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DEUTSCHE

GEHEIMWAFFEN
UND
WUNDERWAFFEN
DES
II. WELTKRIEGES

Christo! Friedrich

Every effort has been made to locate the lnventors, orlglnators and copyrlghl holder■ of
the material contalned In thls publlcatlon. Some have dled, dlsappeared, moved wlthout
forwardlng addreH or ceased buslness operatlons. Samlsdat makes thls material
avallable as a sevlce to the readlng publlc, wlth many thanka to all whose devotlon, el•
forts and sacrlflces have made thls presentatlon posslble.

Samisdat Publlshers, 206 Carlton Street, Toronto, Ont., Canada M5A 2L1
Achtung Samlsdat Leser!
Wir erlauben _uns mit diesem kleinen Buch,
dem Laien und Nachkriegsdeutschen die Er­
rungenschaften deutscher Erfinder, auf dem
Gebiet der Wehrtechnik im Dritten Reich vor­
zustellen.
Es handelt · sich bei diesem kleinen Buch
deshalb um einen raren . Fund, weil es von
Ausländern für Ausländer geschrieben wurde.
Der Text wurde zurück übersetzt ins
Deutsche, vom Englischen. Die sehr schönen
Tusche-Strichzeichnungen wurden auch von
einem Ausländer - Engländer --- nach deutschen
Plänen und Fotografien manchmal auch an Hand
der erbeuteten Originale, naturgetreu gezeichnet.
Alles was hier vorliegt fiel dem Gegner in die
Hände und wurde so von allen Nationen als
Ausgangsbasis für Weiterentwicklungen aus­
gewertet.
Der Wert dieser Erfindungen liegt konservativ
geschätzt bei ca. $200 Billionen.
Die deutschen Erfinder waren Ihrer Zeit oft
bis zu 30 Jahren voraus. Deutschland kann stolz
sein auf seine Leistungen, trotz. Bombenkrieg,
Kälte, Entbehrungen und Rohmaterialschwie­
rigkeiten, hielt die Führung Ihr Versprechen dem
Volk gegenüber mit den versprochenen Wunder­
waffen. Leider kamen die meisten zu spät.
War das Verrat oder Schicksal?

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'--'VP��'fr'Prmtridl

BITTE BEACHTEN:
Die hier abgebildeten Illustrationen sind auch als Wandschmuck zum Einrahmen in
DIN A4 Größe erhältlich. Bitte Bestellzettel beachten, und pünktlich ausfüllen um
unnötige Schreiberei zu verhindern.
Inhalt
Seile
''Thor" Überschwere Belagerungshaubitze 5
"Muli" Mobiler Granatwerfer 6
Mobiler Raketenwerfer • • 7
B-IV Ferngelenkter Zerstörerpanzer 8
Pnazer mit Raketenantrieb • 9
"Maus" Superpanzer • 11
Schwimmpanzer • • 12
Halbkettenfahrzeug (Motorrad) 13
Windkanone 14
Schallkanone • 15
Fleissiges Lieschen 17
Sonnen-Lichtkanone • 18
Hurrikankanone • • • • 19
Fliegender Mensch (Einpersonenfluggerät) 20
Flammenwerfer • 21
"Goliath" LillputPanzer 23
Krummlaufgewehr • 24
UHU-Infrarotgewehr 25
Sturm-Tiger (38 cm) 27
Räumer - Riesen Minenräumer 28
Panzerschreck (Ofenrohr) 29
Messerschmitt ME 163 30
Messerschmltt ME 262 31
Salamander Heinkel HE 162 33
Segeljäger Blohm & Voss Br. 40 34
Schräge Musik (Geschützarmierung) 35
Mistel (Huckepack Flugzeug) 36
A-9/A-10 Amerikarakete • 37
Natter - Raketenflugzeug • 39
Rundflügelkäfer (Senkrechtstarter) 40
R4M-Flugzeugabwehrrakete. 41
X4-Zielsuchrakete • • • 42
Schmetterling (Anti-Flugzeugrakete) 43
Radar Nachtjäger • • • 45
Förstersonde - Flugzeug Anti-Panzerrakete 46
Gleitbombe • • 47
Fliegende Flugzeugträger 49
Druckluftbombe • • so
Fliegende Scheibe (Flugkreisel) 51
Schnorchel • • • • 53
Bachstelze ( U-Boot Rotordrachen) 54
"Ursula" (Unterwasserrakete) 55
Einmanntorpedo 51
Luftmine • • 58
U-Boot Attrape (Dackel) 59
Wasseresel • • <,()
Zielsuch-Torpedo 61
Elektro U-Boot 63
"Linse" Exploalv Boot 64

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"Thor" Überschwere Belagerungshaubitze

Dieses riesi�e Geschütz war zuerst offiziell als "Karl" bekannt aber irgendwann
während semes Einsatzes; nannte es irgendjemand "Thor", wahrscheinlich wegen
des hallenden Donners beim Abschuß, und bis zum heutigen Tag erinnert man sich
am besten unter diesem, zweiten, inoffiziellen Titel daran.
An Größe stand es nur dem 80 cm "Dora" Bahngeschütz nach. ·"Thor" war das am
schwersten gepanzerte Geschütz aller krle11fUhrenden Parteien Im 2. Weltkrieg.
Ursprünglich stammte es aus einer Weisung des deutschen Oberkommandos der
Wehrmacht aus dem Jahre1937, die eine besonders schwere Haubitze verlangte, um
die dicksten und schwersten Festungsbauten zu zerstören oder zu brechen. Dabei
sollte sie jedoch immer noch einigermaßen beweglich sein. Die erste mit Eigen­
antrieb ausgestattete Thor Haubitze wurde Anfang 1939 fertig. Tests bestlltigten eine
enorme zerstörende Feuerstärke, aber ihre riesige Größe und Gewicht überstieg die
damalige Möglichkeit der deutschen Wehrmacht, sie rationell einzusetzen und so
wurde sie mehr zu einem Ausstellungsstück, um offizielle Besucher aus dem Ausland
mit der Stärke der deutschen Armee zu beeindrucken, als daß sie eine nützliche
Kriegswaffe gewesen wäre. Thor-mit seinen 123 Tonnen Gewicht war ja tatsächlich
ein ehrfurcht einflößender Anbllck.Seindickes, kurzes·Rohr war fast 4,5 m lang und
das massive Projektil (siehe Nebenbild rechts oben Vergleich mit Menschengröße)
wog 1 250 kg und konnte eine Entfernung bis zu 12,5 km erreichen.
Erst während der deutschen Invasion Rußlands im Sommer 1941 fand sich eine
passende Aufgabe für "Thor". Sie war die ideale Waffe die vielen Festungen und
Stützpunkte zu vernichten, die rundum von deutschen Truppen belagert wurden, die
die Russen aber nicht übergeben wollten. Hier, Kilometer hinter den ei11enen Linien
bestand keine Notwendigkeit für schnelle und unerwartete Standortwechsel. "Thor"
konnte in der Nähe einer der russischen Widerstandsnester aufgestellt werden,
gewöhnlich eine befestigte Stadt, und Tag um Tag schwere Granaten abzufeuern,
und jedes Gebäude, jeden Bunker in Trümmer verwandeln um die benommenen
Yerteidiser zur· Kapitulation zu zwingen.
Um diese Aufgabe zu errtlllen, mußte "Thor" von einem Brennpunkt zum anderen
transportiert werden, wofür ein Spezial-Eisenbahnwagen konstruiert wurde. Das
heißt, es waren eigentlich zwei Tieflader, besonders verstärkt, und jeder hatte an
einem Ende einen Ladebaum. Das Ende jedesLadebaumeswurde an einer Spezial­
bolzenbefestigung vorn und hinten am Chassis der Haubitze festgemacht und schwebte
so während des Transportes zwischen den beiden Tiefladern. Am Bestimmungsort
angekommen, konnte "Thor" aus eigener Kraft in Position gehen. Ein weiteres
Fahrzeug-speziell für die Riesenhaubitze entworfen-war ein auf einem Mark IV
Panzer•Chassis montierter 2-1/2 Tonnen-Kran, der mit "Thor's" mächtigen Granaten
fertigwurde-einen dieser Krane sieht man links hinter der Haubitze.
"Thor" bewährte sich 1942 bei der Belagerung der Russischen Festung Sewastopol
so gut, daß weitere Modelle gebaut werden sollten. Sechs weitere wurden dann noch
konstruiert. Eine �rößere Anzahl wäre wegen des ungeheuren Aufwandes an
Material und Arbeitsstunden nicht wirtschaftlich gewesen. Diese später-1944-
gebauten Maschinen waren etwas kleiner und waren mit auswechselbaren S4-cm
Rohren ausgerüstet.

5
"Mull" Mobller Granatwerfer

Diese ungewöhnliche Waffe war ein 150-mm Granatwerfer mit nicht weniger als
10 Rohren. Sie waren auf dem Chassis des Standard-Hochleistungstraktors der
Deutschen Wehrmacht montiert und wurden offiziell als Sd-Kfz 4/1 bekannt, also
Spezia1P,anzerfahrzeug Mark 4/1.
Das 'Maultier" Halbkettenfahrzeug wog über 2 Tonnen und sein Granatwerfer
hatte eine Reichweite von etwa 6 km. Die Munition wurde in einem besonders
schwer gepanzerten Rumpf mitgeführt um zu vermeiden, daß sie durch feindlichen
Artilleriebeschuß zur Detonation gebracht werden könnte. Die Federung war einmalig
insofern, als sie auf dem englischen vorkriegs Carden-Loyd-System basierte.
Die Mulis wurden von der Firma Opel gebaut und erstmalig 1944 mit der schweren
mobilen Artillerie eingesetzt. ·
Sie waren hauptsächlich für die Bedingungen des harten russischen Winters
entworfen, wo sie auch sehr erfolgreich waren. Sie waren aber auch sehr anfas_sungs­
fähig und erwiesen sich auch an der Westfront gegen britische und amerikanische
Truppen als außerordentlich nützlich.
Obwohl die Alliierten eine Anzahl der Maschinen erbeuteten und ein paar auch
noch nach dem Ende des Krieges in Deutschla,nd entdeckt wurden, sind sie doch nie
in großer Menge gebaut worden und es ist wenig über sie bekannt.

6
Mobiler Raketenwerfer
Die Entwicklung der deutschen gepanzerten Truppentransporter begann ungefähr
1938 und wurde während der ganzen 6 Kriegsjahre weitergeführt. Es gab Variationen,
aber der Grundtyp blieb immer derselbe. Es waren Halbkettenfahrzeuge mit 100 PS
Motoren und bei grobem, unebenen Gelände schwierig zu lenken. Trotz dieses
Nachteils erwiesen sie sich als nüt7.liche Maschinen unter allen Bedingungen. Sie
konnten verschiedene Typen Bewaffnung und Ausrüstung armieren, je nach dem
Zweck, für den sie eingesetzt werden sollten wie z.B. 2 Maschinengewehre, 1,37-mm
Panzergeschütz, eine dreiläufige Flugabwehr-kanone, einen 80-mm•Granatwerfer,
einen starken Scheinwerfer oder Flammenwerfer mit Brennstoff.
Eine spätere Entwicklung war das Sd Kfz. 251. Fast 4,25 m lang und etwas über 5
Tonnen Gewicht, war es mit korbförmigen Gerüst versehen, das zum Abschießen
von 6 Boden-Boden-Raketen benutzt werden konnte,
Mit dieser Ausrüstung war das Sd. Kfz. 251 eine sehr wirksame und nützliche
Waffe in Straßenkämpfen, denn die Zielsicherheit war genauer als bei gewöhnlicher
Artillerie, und das Ziel konnte sofort ausfemacht und vernichtet werden, während
normale Geschütze sich erst "einschießen' müssen. Außerdem konnte der Raketen­
werfer vorfahren um das Feuer zu eröffnen und dann sofort rückwärts in Deckung
gehen und das innerhalb von Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit auf befestigten
Straßen war etwa 130 km pro Stunde.
Der Sd. Kfz. 251 hatte leichte Seitenpanzerung von 8 mm Stärke und eine Front­
panzerung von zwischen 6 und 15 mm. Ausreichend, um Mannschaft und Fahrer vor
verirrten Geschossen zu schützen.

7
B-IV Ferngelenkter Zerstörerpanzer

Der B-IV gehörte zu einer für Spezialzwecke entworfenen Serie von Panzern, Er
hatte die Aufgabe, eine schwere Sprengladung direkt zu einem Ziel zu bringen, das
durch Beschuß nicht vernichtet werden konnte.
Er trug vom einen großen Behälter hochbrisanten Sprengstoffes und wurde nah an
das Objekt herangefahren. Dann stellte der Fahrer auf Fernsteuerung um, sprang
heraus und versuchte, zu den eigenen Linien zurückzukommen.
Die Sprengung wurde durch Funk ausgelöst und dann der Panzer· auf die gleiche
Weise zurückdirigiert. Die Zündung konnte entweder ferngesteuert ausgelöst
werden, aber auch durch jegliches Herumhantieren mit dem Deckel.
Die Sprengladung konnte auch abgeworfen werden, wenn das Fahrzeug eine
plötzliche, unvorhergesehene Wendung machen mußte. Das setzte· die Gefahr
herab, daß sie zu den eigenen Linien zurückgebracht wurde, wenn der Panzer; nach
Ausstieg des Fahrers, etwa von feindlichem Beschuß getroffen wurde.
Der Träger B-IV war etwa 3,4 m lang, 1,2 m hoch und 1,8 m breit. Er wog
ungefähr 4- 1/2 Tonnen und trug eine Sprengladung von etwa 330 k�.
Er war ein unschätzbMes Gerät, denn er brachte nicht nur ein Ziel in Reichweite,
das gewöhnlicher Beschuß nicht schaffte, sondern schaltete auch das Risiko hoher
Verluste unter der Mannschaft aus. Er konnte die Ladung direkt bis zum Ziel
schaffen und ablegen, wobei nur ein einziger Mann die ganze Operation durchführte.
Eine ähnliche Aufgabe zu Fuß, hätte ungefähr acht Kommandos benötigt.

8
Panzer mit Raketenantrieb

Nach den Erfolgen mit Rl\ketenzusatzantrieb für den Start schwer beladener
FlugzeUje, entschloß man sich, Hilfsraketen auch bei elnlaen Panzertypen einzu-·
aetr.en. Der Grund w1u nicht, den Pani.ern phantaatlaohe Oe1ohwlndl1k•it zu aeben,
sie etwa gar durch die Luft fliegen und über Spalten schwobon zu lassen.
Es ging schlicht und einfach darum, die größte Gefahrenquelle für Tanks auszu-·
schalten, das Steckenbleiben.
Ganz abgesehen vom morastigen Zustand des Schlachtfeldes, gab es ja noch
Granattrichter und sogar eigens angelegte Tankfallen. Einige waren so tief und so
steil, daß selbst die kolossale Kraft eines Panzers machtlos dage�en war.
Für den Einsatz wurden diese Antriebsraketen - ähnlich wie beim JATO Flug­
zeugtyp "'.""" an beiden Seiten des Panzers befestigt. Sobald das Fahrzeug steckenblieb,
wurden sie simultan gezündet und mit der Stärke des Motors zusammen, war das
mehr als ausreichend, um den Panzer·aus jedem Loch oder Falle herauszubringen.
Die Raketen selbst entwickelten eine Stoßkraft von 6 000 kP. Obwohl sie effektiv
nur wenige Sekunden feuerten, reichte dieser mächtige Antriebsstoß doch völlig aus.
Diese Technik hat wahrscheinlich viele deutsche Panzer· gerettet, die sonst fest­
gefahren und hilflos, als festes Ziel für allierte Geschütze liegengeblieben wären.

