Microsoft Word

Basisdaten
Entwickler: Microsoft Corporation
Aktuelle Version: Word 2004 und 2008 (Mac), Word 2003 und
2007 (Windows)
Betriebssystem: Microsoft Windows, Mac OS X
Kategorie: Textverarbeitung
Website: www.microsoft.com

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(PCOpen, 2011)
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2.2 Geschichte
Microsoft Word basierte auf der GUI-Textverarbeitung Bravo, welche auf dem Xerox PARC
lief. Der Autor von Bravo, Charles Simonyi wechselte 1981 von PARC zu Microsoft und
wurde der leitende Entwickler von Word.
Word war die erste populäre Textverarbeitung für den IBM-PC. In Verbindung mit einer
Grafikkarte, die Grafikausgabe erlaubte (wie CGA oder Hercules), konnte Word
Textauszeichnungen wie Fett oder Kursiv direkt darstellen. Konkurrenten wie WordStar,
WordPerfect oder DisplayWrite (IBM PC Text) konnten dagegen lediglich reinen Text
darstellen.

2.3 Dateiformate
Die für Microsoft Word bis zur Version 2003 bzw. 2004 (Apple Macintosh) verwendeten
Dateinamenerweiterungen heißen .doc für Dokumente und .dot für Dokumentenvorlagen.
Die dazugehörigen Dateiformate sind proprietär (das bedeutet sie sind an nicht frei
lizenzierte Software gebunden und dürfen von keinem anderen Hersteller als Format für
seine Software festgelegt werden). Word kann mit verschiedenen Dateiformaten umgehen,
jedoch werden einige wichtige Fremdformate nicht oder nicht vollständig unterstützt.
Seit der Windows-Version 2007 bzw. der Macintosh-Version 2008 werden Dokumente im
Word-abwärtskompatiblen OpenXML-Format abgespeichert. Dokumente in diesem Format
tragen die Dateiendungen .docx und .docm (Dokumente mit Makros). Da dieses Format auf
XML basiert, lassen sie sich insbesondere für Fremdprogramme einfacher lesen, verarbeiten
und erstellen. Dokumentvorlagen weisen die Endungen .dotx bzw .dotm auf.

3. Das Textverarbeitungsprogramm Open Office Writer


Die Textverarbeitung Writer steht im Rahmen des OpenOffice-Paketes im Internet zum
kostenlosen Download bereit. Es bietet gängige Funktionen wie Textbausteine,
Teamfunktionen, Rechtschreibprüfung, Silbentrennung, Thesaurus, Autokorrektur,
mehrstufiges Undo sowie verschiedene Dokumentvorlagen. Zur besseren Bearbeitung
umfangreicher Schriften können einzelne Textdokumente (.sxw) nachträglich zu einem
gemeinsamen Globaldokument (.sxg) zusammengefügt werden.

Texte können mehrspaltig formatiert und mit Textrahmen, Tabellen, Grafiken und anderen
Elementen versehen werden. Mit Hilfe der Zeichenwerkzeuge werden innerhalb des
Dokuments Zeichnungen, Legenden und andere Zeichenobjekte erstellt. Grafiken
unterschiedlicher Formate können eingebunden werden, z. B. Grafiken in den Formaten
JPG, GIF oder PNG. Es lassen sich die gängigen Bildformate im Textverarbeitungsdokument
mit dem mitgelieferten Bildbearbeitungswerkzeugen bearbeiten.

Obwohl sich Dateien im .doc-Format von MS Word speichern lassen und sich beide
Programme vom Funktionsumfang sehr nahe kommen, ist eine hundertprozentige
Kompatibilität beider Programme nicht garantiert.