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9
10
"Maus" Superpanzer

Das gegenüber abgebildete 180-Tonnen Monstrum stellt das größte aller deutschen
Kriegs-Panzer•Modelle dar und wurde, mit makabrem Humor, von der deutschen
Armee "Maus" genannt.
Der Entwurf des Fahrzeuges wurde von der wohlbekannten Firma Porsche bereits
Anfang des Krieges, 1942, konzipiert und 1 944 waren 2 fertige Prototypen auf dem
Prüfstand, fertig allerdings nur bis auf den SO-Tonnen Turm. Während der ersten
Tests wurde stattdessen ein Aufbau gleichen Gewichts mitgeführt. Es waren drei
Typen an Standardbewehrung für den "Maus'' vorgesehen: 15 cm KwK44, 12,8 cm
oder 7,5 cm.
Zu jeder dieser drei Waffen sollten 50, 68 und 200 Schuss Munition (respective)
mitgeführt werden. Zusätzlich waren Halterungen für sowohl ein nach hinten schie­
ßendes wie auch ein Flugzeugabwehrmaschinengewehr vorgesehen. Die Besatzung
bestand aus 6 Männern, dem Fahrer und Funker vorne, hinter ihnen, in der Mitte
des Panzers war der 12-Zylinder MB 507 Dieselmotor und dann der Panzerkomman­
deur und drei Panzerschützen im riesigen Turm. Die Abmessungen des "Maus"
waren: Länge 10 m, Breite und Höhe etwa 3,3 m.
Um das große Gewicht das "Maus" zu tragen, hatte er eines der kompliziersten
Federungs- und Spursysteme. Jede Kette war fast 1,2 m breit. Trotz seiner Masse
erreichte die Maschine während der Tests eine Geschwindigkeit von fast 24 km in
der Stunde und die Operationsreichweite wurde auf etwa 200 km geschätzt. -Diese
Zahlen wurden für ermutigend genug gehalten, eine begrenzte · Produktion Ende
1944 aufzunehmen, aber innerhalb kurzer Monate-Anfang 1945, hatte die offizielle
Begeisterung für diesen überschweren Panzer· nachgelassen und die Produktion
wurde auf die erprobten "Tiger"- und "Panther"-Serien konzentriert, mittelschwere
und schwere Panzer.
Der "Maus" war es nicht bestimmt, den Allierten in der Schlacht entgegenzutreten,
er wurde aufgegeben, bevor er sich bewähren konnte, seine bloße Größe garantierte
ein Versagen. Man kann ihn abschließend ein technisches Meisterwerk, aber gleich­
zeitig taktische Monstrosität nennen-nicht mehr, als ein Blockhaus auf Rädern
(oder vielmehr Ketten) mit dementsprechender Beweglichkeit-außer natürlich
unter idealen Bedingungen.

II
Schwimmpanzer

Bereits 1931 hatte die Britische Firma Vickers-Annstrong einen leichten Amphibien­
tank hergestellt. Er war jedoch nie über das Entwicklungsstadium hinausgekommen
und alle Nationen hielten solche Maschinen für unbrauchbar, mit Ausnahme der
Russen, die noch bis zum deutschen Einmarsch im Sommer 1941 einige leichte
Aufklärungspanzer·benutzten. Dann, im Juli 1940 nachdem die deutsche Wehrmacht
Frankreich im Blitzkrieg überrannt hatte, sickerten Nachrichten nach En�land durch,
daß die Deutschen mlt Panzeranlandungen aus Flachbodenfllhren experimentierten.
Das waren offensichtlich Vorbereitungen für die bevorstehende Invasion der briti­
schen Küste und für diesen Zweck zogen die Deutschen offenbar die ad acta
gelegten Schwlmmpanzer·wleder in Betracht.
Zur Erprobung wurden die leichten Mark 1 Panzer· benutzt. ·Die kleinen, nur mit
Maschinengewehren bestückten Fahrzeuge wurden abgeändert, wasserdicht gemacht
und mit Schrauben für die kurze Strecke ausgestattet, die zwischen Landeboot und
Strand im Wasser manövriert werden mußte.
Wie allgemein bekannt wurde die Invasion Englands durch die Leistungen der
RAF während der Schlacht um England vereitelt und so wurde der Schwimmpanzer;
wie so viele andere Landeerfindungen zu den Akten gelegt und nie eingesetzt.

12
HalbkeUenfahrzeug (Motorrad)

Ursprünglich war es für den entsetzlich schlechten Straßenzustand in der Sowjet­


union gedacht. Die NSU-Werke in Neckarsulm konstruierten dieses etwas unge•
wöhnliche Halbkettenmotorrad.
Der vordere Teil war wie ein gewöhnliches Motorrad, nur daß es statt des Hinter­
rades zwei kräftige Zahnketten besaß, die durch eine spezielles Getriebe ange­
trieben wurden. Das Fahrzeug hatte praktisch zwei verschiedene Antriebe. Einen für
Fahrt auf gewöhnlichen Straßen und einen für schweres, hügeliges Gelände. Jeder
hatte drei Vorwärtsgänge und einen Rückwärtsgang.
Daten: 2,7 m lang, 90 cm breit, Durchschnittsgeschwindigkeit auf befestigten
Straßen ungefähr 1 10 km pro Stunde, 34 PS Opel-Olympia Motor.
Diese ausgezeichnete Kombination von Motor und Oangsystem machte das Halb­
kettenfahrzeug zu einem sehr wertvollen Bestandteil des Fuhrparks. Es konnte
verhältnismäßig leicht Steigungen von 45 Grad bewältigen. Das bedeutet einen
Anstieg von 1 : 1 ! Trotz dieser unheimlichen Kraftentwicklung, verbrauchte es nur 1 6
Liter Benzin ·pro Stunde und das auch nur dann, wenn es in Höchstgeschwindigkeit
fuhr,
Alles in allem bekam die deutsche Wehrmacht 8 000 dieser Maschinen und sie
erwiesen sich bald als sehr nützlich . Eigentlich für russischen Winterschnee gedacht,
waren sie doch genauso praktisch unter heißen, trockenen Wüstenbedingungen. Bei
Kriegsende wurde eine große Anzahl dieser Fahrzeuge von Bauern und Forstleuten
für ihre schwere Nachkriegs-Aufbauarbeit aufgekauft und das allein beweist schon
ihre überragende Stärke und Ausdauer. );st ist mehr als nur möglich, daß auch heute
noch einige davon in Betrieb sind.

13
Windkanone

Während der letzten Phasen des Krieges warfen die Alliierten alles was sie nur
hatten in den Luftkampf über Deutschland. Die Deutschen waren schwe_r ip. Druck,
waren sie doch knapp an Benzin ·sowohl wie an Jagdflugzeugen.
Man suchte verzweifelt nach irgendetwas, mit dem die a merikanischen und
britischen Bomberflotten zu ·schlagen waren. Und da die Kampfflugzeuge nicht
ausreichten, hatte eine Stutt�arter Firma den Einfall, der des Problems Herr zu
werden versprach. Ein Spezia�eschütz, das statt Granaten hochbeschleunigte Preß­
luft verschoß. Man hoffte, diesen Ausstoß auf Luftziele richten und sie bis zur·
Unbrauchbarkeit damit beschädigen zu können.
Bei Erprobungen auf dem Prüfgelände Hillersheim wurde eine 25 mm starke Bohle
auf eine Entfernung von etwa 200 m geknickt.
Sp ätere Tests ergaben jedoch, daß das Ergebnis bei einem fliegenden Objekt
völhg von dem eines stationären Objekts abweichen würden.
Die Windkanone wurde zwar trotzdem als Verteidigungswaffe an einer Elbbrücke
aufgestellt, aber nl.e eingesetzt.
Die Energie für den Ausstoß wurde durch eine Explosion von Sauerstoff und
Wasserstoff gewonnen. Die Windkanone war praktisch wertlos, man könnte sich
aber denken. daß eine vernünftige Weiterentwicklung sehr·wohl zu einer machtvollen
Abwehralliierter Bomber hätte beitragen können.

14
Schallkanone
Schallwellen-Töne-kennen wir von Geburt an. Aber wer hat je daran gedacht,
sie als Waffe einzusetzen? Die Deutschen natürlich. Während eines Krieges wird die
Aufnahmefähigkeit für intuitive Einfälle aufs äußerste angeregt und einige daraus
resultierende Erfindungen waren höchst bemerkenswert.
Eine solche ErfindUnßi•t die Schallkanone. Es war eine Idee des Dr. Wallauschek.
Sein Experimentiergebiet war Tirol und er benutzte - zwei mit einer Brennkammer
verbundene Parabolreflektoren Methan und Sauerstoff wurden in die Kammer
gespritzt und gezündet. Die Schallwellen der Explosion wurden durch die und
zwischen den Reflektoren gebündelt.
In einer Entfernung von ungefähr 50 m von der Apparatur bewegte sich der
Schalldruck etwa im 1 000 Mikrobarbereich eine Größenordnung, die bereits inner­
halb 40 Sekunden für den Menschen tödlich sein kann und 220 m entfernt reicht er
immer noch aus, um für einige Zeit handlungsunfähig zu machen.
Klar, daß diese Waffe zur- Abwehr von lnfanterieangriffen dienen sollte. An
strategischen Punkten, zum Beispiel über einer Talschlucht aufgebaut, konnte die
Schallkanone also dem Angreifer beträchtlichen Widerstand entgegensetzen.
Wieder einmal ist wenig über den Ausgang der Experimente bekannt. Es ist
schwer zu sagen, wie wirksam die Waffe wirklich gewesen wäre und auch-falls sie
je eingesetzt worden wi'e, wie man sie hätte bekämpfen können. Eine geniale
Erfindung, die den deutschen Streitkräften große Vorteile gebracht hätte, ist also nie
eingesetzt worden.

15
16
Flelsslges Lieschen

Es gab zwei wohlbekannte, eigens für die Bombardierung Londons im Krieg ent­
wickelte Waffen, die V- 1 und V-2. Beide wurden ausgiebig eingesetzt und richteten
während dieser Monate in England beträchtlichen Schaden an. Später fand man
jedoch heraus, daß noch eine weitere, recht seltsame Waffe speziell für die Bombar­
dierung Londons gebaut worden war. Sie hatte verschiedene Namen: "Fleißiges
Lieschen", "Tausendfüßler" und "Hochdruckpumpe".
Fleißiges Lieschen war ein sehr langer Zylinder aus einer Anzahl nicht legierter
Gußstahlröhren. In regelmäßigen Abständen waren Kammern mit starken Treib­
ladungen angebaut. Die Kammern waren in schrägem Winkel zum Hauptfeuerungs­
rohr angeordnet.
Der Zweck der Apparatur war, schwere Granaten wesentlich weiter als gewöhn­
liche Artillerie schießen zu -können. Das Prinzip - war ganz einfach. Die Granate
wurde am hinteren Ende des Zylinders mit relativ schwacher Ladung gezündet.
Wenn das Projektil nun die einzelnen Kammern passierte, wurde ihre Beschickung
automatisch gezündet, so daß also die granate sich zuerst ziemlich langsam bewegte,
beim Verlassen der Mündung, aber eine sehr hohe Geschwindigkeit erreichte.
Ungefähr 2/3 der Installation war in der Erde, der Rest ragte in einem Winkel von
45 bis 50 Grad über den Boden hinaus.
Das Projektil selbst hatte ein ·Kaliber von 15 cm mit Stabilisierungsflossen am
hinteren Ende, die sich mit Verlassen der Mündung automatisch entfalteten. Das
war eine notwendige Ergänzung zur Standardgranate da dieses Projektil ja eine
Reichweite von 250 km bei einer Geschwindigkeit von fast 1 500 Meter in der
Sekunde haben sollte. Ohne diese Stalilisierungsflossen wäre sie schnell vom Kurs
abgewichen. Man hatte gehofft, eine Batterie von 5 dieser Zylinder an der Straße
von Calais oder im benachbarten Piheu-les-Guines Gebiet stationieren zu können.
Zielpunkt: London.
Das Projekt wurde jedoch nie ganz fertiggestellt, weil die am Bau beteiligten
französischen Arbeiter den Plan verrieten und die Herstellerfabrik von allierten
Bombenan�riffen zerstört wurde, bevor auch nur der erste Schuß ab�egeben war.
Nur zwei k ürzere Zylinder kamen zum Einsatz. Einer bombardierte Antwerpen
und der andere Luxemburg im Februar 1945.
Die Reichweite deiser Luxeip.burg-Kanone betrug 100 km und die damit verfeuerten
Granaten riefen grenzenlose Uberraschung bei den Allierten hervor, weil die Front
ja noch so weit entfernt war und auch, weil man sie zuerst für eine neue geheime
Rakete hielt, statt für einen konventionellen Granatentyp.
Die Zylinder fielen letztendlich den Briten und Amerikanern in die Hlindo.
Die Granaten waren etwa 2 m lang und wogen ungefähr 60 kg. Spätere Berichte
machen es klar, daß das Abfeuern des Fleißigen Lieschens eine riskante Angelegen­
heit war. Die Belastung der Röhren war so stark, daß nach nur zwei oder drei
Schüssen mit dem Explodieren der einen oder anderen Kammer gerechnet werden
mußte.

17
Sonnen-Lichtkanone

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Viele Schulkinder benutzen Vergrößerungsgläser, um durch im Brennpunkt der


Linse gebündelte Sonnenstrahlen zum BntzUnden eines Stückchen Papiers zu
verwenden. Es ist die Wärmekonzentration, die es in Flammen aufgehen läßt. Etwas
ganz einfaches und etwas, was seit tausenden von Jahren bekannt ist.
Während der letzten Tage des zweiten Weltkrieges waren die Deutschen so ver­
zweifelt, daß sie diesen Vorgang als praktische Waffe gegen die allierte Luftübermacht
zu verwenden gedachten. •
Die Idee kann nicht namentlich irgendeinem Erfinder zugeschrieben werden. Man
kann nur sagen: wäre die Lichtkanone je eingesetzt worden, sie hätte eine teuflische
Zerstörungswaffe sein können, hätte praktisch so große Hitze auf die britischen
Bomber konzentriert, daß sie in Flammen aufgegangen und entweder abgestürzt
oder explodiert wären.
Die Apparatur war verhältnismäßig einfach. Ein riesiger schalenförmiger Reflektor
ähnlich den Radioteleskopen, wie sie heute verw�ndet werden. Soweit bekannt,
wurde nur ein ein1.iges Experimentiermodell gebaut und das fiel beim Ein­
marsch der Amerikaner diesen In die Hände.. Vielleicht hat es noch mehr gegeben,
und vielleicht sind sie sogar gegen den Feind eingesetzt worden, es gibt aber keine
Unterlagen darüber.

18
Hurrikankanone

Geistesblitz des Österreichischen Erfinders Zippermeyer, die Hurrikankanone


sollte atmosphärische Störungen in der Art von Taifunen hervorrufen, die ein Flug­
zeug zum Absturz bringen konnten.
Die Experimepte wurden im Lofer Gebiet in Tirol durchgeführt. Der erste
Anlauf-Einsatz von Druckluft-erwies sich jedoch als Fehlschlag. Dr. Zippermeyer
gab sich jedoch nicht geschlagen. Er versuchte es mit pulverisierter Kohle in einer
Granatenhülse und einem Zündungskern in der Mitte. Wenn die Granate explodierte
sollte die kombinierte Spreng- und Wirbelwirkung ausreichen, feindliche Flugzeuge
zu gefährden, wenn nicht zu vernichten.
Das klingt ziemlich kompliziert und überflüssig, war aber doch billiger als gewöhn­
liche Waffen und die Wirkung glich ungefähr der einer mit TNT gefüllten Granate.
Leider ist sehr wenig über den Ausgang der Experimente bekannt und so kann
man schwer sagen, ob die Idee sich im Einsatz als wirkungsvoll erwiesen hätte.
Einige Erfolge müssen indessen geglückt sein, denn es ist bekannt, daß die
Deutschen 1 944 in Warschau künstliche Kohlenstaubexplosionen gegen polnische
Untergrundkämpfer eingesetzt haben.
Nach dem heutigen Stand der Wissenschaft ist es sicher, daß die Hurrikankanone
gegen einen dicht formierten Bomberpulk sehr wirksam gewesen wäre. In diesem
reicht nämlich eine atmosphärische Störung, die auch nur eine Tragfläche aufteilt,
für eine Massenkarambolage aus.
Wäre die Hurrikankanone je eingesetzt worden, sie hätte die Bombergeschwader
schwer behindert und so den Krieg verlängert.
Fllegender Mensch (ElnpersonenJluggerät)

Um die Fronttruppen mit einem Gerät aui1zurUsten, das sie sicher ilhcr feindliche
Hindernisse wie Drahtverhaue oder Minenfelder transportieren konnte, wurde eine
Apparatur eingeführt, die es dem Soldaten ermöglichte einfach solche Hindernisse
zu überspringen, statt durch sie hindurchzukriechen.
Der Apparat bestand aus zwei Röhren. Eine wurde auf der Brust des Mannes fest­
geschnallt, die andere auf dem Rücken. Sie waren eigentlich kleine Raketen mit sehr
geringem Rückstoß und operierten nach dem Schmidt-Puls-Strahltriebwerk System.
Die schwächere Röhre wurde vorn angebracht, die stärkere auf dem Rücken. Die
schwächere gab die Aufwärtsbewegung her, die stärkere die Vorwärtsbewegung.
Der Sprung mußte akkurat ausgeführt werden. Es war lebenswichtig, beide Röhren
exakt gleichzeitig zu zünden, sonst konnte es eine Katastrophe geben.
Es wurde tatsächlich auch eine Prüfabteilung mit diesen Raketen ausgerüstet und
man erreichte Sprünge bis zu 55 m. Sie waren billig im Einsatz, verbrauchten nur
etwa 100 Gramm Treibstoff in der Sekunde. Trotzdem hat nie jemand etwasvon
einem Kampfeinsatz gehört.

20
Flammenwerfer

Die ersten Einsätze flammenwerfender Waffen waren zu ·Beginn des Rußland­


Feldzuges Mitte 1941. Sie riefen große Verwirrung hervor und man glaubte daß
flüssiger Sauerstoff statt gewöhnlicher Sprengstoffe in Granatenhülsen worden wäre.
Es handelte sich jedoch um einen neuen Minentyp, bei dem die Ladung in den
Boden der Hülle gepackt wurde, statt in die Spitze. · Eine Spezialzündung ließ die
Erfindung detonieren, bevor sie aufschlug und dadurch breiteten sich die Flammen
horizontal aus.
Mit Flammenwerferbrennstoff gefüllte Minenhüllen wurden sowohl von den
Deutschen wie von den Russen eingesetzt. Das waren die Vorläufer der heutigen
Napalm-Bomben und wurd!?n von Granatwerfern abgefeuert. Kraftstoff war Schwer­
benzin mit Methanol oder Ather gemischt, Treibstoff Nitrogen.
Ein ähnlicher Kraftstofftyp wurde in der späteren und besser bekannten Flammen•
werfer-Version verwendet, die der Soldat-wie hier im Bild-auf dem Rücken tragen
konnte. Die Waffe konnte einen Feuerstrom von 22 m Länge ausstoßen. Eine
spätere Weiterentwicklung-mit einem 1 00 Liter Behälter, schaffte sogar einen
Feuerstoß von 45 m Länge.
Waffen dieses Typs wurden auf gewissen Panzern montiert und alle erwiesen sich
als tödlich effektiv. Die Russen hielten diese Waffen für unüberwindlich. Sie waren
so besorgt über ihre Einführung, daß sie mit chemischer Kriegsführung drohten,
wenn die Benutzung der Flammenwerfer nicht sofort eingestellt würde.

21
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22
"Goliath" LiliputPanzer

Während des Krieges gab es Objekte, die zu ihrer Vernichtung spezieller Taktik
und Ausrilstung bedurften, Also z.B·. Blockhäuser, einge_grabene Panzer, starke
Artilleriebatterien, Brilcken und Hindernisse in Fonn von M1nenieldern.
Um damit fertigzuwerden, entwickelten deutsche Erfinder einen LilipuJ-Panzer­
unbemannt und ferngelenkt.
Er wurde Goliath genannt und war nur 68 cm groß. Er wurde lediglich als Pionier­
Sondergerät eingesetzt und konnte eine Sprengladung von 90,7 kg befördern.
Da gab es zwei Arten Fernsteuerung. Eine durch ein dreiadriges Spezialkabel, das
der Panzer· hinter sich ausrollte und die andere durch normale Funkwellen. Am
Anfang gab es gewisse Schwierigkeiten und Rückschläge mit der Fernsteuerung,
aber nach weiteren Tests wurden die Fehler ausgebügelt und die Goliathe brachten
später gute Resultate.
Zwei ihrer Spezialaufgaben waren, Minenfelder zu räumen um für ein Vorgehen
Platz zu machen, und die Entfernung störender, vom Feind errichteter Straßensperren
Sie verdienten ihren Namen "Ferngelenkte Lastenträger". Leicht transportierbar und
wertvoll insofern, als sie gegen Handfeuerwaffen oder Handgranaten praktisch
immun waren.
Im ganzen wurden zwei Modelle des Goliath gebaut. Das erste, Goliath-B-1 hatte
einen kleinen Otto-Motor, war funkgelenkt und hatte eine Reichweite von etwa
1 OOO Metem,
Der zweite Typ, OollRth B•l·B · h•tt• einen kleinen Elektromotor, der von zwei
12-Volt•Batterlen ge1pel1t wurde, btese1 letztere Modell war es, da■ die Kommandos
der Leitstelle durch das dreiadrige Spezialkabel bekam. Beide Panzer-waren etwa 1 ,8
m lang und 56 cm breit. Beide wogen ungefähr 320 kg einschließlich der Nutzlast an
Sprengstoff.
Sie waren schnell und wirksam und gaben dem Feind wenig Zeit, sie zu vernichten
den ihre Geschwindigkeit betru11 bis 32 km in der Stunde.
Einer der OrUnde für ihren Erfolg war, daß sie praktisch durch Feindbeschuß
unverwundbar waren. Hauptsächlich we�en ihrer geringen Größe und besonders
wegen der winzigen Stirnfläche, die sie alberten Schützen boten.
Außerdem waren sie sehr niedrig und dicht am Boden und das bedeutete, daß sie
vor Beschuß aus größeren Geschützen praktisch sicher waren. Es gab wenig Feld­
geschütze, die ihre Rohre so weit senken konnten um auf ein so kleines Ziel zu
feuern.
Die Alliierten mußten sich für ihre Vernichtung auf Handfeuerwaffen stützen, auf
Granaten und Panzerfäuste. Doch waren sie wegen des Goliaths Panzerung und
Beweglichkeit selten erfolgreich.

23
Krummlaufgewehr

Nach erschöP.fenden Tests wurde es klar, da�ein Gewehr mit gebogenem Lauf
durchaus praktikabel war.
Es stellte sich auch heraus, daß eine solche Waffe viele Vorteile gegenüber
konventionnelen Modellen haben würde insofern, als sie von einem Soldaten
abgefeuert werden konnte, ohne daß dieser zum Zielen seine Deckung würde
verlassen müssen. Außerdem konnte der Soldat auch schie!.en, wenn er selbst in
Deckung war und fUr gewöhnliche Gewehre unerreichbar war.
Ein Lauf mit einer 32° Krümmung wurde auf die 1Standard-Maschinenpistole 44
aufgesetzt. Um den glatten Lauf der Kugi:_I aus dem geraden in den gekrümmten Teil
des Laufes zu gewährleisten, wurde am Ubergang der beiden Läufe ein Mündungs­
dämpfer eingefügt. Dann wurde der iiekrümmte Lauf'mit kleinen Schlitzen versehen,
die die Treibgase auf eine Art entweichen ließen, die die Kugel in Rotation versetzte
und dadurch ihren Weg durch die Krümmung erleichterte.
Trotz dieses Treibgasv.erlustes· konnte immer noch die gleiche FeuerCrequenz wie
bei gewöhnlichen Maschinenpistolen erreicht werden.
Das Zielen erfolgte durch ein Periskop. . •
Bis zu einer Entfernung von 360 m war auch die Zielgenauigkeit noch ausreichend,
wenn auch die günstigste Entfernung nur etwa 90 m betrug. Es wurde die gewöhnliche
Kurzpatrone verschossen. . . .,
Das war offensichtlich die ideale WaUe für Straßenkämpfe und last jeden
Nahkampf, wenn es genügend Deckung gab. .
Unter Ausnutzung deutscher Erfahrungen entwickelten die Amerikaner eine
eigene, ähnliche Waffe, die mit einigem Erfolg in lforea eingesetzt wurde und a�ch
einige sowjetische Einheiten wurden mit diesem Typ ausgerüstet.
24
U H U-Infrarotgewehr
Infrarotstrahlen haben die Fähigkeit, Dunkelheit zu durchdringen und während
des Krieges sahen Deutsche Wissenschaftler recht schnell diesen Vorteil für ihre
Truppen.
Das menschliche Auge kann infrarotes Licht nicht sehen, also erdachten die
Wissenschaftler einen Spezial- Bildwandler der die dem Infrarotlicht ausgesetzten
Objekte sichtbar machte. Der eigentliche Apparat bestand aus einem Infrarot­
strahler mit Namen Uhu von etwa 30 cm Durchmesser, und dem Bildwandler
einer Kathodenstrahlröhre von etwa 20 cm Durchmesser.
Diese Nachtbildumwandler wurden nicht nur an Handfeuerwaffen angebracht
sondern auch an Deutschen Nachtjägern, Tanks und gepanzerten Spähfahrzeugen.
1945 wurden sie sehr nützlich, als es wegen der intensiven alliierten Luftangriffe
unmöglich wurde, die V-2-Raketen bei Tageslicht zu ihren Abschußrampen zu
transportieren. Bildumwandler wurden also an den Lastwagen angebracht, die sie im
Schutze der Nacht ablieferten.
Auch U-Boote wurden damit ausserüatet, man glaubte, daß die Alliierten ähnliche
Geräte benutzten und deutsche E-Boote verwendeten sie aus�iebig bei ihren Über­
fällen auf die englische Kü�tenschiffahrt. Die ursprünghche Reichweite der
Umwandler war zwischen 400 und 900 m, wurde aber 1944 durch Verarößeruna des
Strahlers auf fast 2,7 km erhöht.
Für nächtlichen Feuerkampf waren diese Geräte ausgezeichnet. Deutsche Tanks
erreichten auf 2,7 km zwei Treffer auf je drei Schüsse.
Am Ende des Krieges erbeuteten die Sieger die Geheimnisse dieser Erfindung und
führten die Entwicklung weiter. Im Indo-China- und im Korea-Kries verwendeten
beide Seiten dieae Ausr01tung.

25
26
Sturm-Tiger (38 cm)

STURMGESCHÜTZ "TIGER" (38 cm)


Über das 38-cm Marinege11chütz auf einem standard Tiger-Panzer-Chassis und
offiziell als "Sturmtiger" bezeichnet, ist wenig zu sagen, außer daß es zur· gleichen
Kategorie teurer and verschwenderischer Projekte gehörte wie die "Thor" (schwere
Belagerungshaubitze) und der "Maus" (Superpanzer), die ja beide hier abgebildet
sind.
Grundlagenforschung und Experimente mit all diesen riesigen und ziemlich
erfolglosen neuen Modellen kostete zu · viel kostbare Zeit-Zeit, die der
Konstrukteur besser für die Weiterentwicklung bereits existierender Panzermodelle
· aufgewendet hätte. Es war ein schwerer Fehler der deutschen Armee, sich nicht auf
einen oder zwei zufriedenstellende Panzer·zu konzentrieren und die Schlachterprobten
Maschinen in größerer Anzahl produzieren zu lassen. Offenbar bat die bloße Größe
das Oberkommando ungebeur beeindruck, ohne Rücksicht auf Beweglichkeit,
Geschwindigkeit und bereits vorhandene Produktionsanlagen. Fast jeder Panzer­
hersteller in Deutschland beschäftigte sich aktiv mit der Entwicklung wenigstens
eines solchen Mammutfahrzeuges und verschwendete kostbare Zeit und Arbeitskraft
auf sein eigenes Lieblingsprojekt, während die Fronttruppen an den erprobten
Tigern und Panthern immer knapper wurden.
Einer dieser Null-Serie Prototypen, der "Sturmtiger" von Rheinmetall-Borsig
gebaut, kam tatsächlich ab 1944 in geringer Anzahl zum Einsatz. Die Panzer· kamcn
tröpfchenweise an der Front an, wo sie hauptsächlich in direktem Peuerabtausch
gegen völlig belanglose Position wie gut verteidigte Blockhäuser, schwere Fortüika­
tionen und Festungen engesetzt wurden.
Das Bild zeigt einen solch� Panzer; durch Artilleriefeuer außer Gefect gesetzt,
wie er �erade von amerikanischen Soldaten untersucht wird. Die Menschenkörper
geben emen Anhalt für die Größe des Ungetüms. Die größe des Projektils kann an
der leeren Hülse vor dem Tank ermessen werden. Der 11c::panzerte Rumpf konnte 13
aolcher Oeachoase mitführen und Jedea wog f11t 360 ka, Die Treibladung von 160 kg
machte fast die Hälfte des Gewichtes aus. Der starke Mörser hatte eine Reichweite
von gut über 5,4 km, Der Sturmtiger .war Deut1chland1 1chwer1ter Angrlffatank Im
letzten Krieg, kam aber nicht in genügender Anzahl zum Einsatz, um den Verlauf
des Krieges zu beeinflussen.
Ungefähre Abmessungen der Maschine: Länge 6,4 M, Breite 4 m, Höhe 3 m.