4. Detaillierte Geschichte der Textverarbeitung²


Vor fast 70 Jahren begann die Ablösung der Schreibmaschine durch den ersten Word
Processor. Den Begriff dachte sich ein ehemaliger Jagdflieger aus. Electric Pencil, WordStar,
Superwriter, Euroscript … seufz. Für jemanden, der vom Schreiben längerer Texte lebt, ist
die Liste der im Laufe der Zeit genutzten Textverarbeitungsprogramme so etwas wie die
Erinnerung an frühere Beziehungen. Gemeinsam hat man gelebt, gespeichert und gelacht.
Oder manchmal gelitten und geflucht, wenn der Text mal wieder im Nirwana zwischen
Betriebssystem und Datenträger verschwand. Seltsame Erinnerungen bleiben zurück. Etwa
an die ESC-Taste, mit der in Electric Pencil der Text zur speichernden Tonbandkassette
geschickt wurde. Oder an die elegante Cursorsteuerung von Wordstar ohne Maus oder an

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„laapd mail.dru“, mit der in Euroscript eine „E-Mail-Druckerdatei“ geladen wurde, die harte
Zeilenumbrüche setzte.
Der Einzug der Textverarbeitung in den Alltag hat viele Änderungen mit sich gebracht. Die
257 Seiten meiner Magisterarbeit schrieb ich 1981 noch auf einer Schreibmaschine. Einfach
ein paar Änderungen in den ersten Kapiteln einzufügen war nicht oder nur mit enormem
Aufwand möglich. Das Geschriebene war endgültig. Mit dem Computer und der
Textverarbeitung sieht das ganz anders aus. Der Text ist variabel, dank Copy & Paste sind
auch die beim Schreiben verfestigten Gedanken fließend. Das kann befreiend sein, aber
auch zu einer Verflachung und fahrlässigen Flüchtigkeiten führen, wie es Stefan Weber in
seinem Buch „Das Google-Copy-Paste-Syndrom. Wie Netzplagiate Ausbildung und Wissen
gefährden.“ (Heise Verlag) formuliert.

4.1 Schmerzvolle Erinnerungen


Wer von der Entwicklung der Textverarbeitung erzählt, darf von den erlebten Katastrophen
nicht schweigen. Längst nicht alle Textverarbeitungen fertigten automatisch
Sicherheitskopien an oder forderten zwischendrin – wie etwa Word – den Nutzer zum
Speichern auf. Dramen spielten sich ab, wo lange Texte mangels freiem Platz auf der
Diskette nicht mehr gespeichert werden konnten. Wo beim Versuch, einen Text zu
speichern, versehentlich die Textverarbeitung gelöscht wurde. Düstere Erzählungen aus
dem Maschinenraum von der einmal gestarteten Silbentrennung, die in einer Diplomarbeit so
aufräumte, dass die Fußnoten verschwanden. Verzweiflungsschreie angesichts
inkompatibler Dateiformate, die beim Versuch, wenigstens eine Textdatei zu retten, diese in
unbrauchbare Einzelteile zerlegte. Dumpfe Erinnerungen an die schwierige Zusammenarbeit
mit Verlagen werden wach, die gleich den nächsten Schritt gingen und die Ablieferung von
Texten in einem Layout-Programm wie QuarkXPress verlangten.
Quizfrage: Wer war 1984 mit dem Einsetzen des PC-Booms die größte Softwarefirma?
Microsoft? Leider falsch, denn mit 60 Millionen Dollar führte MicroPro International die Liste
an, als Hersteller von WordStar, der meistverkauften Textverarbeitung dieser Zeit. Vom
Programmierer Rob Barnaby für das Betriebssystem CP/M komplett in Assembler in vier
Monaten geschrieben und 137.000 Codezeilen schlank, war WordStar die Standard-
Textverarbeitung schlechthin.
MicroPro verkaufte sie über Computer-Händler, die sie dabei auch verpflichteten, den
Käufern das Programm zu erklären. Mit dem Start des IBM PC verfügte die Firma damit aus
dem Stand weg über ein ausgebautes Händlernetz, das den Neulingen am Rechner
Hilfestellung geben konnte. WordStar wurde in 42 Sprachen übersetzt, eine Zahl, die erst
Windows 95 übertraf. Die elektronische Textverarbeitung ist indes viel älter als WordStar,
Tischcomputer und PCs.