27
Räumer - Riesen Minenräumer

Anfang 1945 wurde die deutsche Armee bereits ständig auf allen Fronten z.urück­
gedrückt und die Niedertage war nur noch eine Frage von Monaten, wenn nicht
Wochen. Trotzdem dachten Planer ui;id Konstrukteure Immer noch nur in Begriffen
des Angriffs und alle Bemühungen waren auf Angriffswaffen aus�erichtet. ,
Ein gutes BeisP,iel dafür ist der riesige Minenräumer auf diesem Bild. Er hieß
einfach "Räumer ', sollte angreifende 'Infanterie durch .Minenfelder. begleiten und
eine Bahn für unterstützende Tanks und schwere Artillerie freimachen. Seine riesige
Größe plus Bodenhöhe sollte ihn befähigen, ganz einfach über alliierte Minenfelder
zu rollen und alle berührten Minen zur· Detoniwon zu bringen, ohne'selbst vernichtet
oder auch nur beschädij!t zu werden.
Entwickelt wurde er m der wohlbekannten Firma Krupp. Der Räumer war in zwei
Hälften konstruiert, die erste mit einer Breite von 2,4 m und das Ende fast 3,2 m.
Durchgehende Höhe 3,6 m und Länge von Nase bis Schwanz 1 5 m.
Der Fahrer und Besatzung waren im vorderen Teil des schwer gepanzerten
Rumpfes untergebracht und beide Teile hatten getrennte Motoren für jedes Räder­
paar von fast 2,7 m Durchmesser. Auch die Räder waren mit Spezialpanzenilatten
ausgerüstet als Schutz gegen explodiereride Minen.
Der Räumer kam nie zum Einsatz und das einzige fertiggestellte Modell fiel bei
Ende des Krieges in die Hände der Allierten.

28
Panzerschreck (Ofenrohr)

Mit der ständigen Aufstockung der alliierten Panzerkräfte wurde es bald notwendig,
die deutsche Infanterie mit einer leichten, bequem handhabende n und möglichst
wartungsfreien Antitankwaffe auszurüsten.
1941 konzipierten deutsche Erfinder entmals solch eine Waffe, den Panzerschreck.
Er basierte auf dem Prinzip; einer früheren Waffe , der Panzerfaust, mit der der
Soldat kleine Raketen aus einein Geschütz abfeuern konnte, das er über der Schulter
trug. Der Panzerschreck jedoch wurde erst eingeführt, nachdem die Amerikaner in
Afrika die Bazooka einzusetzen begannen.
Panzerschreck war eine rückstoßfreie Waffe von 88 mm und fast 1 ,8 m langem
Lauf. Später bekam die Waffe den Namen Ofenrohr. In kurzer· Zeit hinterließ sie
ihre Spuren an alliierten Panzerdivisionen.
Der Erfolg war so groß, daß bald ein weiteres Modell folgte. Die Länge des Laufes
wurde auf volle 1 ,8 m erhöht und der Durchmesser erreichte den IQ-cm-Bereich.
Es war eine bekanntermaßen wirksame und genaue Waffe. Auf 90 m war ein
direkter Treffer sicher und bis 360 m war sie immer noch zufriedenstellend treff­
sicher. Einer der Nachteile des neueren und größeren Panzerschreck war, daß er
viel schwerer war als sein Vorgänger und zwei Mann zur · Bedienung und Wartung
notwendig waren.
Mit dieser erhöhten Größe und Feuerkraf�würde der Panzerschreck regelrecht
unter den britischen Panzern sewütet haben, aber aus irgendwelchem Gründen,
vielleicht die unhandlichen Proportionen, wurde diese spätere Waffe nie eingesetzt. ·

29
Messerschmltt M E 1 63

Aus dem Vorkriegs Nurßügel Segler, der ME. 1 63 "Komet", war. dies das einzige
ausschließlich raketengetriebene Kampfflugzellf des Krieges, das überhaupt zum
Einsatz kam. Dle ersten ProbeßüJ!e wurden bereits 1941 $emacht und die Ergebnisse
waren so vielversprechend (Maximum Höc�tgeschwind1gkeit des taktischen Jägers
kaum unter 1 000 km pro Stunde) daß er sofort in Auftrag gegeben wurde. Die
"Komet" als so völlig neue und revolutionäre Maschine litt natürlich noch unter
Kinderkrankheiten und mußte während der notwendigerweise langen Test- und
Probezeit mehrmals abgeändert werden.
Erst im Juni 1944 wurde die Me. 163 für einsatzbereit gehalten und im gleichen
Monat noch wurde die erste "Komet"·, Stalfel Nr. 400 Aufgestellt. Die Piloten
für diese neue Einheit wurden aus den Instrukteuren und Testpiloten ausgewählt, die
an der Entwicklung des Raketenjägerprogramms beteiligt gewesen waren. Jeder war
ein Flieger mit ausreichend Erfahrung und vielen Flugstunden am Armaturenbrett
dieser unheimlich schnellen, aber höchst gefährlichen Flugzeuge.
Innerhalb von Wochen nach der Aufstellung forderten die Kometen bereits die
alliierten Bombergeschwader heraus. Sie sind für eine Menge alliierter Verljlllte ver­
antwortlich, wurden aber selbst durch eine hohe Unfallfrequenz-hauptsächlich bei
der Landung wenn etwa noch im Tank verbliebener Kraftstoff leicht explodierte­
ein Mangel, den selbst diese erfahrenen Flieg�rschulenpioniere nicht abstellen
konnten-ständig dezimiert. Eine vergrößerte und-wie man hoffte-sicherere
Version der "Komet" war bei Kriegs1,mde im El\twicklungsstadium, aber bei Waffen­
stillstand waren nur wenige Prototypmodelle dieser neuen Me.1 63C fertiggestellt.

30
Messerschmltt M E 262

Die Me.262 war der Welt erster taktischer turbojetangetriebener Jäger. Sie war
jedem damals existierenden alliierten Jäger so überlegen, daß die deutsche Luftwaffe
mit Leichtigkeit die völlige Lufthoheit aus den Ta,ien des Blitzkrieges 1939 und 1940
hätte zurückerobern können. Leider wurde der Einsatz der Me.262 "Schwalbe", wie
sie offiziell hieß, durch Unentschiedenheit der deutschen Führung bezüglich der Art
ihres Einsatzes immer wieder hinausgezögert.
Das Modell läßt sich bis zu einer Versuchsflugzeit im Jahre 1938 zurückverfolgen.
Dieturbinengetriebene Me.262 stieg im Sommer 1942 erstmalig auf und sie schnitt in
späteren Erprobungen so gut ab, daß die deutsche Luftwaffe überzeugt war, endlich
das Flug1.eug 1.u haben, das den Himmel über Europa von Feindfliegern reinfegen
würde. Doch die alliierten Bombenangriffe auf Deutschland forderten solche Opfer,
daß Hitler nur noch an Vergeltung dachte und als ihm die Me.262 vorgeführt wurde,
sah er in ihr nur einen schnellen Einschleich�omber zum Einsatz gegen Englands
südliche Häfen. Sofort wurden Pläne gemacht, die Schwalbe zum Kampfbomber
umzuwandeln, nur7"mit zwei 227 kg Bomben unter dem Rumpf hatte die Me.262
bereits ein Viertel ihrer Geschwindigkeit eingebüßtll Trotzdem kam sie nun unter
dem Namen "Sturmvogel" als Bomber zum Einsatz. Gleichzeitig wurden sowohl
Jäger- wie auch Zweisitzer-Nachtjägerversionen gebaut. Das Programm wurde
dadurch so kompliziert, daß kaum mehr als 200 der bei Kriegsende fast 1 500
produzierten Me.262-Flugzeuge tatsächlich zum Einsatz gekommen waren. Ein
Glück für die Alliierten, als ihnen bei Kampfhandlungen in seiner eigentlichen Rolle
als hochgeschwindigkeits Abbfangjäger klar wurde, wie tödlich die Me.262 wirklich
war.

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32
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Salamander Helnkel H E 1 62

Die Heinkel He. 1 62 Salamander wurde volkstümlich "Volksjäger" genannt und


zeichnete sich unter den Kriegskampfflugzeugen dadurch aus, daß sie in nur 69
Tagen entworfen und gebaut wurdet
Am 8. Se_ptember 1944 erließ das deutsche Luftfahrtministerium eine Ausschreibung
für einen leichten achlagkräfti�en Jäger, der hauptsächlich aus leichtem entbehrlichem
Material bestehen sollte, und 1n großer Anzahl von Hilfsarbeitern hergestellt werden
könnte. Zu all diesen scheinbar unerfüllbaren Forderungen kam noch die Bedingung,
daß er bis zum 1 . Januar 1945-also in weniger als 4 Monaten-in die Massen­
produktion gehen müsstet
Um dh„e Bedingungen 111u erfüllen konstruierte Heink�l eine höl111eme Attrappe,
den "Sratzen", der am 23. September 1944 von der Luftwaffe besichtigt wurde. Das
Model sah so vielversprechend aus, daß der Auftrag innerhalb Tagen erteilt wurde.
Die Zielvorstellungen beliefen sich auf 1 000 Jäger per Monat.
Der erste Prototyp war am 6. Dezember 1944 zum Testflug bereit. Während der
Erprobung vor hohen Offizieren und NS-Beamten auf dem Versuchsgelände der
Firma in Wien-Schwechat, zerbrach die Maschine allerdings in der Luft. Der
Zwischenfall konnte jedoch das Vertrauen der zuständigen Herren zu dem Modell
nicht erschüttern, die Produktion sollte weitergehen. Nach mehreren Modifikationen,
einschließlich nach unten gebogener Tragflügelenden um die Nase zur· Stabilisierung
beim An- und Ausrollen nach unten zu drücken und einer größeren Schwanzgruppe
-war der "Volksjäger" für weitere Vorabnahme-Probeflüge bereit.
Die He. 1 62 hatte an der Oberkante des Rumpfes ansetzende Tragflächen aus
einem Holzkern mit Sperrholzmantel, einen leichten metallenen Kanzelrumpf
(Nacelle, in der die Haut den größten Teil der Belastung aufnimmt) mit einer
angeformten hölzernen Nasenkappe und einem einzigen BMW 003A81 Turbojet von
800 kP, der zentral über dem Rumpf angebracht war. Die Bestückung bestand aus
zwei 20 mm MG151 Kanonen beiderseits der Nase mit je 120 Schuss Munition per
Rohr . Wäre dieses phänomenale Flugzeug fertiggeworden, der Luftkrieg über
Europa in den letzten Knegstagen hätte bestimmt anders ausgesehen!
Viele andere Fabriken und 'Firmen wurden in daa Produktionsprogramm ein·
gespannt und bald kamen auch. die ersten Lieferungen. Im Februar und März 45
wurden die ersten Maschinen von der Luftwaffe übernommen. Die erste
Kampfeinheit, die die He. 1 62 bekommen sollten war das Jagdgeschwader 84 in Leck
in Norddeutschland, nahe der dänischen Grenze. ·Das Bild zeigt zwei Ma&chinen des
JG 84 mit dem grauen Wolbkopf-Wappen,
Zum Glück für die Alliierten waren bei Ende des Krieges nur 1 16 "Volksjäger"
geliefert. Aber selbst während dieser kurzen Karriere des Jägers waren bereits 1 1
Untertypen, von A-4 bis A-1 4 entwickelt worden!
Technische Daten für produzierte Modell: Triebwerk: Eins, 800-kg-s.t. BMW
0038•1 Turbojet. Bewaffnung: Zwei 30 mm MK 108 Kanonen mit 50 Schuaa
Munition je. Maximalgeschwindigkeit: 840 km pro Stunde bei 6 000 m Höhe,
Flügelspanne 6.5 m, und Länge 9 m.

33
Segeljäger Blohm & Voss Br. 40

Als die .amerikanischen Tagesluftangriffe auf Deutschland intensiviert wurden,


wurde dem Oberkommande der Luftwaffe klar, daß neue radikale Ideen entwickelt
werden mußten, um der steigenden Bedrohung leb"�nswichtiger Industrien durch den
ständigen Strom ununterbrochen angreifender Fliegender Festungen Einhalt zu
gebieten.
Eine revolutionäre Lösung schlug Blohm und Voß vor, und zwar die Konstruktion
eines winzigen Segeljägers, der von einem normalen Jäger zu einer Höhe oberhalb
des Hauptbomberstroms geschleppt und dann aus�eklinkt werden konnte, um mit
Feuer as allen Rohren, KC!pf voraus auf sein Ziel ntederzustoßen. Zuerst schien der
Gedanke, einen zerbrechlichen Segler aus Holz und Textil gegen die B-17 Fliegende
Festung anzusetzen, einen hocharmierten Bomber mit 13 Maschinengewehren,
selbstmörderisch. Aber es steckte doch eine gewisse Logik dahinter. Hauptsächlich
machte die geringe Größe das Flugzeug zu einem schwierigen Abschußziel, während
eine Focke-Wulff 190 mit ihrer großen Front von einem durchschnittlichen Bord­
schützen schon über eine Entfernung von über 915 m leicht zu treffen war. Die Bv-
40 war einfach konstruiert, aber mehr als ein Viertel ihres Gewichtes fiel auf den
Panzerschutz des Piloten. Die Panzerung machte die Maschine natürlich kopflastig
und daher im Sturzflug sehr schnell. Maximalgeschwindigkeit phänomenale 900 km
pro Stunde. Der Pilot lag auf dem Bauch, durch eine dicke Panzerglaswindscheibe
geschützt, · durch die er sein gewähltes Ziel sichten und anvisieren konnte. Die
Bestückung bestand aus zwei 30-mm Kanonen, je eine unter jedem Trajilflächenansatz
in einer Stromlinienkapsel. Die Bv-40 verkraftete �ew)lltige Schübe m Relation zu
ihrer Größe und diese Kombination hätte sie zu einem harten Oe"ner für die US
Bomberbesatzungen gemacht, wenn sie jemals in die Kämpfe eingegriffen hätte.
Ung!Ucklicherweise wurde keine der 200 in Auftrag gegebenen Maschinen je
fertiggestellt. Nur 7 Protot�en wurden gebaut und getestet, bevor das Projekt
zugunsten von durch gewöhnhche Jäger beförderten L11ft•zu-Luft Raketen aufgegeben
wurde.
Ausmaße der Bv40: Spannweite 7,6 m, Länge 5,5 rn, Höhe 1 ,6 m .
. 34
Schräge Musik (Geschützarmierung)

Wegen der starken Bewaffnung der schweren viermaschienigen Bomber der


Alliierten und den steigenden VErlusten deutscher Jäger wurden direkte Angriffe auf
Bomberformationen für die deutsche Luftwaffe immer schwieriger und verlustreicher.
Es war klar, daß eine neue Waffe erfunden werden mußte, wenn die Fliegenden
Festungen und Liberators mit einiger Wirkung angegriffen werden sollten.
Es wurde also eine Bewaffn1,mgsanordnung entworfen, "Schräge Musik" genannt.
Sie bestand aus einer doppelläu'figen Kanone, gewöhnlich die 30 mm Mk 1 08, die im
Rumpf, unmittelbar hinter der Kanzel ·de■ Jllaor■ ln1talllort wurde, 10 daß die Lllufe
In einem Winkel von 65 Grad nach oben vorne zeigten. Die Geschütze waren mit
einer Radaranlage und automatischer Kontrolle gekoppelt, gewöhnlich einer Photo­
elektrischen Zelle, die automatisch auslöste, sobald femdllche Flugzeuge im Blickfeld
auftauchten. Die Genauigkeit der Waffe war außerordentlich hoch.
Der Zweck war einfach: Die alliierten Bomber waren so schwer bewaffnet, daß es
höchst gefährlich-und dazu meist noch zwecklos war, wenn Luftwaffe Jäger sie
oben oder seitlich angriffen. Mit dieser "Schrägen Musik" ausgerüstet, konnten sie
aber unter dem Hauptstrom der Bomber durchtauchen und in deren weniger
geschützte · Unterseiten feuern. Leider machte die Apparatur keine großen Unter­
schiede und der Pilot mußte verdammt aufpassen, nicht unter einem Kameraden zu
fliegen zu kommen, denn seine:Kanonenhätte auch den erwischt. Trotz ihrer Erfolge
wurde die "Schräge Musik" nicht 1 in großer Anzahl hergestellt.