4.2 1950: Doppelte Lochstreifen


Alles begann mit dem Flexowriter von Friden, eine Anfang 1950 angebotene elektrische
Schreibmaschine mit zwei angebauten Lochstreifenlesern. Sie ermöglichte erstmals
Serienbriefe. Dazu wurde zuerst eine Briefadresse von einem Lochstreifen in das System
eingelesen und das Gerät durch ein Steuerzeichen gestoppt. Daraufhin setzte der zweite
Lochstreifen den Brieftext ab. Schnell entwickelte sich der Flexowriter zur härtesten
Konkurrenz zur IBM-Selectric-Schreibmaschine. IBM konterte den Angriff erfolgreich mit dem
MT/ST-System, dem „Magnetic Type Selectric Typewriter“. Dessen Aufgabe war „Word
Processing“, ein Begriff, den der ehemalige Jagdflieger Ulrich Steinhilper einführte. Er
arbeitete als Deutschland-Manager der Schreibmaschinensparte von IBM und beschäftigte
sich mit der Frage, wie man das Gemenge von Text und Daten bei modernen
Serienbrieffunktionen wohl nennen könnte. 1956 kam er auf die Idee, analog zum Data
Processing vom Word Processing zu sprechen, einen Terminus, den man bei IBM sofort
aufgriff und vermarktete.
In Deutschland wurde das System als „Magnetband-Schreibmaschine“ (MB 72) verkauft,
womit die Funktionsweise gut beschrieben ist. Die MT/ST war eine Kugelkopfmaschine mit
einem Beistelltisch, auf dem eine wuchtige Mechanik zwei Bandlaufwerke steuerte, die mit
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Speicherkassetten bestückt wurden. Auf ein Magnetband passten bis zu 28.000 Zeichen,
rund zwölf DIN-A4-Seiten. Einmal auf die Bänder geschriebene Texte verarbeitete der
rasende Kugelkopf mit 900 Anschlägen pro Minute. Die MT/ST ermöglichte es, Absätze neu
zu schreiben oder umzukopieren und Textblöcke zu verschieben. Als wichtigstes Feature
entpuppte sich der Serienbrief: Ein Band enthielt die Steuerdatei mit den Anschriften, das
andere den Formbrief. Umfangreiche Korrekturen waren mit der MT/ST kein Problem mehr,
weil die jeweils neueste Fassung immer auf der zweiten Bandstation gespeichert werden
konnte.
42.719 Mark kostete das Wunderwerk, doch die meisten Firmen mieteten die Maschine
lieber für 1.044 Mark monatlich und investierten kräftig in ihre umfangreichen
Bandsammlungen. IBMs größter Kunde in Deutschland wurde die Allianz-Versicherung,
deren Sachbearbeiter Texte nicht mehr diktieren mussten. Stattdessen suchten sie aus
einem umfangreichen Floskel-Handbuch die entsprechenden Nummern der Textbausteine
zusammen und gaben nur die Zahlen ein. Das „Sterbeband 14 23 56“ zum Beispiel erzeugte
ein Beileidsschreiben an die Angehörigen Verstorbener, das zudem die zügige Abwicklung
der Versicherungsleistung versprach und notwendige Dokumente anforderte.

4.3 1969: Suchen und Ersetzen


Den großen Erfolg der MT/ST nutzte IBM, um 1969 einen Nachfolger auf der Basis von
Magnetkarten auf den Markt zu bringen. Der Magnetkartenschreiber MC 72 konnte
wesentlich weniger als die MT/ST: Anstelle zweier Laufwerke gab es nur noch einen
Kartenschacht. Dafür waren die exakt lochkartengroßen biegsamen Magnetkarten so flach,
dass sie bequem zu den Akten geheftet werden konnten. Damit brachte das 31.790 Mark
teure System (Monatsmiete 725 Mark) den Durchbruch in großen Rechtsanwaltskanzleien.
Auf den Magnetkarten (50 Spuren, 100 Speicherstellen, jede Spur entsprach einer Textzeile)
konnte gezielt nach einzelnen Worten gesucht werden, die sich zudem automatisch durch
andere Begriffe ersetzen ließen. Die wichtige „Search and Replace“-Funktion hatte damit in
der Welt der Textverarbeitungen Einzug gehalten. Für umfangreiche Serienbriefe eignete
sich die MC 72 hingegen weniger. Sie erforderte dafür eine Daten-Standleitung und die Hilfe
eines IBM-Rechenzentrums.

Abbildung 1: Über 42000 Mark kostete IBMs Magnetband-Schreibmaschine MT/ST.


In dieser Situation startete Anfang der 70er Jahre eine Firma namens Redactron mit ihrem
„Dual Media Edition Typwriter“. Das Gerät konnte Magnetbänder, Magnetkarten von IBM,
Remington und Burroughs sowie mit einem zusätzlichen installierbaren Lochstreifenleser
auch noch ältere Textspeicherungen verarbeiten. Bei den Wang Laboratories studierte der
Programmierer Howard Koplow das System und baute 1976 nach dem Redactron-Konzept
das Wang Office Information System (Wang OIS). Koplow hatte zuvor Interfaces entwickelt,
mit denen Wang-Tischrechner mit einer IBM Selectric so verbunden wurden, dass Zahlen
vom Rechner direkt in den Text kopiert werden konnten.
Auf nächster Stufe entstand dann das Word Processing System 700, die Koppelung eines
Tischrechners mit einer IBM Selectric und zwei Kassettenrekordern als Speichermedien.
Immer dann, wenn eine Zeile geschrieben war, wurde sie auch gespeichert. Bis zu 20 Seiten

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passten auf eine Kassette. Das schien zwar schon viel, reichte aber zum Beispiel für den
Bedarf eines Rechtsanwaltsbüros nicht aus.

4.4 Die Wang-Ära


So erfand Koplow eine Master Station mit Festplattenspeicher. Mehrere davon ließen sich
per Coax-Kabel zu einem virtuellen Server zusammenschließen. Dann schrieb er zusammen
mit David Moros ein Benutzerhandbuch für eine ideale Textverarbeitung. Diese war für
Vielschreiber gedacht und sah zahlreiche Funktionen für die Büroarbeit vor. Allein dieses
Handbuch überzeugte den Firmengründer An Wang, auf der Basis des Intel 8080 (später
Zilog Z80) ein Textverarbeitungs-Terminal entwickeln zu lassen. Die Software, sowohl das
Betriebssystem als auch die eigentliche Textverarbeitung, schrieb Koplew in Assembler.
Das Wang OIS (Office Information System) dominierte ab 1976 die Textverarbeitung bis
Mitte der 80er Jahre – auch ein russischer Klon namens Iskra war im Ostblock sehr
erfolgreich. Nach einer Statistik von Bloomberg nutzten 80 Prozent der 2000 größten US-
Unternehmen Bürosysteme von Wang. 1984, im selben Jahr, in dem MicroPro mit WordStar
Software-Marktführer im PC-Bereich werden sollte, erzielte Wang einen Gewinn von 210
Millionen Dollar, basierend auf einem Umsatz von 2,2 Milliarden. Danach erfolgte der
Absturz, denn der PC war wesentlich flexibler einsetzbar.
Als die US-Versicherung Connected Mutual Life ihr Wang-Equipment durch tausend PCs
ersetzte, ließ sie kurzerhand einen Klon der Wang-Textverarbeitung erstellen, der unter dem
Namen Multimate recht erfolgreich war. Der besondere Clou: Über die IBM-Tastatur wurde
eine Folie mit den Wang-Funktionstasten wie „Replace“ oder „Move“ gelegt, damit ehemalige
Wang-Nutzer sofort weiterarbeiten konnten.

4.5 Die Kleincomputer texten mit


Während Wang die Büros dominierte, beschäftigte sich die Szene der Hobby-Programmierer
und Bastler mit Selbstbaurechnern auf Basis des Intel 8080 und anderer Microprozessoren.
Firmen wie IMSAI, Cormenco oder Apple verkauften ab 1976 Bausätze, aus denen
engagierte Hobbyisten Rechner zusammensetzten, die man in BASIC, Forth und Assembler
programmieren konnte.
Eine der populärsten Programmsammlungen, die unter den Hobbyisten an der
amerikanischen Westküste getauscht wurde, war das „Software Package 1“ der Firma
Processor Technology für den von ihr angebotenen „Terminal Computer Sol“. Dieses Paket
für den Intel-Prozessor 8080 wurde vom Drehbuch-Autor Michael Shrayer umfassend
erweitert und als „Extended Software Package“ unter den Hobbyisten des Homebrew
Computer Clubs verschenkt. Auf einem ihrer Treffen boten etliche Besucher Shrayer eine
Bezahlung für die Portierung oder Erweiterung auf ihr jeweiliges Computersystem an.