35
Mistel (Huckepack Flugze�g)

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Die "Mistel" Flugzeugkombination wurde einzig · und allein zum Antriff auf
Objekte entwickelt, bei denen große Lasten Sprengstoff benötigt wurden, die aber
wegen der starken Verteidigung nicht von normalen Flugzeugen erreicht werden
konnten. Alte JU 88 Bomber wurden wi�der lufttüchtig gemacht, bekamen einen
neuen Nasenteil und wurden innen ausgeräumt,ummit Exjilo_sivstoff vollgepackt zu
werden. Auf dem Rücken des Bombers hockte eine einzige Me 109 (Jäger) dessen
Pilot sowohl sein eigenes Flugzeug, wie auch den Bomber unter ihm steuern konnte.
Bei Annäherung an das Ziel klinkte der Jäger den Bomber aus und lenkte ihn
durch Funkkontrolle ins Ziel. Während des Fluges liefen auch die beiden Motoren
der Ju 88, während der Motor des Jägers nur langsam lief. Das erlaubte es, die
Reichweite der Waffe auszudehnen und dabei doch dem Jltger eine Chance zur·
Rückkehr zu lassen.
lngesamt wurden 200 dieser Flugkombinationen konstruiert. ,
Sie wurden hauptsächlich auf Brücken über Elbe und Oder angesetzt und auch
häufig auf Si!eziamele wie aegnerische Munitionslaaer und Hauptquartiere Auch ,
Schille und Küstenbatterien an der NormandiekUste wurden damit ans\l,IJriffen.
Jedenfalls waren sie mit Sicherheit für den Verlust zweier Schiffe und zweier Oltanker
verantwortlich, vernichteten aber andererseits auih da,1 französische· Schlachtschiff
Corbet, das als Wellenbrecher diente.
Es bestand der Plan, etwa 40 Misteln zur· Vernichtung der Britischen Militärbase
Scapa Flow einzusetzen, aber er wurde nie ausgeführt. •
Die noch verbliebenen Flugzeuge fielen in die Hand der Russen und sowohl
Russen wie Amerikaner entwickelten ähnliche Typen, die dann später in Korea zum

-.
Einsatz kamen.
36
A-9/A-1 0 Amerikarakete

Die V-2 ist wohl die bekannteste Waffe des zweiten Weltkrieges, aber nur wenige
wissen, daß noch stärkere, weitreichendere Raketen geplant waren.
Sie wurden als A-9/A-10 ,bezeichnet und erschienen, als Amerika in den Krieg
eintrat. Die V-2 hatte den ausdrücklichen Zweck, London zu bombardieren, aber
A-9/A-10 war noch ehrgeiziger. Sie sollte New York bombardieren.
Es handelte sich um einen 2-Stufen-Flugkörper. A-9 trug den Sprengsatz und
A-10, eine größere Rakete, die größte Menge des für die lange Reise benötigten
Brennstoffes. Ein Pilot sollte in der zweiflügeligen A-9 sitzen. Er sollte das Geschoß
ins Ziel steuern, nachdem die erste Stufe ausgebrannt und abgeworfen war.
Nachdem er die Rakete auf Kurs gesetzt hatte, konnte er sicher per Schleudersitz
aussteigen und am Fallschirm niedergehen, um von einem U-Boot gerettet zu
werden.
A-10 sollte eine Höhe von etwa 290 km erreichen und eine Oeschwlndigkeit von
etwa 6 920 km per Stunde in kaum mehr als einer Minute. In der Zelt waren schon
70 Tonnen Treibstoff verbraucht. Bann sollte sie abfallen und die bemannte A-9 die
Reise mit einer maximalgeschwindigkeit von fast 16 090 km per Stunde fortsetzen.
Sie würde dabei eine Höhe von 560 km erreichen und dann m sanftem Gleiten auf
das Ziel zu steuern.
Die Gesamtstärke der Maschine betrug 2 300 000 PS und der Zündsatz wog
907,2 kg.
Die Kosten dieser Rakete würden phänomenal gewesen sein, aber man glaubte,
def demoralisierende Effekt auf die US-Bürger würde das schon wert sein.

37
Natter - Raketenflugzeug

Anfang 1944 präsentierte dl;r deutsche Ingenieur Erich Bachern seinen Vorentwurf
für ein Kurzflügel-Raketen-Lastenflugzeug zum Einsatz gegen Bomberformationen.
Es wurde "Natter" genannt und war ein Senkrechtstarter der bei einer Geschwin­
digkeit von über 1 609 km in der Stunde in 10 Sekunden eine Höhe von über 1 000
Metern erreichen sollte. Angetrieben wurde die Natter von einem Walter Triebwerk­
satz für flüssigen Treibstoff, der ungefähr 5 500 PS erreichen konnte.
Im Horizontalflug sollte die Natter auf 4 575 Meter Höhe eine Flu �geschwindigkeit
von 1 609 km in der Stunde haben, mit einer Maximalgeschwindigkeit von etwas
über 2 250 km pro Stunde. Die Reichweite war relativ kurz, nur etwas über 128 km,
aber das würde für die meisten Angriffe mehr als reichen.
In den Frühstadien zögerte sich die Produktion wegen Unstimmigkeiten im Ober­
kommando um einige Monate hinaus, wurde aber schließlich genehmigt und begann
im August 1944.
Das erste fertige Flugzellß startete am 22. Dezember 1944. Dieser Flug war unbe­
mannt und ein SchleppflugzelJß half beim Start. Später wurde der Start durch vier
Treibsätze unterstützt, die J 600 PS entwickelten.
Die Natter war etwa 5,5 Meter land und hatte eine Spannweite von fast 3,6
Metern. Der Rumpf war 90 cm breit. Gewöhnliche FlugzelJßraketen wurden in der
Nase gefestigt, die in einer Treffsicherheit garantierenden Entfernung elektrisch
abgefeuert wurden. \
Das ermöglichte es der Natter, ihren Kopf dann als Rammbock gegen Feindflug­
zeuge zu richten. Das Flugzeug sollte vom Piloten ins Ziel gelenkt werden, der aber
dann kurz vor dem Zusammenstoß mit Schleudersitz aussteigen und per Fallschirm
landen konnte. Auch die hintere Hälfte des FlugzelJßeS mit dem wertvollen Motor,
kam per Fallschirm zur Erde zurück.
Die Natter wog beim Start 1 905 kg, davon 655 kg Treibstoff.
Insgesamt wurden 36 dieser Maschinen gebaut. Von diesen wurden 32 fluggeprüft,
vier davon mit ihrem Piloten.
Leutnant Lothar Sieber ftlhrte Im Februar 1945 den ersten erfolgreichen Start
durch, aber bald schlug das Unglück zu. · Kaum war er in der Luft, explodierte die
Maschine und er kam dabei um.
Im April 45 waren 10 dieser Maschinen in Kirchheim/Teck einsatzbereit, aber es
war zu spät, sie noch zu verwenden.
Beim Ende des Krieges existierten nur noch 14 Maschinen, einschließlich der 10 in
Kirchheim. Davonwurdendrei später in die Vereinigten Staaten gebracht, eine fiel in
Thüringen dem Russen in die Hände.
Mit Hilfe Deutscher Erfahrung entwickelten die Amorikanor ihre Convalr XPY-1
und Lockheed XPV-1 Jäger, die 1954 fertigwurden, Das waren zwar auch Senkrecht·
starter, wie Natter, hatten aber Propellerantrieb.
Ingenieur Bachern zeichnete auch für den BP 349-B Rammjäger verantwortlich,
der zu Ende des Krieges noch nicht fertig war.
Das Bild zeigt die Natter, wie sie einen B . 1 7 Bomber angreift und zwar Sekunden
nach der Trennung der beiden Teile. Der Pilot ist bereits ausgestiegen.
Rundflügelkäfer (Senkrechtstarter)

--

--- .
.............·.·····•·················· · · · ..:.:.. ·,;,·
. -· -:-:-:-:-.:_- ·--·
.. •.,

Die Idee eines senkrecht startenden und lan.denden Flugzeuges ist durchaus nicht
so neu, wie man denken könnte. Bereits 1910 hatte der deutsche Ingenieur, August
Klein seine Vorstellungen von Rundflügelflugzeugen. Ehyas später griff eine italieni­
sche Firma die Idee auf, ihre Maschine kam aber nie _ in die - - Luft, weil die Motoren
zu schwach waren.
Dann sicherte sich 1940 ein deutscher Ingenieur in Peenemünde die Erlaubnis zum
Bau eines solchen Flugzeuges, aber er hatte w_ - eder. genügend Zeit noch Mittel zum
Experimentieren. -_
Die Idee wurde jedoch nicht vergessen. Professor Tank von Pocke WuU stellte
sich ein ähnliches, senkrecht startendes und landendes Flugzeug vor.
Seine Maschine sollte drei sich.um den Rumpf drehend& Flügel haben, die •Energie
lieferten Staustrahlraketen an den Flügelspitzen.
Das Fahrwerk sollte in den Schwanz eingebaut sein. Kurz nach dem Start, wenn
die .Maschine eine gewisse Höhe erreicht hatte, sollte sie zum Horizontalfiug über-
gehen. Das Einsatzbild zeigt die Maschjne am Boden. -•
Gegen Ende des Krieges arbeiteten die Weser-Kraftwerke ·an einem weiteren Flug­
zeug vom Käfertyp. Das sollte allerdings rotierende Motoren statt Flügel haben. Es
wurde nie gebaut, aber mit seinen Vorgängern war es sicherlich hilfreich zur­
Konstruktion so hochentwickelter Jllger wie den heutisen Hawker P . 1 127 der RAP.
Auch die Vereinigten Staaten haben Senkrechtslttrter entwickelt und wahrscheinlich
haben auch sie von der deutschen Forschung profitie�.
R4M-Flugzeugabwehrrakete LUFT-LUFT RAKETE

Um eine wirklich starke Waffe gegen die amerikanischen Bomberpulks zu


schaffen, wurden Luft-zu-Luft Raketen zur· Verwendung mit Jagdflugzeugen ent­
wickelt. Es gab viele Typen davon, aber Ende 1944 erschien die R4M am Himmel
über Deutschland, die beste Luft-zu-Luft Rakete, die zu der Zeit gebaut wurde.
Es war eine winzige Maschine von nur etwas über 3,6 kg Gewicht. Ihre Hexogen­
beschickung (500 g) gab ihr jedoch eine Geschwindigkeit von 230 Meter in der
Sekunde und eine effektive Reichweite von zwischen 1 370 Metern und 1 830
Metern. Die 55-mm Rakete wurde durch einen Annäherungszünden in der Nase
ausgelöst. Bis zu 48 davon konnten unter den Tragflächen des Jägers untergebracht
werden.
Ursprünglich war die Rakete für die Me. 1 10 gedacht gewesen, wurde aber bald für
alle Jagdflieger zugelassen. Es war eine Me.262, die als _erste 24 dieser Raketen mit•
nahm. Während des ersten Probeangriffs im Jahre 1945 schossen sechs Me.262 die
mit R4M Raketen bestückt waren 15 B-17 E Flugzeuge aus einem Bomberpulk aus
einer Entfernung von 1 550 m ab. Dabei ging kein einziges eigenes Flugzeug verloren.
Etwas später-immer noch 1945-kam der zweite große Erfolg der Luftwaffe. 24
Focke-Wulf Jäger vernichteten 40 schwere Bomber. Wieder ohne einen einzigen
Verlust.
Es wurden etwa 20 000 R4M Raketen produziert; aber zum Ende des Krieae11
lagen die meisten noch In der Pabrik ln Kratzau, wo sie hergestellt wurden. Alle
wurden von den Russen erbeutet.
Bald nach dem Kriege begannen dei meisten Länder mit der Entwicklung ähnlicher
Luft-zu-Luft Waffen und fast alle benutzten die ursprünglich deutschen Pläne als
ersten Schritt ihrer Forschungsprogramme.