Abbildung 2: Eines der ersten Textverarbeitungsprogramme war Electric Pencil. Es wurde für 78 verschiedene Systeme
angepasst, zuletzt auch für den IBM PC.

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Schnell erkannte Shrayer den Bedarf. Aus der Sammlung aller per Assembler entwickelten
Tools entstand die Textverarbeitung Electric Pencil, die Shrayer via Mail-Order verkaufte.
Unverdrossen passte er das Programm für jeden erdenklichen Mikrocomputer an und
produzierte so insgesamt 78 verschiedene Versionen. Eine der letzten davon lief auf dem
IBM PC. Shrayer zog sich aus dem Geschäft zurück, nachdem er 250.000 Kopien verkauft
hatte. Da war sein Programm schon so bekannt, dass es als Synonym für Textverarbeitung
schlechthin galt. Electric Pencil war zu einem generischen Begriff geworden, wie Kleenex
oder Coke.
Shrayer hätte den Markt für Textverarbeitungen auf Mikroprozessor-Computern alleine
aufrollen können. Das geschah jedoch nicht. Denn das in Deutschland bei Hofacker
Software für 280 D-Mark vertriebene Electric Pencil war zwar eine wunderbare
Textverarbeitung. Durch das Fehlen störender Menüs und Bildschirmmarken eignete sie sich
auch für kleine Bildschirme wie dem des ersten Osborne-Systems. Aber es war keine
Textdruckerei. Um ansehnliche Ergebnisse mit dem Nadeldrucker auf Papier zu bekommen,
waren Geduld und mehrere Ausdrucke notwendig. Manche der kryptischen
Formatierungsanweisungen produzierten kaum vorhersehbare Ergebnisse.

4.6 Die Konkurrenz erwacht


Der Erfolg von Electric Pencil und die zunehmende Erschwinglichkeit von Mikrocomputern
brachte immer mehr Konkurrenten auf den Plan. So zum Beispiel die 1979 von John Draper
geschriebene Textverarbeitung Easywriter für den Apple II, die nach dem Film Easy Rider
benannt wurde. Draper, auch unter dem Hacker-Handle „Captain Crunch“ bekannt, saß
wegen Missbrauchs von Kommunikationsdiensten im Gefängnis. Er hatte eine Trillerpfeife
benutzt, um kostenlos durch die Welt zu telefonieren. Im Gefängnis kam er in ein
Resozialisierungsprogramm mit offenem Vollzug. Das gestattete ihm, nachts an Easywriter
zu arbeiten und das Programm tagsüber in der Firma zu testen, die ihn beschäftigte.
Die in Forth geschriebene Textverarbeitung war befehlskompatibel zu den
Formatierungsanweisungen von Electric Pencil und sollte ursprünglich nur genutzt werden,
um das von Draper für Apple programmierte Forth zu dokumentieren. Da der Apple II auf
dem Monitor nur Großbuchstaben und 40 Zeichen pro Zeile anzeigen konnte, verwendete
Draper für echte Großbuchstaben die „reverse Video“-Darstellung. Das sah am Bildschirm
zwar etwas komisch aus, doch der Papier-Ausdruck war entscheidend. Die von Draper im
Gefängnis geschriebenen Druckertreiber unterstützten nämlich die Proportionalschrift von
Typenraddruckern. Das bescherte der Textverarbeitung einen großen Erfolg, zumal die 80-
Zeichen-Version namens Easywriter Professional auf dem PC dank Forth recht schnell war
und zudem von IBM übernommen wurde.

4.7 Der Aufstieg und Fall von WordStar


Der Stern von WordStar ging bereits im Jahr 1978 auf. Schon die CP/M-Version war sehr
erfolgreich. Das lag unter anderem an der optional einblendbaren Hilfefunktion und der
schnell wachsenden Auswahl an Druckertreibern. WordStar richtete sich an geübte
Maschinenschreiber und bot eine Cursorsteuerung, die auf die linke Hand ausgerichtet war,
während die rechte seltener benötigte Befehlseingaben übernahm.
1982 erschien die PC-Version mit dem Werbespruch „What You See Is What you Get“
(WYSIWYG). Gemeint war damit zu jener Zeit lediglich, dass Zeilen und Absatzumbrüche
einigermaßen akkurat angezeigt wurden (sofern man sich auf eine 10-Punkt-Schrift
beschränkte) und dass man Randeinstellungen und Tabstopps am Bildschirm setzen konnte.
Mit WordStar wuchs MicroPro International bis 1984 zur größten unabhängigen
Softwarefirma. Selbst ein großer Konzern wie AT&T musste betteln und viel Geld zahlen,
damit das Programm nach Unix portiert wurde, damals Eigentum von AT&T.

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Abbildung 3: Anfang bis Mitte der 1980er Jahre war WordStar federführend. Charakteristisch war die einblendbare Hilfeseite für
die wenig eingängigen Tastenkürzel.

Nach dem Erscheinen von WordStar 3.3 leistete man sich den Luxus, neben den WordStar-
Programmierern ein zweites Entwicklungsteam aufzubauen, das mit einer konkurrierenden
Textverarbeitung namens WordStar 2000 den Markt endgültig abdecken sollte. WordStar
2000 unterstützte eine Handvoll Laserdrucker und wurde darum nicht als „Word Processor“,
sondern als „Word Publisher“ vermarktet, aber zum gleichen Preis wie das inzwischen
erschienene WordStar 4.0 verkauft. Da das einigermaßen funktionierte, beschloss das
Management daraufhin, für die Version von WordStar 5.0 auf die Datenbank mit mehr als
300 Druckertreibern zu verzichten und ganz auf die anders aufgebaute und kleinere
Druckerbibliothek von WordStar 2000 zu setzen.
Das stellte sich als fataler Fehler heraus, denn anfangs konnte WordStar wegen der
inkompatiblen Druckerdatenbank überhaupt nicht drucken, was das Erscheinen des
Programms stark verzögerte. Diese Fehler von Geschäftsführung und Produktmanagement
besiegelten letztlich das Schicksal von MicroPro. Die Nutzer wechselten in Scharen zu
WordPerfect, Microsoft Word oder einem der zahlreich erschienenen Mitbewerber wie
Papyrus, Starwriter oder TexAss Window.

4.8 Hier kommt die Maus


Microsoft setzte indes weiter auf WYSIWYG. Die PC-Version des ursprünglich für Microsoft
Xenix entwickelten „Multi Tool Word“ konnte zumindest auf mit bestimmten Grafikkarten
ausgestatteten PCs gefettete, kursive und unterstrichene Schrift darstellen. Zudem war Word
die erste populäre Textverarbeitung, die sich mit einer Maus bedienen ließ. Der von Xerox zu
Microsoft gewechselte Programmierer Charles Simonyi hatte bei Xerox mit Bravo die erste
grafisch orientierte Textverarbeitung geschrieben und übernahm einige seiner Ideen in die
Entwicklung von Microsoft Word und Multiplan. Die meisten flossen in das 1985 vorgestellte
Microsoft Word für den Macintosh ein, das sich vier Jahre lang weitaus besser verkaufte als
die PC-Version unter DOS.
Die kam in den USA erst dann auf größere Stückzahlen, als Microsoft die Textverarbeitung
mit Microsoft Bookshelf bündelte, eine CD-ROM mit Nachschlagewerken. Dazu gehörten die
Rechtschreibprüfung von Houghton Mifflien, das „Chicago Manual of Style“, „Bartlett’s
Familiar Quotations“ und das „American Heritage Dictionary“. Bookshelf arbeitete als
speicherresidentes Programm und ließ sich nicht nur aus Word heraus aufrufen, sondern
aus zwölf weiteren Textverarbeitungen. Die Tools kooperierten aber nicht mit dem
Grafikmodus von Word, der bei Microsoft immer wichtiger wurde. Mit dem Erscheinen von
Windows 3.0 im Jahre 1990 wurden die Arbeiten an der DOS-Version schließlich eingestellt.
Neben den großen Namen gab es auch den einen oder anderen Außenseiter. Zu einem
Geheimtipp unter Schriftstellern, Journalisten und anderen Vielschreibern wurde zum
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Beispiel das eingangs erwähnte Euroscript. Dabei handelte es sich um die von North
American Software eingedeutschte Version der US-Textverarbeitung XyWrite. Euroscript
verzichtete nicht nur auf WYSIWYG in jeglicher Form, sondern auch auf Menüs oder
Befehlstastenkombinationen. Stattdessen tippte man Kommandos in eine Befehlszeile. Um
beispielsweise einen linken Rand von 5 einzustellen, tippte man „LR 5“; der Befehl für das
Zentrieren eines Textabsatzes lautete „ZE“, für das Drucken „DR“ und so weiter. Das war
ebenso gewöhnungsbedürftig wie die Darstellung von Formatierungsanweisungen als kleine
Dreieckssymbole, von denen eine ganze Kette vor einer Zeile oder einem Absatz stehen
konnte.
Was Euroscript-Nutzer besonders schätzten, war die hohe Arbeitsgeschwindigkeit des
Programms, etwa beim Suchen und Ersetzen oder Umformatieren auch extrem langer Texte.
Zudem nutzte Euroscript kein eigenes Dateiformat, sondern speicherte reine ASCII-Dateien
mit zwischen Sonderzeichen eingebetteten Formatierungsanweisungen.