41
X4-Zlelsuchrakete

Die X-4 gehörte zu einer Serie von Erfindungen, die schon vor dem Krieg begonnen
worden war. Fliegende Jäger-Rakete genannt und von Dr. Kramer in Kassel
entwickelt. Sie hatte eine akustische Zielsucheinrichtung, die es auf das Ziel
ausrichtete, wenn zwischen diesem und der Flugbahn eine Abweichung von JQO
auftrat.
Obwohl sie alle Tests bewunderungswürdig passierte und in• Massenproduktion
ging, wurde sie nie in ausreichender Menge_ gebaut um den Frontbedarf zu
befriedigen. .
Die 220 mm Rakete war etwas über 1 ,8 m lang und glich einem Miniaturflugzeug
mit zwei winzigen Tra�flächen. Die Flügelspitzen trugen 5 550 m lange Drahtspulen.
Dieser Draht lenkte d1e Raketen und wickelte sich rasend' schnell ab, wenn sie auf
ihr Ziel zuschossen. Das Trllgerflugze� war gewöhnlich eine FW-190.
Die Rakete wog ungefähr 55 kg m1t einer Sprengladung von etwa 23 kg. Den
Antrieb lieferte ein BMW Flilsslgtreibstoff•Raketenmotqr der eine Geschwindigkeit
von fast 900 Meter pro Sekunde entwickelte. . • .
Sie wurde durch einen akustischen Annllherungs.zünder ausgelöst, der In der Nase
angebracht war und auf Boden- und Luftziele reagierte.
Die X-4 war zweifelsohne eine aus,ezeichnete Waffe und hätte leicht das Kriegs­
glück wenden können, wllre sie nur 11'1 genügender Menge her�estellt worden. Wie
die Dinge liegen, wurde diese schlagkräftige kleine Rakete nie eingesetzt.
Schmetterling (Anti-Flugzeugrakete)

Eine weitere Waffe des kreativen Dr. H. Wagner war die Anti-Flugzeug-Rakete
Schmetterling, Hsl 17. Fast 3,6 m lang mit kurzen Flügeln von etwa 1 ,8 m Spannweite.
Sie wog 408 kg und trug einen Sprengsatz von 36 kg Gewicht in der Nase.
Der Operationsradius war fast 47 km, Höchstgeschwindigkeit im 1 609 km pro
Stunde Bereich, Reichweite und Höhe 12 230 Meter.
Selbständig von einer schrägen Rampe abgeschossen, wurde Schmetterling vom
Boden aus gelenkt. Bei Annäherung an das Ziel jedoch übernahmen Schallgeräte in
seiner Spitze die Lenkung und brachten ihn ins Ziel.
Gegen Ende des Krieges hoffte man auf eine Produktion im 3 000 Stück-Bereich,
aber man merkte bald, daß diese Anzahl nicht zu schaffen war. Die Fabrik für seine
Herstellung war in der Nähe von Nordhausen, unterirdisch.
Schmetterling konnte aber nicht nur vom Boden gestartet werden, sondern auch
von einem Flugzeug ausgelöst werden. Sie war unter den Tragflächen angebracht
und wurde elektrisch ausgeklinkt. Die elektrische Apparatur dafür war im 50-cm
Durchmesser messenden Rumpf angebracht und wurde durch einen kleinen, vom
Propeller an der Nase der Rakete angetriebenen, Dynamo gespeist.
Nach dem zu schließen, was wir nach dem Krieg erfahren haben, hltto "Schmetter­
ling" die V-3 werden sollen.
Das Einsatzbild zeigt die "Rheintochter", eine zweistufige, ferngesteuerte Flüssig­
treibstoff-Rakete, die für eine ähnliche Aufgabe bestimmt war. Sie konnte bis zu
9 1 70 Metern steigen und hatte eine Geschwindigk,it von fast 2 413 km pro Stunde.
Gezündet wurde sie durch einen Annäherungszünder in ihrer Nase.
44
Radar N achtjäger

Die Deutschen waren zwar die Pioniere auf dem Felde der Radaranwendung zu
Verteidigungszwecken, hatten aber große Schwierigkeiten, als sie begannen, Kurz­
wellen, statt der bisher verwendeten Langwellen zu benutzen. Es war bekannt, daß
Kurzwellen viel wirksamer und kompakter sind.
Das Resultat war, daß sie bei Beginn des Krieges bezüglich der Ausrüstung ihrer
Flugzeuge mit solchen Apparaturen, weit hinter den Alliierten zurück lagen. Der
Grund dafür war, daß sie auf so große Schwierigkeiten trafen, bei ihren Experimenten
mit Kurzwellen, und das Projekt aufgegeben hatten, dickköpfig weiter auf Langwellen
setzend . Die Briten dagegen hatten sich nicht entmutigen lassen, obwohl sie die
gleichen Schwierigkeiten vorfanden, hatten weiter experimentiert und schließlich
das Problem gelöst.
Ein Mann war es hauptsächlich, dem die Briten ihren Vorsprung verdankten. Der
Erfinder Watson-Watt. Er wurde für seine Verdienste zum Ritter geschlagen. Um
mit Kurzwellen operieren zu können, erwiesen sich Höchstpräzisionsinstrumente als
unabdingbar. Solche Instrumente gab es nicht, bis Watson-Watt seine Erfindung
erdachte und verwirklichte, das Magnetron.
Trotz des urs prünglichen Rückstandes, machten sich die Deutschen mit ihrer
üblichen Gründlichkeit an die Arbeit und die Apparaturen die sie sogar schon zu
Beginn des Krieges in ihre Flugzeuge einbauten, waren durchaus ausreichend. Um
das abschätzen zu können, möge erwähnt sein, daß die Anlage "Freya" in der Lage
war, einen Pulk von 52 Wellington Bombern über 160 km entfernt auszumachen und
eine Jägerstaffel zu -ihm leiten konnte. Der Erfolg: 36 der RAF-Bomber wurden
vernichtet.
Leider konnte Freya nicht die Flughöhe der Feindflieger ausmachen. Nachfolgende
Entwicklungen jedoch-Freya war der Grundtyp-waren genauer.
Eine weitere Schwierigkeit für die Deutschen war, die Anlagen klein genug zu
bauen, um in einem Flugzeug eingebaut werden zu können. Aber auch das wurde
geschafft und die Resultate waren mehr als befriedigend .
Die Anlagen wurden in den Nasen der Flugzeuge untergebracht, was nach außen
führende Antennen notwendig machte.
Unter den erwähnenswerten Entwicklungen dieses Typs wäre die FuO 202
Lichtenstein SN-2 (siehe Abbildung) zu nennen.
Sie war praktisch die erste Nachtjäger-Radaranlage, die tatsächlich wirksam
arbeitete. Ste hatte 4 große Antennen auf der Nase des Heinkel He 219 Jägers, in der
sie untergebracht war. Als dieser Jäger zum ersten mal eingesetzt wurde, schoß er in
einer Nacht 5 Lancasters ab.
Eine spätere Entwicklung dieser Anlage, die FuG 228 Lichtenstein SN-3 wurde in
eine Junkers Ju-88 G-7b eingebaut und hatte einen stark vereinfachten Antennentyp
(siehe obere Zeichnung des EinsatzbildeJ).
Eine der fortgeschrittensten Anlagen, die die Deutschen bauten hieß "Morgen­
stern". Sie kam in eine Junkers Ju.388 J-3. Hier wurde eine spitze hölzerne Holzkappe
zum Schutze der Antenne und für Verminderung des Luftwiderstandes für das
Trägerflugzeug angebracht (siehe untere Zeichnung des Einsatzbildes).

◄S
Försteraonde - Flugzeug Anti-Panzerrakete

Die Förstersonde war wohl eine der originellsten Panzerabwehrwaffen die je erfuns}en
wurden. Sie war ein Spezialbombentyp, der im Winkel unter den Tragflächen eines
Flugzeuges angebracht wurde. Sie hatte ein Kaliber von 38 mm und wurde von einer
kleinen Trockentreibstoffrakete an�etrieben.
Ausgelöst wurde sie durch den Piloten durch Knopfdruck von seinem Armaturen­
brett aus. Von diesem Augenblick an, war sie selbständig.
Sie basierte auf dem Schallwellen-Prinzip; Ihre Sensoren entdeckten jedes Magne­
tische Feld mit großer Genauigkeit. Sie schoß los, sobald sie ein, solches Ziel
ausmachte.
Der Pilot brauchte die Waffe nur zu auszulösen und sobald das Ziel sich näherte,
klinkte sie sich automatisch aus und stürzte sich darauf. , ,
Die Förstersonde war eine überaus genaue .Waffe und konnte fast jeden Panzer,
knacken, gegen den sie abgeschossen wur'de. ,Ohne Zweifel hätte sie das Kriegsglück
für die Deutschen im Wüstenkampf gewendet, aber glücklicherweise für die Alliierten
wurde sie nie in großer Anzahl hergestellt oder eingei,etzt.
Der Grund dafür war recht einfach. Als die Entwicklung abgeschlossen war und
genug Sonden vorhanden wareny gab es keine dafür geeigneten Jäger mehr, die wegen
Treibstoffmangel nicht mehr eingesetzt werden konnten. .

◄6
G leitbombe

Die Henschel Hs 923 Flugbombe wurde entwickelt, damit FlugzelJ1le nicht mehr so
gefährlich nah an anzugreUene Schiffe heranflle�':!n mußten und sich damit dem
Beschuß durch die schwere Flugzeugabwehrartillene aussetzen.
Die Bombe wurde von Professor Herbert Wagner in den Henschel Flugzeugwerken
in Berlin-Schönefeld entworfen, war 2,7 m lang und wog etwas über 680,4 kg,
einschließlich der 63,5 kg Treibstoff für den Motor. Sie erreichte eine Geschwindig­
keit von etwa 934 , 1 2 km pro Stunde und konnte bis zu 19 km vom Ziel entfernt
ausgeklinkt werden, was den Flugzeugen ausreichend Abstand von der Schiffs­
Flugabwehrartillerie aussetzten.
Die Bombe war im Frühjahr 1 943 einsatzbereit, wurde aber erst viel später
verwendet, als nicht genügend Flugzeuge mehr vorhanden waren.
Schließlich wurde sie unter dem Heinkel He. 177 "Greif" Bomber eingehängt und
zeigte gute Resultate im Golf von Biskaya, am Brückenkopf von Anzio und während
der Invasion in der Normandie. Damals war ihre Treffgenauigkeit zwischen 45 und
50% und die Sprengkraft entsprach einer hochexplosiven 453,6 kg Bombe.
Wegen dieser guten Resultate wurde die Produktion ausgeweitet.
Nach dem Krieg entwickelten die Amerikaner ihre "Bat" Gleitbombe und benutzten
dafür überwiegend das technische Wissen und die Verfahren bei denen die Deutschen
Pionierarbeit aelal■tat hatten,

◄7
◄8
Fliegende Flugzeugträger

TRÄGERPROJEKTE DER FIRMA DAIMLER-BENZ


Die "Mistel" ist bereits erwähnt worden, die Kombination eines M utter-Träger­
Flugzeuges mit einem mit Sprengstoff beladenen Bomber (siehe Seite .. . (36). Das
Prinzip · wurde aber von der Firma Daimler-Benz noch viel weiter geführt. Ihre
Vorstellungen eines riesigen Trägerflugzeuges das auf der gegenüberliegenden Seite
abgebildet ist, gr�nzen ans phantastische. Diese immensen "Fliegenden Flughäfen"
waren wohl der wildeste Traum der deutschen Luftwaffe im Kriege. Es ist verständ­
lich, daß sie das Zeichenbrett-Stadium nie überschritten, waren doch alle verfügbaren
Arbeitskräfte und Rohmaterialien schon bis zum zerreisen ap.gespannt.
Es wurden zwei Grundtypen entwickelt. Der erste bezog seine Energie von sechs
Daimler-Benz DB.603 Motoren mit je 1 820 PS. Die Motoren waren in vier Gondeln
untergebracht, wobei die beiden äußeren sowohl Zug-, wie "Druck" Maschinen
enthielten. Diese Maschine sollte bis zu {; selbständig funktionierende Geschosse
oder gelenkte Flugbombern tragen. 17 verschiedene Modelle für diese Liliput­
Flugkörper wurden genehmigt und von diesen waren mindestens 6 gelenkte Bomben,
der Rest selbstlenkende Geschosse. Die hier gezeigte Bombe, die sich gerade von
ihrem Träger löst (oben im Bild) ist eine gelenkte Version aber die Kanzel, die sich
unmittelbar unter dem Raketeneinlaß befindet, wird vom Flügel verdeckt. Sie hatte
eine Spannweite von 9 Metern und eine Gesamtlll.nge von 12,8 Metern. Die Bombe
hatte eine geschätzte ·Höchstgeschwindigkeit von 1 070 km per Stunde.
Der zweite dieser Trägergrundtypen sollte mit 4, 5 oder 6 HeS.021 Turboprops
bestückt werden, mit hohlen oder "kanalisierten" stromlinienförmigen Aufsätzen,
um den Luftwiderstand herabzusetzen. Montiert waren sie in Hülsen über der
Führungslinie der Tragfläche-so ungefähr wie eine auf dem Rücken fliegende
Boeing 707! Der Träger wog fast 52 1 64 kg und sollte eine Spannweite von 54 m
haben. Das breite , feststehende Fahrwerk mit drei Rädern in jeder "Gamasche"
hatte eine Spurbreite von 25 m und im freien Raum dazwischen sollte es einen
großen Bomber tragen. Dieser Bomber selbst war mit zwei Unterflügel-7 484 kg­
SchubTurbojets ausgerüstet. Er hatte einen "Schmetterlings"-Schwanz und die
Besatzung war in einem verglasten Teil der Nase untergebracht. Die Spannweite
betrug 23,2 m und das Gewicht sollte beim Start im 72 576 kg-Bereich sein,
einschließlich einer 29 937 kg-Bombenlast! Mit dieser Belastung wurde eine
Reichweite von über 965 ,4 km erwartet. Dieser Bereich, der weit über den
Operationsradius des "Trägers" hinausging, hätte die Kombination für Transatlantik­
flilge tauglich gemacht. Wäre diese Waffe produziert worden, hlltten die amerikani•
sehen Städte die deutschen Bomben zu spilren bekommen, wie die Städte Englands
zur- Zeit des "Blitz". · Seit dem Kriege sind durch Entwicklung der Atom· und
Wasserstoffbombe und dem rasend schnellen Fortschritt auf dem Felde der
Flugzeugreichweite in Kombination mit dem modernen System des Auttankens in
der Luft die Prinzipien der kombinierten "Träger und Raketen"-Waffen überholt und
solche eine Maschine wird wohl nie am Himmel gesehen werden.