4.9 Heimcomputer als Büromaschinen


Anfang der 1980er Jahre betraten die Heimcomputer die Szene. Um das Kinderzimmer-
Image loszuwerden, bezeichneten die Hersteller die Geräte vom Schlage eines Commodore
VC20 und C64 oder Atari 800 gerne als Personalcomputer und stellten ihre Eignung auch für
ernsthafte Bürotätigkeiten heraus. Es erschienen etliche Textverarbeitungsprogramme und
bezahlbare Drucker für die kompakten Jedermann-Computer. Dennoch vermochten sich die
Commodores, Ataris oder Sinclairs in Büros nicht durchzusetzen. Das lag sowohl an ihrem
verspielten Ruf als auch daran, dass viele als günstiges Speichermedium im professionellen
Einsatz nicht akzeptable Audiokassetten nutzten. Schwerer dürfte die üblicherweise geringe
Zeichenauflösung im Textmodus gewogen haben. 20–25 Zeilen mit je 40 Zeichen waren
einfach zu wenig.

Abbildung 4: Microsoft Word tat sich unter DOS noch schwer mit der Konkurrenz – trotz optionaler Maussteuerung und Klartext-
Menüs.

1985 versuchte sich die britische Firma Amstrad an einem reinen Schreib- und
Bürocomputer, der weitgehend auf Heimcomputertechnik basierte. Der PCW 8256 mit dem
8-Bit-Prozessor Z80 von Zilog zielte nicht auf das Kinderzimmer, sondern sollte die
Schreibbüros erobern. Ähnlich dem Ur-Macintosh steckten Rechner, Disklaufwerk und
Monitor in einem Gehäuse mit abgesetzter Tastatur. Als Betriebssystem kam CP/M zum
Einsatz, die verwendete Textverarbeitung nannte sich LocoScript. Eine Besonderheit des
PCW, der hierzulande von Schneider unter der Bezeichnung „Joyce“ vertrieben wurde, war
dessen hohe Bildschirmauflösung. Im Textmodus schaffte er sogar 90 Zeichen pro Zeile,
also mehr als die üblichen Personalcomputer.

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Abbildung 5: Zu den Geheimtipps zählte Euroscript von North American Software. Statt WYSIWYG gab es reinen ASCII-Text
mit eingebetteten Formatierungsanweisungen, dargestellt durch Dreiecke.

An sich wäre der Amstrad-Rechner eine attraktive und vor allem günstige Alternative zum
IBM PC gewesen, kostete er doch nicht mehr als die Schreibsoftware auf DOS-Rechnern
alleine. Er kam nur leider viel zu spät, denn im selben Jahr erschien der Atari ST. Mit 16-Bit-
Prozessor, hochauflösendem Monochrom-Monitor und einer grafischen Benutzeroberfläche
nach Macintosh-Vorbild mauserte er sich schnell zur günstigen Büromaschine.
Leistungsmäßig war er den DOS-Rechnern seiner Zeit deutlich überlegen und nicht zuletzt
dank höchst innovativer Textverarbeitungsprogramme, viele davon wie das populäre
Signum! aus deutscher Schmiede, hätte er den PCs durchaus den Rang ablaufen können.
Dass das nicht passierte, hatte mehrere Gründe. Der wesentlichste dürfte der Markenname
gewesen sein. Atari stand in den USA ausschließlich für Computerspiele, der ST wurde
außerhalb Europas nicht sonderlich ernst genommen. Diesseits des Atlantiks standen die
Atari-Rechner zumindest für ein paar Jahre in direkter Konkurrenz zu DOS-PCs, um dann
aber völlig von ihnen verdrängt zu werden.

4.10 WordPerfect verschläft Windows


Heute ist Microsofts Word in verschiedenen Versionen die mit Abstand meistgenutzte
Textverarbeitung, doch zwischen dem Niedergang von WordStar und dem Aufstieg von
Word machte ein anderes Programm Furore: Das ursprünglich für Computer von Data
General entwickelte WordPerfect dominierte zwischen 1985 und 1991 den Markt der
Textverarbeitungen unter DOS. Bemerkenswert war, dass der Hersteller eine kostenlose
Support-Hotline anbot, die Tag und Nacht besetzt war. Teilweise arbeiteten über 1000
Mitarbeiter im Telefon-Support, was WordPerfect umgekehrt den zweifelhaften Ruf
einbrachte, eine schwierige Software zu sein. Das kam aber auch daher, dass die
Funktionstasten vierfach belegt waren und einige Tasten dazu unüblich funktionierten. So
wollte die Hilfe beispielsweise mit F3 abgerufen werden, während F1 statt wie üblich Esc die
Storno-Funktion aktivierte und Alt-F1 den Thesaurus aufrief.
Dennoch hatte die DOS-Version eine große Anhängerschaft, bis WordPerfect die
Entwicklung von Microsoft Windows verschlief. Erst 1991 erschien WordPerfect für Windows,
eine sehr langsame und fehlerhafte Version, die den Ruf des Programms gründlich zerstörte.
1994 kaufte Novell unverständlicherweise die kriselnde WordPerfect Corporation für 850
Millionen Dollar, um zusammen mit den Borland-Produkten Quattro Pro (Tabellenkalkulation)
und Paradox (Datenbank) eine Office-Suite gegen das sehr erfolgreiche Microsoft Office ins
Rennen zu schicken. Das Vorhaben endete in einem totalen Fiasko, ist aber eine andere
Geschichte – die der integrierten Programme, die mit ValDocs für Apple und Framework für
DOS begann. (Detlef Borchers / swi@ct.de)

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Abbildung 1: Über 42000 Mark kostete IBMs Magnetband-Schreibmaschine MT/ST.............4
Abbildung 2: Eines der ersten Textverarbeitungsprogramme war Electric Pencil. Es wurde für
78 verschiedene Systeme angepasst, zuletzt auch für den IBM PC.......................................5
Abbildung 3: Anfang bis Mitte der 1980er Jahre war WordStar federführend. Charakteristisch
war die einblendbare Hilfeseite für die wenig eingängigen Tastenkürzel................................7
Abbildung 4: Microsoft Word tat sich unter DOS noch schwer mit der Konkurrenz – trotz
optionaler Maussteuerung und Klartext-Menüs.......................................................................8
Abbildung 5: Zu den Geheimtipps zählte Euroscript von North American Software. Statt
WYSIWYG gab es reinen ASCII-Text mit eingebetteten Formatierungsanweisungen,
dargestellt durch Dreiecke......................................................................................................9

II
Literaturverzeichnis
Borchers, D. (22. Oktober 2019). C't. Von https://www.heise.de/ct/artikel/Eine-kleine-
Geschichte-der-Textverarbeitung-4558977.html abgerufen
PCOpen. (2011). PC Open. Von https://www.pcopen.de/ecdl/word/1.html abgerufen

III

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