49
Druckluft bombe

Die von den Deutschen bereits im Jahre 1943 entwickene Druckluftbombe war für
den Einsatz gegen schwere Bomberformationen gedacht.,
Sie wurde gewöhnlich von Me. 109 Höhenj llgern · getr11gen , die sie aus großer
Höhe auf die Bomber abwarfen und so den Feuerhagel der so viel größeren
Flugzeuge vermieden. · ·
Nur wenige Bomben dieses Typs wurden hergestellt, aoer alle davon kamen zum
Einsatz und erbrachten gute Resultate.
Die Bomben trugen eine Sprengladung von 227 .kg, die von einem SchalUUhler in
der Nase ausgelöst wurde. Dieser Fühler war besonders auf Propellergerllusche
ausgerichtet, so daß die Bombe _ explodierte, sobald sie die Flughöhe der Bomber­
formationen erreicht hatte.
Die Wirkung einer solc�cn Explosion in einer dichten Bomberformation war ein
Chaos. Selbst Flugreuge , die von der . Explosion selbst nicht betroffen waren ,
kollidierten meist mit ihren getroffenen K!lmeraden oder mit Flugzeugen, die den
fallenden Trümmern auszuweichen suchten.
Die Entwicklung dieser Bombe erreichte ihre!1 Höhepunkt Mitte März 1945.

so
Fliegende Scheibe (Flugkreisel)

Seit vielen Jahren nach dem Kriege gibt es schon Berichte über mysteriöse
untertassenförmige Flugkörper, die mit unglaublicher Geschwindigkeit um die Erde
rasen sollen. Es gibt verschiedene Angaben bezüglich ihrer Größe, Aussehen und
Geschwindigkeit, aber es kann kein Zweifel bestehen, daß sie existieren.
Im Laufe der Jahre wurde dann bekannt, daß deutsche Flugkörperexperten bereits
im Jahre 1 94 1 mit Flugscheiben experimentiert hatten. Vier Konstrukteure
beschäftigten sich damit: Schriever, Habermohl, Miethe und der Italiener Bellonzo.
Miethe entwickelte eine diskusförmige Maschine mit 1 9,2 m Durchmesser und
einstellbaren Düsen ausgestattet. Am 4. Februar 1 945 starteten Schriever und
Habermohl in Prag mit der ersten Flugscheibe und erreichten in 3 Minuten eine
Höhe von 12 228 m bei einer Geschwindigkeit von 2 092 km in der Stunde!! Man
erwartete, daß diese Maschinen einmal Geschwindigkeiten im 4 832 km per Stunde
Bereich erreichen wurden!
Die notwendigen Tests waren sehr kostspielig und wegen der Intensiven Hitze bei
diesen hohen Geschwindigkeiten war das Material ungeheurer Belastung ausgesetzt.
Die Entwicklung kostete Millionen und war bei Kriegsende fast abgeschlossen.
Miethe's Fabrik samt Bele,schaft fiel In die Hände der Russen, die alle Experten
und das Material nach Sibinen schafften, wo die Forschung wahrscheinlich heute
noch weitergeht. Schriever konnte aus Prag fliehen. Habermohl ist wahrscheinlich
jetzt noch in der Sowjetunion, Miethe dagegen in den Vereinigten Staaten, wo er­
soweit bekannt-immer noch an Flugscheiben arbeitet.

51
52
Schnorchel

Die Schlacht auf dem Atlantik war eines der schwersten und längsten Duelle des
+.• Weltkrieges. Sie war so lang wie der Krieg selbst. Von ihrem Ausgang hing
Uberleben oder Niederlage Englands ab, da es als Insel für seinen Nachschub
ausschließlich auf den Seeweg angewiesen war. Wurden diese abgeschnitten oder
blockiert, waren die Britischen Inseln so gut wie erledigt.
Jahr um Jahr pflügten Handelsschiffe die Wogen, brachten Nahrungsmittel ,
Textilien und Kriegsmaterial. Das deutsche Oberkommando aber war entschlossen,
England von all diesem lebenswichtigen Nachschub abzuschneiden und in der grünen
See streiften viele U-Boote. Die "Wolfsrudel", wie sie genannt wurden, bedeuteten
tödliche Gefahr für .die Seeleute auf dem Atlantik und waren für den Verlust von
Tausenden alliierter Schiffe und unzähli�er Menschenleben verantwortlich.
Die Schlacht ging endlos hin und her. Zuerst schien die eine Seite zu siegen, dann
kam die andere mit neuer Taktik und neuen Erfindungen heraus, die sie wieder
obenauf brachten.
Im Verlauf des Krieges gelang es den Alliierten immer besser, U-Boote auszu­
machen und so wurden deren Aktivitäten ernsthaft eingeschränkt.
An der Oberfläche benutzt ein U-Boot Dieselmotoren zum Antrieb, unter Wasser
muß es sich auf Elektromotoren verlassen, da Dieselmaschinen Luft in den Brenn­
kammern brauchen, die natürlich in getauchtem Zustand nicht zugeführt werden
kann. Elektromotoren laufen ohne Luft.
Der einzige Nachteil von Elektromotoren ist, daß sie zu ihrer Versorgung Akku­
mulatoren brauchen, die nur in begrenzter Menge eingebaut werden können. Waren
sie verbraucht, mußte das U-Boot auftauchen um sie mit den Dieselmotoren wieder
aufzuladen.
Das wurde immer nachts gemacht, um das Risiko eines Angriffes herabzusetzen,
aber die alliierten Flugzeuge waren mit Scheinwerfern ausgerüstet und sehr präzisem
Radar und das machte das Auftauchen zu einer sehr gefährlichen Angelegenheit.
Dagegen erfanden die Deutschen den Schnorchel, ein langes Rohr, das aufgerichtet
werden konnte und Luft ins U-Boot saugte , ohne daß dieses auftauchen mußte.
Das Ende des Rohres, das über die Wasseroberfläche herausragte war aus der Luft
ziemlich leicht zu entdecken. Gegen Radarerfassung war es mit einer Gummi­
Tarnkappe versehen, die Radarstrahlen sowohl absorbierte, wie auch ablenkte.
Die ersten Tests mit dem Schnorchel wurden 1943 in der Ostsee gemacht und im
April 44 waren 30 dieser Boote im Einsatz, im Oktober waren 50 vom Stapel
gelaufen.
Der Schnorchel selbst bestand aus Zwillingsrohren in einem Metallzylinder, der
auf dem Deck des U-Boots lag und durch eine starke Drahtwinde aufgerichtet und
wieder umgelegt werden konnte. In späteren Modellen geschah das durch eine
Ölhydraulik.
Das Einsatzbild zeigt den Teil des Schnorchel, der über das Wasser herausragte .
Der seltsame vogelkopfartige Aufsatz, über den die Radarableitung aus Gummi
gezogen wurde , ist deutlich zu sehen . Auch die verräterische Bugwelle und
Heckdisturbanz ist gut zu erkennen.

53
Bachstelze ( U-Boot Rotordrachen)

Das war die Erfindung, die den größten Nactiteil bei U-Boot-Angriffen ausgleichen
sollte. Die Unmöglichkeit, anzugreüende Schiffe aus großer Entfernung zu sichten,
weil das U-Boot ja eine so niedrige Wasserhöhe hat.· Zum Beispiel konnte ein
Kreuzer· mit seinen hohen Deckaufbauten und Ausguckposten für das U-Boot noch
hinter dem Horizont und damit unsichtbar sein, während der Kreuzer· das U-Boot
längst bemerkt hatte.
Nun ist es ungeheuer schwierig, ein Flugzeug von einem U-Boot zu starten und
sogar unmöglich, es wieder dorthin zurückzubringen, weshalb der Plan schnell
fallengelassen und stattdessen der Rotordrachen ih die Welt gesetzt wurde. :Giese
Maschine hatte einen hubschrauberähblichen Rahmen mit einem Dreiblattrotor
oben und genügend Platz für einen einzelnen Beobacbter.
Die Bachstelze hatte keinen Motor. Die Rotorblätter mußten durch die Vorwärts­
bewegung in der Luft angetrieben werden. Das C-erät wurde vom U-Boot geschleppt
und konnte eine Höhe von 76,25 m erreichen, _wenn· das Boot mit voller Kraft voraus
durch einigermaßen günstigen Wind fuhr. . · •.
Aus dieser Höhe konnte der Beoba<;hter feindliche Schüfe aus großer Entfernung
ausmachen und die Besatzun� des U-Bootes _warnen. Die Bachstelze war in zwanzig
Minuten verstaut, die Zeit reichte also aut au•, den Beo'baohter an Botd zu nehmen,
:r.u tauchen und dem alliierten Konvoi eine Falle zu stellen.
Um richtig zu funktionieren, brauchte der. Rotordrache eine Windgeschwindigkeit
von etwa 48 km in der Stunde. Im Laufe des, Krieges zwang alliierte Luftaktivität die
U-B�te allerdings, so lange getauc!it �� �leiben, daß der Zusammen�au und das
Ausemandemehmen des Drachens unmoghch wurde. Deshalb wurde die Idee dann
auch schließlich aufgegeben.
54
"Ursula" (Unterwasserrakete)

Während der letzten Jahre oder so ist viel Staub um Amerikas Raketenträger­
Atomunterseeboote aufgewirbelt worden, aber nur wenige Leute wissen, daß
Deutschland bereits 1942 mit Unterwasserraketen experimentierte.
Die Idee wurde zuerst von Kapitän Steinhoff entwickelt, einem der deutschen
Unterseebootkapitän-Asse. Nach einer erfolglosen Patrouille vor der amerikanischen
Küste wurde ihm klar, daß sie eine Waffe brauchten, die es dem U-Boot ermöglichte,
sich unentdeckt in Häfen einznchleichen und Schiffe und Hafenanlagen zu zerstören,
ohne dafür auftauchen zu mwsen. Die Antwort war-Unterwasserraketen.
Nach seiner Rückkehr nach Deutschland legte er seinen Plan seinem Bruder vor,
der als Wissenschaftler dem Stabe Wernher von Brauns zugeteilt war, der durch die
V-2 Rakete berühmt wurde.
Von Braun war interessiert und das Projekt erhielt den Namen "Ursula". Auf dem
Hinterdeck der U-51 1 , Steinhoff's U-Boot, wurde eine Batterie Raketen montiert
und 1942 begannen die ersten Testserien in der Ostsee. Aus einer Tiefe von über
12,2 m wurde die Raketensalve erfolgreich abgefeuert und traf ein fast 3,2 km
entferntes Ziel. Es stellte sich heraus, daß nur ein Zehntel des mitgeführten
Treibstoffs für das Abfeuern und den Flug der Raketen verbraucht wurde, der Rest
trug zur· Explosion und Zerstörungskraft der Rakete bei.
Steinhoff selbst freute sich natürlich mächtig über den Erfola seines Planes, aber
wie so viele der aussichtsreichen Waffen, die deutsche Wissenschaftler während des
Krieges entwickelt hatten, kam Ursula nie zum Einsatz wegen Verrätern in hohen
und höchsten Posten.

ss
56
Einmanntorpedo

1 943 konnte die Lage der deutschen Seestreitkräfte kaum noch schlechter werden.
Da war die ständige Bedrohung einer möglichen Invasion in Nordfrankreich und den
Deutschen war klar, daß sie eine solche nicht würden zurückschlagen können. Die
neuen, schlagkräftigeren U-Boote waren noch nicht einsatzbereit und selbst die
Weiterentwicklung des Schnorchel ging nicht schnell genug.
Das deutsche Oberkommando versprach neue Wunderwaffen und darauf setzte ·
das deutsche Volk seine Hoffnungen. Unter diesen versprochenen neuen Waffen
waren Liliput-U-Boote, aber 1 944 forderte die steigende Invasionsgefahr raschere
Maßnahmen. Selbst diese kleinen Boote konnten nicht schnell genug gebaut w�rden.
Dieser Dringlichkeit wegen wandten sich die Deutschen dern konventionellen
Torpedo-Typ zu, ·da dieser in aU;�reichender Anzahl vorhanden und auch einsatzbereit
war. Natürlich waren gewisse Anderungen notwendig und die wurden auch schnell
durchgeführt.
Eine Methode, in der der Torpedo benutzt werden sollte war, ihn mit einem
Trä9er oder bemannten Torpedo zu koppeln. Der Sprengstoff wurde entfernt und an
seiner Stelle eine Pilotenkanzel - eingebaut. Der tatallchliche Torpedo, der dem
feindlichen Schilf den Todesstoß versetzen sollte, wurde darunter angebracht. Diese
Waffe wurde als "Neger" bekannt.
Die An�riffsmethode war einfach. Der Pilot des "Trägertorpedos" hatte sein
Fahrzeug 1n Treffweite des Zieles zu bringen und dann aus geringer Entfernung zu
feuern. Vor den Elementen war er durch eine Plexiglaskuppel geschützt, der einzige
Teil, der über die Wasserfläche hinausragte, was es sehr schwierig machte, den
"Neger" zu entdecken (siehe Einsatzbild).
Neger griffen gewöhnlicl,1 in Rudeln an und waren anfangs recht erfolgreich,
hauptsächlich wegen des Uberraschungseffektes. Unglücklichei;:weise konnten sie
nur nachts eingesetzt werden. Ihre Geschwindigkeit reichte für Uberfälle bei Tages­
licht nicht aus. Der Motor des Trägertorpedos konnte nur 12 PS leisten und solange
er noch die Riesenlast des Angriffstorpedos schleppen mußte, betrug die Geschwin­
digkeit nicht mehr als 9,75 km St.
Zum Nachteil der Deutschen lernten die Alliierten sehr rasch, sich dieser Angriffe
zu erwehren. Es ging um die einfache Aufgabe, die Plexiglaskuppel auszumachen
und zu zerstören, womit der Pilot außer Gefecht gesetzt war. So leicht konnte die
Waffe unschädlich gemacht werden. Der Pilot konnte sich nicht verteidigen, da er
die Kuppel von innen nicht öffnen konnte.
Bei der Invasion in der Normandie und auch in Italien, hatten die Alliierten
Motorfllhren, eigens um diese Waffen aufzuspüren und zu zerstören.
Wegen der Verluste, die die Deutschen bald bei diesen Angriffen erlitten,
erfanden sie eine verbesserte Version dieser Waffe. Sie hieß "Marder" und konnte
kurzzeitig völlig untertauchen, um der Entdeckung zu entgehen,
Ähnliche Entwürfe mit Namen "Hai" und "Delphin" wurden entwickelt, aber nie
eingesetzt.
Neger war sicherlich die erfolgreichste Waffe dieser Serie, hauptsächlich wegen
des Uberraschungsmomentes. Sein größter Erfolg war wohl die Zerstörung des
Anglo-Polnischen Kreuzers "Dragon" (Drache) der während der Normandie-Invasion
von einem einzigen Torpedo versenkt wurde.

57
Luftmine

Die deutsche Magnetmine war eine der ersten Waffen,, die für die Briten völlig
unerwartet auftauchte und sie mit einem recht schwierigen''Problem konfrontierte.
Die Mine selbst war 2,4 m lang, 0,6 m im Durchmesser und wog 544 kg (siehe
Einsatz.bild). Sie wurde an einem Fallschirm aus geringer, Höhe von einem Flugzeug
ausgeklint, so daß sie langsam herabsegeln konnte, ohne daß die empfindliche
Apparatur Schaden litt, Sie hatte einen Luftdruckmesser, der sie · m vorher
eingestellter Höhe aktivierte.
Diese Minen regneten über Hafeneingängen und besonders die Themsemündung
herab,
Die magnetische Anziehungskraft eines über ihr passierenden Schilfes zündete
die Mine, riß den Boden des Schiffes auf und versenkte es gewöhnlich in wenigen
Minuten. In den ersten zwei Jahren des Krieges �ingen fast 1 000 000 Schiffstonnage
wegen dieser Minen verloren. Zuerst fanden die Briten 'keine· Abwehrmöglichkeit
und die Minen schienen unschlagbar. • .
Dann, am 2. November 1939, wurden zwei solcher Minen in der · Nähe von
Shoeburyness abgeworfen. . Eine landete nahe am Ufer und als die Ebbe kam,
meldete sich Lt.-Commander J. G. D. Ouvry von 'der "Vemon" freiwillig, hinauszu-·
gehen und die Bombe zo demontieren. · .
Sein Einsatz war mit Erfolg gekrönt und die nunmehr vorliegende Kenntnis der
Mine ermöglichte es den Briten, Mittel zur· Abwehr dieser Bedrohung auszuarbeiten.
Ein dickes Metallkabel wurde um den Schiffsrvmpf angebracht (degaussing c�ble)
das sein Magnetfeld neutralisierte so daß die Mirien nicht mehr gezündet wurden.
Das brachte dann das Ende der Kurzen, aber mörderis�q�n Karriere dieser Waffe.

58
U-Boot Attrape (Dackel)

Im September 1939 erblickt "Dackel" das Licht der Welt. Er war eine winzige
Maschine, die sich als ausgewachsenes U-Boot gebärden sollte.
Der Dackel war eine kleine U-Boot Attrappe, 4,6 m lang, deren Lautsprecher die
y_erschiedensten U-Boot-Geräusche hinausplärrten. Außerdem stieß Dackel noch
01-Lachen aus, deutsche Zeitun,ien und sogar Seemannsbekleidung.
Dackel wurde unter Wasser hinter dem Mutter·U-Boot hergezogen.
Wenn die alliierten Schiffe angriffen, und die Tauchtiefe geändert wurde, konnte
nun Öl, Kleidungsstücke und eine Menge anderen Abfalls an die Oberfläche
gepumpt werden, so daß das angreüende Schiff zu dem Schluß kommen mußte, es
hätte das U-Boot versenkt.
Die ganze Anlage funktionierte elektrisch und erhielt ihre Kommandos durch das
Schleppkabel, das es mit dem Mutterboot verband. Dackel konnte in verschiedenen
Tiefen, aber auch seitlich und zum Wasserspiegel hin gesteuert werden.
Ein durchschnittliches U-Boot konnte zwei Dackel während des Einsatzes·
schleppen und bedienen.
Es steht nicht fest, ob Dackel je eingesetzt wurde.

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59
Luftmine

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Die deutsche Magnetmine war eine der ersten Waffen,, die für die Briten völlig
unerwartet auftauchte und sie mit einem recht schwlerigeri'Problem konfrontierte.
Die Mine selbst war 2,4 m lang, 0,6 m im Durchmesser und wog 544 kg (siehe
Einsatzbild). Sie wurde an einem Fallschirm aus geringer. Höhe von einem Flugzeug
ausgeklint, so daß sie langsam herabsegeln konnte, ohne daß die empfindliche
Apparatur Schaden litt. Sie hatte einen Luft_druckmesser, der sie · m vorher
eingestellter Höhe aktivierte.
Diese Minen regneten über Hafeneingängen und besonders die Themsemündung
herab.
Die magnetische Anziehungskraft eines über ihr passierenden Schiffes zündete
die Mine, riß den Boden des Schiffes auf und versenkte es gewöhnlich in wenigen
Minuten. In den ersten zwei Jahren des Krieges �ingen fast 1 000 000 Schiffstonnage
wegen dieser Minen verloren. Zuerst fanden dte Briten keine Abwehrmöglichkeit
und die Minen schienen unschlagbar. •·

Dann, am 2. November 1939, wurden zwei solcher Minen in der · Nähe von
Shoeburyness abgeworfen. . Eine landete nahe am Ufer und als die Ebbe kam,
meldete sich Lt.-Commander J. G. D. Ouvry von 'der "Vemon" freiwillig, hinauszu-·
gehen und die Bombe zo demontieren. · _
Sein Einsatz war mit Erfolg gekrönt und die nunmehr vorliegende Kenntnis der
Mine ermöglichte es den Briten, Mittel zur· Abwehr dieser Bedrohung auszuarbeiten.
Ein dickes Metallkabel wurde um den Schiffsr\lmpf angebracht (degaussing c�ble)
das sein Magnetfeld neutralisierte so daß die Minen nicht mehr gezündet wurden.
Das brachte dann das Ende der Kurzen, aber mörderis�t,en Karriere dieser Waffe.
.
58
U-Boot Attrape (Dackel)

Im September 1939 erblickt "Dackel" das Licht der Welt. Er war eine winzige
Maschine, die sich als ausgewachsenes U-Boot gebärden sollte.
Der Dackel war eine kleine U-Boot Attrappe, 4,6 m lang, deren Lautsprecher die
y_erschiedensten U-Boot-Geräusche hinausplärrten . Außerdem stieß Dackel noch
01-Lachen aus, deutsche Zeitun�en und sogar Seemannsbekleidung.
Dackel wurde unter Wasser hinter dem Mutter-U-Boot hergezogen.
WeJ?.n die alliierten Schiffe angriffen, und die Tauchtiefe geändert wurde, konnte
nun Öl, Kleidungsstücke und eine Menge anderen Abfalls an die Oberfläche
gepumpt werden, so daß das angreifende Schiff zu dem Schluß kommen mußte, es
hätte das U-Boot versenkt.
Die ganze Anlage funktionierte elektrisch und erhielt ihre Kommandos durch das
Schleppkabel, das es mit dem Mutterboot verband. Dackel konnte in verschiedenen
Tiefen, aber auch seitlich und zum Wasserspiegel hin gesteuert werden.
Ein durchschnittliches U-Boot konnte zwei Dackel während des Einsatzes·
schleppen und bedienen.
Es steht nicht fest, ob Dackel je eingesetzt wurde.

59
Wasseresel

Wasseresel wurde eine Waffenserie genannt die dazu \:>estimmt war, alliierte
Zerstörer zum Rammen versteckter Minen zu verlocken. ., •
Oben is die Periskop-Mine abgebildet. Sie wurde von einem Flugzeug abgeworfen
und hatte eine kleine Periskop-Attrappe. Die Mine schwamm gerade eben unter dem
Wasserspiegel und nur das scheinbare U-Boot Periskop war sichtbar. Die Deutschen
hatten gehofft, daß die Alliierten es ausmachen würden, für ein U-Boot halten und
mit voller Kraft voraus darauf zuschießen würden, um es zu blenden. Dem unglück­
lichen Schiff würde es dann passieren, daß es nil:ht ein weiteres U-Boot zerstörte,
. ·
sondern selbst in Gefahr war.
Eine weitere Variante dieser Idee wurde von einem getauchten U-Boot geschleppt.
Auch das war eine Mine, trug a�er eine ganze U-Boot·Turm-Attl'appe. Sie schwamm
in beträchtlicher Entfernung vom schlep enden U-Boot und sah wie ein richtiges U­
r
Boot aus, also ein unwiderstehliches Zie für patrouillierende Alliierte Kriegsschiffe.
Ein guter Einfall. Das Kriegsschiff kam in höchster Geschwindigkeft, rammte­
und wurde selbst durch die Detonation schwer beschädigt. Dann konnte das
wirkliche U-Boot sich aufmachen, die jetzt ungeschiäzten Handelsschiffe zu
erledigen. Wieder ein feindlicher Zerstörer weniger, ohne auch nur einen einzigen
Torpedo abgeschossen zu haben.
Wären diese Waffen je eingesetzt worden, hätte allerdit.1gs die Anzahl der Scltiffs­
verluste und Berichte überlebender Seeleute wohl bald dazu geführt, daß die
Wasseresel nicht mehr gerammt worden wären, sondern aus sicherer Entfernung
durch Beschuß unschädlich gemacht.

60
Zielsuch-Torpedo

Einer der besten deutschen Torpedos im 2. Weltkrieg war der Zaunkönig. Er hatte
einen magnetischen Striktionsempfänger, der Schraubengeräusche von Schiffen
aufnehmen und die Richtung,ausder sie kamen, berechnen konnte.
Das bedeutete, Zaunkönig konnte zuverlässig jedes Schiff aufspüren, ganz gleich,
welche Ausweichmanöver es unternahm.
Wenn seine empfindliche Apparatur erst e inmal die Geräusche eines alliierten
Schiffes aufgenommen hatte, gab es kein Entkommen mehr.
Zaunkönig hatte auch eine Sicherheitsschaltung die bewirkte, daß er schon eine
gewisse Entfernung vom Mutterschiff erreicht hatte, bevor er begann, feindliche
Schiff aufzuspüren. Sonst hätte er wohlmöglich die Geräusche des eigenen Schiffes
aufgenommen, Kehrt gemacht und sein eigenes Mutterschiff torpediert.
Mehr als 60 Röhren waren im Kopf des Torpedos angebracht und das gibt wohl
eine Vorstellung der Sensitivität seines Radar-Mechanismus.
Zaunkönig war scheinbar unfehlbar, bis den Allierten klar wurde, daß er auf
Geräuschbasis arbeitete. Danach war es verhältnismäßig einfach, ihn auszuschalten.
Die wirkungsvollste Antwort der Zerstörer an "Zaunkönig" war, Geräuschbojen in
sicherer Entfernung hinter sich herzuschleppen. Der Torpedo nahm dann das lautere
Geräusch der Boje auf, griff sie an, zerstörte sich selbst und ließ das Kriegsschüf
unbelästigt zum Gegenangriff übergehen.

61
62

Elektro U-Boot

,
Während des Krieg�s wurde den Deutschen klar daß, je schneller ein feindlicher
U-Boot-Jäger fuhr, deste schwieriger wurde es auch für seine Horchgeräte, die
Geräusche eines getauchten U-Bootes auszumachen. Der Grund dafür ist, daß das
Schiff dann selbst so viel Geräusch verursacht, daß die Radaranlagen gestört
werden.
Das deutsche Oberkommando handelte schnell, um diese Information zum
eigenen Vorteil auszunutzen. Bald wurde mit einer Serie von U-Booten mit hoher
Unterwasser-Geschwindigkeit begonnen.
Diese Boote, der XXI-Typ, hatten eine Wasaerverdrlinsun1 von zwi11chen l 470
Tonnen und 1 651 Tonnen. 1hr Rumpf hatte die Form einer umgekehrten Zahl 8,
eine Version des Walter-Bootes, das abnorm hohe Wasserdrücke aushalten konnte
und eine Tauchtiefe bis zu fast 305 Meter erlaubte.
Eigentlich sollten diese Boote mit Walter-Motoren ausgerüstet werden, aber die
waren nicht rechtzeitig genug fertig und man mußte also zu anderen Antriebssystemen
übergehen, Schließlich wurden gewöhnliche Dieselfi\Ptoren eingebaut, allerdings nur
für Uberwasserfahrten, die eine Geschwindigkeit bis 27 ,8 km zuließen. Pur
Unterwasserfahrt wurden Elektromotoren benutzt und die erreichbare Geschwindig­
keit lag bei 32,41 km. Die Dieselmotoren hatten 2 000 PS und die Elektromotoren
2 500 PS.
Die Serie XXI wurde als "Elektroboot" bekannt, weil die Leistung der Elektro­
motoren für Unterwasserfahrt höher war, als die der Dieselmotoren, was eine völlige
Umkehrung aller bisherigen U-Boot Systeme bedeutete. Sie konnte zwischen 80 und
100 Stunden getaucht bleiben, ohn� auftauchen oder auch nur ihre Batterien
aufladen zu müssen.
Sie trugen 18 Torpedos und die konnten mit einer speziellen Ladevorrichtung
innerhalb 13 Minuten in die Rohre gebracht und abgeschossen werden.
Von diesen Booten wurden 120 Stück gebaut, aber die Wassertests und Ausbildung
der Besatzungen dauerte so lange, daß nur ein einziges, die U251 1 , je eingesetzt
wurde.
Mit den Erfahrungen dieser Konstruktion begannen die Deutschen mit der
Erstellung einer Flotte kleiner Küsten-U-Boote, die nach dem gleichen Prinzip
arbeiten sollten.
Diese wogen nur zwischen 210 und 235 Tonnen, die Maximale Oberflächen­
geschwindigkeit war 18,l km und Unterwassergeschwindigkeit 22,2 km,
Beim Ende des Krieges waren im ganzen 61 dieser kleinen Küstenboote fertig­
geworden. Der Typ hieß XXIII, für Operationen an der Britischen Küste eingesetzt,
und hatten mittelmäßigen Erfolg, trotz der starken Verteidigung seitens alliierter
Schiffe und Flugzeuge, Dieser Typ XXIU war gewöhnlich schnell genug, um Spreng­
ladungen oder Flugzeugbombenabwurf auszuweichen. Kein einziges dieser Boote
wurde je von den Allierten versenkt, die meisten wurden bei Kriegsende von ihrer
eigenen Besatzung zerstört.
Unterseeboote dieses Typs waren revolutionär und-auch hier wieder-haben
sowohl die Amerikaner wie die Russen aus deutschen Erfahrungen mächtig profitiert.
So neu und großartig war der neue Entwurf, daß die Russen ihr eigenes U-Boot­
Programm einfach fallenließen und ab sofort nach deutschen Patenten bauten.
Das Bild auf der gegenüberliegenden Seite zeigt den Hochseetüchtigen Typ XXI
und das Einsatzbild das kleine Küsten-U-Boot, Typ XXill.

63
"Linse" Exploslv Boot

Diese Waffe war eine letzte; verzweifelte Anstrengung der Deutschen, den Sieg
doch noch an sich zu reißen. Sie hatten den Krieg mit mächtigen Schlachtschiffen
begonnen, der "Graf Spee", der "Bismarck", aber die deutschen Seestreitkräfte
waren zusammengeschmolzen, bis · nur noch Kriegsschlffe von Motorfährengröße
übri�blieben.
D10 "Linsen" operierten gewöhnlich in Oruppe'n ·von je 3 Stück, Zwei waren mit
Sprengstoff beladen, das dritte diente als Kontrollboot und sollte auch die Piloten
der zwei anderen auflesen, sobald die Boote auf ihre Ziele losgelassen waren. Das
Bild oben zeigt das Kontrollboot im Vordergrund, während im Hintergrund eines der
Sprengschiffe gerade fertiggemacht wird, der Pilot ist dabei, auszusteigen.
Der bedeutendste Einsatz der "Linsen" war der Angriff auf die riesige Armada
Alliierter Schiffe, die während der Tage der Invasion vor der Küste der Normandie
zu1ammen11er.opn worden war. Die Llnaen waren die einzige Kampfeinheit :der
Kriegsmarine, die hier eingreifen .konnte. Zum damaligen Zeitpunkt war die
Lufthoheit schon so völlig an die Allierten übergegangen, daß selbst U-Boote keine
chance mehr hatten. • ·
Die Linsen hatten einen Ford V-8 Motor ubd 'erreichten eine Geschwindigkeit von
fast 64,8 km. Sie waren etwa 4,6 m land und trugt:n 408,2 kg Sprensladung.
Sie sollten direkt auf das als Ziel �ewählte feindliche Schiff. angesetzt werden.
Dabei sollte der schwächliche Bug bei der Kollision abgerissen werden, sodaß das
Heck der Linse, das die Sprengladung trug, unter dem Rumpf des Opfers explodieren
konnte. ·

..

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